Christina Gutz Prüfung zum 7. Dan Wado Ryu im Deutschen Verband e. V. am 7. September 2018 in Neuss

Abhandlung zum Thema Der historische Bezug zwischen dem Wado Ryu und dem Shindo Yoshin Ryu und die Konzepte und Kernprinzipien des Wado Ryu

„Die Kampfkünste sind wie der Kosmos, sie sind unendlich. Sei dir bewusst, dass es dort keine Grenzen gibt.“ Hironori Otsuka1

1 „Martial art technique is like the cosmos, it is infinite. Know that there are no such things as limits.“ Hironori Otsuka: Wado Ryu Karate. Hamilton, Ontario 1997, S. 4 (Erstmals veröffentlicht im 44. Jahr der Showa Ära.)

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Inhaltsverzeichnis

1. Der historische Bezug zwischen dem Wado Ryu und dem Shindo Yoshin Ryu und die Konzepte und Kernprinzipien des Wado Ryu 1.1 Vorwort 1.2 Eine kurze historische Einführung und die Verbindung von Shindo Yoshin Ryu und Wado Ryu 1.3 Konzepte und Kernprinzipien im Wado Ryu 1.3.1 Sente – Initiative und Angriff im japanischen Budo 1.3.2 Taisabaki 1.3.3 Ten-I, Ten-Tai, Ten-Gi 1.4 Erläuterungen zu meinem Prüfungsprogramm zum 7. Dan Wado Ryu im Deutschen Karate Verband e. V. 1.5 Der Deutsche Karate Verband e. V. – Ein Dachverband

2. Prüfungsprogramm zum 7. Dan Wado Ryu im Deutschen Karate Verband e. V. Konzepte und Grundprinzipien des Wado Ryu: Sente, Taisabaki und Ten-I, Ten-Tai,Ten-Gi

3. Literaturverzeichnis

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1. Der historische Bezug zwischen dem Wado Ryu und dem Shindo Yoshin Ryu und die Konzepte und Kernprinzipien des Wado Ryu

1.1 Vorwort

Mit meiner Prüfung zum 7. Dan Wado Ryu im Deutschen Karate Verband e. V. möchte ich den histo- rischen Bezug zwischen dem Wado Ryu und dem Shindo Yoshin Ryu verdeutlichen. In dieser kurzen Abhandlung gebe ich einen Überblick über den historischen Kontext der Verbindung von Wado Ryu und Shindo Yoshin Ryu und lege die Konzepte und Kernprinzipien des Wado Ryu dar. Im praktischen Teil meiner Prüfung demonstriere und veranschauliche ich diese Konzepte und Kernprinzipien. Mein Ziel ist es, so die Besonderheiten des Wado Ryu herauszustellen.

1.2 Eine kurze historische Einführung und die Verbindung von Shindo Yoshin Ryu und Wado Ryu

Seit Ende des 14. Jahrhunderts entwickelte sich Karate auf den südlich von Japan gelegenen Ryukyu- Inseln, deren Hauptinsel Okinawa ist, unter chinesischem Einfluss als ein Kampf- und Selbstverteidi- gungssystem. Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte Karate zum japanischen Festland. Auf einer vom japanischen Kulturministerium organisierten Veranstaltung, dem „Dai Ikkai-Taiiku Tenrankai“, wurde es im Juni 1922 das erste Mal öffentlich gezeigt.2 Im Unterschied zum Koryu, den traditionellen japanischen Kampfkünsten, die vor dem Beginn der Meiji Restauration 1868 entstanden, gehört Karate zum Gendai Budo, den Kampfkünsten, die nach 1868 in Japan gegründet wurden. Das von Hironori Otsuka (1892 – 1982) 1934 gegründete Wado Ryu ist also dem Gendai Budo zuzuordnen. Otsuka trainierte zwischen 1907 und 1921 in zwei Perio- den im Dojo von Tatsusuburo Nakayama (1870 – 1945) Shindo Yoshin Ryu. 1922 traf Otsuka , später und Motubu Choki3 auf dem japanischen Festland und studierte das Karate von Okinawa bei ihnen. Somit besteht durch Otsuka eine ursprüngliche Verbindung zwischen dem Shindo Yoshin Ryu und dem Wado Ryu. Shindo Yoshin Ryu ist eine Koryu-Schule, die 1864 von Matsuoka Katsunosuke gegründet wurde. Eine autorisierte Nebenlinie, die Ohbata/Takamura Linie, wird heute als Takamura Ha Shindo Yoshin Ryu (TSYR) von Tobin E. Threadgill als Kaicho und Men- kyo Kaiden4 geleitet.5,6

2 Teruo Kono: Karate. Der Weg zum Schwarzgurt. Hamburg 1982, S. 11 3 Gichin Funakoshi (1868 – 1957) unterrichtete seit 1922, Kenwa Mabuni (1899 – 1952) seit 1928 und Motobu Choki (1871 – 1944) seit 1929 Okinawa Karate auf dem japanischen Festland. 4 Das Menkyo System geht zurück ins 8. Jahrhundert. “Menkyo kaiden (免許皆伝?), (めんきょかいでん) is a Japanese term meaning ‘license of total transmission.’ It is a license that is granted by a school, koryū meaning that the exponent has learned everything and pass on all aspects of his/her training within the koryū.” Donn F. Draeger: Ranking Systems in Modern Japanese : Modern vs. Classical. Lecture on 1 April 1976. http://judoinfo.com/ranks/ (Stand: 30.03.2018) 5 “The teachings of Takamura-ha Shindo Yoshin-ryu are organized in a manner consistent with most classical schools of budo. The teachings are divided into three levels represented by the issuing of teaching licenses. These are shoden, chuden and joden gokui. An administrative license also exists which represents ultimate authority over the issuing of all these licenses. This administrative license is called a menkyo kaiden. …” Toby Threadgill and Shingo Ohgami: Takamura- ha Shindo Yoshin-ryu : History and Technique. In: http://www.koryu.com/library/tthreadgill1.html (Stand: 22.03.2018) 6 Toby Threadgill and Shingo Ohgami: Takamura-ha Shindo Yoshin-ryu Jujutsu: History and Technique. https://www.koryu.com/library/tthreadgill1.html (Stand: 22.03.2018) und www.shinyokai.com

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1.3 Konzepte und Kernprinzipien im Wado Ryu

Bestimmte Konzepte und allgemeine Prinzipien des Karate hat Wado Ryu mit den Karatestilen aus Okinawa gemeinsam, so zum Beispiel Zanshin (Konzept des „wachen Geistes“), Maai (komplexes Konzept im Zweikampf bezogen auf den Abstand, den Winkel, den Angriffsrhythmus und die Zeit zur Überwindung der Distanz) und Chushin Tadasu (korrekte Körperhaltung). Hironori Otsuka realisierte jedoch auch, dass historisch überlieferte Prinzipien und Techniken des Shindo Yoshin Ryu auf das Okinawa Karate anwendbar waren, und er integrierte sie in das von ihm gegründete Wado Ryu. So übertrug Otsuka das Wissen des Koryu in das Wado Ryu: “Koryu lives a little bit in Wado. Shindo Yoshin Ryu and Wado are like cousins.“7 Zu den Wado Ryu Prinzipien, die direkt auf das Shindo Yos- hin Ryu zurückgehen, gehören u. a. Taisabaki und San-Mi-Ittai (Ten-I, Ten-Tai, Ten-Gi). Aber auch die Konzepte der Initiative übertrug Otsuka direkt vom Shindo Yoshin Ryu in das Wado Ryu.

1.3.1 Sente – Initiative und Angriff im japanischen Budo

Diese Konzepte der Initiative reflektieren die Denkweise der japanischen Kampfkünste und damit die Denkweise der Koryu Schulen und die des Shindo Yoshin Ryu. Die japanischen Kampfkünste haben sich in der kriegerischen Auseinandersetzung entwickelt. Sie gehen also vom Kampf, von der Kriegs- führung aus. Dies spiegelt sich im Wado Ryu wider: Agiert wird immer mit einer fordernden Haltung, und zwar psychisch und physisch: Irimi und Sente. Irimi bedeutet Hineingehen, Vorwärtsgehen. Sente bedeutet Initiative, Angriff, und zwar kompromisslos, auf direktem Wege zum Ziel zu gelangen: Kakugo. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Timing: Go No Sen (reagierendes Timing), Sen No Sen (simultanes Timing) und Sen Sen No Sen (vorausschauendes Timing).8 Go No Sen, Sen No Sen und Sen Sen No Sen sind nicht als zeitlich nachgeordnet oder als „entweder – oder“ zu betrachten, sondern sie sind zyklisch miteinander verbunden und werden zum Erhalt bzw. zum Erlangen des ei- genen Vorteils genutzt. Das bedeutet, dass über das Timing und die mentale Einstellung die klassi- schen Rollen Angreifer und Verteidiger aufgehoben werden. Es stehen sich zwei Gegner gegenüber, die durch mentale Stärke und Entschlossenheit, gute Technik und Taktik sowie passendes Timing den Sieg erringen möchten.

1.3.2 Taisabaki

Taisabaki bedeutet „Body Management“ und ist gewöhnlich bezogen auf eine Ausweichbewegung. Im Wado Ryu sollten alle Bewegungen effektiv und ohne unnötige Zusatzbewegungen ausgeführt wer- den.9 Essentiell ist hierbei der Hüfteinsatz. Wie die vergleichsweise hohen Stände, die eine größere

7 Toby Threadgill in: Christina Gutz: Wado-Pfingstlehrgang 2012 in Berlin. “Koryu lives a little bit in Wado. Shindo Yoshin Ryu and Wado are like cousins.” (Toby Threadgill) https://www.wado-karate.de/nachrichten-berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/ (Stand: 22.03.2018) 8 Christina Gutz: Unter der Oberfläche: Ein tieferer Blick auf Wado Ryu und Shindo Yoshin Ryu. Wado Lehrgang mit Toby Threadgill (USA) und Robbie Smith (Neuseeland) am 22. und 23.02.2014 in Berlin. https://www.wado-karate.de/nachrichten- berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/ (Stand: 22.03.2018) 9 Wado Ryu Karate Do. http://bushidowadoryu.com/WADORYUKARATEDO.html (Stand: 22.03.2018) 3

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Mobilität und Flexibilität ermöglichen, hat Taisabaki im Wado Ryu seinen unmittelbaren Ursprung im Shindo Yoshin Ryu. Beim Taisabaki werden drei Prinzipien unterschieden: Nagasu (fließen lassen): das Abwehren des Angriffs oder das Bewegen mit dem Angriff und das gleichzeitige knappe Ausweichen aus der Angriffslinie, oftmals verbunden mit einem gleichzeitigen Konter. Inasu (ausweichen): das Ausweichen und/oder Umleiten des Angriffs, oftmals verbunden mit Tai- Otoshi, einem Fallenlassen des Körpers, um sich unter, in oder um die Angriffstechnik des Gegners bewegen zu können. Noru (mitgehen): das Bewegen mit Musubi (Kontakt) zum Gegner, so dass dessen Technik bzw. Be- wegung kontrolliert wird. Das Ausweichen ist fast immer von einem Atemi (einem präzisen Schlag) auf einen vitalen Punkt be- gleitet und endet sehr oft mit einem Nage (Wurf).10 Wichtig sind im Wado Ryu zudem der Bewegungs- fluss und der richtige Wechsel von Entspannung und Spannung bzw. Kime.

1.3.3 Ten-I, Ten-Tai, Ten-Gi

Drei weitere grundlegende Prinzipien des Wado Ryu haben ihren Ursprung im Shindo Yoshin Ryu: Ten-I, Ten-Tai und Ten-Gi. Das Zusammenwirken dieser drei Prinzipien wird im Shindo Yoshin Ryu I- Tai-Gi genannt und wird übersetzt als Bewegung, Körperposition, Technik. Es steht in Beziehung zu Kuzushi (aus dem Gleichgewicht bringen), Tsukuri (überlegene Position), Kake (Ausführung). I-Tai-Gi stammt aus dem Kenjutsu. Kuzushi, Tsukuri, Kake stammen aus dem Taijutsu.11,12 Im Wado Ryu wird von San-Mi-Ittai gesprochen: Ten-I = Verändern der Position oder ein knappes Wegbewegen vom Angriff, Ten-Tai = Drehen und Wiederausrichten des Körpers, um so eine günstige Position zum An- greifer einzunehmen und eine geringe Angriffsfläche zu bieten, Ten-Gi = Ausführen der Technik.13 Am Beispiel von Kihon Ipponme des Wado Ryu möchte ich die Prinzipien von San-Mi-Ittai erläutern: Auf den ersten Tsuki Jodan des Angreifers reagiert der Verteidiger mit einer knappen seitlichen Aus- weichbewegung des gesamten Körpers = Ten-I und der gleichzeitig erfolgenden Rotation der Körper- mitte = Ten-Tai sowie Ude Nagashi Uke rechts = Ten-Gi. Der Gyaku Tsuki Chudan des Angreifers wird ebenfalls durch eine seitliche Ausweichbewegung des gesamten Körpers = Ten-I sowie einer simultan erfolgenden Rotation der Körpermitte = Ten-Tai und einer gleichzeitigen abwehrenden Arm- bewegung rechts und Ura-Tsuki links = Ten-Gi gekontert.

10 Christina Gutz: Grundlagen und ein kurzer geschichtlicher Abriss des Wado-Ryu. http://www.berliner-karate- verband.de/breitensport/stilrichtungen/wado-ryu/ (Stand: 22.03.2018) 11 Tobin E.Threadgill, siehe: Christina Gutz: Die Begründung der Kernprinzipien des Wado Ryu im SYR: Ten-I, Ten-Tai, Ten-Gi. Wado und TSYR Lehrgang mit Toby Threadgill (USA) und Koichi Shimura (Japan) am 17. und 18. Februar 2018 in Berlin. https://www.wado-karate.de/nachrichten-berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/ (Stand: 22.03.2018) 12 Kuzushi – Balance breaking, Tsukuri – Position of supreme advantage, Kake – A hook or rack. Tobin E. Threadgill: Takamura ha Shindo Yoshin Kai, Student Handbook. Evergreen, Colorado 2009, S. 170 ff. Siehe auch: www.shinyokai.com 13 Christina Gutz: Die Begründung der Kernprinzipien des Wado Ryu im SYR: Ten-I, Ten-Tai, Ten-Gi. Wado und TSYR Lehr- gang mit Toby Threadgill (USA) und Koichi Shimura (Japan) am 17. und 18. Februar 2018 in Berlin. https://www.wado- karate.de/nachrichten-berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/ (Stand: 22.03.2018) 4

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1.4 Erläuterungen zu meinem Prüfungsprogramm zum 7. Dan Wado Ryu im Deutschen Karate Verband e. V.

Im technischen Teil meiner Prüfung zum 7. Dan Wado Ryu im DKV e. V. möchte ich den praktischen Bezug zu den oben ausgeführten Konzepten und Kernprinzipien des Wado Ryu herstellen.

Kihon An erster Stelle meines Programms steht Kihon, da Kihon im Wado Ryu sehr wichtig und sein präzi- ses Üben Voraussetzung für ein gutes Karate ist.

Kata Kata bedeutet buchstäblich übersetzt „Form“. Der Auszuführende hat die Form der Kata mit Inhalt zu füllen. Für meine Prüfung wähle ich Bassai und Wanshu. Bassai und Wanshu des Wado Ryu hat Otsuka von Funakoshi gelernt und sie in das „Technical System of Wadoryu“ 1939 aufgenommen.14 Bassai heißt übersetzt „Erstürme die Festung“. Für die Ausführung sind Entschlossenheit und Sente Voraussetzung. Dies demonstriert bereits die erste Bewegung der Kata mit Ken Sasae Uke. Der Name Wanshu geht auf Sappushi Wanshu, einen chinesischen Abgesandten, zurück. Er lehrte die Kata im 17. Jahrhundert auf Okinawa. Gichin Funakoshi führte für sie in den 1920/1930er Jahren den Namen „Empi“ ein, übersetzt „Schwalbenflug“.15 Der Name ist Metapher nicht nur für das Embu- sen mit seinen vielen Richtungswechseln, sondern auch für die Flexibilität und Taktik, die im mühelos erscheinenden Flugverhalten der Schwalbe zu beobachten ist.

Kihon Kumite Kihon Kumite 1 – 10 entwickelte Otsuka zwischen 1930 und 1982. Sie stehen im Zentrum des Wado Ryu. In den Kihon Kumite finden sich die Konzepte, Prinzipien und Techniken des Wado Ryu in kon- zentrierter Form und damit auch das Verbindende von Shindo Yoshin Ryu und Wado Ryu.

Tanto Dori und Idori Demonstrieren werde ich ausgewählte Idori und Tanto Dori, die Otsuka aus dem Shindo Yoshin Ryu in das Wado übernahm. 16 Er wandelte die Techniken aber ab, so dass das Verletzungsrisiko reduziert wurde. Wichtig waren Otsuka auch hier die Prinzipien des Shindo Yoshin Ryu, die er in das Wado übertrug (s. o.) Die Tanto Dori und Idori zeige ich zunächst in der Wado Ryu und anschließend in der TSYR Version, so dass ein unmittelbarer Vergleich möglich ist.

14 Shingo Ohgami: History of Wadoryu Karate. http://www.wadokai.se/index.php?option=com_content&task=view&id=10&Itemid=10 (Stand: 22.03.2018) 15 James James: Empi Kata Notes. http://www.theshotokanway.com/enpikatanotes.html (Stand: 22.03.2018) 16 Christina Gutz: Unter der Oberfläche: Ein tieferer Blick auf Wado Ryu und Shindo Yoshin Ryu Wado Lehrgang mit Toby Threadgill (USA) und Robbie Smith (Neuseeland) am 22. und 23.02.2014 in Berlin. https://www.wado- karate.de/nachrichten-berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/ (Stand: 22.03.2018) 5

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Tanto Dori Bei den Tanto Dori handelt es sich um eine Verteidigung gegen einen Messerangriff. Unterschieden werden die Omote, Ura und Henka Version.17 Otsuka lehrte lediglich die Omote Version, da er aus- schließlich die in den Tanto Dori des Shindo Yoshin Ryu enthaltenen Prinzipien vermitteln wollte, die für eine Verteidigung gegen scharfe Waffenangriffe notwendig sind. Hinzuzufügen ist, dass im Wado Ryu die scharfe Seite des Messers beim Angriff nach oben gedreht ist, als ein Zeichen dafür, dass der Angreifer im Umgang mit Waffen nicht geschult war.18 Im TSYR weiß der Angreifer dagegen sehr wohl, wie er mit einem Messer umzugehen hat, die scharfe Seite des Messers zeigt somit nach unten.

Idori Die Idori entstanden im alten Japan, da das Leben im privaten und im öffentlichen Raum nach festen Verhaltensregeln „am Boden“ stattfand. Bei den Idori handelt es sich um Kata, die im Seiza/Heiza ausgeführt werden. Wichtig bei ihrer Ausführung sind u. a. Chushin Tadasu (korrekte Körperhaltung) und das Arbeiten aus der Entspannung mit entsprechender Aufmerksamkeit für die Körperdynamik. Anzumerken ist der mentale Gedanke, der den Idori innewohnt: Auch bei naher Distanz und in relativ unflexibler Körperhaltung ist Zanshin (ein „wacher Geist“) notwendig, um gegebenenfalls ansatzlos agieren zu können.

Karatedemonstration Die Kumite Gata entwickelte Otsuka vornehmlich aus den Kuzushi No Kata des Shindo Yoshin Ryu. Insgesamt gibt es 36 Kumite Gata. In meiner Demonstration zeige ich vier Kumite Gata mit Taisabaki und gleichzeitiger Abwehr sowie Irimi, Tsukuri und Kake beim anschließenden Konter. Die ausgewählten Kihon Kumite zeige ich mit Applikationen unter Einbehaltung der dem Wado und Shindo Yoshin Ryu gemeinsamen Prinzipien. Ohyo Kumite sind festgelegte Kampfsequenzen, die im Wado Ryu praktiziert werden. Ein wichtiges Ziel der Ohyo Kumite ist es, ein individuelles Timing für den Freikampf zu entwickeln. Sie stellen also eine Übungsmöglichkeit dar, um sich von den festgelegten Übungen der Kumite Gata und Kihon Kumite über den halbfreien Kampf zum Freikampf zu entwickeln. Bei den ausgewählten Tanto Dori und Idori demonstriere ich zunächst die Wado Ryu Ausführung, um sie dann unmittelbar der TSYR Ausführung gegenüberzustellen. So werden einerseits die gemeinsa- men Konzepte und Prinzipien von Wado Ryu und TSYR und andererseits die unterschiedlichen Lö- sungsmöglichkeiten deutlich.

17 Bei einer Kata werden drei Versionen unterschieden: Omote: Die „Oberfläche“ einer Kata. Hier geht es nicht um die prakti- sche Umsetzung, sondern um das Lernen der Prinzipien. Ura: Das „tiefere Wissen“, das in einer Kata verborgen ist, das nur ausgewählten hochgraduierten Schülern vermittelt wird. Die Ura Version ist mehr auf die Anwendung bezogen. Henka: Die individuelle Version der Kata. Sie ist wirklich realistisch – bis hin zum Töten. 18 Siehe: Nakasone, Genwa: Karate-do Taikan 1938. Übersetzung: McKenna, Mario: An Overview of Karate-dó. Vancouver, British Columbia, Canada 2009, S. 290 – 305. 6

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1.5 Der Deutsche Karate Verband e. V. – Ein Dachverband

Der Deutsche Karate Verband e. V. ist ein Dachverband und unter diesem Dach kommen verschiede- ne Karatestile zusammen, stehen im Austausch und lernen voneinander. Ich freue mich, dass ich als Wado Ryu Karateka Teil dieser gelebten Vielfalt und Offenheit im Karate bin und meinen Teil dazu beitragen kann. Gerne stehe ich im Rahmen meiner Prüfung am 7. September 2018 für Fragen zur Verfügung und freue mich darüber hinaus auf einen Austausch mit der Prüfungskommission bzw. mit dem DKV.

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2. Prüfungsprogramm zum 7. Dan Wado Ryu im Deutschen Karate Verband e. V.

Konzepte und Grundprinzipien des Wado Ryu Sente, Taisabaki und Ten-I, Ten-Tai,Ten-Gi

Kihon Junzuki Gyakuzuki Junzuki No Tsukomi Gyakuzuki No Tsukomi Tobikomizuki Nagashizuki

Kata Bassai Wanshu

Kihon Kumite 1, 3, 7

Tanto Dori Wado Takamura Ha Shindo Yoshin Ryu Kotenage Dori Tegaeshi Nage Hikitate Hikitate Demonstration mit anschließender Erläuterung der Prinzipien Taisabaki, Atemi, Irimi, Tsukuri, Kake

Idori Wado Takamura Ha Shindo Yoshin Ryu Gozen Dori Gozen Dori Demonstration mit anschließender Erläuterung des Konzepts Sente: Sen Sen No Sen

Karatedemonstration Kumite Gata 3, 6, 9, 12 Kihon Kumite mit Applikationen 1, 2, 4, 6, 9 Ohyo Kumite 7, 9 Tanto Dori Wado im Vergleich mit Takamura Ha Shindo Yoshin Ryu Eri Nage und Zu Dori Idori Wado im Vergleich mit Takamura Ha Shindo Yoshin Ryu Ashi Dori Ashi Dori

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3. Literaturverzeichnis

Draeger, Donn F.: Ranking Systems in Modern Japanese Martial Arts: Modern vs. Classical. Lecture on 1 April 1976. http://judoinfo.com/ranks/

Gutz, Christina: Die Begründung der Kernprinzipien des Wado Ryu im SYR: Ten-I, Ten-Tai, Ten-Gi. Wado und TSYR Lehrgang mit Toby Threadgill (USA) und Koichi Shimura (Japan) am 17. und 18. Februar 2018 in Berlin. https://www.wado-karate.de/nachrichten-berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/

Gutz, Christina: Grundlagen und ein kurzer geschichtlicher Abriss des Wado-Ryu. http://www.berliner-karate-verband.de/breitensport/stilrichtungen/wado-ryu/

Gutz, Christina: Unter der Oberfläche: Ein tieferer Blick auf Wado Ryu und Shindo Yoshin Ryu. Wado Lehrgang mit Toby Threadgill (USA) und Robbie Smith (Neuseeland) am 22. und 23.02.2014 in Berlin. https://www.wado-karate.de/nachrichten-berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/

Gutz, Christina: Wado-Pfingstlehrgang 2012 in Berlin. “Koryu lives a little bit in Wado. Shindo Yoshin Ryu and Wado are like cousins.” (Toby Threadgill) https://www.wado-karate.de/nachrichten-berichte/ und http://www.berliner-karate-verband.de/

James, James: Empi Kata Notes. http://www.theshotokanway.com/enpikatanotes.html

Nakasone, Genwa: Karate-do Taikan, 1938. Übersetzung: McKenna, Mario: An Overview of Karate- dó. Vancouver, British Columbia, Canada 2009

Ohgami, Shingo: History of Wadoryu Karate. http://www.wadokai.se/index.php?option=com_content&task=view&id=10&Itemid=10

Otsuka, Hironori: Wado Ryu Karate. Hamilton, Ontario 1997 (Erstmals veröffentlicht im 44. Jahr der Showa Ära.)

Kono, Teruo: Karate. Der Weg zum Schwarzgurt. Hamburg 1982

Threadgill, Tobin E.: Takamura ha Shindo Yoshin Kai, Student Handbook. Evergreen, Colorado 2009

Threadgill, Tobin E. and Ohgami, Shingo: Takamura-ha Shindo Yoshin-ryu Jujutsu: History and Tech- nique. https://www.koryu.com/library/tthreadgill1.html http://www.shinyokai.com

Wado Ryu Karate Do. http://bushidowadoryu.com/WADORYUKARATEDO.html

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