Frauen in Der Deutschen Literaturgeschichte: Die Ersten 800 Jahre
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Brigham Young University BYU ScholarsArchive Resources Supplementary Information August 2017 Frauen in der deutschen Literaturgeschichte: Die ersten 800 Jahre. Ein Lesebuch Albrecht Classen Follow this and additional works at: https://scholarsarchive.byu.edu/sophsupp_resources Part of the German Literature Commons BYU ScholarsArchive Citation Classen, Albrecht, "Frauen in der deutschen Literaturgeschichte: Die ersten 800 Jahre. Ein Lesebuch" (2017). Resources. 5. https://scholarsarchive.byu.edu/sophsupp_resources/5 This Book is brought to you for free and open access by the Supplementary Information at BYU ScholarsArchive. It has been accepted for inclusion in Resources by an authorized administrator of BYU ScholarsArchive. For more information, please contact [email protected], [email protected]. Frauen in der deutschen Literaturgeschichte Die ersten 800 Jahre Ein Lesebuch ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Albrecht Classen I dedicate this book to my beloved wife Carolyn Aiko Sugiyama–Classen vi INHALTSVERZEICHNIS Verzeichnis der Abbildungen ix Einleitung xi Auswahlbibliographie xvii 1. Hrotsvitha von Gandersheim (935–nach 973) 1 2. Frau Ava (gest. ca. 1127) 34 3. Hildegard von Bingen (1098–1179) 44 4. Minnesang (ca. 1180–1200) 66 5. Die Winsbeckin (ca. 1220/50) 71 6. Mechthild von Magdeburg (13. Jh.) 92 7. Helene Kottannerin (15. Jh.) 110 8. Margareta von Schwangau und Maria von Wolkenstein (15. Jh.) 129 9. Elisabeth von Nassau–Saarbrücken (nach 1393–17.1. 1456) 140 10. Argula von Grumbach (1492–1568?) 203 11. Klagegedicht einer anonymen Dichterin (Graserin) (16. Jh.) 219 12. Liederbuch der Ottilia Fenchlerin (1592) 226 viii Barockliteratur von Frauen 13. Anna Ovena Hoyers (1584–1655) 250 14. Sibylla Schwarz (1621–1638) 274 15. Ludaemilia Elisabeth von Schwarzburg–Rudolstadt (1640–1672) 281 16. Aemilia Juliana von Schwarzburg-Rudolstadt (1637–1706) 288 17. Catharina Regina von Greiffenberg (1633–1694) 290 18. Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans (1652–1722) 300 Anmerkungen 319 Quellennachweis 331 Bildnachweis 335 Verzeichnis der Abbildungen [Images have not been included in this digital edition due to copyright restrictions] 1. Hrotsvitha von Gandersheim 4 2. Die Gandersheimer Stiftskirche. Innenansicht Richtung Osten 14 3. Hrotsvitha überreicht Kaiser Otto ihr Werke. Albrecht Dürer Holzschnitt 28 4. Der Hrotsvitha-Brunnen in Bad Gandersheim von Siegfried Zimmermann, 1978 33 5. Stich vom Stift Melk aus dem Jahre 1638 39 6. Hildegard von Bingen: Autorenbild in Scivias 49 7. Kloster Rupertusberg an der Nahemündung, Sepiazeichnung, Ende des 19. Jahrhunderts 57 8. Rheinansicht mit Blick auf Rüdesheim und Eibingen, Stahlstich von ca. 1845 61 9. Ruinen von Disibodenberg 65 10. Diu Winsbekin: Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse) Cod. pal. Germ. 848 fol. 217r 73 11. Plakette für Mechthild von Hackeborn, Mechthild von Magdeburg und Gertrud die Große, Klosterruine Helfta/Eisleben 99 12. Schloß Hohenschwangau 132 13. Grabtumba von Elisabeth von Nassau-Saarbrücken evangelische Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken 142 14. Argula von Grumbach 204 15. Stadtansicht von Straßburg , Kupferstich von Johan Daniel Schoepflinus, 1751 229 16. Anna Ovena Hoyers um 1650 253 17. Anna Ovena Hoyers, Geistliche und Weltliche Poemata 273 18. Sibylla Schwarz 275 19. Catharina Regina von Greiffenberg 291 20. Elisabeth Charlotte von der Pfalz 301 EINLEITUNG Wer es sich heutzutage zur Aufgabe stellt, eingedenk der weitreichenden Konsequenzen des Feminismus einen Literaturkurs zu entwickeln bzw. anzubieten, in dem deutsche Dichterinnen und Autorinnen der Vormoderne, d.h. des Mittelalters, der Frühneuzeit und des Barocks, zu Worte kommen sollen, sieht sich sehr schnell dem schwerwiegenden Problem ausgesetzt, daß ein für dieses Thema entsprechendes Lehr- oder Textbuch gar nicht auf dem deutschen oder internationalen Buchmarkt existiert. Zwar hat die Mediävistik und Frühneuzeit–Forschung in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren erstaunliche Fortschritte erlebt, sind viele wichtige Studien und Editionen im Druck erschienen, die sich auf Beiträge von Frauen beziehen, aber damit hat man bisher dem Bedürfnis von Studenten, Lehrkräften und nichtakademischen Interessierten keinerlei Genüge getan. Darüber hinaus sieht sich derjenige Leser, der nicht mit den älteren Sprachstufen des Deutschen, mithin nicht mit dem Mittelhochdeutschen, dem Frühneuhochdeutschen und der Sprache des Barock vertraut ist, mit fast unüberwindlichen Schwierigkeiten konfrontiert und wird es somit schnell bleiben lassen, die Geschichte der deutschen Frauenliteratur vor 1800 anhand der Quellen direkt zu untersuchen und sich mit den wichtigsten Texten aus jener Zeit unmittelbar vertraut zu machen. Verschiedentlich sind in den letzten Jahren englische Übersetzungen von weiblichen Dichtungen erschienen, so von den Werken Hrotsvithas von Gandersheim, Hildegards von Bingen und Mechthilds von Magdeburg, aber neuhochdeutsche liegen, sehen wir von volkstümlichen und somit oftmals nicht recht verläßlichen Textwiedergaben ab, fast gar nicht in gedruckter Fassung vor, offensichtlich weil die Verlage bisher davon ausgegangen sind, daß das Fachpublikum sowieso nur Interesse an den historisch–kritischen Ausgaben haben würde. Der angesehene Reclam–Verlag bietet zwar Übersetzungen vom Nibelungenlied, von Wolframs von Eschenbach Parzival, vom Moriz von Craûn, von Walthers von der Vogelweide Sangsprüche und Minnelieder, des Strickers Schwänke, Oswalds von Wolkensteins Gedichte, Heinrich Wittenwilers xii Auswahlbibliographie Ring usw., aber dafür fehlen Frau Ava, Hildegard von Bingen, die spätmittelalterlichen Mystikerinnen, die Frauendichtung des Spätmittel- alters und sogar diejenige des Barock und der Frühaufklärung. In anderen Verlagsprogrammen sieht es leider nicht viel anders aus, womit weiterhin die Frauenforschung nicht in die akademische und schulische Lehre getragen werden kann, es sei denn, man stellt ein Paket mit photokopierten Materialien zusammen, übersetzt selbst die wichtigsten Texte oder greift auf englische Fassungen zurück—eine höchst unglückliche Entscheidung bzw. Situation für einen deutschen Literaturkurs. Das hier vorzulegende Textbuch will somit mehrere Desiderata ansprechen, d.h. schmerzliche Lücken ausfüllen und auf dringende Bedürfnisse der Forschung und Lehre eingehen. An erster Stelle ist freilich an den Studenten gedacht, der sich mit einer neuen Perspektive auf die deutsche Literatur der Vormoderne vertraut zu machen versucht. Dieses Textbuch soll dazu dienen, im akademischen Literaturunterricht bzw. auch in Leistungskursen Deutsch an Gymnasien eingesetzt zu werden und dort die kritische Beschäftigung mit den Dichtungen deutschsprachiger Frauen von ca. 1000 A.D. bis 1800 A.D., d.h. bis zum Beginn der Moderne, zu ermöglichen. Vor dem 10. Jahrhundert liegen uns, sehen wir vom lateinisch geschriebenen pädagogischen Traktat der karolingischen Adeligen Dhuoda, 841 für ihren Sohn Wilhelm verfaßt, ab, praktisch keine literarischen Dokumente vor, die von Frauen geschrieben wurden. Das heute noch vorhandene Material umfaßt allein anonym verfaßte Heldendichtung, die ursprünglich mündlich überliefert worden war, Fürstenpreislieder, pastorale Gebrauchsliteratur, Bibeldichtungen und heidnische Zauber- und Segenssprüche. Somit beginnt unsere Anthologie naturgemäß erst mit einigen Dichtungen der Hrotsvitha von Gandersheim (935–nach 973), die sich zwar der lateinischen Sprache bediente, dennoch unzweifelhaft zur Literaturgeschichte des deutschen Mittelalters gerechnet werden darf. In den folgenden Jahrhunderten meldeten sich weitgehend nur mystisch inspirierte Frauen wie Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Gertrud die Große, Christine Ebner und Elsbeth Stagel u.a. zu Frauen in der deutschen Literaturgeschichte xiii Wort. Eine seltsame und bis heute unerklärliche Leerstelle tut sich auf, wenn man sich der höfischen Kultur des 12. und 13. Jahrhunderts zuwendet, als die adeligen Damen seitens der Minneritter höchste Verehrung erfuhren, ihnen aber offensichtlich nicht das Recht einräumte, selbst Minnelieder, d.h. weltliche Liebeslieder, zu komponieren. In der französischen Literaturgeschichte vernimmt man zwar, ebenso aus dieser Zeit, von den berühmten Trobairitz aus der Provence und von Marie de France, einer anglo-normannischen Dichterin. In Deutschland aber scheinen Frauen fast vollständig vom literarischen Prozeß ausgeschlossen gewesen zu sein, sieht man von ganz wenigen möglichen Ausnahmen ab, die hier im Ansatz berücksichtigt werden, ohne daß wir vollkommene Sicherheit besitzen, daß diese Texte aus weiblicher Feder stammen. Weitgehend neues Territorium betritt man, wenn man sich dem Spätmittelalter zuwendet. Im 15. Jahrhundert waren einerseits zwei adelige Damen, Elisabeth von Nassau–Saarbrücken und Eleonore von Österreich, als Übersetzerinnen tätig und übertrugen französische Hofromane ins Deutsche. Zwar werden diese heute gattungsmäßig als “Volksromane” bezeichnet, doch besitzt dieser Begriff mittlerweile nur noch historische Bedeutung, verrät uns freilich, daß diese Texte im Laufe der Zeit große Popularität erwarben, d.h. unters breite Volk gerieten, auch wenn sie zunächst für das hocharistokratische Publikum bestimmt gewesen waren. Einer dieser Rome erscheint hier zum ersten Mal in moderner deutscher Übersetzung. Andererseits kommt eine höchst bemerkenswerte Tagebuch- schreiberin, Helene Kottannerin, zu Wort, die nicht nur einen ungewöhnlichen Bericht über politische Ereignisse am habsburgisch– ungarischen Hof lieferte, sondern