Heft 16 Inhalt Editorial Editorial ...... 2 Liebe Leserin, lieber Leser, Thé dansant ...... 3 Abstand, Hygiene und Masken, unsere neuen Das Beethovenjahr 2020 ...... 4 „Lieblingswörter“; ein Jahr im Ausnahmezustand, Das Gespenst von Canterville ...... 5 die Schulen weitgehend geschlossen, die Theater und Konzertsäle zu, aber es gibt einen Rest von Da OBEN da UNTEN ...... 6 Konstanz. Auch in diesem Jahr erscheint ein neuer Schlosstag 2020 ...... 8 „Schlossbote“ und es ist mitnichten eine „Notaus- Film-Impressionen auf Schloss Malberg ...... 9 gabe“, im Gegenteil. Trotz Pandemie ist im Schloss Schloss Malberg als inspirierender 2020 so einiges passiert, sehen Sie sich die ersten Aufnahmeort in Corona-Zeiten ...... 10 Seiten an: vom Beethoven-Konzert bis zum Film Gedicht...... 11 über Victor Hugo, von der Kunstausstellung bis zum Kindertanz am Schlosstag im September. Schloss Malberg aus der Sicht eines Kaniden ...... 12 Darüber hinaus bringt die neue Ausgabe auch Ge- Der Tisch und die Vitrine ...... 15 schichtliches. Zum einen, weil die Beschäftigung Ein Hauch von Unsterblichkeit ...... 16 mit dem neuen Buch über Schloss Malberg (geplan- Meerfeld-Bettenfeld – tes Erscheinungsdatum Ende Mai 2021) immer wie- Eine Unterherrschaft Malbergs ...... 20 der neue Fragestellungen aufwirft, die dann von Die Madonna vom Dachboden ...... 24 Experten ausführlich und manchmal mit sehr inte- ressanten Wendungen geklärt werden können. So Zwei Madonnen – eine zu viel? ...... 28 geht der Leiter des Kölner Dombauarchivs Dr. Das Kaiserzimmer von Schloss Malberg ...... 32 Klaus Hardering der Frage nach dem exakten Ster- Das Malberger Schlossarchiv – bedatum des Schlosserbauers Johann Werner von gerettet und erschlossen ...... 37 Veyder in dem Artikel „Ein Hauch von Unsterblich- Aufruf Tell-Jahr 2022 ...... 40 keit“, auf den Grund. Und stellt dabei fest, die In- schrift auf dessen Epitaph im Kölner Dom wurde in Buchvorstellung Schloss Malberg ...... 40 jüngerer Zeit verändert. Öffnungszeiten Schloss Malberg 2021 ...... 41 Zum anderen, weil immer wieder neue „alte Doku- Chronik 2020 ...... 42 mente“ auftauchen, wie auch bei der Räumung des Programmvorschau 2021 ...... 43 Brauhauses. Dieser Fund ist inzwischen von Dr. Pe- Impressum ...... 43 ter Neu gesichtet und zusammen mit einem von ihm erstellten Findbuch dem Kreisarchiv überge- ben worden. Für seine ehrenamtliche Arbeit sagen Titelbild: Die restaurierte Madonna wir Herrn Dr. Neu an dieser Stelle herzlichen Dank, Rückseite: Malberg Poststraße, A. Hummel (1966) bleiben doch damit historische Dokumente für die Nachwelt und die weitere wissenschaftliche Arbeit zugänglich. Für 2021 haben wir uns ehrgeizige Ziele gesteckt und davon wird uns auch Corona nicht abhalten können. Der Höhepunkt wird die Rückkehr der Götter sein: am 12. September, dem Tag des Offe- nen Denkmals, sollen Ceres, Bachus, Apoll und Sa- turn wieder in den Schlossgarten einziehen. Den Termin für die Einzugsparty sollten Sie sich schon mal freihalten. Natürlich haben wir auch ein Veranstaltungspro- gramm vorbereitet, den Entwurf finden Sie am Ende dieser Ausgabe, es steht leider unter dem Vor- behalt, dass Corona es zulässt. Die Vorfreude darauf sollten Sie aber sich nicht neh- men lassen. Ihre Inge Solchenbach

2 Thé dansant

Nach Eröffnung des neuen Schlosscafés Alberti am 19. Juli 2020 erlebte der Gartensalon am darauffol- genden Sonntag-Nachmittag, 26. Juli, seine Zweit- premiere mit einem Thé dansant. Das ist ein Tanz- tee, wie er etwa im Berlin oder Wien der 20er Jahre

Caféhaus-Stimmung im Gartensalon

„Senza Nome (Ohne Namen)“ mit Wolfgang Mer- kes (Klavier), Bettina Palaschewski (Cello) und Hugo Pfeifer (Violine) spielte vor allem mit schwungvollen Walzern aus seligen Kaffeehauszei- ten die zum besonderen Ambiente des Gartensaals Das Trio „Senza Nome“ spielt beschwingte Tanzmusik passende Musik. Bettina Palaschewski hatte dan- üblich war oder in abgewandelter Form auch heute kenswerterweise das Trio zusammengeführt, das noch von den Tanzschulen geübt wird, damit die im Übrigen ohne Honorar auftrat. Neben einem jungen SchülerInnen in lockerer Atmosphäre Gele- Glas Sekt, Kaffee oder Tee und Kuchen konnten die genheit haben, die geübten Schritte zu vervoll- Gäste auch die neuen Leuchter entdecken und das kommnen. Natürlich war das hier nicht der Fall, frisch erworbene Klavier für den Gartensaal be- aber die Musik der drei MusikerInnen hätte schon wundern. Und vor allem: es war eine Gelegenheit, zum Tanzen verleiten können, wenn nicht – ja, sich nach langen Monaten der Karenz endlich mal wenn nicht der Gedanke an Corona das von vorne- wieder zu begegnen. Einstimmige Meinung der Be- herein ausgeschlossen hätte. Auf dem Panora- sucher: dieser Musiknachmittag soll später unbe- mabild kann man sehen, dass die Mindestabstände, dingt wiederholt werden. (gi) zumindest nach damaliger Vorstellung im Sommer 2020, immer gewahrt blieben. Das Klaviertrio

Gelöste Atmosphäre, trotz der Corona-bedingten Abstände Fotos (3) Gies

3 Das Beethovenjahr 2020 Der japanische Pianist Shinnosuke Inugai Ludwig van Beethoven wurde 1770 geboren, und Brandschutzgründen vor einem auf die Hälfte aus- weltweit sollte er im Jahre 2020 anlässlich seines gedünnten Publikum, hat er ein Beethoven-Pro- 250. Geburtstages ganz besonders geehrt, ja verehrt gramm zusammengestellt, das es in sich hatte: die werden. Viele Musiker und sämtliche Orchester Klaviersonaten Nr. 19, 22 und 23. stellten ein besonderes Beethoven-Programm zu- sammen, und wir Hörer konnten uns auf ausge- suchte Wiederbegegnungen mit dem Werk dieses genialen Komponisten freuen. Doch das Corona- Virus machte dem allen einen Strich durch die Rechnung. Fast alle öffentlichen Konzerte mussten abgesagt werden, vieles wurde nur digital übertra- gen. Selbst Museen, die seinem Andenken gewid- met sind, wie etwa das Beethoven-Haus in Bonn, blieben geschlossen oder präsentierten ersatzweise nur einen virtuellen Rundgang. Natürlich hatte auch der Förderverein dem großen Komponisten Beethoven seine besondere Reverenz erweisen wollen. Wir wollten das Konzert nicht ein- fach absagen, besonders dann nicht, wenn es sich Rita Langel moderiert das Beethoven-Konzert. Fotos (2) Gies um einen Künstler handelt, der großartig Klavier spielt, aber aufgrund seiner persönlichen Zurück- Unser Mitglied Rita Langel aus Königstein im haltung in Deutschland noch auf seine Anerken- Taunus, Mentorin des Künstlers, zugleich Modera- nung wartet. Shinnosuke Inugai, 1982 in Japan ge- torin unseres Konzertes, führte zur Sonate Nr. 23 boren, schloss sein Studium in Tokyo als Jahrgangs- aus: bester ab und konzertierte daraufhin beim japani- schen Kaiser. Mit dem Konzertexamen beendete er Sie ist Beethovens berühmteste Sonate, und selbst der sein anschließendes Musikstudium an der Musik- Komponist hält sie für seine größte, ein Gipfelwerk hochschule in Frankfurt. Er ist Preisträger nationa- abendländischer Musik. Ein Verleger hat ihr den Beinah- men „Appassionata“ gegeben, um damit die leidenschaft- liche Stimmung und wilde Bewegtheit der beiden Eck- sätze, 1. und 3. Satz, zu charakterisieren. Wie auch im- mer man diese Sonate deutet, sie bleibt ein Ausnahme- werk. In keinem anderen Werk Beethovens toben derart gewaltige und auch aggressive Empfindungen. Die Mu- sik stößt an die Grenzen aller klassischen Regelschönheit, erzeugt Begeisterung ebenso wie Furcht und Erschre- cken. Erstaunlich freilich, dass die Musik selbst dabei nicht verbrennt. Im Verhältnis von Inhalt und Form bleibt sie ganz ausgewogen. Man könnte die Appassionata bereits als ein Werk der Romantik ansehen. Für den kurzen Moment eines Wer- kes hat sich Beethoven auf die Zehenspitzen gestellt und hinübergeschaut in das Land der Romantik, aber nicht in die Mondnächte, den Elfenzauber und die träumenden Shinnosuke Inugai interpretiert die Appassionata Sonate. Mädchen unter blühenden Bäumen, sondern in das Be- drohliche, bittere: Wandern, Winterreisen, Wahnsinn, ler und internationaler Wettbewerbe, tritt regelmä- Absturz,Tod – und das Standhalten des Ichs. ßig sowohl in Japan als auch europaweit mit renom- mierten Orchestern, aber auch mit Kammermusi- Wir hoffen, dass „Shinno“ uns noch einmal beehrt, kern auf und unterrichtet Meisterklassen. Für sein vielleicht zusammen mit seiner sympathischen Part- Konzert am 20. September im Musiksalon von nerin Mutsumi Ito (Quer- und Traversflötistin). (gi) Schloss Malberg, coronabedingt und auch aus

4 Das Gespenst von Canterville Kinderstück nach Oscar Wilde mit Musik das Schloss von Canterville ein, das er trotz War- nung vor einem Gespenst gekauft hat. Entgegen sei- ner festen Überzeugung, dass es sich dabei nur um Aberglauben handelt, taucht das Gespenst regelmä- ßig sehr real auf und macht der Familie das Leben schwer. Nur die jüngste Tochter hat Mitleid mit dem leidenden Gespenst und kann so dafür sorgen, dass es von seinem traurigen Dasein erlöst wird und es endlich zur dauerhaften Ruhe finden kann. Ilona Schulz, verkleidet als britische Gouvernante, trägt diese Erzählung very british vor. Es ist eine Lust, dem spannenden Märchen (auf Deutsch) und ihrer geschulten Sprache zuzuhören, während der Kontrabassist Aki Kunz als tagsüber schlafendes Ilona Schulz als Gouvernante Gespenst mit plötzlichen eruptiven Ausbrüchen die kleinen und großen Zuhörer immer wieder über- Die Schlosskapelle von Malberg, die seit ihrer Res- rascht, wobei er auf den Saiten seines Instruments taurierung (2003) zwischenzeitlich auch als schauerliche Musikgeräusche hervorbringt. Die Schlosscafé für öffentliche und private Geselligkei- ten diente, ist inzwischen wieder zum Auffüh- rungsraum für Veranstaltungen der gehobenen Art

Die Kinder (und Eltern) lauschen gespannt. geworden, so erstmals für ein Kinderkonzert am 26. September 2020. Die von der Verbandsgemeinde angeschafften Stühle waren nach Voranmeldung coronagerecht namentlich gekenn- Aki Kunz als Gespenst Fotos (3) Gies zeichnet und mit den nötigen Abständen aufge- stellt, und eingeladen hatte der Förderverein zu ei- Aufführung gerät zu einer sehr eindrucksvollen nem Kindermärchen, das nicht nur Kinder mit dem und ebenso nachhaltigen Darstellung. irischen Autor Oscar Wilde (1854-1900) und dessen erster Erzählung vertraut machte: Das Gespenst Vielleicht sehen wir die beiden: sie Schauspielerin, von Canterville. Der Inhalt in 3 Sätzen: Der ameri- er Konzertmusiker, im Tell-Jahr 2022 auf dem kanische Botschafter Otis zieht mit seiner Familie in Schloss wieder? Es wäre sehr zu begrüßen. (gi)

5 Da OBEN da UNTEN Eine Ausstellung von Mimi van Bindsbergen Mimi van Bindsbergen ist eine taffe Person. Die Mimi hat sich in einer Ausstellung auf dem Schloss Malberger Neubürgerin aus den Niederlanden hat im Sommer 2020 mit dem Gegenüber von da unten ihren Wohnort hierhin verlegt, hat sich zusammen mit ihrem Mann ein Haus unterhalb des Schlosses gekauft und dort in der ehemaligen Scheune ihr Atelier eingerichtet. Inzwischen hat sie sich perfekt einge- lebt und kennt sich auch in der weiteren Umgebung schon sehr gut aus. Im Ate- lier kombiniert sie z.B. eine eigenhän- dige Zeichnung nach einem histori- Die Video-Installation schen Ölgemälde der damaligen Schloss- zu da oben auseinandergesetzt. Wesentlicher Teil herrin (Ottilie von der Ausstellung war auch eine Videoinstallation, in Ottilie von Breiten-Landenberg der verschiedene Personen gezeigt wurden, die von (ca. 1740-1767) Breiten-Landenberg) mit einer heutigen ihrer besonderen Beziehung zum Schloss berichten. Fotografie vom aufgerissenen Parkettboden, die sie Dieses Projekt soll weiter fortgeführt werden und in mehrfachen Zwischen- und Verwandlungsstufen wird Interessierten später sicher in digitaler Form zubereitet und in ihrer Druckerpresse als „Fotopo- zur Verfügung stehen. Unser Mitglied Udo Harig lymer“ zu einer interessanten Collage zusammen- aus Malberg sprach bei der Eröffnung der Ausstel- führt. Sie selbst beobachtet die Szene. lung die einleitenden Worte. (gi)

Collage mit Ottilie Fotos (3) Gies

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Mimi van Bindsbergen Herbert und Christiane Wagner, die ich jetzt zusammen nenne, gestalten dem Eisernen

Garten, und erzählen über die Zukunft des DA OBEN DA UNTEN Gartens und eine anekdote über der Christopf.

Plötzlich wohnte ich Unterhalb der Hügel, auf Friedel zusammen mit der Theater- dem das Schloss Malberg steht. Jedes mal, Gruppe sorgt für spannende Zeiten in das wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich das Schloss mit die Krimidiners, die sehr beliebt Schloss. Wenn man durch das Dorf geht, ist es sind schwierig, das Schloss nicht zu sehen. Dann Stand ich oben und sah auf Malberg. Die Unabhängig davon, ob man wil oder nicht, man umgekehrte verbindung. Laufend durch das hat immer dass Schloss im Auge. Für die Schloss sehe ich das Porträt von Ottilie von Malbergers war das schon immer so. Breiten-Landenberg. Verheiratet mit Peter Wie ist das für die Malberger gewesen, fragte Ernst von Veyder. Ich schaue Ottilie in die ich mich? Das Leben hier unten und welche Augen, und fantasiere, wie es wäre, wenn Sie verbindung war und ist mit dem Schloss da oben. hier rund lief. Ottilie lasse ich Teilnehmen in meiner Radierungen. Jeder Malberger hat, zu einem größeren oder geringeren Ausmaß, etwas zu erzählen über die Ich lese, dass Karl der Sohn von Ottilie geboren damalige bewohner, Gäste, Freunde, College vom wurde. Also geht die Familie Linie von Ottilie Schloss. weiter. Ich Suche auf das internet und finde einen Artikel dass um Ottilie handelt, Also fing ich an zu Fragen. Dies wurden geschrieben von einer person mit dem Namen interviews. Hildegunde Trimborn-von Landenberg. HUH? Mit Willy Breuer bin ich angefangen. Willy weiß Mit Telefon-Nummer. Werde ich?.. wage ich Sie viele Geschichten zu erzählen über die Zeit, als an zu rufen? Ich gebe die Nummer ein, und er mit seiner Familie ankam auf das Schloss, jemand nimmt auf. Es ist Hildegunde. Ich über die dauergäste, über Frau Schmitz schlucke. Plötzlich merke ich, das ich etwas in Maassen, er hat 20 Jahren oben geLebt. Als das Deutsch erklären muss. Wie schaffe ich es in Pension und die Instandhaltung des Schlosses Gottes Namen, auf Deutsch, Hildegunde zu nicht mehr machbar waren, wurde der erklären, was ich tun möchte. Sie kennt mich Weihnachtsbaum nicht mehr aufgestellt, dann überhaupt nicht, und muss ein völligen fremden war es Schluss. hören. Aber das tut Sie. Wir können sogar einen Erika Besselich, sie arbeitete im Schloss, um die Termin für ein interview vereinbaren. In der Gäste zu versorgen und die Raume sauber zu Kirche von Wollmerath wird das sein, wo die halten, mit ihre collegen oft eine ganze Woche Grabsteine von Ottilies Eltern liegen. hausputz. Diese interviews, insgesamt 9 wurde ein film von Christiane Hargarten war Zimmermädchen, etwa 20 Minuten. Auch hier ausgestellt in den machte sauber und betreute die Kinder von die hinteren Raum. Dieses Projekt ist noch lange Gäste. nicht am Ende. In der Zukunft, hoffe ich, mehr Renate Kappes führt die Menschen durchs Menschen interviewen zu können. Schloss und erzählt deren Geschichte. Sie Dies macht es zu einem großartigen erzählt begeistert und lebhaft so, dass jeder Zeitdokument, das verschiedene Erzählungen sich davon eine vorstellung machen kan. zusammenbringt. Das von jedem, die etwas Ein spontanes treffen hatte ich mit Marita kleines oder großes, von lange her oder von Harings, als Sie aufsicht hatte auf einem Gestern in bezug zu dem Schloss erzählen Sonntag Nachmittag, sie erzählt über Ihre können. kindheit, das Sie, zusammen mit Ihrem Freundin Das Schloss ist immer noch da und die träumte von Rittern, die auf pferden ihr beide Geschichten gehen weiter.... als Prinzessinnen mitnahmen ins Schloss.

7 Schlosstag 2020 Ein etwas anderer Tag des Offenen Denkmals

Der Tag des offenen Denkmals am 13. September durch Einlasskontrollen und Kontaktdatenerfas- 2020, Deutschlands größtes Kulturevent für die sung sichergestellt. Denkmalpflege, fand im Coronajahr digital statt. Gartenführungen mit unserer Schlossgärtnerin Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als bundes- Christiane Wagner waren in der Personenzahl be- weite Koordinatorin bündelte alle digitalen Ange- grenzt und alle ausgebucht. bote und machte sie für Besucher sichtbar. Online war so eine Reise durch einzigartige Denkmale mit Im Runden Garten konnten die Besucher im Freien spannenden Einblicken und atemberaubenden Im- und mit gebührendem Abstand eine Choreogra- pressionen möglich, auch wenn die Denkmäler ge- phie der Tanzgruppe DanceAbility und Tänze zum schlossen bleiben mussten. Da wir als Förderverein Thema LandKULTUR von Kindern der Ballett- und weder die technischen noch die finanziellen Mög- Jazztanzschule der Stiftung des Beda-Institut-Bit- lichkeiten für ein digitales Angebot zu Schloss Mal- burg verfolgen, dazu die Installationen des Künst- berg hatten, war unser Schlosstag 2020 am 13. Sep- lers Ben Hirtz. tember anlog und dennoch „corona-konform“ orga- Getränke, Kaffee, Kuchen im Arkadenbau, und le- nisiert: ckeres Eis von Rolling Flamingo, der mobilen Eis- Zwar gab es keine Führung in den Innenräumen, fabrik im Schlosshof, rundeten das Angebot des aber die Mitglieder des Fördervereins standen von Schlosstags ab. Wunderbar sonniges und warmes 11.00 bis 18.00 Uhr für Fragen und Erklärungen zur Herbstwetter machten das Fest in dieser Form über- Verfügung. Neben einer allgemeinen Masken- haupt möglich, nur glückliche Gesichter bei den Be- pflicht war auch die Begrenzung der Personenzahl suchern. Einen Eindruck vermitteln unsere Fotos. (is)

8 Film-Impressionen auf Schloss Malberg Nico Wouterse Da hatten wir uns etwas vorgenommen! Wir, die Türe für Exilanten. Als die Brüsseler Bevölkerung Musiker des TRIO CÉNACLE, die bis jetzt aus- daraufhin sein Haus belagerte und die Regierung schließlich mit ihrem „Kerngeschäft“, dem klassi- ihn zu Persona non grata erklärte, floh er aus Belgien, schen Liedrepertoire beschäftigt waren, kamen um am 8. Juni, am Tag seiner Ankunft in Vianden, 2018 auf die Idee, einen veritablen Film zu produ- besagten Text zu schreiben. zieren. Nicht ein schnödes Filmchen nur mit Musik Alles schön und gut, aber wo findet man nun die passenden Drehorte für solch einen Film? Die ein- zelnen Mitglieder des Trios sollten jeweils einen As- pekt des homme publique Victor Hugo darstellen: Unsere Sopranistin Evelyn Czesla verkörpert in ih- rer Rolle als Künstlerin den Aspekt des Malers Hugo, wofür es an den Ufern der Our in Vianden wunder- bare Drehorte gibt. Für den Bassbariton Nico Wou- terse, der den Politiker Hugo darstellt, finden wir schnell ein historisch anmutendes Büro im Schloss Roth, ebenfalls an der Our. Die Sopranistin Evelyn Czesla verkörpert den Aspekt des Malers Aber wo gibt es einen Saal, der das passende Ambi- unterlegt, sondern einen Film, der ebenfalls zum ente bildet für eine Aristokratin aus dem 19. Jh., die Ausdruck bringt, was wir gemeinsam haben mit sich in dem Film als Menschenrechtlerin zeigt, ein- unserem großen Helden Victor Hugo. greifend in eine rassistisch begründete Prügelei? Cénacle bezieht sich auf das rege Künstlertreffen im Sofort kommt uns das Schloss Malberg in den Sinn. Hause Victor und Adèle Hugo zwischen 1827 und Aber: Diese Aristokratin wird von unserer Pianistin 1830. Als ob wir uns mit der Wahl unseres Namens Michèle Kerschenmeyer gespielt, die als historische mit diesem großen Poeten, Lyriker, Menschenrecht- Figur zwangsläufig an einem historischen Flügel ler, Maler und nicht zuletzt Politiker auf ewig ver- Platz nehmen soll. bunden hätten, sind wir 2016 auf ein Gedicht gesto- Nach vielem hin und her findet sich schließlich die ßen, das Victor Hugo 1871 im luxemburgischen Vi- Lösung: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, anden geschrieben hat. kommt der Berg zum Propheten, soll heißen: Mit der großartigen Unterstützung des Klavierbauers Markus Hübner aus Trier wird ein wunderschöner Erard Flügel aus dem Jahre 1878 aus seiner privaten Sammlung in das Schloss Malberg gebracht. Beim Betreten des oberen Saals des Schlosses ist man sofort beeindruckt von den Nothnageler Wandbespannungen und dem Blick über die Eifel – aber mit dem Erard Flügel ist der Raum eine Wucht. In ihrem historischen, hellblauen Kleid, für das und der Bass-Bariton Nico Wouterse den des Politikers TRIO CÉNACLE von der Kostümbildnerin Ulli Kremer entworfen und angefertigt, an dem Erard Hugo fasste in diesem Text seine Gedanken zusam- Flügel sitzend, bringt unsere Pianistin vorerst alle men, betreffend die Pariser Vergeltungsmaßnah- zum Schweigen. Die Musikerin, das Kleid, der Flü- men gegen die eigene Bevölkerung und die tausen- gel und der Raum verschmelzen zu einem vollen- den Tote, die dabei zum Opfer gefallen waren wäh- deten Kunstwerk. rend der sogenannten Blutigen Woche knapp zwei Wochen vorher. Als Reaktion auf das Geschehen schrieb Hugo, der zu dem Zeitpunkt bei seinem Sohn in Brüssel weilte, einen Leserbrief in L'Indépendance Belge, wo- rin er die französische Regierung für das Blutbad verantwortlich machte; und er öffnete explizit seine

9 Die Pianistin Michèle Kerschenmeyer am historischen Flügel im Musiksalon von Schloss Malberg Fotos (3) Autor

Zwei Tage im August waren wir im Genuss, im Mal zu sehen sein, natürlich im luxemburgischen Schloss ein- und ausgehen zu dürfen, die Atmo- Vianden, und genau 150 Jahre nach Entstehung des sphäre auf uns wirken zu lassen und, weshalb wir Gedichtes. Die offizielle Premiere kann man dann überhaupt da waren, zu filmen. im Rahmen eines Konzerts des TRIO CÉNACLE am 18. Juni im Mierscher Kulturhaus erleben. Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass uns die Verbandsgemeinde Bitburger Land und der Förder- Mehr über das Trio Cenacle: www.cenacle3.eu verein des Schlosses dabei so tatkräftig unterstützt Dieser besondere Erard-Flügel ist käuflich zu er- haben. werben. Bei Interesse bitte Herrn Hübner direkt an- Am 8. Juni 2021 wird der musikalische Kurzfilm sprechen ([email protected]) VICTOR HUGO – A VIANDEN nun zum ersten

Schloss Malberg als inspirierender Aufnahmeort in Corona-Zeiten Claudia Scheiner

Diese Zeiten sind für uns Musiker*innen wahrlich um solche Aufnahmen machen zu können. Das ma- keine leichten, und dennoch bieten sie auch die lerische Schloss Malberg mit seinem schönen Mu- Chance, neue Möglichkeiten auszuschöpfen. War es sikzimmer kam mir dabei gleich als perfekte „Ku- auch vor der Pandemie schon sehr wichtig, gute lisse“ in den Sinn, um vier sehr unterschiedliche Audioaufnahmen und Videos von sich zu haben, ist Werke zu filmen: zwei Kunstlieder, von Johannes es nun, in Corona-Zeiten, nahezu die einzige Mög- Brahms („Dämmrung senkte sich von oben“) und lichkeit, aufzutreten oder an Vorsingen und Wett- Gustav Mahlers („Urlicht“) und zwei Opernarien bewerben teilzunehmen. In diesem Sinne bewarb von Mozart und Massenet. In der Arie der „Char- ich mich, gemeinsam mit meinem Duopartner Ale- lotte“ aus Massenets Oper „Werther“ (die Oper ba- xander Mayer, um ein Stipendium, das das Land siert auf Goethes Roman) liest Charlotte die Briefe, Rheinland-Pfalz im Rahmen seines Corona-Förder- die ihr Werther geschrieben hat und durchlebt da- programms „Sechs Punkte für die Kultur“ auflegte, bei größte emotionale Zerrissenheit. In unserer sze- nisch angelegten Aufnahme kamen neben dem

10 Raum selbst auch noch weitere „Schlossrequisiten“ SCHÖN an den Förderverein Schloss Malberg aus- wie Tisch und Tür zum Einsatz. Eine ganz andere sprechen, dass wir so unkompliziert die Räumlich- musikalische Welt eröffnet sich uns in Mozarts Arie „Parto, Parto“ aus „La clemenza di Tito. Mozart hat in dieser Komposition zu der Gesangstimme auch ein Klarinettensolo komponiert. Man meint, in den wunderschönen Kantilenen und virtuosen Läufen der Klarinette „Vitellia“ zu hören, die Sesto drängt und verführt, seinen besten Freund, Kaiser Tito zu ermorden, um ihr auf den Thron zu verhelfen. Für diesen anspruchsvollen Part konnten wir Catrin Stecker gewinnen, die ja auf Schloss Malberg schon bei vielen Kon- zerten als virtuose Klarinettistin in Er- scheinung getreten ist. Diese Zusam- menarbeit war so bereichernd, dass wir mittlerweile schon weitere Aufnahmen Alexander Mayer, Claudia Scheiner, Catrin Stecker Foto Scheiner und Konzerte ins Auge fassen. Musika- lischen Stimmungen und Szenen im Video aufzu- keiten und den Flügel nutzen durften! Wir können fangen, ist eine große Herausforderung, die ganz mit den Aufnahmen den virtuellen Zuschauer*in- wunderbar von Serhat Borak realisiert wurde. Das nen hoffentlich ein wenig Musikgenuss bieten, Ergebnis unserer dreitätigen Aufnahme-Session ist freuen uns aber auch sehr darauf, bald wieder live nun seit einigen Wochen auf YouTube zu finden. vor Publikum auftreten zu dürfen! An dieser Stelle möchte ich ein herzliches DANKE-

„Um mein geliebtes Malberg zu retten“ Carola Lepping Die Schriftstellerin Carola Lepping (1921-2009) war lange Jahre Gast auf Schloss Malberg. 1999 widmete sie dem Schloss ein Album mit Fotos und Gedichten: „Dotation – um mein geliebtes Malberg zu retten.“

Vergiß die Stunde nie im alten Garten Die Turmuhr gibt zu früh Geläut will nicht mehr warten drei Schläge für den schönsten aller Nachmittage Sei reglos wortlos glücklich wage

Da fällt ein Blatt der Schatten zeigt es Dir Zikadenscharf zieht Eibenruch durch das Revier buchsbitter grillensüß und augenblickessatt des Gartens Stunde Delphin am Brunnenrand zieht lachend seine Runde Der Eiserne Garten in den 1980er Jahren. Aus dem Album von Carola Lepping

11 Schloss Malberg aus der Sicht eines Kaniden* Maximilian van Achteraf **

Liebe Leserinnen und Leser des „Malberger Ich fand selbst für meinen ausgefeilten Kanidenge- Schlossboten“, schmack den ersten Blick auf die Gesamtanlage von der Anhöhe über dem Dorf aus faszinierend! Sie sind es gewohnt, in dieser der Denkmalpflege und dem Schöngeistigen gewidmeten Broschüre Genussvoll schweifen die geübten Hundeaugen gehaltvolle Beiträge von Zweibeinern, pardon Men- über die Monumente aus unterschiedlichen Entste- schen, zu lesen. Ich will hiermit zunächst einmal hungszeiten, die Grünanlagen, die Einbettung in und damit ein für alle Mal mit dem weit verbreite- das Dorf und die Eifelwälder; so was nennen wir in ten Irrtum aufräumen, nur Menschen seien dazu unseren Kanidenkreisen ein „Gesamtkunstwerk“! befähigt. Auch wir Vierbeiner bekommen das lo- Ich persönlich mag solche Anlagen, bei denen man cker hin! die Zeiten des Entstehens, der Nutzung und Wei- Ach ja, ich sollte mich erst einmal vorstellen. Gestat- terentwicklung nachempfinden kann. ten: Maximilian van Achteraf, nur eine Handvoll Wie würdig lädt der Altbau zum Schlossbesuch ein. ausgewählter Personen darf mich Mäxchen nennen. Wir treten durch das wuchtige Tor, ein umfasster Von meiner Herkunft her bin ich ein Repräsentant Hofraum empfängt uns, nimmt uns mit auf eine des niederländischen Hundeadels; mit meiner Fa- wunderbare Zeitreise. Moderne Welt – bleibe du milie, genannt Rudel, lebe ich in Bad Homburg. draußen und störe unsere Empfindungen nicht! Eine meiner vielfältigen Liebhabereien ist die 16. Jahrhundert, da denke ich an die unterschiedli- Schriftstellerei, eines meiner Spezialgebiete sind die chen Renaissancebauten, die ich schon kennenge- Burgen und Schlösser der Eifel. Die bereise ich ge- lernt habe. Aber dieses Monument ist anders, meinsam mit Omafrauchen und Opaherrchen aus schlichter, ernster. Mein Hundeverstand verrät mir, Gerolstein und bringe den beiden dann noch den dass diese Einfachheit viel besser zum Charakter fehlenden letzten Schliff in Sachen Architekturge- der Eifel passt als italienischer Prunk. schichte und Denkmalkunst bei. Sind zum Glück noch recht aufnahmefähig, die beiden Alten. Vom Torbogen weitet sich der Blick über den zent- ralen Hofplatz zum Neuen Haus. Jetzt befinden Damit genug der Vorrede und in medias res, will sa- wir uns also im 18. Jahrhundert, wir wandern von gen, kommen wir endlich zur Sache. Ziel unseres der Renaissance zum Barock. heutigen Ausflugs, wir schreiben nach eurem Ka- lender den 26.8.2020, waren Schloss und Garten Wie schon gesagt, ich liebe solche Zeitreisen. Es Malberg. wird die meisten der geschätzten Leserinnen und Leser überraschen, aber unser Kanidenhirn eignet sich in besonderer Weise für solche Merkaufgaben. Ebenso für wertende Vergleiche, da sind wir – mit Verlaub – den Zweibeinern einfach überlegen. Aber lassen wir das, bleiben wir bei der Sache. Auch die barocke Ausprägung des Neuen Hauses hält sich, nach meiner fachhundischen Bewertung, deutlich zurück im Vergleich zu mancher pompö- sen Selbstdarstellung, die ich aus dieser Bauepoche schon kennengelernt habe. Pilaster mit ionischen Kapitellen, diese Konstrukti- onen schätze ich. Der Eintritt in diesen Schlossteil stellte mich aber dann doch vor Probleme: Historische Schönheit ei- Das Gesamtkunstwerk ner- und Baustelle andererseits. Das Opaherrchen meinte, wir sollten das Positive sehen und uns

* Unser Autor drückt sich gerne gebildet aus, mit Kaniden (lat. canis=Hund) bezeichnet man Hunde und hundeartige Tiere. ** Mit Unterstützung von Rolf Endebrock

12 freuen, dass eines hoffentlich baldigen Tages auch Aber eine raffinierte Idee kam mir über diese Er- der bisher noch marode Teil des Hauses wieder in kenntnis doch. Ich werde in meinem Homburger seinem alten Glanz erstrahlen kann." Hundefreundeskreis diese Geschichte ganz dick auftragen, mich praktisch als hochadligen Wiener Nun also, Phönix, erhebe er sich aus seiner Asche! Hofhund präsentieren – mein Ansehen bei den Hundedamen wird ins Unermessliche steigen. Eine kritische Anmerkung zu den Besuchsmöglich- keiten im Schloss selbst kann ich allerdings nicht unterdrücken. Hunde dürfen das Baujuwel nicht betreten. Nach einer kurzen jesuitisch-kasuistischen Debatte über die Begrifflichkeiten beschlossen Opaherrchen und ich, das Betretungsverbot für Ka- niden dadurch zu umgehen, dass mein guter Alter mich halt tragen musste, damit meine Pfoten „nicht an einen Schlossstein stoßen“. Wie hat der Arme schnaufen müssen! Werde deshalb einen Petitions- Ein ganzes Schloss - nur für mich! Alle Fotos: Rolf Endebrock antrag an den Deutschen Bundestag erwägen, der das Ziel verfolgt, solche Verstöße gegen das Diskri- Mein Bericht über die Innenausstattung, wollte ich minierungsverbot für die Zukunft zu verbieten. ihn denn in der mir eigenen Gründlichkeit halten, Menschen ja – Hunde nein. Das geht nun wirklich würde sicher das Format dieses Schlossboten spren- nicht. gen. Ich will deshalb nur über ein intensives Ge- spräch mit meinem Opaherrchen berichten, das den Danach war uns nach Frischluft. Wir erholten uns Historiker in mir besonders angesprochen hat. Sie im Eisernen Garten des Schlosses. Kleine schmucke wissen doch – Hunde und Historiker, das gehört Barockanlage, aber … zusammen wie Kopf und Hirn. Mit dem Opaherrchen verstehe ich mich ja eigent- Also, in einem der Räume blieb das Herrchen ste- lich prima, nur bei der Einschätzung von Barock- hen und wies mich auf eine Stuckarbeit in der gärten gehen unsere Auffassungen doch ziemlich Decke hin. Was sah ich? Eine Abbildung des Dop- auseinander. Der gütige Alte meint, nur aus dem peladlers der weiland kaiserlich-königlichen öster- Geist der damaligen Zeit heraus sei der menschli- reichisch-ungarischen Donaumonarchie der Habs- che Gestaltungswille auch der Natur gegenüber zu burger, ein Kopf für den österreichischen und einer verstehen. für den ungarischen Teil der untergegangenen Mo- Von wegen „menschlicher Gestaltungswille“! Für narchie. Wien im Eifelkreis -Prüm? mich ist das nichts anderes als vergewaltigte Natur. Die Aufklärung kam prompt Nichts darf da wachsen, wo es will. Nichts darf so mit dem Hinweis, dass wir wachsen, wie es will. Alles ist mit Zirkeln, Linealen uns hier im historischen abgemessen, von Gärtnerscheren beschnitten. Da Grenzgebiet zwischen Lu- wendet sich der selbstbewusste Hund mit Grausen. xemburg und Kurtrier befin- den. Für einen die Freiheit lie- benden Kaniden eine nur schwer zu verstehende Situa- tion: Malberg über Luxem- burg Teil der Donaumonar- Der Habsburger chie, der Nachbarort Doppeladler aus dieser Sicht schon „Aus- land“, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation hin oder her. Als Hund kann ich da jedenfalls nur den Kopf schütteln. Man stelle sich nur vor, einer der Unsri- gen jagt in Malberg hinter einem Hasen her, der Der Herr des Eisernen Gartens flüchtet sich nach Kyllburg und dürfte deshalb nicht weiter verfolgt werden. Dämliche Grenzen, so Mich beschleicht bei solchen Erfahrungen immer was. wieder auch die Angst, dass das, was die Zweibei- ner der Flora antun, eine Fortsetzung in der Fauna

13 bekommt. Erschreckende Beispiele dafür gibt es Leider war mein Kontakt zu der süßen Bambergerin schließlich genug. nur von viel zu kurzer Dauer. Keine Chance auf Ich habe es insbesondere an dieser Stelle bedauert, dass das Omafrauchen uns an diesem Tag nicht be- gleiten konnte. Die hätte eindeutig für mich Posi- tion bezogen. Zum Schluss führte uns unser Forschungstrieb in die Kapelle – ein Besuch mit Überraschungen. Na- türlich kenne ich Gotteshäuser in allen möglichen Ausprägungen. Meist ist mir da ja der Zutritt ver- boten. Aber diese Kapelle – ein Ausstellungsort für Statuen im Sinne der klassischen Antike mit den Das Hundemädchen aus Bamberg entsprechenden Freizügigkeiten. Auf die Frage an Wiederholung. Habe deshalb begonnen, ein E-Mail- meinen alten Herrn, ob das denn wohl angehe, System für Hunde zu erarbeiten, damit diesem meinte der nur trocken: „Das war mal eine Kapelle. Missstand für die Zukunft abgeholfen wird. Sie ist praktisch außer Dienst gestellt und dient In diesem Sinne verabschiedet sich Ihr nicht mehr ihren ursprünglichen religiösen Zwe- cken. Deshalb ist sie jetzt ein Aufbewahrungsort für Maximilian van Achteraf empfindliche Sandsteinfiguren, denen an der fri-

schen Luft Wind und Wetter den Garaus machen würden.“ PS: So einfach und doch so ergreifend. Ich habe übrigens meiner zickigen Hundefreundin Hanna aus Hillesheim von dem entzückenden Zum Schluss noch eine wohltuende Erfahrung, die Bamberger Hündchen so beiläufig erzählt. Der ich allen Zwei- und Vierbeinern unbedingt mittei- Trick hat wunderbar funktioniert. Hanna lief fast len muss. Am Ausgang traf ich ein entzückendes gelb vor Eifersucht an. Feminine Reaktion halt. Hundemädchen aus Bamberg. Als Kunstbeflissene und auch so allgemein haben wir uns sofort ganz Seitdem stelle ich eine erfreuliche Entkrampfung im toll verstanden. Also, liebe Leserinnen und Leser, Verhältnis zu Hanna fest. merkt euch: Bei aller Begeisterung für Geschichte und Baukunst die Augen immer auch für sonstige Schönheiten offen haben!

Aquarell von Prof. Alfred Hummel aus den 1960er Jahren

14 Der Tisch und die Vitrine Eine Liebesgeschichte auf Pantoffeln von Andreas Bieber Seit über 1000 Jahren stehe ich schon da, ich, Schloss schöne, weiße Vitrine, wohl arrangiert in nebenei- Malberg, im Kyllbogen … ihr kennt mich sicherlich. nanderliegen Räumen und mit Blick auf den Park. Einst wurde ich gebaut als Burgturm, stark, mit di- Ich, mit meiner 1000jährigen Erfahrung, bemerkte cken Wänden, die Wege beschützend, die an mir es natürlich sofort, doch die Menschen, nur auf Ra- vorbei durchs Tal führten; der kriegerischen tio bedacht und ohne wirklichen Glauben, Werte Schlachten gab es zum Glück wenige – natürlich ob oder Phantasie, waren blind. Sie konnten sich nicht meiner Trutz und Dominanz. vorstellen, dass wir alle leben, eine Seele haben – und zu bestimmten Zeiten aus unserer scheinbaren Doch das Leben in mir war beschwerlich; die Unbeweglichkeit erwachen. Räume dunkel, feucht und gedrängt, und so wurde ich 500 Jahre später neben mir, einen Steinwurf nur Wir – die wir in unseren Gemäuern, der Kunst und entfernt, als das Alte Haus weitergebaut; meine den Gärten mit all ihren Blumen die liebliche und ganz eigene Wiedergeburt in der Zeit der Renais- ewig strahlende, vielzitierte, doch selten begriffene sance. Mit mächtigen Mauern fast 3 Meter dick, Aura bewahren, von Wesen vergangener und heu- stark und doch wohnlich. Mit einem riesigen Ofen tiger Zeiten. – zum Heizen, Brotbacken und Kochen. Vor allem des Nachts ist sie zu spüren, wenn die Vorbei waren die feuchten und dunklen Tage, freu- schweren Nebel oder der leichte Hauch des Taus diges Lachen zog ein und die schweren Rüstungen über die weißen Büsten auf der Balustrade im wichen Wams und Muskete. Schlosshof streichen und diese zu lachen beginnen, nur schwer an sich halten können in Erinnerung an Und doch waren für die Menschen die Tage im Al- die Menschen, die täglich vor ihnen stehen und sich ten Haus noch beschwerlich, musste das Wasser wundern, wen oder was sie eigentlich darstellen, aus dem Brunnen im Schlosshof geschöpft und mühsam die Stiegen hinaufgeschleppt werden … obgleich es doch so einfach wäre, wenn sie sie nur als steinernes Spiegelbild ihrer selbst erkennen und war es im Haus im Winter wohl warm, so doch immer noch dunkel und ein wenig verraucht. Wäh- würden. Doch auch das lustige Treiben im Schloss- hof vermag die Romanze nicht zu stören, wenn der rend ich mich im „neuen“ Alten Haus verjüngte, wachte ein Teil von mir weiter im Alten Turm, in schöne, starke Tisch und die wunderschöne, schlanke Vitrine Erinnerung längst vergangener Zeiten. Die dunkle sich lautlos zum Beschwerlichkeit des Mittelalters dampfte aus mei- Stelldichein tref- nen Ritzen und Fugen, ein vergangenes halbes Jahr- fen, ohne das es tausend ächzte im Gebälk, fast mit Schrecken sah ein Sterblicher ich die Leichtigkeit der herannahenden Tage. merkt. Da entschlossen sich die neuen Herren, zu Geld und Ihr glaubt mir Ruhm gekommen mit Glauben und Handel, mich, nicht? Habt ihr den alten Turm, die einst Ehrfurcht erheischende sie denn nicht ge- Insignie der Sicherheit, zu stürzen und mich als sehen, die Pan- „Neues Haus“ erneut zu verjüngen, eine hellfar- bene barocke Leichtigkeit mit großen Fenstern, ho- toffeln, auf de- nen sie sich, fast hen Räumen, Böden aus Parkett und wunderschö- schon dahin- Möbel werden im Schloss häufig auf nen Lustgärten zum Wandeln und Träumen. schwebend, des Pantoffel gestellt, um die Böden zu schonen. Im Land herrschte zwar noch das Ancien Régime, Mitternachts be- starr und prunkvoll, doch am Horizont zeigten sich wegen? bereits die ersten Strahlen einer verspielten Roman- Eilet geschwind, kommt zu mir und schaut sie euch tik und zarte Gefühle. an – und erahnet die jahrhundertealte Romanze Das war der Moment, als sie beide Einzug hielten in zwischen den scheinbar so ungleichen Wesen – und meine lichtdurchfluteten Gefilde, der breitbeinige, erkennt auch hier die Ähnlichkeit mit euch Men- nie wackelnde, starke Tisch und sie, die schlanke, schen.

 Andreas Bieber, Jahrgang 1960, Studium der Altertumswissenschaften, Unternehmer, Dozent für Wirtschaftsinformatik, Mitglied der Inklings (Literatur und Ästhetik)

15 Ein Hauch von Unsterblichkeit Wie es zu einem falschen Todesjahr auf dem Epitaph des Kölner Weihbischofs Johann Werner von Veyder kam. Klaus Hardering*

„Bekannt ist der Tag keinem, der Tod ist sicher, un- sicher ist der Folgenden Sorgfalt. Es setzt sich das Grabmal, wer weise ist, vorher selbst“, gemahnt der Kölner Domherr und Titularbischof von Adriano- pel Adam Daemen posthum den Betrachter seines monumentalen Epitaphs in der Kreuzkapelle des Kölner Domes am Ende der ausführlichen In- schrift.1 Diesem an Grabmälern des 17. und frühen 18. Jahrhunderts nicht unüblichen Rat war der Ver- storbene bereits gefolgt und hatte sein Epitaph noch zu Lebzeiten in Auftrag gegeben. Mit dem Entwurf betraute er niemand Geringeren als den aus Vene- dig stammenden Architekten und damaligen kur- fürstlich-pfälzischen Oberbaudirektor Matteo Al- berti, der seinerzeit überwiegend für den Düssel- dorfer Hof tätig war.2 Bis zu seiner Versetzung an die Nordwand der Kreuzkapelle befand sich das Epitaph im nördlichen Eingangsbereich des Chores. Der für jeden Besucher des Domchores somit un- vermeidbare Blick auf die so prachtvoll inszenierte letzte Ruhestätte des Adam Daemen dürfte letzt- endlich auch den Kölner Generalvikar und Weihbi- schof Johann Werner von Veyder (1657–1723) inspi- riert haben, die Mahnung seines Mitbruders zu be- herzigen. Wohl schon von schwerer Krankheit ge- zeichnet gab von Veyder zu Beginn der 1720er- Jahre ein marmornes Epitaph in Auftrag, das seinen Abb. 1 Johann Peter Weyer, Blick in den südlichen Chorumgang Platz im südlichen Chorumgang des Domes an der des Kölner Domes mit dem Epitaph des Kölner Weihbischofs Außenseite der Marienschranke fand. An dieser Johann Werner von Veyder, Aquarell. Köln, Kölnisches Stadtmu- seum. Foto://© Rheinisches Bildarchiv, rba_d048775) Stelle hat es Anton Engelbert d’Hame, der Verfasser des ersten ausführlichen Kölner Domführers, hun- dert Jahre später noch gesehen3 und der Kölner des Epitaphs führte jedoch zu größeren Substanz- Stadtbaumeister Johann Peter Weyer 1842 in einem verlusten. So kam die für die Aufstellung auf der Aquarell des südlichen Chorumgangs für die Nach- gotischen Sockelbank nicht mehr benötigte, offen- welt festgehalten (Abb. 1).4 Es befand sich also in bar mit einem Tuch verzierte Konsole ebenso ab- nicht allzu großer Entfernung eines 1963 südöstlich handen wie die das Epitaph bekrönende Flammen- der Vierung ergrabenen Plattengrabes, das Otto vase. Doppelfeld und Willy Weyres als letzte Ruhestätte Auch wenn von Veyders Epitaph es an Größe, von Veyders ansahen, eine Vermutung, die sich al- Pracht und Anspruch nicht mit demjenigen von lerdings nicht verifizieren lässt.5 Adam Daemen aufnehmen kann, so ist es doch un- Erst mit der in den 1840er-Jahren einsetzenden Stil- ter Verwendung kostbarer Materialien repräsenta- bereinigung bzw. Entbarockisierung des Domes tiv gestaltet (Abb. 2). Über ornamentiertem Sockel wurde das Veydersche Epitaph an die Südwand der bilden Pilaster aus braunrot geädertem Lahnmar- Marienkapelle versetzt, wo es sich – unmittelbar ne- mor mit korinthischen Kapitellen aus weißem Mar- ben dem Grabmal des Kölner Erzbischofs Rainald mor, die über einem breit ausladenden Gebälk ei- von Dassel – heute noch befindet. Die Umsetzung

*Dr. Klaus Hardering ist Leiter des Kölner Dombauarchivs

16 nen Dreipassbogen tragen, die aufwendige archi- tektonische Rahmung des Veyderschen Epitaphs. Seine leuchtend weißen Marmorreliefs sind wir- kungsvoll vor den dunklen Hintergrund aus polier- tem schwarzen Kalkstein gesetzt. Ein Inschriften- tuch nennt die verschiedenen Ämter und Titel des im 66. Lebensjahr verstorbenen Kölner Weihbi- schofs, dessen Wappen in einer mit Mitra und Bi- schofsstab verzierten Kartusche unter einem Bi- schofshut mit vier Reihen von ein bis vier Troddeln erscheint. Im zentralen Bogenfeld der Bekrönung ist eine plastisch hervortretende Porträtbüste zu sehen, die den Verstorbenen im Profil zeigt. Die in das wenig kunstvoll drapierte Tuch aus wei- ßem Marmor zumeist in Versalien vertieft einge- hauene, mit einer schwarzen Füllmasse ausgelegte und erst nach Veyders Tod um das Sterbedatum und das Lebensjahr zum Zeitpunkt seines Todes er- gänzte Inschrift ist unten auf dieser Seite wiederge- geben.6 Außer den aufgelisteten Titeln ist der Inschrift sei- nes Epitaphs wenig über das Leben des am 2. De- zember 1657 wohl auf Burg in der Eifel geborenen Johann Werner von Veyder zu entneh- Abb. 2 Epitaph des Kölner Weihbischofes Johann Werner von men,7 der 1682 an der Jesuitenuniversität im loth- Veyder in der Marienkapelle des Kölner Domes. ringischen Pont-à-Mousson das Lizentiat beider © Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte – Dombauarchiv, Foto: Matz und Schenk.) Rechte, also einen der Promotion gleichen akademi- schen Grad im zivilen wie im kanonischen Recht, Jahre später zu seiner Bischofsweihe wieder aufgab. erworben hatte und mit seiner Priesterweihe am 8. Im weiteren Verlauf des Jahres übernahm von Vey- September 1694 eine ebenso rasante wie eindrucks- der, wie auch in der Grabinschrift erwähnt, zusätz- volle Karriere innerhalb des Kölner Erzbistums ein- lich das Amt des Propstes im Kanonikerstift leitete. Noch im selben Jahr wurde von Veyder Mit- Meschede. glied des Kölner Domkapitels, um gleich zu Beginn Als Erzbischof Joseph Clemens Johann Werner von des Jahres 1695 vom damaligen Kölner Erzbischof Veyder 1698 zum Koadministrator ernannte, da er Joseph Clemens zum Generalvikar ernannt zu wer- selbst zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei geistliche den, ein Amt das in seiner Grabinschrift wohl des- Weihen erhalten hatte, avancierte der Generalvikar wegen keinerlei Erwähnung fand, weil er es einige zum ranghöchsten geistlichen Würdenträger des

HIC IACET IOANNES WERNERUS Hier liegt Johannes Werner DE VEYDER EPISCOPUS ELEUTHE von Veyder, Bischof von Eleutheropolis, ROPOLITANUS ECCLESIAE COLONIEN: Suffragan und Kapitular der Kirche von Köln, SUFFRAGANEUS ET CANONICUS Propst von Meschede, CAPITULARIS, PRAEPOSITUS MESCHEDE, Herr in Malberg, Meer[feld] und Bettenfeld; DOMINUS IN MALBERG, MEHR ET BET Reichsunmittelbarer Herr in Hovelsheim. TENFELT, DNS IMMEDIATUSIN HOVELSHEIM Christlicher Reisender VIATOR CHRISTIANE Erbitte für den verstorbenen Sünder das Erbarmen ORA PRO DEFUNCTO PECCATORE MISERICOR des gerechten Gottes, damit jenes auch Dir DIAM DEI IUSTI, UT ET ILLA TIBI FIAT IN DIE zuteilwerden möge am Großen Tag [Jüngsten Tag], MAGNA, ET IN VIA NON DEFICIAS. und damit Du auf [Deinem] Weg nicht fehlgehst. OBYT ANNO DOMINI 1724 DIE VERO 30 8bris Er starb im Jahr des Herrn 1724 am 30ten Tage REqUIESCAT IN PACE des Oktober. Er möge ruhen in Frieden. AMEN Amen AETATIS A° 66. Alter 66 Jahre

17 Erzbistums und übernahm in geistlicher Hinsicht Der Todestag von Veyders ist auf dem zu seinen gewissermaßen auch dessen Leitung. Lebzeiten errichteten Epitaph mit dem 30. Oktober 1724 angegeben, was verwundert, da Johann Wer- Nach seiner bereits im Jahre 1703 erfolgten offiziel- ner von Veyder bereits am 30. Oktober des Jahres len Ernennung zum Bischof des Titularbistums 1723 verstarb. Die Wiedergabe der Veyderschen Eleutheropolis und Weihbischof in Köln durch Grabinschrift in Bernhard Röschs Zusammenstel- Papst Clemens XI. wurde Johann Werner von Vey- lung von Inschriften an Grabmälern im Kölner Dom der am 2. April 1704 in der Kölner Jesuitenkirche St. weicht in einem ebenso winzigen wie wichtigen De- Maria Himmelfahrt vom päpstlichen Nuntius in tail deutlich vom heutigen Befund ab: Die Angabe Köln Giulio Piazza zum Bischof geweiht. Da der zum Todesjahr von Veyders weist hier nämlich nur Kölner Erzbischof Joseph Clemens auch nach seiner die drei Ziffern „1“, „7“ und „2“ auf, danach folgt 1709 in Lille erfolgten Bischofsweihe in seinem keine „4“ sondern eine Leerstelle. Das „Todesjahr nordfranzösischen Exil verblieb, oblagen Weihbi- des Verstorbenen [sei] nicht in die dafür vorberei- schof von Veyder weiterhin sämtliche bischöflichen tete Lücke eingetragen“, bemerkt der Autor dem- Handlungen vor Ort in Köln. entsprechend. Die Korrektheit dieser Angabe be- Ausgestattet mit einer derartigen Macht und Äm- weisen ältere Schwarzweißaufnahmen des Veyder- terfülle machte sich Johann Werner von Veyder schen Epitaphs, auf denen nicht nur zu erkennen schließlich an den Ausbau des erst zweieinhalb ist, dass die Inschrift aufgrund der größtenteils ver- Jahrzehnte zuvor in den Besitz seiner Familie ge- lorenen schwarzen Füllmasse der eingemeißelten langten Schlosses in Malberg zu einem repräsenta- Buchstaben zu dieser Zeit nur noch schwer lesbar tiven Familiensitz. Hierzu wandte auch er sich an war, sondern auch, dass hinter den ersten drei Zif- den aus Venedig stammenden Düsseldorfer Hofar- fern des Todesjahres „172“ keine weitere mehr chitekten Matteo Alberti, zu dessen Werk nicht nur folgte, sondern eine Lücke bestand (Abb. 3). das Neue Schloss in Bensberg, sondern auch die Karmelitinnen-Klosterkirche in Düsseldorf und die Fronleichnamskirche der Kölner Ursulinen zählten, letztere wurde am 16. Oktober 1712 durch Johann Werner von Veyder persönlich konsekriert. Zwischen 1712 und 1717 ließ der Kölner Weihbi- schof mit dem sogenannten Neuen Haus innerhalb der weiträumigen Malberger Burganlage an der Stelle des mächtigen mittelalterlichen Bergfrieds nach Plänen Albertis einen prachtvollen barocken Palast entstehen. Zu Beginn der 1720er-Jahre scheint von Veyder ernsthaft erkrankt zu sein, im Herbst 1721 muss er sich bei der Erteilung der Weihesakramente durch den Kölner Nuntius Vincenzo Santini vertreten las- sen, ein Vorgang, der sich im September des Jahres 1723 wiederholt. Diesmal springt der neue Nuntius Gaetano de Cavalieri für ihn ein. Kurz darauf stirbt Johann Werner von Veyder in Köln und wird im Abb. 3 Epitaph des Kölner Weihbischofes Johann Werner von Dom beigesetzt. Den nicht mehr allzu fernen Tod Veyder in der Marienkapelle des Kölner Domes, die Leerstelle vor Augen hatte der Kölner Weihbischof schon im hinter „172“ in der 3. Zeile v.u. ist gut sichtbar. Historische Fo- Juli des Jahres 1721 im Stift Kyllburg mit Stiftungen tografie, Ausschnitt. © Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte – Dombauarchiv. zu seinem eigenen Jahrgedächtnis begonnen, deren letzte noch im Oktober 1723 erfolgte;8 auch hier Dies wird auch durch einen Blick in Paul Clemens schien er seinen „Nachfolgenden“ nicht uneinge- Dominventar aus dem Jahre 1938 bestätigt, aller- schränkt vertraut zu haben. In dieser Zeit dürfte dings mit dem in Klammern eingefügten Zusatz: von Veyder auch mit der Planung seines Epitaphs „hier hat die auf dem Denkmal nicht vorhandene begonnen haben. Ob er einen ersten Entwurf noch Zahl 4 zu folgen“.9 Die von den beiden Domfotogra- bei Matteo Alberti in Auftrag gegeben hat, muss of- fen Reinhard Matz und Axel Schenk im Jahre 2008 fenbleiben, zumal der italienische Stararchitekt des erstellte Aufnahme des Grabmals zeigt jedoch die Düsseldorfer Hofes bereits unmittelbar nach dem vollständige Jahreszahl 1724. Irgendwann in den Tod des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz vier Jahren zwischen Röschs Transkription aus dem 1716 nach Venedig zurückgekehrt war. Jahre 2004 und dem 2008 entstandenen Foto muss

18 die letzte Ziffer der Jahreszahl 1724 also ergänzt Dabei konnte er nicht ahnen, dass Paul Clemen in worden sein. diesem Fall ausnahmsweise einmal irrte, denn Jo- hann Werner von Veyder verstarb nicht im Alter Eine genaue Betrachtung des Epitaphs lässt zudem von 66 Jahren, wie der nachträglich ergänzte Hin- erkennen, dass die ganz offensichtlich erst nach von weis „AETATIS A° 66“ am unteren Ende der Grab- Veyders Tod erfolgten Ergänzungen der Inschrift inschrift nahelegte, sondern im 66. Lebensjahr. Um „30 8bris“ und „AETATIS A° 66“ in den Marmor das Todesjahr zu ermitteln, hatte Clemen aber of- des Epitaphs gemeißelt wurden, die ergänzte „4“ fenbar 66 Lenze zu von Veyders Geburtsdatum hin- im Stile der anderen drei Ziffern hingegen nur auf- zugezählt. Seinen 66. Geburtstag am 2. Dezember gemalt ist. 1723 erlebte Johann Werner von Veyder indes nicht Was also ist zwischen 2004 und 2008 mit dem Epi- mehr, denn er verstarb bereits einen Monat zuvor taph geschehen? Als das 1663 an die südliche Au- am 30. Oktober 1723. ßenwand der Marienkapelle versetzte Grabmal des Da es gilt, die künstlerische Ausstattung des Domes Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel im Jahre so zu bewahren und zu erhalten, wie die einzelnen 2006 statisch gesichert und grundlegend instandge- Werke auf uns gekommen sind, wird die nachträg- setzt wurde, sind auch die unmittelbar benachbar- lich ergänzte „4“ demnächst wieder schonend ent- ten Epitaphien einer Reinigung bzw. Restaurierung fernt und somit jene Lücke wiederhergestellt, die unterzogen worden, in deren Rahmen die kaum man beim noch zu Lebzeiten von Veyders errichte- mehr lesbaren Schriftzeichen der Veyderschen ten Epitaph bewusst an dieser Stelle beließ, um das Grabinschrift „nachgezogen“, das heißt wieder mit Todesjahr dereinst nachtragen zu können, was of- einer kohlenstoffschwarz pigmentierten Masse aus fenbar aber nicht geschah und dem Kölner Weihbi- Kolophonium und Bienenwachs ausgelegt wurden. schof, Generalvikar und Bauherrn von Schloss Mal- Hierzu machte sich der zuständige Restaurator zu- berg somit einen Hauch von Unsterblichkeit ver- nächst in Clemens Inventarband kundig und ent- lieh. deckte den Hinweis auf die am Grabmal angeblich verlorene „4“, was ihn dazu veranlasste, die ver- meintlich fehlende Ziffer malerisch zu ergänzen.

1 CERTA DIES NULLI MORS CERTA, INCERTA SEQUENTUM Neuss), Düsseldorf 1960, S. 233–258, hier: S. 240. – Jakob Torsy: [sic!] CURA LOCET TUMULUM, QUI SAPIT, ANTE SIBI. Für Die Weihehandlungen der Kölner Weihbischöfe 1661-1840 (Stu- die Übersetzung dieser Passage der Inschrift danke ich Msgr. Dr. dien zur Kölner Kirchengeschichte, Bd. 10), Düsseldorf 1969, S. Günter Assenmacher. Zur Inschrift siehe auch: Bernhard Rösch: 40–42, hier: S. 40. – Eduard Hegel: Das Erzbistum Köln zwischen Die Inschriften der Grabmäler im Kölner Dom bis 1802. Eine epi- Barock und Aufklärung vom Pfälzischen Krieg bis zum Ende der graphische Handreichung, Frankfurt am Main 2004, S. 115–118. Französischen Zeit 1688–1814 (Geschichte des Erzbistums Köln, 2 Jörg Gamer: Matteo Alberti. Oberbaudirektor des Kurfürsten Bd. 4), Köln 1979, S. 81–82. – Die Bischöfe des Heiligen Römi- Johann Wilhelm von der Pfalz, Herzogs zu Jülich und Berg etc. schen Reiches 1648 bis 1803. Ein biographisches Lexikon, hg. von (Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes, Beiheft 18), Düsseldorf Erwin Gatz, Berlin 1990, S. 535. – Johannes Kreuzenbeck: Veyder, 1978, S. 276–277. Johann Werner von, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchen- 3 A[nton] E[ngelbert] d’Hame: Historische Beschreibung der be- lexikon, Bd. 20, hg. von Traugott Bautz, Nordhausen 2002, Sp. rühmten hohen Erz-Domkirche zu Cöln am Rhein nebst ihren 1497–1498) wird ausnahmslos Neumagen an der Mosel als von Denkmälern und Merkwürdigkeiten […], Köln 1821, S. 266. Veyders Geburtsort genannt. Doch ist mit der Angabe „nat. in 4 Johann Peter Weyer: Kölner Alterthümer, hg. von Werner loco Novi Castri dioec. Treviren.“ in Hierarchia Catholica medii Schäfke, Bd. 1, Köln 1993, S. 28 und Taf. XVI,19, S. 136, Bd. 2 et recentioris aevi, Vol. 5, hg. von Remigius Ritzler und Pirminus (Kommentarband), Köln 1994, S. 209 und Anm. 100, S. 214. Sefrin, Padua 1952, S. 193, wohl eher die Burg in Neuerburg 5 Zum Grab mit der Befund-Nr. 385[E] siehe: Otto Doppelfeld: (Kreis Bitburg-Prüm) gemeint, wo die Familie von Veyder Le- Die Domgrabung XV. Stand der Ausgrabungen 1963, in: Kölner hensbesitz hatte und der Bruder von Johann Werners Mutter Domblatt 21/22, 1963, S. 105–120, hier: S. 107. – Willy Weyres: Amtmann war; freundlicher Hinweis von Karl Solchenbach. Die Domgrabung XXI. Zweiter Vorbericht über die Grabungen 8 Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 102: Kyllburg Kollegiat- im südlichen Querhaus, in: Kölner Domblatt 41, 1976, S. 83–124, stift, 01 Urkunden: Urkunde 126–129. hier: S. 116. 9 Paul Clemen: Der Dom zu Köln (Die Kunstdenkmäler der 6 Zur Inschrift des Veyder-Epitaphs und ihrer Übersetzung siehe Rheinprovinz 6,3. Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln 1,3), Düs- auch: Rösch [1], S. 121–122. seldorf 21938, S. 298. 7 In der Literatur zu Johann Werner von Veyder (vor allem: Max Braubach: Kölner Domherren im 18. Jahrhundert, in: Zur Ge- schichte und Kunst im Erzbistum Köln (Festschrift für Wilhelm

19 Meerfeld-Bettenfeld – Eine Unterherrschaft Malbergs Melanie Döge* im 11. und 12. Jahrhundert belegt ist.8 Wie die Rechtsstellung der Malberger in Meerfeld-Betten- Ursprünge feld damals war, ergibt sich aus diesen frühen Ur- Bettenfeld ist urkundlich erstmals in einer Urkunde kunden noch nicht (vermutlich waren die Dörfer aus dem Jahr 1177 erwähnt. Papst Alexander III. be- kein Allodialgut,9 d. h. Eigengut der Malberger, stätigt darin dem Kloster Himmerod seine Besit- sondern vom Grafen von Luxemburg an die Malber- zungen und Rechte, unter anderem aus dem Klos- ger vergebene Lehen; so jedenfalls die ausdrückli- terhof Rodenbusch bei Bettenfeld.1 Der Nachbarort che Bestätigung dieses Lehnsverhältnisses in einer Meerfeld wird erstmals im Lehnsverzeichnis des Urkunde aus dem Jahr 1473).10 Klosters St. Maximin genannt. Das aus der Jahrhun- Räumlich sind Meerfeld-Bettenfeld dagegen von dertwende vom 12. zum 13. Jahrhundert stam- der Herrschaft in Malberg getrennt. Im historischen mende Lehnsverzeichnis des Klosters erwähnt, Verlauf bildet sich damit eine eigenständige Unter- dass die Abtei das Patronatsrecht der Kirche in herrschaft heraus, die ein eigenständiges, von der Meerfeld an einen Arnold de Rupe verlehnt habe.2 Herrschaft Malberg gesondertes rechtliches Schick- Für Bettenfeld ist charakteristisch, dass die Nen- sal hat. Neben den Malbergern als den vornehmli- nung erstmals im Zusammenhang mit dem benach- chen Herrschaftsträgern (Grundherren) gibt es im barten, unlängst gegründeten Zisterzienserkloster Hohen Mittelalter weitere Rechtsinhaber in der sich Himmerod geschieht, mit dem es in der Folge bis herausbildenden Unterherrschaft Meerfeld-Betten- zur Auflösung des Klosters nach 1794 immer wie- feld. In Meerfeld sitzen im 13. Jahrhundert Edel- der zu Abgrenzungsfragen und Streitigkeiten kam. leute von Meerfeld. Daneben haben verschiedene Meerfeld und Bettenfeld sind fränkische Namen; sie Personen und Rechtsträger Rechte in diesen beiden deuten auf die fränkische Besiedlung hin. Es gibt Dörfern oder erhalten Zahlungen von ihnen. zwar römische Siedlungsreste,3 die Siedlungen

wurden aber während der Kälteperiode nach AD 450 mit Eindringen der Germanen möglicherweise ganz aufgegeben, jedenfalls ist keine Siedlungskon- Meerfeld-Bettenfeld unter kurtrierischer Herr- tinuität belegbar. Im Rahmen der Landerschließung schaft (1388 – 1555) und des Verwaltungsaufbaus durch die Merowin- In der Periode von 1388 bis 1555 befindet sich Meer- ger und Karolinger wird die Umgebung großflächig feld-Bettenfeld, ein luxemburgisches Lehen, unter an das Benediktinerkloster St. Maximin nördlich kurtrierischer Herrschaft. Im Januar 1388 werden von Trier vergeben.4 Obervögte sind die Grafen von Meerfeld-Bettenfeld zunächst an die Grafen von Luxemburg.5 Blankenheim verpfändet.11 Am 28. Dezember dessel- Bereits 1239 werden Meerfeld und Bettenfeld im ben Jahres kauft Werner von Falkenstein, Erzbischof Zusammenhang mit den Herren von Malberg und Kurfürst von Trier, von Wilhelm, Herrn zu Mal- (Theoderich und Agnes von Malberg) erwähnt. Als berg, und dessen Söhnen Johann und Wilhelm für Anerkennung für ihre Haltung gegenüber der 2.400 Gulden die Dörfer Meerfeld und Bettenfeld Schenkung der Edelleute an das Kloster erhalten nebst dem Wald Hoynscheid mit dem Recht der Meerfeld und Bettenfeld vom Kloster einen Kelch Verkäufer, diese Herrschaft zurückzukaufen.12 Die- bzw. eine Stola für ihre Kirchen.6 Belege für den Be- ser Verkauf mit Wiederkaufsrecht war der Sache sitz der Malberger im Gebiet Bettenfelds sind sogar nach eine Art Verpfändung, keine endgültige Ver- älter: 1157 bestätigt Erzbischof Hillin von Trier, dass äußerung. In einer späteren Urkunde wird dieser das Kloster Himmerod den (auf der Gemarkung Vorgang demnach als „Verpfändung“ bezeichnet: Bettenfeld) liegenden Hof Rodenbüsch von Kuno Karl von Monreal, verheiratet mit Maria von Malberg, von Malberg erworben habe.7 Meerfeld und Betten- listet in einer Urkunde vom 20.2.1473 die Lehnsgü- feld sind möglicherweise schon zu diesem Zeit- ter auf, die er von Luxemburg als Lehen hält. Hier- punkt dem Kloster St. Maximin entfremdet und bei zählt er neben dem Schloss Malberg und dessen „feudalisiert“, d. h. in die Hände des Grafen von Hochgericht und Zubehör ausdrücklich Meerfeld Luxemburg und seiner Untervögte geraten, wie und Bettenfeld auf, erwähnt die Schöffenweistümer dies für zahlreiche Güter des Klosters St. Maximin dort, die Abgaben der Einwohner, und dass diese

* Dr. Melanie Döge LL.M. ist Rechtsanwältin in Frankfurt am Main sowie Schriftleiterin der Neuen Zeitschrift für Gesellschaftsrecht (NZG) und der Europäischen Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (EuZW).

20 Herrschaft dem Trierer Erzbischof „verpfändet“ Meerfeld und Bettenfeld sind nicht erwähnt.17 sei.13 Kurze Zeit später, 1551 oder 1552, räumt Claudius dem Bernhard die Hälfte des Schlosses und der Aus diesem Doppelbezug sowohl zu Kurtrier als Herrschaft Malberg ein.18 auch zum Herzogtum Luxemburg ergab sich eine komplexe Rechtslage. Die Beteiligten gingen davon 1555 übt Bernhard d. Ä. von Malberg dann das Recht aus, dass die Lehnsabhängigkeit der Herrschaft zum Wiederkauf der Unterherrschaft Meerfeld-Bet- vom Herzogtum Luxemburg trotz des Verkaufs an tenfeld aus. Damit endet die Herrschaft Kurtriers. Kurtrier fortbestand; denn Wilhelm, Herr von Mal- Erzbischof Johann von Trier bestätigt am 26.6.1555, berg, hatte nur Lehnsbesitz und konnte daher kein dass Bernhard d. Ä. von Malberg 2.400 schwere Main- Volleigentum an der Herrschaft Meerfeld-Betten- zer Gulden, für welche die Dörfer Meerfeld und feld, sondern nur eine lehnsabhängige Herrschaft Bettenfeld sowie ein Teil an dem Wald genannt übertragen: Nemo plus iuris ad alium transferre potest Heynscheidt19 verkauft worden waren, durch 3.205 quam ipse haberet.14 Die fortbestehende Lehnsabhän- rheinische Goldgulden abgelöst habe.20 Damit er- gigkeit vom Herzogtum Luxemburg bedeutete, wirbt Bernhard d. Ä. von Malberg die Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld allein, ohne Mitwirkung seines Bruders.21 Claudius von Malberg, der ältere Bru- der des Bernhard und Erstgeborene der Familie, der erst 1560 stirbt,22 be- teiligt sich nicht am Rückkauf dieser Herrschaft.23 Offenbar beruht dieses Vorgehen auf einer Vereinbarung zwischen den beiden Brüdern über die Erbteilung, die Zwistigkeiten zwischen ihnen hierüber schlichten sollte und sich in mehreren Etappen vollzog.24 Das Schloss Malberg so- wie die für den Titel eines Herrn von Malberg maßgebende Herrschaft werden dagegen zwischen den bei- den Brüdern hälftig geteilt.25 Für die Zeit von 1388 bis 1555 ist be- deutsam, dass infolge des Verkaufs mit dem Recht zum Wiederkauf der Karte von Joseph Johann Graf von Ferraris (ca. 1770) mit den Orten Meerfeld (Mehr- Erzbischof und Kurfürst von Trier feld) und Bettenfeld. Die Grenze zwischen Luxemburg und Kurtrier ist durch die auch Gerichtsherr des Hochgerichts schwarze Linie markiert. Graf Ferraris leitete die Vermessung der österreichischen Nie- 26 derlande. für Meerfeld-Bettenfeld war. Inte- ressant ist in diesem Zusammen- hang, dass im Schöffenweistum aus dass sämtliche besonderen Rechtsregeln, die für dem Jahr 1464 nicht nur die Rechte des Trierer Erz- Lehnsgüter nach luxemburgischem Recht galten, bischofs in Meerfeld-Bettenfeld, sondern auch der auch unter der kurtrierischen Herrschaft zu beach- Herren von Malberg ausdrücklich bestätigt wer- ten waren. Kurtrier konnte nur Lehnsbesitz, kein den.27 Das Hochgerichtsweistum des Meerfeld und Allodialeigentum erwerben; die Malberger blieben Bettenfeld benachbarten Obermanderscheid, des weiter die Grundherren vor Ort und hatten als letz- Sitzes eines kurtrierischen Amtmanns, enthält auch tes Glied in der Lehnspyramide nunmehr ein After- einen Abschnitt zu Meerfeld-Bettenfeld.28 lehen inne. Sie verpflichteten sich aber dem Kur- fürsten, diesen von Verpflichtungen aus dem Lehnsverhältnis freizustellen.15 Die Hochgerichts- Enteignung, Verkauf und Herrschaft der Grafen barkeit wurde in der Folge von Kurtrier, durch den von Manderscheid (1580 – 1608) kurtrierischen Amtmann in Obermanderscheid, Bernhard d. Ä. von Malberg hatte sich als Calvinist ausgeübt.16 dem Aufstand der nördlichen Provinzen der Nie- Im Jahr 1551 findet zwischen den Brüdern Claudius derlande unter Wilhelm von Oranien-Nassau ange- und Bernhard von Malberg eine Teilung der Güter schlossen.29 Infolgedessen entzieht ihm die spani- statt. Malberg wird zunächst Claudius zugeteilt; sche Krone 1568 die Lehnsgüter, die er vom Her-

21 zogtum Luxemburg innehatte, durch Enteignung;30 Manderscheid. In der Urkunde wird ausdrücklich dazu gehören auch die Hälfte der Herrschaft Mal- davon gesprochen, dass es sich um die (gesamte) berg sowie die Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld. Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld und den halben Teil der Freiherrschaft Malberg sowie um den sechsten Bernhard d. Ä. stirbt im Kampf gegen die Spanier am Teil der Herrschaft Hollenfels handele.37 Eine Zu- 20.10.1658.31 Er wird von seiner Frau Elisabeth von stimmung der Regierung des Herzogtums, des Pro- Merode und seinem Sohn Bernhard d. J. von Malberg vinzialrats oder des Rittergerichts zur Veräußerung beerbt; wegen der Enteignung geht auch die Herr- erfolgt nicht.38 Es ist auch nicht ersichtlich, dass die schaft Meerfeld-Bettenfeld zunächst nicht auf die Manderscheider die erworbenen Güter als Lehen Hinterbliebenen als ihr Erbe über.32 Erst durch Er- vom Herzogtum empfangen hätten.39 In der Folge lass vom 28.11.1577 erstattet Don Juan d´Austria, der wird Meerfeld-Bettenfeld bis zum Beginn des 16. Statthalter des Königs und Gubernator der spani- Jahrhunderts von den Grafen von Manderscheid schen Niederlande33, Bernhard d. J. von Malberg und verwaltet. dessen Mutter Elisabeth von Merode die konfiszierten Güter, darunter die halbe Herrschaft Malberg sowie Allerdings werden die von Luxemburg abhängigen die Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld, zurück.34 Lehnsgüter der Gräfin von Manderscheid 1587 und damit auch ihr Anteil an der Herrschaft Meerfeld- Bernhard d. J. stirbt am 27.3.158035 und wird von sei- Bettenfeld40 auf Drängen der spanischen Regierung ner Mutter, Elisabeth von Merode, Witwe des Bern- vom Provinzialrat zu Luxemburg beschlagnahmt, hard d. Ä. von Malberg und Ehefrau des Christoph da es an der katholischen Erziehung der Kinder der Freiherrn von Hauteville, beerbt (allerdings erklärt Gräfin, insbesondere des Junggrafen, mangelt.41 der Provinzialrat das Testament Bernhards d. J. spä- ter für nichtig36). Bernhard d. J. ist der letzte männli- Unterdessen verklagt Katharina von Malberg, die che Nachkomme der Herren von Malberg; mit ihm Tochter des älteren Bruders Bernhards d. Ä., Claudius stirbt dieses Geschlecht aus. Unmittelbar nach sei- von Malberg, die Manderscheider Grafen auf Her- nem Tod, im Juni 1580, verkauft seine Mutter Elisa- ausgabe der 1580 gekauften Güter.42 1597 werden beth von Merode mit Zustimmung ihres neuen Ehe- die seit 1580 manderscheidischen Untertanen in der manns Christoph Freiherr von Hauteville u. a. die Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld durch Urteil des Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld an Graf Joachim von Provinzialrats in Luxemburg aus ihrer Abhängig- Manderscheid und dessen Frau, Gräfin Magdalena von keit von Manderscheid entlassen und den Herren von Malberg zugewiesen.43 1608 erlässt dann der Provinzialrat zu Luxemburg im Prozess der Katha- rina von Malberg gegen die Grafen von Mander- scheid um die Herausgabe der Herrschaft Meer- feld-Bettenfeld an die Herren von Malberg das End- urteil zum Nachteil der Manderscheider; die Beru- fung hiergegen zum Großen Rat von Mecheln endet ohne Urteil; die Herrschaft verbleibt bei den Nach- fahren der Malberger.44

Verpfändung, erneuter Verkauf und Herrschaft der Herren von Veyder (1615 – 1794) 1615 gelangt Cornelius Veyder, Oberamtmann zu Niedermanderscheid, infolge Verpfändung in den Besitz von Meer- und Bettenfeld.45 1624 und 1631 erfolgen erneut Verpfändungen der Herrschaft an ihn.46 1705 verzichten Susanne Magdalene von Harau- court und ihre Schwester Barbe, Gräfin von Remire- mont, auf das Recht, Malberg und die Unterherr- schaft Meerfeld-Bettenfeld auszulösen, und über- lassen damit ihre Anteile an den Herrschaften end- gültig dem Johann Christoph von Veyder.47 In der Fol- gezeit verbleibt die Herrschaft als luxemburgisches Lehen in der Familie von Veyder bis zur Besetzung Manuskriptkarte (1738) mit den Dörfern „Mehrfelt“, „Betten- der Rheinlande durch die Franzosen im Jahre felt“ und dem Hof „Rodenbisch“. Oben die Kleine Kyll, rechts 1794.48 der Fischbach

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1 Beyer/Eltester/Goerz, Urkundenbuch zur Geschichte der mittel- Bettenfeld daher nicht mehr als dem Kurstaat zuzurechnende rheinischen Territorien, Band 2, Koblenz 1865, Neudruck: Darm- Ortschaften; vgl. Brommer, Die Ämter Kurtriers, Mainz 2003. stadt 1974, S. 62 (63) Nr. 25. Eine Gesamtdarstellung der Ge- 21 Siehe sogleich im nächsten Abschnitt. schichte der Herrschaft Meerfeld-Bettenfeld findet sich bei 22 Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, S. 96. Hesse/Schmitt-Kölzer, Manderscheid, Bernkastel-Kues 1986, 23 Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv Grafschaft S. 205 ff. Virneburg, Inventar des Bestands F 103 im Staatsarchiv Wert- 2 Beyer/Eltester/Goerz, Urkundenbuch zur Geschichte der mittel- heim, Stuttgart 2000, S. 143 f. Nr. 425; Nachweis auch bei Schind- rheinischen Territorien, Band 2, Koblenz 1865, Neudruck: Darm- ler, Jb. f. westdt. Landesgeschichte 26 (2000), 35 (38 Fn. 13); Neu, stadt 1974, S. 467 (469). Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses Mander- 3 Hesse/Schmitt-Kölzer, Manderscheid, Bernkastel-Kues 1986, S. 41 scheid, Bonn 1972, S. 131 Fn. 588. (Bettenfeld); S. 43 (Meerfeld). Siehe dazu auch die Datenbank der 24 Eingehend Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf Kulturgüter in der Region Trier - Epoche - Kelten- / Römerzeit, 1984, S. 91-100. jeweils unter den Gemeindenamen Meerfeld und Bettenfeld, 25 Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, S. 93. https://kulturdb.de/alleobjekte.php?kat=e&kd=Kelten- 26 Dazu auch das Schöffenweistum Obermanderscheid aus dem %20/%20R%C3%B6merzeit. Jahr 1506 (Trierer Schreibstil 1507) bei Hesse/Schmitt-Kölzer, 44 Baums/Becker, Hémecht 65 (2013), 5 (5 f., 12) und dies., ebda., Manderscheid, Bernkastel-Kues 1986, S. 206 ff. sowie S. 921; fer- 129 (132 ff.); s. auch Ewig, Trier im Merowingerreich, Aalen 1987, ner Janssen, Kurtrier in seinen Ämtern vornehmlich im 16. Jahr- Karte 5: Der Besitz der bischöflich-trierischen Kirche und der hundert, Bonn 1985, S. 428. Reichsklöster der Trierer Diözese. 27 Schindler, Jb. f. westdt. Landesgeschichte 26, 2000, 35 (38 Fn. 13 5 Resmini, Die Benediktinerabtei St. Maximin vor Trier, Teil- unter Verweis auf LHA Koblenz, Best. 53 C 53 Nr. 660). band 1, Berlin/Boston 2016, § 20 (S. 573-587). 28 Abdruck bei Grimm, Weisthümer, 2. Teil, Hrsg. Dronke/Beyer, 6 Beyer/Eltester/Goerz, Urkundenbuch zur Geschichte der mittel- 1. Aufl. 1840, Nachdruck: Darmstadt 1957, S. 602 ff. (unvollstän- rheinischen Territorien, Band 3, Koblenz 1874, Neudruck: Darm- dig); Ergänzung dazu bei Hesse/Schmitt-Kölzer, Manderscheid, stadt 1974, S. 507 f. Nr. 669. Bernkastel-Kues 1986, S. 207 f. 7 Urkundennachweise bei de Lorenzi, Beiträge zur Geschichte 29 Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, S. 100. sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier, Band I. Regierungsbezirk 30 16. 11. 1568; Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf Trier, Trier 1887, S. 341 Fn. 1. 1984, S. 100. 8 Baums/Becker, Hémecht 65 (2013), 129 (138 ff. m. Nachw.); Res- 31 Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, S. 100. mini, Die Benediktinerabtei St. Maximin vor Trier, Teilband 1, 32 Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (73). Berlin/Boston 2016, S. 257 ff., 285. 33 Zur Person: ADB 14 (1881), 278-281. 9 Zum Allod HRG I Sp. 180 ff. 34 Urkunde bei Fahne, Geschichte der Grafen, jetzigen Fürsten zu 10 Abdruck bei Fahne, Geschichte der Grafen, jetzigen Fürsten zu Salm-Reifferscheid, Zweiter Band, Cöln 1858, S. 292 f. Nr. 405; Salm-Reifferscheid, Zweiter Band, Cöln 1858, S. 247 Nr. 347; dazu Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, dazu auch Schindler, Jb. f. westdt. Landesgeschichte 26 (2000), 35 S. 104; Baums, Hémecht 71 (2019), S. 71 (73 f.). (43). 35 Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, S. 104 f. 11 Nachweis bei Schindler, Jb. f. westdt. Landesgeschichte 26 36 Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (75-77). (2000), 35 (38 Fn. 13). 37 Urkunde Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv 12 Heute: Wald Hochscheid. Teilabdruck der Urkunde bei Fahne, Grafschaft Virneburg, Inventar des Bestands F 103 im Staatsar- Geschichte der Grafen, jetzigen Fürsten zu Salm-Reifferscheid, chiv Wertheim, Stuttgart 2000, S. 305 Nr. 1018; Abdruck bei Zweiter Band, Cöln 1858, S. 171 f. Nr. 254. Fahne, Geschichte der Grafen, jetzigen Fürsten zu Salm-Reiffer- 13 Abdruck bei Fahne, Geschichte der Grafen, jetzigen Fürsten zu scheid, Zweiter Band, Cöln 1858, S. 294 f. Nr. 407. Salm-Reifferscheid, Zweiter Band, Cöln 1858, S. 247 Nr. 347; 38 Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (76 f.). dazu auch Schindler, Jb. f. westdt. Landesgeschichte 26 (2000), 35 39 Zur Neuinvestitur des Erwerbers bei Veräußerung von Lehen (43). Coing, Europäisches Privatrecht, Band I, München 1985, S. 359. 14 Digesten, Lib. L. Tit. XVII., 54. 40 Zur Aufteilung dieser Herrschaft zwischen Gräfin Magdalena 15 Siehe die Urkunde bei Fahne, Geschichte der Grafen, jetzigen von Manderscheid und ihren Kindern infolge Erbgangs sowie der Fürsten zu Salm-Reifferscheid, Zweiter Band, Cöln 1858, Nr. 254 Schuldmitübernahme von Graf Dietrich von Manderscheid-Kayl s. S. 171 f. Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (77, 79 f.). 16 Das Hochgerichtsweistum von Obermanderscheid (Ober- 41 Neu, Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses manderscheid ist Sitz eines Amtmanns von Kurtrier) enthält Manderscheid, Bonn 1972, S. 161 ff. auch einen Abschnitt zu Meerfeld-Bettenfeld; Abdruck bei 42 Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (78-80). Grimm, Weisthümer, 2. Teil, Hrsg. Dronke/Beyer, 1. Aufl. 1840, 43 Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (79 f.). Nachdruck: Darmstadt 1957, S. 604 f. (unvollständig); Ergän- 44 Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (80, 81 ff.). zung dazu bei Hesse/Schmitt-Kölzer, Manderscheid, Bernkastel- 45 Neu, Die Arenberger und das Arenberger Land, Band 2, Kob- Kues 1986, S. 207 f. lenz 1995, S. 560. 17 Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, S. 92. 46 Baums, Hémecht 71 (2019), S. 71 (81). 18 Simmer, Les Seigneurs d´Audun - le - Tiche, Jœuf 1984, S. 93. 47 Schindler, Jb. f. westdt. Landesgeschichte 26 (2000), 35 (49). 19 Heute: Wald Hochscheid. 48 Baums, Hémecht 71 (2019), 71 (85 f.). 20 Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv Grafschaft Virneburg, Inventar des Bestands F 103 im Staatsarchiv Wert- heim, Stuttgart 2000, S. 143 f. Nr. 425. Im Feuerbuch für das Kur- fürstentum Trier aus dem Jahre 1563 erscheinen Meerfeld und

23 Die Madonna vom Dachboden Inge Solchenbach

Eine Luxemburger Madonna für Malberg Dass es in der Schlosskapelle von Schloss Malberg einmal eine (angeblich wundertätige) Madonna gab, ist unumstritten. Ausführlich beschreibt dies Prof. Heinz, der ihren Typus, ihre Herkunft und ihre Bedeutung für Schloss Malberg als einträgli- ches Wallfahrtsziel im Schlossboten Nr. 131 be- leuchtet. Wir wissen, diese Statue vom Typ „Lu- xemburger Madonna“ (Consolatrix Afflictorum) kam 1771 als Stiftung der damaligen Schlossherrin Marie Thérèse Neufforge und gegen den ausdrück- lichen Widerstand des Kyllburger Pastors, der mit Recht Konkurrenz zu den Marienwallfahrten in die Stiftskirche befürchtete, in die Schlosskapelle nach Malberg. Die selbstbewusste Malberger Baronin aus Luxemburger Hause hatte darauf bestanden, ebenfalls die in Luxemburg verehrte „Trösterin der Betrübten“ verehren zu dürfen und von Trierer Bi- schof Recht bekommen: „Vom Jesuitenpater Theodor Helm, der damals Kapellenvorsteher auf dem Glacis war, hatte die Baronin sich eine Abbildung des wundertätigen Bildes erbeten. Er hatte dieses Bild für die Auftraggebe- rin in Luxemburg bekleiden lassen und selber nach Mal- berg gebracht, wo es am 15. Oktober 1771 auf dem Altar der Schlosskapelle aufgestellt wurde“2 Eine bekleidete Staue Die Luxemburger Madonna auf der Strahlenmonstranz Wir wissen damit auch, die Figur war bekleidet. Dieser bekleidete Madonnentypus war damals sehr im unteren Teil des Aufsatzes unter der Lunula das verbreitet, wurde aber später in der ersten Hälfte Relief einer Luxemburger Madonna mit dem Stadt- des 19. Jahrhunderts von der aufgeklärten Geist- schlüssel von Luxemburg. Man kann vermuten, lichkeit, insbesondere unter Bischof Joseph von dass auch sie von den Malberger Schlossherren Hommer, als Zeichen traditioneller Volksfrömmig- stammt und um 1905 aus der Schlosskapelle, die bis keit abgelehnt, zahlreiche Statuen verschwanden. dahin auch Pfarrkirche war, in die damals neu ge- In der Bitburger Liebfrauenkirche hat sich ein be- baute Pfarrkirche kam. kleidetes Exemplar erhalten, das manchem Leser bekannt sein dürfte und sehr schön Auskunft gibt Die von Frau Neufforge gestiftete Malberger Ma- über die immer gleiche Ikonographie: Mit Krone be- donna, um die es im Weiteren geht, war keine voll kleidet hält die Mutter als Himmelkönigin ein Zep- ausgearbeitete Statue, sondern ein Gestell mit ter in der rechten Hand, auf dem linken Arm trägt Torso, Armen und Kopf, das unten in einem Holz- sie das ebenfalls bekrönte Kind. Links den Erdapfel sockel steckte. Im 19. Jahrhundert wurde sie angeb- haltend, hebt der kleine Jesus die rechte Hand zum lich auch in der Kirmesprozession mitgetragen. Die Segnen. Als komplett ausgebildete Statuen oder Re- Prozession hat sich bis heute erhalten und findet liefs auf Takenplatten sind diese Madonnendarstel- (allerdings ohne Beisein der Madonna) als Sakra- lungen in vielen Eifeldörfern, die vor dem Wiener mentsprozession durch die Wiesen des Kylltals am Kongress zu Luxemburg gehörten, erhalten, neben ersten Sonntag im Mai statt. Aus Erzählungen un- anderen in , oder . seres Fördervereinsmitglied Willi Breuer, dessen El- Auch die barocke Strahlenmonstranz, die bis heute tern lange Zeit im Dienst der Schlossherren standen in der Malberger Pfarrkirche im Gebrauch ist, zeigt und in der Schlossanlage lebten, wissen wir, dass

1 Heinz, Andreas: Ein päpstlicher Ablass für die Schlosskapelle 2 Malget, Jean: Verehrung der Trösterin der Betrübten in der Ei- von Malberg, Malberger Schlossbote 13, 2018, S. 31-35. fel. Heimatkalender Bitburg-Prüm 1982, S. 200-210.

24 die Malberger Madonna Anfang des 20. Jahrhun- Weltkugel fehlten. Sie war nur schwer als Madonna derts noch in der Schlosskapelle vorhanden gewe- zu erkennen, ohne Vorwissen und die Hinweise sen sein muss. Seine Mutter habe sich daran erin- von Herrn Breuer hätten wir kaum eine Chance ge- nert, „dass noch Krücken als Zeichen einer erfolg- habt. reichen Heilung vor der Figur hingen“. Doch dann Der lange Weg der Restaurierung verloren sich ihre Spuren. Wo war sie hin? Leider gibt es keine Abbildung der Malberger Ma- Der Fund auf dem Dachboden donna, so dass wir über das genaue ursprüngliche Die Pfarrgemeinde Malberg hatte bis zum Bau der Aussehen nur spekulieren können, allerdings gibt jetzigen Kirche 1905 die Schlosskapelle als Pfarrkir- es doch genügend Vorbilder, um eine Restaurie- che genutzt. Gegen 1930 wurde sie säkularisiert, an- rung zu wagen. Dabei war uns Prof. Heinz ein un- geblich war das Sterbeamt für den damaligen in Su- schätzbarer Helfer: nur durch sein Wissen und matra verstorbenen Schlossherrn Eduard Schmitz- seine Vermittlung der richtigen Kontakte konnte Malberg im Jahre 1926 der letzte Gottesdienst. Der der Restaurierungsversuch überhaupt gelingen. Altar der Schlosskapelle, ein Marienaltar (mit einer Zunächst aber musste die Madonna zum Holzres- anderen Mariendarstellung) kam 1949 in die Sankt- taurator in Gestalt unseres Fördervereinsmitglieds Salvator-Basilika nach Prüm, wo er heute noch mit Herrmann-Josef Laros, der die gröbsten Schäden teilweise verändertem Figurenprogramm im linken beseitigte. Seitenschiff steht. Einige der ursprünglichen Heili- Prof. Heinz war es, der uns dann die Türen zu Prof. genfiguren mit lokalem Bezug blieben in Malberg und sind heute in der inzwischen restaurierten Schlosskapelle zu sehen: Quirinus (der Heilige der Pfarrgemeinde), Ferreolus, Barbara (mit Turm), Fir- minus und vermutlich Hubertus (mit Horn).

Die alten Malberger Heiligenfiguren in der Schlosskapelle Wieder war es Willi Breuer, der den entscheiden- den Tipp gab. Er hatte schon kurz nach dem Ver- Nico Schenck (li) und Prof. Alex Langini (re) übergeben die res- kauf des Schlosses an die VG Kyllburg an den da- taurierte Madonna an Inge Solchenbach. maligen Verbandsbürgermeister einen Brief ge- schrieben, in dem Alex Langini, dem Diözesankonservator des Erzbis- er den Verdacht äu- tums Luxemburg öffnete. Eine bessere Betreuung ßerte, die Madonna konnte es für unser Vorhaben nicht geben, kamen sei auf den Dachbo- doch in seiner Person Fachwissen, Empathie und den geraten und die richtigen Kontakte für unser Vorhaben zusam- liege dort noch un- men. Er empfahl uns den Holzbildhauer Nico erkannt unter zahl- Schenck aus Ufflingen (Luxemburg), der die fehlen- reichen noch aufzu- den Teile der Figur ergänzte. Unterarme und arbeitenden Kunst- Hände, Zepter und Erdkugel wusste Herr Schenck gegenständen. Und so geschickt zu vervollständigen, dass es möglich in der Tat: mit sei- blieb, die Figuren im Anschluss zu bekleiden: die ner Hilfe und Ex- Unterarme sind abziehbar und das Zepter lässt sich pertise und fanden aus der Hand der Madonna herausschrauben. Zep- wir sie im Herbst ter und Erdkugel wurden mit einer dünnen Lage 2018 beim Durch- Blattgold überzogen. Das Ergebnis war überzeu- suchen des Dach- gend. bodens: als etwas Professor Langini war es dann auch, der für Klei- ramponiertes Ge- dung, Kronen und einen Anhänger mit Herz sorgte, stell, dem Unter- Zustand auf dem Dachboden arme, Zepter und

25 Nadine Zehren passte die Kleidung an. Hannelore Elteste bemalte die Gesichter. auf seinen kurzen Bericht im Anschluss dieses Arti- die Fertigstellung der Madonna zu ihrer Herzens- kels sei hier verwiesen. Ein helles, reich besticktes angelegenheit. Sie durchforstete den Nachlass ihrer Gewand mit passendem Umhang und ein dunkel- Mutter, einer begnadeten Puppenmacherin, und grünes Samtkleid standen zur Auswahl, wir ver- fand neben zwei kleinen (fast passenden) Echthaar- suchten beides. Letztendlich entschieden wir uns perücken gleich auch noch die passende Spitze für für die helle Variante, der allerdings Stücke der Bor- den Schleier und düre und Perlen sowie der obligatorische Schleier machte dem För- fehlten. Außerdem schien die Vorbesitzerin schlan- derverein alles ker gewesen zu sein, das Kleid war der Madonna an zum Geschenk. den Schultern zu eng. Beide Figuren (Mutter und Alles also per- Sohn) waren zudem immer noch kahl und die Ge- fekt? Noch nicht sichter bedurften einer Überarbeitung. ganz. Den letzten Schliff bekamen An dieser Stelle kamen die lokalen Helfer ins Spiel, unsere beiden Fi- mit deren Hilfe sich zum Schluss alles wunderbar guren durch Evi zusammenfügte. Die Porzellanmalerin Hannelore Thiel, die mit Elteste, die schon Erfahrung mit der Restaurierung Schere und Fön einer Madonna in St. Thomas hatte und zu unseren bewies, dass Fördervereinsmitgliedern zählt, nahm sich des Kin- auch heilige Fi- dergesichtes an. Über viele Wochen trug sie in dün- guren manchmal ner Schicht Lagen einer Modelliermasse auf, ließ sie auf einen guten trocken, trug wieder auf und formte so ein wirkli- Friseur angewie- ches Kindergesicht mit etwas verschmitztem Ge- Evi Thiel sorgte für die Frisuren. sen sind. sichtsausdruck und von gesunder Hautfarbe. Der- weil war die Kindsmutter mitsamt Kleidung bei der Zurück ins Schloss Schneiderin. Frau Zehren aus fand die Die Madonna ist zurück im Schloss, dort soll sie als fehlenden Perlen, ergänzte die Bordüre, nähte einen geschichtliches Zeitzeugnis wieder ausgestellt wer- neuen Schleier aus einem alten Stoff und passte das den. Unter einer Plexiglashaube erzählt sie nun von Kleid den Maßen der neuen Trägerin an. Blieben die ihrer Stifterin Marie-Thérèse Neufforge, der Volks- Haare: offensichtlich waren die Figuren nicht nur frömmigkeit des 18. Jahrhunderts und der früheren bekleidet gewesen, sondern hatten auch Perücken Zugehörigkeit Malbergs zu Luxemburg. Wenn man getragen. Der entscheidende Tipp für uns: Antik genauer hinhört, weiß sie aber vielleicht noch viel Krämer in . Michaela Stolz, die diesen mehr. kleinen Antiquitätenhandel führt, war zunächst et- was irritiert, als wir dort eines Tages mit unserer Holzfigur vor der Tür standen, dann aber wurde

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Die Stifterin Marie-Thérèse de Neufforge und die 250 Jahre alte restaurierte Madonna

Restauriert wurde die Madonna vom Förderverein mit den Spenden Malberger Bürger aus Anlass eines 90. Geburts- tags, herzlichen Dank dafür. Herzlichen Dank auch an alle oben genannten Personen, die oft unentgeltlich, aber mit viel Herzblut an der Restaurierung beteiligt waren.

Die Muttergottes von Luxemburg Alex Langini Die Trösterin der Betrübten oder Muttergottes von Neufforge die Verehrung der Trösterin auch in ih- Luxemburg wird erstmals 1624 erwähnt. Damals rer Hauskapelle einführen. Professor Andreas stellte sie der Jesuitenpater Jacques Brocquart vor Heinz hat das in einer vorhergehenden Nummer den Toren der Hauptstadt des Herzogtums, zu dem dieser Reihe geschildert. Kurz vor Aufhebung des auch Malberg gehörte, auf. Gleich darauf entstand Jesuitenordens brachte der letzte Rektor der Wall- eine Kapelle und es setzte ein beachtlicher Pilgerzu- fahrtskapelle, Pater Helm, der Baronin persönlich lauf ein. Bei dem Marienbild handelt es sich um eine eine Kopie des Gnadenbildes in ihre Residenz. etwa 90 cm hohe Darstellung der Immaculata, d.h. Diese Darstellung konnte nun restauriert und wie- der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria der aufgestellt werden. Sie ist auffallend einfach über der Mondsichel. Auf dem linken Arm trägt sie und beschränkt sich auf die Hauptcharakteristiken: das Jesuskind, in der Rechen hält sie ein Zepter. die Gesichter der Mutter und des Kindes sowie drei Die älteste bekannte Darstellung, ein kleines An- Hände. Der Rest besteht aus einem einfachen Holz- dachtsbild, das heute in Kevelaer verehrt wird, gestell, das mit Perücken, Kleidern und Schmuck stammt aus dem Jahr 1640. Es zeigt die Figur in ei- vervollständigt wird. ner reichen barocken Gewandung mit einem üppi- Das nun bereitgestellte dunkle Gewand kommt aus gen Schmuck. So steht sie auch heute noch in der der St. Martinskirche von Junglinster, das helle aus Kathedrale von Luxemburg und so wird sie meis- der Hospitalkapelle von Dudelange. Die Kronen tens abgebildet. 1666 wurde die Trösterin der Be- sind Serienproduktionen und stammen aus dem trübten zur Stadt- und 1678 zur Landespatronin er- Devotionalienhandel, wie auch das silberne Herz, wählt. Daraufhin verbreitete das Bild sich sehr das in Neapel erworben wurde. schnell, nicht nur in Luxemburg, sondern sogar über die Grenzen hinaus. Als eigentliches Attribut der Trösterin gilt der Schlüssel, der ihr 1666 bei der Erwählung zur Stadt- Nach der Genesung von einer schweren Krankheit patronin von Luxemburg überreicht wurde. wollte die Malberger Schlossherrin von Veyder-de

27 Zwei Madonnen – eine zu viel? Was die Geschichte der Malberger Marienstatue mit alten Grenzstreitigkeiten zu tun hat. Kilian Harrer* Zwei Gnadenbilder der Muttergottes, in zwei ka- Denn das alte Erzbistum Trier umfasste nicht nur tholischen Gotteshäusern, die sich zwar in einer Kurtrier, sondern auch gut die Hälfte des Herzog- und derselben Pfarrei befinden, aber durch eine tums Luxemburg sowie Teile von Lothringen, Landesgrenze getrennt sind. Kann das gutgehen? Frankreich und einer Handvoll kleiner Reichsterri- Ja, ganz bestimmt, meinte der Schlossherr von Mal- torien. Was also ‚fehlt‘, ist Deckungsgleichheit zwi- berg, Joseph Ernst von Veyder, in einem Schreiben schen Grenzen verschiedener Art. aus dem Jahr 1776. Im Katholizismus müsse doch Heute verbucht man solche Grenzüberschneidun- „die heilige Jungfrau Maria an jedem Ort und über- gen meistens als kurios, chaotisch und sinnlos. Da- all verehrt werden“, oder etwa nicht?1 Aber einige mit übernimmt man ein bestimmtes territoriales geistliche Herren im benachbarten Stift Kyllburg sa- Denken, das erst im Europa des 17. und 18. Jahr- hen die Sache etwas anders. Marienverehrung war hunderts wirklich zum Tragen kam und sich im an sich schön und gut, auch in Malberg – allerdings Zeitalter der französischen Revolution durchsetzte. nicht, wenn sie zum Vorwand dafür wurde, Kyll- Stärker als je zuvor verlangte Herrschaft in der Auf- burger Pfarreirechte zu verletzen, indem eine bloße klärung nach Vereinheitlichung des politischen Schlosskapelle auf einmal zum Ort für feierliche Raums. Dabei spielte auch die Vereinheitlichung und öffentliche Begehung von Marienfesten wurde! des Pfarreiennetzes eine Rolle, zumal fast alle Auf- Hier im Schlossboten, vor drei Jahren, hat der Trie- klärer dem Pfarrklerus und der Institution Pfarrei rer Liturgieprofessor Andreas Heinz diesen Streit große Nützlichkeit zusprachen. Zu große Pfarreien um die Malberger Schlosskapelle und ihre Mari- wollte man in mehrere zerlegen, Zwergpfarreien enstatue bereits meisterhaft dargelegt. Dennoch sollten verschwinden, und je mehr Pfarrgrenzen scheint es reizvoll, die Angelegenheit noch einmal und andere Grenzen zusammenstimmten, desto neu aufzurollen, und zwar mit dem Blick auf das besser. Thema Grenze – durchaus zeitgemäß, man denke nur an Donald Trumps berüchtigte Grenzmauer, an Wie schlägt sich den Brexit und nicht zuletzt an coronabedingte Rei- das konkret in sebeschränkungen. Malberg und Kyllburg nieder? Die ältere der beiden Marienstatuen, um die es geht, Um das histori- stand in der Stiftskirche von Kyllburg, das damals sche Ergebnis zum geistlichen Kurfürstentum Trier gehörte. Die gleich vorweg- Stiftsherren kümmerten sich auch um die Seelsorge zunehmen: Etwa in der Pfarrei Kyllburg, die hauptsächlich zwei Orte 1803 wurde Mal- umfasste, nämlich Kyllburg und Malberg. Nun ge- berg zu einer se- hörte aber Malberg nicht zu Kurtrier, sondern zum paraten Pfarrei. Herzogtum Luxemburg. Dass so eine Pfarrei sich Die Grenze zwi- über eine Territorialgrenze hinaus erstreckt, war im schen den Pfar- 18. Jahrhundert in dieser Gegend – und anderswo reien Kyllburg in Europa – keine ganz große Seltenheit. Abb. 1 Brief an Baronin Marie-Thérèse und Malberg Deshalb hat es ein französischer Historiker, Jacques von Veyder (geb. de la Neufforge) verlief danach Godechot, als eine große Errungenschaft der Fran- genau auf der in- zösischen Revolution von 1789 bezeichnet, dass sie nerfranzösischen Verwaltungsgrenze zwischen mit dem vorigen „Verwaltungschaos“ aufgeräumt dem Wälderdepartement, zu dem Malberg gehörte, habe.2 Dabei hatte er auch das Grenzchaos im Sinn, und dem ehemals trierischen Teil des Saardeparte- die Enklaven und die Überschneidungen von Gren- ments – ganz so, wie es die neue französische zen verschiedener Art. Der Kyllburger Fall kann Rechtsordnung auch vorsah. Außerdem gehörten hier als beispielhaft gelten, weil dort eben die Gren- Malberg und Kyllburg nun zu verschiedenen Diö- zen von Pfarrei und Reichsterritorium nicht zusam- zesen. Also könnte man sagen: Es ist genau das pas- menfielen. Dazu kommt noch die Bistumsebene.

* Kilian Harrer ist Historiker und Doktorand an der University of Wisconsin in Madison. Im Rahmen seiner Dissertation zum Thema 'Wallfahrt und Grenze im Zeitalter der französischen Revolution' untersucht er den Kyllburg-Malberger Grenzkonflikt als Fallstudie.

28 siert, was man sich im Pariser Machtzentrum aus- Im Stift zu Kyllburg wurde man schnell nervös über gedacht hatte, die Aufklärung hat sich hier ‚von diese Konkurrenzerscheinung. Konkurrenz des- oben‘ durchgesetzt, und fertig. halb, weil wie erwähnt auch in der Stiftskirche eine regional attraktive Marienverehrung gepflegt Das wäre aber vorschnell. Vor allem würde es be- wurde. Tatsächlich war Kyllburg schon seit dem deuten, zu übersehen, welche Rolle den verschiede- Spätmittelalter ein Wallfahrtsziel, und auch hier nen Grenzen eigentlich vor Ort zukam und wie die warb man mit päpstlichen Ablässen.7 Deshalb wei- Leute ‚von unten‘ an und mit der Grenze lebten. gerte sich erstens der Stiftsherr und Pfarrer Günd- Also schauen wir genauer hin. Streitigkeiten um ritz, als die Baronin ihn bat, das Marienfest in Mal- Kyllburg und Malberg gab es zwischen Trier und berg zum Beginn der Oktav zu zelebrieren. Und Luxemburg sporadisch schon seit dem 14. Jahrhun- zweitens legte das Stift Beschwerde in Trier ein, dert, aber der Konflikt gewann in den frühen nachdem Frau von Veyder beim Luxemburger Pro- 1770ern eine zusätzliche Dimension durch ein klei- vinzialrat und beim Erzbistum Trier um die Erlaub- nes Wunder. Ganz unerwartet erholte sich nämlich nis gebeten hatte, dann eben einen luxemburgi- die Schlossherrin von Malberg, die verwitwete Ba- schen Geistlichen für diese Festlichkeit anheuern zu ronin von Veyder, von einer lebensbedrohlichen dürfen. Dieses Marienfest in Malberg tendiere näm- Krankheit, und zwar nach Anrufung der Mutter- lich „zum größten Schaden des Pfarrgottesdiens- gottes. Das geschah Anfang 1771. tes“ und die Kyllburger Ablässe „scheinen dadurch Allerdings hatte die Baronin von Veyder sich nicht nicht unerheblich an Wert zu verlieren“.8 Hier einfach an Maria gewandt, sondern an Maria als klingt schön an, dass es um Wallfahrt geht und Unsere Liebe Frau von Luxemburg. Die Verehrung gleichzeitig um die Rechte der Pfarrei Kyllburg. dieser Luxemburger Muttergottes war im frühen War das Malberger Werben mit der wunderwirken- 17. Jahrhundert von den Jesuiten initiiert worden, den luxemburgischen Madonna am Ende etwa und die wundertätige Marienstatue von Luxem- auch ein Versuch, die kyllburgische pfarrliche Be- burg-Stadt war seitdem ein wichtiges Wallfahrts- vormundung abzuschütteln? ziel. Außerdem hatten die Luxemburger Obrigkei- Das Kyllburger Klagen half nichts: Der Weihbischof ten Maria 1666 zur Stadtpatronin und – das ist ent- entschied Ende 1772 zugunsten der Schlosskapelle. scheidend – 1678 zur Landespatronin erklärt. Des- In dieser Entscheidungsfindung kamen auch zwei halb konnte die Baronin an den Trierer Weihbischof alte Malberger Einwohner als Zeugen zu Wort, die von Hontheim schreiben, sie habe todkrank zur im Wesentlichen die Version der Baronin bestätig- „guten luxemburgischen Jungfrau Maria, unserer ten, aber dazu erklärten, dass ganz Malberg für die lieben Schutzpatronin“ gebetet. Dabei, so erklärt sie Genesung der Schlossherrin mitgebetet habe. Es weiter, habe sie Maria versprochen, im Falle der Ge- geht hier also nicht nur um Zank zwischen dem sundung eine Kopie der Luxemburger Statue her- Schloss und dem Stift, sondern auch die einfachen stellen und in ihrer Schlosskapelle zur öffentlichen Bewohner von Malberg kommen zu Wort. Zumal Verehrung ausstellen zu lassen. Jährlicher Höhe- die Gemeinde im August 1772 eine Petition zuguns- punkt dieser Verehrung sollte der vierte Sonntag ten dieser neuen Verehrung verfasst. Da heißt es, nach Ostern werden, an dem die Luxemburger dass „wir Bürgermeister und Vorsteher der Ge- Muttergottesoktav begann. Ein Fest, das laut Baro- meinden zu Malberg in Erfahrnus kommen das der nin von Veyder zur gleichen Zeit „in allen Pfarreien Herr Dechant, Pastor, und sambtliches Capitul des und anderen Kirchen des Herzogtums Luxemburg“ Stiffteß Kylbourg sich der Andacht wiedersetzen gefeiert wurde.3 (Siehe auch Abb. 1.4) wollen so unsere Vorfahr die Lutzembourgirer der Tatsächlich hielt die Baronin ihr Gelübde ein, und heyligen Mutter Mariae Trösterin der Betrübten als das Malberger Abbild der Luxemburger Muttergot- Patronen des gantzen Hertzogtumb so traulich vor tes wurde sogar selbst zu einem kleinen Wallfahrts- viellen Jahren zu halten versprochen haben“. Man ziel – jedenfalls für eine gewisse Zeit, vermutlich bis sei zwar der Pfarrei Kyllburg zugehörig, aber „wir zur Eroberung der Provinz durch die Franzosen seindt ja nicht weniger Lutzemburgirer als dieje- 1794. Auf diese Attraktivität der Malberger Schloss- nige so inmitten der Haupstadt Lutzembourg kapelle weist jedenfalls die Ausstellung von zwei wohnhafft seindt“. Die Gemeinde fordert hier als päpstlichen Ablassurkunden hin, aus den Jahren 1775 und 1792.5 Außerdem ist der Entwurf eines Schreibens des nächsten Schlossherrn von Veyder nach Rom überliefert. Darin ist die Rede von einem in den letzten Jahren „überaus großen Zustrom des Volkes zu jener Andacht“ zu Ehren Marias in Mal- berg.6

29 luxemburgische Gemeinde ihr Recht auf diese An- Rheinlanden. Nachdem dieses besetzte Gebiet dann dacht ein.9 1801 voll und offiziell an Frankreich fällt, haben wir hier bloß noch eine normale Departementsgrenze. Die Verteidigung dieser Marienverehrung war also Die Entscheidung, Malberg pfarrlich von Kyllburg auch der Versuch, den Status der Schlosskapelle in zu trennen, fällt wie gesagt in Paris und ergibt sich Malberg aufzuwerten – gegen das Kyllburger Stift aus den allgemeinen französischen Rechtsnormen. auf der anderen Seite der Landesgrenze. Das heißt: Aber es hören an der Verwaltungsgrenze in der In der Wahrnehmung vor Ort wird diese Landes- französischen Zeit die Konflikte nicht auf, und auch grenze zu einer religiös-lokalpolitisch verhärteten die religiöse Dimension fällt nicht einfach weg. Grenze, 30 Jahre bevor die napoleonische Verwal- Zum Beispiel im Herbst 1798: Während eines Auf- tung dann mit der Erhebung Malbergs zur Pfarrei standes im Wälderdepartement dringen aufrühreri- eine zusätzliche offizielle Grenzschicht einzieht. sche Malberger nach Kyllburg ein, fällen den Frei- Hier klappte es also mit dem Projekt der territoria- heitsbaum – ein großes Revolutionssymbol – und len Vereinfachung und Vereinheitlichung, das den ersetzen ihn durch ein Kreuz.10 damals herrschenden aufgeklärten Eliten vor- Aber auch auf einer weniger symbolischen Ebene schwebte. Aber ein solches Denken hat sich oft nicht gehen die Schwierigkeiten weiter. Zum Beispiel ste- einfach nur deshalb durchgesetzt, weil es ‚denen da hen die neuen Verwaltungsbehörden 1798 und 1799 oben‘ in den Kram passte. Vielmehr sind die neuen etwas ratlos vor der Malberger Behauptung, ein Grenzprojekte in lokalen Konflikten aufgefangen Stück Land in der Gemeinde Kyllburg müsse ei- und angeeignet worden. Der Witz dabei ist in Mal- gentlich Malberg zugesprochen werden und gehöre berg und Kyllburg, dass die Logik dieses lokalen damit zur französischen Republik, nicht zu den Konflikts zwar Rheinlanden. Abb. 2 tatsächlich auf zeigt die doch sehr die für die Auf- improvisierte Kar- klärer ideale De- tenskizze, mit der ckungsgleichheit die französischen hinführt, indem Behörden das Prob- sich die Teilung lem zu erfassen der Pfarrei Kyll- suchten.11 Das Stück burg quasi in den Land, um das es Köpfen schon geht, ist das zwi- vorbereitet – zu- schen dem Fluss mindest in denen Kyll und der ge- der Malberger, punkteten Linie die drauf und zwischen den Buch- dran sind, die be- staben a und f. In- stehenden Ver- dem sie dieses Ter- hältnisse an der rain als Teil ihres Grenze zu ihren Gemeindegebiets eigenen Gunsten reklamierten, ver- zu verändern. traten die Malberger Aber dabei kom- im Grunde nur ei- men vor Ort Ele- nen Anspruch, der mente wie Wun- schon seit mindes- derglaube und tens dem 15. Jahr- Wallfahrtspro- Abb. 2 Manuskriptkarte von Kyllburg und Malberg mit Markierung der Grenze hundert existierte. paganda zum (gestrichelte Linie). Bei Malberg verläuft die Grenze links oberhalb von der Kyll (a-f). Landeshauptarchiv Koblenz 300/6 Die „Tranchot- Zug, die der Auf- Karte“ bestätigte klärung nicht nur fremd, sondern oftmals sogar später (ca. 1809) diesen Anspruch.12 Pikant ist aber, spinnefeind sind! dass 1776 die wunderschöne „Bergé-Karte“ des lu- Gehen wir noch etwas genauer auf die französische xemburgisch-trierischen Grenzverlaufs dasselbe Zeit ein, die in dieser Gegend von 1794 bis 1813 dau- Stück Land ganz klar in Kurtrier und damit auf der ert. In dieser Zeit wird die Landesgrenze zwischen Kyllburger Seite verortet hatte (Abb. 3). Dabei war Luxemburg und Kurtrier zunächst zur Grenze zwi- die Bergé-Karte ein österreichisch-niederländisches schen dem Wälderdepartement, dessen Fläche un- Auftragswerk und hätte eigentlich eher dazu die- gefähr zwei Dritteln des alten Herzogtums Luxem- nen sollen, die luxemburgische Sicht auf die Grenze burg entsprach, und den französisch besetzten

30 zu vertreten. Zum Beispiel verwies im hier gezeig- Malberg fallen soll. Besonders interessant ist, wie ten Kartenausschnitt das Auseinandertreten der solche Konflikte an der Grenze auch noch 15 Jahre beiden Grenzbänder am Nordrand von Kyllburg nach dem effektiven Ende des Herzogtums Luxem- auf eine eher verwegene und im 19. Jahrhundert burg und des linksrheinischen Kurtrier ausgetragen verworfene Behauptung der Malberger: Die ent- werden: nämlich zum Teil explizit als Rivalitäten sprechende Zone—inklusive der alten Pfarrkirche zwischen ‚Luxemburgern‘ und ‚Trierischen‘. 1809 St. Maximin—sei territorial fragwürdig, zwar von beschwert sich der Bürgermeister von Kyllburg Kyllburg vereinnahmt, aber eigentlich der Ge- darüber, dass sich der Pfarrer eines anderen Nach- meinde Malberg zuzusprechen!13 barortes, , die geistliche Zuständigkeit für den Kyllburger Weiler St. Thomas anmaße. Der Auch unter Napoleon gehen die Auseinanderset- Bürgermeister schreibt empört: „Die übermütigen zungen munter weiter. Es dauert zum Beispiel bis Luxemburger überrumpeln und täuschen die trieri- 1811 und es braucht ein kaiserliches Dekret, um den schen Rechtsansprüche von Tag zu Tag mehr.“14 Streit darüber zu entscheiden, welcher Teil der Kyllburger Kirchenfabrikgüter an die neue Pfarrei Der Wiener Kongress von 1814/15, der Europa nach dem Fall Napole- ons neu ordnete, zog dann noch einmal ganz andere Grenzen in die- ser Region und so fielen sowohl Malberg als auch Kyllburg an Preu- ßen. Aus Malberger Sicht scheint Unsere Liebe Frau von Luxem- burg danach als Schutz- patronin bald hinfällig geworden zu sein. Ob auch die alte Rivalität zwischen Malberg und Kyllburg zügig im Sande verlief? Das kön- Abb. 3 Karte der Grenze zwischen Luxemburg und Kurtrier (1776) von Bergé, nach Westen ausgerich- nen am besten mit Si- tet. Die roten und gelben Streifen repräsentieren die Grenzansprüche beider Seiten. Die gelbe Linie (An- cherheit die Einheimi- sprüche Luxemburgs) schließt die St. Maximin-Kirche in Kyllburg mit ein, während aus Trierer Sicht die Grenze von der Höhe herab direkt zur Kyll läuft. Quelle Archives nationales de Luxembourg CP-A- schen selbst beurteilen. 45

1 Bistumsarchiv Trier [BATr], Abt. 35, Nr. 617, f. 30. 8 BATr, Abt. 35, Nr. 617, f. 1: „ejusmodi solemnitates tali sacello 2 Jacques Godechot, Les institutions de la France sous la Révolution minime conveniunt, [...] et in Parochialis officii summum ver- et lʼEmpire (Paris, 1985), 93. gant præjudicium, et inde vilescere non parum videantur indul- 3 BATr, Abt. 35, Nr. 617, f. 8. gentiæ illæ, quas Collegiata in dicto Kÿlburgo Parochialis ibi- 4 Der leider vom Zahn der Zeit beträchtlich angenagte Brief an dem vera matrix singulis B.V.M. festivitatibus, et qualibet die Schlossherrin von einem ihrer Kinder erwähnt ebenfalls die cujusvis mensis 1ma Dominica ratione imaginis ejusdem coe- „Feier unserer heiligen Schutzpatronin“: Kreisarchiv Bitburg, lestis Reginæ ibidem a pluribus sæculis cultæ, et a miraculis Best. 53C53, Nr. 47. plurimum notæ plenarias habet“ 5 Ebenda, f. 26 (1775); Andreas Heinz, „Ein päpstlicher Ablass 9 Ebenda, f. 20r. für die Schlosskapelle von Malberg“, in: Malberger Schloßbote 10 Französische Archives nationales, BB/30/169. Heft 13 (2018), S. 31-35, hier S. 34 (1792). 11 Landeshauptarchiv Koblenz, Abt. 300, Nr. 6. 6 Dieses Dokument ist abgebildet und aus dem Lateinischen 12 Für diese Hinweise danke ich Herrn Karl Solchenbach. übersetzt ebenda, S. 31. 13 Archives nationales de Luxembourg, CP-A-45 und A-XI-11-02. 7 Vgl. Franz-Josef Heyen, Das St.-Marien-Stift in Kyllburg (Berlin: 14 BATr, Abt. 52, Nr. 243. de Gruyter, 2007) (= Germania Sacra, Neue Folge, 48), 232-7.

31 Das Kaiserzimmer von Schloss Malberg Barbara Mikuda-Hüttel

von Herrschergenealogien, die mit den vier bibli- schen Weltmonarchien, der Vier-Reiche-Lehre (Buch Daniel), in Verbindung gebracht werden und so die translatio imperii, die Übertragung der Herr- schaft und damit den Kaiser als Schutzmacht und alleinige Autorität propagierten.4 Architektonisch unterscheiden sich Kaiserzimmer und Reichssaal schlicht an Größe. Gemeinsam ist es ihnen aber, dass sie von der Raumdisposition her immer in Verbindung mit den Gästeappartements stehen.5 Denn: ob Saal, Zimmer oder Appartement; Zweck solcher Prunkräume war es, einen repräsen- tativen Ort vorzuhalten, um die Mitglieder des rö- misch-deutschen Herrscherhauses adäquat emp- Stuckdecke des Kaiserzimmers mit dem Reichsadler fangen und unterbringen zu können. So galten be- „Die vornehmste Wohnung des [Neuen] Hauses ist reits seit dem Mittelalter die landständischen Klös- [...] das Schlafzimmer und das Kabinett rechts vom ter als Reiseresidenzen und hatten entsprechende Salon des Hauptgeschosses, wenn man den Blick Gemächer bereitzustellen. In den Reichsklöstern zum Hof wendet. Nach den ikonographischen Mo- dagegen stand dafür potentiell auch die Wohnung tiven der Ausstattung muß es als Kaiserapparte- des Abts zur Verfügung. Die dortigen Kaiserzim- ment bezeichnet werden.“ So heißt es bei Jörg Ga- mer und -säle dokumentierten stets die verfas- mer 1978; und weiter: „Eine Anspielung auf die An- sungsrechtliche Stellung des Reichsstandes und ihr sprüche Kaiser Karls VI. auf den spanischen Kö- Ausstattungsprogramm demonstrierte anschaulich nigsthron bildet das Stuckrelief über dem Kamin die Nähe zum Kaisertum.6 mit der Darstellung des schlangenwürgenden Her- Im Vergleich zum unpräzisen Begriff Kaisersaal ist kulesknaben zwischen den Säulen, die der Heros der Terminus Kaiserzimmer übrigens eindeutig, beim Zug gegen Geryon im fernen Westen aufge- denn er impliziert ein Bildprogramm, das sich auf richtet hatte. Im ovalen Mittelfeld der Stuckdecke das Kaisertum als Institution bezog. Die entspre- prangt der Reichsadler, seitlich flankiert von je ei- chenden Gemächer in neu erbauten weltlichen und 1 nem Tritonenpaar.“ „Die Kaiserkrone“ über dem geistlichen Residenzen7 hatten immer auch den Reichsadler, so Gamer, „ist nicht mehr erhalten, Zweck, die Loyalität gegenüber dem Heiligen Rö- war aber ursprünglich vorhanden, wie die Spuren mischen Reich zu bekunden. Insofern wiesen solche 2 über den Köpfen des Adlers erkennen“ ließen. Räume verwandte ikonographische Programme Im Folgenden wird es um die erhaltene Ausstat- auf und wurden besonders anspruchsvoll ausge- tung des Kaiserzimmers und um deren politische stattet. Hintergründe gehen. Zuvor aber sollen kurz die Be- Anspruchsvoll ist auch die zu Zeiten des Bauherrn griffe Kaisersaal, Kaiserzimmer, auch Fürstenzim- von Schloss Malberg, Johann Werner von Veyder mer, geklärt werden, die seit der ersten Hälfte des (1657-1723), entstandene Deckengestaltung im dor- 17. Jahrhunderts in den Schriftquellen gebräuchlich tigen Kaiserzimmer. Zusammen mit den anderen 3 wurden: Das Wort Kaisersaal ist mehrdeutig, denn Stuckarbeiten im Neuen Haus zählt sie zu den be- seit der Regierungszeit Ferdinands I. (1637-57) deutendsten Beispielen barocker Stuckatur in der konnte es einen Raum bezeichnen, dessen Dekor Großregion Trier und dürfte nach den Entwürfen sich inhaltlich auf das Kaisertum bezog, konnte des Baubüros Matteo Albertis realisiert worden aber ebenso gut ein Zimmer meinen, in dem sich sein. Am 7. März 1713 wurde dafür ein Vertrag mit das Reichsoberhaupt schlichtweg einmal aufgehal- dem „Plästerer“, dem Stuckateur „Willem (Wil- ten hatte. Franz Matsche hat daher einen weiteren helm) Meyer“ aus Köln geschlossen.8 Wilhelm Terminus zur Unterscheidung eingeführt, den des Meyer ist laut einer Publikation von Barbara Rinn Reichssaales, der sich durch eine spezifische Aus- 1713 bis 1723 in Köln nachweisbar und war daran stattung auszeichnet; etwa durch die Darstellung

32 beteiligt, dass die sogenannten Kölner Decken zum wie auf das „Herkuliertum“ der Habsburger, das Exportartikel und „Stuck-Bestseller“ wurden.9 heißt auf den Wahlspruch „constantia et fortitudo“, Beständigkeit und Stärke. Die für den Anspruch des designierten spanischen Königs Karl III. (später Kaiser Karl VI.) verwendete Devise „Patrum vir- tute“ (In der Tugend der Väter), verwies wiederum durch die beiden Säulen auf die Doppelherrschaft der Habsburger im Reich und in Spanien.12 Die wandfeste Ausstattung des Malberger Kaiser- zimmers veranschaulicht insbesondere in der sei- nerzeit aktuellen Situation des Spanischen Erbfol- gekrieges, während derer Erzherzog Karl als „spa- nischer Herkules“ propagiert wurde,13 auf die enge Verbundenheit zum Römisch-deutschen Reich. In deutlichem Bezug zum Bauherrn von Schloss Malberg stehen auch zwei Habsburgerporträts, die Stuckdecke im Kaiserzimmer von Malberg; Gesamtansicht zur Ausstattung des Kaiserzimmers gehört haben Die von Meyer ins Werk gesetzten Motive im Kai- dürften: serzimmer geben aufschlussreiche Hinweise auf die politische Ikonographie: Im ovalen mittleren Rah- men der Decke und inmitten floraler Ornamente steht der Doppeladler als deutliches Zeichen der Loyalität des Bauherren zum römisch-deutschen Reich und den Habsburgern. Ralf Foss wies darauf hin, dass in dem Raum der Alkoven aufgestellt war und regelmäßige Dübellöcher um den Doppeladler auf die einstige Anbringung eines Baldachins schließen lassen.10 In den seitlichen Segmentrah- men der Stuckatur sind um eine Kartusche fisch- schwänzige Mischwesen mit Dreizack und Mu- scheldekor angeordnet. Die Stuckatur an der Kaminverkleidung erweitert die politische Aussage der Deckengestaltung: Hier wird der kindliche Herkules gezeigt, der die beiden Schlangen erwürgt, die Zeus´ Gemahlin Hera als Rache gegen ihre Nebenbuhlerin, die Mutter von Herkules, geschickt hatte, um den Knaben zu ver- nichten. Der schon (Vermutetes) Porträt Josephs I im Alter von acht Monaten so überaus Bei der Vorbereitung auf den am 25. Oktober 2020 wehrhafte Held war vorgesehenen, jedoch verschobenen und daher hier eine zentrale mythi- gekürzt zum Aufsatz umgearbeiteten Vortrag sche Gestalt der fragte ich Karl Solchenbach nach dem von Jörg Ga- habsburgischen mer 1978 erwähnten Gemälde Kaiser Joseph I. Da- Kaiser; so zentral, raufhin fand er auf dem Dachboden des Neuen dass Franz Matsche Hauses ein beim Einbruch in den 1990er Jahren ver- vom „notorischen loren geglaubtes Bildnis, das auf der Rückseite als „Herkuliertum““ „Mann mit Rüstung“ bezeichnet ist und bislang nur der Habsburger als Schwarz-Weiß-Foto bekannt war. Karl Solchen- 11 sprach. Eingefasst bach wollte das Porträt zur inzwischen vertagten wird die Szene von Mitgliederversammlung vom Speicher holen, da- zwei Säulen. Sie be- mit die Mitglieder es erstmals im Original in Au- ziehen sich ebenso genschein nehmen könnten. Stattdessen publizie- auf die sagenhaften Stuckdekor an der Kaminverklei- ren wir hier zunächst ein Farbfoto. Säulen des Herkules dung des Kaiserzimmers

33 Demnach handelt es sich um ein sehr qualitätvolles residierenden Kurfürsten Jan Wellem (Johann Wil- Brustbild im Dreiviertelprofil. Die charakteristi- helm von der Pfalz 1658-1716), dessen Oberbaudi- schen Habsburger-Gesichtszüge und die Attribute rektor Matteo Alberti der Architekt der Neubauten – Reichskrone und Reichsschwert – lassen erken- von Schloss Malberg war. nen, dass wir ein Kaiserbildnis vor uns haben. Ver- mutlich handelt es sich um jenes Bild, das Jörg Ga- mer seinerzeit in der Bibliothek des Schlosses gese- hen- und als Porträt von „Joseph I.“ (geb. 1678; 1705-11) bezeichnet hat.14 Joseph I. regierte nach dem Tode seines Vaters Leo- pold I. (geb. 1640; 1658-1705) nur wenige Jahre. Er starb 1711. Bei Ausbruch des Spanischen Erbfolge- krieges wurde der junge Erzherzog und Kronprinz von Leopold I. zum Mitglied des Kabinetts berufen und griff als entschiedener Gegner Frankreichs zweimal auch praktisch in das Kriegsgeschehen ein; so bei der Eroberung der Festung Landau 1702 und der siegreichen Schlacht von Höchstädt 1704. Ob- wohl bereits ein Abreisetermin für den Feldzug nach Westen festgelegt war, übernahm er 1705 be- reits einige Tage vor dem Ableben seines Vaters die Regierungsgeschäfte. Nach dem Tod Josephs I. 1711 kehrte dessen Bruder aus Spanien zurück und trat als Karl VI. (geb. 1685; 1711-1740) die Nachfolge an.15

Frans van Stampart, Karl III. von Spanien

Gamers Zuschreibung ist denkbar und wird sich am Ende dieses Beitrages sogar aufgrund einiger Indizien verdichten. Allerdings könnte auch der Wiener Hofmaler Frans van Stampart (1675-1750) als Autor des Bildes in Frage kommen oder jemand, der nach dessen Vorbildern arbeitete wie das unter anderem in der Düsseldorfer Douven-Werkstatt der Fall war. Stampart übrigens gilt als Urheber der medialen „Propagandaoffensive“, die den Anspruch der Habsburger auf den spanischen Thron begleitete:18

Bildnis des Erzherzogs Karl als designierter König Karl III. von Der letzte spanische Habsburger Karl II. (1661-1700) Spanien (später Kaiser Karl VI.) starb im November des Jahres 1700 ohne Throner- Das von Hermann Laros restaurierte Brustbild im ben. Wegen verwandtschaftlicher Verbindungen Dreiviertelprofil16 zeigt Josephs Bruder als desig- war der bayerische Kronprinz Joseph Ferdinand im nierten König Karl III. von Spanien. Er trägt die Or- Einverständnis zwischen Österreich und Frank- denskette vom Goldenen Vlies und rechts vor dem reich als Nachfolger bestimmt worden. Er verstarb Fensterausblick liegt die spanische Krone. Jörg Ga- aber 1699. Karl II. von Spanien selbst sah testamen- mer, der das Gemälde im Gartensalon des Schlosses tarisch Erzherzog Karl aus der österreichischen Li- gesehen hat, vermutete, dass es ebenso wie das nie als Nachfolger vor. Doch kurz vor dem Tode Bildnis Josephs I. „aus der Werkstatt des Düsseldor- Karls II. erreichte Ludwig XIV. eine Testamentsän- fer Hofmalers Jan Franz von Douven (1656-1727)“ derung zugunsten Philipps, des französischen Her- stamme;17 also aus dem Kreis um den in Düsseldorf zogs von Anjou (1683-1746). Das war der Auslöser des Spanischen Erbfolgekrieges zwischen 1700 und

34 1714: Frankreich fürchtete eine habsburgische Auseinandersetzungen, da sie [...] die Loyalität [...] Großmacht und war zeitweise und nicht zuletzt zu Karl beziehungsweise dessen Gegenspieler Phi- durch hohe Bestechungsgelder mit Kurköln, Sa- lipp V. demonstrierten.“22 So wurde vor den Staats- voyen und dem Kurfürstentum Bayern alliiert. Die porträts auch dem Herrscher gehuldigt, denn sol- Kaiserlichen und ihre Verbündeten erwarteten ein chen Gemälden kam in seiner Abwesenheit die Übergewicht Frankreichs mit Spanien und den Rolle eines stellvertretenden Bildnisses zu.23 Überseegebieten. Daher stellten sich England und Besonders interessant in Zusammenhang mit dem die Niederlande gegen Philipps Thronfolge und Malberger Porträt ist die Station, die Karl mit sei- waren Urheber der Haager Großen Allianz, einem nem Hofstaat zwischen dem 16. und 27. Oktober Bündnis mit dem Kaiser und dem Reich. 1703 in Düsseldorf machte. Gleich am 16. Oktober Diese Situation tangierte freilich auch den im No- gaben ihm sein Onkel, der Kurfürst von der Pfalz vember 1703 zum Weihbischof ernannten Kölner Johann Wilhelm und dessen Frau Anna Maria Luisa Generalvikar Johann Werner von Veyder: Der Erz- de Medici im Düsseldorfer Schloss einen glanzvol- bischof von Köln, Joseph Clemens (1688-1723), floh len Empfang. Der kunstliebende Kurfürst war mit am 18. November 1702 aufgrund eines kaiserlichen Karl eng verwandt: Seine erste Gemahlin war des- Mandats nach Namur, 1704 nach Lille und schließ- sen Halbschwester, während Karls Mutter wiede- lich nach Valenciennes. Joseph Clemens nämlich rum dem Hause Pfalz-Neuburg entstammte. Jo- hatte an der Seite seines Bruders, des bayrischen hann Wilhelm war von den Franzosen aus Heidel- Kurfürsten Max Emanuel, im Spanischen Erbfolge- berg vertrieben worden und war in dieser Zeit Erz- krieg Partei für den französischen König ergriffen, schatzmeister des Heiligen Römischen Reiches. Im was sich als folgenreicher Fehler erwies: Die Kai- Vorjahr hatte er sich „an der Belagerung und Erobe- serlichen schickten den Erzbischof ins Exil, von wo rung der von dem Kölner Kurfürsten den Franzo- aus er sich fortan über die unzureichende Bezah- sen übergebenen Stadtfestung Kaiserswerth durch lung der französischen Subsidie beschwerte.19 Truppen der „Allianz“ beteiligt [...]. Das Unterneh- Schlimmer noch: In Köln betrieb das inzwischen mit men wurde als „Reichsexekution“ durchgeführt. So dem Kaiser sympathisierende Domkapitel die Ab- war man“ in Düsseldorf also „unter Gleichgesinn- setzung von Joseph Clemens, die nur mit Mühe ten [...]. Außerdem belustigte man sich bei Jagd, vom Papst verhindert werden konnte. Dass man in Bällen und Opernbesuchen. Anlässlich des königli- Joseph Clemens einen Verräter sah, der zusammen chen Aufenthaltes wurde in der Düsseldorfer Hof- mit seinem Bruder dem französischen Einfluss im oper eine aufwendige“ Inszenierung mit dem be- Reich „Tür und geöffnet“ hatte,20 beendete jeden- zeichnenden Titel „La Monarchia stabilita“ [...] auf- falls zunächst die Herrschaft der Wittelsbacher am geführt.“24 Rhein. Auch Johann Werner von Veyder dürfte bei den ge- Mit der spektakulären Flucht begann der unge- sellschaftlichen Ereignissen und den festlichen wöhnliche Aufstieg des Weihbischofs, denn Johann Empfängen für den designierten König anwesend Werner war faktisch zum Stellvertreter geworden gewesen sein. Und noch etwas: Karl III. von Spa- und der mächtigste Mann in der mächtigsten Diö- nien wurde bei dieser Gelegenheit in Düsseldorf zese des Reiches, die nun eine deutlich kaiserliche durch den Hofmaler seines Onkels Johann Wilhelm Politik betrieb. von der Pfalz, von Jan Franz von Douven, porträ- tiert.25 Im gleichen Jahr – 1703 – war Erzherzog Karl for- mell König Karl III. von Spanien und reiste dorthin, Hier schließt sich der Kreis: „Wir wissen, dass Karl um sein Erbe durchzusetzen. Seine Reise über die auf der Reise Porträts verteilt hat und solche natür- Niederlande, England und Frankreich nach lich auch zur Erinnerung an den Besuch angefertigt Barcelona ist für das Malberger Porträt ausgespro- wurden. Johann Werner von Veyder kommt also chen interessant, denn mit dem Anspruch auf die durchaus als erster Besitzer des Malberger Bildnis- spanische Krone war auch ein Krieg der Bilder ver- ses in Frage!26 bunden: Auch die Darstellung der beiden Säulen des Herku- „Die neue Stellung der Habsburger wurde umge- les im Kaiserzimmer, die die kaiserliche Devise hend durch entsprechende Staatsporträts doku- „Constantia et Fortitudo“ (Beständigkeit und mentiert.“ So ließ der designierte spanische König Stärke), zur Entstehungszeit in Malberg indessen an seinen Ankunftsorten entsprechende Medaillen vor allem auf die für den Anspruch des designier- mit seiner Devise und seinem Porträt austeilen.21 ten spanischen Königs verwendete Devise „Patrum „Ebenso wie Miniaturbildnisse spielten auch le- virtute“ (In der Tugend der Väter) mit den Säulen bensgroße Staatsporträts von Beginn an eine wich- als Symbol der Doppelherrschaft über das Reich tige Rolle bei den politischen und diplomatischen

35 und Spanien Bezug nimmt,27 gehörte zur spezifi- Man versteht die Größe und das Anspruchsniveau schen politischen Ikonographie des medialen Feld- von Schloss Malberg nur, wenn man die politischen zuges Karls als König von Spanien. Ereignisse, vor allem die Auseinandersetzung zwi- schen Kaiserhaus und Franzosen berücksichtigt. Sie Mit dem Kaiserzimmer, mit den beiden Habsbur- sind die Voraussetzung für den Aufstieg Johann gerporträts und nicht zuletzt mit der Wahl des Ar- Werner von Veyders in Köln gewesen, und nur die- chitekten und der Wahl eines italianisierenden- ser Konflikt machte das ambitionierte Bauprojekt statt französischen Stils für seine Neubauten in Mal- Schloss Malberg verständlich. berg hat Johann Werner von Veyder also durchaus auch ein politisches Statement abgegeben.

1 Gamer, Jörg: Matteo Alberti. Oberbaudirektor des Kurfürsten 15 Vgl. zu einem Wiener Denkmal aus Anlass des Spanischen Johann Wilhelm von der Pfalz, Herzog zu Jülich und Berg etc. Erbfolgekrieges Mikuda-Hüttel, Barbara: Der „Collossus“ der (Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes. Beiheft 18). Düsseldorf Fischer von Erlach auf dem Hohen Markt zu Wien. Ein Beitrag 1978, S. 227. zur Entwurfs- und Planungsgeschichte. In: Polleross, Friedrich 2 Ebd., S. 334, Anm. 952. (Hg.): Fischer von Erlach und die Wiener Barocktradition. 3 Vgl. Augustyn, Wolfgang: Kaisersaal und Fürstenzimmer: Re- Wien, Köln, Weimar 1995. S. 229-248. präsentationsräume in nachmittelalterlichen Klosteranlagen. In: 16 Vgl. Laros, Hermann: Restaurierung eines Porträts Kaiser Sennhauser, Hans Rudolf (Hg.): Pfalz. Kloster. Klosterpfalz. St. Karl VI. In: Malberger Schloßbote 15. April 2020. S. 28. Johann in Müstair. Historische und archäologische Fragen. Zü- 17 Gamer (wie Anm. 14), S. 13. rich: vdf ETHA Zürich 2009. S. 267-282, S. 267. 18 Polleroß, Friedrich: HISPANIARUM ET INDIARUM REX. 4 Vgl. Matsche, Franz: Kaisersäle – Reichssäle. Ihre bildliche Zur Repräsentation Kaiser Karls VI. als König von Spanien. In: Ausstattungsprogramme und politischen Intentionen. In: Mül- Jané, Jordi (Hg.): Denkmodelle. Akten des achten Spanisch-Ös- ler, Rainer (Hg.): Bilder des Reiches. Tagung in Kooperation mit terreichischen Symposoions 13.-18. Dezember in Tarragona. der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft und der Professur Tarragona 2000. S. 121-175, S. 129. Vgl. dazu auch Polleroß, für Geschichte der Frühen Neuzeit der Katholischen Universität Friedrich: Porträt und Propaganda am Beispiel Kaiser Karls VI. Eichstätt. Bd. 4. Sigmaringen 1977, S. 323-357, S. 329. In: Acta Historiae Artis Slovenica 25/2 (2020). S. 139-172, S. 144- 5 Augustyn (wie Anm. 3), S. 274. 150. 6 Ebd., S. 267. 19 Vgl. Peter Claus Hartmann: Max Emanuel im Exil. In: Herbert 7 Ebd. Glaser (Hg.): Kurfürst Max Emanuel, Bayern und Europa um 8 Kreisarchiv Bitburg-Prüm. Bestand 53C53, Bl. 227 f. 1700. Bd. I. Zur Geschichte und Kunstgeschichte der Max-Ema- 9 Rinn, Barbara: Die „Kölner Decke“ – ein bis in die Nieder- nuel-Zeit. München 1976, S. 108-112, S. 109. lande exportierter Stuckbestseller der Barockzeit. In: Geschichte 20 Karl Otmar Freiherr von Aretin: Die Politik des Kurfürsten in Köln. Zeitschrift für Regional- und Stadtgeschichte. 55 Max Emanuel und die europäischen Mächte. In: Glaser (wie (2008). S. 188-205, S. 193. Anm. 19), S. 35-50, S. 48. 10 Vgl. Foss, Ralf: Schloss Malberg in der Kyllburger Waldeifel. 21 Polleroß 2000 (wie Anm. 18), S. 125. Hamburg 2007, S. 38. 22 Ebd. 11 Matsche, Franz: CAESAR ET IMPERIUM. Die Fassadendeko- 23 Ebd., S. 127 f. ration und das Deckenbild im Festsaal der ehemaligen Reichs- 24 https://www.lobo-w-j.eu/2019/09/15/ein-designierter-spa- kanzlei der Wiener Hofburg. Österreichische Akademie der nischer-könig-reist-durch-deutschland-karl-iii-auf-dem-weg- Wissenschaften. Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte Bd. nach-spanien-1703/ 10. Wien 2011, S. 12. 25 Polleroß 2000 (wie Anm. 18), S. 128. Vgl. auch Polleroß, Fried- 12 Vgl. Polleroß, Friedrich: Von redenden Steinen und künstlich-er- rich: Karl VI. im Porträt - Typen und Maler. In: Seitschek, Ste- fundenen Architekturen. Oder Johann Bernhard Fischer von Er- fan, Hertel, Sandra (Hg.): Herrschaft und Repräsentation der lach und die Wurzeln seiner conceptus imaginatio. In: Römische der Habsburgermonarchie (1700-1740). Die kaiserliche Familie, historische Mitteilungen. 49 (2007). S. 319-396, S. 373. die habsburgischen Länder und das Reich (= biblothek altes 13 Vgl. Sedlmayr, Hans: Die Schauseite der Karlskirche in Wien. reich 31). Berlin 2020. S. 347-373, S. 363. In: Sedlmayr, Hans: Epochen und Werke. Gesammelte Schriften 26 Freundliche Auskunft von Dr. Friedrich Polleroß/Universität zur Kunstgeschichte, Zweiter Band. München 1985. S.174-187, Wien S. 184. 27 Vgl. Anm. 12. 14 Gamer, Jörg: Schloß Malberg in der Eifel. Rheinische Kunst- stätten Heft 73. 3. erw. und veränderte Ausgabe 1978, S. 13

36 Das Malberger Schlossarchiv – gerettet und erschlossen Wiedergefundene Dokumente erhellen die Geschichte der Herren von Malberg Peter Neu*

Geschichte ohne Geschichtsquellen – das ist wie verzeichneten Bestand 53 C 53 gab das Landes- eine Mühle ohne Wasser und Wind! Wenn alle hauptarchiv als Dauerleihgabe an das Kreisarchiv schriftlichen und sachlichen Quellen einer Burg, ei- Bitburg, wo er heute sach- und fachgerecht gelagert nes Schlosses, einer Gemeinschaft verschwunden ist. Er ist der historischen Forschung zugänglich. oder vernichtet sind, dann sind der Spekulation Tür Für die Geschichte der Region Südeifel sind die Do- und Tor geöffnet. Das Werden unserer Gesellschaft, kumente von großer Bedeutung. die Entstehung und der Zerfall im Großen wie im Verschwunden aber blieben nach wie vor erhebli- Kleinen sind nur zu verstehen, wenn man die erhal- che Teile des alten Schlossarchivs. Bei der Räumung tenen Quellen lesen, deuten und verstehen kann. des alten Brauhauses auf dem Schlossgelände fan- Auch die Geschichte des Malberger Schlosses bliebe den die Arbeiter dann 2018/2019 noch zahlreiche für immer im Dunkel, wenn wir keine Quellen dazu weitere alte Papiere. Sie wären wahrscheinlich mit hätten sonstigem „Müll“ entsorgt worden, hätten nicht Die schriftlichen Quellen des Malberger Schlosses aufmerksame Beobachter gemerkt, welcher Schatz waren lange Zeit nur sehr beschränkt zugänglich. da in Gefahr war. In der Tat waren es Urkunden Das hat sich in den letzten 30 Jahren geändert. Nun und Akten des 16. bis 19. Jahrhunderts, Unterlagen, hat sich gezeigt, dass erstaunlich viele Dokumente die als vermisst galten. Sie sind jetzt geordnet, kurz Jahrzehnte und Jahrhunderte überdauert haben. Sie beschrieben und in 28 Archivkisten als wertvolle lagerten zum größten Teil in dem alten Gemäuer. Ergänzung dem Bestand von Dr. Renate Schindler Um 1900 entsandte das damalige Staatsarchiv Kob- zugeordnet worden. Sie erhielten die Bezeichnung lenz den Archivar Dr. Heinrich Reimer nach Mal- „Malberg – Veyder II“. Leider muss man aber auch berg, der 1906 ein kurzes handschriftliches Ver- jetzt feststellen, dass immer noch wertvolle frühe zeichnis anfertigte, alle Unterlagen bekam er nicht Urkunden fehlen. zu sehen. Man legte ihm nur rund 100 Urkunden Beide geretteten Bestände befinden sich seit kurzem vor. Wie und warum es zu dieser Auswahl kam, wieder als eine sachliche Einheit im Kreisarchiv Bit- bleibt unklar. Dr. Reimer erstellte ein handschriftli- burg. ches Verzeichnis der ihm zugänglich gemachten Urkunden.. Dieses kurze Inventar ist durch Feuch- tigkeit so sehr beschädigt, dass nur noch etwa Teile des Textes lesbar sind. Die ihm vorgelegten Urkun- den sind vor allem für die Frühgeschichte des Schlosses bzw. der Familie besonders wichtig. Die Unterlagen blieben aber alle in Malberg, sie kamen nicht nach Koblenz, wie Dr. Reimer es damals emp- fahl. Erst 1990 kam ein Großteil der historischen Urkun- den und Akten ins Landeshauptarchiv Koblenz. Manche Dokumente aber fehlten, sie waren durch Krieg oder Unachtsamkeit verloren oder nicht auf- Die aufgefundenen Dokumente werden nummeriert und in 28 findbar. Die Unterlagen wurden in Koblenz im Archivkisten verpackt. Jahre 2000 gesichtet, beschrieben und als eigener Bestand unter der Nr. 53 C 53 verzeichnet. Diese Die ältesten Dokumente im Bestand Malberg-Vey- verdienstvolle Arbeit machte die Archivarin Frau der II stammen aus dem 16. Jahrhundert. Es handelt Dr. Renate Schindler. Die Archivarin aber musste sich zum Teil um persönliche Unterlagen (Briefe, mit Bedauern feststellen, dass Teile des alten Ar- Verträge, Testamente, Erbverträge), meist aber um chivs vorerst verschwunden waren. Es blieben er- Papiere ehemaliger Besitzungen, um Belehnungen, hebliche Lücken. Den von Frau Dr. Schindler neu Notarurkunden oder Prozessakten. Auffallend ist die große Zahl der Archivalien aus der zweiten

* Dr. Peter Neu ist Historiker und Stadtarchivar der Stadt Bitburg

37 Hälfte des 17. Jahrhunderts, als unsere Gegend in Eine Reihe von Belegen bezieht sich auf die Tätig- den Kriegen Ludwigs XIV. schwer leiden musste. keit einiger Familienmitglieder im Herzogtum Diese Urkunden sind deshalb besonders wertvoll, Arenberg, der Herrschaft Kommern und in der weil aus dieser kriegerischen Zeit wenige Unterla- Grafschaft Kerpen. Einige Herren von Veyder wa- gen auf dem flachen Land erhalten blieben – sie gin- ren Statthalter in diesen Besitzungen und einfluss- gen in den Kriegen unter. Mit der Zeit um 1830/50 reiche Persönlichkeiten, weil die herzogliche Fami- bricht die Überlieferung ab. Dokumente aus jünge- lie im 17. und 18. Jhd. nur sehr selten in die Eifel rer Zeit sind nicht in dem Bestand zu finden. Die kam. Auch diese Dokumente wurden in einer eige- neu aufgefundenen Archivalien wurden in 12 Ab- nen Unterabteilung zusammengefasst (Bestand I). teilungen gegliedert: Familiengeschichte, Besitz, Die Besitzungen der Familie Veyder konzentrierten Wirtschaft, Verwaltung, Justiz, Reichsritterschaft sich zunächst im Neuerburg - Viandener Land, seit usw. dem 17. Jahrhundert dann mehr und mehr im Eine Reihe von interessanten Dokumenten bezieht Raum Kyllburg – Bitburg – Neuerburg. Durch Hei- sich auf Leben und Tätigkeit des Juristen und Köl- ratsverbindungen spielte auch der Raum Arlon – ner Weihbischofs Johann Werner von Veyder Longwy eine wichtige Rolle, so dass manche frühen (1723). Das Original seines umfangreichen Testa- Archivalien sich auf diese Region beziehen. Auffal- mentes ist ebenso wieder aufgetaucht wie die zahl- lend viele Dokumente sind zur Geschichte der Mei- reichen Urkunden, in denen er der Armen und der erei – Stedem im Bitburger Land erhal- Bauern gedachte, denen bei Missernten geholfen ten, um die Jahrhunderte lang die Veyder mit dem werden musste. Um sein Seelenheil zu erlangen, Kloster St. Thomas Prozesse führten. Als die Fami- stiftete er zahlreiche Messen, die in Kyllburg, St. lie im 17. Jahrhundert Meer- und Bettenfeld in ihren Thomas oder Köln zu halten waren, er stiftete sogar Besitz bringen konnte, gewann sie auch Einfluss auf Gelder für die Musik im Kölner Dom, der zu seiner die Entwicklung der Eisenindustrie und gründete Zeit noch ein unvollendetes Bauwerk war. Sorge schließlich das Eisenwerk Malberg. Auch dazu ent- trug er auch um den Fortbestand und das Blühen hält der Bestand Malberg-Veyder II wichtige Unter- lagen. Zahlreich sind die Akten von Notaren oder aus Pro- zessen. Manche Prozessunterlagen sind unvollstän- dig, so dass sich nur schwer ein Zusammenhang er- kennen lässt. An diesen Unterlagen aber merkt man, dass vor ca. 100 Jahren bereits jemand bemüht war, eine gewisse Ordnung in die vielen Archiva- lien zu bringen. Originale und Kopien wurden mit einer kleinen Schnur so verbunden, dass kleine Konvolute entstanden. Diese kleinen Konvolute umfassen 10 – 29 Archivstücke, die aber immer in einem sachlichen Zusammenhang zueinander ste- hen. Diese Konvolute wurden in ihrem ursprüngli- chen Zustand belassen und nicht getrennt, so dass sich in einem Konvolut kostbare Originale neben Übergabe der umfangreichen Archivalien an das Kreisarchiv. belanglosen Kopien befinden können.

Georg von Schichau, Gabi Thomaser, Dr. Peter Neu (v.l.) Die Archivierung des Bestandes Malberg – Veyder der Familie Veyder. Deshalb schuf er ein Familien- II erfolgte fortlaufend in Nummern 1ff. Die Kenn- fideikommiss, wodurch der größte Teil des Famili- zeichnung der Bestände A, B etc. wurde bei der enbesitzes zusammenbleiben und an den Haupter- Nummernvergabe nicht berücksichtigt. Die Unter- ben fallen musste. gliederung in einzelne Bestände A, B, C etc. soll dazu dienen, leichter Unterlagen zu einem be- Eine besondere Kostbarkeit ist die Urkunde Kaisers stimmten Sachgebiet zu finden. Karl VI. aus dem Jahre 1732, die in Wien ausgestellt wurde. Der Kaiser verleiht Franz Moritz von Vey- Der Erhaltungszustand der Archivalien ist verhält- der (1764) und allen Nachkommen den Titel „Ba- nismäßig gut. Einige Stücke sind beschädigt, davon ron“. Als Begründung werden in der Urkunde die eines sehr stark. Es muss dringend restauriert wer- besonderen Verdienste einzelner Familienmitglie- den. Vor allem dieses Dokument (Nr. 59 aus dem der hervorgehoben, die in der Armee und als Mit- Jahre 1684) kann nicht zur Benutzung freigegeben glieder einer „alten ritterlichen Familie“ in den Nie- werden, um zu verhindern, dass es irgendwann derlanden erfolgreich tätig waren. völlig zerstört wird.

38 Feuertaufe bestanden: BDA-Tagung per Life-Stream aus der Schlosskapelle

Ihre Feuertaufe als Tagungsraum musste die Schlosskapelle unfreiwillig ausgerechnet kurz vor dem 2. Corona-Lockdown im Oktober 2020 beste- hen: Marcus Rommel, Professor für Architektur

Life-Streaming dank Speedbox des Fördervereins und Bauwesen an der Hochschule Augsburg und Vorstandsmitglied des BDA (Bund deutscher Ar- chitekten,) hatte zur Jahreshauptversammlung Lan- desgruppe Rheinland-Pfalz in den Gartensaal von Ganz neue Möglichkeiten für die Schlosskapelle Schloss Malberg eingeladen und es gab dringende Gründe, diese Veranstaltung nicht abzusagen oder konnte das aber ohne WLAN und Internet- zu verschieben. Alles war wunderbar geplant, aber Anschluss, den es im Schloss leider immer noch wie so oft im vergangenen Jahr: die plötzlich gelten- nicht gibt, funktionieren? Eine Speedbox der Tele- den Regeln ließen die Ausführung nicht zu. kom (vom Förderverein organisiert) und die Firma TRIACS aus Föhren, die den technischen Support Der Ausweg: die Veranstaltung wurde kurzerhand für den BDA übernahm, machten es möglich. in die größere Schlosskapelle verlegt und die Stühle mit dem Zollstock im nötigen Abstand ausgerichtet. Professor Marcus Rommel hat sich inzwischen auch Damit auch die Mitglieder teilnehmen konnten, die mit seinen Masterstudenten mit Schlosss Malberg aus Sorge um ihre Gesundheit bei der Veranstal- beschäftigt. Unter dem Titel: Schloss Malberg wei- tung nicht physisch präsent sein wollten, wurde zu- terdenken „Erbe Bestand Zukunft“ werden 15 Mas- dem ein Life-Stream eingerichtet. Alle Mitglieder terarbeiten entstehen, die auch in Malberg vorge- konnten sich in die Veranstaltung einwählen, virtu- stellt werden. Wir sind sehr gespannt. Mehr dazu ell teilnehmen und auch mitdiskutieren. Wie im Schlossboten Nr. 17 im nächsten Jahr. (is)

39 Aufruf Tell-Jahr 2022 1922 wurde in Malberg zum ersten Mal das Schauspiel „Wilhelm Tell“ aufgeführt. Das ganze Dorf spielte mit, die Aufführung war mit Tausenden Zuschauern extrem erfolgreich und machte Malberg überregional bekannt. Nach 100 Jahren möchte der Malberger Schloßbote dieses Thema in der nächsten Ausgabe als Schwerpunkt aufgreifen. Haben Sie noch Familienerinnerungen, Fotos, Presseartikel etc. von den Tellspielen? Bitte melden Sie sich bei uns. Es wäre schön, wenn Sie uns Ihre Unterlagen bzw. Kopien davon überlassen könnten. Kontakt: 0171-4853727 oder [email protected]

Neues Buch Schloss Malberg wird 2021 erscheinen Die erste umfassende kunsthistorische Beschreibung von Schloss Malberg verfasste Prof. Jörg Gamer im Jahr 1967, sie erschien im Rahmen der Serie „Rheinische Kunststätten“ des Rheinischen Vereins für Denk- malpflege und Landschaftsschutz. Es gab zwei weitere Auflagen, die im Jahr 2000 durch eine überarbeitete Version unter Mitwirkung des damaligen Kreisdenkmalpflegers Michael Berens abgelöst wurden.

1967 1978 2000

In den seitdem vergangenen 20 Jahren hat sich bekanntlich viel im Schloss getan, die äußere Renovierung wurde beendet, viele der Kunstschätze wurden restauriert. Nach dem Tod von Elisabeth und Christoph Schmitz-Malberg wurden neue Dokumente aus dem Familienarchiv und auch in externen Archiven auf- gefunden, so dass die Geschichte der Herren von Malberg und auch die Baugeschichte der Schlossanlage aktualisiert werden müssen. Ein Team von Autoren hat im Auftrag des Fördervereins die Aufgabe übernommen, ein aktuelles und reichhaltig bebildertes Buch über Schloss Malberg zu erstellen. Falls die Corona-Bedingungen es zulassen, wird das Buch Ende Mai 2021 vorgestellt. Details werden noch bekanntgegeben. (ks)

40 Öffnungszeiten Schloss Malberg 2021 Die Öffnungszeiten im Jahr 2021 hängen vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. Geplant ist eine Öffnung der Gärten mittwochs und an Sonn- und Feiertagen von 11-18 Uhr von Mai bis Oktober. Bitte informieren Sie sich aktuell auf der Homepage von Schloss Malberg (www.schloss-malberg.de)

Mitgliederentwicklung 2020 Wir begrüßen als neue Mitglieder, die im Jahr 2020 beigetreten sind: Myriam Berres, ; Wim Daems, Köln; Gera Dornoff, Trier; Dr. Sybille Freres, Kyllburg; Horst Glaeser, ; Dr. Klaus Hardering, Köln; Monika Heinicke, St. Thomas; Dr. Birgit Hipler, Dortmund; Martin Hipler, Dortmund; Jutta Hobba, ; Dr. Josef Hofer, Grafing; Kirstin Klever, Bitburg; Patrick Kremer, Dasburg; Dr. Guido Maier, Bitburg; Gertrud Mayer, Bitburg; Dr. Detlev Mares, Griesheim; Michael Oberbillig, Bitburg; Lisa Rodermann, Brühl; Sabrina Rodermann, Köln; Bärbel Weigelt, Köln; Sigrid Weinand-Hofer, Grafing; Michael Wihr, Kyllburg.

Wir gedenken unseres im Jahr 2020 verstorbenen Mitglieds Maria Schmitt, Malberg.

Schloss Malberg fördern Ich möchte den Erhalt von Schloss Malberg fördern und deshalb Mitglied im Förderverein Schloss Malberg e.V. werden:

Vorname, Name

Straße

PLZ Ort

E-mail-Adresse

Der Mindestbeitrag beträgt 3,- € pro Monat und wird 1 x jährlich zum 1. Juli als Jahresbeitrag eingezogen (bei neu eintretenden Mitgliedern anteilig entsprechend der Beitragsmonate)

Mein monatlicher Beitrag beträgt € Ich ermächtige den Förderverein Schloss Malberg, den Jahresbetrag per Lastschrift von meinem Konto einzuziehen. IBAN oder: Konto Nr. BLZ

Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrags verlangen.

Ort, Datum Unterschrift Bitte per E-Mail oder Post senden an: Inge Solchenbach, Birkenweg 2a, 54634 Bitburg, E-Mail: [email protected]

41 Chronik 2020 Der Vorstand des Fördervereins

Bedingt durch die Corona-Pandemie konnten lei- Der engere Vorstand der viele der für 2020 geplanten Veranstaltungen Vorsitzende und Geschäftsführerin: nicht stattfinden. Lediglich von Juli bis September Inge Solchenbach waren Veranstaltungen unter Corona-Restriktio- Birkenweg 2a, 54634 Bitburg nen möglich. [email protected] Die von April auf Oktober verschobene Mitglie- Stellvertretender Vorsitzender: derversammlung musste wegen der aufkommen- Bernd Spindler den 2. Welle der Pandemie leider abgesagt wer- Kölner Straße 20, 54597 Neustraßburg den. Schriftführer und Schatzmeister: Karl Solchenbach Sonntag, 19. Juli Birkenweg 2a, 54634 Bitburg Eröffnung Café Alberti [email protected] Sonntag, 26. Juli, 15 Uhr Thé dansant. Trio Senza Nome Die Beisitzer / -innen Sonntag, 02. August, 15 Uhr Maria Dinkgraeve, Oberweis Vernissage zur Ausstellung „Da oben, da unten“ Friedel Hargarten, Malberg 08. August – 13. September Ausstellung „Da oben, da unten“ Bianca Höftmann, Malberg Sonntag, 13. September 2020 Burkhard Kaufmann, Bitburg Schlosstag Dr. Barbara Mikuda-Hüttel, (statt des ausgefallenen Tages des Offenen Denkmals) Prof. Marie-Luise Niewodniczanska, Bitburg Sonntag, 20. September, 17 Uhr Ludwig van Beethoven zum 250. Geburtstag Carlo Sente, Feilsdorf Samstag, 26. September, 11 Uhr Die satzungsmäßigen Mitglieder Das Gespenst von Canterville. Ilona Schulz und Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Aki Kunz Bitburger Land Sabine Buhr, Bürgermeisterin der Gemeinde Malberg

Die Ehrenvorsitzenden Dr. Bernhard Gies, Trier Dr. Richard Hüttel, Scharfbillig

Die Kassenprüfer Ursula Ommer, Erich Weiler, Bitburg

42 Programmvorschau 2021 Impressum Das Programm 2021 steht immer noch unter dem Vorbe- halt der aktuellen Corona-Restriktionen. Wir hoffen, dass Malberger Schloßbote - Zeitschrift für die Mit- wir einige der in 2020 geplanten, dann aber abgesagten glieder des Fördervereins Schloss Malberg e.V. Veranstaltungen in 2021 nachholen können. Die tatsäch- und für interessierte Freunde des Schlosses lich stattfindenden Veranstaltungen finden Sie aktuell unter: www.schloss-malberg.de Heft Nr. 16, April 2021

Samstag/Sonntag, 29./30. Mai 2021 Herausgeber: Förderverein Schloss Malberg e.V. Malberger Gartentage und Buchvorstellung. Vorträge, Vereinskonten Gartenführungen, Filme, Pflanzenbörse, Gartenmarkt im Schlosshof Volksbank Eifel eG IBAN DE48 5866 0101 0002 0662 57 Samstag, 12. Juni 2021, 19 Uhr Beethoven in Prag. Josef Spacec (Violine) und Stipendi- Kreissparkasse Bitburg-Prüm aten der Villa Musica. Ein Konzert der Villa Musica IBAN DE62 5865 0030 0008 0296 05 Sonntag, 20. Juni 2021, 17 Uhr Kontakt: [email protected] Der 2. Weltkrieg aus Sicht eines Kindes. Texte Georges Calteux (in deutscher Sprache), Musik Sylvia Nels, Jos Schartz mit Liedtexten von Tit Schroeder in Lëtzebuer- gesch Redaktion Samstag, 26. Juni 2021, 14-18 Uhr Dr. Bernhard Gies, Trier (gi) Piraten-Nachmittag für Kinder. Veranstaltung des Kin- Inge Solchenbach, Bitburg (is) derkulturfestivals SommerHeckMeck Karl Solchenbach, Bitburg (ks)

Sonntag, 4. Juli 2021, 17 Uhr Klavierkonzert mit Shinnosuke Inugai Autoren dieser Ausgabe Samstag, 17. Juli 2021, 19 Uhr Maximilian van Achteraf Hamlet nach Shakespeare mit Bernd Lafrenz. (Rolf Endebrock), Gerolstein Veranstaltung der Eifel-Kulturtage Andreas Bieber, Ingelheim Sonntag, 29. August 2021, 17 Uhr Mimi van Bindsbergen, Malberg Lesung mit Prof. Andreas Heinz aus seinem Buch: Dr. Melanie Döge, Frankfurt Trierer Bistumsheilige Dr. Klaus Hardering, Köln Sonntag, 5. September 2021, 17 Uhr Kilian Harrer, Madison/USA Cultus Harmonicus. Venezianische Abendmusik und Prof. Alex Langini, Luxemburg italienisches Essen Dr. Barbara Mikuda-Hüttel, Scharfbillig Sonntag, 12. September 2021 Dr. Peter Neu, Bitburg Tag des offenen Denkmals und „Rückkehr der Götter“ Claudia Scheiner, Gerolstein Inge Solchenbach, Bitburg Samstag, 9. Oktober 2021, 11 Uhr Nico Wouterse, Trier Kinderkonzert: Luna‘s Zauberflöte von Blaz Pucihar Eine Geschichte für Menschen von 4-99 Jahren Duo „FLAUTANO“: Senta Thome-Boesen (Querflöte), Birgit Irsch (Klavier) Die Redaktion bedankt sich bei Friedel Hargarten für seine Hilfe beim Korrekturlesen. Sonntag, 10. Oktober 2021, 14 Uhr Mitgliederversammlung. Im Anschluss: Vortrag „Das Kaiserzimmer und seine Ausstattung“ Auflage 1000 Sonntag 10. Oktober 2021, 17 Uhr Trio Corleone Catrin Stecker (Klarinette), Martin Bam- Druck: Zeydruck Bitburg bauer (Klavier), Moritz Reutlinger (Cello) Sonntag, 24. Oktober 2021, 17 Uhr Schutzgebühr 2 € Lesung Carlo Sente aus seinem Buch „Der Fluch Gottes“ Kostenfrei für Mitglieder des Fördervereins Sonntag 7. November 2021, 11 Uhr Lesung: Fanny und Felix Mendelsohn „eine Geschwis- terliebe“. Veranstalter Mozartwochen Eifel

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