Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch

Allgemeiner Teil'

von Prof. Dr. Ewoud Hondius, Utrecht

1. Einführung2

Am I.Januar 1992 werden die Bücher 3, 5 und 6, sowie einige Teile des 7. Buches des neuen niederländischen Zivilgesetzbuchs in Kraft treten. Schon 1947 hatte Königin Wilhelmina an Eduard Maurits Meijers den Auf- trag gegeben, eine Neukodifikation des niederländischen Zivilrechts zu be- arbeiten3. Fast 45 Jahre später kann man sich fragen, ob diese Neukodifika- tion gelungen oder mißlungen sei4. In diesem Beitrag möchte ich versuchen, diese Frage zu beantworten. Diese Frage soll vor allem aus deutscher, öster- reichischer und schweizerischer Sicht beantwortet werden. Dabei möchte ich auch die Frage eines zukünftigen europäischen Zivilrechts in Betracht nehmen. Dazu möchte ich den deutschsprachigen Lesern einige Auskünfte über das neue niederländische Zivilgesetzbuch (Nieuw : Nieuw BW) geben. Warum kann die Neukodifikation noch nicht als fertig be- trachtet werden (Nr. 2)? Warum hat die Königin Meijers den Auftrag zur Neukodifikation gegeben (Nr. 3)? Weshalb wurde der Entwurf kritisiert

1 Überarbeiteter Text eines Vertrags zum Kodifikationssymposium des Österreichi- schen Instituts für Rechtspolitik in Salzburg am 21.-22. Juni 1990. 2 Die Gedanken dieses Beitrags sind zum Teil meinen Aufsätzen „Neukodifikation des niederländischen Zivilrechts", in: 25 Jahre Karlsruher Forum/Jubiläumsausgabe 1983, Beiheft Versicherungsrecht 1983, S. 41-45, und W. Th. Braams und E. H. Hon- dius, „Wege zu einem neuen Europäischem Haftungsrecht — der Beitrag der Nieder- lande", Saarbrücken 1990, entnommen worden. 3 Siehe Kwartaalbericht Nieuw BW 1987, S. 105-152. 4 Themanummer „Het Nieuw BW in perspectief", Kwartaalbericht Nieuw BW 1987, S. 105-152 mit Beiträgen von E.H. Hondius, „Het Nieuw Burgerlijk Wetboek in rechtsvergelijkend perspectief" (S. 105-106), M. Storme, „Beschouwingen over co- dificatie vanuit een Belgische uitkijkpost" (S. 106-108), J. Calais-Auloy, „Codification et recodification en France" (S. 108-112), M. R. Will, „Die alternde Schuldrechtsre- form" (S. 112-115), G.J.W. Steenhoff, „Codificatieperspectiven in England (S. 115-121), C. C. van Dam, „Gemeenschap van gemoederen" (S. 121 —125), C.J.J.M. Stoiker, „Mitgegangen, mitgehangen?" (S. 125-131), W.Tb. Braams, „Liai- sons Dangereuses" (S. 131-138), L. Cornells, „De aansprakelijkheid voor gebrekkige zaken en gevaarlijke stoffen" (S. 138-143), M. R. Will, „Einige Bemerkungen zur Re- form der Haftung für gefährliche Sachen und Stoffe im künftigen Zivilgesetzbuch der Niederlande" (S. 144-147), G. E. van Maanen, „Enkele kanttekeningen bij de pread- viezen van Braams, Cornells en Will" (S. 147—149). 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 379

(Nr. 4)? Was ist der Bereich des neuen Gesetzbuchs (Nr. 5)? Wie ist das Sy- stem des neuen Zivilrechts (Nr. 6)? Kann der Bürger das neue Gesetz besser verstehen als das alte (Nr. 7)? Welche Änderungen wird das neue Zivilge- setzbuch bringen (Nr. 8)? Aus welchem Grund werden mehrere Bestim- mungen des neuen Gesetzes schon heute, vor dem Inkrafttreten, von den Gerichten angewandt (Nr. 9)? Und wie bereitet die Praxis sich auf die kom- mende Änderung vor (Nr. 10)? Schließlich werde ich darauf aufmerksam machen, daß eine Neukodifikation weltweit gesehen nicht etwas ganz Neues ist (Nr. 11). In einigen Schlußfolgerungen (Nr. 12) kehre ich dann zu der am Anfang gestellten Frage zurück. Sollten Deutschland, Österreich oder die Schweiz dem niederländischen Beispiel folgen? Es ist bemerkenswert, daß sich diese Frage überhaupt stellt5. Das BGB hat vor kurzem eine erhebliche Gebietsausbreitung bekommen in der ehemaligen DDR, deren Zivilgesetzbuch von 1975 also gescheitert ist. In Deutschland ist eine Neukodifikation deshalb jetzt nicht zu erwarten. In Österreich wurde vor fünf Jahren anläßlich der 175-Jahrfeier das ABGB - das älteste bürgerliche Gesetzbuch der deutschsprachigen Staaten - mit Stolz gefeiert6. Auch frühere Jubiläen des ABGB gaben nur Anlaß zu Feiern7. Diesem Gesetzbuch ist vor kurzem noch eine große Zukunft vor- ausgesagt worden: „Es denkt heute niemand ernsthaft daran, das altehrwürdige, freilich wiederholt einem .face-lifting' unterzogene Gesetzbuch durch ein anderes zu ersetzen. Es wird vielmehr, wenn nicht alle Anzeichen trügen, auch sein 200-Jahr-Jubiläum in unge- trübtem Glänze erleben."8 Der Schriftsteller fährt fort: „Sie wird ohne Zweifel Gesetzgeber, Judikatur und Rechtswissenschaft vor schwie- rige Aufgaben stellen und neuen Belastungsproben aussetzen. Wenn es dabei gelingt, das alte ABGB aus seinem Geiste heraus behutsam und ohne überhebliche Besserwis- serei den modernen Erfordernissen anzupassen, wird es noch im nächsten Jahrhundert

Das Österreichische Institut für Rechtspolitik organisierte am 21. und 22. Juni 1990 ein Symposium zum Thema „Renaissance der Idee der Kodifikation: Das neue Nieder- ländische Bürgerliche Gesetzbuch 1992". Th. Mayer-Maly, Die Lebenskraft des ABGB, Österreichische Notariatszeitung 1986, S. 265-270. F. Klein, Festschrift zur Jahrhundertfeier am I.Juni 1911, Wien 1911, S. 1; E. Weiss, Hundertvierzig Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, Juristische Blätter 1951, S. 249; F. Gschnitzer, Hundertfünfzig Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetz- buch, Juristische Blätter 1962, S. 405. W. Ogris, Zur Geschichte und Bedeutung des österreichischen Allgemeinen Bür- gerlichen Gesetzbuches (ABGB), in: Liber Memorialis François Laurent 1810-1887, Brüssel 1989, S. 373, 386. 380 Ewoud Hondius AcP allen Bereichen der österreichischen Rechtspflege gute Dienste leisten - als Zeichen und als Richtpunkt einer freiheitlichen Rechts- und Sozialordnung."9 Zweifelsohne gibt es historische Argumente, um das ABGB zu behalten. Hat Österreich sich nicht viel Mühe geben müssen, um nach dem Anschluß sein ABGB gegen das vorgeschlagene Volksgesetzbuch zu verteidigen? Und erinnert das ABGB nicht an historische Zeiten, als Österreich Teil eines großen Weltreichs war10? Damals war das ABGB geltendes Recht für ausge- dehnte Strecken Europas; bei der ersten Jahrhundertfeier hat es nicht nur eine deutschsprachige, sondern auch eine ukrainische Festschrift gegeben1 . Vielleicht gibt die neue politische Lage Mitteleuropas Möglichkeiten eines Rissorgimento des ABGB. Es wäre daher überraschend, wenn Österreich 1990 ein neues ABGB aufstellen möchte. Auch in der Schweiz scheint von einer Neukodifikation nicht die Rede zu sein. Allerdings gibt es in allen drei deutschsprachigen Staaten wichtige Teilno- vellierungen und Sondergesetze12. Das ABGB ist im Laufe der Jahre von Innen heraus modernisiert worden13, zum Beispiel im Bereich des Familien- rechts und des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Dasselbe gilt für das schweizerische OR und ZGB sowie das deutsche BGB. In Deutsch- land gibt es dazu noch die Überarbeitungsgutachten14. Vor einigen Jahren hat der deutsche Bundesminister der Justiz im Rahmen von Vorarbeiten für eine Neufassung des Schuldrechts zu zentralen Fragen aus der Rechtswissen- schaft Gutachten eingeholt, die dazu Stellung nehmen, ob sich eine Ände- rung der derzeitigen Gesetzeslage empfiehlt und in welcher Richtung sie be- jahendenfalls erfolgen sollte. Von diesen Gutachten liegen 24 vor15. 1984 hat

9 Ogris, aaO., S. 389. Auch H. Spehar kommt in seiner Einführung zur Textausgabe des ABGB (13. Auflage München 1989) zu der Schlußfolgerung, daß „das große Kodi- fikationswerk noch immer seine Funktion als Bewahrer der Rechtseinheit und Träger der Rechtssicherheit in einer sich ständig wandelnden Welt [erfüllt]". 10 H. Slapnicka, Österreichs Recht außerhalb Österreichs / Der Untergang des öster- reichischen Rechtsraums, Wien 1973. 11 Ogris, aaO., S. 377. 12 Hierzu Franz Bydlinski, Codification and Special Legislation, in: Attila Harmathy, Agnes Nemetb (Red.), Questions of Civil Law Codification, Budapest (In- stitute for Legal and Administrative Sciences of the Hungarian Academy of Science) 1990, S. 25-35. 13 B. Dölemeyer, Die Teilnovellen zum ABGB, in: H. Hofmeister, Kodifikation als Mittel der Politik, Wien / Graz/ Köln 1986, S. 49-57. 14 Diese Gutachten widmen auch dem DDR-Recht gewisse Erwähnung. Siehe unter anderem § 235 des ZGB, der der vorgesehenen Regelung des Giroverhältnisses als Bei- spiel gedient hat: F. Häuser, Giroverhältnis, in: Gutachten und Vorschläge zur Über- arbeitung des Schuldrechts, II, Köln 1981, S. 1317, 1395. 15 Gutachten und Vorschläge zur Überarbeitung des Schuldrechts, Köln 1981 / 1983. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 381 der Bundesminister eine Kommission eingesetzt, deren Auftrag nur einige Einzelfragen umfaßt16. Anscheinend ist das AGB-Gesetz die Anregung zu dieser Überarbeitung des Schuldrechts gewesen17. Die Einführung der Sondergesetze in das BGB könnte das wichtigste Ziel dieser Arbeit sein18. In den Niederlanden hingegen ist vielmehr die Eingliederung der Recht- sprechung in das Zivilgesetzbuch das wichtigste Ziel der Neukodifikation.

2. Das neue niederländische Zivilgesetzbuch

Die niederländische Neukodifikation ist noch nicht fertig, auch formell nicht. Die derzeitige Lage ist, daß neben den schon in Kraft getretenen Bü- chern l (Personen- und Familienrecht), 2 (Rechtspersonen) und Buch 8 (Verkehrsmittel und Transport) auch die Bücher 3 (Allgemeiner Teil des Vermögensrechts), 5 (Sachenrecht) und 6 (Allgemeiner Teil des Schuld- rechts) wie auch vier Abschnitte vom 7. Buch (Besonderer Teil des Schuld- rechts) in Kraft getreten sind oder am I.Januar 1992 in Kraft treten sollen. Vielleicht wird zur selben Zeit auch Abschnitt 7.17 (Versicherung) in Kraft treten. Später werden dann Buch 4 (Erbrecht) und die weiteren Abschnitte von Buch 7 folgen19. Den vorgesehenen „Inleidende titel"20 und Buch 9 (in- tellektuelles und industrielles Eigentum)21 wird es nicht mehr geben.

16 Die Kommission befaßt sich bloß mit dem Recht der Leistungsstörungen, dem Recht der Mängelhaftung bei Kauf und Werkvertrag, und der Verjährung. Ober den Stand der Überarbeitung berichtet D. Medicus, in: AcP 188 (1988), S. 168-182. 17 Allerdings wird heutzutage nicht mehr behauptet, das AGB-Gesetz solle unbe- dingt in das BGB integriert werden: „Die Eingliederung des AGB-Gesetzes in das BGB ist derzeit daher kein aktuelles Thema" (P. Ulmer, in: Zehn Jahre AGB-Gesetz, Köln 1987, S. l, 6). 18 Andere Ideen zur Überarbeitung des Schuldrechts finden wir bei G. Brüggemeier und D. Hart, Soziales Schuldrecht, Bremen 1987. 19 Voraussichtlich wird Buch 7 auch einen Titel über den medizinischen Behand- lungsvertrag enthalten. Umstritten ist noch die Frage, ob auch der Bankvertrag gesetz- lich geregelt werden sollte. 0 In dem „Inleidende titel" hatte Meijers vorgeschlagen, u. a. das Verhältnis zwi- schen Gesetzgeber und Jurisprudenz zu regeln. Die vorgeschlagenen Paragraphen sind scharf kritisiert worden, insbesondere von /. Kisch. Die Verhältnisse zwischen den beiden Rechtsquellen haben sich jetzt so geändert, daß es nicht mehr der Gesetzgeber, sondern die Rechtsprechung ist, die die Rangordnung zwischen den beiden bestimmt. Schon deshalb hat der Gesetzgeber den Vorschlag von Meijers nicht befolgt. Ein „In- leidende titel" wird es also nicht mehr geben. Zuerst von Meijers „Die Rechte des schaffenden Menschen" genannt. Dieser Name wurde von einigen Parlamentsmitgliedern kritisiert, weil nur Gott schaffen könne, und deshalb wurde er geändert. Seitdem hat allerdings die Entwicklung interna- tionaler Verträge dazu geführt, daß die Rechte des intellektuellen und industriellen Ei- gentums außerhalb des neuen Zivilgesetzbuch geregelt worden sind. 382 Ewoud Hondius AcP

Das Nieuw Burgerlijk Wetboek versucht nicht, alle zivilrechtlichen Para- graphen der Sondergesetze zu erhalten. Zwar gibt es ein einzelnes Gesetz, das Pachtgesetz, das in zivilrechtliche, verfahrensrechtliche und verwal- tungsrechtliche Teile getrennt worden ist, wobei die zivilrechtlichen Para- graphen im neuen Gesetzbuch aufgenommen worden sind. Dagegen sind an- dere Sondergesetze nicht im NBW integriert worden. Oft sind es Sonderge- setze, die nur eine Ausführung der dem Gesetzbuch entnommenen Leitsätze sind, wie das Grundbuchgesetz und das Gesetz über die sogenannte „stan- daardregelingen" (eine Art staatlich geprüfter Allgemeiner Geschäftsbedin- gungen, die als Rechtsordnung betrachtet werden sollen), oder Gesetze, die ihrer internationalen Verknüpfung wegen nicht in ein Nationalgesetz passen, wie das einheitliche (Haager) Kaufgesetz (das in den Niederlanden noch immer gilt — am I.Januar 1992 wird aber das Wiener Kauf rechtsabkommen in Kraft treten)22 und das Einheitliche Benelux-Markengesetz. Dabei soll man bedenken, daß das niederländische Zivilgesetzbuch (Bur- gerlijk Wetboek) zwar jünger ist als das ABGB, aber älter als das BGB. Die Kodifikation des Zivilrechts - und des Strafrechts und der Prozeßordnung - ist in den Niederlanden zuerst gesetzlich vorgeschrieben worden in Art. 28 der Verfassung der Bataafsche Republiek (1798). Diese Republik war eine der Früchte der französischen Revolution. In der vorangehenden Zeit der Republik der Sieben Verenigten Niederlande fehlte eine Zentralverwaltung, die eine Kodifikation hätte durchführen können. Die Rechtsverschiedenheit innerhalb der Niederlande — und nicht wie in Frankreich die von den Ge- richten verursachte Rechtsunsicherheit — war der Hauptgrund für die An- nahme einer Kodifikationspflicht in der Verfassung von 1798. Erst — heutzutage würde man vielmehr sagen: schon — 1809 verabschie- dete der damalige König Louis Napoléon ein Wetboek ingerigt voor het Koningrijk Holland. Von 1811 — 1838, nach dem Anschluß an das französische Kaiserreich, herrschte dann der französische Code civil. Nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit wurde das heutige Burgerlijk Wetboek entworfen, das stark vom Code civil geprägt ist. U. a. wegen der Trennung zwischen Belgien und den Niederlanden dauerte es noch bis 1838 — und 1842 in der Provinz Limburg23 die dem deutschen Bund angehörte - bevor das Gesetzbuch eingeführt wurde. Seit 1838 haben die Niederlande also ihr eigenes Zivilgesetzbuch.

22 S. F.]. A. van der Velden, Het Weens Koopverdrag, Nederlands Juristenblad 1990,8.1663-1669. 23 S. E. A. A. Luijten/J.H.A. Lokin/W.R. Meijer /O. K. Brabn/J.L.M. Elders, 146 jaar Burgerlijk Wetboek/Het jubileum van het 150-jarig Wetboek en zijn invoe- ring in het Hertogdom Limburg op l januari 1842, Deventer 1990. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 383

Schon im XIX. Jahrhundert, aber mehr noch im XX. Jahrhundert, wurde das Burgerlijk Wetboek seiner Struktur und seines Inhalts wegen kritisiert. Der Gesetzgeber bemühte sich aber nicht, Änderungsvorschläge zu be- achten. Nur in wenigen politisch interessanten zivilrechtlichen Bereichen, wie beim Dienstvertrag, Abzahlungskauf und Mietvertrag zeigte der Gesetz- geber sich aktiv. Die Inaktivität des Gesetzgebers im Bereich des Allge- meinen Teils führte dazu, daß immer mehr die Gerichte unter der Leitung des Hoge Raad das Recht fortbildeten. In manchen Bereichen war das Recht anstatt aus dem Gesetz besser aus der Jurisprudenz zu erkennen. Im Schrifttum wurde über die 100 am meisten revisionsbedürftigen Paragraphen des Burgerlijke Wetboek geschrieben24, und 1938, bei der Hundertjahrfeier des niederländischen Gesetzbuches, wurde vom selben Schriftsteller eine Neukodifikation vorgeschlagen25. Trotzdem wurde die herrschende Mei- nung bei dieser Hundertjahrfeier wohl vertreten von Paul Schölten, der schrieb: „Unser Burgerlijk Wetboek ist ein ruhiger Besitz."26

3. Der Entwurf Meijers

Es gibt Anlaß zu vermuten, daß sich die Ansichten hinsichtlich einer Neu- kodifikation des niederländischen Zivilrechts nach dem Kriegsende nicht wesentlich geändert hatten. Der Königliche Beschluß vom 25. April 1947, in dem E. M. Meijers, der obengenannte Schriftsteller, beauftragt wurde, ein neues Zivilgesetzbuch zu entwerfen, war also eine Überraschung. Die Hin- tergründe dieses Beschlusses sind nun vor kurzem endgültig geklärt worden27. Meijers fomulierte zuerst 52 Fragen, die der Tweede Kamer (Bundestag) vorgelegt und von ihr nach einer gründlichen Diskussion beantwortet wurden. Meijers wollte seinen Entwurf in einem Guß veröffentlichen, aber als die Arbeit ihm doch schwerer fiel, als er gedacht hatte, wurden 1954 die ersten fünf Bücher und ein Einführungstitel veröffentlicht. Ein wenig später starb Meijers unter Hinterlassung einiger, damals nicht vom Justizministe- rium freigegebener Skizzen für die weiteren drei Bücher.

24 E. M. Meijers, Het feilloze deel van ons Burgerlijk Wetboek, WPNR 1928 Nr. 3031. " E.M. Meijers, Gedenkboek BW 1838-1938, S. 61. Paul Scholten, De codificatie-gedachte vóór honderd jaar en thans, Gedenkboek BW 1838-1938, Zwolle 1938, S. 1. Siehe N. Roos, De Nederlandse privaatrechtsleer in dramatisch perspectief, Gro- ningen 1987, S. 22-27. 384 Ewoud Hondius AcP

Nach dem Tode Meijers wurde die Arbeit fortgesetzt von einer wach- senden Zahl von Juristen. Dies führte zu Verzögerungen. Obwohl die Bü- cher l (Personen- und Familienrecht) und 2 (Rechtspersonen) 1970 und 1976 in Kraft traten, ist das Kernstück der Neukodifikation — die Bücher 3, 5 und 6 — noch nicht in Kraft getreten. Es steht jetzt fest, daß diese Bücher am 1. Januar 1992 in Kraft treten werden. Bis vor kurzem war es besser, hier das Wort „voraussichtlich" einzufügen, denn Voraussagen waren in den vergan- genen Jahren immer zu optimistisch28. Weil aber jetzt der Einführungsbe- schluß von der Königin unterzeichnet worden und das Übergangsrecht fest- gestellt worden ist, sind alle Zweifel endlich behoben. Anders als in Deutschland ist es in den Niederlanden nicht notwendig, daß über eine Gesetzesvorlage innerhalb einer Regierungsperiode abge- stimmt wird.

4. Kritik der Neukodifikation29

Bald nach der Veröffentlichung der ersten vier Bücher ist die Neukodifi- kation im allgemeinen kritisiert worden. Es ist behauptet worden, Meijers hätte sich auf eine bloße Revision beschränken sollen, der Entwurf enthalte entweder nichts Neues30, enthalte zu viele Generalklauseln oder sei zu de- tailliert, unsere Zeit sei nicht reif für eine Neukodifikation oder der Über- gang zum neuen Gesetzbuch sei für die Praxis kaum überschaubar31. Auch ist behauptet worden,' jetzt sei eher ein Europäisches Zivilgesetzbuch ange- bracht. Dazu soll erwidert werden, daß mehrere Paragraphen des neuen Ge- setzbuches schon einheitliches Privatrecht enthalten. Kurz vor dem Inkrafttreten hat der NBW-Kritiker Van Dunné noch ein letztes Mal versucht, die Neukodifikation zu verhüten. Ein von ihm ge- führtes Team 'schätzte die Einführungskosten der Neukodifikation auf we- nigstens Hfl. 7 Milliarden (DM 6,5 Milliarden) in 5 Jahren32. Diese Berech- nung ist im Schrifttum scharf kritisiert worden33. 28 S. E. H. Hondius, Invoering boeken 3, 5 en 6: streefdatum medio 1986, Kwartaal- bericht Nieuw BW 1984, S. 39-40. 29 S. die Übersicht bei F. W. Grosheide, Nieuw BW: van start tot finish(?), Kwartaal- bericht Nieuw BW 1988, S. 1-6. 30 L. Mok, Van codificatie tot codificatie / Een alternatieve blik op 50 jaar rechtsont- wikkeling, Deventer 1989, S. 43-44. 31 Das neue Gesetzbuch ist vor allem kritisiert worden von A. Pitlo, Enige bezwaren tegen de huidige vernieuwing van ons burgerlijk wetboek, in: Het ontwerp BW, De- venter 1961, S. 19—34 und von/. M. van Dunne, Het werk aan het Nieuw BW; jeugd- sentiment uit de jaren vijftig?, Nederlands Juristenblad 1977, S. 342—346. 32 J. M. van Dunne et al, Kosten en tekortkomingen van het Nieuw Burgerlijk Wet- boek (Boeken 3, 5 en 6), Arnhem 1990. 33 H. Drion, Nederlands Juristenblad 1989, S. 1271; E. Florijn undK. Vos, Ars Aequi 1989, S. 972. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 385

Auch politisch wurde die Neukodifikation einige Male bedroht. Erstmals 1983 wurde behauptet, die Einführung bedeute für den justiziellen Apparat einen zu großen Aufwand: die Richter müßten sich einarbeiten, hätten mehr Generalklauseln und Bestimmungen mit Wertungsspielraum anzuwenden, mehr freies Ermessen und dazu noch den immer schwierigen Übergang vom alten zum neuen Recht zu meistern. 1987 drohte abermals ein politisches Nein34. Jetzt aber ist, wie gesagt, das Inkrafttreten nahe. Die lange Vorbereitungszeit hat nicht nur Nachteile, sondern auch einige Vorteile gehabt. Es gibt Fragen, die erst im Laufe des Neukodifikationsver- fahrens aktuell geworden sind, wie zum Beispiel die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, der Einfluß der Menschenrechte, der Verbraucher- schutz, das Deregulierungsverfahren, die ökonomische Analyse des Rechts35 usw. Diese Neuentwicklungen konnten noch in die Neukodifikation einbe- zogen werden.

5. Bereich der Neukodifikation

Es geht bei der Neukodifikation darum, am Kodifikationsgedanken fest- zuhalten36. Wozu versucht man, das Recht oder einen Teil davon zu kodifi- zieren? Ein wichtiges Ziel ist heutzutage, den Zugang zum Recht zu verein- fachen37. Dies kann nur erreicht werden, wenn der Bereich der Kodifikation gut abgegrenzt wird, auf eine systematische Weise (Nr. 6) und in klarer Fas- sung (Nr. 7). Die Abgrenzung des neuen Zivilgesetzbuches ist ganz herkömmlich. Ein Vorschlag, das neue Recht funktionell zu ordnen38, kam zu spät, um die Neukodifikation noch zu ändern39. Auch eine Einfügung der vielen Sonder- gesetze ist nicht zustandegekommen40. Wie schon gesagt, ist aber die Einfü- gung aller Sondergesetze in das Zivilgesetzbuch nicht das Hauptziel der nie- derländischen Neukodifikation.

34 F. Bruinsma/ N. Hüls, De Commissie van Wijzen, Kwartaalbericht Nieuw BW 1988, 117-122. 35 Hierzu F. Bydlinski, Fundamentale Rechtsgrundsätze / Zur ethischen Verfassung der Sozietät, Wien/New York 1988, S. 283-290. 36 Toelichting Meijers, S. 5. So auch Diederichsen, AcP 182 (1982), S. 125. 37 J. Vanderlinden, Le concept de code en Europe occidentale du XIIIe siècle au XIXe siècle/Essai de définition, Brüssel 1967. 8 F, W. Grosheide, Invoering vermogensrecht NB W aanstaande? Of beter ten halve gekeerd dan ten hele gedwaald?, Weekblad voor Privaatrecht. Notariaat en Registratie 1977 Nrs. 5407/5408. 39 Ein Beispiel eines Gesetzbuches, das funktionell gegliedert worden ist, ist das Zi- vilgesetzbuch der ehemaligen DDR (1975). In der Bundesrepublik soll es etwa 2700 Vorschriften in etwa 250 Gesetzen geben, die in ihrem Regelungsgehalt dem Allgemeinen Teil und dem Besonderen Teil des Schuldrechts zuzuordnen sind: A. Wolf, AcP 182 (1982), S. 80, 83. 386 Ewoud Hondius AcP

6. System

Hinsichtlich des Systems des Zivilrechts bringt die niederländische Neu- kodifikation viel Neues. Aus deutscher Sicht ist zuerst auf die Integration des Zivilrechts und Handelsrechts zu verweisen41. Der Wetboek van Koophandel (Handelsgesetzbuch) wird nach dem Inkrafttreten des neuen Zivilgesetzbuchs nur noch wenige, nicht besonders wichtige Paragraphen zählen. Für die niederländischen Juristen ist dies kaum überraschend. Die Entwicklung dieser Integration hat bereits 1838 eingesetzt. Es bedeutet nicht, daß der Unterschied ganz verschwunden ist. In mehreren Paragra- phen des neuen Gesetzbuchs spielt der Begriff des Betriebes sowie des Verbraucherschutzes eine wichtige Rolle. Der Verbraucherschutz, der nur aus dem letzten Jahrzehnt stammt, findet man nicht nur im Bereich der AGB, sondern auch in dem der besonderen Schuldverhältnisse, wie Kauf und Bürgschaft. Aus systematischer Sicht ist die wichtigste Änderung des neuen Gesetz- buchs vielleicht die Einführung eines Allgemeinen Teils. Der Code civil und das Burgerlijk Wetboek von 1838 kennen keinen Allgemeinen Teil. Die Erreichung eines so hohen Abstraktionsgrades ist eine typische Errun- genschaft vom Ende des XIX. Jahrhunderts. Der im 3. Buch enthaltene Allgemeine Teil ist viel abstrakter als im Code civil üblich; allerdings ist der Text weniger abstrakt als das BGB, indem er nur das Vermögensrecht und nicht auch das Personen- und Familienrecht betrifft. Neben mehreren, dem Entwurf eines „Inleidende titel" entnommenen, allgemeinen Bestimmungen und Abschnitte über Rechtsgeschäfte und Vollmacht, enthält der Allgemeine Teil auch ein Stück des Sachenrechts. Dies ist zurückzuführen auf den Gedanken Meijers, zwischen denjenigen dinglichen Rechten, die sich nur auf Sachen beziehen, und denjenigen, die sich auch auf Rechte beziehen, zu unterscheiden. Letztere dinglichen Rechte, zusammen mit den allgemeinen Bestimmungen über Besitz und Erwerb dinglicher Rechte, enthält Buch 3, weil den Rechten, die sich nur auf Sachen beziehen (Eigentum, Grunddienstbarkeiten, Erbbaurecht usw.), in Buch 5 ein Platz eingeräumt worden ist. Diese Trennung hat Folgen für die Terminologie des neuen Gesetzbuches. Weil der Begriff des Eigentums im Nieuw Burgerlijk Wetboek für das Recht an einer Sache re-

41 Hinsichtlich der deutschen Überarbeitung des Schuldrechts wird behauptet, die Selbständigkeit des Handelsrechts solle nicht in Frage gestellt werden — A. Wolf, AcP 182 (1982), S. 80, 91. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 387 serviert worden ist, hat der Gesetzgeber für die in Buch 3 aufgenommenen Rechtsfiguren andere Namen für den Inhaber finden müssen („rechtheb- bende"). Wichtig erscheint mir auch folgendes. Im heutigen Burgerlijk Wetboek gibt es eine scharfe Trennung zwischen Vertrag und Delikt. Im neuen Ge- setzbuch wird diese Trennung beibehalten, aber manche Paragraphen, wie zum Beispiel zur Schadensberechnung, gelten für beide. Im Laufe der parla- mentarischen Beratung wurden mehrere Paragraphen den Abschnitten über außervertragliche Haftung entnommen und in den Allgemeinen Teil des Ob- ligationenrechts übersiedelt. Ein Beispiel ist die Regelung des Schmerzens- geldes, das nach dem neuen Zivilgesetzbuch nicht nur bei außervertragli- chen, sondern auch bei vertraglichen Ansprüchen zugesprochen werden kann (allerdings nur in beschränktem Grad), wie auch von Hobloch für das deutsche Recht vorgeschlagen worden ist42.

7. Verständnis

„Was sich nicht klar sagen läßt, verdient nicht, Rechtsinhalt zu werden. " Diese alte Weisheit der Begründer des österreichischen ABGG ist leider kein führendes Prinzip bei der Redaktion des neuen niederländischen Zivilgesetz- buches gewesen43. Der Gesetzgeber hat gemeint, daß nur Vorschriften, die unmittelbar das Verhalten des Bürgers zu beeinflussen versuchen — wie die Vorschrift, sich im Straßenverkehr rechtmäßig zu verhalten — für ihn ohne weiteres klar sein sollen. Vorschriften, die nur im nachhinein angewandt werden, wie mehrere haftungsrechtliche Bestimmungen, können auch nuan- ciert und deshalb für den Bürger schwer zu lesen sein. Ein Beispiel einer schwer verständlichen Bestimmung ist Art. 179 Buch 6 (Art. 6.3.2.8) über die Tierhalterhaftung. Hinsichtlich der Terminologie versucht das neue Gesetzbuch, mehr Kon- sistenz zu erreichen als das alte. Im großen und ganzen ist diese Arbeit als gelungen zu betrachten. Fast alle Begriffe haben im NBW den gleichen In- halt. Im heutigen Burgerlijk Wetboek ist dies nicht der Fall. So konnte »goede trouw" entweder „Treu und Glauben" oder „in guten Glauben" be-

42 Gutachten und Vorschläge, S. 375-478. S. dazu ƒ Ströfer, JZ 1982, 663. 43 So auch ƒ M. van Dünne, De taal van het nieuw BW, in: Meesterlijke taal /over taal en taalgebruik in het recht / Uitgegeven ter gelegenheit van het achtste lustrum van de Jonge Balie Utrecht, Zwolle 1988, S. 29-45. Übrigens ist auch das heutige Burger- lijk Wetboek in dieser Hinsicht oft stark kritisiert worden — S. J. Wiarda, De taal van het BW, in: Meesterlijke taal /over taal en taalgebruik in het recht, Zwolle 1988, S. 19-25. 388 Ewoud Hondius AcP zeichnen. Im N BW ist „goede trouw" nur „in guten Glauben"; für „Treu und Glauben" hat der Gesetzgeber den Hendyadis „redelijkheid en billijk- heid" erfunden. Um den Abstraktionsgrad des Gesetzbuches nicht zu hoch zu schrauben, sind die Vorschriften eines Abschnittes oft auf bestimmte Bereiche be- schränkt worden. Am Ende einiger Abschnitte finden sich'aber Schaukelbe- stimmungen, die dasjenige, was in dem Abschnitt bestimmt worden ist, ähn- lich anwenden auf andere mehrseitige Rechtsgeschäfte, soweit das Ziel der betreffenden Paragraphen mit Rücksicht auf die Art des Rechtsgeschäfts dem nicht entgegensteht, wie es zum Beispiel im Art. 216 Buch 6 (6.5.1.6) formu- liert worden ist. Zum Verständnis des neuen Gesetzes ist es oft notwendig, nicht nur den Wortlaut der Artikel zu kennen. Man soll zusätzlich auch die Motive lesen. Das hat für den Bürger den Vorteil, daß der Wortlaut nicht so ausgedehnt ist, daß er schon deshalb nicht zu verstehen ist. Ein Nachteil ist, daß die Hintergründe, die Zusammenhänge und die Beispiele ihm verborgen bleiben. Auch für Juristen ist die Kenntnisnahme der Materialien zur Ge- setzgebungsgeschichte nicht leicht44. Es ist schon vorgeschlagen worden, die Gesetzgebungsgeschichte bei der Auslegung des neuen Gesetzbuches außer Betracht zu lassen45.

8. Änderungen

Der vielleicht aus den vorhergehenden Abschnitten gewonnene Eindruck, das Nieuw BW sei eine bloße Kodifikation des geltenden Rechts, in der nur eine neue Systematik gewählt worden ist, sollte vermieden werden. Das neue Gesetzbuch enthält auch materielle Änderungen. Ohne eine Rangfolge zu behaupten, möchte ich folgende nennen. Art. 13 Buch 3 introduziert den Begriff Rechtsmißbrauch, wie Art. 14 Buch 3 eine Brücke zum öffentlichen Recht bildet. Abteilung 3.2 regelt die Einschreibung im Grundbuch. Hierin können alle Besonderheiten hinsicht- lich „Registergüter" eingeschrieben werden. Abteilung 3.2 gibt eine ganz neue Regelung des Rechtsgeschäfts im allgemeinen; bisher gibt es nur Rege- lungen für einzelne Rechtsgeschäfte, wie Vertrag und Testament. Das neue Gesetz vereinfacht die Lage hinsichtlich Willens- und Vertrauenslehre. Ab-

44 Es liegt aber eine Ausgabe der Parlementaire Geschiedenis van het Nieuw Burger- lijk Wetboek vor, besorgt von C.J. van Zeben und/. W. du Pon (Deventer 1990). 45 G. H. A, Schut, Nieuw BW en de vrijheid van de exegeet, Rechtsgeleerd Magazijn Themis 1987, S. 265. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 389 teilung 3.3 gibt eine Neuregelung der Vollmacht. Art. 84 Buch 3 verbietet den fiduziarischen Eigentumsübergang. Art. 86 Buch 3 gibt eine ebenfalls neue Regelung des Erwerbes und Verlustes des Eigentums an beweglichen Sachen. Art. 92 Buch 3 enthält eine gewisse Eindämmung des Eigentums- vorbehaltes. Das noch nicht endgültig festgestellte Buch 4 gibt eine Neuregelung des Erbrechtes des längstlebenden Ehegatten. Art. 5 und ff. Buch 5 bieten eine Neuregelung des Rechtes der Finder. Ab- schnitt 5.6 erweitert die Möglichkeiten, eine Dienstbarkeit zu schaffen. Von den Änderungen von Buch 6, die auch in den Beiträgen von Hart- kamp und Vranken behandelt werden, nenne ich nur die Regelung der „an- ticipatory breach" in Art. 80 Buch 6 sowie die Neuregelung eines allge- meinen Ermässigungsrechts beim Schadensausgleich in Art. 109 Buch 6. Das neue Gesetzbuch kennt mehr Fälle von Gefährdungshaftung als das alte46. Es kanalisiert die Haftung zum Besitzer, wie im zweiten Teil. Schließ- lich sei zu verweisen auf die oben schon erwähnte Beobachtung, daß meh- rere Artikel aus den Abschnitten über das Haftungsrecht entnommen und in den Allgemeinen Teil des Obligationenrechts aufgenommen worden sind47. Allerdings wäre es falsch, deswegen unbedingt eine weitere Ausdehnung des Haftungsrechts zu prophezeien. Es gibt in den Niederlanden wie überall in West-Europa Reformbestrebungen, um deliktsrechtliche Schadensaus- gleichssysteme durch mehr effiziente sozialrechtliche Systeme zu ersetzen48. Nach einer längeren Ruhezeit ist vor kurzem der Gedanke eines neuen Scha- densausgleichssystems im Straßenbahnverkehr wiedergeboren49. Der Ge- setzgeber hat hiermit gerechnet, indem er in Abschnitt 5 einstweilen die Re- greßrechte im Bereich des Haftungsrechts .eingefroren' hat. Weitere Neuregelungen sind die erstmalige Regelung der ungerechtfer- tigten Bereicherung in Art. 212 Buch 6, die Abteilung 6.5.3 über AGB, und die Neuregelung des Vertragsrücktritts in Art. 265 Buch 6. Hinsichtlich des siebten Buches ist es erwähnenswert, daß der nicht ge- werbsmäßige Käufer / Bürge / Bewahrgeber / Lastgeber (Verbraucher) einen Schutz erhält.

S. Ewoud H. Hondius / Willem Th. Braams, Auf dem Wege zu einem europäi- schen Haftungsrecht — Beitrag der Niederlande, Vorträge, Reden und Berichte aus dem Europa-Institut, Nr. 162, Saarbrücken 1989. S. hierüber A. R. Bloembergen, Schadensersatz im neuen niederländischen Zivilge- setzbuch, in: 25 Jahre Karlsruher Forum/Jubiläumsausgabe 1983, Beiheft Versiche- mnprecht 1983, S. 4-8. S. vor allem die zahlreichen Veröffentlichungen A. R. Bloembergens. S. A. J. O. van Wassenaer van Catwijck, Verkeersverzekering in Nederland, Reeks Studiekring Drion Geschrift Nr. 8, Deventer 1989. 390 Ewoud Hondius AcP

Welches sind die Tendenzen, die diese Entwicklungen zeigen? Hartkamp nennt fünf solche Tendenzen: (a) An verschiedenen Stellen wird der Richter beauftragt, das Allgemein- interesse in seine Überlegungen einzubeziehen. (b) Die Rolle der Generalklauseln ist viel größer als im alten Gesetzbuch. (c) In vielen Paragraphen wird der Schwächere besser geschützt. Der Ver- braucherschutz ist ein Beispiel. (d) Die Gefährdungshaftung ist ausgedehnt worden. (e) Auch der Schutz Dritter zum Beispiel beim Erwerb beweglicher Sa- chen, ist verbessert worden. (f) Schließlich wird das neue Gesetzbuch zu einer Relativierung her- kömmlicher Unterschiede führen, wie zum Beispiel des Unterschieds zwi- schen Sachenrecht und Schuldrecht50. Es gibt auch viele Nichtänderungen und selbst vorgesehene Änderungen, die keinen Erfolg gefunden haben. Ein Beispiel ist der Artikel über culpa in contrahendo, dessen Einführung von der Tweede Kamer abgewiesen worden ist.

9. Rechtsprechung

Obwohl die Bücher 3, 5 und 6 Nieuw BW erst 1992 in Kraft treten werden, sind manche Paragraphen schon im voraus von der Rechtsprechung angewandt worden. Es ist für Rechtsanwälte — auch niederländische — schwierig, im voraus zu wissen, hinsichtlich welcher Artikel dies gelten wird. Zwei Beispiele möchte ich geben. Im ersten Fall wurde ein Mann von einem jungen Stier verletzt. Das Be- rufungsgericht wies die Forderung gegen den Tierhalter ab, weil dieser keine Schuld hatte. Art. 1404 des Burgerlijk Wetboek sagt hierüber: „Der Eigen- tümer eines Tiers oder derjenige, der sich eines solchen bedient, haftet so- lange es zu seinem Gebrauch bestimmt ist, für den Schaden, den das Tier verursacht, gleichviel, ob es unter seiner Aufsicht steht, ob es sich verlaufen hat oder entlaufen ist." Nach damaliger Rechtsprechung und bewährter Lehre bedeutete dies eine bloße Umkehrung der Beweislast. Das Berufungs- gericht hatte also Art. 1404 richtig angewandt. Art. 179 Buch 6 (Art. 6.3.2.8) des neuen Zivilgesetzbuches hingegen lautet: „Der Besitzer eines Tiers haftet für den durch das Tier verursachten Schaden; die Haftung entfällt, wenn der Besitzer nach allgemeinem Delikts-

50 A. S. Hartkamp, Aard en opzet van het nieuwe vermogensrecht, Deventer 1982, S. 38-67. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 391 recht selbst dann nicht haften würde, wenn er das Tier in seiner Gewalt ge- habt hätte. " Der Wortlaut und die Motive machen klar, daß es sich hier um eine Gefährdungshaftung handelt. Zurück zu unserem Fall des Stierkalbes. Der Hoge Raad, das niederländi- sche Kassationsgericht, hob das Urteil des Berufungsgerichts auf. Er sagte folgendes: Das Berufungsgericht sei nur der Rechtsprechung des Hoge Raad gefolgt. Diese Rechtsprechung gilt seit 1915. Seit 1915 ist die Rechtspre- chung aber auch oft kritisiert worden, und die Landgerichte haben diese Rechtsprechung nicht immer befolgt. Im neuen Zivilgesetzbuch, das zu diesem Augenblick schon von der Tweede Kamer verabschiedet worden war, gilt eine Gefährdungshaftung. Bei einer Wiedererwägung dieser Lehre soll voranstehen, daß der Wortlaut des heutigen Art. 1404 keine Anwei- sungen für eine Schuldhaftung enthält. Die Rechtsprechung des Hoge Raad beruhte auf historischen Gründen. Diese historischen Gründe eines Arti- kels, der im Anfang des letzten Jahrhunderts entstanden ist, sind jetzt nicht mehr entscheidend. Wichtiger ist die Entwicklung der Auffassungen, wie diese im Text des Artikels 179 Buch 6 (Art. 6.3.2.8) des neuen Zivilgesetz- buchs niedergelegt worden ist51. Aus deutscher Sicht ist bemerkenswert, daß der Hoge Raad selbst von einer Wiedererwägung spricht. Das heißt, der Hoge Raad bricht mit der Fik- tion, seine Rechtsprechung sei nur Rechtsfindung. Ab 1980 ist klar, daß die Urteile des Hoge Raad auch rechtsfortbildende Kraft haben. Zweitens ist in- teressant, daß historische Erwägungen keine große Kraft mehr haben. Der zweite Fall handelt von einem Verkehrsunfall. Dem Eigentümer eines Gefäßwagens wurde vorgeworfen, seine Wagen enthielten gefährliche Stoffe, und es solle deshalb eine Gefährdungshaftung geben. Anders als im französischen Recht hat Art. 1403 Burgerlijk Wetboek keine selbständige Be- deutung. Der Hoge Raad aber weigerte sich auch, den neuen Art. 6.3.2.6 (bis vor kurzem einstweilen nicht in den Text des neuen Zivilgesetzbuchs aufgenommen) anzuwenden52. Man kann nur darüber spekulieren, was den Hoge Raad hierzu bewogen hat. Denn es gibt im Urteil selbst keine Hin- weise. Vielleicht war das entscheidende Argument, Art. 6.3.2.6 solle noch in einer Algemene Maatregel van Bestuur (Verordnung) implementiert werden. Oder vielleicht waren die Folgen eines entsprechenden Urteils zu weitrei- chend.

" Hoge Raad 7. März 1980, Nederlandse Jurisprudentie 1980, 353 (Stierkalb). Hoge Raad 22. Juni 1979, Nederlandse Jurisprudentie 1979, 535 (Vinylacetaat). 392 Ewoud Hondius AcP

10. Die Praxis

Seit 1983 erhalten die Studenten von Utrecht und an einigen anderen Uni- versitäten Unterricht im neuen Zivilgesetzbuch53. Das neue Gesetzbuch wird nicht nur nebenbei gelehrt, es ist Hauptsache geworden. Das geltende Zivilrecht wird allein aus rechtshistorischer Sicht gelehrt. In Utrecht gibt es nur ein Wahlfach „geltendes Zivilrecht". Im letzten Jahrhundert lehrte man das Recht der Vergangenheit. Warum sollte man heutzutage nicht das Recht der Zukunft lehren? Hauptziel ist, die Studenten das Recht zu lehren, das sie in kurzer Zeit brauchen. Dazu kommt, daß das neue Recht schon oft angewandt wird. Auch aus didaktischer Sicht ist das neue Recht leichter zu lehren als das alte, immer noch geltende Recht. Eine größere Aufgabe ist es, die Rechtsanwälte, Richter, Betriebsjuristen und andere Juristen auszubilden. Allerdings gibt es schon zehntausende von Juristen, die Ausbildungsvorlesungen — meist zehn zweistündige Vorle- sungen — gehört haben. Diese Aufgabe ist sehr erleichtert worden, weil das Schrifttum sich schon frühzeitig dem neuen Gesetzbuch gewidmet hat. Das gilt zum Beispiel von der Asser Serie. Auch die Kommentare von Schoordijk sollten in dieser Hinsicht genannt werden54. Wichtig für die Praxis ist die Reihe NBW-Monographieen, wovon seit 1982 mehrere Dutzende erschienen sind; ein gutes Beispiel ist die von Hart- kamp besorgte Einführung zum neuen Recht55. Hartkamp ist auch der Verfasser eines Compendiums zum neuen Vermö- gensrecht56. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die eine Erschlie- ßung des neuen Rechts beabsichtigen. Titel wie „NBW/Text und Kom- mentar"57, „NBW in 100 Stunden"58, „Das NBW in 400 Stichwörtern"59,

53 S. zum letzten Stand W. Th. Braams, Nieuw BW-onderwijs aan de juridische fa- culteiten - collegejaar 1988-1989, Kwartaalbericht Nieuw BW 1989, S. 28. 54 H. C. F. Schoordijk, Vermogensrecht in het algemeen / naar Boek 3 van het nieuwe B.W. (titel l t/m 5, titel 11), Deventer 1986; H.C.F. Schoordijk, Het algemeen ge- deelte van het verbintenissenrecht / naar het Nieuw Burgerlijk Wetboek, Deventer 1979. 55 A. S. Hartkamp, Aard en opzet van het nieuwe vermogensrecht, NBW-mono- grafie Al, 2. Auflage Deventer 1990. 56 A. S. Hartkamp, Compendium van het vermogensrecht volgens het nieuwe Bur- gerlijk Wetboek, 4. Auflage Deventer 1990. 57 J. H. Weuwenhuis/C.J.J. M. Stoiker/ W. L. Valk (Red.), Nieuw Burgerlijk Wet- boek, Tekst & Commentaar, Deventer 1990. 58 R. Zwitser, NBW in 100 uur, 2. Auflage Arnhem 1991. 59 C.C. van Dam IE. H. Hondius (Red.), Het Nieuw BW in 400 trefwoorden, 2. Auflage Deventer 1990. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 393

»Das NEW in Perspectiv"60, „Schwerpunkte des neuen Vermögensrechts"61 illustrieren dies. Seit 1984 gibt es eine Zeitschrift, Kwartaalbericht Nieuw BW, die über Neuentwicklungen im Gesetzgebungsverfahren, Schrifttum und Rechtspre- chung zum neuen Zivilgesetzbuch berichtet62. Dazu gibt es eine Loseblatt- Ausgabe vom Nieuw Burgerlijk Wetboek (Deventer) mit einem Verzeichnis von Literatur und Rechtsprechung zum neuen Recht. Auch ausländische Juristen, die das Nieuw Burgerlijk Wetboek kennen lernen möchten, werden nicht vergessen. 1990 wurde eine englisch / franzö- sische Übersetzung veröffentlicht63.

11. Neukodifikation: nichts Neues64

Die niederländische Neukodifikation und die deutsche Überarbeitung des Schuldrechts sind nicht die einzigen Neukodifikationsbestrebungen der Welt. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben wenigstens fünfzig Staaten ihr Zi- vilrecht neukodifiziert65. In West- und Mittel-Europa ist die Lage nicht ganz so klar. In Belgien lehnen fast alle Schriftsteller eine Überarbeitung des Zi- vilrechts ab66. In England ist das Bestreben, das Recht zu kodifizieren, miß- lungen67. Frankreich hingegen hat den Code civil zum größten Teil von innen heraus neugestaltet68. Auch Luxemburg hat den Code civil geändert69.

60 E.H. Hondius/C. C. van Dam (Red.), Het Nieuw BW in perspectief, Zwolle O. K. Brahn, Zwaartepunten van het nieuwe vermogensrecht, 4. Auflage Arnhem Herausgegeben von Kluwer, Deventer. P. P. C. Haanappel, Ejan Mackaay, New Patrimonial Law (Property, Obligations and Special ) / Nouveau code civil néerlandais le droit patrimonial (Les biens, les obligations et les contrats particuliers), Deventer / Boston Dieser Abschnitt beruht zum Teil auf meinem Aufsatz „Nieuw Burgerlijk Wet- boek: novum voor West-Europa?", Nederlands Juristenblad 1988, S. 669-674. R. Sacco, Codificare: modo superato di legiferare?, Rivista di diritto civile 1983, S. 117-135 nennt schon 47 Länder. Nach 1983 hat es noch Paraguay - S. M. Baus, Ra- belsZ 1987, S. 440-453 -, China - S. H. R. Zheng, China's New Civil Law, American Journal of Comparative Law 1986, S. 669-704 - und vielleicht auch Kuba - S. Ra- belsZ 1985, S. 789 - gegeben. 67 Liber Memorialis François Laurent 1810-1887, Brüssel 1989. P· M. North, Problems of codification in a common law system, RabelsZ 1982, S. 494. J. Calais-Auloy, Codification et recodification en France, Kwartaalbericht Nieuw BW 1987, S. 108-112. S. zur Kodifikation des luxemburgischen Rechts im allgemeinen E. Arendt, La co- uihcation du droit au Grand-Duché de Luxembourg, Revue juridique et politique/ Indépendance et coopération 1986, S. 828-833. 394 Ewoud Hondius AcP

Portugal hat seit 1966 einen neuen código civil. Die Schweiz hat eine mo- derne Zivilrechtskodifikation — oder zwei: OR und ZGB, die überall als Beispiele gelungener Kodifikation gesehen werden70. Spanien hat 1989 das erste Jahrhundert des Zivilgesetzbuches gefeiert, von dessen Originaltext aber nur wenige Paragraphen unverändert geblieben sind71. In der Türkei ist 1984 ein preliminary draft zu einem neuen Zivilgesetzbuch veröffentlicht worden, das allerdings hauptsächlich das Personen- und Familienrecht be- trifft72. Ungarn schließlich hat 1959 ein bürgerliches Gesetzbuch einge- führt73.

12. Rechtsvergleichende Schlußfolgerungen

Im großen und ganzen kann man sagen, die niederländische Neukodifika- tion ist gelungen. Es ist kein Allgemeines Landrecht der preußischen Staaten geworden, aber auch nicht das Gegenteil wie die Osnovi der Sowjet-Union. Eine Frage, die sich jetzt noch stellt, ist die der Klassifizierung. Vor drei- zehn Jahren schrieb Kisch: „(. ..) as regards classification, it should be remarked that Netherlands law, as it now stands, may still be regarded as the daughter of a French mother. Once however, the reform of the Netherlands code, as prepared since 1947, is effected in its entirety, it seems dubious whether that classification can be upheld."74 Gehören die Niederlande mit ihren neuen Burgerlijk Wetboek jetzt zum deutschen Rechtskreis? Nicht ganz. Zuerst: wenn man deutsch sagt, so sind die Schweiz und Österreich mit eingeschlossen. Insbesondere das schweize- rische Recht hat Einfluß auf die Neukodifikation ausgeübt. Auch andere Rechtssysteme sind von dem niederländischen Gesetzgeber in seine Betrach-

70 S. H. Maire-de Riedmatten, La codification et l'évolution du droit suisse, Revue juridique et politique /Indépendance et coopération 1986, S. 834—860. 71 S.J. W. Gerlach, Die moderne Entwicklung der Privatrechtsordnung in Spanien/ Der aktuelle und historische Prozeß zu einem mehr sozialen „Sozialmodell", ZvglRW 1986, S. 247-323. 72 E. Özsunay, Some remarks on the amendments proposed by the preliminary draft oft the Turkish Civil Code, in: Liber Memorialis François Laurent 1810-1887, Brüssel 1989, S. 605-641. 73 Englische Übersetzung: Hungarian Law Review 1979, S. 21 ff. S. Attila Har- mathy/Agnes Németh (Red.), Questions of Civil Law Codification, Budapest (Insti- tute for Legal and Administrative Sciences of the Hungarian Academy of Science), 1990. 74 /. Kisch, in: D. C. Fokkema u. a., Introduction to Dutch law for foreign lawyers, Deventer 1978, S. 37. 191 (1991) Das neue Niederländische Zivilgesetzbuch 395 tungen einbezogen worden75. Und wenn ich oben fast ausschließlich das Vermögensrecht beschrieben habe, so soll man nicht vergessen, daß das nie- derländische Personen- und Familienrecht noch immer stark vom Code civil geprägt ist. Dasselbe gilt für die Prozeßordnung. Hinsichtlich des Systems und mancher Paragraphen kann man aber zu Recht behaupten: Ab 1992 werden die Niederlande in manchen Bereichen des Zivilrechts dem deutschen Rechtskreis angehören. Ob das lange so bleiben wird, ist aber die Frage. Schon heutzutage spürt man den Einfluß des europäischen Gesetzgebers in einigen Bereichen des Privatrechts, insbeson- dere des Gesellschaftsrechts. Die Produkthaftung ist ein Beispiel europäi- schen Einflusses auf das Zivilrecht im engen Sinne. Irreführende Werbung, Konsumentenkredit, unlautere Vertragsbedingungen sind weitere Beispiele dieser Europäisierung des Rechts. Obwohl es eine Entwicklung ist, die for- mell innerhalb der EWG stattfindet, haben auch EFTA-Mitglieder einen ge- wissen Einfluß. Es gilt jetzt, die Basis für diese Rechtsvereinheitlichungsbe- strebungen zu legen.

S. ]. M, van Dunne, The use of comparative law by the legislator in the Nether- lands, in: Netherlands Reports to the Eleventh International Congress of Comparative Law Caracas 1982, Deventer 1982, S. 37-67.