Fortschritt Und Werturteilsfreiheit
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Fortschritt und Werturteilsfreiheit Entwicklungstheorien in der historischen Nationalökonomie des Kaiserreichs Dissertation von Thomas Düe Referent: Universität Bielefeld Prof. Dr. Klaus Schreiner Fakultät für Korreferent: Geschichtswissenschaft Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler und Philosophie 1 Inhaltsverzeichnis Einleitung S. 5 1 Die historische Nationalökonomie S. 15 1.1 Vorläufer und ältere historische Schule S. 15 1.2 Die 'Jüngere historische Schule der Nationalökonomie' S. 22 1.3 Niedergang der jüngeren historischen Schule und 'jüngste historische Schule' S. 38 2 Gustav Schmollers Entwicklungsüberlegungen S. 49 2.1 Definitionen: Wirtschaft und Volkswirtschaft S. 49 2.2 Wissenschaft, Fortschritt und Entwicklung S. 54 2.3 Der Fortschritt und seine Ursachen S. 60 2.3.1 Die psychischen Ursachen S. 64 2.3.1.1 Individualpsychologie S. 65 2.3.1.2 Sittlichkeit S. 69 2.3.1.3 Die geistigen Kollektivkräfte S. 84 2.3.2 Die natürlichen Ursachen S. 95 2.3.2.1 Bevölkerungsentwicklung S. 95 2.3.2.2 Technik S. 100 2.4 Gesellschaftliche Organisation S. 104 2.4.1 Arbeitsteilung S. 105 2.4.2 Klassenbildung und -kämpfe S. 108 2.5 Schmollers Entwicklungstheorie S. 120 2.5.1 Die Entwicklung der Menschheit S. 120 2.5.2 Die Entwicklung der Völker S. 135 2.6 Zusammenfassung S. 147 3 Karl Büchers Stufentheorie S. 155 3.1 Definitionen: Wirtschaft und Volkswirtschaft S. 155 3.2 Theorie und Methode S. 161 3.3 Büchers Wirtschaftsstufen S. 165 3.4 Probleme der Begriffsbildung S. 178 3.5 Die Ursachen der Entwicklung S. 183 3.6 Zusammenfassung S. 191 4 Die Theorien Schmollers und Büchers im Vergleich S. 193 4.1 Grundlegende Probleme: Gesetzmäßigkeit und Begriffsbildung S. 194 4.2 Der Prioritätsstreit S. 214 2 4.3 Die grundsätzliche Übereinstimmung der Theorien S. 218 4.4 Zusammenfassung S. 223 5 Werner Sombarts Wirtschaftssystemlehre S. 226 5.1 Aufgabenstellung und Kapitalismusdefinitionen S. 226 5.2 Die erste Auflage des 'Modernen Kapitalismus' S. 230 5.2.1 Theorie und Entwicklung S. 230 5.2.2 Der Wirtschaftssystembegriff S. 239 5.3 Die Neuauflage des 'Modernen Kapitalismus' S. 248 5.3.1 Theorie S. 248 5.3.2 Veränderungen des Wirtschaftssystembegriffs S. 252 5.4 Der kapitalistische Geist S. 259 5.4.1 Die erste Auflage des 'Modernen Kapitalismus' S. 262 5.4.2 Der Unternehmeraufsatz S. 268 5.4.3 Der 'Bourgeois' S. 274 5.4.4 Die zweite Auflage des 'Modernen Kapitalismus' S. 297 5.5 Marxismus, Idealismus und Entwicklung S. 304 5.6 Zusammenfassung S. 311 6 Max Weber und die Entstehung des modernen Kapitalismus S. 317 6.1 Definitionen: Wirtschaft und Kapitalismus S. 317 6.1.1 Wirtschaft S. 319 6.1.2 Kapitalismus S. 323 6.1.2.1 Antiker Kapitalismus S. 325 6.1.2.2 Moderner Kapitalismus S. 332 6.2 Entwicklung und Fortschritt S. 341 6.3 Der kapitalistische Geist S. 363 6.4 Zusammenfassung S. 381 7 Der kapitalistischem Geist bei Weber und Sombart S. 386 7.1 Die Definition des kapitalistischen Geistes S. 386 7.2 Die Entstehung des kapitalistischen Geistes S. 391 7.3 Kapitalistischer Geist und Kapitalismus S. 406 7.4 Zusammenfassung S. 412 8 Die Generationen im Vergleich S. 414 8.1 Stufen und Stufentheorien S. 414 8.1.1 Die Position der älteren Generation S. 414 8.1.2 Sombarts Position S. 416 8.1.3 Webers Kritik S. 420 3 8.1.4. Zusammenfassung S. 425 8.2 Wissenschaft und Werturteil S. 426 8.2.1 Schmollers Wissenschaftskonzeption S. 427 8.2.2 Sombarts Kritik an der ethischen Nationalökonomie S. 444 8.2.3 Webers Werturteilskritik S. 450 8.2.4 Schmollers Reaktion S. 460 8.2.5 Zur Einordnung des Werurteilstreits S. 463 8.3 Ethik und Entwicklung S. 469 8.4 Zusammenfassung S. 483 Schluß S. 489 Literaturverzeichnis S. 523 Schriften S. 523 Sekundärliteratur bis 1941 S. 527 Sekundärliteratur ab 1942 S. 531 Abkürzungen S. 546 5 Einleitung Das Interesse dieser Arbeit gilt den entwicklungstheoretischen Überlegungen der Nationalökonomie des Kaiserreichs, als deren Repräsentanten hier vier Autoren untersucht werden sollen: Gustav Schmoller, Karl Bücher, Werner Sombart und Max Weber. Die wissenschaftliche Nationalökonomie des Kai- serreichs wird dominiert von der "Jüngeren historischen Schule der National- ökonomie", deren starke Stellung Gegenpositionen innerhalb Deutschlands als Randphänomene erscheinen läßt. Allerdings ist es trotz dieser herausgeho- benen Stellung schwer, die historische Nationalökonomie als Schule genau zu fassen. Zugehörigkeit, wissenschaftliche Positionen und ihr plötzliches Ende sind wenig untersucht, da sie als 'Verlierer' in der Auseinandersetzung mit der theoretisch ausgerichteten Nationalökonomie lange Zeit von der Forschung bestenfalls oberflächlich behandelt wurde und ihr erst in jüngerer Zeit verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt wird.1 Über den Forschungsstand wird das erste Kapitel genauer orientieren. Die vier behandelten Autoren sollen hier, der Terminologie Lindenlaubs fol- gend, in zwei Generationen unterschieden werden. Auf der einen Seite stehen Schmoller und Bücher, die der älteren Generation angehören, auf der anderen Seite wird die jüngere Generation vertreten von Weber und Sombart. Aller- dings ist Lindenlaubs Begriff bezogen auf den Verein für Sozialpolitik. Er unterscheidet drei Wissenschaftlergenerationen, von denen jedoch nur zwei in seinen Überlegungen von Bedeutung sind. Die Autoren der Gründergenera- tion sind in der Zeit von 1835-48 geboren, die Geburtsdaten der folgenden Generation liegen in den Jahren 1853-69. Lindenlaub sieht als Unterschei- dungskriterium, daß die erste Generation sowohl die Reichsgründung wie auch die Zeit einer liberalen Wirtschaftspolitik bewußt erlebt habe. Diese Erfahrungen fehlten der zweiten Generation, die den Staat als unfähig zur Bewältigung der sozialen Probleme erlebe.2 Auf diesem Generationenunter- 1 Die schlechte Forschungslage bemängelt Karl Heinrich Kaufhold, Zurück zu Schmol- ler? Bemerkungen zu den historischen Aspekten der Wirtschaftswissenschaften, in: Michael Bock/Harald Homann/Pierangelo Schiera (Hg.), Gustav Schmoller heute: die Entwicklung der Sozialwissenschaften in Deutschland und Italien, Bologna/Berlin 1989, S. 106 und Anm. 37. Zu widersprechen ist Appel, der in bezug auf Sombart eine ausreichende Bearbeitung von dessen Umfeld behauptet; vgl. Michael Appel, Werner Sombart. Theoretiker und Historiker des modernen Kapitalismus, Marburg 1992, S. 22f. 2 Vgl. Dieter Lindenlaub, Richtungskämpfe im Verein für Sozialpolitik. Wissenschaft und Sozialpolitik im Kaiserreich vornehmlich vom Beginn des 'Neuen Kurses' bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges (1890-1914), Bd. 1, Wiesbaden 1967, S. 10-12 und ebd., Bd. 2, S. 273. Der Begriff der Generation wird bereits vorher benutzt bei Ferber; vgl. Christian von Ferber, Der Werturteilsstreit 1909/1959. Versuch einer wissenschaftsgeschichtlichen Interpretation, in: KZfSS 11. 1959, S. 25. Der Begriff 6 schied beruhen nach Lindenlaub die Konflikte im Verein für Sozialpolitik nach der Jahrhundertwende.3 Der Rückgriff auf den Verein für Sozialpolitik verweist zum einen auf ein wesentliches Forum der Austragung der Kontro- versen zwischen den Generationen und rückt gleichzeitig auch stärker die po- litischen Dimensionen der Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt. Thema dieser Arbeit sollen aber, trotz der bekannt starken Verflechtung von Wissen- schaft und Politik in der historischen Nationalökonomie, nicht die politischen Positionen und Konflikte sein. Vielmehr sollen die wissenschaftlichen Bezie- hungen und Gegensätze behandelt werden, um zu klären, inwieweit Sombart und Weber auch wissenschaftlich als neue Generation innerhalb der histori- schen Nationalökonomie verstanden werden können. Die Auswahl der Personen erfaßt mit Schmoller einen übereinstimmend als führenden Vertreter der älteren Generation der 'Jüngeren historischen Schule' betrachteten Autor und mit Sombart und Weber die prominentesten Führer der jüngeren Generation. Bücher wird in diesem Zusammenhang behandelt, da seine Arbeiten zum Thema Entwicklung zu den am weitesten verbreiteten und einflußreichsten seiner Zeit gehören. Entwicklung ist ein Problem, daß in dieser Zeit eines schnellen und tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Wandels in hohem Maße die Aufmerksamkeit der zeitgenössischen Wissen- schaft erregt. Den genannten Autoren ist gemeinsam, daß ihr Interesse der Genese der modernen Wirtschaft gilt, deren Entstehung sie durch historische Untersuchung zu erklären versuchen. Bezeichnet wird dieser Zustand von der älteren Generation als 'Volkswirtschaft', während die jüngeren Autoren den Begriff Kapitalismus verwenden. Wirtschaftliche Entwicklung ist für sie alle keinesfalls einfach 'Wachstum' und kann ihrer Meinung nach auch nicht als autonomer Prozeß behandelt werden. Sie steht im Zusammenhang mit Ent- wicklungsprozessen in anderen Kulturbereichen, ohne deren Untersuchung eine Erklärung der Wirtschaftsentwicklung nicht möglich ist. Ihre Arbeiten greifen daher teilweise weit über den engeren wirtschaftlichen Bereich hinaus 'Generation' wird auch von anderen Autoren verwendet; vgl. Rüdiger vom Bruch, Bür- gerliche Sozialreform im deutschen Kaiserreich, in: ders. (Hg.), Weder Kommunis- mus noch Kapitalismus. Bürgerliche Sozialreform in Deutschland vom Vormärz bis zur Ära Adenauer, München 1985, S. 124; ders., Historiker und Nationalökonomen im Wilhelminischen Deutschland, in: Klaus Schwabe (Hg.), Deutsche Hochschul- lehrer als Elite 1815-1945, (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit Bd. 17.) Boppard a.Rh. 1988, S. 139; Wilhelm Hennis, >>Die volle Nüchternheit des Ur- teils<<. Max Weber zwischen Carl Menger und Gustav von Schmoller. Zum hoch- schulpolitischen Hintergrund des