Nachrichten Der Stiftung Genossenschaftliches Archiv ______
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Nachrichten der Stiftung Genossenschaftliches Archiv _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Nr. 7 www.GenoArchiv.de Juni 2003 __________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Stifter: Volksbank Hollenstedt eG - Volksbank Lüneburg eG - Volksbank Lüneburger Heide eG - Volksbank Nordheide eG - Volksbank Winsener Marsch eG - Volksbank Wulfsen eG _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Dr. Rolf Lüer mit dem Niedersächsischen Verdienstorden ausgezeichnet der Landkreise Harburg, Lüneburg und Soltau-Fallingbostel ein Zeichen. Sie bekannten sich zur Bewahrung der Geschichte und Kultur genossen- schaftlicher Unternehmen und schufen eine Dokumentation, die in Deutsch- land einzigartig ist. Mit dem Niedersächsischen Ver- dienstorden werden außergewöhnliche Verdienste um das Land Niedersach- sen gewürdigt. “Diese Auszeichnung Spende für das Archiv Dr. Rolf Lüer (links), Begründer des ist sehr selten”, betonte Landrat Ge- Genossenschaftlichen Archivs und daschko. In seiner Laudatio stellte er Freude bei Dr. Martin Kleinfeld (l.), zuletzt Vorstandsvorsitzender der das tatkräftige Wirken Rolf Lüers im dem Vorstandsvorsitzenden der Stif- Stiftung, ist von Ministerpräsident Genossenschaftswesen, seine Begeis- tung Genossenschaftliches Archiv: Dr. Christian Wulff mit dem Ver- terung für Geschichte und die Ver- Börchert Reents, Vorstand der VR- dienstkreuz am Bande des Nieder- bundenheit mit seiner niedersächsi- Stiftung Volksbanken und Raiffeisen- sächsischen Verdienstordens ausge- schen Heimat heraus. So hat Lüer banken in Norddeutschland, über- zeichnet worden. Die Ehrung nahm nicht nur den Egestorfer Heimatverein reichte einen Scheck über 20.000 Landrat Axel Gedaschko am 6. Juni gegründet; erst kürzlich hat er einen Euro. Mit dem Geld soll die Anschaf- bei einem Empfang im Egestorfer historischen Bildband über Egestorf fung eines neuen Regalsystems finan- Gasthof “Zu den Acht Linden” vor. mit herausgegeben. “Und ein Stück ziert werden. “Wir wollen die Ausstat- Dort wurde Dr. Lüer offiziell aus dem Heimatgeschichte sehen Sie zurecht tung des Archivs auf eine gesicherte Stiftungsvorstand verabschiedet. Ein- auch in jedem Dokument, das Sie im Grundlage stellen”, sagte Reents. Die geladen waren die Familie, langjährige Genossenschaftlichen Archiv aufbe- Sammlung umfasst inzwischen Do- Weggefährten aus dem Genossen- wahren.” Lüers Engagement sei es zu kumente von mehr als 110 Genossen- schaftswesen, Gemeindearchivare und verdanken, dass Niedersachsen einen schaften, darunter 45 Kreditgenossen- weitere Gäste aus Politik, Wissen- wichtigen Teil seiner Geschichte für schaften, Bezugs- und Absatzgenos- schaft und Wirtschaft. die Nachwelt bewahren und damit senschaften und das einzige genossen- eigene Identität gewinnen kann. schaftliche Krankenhaus Deutschlands Dr. Rolf Lüer (74), Egestorf, war seit in Salzhausen. Der Bestand vergrößert 1951 für die genossenschaftliche Or- Nachfolger Dr. sich ständig.- Die Übergabe der Spen- ganisation tätig. 1960 übernahm er die Rolf Lüers als de fand im Rahmen der Ehrung und Leitung der ehemaligen Spar- und Vorsitzender des Verabschiedung von Dr. Rolf Lüer als Darlehnskasse Egestorf. 1989 schied Stiftungsvorstandes Vorsitzender der Stiftung Genossen- er als Vorstandsvorsitzender der ist der Historiker schaftliches Archiv statt. Volksbank Nordheide aus dem aktiven und Archivar Dr. Impressum: Dienst aus und widmete sich noch Martin Kleinfeld stärker als bisher der Genossen- Stiftung aus Hamburg. Er Genossenschaftliches Archiv schaftsgeschichte unserer Region. Er arbeitet seit mehr als zehn Jahren beim studierte Geschichte an der Universität Schätzendorfer Straße 2 Freilichtmuseum am Kiekeberg, be- 21272 Egestorf T.04175/80 26 87 Hamburg, beschrieb in seiner Doktor- treut Ausstellungen und unterstützt die arbeit die Geschichte des genossen- Vorstand: Archive im Landkreis Harburg. Zum Dr. Martin Kleinfeld, Hamburg schaftlichen Bankwesens im Altkreis Vorstand gehören weiterhin Heinrich Winsen und entwickelte den Plan zum Joachim Matz, Winsen Tödter aus Brackel, langjähriger Or- Heinrich Tödter, Brackel Aufbau eines Archivs. Diesen Gedan- ganisationsfachmann bei der Volks- ken machten sich weitere Volksban- Internet: www.GenoArchiv.de bank Nordheide, sowie der Betriebs- e-mail: [email protected] ken zu eigen. Mit der Gründung der wirt und Historiker Joachim Matz, Stiftung Genossenschaftliches Archiv Volksbank Nordheide Winsen, der ebenfalls für die Volks- Kto.: 4101248801 BLZ 24060300 im Jahr 2002 setzten die Volksbanken bank tätig ist. Nachrichten Nr. 7 Seite 2 Juni 2003 Genossenschaften als Wegbereiter der zentralen Wasserversorgung im ehemaligen Kreise Winsen Die Beschaffung, Verwaltung und Verteilung von Wasser, unserem wichtigsten Lebensmittel, ist schon in frühgeschichtlicher Zeit ein wesentlicher Faktor der menschlichen Gemeinschaftsbildung gewesen. Diese gesellschaftsprägende Kraft hat es in Form von Genos- senschaften und anderen Kooperationsformen bis heute bewahrt. Für die Modernisierung der Wasserversorgung haben Genossen- schaften schon frühzeitig den Weg bereitet. Der Archivbestand an Dokumenten lich, wovon wir so oft die Blätter ge- rendorf und Dierkshausen, 1910 Unde- über Wasserleitungsgenossenschaften gessen hatten. loh, Sahrendorf und Fliegenberg. In (WLG) ist in letzter Zeit angewachsen, Achterdeich und Toppenstedt wurden Wie hier beschrieben, wurden die Häu- doch insgesamt noch lückenhaft. Im- 1911 Genossenschaften gegründet, im ser in der Lüneburger Heide seit Jahr- merhin lässt sich ein Bild über diese gleichen Jahr das Wasserwerk Stelle. hunderten mit Wasser versorgt: durch Genossenschaftsform und ihre Leis- 1912 bekam Gödenstorf eine WLG, primitive Brunnen, die alle Rücksich- tungen gewinnen.1 1913 Eyendorf und Tangendorf. Kurz ten auf Hygiene außer acht ließen. vor dem Ersten Weltkrieg wurden noch In seinem Bericht "Evendorf um 1900" Um die Wende vom 19. zum 20. Jahr- Genossenschaften in Asendorf und beschreibt Rudolf Lüer auch die Was- hundert begann man, die Verhältnisse Ashausen gebildet. Der Krieg beendete serversorgung in seiner Kindheit. ² vielerorts als untragbar zu empfinden. die Gründungswelle, danach entstand Brunnen Die Bevölkerungszahl wuchs, die nur noch 1931 die Weseler Wasserver- Viehbestände wurden größer, die sorgungsgenossenschaft. Die Spar- und Bei jedem Haus war ein Brunnen, Dorfbewohner hatten wachsende An- Darlehnskasse Salzhausen bewilligte "Soot", oft nur wenige Meter tief. Mit sprüche an die Wasserversorgung. 1919 noch einen Kredit für eine WLG der Wippe wurde das Wasser heraus- Oelstorf, auf die sonst keinerlei Hin- gezogen. Unser Haus hatte einen 15 m So lag es nahe, Wege der Kooperation weise vorhanden sind. Ob es sich wirk- tiefen Brunnen, das Wasser wurde mit zu suchen, um eine leistungsfähige lich um eine eingetragene Genossen- zwei großen Holzeimern, die an einer Wasserversorgung zu erstellen. An schaft oder um einen Interessentenzu- Kette hingen, mittels einer drehbaren vielen Orten entstanden Gemeinschaf- sammenschluss handelte, ist z. Zt. Holzwelle heraufgezogen. Alle Brun- ten, häufig nur auf einen Ortsteil be- nicht aufzuklären. nen waren offen oder nur ganz man- schränkt. Vielerorts wurde die gemein- gelhaft zugedeckt. So konnten leicht schaftliche Wasserversorgung auch in In der Festschrift zum 100jährigen Tiere hineinfallen. Bei uns schwammen der Rechtsform der eingetragenen Bestehen des land- und forstwirtschaft- einmal Haare auf dem Brunnenwasser, Genossenschaft organisiert. lichen Provinzialvereins für das Fürs- wie sich herausstellte Katzenhaare. tentum Lüneburg aus dem Jahre 1930, Im Verzeichnis der dem Verbande Plötzlich fiel uns ein, dass unsere Kat- die sich auch mit dem Genossen- hannoverscher landwirtschaftlicher ze seit einigen Wochen verschwunden schaftswesen im Gebiet des damaligen Genossenschaften angeschlossenen war. Eine scheußliche Kombination! Regierungsbezirks Lüneburg befasst, Genossenschaften – Stand Jahresende Sollte die Katze im Brunnen liegen? wird für das Jahr 1913 eine Zahl von 1902 – sind noch keine WLG aufge- Auf langen Leitern stieg man die 15 26 WLG genannt, von denen sich al- führt. Sie erscheinen erst im Verzeich- Meter hinab. Tatsächlich, zwei Katzen, lein 24 in ehemaligen Kreise Winsen nis von 1907, dort sind als älteste schon ziemlich von Haaren entblößt, befanden. Warum die genossenschaft- WLG die von Sülbeck (gegr. 1891) schwammen auf dem Brunnenwasser, liche Rechts- und Organisationsform und die von Harber (gegr.1893) ge- wovon wir wochenlang getrunken gerade hier so bevorzugt wurde, kann nannt. Offensichtlich waren diese Ge- hatten. Seitdem wurde der Brunnen mit nicht mehr ermittelt werden. nossenschaften 1902 noch nicht Mit- zwei Lattendeckeln verschlossen. Kat- Die Finanzierung der Wasserleitungen glied des Prüfungsverbandes. zen konnten nicht mehr hinein. Aber erfolgte meisten durch eine der zahlrei- Mäuse und Ratten? Wie oft mögen Im Kreise Winsen wurden die ersten chen Spar- und Darlehnskassen des