Jazz Echo_Ausgabe_03.2009 20.02.2009 11:05 Uhr Seite 1

IDA SAND world’s best- sounding „Ida Sand singt mit Power und magazine Gefühl - die beste weiße weib- Ausgabe 1 • 2009 liche Soulstimme seit langem!“ Jahrgang 12 JAZZPODIUM

IDA SAND - vocals, piano OLA GUSTAFSSON - guitars MATTIAS TORELL - guitars PETER FORSS - bass, violin PER LINDVALL - drums, perc and guests

TRUE LOVE ACT 9481-2

ON TOUR: 23.4. Paris - Sunside 01.5. Kaiserslautern - Int. Jazzfestival 02.5. Stuttgart - Bix 03.5. Heidelberg - Karlstorbahnhof 05.5. Darmstadt - Centralstation 06.5. Karlsruhe - Tollhaus 28.5. München - Gärtnerplatz-Theater 29.5. Elmau - Schloss Elmau

THE ART IN MUSIC

Diana Krall Die Jazzlady und Ehefrau von Elvis Costello hat viele Fans. Ihren größten haben wir gebeten, in die neue CD hineinzuhören. LARS DANIELSSON GEIR LYSNE ENSEMBLE JOACHIM KÜHN & MICHAEL WOLLNY Die „Wiedergeburt Billie Holidays“ entdeckt mit neuen, eigenen Songs ihre eigene Stimme. Lars Danielsson - bass, cello featuring: Joachim Kühn - piano Leszek Możdżer - piano Steffen Schorn - reeds Michael Wollny - piano Mathias Eick - trumpet Tore Brunborg - tenor sax Eric Harland - drums, perc Arkady Shilkloper - french horn Vienna Teng John Parricelli - guitar and others Nicht nur Musik kann etwas bewegen – man kann zum Beispiel auch Häuser für Obdachlose bauen, findet die singende Sozialaktivistin. „Lars Danielsson ist einer der Kreativsten im „Grieg-inspirierter Nordic- in unortho- „Ein Fest auf 176 Tasten.” CONCERTO (AT) europäischen Jazz-Zirkus.“ MUSIKMARKT dox-faszinierender Klangsprache.“ AUDIO Außerdem: Nicola Contes erste Jazzplatte / Sia hat keine Probleme / Julian Lage muss ein Wortspiel erdulden / Bugge Wesseltoft zwinkert selbstgesprächig / Cyminology und Marc „Delikater Kammer-Jazz.“ STEREOPLAY CD des Monats AUDIO / STEREOPLAY CD des Monats PIANO NEWS Sinan sind neu bei ECM / John Scofield wird religiös und, und, und. TARANTELLA ACT 9477-2 THE GRIEG CODE ACT 9479-2 LIVE AT SCHLOSS ELMAU ACT 9758-2 www.actmusic.com News, Tourdaten und Neuerscheinungen Donnerstags neu auf www.jazzecho.de Vertrieb: edel kultur (DE), edel Musica (AT), Musikvertrieb (CH) e-mail: [email protected]

RZ_JazzEcho_1-09.indd 3 02.03.2009 13:35:28 Uhr Keith Jarrett/Gary Peacock/Jack DeJohnette Yesterdays

Keith Jarrett piano Das geniale Trio Jarrett, Peacock, Gary Peacock double-bass DeJohnette in einem Konzertmitschnitt von 2001. Zärtlich und zugänglich, Jack DeJohnette drums melodisch und verspielt. Ein Highlight. – Stern

ECM 2060 CD 177 4447 Der Pianist scheint wie entfesselt. Auch als Vinyl 2-LP 179 4205 – Jazzthing

Eine Sternstunde. – Neue Zürcher Zeitung

Höreindrücke unter www.ecm-sounds.de

www.ecmrecords.com Im Universal Vertrieb www.jazzecho.de

XX www.jazzecho.de photo © Patrick Hinely / ECM Records

RZ_JazzEcho_1-09.inddJarrett Anzeige ECM RZ.indd 4 1 02.03.200923.02.2009 13:35:2817:08:27 Uhr Keith Jarrett/Gary Peacock/Jack DeJohnette Yesterdays Editorial

Keith Jarrett piano Das geniale Trio Jarrett, Peacock, Text: Astrid Kieselbach | Foto: Ben Wolf Gary Peacock double-bass DeJohnette in einem Konzertmitschnitt von 2001. Zärtlich und zugänglich, Liebe Jazzecho-Leser, „Money makes begeistert von der „Adoption“ seines ­Bones“ erläuterte, der in der Tat tiefsin- Jack DeJohnette drums melodisch und verspielt. Ein Highlight. the world go ’round,“ heißt es. Vielleicht Dackels aus dem Tierheim und hatte nigen Ursprungs ist (näheres auf Seite 6). – Stern kann man das heute so nicht mehr ste- prompt ein (heutzutage natürlich digi- Ausschließlich um sein Instrument ging ECM 2060 CD 177 4447 hen lassen. Was uns unter anderem bleibt tales) Foto dabei. Ähnlich erging es uns es Music-a-holic Branford Marsalis, der Der Pianist scheint wie entfesselt. Auch als Vinyl 2-LP 179 4205 in diesen Zeiten, ist wohl vor allem die mit Jazz-Diva Diana Krall, von deren Foto seinen Interview-Marathon nicht für eine – Jazzthing Rückbesinnung auf eigene Stärken und uns stattdessen ihre Zwillinge Frank und Mittagspause unterbrach, sondern nur Eine Sternstunde. Kreativität. Erfolgreiche Musiker (oder Dexter entgegenlächelten, die zu Hause für eine Übungsstunde mit seinem Saxo- – Neue Zürcher Zeitung solche, die es werden wollen) haben oft in Kanada bereits im zarten Alter von phon, das er stets bei sich hat. sehr viel davon. Spannend bleibt zudem 2 Jahren hochmotivierte Musikschüler Astrid Kieselbach die Frage, was die Künstler außer der sind. (Bei solchen Eltern vielleicht keine Was das Jazzecho-Team antreibt? Chefredakteurin Liebe zu Musik noch antreibt, woran sie ganz so große Überraschung.) Die Aus- Die herausragende Musik von starken glauben, was sie bewegt. Erstaunlich tralierin Sia erzählte uns von ihrem Künst- Persönlichkeiten. unspektakulär geht es da mitunter zu ler-WG-Loft in Brooklyn und dem span- Höreindrücke unter www.ecm-sounds.de bei Menschen, die den größten Teil des nenden Party-Leben in NYC, während Jahres in Flugzeugen, Tourbussen und Madeleine Peyroux einen eher ernsthaf- www.ecmrecords.com Hotels verbringen. John Scofield erzählte ten Eindruck hinterließ, als sie uns die Im Universal Vertrieb www.jazzecho.de beim Besuch der JazzEcho-Redaktion Bedeutung ihres Album-Titels „Bare Inhalt dieser Ausgabe

Mix Prof. Jazz beantwortet Ihre Fragen / Nicola Conte über seine erste Jazzplatte und mehr Seite 4

Bis auf die Knochen Madeleine Peyroux Seite 6

Ruhige Nächte und schüchterner Stern Diana Krall Seite 8

All that Gwoka ist Jacques Schwarz-Barts Stil Hast du ein Problem? fragt Sia Seite 11

Rede & Antwort steht diesmal Seite 12

Toplage mit Aussicht für Julian Lage Selbstgesprächig ist Bugge Wesseltoft Seite 14

Super-Singer-Songwriter-Sozialaktivistin Vienna Teng Seite 15

Mini-Mini-Miniposter von Melody Gardot Wandelvogel Branford Marsalis Seite 16

N.Y.er Reminiszenzen von Enrico Rava Was ihr braucht gibt Teddy Thompson Seite 17

Wiederauferstehung für Jazz Club Originals Die Wege des Herrn Scofield Seite 18

Neudeutsch bei ECM Cyminology und Marc Sinan Seite 19

Short cuts ausführlich und JazzEcho-Konzertführer findet man ab Seite 21

www.jazzecho.de 3 photo © Patrick Hinely / ECM Records

Jarrett Anzeige ECM RZ.indd 1 23.02.2009 17:08:27 Uhr RZ_JazzEcho_1-09.indd 5 02.03.2009 13:35:29 Uhr Fragen Sie Prof. Jazz Können Sie mir sagen, was es genau mit dem Namen Jelly Roll Morton auf sich hat, insbesondere mit dem „Jelly Roll“? Freundliche Grüße und vielen Dank im Voraus, Ralf Markert Der diensthabende Chefjazzer Sicher, dachte ich, und wollte gerade die Ferdinand Joseph La Menthe wurde Houses von Storyville. Dort spielte er all- Professor Jazz Geschichte vom rollenden „Rettungs- irgendwann zwischen 1884 und 1890 nächtlich seine flotten Animationsmu- beantwortet in jedem ring“ aufschreiben, jenem geleeartigen entweder in Gulfport, Mississippi, oder siken und nach der Arbeit mit den Da- JazzEcho die Hüftspeck zwischen zu engem BH und zu im Viertel Faubourg Marigny in New men. Sein auch in dieser Beziehung interessantesten weit hochgezogenem Slip, die der Orleans geboren. Ganz sicher wa- e­normes Talent brachte ihm schließlich Leserfragen. legendäre Pianist, Komponist, Bitte ren seine Eltern nie verheiratet den Spitznamen „Jelly Roll“ ein, in Anleh- Haben Sie auch eine? Bandleader und selbst er- beachten: Diese und trennten sich bald nach nung an eine mit Gelee gefüllte Teigrolle, Dann schicken Sie nannte „Erfinder des Jazz“ seiner Geburt. Nach dem die entweder (von der Stirnseite betrach- Kolumne enthält diese bitte an mit seiner Musik in Bewe- frühen Tod seiner Mutter tet) für die weiblichen Genitalien oder Metaphern [email protected]. gung zu setzen gedachte. wuchsen Ferdinand und (in voller Länge und von oben) für das Im heutigen Slang der Hip- freizügiger seine Halbschwestern bei der Männliche steht. Hop- und R’n’B-Fans heißt er Natur! Großmutter in New Orleans schließlich „Jelly Roll“. Aber dann auf. Schon 1902, also wahlweise habe ich doch lieber noch einmal in mei- mit 12 oder 18 Jahren, trat der gutausse- ner Handbibliothek nachgesehen – und hende kreolische Knabe mit dem durch- es kam sogar noch sexueller. Man darf dringenden Blick in der Öffentlichkeit die Umstände nicht außer Acht lassen: auf, meist in den so genannten Sporting

WEITERE ANGEBOTE UND JAZZ WE CAN JAZZ WE CAN Girlie-Shirt hellbraun Herren-T-Shirt olivgrün BESTELLUNG UNTER: € 17,99 | Art.-Nr.: 102500 € 17,99 | Art.-Nr.: 102499 Größen S, M, L Größen S, M, L, XL WWW.VERVE-MERCHANDISING.DE

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RZ_JazzEcho_1-09.inddverve-shirt-anzeige-jazzecho210x1 6 1 02.03.200917.02.2009 13:35:3012:43:39 Uhr 5 Fragen Meine erste Jazzplatte an Patti Nicola Conte begibt sich auf seine musikalische Zeitreise. LaBelle

Foto: Ninni Pepe

Ich glaube, meine allererste Jazzplatte Mal Waldron und Clifford Jordan. Zwei sind bis heute wie Juwelen für mich, war „Getz/Gilberto vol. 2“ auf Verve ganz unterschiedliche Alben, die doch die mit einer eigenen Magie funkeln. … aber obwohl ich die Gilberto-Seite beide einen Charme und eine Grazie www.nicolaconte.de (aufgenommen in der Carnegie Hall) hatten, die mich ansprachen. Max sehr mochte, fand ich die Getz-Seite Roach war tiefgründig, voller Soul und etwas enttäuschend. Also bin ich am einer beeindruckenden Eleganz. Cole- Was wären Sie nächsten Tag zurück in den Laden man Hawkins’ Interpretation der Bossa geworden, wenn nicht gegangen und habe ein Paar Platten Nova war smooth, voller Leidenschaft Musikerin? gekauft, das mich direkt ins Herz traf. und einem überwältigenden Swing. Köchin. Beide waren auf Impulse erschie- Nach kurzem Anlauf hob er in eine nen: Coleman Hawkins’ „Desafina- völlig andere Dimension ab. Das Leben könnte so do“, cool, brasilianisch mit klassischer Klar, dass ich ein paar Tage später schön sein, wenn … Gitarre und leiser Perkussion, Max wieder im Plattenladen stand und mir … Frieden wäre auf der Roachs „It’s Time“ mit Band und Ge- meine ersten Blue Notes kaufte. Ich Welt. sang, ein wunderbarer Line-up mit höre diese Platten heute noch, und sie Es gibt nichts Schlimmeres als … … nicht miteinander auszukommen.

Wirbel um ... Der perfekte Song? „Imagine“.

Nicht ohne meine … The Jazzy President … scharfe Sauce („Good Life!“) und Text: Götz Bühler Pumps.

Barack Obama ist ein Jazzfan. Nicht „Rolling Stone“-Chef Jann S. Wenner, Yo-Yo Ma bis Sheryl Crow und Jay-Z.“ nur, weil uns das so gut in den Kram was er denn momentan auf seinem ­iPod Klingt doch schon ganz anders, oder? passt. Sondern obwohl es anscheinend höre, so geantwortet: „Als ich noch zur PS: Details zu Obamas Jazzvorlieben einigen anderen nicht so passt. Wer gibt es nicht. Aber immerhin hat der De- beispielsweise die Berichterstattung über mokrat im Rahmen seiner Kampagne ein den präsidialen iPod verfolgt hat, konnte „Kind of Blue“-T-Shirt entwerfen lassen viel über den breit gefächerten und poli- … Und wir eines, das sich an seine Kam- tisch korrekten Musikgeschmack des pagne anlehnt – siehe links. 44. Präsidenten der USA herausfinden. Labelle Von „mindestens dreißig Dylan-Songs“ Back To Now WEITERE ANGEBOTE UND JAZZ WE CAN JAZZ WE CAN und seinen fünf Lieblingsalben von Ste- Verve Girlie-Shirt hellbraun Herren-T-Shirt olivgrün vie Wonder war da die Rede, von Bruce Highschool ging, vielleicht im ersten CD 177 5570 € 17,99 | Art.-Nr.: 102500 € 17,99 | Art.-Nr.: 102499 BESTELLUNG UNTER: Springsteen, den er selbst mit „Boss“ oder zweiten Jahr, habe ich angefan- Größen S, M, L Größen S, M, L, XL WWW.VERVE-MERCHANDISING.DE anredet, über Rapper wie Q-Tip, über gen, mich für Jazz zu interessieren. Des­ www.labelle-music.de Rolling Stones und Grateful Dead. Und halb habe ich viel von Coltrane, viel von dann überall der Satz: „Die Jazzlegenden Miles Davis, viel von Charlie Parker. Und Miles Davis, und Charlie ich habe all die Künstler, über die wir an-

Alle Shirts aus 100% Baumwolle. Parker sind auch dabei.“ Tatsächlich hat fangs schon gesprochen haben (siehe Alle Preise verstehen sich inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten. Lieferung ab einem Mindestbestellwert von € Barack Obama auf die direkte Frage von oben), also alles von Howlin’ Wolf, über 15,–. Die Versandkosten betragen € 3,95 innerhalb Deutschlands. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedin- gungen, diese fi nden Sie unter www.verve-merchandising.de www.jazzecho.de 5

verve-shirt-anzeige-jazzecho210x1 1 17.02.2009 12:43:39 Uhr RZ_JazzEcho_1-09.indd 7 02.03.2009 13:35:40 Uhr „Das ­Wunderbare am Jazz ist seine ­Bereitschaft, Risiken einzu- gehen.“ Madeleine Peyroux

Bis auf die Knochen Vieles ist neu und anders auf dem neuen Album von Madeleine Peyroux, aber das Wesentliche sind die echten Songs und ehrlichen Gefühle.

Text: Felix Fast | Fotos: Christoph Otto (Farbe) • James Minchin (sw)

ie fahren einem in die Knochen, Sich dagegen zu wehren und ständig zu die Kritiker. Wegen ihrer sinnlichen, be- die Krisenmeldungen, die Hiobsbot- hoffen, etwas möge sich möglichst eindruckenden Stimme feierte man sie schaften aus Zeitung, Radio und Fernse- schnell wieder ändern – bessern natür- als Reinkarnation von Billie Holiday. Wie hen. Wie soll man eigentlich noch damit lich –, mache alles nur schlimmer, so die dem auch sei, tief beeindruckt habe sie Sumgehen? Schafft man es, die Krise als Autorin. Dann fragt Chondra: „Können dieses Buch, sagt die immer wieder aus Chance zu nehmen, sich in Gleichmut zu wir zurück zu den ‚blanken Knochen‘ den allzu offensichtlichen Schemen aus- üben? Die Jazzlady Madeleine Peyroux ist kommen? Zum Anfang vom Anfang und brechende Chanteuse. Das Bild der blan- keine Buddhistin, wie etwa Wayne Shorter uns dort entspannen, anstatt ewig vor ken Knochen darin als Symbol der Ver- oder Herbie Hancock. Aber Peyroux ließ der Tatsache, dass alles vergänglich ist, gänglichkeit, nicht morbide, sondern sich zu ihrem neuen Album „Bare Bones“ wegzulaufen?“ Madeleine Peyroux muss voll kluger Erkenntnis, weckte in der ehe- (englisch für „das Wesentliche“) vom Buch eigentlich vor nichts weglaufen. In ihrem maligen Straßenmusikerin die Erinne- einer buddhistischen Nonne namens Erfolg als Sängerin hat es in vielen Jahren rung an den Tod ihres Vaters vor ein Pema Chondra inspirieren, „When Things noch keine Anzeichen auf Vergänglich- paar Jahren. „Ich habe definitiv an mei- Fall Apart“, einer Bestandsaufnahme keit gegeben. Die letzten beiden CDs nen Vater gedacht, als ich den Titelsong menschlichen Verhaltens. Unmissver- „Careless Love“ und „Half The Perfect schrieb“, erklärt sie. Als Madeleine sechs ständlich fordert Chondra dort dazu auf, World“ verkauften sich rund um die Welt war, schmiss ihr Vater seinen Job als Do- die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. hunderttausendfach und begeisterten zent an der Universität und zog mit der

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 8 02.03.2009 13:36:03 Uhr Madeleine Peyroux

Familie nach Brooklyn, wo er Schauspie- produziert hat oder das letzte von Tracy Sounds, von wirklich ehrlichen Musikern, ler werden wollte. Hinüber war die Kind- Chapman. Studio-Magie entstand dank wirklich echtem Spielen“, sagt die heit im beschaulichen Georgia. Peyroux Schlagzeuger Vinnie Colaiuta, Organist 34-Jährige. Schöner und ehrlicher als auf hörte damals lieber Papas Platten (alles Larry Goldings oder Gitarrist Dean Parks. dem vorletzten Song des Albums, „I Must von Hank Williams bis Maurice Ravel) als Neu ist, dass Peyroux sich ihr viertes Be Saved“, kann man sich Madeleine im Radio Madonna und Michael Jackson. Album regelrecht aus den Knochen her- Peyroux kaum vorstellen. Dort singt sie Heute beschreibt die brünette Sängerin ausschnitzte – die letzten hatten vor- über den Aufwand, den wir betreiben, ihren Vater zärtlich als „Hippie“. Er brach- wiegend aus Fremdkompositionen be- damit wir bloß nichts verlieren, um dann te ihr bei, wie man eine Woche lang mit standen. Larry Klein, Peyroux’ Produzent festzustellen, dass es uns sowieso verlo- Madeleine Peyroux 10 Dollars auskommt. Später lebte sie län- seit ihrem grandiosen Durchbruch mit ren geht. „Du kannst alles verlieren: den Bare Bones ger ohne festen Wohnsitz und erinnert „Care­less Love“, ermutigte sie dazu, Hausschlüssel, den Knopf an der Bluse, Rounder sich heute daran im Song „Homeless selbst zu schreiben anstatt sich immer deine üblichen Sprüche, deine Hoff- CD 661 3272 Happiness“. Madeleine Peyroux ist im- noch die Worte anderer anzueignen, nung“, singt Madeleine Peyroux, „aber mer noch ein Folkjazz-Tramp, die Enkelin etwa die Leonard Cohens (Zen-Buddhist wenn ich in deinen Gedanken verloren im Geiste von Bob Dylan, Odetta und, und Eigenbrötler, wie Peyroux ver­ gehe, dann muss ich gerettet werden.“ ja, Billie Holiday. Auch auf „Bare Bones“ schwand auch er ab und zu für Jahre in www.madeleinepeyroux.de hat sie diese spannende Ausstrahlung der Versenkung). Im Studio habe sie sich zwischen Rucksack-Reisender, kompro- gefühlt, als würde sie seiltanzen, aber oh- Madeleine Peyroux missloser Wahrheitssucherin und formi- ne Netz, sagt Peyroux. Ihr Coming-out dabler Interpretin. Zur Seite standen ihr als veritable Songschreiberin sei eine dabei Walter Becker von Steely Dan, die ganz neue Erfahrung für sie gewesen. Westcoast-Folk-Legende David Batteau, Fast schon, als habe sie noch einmal ihre ebenso Joe Henry (er produzierte das Al- erste Platte aufgenommen. Als wenn bum „River In Reverse“ von Elvis Costello man morgens die Jalousie am Fenster und Allen Toussaint) und Larry Klein, der hochziehe und die Sonne scheine ins die wichtigsten Alben von Joni Mitchell Zimmer. „Ich bin umgeben von schönen

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 9 02.03.2009 13:36:10 Uhr Ruhige Nächte und schüchterner Stern

Diana Kralls neues Album „Quiet Nights“ ist vor allem eine Liebeserklärung an ihre Familie. Es wird Zeit, der kanadischen Sängerin und Pianistin auch mal eine Liebeserklärung zu machen, fanden wir und haben ihren obersten Fan gefragt.

Text: Nadja von Massow, aufgezeichnet von Patrick Scheuring | Fotos: Robert Maxwell

eltstar wider Willen – kann man das so sagen? Ja, Zugegeben, ich war schon „vorgewärmt“. Ich hatte insgesamt iim Falle von Diana Krall kann man das. Nicht, weil sie zwölf Jahre Klavier- und Saxophonunterricht hinter mir, klas- etwas gegen den Erfolg hat. Dafür hat die inzwischen 44-jäh- sisch und Jazz. Zuhause in Meerbusch hatte ich sogar Unter- rige Künstlerin aus Kanada viel zu lange und intensiv daran richt beim New Yorker Saxophonisten Jesse Bennett. Ich liebte W gearbeitet, dass möglichst viele Menschen ihren Gesang und Jazz und vieles mehr; meine Helden waren Sarah Vaughan, ihr Klavierspiel zu hören bekommen. Sicher hat sie auch nichts Barbra Streisand und die üblichen Pop-Verdächtigen. Was dagegen, sich inzwischen ihre Auftritte aussuchen zu können ich da jetzt hörte, diese volle, sanfte, sinnliche Jazzmusik, war statt sie erbetteln zu müssen – sie kann von ihrer Leidenschaft genau mein Ding. Der erste Blick auf das Cover hätte mir Diana Krall leben, auch wenn sie gerne betont, dass kein Mensch Jazz- allerdings die gute Laune fast wieder verdorben. Nicht, dass Quiet Nights musiker wird, um Millionär zu werden. Auch die netten ich etwas gegen Blondinen hätte. Ich bin schließlich selbst Verve Nebenrollen in Spielfilmen von Woody Allen oder über das eine. Aber warum müssen die Plattenfirmen auf jedes Cover CD 179 8125 Leben von Cole Porter, in der „Sesamstraße“ oder damals, ein blondes Model bringen, um die Musik zu verkaufen? Wir LP 179 6352 bei „Melrose Place“, gefallen ihr. Doch das Leben als „Star“, leben doch nicht mehr im Mittelalter! Immer noch lief die CD, als Person des öffentlichen Lebens, die überall erkannt und vielleicht noch „Let’s Face The Music And Dance“ oder schon bedrängt wird, die kaum noch ein Privatleben hat und wenn, „Devil May Care“. Ich war so fasziniert, dass mich der Son- dann nur geheim oder daheim, schmeckt ihr überhaupt nicht. nenuntergang auf dem Ozean kaum noch interessierte. Als ich Mehr noch: Es widerstrebt ihrer schüchternen und beschei- mich bei meiner Cousine über die Machenschaften der Musik- denen Natur. Was macht Diana Krall, um diese Gegensätze in industrie beschwerte, wurde es zuerst peinlich und dann um- Gleichklang zu bringen? Musik, natürlich, und auch auf ihrem so entspann­ter. „Keine Angst, das da auf dem Cover ist Diana wunderschönen neuen Album „Quiet Nights“ eben genau Krall.“ Respekt – das hätte ich nicht gedacht. In den nächsten die, die sie schon immer liebt und lebt, singt und spielt, von Wochen, kreuz und quer zwischen Udaipur und Jaipur, gin- Lieblingsstandards zu Bossa-Nova- und Broadway-Perlen. Ihre gen mir diese Frau und ihre Musik nicht aus dem Sinn. Es war Fans hören ihr dabei zu, freuen sich über die Orchesterarrange- schließlich die Zeit vor iPods – die CD blieb bei meiner Cousi- ments von Claus Ogerman, die virtuose, aber zurückhaltende ne in Mumbai, mir blieb nur dieses entspannte, gute Gefühl. Begleitung ihres Quartetts – und lassen sie dann in Ruhe. Zurück in Europa habe ich mir alles von Diana Krall besorgt, Es war Liebe auf den ersten Ton. Und ausgerechnet in was ich in die Finger kriegen konnte, damals immerhin schon Indien. Ich war gerade in Mumbai angekommen, im ­Februar fünf Alben. Dass ich nicht enttäuscht wurde, muss ich sicher 2001, völlig erschöpft nach achtzehn Stunden Flug und in nicht erwähnen. Nicht genug, dass ich all meine Freundinnen Erwartung meiner sicher auch nicht ganz entspannten Wei- und Freunde auf die Frage: „Wie war Indien?“, mit dieser Ant- terreise nach Rajasthan am nächsten Tag. „Setz dich erst mal wort irritierte: „Wunderschön. Aber kennst du Diana Krall? hin“, meinte meine Cousine. „Ich mach dir einen Gin Tonic Die musst du hören!“ Nein, ich musste auch noch die Website und ein bisschen Musik an.“ Und dann kamen die ersten Takte www.dkrall.de anmelden und aufbauen. Man soll schließlich von „When I Look In Your Eyes“. Ich saß da, auf einem Bal- teilen, was man besonders mag. kon mit Blick auf das Arabische Meer, und auf einmal fiel alles Mittlerweile habe ich Diana Krall, sooft ich konnte, live von mir ab. Sorry, wenn das jetzt ein bisschen kitschig klingt, erlebt, weit im zweistelligen Bereich. Und weil sie irgendwann aber es kam mir tatsächlich so vor, als hätte ich mein ganzes neugierig wurde, wer hinter „ihrer“ deutschen Website steht, Leben auf diese Musik gewartet. Sie klang so natürlich, ange- haben wir uns vor einigen Jahren persönlich kennen gelernt. nehm, entspannt und trotzdem interessant, und dazu kam di- Auch da wurde mein erster Eindruck bestätigt. Außer ihrer ese unglaublich coole und beruhigende Stimme – sensationell! Gelassenheit und Freundlichkeit und einem sehr trockenen,

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 10 02.03.2009 13:36:11 Uhr „Wie war c ccIndien?“ „Wunderschön, aber kennst du Diana Krall?“

Till Brönner Diana Krall

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 11 02.03.2009 13:36:26 Uhr Diana Krall

1964 Am 16.11. kommt Diana Krall in Nanaimo auf der kanadischen Pazifikinsel Vancouver Island zur Welt.

1980 Bei einem ihrer Piano- Abende begegnet sie dem Bassisten Ray Brown, dem Ex-Ehemann von Ella Fitzgerald, der sie fortan unterstützt und fördert.

1993 Nach drei Semestern an Berklee, Privatstunden bei Jimmy Rowles und etlichen Erfolgen in New York erscheint ihr Debüt „Stepping Out“.

1996 Diana Krall Die Tommy-LiPuma- Produktion „All For You: A Dedication to the fast schon britischen Humor, fiel mir dabei ihre schüchterne Claus Ogerman, die Auswahl der Stücke, die gesamte musika- Nat King Cole Trio“ wird Art auf. Auf der Bühne schwebt sie manchmal ganz cool über lische Atmosphäre – traumhaft. für den Grammy allem, ist Frau der Lage und in jedem Moment absolut souve- Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man mit nominiert und hält sich rän, wenn sie zum Beispiel ein Handyklingeln aus dem Publi- Talent. Diana Krall hat von beidem reichlich und ist mit dieser siebzig Wochen lang in kum in ihrem Klaviersolo zitiert. Aber zieht man ihr den Klavier- seltenen Mischung mittlerweile zum Weltstar avanciert. Gleich den Billboard Jazzcharts. hocker weg, ist sie aus ihrem Element. Das wird mir jedes Mal als zweiten Titel singt sie auf ihrem neuen Album einen wun- wieder klar, wenn wir uns treffen, weil und obwohl sie genauso derschönen Standard, auf diese intime und intensive Art und 1999 spricht, wie sie singt – entspannt, natürlich, sanft. Durch Elvis Weise, die sie so besonders macht. Der Titel heißt „Too Mar- Für „When I Look In Your Costello, ihren Ehemann, hat sie sich eine etwas härtere Scha- velous For Words“. Wenn man nicht wüsste, wie bescheiden Eyes“ bekommt sie ihren le gegenüber den Irrungen und Wirrungen des Musikerlebens Diana Krall ist, könnte es ihr Theme-Song sein. ersten Grammy. zugelegt. Und ihre Zwillinge halten sie ebenso sehr auf Trab, www.dianakrall.de wie sie ihr innere Ruhe schenken. Aber hinter der Bühne ist 2004 Diana Krall nach wie vor bescheiden und schüchtern. „Als wir Nadja von Massow, eingefleischter Jazzfan und Wahl- Gemeinsam mit Ehemann das neue Album im Capitol Studio in Hollywood aufgenom- ­Londonerin, betreibt Diana Kralls deutsche Fan-Homepage Elvis Costello schreibt men haben, bin ich vor jeder Session an dieser ‚Ahnengalerie‘ www.dkrall.de Diana Krall das Singer/ vorbeigegangen: Frank Sinatra, Keely Smith, Bing Crosby, Nat Songwriter-Album „The ‚King‘ Cole …“, erzählte sie neulich, in Kanada. „Und jedes Mal Girl In The Other Room“. habe ich gedacht: ‚Ich hoffe, ihr könnt mir heute helfen. Ich bin mir sicher, dass ich eure Unterstützung brauchen werde.‘“ 2009 Ob es geholfen hat oder nicht, bestimmt ist „Quiet Nights“ Das zwölfte Album, eines der besten Alben, das sie je gemacht hat. (Und das soll „Quiet Nights“, wird von von jemandem wie mir einiges heißen!) So schön und gut hat Tommy LiPuma sie vielleicht noch nie gesungen, ihr Produzent Tommy LiPuma produziert und von Claus fühlt sich dabei sogar an die „späte Reife von Peggy Lees Auf- Ogerman arrangiert. nahmen aus den Fünfzigern“ erinnert. Die Arrangements von

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 12 02.03.2009 13:36:40 Uhr All that Gwoka Jacques Schwarz-Bart aus Guadeloupe beweist wieder ­einmal, dass im Jazz nur der Regelbruch die Norm sein kann.

Text: Tim Weber | Foto: Antoine Carlier

„Uninspirierte Menschen sind wie leere die Prinzipien der marokkanischen Gna- Hüllen“, sagt Jacques Schwarz-Bart, der wa-Musik. Den „mystischen Sprung ins auf seinem zweiten Album „Abyss“ der Leere“ der Sufis wagte er schon zu Be- Jacques Schwarz-Bart Leidenschaft seines Lebens folgt: „Leute ginn seiner Musikerkarriere. Der Elite- Abyss mit Musik zu inspirieren.“ Der auf den Uni-Absolvent sprang von einem siche­ Emarcy Antillen geborene Tenorsaxophonist ren Posten in der Politik in die New Yor­ CD 530 8078 und Sohn des Schriftstellerehepaars An- ker Jazzszene. „Etwas Bestimmtes gut zu dré und Simone Schwarz-Bart, spielte können, repräsentiert dich nicht auto­ Jacques Schwarz-Bart bei Erykah Badu, D’Angelo und Roy matisch. Als ich mit 28 das Glück hatte, in Hargrove, bevor er 2007 auf seinem ein Tenorsaxophon zu blasen, wurde mir Debütalbum „Soné Ka La“ die Gwoka- das schlagartig klar“, sagt Schwarz-Bart. McKay, die mit Tricky arbeitete, singt ver- Rhythmen seiner Heimat Guadeloupe Nun wirft sich der 46-Jährige auf „Abyss“ schiedene Songs, und John Scofield hat mit Jazz und Soul verband. Dieses eigene in die Tiefen Coltrane’scher Seelensuche, einen inspirierten Gastauftritt. Klang­universum expandiert er nun auf elegant taucht er dann auf den Spuren dem Zweitling „Abyss“. Bevor er dafür ins Milton Nascimentos auf. Zwei Gwoka- Ein ausführliches Interview mit Studio ging, studierte der Multibegabte Perkussionisten bilden sein Fundament. Jacques Schwarz-Bart finden Sie auf in Casablanca bei einem Sufi-Meister Die New Yorker Soulsängerin Stephanie www.schwarz-bart.de

Hast du ein Problem?

Text: Götz Bühler | Foto: RJ Shaugnessy

Sia ist so gut, dass Journalisten zen zu lassen, einfach eine Konzertkarte sie oft missbrauchen. Ihr Ausnahme­ kaufte und anschließend backstage an- talent, ihre umwerfende Kehle und die fragte, ob man nicht mal gemeinsam ins halsbrecherische Art, wie sie daraus No- Studio gehen sollte. Da die Lästerschiene ten vorbringt und singt, sollen die Regel nicht zieht, verlegen sich die Schreiber- bestätigen, dass Sias Kolleginnen alle- linge also notgedrungen auf Sias neu- samt nichts taugen. Damit kommt man es Album, vielleicht auch wachgerüttelt nicht weit bei der quirligen Australierin durch dessen Titel „Some People Have aus Adelaide, die über London und L.A., Real Problems“. Nachdem wir wider bes- Sia über Jazz und Soul von Jamiroquai, über seres Wissen zu „Buttons“ getanzt, bei Some People Massive Attack und Zero 7 zu unmittel- „Little Black Sandals“ mitgesungen und Have Real Problems bar bevorstehendem Weltruhm gelang- bei „Day Too Soon“ sogar eine Träne Concord te. Denn viele der Damen, über die die vergossen haben, wählen sie dieses vor CD 723 1287 Popwelt gerne klatscht, sind Sias gute Soul triefende Popalbum an die Spitze Freundinnen. Amy Winehouse schickt ihrer Jahrescharts und Lieblingslisten sie regelmäßig Nachrichten per SMS. (wie etwa iTunes, Perez Hilton, David Auch mit Christina Aguilera versteht sie Letterman). Und dann vergessen sie über sich gut, spätestens seitdem diese das die quirlige Australierin mit der enormen Unerhörte tat und sich, statt sich wie je- Seelenstimme einfach den Rest. Kein Pro- Sia des Popsternchen auf die Gästeliste set- blem. www.sia-music.de

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 13 02.03.2009 13:36:47 Uhr Letztes Jahr noch ein Geheimtipp, durchbricht die Schweizer Sängerin und Songschreiberin Sophie Hunger auf ihrem zweiten Album „Monday’s Ghost“ sämtliche Klischees und eroberte damit Platz eins der Schweizer Albumcharts.

JazzEcho im Gespräch mit der unangepassten 25-Jährigen.

Interview: Felix Fast | Foto: Benoit Peverelli sellschaftlich war es sicher bürgerlich, aber es war auch extrem. Wir haben stän- JazzEcho: Frau Hunger, die vorherr- Tag Leute, die Musik studiert haben, und dig unseren Wohnort gewechselt, keine schenden Themen im heutigen soge- ich weiß, dass ich nichts darüber weiß. Heimat gehabt. Mein Bruder war lange nannten Singer-Songwriter-Pop sind: JazzEcho: Das sagen Sie recht selbst- mein einziger und bester Freund. Alles an- 1. Gescheiterte Liebe, 2. Plötzliche bewusst. dere ist ständig gekommen und gegan- Liebe … Hunger: Ich glaube, dass es ein Vorteil ist, gen. Es war irreal, das kann ich jetzt sa- Sophie Hunger: … keine Liebe (lacht) … nichts zu wissen, weil es mich frei macht. gen, damals kannte ich ja nichts anderes. JazzEcho: … genau, oder schwierige JazzEcho: Ist das nicht illusorisch? JazzEcho: Sie drücken sich in drei Spra- Liebe. Inflationäre Themen, die Sie ver- Hunger: Nein, das ist einfach: keine chen aus. Was für Realitäten stellen die meiden. Ihre Songs sind uneindeutig, Schule besuchen, keine Fragen stellen. jeweils dar? poetisch, wovon handeln sie? JazzEcho: Auch nichts gut finden und Hunger: Deutsch ist mir am nächsten, Hunger: Von sich selbst, im besten Fall. nichts schlecht finden? ich bin mir da meiner selbst am meisten Sie sollten in sich vollkommen sein. Alles Hunger: Davor kann man sich nicht ret- bewusst. Englisch liegt in der Mitte, und andere ergibt für mich keinen Sinn. Musik ten. Aber Musik interessiert mich nicht Französisch liegt mir so fern, dass ich da ist für mich ein Ausdruck von sich selbst. wirklich. Ich höre eigentlich immer die mehr mit dem Klang der Sprache spiele. Musik steht für Musik, ist Musik. Es ist gleichen paar Sachen: Bob Dylan, einen Man kann auf Französisch Sachen sagen, schwer, zu sagen: Ich hatte einen Autoun- Schweizer Musiker namens George Vain, die auf Deutsch irritieren würden, auf fall, und nachher habe ich ein Lied darü- Radiohead, Cashmere, das ist eine däni­ eine ungute Art irritieren würden, es wäre ber geschrieben. Man kann sich natürlich sche Band, das war’s eigentlich schon. exaltiert. vormachen, dass es so ist, aber das eine JazzEcho: Sie sind Tochter aus gutem JazzEcho: Ihre Karriere begann ja im ist ein Autounfall und das andere ist ein Haus, Kosmopolitin, ihr Vater ist Diplo- französischen Teil der Schweiz. Lied. Es hat nichts miteinander zu tun. mat. Ihre Musik klingt aber oft, sagen Hunger: Stimmt, ich habe auch sehr JazzEcho: Sie haben kürzlich gesagt, wir: prekär, etwa „The Tourist“ oder früh in Frankreich gespielt, im Vorpro- dass Sie nicht viel von Musik verstehen. der Titelsong des neuen Albums. Wie gramm von bekannteren Leuten. Ist das eine bewusste Provokation? hängt das zusammen? JazzEcho: Wie war die Zusammenar- Hunger: Nein, das meine ich so und ich Hunger: Das Leben, das wir geführt ha- beit mit dem Produzenten Marcello weiß auch, dass das stimmt. Ich sehe jeden ben, durch den Beruf meines Vaters, ge- Giulani, der ja auch mit Henri Salvador,

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 14 02.03.2009 13:36:52 Uhr „Ich glaube, dass es ein Vorteil ist, nichts zu wissen ...“ Sophie Hunger

Sophie Hunger

Étienne Daho und Jane Birkin gearbei- einfach so gemacht. JazzEcho: Was genau? Die Sprache? tet hat? JazzEcho: Und nun kommen Verpflich- Hunger: Wahrscheinlich, aber auch das Hunger: Wir hatten uns zuvor kennen tungen, Verträge, Abgabetermine … Deutsche. Dieses Aufrechte. Genaue. gelernt, er hat bei gespielt, Hunger: Das alles hat mich eher er- Geistige. Bücher. Gottfried Benn, so et- mit dem ich aufgetreten bin. Das war al- leichtert, Abgabetermine zu haben, eine was kann man nicht übersetzen. les super. Marcello hat es geschafft, dass Rolle zu haben. Davor hatte ich keine Ar- JazzEcho: Ich musste natürlich an Kaf- die Lieder nach sich selbst klingen, und beit, habe keine Ausbildung gemacht, ich ka denken, als ich Ihren Namen las … das ist schwer. wusste nicht, was ich tun sollte. Das war Hunger: Wegen Hungerkünstler. Das ist JazzEcho: Warum? kein Problem oder so, aber ich hatte kei- ja der Nachname meiner Mutter. Und Sophie Hunger Hunger: Die Möglichkeiten im Studio nen Kontext, in keinster Weise. schon als Kind fand ich faszinierend, dass Monday‘s Ghost sind unendlich, und es braucht so viel JazzEcho: Sie sind Schweizerin. Was für die SO HEISST (lacht). Ich habe ihr das Emarcy Wissen, da das Richtige zu machen. Mein ein Verhältnis haben Sie zur Schweiz? erst auch gar nicht so richtig geglaubt CD 531 4952 erstes Album habe ich allein aufgenom- Hunger: Mein Land ist ein großes Ta- und sie in Jahresabständen gefragt, ob men, zuhause, und das war gar nicht lent, das sich nichts traut. Das immer in das wirklich stimmt. schwierig. Viele Leute denken: Oh Mann, dieselbe Richtung schaut, sich von Ge- JazzEcho: Beim Stichwort Hunger- allein zuhause aufgenommen, Wahnsinn! wohnheit leiten lässt. Aber wir haben so künstler: Sind Sie ein Bohemien? Aber das ist viel leichter, weil man keine viele Möglichkeiten, und es wäre so auf- Hunger: Nein. Ich verabscheue Leute, Fragen hat, aber im Studio schon. Da regend zu sehen, was passiert, wenn wir die etwa sagen, klassische Musik sei sno- muss man genau wissen, wo man die Mi- teilnehmen, uns zu unserem Talent be- bistisch, und dann aus Prinzip Sachen krophone hinstellt. kennen würden. machen, die keiner versteht. Das ist viel JazzEcho: Das erste Album war ein- JazzEcho: Sie haben eine Zeit lang mit snobistischer, viel bornierter als die Leute, facher … Ihrer Familie in Bonn gelebt, was ist da die sie anklagen. Da beeindruckt mich je- Hunger: Ja, und ging viel schneller. Aber passiert? des altbackene, hundert Mal zitierte Ge- das war eine andere Zeit. Da habe ich mir Hunger: Das war die prägendste Zeit dicht von Goethe mehr. nichts dabei überlegt. Ich war einfach ein meines Lebens. Ich gebe zu, das sind völ- Mädchen in Zürich und hatte mir einen lig irrationale romantische Gefühle, das Computer gekauft. Es war nicht für die ist meine Erinnerung. Aber ich weiß, dass Das komplette Interview lesen Sie auf Öffentlichkeit, für niemanden, ich hab’s ich bis heute Deutschland vermisse. www.sophiehunger.de

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 15 02.03.2009 13:36:54 Uhr Toplage mit Aussicht

Text: Jörg Eipasch | Foto: Jimmy Katz

s gibt nicht viele Künstler, die mit knapp 21 Jahren schon E auf eine 13-jährige Karriere zurückblicken können. Und noch weniger schaffen es, sich nicht von ihren Eltern und/oder „gutmeinenden“ Managern im Eiltempo verheizen zu lassen. Der Gitarrist Julian Lage war ein solches glückliches Wunder- kind. Mit acht Jahren durfte er sein Können schon an der Seite Julian Lage von Carlos Santana und in einem (später für einen Oscar nomi- nierten) Dokumentarfilm demonstrieren. Und obwohl Julian Julian Lage dadurch früh auf sich aufmerksam machte und immer wieder „Sounding Point“ auch deutlich an. Nachdem er zuvor schon Sounding Point verlockende Angebote von verschiedenen Plattenfirmen ein­ auf Alben von Gary Burton, Nnenna Freelon und seinem Emarcy gingen, entschieden seine Eltern, ihn außerhalb des Rampen- Freund Taylor Eigsti zu hören war sowie mit Herbie Hancock, CD 179 1447 lichts vernünftig heranreifen zu lassen. So absolvierte der junge Charles Lloyd und Jane Monheit die Bühne teilte, präsentiert erscheint am 03.04.09 Gitarrist also erst einmal ein klassisches Musikstudium und be- sich Lage nun mit eigenem Quintett, überwiegend eigenen suchte danach das Ali Akbar College of Music, um sich dort in Kompositionen und den Gästen Taylor Eigsti, Béla Fleck und die Geheimnisse der traditionellen indischen Musik einweihen Chris Thile. Musikalisch fand Julian Lage eine eigene Nische zu lassen. Zurzeit vertieft er sich am Berklee College noch in ein zwischen zeitgenössischem Jazz, Klassik und Folklore. Nach klassisches Kompositionsstudium. Und dies hört man seinem einem solch brillanten Debütalbum darf man von dem Gitarris- absolut erstaunlichen und sehr reif klingenden Debütalbum ten in Zukunft sicher noch einige Wunder erwarten. Selbstgesprächig Text: Jörg Eipasch | Foto: Egil Henning Hansen

„neue Konzept“ sei für ihn ausgereizt eine gewisse geistige Verwandtschaft und er würde nun alleine zu neuen musi- Bugge Wesseltofts mit impressionisti- kalischen Horizonten aufbrechen. Mit schen Klangpoeten wie Evans, Jarrett „IM“ legte er 2007 ein weitgehend im und Bjørnstad. Von ganz anderer Seite Alleingang fabriziertes Album vor, auf zeigt sich Bugge aber, wenn er etwa Paul dem er eine gewisse Neigung zu melan- Desmonds „Take Five“ auf halber Strecke cholischen Stimmungen offenbarte. Auf in eine psychedelische Dub-Nummer „Playing“ agiert der Pianist nun wesent- verwandelt oder in „Hands“ einen ebenso Bugge Wesseltoft lich verspielter, melodienseliger und humorvollen wie faszinierenden Bogen Playing leichtfüßiger. Dreh- und Angelpunkt des von avantgardistischen Klangspielereien Jazzland Bugge Wesseltoft Albums ist das zweiteilige „Talking To à la John Cage hin zum New-Orleans- CD 179 6167 Myself“, dessen Titel an den Bill-Evans- Rhythm’n’ eines Professor Longhair Klassiker „Conversations With Myself“ schlägt. Da zwinkert einem doch schon Sieben Jahre lang mischte Bugge erinnert. In der Tat verrät der ausgespro- wieder schalkhaft der Bugge zu, den Wesseltoft mit seiner Band New chen elegische Pianomonolog, der sich man in den 90ern als einen der wichtigs- Conception Of Jazz sowie turbu- über insgesamt 20 Minuten erstreckt, ten kreativen Impulsgeber der europä- lenten, Groove-betonten und ge- genau wie die Gospel-gefärbte Version ischen Jazzszene so schätzen lernte. witzten Alben die europäische Jazz- von Jimmy Cliffs Klassiker „Many Rivers szene auf. Dann verkündete er, das To Cross“, mit der das Album ausklingt, www.buggewesseltoft.de

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 16 02.03.2009 13:37:05 Uhr Super-Singer-Songwriter- Sozialaktivistin Kann Musik etwas bewegen? Vienna Teng verlässt sich nicht allein darauf, unterstützte nebenbei Barack Obama und baute Häuser für Obdachlose in Argentinien.

Vienna Teng

Text: Bedo Voigt | Foto: Kellie Kano

amit dies eine bessere Welt wird, sollten wir öfter mal die ken, dieses Mal auf die kalifornischen Studiocracks zu verzich- D Perspektive wechseln, uns in andere hineinfühlen, sagt ten, die „Dreaming Through The Noise“ einspielten? Nein, die asiatisch-amerikanische Singer-Songwriterin Vienna Teng. darüber hätte sie sich keine Sorgen gemacht, sagte die Auf ihrem neuen Album „Inland Territory“ verlegt sie Palästina zierliche Frau mit dem markanten Kinn kürzlich im JazzEcho- in die USA, deren Einwohner illegal die Grenze zu Mexiko über- Interview in Berlin. Die Plattenfirma habe ihr freie Hand gelas- queren. Sie singt von einem Minenunglück in China und sen, betont Teng, die letztes Jahr von San Francisco nach New wird darin zur Witwe mit fünf Kindern. Warum es wichtig für York umzog, weil sie dort „eingeschüchtert und überwältigt“ sie ist, die Sichtweisen umzudrehen? „Ich glaube, es hilft, das werden wollte. In San Francisco wäre es ihr zu gemütlich ge- zu können“, sagt die Sozialaktivistin. Teng unterstützte Barack worden. Die „rastlose, ehrgeizige Energie von New York“ habe Vienna Teng Oba­mas Kampagne und hat als Freiwillige in Argentinien sie in sich aufgesogen, und die neuen Songs reflektierten das. Inland Territory Häuser für Obdachlose gebaut. „Während ich dieses Album „Bevor ich überhaupt mit der Musik anfing, wollte ich Ärztin Rounder aufnahm, habe ich viel daran gedacht, dass mein Leben sehr werden und für ‚Ärzte ohne Grenzen‘ arbeiten“, erzählt die CD 431 1252 glücklich verläuft, dass ich das Glück hatte, zu einer bestimm- 30-Jährige. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun, anderen helfen, ten Zeit an einem bestimmten Ort zur Welt zu kommen. Dass das war mein erster Traum, ein Bedürfnis, das ich heute noch ich die Freiheit habe, meinen Interessen nachzugehen, sehr als Musikerin habe.“ Auch wenn Teng heute über eine Menge wenig eingeschränkt bin. Mir ist bewusst, dass viele Leute nicht düsterer Themen singt, so ist „Inland Territory“ ihr bisher hoff- so leben. Und so habe ich versucht, mich in andere Schicksale nungsvollstes Album geworden. „Weil es, wie gesagt, aus hineinzudenken. Diese Leute sind nicht wirklich anders als ich. diesem Gefühl der Dankbarkeit heraus entstanden ist.“ Aus Sie wurden nur in andere Umstände gesetzt.“ International be- diesem Gefühl heraus geht Vienna Teng der Frage nach, wie kannt wurde die ehemalige Programmiererin aus dem man den Wert der Dinge, die einen umgeben, erkennt, bevor Silicon Valley mit ihrem letzten Album „Dreaming Through man sie verliert? Die Welt öfter mal aus einem anderen Blick- The Noise“, das Larry Klein, der Weggefährte von Joni Mitchell, winkel betrachten, hilft sicher. produzierte. Ihr neues Album mit dem merkwürdigen Titel produzierte Teng selbst, flankiert von ihrem Tour-Schlagzeuger Ein ausführliches Interview mit Vienna Teng lesen Sie auf Alex Wong. „Inland Territory“ verbindet Jazz und Pop, klingt www.vienna-teng.de sehr zugänglich, manchmal nach Radiohead, manchmal nach Peter Gabriel und vor allem nach Vienna Teng. War es riskant, aus dem Schatten Larry Kleins hervorzutreten? Hatte sie Beden­­

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 17 02.03.2009 13:37:14 Uhr Melody Gardot

Melody Gardot My One And Foto: Nick Jbaro Only Thrill UCJ Melody Gardot ist eine Sängerin, die kaum den Mund gend, mit sensationellen Streichern, cooler Bossa Nova – und CD 179 6781 öffnet und schon allen die Sprache verschlägt, eine Frau, ihrem einzigartigen Thrill. LP 179 6787 die gleichzeitig reizend und riskant wirkt. Eben noch mit Wer es nicht abwarten kann, sweet Melody zu hören, ist erscheint am 24.04.09 „Worrisome Heart“ in den Jahresbestenlisten, offeriert die vorab auf www.melodygardot.de herzlich willkommen. 23-Jährige ab Ende April „My One And Only Thrill“, sanft swin- Wandelvogel Text: Jörg Eipasch | Foto: Palma Kolansky

„Metamorphosen“ ist nicht das ers- gen: War anfangs noch Marsalis der in ihrer über zehnminütigen Laufzeit te Album, auf dem Branford Marsa- dominierende Stückelieferant des Quar- atemberaubend entwickelt, ständig wan- lis schon im Titel den musikalischen tetts, so steuern inzwischen alle Ensemb- delt und bis zum explosiven kollektiven Wandel thematisiert. Als der Saxophonist lemitglieder Kompositionen zum Reper- Höhepunkt immer mehr verdichtet. 1997 sein zweites Buckshot-LeFonque- toire bei: Calderazzo die beiden fast www.branford-marsalis.de Album aufnahm, nannte er es „Music schon schmerzhaft schönen Balladen Evolution“. Auch „Meta­morphosen“ do- „The Blossom Of Parting“ und „The Last kumentiert die musikalische Entwicklung Goodbye“, Bassist Eric Revis „Abe Vigo- Branford Marsalis und Wandlung sowohl seines Quartetts da“, das Monk‘sche „Sphere“ (dem mit Metamorphosen als Spieleinheit als auch die jedes einzel- Monks „Rhythm-A-Ning“ das einzige Marsalis Music nen Bandmitglieds. Keine Frage: Seit Pia- Nichtoriginal des Albums vorangestellt CD 460 0110 nist Joey Calderazzo vor zehn Jahren als wurde) und das Bass-Solo-Feature „And Ersatz für den verstorbenen Kenny Kirk- Then, He Was Gone“. Von Marsalis selbst land zu Marsalis’ Quartett stieß, ist dieses stammt das beboppig vertrackte „Jab- enorm gereift und zusammengewach- berwocky“. Schlagzeuger Jeff „Tain“ sen. Die Entwicklung kann man auf den Watts steuerte „The Return Of The fünf Alben, die seither in identischer Be- Jitney Man“ und die metamorphe Branford Marsalis setzung aufgenommen wurden, verfol- Schlussnummer „Samo ©“ bei, die sich

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 18 02.03.2009 13:37:31 Uhr New Yorker Reminiszenzen Enrico Rava Text: Jörg Eipasch | Foto: Christopher Tribble/ECM

ie Wiege des Jazz mag zwar in New Jazz. Nirgends ist die Clubszene vielfäl- dem er dort schon in den späten 60ern D Orleans gestanden und die Musik tiger oder inspirierender, nirgends die zusammengespielt hatte. Aus seiner Hei- dann durch den Blues in Chicago früh Konkurrenz unter den Musikern härter. mat brachte Rava den jungen Pianisten weitere wichtige Impulse erhalten ha- 1967 zog es auch den damals 28-jäh- Stefano ­Bollani nach New York mit, vor ben. Aber seit den 20er Jahren des 20. rigen italienischen Trompeter Enrico ­Rava Ort stießen noch Tenorsaxophonist Mark Jahrhunderts hat keine andere Stadt dorthin. In den sechs Jahren, die er in Turner und Bassist Larry Grenadier dazu. mehr den Jazz so sehr geprägt wie New New York verbrachte, reifte er zu der Gemeinsam schuf das Quintett, das in York. Zunächst wurde hier der Ragtime Persönlichkeit heran, die wenig später dieser Konstellation nie zuvor gespielt zum Stride weiterentwickelt und dann dem italienischen Jazz zu Weltgeltung hatte, Musik von zeitloser Qualität und Enrico Rava setzten Fletcher Henderson und ­Duke verhalf. Und bis heute fühlt sich Rava der Schönheit, die sich zwar aus den Quellen New York Days ­Ellington mit ihren Orchestern neue Stadt verbunden. Nun traf er sich für die der Jazzgeschichte speist, aber ebenso ECM Akzente. Seitdem ist New York so etwas Sessions von „New York Days“ mit dem sehr im Hier und Jetzt fußt. CD 177 2715 wie die inoffizielle Welthauptstadt des Schlagzeuger Paul Motian wieder, mit LP 179 7340

Was ihr braucht

Text: Götz Bühler | Foto: Kurt Iswarienko

„Ich habe das Elend schon immer sehr genossen“, sagt Teddy Thompson schmunzelnd. „Deshalb schreibe Teddy Thompson ich auch nicht besonders viele fröhliche Songs, aber wer tut das schon? Traurige sind viel einfacher.“ Der 32-jährige Sän- ger und Songschreiber aus London mit Wohnsitz in New York, dem es bisher weder genutzt noch geschadet hat, dass seine Eltern Richard und Linda Thompson in den 60ern Folkstars wa- ren, hat auch für sein neues Album ein Dutzend sehr eigener und eher reflektierter, sogar selbstkritischer Lieder komponiert. Teddy Thompson Gleich zu Anfang singt er auf „A Piece Of What You Need“: A Piece Of „Es wird schwerer und schwerer, mit mir zu leben.“ Trotzdem What You Need bezeichnet Thompson das Album zuerst als „fröhlich“, bevor Verve Forecast er sich auf „optimistisch“ und „immerhin etwas flotter“ run- CD 176 4348 terregelt. Die spürbar positivere Note in Songs wie „Can’t Sing Straight“ oder „One Of These Days“ hat Thompsons viertes Album zum ersten Mal einen Charterfolg beschert – in Eng- land landete das Album sogar in den Top Ten. Daran dürf- noch so guter Produzent keine so guten Chancen. „Ich hoffe, te auch der Produzent Marius de Vries nicht ganz unschuldig dass dieses Album seinem Titel ‚A Piece of What You Need‘ sein. Der ehemalige Keyboarder der Blow Monkeys, der auch gerecht wird“, sagt Thompson schließlich. „Alles, was früher schon Hits für Björk und Madonna fabriziert hat, fügt Thomp- solide und haltbar war, ist heutzutage kurzlebiger Konsum- sons unterschiedliche Einflüsse – von Country, über Rock bis zu schrott. Die Menschen waren früher vielleicht auch deshalb aufwendig arrangiertem Sunshine-Pop – zu einem stimmigen etwas solider, weil die Dinge um sie herum solider waren. Ich Gesamtbild zusammen. Doch ohne die stimmlichen und kom- will hoffen, dass mein Album ein etwas robusteres Teil des positorischen Eigenarten des Teddy Thompson hätte auch ein musikalischen Puzzles ist.“ www.teddythompson.de

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 19 02.03.2009 13:37:46 Uhr Wiederauferstehung zum Jubelpreis Text: Werner Kaltrund

Neues aus der Serie Jazz Club: Zu den einhundert be- Power-Drummer Charly Antolini, Pianist Friedrich Gulda, Sän- reits erschienenen erschwinglichen Zusammenstel- ger Mark Murphy (bekannt durch seine Zusammenarbeit mit lungen gesellen sich jetzt neu die Jazz Club Originals: Jazz- Till Brönner) und Big-Band-Leader Don Ellis bis hin zu Kult- ­Leckerbissen, die es bislang nicht auf CD gab. Für die Serie Hammond-Organist Ingfried Hoffmann. Kult ist auch die jaz- wurden sie allesamt digital remastert und mit den originalen zige Filmmusik „Chariots Of The Gods?“ zum Erich-von-Dä- Liner ­Notes ausgestattet. Von nun an kann der Fan mit der niken-Film „Erinnerungen an die Zukunft“. Sie stammt aus der Serie also auch seine Albumsammlung vervollständigen und Feder von Peter Thomas („Raumpatrouille Orion“) und feiert in Neu- oder Wiederentdeckungen feiern. der Serie ihre längst überfällige Wiederauferstehung. Der Anlass, in die erste Staffel zwei Alben von Trompeter Hörproben zu dieser und allen anderen Jazz-Club-CDs Rollin’ Freddie Hubbard aufzunehmen, ist ein trauriger: Der Ameri- unter www.verve-jazzclub.de MPS kaner verstarb am 29. Dezember letzten Jahres in Los Ange- Freddie Hubbard / The Hub Of Hubbard / MPS 179 4573 • Freddie CD 179 8601 les an Herzversagen. Zwei seiner Alben erschienen auf dem Hubbard / Rollin’ / MPS 179 8601 • Johnny Griffin Quartet / Night deutschen Label MPS: der Modern-Jazz-Klassiker „The Hub Of Lady / Emarcy 179 4191 • Dexter Gordon/ / A Day In Hubbard“, 1969 von Joachim Ernst Berendt produziert und mit Copenhagen / MPS 179 4439 • Don Ellis / Soaring / MPS 178 5959 • Side­men wie und eingespielt, und Friedrich Gulda/Klaus Weiss / It‘s All One / MPS 179 4329 • Ingfried die erstklassige Live-Einspielung „Rollin’“, aufgenommen 1981 Hoffmann / Hoffmann’s Hammond Tales / Emarcy 179 4417 • Charly auf dem Villingen Jazz Festival. Beides würdige Erinnerungen Antolini / In The Groove / MPS 179 4440 • The Singers Unlimited / an einen mitreißenden Jazzmusiker. Aber auch die anderen Fol- Sentimental Journey / MPS 179 4292 • Mark Murphy / A Swingin’, gen bringen Perlen ans Tageslicht. Der Bogen spannt sich von Singin’ Affair / Emarcy 531 2782 • Peter Thomas Sound Orchestra / den Saxophonisten Johnny Griffin und Dexter Gordon, über Chariots Of The Gods? / Polydor 179 4333

Die Wege des Herrn

Text: Götz Bühler | Foto: Egil Henning Hansen

wild. Oder viel wilder als gedacht. Schon re und singt natürlich auch, und die wer- das Cover von „Piety Street“ ist ein gutes denden „Crescent City“-Legenden Shan- Indiz, dass der Über-Jammer aus Ohio, non Powell, Perkussion, und John Bout- neben Pat Metheny und Bill Frisell ei- té, Vocals, runden das Werk segensreich ner der „Big Three“ der Jazzgitarre, noch ab. Und warum jetzt ein Gospel-Album, nicht von allen guten (oder bösen) Geis- nach den gefeierten Funk- und Jamband- tern verlassen ist. Votivkerzen, wie man Produktionen und den „Saudades“ des sie vor allem in New Orleans in den re- Trio Beyond für ECM? Auch da hat John John Scofield ligiösen Zubehörläden findet, zieren das Scofield konsequent um die Ecke ge- Piety Street Frontbild – bunt bedruckt mit den Hei- dacht: Er wollte ein Blues-Album auf- Emarcy John Scofield ligenporträts von Sco und seinen Man- nehmen, aber eben ein untypisches. 179 1136 nen. Und wen er sich alles in seine funk- Typisch Scofield. Also macht er sich jetzt Wenn einer wie John Scofield ein Gospel- verliebte Gospelgemeinde geholt hat: über dreizehn Klassiker des kirchlichen Album aufnimmt, wird es ernst. Was ist George Porter von den Meters spielt den Blues-Bruders her – so funky und dirty, so passiert? Ist jetzt wirklich Schluss mit lus- Bass, Ricky Fataar spielt die Drums, wie himmlisch cool und höllisch groovend, tig? Wer hat ihn bekehrt? Gemach, Brü- damals schon bei den Beach Boys, der wie man es von einem wie ihm erwartet der und Schwestern, es ist alles halb so sagenhafte Jon Cleary spielt Orgel, Gitar- hätte. Halleluja! www.johnscofield.de

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 20 02.03.2009 13:37:54 Uhr West-östlicher Klangteppich Doppelpremiere: Mit Marc Sinan und Cyminology hat das Münchner Label ECM gleich zwei deutsche Acts unter Vertrag genommen.

Cyminology Marc Sinan

Text: Melanie Müller | Foto Cyminology: Arne Reimer/ECM • Foto Sinan: Johanna Diehl

m Februar feuerte man im Iran zeuger Ketan Bhatti und dem deutschen nannte Kuljic die „aufregendste Jazzstim- zum 30. Jahrestag der isla- Bassisten Ralf Schwarz vermischt Sama- me der aktuellen Szene“. Julia Hülsmann mischen Revolution erstmal einen Satel- watie Kammer-Jazz und Kunstlied. Ge- triumphierte kürzlich mit ihrem Trio auf liten in den Weltraum. Die davon verstör- dichte, die sie in Farsi singt, sind das ly- dem ECM-Album „The End Of A Sum- ten Westmächte sollten sich jetzt endlich rische und rhythmische Rückgrat der mer“. Hören kann man sie alle nun auf I„benehmen“, ließ Ministerpräsident Musik. Die Stücke mit oft ungeraden Me- dem Debüt des türkisch-deutschen Gitar- Ahmadinedschad verlautbaren. „Die Zeit tren handeln von Heimweh, von diffusen risten Marc Sinan. Sein Flamenco- des Mobbings“ sei vorbei und zwar Stimmungen. „Mag die Sprache auch schwangerer und mit Gil Evans’scher schon seit 1979, als der Ayatollah Khom- manches erklären, Liebe ohne Sprache Finesse arrangierter Songzyklus „Fasil“, Cyminology eini den Schah stürzte. Quasi zeitgleich macht es klarer“, liest sich die Zeile eines ebenfalls bei ECM erschienen, schöpft As Ney mit dieser Umwälzung kam die persische Songs, den Cyminology im Mai 2008 im tief aus dem Koran, ist eine Charakter- ECM Jazzsängerin Cymin Samawatie in Braun- Osloer Rainbow-Studio unter der Leitung studie von Aisha, der großen Liebe des CD 178 0149 schweig zu Welt, ihre Eltern leben schon von Manfred Eicher aufnahmen. Im Ja- Propheten Mohammed. Die Improvisati- in zweiter Generation in Deutschland. nuar 2009 erschien ihr drittes Album onen des Quintetts bauen auf Koran-Su- Ahmadinedschad interessiert sie nicht, „As Ney“, das Debüt des Quartetts bei ren auf, die Sinan in der Türkei mit einem zumindest nicht öffentlich. Auch wenn ECM Records. Erhaben über jegliches Imam aufnahm. Genau wie Cyminologys es abgedroschen klingen mag: Ihre Mu- „Osten-trifft-Westen“-Patchwork verwe- „As Ney“ ist „Fasil“ ein mit ganz unter- sik überwindet die Grenzen. Weit weg ben Cyminology feingliedrige Muster schiedlichen Elementen konstruiertes, vom Iran, im deutschen Exil, lernte sie als und ornamentale Melodien zu einem frei aus verschiedenen Perspektiven und Zeit- Mädchen die persische Kultur kennen, fließenden Klangteppich. Im Nahen Os- schienen ersonnenes Album. Cyminology insbesondere die altpersische Poesie des ten, Europa, den USA, selbst im Kaukasus und Sinan/Hülsmann sind Vorboten einer 13. und 14. Jahrhunderts. Eine „blumige haben sie das Publikum hingerissen. Und neuen Ära. Sie können aufeinander hören Sprache“, die sie nur teilweise verstand im Iran? „Im Iran dürfte ich gar nicht auf- und schätzen die Tradition. Sie verlassen Marc Sinan und die sie doch von Anfang an berührte. treten. Ich bin eine Frau“, sagt lakonisch alte Muster, beschwören Neues und Fasil 2001 gründete die Musikstudentin im die Frau mit der schönsten Nase im Jazz. überwinden Grenzen. ECM multikulturellen Berlin ihre Band Cymi- Starke Frauen des Frühlings 2009 CD 177 3154 nology. Gemeinsam mit dem in Frank- sind auch die serbische Sängerin Yelena Weitere ECM-Themen finden Sie unter reich geborenen Pianisten Benedikt Kuljic und die deutsche Pianistin Julia www.ecm-jazz.de Jahnel, dem deutsch-indischen Schlag- Hülsmann. Die „Frankfurter Rundschau“

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 21 02.03.2009 13:38:10 Uhr world’s best- sounding magazine Ausgabe 1 • 2009 Jetzt abonnieren! Jahrgang 12

world’s best- sounding magazine Ausgabe 1 • 2009 Jahrgang 12

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alle wichtigen Neuerscheinungen Wöchentlich topaktuell erhalten Sie mit dem Diana Krall informiert. Das Magazin finden Sie auch Die Jazzlady und Ehefrau von Elvis Costello hat viele Fans. Ihren größten haben wir gebeten, in die neue CD hineinzuhören. JazzEcho Newsletter Informationen über die neuesten im gut sortierten Fachhandel. Madeleine Peyroux CDs, exklusive Soundfiles, Tourdaten, Gewinnspiele Die „Wiedergeburt Billie Holidays“ entdeckt mit neuen, eigenen Songs ihre eigene Stimme. und vieles mehr. Vienna Teng Nicht nur Musik kann etwas bewegen – man kann zum Beispiel auch Häuser für Obdachlose bauen, findet die singende Sozialaktivistin. Außerdem: Nicola Contes erste Jazzplatte / Sia hat keine Probleme / Julian Lage muss ein Wortspiel erdulden / Bugge Wesseltoft zwinkert selbstgesprächig / Cyminology und Marc Sinan sind neu bei ECM / John Scofield wird religiös und, und, und.

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 22 02.03.2009 13:38:18 Uhr Neuerscheinungen Kompositionen, die Mantler für diverse Solisten CDs • www.jazz-neuerscheinungen.de wie Roswell Rudd, Nick Mason und sich selbst Zweites Soloalbum des Posaunisten aus Sonny schrieb. Rollins’ Band. Mit Kenny Garrett, Stephen Scott, Michael Mantler / Concertos / ECM 178 0371 Christian McBride u.a. Clifton Anderson / Decade / Doxy 178 0480 Der aus dem Christian Wallumrød Ensemble bekannte Violinist mit seinem ECM- Tribut des Pianisten, der seit 20 Jahren Musik für Solodebüt. die Cartoon-Serie macht. Mit Gasteinlagen von Nils Økland / Monograph / ECM 179 2432 Dave Brubeck, Wynton Marsalis u.a. David Benoit / Jazz For Peanuts / Concord 723 0454 Erstes Soloprojekt nach dem Trioalbum mit Anja Lechner und U.T. Gandhi. Auf einer CD: Highlights aus der 3-CD-Box, die Vassilis Tsabropoulos / The Promise / der Pianist 2002 solo in den berühmten Rain- ECM 177 3377 bow-Studios aufnahm. Ketil Bjørnstad / The Rainbow / Emarcy 178 2994 DVDs • www.jazz-dvds.de

Ein neuer Brasil-Rock des vierfachen Latin-Grammy- In Japan einst separat erschienen, gibt es die bei- Gewinners. Musikalisch komplex und trotzdem den Konzert-DVDs zusammen zum Sonderpreis. fantastisch eingängig. Keith Jarrett, Gary Peacock & Jack DeJohnette Short Lenine / Labiata / Emarcy 510 0007 Live In Japan 1993/1996 / ECM 177 2710 (2 DVDs) cuts Musikalisch gereift mit Songs von Paul Simon, Nach der Doppel-CD von 2006 nun die DVD ­Fiona Apple, Corinne Bailey Rae, Ivan Lins u.a. zum grandiosen Athener Konzert. Weitere Jane Monheit / The Lovers, The Dreamers And Eleni Karaindrou / Elegy Of The Uprooting / Me / Concord 723 0820 ECM 177 2713 aktuelle Veröffent- Der „Saxophon-Koloss“ mit sensationellen un- veröffentlichten Live-Aufnahmen aus den Jahren Wiederveröffentlichungen lichungen 1980 bis 2007. im / Road Show Vol. 1 / Doxy 178 1561 ORIGINALS • www.verve-originals.de Überblick CD/DVD-Doppelpack der 2008 live eingespielten Das 1951er All-Star-Konzert (u.a. Jack Teagarden, Hommage an Miles Davis. Barney Bigard & Earl Hines) erstmals auf CD. Christian Scott / Live At Newport Jazz Festival / Louis Armstrong / Satchmo At Pasadena / Concord 723 0853 (CD + DVD) Decca 179 1048

Der lenedäre Songwriter geht musikalisch fremd Mit diesem Album leitete der Vibraphonist 1971 und interpretiert Songs, die ihm in seiner Biogra- seinen Wechsel vom Hard Bop zum Funk-Jazz fie wichtig waren. ein. James Taylor / Covers / Concord 723 1076 Roy Ayers / Ubiquity / Polydor 179 0895

Erstes ECM-Album des Schöpfers der „Fourth Mit Hits von Stevie Wonder und Gene McDaniels World“-Musik seit 25 Jahren. sowie dem „MASH Theme“. Jon Hassell / Last Night The Moon Came Drop- Roy Ayers / Change Up The Groove / Polydor ping Its Clothes In The Street / ECM 179 2636 178 6848

Traumreise durch akustisch-elektronische Klang- In Soul- und Funk-Zirkeln gilt die 1978 mit der landschaften. Mit Jan Bang, Audun Kleive, David R’n’B-Sängerin Carla Vaughn aufgenommene Sylvian, Eivind Aarset u.a. Scheibe als Klassiker. Arve Henriksen / Cartography / ECM 178 0116 Roy Ayers / You Send Me / Polydor 178 2921

Bop-Standards und Balladen, 2001 in Tokio mit Nach avantgardistischen Ausflügen kehrte Bar- leichtem, spielerischem Touch intoniert. bieri 1973 zu seinen kulturellen Wurzeln zurück. Keith Jarrett, Gary Peacock & Jack DeJohnette / Gato Barbieri / Chapter One: Latin America / Yesterdays / ECM 177 4447 Impulse! 179 0896

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 23 02.03.2009 13:38:32 Uhr Sein erstes Verve-Album nahm der Bandleader 1962 mit Nummern von Neal Hefti („Cute“) auf. Count Basie / On My Way And Shoutin’ Again / Verve 179 0904 Klassischer R’n’B vom Keyboarder der Crusaders und dem einstigen Gitarristen Marvin Gayes. Auf seinem dritten Album schlug der populäre Joe Sample & David T. Walker / Swing Street Smooth-Jazz-Saxophonist 1992 klassischere Soul- Café / MCA 178 3509 Töne an. Walter Beasely / Intimacy / Mercury 178 6856 Packende Arrangements, aufgenommen in der Blütezeit der Bossa. Eines der ersten Bossa-Nova-Alben von Verve. Lalo Schifrin / Piano, Strings And Bossa Nova / Enthält den Klassiker „Manhã de carnaval“. MGM 178 3332 Luiz Bonfá / Plays And Sings Bossa Nova / Verve 178 2393 Live-Album von 1987 mit Hits wie „My Baby Just Cares For Me“, „Just Like A Woman“ und Das 1973 aufgenommene Album machte den „Mississippi Goddam“. Songwriter in den 90ern zum Kultstar der Rare- Nina Simone / Let It Be Me / Verve 179 2052 Groove-Szene. Terry Callier / What Color Is Love / Cadet 178 2974 1962 nahm der Vibraphonist ein Dutzend Arran- gements des Pianisten Clare Fischer auf. Cool! Einen erfolgreichen Neustart mit R’n’B und Funk Cal Tjader / Plays The Music Of Mexico And legten die ehemaligen „Jazz Crusaders“ 1971 mit Brazil / Verve 178 2395 diesem Album hin. The Crusaders / Pass The Plate / Chisa 178 3333 Auf ihrem zweiten Album gibt sich 1972 die Va- terfigur des Smooth Jazz eher jazzig als smooth. Ein mitreißendes Bossa-Nova-Album mit Big Grover Washington jr. / All The King’s Horses / Band gelang Getz 1962 dank Arrangements des Kudu 178 2289 genialen Gary McFarland. Stan Getz / Big Band Bossa Nova / Verve 176 7920 Mit diesem Funk-Album gelang dem Saxopho- nisten 1975 der große Durchbruch. 1971 live in Paris aufgenommenes Kult-Album Grover Washington jr. / Feels So Good / mit ungewöhnlicher Besetzung und ausgefal- Kudu 179 1049 lenem Programm. Stan Getz / Dynasty / Verve 179 2065 (2 CDs) CD-BOXEN

Groovig interpretierte der Trompeter mit seinem „Coltrane Quartet Plays“/„Ascension“/„Kulu Sé Quintett 1963 elf Filmhits. Mama“/„New Thing At Newport“/„Meditations“. / Dizzy Goes Hollywood / John Coltrane / The Impulse! Albums Vol. 3 / Mercury 178 6858 Impulse! 179 1949 (5 CDs)

1973 auf dem Weg vom Big-Band-Jazz zum Preiswerte Neuausgabe der 1988 erschienenen Funk. Mit Ray Brown, Ernie Watts u.v.a. Box mit Parkers sämtlichen Verve-Aufnahmen. Quincy Jones / You’ve Got It Bad Girl / Charlie Parker / Bird: The Complete Charlie A&M 179 1041 Parker On Verve / Verve 983 3382 (10 CDs)

1977 balancierte der Saxophonist zwischen dem Alle Peterson-Aufnahmen aus den Jahren 1951–53. Funk von Hancocks Head Hunters und dem Soul Mit Barney Kessel, Irving Ashby, Ray Brown u.v.a. von Grover Washington jr. Oscar Peterson Trio / The Complete Clef/Mer- John Klemmer / Arabesque / ABC 178 6851 cury Studio Recordings / Mosaic 178 2782 (7 CDs)

Top-elegante, swingende 1963er Session des Die lange vergriffenen Solo- und Quartett-Auf- Oscar Peterson Trios mit dem Orchester von nahmen des Pianisten aus den 70er Jahren. Arrangeur Nelson Riddle. Steve Kuhn / Life’s Backward Glances / Oscar Peterson & Nelson Riddle / Verve 179 0900 ECM 177 9946 (3 CDs)

Der virtuose Bebop-Pianist mit einem Meister- Klassiker der Weltmusik: die drei Alben, die das werk aus dem Jahr 1956. Mit Ray Brown & Osie Trio Codona zwischen 1978 und 1982 aufnahm. Johnson. Colin Walcott, Don Cherry & Naná Vasconcelos Bud Powell / Blues In The Closet / Verve 179 1051 The Codona Trilogy / ECM 176 7420 (3 CDs)

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RZ_JazzEcho_1-09.indd 24 02.03.2009 13:38:45 Uhr JazzEcho-Konzertführer Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews donnerstags neu auf www.jazzecho.de

Rebekka Bakken Sophie Hunger Jacques Schwarz-Bart 10.05. Regensburg, Zelt 29.04. Reutlingen, Jazzfrühling 21.03. Berlin, Peugeot Avenue 06.06. Lüneburg, Kulturforum 09.05. Köln, Gebäude 9 22.03. Mainz, Kammerspiele Nik Bärtsch’s Ronin 10.05. Hamburg, Übel & Gefährlich 08.05. Darmstadt, Centralstation 25.03. Nürnberg, Tafelhalle 11.05. Berlin, LiveAtDot 11.05. Zürich (CH), Moods 24.04. Bielefeld, Bunker Ulmenwall 12.05. Darmstadt, Centralstation Louis Sclavis 13.05. Karlsruhe, Jubez Beady Belle 20.03. St. Ingbert, Int. Jazz Festival 14.05. München, Club Ampere 11.04. Zürich (CH), Moods 27.06. Krefeld, Jazz Festival Impressum 13.04. Wien (A), Porgy & Bess Keith Jarrett John Scofield 14.04. München, Unterfahrt 12.10. Berlin, Philharmonie 03.07. Duisburg Herausgeber: 15.04. (CH), BeeFlat Julian Lage 14.07. Montreux (CH), Jazz Festival Universal Music 16.04. Darmstadt, Centralstation 16.05. München, Unterfahrt Sia Classics & Jazz 18.04. Stuttgart, Bix 17.05. Berlin, A-Trane 28.04. Köln, Luxor Stralauer Allee 1 Ketil Bjørnstad Lenine 29.04. Berlin, Postbahnhof 10245 Berlin 17.09. Köln, Altes Pfandhaus 27.03. Cully (CH), Cully Jazz Festival 30.04. München, 59:1 www.jazzecho.de 18.09. Münster, Haus der Begegnung 31.03. Berlin, Kesselhaus 02.05. Hamburg, Übel & Gefährlich Stefano Bollani Quintet Charles Lloyd Marc Sinan Konzept und Gestaltung: 24.04. Köln, Philharmonie 25.03. Köln, Altes Pfandhaus (2 Shows) 04.04. Schwäbisch Hall, JazzArt Festival G9 Design GmbH 03.04. Schwäbisch Hall, Hospitalkirche, Cristina Branco Bobo Stenson Hamburg JazzArt Festival 02.07. Ulm, Ulmer Zelt 29.03. München, Marstall – Jazz Line Festival www.G9.com 03.07. Kassel, Kulturzelt Branford Marsalis 01.04. Schwäbisch Hall, Hospitalkirche – 04.07. Duisburg, Traumzeit 15.05. Berlin, UDK JazzArt Festival Litho: 05.07. Lörrach, Stimmen Festival 17.05. Hamburg, Laeiszhalle 03.04. Tübingen RAWA, Hamburg 07.07. Elmau, Schloss 18.05. Frankfurt, Mousonturm 04.04. Langenau, Pfleghof 19.05. München, Circus Krone 11.06. Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio Till Brönner Druck: Nils Petter Molvær 12.06. Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio 16.04. Zürich (CH), Moods Mediaprint Percom 17.04. Hamburg, Fabrik Curtis Stigers 17.04. Zürich (CH), Moods GmbH & Co. KG, 11.05. Köln, Philharmonie 20.04. Halle, Neue Oper 04.08. Würselen, Burg Wilhelmstein Westerrönfeld 01.08. Pforzheim, Sommersprossen- 24.04. München, Club Ampere 07.08. Wiesbaden, Kurpark – Festival 25.04. Rüsselsheim, Theater Rheingau Festival 08.08. Füssen, Jazzfestival 28.04. Innsbruck (A), Treibhaus James Taylor Alle Rechte vorbehalten. 19.09. Viersen, Jazzfestival 01.05. Wolfsburg, Autostadt 09.07. Hamburg, Stadtpark Nach­druck, auch auszugs- 02.05. Rottweil, Alte Stallhalle Michel Camilo Vienna Teng weise, nur mit vorheriger 12.05. Wien (A), Konzerthaus Mozuluart 20.03. Halle, Objekt 5 / Steintor-Varieté schriftlicher Zustimmung 15.05. Zürich (CH), All Blues Jazz Recitals 24.04. Kassel, Weltmusikfestival 21.03. Köln, Altes Pfandhaus des Herausgebers: Series – Tonhalle 13.06. Rheinsberg, Kavalierhaus der 22.03. Mainz, Frankfurter Hof Fax: (030) 52007–2597 05.06. Hattingen, Henrichshütte Schlossanlage 23.03. Mannheim, Alte Feuerwache E-Mail: 06.06. Hattingen, Gebläsehalle 19.06. Mainz, Open Air – Ballplatz 24.03. München, Unterfahrt [email protected] 20.06. Bochum, Festival Kemnade Randy Crawford & Joe Sample 26.03. Linz (A), Posthof 05.07. Wien (A) Meshell Ndegeocello 27.03. Wien (A), Porgy & Bess Ihre Adresse hat sich 05.04. Bern (CH), Turnhalle 28.03. St. Veit (A) 07.07. Ludwigsburg, Theatersaal – Forum geändert? am Schlosspark 06.04. Zürich (CH), Moods 30.03. Innsbruck (A), Treibhaus Dann schicken Sie bitte 02.04. Kaiserslauten, Kammgarn Festival Jan Garbarek Jef Neve Trio 03.04. Marburg, KFZ eine Postkarte mit alter und 27.04. Kreuztal, Ev. Kirche Hilchenbach 18.05. Kempen, Campus 04.04. Karlsruhe, Tollhaus neuer Adresse sowie Ihrer 21.10. Bremen, Glocke 25.07. Kassel, Festival 05.04. Freiburg, Jazzhaus Kundennummer (die Sie 25.10. Mülheim, Stadthalle Madeleine Peyroux im Anschreiben über Ihrem 26.10. Paderborn, Paderhalle 11.05. Köln, Philharmonie als Gianluigi Trovesi Ottetto 28.10. Frankfurt/M., Alte Oper Special Guest von Till Brönner 21.03. Köln, Philharmonie Namen finden) an: 30.10. Trier, St. Maximin 12.05. Hamburg, Grünspan Norma Winstone JazzEcho 31.10. Hamm, Alfred-Fischer-Halle 13.05. Berlin, Postbahnhof 29.03. München, Marstall – Jazz Line Festival A.-Nr. 5285 10.11. Leverkusen, Jazzfestival Enrico Rava & Stefano Bollani 24.04. Bremen, Jazz Ahead Postfach 90 06 41 17.11. Berlin, Philharmonie 30.05. Neustadt, Palatia Jazz 06058 Halle Dave Holland 24.10. Murnau, Kultur- und 10.05. Friedrichshafen Tagungszentrum

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IDA SAND

„Ida Sand singt mit Power und Gefühl - die beste weiße weib- liche Soulstimme seit langem!“ JAZZPODIUM

IDA SAND - vocals, piano OLA GUSTAFSSON - guitars MATTIAS TORELL - guitars PETER FORSS - bass, violin PER LINDVALL - drums, perc and guests

TRUE LOVE ACT 9481-2

ON TOUR: 23.4. Paris - Sunside 01.5. Kaiserslautern - Int. Jazzfestival 02.5. Stuttgart - Bix 03.5. Heidelberg - Karlstorbahnhof 05.5. Darmstadt - Centralstation 06.5. Karlsruhe - Tollhaus 28.5. München - Gärtnerplatz-Theater 29.5. Elmau - Schloss Elmau

THE ART IN MUSIC

LARS DANIELSSON GEIR LYSNE ENSEMBLE JOACHIM KÜHN & MICHAEL WOLLNY Lars Danielsson - bass, cello featuring: Joachim Kühn - piano Leszek Możdżer - piano Steffen Schorn - reeds Michael Wollny - piano Mathias Eick - trumpet Tore Brunborg - tenor sax Eric Harland - drums, perc Arkady Shilkloper - french horn John Parricelli - guitar and others „Lars Danielsson ist einer der Kreativsten im „Grieg-inspirierter Nordic-Jazz in unortho- „Ein Fest auf 176 Tasten.” CONCERTO (AT) europäischen Jazz-Zirkus.“ MUSIKMARKT dox-faszinierender Klangsprache.“ AUDIO „Delikater Kammer-Jazz.“ STEREOPLAY CD des Monats AUDIO / STEREOPLAY CD des Monats PIANO NEWS TARANTELLA ACT 9477-2 THE GRIEG CODE ACT 9479-2 LIVE AT SCHLOSS ELMAU ACT 9758-2

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