IWF-Jahresbericht 2017

IWF-Jahres- | Inklusives Wachstum fördern bericht 2017 Inklusives Wachstum fördern

Inhalt

Part 1: Part 2: 2 Übersicht 31 Die Arbeit des IWF

Über den IWF ...... 2 Volkswirtschaftliche Überwachung ...... 32 Botschaft der Geschäftsführenden Direktorin ...... 2 Bilaterale Überwachung ...... 33 Die politische Grundsatzarbeit des IWF ...... 4 Multilaterale Überwachung ...... 34 Die zentralen Aufgaben des IWF ...... 5 Politikberatung ...... 38 Daten ...... 42 Schlaglichter – Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft...... 6 Kreditvergabe ...... 46 Herausforderungen des Welthandels ...... 7 Nicht konzessionäre Mittelvergabe ...... 47 Schwankende Produktivität ...... 9 Konzessionäre Mittelvergabe ...... 54 Inklusives Wachstum fördern ...... 11 Programmgestaltung ...... 56 Genderarbeit ...... 13 Vereinbarungen zur Unterstützung der Wirtschaftspolitik .....56 Kapazitätsentwicklung im Bereich Schuldenmanagement .....15 Kapazitätsentwicklung ...... 58 Regional Highlights ...... 18 Höhepunkte: Kapazitätsaufbau im Bereich Fiskalpolitik...... 61 Afrika ...... 18 Höhepunkte: Kapazitätsaufbau im Bereich Geld- Naher Osten und Nordafrika ...... 20 und Finanzsektorpolitik ...... 64 Asien und Pazi kraum ...... 23 Höhepunkte: Kapazitätsaufbau im Bereich Statistik ...... 65 Westliche Hemisphäre ...... 26 Höhepunkte: Kapazitätsaufbau im Bereich Recht ...... 66 Europa ...... 28 Höhepunkte: Ausbildung ...... 67 Kapazitätsentwicklung durch den IWF in Zahlen ...... 68 Partnerschaften für die Kapazitätsentwicklung ...... 70 South Asia Training and Technical Assistance Center ...... 74 Allgemeiner Bewertungsrahmen ...... 74

Kästen Schaubilder 2.1 Fünfjährliche Überprüfung der IWF-Strategie 1.1 Realer Handel und reales BIP, 1960–2016 ...... 8 für die Kapazitätsentwicklung im Jahr 2018 ...... 60 1.2 Produktivitätswachstum nach Ländergruppe, 1990–2016 ...... 10 2.2 Instrumentarium zur Bewertung öffentlicher Haushalte ...... 63 1.3 Fortgeschrittene Volkswirtschaften, 2.3 G20-Vertrag mit Afrika ...... 71 reales Pro-Kopf-Markteinkommen, 1980–2012 ...... 11 3.1 Fortschritte bei der Renovierung von HQ1 ...... 78 1.4 Wachstum und Ungleichheit in einkommensschwachen 3.2 Ausscheidende und neue leitende Mitarbeiter im Portrait ...... 80 Entwicklungsländern, 1996–2013 ...... 12 3.3 Risikosteuerung mit Sicherungsbewertungen ...... 83 1.5 Frauenerwerbsquote und BIP ...... 14 1.6 Saudi-Arabien, Haushaltssaldo, 2010–16 ...... 15 1.7 Uruguay, Verschuldung des öffentlichen Sektors, 2011–16 ...... 16 1.8 Uruguay, Zusammensetzung der Verschuldung des öffentlichen Sektors, 2015 ...... 16 1.9 Exporte und Importe von Afrika südlich der Sahara, nach Partner,1995–2015 ...... 18 1.10 Afrika südlich der Sahara, BIP-Wachstum, 2010–16 ...... 19 1. 11 Kon iktbedingte Änderungen des BIP, Naher Osten und Nordafrika, 1970–2014 ...... 20 1.12 Energiesubventionen, nach Region, 2015 ...... 22 1.13 Durchschnittliche Benzinpreise, nach Region, 2004–16 ...... 22 ii Internationaler Währungsfonds Teil 3: Finanzen, 75 Organisation und Rechenschaftsp icht

Organigramm des IWF ...... 75 Das Geschäftsjahr (GJ) des IWF beginnt jeweils am 1. Mai und endet am 30. April. Haushalt und Einkommen ...... 76 Die in der vorliegenden Publikation zum Ausdruck Einkommensmodell, Gebühren, Vergütung, gebrachten Analysen und politischen Überlegungen Lastenteilung und Nettoertrag ...... 77 sind die der Exekutivdirektoren des IWF. Personalpolitik und Organisation ...... 79 Die Rechnungseinheit des IWF ist das Sonderzie- Rechenschaftsp icht ...... 82 hungsrecht (SZR). Die Umrechnungen der Fi- Independent Evaluation Oce ...... 84 nanzdaten des IWF in US-Dollar stellen lediglich Annäherungswerte dar und sind zur leichteren

Öentlichkeitsarbeit und Einbindung externer Stakeholder ..86 Übersicht Verständlichkeit angegeben. Am 30. April 2017 lag Quoten und Governance ...... 91 der Umrechnungskurs SZR/US$ bei 1 US$ = 0,729382 Sonderziehungsrecht ...... 92 SZR, und der Umrechnungskurs US$/SZR bei 1 SZR Transparenz ...... 93 = US$ 1,37102. Die Umrechnungskurse des Vorjahres (30. April 2016) waren 1 US$ = 0,705552 SZR und 1 SZR = 1,41733 US$. IWF-Exekutivdirektoren (Bild) ...... 94 In der englischen Fassung steht „billion“ für eine Geschäftsführungsteam (Bild) ...... 96 Milliarde (eintausend Millionen) und der Begriff Exekutivdirektoren und ihre Stellvertreter (Liste) ...... 98 „trillion“ für eine Billion (eintausend Milliarden). Leitende Mitarbeiter ...... 100 Geringfügige Abweichungen zwischen den zugrunde liegenden Zahlen und den daraus gebildeten Sum- Anmerkungen ...... 102 men gehen auf das Runden der Zahlen zurück. Akronyme und Abkürzungen ...... 109 Der im vorliegenden Jahresbericht verwendete Begleitschreiben an den Gouverneursrat ...... 110 Begriff „Land“ bezieht sich nicht in allen Fällen auf

ein nach internationalem Recht und Brauch als Staat Arbeit des IWF Die deniertes Hoheitsgebiet. Hier wird dieser Begriff auch für Hoheitsgebiete verwendet, die keine Staaten sind, für die aber statistische Daten auf getrennter und unabhängiger Basis gepegt werden.

Tabellen 1.14 Mexiko, ausländische Direktinvestitionen und Verbindlichkeiten 1.1 Argentinien, reales BIP, Verbraucherpreise, Leistungsbilanz und aus Portfolioinvestitionen, 2007 und 2016 ...... 26 Arbeitslosigkeit, 2016 und Prognose 2017–18 ...... 27 1.15 Reales BIP-Wachstum, Spanien, Italien, Frankreich und 1.2 Albaniens wichtigste Wirtschaftsindikatoren, 2013 und 2016 .....28 Deutschland, 2007–21 ...... 29 2.1 Unter dem Konto für allgemeine Ressourcen gebilligte 2.1 Anzahl der Länder, die Indikatoren zur Finanzstabilität melden, Vereinbarungen im Jahr 2017 mit Ende zum 30. April ...... 47 nach Region, 2009–17 ...... 43 2.2 Konditionen für Kredite aus dem Konto für allgemeine 2.2 Unter dem Konto für allgemeine Ressourcen gebilligte Ressourcen des IWF ...... 50 Finanzen und Organisation Finanzen Vereinbarungen, GJ 2008–17 mit Ende zum 30. April ...... 48 2.3 Konzessionäre Kreditvergabefazilitäten ...... 52 2.3 Ausstehende nicht konzessionäre Mittelvergabe, GJ 2008–17 ..49 2.4 Im Rahmen des Poverty Reduction and Growth Trust gebilligte 2.4 Ausstehende konzessionäre Mittelvergabe, GJ 2008–17 ...... 55 und aufgestockte Vereinbarungen im GJ 2017 ...... 54 2.5 Kostenverteilung der wichtigsten Arbeitsbereiche des IWF, GJ 2017 ..68 2.5 Die Partner des IWF im Bereich Kapazitätsentwicklung ...... 70 2.6 Ausgaben für Kapazitätsentwicklung, GJ 2017 ...... 68 2.6 Regionale IWF-Zentren für den Wissensaustausch ...... 73 2.7 Bereitstellung von Technical Assistance nach Region, GJ 2013–17 ... 68 3.1 Haushalt nach Hauptausgabenkategorien, GJ 2016–19 ...... 76 2.8 Bereitstellung von Technical Assistance nach 3.2 Im Jahresabschluss ausgewiesene Verwaltungsausgaben, Einkommensgruppe, GJ 2013–17 ...... 69 GJ 2017 ...... 77 2.9 Bereitstellung von Technical Assistance nach Thema, GJ 2013–17 .. 69 3.3 Rückstände gegenüber dem IWF von Ländern mit Verbindlichkeiten, 2.10 Teilnahme an ICD-Ausbildung nach Einkommensgruppe, die mindestens sechs Monate überfällig sind, nach Art, GJ 2013–17 ...... 69 Stand 30. April 2017 ...... 79 2.11 Teilnahme an ICD-Ausbildung nach Herkunftsregion, GJ 2013–17 ..70 3.4 Währungsbeträge im SZR-Korb ...... 93

2017 Jahresbericht 1 Über den IWF Botschaft der Geschäftsführenden Direktorin

Der Internationale Währungsfonds Jedes Jahr bringt den Mitgliedern des (IWF) ist eine aus 189 Mitgliedslän- IWF frische Honung und stellt sie dern bestehende globale Organi- vor neue Herausforderungen. Der sation, deren Ziel die Förderung Zeitraum zwischen Mai 2016 und der Gesundheit der Weltwirtschaft ist. Die Arbeit des Fonds unterstützt die April 2017 – unserem Geschäfts- globale Währungszusammenarbeit, jahr 2017 – war keine Ausnahme. die Sicherung der Finanzstabilität, Nach mehreren Jahren mit ent- die Erleichterung des internationalen täuschendem Wachstum nahm Handels, die Förderung der Beschäfti- gung und die Sicherstellung eines nach- die Weltwirtschaft langsam wie- haltigen Wirtschaftswachstums sowie die der an Fahrt auf. Sowohl entwickelte als auch aufstrebende Linderung der weltweiten Armut. Volkswirtschaften sowie einige einkommensschwache

Eines der Hauptziele des IWF, der das inter- Entwicklungsländer erhielten durch diesen konjunkturel- nationale Währungssystem überwacht, um len Aufschwung Auftrieb. dessen efzientes Funktionieren zu gewähr- Diese guten Nachrichten kaschieren jedoch eine tief- leisten, besteht in der Förderung der Wech- sitzende Ungewissheit über die Zukunft der globalen selkursstabilität und der Erleichterung eines erweiterten und ausgewogenen Wachstums Nachkriegsordnung. Diese Ungewissheit ist auf einige des internationalen Handels. Damit trägt die Herausforderungen zurückzuführen, mit denen der Arbeit des IWF dazu bei, dass Länder (und IWF und seine Mitglieder künftig konfrontiert sein deren Einwohner) Güter und Dienstleistungen werden. von einander kaufen können, was von ausschlag- gebender Bedeutung für nachhaltiges Wirtschafts- Die erste Herausforderung besteht darin, diese Dy- wachstum und steigende Lebensstandards ist. namik aufrechtzuerhalten. Die Mitglieder des IWF befürworten weiterhin den im IWF-Jahresbericht Alle Mitgliedsstaaten des IWF sind in dessen Exekutivdirektorium vertreten, das die nationa- 2016 beschriebenen dreigliedrigen Ansatz. Dieser len, regionalen und globalen Folgen der Wirt- trägt dazu bei, dass sich unsere Mitgliedsländer schaftspolitik der einzelnen Mitgliedsstaaten erörtert gegen Anfälligkeiten der Wirtschaft wappnen und IWF-Kredite bewilligt, um es den jeweiligen können. Mitgliedsstaaten zu ermöglichen, vorübergehende Zahlungsbilanzprobleme zu bewältigen, und um An- Dies ist jedoch nur eines der kritischen emen. strengungen zum Ausbau ihrer Kapazitäten zu unter- Das vergangene Jahr verdeutlichte auch He- nehmen. Der vorliegende Jahresbericht befasst sich rausforderungen, die seit der globalen Finanz- mit den Aktivitäten des Exekutivdirektoriums sowie der krise von 2008 sichtbar geworden sind und Geschäftsführung und des Mitarbeiterstabs des IWF im verstärkte Aufmerksamkeit fordern: Beden- Geschäftsjahr vom 1. Mai 2016 bis zum 30. April 2017. Die ken über den Verlust von Arbeitsplätzen und Inhalte spiegeln die Ansichten und grundsatzpolitischen Diskussionen des IWF-Exekutivdirektoriums wider, das andere Beeinträchtigungen in einer Ära, die aktiv an der Erstellung des vorliegenden Jahresberichts von rapidem wirtschaftlichem, technologi- mitgewirkt hat. schem und sozialem Wandel gekennzeich-

2 Internationaler Währungsfonds net ist. Sie äußern sich am stärksten in der Besorgnis über die steigende Ungleichheit.

Ungleichheit wirkt sich auf alle Länder aus. Es ist daher von ausschlaggebender Bedeutung, dass die internatio- nale Staatengemeinschaft gemeinschaftliche Anstrengungen unternimmt, um das Wachstum stärker, nachhalti- ger und inklusiver zu gestalten. Der IWF bekennt sich zu seiner Rolle, eine Weltwirtschaft zu schaen, die allen Menschen zugutekommt – durch die Bereitstellung von Politikberatung, Wissensaustausch und Finanzhilfe sowie grundlegende Arbeit zum Abbau der Geschlechterungleichheit.

Eines der Kernthemen, das den schwächeren Wachstumstrends zugrunde liegt, ist das messbare Nachlassen der

Produktivität in einigen Ländern, u. a. wegen der Alterung vieler Gesellschaften, des schwindenden Nutzens der Übersicht IT-Revolution und ein langsameres Handelswachstum.

Unsere Arbeit im Zusammenhang mit diesen Herausforderungen – rückläuger Handel, nachlassende Produk- tivität, Geschlechterungleichheit und die Notwendigkeit von inklusivem Wachstum – ist ein zentraler Schwer- punkt des vorliegenden Jahresberichts.

Natürlich gibt es noch andere Herausforderungen. Wenn es um aufstrebende Märkte geht, müssen wir fundierte Beratung zur Finanzierung und Verwaltung von Infrastrukturinvestitionen und zum Aufbau von skalischen Rahmenwerken bereitstellen. Bei vielen einkommensschwachen Entwicklungsländern müssen wir sicherstellen, dass sie den Einbruch der Rohstopreise bewältigen, damit sie die soliden Fortschritte der vergangenen zwei Jahrzehnte aufrechterhalten können. Wir müssen unser Augenmerk aber auch auf andere wichtige emen wie Klimawandel und Korruption richten.

Angesichts der Palette an dringlichen Anliegen, mit denen sich die Mitgliedsländer des IWF konfrontiert sehen, sind die emen, mit denen sich das Exekutivdirektorium des Fonds im vergangenen Jahr befasste – und mit denen sich entsprechend auch der vorliegende Jahresbericht beschäftigt – von besonderer Wichtigkeit.

All diese Arbeit ndet unter der Ägide einer erneuten Verp ichtung zu internationaler Kooperation und Inte- gration statt. Das Wohlergehen der Weltwirtschaft und der internationalen Staatengemeinschaft hängt von der kontinuierlichen Bereitschaft zur Zusammenarbeit ab, um die vor uns liegenden Herausforderungen zu bewäl- tigen, indem wir die Finanzstabilität weiter stärken, globale Diskrepanzen abbauen und das Fundament eines Wirtschaftswachstums sicherstellen, das allen gleichermaßen zugutekommt.

2017 Jahresbericht 3 Die politische Grundsatzarbeit des IWF

Die Global Policy Agenda der Geschäftsführenden Di- zieller emen in die jährlichen Gesundheitschecks rektorin vom April 2017, die auf die Agenda von 2016 • diskutierten emen der Finanzstabilität in Ländern folgte, umriss die wesentliche politische Grundsatzar- mit islamisch geprägten Finanzsystemen beit des IWF im Geschäftsjahr, das am 30. April 2017 endete: • überprüften die jüngsten Trends in den Beziehungen zu Korrespondenzbanken Wesentliche Überprüfungen der Grundsatz- politik und analytische Arbeiten: Wir • überprüften die Rolle des IWF im Zusammenhang mit der Stärkung der Widerstandskraft von Klein- • begannen, die Bewertung des verfügbaren skalpo- staaten gegen Naturkatastrophen und Klimawandel litischen Spielraums in die jährlichen Gesundheits- und checks des IWF zu integrieren • erforschten Methoden zur Stärkung des Rahmen- • leiteten Maßnahmen ein zur Stärkung analytischer werks für die Überwachung nach Programmablauf Werkzeuge für die verstärkte Überwachung von strukturellen emen in den Gesundheitschecks Damit Multilateralismus für alle funktioniert: • analysierten die Ursachen der globalen Produktivi- Wir tätsverlangsamung • veröentlichten ein Papier mit dem ema „Wie man Handel zu einer Wachstumslokomotive macht“ • diskutierten makroökonomische Entwicklungen und Aussichten für einkommensschwache Entwicklungs- • setzten die Verlängerung bis 2022 der sogenannten länder „New Arrangements to Borrow decision“ und zusätz- liche Zusagen zu bilateralen Darlehensabkommen • gaben ein Papier über Strukturpolitik und Einkom- durch und mensungleichheit in einkommensschwachen Ent- wicklungsländern heraus • untersuchten die Angemessenheit des globalen Fi- nanzsicherheitsnetzes, um Reformen des IWF- Tool- • stellten in den wirtschaftlichen Gesundheitschecks kits in Erwägung zu ziehen die Mobilisierung inländischer Einnahmen und inter- nationale Steuerthemen weiterhin in den Fokus Unterstützung der Global Policy Agenda durch • untersuchten die wirtschaftliche und marktbezoge- Kapazitätsentwicklung: Wir ne Argumentation für „state-contingent debt instru- • fuhren mit der Expansion der Aktivitäten fort, wobei ments“, bei denen die Zahlungsverp ichtungen des beinahe die Hälfte der gesamten technischen Hilfe in Schuldners an dessen Zahlungsfähigkeit geknüpft einkommensschwachen Entwicklungsländern geleis- sind tet wurde, und über die Hälfte der Ausbildungsaktivi- täten auf aufstrebende Volkswirtschaften und Volks- • überprüften die Erfahrung mit der Liberalisierung wirtschaften mit mittleren Einkommen entel und der Steuerung von Kapitalströmen • setzen damit fort, die Reichweite der IWF-Schulun- • überprüften die Erfahrung mit der Integration nan-

4 Internationaler Währungsfonds Die zentralen Aufgaben des IWF

gen durch Online-Kurse zu erhöhen, die gegen- Im Mittelpunkt der IWF-Arbeit stehen drei zentrale wärtig ungefähr 30 Prozent aller Trainingsakti- Aufgaben: vitäten ausmachen, sowie andere Online-Ange- Beratung der Mitglieder zu Politikmaßnahmen, die bote in anderen Sprachen als Englisch bereitzu- ihnen helfen können, makroökonomische Sta- stellen bilität zu erreichen, wodurch Wirtschaftswachs- • erhöhten die Koordination zwischen der volkswirt- tum beschleunigt und Armut beseitigt werden schaftlichen Überwachung, der Darlehensvergabe können. und dem Wissensaustausch des IWF, insbesondere Gewährung vorübergehender Finanzhilfe an mithilfe des vor Kurzem eröneten Regionalen Zen-

Mitgliedsstaaten, um sie bei der Bewältigung Übersicht trums für Ausbildung und technische Hilfe in Südasi- von Zahlungsbilanzproblemen zu unterstützen, en (South Asia Regional Training and Technical As- beispielsweise in Situationen, wo Länder unter sistance Center, SARTTAC) und der Überarbeitung Devisenmangel leiden, weil ihre Auslandszah- des Ausbildungslehrplans und der Kursangebote lungen ihre Deviseneinnahmen übersteigen. • bauten die Kapazitätsentwicklung bei emen rund um Auf Antrag eines Landes Bereitstellung von den Finanzsektor aus, in erster Linie in Afrika technischer Hilfe und Ausbildung, um • setzten unsere Arbeit an einem Rahmenwerk für Kapazi- den jeweiligen Ländern beim Auf- und Aus- tätsentwicklung für fragile Staaten fort, um den Institutio- bau von Fachkenntnissen und Institutio- nenaufbau zu fördern und das Rahmenwerk für die Über- nen, die sie zur Implementierung einer so- wachung und Bewertung von Ergebnissen zu stärken, und liden Wirtschaftspolitik benötigen, beizu- die Koordination mit anderen Partnern zu verbessern stehen. • setzten in Zusammenarbeit mit der Organisation für Wirt- Das Hauptquartier des IWF bendet schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), den sich in Washington, DC. Um jedoch sei- Vereinten Nationen (UN) und der Weltbank unsere Unterstüt- ne globale Reichweite und nahe Ver- zung der Arbeit an internationalen steuerbezogenen emen bindung zu seinen Mitgliedern zu un- fort, unter anderem durch die Plattform für die Zusammenar- terstreichen, verfügt der Fonds auch beit betreend Steuern (the Platform for Collaboration on Tax) über zusätzliche Büros auf der gan- zen Welt. • arbeiteten mit Partnern zusammen, um den Herausforderun- gen im Zusammenhang mit der Erreichung der nachhaltigen Weitere Informationen über den UN-Entwicklungsziele bis 2030 zu begegnen, unter anderem IWF und seine Mitgliedsländer n- durch die Unterstützung der Einnahmenmobilisierung; Wir den sich auf der Website des Fonds setzten damit fort, uns mit datenbezogenen und auf den Fi- unter www.iwf.org. nanzsektor bezogenen emen in einkommensschwachen Ent- wicklungsländern auseinanderzusetzen, unter anderem durch die Lancierung neuer Fonds für Datenlücken und Finanzsta- bilität; zudem fuhren wir fort, praktische, im Feld basierte Fol- geunterstützung über das IWF-Netzwerk regionaler Zentren für technische Hilfe zu leisten.

2017 Jahresbericht 5 SCHLAGLICHTERSPOTLIGHTS Wachstums- impulse für

Im GJ 2017 konzentrierte sich der IWF auf dringliche die Welt- globale Anliegen: Handel, seine positiven Auswirkungen auf Wachs- wirt- tum Produktivität, deren schwaches Wachstum zu stagnierenden Einkom- schaft men beigetragen hat Politik des inklusiven Wachstums zur Bekämp- fung der zunehmenden Ungleichheit Gleichstellung der Ge- schlechter, damit die Weltwirtschaft ihr volles Potenzial erreichen kann Schuldenmanagement, um Ländern bei der An- passung an niedrigere Rohstoffeinnahmen zu helfen

6 Internationaler Währungsfonds SCHLAGLICHTER

rückzuführen und hat diesen auch noch ZUSAMMENFASSUNG STABSPAPIER verstärkt. „Making Trade an Engine Trotz all seiner Vorteile hat der Han- of Growth for All: The Case del auch gewisse negative Auswirkun- for Trade and for Policies to Facilitate Adjustment“ gen auf Gruppen von Arbeitern und Ge- meinschaften, insbesondere in Europa Mithilfe einer verstärkten und den Vereinigten Staaten. Diese Ver- Handelsintegration konnte das Wirtschaftswachstum lagerungen, die auch den Ein uss tech- in fortgeschrittenen und nologischer Innovation widerspiegeln, Entwicklungsländern in wurden durch langsameres Wachstum der zweiten Hälfte des 20. Übersicht intensiviert, und die daraus resultierende Jahrhunderts angekurbelt Gegenreaktion hat die Unterstützung der werden. globalen wirtschaftlichen Integration un- Seit den frühen terminiert. 2000er-Jahren jedoch ha- ben Handel, Produktivität Beim G20-Gipfel in China 2016 wurde und Einkommensentwick- unter den anwesenden Staats- und Re- lung an Dynamik verloren, gierungschefs der Ruf nach einer Binnen- und insbesondere in fort- politik laut, die dafür sorgt, dass die aus geschrittenen Volkswirt- schaften gerieten viele dem Handel resultierenden Gewinne ge- Herausfor- Menschen ins Hintertref- rechter verteilt werden. fen. Ein vom IWF, der Weltbank und der Durch geeignete politische derungen Welthandelsorganisation für das im Maßnahmen können Län- März 2017 in Deutschland stattndende der vom Handel pro tie- G20-Sherpa-Treen verfasstes Papier dis- ren, die Perspektive dieser des Welt- Menschen verbessern und kutierte politische Maßnahmen, die die- ihre wirtschaftliche Flexibi- handels sem Anspruch gerecht werden könnten. lität und Leistungsfähig- keit insgesamt stärken. In seinem Kommuniqué vom April 2017 Erstellt vom IWF, der Weltbank und Der Handel spielt eine ausschlagge- bestätigte der Internationale Währungs- der Welthandelsorganisation bende Rolle als Zugpferd des globalen und Finanzausschuss des IWF, dass die Wirtschaftswachstums, indem er anhaltende langsame Wachstumspe- dazu beiträgt, noch nie dagewesene riode die Besorgnisse der zurückgelas- Fortschritte bei Produktivität und Le- senen Bevölkerungsgruppen in den Vor- bensstandards zu erzielen, Millionen aus dergrund gerückt habe, und erklärte, der Armut zu befreien und Preise zu sen- dass es wichtig sei, das alle die Möglich- ken. Das Wachstum des Handels und keit haben, von der globalen Wirtschafts- damit der Produktivität und der Einkom- integration und vom technologischen men hat sich jedoch verlangsamt. Die- Fortschritt zu protieren. Der IWF-Stab ser Trend ist zum Teil auf die Erschlaf- konzentriert sich zunehmend auf die fung des Wirtschaftswachstums nach Auswirkungen des Handels auf die der globalen Finanzkrise von 2008 zu- Situation an den Arbeitsmärkten.

Jahresbericht 2017 7 SCHLAGLICHTER

INFO Handel und Wachstum stehen in engem Zusammenhang . . . Von 1960 bis 2008 wuchs der Handel mit Gütern und Dienstleistungen pro Jahr um durchschnittlich 6 % – etwa doppelt so viel wie das BIP (Schaubild 1.1). Diese Expansion wurde durch geringere Handelskosten einschließlich Zöllen und tech- nologische Neuerungen gefördert und führte zum Entstehen globaler Lieferketten. Weltweit sorgten die verbesserten Lebensstandards, die den Handel begleiteten, dafür, dass der Handel als zentrale Triebkraft für Wachstum angesehen wurde. Jüngst hat sich der Handel jedoch verlangsamt, was größtenteils eine Auswirkung schwächelnder Wirtschaftsaktivitäten und insbesondere abnehmender Investitionen ist – wie in Kapitel 2 des Weltwirtschaftsausblicks vom Oktober 2016 erläutert wird. … doch die Zweifel über die Vorteile des Handels mehren sich … Die Besorgnis einiger Akteure über die Auswirkungen des Handels nimmt in vielen entwickelten Volkswirtschaften zu. Dieser Gesinnungswandel spiegelt sich in öffentlichen Meinungsumfragen und in einigen Wahlausgängen wider. Im Allgemeinen ist die Einstellung dem Handel gegenüber in aufstreben- den Märkten und Entwicklungsländern positiver. Von 1960 bis zur glo- Schwellenländer verzeichnen balen Finanzkrise 2008 ist der Handel mit Gü- stärkeres Wachstum tern und Dienstleistun- Handel und Wirtschaftswachstum haben sich seit 2008 zwar gen jährlich im Durch- weltweit verlangsamt, aufstrebende Märkte und Entwick- lungsländer allerdings verzeichneten bei BIP und Importen schnitt rund doppelt so stärkere Zuwächse als fortgeschrittene Volkswirtschaften. stark angestiegen wie das BIP.

Schaubild 1.1 Realer Handel und reales BIP-Wachstum, 1960–2016 (Index, 1960 = 100, logarithmische Skala) 2008–09 Globale Finanz- Importe BIP krise Fortgeschrittene Volkswirtschaften 2.000 Aufstrebende Märkte und Entwicklungsländer

1.000

500

100 ’60 ’65 ’70 ’75 ’80 ’85 ’90 ’95 ’00 ’05 ’10 ’15

Quelle: Schätzungen des IWF-Stabs.

8 Internationaler Währungsfonds SCHLAGLICHTER

ZUSAMMENFASSUNG STABSPAPIER Nachlassende „Gone with the Head- winds: Global Productivity“ Produktivität Das Produktivitätswachs- tum – ein entscheidender Faktor für den Lebensstan- Nach der globalen Finanzkrise (Schau- März-Ausgabe von Finance & Develop- dard – war in fortgeschrit- bild 1.2) kam es weltweit zu einer spürba- ment thematisiert. tenen Ländern bereits rückläu g, als im Zuge der ren Verlangsamung des Produktivitäts- Die Verlangsamung hat sowohl struk- globalen Finanzkrise eine wachstums. Dieser Trend trug in vielen turelle als auch krisenbezogene Ursa- drastische Abschwächung fortgeschrittenen Volkswirtschaften zur einsetzte. chen. Auf der strukturellen Seite spiel- Lohnstagnation und zu politischen Rück- ten der nachlassende Ein uss des Booms Zu den strukturellen Her- schlägen gegen die Globalisierung bei. der Informations- und Kommunikati- ausforderungen zählen ein Rückgang im zuvor boo- Dieses Muster zeigte sich sowohl in der onstechnologie, schwächere Reforman- menden Bereich der Infor- Arbeitsproduktivität (Output pro Arbeits- strengungen betreend Arbeits- und Pro- mations- und Kommuni- kraft) als auch in der Totalen Faktorpro- duktmärkte, der Mangel an geeigneten kationstechnologien, der Übersicht duktivität, die die allgemeine Ezienz Fachkräften sowie demograsche Fak- teilweise auf eine altern- des Einsatzes von Arbeitskräften, Kapital toren eine Rolle. Zudem sind die anhal- de Erwerbsbevölkerung und anderen Elementen misst. Falls sich tenden Auswirkungen der globalen Krise zurückzuführen ist, sowie eine Verlangsamung des der Trend fortsetzt, würde er Fortschrit- – wie z. B. schwache Unternehmensbi- Welthandels und eine rela- te beim Anheben globaler Lebensstan- lanzen, verschärfte Kreditbedingungen in tiv geringe Akkumulation dards, der Bewältigung der privaten und einigen Ländern, weniger Investitionen, von Humankapital. öentlichen Verschuldung und der Siche- eine schwache Nachfrage sowie politi- Zur Belebung des Produk- rung der Tragfähigkeit sozialer Absiche- sche Unsicherheit – weiterhin spürbar. tivitätswachstums ist es rungssysteme gefährden. Abnehmendes Die weltweite Verlangsamung des Han- notwendig, sich kurzfristig Produktivitätswachstum könnte auch die mit den Altlasten aus der dels erwies sich als zusätzliche Belastung Fähigkeit der politischen Entscheidungs- Krise auseinanderzusetzen der Produktivität: Seit 2012 konnte der träger beeinträchtigen, künftigen Schocks und zugleich strukturelle Handel nur knapp mit dem globalen BIP Reformen voranzubringen, zu begegnen. Schritt halten. Das könnte auf niedrige- um die langfristigen He- Ein Papier des IWF mit dem Titel „Gone re Produktivitätsgewinne in der Zukunft rausforderungen zu meis- with the Headwinds: Global Productivi- hindeuten – selbst ohne Berücksichti- tern. ty“, das sich mit dem ema Produktivi- gung eventueller Handelsrestriktionen. Erstellt von Gustavo Adler, Romain Du- Schaubild 1.1 val, Davide Furceri, Sinem Kiliç Çelik, Realer Handel und reales BIP-Wachstum, 1960–2016 tät befasst, wurde im April 2017 heraus- Ksenia Koloskova und Marcos Poplaw- 2008–09 ski-Ribeiro (Index, 1960 = 100, logarithmische Skala) gegeben. Diese Problematik wurde eben- Globale Finanz- falls in einem Artikel in der diesjährigen Importe BIP krise Fortgeschrittene Volkswirtschaften Aufstrebende Märkte und Entwicklungsländer

Jahresbericht 2017 9 Schaubild 1.2 Produktivitätswachstum nach Ländergruppe, 1990–2016 (5-jährige Durchschnittswachstumsrate, in Prozent) 2008–09 SCHLAGLICHTER3 Globale Seit der globalen Finanzkrise von 2008 Finanz- hat sich das Produktivitätswachstum INFO krise 2 weltweit deutlich verlangsamt. Noch bevor die Krise zu starken Wachstumseinbrü-Wachstumseinbrü- Wie lässt sich chen führte, war das Wachstum in fortgeschrit- 1 tenen Volkswirtschaften bereits rückläu g. Produktivität 0,8 Auch strukturelle Kräfte und demogra sche steigern? Faktoren trugen zu dieser Entwicklung bei. 0,2 Um die Probleme0 zu bewältigen, die zum rückläu gen Produktivitätswachstum bei- 0,2 tragen, muss die Politik die Stärkung von Innovation und Bildung und die Förderung – 0,2 von Strukturreformen in den Fokus rücken. Schaubild 1.2 -1 Produktivitätswachstum nach Ländergruppe, Gleichzeitig muss eine auf Inklusion ausge- 1990–2016 richtete Politik verfolgt werden. Da jedoch ein (5-jährige Durchschnittswachstumsrate, in Prozent) 2008–09 3 Großteil dieser Verlangsamung Nachwehen Globale der globalen Finanzkrise-2 sind, müssen sich Finanz- sämtliche Gegenmaßnahmen spezi sch mit 2 krise den Folgen der Krise befassen. 1 Die folgenden -3grundsatzpolitischen Maßnah- 0,8

men sollten ergriffen werden: 0,2 0 • Die Nachfrage dort stärken, wo sie immer noch 0,2 – 0,2 schwach ist, insbesondere bei Investitionen, -1 durch sorgfältig ausgewählteFortgeschrittene öffentliche Investiti- Volkswirtschaften onsprojekte und die BeseitigungAufstrebende von Hindernissen Volkswirtschaften -2 für Privatinvestitionen. Aufstrebende Volkswirtschaften (ohne China)

• Unternehmensschulden restrukturierenEinkommensschwache und Bank- -3 Entwicklungsländer bilanzen stärken, um den Zugang zu Krediten zu er- ’90 ’95 ’00 ’05 ’10 ’15 leichtern und Investitionen in materielle und imma- terielle Vermögenswerte anzukurbeln. Die Restruktu- Fortgeschrittene Volkswirtschaften Aufstrebende Volkswirtschaften rierung von Unternehmen und verbesserte Banken- Aufstrebende Volkswirtschaften (ohne China) aufsicht kommen ebenfalls der Kapitalverteilung zu- Einkommensschwache Entwicklungsländer gute. Quellen: Penn World Table 9.0. Weltwirtschaftsausblick des IWF und Berechnungen des IWF-Stabs. • Klare Signale über die künftige Politikausrichtung set- Hinweis: Die Gruppendurchschnittswerte sind auf zen, insbesondere bei skalpolitischen, regulatorischen Basis des BIP nach Kaufkraftparität gewichtet. und handelspolitischen Maßnahmen. Dadurch werden Investitionen unterstützt.

10 Internationaler Währungsfonds SCHLAGLICHTER

Inklusives Wachstum fördern

Die Bedenken über Einkommensungleichheit und den ZUSAMMENFASSUNG Mangel an inklusivem Wachstum hat sich als ein ema STABSPAPIER von globaler Wichtigkeit herauskristallisiert (Schaubild Makroökonomische Wachstumspolitische Strate- Strukturpolitik und Ein- gien wie beispielsweise 1.3). In vielen Ländern hat die Ungleichheit in den letz- kommensungleichheit in Steuerreformen, Reformen ten 30 Jahren zugenommen, was größtenteils auf den Schaubild 1.2 einkommensschwachen des Finanzsektors sowie Produktivitätswachstum nach Ländergruppe, technologischen Wandel zurückzuführen ist. Regierun- Entwicklungsländern Reformen im Bereich der Landwirtschaft können in 1990–2016 gen weltweit verwenden derzeit erhebliche Anstrengun- Trotz starken Wachstums (5-jährige Durchschnittswachstumsrate, in Prozent) gen und Ressourcen darauf, Wachstum inklusiver zu LIDCs maßgeblich zur Um- 2008–09 in den letzten 20 Jahren ist 3 verteilung beitragen. Globale machen. die Einkommensungleich- Durch gezielte politische Finanz- heit in vielen einkommens- Interventionen, die zusam- Übersicht 2 krise Die Forschungen des IWF auf diesem Gebiet zeigen, schwachen Entwicklungs- men mit wachstumsför- dass anwachsende Ungleichheit dauerhaftes Wirtschafts- ländern (Low-Income De- dernden Reformen umge- wachstum bedroht, dass die Gestaltung der Regierungs- veloping Countries, LIDCs) 1 setzt werden, lassen sich 0,8 weiterhin hoch. Dies kann spolitik die Einkommensverteilung beein usst und Re- nachteilige Auswirkungen sich negativ auf das zukünf- 0,2 gierungen somit in der Lage sind, zur Verbesserung der solcher Reformmaßnah- 0 tige Tempo und die Nach- 0,2 Situation beizutragen. Ein im Januar 2017 erschienenes men mindern. haltigkeit von Wachstum – 0,2 Papier des IWF erweiterte diese Forschungen auf die und gesamtwirtschaftlicher Erstellt von Stefania Fabrizio, Davide -1 Furceri, Rodrigo Garcia-Verdu, Bin Gra- Auswirkungen makrostruktureller Maßnahmen in ein- Stabilität auswirken. Figure 1.3 ce Li, Sandra V. Lizarazo, Marina Men- kommensschwachen Entwicklungsländern (Schaubild des Tavares, Futoshi Narita und Adrian -2 1.4Advanced). Weitere Forschungen economies, untersuchten dieper Implikatio- capita real market Peralta-Alva nenincome, von Haushaltsdeziten, 1980–2012 Arbeitsmarktliberalisierung -3 und grenzübergreifendem Kapitalverkehr. In advanced economies, the incomes of the top 1 percent Derhave Fonds grown verlagert three nunmehr times seine fasterAnstrengungen than those auf of the rest of the Fortgeschrittene Volkswirtschaften spezischepopulation Vorgehensweisen, over the lastdurch three die sich decades. dieses tie- Aufstrebende Volkswirtschaften fergehende Verständnis der Ursachen der Ungleichheit Aufstrebende Volkswirtschaften (ohne China) 300 Index, 1980 = 100 Einkommensschwache Entwicklungsländer Die Reichen werden 282,2 reicher 250 Das oberste 1 Prozent In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ist das 200 WACHSTUMSUNTERSCHIED Einkommen des obersten Schaubild 1.3 1 Prozents der Bevölker- 150 Fortgeschrittene Volkswirtschaften, reales Die untersten 99 Prozent ung dreimal schneller Pro-Kopf-Markteinkommen, 1980–2012 143,8 gewachsen als das der 300 Das oberste 1 Prozent 100 restlichen Bevölkerung. 250 282,2

200 50 Quellen: World Wealth & Income Database; Weltwirt- Gesamtbevölkerung 155,5 schaftsausblick des IWF und Berechnungen des IWF-Stabs. 150 Hinweis: Die Stichprobe umfasst Australien, Dänemark, 143,8 Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Japan, Kanada, 100 Die untersten Korea, die Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Portugal, 99 Prozent Schweden, die Schweiz, Singapur, Spanien, das 50 Index, 1980 = 100 Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten. Markteinkommen bezieht sich auf das Einkommen von ’80 ’85 ’90 ’95 ’00 ’05 ’10 Privatpersonen vor Steuern und Transfers.

Jahresbericht 2017 11 SCHLAGLICHTER

Beispiele für Ungleichheit in Pilotländern

Bolivien In einem Land, das früher durch hohe Ungleichheit ge- prägt war, haben hohe Rohstoffpreise kombiniert mit entspre- chender Regierungspolitik zu wesentlichen Verbesserungen ge- führt. Als die Rohstoffpreise elen, bemühte sich Bolivien, an seinen Fortschritten festzuhalten. IWF-Mitarbeiter entwickelten ein Modell, das die Entstehung der Ungleichheit simuliert und politische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der von Bolivien erzielten Fortschritte auf den Prüf- stand stellt. in Maßnahmen umset- Äthiopien Der äthiopische Finanzsektor ist relativ unterentwickelt, wobei etwa zen lässt, die inklusives zwei Drittel aller Bankkredite an Regierungsunternehmen vergeben werden. Wachstum fördern – mit Die Einlageraten sind real negativ. Die Artikel-IV-Konsultation von 2016 besonderem Nachdruck zeigte Maßnahmen für die Behörden zur Verbesserung der nanziellen In- auf eine ausgewogene Ba- klusion auf. Eine separate Analyse diskutierte Reformen zur Senkung der lance zwischen Besteue- Kreditvergabe an den öffentlichen Sektor und zur Steigerung der Einlagenzinsen. rung und Ausgaben. Entschei- dungen auf diesem Gebiet Malawi Malawis Düngemittelsubventionsprogramm für Kleinbauern müssen von den zuständigen war ein zentraler Faktor in den Bemühungen des Landes zur Armutsbekämp- Länderbehörden getroen fung. Das Programm wurde jedoch immer kostspieliger und wies werden. zahlreiche Missstände auf, ohne die Maisproduktion wesentlich In den vergangenen zwei Jahren zu steigern oder die Armut zu lindern – was zum Teil einer Dür- haben IWF-Mitarbeiter mit einer rekatastrophe zuzuschreiben ist. Gemeinsam mit der Weltbank Reihe von Pilotländern daran gear- arbeitet der IWF mit der malawischen Regierung daran, Subventions- beitet, das ema Ungleichheit in die ressourcen auf Bargeldtransfers an die arme ländliche Bevölkerung jährlichen Gesundheitschecks des umzuleiten. Derweil sollen Ausgaben für landwirtschaftliche For- IWF zu integrieren. Diese emen sind schung und Entwicklung sowie Bewässerung die Produktivität von nun auch in die Berichte einge ossen, Kleinfarmen verbessern und sie widerstandsfähiger gegen Wet- die im Rahmen des sogenannten Arti- terschocks machen. Dieser Ansatz in Kombination mit Bargeld- kel-IV-Konsultationsprozesses erarbeitet transfers dürfte eine ef zientere Maßnahme zur Senkung der wurden. Ungleichheit darstellen.

Schaubild 1.4 Wachstum und Ungleichheit in einkommens- schwachen Entwicklungsländern, 1996–2013

Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze Wachstum hilft nicht allen (linke Skala, in %) Trotz Wirtschaftswachstums und rückläu ger 70 Gini-Koef zient (linke Skala) 7 Reales BIP-Wachstum (rechte Skala, in %) Armut ist die Ungleichheit in einkommensschwa- 60 6 chen Volkswirtschaften hartnäckig hoch. 50 5 Quellen: Welltwirtschaftsausblick des IWF; PovalNet; Socio-Economic Database for Latin America and the Caribbean; World Development 40 4 Indicators und Berechnungen des IWF-Stabs.

Hinweis: Der Gini-Koef zient misst die Einkommensverteilung in 30 3 einem Land. Je höher der Index, umso größer die Ungleichheit. Basis für die Berechnung des Index sind 40 einkommensschwache Länder. 20 2

12 Internationaler Währungsfonds ’96 ’99 ’02 ’05 ’08 ’10 ’11 ‘12 ‘13 SCHLAGLICHTER INFO Gender- Was ist Gender Budgeting? Ein Ansatz, bei dem skalpolitische Maßnahmen und In- strumente für die Verwaltung öffentlicher Finanzen zur arbeit Förderung von Geschlechtergleichheit und Entwick- lung eingesetzt werden. Einige Länder konzentrie- ren sich auf Ausgabenzuteilungen oder die Struk- „Geschlechtergleichheit ist mehr als tur skalpolitischer Maßnahmen, während sich ein moralisches ema; es ist ein andere um administrative Änderungen bei wirtschaftliches ema von zentraler der Planung und Überwachung ihrer Haus- Bedeutung. Damit die Weltwirtschaft halte bemühen. Die erfolgreichsten Ini- ihr volles Potenzial ausschöpfen tiativen umfassen beide Gebiete. Der kann, müssen wir ein Umfeld schaf- IWF betreibt eine Online-Datenbank fen, in dem alle Frauen ihr Potenzial über globale Anstrengungen zum erreichen können.“ Gender Budgeting und erstellt —Maurice Obstfeld, Volkswirtschaftlicher Entwicklungen in zwei Indizes für Geschlech-

Berater des IWF, 23. März 2017 der Genderarbeit tergleichheit. Übersicht im GJ 2017 In den vergangen Jahren hat der Fonds Ziele in Bezug auf die Ge- seine Arbeit zum ema Geschlechter- schlechtergleichheit im politi- gleichheit in Form von politischen Ana- schen Dialog mit den jeweiligen lysen und Beratung, Forschung und Ländern: 23 Länderstudien und regio- Wissensaustausch zügig vorangetrie- nale Pilotstudien wurden durchgeführt ben. Diese Aktivitäten wurden im Lau- und 4 weitere Studien sind in Vorberei- fe des GJ 2017 weiter vertieft. Die Ge- tung. Diese Arbeit konzentriert sich in schäftsführende Direktorin Christine erster Linie auf die Erhöhung der weibli- Lagarde präsentierte ein Rahmenwerk chen Erwerbsquote und die Quantizie- für die Zusagen, die anlässlich des im rung der aus der Geschlechterungleich September 2016 stattgefundenen UN erwachsenden makroökonomischen High Level Panel „Women’s Economic Verluste. Empowerment“ gemacht wurden. Die IWF-Kreditvergabe: Geschlechter- Zusagen umfassen die folgenden Punkte: bezogene Überlegungen ießen nun- • Politikberatung und Analyse zur Un- mehr in die verschiedenen Programme terstützung der Frauenerwerbsquote ein. Im Fall von Ägypten und Niger um- fassen die Programme z B. das Ziel, die • Schließen von Lücken bei geschlechts- volkswirtschaftliche Beteiligung von Schaubild 1.4 spezischen Daten mit Schwerpunkt - Wachstum und Ungleichheit in einkommens- Frauen durch die verbesserte Verfügbar- nanzielle Inklusion schwachen Entwicklungsländern, 1996–2013 keit von öentlichen Kleinkinderbetreu- • Gender Budgeting ungsstätten bzw. die Entwicklung einer Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze Geschlechterstrategie zu stärken. (linke Skala, in %) • Forschungen zu diskriminierenden 70 Gini-Koef zient (linke Skala) 7 Reales BIP-Wachstum (rechte Skala, in %) Folgen gesetzlicher Beschränkungen Gender Budgeting: Zu Beginn des 60 6 GJ 2018 veröentlichte der IWF das Pa- • Forschungen zu Zusammenhängen pier „Gender Budgeting in G7 Countries“ zwischen Geschlechterungleichheit und 50 5 für die italienische Präsidentschaft der Wachstum und den Auswirkungen der G7, das als Informationsgrundlage für 40 4 Politik auf Geschlechterungleichheit die Gespräche der G7 über Geschlechter- 30 3 gleichheit dienen sollte. Die Arbeit zum

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Jahresbericht 2017 13 SCHLAGLICHTER

Gender Budgeting wird fortgesetzt, u. a. Geschlechtergleichheit und ZUSAMMENFASSUNG als Teil der technischen Hilfe bei der Ver- Wachstum STABSPAPIER Frauen, Arbeit und waltung öentlicher Finanzen. IWF-Studien belegen, dass dort, wo Frau- Wirtschaft: en in größerem Umfang am Arbeits- Finanzielle Inklusion: Der IWF führte Frauen machen gut die Hälfte Pilotstudien über den Zugang von Frau- markt partizipieren und gleiche Chan- der Weltbevölkerung aus, en zu Bank- und anderen nanziellen cen bekommen (Rechte, Ausbildung, doch ihr Beitrag zur gemesse- Dienstleistungen in 28 Ländern durch. Gesundheitsbetreuung, Zugang zu Fi- nen Wirtschaftstätigkeit, zum Die Resultate wurden verwendet, um nanzen [Schaubild 1.5]), signikante ma- Wachstum und zum Wohl- kroökonomische Gewinne möglich sind. stand liegt deutlich unter dem festzustellen, wie Datenlücken behoben Potenzial. Dies hat ernste ge- Trotz wesentlicher Fortschritte liegt der werden können, und ein entsprechen- samtwirtschaftliche Folgen. des Toolkit wurde entwickelt. weibliche Erwerbsquotenanteil in den meisten fortgeschrittenen, aufstreben- In schnell alternden Volkswirt- schaften kann eine stärkere Publikationen: Im Februar 2017 gab den und sich entwickelnden Volkswirt- der IWF ein Buch heraus mit dem Titel Erwerbsbeteiligung von Frau- schaften nach wie vor unter dem ent- en zu Wachstumsschüben Women, Work, and Economic Growth: Le- sprechenden männlichen Anteil. Die Ein- führen und die Folgen einer veling the Playing Field. kommensschere klat weit auseinander, schrumpfenden Erwerbsbe- Konferenzen: Der IWF hielt 2 Konferen- und Frauen sind im informellen Sektor völkerung abfedern. In Ent- und unter den Armen überrepräsentiert. wicklungsländern kann eine zen zum ema Geschlechtergleichheit stärkere Teilhabe von Frauen In 90 Prozent der Länder hindern ge- ab: eine eintägige Veranstaltung über zur Entwicklung beitragen, Fiskalpolitik und Geschlechtergleichheit setzliche Beschränkungen Frauen daran, z. B. durch eine höhere Ein- und eine Dreitageskonferenz über Ge- ihr volles wirtschaftliches Potenzial zu schulungsquote von Mäd- schlechterfragen und Makroökonomie. entfalten. Die Gleichstellung von Mann chen. Beide Veranstaltungen wurden jeweils und Frau ist zwar ein wichtiges Entwick- Die Umsetzung politischer von über 200 Teilnehmern besucht. lungsziel, aber die wirtschaftliche Partizi- Maßnahmen zur Behebung pation von Frauen spielt auch eine wich- von Arbeitsmarktverzerrun- Kapazitätsaufbau: Die technische Hilfe tige Rolle für Wachstum, Produktion gen und gleiche Ausgangsbe- des IWF bezüglich Gender Budgeting ge- und Exporte, Diversizierung und eine dingungen für alle sollen es Frauen ermöglichen, ihr Po- winnt an Bedeutung. Beispiele umfassen gleichmäßigere Einkommensverteilung. Kambodscha (Finanzberichterstattung), tenzial zu entfalten und sicht- barer am Wirtschaftsleben die Ukraine (mittelfristiges Budgetrah- teilzunehmen. menwerk) und Österreich (Bewertung Erstellt von Katrin Elborgh-Woytek, Mo- der skalischen Transparenz). nique Newiak, Kalpana Kochhar, Stefania Fabrizio, Kangni Kpodar, Philippe Wingen- der, Benedict Clements und Gerd Schwartz

Schaubild 1.5 Frauenerwerbsquote und BIP Um wie viel würde das BIP eines Landes ansteigen, wenn die Stärkeres Wirt- weibliche Erwerbsquote der männlichen entsprechen würde? schaftswachstum durch Geschlech- USA 5 % tergleichstellung Länder aller Einkommens- JAPAN 9 % gruppen könnten ihr BIP erheblich steigern, wenn VAE 12 % die weibliche Erwerbs- quote dem Niveau der männlichen entsprechen INDIEN 27 % würde.

Quelle: Schätzungen des IWF-Stabs. 0 10 20 30 Hinweis: VAE: Vereinigte Arabische Emirate. 14 Internationaler Währungsfonds SCHLAGLICHTER

Kapazitätsentwicklung im Bereich Schuldenmanage- ment

Saudi-Arabien erwirbt Schuldenmanagementkompetenz Der massive Verfall der globalen Ölpreise veranlasste die Regie- rung Saudi-Arabiens, einen Plan für eine beherzte Transfor- mation der Wirtschaft ihres Landes zu entwerfen. Die Pläne sehen u. a. eine Diversizierung der Wirtschaft, die Schaf- fung von Arbeitsplätzen im Privatsektor, schrittweise Maß- nahmen hin zu einem ausgeglichenen Budget sowie die weitere Stärkung der Investitionsfähigkeit vor. Zur Erreichung dieser Ziele muss die Regierung Übersicht die Liquidität an den Kapitalmärkten vertiefen und die Rolle des Anleihen- markts stärken. Bis vor Kurzem bestand für den Erdölproduzenten Saudi-Arabien kein Grund, Kapital aufzunehmen, da das Land keine wesentlichen Finanzie- Fallende Ölpreise führten rungslücken hatte. Die rückläugen Einnahmen aufgrund des gesunke- nen Ölpreises führten jedoch zu Haushaltsdeziten (Schaubild 1.6), ob- zu sinkenden Einkommen. wohl sich die Ölpreise bis zu einem gewissen Grad erholt haben. Vor Die daraus resultierenden Haushalts- diesem Hintergrund unternahm die Regierung einen fundamenta- de zite haben die Regierung zum Um- len politischen Kurswechsel und entschied sich für einen zweistu- denken gezwungen. gen Ansatz zur Absicherung der makroökonomischen Stabilität: Einerseits wurde auf die umfassenden Fiskalreserven des Landes Schaubild 1.6 zurückgegrien und andererseits wurden zur Mittelbeschaung Saudi-Arabien, Haushaltssaldo, 2010–16 Anleihen emittiert. (Prozent des BIP) 15 Der erste Schritt zur Entwicklung von Fremdkapitalmärkten war die Errichtung eines Schuldenmanagementbüros. 2016 10 bat die Regierung den IWF, sie bei der Errichtung dieser Stelle zu unterstützen. Nach einer Analyse der Finanzsitua- 5 tion und einer Einschätzung, inwieweit die Errichtung

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-20 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17

Quellen: Landesbehörden; Berechnungen des IWF-Stabs.

Jahresbericht 2017 15 SCHLAGLICHTER 12% Währung Schaubild 1.8 11 % Uruguayische Pesos Uruguay, Zusammensetzung 77% Ausländische Währung 51% 49% der Verschuldung des öffentlichen Sektors, 2015 (in Prozent)

Quellen: Banco Central del Uruguay; Haver Analytics; Berechnungen des IWF-Stabs und Weltwirtschaftsausblick des IWF. Laufzeit 53% 47% Ansässigkeit 1 Jahr Gebietsansässig 1–5 Jahre Gebietsfremd > 5 Jahre

einer derartigen Stelle das makroökonomische Management verbes- sern könnte, wurden die folgenden Maßnahmen umgesetzt: • Errichtung des Schuldenmanagementbüros innerhalb des Finanz- ministeriums, das die rechtlichen sowie Governance- und Schulden- management-Rahmenbedingungen für das Schuldenmanagement Uruguays Schulden- entwickelt. managementbüro • Entwicklung einer mittelfristigen Schuldenstrategie, um die Vor- stellte erhebliche und Nachteile alternativer Schuldenstrategien einschätzen zu können. SchaubildDiskrepanzen 1.7 fest. Uruguay, Verschuldung des öffentlichen • Förderung von Strategien, die die Entwicklung eines lokalen Fremd- Sektors,2015 2011–16 stieg die Bruttoverschuldung vor kapitalmarktes ermöglichen. (Prozent desallem BIP) aufgrund der Abwertung des Pesos, 70 da Verbindlich- Das saudi-arabische Schuldenmanagementbüro nahm seinen Betrieb keiten in Fremdwäh- im Oktober 2016 auf. Sein Hauptziel besteht in der Absicherung des Fi- nanzierungsbedarfs des Landes mithilfe der bestmöglichen Kombina- 60 rungen einen Groß- teil der Schulden tion von Kosten und Risiken sowie in Übereinstimmung mit der Re- Brutto gierungspolitik. Im Rahmen der Schuldenmanagementstrategie wer- ausmachen. 61,9 50 den die staatlichen Schuldtitel schrittweise registriert, an die Börse Netto gebracht und an der Tadawul, der Börse Saudi-Arabiens, gehandelt. 42,7 40 Die Zusammenarbeit des IWF mit Saudi-Arabien könnte als nützli- ches Modell für eine Reihe anderer erdöl- bzw. rohstoexportierender Länder dienen, die einen umfassenden und strategischen Ansatz für 30 Schaubild 1.7 ihr Schuldenmanagement benötigen. Uruguay, Verschuldung des öffentlichen Sektors, 2011–16 (Prozent des BIP) 20 70 Uruguay: Weniger Risiken durch innovatives Asset and Liability Management 60 Firmen steuern ihre konsolidierten Aktiva und Passiva als ein Brutto 61,9 Kernelement des Risikomanagements in ihren Bilanzen. Vie- 50 Netto le Regierungen, die über eine Vielfalt von Aktiva und Passiva 42,7 (expliziter, impliziter oder bedingter Natur) verfügen, erstellen 40 in der Regel keine vollständige Bilanz oder andere nanziel-

30 le Positionsaufstellungen, da sich öentliche Aktiva und Passi- va nicht für eine derartige konventionelle Art der Analyse eig- 20 nen. Dadurch wird eine Einschätzung der Risiken von öent- lichen Bilanzen schwierig. ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16

Quellen: Banco Central del Uruguay; Haver Analytics; Uruguay hat sich dieser Herausforderung mit einer innovativen Weltwirtschaftsausblick des IWF und Berechnungen des IWF-Stabs. Vorgehensweise gestellt. Die Schuldenmanagementstelle Uru-

16 Internationaler Währungsfonds 12% SCHLAGLICHTER Währung Schaubild 1.8 11 % Uruguayische Pesos Uruguay, Zusammensetzung 77% Ausländische Währung 51% 49% der Verschuldung des öffentlichen Sektors, 2015 (in Prozent)

Quellen: Banco Central del Uruguay; Haver Analytics; Berechnungen des IWF-Stabs und Weltwirtschaftsausblick des IWF. Laufzeit 53%47% Ansässigkeit 1 Jahr Gebietsansässig 1–5 Jahre Gebietsfremd > 5 Jahre

guays und der IWF arbeiteten zusammen, um eine umfassendere Einschätzung des Schuldenmanagements der Regierung im Kontext der größeren Bilanz des öent- „Unsere Überle- lichen Sektors vorzunehmen und die Rolle des einheimischen Anleihenmarkts Übersicht im Zusammenhang mit dem Management potenzieller Risiken des öentlichen gungen zur kon- Portfolios zu bewerten. Diese Aufgabe, die unter anderem die Überprüfung al- solidierten Bilanz ler Bilanzen der Regierung, einschließlich der Zentralregierung, der Notenbank von Uruguay, größerer staatlicher Betriebe sowie der staatlichen Versiche- des Landes liefern rungsbank umfasste (Schaubild 1.7 und Schaubild 1.8), half bei der Identizie- den Behörden einen rung wesentlicher Diskrepanzen und möglicher Strategieänderungen. umfassenden Über- So überstiegen z. B. die US-Dollar-Verbindlichkeiten die US-Dollar-Akti- va – ein Hinweis darauf, dass das Land eine Strategie zum Abbau seiner blick über die Bilanzri- US-Dollar-Schulden durch die weitere Entwicklung des lokalen Anlei- siken des Staates und henmarkts anstreben sollte. Es zeigte ebenfalls, dass sich Uruguay ge- gen vorherrschende Wechselkursrisiken an den Terminmärkten absi- versetzen sie in die chern sollte. Das würde eine zusätzliche Koordination zwischen dem Lage, damit verbundene Schuldenmanagement und der Umsetzung geldpolitischer Maßnah- men erfordern und eine Konsolidierung der verschiedenen Arten Risiken auf eine kosten- von Schuldinstrumenten erforderlich machen. Zusätzlich wäre es ef zientere Weise abzufe- notwendig, sich mit der in ationsgebundenen und lohngebunde- nen Indexierung im Kontext eines alternden Pensionssystems so- dern.“ wie der Verbesserung von globalen Verwahr- und Abrechnungs- — Michael Papaioannou, Missionschef im vereinbarungen auseinanderzusetzen. Bereich technische Hilfe beim IWF Die Behörden Uruguays sind entschlossen, Diskrepanzen zwi- schen den Währungen zu reduzieren und die Widerstandsfä- higkeit ihres Landes gegen Währungsrisiken zu stärken, wo- durch auch die Finanzstabilität des Landes gefördert würde. „Unsere Überlegungen zur konsolidierten Bilanz des Lan- des“, so Michael Papaioannou, Missionschef im Bereich technische Hilfe beim IWF, „liefern den Behörden einen umfassenden Überblick über die Bilanzrisiken des Staa- tes und versetzen sie in die Lage, damit verbundene Ri- siken auf eine kostenezientere Weise abzufedern.“

2017 Jahresbericht 17 HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

AFRIKA SÜDLICH DER SAHARA Wirtschaftliche Veränderungen in China beeinträchtigen Exportländer in Afrika südlich der Sahara

Im Laufe der vergangenen 20 Jahre haben China und Afrika enge wirtschaftliche Beziehungen entwi- ckelt. Das rasche Wachstum Chinas hat dessen Nachfrage nach Rohsto en, von denen viele aus Afri- ka kommen, verstärkt. Während des genannten Zeitraums wuchs der Handel zwischen den beiden Regionen mehr als vierzigfach. Der Anteil Chinas an afrikanischen Exporten, der 1995 1,6 % betrug, schnellte 2015 bis auf 16,5 % hinauf, während Chinas Anteil an Importen aus Afrika von 2,5 % auf Roger Nord, 23,2 % wuchs (Schaubild 1.9). Mitautor von „A Rebalancing Act for China Chinas Wachstum hat sich jedoch verlangsamt; als Wachstumstreiber dienen nicht länger and Africa: The Investitionen und Exporte, sondern der Binnenkonsum. Dieser Prozess wird häug auch als Effects of China’s „Neuausrichtung“ bezeichnet. Eine vor Kurzem vom IWF erstellte Analyse belegt, dass sich diese Neu- Rebalancing on Sub-Saharan ausrichtung besonders stark auf die rohsto exportierenden Länder auswirkt, von denen viele in Afri- Africa’s Trade ka sind: Der Wert afrikanischer Exporte nach China el von 105 Mrd. US$ 2014 auf 48 Mrd. US$ 2015, and Growth“ was den Druck auf Wechselkurse und Fremdwährungsreserven verschärfte. Stark gesunkene Regie- rungseinnahmen zwangen rohsto reiche Länder zur Reduzierungen ihrer ö entlichen Ausgaben, einschließlich dringend notwendiger Ausgaben für Infrastruktur und Sozialleistungen. Das sorgt kurzfristig für schmerzhafte Einschnitte. Doch es gibt auch gute Nachrichten. Auf der Suche nach zusätzlichen Gelegenheiten im Ausland haben chinesische Unternehmen und Finanzinstitute ihre Direktinvestitionen und ihre Kreditvergabe in Afrika intensiviert, insbesondere in rohsto armen Ländern, die sich nach wie vor hohen Wachstums erfreuen. Mittelfristig geben diese Investitio- nen den Ländern in Afrika südlich der Sahara die Gelegenheit, Teil von globalen Wert- schöpfungsketten zu werden, was die dringend benötigte strukturelle Transforma- tion des Kontinents beschleunigt. „Auf Regen folgt Sonnenschein“, so Roger Nord, Mitautor der IWF-Analyse. „Ob- wohl die sinkenden Rohsto preise Afrika kurzfristig schaden, ist die Neuausrich- tung Chinas hin zu mehr Konsum eine Gelegenheit für Afrika, seine dringend be- nötigte strukturelle Transformation voranzutreiben.“

Schaubild 1.9 Exporte und Importe von Afrika südlich der Sahara, nach Partner, 1995–2015 (Milliarden US-Dollar)

Gesamtexporte Gesamtimporte 500 500 China China 450 450 Fortgeschrittene Volkswirtschaften Fortgeschrittene Volkswirtschaften 400 Indien 400 Indien 350 Brasilien 350 Brasilien Afrika südlich der Sahara Afrika südlich der Sahara 300 300 Andere Andere 250 250

200 200

150 150

100 100

50 50

0 0 95 00 05 10 15 95 00 05 10 15

Quelle: IWF – Direction of Trade Statistics.

18 Internationaler Währungsfonds HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

AFRIKA SÜDLICH DER SAHARA Die verspätete Anpassung an den Rohstoffpreisverfall be- einträchtigt das Wachstum in Afrika südlich der Sahara

Der Verfall der Rohsto preise, der im Jahr 2011 begann und sich ab Mitte 2014 verschärfte, hat die 23 Länder Afrikas südlich der Sahara, die stark von Rohsto exporten abhängig sind, enorm unter Druck gesetzt. In diesen Ländern führte der daraus resultierende Rückgang der Export- und Haushaltsein- nahmen zu einer rapiden Verschlechterung der Außenhandels- und Steuerbilanzen, wobei Ölexpor- teure besonders stark betro en waren. Infolgedessen gerieten die Wechselkurse unter Druck, die internationalen Reserven schwanden, und es kam zu einem Anstieg der ö entlichen Verschul- Schaubild 1.10 dung und zu Zahlungsrückständen. Seit 2014 hat Afrika südlich der Sahara: BIP-Wachstum, sich das Wachstum der rohsto reichen Länder 2010–16 (Durchschnitt, in Prozent) merklich verlangsamt, vergleicht man es mit der 7 2010–14 6 2015–16 vorangegangen Phase lebhaften Wachstums. Dieses 5 Bild steht in scharfem Kontrast zu den restlichen Übersicht 4 Ländern der Region, die sich beügelt durch niedri- 3 2 gere Energieimportpreise weiterhin stark entwickel- Das Team von „Regional Economic 1 ten (Schaubild 1.10). Im Jahr 2016 betrug die Wachs- 0 Outlook for Sub- Ölexporteure Andere rohstoff- Rohstoffarme tumsrate für ganz Afrika südlich der Sahara nur Saharan Africa“ (von reiche Länder Länder 1,4 % – die schlechteste Performance der Region links nach rechts): Quelle: IWF – Weltwirtschaftsausblick Datenbank. Jackie Zhang, seit über zwei Dekaden. Nkunde Mwase, Haris Tsangarides, „Die Behörden der am stärksten betro enen Länder in Afrika südlich der Sahara haben zwar ers- Jarek Wieczorek, te Strategieanpassungen vorgenommen, diese greifen jedoch nur langsam und sind inezient, was Natasha Minges, Romain Bouis, zu Unsicherheit führt. Dadurch werden Investitionen zurückgehalten, und es steigt die Gefahr, dass Mustafa Yenice, weiterreichende Schwierigkeiten in der Zukunft gescha en werden“, so Céline Allard, Chen der Ab- Torsten Wezel, teilung Afrika, unter deren Leitung der im April 2017 herausgegebene Regional Economic Outlook for Maxwell Opoku- Afari, Monique Sub-Saharan Africa—Restarting the Growth Engine erstellt wurde. Newiak, Céline Allard (nicht im Bild: Da die Rohsto preise niedrig bleiben dürften, müssen die am schwersten betro enen Länder sich drin- Francisco Arizala, gend anpassen, wenn sie ihre makroökonomische Stabilität wiederherstellen und ihr Wachstum ankur- Paolo Cavallino, Jesus Gonzales- beln wollen. Wo immer möglich, sollten sie Haushaltskonsolidierung mit Wechselkursexibi- Garcia, Cleary lität kombinieren. Eine derartige Neuausrichtung wird jedoch nur dann dauerhaft sein, wenn die be- Haines, Charlotte tro enen Länder gleichzeitig die Mobilisierung inländischer Einnahmen stärken, Vielfalt Vazquez) fördern und langjährige Schwachstellen im Wirtschaftsumfeld beseitigen, um Investiti- onen in neue Sektoren anzuziehen.

Jahresbericht 2017 19 HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

NAHER OSTEN UND NORDAFRIKA Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Kon ikten und Flüchtlingskrisen

Die Konikte im Nahen Osten und in Nordafrika hatten dramatische humanitäre Konse- quenzen. Ein im September 2016 verö entlichtes IWF-Papier über deren wirtschaftliche

Gaëlle Pierre, Auswirkungen beschäftigt sich mit der Rolle, die die Wirtschaftspolitik in diesem Kontext Mitautor von „The gespielt hat. Die Studie zeigt, dass Wirtschaftspolitik kurzfristig dazu beitragen kann, die Economic Impact unmittelbaren Auswirkungen von Konikten zu mildern. Langfristig kann sie einen we- of Con icts and the Refugee Crisis sentlichen Beitrag dazu leisten, eine gesunde und nachhaltige Erholung zu fördern und in the Middle East die Wahrscheinlichkeit des erneuten Abgleitens in Konikte zu vermeiden. and North Africa“ In Zeiten von Konikten ist die Politik mit mehrfachen Herausforderungen, konkurrie- renden Forderungen und dringenden Bedürfnissen konfrontiert (Schaubild 1.11). In der- artig extremen Umständen mögen die längerfristigen Ziele der Wirtschaftsentwicklung irrelevant scheinen. Werden bewährte politische Praktiken nicht gewahrt oder die negativen Folgen von Konikten nicht ausgeglichen, kann es zu dauerhaften negativen Konsequenzen für die jeweilige Wirtschaft der Koniktländer kommen. Eine sorgfältige Erwägung der Wirtschaftspolitik mag zwar angesichts des Konikts schwierig sein, kann jedoch zu einer gewissen wirtschaftlichen Stabilität beitragen. Neben unmittelbaren humanitären Bedürfnissen gibt es 3 Prioritäten: den Schutz der leistungsfä- higen Wirtschaftsinstitutionen, die Priorisierung von Haushaltsmitteln und den Einsatz von Geld- und Wechselkurspolitik zur Gewährleistung makroökonomischer Stabilität. Die Erholung von den Auswirkungen von Konikten braucht Zeit und hängt von mehreren Faktoren ab, wie z. B. Intensität, Dauer und Art des Konikts sowie dem Aus- maß des den Institutionen zugefügten Schadens. In den Jahren 1970–2014 konnte z. B. ei- ne Reihe von Postkonikt-Ländern, die nach Beendung des Konikts mehr als 10 Jahre Frieden hielten, durchschnittlich eine relativ hohe jährliche Wachstumsrate von 4,5 % er- zielen. Dessen ungeachtet würde Syrien mindestens 20 Jahre brauchen, um lediglich sein BIP-Niveau von 2010, also vor dem Konikt, zu erreichen, falls der syrische Konikt 2015 beendet worden wäre. Beim Ausstieg aus der kriegsbedingten Wirtschaftspolitik sind für den Wiederaufbau gut funktionierende Institutionen und ein robustes, aber auch exibles mak- roökonomisches Rahmenwerk nötig, um Wiederaufbau und Erholung zu begleiten. In der Region Naher Osten und Nordafrika besteht ei- Schaubild 1.11 ne große Herausforderung darin, die vielen Flüchtlinge Naher Osten und Nordafrika, kon iktbedingte Änderungen des BIP, 1970–2014 zu betreuen und politische Maßnahmen zu tre en, die (in Prozent, kumulativ) die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatländer un- 0 terstützen bzw. in den jeweiligen Gastländern -2 -4 Möglichkeiten scha en, um sie -6 -8 einer produktiven -10 -12 -14 -16 1 2 3 Kon iktjahr

Quellen: Center for Systematic Peace und Schätzungen des IWF-Stabs.

20 Internationaler Währungsfonds MIDDLE EAST AND NORTH AFRICA

Aktivität zuzuführen. Die Lektionen aus dem Arabischen Frühling und seinen Folgekonikten zeigen, dass die Länder der gesamten Region ihre Reformen zur Förderung von inklusivem Wachstum beschleunigen soll- ten, um die Chancenungleichheit zu mindern.

Obwohl bereits einige Fortschritte erzielt wurden, Overview muss noch vieles getan werden. Um die wirtschaftlichen Auswirkungen von Konikten und ihren Folgeerscheinungen abzufedern, stellt der IWF speziell zugeschnittene Politikberatung auf den fol- genden Gebieten bereit: n Aufbau von belastbaren makroökonomischen Rah- menwerken n Festlegung von Geld- und Wechselkurspolitik n Priorisierung der Ausgaben, einschließlich des Schutzes wichtiger Sozialausgaben, sowie die Sicherstellung der Schul- dentragfähigkeit und n Förderung von inklusivem Wachstum. Zudem gibt der IWF sein Fachwissen weiter, unter anderem durch das Middle East Regional Technical Assistance Center und länderspezische Treuhandfonds. Diese Unterstützung konzentriert sich in erster Linie auf den Wiederaufbau und die Stärkung von Wirtschaftsinstitutionen, die Verbesserung der Wirtschaftspolitik, die Stärkung des ö entlichen Finanzmanage- ments, die Entwicklung gerechter Steuersysteme, die Stärkung der Finanzaufsicht und Intermediation sowie die Aufbereitung von Statistiken. Der IWF hat Afghanistan, dem Irak und Jordanien nanzielle Unterstützung bereitgestellt, und zwar unter Berücksichti- gung der Auswirkungen der Flüchtlingsströme und Binnen- üchtlinge. Zudem hilft der IWF bei der Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen von Gebern und anderen internationalen Finanzinstitu- tionen (Irak, Jordanien, Libanon). Der Fonds spielt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung des Dialogs innerhalb der internationalen Ge- meinschaft, indem er Einschätzungen von Wirtschaftsentwicklungen liefert und an Geberkonferenzen (Libyen, Somalia, Westjordanland und Gaza), sowie an hochrangigen Konferenzen zur Unterstützung Syri- ens und der Region 2016 in London und Anfang April 2017 in Brüssel teilnahm.

Jahresbericht 2017 21 HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

NAHER OSTEN UND NORDAFRIKA Energiepreisreform in der arabischen Welt

Der gegen Ende 2014 eingetretene Verfall der Ölpreise hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Länder der arabi- schen Welt: Die Ölexporteure der Region mussten zusehen, wie Milliarden Dollar an Einnahmen zunichtegemacht wurden, während Ölimporteure massive Einbrüche bei Geldsendungen und Investitionen hinnehmen mussten. Ob- wohl sich die Ölpreise bis Juli 2017 etwas erholt hatten und bei 45–50 US$ pro Barrel lagen, ging man an den Termin- märkten davon aus, dass der Preis mittelfristig auf einem niedrigen Niveau von etwa $55 pro Barrel bleiben werde. Die Länder der gesamten arabischen Welt blicken dieser neuen Realität ins Auge. Viele von ihnen haben wichti- ge Schritte ergri en, um ihre großzügige Energiepreisgestaltungspolitik zu reformieren, um so ihre Haus- haltslage zu konsolidieren. Ein IWF-Papier, das Anfang des GJ 2018 verö entlicht wurde, deutet jedoch darauf hin, dass noch immer zusätzlicher Handlungsspielraum besteht. 2015 entelen über ein Viertel der globalen Energiesub- ventionen vor Steuern auf arabische Länder: 117 Mrd. US$ bzw. mehr als die Einnahmen von Amazon, Microsoft oder Google im Jahr 2015 (Schaubild 1.12). Dieser Betrag umfasst die impliziten Kosten bzw. Opportunitätskosten niedriger Energiepreise – entgangene Einnahmen durch den Verkauf unter Weltpreisniveau. Niedrige Energiepreise begünstigen zumeist die Reichen, die große Energiemengen konsumie- ren, und generieren dabei einen relativ geringen Nutzen für die Wirtschaft. Die für Subventio- nen verwendeten Geldmittel ließen sich besser in Sektoren mit höheren Renditen investieren. Subventionen führen ebenfalls zu industriellen Verzerrungen und einem ver- schwenderischen Energiekonsum, der sich ungünstig auf die Umwelt auswirkt. Reformen von Energiepreisen sehen sich einer Reihe politischer und sozialer Her- ausforderungen gegenüber. Das Beispiel zahlreicher Länder zeigt jedoch, dass der- artige Reformen möglich sind. Um erfolgreich zu sein, sollten die Reformanstren- gungen breit gefächert und umfassend sein, schrittweise durchgeführt und frei Olivier Basdevant, Mitautor von „If von jeglicher Politisierung sein. Zudem sollten arme und gefährdete Bevöl- Not Now, When? kerungsgruppen, für welche höhere Energiepreise eine Bürde bedeuten, Energy Price kompensiert werden. Reform in Arab Countries“ Da die niedrigeren Ölpreise einen geringeren Abstand zwischen den inlän- dischen Energiepreisen in den arabischen Ländern und den internationalen Benchmarks bedeuten (Schaubild 1.13), ist jetzt der ideale Zeitpunkt für eine Re- form der Energiepreisgestaltung. Arabische Länder gaben 2016 durchschnittlich 3 % ihres BIP für Energiesubventionen aus. Würden sie diese Mittel für produk- tivere Subventionen in Sach- und Humankapital aufwenden, Schaubild 1.12 Schaubild 1.13 Energiesubventionen nach Region, Durchschnittliche Benzinpreise nach könnten sie innerhalb von 6 2015 Region, 2004–16 (US$-Dollar pro Liter) Jahren weitere 6 Prozentpunkte 2,0 Arabische Welt an Wachstum erreichen und im 12% 1,5 Andere MCD 27% selben Zeitraum die ö entliche 1,0 Afrika Verschuldung um bis zu 20 Pro- 15% 0,5 Asien zentpunkte des BIP senken. 0,0 Fortgeschrittene 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Volkswirtschaften 8% Um die Auswirkungen der Re- 25% Fortgeschrittene Volkswirtschaften Aufstrebendes 8% Europa Aufstrebendes Europa LAC formen abzufedern, könnten 5% Afrika Arabische Importeure Lateinamerika Entwicklungsländer Asiens Arabische Exporteure die Länder eine Mischung aus

Quellen: Internationale Energiebehörde und Berechnungen des Quellen: Internationale Energiebehörde und Berechnungen des IWF-Stabs. Investitionen und Schuldenab- IWF-Stabs. Hinweis: LAC: Lateinamerika und die Karibik. Hinweis: MCD: Naher Osten und Zentralasien. bau einsetzen und Ersparnisse

22 Internationaler Währungsfonds HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

für Kompensationsmaßnahmen verwenden. Ange- sichts der Bemühungen der arabischen Welt, in- klusives Wachstum und bessere Lebensstandards zu fördern, sind Energiepreisreformen mit einem hohen potenziellen Nutzen verbunden. „Jetzt ist ein wirklich guter Zeitpunkt, Reformen voranzutreiben“, so Olivier Basdevant, Mitautor des IWF-Papiers, „entweder aus der Not heraus oder weil es jetzt einfacher ist, so- lange die Di erenz zwischen inländischen Preisen und

Weltmarkpreisen gering ist“. Übersicht

Jahresbericht 2017 23 HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

24 Internationaler Währungsfonds HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

ASIEN UND PAZIFIKRAUM Brunei Darussalam: Technologie für individuelle IWF-Unterstützung

Der IWF berät sich mit seinen 189 Mitgliedsländern in erster Linie durch die jährlich durchge- führten wirtschaftlichen Gesundheitschecks. Während dieser Artikel-IV-Konsultationen erbitten die jeweiligen Landesbehörden oftmals die Unterstützung des Fonds für den Aufbau von Insti- tutionen mithilfe von technischer Hilfe und Ausbildung. Dies war der Fall, als IWF-Delegationen nach Brunei Darussalam reisten: Die Behörden dieses kleinen, auf der Insel Borneo in Südost- asien gelegenen Ölproduzenten baten den IWF um entsprechende Unterstützung, um ihr Wirt- schaftswachstum anzukurbeln. Das IWF-Team sah sich jedoch mit einigen Hindernissen konfrontiert: Informationen über Möglichkeiten der technischen Hilfe waren über verschiedene Abteilungen des IWF verteilt. Außerdem sorgten die große Distanz zwischen Brunei Darussalam und Washington sowie be- grenzte Platz- und Personalkapazitäten dafür, dass häuge Reisen für die Vertreter Bruneis und des Fonds nicht möglich waren. „Die Lösung bestand darin, ein umfassendes Informationspaket Übersicht über unser Angebote an technischer Hilfe zusammenzustellen und die vom IWF entwickelten Technologietools einzusetzen, wie z. B. das kostenlose Online-Training und das Data Portal“, er- läuterte Missionschef Seng Guan Toh. Das Team entwickelte auf der Grundlage von Angeboten für andere ölproduzierende Länder eine individuelle Liste mit Optionen technischer Hilfe. Im Steuerbereich ging es um die Stärkung des ö entlichen Finanzmanagements und im Finanzbereich um die Entwicklung des Finanzsektors. Das Team machte Kurse für die jeweiligen Regierungsbehörden aus, mit denen es sich tre en würde, und stellte für jede einzelne eine individuelle Auswahl an Optionen technischer Hilfe zusammen. Für seine Tre en mit den Vertretern des Finanzministeriums wählte das Team z. B. den IWF-Kurs „Makroökonomisches Management in rohsto reichen Ländern“ aus, weil Bru- nei ein Erdölexporteur ist. Während ihrer Mission nach Brunei im Februar 2017 stellten Teammitglieder am Ende ihrer Gespräche Kurse mit Bezug zu Wirtschaftsthemen des Landes vor, zeigten ein Video, das die Nutzung des Online-Portals erläutert, und erklärten den Teilnehmern die online verfügbaren Daten. Neben den Besprechungen mit Vertretern des Finanzministeriums traf sich das Team mit Mitarbeitern des Ministerpräsidenten, der Währungsbehörde, des Ministeriums für Auslandsan- gelegenheiten und internationalen Handel, des Arbeitsministeriums, einer führenden Denkfa- brik sowie des Zentrums für Strategie- und Politikstudien. „Der ‚3T-Ansatz‘ – Technologie, technische Hilfe und Training – ermöglicht es den bruneiischen Regierungsbehörden, die Hilfsangebote des IWF zu nutzen, um wirtschaftsbezogene Fragestellungen anzugehen“, so Toh. Er und sein „Der ‚3T-Ansatz‘ Team erwarten, dass das Land diese Angebote eifrig nutzen wird, und ho en, dass sich diese Vorgehensweise auch auf andere — Technologie, technische Hilfe Länder übertragen lässt. Der Fonds könnte so sein Mandat, und Training — ermöglicht es den bru- Unterstützung für seine Mitglieder zu leisten, besser gerecht werden. neiischen Regierungsbehörden, die Hilfsan- gebote des IWF zu nutzen, um wirtschafts- bezogene Fragestellungen anzugehen.“ — Seng Guan Toh, IWF-Missionschef

Jahresbericht 2017 25 HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

ASIEN UND PAZIFIKRAUM IWF geht Partnerschaft mit Indien ein und eröffnet neues Lernzentrum

Weniger als ein Jahr nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung durch die Regierung Indiens und den IWF im März 2016 wurde das Regionale Zentrum für Ausbildung und techni- sche Hilfe in Südasien (South Asia Regional Training and Technical Assistance Center, SART- TAC) am 13. Februar 2017 in Neu-Delhi eingeweiht. Die Auswahl eines geeigneten Standorts, die Entwicklung eines funktionalen Designs und die Bauausführung bedingten eine enge part- nerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den indischen Behörden, dem IWF-Stab und den örtlichen Anbietern. Das Ergebnis ist eine Schulungseinrichtung von Weltklasse. Dieses Zentrum ist das neueste im globalen IWF-Netzwerk von 14 Regionalen Zentren für Ausbildung und technische Hilfe. Es wurde als Modell für die künftige Kapazitätsent- wicklung des IWF entworfen, nicht zuletzt, weil sich Ausbildung und technische Hil- fe unter einem Dach benden. Die Mitgliedsländer der Region stellten den Großteil der Finanzierung für das Zentrum selbst bereit; nanzielle Unterstützung erhielten sie von Australien, der Europäischen Union, Korea und dem Vereinigten Königreich. SARTTAC ist die Antwort auf die starke Nachfrage seiner Mitgliedsländer (Bangladesch, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal und Sri Lanka) nach Kapazitätsentwicklung des Fonds. Südasien ist eine schnell wachsende Region und beheimatet ein Fünftel der Weltbevölkerung. Die Volkswirtschaften der Region kämpfen damit, die Ezienz ihrer Staatsausgaben zu verbessern, ihre Steuerver- waltung zu stärken, die Regulierung und Aufsicht ihrer Finanzsysteme zu stärken, ihre Geldpolitik und Geschäfte zu optimieren sowie ihre makroökonomischen Wirtschaftsstatistiken zu verbessern Mithilfe von Schulungen und Vor-Ort-Experten für technische Hilfe ermöglicht es SARTTAC dem Fonds, der hohen Nachfrage besser gerecht zu werden. Sein regionaler Standort macht es dem Fonds möglich, exibel auf die Bedürfnisse der jeweiligen Länder einzugehen und seine Unterstützung den länderspezi- schen Umständen anzupassen. Das Interesse an SARTTAC war von Anfang an sehr hoch. Dem nachfrageba- sierten Ansatz entsprechend wurde viel Zeit aufgewendet, um sich über die Bedürfnisse der verschiedenen Mitgliedsländer zu informieren. Das führ- te zu einem anfänglichen Programm von ungefähr 30 Kursen, die im Lauf des Kalenderjahres 2017 abgehalten werden und sich mit s- kal- und geldpolitischen sowie Finanz- und Statistik-emen be- fassen. Auf den ersten Kurs über makroökonomische Diagnosemetho- den für Beamte des Indian Economic Service folgten regionale Schulun- gen über Fiskalanalyse und Geldpolitik. Einige Schulungen werden auch in anderen Mitgliedsländern abgehalten sowie auf subnationaler Ebene in Indien, wo die Nachfrage auf Ebene der Bundesstaaten sehr hoch ist. Zusätzlich zu seinen individuellen Schulungsaktivitäten und prakti- schen technischen Hilfsprojekten wird SARTTAC im kommenden Jahr Shaktikanta Das, Staatssekretär am indischen Finanzministe- Länder für Gruppenlernaktivitäten zusammenführen, Beamte in ver- rium und Carla Grasso, Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des IWF, eröffnen das South Asia Regional Training schiedene Länder versetzen und partnerschaftlich mit örtlichen Ins- and Technical Assistance Center. titutionen in ganz Südasien zusammenarbeiten.

26 Internationaler Währungsfonds HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

ASIEN UND PAZIFIKRAUM Die Parlamentarier Myanmars stärken sowohl Manage- ment als auch Überwachung

Nach den im November 2015 stattgefundenen Wahlen von historischer Bedeutung trat in Myan- mar (dem früheren Burma) im April 2016 eine neue demokratische Regierung ihr Amt an. Nach Jahrzehnten der Isolation erklärte die Regierung die dringend benötigte Reform des Finanzsek- tors, die Verbesserung der Infrastruktur sowie das Ende der internen bewa neten Konikte zur Priorität, mit dem Ziel, schrittweise wieder in die Weltwirtschaft einzugliedern. Die Kapazitätsentwicklung in Myanmar stellt angesichts der wirtschaftlichen Transforma- tion des Landes eine enorme Aufgabe dar. Der Bedarf war umso dringlicher für das frisch gewähl- te Parlament, als der Großteil der Abgeordneten keine Erfahrung in Regierungsgeschäften hatte. Zur Lö- sung dieses Problems konzipierten IWF-Mitarbeiter aus mehreren Abteilungen in Zusammenarbeit mit parlamentarischen Führern ein hochrangiges Seminar zum ema Kapazitätsentwicklung für das Uni- onsparlament Myanmars. Übersicht Das im Dezember 2016 abgehaltene Seminar legte sein Hauptaugenmerk auf die Bemühungen Myan- mars, das makroökonomische Management und die Finanzstabilität zu stärken. Über 60 Abgeord- nete aus drei der wichtigsten parlamentarischen Wirtschaftsausschüsse nahmen an den in- teraktiven Sitzungen teil, die mit dem jährlichen Gesundheitscheck des IWF abgestimmt wurden. Das IWF-Team umfasste Mitarbeiter aus der Abteilung Asien und Pazikraum (einschließlich des Büros des Vor-Ort-Vertreters, des Büros für technische Hilfe für die Demokratische Volksrepublik und die Republik der Union von Myanmar sowie des Regionalbüros in Japan) und der Abteilungen Kommu- nikation, Fiskalpolitik, Geld- und Kapitalmärkte und Statistik sowie das regionale Ausbildungs- zentrum in Singapur, mit nanzieller Unterstützung der japanischen Regierung. Die Interaktionen zwischen den Abgeordneten und dem IWF-Team gaben den Parlamenta- riern eine einzigartige Gelegenheit, politische und technische emen miteinander zu be- sprechen. Die Abgeordneten waren besonders angetan von der Vorgehensweise, Kapazi- tätsentwicklung in die volkswirtschaftliche Überwachung zu integrieren. Das half ihnen dabei, besprochene fachliche Aspekte bei Grundsatzangelegenheiten anzuwen- den, mit denen sie sich regelmäßig im Rahmen ihrer Überwachungspichten konfron- Yongzheng Yang, tiert sehen. Ein Nachfolgeseminar zum ema Management ö entlicher Finanzen für das IWF-Missionschef für Myanmar „Parliamentary Joint Public Accounts Committee“ wurde für Mitte 2017 angesetzt. Yongzheng Yang, Leiter der Vor-Ort-Vertretung des Fonds in Myanmar, fasste die Stra- tegie des Fonds für das Land folgendermaßen zusammen: „Die Weitergabe von Wissen trägt wesentlich dazu bei, den Behörden zu helfen, politische Schritte durchzuset- zen, um ihr Ziel von nachhaltigem und inklusivem Wachstum zu erreichen. Wir werden unsere Kapazitätsentwicklungsbemühungen in Myanmar, die be- reits zu den umfassendsten innerhalb der Mitgliedschaft des IWF ge- „Wir werden unse- hören, fortsetzen. Die Integration dieser Aktivitäten in unsere wirt- schaftlichen Gesundheitschecks ist von ausschlaggebender re Kapazitätsent- Bedeutung für unser ezientes Engagement in diesem wicklungsbemühungen L a n d .“ in Myanmar, die bereits zu den umfassendsten innerhalb der Mitgliedschaft des IWF gehören, fort- s e t z e n .“

Jahresbericht 2017 27 HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

„… fest steht, dass WESTLICHE HEMISPHÄRE die FCL, von der Mexiko: Flexible Credit Line dient als Schutz in einer volatilen Welt Mexiko nun seit ei- nigen Jahren pro - Im Laufe der vergangenen 10 Jahre hat Mexiko seine Integration in die Weltwirtschaft tiert, Ausdruck der sowohl über Handels- als auch Finanzkanäle vertieft. Das hat dazu beigetragen, die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, die Finanzierungskosten zu sen- guten makroöko- ken und die Investorenbasis zu diversizieren. 2016 erreichten die gesamten auslän- nomischen Politik dischen Portfolioinvestitionsströme in Mexiko 26,7 Mrd. US$ (2,6 % des BIP), und Ge- bietsfremde hielten 35 % aller Staatsanleihen in Landeswährung (Schaubild 1.14). Die ist, für die die Füh- starke Präsenz ausländischer Investoren in Mexiko ist ein Zeichen ihres Vertrauens in rung des Landes das wirtschaftspolitische Rahmenwerk und die Tiefe und Liquidität der Devisen- und auf Ebene der No- Anleihemärkte des Landes. tenbank und des Mit einem täglichen globalen Handelsvolumen von 97 Mrd. US$ ist der mexikani- sche Peso die weltweit am zweitmeisten aktiv gehandelte Währung einer auf- Finanzministeri- strebenden Volkswirtschaft. Mexikos sehr starke makroökonomische Politik und ums verantwort- wirtschaftspolitisches Rahmenwerk haben dem Land geholfen, in einem komplexen lich ist.“ externen Umfeld zu bestehen, das von der Volatilität der Finanzmärkte geprägt ist. Seine Währungspolitik wird von einem inationsorientierten Rahmenwerk gesteuert, Christine Lagarde, Geschäfts- und zwar im Kontext eines exiblen Wechselkurses. Die skalpolitische Verantwor- führende Direktorin des IWF, Pressekonferenz des tung ist gesetzlich verankert und die Behörden verpichten sich, mittelfristig das Ver- Internationalen Währungs- hältnis zwischen ö entlicher Verschuldung und BIP zu senken. Das nanzielle Regu- und Finanzausschusses, 22. April 2017 lations- und Aufsichtsrahmenwerk ist stark. Zur Unterstützung der allgemeinen makroökonomischen Strategie der me- xikanischen Behörden und zur Bereitstellung einer Risikoabsicherung be- willigte das IWF-Exekutivdirektorium im Mai 2016 eine zweijährige Vereinbarung für Mexiko im Rahmen der Flexible Credit Line (FCL) im Umfang von etwa 85 Mrd. US$. Die FCL erwies sich im GJ 2017 als wirksam, als der Peso zeitweilig unter Druck ge- riet. Dies ist die sechste derartige Vereinbarung mit Mexiko, und die Behörden wollen sie erneut als vorläuge Schutzmaßnahme behan- Schaubild 1.14 deln. Frühere derartige Vereinbarungen erwiesen sich als wertvolle Ab- Mexiko, ausländische Direktinvesti- sicherungsmechanismen gegen Extremrisiken unmittelbar nach der tionen und Verbindlichkeiten aus Portfolioinvestitionen, 2007 und 2016 globalen Finanzkrise von 2008, während der Krise im Euroraum und (Prozent des BIP) während der Turbulenzen im Vorfeld der Normalisierung der US-Geld-

50 politik.

40 Die FCL wurde konzipiert, um der Nachfrage nach Krediten zur Kri- senprävention und Krisenabschwächung gerecht zu werden und war 30 für Länder mit sehr starken politischen Rahmenwerken und guten ver-

20 gangenen Wirtschaftsleistungen bestimmt, die sich in einem Liquidi- tätsengpass benden. Zwei weitere Länder, Kolumbien und Polen, grif- 10 fen ebenfalls auf FLCs zurück. Während keines dieser drei Länder bis-

0 her die Kreditlinie in Anspruch genommen hat, ist diese jedoch ein 2007 2016 wertvoller Schutz und trägt in Zeiten, die von erhöhtem Risiko Ausländische Direktinvestitionen geprägt sind, zur Stärkung des Marktvertrauens bei. Portfolioinvestitionen Quellen: Nationale Behörden Schätzungen des IWF-Stabs.

28 Internationaler Währungsfonds HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

WESTLICHE HEMISPHÄRE Argentiniens mutige Schritte zur Krisenabwendung

Als die neue Regierung Argentiniens im Dezember 2015 ihr Amt antrat, fand sie sich mit verbreiteten makroökonomischen Diskrepanzen, mikroökonomischen Verwerfungen und einem geschwächten institutionellen Rahmenwerk konfrontiert. Das Konsumniveau war unhaltbar hoch, Investitionen hatten einen historischen Tiefpunkt erreicht, und die hohen staatlichen Dezite wurden durch Geldschöpfung und Ination nanziert. Die Verwerfun- gen auf Mikroebene bestanden unter anderem in einem ausgedehnten Netzwerk adminis- trativer Kontrollen – wie Handelsbarrieren, Devisenrestriktionen und Preiskontrollen – und einem Geschäftsumfeld, das die Wettbewerbsfähigkeit behinderte und mittelfristiges Wachs- tum unterminierte. Eine ernsthafte Finanzkrise stand unmittelbar bevor. „Die Regierung blickt jetzt den Problemen ins Auge und beschäftigt sich auf entschlossene Weise mit ihnen“, so Roberto Cardarelli, Leiter der Vor-Ort-Vertretung, im November 2016 anlässlich der Herausgabe der ersten IWF-Überprüfung der Wirtschaft des Landes (bekannt als Artikel-IV-Konsultation) seit 2006. Die Behörden ergri en beherzte Maßnahmen Übersicht um die Diskrepanzen zu bewältigen und eine Krise abzuwenden, so Cardarelli, indem sie die Devisenkontrollen beseitigten und ein Floaten der Kurse gestatteten, die Devisenres- triktionen abscha ten und Exportsteuern eliminierten (mit Ausnahme der Exportsteuern auf Sojabohnen, die gesenkt wurden), sowie Rechtsstreitigkeiten mit Gläubigern bereinigten, die einer Schuldenumstrukturierung Argentiniens im Weg standen, wodurch der Zugang zu den Kreditmärkten wiederhergestellt wurde. Roberto Cardarelli, IWF-Missionschef Die Behörden denierten skalische und inationsbezogene Zielwerte und begannen mit für Argentinien dem schrittweisen Abbau inezienter Energiesubventionen. Das nationale Statistikamt wurde restrukturiert und begann Mitte 2016 mit der Verö entlichung neuer ozieller Statistiken, die den internationalen Standards entsprechen. Auch wenn diese Maßnahmen zur Beseitigung der massiven Diskrepanzen und Verzer- rungen notwendig waren, wirkten sie sich negativ auf die argentinische Wirtschaft aus. Bei den Tre en der IWF-Delegierten mit führenden Vertretern des Landes ging es des- halb vornehmlich um die Frage, wie man die wirtschaftliche Erholung fortführen und die Armen vor den Kosten der Wiederherstellung der makroökonomi- schen Stabilität bewahren könne. Angesichts der Tatsache, dass ungefähr ein Drittel der Bevölkerung unter der Armuts- grenze lebt, ist die Armutsbekämpfung eine absolute Priorität der Regierung. Tabelle 1.1 Die Behörden wissen, dass eine blühen- Argentinien, reales BIP-Wachstum, Verbraucherpreise, de Wirtschaft der beste Weg ist, um Ar- Leistungsbilanz und Arbeitslosigkeit, 2016 und Prognose 2017–18 beitsplätze zu scha en und Menschen aus der Armut zu befreien. Nach einem 2016 2017 2018 (prognostiziert) (prognostiziert) Rückgang im Jahr 2016 wird die argentini- Reales BIP -2,3 2,2 2,3 sche Wirtschaft 2017 voraussichtlich um Verbraucherpreise (ggü. Vorjahr) — 21,6 1 7, 2 2,2 % zulegen, und zwar aufgrund von stär- Leistungsbilanz -2,6 -2,9 -3,4 kerem Konsum und höheren ö entlichen Arbeitslosigkeit 8,5 7, 4 7, 3

Investitionen. 2018 dürfte der Anstieg Quelle: Weltwirtschaftsausblick des IWF, April 2017. 2,3 % betragen, bedingt durch ein Anzie- hen der Privatinvestitionen und Exporte (Tabelle 1.1)

Jahresbericht 2017 29 HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

EUROPA Albaniens Reformen zeitigen Resultate

2013 kam Albaniens Wirtschaftswachstum fast zum Stillstand, als die Wirtschaftskrise 2008 die Nach- frage von Griechenland und Italien, den Haupthandelspartnern des Landes, einbrechen ließ. Gleich- zeit schnellte die ö entliche Verschuldung in die Höhe, und die Zahlungsrückstände stiegen aufgrund hoher Wahlkampfausgaben, eines nicht tragfähigen Rentensystems und eines unrentablen Stromsek- tors. Das Bankensystem, auf das sich die Regierung für die Kreditaufnahme stützte, war durch den ho- Anita Tuladhar, hen Anteil überfälliger Darlehen geschwächt, wodurch sich der Finanzierungsdruck weiter verstärkte. IWF-Teamleiterin für Albanien Zur Bewältigung dieser skalischen und nanziellen Herausforderungen sowie zur Wiederherstel- lung des Wirtschaftswachstums beantragte das Land einen IWF-Kredit, den das Exekutivdirektorium im Februar 2014 bewilligte. Die 36-monatige Vereinbarung im Rahmen der sog. Extended Finan- cing Facility sollte dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum wiederherzustellen und die rasant steigende ö entliche Verschuldung einzudämmen, die die wirtschaftliche Stabilität bedrohte. Das Programm wurde im Februar 2017 erfolgreich beendet, und Albanien trat in ein Post-Pro- gram Monitoring ein. Nach Abschluss der letzten Mission bestätigte der albanische Finanz- minister Arben Ahmetaj, dass sich das Wirtschaftswachstum erholt hätte und 2017 vo- raussichtlich 3,7–3,8 % betragen würde, nachdem es im Vorjahr bei 3,4 % lag (Tabelle 1.2). Er schrieb die starken Wirtschaftsergebnisse den makroökonomischen und skali- schen Reformen zu, die seiner Aussage zufolge „auch in engem Zusammenhang mit all den anderen Reformen stehen, die von der Regierung in den letzten drei Jahren durch- geführt wurden, wie die Rentenreform, die Reform des Energiesektors, die Reform des ö entlichen Finanzmanagements, die Reform der Steuerverwaltung“ usw. Die besagten Reformen führten laut Ahmetaj ebenfalls zu höheren Löhnen und Pensionen, steigender Beschäftigung, einer größeren Zahl an Unterneh- men und steigenden ausländischen Direktinvestitionen. IWF-Teamleiterin Ani- ta Tuladhar war ebenfalls der Ansicht, dass Albanien dank des Programms auf Erho- lungskurs mit gesunden ö entlichen Finanzen sei. „Dank des Engagements der al- banischen Behörden konnten wir wachstumsfördernde Reformen unterstützen. Das Programm stärkte das institutionelle Rahmenwerk, beseitigte Schwachstellen in der Wirtschaft und trug dazu bei, die wirtschaftliche Stabilität zu erhalten, ungeachtet der schwierigen externen Umstände“, erklärte sie. Albanien setzt seine Bemühungen fort, das Wachstum zu fördern und den Finanz- sektor zu stärken, und hält an der Konsolidierung des ö entlichen Haushalts fest, um die Verschuldung unter 60 % des BIP zu senken. Mit Unterstützung der Eu- ropäischen Union (EU) wurde eine Initiative zur Justiz- Tabelle 1.2 reform lanciert, die sich mit den emen Regierungs- Albanien, wichtigste Wirtschaftsindikatoren, führung und einem inezienten Justizsystem befasst. 2013 und 2016 Abhängig vom Erreichen greifbarer Erfolge dieser Jus- 2013 2016 tizreformen hat die Europäische Kommission die Erö - BIP-Wachstum (in %) 1,0 3,4 nung von Verhandlungen über den Beitritt Albaniens zur Primärbilanz (% des BIP) -2,0 0,2 EU angeregt. Gesamtbilanz (% des BIP) -5,2 -2,2 Steuereinnahmen (% des BIP) 22,0 24,9 Notleidende Kredite (in %) 23,5 18,3 Quellen: Nationale Behörden Albaniens und Berechnungen des IWF-Stabs.

30 Internationaler Währungsfonds HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN

EUROPA Spanien: eine beeindruckende Erholung fortsetzen

Obwohl Spanien eines der von der globalen Finanzkrise am stärksten betro enen Länder der Eurozone war, hat Das von Andrea Schaechter geleitete IWF- sich das Land erstaunlich gut erholt. Sowohl 2015 als Länderteam empfahl, dass Spanien weiter auch 2016 wuchs die spanische Wirtschaft um jeweils auf seinen reformbedingten Fortschritten mehr als 3 % und dürfte 2017 ein BIP-Wachstum auf durch die folgenden Maßnahmen aufbau- Vorkrisenniveau erreichen (Schaubild 1.15). Seit dem en sollte: Höhepunkt der Krise haben über 1,5 Millionen ehemals • Die fortgesetzte Konsolidierung der Staats- Arbeitslose wieder Beschäftigung gefunden. Entschlos- nanzen, um das De zit und die öffentliche sene Reformen in den Jahren 2011–13, wie Maß- Verschuldung zu reduzieren nahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, • Die weitere Stärkung der Arbeitsmarkt- haben die Wettbewerbsfähigkeit der spanischen politik durch gezielte Maßnahmen zur Wirtschaft verbessert und die Scha ung von Arbeits- Übersicht Unterstützung der Jungen und Langzeit- plätzen gefördert, während Reformen des Bankensek- arbeitslosen und eine Reduzierung des tors diesen widerstandsfähiger gemacht haben. Nied- Zweistufensystems, um die Schaffung von rige Ölpreise und Zinssätze, gepaart mit skalpoliti- Arbeitsplätzen und Fairness zu fördern schen Unterstützungsmaßnahmen 2015–16, haben das Wachstum weiter angekurbelt. • Die Unterstützung von Forschung und Ent- wicklung sowie des Wettbewerbs in den Dank eines Exportbooms verzeichnete Spanien 4 Jahre Produkt- und Dienstleistungsmärkten, um in Folge Leistungsbilanzüberschüsse. Viele Firmen ha- Produktivität und Einkommen zu stärken ben bei der Bereinigung ihrer Bilanzen gute Fortschrit- • Die Stärkung der Bankbilanzen und Verbes- te gemacht, während sich die Haushaltsverschuldung serung der Überwachung und Steuerung auf den Mittelwert der Eurozone eingependelt hat, auch systemischer Risiken wenn sie absolut gesehen noch immer hoch ist. Spani- sche Banken haben ihre Kapitalquote erhöht und den Die 2017 vom IWF durchgeführte Bewertung des spanischen Finanzsektors zeigt politische Anteil an notleidenden Krediten trotz Kreditverknap- Optionen für die Erhaltung der Finanzstabili- pung reduziert. tät Spaniens auf. Dessen ungeachtet ist die Arbeitslosenrate mit et- wa 18 % noch immer hoch, und die Jugendarbeitslo- sigkeit ist mit 42 % sogar noch höher und fast doppelt Schaubild 1.15 so hoch wie der Durchschnittswert im Euroraum. Spanien, Italien, Frankreich und Deutsch- land, reales BIP-Wachstum, 2007–21 Die ö entliche Verschuldung hat sich seit dem Be-Be- (Index, 2007 = 100) ginn der Krise mehr als verdoppelt und beträgt jetzt 120 Spanien Italien 100 % des BIP, wodurch der Handlungsspielraum der 115 Frankreich Deutschland Regierung begrenzt ist. Die Verschuldung und der noch 110 immer hohe negative Nettoauslandsvermögensstatus machen das Land anfällig für Schocks. 105 100

95

90 2007 2009 2 011 2013 2015 2017 2019 2021

Quellen: Weltwirtschaftsausblick des IWF und Schätzungen des IWF-Stabs.

Jahresbericht 2017 31 Jahresbericht 2016

UpdateNeuigkeiten zu Themen aus dem letzten Jahresbericht

SIEHE SEITE

Der neue SZR-Währungskorb ist wirksam geworden. 92

Das Direktorium verabschiedete einen Arbeitsplan für die 92 Fünfzehnte Allgemeine Quotenüberprüfung.

Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Überwachung wur- de eine neue Methodik entwickelt, die Regierungen dabei hilft, ihren skalischen Spielraum zu beurteilen, d. h. ob sie 36 Ausgaben erhöhen oder Steuern senken können.

Zur nanziellen Unterstützung der ärmsten Mitgliedslän- der wurde eine neue Runde zur Beschaffung von Mitteln für 54 den Poverty Reduction and Growth Trust eingeleitet.

Beim Wissensaustausch mit Regierungen lag der Schwer- punkt auf der Frage, wie sich Einnahmen erhöhen und Aus- 61 gaben ef zient verwalten lassen, um so die Finanzierung öffentlicher Dienste zu sichern.

Internationaler Währungsfonds Jahresbericht 2017

Teil 2: Die Arbeit des IWF

Der IWF hat drei zentrale Tätigkeitsbereiche2 Volkswirtschaftliche Überwachung 135 Länder im Gesundheitscheck Der IWF beaufsichtigt das internationale Währungssystem und überwacht die Wirtschafts- und Finanzpolitik seiner 189 Mitgliedsländer. Im Rahmen dieses Überwachungsprozesses, der sowohl auf globaler Ebene als auch auf Ebene der einzelnen Länder statt ndet, identi ziert der IWF mögliche Risiken für die Stabilität und berät unterstützend zu notwen- digen politischen Anpassungen.

Kreditvergabe 134,7 Mrd. US$ an 15 Länder, plus 1,5 Mrd. US$ an zinsverbilligten oder zinsfreien Krediten an 15 einkommensschwache Entwick-

lungsländer unter seinen Mitgliedern Arbeit des IWF Die Der IWF stellt Mitgliedsländern mit aktuellen oder potenziellen Zahlungsbi- lanzschwierigkeiten Kredite bereit, um ihnen bei der Wiederauüllung ihrer internationalen Reser- ven, der Stabilisierung ihrer Währungen, der fortlaufenden Bezahlung von Importen sowie bei der Wiederherstellung der Wachstumsvoraussetzungen für eine starke Wirtschaft zu helfen. Gleichzei- tig wird eine Lösung der zugrunde liegenden Probleme angestrebt.

Kapazitätsentwicklung 267 Mio. US$ für Wissensaustausch, sachverständige Beratung und Ausbildung Der IWF arbeitet mit Regierungen auf der ganzen Welt zusammen, um die Wirtschaftspolitik und Institutionen der Länder zu modernisieren und Re- gierungsmitarbeiter zu schulen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Wirt- schaft zu stärken, das Wachstum zu fördern und Arbeitsplätze zu schaen.

Jahresbericht 2017 31 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

Volkswirtschaftliche Überwachung

Überwachung ist der zusammenfassende Oberbegriff für den Prozess, mit dem der IWF das internationale Wäh- rungssystem und die Entwicklungen in der Weltwirt- schaft beaufsichtigt und die Wirtschafts- und Finanzpo- litik seiner 189 Mitgliedsländer überwacht. Im Rahmen dieses jährlichen Gesundheitschecks stellt der IWF mögliche Stabilitätsrisiken fest und berät zu notwen- digen Politikanpassungen. Auf diese Weise trägt er dazu bei, dass das internationale Währungssystem seinen grundlegenden Zweck erfüllen kann, näm- lich den Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Kapital zwischen den Ländern zu fördern und auf diese Weise solides Wirtschaftswachstum sicherzustellen.

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Die Überwachungsarbeit des IWF hat zwei Hauptaspekte: die Die multilaterale Überwachung richtet sich auf globale bilaterale Überwachung, d. h. die Bewertung der und Beratung und regionale Wirtschaftstrends und analysiert Spillovers zu den politischen Maßnahmen eines jeden Mitgliedslands, von der Politik der Mitglieder auf die Weltwirtschaft. Im sowie die multilaterale Überwachung, d. h. die Aufsicht über Rahmen seiner World Economic and Financial Surveys veröf- die Weltwirtschaft. Durch den Verbund von bilateraler und fentlicht der IWF zweimal jährlich wichtige Berichte zur multi- multilateraler Überwachung kann der IWF eine umfassen- lateralen Überwachung: Weltwirtschaftsausblick (World Econo- dere, stimmigere Analyse sogenannter Spillovers – Übertra- mic Outlook, WEO), Bericht zur Stabilität des globalen Finanz- gungseekte von der Politik eines Landes auf andere Länder systems (Global Financial Stability Report, GFSR) und Fiscal – gewährleisten. Monitor (FM). Der WEO enthält eine ausführliche Analyse zum Zustand der Weltwirtschaft und beschäftigt sich mit drängen- Kernstück der bilateralen Überwachung ist die sog. Ar- den Fragen wie den anhaltenden Turbulenzen an den globalen tikel-IV-Konsultation, benannt nach dem Artikel des Finanzmärkten und der laufenden wirtschaftlichen Erholung IWF-Übereinkommens, der die Prüfung der wirtschaft- von der weltweiten Finanzkrise. Der GFSR liefert eine aktuel- lichen Entwicklungen und Politiken in jedem einzelnen le Bewertung der globalen Finanzmärkte und ihrer Aussichten der 189 Mitgliedsländer des IWF vorschreibt. Die Arti- und stellt Ungleichgewichte und Anfälligkeiten heraus, die ei- kel-IV-Konsultationen decken eine Reihe von emen ab, de- ne Gefahr für die Finanzstabilität bedeuten könnten. Der FM nen makrokritische Bedeutung zugemessen wird (Haushalt, aktualisiert mittelfristige Haushaltsprognosen und bewertet Finanzen, Wechselkurse, Geld- und Strukturpolitik), und kon- Entwicklungen der öentlichen Haushalte. Im Rahmen seiner zentrieren sich dabei auf Risiken und Schwachstellen und die World Economic and Financial Surveys veröentlicht der IWF politischen Reaktionen. An den Artikel-IV-Konsultationen auch Berichte zum Regionalen Wirtschaftsausblick (Regional sind Hunderte von Ökonomen und andere Stabsmitarbeiter Economic Outlook, REO). des IWF beteiligt.

Die Konsultationen sind ein wechselseitiger politischer Dialog BILATERALE ÜBERWACHUNG mit den Länderbehörden und nicht nur die Bewertung eines Arbeit des IWF Die Landes durch den IWF. Das IWF-Team trit sich gewöhnlich Ablauf einer Artikel-IV-Konsultation: mit Beamten der Regierung und Zentralbank sowie anderen Die jährliche Bewertung der Wirtschaftspolitik beteiligten Gruppen – u. a. Parlamentariern, Vertretern aus Die Artikel-IV-Konsultation für ein bestimmtes Mitgliedsland der Geschäftswelt und der Zivilgesellschaft sowie Gewerk- erstreckt sich über mehrere Monate und beginnt mit einer inter- schaften –, um die Wirtschaftspolitik und wirtschaftliche nen Prüfung der wichtigsten Politikfragen und Überwachungs- Richtung eines Landes zu bewerten. Der Stab legt dem Exeku- prioritäten; die abteilungsübergreifende Prüfung, an der auch die tivdirektorium des IWF in der Regel einen Bericht zur Erörte- Geschäftsführung beteiligt ist, mündet in ein Brie ngpapier, die rung vor; danach gilt die Konsultation als abgeschlossen, und sogenannte Policy Note. es wird eine Zusammenfassung der Sitzung an die Behörden des Landes übermittelt. In den meisten Fällen wird die Bewer- Die Policy Note vertieft wichtige wirtschaftspolitische Richtun- tung durch das Direktorium als Pressemitteilung zusammen gen und Empfehlungen, die mit der Regierung des Mitglieds- mit den entsprechenden Stabsberichten veröentlicht, wenn lands zu erörtern sind. Die gemeinsame Prüfung der Policy Note das Mitgliedsland dieser Veröentlichung zustimmt. Im Lauf mit allen IWF-Abteilungen dient dazu, im Vorfeld der Konsulta- des GJ 2017 führte der IWF 135 Artikel-IV-Konsultationen tion Konsens über ein Land zu bilden, und endet mit einem Po- durch (siehe Webtabelle 2.1). licy Consultation Meeting; die Policy Note wird dann der Ge- schäftsführung des IWF zur Genehmigung vorgelegt. Sobald die Im Gefolge der weltweiten Finanzkrise setzte der IWF im Rah- Policy Note genehmigt ist, reist das Artikel-IV-Team in das Land, men seines Programms zur Bewertung des Finanzsektors sei- um vor Ort mit Regierungsbeamten und Stakeholdern zusam- ne Beurteilungen der Finanzstabilität fort. Die Bewertungen menzukommen. Zurück am Hauptsitz, wird ein Stabsbericht des Finanzsektors gehören zur Überwachung in Ländern, de- ausgearbeitet, der seinerseits einer Prüfung durch die Abteilun- ren Finanzsektor als systemrelevant gilt. gen und die Geschäftsführung unterliegt, bevor er dem Exekutiv- direktorium des IWF vorgelegt wird.

Jahresbericht 2017 33 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

Makro nanzielle Fragestellungen in der MULTILATERALE ÜBERWACHUNG Artikel-IV-Überwachung Dem Stabspapier „Approaches to Macro-Financial Surveillance Die Frühwarnübung in Article IV Reports“ (Ansätze der makro nanziellen Überwa- Die Frühwarnübung (Early Warning Exercise, EWE) ist ein chung in Artikel-IV-Berichten) zufolge wurde durch die welt- wichtiges Element in der Arbeit des IWF zur Bewertung volks- weite Finanzkrise deutlich, wie wichtig die Überwachung des wirtschaftlicher, nanzieller, skalischer und externer Risiken. Finanzsektors und ein tiefgreifendes Verständnis makro nan- Die Übung ist Teil der Überwachungsarbeit der Institution und zieller Verechtungen sind. Obwohl das globale Finanzsystem wird zweimal jährlich in Koordination mit den wichtigsten Pu- stärker und belastbarer ist, sind makro nanzielle Verechtun- blikationen – World Economic Outlook, Global Financial Stability gen weiterhin ein kritischer Faktor für alle IWF-Mitglieder. Report und Fiscal Monitor – durchgeführt. Im Hinblick auf mehr Zugkraft und Nützlichkeit der IWF-Über- Die Ergebnisse werden dem Exekutivdirektorium und leitenden wachung empfahl die Dreijahresprüfung der Überwachung Beamten während der Frühjahrs- und Jahrestagung des IWF von 2014, die makro nanzielle Analyse zu einem integralen vorgelegt. Die Folgearbeit zur EWE ndet im Zusammenhang Bestandteil der Artikel-IV-Konsultationen zu machen und die mit der Länder- und globalen Überwachungstätigkeit statt. Der Ausrichtung des IWF auf makroprudenzielle Politikmaßnah- IWF und der Rat für Finanzstabilität (Financial Stability Board, men zu intensivieren. Der Aktionsplan der Geschäftsführenden FSB) arbeiten bei der Frühwarnübung eng zusammen, um eine Direktorin zur Stärkung der Überwachung umriss die Schritte integrierte Perspektive zu Risiken und Anfälligkeiten zu liefern. auf dem Weg zu diesen Zielen. Die Bestrebungen zur Stärkung Der IWF widmet sich überwiegend volkswirtschaftlichen und der makro nanziellen Überwachung umfassen neue Analyse- makro nanziellen Fragestellungen und Länderrisiken, wäh- instrumente sowie Schulungen für den Stab. Mehr als 60 Ar- rend sich der FSB auf regulatorische und aufsichtsrechtliche tikel-IV-Konsultationen haben sich mit der Stärkung dieses Aspekte des Finanzsystems konzentriert. emenbereichs befasst.

Ausgehend von den im Papier dargelegten Erkenntnissen Bericht über den Außenwirtschaftssektor 2016 erörterte das Exekutivdirektorium im März 2017 Fort- Eine Kernfunktion der IWF-Überwachung ist die Bereit- schritte bei der Einbindung von makro nanzieller Analyse stellung multilateral stimmiger Bewertungen des Außen- und Politikberatung in die Artikel-IV-Überwachung. Das wirtschaftssektors der Mitgliedsländer, einschließlich ihrer Direktorium lobte die erzielten Fortschritte und be- Leistungsbilanz, ihrer Wechselkurse, Reserven, Kapitalüs- fand einhellig, dass es angemessen sei, diese Arbeit se und externen Bilanzen. Dies geschieht umfassend in Arti- auf sämtliche Mitglieder auszudehnen. Nach Worten kel-IV-Konsultationen und im Bericht über den Außenwirt- der Exekutivdirektoren sollte die Überwachung eine schaftssektor. Dieser Bericht, der seit 2012 jährlich erstellt zweispurige Bewertung von makro nanziellen Risi- wird, behandelt 28 der weltgrößten Volkswirtschaften sowie ken und makroökonomischer Stabilität enthalten. den Euroraum und deckt damit über 85 % des weltweiten BIP Sie wiesen auch darauf hin, dass die Empfehlun- ab. Der Bericht ist Teil laufender Bestrebungen, eine konse- gen für den Finanzsektor angemessen in die Be- quente und aufrichtige Bewertung übermäßiger globaler Un- ratung des IWF zu Fiskal-, Geld- und Struktur- gleichgewichte und ihrer Ursachen zu liefern; außerdem soll politik zu integrieren seien. damit sichergestellt werden, dass der IWF gut positioniert ist, die möglichen Auswirkungen der Politik einzelner Mitglieder Nach Ansicht der Exekutivdirektoren trug die auf die außenwirtschaftliche Stabilität weltweit anzugehen. Arbeit dazu bei, die Zugkraft der IWF-Überwa- chung zu stärken, weil sie einen wirksameren Das Exekutivdirektorium erörterte den Bericht von 2016, der Dialog mit den Länderbehörden fördert. Sie begleitend zu einzelnen Volkswirtschaftsbewertungen im Rah- wiesen zudem auf bestehende Lücken hin, men einer informellen Sitzung im Juli 2016 herausgegeben wur- berücksichtigten aber auch die rechtlichen de. Auf der Sitzung wurden keine Entscheidungen getroen. Einschränkungen bei der Bereitstellung Der kommende Bericht 2017 wird in einer formellen Sitzung vertraulicher Überwachungsdaten. erörtert.

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Makroökonomische Entwicklungen und Aussichten in n Bessere Verwaltung öentlicher Investitionen einkommensschwachen Entwicklungsländern n Entwicklung der lokalen Kapitalmärkte Das dritte jährliche Stabspapier, „Macroeconomic Develop- n ments and Prospects in Low-Income Developing Coun- Beanspruchung verfügbarer Quellen konzessionärer Mittel- tries—2016“ (Makroökonomische Entwicklungen und Aussich- vergabe ten in einkommensschwachen Entwicklungsländern – 2016), Die Direktoren stimmten auch darin überein, dass die Stärkung unterstrich die kontinuierliche wirtschaftliche Anpassung an der Rolle des Privatsektors bei der Bereitstellung von Infrastruk- niedrige Rohstopreise, insbesondere für die Rohstoexpor- tur dort, wo dies machbar ist, eine Priorität für viele LIDCs sei. teure unter den einkommensschwachen Entwicklungsländern (Low-Income Developing Countries, LIDCs). Das Papier, das Stärkung des nanziellen Sicherheitsnetzes für ein- vom Exekutivdirektorium im Dezember 2016 erörtert wurde, kommensschwache Entwicklungsländer befasste sich mit den politischen Herausforderungen hoher s- Zugang zu den Ressourcen des IWF vonseiten der Entwick- kalischer De zite, geschrumpfter ausländischer Reserven und lungsländer war ema eines Papiers, das vom Exekutivdirek- erhöhtem Wirtschafts- und Finanzstress. Das Papier unter- torium im November 2016 erörtert wurde: „Financing for De- suchte auch Fragen der Infrastrukturentwicklung. velopment: Enhancing the Financial Safety Net for Developing In ihrer Bewertung begrüßten die Exekutivdirektoren die „umfas- Countries—Further Considerations“ (Entwicklungs nanzie- sende Beurteilung makroökonomischer Entwicklungen“ in LID- rung: Ausbau des nanziellen Sicherheitsnetzes für einkom- Cs, „schätzten die Aufmerksamkeit, die das Papier den vielfälti- mensschwache Entwicklungsländer – weitere Überlegungen). gen Ausgangslagen und Erfahrungen in den einzelnen Ländern Das Papier nannte Bereiche, in denen die Richtlinien des IWF widmete, und betrachteten die tiefergreifende Erörterung von zur konzessionären Kreditvergabe unter dem Treuhandfonds Finanzsektorfragen und Bereitstellung öentlicher Infrastruktur für Armutsbekämpfung und Wachstum (Poverty Reduction als zeitnah und angemessen“. Das Direktorium unterstützte ei- and Growth Trust, PRGT) einer Klärung bedürfen. ne jährliche, förmliche Direktoriumsaussprache über LIDC-Ent- Das Papier lieferte Klärung zu Fragen im Zusammenhang mit Arbeit des IWF Die wicklungen, um einen besseren Einblick in die „besonderen poli- dem Zugang zu Fondsmitteln für PRGT-berechtigte Mitglieder, tischen Problemstellungen“ dieser Länder zu gewinnen. unter anderem:

Die Direktoren unterstrichen die Notwendigkeit für Wachsam- n Zugang dieser Mitglieder zu Fondsinstrumenten aus dem keit und entschlossene politische Reaktionen aufseiten der Konto für allgemeine Ressourcen (General Resources Account, Länderbehörden und verwiesen auf die Bedeutung einer ge- GRA) nauen Überwachung und maßgeschneiderten Politikberatung n durch den IWF. Es herrschte Einvernehmen darüber, dass Roh- Die Rolle der Zugangsnormen bei der Bereitstellung einer stoexporteure weitere politische Anpassungen vornehmen vorläu gen Leitlinie darüber, was ein angemessenes Zugangs- müssen, darunter Haushaltskonsolidierung und Anpassung niveau darstellen könnte des Wechselkurses, wo dies machbar ist. Das Exekutivdirekto- n Die Angemessenheit des Zugangs PRGT-berechtigter Mit- rium verlieh auch seiner Sorge Ausdruck, dass die Belastungen glieder zu vorsorglicher Finanzhilfe für den Finanzsektor in einer signi kanten Anzahl an LIDCs n zunehmen, und verlangte nach proaktiver Aufsicht. Die Angemessenheit von Sicherheitsvorkehrungen zur Ver- meidung einer wiederholten Beanspruchung der Rapid Credit Im Zusammenhang mit Infrastrukturentwicklung betonten die Facility als Ersatz für Vereinbarungen mit einer Ex-post-Kondi- Exekutivdirektoren, dass die Finanzierung ausreichender öf- tionalität fentlicher Investitionen bei gleichzeitiger Wahrung der Schul- dentragfähigkeit mehrere Maßnahmen erfordern würde: Das Direktorium bekräftigte in seiner Bewertung, dass PRGT- berechtigte Mitglieder ein Recht auf nicht konzessionäre Fi- n Anhebung der öentlichen Einsparungen durch verstärkte nanzhilfe haben, merkte aber an, dass angesichts der nanziel- Mobilisierung interner Einkünfte und Eindämmung weniger len Vorteile aus der konzessionären Kreditnahme der Stab die- wichtiger Ausgaben

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sen Mitgliedern weiterhin raten solle, konzessionäre Hilfe bis fähigkeit des Staatshaushalts zusammen, die im Lauf der Jahre zu den jeweiligen Obergrenzen zu beantragen. vom IWF-Stab entwickelt wurden, so auch die Schuldentragfä- higkeitsanalyse. Darüber hinaus verwendet der IWF-Stab ne- Die Exekutivdirektoren betonten, wie wichtig es sei, die Ange- ben den von der Abteilung Fiskalpolitik entwickelten Indikato- messenheit und Flexibilität des PRGT-Instrumentariums stets ren auch Methoden auf Basis von skalischen Stresstests, Sze- im Auge zu behalten, etwa durch die Prüfung von Zugangsnor- narioanalysen und allgemeinen Gleichgewichtsmodellen. men und -grenzen, „Blending Policy“, Zinsstruktur und Mecha- nismen zur Aufrechterhaltung der Tragfähigkeit des PRGT. Das Das neue Regelwerk verbessert die Analyse, weil der IWF-Stab Direktorium wird sich 2018 mit einer umfassenden Prüfung damit den skalischen Spielraum in allen Mitgliedsländern von PRGT-Mitteln und -Fazilitäten befassen. einheitlich bewerten kann, insbesondere in fortgeschrittenen und aufstrebenden Volkswirtschaften. Es soll zunächst in den Bewertung von skalischem Spielraum Artikel-IV-Konsultationen von etwa 40 wichtigen Volkswirt- Mit der Veröentlichung eines analytischen Regelwerks zur schaften angewendet und im Lauf der Zeit auf der Grundlage Bewertung des skalischen Spielraums machte der IWF im von Erfahrungen, Forschung und Feedback überarbeitet wer- Rahmen seiner laufenden Arbeit zur skalischen Tragfähigkeit den. und zum skalischen Spielraum einen Schritt nach vorn. Das Exekutivdirektorium wurde bei einer informellen Sitzung im IWF, FSB, Bank für internationalen Zahlungsausgleich Juni 2016 über das Papier „Assessing Fiscal Space: An Initial berichten der G20 über makroprudenzielle Politik Consistent Set of Considerations“ (Bewertung von skalischem Im Gefolge der weltweiten Finanzkrise führten Länder politi- Spielraum: ein erster einheitlicher Satz von Überlegungen) sche Regelwerke und Instrumente ein, um die Risiken für das unterrichtet. gesamte Finanzsystem bzw. den gesamten Markt einzudäm- men, die wirtschaftlichen Schaden anrichten könnten. Das vorgeschlagene Regelwerk soll der künftigen Überwa- chungs- und politischen Beratungsarbeit des IWF dienen. Es In Reaktion auf eine Anfrage der Gruppe der 20 wichtigsten In- soll auf ein breites Spektrum künftiger Situationen anwendbar dustrieländer, die internationalen Erfahrungen mit makropru- sein, etwa auf den Spielraum eines Landes, mithilfe der Fiskal- denzieller Politik seit der Finanzkrise von 2008 zu bewerten, politik aktuelle globale wirtschaftspolitische Herausforderun- erstellten IWF, FSB und die Bank für internationalen Zahlungs- gen anzugehen, Lücken in der öentlichen Infrastruktur zu ausgleich einen Bericht mit dem Titel „Elements of Eective schließen, das Tempo der Haushaltsanpassung zu kalibrieren Macroprudential Policies“ (Elemente wirksamer makropruden- oder Puer anzulegen. zieller Politik).

Fiskalischer Spielraum kann de niert werden als die Fähigkeit Der Bericht wurde für den G20-Gipfel herausgegeben, der im einer Regierung, Ausgaben zu erhöhen oder Steuern zu sen- September 2016 in Hangzhou, China, stattfand, und folgte ei- ken, ohne dadurch Marktzugang oder Schuldentragfähigkeit nem im Jahr 2011 veröentlichten Fortschrittsbericht der drei zu gefährden. Das Papier stellt einen umfassenden Ansatz vor, Institutionen zu Instrumenten und Regelwerken der makropru- der in allen Ländern im Großen und Ganzen vergleichbar ist denziellen Politik. Der Bericht stellte fest, dass es keinen univer- und dem IWF-Stab sowie der politischen Führung eine ein- sal gültigen politischen Ansatz gibt, unterstrich aber mehrere heitliche Methodik an die Hand gibt. nützliche Elemente. Strukturreformen waren ema eines Kapi- tels in der Frühjahrsausgabe 2016 des World Economic Outlook. Entscheidungen zu skalischem Spielraum benötigen einen umfassenden Ansatz, der Wirtschafts- und Strukturbedingun- Dazu gehörten die Notwendigkeit eines Mandats für Entschei- gen, Marktzugang, das Niveau und den Entwicklungsverlauf dungsverantwortung, adäquate institutionelle Grundlagen für der Staatsverschuldung, den aktuellen und künftigen Finanzie- politische Regelwerke, genau de nierte Ziele und Befugnisse, rungsbedarf sowie eine Analyse der Liquidität und Solvenz der Transparenz und Rechenschaftsmechanismen, Zusammen- Haushaltsposition unter alternativen politischen Szenarien arbeit und Informationsaustausch unter den Behörden eines berücksichtigt. Landes, ein umfassendes Regelwerk zur Analyse und Überwa- chung systemrelevanter Risiken, politische Instrumente, um Das Regelwerk bringt verschiedene Instrumente für die Trag- systemrelevante Risiken über längere Zeit anzugehen, sowie

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die Fähigkeit, die politischen Antworten auf die Risiken abzu- wirtschaftliche Herausforderungen) vom Januar 2016. stimmen. In einer Rede in Brüssel stellte der Erste Stellvertretende Ge- Die Auswirkung von Migration und Flüchtlingsströmen schäftsführende Direktor David Lipton im Januar 2017 eine Ver- bindung zwischen der Migrationsdebatte und der laufenden De- Migration hat sich zu einem makroökonomischen Problem batte über Globalisierung her. „Die wirtschaftlichen Vorteile der entwickelt, das fortgeschrittene und aufstrebende Volkswirt- Migration sind längst erwiesen“, sagte er, „aber wie in der allge- schaften sowie Entwicklungsländer betrit. Das rasche An- meineren Globalisierungsdebatte müssen wir anerkennen, dass schwellen von Migranten- und Flüchtlingsströmen hat auch mehr zum ema getan werden muss, insbesondere brauchen politische Dimensionen erreicht, insbesondere nach den Kon- wir ein genaueres Bild darüber, wer durch die Migration Scha- ikten im Nahen Osten. den erleiden könnte – und wie wir die Folgen mildern können“. Migrations- und Flüchtlingsthemen nden auch in verschiede- nen Tätigkeiten des IWF ihren Niederschlag, etwa in der bila- Handelsintegration in Lateinamerika und der Karibik teralen Überwachung. Zum Beispiel enthielt der Artikel-IV-Be- Seit der Dreijahresprüfung der Überwachung von 2011 veröf- richt über den Libanon, der im Januar 2017 veröentlicht fentlichte der IWF-Stab eine Gruppe von „Cluster Reports“ über wurde, eine Analyse des Libanons und der syrischen Flücht- emen, die für Mitgliedsländer in bestimmten Regionen von lingskrise. Belang sind. Diese Bewertungen sollen die Lücken zwischen den einzelnen Länderbewertungen (Artikel-IV-Konsultationen) und Im Bereich der Analysearbeit behandelte ein Papier, „Emigration der multilateralen Überwachung globaler Trends schließen. and Its Economic Impact on Eastern Europe“ (Auswanderung und ihre wirtschaftlichen Folgen für Osteuropa), die Auswirkun- Im März 2017 veröentlichte der IWF-Stab den Cluster Report gen der Abwanderung von Migranten. Ein Papier vom Septem- „Trade Integration in Latin America and the Caribbean“ (Handels- ber 2016 untersuchte die Auswirkung von Konikten und der integration in Lateinamerika und der Karibik). Das Exekutivdi- Flüchtlingskrise im Nahen Osten und Nordafrika (siehe „Höhe- rektorium erörterte den Bericht im Rahmen einer informellen punkte aus den Regionen“ in Teil 1). Sitzung. Der Bericht lotete Chancen für eine stärkere Handels- Arbeit des IWF Die integration in der Region aus und zog dazu 12 analytische Stu- Zwei Spillover-Notizen, die während des Geschäftsjahres veröf- dien heran, die als Begleitpapiere herausgegeben wurden. Er fentlicht wurden, befassten sich mit Aspekten des Migrations- befand, dass Lateinamerika und die Karibik vom Handel als problems. Eine Notiz mit dem Titel „e Impact of Migration on Wachstumsmotor pro tieren könnten. Income Levels in Advanced Economies“ (Einuss der Migrati- on auf das Einkommen in fortgeschrittenen Volkswirtschaften) Dem Papier zufolge könnte die Handelsintegration mit einem re- kam zu dem Schluss, dass Immigration das Pro-Kopf-BIP der gionalen Handelsabkommen, der Angleichung von Handelsvor- Gastländer erhöht, und zwar hauptsächlich durch eine Steige- schriften und regulatorischen Standards sowie mit Maßnahmen rung der Arbeitsproduktivität. Die andere Notiz, „Sub-Saharan zur Förderung des Handels begünstigt werden. Das Papier ver- African Migration: Patterns and Spillovers“ (Migration im Afrika wies zudem mit Nachdruck auf Bemühungen zur Stärkung von südlich der Sahara: Muster und Übertragungseekte), erörterte Infrastruktur und Humankapital sowie auf die Notwendigkeit, Migration innerhalb der Region und in andere Länder der Welt. die Beteiligung an globalen Wertschöpfungsketten zu erhöhen, Diese Arbeit basierte auf dem Papier „e Refugee Surge in Eu- die Chancen für Technologietransfer erönen können. rope: Economic Challenges“ (Die Flüchtlingswelle in Europa:

Jahresbericht 2017 37 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG Der IWF und 10 internationale Ent- wicklungsbanken einigten sich auf eine Aufstockung der Entwicklungs nanzierung.

POLITIKBERATUNG standskraft kleiner Staaten gegenüber Naturkatastrophen und Klimawandel – die Rolle des IWF) baut auf einem Papier von Zusagen von IWF und Entwicklungsbanken zur 2015 auf, das die Folgen von Naturkatastrophen in einer länder- Agenda 2030 übergreifenden Studie quanti ziert. Nach der Verabschiedung der nachhaltigen Entwicklungszie- Das Papier, das vom Direktorium im Dezember 2016 erörtert le der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, wurde, umriss die wichtigsten Elemente – und die Rolle der SDGs) im Oktober 2015 verfassten die Geschäftsführende Di- makroökonomischen Politikmaßnahmen – in einem Risiko- rektorin des IWF Christine Lagarde und die Chefs von 10 mul- steuerungsrahmen, um die wirtschaftlichen und humanitären tilateralen Entwicklungsbanken eine Erklärung zur Umset- Kosten von Katastrophen zu senken. Das Papier unterstrich die zung der SDGs. Bedeutung, die der Planung vorbeugender Finanzierung bereits im Vorfeld einer Katastrophe zukommt, und die Notwendigkeit Die Institutionen sagten verstärkte Koordination und Zusam- der Klimawandel nanzierung zur Risikoabfederung und An- menarbeit zu den wichtigsten emen der Agenda 2030 zu, passung. wie Vertreibung, Infrastruktur, Urbanisierung, Klima nanzie- rung und Privatinvestitionen. Sie vereinbarten intensivere Be- Es herrschte Einvernehmen unter den Exekutivdirektoren, dass mühungen zum Ausbau der Entwicklungs nanzierung durch stärkere inländische Politikmaßnahmen entscheidend für die „Inanspruchnahme, Mobilisierung und Katalysation von Res- Senkung der Kosten seien, die mit Naturkatastrophen und Kli- sourcen auf allen Ebenen“. Zudem sollen politische Beratung mawandel einhergehen. Sie betonten die Notwendigkeit, Risi- und technische Hilfe zur Unterstützung der Bemühungen in ken und Anfälligkeiten im Voraus zu identi zieren, in Program- den Ländern ausgeweitet werden, die der Mobilisierung von me und Projekte zu investieren, die Risiken senken können, mehr inländischen Ressourcen dienen. und Notfallpläne zu erstellen.

Abbau der Ölabhängigkeit in den Golfstaaten Die Direktoren waren der einhelligen Meinung, dass Kleinstaa- ten mehr Finanzierungsvereinbarungen zur Verwendung nach Das IMF Middle East Center for Economics and Finance und Naturkatastrophen ausarbeiten sollten, und forderten zu ei- der Arab Fund for Economic and Social Development veranstal- nem breiteren Einsatz von Eventual nanzierungsvereinbarun- teten im Mai 2016 gemeinsam ein Symposium über den „Weg gen, regionalen Versicherungspools und Katastrophenanleihen zur wirtschaftlichen Diversi zierung in Kuwait und anderen auf. Die Direktoren begrüßten den fortlaufenden Einsatz der Ländern im Kooperationsrat der arabischen Golfstaaten“. Die vom IWF bereitgestellten Rapid Credit Facility und des Rapid Veranstaltung fand am Hauptsitz des Arabischen Fonds statt. Financing Instrument durch Länder, die von Naturkatastro- Das Symposium war das vierte in einer Reihe, die gemeinsam phen heimgesucht wurden, und unterstützten den Vorschlag von den beiden Institutionen organisiert wird und den Diskurs des Stabs, die jährliche Zugangsgrenze für Länder, die durch über Wirtschaftspolitik im Kooperationsrat der arabischen Katastrophen schwer getroen werden, auf 60 % der Quote an- Golfstaaten anregen soll; Ziel ist dabei, eine dauerhafte Ent- zuheben. wicklung auf der Grundlage einer langfristigen Strategie zum Das Exekutivdirektorium stellte zudem die Rolle der Kapazi- Abbau von der Ölabhängigkeit sicherzustellen. tätsentwicklung des IWF heraus, die kleinen Staaten hilft, ihre Widerstandskraft kleiner Staaten gegenüber Widerstandskraft gegenüber Klimaereignissen zu erhöhen. Naturkatastrophen und Klimawandel IWF bietet Unterstützung für die Zentralafrikanische Das Exekutivdirektorium untersuchte die Herausforderungen, Republik die sich für Kleinstaaten aus Naturkatastrophen und Klima- Die Geschäftsführende Direktorin bekräftigte die Unterstützung wandel ergeben. Dazu wurde ein Papier erörtert, das unter- des IWF für fragile Staaten anlässlich eines Besuchs in der Zen- suchte, wie politische Beratung, Kapazitätsaufbau und Kredit- tralafrikanischen Republik im Januar 2017. Bei ihrem Besuch vergabe des IWF die wechselnden Bedürfnisse dieser Länder kündigte sie entschlossene Unterstützung von Bestrebungen an, erfüllen können. Das Papier, „Small States’ Resilience to Natu- um robustes und inklusives Wachstum und nationale Versöh- ral Disasters and Climate Change—Role for the IMF“ (Wider-

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nung in dem Land zu erzielen, das von internen Konikten zer- (Die Finanzstabilität in Ländern mit islamischem Bankwesen stört wurde. sicherstellen) enthalten.

Die Geschäftsführende Direktorin nutzte die Gelegenheit bei Die Exekutivdirektoren waren der einhelligen Meinung, dass einer Rede vor der Nationalversammlung, das Versprechen des das islamische Bankwesen vielen Mitgliedsländern die Gele- IWF zur Stärkung der Zusammenarbeit mit fragilen Staaten zu genheit bietet, die Finanzvermittlung und Inklusion zu stärken unterstreichen, das auch in den SDGs der Vereinten Nationen und Mittel für die wirtschaftliche Entwicklung zu mobilisie- eingebettet ist. ren. Sie verwiesen darauf, dass das Wachstum des islamischen Bankwesens Herausforderungen und Risiken für die Regulie- „Fest steht, dass die Reaktion auf Fragilität nicht nur eine Fra- rungs- und Aufsichtsbehörden mit sich bringt. Die Direktoren ge weiteren Geldes ist“, sagte die Geschäftsführende Direktorin. forderten stärkere Bemühungen zur Errichtung eines politi- „Die Schaung von Frieden, die Wiederherstellung des sozialen schen Regelwerks, das die Finanzstabilität und solide Entwick- Zusammenhalts und die Bildung einer funktionierenden Regie- lung des islamischen Bankwesens fördert, insbesondere in Län- rung müssen klar im Fokus stehen. Enge Koordination unter dern, in denen es systemrelevant ist. den Gebern ist ebenfalls wichtig. Ein umfassender Ansatz dieser Art ist notwendig, um das Fundament für wirtschaftliche Stabi- Der vom Stab vorgeschlagene Ansatz zur Ausarbeitung und lität und Wachstum zu legen. Der IWF hat der Zentralafrikani- Unterbreitung politischer Beratung in der volkswirtschaftli- schen Republik und anderen Ländern im Rahmen einer koordi- chen Überwachung, Programmgestaltung und Kapazitäts- nierten Anstrengung viel zu bieten.“ entwicklung des IWF wurde von den Direktoren gutgeheißen. Auch forderten die Direktoren den Stab auf, die Arbeit inter- Sicherung der Finanzstabilität in Ländern mit nationaler standardsetzender Organisationen und anderer in- islamischem Bankwesen ternationaler Gremien zu unterstützen, die dem Schließen von Islamisches Finanzwesen bezieht sich auf die Bereitstellung Lücken im regulatorischen Regelwerk für das islamische Bank- von Finanzdienstleistungen nach den islamischen Gesetzen, wesen gilt. Prinzipien und Regeln der Scharia. Die Scharia gestattet weder Arbeit des IWF Die Die Direktoren befürworteten die Erörterung eines Vorschlags, Entgegennahme oder Zahlung von riba (Zinsen) noch gharar die Kernprinzipien für islamische Finanzregulierung im Bank- (übermäßige Ungewissheit), maysir (Glücksspiel), Leerverkäufe wesen, die vom Islamic Financial Services Board ausgearbeitet oder Finanzierungen, die sie als schädlich für die Gesellschaft wurden, als Standard unter der Initiative von Weltbank und einstuft. Stattdessen müssen die Parteien die Risiken und Ge- IWF zu Standards und Kodizes formell anzuerkennen. Ein for- winne einer geschäftlichen Transaktion teilen, und die Trans- meller Vorschlag zur Befürwortung durch das Direktorium aktion muss einen echten wirtschaftlichen Zweck ohne unan- wird Gegenstand eines Papiers sein, das im GJ 2018 vorgelegt gemessene Spekulation haben und darf nicht zur Ausbeutung werden soll. einer der Parteien führen.

Der IWF arbeitet seit 20 Jahren mit seinen Mitgliedsländern an Ein globaler Ansatz zu Kapitalüssen Fragestellungen des islamischen Bankwesens und berät sich Kapitalüsse sind ein wichtiger Aspekt des internationalen mit internationalen Gremien, wenn es um Bankenstandards Währungssystems. Sie bieten beträchtliche Vorteile direkter geht. In den letzten Jahren erforderten Probleme, die sich aus wie indirekter Art. Gleichzeitig bergen sie auch Risiken, und dem islamischen Bankwesen im Rahmen regulärer Beziehun- eine wichtige Aufgabe der Länder besteht darin, die Vorteile gen zu den Mitgliedsländern ergaben, eine formellere Beteili- auszuschöpfen und gleichzeitig die Risiken zu steuern. 2012 gung des IWF. verabschiedete der IWF eine institutionelle Sichtweise zu Libe- ralisierung und Steuerung von Kapitalüssen, um eindeutige Im Februar 2017 hatte das Exekutivdirektorium seine erste und einheitliche Politikberatung für seine Mitglieder sicherzu- förmliche Aussprache über das islamische Bankwesen und ver- stellen. abschiedete Vorschläge zur Rolle des IWF auf diesem Gebiet. Die Vorschläge waren in einem Stabspapier mit dem Titel „En- Im Dezember 2016 erörterte das Exekutivdirektorium ein Pa- suring Financial Stability in Countries with Islamic Banking“ pier mit dem Titel „Capital Flows—Review of Experience with the Institutional View“ (Kapitalüsse – Untersuchung der

Jahresbericht 2017 39 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

Erfahrungen mit der institutionellen Sichtweise). Kernthema tutionen, Politik und Reformschwierigkeiten) erörtert, das dem des Papiers war die Frage, wie die Länder mit makroökonomi- Exekutivdirektorium bei einer informellen Sitzung im Mai 2016 schen Herausforderungen und Problemen der Finanzstabilität vorgelegt wurde. im Zusammenhang mit Kapitalüssen umgingen und welche Das Papier wurde ergänzt durch einen Anhang über Fallstudien Fortschritte bei der Liberalisierung von Kapitalüssen erzielt und umriss, wie der Druck auf Lohnkosten in den kommenden wurden; das Papier interpretierte diese politischen Reaktionen Jahrzehnten in fortgeschrittenen und aufstrebenden Volkswirt- dann aus der institutionellen Sichtweise. schaften und einkommensschwachen Entwicklungsländern Die Exekutivdirektoren begrüßten die Untersuchung der Er- zunehmen wird. Es ist eine wirksame Steuerung der Lohnkos- fahrungen aus der institutionellen Sichtweise seit deren Einfüh- ten notwendig, wenn sichergestellt werden soll, dass öentliche rung; sie befanden, dass sie nach wie vor relevant sei und ge- Dienste kostengünstig und skalisch tragbar erbracht werden. genwärtig kein Bedarf für eine massive Anpassung bestehe. Dem Papier zufolge braucht man hierzu stärkere Institutionen, adäquate Haushaltsplanung, wettbewerbsfähige Vergütung und Die Direktoren verwiesen darauf, dass die politische Heraus- die Flexibilität, um auf demogra sche und technische Entwick- forderung für Empfängerländer sich allgemein verlagert habe: lungen zu reagieren. von der Handhabung sprunghaft gestiegener Kapitalzuüs- se auf den Umgang mit Umkehrungen der Kapitalüsse bei Prioritäten für Strukturreformen in G20-Ländern gleichzeitiger Steuerung der Volatilität. Sie bemerkten, dass Vor dem Gipfeltreen der G20 im September 2016 in China die politischen Reaktionen generell der institutionellen Sicht- verfasste der IWF-Stab das Hintergrundpapier „Priorities for weise entsprachen. Positiv el den Direktoren die fortgesetzte, Structural Reforms in G20 Countries“ (Prioritäten für Struktur- schrittweise Tendenz zu mehr Liberalisierung des Kapitalver- reformen in G20-Ländern). Das Papier enthielt Empfehlungen kehrs auf. für jedes G20-Mitglied zu Änderungen der Regierungspolitik, Sie unterstützten die Folgearbeit zur Wechselbeziehung zwi- von Regulierungen und Institutionen, die zu einer verbesserten schen makroprudenziellen Politikmaßnahmen und Kapitaluss- Funktionsweise der Wirtschaft beitragen können. Damit sol- politik, insbesondere zur Rolle makroprudenzieller Politikre- len die Märkte ezienter gestaltet und das Wachstum in einer gelwerke, die sich den systemrelevanten Finanzrisiken aus Ka- Phase angekurbelt werden, in der fast alle Volkswirtschaften ihr pitalüssen widmen. Die Direktoren sprachen sich dafür aus, Produktionspotenzial nicht ausschöpfen. dass der IWF einen global einheitlicheren Ansatz zum Umgang Strukturreformen, so das Papier, können das Wachstum anhe- mit Kapitalüssen fördern solle, u. a. in bilateralen und multi- ben, wenn sie gut an die jeweiligen Umstände eines Landes an- lateralen Vereinbarungen. Sie unterstrichen die Notwendigkeit, gepasst sind, so etwa an den Entwicklungsgrad der Volkswirt- länderspezi sche makroökonomische Faktoren und Finanzsta- schaft, die Position im Konjunkturzyklus und die Fähigkeit, Re- bilitätsüberlegungen bei der Festlegung der geeigneten politi- formen zu tragen. Je größer die Produktionslücke eines Landes, schen Reaktion zu berücksichtigen, was auch in der institutio- umso mehr sollte das Land Strukturreformen priorisieren, wie nellen Sichtweise betont wird. die Deregulierung des Gütermarkts und Investitionen in Infra- Steuerung von Gehältern im öffentlichen Dienst struktur. und Beschäftigung Stärkere Klauseln in Staatsanleihen Die Politik zu Gehältern im öentlichen Dienst und zur Be- Das Exekutivdirektorium befürwortete 2014 die Aufnahme schäftigung ist entscheidend für die eziente Erbringung öf- stärkerer Klauseln zu Gleichbesicherung und Sammelklagen in fentlicher Dienste und das Funktionieren der Wirtschaft. Sie hat neuen international aufgelegten Staatsanleihen. Die stärkeren auch wichtige Folgen für die Fiskalpolitik und die Tragfähigkeit Klauseln ergänzen Reformen des Kreditvergabe-Regelwerks des des Staatshaushalts. Fragestellungen im Zusammenhang mit IWF und sollen dazu beitragen, die übergeordneten Ziele zeit- Gesetzen über Gehälter im öentlichen Dienst wurden im Poli- naher und geordneter Umstrukturierung von Staatsschulden tikpapier „Managing Government Compensation and Employ- zu erreichen und die Gesamtkosten für das System zu senken. ment—Institutions, Policies, and Reform Challenges“ (Steuerung von Gehältern im öentlichen Dienst und Beschäftigung – Insti-

40 Internationaler Währungsfonds VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

Im Dezember 2016 sandte der IWF-Stab seinen zweiten Fort- „Recent Trends in Correspondent Banking Relationships— schrittsbericht zur Aufnahme dieser stärkeren Klauseln in Further Considerations“ (Jüngste Trends bei Korrespondenz- Staatsanleiheverträge an das Direktorium. Der Bericht umriss bankbeziehungen – weitergehende Überlegungen). Der Bericht den stetigen und beträchtlichen Fortschritt, der bei der Auf- folgte auf ein Papier, das im Juni 2016 herausgegeben wurde: nahme stärkerer Klauseln zu Sammelklagen und der abgewan- „e Withdrawal of Correspondent Banking Relationships: A delten Gleichbesicherungsklausel erreicht wurde. Der ausste- Case for Policy Action“ (Der Rückgang von Korrespondenz- hende Bestand an Schuldtiteln ohne die gestärkten Klauseln bankbeziehungen: Ein Fall für politisches Handeln). Ein ge- war mit 846 Mrd. US$ per 31. Oktober 2016 immer noch be- meinsames Papier von IWF und Weltbank über den Rückgang trächtlich, nimmt aber langsam ab. von Korrespondenzbankbeziehungen im Nahen Osten wurde im September 2016 veröentlicht, und im April 2017 folgte das Rückgang von Korrespondenzbankbeziehungen Papier mit dem Titel „Challenges in Correspondent Banking in Eine Korrespondenzbank ist ein Finanzinstitut, das im Auf- the Small States of the Paci c“ (Herausforderungen im Korres- trag eines anderen Finanzinstituts Dienstleistungen erbringt. pondenzbankwesen in den Kleinstaaten des Pazi ks). Der Stell- Sie kann Geldüberweisungen und geschäftliche Transaktionen vertretende Geschäftsführende Direktor Tao Zhang widmete vornehmen, Einlagen entgegennehmen und Unterlagen im sich dem ema in einer Ansprache vor dem hochkarätigen Auftrag eines anderen Finanzinstituts zusammentragen. Kor- Karibikforum, das im November 2016 in Port of Spain, Trinidad respondenzbanken agieren als ausländische Vertretung einer und Tobago, stattfand. Das gemeinsam von IWF und der Regie- inländischen Bank und werden in der Regel von dieser beauf- rung von Trinidad und Tobago veranstaltete Forum zählte mehr tragt, Transaktionen durchzuführen, die entweder im Ausland als 100 Teilnehmer, darunter vier Premierminister, vier Finanz- beginnen oder dort enden. minister und neun Zentralbankgouverneure aus der Region.

Beziehungen mit Korrespondenzbanken, die weltweiten Han- Der Stabsbericht untersuchte die Triebkräfte, die für den Rück- del und Wirtschaftstätigkeit ermöglichen, sind in verschiedenen gang der Korrespondenzbankbeziehungen verantwortlich sind,

Ländern unter Druck geraten; Entwicklungsländer sind über- und konzentrierte sich dabei auf Rentabilität und Risikomanage- Arbeit des IWF Die proportional stark davon betroen. In diesen Volkswirtschaften ment. Er bewertete zudem die Machbarkeit und Folgen politi- ist die Fragilität des Finanzsystems gestiegen, weil ihre grenz- scher Reaktionen und Initiativen der Branche. Er schlug einen überschreitenden Kapitalüsse auf weniger Korrespondenzban- Ansatz vor, bei dem der IWF mithilfe der volkswirtschaftlichen ken konzentriert sind oder mittels anderer Vereinbarungen auf- Überwachung, des Programms zur Bewertung des Finanzsektors recht erhalten werden, was zu vermehrten Kosten führen kann. und mit Kapazitätsentwicklungsmaßnahmen die Risiken über- Diese Fragilität kann die langfristigen Aussichten dieser Länder wachen und seine Mitglieder beraten kann. Zur Verwirklichung auf Wachstum und Finanzinklusion untergraben, weil Finanz- dieser Ziele wird der IWF seine Zusammenarbeit mit FSB, Welt- dienstleistungen teurer werden und sich dies negativ auf die Ra- bank, G20, Financial Action Task Force, Committee on Payments tings ihrer Banken auswirkt. and Market Infrastructures und anderen Partnern fortsetzen.

Die Tendenz der rückläu gen Korrespondenzbankbeziehun- gen rückte im GJ 2017 in den Mittelpunkt der Fondsarbeit. Im April 2017 erörterte das Exekutivdirektorium den Stabsbericht

Jahresbericht 2017 41 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

In ihrer Erörterung des Stabsberichts betonten die Direktoren Einheitliche politische Regelwerke verankern langfristige politische die Bedeutung der Korrespondenzbankbeziehungen bei der Er- Erwartungen und gestatten im Bedarfsfall die kurz- bis mittelfris- leichterung des Welthandels, bei Überweisungen und der Un- tige Anpassung. terstützung von Wirtschaftswachstum und Entwicklung. Sie be- Koordinierte Politikmaßnahmen über wichtige Volkswirtschaften grüßten die verschiedenen Initiativen, mit denen der Druck auf hinweg intensivieren die positiven Auswirkungen der von den ein- die Korrespondenzbankbeziehungen reduziert werden soll, und zelnen Ländern getroenen Politikmaßnahmen. Bei sehr niedri- warnten, dass die Reaktionen aufgrund der vielfältigen Triebkräf- gen Zinsen und breiten Produktionslücken kann die internationa- te im Einklang mit den landesspezi schen und regionalen Um- le Koordination von skalischen und monetären Unterstützungs- ständen maßgeschneidert, priorisiert und zeitlich gestaelt erfol- programmen das globale BIP ankurbeln. gen müssten. Sie unterstrichen die Bedeutung gestärkter, koordi- nierter und gemeinsamer Anstrengungen aufseiten öentlicher wie privater Stakeholder und betonten die entscheidende Rolle, DATEN die dem IWF bei der Behandlung dieser Frage zukommt. SDDS Plus Ein umfassender, einheitlicher und koordinierter Ansatz Die höchste Stufe der Datenweitergabeinitiative des IWF, der zur Wirtschaftspolitik Special Data Dissemination Standard Plus (SDDS Plus), ist pri- Die Sorge um die Wirksamkeit der Bemühungen zur Ankurbelung mär für Volkswirtschaften gedacht, die an den internationalen des schleppenden weltweiten Wachstums standen im GJ 2017 im Kapitalmärkten eine führende Rolle spielen und deren Finan- Mittelpunkt internationaler Gespräche über die Gestaltung der zinstitute global verknüpft sind. Im GJ 2017 arbeiteten 4 Volks- Wirtschaftspolitik. Im September 2016 veröentlichte der IWF das wirtschaften nach dem SDDS Plus: Bulgarien, Dänemark, Ka- Papier „Macroeconomic Management When Policy Space Is Cons- nada und Österreich. trained: A Comprehensive, Consistent, and Coordinated Approach to Economic Policy“ (Wenn der politische Spielraum begrenzt ist: Erweitertes allgemeines Datenweitergabesystem Ein umfassender, einheitlicher und koordinierter Ansatz zur Wirt- Nach dem erweiterten allgemeinen Datenweitergabesystem schaftspolitik) und argumentierte: „Es gibt Spielraum für wirksa- (Enhanced General Data Dissemination System, e-GDDS), das me Politikmaßnahmen, der auch genutzt werden sollte, wenn dies vom Exekutivdirektorium des IWF im Mai 2015 verabschiedet angebracht ist.“ wurde, verpichten sich die Länderbehörden zur Veröentli- chung von Daten, die ihren laufenden politischen Dialog mit Dem Papier zufolge besteht der vielversprechendste Ansatz in ei- dem IWF-Stab unterstützen. Die Veröentlichung muss nach nem „umfassenden, einheitlichen und koordinierten“ Einsatz von einem im Voraus vereinbarten Terminplan erfolgen, und die Politikmaßnahmen. Daten müssen leicht zugänglich und für die maschinelle Über- Umfassende Politikmaßnahmen eines einzelnen Landes verwerten tragung geeignet sein. politische Synergien und machen das Ganze größer als die Sum- me seiner Teile. Das erfordert den gegenseitig unterstützenden Einsatz von Geld-, Fiskal- und Strukturpolitik.

42 Internationaler Währungsfonds VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

Durch diese Anstrengungen wird die internationale Zusam- des Landes. Die dritte Mission half beim Angleich der Konten menarbeit gefördert, wobei die Afrikanische Entwicklungsbank des Außenwirtschaftssektors Argentiniens an die neuesten und die Interamerikanische Entwicklungsbank maßgebliche Statistikstandards. Unterstützung für die Installation der IT-Infrastruktur (Open Data Platform) gewähren, über die die National Summary Da- Geld- und Finanzstatistiken für die globale Finanz- ta Pages in ausgewählten Ländern in Afrika und der westlichen stabilität Hemisphäre betrieben werden. Im Rahmen ihrer Arbeit zur Kapazitätsentwicklung fördert die Abteilung Statistik des IWF die Ausdehnung monetärer Statis- Im Jahresverlauf wurde der e-GDDS in 17 Ländern implemen- tiken auf Finanzinstitute, die keine Banken sind. Dies wird die tiert. 13 dieser Länder – Benin, Honduras, Jamaika, Malawi, Anwendung des Bilanzansatzes auf die makro nanzielle Über- Namibia, Paraguay, Sambia, Samoa, Senegal, Sierra Leone, Swa- wachung erleichtern. Mit Stand vom April 2017 stehen Daten siland, Tansania und – veröentlichten eine National zu Finanzinstituten, die keine Banken sind, für 47 Länder zur Summary Data Page. Verfügung. Datenlückeninitiative Workshop über die Indikatoren zur Finanzstabilität Im September 2016 begrüßten die Staats- und Regierungschefs Die Indikatoren zur Finanzstabilität des IWF (Financial Sound- der G20 den ersten Fortschrittsbericht zur zweiten Phase der ness Indicators, FSIs) helfen bei der Bewertung der Stärken Datenlückeninitiative (Data Gap Initiative, DGI-2) und befür- und Schwachstellen von Finanzsystemen und liefern dadurch worteten die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Umsetzung wichtige Erkenntnisse für die Analyse der Finanzstabilität und von 20 Empfehlungen. Für die Zukunft der Initiative gab es die Formulierung makroprudenzieller Politikmaßnahmen. Die im Arbeitsprogramm zur DGI-2 2017 4 themenbasierte Work- Stabsmitarbeiter des IWF sind verpichtet, im Rahmen ihrer shops – Datenaustausch, Datenlücken zu systemrelevanten turnusmäßigen Überprüfungen des wirtschaftlichen Zustands Risiken im Versicherungssektor, institutionelle Sektorenkonten eines Landes über FSIs zu berichten.

und Indikatoren für die Solidität des Finanzsektors. Arbeit des IWF Die Im April 2017 veranstaltete der IWF einen Workshop zu FSIs, Veröffentlichung neuer Daten zur Devisenzusammen- zu dem mehr als 80 Teilnehmer aus 36 Ländern und von 7 in- setzung ternationalen Organisationen kamen. Ziel des Workshops war Im März 2017 veröentlichte der IWF Quartalsdaten zur Zu- es, Informationen für die Auswahl einer Prioritätenliste von sammensetzung der oziellen Devisenreserven (Composition FSIs zu geben und den FSI Compilation Guide (die Zusammen- of Ocial Foreign Exchange Reserves, COFER) und wies die stellung) zu überarbeiten. Die Teilnehmer befürworteten die Bestände in der chinesischen Währung Renminbi erstmals ge- sondert aus. Am 26. Februar 2016 hatte das Exekutivdirektori- Schaubild 2.1 um des IWF beschlossen, die COFER-Erhebung abzuwandeln, Zahl der Länder, die FSIs melden, um per 1. Oktober 2016 eine gesonderte Ausweisung des Ren- nach Region, 2009–17 (30. April 2017) minbi zu ermöglichen – im Einklang mit der Entscheidung, den Afrika Asien und Pazi k Europa 150 Renminbi in den SZR-Währungskorb aufzunehmen. Naher Osten und Zentralasien Westliche Hemisphäre 120 Argentinien übernimmt internationale Standards Um die Überwachung des Direktoriums, die Bemühungen Ar- 90 gentiniens zur Verbesserung seiner makroökonomischen Sta- 60 tistiken zu unterstützen, stellte der IWF dem argentinischen 30 Statistikamt INDEC 2016 bei 3 Besuchen technische Hilfe zur Verfügung. 2 Missionen prüften und unterstützten die Ent- 0 2009 2010 2 011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 wicklung eines neuen nationalen Verbraucherpreisindex, der weithin den internationalen Standards und bewährten Prak- Quelle: Berechnungen des IWF-Stabs. tiken entspricht, einschließlich Indizes für die sechs Regionen

Jahresbericht 2017 43 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

IWF-Arbeit zur Bereitstellung eines stimmigen Regelwerks für Initiative zu Standards und Kodizes der FSIs nachdrücklich, da sie Letztere als hilfreich für die ma- „Standards und Kodizes“ bezieht sich auf Aspekte der institu- kroprudenzielle Politik und Analysen der Finanzstabilität beur- tionellen Umgebung – die Spielregeln für Wirtschafts- und Fi- teilten. Sie sprachen sich für die Ausdehnung der FSIs auf Un- nanzpolitik. Länder mit gut regulierten und transparenten In- tersektoren der anderen Finanzunternehmen aus. stitutionen erfreuen sich tendenziell besserer wirtschaftlicher Gesundheit und größerer Finanzstabilität, sodass es im eigenen Im Jahresverlauf veranstaltete die Abteilung Statistik des IWF Interesse der Länder liegt, international anerkannte Standards Sitzungen zum Wissensaustausch, um Länder bei der Zusam- und Kodizes zu übernehmen und umzusetzen. menstellung und Weitergabe von FSIs zu unterstützen; nan- ziert wurden die Aktionen vom Japan Administered Account Die weltweite Finanzkrise verdeutlichte, dass die Einhaltung for Selected IMF Activities und dem Entwicklungshilfeminis- internationaler Standards nur ein Element der Krisenpräventi- terium des Vereinigten Königreichs. Dank dieser Bemühungen on ist: Lücken und Schwachstellen bestehen nach wie vor, und stieg die Zahl der Länder, die FSIs melden, von 46 Ende 2009 rigorose Nachbearbeitung ist unerlässlich. Im Zuge der Weiter- auf 124 im April 2017 (Schaubild 2.1). Im April 2017 meldeten entwicklung bewährter Praktiken wurden Standards und Ko- 26 Länder Afrikas FSIs, während es Ende 2013 nur 5 waren. dizes in verschiedenen Bereichen aktualisiert, andere Bereiche könnten folgen. Erhebung zum Zugang zu Finanzmitteln IWF und Weltbank gliedern internationale Standards in 3 weit Schätzungen der Weltbank zufolge haben 2 Milliarden Erwach- gefasste Gruppen: sene im erwerbsfähigen Alter – mehr als die Hälfte der erwach- senen Weltbevölkerung – kein Konto bei einem formellen Fi- n Transparenz politischer Maßnahmen: Die Standards nanzinstitut. Mit Bestrebungen zur Finanzinklusion soll sicher- hierzu wurden vom IWF ausgearbeitet. Auf dem Gebiet der gestellt werden, dass alle Haushalte und Firmen unabhängig Transparenz der Fiskalpolitik wurden 3 von 4 Säulen des von ihrem Einkommensniveau Zugang zu geeigneten Finanz- Fiscal Transparency Code des IWF veröentlicht. Die vierte dienstleistungen haben und diese wirksam zur Verbesserung Säule über die Verwaltung von Einnahmen aus natürlichen ihrer Lebensbedingungen nutzen können. Ressourcen ist derzeit in Arbeit und hat bereits 2 öentliche Konsultationsrunden und mehrere Pilotanwendungen im Der IWF führt jährlich eine Financial Access Survey (Erhebung Feld durchlaufen. zum Zugang zu Finanzmitteln) durch, die Daten über Finanz- inklusion liefert. Die siebte Erhebung basiert auf Daten von n Regulierung und Aufsicht über den Finanzsektor: Die traditionellen wie digitalen Finanzdienstleistern und wurde im Standards auf diesen Gebieten und die entsprechenden Bewer- Oktober 2016 veröentlicht. Die Datenbank enthält mehr als tungsmethoden wurden von spezialisierten standardsetzen- 150 Datenreihen für bis zu 189 Volkswirtschaften im Zeitraum den Gremien ausgearbeitet. Der neue Standard zur Krisenbeile- von 2004 bis 2015. gung wird im Rahmen der Überprüfung der Initiative 2017 dem IWF-Direktorium zur Bestätigung vorgelegt. Die Rolle digitaler Finanzdienstleistungen bei der Ausweitung der Finanzinklusion wurde 2016 von der G20 anerkannt und n Infrastruktur der Institutionen und Märkte: Die Stan- führte zur Überarbeitung der Indikatoren für Finanzinklusion dards auf diesem Gebiet und die entsprechenden Bewertungs- der G20. Die Erhebung zum Zugang zu Finanzmitteln ist seit methoden wurden von spezialisierten standardsetzenden Gre- 2012 eine ozielle Quelle für diese Indikatoren. mien unter reger Beteiligung des IWF und der Weltbank ausge- arbeitet. Wachsendes Interesse an geschlechterbezogenen Statistiken zur Finanzinklusion führte zu einer Piloterhebung einiger Re- Darüber hinaus soll ein Standard im Bereich Krisenbeilegung gierungen, um ihre Kapazität zur Zusammenstellung und Ver- und Einlagenversicherung im Rahmen der Überprüfung der Ini- breitung derartiger Statistiken zu bewerten. Die Ergebnisse tiative 2017 dem IWF-Direktorium zur Bestätigung vorgelegt der Pilotstudie sowie die jüngste Erhebung nden sich auf der werden. Website der Financial Access Survey. Eine Bewertung der Einhaltung von Standards und Kodizes kann auf Anfrage eines Mitglieds von IWF und/oder Weltbank

44 Internationaler Währungsfonds VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

vorgenommen werden. Die Einhaltung der Datenweitergabe ziehen. Darüber hinaus erleichtert skalische Transparenz die von Mitgliedern im Speziellen Datenweitergabestandard des internationale Überwachung skalischer Entwicklungen und IWF wird ebenfalls monatlich überwacht. Evaluierungen der hilft, die Übertragungsrisiken skalischer Spillovers zwischen skalischen Transparenz bewerten Länder gegenüber dem Ländern abzufedern. Fiscal Transparency Code. Der Fiscal Transparency Code des IWF und seine Evaluierung Seit der letzten Prüfung der Initiative zu Standards und Ko- sind die Schlüsselelemente in den laufenden Bestrebungen der dizes 2011 wurden verschiedene Anpassungen an Daten und Institution, die skalische Überwachung, Politikgestaltung und Statistiken vorgenommen. Dazu gehört die Stärkung des Rechenschaftspicht unter ihren Mitgliedsländern zu stär- SDDS 2012, die Einrichtung des SDDS Plus im selben Jahr und ken. Der Fiscal Transparency Code ist der internationale Stan- die Stärkung des GDDS 2015. Das Data Quality Assessment dard für die Oenlegung von Daten zu öentlichen Finanzen. Framework (Regelwerk zur Beurteilung der Datenqualität), Die dort festgehaltenen Normen bestehen aus einer Reihe von das der umfassenden Beurteilung der Datenqualität der Län- Grundsätzen, die sich um vier „Säulen“ gruppieren: 1) skali- der dient, wurde 2012 in der Folge der weltweiten Finanzkrise sches Berichtswesen, 2) skalische Prognosen und Haushalts- von 2008 überarbeitet, um zusätzlichen Erfahrungen mit der planung, 3) Analyse und Steuerung skalischer Risiken sowie Bewertung, Aktualisierungen der statistischen Methodiken 4) Verwaltung von Einnahmen aus natürlichen Ressourcen. (2008 System of National Accounts und 2009 sechste Auage Bei jedem Transparenzprinzip dierenziert der Code zwischen des Balance of Payments and International Investment Position „grundlegenden“, „guten“ und „fortgeschrittenen“ Praktiken, Manual) und der Ausdehnung der Währungsstatistiken auf um den Ländern Anhaltspunkte zur vollständigen Einhaltung andere Finanzinstitute Rechnung zu tragen. der Normen zu bieten und deren Anwendbarkeit auf alle Mit- gliedsländer des IWF sicherzustellen. Fiskalische Transparenz für öffentliche Finanzen Im GJ 2017 veröentlichte der IWF Bewertungen zur ska- Fiskalische Transparenz – die Vollständigkeit, Klarheit, Zuver- lischen Transparenz in Guatemala, Kenia, Tunesien und

lässigkeit, Aktualität und Relevanz der öentlichen Ausweise Arbeit des IWF Die im Vereinigten Königreich. zum Zustand der öentlichen Finanzen in Vergangenheit, Ge- genwart und Zukunft – ist entscheidend für wirksames ska- Guatemala arbeitet an umfangreichen Reformen zur lisches Management und Rechenschaftspicht. Sie sorgt da- Verbesserung der Transparenz und Bestechungsbe- für, dass Regierungen ein genaues Bild ihrer Finanzen haben, kämpfung. Die Fülle an verfügbaren Daten und die wenn sie wirtschaftliche Entscheidungen treen – einschließ- bestehenden Systeme zum Haushaltsvollzug des lich der Kosten und Nutzen politischer Kurskorrekturen und öentlichen Sektors gewähren der Bevölkerung potenzieller Gefahren für die Haushaltsaussichten. Sie liefert leichten Zugang zu einer beeindruckenden Men- auch Parlamentariern, Märkten und Bürgern die Informatio- ge skalischer Daten. Die wichtigsten Bereiche nen, die sie brauchen, um die Regierung zur Rechenschaft zu mit Verbesserungsbedarf sind die Konsolidie- rung der Konten des öentlichen Sektors und die Steuerung skalischer Risiken.

Jahresbericht 2017 45 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG

Beträchtliche Dezentralisierungsreformen in Kenia unter dem zunehmenden Druck auf öentliche Dienste und Infrastruktur machen die skalische Transparenz entscheidend, zumal Ke- nia 2024 mit seinen Partnern in Ostafrika voraussichtlich eine Währungsunion bilden wird. Kenia erzielte bei verschiedenen Code-Standards gute Werte. 13 Grundsätze aus 3 Säulen wur- den als „gut“ oder „fortgeschritten“ und 16 als „grundlegend“ eingestuft. Haushaltsprognosen und Haushaltsaufstellung ent- sprechen überwiegend guter oder fortgeschrittener Praxis, aber die Glaubwürdigkeit künftiger Ausgabenschätzungen, Steue- rung und Aufsicht von Investitionsprojekten, Veröentlichung überarbeiteter Haushalte und Ausrichtung von Ausgabenpro- grammen auf die mittelfristigen Sektorprioritäten könnten noch besser werden. Schwächen im skalischen Berichtswesen und Risikomanagement wurden ebenfalls aufgedeckt, und die Bewertung bildet jetzt eine gute Basis, auf der die Regierung Fortschritte erzielen kann.

Nach der Revolution von 2011 erlebte Tunesien einen tiefgrei- fenden Wandel seiner politischen Institutionen, so auch Refor- men, die die Verwaltung der öentlichen Finanzen moderni- sieren und ihre Transparenz stärken sollen. Obwohl das Land in einigen Bereichen des Codes gut abschnitt, sind noch viele Verbesserungen notwendig, um die Praktiken des Landes an internationale Standards anzugleichen. Unter den bewerteten Grundsätzen wurden 10 als „gut“ oder „fortgeschritten“ und 11 als „grundlegend“ eingestuft, und 14 Standards wurden nicht erfüllt. Die Konsolidierung und Veröentlichung von Daten, die derzeit noch fragmentiert sind, könnten die skalische Trans- parenz kurzfristig erhöhen.

Das Vereinigte Königreich schnitt über alle Säulen des Codes hinweg sehr gut ab. Unter den bewerteten Grundsätzen wur- den 23 als „fortgeschritten“, 10 als „gut“ und 9 als „grundlegend“ eingestuft. Transparenzpraktiken sind im skalischen Berichts- wesen und in der Verwaltung von Einnahmen aus natürlichen Ressourcen am stärksten. Bei 4 bewerteten Grundsätzen ent- sprachen die Transparenzpraktiken nicht der Grundpraxis.

46 Internationaler Währungsfonds VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG Die Arbeit des IWF Die

Jahresbericht 2017 47 KREDITVERGABE

Kreditvergabe

Die Kredite des IWF sind darauf ausgelegt, den Mitglieds- ländern beim Umgang mit Zahlungsbilanzproblemen, bei der Stabilisierung ihrer Wirtschaft und Wiederherstellung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums zu helfen. Kern der Kreditvergabetätigkeit des IWF ist denn auch seine Rolle bei der Beilegung von Krisen. Zugleich machte die weltweite Finanzkrise den Bedarf nach wirksamen glo- balen Finanzsicherheitsnetzen deutlich, damit die Län- der Krisen bewältigen können. Ein maßgebliches Ziel der jüngsten Kreditreformen besteht daher darin, die traditionelle Aufgabe des IWF in der Beilegung von Krisen um weitere Instrumente zur Krisenprävention zu ergänzen. Im Gegensatz zu Entwicklungsbanken vergibt der IWF keine Kredite für spezielle Projekte, sondern an Länder mit unzureichenden Devisenbe- ständen, damit sie ausreichend Zeit zur Korrektur ihrer Wirtschaftspolitik und Wiederherstellung ihres Wachstums haben. Damit wird verhindert, dass die Länder Maßnahmen ergreifen müssen, die ihrer eigenen Volkswirtschaft oder der anderen Mitgliedsländer schaden. Im Allgemeinen bietet der IWF zwei Arten von Krediten: nicht konzes- sionäre Kredite und Kredite für ärmere Länder, die zinsverbilligt oder in manchen Fällen zinsfrei bereitgestellt werden.

46 Internationaler Währungsfonds KREDITVERGABE

NICHT KONZESSIONÄRE Von den verbleibenden Vereinbarungen entelen 14 Prozent MITTELVERGABE auf Vereinbarungen im Rahmen der Extended Fund Facility mit Ägypten (8,6 Mrd. SZR), Tunesien (2,1 Mrd. SZR), Sri Lanka (1,1 Im GJ 2017 billigte das Exekutivdirektorium 15 Vereinbarun- Mrd. SZR), Jordanien (0,5 Mrd. SZR), Bosnien und Herzegowina gen unter den nicht konzessionären Fazilitäten des IWF in (0,4 Mrd. SZR), Côte d’Ivoire (0,3 Mrd. SZR), Georgien (0,2 Mrd. Höhe von insgesamt 98,2 Mrd. SZR (134,7 Mrd. US$, umge- SZR) und Moldawien (0,1 Mrd. SZR). Stand-By Arrangements mit rechnet zum Wechselkurs von SZR/US$ am 28. April 2017 von dem Irak (3,8 Mrd. SZR), Jamaika (1,2 Mrd. SZR) und Suriname 0,729382). Eine vorsorgliche Kreditvereinbarung unter der (0,3 Mrd. SZR) machten 5 Prozent der neuen Vereinbarungen aus. Flexible Credit Line (FCL) für Mexiko (62,4 Mrd. SZR), Kolum- bien (8,2 Mrd. SZR) und Polen (6,5 Mrd. SZR) machte 78 Pro- Eine nachfolgende Vereinbarung im Rahmen der Precautionary zent dieser Zusagen aus. Bei allen drei Vereinbarungen unter and Liquidity Line mit Marokko für insgesamt 2,5 Mrd. SZR bil- der Flexible Credit Line handelte es sich um Neuauagen dete die verbleibenden 3 Prozent. Tabelle 2.1 zeigt die Verein- früherer Vereinbarungen, die das Ende ihrer Laufzeit erreicht barungen, die während des Geschäftsjahres genehmigt wurden. hatten. Schaubild 2.2 zeigt alle Vereinbarungen, die im Verlauf der letz- ten zehn Geschäftsjahre genehmigt wurden.

Tabelle 2.1 Unter dem Konto für allgemeine Ressourcen gebilligte Vereinbarungen im Jahr 2017 mit Ende zum 30. April (Millionen SZR)

Mitglied Art der Vereinbarung Datum des Inkrafttretens Gebilligter Betrag

NEUE VEREINBARUNGEN

Ägypten 36-monatige Extended Fund Facility 11.11.2016 8.596,6 Arbeit des IWF Die Bosnien und Herzegowina 36-monatige Extended Fund Facility 07.09.2016 443,0 Côte d’Ivoire 36-monatige Extended Fund Facility 12.12.2016 325,2 Georgien 36-monatige Extended Fund Facility 12.04.2017 210,4 Irak 36-monatige Stand-By Arrangement 07.07.2016 3.831,0 Jamaika 36-monatige Stand-By Arrangement 11.11.2016 1.195,3 Jordanien 36-monatige Extended Fund Facility 24.08.2016 514,7 Kolumbien 24-monatige Flexible Credit Line 13.06.2016 8.180,0 Marokko 24-monatige Precautionary and Liquidity Line 22.07.2016 2.504,0 Mexiko 24-monatige Flexible Credit Line 27.05.2016 62.388,9 Moldawien 36-monatige Extended Fund Facility 07.11.2016 86,3 Polen 24-monatige Flexible Credit Line 13.01.2017 6.500,0 Sri Lanka 36-monatige Extended Fund Facility 03.06.2016 1.070,8 Suriname 24-monatige Stand-By Arrangement 27.05.2016 342,0 Tunesien 48-monatige Extended Fund Facility 20.05.2016 2.045,6 Gesamt 98.233,8 Quelle: IWF, Abteilung Finanzen.

Jahresbericht 2017 47 KREDITVERGABE

Im GJ 2017 im Rahmen von Kreditvereinbarungen aus dem Schaubild 2.2 GRA getätigte Auszahlungen, sogenannte „Käufe“, beliefen sich Unter dem Konto für allgemeine Ressourcen auf insgesamt 5,8 Mrd. SZR (8 Mrd. US$). 90 Prozent dieser gebilligte Vereinbarungen, GJ 2008–17 mit Ende zum 30. April Einkäufe entelen auf Ägypten, den Irak, Pakistan, Sri Lanka, Tunesien und die Ukraine. Darüber hinaus billigte das Exeku- (Mrd. SZR) tivdirektorium im Juli 2016 einen Kauf von 261,6 Mio. SZR (ca. 160 358,7 Mio. US$) für Ecuador im Rahmen des Rapid Financing Instrument. 140

Rückzahlungen, „Rückkäufe“ genannt, beliefen sich für das 120

Geschäftsjahr auf insgesamt 5,55 Mrd. SZR (7,6 Mrd. US$) ein- 100 schließlich vorzeitiger Rückkäufe von Portugal von 3,31 Mrd. SZR (4,6 Mrd. US$). Infolge der leicht größeren Käufe im Ver- 80 gleich zu den Rückkäufen stieg der Bestand an ausstehenden 60 Krediten unter dem GRA auf 48,3 Mrd. SZR (66,2 Mrd. US$) an, im Vergleich zum Vorjahr mit 47,8 Mrd. SZR (65,4 Mrd. US$). 40 Schaubild 2.3 gibt Auskunft über ausstehende, nicht konzessio-

20 näre Kredite der letzten zehn Geschäftsjahre. 0 GRA-Kreditaufnahmen -20 Der IWF ist eine quotenbasierte Institution, dessen Quoten- 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 mittel durch die Implementierung der Quotenerhöhung im Rahmen der Vierzehnten Allgemeinen Überprüfung der Quo- Stand-By Flexible Credit Line ten verdoppelt wurden. Verliehene Mittel spielen jedoch auch Extended Fund Facility Precautionary and Liquidity Line weiterhin eine wichtige Rolle bei der Nachkontierung der Quo- Quelle: Abteilung Finanzen des IWF. tenmittel. Die New Arrangements to Borrow (NAB), die sich aus einer Reihe von Kreditvereinbarungen mit 38 Teilnehmern und einem Gesamtwert von 180 Mrd. SZR zusammensetzen, dienen als zweite Verteidigungslinie nach den Quoten. Zudem bietet die bilaterale Kreditaufnahme eine dritte Verteidigungs- linie nach den Quoten und den NAB.

Mexiko beabsichtigt, die Flexible Credit Line des IWF in Höhe von 88 Mrd. US$ als vorsorgliche Rück- lage zu verwenden, kann zum Zweck der Krisenprä- vention jedoch jederzeit darauf zugreifen.

48 Internationaler Währungsfonds KREDITVERGABE

Schaubild 2.3 Ausstehende nicht konzessionäre Mittelvergabe, GJ 2008–17 (Milliarden SZR)

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Q1 Q2 Q3 Q4 Die Arbeit des IWF Die

Quelle: Abteilung Finanzen des IWF.

Im Licht der aktuellen Unsicherheit und strukturellen Ver- ber 2020 mit einer Erstlaufzeit bis zum 31. Dezember 2019, die schiebungen in der globalen Wirtschaft genehmigte das Exe- mit Zustimmung der Kreditoren um ein weiteres Jahr verlän- kutivdirektorium des IWF im August 2016 ein neues Rahmen- gert werden kann. Per 30. April 2017 hatten 35 Mitgliedsstaa- werk für die bilaterale Kreditvergabe. Es erlaubt dem IWF, ten eine Gesamtsumme von ca. 300 Mrd. SZR oder 400 Mrd. vorläug den Zugang zur bilateralen Kreditvergabe aus der US$ in bilateralen Kreditaufnahmen zugesagt. Im November Mitgliedschaft aufrechtzuerhalten und so einen massiven 2016 genehmigte das Exekutivdirektorium des IWF die Erneue- Rückgang des Kreditpotenzials zu vermeiden. Die dem neuen rung der NAB für weitere fünf Jahre vom November 2017 bis Rahmenwerk zugehörigen Kreditaufnahmevereinbarungen zum Jahr 2022. haben eine allgemeine maximale Laufzeit bis zum 31. Dezem-

Jahresbericht 2017 49 KREDITVERGABE

Tabelle 2.2 Konditionen für Kredite aus dem Konto für allgemeine Ressourcen des IWF

Diese Tabelle zeigt die wichtigsten nicht konzessionären Kreditfazilitäten. Stand-By Arrangements sind seit Langem das wichtigste Kreditvergabeinstrument Förderung von Instrumenten zur Krisenprävention, was mit der Einrichtung der der Institution. Im Nachgang zur weltweiten Finanzkrise von 2007–09 stärkte der IWF sein Instrumentarium zur Kreditvergabe. Kernziel war dabei die Förderung von Instrumenten zur Krisenprävention, was mit der Einrichtung

Kreditfazilität (Jahr der Verabschiedung)1 Ziel Bedingungen Abrufstaffelung und Überwachung Zugangsgrenzen1 Gebühren2 Laufzeiten (Jahre) Ratenzahlungen

Stand-By Arrangements Kurz- bis mittelfristige Hilfe Die Annahme von Politikmaß- In der Regel vierteljährliche Käufe Jährlich: 145 % der Quote; Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich (SBA) für Länder mit kurzfristigen nahmen, die erwarten lassen, (Auszahlungen), abhängig von der kumulativ: 435 % der Quote trägen über 187,5 % der Quote; weitere 100 Basispunkte, (1952) Zahlungsbilanzproblemen dass die Zahlungsbilanzprobleme Einhaltung von Leistungskriterien wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 Monate über des Mitglieds innerhalb eines und weiteren Au agen 187,5 % der Quote liegt)3 annehmbaren Zeitraums gelöst werden können

Extended Fund Facility Längerfristige Hilfe zur Unter- Verabschiedung eines maximal Viertel- oder halbjährliche Käufe Jährlich: 145 % der Quote; Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 4½–10 Halbjährlich (EFF) (1974) stützung der Strukturreformen 4-jährigen Programms mit (Auszahlungen), abhängig von der kumulativ: 435 % der Quote trägen über 187,5 % der Quote; zusätzliche 100 Basis- (Erweiterte Kreditverein- der Mitglieder, um langfristi- Strukturagenda und jährlicher Einhaltung von Leistungskriterien punkte, wenn der ausstehende Kredit mehr als 51 barungen) gen Zahlungsbilanzproblemen ausführlicher Erklärung zu und sonstigen Au agen Monate über 187,5 % der Quote liegt).3 zu begegnen den Politikmaßnahmen für die kommenden 12 Monate

Flexible Credit Line (FCL) Flexibles Instrument in den Ex ante sehr starke makro- Von vornherein gebilligter Zu- Keine im Voraus festgelegte Grenze Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich (2009) (Flexible Kredit- Kredittranchen zur Deckung ökonomische Eckdaten, wirt- gang während des gesamten trägen über 187,5 % der Quote; zusätzliche 100 Basis- linie) des gesamten schaftspolitisches Regelwerk Vereinbarungszeitraums, vor- punkte, wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 3 potenziellen oder tatsächli- und politischer Leistungsnach- behaltlich der Halbzeitüberprü- Monate über 187,5 % der Quote liegt). chen Zahlungsbilanzbedarfs. weis fung nach 1 Jahr für zweijährige FCL-Vereinbarungen

Precautionary and Instrument für Länder mit Starke politische Regelwerke, Hoher Zugang zu Beginn der 125 % der Quote für 6 Monate; 250 % der Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich Liquidity Line (PLL) soliden volkswirtschaftlichen starke Auslandsposition und Laufzeit, vorbehaltlich halbjähr- Quote verfügbar bei Billigung von 1- bis trägen über 187,5 % der Quote; weitere 100 Basispunkte, (2011) (Vorsorge- und Eckdaten und Politiken Marktzugang, einschließlich licher Prüfungen (bei 1- bis 2-jährigen Vereinbarungen; insgesamt wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 Monate über Liquiditätslinie) Solidität des Finanzsektors 2-jährigen PLL) 500 % der Quote nach 12 Monaten zufrie- 187,5 % der Quote liegt)3 denstellenden Fortschritts

Rapid Financing Schnelle Finanzhilfe für alle Bestrebungen zur Lösung von Direkte Käufe ohne voll ausgear- Jährlich: 37,5 % der Quote; Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich Instrument (RFI) (2011) Mitgliedsländer mit dringen- Zahlungsbilanzschwierigkeiten beitetes Programm oder Überprü- kumulativ: 75 % der Quote trägen über 187,5 % der Quote; zusätzliche 100 Basis- dem Zahlungsbilanzbedarf (kann vorangegangene Maß- fungen punkte, wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 nahmen einschließen) Monate über 187,5 % der Quote liegt).3

Quelle: IWF, Abteilung Finanzen

1 Die Kreditvergabe des IWF aus dem Konto für allgemeine Ressourcen (General Resources Account, GRA) wird hauptsächlich über das von den Mitgliedsländern gezeichnete Kapital nanziert. Jedem Land wird eine Quote zugeteilt, die seine nanzielle Verp ichtung darstellt. Ein Mitglied zahlt einen Teil seiner Quote in vom IWF akzeptierten Fremdwährungen ein – oder in Sonderziehungsrechten (SZR) – und den Rest in seiner Landeswährung. Ein IWF-Darlehen wird ausbezahlt oder vom Darlehensnehmer gezogen, indem er mit seiner eigenen Währung vom IWF Aktiva in ausländischen Währungen kauft. Die Rückzahlung des Darlehens wird erreicht, indem der Kreditnehmer seine Inlandswährung vom IWF mit ausländischer Währung oder SZR zurückkauft. 2 Der Gebührensatz für Mittel, die vom GRA ausbezahlt werden, wird als Aufschlag auf den wöchentlichen SZR-Zinssatz festgelegt (derzeit 100 Basispunkte). Der

50 Internationaler Währungsfonds KREDITVERGABE

Tabelle 2.2 Konditionen für Kredite aus dem Konto für allgemeine Ressourcen des IWF Diese Tabelle zeigt die wichtigsten nicht konzessionären Kreditfazilitäten. Stand-By Arrangements sind seit Langem das wichtigste Kreditvergabeinstrument der Flexible Credit Line (FCL) und der Precautionary and Liquidity Line (PLL) verwirklicht wurde. Darüber hinaus wurde das Rapid Financing Förderung von Instrumenten zur Krisenprävention, was mit der Einrichtung der der Institution. Im Nachgang zur weltweiten Finanzkrise von 2007–09 Instrument (RFI) eingerichtet, das in einer Vielzahl von Fällen eingesetzt werden kann und die Richtlinie des IWF zur Notfallhilfe ersetzt. stärkte der IWF sein Instrumentarium zur Kreditvergabe. Kernziel war dabei die Förderung von Instrumenten zur Krisenprävention, was mit der Einrichtung

Kreditfazilität (Jahr der Verabschiedung)1 Ziel Bedingungen Abrufstaffelung und Überwachung Zugangsgrenzen1 Gebühren2 Laufzeiten (Jahre) Ratenzahlungen

Stand-By Arrangements Kurz- bis mittelfristige Hilfe Die Annahme von Politikmaß- In der Regel vierteljährliche Käufe Jährlich: 145 % der Quote; Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich (SBA) für Länder mit kurzfristigen nahmen, die erwarten lassen, (Auszahlungen), abhängig von der kumulativ: 435 % der Quote trägen über 187,5 % der Quote; weitere 100 Basispunkte, (1952) Zahlungsbilanzproblemen dass die Zahlungsbilanzprobleme Einhaltung von Leistungskriterien wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 Monate über des Mitglieds innerhalb eines und weiteren Au agen 187,5 % der Quote liegt)3 annehmbaren Zeitraums gelöst werden können

Extended Fund Facility Längerfristige Hilfe zur Unter- Verabschiedung eines maximal Viertel- oder halbjährliche Käufe Jährlich: 145 % der Quote; Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 4½–10 Halbjährlich (EFF) (1974) stützung der Strukturreformen 4-jährigen Programms mit (Auszahlungen), abhängig von der kumulativ: 435 % der Quote trägen über 187,5 % der Quote; zusätzliche 100 Basis- (Erweiterte Kreditverein- der Mitglieder, um langfristi- Strukturagenda und jährlicher Einhaltung von Leistungskriterien punkte, wenn der ausstehende Kredit mehr als 51 barungen) gen Zahlungsbilanzproblemen ausführlicher Erklärung zu und sonstigen Au agen Monate über 187,5 % der Quote liegt).3 zu begegnen den Politikmaßnahmen für die kommenden 12 Monate

Flexible Credit Line (FCL) Flexibles Instrument in den Ex ante sehr starke makro- Von vornherein gebilligter Zu- Keine im Voraus festgelegte Grenze Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich (2009) (Flexible Kredit- Kredittranchen zur Deckung ökonomische Eckdaten, wirt- gang während des gesamten trägen über 187,5 % der Quote; zusätzliche 100 Basis- linie) des gesamten schaftspolitisches Regelwerk Vereinbarungszeitraums, vor- punkte, wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 3 potenziellen oder tatsächli- und politischer Leistungsnach- behaltlich der Halbzeitüberprü- Monate über 187,5 % der Quote liegt).

chen Zahlungsbilanzbedarfs. weis fung nach 1 Jahr für zweijährige Arbeit des IWF Die FCL-Vereinbarungen

Precautionary and Instrument für Länder mit Starke politische Regelwerke, Hoher Zugang zu Beginn der 125 % der Quote für 6 Monate; 250 % der Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich Liquidity Line (PLL) soliden volkswirtschaftlichen starke Auslandsposition und Laufzeit, vorbehaltlich halbjähr- Quote verfügbar bei Billigung von 1- bis trägen über 187,5 % der Quote; weitere 100 Basispunkte, (2011) (Vorsorge- und Eckdaten und Politiken Marktzugang, einschließlich licher Prüfungen (bei 1- bis 2-jährigen Vereinbarungen; insgesamt wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 Monate über Liquiditätslinie) Solidität des Finanzsektors 2-jährigen PLL) 500 % der Quote nach 12 Monaten zufrie- 187,5 % der Quote liegt)3 denstellenden Fortschritts

Rapid Financing Schnelle Finanzhilfe für alle Bestrebungen zur Lösung von Direkte Käufe ohne voll ausgear- Jährlich: 37,5 % der Quote; Gebührensatz plus Aufschlag (200 Basispunkte bei Be- 3¼–5 Vierteljährlich Instrument (RFI) (2011) Mitgliedsländer mit dringen- Zahlungsbilanzschwierigkeiten beitetes Programm oder Überprü- kumulativ: 75 % der Quote trägen über 187,5 % der Quote; zusätzliche 100 Basis- dem Zahlungsbilanzbedarf (kann vorangegangene Maß- fungen punkte, wenn der ausstehende Kredit mehr als 36 nahmen einschließen) Monate über 187,5 % der Quote liegt).3

Gebührensatz wird in jedem Finanzquartal des IWF auf den täglichen Saldo aller ausstehenden GRA-Ziehungen erhoben. Zusätzlich wird auf jede Ziehung von IWF-Mitteln aus dem GRA, mit Ausnahme von Ziehungen aus der Reservetranche, eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 0,5 Prozent erhoben. Eine im Voraus fällige Bereitstellungsgebühr (15 Basispunkte auf zugesicherte Beträge von bis zu 115 Prozent der Quote, 30 Basispunkte für Beträge über 115 und bis zu 575 Pro- zent der Quote sowie 60 Basispunkte für Beträge über 575 Prozent der Quote) wird auf den Betrag angewandt, der in jeder (jährlichen) Periode unter einer SBA, FCL, PLL oder EFF gezogen werden kann; diese Gebühr wird proportional rückerstattet, wenn weitere Ziehungen unter der Vereinbarung erfolgen. 3 Aufschläge wurden im November 2000 eingeführt. Am 1. August 2009 trat ein neues Aufschlagsystem in Kraft, und am 17. Februar 2016 wurden Anpassungen vorgenommen, bei denen gewisse Konditionen bereits bestehender Vereinbarungen berücksichtigt wurden.

Jahresbericht 2017 51 KREDITVERGABE

Tabelle 2.3 Konzessionäre Kreditvergabefazilitäten Es gibt drei konzessionäre Kreditvergabefazilitäten für einkommensschwache Entwicklungsländer.

Extended Credit Facility (ECF) Standby Credit Facility (SCF) Rapid Credit Facility (RCF)

Ziel Niedrigeinkommensländern dabei helfen, eine stabile und tragfähige makroökonomische Position zu erreichen und aufrechtzuerhalten, die intensive und dauerhafte Armutsbekämpfung und ebensolches Wachstum ermöglicht

Zweck Bekämpfung anhaltender Erfüllung von kurzfristigem Finanzierung mit niedriger Zu- Zahlungsbilanzprobleme Zahlungsbilanzbedarf gangsgrenze zur Erfüllung von dringendem Zahlungsbilanzbedarf

Berechtigung Länder, die unter dem Poverty Reduction and Growth Trust (PRGT) Anspruch auf Unterstützung haben

Quali kation Langfristiges Zahlungsbilanzpro- Potenzieller (vorsorgliche Inan- Dringender Zahlungsbilanzbedarf, blem; tatsächlicher Finanzierungs- spruchnahme) oder tatsächlicher wenn das Programm der oberen bedarf über die Laufzeit der Ver- Zahlungsbilanzbedarf über einen Kredittranche (Upper Credit Tran- einbarung, aber nicht unbedingt kurzen Zeithorizont zum Zeipunkt che, UTC) entweder nicht durch- bei Billigung oder Auszahlung des der Billigung; für jede Auszalung führbar oder nicht notwendig ist1 Kredits ist tatsächlicher Bedarf Voraus- setzung

Poverty Reduction and IWF-gestütztes Programm sollte an den Zielen des Landes zu Armutsbekämpfung und Wachstum ausgerichtet Growth Strategy sein und die Politiken unterstützen, die soziale und andere wichtige Ausgaben schützen

Vorlage des Strategiedokuments Vorlage des PRS-Dokuments nicht Vorlage des PRS-Dokuments nicht zur Armutsbekämpfung (Poverty erforderlich; wenn der Finanzie- erforderlich Reduction Strategy, PRS) rungsbedarf weiter besteht, bean- tragt der SCF-Nutzer eine ECF mit den entsprechenden PRS-Doku- mentationserfordernissen

Konditionalität UCT; Flexibilität bei Anpassungsweg UCT; zielt auf die Erfüllung Keine UCT und keine Konditiona- und zeitlicher Abfolge eines kurzfristigen Zahlungs- lität auf Grundlage einer Prüfung bilanzbedarfs ab ex post; Leistungsnachweis dient zur Qualikation für wiederholte Inanspruchnahme (ausgenommen unter der Schock-Komponente)

Zugangsgrenzen Jährliches Limit 75 % der Quote; kumulatives Limit (nach Abzug vereinbarter Rückzahlungen) 225 % der Quote. Limits basieren auf dem insgesamt ausstehenden PRGT-Kredit. Außergewöhnlicher Zugang: Jährli- ches Limit 100 % der Quote; kumulatives Limit (nach Abzug vereinbarter Rückzahlungen) 300 % der Quote.

Normen und Teillimits2

Die Zugangsnorm beträgt 90 % der Die Zugangsnorm beträgt 90 % Für den Zugang zur RCF besteht Quote pro 3-jähriger ECF-Vereinba- der Quote pro 18-monatiger keine Norm. rung für Länder mit ausstehenden SCF-Vereinbarung für Länder mit konzessionären IWF-Krediten unter ausstehenden konzessionären Teillimits (bei fehlender UCT-Kon- allen Fazilitäten von insgesamt we- IWF-Krediten unter allen Fazilitä- ditionalität): Der ausstehende niger als 75 % der Quote und be- ten von insgesamt weniger als RCF-Kredit darf insgesamt zu kei- trägt 56,25 % der Quote pro 3-jäh- 75 % der Quote und beträgt ner Zeit mehr als 75 % der Quote riger Vereinbarung für Länder mit 56,25 % der Quote pro 18-mo- betragen (nach Abzug vereinbarter ausstehenden konzessionären Kre- natiger Vereinbarung für Länder Rückzahlungen). Die Zugangsgren- diten zwischen 75 % und 150 % der mit ausstehenden konzessionä- ze unter der RCF über einen belie- Quote. ren Krediten zwischen 75 % und bigen 12-Monats-Zeitraum ist auf 150 % der Quote. 18,75 % der Quote und unter dem Schockfenster auf 37,5 % der Quo- te festgelegt. Käufe, die nach dem 1. Juli 2015 unter der RFI getätigt wurden, werden in die geltenden jährlichen und kumulativen Limits einbezogen.

52 Internationaler Währungsfonds KREDITVERGABE

Extended Credit Facility (ECF) Standby Credit Facility (SCF) Rapid Credit Facility (RCF)

Konditionen3 Zinssatz: null Zinssatz: null Zinssatz: null Rückzahlung: Rückzahlung: 4–8 Jahre Rückzahlung: 5½–10 Jahre 5½–10 Jahre Bereitstellungsgebühr: 0,15 % auf bereitgestellte, aber nicht gezogene Beträge unter der vorsorglichen Vereinbarung

Blending Auf der Grundlage des Pro-Kopf-Einkommens und Marktzugangs; mit Schuldenanfälligkeit verknüpft

Vorsorgliche Nein Ja, mit jährlicher Zugangsgrenze Nein Verwendung bei Bewilligung von 56,25 % der Quote und einer durchschnittli- chen jährlichen Zugangsgrenze bei Bewilligung von 37,5 % der Quote.

Laufzeit und 3–4 Jahre (auf 5 verlängerbar); 12–24 Monate; Einsatz begrenzt Direkte Auszahlungen; wiederholte Inanspruch- wiederholte kann wiederholt in Anspruch auf 2½ von beliebigen 5 Jahren4 nahme möglich vorbehaltlich Zugangsgrenzen Inanspruchnahme genommen werden und anderer Au agen

Gleichzeitige GRA (Extended Fund Facility/ GRA (Extended Fund Facility/ GRA (Rapid Financing Instrument und Policy Inanspruchnahme Stand-By Arrangement) Stand-By Arrangement) und Support Instrument); Kredit unter der RFI wird in Policy Support Instrument) die RCF-Limits eingerechnet

Quelle: IWF, Abteilung Finanzen. 1 Die UTC-Standardkonditionalität ist der Satz an programmbezogenen Konditionen, die sicherstellen sollen, dass die Mittel des IWF die Programmziele unterstützen, und eine adäquate Sicherung der IWF-Ressourcen gewährleisten.

2 Zugangsnormen gelten nicht, wenn der ausstehende konzessionäre Kredit mehr als 150 % der Quote beträgt. In diesen Fällen wird der Zugang von der Arbeit des IWF Die Überlegung zur Zugangsgrenze von 225 % der Quote (oder außergewöhnliche Zugangsgrenze von 300 % der Quote), vom erwarteten künftigen Bedarf an Unterstützung durch den IWF und vom Rückzahlungsplan geleitet. 3 Der IWF prüft die Zinssätze für alle konzessionären Fazilitäten unter dem PRGT alle 2 Jahre; die letzte Prüfung fand im Oktober 2016 statt. Dabei billigte das Exekutivdirektorium einen modizierten Zinssatzfestlegungsmechanismus, der die Zinsfreiheit für ECF und SCF bis Ende Dezember 2018 verlän- gert, solange der SZR-Zinssatz unter 0,75 liegt. Im Juli 2015 setzte das Exekutivdirektorium den Zinssatz auf die RCF dauerhaft auf null. 4 Als vorsorglich behandelte SCFs zählen nicht für die zeitlichen Beschränkungen.

Jahresbericht 2017 53 KREDITVERGABE

KONZESSIONÄRE MITTELVERGABE Tabelle 2.4 Im Rahmen des Poverty Reduction and Growth Trust gebilligte und aufgestockte Vereinbarungen Im GJ 2017 sagte der Fonds im Rahmen seines Poverty Reduc- im GJ 2017 tion and Growth Trust (Treuhandfonds für Armutsbekämpfung (Millions of SDRs) und Wachstum, PRGT) Darlehen in Höhe von insgesamt 1,1 Mrd. SZR (1,5 Mrd. US$) für die einkommensschwachen Ent- Datum des Gebilligter Mitglied Inkrafttretens Betrag wicklungsländer unter seinen Mitgliedern zu. Die ausstehen- NEUE 3-JÄHRIGE VEREINBARUNGEN UNTER DER den konzessionären Kredite von 52 Mitgliedern beliefen sich EXTENDED CREDIT FACILITY Ende April 2017 auf insgesamt 6,3 Mrd. SZR. Tabelle 2.4 zeigt Afghanistan 20.07.2016 32.4 Benin 07.04.2017 111. 4 ausführliche Daten zu neuen Vereinbarungen und Zugangser- Zentralafrikanische Republik 20.07.2016 83.6 höhungen unter den konzessionären Fazilitäten des IWF. Aus Côte d’Ivoire 12.12.2016 162.6 Schaubild 2.4 gehen die ausstehenden Beträge von konzessio- Madagaskar 27.07.2016 220.0 nären Krediten im letzten Jahrzehnt hervor. Moldawien 07.11.2016 43.1 Niger 23.01.2017 98.7 Das Rahmenwerk des IWF für die konzessionäre Mittelvergabe Zwischensumme 751.8 wird regelmäßig geprüft, um den sich wandelnden Anforderun- AUFSTOCKUNGEN VON VEREINBARUNGEN UNTER gen Rechnung zu tragen. 2015 wurde das Finanzsicherheits- DER EXTENDED CREDIT FACILITY1 netz für einkommensschwache Entwicklungsländer als Teil der Burkina Faso 16.12.2016 4.5 Tschad 11.11.2016 33.6 größeren Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft Liberia 16.12.2016 27.7 verbessert, um die Erreichung der von den Vereinten Nationen Malawi 20.06.2016 34.7 festgelegten nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) nach 2015 Mali 08.06.2016 68.0 zu unterstützen. Die wichtigsten Änderungen umfassten das Zwischensumme 168.5 Folgende: 1) eine Erhöhung der PRGT-Zugangsnormen und NEUE VEREINBARUNGEN UNTER DER STAND-BY CREDIT FACILITY -limits um 50 Prozent; 2) Umverteilung des Finanzierungsmix Ruanda 08.08.2016 144.2 aus konzessionären und nicht konzessionären Mitteln, die an Zwischensumme 144.2 Länder bereitgestellt wurden, die vom IWF in Form einer Mi- AUSZAHLUNGEN UNTER DER RAPID CREDIT FACILITY schung aus PRGT- und GRA-Mitteln unterstützt werden, von Haiti 18.11.2016 30.7 einem Verhältnis von 1:1 auf 1:2; und 3) permanente Nullstel- Zwischensumme 30.7 lung des Zinssatzes für Mittel im Rahmen der Rapid Credit Total 1,095.1

Facility zwecks Unterstützung von Ländern, die sich in einer Quelle: Abteilung Finanzen des IWF. prekären Situation benden, von Konikten zerrüttet oder von 1 Nur der Aufstockungsbetrag ist angegeben Naturkatastrophen beeinträchtigt sind.

Eine nachfolgende Direktoriumsbesprechung im November 2016 erläuterte verschiedene Aspekte der Anwendung die- ses Finanzsicherheitsnetzes einschließlich des Zugangs der PRGT-berechtigten Mitglieder zum Konto für allgemeine Res- sourcen (GRA), der Strategien für den kombinierten Einsatz verschiedener Finanzmittel und der Rolle von Normen bei der Zugangsbestimmung. Zusätzlich:

Internationaler Währungsfonds KREDITVERGABE

Schaubild 2.4 Ausstehende konzessionäre Mittelvergabe, GJ 2008–17 (Milliarden SZR)

7

6

5

4

3

2

1

0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Q1 Q2 Q3 Q4

Quelle: Abteilung Finanzen des IWF.

n Im Oktober 2016 wurde der Entschluss gefasst, alle Zins- Hinsichtlich des Schuldenerlasses wurde die Initiative für Arbeit des IWF Die sätze für konzessionäre Kredite bis zum 31. Dezember 2018 auf hoch verschuldete arme Länger (Heavily Indebted Poor Coun- null zu setzen. Zudem wurde der Zinssatzfestlegungsmecha- tries, HIPC) größtenteils abgeschlossen. Insgesamt 36 der 39 nismus modiziert, sodass die Zinssätze bei null bleiben, so- berechtigten oder potenziell berechtigten Länder zogen einen lange die weltweiten Zinssätze niedrig sind. positiven Nutzen aus der Befreiung im Rahmen der HIPC-Ini- tiative, einschließlich des Tschad, dem jüngsten Begünstigten, n Im Mai 2017 untersuchte der IWF zudem Optionen zur bes- der im April 2015 eine Schuldenerleichterung von 17 Millionen seren Unterstützung von Ländern einschließlich der PRGT-be- SZR erhielt. Allerdings kann der IWF die Schuldenerleichte- rechtigten Mitglieder, die mit plötzlichen Zahlungsbilanzpro- rung für infrage kommende Länder auch durch den im Febru- blemen aufgrund großer Naturkatastrophen konfrontiert sind. ar 2015 eingerichteten Treuhandfonds für Katastrophen- Derzeit läuft eine neue Runde zur Beschaung neuer Mittel eindämmung und Erleichterung (Catastrophe Containment im Umfang von bis zu 11 Mrd. SZR in Form neuer PRGT-Kre- and Relief Trust, CCRT) gewähren. Der CCRT bietet außerge- ditmittel einbringen soll. Diese werden für die Förderung der wöhnliche Unterstützung für Länder, die mit massiven Natur- fortlaufenden konzessionären Kreditvergabe durch den IWF katastrophen, darunter lebensbedrohliche, rasch ausbreitende für dessen ärmste und schwächste Mitgliedsstaaten benötigt. Epidemien mit dem Potenzial, auch andere Länder zu erfas- Von den angesprochenen 28 potenziellen neuen Kreditgebern sen, und anderen Katastrophen wie verheerenden Erdbeben – einschließlich 14 neuer Kreditgeber aus Schwellenmärkten konfrontiert sind. Bis heute genießen drei Länder (Guinea, und fortschrittlichen Wirtschaftsmärkten – hatten 16 ihre Ab- Liberia, Sierra Leone) solche Vorteile im Rahmen des CCRT. sicht bestätigt, ab dem 30. April 2017 teilzunehmen. Innerhalb Zusätzlich hierzu erhielt Haiti 2010 einen Schuldenstanderlass dieser Gruppe wurden zehn neue Kreditbeiträge nalisiert, die von 178 Mio. SZR unter dem früheren Post-Catastrophe Debt sich insgesamt auf 7,7 Mrd. SZR belaufen. Dies beinhaltet ei- Relief Trust. nen neuen Kreditgeber: Schweden.

Jahresbericht 2017 55 KREDITVERGABE

PROGRAMMGESTALTUNG Indikatoren: einem, der die Gesamtgröße des ausstehenden Kreditvolumens misst, und einem zweiten, quotenbasierten In- Stärkung des Rahmenwerks für die Überwachung nach dikator, der das Ausmaß des Länderrisikos prüft. Programmabschluss Die Exekutivdirektoren entschieden sich für einen Wechsel zu Seit der globalen Finanzkrise hat sich die Kreditvergabe des einem stärker risikobasierten und konzentrierten PPM-Rah- IWF massiv erhöht. Für Mitgliedsstaaten, die sich nicht länger menwerk und begrüßten die innovativen Techniken und In- in einem Programmverhältnis mit dem IWF benden, diesem dikatoren bei der Analyse sowie der Risikoüberwachung. Die jedoch noch erhebliche Kreditsummen schulden, bietet die Direktoren erkannten den Wert der Festlegung von Schwellen- Überwachung nach Programmabschluss (Post-Program Mo- werten, die der Sicherstellung einer adäquaten Überwachung nitoring, PPM) ein Rahmenwerk, in dem der IWF zeitnah aktiv großer Risiken für die Mittel des IWF dienen. Zudem fanden sie werden kann. Ein wichtiges Element der IWF-Sicherheitsarchi- es angemessen, diese Grenzwerte im Einklang mit den Verlust- tektur besteht darin, die Rückzahlungsfähigkeit der Mitglieder kapazitäten des Fonds zu kalibrieren. im Auge zu behalten und ein Frühwarnsystem für politische Maßnahmen bereit zu stellen, die eine Gefahr für die IWF-Mit- Die Direktoren kamen zu dem Entschluss, dass ein quotenba- tel darstellen könnten. sierter Schwellenwert als Schutz beibehalten werden sollte. Die Erhöhung des Schwellenwerts auf 200 Prozent der Quote Im Juli 2016 besprach das Exekutivdirektorium einen Stabsbe- wurde befürwortet. Diese Erhöhung reicht also bis kurz vor richt mit dem Titel „Stärkung des Rahmenwerks für die Über- den Wert, ab dem die stufenbasierten Risikogebühren im Rah- wachung nach Programmabschluss“. Der Bericht behandelte men des Kontos für allgemeine Ressourcen zur Anwendung die Notwendigkeit einer Stärkung der Gestaltung und Imple- kommen. mentierung der aktuellen Politik und hob gleichzeitig Alterna- tiven zwecks Anpassung der Inhalte von PPM-Berichten her- VEREINBARUNGEN ZUR UNTERSTÜT- vor, die der Verbesserung der Risikobewertung dienen. Zu- ZUNG DER WIRTSCHAFTSPOLITIK dem wurde eine Anpassung der PPM-Schwellenwerte erörtert, um den Risiken für die Bilanz des Fonds und des Vereinbarungen zur Unterstützung der Wirtschaftspolitik PRGT angesichts der erheblichen Ausweitung von Fonds- oder Policy Support Instruments (PSI) bieten Niedrigeinkom- Krediten in den letzten Jahren Rechnung zu tragen. mensländern, die keine Finanzhilfe des IWF wünschen oder benötigen, ein exibles Instrument, um auch ohne eine Kredit- Der IWF-Stab schlug den Wechsel zu einem stärker ri- vereinbarung Beratung und Unterstützung durch den Fonds sikobasierten und konzentrierten PPM-Rahmenwerk zu bekommen. Diese nicht nanziellen Instrumente sind eine vor, das eine detaillierte Analyse hinsichtlich der wertvolle Ergänzung der Kreditfazilitäten des IWF im Rahmen Risiken für Rückzahlungskapazitäten ermöglichen des PRGT. PSI helfen Ländern bei der Ausgestaltung wirkungs- würde. Das Papier präsentierte einen zusammenge- voller Wirtschaftsprogramme, die Gebern, multilateralen Ent- setzten PPM-Schwellenwert auf Grundlage zweier wicklungsbanken und den Märkten deutliche Hinweise vom IWF zur Stärke der Politiken eines Mitglieds geben.

Im Oktober 2016 setzte der IWF den Zinssatz für Kredi- te an einkommensschwa- che Entwicklungsländer für die Zeit bis zum 18. Dezem- ber 2018 auf null.

56 Internationaler Währungsfonds KREDITVERGABE

PSI sollen einen engen Dialog über Richtlinienregelungen zudem den erneuten Zugang zu weiteren IWF-Mitteln, weil das zwischen dem IWF und einem Mitgliedsstaat fördern, was im Land fortlaufend im Zahlungsrückstand gegenüber dem IWF Normalfall anhand halbjährlicher Prüfungen der wirtschaftli- ist. Das Land muss einen starken Nachweis für makroökonomi- chen und nanziellen Politik des Mitgliedsstaates seitens des sche Leistungen, die Umsetzung von Reformen und eine um- IWF erfolgt. Sie sind für PRGT-berechtigte Länder verfügbar, fassende Strategie für die Aufhebung der Zahlungsrückstände die über eine Strategie zur Bekämpfung von Armut und ein sowie eine Schuldenerleichterung mithilfe der Entwicklungs- Richtlinienrahmenwerk verfügen, das auf die Konsolidierung partner von Somalia erbringen, um den massiven Schulden- der makroökonomischen Stabilität und Schuldwirklichkeit aus- überhang anzugehen. gerichtet ist. Zudem müssen sie strukturelle Reformen in wich- Der IWF arbeitet seit der Wiederaufnahme der Beziehungen tigen Bereichen verstärken, in denen Wachstum und Armuts- 2013 eng mit Somalia zusammen. Das Exekutivdirektorium bekämpfung behindert werden. Solche Reformen müssen eine schloss seit mehr als 26 Jahren eine erste wirtschaftliche Ge- starke und nachhaltige Armutsbekämpfung und das Wachs- sundheitsprüfung (Artikel-IV-Konsultation) für Somalia im Juli tum der Länder unterstützen, deren Einrichtungen geeignet 2015 ab. Eine weitere folgte im Februar 2017. Zusätzlich hierzu sind, durchgängig gute Leistungen zu gewährleisten. leistete der IWF seit 2013 76 Einsätze mit technischer Hilfe und Generell zielen die Richtlinien der PSI auf die Konsolidierung Schulungen. der makroökonomischen Stabilität ab und dienen der Förde- Um die wirtschaftlichen Aufbaubemühungen Somalias zu un- rung struktureller Maßnahmen für die Wachstumssteigerung terstützen und einen Nachweis für die Umsetzung von Richtli- und Schaung von Arbeitsplätzen. Diese umfassen Maßnah- nien und Reformen zu erbringen, haben die Regierungsstellen men zur Verbesserung der Verwaltung des öentlichen Sektors, ein vom IWF-Stab überwachtes Programm (Sta-monitored Stärkung des Finanzsektors oder zum Aufbau sozialer Auang- Program, SMP) angefordert. Ein SMP ist eine informelle Ver- netze. Programmüberprüfungen durch das Exekutivdirektori- einbarung zwischen der Landesregierung und dem IWF-Stab um des IWF spielen eine maßgebliche Rolle bei der Bewertung zwecks Überwachung der Umsetzung des Wirtschaftspro-

des Programms und erlauben dessen Anpassung an wirtschaft- Arbeit des IWF Die gramms der Regierung. SMPs sind mit keiner nanziellen Hilfe liche Entwicklungen. oder Unterstützung des Exekutivdirektoriums des IWF verbun- Im Juni 2016 genehmigte das Direktorium eine einjährige Ver- den. Im Mai 2016 genehmigte die Geschäftsführende Direktorin längerung der PSI für Uganda. Bis heute hat das Exekutivdirek- das SMP für Somalia, das den Zeitraum Mai 2016 bis April 2017 torium 18 PSI für sieben Mitgliedsstaaten genehmigt: Cabo Ver- abdeckte. Die Leistungen im Rahmen des SMP waren generell de, Mosambik, Nigeria, Ruanda, Senegal, Tansania und Uganda. zufriedenstellend. Da das SMP im April 2017 auslief, haben die Regierungsbehörden eine 12-monatige Folgevereinbarung Stabsüberwachtes Programm für Somalia angefragt, die vom IWF-Stab und den Behörden im Mai 2017 Somalia erholt sich nach und nach von fast 25 Jahren Bürger- beschlossen wurde. krieg. Schwache institutionelle Einrichtungen, komplexe Clan- Das Programm dient der Wiederherstellung der makroökono- politiken und schwierige Sicherheitsumstände haben den wirt- mischen Stabilität, dem Aufbau von Kapazitäten zwecks Stär- schaftlichen Wiederaufbau des Landes deutlich verkompliziert. kung der makroökonomischen Verwaltung, dem Wiederaufbau Infolgedessen sind die sozialen und wirtschaftlichen Umstände von Regierungseinrichtungen und der Verbesserung der Regie- des Landes noch immer extrem schlecht. Mit der fortlaufenden rungsführung und der wirtschaftlichen Statistiken. Es umfasst Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und wichti- die Festlegung und Reform der Fiskal-, Geld- und Finanzpolitik. gen Gebern hat die somalische Regierung wichtige Reformen Aufgrund der schwachen administrativen Einrichtungen So- eingeleitet, die den Grundstein für den wirtschaftlichen Wie- malias ist die technische Unterstützung ein wichtiger Teil des deraufbau des Landes legen. SMP, was verstärkte Schulungen in dieser Hinsicht zu einem Somalia hat eine hohe Auslandsverschuldung und ist in prak- nächsten logischen Schritt macht. Der erfolgreiche Abschluss tisch allen Bereichen im Zahlungsrückstand. Dies schränkt den dieses Programms und der darauolgenden SMPs könnten den Zugang zu ausländischen Finanzmitteln ein und verhindert Weg ebnen für zukünftige nanzielle Hilfen des IWF.

Jahresbericht 2017 57 Kapazitätsentwicklung

Wenn Regierungen gute Arbeit leisten, geht es den Menschen gut. Die Kapazitätsentwicklungs- maßnahmen des IWF ermöglichen es den Re- gierungen, die Qualität von Dienstleistungen wie Schulen, Straßen und Krankenhäusern zu ver- bessern. Sie fördern ein stabiles wirtschaftliches Umfeld, stärken das Wachstum und tragen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze bei.

58 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Der IWF versteht sich als internationaler Wissensvermittler zu schuldung sowie sozialer Auangnetze. Dies ermöglicht es wirtschafts- und nanzbezogenen Fragestellungen. In den ver- den Regierungen, die Qualität von ö entlichen Dienstleistun- gangenen 50 Jahren hat der Fonds Spitzenkompetenz erworben gen wie Schulen, Straßen und Krankenhäusern zu verbessern. und einen kollektiven Erfahrungspool aufgebaut und gelernt, n welche Strategien funktionieren, warum sie das Wachstum an- Geld- und Finanzsektorpolitik: Zusammenarbeit kurbeln und wie sie am besten umzusetzen sind. Der IWF teilt mit Zentralbanken zwecks Modernisierung ihrer geld- und dieses Wissen über praxisbezogene Expertenberatung, Work- wechselkurspolitischen Rahmenwerke und mit Aufsichts- shops und strategieorientierte Schulungen mit Regierungsein- und Regulierungsbehörden zwecks Verbesserung der Auf- die Finanz- richtungen wie beispielsweise Finanzministerien und Zentral- sicht über Finanzinstitutionen. Dadurch wird stabilität des jeweiligen Landes verbessert, das Wachstum des banken. Die fachliche Beratung wird den Ländern direkt vor Bruttoinlandsprodukts angekurbelt und der Handel gefördert. Ort zur Verfügung gestellt oder am IWF-Hauptsitz, in den regi- onalen Zentren für Kapazitätsentwicklung und in Präsenzver- n Rechtssysteme: Unterstützung der Länder bei der anstaltungen oder Online-Schulungen angeboten. Angleichung ihrer Rechts- und Regierungssysteme an inter- Die Kapazitätsentwicklungsarbeit des IWF ist eine wich- nationale Standards, damit sie fundierte Fiskal- und Finanz- tige Ergänzung zu seinen Überwachungs- und Kreditvergabe- reformen entwickeln, Korruption bekämpfen und gegen Geld- aufgaben. Die Zusammenarbeit mit Regierungen an der Ver- wäsche und Terrorismus nanzierung vorgehen können. besserung ihrer Strategien und Prozesse trägt dazu bei, die n Statistik: Unterstützung der Länder bei der Zusammen- Nützlichkeit der Strategieberatung des IWF zu erhöhen, die stellung, Verwaltung und Meldung ihrer makroökonomi- Regierungseinrichtungen über Innovationen auf dem neues- schen und Finanzstatistiken. Dies ermöglicht ein genaueres ten Stand zu halten und krisenbezogene Herausforderungen Verständnis ihrer Wirtschaft und hilft ihnen bei der Formu- zu bewältigen. Die Überwachungs- und Kreditvergabetätigkei- lierung soliderer Strategien. ten des IWF können gleichzeitig zur Ermittlung von Bereichen Der Fonds bereitet sich derzeit auf die fünfjährliche Über-

beitragen, in denen Kapazitätsentwicklungsmaßnahmen das Arbeit des IWF Die größte Wirkungspotenzial für ein bestimmtes Land haben. prüfung seiner Strategie für die Kapazitätsentwicklung im Jahr 2018 vor. Im Februar 2017 hat das Direktorium Feed- Die Kapazitätsentwicklungsmaßnahmen des IWF haben die back zum Konzeptpapier für die Überprüfung bereitgestellt folgenden Schwerpunkte: (siehe Kasten 2.1). n Fiskalpolitik: Die Beratung von Regierungen in Bezug auf die Erzielung von Einnahmen und die eektive Verwaltung von Ausgaben, einschließlich Steuer- und Zollpolitik, Budgeterstel- lung, Verwaltung öentlicher Finanzen, In- und Auslandsver-

Jahresbericht 2017 59 KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Kasten 2.1 Fünfjährliche Überprüfung der IWF-Strategie für die Kapazitätsentwicklung im Jahr 2018

Die Strategie für die Kapazitätsentwicklung wurde vom n Die vergangenheitsbezogene Komponente befasst sich IWF-Exekutivdirektorium zuletzt im Juni 2013 erörtert. Aus mit der Priorisierung, Finanzierung, Überwachung und Eva- der Diskussion ging die erste integrierte Strategie für die luierung sowie der Bereitstellung von Kapazitätsentwick- Kapazitätsentwicklung hervor und sie mündete in einer lungsmaßnahmen gemäß der Erklärung aus dem Jahr 2014. Reihe von Empfehlungen zur Aktualisierung der Governan- n Die zukunftsorientierte Komponente ermöglicht eine cestruktur im Bereich der Kapazitätsentwicklung, zur Ver- Darstellung von Reformen, die zur Stärkung der Kapazitäts- besserung der Priorisierung, zur Konkretisierung des Finan- entwicklung notwendig sind. Im Mittelpunkt stehen dabei zierungsmodells und zur Stärkung der Überwachungs- und die Bemühungen, die Kapazitätsentwicklung wirksamer Evaluationssysteme. Im Anschluss verabschiedete das Di- und ef zienter zu gestalten und dabei auf den vorhandenen rektorium eine Erklärung zu den Geschäftsgrundsätzen und Stärken aufzubauen, unter anderem durch 1) eine weite- Praktiken des IWF auf dem Gebiet der Kapazitätsentwick- re Stärkung des Rahmenwerks, um zu gewährleisten, dass lung (2014). es auf die wichtigsten Bedürfnisse der Länder gemäß De- Seit 2013 wurden bereits erhebliche Fortschritte erzielt, ins- nition der nationalen Behörden und des IWF ausgerich- besondere im Hinblick auf die Stärkung der Governance tet ist, 2) die Suche nach innovativen Umsetzungsmetho- im Bereich der Kapazitätsentwicklung und bei der Priorisie- den, 3) die Weitergabe von IWF-Wissen auf diesem Gebiet rung. Entsprechend bietet die 2018 anstehende fünfjährli- an die Mitglieder, 4) die weitere Integration der Kapazitäts- che Prüfung der Kapazitätsentwicklung des IWF einen ide- entwicklung in die Überwachung und Strategieberatung alen Zeitpunkt, um bisherige Fortschritte systematisch zu des IWF und 5) die Einbindung einer ergebnisorientierten prüfen, bestehende Herausforderungen zu de nieren und Vorgehensweise. Reformprioritäten für die kommende Periode aufzuzeigen. n Das Direktorium wird die Prüfung der Strategie für die Zu diesem Zweck, und wie bereits im dem vom Direktori- Kapazitätsentwicklung voraussichtlich im Mai 2018 bespre- um erstellten und in einer informellen Sitzung am 24. Feb- chen. Die Schlussfolgerungen aus der Prüfung von 2018 ruar 2017 besprochenen Konzeptpapier dargelegt, wird die werden in einer überarbeiteten Version der IWF-Politik und Prüfung sowohl vergangenheitsbezogene als auch zukunfts- IWF-Praktiken zur Kapazitätsentwicklung zum Ausdruck orientierte Komponenten umfassen: kommen.

Der IWF verfügt über gebündelte Spitzenkompetenz und hat einen kollektiven Erfahrungspool aufge- baut und gelernt, welche Strategi- en funktionieren, warum sie das Wachstum ankurbeln und wie sie am besten umzusetzen sind.

60 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

HÖHEPUNKTE: KAPAZITÄTSAUFBAU Gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten arbeitet der IWF daran, IM BEREICH FISKALPOLITIK die Einnahmen der Länder zu steigern, indem diese Priorität noch stärker in seine Überwachungstätigkeit integriert wird. Mobilisierung von Einnahmen Der IWF hat in rund zwei Dutzend Ländern, in denen die Mo- Die Stärkung des nationalen Wirtschaftswachstums ist eines bilisierung von Einnahmen als makrokritisch gilt, zusätzliche der Kernziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung Politikberatung im Rahmen der Artikel-IV-Konsultationen für und eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Verein- dieses emengebiet bereitgestellt. Zudem hat der IWF seine ten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Solide Überwachungsaktivitäten im Bereich der internationalen Steu- Steuersysteme sind eine wesentliche Grundlage zur Steigerung erpolitik ausgeweitet und führt Analysen und Beratung durch, von Einnahmen und zur Erreichung der nachhaltigen Entwick- um unterschiedliche Mitgliedergruppen im Umgang mit Steu- lungsziele. Der IWF unterstützt seine Mitgliedsländer schon erumgehungsstrategien (d. h. Aushöhlung der Besteuerungs- seit Langem bei der Einrichtung und Modernisierung ihrer grundlage und Gewinnumverteilung) zu unterstützen. Steuerbehörden und Steuerpolitik. Im vergangenen Jahrzehnt In Zusammenarbeit mit der Organisation für wirtschaftliche hat der Fonds weitreichende technische Hilfe auf dem Gebiet Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Weltbank und der Steuerpolitik und der Steuerverwaltung geleistet. Viele ein- den Vereinten Nationen bereitet der IWF außerdem eine neue kommensschwache Entwicklungsländer haben bei der Mobili- Initiative für mittelfristige Einnahmestrategien vor. Im Rah- sierung inländischer Einnahmen beträchtliche Fortschritte er- men der Initiative sollen Länder dabei unterstützt werden, um- zielt: So ist das Steueraufkommen im Verhältnis zum Bruttoin- fassende Reformmaßnahmen in den Bereichen Steuerpolitik, landsprodukt in einkommensschwachen Entwicklungsländern Steuergesetzgebung und Steuerverwaltung zu entwickeln und im Durchschnitt um rund 5 Prozentpunkte gestiegen. Diese Er- umzusetzen. folge sind jedoch nicht in allen Ländern zu verzeichnen und es stellen sich auch weiterhin große Herausforderungen. Auf dem Gebiet der Mobilisierung von Einnahmen hat der IWF unter anderem die folgenden Anstrengungen unternommen:

Gemäß seinen Verpichtungen aus der Addis Abeba Action Arbeit des IWF Die n Agenda von 2015 hat der IWF seine Arbeit auf diesem Gebiet ANach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg stellte sich Li- erheblich ausgeweitet und externe Finanzierungsvereinbarun- beria 2011 der Herausforderung, sein Steuerrecht zu reformie- gen mit Partnern weiter ausgebaut. Im August 2016 rief der ren und eine moderne Steuerverwaltung aufzubauen, um die IWF den Revenue Mobilization Trust Fund (RMTF) als Nach- Finanzierung stark benötigter öentlicher Dienste zu ermögli- folger des erfolgreichen Tax Policy and Adminstration Topical chen. In Abstimmung mit dem IWF erarbeiteten die liberiani- Trust Fund ins Leben und verdoppelte somit die verfügbaren schen Regierungsbehörden ein umfassendes Reformprogramm, Mittel für die Unterstützung einkommensschwacher Länder bei dem die Verbesserung des steuerlichen Regelwerks, die Ent- bei der Entwicklung ihrer Steuerkapazitäten. Der RMTF hilft wicklung einer robusten Organisationsstruktur, die Stärkung bei der Einbindung neuer Instrumente zur Bewertung öent- von Kernfunktionen wie z. B. Prüfungsleistungen und Dienst- licher Haushalte (siehe Kasten 2.2), berät zu globalen Schwer- leistungen für Steuerzahler sowie die Kapazitätsentwicklung punktthemen, wie beispielsweise internationale Besteuerung mithilfe von Schulungen und Coachings im Mittelpunkt standen. und Kohlenstosteuer, und unterstützt die Entwicklung von Diese Bemühungen haben die Grundlage für die erfolgreiche Schulungsaktivitäten, die zur Erzielung nachhaltiger Fort- Gründung der Liberia Revenue Authority und die Einführung schritte erforderlich sind. Im Laufe des Jahres wurde zudem von Systemen geschaen, die eine eektivere und risikoorien- eine weitere fünfjährige Phase des Managing Natural Resource tierte Verwaltung der Steuerzahler erlauben. 2015 erreichte Li- Wealth Trust Fund eingeleitet. Dieser Fonds unterstützt die Ka- beria eine Steuerquote im Verhältnis zum BIP von 19¼ Prozent pazitätsentwicklung in Ländern mit Bergbau- und Erdölaktivi- – ein hervorragendes Ergebnis im Vergleich zu ähnlich gestell- täten und hilft ihnen dabei, diese Ressourcen bestmöglich zu ten Ländern. Die Finanzbehörde spielt nun eine wichtige Rolle nutzen. Dies betrit beispielsweise die Gestaltung des Steuer- bei den Bemühungen der Regierung, Liberia bis zum Jahr 2030 systems, die Erhebung von Steuern sowie makroökonomische zu einem Land mit mittlerem Einkommen zu machen. Steuerungsmechanismen.

Jahresbericht 2017 61 In den vergangenen zehn Jahren hat der IWF seine Leistungen zur Unterstützung von Ländern bei der Mobilisierung inländischer Einnah- men erheblich ausgebaut.

n In der Mongolei arbeitet der IWF bereits seit 2010 mit den Regierungsbehörden an der Stärkung der Dienststelle für große Steuerzahler, die insgesamt rund 400 Unternehmen betreut, die für ca. 50 bis 60 Prozent der gesamten Inlandseinnahmen ver- Die Einführung des Public Investment Management Assess- antwortlich sind. Der IWF führte eine diagnostische Bewertung ment-Programms (PIMA) hat maßgeblich dazu beigetragen, durch, um Verbesserungsbereiche in der Struktur, der personel- dass der IWF den Ländern bei der Ermittlung von Stärken und len Ausstattung, dem Rechtssystem, den wichtigsten Steuer- Schwächen innerhalb ihrer öentlichen Investmentverwaltung verwaltungsprozessen und Computersystemen der Dienststelle helfen konnte. Evaluationen im Rahmen des PIMA werden nun zu prüfen. dazu genutzt, Reformprioritäten zu bestimmen, Folgemaßnah- Mithilfe des IWF realisierte die mongolische Regierung die Um- men im Bereich der Kapazitätsentwicklung durch den IWF und strukturierung der Dienststelle für Steuerzahler und teilte die- andere Anbieter zu entwickeln und Geberbeiträge zu erwirken. se in Einheiten gemäß den einzelnen Steuerverwaltungsfunk- In Togo beispielsweise hat die Weltbank auf Grundlage dieser tionen auf (unter Verdreifachung des Personalbestands und Prüfergebnisse und Empfehlungen ein von der Europäischen der Schaung einer speziellen Audit-Einheit für den Bergbau). Union gefördertes Projekt in Höhe von 15 Mio. US$ abgeschlos- Zudem unterstützte der IWF die praktische Anwendung von sen, das dazu dient, die Beurteilung, die Auswahl und den Ein- Steuergesetzen in beratender Funktion, wirkte gestaltend an kauf im Zusammenhang von Projekten zu stärken. branchenspezi schen Revisionsmethoden mit und unterstütz- Bei der Unterstützung und Initiierung von Reformen der öf- te die Anschaung eines neuen Computersystems. Der Erfolg fentlichen Finanzverwaltung würdigt der IWF in zunehmen- dieser Reformen spiegelte sich in einer hohen Quote an fristge- dem Maße auch die Wichtigkeit des wechselseitigen Lernens. recht eingereichten elektronischen Steuererklärungen und ei- So unterstützte der IWF beispielsweise die Latin American nem starken Rückgang von Steuerrückständen wider. Treasuries (FOTEGAL) als ein nützliches Forum für den Erfah- rungsaustausch innerhalb der Region und als Plattform für die Verwaltung öffentlicher Finanzen Bereitstellung von Schulungen und Workshops. Diese Bemü- Der IWF arbeitet mit seinen Mitgliedsstaaten an der Stärkung hungen halfen den Ländern der Region dabei, die Struktur und der öentlichen Finanz- und öentlichen Investmentverwal- den Betrieb einheitlicher Kontoführungssysteme erheblich zu tung, um zu gewährleisten, dass die Länder ihre steuerlichen verbessern, ein aktiveres Cash-Management zu implementie- Ressourcen eektiv und im Sinne einer nachhaltigen Entwick- ren, Geschäftsfortführungspläne zu entwickeln und die Nut- lung einsetzen. In Senegal unterstützte der IWF beispielsweise zung von elektronischen Zahlungsmitteln auszuweiten. die laufende Modernisierung des Ministeriums für Wirtschaft, Finanzen und Planung und half bei der Umsetzung der Refor- Unterstützung fragiler Staaten magenda für die öentliche Finanzwirtschaft, um den Über- Ein wichtiger Schwerpunkt der Kapazitätsentwicklung im Be- gang möglichst reibungslos zu gestalten und für tragfähige reich Fiskalpolitik durch den IWF ist nach wie vor die Unter- Veränderungen innerhalb der Generaldirektion für Haushalt zu stützung von Mitgliedsstaaten, deren institutionelle und poli- sorgen. tische Gestaltungsmacht durch Konikte oder andere negative In Nigeria half der IWF der Regierung bei der Implementie- Schocks beeinträchtigt wurde. In Haiti half der IWF z. B. bei rung eines einheitlichen Kontoführungssystem (Single Trea- der Realisierung substanzieller Verbesserungen im Bereich der sury Account), das nun fast alle Ministerien, Behörden und institutionellen Kapazitäten, einschließlich der Gründung einer Regierungsstellen abdeckt und rund 98 Prozent der Haushalts- makro skalischen Abteilung im Finanzministerium und der ausgaben erfasst. Dabei wurden beträchtliche Beträge (in Höhe Einführung einer Buchhaltungsfunktion in der gesamten Regie- von rund 2 Prozent des BIP im Zeitraum von August 2015 bis rungsstruktur. 2017 wurde das einheitliche Kontoführungssys- Januar 2016) ungenutzten Kapitals aus den Bankkonten der tem, das für die Haushaltspolitik der Zentralregierung zustän- Ministerien, Behörden und Regierungsstellen auf das einheitli- dig ist, weiter operationalisiert. che Konto überführt. Nigeria verfügt nun über eines der umfas- Seit dem Friedensabkommen von 2015 konzentriert sich die sendsten einheitlichen Kontoführungssysteme der Welt. Kapazitätsentwicklungsarbeit des IWF in Mali auf wesentliche

62 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Kasten 2.2 Instrumentarium zur Bewertung öffentlicher Haushalte

Der IWF setzt sein Instrumentarium zur Bewertung öffent- dung einer unabhängigen öffentlichen Steuerstelle unter licher Haushalte wirksam sein, um die analytische Grund- dem Dach des Senats, zu deren weitreichenden Aufgaben lage zur Gestaltung ef zienter und ergebnisorientierter Ka- die Prüfung der haushaltspolitischen Regierungsziele und pazitätsentwicklungsprogramme in den Mitgliedsstaaten deren steuerlichen Auswirkungen zählt. In ähnlicher Weise zu stärken. wurde die im November 2016 veröffentlichte FTE im Verei- nigten Königreich vom Schatzkanzler seiner Herbstanspra- n Das Tax Administration Diagnostic Assessment Tool che 2016 als Ursache genannt, zu einem einzigen Haus- (TADAT) wurde während des GJ 2017 in 19 Ländern zur Er- haltsplan im Herbst zu wechseln, der die bisherige duale mittlung von Reformprioritäten für die Steuerverwaltung Budgetplanung im Frühling und Herbst ersetzen soll. Der eingesetzt. Schatzkanzler verwies darauf, dass der Wechsel zu einem n Die Revenue Administration Fiscal Information einzigen Haushaltsplan, der deutlich vor Beginn des Haus- Tool-Initiative (RA-FIT) hat mit der Durchführung der Inter- haltsjahres erstellt wird, eine genauere parlamentarische national Survey on Revenue Administration (ISORA) im Mai Prüfung der Haushaltsmaßnahmen erlauben würde. 2016 an Dynamik gewonnen. Diese bietet eine praktische n Der Fiscal Stress Test wurde im Rahmen des Direkto- Plattform für die Erfassung von Leistungsindikatoren für riumspapiers mit dem Titel „Analyzing and Managing Fiscal Zoll- und Steuerverwaltungen; mehr als 140 Steuerverwal- Risks—Best Practices“ erarbeitet und veröffentlicht; dabei tungsbehörden haben an der Umfrage teilgenommen. wurden Stresstests im Bereich der öffentlichen Haushal- n Das Revenue Administration Gap Analysis Program te auf Island und Peru angewendet. Einige fortgeschrittene (RA-GAP) bietet eine analytische Grundlage für die Schät- Länder nutzen den Stresstest bereits intern zur Bewertung

zung der Diskrepanz zwischen aktuellen und potenziellen ihrer Risiken. Arbeit des IWF Die Einnahmen. Der Umfang dieses Programms wurde im ver- n Das Public Investment Management Assessment gangenen Jahr erweitert, sodass nun auch eine Schätzung (PIMA) ist ein umfassendes Diagnosetool, das Ländern da- der Diskrepanz im Bereich der Körperschaftssteuer möglich bei hilft, ihre Managementpraktiken bei öffentlichen Investi- ist. tionen aus makro skalischer Perspektive zu evaluieren. Das n Das Tool Fiscal Assessment of Resource Industries Tool wurde in der zweiten Jahreshälfte 2015 eingeführt und (FARI) ist ein modellbasiertes Rahmenwerk, das ursprüng- ist bereits in 21 Ländern mit verschiedenen Einkommens- lich für die Unterstützung von Reformen der Fiskalsysteme und Entwicklungsstufen im Einsatz. Während des GJ 2017 für Erdöl und Bergbau konzipiert wurde. In jüngster Zeit ha- kam das PIMA in sechs Schwellenländern und sechs ein- ben einige Steuerverwaltungen mit der Anwendung dieses kommensschwachen Ländern zum Einsatz. Tools auch in den Bereichen Tax-Compliance und Risikobe- n Das vom IWF und der Weltbank entwickelte Pub- wertung begonnen. lic-Private-Partnerships Fiscal Risk Assessment Model n Mithilfe von Fiscal Transparency Evaluations (FTEs) (PFRAM) ist ein Analysetool zur Beurteilung der potenziel- wird beurteilt, inwiefern ein Land den Fiscal Transparency len skalischen Kosten und Risiken, die aufgrund öffent- Code des IWF einhält. Im GJ 2017 führte der IWF fünf FTEs lich-privater Partnerschaftsprojekte entstehen. Das PFRAM durch und schaffte damit einen wichtigen Bezugsrahmen wurde im April 2016 eingeführt und im GJ 2017 im Rahmen für Reformen in den teilnehmenden Ländern. In Brasilien von technischen Hilfsprojekten des IWF und der Weltbank beeinussten die Empfehlungen der FTEs vom Dezember in Schwellenländern und einkommensschwachen Entwick- 2016 beispielsweise die Beratungen bezüglich der Grün- lungsländern verwendet..

Jahresbericht 2017 63 KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Ausgabenprozesse, Cash-Management und skalische Dezen- denzielle Maßnahmen an die Anforderungen von Schwellen- tralisierung. Bei Letzterer handelt es sich um eine wesentli- ländern anpasst. che Vereinbarung aus dem Friedensabkommen. Mithilfe des Über seinen Natural Resources Trust Fund hat der IWF sei- IWF haben die malischen Behörden von 2016 bis 2017 deutli- ne Kapazitätsentwicklung auf Länder ausgeweitet, die vom che Fortschritte beim Ausbau und der Implementierung des Export natürlicher Rohstoe abhängig sind. Diese Länder EDV-gestützten skalischen Rechnungssystems erzielt, das die verzeichneten in jüngster Zeit große Schwankungen in ihren gesamten Ressourcen der Regierung in einem einheitlichen Terms of Trade. Dieser Umstand belastet nicht nur ihren geld- Kontoführungssystem vereint und zugleich wichtige Einrich- politischen Handlungsrahmen, der oftmals Wechselkursverein- tungen für die Verwaltung öentlicher Investitionen moderni- barungen oder gar Richtwechselkurse vorsieht, sondern auch siert. die Stabilität ihres Finanzsystems. Für ressourcenreiche Länder stellt der IWF zurzeit weitere Mittel in den Bereichen Wäh- HÖHEPUNKTE: KAPAZITÄTSAUFBAU rungspolitik und makroprudenzielle Politik bereit. IM BEREICH GELD- UND FINANZ- SEKTORPOLITIK Im November 2016 unterzeichneten der IWF und die Chi- na Securities Regulatory Commission (CSRC) eine Verein- In Zeiten erheblicher wirtschaftlicher Risiken und Schwach- barung zur Verbesserung der technischen Zusammenarbeit stellen weltweit sollen die Kapazitätsentwicklungsmaßnah- zwecks Förderung der Finanzsektorreformen der CSRC. Die men des IWF in diesem Bereich dazu beitragen, die akuten Zusammenarbeit wird sich hauptsächlich auf die Regulierung Bedürfnisse der Mitgliedsländer zu erfüllen. Dazu zählen die und Aufsicht der Wertpapiermärkte, die Überwachung und Stärkung der Währungs- und Finanzstabilität sowie Krisen- Prävention von Systemrisiken und auf Stakeholder-Kommuni- prävention und Krisenmanagement. Dies beinhaltet die kation konzentrieren. Unterstützung von Mitgliedern in den Kernbereichen der Finanzregulierung und -aufsicht, der Geldpolitik und bei Im Folgenden sind einige Beispiele für Kapazitätsentwicklungs- Zentralbankgeschäften, dem Schuldenmanagement so- projekte des IWF im Bereich Geld- und Finanzsektorpolitik auf- wie bei weiteren Aspekten der Finanzstabilität. geführt:

Der IWF reagiert auf die sich wandelnden Anforde- n Modernisierung der Geldpolitik in Zentralafrika: Der rungen seiner Mitglieder, indem er sich unter an- IWF verstärkt derzeit seine Kapazitätsentwicklungsarbeit in derem mit den Auswirkungen niedriger Rohsto- der Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemein- preise auf die Wechselkurspolitik befasst, bei der schaft (CEMAC) und unterstützt die Behörden im Umgang mit Entwicklung von Schuldenmanagementkapazi- den aktuell schwierigen externen Bedingungen. So steht ein täten in ölexportierenden Ländern hilft, seine IWF-Berater aus dem Central African Regional Technical As- Mitglieder bei der Umstellung von einer Com- sistance Center des IWF vor Ort in regelmäßigem Kontakt mit pliance-basierten auf eine risikobasierte Fi- regionalen Führungskräften und bietet Schulungen und Work- nanzaufsicht und bei der Implementierung shops an. Am Hauptsitz gaben IWF-Mitarbeiter Seminare für von Basel II/III unterstützt und makropru- Angestellte der Zentralafrikanische Zentralbank (Banque des Etats d’Afrique Centrale, BEAC) und schulten die Teilnehmer

64 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

intensiv und praxisnah in der Umsetzung geldpolitischer Maß- entlassen. Die Bemühungen führten zudem zur Einführung ei- nahmen und in der Notfall-Liquiditätsunterstützung. Die BE- nes neuen Bankengesetzes und des Eastern Caribbean Asset AC hat bei der Modernisierung ihres geldpolitischen Rahmen- Management Company Act; beide Gesetze wurden von sämtli- werks bereits starkes Engagement gezeigt, sodass die mehrjäh- chen Gerichtsbarkeiten der ECCU übernommen. rige Arbeit im Bereich der Kapazitätsentwicklung jetzt Früchte n Modernisierung der Bankenaufsicht in der Kirgisi- trägt. Der IWF plant zudem die Entsendung eines Langzeitbe- schen Republik: Bei der IWF-Finanzsektorbewertung im Jahr raters, der die BEAC während der Implementierung der Refor- 2013 wurden bei der Bankenaufsicht der Kirgisischen Repub- men unterstützen soll. lik Schwachstellen im Hinblick auf deren rechtlichen Rahmen n Aufbau von Rahmenwerken für die Finanzstabilität festgestellt. Der IWF unternahm erste Schritte, um gemein- in Asien: Die asiatischen Finanzsektoren sind in den letzten sam mit der Kirgisischen Nationalbank einen risikobasierten 20 Jahren beständig gewachsen und mittlerweile eng mitein- Aufsichtsprozess zu entwickeln und führte Schulungen für ihr ander verochten, was die Konsolidierung der Aufsicht und Aufsichtspersonal durch. Das überarbeitete aufsichtsrechtliche Leitung dieser nanziellen Konglomerate zu einem wichtigen Rahmenwerk folgt den internationalen Normen, die eine risiko- Faktor bei der Erkennung von Risiken für die Finanzstabilität basierte und konsolidierte Beaufsichtigung unterstützen. Dar- macht. In den letzten Jahren haben Länder wie Indonesien, über hinaus werden auch die Aufsichtsrichtlinien und der ope- die Philippinen und ailand gemeinsam mit dem IWF an rative Rahmen gestärkt. Dieses Projekt läuft derzeit und soll auf der Einführung einer systematischen Vorgehensweise für die breiter Basis implementiert werden, einschließlich einer Überar- Überwachung der Finanzstabilität, die Stärkung des allgemei- beitung der Beschlüsse, Richtlinien und Vorschriften der Bank. nen Aufsichtsrahmens sowie der Risikoanalyse gearbeitet. Die n Banken- und Versicherungsaufsicht in Montenegro: Bank of ailand gründete 2016 eine eigene Abteilung für Fi- Das im März 2017 gestartete Projekt befasst sich mit der Ana- nanzstabilität, und auch die Zentralbank der Philippinen hat lyse und Bewertung konzernweiter Risiken, der Verbesserung eine spezi sche Funktion eingerichtet, die sich mit Fragen der des aufsichtlichen Rahmenwerks und der Bewertung der Akti-

Finanzstabilität befasst. Die Bank of entwickelt der- Arbeit des IWF Die vaqualität. Außerdem soll die Wirksamkeit des Kreditrisikoma- zeit eigene Kapazitäten für die Beurteilung systemischer Risi- nagement einschließlich der Fähigkeit der Bank zur Überwa- ken, die Aufsicht auf Makroebene und die Durchführung von chung solcher Risiken gestärkt werden. Das Projekt unterstützt Stresstests. die Insurance Supervisory Agency dabei, in Vorbereitung auf n Bankenreform in der Ostkaribischen Währungsunion: die Implementierung der Solvency-II-Richtlinie ein risikoba- Infolge der weltweiten Finanzkrise von 2008 sah sich die Ostka- siertes Aufsichtsregelwerk einzuführen. Außerdem unterstützt ribische Währungsunion (Eastern Caribbean Currency Union, das Projekt die Insurance Supervisory Agency bei der Einfüh- ECCU) mit einer hohen Staatsverschuldung und einer ange- rung von Richtlinien zur Unternehmensführung und im Hin- spannten Haushaltslage konfrontiert. Dies führte dazu, dass die blick auf die Anforderungen an das Risikomanagement und in- Eastern Caribbean Central Bank (ECCB) drei inländische Ban- terne Kontrollen. ken unter Zwangsverwaltung stellen musste. In dem Bemühen, das Finanzsystem mithilfe einer verbesserten Regulierung und HÖHEPUNKTE: KAPAZITÄTSAUFBAU Überwachung zu stärken, überarbeitete die ECCB gemeinsam IM BEREICH STATISTIK mit dem IWF die legislativen Rahmenwerke des Bankensektors und erweiterte zugleich die Möglichkeiten der Zentralbank, die Qualitativ hochwertige und aktuelle makroökonomische Daten Fortschritte der unter Zwangsverwaltung gestellten Banken zu dienen als Grundlage für wirtschaftliche Entscheidungen aller überwachen. Seit Beginn dieser Bemühungen konnte die EC- Art. Der IWF unterstützt Länder bei der Erstellung, Führung und CU in der gesamten Region die Implementierung der neuen Meldung von makroökonomischen und nanziellen Statistiken. Vorgaben für das Bankwesen beobachten. Dadurch konnte die Dies ermöglicht ein genaueres Verständnis der landeseigenen Aufsicht und Überarbeitung des mittelfristigen nanzpoliti- Wirtschaft einschließlich der ökonomischen Schwachstellen und schen Regelwerks innerhalb der Region optimiert werden. Bis Risiken und hilft Regierungsbeamten bei der sachkundigen Ge- April 2016 wurden alle drei Banken aus der Zwangsverwaltung staltung politischer Maßnahmen. Verlässliche Wirtschaftsdaten unterstreichen zudem das Bestreben nach Transparenz und för-

Jahresbericht 2017 65 In Albanien hat der IWF gemeinsam mit der Regierung im Bereich der Finanzsta- tistik zusammengearbeitet, um das Land bei der Einhaltung der europäischen Be- richtsp ichten zu unterstützen.

Uganda gehören, bereiten sich derzeit auf eine Währungsunion vor. Daher war es notwendig, die Daten der betreenden Län- dern das Vertrauen in die Regierungspolitik, was wiederum das der zu harmonisieren und zu gewährleisten, dass die staatlichen Interesse von Investoren weckt, die solche Daten zur Beurteilung Finanzstatistiken einheitlich und vergleichbar sind. Seit 2013 der makroökonomischen Stabilität eines Landes nutzen. haben die Länder mithilfe der IWF-Kapazitätsentwicklung im Bereich Statistik und mit nanzieller Unterstützung der japani- In den letzten fünf Jahren ist die Kapazitätsentwicklung des IWF schen Regierung ihre Währungs- und Finanzstatistikerfassung im Bereich Statistik um mehr als 20 Prozent gewachsen. Ein ausgeweitet, weitere Schritte zur Harmonisierung der zugrun- Großteil dieser Bemühungen richtet sich auf Länder mit schwa- deliegenden Ausgangsdaten unternommen, EAC-übergreifende chem oder mittlerem Einkommen sowie auf fragile Volkswirt- Klassi kationen verbessert und erhebliche Fortschritte bei der schaften und wird von bilateralen und multilateralen Partnern Datensammlung für Intra-EAC-Positionen erzielt – einem we- nanziell unterstützt. Ein erheblicher Anteil der IWF-Projekte sentlichen Bestandteil bei der Erstellung EAC-übergreifender wird dabei von den 14 regionalen IWF-Zentren für Kapazitäts- monetärer Statistiken. entwicklung koordiniert, von denen sechs in Afrika angesiedelt sind. Die IWF-Kapazitätsentwicklung im Bereich Statistik wird Zusätzlich werden alle EAC-Partnerstaaten ihre Indikatoren von Langzeitberatern vor Ort bereitgestellt und durch Kurzzei- zur Finanzstabilität (Financial Soundness Indicators, FSI) zu- texperten und Missionen des IWF-Hauptsitzes ergänzt. sammenstellen und veröentlichen, sobald der Südsudan damit begonnen hat, die erfassten Daten bereitzustellen (für 2017 ge- Die Unterstützung durch den IWF konzentriert sich hauptsäch- plant). Das Vereinigte Königreich und Japan haben gemeinsam lich auf Statistiken der Realwirtschaft und der öentlichen Fi- weltweite Maßnahmen nanziert, die dazu geführt haben, dass nanzen; in geringerem Maße befasst sich der IWF auch mit au- seit 2013 insgesamt 30 neue Akteure ihre Daten an die FSI-Da- ßenwirtschaftlichen Statistiken. Der IWF hat z. B. mithilfe seines tenbank übermitteln. Africa Regional Technical Assistance Centers (AFRITAC) für die Südregion, das Angola, Botswana, die Komoren, Lesotho, Mad- Mit nanzieller Unterstützung der Schweiz arbeitete der IWF agaskar, Mauritius, Mosambik, Namibia, Sambia, die Seychellen, zudem mit fünf Ländern Südosteuropas – Albanien, Bosni- Simbabwe, Südafrika und Swasiland abdeckt, verschiedene Län- en-Herzegowina, dem Kosovo, der ehemaligen jugoslawi- der dabei unterstützt, ihre volkswirtschaftliche Gesamtrechnung schen Republik Mazedonien und Serbien – an deren staat- auf eine neue Basis zu stellen. Er hat so dazu beigetragen, dass lichen Finanzstatistiken. Ziel war es, die Ausformulierung der Wirtschaftsstrukturdaten aktualisiert und Preisindizes, insbe- Steuerpolitik und die statistische Analyse zu optimieren und sondere der Verbraucherpreisindex, weiterentwickelt wurden. so zur Einhaltung der EU-Berichtspichten beizutragen. In der Dies ermöglicht es den Ländern, genauere Daten zu Ination zweiten Phase dieses Projekts, das im Juni 2016 angestoßen wur- und Preistrends bereitzustellen. de, begannen die Länder mit der Analyse ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und fundamentaler Haushaltspositionen, um auf Der IWF be ndet sich zudem in der zweiten Phase der Enhan- dieser Basis makroökonomische Richtlinien zu formulieren und ced Data Dissemination Initiative, einem umfassenden Projekt umzusetzen, skalische Risiken zu erfassen und zu bewerten, zur Verbesserung makroökonomischer Statistiken in 45 Län- nanzpolitische Transparenz zu fördern und eine stärkere Com- dern Afrikas, des Nahen Osten und Regionen Zentralasiens. pliance mit den EU-Verfahren zur Korrektur übermäßiger De zi- Das vom britischen Department of International Development te oder Schuldenstände zu erreichen. geförderte Projekt hilft bei der Ermittlung und Entwicklung neu- er Datenquellen, die insbesondere in die Statistik zur volkswirt- Darüber hinaus werden auf dem Gebiet der Real- und Außen - schaftliche Gesamtrechnung einießen sollen; so beispielsweise nanzierung, öentliche Finanzen sowie Währungs- und Finanz- steuerbezogenen Daten der Verwaltung. Dank einer intensiven statistiken und Datenverbreitung zusätzliche Maßnahmen in Nutzung des enhanced General Data Dissemination System Osteuropa, Zentralasien, Südostasien und Südamerika durchge- (e-GDDS) stellen einige der Länder ihre Daten nun über eine führt, die von Japan, der Schweiz und den Niederlanden nan- Open Data Platform zur Verfügung. ziert werden. Diese Arbeit wird durch zwei neue thematische Treuhandfonds für die weltweite Kapazitätsentwicklung ergänzt: Die Mitglieder der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), den Financial Sector Stability Fund für Finanzsektorstatistiken zu der Burundi, Kenia, Ruanda, der Südsudan, Tansania und

66 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

und den Data for Decisions Fund für politisch relevante Statisti- erfragen global immer mehr Beachtung nden. Gleichermaßen ken. Diese beiden Treuhandfonds sollen dafür sorgen, dass po- standen Fragen der Ausgestaltung internationaler Steuergesetze litische Entscheidungsträger mehr und bessere Daten erhalten. im Mittelpunkt eines Seminars am Hauptsitz des IWF und eines Außerdem sollen die Fonds bei der Entwicklung nationaler sta- Lehrgangs in Kuwait, der gezielt regionale Fragestellungen be- tistischer Systeme helfen und so zur Erreichung der nachhalti- handelte. gen Entwicklungsziele beitragen. Der IWF bot seinen Mitgliedern auch weiterhin technische Hil- fe zu Firmen- und Privatinsolvenzen und zur Durchsetzung von HÖHEPUNKTE: KAPAZITÄTSAUFBAU Forderungen, um eine frühzeitige und schnelle Rehabilitierung IM BEREICH RECHT tragfähiger Unternehmen und Liquidierung nicht tragfähiger Die Nachfrage nach rechtlicher Unterstützung hielt im GJ 2017 Unternehmen sicherzustellen, überschuldeten Haushalten einen in allen Ländergruppen an und erstreckte sich auf die Bekämp- Neubeginn zu ermöglichen und den Prozess der Durchsetzung fung von Geldwäsche und Terrorismus nanzierung (AML/CFT), von Forderungen zu verbessern. Der Fonds veranstaltete zudem Finanz- und Haushaltsgesetzgebung sowie Insolvenzen und die am Joint Vienna Institute einen Workshop für hochrangige Be- Durchsetzung von Forderungen. amte, der sich mit der Insolvenz von Unternehmen und Haus- halten befasste. Der IWF setzte seine Arbeit zu AML/CFT mit seiner Financi- al Action Task Force (FATF), der Weltbank, der Egmont Group HÖHEPUNKTE: AUSBILDUNG of Financial Intelligence Units und regionalen Organisationen im Stil der FATF fort. Der Fonds war federführend bei der Be- Die Ausbildungsmaßnahmen des IWF sind ein integraler Be- wertung Mexikos nach dem überarbeiteten internationalen standteil des IWF-Mandats zur Kapazitätsentwicklung. Der IWF Standard. Weiterhin setzte der IWF das erfolgreiche weltweite hilft bei der Schulung von Regierungsbeamten, damit diese ihre technische Hilfsprogramm unter dem emenfonds zur AML/ Kenntnisse in der Analyse wirtschaftlicher Tendenzen vertiefen CFT fort, an dem mehrere Partner beteiligt sind. So leistete er in

und adäquate Diagnose-, Prognose- und Modellierungswerkzeu- Arbeit des IWF Die Myanmar ( nanziert von Japan) und Panama technische Hilfe ge erarbeiten können. Die Schulungen unterstützen politische im Bereich AML/CFT, und in der Ukraine ( nanziert von Kana- Entscheidungsträger zudem bei der Konzeption und Umsetzung da) sowie in Katar, Kuwait und Saudi-Arabien (jeweils eigen - sinnvoller makroökonomischer und nanzieller Maßnahmen. nanziert) leistete er technische Hilfe im Bereich der Korruptions- Im GJ 2017 bot der IWF insgesamt 355 Präsenzveranstaltungen bekämpfung. Im Nahen Osten und in Nordafrika führte der IWF in Form von Vorlesungen, Schulungen zu Analyseinstrumenten ein regionales Projekt zur rechtlichen Gestaltung durch; außer- und praktischen Workshops an sowie 19 Online-Kurse. dem setzte er die Koordination seiner Arbeit intern und mit ei- ner großen Anzahl internationaler Helfer fort. Überprüfung des Kursangebots: Nach einer zweijährigen Prüfung und Bewertung schloss der IWF im Jahr 2017 eine um- Auf dem Gebiet der Finanz- und Haushaltsgesetze wurde die fassende Umgestaltung seiner externen Lehrpläne ab, die sich Sachverständigenhilfe in den Bereichen Zentralbankwesen, Re- am wirtschaftspolitischen Ansatz des IWF orientieren. Das gelwerke zu Regulierung und Aufsicht der Banken sowie Ban- überarbeitete Kursangebot beinhaltet emen, die den verän- kenabwicklung und Krisenmanagement auf dem gleichen Ni- derten Anforderungen der Mitglieder und des ständig wach- veau fortgeführt. Dagegen war die technische Hilfe im Bereich senden IWF-Mandats Rechnung tragen. Im Laufe des Jahres Markt-Infrastrukturen (Zahlungssysteme) minimal, gewann aber wurden insgesamt 19 neue Lehrgänge entwickelt, erarbeitet in Bezug auf rechtliche Regelwerke für die Verwaltung öentli- und eingeführt. Diese konzentrieren sich auf fünf emenge- cher Finanzen an Bedeutung, wie bereits in den Jahren zuvor. biete: allgemeine Volkswirtschaftslehre, steuerrechtliche e- Sachverständigenhilfe zum Steuerrecht verzeichnete auch wei- men, geldpolitische emen, Außenwirtschaft sowie Finanzen. terhin eine starke Nachfrage in den Hauptbereichen Einkom- Daneben werden auch spezi sche emen wie beispielsweise menssteuer, Mehrwertsteuer und Steuerverfahren; dabei wurde inklusives Wachstum abgedeckt. Bei allen Lehrgängen wird besonderes Augenmerk auf internationale Aspekte gerichtet, Wert auf eine praxisorientierte Wissensvermittlung, länderspe- um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass internationale Steu-

Jahresbericht 2017 67 KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Schaubild 2.5 Kostenverteilung der wichtigsten Arbeits- bereiche des IWF, GJ 2017

Bilaterale Überwachung

Verschiedenes Multilaterale 25% Überwachung zi sche Fallstudien, länderübergreifende Erfahrungswerte so- 4% Kredit- wie politische Implikationen gelegt. vergabe

Online-Kurse: Mehr und mehr IWF-Lehrgänge werden inzwi- 13% schen online zur Verfügung gestellt. Diese Kurse werden den 20% Regierungsbeamten und der Öentlichkeit auf der edX-Platt- form als sogenannte Massive Open Online Courses (MOOCs) 10% angeboten. Sie dienen als Ergänzung zu den klassischen Prä- senzveranstaltungen des IWF. Bei den Online-Angeboten geht Aufsicht über globale 5% 23% es primär um Einführungskurse, mit denen die Reichweite von Systeme 28% IWF-Lehrgängen erhöht und Teilnehmer auf Präsenzveranstal- Kapazitäts- Ausbildung entwicklung tungen vorbereitet werden sollen. Technische Hilfe Maßgeschneiderte Schulungen: Die steigende Nachfrage Quelle: Büro für Haushalt und Planung des IWF, Analytic Costing and Estimation System. nach Schulungsmaterialien, die auf die individuellen Bedürfnis- se des jeweiligen Landes abgestimmt sind, hat den IWF dazu veranlasst, exibler auf diese veränderten Anforderungen zu Schaubild 2.6 reagieren und modulare Kurse anzubieten, die sich individuell Ausgaben für Kapazitätsentwicklung, GJ 2017 anpassen lassen. In einigen Fällen arbeitet der IWF mit spezi - (Millionen US-Dollar) schen Institutionen in den jeweiligen Mitgliedsländer an eben 300 solchen Anpassungen. So arbeitet der IWF zum Beispiel mit 250 den Zentralbanken in Ghana, Mosambik, der Ostafrikanischen Gemeinschaft und Sri Lanka an einem Prognose- und Politika- 200 nalysesystem zur Stärkung des geldpolitischen Handlungsrah- 150 mens. Weitere maßgeschneiderte Schulungen umfassten einen 100 Statistik-Lehrgang über grenzüberschreitende Positionen für 50

chinesische Regierungsbeamte am Hauptsitz des IWF, Projekte 0 zu dynamisch-stochastischen allgemeinen Gleichgewichtsmo- GJ 2013 GJ 2014 GJ 2015 GJ 2016 GJ 2017 dellen für die Politikanalyse in China und Bolivien sowie Schu- Fonds nanziert Extern nanziert lungen im Bereich Financial Programming and Policies in der Quelle: Büro für Haushalt und Planung des IWF, Analytic Costing and Estimation System. Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft.

KAPAZITÄTSENTWICKLUNG DURCH DEN IWF IN ZAHLEN Schaubild 2.7 Bereitstellung von Technical Assistance nach Region, Die von den Mitgliedsländern angefragte Unterstützung des IWF GJ 2013–17 für den Kapazitätsaufbau, die sowohl den institutionellen als (in Personenjahren der Bereitstellung vor Ort) auch politischen Aufbau (technische Hilfe) sowie die Personal- 140 GJ 2013 GJ 2015 GJ 2017 entwicklung (Schulungen) umfasst, erreicht alle 189 Mitglieder. 120 GJ 2014 GJ 2016 Im GJ 2017 ent el mehr als ein Viertel der Verwaltungsausgaben 100 80 des IWF auf die Kapazitätsentwicklung. Mit einem Anteil von 60 23 Prozent betrafen die meisten Ausgaben die technische Hil- 40 fe, während Ausbildungsmaßnahmen mit 5 Prozent zu Buche 20 schlugen (siehe Schaubild 2.5). 0 Afrika Asien und Europa Naher Osten Westliche Die Arbeit des IWF auf dem Gebiet der Kapazitätsentwicklung Pazi k und Hemisphäre Zentralasien nahm im GJ 2017 weiter zu, was hauptsächlich auf vermehrte Quelle: Travel Information Management System des IWF.

68 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Schaubild 2.8 Bereitstellung von Technical Assistance nach Einkommensgruppe, GJ 2013–17 (in Personenjahren der Bereitstellung vor Ort)

Fortgeschrittene Volkswirtschaften Schwellenmärkte und Volkswirtschaften mit mittlerem Einkommen Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen Aktivitäten in Afrika südlich der 300 Sahara, dem Nahen Osten und 250 Zentralasien sowie Europa zu- 200 rückzuführen ist. Es wurde mehr 150 technische Hilfe zu skalpoliti-

100 schen und rechtlichen emen

50 bereitgestellt. Die direkten Ge- samtausgaben für die Kapazitäts- 0 GJ 2013 GJ 2014 GJ 2015 GJ 2016 GJ 2017 entwicklungsarbeit (von Gebern

Quelle: IWF, Travel Information Management System (TIMS). und vom IWF nanziert) beliefen sich im GJ 2017 auf 267 Mio. US$, was verglichen mit den 256 Mio. US$ im GJ 2016 einen Anstieg um Schaubild 2.9 4 Prozent bedeutet (Schaubild 2.6). Bereitstellung von Technical Assistance nach Thema, GJ 2013–17 Der geber nanzierte Anteil be- (in Personenjahren der Bereitstellung vor Ort) 200 trug 134 Mio. US$ bzw. 50 Prozent GJ 2013 GJ 2015 GJ 2017 180 GJ 2014 GJ 2016 der Gesamtsumme und nahm im 160 GJ 2017 um fast 6 Prozent zu. 140 120 Technische Hilfe 100 Die bereitgestellte technische Hil- 80 fe nahm im GJ 2017 leicht ab. Die 60 40 verstärkte Bereitstellung techni- Die Arbeit des IWF Die 20 scher Hilfe in den Regionen Afrika 0 südlich der Sahara, dem Nahen Fiskalpolitik Geldpolitik Statistik Recht Osten und Zentralasien sowie Eu- Quelle: IWF, Travel Information Management System (TIMS). ropa wurde durch eine geringere Bereitstellung in der westlichen Hemisphäre und in der Region Asien und Pazi k aufgewogen Schaubild 2.10 (Schaubild 2.7). Knapp die Hälfte Teilnahme an ICD-Ausbildung nach Einkommensgruppe, 2013–17 der gesamten technischen Hilfe (Anzahl der Teilnehmer) des IWF ging an einkommens- 6,000 GJ 2013 GJ 2015 GJ 2017 schwache Entwicklungsländer GJ 2014 GJ 2016 5,000 (Schaubild 2.8).

4,000 Die Länder Afrikas südlich der 3,000 Sahara erhielten im GJ 2017 den 2,000 Löwenanteil der technischen Hil- 1,000 fe, was auf die hohe Anzahl an 0 einkommensschwachen Entwick- Fortgeschrittene Schwellenmärkte und Entwicklungsländer Multiregional Volkswirtschaften Volkswirtschaften mit mit niedrigem lungsländern in dieser Region zu- mittlerem Einkommen Einkommen rückzuführen ist. Aufgrund einer Quelle: Participant and Applicant Tracking System (PATS) des IWF. erhöhten Nachfrage der Mitglieds- Note: ICD: IMF Institute for Capacity Development. länder wurde mehr technische Hilfe im Bereich Fiskalpolitik be-

Jahresbericht 2017 69 KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Schaubild 2.11 Teilnahme an ICD-Ausbildung nach Herkunftsregion, GJ 2013–17 (Anzahl der Teilnehmer)

GJ 2013 GJ 2015 GJ 2017 3,000 GJ 2014 GJ 2016 2,500

2,000

1,500

1,000

500

0 Afrika Asien und Europa Naher Osten Westliche Pazi kraum und Zentralasien Hemisphäre Quelle: Participant and Applicant Tracking System (PATS) des IWF. Note: ICD: IMF Institute for Capacity Development.

reitgestellt (Schaubild 2.9). Auf skalpolitische emen ent el Tabelle 2.5 weiterhin rund die Hälfte der vom IWF geleisteten technischen Die Partner des IWF im Bereich Hilfe. Kapazitätsentwicklung

Kapazitätsentwicklungsfonds Partner Ausbildung Revenue Mobilization (RM) Australien, Belgien, Deutsch- Im GJ 2017 veranstaltete der IWF im Rahmen des Schulungs- land, Korea, Kuwait, Luxem- programms des Institute for Capacity Development (ICD) ins- burg, Niederlande, Norwegen, Schweiz, Europäische Union gesamt 225 Ausbildungskurse, an denen 9.517 Beamte aus 183 Anti-Money-Laundering/ Frankreich, Japan, Luxemburg, Mitgliedsländern teilnahmen. Die meisten Veranstaltungen fan- Combating the Financing of Niederlande, Norwegen, Katar, den in den regionalen Zentren für technische Hilfe im Rahmen Terrorism (AML/CFT) Saudi-Arabien, Schweiz, Verei- des dortigen Angebots und in Form von Online-Kursen statt. nigtes Königreich Die übrigen Lehrgänge wurden am Hauptsitz des IWF oder an- Managing Natural Resource Australien, Kuwait, Nieder- Wealth (MNRW) Fund lande, Norwegen, , deren Standorten im Ausland abgehalten. Das breite emen- Schweiz, Europäische Union angebot deckt die unterschiedlichsten Bedürfnisse ab – von Debt Management Facility II Deutschland, Niederlande, makroökonomischen Fragestellungen, Prognosemodellen und (DMF II) Norwegen, Österreich, Russ- makroökonomischer Modellierung über Finanzplanung, Fi- land, Schweiz (zusammen mit der Weltbank) nanzgestaltung und emen des Finanzsektors bis hin zu spe- Financial Sector Reform Deutschland, Luxemburg, Nie- zialisierten Lehrgängen zu öentlichen Haushalten, makroöko- Strengthening Initiative derlande, Schweiz, Vereinigtes nomischer Statistik, Sicherheitsbewertungen und rechtlichen (FIRST) Königreich (zusammen mit der Fragen. Der Löwenanteil der IWF-Lehrgänge ent el mit rund 57 Weltbank) Prozent des gesamten ICD-Ausbildungsangebots im Berichts- Tax Administration Diagnostic Deutschland, Japan, Nieder- Assessment Tool (TADAT) lande, Norwegen, Schweiz, jahr an die Schwellenmärkte und Volkswirtschaften mit mittle- Vereinigtes Königreich, Euro- rem Einkommen (Schaubild 2.10). Auf regionaler Ebene ent el päische Union, Weltbank mit 27 Prozent der größte Anteil auf den Nahen Osten und Zen- Data for Decisions (D4D) wird in Kürze gestartet tralasien, gefolgt von der Region Afrika südlich der Sahara sowie Financial Sector Stability der Region Asien und Pazi k (Schaubild 2.11). Fund (FSSF) im April 2017 gestartet Quelle: IWF. Die kostenlosen Massive Open Online Courses des IWF wuch- sen auch weiterhin und wurden durch einen „Macroeconomic Diagnostics“-Kurs und eine arabischen Version des Kurses „Fi- nancial Programming and Policies, Part 1“ ergänzt. Mit 17 durch- geführten Online-Kursen in fünf verschiedenen Sprachen blieb die Teilnahme an Online-Lehrgängen auch im GJ 2017 stark. Mit einem Anteil von 28 Prozent stammte der Großteil der Nutzer aus Afrika südlich der Sahara. Seit Einführung des Online-Ange- bots im Jahr 2013 haben sich mehr als 34.000 aktive Teilnehmer für Online-Kurse des IWF angemeldet. Von diesen haben etwa 9.400 Regierungsbeamte und 9.800 Mitglieder der Zivilbevöl-

70 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

kerung aus 186 Ländern einen Online-Kurs erfolgreich abge- US$, was ungefähr die Hälfte der kapazitätsbildenden Arbeit schlossen. darstellt. In den letzten fünf Jahren waren die fünf wichtigsten Beitragspartner für die Kapazitätsentwicklung Japan, die Euro- PARTNERSCHAFTEN FÜR DIE päische Union, das Vereinigte Königreich, die Schweiz und Ka- KAPAZITÄTSENTWICKLUNG nada. Im GJ 2017 vertiefte der IWF seine bestehenden Partner- schaften mit der Europäischen Union, Japan, dem Vereinigten Die Kapazitätsentwicklungsarbeit des IWF stützt sich auf star- Königreich, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Aust- ke weltweite Partnerschaften. Finanzielle Beiträge von Part- ralien, Belgien und Luxemburg. nern, die die eigenen Mittel des IWF ergänzen, ermöglichten die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Angebote im Bereich Nachfolgend werden einige Höhepunkte der Arbeit mit wichti- der Kapazitätsentwicklung, die auf die Bedürfnisse der Mit- gen Partnern aufgeführt: gliedsstaaten abgestimmt sind und den Prioritäten des IWF so- n Als größter Partner leistete Japan im GJ 2017 neue Beiträ- wie weltweiten Prioritäten Rechnung tragen (siehe Tabelle 2.5). ge von insgesamt 29 Mio. US$ für die Finanzierung von Kapa- Im GJ 2017 erhielt der IWF für seine kapazitätsbildende Arbeit zitätsentwicklungsmaßnahmen und unterzeichnete im April neue Beiträge in Höhe von 126 Mio. US$. Die von Partnern - 2017 eine neue Vereinbarung zur Erweiterung des Online-Kurs- nanzierten Maßnahmen beliefen sich auf insgesamt 150 Mio. angebots des IWF.

Kasten 2.3 G20-Vertrag mit Afrika

Als Folge der gesunkenen Rohstoffpreise hat sich das Investitionen und die Erhöhung ef zienter öffentlicher Inves- Wachstum in Afrika seit 2014 abgeschwächt. Die mittelfristi- titionen in die Infrastruktur. Die Zusagen sind in einem von gen Aussichten sind jedoch weiterhin gut. Das Potenzial den G20-Finanzvertretern in Auftrag gegebenen Bericht auf- Afrikas kann allerdings nur durch nachhaltige Bemühungen geführt, der für das Treffen der Finanzminister und Noten- Die Arbeit des IWF Die bei der Nutzbarmachung der demogra schen Dividende, der bankgouverneure der G20 im März 2017 in Baden-Baden, Erhöhung privater Kapitalzuüsse und der Mobilisierung des Deutschland, erstellt und vom IWF, der Weltbank und der Af- dortigen Finanzwesens realisiert werden. Zudem gilt es, die rikanischen Entwicklungsbank gemeinsam vorbereitet wurde. Möglichkeiten zu nutzen, die sich aufgrund der Globalisie- Die Beteiligung an diesem Vertrag mit Afrika wird ein star- rung bieten, um einen wirtschaftlichen Wandel zu bewirken kes Signal an private Investoren hinsichtlich des Interesses und produktive Arbeitsplätze zu schaffen. der afrikanischen Länder an der Gewinnung von Investitio- Zur Beschleunigung des Wachstums müssen die Investiti- nen senden und unterstreicht zudem die Bereitschaft der onsquoten und die Ef zienz gesteigert werden. Investitio- Akteure, wichtige Reformen umzusetzen. Die G20-Staaten nen in die Infrastruktur sollten priorisiert werden, da diese werden für eine starke politische Präsenz sorgen und sich nicht nur entscheidend für die Gewinnung privater Investiti- dafür einsetzen, das Interesse und die Zuversicht aufseiten onen sind, sondern auch die regionalen Märkte Afrikas mit- der Investoren zu stärken. Die Länder pro tieren von einem einander verbinden und deren Integration in die weltweiten umfassenden modularen Ansatz und dem konzertierten En- Wertschöpfungsketten erleichtern. Schätzungen zufolge ver- gagement des IWF, der Weltbank und der Afrikanische Ent- ringert das regionale De zit an physischer Infrastruktur das wicklungsbank bei der Unterstützung der nationalen Bemü- Wachstum um ganze 2 Prozentpunkte pro Jahr. Von den ca. hungen, Reformprogramme zu entwickeln und umzusetzen 100 Milliarden US$, die Afrika jährlich für die Beseitigung sei- und somit Investitionen im privaten Sektor zu stärken. ner Infrastrukturde zite benötigt, sind bisher nur gut die Hälf- Die G20-Mitglieder und andere Partnerländer werden ihre in- te nanziert worden. ländischen Investoren dazu ermutigen, das vorhandene In- Der G20-Vertrag mit Afrika enthält eine große Anzahl poten- vestitionspotenzial der teilnehmenden afrikanischen Länder zieller gegenseitiger Zusagen zwischen interessierten afrika- stärker zu nutzen. Zudem wird der Wissensaustausch zwi- nischen, G20- und Partnerstaaten – mit Unterstützung durch schen den Partnern ihr Engagement in den teilnehmenden internationale Organisationen – für die Aufbringung privater Ländern steigern. Die afrikanischen Länder werden sich be-

Jahresbericht 2017 KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

hen, ein für private Investitionen tauglicheres Umfeld zu schaffen und für eine stärkere Mobilisierung inländischer Erträge und Fi- nanzen zu sorgen. Außerdem werden sie sich bemühen, Raum für die Aufstockung dringend benötigter öffentlicher Investitio- nen in die Infrastruktur zu schaffen und gleichzeitig die Schulden- tragfähigkeit sicherzustellen.

Der IWF wird seine Fachkompetenz in den Bereichen Schulden- management, nanzpolitische Transparenz, Steuerverwaltung und -reform, Ressourcenmanagement, Verwaltung öffentlicher Investitionen und Datenstandards mithilfe seines Netzwerks von regionalen Technical Assistance Centers in Afrika zur Verfügung stellen.

72 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG Die Arbeit des IWF Die

Jahresbericht 2017 73 KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

n Die Generaldirektion für internationale Zusammenarbeit Zu den Höhepunkten in jüngster Zeit zählen unter anderem: und Entwicklung der Europäischen Kommission unterzeich- n Im Juli 2016 wurden neue Phasen des Revenue Mobilization nete im Dezember 2016 eine neue Rahmenvereinbarung zur stra- Fund (RM), der von Australien, Belgien, der Europäischen Uni- tegischen Partnerschaft mit dem IWF. Der Schwerpunkt dieser on, Deutschland, Japan, Luxemburg, den Niederlanden und der Vereinbarung liegt auf der Umsetzung der nachhaltigen Entwick- Schweiz unterstützt wird, und dem Managing Natural Resour- lungsziele der Vereinten Nationen durch Entwicklungsländer. ce Wealth Fund (MNRW), der von Australien, der Europäischen n Eine weitere Rahmenvereinbarung zur strategische Part- Union, den Niederlanden, Norwegen und der Schweiz unter- nerschaft mit dem Entwicklungsministerium des Vereinig- stützt wird, gestartet. Mithilfe dieser Fonds sollen Länder nach- ten Königreichs soll die Kommunikation und Kohärenz stär- haltig unterstützt werden, indem ihre Steuerkapazitäten gestärkt ken und zudem Finanzierungsentscheidungen erleichtern. und ihre natürlichen Ressourcen wirksam mobilisiert werden.

n Deutschland verstärkte seine Unterstützung für die Ka- n Der Data for Decisions Fund (D4D) wurde von der Ge- pazitätsentwicklung des IWF im April 2017 im Rahmen des schäftsleitung des IWF im März 2017 genehmigt und soll zur G20-Vertrags mit Afrika mit einem Beitrag von 15 Mio. EUR für Verbesserung der Qualität, Abdeckung, Aktualität und Verbrei- alle regionalen Kapazitätsentwicklungszentren auf dem Konti- tung von makroökonomischen Statistiken der begünstigten nent (siehe Kasten 2.3). Behörden beitragen. Der D4D-Fonds wird zudem die Financial Access Survey unterstützen, die in Teilen zur Messung der SDG- n Der IWF unternahm wesentliche Schritte zum Ausbau sei- Indikatoren der Vereinten Nationen verwendet wird. nes Partnernetzwerks. Dazu zählte unter anderem die Unter- zeichnung einer Vereinbarung mit Indien, wonach etwa 33 Mio. n Der Financial Sector Stability Fund (FSSF) wurde im April US$ in Aktivitäten im Zusammenhang mit dem neuen South 2017 oziell gestartet und soll dafür sorgen, dass Finanzinklusi- Asia Regional Training and Technical Assistance Center bereit- on und Entwicklung einhergehen mit Finanzstabilität; erste Zu- gestellt werden sollen (siehe Regionale Höhepunkte für Asien). sagen gingen aus Italien und Luxemburg ein.

n Auch weiterhin wurde eng mit verschiedenen priva- Die Regional Capacity Development Centers bilden auch wei- ten Stiftungen wie der Bill & Melinda Gates Foundation terhin das Rückgrat der IWF-Infrastruktur für die Kapazitäts- und der Hewlett Foundation zusammengearbeitet. entwicklung und stellen rund die Hälfte aller diesbezüglichen IWF-Bemühungen dar. Die Zentren ermöglichen es dem IWF, IDurch IWF-Partnerschaften zu globalen thematischen auf die entstehenden Anforderungen eines Landes zügig zu re- Fonds, die sich unmittelbar auf die Financing for De- agieren und erleichtern eine enge Kooperation mit weiteren Ent- velopment Agenda beziehen, wird sichergestellt, dass wicklungspartnern, die in der entsprechenden Region aktiv sind. weniger entwickelte Volkswirtschaften die notwendi- gen Werkzeuge besitzen, die zur Erreichung der von Diese regionalen Zentren vor Ort verankern das Engagement den Vereinten Nationen festgelegten SDGs nach 2015 des IWF im Hinblick auf den Wissensaustausch und werden erforderlich sind. sowohl vom IWF als auch von externen Entwicklungspartnern und Mitgliedsländern nanziert. Die Hauptzentren sind in Tabelle 2.6 aufgeführt.

74 International Monetary Fund KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Tabelle 2.6 Regionale IWF-Zentren für den Wissensaustausch

Einrichtung Partner Mitgliedsländer Africa Training Institute (ATI) Australien, China, Korea, Mauritius, Russland, 46 Länder in Afrika südlich der Sahara Seychellen, Togo AFRITAC Central (AFC) Australien, , China, Deutschland, Frankreich, Länder der Zentralafrikanischen Wirtschafts- Kanada, Afrikanische Entwicklungsbank, und Währungsgemeinschaft plus Burundi und Europäische Investitionsbank, Europäische Demokratische Republik Kongo Union AFRITAC East (AFE) Niederlande, Schweiz, Vereinigtes Königreich, Äthiopien, Eritrea, Kenia, Malawi, Ruanda, Europäische Union Tansania, Uganda AFRITAC South (AFS) Australien, Brasilien, Deutschland, Kanada, Angola, Botswana, Komoren, Lesotho, Schweiz, Vereinigtes Königreich, Afrikanische Madagaskar, Mauritius, Mosambik, Namibia, Entwicklungsbank, Europäische Investitionsbank, Sambia, Seychellen, Simbabwe, Südafrika, Europäische Union Swasiland AFRITAC West (AFW) Australien, Deutschland, Frankreich, Kanada, Westafrikanische Wirtschafts- und Italien, Kuwait, Luxemburg, Niederlande, Währungsunion plus Guinea und Mauretanien Schweiz, Afrikanische Entwicklungsbank, Euro- päische Investitionsbank, Europäische Union AFRITAC West 2 (AFW2) Australien, China, Kanada, Schweiz, Vereinigtes Cabo Verde, Gambia, Ghana, Liberia, Nigeria, Königreich, Afrikanische Entwicklungsbank, Eu- Sierra Leone ropäische Investitionsbank, Europäische Union Caribbean RTAC (CARTAC) Australien, Kanada, Vereinigtes Königreich, Mitglieder und assoziierte Mitglieder der Karibische Entwicklungsbank, Europäische Karibischen Gemeinschaft Union Central America, Panama, & Kanada, Luxemburg, Mexiko, Europäische Costa Rica, Dominikanische Republik, El Salva- Dominican Republic RTAC Union, Interamerikanische Entwicklungsbank dor, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama Arbeit des IWF Die (CAPTAC-DR) Joint Vienna Institute (JVI) Österreich (Vollmitglied) sowie internationaler 30 Länder im Mittel- und Südosteuropa, im Partner/Geber Kaukasus und in Zentralasien Middle East Center for Kuwait Mitgliedsländer der Arabischen Liga Economics and Finance (CEF) Middle East RTAC (METAC) Deutschland, Frankreich, Niederlande, Schweiz, Afghanistan, Ägypten, Algerien, Dschibuti, Irak, Vereinigte Staaten, Europäische Union Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko, Sudan, Syrien, Tunesien, Westjordanland sowie Gaza, Jemen Pacic Financial RTAC Australien, Korea, Neuseeland, Asiatische Pacic Islands Forum (ohne Australien und (PFTAC) Entwicklungsbank, Europäische Union Neuseeland) plus Timor-Leste und Tokelau Singapore Training Institute Australien, Japan, Singapur 37 Länder in der Region Asien-Pazik (STI) South Asia Regional Training Australien, Korea, Vereinigtes Königreich, Bangladesch, Bhutan, Indien, Malediven, Nepal, & Technical Assistance Center Europäische Union Sri Lanka (SARTTAC)

Quelle: IWF.

Jahresbericht 2017 75 KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

Highlights in FY2017 include the following: SOUTH ASIA REGIONAL TRAINING AND TECHNICAL ASSISTANCE CENTER n Die Europäische Union blieb auch weiterhin der größte Part- ner des IWF für dessen regionale Zentren; allein im GJ 2017 un- Das South Asia Regional Training and Technical Assistance terzeichnete die EU Vereinbarungen zur Unterstützung des South Center ist der neueste Zugang im weltweiten Netzwerk des Asia Training and Technical Assistance Center, des Caribbean Re- IWF, das nun 14 regionale Zentren umfasst. Das Zentrum gional Technical Assistance Center sowie des Central African Re- nahm seine Tätigkeit im Januar 2017 auf und vereint als erstes gional Technical Assistance Center. Zentrum Ausbildung und technische Beratung unter einem Dach. Für die künftige Kapazitätsentwicklungsarbeit des IWF n Das Middle East Regional Technical Assistance Center hieß zu gilt dieses Zentrum als wegweisend – siehe Regionale Höhe- Beginn seiner neuen Programmphase im Mai 2016 vier neue Mit- punkte in Asien in Teil 1. glieder willkommen: Algerien, Djibouti, Marokko und Tunesi- en. Für das kommende Jahr plant das Zentrum eine Ausweitung seiner Aktivitäten. ALLGEMEINER BEWERTUNGSRAHMEN

n Das älteste Zentrum des IWF, das Paci c Financial Techni- Im GJ 2017 wurde ein neuer allgemeiner Bewertungsrahmen cal Assistance Center, startete seine neueste Programmphase im eingeführt. Die wesentlichen Elemente des neuen Regelwerks November 2016. Alle 16 Mitgliedsländer und -regionen trugen lassen sich gemäß den folgenden Zielsetzungen einteilen: gemeinsam etwa 10 Prozent des Zentrumsbudgets bei; zusätzli- n Erstellung von kürzeren, gezielteren und einfacher zu ver- che von Neuseeland, Australien, der Europäischen Union, der gleichenden Bewertungen Asiatischen Entwicklungsbank und Korea bereitgestellte Mittel verhalfen dieser neuen Phase zu einem starken Auftakt. n Verbesserung der Daten, auf denen Bewertungen basieren

n Die neue Programmphase des Caribbean Regional Technical n Gleichbleibende Ressourcenausgaben für die Bewertung Assistance Center begann im Januar 2017 mit einem Beitrag von bei gleichzeitig ezienterer Zuweisung dieser knappen Res- 11 Mio. US$ (15 Mio. CAD) aus Kanada und einem neuen Mit- sourcen glied: Curaçao. Zwei weitere Länder, Aruba und Sint Maarten, n Nutzung der Bewertungsdaten zur Anpassung von Metho- erwägen ihre Mitgliedschaft. den oder zur Schwerpunktverlagerung bei der Ressourcenzu- n Dank zusätzlicher Beiträge aus Luxemburg für das Regional weisung für die Kapazitätsentwicklung Technical Assistance Center for Central America, Panama and Der allgemeine Bewertungsrahmen soll die Vergleichbarkeit the Dominican Republic verfügt das Zentrum über ein ausrei- der unterschiedlichen Aktivitäten und IWF-Projekte verbes- chendes Budget für den restlichen Zeitraum seiner aktuellen Pro- sern, eine Aggregation ermöglichen und zu einer umfassenden grammphase bis Ende April 2019. Leistungsbeurteilung beitragen. Basierend auf diesem allge- n Das weltweite Netzwerk regionaler IWF-Zentren zur Ka- meinen Ansatz erlaubt der Rahmen eine exible Anpassung pazitätsentwicklung wurde im Februar 2017 mit der oziellen von Bewertungen, um der enormen Bandbreite an Kapazitäts- Einweihung des South Asia Regional Training and Technical As- entwicklungsmaßnahmen des IWF Rechnung zu tragen. sistance Center weiter verstärkt. Die Mitgliedsländer, insbesonde- re Indien, nanzierten zwei Drittel des Gesamtbudgets.

76 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Teil 3: Finanzen, Organisation und Rechenschaftsp icht

Organigramm des IWF Stand vom 30. April 2017 3

Internationaler Gemeinsamer Währungs- und Gouverneursrat Entwicklungsausschuss Finanzausschuss von IWF und Weltbank1

Exekutivdirektorium Independent Evaluation Of ce

Geschäftsführende Direktorin Büro für Büro für Bereich Büro für Bereich Stellvertretende Investitionen interne Wissens- Haushalt und Risiko- Geschäftsführende – Angestellten- Revision und management Planung management Direktoren Pensionsplan Inspektion

Fachabteilungen und Abteilungen für besondere Unterstützende Regionalabteilungen Dienstleistungen Dienste

Abteilung Abteilung Abteilung Abteilung Unternehmens- Afrika Kommunikation Recht dienste und Gebäude- einrichtungen

Abteilung Asien Abteilung Abteilung Geld- und und Pazi kraum Finanzen Kapitalmärkte Abteilung Personalwesen

Regionalbüro Asien Abteilung Abteilung Strategie, und Pazi kraum Fiskalpolitik Grundsatzpolitik Abteilung und Überprüfung Informationstechnologie ITD) Abteilung Institut für Europa Kapazitätsentwicklung Büro des IWF bei den Abteilung Vereinten Nationen Sekretariat African Training Europa-Büros Institute (ATI) Abteilung Forschung Abteilung Naher Osten Joint Vienna

und Institute Abteilung und Organisation Finanzen Zentralasien Statistik Nahostzentrum für Abteilung Westliche Ökonomik und Finanzen Hemisphäre (Kuwait)

Singapore Training Institute

1 Frühere Bezeichnung: Joint Ministerial Committee of the Boards of Governors of the Bank and the Fund on the Transfer of Real Resources to Developing Countries.

2017 Annual Report 75 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

HAUSHALT UND EINKOMMEN Mit seinem Arbeitsprogramm für das GJ 2017 setzte der IWF seine Unterstützung intensiver Bemühungen in mehreren kriti- Im April 2016 bewilligte das Exekutivdirektorium Nettoverwal- schen Gebieten fort. Zusätzliche Ressourcen wurden bereitge- tungsausgaben von 1.072 Mio. US$ für das GJ 2017, und von stellt, um das Engagement mit Ländern mit neuen Programmen vorläuge Haushalte für die Geschäftsjahre 2018 und 2019 (Ta- oder Ländern, die kurz vor der Einführung eines Programms ste- belle 3.1). Das war das fünfte Jahr in Folge, in dem die Nettover- hen, zu fördern. Weitere Ziele waren eine stärkere Überwachung waltungsausgaben des IWF real unverändert waren, ungeach- mit einer verbesserten Integration von Finanzanalyse und zu- tet einer robusten mittelfristigen Ertragslage. Das Direktorium sätzlichen Bewertungen im Rahmen des Programms zur Bewer- bewilligte ebenfalls eine Grenze für Bruttoausgaben von 1.315 tung des Finanzsektors, die vertiefte Arbeit an einer Reihe von Mio. US$, worin ein Vortrag von bis zu 43 Mio. US$ unangetaste- emen, wie internationale Besteuerung und langfristige Her- ter Mittel aus dem GJ 2016 für eventuelle Ausgaben im GJ 2017 ausforderungen, mit verstärktem Fokus auf Kapazitätsentwick- enthalten ist. Die bewilligten Kapitalausgaben betrugen 61 Mio. lung. Ersparnisse aus unterschiedlichen Quellen, inklusive der US$ für Gebäudeeinrichtungen und Investitionen in Informati- Schließung einiger Büros in Ländern, deren Programme auslau- onstechnologie. fen, Rationalisierungsmaßnahmen auf verschiedenen Gebieten und anderen Ezienzgewinnen, machten es möglich, dass das Tabelle 3.1 Haushalt nach Hauptausgabenkategorien, GJ 2016–19 (Millionen US-Dollar)

GJ2016 GJ2017 GJ2018 GJ2019 Haushalt Ergebnis Haushalt Ergebnis Haushalt Haushalt

VERWALTUNGSAUSGABEN Personal 908 896 934 922 969 …

Reisekosten1 130 120 123 115 126 …

Gebäude und sonstige 199 199 205 218 209 …

Rücklagen für Eventualfälle 10 … 11 … 11 …

Bruttoausgaben insgesamt 1.247 1.215 1.273 1.255 1.315 1.376

Einnahmen2 –196 –176 –200 -189 –211 –235

Budgetergebnis insgesamt 1.052 1.038 1.072 1.066 1.104 1.141

Vortrag3 42 … 43 … … …

Budgetergebnis insgesamt, 1.094 1.038 1.116 1.066 1.104 1.141 einschließlich Vortrag Kapital

Gebäudeeinrichtungen 42 131 61 122 66 74 und IT

Memorandum item

Gesamtes Nettobudget (real) 1.071 1.072 1.072 1.077

Quelle: IWF, Büro für Haushalt und Planung Hinweis: Abweichungen bei den Gesamtbeträgen gehen auf das Runden der Zahlen zurück. 1 Im GJ 2016 und im GJ 2017 sind Reisespesen im Zusammenhang mit Jahrestagungen im Ausland enthalten. 2 Einschließlich gebernanzierter Aktivitäten, Kostenbeteiligungsvereinbarungen mit der Weltbank, Verkauf von Publikationen, Parkgebühren und sonstiger Einnahmen. 3 Vortrag von Mitteln aus dem Vorjahr gemäß bestehender Regeln.

76 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Budget größtenteils ach blieb, mit Ausnahme einer steigenden Tabelle 3.2 Zuweisung von 6 Mio. US$ zur Deckung höherer Kosten im Zu- Im Jahresabschluss ausgewiesene Verwaltungs- sammenhang mit der physischen und IT-Sicherheit. ausgaben, GJ 2017 (in Millionen US-Dollar, wenn nicht anders angegeben) Die eektiven Verwaltungsausgaben beliefen sich im GJ 2017 insgesamt auf 1.066 Mio. US$ und lagen somit 6 Mio. US$ unter ERGEBNIS DES VERWALTUNGSHAUSHALTS, NETTO, 1.066 GJ 2017 dem bewilligten Nettobudget. Der Rückgang bei den Ausgaben ZEITLICHE VERSCHIEBUNGEN el geringer aus als im Vorjahr. Die durchschnittliche Anzahl un- besetzter Stellen sank etwas und gilt jetzt als friktionell, da die Kosten für Pensionen und Sozialleistungen nach 355 Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses meisten Abteilungen voll besetzt sind. Sowohl die Ausgereiftheit Investitionen – Abschreibung der Investitionen 39 als auch der Umfang der weltweiten Cyberattacken stiegen, so des laufenden Jahres und vorangegangener Jahre wie auch die gegen den IWF gerichteten Drohungen. Die Kosten NICHT IM VERWALTUNGSHAUSHALT für Cybersicherheitspersonal und Leistungen von Drittanbietern ENTHALTENE BETRÄGE schnellten in die Höhe, da die Nachfrage das Angebot übersteigt, Investitionen – unmittelbar gemäß IFRS verbuchte 30 und dieser Trend sich voraussichtlich fortsetzen wird. Posten Rückerstattung an die Allgemeine Abteilung (aus (105) Die Kapitalausgaben erfolgten im GJ 2017 im Allgemeinen plan- dem Treuhandfonds für Armutsbekämpfung und gemäß und in einem mit dem Vorjahr vergleichbaren Tempo. Wachstum, dem Post-Catastrophe Debt Relief Trust Die größten Ausgaben im Umfang von 76,3 Mio. US$ elen im und der Abteilung Sonderziehungsrechte) Zusammenhang mit der Sanierung von HQ1an (siehe Kasten IM GEPRÜFTEN JAHRESABSCHUSS AUSGEWIESENE 1.385 VERWALTUNGSAUSGABEN INSGESAMT 3.1) an. Investitionen in Informationstechnologie im Gesamtum- fang von 27,9 Mio. US$ zahlten sich weiterhin aus, insbesondere MERKPOSTEN im Zusammenhang mit dem Schutz vor Cybersicherheitsbedro- Im geprüften Jahresabschluss ausgewiesene 1.0 01 hungen, einem verbesserten Datenmanagement und der Erneu- Verwaltungsausgaben, insgesamt (Millionen SZR) erung von Infrastruktur, die das Ende ihrer Nutzungsdauer er- Quellen: IWF, Abteilung Finanzen und Büro für Haushalt und Planung. reicht hatte. Hinweis: Abweichungen bei den Gesamtbeträgen gehen auf das Runden der Zahlen zurück. Die Umrechnungen basieren auf dem effektiven gewichteten Für Rechnungslegungszwecke werden die Verwaltungsausga- durchschnittlichen Wechselkurs von der US$/SZR im GJ 2017 von rund 1,38. ben und das Kapital des IWF gemäß den internationalen Stan- dards für die Rechnungslegung (IFRS) ausgewiesen. Diese Stan- dards verlangen die periodengerechte Buchführung, die Bewer- weiteren Einkünften richtete der IWF 2006 das Investment Ac- tung und Abschreibung von Investitionen und die Bilanzierung count ein und legte seine Reserven an. 2008 verabschiedete das von Lohnnebenleistungen auf Basis versicherungsmathemati- Exekutivdirektorium ein neues Einkommensmodell mit einer scher Annahmen. Tabelle 3.2 enthält eine detaillierte Überleitung Dotation, die mit den Gewinnen aus dem Verkauf eines begrenz- zwischen den Nettoverwaltungsausgaben für das GJ 2017 von ten Teils der Goldbestände des IWF nanziert wird. Im Zuge 1.066 Mio. US$ und den IFRS-basierten Verwaltungsausgaben des neuen Einkommensmodells trat im Februar 2011 die Fünfte von 1.385 Mio. US$ (1.001 Mio. SZR), die im geprüften Jahresab- Änderung des IWF-Übereinkommens in Kraft; dadurch wurde schluss des IWF ausgewiesen wurden. das Investitionsmandat des IWF erweitert, damit der IWF hö- und Organisation Finanzen here Renditen auf seine Investitionen erzielen und seine Finanz- EINKOMMENSMODELL, GEBÜHREN, lage über die Jahre hinweg weiter stärken kann. Im Januar 2013 VERGÜTUNG, LASTENTEILUNG UND verabschiedete das Exekutivdirektorium Regeln und Vorschrif- NETTOERTRAG ten für das Investment Account und setzte das erweiterte Invest- mentmandat des IWF nach Maßgabe der Fünften Änderung um. Einkommensmodell Das Direktorium prüfte die Anlagestrategie für die Reserven des Seit seiner Gründung erzielt der IWF den Hauptanteil seines Ein- Fonds im Juli 2016 und verabschiedete neue Regeln. kommens aus seiner Kreditvergabetätigkeit. Zur Erzeugung von

Jahresbericht 2017 77 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Kasten 3.1 Fortschritte bei der Renovierung von HQ1

Die Renovierungsarbeiten im älteren der beiden Gebäude am IWF-Hauptquartier (HQ1) in Washington DC wurden auch im GJ 2017 fortgesetzt. Die Jahresversammlung 2016 Öffentliche konnte wieder in beiden Gebäuden abgehalten werden, Bereiche des HQ1-Gebäu- und die Frühjahrsversammlung 2017 fand zum ersten Mal des wurden seit 2014 auf einem gemeinsamen Campus statt. im Laufe des Jahres wie- Die Renovierungsarbeiten schreiten voran, wobei jeweils dereröffnet. drei Büroetagen gleichzeitig von den Baumaßnahmen be- zierung nach LEED (Leadership in Energy and Environmen- troffen sind, und es zu zeitweiligen Verlegungen von Mitar- tal Design) an und wendet umweltfreundliche Design- und beitern in das zweite Gebäude des IWF (HQ2) und in nahe- Baupraktiken an, die weniger umweltbelastend sind. Nach gelegene angemietete Räumlichkeiten kommt. Abschluss des Bauvorhabens 2020 werden die Energie- Der Hauptzweck dieser umfassenden Renovierung ist die kosten für das renovierte Gebäude voraussichtlich deutlich notwendige Erneuerung veralteter und störungsanfälliger niedriger ausfallen und dazu beitragen, dass der IWF die gebäudetechnischer Systeme. Das Projekt strebt die Zerti- höchsten Nachhaltigkeitsstandards erreichen kann.

Gebühren werden auf Kredite erhoben, die über 187,5 Prozent der Quote ei- nes Mitglieds liegen. Zudem werden zeitbasierte Aufschläge von Angesichts der starken Kreditvergabetätigkeit und der gegenwär- 100 Basispunkten auf Kredite über dem gleichen Schwellenwert tig niedrigen Investitionsrenditen sind die Gebühren, die auf aus- erhoben, die mehr als 36 Monate in den Kredittranchen oder 51 stehende Kredite erhoben werden, weiterhin die Haupteinkom- Monate unter der Extended Fund Facility ausstehen. mensquelle des IWF. Der Grundgebührensatz (der Zinssatz) auf IWF-Finanzierung umfasst den SZR-Zinssatz sowie einen un- Neben den Grundgebühren und Aufschlägen erhebt der IWF veränderlichen, in Basispunkten ausgedrückten Aufschlag. Nach auch Servicegebühren, Bereitstellungsgebühren und Sonder- der vom Exekutivdirektorium im Dezember 2011 verabschie- gebühren. Auf jede Kreditziehung aus dem Konto für allgemei- deten Regel wird der Aufschlag alle zwei Jahre überprüft und so ne Ressourcen (GRA) wird eine Servicegebühr von 0,5 Prozent festgelegt, dass er die Vermittlungskosten des IWF im Zusam- erhoben. Auf Vereinbarungen aus dem GRA, wie etwa Standby, menhang mit der Kreditvergabe deckt und den Aufbau seiner Vereinbarungen zur Extended oder Flexible Credit Line und zur Reserven ermöglicht. Die Regel sieht zudem eine Gegenprüfung Precautionary and Liquidity Line, wird für die in jedem 12-Mo- vor, um sicherzustellen, dass der Gebührensatz angemessen an natszeitraum verfügbaren Beträge eine rückerstattungsfähige die Marktkonditionen für langfristige Kredite angeglichen ist. Im Bereitstellungsgebühr erhoben. Bereitstellungsgebühren betra- April 2016 einigte sich das Exekutivdirektorium darauf, den Auf- gen 15 Basispunkte auf zugesicherte Beträge bis zu 115 Prozent schlag für die Gebühr bis Ende April 2018 bei 100 Basispunkten der Quote, 30 Basispunkte zwischen 115 und 575 Prozent und 60 zu belassen. Die Marge wird 2018 einer erneuten Überprüfung Basispunkte über 575 Prozent. Die Gebühren werden im Verhält- unterworfen. nis zu den erfolgten Ziehungen erstattet, wenn der Kredit in An- spruch genommen wird. Der IWF erhebt außerdem Sonderge- Der IWF erhebt auch Aufschläge auf die Verwendung hoher Kre- bühren auf überfällige Tilgungszahlungen und auf Gebühren, die ditsummen in den Kredittranchen und unter Erweiterten Verein- weniger als sechs Monate überfällig sind. barungen. Nach dem Inkrafttreten der Vierzehnten Allgemeinen Quotenüberprüfung revidierte das Exekutivdirektorium die quo- Vergütung und Zinsen tenbasierten Schwellenwerte, ab denen Aufschläge erhoben wer- Was die Ausgabenseite anbelangt, zahlt der IWF seinen Mit- den, um den Folgen der Quotenverdoppelung entgegenzuwirken. gliedern Zinsen (Vergütung) auf ihre Gläubigerpositionen im Sogenannte volumenbasierte Aufschläge von 200 Basispunkten GRA (sogenannte vergütete Reservetranchenpositionen). Das

78 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Tabelle 3.3 Rückstände gegenüber dem IWF von Ländern mit Verbindlichkeiten, die mindestens sechs Monate überfällig sind, nach Art, Stand 30. April 2017 (Millionen SZR)

Nach Art Allgemeine Abteilung (einschließlich Insgesamt Strukturanpassungsfazilität Treuhandfonds Somalia 237,9 229,6 8,4 Sudan 966,8 884,1 82,7 Insgesamt 1.204,7 1.113,6?? 91,1 Quelle: IWF, Abteilung Finanzen. 1.285,7 ?? 1.116,2 ?? 90,7 ???

IWF-Übereinkommen schreibt vor, dass der Vergütungssatz Financial Reporting Standards (in ihrer gültigen Fassung IAS 19, nicht über dem SZR-Zinssatz und nicht unter 80 Prozent des Employee Benets) enthält der Nettoertrag für das Geschäftsjahr SZR-Zinssatzes liegen darf. Der Grundvergütungssatz entspricht einen Gewinn von 1 Mrd. SZR aus der unmittelbaren Anerken- derzeit dem SZR-Zinssatz, der auf einem gewichteten Durch- nung der Eekte und Erträge aus Kapitalanlagen aus Altersvor- schnitt repräsentativer Zinssätze auf kurzfristige Schuldinstru- sorgeplänen sowie Änderungen bei versicherungsmathemati- mente an den Geldmärkten der Währungen im SZR-Korb ba- schen Annahmen, die zur Berechnung der leistungsorientierten siert, vorbehaltlich einer Untergrenze von 5 Basispunkten. Der Verpichtungen des Fonds aus Pensionsplänen. IWF zahlt auch Zinsen zum SZR-Satz auf ausstehende Kredit- nahmen unter den bilateralen Darlehen und Wechselkaufverein- Rückstände gegenüber dem IWF barungen sowie den erweiterten Neuen Kreditvereinbarungen Überfällige Verbindlichkeiten gegenüber dem IWF elen von (New Arrangements to Borrow, NAB). 1.285,7 Mio. SZR per Ende April 2016 auf 1.204,7 Mio. SZR Ende April 2017 (Tabelle 3.3). Ende April 2017 hatten zwei Mitglieder Lastenteilung – Somalia und Sudan – langfristige Rückstände gegenüber dem Die Gebühren- und Vergütungssätze werden nach einem Las- IWF (d. h. mehr als sechs Monate überfällig). Beide Länder ha- tenteilungsmechanismus angepasst, der die Kosten überfälliger ben Rückstände, die bis auf die Mitte der 1980er-Jahre zurück- Verbindlichkeiten gegenüber dem GRA gleichmäßig zwischen reichen und etwa 20 bzw. 80 Prozent der gesamten Rückstände Schuldner- und Gläubiger-Mitgliedern verteilt. Einkommensver- ausmachen. lust aufgrund von Zinsen, die sechs oder mehr Monate überfäl- Simbabwe, das seit Februar 2001 Rückstände gegenüber dem lig sind, wird im Rahmen der Lastenteilung durch Erhöhung des Poverty Reduction and Growth Trust (PRGT) aufweist, beglich Gebührensatzes und Senkung des Vergütungssatzes ausgegli- im Oktober 2016 alle oenen Verbindlichkeiten. Ein Drittel al- chen. Die auf diese Weise eingezogenen Beträge werden bei Be- ler Rückstände bestand aus überfälligen Tilgungszahlungen und gleichung der unbezahlten Gebühren zurückerstattet. die anderen zwei Drittel aus überfälligen Gebühren und Zinsen. Im GJ 2017 betrugen die angepassten Gebühren- und Vergü- Gegenwärtig beziehen sich fast alle Zahlungsrückstände auf das tungssätze durchschnittlich 1,187 bzw. 0,182 Prozent. GRA, und nur weniger als 8 Prozent auf den Treuhandfonds. Auf- grund der im August/September 2009 erfolgten SZR-Zuteilun- Finanzen und Organisation Finanzen Nettoertrag gen wurden alle langfristigen Fälle in der SZR-Abteilung pünkt- Im GJ2017 betrug der Nettoertrag des IWF 1,9 Mrd. SZR (2,7 lich bedient. Mrd. US$), was in erster Linie auf Einkünfte aus der hohen Kre- Unter der verstärkten kooperativen IWF-Strategie gegen Zah- ditvergabetätigkeit, auf Einkünfte aus den im Investment Ac- lungsrückstände werden Korrekturmaßnahmen für langfristige count gehaltenen Investitionen sowie Gewinne aus einer Be- Rückstände ergrien. Ende des Geschäftsjahres waren Somalia wertungsänderung der leistungsorientierten Verpichtung des und Sudan weiterhin nicht berechtigt, Mittel aus dem GRA zu Fonds zurückzuführen war. Nach Maßgabe der International nutzen.

Jahresbericht 2017 79 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

PERSONALPOLITIK UND Jahr 2016 aus. Zusätzliche Informationen und Angaben zu den ORGANISATION laufenden Anstrengungen des Fonds zur Verbesserung von Viel- falt und Inklusion nden sich im 2016 IMF Diversity and Inclusi- Um wirkungsvolle Arbeit in der Weltwirtschaft leisten zu kön- on Annual Report. nen, muss der IWF eine ebenso hochqualizierte wie vielfälti- ge internationale Belegschaft anwerben und an sich binden. Im Ernennungen und Veränderungen in der Geschäfts- GJ 2017 begann der IWF mit der Entwicklung seiner mittelfris- führung tigen Personalstrategie und konzentrierte sich weiterhin auf die Anfang des GJ 2017 erklärte der Stellvertretende Geschäftsfüh- Schulung und Entwicklung von Führungskräften.

Die Belegschaft Kasten 3.2: Ausscheidende und neue leitende Mit Stand vom 30. April 2017 beschäftigte der IWF 2.280 Fach- Mitarbeiter im Portrait und Führungskräfte sowie 488 Verwaltungsmitarbeitern. Eine ANTOINETTE SAYEH war von Juli 2008 bis Übersicht der leitenden Mitarbeiter bendet sich auf Seite 100 Ende August 2016 Direktorin der Abtei- und das Organigramm des IWF ist auf Seite 75 verfügbar. lung Afrika beim IWF. Als Finanzministerin Die Rekrutierung von insgesamt 218 neuen Stabsmitarbeitern Liberias in der Postkoniktperiode war sie 2016 war etwas höher als die entsprechende Zahl von 182 Neu- für die Begleichung der langjährigen mul- anstellungen im Jahr 2015. 2016 wurden 14 Manager, 157 Fach- tilateralen Zahlungsrückstände des Lan- kräfte und 47 Verwaltungsmitarbeiter neu eingestellt. Der IWF des, den Heavily Indebted Poor Countries Der IWF braucht Wirtschaftswissenschaftler mit weitreichen- Decision Point und den Pariser Club verantwortlich und trug der Erfahrung in Analyse und Politikgestaltung. 2016 wurden 20 wesentlich zur Stärkung der öffentlichen Finanzen bei. Frau Absolventen führender Universitäten im Rahmen das Economist Sayeh hat einen Ph.D. in internationalen Wirtschaftsbeziehun- Programm des Fonds und 80 erfahrene Ökonomen im mittleren gen von der Fletcher School der Tufts University. Karrierealter neu eingestellt. Etwas weniger als die Hälfte dieser ABEBE AEMRO SELASSIE übernahm die Position des Direk- Neueinstellungen im mittleren Karrierealter waren Makroökono- tors der Abteilung Afrika im September men, der Rest Fachleute für den Finanzsektor und Fiskalpolitik. 2016. Selassie hatte zuvor als leitender 2016 wurden 517 Vertragsbedienstete eingestellt. Insgesamt 13 Vor-Ort-Vertreter der Abteilung Afrika in Ökonomen aus fünf Ländern nahmen am Externally Financed Uganda und als Missionschef für Südafri- Appointee Programm teil. Im Rahmen dieses Programms kön- ka gewirkt und die Arbeit am Regionalen nen bis zu 15 Regierungsmitarbeiter aus Mitgliedsländern zwei Wirtschaftsausblick geleitet. Er blickt auf Jahre Arbeitserfahrung beim IWF sammeln. Die Kosten werden umfangreiche operative und Politikerfah- von den Mitgliedsländern über einen Treuhandfonds mehre- rung in der Abteilung Strategie, Grundsatzpolitik und Prüfung rer Partner getragen. (Detaillierte Angaben zur Verteilung von und der Abteilung Europa zurück. Er hatte zuvor für die Eco- IWF-Mitarbeitern nach Nationalität, Geschlecht und Länder- nomist Intelligence Unit gearbeitet sowie als Chefvolkswirt kategorie nden sich in den Web-Tabellen 3.1–3.3; die IWF-Ge- für die äthiopische Regierung im Büro des Präsidenten. Er haltsstruktur ist aus Web-Tabelle 3.4 ersichtlich) hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftsgeschichte der London School of Economics. Vielfalt und Inklusion MASOOD AHMED ging im Oktober 2016 Der IWF bemüht sich, die Vielfalt seiner Belegschaft in Bezug auf in den Ruhestand, nachdem er acht Jah- Herkunft, Geschlecht und Ausbildung zu gewährleisten. Per 30. re lang als Direktor der Abteilung Naher April 2017 waren 143 der insgesamt 189 Mitgliedsländer in der Osten und Zentralasien gewirkt hatte, wo Belegschaft des IWF vertreten. Auf Staatsangehörige unterreprä- er die Beziehungen des IWF mit einer sentierter Regionen – wie beispielsweise Afrika südlich der Saha- Region in einer Phase des politischen ra, Ostasien, Naher Osten und Nordafrika – entelen 29 Prozent der gesamten externen Neueinstellungen von Fachkräften im

80 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

rende Direktor Min Zhu seine Absicht, den IWF mit Ablauf sei- Problemstellungen zu einer maßgeblichen Führungsperson“, sag- ner Amtszeit Ende Juli zu verlassen. Die Geschäftsführende Di- te sie. In ihrer Mitteilung ließ die Geschäftsführende Direktorin rektorin pries seine herausragende Arbeit für den Fonds in den auch verlauten, dass die Suche nach einem geeigneten Nachfol- vergangenen fünf Jahren und davor als Sonderberater der Ge- ger im Gang sei. schäftsführenden Direktorin. „Seine bodenständige Art, sein Im Juli 2016 gab die Geschäftsführende Direktorin bekannt, dass großartiger Sinn für Humor und seine warmherzige Persönlich- sie Herrn Tao Zhang, den Stellvertretenden Gouverneur der keit ergänzen seinen formidablen Intellekt und seine Leiden- Chinesischen Zentralbank (PBOC), mit Wirkung zum 22. August schaft für die Volkswirtschaft, und machten ihn bei vielfältigen als Stellvertretenden Geschäftsführenden Direktor des IWF er-

Übergangs und starker Turbulenzen während des Syrienkonikts TOBIAS ADRIAN trat dem IWF im Januar 2017 begleitete. Er trat dem IWF 2000 als Stellvertretender Direktor als Volkswirtschaftlicher Berater und Direktor der Abteilung Strategie, Grundsatzpolitik und Prüfung bei und der Abteilung Geld- und Kapitalmärkte bei. wirkte von 2006 bis 2008 als Direktor der Abteilung Kommuni- Er bringt umfassende operative und Politiker- kation. Ahmed verfügt über einen Postgraduierten-Abschluss in fahrung aus seinen verschiedenen Positionen Volkswirtschaft der London School of Economics. bei der Federal Reserve Bank of New York mit, wo er Senior Vice President und Associ- JIHAD AZOUR übernahm die Position des ate Director of Research war. Adrian promovierte am Massachu- Direktors der Abteilung Naher Osten und setts Institute of Technology. Zentralasien im März 2017. Azour hatte zuvor von 2005 bis 2008 das Amt des liba- MOISÉS SCHWARTZ wirkte von 2010 bis 2017 nesischen Finanzministers inne und koordi- als Direktor des Unabhängigen Evaluierungs- nierte während seiner Amtszeit die Umset- büros. Schwartz war zuvor Präsident der Nati- zung wichtiger Reforminitiativen auf natio- onalen Kommission für Pensionsersparnisse naler Ebene und im Finanzministerium. Er war Vorsitzender der in Mexiko. Er bekleidete das Amt eines Exe- G8-MENA Ministerial Group von 2006 bis 2008 und stand an der kutivdirektors beim IWF und war davor Stabs- Spitze der III. Internationalen Pariser Konferenz für den Libanon, chef des mexikanischen Finanzministers und die von ausschlaggebender Bedeutung für die Mobilisierung Generaldirektor für Internationale Finanzangelegenheiten im internationaler Finanzunterstützung für den Wiederaufbau des Finanzministerium. Schwartz hat einen Doktor in Volkswirtschaft Libanons war. Azour hat einen Doktor in internationalen Finanzen der University of California, Los Angeles. und einen Postgraduierten-Abschluss in internationaler Ökono- CHARLES COLLYNS wurde mit Februar 2017 mie und Finanzwesen des Institut d’Études Politiques de Paris. zum Direktor des Unabhängigen Evaluie- JOSÉ VIÑALS wirkte sieben Jahre lang als rungsbüros ernannt. Davor hatte Collyns seit Volkswirtschaftlicher Berater und Direktor August 2013 die Position des Geschäftsfüh- der Abteilung Geld- und Kapitalmärkte, wo renden Direktors und Chefökonomen des und Organisation Finanzen er unermüdlich daran arbeitete, den IWF Institute for International Finance bekleidet zu einer echten Makronanzinstitution zu und als Assistant Secretary for Internatio- machen. Vor seinem Eintritt beim IWF 2009 nal Finance im US-Finanzministerium gewirkt. Beim IWF war hatte Viñals eine erfolgreiche Karriere bei er Stellvertretender Direktor der Abteilung Forschung und der der spanischen Notenbank, wo er das Amt des Stellvertretenden Abteilung Westliche Hemisphäre. Collyns hat einen M. Phil. und Gouverneurs bekleidete. Er hat einen Doktor in Volkswirtschaft D. Phil. in Volkswirtschaft der Universität Oxford. der Universität Harvard.

Jahresbericht 2017 81 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

nannt habe. Zhang hatte bereits vier Jahre lang als Chinas Exe- RECHENSCHAFTSPFLICHT kutivdirektor beim IWF gedient. Davor bekleidete er mehrere Positionen bei der chinesischen Notenbank, wo er unter ande- Risikomanagement beim Fonds rem Direktor der Rechtsabteilung und Direktor der Abteilung Aufgrund seiner im IWF-Übereinkommen festgelegten Aufga- Finanzerhebungen und Statistik war. Zusätzlich arbeitete er für be ist der IWF einer Reihe nanzieller und anderer Risiken aus- die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank. „Herr Zhang gesetzt. Im Februar 2016 billigte das Exekutivdirektorium ein bringt eine überzeugende Kombination von internationaler Statement zur Risikoakzeptanz, das den Grad an Risiko angibt, Wirtschaftsexpertise, Politikerfahrung im öentlichen Sektor so- den der IWF im Rahmen seiner Tätigkeit zu akzeptieren bereit wie diplomatischen Fähigkeiten mit“, so Christine Lagarde. „Zu- ist und den er über einen längeren Zeitraum erfolgreich steuern dem verfügt er über umfangreiche Erfahrung mit internationa- kann. Das Statement wird regelmäßig überprüft, um etwaigen len Finanzinstitutionen, exzellente Kommunikations- und Ver- Änderungen des Exekutivdirektoriums und der Geschäftsfüh- handlungskompetenz sowie hervorragenden Kenntnissen über rung an den bestehenden Grundsätzen und Verfahrensweisen die Grundsatzpolitik und Verfahrensweisen des IWF.“ Rechnung zu tragen. Struktur und Bezüge der Geschäftsführung Der IWF hat drei Verteidigungslinien für das aktive Risikoma- Das Exekutivdirektorium überprüft von Zeit zu Zeit die Gehälter nagement. Erstens die Abteilungen, die für das Alltagsgeschäft des IWF-Managements. Der Gouverneursrat bewilligt das Gehalt zuständig sind, und interne Kontrollsysteme einrichten und war- der Geschäftsführenden Direktorin. Jährliche Gehaltsanpassun- ten, um Risiken, die diesem Geschäft innewohnen, aufzuspüren gen erfolgen auf der Basis des Verbraucherpreisindex von Was- und zu steuern. Auf bestimmten Gebieten sorgen abteilungs- hington, D.C. Mit Stand vom 1. Juli 2016 war die Gehaltsstruktur übergreifende Ausschüsse für zusätzliche Risikoaufsicht. Die des Managements wie folgt: zweite Linie ist eine unabhängige Risk Management Unit, die für Geschäftsführende Direktorin: $500.600 die Ausarbeitung und Pege des Regelwerks zum Risikomanage- Erster Stellvertretender Geschäftsführender Direktor: $435.280 ment, die Bewertung des Gesamtrisikos und die Meldung des Stellvertretende Geschäftsführende Direktoren: $414.570 allgemeinen Risikoprols des IWF an die Geschäftsführung und das Direktorium zuständig ist. Im Mittelpunkt stehen dabei Be- Veränderungen unter den leitenden Stabsmitarbeitern reiche, in denen zusätzliche Abhilfemaßnahmen notwendig sind. Am 15. September 2016 ernannte die Geschäftsführende Direk- Die turnusmäßige Risikobewertung der Risk Management Unit torin Christine Lagarde Abebe Aemro Selassie zum Direktor der ießt in den Strategie- und Haushaltsplanungszyklus des Fonds Abteilung Afrika des IWF, nachdem seine Vorgängerin Antoinette ein. Ein Risikoausschuss des Fonds unter Vorsitz des Ersten Sayeh in den Ruhestand gegangen war (siehe „Ausscheidende und Stellvertretenden Geschäftsführenden Direktors bewertet und neue leitende Mitarbeiter im Portrait“ in Kasten 3.2). priorisiert Maßnahmen zur Risikominderung und stellt die Inte- Am 28. November 2016 gab Christine Lagarde die Berufung von gration der Risikofunktion in der ganzen Institution sicher. Das Tobias Adrian zum Finanzberater und Direktor der Abteilung für Büro für interne Revision und Inspektion (Oce of Internal Au- Geld-und Kapitalmärkte bekannt. Er tritt die Nachfolge von José dit and Inspection, OIA) – die dritte Verteidigungslinie – stellt Viñals an, der den IWF verließ. die Wirksamkeit von Governance, Risikomanagement und inter- nen Kontrollen sicher. Die letztendliche Verantwortung für die Am 1. Dezember 2016 gab Christine Lagarde die Ernennung von Pege wirksamer Risikomanagement- und -abhilfemaßnahmen Jihad Azour zum Direktor der Abteilung Naher Osten und Zen- liegt bei Geschäftsführung und Exekutivdirektorium. tralasien bekannt. Er folgt auf Masood Ahmed, der in den Ruhe- stand ging. Der IWF überwacht und steuert aktiv vier weit gefasste Kategori- en von Risiken: strategische Risiken, Risiken für die Kernfunktionen Am 14. Oktober 2016 wählte das Exekutivdirektorium Charles des IWF, funktionsübergreifende Risiken sowie Reputationsrisiken:

n Die strategische Zielsetzung wird von der Global Policy Agenda Collyns zum Direktor des Unabhängigen Evaluierungsbüros. Er tritt der Geschäftsführenden Direktorin vorgegeben, in die die laufen- die Nachfolge von Moisés Schwartz an, dessen Amtszeit auslief. den Analyse auftauchender Problemstellungen für das internati- onale Währungssystem einießt. Das Management strategischer 82 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Risiken erfordert die Errichtung eines klaren strategischen Rah- an, das in erster Linie auf Zugangslimits, Programmgestaltung menwerks, das von der mittelfristigen Haushaltsplanung un- und Auszahlungsbedingungen beruht (siehe Kasten 3.3). Ein an- terstützt wird, sowie eine entsprechende Reaktion auf das sich gemessenes Niveau an Risikorücklagen und der de facto bevor- wandelnde externe Umfeld. zugte Gläubigerstatus des Fonds sind ein integraler Bestandteil dieses Rahmenwerks. n Risiken im Zusammenhang mit den Kernfunktionen beziehen sich auf die Anpassung von Überwachung, Kreditvergabe und n Risiken in Bezug auf funktionsübergreifende Aktiva betreen Kapazitätsentwicklung an die strategische Zielsetzung des IWF die Fähigkeit des Personals, der Technologie, der Sachwerte und und seinen zugrunde liegenden Zielen bei gleichzeitigem Schutz anderer unterstützender Funktionen, den Fonds bei der Umset- seines Finanzierungsmodells. Beim Management von Kreditver- zung seiner strategischen Zielsetzung zu unterstützen und et- gaberisiken – bei Programmen, die nicht ihre beabsichtigten Zie- waige Störungen in der wirksamen Ausübung seiner Kernfunk- le erreichen – wendet der IWF ein vielschichtiges Rahmenwerk

Kasten 3.3 Risikomanagement mit Sicherungs- mentrahmenwerk des IWF. Die Überprüfung bestätigte eben- bewertungen falls, dass der Sicherungsprozess den Notenbanken dabei gehol- Wenn der IWF einem Mitgliedsland Finanzhilfe gewährt, fen hat, ihre Kontroll-, Prüf- und Meldepraktiken zu verbessern. wird eine Bewertung der Sicherungen durchgeführt. Damit Das Sicherungsrahmenwerk wurde von Zeit zu Zeit nachge- soll in angemessenem Umfang festgestellt werden, ob die bessert, um den im Feld gemachten Erfahrungen und den Ent- Zentralbank des Landes in der Lage ist, die Mittel des IWF wicklungen in der Industrie Rechnung zu tragen. Obwohl keine adäquat zu verwalten und verlässliche Finanzdaten zu dem wesentlichen Änderungen vorgenommen wurden, bestand ein vom IWF gestützten Programm bereitstellen kann. Siche- neues, in 2015 eingeführtes Element darin, dass in Fällen mit rungsbewertungen sind diagnostische Untersuchungen der direkter Haushaltsnanzierung ein risikobasierter Ansatz ange- Governance- und Kontrollregelwerke von Zentralbanken wandt wird, um skalische Sicherungsbewertungen von Finanz- und ergänzen die übrigen vom IWF eingesetzten Sicherungs- ministerien durchzuführen. Die Prüfungen gelten nur für Verein- maßnahmen, wie Zugangsbegrenzung, Konditionalität, Pro- barungen, bei denen ein Mitglied außergewöhnlichen Zugang zu grammgestaltung, Maßnahmen, um fehlerhaften Datenmel- Fondsmitteln beantragt und ein wesentlicher Anteil der Mittel, d. dungen zu begegnen, sowie Überwachung in der Folgezeit h. mindestens 25 Prozent, zur Finanzierung des Staatshaushalts eines Programms. Sie umfassen eine Bewertung der Geschäf- herangezogen wird. Bislang sind noch keine derartigen Fälle ein- te der Zentralbank in fünf Bereichen: externer Prüfungsme- getreten. chanismus, rechtliche Struktur und Autonomie, Finanzbe- richtswesen, interner Prüfungsmechanismus und internes Zudem wurden im GJ 2017 regionale Seminare zum ema Si- Kontrollsystem. cherung am Regionalen Ausbildungszentrum in Singapur und mit der Joint Partnership for Africa in Prätoria, Südafrika, durch- Per Ende April 2017 wurden 297 Bewertungen von 96 No- geführt. Die Seminare vermitteln bewährte internationale Prak- tenbanken durchgeführt; 13 dieser Bewertungen wurden im tiken auf dem Gebiet der Sicherung und bieten Notenbankbe- GJ 2017 abgeschlossen. Darüber hinaus führt der IWF weite- amten eine Plattform für den Erfahrungsaustausch. Darüber re Maßnahmen zur Sicherung durch, solange seine Kredit- und Organisation Finanzen hinaus wurde ein hochrangiges Forum über Governance in Du- mittel ausstehen; so überwacht er etwa die Umsetzung von bai abgehalten. Die Teilnehmer waren hochrangige Beamte von Empfehlungen sowie andere Entwicklungen im Sicherungs- Notenbanken und ihre externen Prüfer. Das Forum beleuchtete regelwerk der Zentralbanken. Ungefähr 60 Zentralbanken unterschiedliche Ansätze und verschiedene Meilensteine der unterliegen derzeit der Sicherungsüberwachung. teilnehmenden Notenbanken bei der Stärkung der Aufsicht und Das Exekutivdirektorium des IWF überprüft die Sicherungs- zeigte Faktoren auf, die zu guter Governance beitragen, wie bei- richtlinie alle fünf Jahre. Die letzte derartige Überprüfung, die spielsweise die interne Revision, das Risikomanagement und 2015 stattfand, bestätigte die Wirksamkeit der Richtlinie und Rechnungsprüfungsausschüsse ihren positiven Beitrag zum übergeordneten Risikomanage-

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tionen zu vermeiden. Als funktionsübergreifende Risiken gelten renden Direktorin bestellt. Sie ist verantwortlich für die Durch- auch Einkommens- und Investitionsrisiken. führung der externen Jahresprüfung und die Abgabe des Prüf- gutachtens über die Finanzausweise des IWF, einschließlich der n Reputationsrisiko bezieht sich auf die Möglichkeit, dass Inter- gemäß Artikel V Abschnitt 2 Buchstabe b des IWF-Übereinkom- essenvertreter den IWF in einem negativen Licht sehen, was sich mens verwalteten Konten und des Angestelltenpensionsplans. negativ auf dessen Glaubwürdigkeit und politische Zugkraft aus- Nach Abschluss der jährlichen Prüfung informiert der EAC das wirken könnte. Exekutivdirektorium über die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfung Prüfungsverfahren und übermittelt den Bericht der externen Prüfungsgesellschaft über die Geschäftsführende Direktorin und das Exekutivdirekto- Die Prüfungsverfahren des IWF umfassen eine externe Prüfungs- rium an den Gouverneursrat zur Kenntnisnahme. gesellschaft, eine interne Revisionsfunktion und einen unabhän- gigen externen Rechnungsprüfungsausschuss (External Audit Die externe Prüfungsgesellschaft wird normalerweise für ei- Committee, EAC), der gemäß der Satzung des IWF die allgemei- nen Zeitraum von fünf Jahren bestellt, der um bis zu fünf wei- ne Aufsicht über die Jahresprüfung führt. tere Jahre verlängert werden kann. PricewaterhouseCoopers wurde im November 2014 als externe Prüfungsgesellschaft des EXTERNER RECHNUNGSPRÜFUNGSAUSSCHUSS IWF bestellt. Die externe Prüfungsgesellschaft darf gewisse Be- Die drei Mitglieder des EAC werden vom Exekutivdirektorium ratungsdienstleistungen bereitstellen, ausgenommen unzuläs- ausgewählt und von der Geschäftsführenden Direktorin bestellt. siger Dienstleistungen und vorbehaltlich zuverlässiger Schutz- Die Mitglieder versehen ihren Dienst gestaelt für jeweils drei maßnahmen, die die Unabhängigkeit der Prüfungsgesellschaft Jahre und sind vom IWF unabhängig. Sie sind Staatsangehöri- gewährleisten. Die besagten Schutzmaßnahmen umfassen die ge verschiedener Mitgliedsländer und müssen die notwendigen Beaufsichtigung durch das EAC des IWF und die Zustimmung Sachkenntnisse und Qualikationen besitzen, um die Aufsicht des Exekutivdirektoriums bei Beratungshonoraren über einer be- über die jährliche Prüfung durchführen zu können. In der Regel stimmten Höhe. bringen die Mitglieder des EAC umfangreiche Erfahrung in in- ternationalen Wirtschaftsprüfungsrmen, im öentlichen Sektor BÜRO FÜR INTERNE REVISION UND INSPEKTION oder im Hochschulbereich mit. Das Büro für interne Revision und Inspektion (Oce of Inter- nal Audit and Inspection, OIA) nimmt eine unabhängige Siche- Das EAC bestimmt eines seiner Mitglieder zum Vorsitzenden, rungs- und Beratungsfunktion wahr ,die dem Schutz und der legt seine Verfahren selbst fest und ist bei der Aufsicht über die Stärkung des IWF dienen soll. Das OIA hat ein doppeltes Man- jährliche Rechnungsprüfung unabhängig von der Geschäftsfüh- dat: 1) Es bewertet die Wirksamkeit der Governance, des Risi- rung des IWF. Es tritt jedes Jahr, zumeist im Januar oder Februar, komanagements und der internen Kontrollen des IWF und 2) in Washington, D.C. zusammen, um die Planung für die jährliche berät und fördert Maßnahmen zur Verbesserung von Geschäfts- Rechnungsprüfung zu beaufsichtigen, im Juni nach Abschluss prozessen des Fonds, indem es bewährte Praktiken und die Ent- der Rechnungsprüfung und im Juli, um dem Exekutivdirektori- wicklung kostenezienter Kontrollmechanismen vorschlägt. um Bericht zu erstatten. Der IWF-Stab und die externen Revi- Zur Wahrung seiner Unabhängigkeit berichtet das OIA an die soren halten das ganze Jahr über Rücksprache mit den Mitglie- Geschäftsleitung und untersteht funktional dem Externen Rech- dern des EAC. Die Mitglieder des EAC im Jahr 2017 waren Mary nungsprüfungsausschuss. Barth, Professorin für Rechnungswesen an der Stanford Univer- sity, Kamlesh Vikamsey, Wirtschaftsprüfer und Teilhaber einer Im GJ 2017 umfasste die Arbeit des OIA die Zahlungen der Quo- Wirtschaftsprüfungsrma in Indien, und Kathy Hodge, Wirt- tenerhöhung unter der Vierzehnten Allgemeinen Überprüfung schaftsprüferin und Partnerin bei einer internationalen Wirt- der Quoten, die Strategie des IWF bezüglich des Identitäts- und schaftsprüfungsrma in Antigua und Barbuda. Zugangsmanagements (zur Steuerung des Zugangs von Perso- nen zu Informationen), die Kontrollen des IWF, um Risiken im EXTERNE PRÜFUNGSGESELLSCHAFT Zusammenhang mit Drittanbietern zu managen, sowie eine un- Die externe Prüfungsgesellschaft wird vom Exekutivdirektorium abhängige Einschätzung des Prototyps des Economic Data Re- in Rücksprache mit dem EAC gewählt und von der Geschäftsfüh- gistry des Fonds.

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Darüber hinaus legte das OIA den Achten Periodischen Überwa- dazu beitrage, die Lernkultur im IWF zu fördern und die Glaub- chungsbericht (Periodic Monitoring Report, PMR) zum Status würdigkeit des Fonds nach außen zu stärken und die Aufsichts- der Implementierungspläne in Reaktion auf die vom Direktori- pichten des Exekutivdirektoriums zu unterstützen. um befürworteten Empfehlungen durch das Unabhängige Eva- luierungsbüro (Independent Evaluation Oce, IEO) vor. Das war Die Direktoren teilten den Grundtenor der Haupterkenntnis- der dritte derartige Bericht des OIA. Der Bericht beurteilte die im se des IEO an und drückten ihre breite Unterstützung für des- vergangenen Jahr erzielten Fortschritte in Bezug auf die in den sen Empfehlungen mit einigen Vorbehalten aus. Die Direktoren vier Management Implementation Plans enthaltenen Maßnah- räumten ein, dass der Fonds zwar aus den Erfahrungen der drei men basierend auf den jüngsten IEO-Evaluierungen zusätzlich Krisenprogramme der Eurozone lernen muss, es aber wichtig zu weiteren vier Maßnahmen, bei denen individuelle Aktionen sei, den damals vorherrschenden schwierigen und beispiello- des Managements im Siebten PMR als „laufend“ beschrieben sen Umständen Rechnung zu tragen. Zu den größten Heraus- wurden. Der Evaluierungsausschuss des Exekutivdirektoriums forderungen zählten der abrupte Verlust des Marktzugangs, die überprüfte den Achten PMR im März 2017, bevor ihn das Exeku- Notwendigkeit, massive Ungleichgewichte ohne Anpassung des tivdirektorium im April 2017 bewilligte. nominalen Wechselkurses zu beseitigen, sowie das Fehlen von Schutzwällen im Euroraum. Zudem merkten die Direktoren an, Das Exekutivdirektorium wird zweimal jährlich über die Arbeit dass die Ungewissheit und Ansteckungsgefahr vor dem Hin- des OIA in einem Tätigkeitsbericht unterrichtet, der Informatio- tergrund der globalen Finanzkrise akut waren. Sie wiesen dar- nen zu den Prüfergebnissen und den Status von Prüfempfehlun- auf hin, dass die Arbeit des IWF in diesen Krisenfällen in diesem gen enthält. Das jüngste informelle Brieng des Direktoriums zu breiteren Kontext bewertet werden muss, da der Fonds hier ab- diesen emen erfolgte im Januar 2017. solutes Neuland betreten hatte.

Vor diesem Hintergrund kamen die Direktoren zu dem Schluss, INDEPENDENT EVALUATION OFFICE dass es im Rahmen der vom Fonds unterstützten Programme gelungen sei, die zum Bau von europäischen Schutzwälle not- Das Independent Evaluation Oce (IEO) wurde im Jahr 2000 wendige Zeit zu gewinnen, ein Ausbreiten der Krise zu verhin- eingerichtet, um unabhängige und objektive Bewertungen der dern und sowohl Wachstum als auch Marktzugang in Irland und Politik und Tätigkeit des IWF durchzuführen. Gemäß seinem Portugal wiederherzustellen. Sie merkten an, dass die politische Mandat ist das IEO völlig unabhängig von Geschäftsführung und Ökonomie der griechischen Krise einzigartig und komplex ge- Stab des IWF und handelt eigenständig gegenüber dem Exekutiv- wesen sei. Die Direktoren bewerteten die beispiellose Aktion der direktorium des Fonds. Seine Aufgabe besteht darin, die Lernkul- Troika insgesamt als wirksam und hoben insbesondere hervor, tur innerhalb des IWF zu verbessern, die Glaubwürdigkeit des wie sich das Engagement des Fonds im Laufe der Zeit verän- IWF nach außen zu stärken und die institutionelle Governan- dert hat. Gleichwohl hat vielleicht die Tatsache, mit den europä- ce- und Aufsichtsfunktionen des Exekutivdirektoriums zu unter- ischen Partnern sich abstimmen und einigen zu müssen, die Fle- stützen. xibilität des IWF als Krisenmanager beeinträchtigt und für Kritik Direktoriumsüberprüfungen der Berichte und Empfeh- gesorgt, dass sein Entscheidungsndungsprozess nicht transpa- lungen des IEO rent genug sei.

DER IWF UND DIE KRISEN IN GRIECHENLAND, IRLAND UND Die Geschäftsführung und der Stab trugen der Diskussion bei und Organisation Finanzen PORTUGAL der Formulierung des Umsetzungsplanes, einschließlich der An- sätze zur Überwachung von Fortschritten, nach Maßgabe be- IIm Juli 2016 überprüfte das Exekutivdirektorium einen Bericht währter Praktiken Rechnung. des IEO über den IWF und die Krisen in Griechenland, Irland und Portugal. Die Exekutivdirektoren hießen den Bericht will- DIE MULTILATERALE ÜBERWACHUNG DURCH DEN IWF kommen und lobten die beigefügte Erklärung der Geschäftsfüh- renden Direktorin. Sie fanden, dass die Ergebnisse des Berichts Im März 2017 gab das IEO eine Aktualisierung der 2006 erfolgten wertvolle Erkenntnisse und Lehren für den Umgang mit Krisen Evaluierung der multilateralen Überwachung durch den IWF he- in Mitgliedsländern von Währungsunionen lieferten. Zudem un- raus. Das IEO konstatierte wesentliche Fortschritte bei der Errei- terstrichen die Direktoren, dass die Arbeit des IEO wesentlich chung der in der Evaluierung von 2006 gesteckten Ziele, da die

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globale Finanzkrise als Katalysator für viele Reformen diente. Die Bericht befasst sich mit den Anstrengungen des Fonds zur Stär- besagten Fortschritte umfassten die Integrated Surveillance De- kung der Finanzüberwachung seit dem Beginn der globalen Fi- cision von 2012, neue Aktivitäten zur Schließung von Lücken in nanzkrise. Er untersucht die Relevanz, Qualität und Wirksam- Vorkrisenanalysen unter anderem in Bezug auf Schwachstellen keit von Produkten und Aktivitäten der Überwachung durch und Spillover-Eekten in fortgeschrittenen Volkswirtschaften den IWF sowohl auf bilateraler als auch multilateraler Ebene. sowie eine besser strukturierte Debatte über makronanzielle Zudem leitete das IEO zwei Aktualisierungen von Evaluierun- Risiken durch die Frühwarnübung. Gleichzeit wurde jedoch die gen ein, die im GJ 2018 geplant sind: „IMF Exchange Rate Policy Aufgabe erschwert, die Kohärenz zwischen der gestiegenen Zahl Advice, 1999–2005: Revisiting the 2007 IEO Evaluation“ (IWF-Be- an sich überschneidenden Produkten zu gewährleisten. ratung zur Wechselkurspolitik, 1999–2005: eine Neuauage der 2007 erfolgten IEO-Evaluierung) und „Structural Conditionality Das Arbeitsprogramm des IEO in IMF-Supported Programs: Revisiting the 2007 IEO Evaluation“ Zusätzlich zur Durchführung der oben angeführten Projekte (Strukturelle Konditionalität in Programmen mit IWF-Unterstüt- setzte das IEO seine Arbeit im Zusammenhang mit der Evalu- zung: Eine Neuauage der 2007 erfolgten IEO-Evaluierung). ierung des Umgangs mit dem ema Sozialschutz durch den Mit Blick auf die Zukunft erwägt das IEO in Absprache mit ver- IWF fort und leitete im GJ 2017 zwei weitere Evaluierungen ein. schiedenen Stakeholdern emen für weitere Evaluierungen. Bei der Einschätzung, wie der IWF mit dem ema Sozialschutz Eine Liste möglicher emen, die als Konsultationsgrundlage umgeht, wird beleuchtet, wie der IWF der steigenden Aufmerk- dienen sollen, wird Anfang des GJ 2018 erstellt und dem Bewer- samkeit Rechnung trägt, die dem Sozialschutz und den zuneh- tungsausschuss des Exekutivdirektoriums vorgelegt. Informati- menden Bedenken gewidmet wird, einem Absinken des Wohlbe- onen und Dokumentationen über die abgeschlossenen, laufen- ndens gefährdeter Gruppen vorzubeugen bzw. dasselbe abzu- den und künftigen Evaluierungen des IEO nden sich auf www. federn. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre konzentriert ieo-imf.org. sich die Evaluierung auf die Rolle und Vorgehensweise des IWF zum ema Sozialschutz auf institutioneller Ebene, die operati- Die Implementierung der vom Exekutivdirektorium ve Arbeit des IWF hinsichtlich Sozialschutz auf Länderebene (im gebilligten Empfehlungen Kontext der volkswirtschaftlichen Überwachung, Kreditverga- Im November 2016 billigte das Exekutivdirektorium den Ma- be und technischen Hilfe) und die Zusammenarbeit des IWF mit nagementimplementierungsplan (MIP) für die Evaluierung von anderen Institutionen, die eine direktere Rolle bei der Konzipie- „Behind the Scenes with Data at the IMF“ (Hinter den Kulissen rung, Finanzierung und Bewertung von sozialpolitischen Schutz- mit Daten beim IWF). Die Diskussion konzentrierte sich auf das maßnahmen, Strategien und Programmen spielen. Das IEO legte Timing und die Vorgehensweisen für die Formulierung einer diese Bewertung im Juli 2017 dem Exekutivdirektorium zur Dis- Langzeitstrategie im Zusammenhang mit Daten und Statistiken, kussion vor. wie von der Evaluierung vorgeschlagen. Der MIP sieht vor, dass Eine Evaluierung der Arbeit des IWF mit fragilen Staaten analy- diese Strategie von einer Arbeitsgruppe nach erfolgter umfassen- siert, welche Rolle der Fonds in Ländern in der Koniktfolgezeit der Konsultation im gesamten IWF entworfen und dem Exekutiv- und prekären Situationen durch Politikberatung, Programmge- direktorium bis spätestens Ende 2017 vorgelegt werden soll. staltung (mit und ohne Finanzierung) und Kapazitätsaufbau Der MIP für die Evaluierung „e IMF and the Crises in Greece, spielt. Die Evaluierung beleuchtet in erster Linie das allgemeine Ireland, and Portugal“ (Der IWF und die Krisen in Griechenland, Rahmenwerk des IWF-Engagements, die Frage, wie der Fonds Irland und Portugal) wurde vom Exekutivdirektorium im Febru- mit externen Stakeholdern interagiert, sowie die Rolle des Exe- ar 2017 gebilligt. Dieser Plan unterstrich die laufendenden Be- kutivdirektoriums und interne personalbezogene emen. Das mühungen des IWF, die analytischen Grundlagen seiner Arbeit Exekutivdirektorium erörterte im November 2016 den Entwurf zu stärken, um den Spielraum für politische Intervention in der eines emenpapiers für diese Evaluierung. Das IEO wird dem technische Analyse des IWF zu minimieren und ein Direktori- Exekutivdirektorium voraussichtlich gegen Ende des GJ 2018 ei- umspapier zur Programmgestaltung in Ländern der Währungs- nen Bericht vorlegen. union und zur Kooperation mit regionalen Finanzierungsverein- Eine vor Kurzem begonnene Evaluierung der Finanzüberwa- barungen zu erstellen. Der Bericht erwähnte ebenfalls die Erstel- chung durch den IWF bendet sich im Anfangsstadium. Der

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lung eines Protokolls zum Informationsaustausch zwischen dem terliegt, wendet sich der Fonds gleichzeitig an neue Gruppen von IEO und dem IWF-Stab. Einussnehmern, einschließlich zivilgesellschaftlicher Organisa- tionen und Netzwerken des Privatsektors. Im April 2017 billigte das Exekutivdirektorium den Achten Pe- riodischen Überwachungsbericht (Periodic Monitoring Report, Der IWF pegt auch den Kontakt zu Parlamentariern, einer PMR) zum Status der Implementierungspläne in Reaktion auf Gruppe, die eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Entschei- die vom Direktorium befürworteten Empfehlungen durch das dungsndungsprozess ihrer jeweiligen Länder spielt. Dies ge- Unabhängige Evaluierungsbüro (Independent Evaluation Oce, schieht hauptsächlich über das Parlamentarische Netzwerk der IEO). Der Bericht befand, dass die Durchführung von empfohle- Weltbank und des Internationalen Währungsfonds, aber auch nen und gebilligten Handlungsschritten seit dem letzten Bericht durch gezielte Arbeit in den Ländern und Regionen. uneinheitlich gewesen sei, wobei sich bei jüngeren MIPs schnel- Die jährliche Zweitageskonferenz des Parlamentarischen Netz- lere Fortschritte zeigten, während älteren Pläne von langsame- werks wurde während der Frühjahrsversammlung von IWF und ren Fortschritten begleitet waren. Generell fand das Exekutiv- Weltbank abgehalten und von etwa 170 Parlamentsmitgliedern direktorium, dass das Engagement von Management und Stab (MPs) aus allen Regionen besucht. Die Geschäftsführende Di- hinsichtlich der zeitgerechten Implementierung noch ausstehen- rektorin Christine Lagarde und der Präsident der Weltbank Jim der Handlungsschritte unvermindert sei. Yong Kim hielten ein Town Hall Meeting mit den MPs ab. Dar- über hinaus kam zum Austausch zwischen IWF-Mitarbeitern ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND EIN- und MPs über eine Reihe von emen, wie beispielsweise Kor- BINDUNG EXTERNER STAKEHOLDER ruption, Wachstumsaussichten in Afrika südlich der Sahara, Un- Mit seiner Öentlichkeitsarbeit verfolgt der IWF zwei Ziele: ers- gleichheit und Beschäftigung. tens, externen Stimmen Gehör zu schenken, um ihre Bedenken In Vorbereitung der Jahresversammlungen 2018, die in Indonesi- und Sichtweisen besser zu verstehen und dadurch die Relevanz en stattnden werden, organisierte das Parlamentarische Netz- und Qualität der wirtschaftspolitischen Beratung durch den IWF werk ebenfalls ein zweitägiges Seminar in Singapur für MPs aus zu verbessern; zweitens, der Außenwelt zu einem tieferen Ver- Indonesien, , den Philippinen, Singapur und Vietnam. ständnis der Ziele und der Arbeit des IWF zu verhelfen. Die Ab- Das Seminar befasste sich neben länderspezischen emen teilung Kommunikation des IWF trägt die Hauptverantwortung auch mit den wirtschaftlichen Risiken für den Verband Südost- für die Öentlichkeitsarbeit des IWF und seine Beziehungen zu asiatischer Nationen (Association of Southeast Asian Nations, externen Stakeholdern. ASEAN) und der Frage, wie legislative Reformen Investitionen Die Kommunikationsstrategie hat sich im Laufe der Zeit weiter- ankurbeln können. entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Vorge- Über 40 MPs aus zehn Ländern – Algerien, Bahrain, Dschibuti, hensweise des IWF gewandelt, und zwar von mehr Transparenz Ägypten, Irak, Jordanien, Libanon, Malta, Marokko und Tunesi- hin zu einem proaktiveren Engagement mit den Medien und en – trafen sich in Tunis, um die neue Ortsgruppe des Parlamen- anderen Stakeholdern. Dies soll dazu dienen, die Grundsatzpo- tarischen Netzwerks für den Nahen Osten und Nordafrika ins litik und Tätigkeit des IWF zu erläutern, den Fonds in die Lage Leben zu rufen. Es wurden auch Podiumsdiskussionen zu e- zu versetzen, an der intellektuellen Debatte über wichtige Wirt- men wie regionale Wirtschafts- und Governance-Reformpriori- schaftsthemen teilzunehmen und zu derselben beizutragen, so- täten, die Rolle regionaler Netzwerke, Jugendarbeitslosigkeit und und Organisation Finanzen wie das wechselseitige Lernen und den Dialog unter der globalen fragile Staaten durchgeführt. Mitgliedschaft des IWF zu fördern. Zudem organisierte das Parlamentarische Netzwerk auf regio- So wie die meisten modernen Organisationen setzt der IWF die naler Ebene einen dreitägigen Feldbesuch in Nairobi mit etwa 20 Kommunikation jetzt auch als strategisches Mittel zur Stärkung MPs aus Belgien, Benin, Burundi, Kamerun, Kanada, Frankreich, seiner Ezienz ein. Strategisches Engagement durch neue Tech- Liberia, Madagaskar, Pakistan, Schweden, Senegal, Tansania, nologien wie soziale Medien, Videos, Blogs und Podcasts ge- Tunesien, der Türkei und Uganda, wo man sich mit Vertretern winnt in der Kommunikationsstrategie des IWF zunehmend an aus Regierung, Zivilgesellschaft, dem Diplomatischen Korps und Bedeutung. In der heutigen Welt, die einem stetigen Wandel un- dem Privatsektor traf, um emen wie Korruption, Wachstum,

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Schaung von Arbeitsplätzen, Geschlechterfragen, technische Neben den Frühjahrs- und Jahrestagungen hatte der IWF Kon- Hilfe des IWF und Kapazitätsentwicklung zu behandeln. takt mit Vertretern der Zivilgesellschaft durch bilaterale Tref- fen, Briengs, Workshops und Online-Beratungen über emen Der IWF brachte ebenfalls MPs aus Albanien, dem Kosovo, Mol- wie Schuldentragfähigkeit in einkommensschwachen Entwick- dawien, Serbien und der Ukraine für ein Spezialseminar am Joint lungsländern, Governance, Ungleichheit und soziale Absiche- Vienna Institute zusammen. Das Seminar, das in mehreren Spra- rungsmaßnahmen. Außerhalb des IWF-Hauptquartiers ergänz- chen abgehalten wurde, umfasste Präsentationen über länder- ten regionale Veranstaltungen in Kenia und Jordanien die lau- spezische emen, Governance, Fiskalpolitik und Institutionen fenden Tätigkeiten mit der lokalen Zivilgesellschaft im Rahmen sowie die Autonomie von Notenbanken. IWF-Stabsmissionen. Auch die Geschäftsführende Direktorin traf Das Civil Society Fellowship Program des IWF, das vor zehn sich mit Vertretern von ugandischen Organisationen der Zivilge- Jahren gegründet wurde, sponsorte die Teilnahme von 50 Vertre- sellschaft während ihres Besuchs, wo die emen Governance, tern von zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 36 einkom- Fiskalpolitik und internationale Besteuerung erörtert wurden. mensschwachen Entwicklungsländern an den Frühjahrs- und Es ist sehr wichtig, die Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf Jahrestagungen von IWF und Weltbank. Im Rahmen der Ver- die Beschäftigung zu verstehen und ihnen zu begegnen. Deshalb sammlungen fand das Civil Society Policy Forum statt, an dem setzte der IWF sein laufendes Engagement mit Arbeitsorganisati- mehr als 90 Podiumsgespräche zu emen wie Ungleichheit, onen auf globaler, regionaler und nationaler Ebene fort. Geschlechterfragen, Verschuldung, das Management von öent- lichen Finanzen, internationale Besteuerung, Nahrungs- und In seinem Hauptquartier richtete der IWF sein zweijährliches Energiesubventionen und Korruption durchgeführt wurden. An hochrangiges Treen mit dem Internationalen Gewerkschafts- vielen dieser Gespräche, die von Zivilgesellschaften organisiert bund aus. 70 Gewerkschaftsvertreter aus 30 Ländern trafen wurden, nahmen IWF-Vertreter teil. Während der 2016 Jahres- sich mit der Geschäftsführenden Direktorin und IWF-Mitarbei- versammlung führten ActionAid und das Bretton Woods Projekt tern, um über Politiktools zur Förderung von Beschäftigung und gemeinsam mit dem IWF ein Flagship Seminar über Geschlech- Wachstum, Arbeitsmarktpolitik, Einkommens- und Geschlechter- terfragen mit einer Grundsatzrede des Ersten Stellvertretenden ungleichheit, Klimawandel und Energie zu sprechen. Geschäftsführenden Direktors David Lipton durch – eine erst- Der IWF legt weiterhin großen Wert auf seinen Dialog mit der Ju- mals in dieser Form durchgeführte Veranstaltung. gend als Impulsgeber von heute und Entscheidungsträger von

88 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

morgen. Bei ihren Länderbesuchen treen sich Mitglieder der nisation, sich für das Wohlergehen und die Nachhaltigkeit der IWF-Geschäftsleitung und leitende Mitarbeiter oft mit Studen- Gemeinschaft und des breiter gefassten Umfelds einzusetzen, ten, jungen Unternehmern und jungen Führungskräften, um sich in dem er tätig ist. Dank seiner anhaltenden Bemühungen zur über emen auszutauschen, die für die Jugend der jeweiligen Reduzierung seiner CO2-Emissionen arbeitet der Fonds nun Länder von Bedeutung sind. Im Rahmen des Youth Fellowship CO2-neutral. Hinzu kommt, dass der IWF CO2-Kompensations- Program lädt der IWF auch junge Führungskräfte zur Teilnahme zahlungen tätigt, die seinem Gesamt-CO2-Ausstoss entsprechen an den Frühjahrs- und Jahrestagungen ein, wo sie an verschiede- oder darüber liegen. Diese Kompensationszahlungen unterstüt- nen Veranstaltungen und Seminaren teilnehmen und mit politi- zen umweltfreundliche Projekte in acht Ländern. Durch den schen Entscheidungsträgern und IWF-Mitarbeitern zusammen- Einkauf von kompostierbarem Material hat der IWF im letzten treen können. 130 Hochschulstudenten aus dem Großraum Jahr eine achtprozentige Reduzierung seiner Abfälle erzielt. Zu- Washington, DC nahmen an der Frühlingstagung 2017 teil. dem bemüht sich der Fonds um nachhaltige Einkaufpraktiken mit Schwerpunkt auf zwei Beschaungsgebieten – Bürobedarf Mit dem IMF Youth Dialogue während der Jahrestagungen bietet und Elektronik. |Das sind nur einige Beispiele dafür, wie der IWF der IWF darüber hinaus jungen globalen Führungspersönlich- zum verantwortungsbewussten Umgang mit Umweltressourcen keiten eine Plattform an, über die sie Ideen und Erfahrungen zu beiträgt. emen austauschen können, die ihnen wichtig sind. Das e- ma des IMF Youth Dialogue 2016 war die Auswirkung von Kor- Ehrenamtliche Betätigung ruption in ihrem jeweiligen Land und Wege und Mittel zu deren Eine weitere wichtige Säule der sozialen Unternehmensverant- Bekämpfung. Darüber hinaus lud der IWF Phiona Mutesi, eine wortung des IWF sind seine ehrenamtlichen Programme. Wäh- junge Schachmeisterin aus Uganda und die Protagonistin des rend des vergangenen Jahres wurden philanthropische Aktivitä- Films „Königin von Katwe” ein, die über ihre Kindheit in einem ten von IWF-Mitarbeitern zusätzlich durch die Lancierung des Armenviertel von Katwe berichtete. sogenannten Min Zhu Volunteer Program unterstützt. Es han- Engagement durch soziale Unternehmensverantwor- delt sich dabei um eine Initiative, die die Freiwilligenaktivitäten tung von Mitarbeitern im lokalen Gemeinwesen von Washington, D.C. rund um das IWF-Hauptquartier koordiniert. Das Programm Durch seine Programme für soziale Unternehmensverantwor- wurde zu Ehren des ehemaligen Stellvertretenden Geschäftsfüh- tung bekennt sich der IWF zu seiner Verantwortung als Orga- Finanzen und Organisation Finanzen

Die Geschäftsführende Direktorin Christine Lagarde bei einer Paneldiskussion während der Jahrestagung 2016 im frisch renovierten Atrium des HQ1.

Jahresbericht 2017 89 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

renden Direktors Min Zhu benannt, der bei seinen Mitarbeitern seinen Grundsätzen vertraut zu machen sowie den Fonds über für sein Engagement für das Gemeinwesen bekannt war. regionale Perspektiven zu wichtigen Fragen zu unterrichten. In dieser Kapazität wirkt das OAP an der bilateralen Überwachung Das Programm wurde am 12. Januar von der Geschäftsfüh- mit (aktuell zu Japan und Nepal) und hat seine Mitwirkung an renden Direktorin anlässlich des alljährlichen Freiwilligenpro- der regionalen Überwachung intensiviert. gramms, das an das Erbe von Dr. Martin Luther King Jr. erinnert, bekannt gegeben. Über 400 Mitarbeiter und Pensionäre des IWF Mitarbeiter des OAP nehmen aktiv an verschiedenen Foren in versammelten sich für diese Veranstaltung und stellten Sani- Asien teil, einschließlich des Verbands Südostasiatischer Staaten tärkits zusammen, die die internationale Wohltätigkeitsorgani- plus China, Japan und Korea (ASEAN+3); der Asia-Pacic Eco- sation World Vision an bedürftige Menschen verteilt, die Opfer nomic Cooperation (APEC), des Executives‘ Meeting of East Asia von Naturkatastrophen geworden sind, darunter auch Opfer des Pacic Central Banks (EMEAP) und des Pacic Island Countries Hurrikans „Matthew“ auf Haiti. Central Bank Governors Meeting. Das OAP trägt zur regionalen Kapazitätsentwicklung durch das Japan-IMF Scholarship Pro- Das Min-Zhu-Freiwilligenprogramm besteht aus zwei Haupt- gram for Asia, das Japan-IMF Macroeconomic Seminar for Asia komponenten: Die Betreuung von Schulkindern in unterversorg- sowie andere Seminare zur Kapazitätsentwicklung bei. Ein Bei- ten Communities, z. B. durch Unterricht in Finanzkompetenz spiel für die letztgenannte Kategorie ist ein Seminar zum ema und Nachhilfe beim Verfassen von Aufsätzen, und die Unterstüt- Sozialausgaben für inklusives Wachstum, das in Colombo, Sri zung von obdachlosen Menschen, beispielsweise durch Zube- Lanka, zusammen mit der Notenbank und der IWF-Abteilung reitung und Lieferung von Mahlzeiten an Obdachlosenheime Fiskalpolitik im Juli 2016 abgehalten wurde. im Umfeld Washington. Jährliche Sammelaktionen von Winter- mänteln, Spielzeug und Lebensmittel sind ebenfalls geplant. Eine Zudem leistet das Büro Öentlichkeits- und Rekrutierungsar- Gruppe von IWF-Mitarbeitern, die als der Klub der IW-Freiwil- beit sowohl in Japan als auch in der übrigen Region und tauscht ligen (IMF Volunteers Club) bekannt ist, koordiniert die Aktivi- sich mit politischen Entscheidungsträgern Asiens über aktuel- täten und fördert so das ehrenamtliche Engagement im ganzen le emen aus, die für die Arbeit des IWF von zentraler Bedeu- Fonds. tung sind. In Tokio abgehaltene Politikkonferenzen umfassten eine gemeinsame Veranstaltung mit der Japanese International Das Min-Zhu-Freiwilligenprogramm ndet unter dem Dach von Cooperation Agency zum ema skalpolitische Risiken, skal- „IMF Giving Together“ statt, einer Initiative, die Spendenaktio- politischer Spielraum und die nachhaltigen Entwicklungsziele nen der Institution und seiner Mitarbeiter koordiniert. Sie um- der Vereinten Nationen (Februar 2017) sowie eine weitere Ver- fasst eine alljährliche Spendenkampagne, humanitäre Spenden- anstaltung mit der Hitotsubashi University über das internatio- aufrufe, Zuschüsse zu lokalen und internationalen Wohltätig- nale Währungssystem (März 2017). Gemeinsam mit den austra- keitsorganisationen und das Management wohltätiger Spenden lischen Behörden organisierte das OAP ebenfalls eine Konferenz während ihrer Besuche in Mitgliedsländern. über Investitionen, Handel und Kapitalmarktentwicklung in der Im Rahmen der „Giving Together“-Kampagne 2017 spendeten Region, die im Dezember 2016 in Sydney stattfand. IWF-Mitarbeiter insgesamt 2,5 Mio. US$, einschließlich eines entsprechenden 50-Prozent Beitrags des IWF. Die Mitarbeiterbe- Regionalbüro in Paris und Brüssel teiligung betrug 33 Prozent, was die Zielsetzung der Kampagne Das Europabüro des IWF (IMF Europe Oce) in Paris und Brüs- von 25 Prozent deutlich übertraf. sel dient als Bindeglied zu den Institutionen der Europäischen Union (EU) und ihren Mitgliedsländern sowie zu internationa- Regionalbüro für Asien und den Pazi kraum len Organisationen und zur Zivilgesellschaft in Europa. Institu- Als Außenposten des IWF in der Region Asien und Pazik, de- tionen wie die Europäische Kommission, die EZB, der Europäi- ren Bedeutung in der Weltwirtschaft ständig wächst, überwacht sche Stabilitätsmechanismus und das Europaparlament sowie das Regionalbüro für Asien und den Pazikraum (Regional Of- der Wirtschafts- und Finanzausschuss und die Eurogroup Wor- ce for Asia and the Pacic, OAP) wirtschaftliche und nanzielle king Group erörtern gemeinsam mit dem Europabüro politische Entwicklungen, um der volkswirtschaftlichen Überwachung des Fragen über den Euroraum und die EU sowie die gemeinsamen IWF eine stärker regional geprägte Perspektive zu verleihen. Es Länderprogramme von EU und IWF. sieht seine Aufgabe darin, die Region mit der Rolle des IWF und

90 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Es unterstützt auch die Tätigkeit des IWF in Europa, etwa bei tionen, Stärkung der Widerstandskraft gegen Naturkatastrophen der volkswirtschaftlichen Überwachung, IWF-gestützten Pro- und Korruptionsbekämpfung. Das Seminar fand breiten Anklang grammen und technischer Hilfe, und hilft bei der Koordination und wurde beispielsweise von Regierungsvertretern, Parlamen- der Kommunikations- und Öentlichkeitsarbeit in der Region. tariern, Beamten des öentlichen Dienstes, Nichtregierungsorga- Im Allgemeinen fördert es den Dialog über globale Wirtschafts- nisationen und Journalisten besucht. Es gab viele positive Reakti- fragen mit Institutionen der EU, internationalen Organisationen onen und eine breite Berichterstattung in der Presse. Außerdem und Regierungen und der Zivilgesellschaft in Europa. Es kommt wurde gebeten, ein vergleichbares Seminar während der nächs- häug mit Vertretern von Industrieverbänden, Gewerkschaften, ten Artikel-IV-Konsultation durchzuführen. Denkfabriken, der Finanzmärkte und Medien zusammen. In Indonesien organisierte das Büro des Vertreters vor Ort in Das Büro organisierte mehrere gemeinsame Workshops und Ver- Jakarta als Teil eines allgemeinen Programms über Indonesien anstaltungen, einschließlich einer gemeinsamen Konferenz mit (Voyage to Indonesia) im Vorlauf zu den auf Bali stattndenden dem Europa-Büro der Weltbank zu den wirtschaftlichen Aus- Jahrestagungen 2018 von IWF und Weltbank mehrere Events zu- wirkungen der Flüchtlingskrise und eine jährliche Konferenz mit sammen mit den indonesischen Behörden. Die Events umfass- der IWF-Abteilung Fiskalpolitik zur Fiskalpolitik in Europa. Min- ten Präsentationen über den IWF, die Jahrestagungen sowie die destens zweimal pro Jahr lädt das Büro zu Arbeitsessen zu über- indonesische Wirtschaft und richteten sich an Studenten und geordneten Politikthemen in Paris, Brüssel, London und Berlin Fakultätsmitglieder von Universitäten und akademischen Round ein, um die Ansichten des IWF zu den größten Herausforderun- Tables, Parlamentarier, Zivilgesellschaftsorganisationen und die gen für die europäische Wirtschaft zu erörtern. IWF-Mitarbei- Business Community. Zusätzliche Veranstaltungen sind für das ter hielten Vorträge bei internationalen Konferenzen in Belgien, GJ 2018 geplant. Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, den Nieder- landen, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Um einen Konsens über das umfassende Wirtschaftsprogramm der Mongolei zu erzielen, das vom IWF unterstützt wird, leiste- Im Rahmen seiner Aufgabe, die Kapazitätsentwicklung und Öf- te Neil Saker, der IWF-Vertreter vor Ort, umfassende Öentlich- fentlichkeitsarbeit des IWF zu unterstützen, war das Büro Mitor- keitsarbeit durch Medieninterviews und öentliche Präsentati- ganisator eines Workshops für Parlamentarier aus verschiede- onen, die Organisation von Meetings sowie die Aufrechterhal- nen EU-Ländern am Joint Vienna Institute, und Stabsmitarbeiter tung enger Verbindungen mit der Zivilgesellschaft, der Business hielten auf anderen Veranstaltungen des Instituts Vorträge. Die Community, den Gewerkschaften, internationalen Investoren Öentlichkeitsarbeit des Büros umfasst einen Newsletter nach und Diplomaten. Eines der Programmseminare wurde weltweit außen mit regelmäßigen Meldungen zu IWF-Veranstaltungen auf allen Bloomberg Terminals ausgestrahlt. Saker hat eine en- sowie Publikationen für wichtige europäische Stakeholder und ge Beziehung zu einer lokalen Schule für Kinder mit spezischen einen aktiven Feed auf Twitter. Schließlich unterstützt das Büro Bedürfnissen aufgebaut, und der IWF spendete dort Bücher als auch die Anwerbung potenzieller Mitarbeiter, indem es an Uni- eine willkommene Geste der Unterstützung anlässlich des Be- versitäten in verschiedenen europäischen Ländern Bewerbungs- suchs des Stellvertretenden Geschäftsführenden Direktors Mit- gespräche mit Kandidaten führt. suhiro Furusawa im Jahr 2016.

Öffentlichkeitsarbeit durch Vertreter vor Ort Bas Bakker ist der leitende IWF-Vertreter vor Ort für Zentral-

Der IWF verfügt in 85 Ländern über Vertreter vor Ort, die um- und Osteuropa und ist in Warschau, Polen, ansässig. Er leitet das und Organisation Finanzen fangreiche Öentlichkeitsarbeit leisten, um das Verständnis über Büro in Minsk, Belarus. Bakker spricht bei vielen Regionalver- die Arbeit des IWF und makroökonomische Fragen zu vertiefen; anstaltungen, einschließlich des Wirtschaftsforums in Krynica, dies erfolgt oftmals in Zusammenarbeit mit örtlichen Universitä- Polen, der größten Konferenz der Region mit über 3.000 Teilneh- ten, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen. mern und dem alljährlichen Euromoney Forum für Zentral- und Osteuropa in Wien, das 1.100 Delegierte und Vortragende, von In Madagaskar half beispielsweise Patrick Imam, der IWF-Ver- Finanzministern und Notenbankgouverneuren bis hin zu Inves- treter vor Ort, anlässlich der Artikel-IV-Konsultationen mit der toren, Wirtschaftsführern und Leitern von Finanzinstitutionen Organisation eines öentlichen Seminars über analytische Ar- zusammenführt. beit von makrokritischer Bedeutung –Mobilisierung von Investi-

Jahresbericht 2017 91 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Im Jahr 2016 nahm das IWF-Büro in Armenien am öentlichen Die gegenwärtige Quotenformel ist ein gewichteter Durchschnitt Konsultationsprozess der Behörden vor der Verabschiedung von von BIP (50 Prozent Gewicht), Oenheit (30 Prozent), wirtschaft- wesentlichen legislativen Maßnahmen teil. Die Vertreterin vor liche Variabilität (15 Prozent) und internationale Reserven (5 Ort Teresa Daban Sanchez nahm regelmäßig an den Sitzungen Prozent). Zu diesem Zweck wird das BIP anhand einer Mischung des Steuerrates teil – es handelt sich dabei um öentlich-private aus BIP zu Marktwechselkursen (60 Prozent) und BIP auf Basis Plattformen für Vertreter der Regierung und der Wirtschaft, um der Kaufkraftparität (40 Prozent) gemessen. Die Formel enthält Steuerthemen zu erörtern –, um das Prol des Fonds zu fördern auch einen „Kompressionsfaktor“, der die Dispersion in kalkulier- und um sicherzustellen, dass die Gesetzgebung Maßnahmen der ten Quotenanteilen unter Mitgliedern reduziert. technischen Hilfe der technischen Hilfe des IWF berücksichtigt. Quoten sind in SZR, der Rechnungseinheit des IWF, denomi- Im Dezember 2016 organisierte Vertreter vor Ort Nooman Rebei niert. Die Vereinigten Staaten sind das größte IWF-Mitglied, mit eine Präsentation des Regionalen Wirtschaftsausblicks in Noua- einer gegenwärtigen Quote (per 30. April 2017) von 83 Mrd. SZR dhibou, Mauretanien, wobei es sich um die erste derartige Ver- (ca. 114 Mrd. US$), und das kleinste Mitglied ist Tuvalu, mit einer anstaltung außerhalb der Hauptstadt Nouakchott handelte. Die Quote von 2,5 Mio. SZR (ca. 3,4 Mio. US$). Veranstaltung zog eine Rekordanzahl von Teilnehmern aus der Wirtschaft, einschließlich wichtiger Fischerei- und Bergbauun- Die Bedingungen für die Implementierung der Quotenerhöhun- ternehmen und Banker an, zusätzlich zu Mitgliedern der Zivilge- gen, die unter der Vierzehnten Allgemeinen Quotenüberprüfung sellschaft, die an den globalen und regionalen Perspektiven des vereinbart wurden, wurden per 26. Januar 2016 erfüllt. Als Folge IWF interessiert waren. erhöhen sich die Quoten der 189 IWF-Mitglieder auf einen Ge- samtumfang von 477 Mrd. SZR (ca. 654 Mrd. US$) von ehemals In einer Zeit, in der Brasilien von einem massiven Konjunktu- ca. 238,5 Mrd. SZR (ca. 327 Mrd. US$). Per 30. April 2017 hatten reinbruch und großer politischer Unsicherheit geprägt war, in- 179 der 189 Mitglieder ihre Quotenzahlungen geleistet, was über tensivierte der Vertreter vor Ort Fabian Bornhorst seine Öent- 99 Prozent der gesamten Quotenerhöhungen gleichkommt, und lichkeitsarbeit, um eine größere Zuhörerschaft zu erreichen. Das die Gesamtquoten lagen bei 475 Mrd. SZR (ca. 652 Mrd. US$). Büro für Brasilien trat zusehends in Kontakt mit Regionalregie- rungen, Denkfabriken, der Zivilgesellschaft und Medien. Er prä- Die Fünfzehnte Allgemeine Quotenüberprüfung sentierte die Einschätzungen des IWF zur lokalen und regiona- Im September 2016 legte das Exekutivdirektorium dem Gouver- len Wirtschaft und nahm an verschiedenen Seminaren teil, um neursrat des IWF einen Bericht über die Fortschritte der Fünf- die Rolle des Fonds im Zusammenhang mit der Förderung von zehnten Allgemeinen Quotenüberprüfung vor. In seinem Bericht Fiskaltransparenz zu erläutern. bestätigte das Exekutivdirektorium, dass angesichts wesentli- cher Divergenzen der Ansichten betreend wichtige emen der QUOTEN UND GOVERNANCE Fünfzehnten Überprüfung, der Bedarf für weitere Überlegungen, wie diese Arbeit fortzusetzen sei, besteht. Das Exekutivdirektori- IWF-Quoten um legte das Versprechen ab, dem Gouverneursrat in Kürze über Quotensubskriptionen sind von zentraler Bedeutung für die Fi- den Ausgang dieser Diskussionen zu berichten. nanzressourcen des IWF. Jedem Mitgliedsland des IWF wird eine Im Oktober 2016 bestätigte der Internationale Währungs- und Quote zugeteilt, die in etwa seiner relativen Position in der Welt- Finanzausschuss (IMFC) sein Engagement für einen starken, wirtschaft entspricht. Die Quote eines Landes bestimmt seine quotenbasierten und ausreichend dotierten IWF, um dessen maximale nanzielle Verpichtung an den IWF, und sein Stimm- Rolle im Zentrum des globalen Finanzsicherheitsnetzes zu be- recht beeinusst seinen Zugang zu Finanzmitteln des IWF. wahren. Zudem bestätigte der IMFC seine Verpichtung zum Wenn ein Land dem IWF beitritt, bekommt es eine anfängliche Abschluss der Fünfzehnten Überprüfung und zur Einigung über Quote im gleichen Umfang wie die Quoten bestehender Mitglie- eine neue Quotenformel als Basis einer Neuausrichtung der der von annähernd vergleichbarer Wirtschaftsgröße und ähnli- Quotenanteile, um einen Quotenanstieg für dynamische Volks- chen Merkmalen. Der IWF verwendet eine Quotenformel, um wirtschaften, entsprechend ihrer relativen Position in der Welt, die relative Position eines Mitglieds einschätzen zu können. zu erzielen, und dadurch wahrscheinlich den Anteil der aufstre- benden Marktwirtschaften und Entwicklungsländer insgesamt

92 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Tabelle 3.4 2016, in dem es die Wichtigkeit der Geschlechtervielfalt im Di- Währungsbeträge im SZR-Korb rektorium nochmals unterstrich.

US-Dollar 0,58252 Die Exekutivdirektoren vermerkten, dass eine Verbesserung der Euro 0,38671 Geschlechtervielfalt zu einem ezienteren IWF führen würde, Chinesischer Renminbi 1,0174 und wiesen auf die wachsende Evidenz hin, dass Organisationen, Japanischer Yen 11,900 die von Gremien mit größerer Vielfalt geleitet werden, erfolgrei- Britisches Pfund Sterling 0,085946 cher sind. Die Direktoren unterstrichen zudem, dass Vielfalt und Inklusion von Mitarbeitern die Qualität der Arbeit des IWF sowie zu steigern, während man die Stimmen und die Vertretung der das Engagement mit seinen Mitgliedsländern fördere. Das Exe- ärmsten Mitglieder insgesamt beschützt. ekutivdirektorium unterstützte Maßnahmen von Mitgliedslän- Der IMFC unterstützte eine Anpassung des Zeitplans für die dern zur Stärkung von wirtschaftlicher und geschlechtsbezoge- Fertigstellung der Fünfzehnten Überprüfung zufolge der obigen ner Inklusion, wo diese von makrokritischer Bedeutung für nach- Zielsetzungen bis zu den Frühjahrsversammlungen 2019, und bis haltiges Wirtschaftswachstum sind. spätestens zu den Jahresversammlungen 2019, unter der Voraus- setzung der Billigung durch den Gouverneursrat. SONDERZIEHUNGSRECHT Im November 2016 stellte das Exekutivdirektorium einen Ar- beitsplan fertig und schlug vor, dass der Gouverneursrat eine Re- Der neue SZR-Korb beinhaltet die chinesische Währung solution verabschiede, mit 1) einem Hinweis auf den Bericht des Das Sonderziehungsrecht (SZR) ist eine internationale Wäh- Exekutivdirektoriums und dem Ausdruck des Bedauerns, dass rungsreserve, die 1969 vom IWF ins Leben gerufen wurde, um der Zeitplan für die Beendung der Fünfzehnten Überprüfung die oziellen Währungsreserven seiner Mitgliedsländer zu er- nicht länger in Reichweite sei; 2) der Auorderung an das Exeku- gänzen. Mitgliedsländer des IWF, die Teilnehmer der Abteilung tivdirektorium, unverzüglich an der Fünfzehnten Überprüfung Sonderziehungsrechte sind (gegenwärtig alle Mitglieder), dürfen zu arbeiten in Übereinstimmung mit seinem bestehenden Ver- SZRs gegen frei verwendbare Währungen eintauschen. Gleich- ständnis und unter der Leitung des IMFC; und 3) dem Ersuchen, zeitig dient das SZR als Rechnungseinheit des IWF. dass das Exekutivdirektorium halbjährlich dem Gouverneursrat Der Wert des SZR beruht auf einem Korb fünf wichtiger Wäh- über die bei der Fünfzehnten Überprüfung erzielten Fortschrit- rungen. Die Zusammensetzung des Währungskorbs wird in ei- te Bericht erstatte, wobei ein erster derartiger Bericht bis zu den nem fünfjährigen Turnus vom Exekutivdirektorium überprüft. 2017 Jahresversammlungen fällig ist; und 4) der Auorderung, Durch einen im November 2015 gefassten Beschluss des Exeku- dass die verbleibenden Mitglieder, die noch nicht ihren Quoten- tivdirektoriums wurde bestimmt, dass die chinesische Währung, aufstockungen im Nachgang zur Vierzehnten Allgemeinen Quo- der Renminbi, ab 1. Oktober 2016 eine frei verwendbare Wäh- tenüberprüfung zugestimmt haben, dies unverzüglich tun, sowie rung ist. Er wurde neben dem US- Dollar, dem Euro, dem japani- einer Auorderung an Mitglieder, die ihrer Quotenaufstockung schen Yen und dem britischen Pfund Sterling als fünfte Währung zugestimmt haben, unverzüglich ihre Quotenzahlungen zu leis- dem SZR-Währungskorb hinzugefügt. ten. Der Gouverneursrat verabschiedete die Resolution Anfang Dezember 2016. Die Aufnahme des Renminbi in den Währungskorb spiegelt die Fortschritte bei der Umsetzung der Reformen der chinesischen und Organisation Finanzen Geschlechtervielfalt im Exekutivdirektorium Geld-, Währungs- und Finanzsysteme wider und anerkennt zu- Im Juli 2016 erließ das Exekutivdirektorium seinen ersten Bericht gleich die von China erzielten Fortschritte bei der Liberalisie- über Geschlechtervielfalt an den Gouverneursrat, in dem er Mit- rung und Infrastrukturverbesserung seiner Finanzmärkte. Dieser gliedsländer auordert, bei der Nominierung von Kandidaten für Meilenstein reektiert ebenfalls die fortlaufende Entwicklung der die Positionen von Exekutivdirektoren und ihrer Mitarbeiter, die Weltwirtschaft. Wichtigkeit der Geschlechtervielfalt im Auge zu behalten. Das Die Gewichtung jeder im Korb bendlichen Währung reektiert Direktorium folgte einem Statement in dem Kommuniqué des deren relative Bedeutung innerhalb der weltweiten Handels- Internationalen Währungs- und Finanzausschusses vom April und Finanzsysteme. Das Exekutivdirektorium beschloss eben-

Jahresbericht 2017 93 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

falls im November 2015 die folgende Gewichtung jeder Wäh- Die Veröentlichung von Länderdokumenten, die für die Erörte- rung: 41,73 % für den US-Dollar, 30,93 % für den Euro, 10,92 % für rung durch das Exekutivdirektorium des IWF („Direktoriumsdo- den chinesischen Renminbi, 8,33 % für den japanischen Yen und kumente“) erstellt werden, ist in der Regel „freiwillig, aber vor- 8,09 % für das britische Pfund Sterling. ausgesetzt“, was bedeutet, dass die Veröentlichung dieser Do- kumente zwar freiwillig ist, grundsätzlich aber befürwortet wird. Am 30. September 2016 beschloss das Exekutivdirektorium, dass Legt ein Mitglied keinen Einspruch gegen die Veröentlichung der Wert des SZR per 1 Oktober 2016 der Summe der Werte der eines Direktoriumsdokuments ein, wird dies normalerweise als in Tabelle 3.4 aufgeführten Währungsmengen entspricht. Zustimmung gewertet. Die Veröentlichung von Politikpapieren wird vorbehaltlich der Zustimmung durch das Direktorium er- TRANSPARENZ wartet, während die Veröentlichung von Mehrländerdokumen- ten je nach Art des Dokuments der Genehmigung des Direktori- Die Transparenz in der Wirtschaftspolitik und die Verfügbarkeit ums bzw. der betroenen Mitgliedsländer bedarf. verlässlicher Daten über wirtschaftliche und nanzielle Entwick- lungen sind von ausschlaggebender Bedeutung für eine fundierte Die Bestrebungen des IWF, das Verständnis seiner Operatio- Entscheidungs ndung und für das reibungslose Funktionieren einer nen zu fördern und die Öentlichkeit stärker einzubinden, ori- Volkswirtschaft. Der IWF verfügt über Politikrichtlinien, die sicher- entieren sich an den folgenden vier allgemeinen Grundsätzen: stellen, dass wichtige und zutreende Informationen – sowohl über 1) Transparenz der Überwachung und von IWF-gestützten Pro- seine eigene Rolle in der Weltwirtschaft als auch über die Volkswirt- grammen, 2) Transparenz seiner Finanzgeschäfte, 3) externe und schaften seiner Mitgliedsländer—in Echtzeit an seine weltweite Zu- interne Prüfung und Evaluierung und 4) Kommunikation nach hörerschaft weitergegeben werden. außen. Die Transparenzpolitik des Fonds wird alle fünf Jahre überprüft; die letzte derartige Überprüfung fand 2013 statt. Siehe Transparenz trägt dazu bei, dass Volkswirtschaften besser funk- auch die Abschnitte „Rechenschaftspicht“ und „Öentlichkeits- tionieren und weniger anfällig gegenüber Krisen sind. Mehr Of- arbeit und Einbindung externer Stakeholder“. fenheit aufseiten der Mitgliedsländer fördert eine allgemeinere öentliche Diskussion und Prüfung von politischen Maßnah- men, erhöht die Rechenschaftspicht der politischen Entschei- dungsträger und die Glaubwürdigkeit der Politiken und fördert eziente und geregelte Abläufe auf den Finanzmärkten. Mehr Oenheit und Klarheit aufseiten des IWF über seine eigene Po- litik und die Beratung, die er für seine Mitgliedsländer leistet, führen zu einem besseren Verständnis der Rolle und Arbeitswei- se des IWF und stärken so die Zugkraft der politischen Beratung des Fonds und machen es leichter, die Institution zur Rechen- schaft zu ziehen. Untersuchungen von außen dienen darüber hinaus der Qualität der Überwachung und IWF-gestützten Pro- gramme.

Der Transparenzansatz des IWF basiert auf dem allgemeinen Grundsatz, dass er nach Möglichkeit Dokumente und Informa- tionen zeitnah zur Verfügung stellt, es sei denn, überzeugende und spezielle Gründe sprechen gegen eine derartige Oenlegung. Der Grundsatz respektiert die Freiwilligkeit der Veröentlichung von Dokumenten über die Mitgliedsländer. Die Dokumente sind auf der Website des IWF auf www.imf.org verfügbar.

94 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT Finanzen und Organisation Finanzen

Jahresbericht 2017 95 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT IWF-Exekutivdirektoren (Stand 30. April 2017)

Hintere Reihe (von links nach rechts): Hervé de Villeroché, Stephen Field, Anthony De Lannoy, Alexandre Tombini, Daouda Sembene, Carlo Cottarelli, Miroslaw Panek

Mittlere Reihe: Masaaki Kaizuka, Carlos Hurtado, Thomas Östros, Heenam Choi, Jafar Mojarrad, Steffen Meyer, Jorge Estrella, Maxwell M. Mkwezalamba, Subir Gokarn

Vordere Reihe: Juda Agung, Sunil Sabharwal, Michaela Erbenova, Aleksei Mozhin, Hazem Beblawi, Jin Zhongxia, Nancy Horsman, Hesham Alogeel

96 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Jahresbericht 2017 97 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

98 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

Geschäftsführungs- team

(Von links nach rechts): David Lipton, Erster Stellvertretender Geschäftsführender Direktor Carla Grasso, Stellvertretende Geschäfts- führende Direktorin und Chief Administrative Ofcer Christine Lagarde, Geschäftsführende Direktorin Mitsuhiro Furusawa, Stellvertretender Geschäftsführender Direktor Tao Zhang, Stellvertretender Geschäftsführender Direktor

Jahresbericht 2017 99 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

EXEKUTIVDIREKTOREN UND IHRE STELLVERTRETER (Stand 30. April 2017)

Unbesetzt Vereinigte Staaten Sunil Sabharwal

Masaaki Kaizuka Japan Tetsuya Hiroshima

JIN Zhongxia China SUN Ping

Anthony De Lannoy Armenien, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Georgien, Richard Doornbosch Israel, Kroatien, Luxemburg, ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Vladyslav Rashkovan Moldawien, Montenegro, Niederlande, Rumänien, Ukraine, Zypern,

Ste en Meyer Deutschland Klaus Gebhard Merk

Carlos Hurtado Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Jorge Dajani Gonzalez Spanien, Bolivarische Republik Venezuela José Alejandro Rojas Ramirez

Marzunisham Omar Brunei Darussalam, Republik Fidschi, Indonesien, Kambodscha, omas Benjamin Marcelo Demokratische Volksrepublik Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Philippinen, Singapur, ailand, Tonga, Vietnam

Carlo Cottarelli Albanien, Griechenland, Italien, Malta, Portugal, San Marino Michail Psalidopoulos

Hervé de Villeroché Frankreich Schwan Badirou Gafari

Stephen Field United Kingdom Vicky White

Heenam Choi Australien, Kiribati, Republik Korea, Marshallinseln, Föderierte Staaten Christine Barron von Mikronesien, Mongolei, Nauru, Neuseeland, Palau, Papua-Neuguinea, Grant Johnston Salomonen,

Nancy Horsman Antigua und Barbuda, Bahamas, Barbados, Belize, Dominica, Grenada, Michael J. McGrath Irland, Jamaika, Kanada, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen

100 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

omas Östros Dänemark, Estland, Finnland, Island, Lettland, Litauen, Norwegen, Schweden Kimmo Virolainen

Michaela Erbenova Belarus, Kosovo, Österreich, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Christian Just Republik, Türkei, Ungarn Ta kin Temiz

Alexandre Tombini Brasilien, Dominikanische Republik, Ecuador, Guyana, Haiti, Kap Verde, Bruno Saraiva Nicaragua, Panama, Suriname, Timor-Leste, Trinidad und Tobago Pedro Fachada

Subir Gokarn Bangladesch, Bhutan, Indien, Sri Lanka Rupasingha Gunaratne

Maxwell M. Mkwezalamba Angola, Äthiopien, Botswana, Burundi, Eritrea, Gambia, Kenia, Lesotho, Dumisani H. Mahlinza Liberia, Malawi, Mosambik, Namibia, Nigeria, Sambia, Sierra Leone, Fundi Tshazibana Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Republik Südsudan, Swasiland, Tansania, Uganda

Hazem Beblawi Ägypten, Bahrain, Irak, Republik Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Sami Geadah Libanon, Libyen, Malediven, Oman, Arabische Republik Syrien, Vereinigte Arabische Emirate

Miroslaw Panek Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisische Republik, Polen, Schweiz, Paul Inderbinen Serbien, Tadschikistan, Turkmenistan

Aleksei Mozhin Russische Föderation Lev Palei

Jafar Mojarrad Islamische Republik Afghanistan, Algerien, Ghana, Islamische Republik Iran, Mohammed Daïri Marokko, Pakistan, Tunesien

Hesham Alogeel Saudi-Arabien Ryadh M. Alkhareif

Daouda Sembene Äquatorialguinea, Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Dschibuti, Gabun, Mohamed-Lemine Raghani Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Komoren, Demokratische Republik Kongo, und Organisation Finanzen Herimandimby A. Republik Kongo, Madagaskar, Mali, Mauretanien, Mauritius, Niger, Ruanda, Raza ndramanana São Tomé und Príncipe, Senegal, Togo, Tschad, Zentralafrikanische Republik

Jorge Estrella Argentinien, Bolivien, Chile, Paraguay, Peru, Uruguay Gabriel Lopetegui

Jahresbericht 2017 101 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

LEITENDE MITARBEITER (Stand 30. April 2017)

AREA DEPARTMENTS

Abebe Selassie Direktor, Abteilung Afrika

Chang Yong Rhee Direktor, Abteilung Asien und Pazikraum

Poul omsen Direktor, Abteilung Europa

Jihad Azour Direktor, Abteilung Naher Osten und Zentralasien

Alejandro Werner Direktor, Abteilung Westliche Hemisphäre

FACHABTEILUNGEN

Gerard T. Rice Direktor, Abteilung Kommunikation

Andrew J. Tweedie Direktor, Abteilung Finanzen

Vitor Gaspar Direktor, Abteilung Fiskalpolitik

Sharmini A. Coorey Direktorin, Institut für Kapazitätsentwicklung

Sean Hagan Chefsyndikus und Direktor, Abteilung Recht

Tobias Adrian Finanzberater und Direktor, Abteilung Geld- und Kapitalmärkte

Maurice Obstfeld Volkswirtschaftlicher Berater und Direktor, Abteilung Forschung

Louis Marc Ducharme Direktor, Abteilung Statistik

Siddharth Tiwari Direktor, Abteilung Strategie, Grundsatzpolitik und Prüfung

102 Internationaler Währungsfonds FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT

INFORMATION UND LIAISON

Chikahisa Sumi Direktor, Regionalbüro für Asien und den Pazikraum

Christopher Lane Sonderbeauftragter bei den Vereinten Nationen

Je rey Franks Direktor, Europa-Büros / leitender Vor-Ort-Vertreter bei der Europäischen Union

UNTERSTÜTZENDE DIENSTLEISTUNGEN

Chris Hemus Direktor, Abteilung Unternehmensdienste und Gebäudeeinrichtungen

Kalpana Kochhar Direktorin, Abteilung Personalwesen

Susan Swart Chief Information Ocer und Direktorin, Abteilung Informationstechnologie

Jianhai Lin Sekretär des Fonds, Abteilung Sekretariat

BÜROS

Clare Brady Direktorin, Büro für interne Revision und Inspektion

Daniel A. Citrin Direktor, Büro für Haushalt und Planung

Derek Bills Direktor, Büro für Investition

Charles Collyns Direktor, Unabhängiges Evaluierungsbüro Finanzen und Organisation Finanzen

Jahresbericht 2017 103 Anmerkungen

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104 Internationaler Währungsfonds : Request for an Extended Arrangement under the Online-Kursangebot des IWF: http://www.imf.org/external/np/ Extended Fund Facility— Pressemitteilung, Stabsbericht und ins/english/learning.htm Erklärung der Geschäftsführenden Direktorin für Jordanien: Daten des IWF: http://data.imf.org/?sk=388DFA60-1D26-4ADE- http://www.imf.org/external/pubs/cat/longres.aspx?sk=44267.0 B505-A05A558D9A42 Arab Republic of Egypt: Request for Extended Arrangement under Pressemitteilung: IMF Executive Board Approves €330.9 Million the Extended Fund Facility— Pressemitteilung, Stabsbericht und Extended Arrangement for Albania: http://www.imf.org/en/ Erklärung der Geschäftsführenden Direktorin für die Arabische news/articles/2015/09/14/01/49/pr1481 Republik Ägypten: http://www.imf.org/en/Publications/CR/ Issues/2017/01/18/Arab-Republic-of-Egypt-Request-for- „If Not Now, When? Energy Price Reform in Arab Countries“: Extended-Arrangement-Under-the-Extended-Fund-Facility-44534 http://www.imf.org/en/publications/policy-papers/ issues/2017/06/13/if-not-now-when-energy-price-reform-in-arab- Niger: 2016 Article IV Consultation and Request for a countries ree-Year Arrangement under the Extended Credit Facility— Pressemitteilung, Stabsbericht und Erklärung der „e Economic Impact of Conicts and the Refugee Crisis Geschäftsführenden Direktorin für Niger: http://www.imf.org/ in the Middle East and North Africa“: http://www.imf.org/~/ en/Publications/CR/Issues/2017/02/24/Niger-2016-Article-IV- media/websites/imf/imported-full-text-pdf/external/pubs/ft/ Consultation-and-Request-for-a-ree-Year-Arrangement-Under- sdn/2016/_sdn1608.ashx the-44704 „Gender Budgeting in G7 Countries“: http://www.imf.org/en/ DIE ARBEIT DES IWF (DIE „GROSSEN DREI“) publications/policy-papers/issues/2017/05/12/pp041917gender- budgeting-in-g7-countries VOLKSWIRTSCHAFTLICHE ÜBERWACHUNG Indizes für Gender Budgeting und Geschlechtergerechtigkeit: Bilaterale Überwachung http://www.imf.org/external/datamapper/datasets/GD Women, Work, and Economic Growth: Leveling the Playing Field: „Approaches to Macronancial Surveillance in Article IV https://www.bookstore.imf.org/books/title/women-work-and- Reports“: http://www.imf.org/~/media/Files/Publications/PP/ economic-growth pp020217approaches-to-macronancial-surveillance-in-article-iv- reports.ashx Fiscal Policies and Gender Equality Conference: http://www. imf.org/en/news/events/conference-on-scal-policies-gender- Dokumente zu den Triennial Surveillance Reviews: http://www. equality imf.org/en/Publications/SPROLLs/Triennial-Surveillance- Reviews Konferenz „Gender and Macroeconomics“: http://www.imf.org/ en/news/events/gender-and-macroeconomics 2014 Triennial Surveillance Review—Managing Director’s Action Plan for Strengthening Surveillance: http://www.imf.org/en/ Women, Work, and the Economy: Macroeconomic Gains from publications/policy-papers/issues/2016/12/31/2014-triennial- Gender Equity: https://www.imf.org/external/pubs/cat/longres. surveillance-review-managing-directors-action-plan-for- aspx?sk=40915.0 a strengthening-pp4924

HÖHEPUNKTE AUS DEN REGIONEN Multilaterale Überwachung

Regional Economic Outlook: Sub-Saharan Africa Restarting the Factsheet—IMF-FSB Early Warning Exercise: http://www.imf. Growth Engine: http://www.imf.org/~/media/Files/Publications/ org/en/about/factsheets/sheets/2016/08/01/16/29/imf-fsb-early- REO/AFR/2017/May/pdf/sreo0517.ashx warning-exercise „A Rebalancing Act for China and Africa: e Eects of China’s World Economic Outlook: http://www.imf.org/en/publications/ Rebalancing on Sub-Saharan Africa’s Trade and Growth“: http:// weo www.imf.org/en/publications/departmental-papers-policy- papers/issues/2017/04/07/a-rebalancing-act-for-china-and- africa-the-eects-of-chinas-rebalancing-on-sub-saharan-44711

Jahresbericht 2017 105 Anmerkungen

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Jahresbericht 2017 107 Anmerkungen

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108 Internationaler Währungsfonds KAPAZITÄTSENTWICKLUNG SARTTAC—South Asia Regional Training and Technical Assistance Center: https://www.sarttac.org „e G-20 Compact with Africa: A Joint AfDB, IMF and WBG Report“: http://www.bundesnanzministerium.de/Content/EN/ „IMF Policies and Practices on Capacity Development“: https:// Standardartikel/Topics/Featured/G20/2017-03-30-g20-compact- www.imf.org/external/np/pp/eng/2014/082614.pdf with-africa-report.pdf?__blob=publicationFile&v=2 2018 Quinquennial Review of the Fund’s Capacity Development Revenue Mobilization Trust Fund: http://www.imf.org/external/ Strategy—Concept Note: http://www.imf.org/~/media/Files/ np/ins/english/rmtf.htm Publications/PP/pp2018-review-of-the-funds-cd-strategy- concept-note.ashx Anti-Money Laundering/Combating the Financing of Terrorism (AML/CFT): https://www.imf.org/external/np/leg/amlcft/ 2018 Quinquennial Review of the Funds Capacity Development eng Strategy: Concept Note: http://www.imf.org/en/Publications/ Policy-Papers/Issues/2017/03/21/2018-quinquennial-review-of- Managing Natural Resource Wealth Trust Fund: http://www.imf. the-funds-capacity-development-strategy-concept-note org/en/Capacity%20Development/trust-fund/MNRW-TTF SARTTAC—South Asia Regional Training and Technical Debt Management Facility (DMF): http://www.worldbank.org/en/ Assistance Center: https://www.sarttac.org/content/sarttac/en1. topic/debt/brief/debt-management-facility html Financial Sector Reform Strengthening (FIRST) Initiative: https:// „New Common Evaluation Framework for IMF Capacity www.rstinitiative.org Development“: http://www.imf.org/en/Publications/Policy- TADAT: http://www.tadat.org Papers/Issues/2017/04/27/pp040717new-common-evaluatioin- Africa Training Institute: http://www.imfati.org framework-for-imf-capacity-developement AFRITAC Centre: http://afritaccentre.org FINANZEN, ORGANISATION UND East AFRITAC: http://www.eastafritac.org RECHENSCHAFTSPFLICHT Regional Technical Assistance Center in Southern Africa: http:// www.southafritac.org Einkommensmodell, Gebühren, Vergütung, AFRITAC Ouest: http://www.afritacouest.org Lastenteilung und Nettoertrag Second African Regional Technical Assistance Centre in West „Rules and Regulations for the Investment Account“: http://www. Africa: http://www.afritacwest2.org imf.org/en/publications/policy-papers/issues/2016/12/31/rules- and-regulations-for-the-investment-account-pp4734 Caribbean Regional Technical Assistance Centre: http://cartac.org Central America, Panama, and Dominican Republic Regional Personalpolitik und Organisation Technical Assistance Center: http://www.captac-dr.org „Annual Report on Diversity at the IMF“: http://www.imf.org/ Joint Vienna Institute: http://www.jvi.org external/np/div/index.asp International Monetary Fund Middle East Center for Economics Rechenschaftspicht and Finance: http://cef.imf.org e Chairman’s Summing Up—e IMF and the Crises in Greece, Middle East Regional Technical Assistance Center: http://www. Ireland, and Portugal—An Evaluation by the Independent imfmetac.org Evaluation Oce —Executive Board Meeting 16/69, 19. Juli Pacic Financial Technical Assistance Centre: https://www.pftac. 2016: http://www.imf.org/en/publications/policy-papers/ org issues/2016/12/31/the-chairmans-summing-up-the-imf-and-the- IMF–Singapore Regional Training Institute: http://www.imfsti.org crises-in-greece-ireland-and-portugal-an-pp5058

Jahresbericht 2017 109 Anmerkungen

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„2013 Review of the Fund’s Transparency Policy“: http://www.imf. org/external/np/pp/eng/2013/051413.pdf

110 Internationaler Währungsfonds Akronyme und Abkürzungen

AML/CFT Anti-money laundering and combating the IEO ndependent Evaluation Ofce (Unabhängi- nancing of terrorism (Bekämpfung von ges Evaluierungsbüro) Geldwäsche und Terrorismusnanzierung) IMFC International Monetary and Financial Com BIP Bruttoinlandsprodukt mittee (Internationaler Währungs- und Fi- nanzausschuss) CCRT Catastrophe Containment and Relief Trust (Treuhandfonds für Katastropheneindäm LIDC Low-income developing country (Einkom- mung und Erleichterung) mensschwaches Entwicklungsland) EAC External Audit Committee (Externer Rech OIA Ofce of Internal Audit and Inspection nungsprüfungsausschuss) (Büro für interne Revision und Inspektion) ECF Extended Credit Facility (Erweiterte Kredit PLL Precautionary and Liquidity Line (Vorsorgli- fazilität) che und Liquiditätslinie) EFF Extended Fund Facility (Erweiterte Fonds PPM Post-program monitoring fazilität) PRGT Poverty Reduction and Growth Trust (Treu- e-GDDS Enhanced General Data Dissemination Sys- handfonds für Armutsbekämpfung und tem (Erweitertes allgemeines Datenweiter- Wachstum) gabesystem) PSI Policy Support Instrument (Instrument zur EU Europäische Union Unterstützung der Wirtschaftspolitik) FATF Financial Action Task Force RCF Rapid Credit Facility (Schnellkreditfazilität) FCL Flexible Credit Line REO Regional Economic Outlook FM Fiscal Monitor RFI Rapid Financing Instrument (Schnellnan- zierungsinstrument) FSI Financial Soundness Indicator (Indikator zur Finanzstabilität) SARTTAC South Asia Regional Training and Technical Assistance Center (Regionales Zentrum für G20 Gruppe der Zwanzig Ausbildung und technische Hilfe in Südasien) GFSR Global Financial Stability Report (Bericht zur SBA Stand-By Arrangement (Bereitschaftskre- Stabilität des globalen Finanzsystems) dit-Vereinbarung) GJ Geschäftsjahr SCF Standby Credit Facility (Bereitschaftskre- GPA Global Policy Agenda dit-Fazilität) GRA General Resources Account (Konto für all- SDDS Special Data Dissemination Standard (Spe- gemeine Ressourcen) zieller Datenweitergabestandard) HIPC Heavily Indebted Poor Country (Hochver SDGs Sustainable Development Goals (Nachhalti- schuldetes armes Land) ge Entwicklungsziele) ICD Institute for Capacity Development (Institut SMP Staff-monitored program für Kapazitätsentwicklung) SZR Sonderziehungsrecht UN Vereinte Nationen WEO World Economic Outlook

Jahresbericht 2017 111 Begleitschreiben an den Gouverneursrat

01. August 2017

Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

Gemäß Artikel XII, Abschnitt 7, Buchstabe a des Übereinkommens über den Internationalen Wäh- rungsfonds und gemäß Paragraph 10 der Satzung des IWF habe ich die Ehre, dem Gouverneursrat den Jahresbericht des Exekutivdirektoriums für das am 30. April 2017 abgelaufene Geschäftsjahr zu übergeben. Laut Paragraph 20 der Satzung wird der vom Exekutivdirektorium genehmigte Ver- waltungs- und Kapitalhaushalt des IWF für das Geschäftsjahr mit Ende zum 30. April 2018 in Teil 3 vorgelegt.

Die geprüften Jahresabschlüsse der Allgemeinen Abteilung, der SZR-Abteilung und der vom IWF verwalteten Konten für das am 30. April 2017 abgelaufene Geschäftsjahr werden gemeinsam mit den diesbezüglichen Berichten der externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Anhang VI vorge- stellt, der auf der CD-ROM des Berichts sowie auf der Website des IWF unter www.imf.org/exter- nal/pubs/ft/ar/2017/eng eingesehen werden kann.

Die externe Rechnungsprüfung und die Rechnungslegungsprozesse wurden nach Maßgabe von Paragraph 20 Buchstabe c der IWF-Satzung durch den externen Rechnungsprüfungsausschuss überprüft, dem derzeit Frau Barth (Vorsitz), Herr Vikamsey und Frau Hodge angehören.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Christine Lagarde

Geschäftsführende Direktorin und Vorsitzende des Exekutivdirektoriums

112 Internationaler Währungsfonds Dieser Jahresbericht wurde vom Referat für Redaktion und Publikationen in der Abtei- Bruno De Hogues/Getty Images: S. 6–7 lung Kommunikation des IWF in Zusammenarbeit mit einer fondsübergreifenden Arbeits- Lou Linwei/Alamy Stock Photo: S. 7 gruppe erstellt. Rhoda Weeks-Brown und Jeremy Hayden betreuten die Arbeit des für DEA/S. Vannini/Getty Images: S. 8 den Jahresbericht zuständigen Teams, das unter der Leitung des Evaluierungsausschus- Monirul Bhuiyan/Getty Images: S. 9 (links) ses im Exekutivdirektorium stand. Stephen Field und danach Alexandre Tombini waren Bloomberg Finance LP/Getty Images: S. 9 (Mitte) Vorsitzender des Ausschusses. Jeremy Mark agierte als Hauptverfasser und S. Alexandra Gunnar Svanberg Skulason/Getty Images: S. 9 (rechts) Russell war für die Redaktion und Projektleitung verantwortlich. Crystal Herrmann leis- Godong/Getty Images: S. 10 tete Unterstützung bei der digitalen Gestaltung und Suzanne Alavi, Madjé Amega und Philippe Lissac/Getty Images: S. 12 Hyoun Woo Park leisteten Redaktions- und Verwaltungsassistenz. Randy Plett/Getty images: S. 13 Für die deutsche Fassung war das folgende Team zuständig: Sandra Janisch (Terminolo- STR/Getty Images: S. 15 gie, Revision und Korrektur), Susanne Bunzel-Harris (Übersetzung), Brian De Nicola (Her- Gustavo Muniz/ElOjoTorpe/Getty Images: S. 16 stellung), Charismarcom.de (Satz). Lindsey Leger: S. 21 (oben und zweites von unten rechts) Sean Gallup/Getty Images: S. 21 (zweites von oben) Bildnachweis: Friedrich Stark/Alamy Stock Photo: S. 21 (zweites von unten links) Stephen Jaffe/© IMF photo: Zentralafrikanische Republik, Michael Papaioannou, Roger Andrew Lichtenstein/Getty Images: S. 21 (unten) Nord, Gaëlle Pierre, Olivier Basdevant, Yongzheng Yang, Roberto Cardarelli, Anita Tulad- Universal Images Group/Getty Images: S. 23 har, Mali, Zentralafrikanische Republik, senegalesisches Parlament, Masood Ahmed, Don Mammoser/Donyanedomam/Getty Images: S. 24 (oben) Jihad Azour, Tobias Adrian, Charles Collyns, Exekutivdirektoren und Management-Team, Daljeet Singh: S. 24 (center and bottom) and 31 (unten) Seiten 14, 17, 18, 20, 22, 25, 27, 28, 31 (Mitte), 38, 42, 56 (rechts), 80, 81, 94–95, 96–97 Enrique Marcarian/Getty Images: S. 31 (oben), 32, and 45 (rechts) Andere © IMF photo: Flaggen, Geschäftsführende Direktorin und Commodity Prices Maximilian Stock, Ltd./Getty Images: S. 34 and 72 (rechts) Team, IWF-Siegel, Antoinette Sayeh, Moisés Schwartz, Exekutivdirektoren, Seiten ii Prakash Mathema/Getty Images: S. 41 (links), 2, 2–3, 4–5,19, 78 (rechts), 80, 81, 94–95 Joerg Boethling/Alamy Stock Photo: S. 45 (links) Alex Curro/© IMF photo: HQ1, S. 78 (links und Mitte) LiANGZHEN/Getty Images: S. 46 and 56 (links) Joshua Roberts/© IMF photo: Abebe Aemro Selassie, S. 80 Susana González/Bloomberg Finance LP/Getty Images: S. 48 Ryan Rayburn/© IMF photo: José Viñals auf S. 81 Westend61/Getty Images: S. 58 und 64 (links) Amélie-Benoist/BSIP/Getty Images: Cover (oben links) Ryan Pyle/Photoshelter/Getty Images: S. 62 Neil Setcheld/Alamy Stock Photo: Cover (oben rechts) Bloomberg Finance LP/Getty Images: S. 64 imageBROKER/Alamy Stock Photo: Cover (unten links) und S. 37 Aldo Pavan/Getty Images: S. 66 Thomas Imo/Getty Images: Cover (unten rechts) Sigrid Gombert/Westend61/Getty Images: S. 72 (links) Tommy Trenchard/Alamy Stock Photo: S. ii (rechts) und 60 Howard Smith: Geschäftsführende Direktorin im Atrium von HQ1, Bloomberg Finance LP/Getty Images: S. 6 S. 88–89

Gestaltung: Beth Singer Design LLC www.bethsingerdesign.com Web-Design: Theo and Sebastian http://theoandsebastian.com Video zum IWF-Jahresbericht: IMF Multimedia Services (Alex Curro, Gokhan Karahan und Emre Ozdemir) ISBN 9781513565637 (Papier) „Das

Wohlergehen IWF-Jahresbericht 2017 IWF-Jahresbericht 2017 der Weltwirtschaft und der internationalen | Inklusives Wachstum fördern | Staaten- Inklusives Wachstum fördern gemeinschaft hängt von der kontinuierlichen Bereitschaft zur Zusammen- arbeit ab.“ Christine Lagarde Geschäftsführende Direktorin des IWF

International Monetary Fund www.imf.org 700 19th Street NW Washington, DC 20431 USA