Eine Folge Von Eem Und 4 Weichsel-Interstadialen in Oerel /Niedersachsen Und Ihr Vegetationsablauf
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11—36 Eiszeitalter u. Gegenwart 36 Hannover 1986 12 Abb., 2 Tab., 2 Taf. Eine Folge von Eem und 4 Weichsel-Interstadialen in Oerel /Niedersachsen und ihr Vegetationsablauf KARL-ERNST BEHRE & UDO LADE *) Geological sections, Eemian, Weichselian interstadials, limnic sediments, peat, sand, pollen diagtams, vegetation, forests, tundra, paleoclimate Northwest Getman Lowlands (Oerel), Lower Saxony TK 25: Nr. 2520 Kurzfassung: An dem Interstadialvorkommen von Oerel [A Sequence of Eemian and 4 Weichselian Interstadials in im niedersächsischen Tiefland wurden umfangreiche geolo Oerel/Niedersachsen (West Germany) and their Vegetation] gische und vegetationsgeschichtliche Untersuchungen durchgeführt. Die Lokalität liegt in einet buchtförmigen Abstract: Extensive investigations into geology and vegeta- Niederung am Osthang der Eisrandlage Lamstedtet Staffel tional histoty of the Weichselian intelstadial site of Oerel in (Drenthe-2-Vorstoß der Saale-Kaltzeit). Sondierungen und the lowland of Niedersachsen (W. Germany) were carried Bohrungen ergaben ein ausgedehntes Eem-Vorkommen und out. The locality is situated in the eastern hinterland of the darüber bis zu 4 durch Sande getrennte Weichsel-Intersta Lamstedtet Staffel motaines (Dtenthe-2-advance of the diale, die flächig ausgebildet sind. In det Umgebung des Saale-glaciation). Numerous borings showed a wide Eemian pollenanalytisch bearbeiteten Standardprofils OE 61 verlief interglacial layer and on top of it up to 4 organic layers of die Entwicklung wie folgt: An det Basis liegen wahrschein Weichselian interstadials, sepatated from each other by lich eistet- sowie saalezeitliche Bildungen. Das Eem beginnt sand. At the site of the standard profile OE 61, the develop mit Abschnitt IV und ist bis VI limnisch, anschließend bis ment took place as follows: the basal layers are represented EVII sowie teilweise im Abschnitt WF I des Weichselfrüh- by glacial deposits of probably Elstetian and Saalian age. The glazials als Torf ausgebildet. In den verschiedenen Stadialen Eemian statts with a limnic phase from zone IV to VI which wurde überwiegend reiner Sand abgelagert, dem Brörup- is followed by peat until zone WF I of the Early Weichselian. und Odderade-Interstadial gehen jedoch noch längere lim- During the stadials mainly pure sands were deposited, the nische Phasen voraus. Beide Interstadiale sind ebenso wie die Brörup- and Oddetade-interstadials, however, are preceded jüngeren Interstadiale Oerel und Glinde als Torf ausgebil by limnic phases. Both interstadials as well as the younger det. Die organogene Schichtenfolge im Beieich von OE 61 intetstadials Oerel and Glinde are developed as peat layers. wird wie folgt eingeotdnet bzw. neu benannt: The organic sequence in the area of OE 61 was correlated or new described as follows: Glinde-Interstadial Oerel-Interstadial Glinde-interstadial Odderade-Interstadial Oerel-intetstadial Brörup-Interstadial Odderade-intetstadial Eem-Interglazial Brörup-interstadial Eem-intetglacial Nach den pollenanalytischen Untetsuchungen ist das Eem notmal ausgebildet; Brörup und Oddetade stellen zwei The pollen diagtams show a notmal development of the gtoße bewaldete Interstadiale dar. Oerel und Glinde waren Eemian vegetation; Biötup and Odderade represent two waldfrei mit Sttauchtundra und gehören dem frühen great forested intetstadials. Oerel and Glinde were tteeless Weichsel-Pleniglazial an, liegen also vor den niederländi with shrub-tundra and were pans of the eatly pleniglacial schen pleniglazialen Intelstadialen. Vielleicht reicht das of the Weichselian, i. e. they have to be placed befote the Glinde noch in den Beginn des Moetshoofd-Komplexes. pleniglacial interstadials of the Netherlands. The Glinde may perhaps be placed at the beginning of the Moetshoofd- complex. *) Anschrift der Autoren: Prof. Dr. K.-E. BEHRE, Nieder sächsisches Landesinstitut für Marschen- und Wurtenfor- schung, Viktoriastt. 26/28, D—2940 Wilhelmshaven. — Dr. U. LADE, Prozeßmoorweg 13, D — 2174 Hechthausen- Bornberg. 12 KARL-ERNST BEHRE & UDO LADE Inhalt SCHNEEKLOTH das vorhandene Material so weit wie möglich ergänzt und publiziert (SELLE & SCHNEE 1. Einleitung 12 KLOTH 1965, SCHNEEKLOTH 1966). Dabei wurden die beiden großen, bewaldeten Interstadiale zeitlich in 2. Geologie und Morphologie 12 das Brörup und Odderade eingeordnet. Wegen der so 2.1. Arbeitsmethodik 12 erlangten Bedeutung, besonders aber wegen des han 2.2. Geologischer Überblick 14 genden Torfes, war eine Neubearbeitung der Lokalität Oerel seit langem wünschenswert. 2.3. Oerel und Umgebung 14 Neue geologische Untersuchungen in Oerel wurden 3. Die Hohlform von Oerel 16 1976 von U. LADE begonnen (publ. 1980), bis 1981 zusammen mit H. HAGEDORN im Rahmen eines DFG 4. Vegetationsablauf und zeitliche Einordnung 23 — geförderten Forschungsprojekts fortgesetzt und bis 4.1. Allgemeines zu den botanischen Unter 1985 von U. LADE abgeschlossen. Dabei wurde außer suchungen 23 dem erwarteten dritten sogar noch ein vierter weich selinterstadialer Torf angetroffen. — Parallel zur geo 4.2. Das Eem-Interglazial und die Grenze logischen übernahm K.-E. BEHRE die vegetations Eem-Weichsel 23 geschichtliche Bearbeitung, von der die Pollendia 4.3. DasBrörup-Inrerstadial 25 gramme hier vorgelegt werden, während über die 4.4. Das Odderade-Interstadial 26 noch laufenden botanischen Makrorestanalysen eben 4.5. Das Oerel-Interstadial 27 so wie über die in Groningen in Arbeit befindlichen l4 4.6. Das Glinde-Interstadial 28 C-Datierungen später berichtet werden wird. 4.7. Zur zeitlichen Einordnung der Inter Bei der technischen Durchführung unserer Arbeiten stadiale Oerel und Glinde nach dem erfuhren wir vielerlei Unterstützung. So wurde mit Vegetationsbild 30 Hilfe des Niedersächsischen Landesamtes für Boden forschung, Hannover, im Rahmen des vom BMFT ge 5. Diskussion 31 förderten Vorhabens RG 81021 „Aufsuchung und Untersuchung von Schwermineral-Anreicherungen im 6. Schriftenverzeichnis 34 Gebiet zwischen Cuxhaven und Bremerhaven" eine kombinierte Spül-Schlauchkern-Bohrung bis auf 51,0 m Tiefe abgeteuft. Die Laborarbeiten erledigten 1. Einleitung Frau M. NÜSSEN und Frau E. SCHULZ, während die Zeichnungen von den Herren S. HAUPT und W. WlS- Unsere Kenntnisse über den Ablauf und den klimati SELINCK, alle Wilhelmshaven, erstellt wurden. Ihnen schen Charakter der jüngsten, der Weichsel-Kaltzeit allen gilt unser Dank. haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, aber auch neue Probleme aufgeworfen. Im Hilfreiche wissenschaftliche Diskussionen zum Thema norddeutsch-niederländischen Tiefland sind an ver wurden mir den Herren Priv.-Doz. Dr. E. GRÜGER, schiedenen Stellen wichtige Vorkommen von Weich Göttingen, Prof. Dr. H. HAGEDORN, Würzburg, und sel-Interstadialen entdeckt und bearbeitet worden. Dr. B. MENKE, Kiel, geführt. Deren Ergebnisse liefern eine Grundvorstellung Schließlich bedanken wir uns bei allen Oereler zur Entwicklung von Klima und Vegetation. Eine grö Grundstückseigentümern, auf deren Gelände wir ßere Bedeutung für diese Thematik erlangten inzwi unsere Sondierungen und Bohrungen abteufen durf schen einige lang durchlaufende Profile aus dem süd ten, wofür oftmals die Hausgärten benutzt werden lichen Mitteleuropa, die große Teile der Weichsel- mußten. (= Würm-) Kaltzeit mit mehreren Interstadialen er faßten; nach entsprechend langen Profilen aus nörd licheren Gebieten wurde seit langem gesucht. 2. Geologie und Morphologie Die Lokalität Oerel, im Elbe-Weser-Dreieck bei Bre 2.1. Arbeitsmethodik mervörde gelegen, ist seit den Untersuchungen SELLES bekannt. Er fand bereits 1940 über dem Eem zwei Ausgehend vom Standort der alten Brunnenbohrung große Interstadiale, die er auf Pollen und Makroreste (SELLE & SCHNEEKLOTH 1965; hier: OE 14) wurden an hin bearbeitete. Im Hangenden dieser Interstadiale 61 verschiedenen Stellen Bodenprofile gewonnen. Sie stieß er auf einen weiteren Torf, von dem jedoch nur wurden fast alle entlang von Profillinien angeordnet 2 Proben untersucht wurden. SEITE verstarb vor (vgl. Abb. 3), mit Oerel (OE) bezeichnet und fortlau Abschluß dieser Arbeiten, aus seinem Nachlaß hat fend numeriert. Meist waren es Schlitzsondierungen, Eine Folge von Eem und 4 Weichsel-Interstadialen in Oerel/Niedersachsen und ihr Vegetationsablauf 13 hinzu kamen verrohrte Bohrungen zur Bergung von gekernt und anschließend bis 51,0 m gespült. Ihre ungestörtem Probenmaterial. Diese wurden meist in Kerne (0: 100 mm) enthielten organogene Ablage Form von kombinierten Spül-Kern-Bohrungen durch rungen von 4 Weichsel-Interstadialen und der Eem- geführt (Probennahme mit Rammkernsonde, Innen- Warmzeit. Die organogene Strecke von OE 61 wurde 0: 22 mm). Sämtlichte Bohr- und Sondierpunkte deshalb als Standardprofil ausgewählt und nach allen wurden anschließend eingemessen und nivelliert. Zu Richtungen hin intensiv bearbeitet. Aus den tieferen sammen mit 4 Baugrundsondierungen für das Gebäu glaziären Schichten stand ausreichendes Material für de der Volksbank (direkt nördlich OE 54 und 58; 3 Feinkiesanalysen zur Verfügung (vgl. Abb. 10). vgl. Abb. 3) standen 65 Profile für die Auswertung zur Verfugung. Zur Ergänzung und um die in ihren Tiefenlagen z. T. stark schwankenden gleichalten organogenen Schich Das wichtigste Profil ist die kombinierte Spül- ten korrelieren zu können, wurden an Mudden und Schlauchkern-Bohrung OE 61 (= WEM 39 des oben Torfen folgender Sondierungen und Bohrungen pol genannten Schwermineral-Forschungsprogrammes). lenanalytische Übersichtsdatiefungen vorgenommen: Sie wurde bis 21,5 m unter Geländeoberfläche