Der Grüne Fürst - Eine Bebilderte Biographie
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Der grüne Fürst - eine bebilderte Biographie Seine Hoheit Fürst Hermann von Pückler-Muskau, * 30.10.1785, † 04.02.1871 [Bild 01] „Kunst ist das Höchste und Edelste im Leben, denn es ist Schaffen zum Nutzen de Menschheit. Nach Kräften habe ich dies mein langes Leben hindurch im Reiche der Natur geübt.“ Seine Hoheit Fürst Hermann von Pückler-Muskau [* 30.10.1785 in Muskau, † 04.02.1871 in Branitz] Abenteurer - Aufsehen erregender Autor - Berichterstatter - Briefschreiber - Dandy - Erzähler – Exzentriker - Frauenheld - Gartenbaukünstler – Generalleutnant - geistreicher Gesellschafter - Gourmet - Individualist - Landschaftsarchitekt mit Weltruhm – Landschaftsgärtner – Lebemann – Deutschlands auflagenreichster Reiseschriftsteller - Republikaner – Revolutionär – Snob - Standesherr – Verschwender - Weltliterat – Weltreisender Hermann von Pückler-Muskau war das erste von fünf Kindern der Eheleute Ludwig Carl Hans Erdmann Reichsgraf von Pückler und Clementine Cunigunde Charlotte Olympia Louise Reichsgräfin von Callenberg. Ludwig Carl Hans Erdmann Reichsgraf von Pückler, Vater des Hermann von Pückler- Muskau [Foto: M. K.-H. Heuer] Clementine Cunigunde Charlotte Olympia Louise Reichsgräfin von Callenberg, Mutter des Hermann von Pückler-Muskau [Foto: M. K.-H. Heuer] Sein Bruder starb in der Kindheit an Ruhr. Er selbst wuchs in der Standesherrschaft Muskau, der größten deutschen Standesherrschaft, mit drei Schwestern und seinem Großvater George Alexander Heinrich Hermann von Callenberg auf. Seine Eltern schenkten ihm wenig Beachtung. Eine Suche der gerade erst 15-jährigen, völlig überforderten Mutter nach einem geeigneten Hofmeister für ihren Sohn und Erb- grafen führte 1790 zu Andreas Tamm [* 1767, † 1795], der diese Aufgabe übernahm. Tamm studierte von 1783 bis 1789 Jura. [Bild 02] Die Mutter behandelte Pückler wie ein Spielzeug. Zum Beispiel warf sie ihn übermütig in die Luft und fing ihn wieder auf. Dieser meinte als Erwachsener hierzu, dass es ein Wunder war, dass seine Mutter ihm nicht sämtliche Knochen zerbrochen hat. Sie spielte schließlich in seinen ersten Lebenstagen mit ihm Fangeball. [Bild 03] Einzig sein Großvater Graf von Callenberg mochte den jungen Grafen. Nach dessen Tod wurde der Siebenjährige 1792 nach Uhyst, der pietistischen Bildungseinrichtung der Herrnhuter Brüdergemeinde, dann aufs Pädagogium nach Halle und anschließend auf das Philanthropium[1] in Dessau gegeben. das Philanthropium in Dessau [Bild 04] Pückler immatrikulierte sich zum Studium der Rechte 1800 an der Universität Leipzig, brach dies ab und begann 1802 eine militärische Laufbahn in Dresden, bei den Gardes du Corps.[2] _______________ [1] Das Philanthropium in Dessau stellte ein Erziehungs- und Bildungsinstitut für Söhne des Adels und der wohlhabenden Bürger dar. Die Art der Unterrichtung war völlig neu. Ganz Europa schenkte diesen neuen Unterrichtsmethoden Beachtung. [2] „Das Regiment der Gardes du Corps war ein Kürassierregiment in der Garde Kavalle- rie der Preußischen Armee. Es wurde 1740 von Friedrich II. von Preußen als 13. Küras- sierregiment gegründet.“ [wikipedia.org] Schließlich unternahm er 1806 - 1810 ausgedehnte Reisen nach München, Konstanz, Luzern, Mailand, Bern, Genf, Lyon, Avignon, Arles, Marseille, Genua, Rom, Neapel, Venedig, Turin, Straßburg, Paris und Wien. Einige Tagebuchaufzeichnungen dieser Reisen erschienen in Pücklers „Jugendwanderungen“. Wegen des Todes seines Vaters 1811 wurde Pückler als 25Jähriger Standesherr von Muskau. Die Standesherrschaft umfasste eine Fläche von über fünfhundert Quadratkilometern mit fünfundvierzig Dörfern und der Stadt Muskau. Die Verwaltung wurde an Pücklers Freund Leopold Schefer übertragen, da er selbst als Oberstleutnant und Generaladjutant des Herzogs Karl-August von Sachsen- Weimar-Eisenach an der Völkerschlacht bei Leipzig teilnahm. In späteren Feldzügen gegen Napoleon wurde er als Verbindungsoffizier zum russi- schen Zaren Alexander I. eingeteilt, danach als Militärgouverneur von Brügge [Belgien]. 1812 besuchte er Goethe in Weimar und sprach mit ihm über Landschaftsgärtnerei. Der Dichter beurteilte Pücklers Pläne so: „Verfolgen Sie die Richtung. Sie scheinen Talent dafür zu haben. [Übrigens nannte man den Fürsten später auch 'Goethe der Landschaftsgärtnerei'.]“[1] 1813 trat er als Major in russische Dienste und wurde Adjutant des Großherzogs von Sach- sen-Weimar. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Pücklers Teil der Lausitz von Sachsen an Preußen. Schätzungen von Historikern zu Folge war er einer der fünfzehn größten Landbesitzer im Königreich Preußen. Zeitgleich baute er neben Park und Schloss Muskau auch das Gebiet um das Jagdschloss bei Weißwasser aus. Bekannt als ein tollkühner Mann bezeugte im Oktober 1816 seinen Aufstieg in einem Freiballon. Er startete in Berlin auf dem Gendarmenmarkt für 600 Reichstaler. Die sich gesetzte Lebensaufgabe war vor einem großen staunenden Publikum ein voller Erfolg, denn wieder einmal stand Pückler im Rampenlicht. Die Landung in der Nähe Potsdams jedoch verlief unsanft. _______________ [1] http://www.garten-literatur.de/Leselaube/persoenl/pueckler_p.htm Im November des selben Jahres folgte die Verlobung des Hermann Graf von Pückler- Muskau mit der neun Jahre älteren Lucie Anna Wilhelmine Gräfin von Hardenberg [1776-1854], der verwöhnten und verschwenderischen Tochter des preußischen Staats- kanzlers Karl August von Hardenberg, um sie im darauffolgenden Jahr zu heiraten. Lucie Anna Wilhelmine Gräfin von Hardenberg [Bild 05] Pückler-Muskau hatte anfangs der Gräfin, ihrer 19-jährigen Tochter Adelheid und auch der erwachsenen, skandalumwitterten Pflegetochter Helmine den Hof gemacht. Zur gro- ßen Überraschung wählte er aber keine der Töchter, sondern deren Mutter als Ehefrau, da er nur an der Mitgift von Lucie und nicht an ihr selbst interessiert war. Verliebt in sie war er nicht im Geringsten, behielt sich jede Freiheit vor und legte fest, dass Lucie nun ihr Vermögen hergeben muss. Im Gegenzug wollte er für sie nach der Hochzeit sorgen. Wegen seiner Schulden ermahnte er seine Frau ständig zur Sparsamkeit, interessierte sich aber selbst wenig darum. Minderwertige Dinge wurden nicht angeschafft. Er kaufte Kutschen und Reitpferde aus England, Glas aus Boppard am Rhein sowie Kristall aus Paris. Das Hauspersonal umfasste 17 Perso-nen, darunter vier Zofen plus Gesinde. „Inspiriert durch eine Reise begeisterte Pückler sich für den englischen Landschafts- park, für die unauffällig gebändigte Natur. Im Frühjahr 1817 begann der 'Erdbeweger' auf dem Familiensitz in der Lausitz 800.000 Bäume und 42.000 Sträucher zu pflanzen. Wiesen wurden entwässert, die Neiße umgeleitet und das gesamte Dorf Köbeln vom rechten auf das linke Neißeufer umgesiedelt. „Die Muskauer Bürger fragen sich, ob 'es mit meinem Verstande noch seine Richtigkeit habe'.“[1] Sein berühmt gewordenes Konzept der „Blickachsen“ konnte der Graf hier bei der Anlage der Parks verwirklichen. Seit 2004 zählt der Park zum UNESCO-Welterbe. _______________ [1] www.fuerstpueckler.de Die Gestaltung des Parks in Muskau wurde von einem Facharbeiterstamm aus Muskau ausgeführt, aber durch Branitzer Tagelöhner[1] ersetzt. Tätig waren bis zu 130 Gefan- gene, die das Cottbuser Stadtgefängnis zur Verfügung stellte. Pückler wurde somit zum Hauptarbeitgeber einer ganzen Gegend. Der Lohn war karg. 1820 sorgte er wieder einmal für Aufsehen und fuhr vor dem berühmten Café Kranzler in Berlin mit einem Gespann dressierter Hirsche vor. Pücklers Hirschgespann vor dem Café Kranzler in Berlin 1920 [Bild 06] 1820 wurde Hermann von Pückler-Muskau vom König Friedrich Wilhelm III. in den Fürstenstand erhoben – zur Entschädigung für verschiedene freiwillig aufgegebene Standesrechte bei Einverleibung der Lausitz in den preußischen Staat. Doch finanziell ging es bergab. Auf Muskau lasteten bereits 500.000 Taler Schulden und die Einkünfte sanken weiter. Seine Hoffnungen auf eine Erbschaft beim Tod seines Schwiegervaters wurden zerstört, als Fürst Hardenberg 1822 als 72-Jähriger starb. Er hatte seine Tochter Lucie enterbt, aber seiner Geliebten 50.000 Taler hinterlassen. Um dieses finanzielle Fiasko auf einen Schlag zu beseitigen, kamen der Fürst und seine Ehefrau auf folgende Idee: Scheidung und Wiederverheiratung von Pückler mit einer reichen Erbin. _______________ [1] Ein Tagelöhner hat kein festes Arbeitsverhältnis, er muss seine Arbeitskraft in der Regel immer wieder kurzfristig bei neuen Arbeitgebern anbieten und zählt zur untersten Schicht der Gesellschaft. Das Wappen von Pückler-Muskau [Bild 07] 1826 kam es zur Scheidung von Lucie, mit der er lebenslang ein freundschaftliches Verhältnis bewahrte. Die Fürstin mit dem Kosenamen „Herzensschnucke“ oder „Schnucke“ wohnte auch als geschiedene Frau weiter auf Muskau. Pückler erhielt im gleichen Jahr den Charakter als Oberst. Der stets verschuldete, luxusverwöhnte und exzentrische Snob reiste nun nach England, um erneut reich zu heiraten. Blick auf London um 1820 [Bild 08] Er bewunderte den Lebensstil des englischen Landadels, jedoch die Brautschau blieb erfolglos. Dafür wurden seine Reiseberichte literarisch und finanziell ein Erfolg in Deutschland, dann auch in England und den USA. „Ein Jahr nach seiner Ankunft in England glaubte er endlich, die Richtige für seine Heiratspläne gefunden zu haben, die Tochter eines schwerreichen Juweliers. Der Vater fühlte sich geschmeichelt, einen Fürsten zum Schwiegersohn zu bekommen, und auch die Tochter zeigte lebhafte Neigungen für Pückler. Alles schien in Ordnung, da kommt plötzlich der Vater bestürzt zu ihm und erklärt, alles sei aus. Seine Tochter