JFSG – Juni 2017
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Band 5, Ausgabe 1 Volume 18 | Juni 2017 Just For Swing Gazette Swing is the Thing! - Mitteilungsblatt aus Leipzig für Freunde swingender Musik in aller Welt Leipzigs Jazzkeller von Detlef A. Ott Die legendäre Jutta Hipp (2) von Siegfried Schmidt-Joos Reinhard Wenskat ein Jazzpionier aus Leipzig von Peter M. Colev Ella Fitzgerald zum 100. Eine Hommage an die „First Lady of Song“ von Scott Yanow 100 Jahre Jazz auf Schallplatte - die ODJB von Freddy Schauwecker und Detlef A. Ott (Un)vergessene Jazzmusiker: Omer Simeon? Nie gehört... von Detlef A. Ott Jazztitel und ihre Bedeutung von Gerhard Klußmeier Big Band Spectacular… und Clare Teal! von Gerhard Klußmeier We called it music Eddie Condon revisited von Gerhard Klußmeier Jazz in der Loge von Klaus Kirst Neuerscheinungen auf dem Label Sonorama und aus dem Niederländischen Jazz Archiv S e i t e 2 Just For Swing Gazette Liebe Jazzfreunde, der Zeit in Vergessenheit geraten sind die Zahl 100 kommt in dieser Ausgabe und denen durch ihren stillen Anteil maß- mehrfach vor. Zum einen halten wir geblich der Erfolg bei der Verbreitung Rückschau auf 100 Jahre Jazz auf des Jazz, einer durch die Verschmelzung Schallplatte. Freddy Schauwecker aus unterschiedlichster kultureller Einflüsse Düsseldorf schreibt über die Original entstandenen Musik, zu verdanken ist. Dixieland Jazz Band und ihre erste Jazz- Aus diesem Grund habe ich auf Anre- platte. Am 25. April wäre die FIRST gung unseres Jazzfreundes Klaus Kirst LADY OF SONG Ella Fitzgerald 100 über den Klarinettisten Omer Simeon re- Jahre alt geworden. Der renommierte cherchiert, um festzustellen, dass er als amerikanische Kritiker Scott Yanow ge- Sideman auf vielen Platten vertreten ist, stattete uns freundlicherweise, seinen aber kaum bekannt war, auch weil von Beitrag, den er für „The Rag“ in England ihm, der sich durch eine unglaubliche Be- geschrieben hatte und der auch in „The scheidenheit auszeichnete, nur sehr weni- Syncopated Times“ in New York er- ge Soloaufnahmen existieren. Während EDITORIAL schien, für unser Blatt ins Deutsche zu der Recherchen ergaben sich auch neue übersetzen. Sichtweisen auf den Musiker. Besonders erstaunt war ich, dass einige meiner ame- Das schon oft besprochene Label Sono- rikanischen Jazzfreunde Omer Simeon rama aus Berlin legt mit der Nummer noch persönlich kannten. Klarinettist Bob 100 die neueste Platte vor, welche wie- Murphy und der schon in den Bands von derum Raritäten aus Schatzkisten des Lu Watters und Turk Murphy agierende Jazz vorstellt. Carl Lunsford aus San Francisco teilten All dies hat in letzter Zeit wieder die ihre Erinnerungen an den wunderbaren Frage provoziert, was denn eigentlich Klarinettisten mit uns. Der Beitrag dient den klassischen Jazz ausmacht. Jazz- als Anregung, sich immer mal wieder äl- freund Gerhard Klußmeier aus Ham- tere Aufnahmen anzuhören, die im Zuge burg, der mit großem Engagement das der Schnelllebigkeit und Überhäufung Journal der Hamburger Swingfreunde des Musikmarktes mit vor Beliebigkeit gestaltet und mit dem wir in engem Aus- strotzenden Veröffentlichungen drohen, tausch stehen, schrieb adäquat im Intro in Vergessenheit zu geraten. Es ist oft seines neuen Heftes: verblüffend, welcher Qualität diese Mu- sik oft war. Also, hin zum Plattenschrank „Während des Entstehens dieses Jour- und alte, lange nicht mehr gehörten Rari- nals verfestigte sich mir immer mehr die täten aufgelegt! Überzeugung, dass „unsere Musik“ JAZZPODIUM kann man in Leipzig in der ganz und gar nicht „abgetan“ ist, auch Was die Leipziger Jazzgeschichte be- Buchhandlung Ludwig auf dem Hauptbahnhof wenn die Medien durch Verschweigen trifft, führen wir im zweiten Teil die Sto- kaufen oder besser noch direkt abonnieren jeglicher Ereignisse aus dieser lebendi- ry über die Leipziger Pianistin Jutta Hipp (Kontakt: siehe Rückseite). gen Musiksparte solchen Eindruck ent- von Sigi Schmidt-Joos fort. Sein Buch Peter M. Colev ist es durch intensive Recher- stehen lassen (wollen!). Wenn ein re- „Die Stasi swingt nicht“ wurde am 26. chen gelungen, Informationen über einen Pio- nommierter Verlag wie Langen Müller April 2017 in Berlin von unseren Freun- nier des Jazz in Leipzig zusammenzustellen. in München die Autobiografie eines Mu- den aus Hamburg mit dem Hamburg Jazz In seiner Rubrik über Leipziger Geschichte(n) sikers des traditionellen Jazz, die 1960 Award 2017 ausgezeichnet. Darüber erzählt er mit vielen interessanten Fakten die erstmals in Deutschland erschien, neu mehr im Anschluss an den Beitrag über Geschichte des Schlagzeugers Reinhard und erweitert auflegt (siehe Seite 26), Jutta Hipp. Wenskat und räumt mit der weitverbreiteten wenn bisher unveröffentlichte Aufnah- Ein weiteres bisher unveröffentlichtes Behauptung auf, Wenskat sei dänischer Her- men von Louis Armstrong aus den Kapitel aus dem Buch „Die Stasi swingt kunft gewesen. 1950er Jahren international in Luxus- nicht“ von Schmidt-Joos über seinen und Standard-Ausgaben herausgebracht Ich wünsche im Namen aller Mitarbeiter wie Freund, den Klarinettisten Rolf Kühn, immer eine anregende Lektüre. werden (siehe Seite 13) und englische wird ab Juli/August in mehreren Teilen Musiker den klassischen Swing in Origi- im JAZZPODIUM erscheinen. Das keep swingin‘ Detlef A. Ott nal-Arrangements mit aufwendigen Pro- duktionen auf CDs und Langspielplatten präsentieren (siehe Seite 11), dann Augustusburg plant eine Dau- erausstellung über den Jazzer kommt man nicht umhin, ohne Wenn und Fips-Fleischer Aber festzustellen: „Der klassische Jazz lebt!“ Der Ortschaftsrat Augustusburg plant in Zusammenarbeit mit der Chronikgruppe Diesem Statement schließen wir uns im Stadthaus eine Dauerausstellung zu Leben und Wirken von Fips Fleischer. freudvoll an und wünschen uns, dass Der Musiker wurde am 2. Mai 1923 als Leipziger Bands und Musiker noch mehr Hans-Joachim Fleischer in Hohenfichte geboren und lebte viele Jahre in der vom Angebot der Präsentation in unse- Stadt. Er starb am 25. Juni 2002 in rem Heft Gebrauch machen, aber auch Chemnitz. Die Organisatoren bitten um Unterstützung bei der Sammlung von über Probleme der Rezeption swingen- Programmen, Plakaten oder Eintritts- der Musik diskutieren, die es ja schließ- karten, die für die Ausstellung zur Verfügung gestellt werden können. lich auch gibt. Eröffnet werden soll die Schau zum Männelmarkt im Dezember. Materia- Wie in schon anderen Beiträgen älterer lien und Leihgaben für die Ausstellung Ausgaben möchten wir hin und wieder können in der Augustusburger Tourist- auch an Musiker erinnern, die im Laufe information, Schloßstraße 1, Telefon 037291 39550, abgegeben werden...." Band 5, Ausgabe 1 S e i t e 3 Leipzigs Jazzkeller Über eine kurzlebige Jazz-Initiative in den sechziger Jahren ls mich der jazzclub leipzig da- eure Kraft? Und überhaupt… Jazzkeller, Karl-Marx-Universität glänzt dort mit ei- rum bat, zum 40. Jubiläum einen das zieht doch gerade die an, die ihr nicht nem Chanson. Beitrag über Leipzigs Jazzge- wollt.“ Das Experiment ist geglückt, der Funkwa- A schichte zu schreiben, spürte ich „Wir suchen uns unsere Gäste aus, und wer gen mußte nicht kommen. Und die Studen- während der Recherchen zum Beitrag, der krakeelt, der fliegt erbarmungslos raus. Die ten – als Köche, Kellner, Garderobier, als fragmentarische Vorgeschichte von Mehrzahl unserer Besucher wird uns unter- Empfangschef und Gaststättenleiter tätig – 1920 bis 1970 am Ende des Buchs „Von stützen.“ haben sich mit ihrem Jazzkeller einen gu- Flamingos und anderen Paradiesvögeln“ Gaststättenleiter Bogen und Handelsleiter ten Start in ihren Beruf geschaffen. zu finden ist, dass selbst der jüngsten Ver- Seig zögern noch. Die Zwölf hatten Großes, Das Gästebuch, das bereits nach einer Wo- gangenheit zu erinnern, ein schwieriges Gutes vor, zweifellos. Und schließlich eine che halbvoll war, weist nach, wie sehr der Unterfangen werden kann. Die 1960er Jah- 800-Jahr-Feier und Jazzkeller. Das wäre studentische Schuß ins Schwarze getroffen re „überlebten“ die meisten von uns ohne schon was. hat. Neben nicht so bekannten fanden viele moderne Kommunikationsmittel, Fotoap- Der Chef des Gastronomie-Dutzends ließ namhafte Gäste lobende Worte – der Di- parate oder Telefone. So ist es kein Wun- nicht locker, und schließlich willigten die rektor des Zirkus Busch, der Chefredakteur der, dass über eine kurzlebige Jazzinitiative Verantwortlichen ein – mit einem Vorbe- einer dänischen Zeitung… und der Genosse von Studenten, die im Gutenbergkeller am halt: „Die Existenz des Jazzkellers hängt Moosdorf, Referatsleiter für Kultur der BUGRA-Messehaus einen Jazzkeller mit davon ab, wie oft der Funkwagen vor der SED-Stadtleitung schrieb: “Na endlich, Leben füllen wollten, nur noch vom Hören- Tür steht.“ und das ohne Beschluß.“ sagen vage Erinnerungen existieren. Unberechtigte Skepsis der Jugend gegen- Verantwortliche der Kulturabteilung des Unser Aufruf um Mithilfe bei der Material- über? Keineswegs. Schlechte Beispiele gab Rates der Stadt waren da und klatschten beschaffung blieb allerdings nicht ganz un- es in Leipzig in letzter Zeit. Beifall. „Ein gutes Beispiel das wert ist, gehört. So schickte uns der ehe- verallgemeinert zu werden. Dort malige Klarinettist der Jenaer sollten andere in die Schule ge- Oldtimers Klaus Schneider hen.“ Und Fachschuldirektor selbstlos seine Originalalben Götze ist zufrieden mit seinen mit Zeitungsausschnitten und Schützlingen, beweist doch ihr Fotos, worunter sich ein Artikel Einsatz, daß das Gelernte auf von einem Reiner Lidschun in fruchtbaren Boden fiel. der DDR Zeitschrift Wochen- (1) Einzig diejenigen, die für solche post mit der reißerischen