ProgrammTitel_2005-06ProgrammTitel_2006-07 ZK4_4.+5.2.2006Progr_PK5_11.+12.3.06 25.01.2006 08.08.200508.08.2006 01.03.2006 17:22 15:0412:45 Uhr15:22 UhrSeite Uhr Seite 1Seite 1(Schwarz/Process 1 (Schwarz/Pro (Schwarz/Pr

20052006|/20072006 135.136. SPIELZEIT SPIELZEIT DERDER DRESDNER PHILHARMONIE DRESDNER PHILHARMONIE

5. Philharmonisches Konzert Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 2 (Schwarz/Pr Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:38 Uhr Seite 3 (Schwarz/Pr

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Samstag 11. März 2006, 19.30 Uhr Sonntag 12. März 2006, 19.30 Uhr Festsaal im Kulturpalast

5. Philharmonisches Konzert

Dirigent

Solisten Helen Donath | Sopran (Hanne) Martin Homrich | Tenor (Lukas) Georg Zeppenfeld | Bass (Simon) Chor Philharmonischer Chor und Philharmonischer Kammerchor Dresden Einstudierung Matthias Geissler Philharmonischer Jugendchor Dresden Einstudierung Jürgen Becker Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 4 (Schwarz/Pr

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Programm

Joseph Haydn (1732 – 1809) »DIE JAHRESZEITEN« Oratorium für Soli, Chor und Orchester Hob. XXI:3

DER FRÜHLING

Einleitung Rezitativ (Simon, Lukas, Hanne): Seht, wie der strenge Winter flieht ... Chor: Komm, holder Lenz ... Rezitativ (Simon): Vom Widder strahlet jetzt ... Arie (Simon): Schon eilet froh der Ackersmann ... Rezitativ (Lukas): Der Landmann hat sein Werk vollbracht ... Terzett und Chor: Sei nun gnädig ... Rezitativ (Hanne): Erhört ist unser Flehn ... (Hanne, Lukas, Simon): 0 wie lieblich ist der Anblick ... mit Chor: Ewiger, mächtiger ...

DER SOMMER

Rezitativ (Lukas, Simon): In grauem Schleier rückt heran ... Arie u. Rezitativ (Simon, Hanne): Der muntre Hirt versammelt nun ... Chor: Sie steigt herauf, die Sonne ... Rezitativ (Simon): Nun regt und bewegt sich ... Rezitativ (Lukas): Die Mittagssonne brennet jetzt ... Kavatine (Lukas): Dem Druck erlieget die Natur ... Rezitativ (Hanne): Willkommen jetzt, o dunkler Hain ... Arie (Hanne): Welche Labung für die Sinne ... Rezitativ (Simon, Lukas, Hanne): 0 seht, es steiget in der schwülen Luft ... Chor: Ach, das Ungewitter naht ... Terzett mit Chor: Die düstren Wolken trennen sich ...

PAUSE Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 5 (Schwarz/Pr

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DER HERBST

Einleitung u. Rezitativ (Hanne): Was durch seine Blüte ... Rezitativ (Lukas, Simon): Den reichen Vorrat führt er nun ... Terzett mit Chor: So lohnet die Natur den Fleiß ... Rezitativ (Hanne, Simon, Lukas): Seht, wie zum Haselbusche dort ... Duett (Lukas, Hanne): Ihr Schönen aus der Stadt, kommt her ... Rezitativ (Simon): Nun zeiget das entblößte Feld ... Arie (Simon): Seht auf die breiten Wiesen hin ... Rezitativ (Lukas): Hier treibt ein dichter Kreis ... Chor: Hört das laute Getön ... Rezitativ (Hanne, Simon, Lukas): Am Rebenstocke blinket jetzt ... Chor: Juchhe, der Wein ist da ...

DER WINTER

Einleitung Rezitativ (Simon, Hanne): Nun senket sich das blasse Jahr ... Kavatine (Hanne): Licht und Leben sind geschwächet ... Rezitativ (Lukas): Gefesselt steht der breite See ... Arie (Lukas): Hier steht der Wandrer nun ... Rezitativ (Lukas, Hanne, Simon): So wie er naht, schallt in sein Ohr ... Lied (Hanne) mit Chor: Knurre, schnurre, knurre ... Rezitativ (Lukas): Abgesponnen ist der Flachs ... Lied (Hanne) mit Chor: Ein Mädchen, das auf Ehre hielt ... Rezitativ (Simon): Vom dürren Oste dringt ... Arie (Simon): Erblicke hier, betörter Mensch ... Rezitativ (Simon): Sie bleibt allein und leitet uns ... Terzett und Doppelchor: Dann bricht der große Morgen an ... Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 6 (Schwarz/Pr

6 Haydn | Die Jahreszeiten

Joseph Haydn; Gemälde von Thomas Hardy (London 1792) Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 7 (Schwarz/Pr

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Joseph Haydn

as Hauptgewicht von Joseph Haydns Arbeit * 31. 3.1732 in Rohrau D lag fast sein ganzes Leben auf dem Gebiet der (Niederösterreich) Instrumentalmusik, auch wenn er früher hin und † 31. 5.1809 in Wien wieder für den Kirchenraum Vokalwerke komponiert 1740 hatte, gar nicht einmal wenig, was aufzuzählen wert Chorsänger der erscheint: allein acht Messen, ein Stabat mater, eine Stephanskirche in Wien Kantate (»Applausus«), ein italienisches Oratorium 1759 (»Il ritorno di Tobia«) und verschiedene kleinere li- Kapellmeister bei Graf turgische Stücke. Und doch ist es verschwindend Morzin (1. Sinfonie) wenig, gemessen an all den Sinfonien, Streichquar- 1761 tetten, Klavier- und Kammermusikwerken, die aus »Vice-Capel-Meister« seiner Feder geflossen sind. In der Zeit aber, als Kai- (neben G. J. Werner) auf Schloss Esterház ser Joseph II. vehement in die Souveränität der kirchlichen Autoritäten eingriff und eine Gottes- 1766 dienstordnung erließ, die festliche, instrumentalbe- alleiniger Dirigent bei Fürst Esterházy gleitete Musik weitgehend verbannte, schwieg Haydn auf diesem Sektor. Das war in den Jahren 1790 zwischen 1783 und 1796. Es darf somit wohl als ein Auflösung der fürstlichen Kapelle weiteres Wunder in der wundersamen schöpferi- schen Biographie des Komponisten bezeichnet wer- 1790 –1792 und den, dass der alte, inzwischen 64-jährige Haydn 1794/95 zwei Londonreisen praktisch seine gesamte Schaffenskraft auf die Chor- musik zu legen begann und schließlich neue 1798 »Die Schöpfung« Großwerke vollbrachte, die seinen ohnehin großen Ruhm noch mehren konnten. Selbst lebte er meist 1801 in Wien, denn er wurde nur noch selten in Eisen- »Die Jahreszeiten« stadt am Hofe des Fürsten Esterházy benötigt. Sein Name aber war in der ganzen musikalischen Welt bekannt. So kam es auch zu der Einladung nach England. Haydn unternahm diese Reise zweimal, komponierte dafür seine zwölf »Londoner Sinfoni- en« und kam – um etliches reicher und hochgeehrt, Von 1796 – 1802 kompo- reich aber auch an neuen musikalischen Erlebnis- nierte Haydn für den Na- menstag »seiner« Fürstin sen – nach Wien zurück. Maria Josepha Hermene- Bei seiner ersten Reise nach England (1791) hatte gild Esterházy sechs große Haydn Gelegenheit, in Westminster Abbey in Lon- Hochämter: don ein großes Händel-Festival mitzuerleben. Ge- »Paukenmesse« (1796) org Friedrich Händel war ja bekanntlich schon 1759 »Heiligmesse« (1796) »Nelsonmesse« (1798) gestorben, doch seine großen Oratorien lebten in »Theresienmesse« (1799) England weiter, und der Komponist selbst war zum »Schöpfungsmesse« (1801) Nationalheros erhoben worden. So kam es immer »Harmoniemesse« (1802) Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 8 (Schwarz/Pr

8 Haydn | Die Jahreszeiten

Baron Gottfried van Swieten (1733 – 1803), der Librettist der »Schöpfung« und der »Jahreszeiten«. Von dem kleinen, beleib- ten, langsam und unauf- hörlich redenden Baron heißt es 1796 im »Jahr- buch der Tonkunst von Wien und Prag«: »Dieser Herr ist gleichsam als ein Patriarch in der Musik anzusehen. Sein Geschmack ist blos für das Große und Erhabene.« Er war es auch, der Mo- zart zu den Händelbear- beitungen anregte, darun- ter den »Messias«, und sich häufig für Musiker Wiens tatkräftig einsetzte.

wieder zu großen Musikaufführungen, zu wahren Festen mit einer gigantischen Chor- und Orchester- besetzung, im genannten Fall wird von 885 Mitwir- kenden berichtet. Haydn schien sehr beeindruckt zu sein und wie sich später zeigte, nachhaltig animiert, Ähnliches zu versuchen. Einige Jahre nach seiner Rückkehr von seiner zwei- ten Englandreise komponierte Haydn das große Oratorium »Die Schöpfung«. Dieses Werk wurde rasch bekannt, ja berühmt und berührt die Hörer noch heute in einem Maße, wie es nur wenigen der großen Vokalwerke aus dieser Zeit vorbehalten bleibt. Von einem solchen Riesenerfolg ergriffen, sollte nun noch ein weiteres großes Chorwerk fol- gen, »Die Jahreszeiten«, ein weltliches Oratorium nach einer älteren englischen literarischen Vorlage, die der Baron Gottfried van Swieten übersetzte, um- dichtete und zwei Gedichte der deutschen Dichter Gottfried August Bürger und Christian Felix Weiße hinzufügte. Der gesamten Dichtung liegt das 1726 erschienene Epos »« des aufklärerischen James Thomson zugrunde, in dem in Anknüpfung an die bukolische Dichtung Vergils in moralisieren- der Weise der Einfluss der Natur auf das Landleben Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 9 (Schwarz/Pr

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dargestellt und über die Bedeutung der Natur für Die Natur wird in dieser den Menschen reflektiert wird. Der thematische Vor- Zeit gleichsam als noch wurf war Haydn im Übrigen geläufig; er war in sei- objektives Gegenüber begriffen, als ein von Gott nem Jahrhundert in allen Künsten unzählige Male gelenktes und von Gött- dargestellt worden. Bereits 1761 hatte er selbst ei- lichkeit durchdrungenes nen den Tagesablauf beschreibenden Symphonien- Regelsystem, in das der Zyklus (Sinfonien Hob.I: 6 – 8) komponiert. Mensch und seine Funk- Dem inzwischen fast 70-jährigen Komponisten ging tion eingebunden sind. die Arbeit nicht mehr so rasch von der Hand, teil- weise sogar quälend langsam und Kräfte raubend, so dass er nach Abschluss dieser gewaltigen An- strengung meinte: »Die Jahreszeiten haben mir den Rest gegeben, ich hätte sie nicht schreiben sollen«. Doch gerade die Mühsal der Entstehung und die zahlreichen unausbleiblichen Streitgespräche mit van Swieten, der übrigens schon als Librettist der »Schöpfung« fungierte, merkt man dem Werk nicht an. Im Gegenteil, es demonstriert eine jugendliche Frische, eine anrührende Lebendigkeit und glänzen- de konzertierende Musizierfreudigkeit. Die erste Aufführung fand – wie schon jene der Der Berichterstatter der »Schöpfung« – im Palais des Fürsten Schwarzenberg Leipziger »Allgemeinen am 24. April 1801 statt. Und wieder erntete der Musikalischen Zeitung« hat die Wirkung der Auf- Komponist begeisterten Zuspruch, so auch bei den führungen auf die Zuhörer unmittelbar nachfolgenden Aufführungen, darun- beschrieben: »Stumme ter auch am kaiserlichen Hof, wo die Kaiserin Ma- Andacht, Staunen und lau- ria Therese die Sopranpartie zwar mit »viel Ge- ter Enthusiasmus wech- schmack und Ausdruck«, aber »mit schwachem selten bey den Zuhörern ab; denn das mächtige Organ« sang, wie Haydn meinte. Eindringen kolossalischer Gemeinsam mit der »Schöpfung« hat dieses Werk Erscheinungen, die uner- Musikgeschichte gemacht und ebenso auf zahlrei- meßliche Fülle glücklicher che Komponisten des 19. Jahrhunderts nachge- Ideen überraschte und wirkt, wie Händels Oratorien einst auf Haydn. Bei- überwältigte die kühnste Einbildung.« de Oratorien wurden gleichsam Modell für künftige Generationen und führten zur Bildung der Laien- chorkultur jener Zeit mit ihren großen Musikfesten und riesigen Aufführungsbesetzungen. Viele Arien drangen in die Hausmusik ein und wurden dort eher gesungen als die romantischen Lieder der Zeit. So nimmt es kaum wunder, dass gerade diese Werke bis auf den heutigen Tag an Beliebtheit nicht nach- gelassen haben und immer ihr interessiertes Publi- kum finden. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 10 (Schwarz/P

10 Haydn | Die Jahreszeiten

»Die Jahreszeiten«

Zum Werk

Entstehung der Die vier Teile der »Jahreszeiten« – in sich geschlos- »Jahreszeiten«: sene Kantaten – haben keine eigentliche Handlung, 1799 bis 1801 vielmehr wird aus der Sicht einfacher Bauersleute, Hanne, Simon und Lucas, der immer gleichbleiben- Uraufführung: de Ablauf eines Jahres geschildert, das Werden und 24. April 1801 in Wien Wachsen der Natur und das arbeitsame, fröhliche, im Palais des Fürsten aber auch beschwerliche Leben auf dem Lande. Saat Schwarzenberg mit und Ernte, Jagd und Weinlese sind die Themen. Die großem Erfolg winterliche Spinnstube macht den Beschluss. Sol- che ländliche Szenen oder Stimmungsbilder im Aufführungsdauer: Wechsel der Jahreszeiten finden in lyrischer Be- ca. 130 Minuten trachtung und Erzählweise ihre Entsprechung, vom Chor immer wieder unterstützt. Haydn komponierte eine Musik dazu, die – dem Er- folgsrezept der »Schöpfung« entsprechend – sich ganz an den Erfordernissen des Textes orientiert und sich nicht in das starre Formschema alter ba- rocker Arbeiten zwängen lässt. Die Arien sind meist in liedhaftem Ton gehalten, also in vertraut erschei- nender Melodie damaliger Hörer. Die Chöre haben jene Erhabenheit, wie sie bereits Händel zur Voll- endung gebracht hat und sind doch wiederum neu in Klang und Farbe. Haydns Musik kommt aus ei- ner neuen Zeit, einer neuen Klang- und For- mensprache. In diesem Werk dokumentiert der Komponist die Summe seiner lebenslangen Erfah- rung in schöpferischer Arbeit und bildet geradezu eine Synthese aus der barocken Kontrapunkt-Tra- dition, dem vokalen Erbe der Italiener und dem in- strumentalen Satz der Wiener Klassik. Den Grund- charakter des Werkes bildet die große Volksnähe, ja eine explizite Volkstümlichkeit einzelner Sätze. Hin- zu kommen Haydns ganz persönliche Kunstfertig- keit und seine genialen Einfälle. So »eilet froh der Ackersmann zur Arbeit auf das Feld« und »schreitet ... dem Pfluge flötend« (Nr. 4) zum berühmten An- dante aus der Paukenschlag-Sinfonie nach – ein Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 11 (Schwarz/P

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spaßhaftes Selbstzitat als selbstbewusster Hinweis auf die Popularität seiner »Londoner Sinfonien«, die sogar vom Bauern bei der Arbeit gepfiffen werden. Erinnert sei an die Vision des Sonnenaufganges (Nr.11), welche die berühmte Parallelstelle in der »Schöpfung« fast noch überragt. »Im Winter-Bild wird das Thema Arbeit ... in Form eines Spinnerlie- des (Text nach Gottfried August Bürger) aufgegrif- fen (Nr. 34), das in seiner harten d-Moll-Diktion ein verblüffend realistisches Klangbild von Arbeit ent- wirft. Dieses ›Lied‹ darf im Übrigen als Anfang ei- ner ganzen Reihe von Spinnerliedern und -chören gesehen werden, die bis hin zu Wagner (›Fliegen- der Holländer‹) im frühen 19. Jahrhundert kompo- niert wurden« (Dieter Rexroth). Und auch dort, wo Haydn das Genre zu wechseln Haydns Wanderer hat sich und sich an einer Singspiel-Reminiszenz zu vergrei- noch nicht in eine gesell- fen scheint (Nr. 36), erkennen wir einen dramatur- schaftslose, ausgestoßene Existenz verloren wie gisch geschickten Plan, einen notwendigen Orien- Schuberts Wanderer. tierungs- und Vermittlungspunkt zwischen dem Er findet in seine bergende einsamen Wanderer in der Winternacht und dem er- Hütte zurück. Aber als habenen Schlusschor. Vorbote für das romanti- Die Gesamtdramaturgie des Oratoriums lebt von ei- sche Verständnis (der Unbekannte, Einsame, nem schier unerschöpflichen Abwechslungsreich- Getriebene) ist er bereits tum. Rein äußerlich sind die großformalen Teile losmarschiert. durch die traditionelle Folge Rezitativ – Arie – Chor bestimmt, doch verfährt Haydn im Einzelnen höchst unkonventionell und phantasiereich. Ohne Frage aber lebt die Gesamtdisposition des Oratori- ums vor allem auch von den vielfältigen Kontrasten und Kontraststimmungen, womit Haydn zugleich auch der allzu positiv optimistischen Grundhaltung des Textes begegnet. Immer wieder hat Haydn dun- kle, düster-romantische, ernste Stimmungsfelder gesetzt, die ihm dann die Möglichkeit zu kräftigen Gegenakzenten und zu deren machtvoller Wirkung geben. So bringt auch der Sommer »nicht nur die von langer Hand vorbereitete Katastrophe des Un- gewitters, sondern er setzt mit einer Introduktion ein, die zugleich mit der Morgendämmerung die Stimmung einer von bangen Ängsten erfüllten Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 12 (Schwarz/P

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Nacht zeichnet. Erst vor diesem dunklen Hinter- grund kommen Heiterkeit und Lebensbejahung der folgenden Szenen zu voller Wirkung. Indem der Meister all jene Stellen dramatisch überhöht, die ir- gendeine dunklere Auffassung ermöglichen, gelingt es ihm, dem Werk starken Kontrastreichtum zu si- chern« (Karl Geiringer). So machen ein solcher Kon- trastreichtum und die Fülle der Bilder und Stim- mungen das Oratorium zu einem wahrhaftigen Abbild der Wirklichkeit und zu einem Reflex menschlichen Selbstverständnisses, dessen Bezugs- und Orientierungsrahmen die »göttliche Natur« ist. Klaus Burmeister Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 13 (Schwarz/P

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»Die Jahreszeiten« – Gesangstext

DER FRÜHLING Nun weichen Frost und Dampf und schweben laue Dünst' umher; der Erde Busen ist gelöst, erheitert ist Nr.1 – Einleitung (Largo – Vivace) die Luft. Rezitativ SIMON Nr. 4 - Arie Seht, wie der strenge Winter flieht! Zum fernen Pole zieht er hin. SIMON Ihm folgt auf seinen Ruf Schon eilet froh der Ackermann der wilden Stürme brausend Heer, zur Arbeit auf das Feld, mit grässlichem Geheul. in langen Furchen schreitet er dem Pfluge flötend nach. LUKAS In abgemessnem Gange dann Seht, wie vom schroffen Fels der Schnee wirft er den Samen aus, in trüben Strömen sich ergießt! den birgt der Acker treu und reift HANNE ihn bald zur gold'nen Frucht. Seht, wie von Süden her Schon eilet froh ... durch laue Winde sanft gelockt, der Frühlingsbote streicht! Nr. 5 - Rezitativ LUKAS Nr. 2 - Chor des Landvolks Der Landmann hat sein Werk vollbracht CHOR und weder Müh' noch Fleiß gespart. Komm, holder Lenz! Des Himmels Den Lohn erwartet er aus Händen der Gabe, komm! Natur FRAUEN-CHOR Und fleht darum den Himmel an. Er nahet sich der holde Lenz, schon fühlen wir den linden Hauch, Nr. 6 - Terzett mit Chor (Bittgesang) Aus ihrem Todesschlaf erwecke die LUKAS Natur! Sei nun gnädig, milder Himmel! bald lebet alles wieder auf. Öffne dich und träufe Segen MÄNNER-CHOR über unser Land herab. Frohlocket ja nicht allzufrüh, CHOR oft schleicht, in Nebel eingehüllt, Sei nun gnädig, milder Himmel! der Winter wohl zurück, Öffne dich und träufe Segen und streut auf Blüt' und Keim über unser Land herab. sein starres Gift LUKAS CHOR Lass deinen Tau die Erde wässern! Komm, holder Lenz, des Himmels Gabe, komm! SIMON Auf unsre Fluren senke dich! Lass Regenguss die Furchen tränken! O komm, holder Lenz, und weile län- HANNE ger nicht! Lass deine Lüfte wehen sanft, lass deine Sonne scheinen hell! Nr. 3 - Rezitativ ALLE SIMON Uns sprießet Überfluss alsdann, Vom Widder strahlet jetzt und deiner Güte Dank und Ruhm. die helle Sonn' auf uns herab. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 14 (Schwarz/P

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CHOR HANNE Sei nun gnädig, milder Himmel! Seht die Bienen, wie sie schwärmen! Öffne dich und träufe Segen LUKAS Über unser Land herab. Seht die Vögel, welch Geflatter! CHOR Nr. 7 - Rezitativ Alles lebet, alles schwebet, alles reget HANNE sich. Erhört ist unser Fleh'n, Welche Freude, welche Wonne der laue West erwärmt schwellet unser Herz! und füllt die Luft Süße Triebe, sanfte Reize mit feuchten Dünsten an. heben unsre Brust! Sie häufen sich; nun fallen sie SIMON und gießen in der Erde Schoß Was ihr fühlet, was euch reizet, den Schmuck und Reichtum der Na- ist des Schöpfers Hauch. tur. CHOR Lasst uns ehren, lasst uns loben, Nr. 8 - Freudenlied lasst uns preisen ihn! HANNE Lasst erschallen, ihm zu danken, O wie lieblich ist der Anblick der Ge- eure Stimmen hoch! filde jetzt! Es erschallen, ihm zu danken, Kommt, ihr Mädchen, lasst uns wal- unsre Stimmen hoch! len, Ewiger, mächtiger, gütiger Gott! lasst uns wallen auf der bunten Flur. HANNE, LUKAS, SIMON LUKAS Von deinem Segensmahle O wie lieblich ist der Anblick Hast du gelabet uns. der Gefilde jetzt! MÄNNER-CHOR Kommt, ihr Bursche, lasst uns wallen, Mächtiger Gott! lasst uns wallen zu dem grünen Hain. HANNE, LUKAS, SIMON CHOR Vom Strome deiner Freuden O wie lieblich ist der Anblick Hast du getränket uns.. der Gefilde jetzt! Gütiger Gott! Kommt, ihr Bursche, lasst uns wallen, lasst uns wallen zu dem grünen Hain. CHOR Ewiger, mächtiger, gütiger Gott! HANNE Seht die Erde, seht die Wasser, SIMON seht die helle Luft! Ewiger! LUKAS LUKAS Alles lebet, alles schwebet, alles reget Mächtiger! sich. HANNE HANNE Gütiger Gott! Seht die Lämmer, wie sie springen! CHOR LUKAS Ehre, Lob und Preis sei dir, Seht die Fische, welch Gewimmel! ewiger, mächtiger, gütiger Gott! Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 15 (Schwarz/P

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DER SOMMER CHOR Sie scheint in herrlicher Pracht, in flammender Majestät! Nr. 9 – Einleitung und Rezitativ Heil, o Sonne, Heil! Die Einleitung stellt die Morgendäm- Des Lichts und Lebens Quelle, Heil! merung vor. O du des Weltalls Seel und Aug, LUKAS der Gottheit schönstes Bild! In grauem Schleier rückt heran Dich grüßen dankbar wir! das sanfte Morgenlicht. HANNE, LUKAS, SIMON Mit lahmen Schritten weicht vor ihm Wer spricht sie aus, die Freuden alle, die träge Nacht zurück. die deine Huld in uns erweckt? Zu düstren Höhlen flieht Wer zählet sie, die Segen alle, der Leichenvögel blinde Schar; die deine Mild auf uns ergießt? ihr dumpfer Klageton beklemmt das bange Herz nicht mehr. CHOR Die Freuden! O wer spricht sie aus? SIMON Die Segen! O wer zählet sie? Des Tages Herold meldet sich; Wer spricht sie aus? Wer zählet sie? mit scharfem Laute rufet er Wer? zu neuer Tätigkeit den ausgeruhten Landmann auf. HANNE Dir danken wir, was uns ergötzt. Nr. 10 - Arie und Rezitativ LUKAS Dir danken wir, was uns belebt. SIMON Der muntre Hirt versammelt nun SIMON Die frohen Herden um sich her, Dir danken wir, was uns erhält. zur fetten Weid' auf grünen Höh'n HANNE, LUKAS, SIMON treibet er sie langsam fort. Dem Schöpfer aber danken wir, Nach Osten blickend steht er dann, was deine Kraft vermag. auf seinem Stabe hingelehnt, zu seh'n den ersten Sonnenstrahl, CHOR welchem er entgegen harrt. Heil! O Sonne Heil! Des Lichts und Lebens Quelle, Heil! HANNE Dir jauchzen alle Stimmen, Die Morgenröte bricht hervor, dir jauchzet die Natur. wie Hauch verflieget das leichte Ge- wölk, der Himmel pranget im hellen Azur, Nr. 12 – Rezitativ der Berge Gipfel im feurigen Gold. SIMON Nun regt und bewegt sich alles umher; Nr. 11 - Terzett und Chor ein buntes Gewühl bedecket die Flur. Dem braunen Schnitter neiget sich HANNE der Saaten wallende Flut. Sie steigt herauf, die Sonne, sie steigt. Die Sense blitzt - da sinkt das Korn. HANNE, LUKAS Doch steht es bald und aufgehäuft Sie naht, sie kommt. in festen Garben wieder da. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 16 (Schwarz/P

16 Die Jahreszeiten | Gesangstext

LUKAS Nr. 16 - Rezitativ Die Mittagssonne brennet jetzt in SIMON voller Glut O seht! Es steiget in der schwülen Luft und gießt durch die entwölkte Luft am hohen Saume des Gebirgs ihr mächtiges Feu'r in Strömen hinab. von Dampf und Dunst ein fahler Nebel Ob den gesengten Flächen schwebt, auf. in nieder'm Qualm, ein blendend Meer Empor gedrängt, dehnt er sich aus, von Licht und Widerschein. und hüllet bald den Himmelsraum in schwarzes Dunkel ein. Nr. 13 - Kavatine LUKAS LUKAS Hört, wie vom Tal ein dumpf Gebrüll Dem Druck erlieget die Natur. den wilden Sturm verkünd't! Welke Blumen, dürre Wiesen, trockne Seht, wie von Unheil schwer, Quellen, die finstre Wolke langsam zieht, alles zeigt der Hitze Wut, und drohend auf die Ebne sinkt. und kraftlos schmachten Mensch und HANNE Tier In banger Ahnung stockt das Leben am Boden hingestreckt. der Natur: Kein Tier, kein Blatt beweget sich, Nr. 14 - Rezitativ und Todesstille herrscht umher. HANNE Willkommen jetzt, o dunkler Hain, Nr. 17 – Chor wo der bejahrten Eiche Dach kühlenden Schirm gewährt, CHOR und wo der schlanken Espe Laub Ach, das Ungewitter naht! mit leisem Gelispel rauscht! Hilf uns, Himmel! O wie der Donner Am weichen Moose rieselt da rollt! in heller Flut der Bach, O wie die Winde toben! Wo fliehn wir und fröhlich summend irrt und wirrt hin? die bunte Sonnenbrut. Flammende Blitze durchwühlen die Der Kräuter reinen Balsamduft Luft; verbreitet Zephirs Hauch, den zackigen Keilen berstet die Wolke, und aus dem nahen Busche tönt und Güsse stürzen herab. des jungen Schäfers Rohr. Wo ist Rettung? Wütend rast der Sturm; der weite Himmel entbrennt. Weh uns Armen! Nr. 15 - Arie Schmetternd krachen Schlag auf Schlag HANNE die schweren Donner fürchterlich. Welche Labung für die Sinne! Weh uns! Weh uns! Welch' Erholung für das Herz! Erschüttert wankt die Erde Jeden Aderzweig durchströmet, bis in des Meeres Grund. und in jeder Nerve bebt erquickendes Gefühl. Nr. 18 - Terzett und Chor Die Seele wachet auf zum reizenden Ge- nuss, LUKAS und neue Kraft erhebt durch milden Die düstren Wolken trennen sich; Drang die Brust. gestillet ist der Stürme Wut. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 17 (Schwarz/P

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HANNE DER HERBST Vor ihrem Untergange blickt noch die Sonn' empor, und vor dem letzten Strahle glänzt Nr. 19 - Einleitung und Rezitativ mit Perlenschmuck geziert die Flur. Der Einleitung Gegenstand ist des Land- manns freudiges Gefühl über die reiche SIMON Ernte. Zum langgewohnten Stalle kehrt gesättigt und erfrischt das fette Rind HANNE zurück. Was durch seine Blüte der Lenz zuerst versprach, LUKAS was durch seine Wärme Dem Gatten ruft die Wachtel schon. der Sommer reifen hieß, HANNE zeigt der Herbst in Fülle Im Grase zirpt die Grille froh. dem frohen Landmann jetzt. SIMON LUKAS Und aus dem Sumpfe quakt der Den reichen Vorrat fährt er nun Frosch. auf hochbeladnen Wagen ein. Kaum fasst der weiten Scheune Raum, LUKAS, HANNE, SIMON was ihm sein Feld hervorgebracht. Die Abendglocke tönt. Von oben winkt der helle Stern SIMON und ladet uns zur sanften Ruh. Sein heitres Auge blickt umher, es misst den aufgetürmten Segen ab, MÄNNER-CHOR und Freude strömt in seine Brust. Mädchen, Bursche, Weiber, kommt! Unser wartet süßer Schlaf; wie reines Herz, gesunder Leib Nr. 20 - Terzett mit Chor und Tagesarbeit ihn gewährt. SIMON FRAUEN-CHOR So lohnet die Natur den Fleiß; Wir gehn, wir gehn, wir folgen euch. ihn ruft, ihn lacht sie an, ihn muntert sie durch Hoffnung auf, ALLE ihm steht sie willig bei; Die Abendglocke hat getönt. ihm wirket sie mit voller Kraft. Von oben winkt der helle Stern, und ladet uns zur sanften Ruh. HANNE, LUKAS Von dir, o Fleiß, kommt alles Heil. Die Hütte, die uns schirmt, die Wolle, die uns deckt, die Speise, die uns nährt ist deine Gab', ist dein Geschenk. HANNE, LUKAS, SIMON O Fleiß, o edler Fleiß! Von dir kommt alles Heil. HANNE Du flößest Tugend ein, und rohe Sitten milderst du. LUKAS Du wehrest Laster ab und reinigest der Menschen Herz. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 18 (Schwarz/P

18 Die Jahreszeiten | Gesangstext

SIMON HANNE Du stärkest Mut und Sinn Ihr Herrchen süß und fein, bleibt weg! zum Guten und zu jeder Pflicht. Hier schwinden eure Künste ganz, und glatte Worte wirken nicht, ALLE O Fleiß, o edler Fleiß! man gibt euch kein Gehör. Von dir kommt alles Heil. Nicht Gold, nicht Pracht kann uns verblenden, ein redlich Herz ist, was uns rührt; Nr. 21 - Rezitativ und meine Wünsche sind erfüllt, HANNE wenn treu mir Lukas ist. Seht, wie zum Haselbusche dort LUKAS die rasche Jugend eilt! Blätter fallen ab, Früchte welken hin, An jedem Aste schwinget sich Tag und Jahr vergehn, nur meine Lie- der Kleinen lose Schar, be nicht. und der bewegten Staud' entstürzt gleich Hagelschau'r die lock're Frucht. HANNE Schöner grünt das Blatt, SIMON süßer schmeckt die Frucht, Hier klimmt der junge Bau'r heller glänzt der Tag, den hohen Stamm entlang, wenn deine Liebe spricht. die Leiter flink hinauf. Vom Wipfel, der ihn deckt, HANNE, LUKAS sieht er sein Liebchen nahn, Welch ein Glück ist treue Liebe! und ihrem Tritt entgegen Unsre Herzen sind vereinet, fliegt dann im trauten Scherze trennen kann sie Tod allein. die runde Nuss herab. LUKAS Liebstes Hannchen! LUKAS Im Garten stehn um jeden Baum HANNE die Mädchen groß und klein, Liebster Lukas! dem Obste, das sie klauben, HANNE, LUKAS in frischer Farbe gleich. Lieben und geliebet werden Ist der Freuden höchster Gipfel, Nr. 22 - Duett ist des Lebens Wonn’ und Glück. LUKAS Ihr Schönen aus der Stadt, kommt her! Nr. 23 – Rezitativ Blickt an die Töchter der Natur, SIMON die weder Putz noch Schminke ziert. Nun zeiget das entblößte Feld Da seht mein Hannchen, seht! der ungebetnen Gäste Zahl, Ihr Schönen kommt, die an den Halmen Nahrung fand blickt an die Töchter der Natur, und irrend jetzt sie weiter sucht. die weder Putz noch Schminke ziert. Des kleinen Raubes klaget nicht Da seht mein Hannchen, seht! der Landmann, der ihn kaum bemerkt; Ihr blüht Gesundheit auf den Wangen, dem Übermaße wünscht er doch im Auge lacht Zufriedenheit, nicht ausgestellt zu sein. und aus dem Munde spricht das Herz, Was ihn dagegen sichern mag, wenn sie mir Liebe schwört. sieht er als Wohltat an, und willig fröhnt er dann zur Jagd, die seinen guten Herrn ergötzt. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 19 (Schwarz/P

:: Unsere Konzert-Empfehlung

6. Zyklus-Konzert :: Samstag 18. 3. 2006 19.30 Uhr | B Sonntag 19. 3. 2006 19.30 Uhr | C2

Igor Strawinsky (1882 – 1971) »Monumento pro Gesualdo di Venosa ad CD annum« Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975) ZUM 100. GEBURTSTAG DES KOMPONISTEN Konzert für Violine und Orchester Nr.1 a-Moll op. 77 Peter Tschaikowski (1840 – 1893) Sinfonie Nr. 4 f-Moll op.36

Lothar Koenigs | Dirigent Daniel Hope | Violine

Schon seit Menschengedenken berühren sich Alt und Neu, Ost und West und haben sich gegenseitig beeinflusst, sogar bedingt. Das zeigt sich auch in unserem Konzertprogramm. Igor Strawinsky griff häufig auf die alten Meister zurück, um aus Altem Neues zu formen, wie hier auf Carlo Gesualdo, dem Fürs- ten von Venosa, der großartige Madrigale komponiert hat. Er schrieb sein Werk 1960 zum 400. Geburtstag dieses Außensei- ters. Dmitri Schostakowitsch setzte sich zeitlebens intensiv mit der westlichen Avantgarde auseinander und stieß damit in der Hei- mat meist auf Unverständnis, ja sogar Diskriminierung. Viele sei- ner 15 Sinfonien wurden musikalische Selbstbekenntnisse, wenn auch oft verschlüsselt. Seine Konzerte hingegen geben dem freu- digen Musizieren mehr Raum, enthalten aber dennoch genü- gend, zu seinem Personalstil gehörenden Konfliktgehalt als herausragende Triebkraft. Der Widmungsträger dieses 1. Violin- konzerts, David Oistrach, brachte das Werk nach Amerika und dem Komponisten damit weltweite Anerkennung. Der hervorra- gende englische Geiger Daniel Hope, 1999 von der Fachpresse zum Nachwuchskünstler des Jahres gewählt, ist erstmals Gast der Dresdner Philharmonie. Peter Tschaikowski zog mit seiner »Vierten« als Dirigent durch Europa und führte das Werk auch mit dem Vorgänger der Dresd- ner Philharmonie, dem »Gewerbehausorchester«, auf. Das Werk sei seinem eigenen Wesen entsprungen und mit Liebe und glühen- der Begeisterung geschrieben, äußerte einst der Komponist. Und in dieser Unmittelbarkeit wirkt das Werk noch heute auf uns. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 20 (Schwarz/P

:: Unsere Konzert-Empfehlung

6. Außerordentliches Konzert :: Samstag 25. 3. 2006 19.30 Uhr | AK/J Sonntag 26. 3. 2006 11.00 Uhr | AK/V

Gioacchino Rossini (1792 – 1868) »STABAT MATER« für Soli, Chor und Orchester Giuseppe Verdi (1813 – 1901) »TE DEUM« für Chor und Orchester

Rafael Frühbeck de Burgos | Dirigent Eva Mei | Sopran Katharina Peetz | Mezzosopran Otokar Klein | Tenor Daniel Borowski | Bass MDR Chor Einstudierung Howard Arman

Gioacchino Rossini, als höchst beliebter Opernkomponist be- kannt, hat vor allem in späteren Lebensjahren sakrale Vokalwer- ke komponiert, die bis heute ihren festen Platz im Konzertleben haben. Neben der berühmten »Petite Messe solennelle« (aufge- führt 2004 zum Dresdner Gedenktag am 12./13. Februar unter Peter Schreier) trifft dies auch auf das nicht minder bedeutsame »Stabat mater« zu. Wenn auch mancher Zeitgenosse Rossinis, wie , dem Komponisten »opernhafte Oberfläch- lichkeit« vorwarf, so steht doch außer Frage, dass Rossini sich ganz in den Dienst der Sache gestellt hat. In dieser Haltung gleicht Giuseppe Verdi dem reichlich elf Jahre älteren Rossini. Doch ist sein nicht für die Liturgie, son- dern für den Konzertsaal geschrieben. Dennoch spüren wir – bei aller Distanz zur Kirche – den Ausdruck eines tiefreligiösen Men- schen. Gegen Ende seines Lebens komponierte Verdi über einen längeren Zeitraum vier Stücke, die »Quattro pezzi sacri«. Das »Te Deum« daraus (1898) ist recht dramatisch, voller Kontraste, mit himmlischem Schluss: ein langgehaltener tiefer Ton, der im Pia- nissimo-Schlussakkord des Orchesters versinkt, geheimnisvoll und bewegend. Progr_PK5_11.+12.3.0601.03.200615:22UhrSeite21(Schwarz/P

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6. Zyklus-Konzert am 18.3. 2006 19.30 Uhr Karten (Kassenpreis) Karten (ermäß. Preis*) am 19.3. 2006 19.30 Uhr Karten (Kassenpreis) Karten (ermäß. Preis*)

6. Außerordentliches Konzert am 25. 3. 2006 19.30 Uhr Karten (Kassenpreis) Karten (ermäß. Preis*) am 26. 3. 2006 11.00 Uhr Karten (Kassenpreis) Karten (ermäß. Preis*)

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Nr. 24 - Arie Die Hunde sind zerstreut, sie schwärmen hin und her. SIMON Seht auf die breiten Wiesen hin! Tajo! Tajo Tajo! Seht wie der Hund im Grase streift! Der Jäger Ruf, der Hörner Klang Am Boden suchet er die Spur versammelt aufs neue sie, und geht ihr unablässig nach. Ho, ho, ho! Tajo! Jetzt aber reißt Begierd' ihn fort, Mit doppeltem Eifer stürzet nun er horcht auf Ruf und Stimme nicht der Haufe vereint auf die Fährte los. mehr. Tajo! Tajo! Tajo! Er eilet zu haschen ... da stockt sein Von seinen Feinden eingeholt, Lauf, an Mut und Kräften ganz erschöpft, und steht er unbewegt wie Stein. erlieget nun das schnelle Tier. Dem nahen Feinde zu entgehn, Sein nahes Ende kündigt an erhebt der scheue Vogel sich, des tönenden Erzes Jubellied, doch rettet ihn nicht schneller Flug. der freudigen Jäger Siegeslaut: Halali! Es blitzt, es knallt, ihn erreichet das Blei, Nr. 27 - Rezitativ und wirft ihn tot aus der Luft herab. HANNE Am Rebenstocke blinket jetzt Nr. 25 – Rezitativ die helle Traub im vollen Safte, und ruft dem Winzer freundlich zu, LUKAS Hier treibt ein dichter Kreis dass er zu lesen sie nicht weile. die Hasen aus dem Lager auf. SIMON Von allen Seiten hingedrängt Schon werden Kuf' und Fass hilft ihnen keine Flucht. zum Hügel hingebracht, Schon fallen sie, und liegen bald und aus den Hütten strömet in Reihen freudig hingezählt. zum frohen Tagewerk das muntre Volk herbei. Nr. 26 - Chor HANNE Seht, wie den Berg hinan CHOR Hört das laute Getön, von Menschen alles wimmelt! das dort im Walde klinget. Hört, wie der Freudenton Welch ein lautes Getön von jeder Seit' erschallet! durchklingt den ganzen Wald! LUKAS Es ist der gellenden Hörner Schall, Die Arbeit fördert lachender Scherz, der gierigen Hunde Gebelle. vom Morgen bis zum Abend hin, Schon flieht der aufgesprengte Hirsch, und dann erhebt der brausende Most ihm rennen die Doggen und Reiter die Fröhlichkeit zum Lustgeschrei. nach. Er flieht, er flieht, o wie er sich streckt! Nr. 28 – Chor O wie er springt, o wie er sich streckt! Da bricht er aus den Gesträuchen her- CHOR vor Juhe, der Wein ist da, und läuft über Feld in das Dickicht die Tonnen sind gefüllt, hinein. nun lasst uns fröhlich sein, Jetzt hat er die Hunde getäuscht, und juhe, juhe, ju, zerstreuet schwärmen sie umher. aus vollem Halse schrei'n! Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 24 (Schwarz/P

24 Die Jahreszeiten | Gesangstext

Lasst uns trinken, trinket Brüder, DER WINTER lasst uns fröhlich sein! Lasst uns singen, singet alle, Nr. 29 - Einleitung und Rezitativ lasst uns fröhlich sein! Es lebe der Wein! SIMON Es lebe das Land, wo er uns reift! Nun senket sich das blasse Jahr Es lebe das Fass, das ihn verwahrt! und fallen Dünste kalt herab. Es lebe der Krug, woraus er fließt! Die Berg' umhüllt ein grauer Dampf, Es lebe der Wein! der endlich auch die Flächen drückt, Kommt, ihr Brüder! und am Mittage selbst Füllt die Kannen, leert die Becher, der Sonne matten Strahl verschlingt. lasst uns fröhlich sein, HANNE und juhe, juhe, ju Aus Lapplands Höhlen schreitet her aus vollem Halse schrein! der stürmisch düstre Winter jetzt. Juhe, es lebe der Wein! Vor seinem Tritt erstarrt Nun tönen die Pfeifen in banger Stille die Natur. und wirbelt die Trommel, und wirbelt und wirbelt die Trommel. Hier kreischet die Fiedel, Nr. 30 - Kavatine da schnarret die Leier HANNE und dudelt der Bock. Licht und Leben sind geschwächet, Schon hüpfen die Kleinen, Wärm' und Freude sind verschwunden. und springen die Knaben; Unmutsvollen Tagen folget dort fliegen die Mädchen schwarzer Nächte lange Dauer. im Arme der Bursche den ländlichen Reih'n! Heißa, hoppsa, lasst uns hüpfen! Nr. 31 - Rezitativ Ihr Brüder kommt! Lasst uns sprin- LUKAS gen! Gefesselt steht der breite See, Die Kannen füllt, lasst uns tanzen! gehemmt in seinem Laufe der Strom. Die Becher leert, Im Sturze vom türmenden Felsen hängt heida, lasst uns fröhlich sein! gestockt und stumm der Wasserfall. Jauchzet, lärmet, juhe, ju! Im dürren Haine tönt kein Laut. Springet, tanzet, heißa, hoppsa! Die Felder deckt, die Täler füllt Nun fassen wir den letzten Krug, ein' ungeheure Flockenlast. und singen dann im vollen Chor Der Erde Bild ist nun ein Grab, dem freudenreichen Rebensaft! wo Kraft und Reiz erstorben liegt, Es lebe der Wein, der edle Wein, wo Leichenfarbe traurig herrscht, der Grillen und Harm verscheucht! und wo dem Blicke weit umher Sein Lob ertöne laut und hoch, nur öde Wüstenei sich zeigt. in tausendfachem Jubelschall. Heida, lasst uns fröhlich sein, aus vollem Halse schrein. Nr. 32 - Arie LUKAS Hier steht der Wandrer nun, verwirrt und zweifelhaft, wohin den Schritt er lenken soll. Vergebens suchet er den Weg, ihn leitet weder Pfad noch Spur. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 25 (Schwarz/P

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Vergebens strenget er sich an, HANNE und watet durch den tiefen Schnee; Drille, Rädchen, lang und fein, er find't sich immer mehr verirrt. drille fein ein Fädelein, Jetzt sinket ihm der Mut, mir zum Busenschleier. und Angst beklemmt sein Herz, CHOR da er den Tag sich neigen sieht, Knurre, schnurre, knurre, und Müdigkeit und Frost schnurre, Rädchen, schnurre! ihm alle Glieder lähmt. Jetzt sinket ihm der Mut, HANNE und Angst beklemmt sein Herz, Weber, webe zart und fein, doch plötzlich trifft sein spähend Aug' webe fein das Schleierlein, der Schimmer eines nahen Lichts. mir zur Kirmessfeier. Da lebt er wieder auf, CHOR vor Freude pocht sein Herz. Knurre, schnurre, knurre, Er geht, er eilt der Hütte zu, schnurre, Rädchen, schnurre! wo starr und matt er Labung hofft. HANNE Außen blank und innen rein Nr. 33 - Rezitativ muss des Mädchens Busen sein, LUKAS wohl deckt ihn der Schleier. So wie er naht, schallt in sein Ohr, CHOR durch heulende Winde nur erst ge- Knurre, schnurre, knurre, schreckt, schnurre, Rädchen, schnurre! heller Stimmen lauter Klang. HANNE HANNE Außen blank und innen rein Die warme Stube zeigt ihm dann fleißig, fromm und sittsam sein, des Dörfchens Nachbarschaft locket wack're Freier. vereint im trauten Kreise, den Abend zu verkürzen, CHOR mit leichter Arbeit und Gespräch. Außen blank und innen rein fleißig, fromm und sittsam sein, SIMON locket wack're Freier. Am Ofen schwatzen hier von ihrer Jugendzeit die Väter, zu Körb' und Reusen flicht die Nr. 35 - Rezitativ Weidengert', LUKAS und Netze strickt der Söhne Abgesponnen ist der Flachs, muntrer Haufe dort. nun steh'n die Räder still. Am Rocken spinnen die Mütter, Da wird der Kreis verengt, am laufenden Rade die Töchter; und von dem Männervolk umringt, und ihren Fleiß belebt zu horchen auf die neue Mär, ein ungekünstelt frohes Lied. die Hanne jetzt erzählen wird.

Nr. 34 - Lied mit Chor Nr. 36 - Lied mit Chor CHOR HANNE Knurre, schnurre, knurre, Ein Mädchen, das auf Ehre hielt, schnurre, Rädchen, schnurre! liebt' einst ein Edelmann, da er schon längst nach ihr gezielt, traf er allein sie an. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 26 (Schwarz/P

26 Die Jahreszeiten | Gesangstext

Er stieg sogleich vom Pferd und und hascht des Tieres Odem selbst. sprach: Des grimmigen Tyranns, Komm, küsse deinen Herrn! des Winters Sieg ist nun vollbracht, Sie rief vor Angst und Schrecken: Ach! und stummer Schrecken drückt Ach ja, von Herzen gern. den ganzen Umfang der Natur. CHOR Ei, ei, ei, ei, warum nicht nein? Nr. 38 - Arie HANNE SIMON Sei ruhig, sprach er, liebes Kind, Erblicke hier, betörter Mensch, und schenke mir dein Herz! erblicke deines Lebens Bild! Denn meine Lieb ist treu gesinnt, Verblühet ist dein kurzer Lenz, nicht Leichtsinn oder Scherz. erschöpfet deines Sommers Kraft. Dich mach ich glücklich, Schon welkt dein Herbst dem Alter zu, nimm dies Geld, den Ring, die gold'ne schon naht der bleiche Winter sich Uhr, und zeiget dir das offne Grab. und hab ich sonst, was dir gefällt, Wo sind sie nun, die hoh'n Entwürfe, o sag's und fordre nur. die Hoffnungen von Glück, CHOR die Sucht nach eitlem Ruhme, Ei, ei, ei, ei, das klingt recht fein. der Sorgen schwere Last? Wo sind sie nun, die Wonnetage, HANNE Nein, sagt sie, das wär' viel gewagt, verschwelgt in Üppigkeit? mein Bruder möcht' es sehn, Und wo, und wo die frohen Nächte, und ackert hier uns allzunah, im Taumel durchgewacht? sonst könnt es wohl geschehn. Verschwunden sind sie wie ein Traum. Schaut nur, von jenem Hügel da, Nur Tugend bleibt. könnt ihr ihn ackern sehn. Die bleibt allein und leitet uns unwandelbar durch Zeit und Jahres- CHOR wechsel, Ho, ho, ho, ho, was soll das sein? durch Jammer oder Freude HANNE bis zu dem höchsten Ziele hin. Indem der Junker geht und sieht, schwingt sich das lose Kind auf seinen Rappen und entflieht Nr. 39 - Terzett und Doppelchor geschwinder als der Wind. SIMON Lebt wohl! rief sie, mein gnäd'ger Herr, Dann bricht der große Morgen an, so räch ich meine Schmach! der Allmacht zweites Wort erweckt Ganz eingewurzelt stehet er zum neuen Dasein uns, und gafft ihr staunend nach. von Pein und Tod auf immer frei. CHOR LUKAS, SIMON Ha, ha, ha, ha, das war recht fein. Die Himmelspforten öffnen sich, der heil'ge Berg erscheint. Ihn krönt des Herren Zelt, Nr. 37 - Rezitativ wo Ruh und Friede thront. SIMON Von dürrem Oste dringt CHOR ein scharfer Eishauch jetzt hervor. Wer darf durch diese Pforten gehn? Schneidend fährt er durch die Luft, HANNE, LUKAS, SIMON verzehret jeden Dunst Der Arges mied und Gutes tat. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 27 (Schwarz/P

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CHOR der heil'ge Berg erscheint. Wer darf besteigen diesen Berg? Vorüber sind, verbrauset sind HANNE, LUKAS, SIMON die leidensvollen Tage, Von dessen Lippen Wahrheit floss. des Lebens Winterstürme. Ein ew'ger Frühling herrscht, CHOR und grenzenlose Seligkeit Wer darf in diesem Zelte wohnen? wird der Gerechten Lohn. HANNE, LUKAS, SIMON HANNE, LUKAS, SIMON Der Armen und Bedrängten half. Auch uns werd' einst ein solcher Lohn! CHOR Wer wird den Frieden dort genießen? Lasst uns wirken, lasst uns streben! CHOR HANNE, LUKAS, SIMON Lasst uns kämpfen! Lasst uns harren, Der Schutz und Recht der Unschuld zu erringen diesen Preis! gab. Uns leite deine Hand, CHOR o Gott, verleih uns Stärk und Mut! O seht! Der große Morgen naht. Dann gehen wir ein O seht, er leuchtet schon! In deines Reiches Herrlichkeit. Die Himmelspforten öffnen sich, Amen. Amen. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 28 (Schwarz/P

28 Dirigent

Peter Schreier

eter Schreier, der in aller Welt gefeierte Künst- P ler, ist nicht nur als Mozart-Tenor, einem Kern- stück seiner Arbeit, gefragter Gast auf den bedeu- tendsten Bühnen rund um den Globus gewesen, er hat sich seit den 1970er Jahren auch als Dirigent international einen Namen gemacht. Der in Meißen geborene Kantoren- und Lehrersohn wurde im Jahr des Neubeginns nach der Zer- störung Dresdens Mitglied des Dresdner Kreuzcho- res. Seine große Begabung wurde bald vom dama- ligen Kreuzkantor Rudolf Mauersberger erkannt und u.a. durch solistische Aufgaben gefördert. Später studierte Peter Schreier an der Dresdner Mu- Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:57 Uhr Seite 29 (Schwarz/P

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sikhochschule (Gesang: H. Winkler, J. Kemter, Di- rigieren: E. Hintze, Chorleitung: M. Flämig). Sein Bühnendebüt gab er 1959 als Erster Gefan- gener in Beethovens »«. 1961 wurde er Mit- glied der Staatsoper Dresden und erhielt Gastver- träge an der Deutschen Staatsoper Berlin (1963) und an der Wiener Staatsoper (1969). Bereits 1966 sang er bei den Bayreuther und 1967 bei den Salz- burger Festspielen, wo er in ununterbrochener Fol- ge 25 Jahre lang gastierte. Er wurde wiederholt ebenso an die New Yorker Met eingeladen wie an die Mailänder Scala oder in das Teatro Colon (Bue- nos Aires), um nur einige der bekanntesten Opern- bühnen zu nennen. Als ehemaliger Kruzianer und aus der sächsisch- protestantischen Kantorentradition heraus betrach- tet er die Werke Bachs als Schwerpunkte seiner künstlerischen Arbeit. Bei den Passionen kombi- nierte er oft die Gesangspartie des Evangelisten mit dem Dirigat. Peter Schreiers große Liebe aber gehört vor allem dem Liedgesang, was durch eine äußerst umfang- reiche Discographie belegt ist, darunter drei große Schubert-Lied-Zyklen, aufgenommen mit dem Pia- nisten András Schiff und ausgezeichnet mit dem englischen Grammophon-Avery-Preis. Seit 1981 ist Peter Schreier Professor für Gesang. 1986 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, 1989 Akademiemitglied in München und Berlin und Mitglied der Königlich- Schwedischen Kunstakademie. Im Juni 2000 hat Peter Schreier sich mit der Rol- le des Tamino (Mozart/»Die Zauberflöte«) endgül- tig von der Opernbühne verabschiedet (»Irgend- wann bin ich kein junger Prinz mehr«). Seine Laufbahn als Sänger beendete er im Dezember 2005 in Prag mit Bachs Weihnachtsoratorium – wiederum gleichzeitig als Dirigent und in der Par- tie des Evangelisten. Als Dirigent aber wird Peter Schreier auch künftig der Musik verbunden bleiben. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 30 (Schwarz/P

30 Solisten

Solisten

elen Donath, Sopran, wurde in H Texas geboren und lebt seit 1962 in Deutschland. Der internatio- nale Durchbruch gelang ihr fünf Jah- re später als Pamina in einer Produk- tion der Salzburger Festspiele. Seither ist die Künstlerin, die mit dem Titel einer »Bayerischen Kammersän- gerin« ausgezeichnet wurde, ständiger Gast an allen bedeutenden Opern- bühnen und Konzerthäusern der Welt. Sie trat u.a. an der Mailänder Scala, am Londoner Royal Opera House Co- vent Garden, an der Deutschen Oper Berlin, an den Staatsopern in Wien, München, Dresden und Hamburg so- wie an zahlreichen Opernhäusern in den USA auf. 1991 gab sie als Marzelline in »Fidelio« ihr Debüt an der in New York, wo sie seit- her auch als Susanna und Gräfin in »Le nozze di Figaro« sowie als Sophie im »Rosenkavalier« zu hören war. Zu ihrem Repertoire zählen außerdem Mozarts Despina und Donna Anna, Strauss’ Mar- schallin und Desdemona in Verdis »Otello«, aber auch Partien in Wagner-Opern (Elisabeth/»Tann- häuser« und Eva/»Die Meistersinger« in den USA). Bei den Salzburger Festspielen war sie zuletzt mit einem Liederabend (2002) und als Aithra in der »Ägyptischen Helena« von Strauss zu erleben (2003). Neben der Oper nimmt die Pflege des Liedgesangs einen wichtigen Platz in Helen Donaths Laufbahn ein, meist mit ihrem Mann Klaus Donath als Kla- vierbegleiter. Über 100 Schallplatteneinspielungen geben Zeugnis von der Vielseitigkeit der Sängerin. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 31 (Schwarz/P

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artin Homrich, Tenor, in Sie- M gen geboren, studierte Gesang bei Kammersänger Kurt Moll und be- suchte Meisterkurse u.a. bei Montser- rat Caballé und Dietrich Fischer-Dies- kau. Von 1997 bis 2001 war er Ensemblemitglied der Hamburgischen Staatsoper, wo er neben zahlreichen Opernpartien auch in John Neumei- ers Ballettproduktion von Händels »Messias« zu hören war. Seit der Spielzeit 2001/02 ist Martin Homrich Ensemblemitglied der Säch- sischen Staatsoper Dresden (Sem- peroper). Dort singt er die großen Mozartpartien (Tamino/»Die Zauber- flöte«, Titus/»La Clemenza di Tito«, Ottavio/»«, Ferrando/»Cosi fan tutte«), den Hans in Smetanas »Die Verkaufte Braut«, Tom Rakewell in Strawinskys »The Rakes Progress», Lysander in Brit- tens »A Midsummer Night's Dream», den Sänger in Strauss’ »Rosenkavalier« und den Fenton in Verdis »Falstaff«. Künftige Partien sind Macduff in Verdis »Macbeth« und Flamand in Strauss' »Capriccio«. Gastspiele führten ihn an die Staatsoper Unter den Linden Berlin, die Hamburgische Staatsoper, die Kö- nigliche Oper Kopenhagen, die Niederländische Oper Amsterdam, die Opera Berlioz Montepellier, zu den Schwetzinger Festspielen, zum Schleswig-Hol- stein-Musikfestival, zu den Ludwigsburger Schloss- festspielen sowie in Konzert- und Opernhäuser in Holland, Spanien, Polen und Monte Carlo. Dabei ar- beitete er mit Dirigenten wie , Kent Nagano, Fabio Luisi, Marek Janowski, Stefan Soltesz, Semyon Bychkov, Armin Jordan, Peter Schreier und Thomas Hengelbrock zusammen. Wichtige Regisseure sind Achim Freyer und Harry Kupfer. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 32 (Schwarz/P

32 Solisten | Chor

eorg Zeppenfeld, Bass, studier- G te Konzert- und Operngesang an den Musikhochschulen Detmold und Köln, abschließend bei KS Prof. Hans Sotin. Sein erstes Engagement führte ihn an die Städtischen Bühnen Müns- ter (1997 – 1999). Nach zwei weite- ren Jahren an der Oper Bonn ist er seit 2001 Mitglied der Sächsischen Staats- oper Dresden. Unter der Leitung so namhafter Diri- genten wie Marc Albrecht, Myung– Whun Chung, Daniele Gatti, Kent Na- gano, Peter Schneider und Marcello Viotti konnte er sich eine Vielzahl an Basspartien unterschiedlicher Epo- chen und Stilrichtungen erarbeiten. Gastspiele führ- ten ihn an die Opernhäuser von Bern, Hannover, Kassel, Düsseldorf, Mannheim und Berlin (Deutsche Oper). 2005 sang er in einer Neuproduktion der »Zauberflöte« den Sarastro (Claudio Abbado/Fest- spielhaus Baden-Baden). Seit 2002 war er wieder- holt Gast als Opern-, Lied- und Oratorieninterpret bei den Salzburger Festspielen. 2007 wird er sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper in München geben. Georg Zeppenfeld entfaltet eine rege internationa- le Konzerttätigkeit, besonders mit Werken Bachs, Händels, Haydns sowie in großen spätromantischen Oratorien (unter Marcus Creed, Konrad Junghänel, Peter Neumann, Peter Schreier, , Bruno Weil), und ist Gast renommierter Festspiele (Brucknerfest in Linz, Schleswig-Holstein-Musik- Festival, Rheingau-Musik-Festival). Demnächst wird er u.a. mit den Münchner Philharmonikern (Chris- tian Thielemann) und dem Orchestre Philharmoni- que de Radio France (Kurt Masur) konzertieren. Zahlreiche Aufnahmen liegen vor, u.a. das 2005 von Arte live übertragene und als DVD veröffent- lichte Verdi-Requiem zum Dresdner Gedenktag am 13. Februar unter Daniele Gatti, CD-Einspielungen bei Harmonia Mundi sowie mehrere Rundfunk- und Fernsehproduktionen. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 33 (Schwarz/P

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Chor

er Philharmonische Chor Dresden wurde im D September 1967 auf Initiative des damaligen Chefdirigenten Kurt Masur gegründet. Die Beson- Ein herzliches derheit dieses leistungsstarken Amateurensembles Dankeschön ist die feste Bindung an ein international renom- den Förderern der Philharmonischen miertes Berufsorchester – die Dresdner Philhar- Chöre monie in der Trägerschaft der Landeshauptstadt Dresden. Daraus ergibt sich eine vielfältige, an- spruchsvolle Aufgabenstellung und die künstlerisch hochwertige Zielsetzung. Die Aufgaben des großen Philharmonischen Cho- res ergeben sich vorrangig aus dem Konzertplan der Dresdner Philharmonie. Darüber hinaus nutzt der Chor vielfältige Gelegenheiten, auch außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen in Zusammenarbeit mit anderen Ensembles oder auch a-cappella seinen ho- hen Leistungsstand unter Beweis zu stellen. Dazu zählen ebenso Open-Air- und Kirchenkonzerte wie die Zusammenarbeit mit den Dresdner Musikfest- spielen und der Neuen Elblandphilharmonie. Auch Auslandsgastspiele werden regelmäßig geplant. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 34 (Schwarz/P

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ls Auswahlensemble des großen Chores widmet A sich der Philharmonische Kammerchor Dres- den neben dem chorsinfonischen Bereich vornehm- lich der A-cappella-Musik aller Stilepochen. Bach und Schütz sind ebenso in den Programmen zu fin- den wie Brahms, Mendelssohn Bartholdy und Schu- mann, aber auch Reger, Distler, Mauersberger oder Penderecki. Der Spezifik und Vielfalt der Aufgaben entsprechend sind die Anforderungen an die Mit- glieder dieses Ensembles besonders hoch. Benefiz- konzerte zum Wiederaufbau der Frauenkirche, Ves-

Beide Chöre – pergestaltung in der Kreuzkirche und Konzerte in Philharmonischer Chor und Kirchen und Schlössern des sächsischen Raumes Philharmonischer Kammer- sind fester Bestandteil der Aufgaben. Konzertreisen chor Dresden – werden führten den Kammerchor in viele Städte Deutsch- geleitet von Chordirektor lands, nach Italien, Frankreich, Spanien, Malta und Prof. Matthias Geissler, Inspizientin ist Angelika in die Niederlande. Ernst, Stimmbildner Der Philharmonische Kammerchor Dresden bereitet Gerd Reichard. zurzeit eine neue CD mit geistlicher Chormusik vor. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 35 (Schwarz/P

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edacht als Bindeglied zwischen Kinderchor Die Leitung des Philhar- G und Philharmonischem Chor entwickelte sich monischen Jugendchores der Philharmonische Jugendchor Dresden seit sei- und des Philharmonischen Kinderchores Dresden hat ner Gründung 1989 zu einem Ensemble, das in Chordirektor Prof. Jürgen Konzerten mit der Dresdner Philharmonie (unter Becker, Chorassistentin namhaften Dirigenten wie Masur, Menuhin, Gelme- ist Barbara Quellmelz, ti, Temirkanow, Plasson u.v.a.), auf Reisen nach Stimmbildnerin Monika Tschechien, Finnland, Italien, Schweiz und in die Lerez. USA sowie alljährlich mit A-cappella-Konzerten sei- ne Leistungsfähigkeit unter Beweis stellte. Die Lis- te der aufgeführten Werke reicht von J. S. Bachs Jo- hannes-Passion über Mozarts Requiem, Beethovens 9. Sinfonie und Missa solemnis bis zu Bernsteins Kaddish-Sinfonie. Mitglieder sind Schüler, Studenten und bereits im Beruf stehende junge Leute, die Freude am Singen haben und die Herausforderung suchen, auch schwierige Literatur zu meistern. Die mehrfache er- folgreiche Mitwirkung beim Sächsisch-Böhmischen Musikfestival und der 1. Platz beim Sächsischen Chorwettbewerb 1997 waren besondere Motivatio- nen für die Arbeit. Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 36 (Schwarz/P

36 Vorankündigungen Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 37 (Schwarz/P

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Vorankündigungen

ANLÄSSLICH DER 800-JAHR-FEIER Sonderveranstaltung DER LANDESHAUPTSTADT UND DES Dresdner Musikfestspiele 200. TODESTAGES DES KOMPONISTEN mit Dresdner Philharmonie

Franz Seydelmann (1748 – 1806) Mittwoch, 29. 3. 2006 20.00 Uhr | Freiverkauf »LA MORTE D’ABELE« (Premiere) »Der Tod Abels« – szenisches Oratorium für Soli, Chor im Deutschen und Orchester auf ein Libretto von Pietro Metastasio, Hygiene-Museum Dresden Wiedererstaufführung nach dem Manuskript der SLUB

Ekkehard Klemm | Musikalische Leitung Henriette Sehmsdorf | Inszenierung Olivia Stahn | Sopran (Engel) Britta Schwarz | Alt (Eva) Ralph Eschrig | Tenor (Adam) Eric Stokloßa | Tenor (Abel) Olaf Bär | Bariton (Kain) Philharmonischer Kammerchor Dresden Einstudierung Matthias Geissler Philharmonischer Jugendchor Dresden Einstudierung Jürgen Becker

George Gershwin (1898 – 1937) 6. Philharmonisches »Rhapsody in Blue« Konzert

Leonard Bernstein (1918–1990) Samstag, 8.4.2006 Sinfonische Tänze aus »West Side Story« 19.30 Uhr | A2 Sonntag, 9.4.2006 Ouvertüre zu »Candide« 19.30 Uhr | A1

Georges Bizet (1838 –1875) Festsaal im Kulturpalast Sinfonie C-Dur

Wayne Marshall | Dirigent und Klavier Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 38 (Schwarz/P

38 Kartenservice | Förderverein | Impressum

KARTENSERVICE :: Ton- und Bildaufnahmen während des Konzertes Kartenverkauf und sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Information: Besucherservice der Dresdner Philharmonie Kulturpalast am Altmarkt I MPRESSUM Öffnungszeiten: Montag bis Freitag Programmblätter der Dresdner Philharmonie 10 – 19 Uhr Spielzeit 2005/2006 Sonnabend Chefdirigent und Künstlerischer Leiter: 10 – 14 Uhr Rafael Frühbeck de Burgos Telefon Intendant: Anselm Rose 0351/4 866 866 Ehrendirigent: Prof. Kurt Masur Telefax 0351/4 86 63 53 Redaktion: Dr. Karen Kopp Kartenbestellungen Den Haydn-Beitrag schrieb Klaus Burmeister für dieses per Post: Heft. Dresdner Philharmonie Literaturnachweise: Karl Geiringer, Joseph Haydn, Mainz Kulturpalast am Altmarkt 1959; Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeich- PSF 120424 nungen (Hrsg. Dénes Bartha), Kassel, Basel etc. 1965; 01005 Dresden Dieter Rexroth, Plattencovertext zu: Joseph Haydn, Die Jahreszeiten, Frankfurter Museums-Gesellschaft (F 669 500/01); Matthias Walz, Joseph Haydn in: Harenberg Chormusikführer, Dortmund 1999 F ÖRDERVEREIN Fotonachweis: Peter Schreier, Philharmonischer Chor und Geschäftsstelle: Philharmonischer Kammerchor Dresden: Frank Höhler, Kulturpalast am Altmarkt Dresden; Philharmonischer Jugendchor Dresden: Barbara Postfach 120424 Quellmelz; Sänger-Fotos mit freundlicher Genehmigung 01005 Dresden der Agenturen. Telefon Grafische Gestaltung, Satz, Repro: 0351/4 86 63 69 und Grafikstudio Hoffmann, Dresden; Tel. 03 51/8 43 55 22 0171/5 49 37 87 grafi[email protected] Telefax 0351/4 86 63 50 Anzeigen: Sächsische Presseagentur Seibt, Dresden Tel./Fax 03 51/31 99 26 70 u. 3 17 99 36 [email protected] Druck: Stoba-Druck GmbH, Lampertswalde Tel. 03 52 48/8 14 68 · Fax 03 52 48/8 14 69 Blumenschmuck und Pflanzendekoration zum Konzert: Gartenbau Rülcker GmbH

Preis: 2,00 €

Kartenbestellung: [email protected] www.dresdnerphilharmonie.de Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 39 (Schwarz/P Progr_PK5_11.+12.3.06 01.03.2006 15:22 Uhr Seite 40 (Schwarz/P