Abi Ofarim Musiker Und Produzent Im Gespräch Mit Gabi Toepsch
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BR-ONLINE | Das Online-Angebot des Bayerischen Rundfunks Sendung vom 23.4.2010, 20.15 Uhr Abi Ofarim Musiker und Produzent im Gespräch mit Gabi Toepsch Toepsch: Herzlich willkommen zu alpha-Forum. Unser Gast ist heute Abi Ofarim, Musiker und Autor, der Licht und Schatten kennt. Herr Ofarim, schön, dass Sie da sind. Ofarim: Es ist schön, hier zu sein. Toepsch: Die Roaring Sixties waren die Zeit von Esther und Abi Ofarim. "Cinderella Rockefella", "Morning of My Life" u. a.: Das waren die Hits von den beiden. Sie haben die Säle und die Stadien der Welt gefüllt, sind von der Queen empfangen und geehrt worden und haben 59 Goldene Schallplatten überreicht bekommen. Ich glaube, es waren auch noch 14 Platinschallplatten, oder? Ofarim: Ich habe sie nicht gezählt. Toepsch: Sie haben sich dann getrennt und es ist jahrzehntelang still gewesen um Sie beide. Nun sind Sie beide wieder auf der Bühne, allerdings jeder von Ihnen solo. Im Rampenlicht heute bei uns im Studio sitzt Abi Ofarim: Wie ist es denn nach so langer Zeit, wieder im Rampenlicht, auf der Bühne zu stehen? Ofarim: Als mein erster Sohn Gil geboren wurde, habe ich gesagt: "Jetzt keine Konzerte, keine Bühne mehr! Jetzt bin ich Papa und jetzt geht es um Windeln usw.!" Das war 1982 und ich war gerade mit meiner LP "Much too much" herausgekommen. Diese LP wurde die Nummer 1 auf der Bestenliste damals. Als ich dann gesagt habe, dass ich keine Konzerte mehr geben werde, haben alle zu mir gesagt: "Du spinnst doch! Jetzt hast du so lange warten müssen, bis du wieder eine Soloplatte gemacht hast!" Aber, wie gesagt, ich wurde Vater und habe dann jahrelang mit meinen Jungs Musik gemacht. Ich habe sie produziert, gemanagt und ihnen geholfen, wo es ging. Heute ist das umgekehrt, heute helfen sie mir. Und das macht mir großen Spaß. Natürlich habe ich mein Publikum vermisst, das ist ja klar. Aber ich hatte wirklich die Nase voll nach so vielen Jahren. Als die Geschichte mit Esther damals auseinanderging, habe ich eine Firma gegründet und andere Künstler produziert. Ich selbst stand dann nur noch hinter den Kulissen; das war auch nicht schlecht. Toepsch: Aber jetzt sind Sie wieder da. Ofarim: Ja, jetzt bin ich wieder da! Toepsch: Was ist das für ein Gefühl, nach so vielen Jahren? Ofarim: Das ist super! Ich hatte vor ein paar Monaten im "Schlachthof" in München ein Konzert: Das war meine Premiere und das war unglaublich. Ich musste sieben oder acht Zugaben spielen, bis ich keine Stimme mehr hatte. Das Publikum stand zweieinhalb Stunden, drei Stunden lang und war begeistert. Ja, ich brauche mein Publikum und ich freue mich, dass mich das Publikum nicht vergessen hat, dass mich auch die jungen Leute genauso akzeptieren wie die Erwachsenen. Denn ich werde ja nie alt, sondern ich werde nur hier und dort reifer. Es geht jedenfalls immer weiter und ich bekomme dadurch jetzt auch ein neues Publikum. Das ist wunderschön, wirklich wunderschön. Toepsch: Sie haben gerade gesagt, dass Sie bei Ihrem Konzert fast keine Stimme mehr hatten. Heute haben Sie aber wieder Stimme: Geben Sie uns eine kleine Kostprobe aus diesem neuen Album? Ofarim: Ja, gerne. Mein neues Album heißt "Too Much of Something". Toepsch: Was bedeutet das? Ofarim: "Too much of something is something of nothing" bedeutet: "zu viel von etwas ist etwas von nichts". Das ist sozusagen meine Lebensgeschichte in musikalischer Form, in der später eben auch Licht und Schatten vorkommen. (singt seinen Song "Too Much of Something" und begleitet sich dabei auf der Gitarre) Toepsch: Toll! Ofarim: Das ist meine Geschichte. Toepsch: Ihre ganze Lebensgeschichte in Kurzform. Ofarim: Ja, in dreieinhalb Minuten. Das ist jedenfalls das, was auf meiner neuen CD drauf ist, für die ich sehr, sehr gute Kritiken bekommen habe. Und darauf bin ich ziemlich stolz. Toepsch: So schnell ist Ihr Leben natürlich nicht erzählt, wie es jetzt gesungen wurde. Aber es war alles drin. Bleiben wir doch gleich mal bei der Gegenwart: Woher beziehen Sie diese Energie, die Sie ausstrahlen? Sind Sie gläubig? Ofarim: Ja, ich bin gläubig. Ich brauche aber keinen Vermittler für meinen Glauben – und heute sowieso nicht, wenn man sieht, was im Fernsehen alles gezeigt wird oder was man in der Zeitung über die Vermittler des Glaubens alles lesen kann. Toepsch: Diese Vermittler haben zurzeit keinen besonders guten Ruf. Ofarim: Als ich Kind war – das steht übrigens alles in meinem Buch – habe ich immer zu Gott gebetet: Ich wollte auch das haben, was mein Freund Dani alles besessen hat. Gott scheint das gehört zu haben, denn ein paar Tage später habe auch ich meinen Ball bekommen. Ich habe immer alles bekommen, was ich wollte. Toepsch: Sie haben es sich gewünscht? Ofarim: Ja, das steht alles in meinem Buch "Licht & Schatten". Toepsch: Genau, das ist der Titel Ihrer Autobiografie. Ofarim: Ich sage, dass man alles haben kann, was man möchte: Ich habe immer bekommen, was ich wollte. Natürlich ist es auch vorgekommen, dass ich etwas nicht bekommen habe, aber ich habe dann nachgedacht und festgestellt, dass ich es in diesen Fällen einfach nicht stark, nicht intensiv genug wollte. Wenn man weiß, was man will, dann bekommt man es auch. Keine Resignation! Und genau daraus beziehe ich jedenfalls meine Motivation. Ja, ich bin gläubig, aber ich brauche keinen Vermittler. Woher kommt meine Energie? Ich glaube, das ist die Kraft, die ich habe, die mich immer wieder dazu gebracht hat, nach oben zu kommen, wenn ich unten war. Ich bin eine doppelte Waage, das heißt, ich kenne die Höhen und Tiefen wie sonst kaum jemand. Toepsch: In Ihrem Buch sagen Sie, man muss ganz unten sein, um Schwung holen zu können. Ofarim: Das ist richtig. Wenn man unten ist, wie kann man dann nach oben kommen? Man braucht einfach den Schwung. Toepsch: Ich glaube, hier müssen wir doch noch mal zurück in die Vergangenheit gehen, um zu erklären, wie man von ganz unten wieder nach oben kommt. Sie singen in Ihren Liedern ja auch von Drugs, Sex, Alkohol usw. Ofarim: Ich habe alles mitgenommen, was das Leben oben wie unten zu bieten hat. Der Alkohol ist selbstverständlich eine Droge, Zigaretten genauso. Aber die Luftverschmutzung in unseren Breiten z. B. aufgrund des Autoverkehrs ist auch schon fast eine Droge. Das ist alles viel zu viel, much too much. Natürlich habe ich damals übertrieben, ich habe sehr viel Mist gebaut ... Toepsch: Sie haben, wie ich gelesen habe, in sieben Jahren zehn Millionen durchgebracht. Ofarim: Elf Millionen! Toepsch: Das muss man ja auch erst einmal schaffen. Wie haben Sie das gemacht? Das Geld zum Fenster rausgeworfen? Ofarim: Ich habe es verpulvert. Ich habe es im wahrsten Sinne des Wortes verpulvert. Toepsch: Wie z. B.? Ofarim: Indem ich mir Pulver gekauft habe, weißes Pulver. Aber ich habe mein Geld auch einfach verschenkt. Einmal habe ich z. B. einen Jaguar E-Type verschenkt, weil ich gerade mal wieder über allen Wolken schwebte. Und wenn ich nicht über den Wolken schwebte, dann war ich unten, unter der Erde. Klar ist jedenfalls, dass ich nicht wirklich voll da gewesen bin. Toepsch: War das noch in der Zeit mit Esther? Ofarim: Nein, das war in der Zeit danach. Ich habe damals eine eigene Firma gegründet, ich habe Künstler produziert und mit ihnen geprobt. Ich habe z. B. die Gruppe "Can" so richtig groß gemacht, bis sie in England zur Nummer 1 wurden. Damals habe ich auch Iris Berben kennengelernt und ihr geholfen. Mein Antrieb ist immer schon gewesen, Leuten zu helfen, sie zu motivieren. Das mache ich schon mein ganzes Leben lang. Ich glaube, ich bin mittlerweile schon so weit, dass ich auch mein Publikum motivieren kann. Das treibt mich an, auf diese Weise kommt mein Leben mit Licht und Schatten zustande. Toepsch: Das heißt, Sie wollen mit Ihrer CD Motivation transportieren? Gibt es da eine Botschaft? Ofarim: Jeder kann das bekommen, was er will. Aber ich bin kein Prediger, ich versuche lediglich, ein Spiegel zu sein für die Menschen – allerdings ein objektiver Spiegel. Normalerweise ist es ja so, dass die Menschen die Wahrheit nicht gerne hören wollen. Ich bin, was mich selbst betrifft, sehr offen und gebe sehr viel Wahrheit preis. Da kann dann jeder für sich selbst überlegen, wie weit er bei der Wahrheit gehen will, wie weit er sich diese Wahrheit eingesteht und bereit ist, sich für die Wahrheit zu öffnen. Toepsch: Könnte man sagen, dass die Erste, die Sie motiviert haben, Esther gewesen ist? Ofarim: Nein, nein, ich habe schon in der Schule versucht, die Leute zu motivieren. Vor Esther hatte ich auf künstlerischem Gebiet bereits mit einer anderen Gruppe gearbeitet: Das war der Beginn meiner musikalischen Karriere damals. Auch als ich Tänzer war, habe ich die Leute motiviert: z. B. Frauen, die ein bisschen älter waren als ich. Ich war schon ein bisschen "much too much". Toepsch: Die Kommunikation mit anderen Menschen war Ihnen also immer wichtig. Ofarim: Ja, die Kommunikation war für mich immer schon sehr wichtig. Ich wollte immer helfen. Mir selbst konnte ich weniger helfen, aber ich konnte immer recht gut anderen Leuten helfen. Meine Stärke besteht darin, dass ich bei jemandem, wenn er wirklich Talent hat, alles herausholen kann, was da ist. Esther z. B. wollte überhaupt nicht singen. Wir waren damals beide Schauspieler im Nationaltheater in Israel ... Toepsch: Wie haben Sie sich denn kennengelernt? Ofarim: Wir arbeiteten beide im Theater und ich habe dort damals Choreographie gemacht und Regieassistenz. Ich war damals gerade mal 17, 18 Jahre alt. Sie wollte mich kennenlernen, und zwar mit allen Tricks. Durch ein anderes Mädchen haben wir uns dann tatsächlich kennengelernt und sie wollte, dass ich ihr in einer bestimmten Rolle bei der Choreographie helfe. Das habe ich aber bis heute nicht gemacht, denn sie brauchte das gar nicht für ihren Tanz.