Das Magazin von Lupus alpha | 005

Act Alpha Tüfteln und tanzen Wie Tim Sweeney mit seinem Videospiel „“ sogar Netflix Konkurrenz macht

Think Alpha „Eine Krise in Europa könnte den USA wehtun“ Interview mit dem US-Finanzexperten und Bestsellerautor John Mauldin

INvest Alpha Eine Klasse für sich Wie Investoren die Anlageklasse Volatilität als alternative Renditequelle nutzen können Das Magazin von Lupus alpha | 005 leitwolf jetzt auch online lesen:

ACT ALPHA www.leitwolf-magazin.de Tüfteln und tanzen Wie Tim Sweeney mit seinem Videospiel „Fortnite“ sogar Netflix Konkurrenz macht

THINK ALPHA „Eine Krise in Europa könnte den USA wehtun“ Interview mit dem US-Finanzexperten und Bestsellerautor John Mauldin

INVEST ALPHA Eine Klasse für sich Wie Investoren die Anlageklasse Volatilität als alternative Renditequelle nutzen können

02 leitwolf 005 | Ed i t o r i a l

Denkende Computer, lernende Algorithmen und Maschinen, die mit uns sprechen: Künstliche Intelligenz (KI) stellt unseren Alltag zunehmend auf den Kopf. Umso wichtiger ist die Frage nach den wirklichen Potenzialen von KI und nach dem künftigen Zusammenspiel von Mensch und Maschine.

Darüber haben wir unter anderem mit dem Deutschland-Chef von IBM, Matthias Hartmann, gesprochen. Der globale Technologiekonzern treibt innovative Technologien wie KI, Cloud, Blockchain und IoT weltweit voran. Faszinierend, wie das KI-System CIMON dem Astronauten Alexander Gerst auf seiner ISS-Mission im All assistiert hat! Auch die Firma Interroll profitiert stark von KI. Bei unserem Besuch im Werk des Weltmarktführers für Intralogistik konnten wir eindrucksvoll beobachten, wie Roboter selbstständig Teile der Produktion übernehmen.

Aber sind das tatsächlich die Anfänge einer Entwicklung, an deren Ende die Herrschaft von KI über den Menschen steht? Für die Fondsbranche gesprochen: Kann es wirklich sein, dass Algorithmen bessere Anlageergebnisse liefern als der menschliche Manager? Zumindest für das aktive Fondsmanagement bezweifle ich das. Aktives Management ist immer eine Kombination aus solidem Handwerk und „Kunst“. Die handwerklichen Tätigkeiten werden KI-Systeme auch hier immer mehr übernehmen. Zur Alpha-Gene- rierung reicht das allein aber nicht aus. Dafür braucht es Kreativität und gut eingespielte Teams mit exzellentem Urteilsvermögen, um aus der Fülle der Daten ein erfolgreiches Investment zu machen. Als überzeugter aktiver Manager ist dies auch zukünftig unser Anspruch.

Ralf Lochmüller

03 Inhalt 005

ACT ALPHA Tüfteln und tanzen Das Erfolgsgeheimnis des „Fortnite“-Erfinders Tim Sweeney 06 THINK ALPHA „Eine Krise in Europa könnte den USA wehtun“ Interview mit dem US-Finanzexperten und Bestsellerautor John Mauldin 18

ACT ALPHA Am laufenden Band Portfolio-Manager Gerald Rössel zu Besuch bei dem Weltmarktführer für Intralogistik Interroll 12

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THINK ALPHA „Künstliche Intelligenz soll Mitarbeiter unterstützen“ Ralf Lochmüller im Dialog mit Matthias Hartmann, INVEST ALPHA Vorstandsvorsitzender von IBM Deutschland Volatilität – eine Klasse für sich Wie Investoren die Anlageklasse Volatilität als alternative Renditequelle nutzen können 24

INVEST ALPHA Das BIP – ein Auslaufmodell? Dr. Götz Albert und Prof. Dr. Thomas Straubhaar diskutieren über die Relevanz des Wohlstandsindikators 30

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INVEST ALPHA „Man sollte nur in das investieren, 32 was man versteht“ Interview mit André Heimrich, Vorstand Kapitalanlagen der Bayerischen Versorgungskammer 36

WORK ALPHA Problemlöser, Datenarchitekten und Enabler in einem Den Experten des Information KOLUMNE Technology-Teams von Lupus alpha Die Bedeutung von Ritualen über die Schulter geschaut Wolfsexpertin und Buchautorin Elli Radinger über das Führungsverhalten wild lebender Wölfe im Yellowstone-Nationalpark 41

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WORK ALPHA Was macht einen Portfolio- Manager erfolgreich? Marcus Ratz und Manuel Zell im Gespräch über das, was einen guten Portfolio-Manager ausmacht 44 MEET ALPHA „Spitzentreff“ Die Highlights des 18. Investment Fokus von Lupus alpha im Rückblick

MEET ALPHA Events Wo die Experten von Lupus alpha in den letzten Monaten präsent waren 46 Impressum 47

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Tüfteln und tanzen

Als Kind schraubte Tim Sweeney Rasenmäher auseinander. Heute gilt er als erfolgreichster Videospieleentwickler der Welt – und macht mit seinem Kassenschlager „Fortnite“ sogar Netflix Angst.

Von Martin Mandelartz

ollte nicht eben noch jeder wie Netflix sein? Und zwar zugunsten von: Fortnite. In einem Brief WDas Netflix des Sports (DAZN). Das Netflix an seine Aktionäre schrieb Hastings unlängst: „Wir des Journalismus (Apples Vision für seinen neuen konkurrieren mehr mit Fortnite als mit HBO – und: News-Abo-Dienst). Das Netflix des gesprochenen Wir verlieren.“ Worts (dieses Ziel gab der BBC-Generaldirektor für Dabei ist Fortnite gar kein Unternehmen – sein Haus aus). Und nun? Fürchtet ausgerechnet sondern ein Videospiel. 2,4 Milliarden Dollar Reed Hastings, also der Netflix-Chef, sein Konzern hat Hersteller im vergangenen Jahr könne die Position als Role Model der globalen laut Marktanalysen damit umgesetzt. Das liegt Unterhaltungsindustrie schon bald wieder einbüßen. zwar unter den Erlösen, die Netflix 2018 mit seinen

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200 Millionen Menschen haben sämtlichen Serien, Filmen schon mindestens liegt. Er wirft einen „Quarter“ und Dokumentationen welt- einmal Fortnite ein, um Space Invaders oder weit umgesetzt hat (4,2 Mil- gespielt. einen Nintendo-Shooter na- liarden Dollar), ist aber nicht mens Space Firebird auszu- mehr weit entfernt. Wie „DIE probieren. So zumindest er- ZEIT“ kürzlich schrieb, haben zählt Sweeney es 2012 in einem mehr als 200 Millionen Menschen langen, sehr persönlichen Inter- schon mindestens einmal Fortnite gespielt, rund view mit dem Fachjournalisten 80 Millionen spielen es sogar regelmäßig. Auch Stephen Totilo. Was den Jungen von diese Zahlen brauchen die Relation zu Netflix Gleichaltrigen unterschied: Ihn interessierte nicht zu scheuen. Der Streamingdienst hat knapp weniger das Gaming als das Gerät. Oder anders 140 Millionen Kunden. ausgedrückt: Im Grunde war der Spielautomat Kein Wunder also, dass Tim Sweeney, der für ihn nichts anderes als der Rasenmäher: „In pro Tag) – aber: Es beinhaltet bereits eine kleine Gründer von Epic Games und Kopf hinter diesem Alter hatte ich auch schon die ersten Revolution: Sweeney versieht sein Action Fortnite, in der nächsten Forbes-Liste einen elektronischen Geräte auseinandergenommen. Game „ZZT“ nämlich mit einem sogenannten gewaltigen Sprung nach vorn machen dürfte. Darum verstand ich, dass dies relativ einfache Editor und einer eigenen Skriptsprache. Laut „Bloomberg“ kommt der 48-Jährige in- Hightechgeräte waren, die von Menschen pro- So kann sich der Spieler, nachdem er ein Level zwischen auf ein Vermögen von gut 7 Milliar- grammiert wurden.“ bewältigt hat, weitere eigene Spielwelten er- den Dollar, nachdem Epic Games im Zuge der Schon bald bekommt Tim Sweeney die schaffen. Das Tool, mit denen Spiele norma- jüngsten Finanzierungsrunde auf eine Bewer- erste Heimkonsole, einen Atari 2600. Seine lerweise entwickelt werden (also: die Skript- tung von 15 Milliarden Dollar veranschlagt Freude hält sich jedoch in Grenzen. Vergli- sprache), wird bei Sweeney plötzlich selbst zum wurde. Wobei: Bemisst sich das Lebenswerk chen mit den Automaten aus der Spielhalle Spiel. „Diese Idee, verbunden mit der Idee, Sweeneys überhaupt am Geld? Oder eher an handelt es sich um „eine miese Maschine“, die dass jeder da draußen mithilfe des Editors einer anderen Frage: Kann es sein, dass er der meisten Spiele sind „zu einfach, um mein Inte- seine eigenen Games entwickeln kann, wird Mann ist, der die Gaming-Branche endgültig resse zu wecken“. Es ist aber nicht nur die ba- damals zur Kernphilosophie von Epic“, erläu- vom Rand der Unterhaltungsindustrie in deren nale Aufmachung, die ihn stört. Zeitlebens tert Fachjournalist Totilo. Zentrum führt? wird ihm Spielen als solches wohl nur mäßig Schon mit dem nächsten Spiel, einem soge- Spaß bereiten. In Stephen Totilos Porträt über nannten Sidescroller namens „Jill of the Jungle“, Vom Rasenmäher zur Spielekonsole Sweeney heißt es: Ja klar, er hat herumgedad- folgt dann ein erster kommerzieller Durch- delt, aber bis heute, sagt er, habe er nur zwei bruch. Zuvor hat Sweeney analysiert, warum Tim Sweeney kommt 1970 in Potomac, einer Spiele wirklich zu Ende gespielt, nämlich ihm mit „ZZT“ zwar ein Achtungserfolg, aber Kleinstadt im Bundesstaat Maryland, auf die „Doom“ und „Portal“. […] „Sonic“? „Super noch kein Verkaufshit geglückt ist. Das Resul- Welt. Die Eltern? Amerikanische Mittelschicht. Mario“? Hat er beides probiert, aber nur für ein tat seiner Überlegungen: „Wer ‚ZZT‘ mochte, Die beiden Brüder? Zehn und 16 Jahre älter als paar Stunden. „Ich habe immer so lange ge- der tat dies, weil er das Gameplay und die Rät- er selbst. Der kleine Tim, so stellt sich bald spielt, bis ich wusste, was die Spiele machen und sel schätzte und sich für die Grafik nicht groß heraus, ist ein Tüftler. Mit fünf oder sechs Jah- wie sie es machen. Und dann habe ich ange- interessierte“, so Sweeney. Wenn er also ein ren baut er den Rasenmäher seiner Eltern aus- fangen, die Spiele selbst zu programmieren.“ breiteres Publikum erreichen wollte, dann einander, weil er verstehen will, wie so ein musste er mehr Wert auf Optik und Anmutung Ding funktioniert. Wäre er zehn Jahre früher Seine erste Firma gründete legen, heutzutage würde man vielleicht sagen: geboren, so wird Sweeney später in einem In- Sweeney mit Anfang 20 auf die Customer Experience. „Jill of the Jungle“ terview – mit ein bisschen Koketterie – erzählen, jedenfalls ist grafisch auf der Höhe der Zeit, „dann wäre ich vermutlich Automechaniker Mit Programmieren allein wird freilich niemand auch weil er sich bei dieser Entwicklung bereits geworden“. So wird er zu einem Kind der ge- zum Milliardär. Sweeney ist Anfang 20, als er von einem kleinen Team unterstützen lässt. „Mit rade hereinbrechenden Computer-Ära. im Keller seiner Eltern seine erste Firma grün- dem zweiten Spiel kamen plötzlich Tag für Tag Seine ersten Videospiele entdeckt er mit det. Zunächst heißt sie Potomac Computer 20 bis 30 Bestellungen herein. Das bedeutete neun oder zehn. Sie werden damals, Ende der Systems, bald benennt er sie um in Epic Mega- richtig viel Geld damals, immerhin war ich zu 70er-, Anfang der 80er-Jahre, aber noch nicht Games, klingt besser. Das erste Spiel, das er der Zeit noch auf dem College.“ daheim am PC gespielt, sondern in Gaming- entwickelt, ist zunächst noch kein Verkaufshit Der Erfolg von „Jill of the Jungle“ spricht sich Hallen, von denen eine auf Tims Schulweg (im Schnitt erhält er vier bis fünf Bestellungen herum in der Branche. Talentierte Programmierer

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Oben: Figuren aus dem Videospiel Fortnite „Battle Royal“, Season 5. Rechts: Tim Sweeney – sein Vermögen wird auf rund 7 Milliarden Dollar geschätzt.

und Designer kündigen bei deutlich größeren Wettbewerbern, weil sie lieber mit dem auf- strebenden College Boy zusammenarbeiten wollen, einer davon ist ein gewisser Mark Rein, der vom legendären Spielehersteller zu Epic MegaGames wechselt – und dem Top- Management bis heute angehört. Was Rein anfangs am meisten überraschte: wie sehr sich der vermeintliche Computernerd Sweeney auch für das Geschäftliche interessierte. In Totilos großem Porträt wird Rein wie folgt zitiert: „Als ich ihn das erste Mal sah, las er den ‚Harvard Business Review‘. Er hatte Leute in seinem Keller, die an einer einfachen Montagelinie arbeiteten, um Kopien seiner Spiele zu packen.“

Durchbruch mit der „

Und dann kommt 1993. Der Rivale id Software bringt „Doom“ auf den Markt, eines der be- rühmtesten Videospiele aller Zeiten – und der Beginn einer neuen Ära, weil es sich bei „Doom“ um keinen Sidescroller mehr handelt, also um Spiele, bei denen der Spieler seitlich aufs Ge- schehen blickt, sondern stattdessen um 3-D. Sweeney ist nicht der Mann, der’s erfunden hat. Aber er ist der, der die revolutionäre Wucht von 3-D als einer der Ersten versteht. Epic Mega- Games hat in der Zwischenzeit ein paar kleinere

09 Links: Szene aus Fortnite. Ein Kämpfer sucht einen guten Platz für den Absprung. Unten: Der französische Profifußballer Antoine Griezmann (Mitte) feiert sein Tor mit dem „Fortnite-Tanz“.

Oben: Jugendliche als Fans von Fortnite sorgen für Diskussionen.

Spiele auf den Markt gebracht, keine Flops, aber wieder den Softwareentwickler Sweeney braucht. „Games as a Service“-Ansatz auch keine Hits. Sweeney merkt, dass seine Zweieinhalb Jahre konzentriert er sich vorran- bringt Zeitenwende Firma jetzt einen Kracher landen muss, wenn gig aufs Programmieren und entwickelt die sie den Anschluss halten will. Es beginnen: die „Unreal Engine“ – eine Plattform, auf der nicht Womit die Erfolgsgeschichte des Tim Sweeney Arbeiten zu „Unreal“, einem futuristischen nur das eigentliche „Unreal“ entwickelt wird, fast schon erzählt wäre. Es folgt die „Unreal Ego-Shooter, der 1998 – also erst nach mehr- sondern die in den nächsten Jahren als Basis Engine 2“, danach die „Unreal Engine 3“. Aus jähriger Entwicklung – auf den Markt kommen für viele weitere Spiele dienen soll. Masse statt den 90ern werden die 2000er-Jahre. Epic Games wird. Das wichtigste Gaming-Magazin jener Manufaktur. entwickelt eine Reihe weiterer erfolgreicher Zeit, „Next Generation“, gestaltet sein Cover Eigentlich sollte die „Unreal Engine“ ein Tool Spiele … Doch dann kommt es in der unter- einfach nur mit einem Screenshot des Spiels. nur für den internen Gebrauch werden. Doch nehmerischen Biografie des Tim Sweeney „Schlicht, weil ‚Unreal‘ so gut aussah“, so Ex- als das Unternehmen die ersten Screenshots des plötzlich zu einer erstaunlichen Parallele zum perte Totilo. Ein Ritterschlag. „Unreal“-Games veröffentlicht und im Zuge eingangs erwähnten Reed Hastings, dem Net- Der eigentliche Triumph des „Unreal“-Pro- dessen auch die Nachricht von der Existenz der flix-Chef. 2008, auf dem Höhepunkt der DVD- jekts liegt jedoch in einer genialen Idee, die „Engine“ die Runde macht – da melden sich Ära, hatte Hastings das Erfolgsmodell des er- Sweeney während der Projektarbeiten gekom- plötzlich externe Entwickler zu Wort mit der folgreichen DVD-Versandhändlers Netflix men war. Zur damaligen Zeit ist es in der Bran- Frage, ob sie die Maschine nicht auch nutzen radikal umgestellt: Streaming statt Diskette. Und che üblich, jedes neue Spiel quasi wieder von dürfen. Sweeney? Spürt einige Jahre später, dass die null an zu entwickeln. Sweeney, Mitte 20 mitt- Sweeney hat nichts dagegen, verlangt aber Spieleindustrie vor einer ähnlichen Zeiten- lerweile, sieht hierin eine Verschwendung von Lizenzgebühren. Und die sprudeln bald so wende steht wie die Filmindustrie. 2012 holt er Ressourcen. Jahrelang hat er kaum selbst pro- üppig, dass Epic Games (wie das Unternehmen erstmals einen großen, externen Investor an grammiert, sondern dies seinen Leuten über- mittlerweile heißt) eine so stabile Einnahme- Bord, nämlich den chinesischen Multikonzern lassen, weil er sich selbst aufs Geschäft kon- quelle erwächst, dass man von den üblichen Tencent – aber nicht nur des Geldes wegen. zentrieren wollte. Nun allerdings erkennt der Zyklen eines Spieleherstellers auf viele Jahre Denn Tencent hat in seinem Heimatmarkt die Unternehmer Sweeney, dass sein Unternehmen hinaus unabhängig sein wird. Spielebranche schon in den späten 2000er-

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Sweeney könnte der Mann sein, der die Gaming-Branche Jahren mit dem „Games as a endgültig vom Rand ständig zu. Blut fließt zwar Dass Sweeney mit Fortnite nicht nur kom - Service“(GaaS)-Ansatz re- der Unterhaltungs- keines: Niedergeschossene merzielle, sondern auch popkulturelle Ge- volutioniert. Dieses Bezahl- industrie in deren Gegner verschwinden in schichte geschrieben hat, zeigte sich spätestens modell läuft, vereinfacht Zentrum führt. einem blauen Lichtkegel. im Sommer 2018, als in Moskau das Finale der gesagt, darauf hinaus, dass Die bedrohliche Stimmung, Fußballweltmeisterschaft zwischen Frankreich der Nutzer keinen hohen Ein- die das Spiel mitunter er - und Kroatien stattfand. Der französische Spieler malbetrag für das Spiel als sol- zeugt, sorgt jedoch für rege Dis- Griezmann feierte sein Tor nämlich mit dem ches mehr bezahlt. Häufig bezahlt er sogar gar kussionen in Schulen, Vereinen sogenannten Fortnite-Tanz – einem Triumph- nichts mehr. Sondern: Der Umsatz kommt und auf Elternabenden. Hier besteht tanz, den es in unzähligen Varianten gibt und stattdessen aus Gebühren, die für die dauer- zweifellos Nachbesserungsbedarf bei der den Fortnite-Spieler ihre Figuren bevorzugt hafte Nutzung des – ständig aktualisierten – Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). nach erfolgreichem Kampf aufführen lassen. Contents bezahlt werden.

„USK 12“ für Fortnite umstritten

Ob dem „Gaas“- und dem verwandten „Cloud Game“-Ansatz die Zukunft gehören, ist noch nicht ausgemacht. Aber vieles spricht dafür, dass die Gaming-Branche vor radikalen Verän- derungen steht, die unter anderem dazu führen könnten, dass die Macht der großen Konsolen- hersteller schwinden könnte. Und Sweeney? Der scheint für die neue Epoche bestens ge- Leitwolf mit Fortune rüstet. Der gigantische Erfolg von Fortnite – die 200 Millionen Spieler sind übrigens Welt- Er wirkt ein bisschen wie ein Nerd, der un- Das Geheimnis des Erfolgs von Fortnite rekord – beruht nicht zuletzt darauf, dass das scheinbare Typ von nebenan. Und dennoch liegt vielmehr in der großen Aufmerksam- Spiel auf praktisch allen gängigen Nutzerplatt- ist Tim Sweeney der perfekte Gründer und keit, die das Spiel durch VIPs in den Social formen gespielt werden kann, von Windows bis CEO: Er brennt für seine Firma und Produkte, Media erhält. Ob Glück oder geniale Ver- Playstation, von Nintendo Switch bis Xbox kennt die Produktion von der Pike auf und marktungsstrategie – es erklärt den Hype, One, von iOS bis Android. Nicht die Giganten weiß, was seine Kunden wollen, weil er selbst den das Spiel vor allem bei jün- wie Sony, Microsoft, Apple oder Samsung geben sein bester und anspruchsvollster Kunde ist. geren Altersgruppen aus- den Ton an – sondern der Einzelkämpfer Sweeney. Ein echter „Leitwolf“ eben. löst. Die Kunst für Tim Fortnite hat aber nicht nur glühende Anhän- Und er ist visionär: Mit seiner „Unreal Sweeney wird nun darin ger. Vielen besorgten Eltern ist die Altersfrei- Engine“ hat er Epic Games zum Durchbruch bestehen, den enormen gabe von 12 Jahren ein Dorn im Auge, wird verholfen, mit der frühen Adaption des Einfluss des Internets darin doch ziemlich viel herumgeballert. Sinn- „Games as a Service“-Modells die nächste auch für die Vermark- lose Gewalt im Kinderzimmer also? Jein. Es geht Stufe gezündet und schließlich Fortnite ent- tung zukünftiger ums Überleben. Das Prinzip des Spiels ist es, wickelt, das auf allen gängigen Nutzerplatt- Spiele zu nutzen. dass von hundert Spielern einer übrig bleibt. formen spielbar ist. Anfangs fliegt ein Schlachtenbus mit allen Mit- Was aber ist das Besondere an Fortnite? MARKUS spielern über die Insel, jeder entscheidet selbst, Hat es eine gute Grafik? Nein. Im Gegenteil, HERRMANN, wo er abspringen möchte. Am Anfang haben die Grafik ist bewusst einfach gehalten. Hat PORTFOLIO die Spieler nichts dabei außer einer Axt, mit es ein neues Bezahlmodell? Nein. Andere Vi- MANAGER der sie sich Material für Schutzwände oder deospiele vorher haben sich auch schon über LUPUS ALPHA Treppen erarbeiten können. Später finden sie die Nutzung von Content finanziert. Hat es Waffen, Fallen und Heilungsgetränke in Ge- eine neue Spielidee? Jein. Der „Battle Royale“- bäuden oder Truhen. Rund um die Insel tobt Modus ist neu, aber auch nur eine abge- ein Sturm, nur in einem kreisförmigen Gebiet wandelte Form vieler Multiplayer-Varianten. sind die Spieler sicher. Der Raum wird immer kleiner, die Zahl der Konfrontationen nimmt

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Am laufenden Band

Der Weg ist das Ziel. Im Lager und im Logistikzentrum. Das Schweizer Unternehmen Interroll sorgt mit seinen Förderrollen, Trommelmotoren sowie Förder- und Sortieranlagen dafür, dass der Warentransport bei DHL, Amazon & Co zuverlässig funktioniert. Portfolio-Manager Gerald Rössel wirft einen Blick hinter die Kulissen des Weltmarktführers für Intralogistik.

Von Ina Lockhart. Fotos von Markus Kirchgessner

m Glaskasten blitzt es. An verschiedenen In dem Glaskasten setzen Roboter die Motor- IStellen. Immer wieder. Ein rhythmisches getriebe zusammen. Jedes Teil, das verbaut Blitzlichtgewitter rund um die Uhr, denn in wird, hält der Roboterarm in die Kamera, bis es Hückelhoven-Baal bei Mönchengladbach blitzt. Zehn Kameras sind dafür an verschie- stehen die Maschinen nicht still. Hier fertigt denen Stellen im Einsatz. So wird fotografisch Interroll im Drei-Schicht-Betrieb eines seiner kontrolliert, ob die zugelieferten Teile qualita- Hauptprodukte: Trommelmotoren, die Förder- tiv einwandfrei sind. Falls nicht, verbannt der bänder antreiben und die es in verschiede- Roboter sie aus dem Fertigungskreislauf. Die nen Größen gibt. Nichts wird auf Vorrat pro- Rutschfahrt der mangelhaften Teile endet in duziert, alles nur nach Kundenvorgaben. Kein einem roten Kasten. Wunder, dass es von Interroll 16.000 ver- Mitarbeiter Andreas Schurse überwacht schiedene Trommelmotoren und 500.000 ver- außerhalb des Glaskastens den Prozess am schiedene Förderrollen gibt. Bildschirm und setzt in einem der letzten

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Links: Facharbeiter Andreas Schurse lernt zwei neue Drehmaschinen an, deren Roboter zukünftig selbst- ständig die Röhren für die Trommelmotoren fertigen sollen. Unten: Motorwicklungen – die Herzstücke der Trommel- motoren warten auf ihren Einbau.

Schritte die Planetenträger des mit rund 1 % an Interroll be- Trommelmotoren treiben Förderbänder an, För- Getriebes ein. Geschäftsfüh- „Interroll macht uns teiligt. derrollen transportieren direkt das Stückgut. rer Dr. Hauke Tiedemann, der als Investor Spaß, Die Trommelmotoren Gurtkurven und vertikale Transportbänder, die das Werk und die Interroll weil das Manage- gehören zur Produktgruppe sich spiralförmig nach oben auf die nächste ment zuverlässig Trommelmotoren GmbH lei- Motoren und Antriebe für Förderebene schrauben, nutzen den vorhan- ist und unglaublich tet, leiht sich bei Schurse Förderanlagen, die im Jahr denen Platz optimal aus. Integrierte Sortiermo- hohe Qualitäts- kurzerhand ein fertiges Ge- ansprüche hat.“ 2018 rund 31 % des Kon- dule, die sich einseitig leicht anheben, sorgen triebe aus und zeigt seinem zernumsatzes von 559,9 Mil- dafür, dass das Transportgut im richtigen Mo- Besucher, dem Portfolio-Ma- lionen Schweizer Franken ment über die entsprechende Rutsche die rich- nager Gerald Rössel, der bei generiert hat. Gleichauf liegt tige Ausfahrt nimmt. Beispielsweise ein Paket Lupus alpha das Investment Interroll betreut, der Geschäftsbereich Förderer bei Amazon, das auf dem oft 100 Meter langen das kleinteilige Innenleben des Getriebes und und Sorter. Förderrollen machen Band in seinem Postleitzahlbereich angekom- erklärt: „Zum Schluss ist der Mensch gefragt 19 % aus, 11 % steuert der vierte Ge- men ist. mit dem richtigen Gefühl für die empfindlichen schäftsbereich Pallet & Carton Flow für Fließ- Mit der im Februar eingeführten DC Plat- Teile und der nötigen Feinmotorik.“ lager bei. Das Unternehmen – ursprünglich form werden Daten über Position, Gewicht Rössel managt zusammen mit Marcus Ratz gegründet von Dieter Specht und Hans vom und Geschwindigkeit des Transportguts bei den Lupus alpha Pan European Smaller Com- Stein im deutschen Wermelskirchen – feiert Rollenförderern verfügbar gemacht. „Das ist panies. Regional ist er für Großbritannien und dieses Jahr sein 60-jähriges Jubiläum. Seit 1997 essenziell für Roboteranwendungen, die in die Schweiz zuständig. Auf Produktebene ver- ist die Aktie in Zürich notiert. 81 % befinden Industrie-4.0-Prozessen eine wichtige Rolle antwortet er paneuropäische Portfolios mit sich im Streubesitz, die restlichen 19 % liegen spielen“, sagt Vorstandschef Paul Zumbühl im ethischer Ausrichtung. Derzeit ist Lupus alpha bei den Gründerfamilien. Gespräch mit Portfolio-Manager Rössel, der

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Facts zu Interroll Daten per 31.12. 2018

Nettoumsatz: 559,9 Mio. CHF (+22,9 %)

Nettoergebnis: +32,6 %

EBIT (in % des Nettoumsatzes): 12,4 %

Anzahl Mitarbeiter: 2.300

Marktkapitalisierung (per 28. 03. 2019): 1,7 Mrd. CHF/1,52 Mrd. EUR

Aktionärsstruktur: 81 % Streubesitz

sin in der Schweiz verlegt wurde, die Spritzguss- produktion der technischen Polymere beheimatet. Portfolio-Manager Rössel erhascht dort einen Blick auf die materiellen, aber zugleich auch immateriellen Vermögenswerte des Unterneh- mens: Moulds. Also die Spritzform-Unikate, die nach Interroll-Know-how und Vorlage ange- fertigt werden. Ein paar von ihnen kosten locker

Oben: Werksleiter Dr. Hauke Tiedemann zeigt Portfolio-Manager Gerald Rössel die fertigen Trommelmotoren. einen zweistelligen Millionenbetrag. Interroll versteht sich als Mercedes unter den Fördertechnikspezialisten. Die Produkte und Lösungen liegen meist über dem durch- die Aktie im Oktober 2018 gekauft und die zer Unternehmertum: „Interroll macht uns als schnittlichen Marktpreis. Was Kunden dafür Börsenkorrektur im November für eine Auf- Investor Spaß, weil das Management zuverlässig bekommen, zählt Tiedemann auf: „Trotz Maß- stockung der Position genutzt hat. ist und unglaublich hohe Qualitätsansprüche hat.“ anfertigung eine schnelle und verlässliche Lie- Zumbühl steht seit 20 Jahren an der Spitze Interroll ist weltweit präsent mit 32 Gesell- ferzeit von wenigen Tagen. Und eine hohe des Unternehmens. Er folgte im Januar 2000 schaften und beschäftigt 2.300 Mitarbeiter. Die Anlagenverfügbarkeit.“ Will heißen: Die Aus- direkt auf den Firmengründer Specht. Für Rös- verschiedenen Fertigungsstandorte in Deutsch- fallzeiten durch Material- und Anlagendefekte sel verkörpert der 61-jährige Schweizer und land, Dänemark, USA, Frankreich, China und der sind sehr gering. studierte Diplom-Ingenieur, der mehr als die Schweiz sind auf die unterschiedlichen Geschäfts- „Die Logistikzentren sind so stark ausgelastet, Hälfte seiner Arbeitszeit auf Reisen und beim bereiche und Anwendungsbereiche fokussiert. dass die Infrastruktur unter Stress steht“, sagt Kunden verbringt, solides, verlässliches Schwei- Beispielsweise ist am Hauptsitz, der 1989 ins Tes- Zumbühl. „Da darf kein Band ungeplant still-

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Oben: Ein Facharbeiter im Schweizer Werk in Sant’Antonino steuert eine der Spritzguss- maschinen zur Herstellung von aus Polymeren bestehenden Komponenten für Förderrollen und Trommelmotoren. Oben rechts: Eine Förderplattform von Interroll – vielseitige Lösung für das Handling von Paletten und Paketen aller Art. Rechts: Vorstandsvorsitzender Paul Zumbühl im Gespräch mit Gerald Rössel.

stehen. Angesichts dieser Ausfallgefahr sind die Kosten für unsere Fördertechnikprodukte eine überschaubare Ausgabe.“ In der Regel halte ein Trommelmotor 15 Jahre. Er kostet je nach Ausführung zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Direkt beliefert das Unternehmen rund 28.000 Kunden. Über diese Systemintegrato- ren oder Anlagenbauer gelangen Interroll-För- derlösungen an Endkunden wie Amazon, Bosch, Siemens, Walmart oder Coca-Cola. Vor allem von Express- und Postdiensten, in Flug- häfen sowie von Branchen wie E-Commerce, Beispiele, aber auch Verbesserungspotenzial. nen“, sagt Zumbühl. „Doch sollen mittelfristig Lebensmittel, Getränke, Mode und Auto wird Das schützt uns vor Fehlinvestitionen. Zum 50 % unseres Umsatzes von Märkten außer- die Fördertechnik eingesetzt. Alle betreiben Beispiel Vietnam: Wenn Interroll dort mittel- halb Europas kommen.“ Lager und müssen dort Waren von A nach B fristig eine eigene Präsenz aufbauen will, muss Insgesamt will Interroll 50 % stärker wachsen befördern. Intralogistik heißt das im Fachjargon. ich ein Gefühl für das Land und den Standort als der Markt für interne Logistik. „Der Markt Vor acht Jahren ist Vorstandschef Zumbühl entwickeln.“ für Material Handling steht noch am Anfang dazu übergegangen, nicht mehr nur mit den Die Region Asien-Pazifik steuert 14 % zum seiner Entwicklung“, sagt Zumbühl. Wettbe- Direktkunden zu sprechen, sondern er besucht Gesamtumsatz bei. Der Umsatzanteil der Re- werber gebe es nur zwei oder drei, die wie auch regelmäßig die Kunden seiner Kunden wie gion Americas liegt bei 27 %. Die Region Interroll global unterwegs sind. Allerdings Amazon oder FedEx. Er war gerade 14 Tage in EMEA – Europa, Naher Osten und Afrika – dann auch nur für ein bis zwei Produkte. Auf Asien unterwegs. „Ich mache dort einen Stra- bleibt mit 55 % der wichtigste Absatzmarkt. die Frage, ob Interroll in diesem Jahr die über- tegic Audit. Ich frage den Kunden, sehe gute „Expandieren wollen wir in allen drei Regio- raschend guten Zahlen fortschreiben kann,

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antwortet der erfahrene CEO mit gewohnter Vorsicht: „Bei den Zahlen von 2018 spielten auch zwei Großaufträge eine überproportio- nale Rolle.“ Zumbühl sieht Interrolls Alleinstellungs- Qualität des Managements entscheidend merkmal in der Kombination aus globaler Prä- senz und Qualität. „Nur Qualität können an- Wer Small & Mid Cap-Portfolios erfolgreich Ein einzelnes Gespräch bringt hier allerdings dere auch. Aber wir können unsere Kunden managen will, der darf sich bei der Auswahl der keine Erkenntnisse, sondern erst die Abfolge global begleiten und ihnen dort alle Produkte Unternehmen nicht allein auf die Papierform mehrerer Gespräche über die Jahre sowie auch in neuester Technik und höchster Qualität lie- verlassen. Wichtiger als in jedem anderen An- der Quervergleich mit Mitbewerbern, Kunden fern.“ Dabei schafft der Intralogistik-Spezialist lagesegment ist es hier, die Verantwortlichen oder Lieferanten. Nur mit diesen persönlichen den Spagat zwischen verschiedenen Entwick- eines Unternehmens persönlich kennenzulernen. Eindrücken erhalten wir ein vollständiges Bild lungsstufen: „In Asien machen viele Kunden Ein ganz wesentlicher Teil unseres Investment- von einem Unternehmen – und gerade einen direkten Sprung in das Zeitalter prozesses sind daher die Treffen mit dem Ma- damit eine verlässliche Grund- der Digitalisierung. In Märkten wie den USA nagement eines Unternehmens – wie mit Herrn lage für unsere Investment- werden neue Anlagen noch erweitert. Und in Zumbühl von Interroll. Im Vordergrund dieser entscheidungen. Europa geht es darum, bestehende Lager und Gespräche steht natürlich die Geschäftsent- Logistikzentren wieder auf den neuesten Stand wicklung – die im Idealfall positiv ist. Wenn DR. GÖTZ ALBERT, zu bringen.“ sich Dinge mal nicht wie erwartet entwickeln, MANAGING PARTNER Hermes Fulfilment, eine Tochter der Otto kommt es für die Aufrechterhaltung unseres UND CIO VON Group, ist ein gutes Beispiel für solch eine Vertrauens darauf an, wie verlässlich sich das LUPUS ALPHA Modernisierung. Im Logistikzentrum in Haldens- Management in der Vergangenheit gezeigt hat. leben nahe Magdeburg steht eine Förderstre- Außerdem achten wir auch auf die Zwischen- cke mit einer Länge von 30 Kilometern, die mit töne: Ist die Darstellung der Lage detailliert Interroll-Technik nachgerüstet wurde. Ziel war oder eher allgemein? Realistisch oder geschönt? es, 25 % des Energieverbrauchs einzusparen In „Dur“ oder „Moll“? und damit zu den Klimazielen des Online- händlers beizutragen. Die bestehenden An- triebe wurden durch Niedervolt-Varianten er- setzt, die bedarfsgerecht an- und ausgeschaltet werden können. Aktuell habe das Produkt- und Wartungsgeschäft einen Umsatz- anteil von 8 bis 10 %, sagt der Vorstandschef. „In den nächs- schnell 30 % unserer Kosten einzusetzen, damit die Späne robotertauglich ten fünf Jahren wollen wir „Nur Qualität können herausnehmen.“ Das Werk in zerstört werden“, erklärt Tiedemann. „Indus- diesen Anteil auf 20 % ver- andere auch. Aber wir Baal hat hier eine Vorreiter- trie 4.0. kommt also keineswegs per Stecker, doppeln. Bei Services liegt können unsere Kunden rolle. Werksleiter Tiede- sondern muss erst entwickelt werden, bevor es das Margenpotenzial ten- global begleiten und mann führt die Flexibilisie- richtig losgehen kann.“ ihnen dort alle Produkte denziell höher als bei Pro- rungsquote von 60 % an. in neuester Technik dukten.“ und höchster Das bedeutet, dass 60 % Produktstrategisch sollen Qualität liefern.“ aller Mitarbeiter in der Pro- neue modulare Plattform- duktion alle benötigten Tä- systeme wie die DC Platform, tigkeiten übernehmen können. Der Besuch bei deren Komponenten die Kun- Gleichzeitig wird die Pro- Interroll im Video den wie Lego-Bausteine selbst für ihre Bedürf- duktion schrittweise automatisiert. Begleiten Sie Gerald Rössel nisse zusammenbauen können, das künftige Die Getriebemontage per Roboter im bei seinem Werksbesuch. Wachstum sichern. „Jede angetriebene Rolle Glaskasten ist nur ein Beispiel. Derzeit lernt Das Video zur Reportage ist einzeln ansteuerbar, die individuellen Bau- ein Fach arbeiter zwei neue Drehmaschinen finden Sie in der Online- teile der Plattform können miteinander kombi- an, deren Roboter ab Mai selbstständig die ausgabe dieses Magazins: niert und vernetzt werden“, erklärt Zumbühl Röhrengehäuse für die Trommelmotoren ferti- www.leitwolf-magazin.de dem Portfolio-Manager Rössel. „Das ist ein gen sollen. Das Problem: Beim Drehen ver- enormer Wettbewerbs vorteil und für den vor- knäulen sich die Metallspäne zu etwas, was hersehbaren Zeitraum ein großer Vorsprung.“ an Rastalocken erinnert und was den Roboter- Aber Industrie-4.0-Anwendungen und Fle- arm in seiner Arbeit irritiert. Ein großes Rad – xibilisierung sind nicht nur ein Kundenthema. Revolver genannt – auf dem außen verschie- In den vergangenen Jahren hat Interroll die dene Werkzeuge sitzen, soll das Problem lösen. Fertigung so umgestellt, dass sie „atmet“, wie „Jetzt besteht die Kunst darin, das richtige es Zumbühl beschreibt. „So können wir ganz Werkzeug in der richtigen Geschwindigkeit

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Finanznewsletter und ein kleiner Verlag, den Sie 2012 gegründet haben. Was genau ist Ihre Rolle heute?

John Mauldin: Ich bin Chairman von Maul- din Economics. Das ist nicht nur ein Ver- lag, sondern auch der Veranstalter der „Strategic Investment Conference“, einem Jahrestreffen von führenden und visionä- ren Ökonomen und Analysten. Mauldin Economics selbst ist ein Netzwerk aus sechs Research-Analysten, die in den USA und Asien beheimatet sind. Sie stellen ihre Investmentideen in Form eines Abon- nements für Kunden zur Verfügung.

leitwolf: Wie genau sieht das „John-Mauldin- Geschäftsmodell“ aus? Verwalten Sie selbst Investorengelder?

John Mauldin: Mein Geschäftsmodell ist ein Mix aus Dingen, die mir Spaß machen und die erfolgreich sind wie mein Verlag und meine regelmäßigen Auftritte auf Konferenzen. Darüber hinaus berate ich ein Investmentprodukt unter meinem Namen für die CMG Capital Management Group. Ich verwalte keine Investorengel- der, jedoch vermittele ich Investoren an Broker oder Berater und werde dafür an „Eine Krise in den Gebühreneinnahmen beteiligt. leitwolf: „The Year of Living Dangerously“, Europa könnte „Debt Alarm Ringing“ und „European Threats“ sind nur ein paar der Headlines Ihrer jüngs- ten Newsletterausgaben. Was beunruhigt Sie den USA wehtun“ am meisten?

John Mauldin: Meine größte Sorge ist das, was ich als „the Great Reset“ bezeichne. Damit meine ich den Zeitpunkt, an dem Seit fast 20 Jahren gibt John Mauldin seinen wöchentlichen Newsletter unsere Schulden so groß und mächtig „Thoughts from the Frontline“ heraus. Seine größte Sorge ist derzeit werden, dass wir sie nicht mehr länger das, was er als „the Great Reset“ bezeichnet: den Zeitpunkt, an dem ignorieren können und sie auf null zurück- unsere Schulden so groß werden, dass wir sie auf null zurücksetzen setzen müssen. Bis Mitte der 2020er-Jahre müssen. Nur wenige Investoren sind seiner Meinung nach auf dieses kann die weltweite Gesamtverschuldung Szenario vorbereitet. leicht auf 500 Billionen Dollar ansteigen. Irgendwann müssen wir uns diesen Schul- Mit John Mauldin sprach Ina Lockhart. Fotos von Markus Kirchgessner den stellen und mit ihnen irgendwie um- gehen. Investoren wollen dies aber nicht wahrhaben. Sie glauben, dass Zentralban- leitwolf: Herr Mauldin, durch Ihren News- den – print und online. Nur wenige Jahre ken und Regierungen weiterhin alles dafür letter ist Ihr Name zu einer Marke in der nach dem Start des Newsletters habe tun werden, um die Kontrolle zu behalten. Finanzbranche geworden. Wann haben Sie ich die Printausgabe eingestellt. Ehrlich Ihre ersten „Thoughts from the Frontline“ gesagt war das die beste wirtschaftliche leitwolf: Gibt es eine Gefahr, die sehr bald herausgegeben? Entscheidung, die ich jemals getroffen habe. droht?

John Mauldin: Im Jahr 2000 habe ich an- leitwolf: Ihr Name wird vor allem mit Mauldin John Mauldin: Kurzfristig würde ich mir gefangen, meinen Newsletter zu versen- Economics in Verbindung gebracht – ein Sorgen über eine Krise in Europa machen.

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Viele glauben, dass Griechenland eine Krise war. Doch das stimmt nicht. Das war einfach nur Griechenland. Italien ist dagegen eine potenzielle Krise – und John Mauldin hat sein ganzes Leben in Texas verbracht. Erst ein Problem. Der Brexit beherrscht der- vor Kurzem ist er nach Puerto Rico gezogen. Der 69-jährige zeit alle und alles. In Deutschland droht Amerikaner wuchs im Westen von Texas auf und zog als Teen- eine Rezession. Die ganze Welt ist gut ager mit seiner Familie nach Dallas. Nach seinem Bachelor in vernetzt, was bedeutet, dass eine Krise Politik, VWL und Geschichte machte er seinen Master of Divinity, in Europa sehr wohl den USA und allen einen praxisbezogenen Studienabschluss im Fach Theologie. anderen wehtun könnte. Mauldin ist einer der Gründer von „Adopting Children Together“ und Republikaner. Er ist Vater von acht Kindern, fünf davon hat leitwolf: Warum glauben Sie, dass uns eine er adoptiert. große Krise bevorsteht?

John Mauldin: In den vergan- genen 20 Jahren hat die Verschuldung der Schwel- John Mauldin: Investoren John Mauldin: Rund 30 % meines Vermö- lenländer um das Acht- „Im Jahr 2020 sollten ihre Schwellen- gens ist in meiner „CMG Mauldin Smart fache zugenommen. werden wir eine länderanleihen verkau- Core Strategy“ investiert, die meine Stan- Die Unternehmen sind fen, ihre Cashposition dardanlage darstellt. Weitere 30 % stecken stärker verschuldet, als Rückkehr des halten und in der nächs- in einem breit gestreuten Portfolio aus sie es vor den großen aktiven Manage- ten Rezession ihr Geld Hedgefonds. Dazu kommen noch einige Krisen der vergangenen ments erleben.“ in notleidende Kredite Investments in Wagniskapital – mit mehr Jahre waren. Die Hälfte und ähnlich opportunis- Biotech, als ich einem meiner Kunden der Investment Grade- tische Fonds stecken. Diese erlauben würde. Kredite trägt derzeit ein Fonds werden voraussicht- Triple-B-Rating. In der nächsten Rezes- lich in den nächsten drei bis leitwolf: Besitzen Sie auch konventionelle sion werden sie auf Junk heruntergestuft. vier Jahren eine Rendite von Vermögensanlagen wie Gold? Covenant Lite-Bonds sind im Markt wie- 15 bis 20 % erzielen. Außerdem ist der verbreitet. Wir machen wieder die es an der Zeit, aktiv Aktien auszuwählen, John Mauldin: Ja, ich habe in der Tat etwas gleichen Fehler. High Yield-Bonds und statt einen Index zu kaufen. Im Jahr 2020 Gold in einem Bankfach liegen. Wenn Anleihen von hoch verschuldeten Unter- werden wir eine Rückkehr des aktiven ich auf mein Gold zurückgreifen muss, nehmen werden das Subprime der nächs- Managements erleben. wäre das aber ein sehr schlechtes Zeichen. ten Krise sein. leitwolf: Beherzigen Sie Ihre eigenen Emp- leitwolf: Herr Mauldin, vielen Dank für das leitwolf: Wie sollten sich Investoren auf Ihr fehlungen, wenn es um Ihr persönliches Gespräch. Szenario eines „Great Reset“ vorbereiten? Vermögen geht?

Das Gespräch in voller Länge Produktiv und gut vernetzt Erfahren Sie mehr über den „Mauldin Circle“. Das Inter- view mit John Mauldin in Schon früh hat John Mauldin mit dem Schreiben begonnen. Zuerst als ein Redakteur der voller Länge finden Sie in Schüler- und Unizeitung, später dann als vollberuflicher, selbstständiger Autor. Über all die der Onlineausgabe dieses Jahre hat der Texaner es geschafft, seinen Namen zu einer Marke zu machen. Sein wöchent- Magazins unter licher Newsletter „Thoughts from the Frontline“ ist Investoren in der ganzen Welt ein www.leitwolf-magazin.de Begriff. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, von denen es einige auf die Bestsellerliste der „New York Times“ geschafft haben. Derzeit schreibt der Fan von Science-Fiction- Romanen an seinem achten Buch: Zusammen mit einigen Co-Autoren will Mauldin darstellen, wie die Welt in 20 Jahren nach den sich heute abzeichnenden Technologieumbrüchen aus- sieht. Außerdem hat er „The Mauldin Circle“ gegründet – ein, wie er sagt, „freies Angebot, das zugelassene Investoren in ein exklusives Netzwerk von Vermögensverwaltern und Experten für alternative Anlagen einführt“. Seit 2018 tritt Mauldin bei der CMG Capital Management Group als Co-Portfolio-Manager auf und berät dort sein Anlageprodukt „CMG Mauldin Smart Core Strategy“.

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„Künstliche Intelligenz soll Mitarbeiter unterstützen“

Ob Kugelkopfschreibmaschine, PC oder der Barcode – Innovationen von IBM gehören zum Alltag jeder Generation. Heute dreht sich bei IBM alles um Cloud-Lösungen und künstliche Intelligenz (KI). Matthias Hartmann, Vorsit- zender der Geschäftsführung von IBM Deutschland, und Ralf Lochmüller im Gespräch über Customer Co-Creation, den Umgang mit Daten und die digitale Bildungspolitik in Deutschland.

Redaktion Kathrin Lochmüller. Gesprächsfoto von Markus Kirchgessner

leitwolf: Herr Hartmann, „IBM Watson“ steht eine offene Plattform, die in Cloud-Lösungen sind. Wir möchten unseren Kunden die Offen- für ein KI-System, das lernen, argumentieren für unsere Kunden verfügbar ist. Typische heit und Freiheit bei der Wahl ihrer Systeme und in natürlicher Sprache mit Menschen Services, die Watson bietet, sind zum Beispiel erhalten. Ein Beispiel: Viele Unternehmen interagieren kann. Die Quizsendung Jeopardy!, Sprach- oder Texterkennungsdienste. Watson haben ihre Daten auf unterschiedlichen Cloud- in der Watson gegen zwei menschliche Top- ist aber auch integraler Bestandteil in Siche- Plattformen geparkt, teilweise sind es bis zu Spieler gewonnen hat, ist legendär. Wofür rungsprodukten zum Beispiel für die Abwehr 16 Cloud-Anbieter, die Unternehmen gleich- können Unternehmen Watson einsetzen? von Cyberangriffen. zeitig nutzen. Da ist es unwahrscheinlich, dass alle Datenanalysen von uns kommen. Mit MATTHIAS HARTMANN: Watson ist der leitwolf: Sie sagten, dass Watson eine offene „Watson Anywhere“ werden Unternehmen Familienname unseres Gründers und steht für Plattform ist. Können Sie das erklären? unsere KI-Lösungen künftig über die unter- alle Services, die wir im Kernfeld KI anbieten. schiedlichen Serverfarmen hinweg nutzen Dabei hat sich Watson fundamental weiter- MATTHIAS HARTMANN: Viele Wettbe- können, etwa bei Google, Amazon oder Micro- entwickelt: Was vor sieben Jahren, als wir bei werber schaffen ein geschlossenes Ökosystem, soft. Wie wichtig uns das Thema Open Source Jeopardy! in den USA den ersten KI-Aufschlag um ihre Produkte zu vermarkten. Wir gehen ist, zeigt auch die jüngste Akquisition des Linux- gemacht haben, noch eine hochgradig inte- ganz bewusst einen anderen Weg, weil wir von Anbieters Red Hat. Wir partnern ja bereits mit grierte, dicke Maschine im Keller war, ist heute dem Gedanken der Open Source überzeugt Red Hat und haben übrigens in dieser Partner-

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CIMON assistierte auf Basis der IBM-Watson-Technologie dem Astronauten Alexander Gerst im All.

Systeme immer mehr übernehmen. Zur Alpha- Generierung reicht das allein aber nicht. Es braucht mehr – es braucht Kreativität, es braucht gut eingespielte Teams mit exzellentem Urteils- vermögen, um aus der Fülle der Daten ein nachhaltig erfolgreiches Investment zu machen.

MATTHIAS HARTMANN: Diese Mensch- oder-Maschine-Diskussion führen wir auch in unserer Branche intensiv. Wir vertreten dabei den Standpunkt, dass KI Mitarbeiter nicht er- setzen, sondern sie in ihrer Tätigkeit unterstüt- zen sollte – und das möglichst schnell, fehler- frei und vor allem vorurteilsfrei. Letzteres ist zum Beispiel bei KI-Einsatzfeldern wie der Prüfung von Kreditanträgen oder bei Entschei- dungen über Bewerbungen von Bedeutung. Hier gibt es zu Recht Diskussionen über mög- liche diskriminierende Entscheidungen, die sich über fehlerhafte Datensätze in die Systeme einschleichen. IBM bringt sich aktiv für vorur- teilsfreie Analysen ein.

leitwolf: Sie haben das Thema Ethik und Transparenz beim Einsatz von KI bereits angesprochen. Herr Hartmann, wie gehen wirklich wichtig ist, ist die Frage, was die Sie bei IBM mit dem Thema Daten und Technologie für das Portfolio-Management Datenschutz um? bedeutet. Aktives Fondsmanagement ist das Kerngeschäft von Lupus alpha, unsere DNA, MATTHIAS HARTMANN: Wir nehmen den schaft den meisten Open-Source-Code der und der Faktor Mensch spielt bei der Erzielung ethischen Umgang mit Daten sehr Ernst. Neben Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. des raren Guts „alpha“ bisher die entschei- dem Grundsatz, dass der Mensch durch KI dende Rolle. Kann es zukünftig wirklich sein, nicht überflüssig werden soll, sind uns zwei leitwolf: Herr Lochmüller, KI hat längst auch dass Algorithmen die besseren Anlageergeb- weitere Grundsätze sehr wichtig: Erstens, dass in die Finanzbranche Einzug gehalten – sei es nisse liefern als der menschliche Manager, dass die Data Ownership beim Kunden liegt – wir in Form der Robo-Advisor oder der Block- der Fondsmanager aus Fleisch und Blut ersetzt betreiben kein Datenverwertungsmodell, son- chain-Technologie. Wie positioniert sich Lupus wird durch eine Armee von Robotern? Ich dern achten die Rechte, die der Kunde an seinen alpha beim Thema KI? bezweifle das. Daten hat – und zweitens, dass der Umgang mit Big Data zu jeder Zeit nachvollziehbar RALF LOCHMÜLLER: In der Fondsindus- leitwolf: Warum glauben Sie, dass der Mensch und transparent sein muss. Für diese Grund- trie gibt es inzwischen eine Vielzahl von hier die Nase weiter vorn haben wird? sätze setzen wir uns auch in den entsprechen- Anwendungen, wo KI-Techniken eingesetzt den politischen Gremien ein. werden – von der Datenanalyse, über das RALF LOCHMÜLLER: Erfolgreiches aktives Vertragswesen bis hin zur Kundenkommuni- Fondsmanagement ist immer eine Kombination leitwolf: Herr Lochmüller, wie tragen Sie kation, um nur einige zu nennen. Was für aus solidem Handwerk und „Kunst“. Die hand- ethischen Kriterien in Ihren Anlagestrategien mich als Chef eines Asset Managers aber werklichen Tätigkeiten werden intelligente IT- Rechnung?

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davon, dass neue Lösungen in Co-Creation mit Kunden entwickelt werden. Rund ein Dutzend Kunden, unter ihnen BNP Paribas und BMW, aber auch Forschungseinrichtungen Innovationsmaschine mit wie Fortis oder die TU München, arbeiten fest in dem Center und treiben gemeinsam mit uns hundertjähriger Tradition die Themen voran. Und das nicht mehr in langatmigen Entwicklungsprozessen, sondern Es gibt derzeit kaum ein Unternehmen, das und treibt innovative Technologien wie KI, über agile „Garage“-Konzepte in kleinen Teams, sich nicht mit dem Thema KI beschäftigt. Cloud, Blockchain und IoT (Internet of Things) die Produkte schnell entwickeln, erproben – Und doch stehen Unternehmen in jeder in über 50 F&E-Centern und 12 Labs welt- und auch wieder verwerfen können. Branche dabei vor ganz eigenen Herausfor- weit erfolgreich voran. So hat IBM beispiels- derungen. Den Unterschieden, aber auch weise zusammen mit dem Deutschen Zent- RALF LOCHMÜLLER: Auch wir bauen in- den Parallelen wollte Ralf Lochmüller, Mana- rum für Luft- und Raumfahrt (DLR) den tensiv auf die Einbeziehung unserer Kunden. ging Partner und CEO von Lupus alpha, auf Wettlauf um das erste autonome KI-System Unsere Kunden sind wichtige Impulsgeber für den Grund gehen und hat dazu Matthias im All gewonnen: Auf der jüngsten ISS- die Entwicklung neuer Investmentlösungen und Hartmann, Vorsitzender der Geschäftsfüh- Mission von Alexander Gerst war auch helfen uns, unser Angebot stetig weiterzuent- rung von IBM Deutschland, zum Innovations- CIMON mit von der Partie – eine medizin- wickeln. Beispielsweise war die konkrete Nach- dialog gebeten. Hartmann sitzt im Herzen ballgroße und fünf Kilogramm schwere frage eines Kunden die Initialzündung für einer Innovationsmaschine. Seit Gründung Kunststoffkugel, die dem Astronauten auf unser Risiko-Overlay. Darüber hinaus entwi- im Jahr 1911 hat sich der globale Technolo- Basis der IBM-Watson-Techno logie im All ckeln wir aber auch Strategien, bei denen wir giekonzern immer wieder selbst erfunden assistiert hat. selbst einen Zusatznutzen für unsere Kunden erkennen, und stellen diese dann einem aus- gewählten Kundenkreis in Workshops oder individuellen Gesprächen vor. Die Rückmel- dungen, die wir hier erhalten, fließen dann in den weiteren Entwicklungsprozess ein.

leitwolf: Herr Hartmann, wie drücken sich Ihre Forschungsaktivitäten in Zahlen aus?

MATTHIAS HARTMANN: Innovation und Forschung haben eine lange Tradition bei IBM. Wir investieren jedes Jahr rund 5 % unseres Umsatzes in F&E. Wir sind zum 26. Mal in Folge Patentweltmeister geworden mit 9.100 Patenten, davon 1.600 Patente zum Thema Cloud, KI und Blockchain, 600 Patente kom- men dabei aus Deutschland und der Schweiz. Patente sind zwar keine Garantie für geschäft- lichen Erfolg, aber sie sind ein gutes Indiz dafür, wer in Sachen Innovation vorn mitspielt. RALF LOCHMÜLLER: Wir konzentrieren uns Convertible Bonds aufgelegt. Ein weiterer auf ganz wenige Spezialthemen, dazu zählen nachhaltiger Publikumsfonds ist derzeit in leitwolf: Herr Lochmüller, Patente gibt Volatilitätsstrategien, Wandelanleihen, CLOs Planung. es in der Finanzbranche ja leider nicht. und Small & Mid Caps. Da viele unserer Kun- Wie schützen Sie neue Ideen? den aus dem kirchlichen Bereich kommen, leitwolf: Sie betonen beide, dass Sie stets die setzen wir diese Alpha-Strategien auf Kunden- Bedürfnisse Ihrer Kunden im Auge haben. RALF LOCHMÜLLER: Wirklich schützen wunsch schon seit vielen Jahren auch nach Wann und wie haben Ihre Kunden Einfluss lassen sich neue Ideen in unserer Branche ethischen Kriterien um. Konkret heißt das, dass auf die Entwicklung neuer Produkte? nicht, rein theoretisch kann man unsere Stra- Aktien oder Anleihen von Unternehmen, die tegien nachbauen. Was man aber nicht nach- beispielsweise in der Rüstungs- oder Tabakin- MATTHIAS HARTMANN: Innovationen bauen kann, ist das besondere Know-how dustrie tätig sind, die Menschenrechte verletzen entstehen heute mehr und mehr mit dem unseres Fondsmanagements, das sich über oder keine ordentliche Corporate Governance Kunden. Nehmen Sie unser IBM Watson IoT viele Jahre aufgebaut und entwickelt hat. Das aufweisen, systematisch aus dem Anlageuni- Center in München. Es ist das erste KI-Center, Team, das dahinter steht, ist daher unheimlich versum ausgeschlossen werden. Die Entwick- das außerhalb der USA eine globale Mission hat wichtig. Dies zeigt sich zum Beispiel bei lung geht hier weiter – zu einem ganzheitlichen und das 20 Nationalitäten für Entwicklungen unserem wöchentlichen Investmentmeeting: Portfolio-Ansatz. Auf der Publikumsseite haben im Bereich Internet of Things (IoT) als Produkt- Das ist wie eine „Kernschmelze“, da wird um wir im letzten Jahr den Lupus alpha Sustainable entwicklungslabor nutzen. Es lebt vor allem jede Aktie gekämpft – welche rein darf ins

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Ralf Lochmüller im Gespräch mit IBM Deutschlandchef Matthias Hartmann (links).

Portfolio, welche raus muss. In dem Meeting die in ihrer Nische seit Jah- Schulen mit Laptops auszu- herrscht eine sehr offene Kultur, da begegnen ren Marktführer sind, müsste statten und in den Ausbil- sich alle auf Augenhöhe. es uns doch eigentlich ge- „Wir nehmen dungs- bzw. Universitäts- lingen, einen eigenen Weg den ethischen bereich zu investieren, MATTHIAS HARTMANN: Ja, exzellente in- für das Thema KI zu finden. Umgang mit sondern auch in die beste- terdisziplinäre Teams sind ein wichtiger Faktor, Daten sehr henden Belegschaften, in um langfristig erfolgreich zu sein. Darauf set- MATTHIAS HART- ernst.“ die Menschen, die sich in zen wir auch bei der IBM. Was die Forschung MANN: Die Bundesregie- der Mitte ihrer Karriere be- und Entwicklung betrifft, ist Deutschland im rung hat mit ihrer KI-Strate- finden, also bereits 10–20 Übrigen ein hervorragender Standort. Wir gie ja endlich einen ersten Jahre im Job sind. Diese müs- haben sehr gute Universitäten und Institute, Aufschlag gemacht. Allerdings reichen die sen systematisch auf die neuen um die uns viele beneiden. Beim Thema bereitgestellten Mittel von drei Milliarden Technologien vorbereitet und qua- KI-Forschung sind wir sogar Vorreiter. Nur bei Euro nicht annähernd aus, um im weltweiten lifiziert werden. Nur auf den Nachwuchs dessen Umsetzung und Kommerzialisierung Wettbewerb zu bestehen. Dafür müsste eine zu setzen, wird in Quantität und Qualität nicht laufen uns andere Länder mal wieder den viel schnellere Bündelung der europäischen ausreichen, um das Thema KI zu stemmen. Rang ab. Kräfte her, als aktuell erkennbar ist. Außer- dem müssen wir deutlich mehr im Bereich leitwolf: Herr Hartmann, Herr Lochmüller, leitwolf: Was muss passieren, damit Deutsch- digitale Bildung tun. Das heißt nicht nur, wir danken Ihnen für das Gespräch. land ein Top-Standort für Digitalisierung und KI wird?

RALF LOCHMÜLLER: Bevor wir zu den Forderungen kommen, lassen Sie uns noch mal auf unsere Stärken blicken: Wir haben einen unglaublich dynamischen, innovativen Matthias Hartmann ist seit Januar 2018 Vorsitzender Mittelstand in Deutschland, der aus sich he- der Geschäftsführung der IBM Deutschland GmbH raus in F&E investieren kann – ohne große sowie General Manager für Deutschland, Österreich externe Hilfe. Mit der Industrie 4.0 haben wir und die Schweiz. In seinen 25 Jahren bei IBM war der darüber hinaus eine gute Basis, die Industrie gebürtige Hesse und Vater von drei Kindern in verschie- erfolgreich in die digitale Zukunft zu führen. denen Managementpositionen verantwortlich u. a. für Und gerade hier haben wir den Amerikanern die Branchenberatung des Consultingbereichs sowie die viel voraus. Der CEO eines unserer Portfolio- Strategie von IBM Global Business Services. Von 2011 Unternehmen drückte es kürzlich so aus: „Ein bis 2017 war er Vorstandsvorsitzender der GfK SE. Weltmarktführer aus dem deutschen Mittel- stand kann vom Silicon Valley nichts lernen.“ Bei den vielen Unternehmen in Deutschland,

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Volatilität – eine Klasse für sich

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Volatilität wird immer stärker als eigene Anlageklasse entdeckt. Kursschwankungen häufiger vor. Damit sagt Investoren können diese nutzen, um sich gerade in schwierigen Volatilität etwas über das Risiko von Invest- Märkten eine alternative Renditequelle zu erschließen. ments aus. Daher wird die Volatilität für ganze Märkte, etwa der CBOE Volatility Index VIX Von Anna-Maria Borse. Illustration von Oliver Melzer für den S&P 500 und der VDAX-NEW für den DAX, auch oft als „Angstbarometer“ bezeichnet. Zwar dient die Messung der Volatilität vor allem der Risikoquantifizierung, doch kann Volatilität olatilität, der „Wellengang“ an den nach den empfindlichen Verlusten 2018 vor mit intelligenten Strategien auch als Anlage- Märkten, wird selbst von versierten allem im Euroraum ist die Suche nach Rendite- klasse genutzt werden, etwa über die Verein- V„Schwimmern“ – sprich institutionellen quellen in alternativen Instrumenten außerhalb nahmung der Volatilitäts-Risikoprämie (Vola- Investoren – in erster Linie als Risiko gesehen: klassischer Anlageklassen noch dringlicher ge- Risikoprämie). Gegen Volatilität gelte es sich zu schützen mittels worden. Die typischen Renditeanforderungen Absicherungsstrategien. Unterdessen haben institutioneller Investoren in der Größenordnung Volatilität: Im Mittel überschätzt aber immer mehr Investoren erkannt, dass Vo- von 3 bis 4 % p. a. sind kaum noch zu erfüllen. latilität auch eine eigene Anlageklasse ist und Zudem ist Diversifikation über traditionelle Komplex sind solche Volatilitätsstrategien nur Volatilitätsstrategien langfristig Portfolio-Erträge Anlageklassen schwieriger geworden. Die lange auf den ersten Blick, die Grundidee ist einfach. verbessern können. „Wir sind bereits seit Ende verlässlich negative Korrelation von Aktien Wichtig für das Verständnis ist, dass bei der 2016 in Volatilitätsstrategien investiert und und Anleihen gilt nicht mehr. Vor diesem Hin- Volatilität unterschieden wird zwischen reali- haben positive Erfahrungen bezüglich ihrer tergrund sind alternative Risikoprämien ge- sierter und impliziter Volatilität. Die realisierte Rendite- und Diversifikationseigenschaften ge- sucht, die gleichzeitig auch noch über eine hohe Volatilität ist die historisch messbare, etwa für macht“, erklärt etwa Dr. Benedikt Köster, Leiter Liquidität verfügen – und hier kommen Volati- den vergangenen Monat, die implizite hinge- Group Pensions bei Deutsche Post DHL. Eber- litätsstrategien ins Spiel. „Investoren setzen gen die vom Markt erwartete Volatilität, zum hard Vetter, Leiter Kapitalanlagen der RAG- Volatilitätsstrategien nicht mehr allein zur Ab- Beispiel für den kommenden Monat. Errechnet Stiftung, sieht das ähnlich: „Für uns ist die Bei- sicherung ein. Als Teil der strategischen Asset wird die implizite Volatilität eines Basiswertes mischung von Volatilitätsstrategien zu unserem Allocation sollen sie Erträge für das Portfolio wie Aktien, Renten oder Rohstoffe aus dessen Portfolio ein wesentlicher Beitrag zur weiteren generieren“, erklärt Alexander Raviol, Partner, Optionspreisen. In diesen spiegelt sich die er- Diversifizierung.“ Head of Alternative Solutions bei Lupus alpha. wartete Volatilität wider. „Der Unterschied Doch anderenorts sind die Vorbehalte noch Dabei erfüllt Volatilität alle Voraussetzungen zwischen den beiden Größen ist vergleichbar groß: Zu komplex, keine echte Diversifikation, einer eigenständigen Anlageklasse: Sie bietet mit dem Unterschied zwischen der Wettervor- zu riskant, heißt es. Und der genaue Blick Diversifikationspotenzial, Investierbarkeit und hersage und dem tatsächlichen Wetter“, erläutert lohnt, denn hinter dem Begriff Volatilitätsstra- nachhaltige Renditechancen. Stephan Steiger, Portfolio Manager Alternative tegien verbergen sich sehr unterschiedliche Solutions bei Lupus alpha. Vorgehensweisen: von riskant bis konservativ, Mehr als eine Messgröße Die Vereinnahmung der Vola-Risikoprämie von höchst fraglich bis empirisch gut belegt. Der stützt sich darauf, dass die implizite Volatilität genaue Blick ist heute aber auch ganz beson- Doch was ist Volatilität eigentlich? Mathema- im langfristigen Mittel systematisch höher ist ders aus Rendite- und Diversifikationsgründen tisch gesehen misst Volatilität, wie stark die als die realisierte Volatilität. Das heißt: Im Mit- gefragt. Was die Rendite angeht, sind Investo- Rendite eines Investments um ihren mittleren tel wird eine höhere Volatilität erwartet als sie ren in einem Umfeld extrem niedriger Zinsen Wert streut. Das heißt: Ist die Volatilität hoch, dann tatsächlich auftritt. Besonders hoch fällt über viele Jahre mit Aktien gut gefahren, doch kommen stark positive und auch negative die Differenz („Implied Realised Spread“) zwi-

Grafik 1: Unabhängige Renditequelle Langfristig positiver Implied Realised Spread

Positiver Implied Realised Spread Negativer Implied Realised Spread

30

10 0 –10

–30

–50 April 1990 April 1993 April 1996 April 1999 April 2002 April 2005 April 2008 April 2011 April 2014 April 2017

Bis 31. 12. 1998 wurde zu 100 % der S&P 500 zugrunde gelegt. Ab 01. 01. 1999, der ersten Veröffentlichung des Volatilitätsindex zum EURO STOXX 50: 50 % S&P 500 und 50 % EURO STOXX 50. Quellen: Bloomberg, eigene Berechnungen; Betrachtungszeitraum: April 1990 bis Januar 2019

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schen impliziter und realisierter Volatilität am Volatilität tut Aktienmarkt aus: So liegt die implizite Volatilität für Aktienmärkte, etwa beim EURO STOXX 50 institutionellen Portfolios gut oder beim S&P 500, typischerweise um 20 %, die realisierte aber nur bei 16 %. Die Differenz Dass Volatilitätsstrategien als Bestandteil von Portfolios institutioneller Investoren von etwa 4 % hat sich über lange Zeiträume zur Überwindung der Ertragsprobleme im aktuellen Umfeld beitragen können, als stabil erwiesen (s. Grafik 1). In extremen belegen auch aktuelle Berechnungen (s. Tabelle). Wir vergleichen hier einen typischen Marktsituationen kann sich der Spread zwar risikobehafteten Teil eines beispielhaften Portfolios institutioneller Investoren ohne kurzfristig ins Negative drehen, im Mittel und Volatilitätsstrategien mit einem Portfolio mit solchen Strategien. Das beispielhafte langfristig bleibt es aber dabei. Die absolute Portfolio besteht dabei aus 50 % Aktien und 50 % Anleihen, wobei die Aktien je zur Höhe der Volatilität spielt dafür keine Rolle. Hälfte auf US-amerikanische und europäische Aktien und die Anleihen je zur Hälfte auf Verkäufer von Volatilität können davon sys- europäische Unternehmensanleihen und Emerging Markets-Anleihen aufgeteilt werden. tematisch profitieren.1 Zunutze machen kann Diesem typischen Portfolio wird eine 20 %ige Allokation zur Vola-Risikoprämie bei- man sich die Differenz von impliziter und rea- gemischt und die Gewichtung der anderen Anlageklassen entsprechend verringert. lisierter Volatilität über sogenannte Volatilitäts- Swaps. Der Ertrag für den Volatilitätsverkäufer kommt dann in der Vola-Risikoprämie zum Multi-Asset-Portfolios Ausdruck – als Entschädigung dafür, dass ein Höhere Renditen und geringere Drawdowns durch Beimischung Risiko eingegangen wird. Vereinfacht gesagt: einer Volatilitätsstrategie Geht man wieder von einer impliziten Volatilität des EURO STOXX 50 von 20 % für den nächs- Portfolio 1 Portfolio 2 ten Monat aus, sind es dann aber nur 16 % Zusammensetzung (realisierte Volatilität), fließen bei einem Nomi- S&P 500 25 % 20 % nal von zum Beispiel 100.000 Euro dem Ver- EURO STOXX 50 25 % 20 % käufer nach einem Monat 4.000 Euro zu. In der BAML Euro Corporates 25 % 20 % Realität wird eher die Varianz, also die qua-

JPM Emerging Market Bond 25 % 20 % drierte Volatilität, als die Volatilität selbst gehandelt.

Volatilitätsstrategie* 0 % 20 % Die Zusammenhänge bleiben aber dieselben.

Kennzahlen Nachhaltige „echte“ Risikoprämie

Performance p. a. 4,92 % 5,32 %

Volatilität p. a. 10,2 % 9,5 % Doch warum gibt es überhaupt eine Vola-Risiko-

Sharpe Ratio 0,43 % 0,51 % prämie? Erklären lässt sich das damit, dass der Käufer von Volatilität ein asymmetrisches Aus- Max. Drawdown –36,8 % –32,1 % zahlungsprofil erhält: Verluste sind im Gegensatz *Volatilitätsstrategie = Lupus alpha Volatility Risk-Premium zu Gewinnen begrenzt (die Volatilität kann nicht Quelle: Lupus alpha; Betrachtungszeitraum: 31.12. 2005 bis 31.12. 2018 niedriger als null sein). Der Käufer befindet sich somit in einer „angenehmen“ Position. Die Po- Das Ergebnis der Beimischung: Durch die Vola-Risikoprämie als alternative Rendite- sition des Verkäufers ist hingegen „unangenehm“. quelle verbessert sich das Rendite-Risiko-Profil eindeutig. Die Sharpe Ratio, die die Um überhaupt bereit zu sein, eine solche Überrendite gegenüber dem risikofreien Zinssatz ins Verhältnis zur Volatilität setzt, Position einzugehen, muss der Verkäufer für das steigt von 0,43 auf 0,51, der Maximalverlust sinkt von 36,8 % auf 32,1 %, die Perfor- Risiko mit einer Prämie entschädigt werden. mance erhöht sich von 4,9 % auf 5,3 % p. a. bei vergleichbarer Volatilität. Volatilitäts- Diese Kompensation drückt sich in der Vola- strategien als Teil eines institutionellen Portfolios zeichnen sich also aus durch Risikoprämie aus, die sich aus der Differenz zwischen der impliziten und der realisierten ◾ langfristig attraktive Performance- ◾ sehr schnelle Anpassung an das Volatilität errechnen lässt. „Insofern ist die Vola- Beiträge durch die Vereinnahmung aktuelle Marktumfeld und damit Risikoprämie eine ökonomisch begründbare einer zusätzlichen und nachhaltigen vergleichsweise kurze Erholungs- und somit nachhaltige Risikoprämie und kann Risikoprämie, phasen nach Verlusten, in erster Linie als Marktpreis für Asymmetrie ◾ geringere Drawdowns im Vergleich ◾ langfristig niedrige Korrelation zu angesehen werden“, erklärt Alexander Raviol. zu anderen riskanten Assets und Aktien/Anleihen und Vergleichbar ist die Vola-Risikoprämie als besonders Aktien, ◾ Potenzial auf attraktive Renditen klassische Risikoprämie auch mit der Prämie auch in seitwärts laufenden Aktien- für die Übernahme unternehmerischen Risikos märkten bzw. Verlustphasen. oder für ein Aktieninvestment: Sie wird als Ent- schädigung für die Übertragung eines klar de- finierten wirtschaftlichen Risikos gezahlt. Sie Mehr zur Anlageklasse fällt allerdings nicht in die Kategorie „traditio- im AlphaDossier 009: nelles Beta“, sondern in die des „Alternative www.bit.ly/AlphaDossier009 Beta“, zu der auch die Liquiditäts-Risikoprämie,

1 Lee, T., Managing Equity Portfolio Volatility by Harnessing the Volatility Risk Premium, Eaton Vance Topic Paper, Mai 2017.

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die Event-Risikoprämie und die Low Beta-/Leve- rage-Risikoprämie gehören. Die Vola-Risiko- Grafik 2: Ergebnisbeitrag für Portfolios unverzichtbar prämie hat übrigens einen ähnlichen Charakter Volatilität im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie eine Versicherungsprämie: Versicherungen übernehmen ein Risiko und vereinnahmen Vola-Risikoprämie EURO STOXX 50 dafür Prämien. Diese Prämien können einge- JPM Emerging Market Bond Index S&P 500 BAML Euro Corporates fordert werden, da Marktteilnehmer in ihrem 350 Verhalten in der Regel risikoavers sind und sich daher tendenziell gegen potenzielle Risiken 300 absichern möchten. Dafür sind sie bereit, eine 250 Prämie zu zahlen, die Verkäufer dieser Versi- 200 cherung vereinnahmen können. Die Prämien werden von Versicherungen dann so kalkuliert, 150 dass nach Abzug der Schadensfälle im Mittel 100 ein Gewinn übrig bleibt2 – genau so, wie das 50 bei Volatilitätsstrategien der Fall ist. 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Diversifizierende Wirkung Quellen: Bloomberg, eigene Berechnungen. Betrachtungszeitraum: 30.12. 2005–31.12. 2018

Einige Skeptiker bemängeln, dass Volatilitäts- strategien keine Diversifikation böten. „Volatili- tätsstrategien als strategische Allokation zeich- Grafik 3: Vola-Risikoprämie – unabhängig von Aktien nen sich aber nicht nur durch einen attraktiven Jahresperformance – rollierend vs. Aktien

Performance-Beitrag aus, im Vergleich zu Ak- Vola-Risikoprämie tien liefern sie zudem meist geringere Verluste, 50 % schnellere Erholung und attraktive Renditen 40 % bei Seitwärtstrends“, erklärt Mark Ritter, Port- folio Manager Alternative Solutions von Lupus 30 % alpha. So zeigen Untersuchungen, dass die 20 % Performance der Anlageklasse Volatilität in Form 10 % der Vola-Risikoprämie – skaliert auf Aktien- Aktien risiko – seit 2005 über der von EURO STOXX 50, –50 % –40 % –30 % –20 % –10 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Schwellenländeranleihen und Euro-Unterneh- –10 % mensanleihen und nur etwas unter der des S&P 500 (s. Grafik 2) lag. –20 %

Noch dazu haben sich die Strategien in –30 % diesem Zeitraum als unabhängig sowohl von Vola-Risikoprämie vs. MSCI World, Monatsendwerte. der Aktienentwicklung, gemessen am MSCI Quellen: Bloomberg, eigene Berechnungen. Betrachtungszeitraum: Dezember 2006–Dezember 2018 World, als auch der Anleihenentwicklung, ge- messen am iBoxx Germany Sovereigns 7–10, erwiesen, jeweils bezogen auf die Jahresperfor- mance. Die Volatilitätsstrategien funktionierten Grafik 4: Vola-Risikoprämie – unabhängig von Anleihen also unabhängig davon, ob sich Aktien- und Jahresperformance – rollierend vs. Anleihen Anleihemarkt gut oder schlecht entwickelten Vola-Risikoprämie 50 % (s. Grafiken 3 und 4). Was besonders wichtig ist: Sie werfen auch dann Renditen ab, wenn 40 % Aktienmärkte seitwärts tendieren. 30 % Und: Wenn Aktienmärkte stark fallen, wie zum Bespiel 2008, dann fällt zwar auch die 20 %

Vola-Risikoprämie, doch die Verluste sind mo- 10 % derater. „Das war auch beim jüngsten Einbruch Anleihen am Aktienmarkt Ende 2018 so“, bemerkt Ritter. –20 % –15 % –10 % –5 % 5 % 10 % 15 % 20 % Die Drawdowns fielen im beobachteten Zeit- –10 % raum ab 2005 moderater aus als am Aktien- und oft auch am Anleihemarkt (s. Grafik 5), –20 % die Erholung erfolgte schneller. So gab der S&P –30 % 500 während der Finanzkrise 2008 um 20 % Vola-Risikoprämie vs. iBoxx Germ Sov 7–10 y, Monatsendwerte. nach, Volatilitätsprämienstrategien rutschten Quellen: Bloomberg, eigene Berechnungen. Betrachtungszeitraum: Dezember 2006–Dezember 2018 zwar ebenfalls in den negativen Bereich, die

2 Ge, W., Understanding the Sources of the Insurance Risk Premium, Parametric Research Brief, Dezember 2014.

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des Investors, sei das Risiko beherrschbar. „Und tatsächlich haben wir mit unseren Strate- Grafik 5: Moderate Drawdowns, schnelle Recovery Volatilität im Vergleich zu anderen Anlageklassen gien in herausfordernden Marktumfeldern be- reits über mehr als ein Jahrzehnt bewiesen,

Vola-Risikoprämie EURO STOXX 50 dass wir maßvolle, risikokontrollierte Strate- JPM Emerging Market Bond Index S&P 500 BAML Euro Corporates gien verfolgen können.“

10 Umsetzung über Variance Swaps 0

–10 Für Investoren, die noch genauer wissen wol- –20 len, wie solche Strategien funktionieren: Ver- –30 einnahmt werden kann die Vola-Risikoprämie –40 auf unterschiedliche Art und Weise: über den

–50 Verkauf sogenannter Variance Swaps, den Ver- kauf von Optionen (Short Straddles) und den –60 Verkauf von Volatilitäts-Futures.4 Der Verkauf 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 von Variance Swaps gilt als „reinste“ Form. Va- Quellen: Bloomberg, eigene Berechnungen. Betrachtungszeitraum: 30.12. 2005–31.12. 2018 riance Swaps sind in den 1990er-Jahren entwi- ckelte Derivate, deren Auszahlung bei Fälligkeit der Differenz von realisierter und implizierter Varianz entspricht. Der Verkäufer „erhält“ die implizite Volatilität und „zahlt“ die realisierte Volatilität. Variance Swaps werden allerdings nur OTC Verluste waren aber geringer, die Erholungs- halten Investoren sie für zu risikoreich. In der Tat gehandelt, daher hat es Vorteile, Variance Swaps phase („Recovery Period“) deutlich kürzer. können Volatilitätsstrategien hochriskant sein, zu replizieren – und zwar über börsengehan- das hat das Jahr 2018 abermals gezeigt: 2016 delte Optionen, die viel liquider sind und mit Durststrecken werden schneller beendet und 2017 war die Volatilität vergleichsweise denen darüber hinaus kein Kontrahentenrisiko niedrig, sehr gesucht waren daher bestimmte eingegangen wird. Konkret bedeutet das, dass Der Grund liegt darin, dass im Fall heftiger Ak- Volatility-Exchange Traded Notes (ETNs). Ihr regelmäßige kurzlaufende Optionen mit einer tienmarkteinbrüche Optionen zwar bedient Prinzip: mit extrem hohem Risiko von der Vola- Vielzahl von Strikes verkauft werden. Das und Zahlungen geleistet werden müssen. Risikoprämie profitieren. Wegen der niedrigen Marktrisiko des Basiswerts (Delta) wird durch Gleichzeitig sind solche „Crashs“ aber auch Volatilität entwickelten sich diese Produkte bis tägliches Delta-Hedging mittels Futures neu- günstig für die Strategie: Die Unsicherheit ist in Anfang 2018 ausgesprochen gut. Doch Anfang tralisiert. Ziel ist, ausschließlich eine Exponie- der Regel hoch, die Marktteilnehmer sind dann Februar 2018 schoss der VIX plötzlich auf bis rung zur Vola-Risikoprämie zu bekommen – bereit, höhere Prämien für eine Absicherung zu 50,3 Punkte hoch – das höchste Niveau seit und nicht zu traditionellen Risikoprämien wie zu bezahlen. Daher wird die Verlustzone schnell August 2015.3 Die Kurse der ETNs rauschten in etwa der Aktien-Risikoprämie. durchschritten. den Keller, die Short Volatility ETNs waren Die Praxis hat jedenfalls gezeigt: Kurzfris- plötzlich nichts mehr wert und mussten teil- Vola-Risikoprämie: tig kann es bei heftigen Marktschwankungen weise sogar geschlossen werden. Im Aktienmarkt besonders hoch im positiven wie im negativen Bereich zu Ver- „Das hing aber mit den spezifischen Eigen- lusten kommen, nach einigen Monaten sind schaften solcher Produkte zusammen, nicht Die positive Differenz zwischen realisierter diese Verluste im Normalfall aber wieder auf- mit Volatilitätsstrategien an sich“, stellt Stephan und impliziter Volatilität gibt es übrigens auch geholt. „Man kann es auch so sehen, dass solche Steiger fest. Grundsätzlich spielt bei Verein- in anderen Anlageklassen als den Aktienmärk- Schwankungen für den Erfolg von Volatilitäts- nahmung der Vola-Risikoprämie der implizit ten, sie fällt aber niedriger aus. Das liegt daran, strategien essenziell sind, denn gäbe es keine enthaltene „Hebel“ eine wichtige Rolle: So dass neben dem reinen Preis für die Asymme- Verlustphasen an den Märkten, würde nie- können 100 Optionen auf einen Basiswert ver- trie auch die marktspezifische Angebots- und mand eine Volatilitäts-Risikoprämie zahlen“, er- kauft werden oder auch 200 oder 500. Je nach Nachfragesituation eine wichtige Rolle spielt. läutert Alexander Raviol. Volatilitätsstrategien Skalierung kann die angestrebte Rendite ge- Es sind vor allem die Märkte attraktiv, die einen stellen im Portfolio somit einen unabhängigen steuert werden – wird eine höhere Rendite „Drift“ aufweisen, also eine langfristig eindeu- Renditetreiber dar – mit Diversifizierungseffek- angestrebt, erhöht sich allerdings auch das Ri- tige Richtung. Das ist etwa bei Währungen ten durch eine geringe Korrelation zu Aktien- siko entsprechend. „In Aktienrisiko ausgedrückt, oder Rohstoffen nicht der Fall. und Anleihemärkten, moderateren Verlusten bei hatten diese ETNs mindestens 10-faches Akti- Dass die Differenz in den Aktienmärkten Aktiencrashs und einer schnelleren Erholung. enrisiko. Das ist aus unserer Sicht unverant - absolut und relativ am höchsten ist, lässt sich wortlich.“, erläutert Steiger. „Solche Produkte auch mit der Anzahl von Marktteilnehmern Risiken sind kontrollierbar gab und gibt es viele, deren Risiken sind im- erklären, die Aktien kaufen und diese Be - mens, sagen aber nichts aus über die Risiken stände absichern. Diesen Nachfragern nach Der für viele vielleicht entscheidende Vorwurf der Anlageklasse Volatilität generell.“ Werde Absicherung stehen aber vergleichsweise nur gilt dem Risiko von Volatilitätsstrategien. Oft angemessen skaliert, je nach Risikoneigung relativ wenige Verkäufer von Absicherung bzw.

3 Bloomberg, Intraday-Höchstkurs vom 6. 2. 2018. 4 Details über Volatilitätsstrategien finden sich in den Alpha Dossiers von Lupus alpha: Alpha Dossier 009 – „Wie Investoren die Volatilitäts-Risikoprämie effizient vereinnahmen können“ und Alpha Dossier 002 – „Wie Portfolios heute von Volatilitätsstrategien als Renditequelle und Krisenabsicherung profitieren“.

28 Volatilität gegenüber, die dementsprechend eine attraktive Prämie verlangen können. Volatilitätsstrategien von Lupus alpha Lupus alpha gehört zu den führenden existiert und sich an Anleger mit gerin- Wichtiger Baustein im Portfolio Anbietern von Volatilitätsstrategien in ger Risikoneigung richtet, und den seit Deutschland und hat sich auf die Ver- 2015 bestehenden Lupus alpha Volati- Mit ihren Eigenschaften eignen sich Volatili- einnahmung der Vola-Risikoprämie mit- lity Risk-Premium, konzipiert für risi- tätsstrategien als Beimischung für alle jene hilfe von Optionen spezialisiert. Aktuell kofreudigere, professionelle Investoren Investoren, die auf der Suche nach alternativen verwaltet Lupus alpha etwa 2 Mrd. Euro und skaliert auf Aktienmarktrisiko. Renditequellen sind, um das Rendite-Risiko- in reinen Volatilitätsstrategien, maximal Profil des Gesamtportfolios zu verbessern, skaliert auf Aktienrisiko. Das Volatili- konkret also professionelle Investoren wie Pen- tätsteam besteht aus Alexander Raviol, Mehrwert aus Kompetenz: sionskassen, Versorgungswerke, Versicherun- Mark Ritter, Stephan Steiger und Marvin gen, Banken, Family Offices, kirchliche Ein- Labod – alle mit langjähriger Erfahrung  Langjährige Erfahrung, gute Ver- richtungen und Unternehmen. Von Vorteil ist mit Volatilitätsstrategien. netzung auch, dass bei der Volatilitäts-Risikoprämie im  Auf die Bedürfnisse des Kunden Unterschied zur Aktien- und Zins-Risikoprämie Short-Volatilitätsstrategien können zum zugeschnittene Lösungen nur ein sehr geringer Kapitaleinsatz notwendig ist. einen mit Spezialfonds umgesetzt wer-  Unterstützung durch Quantitative Nicht wirklich komplex, diversifizierend, in den, zugeschnitten auf das individuelle Analysis-Team mit eigener Volatili- der richtigen Ausgestaltung nicht zu riskant – Risikoprofil des Investors und dessen tätsdatenbank für Volatilitätsstrategien spricht einiges. „Ich Ertragserwartungen. Lupus alpha bie-  Hochprofessionelles Trading-Team würde sogar so weit gehen, dass einem institu- tet zum anderen aber auch zwei UCITS- für Implementierung tionellen Portfolio, das die Anlageklasse Vola- konforme Fonds an, den Lupus alpha  Enge Zusammenarbeit mit Risiko- tilität noch nicht enthält, ein diversifizierendes Volatility Invest, der schon seit 2007 management Element fehlt“, erklärt Raviol.

Drei Fragen zu Volatilität

Was macht Volatilität für Investoren inte- erfahrungsgemäß geringer, die Erholungs- DIE VOLATILITÄTSEXPERTEN ressant? Das in Europa voraussichtlich noch phasen kürzer. Auf lange Sicht ist die Prämie VON LUPUS ALPHA lang anhaltende Niedrigzinsumfeld stellt in- von etwa 4 % im Aktienbereich recht stabil. (VON LINKS NACH RECHTS): stitutionelle Investoren vor große Herausfor- STEPHAN STEIGER, derungen. 2018 hat darüber hinaus auch Wie können Anleger investieren? ALEXANDER RAVIOL, der Aktienmarkt enttäuscht. Die Suche nach Interessierte Investoren sollten sich an MARK RITTER, Alternativen hat sich also noch intensiviert. spezialisierte Expertenteams wenden, um MARVIN LABOD In dieser Situation kann Volatilität als alter- sich die Chancen dieser attraktiven Anlage- native eigene Anlageklasse für die erforder- klasse zu erschließen. Diese können Invest- lichen Renditen sorgen – bei gleichzeitig mentlösungen entwickeln, die den niedriger Korrelation zum Aktien- und Anlei- individuellen Anforderungen hemarkt. an Diversifikation und Rendite möglichst exakt entsprechen. Sind Volatilitätsstrategien nicht viel zu ris- Eine weitere Möglichkeit kant im derzeitigen schwierigen Marktum- sind UCITS-konforme feld? Volatilitätsprämienstrategien bauen Fonds. auf dem Spread zwischen impliziter und rea- lisierter Volatilität auf, und der ist empirisch gut belegt. Bei sehr großen Marktverlusten, wie während der Finanzkrise, fallen Vola- tilitätsprämienstrategien zwar auch in den negativen Bereich, die Verluste sind aber

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dafür aber auch keine direkt messbaren Kosten haben, etwa Google. Wir als Nutzer verkaufen diese Daten nicht, wir geben sie preis. Das er- scheint nicht als Position in der volkswirtschaft- lichen Gesamtrechnung. Der blinde Fleck durch die Digitalisierung wird immer gravierender.

leitwolf: Welche Rolle spielt die Sharing Economy?

Dr. Götz Albert: Auch der wohlstandsmeh- rende Effekt der Sharing Economy findet im BIP keinen richtigen Niederschlag. Es wird nur die Produktion eines langlebigen Wirt- schaftsguts gemessen und vollkommen außer Acht gelassen, dass durch Sharing Economy eine viel höhere Ausnutzung stattfinden kann: Ein einmal gekauftes Auto entfaltet dann eine ganz andere Nutzenwelt. Die gemeinsame Nutzung von Produkten, etwa im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, gab es zwar schon immer,

Dr. Götz Albert ist in der neuen Plattformökonomie hat man aber Managing Partner ganz andere Stückzahlen. Manche Produkte und CIO von haben sich außerdem in einer Art und Weise Lupus alpha. verändert, dass sie ihren eigentlichen Charak- ter aufgegeben haben: Früher war ein Auto- mobil ein reines Produkt, um mobil zu sein. Heute positionieren die Autohersteller ihre Produkte auch über deren Fähigkeit, sich mit dem Internet und anderen Verkehrsteilnehmern Das BIP – zu verbinden – Konnektivität ist ein relevanter Wettbewerbsfaktor. ein Auslaufmodell? Prof. Dr. Thomas Straubhaar: Dazu passt eine aktuelle Diskussion: Einige Nobelpreisträger Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der wachsenden Bedeutung unseres Fachs haben große Angst vor einer von Nachhaltigkeit wird die Kritik am BIP immer lauter. Darüber diskutieren sekulären Stagnation, da die Produktivitäts- Prof. Dr. Thomas Straubhaar von der Universität Hamburg und Dr. Götz Albert fortschritte in Amerika, aber auch in Deutsch- von Lupus alpha. land im Laufe der Zeit geringer geworden sind. Sollte jedoch kein Produktivitätsproblem Redaktion Anna-Maria Borse. Fotos von Markus Kirchgessner vorliegen, sondern ein Messproblem, dann sind die politischen Konsequenzen völlig an- dere. Zum Thema veränderter Charakter von leitwolf: Als Wohlstandsindikator stand spiel: Als ich mein Abitur gemacht habe, gin- Produkten: Wenn das Auto seinen Preis ver- das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von An- gen meine Eltern in eine Buchhandlung und doppelt, dann würden wir in Europa sagen, fang an in der Kritik. Doch warum ist es haben als Anerkennungsgeschenk ein drei- dass dies ein rein nominaler Effekt ist, real ist nun auch als Messgröße für die Wirt- bändiges Lexikon erworben – und damit das ein Auto immer noch ein Auto. Wenn das Auto schaftsleistung einer Volkswirtschaft BIP in die Höhe getrieben. Heute bekomme aber nicht mehr nur ein Auto ist, sondern ein zunehmend problematisch? ich bei Wikipedia diese Informationen umsonst, Wohlfühlgerät, dann handelt es sich um einen die auch noch kostenlos erzeugt wurden. Für realen Effekt. Dieser Punkt ist in Europa na- Prof. Dr. Thomas Straubhaar: Im Zeitalter der etwas, das früher relevant war für die Berech- hezu vollständig vernachlässigt worden und Globalisierung lässt sich das „Inland“ immer nung des BIP, gibt es jetzt also kostenlose spielt in Amerika eine ganz wichtige Rolle: weniger präzise vom Ausland abgrenzen. Mit Angebote, die auch in ihrer Entstehung nicht die hedonische Preismessung. der Digitalisierung kommt dazu, dass nicht entgolten werden. mehr nur physische Güter produziert werden, leitwolf: Wie sieht es aus mit der fehlen- sondern losgelöst von Raum und „Inland“ vor Dr. Götz Albert: Mit der Digitalisierung be- den Erfassung des Verbrauchs natürlicher allem auch Daten, die im Internet weltweit kommen Daten ein immer größeres Gewicht, Ressourcen – auch angesichts der Tat- gehandelt werden. Das erschwert die Erfassung diese gilt es richtig zu erfassen. Es gibt Unter- sache, dass ESG-Faktoren für Kapital- des BIP in ganz gravierender Weise. Ein Bei- nehmen, die sich in Daten bezahlen lassen, geber eine immer größere Rolle spielen?

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Prof. Dr. Thomas Straubhaar: Das hat mich schon in jungen Jahren bewegt, als es um die Grenzen des Wachstums ging – Stichwort Club of Rome. Ökologische Schäden können zum BIP-Wachstum beitragen, denken Sie an den Aufwand zur Wiederherstellung nach Umwelt- katastrophen. Daher sollten wir uns immer wieder bewusst machen, dass ökonomisches und ökologisches Wachstum wenig miteinan- der zu tun haben. Dazu kommt, dass wir lange gesündigt haben, indem wir externe Kosten vernachlässigt haben. Das Schöne ist aber, dass wir wirtschaftliches Wachstum haben können – auch ohne höhere ökologische Schäden. Da helfen uns neue Technologien ist ganz eminent. Wenn Menschen mehr Infor- Dr. Thomas Straubhaar Professor für Internationale mationen haben, machen sie hoffentlich klü- Wirtschaftsbeziehungen an gere Dinge. Die Alltagserfahrung zeigt uns der Universität Hamburg. übrigens auch, dass es beim Wirtschaftswachs- Zwischen 1999 und 2013 tum nicht um Maximierung gehen sollte, son- war er außerdem Direktor des Hamburger Weltwirt- dern um Optimierung. Für Anleger heißt das: schaftsinstituts HWWI. Diejenigen, die nur einseitig die ökonomische Seine aktuellen Forschungs- Rendite im Auge haben, könnten auf die Nase arbeiten zur Bedeutung des fallen. Unsere Untersuchungen machen auch BIP werden gefördert von der ganz eindeutig klar, dass es sich rechnet, wenn NORDAKADEMIE-Stiftung. man langfristig nachhaltig orientiert ist.

Dr. Götz Albert: Wir haben viele Kunden wie Man muss auch beachten, dass sich viele Aspek- tifizieren, die besser positioniert sind als an- beispielsweise Pensionskassen, die einen sehr te aufheben, weil beim BIP-Wachstum Verän- dere, die Herausforderungen der Zukunft zu langfristigen Blick haben müssen. Diese fragen derungen gemessen werden: Wenn wir in die- meistern. Da spielt die wirtschaftspolitische sich, was es ihnen nützt, wenn sie in diesem sem Jahr einen Messfehler gemacht haben und Großwetterlage nur eine untergeordnete Rolle. Kalenderjahr x % verdienen, in 20 Jahren dies machen ihn im nächsten Jahr wieder, wird er aber nicht mehr verdienen können, weil sie für das gemessene Wachstum zwischen den Prof. Dr. Thomas Straubhaar: Historisch war durch die Art des Investierens die Grundlage Jahren keinen substanziellen Einfluss haben. Das es durchaus gerechtfertigt, in Länderrisiken zu zukünftiger Erträge zerstört haben. Deshalb Problem ist aber, dass wir das BIP für so zen- denken und zu agieren. Das würde ich jedoch legen diese Anleger großen Wert darauf, tral halten. Wir sollten uns nicht dem Fetischis- heute nur noch mit Blick auf die Politik tun, bei ihrer Kapitalanlage auch öko- mus der Daten unterwerfen und, weil das BIP siehe Venezuela. Es ist extrem wichtig, dass logische und soziale Gesichts- im letzten Quartal 2018 beispielsweise um 0,2 % man das BIP nicht mehr als allgemein reprä- punkte zu berücksichtigen. geschrumpft ist, schon Weltunter- sentativ für alles nimmt, was in einem Land Und die Empirie zeigt, dass gangsstimmung verbreiten. Mein passiert. Unabhängig von einer allgemeinen die Rendite nachhaltiger Plädoyer ist, dass wir uns los- Länder- oder auch Branchenentwicklung finden Anlagen im Durchschnitt „Wir sollten lösen von dieser Zahlengläu- Sie Perlen, mit denen Sie als Kapitalanleger nicht schlechter ist – uns nicht dem bigkeit. großen Erfolg haben können. ganz im Gegenteil. Fetischismus der Daten leitwolf: Taugen klassi- Das Gespräch im Video leitwolf: Das BIP ist sche BIP-Prognosen aus unterwerfen.“ Lernen Sie weitere Details zur Kritik immer noch eine Investorensicht noch als am BIP kennen. Das Video zur Dis- wichtige Größe für Basis für die taktische kussion von Prof. Dr. Straubhaar und wirtschaftspolitische regionale Allokation? Dr. Albert finden Sie in der Online- Weichenstellungen. Wie Ausgabe dieses Magazins: kann es dieser Rolle gerecht werden? Dr. Götz Albert: Wenn wir uns in www.leitwolf-magazin.de unserem Team mit volkswirtschaftlichen Prof. Dr. Thomas Straubhaar: Es ist unstrittig, Daten beschäftigen, dann nehmen wir die BIP- dass das BIP mit all seinen Fehlern nach wie Entwicklung zur Kenntnis und freuen uns, wenn vor den wichtigsten Indikator zur Erfassung wir in Unternehmen in einem positiven Umfeld wirtschaftlicher Aktivitäten darstellt. Es ist investieren. Doch wir haben ganz bewusst die ebenso unstrittig, dass durch Revisionen im Entscheidung getroffen, uns vom makroökono- Vier- bis Fünfjahresrhythmus ein Teil der pro- mischen Datenkranz nicht ablenken zu lassen. blematischen Punkte aufgegriffen werden. Es geht für uns darum, Unternehmen zu iden-

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„Man sollte nur in das investieren, was man versteht“

Als größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands legt die Bayerische Versorgungskammer (BVK) großen Wert auf eine breite Diversi- fizierung und hat schon früh in Alternative Investments investiert. André Heimrich, Vorstand Kapitalanlagen, über Anlagestrategie und Managerauswahl der BVK sowie über seine persönlichen Dos and Don’ts in der Kapitalanlage.

Mit André Heimrich sprachen Ralf Lochmüller und Dr. Markus Zuber. geklasse wird bei einer entsprechenden Di- Redaktion Anna-Maria Borse. Fotos von Markus Kirchgessner versifizierung kein so großes Gewicht erhalten. Von den Alternative Investments haben sich mit Private Equity und Infrastrukturanlagen unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Im Be- reich Hedgefonds und Timber sind die Ergeb- nisse unterschiedlich. leitwolf: In Bayern hat etwa jeder fünfte Haus- André Heimrich: Rund 40 % der Mittel sind halt Ansprüche auf Leistungen der BVK. Bei in Anleihen inklusive Anleihefonds angelegt, leitwolf: Für viele institutionelle Anleger dieser Größe: Wie sind Sie organisatorisch 13 % in Aktien, 10 % in Beteiligungsinvestments ist das Yale-Modell ein großes Vorbild. Der aufgestellt? und ca. 20 % in Immobiliendirektanlagen und Freiheitsgrad von Stiftungen ist aber sehr -fonds. Die Immobilieninvestments haben wir viel größer als der von Versorgungswerken. André Heimrich: Die BVK ist vom Konstrukt in den letzten Jahren deutlich aufgestockt. Wo sehen Sie die größten Unterschiede? her einmalig in Deutschland durch die Bün- Dazu kommen Alternative Investments und delung verschiedener Versorgungs- und Zu- Absolute Return-Produkte mit rund 15 %, also André Heimrich: Durch die Umstellung auf satzversorgungseinrichtungen sowie mit einem etwa Produkte mit asymmetrischem Risiko- das offene Deckungsplanverfahren haben wir Anlagevolumen von aktuell ca. 85 Mrd. Euro. profil, Hedgefonds, volatilitäts- und options- zwar mehr Freiheiten und müssen nicht immer Ein großer Vorteil dieser Organisation ist, dass basierte Ansätze und Wandelanleihen. auf den Bilanzultimo schauen. Wir können wir Synergieeffekte nutzen können. Sei es im auch einmal Unterdeckungen aushalten, in Bereich der Kapitalanlage, der EDV oder der leitwolf: Warum ist Ihre reine Aktienquote holprigen Zeiten antizyklisch handeln und Finanzmathematik. Basis der Struktur für die eher niedrig? Welche Erfahrungen haben Anlagen so steuern, dass wir mittelfristig un- Kapitalanlage ist eine Plattform, die wir 2003 Sie mit Alternative Investments? sere Ziele erreichen. Dennoch sind wir stärker aufgesetzt und seitdem immer weiter verfeinert reguliert als Stiftungen und müssen die Risiko- haben, um die unterschiedlichen Interessen André Heimrich: Wir haben die Aktienquote quote von 35 % beachten. der Versorgungswerke optimal zu bedienen. in den vergangenen Jahren durchaus aufge- baut, doch wir sind limitiert durch die Risiko- leitwolf: Wie erschließen Sie sich eine neue leitwolf: Haben Sie ein übergeordnetes kapitalquote von 35 %. In diese Quote fällt Anlageklasse, die Sie für interessant halten? Renditeziel für alle Versorgungswerke? der Großteil der Anlageklassen, die interes- sant sind, also Infrastruktur, Private Equity, André Heimrich: Zu Anfang fragen wir uns, André Heimrich: Unser übergeordnetes Ziel High Yield oder Emerging Markets Debt und ob diese Anlageklasse überhaupt für unser ist die Erfüllung der Versorgungsverpflichtun- Emerging Markets Equity. Eine einzelne Anla- Vermögen geeignet und ein entsprechendes gen. Abgesehen davon haben die einzelnen Versorgungswerke unterschiedliche Rechnungs- zinsen, aber auch unterschiedliche Finanzie- rungssysteme. Das klassische Anwartschafts- deckungsverfahren haben wir in den ANDRÉ HEIMRICH studierte nach einer war Heimrich in verschiedenen leitenden vergangenen zwei Jahren, vor allem auf der Banklehre BWL in Würzburg und startete Positionen bei der BVK tätig, seit 2013 ist berufsständischen Seite, auf das offene De- seine berufliche Laufbahn bei der DG Bank er Vorstandsmitglied und Leiter des Be- ckungsplanverfahren umgestellt. Das ist eine in München. Der Tätigkeit im Volksbanken- reichs Kapitalanlagen. In seiner Freizeit ist Mischung aus Anwartschaftsdeckungs- und verbund folgten Stationen im Cash- und er am liebsten sportlich in der Natur unter- Umlageverfahren. Grund hierfür ist, dass das Devisenmanagement und Asset Manage- wegs, im Sommer beim Wandern oder Anwartschaftsdeckungsverfahren in einer Phase ment der Bayernwerk AG sowie als stell- Mountainbiking, im Winter beim Touren- sehr niedriger Zinsen nicht so gut funktioniert. vertretender Abteilungsleiter Finanzen skigehen oder Langlauf. Außerdem liebt beim Versorger E.ON. Von 2002 bis 2013 er Reisen in exotische Länder. leitwolf: Wie sieht derzeit Ihre Aufteilung nach Anlageklassen aus?

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Oben: Ralf Lochmüller, Managing Partner und CEO von Lupus alpha, im Gespräch mit André Heimrich.

Volumen am Markt verfügbar ist. Dann durch- läuft die Anlageklasse eine Asset Liability-Prü- fung und muss sich bewähren. Sie muss beim gleichen Risiko zu einer höheren Rendite oder bei gleicher Rendite zu einem geringeren Risiko führen. Und sie muss einen gewissen Diversi- fikationseffekt ins Portfolio bringen. Das letz- te Thema, dem wir uns zugewandt haben, war lohnt sich dagegen in Berei- Consultants. Ein Beispiel sind übrigens Private Debt. chen wie Small und Mid spezielle Immobilieninvest- Caps und Emerging Mar- ments, etwa in USA oder „Wir sind leitwolf: Sehen Sie Änderungsbedarf in kets-Debt bzw. -Aktien. Asien. grundsätzlich Ihrer strategischen Allokation? Anhänger der aktiven leitwolf: Kommen auf- Kapitalanlage – und leitwolf: Und wie lange André Heimrich: Alle drei Jahre überprüfen grund der Größe der BVK die Vergangenheit hat geben Sie Managern, bis wir unsere strategische Asset Allocation, das manche Investmentmög- uns Recht gegeben.“ Sie sich von Ihnen trennen? steht in diesem Jahr an. Im Moment glauben lichkeiten schon nicht wir aber, dass wir gut diversifiziert sind und mehr infrage? André Heimrich: Ein Mana- eher nur marginalen Anpassungsbedarf haben. ger hat in der Regel drei Jahre André Heimrich: Wir sind bereits sehr groß Zeit zu beweisen, dass er durch leitwolf: Passive Strategien gewinnen immer und gehen davon aus, dass wir in den nächs- Erzielung von Alpha einen Mehr- mehr an Bedeutung. Wie stehen Sie dazu? ten fünf oder sechs Jahren die 100-Mrd.-Euro- wert für das Portfolio liefern kann. In Grenze erreichen. Daher macht es keinen Ausnahmefällen, etwa bei einer defensiven André Heimrich: Wir sind grundsätzlich An- Sinn, in eine Anlageklasse nur ein oder zwei Strategie in einem drei Jahre währenden hänger der aktiven Kapitalanlage – und die Mrd. Euro zu investieren. Der Aufwand ist zu Bullenmarkt, gibt es auch schon einmal eine Vergangenheit hat uns mit Blick auf das Alpha, hoch im Vergleich zum Nutzen und der Effekt Verlängerung. Doch nicht nur mangelnde das wir erzielen konnten, Recht gegeben. Wir für das Portfolio zu gering. Performance, auch ein Strategiewechsel des verfolgen aber auch passive Strategien und Asset Managers kann zu einer Trennung füh- Smart Beta-Ansätze, zum Beispiel mit gleich- leitwolf: Wie wählen Sie Asset Manager aus? ren. Wir gucken auch dann besonders hin, gewichteten („equal-weight“) Portfolios. Es wenn Schlüsselpersonen für die Steuerung gibt Bereiche, aktuell etwa Investment Grade- André Heimrich: Für etablierte Anlageklassen eines Portfolios das Haus verlassen. Unternehmensanleihen, die wenig Grund- haben wir eigene Datenbanken aufgebaut. ertrag bringen. Da machen möglichst kosten- Wenn es um neue Themen geht, bedienen leitwolf: Kommt es bei Hedgefonds- oder effiziente Ansätze Sinn. Aktives Management wir uns für den Auswahlprozess auch mal Absolute Return-Strategien stärker auf die

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Oben: Über den Dächern von München: André Heimrich mit Ralf Lochmüller, leitwolf-Redakteurin Anna-Maria Borse und Dr. Markus Zuber.

Oben: Dr. Markus Zuber ist Partner und nen Reihen zu besetzen. So haben wir eine lieber die Finger davon. Nicht zuletzt sollte Senior Relationship Manager im Bereich hohe Kontinuität im Team, auf die wir sehr man, wenn man eine Entscheidung getroffen institutionelle Kunden von Lupus alpha. stolz sind. Und mit dem entsprechenden Know- hat, auch eine gewisse Zeit durchhalten. Man- how im Haus finden Gespräche mit Managern che Entscheidungen muss man zwar wieder auf einer ganz anderen Ebene statt. korrigieren, doch es zahlt sich oft aus, auf richtige Managerselektion an als bei klassi- Kontinuität zu setzen. schen Anlagen? leitwolf: Die Asset Management-Branche wandelt sich derzeit stark, ein Schlagwort André Heimrich: Wir hinterfragen grundsätz- ist künstliche Intelligenz. Wie stehen Sie als lich immer die Managerqualität. Bei Strategien, Investor dazu? mit denen Alpha generiert werden soll, ist die Bayerische Leistungsfähigkeit des Managers aber beson- André Heimrich: Beim Einsatz von künstlicher ders wichtig. Generell spielen für unsere Intelligenz im Asset Management handelt es Versorgungskammer (BVK) Managerauswahl harte und weiche Faktoren sich um keine neue Anlageklasse, sondern um eine Rolle. Auch Vor-Ort-Besuche bei Mana- eine neue Herangehensweise. Wir werden uns gern sind ein bedeutender Baustein für unsere dieses Thema genau anschauen und prüfen, Die BVK führt die Geschäfte von zwölf Entscheidung. Diese bringen die harten Fak- ob so etwas in unser Portfolio passt. Oft wird berufsständischen und kommunalen Alters- ten manchmal erst zum Vorschein: Zum Bei- allerdings auch alter Wein in neuen Schläu- versorgungseinrichtungen – von der Bayeri- spiel konnte ein Manager, der bei der Präsen- chen verkauft. Quantitatives Investieren gibt schen Ärzteversorgung, der Versorgungsan- tation in unserem Haus einen sehr guten es ja schon lange. Wir haben schon relativ stalt der Kaminkehrergesellen bis hin zum Eindruck hinterlassen hatte, beim Vor-Ort- früh auf quantitatives Asset Management ge- Versorgungswerk des Bayerischen Landtags. Besuch sein Risikomanagementsystem nicht setzt und waren damit sehr erfolgreich. Die BVK, Oberbehörde des Freistaats Bayern präsentieren. Offenbar war dieses noch gar im Geschäftsbereich des Bayerischen Innen- nicht fertig. Weiche Faktoren beziehen wir leitwolf: Was sind Ihre persönlichen Dos ministeriums, managt für alle Einrichtungen aber ebenso mit ein: Wie wird miteinander and Don’ts in der Kapitalanlage? zusammen ein Volumen von 77 Mrd. Euro gearbeitet? Wie ist die Stimmung im Team? (Buchwert, Marktwert: 85 Mrd. Euro) für die André Heimrich: Zum einen ist es eine Tod- Alters-, Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebe- leitwolf: Wie schaffen Sie es, das erforder- sünde, in etwas zu investieren, was man nicht nenversorgung für 2,3 Millionen Versicherte liche Know-how im Haus zu haben? versteht. Ich denke da zum Beispiel an einige und Leistungsempfänger. 2018 waren etwa strukturierte oder stark gehebelte Produkte. 8 Mrd. Euro anzulegen aus Beitragseinnahmen, André Heimrich: Wichtig ist es, erfahrene Nur wenn man ein Produkt versteht, kann man Kapitalanlageerträgen und fälligen Anleihen. Leistungsträger zu halten und gleichzeitig jun- es auch sinnvoll in ein Portfolio einbauen. Die BVK hat gut 1.300 Mitarbeiter, um die ge, talentierte Mitarbeiter einzubinden sowie Zum anderen sollte man sich bewusst darüber Kapitalanlage kümmern sich rund 40 Experten. ihnen Verantwortung zu geben. Wir entwi- sein, was man kann und was man nicht kann. ckeln systematisch Führungsnachwuchs und Manchmal muss man erkennen: Dieses Spe- versuchen, Führungspositionen aus den eige- zialistenwissen haben wir nicht, da lassen wir

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Problemlöser, Datenarchitekten und Enabler in einem

Nicht nur Lupus alpha wird dieses Jahr 19. Auch die seit Gründung bestehende IT des Asset Managers ist größer und reifer geworden. Das Hauptaugenmerk der Technologie-Experten liegt derzeit auf der Zukunftsfähigkeit der Systeme. Gleichzeitig arbeiten die IT-Kollegen an anderen wichtigen Baustellen wie der Cloud.

Von Ina Lockhart. Fotos von Markus Kirchgessner

m 6. OG in der Speicherstraße im Frank- Samstag Ende Januar sind die IT-Admins für furter Westhafen sitzt die Feuerwehr. Zu- die „Black-Building-Übung“ ins Büro gekom- Imindest die, die Kollegen von Lupus alpha men. In einem Ablaufplan ist genau festgelegt, unter 7112 anrufen, wenn plötzlich der PC wer was wann wie macht. Ein bis zwei Stunden streikt, dringend benötigte Daten nicht verfügbar hat das Team Zeit, um das komplette IT-System sind oder verloren scheinen. In solchen Fällen des Asset Managers in ein externes Rechen- kann meist die IT helfen und die gelöschten zentrum zu verlagern. Dann schaltet sich auch Daten wiederherstellen. „Wenn es irgendwo die Notstromversorgung ab. brennt, sind wir zuständig“, sagt Patrick Lorenz Doch das tägliche Troubleshooting und vom Helpdesk. Manchmal ist die Problemlö- Notfallübungen sind nur zwei der vielen Bau- sung so trivial, dass nur ein Stecker richtig rein- stellen, um die sich die zehn IT-Mitarbeiter unter gedrückt werden muss. Manchmal benötigt der Leitung von Markus Gehwald kümmern. die Lösung des Problems aber auch Stunden. Für die anderen Baustellen gibt es die unter- Wie bei der normalen Feuerwehr probt schiedlichsten „Auftraggeber“: den Vorstand das IT-Team auch den Ernstfall. Beispielsweise des eigentümergeführten Asset Managers, die wenn der Strom länger ausfällt. An einem Kollegen der Fachabteilungen, den Gesetz-

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Oben: Michael Maisel und Dr. Christian Stelter arbeiten gemeinsam an SimCorp Dimension (SCD). Links: Patrick Lorenz vom Helpdesk ist für die Kollegen da, wenn es „brennt“.

Maisel, einer der IT-Kollegen, die für die Anwen- dungen zuständig sind. „Ganz problematisch wird es, wenn das auch noch zur Haupthan - delszeit passiert.“ IT-Projekte sind eigentlich nie abgeschlossen. Das kann man als unbefriedigend, aber auch als spannend oder herausfordernd empfinden. Es gibt immer eine Lernkurve. Nicht selten tut sich ein neues Thema auf, wenn ein anderes Problem gerade gelöst ist. IT ist wie ein Haus, das in seiner Architektur und seiner Technik fortlaufend auf dem neuesten Stand gehalten werden und das sich seinen stetig wechselnden Bewohnern anpassen muss. Je älter das Bau- jahr, desto kniffliger wird diese Aufgabe. Derzeit Oben: Markus Gehwald leitet das zehnköpfige IT- betreut das IT-Team von Lupus alpha 100 Anwen- Team von Lupus alpha. der und über 200 größtenteils virtuelle Server. Links: Santiago Rojas (links) aus dem Quantitative Analysis-Team und Dmytro Gerasymchuk diskutieren Diplom-Mathematiker Gehwald wurde über eine Lösungsidee im Data Warehouse (DWH). 2017 ins Unternehmen geholt, um die IT zu- kunftsfähig zu machen. Ein schöner Begriff für eine Herausforderung, die noch nicht mal einige der großen Player der Branche meistern. 2018 hat Lupus alpha In solchen Situationen kön- Gehwalds Team mit vier Neu- „Die sensiblen nen sich die Gemüter einstellungen noch mal kräftig Daten bleiben schon mal erhitzen. Bei- aufgestockt. bei uns, alles spielsweise wenn eines Gehwald sieht die Neu- andere wird der der zentralen Softwaresys- zugänge differenziert: „Viele Cloud anver- teme, über das der Handel unserer Entwickler sind erst traut.“ geber bzw. die Aufsicht und die Kunden von läuft, ausfällt. „Wenn das zwei oder drei Jahre dabei. Lupus alpha. System in dem gewünschten Die Einarbeitung neuer Kolle- Eigentlich ist der Job der IT undankbar. Zeitfenster von 15 Minuten gen kostet einerseits Zeit, ande- Warum? Weil das größte Lob für die IT ist, nicht wieder hochfährt, son- rerseits sind wir aber auch weni- wenn alles läuft und sie unbemerkt ihren Job dern uns das erst nach zwei bis drei Stunden ger betriebsblind.“ Eine Eigenschaft, macht. „Die IT wird nur dann bemerkt, wenn es harter Arbeit wieder gelingt, kommen wir die vor allem für die Arbeit von Dmytro ein echtes Problem gibt“, sagt IT-Leiter Gehwald. schon mal ins Schwitzen“, erzählt Michael Gerasymchuk wichtig ist. Gehwald hat ihn als

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Links: Risikomanagerin Juliane Roth im Gespräch mit Serban Arhanghelschi.

drängt. „Im Juni sollen die ersten Testläufe mit unserem Kunden stattfinden“, sagt Gehwald. „Dazu müssen wir bis Mai fertig sein. Mit etwas Zeitpuffer eingerechnet heißt das, dass wir noch im Februar anfangen müssen.“ Dabei hängt schon das nächste Projekt in der Warteschleife: Die Datenlieferung für die Berechnung der Risikozahlen durch einen ex- ternen Dienstleister muss komplett umgestellt werden. „Der Dienstleister hat die gesamte Logik geändert“, sagt der IT-Leiter. „Das Projekt wird uns inklusive Testphase auch zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Die Risiko- erfahrenen Techniker eingestellt, der sich voll Softwarearchitektur sinnvoll umgesetzt wer- zahlen sind nicht nur für das Kundenreporting darauf konzentriert, die über 19 Jahre gewach- den kann. Sinnvoll bezieht sich gleich auf vier wichtig, sondern auch für die Kollegen, die mit sene IT-Architektur auseinanderzunehmen. Dimensionen: fehlerfrei, leistungsfähig, termin- Wandelanleihen oder für den Bereich Alterna- „Genau dafür habe ich ihn geholt“, sagt Geh- gerecht und kostengünstig. tive Solutions handeln.“ wald. „Die Frage, ob Prozesse vernünftig sind, Bei der Umsetzung steht das „ob“ nicht zur Doch jetzt muss Gehwald erst einmal ent- stellt nur einer, der das System nicht kennt.“ Debatte, lediglich das „wie“, denn hier geht es scheiden, welches der beiden internen Soft- Der Countdown läuft für die Soft- und um einen langjährigen und wichtigen Kunden. waresysteme für die neue Datenlieferung ver- Hardwarespezialisten. 2020 soll die IT auf dem Bis Juli muss Lupus alpha in der Lage sein, die wendet werden soll. Das eine hat bei den neuesten Stand der Dinge sein. Agil und leis- gewünschten Daten im veränderten Format vorhandenen Daten einen gewissen Vorsprung tungsfähig, um die Kollegen in den Fachabtei- über die neu vorgegebenen Schnittstellen zu- gegenüber dem anderen. Einen Vorsprung, der lungen von Lupus alpha in ihrer täglichen Arbeit verlässig zu liefern. Kein Wunder, dass kostbare Entwicklerkapazitäten und Geld spa- zu unterstützen. Eine hauseigene IT hat Tradi- Gehwald in Gesprächen im Hause, ren könnte. Allerdings nur dann, wenn der tion. Keine Selbstverständlichkeit angesichts aber auch mit Externen etliche Datenexport mit dieser Software eine Unter- des allgemein üblichen Trends, die IT – beim Optionen der Umsetzung aus- stützung von außen bekommt. Versuch, Kosten zu senken – auszulagern. lotet. Ob das möglich ist, muss Bei der Schon als der eigentümergeführte Asset Mana- Im wöchentlichen Change Umsetzung von Gehwald jetzt klären. ger im Jahr 2000 gegründet wurde, war die IT Request Meeting Ende Januar Kundenanforde- Falls nicht, wird die als einer der fünf Geschäftsbereiche durch fasst Gehwald den Stand der rungen steht Vorarbeit mühsam. „Pro einen Partner im Leitungsgremium vertreten. Dinge zusammen. Mit dabei das „ob“ nicht zur Wertpapierinstrument muss Heute ist das Michael Frick, der als CFO sind der Anwendungsent- Debatte, sondern dann ein Fachkollege zu- und COO in Personalunion diese Rolle inne- wickler Serban Arhanghelschi lediglich das „wie“. sammen mit einem Ent- hat. Erst zum Jahreswechsel hat er die Aufgabe und Brahim Ali Oussalah für wickler in der Excel-Datei vom Gründungspartner Matthias Biedenkapp den Anwendungssupport so- jedes Datenfeld durchgehen übernommen, der mit dem Verkauf der Lupus wie Paul Hanau, Leiter Risiko- und entscheiden, welche Infor- alpha Business Solutions (LABS) ausgeschieden management, und seine Kollegin Juliane Roth, mationen gebraucht werden“, er- ist, um die ehemalige IT-Tochter beim neuen die beide die Seite der Anwender vertreten – klärt Gehwald. „Dafür werden Eigentümer Universal Investment weiter zu nicht nur aus ihrer Fachabteilung, sondern beide Kollegen sicherlich fünf bis zehn führen. Frick versteht sich als Pragmatiker, der auch aus den Teams Handel und Portfolio- Tage benötigen.“ als Nicht-ITler nüchtern priorisiert: „Am Ende Management. Neben Hanau kommt als Fachkollege des Tages sind das alles Daten. Wir müssen „Das ist kein einfaches Thema“, sagt der IT- Manuel Klöckner für diese Arbeit infrage. Als nicht alles machen, was technisch möglich ist, Leiter, als das Projekt mit der Change Request- Business-Analyst übersetzt er zwischen den sondern nur das, was nötig ist, um den Bedürf- Kennung 1903-0122 an der Reihe ist. „Ich beiden Welten: zwischen den Fachabteilun- nissen unserer – internen und externen – Kunden habe mit einem Externen gesprochen, der für gen einerseits und der IT andererseits. Er ist gerecht zu werden.“ einen anderen Investor diese Umsetzung be- der Einzige bei Lupus alpha, der gleich zwei Nur das machen, was nötig ist. Leichter reits vollzogen hat und dabei die Software Chefs hat: Risikomanagement-Abteilungsleiter gesagt als getan. Um dazu eine Aussage zu einsetzt, die wir auch nutzen. Die haben allein Paul Hanau und CFO/COO Michael Frick. treffen, muss IT-Chef Gehwald öfter mal harte zwei Monate für die Entwicklung gebraucht. Tagesgeschäft, also eine tägliche Routine, kennt Nüsse knacken. Derzeit zerbricht er sich den Dann noch einen Monat Tests und Korrekturen. Klöckner nicht. Er arbeitet immer projektbezo- Kopf darüber, wie eine neue Kundenanforde- Dies würde auch für uns gelten, wenn wir bei gen, oft zusammen mit einem der Entwickler rung zur Datenlieferung mit der hauseigenen null anfingen.“ Die Zeit für eine Entscheidung wie Norman Neuhaus.

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Links oben: Entwickler Norman Neuhaus (links) und Business-Analyst Manuel Klöckner erarbeiten eine Struktur für ihr aktuelles Projekt. Oben: Senior Relationship Managerin Pascale-Céline Cadix lässt sich von Markus Gehwald das neue Fonds- informationsportal erläutern.

Was dabei entsteht und was der Beamer in der nachfolgenden Besprechung an die Wand wirft, sieht wie eine große, bunt gemusterte Wandtapete aus: unterschiedlich farbige Pro- zessbausteine, die mit Linien miteinander ver- bunden sind. Bereits automatisierte Prozesse tragen ein kleines Zahnrad, manuelle Arbeits- abläufe erkennt man an einer kleinen Hand. Frick will so Optimierungspotenziale be- nennen und priorisieren, wie die vorhandenen Ressourcen effizienter eingesetzt werden kön- nen. „Das Abschlussmeeting steht noch aus, bei dem konkrete Jahresziele für die Prozess- optimierung formuliert werden sollen“, sagt Klöckner. Ihm macht dieses Projekt einen Oben: Lagebesprechung – das IT-Team bei seinem wöchentlichen Jour fixe. „Riesenspaß“, wie er sagt. „Im Gespräch mit den Fachkollegen spüre ich Prozessabläufe auf, die verbessert werden können. So können Mit- arbeitern lästige Routineaufgaben erspart wer- den und gleichzeitig senken wir die Fehlerquote. Denn der Mensch neigt gerade bei monotonen Als letztes großes Projekt hat der studierte blick. „Fast ein ganzes Jahr waren wir dann Prozessabläufen dazu, fehlerhaft zu arbeiten.“ Wirtschaftsinformatiker die Umsetzung der damit beschäftigt, die Voraussetzungen für das Vergangenes Jahr gab es auch eine enge MiFID II-Richtlinie betreut, die Asset Managern geforderte Transaktionsreporting zu schaffen.“ Zusammenarbeit zwischen Dr. Markus Zuber, ab dem 3. Januar 2018 umfangreiche Melde- Derzeit ist Klöckner im Auftrag von Michael Senior Relationship Manager im Bereich insti- und Berichtspflichten auferlegt hat. „Lange Zeit Frick unterwegs. Er soll sich in den Fachabtei- tutionelle Kunden und seit Mitte 2016 im Partner- war unklar, wie genau wir als Asset Manager lungen die Geschäftsprozesse anschauen und kreis von Lupus alpha, und Carsten Höppner diese Meldepflichten überhaupt erfüllen müs- sauber dokumentieren. Ein enger Austausch aus der IT. Das Ziel: Die Kollegen im Vertrieb sen“, sagt der Business-Analyst, der vor zwei- mit den Kollegen ist dafür die Voraussetzung. sollten von unterwegs auf die Performance- einhalb Jahren zu Lupus alpha kam, im Rück- Danach visualisiert Klöckner die Prozesse. Daten aller Fonds, Publikums- und Spezial-

40 Von Wölfen und Menschen fonds, zugreifen und mit eigenen Datenabfra- gen auf die spezifischen Bedürfnisse ihres Kunden flexibel eingehen können. Die Ergeb- nisse sollten in einem benutzerfreundlichen Layout dargestellt sein. Ein neues Softwaretool musste programmiert und der Datenbestand im Data Warehouse tanja.askani/Fishing4 © (DWH) erweitert werden. Seit Frühjahr 2018 gibt es nun das FIP 2.0. „Wir im Vertrieb kön- Die Bedeutung nen jetzt viel flexibler, schneller und individu- von Ritualen eller reagieren, wenn wir bei unseren Kunden sind“, sagt Dr. Markus Zuber. Davon profitiert auch Pascale-Céline Cadix, Senior Relation- ship Managerin für den Wholesale-Bereich, s sind minus 30 Grad an diesem Januar- vor Ort bei ihren Kunden: „Das FIP 2.0 ermög- Emorgen im Lamar Valley. Seit Stunden schon licht uns, Vergleiche mit Konkurrenzfonds für beobachte ich zwölf schlafende Wölfe. Endlich verschiedene Zeiträume und Szenarien durch- kommt Bewegung in die Gruppe. Die ersten stehen zuspielen. Gleichzeitig können wir alle ge - auf und schütteln sich den Schnee aus dem Fell. wünschten Kennzahlen zeigen.“ Markus Gehwald und sein Team haben Dann ist das ganze Rudel wach und beginnt mit dem morgendlichen Begrü- aber nicht nur „Auftraggeber“ aus Fleisch und ßungsritual. Die Erwachsenen lecken sich gegenseitig die Schnauzen, die Blut, sondern auch einen ganz großen unsicht- Jungwölfe überfallen die Älteren und beißen sie liebevoll. Einige springen mit- baren: den technologischen Fortschritt. Einer ten in das Gewühl hinein. Überall blitzende Augen und wedelnde Schwänze. davon nennt sich „Cloud“. In der großen Wolke können Nutzer im Internet ihre Daten In der Forschung bezeichnen wir dies als „Rally“. Schließlich erhebt einer im speichern und verwalten. Aus der Option wird Rudel die Stimme, andere fallen ein und heulen in den unterschiedlichsten in Zeiten von Big Data aber schleichend ein Tonlagen. Der Gesang explodiert in einem grandiosen Finale, bevor die Tiere Muss. „Ein Großteil der Software wird künftig zur Jagd aufbrechen. nur noch cloudbasiert angeboten“, sagt Geh- Eine Wolfsfamilie bestätigt sich gegenseitig immer wieder ihrer Zuneigung wald. „Was mit Microsoft Office 365 angefan- gen hat, geht für uns jetzt weiter. Die Software und ihres Respekts durch ständige Kommunikation und Rituale. Dazu gehört für unsere Kundendatenbank, das CRM-System, vor allem auch das gemeinsame Heulen. wird als nächstes auf die Cloud umgestellt. Rituale sind auch im menschlichen Sozialverhalten von grundlegender Und unsere andere Software, über die unser Bedeutung. In Unternehmen, wo Menschen einen Großteil ihres Arbeitsalltags Handel läuft, gibt es ab 2025 auch nur noch miteinander verbringen, verleihen sie Struktur, Orientierung und Sicherheit als Cloud-Anwendung.“ IT-Kollege Höppner ist gerade damit be- und schaffen ein Wirgefühl. Sie sind die „Rally“ der Menschen. schäftigt, die technischen Voraussetzungen für Durch Outsourcing und Digitalisierung gehen zunehmend Gemeinsamkeit die Umstellung des CRM-Systems zu schaffen. und Vertrautheit verloren. Rituale helfen, die Gemeinschaft wieder zu stärken. Wenn er damit fertig ist, sind die Fachkollegen Beförderungen, Verabschiedungen und Meilensteine, die früher eher still über gefragt, um die fachlichen Anforderungen für die Bühne gingen, werden wieder zelebriert. Man feiert regelmäßig gemein- die Cloud-Verlagerung zu erarbeiten und zu formulieren. Ein Prozess, der wieder ein paar sam mit Family & Friends, bei Weihnachtsfeiern oder dem sommerlichen Grill- Monate in Anspruch nehmen wird. fest. Ein Ritual wie das wöchentliche Feierabendbier oder der Casual Friday Macht sich Lupus alpha durch die Auslage- können das Miteinander stärken. Und das hilft, wenn man als Team das Beste rung der Daten aber nicht verwundbarer für für seine Kunden geben will. Angriffe von außen? „Die Frage ist doch eher, Bei den Wölfen wird das gemeinsame Heulen übrigens nicht vom Leitwolf ob uns externe, große Dienstleister nicht eine viel bessere Datensicherheit liefern können, begonnen, trotzdem machen alle mit. Die dynamische Wirkung der „Rally“ führt als wir es selbst können“, gibt Michael Frick zu dazu, dass alle ihr Bestes geben. Das Ergebnis sehe ich am Abend, als die bedenken. IT-Leiter Gehwald sieht die Zukunft Wölfe das nächste Ritual zelebrieren – nach erfolgreicher Jagd fressen sie in einer hybriden Lösung: „Die sensiblen Daten gemeinsam ihre Beute. bleiben bei uns, alles andere wird der Cloud anvertraut.“ Alles Maßnahmen, damit die IT-„Feuerwehr“ von Lupus alpha nicht ausrücken muss zu ELLI H. RADINGER gab 1983 ihren Beruf als Rechtsanwältin auf und arbeitet seitdem als Fach- einem Einsatz, zu dem es gar nicht erst kommen journalistin und Autorin mit Schwerpunkt Wildtiere und Natur. Einen Großteil des Jahres ver- soll: ein Datenverlust oder ein Systemausfall, bringt die Wolfsexpertin im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark in Wyoming, um dort der durch einen Hackerangriff ausgelöst wird. wild lebende Wölfe zu beobachten. Nach ihrem Spiegel-Bestseller „Die Weisheit der Wölfe“ steht mit „Die Weisheit alter Hunde“ auch das neue Buch von Radinger wieder auf der Spiegel- Bestsellerliste. www.elli-radinger.de

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Was macht einen Portfolio-Manager erfolgreich?

Marcus Ratz und Manuel Zell im Gespräch über das, was einen guten Portfolio-Manager ausmacht – zwei Generationen, zwei Perspektiven von Experten aus dem Hause Lupus alpha.

Mit Marcus Ratz und Manuel Zell sprach Markus Gutberlet. Fotos von Markus Kirchgessner

leitwolf: Herr Ratz, Herr Zell, was muss ein Marcus Ratz: Und das bleibt. Auch nach vielen guter Portfolio-Manager mitbringen? Welche Jahren als Portfolio-Manager. Wer seine Neu- Ausbildung, welche Einstellung? gier verliert, verliert die Fähigkeit Alpha zu generieren. Small & Mid Caps sind in so vielen Marcus Ratz: Unerlässlich sind belastbare verschiedenen Branchen zu Hause, da müs- Grundkenntnisse der Betriebswirtschaft und sen wir uns als Generalisten von einem zum Volkswirtschaft. Für einen Portfolio-Mana- nächsten Meeting auf komplett neue Aspekte ger ist allerdings wichtig, dass er diese und Fragestellungen einlassen. selbstständig analytisch einsetzen kann. Es geht nicht um totes Wissen. Es geht leitwolf: War Portfolio-Manager schon immer immer um die Anwendung – und Ihr Traumberuf? das mit enormer Fokussierung. Ein gutes Verständnis von Psychologie Manuel Zell: Das kann man so nicht sagen. kann auch hilfreich sein. Als Team Ich habe Mathematische Finanzökonomie in führen wir über 1.000 Gespräche Konstanz studiert. Erst während des Studiums mit dem Management von Un- ist dann so langsam mein Interesse an Aktien ternehmen pro Jahr. Wer dabei und dem Kapitalmarkt allgemein erwacht. Bei mehr herausbekommen will, einem Praktikum im Wandelanleihen-Team braucht auch ein Gespür für die von Marc-Alexander Knieß und Stefan Schauer zwischenmenschlichen Töne. habe ich dann hautnah miterlebt, was ein Ereignis wie das Brexit-Referendum alles an Manuel Zell: Ent- Folgeüberlegungen auslöst. Das hat mich ge- scheidend ist für packt – und nicht wieder losge- mich, dass man lassen. Ich freue mich, heute im Studium me- Teil dieses Teams zu sein. thodisch zu arbei- „Wer seine ten gelernt hat und Neugier verliert, Marcus Ratz: Mich haben Makroökonomie wie verliert die irgendwann während mei- auch den Kapitalmarkt Fähigkeit Alpha nes BWL-Studiums die Ent- in ihrer Funktionsweise zu generieren.“ wicklungen am damaligen begreift. Schon bei mei- Neuen Markt zu faszinieren nen ersten Praktika im begonnen. Praktische Aktien- Portfolio-Management habe erfahrungen bei der Deutschen Marcus Ratz (46), Partner, Portfolio ich allerdings gemerkt: Das ist Bank und Commerzbank folgten – Management Small & Mid Caps Europa, nur der Startpunkt, von dem aus man sich damals noch auf der Sales-Seite. Ich seit 2001 bei Lupus alpha. weiterentwickelt. Man muss bereit sein, sich glaube, dass es letztlich die Vielseitigkeit in immer neue Themen, in Fachgebiete und der Anforderungen an den Portfolio-Manager Tätigkeitsbereiche von Unternehmen einzu- ist, die ihn zu meinem Traumberuf macht. Wir arbeiten. müssen ein breites Spektrum abdecken – von

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den Gesprächen mit Unternehmensvertretern Manuel Zell: Wir profitieren als Wandelanlei- kann Verbesserungen anregen. Lupus alpha über analytische Aufgabenstellungen und den hen-Team enorm von dem Wissen aus den per- fühlt sich mit seinen 18 Jahren da immer noch Portfolio-Aufbau bis hin zu Gesprächen mit sönlichen Kontakten mit Wachstumsunterneh- ein bisschen wie ein Start-up an. Investoren. men, die wir oft gemeinsam mit den Kollegen aus dem Small & Mid Cap-Bereich pflegen. Marcus Ratz: Stimmt. Dieser besondere Spirit leitwolf: Was ist der Alltag eines Portfolio- Durch diese genaue Kenntnis der Player hier begeistert mich noch heute immer wieder. Managers? Was macht ihn spannend in Europa ergeben sich auch aussagekräftige Und – ich muss es am Schluss doch einmal und auf was könnten Sie verzichten? Ableitungen für Wettbewerber in aller Welt. sagen: Er lebt auch davon, dass wir immer junge Kollegen haben, die sich nicht nur selbst Marcus Ratz: Eigentlich be- Marcus Ratz: Umgekehrt weiterentwickeln, sondern hier immer wieder ginnt jeder Tag mit der Frage: können wir auf der Aktien- neue Ideen einbringen, die auch offen aufge- Was ist über Nacht passiert? „Wir müssen seite auch von der Exper- nommen werden. So ist Lupus alpha jetzt zwar 75 % unserer aktuellen Infor- auch sehr präzise tise von Herrn Zell und „volljährig“, aber immer bereit sich weiterzu- mationen kommen vor Bör- sein. Gerade wenn es den Kollegen im Team entwickeln. bei uns um die senstart. Und diese haben profitieren. Stichwort zum Prospektklauseln von leitwolf: Herr Ratz, Herr Zell, wir danken sehr oft Einfluss darauf, wo- Wandelanleihen geht.“ Beispiel: Credit Spreads, mit wir uns im Tagesablauf die als Frühindikatoren Ihnen für das Gespräch. eingehender zu beschäftigen für Risikoaversion in den haben. Das macht jeden Tag Märkten fungieren. anders. Die Unternehmen, in die wir investieren, vor Ort kennenzulernen, ist für leitwolf: Von welchen persön- mich auch ein äußerst interessanter Aspekt lichen Eigenschaften profitieren meiner Arbeit. Verzichten würde ich natürlich Sie als Portfolio-Manager? Und was macht gern auf manch schlechte Nachricht, aber die die Besonderheit Ihrer Arbeit bei Lupus gehört einfach dazu. alpha aus?

Manuel Zell: Mit unseren Strategien investieren Marcus Ratz: Die Fähigkeit, mit Un- wir global. Für mich ist es spannend zu sehen, gewissheit umzugehen, gehört sicher wie in anderen Weltregionen gedacht und ge- zu meinen Stärken. Wir treffen im- wirtschaftet wird. Es gibt darüber hinaus Phasen, mer Entscheidungen, die sich erst die ich besonders mag. Etwa die Earning in Zukunft als richtig oder falsch Season – wenn wir erfahren, wie weit unsere erweisen. Da kann man nicht aktiven Anlageentscheidungen aufgegangen immer alles vorweg besser sind. Oder auch die Neuemissionen, bei denen wissen. Man muss aber die wir uns sehr schnell einarbeiten müssen. Re- Bereitschaft haben, sich selbst portings und die Berücksichtigung regulatori- und die eigenen Entscheidun- scher Vorgaben sind wichtig und notwendig, gen kontinuierlich kritisch machen die Arbeit aber für mich nicht span- zu hinterfragen. Ich bin jetzt nender. Gut, dass wir im Portfolio-Management schon so lange bei Lupus alpha, auf diesem Gebiet bei Lupus alpha soweit wie weil mir die Unabhängigkeit möglich unterstützt und entlastet werden. und die Kultur von Lupus alpha die notwendige Freiheit lassen, leitwolf: Durch intensives Research mehr zu als aktiver Manager Entscheidun- wissen ist der Kern jeder Alpha-Generierung. gen zu treffen – und zwar aus Was genau bringt Ihnen die Analyse der tiefster Überzeugung und ohne einzelnen Unternehmen? dabei aus dem eigenen Haus unter Druck gesetzt zu werden. Marcus Ratz: Eine einzelne Analyse oder ein einzelnes Gespräch mit dem Unternehmen Manuel Zell: Ich kann sehr präzise arbeiten. gibt nicht das komplette Bild wieder. Erst die Gerade wenn es bei uns um die Prospekt- Vielzahl an Meetings mit allen Beteiligten in klauseln von Wandelanleihen geht. Ich habe der Wertschöpfungskette vervollständigt das sicher auch ein schnelles Auffassungsvermögen Bild wie einzelne Teile ein Puzzle. Dabei gilt und Freude an immer neuen Herausforderun- es immer, Wichtiges von Unwichtigem zu gen. Bei Lupus alpha fühle ich mich einfach Manuel Zell (27), Portfolio Management Global Convertible Bonds, trennen. Je länger man dabei ein Unternehmen am richtigen Ort: Auch wenn ich erst seit seit 2017 bei Lupus alpha. kennt und begleitet, desto besser kann man 2017 dabei bin, bekomme ich viel Vertrauen einschätzen, wie verlässlich die Aussagen des entgegengebracht, kann eigenverantwortlich Managements sind. handeln. Und ich kann mich einbringen,

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Rechts: Ex-Außenminister Sigmar Gabriel plädierte dafür, dass Deutschland seiner politischen Rolle in Europa und der Welt gerecht werden solle. Unten: US-Finanzexperte John Mauldin warnte die Zuhörer eindringlich vor dem weltweit wachsenden Schuldenberg. „Spitzentreff“

Was machen 250 Investoren, die zusammen ein Vermögen von über 560 Milliarden Euro verwalten, in der Alten Oper in Frankfurt? Sie nehmen am 18. Investment Fokus von Lupus alpha teil. Auch 2018 erlebten die Teilnehmer ein dichtes Programm mit Top-Referenten zur politischen Lage und zur Entwicklung an den Kapitalmärkten.

iskutiert wurde über politische Themen sowie der Vortrag von John Mauldin. Der US- wie die Rolle Deutschlands und Europas Finanzexperte ist Investoren weltweit durch sei- Din der Welt sowie über Kapitalmarktthe- nen wöchentlichen Newsletter „Thoughts from men wie die Entwicklung an den Aktienmärkten, the Frontline“ bekannt und warnt aktuell vor intelligente Anlagealternativen zu traditionellen „the Great Reset“ – dem Tag, an dem unsere Anlageklassen und die Chancen und Risiken Schulden so groß werden, dass wir sie auf null von künstlicher Intelligenz im Asset Management. zurücksetzen müssen. Corinna Wohlfeil von Die Stimmung insgesamt: verhalten optimistisch n-tv und Daniel Schäfer, Ressortleiter Finanzzei- für 2019. Höhepunkte der Konferenz waren tung beim Handelsblatt, führten souverän durch unter anderem der Auftritt des ehemaligen Bun- die Veranstaltung, die bei den Teilnehmern wie- desaußenministers Sigmar Gabriel, der den gro- der auf sehr positive Resonanz stieß. „Ein Spit- ßen Volksparteien in Deutschland die Fähigkeit zentreff“, wie ein renommiertes Fachmagazin absprach, die Meinung der Bürger abzubilden, die Eindrücke des Tages zusammenfasste.

Oben: Peer M. Schatz, Vorstandsvorsitzender von QIAGEN, entführte die Teilnehmer in die spannende Welt der Molekularbiologie. Rechts: Lebhafte Podi- umsdiskussion: Daniel Schäfer, Ressortleiter Finanz- zeitung beim Handelsblatt, im Gespräch mit Karl-Theodor zu Guttenberg, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie a. D., und Jereon Dijssel- bloem, ehemaliger niederländischer Finanzminister und früherer Präsident der Euro-Gruppe.

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Videoimpressionen vom Event finden Sie unter www.la-investment-fokus.de

Save the Date: Investment Fokus 2020 am 5. November 2019

Auch der Lupus alpha Investment Fokus 2020 wirft mit prominenten Experten und namhaften Investoren wieder einen Blick über den Tellerrand hinaus. Wohin steuert die Welt und welche Rolle können Kontinente wie Afrika dabei spielen? Wie geht es in Europa nach dem Brexit weiter? Welche Konsequenzen hat die politische Großwetterlage für die Kapitalmärkte und Asset Allocation in 2020?

Seien Sie dabei, wenn renommierte Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einen Blick in die Zukunft werfen.

Für Sie am 5. November 2019 in der Alten Oper in Frankfurt am Main am Rednerpult:

Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler

Mohamed A. El-Erian, Star-Investor und Chief Economic Advisor bei der Allianz SE

Prof. Dr. Dr. h. c. Uwe Krüger, Senior Managing Oben Mitte links: Alexander Raviol widerlegte Director und Joint Head Portfolio Management anschaulich die Einwände gegen Volatilitätsstrate- gien. Moderatorin Corinna Wohlfeil nahm Fragen Group, Temasek International Pte. Ltd. aus dem Publikum entgegen. Oben Mitte: Die Ex- perten der Podiumsdiskussion über die künftige Weitere internationale Persönlichkeiten und Asset Allocation waren sich in einem einig: Aktien Referenten sind angefragt. sind weiterhin ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesamtportfolios. Oben: Magnus Billing, CEO des schwedischen Pensionsfonds Alecta, sieht keinen Weitere Informationen unter Konflikt zwischen Nachhaltigkeit und Rendite. www.la-investment-fokus.de

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Schon volljährig! Im Oktober 2018 feierte Lupus alpha seinen 18. Geburtstag. Gestartet mit zwei Anlagestra- tegien und einer Handvoll Mitarbeitern in einem Großraumbüro hat sich das Unternehmen heute zu einem erfolgreichen Asset Manager mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 11 Mrd. Euro entwickelt. Grund genug für die heute rund 80 Mitarbeiter zu feiern. Auch in den nächsten Jahren will Lupus alpha mit spezialisierten Anlage- strategien weiter dynamisch wachsen.

Round Tables auf dem private banking kongress Investorendinner mit John Mauldin Marc-Alexander Knieß, Senior Portfolio Manager Convertible Bonds bei Lupus alpha, stand Inves- Am Vorabend des Investment Fokus lud Lupus diskutieren. Hauptthema des Abends war das toren auf dem private banking kongress im alpha zu einem Investorendinner mit dem US- Verschuldungsproblem, das sich aus Mauldins Herbst 2018 in Hamburg zum Thema Wandel- Finanzexperten und Bestsellerautor John Maul- Sicht nur mit „the Great Reset“ lösen lässt: anleihen Rede und Antwort. Gemeinsam mit din in die Villa Kennedy ein. Mauldins aktuelle dem Zeitpunkt, an dem unsere Schulden so Senior Relationship Managerin Pascale-Céline „Thoughts from the Frontline“ konnten die Teil- groß werden, dass wir sie auf null zurücksetzen Cadix legte er den Gästen an seinem Tisch die nehmer hier ganz persönlich kennenlernen und müssen. Vorzüge globaler Wandelanleihen als „Allwetter- Investment“ und attraktiven Baustein in der Vermögensallokation vor. Lupus alpha beim Fondskongress Markus Herrmann, Portfolio Manager Small & Mid Caps, referierte auf dem FONDS professio- nell KONGRESS 2019 in Mannheim in einem voll besetzten Vortragssaal über die Vorteile euro- päischer Nebenwerte und Dividenden. In seinem Vortrag erläuterte er, wie Investoren die poten- zielle Outperformance des Small & Mid Cap- Marktes mit den Vorteilen einer Dividenden- strategie kombinieren können.

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Impressum

Herausgeber: Lupus alpha Asset Management AG, Speicherstraße 49 – 51, 60327 Frankfurt am Main Redaktion: eyetoeye PR Consulting & Communication, Frankfurt am Main; Pia Kater (Lupus alpha); Anna-Maria Borse; Kathrin Lochmüller; Martin Mandelartz; Markus Gutberlet; Ina Lockhart Konzeption/Realisation: Group of Peers, Frankfurt am Main Creative Direction: Stefan Nigratschka DTP/Litho/Lektorat: TYPODROM, Frankfurt am Main Druck: Schmidt printmedien, Ginsheim-Gustavsburg Fotos/Illustrationen: Epic Games (Titel, S. 4, 6–10), Adobe Stock (S. 2, 10), Frank Blümler (S. 3, 11, 17, 29), gettyimages (S. 10), Markus Kirchgessner (S. 12–16, 18–19, 23, 30–31, 32–35, 36–40, 42–43, 44–45, 46), dpa/ESA (S. 20–22), Oliver Melzer (S. 24), tanja.askani/Fishing4 (S. 41), Lupus alpha (S. 46) © 2019 Lupus alpha www.lupusalpha.de

47 Wer anderen voraus sein will, darf nicht in ihren Spuren gehen.

Innovative Strategien erfordern Entschlossenheit: Die eigentümergeführte, unab- hängige Asset Management-Gesellschaft Lupus alpha steht seit über 18 Jahren für aktive, zukunftsweisende Investmentlösungen. Als einer der Pioniere für euro- päische Nebenwerte hat sich Lupus alpha heute gleichzeitig zu einem führenden Anbieter von liquiden alternativen Investmentkonzepten entwickelt. Mehr als 80 Mitarbeiter, davon über 30 Spezialisten im Portfolio-Management, enga gieren sich für einen optimalen Service und eine überdurchschnittliche Performance. Folgen Sie uns auf neuen Wegen im Asset Management: www.lupusalpha.de