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Rolf Hess aus Amriswil prägte während neun «Mit einem ­lachenden Jahren im SSO-Vorstand das Departement und einem weinenden Gesundheit und Soziales. An der Delegier- Auge» tenversammlung vom 9. Mai in stellte er sich nicht mehr zur Wiederwahl.

Interview: Andrea Renggli; Foto: zvg

Rolf Hess, überwiegt die Freude oder die ben, die Stiftung kennenzulernen und Wehmut über Ihren Rücktritt aus dem ­allenfalls mein Amt später übernehmen. SSO-Vorstand? Rolf Hess: Ich würde sagen halb-halb. Ich Welche Veränderungen haben Ihre Amtszeit verabschiede mich mit einem lachenden geprägt? und einem weinenden Auge. Die Arbeitslast aller Vorstandsmitglieder hat über die Jahre zugenommen. In der Welches waren die Höhepunkte Ihrer neun Kommission Praxisteam gab es grosse Jahre dauernden Amtszeit? Änderungen in der Berufsentwicklung, Sehr wichtig waren die Einführung der im Bildungsplan und in der Bildungsver- strukturierten Weiterbildungen, die Ak- ordnung für Dentalassistentinnen. Eine kreditierung der Weiterbildungsgänge einschneidende Neuerung war die Ab- und die Gründung des Büros für zahn- schaffung der Mitgliederversammlung. ärztliche Weiterbildung BZW im Jahr Ich wurde im Jahr 2006 von der Mitglie- 2013. Eine Stärkung der Standesorganisa- derversammlung gewählt, zwei Jahre tion brachte die Lancierung der Weiter- später wurde das Gremium abgeschafft, Rolf Hess bildungsausweise (WBA) SSO, die nur und die Kompetenzen gingen an die SSO-Mitglieder erlangen können. Der ­Delegiertenversammlung über. Auf den WBA wird im Medizinalberuferegister ganzen Berufsstand wirkten sich die bila- ­unsern Berufsverband SSO und die damit eingetragen. Interessant waren auch die teralen Verträge mit der EU aus. Dabei verbundenen Vorteile für die Bevölkerung internationalen Kontakte im Rahmen der ging es vor allem um die bedingungslose bekannter zu machen. Dafür hat sich der europäischen Organisation ERO und der Anerkennung aller universitären EU-Dip- Vorstand stark eingesetzt. zahnmedizinischen Weltorganisation FDI. lome. Die Schweiz hat bei den Verhand- Die globalen Unterschiede in der zahn- lungen bewusst eine Benachteiligung der Werden Sie etwas vermissen? ärztlichen Tätigkeit sind enorm. Beson- Inländer akzeptiert. Die Konsequenzen Den Kontakt zu meinen Vorstandskollegen ders in guter Erinnerung geblieben ist mir tragen nicht nur die Zahnärzte, sondern und den Kommissionsmitgliedern der GPK die Unterstützung der Vorstandskollegen auch die Bevölkerung. So lautete mein und der KPU. Wir arbeiteten sehr gut zu- für die Ziele der Stiftung für Schulzahn- Fazit anlässlich der Sek­tionsbesuche im- sammen, auch wenn wir manchmal um pflege-Instruktorinnen (SZPI). Ich war mer wieder: «Wir Schweizer sind Welt- einen Entscheid gerungen haben. Auch der im Januar 2010 in den Stiftungsrat ge- meister darin, uns selbst zu behindern!» Kontakt zu den Sektionen wird mir fehlen. wählt worden und wurde im Juli Stif- Jedes Vorstandsmitglied ist ja Götti von tungspräsident. Die Stiftung war damals Welche Projekte lagen Ihnen besonders ­einer oder mehreren Sektionen. So ­erfuhr in einer schwierigen Situation. Dank der am Herzen? ich vieles über Probleme in den Sektionen, grossartigen Hilfe des SSO-Vorstands Natürlich die Gesundheitspolitik. In mei- bekam von ihnen aber auch viele gute An- konnten wir die SZPI wieder in geordnete nem Ressort gab es viele Traktanden, die regungen für unsern Berufsstand. Bahnen lenken. Auch finanziell steht die jahrelang aktuell blieben. Das Medizinal- Stiftung heute gut da. Es wäre schade berufegesetz und die zurzeit laufende Wozu werden Sie die frei werdende Zeit ­gewesen, wenn die von Prof. Thomas ­Revision sind auch für uns Zahnärzte ­nutzen? Marthaler gegründete Stiftung für die wichtig. Ebenso die Verordnungen dazu, Ich werde wieder häufiger in meiner Pra- ­Basisprophlaxe keine Unterstützung die kaum zu beeinflussen sind. Bedeutend xis arbeiten, aber ich plane auch ein biss- durch die SSO erfahren hätte. für die SSO war die Abstimmung über chen mehr Freizeit ein. Zudem bin ich ab die Einheitskasse. Die Sozialisierung der Juni als Mitglied in der Geschäfts- und Treten Sie auch als Stiftungspräsident Zahnmedizin – ein Thema, das ucha jetzt Rechnungsprüfungskommission meiner der SZPI zurück? ­wieder in verschiedenen Kantonen zur Wohngemeinde Amriswil tätig. Und ich Nein, ich werde mindestens noch ein Jahr Debatte steht – würde unsere liberale kann sicher wieder häufiger in die Luft im Amt bleiben. Meinen Nachfolger im ­Berufsauffassung grundlegend ändern. gehen. Mein Hobby, das Fliegen nach SSO-Vorstand werde ich an der nächsten Im Auftrag der Delegiertenversamm- Sichtflugregeln in der Schweiz und in Stiftungsratssitzung als Stiftungsrat vor- lung startete der Vorstand in den Jahren ­Europa, möchte ich weiterhin pflegen schlagen. Er wird dann Gelegenheit ha- 2007/08 eine Werbekampagne, um und mir mehr Zeit dafür einräumen.

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Das Schloss Chillon ist der grösste Touristenmagnet in der Region. (Foto: vision-air.ch)

Montreux ist der Tagungsort des diesjähri- Die schönste gen SSO-Kongresses. Die Stadt bietet viele Möglichkeiten, um sich abends oder nach ­Riviera der dem Kongress abzulenken und das Flair der Schweiz Region zu erleben. Text: Andrea Renggli/pd

Montreux liegt in einer geschützten wurde. Die ersten ausländischen Besu- der Touristenmagnete der Region: Jedes Bucht des Genfersees. Ein aussergewöhn- cher wurden nämlich angelockt durch Jahr besichtigen über 300 000 Besucher lich mildes Klima herrscht vor; Pinien, ­literarische Werke von Jean-Jacques das Bauwerk. Zypressen und Palmen fühlen sich wohl. Rousseau und Lord Byron, die das Schloss Es heisst, Montreux habe die schönste und seine Umgebung beschrieben. Dar- Kulinarische Genüsse Uferpromenade der Schweiz. Sie er- aufhin öffnete 1815 die erste Pension in Der See ist mitverantwortlich für den streckt sich über sieben Kilometer und Montreux, ab 1840 wurden grosse Hotels ­berühmten Weisswein, den Chasselas, präsentiert dem Spaziergänger ein atem- gebaut. Heute ist Schloss Chillon einer der an den Hängen zwischen Lausanne beraubendes Panorama. Ein beliebtes ­Fotosujet am Seeufer von Montreux ist die Statue von Freddie Mercury, dem Sänger der Rockgruppe «Queen», der einige Praxistaugliche Konzepte Jahre in Montreux lebte. Vom Stadtzentrum aus erreicht man zu Der SSO-Kongress findet vom 28. bis 30. Mai im Montreux Music & Conven­tion Centre Fuss in einer Dreiviertelstunde das statt. Thema: «Praxis­taugliche Konzepte: Kommunikation – ­Hygiene – Materialien». Schloss Chillon. Es steht auf einer kleinen Er ermöglicht einen Einblick in die Tätigkeiten der Universitäten und bietet viele Anre- Felseninsel im See. Sein aussergewöhn­ gungen und Tipps für Privatpraktiker. Eine eigene Fortbildungsveranstaltung richtet licher Charme hat wesentlich dazu bei­ sich an Dentalassistentinnen. Anmeldung: www.sso.ch getragen, dass Montreux ein Touristenort

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Dank dem milden Klima in Montreux wachsen am Quai Palmen und exotische Blumen. (Foto: Milner-Hunziker)

und Montreux wächst. Das Sonnenlicht wird vom See reflektiert, die Trauben ­erhalten so eine Extraportion Wärme. Die meisten Winzer produzieren äusserst ­unterschiedliche Chasselas-Weine, je nachdem, ob ihre Reben in Seenähe wachsen, am Waldrand oder an den von dicken Steinmauern gestützten Terras- senhängen. Eine Tour in den hügeligen Weinbergen ist ein besonderes Erlebnis für Fahrradfahrer. Eine weitere kulinarische Spezialität der Region ist die «Raisinée» oder der «Vin cuit». Beide Begriffe bezeichnen einen hochkonzentrierten, dunkelbraunen, zähflüssigen Fruchtsaft aus Äpfeln, Bir- nen oder Trauben. Er wird in grossen Kesseln 17 bis 36 Stunden lang ununter- brochen gekocht. Dann wird die «Rai- sinée» mit Rahm verrührt und zu süssen Desserts verarbeitet.

Stadt des Jazz International bekannt ist Montreux dank Freddie Mercury, der Sänger von «Queen», lebte einige Jahre in Montreux. Auch über 20 Jahre nach des Jazzfestivals. Es wurde 1969 erstmals seinem Tod bringen Fans Blumen zur Statue des Musikers an der Uferpromenade. durchgeführt und präsentierte im Lauf (Foto: Tourism/Markus Buehler) der Jahre weltbekannte Gäste wie Ray Charles, David Bowie oder Prince. Musik ist auch das Stichwort, wenn es punkt für Besucher und Einheimische. den. Um den Abend ausklingen zu las- um das Abendprogramm in Montreux Ein weiterer Tipp für Musikliebhaber sen, stehen viele Bars und Nachtclubs geht. Livemusik gibts etwa in Harry’s ist der Ned Music Club, wo Konzerte zur Auswahl – es läuft immer etwas in New York Bar, einem beliebten Treff- ­verschiedener Stilrichtungen stattfin- Montreux.

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Die SSO hat ihre Website komplett über­ Ein Schaufenster arbeitet. Der neue Auftritt ist auf dem ­aktuellen Stand der Technik und vermit- zur Welt telt ein zeitgemässes Bild der Zahnärzte-­ Gesellschaft. Verbessert wurde auch die am ­häufigsten angeklickte Funktion der Seite: die Zahnarztsuche.

Text: Andrea Renggli; Bild: Barbara Chiffi

Der eigene Webauftritt ist für jede Organisation oder Firma ein unverzichtbares Kommunikationsmittel. Nicht nur junge Men- schen werden damit angesprochen. Umfragen zeigen, dass auch die Gruppe der über 50-Jährigen sich im Internet auskennt und das Angebot an Informa­tionen und Dienstleistungen schätzt und nutzt. Daten können immer schneller gesendet und empfangen werden. So liegen riesige Mengen an Informationen – Texte, ­Bilder, Videos, Tondokumente oder interaktive Elemente – nur einen Klick ­entfernt. Auch unterwegs bieten Smart­phones und Tablets Zugriff auf E-Mail und Internet.

Struktur wird beibehalten Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO hat ihre Website­ in den vergangenen Monaten auf den aktuellen Stand der Tech- nik gebracht. Sie zeigt sich nun in einem zeitgemässen, luftigen Kleid mit prominent platziertem SSO-­Logo. Die Gestaltung ori- Die neuste Website der SSO: Übersichtlichkeit und eine einfache Leserführung entiert sich an klassischen Newsplattformen. Übersichtlichkeit stehen im Vordergrund. und eine einfache Leserführung stehen im Vordergrund. Der grundsätzliche Aufbau der Website bleibt unverändert. So werden noch immer die Zielgruppen – Patienten, Zahnärzte neue Behandlungsangebote oder Wechsel im Praxisteam stets und Mitglieder – über je einen eigenen Menüblock angespro- aktuell. chen. Der Nutzer findet die Informationen also immer noch Neu sind auch die verbesserte Volltext­suche innerhalb der Web- ­genau dort, wo er es gewohnt ist. Auch der Link zum SSO-Shop site, der dynamische Bildwechsel auf der Startseite, der flexibel wurde ins Hauptmenü aufgenommen. Zur besseren Übersicht aktuelle Themen in den Fokus rückt, sowie die Anbindung an dient die grau hinterlegte Fusszeile, welche die Struktur des soziale Medien. Mit Twitter, YouTube und Google Plus erreicht Webauftritts zeigt. Sie bleibt am unteren Ende des Bildschirms die SSO ein grosses, vor allem auch jüngeres Publikum. Geplant immer sichtbar, egal in welchem Menü man sich gerade befin- ist zudem eine Chatfunktion, die ein eigenes Diskussionsforum det. für SSO-Mitglieder ermöglicht. Neu sind dynamische Elemente, beispielsweise sogenannte Drop-Down-Menüs, die aufklappen, wenn der Nutzer mit Multimediale Abwechslung der Maus darauf zielt. Durch die neue technologische Grund- Die Erneuerung der Website war nötig, weil die technische lage wird es künftig auch einfacher, Werbung einzubinden. Grundlage der alten Seite den Ansprüchen nicht mehr genügte. Selbstverständlich ist die Website für Smartphone und Tablet So konnten beispielsweise keine Videoclips eingebunden wer- optimiert. den – genau solche Möglichkeiten machen aber einen moder- nen Webauftritt aus. Die Nutzer schätzen die multimediale Verbesserte Zahnarztsuche ­Abwechslung. Im Hintergrund neu organisiert wurde die Datenbank der Eine Website ist ein Schaufenster zur Welt, das wie in der realen Zahnarztsuche. Mit rund 2000 Abfragen pro Monat ist sie die Welt laufend gepflegt werden will. Dabei muss man auf dem am häufigsten genutzte Dienstleistung der Seite. Der Patient neusten Stand der Technik sein. Ein weiterer Vorteil der neuen kann neu einen Zahnarzt im Umkreis seines Wohnortes suchen, Website ist, dass sie auf einer quelloffenen Software beruht. So der Standort der Praxis wird auf einer Karte angezeigt. Der entfallen Lizenzgebühren, und neue Module können jederzeit ­Nutzer kann auch nach Fachzahnarzttiteln, Weiterbildung­ eingebunden werden. Denn eines ist klar: Eine Website ist nie sausweisen SSO, fachlichen Schwerpunkte, besonderen Dienst- fertig. Ziel ist es ja gerade, laufend neue Informationen hinzu- leistungen, Verkehrssituation und den in der Praxis gesproche- zufügen, das Archiv auszubauen und Aktuelles als Blickfang zu nen Sprachen suchen. SSO-Mitglieder können ihre Praxis gratis inszenieren. Um auf die Wünsche der SSO-Mitglieder einzuge- auf einer solchen Miniwebsite präsentieren, ihre Daten selber hen, sind wir aber auf Rückmeldungen angewiesen. Wir freuen bearbeiten und mit Fotos ergänzen. So sind Adresswechsel, uns auf Ihre Anregungen über E-Mail [email protected].

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Seit über 30 Jahren weist das «Zahnmänn- Zahnfreundlich chen» in der Schweiz auf zahnfreundliche Produkte hin. Neu ist es auch auf Schoko­ geniessen lade zu finden.

Text: Claudia Uebelmann; Fotos: zvg

Der gemeinnützige Verein Aktion Zahn- Zahnfreundliche Spielgruppen und deren Eltern für das Thema Karies freundlich wurde vor 33 Jahren durch Damit bereits Kleinkinder den Wert ihrer zu sensibilisieren. Die Spielgruppenleite- Professoren aller Schweizer Universitäts- Mundgesundheit verstehen, setzt die rin besucht hierfür einen Kurs und darf zahnkliniken gegründet und setzt sich ­Aktion Zahnfreundlich genau dort an: ihre Spielgruppe anschliessend offiziell seitdem für die Mundgesundheit der Im Jahre 2007 gründete sie gemeinsam «zahnfreundlich» nennen. Schweizer Bevölkerung ein. Mit 875 Mit- mit dem Schweizerischen Spielgruppen-­ Mit seinem Markenzeichen – dem «Zahn­ gliedern, welche aus dem zahnmedizini- Leiterinnen-Verband SSLV ein Karies­ männchen» – garantiert der Verein nach- schen Bereich kommen, besitzt die Ak- prophylaxeprojekt. Das Projekt trägt zum weislich für die Zahnfreundlichkeit der tion Zahnfreundlich ein grosses Netzwerk Ziel bei, zahnfreundliche Znüni in Spiel- Produkte, welche weder kariogen noch an Fachpersonen. gruppen einzuführen sowie die Kinder erosiv sind. Über 90 Prozent der Schwei- zer Bevölkerung kennen das «Zahnmänn- chen», und als Qualitätslabel für zahn- freundliche Süssigkeiten ist es sozusagen in aller Mund. Schon in den Zahnputz­ lektionen in der Schule wird über den Nutzen des «Zahnmännchens» als Weg- weiser zu zahnfreundlichen Süsswaren gesprochen.

Genuss und Mundgesundheit vereint Nebst zahnfreundlichen Kaugummis und Bonbons gibt es nun auch zahn- freundliche Schokolade. Die Aktion Zahnfreund­lich bietet über ihren Web- shop (www.zahnfreundlich.ch) drei ­Sorten in praktischen 40-Gramm-Ver­ packungen zum Verkauf an. Mit diesem Angebot richtet sich der ­gemeinnützige Verein gezielt an ältere

Werden Sie Mitglied der ­Aktion Zahnfreundlich!

Als Mitglied der Aktion Zahnfreundlich (Mitgliedschaftsgebühr 50 Franken pro Jahr) engagieren Sie sich für einen ­guten Zweck, da sich der gemeinnüt­ zige Verein für die Mundgesundheit in der Schweizer Bevölkerung einsetzt. Aus­ser­dem profitieren Mitglieder von ­einem Willkommenspaket (Give-aways, Flyer, Produktmuster usw.), 10 Prozent Rabatt auf die kostenpflichtigen Artikel im Webshop u.v.m. Weitere Informationen und Anmeldung Das «Zahnmännchen» weist auf zahnfreundliche Produkte hin. Neu findet man es auch auf Schoko­ unter: www.zahnfreundlich.ch ladentafeln.

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Menschen, welche gerne ab und zu ein Stück Schokolade geniessen möchten, ­jedoch anschliessend nicht gleich die Möglichkeit haben, sich die Zähne zu putzen. Die zahnfreundliche Schokolade soll eine Alternative bieten, die Genuss und Mundgesundheit vereint. Die Herstellung der zahnfreundlichen Schokolade erfolgt mit Isomaltulose (Pala- tinose) und bewirkt – nebst der Zahn- freundlichkeit –, dass der Blutzucker­ spiegel nach dem Verzehr weniger stark ansteigt (glykämischer Index 32 [Trauben- zucker = 100]) als nach dem Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln. Isomaltu- lose wird wie Zucker voll verstoffwechselt und liefert 4 kcal/g. Der Verzehr von Le- bensmitteln, welche Isomaltulose anstelle von anderen Zuckerarten ent­halten, trägt ferner zur Erhaltung der Zahnmineralisie- Die zahnfreundliche Schokolade enthält Isomaltulose anstelle von Zucker und ist in drei Sorten rung bei und hat keine abführende Wir- ­erhältlich. kung; ausserdem ist die zahnfreundliche Schokolade laktosefrei. Das Vorbild Aktion Zahnfreundlich land, Japan sowie Korea gefunden. Dem auch im Kiosk eines türkischen Basars Schweiz hat inzwischen auch Nachah- «Zahnmännchen» können wir als oder am Palmenstrand von Ecuador mung in anderen Ländern wie Deutsch- schweizerischem Bekannten deshalb ­begegnen.

In eigener Sache: Abschied von Anna-Christina Zysset und Thomas Vauthier

Zwei langjährige Mitarbeiter des SWISS DENTAL JOURNALS SSO wurden kürzlich von der Redaktionskommission verabschiedet. Anna-Christina Zysset übernahm 1998 die Redaktion der Schweizerischen Monatsschrift für Zahnmedizin, wie sie damals noch hiess. 16 Jahre lang betreute sie die Zeitschrift umsichtig und engagiert. Gemeinsam mit Chefredaktor Adrian Lussi begleitete sie die Neuausrichtung zum heutigen SWISS DENTAL JOURNAL SSO. Seit Anfang 2015 geniesst Anna-Christina Zysset ihren wohl­verdienten Ruhestand.

Sogar noch länger für das SDJ aktiv war der Wissenschaftsredaktor Thomas Vauthier. Seit 1996 schrieb er Artikel auf Deutsch und Französisch. Die Zeitschrift profitierte von seiner guten Vernetzung in der Dentalbranche und in der Werbewirtschaft. Thomas Vauthier übersetzte zudem Facharti- kel ins Französische und lektorierte Übersetzungen im Teil «Praxis und Fortbildung». Als Lektor und Übersetzer dürfen wir weiterhin auf seine Unterstützung zählen.

Anna-Christina Zysset und Thomas Vauthier haben die Schweizerische Monatsschrift für Zahnmedizin und später das SWISS DENTAL JOURNAL SSO geprägt. Im Namen der Redaktionskommission danke ich ihnen für den grossen Einsatz und ihre langjährige Arbeit.

Text: Andrea Renggli; Foto: Susanne Scherrer

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Curaden Dentaldepot ist mehr als bloss Mehr als ein ein Lieferant von Verbrauchsmaterial. Mit spezialisierten Dienstleistungen unterstützt ­Lieferant Curaden Zahnärzte, vom technischen Dienst bis zum Marketingkonzept.

Text und Fotos: Andrea Renggli

Das Curaden Dentaldepot gibt es bereits Geräten. Curaden berät seine Kunden in- vertrauenswürdigen Partner, der im Not- seit 1954. Gegründet wurde die Firma da- dividuell und bietet Komplettlösungen, fall schnell vor Ort ist», so Michael Fluri. mals unter dem Namen Healthco Breit- bei denen alles aus einer Hand kommt. Auch die Gerätewartung oder Reparatu- schmid AG, seit 2010 trägt sie die heutige Eine weitere Spezialität ist der technische ren werden teilweise in den Curaden-­ Bezeichnung. «Curaden ist noch immer Dienst. Ein erfahrener Techniker steht je- Geschäftsräumen in Dietikon erledigt. ein Familienunternehmen, und der Den- derzeit zur Verfügung, sodass Geräte nach Als einziges Dentaldepot in der Schweiz talhandel ist unser Kerngeschäft», erzählt einer Panne schnell wieder funktionie- bietet Curaden zudem Hygienevalidierun- Michael Fluri, CEO von Curaden Dental- ren. «Dazu braucht der Zahnarzt einen gen mit einem zertifizierten Fachmann an. depot. Das Angebot des Depots umfasst über 40 000 Artikel an Labor- und Zahn- arztbedarf, die alle online bestellt wer- den können. Dazu kommen Geräte und Praxis­einrichtungen. Mit der Mehrheits- beteiligung an der italienischen Firma Gerho, die Curaden vor Kurzem erwor- ben hat, ist das Unternehmen auch inter- national tätig. Gerho ­handelt mit Ver- brauchsmaterialien und beliefert Zahn- arzt- und Dentalhygienepraxen sowie zahntechnische Labors in Europa. «Dank dieser Beteiligung können unsere Kunden von der aktuellen Euroschwäche profi­ tieren. Wir geben diesen Vorteil eins zu eins weiter», sagt Fluri. «Der Markt ­beschränkt sich nicht mehr auf die Schweiz, man muss über die Grenzen ­hinausblicken. Besonders im Handel mit Verbrauchsmaterial wird der Kon­ Sie führen Curaden vom Dentaldepot zum modernen Dienstleister (v. l.): Philipp Achermann, Marketing- kurrenzkampf härter.» leiter, und Michael Fluri, CEO von Curaden Dentaldepot. Doch Curaden ist mehr als nur ein Den­ taldepot. Mit dem Namenswechsel vor fünf Jahren ging auch eine strategische Neuausrichtung einher. Michael Fluri und die rund 80 Mitarbeitenden ­sehen sich als Partner für Produkte und Dienstleistun- gen für Zahnärzte und -techniker. Damit erschliessen sich ganz neue Geschäftsfel- der. Stichworte sind IT-Dienstleistungen, technischer Dienst, Prävention, Weiter- bildung, Marketing.

Hygienevalidierung vom Fachmann Die digitale Technik hält auch in der Zahnarztpraxis Einzug: von der Patien- tenverwaltung über das digitale Röntgen oder CAD/CAM bis hin zur Sterilisatoren- überwachung. Besonders wichtig bei der Integration von neuen Technologien sind die Schnittstellen zu den bestehenden In der Abteilung Verkauf Labor: Alex Vincente (links) und Teamleiter Luis Lizzo.

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luten Umsat, sondern relative Zahlen. Für uns sind alle Kunden gleich wichtig, der einzelne Zahn­arzt mit einer kleinen Praxis genauso wie eine Gruppenpraxis oder ein Zahnarztzentrum», erklärt CEO Michael Fluri.

Eine Marke sein Der Dentalmarkt ist im Wandel. «Der Konkurrenzdruck unter den Zahnmedizi- nern hat zugenommen. Werbung bei- spielsweise war bis vor einigen Jahren kaum ein ­Thema. Auch gibt es immer mehr Zahnmedizinzentren, welche pro- fessionelles Marketing betreiben. Und seit die Personenfreizügigkeit eingeführt wurde, lassen sich vermehrt ausländische Rolf Tschudi in der Werkstatt des technischen Dienstes von Curaden. Zahnärzte in der Schweiz nieder. In die- sem Umfeld muss sich ein Zahnarzt posi- tionieren, eine Marke sein», meint ­Michael Fluri. Dabei berät Curaden Dentaldepot seine Kunden. Grafikdesig- ner, Texter und Marketingfachleute bie- ten entsprechende Unterstützung, vom Briefpapier mit Logo über die Gestaltung der Website bis zum individuellen Marke- tingkonzept. Der Zahnarzt soll sich auf sein Handwerk konzentrieren können, Curaden übernimmt den Rest, so die ­Devise.

Pionier der Branche Der Inhaber und Patron der Breitschmid-­ Gruppe, Ueli Breitschmid, ist in der Bran- che bekannt für seinen unkonventionel- len Führungsstil. Ist das auch bei Curaden Sulayman El Toufeili, Lehrling im 3. Lehrjahr, beschäftigt sich hier mit Arbeiten im Marketing. Dentaldepot in Dietikon zu spüren? «Ueli Breitschmid ist ein Pionier», so Michael Fluri. «Er antizipiert die Entwicklungen Neue Perspektiven mit Prävention tung bei Investitionen oder Umbauten – der Branche und handelt entsprechend. Eine Neuheit im Portfolio von Curaden ist können alle Curaden-Kunden profitie- Ohne ihn wären wir sicherlich nicht dort das Programm «Prevention one». Es soll ren. Im Rahmen eines Partnerprogramms positioniert, wo wir jetzt sind.» Und Zahnärzten helfen, ihr Image bei der Be- aber erhalten jene Kunden, die 80 Pro- ­Philipp Achermann ergänzt: «Es ist ihm völkerung zu verbessern. «Für die meis- zent ihres Bedarfs über Curaden bezie- wirklich ein Anliegen, die Mundgesund- ten Patienten ist der Zahnarztbesuch mit hen, Produkte und Leistungen zum heit der Bevölkerung zu verbessern, das ‹Bohren und Flicken›, also mit negativen ­Vorzugspreis. «Wir messen beim Part- ist nicht nur ein Werbeslogan. Hinter die- Assoziationen, verbunden», erklärt Mar- nerprogramm bewusst­ nicht den abso­ sem Ziel stehen wir alle.» ketingleiter Philipp Achermann das Kon- zept. «Der Zahnarzt kann aber noch viel mehr. Indem er dem Patienten zeigt, wie man die Zahnsubstanz erhalten kann, Schweizer Marken mit internationalem Renommee sorgt er für eine gute Mundgesundheit und damit für allgemeines Wohlbefin- Neben Curaden Dentaldepot gehören weitere Firmen zur Breitschmid-Gruppe mit Sitz den.» Curaden vermittelt Zahnmedizi- in Kriens im Kanton Luzern: die IT-Firma Curaden IT Solutions, der Aus- und Fortbilder nern Produkte und Kompetenzen, um die Curaden Academy sowie die Curaden International AG mit ihren Vertriebspartnern und Prävention vermehrt in den Vordergrund Tochterfirmen in über 50 Ländern. Insbesondere die Marken Curaprox und Swiss Smile zu stellen. So kann der Praxisinhaber ein sowie der Mundprophylaxe-Ausbilder iTOP erzielen internationales Renommee. In der positives Bild vermitteln und ganz neue Schweiz arbeiten rund 200 Personen für die Breitschmid-Gruppe, ­verteilt auf die Kundenkreise erschliessen. Standorte , Crissier, Dietikon, Kriens und Riazzino. Die Gruppe ist im Besitz von Von diesen und weiteren Dienstleistun- Ueli und Erika Breitschmid mit ihren Töchtern Christine, Laura, Nora und Carla sowie gen – zum Beispiel Fortbildungsanlässen Claudio Fuchs. und -reisen, Praxis-Checks oder Bera-

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MEDIZIN

Zuckersüss und reich an Koffein: Forscher Der unter­ von der Weltgesundheitsorganisation war- nen vor Energy-Drinks – vor allem in Kom- schätzte Kick bination mit Alkohol. Auch den Zähnen tun die sauren Getränke nicht gut, denn aus der Dose sie ­erhöhen das Risiko für Erosionen.

Text: Felicitas Witte, Ärztin und Journalistin Grafiken: Emanuele Fucecchi

«Geil» finden es die einen, «eklig» die Ihre Eltern sind jedoch besorgt: Wie ge- lich vergehen. Verantwortlich für den anderen. Getrunken haben Energy-­ fährlich ist der Kick aus der Dose? Die Un- «Energiekick» ist Koffein, dessen Menge Drinks aber alle schon mal. Jannik, Hend- tersuchung von João Joaquim Breda würde je nach Dosengrösse variiert (siehe Ta­belle rik, Antonia, Cara, Nils und Meike – alle ihnen Recht geben. Breda arbeitet im eu- S. 626). Koffein lässt das Herz schneller zwischen 16 und 18 – sind sich einig: ropäischen Büro der Weltgesundheitsor- schlagen und erhöht den Blutdruck. Das «Energy-Drinks sind praktisch, wenn ganisation (WHO) in Kopenhagen und hat Herz rast, es kommt aus dem Takt, im man müde ist. Auf Partys oder Konzerten kürzlich die aktuellen Studien zusammen- schlimmsten Fall steht es plötzlich still. werden sie oft gratis angeboten – das ist gefasst.1 Liest man seinen Bericht, kann So wurde in den Studien über Herzklop- cool.» einem die Lust auf die süsse Brause ziem- fen und Unruhe berichtet, Übelkeit,

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­Erbrechen und Krampfanfälle. In den USA und Schweden soll es zu Todesfällen ge- kommen sein. Energy-Drinks erhöhten das Risiko für Typ 2-Diabetes, Schwangere erlitten Fehl- oder Totgeburten. Wegen des hohen Zuckergehaltes kann man dick werden und Zahnprobleme bekommen. Jugendliche konsumierten häufiger Ziga- retten, Marihuana oder andere Drogen und betranken sich öfter, sie schnallten sich im Auto seltener an, verhielten sich aggressiv. Gefährlich ist das Mischen mit Alkohol: Das kann zum einen ein Einstieg in die Alkoholabhängigkeit sein. Zum an- deren wird man nicht duselig oder schläf- rig, sondern bleibt durch das Koffein wach und trinkt immer weiter. US-amerikani- sche Studenten, die Energy-Drinks mit Alkohol genossen, belästigten häufiger ihre Kommilitoninnen sexuell, sie fuhren häufiger mit einem alkoholisierten Fahrer im Auto mit und wurden häufiger verletzt. Schulkinder, die regelmässig die zucker- süssen Drinks zu sich nahmen, haben ein höheres Risiko für ein Aufmerksamkeits- defizitsyndrom, wie Forscher von der Uni Verantwortlich für den «Energiekick» in Energy-Drinks ist Koffein, dessen Menge je nach Dosengrösse 2 Yale kürzlich herausfanden. «Die Geträn- variiert. Auch andere Getränke, die Jugendliche lieben, enthalten Koffein – pro Becher manchmal mehr ke sind gefährlich, wenn man zu viel da- als eine Dose Energy-Drink. von konsumiert», sagt Roland Bingisser, Chef der Notfallstation am Unispital Basel. Drinks, 30 Prozent der Erwachsenen und Nicht für Kinder Aufputschmittel gegen den Jetlag 18 Prozent der Kinder unter 10 Jahren.3 Forscher der Universität Miami in Florida Die Idee von Energy-Drinks stammt ver- Vor einigen Jahren begannen Eltern den sichteten 121 Berichte in Fachmagazinen.5 mutlich aus Asien. Nach dem Zweiten Herstellern bekannter Energy-Drinks Ihr Fazit: Für Kinder mit bestimmten Weltkrieg sollen japanische Piloten sie zur heftige Vorwürfe zu machen, weil einige Vorerkrankungen könnten die Getränke Verbesserung ihrer Sehleistung getrunken Jugendliche angeblich an einer Überdo- durchaus gefährlich sein. So löste Koffein haben. Später entdeckten Truckfahrer die sierung von Koffein in den Energy-Drinks etwa bei Kindern mit Herzmuskelkrank- Getränke als Wachmacher für lange Fahr- gestorben seien. So soll etwa eine damals heiten, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ten. Anfang der 1980er-Jahre soll der ös- 14-jährige Amerikanerin eine 700-Milli­ oder Essstörungen eher Herzbeschwer- terreichische Unternehmer Dietrich Ma- liter-Dose getrunken haben – das wären den aus. Bei Diabetikern liess es den Blut- teschitz auf Geschäftsreisen so begeistert 240 Milligramm Koffein. «Für Kinder, die zucker steigen – verschlimmernd wirkt von einem Drink namens Krating Daeng Energy-Drinks erstmals oder in grossen der hohe Zuckergehalt der Drinks. Auch gewesen sein, dass er Taxifahrer bei der Mengen trinken, kann das gefährlich bestimmte Medikamente oder Alkohol Fahrt vom Flughafen jedes Mal darum sein», sagt Thomas Lüscher, Chefkardio- können den Effekt von Koffein verstär- bat, anzuhalten, um eine Flasche davon loge am Unispital Zürich. Ob die an die ken. Nicht mehr als 100 Milligramm zu kaufen. «Ein Glas, und mein Jetlag war Behörden berichteten Todesfälle wirklich ­Koffein oder 2,5 Milligramm pro Kilo weg», wird Mateschitz zitiert. Warum durch eine Koffeinüberdosierung verur- ­Körpergewicht solle man pro Tag zu sich solche Getränke nicht auch in ­Europa sacht worden waren, ist nicht bewiesen. nehmen, empfehlen die Forscher aus Flo- verkaufen?, dachte sich der pfiffige So soll die 14-Jährige an einer Herzkrank- rida. «Kinder, Schwangere, Stillende und ­Österreicher. 1987 brachte er Red Bull in heit gelitten haben – möglicherweise Patienten mit Herz- oder Hirnerkran- Österreich zum ersten Mal auf den Markt. führte sie zum Tod des Mädchens. «Bisher kungen sollten auf Energy-Drinks ver- Die Firma hat seitdem über 40 Milliarden sehen wir vor allem Einzelfälle. Wie häufig zichten», sagt Ramshorn-Zimmer. Eine Dosen verkauft. Rasch griffen andere es zu Überdosierungen kommt, wurde in Überdosierung äussert sich durch Kopf- Hersteller die Idee auf – mit steigendem Europa nicht systematisch untersucht.» schmerzen, man wird unruhig und Erfolg. Mehr als 12,5 Milliarden Dollar In den USA waren 2011 20 783 Besuche in ängstlich, das Herz rast, und es wird ­erwirtschafteten die Hersteller damit im der Notaufnahme auf den Konsum von ­einem übel. Später kommen Halluzina- Jahre 2012, das ist 60 Prozent mehr als Energy-Drinks zurückzuführen – das ist tionen, Lähmungen, Krampfanfälle und 2008. doppelt so viel wie 2007.4 «Wir gehen in Herzrhythmusstörungen dazu, was zum Gemäss einer Studie der Europäischen Deutschland von einem ähnlichen Trend Tod führen kann. Nahrungsmittelsicherheitsbehörde EFSA aus», sagt Alexandra Ramshorn-Zimmer, Trinkt man regelmässig Kaffee, werden konsumieren 68 Prozent der Jugendli- Oberärztin der Zentralen Notaufnahme die Wirkungen des Koffeins schwächer – chen zwischen 10 und 18 Jahren Energy-­ am Uniklinikum Leipzig. der Körper gewöhnt sich an den Stoff.

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So brauchen manche morgens zwei bis boten, in Schweden dürfen sie nur an Ju- Bern, «denn sie schaden den Zähnen drei Tassen Kaffee, um richtig wach zu gendliche ab 15 Jahren verkauft werden. enorm.» Lussi fand gemeinsam mit werden. Ohne das Koffein treten Ent- In der Schweiz muss auf der Verpackung ­Forschern aus Grossbritannien und zugserscheinungen auf: Kopfschmerzen, stehen, dass die Getränke nur in begrenz- Frankreich in einer Studie mit 3187 Er- Müdigkeit und Lethargie oder auch Un- ten Mengen konsumiert werden sollten wachsenen bei Patienten, die häufig ruhe. «Es gibt immer mehr jüngere Kin- und für Kinder, Schwangere und koffein- Energy-Drinks oder Sport-Drinks kon­ der, sogar schon Zehnjährige, die regel- empfindliche Personen ungeeignet sind. sumierten, eine fast doppelt so hohe mässig Energy-Drinks konsumieren und Pro 100 Milliliter dürfen nur 32 Milli­ Wahrscheinlichkeit für Erosionen.6 In dann vom Koffein abhängig werden», gramm Koffein enthalten sein. Eine Dose ­einer seiner anderen europäischen Stu- ­erzählt Notfallmediziner Bingisser. «Die pro Tag schadet Kindern vermutlich aber dien erhöhte ein regelmässiger Konsum Entzugssymptome bei Kindern zu erken- nicht. von Energy- oder Sport-Drinks das Risi- nen, ist nicht einfach: Ist es ein ‹Zappel- Man darf jedoch nicht glauben, Cappuc- ko für überempfindliche Zähne um mehr philipp›, oder ist das Kind unruhig, weil cino, Caffè latte oder Cola seien harmlo- als das Doppelte.7 ihm Koffein fehlt?» ser. «Das Koffein ist das gleiche», sagt «Leider gibt es bisher noch keine klini- Liest man die Berichte der amerikani- Balz Frei, Biochemiker und Direktor des sche Studie, die das bei Kindern unter- schen Wissenschafter, kann einem die Linus Pauling Instituts an der Oregon Sta- sucht hat», sagt Lussi. «Aber noch nicht Lust auf die Powerdrinks vergehen. Von te University in den USA. «Es kommt auf publizierte Daten aus unserem Labor wei- Leberentzündung ist die Rede, Nieren- die Gesamtmenge an.» Er hält nichts da- sen darauf hin, dass Energy-Drinks sehr versagen, Hirnblutungen, Psychosen mit von, Energy-Drinks zu verbieten, doch wahrscheinlich auch Erosionen in den Angststörungen und Schlimmerem. Meist die maximale Menge Koffein pro Drink sei Milchzähnen verursachen.» An der Ero- hatten die Jugendlichen dabei jedoch zu begrenzen. «Eltern sollten ihre Kinder sionssprechstunde seiner Klinik in Bern mehrere Dosen täglich getrunken – ein lieber ermutigen, Wasser oder Milch zu stellen sich pro Jahr rund 200 Patienten Bub mit Nierenproblemen zum Beispiel trinken – das ist allemal gesünder.» vor. «Das kann wirklich schlimm aus­ drei Liter pro Tag in Kombination mit sehen», erzählt Lussi. «Die Zähne im ­einem Liter Wodka. Kein Wunder, dass Hässliche Zähne durch Energy-Drinks Frontbereich werden dünner und zacke- dabei die Niere nicht mehr mitmacht. Darüber würden sich auch die Zähne lig, und die Zähne verfärben sich gelb, Einige Staaten haben bereits Konsequen- freuen. «Energy-Drinks sind ein grosses weil der Schmelz immer dünner und das zen gezogen. In Dänemark und Uruguay Problem», sagt Adrian Lussi, Direktor der Dentin freigelegt wird. Abgesehen davon etwa sind Energy-Drinks komplett ver- Zahnmedizinischen Kliniken an der Uni tut es ziemlich weh.»

Menschen, die häufig Energy-Drinks oder Sport-Drinks konsumieren, bekommen mit fast doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Erosionen.

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Neben Energy-Drinks können andere saure Getränke wie Fruchtsäfte oder Sport- getränke ebenfalls Erosionen auslösen. Auch die ­Ernährungs- oder Lebensgewohn­heiten ­können schuld sein.

Dass Erosionen entstehen, liegt natürlich nur einen trinkt, dafür aber schluck­ kauft. «Das reicht aber für eine Woche», nicht nur an den Energy-Drinks. Auch weise.» Am besten spüle man sich kurz versichert einer von ihnen und grinst. andere saure Getränke wie Fruchtsäfte den Mund mit Wasser nach dem Drink – oder Sportgetränke, zu wenig Speichel­ auch das senke das Risiko für Erosionen. Literatur fluss, Reflux und andere Ernährungs- Joghurt schützt trotz dem niedrigen 1 http://journal.frontiersin.org/Journal/10.3389/ fpubh.2014.00134/abstract oder Lebensgewohnheiten können pH‑Wert vor Ero­sionen, ebenso genü- 2 www.academicpedsjnl.net/article/S1876- schuld daran sein (siehe Grafik). Lussi gend Kalzium. Es habe keinen Sinn, 2859%2814%2900425-2/abstract hat einige Tipps dafür, wie man das Risi- meint Lussi, Jugendlichen Energy-­ 3 www.efsa.europa.eu/en/supporting/pub/ ko für Erosionen reduzieren kann: «Bes- Drinks zu verbieten. «Die trinken das 394e.htm 4 www.samhsa.gov/data/sites/default/­files/ ser, man trinkt die Drinks in einem sowieso.» Wichtig sei, den jungen Leu- DAWN126/DAWN126/sr126-energy-drinks- als schluckweise.» Und auf die Menge ten die richtige Umgangsweise mit allen use.pdf komme es an: «Mehr als vier pro Tag erosiven Getränken zu vermitteln. 5 http://pediatrics.aappublications.org/content/ early/2011/02/14/peds.2009-3592.full.pdf+ sollten es nicht sein. Trinkt jemand aber Die sechs Teenager haben sich nach dem html drei in ­einem Schuss, hat der möglicher- Gespräch mit der Journalistin im Dis- 6 www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24004965 weise weniger Erosionen als jemand, der counter eine Palette Energy-Drinks ge- 7 www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23911597

Bocklerstrasse 37 • 8051 Zürich Tel. 044 322 29 04 • Fax 044 32110 66 [email protected] www.benzerdental.ch

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MEDIZIN-UPDATE

Auch wenn die Werbung etwas anderes Endlich ­aufhören suggeriert: Viele Exraucher haben aus ­eige­ner Willenskraft und ohne fremde Hilfe aufgehört.

Text: Felicitas Witte, Journalistin und Ärztin Grafik: Emanuele Fucecchi

Zwei von drei Rauchern sterben an ihrer Sucht, wie kürzlich Forscher aus Austra- lien in einer Studie mit 204 953 Leuten über 45 Jahren herausfanden – das sind viel mehr, als man bisher dachte. Rauchen verkürzte das Leben der Teilnehmer im Schnitt um zehn Jahre.1 «Weil Nikotin rasch süchtig macht, schaffen es so weni- ge aufzuhören», sagt Jochen Mutschler, Suchtexperte und Oberarzt an der Psy- chiatrischen Uniklinik Zürich. Wie ab- hängig man sei, könne man leicht mit dem Fagerström-Test feststellen:2 «Je ­höher der Wert, desto schwieriger der Rauchstopp.» Raucher können «einfach so» aufhören, Rauchstopp-Bücher lesen, Entwöhnungs­ kurse belegen, eine Verhaltenstherapie machen oder das Gespräch mit Arzt, Apo- theker oder Raucherberatern suchen. «Je stärker man abhängig ist, desto eher braucht man Unterstützung», sagt Mutschler. In der Schweiz betreffe das In Studien wirkte Bupropion ähnlich gut wenige – ich würde davon abraten», sagt etwa 50 von 100 Rauchern, schätzt der wie eine NET, Vareniclin möglicherweise Mutschler. «Aber wer das trotzdem pro- Psychiater. Vor allem bei einem abrupten besser. Mit einer NET gelang es in Studien bieren möchte: Nebenwirkungen verursa- Entzug kann es bei stark Abhängigen zu etwa doppelt so vielen Rauchern aufzuhö- chen die Behandlungen kaum.» Entzugserscheinungen kommen. Man ren wie mit Placebo. Doch der australi- In Studien wird eine Nikotinimpfung ge- wird unruhig, reizbar oder aggressiv, kann sche Gesundheitswissenschafter Simon testet, aber die Leitlinien raten davon ab, nicht gut schlafen, fühlt sich traurig oder Chapman zeigte mit seiner Metaanalyse weil die Wirksamkeit noch nicht genü- niedergeschlagen und nimmt Gewicht zu. von 511 Studien,3 dass in mehr als neun gend untersucht wurde. Ebenso sollte Dass man wieder mehr Luft bekommt und von zehn Studien Massnahmen von aus­ man keine rauchlosen Tabakprodukte wie wieder etwas schmeckt, freut Raucher sen wie Medikamente, Einzel- oder Grup- Snus oder nikotinfreie Zigaretten verwen- zwar. «Die Euphorie ist aber schnell vor- pentherapien untersucht wurden. Wie gut den, denn dass sie wirken und sicher sind, bei, wenn die fiesen Entzugssymptome Raucher von alleine aufhören konnten, ist nicht belegt. auftreten und das Umfeld Abstand nimmt, wurde selten analysiert. «Die Studien zu Eine grosse Rolle beim Erfolg spiele zudem weil man gereizt ist.» Die Symptome kann den Hilfsmassnahmen sind zudem oft von das soziale Umfeld, sagt Mutschler. Rau- eine Nikotinersatz­therapie (NET) in Form den Pharmafirmen gesponsert», sagt chen alle um einen herum, werde man von Pflastern, Kaugummis, Inhalern oder Chapman. Dies muss nicht, kann aber das schneller rückfällig, anders herum schüt- Mikrotabletten bessern. Raucht jemand Ergebnis beeinflussen. «Die Werbung ze das Rauchverbot sicherlich viele davor. wenig und hilft ihm eine NET nicht, rät suggeriert, dass es mit eigener Willens- «Es lohnt sich aber immer aufzuhören – Mutschler zu Vareniclin. Bei Rauchern mit kraft kaum geht. Medikamente können je früher, desto besser.» depressiven Verstimmungen kommt eher helfen, aber knapp drei von vier Exrau- Bupropion infrage. Beide Medikamente chern haben ohne Hilfe von aussen aufge- Quellen können erhebliche Nebenwirkungen ver- hört.» Manche erhoffen sich Hilfe durch 1 www.biomedcentral.com/1741-7015/13/38 2 www.at-schweiz.ch ursachen. «Man sollte sie nur unter enger Hypnose oder Akupunktur. «Bei Ersterer 3 http://journals.plos.org/plosmedicine/ ärztlicher Betreuung einnehmen.» gibt es keine Belege und beim Zweiten nur article?id=10.1371/journal.pmed.1000216

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Humane Leukozytenantigene (HLA) spielen SSO-­ eine Rolle bei der Immunabwehr. Eine Stu­ die hat Assoziationen von HLA mit oralen Forschungsfonds Erkrankungen bei Schweizer Erwachsenen untersucht.

Autoren: M. Mauramoa, b, A. M. Ramseiera, A. Buserc, J. M. Tiercyd, ­R. Weigere, T. Waltimoa

Assoziationen zwischen HLA-A, und Orale Mikrobiologie der Universitäts­ Verdankung -B und DRB1-Typen und oralen kliniken für Zahnmedizin in Basel einge­ Wir danken der Schweizerischen Zahn­ Erkrankungen in Schweizer ­ laden. 257 Freiwillige konnten schliesslich ärzte-Gesellschaft SSO für die finanzielle Erwachsenen untersucht werden. Die Unter­suchung Unterstützung dieses wissenschaftlichen beinhaltete eine detaillierte Anamnese Projektes. Hintergrund (Mundhygienegewohnheiten, Ernährung, Humane Leukozytenantigene (HLA) spie­ Rauchen, chronische ­Erkrankungen und Dieses Forschungsprojekt Nr. 246-09 wurde len eine wichtige Rolle bei der Immun­ Medikamente), gefolgt von einer Unter­ vom SSO-Forschungsfonds finanziell unter- abwehr. Antigene von Pathogenen werden suchung der oralen Schleimhaut, Messung stützt. Gemäss den neuen SSO-Richtlinien­ in Form von Peptiden an die HLA-­Mole­ des stimulierten Speichelflusses, Karies­ wird von jeder durch den SSO-Forschungs- küle gebunden und können so von T-Zel­ status (DMFT-­Wert), einem ausführlichen fonds unterstützten Studie eine Kurzfassung len erkannt werden. Die HLA-Moleküle Parostatus mit kalibrierter Sonde, Plaque- im SDJ publiziert. Die vollständige Publikation können sich zwischen verschiedenen In­ und Blutungsindex sowie der Beurteilung «Associations of HLA-A, -B and -DRB1 Types dividuen stark unterscheiden. Dies könnte der temporomandibulären Funktion. Zum with Oral Diseases in Swiss Adults» (Maura- die unterschiedliche Immunantwort auf Vergleich der oralen Erkrankungen bei mo et al. PLoS One. 2014 Jul 29; 9[7]) kann in Mikroben erklären. Frühere Studien zeig­ HLA-positiven und -negativen Gruppen der elektronischen Datenbank PubMed und ten einen Zusammenhang zwischen be­ wurden der Student’s t-Test und der unter PLOS one (http://www.plosone.org/­ stimmten HLA-Antigenen und oralen Er­ Pearson’s Chi-Quadrat Test angewandt article/info%3Adoi%2F10. 1371%2Fjournal. krankungen. Bisher wurden jedoch immer und jeweils nach der Bonferroni-Korrek­ pone.0103527) herunter­geladen werden. Für nur kleine Gruppen oder spezifische Sub­ tur für multiple Untersuchungen korri­ Fragen wende man sich an Prof. T. Waltimo populationen wie Kinder oder medizinisch giert. ([email protected]). kompromittierte Patienten untersucht, Die SSO unterstützt und fördert die zahnärzt- sodass die Resultate nicht auf die Gesamt­ Ergebnisse liche Forschung. Sie unterhält zu diesem population anwendbar waren. Die HLA-Typen B*15, B*51 und DRB1*12 Zweck seit 1955 einen Fonds, aus dessen Bei- waren mit geringerer Parodontalerkran­ trägen wissenschaftliche Projekte finanziert Ziel kung assoziiert. HLA-A*32 hatte eine As­ werden können. Der Fonds wird jährlich mit In dieser Studie sollten Assoziationen von soziation mit temporomandibulärer Dys­ Fr. 125 000.– aus den SSO-Mitgliederbeiträ- Klasse-I-HLA-A und -B und Klasse-II- funktion (Klicken). Weiter wurden keine gen gespeist.

HLA-DRB1-Typen mit einer Reihe von statistisch signifikanten (PBonf < 0.05) Kor­ oralen Erkrankungen wie Parodontitis, relationen gefunden. Karies, Schleimhautveränderungen, tem­ poromandibulärer Dysfunktion und Spei­ Schlussfolgerung chelfluss in gesunden Schweizer Erwach­ HLA-Typen können in generell gesunden a Klinik für Präventivzahnmedizin und Orale senen untersucht werden. Erwachsenen einen Einfluss haben auf Mikro­biologie, Universitätskliniken für Zahn­ die Entwicklung oraler Erkrankungen. medizin Basel b Institute of Dentistry, University of Helsinki, Material und Methode Besonders die Karies ist jedoch von so vie­ ­Finland 2000 Personen aus dem Schweizer Blut­ len anderen, wichtigeren Einflussfaktoren c Blutspendezentrum SRK beider Basel stammzellspender-Register, von denen wie zum Beispiel Mundhygiene- und Er­ d Nationales Referenzlabor für Histokompatibili­ bereits die HLA-Typisierung vorlag, wur­ nährungsgewohnheiten abhängig, dass tät, HUG, Genf e Klinik für Parodontologie, Endodontologie und den für eine zahnärztliche Untersuchung ein statistisch relevanter Zusammenhang Kariologie, Universitätskliniken für Zahnmedizin in der Klinik für Präventivzahnmedizin nicht nachgewiesen werden konnte. Basel

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ONLINE

Nicht nur Zahnärzte, sondern die gesamte iPhone-, iPod- und iPad- Bevölkerung leidet hin und wieder unter Apps für Zahnärzt­innen ­erheblichen Schlafstörungen. Ob eine App und Zahnärzte dabei helfen kann, muss jeder selber für sich herausfinden.

Text und Bilder: Andreas Filippi

So ist der Praxisalltag: Eine Gehilfin fällt Es gibt unzählige seriöse Vorschläge in Schlaflabor entfernt und sollte auch nicht überraschend für Wochen aus, der Steri der entsprechenden Literatur, wie man darüber hinwegtäuschen, dass man bei oder eine Behandlungseinheit gibt spon- diese Situation verbessern kann, und – anhaltenden schweren Schlafstörungen tan den Geist auf, und eine aufwändige weil es eben so viele Menschen in den einen Hausarzt oder Schlaf­mediziner und/oder teure Behandlung bei einem ­Industrieländern betrifft – auch ebenso aufsuchen sollte. Es kann aber überra- heiklen Patienten läuft überhaupt nicht ­viele mysteriöse Tipps und Gadgets aus schende Einblicke in den eigenen Schlaf so, wie sie soll. Dazu kommt noch priva- der Placebokiste, die man teilweise geben. ter, finanzieller oder gesundheitlicher für viele Franken erwerben muss. Ob all Eine dieser Apps ist Sleep Better (Abb. 1). Stress. Die Wenigsten können sich vor das dem Individuum hilft, weiss man Die bisher kostenfreie App installiert dem Einschlafen von all diesen Dingen erst, wenn man es versucht hat. Es gibt man auf seinem iPhone, welches man immer ganz frei machen. Die Festplatte mittlerweile auch einige Apps, die sich dann in der Nacht auf die Matratze legt. hört nicht auf, sich zu drehen. Und der dieser Problematik angenommen haben. Durch die Bewegungssensoren im iPho- eine oder andere schafft es nur nach Auch hier gilt: Probieren geht über Stu- ne werden­ Schlafdauer, Schlafzyklen ­subjektiv endlos langer Zeit, endlich ein- dieren. und Schlaf­effi­zienz registriert (Abb. 2 zuschlafen. Vielleicht wacht man dann und 3). Mögliche Einflüsse auf den auch noch alle ein bis zwei Stunden Teil 15 – Apps für den Schlaf Schlaf wie Kaffee- oder Alkoholkonsum ­wieder auf, und man ist am nächsten Es gibt heute mehrere Apps, die in Kom- sowie sportliche Aktivität am Vortag Morgen weit davon entfernt, ausgeschla- bination mit entsprechender Hardware können eingegeben werden (Abb. 4). fen zu sein. Insgesamt schlafen Schwei- (iPhone, Armband, Unterlage unter dem Bei konsequenter Buchführung über zerinnen und Schweizer heute im Durch- Kopfkissen u.a.m.) die Schlafphasen und eine gewisse Zeit lassen sich so viel- schnitt 40 Minuten weniger als noch des Schlafverhalten registrieren sollen. leicht Rückschlüsse auf den Einfluss der 1983. Das ist sicher alles noch weit von ­einem genannten Faktoren auf Einschlafzeit,

Abb. 1: Sleep Better: Startbildschirm Abb. 2: Sleep Better: Darstellung Abb. 3: Sleep Better: Darstellung Abb. 4: Sleep Better: Möglichkeit von Einschlafzeit und Schlafphasen von Schlafdauer und Schlafeffizienz zur Eingabe von ­Einflussfaktoren

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Abb. 5: Withings: Startbildschirm Abb. 6: Withings: quantitative und Abb. 7: Health: Verwaltungsmöglich- qualitative Darstellung einer Schlaf- keit für sämtliche gesundheitsbezo­ woche genen Daten

Schlafphasen und Schlafdauer ziehen. App synchronisiert, wo das persönliche App enthält noch eine spezielle Weck- Als Zusatzmodul gibt es sogar eine Schlafverhalten beobachtet werden funktion: Der Benutzer gibt den Zeitraum Mondphasenanalyse, was den einen kann. Seit iOS 8 gibt es die Apple-­eigene ein, in dem er geweckt werden möchte oder anderen ansprechen dürfte. Hierfür App Health, in der sämtliche gesund- (Abb. 10), und die App wählt innerhalb muss jedoch die kostenpflichtige Voll- heitsbezogenen Daten zentral verwaltet dieser Zeit eine möglichst leichte Schlaf- version freigeschaltet werden.­ Eine ähn- werden können, unter anderem auch phase, die das Aufwachen und Aufstehen liche App ist Withings (Abb. 5, siehe auch alle über den Schlaf erhobenen Daten erleichtern soll. Und für alle, die Mühe Teil 9 der Kolumne). In Kombination mit (Abb. 7). mit WLAN-Umgebungen oder Funkver- dem nur acht Gramm schweren Fitness-­ Eine dritte App zu diesem Thema ist Sleep bindungen im Bett oder neben dem Kopf Tracker, den man mit einem Armband in Cycle. Nach entsprechender Instruktion haben: Alle diese Apps funktionieren der Nacht trägt, können Einschlafdauer, (Abb. 8) wird das iPhone auf die Matratze auch im Flugmodus des iPhone. nächtliches Aufwachen, die Schlafdauer gelegt. Neben einer netten Einschlafhilfe, insgesamt und die Schlafphasen gemes- die bei Bedarf gestartet werden kann Literatur sen werden (Abb. 6). Die Daten werden (Abb. 9), werden hier nicht nur die Filippi A: iPhone- und iPad-Apps für Zahnärzte, am nächsten Tag via Bluetooth mit der Schlafphasen registriert, sondern die Quintessenz-Verlag (2013).

Abb. 8: Sleep Cycle: Instruktionen Abb. 9: Sleep Cycle: Einstellmöglich- Abb. 10: Sleep Cycle: Einstellung vor dem Start keiten des Aufwachzeitfensters

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Roland Saladin war ein Pionier der Schwei- Zum Gedenken an zer Zahnmedizin. Er verhalf der Parodon­ tologie zur Anerkennung und beschäftigte Roland Saladin eine der ersten Dentalhygienikerinnen der Schweiz. Am 21. Februar ist er im Alter von 83 Jahren verstorben.

Text: Peter Müller-Boschung, Max Leu

Geboren am 6. Oktober 1932, verbrach- ­Dentalhygienikerinnen in der Schweiz zu Schwie­riges und Heikles, das andere gern te Roland Saladin eine geborgene und beschäftigen – es war eine Amerikanerin, verschwiegen, gut verständlich, emotio- glückliche Kindheit in Bern. Er studierte die schnell Berndeutsch lernte. Roland nal annehmbar und aufbauend zu vermit- Zahnmedizin, unter anderem, weil er Saladin war auch einer der Väter der teln. Als Sohn einer französischsprachi- selber als Kind viele Mittwochnachmit- Schule für Dentalhygienikerinnen und gen Mutter und eines Deutschschweizer tage auf dem Zahnarztstuhl ausharren Vaters war er zweisprachig aufgewach- musste. sen. Das Frankophone blieb im diskreten, Nach verschiedenen Stellvertretungen charmanten Akzent seiner Sprache im- und einem Aufenthalt in Dallas in den mer hörbar. Und er liebte die französische USA eröffnete er 1962 seine zahnärzt­ Sprache. liche Allgemeinpraxis in Bern, die er Dass Zahnmedizin für Patienten nicht während 37 Jahren führte. Die Parodon- ­gerade eine gesuchte Freude ist, das war tologie – sein Spezialgebiet – konnte er Roland Saladin schon in seiner Kindheit damals noch nicht exklusiv pflegen. Sie klar geworden. Aufgrund dieser Erfah- war aber sein besonderer Behandlungs- rung beschäftigte er sich intensiv mit der schwerpunkt, und Kolleginnen und Kol- Psychologie in der Behandlung und in legen aus nah und fern überwiesen ihm der Praxisteamführung. Gekrönt wurde Patienten. In seinem Spezialfach war er diese Tätigkeit im Jahr 2004 mit dem ein anerkannter und geschätzter Lehrer, Erschei­nen des Patienteninformations- sowohl an den Universitäten als auch in buchs der Schweizerischen Zahnärzte-­ Fortbildungskursen in der Schweiz und Gesellschaft SSO, dem Zeigebuch und Deutschland. Er war auch ein gesuchter der CD i-Dent. Als Leiter des Projekt- Lehrer von über 20 ihm assistierenden teams war er nicht nur Koordinator, son- Kolleginnen und Kollegen als Chef in dern für viele Bereiche auch Autor der seiner eigenen Praxis. Im Rahmen der Information und der Bilder. Darüber hin- SSO setzte er sich als Mitglied der Wei- aus war er während einiger­ Jahre Präsi- ter- und Fortbildungskommission wäh- dent der Zahnärzte-Gesellschaft­ des rend Jahren berufspolitisch ein, und als Kantons Bern. Nach seiner Pensionie- Parodonto­loge diente er im Vorstand der Dental­hygieniker in Bern, zusammen rung fand er Zeit für Reisen mit seiner SSP. mit seinem Freund aus der Pfadfinder- Frau Irene, pflegte Freundschaften und Roland Saladin war ein Pionier der zeit, dem Inhaber der Feusischule, Fred Hobbys, und er genoss es, Zeit mit den Schwei­zer Zahnmedizin. Zusammen ­Haenssler, und mit Hans Graf von den Kindern seines Sohnes Patrick zu ver- mit vielen Kolleginnen und Kollegen ver- Zahnmedizinischen Kliniken der Univer- bringen. half er der Prophylaxe von Zahnschäden sität Bern. Als ideenreicher und engagierter Mensch zum Durchbruch. Gegen allen Wider- Roland Saladin war ein gesuchter Refe­ bleibt Roland Saladin seinen Kollegen und stand der konservativen Kollegen hatte rent. Er sprach spannend und stets Freunden in Erinnerung. Er war ein er überdies den Mut, eine der ersten mit einer Prise Humor. Ihm gelang es, Gentleman der Schweizer Zahnmedizin.

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KONGRESSE/FACHTAGUNGEN

Als Prof. Dr. Martin Schimmel, ZMK Bern, den Gerodontologie Kursaal Bern für das 1. Internationale Gero- dontologie-Symposium im Februar 2015 für den Privat­ mietete, war er sich nicht sicher, ob sich genügend Teilnehmer für den Kongress fin- praktiker den würden. Das Wagnis hat sich gelohnt.

Text und Fotos: Dr. med. dent. Sybille Scheuber, Bern

Mit mehr als 500 Anwesenden stiess das Universität Bern, der folgerichtig fest- erste «Gero-Symposium» auf unge- stellte: «Wir werden alle älter» – und wöhnlich grosses Interesse und ermutigt deswegen betrifft dieses Thema jeden. zu weiteren Anlässen in dieser Richtung. Ausgewiesene Experten der Fachrich- Das Symposium wurde gemeinsam mit tung wurden nach Bern gerufen, um der 24. Jahrestagung der Schweizerischen über aktuelle Konzepte für die Betreuung Gesellschaft für die zahnmedizinische alternder Menschen aufzuklären. Betreuung Behinderter und Betagter ­(SGZBB) abgehalten. Die Gesellschaft hat Herausforderungen der Gerodontologie sich zum Ziel gesetzt, die derzeit nicht für den Praktiker zufriedenstellende Mundgesundheits­ Der Star der Gerodontologie schlechthin situation pflegebedürftiger Menschen ist wohl Prof. Dr. Michael MacEntee, Univer- zu verbessern. Sie hat dazu ein Mund­ sity of British Columbia, der unter ande- gesundheitsmodell entworfen, das von rem die Zeitschrift «Gerodontology» he- der Schweizerischen Zahnärzte-Gesell- rausbringt. Extra aus Kanada eingeflogen schaft SSO unterstützt wird. Die Anspra- freute sich Prof. MacEntee, vor einem so che hielt Prof. Dr. Martin Täuber, Rektor der grossen Publikum referieren zu dürfen. Ambitiös wäre es, würde die Schweiz weltweit Vorreiter und Zentrum der Gero­dontologie werden. Je älter er wer- de, desto mehr falle ihm auf: «Time is ­running out.» Er stellte unangenehme ­Fragen, wie «Wann wirst du sterben?» Und vor allem: «Wie willst du sterben?» Der Star in der Gerodontologie schlechthin ist wohl ­Leider ist es meist nicht eine exotische Prof. Dr. Michael MacEntee, University of British Columbia. Der neue prägende Begriff soll in orre-K Tätigkeit, die einen ums Leben bringt, lation zu «Early Childhood Caries» (ECC) nun sondern ein profanes Herz- und Kreis- «Later Elder Caries» (LEC) lauten. laufversagen oder Krebs. Die meisten Menschen sterben im Krankenhaus. Wann sind Menschen alt? Nicht das Alter vorbildhaft. Jedoch wird kritisiert, dass spielt eine Rolle, sondern der Zeitpunkt, sich Krankenschwestern und -pfleger zu dem eine Person abhängig wird. Wenn unter Zeitdruck zu wenig um die Mund­ sie zum Beispiel nicht mehr in der Lage hygiene ihrer Patienten kümmern. Leider ist, sich die Zähne selber zu putzen oder sieht die Mundhöhle von Gebrechlichen sich zu entscheiden. oft katastrophal aus. Die Menschheit wird älter, und das ist Nach Ansicht von Prof. MacEntee ist der ­international ein finanzielles Problem. Einfluss von schlechter Mundhygiene auf Heute kämpfen wir noch gegen den Ter- Herzkrankheiten nicht so eindeutig wie rorismus, bald um die beste Pflege im von Rauchen und Zuckerkonsum auf den ­Alter. Die Lebenserwartung hängt von Zahnverlust. Der neue prägende Begriff sozio­ökonomischen Faktoren ab und dem soll in Korrelation zum «Early Childhood Land, in dem die Person lebt. Bezogen auf Caries» (ECC) nun «Later Elder Caries» Prof. Dr. Martin Täuber, Rektor der Universität Bern, hielt eine Ansprache anlässlich des Gero- den dentalen Standard ist die Schweiz mit (LEC) lauten. Zu guter Letzt machte dontologie-Symposiums in Bern. einer hohen Dichte an Dentalhygienikern ­MacEntee noch auf die Aspirationspneu-

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monie aufmerksam, die zunehmend eine schlech­tere Ernährungsparameter haben: Todesursache darstellt. Das Verschlucken Sie nehmen zu wenig Proteine und Kal- von Zahn(ersatz)teilen ist ebenfalls nicht zium auf, und es kommt zu einer Mangel­ zu unterschätzen. Mit einer Empfehlung ernäh­rung. Prothesenträger, die nicht gut des Buches «Thinking fast and slow» von kauen können, essen weichere und zu- Daniel Kahnemann schloss er sein Refe- ckerhaltigere Kost. Dadurch steigt die rat. Wurzelkaries im Alter exponentiell an. Last, but not least ist der soziale Aspekt Biologisches Alter versus chronologisches gemeinsamer Mahlzeiten nicht zu unter- Alter schätzen – Menschen in Gesellschaft Dr. Karl-Heinz Krause, Universität Genf, Ab- nehmen 25 Prozent mehr Kalorien zu teilung für Pathologie und Immunologie, sich. Eine weitere bedeutende Barriere hat lange über Krankheiten im Alter ge- ist die schlechte Mobilität im Alter. Die forscht. In einem Alter, wo andere tot oder Herausforderungen in der Gerodontologie im Pflegeheim sind, gibt es Menschen, die sind mannigfaltig. jung geblieben und voller Energie sind, Prof. Schimmel möchte für das Thema den Mount Everest besteigen oder einen ­sensibilisieren und die interdisziplinäre Marathon laufen. Was unterscheidet diese Forschung fördern. Viele Zahnärzte be- Menschen von ihren Alters­genossen? Gibt handeln Patienten nicht gerne in Alters- es einen Jungbrunnen? heimen, weil dies logistisch unangenehm Das chronologische Alter entspricht bei und aufwendig ist. Ein Vorreiterkonzept diesen Menschen nicht dem biologischen. soll in Bern entstehen, in dem Studenten Es gibt aber keinen Biomarker im Blut, mit früh mit einbezogen und in Spitäler ge- dem sich das Alter des Probanden bestim- Prof. Dr. Martin Schimmel, Klinik für Rekonstruk­ schickt werden. Prof. Schimmel sieht es als men lässt. Mit jedem Jahr, das man älter tive Zahnmedizin und Abteilung für Gerodontologie seine Aufgabe an, Fortbildungsangebote wird, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, der ZMK Bern, ist Präsident der Wissenschaftlichen in dieser Richtung zu optimieren und ein Kommission der Schweizerischen Gesellschaft für im Folgejahr zu sterben. Beträgt statistisch die zahnmedizinische Betreuung Behinderter und entsprechendes Mundgesundheitsmodell gesehen die Wahrscheinlichkeit, im Betagter (SGZBB). im Sinne der SGZBB zu formulieren. Das nächsten Jahr eines natürlichen Todes Konzept soll praxisbezogen sein und wis- zu sterben, über zehn Prozent, gilt man senschaftlich begleitet werden. Er würde per Definition als «gebrechlich». sein Ratschlag an die Patienten: «Never es sehr begrüssen, würden sich mehr Dr. Krause begann mit der «Take home miss a dental appointment!» Zahnärzte um eine Mitgliedschaft bei der message» als Karikatur: Der ungesund SGZBB bemühen. lebende, rauchende, Bier trinkende, Pizza Zähne im Alter sind wichtiger als je zuvor essende Typ stirbt schneller. Das nennt Prof. Dr. Martin Schimmel trug weitere Der kompromittierte Zahn – extrahieren sich dann «beschleunigtes Altern». Er Fakten zur Zahngesundheit im Alter zu- oder nicht? zeigte folgende Analogie: Auf Safaritouren sammen: Die Schweiz ist seit Jahren sehr Prof. Dr. Frauke Müller, Leiterin der Abtei- gibt es die «Big Five», die jeder gesehen erfolgreich in der Bekämpfung von Ka- lung für Gerodontologie und abnehmbare haben muss. In der Gerodontologie sind ries bei Kindern. Der Wert DMFT (decay- Prothetik der Universität Genf und Präsi- es die «Big Four», die zu einem be- ed, missing, filled teeth) liegt unter 1. dentin der SGZBB, stellte zufrieden fest, schleunigtem Alter führen: 1. Bewe- Anders sieht es bei den alten Menschen dass sich Restaurationstechniken und gungsarmut (sitzende Lebensweise), aus: Hier ist er stark zunehmend und Produkte verbessern und die Parothera- 2. Fettleibigkeit, 3. schlechte Ernährung liegt bei fast 30. Mehr als die Hälfte der pie wirkt. Das ist erfreulich, führt aber und 4. Rauchen. über 85-Jährigen sind laut einer Studie dazu, dass ältere Menschen immer mehr Körperliche Aktivität ist das eigentliche in Bern zahnlos. eigene Zähne im Mund haben und die Wundermittel gegen das Altern. Dr. Krau- Ein heroisches Ziel in Japan ist das Kon- ­Situation in der teilbezahnten Dentition ses Rat: aktiv bleiben! Was zählt, ist die zept «80–20»: mit 80 Jahren noch komplexer wird. Es existieren jedoch Alltagsaktivität: Treppensteigen, mit dem 20 Zäh­ne im Mund zu haben. Nachgewie- auch immer mehr Zähne, die bedenklich Fahrrad zur Arbeit fahren, viel gehen – sen ist, dass die Kaueffizienz damit abso- sind, kompromittiert. Jeder Zahn hat das hilft schon. In unserer Gesellschaft ist lut genügend ist. Schreckensmeldungen ­einen finanziellen – und emotionalen – Übergewicht der Hauptfaktor, der das wie folgenschwere Kiefergelenkprobleme Wert. Leben verkürzt. Aus dem Publikum kam und unkontrollierte Zahnwanderungen Prof. Frauke Müller stellte ein Konzept mit die Frage, ob die Gene nicht auch dazu gehören inzwischen der Vergangenheit sieben Kriterien vor, das es dem Praktiker beitrügen. Dr. Krause antwortete gnaden- an. Der Mensch kommt gut ohne Molaren erleichtern soll, die individuell optimale los: Nein, es kommt einzig darauf an, wie aus. Diese müssen nicht ersetzt werden. Entscheidung zu treffen. Nebst dem be- man als Erwachsener lebt. «There is no Eine verkürzte Zahnreihe ist ausreichend. reits Genannten ist die Meinung des Pa- excuse!» Im Alter hingegen, also bei über Eigene Zähne haben Parodontalrezepto- tienten selbst nicht zu missachten. Er hat 80-Jährigen, ist leichtes Übergewicht po- ren, die für die Kaumuskelbewegung und seine Zähne schliesslich über 60 Jahre sitiv. Um den Bogen zur Zahnmedizin zu die Kaueffizienz wertvoll sind. Ein gut ge- oder noch länger im Munde und ist so­ spannen, bestätigte der Referent, dass der machter Zahnersatz ist aber schon hilf- zusagen «Experte für seine eigenen Zahnbestand und die Anzahl der Zähne reich. Hinzu kommt, dass Menschen ­Zähne». Und alte Menschen reagieren lebensverlängernd ­wirkten. Drum lautet mit wenigen Zähnen bzw. Prothesen oft eigen­sin­nig. Man sollte die Persön-

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Prof. Dr. Frauke Müller ist Leiterin der Abteilung für Prof. Dr. Christoph Benz, Universität München, Prof. Dr. Ina Nitschke, Universität Zürich, prägte Gerodontologie und abnehmbare Prothetik der stellte sein «Teamwerk»-Projekt aus Deutsch- ­einen neuen Begriff, den gerostomatologischen Universität Genf und Präsidentin der SGZBB. Sie land vor. Wohlfühlfaktor. stellte ein aktuelles Mundgesundheitsmodell vor.

lichkeitsmerkmale beachten und autono- zahnärztliche Behandlung offiziell von und/oder in einem speziell eingerichteten me Entscheidungen respektieren. den Krankenkassen genehmigt werden Fahrzeug durchgeführt. Man muss sich Mit der Entfernung eines Zahnes werden muss und entsprechend gespeichert allerdings daran gewöhnen, ohne Rönt- Taktilität und Neuroplastizität schlechter, wird. Statistische Daten lassen sich flä- gen zu behandeln. Durch dieses Pilotpro- wie MRI-Studien zeigen. Es dauert ein chendeckend hochrechnen, da 90 Pro- jekt, das anfänglich noch von einer Kran- paar Wochen, bis der Patient sich an eine zent der Bevölkerung kassenzahnärzt­ kenkasse finanziell unterstützt worden neue Prothese gewöhnt hat. Reicht man liche Leistungen bezieht. Die Zahlen war, konnten nachweislich Kosten einge- dem Patienten eine Prothese falsch her- zeigen, dass Extraktionen, Füllungen spart und Notfallbehandlungen verringert um, kann man dessen kognitiven Fähig- und Wurzelkanalbehandlungen abneh- werden. keiten testen und erkennen, ob eine men und dadurch die Anzahl der eigenen ­neurodegenerative Erkrankung vorliegt. Zähne im Alter steigt. Gleichzeitig steigt Älteren Menschen verständnisvoll begegnen Für eine vereinfachte Adaptation ist es die Anzahl Pflegebedürftiger, die ent- Prof. Dr. Ina Nitschke, Universität Zürich, sinnvoll, Charakteristika der alten Pro- sprechend versorgt werden müssen. Als prägte einen neuen Begriff, den gerosto- these zu übernehmen und damit dem pflegebedürftig wird man objektiv einge- matologischen Wohlfühlfaktor. Der Pa- ­Patienten die Anpassung zu erleichtern. stuft; im Jahr 2020 wird in Deutschland tient ist nicht in der Lage, die Funktiona- Prof. Müller erinnerte noch einmal daran, die 3‑Millionen-Grenze erreicht. lität seiner Restauration zu beurteilen. Die eher in den Unterkiefer zu investieren Das Konzept von «Teamwerk» heisst Qualität an sich wird nicht das Kriterium und diesen hochwertiger zu versorgen als entsprechend 3 × P: «Pflege, Pflege, Pfle- sein, warum ein Patient in die Praxis den Oberkiefer und einem strategischen ge». Aber nur jede zehnte Praxis nimmt kommt oder nicht – es ist der Wohlfühl- Extraktionsplan zu folgen. Mit Besorgnis sich der Thematik an. Zahnmedizin bei faktor. Die sogenannte psychosoziale sieht sie eine neue Welle von Implantaten Pflegebedürftigen scheint nicht beliebt zu Kompetenz ist entscheidend. Statt dass in die Heime fliessen und forderte, das sein. Aus diesem Grund entstand 1999 das der Zahnarzt nur unangenehm im Pa- Pflegepersonal besser aufzuklären. Projekt «Teamwerk» mit der Zielgruppe rospalt herumstochert, sollte er sich mehr Menschen mit Behinderungen. Zu Beginn um Empathie bemühen. «Teamwerk»-Projekt – machen Sie mit! musste das Team um Prof. Benz einige Eine wichtige Unterscheidung ist «Ver- Prof. Dr. Christoph Benz, Universität Mün- Hürden nehmen, da die jungen, moti- sorgungsdiagnose versus Nachsorgekom- chen, stellte euphorisch sein «Team- vierten Zahnärzte nicht in jedem Heim petenz»: Wer im Umfeld des Patienten werk-Projekt» in Deutschland vor und gleichermassen willkommen waren und kümmert sich anschliessend um die forderte zur Nachahmung in der Schweiz misstrauisch beäugt wurden. Eine aktive ­Reinigung des Zahnersatzes und der auf. Der Begriff «Teamwerk» kommt von Schulung des Personals in Sachen Zähne- Restzähne? Diese Frage muss mitent- «werkeln» und soll das aktive Heran­ putzen der Betagten in den Alters- und scheidend sein für die Art der Versor- gehen an ein neues Projekt zeigen. Pflegeheimen war ein wichtiges Instru- gung. Wer ist der «Entscheider» in der Zahlen und Fakten auf den Tisch zu wer- ment. Die Behandlung der Pflegebedürf- Familie? Allen­falls sollte diese Person in fen, fällt in Deutschland leichter, da jede tigen wurde mit einer mobilen Einheit die Therapieplanung einbezogen werden.

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samen Schutz vor Demineralisation an der Wurzeloberfläche bieten spezielle Adhäsive. Ein weiterer Sinnspruch könnte folgen- dermassen lauten: «Das Leben beginnt mit Brei und endet mit Brei.» Soll heis­ sen, die ersten sechs Jahre putzen die ­Eltern bei den Kindern im Mund nach. Die letzten sechs Jahre sollen die Kinder die Zähne der Eltern putzen. Mindestens einmal im Monat sollte bei den ­Eltern oder dem sehr alten Patienten gründlich nachgeputzt werden – das reicht schon aus gegen Karies. Dazu ­müssen die Ange- hörigen aber ein psychologisches Hin- dernis überwinden: die Intimität.

Implantatchirurgische Konzepte beim ­Betagten «Die Implantologie ist auch ein Segen», sagte Prof. Dr. Daniel Buser, Universität Bern, «wenn sie von qualifizierten Zahn- ärzten ausgeführt wird.» Der Durch- Prof. Dr. Michael J. Noack von der Universität Köln Prof. Dr. Daniel Buser, Universität Bern, stellte schnittspatient wird immer älter und ist referierte über «Ein Leben lang im Mund – eigene ­implantatchirurgische Konzepte für Betagte vor. Zähne im Alter: von Wurzelkaries bis Mundtrocken­ inzwischen rund 57 Jahre alt. Mehr als heit». fünf Prozent der Patienten sind 80-jährig und älter. Gerade bei dieser Personen- gruppe stehen eine möglichst geringe In Zürich gibt es extra Kurse, um im Ge- mangel. Zusammen mit genetischen Morbidität, langfristige Funktionalität spräch und Umgang mit alten Patienten und intrinsischen­ Faktoren sowie un- und Kosteneffektivität im Vordergrund. sicherer zu werden, sowie ausgewiesene günstigem Gesundheitsverhalten­ wird Die Anzahl der chirurgischen Eingriffe Fachzeitschriften. Ein sympathisches der Speichelmangel noch ausgeprägter. soll minimiert werden. Die Patienten und ­offenes uftreten,A eine deutliche Speichelersatzprodukte­ bieten zwar eine werden immer älter, und sie werden im- und laute Stimme, kurze und langsam zeit­weise Erleichterung, verhindern aber mer fitter älter. Die Nachfrage nach Im- gesprochene ­Sätze sind die Schlüssel­ die Mundtrockenheit nicht langfristig. plantaten ist hoch. Wenn implantiert faktoren. Zur Not empfiehlt es sich, ein Ein beeinflussbarer Faktor ist die Mund­ wird, erfolgt dies möglichst minimalin- konfektioniertes Hörgerät anzubieten, hygiene (im Gegensatz zu den Genen). vasiv. Unter genauer Kenntnis der Anato- das es inzwischen genauso gibt wie kon- Es entwickelt sich natürlich dort, wo mie mittels eines DVT ist es auch «flap­ fektionierte Brillen. Prof. Nitschke gab Plaque vorherrscht, eine Wurzelkaries. less» möglich. praxis­nahe Tipps mit auf den Weg, um Ein weiteres Risiko sind Gingivarezessio- Bei antithrombotischer Therapie sollte Behandlungssitzungen und -termine nen. Die effektivste Präventionsmass- immer Rücksprache mit dem Hausarzt ein­facher zu gestalten. nahme gegen Wurzelkaries ist eine eng- genommen werden. Die Tendenz geht zu maschige, professionelle Zahnreinigung ­einem immer kurzfristigeren Absetzen Eigene Zähne im Alter: von Wurzelkaries durch die Dentalhygienikerin. Das hat der Antikoagulation. Eine INR bis zu 3,5 bis Mundtrockenheit eine Studie in Heidelberg klar gezeigt. ist tolerabel bei einer einfachen Implan- Prof. Dr. Michael J. Noack von der Univer­ Der Einbezug von Familienmitgliedern tation. Bei einer zusätzlichen GBR kann sität Köln nahm sich des Problems der oder eines Krankenpflegers wurde als die Antikoagulanzien zwar weiter durch- Wurzelkaries an. Menschen sind ur- «nicht ausreichend» bezeichnet. Hilf- gehalten werden, jedoch sollte dann die sprünglich nicht dazu gebaut, über reich ist die hoch dosierte Fluoridappli­ ­ INR auf unter 2 eingestellt werden. Neue 90 Jahre alt zu werden. Im Schmelzbe- ka­tion (Fluoridlack) auf gefährdete Antikoagulation (zum Beispiel das Xarel- reich passiert nicht viel, aber die Wur- ­Bereiche, zum Beispiel auf strategisch to) haben eine kurze Eliminationszeit und zelkaries verdreifacht sich im Alter. wichtige (Pfeiler-)Zähne. Der Zahn mit können daher sehr kurzfristig unterbro- Nicht die Mundhygiene und ausnahms- einer Wurzelkaries wird nur gereinigt chen werden. Lokale Hämostatika (wie weise auch nicht die soziale Schichtung und poliert und anschliessend in mehre- ein Fibrinkleber) sind bereitzuhalten. sind Risikofaktoren. Wurzelkaries tritt in ren Sitzungen direkt mit Fluoridlack/ Eine intravenöse Bisphosphonat-Therapie jeder Schicht auf. Nachdem die Parodon- CHX versehen. Das schützt den Zahn ist eine absolute Kontraindikation für tologen die paropathogenen Keime ab- besser, als wenn sofort gebohrt wird. eine Implantation. getötet haben, bleibt Platz für Strepto- Die Füllung kann bei solch liebevollem Im Oberkieferseitenzahnbereich wird coccus mutans: «Jede Stelle im Mund und fürsorglichem Vorgehen dann nach mehr implantiert als im Unterkiefer. hat die Bakterien, die sie verdient.» Ne- ­einem Jahr gelegt werden und wird deut­ Prof. Buser versucht immer häufiger, eine benwirkungen von gewissen Medika- lich weniger invasiv, als wenn sofort Sinusbodenelevation zu umgehen, wenn menten äussern­ sich in einem Speichel- zum Bohrer gegriffen wird. Einen wirk- es möglich ist, ein kurzes bzw. schmale-

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geht. Quasi auf Knopfdruck. Als weiterer Bonus ist der Name des Patienten in die Prothese eingelasert. So wird diese im Alters­heim nicht mehr verwechselt. Mit der neuen Methode kann eine komplette Prothese aus einem dicht gepressten Kunststoffblock herausgefräst werden. Der PMMA-Kunststoff ist hochwertiger verarbeitet als in konventioneller Her- stellung, da er dicht gepresst und nicht allergisierend ist. Das erleichtert die Be- handlung von Patienten mit ungeklärtem Mundbrennen, die mit der neuen Prothe- se auf einmal beschwerdefrei sind. Ein weiterer Vorteil ist die Passgenauig- keit, da keine Schrumpfung zu erwarten ist. Im Moment besteht die Basis aus rosa Kunststoff, und die Zähne aus zahnfarbe- nem Zirkonoxid werden noch separat reingesteckt/verklebt. Nebenbei bemerkt sind die Zirkonzähne weitaus günstiger und hübscher als ein Set Kunststoffpro- thesenzähne. Aus dem Publikum wurde Prof. Dr. Carlo Marinello, Universität Basel, ist voll Prof. Dr. Urs Brägger, Direktor der Klinik für Rekon- die Frage gestellt, ob denn die derart her- auf den digitalen Zug aufgesprungen und beein- struktive Zahnmedizin und Abteilung für Gerodon- druckte mit Fallbeispielen von CAD-CAM-Anwen- tologie der ZMK Bern, moderierte und stellte gestellte Prothese überhaupt unterfütter- dungen in der Gerodontologie. wohl­überlegte Fragen. bar sei. Prof. Marinello konterte, dass selbstverständlich keine Prothese unter- füttert, sondern ein neuer Scan gemacht res Implantat zu setzen. Die Kaukraft sehr Im Versuchsstadium ist die fest sitzende wird, dieser mit der alten digitalen Pro- alter Patienten ist geringer, sodass das Ri- Variante im zahnlosen Unterkiefer mit these korreliert und eine neue, perfekt siko einer Überbelastung sinkt. Prof. Buser nur zwei Implantaten. Bewährt haben passende Prothese geprintet wird. Denn demonstrierte mit mehreren eindrückli- sich diese Prothesen mit einem in CAD- das Material ist nicht unterfütterbar. Aber chen Fallbeispielen, wie an den ZMK Bern CAM-Design hergestellten Metallgerüst. auch hier tüftelt die Industrie bereits an die Behandlung des betagten Patienten Nicht bewährt haben sich reine Kunst- Verbesserungen. geplant, vorbildhaft durchgeführt und stoffprothesen auf Implantaten im Unter- Zwei Posterpreise und der Preis für die wie er weiterversorgt wird. kiefer. Diese frakturieren zu leicht. Das beste wissenschaftliche Arbeit wurden Gerüst auf zwei Implantaten ist präziser im Rahmen der SGZBB-Tagung ebenfalls Einfach, schnell und zahlbar: und einfacher zu fabrizieren als eines auf verliehen. Das Gerodontologie-Sympo- CAD-CAM in der Gerodontologie vier Implantaten. sium soll alle drei Jahre veranstaltet wer- Prof. Dr. Carlo Marinello, Universität Basel, Restaurationen sollen so fabriziert wer- den. Nach dem positiven Auftakt in Bern ist voll auf den digitalen Zug aufgesprun- den, dass sie schnell hergestellt werden sind schon jetzt die Teilnehmer zum gen. Er beschrieb die Veränderungen in können, wenn eine Prothese verloren nächsten Kongress eingeladen. der Prothetik, die der neuste Trend mit sich bringt. Alte Menschen sind sehr zu- frieden – ausser was die Gesundheit an- geht. Er benannte einen zahlenmässigen Rückgang von zahntechnischen Laboren in den USA um fast 30 Prozent. Zahn- technische Arbeiten werden massenhaft und günstig in Grosslaboren ausgeführt und nicht mehr im kleinen Labor vor Ort. Im modernen Labor ist der Bildschirm am Arbeitsplatz vorherrschend und nicht mehr der Bunsenbrenner. Das Gerüst wird digital designt und anschliessend laser­printed hergestellt. Die tieferen Kos- ten sind ein wichtiger Aspekt – vor allem im Ausland. Der betagte Patient ist heute gut informiert. Er holt sich eine Zweit- meinung im Internet und eine Dritt- oder Viertmeinung bei Freunden und Verwand­ ten.

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Die 32. Jahrestagung der Schweizerischen Medizinische Vereinigung für Kinderzahnmedizin SVK/ASP ­Überlegungen in der fand im Januar in Bern statt. Die Präsiden- ­Kinderzahnmedizin tin, Dr. Thalia Jacoby, eröffnete denon- K gress mit dem Thema «Medizinische Über- legungen in der Kinderzahnmedizin».

Text und Fotos: Dr. med. dent. Monika Zurfluh, Zürich

Der diesjährige Kongress der Schweize­ habe man, betonte Eliez, ein besseres Ver- werden, und zwar mithilfe sogenannter rischen Vereinigung für Kinderzahn­ ständnis der Ätiologie. Was die Therapie Sozialisierungsmethoden. Leider werde medizin fand grossen Anklang. Dies sei – betrifft, so testet man gegenwärtig neue die Diagnose aber oft erst im Alter von so der Präsident der Fachkommission Medikamente, sogenannte metabotrope fünf bis sieben Jahren gestellt, sodass die Dr. Laurent Daeniker – nicht zuletzt dem Glutamat-Rezeptorantagonisten. Aller- Gelegenheit für eine Frühintervention wissenschaftlich attraktiven Programm dings kommen diese erst in zehn bis fünf- bereits verpasst sei und die Prognose zu verdanken. Metabolische und kogni­ zehn Jahren auf den Markt. Weiter führte für den Verlauf der Erkrankung deshalb tive Beschwerden, Allergien und allge- Eliez aus, dass sowohl die Inzidenz als ungünstiger ausfalle. Für eine Früher- mein pathologische Erkrankungen mit auch die Prävalenz der Erkrankung stark kennung seien die folgenden Verhaltens- Auswirkungen auf den oralen Bereich zugenommen habe. Heute ist ungefähr weisen typische Alarmzeichen: Beob- seien bei Jugendlichen immer häufiger ein Prozent der Bevölkerung betroffen. achten von sich drehenden Objekten, anzutreffen. Die Erkennung, die Diagno- Diese überraschend hohe Prävalenz ist Dinge von sehr nahe betrachten, auf sestellung und die nachfolgende Therapie nicht ­allein dadurch zu erklären, dass die Zehen­spitzen gehen, sich ziellos hin sollten künftig nicht nur spezialisierten Erkrankung heute häufiger diagnostiziert und her bewegen, Gegenstände der ­Kliniken und Praxen vorbehalten sein. wird. Möglicherweise ist das erhöhte Al- ­Reihe nach aufstellen, Schlaf- und Ver- Die Referenten sprachen über das Krank- ter der Eltern bei der Geburt des Kindes dauungsstörungen. heitsbild des Autismus, stomatologische zu einem gewissen Teil dafür verantwort- Die zahnärztliche Behandlung von autis- und allergologische Erkrankungen, Adi- lich. Ferner ist das Risiko einer Erkran- tischen Kindern ist besonders anspruchs- positas bei Kindern und über Fragen zur kung bei frühgeborenen und in vitro voll, deshalb muss das gesamte Praxis- Bildgebung und zum Strahlenschutz in ­gezeugten Kindern erhöht. personal entsprechend informiert und der Kinderzahnmedizin. Die Hauptproblematik bei autistischen geschult sein. Prof. Eliez verwies auf Kindern, erklärte Eliez weiter, seien ihre zwei Websits (www.dentalcare.com, Autismus: Auswirkungen auf die Kinder- sozialen Defizite. Diese könnten bei einer www.­autismspeaks.org), die wertvolles zahnmedizin frühzeitigen Erkennung bereits im Klein­ Material zum Umgang mit autistischen Prof. Dr. Stephen Eliez von der Universität kindesalter therapeutisch angegangen Patienten bereitstellten. Beim ersten Genf eröffnete mit seinem Vortrag über Zahnarztbesuch ist der Kontakt am Emp- Autismus und dessen Auswirkungen auf fang der wichtigste. Dieser schafft eine den kinderzahnmedizinischen Alltag den Grundstimmung, die das weitere Verhal- fachspezifischen Teil der Tagung. Die täg- ten des Kindes wesentlich beeinflusst. liche Arbeit mit autistischen Patienten Bereits ein nicht adäquat eingerichtetes sei, so Eliez, eine grosse Herausforderung. Wartezimmer kann als Stressquelle wahr- Früher unterschied man zwischen Autis- genommen werden und für einen späte- mus und Asperger-Syndrom, heute geht ren Misserfolg verantwortlich sein. Des man aber davon aus, dass beide Krank- Weitern ist es wichtig, dass sich immer heitsbilder Ausprägungen derselben das gleiche Personal um das Kind küm- Grunderkrankung sind und dass dieselbe mert. Es kann sinnvoll sein, dass ein Kind genetische Alteration zu solch verschie- vor dem geplanten zahnärztlichen Ein- denen Erscheinungsformen führen kann. griff mehrere Male in die Praxis kommt, Die Expression von bis zu 100 spezifi- damit Vertrautheit und Routine entstehen schen Genen kann betroffen sein, wobei können. Im Rahmen einer sogenannten neue Mutationen zu einer stärkeren Aus- Desensibilisierung wird das Kind von prägung der Erkrankung führen könnten. der Dentalhygienikerin oder Prophylaxe­ Eliez unterschied drei Dimensionen der assistentin mit entsprechenden Mass­ spezifischen Defizite, die mit der Erkran- nahmen auf die bevorstehende Behand- kung einhergehen: ­erstens Kommunika- lung vorbereitet. Piktogramme und eine tionsstörungen, zweitens soziale Defizite Demonstration zusammen mit dem Tell- und drittens perseverierende Verhaltens- Dr. Laurent Daeniker ehrte den Gewinner des Show-Do-Konzept sind in dieser Vorberei- muster, sogenannte Stereotypien. Heute SVK‑Poster-Awards, Dr. Simon Flury. tungsphase sehr hilfreich. Auch die Eltern

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können einen Teil dazu beitragen, indem fieberhafte Infekte, UV-Exposition und sie ihr Kind mit Geschichten und Bilder- Stress. Prodromi für die Fieberbläschen büchern vorbereiten. Für die zahnärztli- sind Juckreiz, zum Teil Schmerzen und che Intervention ist die Stimmkontrolle Lippenschwellung. Nach dem Platzen der sehr wichtig, vor allem auch dann, wenn gruppierten und konfluierenden Bläschen die Behandlung nicht nach Wunsch ver- bleibt eine honiggelbe Kruste zurück. läuft. Geräusche sollten auf ein Minimum Meist heilt der Lippenherpes innerhalb reduziert und Gegenstände, die nicht un- einer Woche narbenfrei ab. Die Gingiva­ mittelbar gebraucht werden, abgedeckt stomatitis herpetica kommt als Erstinfek- werden, damit möglichst wenig Stress tion mit dem HHV1 meist im Kleinkin- entsteht. Das Kind kann ausserdem mit desalter, seltener bei jungen Eltern von Musik oder Videos abgelenkt werden. Am Kleinkindern vor. Klinisch sind Bläschen Ende der Behandlung sollte das Kind für im vorderen Mundhöhlenbereich mit die erbrachte Leistung belohnt werden. ­einer Tendenz zur Konfluenz sichtbar. Die erwähnte schrittweise Heranführung, Im Unterschied zu Aphthen ist hierbei die zwei bis sechs Monate dauern kann, auch die keratinisierte Gingiva betroffen. sowie das Einhalten der beschriebenen Als symptomatische Massnahmen gelten Umgangsregeln erscheinen dem Privat- Mundspülungen, Analgetika, Bettruhe praktiker wohl sehr aufwendig, aber der und eine ausreichende Flüssigkeitszu- Aufwand lohnt sich, denn nur so kann fuhr. Bei schwerem Verlauf sollte im eine solide und nachhaltige Beziehung Prof. Dr. Michael Bornstein von der Universität ­Sinne einer Superinfektionsprophylaxe Bern und der universitären Poliklinik Lausanne geschaffen werden. Eltern von autisti- beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem eine Antibiose erfolgen. Des Weitern schen Kindern sind dem Praxisteam ­Thema orale Medizin – ein Update. ­beschäftigte sich Bornstein mit dem ­gegenüber meist dankbar, und ihre Loya- Varizellen-­Zoster-Virus (HHV3). Die lität drückt sich häufig in einer Weiter- Erstmanifestation einer HHV3-Infektion empfehlung der Praxis aus. sehr häufig betroffen sind. Das klinische sind die Windpocken (Varizellen). Nach Erscheinungsbild imponiert durch Grup- durchlebter Erkrankung besteht eine Orale Medizin bei Kindern: ein Update pen von Vesikeln oder kleinen Ulzera, ­lebenslange Immunität. Die Viren persis- Der nächste Referent war Prof. Dr. Michael ­begleitet von Fieber, Müdigkeit, Appetit- tieren allerdings in den Ganglien des Ner- Bornstein von der Universität Bern und losigkeit, Malaise und Myalgie. vensystems und lösen unter Umständen der universitären Poliklinik Lausanne. Die meisten viralen Infekte mit oralen eine Gürtelrose (Herpes zoster) aus. Die Er gewährte dem Publikum einen Ein- Manifestationen sind auf humane Her- Ansteckung erfolgt sehr leicht über blick in die Oralpathologie und nahm pesviren zurückzuführen. Das humane Tröpfchen in der Atemluft oder über gleich vorweg, dass bösartige Verände- Herpesvirus Typ 1 (HHV1) führt zu zwei ­Kontakt mit der Bläschenflüssigkeit. Das rungen bei Kindern eher selten seien. typischen Krankheiten im oralen Bereich, Komplikationsrisiko ist bei Erwachsenen Schleimhautveränderungen kann man nämlich Lippenherpes (Fieberbläschen) höher als bei Kindern. Allerdings besteht einerseits nach der Symptomatik, ande- und Gingivastomatitis herpetica (auch für Neugeborene, Immunsupprimierte rerseits nach der Morphologie und Digni- Mundfäule oder Stomatitis aphtosa). Als sowie für Schwangere und ihre Föten ein tät klassifizieren. Bezüglich der Sympto- Provokateure für die Lippenherpes gelten besonderes Risiko. matik kann eine Läsion akut (schmerz- haft), rezidivierend (schmerzhaft), chronisch (schmerzlos, eventuell stö- rend) oder mit systemischen Problema­ tiken (lokal oder generalisiert) vergesell- schaftet sein. Im Hinblick auf Morpholo- gie und Dignität wird nach der Farbe (heller, dunkler), dem Volumen, der ­Reaktivität (Infekt, Trauma, chemisch, thermisch) und der Art der Neoplasie (be- nigne, maligne) unterschieden. Beim Kind sind Schleimhautveränderun- gen am häufigsten auf ein Trauma zu- rückzuführen (Bissverletzungen, Unfall- wunden, Verbrennungen, Verätzungen). Die Diagnose erfolgt über die Anamnese, da die klinische Symptomatik sehr varia- bel ist. Von Verbrennungen ist am häu- figsten der anteriore Gaumen betroffen (pizza burn). Anschliessend behandelte Bornstein das weite Feld der viralen Erkrankungen mit Prof. Dr. Stephen von Eliez der Universität Genf eröffnete den fachspezifischen Teil des Kongresses und oralen Manifestationen, wovon Kinder informierte das Publikum über die neusten Aspekte des Autismus.

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Imfpung gegen 70 Prozent der HPV-­ Subtypen Bornstein sprach auch über das Humane Papillomavirus (HPV), ein DNA-Virus mit über hundert Subtypen. Die virusindu- zierten Epithelveränderungen sind auf eine abnorme Keratinozytenproliferation zurückzuführen und betreffen seltener auch die Mundhöhle in Form von Warzen (Verruca vulgaris), Feigwarzen (Condylo- ma accuminata), Papillomata oder foka- len epithelialen Hyperplasien. Ausserdem wies Bornstein auf HPV-assoziierte Tumo- ren hin und informierte das Publikum über die viel diskutierte Impfung, die vor den Subtypen 16 und 18 schütze. Diese seien für mindestens 70 Prozent aller Fälle­ von Gebärmutterhalskrebs verantwort- lich. Prof. Franz-Xaver Reichl von der Ludwig-Maximi- Dr. Albane Maggio, Privatdozentin am Universi- lians-Universität in München referierte über die tätsspital Genf, gewährte dem Publikum einen Schliesslich streifte Bornstein die Aph­ Toxikologie und Allergologie von Zahnkunststoff-­ Einblick in das Thema Fettleibigkeit bei Kindern. then, nicht virale, schmerzhafte, chro- Materialien. nisch rezidivierende Schleimhautläsionen ohne geklärte Ätiologie mit einer hohen Prävalenz (15 bis 20 Prozent). Der Alters­ Füllkörpern versetzt ist. Komposite und Darüber hinaus sind Methacrylate aller- gipfel liege in der zweiten bis vierten Dentaladhäsive enthalten gemäss Reichl gen. Betroffen sind vor allem dentale ­Dekade. Die kleinen, zwei bis vier Milli­ toxische Bestandteile, welche die Ge- ­Berufe, eine deutliche Zunahme von meter gros­sen Bläschen kommen solitär sundheit schädigen können. Bei den Atemwegserkrankungen ist zu verzeich- oder gruppiert vor und heilen im Allge- schädlichen Stoffen im Komposit handelt nen. Schützen kann man sich durch aus- meinen ohne Narbenbildung ab. Zum es sich unter anderem um Triethylen­ reichende und regelmässige Raumlüf- Schluss seines Vortrages sprach Bornstein glycol, Dimethacrylat (TEGDMA), tung. Ausserdem sollten Substanzen über Auto­immun­erkran­kun­gen und ihre ­Hydro­xyethylmethacrylat (HEMA), dieser Art in gasdichten Behältern gela- oralen Manifestationen und zeigte einige Urethan­­di­meth­ac­ry­lat (UDMA) und gert werden. Bilder zur medikamenteninduzierten Bisphenol-Glycidyl-(di)-Methacrylat Zum Schluss seines Referates wies der Gingivahyperplasie. Das therapeutische (Bis-GMA). Ausgehärtetes Komposit ent- Redner auf den empfohlenen Pfad vor Konzept sieht einen Medikamenten- hält immer noch eine erhebliche Rest- ­einer Restauration mit dentalen Materia- wechsel, engmaschige Dentalhygienesit- menge dieser Monomere, insbesondere lien hin. Bei Risikopatienten (Angst, Ato- zungen und gegebenenfalls eine chirurgi- in der durch Sauerstoff inhibitierten pie, Verdacht auf eine Allergie oder nach- sche Exzision der betroffenen Areale vor. Schicht. Diese werden gelöst und ver- gewiesene Allergie) sollte ein Allergologe Das Fazit des Referates: Das Spektrum der schluckt und können so zu Nebenwir- hinzugezogen werden, der in einem Epi- oralen Läsionen ist gross und eine defini- kungen führen. Bis im Jahr 2002 gab es kutantest die Verträglichkeit vorgängig tive Diagnosestellung mitunter schwierig. noch keine Daten über die Toxikokinetik testet. Reichl schloss seinen Vortrag mit Bei unklaren Befunden, vor allem bei Un- von Monomeren aus Kompositen. Wie einem Hinweis auf das internationale sicherheiten bezüglich der Dignität einer Reichl anschaulich illustrierte, wurden ­Beratungszentrum für die Verträglichkeit Läsion, bei therapieresistenten Erkran- solche Daten im Tier­experi­ment (Darm- von Zahnmaterialien (www.dentaltox. kungen und bei systemischen Erkran- perfusion bei Meerschweinchen) gewon- com). kungen mit oralen Symptomen ist eine nen. Die genannten Toxine gelangen in Überweisung an eine Fachklinik dringend den Magen-Darm-­Kanal und lagern sich Fettleibige Kinder indiziert. anschliessend in der Leber und in den Dr. Albane Maggio, Privatdozentin an der Nieren ab. Etwa 15 Prozent der Metha­ Universitätsklinik Genf, sprach in ihrem Toxikologie und Allergologie von zahnärzt­ crylate werden mit dem Urin, ein ver- Vortrag über Adipositas bei Kindern. Diese lichen Materialien nachlässigbar kleiner Anteil mit dem hat in den letzten Jahren fast explosions- Prof. Franz-Xaver Reichl von der Ludwig-­ Stuhl ausgeschieden. Der überwiegende artig zugenommen. Die Ursachen dafür Maximilians-Universität in München be- Anteil wird über die Lunge abgeatmet. sind vor allem die bekannten gesell- leuchtete in seinem Vortrag toxikologi- Reichl erläuterte den Metabolismus der schaftlichen Veränderungen: weniger sche und allergologische Aspekte von Acrylate und wies darauf hin, dass aus ­Bewegung, ungesündere Nahrungsmittel zahnärztlichen Materialien. Komposit verschluckten Methacrylaten sogenannte und ungünstige Ernährungsgewohnhei- hat als Füllungsmaterial das Amalgam Epoxyverbindungen entstehen, welche ten. Zudem spielt die genetische Disposi- verdrängt und gerät deshalb zunehmend sowohl mutagen als auch kanze­rogen tion eine Rolle. Und die Konsequenzen? in den Fokus der Kritik. Komposite sind seien. Allerdings handelt es sich nur Maggio erwähnte Schlafapnoe, Depres­ toxikologisch interessanter als das Amal- um kleine Dosen ohne nennenswerte sion, orthopädische Problematiken, Fett- gam. Sie bestehen aus einer organischen DNA-Schädigungen. Langzeitstudien leber, Dyslipidämie, Diabetes, Hyperten- Kunststoffmatrix, die mit anorganischen sind aber abzuwarten. sion und Arteriosklerose.

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Privatdozent Dr. Karl Dula von der Universität Bern Der Präsident der Fachkommission, Dr. Laurent Daeniker, und Prof. Reichl bei der angeregten Diskussion sprach über die Bildgebung und den Strahlen- nach dem Referat. schutz in der Kinderzahnmedizin – vom Bitewing bis zum digitalen Volumentomogramm.

Auch die orale Gesundheit ist betroffen. ­Effects of tomicA Radiation) geht von beispielsweise die faser­optische Transillu- Adipöse Kinder haben zwar weniger ­einer zwei- bis dreimal höheren Empfind- mination (FOTI) zur Kariesdiagnostik­ hilf- ­Karies, weil sie – so vermutet die Re- lichkeit aus, da einige Organe und Gewebe reich und empfehlenswert. In der Endo- ferentin – weniger kauen und schneller wesentlich stärker, andere gleich und dontie kann dank der Endometrie auf das schlucken. Dafür seien sie häufiger von wieder andere weniger empfindlich auf Instrumenten- und das Guttapercha-­ Traumata betroffen, wahrscheinlich auf- Strahlung reagieren als jene der Erwachse- Röntgen verzichtet werden. In der Paro- grund einer eingeschränkten Beweglich- nen. Der Bericht empfiehlt, Verallgemei- dontologie sollten ohne anguläre Defekte keit und Sturzflexibilität. Maggio resü­ nerungen über die Risiken der Strahlenex- nur Bissflügelaufnahmen und kein voll- mierte, dass die kindliche Fettleibigkeit position in der Kindheit zu vermeiden.­ ständiger Parodontalstatus angefertigt ein gesellschaftliches Problem darstelle, Dr. Dula wies darauf hin, dass Röntgenbil- werden. Verlaufs­kontrollen sollen in Ab- die Ursachen multifaktoriell seien und der nur dann angefertigt werden sollten, hängigkeit vom klinischen Befund und in ohne ­Intervention zu einer frühzeitigen wenn auch eine ausreichende Rechtferti- sinnvollen Intervallen erstellt werden. Am Morbidität und Mortalität führe. gung besteht. Bissflügelaufnahmen sollten Ende seines Vortrages widmete sich Dr. Karl entsprechend der Kariesaktivität gemacht Dula der digitalen Volumentomografie, die Bildgebung und Strahlenschutz werden. Im Rahmen der Prävention sind sich in den letzten Jahren massiv verbrei- in der ­Kinderzahnmedizin aber auch an­dere, neuere Hilfsmittel wie tet hat. Diese Aufnahme ist zur Kariesdia- Privatdozent Dr. Karl Dula von der Univer­ gnostik nicht geeignet. Sie kann jedoch sität Bern befasste sich in seinem Vortrag bei komplexen Fragestellungen wie bei- mit der Bildgebung und dem Strahlen- spielsweise invasiven zervikalen Resorp- schutz in der Kinderzahnmedizin. Er er- tionen, bei odontogenen Tumoren oder klärte die biochemischen Grundlagen von retinierten Eckzähnen indiziert sein, ist Strahlenschäden (Basenschädigungen, doch durch diese Art der Bildgebung eine Einzelstrang- und Doppelstrangbrüche). Mehrinformation mit therapeutischer Es existieren zwar Reparationsmechanis- Rele­vanz zu erwarten. Wichtig sei jedoch, men, Röntgenstrahlen verursachen aber so der Referent, dass stets das kleinstmög- zusätzliche Schäden, die diese Mechanis- liche Volumen gewählt werde, damit die men teilweise überfordern. Kinder seien, Bestrahlung der Gewebe möglichst gering so Dula, strahlensensibler als Erwachsene. bleibe. Die Zellteilungsrate in allen Organen ist Damit endete die Jahrestagung der SVK/ grösser, das Körpervolumen kleiner, die ASP, und die Teilnehmer konnten mit Zellreparaturmechanismen sind geringer, neuen Visionen, Erkenntnissen, Techni- die Lebenserwartung und der Wasserge- ken, Tipps und Tricks nach Hause zurück- halt hingegen höher. Leider gibt es noch kehren. Die nächste Jahrestagung findet keine Kinderpanoramaschichtaufnahme, am 21. Januar 2016 in Bern statt. Ausser- sind doch die Strahlenfelder noch gleich dem erwähnte die Präsidentin, dass die gross wie bei Erwachsenen, wobei sich Schweizerische Gesellschaft für Kinder- beim Kind rund 27 Prozent auf die Kopf­ zahnmedizin 2018 den Kongress der EAPD Dr. Christoph Langerweger, der neue Präsident region verteilen. Die Unscear (United der Schweizerischen Vereinigung für Kinderzahn- (­European Academy of Paediatric Dentis- ­Nations Scientific Committee on the medizin SVK/ASP. try) in Lugano organisieren wird.

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Immer beliebter werden Veranstaltungen, Ski fahren und die Fortbildung mit Urlaub in lockerem Flair verbinden. So haben sich Anfang Februar Zahnmedizin 2015 mehr als 200 motivierte Teilnehmer zur Wintersportwoche in Davos zusammen- «Zahnmedizin-Update» von der gefunden.

«Fortbildung Rosenberg» Text und Fotos: Dr. med. dent. Sybille Scheuber, Bern

Die Teilnehmer der Wintersportwoche nur der Primer erneut aufgetragen wer- ultrastrenger Verfechter von direkten erfuhren viel über verschiedene Fach- den; nach dem Bonden müssen alle Kompositfüllungen. Vielmehr kennt er richtungen der modernen Zahnmedizin, Schritte wiederholt werden. Noch seine Grenzen und weiss, dass sich nicht erhielten praxisorientierte Lehrmeinun- schlimmer als Speichel zwischen Zahn jeder «Scherbenhaufen» mit Komposit gen präsentiert und Ratschläge an die und Füllung ist Blut. Nach der Blutstil- aufbauen lässt. Hand. In dieser Form wurde die Fortbil- lung wirkt das Bond nicht mehr! Am dungswoche nun zum siebten Mal von besten reinigt man die Kavität dann mit Knochenersatzmaterialien der «Fortbildung Rosenberg» angeboten. einem intraoralen Sandstrahler. Jedoch In einem unglaublichen Tempo fräste Dr. Nils Leuzinger, Gründer von «Fortbil- reagiert eine bereits verletzte Papille Prof. Dr. Ralf Smeets von der Universität dung Rosenberg», freute sich über die nicht gerade freundlich auf zusätzliches Hamburg durch die implantatchirurgi- hohe Anzahl der «Repeaters»: Das Sandstrahlen … schen Themen. Als Referent sehe er sich spricht immer für eine hohe Zufrieden- In vielen Praxen und vor allem beim verpflichtet, Wissen prägnant weiter­ heit der Kursteilnehmer. Zahnarztwechsel gern propagiert wird zuvermitteln. Als Chirurg müsse er neid- Moderiert und messerscharf kommentiert ein Füllungswechsel, wenn ein Fragment los anerkennen, dass die Kunst sich zu­ wurden die Vorträge von Dr. Urs Brodbeck. oder ein geschwächter Höcker abbricht. nehmend um das periimplantäre Er ist nicht nur in ästhetischer Zahnme- Der Referent zeigte mutig und sympa- Weichgewebe dreht. Nicht umsonst bele- dizin, sondern auch in allen angrenzen- thisch die Okklusalaufnahme seines gen immer mehr Chirurgen parodontal- den Fachgebieten mit Spezialwissen be- eige­nen Oberkiefers. Dort wurden seine chirurgische Kurse, um von Parodontolo- waffnet. alten Goldinlays mit einigen kleinen Re- gen zu lernen. Im Trend sind immer paraturfüllungen nachträglich ergänzt. kürzere und dünnere Implantate. Diese Moderne Composites – ein praxisorientier- Er wetterte, dass nicht zwangsläufig alles sollen möglichst atraumatisch gesetzt tes Update ausgetauscht und neu angefertigt wer- werden. Der Erfolg hängt massgeblich Einen fulminanten Start legte Prof. Dr. Ro- den müsse, wenn eine kleine Reparatur- von der Patien­tenselektion ab. Die land Frankenberger von der Universität füllung ausreichend sei. Ein «Reden­ Hauptkontra­indikation sieht Smeets in- Marburg mit den Composites hin. Man tistry» ist im Sinne eines circulus vitiosus nerhalb von sechs Monaten nach einer sollte meinen, Kunststofffüllungen ge- tunlichst zu umgehen. Ein weiterer Bestrahlung. Dann ist die Durchblutung hörten zum täglichen Brot eines jeden Zahnhartsubstanz- oder gar der Vitali- deutlich verschlechtert. Medikamente, Zahnarztes. Dennoch werfen sie oft Fra- tätsverlust eines Zahnes ist zu vermei- die den Knochenstoffwechsel beein- gen auf. Prof. Frankenberger wollte mit den. Die Reparatur ist heutzutage kein flussen (zum Beispiel Bisphosphonat, De- ­seinem Vortrag für die minimalinvasive Pfusch mehr! Prof. Frankenberger ist kein nosumab), sind ebenso ungünstig. Wann Zahnmedizin begeistern. Er rief wichtige Grundregeln in Erinnerung. Misserfolge Prof. Dr. Roland Frankenberger, Marburg, gab in der Adhäsivtechnik offenbaren sich ein praxisorientiertes Update zu den modernen Prof. Dr. Ralf Smeets, Hamburg, informierte über meist erst nach einem Zeitraum von fünf Kompositen. unterschiedliche Knochenersatzmaterialien. Jahren. In der Eile leider oft abgekürzt wird die Einwirkzeit von Primer, Adhäsiv und Bond. Diese sollten idealerweise je 30 Sekunden eingearbeitet werden. Das Bonding sollte gute 20 Sekunden mit ­einer modernen UV-Lampe ausgehär- tet werden. Idealerweise werden die Fläschchen im Kühlschrank aufbewahrt. Doch was soll man tun, wenn trotz allen Bemühungen, den Zahn trocken zu hal- ten, Speichel in die Kavität fliesst? Nach dem ­Ätzen reicht es, einfach nur gründ- lich zu spülen; nach dem Priming muss

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Hyperplasien um Implantate zu entfer- nen. Auch Abutment-Connection führt er mit dem Laser durch. Stark im Einsatz sind dentale ­Laser in der Periimplantitis- therapie. Fakt ist, dass 10 bis 20 Prozent aller Implantatpatienten nach 10 Jahren einen progressiven Knochen­abbau um ihre Implantate erleiden. Es zeigen sich ein posi­tiver «BoP», erhöhte Sondie- rungswerte und «Pus». Bei der soge- Der Endospezialist schlechthin scheint Dr. Frank Dr. Thomas Meier, Zürich, berichtete von seinen nannten «Kombinationstherapie» wird Paqué von der Universität Zürich zu sein. Erfahrungen mit dem Laser in der Implantologie bei einer Periimplantitis zuerst ohne Auf- aus der Privatpraxis. klappung vorgegangen (geschlossen): Dr. Meier ­reinigt zuerst die Tasche mit immer möglich macht Prof. Smeets einen Nickel-Titan-Instrumente und die elekt- Handinstrumenten und dekontaminiert kompletten Lappenschluss über den De- rometrische Längenbestimmung sind dann mit dem Diodenlaser die Implan­tat­ fekt, den er mit einer tiefen Haltenaht ein Muss. Als Spezialist besitzt Dr. Paqué ober­fläche. Er entfernt Biofilm und Ab­ (3,0er-Naht) stabilisiert. Dann ver- mikrochirurgische Ultra­schall­instru­ lage­rungen. Der Laser stimuliert das peri­ schliesst er die muko­gingivale Inzision mente. Damit zieht er zum Beispiel Isth- implantäre Gewebe. Ziel ist es, die Im- mit feinen 6,0er-Nähten. Die Schnittfüh- men auf. Er deckt Perforationen mit MTA plantatoberfläche wieder biokompatibel­ rungen wählt er entsprechend den aktu- oder ­kreiert einen apikalen Stopp. Enorm zu machen. Prof. Mombelli empfiehlt an ellen Kenntnissen entlang der arte­riellen wichtig ist der optimale Zugang zu den dieser Stelle Antibiotika. Damit werden ­Versorgung. Er meidet Entlastungs- Kanälen. Feilen können dann krüm- die Bakterien chemisch abgetötet. Über- schnitte ins Vestibulum wie die Pest. mungsfrei eingeführt werden. Angesichts zeugende Ergebnisse nach sechs Monaten ­Dadurch werden unschöne Narben und der modernen Weiterentwicklung mit zeigen aber tatsächlich eine Knochen- avaskuläre Segmente verhindert. Moder- immer weniger Feilen wird die (zeit)in- neubildung im ehemals kraterförmigen­ ne Inzisionstechniken setzen auf eine tensive Desinfektion oft unterschätzt. Am Knochendefekt um das Implantat. Die ausgedehnte marginale Schnittführung. besten wirkt eine Ultraschall-aktivierte ausgeheilte klinische Situa­ ­tion konnte Prof. Smeets erklärte die unterschiedli- Spülung mit Natriumhypochlorit. Ak­ mit vergleichbaren Röntgenbildern chen Knochenersatzmaterialien von tuelle Instrumente und Bohrer eröffnen unter­mauert werden. Bei bestimmten xenogen über synthetisch bis zu autolog eine ganz neue Welt für endodontologisch Defektkonfigurationen oder wenn die und ihre Anwendung. Schlussfolgerung: versierte Zahnärzte. Hand aufs Herz: Wie geschlos­sene Therapie nicht erfolgreich Es sind mit allen Materialien vergleich­ viele 4-kanalige obere 7er oder 3-kanalige war, muss aber dennoch aufgeklappt bare Resultate erzielt worden. Autologer Prämolaren sind je behandelt worden? werden (offen). In diesen Fällen bearbei- Knochen bleibt der Goldstandard. Der Dr. Paqué informierte die Zuhörer mit tet Dr. Meier die Implantatober­fläche mit Tipp von Prof. Smeets ist ein Gemisch aus schlechtem Gewissen über die neusten dem Diodenlaser und «verdampft» die 30 Prozent autologem und 70 Prozent Wahrscheinlichkeitstabellen. Die Anato- Bakterien. Dadurch erreicht er eine De- allo­ge­nem Knochenersatzmaterial. Etwas mie der Wurzelkanäle bereitet mitunter kontamination, ein Debridement und befremdet jedoch wurde seine Botschaft auch den Endospezialisten Kopfzerbre- die vollständige Biofilmentfernung. An- aufgenommen, eine fehlende Papille mit chen. Ganze Bücher wurden gefüllt mit schliessend füllt er den Defekt regenera- Hyaluronsäure zu «unterspritzen». Es Beispielbildern und Studien. Die Kanal- tiv mit einem Knochenersatzmaterial sei – dem Beispielvideo folgend – eine konfiguration vor Augen hilft aber Fehler und einer Membran wieder auf. Auch hier denkbar einfache Technik. in der Aufbereitung vermeiden. Umso er- konnte er stabile Ergebnisse präsentieren. staunlicher ist, dass manch uralte Endo Moderne Endodontie mit zu kurzen, zu wenigen oder schwach Aktuelle Rekonstruktionstechniken und Der Endospezialist schlechthin in der gefüllten Wurzelfüllungen trotzdem ­Periimplantitisbehandlungen Schweiz scheint Dr. Frank Paqué, Univer­ funktioniert. Eine ordentliche Wurzelka- Eine Fülle hochästhetisch und brillant sität Zürich, zu sein. Die Alarmglocken nalbehandlung braucht Zeit. Im schwei- gelöster Fälle zeigten Dr. Kony Meyenberg klingeln, wenn ein wurzelkanalbehandel- zerischen Taxpunktsystem ist das berück- und sein Praxispartner Dr. Christian Ramel ter Zahn nach vielen Jahren plötzlich sichtigt. Auch als Spezialist ist Dr. Paqué aus Zürich. Die Erhaltung des Parodonts Schmerzen bereitet. Nach der klinischen gelegentlich 30 bis 40 Minuten unter- ist für die rot-weisse Ästhetik von be- Inspektion wird meist mit dem Mikro-CT wegs, bis er alle Kanäle gefunden hat. sonderer Wichtigkeit. Im Frontzahn­ nach dem Grund gesucht. Cracks kom- bereich erreicht nur die vollkeramische men infrage, aber oft ist eine undichte ko- Laser in der Implantologie Krone beste Ergebnisse. Im Seitenzahn- ronale Restauration die Ursache. Ein Wort Dr. Thomas Meier, Zürich, verwendet schon bereich ist der VMK-Restauration der vorweg: Endozähne sind geschwächte seit einigen Jahren erfolgreich dentale Vorrang zu geben. Zähne werden nur als Zähne. Sie sollten deswegen höckerüber- ­Laser in der Privatpraxis. Er berichtete­ Ultima Ratio entfernt. Bei Schmerzen, greifend restauriert werden. von seinen positiven Erfahrungen. Es gibt Fisteln oder Aufhellungen bei alten En- Ein wichtiger Faktor für eine ordentliche Hart- und Weichgewebs­laser. Für die ele- dozähnen wendet Dr. Meyenberg vor der Endo ist natürlich ein Dentalmikroskop. gante Weichgewebs­chirurgie ohne Anäs- Revision oder apikalen Chirurgie oft eine

Eine Lupenbrille mit gutem Licht ist im- thesie nutzt er den CO2-Laser. Zum Bei- kleinvolumige 3-D-Diagnostik an. Ein merhin schon mal hilfreich. Rotierende spiel, um Lippenbändchen, Fibrome oder häufig unterschätztes Hauptproblem sind

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Dr. Urs Brodbeck (links) und Dr. Kony Meyenberg sind Spezialisten in ästhetischer Zahnmedizin. Grün, orange oder rot? Das Ampelsystem in der Periimplantitis-Behandlung erklärte Dr. Christian Ramel, Zürich.

Risse oder Frakturen bei wurzelkanal­ tate. Die Evidenz sei jedoch nur gering. sich grundlegend über eine Implantation behandelten Zähnen. Meyenberg kann An der Universität in Zürich ist für die Gedanken machen. Im Ampelsystem ent- den DVT-Kurs der ­SGDMFR in Bern hier- Peri­implantitistherapie die interdiszipli- halten sind die Mundhygiene,­ das Rau- für nur wärmstens empfehlen. Der Trend näre Sprechstunde eingerichtet­ worden. chen, eine Parodontitis­ in der Vergangen- weist in Richtung, immer weniger Im- Es wird ein systema­tisches Vorgehen heit, lokale Faktoren und eine systemische plantate zu ­setzen. Bei zu kleinen Lücken praktiziert. Klare Richt­linien sollen beim Medikation. Bei Kombinationen ver- arbeitet Dr. Meyenberg ­lieber mit einflü- Entscheidungsfindungsprozess behilflich schlechtert sich die Prognose. geligen Klebebrücken. Er befestigt sie sein. Ist ein Implantat zu weniger als Bei schüsselförmigen intraossären Defek- mit einem «wrap around»-­Flügel am 30 Prozent im Knochen verankert, sollte ten führt Dr. Ramel zusätzlich eine Im- Nachbarzahn. Er bevorzugt dafür die es explantiert werden. Es existieren spe- plantoplastik durch. Glattere Oberflächen ­Palatinalfläche des Eckzahnes, ennw ein zielle Explantationssets mit linksläufiger scheinen weniger empfänglich für eine Zweier fehlt. Schraube. Damit können Implantate so Progression einer Periimplantitis zu sein. Gibt es schlechte oder gute Implantate? atrau­matisch wie möglich entfernt wer- Ganz schlecht sind Titanpartikel und «Jein», sagt Dr. Meyenberg. Andere Fakto- den. Falls notwendig, wird der bukkale Brownie-Überreste im Wundgewebe. ren wie der Operateur und die Mund­ Knochen über dem Implantat weggefräst. In eigener Studie schneiden weisse hygiene des Patienten haben mehr Ein- Der Trepanbohrer ist passé. Dr. Ramel zeig- Arkan­sas-Steinchen zum Polieren der fluss. Ob «Platform switching» oder te ein neues Schema für Periimplan­ ­titis- Implantatoberfläche am besten ab. nicht, koni­sche oder flache Verbindung, Risiko­fak­to­ren, das wie das Ampelsystem In der Schweiz werden die meisten Den- interner oder externer Hex – wichtig ist, funktioniert. Es zeigt dem Behandler, wie talhygienikerinnen ausgebildet. Trotzdem dass keine Mikrobeweglichkeit zwischen gross das Risiko ist, dass sein Patient an existiert eine pendent hohe Periimplan­ Implantat und Abutment entsteht. Direkt ­einer Periimplantitis erkranken wird. titisrate. Er bleibt beim Schlusssatz: Da auf das Abutment aufgeschichtete oder Leuchten alle Felder «rot», sollte man helfen nur die 3 P: putzen, putzen, putzen! auf die Titanbasis aufgeklebte One-­piece- Implantatkronen verhindern weitere Problemstellen. Benachbarte Implantate ­sollten über die Kronen miteinander ver- Nachgefragt bei Dr. Nils Leuzinger, Gründer von «Fortbildung blockt werden. Entscheidend dabei ist Rosenberg» die genügende Gerüstdimensionierung im sogenannten «Blumenkohldesign». Herr Leuzinger, es gibt viele schöne Orte in der Schweiz. Warum findet die Wintersport- Diese hat sich sehr bewährt, Chipping woche gerade in Davos statt? wird vermieden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis, unser Kurshotel und das Sportangebot in Davos sind aussergewöhnlich gut, und die Region ist relativ schnell und einfach erreichbar. Da ich Die Therapie der Periimplantitis – resezieren selber seit vielen Jahren nach Davos komme, kenne ich die zahlreichen Möglichkeiten oder augmentieren? in Davos und auch nützliche «Geheimtipps». Moderator Dr. Urs Brodbeck hat einige Die vorhandene Literatur reiche nicht aus, Jahre in Davos gelebt und geniesst die freien Nachmittage auf der Piste. um eine geschlossene Behandlung bei der Periimplantitis zu rechtfertigen. Dies be- Sprechen Sie mit dem Kurs eine bestimmte Zielgruppe an? sagt eine breit angelegte Periimplan­ ­titis­ Wir haben keine spezielle Zielgruppe im Fokus. Davos bietet für praktisch jede Nach­ studie von Flemming 2012. Dr. Christian frage etwas Passendes. Ob Ski fahren, langlaufen, schlitteln, spazieren oder einfach die ­Ramel geht eine Periimplantitis immer Sonne geniessen, jeder findet die passende Beschäftigung. chirurgisch an. Mit desinfizierenden Mass- Wie beurteilen Sie die Zahl der Anmeldungen über die Jahre? nahmen (zum Beispiel mit Jodlösung) be- Wir haben vor sieben Jahren mit 35 begonnen und hatten dieses Jahr über 200 Teil- kommt er zwar die periimplantäre Ent- nehmer. zündung in den Griff, nicht aber den Kno- chenabbau. Die Defektfüllung erreicht er Wie wählen Sie die Referenten aus? mit Knochenersatzmaterialien. Die Laser- Ich lese sehr viele Fachzeitschriften und suche mir so die Themen und Referenten. dekontamination und die Implantoplastik Interview: Dr. Sybille Scheuber zeigen leicht verbesserte klinische Resul-

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Vom 28. bis 30. Januar fand an der Uni­ Implantologie-­Kurs mit versität Bern ein dreitägiger Kurs der Klinik internationalem Flair für Oralchirurgie und Stomatologie mit Hands-on-Übungen, Vorlesungen und Liveoperationen statt.

Text und Fotos: Dr. med. dent. Martina Schriber, Universität Bern

Wie immer herrschte am Master Course in kronen chair-side herstellen. In Liveope- was nicht selten der Fall ist, dann wird Esthetic Implant Dentistry an der Uni Bern rationen wurden die gelehrten Prinzipien eine Konturaugmentation vorgenommen. internationales Flair. Teilnehmer aus direkt gezeigt und umgesetzt. Im ästhetischen Bereich sollte man auf Australien, Thailand, Kanada und ande- den Einsatz von wide neck- und wide plat- ren Ländern waren angereist, um ihr Korrekte 3-D-Position form-Implantaten verzichten. Um die Wissen und ihre Fähigkeiten im Bereich Prof. Dr. med. dent. Daniel Buser, Direktor Anzahl der Operationen zu reduzieren, der ästhetischen Implantologie zu vertie- der Klinik für Oralchirurgie und Stomato- wird der Knochenaufbau wenn immer fen. Geboten wurden etwa Vorlesungen logie an den Zahnmedizinischen Kliniken möglich simultan durchgeführt. Die über Anatomie im Kopfbereich, Veran- der Universität Bern, begrüsste die Teil- ­Morbidität wird erhöht, wenn Knochen staltungen über chirurgische Massnah- nehmer und startete gleich mit seinem extraoral oder am Kinn und retromolar men oder über die bestmögliche ästheti- Vortrag über das ästhetische Risk­assess­ genommen werden muss. Die Behand- sche Frontrekonstruktion in bezüglich ment und über chirurgische Prinzipien bei lungszeiten sollen kurz gehalten werden. der Weich- und Hartgewebe sehr schwie- der Implantation im Frontzahnbereich. Eine Konturaugmentation ist der Schlüs- rigen Ausgangslagen. Jeder Teilnehmer Implantate im Frontzahnbereich zu set- selfaktor für ein ästhetisch ansprechen- konnte im angeleiteten Hands-on-Kurs zen, wird vom Schwierigkeitsgrad her als des Resultat. Ziel ist, dass das Implantat am Modell seine eigenen Implantate set- advanced bis complex eingestuft. Ein opti- von gesunder, keratinisierter Gingiva zen und auch provisorische Implantat- males Zeitmanagement von der Extrak- umgeben wird. tion bis zum Implantat ist entscheidend. An der Klinik für Oralchirurgie und Sto- Wieso nicht harmonisch? matologie wird nach evidenzbasierten Prof. Dr. med. dent. Urs Belser, Gastprofessor und konservativen Therapiekonzepten an der Klinik für Oralchirurgie und Sto- gearbeitet, und man setzt nur wissen- matologie der zmk Bern, berichtete über schaftlich gut dokumentierte Biomateria- ästhetische Konzepte im Rahmen von lien ein, welche sich in Studien bewährt Frontzahnrestaurationen, im Besonderen haben. Bei Einzelzahnlücken, wo eine bei Implantaten. In der ästhetischen Zone gute Orientierung an den Nachbarzähnen geht es bei einer Sanierung darum, einen möglich ist, braucht es nicht zwingend harmonischen Weichteilverlauf her- oder eine Operationsschiene. Bei Mehrfach­ wiederherzustellen und harmonische lücken ist diese hingegen indiziert. ­relative Zahndimensionen zu bilden. Die orale Funktion und die Ästhetik sollen Komfort- und Gefahrenzonen kennen langfristig gefördert werden. Um diese Es wurde konkludiert, dass bei einer Im- Ziele zu erreichen, braucht es eine hohe plantation in der ästhetischen Zone pri- Voraussagbarkeit, ein minimalinvasives mär ein ästhetisches Resultat angestrebt Vorgehen, ein niedriges Risiko und eine wird. Die richtige dreidimensionale Im- optimale Zeit- und Kosteneffizienz. plantatposition innerhalb der sogenann- Ebenso nötig sind die interdisziplinäre ten Komfortzone und die Beachtung der Zusammenarbeit und der Einbezug der sogenannten Gefahrenzone ist essenziell, Patienten. um auch prothetisch eine ästhetisch kor- Mit klinischen Fallbeispielen wurde ge- rekte Rekonstruktion zu erreichen. Dazu zeigt und analysiert, wieso wir das Lachen sind Kenntnisse über die biologische eines Menschen als harmonisch oder auf- Breite und das Knochenresorptionsmus- fällig empfinden. Eine Oberkieferfront ter nach Extraktionen nötig. Bei dünn- kann systematisch und objektiv auf die wandigen Knochenphänotypen ist die Ästhetik hin geprüft werden. Dazu be- vertikale Resorption besonders ausge- währt sich die Ästhetik-Checkliste nach prägt. Ein Implantat wird so gesetzt, dass Belser (1979) und Magne/Belser (2002). fazial und palatinal mindestens ein Milli- Mithilfe von 14 objektiven Kriterien wer- Prof. Dr. med. dent. Daniel Buser bereitet sich auf meter Knochen das Implantat bedeckt. den die Hart- und Weichgewebe sowie eine der vier Liveoperationen vor. Wenn zu wenig Knochen vorhanden ist, der Gesamteindruck analysiert: die Gingi-

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Hands-on-Übungen angeleitet durch Prof. Dr. med. dent. Urs Belser. Jeder Teilnehmer konnte zwei Frontzahn-Implantatprovisorien chair-side herstellen.

va, die Zähne und das Gesamtbild der Oralchirurgie und Stomatologie der zmk den: Auto-, Allo-, Xeno- und alloplasti- Oberkieferfront in Beziehung zu den Bern, sprach über die Knochenheilung bei sche Transplantate. Ist das Autotrans­ ­ Weichteilen. Einige Punkte prüfen speziell Defekten, welche nach dem Knochenauf- plantat immer noch der Goldstandard? die Gingiva, wie die Gesundheit der Gin- bau durch eine Membran abgedeckt wer- Dessen Vorteile sind die Funktion als os- giva und den interdentalen gingivalen den. 40 Prozent aller Implantate werden teokonduktives Gerüst, die darin enthal- Abschluss. Andere analysieren die Zahn­ im oberen Frontzahnbereich gesetzt, und tenen osteoinduktiven Wachstumsfakto- achsen, die Höhe der gingivalen Kontur, genau in dieser Zone haben die Patienten ren und die osteogenen Zellen. Wo sind die Balance des Gingivaniveaus und die die grössten ästhetischen Ansprüche. Der die Limiten, und welches sind verkompli- Höhe der Approximalkontakte. Die Zähne Schlüsselfaktor für ein ästhetisch befrie- zierende Faktoren bei autologem Kno- werden durch die Betrachtung der rela­ digendes Resultat ist der symmetrische chen? Das sind auftretende Resorptionen, tiven Zahngrössen, der grundsätzlichen Gingivaverlauf am rekonstruierten Im- ein je nach Defektgrösse nötiger chirurgi- Merkmale der Zahnform und -charakte­ plantat. Auch an den Nachbarzähnen soll- scher Zweiteingriff sowie die Morbidität risierung, der Oberflächenbeschaffen- te ein ästhetischer Gingivaverlauf erhalten an der Entnahmestelle. Auch sind die Ent- heit und Textur sowie der Farbe und des oder geschaffen werden. Um dieses Ziel nahmestellen limitiert, und die Zeit- und Inzisalkantenverlaufs beurteilt. Bei den zu erreichen, ist eine intakte faziale Kno- Kostenintensität sollte beachtet werden. Weichteilen werden der Unterlippen- chenwand entscheidend. Diese faziale Welche Anforderungen werden an Kno- linien-Verlauf im Bezug zu den Zähnen Knochenwand in der anterioren Maxilla chenfüller gestellt? Knochenfüller sollten und die Symmetrie des Lächelns ange- fehlt aber oft oder ist reduziert. Das allgemein sicher, nicht toxisch und bio- schaut. kommt daher, dass nach einer Extraktion kompatibel sein. Zudem sollten sie eine der sogenannte Bündelknochen innerhalb mechanische Stützung ermög­lichen, die Pink and White Esthetic Score von acht Wochen resorbiert. Funktion als osteokonduktives Gerüst Als objektives Werkzeug zur ästhetischen übernehmen und osseointegriert oder er- Beurteilung und Bewertung von einzel- Faziale Knochenwand entscheidend setzt werden. Ein Einwachsen von Blutge- nen Implantatkronen und des benach- Es gibt zahlreiche Membranen, doch wel- fässen soll ermöglicht werden. Wichtig barten Weichgewebes im Frontzahnbe- che soll man verwenden? Heutzutage sind natürlich auch eine klinisch einfache reich wurden der Pink Esthetic Score (PES) werden allgemein bioresorbierbare Mem- Handhabung und tiefe Kosten. Es wurde und der White Esthetic Score (WES) entwi- branen bevorzugt. Sie haben den Vorteil, konkludiert, dass in der Klinik für Oral- ckelt. Mit dem PES werden die mesialen dass keine zweite chirurgische Interven- chirurgie und Stomatologie in Bern biore- und distalen Papillen, die Kurvatur und tion nötig ist, was die Morbidität des Pa- sorbierbare Kollagenmembranen für alle der Level der fazialen Mukosa sowie im tienten senkt, und dass sie das chirurgi- horizontalen Konturaugmentationen und Wurzelbereich die «Wurzelkonvexität», sche Vorgehen allgemein vereinfachen. bei Sinusbodenele­vationen verwendet die Farbe des Weichgewebes und die Tex- Dies bedeutet aber, dass die Barriere- werden. Diese Membranen zeigen ein gu- tur beurteilt. Mit dem WES werden die funktionsdauer unkontrolliert ist und tes klinisches Handling, haben ein tiefes Zahnform, der Umriss und das Volumen, ­gewisse Gewebereaktionen auftreten Risiko für postoperative Komplikationen, die Farbe, die Oberflächentextur und die können. Um die Barrierefunktion zu ver- und es ist keine zweite chirurgische Inter- Transluzenz und Charakterisierung beur- bessern, werden die Membranen mit der vention nötig. teilt. Bei beiden Scores können maximal double-layer-Technik appliziert. zehn Punkte erzielt werden. Wie und womit soll Knochen aufgebaut DBBM, BCP oder -TCP? Prof. Dr. Dieter Bosshardt, Leiter Forschungs­ werden? Knochenaufbaumaterialien kön- Autologe Knochenpartikel haben exzel- labor für Orale Histologie der Klinik für nen in verschiedene Typen unterteilt wer- lente osteokonduktive, osteogene und

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Prof. Dr. med. dent. Daniel Buser bei einer der vier Liveoperationen, assistiert von Dr. med. dent. Pascal Probst (rechts) und ITI-Scholar Dr. med. dent. Ioana Chesnoiu (links).

osteoinduktive Eigenschaften, aber Live-­Operationen sind der Master Course Prevention and Management of Estehtic Im- sie werden sehr schnell resorbiert und in GBR and Sinus Grafting Procedures vom plant Failures vom 2. bis am 4. September steigern die Knochenneubildung. Einige 10. bis am 12. Juni und der Master Course in an der Universität Bern. HA(Hydroxyapatite)-basierte Füller wie beispielsweise DBBM (Deproteinized ­Bovine Bone Mineral) oder BCP (Biphasic Calcium Phosphate) haben gute osteokon- duktive Eigenschaften und eine tiefe Substitutionsrate. Das heisst, sie bleiben vor Ort. Reine -TCP(TriCalcium Phospha- te)-Füller haben gute osteokonduktiv­ e Eigenschaften, aber eine hohe Substitu- tionsrate, sodass sie sehr schnell resor- bieren. Keiner der zurzeit vorhandenen Knochenfüller erfüllt alle Bedingungen. Daher ist eine kombinierte ­Verwendung von autologem Knochen zusammen mit einem volumenstabilisierenden Knoche- nersatzmaterial synergistisch und nütz- lich. Die Konturaugmentation mit GBR (Guided Bone Regeneration) wird im Frontzahnbereich erreicht, indem die autologen Knochenchips direkt auf die freie Implantatoberfläche appliziert wer- den, was ein Einwandern von knochen- bildenden Zellen bewirkt. Zusätzlich wird fazial darüber ein Knochenersatz- material in Form von HA-basierten Fül- lern wie zum Beispiel DBBM oder BCP platziert, was eine Verbesserung und den Erhalt der fazialen Kontur erlaubt. Die WIR FLETSCHEN applizierten Knochenchips werden mit FÜR SIE DIE ZÄHNE. einer Kollagenmembran abgedeckt, wel- che als temporäre Barriere funktioniert Dentakont – Ihr Partner für und die Füller vor Ort hält. Ein Primär- professionelles Zahnärzte Factoring. verschluss schützt die applizierten Bio- materialien. Dentakont AG Bahnhofstrasse 2 5610 Wohlen Die nächsten Kurse dieser Reihe mit Entlasten Sie sich, Telefon 056 622 98 00 rufen Sie uns an. www.dentakont.ch ­Vorträgen, Hands-on-Übungen und

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Wer noch nie auf der IDS war, darf nicht Grösser, mitreden. Denn man kann sich nicht ­vorstellen, wie gross diese Messe ist. ­schneller, ­besser! 2200 Dentalfirmen amenk in dieser Woche nach Köln – und 140 000 Fachbesucher. Damit brach die Internationale Dental-­ IDS 2015: die 36. Internationale Schau einmal mehr jeden Rekord.

Dental-Schau in Köln Text und Bilder: Dr. med. dent. Sybille Scheuber

Firmen aus aller Herren Ländern boten ebenso wie ergonomische geformte techniker, die sich mit herausragenden auf der IDS «Weltneuheiten» ohne Zahl. ­Küretten und Scaler. Das Ziel bleibt der zahntechnischen Arbeiten je eine -, So mancher Besucher konnte nur mit ­Erhalt der natürlichen Zähne bis ins hohe Silber- oder Bronzemedaillen sichern Mühe erkennen, was wirklich neu oder Alter – und dadurch eine verbesserte konnten. Der Nachwuchswettbewerb lediglich alter Wein in neuen Schläuchen ­Lebensqualität. wurde zu Ehren von Professor Dr. med. war. Doch wohl jeder fand sein persön­ Dr. h. c. Alfred Gysi (1865–1957) ins Leben liches Highlight in der Weltstadt Köln. 15. Gysi-Preis verliehen gerufen. Er war ein Schweizer Zahnmedi- Man spürte auf der Schau: Der Dental- Der Verband der Deutschen Zahntechni- ziner und Pionier in der dentalen Prothe- markt entwickelt sich rasant. Fusionen kerinnung (VDZI) verleiht den Gysi-Preis tik. Die Dentalwirtschaft entwickelt sich fanden statt, Firmen wurden aufgekauft an besonders begabte Nachwuchszahn- immer stärker in Richtung Hightech- oder verschwanden wieder. Ein Schlag- wort beherrscht die Gesundheitspolitik der letzten Jahre, es beherrschte auch die Messe: «Qualität». Bei 3-D-Druckern, Scannern und Röntgengeräten sah man wirkliche Innovationen. In anderen Be- reichen wetteiferten die Aussteller mit verbesserten Versionen ihrer Geräte. Motto: grösser, schneller, besser! – Ein Rückblick auf drei Tage IDS.

Prophylaxe Aller Digitalisierung zum Trotz bleibt das tägliche Zähneputzen das A und O der Prophylaxe. Ihr ist der Rückgang von Zahnextraktionen zu verdanken. Ein ständig wachsendes Angebot an Hilfs- mitteln unterstützt die professionelle und häusliche Mundhygiene. Von der biegba- ren Zahnbürsten mit Zellulosegriff bis hin zur motivierenden Smartphone-App bei Oral B/Philips war jede Variation vorhan- den. Unter dem Motto «Biofilm-Manage- ment in neuer Dimension» wurde die Mundpflege im digitalen Zeitalter vorge- stellt. Elektrische Zahnbürsten übertrafen sich hinsichtlich neuartiger Bürstenkopf- konfigurationen und Anwendungsmög- lichkeiten. Interdentalraumbürstchen werden durchdachter, einfacher in der Anwendung und günstiger. Zahnpasten mit Pro-Arginin©-Technologie (Elmex professional) stoppen den Angriff der Zu- ckersäuren, während Fluorid die Remine- ralisation fördert. Pulverstrahlgeräte mit atraumatischen Pulvern versprechen eine einfache subgingivale Biofilmreduktion Was wäre Köln ohne sein Markenzeichen? Der Kölner Dom.

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branche. Die modernen Technologien ­liefern schnellen und qualitätsgesicher- ten Zahnersatz für die Patienten. Jedoch arbeitet ein erheblicher Anteil der Zahn- techniker in Deutschland unter dem oder am Rande des Mindestlohns (brutto 8,50 Euro/Stunde).

Labial, lingual und digital – Kernthema ­Kieferorthopädie Auch die Kieferorthopäden bleiben von der digitalen Weiterentwicklung nicht verschont. Die Lage der Zähne wird neuerdings mit dem Intraoralscanner ­erfasst. Das Behandlungsergebnis wird dem Patienten dreidimensional mittels Face­scanner präsentiert. Immer mehr Erwach­sene lassen sich eine Zahnspange verpassen und korrigieren Zahnfehlstel- lungen vor allem im Frontzahnbereich. Goldlegierungen fräsen? Bei C. Hafner ist es möglich. Der Vorteil: keine Lagerhaltungskosten, unschlag- Die Schönheitsideal-Welle schwappt von barer Preis und hohe Präzision. den USA nach Europa. Face- und Intra­ oralscanner in Kombination mit 3-D-­ Röntgengeräten vereinfachen präzise Be- gekoppelt. So können praxiseigene rechnungen digital. Sie ermöglichen es, ­Dokumente und Formulare weiterver- das Ergebnis zuverlässiger vorauszusagen. wendet und dauerarchiviert werden. Labiale «Brackets» bleiben das beliebtes- te Mittel der Wahl für Zahnverschiebun- Nicht nur Implantate … gen. Dennoch offerieren die linguale Die grössten Implantatfirmen bieten in- ­Orthodontie oder Alignerschienen un- zwischen eine Art «Gesamtkonzept» an. sichtbare Alternativen. Die digitale Tech- Vom Röntgenbild bis hin zur Restauration nologie unterstützt die Herstellung von kann alles in einem digitalisierten Ar- passgenauen Brackets oder CAM-gefer- beitsprozess mit breit gefächerter Ange- tigten Schienen. Sehr begrüsst und sehn- botspalette verwirklicht werden. Ein Im- lich erwartet wird die Zusammenarbeit plantathersteller (replicate© von natural des Cerec-Systems mit Invisalign. Damit dental implants) bietet Titanimplantate in treffen zwei erprobte Partner aufeinander Zahnwurzelform an. Mit den Daten aus und eröffnen neue Spielmöglichkeiten für dem DVT wird das Implantat individuell den kieferorthopädisch tätigen Zahnarzt geprintet. Es entspricht der patienten- oder Fachspezialisten. spezifischen Zahnwurzel, die extrahiert werden soll. Mit dem CAD/CAM-Gerät Anamnese neu gemacht wird vorgängig eine provisorische Im- Dem Patienten ein iPad in die Hand geben plantatkrone als Kopie des ehemaligen Die Firma DMG, die auch ICON anbietet, stellt nur für die digitale Anamneseerhebung, dies Zahns produziert. Direkt nach Extraktion den kleinsten Kofferdam zur Schau: den MiniDam. ist der Firma synMedico© mit dem «in- des Zahnes kann das zahnwurzelform- foskop» gelungen. Dem Zahnarzt wird kongruente Implantat mit provisorischer auf diese Art die Aufklärungsdokumen­ Krone eingesetzt werden. Der vorgefer- 3-D-Drucker und Intraoralscanner tation erleichtert. Ihr wird auch in der tigte Splint zu den Nachbarzähnen garan- Ein weiterer Innovationsschub ist bei Schweiz immer mehr Aufmerksamkeit tiert die Primärstabilität. Der Patient den 3-D-Druckern gelungen. Ein neuer gewidmet. Der Zahnarzt kann dem Pa­ muss sich nicht umgewöhnen, und die Partner (dental wings©) von Straumann tienten die geplante Behandlung Schritt Passgenauigkeit ist durch die digitalen ­arbeitet nach dem Prinzip der «Laser­ für Schritt bildlich präsentieren und be- Daten gegeben. abla­tion»: Durch Materialabtrag von Po- sondere Anmerkungen direkt ins iPad Für angehende Implantologen bietet No- lymer-, Keramik- oder Glaskeramikblö- einzeichnen. Dies gibt mehr Rechts­ bel Biocare eine 3-D-Lehrbrille an. Stu- cken wird direkt anhand einer offenen sicherheit. Alle aufgezeichneten Infor­ denten oder Kursteilnehmer können die STL-Datei mittels Laser die dentale Res- mationen können als PDF ausgedruckt Operation aus Sicht des Operateurs ver- tauration gefertigt. Glaskeramik muss ­werden. Eine grosse Auswahl an vorge- folgen. Ein bisschen erinnert das an die nicht nochmal gebrannt werden. Es gibt fertigten Videos liefert auf Wunsch eine «gamescom»-Messe in Köln: Hier fun- keinen Werkzeugverschleiss und keine Präsentation des Eingriffs. Schwierige gieren die Spieler in aufregenden Fanta- Absplitterung an dünnen Kanten. Der Sachverhalte können so dem Patienten siewelten als Superhelden. Ob Implantate kleinste Intraoralscanner kommt eben- verständlich gemacht werden. Die Daten setzen dann ebenfalls spielend leicht falls aus dieser Produkteschmiede und werden mit der gängigen Praxissoftware wird? entspricht der Grösse eines Turbinen-

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Die Firma 3-shade stellte eine 4-in-1-DVT-Scanlösung vor, bei der 3-D-, Panorama-, Ceph- und ­Gesichtsscanner in einem System vereint sind. Neu ist, dass Kopfbewegungen während der Röntgenaufnahme keine Bewegungsartefakte hervorrufen.

handstücks. Chairsidelösungen bleiben keine Kopffixierung mehr notwendig ist. MDP-Haftmonomer, das die hohe Haft- aber dem Cerec-System vorbehalten. Atmung, Schlucken oder Parkinsonbe- kraft sichert. Panavia© V5 ist in fünf ver- Ein weiterer intraoraler Scanner soll an wegungen während der Aufnahme füh- schiedenen Zahnfarben erhältlich. Mit der Stelle nicht unerwähnt bleiben. Ein ren nicht zu Bewegungsunschärfe oder ­einer hochopaken Farbe werden auch pfiffiger Lehrstuhl für Medizintechnik an -artefakten. Über drei Lichtpunkte ist der Metalle (Titanabutments) abgedeckt. Mit der Universität Aachen stellte die ultra- Kopf im Raum determiniert, was Bewe- den dazugehörigen Try-in-Pasten lässt schallbasierte Abdrucknahme vor: Mit- gungen während der Röntgenaufnahme sich das Endergebnis zuvor simulieren. hilfe von Schallwellen werden Kieferab- erlaubt. Ebenso ist der FOV (dynamisches schnitte im Detail erfasst. Der Clou dabei Blickfeld) stufenlos wählbar zwischen 1:1 ist, dass (subgingivale) Zahnpräparatio- bis 16 × 15 cm. Sympathisch ist das stan- nen nicht trockengelegt werden müssen. dardisierte Dicom-Format, das mit allen Blutungen stören nicht, da die ultra- anderen offenen Softwaresystemen kom- schallbasierte Technologie davon unbe- patibel ist. einflusst bleibt. Damit Ultraschallwellen Eine koreanische Firma (Vatech) bietet sich ausbreiten können, braucht es ein einen portablen Röntgenapparat an. Er ist Trägermedium, ein Gel, das in einer spe- nur so gross wie ein Fotoapparat und für ziellen Form über die Gebissareale ge- den mobilen Einsatz in Altersheimen oder stülpt wird. Die Firma iDentUS wird ih- Kriegsgebieten gedacht. Derzeit ist die ren Scanner jedoch erst an der nächsten Rechtslage in der Schweiz diesbezüglich IDS marktreif vorstellen. Prof. Stefan nicht geklärt. Die asiatischen Firmen Wolfart und Prof. Joachim Tinschert sind ­expandieren merklich aus den Randbe- aber schon jetzt eifrig am Tüfteln. reichen in die grösseren Hallen der IDS. Und sie vermarkten sich mit deutlich Sich während der Röntgenaufnahme mehr Präsenz. ­bewegen? Auch bei den Röntgengeräten tut sich Gott gebe, dass es klebe … was. Die Firma 3 shape© bietet eine Die Firma Kuraray/Noritake bietet ein 4-in-1-DVT-Scanlösung an. Dabei sind ­Adhäsiv für alle Fälle. Ob Stifte, Keramik, 3-D-, Panorama-, Ceph- und Gesichts­ Kunststoffe oder Metalle, mit dem neuen © scanner in einem System vereint. Das Panavia -V5-Kleber haftet scheinbar Dental wings präsentierte den wohl kleinsten Sensationelle an der Technologie ist, dass ­alles. Zum Einsatz kommt ein spezielles Intra­oralscanner mit fünf LEDs im Kopf.

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grund­licher die Reinigung, desto erfolg- reicher die Endo» erhöht sie deutlich die Wahrscheinlichkeit eines langfristigen Erfolgs – im Vergleich zum einfachen Einbringen des Spulmittels uber eine Spulkanule. Die Firma VDW bietet hierfür eine Schall­ spitze (EDDY©) aus Plastik zur Aktivie- rung der Spülung an. Sie verspricht eine besonders effiziente Reinigung des kom- plexen Wurzelkanalsystems. Durch die schnelle Bewegung der Spulspitze in der Spulflussigkeit entstehen Gasblaschen, sie losen sich implosionsartig wieder auf. Die dabei freigesetzte Energie verstärkt den Reinigungseffekt. Die sterile Spul- spitze wird einfach in den Airscaler ein- geschraubt und als Einmalprodukt ver- wendet.

Bei so vielen Neuheiten kann einem schon mal der Kopf schwirren. Zur Erho- lung und Zerstreuung bietet Köln genü- gend Abwechslung und Aktionen. Für die Hotellerie, die Gastronomie und die Taxi- unternehmen ist zu Messezeiten jedes Mal Hochkonjunktur. Frühzeitiges Bu- Zu strahlen hatten auch die Ausstellerinnen von Sirona: Es gab mehr als nur eine Innovation. chen und ein Messebesuch am Anfang der Woche können Abhilfe schaffen. Mit der IDS-App fürs Smartphone und einem konkreten Plan lassen sich die Stände Kleben kann man damit unter anderem prok in ­einem Motor vereinbaren. Eine zielsicher «abarbeiten». Aber auch mit auch das «Super Transluzent Mulit-lay- geänderte Feilengeometrie verspricht ziellosem Herumwandern wird man ered Zirconia» der gleichen Firma. Die ­höhere Schneideleistung, weniger Bruch- schnell fündig. Die nächste IDS – die Zirkonoxidkeramik verändert kontinu- gefahr und anschmiegsames Anpassen 37. Internationale Dental-Schau – findet ierlich ihren Farbton und die Transluzenz an gekrümmte Kanäle. Für Endodonten vom 21. bis 25. März 2017 statt. Es dürfen von cervical nach inzisal. Im inzisalen/ unerlässlich ist eine Ultraschall-akti­ ganz sicher wieder viele Superlative er- okklusalen Bereich ist die Härte auf nur vierte Spülung. Nach dem Motto «Je wartet werden. 500 MPa reduziert, um Abrasionen im Antagonisten zu verhindern. Aufgrund der hohen Transluzenz der Zirkonoxid- keramik kann die natürliche Zahnfarbe des Stumpfs aufgenommen werden. Die Konkurrenz schläft nicht: Die Firma Ivoclar Vivadent bietet neu ihr Variolink Esthetics an, das ebenfalls eine lange Farbstabilität garantiert. Das Unterneh- men hat zudem endlich ein Bulk-Fill-­ Material herausgebracht, das die perfekte Ergänzung zu seinem modellierbaren ­Tetric EvoCeram darstellt. Ein weiteres Plus ist, dass das Material zahnfarben ­daherkommt und trotzdem bis zu einer Schichtdicke von vier Millimetern aus- härtbar ist.

Endo mit EDDY© Auch die moderne Endodontie hat Mei- lensteine der Entwicklung hinter sich. Sie ist mit der Technik vor zehn Jahren nicht mehr zu vergleichen. Kabellose Endo­geräte können rotierend und rezi­ Die Firma BEGO feiert ihr 125-jähriges Bestehen mit heftigem Tamtam und vielen Innovationen.

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Die digitale Volumentomographie wird Digitale Volumen­ zur Diagnose in der Zahnmedizin immer tomographie: häufiger verwendet. Wie sie angewendet 3-D und mehr wird, ­erfuhren Zahnärzte und Dental­ assistentinnen an einem Symposion der Universität Zürich.

Text und Foto: Andrea Renggli

Die digitale Volumentomographie (DVT) Die Zahnärzte wurden von Dr. Bernd in der Kieferorthopädie, in der digitalen bietet eine Fülle neuer Möglichkeiten, Stadlinger, Leiter der Abteilung Dento-­ Implantatplanung oder bei medikamen- stellt aber auch Anforderungen an den Maxillofaziale Radiologie am ZZM Zürich, teninduzierter Kiefer-Osteonekrose. Zahnarzt und sein Team. Deshalb richtete über den aktuellen Stand der DVT in der Die Dentalassistentinnen wurden von sich das DVT-Symposium am Zentrum Zahnmedizin informiert. Themen der fol- Bettina Schmid, der leitenden Dental­ für Zahnmedizin (ZZM) der Universität genden Referate waren die Anwendung assistentin am ZZM, durch die Röntgen- Zürich erstmals mit zwei parallelen Pro- der DVT zur Diagnostik retinierter Zähne, abteilung geführt und erhielten viele grammen sowohl an Zahnmediziner als in der modernen Endodontologie, zur nützliche Tipps für die Praxis. In theo­ auch an Dentalassistentinnen. Planung in der orthognathen Chirurgie, retischen Vorträgen erhielten sie Infor­ mationen zur Röntgenanatomie, zur technischen Durchführung und zum Strahlenschutz. Zuletzt durfte ein Blick auf die rechtlichen Aspekte nicht fehlen. Die DVT ermöglicht hochauflösende, drei- dimensionale Bildgebung zur präzisen Di- agnostik anatomischer Strukturen. Dabei können die Knochenoberfläche oder die Weichteiloberfläche dargestellt werden, aber auch Strukturen im Knochen wie beispielsweise die Zahnwurzel. So ermög- lichen die Daten im Rahmen der compu- terassistierten Zahnmedizin individuali- sierte Lösungen und sichern die Qualität im Behandlungsablauf. In der Zahnmedi- zin wurde DVT erstmals 1996 zugelassen. Im Jahr 2015 wurden vom Bundesamt für Gesundheit bereits über 300 Bewilli- gungen erteilt. Wie Prof. Martin Rücker, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am ZZM, in seinem Referat sagte: «Wir stehen noch am An- Prof. Dr. Martin Rücker, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Bettina Schmid, Leitende Dentalassistentin, Radiologie ZZM, PD Dr. Dr. Bernd Stadlinger, Leiter Abteilung Dento-Maxillo- fang der Technik, aber sie funktioniert. faziale Radiologie. Das ist die Zukunft.»

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UNINACHRICHTEN

Bern/Genf: Auszeichnung für Forscher aus Bern und Genf

Professor Martin Schimmel, Leiter der Abtei- ­Hideo Miyazaki; Demetrios Halazonetis; lung für Gerodontologie der Universität Bern, François R. Herrmann; Frauke Müller. J Dent hat mit einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Res, Vol 94 [Spec Iss A]: 1532, 2015). Wissenschaftlern aus Bern, Athen, Tokio und Die IADR ist die international grösste unab- Genf, den IADR J. Morita Investigator Award hängige Wissenschaftsgesellschaft in der for Geriatric Oral Research – Post-­doctoral Zahnmedizin. Am diesjährigen Kongress Category, 1st prize – gewonnen. Die Aus- in Boston wurden über 6500 Teilnehmer zeichnung wurde Martin Schimmel im März gezählt; 4300 wissenschaftliche Präsen­ anlässlich der IADR General Session and tationen und Poster wurden vorgestellt. Exhibition in Boston, USA, verliehen. Er prä- Text: Prof. Frauke Müller; Foto: zvg sentierte seine Arbeit mit einem Poster zum Thema «Validation of a New Colourimetric Professor Martin Schimmel an der Seite von Technique to Assess Chewing Efficiency» ­Domenika Sweier, Präsidentin der Geriatric Oral (Martin Schimmel; Panagiotis Christou; Research Group der IADR.

Bern: Premio Internacional SECIB für Thomas von Arx

Prof. Dr. Thomas von Arx, izedirektorV an tischen Chirurgie (apikale Mikrochirurgie), der Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie gewürdigt. Diese internationale Auszeich- an der Universität Bern, ist Preisträger des nung unterstreicht die herausragenden prestigeträchtigen Premio Internacional Leistungen von Thomas von Arx auf diesem ­SECIB 2014 (Sociedad Española de Cirugía Gebiet. Bucal). Die Auszeichnung ehrt internationale Kliniker oder Forscher auf dem Gebiet der Wir gratulieren ganz herzlich. Oralchirurgie. Die Preisverleihung fand am Text: Prof. Dr. Daniel Buser; Foto: zvg 6. März in Valencia anlässlich der AVCIB/­ SECIB Joven statt. Thomas von Arx wurde in der Laudatio für Die Preisübergabe mit Dr. David Gallego Romero, seine Karriere und seine Beiträge in der Präsident der SECIB (links), und Prof. Dr. Thomas Oralchirurgie, im Speziellen in der endodon- von Arx.

Bern: Chancen nutzen

Festliche Stimmung, gut gelaunte junge Familien im Kultur Casino Bern. ­Danach be- Menschen und stolze Eltern: An der Diplom- trat Festredner Walter Inäbnit die Bühne. Der und Promotionsfeier der Medizinischen Fa- Unternehmer und Ehrensenator der Univer- kultät der Universität Bern erhielten all jene sität Bern verglich in seiner Ansprache die Kandidaten und Doktoranden ihr Diplom, die Arbeit des Mediziners mit jener des Unter- im Jahr 2014 ihr Studium abschlossen oder nehmers. In beiden Bereichen sei es wichtig, promoviert wurden. Hervorragende Leistun- vernetzt zu denken und zu handeln. Denn gen während des Studiums und ausgezeich- das sei die Voraussetzung für ­Innovation und nete Master- und Dissertationsarbeiten Wertschöpfung. Zum Schluss forderte Inäb- wurden mit separaten Preisen belohnt. nit die jungen Mediziner und Zahnmediziner ­Musikalisch umrahmt wurde das Programm auf, ihre Chancen gut zu nutzen. vom Medizinerorchester. Text und Foto: Andrea Renggli Peter Eggli, Dekan der Medizinischen Fakultät Prof. Dr. Peter Eggli, Dekan der Medizinischen der Universität Bern, überreichte den stolzen Fakultät, begrüsste die Kandidaten und ihre ­Absolventen ihre Diplome.

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Zürich: Dr. Christine Jacobsen hielt ihre öffentliche Antrittsvorlesung

PD Dr. Dr. Christine Jacobsen erhielt 2013 die effektiv vermieden werden. Anfang des Venia Legendi der Universität Zürich im Fach 21. Jahrhunderts nun fielen wieder vermehrt «Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie» Kiefernekrosen auf, die ­zunächst mit der und führt seither den Titel der Privatdozen- Einnahme von antiresorptiven Bisphospho- tin. Kürzlich hielt sie ihre öffentliche An- naten assoziiert waren. ­Inzwischen ist be- trittsvorlesung in der Aula des Kollegien­ kannt, dass verschiedene antiresorptive und gebäudes der Universität. antiangiogenetische Medikamente die Ne- krosen der Kieferknochen induzieren kön- Zur Antrittsvorlesung von Christine Jacobsen nen. Durch Gegenüberstellung von doku- fanden sich knapp einhundert Fakultätsmit- mentierten Schicksalen des 19. Jahrhunderts glieder, Kollegen, Wegbegleiter, Freunde, Fa- und heutigen Patienten zeigte Christine milienangehörige und weitere Interessierte ­Jacobsen in ihrer Vorlesung die aktuellen ein. Sie referierte über ihr Hauptforschungs- Möglichkeiten der rekonstruktiven Chirurgie gebiet, die medikamenteninduzierte Nekrose im Gesichtsschädelbereich auf. Gerade die der Kieferknochen, unter dem Titel «Was etablierten Techniken der mikrochirurgi- Zündhölzer, Knochenresorptionshemmer schen Gewebetransplantate, die Fortschritte und nekrotische Kiefer gemeinsam haben». in der zahnärztlichen Implantologie und die Eindrücklich stellte Christine Jacobsen dar, aktuellen Entwicklungen in der digitalen Pla- dass die induzierte Kieferosteonekrose eine nung sind wesentlich für die patientenspezi- weit zurückreichende Vorgeschichte hat. fische Versorgung. Entscheidend aber, so Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun- betonte Christine Jacobsen, ist für eine kau- Christine Jacobsen derts wurden bei Zündholzarbeitern Kiefer- funktionelle Rehabilitation dieser Patienten nekrosen beobachtet und ein Zusammen- die enge inter­dis­zi­pli­näre Zusammenarbeit hang mit dem zur Herstellung der Zündhölzer der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Ich gratuliere PD Dr. Dr. Jacobsen herzlich verarbeiteten weissen Phosphor festgestellt. mit den zahnärztlichen Fachdisziplinen. Ein zum erfolgreichen Abschluss ihres Habili­ Mit Einführung des Verbots der Verwendung reichhaltiger Apéro im Lichthof der Univer­ tationsverfahrens und wünsche ihr für ihre weissen Phosphors zur Zündholzherstellung sität bot anschliessend die Gelegenheit zu berufliche Zukunft alles Gute. im Jahre 1907 konnten Nekrosen des Kiefers ­einem gemütlichen Beisammensein. Text: Prof. Dr. Dr. Martin Rücker

Zürich: Professor Eliades zum Fellow am Institute of Physics (UK) gewählt

Professor Theodore Eliades wurde im ver- auch gestützt auf Referenzen von interna­ als Fellow sowohl in die Gesellschaft Insti­ gangenen November der Fellow-Status des tionalen Forschungsgrössen auf dem Gebiet tute of Physics als auch in die Royal Society Institute of Physics (UK) zuerkannt. Fellow der Physik einem Mitglied verliehen werden of Chemistry (UK) gewählt wurde. Die letz- ist der höchste Grad einer Mitgliedschaft, die kann. Fellows sind ermächtigt, den Titel tere Fellowschaft hat Professor Eliades nach einem strengen Auswahlverfahren wie FInstP hinter ihren Namen zu stellen. Theo- schon seit einiger Zeit inne. Assessment und CV-Begutachtung sowie dore Eliades ist der erste Zahnarzt, welcher Text: Prof. Dr. Thomas Attin

Gesucht: alte Röntgenkästen

(pd) In den Arztpraxen zeigen sie schwarz-weiss die oft brutale medizinische Realität: Leuchtkästen, die Röntgenbilder sichtbar ­machen. Judith Zaugg gibt den Kästen nach ihrer Ausmusterung eine neue Bedeutung: Sie bringen nämlich die farbenfrohen Bilder der Berner Künstlerin zum Leuchten. Wer hat noch einen alten Röntgenkasten? Oder wer weiss, wo solche zu haben wären? Die Grösse spielt keine Rolle. Sachdienliche Hinweise bitte an: [email protected]

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SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR ORALE IMPLANTOLOGIE

2015 ReseaRch awaRd

Anlässlich der Jahrestagung vom 7. November 2015 SGI Sekretariat zuhanden von Prof. Dr. Michael Born- in Lausanne wird Klinikern und Forschern die Mög- stein eingereicht werden. lichkeit für einen wissenschaftlichen Kurzvortrag Die beste Präsentation wird mit CHF 3000 (2. Platz geboten. Zugelassen sind Kolleginnen und Kolle- mit CHF 1500, 3. Platz mit CHF 500) honoriert. gen aus dem In- und Ausland. Die Bewerberinnen Details entnehmen Sie bitte aus dem «Regle- und Bewerber sollten unter 40 Jahre alt sein. Die ment für die Verleihung des SSOI Research Award» Beiträge können aus der Praxis oder der Universi- über die website www.sgi-ssio.ch tät stammen. Die ausgewählten Vorträge sind auf 15 Minuten begrenzt, gefolgt von einer Diskussion von 10 Minuten. Kontakt Sekretariat SGI: Das Abstract muss im IADR-Format (Objective, [email protected] Materials and Methods, Results, Conclusion) in digi- Kennwort: SSOI Research Award 2015 taler Form via E-Mail bis zum 31. August 2015 an das Zuhanden von: Prof. Dr. Michael Bornstein

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SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT Zeitschriften FÜR REKONSTRUKTIVE ZAHNMEDIZIN

Prothetik

Büchi D L, Ebler S, Hämmerle Ch H F, Sailer I: Marginal and internal fit of curved anterior CAD/CAM milled zirconia fixed dental prostheses: an in-vitro study. Quintessence Int 2014; 10: 837–846

Diese In-vitro-Studie geht der Frage nach, ob verschiedene CAD/CAM-Systeme, welche dicht gesintertes und vorgesinter- tes Zirkonoxid zu viergliedrigen Brückengerüsten verarbeiten, intern und am Rand unterschied­liche Genauigkeiten produzie- ren. Es wurden vier Systeme untersucht: 1. DCS Precident (DCS) (Gerüst zuerst in Wachs manuell her­ gestellt, dicht gesintertes Zirkonoxid ) 2. Cercon (Degudent) (virtuelles Gerüstdesign, vorgesintertes Zirkonoxid) Anlässlich der Jahrestagung der Schweizeri- 3. Cerec InLab (Sirona) (virtuelles Gerüst­design, vorgesintertes schen Gesellschaft für Rekonstruktive Zahn- Zirkonoxid) medizin von Freitag/Samstag, 30./31. Oktober 4. Kavo Everest (Kavo) (virtuelles Gerüstdesign, vorgesintertes 2015 in Basel wird Klinikern und Forschern die Zirkonoxid) Möglichkeit für einen wissenschaftlichen Kurz- vortrag über folgende Themen geboten: Fest- Alle Gerüste wurden manuell durch einen erfahrenen Zahn- sitzende / abnehmbare Prothetik, Alters- und techniker auf ein Modell aufgepasst, und die hierfür benötigte Behindertenzahnmedizin, Orofaziale Schmer- Zeit wurde aufgezeichnet. Alle Gerüste wurden zementiert, zen. Zugelassen sind Kolleginnen und Kollegen die Pfeilerzähne dann in zwei verschiedenen Richtungen ge- aus dem In- und Ausland unter 40 Jahren. Die schnitten, sodass der Zementspalt gemessen werden konnte. Beiträge können aus der Praxis oder der Uni- Der Zementspalt am Stufenrand zeigte bei der jeweiligen versität stammen. Die ausgewählten Vorträge ­Gruppe die folgenden Ausmasse: sind auf 10 Minuten begrenzt, gefolgt von einer 1. 107 +/−26 Mikrometer Diskussion von 5 Minuten. 2. 140 +/−26 Mikrometer Das Abstract muss in Englisch im IADR- 3. 104 +/−40 Mikrometer Format mit max. 1000 Worten (Aim(s), Material 4. 95 +/−31 Mikrometer and Methods, Results, Conclusions) in digita- ler Form via E-Mail bis zum 31. Juli 2015 an das Nur die Gruppen 2 und 4 wiesen signifikante Unterschiede auf. SSRD Kongresssekretariat eingereicht werden. Die DCS-Gerüste mussten aber viel länger aufgepasst ­werden Die beste Präsentation wird mit CHF 3000 als die anderen (21,1 min vs. 3,8 min.). (2. Platz mit CHF 1500, 3. Platz mit CHF 500) Die Autoren kommen zu folgenden Schlüssen: honoriert. Details entnehmen Sie bitte aus dem –– Die Unterschiede hinsichtlich Genauigkeit der jeweiligen «Regulations for the SSRD Research Award» ­Gerüste sind nicht signifikant überSSRD die Swisswebsite Society www.ssrd.ch of Reconstructive Dentistry –– CAM-Methoden (wie beim DCS, wo das Gerüst nicht wie bei SSRD Schweizerische Gesellschaft für Rekonstruktive Zahnmedizin SSRD Societé Suisse de Médicine Dentaire Reconstructive den andern virtuell am Computer designt, sondern in Wachs SSRD Società Svizzera di Odontoiatria Ricostruttiva KONTAKT: manuell fabriziert und dann eingelesen wird) zeigen eine ge- SSRD Kongresssekretariat ringere initiale Genauigkeit und müssen vom Zahntechniker SSRD Swiss Society of Reconstructive Dentistry SSRD SchweizerischeKennwort: Gesellschaft SSRD Research für Rekonstruktive Award Zahnmedizin 2015 länger aufgepasst werden, was die Rentabilität mindert SSRD SocietéZuhanden Suisse de von: Médicine PD Dentaire Dr. Joannis Reconstructive Katsoulis –– Ob das Gerüst in dicht gesintertem oder vorgesintertem Zu- SSRD Società Svizzera di Odontoiatria Ricostruttiva [email protected] stand gefräst wird, hat keinen Einfluss auf die Genauigkeit

SSRD Swiss Society of Reconstructive Dentistry Es gibt keine Evidenz dafür, wie breit ein marginaler Kronen­ SSRD Schweizerische Gesellschaft für Rekonstruktive Zahnmedizin SSRD Societé Suisse de Médicine Dentaire Reconstructive spalt sein sollte. Verschiedene Autoren bezeichnen einen SSRD Società Svizzera di Odontoiatria Ricostruttiva Zement­spalt von 100 bis 120 Mikrometer als «klinisch akzep­ tabel». Christian Ramel, Zürich

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Multimorbide Patienten optimal behandeln heraus­gegriffen. So erdenw zum Beispiel Allergologie, Angst- störungen, Bruxismus, ­Diabetes, Hypertonie, Infektionskrank- Behr M, Fanghänel J, Proff P, Reichert T E (Hrsg.): Risikopatienten in heiten, kardiale Erkrankungen, medikamentöse Wechselwir- der Zahnarzt­praxis. Zahnmedizinische Behandlung von Patienten kungen, neurologische Erkrankungen, Notfallmassnahmen, mit medizinischen Erkrankungen. Deutscher Zahnärzte Verlag 2014, ophthalmologische Komplikationen, psychische Erkrankun- 16,5 × 23,8 cm, broschiert, 445 Seiten, 75 Abb. und 50 Tabellen, gen, rheumatische Erkrankungen, Schwangerschaft, urogeni- ISBN 978-3-7691-3515-2, ca. 60 Euro tale Krankheiten, Verlust kognitiver Fähigkeiten, Xerostomie kurz und prägnant erklärt. Der Untertitel des Buches lautet «Zahnmedizinische Behand- Es würde zu weit führen, auf die einzelnen Kapitel und die ent- lung von Patienten mit medizinischen Erkrankungen». Ent- sprechenden Konsequenzen speziell einzugehen. Doch die in sprechend der demografischen Entwicklung werden in der blauer Farbe herausgehobenen Schlussfolgerungen für die zahnärztlichen Praxis immer mehr ältere und pflegebedürftige zahnärztliche Tätigkeit werden für den Leser bei der Behand- Menschen betreut. Dank guten Therapieformen und Therapie- lung komplexer Fälle hilfreich sein. möglichkeiten der heutigen Medizin können auch multimorbi- Neben dem Hausarzt hat der Zahnarzt den regelmässigsten de Patienten zahnärztlich optimal behandelt werden, wenn die Kontakt zum Patienten und kann so die Mundgesundheit am Wechselwirkungen von Allgemeinerkrankungen und oralen besten beobachten. Anhand von oralen Manifestationen kann Manifestationen bekannt sind. Das Wissen über den medizini- der Zahnmediziner schon früh Symptome einer Allgemeiner- schen Sachverhalt soll die zahnärztlichen Therapiemöglichkei- krankung entdecken und die adäquaten Therapiemassnahmen ten unterstützen, um Komplikationen bei Risikopatienten zu sowohl in zahnmedizinischer als auch in allgemeinmedizini- vermeiden. scher Hinsicht einleiten. Heute und in Zukunft werden in der Das Buch besticht durch eine klare Strukturierung. Jedes Kapi- Praxis vermehrt ältere Patienten mit polymorphen Krankheits- tel ist in drei Abschnitte eingeteilt. Im ersten Teil werden bildern betreut. Diese Krankheiten haben oft auch psychische Krankheit, Ätiologie und Klinik beschrieben. Dann werden die Auswirkungen. Dieser Einfluss sowie die Wirkungen und heute üblichen Therapieformen und ihre Wirkungen auf die Neben­wirkungen der Medikation sind für die zahnärztliche zahnmedizinische Behandlung zusammengefasst. Im Schluss­ ­Planung und Behandlung zu berücksichtigen. teil werden stichwortartig – farblich herausgehoben – die Kon- Der Gesundheitszustand eines Patienten soll durch eine exakte sequenzen für die Therapie durch den Zahnarzt dargestellt. Anamnese erfasst werden, dies minimiert die medizinischen Das alphabetisch aufgeführte Inhaltsverzeichnis gibt einen Risiken und erleichtert dadurch eine erfolgreiche Behandlung. ­umfassenden Überblick der wichtigsten Krankheiten des Men- Das Buch gibt in klarer Form einen guten Überblick über die schen. In 32 Kapiteln beschreiben 75 Experten die Erkrankun- Allgemeinerkrankungen und deren Einfluss auf die zahnärzt­ gen mit ihren Therapien und Wechselwirkungen mit­einer kla- liche Betreuung. In Problemfällen ist dieser Band als handliches ren Systematik. Durch 125 Tabellen und Bilder werden die Nachschlagewerk eine Hilfe zur ­Erfassung des Risikoprofils Informationen anschaulich illustriert. Es können hier nicht alle ­eines Patienten. 32 Krankheitsbilder aufgeführt werden, es seien nur einzelne Felix Meier, Zürich

Zahnärzte für Jamaika gesucht

Die Organisation «Projects Abroad» bietet in Jamaika ein Programm für euro­päische Zahnärzte mit abgeschlossener Berufsausbildung an. Dazu ­arbeitet «Projects Abroad» mit der Non-Profit-Organisation «A Child’s Smile» zusammen. Der Freiwilligeneinsatz startet am 10. August und dauert zwei Wochen.

Die Organisation «A Child’s Smile» hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder in armen Regionen Jamaikas über die richtige Mundhygiene aufzuklären. Viele dieser Kinder hatten noch nie die Möglichkeit, einen Zahnarzt zu besu- chen. Und sie wissen oft nicht, wie sie ihre Zähne richtig pflegen können. Die Projektteilnehmer helfen, Untersuchungen und Behandlungen in Schul- hallen und Gemeindezentren zu organisieren und durchzuführen. Weitere Die freiwilligen Helfer von «Projects Abroad» zeigen Informationen unter http://bit.ly/ZahnärzteFürJamaika ­Kindern in Jamaika, wie sie ihre Zähne pflegen önnen.k

«Projects Abroad» ist ein Anbieter von Freiwilligenarbeit und Praktika weltweit. Die Freiwilligen können sich in 26 Ländern enga­ gieren. Ein Schwerpunkt der Programme liegt auf dem kulturellen Austausch zwischen Freiwilligen und Einheimischen.

Text und Foto: pd

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