DEUTSCHER RAT FÜR LANDESPFLEGE Landespflege an der Ostseeküste

STELLUNGNAHME des Deutschen Rates für Landespflege und BERICHTE von Sachverständigen über die landespflegerischen Probleme an der Ostseeküste - Ergebnisse einer Bereisung der schleswig-holsteinischen Ostseeküste im Juni 1968 -

Heft 12 - 1969

der Schriftenreihe des DEUTSCHEN RATES FÜR LANDESPFLEGE Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. Gerhard Olschowy im Auftrage des Deutschen Rates für Landespflege Druck: Buch- und Verlagsdruckerei Ludw. Leopold KG, 53 Bonn 1, Fried richstraße 1 INHALTSVERZEICHNIS

1. Graf Lennart Bernadotte : Stellungnahme des Rates zu den landespflegeri- schen Problemen an der schleswig-hosteinischen Ostseeküste, insbesondere im Zusammenhang mit dem Erholungsverkehr ...... 5

2. Erwin S t e i n : Rechtsprobleme der Zeltlagerplätze und Wochenendhausgebiete im lande Schleswig-Holstein ...... 9

3. Georg K e i l: : Probleme der Raumordnung an der Ostseeküste 19

4. Hans Ca r s t e n s e n : Einführung in die natürlichen Gegebenheiten des Ostsee- bereiches von Sch leswig-Holstein ...... 21

5. Karl W. Ch r ist e n s e n : Entwicklung des Fremdenverkehrs in Schleswig-Holstein 23

6. Walter Rod l o ff : Küstenschutz und Fremdenverkehr 26

7. Hans M e r t e n : Bundeswehr und Fremdenverkehr . . 34

8. Eberhard K i r c h n e r : Forstwirtschaft und Fremdenverkehr 37

9. Hans Lu x : Naturschutz und Landschaftspflege im Bereich der Ostseeküste 38

10. Antonius M e n k e : Probleme des Campingwesens und des Wochenendverkehrs 41

11. Jürgen Fe n s k e : Ordnung im Küstenbereich durch Bauleitplanung 45·

12. Karl A. Sc h l ii t t: Landschaftsschutz auf ...... 47

13. Erich L ehm k ü h l er und Martin Schwarze : Landschaftsplan für die Insel Fehmarn 49

14. Ulrich Sc h u l zz : Erholungszentrum Weißenhäuser Strand 53

15. Bildnachweis und Autorenverzeichnis 55

16. Gesamtverzeichnis der bisher erschienenen Hefte 56

17. Verzeichnis der Ratsmitglieder ...... 57 Abb. 1: Flachküste bei Waterneversdorf. Blick vom Leuchtturm Neuland Abb. 2: Steilküste bei Brodten Deutscher Rat für Landespflege

Der Sprecher

An den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein Herrn Dr. Helmut L e m k e

2300 K i e 1 Landeshaus

Betr.:

Landespflegerische Probleme an der deutschen Ostseeküste, insbesondere im Zusammenhang mit dem Erholungsverkehr

- Stellungnahme des Deutschen Rates für Landespflege -

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Lemke! sitzungen am 15. Oktober 1968 und 5. Februar 1969 nimmt der Deutsche Rat zu den landespflegerischen Problemen Die Mitglieder des Deutschen Rates für Landespflege haben an der deutschen Ostseeküste, insbesondere im Zusam- sich in der Zeit vom 10. bis 12. Juni 1968 in einer Rats- menhang mit dem Erholungsverkehr, im Bereich des Lan- sitzung mit den landespflegerischen Problemen befaßt, die des Schleswig-Holstein wie folgt Stellung: sich im Bereich der Ostseeküste von Schleswig-Holstein aus dem stark angewachsenen Erholungsverkehr ergeben. 1. Positive Entwicklungen Zuvor haben folgende Sachverständige die Ratsmitglieder in Kurzreferaten in die Gegebenheiten, Probleme und Pla- Den differenzierten Erholungsbedürfnissen entsprechend nungsziele eingeführt: ist der Ausbau der Badeorte entlang der Küste mit ver- schiedener Aufgabenstellung vorgenommen worden, so daß Ltd. Min.-Rat Dr. K e i 1 : Seebäder, Seeheilbäder, Luftkurorte, Ferienorte und Orte „Probleme der Raumordnung an der Ostseeküste" mit großen Campingplätzen entstanden sind. So sind z.B. Dr. Ca r s t e n s e n : Burgtiefe, Großenbrode und Weißenhaus planmäßig aus- „Einführung in die natürlichen Gegebenheiten des Ost- gebaut worden. Das wirkt sich auf die Zunahme des Er- seebereichs von Schleswig-Holstein" holungsverkehrs aus. Es kann weiter als erfreulich bezeich- Reg.-Dir. Dr. C h r i s t e n s e n : net werden, daß für sämtliche Kurorte an der sch leswig- „Entwicklung des Fremdenverkehrs in Schleswig- Hol- holsteinischen Ostseeküste ei n gemeinsamer Interessen- stein" verband „Vereinigung der Ostseebäder" gebildet worden ist, der auch die gemeinschaftliche Werbung für die Bäder Reg.-Baurat Dr. M e n k e : an der Ostseeküste übernimmt. Hallenbäder und geheizte „ Problematik des Camping- und Wochenendverkehrs" offene Schwimmbäder, wie sie in Travemünde, Timmen- Oberreg.-Baurat Rod 1 o ff: dorfer Strand, Grömitz und Dahme erbaut worden sind und „Küstenschutz und Fremdenverkehr" sich an mehreren anderen Orten im Bau befinden, sind Reg .-Baurat Fe n s k e : u. a. hervorragend geeignet, die Badesaison zu verlängern „Ordnung im Küstenbereich durch Bauleitplanung" und dem Gast auch bei schlechtem Wetter Erholungsmög- Reg.-Landw.-Rat Dr. L u x : lichkeiten zu bieten. Darüber hinaus sind in mehreren Orten „Naturschutz und Landschaftspflege im Bereich der Ost- Kurmittelhäuser und „Häuser des Kurgastes" erbaut sowie seeküste" Parkplätze und Wanderwege angelegt worden. Landrat Sc h 1 i t t : Als positive Entwicklung soll weiter herausgestellt werden, „Landschaftsschutz auf Fehmarn" daß in einigen Gemeinden - Heringsdorf (Süssauer Kurdirektor Schare i n : Strand), Neukirchen, (Weißenhauser Brök) - neue „ Fremdenverkehrsprobleme in der inneren Lübecker Planungen von Campingplätzen in der Form von rechts- Bucht" verbindlichen Bebauungsplänen aufgrund § 9 BBauG auf- gestellt worden sind. Sie sehen Campingplätze hinter dem Landforstmeister K i r c h n e r : Deich vor, so daß die Zone zwischen Düne bzw. Strandwall „ Forstwirtschaft und Fremdenverkehr" und Deich, die für den Küstenschutz bedeutsam ist, nicht Um sich über die vielfältigen Probleme durch Augenschein beeinträchtigt wird. Diese Bebauungspläne legen neben zu unterrichten, haben die Ratsmitglieder die Ostseeküste den sanitären Einrichtungen auch Pflanzungen fest, die den von Travemünde bis Großenbrode, die Insel Fehmarn und Platz umgeben und untergliedern. Die Landesplanung von die Ostseeküste von Großenbrode bis Hohwacht besich- Schleswig-Holstein hat Grundsätze für Campingplätze auf- tigt. Eine kleine Kommission unter Vorsitz von Prof. Dr. gestellt. die Teil des Landesraumordnungsprogrammes vom 0 1s c h o w y hat weitere Einzelfragen geklärt und die 10. April 1967 sind und die Fragen der Größe und Höchst- Ergebnisse dem Rat vorgelegt. Als Ergebnis seiner Rats- belegung, des Standortes und der Landschaftspflege zum

5 Inhalt haben. Die vom Innenminister des Landes am Die starke Nachfrage in der Hauptsaison hat dazu ge- 27. Juni 1961 erlassene und später geänderte Polizeiver- führt, daß in den ausgewiesenen Flächen jeder verfüg- ordnung über das Zelten und das Verhalten am Strand ist bare Platz von Zelten oder Wohnwagen belegt ist. eine begrüßenswerte Regelung, die die Entwicklung des Fremdenverkehrs auf dem Gebiet des Campingwesens im Der Drang zum Strand ließ die Zeltplätze sich parallel zur Küstenlinie, entweder auf dem Strand oder zwischen Interesse des Gemeinwohles in geordnete Bahnen zu len- ken versucht. Sie ist jedoch kein Gesetz und kann nur Maß- Deich und Strandwall, entwickeln. Dadurch sind zwischen nahmen anordnen, um von der Allgemeinheit oder dem Dahme und Großenbrode kllometerlange Zeltplatzketten entstanden, die der Öffentlichkeit den Zugang zum einzelnen Gefahren abzuwenden, durch die die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedroht werden. Strand blockieren und den Küstenschutz vor schwierige Probleme stellen. Die Bestrebungen, Naturschutzgebiete, die aufgrund § 4 Die langjährige Verpachtung von Zelt- und Wohnwagen- des Reichsnaturschutzgesetzes einem verstärkten Schutz standplätzen (bis zu 25 Jahren!) schließt einem Teil der unterliegen, gegenüber den Erholungsgebieten klar abzu- grenzen, so daß besondere Freiflächen geschaffen und in Öffentlichkeit den Zugang zum Strand ab und stellt einen „schleichenden Übergang" zum Wochenendhaus dar. Bauleitplänen ausgewiesen werden können, sind besonders Durchreisende Feriengäste finden oft nur unter Schwie- anzuerkennen. Dies ist z. B. bei der Planung des Ferien- rigkeiten einen Platz. Der Eigentümer des Zeltplatzes zentrums Wangels-Weißenhaus und durch die Anlage des glaubt sich dadurch von seiner Pflegepflicht entbunden. Campingplatzes „Grüner Brink" geschehen. Auf diese Weise wird es möglich, den Belangen des Naturschutzes als auch Das vielerorts betont wirtschaftliche Denken der am des Erholungsverkehrs gerecht zu werden. Campingwesen unmittelbar beteiligten Stellen bewirkte eine Der zunehmenden Konzentration der Feriengäste auf die ungeordnete, gegen die Interessen der Raumordnung ge- Küstenorte dadurch entgegenzuwirken, daß auch das richtete Entwicklung mit einer beträchtlichen Belastung der Hinterland erschlossen wird, ist ein begrüßenswertes Be- Landschaft. Insbesondere müssen die in vielen Fällen man- streben; dies hat bereits zu ersten Erfolgen geführt. Die gelhaften sanitären Einrichtungen auf den Campingplätzen eingeleitete Aktion „Urlaub und Ferien auf dem lande" hat erwähnt werden, die in keinem Verhältnis zu den Ein- schon in den ersten Jahren erkennen lassen, daß hier ein nahmen der Grundstücksbesitzer aus der Vermietung ste- richtiger Weg beschritten worden ist, der vielseitige Vor- hen. Die durch die örtlichen Gegebenheiten bedingten Fak- teile hat. Einmal werden hierdurch die Küstenorte ent- toren, die die Aufnahmefähigkeit begrenzen, werden von lastet, preisgünstige Urlaubsquartiere bereitgestellt und vielen Gemeinden außer acht gelassen, was eine unzumut- auch der bäuerlichen Bevölkerung ein Zuerwerb ermöglicht. bare Überbelegung zur Folge hat. Schließlich soll hervorgehoben werden, daß z. Z. auf der In- sel Fehmarn vom Institut für Gartenkunst und Landschafts- Weitere beträchtliche Schwierigkeiten ergeben sich aus der gestaltung der Technischen Universität Berlin unter Leitung ü b e r b e 1e g u n g d e r St r ä n d e. Die zum Baden von Prof. Matte rn und mit Unterstützung der Volkswagen- geeigneten Küstenabschnitte sind verhältnismäßig klein, ob- stiftung eine Landschaftsplanung durchgeführt wird, die die wohl sich andererseits die Ostseeküste als Feriengebiet natürlichen Gegebenheiten untersucht und vor allem Vor- einer besonderen Beliebtheit erfreut. Das führt zu einer schläge für die Gestaltung der Küstenbereiche entwickelt. starken Ausnutzung des Sandstrandes; die dem Küsten- Diese Planung ist eine gute Grundlage für die Regional- schutz dienenden Strandwälle und Dünen werden beschä- planung in diesem Raum. Als erfreulich müssen hier auch digt oder gar zerstört, wodurch der Abtransport des Sandes die planmäßige und architektonisch ansprechende Gestal- durch Wasser und Wind gefördert wird. Bereits in der Vor- tung des Bades in Burgtiefe auf Fehmarn und des Jugend- saison Mitte Juni si nd in vielen Badeorten die Strand- zentrums auf dem Wulfener Berg genannt werden, die flächen voll belegt und in der Hochsaison im allgemeinen sicher als gute Beispiele auch andere Gemeinden zu ähn- überbelegt. lichen Leistungen anregen können. Besonders deutlich wird das Problem am Beispiel des Ba- des Burgtiefe auf Fehmarn. Hier haben die Ratsmitglieder 2. Problematische Feststellungen erhebliche Bedenken, die sich auf die möglichen Auswir- kungen des Projekts eines „Europäischen Musterbades" Zu den schwierigsten Problemen an der schleswig-holstei- beziehen. Der Kern dieser Bedenken ist die Überlegung, nischen Ostseeküste gehört zweifellos das Ca m pi n g - daß nach Fertigstellung des Badezentrums ca. 3000 wei- wes e n. Von 1956-1966 hat sich die Zahl der Fremden- tere Betten zur Verfügung stehen werden. Hierdurch wird übernachtungen in Schleswig-Holstein von 6,8 Millionen auf die Zahl der Feriengäste im Bereich von Burgtiefe sprung- 13,7 Millionen erhöht; im Jahre 1966/67 betrug die Ge- haft ansteigen, ohne daß die übrigen Voraussetzungen samtübernachtungszahl, in der Campingplätze, Kinder- rechtzeitig geschaffen werden können. Neben der begrenz- heime und Jugendherbergen eingeschlossen sind, bereits ten örtlichen Wasserversorgung auf Fehmarn, die nur für 22,5 Millionen. Die Übernachtungen auf den Zeltlager- eine mittlere Belastung angelegt ist, erscheint auch beson- plätzen haben sich in fünf Jahren (1961-1966) von ders die beschränkte Aufnahmekapazität des Strandes be- 1,9 Millionen auf 3,8 Millionen verdoppelt. Im Sommer 1966 denklich. Die Strandflächen in Burgtiefe waren bereits in entfielen 37,8 % aller Übernachtungen auf den 1200 deut- der Vorsaison ausgelastet. Nach Fertigstellung des Bade- schen Campingplätzen auf das Land Schleswig-Holstein. zentrums in Burgtiefe ist eine starke Zunahme der Strand- Von den 220 Zeltlagerplätzen dieses Landes liegen die belegung zu erwarten. Es ist fraglich, ob ein derart über- meisten an der Ostseeküste. In vielen Fällen wird eine belegter Strand noch dem Erholungsbedürfnis der Bade- systematische und geordnete Entwicklung und Gestaltung gäste gerecht werden kann. der Campingplätze vermißt, wobei folgendes zu bemerken ist: Eine Vergrößerung der Strandfläche durch Aufspülen von Sand ist angesichts des an der Ostseeküste allgemein Ein großer Teil der Plätze befindet sich in einem primi- knappen Sandhaushaltes nur schwer zu verwirklichen und tiven Ausbauzustand. ist auch mit erheblichen Kosten verbunden; dennoch müßte Fehlende Kanalisation oder unzureichende andere Ab- diese Frage sorgfältig geprüft werden. Eine weitere Mög- wasserbeseitigung führen in der Hauptsaison oft zu un- lichkeit könnte die Schaffung einer zweiten Ebene durch hygienischen Zuständen. Die Gefahr von Seuchen ist bauliche Maßnahmen sein, wodurch wenigstens die Liege- nicht von der Hand zu weisen. flächen vergrößert und der Sandstrand dadurch entlastet

6 werden könnte. Daher sollte das Projekt in Burgtiefe erst gebiete auszuweisen; das gilt gleichfalls für schutzwürdige dann in vollem Umfange verwirklicht werden, wenn über die Landschaftsteile, die vor allem von Bebauungen jeder Art Auswirkungen ausreichende Klarheit besteht, also auch die freizuhalten sind. Möglichkeiten einer Strandverbreiterung geklärt sind und Eine Übereinstimmung der sich laufend erhöhenden Auf- eine ausreichende Wasserversorgung sichergestellt ist. nahmekapazität der Badeorte für Feriengäste mit der Als gesundheitsgefährdend und sehr bedenklich muß Strandkapazität und der Wasserversorgung. schließlich noch die Einleitung von Abwässern in Nähe von Badestränden bezeichnet werden, wie dies z. B. in Dahme Ein Entgegenwirken der weiteren Konzentration von Ferien- und Süssauer Strand der Fall ist. Hierdurch werden hygie- gästen im unmittelbaren Küstenbereich durch Schaffung nisch nicht mehr zuträgliche Verhältnisse geschaffen, was von Übernachtungsmöglichkeiten - einschl ießlich sog. eine Verlegung der Einmündung von Abwasservorflutern „Bauernpensionen" - im Hinterland. Das erfordert Ver- notwendig macht. bindungsstraßen zu den Badestränden und eine aus- reichende Zahl von Parkplätzen in deren Nähe. 3. Folgerungen und Empfehlungen Eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Binnenseen, Die Bedeutung des Fremdenverkehrs und seiner Teil- die, wo irgend möglich, dem Badebetrieb erschlossen wer- bereiche für das Land Schleswig-Holstein ist voll anzu- den sollen. Auch ist die Anlage neuer Erholungsseen dort erkennen und dieser daher auch mit öffentlichen Mitteln zu anzustreben, wo Sand in größeren Mengen abgebaut wird. fördern. Es sollte ferner geprüft werden, ob an einigen Küsten- abschnitten, deren Strände infolge Sandschwund allmäh- Der Fremdenverkehr an der Ostseeküste mit seinen viel- lich „ausgehungert" werden, der Sandhaushalt durch Sand- fältigen Einrichtungen dient zufuhr aus dem Hinterland verbessert werden könnte, wo- den unterschiedlichen Bedürfnissen der Erholungsuchen- durch unter Umständen neue Binnenseen entstehen und den, die aus dem ganzen Bundesgebiet kommen, für die Erholung gestaltet werden könnten. als Erwerbsquelle für viele Bewohner an der Küste und Eine bessere Steuerung der Fremdenverkehrsströme, be- als Zuerwerb für eine zunehmende Zahl von landwirt- sonders des Wochenendverkehrs, und Verteilung auf schaftlichen Betrieben weniger belastete Abschnitte durch Ausbau eines geeig- und der wirtschaftlichen Belebung der Gemeinden durch neten Straßennetzes und Anlage diesem Zweck ent- Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und zusätzlichen sprechender Parkplätze. Verdienstmöglichkeiten. b) Die weitere Ordnung des Campingwesens Die Eignung als Erholungsgebiet setzt voraus, daß auch die wird als eine vordringliche Aufgabe der künftigen Planung Landschaft in ihrem natürlichen Potential geeignet ist und erachtet. Im einzelnen soll diese Ordnung folgendes um- aktiviert wird. Deshalb muß neben dem Ausbau von fassen: Fremdenverkehrseinrichtungen auch die Erhaltung von in- takten Landschaftsteilen und der Aufbau der gesamten Da Campingplätze in ihren Auswirkungen auf die Land- Kulturlandschaft im Küstenbereich und im Hinterland ange- schaft wie Baugebiete zu betrachten sind, sollten sie künf- strebt werden. Alle diese Maßnahmen müssen sich dem tig nur noch aufgrund rechtsverbindlicher Bebauungspläne Küstenschutz unterordnen. gemäß § 9 BBauG ausgewiesen und verwirklicht werden. In diesen Plänen sollen auch die Rahmenpflanzungen und Der Strand mit seinem unmittelbaren Hinterland gehört die Untergliederung des Platzes mit Gehölzstreifen fest- ohne Zweifel zu den bevorzugten Landschaften eines Lan- gelegt werden. des. Der Strand gilt als öffentliches Eigentum, das grund- sätzlich den Menschen zum Betreten, Wandern, Baden und Campingplätze und Wochenendhausgebiete sollten konzen- Erholen offenstehen muß. Daher bedarf die Nutzung und triert und in die Tiefe gestaffelt angelegt werden, um be- Gestaltung des Strandbereiches einer besonders sorgfälti- stimmte Küstenabschnitte von Bebauung jeder Art freizu- gen Planung. halten. a) Nur m i t H i 1f e ü b e r g e o r d n et er Reg i o n a 1- Für alle Wohnwagen- und Zeltplätze muß die Belegung in P 1ä n e kann die komplexe Aufgabe für den gesamten ein richtiges Verhältnis zur Strandkapazität gebracht wer- schleswig-holsteinischen Küstenbereich erfüllt werden. den. Das setzt voraus, für die Ferienzeit die Aufnahme- Grundsätzlich sollen als integrierende Bestandteile solcher fähigkeit pro lfd. Meter Strandfläche genau zu ermitteln und Regional- und Regionalbezirkspläne auch Landschafts- die Größe der Campingplätze darauf abzustellen. rahmenpläne aufgestellt werden. Desgleichen sollte ein Campingplätze, die auf dem Strand, dem Strandwall, zwi- Teilplan aufgestellt werden, der insbesondere das Er- schen Strandwall und Deich oder direkt an der Steilküste holungswesen zum Inhalt hat. Außerdem ist in den Schwer- liegen, müssen hinter den Deich oder ins Hinterland verlegt punkten eine flächendeckende Bauleitplanung der Gemein- werden. Hierdurch sollen die Zeitplatzketten am Strand auf- den erforderlich. Diese Regionalplanung muß auf der gelöst, die Strandkapazität für Badegäste erhöht und vor Grundlage des Landesraumordnungsprogrammes erarbeitet allem dem Küstenschutz gedient werden. werden und bereits vorhandene oder eingeleitete Planun- gen, wie z. B. die Landschaftsplanung auf Fehmarn, aus- Die in Dauerpacht vergebenen Zelt- und Wohnwagenstand- werten und einbeziehen. plätze sollten einen bestimmten, im Einzelfall festzu- legenden Prozentsatz der Gesamtzahl der Standplätze nicht Als wesentliche Ziele der Regionalplanung seien genannt: überschreiten. Dadurch soll auch für die übrigen Gäste Eine Sicherstellung der überregionalen Wasserversorgung ausreichend Platz verfügbar sein. durch das Land mit Hilfe eines wasserwirtschaftlichen Rahmenplanes. Bei der Bedeutung dieses Raumes als Er- Für das Vorhandensein ausreichender sanitärer Einrichtun- holungsgebiet für viele andere Bundesländer wäre zu prü- gen und ihren zweckentsprechenden Zustand muß der fen, ob hier auch von Seiten des Bundes eine Hilfe, z. B. Grundstückseigentümer, dem auch. die finanziellen Einnah- als Bundesdarlehen, gegeben werden kann. men zufließen, verantwortlich gemacht werden. Daher soll- ten sie für die Kosten zur Anlage der notwendigen sanitä- Eine überörtliche Regelung der Abwasserbeseitigung. ren Einrichtungen stärker als bisher herangezogen werden. Systematische Untersuchungen des Küstenbereiches als Die sanitären Einrichtungen von neuen Campingplätzen Vorarbeit zum Landschaftsrahmenplan mit dem Ziel, geeig- sollten rechtzeitig, noch vor ihrer Belegung, aufgrund der nete Standorte für Campingplätze und Wochenendhaus- Zeltverordnung vom 27. Juni 1961 sichergestellt werden und

7 einwandfreie hygienische Verhältnisse auf vorhandenen teil. Ein Ankauf der Fläche durch die öffentliche Hand ist Plätzen In Anwendung der bestehenden Rechtsvorschriften hier dringend erforderlich und bietet die beste Möglich- hergestellt werden. keit, das an sich gerechtfertigte Schutzgebiet zu errichten. Für die sanitären Probleme des Campingwesens sollten Im Interesse des Küstenschutzes ist es erforderlich, zwi- mehr als bisher auch die Gesundheitsämter eingeschaltet schen den Einrichtungen hinter dem Strand und dem werden, damit die medizinischen Aspekte besser berück- Strand selbst feste Überwege über Deiche, Dünen und sichtigt werden können. Strandwälle zu bauen, wie dies teilweise schon geschehen ist. Ferner erscheint es notwendig, über eine gezielte Auf- Im Interesse der Landespflege und der Raumordnung wäre klärung den Feriengästen die Erfordernisse des Küsten- es zu begrüßen, wenn der Landesgesetzgeber sich ent- schutzes näherzubringen. schließen könnte, das Zelten und das Verhalten am Meeresstrand durch Gesetz zu regeln, weil dem Gesetz- Die Bildung einer Interessengemeinschaft aller vom Frem- geber über die Gefahrenabwehr und Ordnungssicherung denverkehr betroffenen Gemeinden, und zwar sowohl der hinausgehende Kompetenzen zustehen. Soweit seine lan- Kurorte als auch der übrigen Gemeinden, ist anzustreben. desrechtliche Zuständigkeit reicht, kann er auch gemäß Hierbei sollten auch die Gemeinden des Hinterlandes mit Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG Inhalt und Schranken des Eigen- einbezogen werden. tums bestimmen und gemäß Art. 14 Abs. 2 GG die Sozial- Es wird für die Zukunft erforderlich sein, die Touristen- pflichtigkeit des Eigentums konkretisieren. Dadurch kann ströme auch in die noch weniger belasteten Erholungs- der Gesetzgeber dem Grundsatz Geltung verschaffen, daß gebiete zu lenken; dies setzt eine gründliche Bestandsauf- die Heilkraft der Natur allen Menschen zu dienen hat und nahme und Studie über die Belastung und über die Eig- der Einzelne nicht zu Lasten der Allgemeinheit Sonder- nung der potentiellen Erholungsgebiete im Küstenbereich rechte beanspruchen darf. Ferner kann der Gesetzgeber einschließlich des Hinterlandes voraus. eine höhere Geldbuße als das in § 29 der ZeltVO zugelas- sene Zwangsgeld bis zu 150 DM festsetzen, das zudem Im Auftrage der Mitglieder des Deutschen Rates für Landes- nicht abschreckend wirkt. Die Ermächtigung, eine höhere pflege bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Geldbuße anzudrohen, verleiht den Ländern neuerdings das die vorstehenden Empfehlungen und Vorschläge zu prüfen Gesetz über die Ordnungswidrigkeiten (OWiG) vom 24. Mai und, soweit Sie es als möglich erachten, auch zu verwirk- 1968 (BGBI. 1 S. 481), dessen sachliche Geltung sich auch lichen. Die Vorschläge des Rates sollten von der Landes- auf Ordnungswidrigkeiten nach Landesrecht erstreckt (§ 2 regierung nach Möglichkeit als „Ziele der Landesplanung" OWiG). Die Geldbuße beträgt hiernach mindestens 5 DM deklariert werden, damit sie sich auf die Gemeinden aus- und höchstens 1000 DM, falls das Gesetz nichts anderes wirken können, denn „Richtlinien für die städtebaulichen bestimmt(§ 13 OWiG). Entscheidungen" sind für die Gemeinden nicht ausreichend bindend. Das Ratsmitglied Prof. Dr. Erwin St e i n , Richter am Bundesverfassungsgericht, hat aufgrund der Bereisung der Die Ostseeküste im Bereich des Landes Sch leswig-Hol- Ostseeküste durch den Rat einen Beitrag über „ Rechts- stein ist für den Fremdenverkehr des gesamten Bundes- probleme der Zeltlagerplätze und Wochenendhausgebiete gebietes ein wertvolles Kapital, das es zu erhalten und fü r im lande Schleswig-Holstein" abgefaßt, den ich Ihnen in seine vielfältigen Aufgaben zu entwickeln gilt. Hierbei wird der Anlage mit der Bitte zuleite, den Inhalt auszuwerten. es insbesondere darauf ankommen, eine Synthese zwi- c) im übrigen werden noch folgende V o r s c h 1 ä g e z u r schen dem notwendigen Küstenschutz, einem gesunden 0 r d n u n g i m K ü s t e n b e r e i c h unterbreitet: und leistungsfähigen Haushalt der Kulturlandschaft, den wirtschaftlichen Erfordernissen der betroffenen Bevölkerung In gleichem Maße wie Campingplätze müssen auch für und den berechtigten Belangen des erholungsuchenden Wochenendhaus- und Ferienhausgebiete die geeigneten Menschen unserer Zeit zu finden. Dieses Ziel stellt das Standorte mit besonderer Sorgfalt und Verantwortung Land vor schwierige Aufgaben und Probleme, zu deren gegenüber der Landschaft ausgewählt, aufgrund von quali- Lösung diese Stellungnahme beitragen soll. fizierten Bebauungsplänen festgesetzt und ebenfalls mit Gehölzpflanzungen umgeben und untergliedert werden. Hochhäuser und mehrgeschossige Bauten sollten aus Grün- den der wirtschaftlichen Erschließung, aber auch wegen des Landschaftsbildes auf bestimmte, von der Planung festzu- Mit freundlichen Grüßen legende Plätze konzentriert werden. Eine Abstimmung auf die örtlichen Gegebenheiten, insbesondere die Versor- Der Sprecher gungslage, ist erforderlich; auch alle größeren Fremden- verkehrseinrichtungen in den Badeorten sollten grundsätz- lich zusammengefaßt werden, um Freizonen zu erhalten. Die von Bebauung freien Küstenabschnitte zwischen den Baugebieten sollten, soweit die Voraussetzungen gegeben sind gemäß § 5 des Reichsnaturschutzgesetzes unter Landschaftsschutz gestellt werden. In der beabsichtigten Unterschutzstellung des Gebietes „Kopendorfer See" dek- ken sich die Vorstellungen der Gemeinde, der Besitzer und langjährigen Pächter nicht mit denen der zuständigen Lan- desbehörden. Der Schwebezustand ist weder für das beab- sichtigte Vogelschutzgebiet, noch für die Pächter von Vor- (Graf Lennart Bernadotte)

8 Abb. 3: Der stark besuchte Strand des Ostseebades Grömitz Abb. 4: Die Binnenseen - hier der Große Binnensee bei Hohwocht - müssen zukünftig stärker für den Fremdenverkehr erschlossen werden

9 Erwin Stein

Rechtsprobleme der Zeltlagerplätze und Wochenendhausgebiete im l ande Schleswig-Holstein *

(. Den Begriff des Zeltens erläutert das Verwaltungsgericht in Schleswig in seinem Urteil vom 20. August 1963 - 8 A- Zu den zwei großen Erholungsgebieten Schleswig-Holstein, 28/63 - wie folgt: den nordfriesischen Inseln und der Lübecker Bucht, trat „ Zeiten im Sinne dieser Verordnung ist das vorübergehende nach dem zweiten Weltkrieg vor allem die Ostseeküste von Wohnen in Ze iten, Wohnwagen und ähnlichen b e w e g - Lübeck bis Flensburg. Lag der Schwerpunkt des Fremden- 1 ich e n Unterkünften (§ 1 Abs. 1 ZeltVO). Dabei kann verkehrs bis Mitte der 50er Jahre in den Kurorten und in unter einer beweglichen Unterkunft nicht eine Unterkunft den Nordsee- wie Ostseebädern, so hat er sich seit dieser verstanden werden, bei der eine Bewegung technisch wohl Zeit auf Zeltlagerplätze und Wochenendhausgebiete ver- möglich ist, aber zur Aufenthaltsveränderung nicht ausge- lagert. nutzt wird, sondern nur eine solche, bei der die Beweg- Von 1956-1966 hat sich die Zahl der Fremdenübernach- lichkeit der Unterkunft und der kurzfristige Aufenthalts- tungen in Schleswig-Holstein von 6,8 Millionen auf 13,7 Mil- wechsel der Personen zueinander in Abhängigkeit stehen. lionen erhöht; 1966/67 waren es schon 22,5 Millionen. Die Wer einen Wohnwagen an einem Ort für dauernd zum Übernachtungen auf den Zeltlagerplätzen haben sich in den Zwecke des wiederholten vorübergehenden Wohnens auf- letzten fünf Jahren (1961-1966) von 1,9 Millionen auf 3,8 stellt, bedient sich nicht des Wohnwagens als bewegliche Millionen verdoppelt. Im Sommer 1966 betrafen 37,8 % aller Zeltmöglichkeit, sondern als feste Unterkunft. Er muß es Übernachtungen auf den 1200 deutschen Campingplätzen sich daher gefallen lassen, daß sein Wohnwagen rechtlich das Land Schleswig-Holstein. Von den 220 Zeltlagerplätzen als genehmigungspflichtiges Bauwerk behandelt wird." 1 dieses Landes liegen die meisten an der Ostseeküste ). Diese Auslegung entspricht auch der Rechtsprechung des Von Jahr zu Jahr wachsen die Freizeitbedürfnisse, freizeit- 2 OVG Lüneburg und des Bundesverwaltungsgerichts. So gerechte Erholung und Zerstreuung ). sind als der bauaufsichtlichen Genehmigung bedürfende Als das Zeiten zur Massenbewegung wurde, suchte die bauliche Anlagen angesehen worden: die Aufstellung Landesregierung von Schleswig-Holstein diese neue Art eines ehemaligen Schausteilerwagens, der mit einem der Erholung in geregelte Bahnen zu lenken. Der Innen- Schlaf- und Wohnraum und einer Küche ausgestattet ist minister erließ am 2. Juni 1953 eine Polizeiverordnung über und dessen Standort während dreier Jahre nicht gewech- 4 das Zeiten und das Verhalten am Strand (ZeltVO) und ver- selt wurde ), und ein sog. schwedischer Wohnwagen mit öffentlichte am 25. Februar 1958 einen Erlaß über Wochen- vier Rädern, der auf einer Seite von einem Zementsockel endhäuser (Amtsbl. Schl.-H. S. 152) . Diese Verordnung getragen ist 5). Der VGH München hat die Aufstellung reichte jedoch nicht aus, um die besonders unzuträglichen eines Wohnwagens als baugenehmigungspflichtige Anlage und die Küsten gefährdenden Verhältnisse einzudämmen. erachtet, der vornehmlich über das Wochenende oder in Deshalb wurde sie durch die aus 30 Paragraphen beste- der Urlaubszeit, ohne Unterbrechung drei Wochen lang, in hende Polizeiverordnung vom 27. Juni 1961 (Zel!VO) einem Fall auch vier Monate auf einem Grundstück gestan- (GVBJ. Schl.-H. S. 113) ersetzt und am 30. April 1962 den hat 6) . (GVBJ. Schl.-H. S. 143) sowie am 13. März 1964 (GVBI. Zeltlagerplätze, insbesondere Wohnwagenplätze, nähern 3 Schl.-H. S. 30) geändert ). Sie enthält eingehende Be- sich dann dem Charakter einer Wochenendhaus-Siedlung, stimmungen über das Zelten, das Verhalten der zeltenden wenn sich ein solcher Platz von den üblichen Wohnwagen- Personen, die Anlage von Zeltplätzen, die Ordnung auf den plätzen unterscheidet, auf dem eine ständige Fluktuation Zeltplätzen, das Zeiten in geschützten Gebieten und Straf- der Benutzer herrscht. In seinem Urteil vom 19. September vorschriften. 1967 - 1 OVG A 49/66 - hat das OVG Lüneburg die Frage II. noch offengelassen, ob ein Wohnwagenplatz der hier geschilderten Art dann baugenehmigungspflichtig ist, 1. § 1 Abs. 1 und 2 der ZeltVO bestimmt: wenn dieser Platz auf 20 Jahre verpachtet ist. „(1) Zellen im Sinne dieser Verordnung ist das vorüber- 2. Der Unternehmer des Zeltplatzes, der Eigentü~er oder gehende Wohnen in Zeiten, Wohnwagen und ähnlichen be- der Nutzungsberechtigte bedarf für die Anlage, die Erweite- weglichen Unterkünften. rung und die wesentliche Umgestaltung des Ze ltplatzes der Erlaubnis der Kreisordnungsbehörde. In ihr sind das Fas- (2) Ein Zeltplatz im Sinne dieser Verordnung ist ein Grund- sungsvermögen und die Höchstbelegungszahl anzugeben. stück, das für einen bestimmten (nicht öffentlicher Zelt- Die Erlaubnis kann mit Auflagen und Bedingungen ver- platz) oder unbestimmten (öffentlicher Zeltplatz) Personen- bunden werden (§ 6 ZeltVO). Unter bestimmten Vorausset- kreis zum Zeiten bereitgestellt worden und der Aufstellung zungen kann die Erlaubn is versagt und widerrufen werden von mehr als fünf Zeiten, Wohnwagen oder ähnlichen be- (§ 6 ZeltVO). Über die Trinkwasserversorgung, Wasch- weglichen Unterkünften dienen soll." einrichtungen, Abortanlagen, Abwässer und Abfälle enthält Zeltplätze müssen so angelegt und unterhalten werden, daß die VO eingehende Vorschriften. durch sie eine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ord- Die Fassung des § 6 ZeltVO könnte im Hinblick auf Art. 12 nung nicht zu befürchten ist. Bei der Anlage von Zeltplätzen Abs. 1 Satz 1 GG insoweit Anlaß zu verfassungsrechtlichen sind die Bestimmungen des Bundesbaugesetztes vom Bedenken geben, als sie die Erteilung der Erlaubnis zur 23. Juni 1960 (BBauG) zu beachten (§ 5 Abs. 2 und 1 Errichtung und zum Betrieb eines öffentlichen Zeltplatzes ZeltVO). durch einen Grundstückseigentümer völlig in das Ermessen der entscheidenden Behörde stellt und insofern rechts- • Der Beitrag ist Ende 1968 abgeschlossen warden. Die vom Innen- staatlichen Grundsätzen nicht entspricht 7). Da aber diese minister des Landes Schleswig-Holstein erlassene Landesverordnung Bestimmung in einem Sinn ausgelegt und angewendet über das Zeltwesen (Zeltverordnung) vom 11. Juni 1969 (GVBI. Schl./1-j, S. 103), in der in diesem Aufsatz gemochte Vorschlöge verwertet sind, werden kann, der diesen Grundsätzen gerecht wird, ist § 6 konnte deshalb nicht berücksichtigt werden. als verfassungsmäßig anzusehen. Eine solche verfassungs-

10 konforme Anwendung 8) in dem Sinne, daß derjenige, der „Denn nach § 35 Abs. 2 BBauG können auch im Außen- einen Zeltplatzbetrieb eröffnen will, bei Erfüllung bestimm- bereich nicht privilegierte Vorhaben zugelassen werden, ter sanitärer und hygienischer Voraussetzungen einen An- wenn ihre Ausführung und Benutzung im Einzelfall öffent- spruch auf Erteilung dieser Erlaubnis hat, ist durchaus liche Belange nicht beeinträchtigt. Dabei ist wegen der möglich. Der Gültigkeit der ZeltVO steht auch nicht der erwähnten starken Auswirkung eines Zeltplatzes und des Grundsatz der Gewerbefreiheit des § 1 Abs. 1 GewO ent- damit verbundenen erheblichen Eingriffes in die Landschaft gegen. Denn die hier statuierte Zulässigkeit des Betriebes ein strenger Maßstab anzulegen, da nur so verhindert wer- bedeutet nicht, „daß der Gewerbebetrieb, nachdem sein Be- den kann, daß Zeltplätze wahllo:? an ungeeigneten Stellen ginn für zulässig erklärt worden ist, nun von denjenigen des Außenbereichs angelegt werden. örtlichen und allgemeinen Beschränkungen der Ausübung befreit ist, welche sich aus den allgemeinen Bau-, Feuer-, Zu den öffentlichen Belangen gehören nach der ständigen Straßen- und gesundheitspolizeilichen Vorschriften ergeben, Rechtsprechung auch die Planvorstellungen der Gemeinde, die für alle gelten, sie mögen ein Gewerbe betreiben oder selbst wenn diese noch nicht zur Aufstellung eines Be- nicht. Derartige Beschränkungen fallen gar nicht in das Ge- bauungsplanes geführt haben oder wenn ein Flächen- biet der Gewerbegesetze" 9). nutzungsplan zwar aufgestellt, aber noch nicht in Kraft ge- treten ist (vgl. BVerwGE 18, 274 = DVBI. 1964, 527, Urt. d. Ein Campingplatz, der einer Gemeinde gehört und von ihr erk. Sen. vom 3. September 1964 - 1 OVG A 86/63 -, vom betrieben wird, wird nicht zu einem öffentlichen Dienst oder 29. Oktober 1964 - 1 OVG A 75/63 - und v. 16. Dezember Gebrauch benutzt und ist deshalb nicht von der Grund- 1964 - 1 OVG A 60/63 - )." steuer befreit. Die für die Zulässigkeit der Vorhaben maßgebenden öffent- „Die Errichtung und die Bereithaltung von Unterkünften für lichen Belange, die nach § 35 Abs. 2 BBauG zu beachten den Urlaubs- und Erholungsreiseverkehr der Bevölkerung sind, werden im dritten Absatz dieser Vorschrift beispiel- ist nicht öffentliche Aufgabe der Gemeinden, sondern Auf- haft aufgezählt. Bei der Auslegung der hier genannten Bei- gabe des Fremdenverkehrsgewerbes, das auch diese Auf- spiele besteht keine Ermessensfreiheit der Behörde. Die gabe - wie aus der Fülle der Angebote in den Tageszeitun- Entscheidung ist allein durch Unterordnung des Sachver- gen der letzten Jahre zu ersehen ist - tatsächlich erfüllt. halts unter die Merkmale der genannten Begriffe zu fin- Richtig ist, daß mit dem Aufkommen des Campingreisens den 11). ein Wandel im Urlaubs- und Erholungsreiseverkehr einge- treten ist, und daß sich dadurch besondere Bedürfnisse der 4. Das Aufstellen von Zeiten in Landschaftsschutzgebieten Bevölkerung (Übernachtungsmöglichkeiten in Zeiten bzw. ist Gegenstand des Urteils des OVG Lüneburg vom 3. Mai mitgeführten Wohnwagen, Vorrichtungen zum Abkochen, 1968 - III OVG A 131/67 -. Nach § 25 ZeltVO vom 27. Juni Unabhängigkeit des Reisens usw.) herausgebildet haben. 1961 ist das Aufstellen von Zeiten, Wohnwagen und ande- Die Erfüllung dieser Bedürfnisse, die sich nach den Erfah- ren beweglichen Unterkünften sowie das Abstellen von rungen des Lebens aus ursprünglich einfachen Ansprüchen Fahrzeugen in Natur- und Landschaftsschutzgebieten ver- immer weiter steigern (es gibt bereits C.ampingplätze mit boten, sofern nicht durch Rechtsverordnungen (Natur- Musikbox, Restauration und Bar), kann nicht als Aufgabe schutzVO) oder durch Einzelverfügung der Naturschutz- der Gemeinden anerkannt werden ... Die besonderen Auf- behörde Ausnahmen zugelassen sind. Die auf Grund der gaben, die den Gemeinden durch das Aufkommen des §§ 5, 19 RNatSchG erlassene VO zum Schutze von Land- Campingreisens usw. erwachsen und deren Erfüllung den schaften im Kreis Eckernförde vom 28. April 1965 - Gemeinden bereits in der Entschließung der Staatsmini- LSchVO - (Amtl. Anz. 1965, 96) verbietet, in Landschafts- sterien vom 5. Mai 1953 nahegelegt worden ist, liegen schutzgebieten an anderen als den zugelassenen Stellen hauptsächlich auf polizeilichem Gebiet. Tatsächlich wird Zelte zu errichten (§ 2). Ausnahmen sind in besonderen auch die große Mehrzahl der Campingplätze von privaten Fällen zulässig (§ 5). In dem Urteil vom 3. Mai 1968 hat das Untern ehmen betrieben. Der Campingplatz der Bgin. ist da- OVG Lüneburg das Vorliegen solcher besonderen Gründe her auch nicht unter dem Gesichtspunkt des Gebrauchs bei der Prüfung der Frage bejaht, ob ein in unmittelbarer durch die Allgemeinheit von der Grundsteuer befreit." 20 ) Nähe eines Zeltplatzes für 120 Zelte aufgestelltes Zelt sich der Landschaft auch dann noch störungsfrei einfügen kann, 3. Zeltplätze können gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 8 BBauG in Be- wenn außer dem Kläger fünf andere Personen auf an- 12 bauungsplänen ausgewiesen werden. Das OVG Lüneburg schließenden Geländestreifen weitere Zelte aufstellen ) . sagt über die Motive derartiger Ausweisungen in seinem „Das vom Kläger aufzustellende Zelt müßte", so führt das Urteil vom 16. J anuar 1967 - 1 OVG A 65/65 -: Gericht aus, „um überhaupt im Wege einer Ausnahme nach „Das allein führt zwar nicht dazu, ihre Privilegierung zu § 5 LSchVO zugelassen werden zu können, mit den vor- verneinen. Es zeigt aber immerhin, daß der Gesetzgeber handenen Anlagen, Zeiten und Baukörpern sowie der um- wegen der Großflächigkeit und der von Zeltplätzen verur- gebenden Landschaft verträglich sein, d. h. es müßte eine sachten Auswirkungen, die die eines sonstigen einzelnen harmonische Beziehung zwischen der vorhandenen natur- Bauvorhabens unter Umständen erheblich überschreiten haften Landschaft einerseits und den in unmittelbarer Nähe können, die in Betracht kommenden Gemeinden veranlas- vorhandenen, den Landschaftsteil prägenden Bauten und sen wollte, die erforderlichen Ausweisungen in einer dem sonstigen Anlagen und Gegenständen andererseits beste- Bedarf entsprechenden Weise vorzunehmen. Wesentlich ist hen. Das ist hier der Fall. Abgesehen davon, daß ein Zelt weiter, daß Campingplätze auch innerhalb der Ortslage - in der freien Natur weit weniger in Erscheinung tritt als etwa innerhalb von Parkflächen - angelegt werden können, feste bauliche Anlagen und Campingwagen, kommt hier ferner auch in den Randgebieten eines Ortes. Das zwingt hinzu, daß sich das Zelt des Klägers unmittelbar an die in Verbindung damit, daß es auf den Wunsch der Betroffe- beiden vorhandenen, das Landschaftsbild prägenden groß- nen, in der freien Landschaft Zeltplätze zu errichten, nicht flächigen Zeltplätze ,anlehnen' soll und allein aus diesem ankommt, zu dem Schluß, daß Zeltplätze nicht ,nur' im Grunde der Landschaft nicht wesensfremd sein wird. Es unbeplanten Außenbereich ausgeführt werden können." wird nicht als ein in der freien Natur störender Fremdkörper erscheinen, sondern neben den vorhandenen Anlagen und Wenn es an einer solchen Ausweisung im Bebauungsplan Bauten nicht weiter in Erscheinung treten. Danach ist nicht fehlt, dann ist anch diesem Urteil die Errichtung eines Zelt- ersichtlich, daß die durch das RNG geschützten Belange platzes im Außenbereich jedoch nicht schlechthin ausge- durch Aufstellen eines Zeltes auf dem vom Kläger gepach- schlossen: teten Gelände in einem noch meßbaren Umfang zusätzlich

11 berührt werden. Eine verunstaltende, die Natur schädigende vereinbar; zu den Gesetzen des Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG, oder den Naturgenuß beeinträchtigende Änderung ist unter durch die Inhalt und Schranken des Eigentums bestimmt Berücksichtigung der bereits vorhandenen Anlagen nicht werden, gehören auch die sog. polizeiliche Generalklausel, erkennbar." die Bestimmungen über die polizeirechtliche Verantwort- Nach Ansicht des Gerichts besteht auch nicht die Gefahr lichkeit des Eigentümers und die Ermächtigung zum Erlaß 1 einer unkontrollierten Ausdehnung des Zeltens in der freien von Polizeiverordnungen zur Gefahrenabwehr ;;). Landschaft, „ weil sich auf die Genehmigung des Klägers allenfalls die anderen fünf Pächter berufen könnten". III.

Die Folgerung des Gerichts, daß die Verbotsnorm des § 2 Eine übergeordnete und zusammenfassende Planung des LSchVO nur dazu führen dürfe, eine im Sinne des Natur- Campingwesens stellt das Raumordnungsprogramm für das schutzes stehende Änderung zu verbieten, ist an sich zu- Land Schleswig-Holstein vom 10. April 1967 (Amtsbl. treffend. Steht nämlich fest, „daß eine beabsichtigte Ände- Schl,-H. S. 151) dar 16), deren Zielen die Bauleitpläne an- rung die durch das RNG geschützten Belange nicht gefähr- zupassen sind. Ziffer 6.47 (S. 157) sieht als Ziel vor: det, kann sie auf der Grundlage einer nach den §§ 5, 19 RNG erlassenen LSchVO nicht untersagt werden. Denn das „Das Campingwesen wird sich hauptsächlich an den Küsten Verbot des § 2 Abs. 1 Buchst. c LSchVO kann nicht weiter und daneben in bevorzugten Räumen im Landesinnern reichen, als es im Interesse des gesetzlich anerkannten weiterentwickeln. Mit Ausnahme der schon jetzt weitgehend Schutzgutes erforderlich ist. Es würde der Verschieden- ausgelasteten Gebiete an der Lübecker Bucht können wei- artigkeit der Erklärung zum Naturschhtzgebiet und der tere Campingplätze grundsätzlich ausgewiesen werden; auf Unterstellung von Landschaftsteilen unter den Land- den Inseln Sylt und Amrum soll eine wesentliche Aus- schaftsschutz widersprechen, wollte man schlechthin zulas- weitung der Campingplätze unterbleiben. sen, daß auch der Landschaftsschutz mit Rechtswirkungen Da ein ungeordnetes Campingwesen zu einer erheblichen ausgestattet wird, die auf ein grundsätzliches Veränderungs- Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und Erholungs- verbot - ohne nähere Prüiung der Schutzbedürftigkeit im wertes führt, sind in Anlage 2 als Teil des Landesraumord- Sinne des RNG - hinauskommen und damit der Erklärung nungsprogramms Grundsätze festgelegt, die bei Planung, 13 zum Naturschutzgebiet im Ergebnis gleichstehen." ) Anlage und Betrieb von Campingplätzen zu beachten sind." Aus diesen Gründen kommt das OVG Lüneburg zu dem Er- Die in der Anlage 2 enthaltenen Grundsätze der Landes- gebnis, daß die Ausnahmegenehmigung nach § 5 LSchVO planung zu Campingplätzen, die als Teil des Landesraum- zu erteilen sei, gibt aber dem Kreis Eckernförde als unte- ordnungsprogramms anzusehen sind, bestimmen (aaO, 162): rer Naturschutzbehörde anheim, darüber zu befinden, ob s. und ggfs. unter welchen Auflagen dem Kläger eine Aus- „1. Größe und Höchstbelegungszahl von Campingplätzen nahme von der Verbotsnorm zu gewähren sei. Diese Ent- sind mit der geordneten städtebau lichen Entwicklung des scheidung ist nur die Konsequenz der im Reichsnatur- Gemeindegebietes und den landschaftlichen Gegebenheiten schutzgesetz getroffenen Regelung, die zwischen den (Boden-, Wasserverhältnisse, Vegetation) in Einklang zu Rechtswirkungen der Erklärung zum Naturschutzgebiet bringen. (§ 4 RNatSchG) und der Unterstellung eines sonstigen Landschaftsteiles unter den Landschaftsschutz (§ 5 RNat- 2. Das natürliche Landschaftsbild ist durch die Wahl geeig- SchG) unterscheidet. In Naturschutzgebieten soll die Natur neter, nicht weithin sichtbarer Standorte sowie durch eine als solche erhalten und geschützt werden (§§ 4, 16 RNat- landschaftsgerech te Umpflanzung und Grüngliederung der SchG) und deshalb ist hier jede Änderung verboten. Da- Plätze zu wahren. gegen können die geschützten Landschaftsteile nur vor 3. Campingplätze dürfen sich nicht bandartig entlag den verunstaltenden, die Natur schädigenden und den Natur- Küsten und Ufern hinziehen, sondern sollen in die Tiefe genuß beeinträchtigenden Änderungen geschützt werden gestaffelt werden. Größere Campinggebiete sind durch (§§ 5, 19 RNatSchG). Die Ermächtigung der §§ 5, 19 land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen oder durch RNatSchG erlaubt nur, im Sinne des Naturschutzes stö- größere Freiflächen (Spiel- und Liegewiesen) voneinander rende Änderungen zu verbieten. Auf Grund dieser gesetz- zu trennen. lichen Regelung werden die Ordnungs- und Naturschutz- behörden sorgfältig zu prüfen haben, ob nicht die Schaf- 4. An den Küsten ist die Höchstbelegungszahl der Camping- fung großflächiger Naturschutzgebiete geboten ist, um so plätze mit der Aufnahmefähigkeit des jeweiligen Strand- ein absolutes Bauverbot zu erreichen; allerdings kommt es abschnittes abzustimmen. Angemessene Küsten- und Ufer- dabei entscheidend auf den Naturschutzwert des Gebietes streifen sind zur allgemeinen Benutzung freizuhalten. und dessen Schutzbedürftigkeit an. 5. Aus Gründen der Landschaftserh al tung und des Land- 5. Das Aufstellen von Zeiten, Wohnwagen und ähnlichen schaftsschutzes ist in den Monaten außerhalb der Saison beweglichen Unterkünften auf Grundstücken außerhalb von das Verbleiben von Zeiten und Wohnwagen auf den Zeltplätzen oder Behelfszeltplätzen kann dann von einer Campingplätzen nicht erwünscht." Erlaubnis der örtlichen Ordnungsbehörde abhängig gemacht werden, wenn dieses Zeiten geeignet ist, die öffentliche Die in dieser Anlage unter Ziffer 1, 2 und 4 aufgestellten Sicherheit und Ordnung zu gefährden. Allerdings darf die Grundsätze hält das OVG Lüneburg in seinem Urteil vom Erteilung der Erlaubnis nicht in das freie Ermessem der Be- 18. September 1967 - 1 OVG A 132/66 - nicht für konkrete hörde gestellt werden; sie darf nur aus ordnungspolizei- oder konkretisierte Ziele im Sinne des § 1 Abs. 3 BBauG, lichen Gründen versagt werden. Denn das Zeiten, zumal so daß sie als solche nicht wirksam werden könnten. Das auf eigenem Grund und Boden, ist nicht von vornherein Gericht folgt hier dem Urteil des BVerwG vom 20. Mai 1958 und notwendigerweise eine Sicherheit und Ordnung gefähr- (BVerwGE 6, 342), nach dem die landesplanerischen Ge- dende Betätigung u). sichtspunkte „hinreichend konkretisiert und einer Nach- prüfung zugänglich sein müßten", wenn sie die Aufbau- Eine Polizeiverordnung, die in Kurorten für die Dauer der planung der Gemeinden binden sollen i;). Kurzeit vom 1. Mai bis 30. September eines Jahres das Aufstellen von Zeiten, auch auf eigenem Grund und Boden, Mit dieser Begründung hat das OVG Lüneburg die in nur mit Erlaubnis der örtlichen Ordnungsbehörde gestattet, einem geneh migten Flächennutzungsplan enthaltene Auf- ist mit dem Eigentumsschutz des Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG lage aufgehoben, nach der die Darstellung eines 2,8 ha

12 großen Campingplatzes zur Aufnahme von 1000 Personen sichtigung ortsplanerischer Gesichtspunkte gegeben wer- unmittelbar an der Ostseeküste zu st reichen und diese den, liegt keine Konkretisierung von Zielen der Raumord- Fläche entsprechend ihrer bisherigen Nutzung im Flächen- nung und Landesplanung i. S. des § 1 Abs. 3 BBauG vor. nutzungsplan darzustellen sei. Diese Auflage war von dem Nr. 5 der Anlage ist für den vorliegenden Fall nicht ein- zuständigen Minister mit dem Hinweis gemacht worden, schlägig." daß der Umfang der an der Küste vorgesehenen Auswei- Bezeichnend ist jedoch der nach dieser Begründung ge- sung von Wochenendhausgebieten und Campingplätzen im machte Vorbehalt, wonach auch dann, wenn d ie Richt- Widerspruch zu d en Zielen der Landesplanung und Raum- linien über die Standortwahl und über die Freihaltung an- ordnung stehe; auch müsse verhindert werden, daß sich gemessener Küsten- und Uferstreifen als Festlegung eines die bandartige Ausweisung von Campingplätzen an den landesplanerischen Zieles anzusehen sein sollten, d ie schönsten Küstenpartien unbegrenzt fortsetze. Das Gericht Augenscheinseinnahme insoweit keinen Verstoß habe er- ist demgegenüber der Meinung : kennen lassen.

„Die Konkretisierung solcher Ziele ( = der Raumordnung Auch wenn erhebliche Bedenken gegen diese Auslegung und Landesplanung) in den Ländern erfolgt nach Maßgabe der Grundsätze für Campingplätze bestehen - das OVG des Bundesraumordnungsgesetzes und der Landespla- scheint, wie die Hilfsbegründung zeigt, selbst nicht" recht nungsgesetze. Nach § 3 Abs. 2 BROG werden die Grund- überzeugt zu sein -, wird die Landesplanungsbehörde sätze der Raumordnung auf dem Wege über die Landes- gut daran tun, zu prüfen, ob das Raumordnungsprogramm planung in den Ländern zur Wirksamkeit gebracht. Es vom 10. April 1967 den Anforderungen dieser Auslegung kommt also hier darauf an, ob die Landesplanung entspricht. Nicht überzeugend sind schließlich die Folge- hinreichend konkrete Zielsetzungen festgelegt hat, die eine rungen , die das OVG Lü neburg aus dem festgestellten Genehmigung der Ausweisung des Campingplatzes C 6 Sachverhalt zieht. In seinem Urteil geht es nämlich von ausschließen. Die Mittel zur Durchführung der Aufgaben einer isolierten Betrachtung aus und mißt dem Umstand, der Landesplanung sind nach § 1 Abs. 2 LPIG die Raum- daß der im übrigen genehmigte Flächennutzungsplan der ordnungsprogramme und die Raumordnungspläne. Für den Gemeinde mehrere Wochenendhausgebiete und 6 Zelt- vorliegenden Fall kommt bei Ermangelung eines Raum- lagerplätze im Bereich der Küste vorsieht, kein entschei- ordnungsplanes die Bekanntmachung des Ministerpräsiden- dendes Gewicht bei. Es läßt auch außer Betracht, daß der ten -Landesplanungsbehörde - vom 10. April 1967, betr. Strand verhältnismäßig schmal und steinig ist und zudem das Raumordnungsprogramm für das Land Schleswig- nur von einem 15-18 m hohen Steilhang auf behelfsmäßi- Holstein (ABI. Schl.-H. S. 151) in Betracht ... Das Programm gem Weg erreicht werden kann. Es bagatellisiert ferner enthält nach § 9 Abs. 1 LPIG Richtlinien auch für die Bau- die Belegung des Zeltplatzes mit 1000 Personen. Mit Recht leitplanung der Gemeinden. Sie haben ... keinen Rechts- weist A. M e n k e in seinem Aufsatz 1 ~ ) darauf hin, daß ein satzcharakter, begründen aber nach § 1 Abs. 3 BBauG massiertes und ungeordnetes Zeltwesen zu erheblichen eine Anpassungspflicht für die Gemeinden, soweit in ihnen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und des Erho- Ziele der Raumordnung und Landesplanung hinreichend lungswertes einer Landschaft führt. Er legt hier auch dar, konkretisiert sind. Das bedeutet, daß ihnen im Rahmen des daß Landschaftszerstörungen u. a. an Steilufern, an natür- § 1 Abs. 3 BBauG verbindliche Wirkung nur zukommt, so- lichen Strandwällen und an Dünen keine Seltenheiten sind. weit sie sich auf den Sachbereich der Raumordnung und Das muß insbesondere dann gelten, wenn bis zum Jahre Landesplanung beschränken, also nicht rein städtebauliche 1985 in Schleswig-Holstein mit rund 40 Mill. Übernachtun- oder ortsplanerische Grundsätze enthalten. Damit ist der gen gerechnet wird - eine Zahl, die nach M e n k e eher Landesplanungsbehörde nicht verwehrt, auch allgemein auf unter als über den zu erwartenden Übernachtungen liegt. öffentliche Belange hinzuweisen, die aus der Sicht der Landesplanung besonders förderungswürdig erscheinen; zu IV. Zielen der Raumordnung und Landesplanung werden sie dadurch nicht, sondern behalten ihren Charakter als städte- 1. Wohnwagen können aber auch den Charakter und die bauliche und ortsplanerische Gesichtspunkte, die dem Ab- Funktion von Wochenendhäusern haben. So hat das OVG wägungsgebot des § 1 Abs. 4 BBauG unterliegen, bei. Ziele Lüneburg in seinem Urteil vom 13. September 1963 (DÖV der Raumordnung und Landesplanung können insbeson- 1964, 390) als Wochenendhaus einen Wohnwagen angese- dere dann i. S. des § 1 Abs. 3 BBauG als solche wirksam hen, der entweder durch langfristige oder durch fort- werden, wenn das Raumordnungsprogramm oder der gesetzte Aufstellung auf einem dazu erworbenen oder ge- Raumordnungsplan überörtliche Entwick lungen aufzeigen, pachteten Grundstück zu diesem in einer verfestigten Be- die sich örtlich auswirken (z. B. im Bereich des Verkehrs), ziehung getreten ist. Ein solcher Wohnwagen unterscheidet oder wenn sie örtlichen Vorhaben Schranken setzen, die in sich dadurch deutlich in der Art seiner Verwendung von ihren Auswirkungen über den Ortsbereich hinausreichen dem üblichen Gebrauch von Wohnanhängern an Kraftfahr- (z.B. Industrieansatz in Gemeinden im Bereich von landes- zeugen, die in der Regel mit wechselnden Standorten, ins- planerisch vorgesehenen Erholungsgebieten). Für die Ge- besondere auf Campingplätzen aufgestellt werden. Ganz meinde Schashagen weist das Raumord nungsprogramm allgemein läßt sich sagen, daß ein Bau oder ein Vorhaben solche Ziele der Raumordnung und Landesplanung, die der im Außenbereich, die auf Nutzung zum Aufenthalt und zum Ausweisung des Campingplatzes C 6 entgegenstehen, nicht Wohnen für Wochenend- und Ferienerholungszwecke zu- aus. Zur Ordnung des Campingwesens wird eine Aus- geschnitten und in dieser Richtung auch genutzt werden, weisung von Plätzen auch im Bereich der Ostseeküste unter Anlagen mit der Funktion von Wochenendhäusern sind 19) . der Kenn-Ziffer 6.47 grundsätzlich gutgeheißen. Dem ent- Auch ein Gebäude von nur knapp 5 qm Grundfläche und spricht es auch, daß die Ausweisung der übrigen Camping- 2 m Höhe kann bei geschickter Bauausnutzung und zweck- plätze in der Gemeinde Schashagen nicht beanstandet wor- mäßiger Ausstattung 2-3 Personen während eines Wochen- den ist. Die Anlage 2 könnte im Rahmen des § 1 Abs. 3 endes Übernachtungsmöglichkeiten bieten. Das ergibt schon BBauG etwa Bedeutung gewinnen, wenn eine Gemeinde ein Vergleich mit den noch kleineren, heute üblichen die unter Nr. 3 aufgeführte, landesplanerisch fundierte Miß- Camping-Wohnwagen, die 2-3 Personen oft wochenlang billigung einer bandartigen Verbauung des Strandes im Be- ein Hotel ersetzen können. ~0 ) Deshalb sind auch sog. reich der Küsten des Landes Schleswig-Holstein nicht be- Jagdhütten unter diesen Voraussetzungen getarnte Wochen- 21 achten würde. Dies ist jedoch nach dem Ergebnis der endhäuser ). Das gleiche gilt auch für ein „Stall-Wochen- Augenscheinseinnahme hier nicht der Fall. Soweit in der endhaus" 22) oder für ein „Bienenstand-Wochenend- Anlage 2 unter Nr. 1, 2 und 4 Richtlinien fü r die Berück- haus" 23) 24).

13 2. Bei derartigen Wochenendhäusern ist die Rechtslage ken des Landschaftsschutzes identisch. Bei ihr ist vielmehr nicht nach der ZeltVO, sondern nach § 35 BBauG zu beur- darauf abzustellen, ob die Bebauung mit der naturgegebe- teilen, soweit eine Gemeinde nicht die Aufstellung eines nen Lage Eigenart und Zweckbestimmung des Bodens im Bebauungsplanes nach § 30 BBauG beschlossen hat 25). In Einklang steht (vgl. Urt. vom 4. Dezember 1962, 1 A 91 /92 26 seinem Beschluß vom 12. Februar 1962 ) und dem Urteil - S. 13). Das muß hier verneint werden, und zwar deshalb, vom 29. April 1964 27) hat das Bundesverwaltungsgericht weil das Grundstück des Klägers am Ufer des Mözener klargestellt, daß Wochenendhäuser nicht zu den privilegier- Sees liegt. Die Eigenart der im Außenbereich liegenden ten Vorhaben des § 35 Abs. 1 BBauG gehören, insbeson- Seeufer besteht u. a. darin, der Allgemeinheit einen gerade dere nicht unter die Vorhaben des § 35 Abs. 1 Nr. 4 BBauG hier in meist verstärktem Grade möglichen ungestörten Ge- fallen, die wegen der besonderen Anforderungen an seine nuß auch der nicht besonders geschützten Natur zu bieten Umgebung oder wegen seiner besonderen Zweckbestim- (vgl. wegen der Möglichkeit der Schaffung von Uferwegen mung nur im Außenbereich ausgeführt werden sollen. dauch das preußische Gesetz vom 29. Juli 1922 - Pr.GS. Wochenendhäuser sind vielmehr sonstige Vorhaben im S. 213 - in seiner mehrfach geänderten Fassung). Dieser Sinne des § 35 Abs. 2 BBauG. Danach können sie im Eigenart widerspricht eine planlos durchgeführte Errichtung Einzelfall zugelassen werden, wenn ihre Ausführung oder von Baulichkeiten, weil sie geeignet ist, die Allgemeinheit Benutzung öffentliche Belange nicht beeinträchtigt. § 35 von dem Zugang zu den Seen auszuschließen oder doch Abs. 3 BBauG gibt Beispiele für die Voraussetzungen, unter an diesem Zugang zu behindern." 29) denen öffentliche Belange beeinträchtigt werden. Dieser Die Aufstellung eines Wohnwagens, der als Wochenend- Ansicht ist auch das OVG Lüneburg in seinem Urteil vom haus anzusehen ist, im Außenbereich ist auch dann nicht 29. November 1961 28) gefolgt: · mit der Nutzungsweise des Bodens - einer weiträumigen „Es mag zwar sein, daß ein Wochenendhaus seinen Weidelandschaft - und der dadurch bedingten Eigenart der Zweck desto besser erfüllt, je tiefer und einsamer es im Landschaft vereinbar, wenn in der Nähe Zeltplätze mit dafür Außenbereich liegt. Darauf kommt es jedoch nicht an; viel- vorgesehenen Baulichkeiten vorhanden sind. Zutreffend mehr sind von dem Privileg des § 35 Abs. 1 Nr. 4 des legt dies das Verwaltungsgericht Schleswig in seinem be- Bundesbaugesetzes allein solche Vorhaben erfaßt, die nur reits genannten Urteil vom 20. August 1963 - 8 A 28/63 - im Außenbereich ausgeführt werden sollen. Diese Be- dar: schränkung auf den Außenbereich trifft aber für Wochen- endhäuser nicht zu , da diese ihre Aufgabe, dem Eigen- Auch die Zeltplätze „stellen naturgemäß einen Eingriff in tümer während des Wochenendes zur Erholung in der Na- die Landschaft dar. Jedoch ist dieser Eingriff durch die tur zu dienen, durchaus auch dann erfüllen können, wenn Rücksichtnahme auf die öffentlichen Interessen geboten. Er sie im Anschluß an einen im Zusammenhang bebauten dient der Zusammenfassung des Zeltens auf wenigen, hier- Ortsteil oder in einem für den Bau von Wochenendhäusern für vorgesehenen Grundstücksflächen und schützt damit ausgewiesenen Gebiet errichtet werden." die übrige Landschaft vor der sonst unvermeidlichen Ver- änderung und Schädigung durch Einzelzelten. Andere Bau- Daß in dem mit der Aufstellung solcher getarnter Wochen- ten sind nach den glaubwürdigen Angaben des Beklagten endhäuser geschaffenen Zustand ein Verstoß gegen das nicht genehmigt worden. Soweit sie ohne Genehmigung Bundesbaugesetz zu erblicken ist. begründet das Urteil des errichtet sind, ist nach den gleichen Angaben mit ordnungs- OVG Lüneburg vom 13. September 1963 überzeugend: behördlichem Vorgehen zu rechnen. Damit scheidet eine Verletzung des Gleichheitssatzes (Art. 3 GG) aus." „Maßgebend für die Beurteilung Ist § 35 Abs. 2 BBauG. Das Grundstück des Klägers liegt außerhalb des Geltungs- Mit Recht hat das VG in die Prüfung auch einbezogen, bereichs eines Bebauungsplanes und außerhalb der im Zu- welche Folgen sich aus dem Einzelvorhaben für die Be- sammenhang bebauten Ortsteile (§ 19 Abs. 2 BBauG). Der scheidung von weiteren, unter Berufung auf die vorhande- Wohnwagen stellt eine bauliche Anlage dar ... Der Wohn- nen Einzelgenehmigungen an die Baugenehmigungsbehörde 30 wagen gehört endlich auch nicht zu den durch § 35 Abs. 1 herangetragenen Bauanträgen ergeben . Die erfolgreiche BBauG privilegierten Bauten. Die vom Kläger betriebene Berufung anderer Baubewerber auf den Gleichheitssatz 31 Bodennutzung erfüllt weder die Voraussetzungen des § 35 setzt jedoch gleiche Sachverhalte voraus ). Abs. 1 Nr. 1 und 2 BBauG noch macht sie die Aufstellung Würde in derartigen Fällen die Genehmigung zur Errich- des Wohnwagens erforderlich (vgl. hierzu auch Urt. vom tung von Wochenendhäusern erteilt, dann bestünde auch 20. Oktober 1961, 1 A 86/60 - S. 15f.). § 35 Abs. 1 Nr. 4 2 die Gefahr, daß eine Splittersiedlung ~ entsteht, wenn in BBauG ist deshalb nicht anwendbar, weil es sich bei einem Fall die Baugenehmigung für ein Wochenendhaus er- Wochenendhäusern bzw. Wohnwagen nicht um Vorhaben teilt ist und weitere Antragsteller, die in derselben Gegend handelt, die n u r im Außenbereich ausgeführt werden bauen wollen, im Hinblick auf den Gleichheitsgrundsatz sollen. nicht zurückgewiesen werden dürfen.

Die Aufstellung des Wohnwagens könnte nach § 35 Abs. 2 3. Der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein hat BBauG nur dann zugelassen werden, wenn seine ,Aus- am 14. Juli 1964 (Amtsbl. Schl.-H. 1964, 363) Grundsätze der führung oder Benutzung öffentliche Belange nicht beein- Landesplanung zur Frage der Wochenendhäuser 33) als Teil trächtigt'. Dieser Anforderung genügt der Wohnwagen des Raumordnungsprogramms festgestellt mit der Wirkung, des Klägers nicht. Das ergibt sich schon aus den zu § 3 „daß die Behörden des Landes, die Gemeinden und Ge- BauregVO dargelegten Gründen. Die plan- und regellose meindeverbände sowie die der Aufsicht des Landes unter- Einrichtung von Wochenendhäusern bzw. Wohnwagen in stehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des der freien Landschaft stellt schon um ihrer selbst willen öffentlichen Rechts keine Planungen aufstellen, bestehen eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange dar. Öffentliche lassen, genehmigen oder durchführen dürfen, die mit die- Belange stehen weiterhin aber auch deshalb entgegen, sem Teil des Landesraumordnungsprogramms nicht in Ein- weil die Bebauung des Grundstückes der natürlichen Eigen- klang stehen (§ 9 Abs. 2 LaplaG)." Von besonderem Inter· art der Landschaft widerspricht (§ 35 Abs. 3 BBauG). Für esse in diesem Zusammenhang sind Ziffer 4, 5, 10 erster diese Feststellung kommt es nicht auf die Beantwortung Satz: der Frage an, ob sich der Wagen - im Sinne insbesondere der landschaftsschutzrechtlichen Bestimmungen - einwand- „4. An den Küsten der Nord- und Ostsee, sowie an den frei in seine Umgebung einfügt. Die Erhaltung der natür- Ufern der Flüsse und Binnenseen ist bei der Ausweisung lichen Eigenart einer Landschaft ist nicht mit dem Gedan- von Wochenendhausgebieten darüber hinaus zu beachten:

14 a) Die Wochenendhäuser dürfen sich nicht bandartig ent- lang den Küsten und Ufern hinziehen. Sie sind in die Tiefe zu staffeln. b) Größere Wochenendhausgebiete (lind durch land- oder forstwirtschaftlich genutzte Flächen voneinander zu trennen. c) Für die Erfüllung öffentlicher Belange (Küstensicherungs- arbeiten, Wanderwege, Badeplätze, Liegewiesen usw.) ist je nach den gegebenen Verhältnissen ein angemessener Küsten- oder Uferstreifen freizuhalten.

5. Haben in einer Gemeinde die für Wochenendhäuser ausgewiesenen Flächen schon einen solchen Umfang an- genommen, daß durch deren Erweiterung die für Erho- lungszwecke notwendigen Voraussetzungen (Belegungs- dichte des Raumes, Fassungsvermögen des Strandes oder andere landschaftliche Eigenarten) in Frage gestellt sind, so sind weitere Ausweisungen unzulässig.

10. Der Nord-Ostsee-Kanal als wichtige internationale Was- serstraße ist im Interesse der Verkehrssicherheit (Blend- gefahr, Zerstörung der Uferbepflanzung, Aufrechterhaltung des bestehenden Badeverbots usw.) grundsätzlich an sei- nen Ufern von Wochenendhausentwicklung freizuhalten ...

Das Verwaltungsgericht in Schleswig hat in seinem Urteil vom 15. August 1966 - 9 A 71/65 - zwar anerkannt, daß die vorgenannten Grundsätze zur Frage der Wochenend- häuser hinreichend konkretisiert sind, „um den für die Bau- leitplanung verantwortlichen Ortsgesetzgeber gemäß § 9 Abs. 2 des Landesplanungsgesetzes (vom 5. Juli 1961, GVBI. S. 119) zu binden" . Das Urteil sieht in diesen Grund- sätzen für eine gerichtliche Nachprüfung zugängliche landes- planerische Gesichtspunkte, die zudem nach Beteiligung eines Planungsgremiums eine auf Gesetz beruhende Fest- stellung erhalten haben, was als Voraussetzung für eine Bindung der Bauleitplanung zu fordern ist. Das Verwal- tungsgericht hat aber die Beanstandung der Landes- planungsbehörde, daß in dem Flächennutzungsplan der Gemeinde Grömitz die Gemengelage von Zeltplätzen und Wochenendhausgebieten von der Entwicklung der Ge- meinde zur ausgesprochenen Fremdenverkehrsgemeinde und auch von der Sache her zu vermeiden sei, nicht gebil- ligt. Es hat dabei auch deren Bedenken verworfen, daß gerade ein Gebiet als Wochenendhausgebiet ausgewiesen werde, in dem teils abgebrochene und teils noch abzutra- gende Wochenendhäuser stünden. Seine Ansicht hat das Gericht damit begründet, „daß es sich nach dem bei der Ortsbesichtigung gewonnenen Eindruck des Gerichts um ein vom Fremdenverkehrszentrum des Badeortes Grömitz abgesetztes Feriengebiet handelt, das durchaus geeignet ist, als begründeter Ausnahmefall für die Aufnahme von Wochenendhausgebieten zu dienen". Die Begründung schließt mit dem Hinweis, der zeigt, daß das Gericht der tatsächlichen Entwicklung mehr Gewicht beilegt als den ordenenden Grundsätzen des Raumprogramms:

„ Berücksichtigt man den nicht zuletzt mit zunehmender Motorisierung der Bevölkerung gestiegenen Bedarf an der Ausweisung von Wochenendhausgebieten, der gerade auch in dem hier fraglichen Feriengebiet zu beobachten ist, so ist auch aus Gesichtspunkten der sozialen und kulturellen

Abb. 5: lange Zeltplatzbänder auf dem Strand blockieren der Offent- lichkeit den Zugang zum Meer Abb. 6: Ungeordnete Wochenendhausgebiete stellen die öffentliche Hand vor schwierige Probleme hinsichtlich der Beseitigung von Müll und Abwasser Abb. 7: Der für den Küstenschutz wichtige Strondwoll muß durch eine Ei nzäunung geschützt werden

15 Belange der Bevölkerung vorliegend eine rechtlich begrün- nichts anderes bestimmt (§ 13 OWiG). An Stelle einer dete Beanstandung nicht zu erheben, so daß alle aus der Geldbuße kann ein Verwarnungsgeld von mindestens 2 DM Ausweisung folgenden Fragen der sachgerechten Be- bis 20 DM erhoben werden, wenn der Betroffene damit bauungsplanung vorzubehalten sind." einverstanden ist (§ 56 OWiG). Generell kann auch eine juristische Person oder eine Personenvereinigung zur Geld- Über das trostlose, zersiedelte und unorganisch gegliederte buße herangezogen werden (§ 26 OWiG). Hinterland von Grömitz schweigt sich das Urteil aus. In großzügiger Würdigung nimmt es an, der Flächennutzungs- 2. Die Bestimmungen des Bundesbaugesetzes über den plan könne sogar „zu einer gewissen Beruhigung des Ge- Bodenverkehr (§§ 19-23 BBauG) sollten sorgfältig beachtet samteindrucks der Hochsaison beitragen". Das Urteil gibt werden. Denn mit der Entscheidung über die Bodenver- dem gestiegenen Bedarf an der Ausweisung von Wochen- kehrsgenehmigung, bei der die das Ermessen der Bau- endhausgebieten Vorrang und setzt ihn nicht genügend in genehmigungsbehörde einschränkenden Bestimmungen des Beziehung zu der besonderen Situation an der Ostseeküste § 35 BBauG beachtet werden müssen, wird über die Bau- sowie zu der explosionsartigen Zunahme der Erholungs- genehmigung bereits mitentschieden. Gemäß § 21 Abs. 1 suchenden, dem Fassungsvermögen des Strandes und einer BBauG bewirkt die Bodenverkehrsgenehmigung, daß ein geordneten Siedlungsstruktur. Grömitz ist ein Ballungs- Bauantrag, der innerhalb von drei Jahren seit der Erteilung gebiet der Erholung. Im Jahre 1967/68 waren hier 1 670 373 der Genehmigung gestellt wurde, nicht aus Gründen abge- Übernachtungen gemeldet, davon in gewerblichen Frem- lehnt werden darf, die Gegenstand im Wohnsiedlungs- denverkehrsbetrieben 1 015 171 , in Kinderheimen 23 351 verfahren waren 3s). und auf Campingplätzen 631 815. Angesichts dieser Um- „Nach dem Sinn und Zweck der einschlägigen Vorschriften stände, die bei der Urteilsfällung voraussehbar waren, wirkt bedeutet somit die Erteilung der beantragten Bodenver- das Urteil den Bemühungen entgegen, vorausschauend zu kehrsgenehmigung zugleich, daß unter den erwähnten Ein- ordnen und einer gesunden Ramordnung zur Verwirk- schränkungen die Bebauung des betreffenden Grundstücks lichung zu verhelfen; es fördert geradezu sinnlose Bal- planungsrechtlich zulässig ist. Da die Bodenverkehrs- lungstendenzen. genehmigung einer vorweggenommenen Entscheidung über die Zulässigkeit des Vorhabens gleichkommt und die in ihr V. zum Ausdruck gebrachte planungsrechtliche Beurteilung die 1. Bel dieser Rechtslage und Rechtspraxis stellt sich die Baugenehmigungsbehörde bei der späteren Entscheidung Frage, was im einzelnen noch geschehen könnte, um auf über die Zulässigkeit des Vorhabens bindet, darf ein ge- dem Gebiet des Zeltens und des Wochenendhauswesens nehmigungsbedürftiger Vorgang des Bodenverkehrs, der das Land als Lebensgrundlage und menschenwürdige die Bebauung eines Grundstücks im Außenbereich be- Lebensumwelt naturgemäß zu erhalten. sinnvoll zu gestal- zweckt, planungsrechtlich nicht anders beurteilt werden, als ten und zu entwickeln, Schäden vorbeugend zu verhindern wenn schon über die Zulässigkeit des betreffenden Vor- und bereits eingetretene Schäden auszugleichen oder zu habens im Baugenehmigungsverfahren zu entscheiden 36 beseitigen. wäre." )

Die ZeltVO des Landes Schleswig-Holstein ist eine be- In jedem Fall beschränkt sich nach der neuesten Recht- grüßenswerte Regelung, die die Entwicklung des Fremden- sprechung des Bundesverwaltungsgerichts die Bindungs- verkehrs auf dem Gebiet des Campingwesens im Inter- wirkung des § 21 BBauG esse des Gemeinwohles in geordnete Bahnen zu lenken „auf diejenigen baurechtlichen Ansprüche, die der Grund- versucht. Sie ist kein Gesetz, sondern nur eine Polizei- stückskäufer mit der Offenlegung seiner Absichten über die verordnung, und konnte daher nur in dem engen Rahmen künftige bauliche Nutzung des Grundstücks der Genehmi- der §§ 14 Abs. 1 und 33 Pr.Polizeiverw.G. vom 1. Juni 1931 gung unterstellt und damit zum Gegenstand der Prüfung (GS. S. 73) eine Regelung treffen. Die ZeltVO konnte nur im bodenrechtlichen Genehmigungsverfahren gemacht hat Maßnahmen anordnen, um von der Allgemeinheit oder dem (vgl. Beschluß vom 9. November 1967 - BVerwG IV B Einzelnen Gefahren abzuwehren, durch die die öffentliche 113.66 -). Der Antragsteller im Baugenehmigungsverfahren Sicherheit und Ordnung bedroht werden. Auch konnte sie kann sich nur insoweit auf die für ihn günstige Rechtsfolge nur ein Zwangsgeld bis zu 150 DM androhen. des § 21 BBauG beziehen, als er im Bodenverkehrs- Im Interesse der Landespflege und der Raumordnung wäre genehmigungsverfahren den Nutzungszweck offenbart hat. es zu begrüßen, wenn der Landesgesetzgeber sich ent- Will er sein Grundstück weitergehend bebauen, als er dies schließen könnte, das Zelten und das Verhalten am im bodenrechtlichen Genehmigungsverfahren erklärt hat, so Meeresstrand durch Gesetz zu regeln, weil dem Gesetz- kann er sich für die weitergehende Bebauung nicht auf geber über die Gefahrenabwehr und Ordnungssicherung § 21 BBauG berufen, selbst wenn er sie von vornherein hinausgehende Kompetenzen zustehen. Soweit seine lan- beabsichtigt haben sollte." a1) desrechtliche Zuständigkeit reicht, kann er auch gemäß Entsprechendes gilt für die land- und forstwirtschaftlichen Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG Inhalt und Schranken des Eigen- Grundstücke sowie für Moor- und Ödland nach dem Grund- tum bestimmen und gemäß Art. 14 Abs. 2 GG die Sozial- stücksverkehrsgesetz vom 28. Juli 1961 (BGBI. 1 S. 1091, pflichtigkeit des Eigentums konkretisieren. Dadurch kann 1652, 2000), das gemäß § 22 BBauG Anwendung findet, der Gesetzgeber dem Grundsatz Geltung verschaffen, daß wenn es sich um die Veräußerung der Wirtschaftsstelle die Heilkraft der Natur allen Menschen zu dienen hat und eines Land- oder forstwirtschaftlichen Betriebes oder von der Einzelne nicht zu Lasten der Allgemeinheit Sonder- im Bebauungsplan als land- und forstwirtschaftliche Flächen rechte beanspruchen darf. Ferner kann der Gesetzgeber ausgewiesenen Grundstücken handelt. eine höhere Geldbuße als das in § 29 der ZeltVO zuge- lassene Zwangsgeld bis zu 150 DM festsetzen, das zudem 3. § 20 RNatSchG 38) verpflichtet alle Re ichs-, Staats- und nicht abschreckend wirkt. Die Ermächtigung, eine höhere Kommunalbehörden, vor Genehmigung von Maßnahmen Geldbuße anzud rohen, verleiht den Ländern neuerdings oder Planungen, die zu wesentlichen Veränderungen der das Gesetz über die Ordnungswidrigkeiten (OWiG) vom freien Landschaft führen können, die zuständigen Natur- 34 24. Mai 1968 (BGBI. 1 S. 481) ). dessen sachliche Geltung schutzbehörden rechtzeitig zu beteiligen. In der Praxis wer- sich auch auf Ordnungswidrigkeiten nach Landesrecht er- den die Naturschutzbehörden häufig nicht rechtzeitig be- streckt (§ 2 OWiG) . Die Geldbuße beträgt hiernach min- teiligt, so daß sie nicht den notwendigen Einfluß nehm en destens 5 DM und höchstens 1000 DM, falls das Gesetz und die Maßnahmen und Planungen nicht koordiniert wer-

16 den können. Die Möglichkeiten der Naturschutzbehörden, Bestandskraft mit Zwangsmitteln durchgesetzt werden. Von die Baurechtsbehörden wirksam zu unterstützen, sind, wie diesen Möglichkeiten sollte in der Praxis häufiger Gebrauch oben ausgeführt, zudem oft begrenzt. gemacht werden.

4. Die Verwaltungs- und Ordnungsbehörden berufen sich Ein Handeln der Behörde aus zeitlichen oder tatsächlichen häufig auf Einflußlosigkeit bei ihren Maßnahmen auf dem Gründen kann auch so dringend sein, daß sofortiger Zwang, Gebiete der Landespflege. Diese vielfach beklagte Ohn- also die sofortige Anwendung von Zwangsmitteln auch macht der Behörden liegt aber nicht selten daran, daß sie ohne den vorherigen Erlaß eines Verwaltungsaktes geboten die gesetzlichen Möglichkeiten nicht oder nur zum Teil aus- erscheint. Die Verwaltungs- und Ordnungsbehörden soll- schöpfen oder die Vollziehung von Verwaltungsakten nicht ten auch prüfen, ob sie - eventuell auf Grund zu schaf- mit genügendem Nachdruck betreiben. fender gesetzlicher Vorschriften - auch die Nutzung eines verbotswidrig errichteten Wochenendhauses verbieten und a) An weiteren gesetzlichen Möglichkeiten auf dem Gebiete die Versiegelung dieses Hauses zum Zwecke der Sicherung der Landespflege und des Naturschutzes bieten sich an: anordnen sollten.

(1) Die Verordnung zur Erhaltung der Wallhecken vom Wird ein unanfechtbarer Verwaltungsakt nicht befolgt, dann 29. November 1935 (RuStAnz. 1935 Nr. 283 vom 4. Dezember stehen zur Erzwingung von Handlungen, Duldungen und 1935), ergänzt durch Verordnung vom 24. Januar 1936 Unterlassungen als Zwangsmittel zur Verfügung: die Ersatz- (RuStAnz. Nr. 24) und vom 16. September 1938 (RuStAnz. vornahme, das Zwangsgeld und der unmittelbare Zwang Nr. 241) 3D). Diese VO, deren Fortgeltung nicht zweifelhaft 42 gegen Sachen und Personen ). sein kann, ist Landesrecht geworden. Ihre auf Schleswig begrenzte Geltung könnte auf das Land Schleswig-Holstein Nur eine unnachsichtige Vollziehung von Verwaltungsakten erstreckt werden. wird dazu führen, auch Dritten die Bedeutung der gesetz- lichen Vorschriften bewußt zu machen. Einer geordneten (2) Die Verordnung zum Schutze der Wälder, Moore und Verwaltung dürfte es kaum entsprechen, wenn - wie es in 40 Heiden gegen Brände vom 25. Juni 1938 (RGBI. 1 S. 700) ). Schleswig-Holstein geschehen ist - eine Vollstreckung fünf Diese VO, die als Landesrecht fortgilt und die Errichtung Jahre unterbleibt. In diesem Fall war die am 8. Januar 1963 baulicher Anlagen mit Feuerstätten innerhalb einer be- ergangene Ordnungsverfügung, die einem Bürger unter An- stimmten Entfernung von Wäldern gewissen Beschränkun- drohung der Ersatzvornahme aufgab, den Wohnwagen- gen unterwirft und unter Umständen verbietet, ist eine zu- anhänger von einem Grundstück zu entfernen, nach Zu- lässige Eigentumsbindung, die sich mit den dem Brand- rückweisung des Widerspruchs und Abweisung der Klage schutz dienenden Bestimmungen über die Ausführung von im Oktober 1963 rechtskräftig geworden. Der fragliche Bauten vergleichen läßt. 41) Wohnwagen war aber noch im Sommer 1968 an derselben (3) Die Verordnung (PolizeiVO) zur Verhütung von Bränden Stelle aufgestellt. vom 31. August 1953 in der Fassung vom 30. Juli 1959 5. Alle Bestrebungen, die auf eine wirksame Landespflege (GVBI. Schl.-H. S. 141). und einen sinnvollen Naturschutz gerichtet sind, würden (4) Die Polizeiverordnung zum Schutze der Küstengewässer wesentlich erschwert, wenn nicht gar vereitelt, wenn die und des Meeresstrandes vom 17. Mai 1943 (RegABI. Gesetzesvorlage vom 28. Juni 1966 - Drucks. V/787 - , die Schl.-H. S. 141). eine Änderung des § 35 BBauG zum Gegenstand hat, Ge- setz würde. Diese Gesetzesvorlage will die Zulässigkeit von (4) Die Polizeiverordnung zum Schutze der Küstengewässer Vorhaben im Außenbereich erweitern; auch soll danach und des Meeresstrandes vom 17. Mai 1943 (RegABI. Schl.- der Landesgesetzgeber die Möglichkeit haben, den Gel- H. S. 67). tungsbereich von Landesgesetzen, die sich auf § 35 Abs. 1 und 2 BBauG beziehen, auf einzelne Landesteile zu be- (5) Das Gesetz zur Erhaltung und Freigabe von Uferwegen schränken. Der Bundestag hat die Vorlage in der 66. Sit- im Interesse der Volksgesundheit vom 29. Juli 1922 (GS. zung vom 14. Oktober 1966, S. 3143 (C), an die zuständigen Schl.-H. S. 213). Ausschüsse überwiesen. Die Beratung ist hier noch nicht (6) §§ 61, 62 und 105 des Wassergesetzes des Landes abgeschlossen. Der Deutsche Rat für Landespflege wie Schleswig-Holstein vom 25. Februar 1960 (GVBI. Schl.-H. auch das Deutsche Volkshelmstättenwerk haben gegen die- s. 39). sen Gesetzesvorschlag ernste Bedenken erhoben. Diese Einwendungen werden auch von F. Wer n er geteilt •s). (7) Das Wasserverbandsgesetz vom 10. Februar 1937 (RGBI. Würde der Bundestag dieser Gesetzesinitiative zustimmen, 1 S. 188) und die 1. Wasserverbandsordnung vom 3. Sep- dann würde die Grenze zwischen Innen- und Außenbereich tember 1937 (RGBI. 1 S. 933). Die Frage, ob die Wasser- im Sinne des Bundesbaugesetzes fließend werden. Durch verbandsordnung gemäß Art. 125 GG fortgeltendes Bundes- die vorgesehene gesetzliche Ermächtigung würde auch er- recht ist oder Landesrecht geworden ist, ist bestritten möglicht, daß jedes Bauvorhaben beliebiger Art an jede (vgl. hierzu So e r g e 1 - Siebe r t , Bürgerliches Gesetz- beliebige bereits vorhandene Bebauung angeschlossen buch, Bd. V 1961, zu Art. 65 EGBGB S. 1002 ff., und Antwort werden könnte. Es stünde auch zu erwarten, daß privile- der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage über das Recht gierte Bauvorhaben im bisherigen Sinn oft nur zu dem der Wasser- und Bodenverbände vom 28. September 1967 Zweck errichtet würden, um eine Anschlußbebauung zu - Drucks. V/ 2131 -. erreichen und Grundstücke der geordneten Bauleitplanung zu entziehen. Solche Möglichkeiten würden der Zersiedlung (8) Die Verordnung über die Errichtung, Veränderung und der Landschaft, insbesondere dem planlosen Entstehen von den Abbruch von Bauten für das Land Schleswig-Holstein Wochenendhausgebieten, Vorschub leisten und den berech- vom 1. August 1950 (GVBI. S. 225), §§ 56, 116, 117, 121 , 122, tigten Bestrebungen der Raumordnung, zentrale Orte aus- 123. zubauen und die Bebauung nur in bestimmten Räumen zu b) Was die Vollziehung von Verwaltungsakten betrifft, so verdichten, Hindernisse entgegenstellen. Bei Annahme der kann die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder Gesetzesvorlage würde auch die Rechtseinheit, deren Her- über den Widerspruch zu entscheiden hat, im öffentlichen stellung eines der Hauptziele des Bundesbaugesetzes war, Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteilig- in einem sehr wichtigen Bereich zerstört werden. Auch ten die sofortige Vollziehung besonders anordnen. Der Ver- die Einheit der Rechtsprechung wäre gefährdet, weil die waltungsakt kann dann auch schon vor seiner formellen auf Grund der neuen Vorschriften ergehenden Landes-

17 gesetze letztinstanzlich durch Landesgerichte ausgelegt Umwelt zu stärken un d Mensch und Landschaft in ein Ver- würden, so daß über gleiche Begriffe eine uneinheitliche hältnis zu setzen, das den notwendigen Ansprüchen der Rechtsprechung entstünde. industriellen Zivilisation gerecht wird, aber auch das natür- Leitgedanke aller Maßnahmen sollte sein, den Geist der liche Glück und das Streben nach menschl icher Zufrieden- Verantwortung zur sinnvollen Gestaltung von Raum und heit fördert.

1) Vgl. A. M e n k e , Die Entwicklungsmöglichkeiten des Fremden- ") Vgl. S c h r ö d t e r, Bundesbaugesetz, Kommentar, 1964, S. 103 f. verkehrs im ländlichen Raum, dargestellt am Beispiel Schleswig· ") a .a .O., S. 159. Holsteins, in Sdiriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, ") BverwG, Beschl. vom 13. 11. 1967 - IV B 142.67. Heft 3, 1968, S. 155, 157, 159 f. '"') BVerwG, Beschl. vom 21. 11. 1967 - IV B 79,67. ' ) Vigga G raf B 1 ü c her , Freizeitbedürfnisse und Wohnsiedlungen der Zukunft, in Archiv für Kommunalwissenschaften, 1968, S. 73 ff.; ") BVerwG, Beschl. vom 17. 7. 1967 - IV B 180.66; vom 14. 9. 1967 - G. W . Jen k s, Arbeit, Freiheit und soziale Sicherheit a ls Men- IV B 33.67; vom 25. 10. 1967 - IV B 64.67. schenrechte in der Weltgemeinschaft, in Weltjahr für Menschen· " ) BVerwG, Beschl. vom 5. 8. 1964 - 1 B 68.64. rechte {Sonderausgabe Teil II, 1968) = Journal der lnt. Juristen· ") BverwG, Beschl. vom 11. 8. 1967 - IV B 49.67; vom 29. 4. 1968 - kommission, Bd. 9, 1968, S. 54 ff. IV B 77/67. ') Ähnliche Regelungen haben folgende Länder geschaffen: Bremen: Wohnwagengesetz vom 19. 6. 1956 (GBI. S. 71 ); Ortsgesetz ") Vg l. a uch P. B r a d e m a n n , landwirtschaftlicher Schuppen oder (B remerhaven) über Wohnwagenplötze vom 14. 10. 1960 (GBI. Wochenendhaus?, in Bod.-Württe mberg. Verwaltungsblatt 1968, 71 f. s. 133); ") Vg l. hierzu auch §§ 10, 17 BauNutzVO vom 26. 6. 1962. Hamburg: Wohnwagengesetz vom 10. 7. 1959 (GVB I. S. 107); Anord- nung hierzu vom 5. 8. 1959 (Amtsbl. S. 775); ") BundesBauBI. 1962 S. 635. Hessen: Polizeiverordnung über das Zeiten vom 8. 7. 1966 (GVBI. ") DVBI. 1964 S. 527 = VerwRspr. 14, 80 f. S. 256); ") Der La nd kreis, 1963, 133. N iedersachsen: Verordnung über das Zeiten vom 10. 4. 1960 (GVBI. s. 23). ") Ebenso BVerwG, Besch l. v. 30. 5. 1967 - IV B 23.66; OVG Lü neburg, Keine Vorschriften über das Zeiten haben die Länder Baden-W rüt- Urt. v. 3. 11 . 1965 - 1 OVG A 128'63; BVerwG, Beschl. vom 5. 7. 1967 temberg, Berlin, Rheinland-Pfalz und das Saarland e rlassen, - IV B 235.66. Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen haben in ") BVerwG, Beschl. vom 17. 8. 1966 - IV B 282.65. Forstschutzgesetzen je eine knappe Vorschrift. ") BVerwG, Urt. vom 28. 4. 1964 - 1C121.61. ') OVG Lüneburg, Urt. vom 13. 9. 1963 - OVG A 40:62 = DOV 1964, 390; BVerwG Beschl. vom 13. 12. 1963 - 1 B 179.63. " ) Vgl. VGH München, Urt. v. 12. 7. 1961, BayVBI. 1961, 350; G . K ö r - n e r , Das Bauen im Außenbereich, in NJW 1965, 522 lk. Spalte; ') OVG Lüneburg, Urt. vom 14. 4. 1965 - 1 OVG A 121/63; BVerwG BVerwG, Urt. v. 19. 10. 1966 - IV C 16.66; BVerwG, Urt. v. 26. 5. Beschl. vom 2. 8. 1966 - IV B 180.65. 1967 BVerw 25, 161. Eine Splittersiedlung ist eine zusammenhang lose 'i Boy. VGH, Urt. vom 10. 9. 1965 - VGH 31 1 64; Bverw G Beschl. oder aus anderen Gründen unorganische Streubebauung mit der vom 21. 3. 1966 - IV B 297.65. Folge ei ner Zersiedlung des Außenbereichs. ') Vgl. BVerw.GE 2, 299; 4, 167; 4, 250; BVerfGE 20, 157 f. ") Vgl. auch Erlaß über W ochenendhäuser vom 25. 2 . 1958 (AmtsBI. ') H. B o g s , Die verfassungskonforme Auslegung von Gesetzen, Schl.-H. 1958 S. 152). Bd . 15, res publica, 1966; BVerfGE 2, 282; 3, 231; 10, 351; 16, 253. '') H. J. Bode, Grundzüge des neuen Rechts der Ordnungswidrig- ') BVerwG vom 14. 1. 1965 in DVBI. 1965, 769. keiten, in NJW 1968, 1449. ") Bundesfinanzhof, Urt. vom 20. 5. 1960 (NJW 1960, 1927). ") BVerwGE l , 254; 3, 331; 6, 198; 10, 202. 11 ) BVerwGE 19, 82; BVerfG, Urt. v. 26. 5. 1967, BVerfGE 25, 161. ") BVerwG, Urt. vom 28. 4. 1964 in VerwRspr. 17,87. ") Vgl. hierzu aber das unter IV, 2 mitgeteilte Urteil des VG Schleswig ") BVerwG, Urt. vom 31. 1. 1968, IV C 170.65. vom 20. 9. 1963. ") Das OVG folgt in der umstrittenen Frage, ob es zulässig ist, für die ") Vgl. auch§ 14 der DurchfVO vom 31. 10. 1935 (RGBI. 1 S. 1275). · nach §§ 5, 19 geschützten Landschaftsteile ein absolutes Bauverbot ") Die VO ist abgedruckt und erläutert in A. L o r z, Naturschutz, Tier- anzuordnen, der Rechtsprechung des BVerwG (BVerwGE 4, 57) und schutz und Jagdrecht, 2. Aufl. 1967, S. 189 ff. des Bad.-Württemberg. VGH (VerwRespr. 11, 293; 14, 312); a. A. ") Vgl . auch die Ausführungsvorschriften des Reichsforstmeisters vom OVG Münster in DVB I. 1960, 212; OVG Saarland in DVB I. 1957, 653, 2. 7. 1938 zu§ 11 WaldschutzVO, abgedruckt in RMB liV 1938 S. 1341. die ein absolutes Bauverbot annehmen. ") OVG Lüneburg in DVBI. 1968, 762, b estä tigt durch BVerwG Beschl. " ) So auch BVerwG, Urt. v. 19. 12. 1963, BVerwGE 17, 318 ff. ; vgl. hier- u auch p rOVG 10, 326; 29, 422. V. 30. 9. 1968 - 1 B 63.68. " ) BVerwG Beschl. v. 30. 9. 1968 - 1 B 63.68. ") Vgl. hierzu H. J. Wo 1 f , Verwaltungsrecht 11 1, 1966, S. 272 ff„ 279 ff., 452 ff. " ) Vgl. auch A. G a 1 1 e t t e , Die Schleswig-holsteinischen Kreise in s. der Gegenwart. - Gestalt, Aufgaben, Verfassung, in 100 Jahre " } F. Werne r , Das Bundesbaugesetz in der Bewährung, in Berliner Kreise in Schleswig-Holstein, 1967 S. 167 ff. Festschrift für Ernst E. H i rsch, 1968, S. 250.

18 Georg Keil

Grundlagen und Ziele der Raumordnung in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein als das Land zwischen den Meeren Diese in relativ kurzer Frist erfolgte starke Bevölkerungs- weist trotz seiner relativ geringen Größe sehr unterschied- vermehrung hat sich naturgemäß auch auf die Entwicklung liche Landschaftstypen mit geprägter Eigenart auf. In der Siedlungsstruktur ausgewirkt. Das wesentlichste Ergeb- Nordwest-Südost-Richtung erstrecken sich die drei typischen nis war die Ausbildung einer regional verteilten Städte- landschaftlichen Großräume: das ostholsteinische spät- struktur im Bereich der mittleren und Kleinstädte, die in glaziale Hügelland mit überwiegend fruchtbaren Geschiebe- dem bis 1939 noch typischen Agrarland nur unzulänglich mergelböden, mit Gruppen von End- oder Stauchmoränen vorhanden gewesen war. 1939 lebten in Gemeinden bis und mit den besonders landschaftstypischen, durch die eis- 3000 Einwohner, d. h. in dem Bereich der Dörfer und zeitlichen Bildungen bedingten Binnenseen: der Raum der Marktflecken 40 % der Bevölkerung, in den Gemeinden Schleswiger und holsteinischen Geest, entstanden als von 3000-50 000 Einwohnern 25 °/o und in den Gemeinden Sanderflächen vor den Eisrandlagen mit z. T. geringwerti- über 50000 Einwohner - identisch mit den vier kreisfreien gen sandigen Böden und eingelagerten größeren Flach- Städten des Landes, Kiel, Lübeck, Flensburg und Neu- mooren; schließlich an der Nordseeküste der Gürtel der münster - 35 %. Mitte der 60er Jahre war das Verhältnis See- und Flußmarschen, entstanden im Alluvium, dessen zwischen diesen Gruppen dagegen 30 %, 40 % und 30 %. fruchtbare Böden in jahrhundertelangen Kämpfen der See abgerungen worden sind. Das bedeutet, daß ca. 72 % des Bevölkerungszuwachses der Ausbildung einer regional verteilten Städtestruktur der Innerhalb dieser Großräume finden sich markante Teil- Klein- und mittleren Städte zugute gekommen sind. Dieses räume wie im Kreis Herzogtum Lauenburg, der weitgehend nicht ohne die Arbeit der Landesplanung zustande gekom- an ostdeutsche Landschaften erinnert, oder im Gebiet der mene Ergebnis bedeutet zugleich einen sehr günstigen holsteinischen Seenplatte, das einmalig in der Bundes- Ansatz für die weitere Schwerpunktbildung im Rahmen der republik ist; vergleichbare Landschaften finden sich nur in Regionalentwicklung unter den besonderen Gegebenheiten Mecklenburg, Ostpommern und Ostpreußen. ländlicher Räume.

Der Bewaldungsanteil ist mit ca. 8 % am niedrigsten unter Eine besondere Problematik im Zusammenhang von Lan- allen Bundesländern. Seine landschaftlichen Wirkungen desplanung und Landschaft bildet in Schleswig-Holstein werden allerdings ergänzt dadurch, daß der größte Teil die Entwicklung des Fremdenverkehrs, der ganz überwie- Schleswig-Holsteins eine Heckenlandschaft ist. Dabei haben gend Erholungsverkehr an den Küsten ist. Zu dem tradi- die sogenannten Knicks (Wallhecken) für die Erhaltung der tionellen Ferienerholungsverkehr ist in zunehmendem Um- Bodenfruchtbarkeit eine wesentliche Bedeutung in einem fang die Komplizierung durch die Überlagerung mit Nah- Land, das ungefähr die siebenfache Windhäufigkeit und erholungsverkehr getreten, der besonders durch die 2-Mil- Windgeschwindigkeit gegenüber mitteldeutschen Gebieten lionen-Einheit Raum Hamburg ausgelöst wird. Fremden- wie der Magdeburger oder Hildesheimer Börde aufzuweisen verkehrsgebiete wie die Insel Sylt oder die innere Lübecker hat. Bucht dürften die am stärksten überlasteten Fremdenver- kehrsräume der Bundesrepublik sein. Es ist kein Zweifel, Besonders im Raum der Schleswiger Geest besteht die daß die Belastung der Landschaft dadurch in einzelnen Kulturlandschaft in ihrer heutigen Form erst seit wenigen Teilgebieten bereits an die Grenze gekommen ist, wo nach- Generationen. Noch vor 100 Jahren bestand etwa die Hälfte haltige Sicherungs- und Steuerungsmaßnahmen erforder- der heutigen Kulturböden aus Heide und unkultivierten lich werden, um die Substanz der Erholungslandschaft Mooren. auch in Zukunft zu erhalten. Dabei ergeben sich besondere Schwierigkeiten aus der besonders hohen Zunahme des Die Bevölkerung Schleswig-Holsteins weist in den Teilland- Zeltplatz- und Campingwesens, dessen Steuerung beson- schaften nach Stammesbildung und Sprache starke Diffe- dere Schwierigkeiten mit sich bringt, da rechtliche Grund- renzierungen auf, in ihrer Gesamtheit aber hat sie nicht lagen dafür nur sehr unzulänglich vorhanden sind. zuletzt durch die politischen Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert gegenüber dem Dänentum ein sehr be- Auf diesem Gebiet liegt aber für ein Land wie Schleswig- wußtes schleswig-holsteinisches Zusammengehörigkeits- Holstein, das lage- und entwicklungsbedingt keine beson- gefühl entwickelt. Es ist hier einer der seltenen Fälle, wo ders guten Standortvoraussetzungen für wirtschaftliche In- die Bildung der Bundesländer der Nachkriegszeit ein Ge- tensivierung besitzt, eine auch unter dem wirtschaftlichen biet umfaßt, dessen Bevölkerung in ihrem Bewußtsein eine Aspekt sehr wesentliche Aufgabe. Die „Weiße Industrie" deutliche Einheit bildet. Das ist auch nicht wesentlich wird immer mehr auch zu einem wesentlichen Wirtschafts- durch den Einstrom von Flüchtlingen in der Nachkriegszeit faktor für unser Land. verändert worden. Es wird immer eine besondere Leistung der Schleswig-Holsteiner bleiben, daß in diesem Haupt- Neben einer intensiven Einwirkung auf die Bauleitplanung flüchtlingsland die Aufnahme und die Integration der aus der Gemeinden in Ausnutzung der mit dem § 1 (3) BBauG ihrer ostdeutschen Heimat Vertriebenen ohne Reibungen (Anpassungszwang an die Ziele der Raumordnung und und unterschwellige Gegensätze gelungen ist. Landesplanung) gegebenen Möglichkeiten, sind für zwei Teilprobleme, die im Verhältnis zur Landschaftsbelastung Für die Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur bedeutete die besonders wichtig sind, generelle Richtlinien durch die Nachkriegszeit den in der Geschichte dieses Landes wohl Landesplanung erlassen worden, und zwar einerseits für schwerwiegendsten Einschnitt. Ende der 40er J ahre war die die Ausweisung von Wochenendhausgebieten und zweitens Bevölkerung gegenüber 1,55 Millionen 1939 auf über 2,7 für die Anlage von Campingplätzen. Diese Richtlinien sind Millionen angestiegen. Durch die auf die Initiative der Bestandteile des im April 1967 in Kraft getretenen Landes- schleswig-holsteinischen Landesregierung hin eingeleitete raumordnungsprogramms; sie werden auch Bestandteile gelenkte Flüchtlingsumsiedlung war die Zahl bis 1959 auf des vor dem Abschluß stehenden Landesraumordnungs- etwa 2,2 Millionen zurückgegangen, in den letzten 10 Jah- planes werden, der gegenüber dem Programm eine erheb- ren ist sie wiederum auf über 2,5 Millionen angestiegen. lich erweiterte rechtliche Bindung mit sich bringen wird.

19 Für den Bereich der Nordfriesischen Inseln ist !m März strecken wird. Dabei werden voraussichtlich die Be- 1967 ein Regionalplan in Kraft getreten, für das Gebiet der lastungszunahmen nicht linear erfolgen können zu dem bis- Schlei, der Flensburger Außenförde und der Küsten der herigen Stand, da die Belastung in einzelnen Küstenab- Eckernförder Bucht sind entsprechende Teilregionalpläne schn itten bereits an die Grenze des Tragbaren heranreicht. im Rahmen des Regionalplans für den nördlichen Landes- Hier wird das Problem der Qualifizierung des Fremden- teil in Arbeit. Das gleiche gilt für Fehmarn und den Raum verkehrsangebots den Vorrang vor dem der Quantifizierung der Lübecker Bucht. haben müssen. Um der Entwicklung gerecht zu werden, müssen deshalb besonders intensive Weiterentwicklungen Die bevorzugte Ausarbeitung dieser mit Schwerpunkt unter in den geeigneten Küstenräumen erfolgen, in denen bis- dem Gesichtspunkt „ Landschaftserhaltung und Fremden- her die Belastung noch gering ist. Dabei wird es auch Auf- verkehrsentwicklung" stehenden Pläne ergibt sich auch aus gabe der Landesplanung sein, dafür Sorge zu tragen, daß der Annahme des Raumordnungsprogramms, wonach bis zwischen den wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Frem- 1985 etwa mit einer Verdoppelung des Fremdenverkehrs in denverkehrsentwicklung und den langfristigen Notwendig- Schleswig-Holstein gerechnet werden muß, der sich zum keiten der Landschaftserhaltung ein planerisch gesicherter weitaus größten Teil weiterhin auf den Küstenraum er- Ausgleich ermöglicht wird.

Abb. 8: Die Überlastung der Strände wird besonders während des stark angewachsenen Wochenendverkehrs deutlich. Wenn darüberhinaus auch Einrichtungen zur Ordnung d es ruh enden Verkehrs feh len, kann der Erholungswert beeinträchtigt werden. Strand bei Borkholmwik an der Flensburger Förde

20 Hans C a r s t e n s e n

Einführung in die natürlichen Gegebenheiten und die Siedlungsstruktur Schleswig-Holsteins

Schleswig-Holstein ist in Topographie und Klima gekenn- Die bisher behandelten Zonen, das Östliche Hügelland, die zeichnet durch seine Lage zwischen den beiden Meeren Sonderzone und die Geest, sind morphologisch alle aus Nord- und Ostsee. Die heutige Oberfläche des Landes ist dem Diluvium abzuleiten. Die Marsch indessen, an der fast ausschließlich ein Produkt der Weichsel- und der Westseite des Landes, entstand erst im Alluvium. Hier hat Saaleeiszeit. Präglaziale Reste des Tertiärs ragen nur an der Mensch selbst entscheidend mitgewirkt durch jahr- wenigen Stellen aus dem Diluvium heraus, so bei Bad hundertelangen Küstenschutz und durch Landgewinnungs- Segeberg, Lägerdorf, in Morsum auf Sylt und schließlich auf arbeiten, so daß sich jetzt ein breites Band von Kögen, wie He 1go1 an d. die deichgeschützten Marschflächen hierzulande heißen, vom Rande der Geest bis zur Nordsee hin erstreckt. Die Wenn wir mit der Topographie im Osten des Landes be- Arbeiten des Küstenschutzes werden auch in der Gegen- ginnen, so haben wir es zunächst in einem breiten Streifen wart mit großer Intensität fortgesetzt. mit einer der letzten Eiszeit entstammenden Grund- oder Endmoränenlandschaft zu tun, die sich von Norden nach Als letzte Zone liegt vor der Marsch das etwa 20 km breite Süden durch das ganze Land hin erstreckt und bekannt- Wattenmeer mit seinen Inseln und Halligen, den Watt- lich ihre beiderseitigen Fortsetzungen im sogenannten Bal- strömen und Prielen und den großen Sanden, eine Land- tischen Höhenzug findet. Diese Landschaft zeichnet sich schaft, die vor allem durch das ewige Wechselspiel von durch eine reiche Gliederung in Hügelketten und Einzel- Ebbe und Flut immer zahlreichere Menschen anlockt und kuppen, in Wiesenniederungen und zahlreiche Seen aus. mehr und mehr zu einem großen Erholungsgebiet wird. Typisch für dieses östliche Hügelland sind u. a. die In allen besprochenen Zonen ist der An t e i 1 des W a 1des zahlreichen Find linge aus nordischem Granit, die das Eis von an der Wirtschaftsfläche im Vergleich zu anderen Bundes- den nordischen Bergen oder aus dem Ostseetrog herange- ländern sehr gering. Er beträgt nur 9 % der Wirtschafts- schleppt hat. Die Bodenverhältnisse in diesem Abschnitt fläche, gegenüber 29 % im Bundesgebiet, 40 % in Hes- sind im allgemeinen für die Landwirtschaft günstig, wenn sen und 38 % in Rheinland-Pfalz. In unserem Östlichen auch stark wechselnd; sandige Lehmböden liegen oft nahe Hügelland ist der Wald mit 10 % beteiligt, davon sind 30 bis bei schweren Tonböden. Die Bodenklimazahlen wechseln 40 % mit Laubholz, vorwiegend Suche, bestockt. Die dementsprechend etwa zwischen 40 und 80, sie liegen aber Kreise Oldenburg und liegen unter diesem Durch- auch darüber. Nach ihrer Entstehung sind es überwiegend schnitt. braune Waldböden. Trotz dieses de facto geringen Waldanteils hat der Be- Eine Besonderheit werden wir auf der Insel Fehmarn in sucher Schleswig-Holsteins nicht den Eindruck, in einem bezug auf die Bodenverhältnisse sehen. Hier befinden waldarmen lande zu sein. Das Erscheinungsbild wird wir uns, nach G r i p p , am Boden des ehemaligen Ostsee- überwiegend durch die Kn i cks (Wall hecken) geprägt, die gletschers. Es ist eine flache, äußerst fruchtbare Landschaft in ganz Schleswig-Holstein mit einer Gesamtlänge von etwa mit Bodenwerten über 80 und einem tiefgründigen A-Hori- 70 000 km und einer durchschnittlichen Breite von 2,70 m zont, der nach neueren Forschungen auf Staunässe zu rück- eine Fläche von rund 19 000 ha einnehmen. Diese ur- zuführen ist. In einigen Teilen der Insel treffen wir auf sprünglich zur Abgrenzung von Ackerland und Weiden und starke Schichten von Tarraston, einer Bodenart aus dem zur Gewinnung von Brennholz angelegten Hecken sind im Eozän, die die unangenehme Eigenschaft hat, viel Wasser wesentlichen erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- in sich aufzunehmen und die dann fast wie Schmierseife derts im Zuge der Auflösung der Allmende und bei der wirkt. Sie bekommt dann eine Gleitwirkung für die darüber Durchführung der Verkoppelung entstanden. Windschutz liegenden Bodenschichten, die an den Küsten jährlich zu war damals nur ein Nebenzweck. In der Gegenwart ist die größeren Landverlusten führt und sehr gefürchtet ist. typische Knicklandschaft häufig bei der Durchführung von Auf das östliche Hügelland folgt nach Westen hin ein eben- Flurbereinigungsverfahren reduziert oder stellenweise sogar falls von der Weichseleiszeit geprägter Streifen, ei ne beseitigt worden. Soweit hierfür Gesichtspunkte der Land- Sanderzone, auch Vorgeest genannt. Diese Sanderzone ist bewirtschaftung maßgebend sind, wird seitens des Land- erdgeschichtlich aus den sandigen Sedimenten der Glet- wirtschaftsministeriums wenigstens versucht, die unregel- scherwasser entstanden, die beim Abschmelzen nach Westen mäßig verlaufenden Knicks durch ein systematisches Wind- strömten. Die Zone ist, im Gegensatz zum Moränengebiet, schutznetz von zumeist ebenerdig angelegten, zwei- oder fast tischeben, durchsetzt von vielen Mooren, und war bis in mehrreihigen Hecken zu ersetzen. Man sollte aber auch den die ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts gekennzeichnet ästhetisch-psychologischen Wert der Knicks nicht über- durch weite Heideflächen. Die Bodenklimazahlen liegen sehen, die als raumbildendes Element von großer Ein- niedrig, etwa zwischen 15 und 40; trotzdem haben die dringlichkeit wohl jeden Besucher Schleswig-Holsteins Bauern es durch enormen Fleiß, durch große Meliorationen stark ansprechen. Eine ausgeräumte Landschaft ohne und durch hohe Handelsdüngergaben zu einem beachtlichen Knicks, und nach Zerstörung der arteigenen Tier- und Wohlstand gebracht. Pflanzenwelt, würde für das Erholungswesen einen un- übersehbaren Schaden bedeuten! Das westlich anschließende Gebiet, die Hohe Gest, ist morphologisch aus der Saaleeiszeit abzuleiten, also vor Viele Landschaften Schleswig-Holsteins, besonders der Süd- etwa 200 000 bis 400 000 Jahren entstanden. Die ehemali- osten, sind reich an Seen und Moo r en. Zwar ist die gen Moränen sind stark abgeflacht, meistens nicht höher ursprüngliche Form des Hoch- oder Niederungsmoores sel- als 30-50 m (von „ Hoher Geest" zu sprechen, ist also nur ten geworden, sie wurden bis auf kleine Reste kultiviert im norddeutschen Flachland berechtigt!). Der Boden ist im oder abgebaut. Trotzdem werden auch nach der Kultivie- l aufe der Jahrtausende so stark ausgelaugt, so kalk- und rung der Moore noch große Gebiete des Landes, wie z. B. nährstoffarm geworden, daß auch hier hohe Handelsdünger- die Eider-Treene-Landschaft zwischen den Städten Flens- gaben die Voraussetzung für ausreichende Erträge bilden. burg - Schleswig - Rendsburg - Husum, überwiegend

21 durch die Moor-Niederungen geprägt. Die eigenartige zu erwarten, auf Fehmarn am 15. 11. und auf Sylt erst am Schönheit dieser Gebiete wird von immer mehr Menschen 30. 11„ also 40 Tage später! entdeckt. Auf dem Sektor Fremdenverkehr findet das seinen Niederschlag in allmählich ansteigenden Übernachtungs- Wichtig sind für uns auch die Wind ve r h ä J t n iss e. Im ziffern. allgemeinen herrschen die Westwinde vor, und zwar Nord- west in den Monaten April bis Juli, Südwest in den Mona- Auch die Seen haben einen hohen Anteil an der speziel- ten August bis März. Sie sind zumeist kühl und feucht, sie len Schönheit des Landes, sie gehören zu den hervorragen- bringen viel Niederschläge. Nur die Monate J anuar, März den Anziehungspunkten für den Fremdenverkehr. Unter dem und Mai zeichnen sich durch vorwiegende Ostwetterlage Namen „ Holsteinische Schweiz" ist die Landschaft zwischen aus, oft verbunden mit scharfer Kä lte. Eutin und Preetz schon seit Generationen als eines der klassischen Erholungsgebiete bekannt. Aber auch in ande- Leider ist nicht zu leugnen, daß unser Klima im langfristi- ren Binnenlandschaften hängt das Ergebnis der Bemühun- gen Durchschnitt einem intensiven Erholungswesen nicht gen um die Förderung des Fremdenverkehrs überwiegend gerade günstig ist. Wir versuchen diesen Mangel durch davon ab, ob Seen oder andere Gewässer vorhanden sind. bestimmte gezielte Maßnahmen etwas aufzuwiegen. Es soll in diesem Zusammenhang nur an die beiden schles- Zum Schluß seien noch einige Angaben über die Be - wig-holsteinischen Naturparke erinnert werden, die schon in 1 k e r u n g s s t r u kt u r des Landes und vor allem über ihren Namen „Lauenburgische Seen" und „Westensee- v ö die Entwicklung seit der Nachkriegszeit angefügt. gebiet" auf ihre landschaftlichen Besonderheiten hinweisen. Nun zum K 1i m a. Ebenso wie die Topographie ist auch Von der englischen Besatzungsmacht wurde im Jahre das Klima ein Produkt der Lage Schleswig-Holsteins zwi- 1946, zugleich mit der Aufteilung Preußens, zu dem die schen den beiden Meeren, aber natürlich auch ein Produkt Provinz Schleswig-Holstein von 1867-1945 gehört hatte, der übergreifenden Kräfte der Monsune und der Zirku- das Land Schleswig-Holstein gebildet. Während hier vor lationssysteme. Indessen machen sich auch schon die gerin- dem Kriege etwa 1,6 Millionen Menschen wohnten, hatten gen Höhenunterschiede des Landes in kleineren unter- am Kriegsende und in den ersten Jahren danach mehr als schiedlichen Klimazonen bemerkbar. eine Million Ausgebombte und Vertriebene in dem lande Zuflucht gefunden. In vielen Gemeinden verdoppelte sich Die Nieder s c h 1 ä g e betragen im langfristigen Jah- die Einwohnerzahl. Dabei war das Land keineswegs auf resdurchschnitt etwa 720-730 mm. In den Grenzgebieten eine so gewaltige Invasion vorbereitet, denn die Wirt- zwischen Marsch und Geest sowie zwischen der Sander- schaftsstruktur war fast ausschließlich agrarisch bestimmt. zone und dem Östlichen Hügelland steigen sie auf über Der verhältnismäßig kleine gewerbliche Sektor war durch 800 mm an; dagegen sinken sie in der Marsch und in den Kriegszerstörungen und Demontagen fast ausgelöscht, flachen Sandergebieten unter den Landesdurchschnitt. Das über 100 000 Arbeitsplätze waren vernichtet worden. ist leicht zu erklären. Wenn bei höherer relativer Luft- feuchtigkeit die Luftströmungen schon beinahe wasser- Von der Landesplanung wurde damals ermittelt, daß etwa gesättigt von der Nordsee auf das Land stoßen, so werden 400 000 Flüchtlinge unter den gegebenen Verhältnissen sie durch die Bodenreibung, noch mehr aber durch die keinen ständigen Arbeitsplatz in Schleswig-Holstein be- Bodenerhebungen der Geest, gezwungen, in höhere Luft- kommen könnten. Da außerdem etwa 300 000 Wohnungen schichten aufzusteigen. Dabei kühlen sie sich ab, es kommt fehlten, mußten diese Menschen noch einmal umgesiedelt über der Geestkante zu Niederschlägen. Dieser Vorgang werden, überwiegend nach Nordrhein-Westfalen und wiederholt sich noch einmal beim Auftreffen der Luft- Rheinland-Pfalz. Diese ausschließlich freiwillige U ms i e d - strömungen auf das Östliche Hügelland. Hier steigt die 1 u n g war 1955 abgeschlossen. Eine innere Umsiedlung Niederschlagshöhe auf über 800 mm an. Erst in den Rand- innerhalb des Landes von den nordwestlichen in die süd- gebieten der Ostsee macht sich die feuchtigkeitsverzeh- lichen und südöstlichen Kreise und vom flachen lande in rende Wirkung der Hügellandschaft so weit bemerkbar, daß die Städte schloß sich an, wobei der Wunsch nach eigener der Niederschlag auf 650-700 mm abfällt, ja im östlichen Wohnung und festem Arbeitsplatz ebenfalls die Triebfeder Oldenburg und auf Fehmarn sogar bis auf 550-575 mm. bildete. Das kommt natürlich dem Badebetrieb an der Ostseeküste außerordentlich zustatten. - Im Landesdurc:1schnitt fallen Mit 2,6 Millionen Bewohnern hatte die Bevölkerung im die geringsten Niederschläge im Februar mit 42,8 mm, die Jahre 1949 ihren höchsten Stand erreicht. Durch Umsied- höchsten im August mit 89,4 mm, was vor al lem auf die lung und Abwanderung sank die Zahl 1956 auf den Tief- häufigen Gewitter zurückzuführen ist. In einem Gebiet, das punkt von 2,25 Millionen und stieg seitdem durch Ge- sich von der Unterelbe bis Oldenburg erstreckt, sind im burtenüberschuß und Wanderungsgewinne ständig wieder langfristigen Durchschnitt 28 Gewittertage jährlich gezählt an. Gegenwärtig (Ende 1967) leben 2 499 730 Menschen im worden. lande. Bis 1976 wird mit einer Bevölkerungszahl von Schleswig-Holstein ist ein kühles Land im Vergleich zu 2,6 Millionen kalkuliert. Im Landesdurchschnitt wohnen anderen Bundesländern. Die durchschnittliche Jahres - heute auf einem qkm etwa 150 Menschen. t e m per a tu r liegt bei 8° C (Frankfurt 9,6°, Freiburg Die räumliche Verteilung der Bewohner des Landes ist un- 10,2°). Der starke ozeanische Einfluß macht sich auch bei einheitlich; das Schwergewicht liegt im Süden und Osten, der Temperatur bemerkbar. Das Wasser erwärmt sich in östlich der Linie Kiel-Itzehoe. Hier wohnt etwa die Hälfte der ersten Jahreshälfte langsamer als die Landmassen, in der Bevölkerung, in der Marsch dagegen nur etwa ein der zweiten kühlt es langsamer ab. In der Regel haben wir Zehntel. es daher mit einem ausgeglichenen Klima mit milden Win- tern und kühlen Sommern zu tun. Neben diesen ozeani- Die Verteilung der Bevölkerung auf d ie verschiede- schen Einwirkungen bestimmen in kleineren Bereichen nen G e m e i n d e g r ö ß e n k 1 a s s e n kann als gesund auch andere Einflüsse die Klimabildung, wie Höhenunter- bezeichnet werden. In den Gemeinden unter 1000 Ein- schiede, Schwere des Bodens, Vorkommen von Mooren, wohner wohnen (1960) 18,8 %, in der folgenden Klasse von größeren Seen usw„ so daß wir im lande oft erhebliche 1000-3000 Einwohner wohnen 11,3 %, in der Klasse von kleinzonale Unterschiede beobachten können. Dafür nur 3000-10 000 Einwohner wohnen 18,7 %, in der Klasse von zwei Beispiele: Die durchschnittliche Juli-Temperatur beträgt 1O000- 50 000 Einwohner wohnen 20,8 Ofo und in der auf Sylt 15,8°, in Segeberg 16,6°, in Mölln 17,0° und auf Klasse über 50 000 Einwohner (es sind nur 4 Städte) woh- Fehm arn 16,5°. - Der erste Frost ist in Lauenburg am 20. 10. nen 30,4 % der Gesamtbevölkerung. Gegenüber der Vor- 22 kriegszeit hat sich die Siedlungsstruktur zwar erheblich aus den alten Siedlungskernen entwickelt und stellen jetzt gewandelt; damals lag das Schwergewicht noch auf dem für ihre nähere oder weitere Umgebung ein beachtliches flachen lande, in das eine Anzahl von kleinen Landstädten Wirtschaftspotential dar. So kann die Siedlungsstruktur ohne größeres wirtschaftliches Schwergewicht eingestreut auch in der Gegenwart in ihrem System von einigermaßen war. Heute indessen sind, trotz einer beachtlichen Sta- gleichmäßig über das ganze Land verteilten Orten ver- bilität der Landbevölkerung, viele übergeordnete zentrale schiedener Größenklassen als durchaus gesund bezeichnet Orte entstanden. Fast alle haben sich ohne großen Bruch werden.

Karl W. C h r i s t e n s e n

Entwicklung des Fremdenverkehrs in Schleswig-Holstein

Spricht man im Zeitalter der modernen Industriegesellschaft verkehrs ein. Diese Entwicklung wurde nicht zuletzt durch und im Zeitalter des Massentourismus von der Entwicklung das Auto als neues Verkehrsmittel mit gefördert. Der Tages- des Fremdenverkehrs im Ferienland Schleswig-Holstein, ausflugsverkehr nahm an den Badeorten an der Nord- und dem Land zwischen Nord- und Ostsee, so erscheint es Ostseeküste erheblich zu. Im Sommerhalbjahr 1938 wurden zunächst angebracht, einen kurzen Rückblick auf seine schließlich bereits 549 000 Meldungen mit 4,3 Millionen Entwicklung zu werfen. Übernachtungen in Gastbetrieben und Privatquartieren Schleswig-Holsteins registriert. Mit dem Beginn der Industrialisierung zu Anfang des 19. Jahrhunderts entstand immer stärker der Wunsch der Be- Im 2. Weltkrieg und in der Zeit bis 1948/50 machte die völkerung der Städte, ihren Urlaub in der Natur zu ver- Fremdenverkehrswirtschaft Schleswig-Holsteins wiederum bringen. Der Wunsch nach „Sommerfrische" wurde immer eine Krise durch. Im Kriege wurden viele Hotels, Pen- lauter. Die Küste von Schleswig-Holstein bot hierzu be- sionen, Gasthöfe und Erholungsheime in den Seebädern, sonders günstige Voraussetzungen. Fischer, Bauern, Ge- Luftkurorten und Erholungsorten Schleswig-Holsteins be- werbetreibende erkannten bereits damals den lohnenden schlagnahmt, um sie zur Unterbringung von Lazaretten, Nebenverdienst in der Beherbergung und Bewirtung von evakuierten Schulen und Ausgebombten aus den Groß- Gästen. städten nutzbar zu machen. Nach dem Kriege mußten zu- sätzlich Flüchtlinge in die Gastbetriebe eingewiesen wer- Die Entwicklung des Fremdenverkehrs an der See wurde den. Schließlich wurden ganze Seebäder von der damali- aber auch durch die Erkenntnisse der Balneologie und gen Besatzungsmacht beschlagnahmt, um diese Orte zu Er- Thalassotherapie gefördert. Man erkannte die Bedeutung holungszwecken für ihre Soldaten zu benutzen. Noch im des Meerwassers und der Bewegung des Menschen in der Jahre 1947 war nicht einmal ein Drittel der früher vor- reinen Meeresluft in Sonne und Wind. handenen rd. 46 000 Betten für den Fremdenverkehr verfüg- bar. Aber bereits 1949 stand - dank der Tatkraft aller Bereits seit 1802 ist Travemünde als Seebad bekannt. Beteiligten - rund die Hälfte der früheren Bettenkapazität Wyk/Föhr (1819), Helgoland (1825), Westerland (1855) und für die sehnsüchtig erwarteten Gäste wieder bereit. Die Wittdün/Amrum, und Niendorf (1865) Umsiedlung von Flüchtlingen und die Freigabe beschlag- waren weitere Seebädergründungen. nahmter Betriebe machten diese erfreuliche Entwicklung Die Entwicklung des Fremdenverkehrs wurde in dieser Zeit möglich. aber schließlich auch dadurch begünstigt, daß das Eisen- Seitdem hat die Fremdenverkehrswirtschaft in Schleswig- bahnnetz in Deutschland intensiv ausgebaut wurde und Holstein mit dem Aufkommen des Massentourismus einen damit die Verbindungen zwischen allen Teilen unseres Aufschwung genommen, der in seinem Ausmaß die Erfolge Landes hergestellt wurden. In Ergänzung dieses Ausbaus anderer Bundesländer - selbst der klassischen Ferien- wurden an den Küsten der gesamten Nord- und Ostsee länder Bayern und Baden-Württemberg - übertrifft. In viele Schiffslinien gegründet, die die regelmäßige Verbin- Schleswig-Holstein wurden allein im Fremdenverkehrsjahr dung zwischen den einzelnen Küsten- und Badeorten und 1966/67 bei einer Bettenkapazität von rd. 150 000 Betten nach den Inseln in der Nord- und Ostsee aufnahmen. über 22,5 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Be- Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 bis zum Be- trieben, in Privatzimmervermietungen, auf Campingplätzen, ginn des 1. Weltkrieges bauten tatkräftige Unternehmer in Kinderheimen und in Jugendherbergen registriert. Fast Hotels und Pensionen in ausreichendem Umfang zur Unter- 3 Millionen Gäste kamen nach Schleswig-Holstein. Rd. 11 % bringung der in die Badeorte strömenden Gästeschar. Kur- aller gewerblichen oder privaten Übernachtungen in der und Verkehrsvereine wurden gegründet, um sich der Gäste Bundesrepublik Deutschland wurden im Fremdenverkehrs- anzunehmen. Die Badeorte an der schleswig-holsteinischen jahr 1966/67 allein in Schleswig-Holstein registriert. Norm- und Ostseeküste stiegen zu einer beachtlichen Höhe Unter Zugrundelegung von Erfahrungswerten darf fest- an. Der Ausgang des 1. Weltkrieges und die schweren gestellt werden, daß die gesamte Fremdenverkehrswirt- Nachkriegsjahre brachten dem Fremdenverkehr auch in schaft des Landes Schleswig-Holstein im Fremdenverkehrs- Sch leswig-Holstein zwangsläufig eine rückläufige Bewe- jahr 1966/67 einen Gesamtumsatz von 1,2 Milliarden DM gung. Nach Überwindung dieser wirtschaftlichen Schwierig- erzielt hat. Ein Umsatz, der sich durchaus mit anderen Wirt- keiten setzte eine neue Aufwärtsentwicklung des Fremden- schaftszweigen aus dem Jahre 1966 sehen lassen kann,

23 etwa mit dem des Schiffbaus in Höhe von 915 Millionen DM Auf dem Kur- und Erholungssektor in Schleswig-Holstein und mit dem der Meiereiprodukte und der Käsereien von nehmen darüber hinaus die Kinderheime einen bemerkens- 539 Millionen DM. werten Rang ein. Mehr als ein Viertel aller Übernachtungen in Kinderheimen im Bundesgebiet mit 8,2 Millionen entfal- Die Hauptfremdenverkehrszentren Schleswig-Holsteins mit len auf Schleswig-Holstein. Unser Land steht mit 2,2 Mil- den Nordfriesischen Inseln und der Lübecker Sucht zählen lionen Übernachtungen in Kinderheimen im Fremdenver- zu den hervorragenden Erholungslandschaften Deutsch- kehrsjahr 1966/67 an erster Stelle vor Baden-Württemberg lands. Rd . 80 % aller Übernachtungen wurden auch 1966/67 und vor Niedersachsen. Schwerpunkte für Kinderheime sind wiederum in den 58 Bädern der Nord- und Ostsee regi- St. Peter-Ording, Wyk/Föhr und die Insel Amrum. Mit dem stri ert. Damit wurde und wird zugleich aber auch die weiteren Ausbau allgemeiner Fremdenverkehrseinrichtun- dominierende Stellung der Seebäder in dem meerum- gen in den genannten Orten wird die zentrale Bedeutung schlungenen Schleswig-Holstein unterstrichen. Von Bedeu- dieser Seeheilbäder für die Kinderkur und -erholung noch tung für die Fremdenverkehrswirtschaft sind darüber hinaus weiter steigen. die Holsteinische Schweiz und der Naturpark Lauenbur- gische Seen. Durch die Bereitstellung von zinsgünstigen Darlehen und Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang aber auch die Zuschüssen des Landes Schleswig-Holstein und des Bun- Tatsache, daß 50 % aller Übernachtungen im l ande Schles- des wird die Bedeutung der Fremdenverkehrswirtschaft für wig-Holstein in 11 Fremdenverkehrsorten allein erzielt wer- unser Land unterstrichen. den. Dabei ist nur ein Fremdenverkehrsort im Binnenland, Von der öffentlichen Hand wurden von 1955 bis 1967 780 nämlich Bad Bramstedt. Alle anderen überragenden Frem- Vorhaben mit Gesamtkosten von 170 Millionen DM du rch denverkehrsorte liegen an der Nord- und Ostsee. Über- zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse von 46 Millionen DM nachtungsmillionäre sind Westerland und Grömitz. Es fol- gefördert, davon waren 162 kommunale und 618 gewerb- gen Timmendorfer Strand/Niendorf, St. Peter-Ording, Wyk/ liche Vorhaben mit Gesamtkosten von 74 Millionen DM Föhr, Travemünde, Haffkrug- und Büsum. Schließ- bzw. 95 Millionen DM. 1968 werden darüber hinaus 2,5 lich sind noch , Dahme und Bad Bramstedt zu Millionen DM zinsgünstige Darlehen und 2 Millionen DM erwähnen. Bei allen genannten Orten - mit Ausnahme von Zuschüsse aus Landes- und Bundesmitteln bereitgestellt. Haflkrug-Scharbeutz - handelt es sich dabei um staatlich Im jetzt gerade angelaufenen ERP-Sonderprogramm 1968 anerkannte Seeheilbäder bzw. Heilbäder, die alle über für die Kommunen dürften darüber hinaus weitere rd. moderne Kurmittelhäuser verfügen und deren sonstige Ge- 4 Millionen DM für Fremdenverkehrsmaßnahmen der Kom- meinschaftseinrichtungen vervollkommnet werden, um munen zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Erhebliche „Europaformat" zu erhalten. Westerland, Grömitz, Timmen- Zinszuschüsse sind auch im Rahmen des § 16 bzw. § 18 dorfer Strand, Travemünde und Büsum verfügen bereits FAG für Gemeinschaftseinrichtungen der kommunalen Frem- über Meeresschwimmbäder. In St. Peter-Ording, Wyk/Föhr, denverkehrswirtschaft in den letzten drei Jahren gewährt Haflkrug-Scharbeutz und in Dahme werden Meeresschwimm- worden. Auch dürfen die Mittel des Landes für den Bäder- bäder bzw. beheizte Freischwimmbäder gebaut. ansatz im Rahmen des Finanzausgleichs nicht vergessen Äußerst interessant ist auch die Fremdenverkehrsintensität werden. Daneben wurden dem Gastgewerbe in vielen Fäl- im lande Schleswig-Holstein und in seinen Kreisen. Unter len zinsgünstige ERP-Kredite vermittelt. In weiteren Fällen Fremdenverkehrsintensität versteht man dabei bekanntlich wurden zusätzliche Bürgschaften - insbesondere durch das Verhältnis der Übernachtungen zur Kopfzahl der Be- die Landesgarantiekasse - gewährt. völkerung eines bestimmten Raumes. Schleswig-Holstein lag mit 16,9 Millionen Übernachtungen in Beherbergungs- Im einzelnen fördert die Landesregierung insbesondere betrleben und Privatquartieren im Fremdenverkehrsjahr solche Investitionen, die zu einer Belebung der Vor- und 1966/67 und einer Bevölkerung von 2,47 Millionen mit einer Nachsaison, zu einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Intensität von 600,8 an der Spitze aller Bundesländer. Die- der heimischen Fremdenverkehrswirtschaft führen. Auf dem ser Landesdurchschnitt wird noch von einigen Landkreisen gewerblichen Sektor wird die Modernisierung und Rationali- innerhalb Schleswig-Holsteins erheblich überschritten. Die sierung der bestehenden Betriebe als vordringlich und be- Intensität des Kreises Südtondern beträgt 6071, dieser sonders förderungswürdig angesehen. Kreis ist damit ei ner der fremdenverkehrsintensivsten Land- kreise der Bundesrepublik Deutschland überhaupt. Die In- Damit ist aufgezeigt, wie das Land Schleswig-Holstein sich tensität des Kreises Eiderstedt beträgt 3853. Es folgen die der Bedeutung seiner Fremdenverkehrswirtschaft bewußt ist und sie im Rahmen seiner Möglichkeiten fördert. Zu- Kreise Oldenburg mit 3437, Eutin mit 2287 und Norder- dithmarschen mit 1005. künftig dürften noch größere Anstrengungen erforderlich sein, um an die bisherigen Erfolge anknüpfen zu können. Im Rahmen des Fremdenverkehrs hat das Campingwesen Dabei stehen im Vordergrund die Bemühungen um eine eine besondere Bedeutung. Im Sommerhalbjahr 1967 wu r- Verlängerung der Hauptsaison, die Belebung der Vor- und den allein 514 000 Gäste mit 4,7 Millionen Übernachtungen Nachsaison, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit registriert. In Schleswig-Holstein bestehen insgesamt 149 des Gastgewerbes. registrierte Campingplätze. Die Gesamtzahl wird auf über 200 Plätze geschätzt. Der größte Teil dieser Plätze liegt Besonders wichtig für die weitere Entwicklung des Frem- dabei an der Ostseeküste zwischen Travemünde und denverkehrs sind aber die infrastrukturellen Verkehrsmaß- Glücksburg. Der Anteil dieser Plätze an der Gesamtfläche nahmen. Von der im Bau befindlichen Bundesautobahn von des Landes ist in keinem anderen Land so groß wie in Hamburg über Neumünster nach Flensburg und nach Klei Schleswig-Holstein. Auch verweilen die Campinggäste in sowie von dem Bau der wichtigsten Straßenzüge für die unserem Land durchschnittlich länger als in den anderen Fremdenverkehrsströme (E 3, E 4, B 5) wird eine nach- Teilen der Bundesrepublik. Die mittlere Aufenthaltsdauer haltige Steigerung der Besucherfrequenz und damit eine aller Campinggäste des Jahres 1967 betrug in Schleswig- fremdenverkehrswirtschaftliche Belebung der nördlichen Holstein 9,2 Nächte, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit Regionen des Landes erwartet. Nach Abschluß der wich- 4,3 Nächten. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 4,5 Nächten. tigsten Maßnahmen zur Verkehrserschließung im lande Schleswig-Holsteins Campingplätze sind überwiegend Ziel- kann damit gerechnet werden, daß die Wochenendgäste in plätze, während viele andere deutsche Campingplätze Schleswig-Holstein künftig nicht nur aus dem Hamburger Durchgangsplätze auf dem Wege zu den verschiedensten Raum und den hiesigen Ballungszentren, sondern auch aus innerdeutschen und ausländischen Reisegebieten sind. dem Raum Hannover-Braunschweig- Kassel und sogar aus

24 Mio

5,5

\ \ \ 3,5 ------

2,5 ----- \ ----- \-- \ .------__ ------

1955/56 56/57 57/58 58/59 /61 61 /62 62/63 63/64 64/65 65/66 66/67 67/68

Abb. 9: Die Entwicklung des Fremdenverkehrs an den Küsten Schleswig-Holsteins

dem Ruhrgebiet kommen werden. Gerade im und Erfahrungen des zuständigen Ministeriums arbeitet hang mit der weiteren Verkehrserschließung in Schleswig- das Deutsche wirtschaftswissenschaftliche Institut für Frem- Holstein gewinnen auch die geplanten, überwiegend ge- denverkehr an der Universität München z. Z. an einem werblich zu nutzenden Ferienzentren an den Küsten un- Gutachten über Umfang, Stru ktur, Bedeutung und Entwick- seres Landes wachsende Bedeutung. Das wohl größte Pro- lungsaspekte des Fremdenverkehrs in Schleswig-Holstein. jekt dieser Art ist das geplante Zentrum in . Dieses Gutachten wird eine Bestandsaufnahme des schles- Weitere Ferienzentren sind in , Großenbrode, wig-holsteinischen Fremdenverkehrs aus verschiedenen Ge- Burgtiefe, Wangels, Damp, Maasholm und in Glücksburg- sichtspunkten beinhalten und die Zukunftsperspektiven Holnis vorgesehen. Das Ferienzentrum Glücksburg-Holnis unter Berücksichtigung aller touristischen Ströme in unserer ist hauptsächlich für Yacht-Sportler gedacht und soll ähnlich Welt geben. Parallel dazu, teilweise aber auch auf diesem wie die in den USA bereits bekannten „Marinas" gestaltet Gutachten basierend, wird außerdem an einem Fremden- werden. verkehrsprogramm gearbeitet, das u. a. die Ideen und Als besondere Erholungsform, die sich in jüngster Zeit ent- Wünsche der Gemeinden auf dem Fremdenverkehrssektor wickelt, ist der „Urlaub auf dem lande" zu nennen. Er bie- unter Berücksichtigung der mittel- und langfristigen Finanz- tet der Bevölkerung im ländlichen Raum einen erträglichen planung der Gemeinden zusammenträgt, sie zeitlich und Nebenverdienst und stellt keine Konkurrenz für das Gast- schwerpunktmäßig ordnet und dann wieder in die mittel- gewerbe dar. Diese Erholungsform, die - historisch gese- fristige Finanzplanung des Landes einordnet. hen - eine der Keimzellen des Fremdenverkehrs ist, wird Trotz aller Risiken, denen der Fremdenverkehr ausgesetzt begrüßt, da auch der ländliche Gasthof und die ländliche ist, ist dieser Wirtschaftszweig in Schleswig-Holstein zu- Gastwirtschaft davon partizipieren. Für den „Urlau b auf kunftsträchtig. Die weitere Entwicklung des Fremdenver- dem l ande" eignen sich besonders das Hinterland beider kehrs in unserem Land hängt ab von der wirtschaftlichen ~ Küsten und die Holsteinische Schweiz. Entwicklung im Bundesgebiet, von der Bevölkerungsent- Im Rahmen der landesplanerischen Vorstellungen und be- wicklung, der Reiseintensität, dem steigenden Urlaubs- sonders im Rahmen der Weiterentwicklung der Wirtschafts- begehren, aber auch von der Verbesserung des Fremden- politik des Landes Schleswig-Holstein, und hier beson- verkehrsangebots, der Saisonverlängerung, einer differen- ders der Fremdenverkehrspolitik, wird z. Z. an zwei wich- zierten Preisgestaltung zwischen Vo r-, Haupt- und Nach- tigen Grundsatzprogrammen gearbeitet. Aufbauend auf saison in Form von lnklusivpreisen und einer entsprechen- dem Landesraumordnungsprogramm, den Erkenntnissen den schlagkräftigen Werbung.

25 Walter R o d 1o ff

Fremdenverkehr und Schutz der Ostseeküste in Schleswig-Holstein

1. Einleitung Die in gleicher Weise ausgewerteten niedrigsten Wasser- stände eines Monats ergeben das Mittelniedrigwasser. Z. B. Die Entwicklung der Naturlandschaft zur Industrielandschaft am Pegel Kiel: hat die Ballung von Wirtschafts- und Wohneinheiten ge- MNW 1901 /1967 = 379 cm aP = NN - 1,21 m. bracht. Mit der weltweiten Verflechtung der Wirtschaft ergibt sich der Zwang, konkurrenzfähig zu bleiben. Daraus und Äußerste Wasserstände: aus dem Streben jedes einzelnen, in der Industriegesell- Äußerste Wasserstände sind die bisher an einem Pegel schaft Tätigen nach Erleichterung der Arbeitsbedingungen gemessenen höchsten bzw. niedrigsten Wasserstände. Z. 8. und Wohlstand entwickelt sich ein hektisches Arbeits- für Pegel Kiel seit 1872. tempo, das alle Bereiche der menschlichen Gesellschaft erfaßt und jeden zwingt, Pausen einzulegen, während wel- Höchster Wasserstand: cher der Mensch durch Ruhe oder Ausgleichstätigkeit oder HHW (13. November 1872) = 797 cm aP = NN + 2,97 m. beides in guter Abstimmung seine Leistungsfähigkeit wie- Niedrigster Wasserstand: derzugewinnen sucht. Ein hierfür hervorragend geeignetes NNW (4. Oktober 1860) = 271 cm aP = NN - 2,29 m. Gebiet sind die Küsten der schleswig-holsteinischen West- und Ostküste. Häufigkeit der Wasserstände: Die Häufigkeit der Wasserstände wird durch Auszählen der Unter Küste wollen wir nicht die Uferlinie der Küsten- über oder unter einem bestimmten Wert liegenden Wasser- gewässer verstanden wissen, auch nicht die Küstenlinie, stände einer bestimmten Reihe von Jahren bzw. Sommer- die durch die Bewuchsgrenze oder bei Steilufern durch den für die Bemessung Steiluferfuß gekennzeichnet ist, sondern aus wasserwirt- halbjahren ermittelt. Sie ist ein Maßstab der Höhen bestimmter Deiche. schaftlicher Sicht den Teil des festen Landes oberhalb und unterhalb der Uferlinie, der durch das Küstengewässer be- die Abb. 10 zeigt z. 8. die Häufigkeitslinie für den Pegel einflußt und gestaltet wird oder in zurückliegenden Zeiten Lübeck-Struckfähre. gestaltet worden ist, aus der Sicht des Fremdenverkehrs Landesschutzdeich: auch die unmittelbar daran anschließenden Räume des Landes und des Meeres. Ein Landesschutzdeich hat die Aufgabe, eine besiedelte Niederung gegen jedes Hochwasser zu schützen. Er wird Diese Ausführungen werden sich nur auf die Ostseeküste bemessen nach dem maßgebenden Sturmflutwasserstand, des schleswig-holsteinischen Festlandes beziehen. Die der zu erwartenden Wellenauflaufhöhe und einem Sicher- Schlei, die zwar eine Meeresbucht der Ostseeküste dar- heitsmaß. stellt, wird außer Betracht bleiben, weil sie wegen ihrer Abgeschlossenheit einen völlig anderen Charakter hat und Sommerdeich: nicht mit den Verhältnissen der offenen Küste verglichen Ein Sommerdeich hat die Aufgabe, eine nur landwirtschaft- werden kann. Selbstverständlich werden viele für die Ost- lich genutzte Niederung während der Wachstumszeit ein- seeküste ermittelten Merkmale auch für die Nordseeküste schließlich der Zeit der Ernte gegen Überflutungen zu gelten können. schützen. Für die Bemessung gelten die gleichen Regeln wie bei Landesschutzdeichen. 2. Begriffe Maßgebender Sturmf lutwasse rst a nd: Bevor Einzelheiten des Fremdenverkehrs und des Küsten- Der maßgebende Sturmflutwasserstand für die Bemessung schutzes behandelt werden, sollen einige Begriffe erläutert eines Landesschutzdeiches ist der höchste zu erwartende und definiert werden. Sturmflutwasserstand. Er wird abgeschätzt nach den bisher Küste: gemessenen höchsten Sturmflutwasserständen unter Be- Unter Küste wird das Gebiet beiderseits der Uferlinie ver- rücksichtigung der zu erwartenden säkularen Wasserstands- standen, das vom Meer beeinflußt wird oder beeinflußt hebungen. werden könnte, wenn Deiche nicht vorhanden wären. Der maßgebende Sturmflutwasserstand für die Bemessung eines Sommerdeiches ist durch den im Sommer zu erwar- Uferlinie: tenden höchsten Sturmflutwasserstand bestimmt. Er wird Die Uferlinie ist die Durchdringungslinie der Oberfläche des abgeschätzt mit Hilfe der Häufigkeitslinie für die Hoch- festen Landes mit der Wasserfläche (Ruhewasserspiegel) wasserstände im Sommer unter Berücksichtigung der zu bei Mittelwasser (MW). erwartenden säkularen Wasserstandshebungen. Mittelwasser: Säkulare Wasserstandshebung: Der Mittelwasserstand ist das arithmetische Mittel der täg- Unter säkularer Wasserstandshebung ist die über lange lichen um 12 Uhr an einem Pegel gemessenen Wasser- Zeiträume zu berücksichtigende Anhebung des Mittel- • stände einer bestimmten Zeitfolge. Z. B. ist das Mittelwas- wassers zu verstehen. Sie ist zu etwa 0,25 m im Jahr- ser der Jahresreihe 1956/1965 am Pegel Kiel: MW 1956/1965 hundert ermittelt worden (Gay e, 1951). = 497 cm aP. Da Pegel-Null bei allen Küstenpegeln ein- heitlich bei NN - 5,0 m liegt, ergibt sich: MW 1956/1965 = Küstenlinie: 497 cm aP = NN - 0,03 m. Küstenlinie ist die durch den Fuß des Steilufers bzw. durch die Bewuchsgrenze in Flachküstenabschnitten gekennzeich- Weiter e mittlere Wa ss erstände: nete Linie, die sich etwa 0,80 bis 0,90 m über dem Mittel- Der Mittelhochwasserstand (MHW) ist das arithmetische wasser befindet. Mittel der höchsten, um 12 Uhr gemessenen Wasserstände eines Monats während einer bestimmten Zeitfolge. Z. B. am Strand: Pegel Kiel: Der Strand liegt zwischen der Uferlinie und der Küstenlinie. MHW 1901/1967 = 619 cm aP = NN + 1,19 m. Der Strand ist in Steilküstenabschnitten meist mit Steinen 26 und Geröll, selten mit Sand bedeckt; der Untergrund be- steht in der Regel aus Geschiebelehm, der häufig zutage NN tritt. am Der Strand der Flachküstenabschnitte ist je nach Sand- haushalt der Küste mit Geröll oder Sand bedeckt; der Untergrund besteht aus Geschiebelehm oder Torf. Die Dicke der Sandschicht ist meist gering. Unterwasserstrand : Der Unterwasserstrand ist die Fortsetzung des Strandes seewärts der Uferlinie.

Riffe : Riffe sind unter dem Einfluß der Brandungs- und Ripp- strömung auf dem Unterwasserstrand in bestimmter Ent- fernung von der jeweiligen Uferlinie auf dem Untergrund (Geschiebelehm oder Torf) gebildete, parallel zur Uferlinie \ verlaufende Wälle aus Sand und Kies geringer Mächtigkeit. \ Auf den Riffen findet der wesentliche Materialtransport längs der Küste statt.

Strandwälle: Strandwälle sind oberhalb der Uferlinie auf dem Strand und oberhalb des Strandes bei mittleren und höchsten Abb. Häufigkeitslinie fü r d ie Hochwasserstände der Ostsee Hochwasserständen in ähnlicher Weise wie die Riffe ge- (NN +0,90 m bis NN+ 2,10 m) der Beobachtungsjahre 1885 bildete, parallel zum Ufer verlaufende Wälle. Es sind eben- bis 1967 fü r den Pegel Lübeck-Struckföhre falls Materialtransportbahnen, die nach dem Ablauten des Hochwassers sichtbar zurückbleiben. Die bei mittleren Hochwassern unmittelbar oberhalb der Uferlinie gebildeten Strandwälle bestehen häufig aus Sand und Kies. Die ober- halb der Küstenlinie zurückbleibenden Strandwälle sind da- gegen meist aus einem Gemisch aus Geröll, Kies und Sand aufgebaut, weil hier die bei hohen und höchsten Wasserständen auftretenden großen Brandungskräfte und -Strömungen wirksam sind, die derartiges Material zu be- wegen und umzulagern vermögen. Strandwälle sind im all- gemeinen bewachsen.

Strandwallebenen: Bei bestimmten Hochwasserständen brechen die Strand- wälle, die zunächst die Überschwemmung der Niederungen verhindert haben. Aus dem Durchbruch wird Geröll, Kies und Sand bis zu 100 m in die Niederung verfrachtet. Unter Fig.a: Flachkus le bestimmten Umständen können sich oberhalb der Küsten- l''fl!:L-.L ·--- -==------'!.!'!!0---- linie mehrere Strandwälle hintereinander bilden. Man spricht - ---~r ·· Slra·!w•ll ftrlilW . • •' ,•,J__ dann von Strandwallebenen. f ...... l~egt114'.t1f , ~·

Dün en: ··"·;;;;,;:_~„.1f„ f·- ·l~~'...i~ . ~1 i=· "h -·.' 1':'tWt 1'7 Riff ~ Die Voraussetzung für die Bildung von Dünen sind ein Strand mit stark positiver Sandbilanz und häufige starke L J mit ~>l'L fi11v ."'Jtutr.dri ! ":.°!'::.'!!- ! t1.1ru9r ~d VI"' We ~n htJ~ „f,_jf Seewinde. Diese trocknen den Sand, nehmen ihn vom - rah,r'wt-t~ deterscrge~A'-trferuV-S : trandwal/ S frdn d · " / / d Sch ff Strand auf und verwehen ihn landwärts. Beide, eine posi- 1 vn erwassers r•n - ----l- e tive Sandbilanz und häufige starke Ostwinde, sind an der ' i

Nehrung und Haken : überall dort, wo die Uferlinie zurückspringt, wird das Material in der alten Richtung weitertransportiert. Sand und Kies lagern sich hier zum Teil in großen Tiefen ab. Wenn er in Form der Nehrung oder des Hakens über MW in Er- scheinung tritt, sind meist bereits große Sandmassen abge- lagert worden. Hier können im allgemeinen größere Sand- mengen unbedenklich durch Baggern gewonnen werden. (Beispiele: Pelzerhaken, Stein- und Großwarder bei Heili- Abb. 11' Querprofile der Ostseeküste Sch leswig-Holsteins in schemati- genhafen, Bottsand-Laboe). scher Darstellu ng

27 Mo 1 e: eines Freibades, für ein Kurbad eine m. E. unerfreuliche Molen sind im allgemeinen senkrecht zur Uferlinie errich- Entwicklung. Es kann daher nicht ausbleiben, daß die Gäste tete Mauern oder wehrhafte Dämme, deren Krone meist auf die Strandwälle ausweichen, was, wie wir unten noch über dem höchsten zu erwartenden Hochwasserstand liegt. sehen werden, sehr unerwünscht ist. Wir erkennen, daß die Sie dienen in der Regel der Sicherung einer Hafeneinfahrt Entwicklung eines Strandbades in erster Linie von der und zur Dämpfung der Wellenhöhen im Hafenbecken. Sie Breite des verfügbaren Strandes abhängt. unterbinden den Materialtransport zumindest für längere Dieser Erkenntnis tragen die Kurverwaltungen und Ge- Zeit meist völlig. meindeverwaltungen dadurch Rechnung, daß sie bemüht Buhne: sind, den Strand durch Aufspülen und bei niedrigen Was- serständen durch Aufschieben von Sand zu verbreitern, wo- Buhnen sind den Molen ähnliche Querwerke. Ihre Krone bei der Erfolg abhängig von der Lage des Küstenabschnit- liegt jedoch im allgemeinen nur wenig ($ 0,5 m) über dem tes mehr oder weniger gut ist. Im allgemeinen sind der Mittelwasser. Sie dienen dazu, gefährliche Strömungen vom Strand und der Unterwasserstrand nur mit einem dünnen Ufer abzuweisen; sie behindern den Materialtransport; auf Sch leier Sand bedeckt. Wie wir oben gesehen haben, kann der Luvseite zeigt sich eine Materialanhäufung, auf der Sand in größeren Mengen zur Verbesserung der Strand- Leeseite Materialmangel (Lee-Erosion). verhältnisse nur an wenigen Stellen der Küste mit wirt- Längswerke: schaftlich vertretbaren Mitteln gewonnen werden. Wir unterscheiden wehrhafte Deckwerke aus Mauerwerk, Zur Verlängerung der Kurzeit werden folgerichtig Meer- Betonsteinen und Natursteinen zur Sicherung und Fest- wasserschwimmbecken, Kurmittelhäuser, aber auch offene legung von Strandwällen und scharliegenden Deichen so- beheizte Schwimmbecken angelegt, wobei es wenig sinn- wie in bestimmter Entfernung vom Ufer seewärts der Ufer- voll sein dürfte, diese Anlagen auf dem Strande zu errich- linie errichtete wehrhafte, d. h. massive Wälle, deren Krone ten und die sowieso meist knappe Strandfläche weiter zu etwa 0,5 m über dem Mittelwasser liegt. Letztere haben die schmälern. Aufgabe, die Kraft der Wellen zu brechen und damit die Brandungskräfte vor Erreichen des Ufers zu verringern. Nach dem zweiten Weltkrieg ist ein völlig neuer Fremden- Alle Längswerke stören die natürliche Entwicklung der verkehrszweig, das Campingwesen, hinzugekommen. Aus Küste und weisen an ihrem stromab gelegenen Ende Lee- kleinen Anfängen hat es sich ebenfalls sehr stürmisch ent- Erosionserscheinungen auf. wickelt. Camping-Plätze mit 2000 Zeltern sind keine Selten- heit mehr; viele haben eine noch größere Anzahl gleich- 3. Wünsche und Forderungen des Gastes an die Küste zeitig anwesender Besucher aufzuweisen. Sie sind in allen Abschnitten der Ostseeküste, auch in den Steilküstenab- Der Raum, für den sich der Gast in erster Linie inter- schnitten, in großer Zahl entstanden. essiert, deckt sich in etwa mit dem Gebiet, das auch für Die Zelter wünschen, möglichst nahe am Wasser ihr Zelt die Lösung verschiedener wasserwirtschaftlicher Probleme aufzuschlagen und ihren Wagen ständig bei sich zu haben. und Aufgaben bedeutungsvoll ist. Seewärts der Uferlinie soll das Küstengewässer möglichst stein- und bewuchsfrei Am liebsten würden sie auf dem Strand selbst zelten wol- len. Dies verbietet jedoch nicht nur die Zeltverordnung sein. Der Gast erwartet hier vor allem hygienisch einwand- vom 27. Juni 1961 allgemein; das Zelten auf dem Strande freies Wasser, in dem er unbedenklich baden kann. Vor und ist auch deswegen wenig sinnvoll, weil durch die Zelte nach dem Baden möchte er sich auf einem möglichst stein- wesentliche Teile des Strandes in Anspruch genommen freien, sauberen Strand in die Sonne legen. Das Bedürfnis werden, die dadurch dem Gemeingebrauch entzogen wer- nach Licht und Sonne ist vor allem bei den in unseren Brei- den. Die Campingbewegung hat ihr größtes Ausmaß sicher ten beheimateten Gästen besonders groß. Er will sich dar- noch nicht erreicht. Sie hat hinsichtlich der g leichzeitig über hinaus Bewegung in Licht und Luft verschaffen, indem anwesenden Gäste das Beherbergungsgewerbe in ver- er entweder längs des Ufers promeniert oder auf dafür schiedenen Badeorten überflügelt. In Gemeinden, die bis- geeigneten Plätzen Gymnastik, Sport und Spiele mannig- her kein ausgeprägtes Beherbergungsgewerbe aufweisen, facher Art betreibt. haben Campingplätze eine große Bedeutung. 4. Entwicklung des Fremdenverkehrs an der Ostseeküste Es gibt heute kaum noch eine Küstengemeinde, die keinen des Landes Schleswig-Holstein Fremdenverkehr hat. Auch die Steiluferstrecken, die bisher als fremdenverkehrsfeindlich galten, werden mehr und Umfang und Entwicklung des Fremdenverkehrs sind in mehr in die Nutzung einbezogen. jüngster Zeit eingehend beschrieben (z. B. Rod 1 o ff, 1966). Bis zum Jahre 1967 hat sich der steile Anstieg der Neben den Dauergästen sind die Wochenendgäste, begün- stigt durch die Motorisierung und die neuen Bäderstraßen, Obernachtungsziffern nicht geändert. Der Höchststand ist noch nicht erreicht. Um den Einfluß des Fremdenverkehrs immer mehr in Erscheinung getreten. Während die Dauer- auf die Küste und umgekehrt erkennen und beurteilen zu gäste im allgemeinen nur auf bestimmten Strandstrecken können, seien hier die Ergebnisse dieser Untersuchung anzutreffen sind, für die der Gemeingebrauch aufgehoben kurz wiederholt. worden ist, nehmen die Wochenendgäste alle Küstenab- schnitte in Anspruch, die nur irgendwie ihren Wünschen ent- Ansatzpunkte für den zuerst durch das Beherbergungsge- sprechen. werbe geförderten Fremdenverkehr waren die an der Küste liegenden kleinen Markt-, Hafen- und Fischerorte so- 5. Einwirkung des Fremdenverkehrs auf die Küste wie einzelne im Schutze eines Strandwalles in der Niede- rung gelegene Fischerkaten. Nur durch zwei Kriege zeit- Die rasante Entwicklung des Fremdenverkehrs, deren Ende weise unterbrochen, entwickelte sich das Beherbergungs- noch keineswegs abzusehen ist, stellt die Ordnungsbehör- gewerbe zum Teil zu beachtlicher Größenordnung. Für den vor Aufgaben, die sie nicht mehr im Verordnungs- Niendorf-Timmendorfer Strand und Grömitz werden 800 000 wege zu lösen imstande sind. Dabei sind die bestehenden bis 1 000 000 Übernachtungen in einer Saison erreicht. Die Verordnungen, deren materieller Inhalt einst von weitsich- Belegung der Strände hat vielfach schon das gerade noch tigen Fachleuten erarbeitet worden ist, keineswegs über- erträgliche Maß erreicht, wobei jedem Gast nur 6 m2 Strand holt, sondern noch durchaus aktuell. Sie lassen sich jedoch zur Verfügung stehen. An Wochenenden verringert sich gegenüber dem Menschenstrom, der die Kü ste Saison für diese Zahl vielfach auf 2 m2/Gast und entspricht damit der Saison überflutet, nicht mehr durchsetzen. Die Folge da-

28 von ist, daß der Fremdenverkehr in jeder Saison an der Stellwänden große Bodenmengen auf den Strand stürzen, Küste Schäden hinterläßt, die denen einer mittleren Sturm- wobei klimatisch bedingte Faktoren und im Hang aus- flut gleichen. tretendes Grund- und Dränwasser mitwirken. Das gelöste Material wird durch die Brandungsströmung abtransportiert Der Fremdenverkehr ist ein Massenproblem geworden. Alle und dabei nach Korngrößen sortiert. Grobes Material kann damit zusammenhängenden Schwierigkeiten lassen sich nur nur bei starker Brandung und Brandungsströmung auf- noch durch eingehende Planung zur Lenkung des Men- genommen und befördert werden, die bei den relativ selte- schenstromes bis in die kleinsten Verästelungen beheben. nen schweren und sehr schweren Sturmfluten entstehen. Hierzu ist es notwendig, zunächst das natürliche Verhalten Grobes Material wandert daher langsamer als feines und der Küste zu kennen, die Möglichkeiten des Schutzes der wird auch meist von dem feineren überwandert. Küste zu untersuchen und Planungsgrundsätze zu erarbei- ten, die im Benehmen mit den Städteplanern und Land- Der Längstransport findet überwiegend auf bestimmten, in schaftsgestaltern verwirklicht werden sollen. der Brandung besonders geformten Wegen statt. Es sind dies die unter dem normalen Wasserstand befindlichen 5.1 . Das natürliche Verhalten der Küste Sandriffe und die oberhalb der Uferlinie bei hohen und höchsten Wasserständen ebenfalls unter Einwirkung der In den Jahren 1949 bis 1951 sind am Brodtener Ufer ein- Brandung gebildeten Strandwälle. Riffe und Strandwälle gehende Untersuchungen über das Verhalten der Küste von und damit auch der Strand werden während des Transpor- einem Team von Wissenschaftlern und Ingenieuren durch- tes ständig umgelagert. Das aus dem Abbruch der Steilufer geführt und in 13 Einzelberichten niedergelegt worden anfallende Material besteht nur zu 30 bis 35 % aus Sand. In (s. „ Die Küste", Jahrgang 1 Heft 2, 1952, mit Berichten von gleicher Weise dürfte das abradierte Material des Ge- Kannenberg, Gripp , Seifert, Dücker , schiebelehmsockels beschaffen sein. Nur dieser beschei- Schmitz, Otto, Ruck, Spethmann , Stark, dene Anteil des gesamten Materials wandert also als Sand D i e t r l c h und W e i d e m a n n , H a n s e n , C h r i - mit der Brandungsströmung längs der Küste. infolgedessen s t i a n s e n und P u r p s , P et e r s e n ). Diese Unter- ist die Bedeckung des Strandes mit Sand im allgemeinen suchungen haben für alle Betrachtungen über das Verhal- sehr dünn und auf dem Unterwasserstrand im wesentlichen ten der Ostseeküste Schleswig-Holsteins grundsätzliche auf die Riffe beschränkt. Größere Sandanhäufungen befin- Bedeutung. Weitere Untersuchungen über die Steilufer der den sich meist nur in den Nehrungen und Haken oder dort. schleswig-holsteinischen Ostseeküste ( K an n e n b er g , wo der Materialtransport durch eine Hafenmole unter- 1951) geben erste Aufschlüsse über die Größenordnung der brochen wird (Beispiele: Niendorfer Hafen, Hafen Strande). Rückgangswerte in Abhängigkeit von der Exposition der Ober den Verbleib des übrigen schluffigen und tonigen Küstenstrecken. Die inzwischen vorgenommene Vermes- Materials der Steilufer und des Geschiebelehmsockels sei sung der Uferlinie und deren Vergleich mit der Kataster- kurz angedeutet: Schluff und Ton wird bereits von sehr vermessung der Jahre 1870 ff. ergeben nicht nur genauere geringen Kräften aufgewirbelt, im Wasser schwebend er- Werte über das Verhalten der Steiluferstrecken in den ver- halten und von geringen Strömungen verdriftet. Wir fin- gangenen rd. 100 Jahren, sondern auch über das der Flach- den dieses Material an besonders tiefen Stellen des Mee- küstenstrecken. resgrundes wieder, wohin es im Quertransport verdriftet Aus diesen Ausführungen lassen sich für jeden einzelnen und abgelagert wurde und wo es nur noch sehr selten wie- Küstenabschnitt die Unterlagen für die Lösung der hier der aufgewirbelt werden kann. anstehenden Probleme entnehmen bzw. entwickeln. Aus diesen Feststellungen lassen sich folgende für den Fremdenverkehr wichtige Erkenntnisse ableiten: Zum Verständnis der wichtigsten Forderungen genügt eine generelle Darstellung der Untersuchungsergebnisse, die 1) Das Material des Strandes wird unter gleichzeitiger Um- wegen des beschränkten Raumes leider auch nicht voll- wälzung bei gegebenen Voraussetzungen längs des Stran- ständig sein kann. des transportiert. Für alle Veränderungen der Küste sind primär die Kräfte 2) Besonders günstige Strandverhältnisse sind dort anzu- des Meeres maßgebend. Sie sind je nach Exposition der treffen, wo zwei entgegengesetzte Brandungsströme zusam- Küstenabschnitte unterschiedlicher Größenordnung und mentreffen. Wirksamkeit. Sie wirken auf die im allgemeinen im Dilu- vium entstandenen Erdformationen der Küste, d. h. im 3) Die Beschaffenheit eines Strandes ist hinsichtlich Sand- wesentlichen auf Geschiebelehm ein. Alluviale Bildungen im menge und Sandqualität von dem Nachschub insbesondere Untergrund treffen wir nur in den Flachküstenstrecken an; aus den Steilufern abhängig. Jede Befestigung und Siche- hier konnte sich im Schutze der Strandwälle Torf bilden, rung eines Steilufers beeinflußt die Badestrände nach- der heute vielfach auch seewärts der Strandwälle den teilig. Untergrund bildet. 4) Der Einbau eines festen undurchlässigen Querwerkes in Unter dem Einfluß der Brandung wird der Unterwasser- den Materiallängsstrom bewirkt eine Materialanhäufung auf strand abradiert und dadurch die Uferlinie landwärts ver- der Luvseite, Materialmangel auf der Leeseite (Lee-Erosion). schoben. Das gilt für Steilufer- und Flachküstenstrecken Die rd. 330 km lange Ostseeküste des schleswig-holsteini- gleichermaßen. Die Wasserstände der Ostsee können zwi- schen Festlandes gliedert sich bei ständigem Wechsel in schen den äußersten bisher gemessenen Wasserständen Steilküstenabschnitte (insgesamt rd. 110 km) und da- NN - 2,29 m und NN + 2,97 m (Pegel Kiel) schwanken. zwischenliegende Flachküstenabschnitte (insgesamt rd. Das bedeutet, daß nicht nur seewärts der Uferlinie Ab- 220 km). Die Niederungen der Flachküstenabschnitte sind rasion stattfindet. Aus der Häufigkeitslinie entnehmen wir, gegen die Ostsee durch 1,5 bis 2,5 m hohe Strandwälle daß die Häufigkeit mit der Höhe der Wasserstände kleiner abgegrenzt. Diese Strandwälle vermögen Sturmfluten im wird. Daraus läßt sich nicht der Schluß ziehen, daß die Sommer von den Niederungen fernzuhalten, so daß diese Abrasion des Geschiebelehmsockels oberhalb der Ufer- im allgemeinen nach Einbau von Entwässerungsschleusen linie geringer ist, denn bei hohen Wasserständen und den als Grünland genutzt werden können. dabei gleichzeitig auftretenden höheren Wellen sind die Strandwälle scheinen dem Beobachter hinsichtlich ihrer Brandungskräfte größer. Lage stabil zu sein, weil sie im Gegensatz zu den Steilufern Der Anfall an Material ist vor den Steiluferstrecken beson- im laufe der Zeit nur geringfügige Änderungen hinsicht- ders groß, weil hier mit dem Verlegen der Uferlinie aus den lich ihrer Form, nicht jedoch hinsichtlich ihrer Lage durch

29 die Einwirkungen der brandenden Wellen erfahren. Diese Formänderungen werden durch Sandflug dünenartig wieder ausgeglichen, wenn die Natur nur ungestört walten kann . Erst bei schweren und sehr schweren Sturmfluten mit hohen und höchsten Wasserständen werden die Strandwälle in der Regel um das gleiche Maß zurückverlegt, um welches die benachbarten Steilufer im l aufe der Jahre zurückge- wichen sind. Ba e n s c h (1875) gibt z.B. für Damp an, daß die Strandwälle hier während der Sturmflut vom 12./13. November 1872 in ihrem Bestande erhalten geblie- ben sind, jedoch um rd. 10 m zurückverlegt worden seien. Vielfach lagern die Strandwälle auf Torf, der sich auch see- wärts im Bereich des Unterwasserstrandes als Untergrund fortsetzt. Da sich Torf nur im Sch utze der Strandwälle gebil- det haben kann, müssen die Strandwälle nachträglich den Torf überwandert haben, womit ein weiterer Beweis für das labile Verhalten der Strandwälle gegeben ist. Strandwälle, insbesondere dünenartig durch Sandflug ver- stärkte Strandwälle, können den Schutz der dahinter- liegenden landwirtschaftlich genutzten Niederungen gegen Sommerhochwasser nur gewährl eisten, wenn ihr natürlicher Bewuchs erhalten bleibt und gepflegt wird. Nur dann kön- nen die Wunden , die mittlere Hochwasser geschlagen haben, wieder heilen. Ist dagegen die verhältnismäßig schüttere Vegetation unter dem Einfluß der Menschenflut einer Saison vernichtet worden, dann lagert sich auf diesen devastierten Flächen bei Sandflug kein Sand zur Verstär- kung des Strandwalles mehr ab, im Gegenteil, auch der hier befindliche Sand gerät in Bewegung und erstickt die landwirtschaftlichen Kulturen der Niederung bzw. die Gras- decke der im Schutze der Strandwälle errichteten grünen Deiche. Wir erkennen: 1) Strandwälle sind eine Bildung des Meeres, die durch Sandflug verstärkt und erhöht sein können. Es sind labile Bildungen, die sich bei hohen Wasserständen unter gleich- zeitiger Umwälzung des Materials verlagern.

Auf Strandwällen errichtete Bauwerke sind, weil in der Brandungszone befindlich, bei schweren und sehr schwe- ren Sturmfluten im allgemeinen sehr schweren Bean- spruchungen ausgesetzt; sofern sie ausreichend wider- standsfähig und tief genug gegründet sind, können der- artige Bauwerke sich nach einer sehr schweren Sturmflut auf dem Strand oder im Wasser wiederfinden, nachdem sich der Strandwall, in dem sie errichtet wurden, um ein entsprechendes Maß landeinwärts verlagert hat.

2) Der Bewuchs der Strandwälle muß im Interesse der landwirtschaftlichen Kulturen und eventuell vorhandener grüner Deiche nicht nur erhalten, sondern gehegt und gepflegt werden.

5.2. Möglichkeiten des Schutzes der Küstenbewohner und Wirkung des Fremdenverkehrs auf die Schutzanlagen An der gesamten Ostseeküste gibt es z. Z. noch keine Deiche (Landesschutzdeiche), die schwere und sehr schwere Sturmfluten zu kehren vermögen. Die Niederungen hinter den Strandwällen der Flachküstenabschnitte sind also nach

Abb. 12: Eine durch Steinschüttung gesicherte Böschung ist von Bode· gästen zerstört worden, um windgeschützte Liegeplätze zu schaffen Abb. 13: Durch Strandburgen völlig zerstörte seeseitige Böschung eines Strandwalles. Der lose Sand wird durch Stürme landwärts verfrachtet Abb. 14: Durch das Zeiten wird die schüttere Sandvegetation zerstört. Auf der im Winter ungeschützten Fläche konn es zu Ver- wehungen kommen, die die vorhand enen grünen Deiche ge- fährden.

30 wie vor durch Hochwasser bedroht. Im Gegensatz zu den Steilküstenabschnitten weisen die Flachküstenstrecken im allgemeinen Sandstrände auf, die der Anlaß für die Ent- stehung der Fremdenverkehrszentren gewesen sind. Seit der sehr schweren Sturmflut von 1872 sind in den Niede- rungen große Werte investiert worden (Lübecker Bucht 130 Millionen DM, Stand 1960), die sich mit der weiteren Förderung des Fremdenverkehrs ständig vergrößern. Außer- dem hat die Anzahl der Einwohner, die auch im Winter diese bedrohten Häuser bewohnen (Lübecker Bucht 10 000), so stark zugenommen, daß es an der Zeit ist, für die wich- tigsten Flachküstenabschnitte Landesschutzdeiche zu er- richten. Nach der großen Sturmflut, die am 16./17. Februar 1962 die Westküste Schleswig-Holsteins heimgesucht hat, sind daher unter Ausnutzung der dort gesammelten Er- fahrungen auch für die Ostseeküste Landesschutzdeiche für versch iedene Niederungen im Generalplan: Deichver- stärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz, vorgesehen worden. Im folgenden sollen die Möglichkeiten für die Errichtung von Landesschutzdeichen unter Berücksichtigung des natür- lichen Verhaltens der Ostseeküste erörtert und gegenein- ander abgewogen werden: An sich Ist es möglich, die vorhandenen Strandwälle durch ausreichend gegründete sehr starke Mauern zu Landes- schutzdeichen zu verstärken. Eine andere Möglichkeit be- stünde darin, die vorhandenen Strandwälle zu erhöhen, zu profilieren und innen und außen mit schweren Deckwerken zu versehen, so daß sie in der Lage wären, das höchste Hochwasser von den Niederungen fernzuhalten und den in der Brandungszone auftretenden maximalen Kräften zu widerstehen. Beide Vorschläge haben den Nachteil, daß sie sehr teuer in der Ausführung sind, daß sie als künstliche Anlage immer ein Fremdkörper in der Landschaft sein werden und, was für den Fremdenverkehr besonders wich- tig ist, daß sie die labilen Strandwälle ein für allemal fest- legen. Bei allen im Rü ckgang befindlichen Küstenstrecken hat die Festlegung der Strandwälle jedoch zur Folge, daß der Strand wegen der Rückverlegung der Uferlinie mit allen Folgen für den Fremdenverkehr immer schmaler wird.

Die andere Möglichkeit besteht darin, Strand und Strand- wall in seiner n·atürlichen Beschaffenheit und Beweglich- keit zu erhalten, den Landesschutzdeich nun als grünen Deich mit sehr flachen Böschungen in dessen Schutz neu zu errichten und dafür zu sorgen, daß auch hinter dem neuen Landesschutzdeich ein ausreichend breiter Streifen von jeglicher Bebauung freigehalten wird. Ein grüner Deich läßt sich nicht auf dem labilen Strandwall errichten, weil seine Lebensdauer und Wehrkraft wegen der hier wirksamen Brandung und des Sandfluges nur sehr beschränkt wäre. Ein solcher Deich soll deshalb 100 bis 150 m von der Uferlinie entfernt angeordnet werden. Dieser Vorschlag hat gegenüber den beiden ersten folgende Vorzüge:

Der grüne Landesschutzdeich fügt sich besser in die Land- schaft ein, er behindert das natürliche Geschehen am Ufer nicht, Strand und Strandwall können sich vielmehr ent- sprechend dem von Natur gegebenen Sandhaushalt dieses Küstenabschnittes frei entwickeln; die Strandbreite wird auch in rückläufigen Küstenabschnitten nicht zwangsläufig schmaler. Dieses Schutzsystem, bestehend aus Strandwall

Abb. 15: Die An lage von hölzernen Oberwegen trögt dazu bei, den Strondwoll vor Zerstörungen durch den Erholungsverkehr zu schützen Abb. 16: Die vegetotionsbestondenen Strondwölle sind ein bedeutender Teil d es Kü stenschutzes. Im Hi ntergrund Pfohlbuhnen Abb. 17: Abbrüche on der Steilküste bei Brodten

31 und grünem Deich, kann man als bewegliche Verteidigung 5.3. Reinhaltung der Küste bezeichnen. Es benötigt zwar viel Platz, der jedoch nicht Durch den Fremdenverkehr wird die Bevölkerungsdichte verschenkt ist, sondern für die vielen Zwecke des Fremden- während jeder Saison um ein Vielfaches vergrößert. Die verkehrs ausgenutzt werden kann. Bemühungen um die Reinhaltung des Küstengewässers Das Gebiet bis zur eigentlichen Bebauung gliedert sich in erhalten daher eine besondere Bedeutung. Wegen der drei Zonen: kurzfristigen Ausnutzung der Kläranlagen ist der Aufwand Zwischen Uferlinie und Strandwall befindet sich der Strand- für die hygienisch einwandfreie Beseitigung der Abwässer bereich, die zweite Zone zwischen Strandwall und Deich- der Kurorte und Campingplätze besonders hoch. Es ist das fuß kann mit bodenständigen Gewächsen aufgeforstet und Ziel, nach Möglichkeit auch die Campingplätze an be- bestockt werden, in der dritten Zone landwärts des Deiches stehende oder im Aufbau begriffene Anlagen von beste- sind der ruhende und der fließende Verkehr sowie die henden oder neu gegründeten Zweckverbänden anzu- Camping-Plätze unterzubringen. schließen. Angestrebt wird, das Abwasser in Kläranlagen mit biologischer Nachreinigung zu behandeln und das Die Zone zwischen Strandwall und Deich behindert die geklärte Abwasser in Gewässer im rückwärtigen Gebiet der natürliche Verlagerung des Strandwalles nicht, wenn hier Küste einzuleiten. Wo dieses Ziel nicht oder nur unter un- nur Promenadenwege sowie in den Grüngürtel aus boden- verhältnismäßig hohem Aufwand zu erreichen ist, sollen die ständigen Pflanzen und Gebüsch eingebettete und be- biologisch geklärten Abwässer an geeigneten, vom Amts- festigte Spiel- und Gymnastik-Plätze eingerichtet werden. arzt festgelegten und ausgewiesenen Stellen mittels Druck- Wie großzügig und anziehend ein solcher Grüngürtel in der leitungen 200 bis 300 m von der Uferlinie entfernt dem Nähe der See wirkt, können wir heute in Timmendorfer Meer übergeben werden. Strand feststellen. Auf Camping- und auf den vom Wochenendverkehr beleg- Die dritte Zone hinter dem Landesschutzdeich nimmt den ten Plätzen fallen auch andere Abfälle, wie Verpackungs- Deichverteidigungsweg auf, der sich an den Deichfuß un- material aus Glas, Blech, Kunststoff und Papier, in großen mittelbar anschließt. Daneben ist ein Streifen von Bebauung Mengen an. Die Beseitigung dieser Abfälle sollte im Zu- freizuhalten, der die in Grüngürtel gebetteten Parkplätze sammenhang mit der gemeindlich oder auf Kreisebene ge- der Wochenendbesucher, durch Grünanlagen unterteilten ordneten Müllbeseitigung gelöst werden. Campingplätze und die sonstigen der Allgemeinheit die- nenden Anlagen aufnehmen kann. Die für die Bedürfnisse überträgt man auch diese Aufgabe Zweckverbänden, die des Kurgastes erforderlichen Verkaufspavillons, Er- sich bereits um die Beschaffung einwandfreien Trink- und frischungshallen usw. sollten ebenfalls in dieser Zone in Nutzwassers sowie um die Beseitigung und Kläru ng des der Nähe der Überwege geschickt angeordnet werden. Abwassers bemühen, dürfte eine ideale Lösung gefunden sein. Eine so gestaltete Anlage entspricht den Idealvorstellungen der beweglichen Verteidigung, die dem natürlichen Ver- Die Einrichtungen zur Abwasser- und Abfallbeseitigung sind halten der Küste am wenigsten Zwang antut und einer wegen ihrer kurzfristigen Inanspruchnahme unrentabel. großzügigen Planung und Gestaltung der Gemeinschafts- Ihre Finanzierung läßt sich trotzdem überall dort, wo ein anlagen mannigfache Möglichkeiten bietet (Abb. 18). Träger der Maßnahme vorhanden ist, im Rahmen der all- Eine in dieser Weise geplante Anlage vermag auch die gemeinen Erschließung aus dem Gebührenaufkommen Überlastung der Küsten- und Strandstrecken zu verhindern, durchführen. Die öffentliche Hand kann meist keine Hilfe wenn die Pl ätze für den ruhenden Verkehr und die Camping- gewähren. plätze entsprechend der Aufnahmefähigkeit des vorhande- nen Strandes ausgelegt und bemessen werden (s. a. 5.4. Erhaltung der Ordnung im Küstengebiet Rodloff, 1966). Soweit die Küste durch Dauergäste genutzt wi rd, lassen In bereits bebauten Gebieten müssen von Fall zu Fall be- sich die fü r die Erhaltung der Wehrfähigkeit der Deiche er- sondere Lösungen gefunden werden. Oft werden sich hier forderlichen Maßnahmen und Anregungen durch Auflagen nur starre Verteidigungsanlagen bauen lassen. bei der Erteilung der Badekonzession und geeignete Pla- nungen der Anlagen durchsetzen. Da sich die Hochwasserschutzanlagen zwischen dem Strand und dem Ve rkehrs- bzw. dem Unterkunftsbereich Sorgen bereiten in dieser Beziehung vor allem die Wochen- befinden, müssen sie häufig überquert werden. endgäste, soweit sie sich außerhalb der konzessionierten Strän de bewegen. Wir wissen aus der Erfahrung, daß ge- Grüne Deiche· si nd gegen mechanische Beanspruchung rade die Wochenendgäste häufig keine Rücksicht auf die empfindlich. Sie dürfen mithin nur an bestimmten, eigens natürlichen und künstlichen, dem Hochwasserschutz die- dafür hergerichteten Überwegen gekreuzt werden. Der Be- nenden Anlagen nehmen (Abb. 12). Alles, was zur Verbes- wuchs der Strandwälle und im allgemeinen auch der zwei- serung und Abg renzung ihres Lagerplatzes dienen kann, ten Zone ist noch empfindlicher gegen den Tritt vieler wird herbeigeschleppt. Jeder glaubt sich allein in der Natur Menschen. Die über die Deiche zu planenden Wege müs- zu befinden un d die gegebenen Möglichkeiten für sich aus- sen daher bis zum Strand fortgesetzt werden (Abb. 18, nutzen zu können. Er vergißt dabei, daß er sich nicht in Abb. 15); denn ist hier der Bewuchs aus Strandhafer, einem lande befindet, in dem nur ein Einwohner oder Stranddisteln und den sonstigen hier gedeihenden boden- noch weniger auf ein qkm Fl äche leben, sondern 200 und ständigen Pflanzen erst zerstört (Abb. 14), wird der lose noch mehr. Er vergißt ferner, daß die Belegungsdichte des Sand vom Wind aufgenommen, landwärts getragen und Strandes noch viel größer ist. Dieser Massenbetrieb zwingt auf dem grünen Deich abgelagert, wo er die Grasnarbe, zu der Überlegung, den Gemeingebrauch am Strand wäh- d. h. das biologische Deckwerk, erstickt und vernichtet. Die rend der Saison weitgehend aufzuheben und Strandkon- Wehrkraft nicht nur des Strandwalles, auch des Deiches, zessionen vor den Landesschutzdeichen den Gemeinden, in geht verloren oder wird zumindest stark geschwächt. den übrigen F lach~üstenbereichen den hier bestehenden Je breiter der Strand ist, desto größere Sorgfalt muß auf Deich- und Entwässerungsverbänden oder ebenfalls den die Pflege des Strandwalles verwendet werden. Nur dann Gemeinden zu erteilen. Sie werden aufgrund der Auflagen ist der Strandwall in der Lage, den vom Strand verwehten aus den Strandbenutzungsgebühren alle Einrichtungen Sand zum Ablagern zu zwingen und zu verhindern, daß finanzieren, herstellen und unterhalten müssen, die geeig- er den eigentlichen Landesschutzdeich in seiner Wehrkraft net sind, dei Wehrkraft der Strandwälle und Deiche zu nachteilig beeinflußt. erhalten und zu pflegen (Abb. 13 u. 14). 32 6. Zusammenfassung La geplan

Nach einer kurzen Darstellung der Entwicklung des Frem- denverkehrs an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins wird zunächst das natürliche Verhalten der Ostseeküste generell geschildert. Daraus werden die für den Schutz der Küsten- bewohner gegen Hochwasser erforderlichen Schutzanlagen . entwickelt. Anschließend wird dargestellt, in welcher Weise . diese Schutzanlagen den Fremdenverkehr beeinflussen und . : ...... umgekehrt. Es wird festgestellt, daß der zum Massen- problem gewordene Fremdenverkehr nur dann geordnet werden kann, wenn es gelingt, die auf die Küste gerichtete Menschenflut jeder Saison durch planmäßig geschaffene bzw. Anlagen bis in die feinsten Verästelungen zu führen und zu leiten und durch Beschränkung der Anlagen für den ruhenden Verkehr eine zu starke Belastung der Küste und des Strandes auszuschließen. In welcher Weise das gesche- Bebauung hen kann, wird erläutert. Zur Erhaltung der Sicherheit der Küstenschutzanlagen werden bestimmte Planungsvorstel- lungen entwickelt. Es wird herausgestellt, daß ein Kurbad nach den bisherigen Vorstellungen jedem Gast mindestens 6 m2 Strandfläche bieten sollte. Wenn es gelänge, den deutschen Strand- gästen das Bauen von Strandburgen abzugewöhnen, ließe Landesschutzdeich sich wahrscheinlich die Belegungsdichte des Strandes von der verringern. Windschutz ließe sich durch wenig Platz bean- spruchende transportable Wände aus Zeltleinwand oder Kunststoff schaffen. Weniger als 4 m2 Strandfläche sollte 2 man einem Ku r gast jedoch nicht zumuten; denn 2 m . __ _ Strandfläche dürfte bereits das Minimum für einen Gast auf eines Freibades sein. Um dem Gast ein hygienisch einwandfreies Seewasser zu erhalten, sollen über die bestehenden Anlagen hinaus wei- tere Anlagen zur biologischen Klärung des Abwassers durch Zweckverbände geschaffen werden. Diese Zweckver- bände werden sich auch der Müllbeseitigung widmen müssen. Um die Ordnung an der Küste aufrechtzuerhalten, wird es bei weiterem Ansteigen der Fremdenverkehrsziffern, ins- Abb. 18: Schematische Darstellung des Strandes, eines Strandwalles und besondere des Wochenendverkehrs, auf die Dauer nicht zu der anschließenden Niederung an der Ostseeküste. - Vor- vermeiden sein, den Gemeingebrauch in noch größerem schlag einer zweckmäßigen Anordnung der Anlagen für den Umfang als bisher in jeder Saison aufzuheben. Aus dem Fremdenverkehr Gebühren aufkommen für die Strandbenutzung können dann alle die Anlagen finanziert und erhalten werden, die not- wendig sind, die Küstenschutzanlagen wehrfähig und die Küste selbst rein zu halten.

Literatur an gaben 1. Ba e n s c h : Die Sturmflut vom 12.i13. November 1B72 an den Schmi tz, H.: Pollenanalytische Un tersuchungen an der in neren Ostseeküsten des Preußischen Staates. Zeitschrift für Bauwesen Lübecker Bucht. Jg. XXV, Sp. 155--200, Berlin 1875. 0 t t o , W.: Sedimentpetrographische Untersuchungen an der Kü ste 2. Ga y e, J.: Wasserstandsönderungen in der O stsee in den letzten der inneren Lübecker Bucht. 100 Jahren. Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schles· Ru c k, K. W.: Seegrundkartierung an den Flanken des Brodtener wig·Holstein Bd. XXV, 1951. Ufers. Sta r k, E.: Hohe Wasserstände in der Lübecker Bucht von 1885 bis 3. Go y e, J.: Die Wasserstandsänderungen in der Ostsee und in der 1949. Nordsee in den letzten 100 Jahren. Die Wasserwirtschaft 1951. Diet r ich, G. und Weidemann, H. : Strömungsverhältnisse Sonderheft anläßlich der gewässerkundlichen Tagung am 19. und in der Lübecker Bucht. 20. September 1951 in Hamburg. Hanse n, W.: Hydrographische Untersuchungen in der Lübecker 4. K a n n e n b e r g , E. G. : Die Steilufer d er schleswig-holsteinischen Bucht. Ostseeküste. Schriften des Geographischen Institutes der Universität Christiansen, W. und Purps, H.: Die Pfla nzenwelt des Kiel, Kiel 1951. Brodtener Ufers. 5. Die Küste, Archiv für Forschung und Technik an der Nord- und Ost· 6. Peters e n, M.: Abbruch und Schutz der Steilufer an der Ostsee- seeküste, Jahrgang l, Heft 2, 1952 mit folgenden Berichten: küste. Die Küste, Jg. 1, Heft 2, 1952. K a n n e n b e r g , E. G.: Das Lübecker Lokalschrifttum über das Brodtener Ufer. 7. Peters e n , M.: Das deutsche Schrifttum über Seebuhnen a n san- digen Küsten. Die Küste 1961, S. 1-57. G r i p p, K.: Die Entstehung der Lübecker Bucht und des Brodtener Ufers. 8. R o d 1 o ff , W.: Ober den Einflu ß d es Fremd enverkehrs auf die S e i f e r t, G.: Der Aufbau und die geologische Entwicklung des Schutzanlagen der Ostseeküste Schleswig-Holste ins und die daraus Brodtener Ufers und der angrenzenden Niederungen. zu ziehenden Folgerungen. Die Wasserwirtschaft, Jahrg. 56, H. 12, D ü c k er, A. : Ober die physikalischen Eigenschaften d er das 1966, s. 395-403. Brodtener Ufer aufbauenden Bodenarten und ihre Bedeutung für 9. WSA Lü beck: Das Brodtener Ufer - Ursachen des Abbruches, Mög· d en Steiluferrückgang und Errichtung eines Uferschutzwerkes. lichkeite n der Siche rung . Lü devag, Lübeck 1953.

33 Hans M er t e n

Bundeswehr und Fremdenverkehr

1.

Es wird nirgends und niemals zu vermeiden sein, daß die und ausdauernd nach beiderseits annehmbaren Lösungen Streitkräfte bei ihren vielgestaltigen Vorhaben auch Land- gesucht worden. Es sollte anerkannt werden, daß die Ge- schaften und einzelne Punkte in Anspruch nehmen, die für sprächspartner aus dem Verteidigungsbereich - über den den Fremdenverkehr wichtig, ja sogar hochwertig sind. Wortlaut des Gesetzes hinaus - auch über solche Gebiete mit sich reden lassen, die gar nicht im Wortsinn „neu be- Das „geringere Übel" sind die kurzfristigen Manöver und schafft" werden sollen, sondern vielmehr alter Reichsbesitz Übungen aller Größenordnungen. Schon um Schäden und sind, jedoch zwischenzeitlich für Erholung und Fremden- Entschädigungsleistungen möglichst gering zu halten, wer- verkehr bedeutsam wurden. den sie meist im Herbst oder Winter durchgeführt. Auch hier werden sich um so häufiger Reibungen ergeben, je Ein solches Objekt liegt auf dem Ostufer der Kieler Förde. mehr es gelingt, den Gast in Bädern und Luftkurorten und Das, was heute zusammenfassend „Jägersberg" genannt auch auf den Bauernhöfen von den Vorteilen der herbst- wird, hat unter verschiedenen Namen Küstenbefestigun- lichen Nachsaison zu überzeugen! Der Landesregierung gen des Kriegshafens der Kaiserlichen Marine gedient, Schleswig-Holstein liegt bereits der Wunsch einer Kreis- war nach 1918 ein herrlich verwilderndes Stück Natur und verwaltung vor, daß die Bundeswehr ihr Kreisgebiet gene- wurde - gegen viele Proteste - 1936 unter stärkster Ver- rell von Übungen ausnehmen möge. Rasselnde Panzer, änderung der Landschaft in ein großes Depot der Kriegs- nächtliche Lkw-Kolonnen, detonierende Übungsmuniton marine umgewandelt. Nach 1945 teils zerstört, teils fried- und grelle Leuchtsignale, der Lärm übender Flieger - der lichen Zwecken „zugeführt", ist die Anlage in ihrem der Begründungen sind viele. Küste zugewandten Streifen von der Bundesvermögensver- waltung in eine großzügige Wiederaufforstungsaktion ein- Auch dieser Bitte wird nicht entsprochen werden. Wer die bezogen worden - eine allerseits dankbar anerkannte Freiheit will, muß auch ihre Verteidigung wollen. Diese Ein- Maßnahme! sicht muß auch jeder Erörterung des Themas „Bundeswehr und Fremdenverkehr" zugrunde liegen. Es kann nicht ohne Das weitere Geschehen muß in dieser Betrachtung aus Störungen der Bürger und auch nicht ohne jede Störung zwei Gründen besonders kritisch bewertet werden: Der des Gastes - auch des kranken und Erholung suchenden - landschaftlich überaus reizvolle Raum der Kieler Außen- abgehen. förde ist gleichzeitig wertvoller Erholungsraum der Groß- stadt und Entwicklungsgebiet der aufstrebenden Fremden- Nachstehend ist darüber zu berichten, auf welche Weise verkehrsgemeinden Heikendorf und Laboe. So war es u. a. und in welchem Grade es an einzelnen für den Fremden- unter planerischen Gesichtspunkten selbstverständlich, daß verkehr wichtigen Punkten in Schleswig-Holstein gelungen bereits in der ersten Flächennutzungsplanung beider Ge- ist, bei der Schaffung (gut deutsch: Dislozierung) von meinden nach dem Kriege eine halbfertige Straße entlang Standorten der Bundeswehr mit den vielfältigen dazugehö- des früheren Zaunes zum Ausbau vorgesehen wurde, wie renden Anlagen die beiderseitigen Interessen abzustim- sich andererseits ein alter Verbindungsweg nach dem Weg- men. fall der Umzäunung wieder großer Beliebtheit erfreute. So schienen alle Weichen für die Erschließung im Sinne des II. Fremden- und Erholungsverkehrs gestellt! Trotz alledem befindet sich die Anlage heute wieder in der Für eine sehr sorgfältige Abwägung der Vorhaben der je- Verfügungsgewalt der Marine. Weder die Landesregierung weils fordernden Teilstreitkraft der Bundeswehr (es kann noch die beteiligten örtlichen Stellen haben sich dem Vor- auch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung bringen der Bundeswehr entziehen können; und es konnte sein) mit den Gesichtspunkten, den Interessen und den keine hinreichende Ersatzlösung geboten werden. Der in Vorhaben, die „im Raume stehen" , gibt der § 1 (2) des vielen, oft harten Verhandlungen erzielte Interessenaus- Landbeschaffungsgesetzes vom 23. Februar 1957 (RGBI. 1 gleich sieht etwa so aus: Der Bund, der sich der Härte S. 134) einen Rahmen, der sich als sehr praktikabel erwie- seines Eingriffs bewußt ist, trägt der baulichen Entwick- sen hat: Der Bundesverteidigungsminister oder - für ihn - lung der Fremdenverkehrsgemeinden einschließlich des die gebietlich zuständige Wehrbereichsverwaltung ist ver- wachsenden Bedarfs an Campinggelände bis an die Grenze pflichtet, die betroffene Landesregierung von der Absichf des Möglichen Rechnung. Mit erheblichem Aufwand aus dem zu unterrichten, für ein militärisches Vorhaben Land zu Verteidigungshaushalt ist für den Fußgängerverkehr paral- „beschaffen". Die Landesregierung muß ein „Raumord- lel zur Küste ein 4 km langer Weg unter sorgsamer Ein- nungsverfahren" einleiten. Die militärische Seite hat Art, bindung in die Landschaft geschaffen worden, als Teil des Dringlichkeit und spätere Auswirkungen ihres Vorhabens zu „Fördewanderwegs" bei Einheimischen und Badegästen erläutern . Die zivile Seite erarbeitet, was aus den örtlichen gleicherweise beliebt. Noch offen ist die vom Verteidi- Gegebenheiten, der Struktur und den Entwicklungstenden- gungsministerium ebenfalls zugesagte Mitfinanzierung einer zen des engeren oder weiteren Bereiches heraus eine Zu- neuen Fahrstraße anstelle der halbfertigen Direktverbin- stimmung, eine Ablehnung oder den sehr häufigen Ver- dung. Deren lange strittiger Verlauf wird nunmehr durch änderungsvorschlag begründet. die Fremdenverkehrserwartungen mitbestimmt, die durch die Segelolympiade des Jahres 1972 ausgelöst sind. III. Im Hinblick auf die Olympiade der Segler sollte nicht un- erwähnt bleiben, daß die großzügigen Planungen in dem Auch im Hinblick auf angesprochene, oft empfindliche erst vor wenigen Jahren eingemeindeten Kieler Ostseebad Fremdenverkehrsgebiete - gegenwärtige wie in der Pla- Schilksee durch das Beschleunigen von Baumaßnahmen nung oder erst in der Vorerörterung begriffene - ist oft der Bundesmarine im Landesinneren wesentlich gefördert

34 werden: Der Bund hat ein zunächst wieder in Benutzung zehnt lang eine sehr gefragte Internatsschule unterhalten genommenes Materiallager im Aufbaubereich vorzeitig ge- hat. Nachdem der Unteroffiziersschule bereits für Bau- räumt. zwecke ein Erweiterungsgelände am Plöner See zugestan- den worden war, bestanden die zuständigen Bundes- Zwei weitere Beispiele aus dem Bereich der Garnison- behörden darauf, wiederum am Seeufer entlang ein weite- stadt Plön scheinen zur Aufhellung des vielschichtigen res Gelände für Anlagen, die mit der Ausbildung zusam- Problemkreises Bundeswehr/ Fremdenverkehr aufschluß- menhängen, zu erhalten. Die Fläche war zuvor bereits an- reich: gesprochen, aber nicht in Anspruch genommen, vielmehr Hier in der Holsteinischen Seenplatte, die wir bescheiden hatte der Eigentümer von der Kreisverwaltung die Konzes- sion für die Errichtung eines Campingplatzes erhalten. Die auch Holsteinische Schweiz nennen, waren die Bemühun- gen erfolgreich, größere Einheiten der Bundeswehr ohne daraufhin vom Bunde begehrte Enteignung wurde vom zu- wesentliche gegenseitige Behinderungen in die alten Resi- ständigen Enteignungskommissar mit der Begründung ver- die unumgängliche Notwendigkeit des frem- denzstädte Plön und Eutin einzufügen. Im folgenden soll weigert, daß nur von Plön die Rede sein. Was im ersten Fall, der durch- denverkehrsfeindlichen Rückgriffs auf dieses Ufergelände nicht dargetan sei und offensichtlich andere geeignete und aus beispielhafte Züge trägt, in freier Verhandlung erreicht wurde, bedurfte im zweiten des wenig erfreulichen Um- zumutbare Flächen zur Verfügung stünden. weges über die Ablehnung eines Enteignungsbegehrens Es scheint mir richtig zu sein, dieses Beispiel hier anzu- des Bundes! führen. Auch anderwärts dürfte es möglich sein, selbst sehr nachdrücklich vorgetragene Forderungen dann zu- Das „gute" Beispiel stammt übrigens bereits aus der An- rückzuweisen, wenn auf der „zivilen" Seite Männer tätig fangszeit der Dislozierung der Bundeswehr. Das Dritte sind, die die militärischen Forderungen analysieren kön- Reich hatte am Rand des wald- und seenreichen Stadt- nen, den Wert des angesprochenen Objektes für den je- gebietes den Torso eines großen Bauvorhabens hinter- weils wichtigen bürgerlichen Verwendungszweck darzutun lassen. Die unerläßliche Bereitstellung eines angrenzenden wissen und zudem den Ruf erworben haben, daß sie ernst- Waldgebietes, durch das eine Straße mit - bescheide- lich bemüht sind, auch nach einer obsiegenden Ent- nem - Omnibusverkehr führte, war unvermeidbar. Die scheidung oder vielmehr dann erst recht mit allen Kräften Bundeswehr übernahm den Ausbau eines Landweges und zur Erfüllung der militärischen Bedürfnisse beizutragen! schuf so eine zwar längere, aber gute Fahrverbindung zu Es sollte hinzugefügt werden: Binnen Jahresfrist war nicht dem idyllisch gelegenen Ort Niederkleveez. In dem zum nur der Campingplatz mit allen Investitionen errichtet Übungsgelände gewordenen Waldgebiet, das unter Land- und, wie es seiner Lage entspricht, sofort „angenommen", schaftsschutz verblieben ist, wird vereinbarungsgemäß auch das Übungsgelände ist umzäunt und mit allen ge- keine Veränderung vorgenommen, auch kein Baum gefällt, wünschten Einrichtungen versehen, ohne daß Erholung und ohne daß mit dem Naturschutzbeauftragten des Kreises Fremdenverkehr geschmälert wären. Rücksprache genommen ist. Es ist wohl ein gutes Zeichen, daß diese Vereinbarung den mehrfachen Wechsel des Die unmittelbare Nachbarschaft von Fremdenverkehrs- Kommandeurs dieses Bataillons unverletzt überstanden bereichen zu militärischen Anlagen Unterkünften, hat! Als dritte, den Fremdenverkehr ganz unmittelbar Übungsplätzen, Standortschießanlagen, Hafenbereichen betreffende Maßnahme hat der Bund auch hier einen u. a. m. - kann, wie bereits diese Beispiele gezeigt haben, Wanderweg geschaffen, der am Behler See entlangführt nicht generell verteufelt werden. Was dem nervlich Belaste- und dessen landseitige Begrenzung zum Übungsgelände ten, dem Rekonvaleszenten unerträg lich erscheint, wird von hin, ein Maschendrahtzaun, kaum sichtbar im Unterholz anderen Gästen kaum zur Kenntnis genommen und stellt verläuft. Gelegentlich kann und darf auch dieser, sonst mit für den Dritten sogar einen Anreiz dar. Es gibt zwangsläufig Balken abgesperrte Weg befahren werden: zur Versor- Umschichtungen im Kreis der Gäste. Die Befürchtung, daß gung eines Sommerlagers, das Kieler Turner seit Jahr- Fremdenverkehrsorte und auch See- und Heilbäder durch zehnten auf einer Landzunge im See beziehen und dessen die Nähe militärischer Anlagen in ihrer Entwicklung gehemmt Aussparung aus dem Übungsgelände der Bund konzediert werden würden, hat sich erfreulicherweise weder absolut hat. Es war fast des Guten zuviel, daß auch die Unter- noch in einer Abschwächung des Entwicklungstrends be- bringung der Standortmunitionsniederlage nach Erfüllung wahrheitet. einer Reihe „ziviler" Forderungen auf einer Halbinsel des - in Privatbesitz befindlichen Suhrer Sees vereinbart Diese Erfahrungen und Überlegungen sind in einer Reihe werden konnte. von Fällen von Bedeutung, in denen es um die Erhaltung, die Erweiterung oder auch um die Neugründung von Natürlich ist es das Schicksal all solcher Vereinbarungen Fremdenverkehrseinrichtungen gegangen ist oder geht. und Regelungen, daß sie eines Tages durch neue Anfor- derungen in Frage gestellt werden. In diesem Falle haben Da ist zunächst das Ostseebad Hohwacht. Mit Steilküste, nicht die Soldaten größere Ansprüche geltend gemacht, hier Buchenbeständen und Nehrungsgebiet vor 1945 ein nur sind es die nicht-uniformierten Staatsbürger: die Auto- einem kleinen Kreis Naturverbundener bekanntes Fischer- fahrer, die nicht nur an Sonntagen ihre Wagen an der dorf, dessen Ausbau gleich nach dem Krieg in Angriff ge- Hinterausfahrt des Kasernen- und Übungsgeländes parken nommen wurde. Ein Ansatzpunkt waren reizvolle Bauten und den schweren und überschweren Fahrzeugen die Aus- ei ner Flak-Stabs-Einheit, zudem wurden im Zuge der Seß- fahrt nehmen. Noch ist nicht ersichtlich, wie und auf wes- haftmachung von im Fremdenverkehr erfahrenen Flücht- sen Kosten diesem neuen Fremdenverkehrsbedürfnis, den lingen die Vorhaben des Sozialen Wohnungsbaus um meh- Pkw vor einem längeren oder kürzeren Spaziergang abzu- rere vermietbare Zimmer erweitert. Das Verlangen der Be- stellen, entsprochen werden wird. satzungsmacht, die alten Anlagen zum Zentrum eines Flak- schießplatzes zu machen, konnte durch das Angebot eines Der erwähnte zweite Fall im Bereich Plön hat gleichfalls benachbarten Gutsgeländes abgewehrt werden. Hohwacht eine ganz eindeutig durch die Erfordernisse des Fremden- entwickelte sich weiter. Doch eines Tages forderte man von verkehrs bestimmte Problematik: Die Unteroffizierschule der der Kreisverwaltung die Aufstellung von Hinweisschildern, Bundesmarine ist unmittelbar am Großen Plöner See in auf denen jeder Aufenthalt im Wasser während der Schieß- einem weitläufigen Komplex untergebracht, dessen hervor- übungen des ostwärts gelegenen Platzes Putlos der Bu n- ragende Qualitäten am besten dadurch gekennzeichnet deswehr untersagt werden sollte. Man konnte sich auf eine werden, daß die britische Besatzungsmacht hier ein Jahr- wasser- und schiffahrtspolizeiliche Vero rdnung berufen, in

35 der kurzerhand die Strandlinie zur Begrenzung des Gefah- Reich einen kombinierten Flugplatz für Land- und See- renbereichs über See gemacht war. Wieder waren Ver- flieger, dessen Anlagen einige Jahre als Fährhafen nach nunft. Einsicht und guter Wille vonnöten, um die Gefahren- Dänemark gedient haben. Eine kleinere Marineeinheit und zone, in der ein außerordentlicher Sicherheitsfaktor steckte, eine zweite kleinere Einheit in einer neu errichteten Unter- neu auszuweisen und - jedem sichtbar - durch Bojen zu kunft konnten nach der Fertigstellung der Fehmarnbrücke markieren! und des Hafens Puttgarden nicht den harten Rückschlag vergessen machen, den der Fortfall des Fährverkehrs von Nicht weit davon entfernt ist unmittelbar an der Grenze des einem Tag zum anderen bedeutete. genannten Platzes ein neuer Fremdenverkehrsort im Ent- stehen. Es ist an der Zeit, darauf hinzuweisen, daß die Ost- In dieser Situation gelang es, die Bundeswehr dazu zu seeküste Schleswig-Holsteins viele Steilküsten und steinige bewegen, einen Verzicht auf die militärische Wiederver- Küstenstriche aufweist. Und unsere Sandstrände sind von wendung größerer strandnaher Flächen auszusprechen. Da- geringerer Breite. So ist der Strand vor den naturgeschütz- mit war der Weg zum Verkauf dieser Flächen durch die ten Dünen der Weißenhäuser Brök mit Recht als eine Jof<- Bundesvermögensverwaltung an die Gemeinde frei. Die Ge- kende Reserve empfunden worden. Im Gespräch mit der meinde hat gut daran getan, die guten Steuereinnahmen Bundeswehr ergab sich hier eine - wiederum auch für aus den Jahren des Fährverkehrs so zu verwenden, daß andere Fremdenverkehrsgebiete bedeutsame - Klärung: sie jetzt das Baugeschehen zur Verwirklichung eines guten Die Bundeswehr hat nachdrücklich versucht, dem dortigen Flächennutzungsplanes weitgehend in der Hand hat. Nach- Vorhaben entscheidend zu widersprechen. Sie befürchtete dem kürzlich der Ausbau der Verbindungsstraße zwischen nicht nur Schadenersatzforderungen wegen der Schieß- Ort und Küstenbereich unter gemeinsamer Finanzierung platzgeräusche; sie machte darüber hinaus geltend, daß durch Bundeswehr und Gemeinde hat vereinbart werden eine Gefährdung von Personen im Randgebiet des Schieß- können, ist noch die Frage offen, ob der Bund das große platzes nicht auszuschließen sei. Dem mußte mit allem Wasserbecken, den für die Seeflieger ausgebaggerten und Nachdruck unter generellen Gesichtspunkten widersprochen mit der freien See verbundenen ehemaligen Binnensee, der werden. Wo Gefahr besteht, ist ein Schutzbereich auszu- den Fährschiffen und zuletzt den vor der Verlegung ste- weisen und ggf. Entschädigung zu zahlen! Wo aber - henden Booten der Marine gedient hat, auch noch für den wie hier - nicht nur kein Schutzbereich besteht, sondern Fremdenverkehr freigeben wird. Die Bundeswehr würde seit Jahren ein großer Campingplatz direkt am Zaun des durch diese Freigabe eine Entwicklung ermöglichen, die Platzgeländes betrieben wird, da hat die Bundeswehr keine beträchtliche Investitionen in den beiden fremdenverkehrs- Möglichkeit einer Einrede. In der Tat wurde dann dem orientierten Anliegergemeinden rechtfertigen würde. Kreisordnungsamt auch die, für die Genehmigungsverfah- ren erforderliche, Erklärung der Wehrbereichsverwaltung Dieser Ausblick auf eine positive Fremdenverkehrsentwick- zugeleitet, daß „bei ordnungsgemäßer Durchführung der lung, die durch ein großzügiges Verhalten der Bundes- Schießübungen außerhalb des Geländes keine Gefahr für wehr und der Bundesvermögensverwaltung bereits einge- Leib oder Leben besteht". Andererseits wurde der WBV leitet worden ist, erscheint geeignet, die Erwartungen zu zugestanden, daß der Gast, der ein Seebad aufsucht, das unterstreichen, die in die künftige Zusammenarbeit gesetzt neben einem Schießplatz neu errichtet wird, von der zivi- werden müssen. Was nützt es, wenn Großenbrode auf der len Seite in geeigneter Weise - m. E. bereits bei der Wer- einen Seite des „ Binnensees", Neukirchen als der zweite bung - auf die Umstände hinzuweisen ist. Anlieger des Gewässers, wirklich sorgfältige Entwicklungs- pläne aufstellen und beschließen, wenn die Entwicklung Der dritte Fall - die Erweiterung eines Seebades unter vom Camping-Bad zu festen Anlagen im Eigenbesitz wie ausdrückl icher Hilfeleistung von Bundesbehörden - ist für das Fremdenverkehrsgewerbe noch so so rgsam geplant in Großenbrode gegeben. Diese Entwicklung sollte schon wird? Diese Meeresbucht stellt an der ganzen ostholsteini- deswegen noch dargestellt werden, weil der Deutsche Rat sch en Küste die einzige Möglichkeit dar, im Sinne einer während seiner Besichtigungsreise kurz Einblick in den „Marina" eine zukunftsbezogene Anlage zu schaffen! Ein Entwicklungsstand genommen hat. Träger der dortigen besserer Hinweis auf die Notwendigkeit verständnisvoller 1nitiative ist die Gemeinde (man darf wohl sagen: obwohl Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Fremden- das großbäuerliche Element vorherrschend ist). Das Dorf verkehr könnte als Abschluß dieser Ausführungen wohl an der Küste des Kreises Oldenburg erhielt im Dritten nicht gefunden werden!

Abb. 19: Strand beim Weißenhauser Brök. Dieser Erholungsbereich grenzt hart an den Schießplatz Putlos Eberhard K i r c h n er

Forstwirtschaft und Fremdenverkehr

Schleswig-Holstein ist nur zu 8,6 % bewaldet (Bundes- Hau pthindernis bei der Planung derartiger Anlagen sind die durchschnitt fast 30 O/o). Von dieser Waldfläche befindet sich geringen Geldmittel, und besonders für den Nichtstaatswald etwa ein Vi ertel Im Besitz des Staates. Der staatliche Forst- ist die Frage einer Beihilfe oder Entschädigung von größter mann muß sich deshalb in Schleswig-Holstein mehr als in Bedeutung. Die Wohlfahrtswirkungen des Waldes sind, so- waldreicheren Ländern der Interessen der Allgemeinheit weit sie nicht völlig nebenher anfallen, eine Leistung, die annehmen. Dies gilt besonders, soweit finanzielle oder der Waldeigentümer für die Allgemeinheit erbring t. Er hat ideelle Belastungen damit verbunden sind. meines Erachtens dafür ein Anrecht auf eine Entschädi- gung. Je geringer in einer Gegend der Anteil am Staats- Die finanziellen Belastungen ergeben sich zum Beispiel aus wald ist, desto notwendiger wird es, den Nichtstaatswald Anlage von Wegen, Parkplätzen oder Wegesperren, aus der Bevölkerung zugänglich zu machen, und dies setzt der Beschränkung der Holzartenwahl und der Verteuerung eigentlich voraus, daß der Waldbesitzer für das, was er so- von Kulturen und auch aus der Beschädigung von Bäumen. wohl an Kosten als auch an Unannehmlichkeiten auf sich Ideell ergeben sich eine ganze Menge Unannehmlichkeiten: nimmt, eine angemessene Entschädigung erhält. Diese Zum Beispiel durch umherliegende Abfälle, Beunruhigung Entschädigung kann nicht in Form von Eintrittsgeldern kas- des Wildes, besonders auch bei dem Bestreben, den Wild- siert werden, sie sollte vielmehr wegen des öffentlichen bestand zu erhalten und bei der Jagdausübung. Der Interesses auch aus öffentlichen Mitteln bestritten werden, Eigentümer ist nicht mehr Herr im eigenen Hause. nicht anders als zum Beispiel der Bau von Straßen, Kran- Diese Belastungen auf sich zu nehmen, ist natürlich in kenhäusern oder Kanal isationen. erster Linie der Staatswald verpflichtet. Er unterzieht sich in Außer der Regelung dieser finanziellen Seite gilt es, das Schleswig-Holstein dieser Aufgabe mit großer Bereitwillig- Verständnis fü r die Erhaltung des Waldes ganz allgemein keit. In den hauptsächlich für Erholung suchende Menschen bei allen beteiligten Stellen zu vertiefen. Wenn es auch in Frage kommenden Gebieten wird bei jeder forstlichen verständlich ist, die Landbeschaffung zum Beispiel bei der Maßnahme überlegt, wie den Wünschen der Allgemeinheit Neuanlage von Straßen dadurch zu vereinfachen, daß man am besten Rechnung getragen werden kann. Das begin nt möglichst staatlichen Grund und Boden in Anspruch nimmt, bei allen beteiligten Stellen zu vertiefen. Wenn es auch bedeutet dies doch meistens das Durchschneiden von Wald- kann, daß die Eiche wegen ihrer größeren Lebensdauer stücken. Dadurch geht in Schleswig-Holstein mit seinen der Buche vorgezogen wird, um gewissermaßen nur alle ohnehin schon kleinen Waldparzellen dann sehr schnell 300 Jahre das unerwünschte Kulturflächenstadium herbei- der Charakter eines richtigen Waldes überhaupt verloren. führen zu müssen; es setzt sich fort in der Unterlassung Es ist dah er wichtig, nicht nur in der breiten Öffent- von Kahlschlägen oder in der Erhaltung von schattenspen- lichkeit, sondern besonders auch innerhalb der staatlichen denden Altholzresten. Aber auch sonst bei der Hiebsfüh- Ve rwaltung selbst den Gedanken der Notwendigkeit der rung, bei der Anlage von Wegen, kurzum bei fast sämt- Walderhaltung viel mehr als bisher in den Vordergrund zu lichen forstlichen Maßnahmen wird bedacht, welche Aus- rücken und die mit der Landschaftsplanung befaßten Stel- wirkungen diese Maßnahmen für den Erholung suchenden len zu veranlassen, in gemeinsamer Planung und Arbeit Menschen haben. Parkplätze sollen möglichst im Schatten den Wald für die Allgemeinheit möglichst ungeschmälert zu liegen. Airapolster zwischen lückigem Altholz sind für erhalten. Schon heute gibt es Waldungen, deren Wert nur Picknicks im Walde, zum Ping-Pong-Spiel, überhaupt als zum geringsten Teil in der Erzeugung von Holz oder von Spielplätze für Kinder usw. begehrt. anderen wirtschaftlichen Effekten liegt, sondern vielmehr Die Verwaltung versucht einen vernünftigen Kompromiß darin , den lärmgequälten Großstadtmenschen ruhige Zu- zwischen den Wünschen der Bevölkerung und den Not- fluchtsstätten zu erhalten. In noch größerem Maße wird dies wendigkeiten der Forstwirtschaft und der Jagd zu finden. in der Zukunft der Fall sein. Es kann deshalb auch nicht In erster Linie gilt es dabei, die Menschen zu lenken. Teile die einzige Aufgabe des Staates als Wa ldbesitzer sein, den des Waldes werden als Wildschutzgebiete durch Schilder größtmöglichen wirtschaftlichen Effekt aus seinen Waldun- gekennzeichnet und die Menschen gebeten, diese Gebiete gen, womöglich auf Kosten der Erholung suchenden Be- nicht zu betreten. Dafür wird der Bevölkerung durch An lage völkerung , anzustreben. Es ist vielmehr seine Aufgabe, die von Wegen, von Lehrpfaden, von Wildgehegen Anreiz zum sogenannten Wohlfahrtswirku ngen des Waldes mit einem Besuch der nicht gesperrten Teile gegeben. möglichst geringen Aufwand sicherzustellen.

Abb. 20: Die Begleiterscheinungen des Fremden- verkehrs stellen für d ie Waldbesitzer oft e ine zusätzliche finanzielle Be- lastung dar Hans Lu x

Naturschutz und Landschaftspflege im Bereich der Ostseeküste

Die Landschaft der schleswig-holsteinischen Ostseeküste ist 14,5 % der Landesfläche. 62 Naturschutzgebiete mit einer im wesentlichen durch die letzte Vereisung geprägt, deren Fläche von 28 000 ha - hierin sind nicht die großflächigen, Ende wir in einer Zeit sehen müssen, die etwa um 20 000 in jüngster Zeit als Naturschutzgebiet ausgewiesenen See- vor Christi Geburt lag. Diese Abläufe haben dem Jung- vogelschutzregionen der „Nordfriesischen Außensände" moränengebiet des östlichen Hügellandes ihr Landschafts- einbezogen - machen 1,7 O/o der Landesfläche aus. Die gepräge verliehen. Tief eingeschnittene Buchten gliedern Landschaftsschutzgebiete konzentrieren sich im wesent- die Ostseeküste in vielfältige Landschaften besonderer lichen auf das Hamburger Umland, in den Kreisen Pinne- Eigenart. Diese für die schleswig-holste'inische Ostseeküste berg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Ihre weitere typischen Förden verdanken ihre Ausformung den Eis- Massierung finden sie in den Nahbereichen der Ostsee- zungen, die weit in das Inland vorgedrungen sind und in küste, insbesondere in den Kreisen Flensburg, Schleswig, ihrem Vorstoßbereich den Grund tief ausgeräumt haben. Eckernförde, Plön und Eutin. Dagegen ist die gesamte Die Böden, die sich auf den Jungmoränen gebildet haben, Marsch an der Westküste mit Ausnahme der Elbmarschen sind überwiegend Verwitterungslehme hoher Bonität. Sie zwischen Wedel und Seestermühe im Kreis Pi nneberg so- können dort, wo sie einen sandigen, wasserzügigen Unter- wie im Bereich des Schobüller Berges, nördlich von Husum, grund überlagern, zu den besten Ackerböden Deutschlands wo die vorhin zitierte lückenlose Deichlinie durch das gerechnet werden. Die natürliche Vegetation auf diesen Herantreten der Geest an das Nordseewatt unterbrochen Lehmböden ist der Laubwald, in dem die Suche vorherrscht. wird, frei von Landschaftsschutzgebieten. Ganz anders das Die standörtlichen Gegebenheiten waren Voraussetzung da- Bild im Ostseeküstenbereich. Hier stehen die gesamten für, daß sich in den Landschaften der Ostküste mittel- und Küstenbezirke einschließlich ih res Hinterlandes zwischen großbäuerliche Betriebe in überwiegendem Maße ent- Flensburg und der Hohwachter Sucht mit Ausnahme eines wickelt und bis in die Gegenwart erhalten haben. kleinen Küstenstreifens zwischen Schönberg und dem Bun- deswehrschießplatz Todendorf im Kreise Plön unter Land- Auch die Fluß- und Seemarschen an der schleswig-holstei- schaftsschutz. Die Ausweisung weiterer Landschaftsschutz- nischen Westküste zählen zu denjenigen Landschaften gebiete an der Ostseeküste im Kreis Oldenburg, so auch Schleswig-Holsteins, die sich - jedoch mit Einschränkun- auf der Insel Fehmarn, ist in Vorbereitung. Andererseits gen - durch die Fruchtbarkeit und Leistungsstärke ihrer treten die vorhandenen bzw. in Vorbereitung befindlichen Böden besonders auszeichnen. Dennoch ist das Bild dieser Landschaftsschutzgebiete im Bereich der Bäderküsten zwi- an die Nordsee grenzenden Küstenlandschaft ein vollkom- schen Kellenhusen und Travemünde von der Küste auf die men anderes als das der Ostseeküste. Während hier, wie küstennahen Landschaften zurück. eingangs schon erwähnt, das Landschaftsgefüge sein un- verkennbares Gepräge besonders durch die Abläufe der Hier ergibt sich die Frage nach den Gründen, die die Natur- letzten Vereisung erhalten hat, ist in den Marschen an der schutzbehörden bewogen haben, die Unterschutzstellung Nordsee das Landschaftsbild durch den von der Geest in von Landschaftsteilen im Ostseeküstenbereich voranzutrei- die Nordseewatten vordringenden, das Marschenland er- ben, während die Marschlandschaften und die Niederungen schließenden Menschen maßgeblich beeinflußt. Die Marsch an der Nordseeküste nicht dem Schutz des Reichsnatur- trägt heute noch weitgehend das Erscheinungsbild, das ihr schutzgesetzes unterstellt sind. Die Antwort ergibt sich im der Mensch schon zum Beginn der Landgewinnung draußen wesentlichen aus den vorangegangenen Ausführungen zur im Watt vor den Deichen verlieh. Wenn man an schnee- Genese dieser beiden Küstenlandschaften: reichen Wintertagen von See her kommend das Watt und Bedeichung und Landgewinnung in den See- und Fluß- die Marsch überfliegt, dann kann man oft nur schwer jene marschen an der Nordseeküste standen von vornherein Grenzen erkennen, die im Bereich des Seedeichs die Grü- unter der Zielsetzung, die von der See herangetragenen pel- und Lahnungsfelder des Watts von dem Vorflutsystem Sedimente im Wege planvoller Landeskultur ausnahmslos der binnendeichs gelegenen Marschen trennen. Hier wird der Landbewirtschaftung als Acker oder Weide nutzbar zu besonders augenfällig - um den Vergleich zur Ostseeküste machen. Indem der Mensch, die Kräfte der See und seine aufzuzeigen - . wie sehr eine Landschaft bereits zum Zeit- eigenen Fähigkeiten nutzend, von vornherein der Landschaft punkt ihrer Genese das Gepräge des Menschen erhalten ein zweckgebundenes Gepräge verlieh, schuf er an der hat. Westküste eine Landschaft, in der das Gleichmaß der Nut- Auch die Landschaften der Ostseeküste hat der Mensch in zu ng sich bis zum heutigen Tage kaum geändert hat. Der dem sich heute darbietenden Landschaftsbild maßgeblich Umstand, daß Besiedlung und Nutzung der Marschen an geformt und gestaltet. Dennoch haben hier die geologischen der Westküste über Jahrhunderte hinweg sich in den Abläute die Landschaften und ihre Küsten in Angeln, zwi- Grundzügen nicht veränderten, daß Industrie- und Ge- schen der Flensburger Förde und der Schlei, in Schwansen, werbeansiedlungen hier an der fü r Hafenanlagen ungün- zwischen der Schlei und der Eckernförder Sucht, im Däni- stigen Westküste weniger spontan ablaufen, daß der schen Wohld, zwischen der Eckernförder Bucht und der Fremdenverkehr sich bislang nur auf wenigen Plätzen hin- Kieler Förde, in der Probstei, zwischen der Kieler Förde ter der rund 500 km langen Deichlinie an der Westküste und der Hohwachter Sucht, im Bereich der Halbinsel Olden- konzentriert hat, war ausreichend Gewähr dafür, daß die burg, zwischen der Hohwachter Bucht und der Lübecker Marschen ihr landschaftstypisches Gepräge wenig beein- Sucht maßgeblich geformt. Im Gegensatz zu den linear und flußt behalten haben. Anders die Situation an der Ostsee- lücl

38 Strandseen vermehren diese Vielfalt um weitere Akzente. Wenn sich eine Küstenlandschaft mit der Mannigfaltigkeit ihres Erscheinungsbildes der Nutzung fü r die Erholung in besonderer Weise anbietet, dann liegt es nahe, daß ein solches Angebot alsbald eine Nachfrage auslöst. Vor weni- gen Jahren noch konnte der Wu nsch nach Erholung an der See in den Badeorten zwischen Dahme und Travemünde und den kleineren Ostseebädern bis an die Eckernförder Bucht befriedigt werden. Mit zunehmender Motorisierung und der Verbesserung der Verkehrswege schließen sich heute erkennbar zwischen den Badeorten die Lücken in der freien Landschaft mit Camping- und Zeltplätzen. Di e Küstenlandschaft läuft hier Gefahr, wenn diese Ent- wicklung unaufhaltsam fortläuft, ihr besonderes Gepräge zu verlieren.

Wenn heute die Landräte als untere Naturschutzbehörden bemüht sind, schützenswerte Landschaftsteile an der Ostseeküste dem Schutz des Reichsnaturschutzgesetzes zu unterstellen, dann nicht deswegen, um - wie vielfach fälschlicherweise behauptet - eine Region „ in den Griff" zu bekommen oder um die sich bietenden Möglichkeiten für die Erholung an der See zu drosseln ; Landschafts- schutzverordnungen müssen hier ganz nüchtern als „Ver- sicherungspolice" gegen den Verlust wertvoller Landschaf- ten und ihres natürlichen Gepräges gesehen werden. Nicht ohne Grund unterläßt es heute keine Fremdenverkehrs- gemeinde zwischen der Flensburger Förde und der Lü- becker Bucht, in der Werbung für ihr Seebad auf die Vor- züge einer noch unberührten Landschaft hinzuweisen. Dem Schutz und der Pflege dieser Landschaftsteile und ihrer Landschaftsbestandteile dient letztlich der Landschafts- schutz. In diesem Zusammenhang bedürfen hier die sieben Naturschutzgebiete im Kontaktbereich der Ostsee der kurzen Erwähnung.

Der „Geltinger Birk" im Kreis Flensburg umfaßt das ge- samte Außendeichsland der Halbinsel Geltinger Birk am Ausgang der Flensburger Förde und die binnendeichs lie- genden Wasser- und Moorflächen. Diese Wasserflächen sind im Winter Rast- und Nahrungsgebiet einer artenreichen nordischen Vogelwelt. Salzwiesen. Sand- und Dünenflächen

bedürfen wegen der Besonderheiten von Flora und Fauna _...... -.---=- -.------des Sch utzes. .„ .„ -- - „ „ - ~ „ - . Die Vogelfreistätte „Oehe Schleimünde" im Kreis Schles- wig-Flensburg umfaßt an der Mündung der Schlei die t~~· · l:\~~~h'~~ #-l~\~'„ ·~::~-~~' ~-(-...~_- „,~~- ~ -~ -...--...:...... :. -=-~ ' u ~"'lll!!!f• ...... _-;;,:_--~-·~~--:.: - Lotseninsel und die umliegenden Nehrungen. Hier ist ein ~------_ _.. bevorzugtes Brutgebiet der für den Ostseeraum typischen Sturmmöwe, ferner von Säbelschnäblern, Küsten-. Fiuß- und Zwergseeschwalben, von Silber- und Lachmöwen, von Austernfischern, Kiebitzen, Sandregenpfeifern, Rotschen- keln, Brandenten, Mittelsägern, gelegentlich auch von Alpenstrandläufern und Spießenten. Eine typische viel- seitige Pflanzendecke im Bereich der benachbarten Salz- wiesen und auf dem Strandwall macht das Gebiet flori- stisch besonders interessan t.

Die Nehrungshakenbildung des „ Bottsand" am Ausgang der Kieler Förde mit den vielfältigen Erscheinungsformen organogener Dünenbildungen und mit einer ebenso man- nigfaltigen Flora und Fau na werden noch im anderen Zu- sammenhang kurz anzusprechen sein.

Die Vogelfreistätte „Kleiner Binnensee" im westlichen Teil der Hohwachter Bucht ist ein Naturschutzgebiet, das einen

Abb. 21 , Der A lpenstrandläufer ist e in seltener Brutvagel der Salzwiesen an der O stseeküste Abb. 22, O st- und Nordseeküste sind in der Zugzeit Lebensraum für große Schoren von Strand- u nd Wasservögeln Abb. 23, Die Stranddistel (Eryng ium moritimum), eine geschützte Pflanze, ist z. B. auf dem Krummsteert auf Fehmarn zu finden

39 1 GELTINGER 11 GRÜNER 2 12 3 KALTENHOFER 5 6 LANKER SEE 7 8 BRÖK 9 WESSEKER GRASWARDER

Abb. 24: Natur- und Landschaftsschutzgebiete im Be reich der Ostseeküste von Schleswig-Holstein

von der Ostsee abgetrennten Strandsee mit seewärts an- In diesem Zusammenhang erscheint es wichtig, noch ein- grenzenden Salzwiesen umfaßt. Auch hier nisten und rasten mal auf das vorerwähnte Naturschutzgebiet „ Bottsand" viele derjenigen Vogelarten, die bereits im Zusammenhang kurz zurückzukommen. Der Bottsand, ein floristisch und mit der Vogelfreistätte „Oehe Schleimünde" genannt faunistisch hoch interessantes Dünen- und Flachwasser- wurden. gebiet an der Kieler Förde, ist zugleich Studienobjekt der vielfältigen naturwissenschaftlichen Disziplinen an der Kie- Das „Weißenhauser Broek" im Kreis Oldenburg an der ler Christian-Albrechts-Universität. Dieses Naturschutzgebiet Ostseite der Hohwachter Sucht ist mit einer Längen- geriet in Gefahr, nach der Darstellung im Flächen- streckung von 3 km das einzige größere Dünengebiet an der nutzungsplan einer küstennahen Gemeinde stellenweise in schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Besonderer Anlaß für das Bau- und Kurstrandgebiet einbezogen zu werden. Im die Unterschutzstellung war die floristische Sonderstellung gegenwärtigen Verhandlungsstadium zeichnen sich jedoch dieses Gebietes, bedingt durch das Vorkommen einer An- erste Kompromisse zwischen den Belangen des Natur- zahl seltener Pflanzen, von denen der Ästige Rauten- schutzes und den Plänen eines sich entwickelnden Ostsee- farn und die kleine Wiesenraute hier an einziger Stelle in bades ab. Schleswig-Holstein vorkommen. Zum anderen gerät die Ausweisung eines Vogelschutz- In unmittelbarer Nachbarschaft dieses Natursch utzgebietes gebietes im Bereich der Kopendorfer Seen ciuf Fehmarn, liegt ein weiteres, nämlich der „Wesecker See" mit einer dem aufgrund vielfältiger ornithologischer Gutachten, vor Größe von 246 ha. Er ist der Überrest einer langgestreck- allem durch Professor Peu s von der Technischen Un iversi- ten See- und Sumpfniederung, die sich von der Hohwach- tät Berlin, die Qualifikation eines Rossitten zugesprochen ter Sucht zur Lübecker Bucht quer durch die Halbinsel wird, deswegen in Gefahr nicht realisiert werden zu kön- Oldenburg zog und schon im vergangenen Jahrhundert nen, weil dem Land Schleswig-Holstein im gegenwärtigen durch den Reichtum an Wasservögeln berühmt war. Zeitpunkt keine Mittel zur Verfügung stehen, um den not- wendigen Ankauf dieses Seengebietes als Voraussetzung Schließlich ist der „Grüne Brink" an der Nordküste der für eine wirksame Unterschutzstellung zu finanzieren. Insel Fehmarn, unmittelbar östlich des Niobedenkmals, ein im Gefolge mehrerer Nehrungen westlich vom Fährhafen Trotz hier und da erkennbarer, jedoch noch vereinzelter Puttgarden aufgebauter Nehrungshaken. Auf engem Raum Fälle, die für den Naturschutz betrüblich sind und die bei wechseln hier Strand- und Dünenflora, Salzwiesen und der Landschaftspflege im Nahbereich der Ostseeküste Trockenrasen. Das Vorkommen seltener geschützter Pflan- Aufmerksamkeit erfordern, kann Schleswig-Holstein sich zen und die Tatsache, daß auch dieses Gebiet Brutplatz glücklich schätzen, heute noch über großräumige zusam- verschiedener Strand- und Wasservögel ist, war Anlaß für menhängende gepflegte Landschaften zwischen Nord- und die Unterschutzstellung. Ostsee zu verfügen. Dabei ist sich das Land dankbar einer Tatsache bewußt, die im allgemeinen gar nicht recht er- Das gegenwärtig jüngste Naturschutzgebiet des Landes ist kannt oder zu gering bewertet wird: Die Bedeutung des der „Graswarder" vor Heiligenhafen. Hier handelt es sich Bauern für die Landschaftspflege. An der Ostseeküste von um einen langgestreckten Nehrungshaken mit Salzwiesen, Flensburg bis Travemünde grenzen Acker und Weiden, dessen pflanzensoziologische und ornithologische und Knicks und Bauernwälder an die Küste. Sie und die Ostsee morphologische Besonderheiten Anlaß für die Unterschutz- bestimmen im wesentlichen das Bild einer vielfältigen stellung waren. Landschaft, die es zu pflegen und zu schützen gilt.

40 Antonius M e n k e

Probleme des Campingwesens und des Wochenendverkehrs

Eine Besonderheit des schleswig-holsteinischen Fremden- bei der Planung der Anlage und dem Betrieb von Camping- verkehrs stellt das außerordentlich ausgeprägte Camping- plätzen ausschlaggebend sein. Ein massiertes und unge- wesen dar, so daß Schleswig-Holstein auf diesem Frem- ordnetes Campingwesen führt zu erheblichen Beeinträch- denverkehrssektor eine Sonderstellung in der Bundes- tigungen des Landschaftsbildes und des Erholungswertes republik einnimmt. Entsprechend der bereits im vorstehen- einer Landschaft; mangelnde Wasserversorgung und Ab- den Beitrag deutlich zum Ausdruck kommenden Anzie- wasser- und Fäkalienbeseitigung bergen große Gefahren in hungskraft des Wassers auf die Erholungsuchenden ent- sich, und die Belastungen der Landschaft werden so groß, fällt der überwiegende Anteil der Zeltplatzübernachtungen daß u. U. eine Regeneration des Platzes und seiner Um- - nämlich mehr als 80 % - auf die Küsten unseres Lan- gebung bis zur nächsten Saison ausgeschlossen wird. des. Hier sind es wiederum oft nur sehr schmale, lang- gestreckte Küstenstriche, in denen das Campingwesen in Einige Angaben zu den Verhältnissen im Kreis Oldenburg außerordentlich massierter und ungeordneter Form auf- sollen die leider heute noch vielfach anzutreffende Situation tritt und so mit den natürlichen Gegebenheiten der zur veranschaulichen: Verfügung stehenden Landschaft nicht mehr in Einklang zu Für die 16 Zeltplätze der Insel Fehmarn war nach den Be- bringen ist. stimmungen der Zeltplatzverordnung die Höchstbelegungs- Bereits im Sommer 1966 entfielen 37,8 % aller statistisch zahl auf 5200 Personen festgesetzt; eine Überprüfung im erfaßten Zeltplatzübernachtungen der Bundesrepublik Juli 1967 ergab ca. 8700 anwesende Personen. Die Höchst- Deutschland auf Schleswig-Holstein. Im vergangenen Jahr belegungszahl der Zeltplätze im Festlandteil des Kreises stieg der Anteil weiter auf fast 40 %. Die Übernachtungs- betrug 30 300; 51 700 Personen waren dagegen gleichzeitig zahlen der rund 150 statistisch erfaßten Campingplätze anwesend. Auf den Zeltplätzen der Gemeinde Neukirchen Schleswig-Holsteins - diese Plätze liegen in den Fremden- wurden statt 3000 Personen (Höchstbelegungszahl nach der verkehrsberichtsgemeinden - haben sich in den letzten Zeltplatzverordnung) fast 10 000 gezählt. Eine mehrfache 6 Jahren von 1,9 auf 4,9 Millionen Übernachtungen erhöht, Überbelegung der Plätze ist beinahe die Regel. Diese wirkt wobei allein im letzten Sommer ein Anstieg von 1,1 Mil- sich insbesondere auf die sanitären Verhältnisse der Zelt- lionen Übernachtungen zu verzeichnen war. Von den übri- plätze aus, da bei den hohen Gästezahlen die Vorausset- gen ca. 70- 80 gewerblich betriebenen Zeltplätzen, nicht zungen für eine ordnungsgemäße Beseitigung der Schmutz- gerechnet die Jugendzeltplätze, liegen keine amtlichen An- wässer und Fäkal ien häufig völlig unzu reichend sind. Die gaben vor. Zeltplätze „Zedano" in Dahme geben hierfür ein beso nders erschreckendes Beispiel. 6000 gleichzeitig anwesende Per- Das Schwergewicht des Campingwesens liegt ganz ein- sonen wurden im letzten Sommer gezählt, die Höchst- deutig an der Ostseeküste, wo rund 70 % der schleswig- belegungszahl beträgt 3000; die gesamte Abwasser- und holsteinischen Zeltplatzübernachtungen registriert werden. Fäkalienbeseitigung sollte über abflußlose Sammelgruben Im Sommer 1966 machten an der Ostseeküste die Zelt- erfolgen. Diese Gruben stellten sich aber gelegentlich einer platzübernachtungen 33 % aller statistisch erfaßten Über- Überprüfung durchaus nicht als abflußlos heraus. Wurde nachtungen aus, an der Nordseeküste dagegen nur 7 %. entleert, so dienten oftmals Stellen etwas weiter im Hinter- Zahlenmäßig stand der Kreis Oldenburg mit 1,75 Millio- land als Ablagerungsplätze, die aber wiederum in Verbin- nen Zeltplatzübernachtungen an der Spitze; das sind 40 % dung mit dem Hauptvorfluter dieses ganzen Gebietes stan- der Gesamtübernachtungen des Kreises. Der höchste Pro- den. Das Ergebnis waren ca. 40 Zentner tote Fische, die im zentsatz wurde im Kreis Flensburg mit 43,0 % der insge- laufe des Jahres an der Schleuse angespült wurden. samt 257 000 Übernachtungen gezählt. Im Kreis Plön be- trug der Anteil der Zeltplatzübernachtungen 38 %, im Kreis Der Druck der Erholungsuchenden auf die Ostseeküste war Eiderstedt 5 % und im Kreis Südtondern (mit den nord- also so groß, daß selbst diese primitiven sanitären Ein- friesischen Inseln) 7,5 %. richtungen Tausende von Menschen nicht abzuschrecken vermochten, hier ihren Urlaub zu verbringen. Es zeigt sich In der bekannten niederländischen Untersuchung über die also sehr deutlich, daß das sprunghafte Anwachsen des Erholungsräume des Landes*) wird bis zum Jahre 1990 Campingverkehrs eine geordnete Entwicklung förmlich damit gerechnet, daß die Übernachtungen in Zeiten, Ca- überrollt hat. ravans und Zelthäusern einen Anteil von 40 % der Ge- samtübernachtungen ausmachen. Es ist anzunehmen, daß Durch die Häufung vieler Zeltplätze an mehr oder weniger auch in Schleswig-Holstein der Anteil der Zeltplatzüber- breiten Campingplatzbändern hat sich in einigen Gemein- nachtungen an den Gesamtübernachtungen noch weiter den fernab von den Ortskernen eine „Campingmonokultur" ansteigen wird; die Campingindustrie ist bemüht, durch entwickelt ohne sinnvolle Ordnung und angemessene Ver- immer größere Zelte und komfortablere Wohnwagen - von sorgungseinrichtungen und ohne Rücksicht auf landschaft- letzteren gibt es bereits über 500 verschiedene Typen - liche Gegebenheiten. einem lebhaften Kaufinteresse entgegenzukommen. Grundsätzlich ist das Campingwesen als eine besonders Wenn man auch nicht verkennen darf, daß das Camping- von Familien mit Kindern bevorzugte Erholungsform durch- wesen für den ländlichen Raum und besonders auch für aus erwünscht, wenn es sich in geregelten Bahnen ab- die Landwirtschaft einen zweifellos beachtlichen wirtschaft- spielt. Die Entwicklung zwingt aber dazu, für das Camping- lichen Faktor darstellt, müssen aber viel mehr als bisher wesen und seine weitere Entwicklung planende und ord- landesplanerische und landespflegerische Gründe und Ge- nende Regelungen zu treffen, um dem berechtigten Er- sichtspunkte einer geordneten städtebaulichen Entwicklung holungsbegehren der Allgemeinheit und den landschaft- sowie einer einwandfreien Erschließung und Versorgung lichen und räumlichen Voraussetzungen Rechnung tragen zu können.

•) Recreotieruimten in Nederlond, herausgegeben von Rijksdienst voor Im Lan desraumordnungsprogramm für das Land Schles- het Nationale Plon. wig-Holstein wurden daher - ähnlich wie zur Frage der

41 Wochenendhäuser - Grundsätze festgelegt, die über die auch noch die in dem Raum zu erwartende Zahl von Vorschriften der Zeltplatzverordnung hinaus (Polizeiverord- Tagesgästen berücksichtigt werden. Dieses gilt insbeson- nung über das Zeiten und das Verhalten am Meeresstrand dere für Zeltplatzgebiete in hervorragenden Naherholungs- vom 27. Juni 1961) aus übergeordneten Gesichtspunkten bei gebieten größerer Städte. Da der Strand und die unmittel- der Planung der Anlage und dem Betrieb von Camping- bar landeinwärts anschließenden Flächen zum Lagern und plätzen zu beachten sind. für Spiel und Sport benötigt werden, sollten Zeltplätze in Zukunft grundsätzlich nicht mehr auf dem Meeresstrand Die Anlage von Zeltplätzen und deren Größenordnungen errichtet werden. Ebenfalls sollte das Zeiten in Dünen und müssen im Zusammenhang mit der Gesamtentwicklung Strandwällen, auf Deichen und Deichvorgelände - das nach eines Gemeindegebietes gesehen und auf diese abge- der Zeltplatzverordnung verboten ist, wenn nicht die Ord- stimmt werden. Am zweckmäßigsten geschieht dies mit nungsbehörde mit Zustimmung des Wasserwirtschaftsamtes Hilfe eines Bebauungsplanes, in dem vor allen Dingen auch widerruflich Ausnahmen genehmigt - nicht mehr gestattet Festsetzungen über Erschließung, Wasserversorgung, Ab- werden. wasserbeseitigung, Schutz vorhandenen Baumbewuchses, Neuanpflanzungen usw. getroffen werden können. _Die bis- Ein Problem, das in den letzten Jahren immer akuter wird, lang praktizierte „Koppelwirtschaft" kann in keiner Weise ist das verbleiben von Zeiten und vor allen Dingen von befriedigen. Wohnwagen auf den Zeltplätzen während der Monate außerhalb der Saison. In der Regel wird in den Landkreisen Für die Erholungsuchenden, aber auch für die Fremden- eine entsprechende Forderung zur Räumung der Plätze in verkehrswirtschaft ist die Landschaft die Grundlage und der Zellverordnung niedergelegt. Der Druck wird sich aber das größte Kapital. Die Reize der Landschaft sollen den in dieser Hinsicht aufgrund der steigenden Zahl von Wohn- Fremden angeboten werden, sie dürfen aber nicht im Zuge wagen erheblich verstärken, so daß unter Umständen auch der Nutzung durch den Erholungsverkehr zerstört werden. von den Gemeinden Möglichkeiten für Wohnwagen-Winter- Die Campingplätze müssen also sinnvoll in die Landschaft quartiere gesucht werden müssen. Eine andere Lösung eingefügt werden. Naturgemäß drängen die Zeller vor allem bietet sich in der Weise an, daß für mehrere Zeltplätze einer in landschaftlich hervorragende und besonders reizvolle Gemeinde nur ein Wohnwagen-Winterzeltplatz eingerichtet Lagen: an Seeufern und Meeresküsten kommt es leicht zu wird, der mit besonderen sanitären Einrichtungen ausgestat- den befürchteten bandartigen Entwicklungen. Camping- tet sein muß und der auch eine besonders sorgfältige Ab- plätze sollten daher erst in einem angemessenen Ab- schirmung gegenüber der umgebenden Landschaft erfahren stand von Küsten und Uferlinien zugelassen und in die muß. Tiefe gestaffelt werden. Maßnahmen zur Untergliederung größerer Zeltplätze in kleinere Einheiten durch Bepflanzung Die Grundsätze der Landesplanung zu Campingplätzen mit Baumgruppen und Gebüschreihen und durch Aussparen haben folgenden Wortlaut: größerer Freiflächen u. U. als Sport- und Spielplätze sollten wiederum zweckmäßig im Rahmen eines Bebauungsplanes 1. Größe und Höchstbelegungszahl von Campingplätzen festgelegt werden. sind mit der geordneten städtebaulichen Entwicklung des Gemeindegebietes und den landschaftlichen Gegebenheiten Bei der Anlage größerer Zeltplätze muß im Hinblick auf die (Boden-. Wasserverhältnisse, Vegetation) in Einklang zu zur Verfügung stehende Strandkapazität selbstverständlich bringen.

Abb. 25, Campingpla tz Kiebitzberg bei N eustadt/Ho lstein, ein umpflo nzter, jedoch wenig gegliederter Platz. Nich t a usreiche nd gesicherter Strandwo ll, der Zerstörungen a ufwe ist

42 2. Das natürliche Gesicht der Landschaft ist durch die Wahl Verkehrs -, wobei in den Erholungsorten selbst der letz- geeigneter, insbesondere nicht weithin sichtbarer Stand- tere oft das größere Problem darstellt. Hier ist auch der orte sowie durch eine sorgfältige landschaftsgerechte Um- Hebel für eine Entflechtung der beiden Verkehrsarten anzu- pflanzung und Grüngliederung der Plätze zu wahren. setzen, denn mit Hilfe geeigneter Parkplätze läßt sich am ehesten eine Steuerungsmöglichkeit finden. 3. Campingplätze dürfen sich nicht bandartig entlang der Küsten und Ufer hinziehen. Sie sollen in die Tiefe gestaf- Eine absolute Trennung von Ferien- und Wochenendver- felt werden. Größere Campingplatzgebiete sind durch land- kehr ist aber weder möglich noch erwünscht, denn man und forstwirtschaftlich genutzte Flächen oder durch größere darf nicht verkennen, daß der Wochenendverkehr auch in Freiflächen (Spiel- und Liegewiesen) voneinander zu den Hauptfremdenverkehrsgebieten eine wichtige Ein- trennen. nahmequelle für das Gastgewerbe darstellt; in den Mona- ten außerhalb der Saison oder in der Vor- und Nach- 4. An den Küsten ist die Höchstbelegungszahl mit der saison bietet er häufig sogar die einzige Verdienstmög- Aufnahmefähigkeit des jeweiligen Strandabschnitts abzu- lichkeit. stimmen. Angemessene Küsten- und Uferstreifen sind zur allgemeinen Benutzung freizuhalten. Trotz sich zeigender Überlastungserscheinungen in den Badeorten der Lübecker Bucht - hier herrschen an den 5. Aus Gründen der Landschaftserhaltung und des Land- Stränden an schönen Wochenenden Verhältnisse, wie sie in schaftsschutzes ist in den Monaten außerhalb der Saison städtischen Freibädern üblich sind - und trotz steigender das Verbleiben von Zeiten und Wohnwagen sowie von Verkehrsbehinderungen wird der Wochenendverkehr weiter nicht genehmigten baulichen Anlagen auf den Camping- zunehmen, darüber dürfte keinerlei Zweifel bestehen. Nach plätzen nicht erwünscht. dem Bau der Autobahn Hamburg- Flensburg mit Abzweig Ein Problem sei noch erwähnt, welches zunehmend zu nach Kiel und dem fortschreitenden Ausbau des inner- Schwierigkeiten führt: das Zelt oder der Wohnwagen als schleswig-holsteinischen Straßennetzes werden in Zukunft Wochenendhaus. Das Campingwesen in Schleswig-Holstein verstärkt zwar auch entferntere Räume aufgesucht werden wird nämlich nicht nur durch den Urlaubsverkehr geprägt, können - wie Flensburger Förde, Schlei, Eiderstedt und sondern weitgehend auch durch den kurzfristigen Wochen- weitere Gebiete im Landesinnern -, es ist aber zu befürch- endausflugsverkehr. Viele Campingplätze - vor allen Din- ten, daß es trotzdem aufgrund der Kraftfahrzeugneuzulas- gen in landschaftlich bevorzugter Lage - sind in großen sungen und des steigenden Anteils der am Erholungsver- Teilen eigentlich als Wochenendhausgebiete anzusprechen. kehr teilnehmenden Bevölkerung zu keinerlei Entlastungen Die Stellplätze werden langfristig gepachtet, für ein oder im Raum der Lübecker Bucht kommen wird. mehrere Jahre (teilweise bis zu 25 Jahren!), nicht selten Wie haben wir uns nun die Entwicklung in den nächsten werden sie sogar käuflich erworben. Dieses führt dazu, Jahrzehnten vorzustellen? In Anlehnung an die schon er- daß die Plätze bereits zu Beginn der Urlaubssaiso·n weit- wähnte niederländische Untersuchung „ Recreatieruimten" gehend besetzt sind und daß für Urlaubs- und Ferien- und unter Hinzuziehung von zwei Arbeiten der Universität reisende häufig keine Zeltmöglichkeiten vorhanden sind. Hamburg über den Erholungs- und Ausflugsverkehr der Hieraus ergeben sich aber auch bei der Ordnung der Ge- Hamburger Bevölkerung geht Ch r ist a 11 er in einer biete mit Hilfe der Bauleitplanung große Schwierigkeiten, Studie über langfristige Planungen in Erh olungsgebieten wenn es darum geht, exponierte Dauerstellplätze zu über- davon aus, daß im Jahre 1990 60 % der Bevölkerung aus planen und als künftig freizuhaltende Flächen auszuweisen. dem Kerngebiet von Großstädten und 45 % aus dem ver- Dieser Sachverhalt deutet darauf hin, daß wir es im lande städterten Umland einen Wochenendausflug machen. Ohne neben dem Urlaubs- und Ferienfremdenverkehr auch mit hier auf ei nzelne Zahlen und Berechnungsmethoden ein- einem ausgeprägten Wochenendverkehr zu tun haben. Be- gehen zu wollen, soll nur das Ergebnis genannt werden, dingt durch die Lage zum großen Verdichtungsraum Ham- wonach an einem schönen Wochenende im Jahre 1990 ca. burg sind alle Hauptfremdenverkehrsgebiete des Landes - 1,2 Millionen Menschen einen Wochenendausflug nach oder die Nordfriesischen Inseln treten aufgrund der Insellage in Schleswig-Holstein machen werden. Über die Hälfte da- etwas zurück - zugleich auch bevorzugte Naherholungs- von kommt aus Hamburg, und allein hiervon fährt ein Vier- gebiete. tel an die Ostseeküste. Ob die Zahlen stimmen oder nicht, sei dahingestellt. Immerhin vermag die Größenordnung des Das gilt insbesondere für die Lübecker Sucht einschließlich zu erwartenden Ausflugsverkehrs einerseits und des Ur- Fehmarn, also gerade für den Raum, der in den nächsten laubs- und Ferienverkehrs andererseits zu erschrecken. Tagen besichtigt werden soll. Aus der Überlagerung des Urlaubs-Fremdenverkehrs durch den kurzfristigen Wochen- Möge es uns gelingen, angesichts der schon heute sicht- endverkehr ergeben sich zwangsläufig Konflikte mit den bar werdenden Überbeanspruchung unserer Küstenland- Bedürfnissen der Dauergäste, da der Wochenendverkehr schaft, die in erster Linie hervorgerufen wird durch ein un- insbesondere ein Element der Unruhe in die Orte hinein- geordnetes Erholungswesen, Mittel und Wege zu finden, trägt und zudem mit Raumansprüchen in die Kureinrich- das Erholungsbegehren der Bevölkerung mit den land- tungen und Erholungs- und Strandflächen eindringt. Der schaftlichen Gegebenheiten abzustimmen, um die Lei- Wochenendverkehr ist aber in erster Linie ein Verkehrs- stungsfähigkeit unserer Erholungslandschaften auch für problem - sowohl des fließenden wie auch des ruhenden die Zukunft zu erhalten.

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Abb. 26 u. 27 : Zwei Blätter des Londschoftsplones . Heinis". Landschoftspläne sollten fü r alle von der Erholung bevorzugten Bereiche der Ostseeküste erstellt werden Jürgen Fe n s k e

Ordnung im Küstenbereich durch Bauleitplanung

Das Baugeschehen hat in der Vergangenheit nie in einem Versagung der Genehmigung nach sich ziehen. Die Ziele solchen Umfang wie heute das Antlitz der Gemeinden bis in werden den Gemeinden in Form von Gutachten oder Stel- die kleinste Landgemeinde und in den entlegensten lungnahmen übermittelt. Daneben schreibt unsere Lapla- Küstenbereich hinein gestaltet. Gesetz die Aufstellung von Raumordnungsprogrammen und Antriebskraft ist meistens eine rege unternehmerische In- Raumordnungsplänen vor. Als Beispiel sei hier der Reg io- itiative. Wenn diesen Kräften kein geprägter Bauwille der nalbezirksplan Nordfriesische Inseln genannt. Gemeinden gegenübersteht, kann die bauliche Entwicklung Die Ablehnung einer Plangenehmigung ist das härteste leicht in eine Fehlentwicklung umschlagen. Mittel, das die Genehmigungsbehörde anwenden kann, um eine Planung, die den öffentlichen Belangen widerspricht, Städtebauliche Investitionen dürfen in ei nem fo rtsch ritt- und zu den öffentlichen Belangen gehört nicht zuletzt auch lichen Gemeinwesen nicht ungelenk! und planlos erfolgen, die Pflege der Landschaft, zu verhindern. Dieses Mittel besonders dann nicht, wenn öffentliche Mittel beansprucht muß aber nur in seltenen Ausnahmefällen angewendet werden. Hierbei kann an der Küste besonders auf die kost- werden. Meistens wird auf dem Verhandlungswege eine spieligen und schwierigen Küstenschutzmaßnahmen und Einigung gefunden bzw. kann ein Plan noch mit Auflagen auf die Förderung des gewerblichen Fremdenverkehrs hin- genehmigt werden. gewiesen werden. Die Bauleitplanung erfüllt dabei eine doppelte Aufgabe. Solche Auflagen wären z. B. die Streichung eines Camping- platzes in einem Naturschutzgebiet oder eines Wochen- 1. Die Ordnung der allgemeinen Flächennutzung nach § 1 endhausgebietes vor einem Landesschutzdeich. (4) Bundesbaugesetz entsprechend den sozialen und kulturellen Bedürfnissen der Bevölkerung sowie ihrer Damit si nd wir mitten im schwierigsten Problem der Bau- Sicherheit und Gesundheit. leitplanung an der Küste. Einerseits soll dem berech- tigten Erholungsanspruch der Bevölkerung Rechnung ge- 2. Die Ordnung der Bebauung entsprechend der geordne- tragen werden, andererseits aber auch möglichst viel von ten Entwicklung des Gemeindegebietes. unserer Erholungslandschaft unberührt erhalten bleiben. Diese beiden Aufgaben werden durch die Bauleitplanung Es wäre wenig sinnvoll, eine ununterbrochene Kette von gesichert, und zwar durch den vorbereitenden Bauleitplan, Camping-, Wochenendhaus-, Wohn- und Gewerbegebieten den Flächennutzungsplan, und den verbindlichen Bauleit- entlang unserer Küsten zu schaffen, die u. U. noch durch plan, den Bebauungsplan. Hochhäuser an der falschen Stelle unterbrochen würde. Der Flächennutzungsplan soll die für das ganze Ge- Hier gilt es, durch eine geeignete Bauleitplanung dem Cha- meindegebiet beabsichtigte Art der Bodennutzung nach den rakter der Landschaft sowie den natürlichen Gegeben- vorausschaubaren Bedürfnissen der Gemeinde in den heiten und der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung Grundzügen darstellen. Er ist rechtlich Dritten gegenüber Rechnung zu tragen. Unsere Kulturlandschaft ist an vielen nicht verbindlich, bindet aber die Gemeinde, die aus ihm Stellen bereits bis zum äußersten belastet. Boden und Was- die Bebauungspläne zu entwickeln hat, und die Träger ser werden verändert, Städte und Dörfer, Industrieeinrich- öffentlicher Belange. tungen und Abbauflächen greifen weit in die offenen Räume hinein. Der Bebauungsplan enthält die rechtsverbindlichen Fest- setzungen für die Bebauung un d sonstige Nutzung der So ist es unumgänglich, daß bereits bei der gemeindlichen Grundstücke in allen Einzelheiten. Von der Gemeinde als Planung die Fragen der Landespflege genügend berück- Satzung beschlossen, ist er der rechtsverbindliche städte- sichtigt werden müssen. Nach gründlicher Bestandsauf- bauliche Plan. nahme der Landschaftsstruktur sind in diese Planungen Beabsichtigt zum Beispiel eine Gemeinde, die an der Küste Vorschläge zur Pflege und ggf. zu r Regenerierung der Landschaft aufzunehmen und in entsprechender Form Schleswig-Holsteins liegt, einen Bauleitplan aufzustellen, so hat sie zunächst durch eine Planungsanzeige gemäß § 10 festzusetzen: Verwehungen sind durch Schutzpflanzungen § Landesplanungsgesetz Schleswig-Holstein der Landes- gern. 9 (1) Nr. 15 bzw. 16 zu verhindern, Aufforstungen planungsbehörde Mitteilung davon zu geben. Hier erfolgt sind einzuplanen, geeignete Anpflanzungen können der die erste Überprüfung, ob das geplante Vorhaben den Zie- Abspülung des Bodens an den Küsten und der Wind- len der Landesplanung und Raumordnung entspricht. Die erosion entgegenwirken. Parzellierung und Bebauung von Plangenehmigungsbehörde, in Schleswig-Holstein das In- Uferrändern ist zu vermeiden aus Gründen des Ufer- nenministerium, erhält eine Durchschrift dieser Planungs- schutzes und der Erhaltung des natürlichen Landschafts- bildes. anzeige. Im Verlauf des Verfahrens sind dann bei Erreichen des entsprechenden Planungsstandes die Träger öffent- Die Verkehrswege sollen sich organisch in die Landschaft licher Belange nach § 2 (5) bzw. § 2 (6) BBauG zu beteili- einfügen, wobei die Verkehrssicherheit zu berücksichtigen gen. ist, Geschlossene Landschaftsräume sollen nicht zerschnit- Bereits in einem möglichst frühen Stadium der Planung ten, sondern nur tangiert werden. Dem kann besonders in sollte die fachliche Beratung der Gemeinden auch bei der den vielen neu geplanten Feriengebieten an der Küste Genehmigungsbehörde erfolgen. Wenn sich im Gemeinde- durch Erschließungsstraßen im Hinterland, die gleichzeitig parlament erst einmal eine Meinung gebildet hat, zum Bei- das Gebiet zur übrigen freien Landschaft abgrenzen, Rech- spiel über die Ausweisung eines Camping- oder Wochen- nung getragen werden. Dadurch entsteht an der Küste ein endhausgebietes, so läßt sich diese Planungsvorstellung oft vom Durchgangsverkehr befreiter Fußgängerbereich. nur unter Schwierigkeiten verändern, besonders dann, Große Sorgfalt ist auf die Bepflanzung der Ränder der wenn bereits Bindungen vertraglicher oder finanzieller Art Verkehrswege zu verwenden. Ein entsprechendes Begleit- eingegangen wurden. grün ist ggf. festzusetzen. Bauliche Anlagen wie Hotels, Den Zielen der Landesplanung und Raumordnung sind die Kurheime, Jugendlager, Gaststätten sind durch geeignete Bauleitpläne anzupassen. Ihre Nichtbeachtung könnte eine Platzwahl und ansprechende Gestaltung in das Land-

45 schaftsbild einzufügen. Notwendige Werbeanlagen sind ------hierbei auf ein Minimum zu beschränken, sorgfältig einzu- --- planen und ggf. durch Ortssatzung in der Gestaltung zu ----- ordnen. Wochenendhausgebiete unterliegen in ihrer zulässigen Be- bauung und Nutzung bestimmten Beschränkungen. Sie sind nach § 1 (1) und § 1 (5) BBauG in die Bauleitplanung ein- zubeziehen. Im Flächennutzungsplan können nach § 5 (2) 1 und im Bebauungsplan nach § 9 (1) 1 a, b und h in Verbindung mit § 1O BauNVO besondere Gebiete für Wochenendhäuser ausgewiesen werden. Ihrem Charakter nach sind sie n ich t zum dauernden Aufenthalt von Menschen bestimmt. Sie sollen der Erho- lung dienen, und ihre Eigentümer haben ihren ständigen Wohnsitz woanders. Vielfach wird allerd ings versucht, aus einem Wochenendhaus einen Zweitwohnsitz durch ent- sprechenden Ausbau zu schaffen. Um das zu verhindern, ist die zulässige Grundfläche eines Wochenendhauses auch nach § 17 BauNVO grundsätzlich auf 0,1 GRZ und GFZ beschränkt. Über die Größe des Grundstücks fehlt aller- dings eine Aussage. Hier kann aber durch die Bauauf- sichtsbehörde ein Ausbau des Wochenendhauses zum festen Wohnsitz im Einzelfall versagt werden. \ Abschließend noch einige Worte zum Bau von Hoch häusern ) im Küstenbereich.

/ Meistens werden sie als Wohnhochhäuser errichtet werden, / um durch bevorzugte Lage einen Ausblick auf die See oder in die freie Landschaft zu ermöglichen. Der materielle Grund ist natürlich ein möglichst hoher Gewinn durch hohe Ausnutzung des Bodens. Auch Wohnhochhäuser brauchen keine Schandflecke in der Landschaft zu sein. Es gibt viele tech nische Möglichkei- ten in Grundriß und Ansicht, sie ansprechend zu gestalten. Der Flächennutzungsplan bildet für unsere Planung den äußeren Rahmen. Besonders zu berücksichtigen sind die Belange der Landesplanung sowie der Wasserwirtsch aft und des Verkehrs. Wer einmal während der Saison in den Erholungszentren an der Ost- und Nordseeküste gewesen "\ ist, wird wissen warum. Die Zeiten, wo ein Landwirt an seinem einsamen Küstenstreifen ein paar Großstädtern das Zeiten gestattet, sind längst vorbei. Deshalb ist es au c h für größere Camping- und Wochenendhausgebiete unbe- dingt erforderlich, Bebauungspläne aufzustellen, die die bauliche und sonstige Nutzung des Gemeindegebietes an der Küste ordnen. Schon beim Beschluß zur Aufstellung des Flächennutzungsplanes sollte sich die Gemeinde darüber klar sein, was sie mit ih rer Planung bezweckt. Ob sie z. B. eine Fremdenverkehrsgemei nde werden will, ob Gewerbe- betriebe verm ehrt berücksichtigt werden sollen oder ob sie einen Kurortcharakter betonen möchte. Später bei der Ausarbeitung der Bebauungspläne, die grundsätzlich aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln sind, wird die bauliche Nutzu ng mit Art und Maß im einzel- nen festgesetzt. Nur durch die Bauleitplanu ng nach dem Bundesbaugesetz kann in sinnvoller Zusammenarbeit zwischen den Gemein- den, den Trägern öffentlicher Belange und der Genehmi- gungsbehörde eine durchgreifende Ord nung in den Ge- meindegebieten des Küstenbereiches sichergestellt werden.

Abb. 28, Ausschnitt aus dem Bebauungsplan Heringsdcrf-Süsscuer Stra nd. Der Zeltplatz ist hinter den Deich gelegt werden Abb. 29, Detcilplcn zu d iesem Zeltplatz, der durch Pflanzungen in einzelne Standplätze unterteilt werden ist Abb. 30, Mo n erkennt die neu angelegte Rchmenpflcnzung um den Zeltpla tz

46 Karl A. Sc h 1i t t

Landschaftsschutz auf Fehmarn

1. Mit meiner Darstellung möchte ich die Frage aufwerfen, turschutzstelle, Landwirtschaftsbehörde und Bauernverband ob wir angesichts der unzulänglichen gesetzlichen Grund- werden eingeschaltet. Die örtliche Presse wird, um auf- lagen und angesichts der Erkenntnis, daß Landschafts- und klärend berichten zu können, eingehend informiert. Naturschutz sich - ich darf es einmal so ausdrücken - Nachdem unter solchen Voraussetzungen zwei weitere Jahre politisch nicht oder nur schwer aktivieren lassen, imstande verstrichen sind, wird dann endlich im Sommer 1966 öffent- sind, dem Raubbau an unserer Landschaft wirksam ent- lich bekanntgemacht, welche Küstenstriche nunmehr unter gegenzutreten. den Schutz des Gesetzes gestellt werden sollen. Gegen- Ganz sicher ist manche Reaktion auf Schutzmaßnahmen über den Absichten von 1960 ist das Schutzgebiet erheblich der Naturschutzbehörden, über die ich berichten werde, reduziert worden. typisch fehmarn'sch. Aber gleichwohl meine ich, daß ins- Gleichwohl und trotz aller Bemühungen, die Bürgermeister gesamt gesehen mein Bericht allgemeine Aussagekraft be· und die Grundeigentümer davon zu überzeugen, daß die sitzt. Unterschutzstellung keine ernsthafte Beeinträchtigung des 2. Die Leidensgeschichte des Landschaftsschutzes auf Feh- Eigentums am Grund und Boden zur Folge haben wird, marn beginnt sehr harmlos im Januar des Jahres 1959 mit bricht auf der Insel der Sturm von neuem los. einer Anregung des Ministers für Ernährung, Landwirt- Etliche der betroffenen fehmarnschen Landwirte schließen schaft und Forsten, der oberen Naturschutzbehörde, an den sich zu einer Aktionsgemeinschaft zusammen. Ein Rechts- Kreis , der unteren Naturschutz- anwalt übernimmt die Interessenvertretung. Es werden behörde, die Küsten von Fehmarn unter Landschaftsschutz öffentliche Veranstaltungen durchgeführt. Der W iderstand zu stellen. Der Kreis greift die Anregung auf, weil man sich wird ideologisch untermauert mit öffentlich erhobenen Vor- darüber im klaren ist, daß mit der demnächst hergestellten würfen wie: Brückenverbindung zum Festland die landschaftlich außer- ordentlich reizvollen und sich bis dahin paradiesisch unbe- „Es geht um den Kampf für Recht und gegen den immer rührt darbietenden fehmarnschen Küsten verstärkter kom- stärkeren Würgegriff der Bürokratie in einem Volke, das merzieller Ausbeutung ausgesetzt sein werden. ganz offensichtlich im Namen der Freiheit allmählich wie- der unfrei werden soll." Nach mehrfachem Drängen der oberen Naturschutzbehörde wird im Februar 1960 die beabsichtigte Eintragung der „Er - der Landrat - muß wissen und sich vorhalten las- Küstenpartien Fehmarns in die Landschaftsschutzkarte des sen, daß das von ihm beabsichtigte Verfahren selbst Kreises öffentlich bekanntgemacht. dann niemals als gerecht und eines demokratischen Rechtsstaates würdig hingenommen werden kann, wenn Die Reaktion der Grundeigentümer und der kommunalen das aus der Nazizeit stammende Gesetz, auf das sich Repräsentanten auf die Bekanntmachung übertrifft an Härte diese Entrechtung jetzt beruft, so angewandt werden und Intransigenz die äußersten Befürchtungen. 275 Ein- darf, wie es jetzt beabsichtigt ist." sprüche werden eingelegt. In öffentlichen Veranstaltungen werden die Maßnahmen der unteren Naturschutzbehörde „Eine ganze Landschaft wird durch Drosselung des heftig kritisiert. Fremdenverkehrs wirtschaftlich geschädigt." Die obere Naturschutzbehörde nimmt die Einsprüche ent- Unter fortwährenden und teilweise sehr unerfreulichen Aus- gegen. Der Bitte des Kreises, eine Entscheidung zu tref- einandersetzungen mit der Aktionsgemeinschaft vergeht ein fen, kommt sie nicht nach. Eine Entscheidung ist bis zum weiteres Jahr. Inzwischen werden 87 eingegangene Wider- heutigen Tage nicht gefällt worden. Es wurde auch keine sprüche überprüft. Der Kreistag schaltet sich ein und verur- Eintragung in die Landschaftsschutzkarte vorgenommen. teilt zwar auf der einen Seite die beleidigenden Auslas- Zwei Jahre später, die Wunden der ersten Runde waren sungen des Rechtsanwalts, bekundet zugleich aber seine gerade vernarbt, erinnert die obere Naturschutzbehörde den Sympathie für die sich wehrenden Grundeigentümer. Die Kreis an die nicht bewältigte Aufgabe. Man schreibt, daß, Vertreter der Aktionsgemeinschaft erhalten Gelegenheit, wenn man nur die Bevölkerung in gehöriger Weise aufkläre ihre Auffassung der oberen Naturschutzbehörde vorzutra- und in berechtigten Einzelfällen hier und dort eine Korrek- gen. tur des Grenzverlaufs vornehme, es möglich sein müsse, In der Folge wird dann nach Abstimmung mit der oberen den Konflikt beizulegen und den Weg für den Fortgang des Naturschutzbehörde und nochmaliger örtlicher Überprüfung Verfahrens freizumachen. der Umfang des Schutzgebietes erneut reduziert. Darüber Ein gebranntes Kind scheut bekanntlich das Feuer. Die hinaus werden die Verbotsbestimmungen des Verordnungs- entwurfs gemildert. untere Naturschutzbehörde folgt der Aufforderung aus Kiel nicht. Man wartet zunächst ab. Hierüber ergeht im Sommer 1967 eine weitere öffentliche Als dann erneut zwei Jahre später - wir schreiben jetzt das Bekanntmachung. Danach halten nur noch 63 Grundeigen- Jahr 1964 - erinnert wird, hat der Landrat gewechselt. Der tümer an ihrem Einspruch fest. neue Landrat weiß noch nicht, welche Kräfte man weckt, Im Januar 1968 verhandelt die obere Naturschutzbehörde, wenn ernsthaft Landschaftsschutz betrieben wird. diesmal in der Person des amtierenden Ministers für Er- Durchdrungen von der Überzeugung, daß Landschafts- nährung, Landwirtschaft und Forsten, wiederum mit der schutz etwas Gutes ist und daß man Menschen, wenn man Aktionsgemeinschaft. Es wird vorgeschlagen, den Erlaß der nur richtig vorgeht, für gute Ziele immer gewinnen kann, Ve rordnung im Wege eines „Stillhalteabkommens" zurück- unternimmt er den zweiten Versuch, die fehmarnschen zustellen und nach 2 bis 3 Jahren erneut über Art und Um- Küsten unter Landschaftsschutz zu stellen. Trotz weiterer fang des Landschaftsschutzes in Fehmarn zu sprechen. Der Erinnerungen der oberen Naturschutzbehörde verfährt er Minister sagt zu, diesen Vorschlag unter Hinzuziehung des aber äußerst behutsam. Die Grenzen des Landschafts- Landrats eingehend prüfen zu wollen. Der Landrat hat im schutzgebietes werden mit den Bürgermeistern nach einer Februar und April ds. Jahres erklärt, daß er auf einer um- gemeinsamen Ortsbesichtigung neu festgesetzt. Die Na- gehenden Entscheidung über die dem Ministerium für Er-

47 NATURSCHUTZ-UND 4. Aus alledem möchte ich folgende Erkenntnisse ziehen: LO.NDSCHAFTSSCHUTZGEBIETE a) Das Verfahren und die materiell-rechtlichen Vorausset- zungen für die Unterschutzstellung müßten in einem Ge- - setz geregelt werden, das nicht mehr mit dem Makel des Anspruchs auf staatliche Allmacht behaftet ist. Es muß durch eine neue Gesetzgebung zweifelsfrei klargestellt wer- den, daß die Schutzmaßnahmen sich im Rahmen der grund- gesetzkonformen Sozialbindung des Eigentums bewegen. Hierzu gehört auch, daß der Katalog der Verbote weit- gehend durch das Gesetz selbst fest bestimmt wird und den Naturschutzbehörden lediglich noch überlassen bleibt, lokalbedingte Sonderverbote auszusprechen. b) Wenn die Verbote im wesentlichen vom Gesetzgeber bestimmt werden, erübrigt es sich, dem Bürger das Rechtsmittel des Einspruchs gegen die geplante Land- schaftsschutzverordnung einzuräumen, ein im übrigen unse- rem Rechtssystem fremdes Rechtsmittel. Für die Austragung unterschiedlicher Auffassungen besteht dann nur noch hinsichtlich der Frage, ob ü b e r h a u p t Anlaß besteht, bestimmte Landschaftsteile unter Schutz zu -- stellen, ein Bedürfnis nicht mehr für die Frage, wie der -,------.------Schutz beschaffen sein soll. Ob ein Anlaß für die Unter- Abb. 31 schutzstellung besteht, kann hinreichend im Gespräch zwi- schen der Naturschutzbehörde und den lokalen Verwaltun- nährung, Landwirtschaft und Forsten vorliegenden Ein- gen, den Vertretern der Landwirtschaft sowie anderen Ver- sprüche beharrt. Eine Entscheidung ist bis zum heutigen tretern legitimer Interessen erörtert werden. Das ganze 1 Tage nicht ergangen. Wir haben es mithin in 9 /2 Jahren Verfahren wird dadurch praktikabler. Dem Bürger wird der nicht geschafft, ein Anliegen, für dessen beschleunigte Er- Rechtsschutz nicht beschränkt, da ihm die Möglichkeit ledigung im Sinne der von der unteren Naturschutzbehörde bleibt, sich jederzeit gegen den k o n k r et e n Eingriff getroffenen Zielsetzung alles spricht, zu einem auch nur der Verwaltung in seine Rechtssphäre durch die ihm all- halbwegs befriedigenden Ergebnis zu führen. gemein vorgehaltenen Rechtsmittel zu wehren. 3. Wenn ich meine Darstellung nun noch kurz ergänze c) Es muß geprüft werden, ob die Unterschutzstellung nicht durch die Aufzählung der Gründe, die in den Einsprüchen doch generell eine zur Entschädigung führende Enteignung - man möchte sagen „uniform" - vorgetragen werden, darstellt. Zumindest aber muß die Möglichkeit eröffnet dann lassen sich aus der Schilderung des Verfahrens- werden, im Einzelfall einen enteignungsgleichen Tatbestand ganges und aus den Einspruchsgründen doch einige all- anzuerkennen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß gemeingültige Erkenntnisse gewinnen. heute, wo ganze Landschaftsstriche zu Erholungslandschaf- Mit folgenden Gründen wird die Unterschutzstellung ange- ten ausgebaut werden und der Fremdenverkehr in vielen griffen: landschaftlich strukturierten Kreisen ein immer wesentliche- rer Faktor der Erwerbswirtschaft wird, die Unterschutzstel- Das Naturschutzgesetz verstoße gegen das Grundgesetz. lung zu unzumutbaren Eingriffen in das Nutzungsrecht des Die Unterschutzstellung komme praktisch einer entschä- Eigentümers an seinem Grund und Boden führen kann. digungslosen Enteignung gleich. Wir stehen hier, wie ich meine, vor einem sehr bedeut- Die gebotenen Schutzmaßnahmen seien durch andere samen Problem. Es wird nicht mehr lange währen, dann gesetzliche Bestimmungen hinreichend gedeckt, ein be- werden wir, um dem Erholungsbedürfnis der Großstädter sonderer Landschaftsschutz mithin überflüssig. Genüge geschehen zu lassen, al le Strand- und Küsten- Die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere des Frem- partien, Seeufer und Wälder dem öffentlichen Zugriff denverkehrs, werde gehindert. unterwerfen. Es wird nicht mehr genügen, Verbote aus- Ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete würden die zusprechen, die der E r h a 1t u n g der Landschaft die- Fremden. anziehen und zu einer unerträglichen Belästi- nen. Wir müssen im Interesse der Erholung der Men- gung führen, auch zu Unkosten, z. B. für zusätzliche Ein- schen über diese Landschaft p o s i t i v d i s p o n i e - friedigungen. r e n können. Es kommt hier auf die öffentliche Hand eine unerhörte finanzielle Belastung zu. Ich bin mir des- Durch die vielen Gespräche, die ich auf der Insel geführt sen ganz sicher, daß sie nicht zu umgehen sein wird. habe, ist für mich zweifelsfrei erhellt worden, daß die Land- wirte vornehmlich deswegen zum äußersten Widerstand d) Wir müssen - damit verlasse ich nun vollends den Boden entschlossen sind, weil sie fürchten, infolge der Schutz- gesicherter rechtlicher und tatsächlicher Erkenntnisse und maßnahmen bestimmte Einrichtungen des Fremdenverkehrs begebe mich in den gesellschaftspolitischen Raum - dem auf ihrem Grund und Boden nicht errichten zu dürfen (z. B. Landschaftsschutz eine wesentlich bedeutsamere Rolle ein- Zeltplätze, Verkaufsstände, Wochenendhäuser). Der Voll- räumen, als er bisher im Rahmen der öffentlichen Planung ständigkeit halber sei deshalb noch erwähnt, daß parallel spielen durfte. Mir ist natürlich vollkommen klar, daß der zu dem Verfahren nach dem Naturschutzgesetz Bemühun- Landschaftsschutz nur den Rang einnehmen kann, den wir gen des Kreises gelaufen sind, in einer umfassenden Regio- - d. h. die Allgemeinheit - ihm einzuräumen bereit sind. nalplanung die Standorte für künftige Fremdenverkehrs- Wie weit unten in der Rangordnung, die wir für die Erfül- zentren festzulegen, vor allem die Standorte von Zeltplät- lung öffentlicher Aufgaben au fgestellt haben, er heute noch zen. Es sind während des Verfahrens verschiedene Zelt- eingestuft wird, zeigt mit erschreckender Deutlichkeit die plätze genehmigt worden, die inmitten des vorgesehenen Geschichte des Landschaftsschutzes auf Fehmarn. Landschaftsschutzgebietes liegen. Auch diese p o s i t i - Alle diejenigen, die einzusehen vermögen, wie dringend v e n Fremdenverkehrs f ö r der u n g s maßnahmen des notwendig es ist, unsere Landschaft gesund zu erhalten, Kreises haben nicht zu einer Aufweichung der Fronten ge- sind aufgerufen, sie noch h e m d sä r m e 1i g er zu ver- führt. teidigen, als sie von der anderen Seite angegriffen wird.

48 Erich Lehmkühler und Martin Schwarze

Erholungsplanung für die Insel Fehmarn

Das Institut für Gartenkunst und Landschaftsgestaltung Bei der zu erwartenden Zunahme des Fremdenverkehrs arbeitet seit eineinhalb Jahren an einer Untersuchung mit wird sich die zentralörtliche Bedeutung der Stadt Burg ve r- dem Thema „Entwicklungsforschung erholungswirksamer stärken. Hier sind weitere Wohngebiete ausgewiesen, und Landschaft als Grundlage für Landschaftsaufbaupläne". Er- der Ausbau von Läden und Restaurationsbetrieben soll ge- möglicht wurde diese Arbeit, die im Herbst 1968 abgeschlos- fördert werden. sen sein wird, durch die finanzielle Unterstützung der Stif- Der Wulfener Berg, eine ausgebeutete Sandentnahmestelle, tung Volkswagenwerk. soll zu einem Jugendzentrum mit einer Aufnahmefähigkeit Bisher liegen, außer der Planung der sieben Einzel- von 1500 Personen für verschiedene Gemeinden ausgebaut gemeinden, Pläne der Nord- und Westküste im Maßstab werden. Eine Termin-, Kosten- und Kapazitätsplanung mit 1 : 5000 vor. Die Übersicht 1 : 20 000 zeigt, daß Fehmarn Hilfe der Netzplantechnik liegt vor. einen anderen Erholungscharakter erhalten soll als die Der Gesamtplanung gingen Detailuntersuchungen der übrige Ostseeküste von Timmendorfer Strand bis Großen- sechs Inselgemeinden voraus. Diese Voruntersuchungen der brode. Arbeitsgruppen fanden z. T. Weiterverwendung in der Ge- Der Küstenstreifen bis zu einer Tiefe von 0,5-1,0 km wird samtplanung. Bearbeitungsmaßstab: 1 : 10 000, 1 : 5000. je nach Eignung und Bedarf als Erholungsgebiet aus- Das Vorgehen bei der Analyse und Planung wird am Bei- gewiesen. In ihm liegen die Spiel- und Lagerflächen und spiel der Gemeinde Bannesdorf erläutert. die Campingplätze. An drei Stellen ist der Bau von Bade- Die Gemeinde wurde nach folgenden Kriterien untersucht orten vorgesehen. und diese kartenmäßig festgelegt; dabei wurde als beson- 1. Burgtiefe, dessen Planung von uns nicht mehr zu be- derer Schwerpunkt die Erholungsplanung berücksichtigt. einflussen war, An a 1 y s e n karten : Standort, Übersicht, Einrichtungen, 2. Flügge in der Gemeinde Petersdorf, topographische Gliederung, Bodentypen, Bodenarten, 3. Fährhafen Puttgarden, nach dem Bau einer Brücke über Bodenschätzung, Besitzverhältnisse, genaue Kartierung des den Fehmarnbelt. augenblicklichen Vegetationsbestandes, Klimaangaben, ge- naue Kartierung der Ufer- und Küstenzonen nach Beschaf- ferner sollen die Orte, besonders die küstennahen, zu Feriendörfern ausgebaut werden. Als Schwerpunkte sind fenheit, derzeitiger und möglicher Nutzung. vorgesehen: Altenteil, Flügge, Fehmarnsund, Marienleuchte P 1 a n u n g : Planungsskizzen, Landschaftsplan, Skizzen zur und Westerbergen. Ortsentwicklung.

INSEL FEMARN ÜBERSK:HT P\AMJNG Abb. 32 - ---

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49 Hauptziel dieses Landschaftsplanes ist die Erholungs- soll die natürliche Vegetation erhalten bleiben und nur von planung, da die Gemeinde Bannesdorf nur durch den wenigen gekennzeichneten Wanderwegen und Überwegen Fremdenverkehr bedeutende Veränderungen erfahren wird. unterbrochen werden. Ein neu zu errichtender Landes- Als Erholungsbebiete sind küstennahe, landschaftlich reiz- schutzdeich verläuft südlich bzw. östlich der bestehenden volle, aber landwirtschaftlich weniger wertvolle Gebiete Anpflanzungen als Hügelkette mit einer Minimalhöhe von vorgesehen, die ei nem Sandstrandstreifen oder anderen 4,50 m und sehr flachen Böschungen (1 : 10). abwechslungsreichen Küstenabschnitten zugeordnet sind. Die Erdmassen könnten, falls sich das Bodenmaterial dazu Als Entwicklungsbild für den Aufbau der Landschaft wird eignet, bei einer Ordnung der Teiche gewonnen werden. für die Zukunft neben der zu erhaltenden und zu verstär- Die Landseite des Deiches trägt eine Bepflanzung, die kenden Eingrünung der Ortslagen ein System von Baum- gleichzeitig erster Windschutzstreifen sein soll. Auf dem und Strauchreihen in Ost-Westverlauf als Ersatz für die folgenden breiten Erholungsband sind Spiel- und Liege- augenblickliche rückläufige Gliederung von Knicks vor- flächen, Wanderwege und Campingplätze, Boots- und geschlagen. Gleichzeitig sollten bestimmte Mergelkuhlen- Badeplätze ausgewiesen. Die zur Zeit unmittelbar am züge verstärkt bepflanzt und unter Schutz gestellt werden. Strand liegenden Ze ltplätze müssen zurückverlegt werden. Fü r die weitere Entwicklung der Ortslagen wurde für jeden Die Trennung zwischen Erholungszone mit geringer land- Ort ein Schema entwickelt, das neben einer Verdichtung wirtschaftlicher Nutzung und der landwirtschaftlichen Nutz- des Dorfes und Freihaltung des alten Dorfangers weit- zone (Ackerland) bildet die Autoaufenthaltsstraße, der gehend von der Lage zur Landschaft und der Eingrünung Parkplätze zugeordnet sind. Die Straße ist so geführt, daß ausgeht. alle interessanten Küstenpunkte durch sie erschlossen werden. Vorstellungen für die Ausgestaltung des Landschaftsbildes im Innern der Insel zeigt eine Arbeit, die neben einer ge- Die Dauerwohnplätze liegen in den Orten inmitten der Fel- nauen Kartierung des Pflanzenbestandes als den bestehen- der, die ein großmaschiges Wegesystem zum Wandern an- den Elementen ein Landschaftsbild mit Alleen, Baumreihen, bieten. Durch Herausnahme von Durchgangsstraßen aus den Baum- und Strauchhecken, Baumgruppen aufbaut, um die Orten ist für die nötige Ruhe gesorgt. Möglichkeit der Erholung mit Wandern und Vereinzeln auch Um aber auch am Strand verdünnte Zonen zu schaffen und im Innern der Insel zu verstärken. besonders empfi ndliche Gebiete in Bezug auf Flora und Im Gegensatz zu dieser sehr differenzierten und räumlich Fauna zu schützen, sind folgende schützenswerte Gebiete kleingliedrigen Pflanzung sieht die Gesamtplanung neben ausgewiesen: der verstärkten Eingrünung der Ortslagen nur eine Baum- 1. Grüner Brink (bestehendes Naturschutzgebiet), und Strauchbepflanzung der Mergelkuhlen vor. 2. Salzenseen, Westermarkelsdorfer Huk, 3. Kopendorfer See, Nordküste und Westküste 4. Krumm Steert Da diese Küstenbereiche durch Binnenseen mit natürlicher Vegetation besonders interessant, durch den Fremdenver- Überblick über die Insel Fehmarn zur Verdeutlichung der kehr aber auch stark bedroht sind, wird eine Ordnung die- Planung ser Gebiete vorgeschlagen, die sowohl dem Erholungs- suchenden als auch der vorhandenen Vegetation Rechnung Lage und Größe trägt. Entfernung von Hamburg 140 km Auf dem Sandstrand kann gelagert und gespielt werden. Entfernung von Kopenhagen 160 km Auf den anschließenden Strandwällen im Deichvorgelände Die Vogelfluglinie fü hrt über die Insel

Abb. 33 \. ..

BURG ER Größe 185 km' Entwicklungsforschung erholungswirksamer Landschaft als Länge der Küstenlinie 70 km Grundlage für Landschaftsaufbaupläne Verhältnis von Steilküste zu Flachküste 1 : 2 Durch den ständig steigenden Bedarf an Erholungsmöglich- 40 Ortschaften mit ca. 8000 Einwohnern keiten drohen die Reste natu rgemäßer Landschaften und Stadt Burg mit ca. 5000 Einwohnern Landschaftsteile in ihrer besonders erholungswirksamen Höhen Natürlichkeit zerstört zu werden. Die weithin flache Insel erreicht mit 26 m im östlichen Teil Vor allem betroffen sind Ufer der Seen und Flüsse sowie ihren höchsten Punkt. Auf Grund dieser geringen Boden- die Küsten des Meeres, weil sie als erholungswirksam am modellierung liegen die Reize der Insel im Wechselspiel meisten gesucht werden. zwischen Wasser und Land. Es ist daher von allgemeiner volkswirtschaftlicher Bedeu- tung, Mittel zu entwickeln, die Bäche und Teiche 1. die erholungswirksame Naturhaftigkeit solcher Gebiete Die zahlreichen Binnenseen, deren Entwicklung in Ver- nachhaltig bewahren, bindung mit den Strandwällen auf Spezialkarten dargestellt ist, bilden im Norden und Westen besonders abwechslungs- 2. die Ausnutzungskapazität für ein optimales Erholungs- reiche Küstenstreifen. wesen fördern. Hierzu bedarf es umfassender Untersuchungen geeigneter Wasser 1 ö c her {Mergelkuhlen, Sölle) Gebiete ausreichender Größenordnung {nicht unter 50 km Seit 1810 wurde der kalkhaltige Geschiebemerkgel {ca. Längenausdehnung) einschließlich der Einflußbereiche aus 50 cm unter Oberkante Boden anstehend) mit der Sturz- dem Hinterland. karre auf die Äcker verteilt. Beginn der künstlichen Dün- Diese Untersuchungen müssen sich erstrecken gung. 1. auf Erholungswirksamkeit und Erhaltung des natürlichen Bodenarten Charakters der Landschaft, Wir finden auf Fehmarn schwere, fruchtbare Böden {wasser- 2. auf Versorgung der erholungsuchenden Bevöl kerung in beeinflußt) mit Bodenwerten nach der Reichsbodenschät- der Nähe der erholungswirksamen Gebiete, zung von 70-80. 3. auf Lenkung und Förderung des fließenden und ruhen- Hauptanbauart: Getreide. den Erholungsverkehrs, insbesondere mit Kraftfahr- zeugen, H e c k e n {Knicks) 4. auf Erhaltung und Förderung der gebietseigenen Wirt- Sie wurden während der Verkoppelung der Gemeinschafts- schaft, gegebenenfalls deren Umstrukturierung. flächen als Viehzäune angelegt. Die Untersuchungen sollen zu planmäßigen Entwicklungs- Potentielle Vegetation: vorsch lägen an einem Beispielsgebiet führen, welche für a) feuchtes Querco-carpinetum {Eichenhainbuchenwald) andere Ufer- und Küstenlandschaften allgemeingültige b) Dünen- und Küstenvegetation auf den Strandwällen Grundlagen geben können . c) Teilvegetation. Als Beispielsobjekt ist die Insel Fehmarn ausgewählt, welche durch Ausbau der „Vogelfluglinie" der Erholungs- Straßen spekulation zum Opfer zu fallen droht. Sie ist mit 69 km Viele Straßen sind aus landwirtschaftlichen Wirtschafts- Küstenlängen und einem Hinterland von 185 km groß ge- wegen entstanden. Ein Straßenkreuz bildet zur Zeit die nug, um der nötigen Differenzierung des Erholungswesens Haupterschließung. allen Raum zu bieten.

Abb. 33

...

. Untersuchungsprogramm: 2.3 Wirksamkeit der vegetationswirtschaftlichen und ge- werblichen Grundlagen, einschließlich Lagerstätten- 1.0 Zusammenstellung zustandkennzeichnender Daten und abbau. Karlierungen 2.4 Wirksamkeit der Versorgung und Entsorgung (Wasser, 1.1 Topographie, Vegetation, Boden, Klima, Wasserver- Müll usw.). hältnisse. 2.5 Entwicklungsmöglichkeiten der Ortschaften. 1.2 Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftsverhältnisse, 2.6 Optimale Aufnahmefähigkeit für Erholungsgäste, Stand- Siedlung. ortgunst für Erholungseinrichtungen. 1.3 Versorgungs- und Verkehrssituation, Sozialverhältnisse. 2.7 Bedingungen für die Verkehrserschließung, Wirtschafts- 1.4 Planungsvorstellungen des Landes, der Gemeinden, Fachstellen. verkehr, Erholungsverkehr. 1.5 Schutzzonen, Küstenschutz, Trinkwasser, Naturschutz 3.0 Zusammenfassen der Ergebnisse als Beispielsplanung usw. 3.1 Neuordnungsübersicht und Einzugsbereiche etwa 2.0 Auswerten der zustandkennzeichnenden Daten und Kar- 1 : 25 000. tierungen 3.2 Landschaftsentwicklung der Teilgebiete 1 : 5000 bis 2.1 Überprüfen der Schutzzonen auf nachhaltige Wirkung. 1 :10000. 2.2 Untersuchung der erholungswirksamen Reize verschie- 3.3 Musterobjekte des engeren Problembereiches der Er- dener Standorte. holungsgebietsplanung etwa 1 : 1000 (etwa 5 Beispiele).

Abb. 34: Jugendzen trum W ulfener Berg Abb. 35: Blick vom Wulfener Hals a u f den Bu rger Binnensee. Im Vordergrund eine aufgelassene Sandgrub e

52 Ulrich Sc h u 1z

Erholungszentrum Weißenhäuser Strand - Planung zwischen zwei Naturschutzgebieten -

Diese letzte Station auf der Besichtigungsfahrt der Ratsmit- Der von Steilufern flankierte 4,5 km lange Küstenabschnitt glieder entlang der Küstenabschnitte des Landkreises des Oldenburger Grabens zeichnet sich durch einen sehr Oldenburg gibt die Möglichkeit, am Beispiel der hier gege- guten Badestrand aus, dem ein breiter Dünengürtel vor- benen landschaftlichen Situation die vielfältigen Probleme gelagert ist. Diese für Ost-Holstein als landschaftliche Be- des Fremdenverkehrs exemplarisch und zusammenfassend sonderheit zu bezeichnende Dü nenlandschaft {.Weißenhäu- darzustellen. ser Brök) steht ebenso unter Naturschutz wie der weiter landeinwärts liegende „.Wesseker See". Die Berechtigung, abgelöst vom gemeindlichen und privaten Interesse, das Problem des Fremdenverkehrs aus der Sicht Es ist verständlich, daß anfänglich starke Bedenken seitens des Landkreises Oldenburg zu erörtern, ergibt sich schon der Landesplanung und der oberen Naturschutzbehörde allein aus dem Umstand, daß von den ehemals im Reichs- beim Minister für Landwirtschaft und Forsten dagegen gel- gebiet liegenden 1600 km Ostseeküste noch 360 km im tend gemacht wu rden, diese kostbaren Naturresourcen für Bundesgebiet verblieben sind und der Landkreis Oldenburg den Fremdenverkehr freizugeben, jedoch hat die Gemeinde für 175 km verantwortlich ist, und zwar als .Wangels innerhalb der letzten Jahre nachgewiesen, daß, wen n sie nicht die Planung intensiv ergreift, gerade die a) Baugenehmigungsbehörde ; Gefahr einer unvermeidlichen Devastierung nicht aufzuhal- b) Untere Naturschutzbehörde; ten wäre, da dieser Küstenabschnitt bereits jetzt, unab- c) .Wasserbehörde ; hängig von den Campingplatzgästen, in der Saison von bis d) Aufsichtsbehörde für die Deich- und Unterhaltungsver- zu 12000 Tagesbesuchern bevölkert wird, und sowohl die bände; Gemeinde wie der Grundeigentümer nich t in die Lage ver- setzt sind, allein die dringend erforderlichen Sicherungs- e) Ordnungsbehörde für das Campingplatzwesen; maßnahmen, die erhebliche finanzielle Aufwendungen er- f) Verkehrsbehörde. fordern, durchzuführen. g) Da von den 39 Städten und Gemeinden des Kreis- gebietes 19 an den Küsten liegen, stellt dieser Umstand Die Gemeinde gab daraufhin, im Einverständnis mit der ein kommunalaufsichtliches Problem besonderer Art dar. Landesplanung und der oberen Naturschutzbehörde, bei Professor Matter n , dem Ordinarius für Gartenkunst Der Landkreis Oldenburg ist, verursacht durch den Verlust und Landschaftsgestaltung an der Landbaufakultät der der ostdeutschen Küstenabschnitte, überfallartig mit dem Techn ischen Universität Berlin, ein Gutachten darüber in Problem des Fremdenverkehrs konfrontiert worden. Dies Auftrag, in welcher Form die Erstellung eines Feriengebietes wird deutlich an folgenden Zahlen. Die Übernachtungszahl mit den landschaftlichen Gegebenheiten , hier insbesondere von den angrenzenden Naturschutzgebieten, in Einklang zu brin- 18 Küstengemeinden des Landkreises gen sei. Hierbei galt als Vo raussetzung, daß die Anzahl der zu errichtenden festen .Wohnungseinheiten so zu be- betrug 1960 noch 2 935 000 messen sei, daß die Finanzierung der notwendigen Kur- jedoch bereits 1967 5 416 000 und Versorgungseinrichtungen gesichert ist und au ßerdem die Gesamtübernachtungszahlen für den genügend Mittel aufgebracht werden können zum Schutz Küstenabschnitt Travemünde, Timmendorfer und zur ständigen Pflege der Freiflächen innerhalb und Strand mit Niendorf, Haffkrug-Scharbeutz außerh alb des eigentlichen Baugebietes, für den Schutz betrugen im Vergleich hierzu im Jahre 1967 2 600 000 der Naturschutzgebiete und für den Küstenschutz des durch die .Witterungseinflüsse und den Badebetrieb ständ ig ge- In dieser letztgenannten Zahl sind ca. 330 000 Camping- fährdeten seeseitigen Dünenfußes. platzübernachtungen enthalten, während im Landkreis Ol- denburg 1967 die siebenfache Campingplatzübern ach- Die Untersuchungen von Professor M a t t e r n führten zu tungszahl registriert wurde, nämlich 2 200 000. dem Ergebnis, daß die Durchführung des notwendigen Bau- programms auf dem bisher der Gemeinde im Flächen- Stehen, wie die Bereisung ergeben haben dürfte, der Land- nutzungsplan zugebilligten Baugebiet von 5 ha zu einer in kreis und die Gemeinden schon zur Zeit vor kaum zu be- vielerlei Hinsicht unbefriedigenden Lösung führen muß. wältigenden Aufgaben, so ist nicht abzusehen, wie sich die Diese Fläche betrug 5 ha und lag in einem durch eine Ver- Voraussage des „ PROGNOS"-Gutachtens, nämlich die zu kehrsstraße begrenzten, sehr unglücklichen Zuschnitt, un- erwartende Verdoppelung des Fremdenverkehrs in Schles- mittelbar neben einem bestehenden Campingplatz mit einer wig-Holstein bis zum Jahre 1980, auswirken wird. genehmigten Tageshöchstbelegungszahl von 2600 Per- sonen. Da bereits zur Zeit die bestehenden Bäder ihre Strand- kapazität bis an eine kaum noch erträgliche Grenze ausge- Die Erstellung der notwendigen zentralen Einrichtungen, schöpft haben, bleibt als einziger Ausweg, den Erholung- wie Versorgungsbauten (Läden und Restaurant) und Kur- suchenden neue Küstenabsch nitte anzubieten und dieselben an lagen (Kurmittel, Kindergarten, Lesehalle, beheiztes Frei- so zu planen, daß nicht ähnliche Devastierungen entstehen, schwimmbad, Spiel- und Kurpark}, ist im Hinblick auf die wie sie auf dieser Bereisung festgestellt werden mußten. .Wirtschaftlichkeit (Geschäftslage und laufende Betriebs- Neben den im laufe dieser Bereisung besichtigten Strand- kosten der Kuranlagen) abhängig von einer Mindestanzahl abschnitten der nördlichen Seeniederung Fehmarns, den von .Wohnungseinheiten {.WE) für die Badneugründung Badneugründungen Burgtiefe, Petersdorf, Großenbrode und .Weißenhäuser Strand mit insgesamt 750 .WE (450 Eigen- Heiligenhafen, verfügt gerade die Großgemeinde .Wangels tu mswohnungen, 70 .Wochenendhäuser, 230 gewerblich zu mit ihrem Küstenabschnitt des .Weißenhäuser Strandes in vermietende Apartments und Hotelunterkünfte) an der unte- der Hohwachter Bucht über ein in vielerlei Hinsicht für den ren Grenze der vertretbaren Rentabilität kalkuliert. Bringt Erholungsbetrieb hervorragend geeignetes Gelände. man hierzu in Vergleich die Neugründungsprojekte in

53 Heiligenhafen mit inzwischen ca. 2000 WE und Burgtiefe Grundeigentümers, des Grafen Platen zu H a 11 e r - mit ca. 1300 WE, so wird erkennbar, daß hier in einem, in m und t , in ernsthaften Verhandlungen mit potenten Bau- bezug auf die empfindlichen landschaftlichen Gegeben- trägergesellschaften über die Verwirklichung des gesamten heiten, verantwortungsbewußten und bescheidenen Rah- Projektes. Die Gemeinde beabsichtigt jedoch, auch wäh- men geplant wurde. rend und nach dem Aufbau und der Erstellung der Gesamt- anlage ihren Einfluß wirksam bleiben zu lassen, und zwar Professor Matter n wies in seiner Untersuchung nach, durch die von ihr angestrebte Majorität in einer Kurmittel- daß die Folgen der Errichtung dieses notwendigen Bau- betriebs-GmbH, deren Erträge vor allem auch für die· Unter- programms auf der Fläche von 5 ha eine Bruttoausnutzung haltung und Pflege des zur See vorgelagerten Natur- von 1,5 Geschoßflächenzahl gleichgekommen wäre und schutzgebietes und des Badestrandes Verwendung finden ohne eine die Landschaft erheblich störende Vielgeschos- sollen. Es ist darüber hinaus daran gedacht, auch die pri- sigkeit nicht hätte durchgeführt werden können. Im Gut- vaten Freiflächen über eine Hausverwaltung nach dem achten wurden daher einige Forderungen aufgestellt und in Wohnungseigentumsgesetz zentral pflegen und unterhalten einer Baustruktur-, Pflanzungs- und Freiflächenplanung zu lassen. näher erläutert. Die abschreckenden Beispiele der während dieser Berei- 1. Erweiterung der Planungsfläche von 5 auf 20 ha in An- sung besichtigten Devastierungen von noch vor Jahren ähn- lehnung an bestehende natürliche Gegebenheiten (rück- lich unberührten Landschaftsteilen (hier vor allem am Len- wärtige und seitliche Baum- bzw. Waldkulisse, seewärts ster Strand in Grömitz) werden im Hinblick auf die für die neuer Landesschutzdeich). Zukunft ansteigende Rivalität der Ostseebäder um die in 2. Unter Beibehaltung des Bauprogramms Beschränkung ihrem Qualitätsbewußtsein von Saison zu Saison sich dif- der Anzahl der Vollgeschosse bis auf wenige Ausnahmen ferenzierende Masse der Erholungsuchenden eine ständige auf 3, in der Mehrzahl 1-2, so daß die vorgeschlagene Mahnung sein. Durchgrünung des Baugebietes voll wirksam werden kann. Es muß besonders betont werden, daß sich die Gemeinde 3. Höchstausnutzung des Nettobaulandes mit einer Ge- Wangels, im Gegensatz zu einer Vielzahl anderer Bäder- schoßflächenzahl (GFZ) von 0,7 und einer Grundflächen- gemeinden, der landschaftlichen Qualitäten ihres Ge- zahl (GRZ) von 0,4. Zusätzliche Einplanung eines Spiel- und meindegebietes als ein Kapital für den Fremdenverkehr Kurparkes von ca. 2 ha in der Mitte des Planungsgebietes sehr wohl bewußt ist und, um einen Ausdruck des dieser als optische Freiflächenverbindung "zwischen beiden Natur- Planung gegenüber sehr aufgeschlossenen und fördernd schutzgebieten. tätigen Herrn Dr. Lu x bei der oberen Naturschutzbehörde 4. Neugliederung des benachbarten Campingplatzes (16 ha) zu verwenden, die Naturschutzgebiete nicht als eine Last, mit bepflanzten Erdwällen mit dem Ziel, den Windschutz sondern als ein „Wertsiegel" für ihr künftiges Bad empfin- zu erhöhen, die Pflanzung zu schützen und in Verbindung det. mit einem besonderen Pflanzstreifen einen akustischen Doch letztlich ist auch eine Gemeinde durch eine solche Schutz zum benachbarten Schießplatz zu gewährleisten. ihre finanzielle und ihre Verwaltungskraft weit überstei- 5. Vorschlag einer Struktur des anzupflanzenden Groß- gende Aufgabe überfordert. Es liegt mir daran, aus meiner grüns für den Gesamtbereich, einschließlich der künftigen jahrelangen Erfahrung mit den vielfältigen Problemen der privaten Freiflächen, und rechtliche Sicherheit über die Bädergemeinden einer weit verbreiteten Voreingenommen- Pflege und Erhaltung der Bepflanzung. heit entgegenzutreten, die darin besteht, daß dieses Pro- blem vornehmlich unter dem Aspekt des privaten Inter- 6. Durchführung der bereits begonnenen Sicherung der esses und dem Bestreben, die Finanzkraft der betreffenden Deichübergänge und Anlegung von Wanderwegen zum Gemeinden zu erhöhen, gesehen wird. Ich bin vielmehr der Badestrand durch Bohlenbelag und deren Einpflanzung. Auffassung, daß dem Gesichtspunkt mehr Geltung ver- Auf der Grundlage dieses Gutachtens entwickelte Professor schafft werden müßte, daß den Gemeinden keine Wahl mehr M a t t e r n , gemeinsam mit dem Ortsplaner der Ge- bleibt, ob sie am Fremdenverkehr partizipieren wollen oder meinde Wangels, Dipl.-Ing. B r ü g g e, einen rechtsver- nicht, sondern der zunehmende Druck sie zwingt, Maßnah- bindlichen Bebauungsplan, der die Zustimmung aller Trä- men zu erg reifen, um mit dem von ihnen kaum initiierten ger öffentlicher Belange, hier insbesondere die der Landes- Problem fertig zu werden. Jedoch bedürfen sie mehr als bisher hierzu der aktiven Unterstützung als der mißgünsti- planung, der höheren Naturschutzbehörde und der Wasser- wirtschaft, gefunden hat. gen Toleranz aller Beteiligten. Das Land Schleswig-Hol- stein sollte sich meines Erachtens mehr als bisher dessen Die Gemeinde Wangels hat sich in Achtung gebietendem bewußt sein, daß es eine Verpflichtung ist, die Bevölke- ernsthaftem Bemühen die Empfehlungen des Landschafts- rung aus den Ballungszentren der Länder, die durch den gestalters zu eigen gemacht und befindet sich zur Zeit mit Steuerausgleich dieses Land am Leben erhalten, an ihren Billigung des diese Bestrebungen sehr unterstützenden Küsten als Gäste zu empfangen.

54 Anschriften der Autoren

Dr. H. Ca r s t e n s e n Regierungsdirektor Dr. H. M er t e n 2301 Raisdorf, Danziger Straße 4 In nenministerium des Landes Schleswig-Holstein 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg Ministerialrat Dr. K. W. Ch r ist e n s e n Ministerium fü r Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein - Fremdenverkehrsreferat - Oberregierungsbau rat W. Rod 1 o f f 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig-Halstein Regierungsbaurat J . Fe n s k e 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg Kreisoberbaurat U. S c h u J z 3000 Hannover, Kühnstraße 14/2 Ltd. Ministerialrat Dr. G. K e i 1 Innenmin is terium des Landes Schleswig-Holstein 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg Dipl.-Gärtner M. S c h w a r z e Institut für Landschaftsbau und Gartenkunst Landesforstmeister E. K i r c h n e r der Technischen Universität Berlin Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 1000 Berlin, Franklinstraße 29 des La ndes Schleswig-Holstein 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg Staatsminister a. D. Prof. Dr. E. St e i n Dipl.-Gärtner E. L e h m k ü h 1e r Richter am Bundesverfassungsgericht Institut für Landschaftsbau und Gartenkunst 7570 Baden-Baden, Bismarckstraße 5 der Technischen Uni versität Berl in 1000 Berlin, Franklinstraße29 Reg.-Landwirtschaftsrat Dr. H. Lux Regierungsbaurat Dr. A. M e n k e Ministerium für Ernährung, Landwirtscha ft und Forsten Innenministerium des La ndes Schleswig-Holstein des Landes Schleswig-Holstein 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg 2300 Kiel, Düsternbrooker Weg

Bildnachweis

Lichtb ilder:

Abb.: 16, 21, 22, 23 Dr. Erz Abb. 20 Landesforstmeister E. Kirchner Abb.: 1, 2, 3, 4, 17 Landesbildstelle Schleswig-Holstein Abb.: 8 Bildarchiv der Kreisverwaltung Flensburg Abb.: 5, 6, 7, 19, 30, 34, 35 Prof. Dr. Gerhard Olschowy Abb.: 12, 13, 14, 15 Oberreg.-Baurat W. Rodloff Abb.: 25 Verlag Ferdinand Lagerbauer, Hamburg

Kart e n und Plän e:

Abb.: 26, 27, 28, 29 Klaus-Dieter Bendfeldt Abb.: 31, 32, 33 Institut für Landschaftsbau und Gartenkunst der TU Berlin Abb. : 9, 24 K. Bürger (nach Verlagen des Innenministeriums Schleswig-Holstein) Abb.: 10, 12, 18 Oberreg.-Baurat W. Rodloff

55 Gesamtverzeichnis

für die Hefte Nr. 1-11 der Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege

Heft Nr. 1 Straßenplanung und Rheinuferlandschaft im Rheingau September 1964 Gutachten von Prof. Dr.-lng. E. Gassner

Heft Nr. 2 Landespflege und Braunkohlentagebau Oktober 1964 Rheinisches Braunkohlengebiet

Heft Nr. 3 Bodenseelandschaft und Hochrheinschiffahrt März 1965 mit einer Denksch rift von Prof. Erich Kühn

Heft Nr. 4 Landespflege und Hoher Meißner Juli 1965

Heft Nr. 5 Landespflege und Gewässer Dezember 1965 mit der „Grünen Charta von der Mainau"

Heft Nr. 6 Naturschutzgebiet Nord-Sylt Juni 1966 mit einem Gutachten der Bundesanstalt für Vegetationskunde, Naturschutz und Landschaftspflege, Bad Godesberg

Heft Nr. 7 Landschaft und Moselausbau Dezember 1966

Heft Nr. 8 Rechtsfragen der Landespflege Juni 1967 mit „ Leitsätzen für gesetzliche Maßnahmen auf dem Gebiet der Landespflege"

Heft Nr. 9 Landschaftspflege an Verkehrsstraßen März 1968 mit Empfehlungen über „Bäume an Verkehrsstraßen"

Heft Nr. 10 Landespflege am Oberrhein Oktober 1968

Heft Nr. 11 Landschaft und Erholung September 1969

Die Hefte 2, 3, 6, 7 und 8 sind vergriffen.

Auslieferung: Buch- und Verlagsdruckerei Ludw. Leopold KG 53 Bonn 1, Postfach

56 DEUTSCHER RAT FÜR LANDESPFLEGE

Schirmherr: Bundespräsident Dr. Dr. Gustav Heinemann

Ehrenmitglied: Bundespräsident a. D. Dr. h. c. Heinrich Lübke

Mitglieder: Graf Lennart Bernadotte, Schloß Mainau - Sprecher des Rates

Prof. Dr. Konrad Bu chwald, Hannover

Staatssekretär a. D. Prof. Dr. Werner Ernst, Münster

Staatsminister a. D. Joseph P. Franken, Bad Godesberg

Bauassessor Dr.-lng. E. h. Hans Werner Koenig, Essen

Prof. Erich Kühn, Aachen

Prof. Dr. Gerhard Olschowy, Bonn - Geschäftsführer des Rates

Prof. Dr. Helmut Schelsky, Münster

Staatsminister a. D. Dr. Otto Schmidt, Wuppertal-Elberfeld

Regierungspräsident a. D. Hubert Schmitt-Degenhardt, Aachen

Staatssekretär i. R. Dr. Dr. h. c. Theodor Sonnemann, Bonn

Prof. Dr. Julius Speer, Bad Godesberg

Staatsminister a. D. Prof. Dr. Erwin Stein, Baden-Baden

Dr. h. c. Alfred Toepfer, Hamburg

Prof. Dr. phil. Dr. med. Rudolf Wegmann, Maxhöhe, Starnberger See

Geschäftsstelle: 53 Bonn-Bad Godesberg, Heerstraße 110, Telefon 5 58 51