Notizen zur Hamburger 21. Ausgabe, März 2019 Rotkreuzgeschichte

Newsletter des DRK Landesverbandes Hamburg e. V. „Non nobis solum nati sumus.“ Wir sind nicht für uns alleine geboren. Cicero, 106-43 v.Chr., römischer Politiker, Schriftsteller und Philosoph

Liebe Rotkreuzfreundinnen und -freunde, liebe an Hamburgs Rotkreuzgeschichte Interessierte,

Für eine relativ kurze Periode, von 1884 bis zum Ende des 1. Weltkriegs, gehörte auch das Deutsche Reich zu den Kolonialmächten. In dieser Zeit entstand auch im Roten Kreuz in Deutschland mit seiner vielfältigen Vereinskultur ein Rotkreuzverein, der sich speziell der Arbeit in den Kolonien widmete. Da es sich vornehmlich um Krankenpflege und Wohlfahrts- aktivitäten handelte, war es ein Frauenverein, der Deutsche Frauenverein für die Kranken- pflege in den Kolonien, der dann auch noch über die Kolonialzeit hinaus Bestand haben soll- te. Und selbst dieser Spezialverein innerhalb des Roten Kreuzes hatte noch einmal eine ei- gene föderale Struktur mit Abteilungen über ganz Deutschland verteilt, darunter auch einer in Hamburg. Als Stadt mit einem Überseehafen spielte auch Hamburg in diesem Zusammen- hang naturgemäß eine herausgehobene Rolle, sowohl in Bezug auf den Handel – u.a. mit den so genannten Kolonialwaren – als auch in Bezug auf die militärischen Unternehmungen Dr. Volkmar Schön des Deutschen Reichs (siehe hierzu die Ausgabe 12 der Notizen zur Hamburger Rotkreuz- Konventionsbeauftragter geschichte). des DRK Landesverbandes Hamburg e. V. Während heute einerseits eine Stadt in einer der ehemaligen Kolonien, Daressalam, eine von Hamburgs Partnerstädten ist, zeigt sich andererseits anhand der seit Jahren laufenden Diskussionen um den Geschichtsgarten Deutschland-Tansania wie schwer man sich tun kann, mit dem kolonialen Erbe angemessen umzugehen. Ihr

Themenübersicht Der Deutsche Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien

Vorwort Seite 1 Nach Gründung des Deutschnationa- wie Malaria, Schlafkrankheit oder Der Deutsche Frauenverein Seite 1 len Frauenbunds im Jahre 1886 Schwarzwasserfieber und auch unter in den Kolonien (einige Quellen ge- Typhus und Ruhr litt. Hamburg und der Deutsche Seite 6 ben 1887 als Grün- Aber schon die Be- Frauenverein für Kranken- dungsjahr an) ent- richte über die An- pflege in den Kolonien stand daraus am 30. fangszeit zeigen, April 1888 in dass man sich auch Unser Hamburg damals Seite 10 unter Vorsitz von um einheimische Gräfin Martha Pfeil Patienten kümmerte. Geschichtsgarten Seite 12 der Deutsche Frau- Schwester Asta Grä- „Deutschland-Tansania“ enverein für die fin Blücher, 1889 Das Bernhard-Nocht-Institut Seite 13 Krankenpflege in den nach Sansibar ent- für Tropenmedizin Kolonien. Bereits im sandt, schreibt in Gründungsjahr wur- einem ihrer Briefe, Bernhard Nocht Seite 13 den die ersten drei „daß einer ihrer Rot-Kreuz-Museum Seite 14 Schwestern nach schwarzen Schütz- Salzburg, Österreich Deutsch-Ostafrika linge seine Medizin entsandt – sie ka- nur nimmt, wenn sie Literaturtipp Seite 14 men aus dem Cle- selber vor seinen Deutsche Kolonien Seite 15 mentinenhaus des Augen davon kostet Roten Kreuzes in Hannover. Vorrangig – nicht immer angenehm und oft von Städtepartnerschaft Ham- Seite 16 sollte es darum gehen, die weiße Be- unerwünschter Wirkung.“ (Bericht zum burg – Daressalam völkerung in den deutschen Kolonien 50jährigen Bestehen des Vereins) Impressum Seite 16 im Krankheitsfalle zu pflegen, die ins- besondere unter Tropenkrankheiten (Fortsetzung auf Seite 2) Seite 2

Im Oktober des Gründungsjahres in Glasgow, Sansibar/Sultanat Sansi- gung der loka- schloss sich der Verein dem Vaterlän- bar (Tansania) und in den deutschen len Bevölke- dischen Frauenverein als Hilfsverein Kolonien Apia/Deutsch-Samoa rung am Tage an. 1908/9 löste er diese Bindung und (Samoa), Daressalam/Deutsch- ein, wenn die- wirkte als „Deutscher Frauenverein Ostafrika (Tansania), Duala/Teil se auch im vom Roten Kreuz für die Kolonien“ Deutsch-Westafrikas (), Her- Standard unter direkt im Zentralkomitee der deutschen bertshöhe (Kopogo) auf Neupommern dem der Kran- Vereine vom Roten Kreuz mit. Die Sat- (Neubritannien) im Bismarckarchipel/ kenhäuser für Brosche des Deutschen zung stellt als Vereinszweck fest: Deutsch-Neuguinea (Papua- die weiße Be- Frauenvereins vom Roten Neuguinea), Lomé/Teil Deutsch- völkerung la- Kreuz für die Kolonien „1. Die Förderung der Krankenpflege Westafrikas (Togo), und gen. Die Ver- in den deutschen Kolonien durch Her- Windhuk/Deutsch-Südwestafrika sorgungseinrichtungen für die einhei- stellung von Krankenhäusern, durch (), und Tsingtau ()/im mische Bevölkerung blieben zudem Beschaffung (, Ausbildung) und Unter- deutschen Verwaltungsgebiet Ki- räumlich immer von denen für die wei- haltung von Krankenpflege-Kräften autschou (China). ße Bevölkerung getrennt und auch die und durch Beschaffung pflegerische Betreuung oblag haupt- von Geräthschaften, Insbesondere in den sächlich einheimischen Kräften. Zu- Heilmitteln und Werk- südlicheren Bundes- dem machten es sich die Schwestern zeugen für diese Kran- staaten Anhalt, Baden, zunehmend zur Aufgabe, die einheimi- kenhäuser; Bayern und Württem- sche Bevölkerung mit verschiedenen berg bildeten sich Lan- hygienischen Maßnahmen vertraut zu 2. Förderung der Thä- desverbände mit eige- machen sowie ihr mit Hilfe von An- tigkeit der Mission in nen Abteilungen, in schauungsmaterial Symptome, Krank- den deutschen Kolo- Werbemarke des Deutschen Schlesien gab es ei- heitsverlauf und Therapie einzelner nien durch Betheiligung Frauenvereins vom Roten Kreuz nen Provinzialverband. Krankheiten zu erläutern. an allen Aufgaben und für die Kolonien 1909 zählte der Verein Unternehmungen, wel- 12.503 Mitglieder in Geworben wurde für eine Mitarbeit im che die Linderung von Nothständen 102 Abteilungen, zeitgleich waren 58 Frauenverein durch öffentliche Aufrufe der Bevölkerung im Auge haben.“ Schwestern im Einsatz. wie den folgenden in der Vereinszeit- schrift „Unter dem Roten Kreuz“ Nr. Im Laufe der Jahre hatte der Verein, In der Satzung 1909 wurde dann aus- 11, 1900, S.73: „Aufruf! Der Vorstand ausgehend von Preußen und den drücklich festgelegt, dass die Tätigkeit des Deutschen Frauenvereins für die norddeutschen Bundesstaaten im ihre Wirksamkeit in den deutschen Krankenpflege in den Kolonien richtet Deutschen Reich und in den Kolonien Kolonien auf alle Bewohner erstrecken an alle Töchter der gebildeten Stände, Verbände mit Abteilungen und an zahl- solle. Zwar bestanden die Hauptaufga- welche den patriotischen Drang in sich reichen Orten selbstständige, direkt ben weiterhin in der Krankenpflege fühlen, ihre Arbeitskraft den Zwecken dem Hauptverein angeschlossene Ab- von Europäern und der Mitwirkung im des Vereins zu widmen, die Bitte, sich teilungen gegründet. Gliederungen militärischen Sanitätsdienst für den mit ihrer Meldung an Ihre Exc. Frau gab es z.B. in Norddeutschland in Bre- Kriegsfall in der jeweiligen Kolonie, Staatssekretär von Stephan, Berlin W., men, Kiel, zeitweilig Lübeck, Neubran- aber die von den Schwestern betreu- Passauer Straße 6/7, zu wenden. So- denburg, Rostock, Schwerin, Wil- ten Krankenhäuser richteten zuneh- wohl solche, welche sich zu Kranken- helmshaven und Hamburg – aber auch mend auch Polikliniken zur Versor- pflegerinnen erst ausbilden wollen, als auch ausgebildete und in ihrem Beruf bereits tätig gewesene tüchtige Pflege- kräfte können in den Schwesternver- band des Vereins eintreten. Daß für die Pflegearbeit in unseren Kolonien ein ganz besonders gediegener Cha- rakter, stark entwickeltes Pflichtgefühl und ernsteste Entsagungskraft gefor- dert werden müssen, wolle jede Be- werberin sich von vornherein klarma- chen. Wer aber von dem festen Vor- satz erfüllt ist, den Leidenden draußen den besten Dienst der deutschen Hei- mat, d.h. eine treue, sorgsame und verständnisvolle Pflege an ihr Schmerzlager zu tragen, dem wird die Arbeit in den Kolonien eine Wirksam- keit voll hoher Befriedigung gewäh- ren.“

Ansichtskarte aus Togo mit Nachtigal-Krankenhaus (Fortsetzung auf Seite 3) Seite 3

Im Laufe der Zeit trat eine zunehmen- Hebamme ausgebildete Schwester wachsen. Zum Jahresende 1902 war de Spezialisierung bei den Rotkreuz- des Frauenvereins ihren Dienst in ein eigenes Kindergartengebäude fer- schwestern ein, auch wenn versucht Übersee, in Daressalam, antrat – die tig gestellt. wurde, bei mehreren Schwestern an Hebammenausbildung erfolgte ab einem Standort die Aufgaben rotieren 1900 in der Großherzoglichen Hebam- Anfang des 20. Jahrhunderts wurde zu lassen – schließlich war man ei- menschule in Jena. Insbesondere in ein weiteres Aufgabenfeld der Rot- gentlich wegen der Pflege von Kran- den Kolonien mit weit verstreut liegen- kreuzschwestern aus der Heimat in ken nach Übersee gegangen. Neben den Farmen wurde der Reisedienst den Kolonien eingeführt, die Gemein- die Pflege und die Fürsorge für Hygie- der speziell ausgebildeten Hebam- dekrankenpflege. Die Zunahme der ne im Krankenversorgungsbereich – menschwestern zur unverzichtbaren europäischen Bevölkerung erforderte, bisweilen sehr zum Ärger der Schwes- Unterstützung der weißen Siedler. Ge- Schwestern speziell für die Kranken- tern auch vor die Pflege – traten Auf- rade hier waren die Schwestern oft auf pflege zu Hause einzustellen, da die gaben als Wirtschaftsschwester, also sich allein gestellt, war doch weit und Schwestern der Krankenstationen und die Beaufsichtigung von Küche und breit kein Arzt zur Stelle. Lazarette diese Tätigkeit nicht mehr Wäsche, logistische Tätig- länger nebenbei verrichten keiten und Buchführung – konnten. Schwierigkeiten eine hauswirtschaftliche entstanden jedoch häufiger Schulung wurde an der hinsichtlich der Bezahlung, Großherzoglichen Wirt- da die Gemeindeschwestern schaftsschule zu Karlsruhe auch immer von den Ge- und Witzenhausen ermög- meinden zu bezahlen waren. licht. Zudem hatten die Schwestern häufig zur An- Schwestern des Frauenver- reicherung der Kost Gärten eins wirkten auch bei Kam- angelegt und hielten Hüh- pagnen der Kolonialregie- ner, um Eier zur Verfügung rung zur Impfung der lokalen zu haben oder sogar eine Bevölkerung gegen Infekti- Kuh zwecks Milchversor- onskrankheiten, insbesonde- gung. Einige Schwestern re Pocken, mit. wurden für Laborarbeiten – Mikroskopieren oder Beauf- Von Anfang an war vorgese- hen, dass die Schwestern sichtigung von Versuchstie- Kindergarten in Swakopmund ren – bei Ärzten eingesetzt, nicht nur im zivilen Bereich die neben der reinen Krankenversor- Wenige Jahre später ließ auch eine sondern auch in den Militärlazaretten gung auch in der Forschung tätig wa- weitere Aufgabe nicht lange auf sich zum Einsatz kommen sollten, wobei ren. warten. Im Frühjahr 1901 traf aus hinsichtlich des eigentlichen Einsatzes Windhuk in der Pflege hier besondere Vorbehal- in Süd- te seitens der Militärärzte zu bestehen westafrika schienen. Während des 1904 in Süd- beim westafrika ausgebrochenen Herero- Deut- Nama-Aufstands war eine größere schen Zahl von Rotkreuzschwestern in den Frauen- Militärlazaretten der deutschen Koloni- verein in altruppen eingesetzt. Hierbei waren Berlin die die Schwestern bisweilen bis zum Äu- ßersten ge- fordert. So hatte die einzige in Swakop- mund einge- setzte Schwester z.B. im Mai Hospital in Daressalam 1904 65 Pa- Zeitungsaufruf anlässlich des tienten allei- Nach einigen Jahren kamen neben Anfrage ein, zumindest für „Herero-Aufstandes“ ne zu versor- den Männern auch immer mehr Frau- einige Stunden auch die gen und da- en in die Kolonialgebiete, es wurden Betreuung von Kindern zu überneh- bei oftmals neben dem Tagesdienst Familien gegründet und bei den Fami- men. Noch im Juni desselben Jahres auch noch zusätzlich Nachtwachen lien kam Nachwuchs zur Welt. Der nahm die erste Schwester ihre Kinder- abzuleisten. sich daraus ergebende Bedarf in der gartentätigkeit mit 25 zu betreuenden Geburts- und Wochenbettpflege führte Kindern auf, ein halbes Jahr später dazu, dass 1896 die erste auch als war diese Zahl bereits auf 39 ange- (Fortsetzung auf Seite 4) Seite 4

Angesichts der ständig steigenden westafrika wurden nach dem dortigen 120 Mark, im zweiten Jahr von 180 Aufgaben nimmt es nicht Wunder, Krieg Witwen und Waisen von ums Mark, im dritten von 240 Mark im vier- dass auch Leben ge- ten von 300 Mark und in allen folgen- die Zahl der kommenen den 360 Mark. Zudem gab es eine Schwestern Siedlern Alters- und Unfallversicherung. Damit des Vereins materiell lohnte sich ein Einsatz in den Kolo- steil anstieg; und finanzi- nien auch finanziell, da die Bezahlung hatte man ell unter- erheblich über der lag, die Schwes- 1890 noch 4 stützt. In tern der Rotkreuz-Frauenvereine in Schwestern, Daressalam Krankenhäusern in Deutschland ge- ausschließ- stiftete er währt wurde. Zudem konnten die lich in Ostaf- für die neu Schwestern in den Kolonien viel rika, im Ein- eingeweihte selbstständiger als zu Hause arbei- satz, wurden evangeli- ten, mussten sie doch oftmals sogar bald auch in sche Kirche Tätigkeiten übernehmen, die in die anderen das Harmo- Deutschland strikt den Ärzten vorbe- Kolonien – nium. Und halten blieben. Die Dienstzeit der Neu-Guinea als in Tan- Schwestern richtete sich nach der 1891 (später ga/Ostafrika Regeldienstzeit der Kolonialbeamten auch in Sa- im Jahre in den jeweiligen Kolonien und reichte moa), Ka- 1899 in Fol- von eineinhalb Jahren in Westafrika merun 1891, Krankenschwestern vom Deutschen Frauenverein ge einer bis zu vier Jahren in Kiautschou. Togo 1894, für Krankenpflege in den Kolonien Dürre eine Südwestafri- 1919 (nach anderen ka 1894 und Kiautschou 1901 – Pfle- Hungersnot Quellen 1922) be- gekräfte entsandt. Waren 1897 schon ausbrach, nannte sich der 13 Schwestern vor Ort, zählte 1903 kochten die „Deutsche Frauen- ihre Zahl bereits 54. Den ersten Welt- Schwestern verein vom Roten krieg erlebten die Schwestern – täglich 200 Kreuz für die Kolo- 1913/14 waren allein in Afrika 43 Rot- Pfund Getrei- nien“ in kreuzschwestern im Einsatz – nur de und gaben „Frauenverein vom noch für kurze Zeit in den Kolonien, es an die Roten Kreuz für gingen die meisten von ihnen doch hungernde Deutsche über See“ schon bis 1916 verloren. Die Schwes- Bevölkerung um. Der Zweck des tern kehrten nach Deutschland zurück, aus. Zudem Vereins lautet jetzt nachdem sie u. U. wie in Togo noch nutzten sie u.a. ausdrücklich: einige Monate „Kriegskrankenpflege die Gelegen- „die Ausübung der im Dienste britischer Truppen“ zu leis- heit, dass die Krankenpflege und ten hatten, bis genügend britische Pfle- Menschen zur Förderung aller auf gekräfte zur Ablösung bereit standen. Lebensmittel- Kranken-, Wohl- Viele Schwestern leisteten anschlie- abholung zu fahrts- und Gesund- ßend in den Kriegs- und Etappenlaza- ihnen kamen, heitspflege zielenden retten in Europa ihren Dienst. um diese zu Einrichtungen und impfen. Bestrebungen in Neben der Abordnung von Schwestern deutschen Kolonien sorgte der Verein an zahlreichen Die Finanzie- Rotkreuzschwester in Peking und Siedlungen von Standorten auch für die Ausrüstung rung all dieser Deutschen über See, der Krankenhäuser mit Betten und Aktivitäten erfolgte über Mitgliedsbei- insbesondere auch die Fürsorge für Mobiliar, tlw. wurden auch Konserven träge, Spenden, Basare oder auch das heranwachsende Geschlecht und Lebensmittel beschafft. In Süd- Veranstaltungen wie die Bordfeste auf vom zartesten Kindesalter an.“ In den einem der Dampfer in Hamburg. Zu- Folgejahren waren Schwestern des dem wurde ein Teil der Kosten für die Vereins außer in ehemaligen Koloni- Aussendung einer Schwester von den algebieten in Afrika und China noch in Behörden und Institutionen, für die die Angola, Peru, Brasilien, Argentinien, Schwestern tätig waren, erstattet. Chile, Paraguay, Curacao, der Türkei und sogar in den USA im Einsatz. Den in den Kolonien eingesetzten Hinzu kam unmittelbar nach dem Ver- Schwestern zahlte der Frauenverein lust der Kolonien die Fürsorge für neben den Kosten für die Hin- und heimkehrende Kolonialdeutsche in Rückreise sowie freier Kost, Logis und Deutschland, insbesondere für Frau- ärztlicher Versorgung ein monatliches en und Kinder. Entgelt von 65 Mark. Bei guter Füh- rung erhielt die Schwester außerdem Losschein des Deutschen Frauenvereins vom im ersten Jahr eine Dienstprämie von (Fortsetzung auf Seite 5) Roten Kreuz für die Kolonien Seite 5

1945 flüchteten die Schwestern nach Wilhelmshaven, am 15. Juni 1947 er- folgte auf Norderney die Neugründung als DRK-Schwesternschaft Übersee. Nach zwischenzeitlich erfolgter Rück- verlegung des Sitzes nach Berlin und später nach Marburg hat die Schwes- ternschaft seit 1999 endgültig ihre Hei- mat in Wilhelmshaven gefunden.

Heute konzentriert sie sich auf Arbeits- felder innerhalb Deutschlands. Den- noch blieb die Schwesternschaft der Abzeichen des Frauenvereins für Deutsche über See Auslandsarbeit stets verbunden und war neben einer Reihe von anderen Schwesternschaften an zahlreichen In „Der Alemanne“ vom 15.06.1935, 1935 vom Verein gegründete Hilfseinsätzen des Deutschen Roten Nr. 165 heißt es über die Tätigkeit u.a.: „Schwesternschaft vom Deutschen Kreuzes im Ausland durch die Gestel- Roten Kreuz für Deutsche über See“ lung von Schwestern beteiligt. Noch „Der Jahresbericht, den die stellvertre- mit eigenem Mutterhaus in Berlin- heute bestehen jedoch Verbindungen tende Vorsitzende Frau von Lekow Lichterfelde, über das der Verein seit der Schwesternschaft nach Swakop- gab, zeigt, wie mit Hingabe und Opfer- 1935 verfügte. Nach der Ausbombung mund in Namibia, wo sich das 1902 freudigkeit von Seiten aller Mitglieder in Berlin 1943 hat die Schwestern- errichtete Prinzessin-Rupprecht-Heim daran gearbeitet schaft zu- – ehemals Erholung-, Entbindungs- wird, den Deut- nächst ihren und Kindererholungsheim für die in schen in Süd- Sitz nach Deutsch-Südwestafrika lebenden Far- west- und Ostaf- Radebeul mer – in ihrem Besitz befindet. In die- rika, in Angola bei Dresden ser Einrichtung können sich heute jun- und in Südame- verlegt, nach ge Menschen im Rahmen des Freiwilli- rika zu helfen, Auflösung genprogramms „weltwärts“ engagie- indem man des DRK in ren. ▀ ihnen gut aus- der sowjeti- gebildete Rot- schen Besat- kreuz- zungszone Schwestern schickt, und Kranken- und Entbindungsstationen, ebenso wie Erholungsheime unterhält. In Gegenden, wie etwa in den Hoch- ländern von Deutsch-Ostafrika und in denen von Angola würden die dort lebenden deutschen Familien so gut wie jede sachgemäße Hilfe entbehren müssen, wären nicht die Schwestern- stationen des Frauenvereins vorhan- den. Auch in Südwestafrika bedeuten die Heime und Stationen des Frauen- vereins [Das Prinzessin-Rupprecht- Erholungsheim, das Herzogin-Adolf- Friedrich-Kinderheim, der Georg- Ludwig-Kindergarten und das Mütter- heim mit Kleinkinderstation in Swakop- mund sowie das Elisabethhaus, Müt- terheim und Frauenklinik mit ange- schlossener Kinderstation für kranke und gesunde Kinder, in Windhuk] eine der stärksten Stützen des dortigen Deutschtums.“

Mit dem Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz vom 9. Dezember 1937 wurde der Frauenverein als eigenstän- dige Organisation aufgelöst. Seine Ansichtskarte des Frauenvereins für Deutsche über See „Prinzessin-Rupprecht-Heim in Swakopmund“ Kernaufgaben übernahm die bereits Seite 6

Hamburg und der Deutsche Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien

Zentrum für die Ausbildung Pflegethätigkeit mit 6 Schwestern uns- und Tropenkrankheiten durch eine res Frauen-Vereins in jener Anstalt Vereinbarung mit dem Schwesternver- In den ersten Jahren seines Beste- übertragen, während diese Schwes- ein der Hamburgischen Staatskran- hens übernahm der Frauenverein be- tern Unterweisung in der Behandlung kenanstalten ersetzt. reits ausgebildete Schwestern für den und Pflege Tropenkranker erhalten, Einsatz in den Kolonien. Schon bald um nach einer mindestens 5monatli- Nach ihrer Ausbildung reisten die konnte der Bedarf auf diese Weise chen Beschäftigungszeit zur Verwen- Schwestern nach Übersee aus – nach jedoch nicht dung in Kamerun/Togo für mindestens 1 ½ mehr gedeckt den Kolo- Jahre, nach Ostafrika für mindestens 2 werden und nien ab- Jahre, nach Samoa, Neu-Guinea oder so nahm man gelöst Südwestafrika für mindestens 3 Jahre die Ausbil- werden und nach Tsingtau für mindestens 4 dung in die zu kön- Jahre. eigenen Hän- nen. Seit de. dem März Ausschiffungs- und Rückkehrhafen d.J. hat Im Auftrag unsre Hamburg war in der Kolonialzeit das des Hauptver- Thätigkeit Tor zum deutschen Kolonialbesitz und eins traf daher in ge- so verließen insbesondere viele der in die Hambur- nannter den afrikanischen Kolonien eingesetz- ger Abteilung Anstalt ten Schwestern ihre Heimat über den bereits begon- Hamburger Hafen und kehrten über 1896/97 eine Rotkreuzschwester im Bernhard-Noch-Institut nen. Wir diesen ebenso nach Deutschland zu- Übereinkunft haben rück. Auch Schwester Johanna Wittum zur unentgeltlichen Ausbildung junger beschlossen nach Möglichkeit allen beschreibt in ihren Erinnerungen, dass Frauen zu Krankenschwestern im unsern Schwestern diese vervoll- sie am 11. August 1896 mit der „Marie Krankenhaus Eppendorf, wenn diese kommnete Ausbildung zu Theil werden Woermann“ Hamburg verlassen hat sich zum Dienst in den Krankenstatio- zu lassen.“ (Jahresbericht des Vereins und zwei Jahre später mit der „Ella nen der Kolonialgebiete bereit erklär- 1900/1901). Im Jahre 1904 nahmen Woermann“, einem weiteren Schiff der ten. In Eppendorf wurden zu diesem auf Anregung des Berliner Zentralko- Hamburger Woermann-Linie, nach Zeitpunkt die weiblichen Pflegekräfte mitees auch mehrere Schwestern des Hamburg zurückgekehrt ist. 1903 hat durch den dem Hamburger Roten Vaterländischen Frauen-Hülfs-Vereins sie im Rahmen ihrer Vortragsreise bei Kreuz angeschlossenen Schwestern- Hamburg an einem entsprechenden zahlreichen Abteilungen des Frauen- verein der Hamburgischen Staatskran- Lehrgang teil. Die Ausbildungen wur- vereins und der Deutschen Kolonial- kenanstalten gestellt. den zum Teil von Bernhard Nocht Gesellschaft auch in Hamburg vor selbst, einem engagierten Mitglied des Publikum über ihre Arbeit berichtet. Im Jahr 1901 wurde seitens des Ver- Hamburger Roten Kreuzes, durchge- eins zudem „mit dem Leiter der Anstalt führt. Die Hamburger Abteilung des Vereins für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg, Herrn Dr. Nocht,“ ein Ver- 1906 wurden die vertraglichen Verein- Die Hamburger Untergliederung – ge- trag geschlossen. „Nach diesem Ab- barungen mit dem Krankenhaus Ep- führt zunächst unter dem Namen Ham- kommen ist uns die Ausübung der pendorf und dem Institut für Schiffs- burg-Altona, später unter Hamburg und Umgegend – hat ihre Ursprünge im Beginn der 90er Jahre des vorletz- ten Jahrhunderts, als zunächst in Al- tona unter der Leitung von Frau Mathil- de Newman die ersten Mitglieder ge- worben wurden. Der Jahresbericht 1891/92 verzeichnet für die örtliche Abteilung bereits 56 Mitglieder mit ei- nem Beitragsaufkommen von 464 Mark, sechs Jahre später ist die Mit- gliederzahl auf 71 angestiegen, das Beitragsaufkommen hat sich aber so- gar verdoppelt. 1901 wird Frau Toni Petersen Vorsitzende, Emilie Eiffe ist als Schatzmeisterin aufgeführt.

(Fortsetzung auf Seite 7) Ansichtskarte mit Liegeplatz der Woermann-Dampfer in Hamburg Seite 7

Es muß die dringende Erwartung aus- gesprochen werden, daß sich Mittel und Wege finden, nicht die in den Ko- lonien tätigen Krankenschwestern bü- ßen zu lassen, was eine unglaubliche Nachlässigkeit in der Kontrolle gesün- digt hat.“ (Hamburger Fremdenblatt 19. Mai 1911)

Und am 21. Mai heißt es wiederum im Hamburger Fremdenblatt zum selben Thema: „Der Vorstand der Abteilung Hamburg des Deutschen Frauenver- eins vom Roten Kreuz für Krankenpfle- ge in den Kolonien teilt uns auf den Artikel vom 19. Mai in unserer Zeitung folgendes mit: In der Generalver- sammlung des Vereins in Berlin ist der Vorstand der Abteilung Hamburg be- reits durch ihren juristischen Beistand, Herrn Rat Gibsone, der persönlich anwesend war, vorstellig geworden, daß die vom seitherigen Kassenführer des Hauptvorstandes gemachten Fehl- beträge nicht den besonderen Fonds entzogen werden dürfen, zu denen Eine Neuorganisation der Hamburger Der Schwesternpensions- und der auch der Schwesternpensionsfonds Abteilung fand am 25. Februar 1903 Mutterhausfonds gehört, den zum größten Teil die Ab- unter der neuen Vorsitzenden „Frau teilung Hamburg herbeischaffte, son- Kapitän zur See Dräger“ und der Eh- Da die Arbeit in den Tropen wegen dern dem Gesamtvermögen, das die renvorsitzenden Frau Bürgermeister des Klimas und der Arbeitsbedingun- laufenden Ausgaben bestreitet, entzo- Burchardt statt. „Cuxhaven, Altona und gen auch die Gesundheit der Schwes- gen werden müßte. Der Hauptvorstand Wandsbeck wurden der Abteilung mit tern stark belastete – nicht wenige hat sich diesem Antrage nicht abge- besonderen Vertreterinnen angeglie- kamen überhaupt nicht zurück – rief neigt gezeigt, und man kann erwarten, dert und ein Vorstand von insgesamt der Hamburger daß eine bestimmte 12 Personen, darunter ein Herr als Zweigverein an- Zusage darüber ge- juristischer Beistand, gewählt. Stellver- lässlich des 25jäh- macht wird. Die Abtei- tretende Vorsitzende ist Frau Georg rigen Jubiläums für lung Hamburg wird Oetling, … Vertreterin für Cuxhaven erwerbsunfähig diese Sache weiter Frau Amtsanwalt Kämmrer, für Altona gewordene verfolgen, da sie sich Frau Hauptmann Rauchfuß, für Schwestern eigens seit ihrer Neukonstitu- Wandsbeck Frau Landrat von Bonin. eine Stiftung ins tion im Jahre 1903 Hoffentlich gelingt es bei dem erhebli- Leben. Bereits im zur bestimmten Auf- chen Interesse, welches gerade Ham- dem Jahr, als die gabe die burg mit seinem kolonialen Besitzstan- Hamburger Abtei- Eintrittskarte für das Kolonialfest des „Schwesternfürsorge“ de an der Tätigkeit unseres Frauenver- lung sich neu kon- Frauenvereins für Deutsche über See gestellt hat.“ eins hat, die Abteilung bald auf eine stituierte, hatte sie der Bedeutung dieser Interessen an- einen Schwesternpensionsfonds ein- Die finanziellen Beiträge aus Hamburg gemessene Höhe zu brin- gerichtet und dem Mutterverband für legten zudem mit dem 1906 begründe- gen.“ (Jahresbericht 1902/03) Eine diesen Zweck 17.000 Mark überwie- ten Mutterhausfonds den Grundstein Anmerkung die zeigt, dass die Ham- sen. zum Bau des Mutterhauses für die burger Wirtschaft nach Auffassung des Kolonialschwestern in Berlin. Frauenvereins in Bezug auf die Unter- In diesem Zusammenhang berichtet stützung seiner Arbeit noch weit unter die Hamburger Presse im Jahr 1911 Veranstaltungen zur Finanzierung der ihren Möglichkeiten blieb. von einem Skandal im Berliner Haupt- Fonds und der Arbeit des Vereins verein. Es hatte sich nämlich heraus- 1912 sind 113 Mitglieder für die Ham- gestellt, dass seitens des Schatzmeis- Um neben den Mitgliedsbeiträgen wei- burger Abteilung verzeichnet. Zu Be- ters des Hauptvereins in Berlin fast tere Einnahmen zu erzielen, ließen ginn der 30er Jahre hatte die Abteilung eine viertel Million Mark unterschlagen sich die Hamburger Frauen Aktivitäten sogar zwei Untergliederungen, in worden waren. „Am bedauerlichsten unterschiedlicher Größenordnung ein- Elmshorn und Altona. aber ist, daß sich in der veröffentlich- fallen. ten Bilanz 34 711,03 Mk. als Fehlbe- trag des Schwestern-Pensions- und Unterstützungsfonds verbucht finden. (Fortsetzung auf Seite 8) Seite 8

Zum Bordfest am 4. Oktober 1903 daran erinnert hätte, daß man sich an gewandten Navigationskünste ein „Zum Besten des Pensionsfonds der Bord befand. Kaum hatte ich gestern Festgeraten nicht immer vermeiden Vereinsschwes- das Deck des konnte. Wohin man sich auch wandte, tern“ auf dem „Herzog“ [die überall winkten und lockten die Komi- Passagierdampfer ursprünglich teedamen und luden zum Aussuchen „Eleonore Woer- geplante ein, doch dann – oh weh, das arme mann“ und dem „König“ wurde Portemonnaie! Gestern wußte ich, wie Reichs-Post- offenbar kurz- Odysseus, der Vielbeschlagene, beim Dampfer „König“ fristig ersetzt] Passieren der Sireneninsel gefühlt wurde sogar per betreten, da hatte.“ Zeitungsannonce lief mir auch eingeladen. Für schon ein Unter den Gästen waren viele mit Promenaden- und imitierter Nig- Rang und Namen wie die Ehrenvorsit- Tanzmusik sorg- gerjunge in zende des Gesamtvereins, die Herzo- ten die Kapellen die Arme. … gin von Mecklenburg-Schwerin, die des Hanseati- und bot mir beiden Hamburger Bürgermeister Dr. schen Infanterie- das schwarz Burchard – dessen Ehefrau Ehrenvor- Regiments No. 76 bemalte klei- sitzende des Frauenvereins war – und und des Wands- Annonce für das Bordfest des Frauenvereins auf ne Ungetüm Mönckeberg, Senator Dr. Schröder, beker Husaren- der „Eleonore Woermann“ 1903 … kleine Adolph und Eduard Woermann nebst Regiments ebenso ihren Gattinnen , die Herren Eiffe und „Königin Wilhelmina der Niederlande“, „nüdlich“ aussehende schwarze Pup- Dr. A. Amsinck, der Vorsitzende des daneben wurden angeboten: „Original pen zum Kauf an. Gerührt durch sein Hambugischen Landesvereins vom Neger-Cake-Walk, Tänze der Kameru- „Kitchen-English“ kaufte ich ihm ein Roten Kreuz, Dr. Wolffson und natür- ner Jugend, „Ueberwoge“ [eine Art Pärchen ab, mußte aber später an den lich die Damen der Hamburger Abtei- Programmbühne], Kinematograph, Spuren, die sie im Gesicht, an den lung des Frauenvereins für die Kran- automatischer Photographierapparat, Händen und dem frisch gewaschenen kenpflege in den Kolonien. „Deutsch-ostafrikanische Goldfelder“, Kleide meines „Jüngsten“ hinterließen, Würfelbude, Schießstand, Personen- die Erfahrung machen, daß ihre Male- Hinsichtlich des Mutterhausfonds ist in wage, verschiedenen Verkaufsbuden“. rei leider ebenso unecht war wie die der Heiligabendausgabe einer Ham- (Anzeige vom 4. Oktober) Für das leib- des Verkäufers.“ burger Zeitung des Jahres 1906 zu liche Wohl sorgten ein Frühstücksbuf- lesen: „Das Promenadenkonzert auf fet, ein Wiener-Café sowie Bier-, Sekt- Der Bericht beschreibt weiter einen dem Ozeandampfer Kaiserin Auguste und Zigarettenbuden. Schlangenbeschwörer mehrerer Blind- Victoria, dessen Ertrag den ersten schleichen, kleine Mädchen, die Blu- Baustein zur Gründung eines Mutter- Die Berichterstattung in der Hambur- men verkaufend in den beiden Schif- hauses zur Ausbildung der Vereins- ger Presse am 6. Oktober über das fen umherliefen, Kinder, die mit großen schwestern bilden soll, hat den Rein- Ereignis liest sich wie folgt: „Man hätte Glocken Reklame für die Würfelbude gewinn von M 15 953,76 ergeben. Die fast glauben können, der Hamburger machten, einen italienischen Orgeldre- Einnahme betrug: Geschenk der Kai- Dom [für Nicht-Eingeweihte: Das ist her, türkische Zigarettenhändler u.a. serin: 300 M, Einnahme für Billette 11 der große Hamburger Jahrmarkt] sei „Da gab es alle möglichen Kolonialer- 845 M, Geschenk der Komiteedamen um einige Monate früher eröffnet wor- zeugnisse, wie Kaffee, Kakao, Mützen- für Butterbröte 178 M, Geschenk der den, wenn die lokalen Verhältnisse, bänder, Broschen, Manschettenköpfe, Komiteemitglieder für Champagner das Treppensteigen und ein sich oft kurz alles, was in den Kolonien an 720 M, Einnahme an Bord M 6969,76. wiederholendes Stolpern über Luken, Bäumen und Sträuchern fertig zum Der Vorstand der Abteilung Hamburg Steamplanken u.s.w. nicht fortwährend Gebrauch wächst, das konnte man für Krankenpflege in den Kolonien hier für Geld, spricht allen, die zu dem Gelingen der viel Geld und Veranstaltung beigetragen haben, sei- noch mehr nen herzlichen Dank aus.“ Geld kaufen. Und dabei Die „Kaiserin Auguste Victoria“ war war der See- damals Deutschlands größter Dampfer raum zum und „es sollen über 2.000 Personen Passieren gewesen sein, die die etwas ungemüt- dieser für das liche Reise in Nebel und Staubregen Portemonnaie von den Landungsbrücken nach dem so gefährli- Kaiser Wilhelm-Hafen antraten, wo der chen Klippen Riesendampfer in Flaggengala am Kai so unendlich lag. … Bei dem ungeheuren Getriebe karg bemes- und der gewaltigen Ausdehnung des sen, daß man Dampfers konnte natürlich nur beim besten Willen und Ansichtskarte des Frauenvereins zum Margeritenfest trotz aller an- (Fortsetzung auf Seite 9) in Daressalam (Rückseite) Seite 9 der überhaupt etwas von der Musik stattfindende Chrysanthemum- ternen und den würdigen Ernst Merck hören, der sich direkt neben dem Or- Ausstellung legt Zeugnis davon ab, hatte man unter einen großen, wie ein chester befand. Aber das tat dem wie liebevoll sich um die schöne far- Kachelofen anmutenden Kasten ge- Wohlbefinden keinen Abbruch, denn benprächtige Japanerin sowohl Züch- steckt, der das Piedestal für einen die Besucher waren natürlich nicht nur ter aus Liebhaberei, als auch die gro- Buddha bildete. Ernst und streng stan- eines Konzerts wegen gekommen. … ßen Gärtnereien von Hamburg und den rechts und links zwei japanische Für die Verproviantierung hatten die Umgegend mühen. Tempelleuchter, die die Firma Umlauff Hamburg-Amerika-Linie und die ham- freundlichst zur Verfügung gestellt hat- burgischen Damen auf das beste ge- te, genau wie die japanischen Büfetts, sorgt. Ganze Berge von Kuchen und die als wirkliche Kunstwerke anzuspre- Butterbroten waren der guten Sache chen waren, und jedes Auge, nicht nur als wohlschmeckende Unterstützung das des Kenners, entzücken mußten. gewidmet. Auch Alkoholika, wie Sekt, An der linken Seite des Saales Kioske, Bier, Kognak, Grog Whisky, waren in in denen – wenn auch etwas größer mächtigen Flaschenbatterien aufge- geraten, so doch nicht minder reizende stellt, zum Kampf gegen den Antialko- Geishas ihres Amtes walteten. holismus. Aber damit auch die Tempe- renzler auf ihre Rechnung kämen, wa- Keine bezahlte Kraft wirkte bei dem ren Sodawasser, Tee, Kaffee, Schoko- Feste mit – auch die Blumen waren lade in ungeheuren Quantitäten zur freundlich und unentgeltlich zur Verfü- Vertilgung bereit. … Im Rauchsalon gung gestellt worden. Schier ver- durfte man sich gegen gute Bezahlung schwenderisch war man mit dem Licht eine gute Zigarre anbrennen, die von umgegangen! Vor den Kiosken Reihen schöner Hand gereicht wurde.“ (Aus von roten japanischen Laternen. Und dem Bericht in der Zeitschrift „Unter was bargen die Kioskes. Der eine war dem roten Kreuz Jahrgang 1907) Auch als Rauchzelt gedacht, in dem noch diesmal war wieder viel Hamburger nebenbei Reiswein verschänkt wurde Prominenz aus Politik – die Bürger- – verschänkt nicht mit e – alles sollte meister Stammann und Mönckeberg, Geld, viel Geld bringen in Anbetracht weitere Senatoren, eine große Zahl des wohltätigen Zwecks. Daneben ein von Mitgliedern der Bürgerschaft mit Ansichtskarte zum Margeritenfest Sektkiosk, andere, in denen japani- dem Präsidenten Engel an der Spitze (Vorderseite) sche Kinderkleider und Puppen, feine – und Wirtschaft – insbesondere aus japanische Keramik, japanische Korb- den Bereichen Reederei, Schiffbau Japan in Hamburg zurzeit der Chry- waren verkauft wurden. Sogar eine und Handel – zugegen. santhemumblüte! Man mußte es glau- japanische Schießbude nach gutem ben, wenn man sich plötzlich all den deutschen Muster, jedoch mit japani- Mitte November 1913 versuchten die exotischen Herrlichkeiten, der Fülle schen Zielen, war da. Mit feinem Ge- Damen der Hamburger Abteilung an der Blumen gegenübersah, die sich schmack waren die Tee- und Erfri- die Wohltätigkeitsfeste größeren Stils präsentierten, als seien sie an Ort und schungsräume und die Empfangshalle anzuknüpfen, die sonst eher für die Stelle gewachsen. Mächtige Terrassen hergerichtet.“ (General-Anzeiger vom Reichshauptstadt Berlin typisch waren. an den beiden Querseiten der Halle 18.11.1913, Hamburg) Über einen Zeitraum von vier Tagen führten vom Saal zu den Emporen wurde unter dem Motto „Japan in hinauf. Feierlich grüßte von oben ein Eine ganz andere Hamburger Aktivität Hamburg zur Zeit der Chrysan- japanischer Tempel mit einem riesigen war die sogenannte „Ablösung der themumblüte“ in Götzen. Süß Neujahrs-Karten und Besuche“. Die- der Ernst Merck- und weih- se Aktion scheint in die Kategorie zu halle im Zoologi- nachtlich gehören, die heute unter den Begriff schen Garten dufteten in „statt Geschenke“ fallen würde. Zu- durch die Ham- dies fremd- gunsten des Deutschen Frauenvereins burgerinnen eine ländische für die Krankenpflege spendeten z.B. Ausstellung orga- Bild deut- 1903 rund fünfundzwanzig, meist bes- nisiert. „Was läge sche Tan- sergestellte Personen wie Konsuln, wohl näher bei nen, die die Direktoren u.a. Wirtschaftsvertreter den vielen Bezie- große Halle einen bestimmten Betrag und verzich- hungen, die zu einem teten wohl dafür auf die Aussendung Hamburg nach Wald um- entsprechender Neujahrsgrüße. Auf Japan hat, als wandelten, diese Weise kamen damals immerhin dem Feste ein die alles an 281 Mark zusammen. ▀ japanisches Mili- Annonce des Frauenvereins zur Chrysanthmum- Wänden und eu zu geben.? Ausstellung in Hamburg 1913 Säulen ver- Dazu kommt deckten, noch die Wertschätzung an sich, deren was die Illusion stören könnte. Die sich das Chrysanthemum in Hamburg großen Kronleuchter waren abgeblen- erfreut. – Die alljährlich im November det durch japanische Schirme und La- Seite 10

Unser Hamburg damals

Reedereistandort Hamburg

Hamburg ist mit mehr als 120 in der Adler-Linie, die dann jedoch von der schon kurze Zeit nach dem 1. Welt- Stadt ansässigen Reedereien der Hapag übernommen wurde. Aufsichts- krieg, 1921, nahm die Rickmers-Linie größte Reedereistandort in Deutsch- ratsvorsitzender der Linie war Senator den Ostasien-Liniendienst wieder auf. land. Mit knapp 1.500 Schiffen wird rund die 1890 wurde in Hamburg Hälfte der deutschen auf Betreiben der deut- Handelsflotte von der schen Reichsregierung Stadt aus bereedert. Die- die Deutsche Ost-Afri- se besondere Rolle, ins- ka-Linie (DOAL), heute besondere im Übersee- Deutsche Afrika-Linien, handel mit regelmäßiger gegründet. Die Ge- Linienschifffahrt, hatte schäftsführung übernahm Hamburg auch bereits vor Carl Woermann, den Auf- über 100 Jahren im Deut- sichtsratsvorsitz dessen schen Reich inne. Hier Vater Adolph Woermann. soll kurz auf die Anfangs- Fuhren die Schiffe in den geschichte der großen, ersten Jahren nur bis damals schon bestehen- Ostafrika, wurde das den Reedereien einge- Fahrtgebiet 1894 bis gangen werden, zumal Südafrika ausgedehnt. In einige von ihnen auch auf Kooperation mit der Wo- die eine oder andere Wei- Ansichtskarte mit einem Schiff der Deutschen Ost-Afrika Linie ermann-Linie und der se enge Kontakte zum Roten Kreuz Eiffe – Emilie Eiffe, möglicherweise die HAPAG folgte 1907 die Erweiterung pflegten. Ehefrau seines später im Afrika- der Zielgebiete um Westafrika. Anfang Geschäft tätigen Sohnes Franz Ferdi- 1914 war die DOAL mit 31 Schiffen Die Reederei Rob. M. Sloman ist die nand Eiffe, war 1901 Schatzmeisterin von insgesamt 104.380 BRT die zehnt- älteste deutsche Reederei, sie wurde des Frauenvereins für die Kolonien. größte deutsche Reederei, unmittelbar 1793 in Hamburg zunächst als Schiffs- Der Bau der hierbei eingesetzten acht nach der eng mit ihr verbundenen Wo- maklergeschäft gegründet und geht Schiffe wurde in England in Auftrag ermann-Linie. Jahresabschlüsse des auf Kapitän William Sloman zurück, gegeben; die Bauaufsicht führte Ernst Frauenvereins für die Krankenpflege in der von Great Yarmouth in England Voss, der spätere Mitbegründer der den Kolonien führen Einnahmen für an nach Hamburg übergesiedelt war und Hamburger Werft Blohm&Voss. 1867 Bord von Schiffen der DOAL zuguns- 1791 das Bürgerrecht erhielt. Der hatte der Enkel des Gründers, Robert ten des Vereins eingezogene Verpfle- Sohn, Robert Miles Sloman, entwickel- Miles Sloman jr., das Geschäft von gungsgelder auf, so z.B. für das Jahr te aus dem Makler- das Reedereige- seinem gleichnamigen Vater übernom- 1908 in Höhe von 2.523,94 Mark. Über schäft, das er mit fünf Segeln begann. men. Er war es dann auch, der am 2. mehrere Jahre weisen die Jahresab- Die Schiffe der Slomanreederei be- Februar 1864 gemeinsam schlüsse des dienten Liniendienste nach England mit Theodor Schmidt ein Frauenvereins und Nordamerika fuhren aber auch „Comité zur Pflege von Ver- Erträge aus Häfen der Ost- und Westküste Süd- wundeten und Kranken“ ins Vereins- amerikas an. Seit 1841 gab es zudem Leben rief, aus dem im Ok- Sammelbüch- bis 1886 einen Liniendienst nach Aus- tober desselben Jahres der sen aus, die tralien. Während nach England schon „Verein zur Pflege im Felde an Bord von 1841 die ersten Dampfschiffe der Ree- verwundeter und erkrankter Schiffen der derei fuhren, wurde die neue Technik Krieger“ und damit das Ro- DOAL aufge- auf dem Weg nach Nordamerika erst- te Kreuz in Hamburg ent- stellt waren. mals 1850 eingesetzt, als mit der stand. „Helena Sloman“ ein Schraubendamp- 1849 entsandte das Handelshaus Wo- fer in 28 Tagen von Hamburg nach Die Rickmers Reederei hat ihren Ur- ermann das erste Segelschiff nach New York reiste. Wenige Jahre später sprung in der 1834 in Bremerhaven Westafrika. Die Reederei Afrikani- hatte sich die Fahrtzeit bereits auf 16- gegründeten Rickmers Werft, acht sche Dampfschiffs- 17 und bis 1868 auf 9-10 Tage ver- Jahre später erfolgte der Einstieg in Actiengesellschaft Woermann-Linie kürzt. 1872 erfolgte die Gründung der das Reedereigeschäft. 1896 nahm die wurde dann 1885 von Adolph Woer- von Hamburg ausgehenden Mittel- Reederei einen regelmäßigen Linien- mann gegründet. Ziel der Schiffe wa- meerlinie, die bald auch nordafrikani- dienst nach Ostasien auf. 1917 erfolg- ren zunächst die neugegründeten sche Häfen anlief. Für einige wenige te die Verlegung des Firmensitzes der deutschen Kolonien in Afrika. Jahre bestand seit 1872 daneben die Rickmers Rhederei AG sowie der ebenfalls im Nordatlantikdienst tätige Rickmers-Linie nach Hamburg und (Fortsetzung auf Seite 11) Seite 11

1907 wurde eine Betriebsgemeinschaft Die Hamburg-Südamerikanische verlegte den Firmensitz nach Bremen. mit der HAPAG und der DOAL gegrün- Dampfschifffahrts-Gesellschaft Ab 1908 operierten dann die Ham- det, der sich ein Jahr später auch die (HSDG), kurz Hamburg-Süd, wurde burg-Bremer Afrika-Linie, die Woer- Hamburg-Bremer Afrika-Linie an- 1871 von elf Hamburger Handelshäu- mann-Linie, die Deutsche Ost-Afrika- schloss. 1916 verkaufte die Familie sern als Aktiengesellschaft als Nach- Linie und die HAPAG in einem Ver- Woermann die Woermann-Linie und folgeunternehmen der seit 1869 beste- bund mit abgestimmtem Fahrplan die Deutsche Ost-Afrika-Linie an ein henden Hamburg-Brasilianischen nach Westafrika. Konsortium bestehend aus HAPAG, Dampfschifffahrts-Gesellschaft ge- Norddeutschem Lloyd und Hugo Stin- gründet. Erster Vorsitzender war Hein- 1847 wurde in Hamburg die Hamburg- nes, die Anteile des Letzteren über- rich Amsinck. Die zunächst vier Schiffe Amerikanische Packet-Actien- nahmen 1921 die beiden anderen Ei- verkehrten im monatlichen Linien- Gesellschaft (HAPAG), kurz Ham- gentümer. dienst zwischen Hamburg und Brasili- burg-Amerika-Linie, von Hamburger en sowie Argentinien. Kaufleuten – u.a. Adolph Godeffroy, Im Jahr 1900 kaufte Ferdinand Laisz, Ernst Merck, Carl die HAPAG die vier- Woermann und August Bolten – ge- zehn in der Südameri- gründet. Der Wahlspruch des Unter- kafahrt eingesetzten nehmens lautete „Mein Feld ist die Dampfer der Reederei Welt“. Und so kam es dann auch, nach A.C. de Freitas&Co., und nach umspannten die Linien des die bis dahin Haupt- Unternehmens die ganze Welt. Von konkurrent der HSDG Anfang an stand dabei der Linien- war und Hamburg- dienst von Hamburg nach Nordameri- Süd und HAPAG ver- ka, zunächst nach New York, ab 1867 einbarten einen Ge- auch nach New Orleans, an erster meinschaftsdienst der Stelle, der am 15. Oktober 1848 mit beiden Reedereien im dem Vollschiff „Deutschland“ in Betrieb Südamerikageschäft, genommen wurde. Befördert wurden Haus der Woermann-Linie in der Hamburger Straße in Lomé/Togo wobei 2/3 des Ver- zunächst in erster Linie Passagiere, kehrs der Hamburg- meist Auswanderer, das Frachtge- Auf den Schiffen der Woermann-Linie Süd zufallen sollte. 1914 war die Ham- schäft war anfangs zweitrangig. 1857 erfolgte sehr häufig die Beförderung burg-Süd mit 56 Schiffen und 325.031 kam ein Liniendienst nach Kanada der Schwestern des Frauenvereins für BRT zur viertgrößten deutschen Ree- hinzu. 1868 wurde das letzte Segel- die Krankenpflege in den Kolonien derei aufgestiegen. schiff der Reederei verkauft und es aber auch die von Angehörigen weite- kamen nur noch Dampfschiffe zum rer Rotkreuzorganisationen in die Ein- 1887 wurde von Hamburger Kaufleu- Einsatz. Der 1872 in Hamburg hinzu- satzgebiete Afrikas. Großzügig zeigte ten die Chinesische Küstenfahrt- kommende Konkurrent, die Deutsche sich die Familie Woermann bei der Gesellschaft (CKG) gegründet, die Transatlantische Schifffahrts- Unterstützung des Frauenvereins, z.B. 1890 einen Liniendienst von Kanton Gesellschaft, kurz Adler-Linie, war bei der Ausrichtung des Bordfestes auf über Hongkong nach Shanghai ein- schon drei Jahre später zur Fusion mit ihren Schiffen zu dessen Gunsten oder richtete. Zum Ende des Jahrhunderts der HAPAG gezwungen, nachdem ein auch wie aus Jahresabschlüssen des engagierte sich die HAPAG verstärkt erbitterter Wettbewerb beiden Unter- Frauenvereins z.B. für das Jahr 1908 im Ostasiendienst und die CKG zog nehmen Millionenverluste eingebracht hervorgeht, durch Einziehung von Ver- sich aus dem Geschäft zurück. Mit hatte. Ein weiterer Konkurrent auf dem pflegungsgeldern in Höhe von 539 dem Herero-Nama-Aufstand in Markt, die 1880 gegründete Carr-Linie, Mark und Sammeln von Erträgen in Deutsch-Südwest- fusionierte sechs Jahre später Höhe von 516,20 durch Aufstellen von Afrika benötigte mit der Reederei von Robert Mi- Vereinssammelbüchsen an Bord der die Woermann- les Sloman zur Union-Linie, mit „Lucie Woermann“ und „Eleonore Wo- Linie erhöhte der sich die HAPAG letztendlich ermann“. Bereits 1892 war die Ehefrau Transportkapazi- auf eine Aufteilung des Hambur- Adolph Woermanns als eine der Ers- täten und charter- ger Passagiergeschäfts nach ten Mitglied in der Abteilung Hamburg- te daher zusätzli- Nordamerika unter der Regie der Altona des Vereins geworden, die che Schiffe von HAPAG verständigte. 1888 wur- Ehefrau von Eduard Woermann gehör- der Bremer Damp- de Albert Ballin in das Direktori- te bis 1908 dem Vorstand der Abtei- schifffahrts-Gesellschaft „Triton“ und um der HAPAG berufen, elf Jahre spä- lung Hamburg des Frauenvereins an. der CKG. Mit diesen Erfahrungen be- ter stieg er zu deren Generaldirektor 1903/04 ernannte man Adolph Woer- schlossen die beiden Gesellschaften auf. 1892 kaufte man die Dampfschiff- mann und seine Ehefrau in Anbetracht den Aufbau einer eigenen, gemeinsa- Reederei „Hansa“ mit ihrem Frachtge- ihrer besonderen Verdienste zu Ehren- men Afrika-Linie und nachdem sich die schäft und dem Liniendienst nach Phi- mitgliedern des Vereins. Ferner wur- Bremer wieder zurückzogen, wurde ladelphia und Baltimore auf. den vereinzelt auch Schiffe der Woer- die CKG in Hamburg-Bremer Afrika- mann-Linie wie der Reichspostdamp- Linie umbenannt. 1907 nahm sie ei- fer „Tabora“ den Hamburger Rotkreuz- nen eigenen Westafrika-Dienst auf, einheiten für Wasserübungen zur Ver- wurde dann aber faktisch vom Nord- fügung gestellt. deutschen Lloyd übernommen und (Fortsetzung auf Seite 12) Seite 12

In den folgenden Jahren wurde das Jahrhunderts war die HAPAG nicht nur Auswandererhallen auf der Veddel, die Geschäft massiv ausgebaut. Es ent- die größte Reederei Deutschlands als Marinelazarett dienten. Und nicht standen neue Ha- sondern der gan- zuletzt seien erwähnt Veranstaltungen fenanlagen im Ham- zen Welt. wie das Promenadenkonzert auf der burger Hafen, die „Kaiserin Auguste Victoria“, die der HAPAG-Hallen in Mit dem Roten Frauenverein für Krankenpflege in den Cuxhaven und ab Kreuz gab es Kolonien zu seinen Gunsten an Bord 1900 die Auswande- über viele Jahre des Schiffes durchführen durfte, und rerhallen auf der unterschiedliche die Vereinssammelbüchsen, mit denen Veddel. Im Jahr Anlässe zur Zu- der Verein auch auf Schiffen der 1900 eröffnete die sammenarbeit. HAPAG Spenden sammeln durfte. Reederei zudem ihren Liniendienst Schon während der Kolonialkriege nach Ostasien. Aber es wurden auch dienten die HAPAG-Hallen in Ferdinand Laisz gründete 1824 zu- qualitativ neue Geschäftsfelder entwi- Cuxhaven auch immer wieder dem nächst eine Produktionsfirma für Hüte. ckelt wie ab 1903 der Einsatz von Ausmarsch und der Rückkehr deut- Die Expansion der Geschäfte ins Aus- Kühlschiffen, ab 1891 Kreuzfahrtschif- scher Truppen, die hier großteils von land führte dann 1839 zum Kauf einer fe für Kreuzfahrten im Mittelmeer u.a. Hamburger Rot-Kreuz-Angehörigen ersten Brigg, 1857 erfolgte der erste 1898 wurde eine Linie über den Suez- betreut wurden. Immer wieder konnten eigene Neubau, 1892 kaufte Laisz Kanal nach Australien eingerichtet und auf Schiffen der HAPAG auch Übun- seinen ersten eisernen Dampfer. Zu- von da aus zu den US-Häfen am Pazi- gen seitens der Hamburger Sanitäts- dem war das Unternehmen an der fik und nach Vancouver. Nach dort einheiten durchgeführt werden wie am Mitgründung einer ganzen Reihe gro- führte auch eine weitere Linie um Süd- 12. Mai 1912 auf dem Hochsee- ßer Hamburger Dampfschifffahrtsge- amerika herum. Als letzten Kontinent Leichter „Rhein“, insbesondere jedoch sellschaften und -linien beteiligt. Wäh- nahm die HAPAG dann erst 1907 Afri- die auf dem Dampfer „Hansa“, der rend die mitgegründeten Linien in be- ka ins Visier. Auf den großen Flüssen zum Hilfslazarettschiff umgerüstet wer- sonderem Maße auf die damals mo- der Welt – Amazonas, Nil, Huang Ho den konnte. In der Zeit des 1. Welt- derne Dampfschifffahrt ausgerichtet und Jangtsekiang – unterhielt die Ree- kriegs wurden Gebäude der HAPAG waren, führte Laisz mit seinen Flying- derei zudem auch eigene Flotten für zu Lazaretten umgewandelt, die vom P-Linern die Segelschifftradition fort. ▀ die Flussschifffahrt. Anfang des 20. Roten Kreuz betreut wurden – u.a. die

Der besondere Tipp

„Geschichtsgarten Deutschland-Tansania“

Eine der umstrittensten Denkmalanlagen in Hamburg ist neben dem 76er Denkmal am Dammtor der sogenannte „Tansania-Park“ in Ham- burg-Jenfeld. Er wurde zunächst 2002 vom Kulturkreis Jenfeld auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne – benannt nach dem Kommandeur der sogenannten für Deutsch-Ostafrika, Paul von Lettow-Vorbeck – entwickelt und sollte Ehrenmale und Skulp- turen der deutschen Kolonialgeschichte präsentieren. Zentraler Be- standteil des Park sollte das 1939 in der Zeit des Nationalsozialismus Rechte Seite des -Reliefs zur Erinnerung an die deutschen Kolonialtruppen errichtete „Schutztruppen-Ehrenmal“ sein, auf dessen Gedenktafeln die Namen der im 1. Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten, und Träger verzeichnet sind. Weiterhin gehören zu den Denkmalen zwei überlebensgroße Fi- gurengruppen aus Terracotta mit Darstellungen eines Schutztruppen-Offiziers, von Askaris und Trägern, die an den beiden Seiten des Haupteingangs der Kaserne angebracht waren und ebenfalls 1939 eingeweiht wurden. Überlegt wurde ferner, weitere Denkmale der Hamburger Kolonialgeschichte aufzustellen, die teilweise zur Zeit eingelagert sind.

Ursprünglich war geplant, den Park 2003 einzuweihen. Eine von Beginn an bestehende öffentliche Kontroverse um diese Form der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und die Vorwürfe, dass es sich hierbei um eine kolonialrevisionistische Heldenverehrung sowie eine unkritische und verharmlosende Aufarbeitung dieses Ab- schnitts der Geschichte handeln würde, führten dazu, dass der Park bis heute weder offiziell einen Namen hat noch eingeweiht wurde. Die Anlage ist zur Zeit öffentlich auch nicht zugänglich.

Seit 2005 wird von einem Beirat des Bezirks Wandsbek unter Beteiligung von Bezirksabgeordneten, Hamburger Behörden, dem Hamburger Museum für Völkerkunde, der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr und vom Eine-Welt-Netzwerk-Hamburg ein neues Konzept erarbeitet. Im Juli 2014 hat der Hamburger Senat beschlossen, ein Programm „Aufarbeitung des kolonialen Erbes“ aufzulegen, in das auch die Herrichtung des Parks als Ge- denkort einbezogen ist.▀ Seite 13

Orte der Rotkreuzbewegung

Das Bernhard-Nocht Institut für Tropenmedizin

Die Choleraepidemie von 1892 führte von Tropen- in Hamburg auch zu einer Reform des krankheiten Gesundheitswesens. 1893 übernahm durchsetzt, da der Marinearzt Bernhard Nocht das „durch den neu geschaffene Amt des Hafenarztes, überseeischen zur Behandlung innerer Krankheiten Verkehr dort ein von Seeleuten wurde ihm im Allgemei- reiches Kran- nen Krankenhaus St. Georg eigens kengut zu ver- eine Abteilung eingerichtet. Nocht war sorgen sei.“ Am es dann auch, der einige Jahre später 1. Oktober 1900 nahm das neue Insti- tenversorgung in das Universitäts- Hamburg als Standort des bei seiner tut für Schiffs- und Tropenkrankheiten Krankenhaus Eppendorf verlagert. Gründung von der Reichsregierung im ehemaligen Verwaltungsgebäude Heute ist das Bernhard-Nocht Institut unterstützten Instituts zur Erforschung des 1863 gegründeten Seemanns- für Tropenmedizin das größte seiner krankenhauses an den Art in Deutschland und beschäftigt Hamburger Landungs- rund 400 Mitarbeiter in Hamburg und brücken mit 24 Mitarbei- Ghana. tern seine Arbeit auf. Zwischen 1910 bis 1914 Am Institut für Schiffs- und Tropenme- entstand der dreiteilige dizin erhielten Anfang des letzten Jahr- Klinikbau mit Labor, hunderts die für den Einsatz in den Krankenhaus und Tier- deutschen Kolonien vorgesehenen haus nach den Plänen Schwestern des Deutschen Frauen- von Fritz Schumacher an vereins für die Krankenpflege in den der heutigen Bernhard- Kolonien, einer Untergliederung des Nocht-Straße. 2006 wur- Roten Kreuzes, eine Zusatzausbildung de die stationäre Patien- in „Krankenpflege und Hygiene“ ▀

Seemannskrankenhaus und Bernard-Nocht-Institut 1913

Rotes Kreuz – menschlich gesehen

Bernhard Nocht

Albrecht Eduard Bern- Jahr später folgte der er Vizepräsident der Hygienekommis- hard Nocht wurde am Senat dieser Empfeh- sion des Völkerbundes. 4. November 1857 in lung und Nocht wurde Landshut geboren. nach seiner Entlas- 1933 gehörte Nocht zu den Unter- Nach dem Studium der sung aus der Marine zeichnern des Bekenntnisses der Pro- Medizin in Berlin wurde am 1. April der erste fessoren an den deutschen Universitä- er Arzt bei der Kaiserli- Hafenarzt Hamburgs, ten und Hochschulen zu Adolf Hitler chen Marine, ab 1887 ein Amt, das er bis und dem nationalsozialistischen Staat. für drei Jahre abgeord- 1906 ausübte. 1900 Kurz nach Kriegsende nahmen er und net in das Kaiserliche übernahm er bis 1930 seine Frau sich am 5. Juni 1945 in Gesundheitsamt unter die Aufgabe eines Di- Wiesbaden das Leben, er liegt in Ham- Robert Koch. rektors und Chefarztes burg begraben. des neu gegründeten Während der Cholera- Hamburger Instituts für Bernhard Nocht war engagiertes Mit- epidemie 1892 wurde Schiffs- und Tropen- glied im Hamburger Roten Kreuz und Nocht von Koch nach medizin. gehörte dem Komitee des Verbandes Hamburg als dessen Hamburg der Genossenschaft freiwilli- ständiger Vertreter Bernhard Nocht 1919 erfolgte seine ger Krankenpfleger vom Roten Kreuz entsandt, um die Hamburger Behörden Berufung zum Professor für Tropen- an. Oftmals beteiligte er sich persön- zu beraten. Eine Empfehlung lautete: medizin an der medizinischen Fakultät lich an der Ausbildung von Rotkreuz- Einrichtung eines ärztlichen Überwa- der im selben Jahr gegründeten Uni- schwestern in seinem Institut. ▀ chungsdienstes für den Hafen. Ein versität Hamburg. 1927 bis 1934 war Seite 14

Rotkreuzmuseen stellen sich vor

Rot-Kreuz-Museum Salzburg, Österreich

1929 wurde in Salzburg das erste Ret- zehn Jahre später fiel es im November neben Fahrrädern und zwei Räderbah- tungsmuseum Europas durch Dr. 1944 einem amerikanischen Bomben- ren bis zu zwölf Oldtimer. Christian Varnschein eröffnet, fünf- angriff zum Opfer. Das Museum befindet sich in der Ster- Die Wiedereröff- neckstr. 32 in A-5020 Salzburg und ist nung als Rot- nach telefonischer Vereinbarung zu kreuzmuseum besichtigen. Führungen bestehen erfolgte im Jah- nach Voranmeldung und der Eintritt ist re 1979. Zu se- frei. hen sind unter diversen Hinter- [email protected]▀ lassenschaften aus der Rot- kreuzgeschichte

Literaturtipp

Unterm Roten Kreuz in Kamerun und Togo

Die Rotkreuzschwester Johanna Wittum war von 1896 bis 1898 als Krankenschwester in den deutschen Kolonien

in Westafrika – in Kamerun, in der Stadt Kamerun, und in Togo, in Klein-Popo – im Einsatz. 1899 veröffentlichte sie im Evangelischen Verlag Heidelberg ihre Erinnerungen, die 2010 als Re- print im Umfang von 160 Seiten wieder neu herausgebracht wurden. Sie er- zählt dabei von ihrer Arbeit, den Ländern mit ihren Pflanzen, Tieren, Menschen und deren Sitten und Gebräuchen. Natürlich ist das Buch in Sprache und im Denken der damaligen Zeit des Kolonialismus verfasst. Dennoch schildert es anschaulich den Alltag, Gedanken und Empfindungen einer europäischen Rot- kreuzschwester fernab der Heimat.

Johanna Wittum wurde am 13. April 1870 in Pforzheim geboren und erhielt ihre schulische Bildung an der Pforzheimer Töchterschule, der Klosterschule in Offenburg und in England. Sie war zunächst als Lehrerin tätig, bevor sie zu den Viktoriaschwestern kam und in Krankenhäusern und Hamburgs arbeitete. 1896 ging sie für den Vaterländischen Frauenverein für Krankenpfle- ge in den Kolonien als Rotkreuzschwester nach Westafrika. Es folgte 1899 ein siebenmonatiger Aufenthalt als Rotkreuzschwester während des Burenkriegs in Südafrika, dem ihr zweites Buch „Sieben Monate im Burenkrieg“ folgte. Im Juli 1903 wurde sie an das Deutsche Kranken- haus von Sao Paulo berufen, dort verstarb sie noch im selben Jahr an der erneut bei ihr aus- gebrochenen Malaria.

Weltliche Krankenpflege in den deutschen Kolonien Afrikas 1884-1918

2012 ist im Mabuse-Verlag in Frankfurt die 236 Seiten umfassende Monographie von Nicole Schweig über die weltliche Krankenpflege in den deutschen Kolonien Afrikas in der Zeit von 1884-1918 erschienen. Sie widmet sich den Einsatzorten in Afrika, den Einsatzfelden und den eingesetzten Krankenschwestern – ihrer Ausbil- dung, ihrer Bezahlung, ihren Lebens- und Einsatzbedingungen. Die Schwestern waren vom Deutschen Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien, einer Rot- kreuzorganisation, entsandt worden. Ergänzt wird die Darstellung um kommentier- te Abbildungen des Kolonialen Bildarchivs in Frankfurt und den Bericht der Rot- kreuzschwester Grete Kühnhold „In Friedens- und Kriegszeiten in Kamerun“. ▀ Seite 15

Sonstiger

Deutsche Kolonien

Lange Zeit hatten sich Preußen und erworbenen Besitzungen mit der Lü- - 1897/1898 wird das chinesische Ki- die deutschen Staaten aus dem euro- deritzbucht und dem angrenzenden autschou mit dem Hafenort Tsingtau päischen Wettbewerb um die Aneig- Hinterland, dem sogenannten Lüderitz- deutsches Pachtgebiet, deutsche nung von Kolonien weitgehend her- land, als Deutsch-Südwestafrika, heu- Bergbau- und Eisenbahnkonzessionen ausgehalten. Lediglich zwischen 1682 te Namibia werden in der Provinz Schantung zu- und 1721 gibt es einige kleinere bran- gesprochen denburgisch-preußische Übersee-Gebiete – Groß - Im Dezember 1898 kom- Friedrichsburg im heutigen men durch deutsch- Ghana, Arguin im heuti- spanischen Vertrag die gen Mauretanien, St. mikronesischen Inseln der Thomas – heute Teil der Karolinen, der Marianen amerikanischen Jungfern- und Palau im Mittelpazifik inseln, die Krabbeninsel – hinzu heute Teil von Puerto Rico und Whydah im heutigen - 1899 wird durch den Sa- Benin. moa Vertrag zwischen dem Deutschen Reich, Anfangs übte auch das Großbritannien und den Deutsche Reich entspre- USA der Westteil der Sa- chende Zurückhaltung. moa-Inseln deutsches Bismarck bezweifelte das Schutzgebiet im Südpazi- Kosten-Nutzen-Verhältnis Karte mit Verzeichnis der deutschen Kolonien fik. In Westafrika wird der und wollte zunächst nicht Ostteil des vorher neutra- akzeptieren, „die ganze Nation zum - Im Februar 1885 das von Carl Peters len Salaga-Gebietes dem deutschen Vorteil einzelner Handels- und Gewer- und dessen Gesellschaft für deutsche Togo zugeschlagen bezweige zu erheblichen Steuerlasten Kolonisation erworbene Gebiet in heranzuziehen“ (aus einem Brief von Ostafrika - In Ostafrika wird die deutsche Herr- Bismarck wenige Jahre vor der schaft auf die Königreiche und Reichsgründung 1868 an den preußi- - Im April 1885 erwarben die Brüder Ruanda ausgeweitet schen Kriegs- und Marineminister). Denhardt das Wituland im heutigen Außerdem sei die Marine noch nicht Kenia; das Gebiet ging 1890 per Ver- - 1911 wird aufgrund eines Vertrages weit genug entwickelt, um die erforder- trag an Großbritannien über mit Frankreich als Kompensation für liche Schutzfunktion übernehmen zu deutsche Ansprüche in Marokko ein können. Mit der Reichsgründung 1871 - 1884 bis 1886 folgten im Pazifik Kai- Teil des französischen Kongo- nahm allerdings auch die Kolonialpro- ser-Wilhelmsland (heute Nord- Gebietes Kamerun als paganda in Deutschland zu. 1882 er- Neuguinea), das Bismarck-Archipel, angegliedert folgte die Gründung des Deutschen die Marshall-Inseln und mehrere Salo- Kolonialvereins, 1884 die der Gesell- mon-Inseln Für eine Reihe von weiteren Erwer- schaft für Deutsche Kolonisation, die bungen durch Deutsche lehnt das sich 1887 zur Deutschen Kolonialge- - 1888 erfolgt die Annexion der Pazifik- Deutsche Reich den Rechtsschutz ab sellschaft zusammenschlossen. insel Nauru oder es wird eine internationale Aner- kennung verwehrt: Santa Lucia Bay/ Das Jahr 1884 ist als der Beginn einer - 1890 wird die Einigung Deutschlands Südafrika, Pondoland/Südafrika, Nokki aktiven Kolonialpolitik anzusehen. und Großbritanniens über die Einfluss- am südlichen Ufer des Kongo- Nacheinander verleibte sich das Deut- sphären in Ostafrika im sogenannten Unterlaufs, Gurma im heutigen Burkina sche Reich folgende Gebiete als soge- Helgoland-Sansibar-Vertrag vertraglich Faso, Gando im heutigen Niger und nannte Schutzgebiete bzw. Kolonien geregelt. Deutschland verzichtet auf Nigeria gelegen, Katanga/Kongo, ein: Gebietsansprüche über Sansibar, das Komoren-Inseln, Gebiete im südwestli- allerdings nie deutsche Kolonie war, chen Madagaskar und die Bäreninsel - Im Juli 1884 unter dem deutschen und erhält im Gegenzug u.a. Helgo- im heute russischen Eismeer. Mit der Generalkonsul für Westafrika, Gustav land von Großbritannien und in SW- Niederlage im 1. Weltkrieg musste das Nachtigall, Gebiete , u.a. die Afrika mit dem Caprivi-Zipfel einen Deutsche Reich gemäß Versailler Ver- Besitzungen des Handelshauses Wo- Zugang zum Sambesi. Die deutschen trag nunmehr auch offiziell alle Kolo- ermann, und Gebiete in Togo Ansprüche in Wituland/Kenia werden nien an die Siegermächte und deren zugunsten Großbritanniens, die an der Verbündete als Mandatsgebiete abtre- - Nach der Berliner Konferenz Ende Somaliküste zugunsten Italiens aufge- ten, nachdem die meisten davon be- 1884/Anfang 1885 die vom Bremer geben reits in den ersten zwei Kriegsjahren Kaufmann Alfred Lüderitz ab 1883 verloren gegangen waren. ▀ Seite 16

Städtepartnerschaft Hamburg – Daressalam

Nachdem Hamburg bereits Partner- sundheitsversorgung, die Förderung schaft zwischen Hamburg und Dares- schaften mit Städten in Europa, Asien, der Nutzung von Solarenergie, Zusam- salam besiegelt. Mittel und Nordamerika hatte, wurde menarbeit in den Bereichen Wissen- im Jahr 2005 Kontakt mit Daressalam schaft und Museen, Schulpartner- Daressalam (auf deutsch: Hafen des in Tansania aufgenommen, um Mög- schaften, Freiwilligendienste und Ju- Friedens) gehörte von 1885 bis 1919 lichkeiten einer intensiveren Zusam- gendaustausch. Im Juli 2010 wurde zum deutschen Kolonialreich, hiervon menarbeit zu prüfen. Im Juni 2009 dann auch offiziell die Städtepartner- zeugen noch heute Bauten in der wurde bereits die Stadt. Die Stadt zweite Vereinba- am Indischen rung zur Vertie- Ozean, die Ende fung der Zusam- des 19. Jahrhun- menarbeit in drei- derts vom dama- zehn konkret ligen Herrscher, benannten Fel- dem Sultan von dern zwischen Sansibar, ge- den beiden Ha- gründet worden fenstädten unter- ist, verfügt heut- zeichnet. Dabei zutage über ging es um Stadt- mehr als vier planung, Projekte Millionen Ein- der städtischen wohner und ist Infrastruktur, Ge- die größte Tan- sanias. ▀

Lutheranische Kirche in Daressalam aus der Kolonialzeit

Impressum Herausgeber.: DRK Landesverband Hamburg e.V., Behrmannplatz 3, 22529 Hamburg Redaktion/V. i. S. d. P.: Dr. Volkmar Schön Menschlichkeit Gestaltung: Marie-Luise Manow und Marleen Maxton Fotos: StHH 111-1 Senat CI VII Lit Rf Nr. 64 Rechenschaftsbericht des Unparteilichkeit Central-Comités der dt. Vereine vom Rothen Kreuz 1880 (S. 1); DRK (S. 1); Dr. Schön, privat (S. 1-3); Staatsarchiv Hamburg, Signatur 331-3_SA 920 (S. 3); Der Welt Spiegel vom 17.06.1915, Nr. 48 (S.4); Dr. Schön, privat – Neutralität aus unbekannter Quelle (S. 4); Dr. Schön, privat (S. 4-5); Frau Dr. A. Brinckmann (S. 6); Dr. Schön, privat (S. 6-7); Staatsarchiv Hamburg, Signa- tur 352-3 I _F 10 Bd. 2 (S. 7); Staatsarchiv Hamburg, Signatur 331-3_SA Unabhängigkeit 920 (S. 8-9); Dr. Schön, privat (S. 8-12); Wikipedia CC BY SA 3.0 (S. 12); Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (S. 13); Jubiläums-Kalender des deutschen Frauenvereins vom Roten Kreuz 1913 (S.13); Bernhard-Nocht- Freiwilligkeit Institut für Tropenmedizin (S.13); Peter Schober, Rot-Kreuz-Museum Salz- burg (S. 14); Dr. Schön, privat (S.14-15); Wikipedia CC BY 2.0 (S. 16)

Einheit Dem Bernhard-Nocht-Institut sei an dieser Stelle für die Überlassung des Fotos von Bernhard Nocht gedankt.

Universalität Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei diesem Newsletter auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Ent- sprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Grün- de und beinhaltet keine Wertung.

Abbestellung: per Mail an [email protected]