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Kavala Report Ausgabe Nr. 2/2007 www.polizei.mvnet.de KAVALA

Kavala Report REPORT

Das Magazin der BAO Kavala zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm

EDITORIAL

Grußwort des Inspekteurs der Inhaltsverzeichnis Polizei

EDITORIAL Sehr geehrte Polizeibeamtinnen und -beamte aus dem Bund und den Ländern, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 03 Grußwort IdP M-V Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern, 16 Gipfelzipfel der Blick der Weltöffentlichkeit richtet sich in diesen Tagen auf Deutschland und insbesondere auf Mecklenburg-Vorpom- 16 Impressum mern. Mit der Ausrichtung des diesjährigen Weltwirtschafts- gipfels G8 vom 6.-8. Juni ist unserem Bundesland und seiner „weißen Stadt am Meer“ die Chance eröffnet, sich in die stolze Ära der deutschen Ausrichter bisheriger Gipfeltreffen in Bonn THEMA 1978 und 1985, München 1992 sowie Köln 1999 einzureihen. Gleichzeitig kommt auf die Landespolizei Mecklenburg-Vor- 04 3. Aktionskonferenz pommern der bisher größte Polizeieinsatz ihrer Geschichte zu. 04 G(eh) 8 Unter dem Leitmotiv „Wachstum und Verantwortung“ werden in den kommenden Tagen die Ausgestaltung der globalisierten Weltwirtschaft und die Entwicklung Afrikas im Mittel- 05 Unterbringung und Verpflegung punkt der Beratungen der Staats- und Regierungschefs und ihrer Delegationen stehen. Zu diesem herausragenden Spitzentreffen haben mehr als 12.000 Konferenzgäste ihre Teilnah- 06 Die BAO im Zeitgeschehen me angekündigt. Diese erwarten Gastfreundschaft und Sicherheit. In diesen Junitagen wer- den aus Heiligendamm und Umgebung Bilder und Berichte in die gesamte Welt gesendet. 07 NIPOG - Feuerwehr und Sanitäter Dadurch bietet sich unserem Bundesland darüber hinaus die einmalige Chance, sich positiv zu präsentieren, seinen Bekanntheitsgrad zu steigern sowie einen hohen Imagegewinn zu 07 The Voice erzielen. Ich bin sicher, dass wir Sicherheitskräfte mit einem besonnenen und der Lageent- wicklung angepassten Einsatzverhalten, mit Weltoffenheit, Hilfsbereitschaft und Liberalität diesem Anliegen entsprechen werden. Dies gilt auch gegenüber globalisierungskritischen Bürgerinnen und Bürgern, die friedlich demonstrieren werden.

In den kommenden Tagen liegen große Herausforderungen vor uns. Wir werden im Rahmen unseres gesetzlichen Auftrages zum Erfolg des Gipfeltreffens und seiner Rahmenveranstal- tungen beitragen. GIPFEL Da die teilnehmenden Staats- und Regierungschefs höchster Gefährdung unterliegen, blei- Konzerte und Meer 08 ben der zu gewährleistende Schutz und die Sicherheit der hochrangigen Staatsgäste ober- stes Ziel des Polizeieinsatzes. Wir werden bei allem polizeilichen Handeln und Einschreiten Interview mit dem Planungschef verpflichtet sein, das nötige Maß an Toleranz und Feingefühl aufzubringen. Das verfassungs- 09 rechtlich verbriefte Grundrecht auf Meinungs- und Demonstrationsfreiheit gilt es zu garan- tieren und gleichfalls Einheimische und Gäste vor möglichen gewaltbereiten Störern und Umgang mit Medien 11 deren Übergriffen konsequent und unter Nutzung aller gesetzlich zur Verfügung stehenden Mittel zu schützen. Unsere Landespolizei wäre hierzu allein nicht im Stande. Deshalb bin ich Geplanter Programmablauf G8 07 sehr dankbar, dass viele Polizeibeamtinnen und -beamte aus anderen Bundesländern den zum Teil weiten Weg hierher nicht gescheut haben und ich Sie zur Einsatzunterstützung bei uns begrüßen darf.

Das Gelingen des anstehenden Großeinsatzes setzt ein hohes Engagement von uns allen voraus. Damit meine ich nicht nur die unmittelbar am Einsatz beteiligten Kräfte, sondern auch diejenigen, die in ihren Dienststellen die Arbeit der abgeordneten Mitarbeiterinnen GLOBALISIERUNG und Mitarbeiter mit erledigen müssen.

Wir wollen eine andere Globali- Im Vorwege möchte ich nicht versäumen, mich auch bei Ihren Angehörigen zu bedanken. sierung 12 Nur mit deren moralischer Unterstützung sind die hier anfallenden Einsatzstunden leistbar. Ich bin überzeugt, dass wir uns alle als gut vorbereitet präsentieren werden. In diesem Sinne Präventive Radiospotkampagne 13 wünsche ich uns allen den besagten „langen Atem“ und bestes Gelingen bei der Erfüllung unserer polizeilichen Aufgaben vor und während des Weltwirtschaftsgipfels. Globalisierung - Fakten 14 Ich danke Ihnen!

Ihr Rudolf Springstein

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3. Aktionskonferenz der Gipfelgegner - „Alles für alle und das umsonst!“ schen Friedensgesellschaft Vereinigter bahnhof ausgehend in Bewegung setzte. Ingo Seifert, EPÖA KriegsdienstgegenerInnen (DGF-VK) und Ziel war nach einer Zwischenkundgebung „Alles für alle und das umsonst!“, war eine dem Rostocker G8-Bündnis initiiert und auf dem Universitätsplatzplatz die Niko- von zahlreichen Losungen, welche man am angemeldet wurde, fand im Zeitraum vom laikirche in Rostock-Stadtmitte, vor der die 15. April 2007 in Heiligendamm und Um- 13.04. – 15.04.2007 in Rostock statt. Sie war ca. 110 Aufzugsteilnehmer ihre Abschluss- gebung immer wieder vernehmen konnte. zugleich eine weitere Prüfung für die BAO kundgebung durchführten. Bis auf einen Gesungen oder vielmehr gesprochen wur- Kavala in Vorbereitung auf das eigentliche verletzen Aufzugsteilnehmer während der de sie von ca. 200 Teilnehmern am Zaun- G8-Treffen im Juni. Zwischenkundgebung, verlief dieser Aufzug spaziergang – einer Versammlung von Gip- Den Auftakt bildete am Freitag den 13. ein störungsfrei. Im Anschluss an die Abschluss- felgegnern, welche den Höhepunkt der 3. Aufzug unter dem Motto: „Keine Abschie- kundgebung nahm ein Teil der Aufzugsteil- Aktionskonferenz bildete. bungen nach Togo“, welcher sich in den nehmer am Abendpodium der Aktionskon- Die 3. Aktionskonferenz, die von der Deut- Nachmittagsstunden vom Rostocker Haupt- ferenz in der Nikolaikirche teil. Im Rahmen dieses Abendpodiums wollten sich G(eh) 8 von PK Puchala, PM Flieger, PMin Kalcher (BePO M-V) die Gipfelgegner in erster Linie den Um die Sicherheit des Gipfels gewährleisten zu können, wurden wir recht zeitig in den Bereich Rostockern erklären – ihnen in einer Heiligendamm entsandt, um dort die bisherige Ruhe und Ordnung, die das Seebad so beliebt für angeregten Diskussion Rede und Touristen macht, auch weiterhin aufrecht zu erhalten. Somit erschien ab Januar 2006 gelegentlich Antwort stehen. Auch Infostände auch mal der Einsatzort Heiligendamm auf dem Dienstplan. im Seitenbereich der Kirche sollten Nun hatten wir die Möglichkeit, uns mit den Sehenswürdigkeiten von Heiligendamm vertraut zu unter anderem den Zweck erfüllen, machen. Es dauerte auch nicht lange und einige von uns kannten sich in den Straßen von Heili- weitere Aktivisten zu gewinnen. Man gendamm besser aus als daheim. blieb jedoch mehr oder weniger Für uns als Bereitschaftspolizei stand allerdings parallel auch die Einsatzvorbereitung für das unter sich, da von der angedachten größte Sportereignis der Fußballfreunde auf dem Einsatzplan. Somit wurden die freien Tage im- Zielgruppe gerade einmal zwei Hän- mer seltener auf den ausgehängten Dienstplänen. Zu Beginn der Weltmeisterschaft wurden also de voll den Weg in die Nikolaikirche einige Beamte für die weitere Bestreifung des Seebades abgestellt und der Rest konnte an der fanden. Trotzdem diskutierte man bis Fanmeile ein feucht fröhliches Fußballfest absichern. gegen 22:00 Uhr untereinander und Mitte Juli stand dann schon wieder ein „Highlight“ auf dem Dienstplan - der amerikanische Präsi- stand auch dem einen oder anderen dent folgte der Einladung der Bundeskanzlerin, sich ihren Wahlkreis anzuschauen. Also bereiteten Medienvertreter für ein Interview zur wir uns intensiv auf diesen Einsatz vor, denn immerhin ist George W. Bush die meist gefährdete Verfügung. Person der Welt. Einige Beamte waren jedoch sehr enttäuscht, dass sie nicht in „ihrer weißen Stadt“ Für den 14.04.2007 hatten die Gip- eingesetzt worden felgegner keine öffentlichkeitswirk- sind, sondern ihre an- samen Veranstaltungen vorgesehen. geeigneten Ortskennt- Vielmehr wollte man die Zeit nut- nisse auf den umlie- zen, in der Ehm-Welk-Schule – ihrer genden Hügeln unter Organisationszentrale im Rostocker Beweis stellen durften. Stadtteil Evershagen – intern ver- Mit dem Abflug des schiedene Arbeitsgruppensitzungen, Präsidenten kehrte für Podien und Aktionstrainings durch- die zurückgebliebenen zuführen. Ziel war es, darüber zu dis- Beamten dann auch kutieren, welche Inhalte man Anfang wieder eine beschau- Juni transportieren möchte und wel- liche Ruhe um das Ho- che Mittel man dabei anwendet. So tel Kempinski ein. Im konnte vor Ort unter anderem beo- August 2006 bekamen bachtet werden, wie unter Anleitung unsere frisch ernann- „erfahrener“ Gipfelgegner eine ca. ten Polizeimeister auch 40-köpfige Personengruppe durch gleich einen Einblick in die Bildung einer „Polizeikette“ und das Leben eines Bereit- Simulierung von Störern eine Akti- schaftspolizisten zum onsform trainierte. Eine Beobach- G8 Gipfel. Noch heute tung der Aktivitäten in und um die kann sich manch Be- Ehm-Welk-Schule war für die Polizei amter nicht erklären, wieso sich eine offensichtlich G8 kritische Gruppe ungehindert der „Putin Vil- sehr aufschlussreich, für Außenste- la“ nähern und diese mit Transparenten behängen kann, während seit Monaten Polizeibeamte Tag hende jedoch eher befremdlich. und Nacht eine Schutzmaßnahme in Heiligendamm durchsetzen. Trotz dieser Missstände gelang Dem angemeldeten Infostand der es uns jedoch immer wieder, hoch motiviert unseren Auftrag zu erfüllen. Und so fahren wir weiter NPD am selben Tag in Lichtenha- in die kleine beschauliche Stadt an der Ostsee. Nun übernahm die BAO Kavala Heiligendamm gen, musste aufgrund der räum- und wir wurden in die Raumschutzmaßnahmen eingebunden. Somit werden wohl viele der ein- lichen Nähe zu Evershagen auch die gesetzten Polizeibeamten, die durch die Einsätze ihre Familie vernachlässigen mussten, erst nach notwendige Aufmerksamkeit ge- dem Treffen der mächtigsten Männer und Frau(en) in Mecklenburg Vorpommern zu Hause zur schenkt werden. Der Infostand fand Ruhe kommen. in der Bevölkerung jedoch keine

 www.polizei.mvnet.de Kavala Report - 02 Resonanz und stellte die Polizei somit vor rund um Groß Lüsewitz eher ruhig. Das glei- unter anderem lautstark zu gewaltfreiem keine Probleme. Auch die Bürgerinitiative che Bild bot sich auch an dem Infostand in Protest. Denkbare Formen des gewaltfreien „Rostocker Land – gentechnikfrei“ hatte für der Rostocker Innenstadt. Die Gipfelgegner Protestes wurden den Medien im Anschluss denselben Tag einen Infostand in Rostock, waren an diesem Tag wohl doch eher damit vorgeführt. So setzten sich einige Gipfel- auf dem Universitätsplatz angemeldet. Zu beschäftigt, den Höhepunkt der 3. Aktions- gegner auf die Straße und verschränkten jedem anderen Zeitpunkt hätte man diesen konferenz vorzubereiten. Bei diesem han- die Arme miteinander. Andere, als Polizei- Infostand aus polizeilicher Sicht wahrscheinlich rein informativ zur Kenntnis genommen. Wenn ja, wenn es da nicht schon die Vorfäl- le in Groß Lüsewitz gegeben hät- te. Groß Lüsewitz, ein Dorf an der B 110 östlich von Rostock, kam in der Woche vor der 3. Aktionskon- ferenz in die Schlagzeilen, als ca. 30 Gentechnikgegnerinnen und –gegner versuchten, ein kurz vor der Aussaat befindliches Feld der dort ansässigen Gentechnikfirmen zu besetzen. Auf dem Feld sollte ein 15 m hoher Turm errichtet werden, an dem sich mehrere Personen in schwindelerregender Höhe an- seilen und anketten wollten. Auf- merksamen Polizeikräften war es zu verdanken, dass dieses Vorha- ben verhindert werden konnte. Ein Bezug zu den Gipfelgegnern lässt sich in zweierlei Hinsicht herstellen, zum einen sind die Gipfelgegner generell gegen die Ausbringung jeder Art genmanipulierter Orga- nismen, anderseits diente auch für diese Aktion die Ehm-Welk-Schule als Logi- delte es sich um den eingangs erwähnten beamte agierende Gipfelgegner versuchten stik- und Anlaufzentrum. Einen Tag nach der Zaunspaziergang am 15.04.2007. Unter dem dann mit mehr oder weniger Erfolg, diese misslungenen Besetzungsaktion erklom- Motto: „Wir gehen rein! – Zaundemo: Bunt Sitzblockade aufzulösen. Nachdem man es men zwei Aktivisten einen Sendemasten in – Laut – Unaufhaltsam – Demonstration geschafft hatte, einige Sitzende aus der Blo- Groß Lüsewitz, um so ihrem Protest kund gegen Zäune, Mauern und Grenzen“ hat- ckade herauszulösen, zollte man den som- zu tun. Am Wochenende hingegen war es ten die Gipfelgegener die Absicht, von der merlichen Temperaturen seinen Tribut und „Ostseerennbahn“ in Bad Doberan aus, ent- ließ die anderen sitzen. Ein ähnliches Pro- Unterbringung und Verpflegung lang der technischen Sperre, bis nach Heili- zedere konnte man beobachten, als die am Für die Unterbringung und Verpflegung der gendamm zu laufen. Dabei waren in Vorder Vortag an der Ehm-Welk-Schule trainierte Einsatzkräfte ist die Projektgruppe WWG G8 Bollhagen eine Zwischenkundgebung und Aktionsform des Durchbrechens einer Po- des LPBK verantwortlich. In Bundeswehr- in Heiligendamm an der Seebrücke eine lizeikette ebenfalls den Medien vorgeführt kasernen, , Pensionen und Ferienan- Abschlusskundgebung vorgesehen. Da es wurde – soviel zum Thema gewaltfrei. Im lagen wurden schon im Vorfeld frühzeitig sich bei dem Weg entlang der technischen Anschluss an diese Selbstdarstellung setzte Reservierungen vorgenommen, um aus- Sperre teilweise um private Flächen handelt sich der Zug aus ca. 200 Gipfelgegnern dann reichend Schlafplätze zu organisieren. Für und er darüber hinaus sehr eng ist, was eine entlang der vorgeschriebenen Strecke in Be- die Betreuung der einzelnen Unterkünfte Begleitung durch Polizeikräfte nicht ermög- wegung. Es wurden zahlreiche Transparente steht ein Objektbetreuer zur Verfügung. Die licht hätte, wurde durch die Versammlungs- mit unterschiedlichen Losungen mitgeführt. Objektbetreuer werden im Schichtsystem behörde die Marschstrecke geändert. Ab ca. Auch ein alter VW T 2, ausgerüstet mit einem eingesetzt, so dass rund um die Uhr ein An- 12:00 Uhr wurde es bunt und laut auf der Notstromaggregat und einer Beschallungs- sprechpartner bei Fragen und eventuell auf- Straße vor der „Ostseerennbahn“. Gipfelgeg- anlage, welche sowohl zum Abspielen von tretenden Problemen sich vor Ort befindet. ner, zahlreiche Medienvertreter, Schaulusti- Musik als auch zum Verstärken der Redner- Für die Vorauskommandos der Einsatzkräfte ge und Einsatzkräfte der Polizei prägten das stimmen diente, wurde von Gipfelgegner erstellt die Projektgruppe bis zum 10. Mai Bild. Auffallend waren mehr oder weniger durch das schöne Mecklenburg-Vorpom- 2007 die erforderlichen Objektunterlagen. ideenreiche Kostüme der Gipfelgegner. So mern geschoben. Bis zum Ortseingang von Die Verpflegung findet grundsätzlich am waren neben einem Trompeter, auch vier Heiligendamm verlief der Aufzug durch Ort der Unterkunft statt. Bei Unterkünften in als Bolzenschneider verkleidete und auf unbewohntes Gebiet recht unspektakulär Hotels, Pensionen bzw. Ferieneinrichtungen Stelzen laufende Gipfelgegner zu sehen. und auch nahezu unwirksam für die Öf- erfolgt diese durch die hauseigene Küche, Die Sprecher der Gipfelgegner um Monty fentlichkeit, wenn man von den zeitweise in den Landesliegenschaften durch einen Schädel, Dieter Rahmann, Christoph Kleine gesperrten Landstraßen absieht. Am Ort- Catering-Service und in den Bundeswehrka- und andere nutzen zunächst die Gelegen- seingang von Heiligendamm rannte ein sernen durch die dort ansässige Küche bzw. heit, sich gegenüber den Medien zu präsen- Teil der Gipfelgegner unvermittelt los, um ebenfalls durch einen Catering-Service. tieren. So bekannte sich Christoph Kleine zu sehen, wie die begleitenden Einsatzkräf-

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te darauf reagierten. Diese hatten mit dem kurzen Zwischensprint, obwohl weitaus Die BAO im Zeitgeschehen von Falk Wiskow nicht so leger gekleidet wie die Gipfelgeg- ner, kein Problem. Drei der als Bolzenschnei- Am 23. Dezember 2004 erhielt die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns die der verkleideten Gipfelgegner mussten den Nachricht über die Entscheidung der Bundesregierung, den G8-Gipfel 2007 in Heili- sommerlichen Temperaturen ihren Tribut gendamm stattfinden zu lassen. Somit setzte sich die Bewerbung von Mecklenburg-Vor- zollen. Sie konnten dem Aufzug auf ihren pommern gegen weitere Bewerberstandorte in Deutschland durch. Im Innenministerium Stelzen irgendwann nicht mehr folgen und wurde unter der Führung von POR Koppenhagen zunächst ein Projektgruppe G8 einge- setzten sich an den Straßenrand. Hut ab vor richtet. Sie begann mit der Wissensabschöpfung bei vergleichbaren Polizeieinsätzen in dem einen „Bolzenschneider“, welcher es bis Deutschland und besuchte den Weltwirtschaftsgipfel 2005 in Gleneagles. nach Heiligendamm schaffte. Auf der Straße Im selben Jahr traf das Innenministerium die Entscheidung, dem Leiter der Polizeidirekti- vor dem Komplex des Kempinski Grand Ho- on Rostock, LPD Knut Abramowski, die Führung des polizeilichen Einsatzes anlässlich des tels kam der Aufzug nochmals zum stehen. G8-Gipfels zu übertragen. Am 01. September 2005 entstand unter der Leitung Knut Abra- Nachdem man in Deutsch und in Englisch mowskis die BAO Kavala. Organisatorisch ist die BAO der Polizeidirektion zugeordnet. einige Erläuterungen zu Heiligendamm und Die Einsatzabschnitte Aufklärung (EA 1), Zentrale Dienste (EA 2) und Einsatzbegleitende dem Hotelkomplex gegeben hatte, erging Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (EA 3) nahmen als erste ihre Arbeit innerhalb der BAO wider Erwarten mehrmals die Aufforderung Kavala auf. Am 04. Mai 2006 wurde der Besuch des amerikanischen Präsidenten George an alle Teilnehmer, dass sich doch schon die W. Bush in Mecklenburg-Vorpommern bekannt. Der amerikanische Präsident folgte der ersten 30 Personen in den bereitgestellten Einladung der Bundes- Reisebus begeben sollen, um nach Rostock kanzlerin Angela Merkel, zu fahren. Für diese war der Aufzug an die- sich Ihren Wahlkreis an- ser Stelle beendet. Nachdem der Bus dann zuschauen und Land und endlich voll besetzt war, ging es weiter in Leute näher kennen zu Richtung Strandpromenade und diese ent- lernen. Der Besuchszeit- lang in Richtung Seebrücke Heiligendamm. raum erstreckte sich vom Wer an der Seebrücke auf das Eintreffen des 12.-14. Juli 2006. Aufzuges wartete, wurde auf eine Gedulds- Dieser Einsatz stellte die probe gestellt. Landespolizei M-V vor Ca. 300 m vor Seebrücke scherte ein Großteil eine große Herausforde- der Gipfelkritiker aus dem Aufzug aus und rung. Mit Wirkung vom begab sich in Richtung Ostsee. Während 11. Mai 2006 wurde die sich die meisten die heißgelaufenen Füße BAO Kavala mit der Pla- abkühlten, entledigten sich einige gänz- nung und Führung des lich ihrer Kleidung und rannten ins Was- Einsatzes zum Bush-Be- ser, welches an diesem Tag ca. 7°C kalt war. such betraut. Verteilt über die gesamte Breite zwischen Erschwerend bei der Ein- Strandpromenade und Ostseeufer und teil- satzplanung war nicht weise nackt näherte man sich nun doch der nur der relativ kurze Vor- Seebrücke. Eine Polizeikette ebenfalls in der bereitungszeitraum von gesamten Breite von Strandpromenade bis zehn Wochen, sondern zum Ostseeufer sollte ca. 30 m vor der See- auch die breite Streuung der Aufenthaltsorte des amerikanischen Präsidenten in Meck- brücke ein weiteres Vordringen des Auf- lenburg-Vorpommern. Die Unterkunft lag in Heiligendamm, der An- und Abreiseflugha- zuges verhindern. Im Grunde gelang dies fen das südlich von Rostock gelegene Laage, und die beiden Besuchsorte Stralsund und auch, wenn man vernachlässigt, dass ein Trinwillershagen lagen über 35 km auseinander. paar der Nackten durch die Ostsee an der Für den polizeilichen Einsatz zum Bush-Besuch wurde die BAO Kavala in 14 Einsatzab- Polizeikette vorbei schwammen. schnitte unterteilt. Nach dem erfolgreich verlaufenen Besuch des amerikanischen Präsi- Vor allem die Medienvertreter zeigten sich denten begann die lageangepasste Abschmelzung und die strukturelle Neuorganisation begeistert von dieser Aktion. Das war ei- der BAO Kavala zur Weiterführung der Vorbereitung auf den G8-Gipfel 2007 in Heili- gentlich das einzige Highlight des Zaun- gendamm. In diesem Zusammenhang übernahmen der neu gegründete Stabsbereich 2 spaziergangs. Die Gipfelkritiker ließen sich und die Projektgruppe WWG G8 des LPBK die Aufgaben des EA 2. danach weit verstreut am Strand nieder, Seit 01. Dezember 2006 waren wieder alle Einsatzabschnitte der BAO besetzt. Im sel- sonnten sich und lauschten den Tönen drei- ben Monat erfolgte durch das Innenministerium die Bestätigung der Einsatzkonzeption er Mitstreiter aus Berlin, welche selbst ge- Nummer 3 des Polizeiführers. schriebene und komponierte Lieder ange- Im Februar diesen Jahres musste eine Neustrukturierung der BAO erfolgen. Der EA Re- kündigt hatten. Gegen 16:30 Uhr wurde die serve wurde nicht mehr besetzt. Die Einsatzabschnitte Strecke und Verkehr wurden zum Veranstaltung für beendet erklärt und man Einsatzabschnitt Strecke zusammengelegt. Der Einsatzabschnitt Versammlung wurde in begab sich zu den bereitstehenden Bussen. Raumschutz II umbenannt und bildet wie der EA 6 Raumschutz I einen örtlich eigenstän- Als Fazit bleibt, dass es sich um einen sehr digen EA mit den Auftrag, die notwendigen Raumschutzmaßnahmen durchzuführen. ruhigen Zaunspaziergang und auch um Ab dem 01. April 2007 übernahm die BAO Kavala alle operativen Maßnahmen die im eine ruhige 3. Aktionskonferenz gehandelt Zusammenhang mit dem G8-Gipfel in Heiligendamm stehen. hat. Die Einsatzkräfte und auch die Einhei- Ein Schwerpunkt der Maßnahmen liegt zurzeit in der Bewachung der technischen Sper- mischen bekamen einen kleinen Vorge- re um Heiligendamm. schmack, auf das, was zum G8-Treffen auf sie Das weitere Aufwachsen der BAO erfolgt bis zur Haupteinsatzphase. Die Haupteinsatz- zukommen könnte. Wollen wir hoffen, dass phase beginnt am 29. Mai, und endet am 09. Juni 2007. Danach beginnt der zügige Rück- es dann auch so gewaltfrei bleibt. bau der BAO Kavala.

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Veranstaltungen und Versammlungen NIPOG – Feuerwehr und Sanitäter Neben den Polizeikräften befinden sich viele Einheiten der Feuerwehr und der Sa- Zeit/Zeitraum Ort Thema Aktivitäten nitäter zur Wahrnahme der nichtpolizei- 1.-9. Juni Bad Doberan Globalisierung: Nein Danke! Informationsstand lichen Gefahrenabwehr (NIPOG) im Einsatz zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm. Im 1.-10. Juni Bützow G8 – Gute Nacht Zeltcamp Zeltcamp Gegensatz zu dem polizeilichen Auftrag ob- liegt Ihnen nicht der Schutz der Staats- und 2. Juni Schwerin Nein zum G8 Kundgebung Regierungschefs und deren Delegationsteil- 2. Juni Schwerin Für ein demokratisches und Demonstration nehmern, sondern die Gewährleistung bei weltoffenes Schwerin Schadenslagen, die daraus resultierenden Folgen für Menschen, Sachwerte und die 2. Juni Schwerin Für die Opfer des Wahlsieges Gedenkveranstaltung Umwelt, auf ein Minimum zu reduzieren. der NSDAP Schwerin 2.-6. Juni Rostock G8 entmachten – Demonstration Kriege verhindern 2.-9. Juni Heiligendamm Klimawechsel Demonstration, Camp ab 3. Juni Wismar Jugendgipfel (J8) Veranstaltung 7. Juni Heiligendamm Den Protest nach Sternmarsch Heiligendamm tragen 7. Juni Rostock Deine Stimme gegen Armut Rockkonzert

The Voice oder die Mitarbeiter des Infokanals von Wolfgang Steinigeweg 126 Polizeibeamtinnen und –beamte verstärken seit Anfang April die BAO Kavala. Gerade bei Unfällen, terroristischen Anschlä- Auch dem Einsatzabschnitt 3 – Einsatzbegleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gen oder Großdemonstrationen im Einsatz- wurden aus diesem Pool Verstärkungskräfte zugewiesen. Im Unterabschnitt 3 – Lage- raum ergeben sich viele Schnittpunkte zum orientierung, wo bislang die Kollegen PHK Ulf Erler und POM Falk Wiskow aus Meck- polizeilichen Aufgabenfeld. Somit ist eine lenburg-Vorpommern alle Fäden in der Hand hielten, sind nunmehr Kollegen aus den gegenseitige und vertrauensvolle Zusam- Bundesländern Sachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hinzugekommen menarbeit zwischen Polizei, Feuerwehr und und haben die Arbeit aufgenommen. Ein Hauptaugenmerk gilt dabei der Information Sanitätern eine gewichtige Grundvorausset- der Einsatzkräfte vor Ort. zung zur zufrieden stellenden Erfüllung aller Während der Haupteinsatzzeit wird ab Ende Mai in lockerer Art und Weise über Ein- anstehenden Aufträge. satzgeschehen, besondere Vorkommnisse und allgemeine Dinge informiert und hier- für einen Infokanal eingerichtet. Die Mitarbeiter des Infokanals werden in der heißen Phase für alle Einsatzkräfte nur zu hören sein und stellen sich deshalb schon jetzt vor: PHK Ingo Seifert (Sachsen), KOK Wolfgang Denzer (Rheinland-Pfalz), PK Wolfgang Stei- nigeweg (Nordrhein-Westfalen) und POM Frank „The Voice“ Ludewig (Mecklenburg- Vorpommern), - letzter bereits bekannt durch den Gipfelzipfel aus dem Kavala Report und einer ganz besonderen Episode während des Bush-Besuchs. Dort trieb Frank Lu- dewig berüchtigt als Callboy des Bürgertelefons sein Unwesen und wurde von einer angetanen Frau über den regionalen Radiosender „Ostseewelle“ zur Fahndung ausge- schrieben.

Federführend bei der Planung des Einsatzes der NIPOG-Kräfte sind die drei Gebietskör- perschaften Landkreis (LK) Güstrow, LK Bad Doberan und die Hansestadt Rostock. Die genannten Gebietskörperschaften stellen einen Großteil der vor Ort eingesetzten Kräf- te. Für den Einsatz zum G8-Gipfel erhielt die Hansestadt Rostock eine neue Leitstelle zur besseren Koordination der Kräfte in seinem Zuständigkeitsbereich. Die Kommunikation aller Einsatzkräfte erfolgt über die örtlichen Leitstellen.

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Konzerte und Meer

Wolfgang Denzer, EPÖA tungen im Landkreis Bad Doberan, in der statt. Der „Informationspunkt“ wird für alle Hansestadt Rostock sowie in der Landes- Menschen, die sich rund um die Globalisie- Grönemeyer kommt, Bono womöglich auch: hauptstadt Schwerin angemeldet, die die rungsproteste informieren wollen, bereit Zu dem von Deutschlands Rockstar Nr. 1 or- Zuständigkeit der BAO Kavala berühren: gehalten. ganisierten Konzert „Deine Stimme gegen „G8 entmachten – Kriege verhindern“ lautet Mit bis zu 15.000 Campteilnehmern in etwa Armut“ am 7. Juni auf dem Gelände des das Motto der vom 2. – 6. Juni 2007 geplanten 7.500 Zelten rechnet der Veranstalter des IGA-Parks in Rostock werden neben Herbert täglichen Demonstrationen und Märsche in „G8 – Gute Nacht Zeltcamp“ in Bützow. Vom Grönemeyer auch der irische Sänger Bono Rostock. Bei der vom Bundessprecher der 1. bis zum 10. Juni ist im dortigen Gewerbe- und die Gruppe U2 erwartet. Bei dem Event Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte park die Einrichtung eines provisorischen handelt es sich um ein Highlight im Rahmen KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Monty Zeltplatzes vorgesehen. der begleitenden Veranstaltungen zum G8- Schädel organisierten Großveranstaltung Gipfel. Für die polizeiliche Einsatzleitung wird mit bis zu 100.000 Teilnehmern gerech- Die Hauptstadt Mecklenburg-Vorpom- bedeutet dies, dass das Hauptaugenmerk net. Der BUND Rostock veranstaltet am 5. merns Schwerin haben sich mehrere Or- der mehreren Tausend Einsatzkräfte zwar Juni auf dem Universitätsplatz der Hanse- ganisationen für ihre fast zeitgleichen Ver- auf die „weiße Stadt am Meer“ gerichtet sein stadt einen Umweltmarkt. Organisationen anstaltungen am 2. Juni 2007 ausgesucht. wird, aber neben Heiligendamm gleichzeitig wie der Naturschutzbund, Greenpeace, Zum Aufzug unter dem Motto „Nein zum auch andere Ver- G8-Gipfel – für eine anstaltungsorte in Welt freier Völker“ er- die Einsatzkonzep- wartet die NPD rund tion einbezogen 1.500 Teilnehmer. Mit werden müssen. der gleichen Anzahl plant das Bürgerbünd- Erfahrungsgemäß nis Schwerin sein „Bür- werden viele Or- gerfest für Demokratie ganisationen und und Menschenrechte“. Veranstalter die Die „Vereinigung der Gelegenheit nut- Verfolgten des Na- zen, ihre Anliegen ziregimes - Bund der am Rande des Antifaschistinnen und Weltwirtschafts- Antifaschisten e.V.“ gipfels möglichst (VNN-BdA Schwerin) öffentlichkeits- plant eine Gedenk- wirksam darzule- veranstaltung für die gen. Die Themen: „Opfer des Wahlsieges Klimapolitik, Nord- der NSDAP am 6. Juni Süd-Beziehungen, 1932 in Mecklenburg“ Armutsbekämp- mit 500 Personen. Der fung und Migra- DGB der Region West- tion. Globali- mecklenburg geht von sierungsgegner ebenfalls 500 Teilneh- werden ihre Mei- menden an der De- nung im Rahmen monstration „Für ein von Versammlungen, Demonstrationen und ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) demokratisches und weltoffenes Schwerin“ Märschen kundtun, wobei von Seiten der und werden sich mit Informationsständen aus. Verantwortlichen mit bis zu 100.000 Teilneh- an der Veranstaltung beteiligen. mern spekuliert wird. Eine Dimension, die auch der Polizeiführer der BAO Kavala, LPD „Den Protest nach Heiligendamm tragen“ Die Aufzählung der bislang geplanten Ver- Knut Abramowski, für realistisch hält, wobei wollen die Teilnehmer des Sternmarsches anstaltungen zeigt das große Aufgaben- er sich allerdings nicht festlegen möchte: am 7. Juni 2007. An den Ablaufpunkten Ni- spektrum der Einsatzkräfte, wobei die Ein- „Konkrete Aussagen über die zu erwartende enhagen, Bad Doberan, Kröpelin und Küh- satzleitung größtenteils von Kundgebungen Größenordnung möglicher Veranstaltungen lungsborn und am gemeinsamen Endpunkt mit friedlichem Hintergrund ausgeht: „Wir können derzeit noch nicht verbindlich ge- Heiligendamm sind Kundgebungen gep- erwarten viele friedliche Meinungsäuße- macht werden. Genaue Zahlen zu prognos- lant. Der Veranstalter erwartet bis zu 30.000 rungen und werden diese Demonstrationen tizieren hängt von verschiedenen Faktoren, Marschteilnehmer. vor unfriedlichen und gewaltbereiten Teil- wie beispielsweise der aktuellen weltpoli- Vom 2. bis 9. Juni plant Greenpeace in Hei- nehmern schützen“, bringt es LPD Abra- tischen Entwicklung, ab.“ ligendamm eine Veranstaltung unter dem mowski auf den Punkt. „Chaoten und Störer Motto „Demonstration und Protestcamp dagegen können davon ausgehen, dass wir Nachdem bereits die letzten Wochen zu zum Thema Klimawechsel/G8-Gipfel Heili- ihren Aktionen alle erforderlichen polizei- verschiedenen kleineren Aktionen wie Os- gendamm“ mit rund 100 Teilnehmern. lichen Maßnahmen entgegen setzen wer- termärschen oder zum „Anti-Atom-Zaun- Eine Dauerversammlung zum Thema „Glo- den“, kündigt der Polizeiführer an. spaziergang“ genutzt wurden, sind für die balisierung: Nein Danke“ findet zwischen Haupteinsatzphase verschiedene Veranstal- dem 1. und dem 9. Juni in Bad Doberan

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Ich war 30 Jahre Polizeibeamter im Zustän- und unterschiedlicher Rechtsvorschriften. tel, weist räumliche Ähnlichkeiten mit der Ta- digkeitsbereich von Tayside, Polizeidirektion Das traf gleichermaßen für den kanadischen gungsstätte in Heiligendamm, dem Kempinski Dundee, Schottland, wo ich die gesamte Pa- G8-Gipfel KANANASKIS 2002 zu. Grand , auf. lette operativer Aufgaben wahrzunehmen Hervorzuheben ist, dass niemand in ir- Beide Orte befinden sich nicht in Ballungsräu- hatte. gendeinem Land über ausreichende Erfah- men haben jedoch in unmittelbarer Nachbar- Dies erstreckte sich sowohl auf die Führung rungen für die Planung und Bewältigung schaft größere Städte. Dies hat natürlich auch von Einsätzen als auch die Einsatzunterstüt- derartiger Großlagen verfügt und ohne in- Einfluss auf die Protestaktionen der Gipfelkriti- zung. ternationale Hilfe auskommen kann. ker und Gipfelgegner. Wo befanden sich beim Ich war unter anderem Leiter einer einsatz- Der diesbezügliche Erfahrungsschatz wäre G8-Gipfel 2005 die größten Protestaktionen unterstützenden Einheit (Diensthunde, Su- an die jeweiligen regionalen Besonderheiten und gab es in der Nähe des Tagungsortes grö- che, Waffen, Notfallplanung, Entwicklung anzupassen, um dann die dort gebotenen ßere Versammlungen oder Veranstaltungen? von Einsatzkonzeptionen). Maßnahmen daraus ableiten zu können. Aufgrund meiner umfangreichen Einsatzer- Ein wichtiger zu berücksichtigender Faktor fahrungen wurde ich als Planungschef des Ich glaube, wir haben ein Recht, eine Art po- ist der Austragungsort. G8-Gipfels in Gleneagles ausgewählt. lizeiliche Intersprache zu entwickeln. Diesmal ist bzw. war ein Hotel Austragungs- Wir hatten in Schottland insofern eine ab- In bin ich bereits für die Vorberei- ort im engeren Sinne (Gleneagles Hotel und weichende Ausgangslage, als wir die Verant- tung des nächsten G8-Gipfels gewesen. Kempinski Hotel) und hier sind Parallelen wortung für den gesamten Austragungsort und letztes Jahr war ich anlässlich des ver- festzustellen. Gleneagles und Umgebung, den Flughafen gangenen Gipfels in Russland. Sea Island- Darüber hinaus ähneln sich die Protestsze- und die Bewältigung des täglichen Dienstes Gleneagles- St. Petersburg – Ihr Gipfel - Ja- nen in GB und in Deutschland sehr. in der Region übertragen bekamen. pan. Das Recht auf Demonstrationsfreiheit und Sie handhaben dies etwas anders, denn Sie freie Meinungsäußerung ist in beiden Ver- unterscheiden zwischen dem Bereich Hotel fassungen verankert. und dem Außenbereich als direkten Zustän- Die Medien wollen es oft anders darstellen, digkeitsbereich. aber die Mehrheit der Demonstrierenden „Die Reputation der erweist sich als friedlich. Herr Powrie, wir heißen Sie Willkommen in Die Mehrheit derjenigen, die ihr Recht auf unserem Bundesland Mecklenburg-Vorpom- deutschen Sicher- Protest ausüben, verursacht möglicherweise mern. Welche Eindrücke haben Sie schon über zu viel Lärm, bewegt sich jedoch im recht- unsere Region gesammelt? heitskräfte insge- lich zulässigen Rahmen und sucht auch die samt ist weltweit im Unterstützung durch die Polizei. Die Gegend ist sehr schön, im Moment nicht Leider wird dieser Aspekt manchmal für be- so überlaufen. Ich gehe davon aus, dass dies Spitzenbereich.“ stimmte Zwecke missbraucht oder einfach im Sommer eine sehr gefragte Region sein künstlich aufgebauscht. dürfte. Wir hatten eine Reihe von Demonstrationen, Warnemünde und das Hotel gefallen mir besonders am Mittwoch, Donnerstag und ausgesprochen gut. Freitag. Das erste Ereignis war der Anti-Ar- Ich könnte mir gut vorstellen, meinen näch- Der Austausch von Erfahrungen der Füh- muts-Marsch. Wahrscheinlich waren es eine sten Urlaub hier zu verbringen. rungskräfte ist sinnvoll. Viertel Mio. Teilnehmer in , circa Ich wirke an solch einem Programm, ge- 75 km entfernt vom Austragungsort. In einem ersten Gespräch mit dem Polizei- nannt IPO, mit. Diese Stadt eignete sich für einen Protest- führer der BAO Kavala LPD Knut Abramow- Hierbei geht es um die Entwicklung von marsch solchen Ausmaßes. ski konnten Sie sich einen Überblick von dem speziellen Kompetenzen bezüglich der Das Ziel der Demonstration war es, die Ar- aktuellen Planungsstand und den Aufbau der Planung und Bewältigung von Großlagen mut in Afrika zu beseitigen. BAO Kavala verschaffen. Welche Unterschiede im Rahmen einer langfristigen Erarbeitung Teilnehmer waren Vertreter gut organisier- oder Parallelen stellen Sie zu den polizeilichen von Sicherheitskonzeptionen für die jewei- ter karitativer Gruppen, darüber hinaus viele Vorbereitungshandlungen und der Struktur ligen Regierungen. Dies ist notwendig, da junge Leute und Studenten. Es gab keine Ihrer Behörde zum G8-Gipfel 2005 in Glenea- die Erfahrungen für derartige Lagen wie Festnahmen, keinen Ärger. Nur eine kleine gles und der BAO Kavala fest? Olympische Spiele, besondere Sport-Events Gruppe von 50 Leuten wurde vorsorglich pp., bei denen die Bedürfnisse der Besucher, isoliert. Es herrschte fast eine karnevali- Vieles ist sehr ähnlich, denn Ihr Polizeiführer der Sponsoren, der Athleten und der Regie- stische Stimmung. So etwas Ähnliches habe hatte sich bei uns in Gleneagles vorher rungen zu beachten sind, in der Regel feh- ich auch in Berlin gesehen. Es gab keine ge- informiert, um zu sehen, wie es bei uns funk- len. Ähnlich wie bei einem Gipfel sind Ver- walttätigen Ausschreitungen. tioniert. Ich hatte das in Vorbereitung des treter unterschiedlicher Nationen beteiligt, Wir betrachteten den G8-Gipfel als norma- Gipfels in Schottland ebenso gemacht und um spezielle Schutzmaßnahmen zu treffen. les Großereignis, ohne uns unter Druck zu war nach Sea Island in Amerika gefahren. Die Rolle der Medien muss besonders be- setzen. Ich stellte kaum polizeiplanerische Unter- achtet werden. schiede fest, mit Ausnahme zu berücksichti- Ein Erfahrungspool ist dringend notwendig. Wir hatten ein hohes Informationsaufkom- gender regionaler Unterschiede, kultureller men und reagierten angemessen auf Stö- Besonderheiten, örtlicher Zuständigkeiten Der damalige Tagungsort, das Gleneagles Ho- rungen. Am Sonntag und Montag war alles

Kavala Report - 02 www.polizei.mvnet.de  GIPFEL

bis auf kleinere Protestaktionen und Stö- wurde ein überzeugendes, klar struktu- Betätigungsfeld: rungen relativ ruhig. riertes Planungskonzept entwickelt, wo Die Website bietet detaillierte Informationen Die Medien bauschten alles ein wenig auf. jeder Mitarbeiter hervorragend an dessen und wird wöchentlich aktualisiert. UNICRI ist Es sah wie eine Fußball-Hooligan-Szene aus. Umsetzung mitwirkt. Die Reputation der ein kleines Institut der UN mit 50-60 Mitar- Auf beiden Seiten wurden nur wenige Per- deutschen Sicherheitskräfte insgesamt ist beitern in drei Abteilungen zur Unterstüt- sonen verletzt. weltweit im Spitzenbereich. Dies hat nicht zung von verschiedenen Organisationen. Das alles ereignete sich weit entfernt vom nur mit der erfolgreichen Sicherheitsstrate- Die erste Abteilung befasst sich mit Men- Austragungsort. gie während der Fußball-WM zu tun oder schenhandel insbesondere zum Nachteil Wir hatten wöchentlich stattfindende mit dem Besuch des amerikanischen Präsi- von Frauen afrikanischer Länder. Demonstrationen im Vorfeld des Gipfels. denten in MV. Die zweite Abteilung ist für Zeugenschutz- Kleinere Ausschreitungen gab es während Durch KAVALA wurde eine umfassende Vor- programme verantwortlich. Hauptsächlich des Gipfels in der Nähe des Austragungs- ortes. Als Problem erwies sich, dass unsere Poli- zeibeamten für den Einsatz im innerstäd- tischen Bereich ausgebildet waren, und dass zudem ihre Ausrüstung nicht für den Einsatz im ländlichen Raum geeignet war. Es gab bei diesem Einsatz keine Beschwer- den über die Polizei. Ernsthafte Konflikte gab es in einem von örtlichen Organen zugelassenen Camp. Die Aktionen dort waren nicht mehr im Rahmen dessen, was gesetzlich zugelassen ist. Viele ausländische Protestteilnehmer nutzten die Möglichkeit für Randale.

Bereits vor dem 11. September 2001 bestand eine latente Bedrohung durch den weltweiten Terrorismus. Das 31. Gipfeltreffen in Glenea- gles wurde am zweiten Tag der Konferenz, dem 7. Juli durch die Anschläge auf die Londoner U-Bahn überschattet. Wie haben Sie in dieser bereitung des G8-Gipfels vorgelegt. für Südamerika. Hierbei arbeiten wir eng mit Phase des Einsatzes auf die Anschläge reagiert Deutschland nutzt den umfangreichen Staatsanwälten, Richtern und Sozialarbei- und welche polizeilichen Maßnahmen hatte Erfahrungsschatz der internationalen Ge- tern zusammen. Dies gilt auch für die Dro- dies in Gleneagles und Umgebung zur Folge? meinschaft beziehungsweise den Informati- gen- und der Terrorismusbekämpfung. onsaustausch und die Vorteile der internati- Die dritte Abteilung ist sehr klein und ent- Der terroristische Bombenanschlag in Lon- onalen Zusammenarbeit. spricht dem IPO-Programm, das heißt in- don und unser G8 –Gipfel stehen in keinem ternationales Programm zur permanenten Zusammenhang. Der Weg zur Lagebewältigung: Begleitung von Großereignissen ab der Vor- Hätte es etwas Vergleichbares am Austra- Ich konnte bisher nur einen kurzen Einblick phase. Das jeweils gastgebende Land for- gungsort gegeben und wäre die Sicherheit in deutsche Polizeistrukturen und politische dert uns als Referenten für Großlagen an. davon beeinflusst gewesen, wären wir in der Interferenzen erlangen. Die Organisations- So war ich z.B. im November in Peking als Lage gewesen, angemessen zu reagieren. struktur der Polizeibehörden ist grundsätz- Berater tätig. Ein Hauptschwerpunkt war Für uns gab es nur ein zusätzliches Notfall- lich verschieden. Sie sollten auf alles vorbe- die strategische Rolle von „lächelnden Poli- konzept. reitet sein. „Be prepared for anything rather zeibeamten“ bei Großveranstaltungen, was Hier sehe ich den Versuch, eine Balance zwi- than everything“ - Was ich damit meine, ist, sich als besonders wichtig bei Olympischen schen dem Aufwand und Nutzen zu finden. dass niemand seine bewährte Arbeitsweise Spielen erwiesen hat. Wir waren auf alles vorbereitet. verändern sollte, nur weil es sich hier um ei- Auch die Analyse der sicherheitsrelevanten Ein Abbrechen des Gipfels wäre für uns nicht nen G8-Gipfel handelt. Der Plan sollte so ein- Aspekte bei den Sponsoren und Medien in Frage gekommen. fach wie möglich sein, wenn mehr als 16000 sind Teil unserer Beratung. Jedoch steht immer die persönliche Sicher- Leute miteinander kommunizieren müssen. Wir agieren nur auf Anforderung und stel- heit der Staatsgäste im Vordergrund. Der Plan muss darüber hinaus flexibel sein. len uns auf unterschiedliche Bedürfnisse ein. Wir wollen bereits im Vorfeld Angriffe ver- Führungskräfte sollten ihren Unterstellten Wir geben unsere Erfahrungen weiter und hindern. bei der Umsetzung der einzelnen Planteile verfügen über keine operativen Kräfte. ihre jeweilige Eigenverantwortlichkeit im Besonders hervorhebenswert finde ich, Der Weltwirtschaftsgipfel in Gleneagles liegt Rahmen der Gesamtstrategie bewusst ma- dass KAVALA bereits im Vorfeld des Gipfels nun schon fast zwei Jahre zurück. Welche Ein- chen. intensive Öffentlichkeitsarbeit betreibt und drücke und Erfahrungen nahmen Sie aus Ihrer eine sehr offene Beziehung zur Bevölkerung Arbeit als Planungschef des Einsatzes anläss- Sie arbeiten jetzt für die Organisation UNICRI. pflegt. lich des G8-Gipfels 2005 mit und welchen Rat Können Sie uns diese Organisation kurz dar- Dies haben wir in Gleneagles ebenso gehal- werden Sie dem Polizeiführer LPD Knut Abra- stellen und Ihre Arbeit innerhalb der UNICRI ten. mowski mit auf den Weg geben? skizzieren? Herr Powrie, wir danken Ihnen für dieses Ge- Bei KAVALA wird erstklassig gearbeitet. Es Die Aufgaben von UNICRI und zugleich mein spräch.

10 www.polizei.mvnet.de Kavala Report - 02 VORGESTELLT

Umgang mit Medien Unterstützt die Journalisten und uns! Ihr erahnt, was in Sachen Zeitungen, Arite Vetters, EPÖA weise lässt weder eine abschließende Dar- Radio und Fernsehen auf Euch und die stellung noch die Abbildung von Mustern Pressestelle zukommt. Wir freuen uns Der G8- Gipfel in Heiligendamm ist das zu. Bei Zweifeln über die Legitimation wen- aber darauf und sehen darin keine Be- Medienereignis des Jahres 2007. Tausende den Sie sich direkt an die Pressestelle. lastung. Seit Wochen befinden wir uns Journalisten aus dem In- und Ausland wer- Der Einsatzabschnitt Medienbetreuung der in den Vorbereitungen. Schon jetzt sind den über das Treffen berichten. Aber auch BAO Kavala wird in Waldeck eine stationäre 120 Journalisten in den eigens für den das Geschehen außerhalb des Tagungsortes Pressestelle einrichten. Pressevertreter erhal- G8-Gipfel eingerichteten Presseverteiler wird von Interesse sein. Vor allem die Prote- ten aus Sicherheitsgründen keinen Zutritt zu eingeschrieben, täglich werden es mehr. staktionen und damit verbundene mögliche dem Objekt. Daher wird im Medienzentrum Viele von ihnen fragten nach, ob auch Ausschreitungen werden im Blickpunkt der Kühlungsborn eine Presseservicestelle der die Polizei die Journalisten akkreditiert. Berichterstattung stehen. Polizei eingerichtet. Zudem sind im gesam- Ob der Norddeutsche Rundfunk, das ZDF ten Einsatzraum zusätzlich fünf mobile Pres- oder Phönix, jeder will schnell am Ort des Deutschland und Mecklenburg-Vorpom- sestellen unterwegs, um für die Journalisten Geschehens sein und sich dabei nicht mern wollen sich als gute Gastgeber prä- am Ort des Geschehens auskunftsbereit zu nur auf seinen Presseausweis verlassen sentieren. Dementsprechend ist auch für sein. müssen. Wir akkreditieren keinen Jour- uns der Anspruch an den Umgang mit den nalisten, daher helft mit, dass die Medien- anreisenden Medien sehr hoch. Die Presseservicestelle der Polizei befindet vertreter schnell an ihr Ziel gelangen. Sie Das Bundespresseamt erwartet zum Tref- sich im wollen, wie wir, ihre Aufgabe erfüllen. Wir fen der G8 etwa 4 000 bis 5 000 nationale Morada Resort Kühlungsborn stehen in der stationären und den fünf und internationale Journalisten, die ab 05. Hafenstraße 2 mobilen Pressestellen jederzeit für Euch Juni 2007 das Medienzentrum im Morada 18225 Kühlungsborn zur Verfügung, wenn es doch einmal gilt, Hotel in Kühlungsborn nutzen können. In Telefon: 0180- 50 10 767 Fragen zu klären oder Probleme auszu- Heiligendamm entsteht zusätzlich ein Brie- E-Mail: [email protected] räumen. Ein Anruf genügt! Danke, sagt fing- Center für Gespräche und Pressekon- Axel Falkenberg. ferenzen mit der Präsidentschaft und den Medienvertreter genießen den Schutz des Delegationen der teilnehmenden Länder. Artikels 5 Grundgesetz- der Meinungs- und Aufnahmen, die Sie in der Ausübung Ihres Damit ist eine Berichterstattung rund um Pressefreiheit. Danach hat jeder das Recht, Dienstes zeigen, müssen Sie hinnehmen! Se- die Uhr in die ganze Welt gewährleistet. seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei hen Sie das nicht nur als Belastung, sondern zu äußern und zu auch als Chance, polizeiliche Arbeit positiv verbreiten und sich darzustellen. aus allgemein zu- - Geben Sie keine Auskünfte zu einsatz- gänglichen Quellen taktischen, technisch- organisatorischen zu informieren. Maßnahmen und Belangen oder Informati- Es ist die Aufgabe onen, deren Bekanntwerden Personen oder der Medien, die All- die Bewältigung von Aufgaben gefährden gemeinheit über kann. Ereignisse von öf- - Bei Presseanfragen verweisen Sie höflich fentlichem Interesse, auf die stationären und mobilen Pressestel- wie Großveranstal- len. Zeigen Sie Möglichkeiten auf, wie und tungen, Unglücks- wo der Kontakt hergestellt werden kann. fällen oder gewalt- - Trauen Sie sich, Ihre Fremdsprachenkennt- tätige Aktionen, aus nisse anzuwenden. Sie signalisieren den unmittelbarer Kennt- ausländischen Journalisten damit Offenheit nis und Beobach- und Freundlichkeit zugleich. tung der Vorgänge - Informieren Sie sich umfassend über die zu unterrichten. Ein Örtlichkeiten und anderes Wissenswertes. Einsatz wird heutzu- So sind Sie in der Lage, Fragen nach Orten tage nicht mehr nur und Wegen zu beantworten. Das schafft Ver- Akkreditierte Medienvertreter finden sich aus Sicht der Polizei als gelungen oder ge- trauen und zeigt Kompetenz. im Morada Hotel in Kühlungsborn ein und scheitert bewertet. Entscheidend ist ebenso, - Wir unterstützen die Journalisten bei ihrer werden durch das Bundespresseamt und wie ihn die Medien und damit auch die Öf- Arbeit. Andererseits sollen Medienvertreter das Bundeskriminalamt gecheckt. Medien- fentlichkeit wahrgenommen haben. polizeiliche Arbeit nicht behindern. Auch vertretern ist ein Zugang zum Medienzen- für sie gelten die polizeilichen Verfügungen. trum nach Kühlungsborn zu gewährleisten. Unser Erscheinungsbild und unser Verhal- Aber denken Sie daran: Journalisten haben Innerhalb der Sicherheitszonen aber dürfen ten in der Öffentlichkeit, im Umgang mit einen öffentlichen Auftrag und dürfen nicht sich Pressevertreter nur in Begleitung des den Bürgern, den Demonstranten sowie behandelt werden wie jedermann. Bundeskriminalamtes oder der Polizei be- den Medien tragen wesentlich zum gemein- - Nehmen Sie bei nicht sofort lösbaren Pro- wegen. Medienvertreter haben sich grund- samen Erfolg des Einsatzes bei. Die nachfol- blemen oder Beschwerden von Medienver- sätzlich mit einem Presseausweis und einer genden Grundsätze sollen dabei helfen, das tretern Kontakt mit den Pressestellen auf. Akkreditierung für die entsprechenden Si- angestrebte Ziel zu erreichen: Unmittelbare Gespräche sind erfahrungs- cherheitszonen auszuweisen. - Gehen Sie davon aus, dass Sie im Einsatz gemäß geeignet, Missverständnisse vorzu- Die Vielfalt der internationalen Presseaus- gefilmt und /oder fotografiert werden. Diese beugen.

Kavala Report - 02 www.polizei.mvnet.de 11 GLOBALISIERUNGVORGESTELLT

Wir wollen eine andere Globalisierung Peter Wahl, attac Deutschland

In der Ausgabe 1/2007 des Kavala Reports, den wir auch im Internet veröffentlicht haben, haben wir mit dem Artikel „Der Weltwirtschaftsgipfel als Aktionsfeld für Globalisierungskritiker“ den Versuch unternommen, ein wenig die globalisierungskritische Szene zu beleuchten. Wie zu erwarten war, hat unsere „einseitige und subjektive“ Darstellung für Unmut in diesen Kreisen gesorgt. Diffamierung und Dämonisierung der Globalisierungs- kritiker waren in der Folge noch die freundlicheren Bezeichnungen. Wir haben uns daher für die zweite Ausgabe entschlossen, einen namhaften Vertreter der Protestszene zu Worte kommen zu lassen. So erhalten unsere Leser, die wir als Einsatzkräfte im Juni hier in M-V erwarten, eine unge- filterte Darstellung der Beweggründe des Protests. Wir danken Peter Wahl, Gründungsmitglied von Attac Deutschland (www.attac.de), für seinen Beitrag. Der Beitrag entspricht nicht der Auffassung der BAO Kavala.

Viele Verlierer und wenig Gewin- ner: Warum G8 Gipfel Probleme nicht lösen, sondern verschärfen Unsere Welt hat viele gemeinsame Probleme. Die Klimaerwärmung, oder die absehbare Erschöpfung der fossilen Energieträger, vor allem des Öls. Krieg und Gewalt nehmen zu, aber auch die Armut. Fast die Hälfte der Menschheit muss mit weniger als 2 Euro pro Tag überleben. Gleichzeitig hat sich das Vermö- gen der Reichen und Superreichen in den letzten zehn Jahren auf 32 Billionen Dollar verdoppelt. Zum Vergleich: die Entwicklungshilfe der Industrieländer zusammenge- nommen betrug in der gleichen Zeit 688 Milliarden, also gerade mal vier Prozent des Zuwachses der Kapitalvermögen. Auch bei uns nimmt die Armut zu, obwohl der regelmäßig treffen? aus der gleichen Schicht kam. Kurzum, Clubs der Kuchen insgesamt immer größer wird. Das Demokratieproblem der G8 fängt da an, waren elitär, exklusiv und undemokratisch. Die individuelle Armut wie die Verarmung wo sie Einfluss auf Dinge nehmen, die nicht Genau wie der G8. der öffentlichen Hände nehmen zu. Auch nur sie selbst, sondern auch andere und gar Einige G8 Länder haben das inzwischen Mecklenburg-Vorpommern kann ein Lied den „Rest der Welt“ betreffen. Obwohl die G8 selbst gemerkt. So wurde z.B. der alte Name davon singen. Immer mehr Kommunen ha- nur 13 Prozent der Weltbevölkerung vertre- Weltwirtschaftsgipfel aufgegeben, weil da- ben Haushaltssperren. Die Reallöhne sinken ten, entscheiden sie oft über das Schicksal rin schon offiziell der anmaßende Anspruch seit Jahren. Das staatliche Arbeitslosengeld ganzer Kontinente. Beispiel: seit zwanzig zum Ausdruck kam, für die ganze Welt zu II liegt unter dem Limit, das von der EU als Jahren diktieren sie den Entwicklungslän- sprechen. In den letzten Jahren gibt es Ou- Armutsgrenze definiert ist. Hauptursache ist dern den Umgang mit ihren Auslandsschul- treach-Programme, d.h. die Staatschefs von die Art und Weise, wie die Globalisierung ge- den. Erst wurden dem Süden die Kredite na- Ländern wie , Indien oder Brasilien genwärtig anläuft. hezu aufgenötigt. Als dann die Zinsen und werden als Gäste für einen Tag eingeladen. Es gibt also genügend Probleme, die mit der Dollarkurs stiegen, saßen die Entwick- Wirklich mitreden dürfen sie nicht. Tony Blair internationaler Kooperation zu bearbeiten lungsländer in der Schuldenfalle. Viele sind hat deswegen vorgeschlagen, die G8 in eine wären. Dazu braucht es internationale In- bis heute darin gefangen und zahlen und G12 zu verwandeln, um etwas größere Re- stitutionen. Wieso dann Kritik und Protest zahlen, während jeder Cent des Schulden- präsentativität zu gewinnen. Angela Merkel gegen den G8? Zwei Hauptgründe sind es, dienstes für die Armutsbekämpfung fehlt. hat dies abgelehnt. warum die Gipfel auf massive Kritik stoßen: Die G8 werden oft als Club der Reichen und sie sind undemokratisch und sie verfolgen Mächtigen bezeichnet. Der Begriff Club passt Politik für die Privilegierten, Starken und einen Kurs, der die Probleme nicht löst, son- sehr gut, wenn man sich ansieht, woher der Reichen dern sie verschärft. Club historisch kommt. Er entstand im 16. Jahrhundert als Männervereinigung in Eng- Auch die Richtung der Politik, die die G8 Undemokratischer Club land. Im Club traf sich die Aristokratie in lu- seit Beginn der 80er Jahre verfolgen, ist xuriösem Ambiente zum Plaudern und Spei- Ziel der Kritik. Sie haben dem gegenwärtig An sich ist es jeder Ländergruppe unbenom- sen, um Bridge oder Billard zu spielen und herrschenden Typus von Globalisierung mit men, sich zu organisieren. Das ist nicht per nebenbei ein paar Geschäfte anzubahnen Rezepten zum Durchbruch verholfen, die se undemokratisch. Andere tun das auch, oder eine politische Intrige. Mitglied konn- wir alle aus unserem Alltag kennen: Libe- die arabische Liga, die Organisation für Afri- te man nur auf Empfehlung eines anderen ralisierung, Deregulierung, Flexibilisierung, kanische Einheit, die ASEAN. Was spricht da- Mitgliedes werden. Selbstverständlich hatte schlanker Staat. Privatisierung – die ganze gegen, wenn sich die großen Industrielän- nur Chance aufgenommen zu werden, wer Latte neoliberaler Politik also, die uns heute

12 www.polizei.mvnet.de Kavala Report - 02 als Reformen zugemutet wird. Lange vor- Kritik und Protest der demokratische solcher Szenen in der Welt bekannt werden. her schon wurde sie von den G8 formuliert. Normalfall Aber das liegt nicht allein in der Hand der Privatisierung z.B. von öffentlichen Dienst- Gipfelkritiker. In Genua waren als Demons- leistungen und sozialen Versicherungssy- Genügend Gründe also für Kritik und Protest. tranten verkleidete Provokateure von Spe- stemen. Wohin das führt, sehen wir an der Das ist der Normalfall in einer Demokratie, zialeinheiten der Polizei in die Demonstra- Preispolitik der Energiekonzerne. Selbst die nicht der Ausnahmezustand. Mecklenburg- tion eingeschleust worden. Die Frage nach EU-Kommission spricht inzwischen von de- Vorpommern hat mit dem Gipfel die Chan- den Urhebern der Gewalt ist also nicht ren „Zerschlagung“. Oder Renten und Ge- ce, sich der Weltöffentlichkeit als Region zu immer einfach zu beantworten, wenn man sundheitswesen. Zwar ist bei einem System, präsentieren, die längst in der Demokratie nicht obrigkeitsstaatlich aus Prinzip denkt. welches von Bismarck gegründet wurde, das angekommen ist, in der die Inanspruchnah- (Anmerkung der Red.: Die BAO Kavala di- eine oder andere sicher reformbedürftig, me des Grundrechts auf Demonstration ge- stanziert sich ausdrücklich von der vorste- aber Privatisierung ist die Alternative. Was nauso willkommen ist, wie der offizielle Gip- henden Darstellung.) dabei rauskommt, sehen wir in , wo fel. Tausende von Journalisten aus aller Welt Wir gehen nicht davon aus, dass unsere Poli- inzwischen die Hälfte der Rentner in Alters- werden hier sein. Und es wird der Region zei Dinge anstellt, wie die im Italien Berlusco- armut lebt. Und im Gesundheitswesen geht gut tun, wenn sie berichten, wie die Bürge- nis. Für die Gipfelkritiker gilt jedenfalls, dass es zurück ins 19. Jahrhundert: Weil du arm rinnen und Bürger sich weltoffen, tolerant – von ihnen keine Gewalt ausgeht. So wenig, bist, musst du früher sterben. gern auch kontrovers – an Diskussionen auf wie man die Millionen von Fußballfans in Die G8 ist also nicht fernab von unserem All- Straßen und Plätzen, beim Alternativgipfel einen Topf mit ein paar Dutzend Hooligans tag, in den wolkigen Sphären internationa- an den zahlreichen Kulturveranstaltungen werfen kann, die bei jedem Bundesligaspiel ler Politik, sondern sie betrifft uns tagtäglich. beteiligen. Zumal sie ja vom offiziellen Gip- auftauchen, so wenig haben die Gipfelkriti- Sie steht für eine Globalisierung im Interes- fel durch den Stahlzaun weiträumig fernge- ker etwas mit den Leuten zu tun, die nur auf se der Starken, Privilegierten und Reichen. halten werden. Randale aus sind. Sie hat viele Verlierer und wenig Gewinner Freilich können Polizei, Medien und Politik gebracht. Daher brauchen wir eine andere Und die Gewalt? ihren Beitrag dazu leisten, dass es im Juni Globalisierung. Die Gipfelgegner sind nicht ein entspanntes Klima der Friedfertigkeit Globalisierungsgegner, sondern wollen eine Seit dem Gipfel in Genua 2001 werden die und Deeskalation gibt. Dann wird die Re- andere Globalisierung: die Globalisierung Gipfel oft mit Gewalt in Verbindung ge- gion nicht nur eine gute Figur in der Welt- von sozialer Gerechtigkeit, zukunftsfähigem bracht. Ein Polizist tötete damals einen De- öffentlichkeit machen, sondern sich auch Umgang mit der Umwelt, von Friedfertigkeit, monstranten. Schreckliche Bilder gingen noch lange und gern an diese Tage im Juni Demokratie und Menschenrechten. um die Welt. Niemand will, dass Rostock, Bad erinnern. Doberan oder Heiligendamm als Schauplatz Präventive Radiospotkampagne

Dörte Lembke, EPÖA Hansa Rostock, Heinz Rudolf Kunze, Die Söh- Kragen zu riskieren, bringt weder Dir etwas ne Mannheims, Schauspieler Sascha Gluth, noch Deinen Argumenten. Unter dem Motto „Protest ja – Gewalt nein“ Theaterregisseurin und Brecht-Enkelin Jo- Heißen wir also die Welt von heute in un- startete am 9. Mai eine Radiospotkampagne, hanna Schall, Pfarrer Albrecht Jax (Münster serem Land willkommen und führen einen zu der wir mit den drei regionalen Radiosen- Bad Doberan) und einige mehr sofort die friedlichen Dialog für die Welt von morgen.“ dern in Mecklenburg-Vorpommern eine Prä- Kampagne mit dem Slogan „G8 2007 – Die ventionspartnerschaft eingegangen sind. Welt zu Gast in Mecklenburg-Vorpommern. G8 2007- Sag deine Meinung – aber ohne Dazu führten wir mit Vertretern der Rund- Sag Deine Meinung – aber ohne Gewalt“ in Gewalt! Wir setzen uns ein! funkanstalten erste Gespräche und zeigten Form von O-Tönen unterstützt. Eine gemeinsame Aktion der Medien in Me- das Ziel des Projektes anhand von Radio- cklenburg-Vorpommerns und der Polizei! spotentwürfen auf. Nach Zusage der Rund- Seitdem dem Start der Kampagne am 09.Mai funksender, Antenne M-V, NDR 1 Radio M-V 2007 senden die Rundfunksender bis zum und Ostseewelle Hitradio M-V sich an der Gipfel im Juni täglich unsere Spots. Präventionspartnerschaft zu beteiligen, ha- In eigener Sache! ben wir mit der Produktion der Spots be- Hier ist der Spot von Störtebekerdarstel- In der ersten Ausgabe des Kavala-Report be- gonnen. Ziel des Projekts war es, möglichst ler Sascha Gluth: richteten wir auf den Seiten 18 und 19 über viele Prominente aus Politik, Sport und Kul- „Rostock – eine Stadt zum Erleben“ und tur in den Spots ihre persönliche Meinung G8 2007- Sag deine Meinung – aber ohne bezeichneten die Heinkel Flugzeugwerke für diese Botschaft präsentieren zu lassen. Gewalt: als „schimmernder Stern“ der Rostocker In- Schon bei den ersten Anfragen haben wir „Hallo, ich bin Sascha Gluth und spiele den dustrie. Untergegangen ist in der Reportage durchweg positive Rückmeldungen bekom- Störtebeker in Ralswiek auf Rügen. leider ein dunkles Kapitel der Geschichte men. So haben der Ministerpräsident Dr. Mecklenburg-Vorpommern ist der Gastge- der Heinkel-Werke: In der Zeit des „Dritten Harald Ringstorff, Innenminister Lorenz Caf- ber des nächsten G8-Gipfels und die Augen Reiches“ wurden mehrere Tausend Insassen fier, Oberbürgermeister der Hansestadt Ro- der Welt werden auf unser Land gerichtet aus verschiedenen Konzentrationslagern stock Roland Methling, Landtagspräsidentin sein. und Kriegshäftlinge in den Werken Rostock und Präsidentin des Landestourismusver- Zur Lösung der globalen Probleme brau- und Oranienburg als Zwangsarbeiter einge- bandes Silvia Brettschneider, das Rostocker chen wir Deine Stimme und Dein Handeln. setzt. Wir bedauern diesen redaktionellen Bündnis „Bunt statt Braun“, Stefan „Paule“ Bezieh Stellung! Aber das ist kein Grund Fehler und bitten um Entschuldigung! Beinlich und Matthias Hartmann vom FC gleich die Piratenflagge zu hissen: Kopf und Ihr Redaktionsteam

Kavala Report - 02 www.polizei.mvnet.de 13 GLOBALISIERUNG

Globalisierung - Fakten

Flaschen-Resten die weißen Bestandteile Wer hat schon den fachkundigen „globalen“ Globalisierung mühsam heraus gesammelt werden, um aus Einblick in die formalisierte Welt des Im- und ihnen nach zahlreichen chemisch-physika- Exports sämtlicher vorstellbarer Güter? Annette Wachs, EA EPÖA lischen Behandlungsmethoden Fleece-Pul- lis zu weben – der Exportschlager aus Chi- Hier ein kurzer Eindruck zum Internationali- Die Anfang der 90er Jahre noch beinahe un- na? Die Flaschenreste werden pro Tonne mit sierungsboom: bekannte Wortschöpfung „Globalisierung“ 700 Euro vergütet. Wie hoch ist der Lohn der - seit 1950 Verhundertfachung der Trans- definiert nach der Erklärung des Bundesmi- erwähnten Sammler, dass sich ihre Hand- portmenge im internationalen Flugverkehr nisteriums für politische Bildung die Zunah- arbeit rentieren kann? Beliebte Strandregi- - Anstieg der direkten Auslandsinvestiti- me von Volumen und die Frequenz des Aus- onen in und Teilen Afrikas richten onen seit 1970 von 13 auf über 900 Mrd. US- tausches von Menschen, Gütern, Kapital und ihre ganze Infrastruktur einzig und allein Dollar Ideen über die Grenzen von Nationalstaaten auf den Tourismus aus. Was passiert, wenn - Verzehnfachung der Telefonanschlüsse seit hinweg. die Nachfrage nach Aufenthalten sinkt bzw. 1960 Kritiker diskutierten, ob es sich hierbei nicht ausbleibt? - 26.000 internationale Verträge vielleicht nur um eine neue Begrifflichkeit Die Technisierung geht enorm voran, Pro- - 2002: 90 % der Gelder, die auf dem Globus handelt, der genannte Prozess aber mit der duktionsprozesse lassen sich in immer ausgetauscht werden, haben nichts mit der Entstehung der Menschheit in Gang ge- kleinere Arbeitsschritte teilen – Herstel- Bezahlung von Gütern und Dienstleistungen bracht worden ist. Anders lautende Vermu- lungsstandorte verlagern sich zunehmend zu tun tungen sprechen von der Entstehung im 15. ins arme Ausland der Dritte-Welt-Länder. Jahrhundert bzw. auch erst nach Ende des 2. Hier sind die Löhne gering, Arbeitsbedin- Die zwischen den Gesellschaften stattfin- Weltkrieges. gungen unterliegen kaum schutzrecht- dende Vernetzung formiert sich in Orga- Kann man sich da vorstellen, dass nach lichen Reglements und Zölle fallen für die nisationen. Zu nennen sind beispielsweise mehrfach gestarteten Umfragen der Wirt- Investitionswilligen weg. Warum gelten für die Weltbank in Washington D. C./USA, die schaftswoche die Mehrheit der Deutschen die Schwellen- und Entwicklungsländer WTO (Welthandelsorganisation), die ILO (Ar- Angst vor der Globalisierung hat? Freuen keine an westlichen Standards orientierten beitsorganisation) und die UNO (Vereinte sich doch alle am internationalen und gren- Personalkosten? Nationen). Von allgemeinen Aufgaben der zenlosen Austausch von Kaffee, Apfelsinen, Die Ende des 18. Jahrhunderts vom Englän- Sicherung des Weltfriedens, dem Schutz Computern und Autos, über Urlaub auf der David Ricardo erdachte Theorie der ge- der Menschenrechte und der Stabilisierung abgelegenen Inseln und fernöstlicher Kul- genseitigen Vorteilsnahme durch interna- der Weltwirtschaft spezialisieren sich die tureinfluss auf westliche Lebensweisen!? tional gleichberechtigten Warenaustausch Zuständigkeitsbereiche bis hin zur Formu- Werden alle Länder der Welt in den Handels- funktioniert wohl eher zwischen Ländern lierung und Durchsetzung internationaler kreis aufgenommen oder handelt es sich auf ökonomischer Augenhöhe... Sind aber Arbeits- und Sozialnormen. um eine Geldmaschinerie der so genannten Schwellen- und Entwicklungsländer den Deutschland verzeichnet einen starken Triadeländer USA, Japan und Deutschland? Industriestaaten gegenüber immer wirt- Exporthandel. Nach den USA zählt es in Handelsströme verlaufen nach Auffassung schaftlich und sozial gleichberechtigt? Der diesem Zusammenhang zu den stärksten der Globalisierungsgegner ohnehin nur zwi- Konsument nimmt dies häufig nicht wahr, Ländern - gemessen am BIP (Bruttoinlands- schen den Industrieländern und Markttiefen wird sich auch kaum dafür interessieren produkt) misst das 1/3. Von Bedeutung sind müssten die Entwicklungsländer ausbaden. – niedrige Preise prägen sein Nachfrage- die Automobilindustrie, der Maschinenbau Weiß jemand, dass in gering bezahlter Hand- verhalten. Er muss für Missstände unfairer und die chemische Industrie. Lobenswert arbeit aus geschredderten deutschen PET- Handelsbedingungen sensibilisiert werden. und empfehlenswert sind die hohe Produk-

14 www.polizei.mvnet.de Kavala Report - 02 tionsqualität und Qualifizierung der deut- empfundene Fragen stellt, konnte auf Grund derung ansieht... schen Arbeitskräfte. Letzteres ist mit einem dieser Unnachgiebigkeit eine zunehmende Der zum Zeitpunkt des Gipfels in Genua proportional dazu hohem Stundenlohn ver- Diskussionsbereitschaft bei den Adressaten amtierende EU-Präsident Guy Verhofstadt bunden, was zu einer Auslagerung der Stel- erreicht werden. Wäre dann nur noch zu schrieb in einem offenen Brief seine erlebte len in Billiglohnländer führt. wünschen, dass die internationale Politik Sicht: „Seattle, Göteborg, Genua... Zehntau- Das in Deutschland auf vielfältige Art und diesen Druck als Herausfor- sende, die auf die Straße gehen und sich Weise in der globalen Wirtschaft eingespar- lautstark Gehör verschaffen. Ein frischer te Geld landet zu 2/3 auf ausländischen Kon- Atem in unserer postideologischen Zeit. ten, womit der Steuerausfall jährlich bei ca. Wäre da nicht die sinnlose Gewalt, würde 20 Milliarden Euro liegt. man fast applaudieren... Widersprüch- Die wohl bekannteste Globalisie- lichkeit in eurem Denken. Ihr seid rungsgegnerschaft vereint ATTAC, gegen amerikanische Hamburger- frz. = Association pour une ta- Ketten, gegen das von multinatio- xation des transactions finan- nalen Konzernen genetisch ver- cières pour l´aide aux cito- änderte Soja, gegen weltweite yens, dt. = Vereinigung zur Markennamen, die das Kauf- Besteuerung von Finanz- verhalten bestimmen. Für transaktionen im Interesse einige von euch muss alles der BürgerInnen (Ingancio wieder klein und kleinmaß- Ramonet, Chefredakteur stäbig werden. Wir müssen „Le Monde Dipomatique, zurück zum lokalen Markt, Dez. 1997). Die Einführung zur lokalen Gemeinschaft. der Steuer sollte als Reak- Aber nicht, wenn es um die tion auf „den Wirbelsturm, Migration geht! Dann ist die der die asiatischen Geld- Globalisierung ein Ziel. Eine märkte verwüstet“ gelten. Armee von Heimatlosen, die „Die Globalisierung des Anla- an den Grenzen Europas und gekapitals schafft universelle Nord-Amerikas entlang ziehen Unsicherheit. Sie verhöhnt nati- und die Schaufenster bestaunen. onale Grenzen und schwächt die Millionen von Illegalen, die wie Macht der Staaten, die Demokratie, heimatlose Parias in ganz erbärm- den Wohlstand und das Glück ihrer lichen Umständen leben, in der Hoff- Völker zu sichern.“ Die Lösung dieses um- nung, etwas von dem westlichen Reich- fassenden Problems läge in einer demokra- tum abzubekommen. Ist es nicht genau der tischen Kontrolle über das Finanzkapital der Mangel an Freihandel und Investitionen, der Spekulanten. Attac international wurde am sie auf den Weg nach dem Westen getrieben 03.06.1998 in Frankreich gegründet, hat in Vorteile der Globalisierung hat?... Ihr stellt oft die richtigen Fragen. Aber Deutschland mittlerweile über 12.000 Mit- - Wachstumsförderung - Wohlstandserhö- liefert ihr auch die richtigen Antworten? glieder, europa-/weltweit Ausleger und Part- hung für jedermann - Schaffung einer en- Wer leugnet noch die Klimaveränderungen nerorganisationen. Sie richtet sich gegen ormen Warenvielfalt - weltweit wachsende und die Erderwärmung? Aber können wir die „neoliberale Globalisierung“ sowie den Arbeitsmärkte -> Exportsteigerung - Inten- diese Probleme nicht nur mit globalen Kapitalismus oder die freie Marktwirtschaft, sivierung der Handelsbeziehungen/über- Vereinbarungen auf internationaler Ebene nicht gegen einen Kulturaustausch an sich. regionale Arbeitsteilung -> Produktivitäts- anpacken?... Nochmals, eure Sorgen als Glo- Einer der deutschen Gründungsmitglieder steigerung - Beschleunigung technischer balisierungsgegner sind berechtigt. Aber ist Sven Gigold. Öffentliche Aufmerksam- Innovationen - gegenseitiges Lernen durch um für diese berechtigten Fragen auch gute keit erregte Attac auf der WTO-Konferenz in Kulturaustausch - Zahl zwischenstaatlicher Lösungen zu finden, brauchen wir nicht Seattle 1999, aber auch schon beim G8-Tref- Kriege rückläufig - Öffnung der Märkte für weniger, sondern mehr Globalisierung, wie fen in Genua im Sommer 2001. Kooperationspartner durch Wegfall Zölle - auch James Tobin sagt. Das ist das Paradox Die Organisation Attac ist terres des hommes der Antiglobalisierung. Denn Globalisierung ähnlich (laut Aussagen letzterer), setzt für kann sowohl zum Guten wie zum Bösen sich allerdings andere Schwerpunkte. Die angewandt werden. Deswegen brauchen Globalisierungsform, die einen Kauf und Nachteile der Globalisierung wir ein weltumspannendes, ethisches He- Verkauf sämtlicher Güter einschließlich der - Einkommenssenkungen in Industrielän- rangehen an die Probleme der Umwelt, Bildungseinrichtungen und Grundversor- dern - Schaffung sozialer Ungleichheit - zu- der Arbeitsbeziehungen, der Währungspo- gungsmittel auf dem Weltmarkt ermöglicht, nehmende Umweltzerstörung durch Abgase litik... Mehr Freihandel, mehr Demokratie fördere nach ihrer Auffassung soziale Un- aus Industrie und Verkehr - Konzentration und Achtung der Menschenrechte, mehr gleichheiten. Ihre Aktionen haben das Ziel, auf Märkte und geschäftliche Beziehungen Entwicklungshilfe. Reicht das für ethische Druck auf die Entscheidungsträger auszuü- -> Rechte Arbeitnehmer, Menschenrechte Globalisierung aus? Sicher nicht! Was fehlt, ben, eher selten werden direkte Gespräche unberücksichtigt - Transport von regionalen ist ein politisches Instrument, um sie zu er- mit Vertretern aus der Politik gesucht. Die (ansteckenden) Krankheiten in andere Teile zwingen. Eine weltweite politische Antwort, Clownsarmee, Straßentheater und Infostän- der Welt durch Tourismus - Zunahme der Ar- die ebenso kraftvoll ist wie der globalisierte de bilden eine Auswahl dieser öffentlich- beitsmigration (Gast-/ Saisonarbeiter) - Bür- Markt, in dem wir nun schon leben... Lasst keitswirksamen Kritikbekundungen. „Ziviler gerkriege und ethnische Konflikte nehmen uns in unserem eigenen europäischen Gar- Ungehorsam“ sei in dem Rahmen zulässig, zu - Schwächung der staatlichen Souveränität ten damit anfangen... sollen wir dabei nicht aber Gewalt wird abgelehnt. Da Attac zahl- und Einflussmöglichkeit (Steuern/Zinsen) - das Urteil weiser Menschen aus Drittländern reiche bisher von der Politik als unbequem einholen? ...“

Kavala Report - 02 www.polizei.mvnet.de 15 EDITORIAL

Terra Kavala Gipfelzipfel [FL]

Des Polizisten Lieblingsaufgabe: aufräumen, umräumen und wegräumen. Ja, wir von der BAO Kavala haben aber noch eine Lieblingsbeschäftigung gefunden, die da wäre „umziehen“. Büros wurden geräumt und andere bezogen. Jedoch galt auch hierbei: aufräumen, umräumen und wegräumen. Kisten und Kartons waren am Wandern. Rekorde wurden gebrochen, was die Anzahl der Umzüge innerhalb eines Jahres anbelangt. Gott sei Dank, dass sich an jeder Hand vier Finger und ein Daumen befinden. Zum Zählen versteht sich. Ein Schalk, wer an was Böses denkt. Auch Euer Gipfelzipfel blieb davon nicht verschont. Als Rekordhalter schaffte er es, siebenmal Karton um Karton ein- und auszupacken. Viele neue alte Sachen kamen da zu Tage, welche man schon seit geraumer Zeit vermisste und bei denen man andere für den Verlust verantwortlich machte. Wohl dem, der seine Leute dafür hatte und sich nicht an dieser Arbeit verschwenden musste.

Durch die BAO ging ein Raunen „wirklich schön ist es geworden, das Haus 3 in Waldeck“. So bezogen am 06.November anno 2006. Wie grau und alt doch dagegen das alte Haus der 2.EHU, ge- nannt auch „Haus 2“, ausschaute?!

In neuem Glanz erstrahlte die „Platte“ und erst innen - ein Traum von Arbeitsplätzen. Jeder, der aus einer doch eher betagten Polizeidienst- stelle kommt, weiß, was Euer Gipfelzipfel meint. Fast von allein ging die Arbeit von der Hand. Nicht nur eine neue Hülle, auch die Ausstattung vom Neusten. War man es doch gewöhnt, den Computer hochzufahren und in der Wartezeit getrost einen Kaffee zu brühen und ein Öfchen zu genießen. Nach etwa 15 Minuten war es dann soweit - Kollege Computer war zum Arbeiten bereit. Ganz anders nun hier! Erschrocken von soviel Schnelligkeit, konnte die Arbeit beginnen - und immer noch den Schock im Nacken. Wieder vergingen Tage und auch das Innere von „Haus 2“ nahm Gestalt an. Wohlgemerkt das Innere. Aber wie heißt es so schön: Auf die inneren Werte kommt es an. Fertig gestellt, hieß es dann wieder für einige EA aufräumen, umräumen und wegräumen, ach ja umziehen. Doch welche Klänge aus dem Keller des neuen ach so wunderschönen Hauses 3 waren da zu hören?! Das sind doch nicht etwa …………… Tauchpumpen?! Doch genau diese waren es!!! Die Hiobsbotschaft schlechthin „Wassereinbruch im Keller“. Kniehoch soll es stehen. Tendenz steigend?!

Das Schiff drohte zu sinken, oder auch nicht?! Naja auch der Kapitän und sein Gefolge verließen das sinkende Schiff und heuerten an Bord des MS „Haus 2“ an. Wieder rückten Baukolonnen mit entsprechenden Maschinen an und versuchten das sinkende Schiff zu retten. Aber soooo schlimm war es dann doch nicht! So festgestellt konnten Bauarbeiter (Retter von Haus 3) und die derzeitige Belegschaft der BAO Kavala Ihren Deckdienst wieder voller Elan und Motivation aufnehmen. Aber Fragen bleiben. Es fragt sich die Besatzung: „Muss ich bald wieder aufräumen, umräumen und wegräumen, ach ja, umziehen?“ Nichts ist so beständig wie Veränderung. Auch zum Schlagwort „Veränderung“ fällt Eurem Gipfelzipfel wieder einiges ein. Jetzt ist es soweit, „Aufwuchs“ ist angesagt. Ups schon wie- der ein Schlagwort. Nicht nur, dass es in unserer BAO nur so von Schlagwörtern wimmelt, ein paar Beispiele gefällig: temporär, Bedarfe, Kon- zepte, Badges und es ließe sich beliebig fortführen. Zum Schlagwort „Aufwuchs“ zurück. Zum 02. April 2007 konnten wir die neuen Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet begrüßen. So vielfältig die Dialekte auch sind, im Endeffekt sprechen wir alle eine Sprache. So vielfältig auch die Uniformen sind, im Endeffekt sind wir alle Polizisten. Versammelt unter einem Dach - der BAO Kavala.

Impressum Auflage: Bildquellen: Herausgeber: 10.000 Exemplare BAO Kavala 01,02, 06, 10, 15 - Matthias Petri Redaktion: 07, 09 - Uto Sachse Anschrift: Gunnar Mächler (V. i. S. d. P.), 08 - Ulf Erler Polizeidirektion Rostock Falk Wiskow 10 - Karsten Neumeister BAO Kavala 19 - Ingo Seifert Gestaltung, Bildauswahl, Satz & Layout: Hohen Tannen 10 11 - Darko Novakovic @ Fotolia.de Matthias Petri 18196 Waldeck 16 - BPA Tel.: 038208 / 888 – 1314 Druck: 17 - www.clownarmy.org E-Mail: [email protected] Landesamt für innere Verwaltung 20 - pmpphoto @ Fotolia.de 21 - Anton Seleznev @ Fotolia.de Wir danken den Autoren Annette Wachs, Arite Vetters, Bianca Gloe, Kathrin Wunderlich-Nickel, 22 - drizzed @ Fotolia.de Dörte Lembke, Peter Wahl, Frank Ludewig, Axel Falkenberg, Puchala, Flieger, Kalcher, Wolfgang 24 - Fire28 @ Pixelio.de Steinigeweg, Ingo Seifert und Wolfgang Denzer, für ihre Textbeiträge. Für die Übersetzung des In- terviews danken wir Frau Glacer und Frau Wernitz. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnen Ausgabe 02/2007 die Verfasser verantwortlich.

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