Ausg. Nr. 125 • 28. November 2013 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at

Schwerpunkt zum 75. Jahrestag: Novemberpogrom Antisemitische Übergriffe – unter massiver Anwendung physischer und psychischer Gewalt – waren nach dem »Anschluß« Österreichs an Hitlerdeutschland 1938 ein wohlkalkuliertes Mittel des NS-Regimes, das darauf abzielte, möglichst viele öster- reichische Jüdinnen und Juden zu vertreiben. Foto: HBF/Pusch

Bundespräsident Heinz Fischer bei der Kranzniederlegung am Mahnmal der österreichischen jüdischen Opfer der Shoa in Wien.

ie Ausschreitungen gegen die jüdische dern auch durch Privatpersonen ausgesetzt. zum 10. November 1938 inszenierte Reichs- DBevölkerung setzten auf dem Gebiet Nach dem „Anschluß“-Pogrom im März/ propagandaminister Joseph Goebbels einen des ehemaligen Österreich unmittelbar nach April 1938 waren die Ereignisse rund um angeblich spontanen reichsweiten Pogrom – der Machtübernahme durch die Nationalso- den 9. November 1938 ein vorläufiger Hö- der unter dem Begriff „Reichskristallnacht“ zialisten im März 1938 ein. Jüdinnen und Ju- hepunkt der antisemitischen Maßnahmen in die Geschichte einging. Der 75. Jahrestag den waren Mißhandlungen, Demütigungen, des NS-Regimes, der der jüdischen Bevölke- war Anlaß für viele Gedenkveranstaltungen Diskriminierung, Entrechtung und Berau- rung in einschneidender Weise ihre Recht- im ganzen Land bungen nicht nur seitens Parteistellen, son- losigkeit demonstrierte. In der Nacht vom 9. Lesen Sie weiter auf der Seite 31 ¾

Sie sehen hier die Variante US Letter mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 2 Die Seite 2

Der Inhalt der Ausgabe 125

Ukrainischer Präsident in Wien 3 Grünes Wachstum stärkt Europarat: Österreich hat Vorsitz Wirtschaft und Beschäftigung 60 übernommen 7 100 Jahre Manner AG 61 Starkes Signal für alle Minderheiten weltweit 9 Das Stift Klosterneuburg Tirol ehrt Südtirols LH Durnwalder 10 erstrahlt in neuem Glanz 62 36. Raiffeisen Sicherheits- Vermischtes 11 Energiebilanz 2012 S 23 Sechs Monate vor Europawahl 17 verdienstpreis 2013 für Wien 64 Zusammenarbeit zwischen österr. 35 Jahre U1-Verlängerung vom und chinesischen Unternehmen 18 Karlsplatz zum Stephansplatz 66 fromaustria.com-Onlineshop 21 Franz Lackner ist neuer Energiebilanz 2012 23 Salzburger Erzbischof 67 Entscheidungsgrundlage für Parlamentssanierung liegt vor 25 Neue Volkstheater-Intendantin 69 95. Geburtstag der Republik 27 LH Josef Pühringer ehrt ältesten Neuer Linzer Bürgermeister 29 Oberösterreicher Günter Fronius 70 Linz als Lebensstadt Barbara Coudenhove-Kalergi ungebrochen attraktiv 30 Konjukturerholung schreitet voran S 55 ausgezeichnet 71 Vor 75 Jahren: Novemberpogrom 1938 Falstaff Rotweingala 72 Von Christa Mehany-Mitterrutzner 31 Hypothese zum Ursprung Rede des Bundespräsidenten von Allergien 73 im Wiener Stadttempel 36 Grazer Forscher entdecken neue Prammer: Aus der Geschichte für Mutation in der Blutgerinnung 74 Gegenwart und Zukunft lernen 38 März 1938 mit den Augen Affen »verstehen« die Regeln eines Zeitzeugen 40 der Sprachmusikalität 75 ------Federleicht – Masseeinsparung Franz Lackner ist neuer Erzbischof S 67 »Burgenland Journal« ist ein wichtiges Thema 76 Gedenkfeier in Lackenbach 41 Warnzeichen, das bei Kälte Kranzniederlegung vor dem die Farbe ändert 77 Landhaus 42 seestadt Aspern – Baustart für Gesamtverkehrsstrategie 43 Wiens größten Bildungscampus 78 Erfolgreiche Mitsprache-Offensive prolongiert 44 Wien 1450 – Der Meister von Frauen- und Familienberatungs- Schloß Lichtenstein und seine Zeit 79 stelle »Der Lichtblick« 45 MAMUZ in Schloß Asparn/Zaya Burgenland Tourismus zeigt und im Museum Mistelbach 84 Ausblick für 2014 46 Klosterkirche Güssing zur Schwerpunkt Malerei im Wien 1450 S 79 »Basilica minor« erhoben 47 Traklhaus Salzburg 89 Zukunft & Aussichten Bruno Gironcoli in Innsbruck 92 20 Jahre FH Burgenland 49 Nicolas Mahler im ------Karikaturmuseum Krems 94 Regionalentwicklung: EU: Planungsstrategien stehen 51 Innsbrucker Festwochen der Alten Europäische Haushaltsüber- Musik 2014 95 wachung auf vollen Touren 52 Viennale 2013 Mehr Mittel für neues Förder- Von Margarethe Glac 96 programm für Kultur- und Das Wunder von Kärnten Kreativsektor 53 "International Emmy Awards" 103 Viennale’13 S 96 EU-Parlament verabschiedet neue Regionalpolitik 54 Gold für Ulrich Seidl 105 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Die Erholung geht weiter 55 Filmfonds Wien fördert Zilk-Polit- Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Konjunkturerholung schreitet Thriller und weitere Projekte 106 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- voran 56 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Serie »Österreicher in Hollywood« Inflation sinkt im Oktober 2013 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- von Rudolf Ulrich - der Produzent/ deutlich auf 1,4 % 57 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Regisseur/Autor 107 S. 1: HBF/Pusch; S. 2: BMWFJ/HopiMedia/Holzner; Österreicher sind gut über Diözese Graz-Seckau / Gerald Brettschuh; Gemäl- Inflation informiert 58 In den Talboden schauen Atem- degalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Fokus auf die heimischen Gründer 59 beraubernder Blick auf das Ötztal 110 Kulturbesitz / Foto: Jörg P. Anders; Viennale

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 3 Österreich, Europa und die Welt Ukrainischer Präsident in Wien Viktor Janukowytsch traf mit Bundespräsident Heinz Fischer und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zusammen, nahm am Wirtschaftsforum der WKÖ teil, trug sich ins Goldene Buch der Stadt Wien ein und führte ein Gespräch mit Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger. Foto: HBF / Carina Karlovits Offizieller Arbeitsbesuch des Präsidenten der Ukraine in Wien: Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer (l.) schreitet mit seinem Amtskollegen Viktor Janukowytsch die Ehrengarde des Österreichischen Bundesheeres ab.

ie Möglichkeiten eines Assoziierungs- Das Gesetz sollte der inhaftierten Op- und verglich den Weg der EU-Annäherung Dabkommens zwischen der EU und der positionspolitikerin Julia Timoschenko die der früheren Sowjetrepublik mit einer Be- Ukraine waren am 21. November Hauptthe- Ausreise zur medizinischen Behandlung in steigung des Großglockners. Die Ukraine sei ma der Gespräche zwischen Bundespräsi- Deutschland ermöglichen. Dies sei „nur un- demzufolge auf den letzten Metern ange- dent Heinz Fischer und dem Präsidenten der ter Einhaltung der bestehenden ukrainischen langt. Diese könnten überwunden werden, Ukraine, Viktor Janukowytsch in der Präsi- Gesetze möglich“, betonte Präsident Janu- wenn es beide Seiten wollten. dentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg. kowytsch anläßlich einer gemeinsamen mit Präsident Janukowitsch entgegnete: „Je Beide Staatsoberhäupter brachten ihre Hoff- Bundespräsident Fischer. Im ukrainischen höher man steigt, desto schwieriger ist der nung auf eine Annährung zum Ausdruck. Parlament gebe es allerdings „widersprüchli- Aufstieg, desto mehr Hürden gibt es.“ Es Der ukrainische Präsident glaubt weiter- che Meinungen“ zu dem Thema. müsse nach Wegen gesucht werden, solche hin an die EU-Annäherung seines Landes. Das Nein aus Kiew könnte die Assoziie- Hürden zu überwinden. Fischer warb für die „Wir werden auf dem Weg der europäischen rung mit der EU zum Scheitern bringen. weitere EU-Annäherung der Ukraine. Dies Kooperation vorankommen“, versicherte Kommende Woche sollte die Ukraine auf wäre für beide Seiten ein „wichtiger und Janukowitsch. Daß das Parlament in Kiew dem Gipfel der Östlichen Partnerschaft in zukunftsträchtiger Schritt“. wenige Stunden ein von Brüssel für die EU- Vilnius ein entsprechendes Abkommen samt Assoziierung der Ukraine gefordertes Gesetz Freihandelszone unterzeichnen. Prammer: EU-Annäherung ist für abgelehnt hatte, kommentierte er nicht di- Bundespräsident Fischer hat ein baldiges die Ukraine »alternativlos« rekt, nahm aber dann bei einem neuerlichen Assoziierungsabkommen zwischen der EU Der ukrainische Staatspräsident bekräf- Gespräch mit Fischer dazu Stellung. und der Ukraine noch nicht abgeschrieben tigte in seinem Gespräch mit Nationalrats-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 4 Österreich, Europa und die Welt Foto: HBF / Carina Karlovits Pressegespräch der beiden Staatsoberhäupter Viktor Janukowytsch (l.) und Heinz Fischer im Maria Theresien-Zimmer präsidentin Barbara Prammer, in dessen Mit- der keine Alternativen zur Annäherung der Janukowytsch berichtete bei seinem Be- telpunkt die künftige europapolitische Aus- Ukraine an die Europäische Union sah. Um- such im Parlament aber auch von der richtung der Ukraine im Lichte der aktuellen so bedauerlicher sei es, daß nun die Causa schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Entscheidung des Kiewer Parlaments gegen Timoschenko ins Zentrum der Diskussion Lage in der Ukraine vor dem Hintergrund die Enthaftung Julia Timoschenkos stand, über die EU-Integration gerückt sei. Januko- des, wie er sagte, enormen Drucks, den Ruß- sein Land bleibe auch weiterhin auf EU-Inte- wytsch sprach in diesem Zusammenhang land – vor allem in der Frage der Gasliefe- grationskurs, die Annäherung sei alternativ- von einem großen Schaden für die Ukraine rungen – ausübt. Der Gastarif habe dabei los. Prammer begrüßte ausdrücklich die In- in ihren Beziehungen zur EU und meinte, es entscheidende Bedeutung für sein Land, gab tegrationsbemühungen und drückte ihre würden viele falsche Informationen über den er zu bedenken und unterstrich die Bedeu- Hoffnung auf eine konstruktive Lösung in Fall in Umlauf gebracht. Tatsache sei, daß tung gemeinsamer Verhandlungen zwischen der Frage des Assoziierungsabkommens mit die ehemalige Regierungschefin wegen Straf- der EU, Kiew und Moskau. Was die Be- der EU aus. taten vor Gericht stehe, für die ihre Geschäfts- ziehungen mit Österreich betrifft, hob der Sein Land habe ein großes Stück auf dem partner in anderen Staaten zum Teil bereits ukrainische Staatspräsident die erfolgreiche Weg der Reformen zurückgelegt und die rechtskräftig verurteilt worden seien. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit hervor, die Rechtsordnung in den Bereichen Wirtschaft, Menschen in der Ukraine jedenfalls seien dazu geführt habe, daß Österreich heute einer Menschenrechte und Demokratie an die EU- mehrheitlich gegen eine Verabschiedung des der größten Investoren in der Ukraine sei. Standards angepaßt, betonte Janukowytsch, Enthaftungsgesetzes. Positiv bewertete er auch den intensiven Aus- Foto: Parlamentsdirektion / HBF Flora Scheibenbauer Aussprache im Parlament: Linke Bildhälfte: Ukrainische Delegation mit dem Staatspräsidenten Viktor Janukowytsch (3.v.li.). Rechte Bildhälfte: Österreichische Delegation v.r.: Nationalratsabgeordneter Josef Cap (SPÖ), Veranstaltungsteilnehmerin, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Klubobmann Heinz-Christian Strache (FPÖ), Nationalratsabgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne) und Christoph Vavrik (NEOS). ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 5 Österreich, Europa und die Welt tausch in den Bereichen Bildung und Kultur sowie im Rahmen des Europarates. Die Nationalratspräsidentin würdigte ihrerseits die Reformleistung Kiews insbe- sondere in Sachen Rechtsstaatlichkeit und unterstrich vor allem auch die Rolle der Ukraine für Österreich im Rahmen der Öst- lichen Partnerschaft. Sie begrüßte die An- näherung der Ukraine an die Europäische Union und bezeichnete die aktuelle Entwick- lung im Zusammenhang mit der ehemaligen Regierungschefin als bedauerlich. Prammer drückte ihre Hoffnung auf eine konstruktive Lösung im Fall Timoschenko aus, die es er- möglicht, Grünes Licht für die Unterzeich- nung des Assoziierungsabkommens zu ge- ben. Prammer sprach Janukowytsch gegen- über aber auch das Problem der ukrainischen Foto: Parlamentsdirektion / HBF Flora Scheibenbauer Präsident Viktor Janukowytsch überreicht Nationalratspräsidentin Barbara Prammer Atomreaktoren an und drängte auf eine Be- einen Blumenstrauß zur Begrüßung im Hohen Haus. rücksichtigung der fachlichen Stellungnah- men Österreichs in dieser Frage. An dem Treffen nahmen auch die Abge- ordneten Josef Cap (SPÖ), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne), Waltraud Dietrich (Team Stronach) und Christoph Vavrik (NEOS) teil, die über- einstimmend die Öffnung der Ukraine in Richtung EU begrüßten.

3,3 Milliarden Euro Investitionen Am 22. November eröffnete dann Viktor Janukowytsch gemeinsam mit Heinz Fischer und mit dem Präsidenten der Wirtschafts- kammer Österreich (WKÖ), Christoph Leitl, ein österreichisch-ukrainisches Wirtschafts- forum im Haus der Wirtschaft in Wien. Leitl

wies in seiner Eröffnungsrede auf die guten Foto: WKÖ/Schnarr Wirtschaftsbeziehungen zwischen Öster- v.l.: Gennadiy Chyzhykov, Präsident der ukrainischen Wirtschaftskammer, Präsi- reich und der Ukraine hin. Das bilaterale dent Viktor Janukowytsch, Bundespräsident Heinz Fischer und der Präsidenten der Handelsvolumen macht 1,5 Milliarden Euro Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl aus, österreichische Unternehmen investier- Fischer wies in diesem Zusammenhang dar- nen Reformweg der Ukraine, wie auch zur ten bisher rund 3,3 Milliarden Euro und ge- auf hin, daß österreichische Unternehmen Annäherung an die EU“ gebe: „Wir werden hören mit einem Anteil von sechs Prozent sehr angesehen seien, weil „wir eines der diesen Weg konsequent weitergehen.“ Der aller ausländischen Investitionen zu den ersten Länder waren, die sich sofort mit der eingeschlagene Reformprozeß werde auch größten Investoren in der Ukraine. Unabhängigkeit der Ukraine in diesem Land international honoriert, wie die stetig besse- Leitl: „Die guten Wirtschaftsbeziehungen engagiert haben“. Fischer betonte auch, daß ren Wertungen in entsprechenden Rankings zwischen unseren Ländern sind ein positiver das im Raum stehende mögliche Freihan- etwa der Weltbank beweisen. Beitrag für die politischen Beziehungen delsabkommen zwischen der EU und der Bei den österreichischen Exporten in die auch auf europäischer Ebene.“ Leitl sieht für Ukraine nicht nur die bilateralen Beziehun- Ukraine gab es nach dem leichten Rückgang österreichische Firmen vor allem in den Be- gen fördern, sondern auch die Ukraine in im Jahr 2012 im ersten Halbjahr 2013 einen reichen Landwirtschaft, erneuerbare Ener- ihrer wirtschaftlichen Entwicklung schneller erfreulichen Anstieg um 11 Prozent auf über gien, Bergbau sowie im Tourismus viele voran bringen würde. Die Ukraine habe in 342 Mio. Euro. Besonders beachtlich war Möglichkeiten, um die Wirtschaftsbeziehun- den letzten Jahren diesbezüglich einige Struk- der Aufwärtstrend bei den Lieferungen von gen noch auszubauen, „da gerade diese Be- turreformen umgesetzt, die wichtige Schritte pharmazeutischen Erzeugnissen um 35 Pro- reiche von großer Bedeutung für die Ukraine für die Verbesserung der Beziehungen zwi- zent. Auch bei elektrischen Maschinen, Ap- sind, und Österreich genau da mit seinen schen der Ukraine und der EU, vor allem in paraten und elektrotechnischen Waren gab es Unternehmen und deren Expertise einen wirtschaftlicher Hinsicht, bedeuteten. einen Zuwachs um fast 30 Prozent. Die Im- Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung Janukowytsch betonte in seiner Festrede, porte aus der Ukraine machten im ersten der Ukraine leisten kann“. Bundespräsident daß „es keine Alternative zum eingeschlage- Halbjahr 2013 325,7 Mio. Euro aus.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 6 Österreich, Europa und die Welt

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Wien Präsident Viktor Janukowytsch trug sich auch in das Goldene Buch der Stadt Wien ein. Bürgermeister Michael Häupl nahm Bezug auf die historische „Schmelztie- gelfunktion“ Wiens im Hinblick auf die ehe- maligen Kronländer in der Habsburgermon- archie Galizien und Bukowina. Die Städ- tenamen Lemberg und Czernowitz seien im- mer noch vertraut, vor allem durch die Theater- und Kaffeehaustradition und die Schriftsteller Joseph Roth und Paul Celan. Häupl hob besonders die engen und freund- schaftlichen Beziehungen zwischen Wien und der Hauptstadt der Ukraine, Kiew, her- vor, die mittlerweile seit 20 Jahren bestün- den. 1992, kurz nachdem die Ukraine ihre Präsident Viktor Janukowytsch traf mit Vizekanzler und Außenminister Michael Unabhängigkeit erlangte, haben Wien und Spindelegger zu einem Gespräch zusammen. Kiew ein Freundschafts- und Kooperations- abkommen abgeschlossen. Viktor Januko- wytsch nahm ebenfalls Bezug auf die guten Beziehungen der beiden Städte Wien und Kiew.

Das Assoziationsabkommen Bundespräsident Heinz Fischer führte dann noch ein im ursprünglichen Besuchs- programm nicht vorgesehenes mehr als vier- stündiges Gespräch mit seinem Amtskolle- gen. Janukowytsch erläuterte die gegenwär- tige politische und wirtschaftliche Situation der Ukraine und legte die Gründe dar, war- um sich die ukrainische Staatsführung ent- schlossen habe bzw. habe entschließen müs- sen, den Weg zur Unterzeichnung des As- soziationsabkommens zum gegenwärtigen Zeitpunkt „auszusetzen“ und stattdessen Ver- Bürgermeister Michael Häupl (l.) und Präsident der Ukraine, Viktor Janukowytsch, der sich ins Goldene Buch der Stadt Wien eintrug. handlungen zwischen der Ukraine, der Euro- päischen Union und Rußland über gemeinsa- me Interessen vorzuschlagen. Janukowytsch betonte, daß die europäi- sche Perspektive für die Ukraine langfristig wichtig und gewichtig sei. Nicht zufällig sei Brüssel das Ziel seiner ersten Auslandsreise nach seiner Wahl zum ukrainischen Staats- präsidenten gewesen. Er ließ aber – unter- mauert durch viele Beispiele – erkennen, daß die Ukraine von Europa in vielen Fällen ent- täuscht wurde und daß die Europäische Union Sachverhalte falsch eingeschätzt habe. Der ukrainische Präsident lobte gleich- zeitig die Beziehungen zu Österreich und äußerte die Hoffnung, daß es möglich sei, intensive Beziehungen mit der Europäischen Union und mit Rußland auf einen gemeinsa- men Nenner zu bringen. „ Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: PID / Kromus Foto: BMeiA / minoritenplatz 8 Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und der ukrainische Außenminister Leonid Quellen: mri/vos/ar/APA/PrK, Parlamentskorrespondenz, Koschara unterzeichneten ein Abkommen zur Zusammenarbeit bei der Verbre- WKÖ, Rathauskorrespondenz, Hofburg chensbekämpfung.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 7 Österreich, Europa und die Welt Europarat: Österreich hat Vorsitz übernommen Spindelegger: Schwerpunkte Menschenhandel, Medienfreiheit und Datenschutz im Internet – Europarat soll in Wien 65. Geburtstag feiern Foto: BMeiA / Dragan Tatic Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (l.) traf im Rahmen der Übernahme des Europarats-Vorsitzes durch Österreich in Straßburg den Generalsekretär des Europarates, Thorbjorn Jagland.

sterreich hat am 14. November den gliedsstaaten an, darunter neben allen 28 EU- auch den 65. Geburtstag des Europarats be- Öhalbjährlich wechselnden Vorsitz im Ländern auch Rußland, die Ukraine, die Tür- gehen. Europarat übernommen. Als Schwerpunkte kei und die Kaukasus-Staaten. Vorbereitet Der Vorsitz im Europarat richtet sich für die Präsidentschaft nannte Außenminister wird unter österreichischem Vorsitz auch die nach dem Alphabet und geht nach Österreich Michael Spindelegger in Straßburg u.a. den Neuwahl des Generalsekretärs – wobei Amts- an Aserbaidschan weiter. Das Land hat in Kampf gegen Menschenhandel und für Mei- inhaber Thorbjörn Jagland die Wiederwahl Menschenrechtsfragen allerdings einen alles nungsfreiheit. anstrebt, was allerdings eine Premiere wäre. andere als tadellosen Ruf, erst kürzlich wur- Öffentlich bekannt ist der in Straßburg Als Schwerpunkte des Vorsitzhalbjahres den ein regierungskritischer Blogger und ein angesiedelte Europarat vor allem durch den nannte Spindelegger den Kampf gegen Men- Journalist zu langjährigen Haftstrafen verur- Europäischen Gerichtshof für Menschen- schenhandel, für Meinungsfreiheit und die teilt. Spindelegger glaubt dennoch, daß die rechte (EGMR), der über die Einhaltung der Sicherheit von Journalisten sowie – ange- internationale Aufmerksamkeit positiv wir- Europäischen Menschenrechtskonvention in sichts der Enthüllungen über die NSA-Spio- ken könnte, denn: „Wenn sie den Vorsitz den Mitgliedsländern wacht. In Österreich nageprogramme aktuell – Datenschutz im haben, müssen sie besonders aufpassen.“ stand zuletzt außerdem ein äußerst kritischer und freien Zugang zum Internet. Außerdem Europaratsbericht Pate bei der Verschärfung hofft Spindelegger, die nötigen zehn Staaten Vielfältiges Kulturprogramm des Korruptionsstrafrechts und der Regeln für die Inkraftsetzung des Europaratsüber- Für den sechsmonatigen österreichischen zur Parteienfinanzierung. einkommens gegen Gewalt an Frauen zu- Vorsitz im Europarat (November 2013 bis Daß sich der 1949 gegründete Europarat stande zu bringen. Österreich hat das Ab- Mai 2014) haben die Stadt Straßburg und das angesichts einer erweiterten Europäischen kommen als sechstes Land ratifiziert. österreichische Generalkonsulat ein vielfälti- Union (EU) überlebt haben könnte, wies Höhepunkt des österreichischen Vorsitz- ges Kulturprogramm organisiert. Bei einem Spindelegger vor Journalisten zurück. Zwar halbjahres soll eine große Außenminister- Zusammentreffen mit dem Bürgermeister spiele auch die EU eine immer stärkere konferenz am 5. und 6. Mai in Wien sein, wo- von Straßburg, Roland Ries, hob der Aus- Rolle in der Menschenrechtspolitik, aber: bei Spindelegger eine Kooperation mit der in senminister am 18. November die Vielfalt „Wir werden immer Länder haben, die nicht Wien angesiedelten Organisation für Sicher- und Reichhaltigkeit des gemeinsam mit der in der EU sind, aber im Europarat.“ heit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Stadt Straßburg erstellten österreichischen Derzeit gehören dem Europarat 47 Mit- anstrebt. Bei dieser Gelegenheit will man Kulturprogrammes hervor: „Es ist beein-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 8 Österreich, Europa und die Welt druckend zu sehen, wie präsent Österreich mit seinem Kulturprogramm in Straßburg Justiz belegt europäischen Spitzen- sein wird. Dieses spannt von klassischen The- platz in Sachen Bürgervertrauen men bis zum aktuellen zeitgenössischen ös- terreichischen Kunst- und Kulturschaffen ehr erfreut zeigte sich Justizministerin schafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, einen breiten und abwechslungsreichen Bo- SBeatrix Karl am 22. November anläßlich das neue Korruptionsstrafrecht, an die neuen gen.“ einer neuen Eurobarometer-Umfrage zu den Ausbildungsmöglichkeiten für Staatsan- Die Kultureinrichtungen Straßburgs und Justizsystemen in Europa. „78 Prozent der wältInnen und RichterInnen oder auch Maß- der französischen Region Niederrhein erstel- ÖsterreicherInnen vertrauen aktuell der ös- nahmen im Bereich der Kommunikation wie len gemeinsam mit dem jeweiligen Vorsitz- terreichischen Justiz, damit liegen wir euro- das Internetportal ,JustizInfo‘ oder der Justiz- land ein multikulturelles, buntes Kulturpro- paweit am dritten Platz“, betonte Karl. „Der ratgeber, die auf großes Interesse bei den gramm. Damit soll zugleich die Sichtbarkeit Trend ist klar, schon die im Frühjahr des BürgerInnen gestoßen sind. Auch die neue des Europarates und auch der diplomatischen Jahres national durchgeführte Vertrauensstu- Familiengerichtshilfe, die Eltern und Kindern Vertretungen der 47 Mitgliedstaaten erhöht die hat gezeigt, daß das Vertrauen der Öster- bei familienrechtlichen Verfahren unter- werden. reicherInnen in die Justiz wieder wächst. Da- stützt, leistet einen wertvollen Beitrag zur Ebenfalls in Straßburg zu Gast ist öster- mals gaben 72 Prozent an, daß sie der Justiz Stärkung des Vertrauens der Bürgerinnen reichische Kulinarik. Von November bis Mai vertrauen.“ und Bürger in das Justizsystem. Nicht zuletzt wird es in verschiedenen Straßburger Re- „Die heute präsentierte Studie der Euro- ist ein solches Ergebnis auch eine Bestäti- staurants, allen voran im berühmten „Mai- päischen Kommission zeigt, daß wir in der gung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- son Kammerzell“ am Platz der Kathedrale, Justiz auf dem richtigen Weg sind“, so Karl. ter aller Justizbehörden für ihren professio- Österreichwochen geben. Die kulturelle Auf- „Zahlreiche Maßnahmen, die in den letzten nellen und engagierten Einsatz“, so Karl taktveranstaltung fandet im Rahmen des Mu- Jahren gesetzt wurden, zeigen nun Wirkung. abschließend. „ sikfestivals „Voix étouffées“ am 14. Novem- Ich denke etwa an die Stärkung der Wirt- http://justizinfo.justiz.gv.at ber mit dem „1. Frauen-Kammerorchester von Österreich“ statt – mit Werken der im Konzentrationslager Theresienstadt ermorde- Vertrauen der ÖsterreicherInnen ten Komponisten Schulhof, Haas und Gold- in den Euro nach wie vor groß schmidt. Weitere Höhepunkte des insgesamt 41 ach einer neuen Eurobarometer-Um- zent gemeint, daß ein gemeinsames koordi- Events umfassenden Kulturprogrammes Nfage, die im Auftrag des Europäischen niertes Vorgehen aller (damals noch 27) EU- sind: Parlaments ein Jahr vor den Europawahlen Staaten besser sei. Dieser Prozentsatz ist nun  Aufführung der 2. Sinfonie (Auferste- durchgeführt wurde, ist das Vertrauen der auf 50 Prozent gesunken. Österreich jedoch hungssymphonie) von Gustav Mahler als EuropäerInnen in den Euro in den letzten weist gemeinsam mit Lettland mit je plus Osterkonzert in der Kathedrale sowie ein beiden Jahren gestiegen. In dieser Umfrage sechs Prozentpunkten die zweite Stelle beim Mozart-Benefizkonzert mit der Straßbur- haben 38 Prozent der Befragten erklärt, daß Vertrauenszuwachs auf (von 44 auf 50 Pro- ger Philharmonie, der Euro die negativen Auswirkungen der zent) und liegt damit im EU Schnitt.  Paul Flora-Ausstellung im Museum Tomi Krise gelindert hätte. Zum Vergleich waren Die effektivere Abwehr der negativen Ungerer, es im Jahr 2011 nur 34 Prozent. Auswirkungen der Globalisierung schreiben  Konzertabende mit dem Wiener Ober- Österreich liegt mit einem Vertrauensplus die ÖsterreicherInnen allerdings mit 53 Pro- kantor Shmuel Barzilai, von acht Prozentpunkten (von 41 auf 49 Pro- zent ihrem Nationalstaat zu. Nur 48 Prozent  Jazzkonzerte, zent) klar über dem EU-Durchschnitt. der ÖsterreicherInnen sehen mehr Kompe-  Filmfestivals mit österreichischen Fil- Gleichzeitig hat sich aber unter den EU tenzen bei der EU im besseren Schutz gegen men, BürgerInnen größere Skepsis verbreitet, was die Globalisierung. „  Fotoausstellung „Jude sein – being die Krisenkompetenz der Europäischen Union http://ec.europa.eu/public_opinion/index_en.htm Jewish“ vom Jüdischen Museum Wien, angeht. Vor zwei Jahren hatten noch 55 Pro- leider nur in Englisch und Französisch verfügbar  Ars Electronica/Ososphère Installationen  Schubertiade (Opera du Rhin), »Frontex Westbalkan-Konferenz«  Akademie Graz - Romaausstellung (Kunst und Kultur der Roma in Europa) und uf Einladung von Frontex, der europäi- den Ländern am Westbalkan zu identifizie-  Stefan Zweig Schwerpunkt. Aschen Agentur für die operative Zusam- ren, um gezielt zusammenarbeiten und Un- menarbeit an den Außengrenzen der Mit- terstützung geben zu können. Weitere Informationen hält die Ständige Ver- gliedsstaaten der Europäischen Union, trafen „Die vielen internationalen Teilnehmerin- tretung Österreichs beim Europarat in Straß- sich am 13. und 14. November im Innenmini- nen und Teilnehmer zeigen“, so Innenmini- burg für Sie bereit: sterium in Wien Vertreter internationaler Or- sterin Johanna Mikl-Leitner, „daß der West- http://www.bmeia.gv.at/oesterreichische-vertretung/oev-strassburg.html ganisationen, der Westbalkan-Staaten, der balkan für die EU und auch für Österreich Über den Europarat und seine Aufgaben Europäischen Kommission sowie weiterer eine große Bedeutung hat.“ Es sei sinnvoll haben wir in der Ausgabe 124 unseres „Öster- EU-Mitgliedsstaaten zur „Westbalkan-Kon- und hilfreich, daß unter Federführung von reich Journal“ pdf-Magazins vom 7. Novem- ferenz“. Deren Ziel war es, Problemfelder Frontex alle an einem Tisch sitzen würden. „ ber 2013 berichtet. mit Fokus auf das Migrationsmanagement in http://www.bmi.gv.at/cms/EU__Engagement/agenturen/Frontex.aspx

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 9 Österreich, Europa und die Welt Starkes Signal für alle Minderheiten weltweit Außenminister Spindelegger zur konsensualen Annahme der österreichischen Resolutionsinitiative durch die UNO-Generalversammlung und zum Weltkindertag

ie österreichische Initiative zum welt- Dweiten Schutz von Minderheiten wurde am 19. November im Konsens vom Dritten Komitee der UNO-Generalversammlung in New York angenommen. Insgesamt haben 68 Staaten den von Österreich präsentierten Resolutionsentwurf mit eingebracht. „Die große Anzahl an Unterstützern zeigt, daß nur durch gemeinsame internationale Anstren- gung der weltweite Schutz von Minderheiten garantiert werden kann“, so Außenminister Michael Spindelegger. Ein besonderer Schwerpunkt wurde dies- mal auf die effektive Umsetzung der UNO- Deklaration zum Schutz von Minderheiten Foto: BMeiA / Dragan Tatic Außenminister Michael Spindelegger bei einer Pressekonferenz in Brüssel gelegt. Diese enthält klare Vorgaben an Staa- ten, um die Situation von Minderheiten zu zu machen und ein deutliches Zeichen dage- In zahlreichen Staaten stellen junge Men- verbessern. Dabei konnten klare Referenzen gen zu setzen“, betonte der Außenminister. schen sogar die Bevölkerungsmehrheit. „Nur zur verstärkten Umsetzung dieses wichtigen Die Durchsetzung und der Schutz der wenn wir die Rechte der Kinder ernstneh- Dokuments in der Resolution dauerhaft ver- Menschenrechte sind Kernanliegen der ös- men und wahren, können wir auch die Men- ankert werden. „Gerade in Zeiten wachsen- terreichischen Außenpolitik. Der Schutz von schenrechte aller Menschen langfristig stär- der Diskriminierung und Repressalien gegen- ethnischen, religiösen und sprachlichen Min- ken. Ob der Schutz vor körperlicher und see- über Minderheiten, ist die effektive Imple- derheiten im Besonderen stellt einen Schwer- lischer Gewalt, Zugang zu angemessener Er- mentierung dieses wichtigen UNO-Textes punkt der österreichischen Menschenrechts- nährung und Trinkwasser oder die Möglich- als ein weiteres starkes Signal an alle Min- arbeit dar und ist während der österreichi- keit einer Berufsausbildung, wir müssen Kin- derheiten weltweit zu sehen“, so Spindel- schen Mitgliedschaft im UNO-Menschen- dern die Möglichkeit geben in einem siche- egger. rechtsrat eine der Prioritäten des österreichi- ren Umfeld aufzuwachsen, in dem sie die Neben diesen Referenzen konnten eben- schen Arbeitsprogramms. „Wir werden diese Möglichkeit haben, ihre Talente zu entfalten falls Paragraphen zur wichtigen Rolle der sehr erfolgreiche Initiative konsequent vor- und wo ihre Anliegen ernst genommen wer- Unabhängigen Expertin für Minderheiten- antreiben. Dem Schutz von religiösen Min- den“, betonte Spindelegger. fragen sowie zur nicht zu unterschätzenden derheiten weltweit muß dabei weiterhin be- Diesen Ansatz verfolgt auch die Österrei- Bedeutung von interkulturellem und interre- sondere Beachtung zukommen“, so Spindel- chische Entwicklungszusammenarbeit seit ligiösem Dialog in die Resolution einge- egger. einigen Jahren mit Erfolg in vielen Pro- bracht werden. „Dialog zwischen und mit jekten, beispielsweise durch die Förderung allen Seiten ist unabdingbar, um den Schutz Starke Kinderrechte für von Kindern in Südosteuropa, die der Ge- von Minderheiten zu garantieren. Dies ins- starke Menschenrechte meinschaft der Roma angehören. Gemein- besondere im Hinblick auf die Situation von „Die Bedürfnisse von Kindern zu sichern, sam mit UNICEF unterstützt Österreich Fa- religiösen Minderheiten, vor allem in Nahen ihnen Schutz zu bieten und ihre Anliegen milien dabei, ihren Kindern die notwendige Osten. Es freut mich, daß Österreich sich ernst zu nehmen – das sind die Grundan- gesundheitliche Versorgung und eine Ausbil- hierbei besonders aktiv engagiert“, so der liegen der vor genau 24 Jahren beschlosse- dung zu ermöglichen. In Albanien, Mazedo- Außenminister. nen Kinderrechtskonvention. Der Weltkinder- nien und Serbien arbeitet die Austrian Deve- Besonders erfreulich sei die erstmalige tag erinnert uns an die großen Herausforde- lopment Agency, die Agentur der Österrei- Erwähnung von multiplen, erschwerenden rungen im Hinblick auf die tatsächliche chischen Entwicklungszusammenarbeit, eng und intersektoriellen Formen von Diskrimi- Umsetzung dieser Rechte, mit denen wir mit den zuständigen Ministerien, Gemein- nierung im Text. „Besonders viele Frauen heute konfrontiert sind und die Verantwor- den, Schulen und Gesundheitseinrichtungen und Kinder, die Minderheiten angehören, tung, die wir als Staaten dabei tragen“, so der zusammen und will so eine Änderung im Be- sind weltweit täglich mehrfacher Diskrimi- Außenminister zum Weltkindertag am 20. No- wußtsein der Institutionen und der Gesell- nierung ausgesetzt. Es ist daher unsere Auf- vember. schaft erreichen. „ gabe sowohl auf nationaler als auch auf 2,2 Milliarden Kinder und Jugendliche http://hub.coe.int internationaler Ebene, darauf aufmerksam unter 18 Jahren leben auf diesem Planeten. http://www.entwicklung.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 10 Österreich, Europa und die Welt Ring des Landes Tirol Verleihung der höchsten Auszeichnung des Landes Tirol an Südtirols LH Luis Durnwalder bei Landtagsfestsitzung Foto: Land Tirol/Liebl v.l.: Landtagspräsident Herwig van Staa, Südtirols LH Luis Durnwalder und LH Günther Platter bei der Verleihung m Rahmen einer Festsitzung des Tiroler te“, würdigte van Staa das Wirken des Aus- der Entsendung von Hilfskräften bis zu fi- ILandtags verliehen Landeshauptmann gezeichneten. nanziellen Unterstützungen. Auch dafür Günther Platter und Landtagspräsident Her- möchte ich Dir, lieber Luis, ein herzliches wig van Staa in Anwesenheit der Mitglieder Erfolgreicher Langzeitpolitiker ‚Vergelt’s Gott‘ sagen!“ der Tiroler Landesregierung und der Land- „Luis Durnwalder war über 40 Jahre eine tagsabgeordneten gemeinsam die ranghöch- prägende Persönlichkeit in der Südtiroler Ein überzeugter Tiroler ste Auszeichnung, die das Land zu vergeben Politik und wurde vier Mal in seinem Amt „Ich freue mich ganz besonders, die Aus- hat, den „Ring des Landes Tirol“, an den Süd- bestätigt. Das ist ein sensationeller, politi- zeichnung heute in diesem wunderbaren tiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder. scher Dauererfolg“, betonte LH Günther Landtagssaal entgegennehmen zu dürfen. „Luis Durnwalder hat im Rahmen seiner Platter in seiner Festansprache. „Unermüd- Hier haben schon früher die Tiroler ihre An- nahezu 40jährigen Regierungstätigkeit, da- lich hat Durnwalder auch daran gearbeitet, liegen diskutiert. Ja, ich bin ein überzeugter von allein 25 Jahre als Landeshauptmann, das Erbe des Südtiroler Landesvaters Silvius Tiroler. Viele Beziehungen zwischen Tirol einen unglaublichen Beitrag zur wirtschaft- Magnago – die Autonomie – abzusichern und Südtirol haben schon immer bestanden. lichen und gesellschaftlichen Entwicklung und weiter auszubauen. Auch die Streitbei- Wir haben jetzt die Autonomie, weil alle Südtirols geleistet. Die besondere Beziehung legung des Südtirolkonflikts zwischen Ös- zusammengestanden sind“, bedankte sich Südtirols als ehemaliger Landesteil Tirols terreich und Italien vor den Vereinten Natio- ein sichtlich bewegter LH Luis Durnwalder. zum Bundesland Tirol war für Durnwalder nen hat Durnwalder maßgeblich mitgestaltet ebenfalls von größter Wichtigkeit. Deshalb und daraus ein neues Kapitel in der Auto- Insgesamt sieben Ringträger hat er auch immer die grenzüberschreitende nomie-Geschichte geschrieben.“ Der „Ring des Landes Tirol“ ist eine sel- Zusammenarbeit im Rahmen der Arge Alp Platter weiter: „In der Ära Durnwalder tene Auszeichnung und wird nach Gesetzes- und des Dreierlandtags sowie schließlich die hat sich Südtirol zu einem wohlhabenden beschluß des Tiroler Landtags vergeben. LH Gründung der Europaregion Tirol-Südtirol- und wirtschaftlich stabilen Land entwickelt. Luis Durnwalder ist nun nach Landtagsprä- Trentino, deren erster Präsident er auch war, Auf europäischer und internationaler Ebene sident a. D. Helmut Mader, LH a. D. Wen- mit Überzeugung vorangetrieben. ist Luis Durnwalder immer ein verläßlicher delin Weingartner, Hilde Schwarzkopf, Ich würde mich freuen, wenn Luis Durn- Partner gewesen. Das durften auch alle Tiro- Gernot Langes-Swarovski, Helmut Kutin und walder auch in Zukunft mit seiner reichhalti- lerinnen und Tiroler gerade bei den Katastro- LH a. D. Alois Partl einer von sieben leben- gen Erfahrung im Bereich der europäischen phenereignissen der letzten Jahre immer den Trägern dieser Anerkennung höchster Regionalpolitik der Europaregion als Mentor wieder erfahren. Das Land Südtirol hat hier Verdienste um das Land Tirol. „ und wichtiger Berater erhalten bleiben könn- immer Hilfestellungen gewährleistet – von http://www.tirol.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 11 Österreich, Europa und die Welt Slowakischer Premierminister Fico bei Bundeskanzler Faymann sterreich und die Slowakei verbinden Ögute nachbarschaftliche Beziehungen, die wir weiter fortführen wollen“, sagte Bun- deskanzler Werner Faymann am 18. Novem- ber nach dem Arbeitsgespräch mit seinem slowakischen Amtskollegen Robert Fico im Bundeskanzleramt. „Wir arbeiten auch auf europäischer Ebene gut zusammen. Die Be- kämpfung der Jugendarbeitslosigkeit muß in Europa höchste Priorität haben“, so Fay- mann. Für die Slowakei mit einer der höch- sten Jugendarbeitslosenrate in der EU sei das besonders wichtig. Österreich gelte mit sei- ner Jugendgarantie bereits als Beispiel für ganz Europa. Beide bekannten sich auch zur Notwen- digkeit einer Finanztransaktionssteuer. Es sei Foto: daher wichtig, daß die FinanzministerInnen Bundeskanzler Werner Faymann (r.) empfing den slowakischen Premierminister die Arbeiten auf europäischer Ebene zügig Robert Fico zu einem Arbeitsgespräch im Bundeskanzleramt. vorantreiben, so Faymann. Der Bundeskanzler brachte auch die gros- Europäischen Kommission auf die strikte Besprochen wurde ebenso die allfällige sen Bedenken gegenüber der Nutzung von Einhaltung aller EU-Umweltauflagen durch Abhaltung eines Wirtschaftsforums als Aus- Kernkraft generell und im Besonderen über die Slowakei drängen. Auch der bilaterale druck der ausgezeichneten Wirtschaftsbe- das grenznahe Kernkraftwerk Mochovce und Dialog auf Expertenebene muß noch intensi- ziehungen zwischen Österreich und der Slo- dessen geplanten Ausbau zum Ausdruck. viert werden“, sagte der Bundeskanzler ab- wakei. „Österreich wird weiterhin gegenüber der schließend. „ Schwester Bernadette Schwarz ausgezeichnet m Rahmen eines Empfangs anläßlich 150 IJahre Österreichisches Hospiz in Jerusalem überreichte Landeshauptmann Josef Pührin- ger das Goldene Verdienstzeichen des Lan- des Oberösterreich an Vize-Rektorin Schwe- ster Bernadette Schwarz aus Bad Leonfel- den. An der Feierstunde am 25. November in Jerusalem nahmen u.a. auch Diözesanbi- schof Ludwig Schwarz, Hospiz-Rektor Mar- kus Stephan Bugnyar sowie die Mitglieder einer Politik- und Wirtschaftsdelegation aus Oberösterreich teil. „Mit dieser Auszeichnung ehren wir eine Frau, die sich seit Jahrzehnten tatkräftig für ein Leben in Würde einsetzt, die ein heraus-

ragendes Beispiel der Gastfreundlichkeit für Foto: OÖ/Grilnberger Tausende Pilgerinnen und Pilger aus aller LAbg. Eva Gattringer, Landeshauptmann Josef Pühringer, Vize-Rektorin Schwester Welt ist und die auch den sozial schwächeren Bernadette, Bischof Ludwig Schwarz und Rektor Markus Stephan Bugnyar Mitmenschen eine Stimme gibt“, so der Lan- in Innsbruck und wurde 1971 zur Provinz- 2011 zur Vize-Rektorin bestellt. „Sie haben deshauptmann in seiner Laudatio. ökonomin der Kreuzschwestern Oberöster- Beispiel und Vorbild für humanitäres Enga- Am 24. November 1948 in Bad Leon- reich und Salzburg bestellt. 1996 schloß sie gement gegeben. Ihr Einsatz für das Hospiz, felden geboren, wuchs mit vier Geschwi- das Studium der Betriebswirtschaft mit aus- die Interessengemeinschaft konfessioneller stern auf, besuchte in Traberg die Volksschu- gezeichnetem Erfolg ab. 1999 wurde sie zur Alten- und Pflegeheime und das Theresien- le, die Hauptschule in Oberneukirchen und Prokuratorin der Benediktinerabtei Dormitio gut tragen reiche Früchte. Diese Auszeich- maturierte 1968 im Musisch-pädagogischen in Jerusalem gewählt. Seit über fünf Jahren nung soll ein Zeichen des Dankes und der Realgymnasium in Linz. Nach der Ordensaus- ist sie nun für die hauswirtschaftliche Lei- Anerkennung für Ihre zahlreichen ein- bildung bei den Kreuzschwestern legte sie tung des Österreichischen Hospizes zur Hei- drucksvollen Leistungen sein“, so Pühringer ihre Profeß im April 1970 ab. Anschließend ligen Familie verantwortlich und wurde in abschließend. „ absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung Würdigung ihrer großen Verdienste im Herbst http://www.oessh.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 12 Österreich, Europa und die Welt Kulturministerin Schmied zeichnet Südtiroler Politikerin aus m Bildungsbereich ist Südtirol für uns in IÖsterreich beispielgebend“, so Claudia Schmied am Abend des 14. November anläßlich der Verleihung des Großen Golde- nen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich an die Südtiroler Lan- desrätin Sabina Kasslatter Mur. „Da ist die gemeinsame Schule für alle Kinder bis zum Alter von 14 Jahren. Da ist das Bekenntnis zur Inklusion, zur Integration von behinder- ten Kindern. Und da ist das Leben der sprachlichen Vielfalt, heute in einer alltäg- lichen Selbstverständlichkeit.“ In Kunst und Kultur können Österreich und Südtirol viel voneinander lernen, führte Schmied weiter aus, die besonders Kasslater Murs kulturpo- litischen Einsatz „für die zeitgenössische Kunst, über alle ,Kippenberger Klippen‘ hin- weg“ lobte. Schmied und Kasslatter Mur Foto: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur verbindet seit vielen Jahren eine persönliche Sabina Kasslatter Mur (l.) und Kulturministerin Claudia Schmied Freundschaft. „Bildung, Kunst und Kultur das Bildungswesen und für den Ausgleich meine Familie und die tausenden Südtirole- sind die Arbeitsfelder, die uns verbinden“, der Volksgruppen. „Sie erkannte rasch, daß rinnen und Südtiroler, die sich ehrenamtlich sagte Schmied. „Aus einer Arbeitsbeziehung es für den Frieden zwischen den Volksgrup- an den Kultureinrichtungen beteiligen.“ Ihr ist eine Freundschaft geworden. Ich freue pen wichtig ist, die Geschichte des jeweils kulturpolitisches Credo sei es, „Kultur auf mich, diese Freundschaft über unsere Amts- anderen zu verstehen“, so Cesutti. „Auch als Basis des kulturellen Erbes an die nächsten zeit hinweg zu pflegen.“ Lobbyistin für Frauenangelegenheiten gehört Generationen weiterzugeben und ohne Scheu In seiner Laudatio zeichnete Marjan Ce- sie in unserem Land zu den Pionierinnen.“ gegenüber Neuem das Neue auch zu för- sutti, Präsident des Südtiroler Kulturinstituts, „Ich nehme dieses Ehrenzeichen stellver- dern.“ Zuletzt betonte Kasslatter Mur die enge den politischen Lebensweg Kasslatter Murs tretend für viele an, die mit mir gearbeitet Verbundenheit zwischen Österreich und detailliert nach. Er strich ihre kommunikati- und mich unterstützt haben“, bekannte Kass- Südtirol, die nicht nur auf dem Papier stehen ven Fähigkeiten hervor, ihr Engagement für latter Mur in ihrer Dankesrede. „Auch für dürfe, „sondern auch gelebt werden muß.“ „ Großes Goldenen Ehrenzeichen an Botschafterin Tagliavini m 11. November wurde Botschafterin Aa.D. Heidi Tagliavini in der Residenz des Österreichischen Botschafters in Bern, Jürgen Meindl, das Große Goldene Ehren- zeichen für Verdienste um die Republik Ös- terreich überreicht. An der Ordensverleihung nahmen zahlreiche Persönlichkeiten darun- ter Bundeskanzlerin Corina Casanova, Bun- desrat a.D. Flavio Cotti, der ehemalige öster- reichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, die ehemalige österreichische Außenministe- rin Ursula Plassnik, der ehem. Staatssekretär Franz Blankhart sowie die Botschafter von Rußland und Georgien in der Schweiz teil. Wolfgang Schüssel, würdigte in seiner

Laudatio den gewichtigen Beitrag von Heidi Foto: Österreichische Botschaft Bern Tagliavini als internationale „Krisendiplo- v.l.: Botschafterin Ursula Plassnik (verdeckt), Bundesrat a.D. Flavio Cotti, Staats- matin“ insbesondere im Kaukasus. sekretär a.D. Franz Blankhart, Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel und Bot- Tagliavini war im Jahr 2000 Persönliche schafterin a.D. Heidi Tagliavani in der Österreichischen Botschaft in Bern. Beauftrage des österreichischen OSZE-Vor- Sie leistete damit auch einen Beitrag zu den Konfliktsituationen war ihr dabei immer sitzes und bemühte sich aktiv um vertrauens- Zielsetzungen der österreichischen Außen- auch zentrales Anliegen – auch dies ein wich- bildende Maßnahmen zwischen den Kon- politik in der Region. Ein aktivere Einbezie- tiges Anliegen der österreichischen Außen- fliktparteien sowie um humanitäre Anliegen. hung und Stärkung der Rolle von Frauen in politik. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 13 Österreich, Europa und die Welt Mechatronik-Cluster mit dem Gold-Label ausgezeichnet er Mechatronik-Cluster ist im Oktober D– nach dem Kunststoff-Cluster im Jahr 2012 – als zweiter Cluster der Clusterland Oberösterreich GmbH von der EU mit dem Gold-Label für exzellentes Cluster-Manage- ment ausgezeichnet worden. Die beiden bundesländerübergreifenden Cluster Mecha- tronik und Kunststoff werden von Christian Altmann in Oberösterreich und Harald Bleier in Niederösterreich gemanagt, die sich nun – als einzige in Europa – über eine dop- pelte Auszeichnung freuen. Das im Zuge eines Zwei-Tages-Assesse- ments erworbene Qualitäts-Zertifikat wird von der Europäischen Kommission durch das European Secretariat for Cluster Analy- sis vergeben. Insgesamt wurden bisher 27 Foto: Land OÖ/Binder Cluster-Organisationen aus ganz Europa Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl (l.) und Cluster-Manager Christian Altmann (davon fünf in Österreich) mit dem Gold- freuen sich über die Auszeichnung für den Mechatronik-Cluster. Label als derzeit höchste Stufe für qualitati- reichs Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl. sagt Cluster-Manager Christian Altmann: ves Clustermanagement ausgezeichnet. „Die- Ziel des Gütezeichens ist es, die Profes- „Nicht zu unterschätzen ist der Wissens- und se wichtige internationale Anerkennung be- sionalität von Clustermanagements zu stei- Erfahrungsaustausch durch das Assessment weist, daß wir mit einer bundesländerüber- gern, sich mit anderen zu messen, voneinan- und durch die Diskussion mit den unabhän- greifenden Zusammenarbeit im Clusterbe- der zu lernen und Weiterentwicklungspo- gigen Evaluatoren. Und: Die Auszeichnung reich und der gemeinsamen Leitung des tentiale aufzuzeigen. „Als Cluster bekommt steigert die Bekanntheit des Mechatronik- Mechatronik-Clusters und des Kunststoff- man einen Spiegel vorgehalten: Stärken wer- Standorts Oberösterreich und nutzt so indi- Clusters die Synergien im Management opti- den aufgezeigt aber auch mögliche organisa- rekt auch unseren Partner-Unternehmen.“ „ mal genützt haben,“ freut sich Oberöster- torische oder strategische Schwachstellen“, http://www.clusterland.at Wiener Charta mit Prix Territoria Europe 2013 ausgezeichnet ie Wiener Charta wurde in Paris mit Ddem renommierten Preis „Prix Territo- ria Europe 2013“ ausgezeichnet. Das Projekt überzeugte dabei durch innovative Qualität, Übertragbarkeit und dem effizienten Um- gang mit Steuermitteln. Für Integrations- stadträtin Sandra Frauenberger ist die Verlei- hung des Preises eine Bestätigung des Wie- ner Weges. „Gleich wo eine Person geboren wurde oder wie alt sie ist, mit der Wiener Charta haben wir das Zusammenleben ge- meinsam gestaltet – mit Erfolg, wie nun auch dieser Preis bestätigt. Die Wiener Charta ist ein international anerkanntes Vorzeigeprojekt“, so Frauenberger. In Anwe- senheit der französischen Ministerin für Dezentralisierung, Anne-Marie Escoffier, sowie des Präsidenten des „Prix Territoria“, Foto: Prix Territoria 2013 Senator Alain Gournac, fand die Preisver- Charta-Projektleiterin Ursula Struppe nimmt Pariser Prix Territoria in Empfang leihung in feierlichem Rahmen im Senat in Service, Nachhaltigkeit oder Sicherheit. Seit Mit dem Ziel das Zusammenleben in Wien Paris statt. 2006 wird der „Prix Territoria Europe“ für gemeinsam zu gestalten, haben 8500 Wie- Seit 1986 zeichnet der Prix Territoria europäische Projekte außerhalb Frankreichs nerInnen in 651 Gruppen diskutiert und ihre jährlich innovative Projekte der öffentlichen verliehen. Ideen eingebracht. Der Prozeß wurde von der Verwaltungen in Frankreich aus. Prämiert wer- Die Wiener Charta wurde im April 2012 Stadt Wien initiiert und gemeinsam mit mehr den zukunftsweisende Innovationen in unter- gestartet und war ein in Europa bisher ein- als 325 Partnerorganisationen getragen. „ schiedlichen Bereichen wie Management, zigartiges Projekt der BürgerInnenbeteiligung. http://www.charta.wien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 14 Österreich, Europa und die Welt Kärnten braucht Investitionen, Innovationen, Internationalität ärnten setzt auf Internationalität und auf Keine aktive regionale Außenpolitik“, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser am 22. November beim Jahresempfang des Kärntner Consularischen Corps, zu dem die Kärntner Honorarkonsulen mit Gert Seeber und Wolf- gang Röhrs an der Spitze in das Hotel Der- muth in Klagenfurt/St. Martin eingeladen hatten. Kaiser hob das Drei-I-Paket hervor, wonach Kärnten vor allem „Investitionen, Innovationen und Internationalität“ brauche. Er wies auf die großen Verdienste der Ar- beitsgemeinschaft Alpen-Adria hin, die nun im Sinn von mehr Flexibilität und Effizienz zur Alpen-Adria-Allianz umgestaltet bzw. neugegründet wird. Foto: LPD/Eggenberger Er sprach auch die großen Chancen und LH Peter Kaiser (Mitte) mit (v.l.) Honorarkonsul Gert Seeber, der Botschafter von Möglichkeiten an, die sich durch die Euregio Namibia, Simon Madjumo Maruta, der Österreichische Botschafter in Slowenien, Senza Confini, gebildet von Kärnten, Friaul- Clemens Koja, und der Generalkonsul der Russischen Föderation, Sergey Smirnov Julisch Venetien und dem Veneto, ergeben. Der Botschafter Österreichs in Slowe- dern sowie die europäische Einigung voran- Die Gemeinsamkeit sollte die Vielfalt för- nien, Clemens Koja, sprach über das Verhäl- zutreiben. Kärnten und Österreich hätten dern sowie viele gemeinsame Projekte auf tnis zwischen Österreich und Kärnten und enorm starke Präsenz in Slowenien. den Weg bringen, führte Kaiser aus und wies Slowenien. Es sei ein gutes, nachbarschaftli- Koja ging auch auf Detailfragen, wie die auf die einmalige Lage Kärntens im Schnitt- ches Verhältnis geworden, es herrsche Ent- Anerkennung der deutschsprachigen Minder- punkt dreier Kulturen hin. Er ersuchte die spannung und ein vertrauensvolles Klima. heit in Slowenien ein, wo er noch Hand- Konsuln, ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Es gebe viele gemeinsame Projekte in den lungsbedarf, auch in psychologischer Hin- Kontakte für das Land einzubringen. Kärnten unterschiedlichen Bereichen, auch gemein- sicht ortet. Zugleich dankte er für die große könne sich damit internationaler etablieren. sam trilateral mit Slowenien, Kroatien wolle Unterstützung, die es seitens Kärntens für Kaiser überbrachte auch die Grüße der Re- Österreich kooperieren. Über allem stehe die deutschsprachige Minderheit, insbeson- gierungskollegen, der Landesräte Wolfgang das gemeinsame hohe Interesse, die Stabili- dere für die Gottscheer, bereits gegeben ha- Waldner und Rolf Holub. sierung am Balkan zu erhalten und zu för- be. „ Wien als Modellstadt für Brasiliens Zukunft ie Zusammenarbeit Wiens mit der brasi- Dlianischen Hauptstadt Brasilia nimmt seit der Unterzeichnung eines Kooperations- abkommens im Technologie- und Bildungs- bereich zwischen Bürgermeister Michael Häupl und dem Gouverneur des Bundes- distrikts von Brasilien (Brasila DF), Agnelo Queiroz, im Oktober 2013 rasch konkrete Formen an: Vor kurzem traf eine Gruppe von 45 JungbeamtInnen des Bundesdistriktes in Österreich ein, um einmonatige Ausbildungs- programme beim Austrian Institute of Tech- nology (AIT) in Wien bzw. an der IMC Fachhochschule Krems zu absolvieren. Kommendes Jahr soll die Zahl der in Öster- reich Studierenden wesentlich erhöht und Foto: Patrick Stärke weitere heimische Bildungs- und Forschungs- Brasilianische JungbeamtInnen mit Vertretern der Stadt Wien, des Gouverneursamts institutionen involviert werden. von Brasilia, des AIT und der IMC FH Krems Am 12. November wurde die Gruppe aus Rathaus willkommen geheißen. Bei diesem Die TeilnehmerInnen sollen ihr in Österreich Brasilia von Gemeinderat Ernst Woller Anlaß wurde die Wichtigkeit der strategi- erworbenes Wissen auf den Gebieten der gemeinsam mit der Stabsstelle Internationale schen Achse zwischen beiden Hauptstädten „Smart City“-Konzepte und des touristi- Strategie und Koordination sowie Vertretern und die Bedeutung internationaler Bildungs- schen Veranstaltungsmanagements konkret der brasilianischen Botschaft im Wiener und Ausbildungskooperation unterstrichen. in ihrer Heimatstadt anwenden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 15 Österreich, Europa und die Welt Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt in St. Pölten iederösterreichs Landeshauptmann Er- Nwin Pröll konnte am 20. November den Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, in St. Pölten begrüßen. Im Zuge eines Arbeitsgespräches im NÖ Land- haus tauschte man sich über die Schwer- punkte EU-Regionalpolitik, Hochwasser- schutz und Wissenschaft aus. Er freue sich sehr über dieses erste Zu- sammentreffen, weil man damit die Bezie- hungen zwischen Sachsen-Anhalt und Nie- derösterreich weiter verstärken könne, be- tonte Landeshauptmann Pröll zu Beginn des gemeinsamen Pressegespräches. In der Fra- ge der EU-Regionalpolitik haben die beiden Bundesländer bereits eng zusammengearbei- tet, informierte er. Weitere Kooperations- möglichkeiten sieht Pröll beim Hochwasser- Foto: NÖ Landespressedienst/Pfeiffer schutz, weil Niederösterreich und Sachsen- Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) und Ministerpräsident Reiner Haseloff Anhalt ähnliche Ausgangssituationen vor- fänden: „Wir haben uns über technische Mög- Zusammenarbeit in den kommenden Jahren“, „ausbaubar“. Bei der letzten Hochwasserka- lichkeiten des Hochwasserschutzes intensiv zeigte sich Pröll überzeugt. tastrophe seien auch Experten aus Österreich ausgetauscht.“ Auch die Kontakte auf Ebene Ministerpräsident Haseloff informierte im Einsatz gewesen, nun gehe es darum, der Hochschulen wolle man intensivieren, so über „eine Reihe von Investitionen aus Öster- „technische Lösungen zu finden, die nach- soll es etwa einen Austausch zwischen den reich bei uns im Land“, als Bundesland, das haltig wirken“, meinte er. Im touristischen Universitäten und Hochschulen in Sachsen- erst 1990 zur Bundesrepublik Deutschland Bereich seien aufgrund einer ähnlichen Aus- Anhalt und der IMC Fachhochschule Krems gekommen sei, habe man aber durchaus gangssituation vor allem das Thema Garten geben. „Der heutige persönliche Kontakt ist noch „Nachholbedarf auf den europäischen und das Konzept „Klösterreich“ von Inter- eine gute Grundlage für eine noch engere Märkten“, daher seien die Kontakte noch esse für sein Bundesland, so Haseloff. „ Salzburg: Wichtiger Partner China professionell betreut ir schätzen uns sehr glücklich, in WSalzburg ein China-Büro zu haben.“ Dies erklärte Wirtschaftsreferent Landes- hauptmann Wilfried Haslauer Mitte Novem- ber beim 17. China-Business Club im Um- spannwerk Aigen. „China ist für uns sehr wichtig, vor allem ist China ein sehr bedeu- tender Partner für die Salzburger Wirtschaft. Zahlreiche Salzburger Unternehmen sind in China vertreten. Das ist auch der Hinter- grund des China-Business-Clubs“, so Hasl- auer. Auch im kulturellen Bereich entstehen einige erfolgreiche Kooperationen mit China. Das Chinabüro hat zuletzt zahlreiche Kontakte nach China vermittelt bzw. die

Stiftung Mozarteum bei einer Ausstellung in Foto: Manfred Siebinger/Stadt Salzburg China, die Salzburger Osterfestspiele beim v.l.: Wang Xigeng, Vizepräsident der Vanbon Group China, Barbara Scharrer, Beijing Festival Ende Oktober 2013 in Peter Weiss, Landeshauptmann Haslauer, Wolfgang Eisl, Han Shuang von Vanbon, Peking, den Salzburger Flughafen, das Mo- Shen von Vanbon und Jianzhen Schaden zarteum Quartett Salzburg, die PMU Salz- China-Büro unter anderem ein TV Team aus arbeitet, sind eine Mozart Ausstellung in burg, Salzburg Stadt Tourismus GmbH Shanghai, Delegationen aus Shanghai, Peking 2016 sowie ein Musikysmposium sowie einzelne Unternehmen betreut. Peking und Hainan sowie chinesische mit Salzburger und chinesischen Künstlern Organisatorisch und in der Vorbereitung Studenten an der Universität Salzburg. im Februar 2014 in Salzburg. verschiedener Aktivitäten unterstützte das Aktuelle Projekte, an denen das China-Büro http://www.salzburgagentur.at/china-buero/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 16 Österreich, Europa und die Welt Zehn Jahre Honorarkonsulat Lettlands in Graz us Anlaß des lettischen Nationalfeier- Atages sowie des zehnjährigen Bestehens des Honorarkonsulates seines Landes in Graz besuchte der neue Botschafter Lett- lands, S.E. Edgars Skuja, am Vormittag des 22. November Landeshauptmann Franz Voves in der Grazer Burg, der im Namen der SteirerInnen sein tiefes Bedauern und seine aufrichtige Anteilnahme für die lettische Be- völkerung angesichts des tragischen Dach- einsturzes in der Hauptstadt Riga zum Ausdruck brachte. Einig waren sich Botschafter und Lan- deshauptmann beim Thema Europa, wo es einer engeren Zusammenarbeit nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch politischer Ebene bedürfe. Dazu LH Voves: „85 Prozent der heimischen Exporte gehen in unsere europäischen Partnerstaaten, ein wirtschaft- Foto: Land Steiermark / js lich gut aufgestelltes Europa ist also in unse- Landeshauptmann Franz Voves begrüßte den lettischen Botschafter, S.E. Edgars rem ureigenen Interesse. Es ist daher we- Skuja, zu dessen Antrittsbesuch in der Steiermark. sentlich, daß Europa auch politisch mit einer Honorarkonsulats teil, das nun sein zehnjäh- Jahr (gemeinsam mit der schwedischen Stadt Stimme spricht“, so der Landeshauptmann. riges Jubiläum feiert, welches am 22. No- Umea) zur Europäischen Kulturhauptstadt Lettland hat seit seiner Unabhängigkeit vember mit einem Empfang im Botanischen 2014 erkoren wurde. In der Steiermark leb- 1991 gute Beziehungen mit der Steiermark. Garten begangen wurde. ten mit Stand vom Jänner 2013 147 Letten in So kam die frühere lettische Präsidentin Vaira Eine weitere Achse besteht seit kurzem Graz. Ihr Botschafter war, bevor er nun Vike-Freiberga zweimal zu Besuch und mit der Kulturhauptstadt Graz 2003, da die Lettland in Österreich vertritt, seit 2009 Bot- nahm im Jahr 2003 an der Eröffnung des lettische Hauptstadt Riga im kommenden schafter in Rußland. „ Vorarlberger Künstler zeigen ihren »standort« in Berlin m 15. November hat Vorarlbergs AKulturlandesrat Harald Sonderegger die Ausstellung „standort“ in Berlin eröffnet. Rund 160 BesucherInnen zeigten sich im Rahmen der Vernissage sehr beeindruckt von den Arbeiten der Vorarlberger KünstlerIn- nen. Die vom Österreichischen Kulturforum Berlin, dem Land Vorarlberg und der Künst- lervereinigung Kunst.Vorarlberg gemeinsam organisierte und von Claudia Voit kuratierte Werkschau präsentiert 17 Positionen von Vor- arlberger KünstlerInnen, die dem Einfluß des Entstehungsorts auf das eigene künstlerische Schaffen nachgehen. 160 Besucher haben sich im Rahmen der Vernissage vom Ergeb- nis der spannenden Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten des Arbeitens in der vi- Foto: Landespressestelle Vorarlberg brierenden Kulturmetropole Berlin über- LR Sonderegger eröffnete Ausstellung im Österreichischen Kulturforum Berlin zeugt und im Laufe der Veranstaltung ihre Begeisterung für die präsentierten Arbeiten Kulturaustausch Alexander Moosbrugger sowie der Künstle- zum Ausdruck gebracht. Im Vorfeld trafen sich Landesrat Sonder- rin Sarah Schlatter kam es zu einem span- Die Ausstellung ist noch bis Anfang egger und Kulturamtsleiter Winfried Nuß- nenden und fruchtbaren Austausch, der laut Februar 2014 in Berlin zu sehen, danach baummüller mit in Berlin lebenden Vorarlber- Landesrat Sonderegger in Zukunft wieder- wird sie im Frühjahr 2014 in Feldkirch ge- ger KünstlerInnen. In den Ateliers und Räum- holt und verstärkt ausgebaut werden soll. „ zeigt. lichkeiten des Komponisten und Organisten http://www.kulturforumberlin.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 17 Österreich, Europa und die Welt Sechs Monate vor Europawahl Europäisches Parlament stärkt Präsenz, aber Informationsdefizit weiter hoch – 78 Prozent können sich Teilnahme an Europawahlen vorstellen – Nur jeder Vierte fühlt sich gut über Europäisches Parlament informiert

n sechs Monaten, am 25. Mai 2014, findet „ganz sicher“, daß sie ihre Stimme nicht ab- sert. Gaben im April 2013 noch 39 Prozent Iin Österreich die Wahl zum Europäischen geben werden (April: 17 Prozent).*) an, sie würden „sehr oft“ oder „oft“ darüber Parlament statt. Derzeit wären die Österrei- Obwohl die Wahlbeteiligung bei den in den Medien hören, lesen oder sehen, so cher durchaus motiviert, wählen zu gehen, Europawahlen traditionell niedrig ist, stufen sind es aktuell 48 Prozent. Die Zahl jener, aber nur wenige fühlen sich über dessen 53 Prozent der Befragten diese als „gleich die „selten“ oder „sehr selten“ Medienbe- Arbeit auch ausreichend informiert“, faßt wichtig“ wie die Nationalratswahlen ein; 11 richte über das Europäische Parlament regi- Paul Schmidt, Leiter der Österreichischen Prozent halten sie sogar für „wichtiger“. Als strieren, ist von 55 auf 49 Prozent zurückge- Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) die „weniger“ oder „gar nicht wichtig“ werden gangen; ebenso die Zahl jener, von denen Ergebnisse einer aktuellen ÖGfE-Umfrage sie von 33 Prozent bewertet. das Europäische Parlament in den Medien zusammen. „Gerade jetzt sollte daher der Eine Mehrheit (52 Prozent) meint, daß „nie“ wahrgenommen wird (von 5 auf 2 Pro- EU-Dialog in Österreich weiter intensiviert das Europäische Parlament „sehr“/„großen“ zent). und die demokratiepolitische Rolle des Einfluß auf EU-Entscheidungen hat. 39 Pro- Eine ähnliche Tendenz zeigt sich auch, Europäischen Parlaments erklärt werden.“ zent sprechen ihm nur „geringen“ oder „gar was den Bekanntheitsgrad der heimischen Bereitschaft, zur Europawahl keinen“ Einfluß zu. An diesem Meinungs- EU-Abgeordneten betrifft: Konnten im April zu gehen, steigt bild hat sich – trotz Schwankungen – in fünf noch 64 Prozent der Befragten keinen öster- reichischen EU-Abgeordneten spontan na- Am 25. Mai 2014 findet die nächste Wahl zum Europäischen Parlament statt. mentlich nennen, so sind es aktuell 46 Pro- Werden Sie an diesen Wahlen sicher teilnehmen, eher schon, eher nicht oder zent. sicher nicht? …aber noch immer große 100 Informationsdefizite 90 April 2013 Trotz dieser verstärkten Öffentlichkeit: 80 Nov. 2013 Nur etwa ein Viertel der Befragten fühlt sich 70 „sehr“ (3 Prozent) bzw. „eher gut“ (23 Pro- 60 zent) über die Arbeit und Aufgaben des 49 50 42 Europäischen Parlaments informiert. Drei 39 40 Viertel (74 Prozent) fühlen sich jedoch 29 30 „eher“ (60 Prozent) bzw. „sehr schlecht“ (14 20 Prozent) informiert. 11 9 10 8 8 „Was europäische Entscheidungsprozes- se betrifft, herrscht in Österreich nach wie 0 Sicher Eher schonEher nicht Sicher nicht Weiß nicht / k.A. vor ein Defizit an Information. Gerade im Vorfeld der kommenden Wahlen – aber vor allem auch darüber hinaus – sollte daher ver- Österreichweite Telefonumfragen / SWS / N~500 Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte mittelt werden, wie Demokratie auf EU-Ebe- ne funktioniert und welche Rolle hierbei das Ein halbes Jahr vor der Wahl können Befragungen seit 2008 grundsätzlich wenig direkt gewählte Europäische Parlament spielt. sich – wie schon im April 2013 (ÖGfE-Ver- geändert. Ziel muß es sein, in der Wahlauseinanderset- gleichsumfrage) – vier von fünf Befragten „Das Ergebnis der kommenden Wahlen zung europäische Zusammenhänge in den (78 Prozent) eine Stimmabgabe vorstellen. zum Europäischen Parlament wird mehr Vordergrund zu stellen“, schließt ÖGfE- Die Zahl jener, die sich diesbezüglich denn je Einfluß darauf haben, in welche Leiter Schmidt. „sicher“ sind, ist jedoch seit April von 39 auf Richtung sich die EU entwickelt. Daß diese Die Umfrage wurde von der Sozialwis- 49 Prozent angestiegen. Dagegen ist die Wahlen von den ÖsterreicherInnen zuneh- senschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) Zahl derjenigen, die „eher schon“ an den mend als wichtig angesehen werden, ist ein im November 2013 im Auftrag der ÖGfE EU-Wahlen teilnehmen wollen, von 42 auf positives Signal“, so Schmidt. durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 29 Prozent zurückgegangen. Konstant ist das 521 Personen per Telefon (repräsentativ für Meinungsbild der „Nichtwähler“ geblieben: Europäisches Parlament und EU- die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/ Insgesamt 19 Prozent sind sich „eher“ bzw. Abgeordnete stärker präsent… Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bil- Das Europäische Parlament hat im letzten dung). Vergleichsumfragen: SWS bzw. IFES *) Für alle (und folgenden) Werte gilt: Rest auf 100 halben Jahr – nach Ansicht der Österrei- im Auftrag der ÖGfE. „ Prozent = „weiß nicht/Keine Angabe“. cherInnen – seine mediale Präsenz verbes- http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 18 Österreich, Europa und die Welt Vivat Academia, Vivant Professores! Dem Buch über die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen österreichischen und chinesischen Unternehmen bzw. Instituten wurde mit einer Gastprofessur von Steyr Motors CEO Rudolf Mandorfer ein weiteres Kapitel hinzugefügt. m 18. November wurde dem CEO der Aösterreichischen Steyr Motors GmbH, Direktor Rudolf Mandorfer, an der chinesi- schen Jiangsu Universität (JU) von der Fa- kultät für Fahrzeugentwicklung und Verkehrs- wesen (School of Automotive & Traffic En- gineering ) in Zhenjiang die Urkunde zu sei- ner Berufung als Gastprofessor dieser Schlüs- sel-Universität der VR China im Beisein des österreichischen Generalkonsuls in Shang- hai, Michael Heinz, und des Handelsdele- gierten der WKÖ in Shanghai, Raymund Grath, überreicht. „Diese bedeutende Universität verfügt über 24 Fakultäten und in einem eigenen For- schungscenter über fünf Institute, darunter das „Institute of Science and Technology“, zu dessen Gründung ich 1997 im Rahmen meines beruflichen Wirkens in der VR China für den Konzern der Steyr-Daimler-Puch AG,

auch als Gastprofessor der Universität seit Alle Fotos: Prof. Karl Skrivanek 1997, wesentlich beitragen konnte“, so Prof. v.l.: Prof. Chen Long (Vizepräsident der JU), Raymund Gradt (Konsul-Handelsbe- Karl Skrivanek *), dem das „Österreich Jour- reich-Shanghai-WKO), Prof Rudolf Mandorfer (CEO Steyr Motors), Prof. Sun Ping nal“ diesen Beitrag verdankt. (Direktor des Fahrzeug-Laboratoriums), Michael Heinz (GeneralkonsulShanghai), Prof. Karl Skrivanek und Wu Xiaobai (CEO von Steyr China) Im Laufe des Vormittags stand ein Besuch des gut ausgestatteten Automotive Research chinesischen Geschäftspartners der Steyr diese Motoren bereits in China vorgestellt Institute mit Prof. Sun Ping **) und Prof. Skri- Motors GmbH, Wu Xiaobei, Steyr Motors und auch an die Jiangsu Universität gebracht. vanek konnte wesentlich zum Verständnis China, Prof. Gao Zongying, Prof. Luo Fu- „So entwickelte sich die Beziehung zwischen der Ausführungen beigetragen, da seine bei qiang, den Vizepräsidenten der Jinagsu dem österreichischen Motorenentwickler Steyr Motors im Management tätige chinesi- Universität, Prof. Chen Long, und von mir und der Universität, die nun eben in der Be- sche Patentochter Beibei Caroline Tan seine zeigten den hohen Stellenwert dieser akade- rufung meines Freundes als Gastprofessor Ausführungen bereits im Vorfeld ins Chine- mischen Feier. einen weiteren Höhepunkt erfuhr. Er folgt sische übersetzt hatte. Der Hörsaal war bis Der Vortrag von Prof. Mandorfer selbst damit meinen Spuren und ich bin überzeugt, auf den letzten Platz gefüllt, als die Profes- beleuchtete dann die Entwicklung der M1- daß damit eine weitere Intensivierung der soren der Fakultät und die Ehrengäste zur Monoblock–Turbodieselmotoren mit Pum- Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Mo- Zeremonie der Aufnahme seines Freundes in pendüsen-Einspritzsystem, deren besondere torenentwicklung erreicht werden wird“, so das Kollegium der Professoren, dem an- Technologie und den daraus sich ergebenden Prof. Skrivanek. schließenden Festvortrag und der Übergabe großen Vorteilen in einem großen Einsatz- Ein weiterer Höhepunkt war dann der von „Badge und Urkunde“ der JU an – nun spektrum für zB. Kraftfahrzeugmotore und Empfang durch den Präsidenten der Uni- schon Prof. Rudolf Mandorfer – Platz nah- Marinemotore. Die schnellaufenden Motoren versität, Prof. Yuan Shouqi, im Empfangssaal men. sind robust und durch besondere Konstruk- der Universität. Hier wurden nun auch die Würdigungen durch den österreichischen tion und Materialwahl relativ leicht gebaut. Gastgeschenke ausgetauscht und Glückwün- Generalkonsul in Shanghai, den CEO des Steyr Motors war auch das erste Unterneh- sche für die weitere gemeinsame akademi- men, das die Hybridtechnologie für Diesel- sche Zukunft ausgesprochen. *) Obst dhmtD a.D. Baurat h.c. Prof. Dipl.-Ing. Karl A. Skrivanek ist Gastprofessor der Jiangsu Uni- motoren im maritimen Bereich einführte und Derzeit hat die Gesamtuniversität ca. versität Zhenjiang – und „Österreich Journal“-Le- in Serie produziert. 40.000 StudentInnen, die technische Fakul- serInnen auch als Präsident des Österreichischen Das erfolgreiche Unternehmen ist welt- tät JUST davon ca. 18.000. Sie war eine der Marineverbandes bekannt. **) Die meisten ChinesInnen setzen den Familiennamen weit vernetzt und schon vor Jahren habe ich ersten Universitäten, die sowohl Master- als vor den Vornamen. als Repräsentant der Steyr-Daimler-Puch AG auch Doktor-Programme anbieten konnte.

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Heute bietet sie drei post-doctoral Program- me, 10 doctoral-Programme und 33 Master- Programme. Der Lehrkörper setzt sich aus 2200 Personen einschließlich eines Wissen- schafters von der Chinesischen Akademie des Ingenieurwesens, 100 ProfessorInnen, 400 Associate-ProfessorInnen und Senior Engineers zusammen. Der Campus gliedert sich in getrennt liegende Wohngebäude für weibliche und männliche Studenten und Ehe- paare sowie großzügige Sportanlagen. Ein Hotel und Restaurants, in denen chinesische und auch westliche Küche angeboten wird sowie ein Supermarkt ergänzen die Einrich- tungen des Campus. Tags darauf reiste Prof. Mandorfer mit dem Hochgeschwindigkeitszug und mit ca. 320 km/h zu einem Geschäftstermin nach Beijing, währenddessen Prof. Skrivanek auf v.l.: Wu Xiaobai, Prof. Karl Skrivanek und Prof. Rudolf Mandorfer Einladung von seinem Freund Chen Xiao Jun dessen moderne Fabrik zur Entwicklung und Produktion Chen von mobilen Systemen für den Auf- und Einbau in Fahrzeugaufbauten besuchte. Am Tor war bereits eine Begrüs- sung in Form einer Leuchtschrift zu sehen: „Welcome Mr. Skrivanek to KF Mobile Systems“. Zu sehen war ein gut geführtes Unternehmen, das auch ISO-Qualitätsnor- men entspricht – ein großzügig eingerichte- ter Betrieb mit hellen modernen, sauber ge- haltenen Fertigungshallen, angenehmen Büroräumen und freundlichen Mitarbeitern. Doch kehren wir zurück zum festlichen Teil der China-Reise mit einem Auszug aus der Laudatio, die Prof. Skrivanek vor dem Pro- fessorenkollegium der JUST gehalten hat: „Ich freue mich, daß ich heute an meiner Jiangsu Universität, der ich die Ehre habe seit 1997 als Gastprofessor für Fahrzeug und Raymund Gradt, GK Michael Heinz, Vizepräsident Cen Long und Prof. Mandorfer Motortechnik wissenschaftlich dienen zu kön- nen, meinen langjährigen Freund und Kolle- gen aus dem angesehenen österreichischen Unternehmen Steyr-Daimler AG Motoren- technik bzw. der daraus hervorgegangenen Steyr Motors als Gastprofessor vorstellen und ihm zu seiner ehrenvollen Berufung zu gratulieren darf. Sie wissen, daß ich schon seit vielen Jahren – genau seit 1997 – Bezie- hung zu dieser Universität habe und ich freue mich, daß daraus viele persönliche Freundschaften entstanden sind. Sehr geehr- ten Damen und Herren. Der weltbekannte deutsche Dichter Friedrich Schiller sagte einmal: ,So selten kommt der Augenblick im Leben, der wahrhaft wichtig ist und groß.‘ Wir wissen heute nicht, welche Augenblicke im menschlichen Dasein der große Dichter damit gemeint hat – zweifellos gehört aber auch der Tag dazu, an dem man mit Freude v.l.: Raymund Gradt, Generalkonsul Michael Heinz und Vizepräsident Cen Long

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bearbeitet und legten so die Basis für die heutige Erfolgsgeschichte der M1-Moto- renfamilie in China. Und dies beweist, dass mein Freund Rudolf Mandorfer die Techno- logie des Motors mit der Darstellung des Produktes selbst verbindet und die Umset- zung zu technischer Reife und wirtschaftli- chem Erfolg geschafft hat“, faßte Prof. Skrivanek die Entwicklung kurz zusammen. Dann zählte eine Vielzahl an Erfindungen und Leistungen Mandorfers auf, aber auch internationale Auszeichnungen, die dem heutigen CEO der Steyr Motors zuteil wur- den. Als das Unternehmen dann im Juni 2012 vom chinesischen Investor Phoenix Tree HSC Prof. Rudolf Mandorfer bei der Präsentation »seiner« Steyr-Motors GmbH. Investment (Wuhan) Co.Ltd. (PTC) über- nommen und ein Projekt zur Lokalisierung und Stolz auf das in seinem Berufsleben bis- Ein weiterer Beweis seiner Bereitschaft, der M1-Motorenfamilie in China in Angriff her Erreichte zurückblicken kann. Und ein die JUST optimal zu unterstützen, war auch genommen wurde, zögerte er nicht, die ihm solcher Moment ist es heute für meinen seine Einladung an Prof Luo Fuqiang zur aus vergangenen Jahren bereits bestens be- Freund Rudolf Mandorfer ohne Zweifel, da Mitarbeit im Werk von Steyr Motorentech- kannte ehemalige chinesische Diplomatin an er an die Jiangsu-Universität eingeladen wur- nik. Als ich am 21. April 1997 als Gastpro- der Botschaft in Wien und Beamtin aus dem de um die akademische Würde eines Gast- fessor an die Technische Universität Jiangsu Handelsministerium in Peking, Tan Beibei, professors dieser angesehenen Schule des China berufen wurde, wo ich Motoren- und BA für Germanistik, für diese Aufgabe ein- Höheren Lernens zu erhalten. Und ich freue Fahrzeugtechnik lehrte und die Gründung zusetzen und bewies damit Weitblick in die- mich, daß es mir vergönnt ist, ihn hier in eines Technischen Zentrums vorbereitete, ser anspruchsvollen Situation, da sie ja auch seine ehrenvolle und wichtige Aufgabe ein- unterstützte Prof. Mandorfer dieses Vorhaben früher bereits die Zusammenarbeit von Steyr zuführen – bin doch selbst seit 1997 Gast- maßgeblich. Im Zusammenhang mit dem be- Motors mit der chinesischen Industrie und der professor hier. Viele Jahre meines beruflichen kannten und auch in China nun sehr erfolg- JUST – damals noch aus dem von Prof. Skri- Wirkens verbinden mich mit der VR China reichen M1-Monoblock-Dieselmotor unter- vanek geleiteten Büro der SDP in Beijing – und mit der JU. Dies erlaubte mir, durch die stützte er stets meine Aufgabe, die Entwick- unterstützte. „Die heutige Veranstaltung geht Entwicklung vieler freundschaftlicher Bezie- lung von Lizenzprojekten in China und an- eigentlich auch auf ihre Initiative zurück“, hungen zum Verständnis der Menschen in dere Vorhaben mit bedeutenden chinesi- erklärte Skrivanek, „hatte sie mir doch die unseren Ländern beizutragen. schen Unternehmen. Alle Projekte wurden Idee gegeben, für ihren Chef die akademi- Seit 1993 habe ich mich als Verantwort- mit meinem Beijing-Büro und zum Teil in sche Würde des Professors anzuregen und licher für das gesamte Produktions- und Anwesenheit von Herrn Mandorfer und Spe- damit den Stein ins Rollen gebracht. Für Technologieprogramm des damaligen Steyr- zialisten des Werkes sowie von den chinesi- seine eindrucksvollen Leistungen gebührt Daimler-Puch-Konzerns in China eingesetzt, schen Kunden und Professoren der JUST Herrn Mandorfer Dank und Anerkennung vorerst durch Beteiligung an wichtigen Mes- und ich freue mich, daß ,meine‘ Jiangsu Uni- sen und die Herstellung von Kontakten zu versität diese erkannt hat und ihm heute die- Ministerien und Forschungseinrichtungen in se akademische Würde zuerkennt. Als Gast- Beijing, wobei uns z.B. der damalige Rektor professor der Jiangsu Universität wird er und mein Freund Prof. Gao Zongying sehr sich – wie er mir schon gesagt hat –, wo unterstützte. Dies wiederum war eine Basis immer möglich, für seine Universität und für die Arbeit des Steyr-Daimler-Puch- Kon- deren Studierende einsetzen. So lassen Sie zerns und insbesondere der damaligen Steyr - mich mit dem in Österreich in studentischen Daimler-Puch Motorentechnik, der heutigen Kreisen üblichen Ausdruck in lateinischer Steyr Motors GmbH. Schon damals bearbei- Sprache: ,Vivat Academia, vivant Professo- tete Rudolf Mandorfer mit mir Aufgaben in res‘ schließen. Und damit will ich geichzei- China und insbesondere mit der JUST. So tig auch allen Professorinnen und Professo- stellte er M1-Motore für verschiedene Aus- ren – besonders aber meinem alten Freund stellungen zur Verfügung. Wesentlich ist aber und Rector emeritus Prof. Gao Zongying die unbefristete Leihgabe eines M1-Motors und seiner Nachfolgerin Prof. Cai Lan – für an die JUST und sein Einverständnis, daß die unvergeßlichen Jahre erfolgreicher Zu- JUST den Motor zu Einbauuntersuchungen sammenarbeit danken. Und Dir, lieber Rudi etc. an die Firma Yangzhou Diesel Motors – pardon – lieber Professor Mandorfer, wün- geben darf. Dies hat auch mir bei meinen sche ich viel Erfolg an ,unserer‘ Jiangsu Uni- Vorträgen bei Messen und an der JUST etc versität.“ „ geholfen. »Warmly Welcome« http://www.steyr-motors.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 21 Österreich, Europa und die Welt fromaustria.com Warum nicht österreichische Qualitätsprodukte zu Weihnachten schenken? Ein Onlineshop macht’s möglich – mit originalen Produkten, made in Austria.

eit einem halben Jahr online – und nun Sauch in englischer Sprache – vertreibt der Shop fromaustria.com Originale aus Österreich, wie es auch schon im Logo kom- muniziert wird. Die beiden Jungunterneh- merinnen und Gründerinnen Zissa Grabner und Alexandra von Quadt bündeln über den Online-Shop die große und reiche Produkt- vielalt Österreichs und wollen diese nach außen tragen – und zwar in die ganze Welt. Wie die beiden dazu kamen, diese Idee in die Tat umzusetzen, ist eine einfache Geschich- te. Die beiden Freundinnen (sie kennen sich seit 17 Jahren) hatten beide den Traum, ein eigenes Projekt umzusetzen, mit dem sie sich persönlich ganz stark identifizieren können. Durch ihre Expertise im Online Business bestärkt, der von vorneherein feststehenden Arbeitsteilung als auch dem richtigen Bauch- gefühl packten die beiden es im Januar 2013 an. Was einen erwartet? Jede Menge! Von klassischen, bekannten Marken wie hauch- zartem Augarten Porzellan, edlen Leder Ac- cessoires von Ludwig Reiter oder wunder- schönen Bildbänden vom Christian Brand- stätter Verlag bis hin zu Tierkopf-Papierlam- pen zum Selberbasteln, traditionellen Heu- rigengläsern, City Guides von richtigen In- sidern bis hin zum lustigen Wienerisch- Deutsch Memospiel. Vieles davon hat man noch nie gesehen, denn ein Großteil der jün- geren Marken verkaufen ihre Ware nicht sta- tionär oder sind richtige Geheimtipps. Hinter den rund 600 Produkten, die derzeit über den Shop vertrieben werden, steckt jede Menge Arbeit – vor allem in die Recherche zu Be- ginn haben die beiden Gründerinnen ihr gan- zes Herzblut gelegt. „Wir wollten wirklich besondere Produk- te finden, die aus Überzeugung und Quali- tätsanspruch entstehen. Und wir wußten, daß es in Österreich noch viel Handwerk und Manufakturen gibt“, beginnt Zissa Grabner zu schwärmen, „aber was wir dann bei unse- rer ausführlichen Recherche alles noch ge- funden haben und nach wie vor finden, ist wirklich fantastisch.“ Kern des Konzepts ist es, Traditionen, einzigartiges Design und Handwerk aus Österreich unter einer Dach- marke für qualitativ hochwertige Produkte Foto: fromaustria.com aus Österreich zu etablieren. Screenshot von der Startseite des Onlineshops fromaustria.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 22 Österreich, Europa und die Welt

Produkten, die sie konsumieren.“ Deshalb ist den Gründerinnen auch der persönliche Aspekt wichtig. „Wir bekommen täglich An- rufe von Kunden. Sie haben Fragen bezüg- lich der Bezahlmöglichkeiten oder würden gerne ein Produkt in einer anderen Farbe bestellen, die wir nicht anbieten. Dann ver- suchen wir, das möglich zu machen“, erklärt Zissa Grabner mit einem Lächeln. So „men- schelt“ es bei fromaustria.com und das On- line Business wird anfaßbar. Und wer dieses Jahr besondere (österrei- chische) Weihnachtsgeschenke sucht, die be- reits schön verpackt beim Empfänger an- kommen sollen, ist bei from-austria.com richtig. „Wir haben gestern Abend bei einem Glas Wein beschlossen, ab Mitte November einfach alle Bestellungen als Geschenke zu verpacken. Quasi als Geste an unsere wun- Foto: fromaustria.com Die Gründerinnen Zissa Grabner (.l) und Alexandra von Quadt derbaren Kunden“, schließt Zissa Grabner.

Wie? „Da spielen mehrere Faktoren zu- namentlich erwähnt und ihre Unternehmens- sammen“, so die Deutsche Alexandra von geschichte erläutert. KundInnen sollen einen Quadt. „Einerseits haben wir im Konzept Bezug zu den Produkten bekommen und ganz stark auf die Produkte und deren Ge- gleich verstehen, daß es sich bei diesen Schät- schichte gebaut, andererseits bedienen wir zen nicht um China-Ware handelt. uns ganz moderner und zeitgemäßer Kom- So reich wie das Land ist auch das Sor- munikationskanäle und etablieren so einen timent von fromaustria.com: Es spiegelt die modernen, stilsicheren Shop, welcher der Design- und Produktvielfalt Österreichs wi- Qualität der Produkte Rechnung trägt.“ der und reicht dabei von Kulinarik, Modeac- Foto: totakeaway totakeaway: »Wienerisch – Deutsch« cessoires und Designprodukten bis hin zu tra- ditioneller Handwerkskunst, Filmklassikern, Wer noch mehr entdecken will, kann Büchern, Kunstdrucken und Spielen. Produk- fromaustria.com auch auf facebook, twitter te von bekannten, traditionellen Marken ne- und instagram finden. Oder im tollen Blog ben jungen Künstlern und Designern stellen schmökern, der spannende Geschichten – einen unvergleichlichen, spannenden natürlich aus Österreich – erzählt. „ Mix dar. http://www.fromaustria.com Wo die Reise hingeht? „Jetzt kommt erst einmal das Weih- nachtsgeschäft!“, lacht Ale- xandra von Quadt, „wir sind jetzt mit einem wirklich schö- nen Mix an Produkten ready für den Käuferansturm und glauben an die Relevanz un- serer Ware. In unserer schnell- lebigen Zeit sehnen sich Men-

Foto: Folio Verlag schen nach Identität und Folio Verlag – Sonja Franzke: Zugang zu den »Total alles über Österreich« Der gemeinsame Nenner dieser Produkte sind neben dem Land und der Marke Öster- reich aussagekräftiges Design und Emotion sowie das Zusammenspiel von Tradition und Moderne. „Wir verstehen uns nicht nur als Wiederverkäufer, sondern als Kommunika- tionspartner der Hersteller mit imageprägen-

der Außenwirkung“, erklärt Zissa Grabner Foto:Claassen & Partner weiter. Deshalb werden auch alle Hersteller Les Bois Allumees – Kerzen in Geweihform aus echtem Bienenwachs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 23 Innenpolitik Energiebilanz 2012 Energetischer Endverbrauch leicht rückläufig – Anteil der erneuerbaren Energieträger steigt auf 32,2 %

emäß aktuellen Berechnungen von Sta- Gtistik Austria zur endgültigen Energie- bilanz fiel der energetische Endverbrauch im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr um etwa 0,7 % auf 1.096 Petajoule (PJ) und erreichte damit annähernd das Niveau von 2008 (1.109 PJ). Dieser Rückgang wurde trotz der im Vergleich zu 2011 kälteren Temperaturen erzielt – die Heizgradsumme stieg gegenü- ber 2011 um 5 % an. Im Industriesektor sank der Energieverbrauch um etwa 1,7 % auf 332 PJ, im Verkehrssektor fiel er um 1,6 % auf 352 PJ. Im Gegensatz dazu stieg der Energiekonsum der privaten Haushalte um 4,7 % auf 275 PJ. Der energetische Endverbrauch zeigte 2012 bei allen fossilen Energieträgern einen deutlichen Rückgang gegenüber 2011: Koh- le -8,9 % auf 20 PJ, Erdölprodukte -2,5 % auf 404 PJ, Erdgas -3,0 % auf 190 PJ, brenn- bare Abfälle -17,2 % auf 12 PJ. Bei Fern- wärme (+2,9 % auf 76 PJ), elektrischem Foto: BMWFJ/HopiMedia/Holzner Strom (+1,2 % auf 224 PJ) sowie erneuerba- Umweltminister Niki Berlakovich (l.) und Wirtschafts- und Energieminister Rein- ren Energieträgern (+5,3 % auf 170 PJ) stieg hold Mitterlehner der Endverbrauch hingegen an. 2012 gegenüber 2011 nur ein moderater An- Der Anteil anrechenbarer erneuerbarer stieg (0,8 %) der anrechenbaren Strompro- Energie (am Bruttoendenergieverbrauch ge- Anstieg bei der Stromproduktion aus duktion aus erneuerbaren Quellen (Wasser- mäß EU-Richtlinie 2009/28/EG zur Förde- erneuerbaren Energieträgern um ein kraft, Biomasse, Windkraft, Photovoltaik und rung der Nutzung von Energie aus erneuer- Drittel Geothermie). Der Anstieg des energetischen baren Quellen) lag im Jahr 2012 bei 32,2 % Der stärkste Produktionsanstieg von 2011 Endverbrauchs bei Fernwärme um 2,9 % auf und erhöhte sich somit gegenüber 2011 auf 2012 wurde bei Windkraftwerken und 76 PJ entsprach ungefähr der Hälfte der (30,7 %) um 1,5 Prozentpunkte. Photovoltaik-Anlagen mit 32,8 % auf 10 PJ Entwicklung der Heizgradsumme. Die Pro- Eine Detailanalyse der erneuerbaren verzeichnet, gefolgt von Wasserkraft mit duktion von Fernwärme aus erneuerbaren Energieträger für 2012 zeigt, daß der erneu- einem Plus von 27,9 % auf 158 PJ. Die Er- Energieträgern (Biomasse, Erdwärme und erbare Strom (aus Wasserkraft, Wind, zeugung aus Windkraft- und Photovoltaik- Solarwärme) betrug 2012 45,0 % der Ge- Photovoltaik, Erdwärme und Biomasse) mit Anlagen betrug somit nur etwa 6,3 % von samterzeugung und sank somit um 0,5 % ge- 65,3 % den höchsten Anteil am Gesamt- jener aus Wasserkraft. Dies ist auf die deut- genüber dem Vorjahr. stromverbrauch hat, gefolgt von der erneuer- lich höheren installierten Kapazitäten bei Was- baren Fernwärme aus Biomasse, Solar- und serkraft – ca. 13 Gigawatt (GW) gegenüber Endverbrauch: Erneuerbare und Fern- Erdwärme mit 45,0 %, vom direkten Einsatz rd. 1 GW bei Windkraft – zurückzuführen. wärme ersetzen Kohle, Öl und Gas bei erneuerbarer Wärme im energetischen End- Aufgrund der Normalisierung laut Be- privaten Haushalten verbrauch (Biowärme, Umgebungswärme, rechnungsvorschriften der EU-Richtlinie Der Anstieg des energetischen Endver- Erdwärme und Solarwärme) mit 29,6 % und 2009/28/EG*) ergab sich für das Berichtsjahr brauchs der Haushalte um 4,7 % entsprach von den nachhaltig produzierten Biotreib- weitgehend der Entwicklung der Heizgrad- stoffen (Biodiesel und Bioethanol) mit 6,6 % *) Methodische Informationen, Definitionen: Die end- gültige Energiebilanz für Österreich wird im Auf- summen (+5 %). Dabei wurde der Rückgang an den Treibstoffen insgesamt. trag des Wirtschaftsministeriums (BMWFJ) sowie bei Kohle (-22,8 %) und Öl (-2,4 %) durch des Lebensministeriums (BMLFUW) erstellt, die moderate Anstiege bei Erdgas (+1,2 %) bzw. Mitterlehner/Berlakovich: Erstmals Bundeslandenergiebilanzen im Auftrag der Bundes- mehr als drei Viertel der Energie- länder. Die Normalisierung der Stromproduktion durch überproportionale Zunahmen bei den aus Wasser- und Windkraft ist die zeitliche Glättung erneuerbaren Energieträgern (+12,9 %) und produktion aus Erneuerbaren Energien der Erzeugung aus Wasserkraft durch die Berück- der Fernwärme (+13,4 %) ausgeglichen. Der Die von der Statistik Austria im Auftrag sichtigung der Durchschnittswerte der aktuellsten 15 Jahre sowie bei Windkraft durch die Berücksich- Stromverbrauch der privaten Haushalte stieg des Wirtschaftsministeriums und des Um- tigung der aktuellsten 5 Jahre. um 0,8 % weltministeriums erstellte Energiebilanz für

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 24 Innenpolitik das Jahr 2012 bestätigt mehrere positive eine positive Entwicklung ausgelöst. Wäh- lisieren. Die Energieeffizienz – bezogen auf Trends. So decken Wasserkraft und sonstige rend die fossilen Energieträger im Verbrauch den Energieverbrauch je Einheit gesamtwirt- Erneuerbare Energien gemeinsam bereits einen Rückgang verzeichnen, liegen die Er- schaftlicher Produktion – konnte im Vorjahr 75,4 % der gesamten heimischen Energie- neuerbaren, Biomasse, Wasser, Wind und um weitere 1,0 Prozent gesteigert werden. produktion ab, was einem Plus von 1,7 Sonne, auf der Überholspur“, so Berlako- Der langfristige Vergleich mit 2005 zeigt die Prozentpunkten gegenüber 2011 entspricht. vich. deutliche Entkoppelung zwischen Energie- „Österreich setzt mehr denn je auf den zügi- Trotz der im Vergleich zum Vorjahr deut- verbrauch und Wirtschaftswachstum: Wäh- gen Ausbau Erneuerbarer Energien. Das lich kälteren Temperaturen (Zahl der Heiz- rend der Bruttoinlandsverbrauch in den ver- schafft eine Win-Win-Situation für Wirt- gradtage stieg um 4,6 Prozent) und einer gangenen acht Jahren um zwei Prozent rück- schaft, Umwelt und Klima“, sagen Wirt- positiven gesamtwirtschaftlichen Entwick- gängig ist, stieg das reale Bruttoinlands- schafts- und Energieminister Reinhold Mit- lung (BIP real +0,9 Prozent) war 2012 sogar produkt in diesem Zeitraum um 10,7 %. terlehner und Umweltminister Niki Berlako- ein leichter Rückgang des Bruttoinlands- „Diese Zahlen zeigen, daß wir den Ener- vich zu den am 27. November veröffentlich- verbrauchs (-0,2 Prozent) zu verzeichnen. gieverbrauch vom Wirtschaftswachstum ent- ten aktualisierten Zahlen. Verbrauchsmindernd wirkten die stark ge- koppeln konnten und damit schonend mit Laut Statistik Austria war 2012 ein sunkenen Umwandlungsverluste in der Strom- den Ressourcen für die nachkommenden Ge- besonders starkes Jahr der Wasserkraft, erzeugung, da durch die guten Bedingungen nerationen umgehen. Diesen Trend müssen deren Stromerzeugung um 28 Prozent ge- für Wasserkraft der Einsatz der Wärmekraft- wir in Zukunft durch weitere Maßnahmen stiegen ist – zusammengefaßt: Mit einem Plus werke zurückgefahren werden konnte. Deut- verstärken“, so Mitterlehner. von 27 % bzw. 94 % sind aber auch Wind liche Rückgänge gab es bei Kohle, Gas und „Erneuerbare Technologien in Verbindung und Photovoltaik rasant gewachsen. „Unser Öl sowie bei den Stromimporten, die men- mit Energieeinsparung schaffen green jobs Ökostromgesetz wirkt, die Maßnahmen zum genmäßig um knapp sieben Prozent abge- und bringen Wertschöpfung bei gleichzeiti- Abbau der Warteliste und die aufgestockten nommen haben. Damit gingen auch der gem Schutz von Klima und Umwelt. Die Wir- Förderungen greifen“, so Mitterlehner. „Ei- Graustromanteil und somit der rechnerische kungskraft von Erneuerbaren und Energieef- nen Hattrick hat die Sonnenseite der Energie- Atomstromanteil im Jahr 2012 weiter zu- fizienz läßt sich auch anhand von wirtschaft- gewinnung 2012 erzielt. Zum dritten Mal in rück. „Durch die verpflichtende Stromkenn- lichen Zahlen belegen. Derzeit werden im Folge hat sich die Stromproduktion durch zeichnung und den weiteren Ausbau der Umweltsektor knapp 33 Milliarden Euro Photovoltaik gegenüber dem Vorjahr ver- Erneuerbaren Energien wird Österreich erwirtschaftet, davon entfällt etwa die Hälfte doppelt. Heute kann der Verbrauch von bereits 2014 auch bilanziell unabhängig von auf das Management der Energieressourcen. 100.000 Haushalten mit Sonnenstrom abge- Atomstrom sein“, so Mitterlehner. Etwa 63.500 Beschäftigte sind in diesem deckt werden. Maßgeblicher Rückenwind Sektor in Österreich tätig“, unterstreicht dafür kam zusätzlich zum Ökostromgesetz Energieverbrauch langfristig vom Berlakovich. Ein weiterer positiver Effekt durch die PV-Förderung des Klima- und Wirtschaftswachstum entkoppelt ist, daß die Auslandsabhängigkeit der heimi- Energiefonds“, erklärt Berlakovich. Durch Der Endenergieverbrauch liegt mit 1.096 schen Energieversorgung im Jahr 2012 deut- die gestiegene heimische Erzeugung aus Er- Petajoule weiterhin sehr gut im Rahmen des lich abgenommen hat und laut Statistik neuerbaren ist zudem der Eigenversorgungs- Ziels der Energiestrategie, den Verbrauch bei Austria nun statt 70,1 Prozent bei 63,7 % grad von 34,1 auf 38,1 Prozent gestiegen. jenem des Jahres 2005 mit 1.100 PJ zu stabi- liegt. „

Verbrauch: Erneuerbare auf der Überholspur Liebe Leserinen und Leser, Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Seit mittlerweile rund fünf Wochen gibt es für den Großteil der Bevölkerung spürba- Bruttoendenergieverbrauch (gemäß EU- nun Koalitionsgespräche zwischen SPÖ res Sparpaket notwendig sei, sieht die ÖVP und ÖVP. Die beiden Parteien haben dringenden Handlungsbedarf, es würde an Richtlinie) ist auf Basis der neuen Daten um gleich zu Beginn vereinbart, aus den Ver- massiven Einsparungen kein Weg vorbei- 1,5 Prozentpunkte gestiegen und lag bei 32,2 handlungen nichts nach außen dringen zu führen. Ganz oben steht nun Potential, das Prozent. „Wir sind daher weiter optimi- lassen – was leider, mit wenigen Aus- sich durch eine möglichst rasche Annähe- stisch, das an die EU gemeldete 2020-Ziel nahmen, hervorragend funktioniert. Nur rung von faktischem und gesetzlichem Pen- von 34 Prozent übertreffen zu können. Nur vereinzelt geben Verhandlungsteilnehmer sionsantrittsalter ergeben würde. drei Länder sind noch ambitionierter als Interviews, deren Zusammenfassungen Dem Vernehmen nach könnte es noch Österreich, der EU-Schnitt liegt bei einem dann unmittelbar danach in den anderen vor Weihnachten eine neue Regierung ge- Ziel von 20 Prozent“, sagt Mitterlehner. Den Medien, ergänzt durch Informationen aus ben, andererseits hört man von seiten der positiven Trend zeigt auch der langfristige den „gut informierten Kreisen“, die tägli- ÖVP, die Wahrscheinlichkeit einer Großen Vergleich: Im Basisjahr 2005 lag dieser Er- che Berichterstattung ausmachen. Koalition mit der SPÖ liege bei 50:50 – neuerbaren-Wert in Österreich nur bei So können auch wir nur vermelden, daß was nun wieder nicht eben nach einer 23,9 %, im Jahr 2008 bei 28,3 Prozent. man sich in manchen Punkten nähergekom- schnellen Lösung aussieht. Vielleicht kön- „Auch die Struktur des Bruttoinlandsver- men ist, beim Thema Finanzen gehen die nen wir ja in unserer nächsten Ausgabe brauches hat sich mit einem Anteilsgewinn Standpunkte aber diametral auseinander: schon Konkretes berichten… Geeinigt hat man sich zwar darüber, daß von fast vier Prozentpunkten zugunsten der zusätzlicher Finanzbedarf in einer Größen- Inzwischen liebe Grüße erneuerbaren Energien und zulasten der fos- ordnung von rund 24 Mrd. Euro besteht. silen Energieträger verschoben“, so Mitter- Während die SPÖ davon ausgeht, daß kein Michael Mössmer lehner. „Generell haben unsere Bemühungen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 25 Innenpolitik Entscheidungsgrundlage für Parlamentssanierung liegt vor Grundsatzentscheidungen im ersten Quartal 2014 notwendig

en im Parlament vertretenen Klubs wur- bäudezustandes und die Behebung aller Schä- u. a. durch die Nutzung vorhandener Raum- Dde eine Entscheidungsgrundlage vorge- den und Mängel bei unveränderter Nutzung reserven und die Steigerung der Energie- legt, auf deren Basis im ersten Quartal 2014 der Räumlichkeiten vor. effizienz. die notwendigen Grundsatzentscheidungen zur Sanierung des Parlamentsgebäudes ge- Grundsanierung Architektonisches Zeichen troffen werden sollen. Das Dokument wurde Die Sanierungsvariante „Grundsanie- Die Sanierungsvariante „Architektoni- in den vergangenen Monaten vom Projekt- rung“ beinhaltet die „Instandsetzung“ bei sches Zeichen“ sieht überdies die Umsetzung team der Parlamentsdirektion in enger Zu- gleichzeitiger Schaffung der baulichen Vor- allfälliger architektonischer Konzepte mit sammenarbeit mit der von den Ziviltechni- aussetzungen für eine spätere Umsetzung (repräsentativer) Außenwirkung vor. kern Vasko+Partner gestellten Projektsteue- von Verbesserungen im Betrieb, den Abläu- rung ausgearbeitet und enthält eine Gegen- fen und den Funktionen des Gebäudes. Neubau überstellung aller Entscheidungsalternativen Eine weitere Entscheidungsalternative hinsichtlich der Zukunft des Hohen Hauses. Nachhaltige Sanierung stellt die Errichtung eines neuen Parlaments- Für jede Entscheidungsalternative liegt Die „nachhaltige Sanierung“ beinhaltet gebäudes dar, wobei das historische Parla- auch eine aktuelle Kostenaufstellung vor, die die „Instandsetzung“ sowie die sofortige Um- mentsgebäude gemäß der (in diesem Fall auf einer unabhängigen Überprüfung der Ko- setzung von Verbesserungen im Betrieb, in noch zu definierenden) Folgenutzung saniert stenschätzungen des im Jahr 2011 von F+P den Abläufen und Funktionen des Gebäudes, werden müßte. Architekten/Werner Consult erstellten Ge- samtkonzepts durch die Projektsteuerung (Vasko+Partner) beruht und von der Beglei- tenden Kontrolle iC Consulenten/PwC Price- waterhouseCoopers gesondert geprüft wurde.

Sechs grundlegende Sanierungs- und zwei Absiedelungsvarianten Neben den verschiedenen Sanierungsva- rianten werden in der Entscheidungsgrund- lage die Optionen zur Absiedelung des Be- triebs während eines Umbaus sowie die Mo- delle zur Durchführung des Bauvorhabens beschrieben. Der Vollständigkeit halber wur- den auch Alternativen wie ein Neubau oder ein Auslaufen des Gebäudebetriebs – für den Fall, daß keine Entscheidung für eine Sanie- rung getroffen wird – in die Gesamtdar- stellung aufgenommen.

Konkret beschreibt die Entscheidungsgrundlage hinsichtlich der Sanierung sechs Varianten Restnutzung Gibt es keine Entscheidung für eine Sa- nierung, muß der Betrieb des Parlamentsge- bäudes – aufgrund der sich stetig verschär- fenden Haftungsproblematik – schrittweise eingestellt und in eine Ersatzlokation umge- siedelt werden.

Instandsetzung Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Die minimalste Sanierungsvariante sieht Das Hohe Haus am Ring braucht – was von außen kaum erkennbar ist – dringen- die Herstellung des gesetzeskonformen Ge- de Generalsanierung, was in Zeiten des Sparstifts extrem schwierig ist.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 26 Innenpolitik

Projektteam der Parlamentsdirektion unter Einbeziehung der Begleitenden Kontrolle und der Lenkungsausschuß eine gemeinsa- me Empfehlung an die Präsidentin und die Mitglieder der Präsidiale ab. Die damit be- faßten ExpertInnen empfehlen die Variante der sogenannten „nachhaltigen Sanierung“ und eine Vollabsiedelung des Parlamentsge- bäudes während der Sanierung. Wie oben beschrieben, sieht die „nachhaltige Sanie- rung“ vor, nicht nur den gesetzmäßigen Ge- bäudezustand nach dem „Stand der Technik“ herzustellen, sondern auch Verbesserungen im Betrieb, den Abläufen und den Funktio- nen zu schaffen, vorhandene Raumreserven zu nutzen und die Energieeffizienz zu stei- gern. Bei der Variante der nachhaltigen Sa- nierung liegt das Baukostenziel bei 154,1

Foto: Parlamentsdirektion/WILKE Mio. € bzw. bei einer Gesamtsumme von Am Fahrplan zur Vorbereitung der Sanierung des Parlamentsgebäudes wird fest- 352,2 Mio. € inkl. Honoraren, Nebenkosten, gehalten. Das stellten Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (im Bild) sowie Reserven, Valorisierung und Steuern. Der Zweiter Präsident Karlheinz Kopf und Dritter Präsident Norbert Hofer am 14. No- vember in einer gemeinsamen Erklärung fest. Mehraufwand für die „nachhaltige Sanie- rung“ würde sich nach den vorliegenden Be- Hinsichtlich der temporären Absiedelung Sanierung: 154,1 Mio. €; Architektonisches rechnungen der Lebenszykluskosten – je nach während einer Sanierung definiert die Ent- Zeichen: 182,9 Mio. €) definiert, das den Vergleichsvariante – innerhalb von fünf bis scheidungsgrundlage grundlegende Alterna- weiteren Planungsphasen zugrunde gelegt 15 Jahren aufgrund der Effizienzsteigerungen tiven, zwischen denen ebenfalls im ersten werden soll. und der zusätzlich gewonnen Büroflächen Quartal 2014 entschieden werden muß: Inklusive Honoraren, Nebenkosten, Si- im Betrieb amortisieren. Darüber hinaus er- cherheitsreserven, Valorisierung und Steuern möglicht diese Sanierungsvariante eine Öff- Vollabsiedelung werden die Gesamtkosten bei einer Instand- nung des Gebäudes für die BürgerInnen und Eine vollständige Absiedelung des Be- setzung auf 280,7 Mio. €, bei einer Grund- einen zeitgemäßen Parlamentarismus ent- triebs im Parlamentsgebäude während der sanierung auf 329,8 Mio. €, bei einer nach- sprechend den in zahlreichen anderen Sanierung stellt eine ungestörte Weiterfüh- haltigen Sanierung auf 352,2 Mio. € und bei Ländern bereits bestehenden Standards. rung des Parlamentsbetriebs in einer In- der Variante „Architektonisches Zeichen“ terimslokation sowie eine optimale und öko- auf 418,0 Mio. € geschätzt. Entscheidung im ersten nomische Bauabwicklung mit kürzest mög- Die Entscheidungsgrundlage weist auch Quartal 2014 notwendig licher Bauzeit sicher. die Kosten für sogenannte „Notmaßnahmen“ Um Projektverzögerungen und daraus aus – jene dringlichen Reparaturen und son- resultierende Haftungs- und Rechtsprobleme Teilabsiedelung stigen Vorkehrungen, die bis zum Beginn der wie auch verlorene Aufwände vermeiden zu Die teilweise Aufrechterhaltung des Be- Sanierungsarbeiten jedenfalls erforderlich können, wird eine Grundsatzentscheidung triebs im Gebäude während eines Umbaus sind, um den Gebäudebetrieb vorläufig zu zur Sanierung des Parlamentsgebäudes im wäre mit höheren Kosten, Unsicherheiten und sichern. ersten Quartal 2014 benötigt. Auf Basis die- Risiken verbunden. Neben der Störung und Die Gesamtkosten für eine Vollabsiede- ser Grundsatzentscheidung soll jener Ge- Gefährdung des Betriebs durch Schmutz- lung (inkl. Interimslokation, Betriebskosten, neralplaner, der im Rahmen des derzeit lau- und Lärmbelastung, erhöhter Brandgefahr Valorisierung und Steuern) werden je nach fenden Vergabeverfahrens Mitte 2014 ausge- und arbeitsrechtlichen Einschränkungen Ausweichquartier zwischen 41,4 und 54,2 wählt wird, mit den entsprechenden Detail- wäre die Bauführung bei dieser Absiede- Mio. € geschätzt. Der Kostenrahmen der planungen (Vorentwurf bis Mitte 2015, lungsvariante u. a. aufgrund der Verlänge- Teilabsiedelung liegt bei bis zu 96,9 Mio. €. Entwurf bis Mitte 2016) beauftragt werden. rung der Bauzeit deutlich unwirtschaftlicher. Eine Teilabsiedelung käme deswegen erheb- Darüber hinaus ist die Grundsatzentschei- lich teurer, weil damit eine deutlich längere dung hinsichtlich der Absiedelungsvariante Entscheidungsgrundlage Bauzeit, Provisorien und umfassende Sicher- notwendig, um die erforderlichen Vereinba- definiert Baukostenziele heitsmaßnahmen für die Aufrechterhaltung rungen hinsichtlich des benötigten Aus- Für die nun vorgelegte Entscheidungs- des Betriebs notwendig wären. weichquartiers treffen zu können. Der der- grundlage wurden die bisherigen Kostenschät- zeitige Terminplan führt als frühestmög- zungen hinsichtlich etwaiger Optimierungs- ExpertInnen empfehlen nachhaltige lichen Baubeginn Mitte 2017 an. Eine Sa- potentiale untersucht. Darauf aufbauend wur- Sanierung und Vollabsiedelung nierung wird nach derzeitigem Planungs- de für alle Sanierungsvarianten ein Bauko- Auf Basis der nun vorliegenden Gegen- stand mindestens drei Jahre dauern. „ stenziel (Instandsetzung: 122,8 Mio. €; überstellung aller Entscheidungsalternativen http://www.parlament.gv.at Grundsanierung: 144,3 Mio. €; Nachhaltige geben die Projektsteuerung, das zuständige Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 27 Innenpolitik 95. Geburtstag der Republik Bundespräsident Dr. Heinz Fischer würdigte im Rahmen eines Besuches im Österreichischen Staatsarchiv den 95. Geburtstag der Republik Österreich – Sozialdemokratie bei stillem Gedenken beim Denkmal der Republik in Wien

nsere Republik ist am Ende eines mör- Uderischen Krieges unter großen Schmer- zen, aber auch mit kühnen Hoffnungen aus den Trümmern der österreichisch-ungarischen Monarchie entstanden“, sagte Bundespräsi- dent Heinz Fischer am 12. November. „Die- se Hoffnungen konnten allerdings nur zum Teil erfüllt werden und mußten immer mehr den Enttäuschungen über die wachsenden Probleme und sozialen Spannungen der Er- sten Republik weichen. Die Jahre 1933/34 – also das Ende der Demokratie – und die Jah- re 1938 und 1939, nämlich der Verlust der Selbständigkeit Österreichs, die Eingliede- rung in Hitler-Deutschland und der Beginn des Zweiten Weltkrieges waren Tiefpunkte dieser Entwicklung. Das Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945, die Befreiung von der Hitler-Dik- tatur und die Wiedererrichtung eines selb- ständigen, demokratischen Österreichs wa- ren der Beginn eines neuen Österreichs und leiteten jene Zweite Republik ein, in deren Rahmen sich Österreich seit fast 70 Jahren erfolgreich entfalten und entwickeln kann. Die Aufgabe jener Generation von Öster- reicherinnen und Österreichern, die heute Foto: Peter HBF / Lechner Verantwortung für unser Land tragen und in Bundespräsident Heinz Fischer (M.) und seine Frau Margit wurden durch den Ge- führenden Funktionen tätig sind, liegt darin, neraldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, Wolfgang Maderthaner, begrüßt. die Errungenschaften der Zweiten Republik aufrecht zu erhalten, aber gleichzeitig die Grundlagen für die Entwicklung der näch- sten Jahre und Jahrzehnte zu legen. Österreich hat alle Chancen für eine erfolgreiche und positive Weiterentwicklung unseres Landes, aber Chancen verwirklichen sich nicht von selbst, sondern müssen durch harte Arbeit, durch Klugheit und mit Ver- antwortungsbewußtsein genutzt werden“, sagte der Bundespräsident zum 95. Geburts- tag der Republik Österreich.

Sozialdemokratie gedenkt der Gründung der Ersten Republik Am 12. November 1918, also vor vor 95 Jahren, endete mit der Ausrufung der Ersten Republik die Monarchie in Österreich. An- läßlich dieses Jahrestages fanden sich füh-

rende SPÖ-Politiker – darunter Bundeskanz- Foto: SPÖ Wien ler Werner Faymann, die Regierungsmitglie- Bundeskanzler Werner Faymann (l.) und Wiens Bürgermeister Michael Häupl vor der Doris Bures, Alois Stöger, Andreas dem Denkmal der Republik am Dr.-Karl-Renner-Ring

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 28 Innenpolitik Foto: Parlamentsdirektion/Bernhard Zofall Denkmal mit der Inschrift »Zur Erinnerung an die Errichtung der Republik am 12. November 1918« – Büsten von Jakob Reumann, Victor Adler und Ferdinand Hanusch, Schmerlingplatzseite. Schieder, Josef Ostermayer, Gerald Klug, Gründervater der österreichischen Sozialde- Adler stirbt einen Tag die Bundesgeschäftsführer Laura Rudas und mokratie: Victor Adler. Er einte die Sozial- vor Ausrufung der Republik Norbert Darabos, Bürgermeister Michael demokraten Östereichs und leistete wesentli- In den Jahren nach 1928 wurde das Häupl, ÖGB-Präsident Erich Foglar sowie che Vorarbeiten für die Gründung der Ersten Denkmal zu einem wichtigen Ort für die So- Vertreter der Wiener Stadtregierung u.a. – Republik. zialdemokratie: Alljährlich traf man sich hier am Denkmal der Republik ein, um den An- zu einer eigenen Feierstunde im Gedenken fängen der parlamentarischen Demokratie in Ferdinand Hanusch, Begründer an die Ausrufung der Ersten Republik am 12. Österreich zu gedenken. des modernen Sozialstaats November 1918 und an Victor Adler, der Die rechte Büste zeigt den Sozialpolitiker dieses Ereignis nicht mehr erleben durfte: Er Das Denkmal der Republik Ferdinand Hanusch. Als Staatssekretär für war genau einen Tag davor, am 11. No- Das Denkmal der Republik steht zwischen Soziales war er 1918 bis 1920 maßgeblich vember, gestorben. Ring, Parlament und Palais Epstein. Es an der Ausarbeitung jener Gesetze beteiligt, wurde am 12. November 1928, dem zehnten die noch heute die Grundlagen des moder- Verhaftungen, Ab- und Wiederaufbau Jahrestag der Ausrufung der Republik, ent- nen Sozialstaates bilden. Diese Reformen Im Jahr 1932 kam es erstmals bei Feier- hüllt. (u.a. Achtstundentag, Urlaubsregelung, Sonn- lichkeiten am Denkmal zu Auseinanderset- Drei schiefergraue Büsten erinnern an und Feiertagsruhe, Arbeitslosenversiche- zungen zwischen Sozialdemokraten und der drei sozialdemokratische Politiker, die sich rungsgesetz, Einrichtung von Betriebsräten, Staatsgewalt. Im Jahr darauf verhaftete die um die Erste Republik verdient gemacht ha- Kollektivvertragsgesetz) waren das bedeu- Polizei etliche Jungsozialdemokraten, die ben: Victor Adler, Gründervater der Sozial- tendste soziale Maßnahmenbündel in der sich trotz Verbots dort versammelten hatten, demokratie, Ferdinand Hanusch, Begründer Geschichte Österreichs. um der Ausrufung der Republik zu geden- des modernen Sozialstaats, und Jakob Reu- ken. mann, Wiens erster „roter“ Bürgermeister. Jakob Reumann, Wiens erster Nur Monate später wurde das Denkmal Die Büsten stammen von Anton Hanak »roter« Bürgermeister im Zuge der Errichtung der Dollfuß-Diktatur (Adler), Mario Petrucci (Hanusch) und Links ist Jakob Reumann zu sehen. Er war verdeckt und wenig später abgetragen. Die Franz Seifert (Reumann). Wiens erster sozialdemokratischer Bürger- Einzelteile kamen ins Depot. meister (1919 - 1923) und erwirkte während Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Victor Adler, Gründervater seiner Amtszeit die Aufwertung Wiens zum wurde das Denkmal wieder aufgestellt. Die der Sozialdemokratie eigenen Bundesland. Der ehemalige Reichs- SP-Parlamentsfraktion ehrt das Denkmal und Denkmal mit der Inschrift „Zur Erinne- ratsabgeordnete wurde im Dezember 1920 die Dargestellten alljährlich im November rung an die Errichtung der Republik am 12. Mitglied des Bundesrates und auch dessen mit einer Kranzniederlegung. „ November 1918“. In der Mitte sieht man den erster Vorsitzender. Quellen: Hofburg, SPÖ u. SPÖ Wien, Parlament

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 29 Innenpolitik Neuer Linzer Bürgermeister Am 7. November hat der Gemeinderat mit Klaus Luger (SPÖ) – er ist seit zehn Jahren Mitglied der Linzer Stadtregierung – ein neues Stadtoberhaupt gewählt.

laus Luger folgt damit Franz Dobusch Zu den Personen Von 2003 bis zur Gemeinderatsangelobung Knach, der nach mehr als 25 Dienstjahren Klaus Luger wurde am 8. November 1960 im Oktober 2012 war er als Referatsleiter in als Bürgermeister sein Amt zurückgelegt hat. in Linz geboren. Hier hat er nach der Matura der Direktion Bildung und Gesellschaft In der Gemeinderatssitzung vom 7. Novem- Sozialwissenschaften und in Salzburg Ge- tätig. Dem Linzer Gemeinderat gehörte ber ist auch die Wahl neuer Stadtsenatsmit- schichte und Publizistik studiert. Am Institut Baier übrigens zuvor schon einmal von 22. glieder erfolgt. So wurde Bernhard Baier für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Jänner bis 12. November 2009 an. Zu seinen Linz war er als wissenschaftlicher Referent bisherigen politischen Funktionen zählen die tätig. Von 1990 bis 2000 war Klaus Luger des Bundesobmann/-frau-Stellvertreters der Vorsitzender der SPÖ-Sektion Karlhof, von Jungen ÖVP Österreich (1998 – 2007) sowie 1992 bis 2003 Geschäftsführer der SPÖ die des Landesobmanns der Jungen ÖVP Linz. Sein Einstieg in die Linzer Stadtre- Oberösterreich (2001 – 2010). Mitglied des gierung erfolgte nach der Gemeinderatswahl Bundesrates war Bernhard Baier von 2003 im Jahr 2003. In der ersten Funktionsperiode bis 2008. Seit 2011 hat er die Funktion des war Luger als Stadtrat für die Bereiche Pla- Präsidenten des Österreichischen Familien- nung und Personal verantwortlich. Als bundes inne. Dem oberösterreichischen Land- Vizebürgermeister übernahm er schließlich tag gehörte er seit 2007 als Abgeordneter an. ab 2009 die Agenden für Soziales und Ver- Als neuer Vizebürgermeister und Nachfolger von Erich Watzl wird Bernhard Baier für Kultur, die Museen der Stadt Linz, den Tou- rismus und das Wohnungswesen politisch verantwortlich sein. Stefan Giegler, Jahrgang 1960, hat nach der Matura ein Lehramtsstudium für Sonder- schulen und Hauptschulen/NMS (Mathema-

Foto: Gerhard Gruber tik, Bewegung und Sport) sowie das Stu- Bürgermeister Klaus Luger dium „Bildungsmanagement und Schulent- wicklung“ an der Universität Osnabrück ab- (ÖVP) zum Vizebürgermeister gewählt, der solviert. Von 1982 bis 1994 war er als Leh- diese Funktion als 2. Vizebürgermeister aus- rer am verschiedenen Schulen in Oberöster- üben wird. Der Nachfolger von Erich Watzl, reich tätig. Anschließend wechselte er an die der in den Landesdienst wechselt, gehört seit Pädagogische Hochschule OÖ (früher Päda- Oktober 2012 dem Linzer Gemeinderat an. gogische Akademie des Bundes), wo er seit- Neu in den Stadtsenat zieht auch Stefan Giegler (SPÖ) ein. Der Neo-Stadtrat ist seit 2003 im Gemeinderat vertreten. Die beiden

frei gewordenen Gemeinderatsmandate sind Foto: ÖVP mit Elisabeth Manhal (ÖVP) und Jakob Vizebürgermeister Bernhard Baier Huber (SPÖ) neu besetzt worden. Durch das Aufrücken von Klaus Luger an kehr. Mit seiner Wahl zum neuen Linzer die Spitze der Linzer Stadtregierung ergeben Bürgermeister führt Klaus Luger die Aufga- sich weitere Funktionsänderungen bei den ben seines Vorgängers Franz Dobusch fort. SPÖ-Stadtsenatsmitgliedern: Christian For- Dazu gehört auch der Bereich Raumplanung sterleitner, bisher 3. Vizebürgermeister, hat und Baurecht. Zudem fallen Personalange- künftig das Amt des 1. Vizebürgermeisters legenheiten und Städtepartnerschaften in sei- inne, Karin Hörzing steigt von der Stadträtin nen Aufgabenbereich. zur 3. Vizebürgermeisterin auf. Bernhard Baier wurde am 14. Februar 1975 Im Anschluß an ihre Wahl wurden Bür- in Bad Ischl geboren. Hier besuchte er auch germeister Klaus Luger und die beiden die Tourismusschule. Es folgte ein Studium neuen VizebürgermeisterInnen – Bernhard der Rechtswissenschaften in Linz. In den Baier und Karin Hörzing – von Landes- OÖ. Landesdienst ist Bernhard Baier 2002

hauptmann Josef Pühringer offiziell in ihren als Mitarbeiter im Büro von Landeshaupt- Foto: pixelkinder neuen Funktionen angelobt. mann-Stellvertreter Franz Hiesl getreten. Stadtrat Stefan Giegler

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 30 Innenpolitik

Stellvertreter der SPÖ Dornach-Auhof hat er 2003 übernommen. Im selben Jahr ist er in den Linzer Gemeinderat eingezogen. Als Stadtrat übernimmt Stefan Giegler die Bereiche Soziales und Integration. Zudem den Sport, der interimistisch in den Auf- gabenbereich von Karin Hörzing in ihrer Funktion als Stadträtin gefallen ist. Elisabeth Manhal wurde am 27. Mai 1977 in Linz geboren. Sie hat nach ihrer Matura von 1995 bis 2000 Rechtswissenschaften an der Kepler Universität studiert. Von März 1999 bis Ende 2000 war sie am Institut für Verwaltungsrecht und Verwaltungslehre an der JKU Linz tätig. 2001 absolvierte sie ein Verwaltungspraktikum beim Land Ober- österreich und bis 2009 war Elisabeth Man- hal dann Mitarbeiterin im Büro des Lan- deshauptmanns. Zu ihren politischen Funk- Foto: ÖVP Foto: pixelkinder tionen zählen: Obfrau der Jungen ÖVP Linz Gemeinderätin Elisabeth Manhal Gemeinderat Jakob Huber (1997 – 2000), Mitglied des Linzer Ge- her im Bereich der Praxisschule (Europa- meinderates (1997 – 2009), Obfrau der ÖVP rie, Organisation und Public Management, schule Linz) und in Didaktik im Rahmen der Auberg/Pöstlingberg (seit 2002), Obmann- das er 2009 abgeschlossen hat. Zwischen Sonderschullehrerausbildung unterrichtet Stellvertreterin des ÖAAB Linz (seit 2008). 2008 und 2010 war der neue Gemeinderat hat. 2001 wurde Stefan Giegler Direktor der Seit 2009 ist Elisabeth Manhal Mitglied des wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Europaschule Linz. Politisch engagiert hat Oö. Landtages. für Organisation an der Kepler Universität. sich das neue Stadtsenatsmitglied zwischen Jakob Huber wurde am 11. Dezember 1983 Seit Dezember 2010 ist er als Geschäftsfüh- 1997 und 2004 als Vorsitzender der Berufs- in Linz geboren. Hier besuchte er von 1994 rer der SPÖ-Linz tätig. Politisch hat sich gruppe der Lehrerbildner im Sozialdemo- bis 2002 die Linz International School Au- Jakob Huber bereits als Landes- und Bun- kratischen LehrerInnenverein Österreichs. hof (LISA), wobei er von 1999 bis 2000 ein desschulsprecher (2001-2002), als Vorsit- Von 1999 bis 2012 war er Obmann der Auslandsjahr am Colegio Mariano Prados in zender der Sozialistischen Jugend Linz ASKÖ Linz Auhof, seit 2011 ist Giegler Panama absolvierte. 2002 begann Huber (2004-2006) und als Bildungsvorsitzender stellvertretender Obmann des ASKÖ Bezirks sein Studium der Wirtschaftswissenschaften der SPÖ-Linz (2007-2011) engagiert. „ Linz-Stadt. Die Funktion als Vorsitzender- mit den Schwerpunkten Volkswirtschaftstheo- http://www.linz.at Linz als Lebensstadt ungebrochen attraktiv ie neuesten Meldungen der Stadtfor- Etwas mehr als 3800 Menschen haben ausschlaggebend“, so Luger. „Die kontinuierli- Dschung über die Entwicklung der Wohn- sich im dritten Quartal 2013 für den Wegzug che Wohnbautätigkeit der vergangenen Jahre sitzbevölkerung freuen Bürgermeister Klaus aus Linz entschieden. Im gleichen Zeitraum sorgt für ein nach wie vor relativ leistbares Luger: „Im dritten Quartal diesen Jahres sind aber mehr als 4900 Menschen zugezo- Wohnungsangebot. Durch die Bemühungen haben sich um 1100 mehr Menschen für den gen, weshalb die positive Bilanz ein Wachs- der Stadt, soziale Dienstleistungen wie etwa Wohnsitz Linz entschieden, als von hier tum von mehr als 1100 Menschen bedeutet. Kinderbetreuungsangebote bedarfsgerecht weggezogen sind. Linz ist als Lebensstadt „Mich freut es, daß entgegen aller Unken- zur Verfügung zu stellen, sind Familie und offenbar ungebrochen attraktiv!“ rufe der Ruf der Landeshauptstadt als attrak- Beruf hier besonders gut vereinbar. Und das Seit zwei Jahren wächst die Wohnbevöl- tive Lebensstadt scheinbar ungebrochen ist“, ist wichtig, da sich Linz selbst in wirtschaft- kerung in Linz kontinuierlich an, hält derzeit meint der Bürgermeister. Der Vergleich mit lich schwierigeren Zeiten als stabiler Wirt- bei 194.000 Haupt- und fast 34.000 Neben- dem Vorjahr macht sicher: Auch im dritten schaftsstandort mit zahlreichen Ausbildungs- wohnsitzmeldungen. „Linz bietet auch in Quartal 2012 wies Linz ein Bevölkerungs- und Arbeitsplätzen erweist. Darum zieht es wirtschaftlich schwierigeren Zeiten Sicher- wachstum aus, allerdings mit fast 540 Per- insbesondere junge Menschen in die Stadt.“ heit. Das gilt sowohl bei Ausbildungs- und sonen ein nur halb so großes wie 2013. Ins- Besonders erfreulich ist auch die positive Arbeitsplätzen als auch bei der Verfügbar- gesamt ist die Bevölkerung in Linz seit Jah- Geburtenbilanz im dritten Quartal. Unter den keit wichtiger sozialer Dienstleistungen, wie resbeginn um mehr als 760 Personen gew- mehr als 4900 Zugezogenen sind 563 Neu- etwa bei der für die Vereinbarkeit von Fa- achsen, wobei zwischen März und Mai in geborene, denen bei den gut 3800 Wegge- milie und Beruf wesentlichen Kinderbetreu- Folge der Registerzählung 2011 beinahe zogenen 466 Verstorbene gegenüberstehen. ung. Gemeinsam mit den kontinuierlichen 1240 Personen abgemeldet wurden, die in Klaus Luger: „Wir müssen die Rahmen- Wohnbauaktivitäten sind das wohl die we- der Statistik als Wegzüge aufscheinen. bedingungen sichern und weiterentwickeln, sentlichsten Gründe für den Zuzug vor allem „Für mich sind drei Gründe für den der- die Linz als Wohnort und Lebensmittelpunkt junger Menschen“, erklärt Luger. zeitigen Bevölkerungszuwachs besonders attraktiv machen.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 31 »75 Jahre Novemberpogrom« Vor 75 Jahren: Novemberpogrom 1938 Antisemitische Übergriffe – unter massiver Anwendung physischer und psychischer Gewalt – waren nach dem »Anschluß« Österreichs an Hitlerdeutschland 1938 ein wohlkalkuliertes Mittel des NS-Regimes, das darauf abzielte, möglichst viele öster- reichische Jüdinnen und Juden zu vertreiben.

Von Christa Mehany-Mitterrutzner *) Foto: DÖW Ruine der Synagoge in der Tempelgasse, Wien-Leopoldstadt, 1941

ie Ausschreitungen gegen die jüdische rung in einschneidender Weise ihre Recht- der (mit Bezug auf die angeblich wie Kristalle DBevölkerung setzten auf dem Gebiet losigkeit demonstrierte. schimmernden Scherben der zerschlagenen des ehemaligen Österreich unmittelbar nach Als am 7. November 1938 der 17jährige Fenster und Auslagen) den verharmlosenden der Machtübernahme durch die Nationalso- Herschel Grynszpan in Paris als Protest ge- Begriff „Reichskristallnacht“ prägte – ein Be- zialisten im März 1938 ein. Jüdinnen und Ju- gen die NS-Judenverfolgung auf den deut- griff, der die tatsächlichen Ereignisse, die Zer- den waren Mißhandlungen, Demütigungen, schen Diplomaten Ernst vom Rath schoß – störung von Synagogen und Tempeln, Plün- Diskriminierung, Entrechtung und Berau- der später seinen Verletzungen erlag –, war derungen, Beschlagnahmen, „Hausdurchsu- bungen nicht nur seitens Parteistellen, son- dies für Reichspropagandaminister Joseph chungen“, Delogierungen sowie die Miß- dern auch durch Privatpersonen ausgesetzt. Goebbels der formale Vorwand, in der Nacht handlungen, Demütigungen und Verhaftun- Nach dem „Anschluß“-Pogrom im März/ vom 9. zum 10. November 1938 einen angeb- gen von Jüdinnen und Juden, nicht einmal an- April 1938 waren die Ereignisse rund um lich spontanen reichsweiten Pogrom zu insze- satzweise erfaßt. Im Zuge des Pogroms wur- den 9. November 1938 ein vorläufiger Hö- nieren, der in erster Linie von der NSDAP den in Österreich – in Wien und in Inns- hepunkt der antisemitischen Maßnahmen und ihren Gliederungen organisiert und bruck – auch mehrere Menschen getötet. des NS-Regimes, der der jüdischen Bevölke- durchgeführt wurde, wobei es freilich insbe- „… es darf gesagt werden, daß die SS sondere in Wien an (zum Teil begeistert zu- hier, soweit ihr die Zeit dafür zur Verfügung *) Christa Mehany-Mitterrutzner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Dokumentationsarchivs des öster- stimmenden) ZuschauerInnen und Mitläu- stand, ganze Arbeit geleistet hat“ – so endet reichischen Widerstandes (DÖW) ferInnen nicht fehlte. Goebbels war es auch, der Bericht der 89. SS-Standarte über die

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„Sühnemaßnahmen gegen Juden“, die in Wien in den frühen Morgenstunden des 10. No- vember 1938 begannen und mehrere Tage andauerten: 42 Synagogen und Bethäuser wurden in Brand gesteckt, mit Handgranaten gesprengt oder anderweitig verwüstet. Wäh- rend die NS-Presse wie etwa der „Völkische Beobachter“ den „Volkszorn“ für die Aus- schreitungen verantwortlich machte, waren in Wahrheit SS- und SA-Einheiten in Zivil zu den Brandlegungen befohlen worden. Das Einschreiten der Wiener Feuerwehr be- schränkte sich befehlsgemäß auf den Schutz der an die Tempel angrenzenden Gebäude. Verwüstet wurden nicht nur religiöse Stätten, sondern auch jüdische Geschäfte, in denen so wie im Zuge der Durchsuchung von Wohnungen rücksichtslos geplündert wurde. Als „den Tag und die Nacht der lan- gen Finger“ bezeichnete dementsprechend der Wiener Gauleiter Josef Bürckel den Po- grom in einem Bericht an den Reichsluft- fahrtminister und Beauftragten für den Vier- jahresplan Hermann Göring. Ebenfalls am 10. November setzten die Massenverhaftungen ein: 6547 Wiener Ju- den und – kurzfristig und in weit geringerem Ausmaß – Jüdinnen kamen in Haft, manche wurden nach einigen Stunden, andere nach Tagen freigelassen, fast 4000 Männer wur- den in das KZ Dachau überstellt. „Die Be- handlung der Juden war zum Großteil eine sehr harte und artete meistens in brutale Züchtigungen aus“, heißt es in einem SD- Bericht. Mißhandlungen, Quälereien ebenso wie Plünderungen sind auch in den Ver- fahren dokumentiert, die nach 1945 von den österreichischen Volksgerichten durchge- führt wurden. Im achten Wiener Gemeindebezirk etwa zog eine Gruppe von elf Männern, bewaffnet mit Eisenstangen, einer Hundspeitsche, einem Gummiknüppel und einem Revolver, in der Schönborngasse von Haus zu Haus, „konfis- zierte“ Bargeld und Schmuck von Juden und Jüdinnen und schlug dabei mehr oder weni- Foto: DÖW Brennende Synagoge in der Großen Schiffgasse 8, Wien-Leopoldstadt ger wahllos zu: „Kölbl, Leopold Eiser und dessen Sohn wurden geohrfeigt, Letzterer Im Laufe einer Hausdurchsuchung in Alter bedingte körperliche Unfähigkeit den auch zu Boden geschlagen und mit Stiefeln Wien-Simmering erklärte Karl Markl (Mar- Lastwagen nicht mit der gewünschten Eile getreten. […] auch die Wohnungsinhaberin kel), Arzt im Allgemeinen Krankenhaus und besteigen konnte, hat er sie ‚wie ein ge- Fischler wurde geohrfeigt, ihre Tochter der- Organisationsleiter der NSDAP-Gruppe Sim- schlachtetes Tier‘ auf den Wagen geworfen.“ art geschlagen, daß sie um den Mund blutig meringer-Heide, „die über 70 Jahre alte Flora Auch bei der nächsten Station wurden zwei war; ihrem Schwiegersohn Scheuer wurden Apfelfeld für verhaftet. […] Wiedermann, Frauen festgenommen und in das Sammel- mehrere Zähne eingeschlagen. Der Sohn des der an dieser Aktion teilgenommen hat, hat lager in der Jagdgasse gebracht: „Den Frauen Oskar Weiß wurde mit einem Gummiknüp- sich gegen die alte Frau besonders brutal be- Hedwig und Margarethe Deutsch gelang es, pel einmal auf die nach einem Bruch noch nommen, indem er ihr, als sie zögerte, über nach einiger Zeit unter Hinweis darauf, daß kaum verheilte Hand, ein zweites Mal in das die Stiege zu gehen, einen Tritt ins Gesäß ver- Hedwig Deutsch ihrer Abstammung nach Genick geschlagen.“ (Anklageschrift gegen setzte, daß sie über die Stufe taumelte. Da sie Arierin war, und nach Hingabe einer soge- Karl Klemayer und andere, 14. 2. 1948) infolge der Aufregung und ihre durch das nannten Uniformspende für die SA, aus dem

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 33 »75 Jahre Novemberpogrom« Foto: DÖW Titelblatt des »Völkischen Beobachters« (Wiener Ausgabe), 13. 11. 1938 (Ausschnitt) Sammellager freizukommen. Als beide Frau- Befehl des Kreisleiters wörtlich genommen Terror, ja identisch mit diesem selbst, nur ins en am Abend des 10. November 1938 in ihre und da er und seine Mitarbeiter in der Orts- Zeitliche übertragen – nämlich das Tempo. Wohnung zurückkamen, fanden sie dort Dr. gruppe, nämlich die Angeklagten Schober- Tempo, das heißt: Du wirst wie ein Waren- Markl und einige Nationalsozialisten vor, mayer und Neubauer, an diesem Abend auch ballen in einen dunklen Wagen geschleudert, die gerade dabei waren, die Wohnung auszu- etwas alkoholisiert waren, faßte er den Plan, der halbmannshoch und ohne Trittbrett dem räumen und Wäsche, Kleider und Einrich- die in seinem Ortsgruppenbereich wohnhaf- Nichtturner und -kletterer, dem Älteren und tungsgegenstände auf einen LKW zu verla- ten Juden noch in der Nacht aus ihren Woh- Müden ein schwieriges Problem bedeutet. den. Dr. Markl war höchst erstaunt, daß Frau nungen auszuheben und diese in Säcke zu (Mir gelang es, mit einer mir heute kaum be- Deutsch und ihre Tochter schon frei wären, packen und in die Donau zu werfen.“ Mit greiflichen Raschheit, mich an einer Eisenket- und erklärte, er werde [das] überprüfen las- Lastkraftwagen und vorbereiteten Knebeln te hinaufzuhangeln, die von der Bedachung sen. […] Etwa um Mitternacht kam Dr. und Fesseln machte sich die Gruppe auf den des Wagens herabhing.) Tempo, das war die Markl in Begleitung eines zweiten Mannes Weg, stieß allerdings bei den ersten Opfern – schallende Ohrfeige, die auf die Wange des neuerlich ins Haus der durch die vorange- dem Ehepaar Weiss, Nachbarn aus dem Schre- Menschen niedersauste, der auf meinem gangenen Ereignisse auf das Höchste einge- bergarten – auf heftige Gegenwehr. Die Ak- Schoß saß. Tempo, das war die zweite Ohr- schüchterten Frauen. Er brachte geringe Re- tion wurde abgebrochen, zurück blieben feige, die der Arme mit gleicher Wucht auf ste des Silberbesteckes zurück und verlangte Franziska und Max Weiss mit mehrfachen seine andere Wange empfing, als er, begreif- von Hedwig Deutsch die Ausstellung einer Kopfverletzungen. (Urteil des LG Wien als licher Scham gehorchend, mit seiner Hand Bescheinigung, daß sie alles das, was bereits Volksgericht gegen Gustav Bartsch und an- die getroffene Stelle berührte. Ich werde ihn weggeführt worden war, und darüber hinaus dere, 18. 6. 1947) nie sehen, diesen meinen Beschützer, und noch ihren Schreibtisch, ein Pianino und Ernst Benedikt, ehemaliger Herausgeber habe ihn nie gesehen und doch dank ich ihm, eine Vitrine der NSDAP-Ortsgruppe Simme- und Chefredakteur der „Neuen Freien daß ich im Hintergrund sitzend nicht unmit- ringer-Heide geschenkweise überlasse. […] Presse“, wurde in Wien-Döbling festgenom- telbar den beiden Bestien ausgeliefert war, Am folgenden Tage (11. 11. 1938) erschien men. War die Behandlung – wie auch Bene- die uns zu unbekanntem Ziele führten. Und Dr. Markl zum vierten Male in der Wohnung dikt in einem 36seitigen Manuskript, das im wieder – beim Aussteigen – was spreche ich […] und veranlaßte den Abtransport […]“ Dokumentationsarchiv des österreichischen von Aussteigen? – beim Herausgepeitscht-, (Urteil des LG Wien als Volksgericht gegen Widerstandes (DÖW) aufliegt, schildert und Herausgehetztwerden aus dem hohen Wagen Karl Markl und Otto Wiedermann, 7. 5. 1948) aus dem die nachfolgenden Zitate stammen – ohne Stufen – Tempo, Tempo! – bewahrte In mehreren Fällen verlieh Alkoholkon- auf den Polizeikommissariaten noch „kor- mich irgendein guter Geist. Denn ich sprang sum der bereits vorhandenen Gewaltbereit- rekt“ (sprich: in der Regel nicht von Gewalt nicht nur ohne zu fallen, ich rutschte auch – schaft eine zusätzliche Dynamik. So erfuhr bestimmt), änderte sich das schlagartig mit mir fällt kein anderer Ausdruck ein – blitz- der Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Freihof der Überstellung in die Notarreste: „Die SS schnell an dem Kerl vorüber, der mir einen (Wien-Kagran), Gustav Bartsch, im Wirts- übernahm die Angelegenheit […] Und sofort tüchtigen Fußtritt und eine Maulschelle haus von seinem Kreisleiter, daß „mit den meldete sich jener Begriff, der Begriff aller zugedacht hatte, so daß er, halb bewundernd, Juden aufzuräumen sei“: „Bartsch hat diesen Begriffe – der Vorwand für tausendfachen halb ärgerlich in einem ihm rassisch fremden

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chen, Karl Bauer überlebte mit schweren Verletzungen. Richard Berger – ein weiteres Innsbrucker Mordopfer – wurde erschlagen und in den Inn geworfen. Zur gleichen Zeit streiften SA-Gruppen – mit „jüdischen“ Adressen versorgt – durch die Stadt. Selbst in den Aussagen der Betei- ligten nach 1945 – als diese jedes Interesse hatten, ihre Handlungen zu beschönigen – wird der Gewaltexzeß deutlich: „Ein großer älterer Mann, soviel ich mich erinnern kann in einem Schlafmantel, öffnete die Tür. Einer von uns – ich weiß nicht mehr wer – es kann auch ich es gewesen sein – hat ihn gefragt, ob er Jude sei. Als der Mann dies bejahte, ha- ben wir ihn mit Stößen bearbeitet, worauf er ins Zimmer zurückgedrängt wurde und dabei Foto: DÖW Die Synagoge in Klosterneuburg wurde im Zuge des Novemberpogroms 1938 in abwechselnd von uns Ohrfeigen verabreicht Brand gesteckt. In der Folge diente das Gebäude, in dem schon zuvor der Bund bekam. Im Zimmer – es dürfte sein Schlaf- deutscher Mädel untergebracht gewesen war, der Hitler-Jugend als Unterkunft. zimmer gewesen sein – fiel er aufs Bett. Das Foto wurde vom SA Bildberichter der Standarte 42 aufgenommen. Dann wurde er über den Bettrand hinunter- Dialekt verfallend mir nachrief: ‚Hast Du a geworfen, er kann auch selber hinuntergefal- Masel!“‘ len sein, er versuchte dann, sich unter dem Im Notarrest Pramergasse – dort war die Bett zu verkriechen, wobei er ‚Hilfe! Poli- Reitschule der Polizei – angekommen, wur- zei!‘ schrie.“ (Aussage von Alfons Ullmann, den die Personalien aufgenommen: „Wir eil- 4. 2. 1946) Den Terror in Innsbruck veran- ten unter dem brüllenden Zuruf der SS- schaulicht ein Bericht des SD-Unterabschnitts Leute – Tempo, Tempo! – in das Gebäude, Tirol, in dem es lakonisch heißt: „Falls Ju- das uns als Kerker dienen sollte. Durch einen den bei dieser Aktion keinen Schaden erlit- ziemlich breiten Eingang rannten wir gera- ten haben, dürfte dies darauf zurückzuführen deaus und kamen in einen Riesensaal, der in sein, daß sie übersehen wurden.“ diesem Augenblick noch völlig leer war. So- In den Hauptstädten der übrigen Bundes- fort wurden wir – etwa fünfzehn Leute – an länder verlief der Pogrom weniger blutig, die Wand gestellt und mußten in tiefer Knie- aber auch dort wurden Synagogen und Ge- beuge mit ausgestreckten Armen unsere Per- betshäuser zerstört sowie Geschäfte und Woh- sonaldaten mitteilen – wohl eine der seltsam- nungen von noch nicht vertriebenen Juden sten Positionen, die für solche Zwecke aus- und Jüdinnen geplündert und beschlag- gesucht werden können.“ Im nächsten Not- nahmt. In Niederösterreich kam es zu Mas- arrest – in der Kenyongasse – eskalierte die senverhaftungen von Juden, noch intakte Gewalt: Mißhandlungen und Demütigungen Synagogen und Bethäuser wurden zerstört, waren an der Tagesordnung. Die Häftlinge Waren und Gelder aus jüdischen Geschäften wurden gezwungen, stundenlang zu exerzie- beschlagnahmt, Fensterscheiben an den von Foto: DÖW ren, zu „turnen“ und sich gegenseitig zu schla- Juden und Jüdinnen bewohnten Häusern ein- Richard Graubart aus Innsbruck gen. In der Kenyongasse waren auch Todes- wurde von SS-Angehörigen ermordet geschlagen. Die in den Zeitungen ausge- opfer zu beklagen. (Bericht des Wiener Poli- drückte Haltung zur „Judenfrage“ war ein- zeipräsidenten an Gauleiter Bürckel, 13. 11. kleinen jüdischen Gemeinde einer der bru- deutig: „Entweder gehen sie [...] oder sie 1938) Nach der Freilassung machten sich die talsten Schauplätze des Novemberpogroms. werden den letzten Rest des jüdischen körperlichen und psychischen Strapazen Dort wurde an bewährte SS-Führer ein ex- Vermögens, den sie in Deutschland besitzen, bemerkbar, der damals 56jährige Benedikt pliziter Mordauftrag erteilt: ihr Auftrag war, auffressen und dann verrecken. [...] Mit erlitt einen Zusammenbruch und mußte sich „die in den Häusern Gänsbacherstraße 4 und Stumpf und Stiel die Juden ausrotten, nicht in Spitalspflege begeben: „Nun begann auch 5 wohnhaften Juden Graubart und Bauer, und nur in Deutschland, sondern in ganz Euro- das ‚verspätete Erleben‘. […] Schrei- und zwar die männlichen Angehörigen dieser pa.“ (Land-Zeitung, Krems, 30. 11. 1938) Weinkrämpfe waren die Folge, ausgelöst Familien – es waren dies Ing. Richard Grau- Zerstörungen und Mißhandlungen sind durch eine Verzögerung beim Besuche mei- bart und die Kaufleute Dr. Wilhelm und Karl auch in Oberösterreich dokumentiert. SA- ner Frau, durch eine (scheinbar) den Raub- Bauer – auf möglichst geräuschlose Art ‚um- Angehörige suchten in Gruppen von zwei tieraugen der SS-Leute ähnelnde Physiogno- zulegen“‘. (Anklageschrift der Staatsanwalt- bis drei Mann in Linz wohnhafte Juden und mie eines Krankenträgers. Aber auch durch schaft Innsbruck gegen Hans Aichinger und Jüdinnen auf und forderten sie auf, „binnen den freundlichen Zuspruch meines Arztes.“ Gottfried Andreaus, 16. 8. 1946) Richard 3 Tagen Linz zu verlassen“. Im Zusammen- Neben Wien war Innsbruck mit seiner Graubart und Wilhelm Bauer wurden ersto- hang mit diesen Aktionen ist auch ein Fall

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 35 »75 Jahre Novemberpogrom« sexueller Gewalt belegt, nach dessen Be- kanntwerden zwei beteiligte SA-Männer „im Interesse der Bewegung“ wegen „Rassen- schande“ in Gestapohaft genommen und in das KZ Dachau abgegeben wurden. In Salzburg brachen SA-Angehörige noch nicht „arisierte“ Geschäfte auf, demo- lierten das Inventar und zerstörten die Einrichtung der Synagoge. Ein SD-Bericht registriert Belustigung unter der Salzburger Bevölkerung, „wenn in den Zeitungen von einer spontanen Volksbewegung gesprochen wird“, ortet aber gleichzeitig Verständnis für „die vorgenommenen Verhaftungen in wei- ten, auch NS-gegnerischen Kreisen“. Ähnlich verlief der Pogrom in Kärnten und in der Steiermark. In der Nacht auf den 10. November ging die Grazer Synagoge in Flammen auf, die Gebäudereste wurden in den Tagen nach dem Pogrom gesprengt und Foto: DÖW abgerissen. Auch die Zeremonienhalle auf Gebäudereste der zerstörten Grazer Synagoge dem jüdischen Friedhof wurde in Brand ge- setzt. Im Zuge des Novemberpogroms wur- Der Prozeß der Entrechtung von Juden terreichische Jüdinnen und Juden wurden den in Graz rund 300 – in der Steiermark ins- und Jüdinnen wurde konsequent weiterge- von den Nationalsozialisten ermordet. „ gesamt an die 350 – Juden verhaftet; die mei- führt. Nach der gesellschaftlichen Ausgren- Mehr Informationen, Fotos, Berichte von sten wurden am 11. November 1938 in das zung, der umfassenden Beraubung und Ver- ZeitzeugInnen, Volksgerichtsurteile und an- KZ Dachau überstellt. Im Burgenland, wo zu treibung setzten die Kennzeichnung und dere Dokumente auf der Website des DÖW. diesem Zeitpunkt die jüdische Bevölkerung schließlich die Deportation und planmäßige, Klicken Sie auf den Link – er funktioniert, schon vertrieben war, wurden die religiösen industriell durchgeführte millionenfache auch wenn er nicht lesbar ist. Einrichtungen in Eisenstadt und in Matters- Vernichtung ein. Auch mindestens 65.500 ös- http://www.doew.at/erinnern/fotos-und-dokumente/1938-1945/novemberpogrom-1938/ burg zerstört. Am 12. November 1938 wurde in einer Sitzung im Reichsluftfahrtministerium unter Das DÖW dem Vorsitz Görings die Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Das Dokumentationsarchiv des öster-  Museum und Veranstaltungszentrum Wirtschaftsleben beschlossen. Diese verbot reichischen Widerstandes (DÖW) wurde  Vermittlungsarbeit Juden ein selbständiges kaufmännisches 1963 von ehemaligen Widerstandskämp-  Herausgabe von Publikationen Unternehmen bzw. Handwerk zu betreiben. ferInnen sowie von engagierten Wissen- Außerdem wurde der jüdischen Bevölkerung schaftlerInnen gegründet und ist seit 1983 Weitere Informationen die Zahlung einer „Sühneleistung“ von einer eine Stiftung, die gemeinsam von der  Abfragemöglichkeiten zu Opfern der Milliarde Reichsmark für das Pariser Atten- Republik Österreich, der Stadt Wien und Shoah, der politischen Verfolgung und tat auferlegt – diese Summe wurde später dem Verein Dokumentationsarchiv getra- der NS-Euthanasie, zeitgeschichtliche noch um ein Viertel erhöht – sowie die Ver- gen wird. Themenschwerpunkte u. v. a. m. pflichtung, für alle während des Pogroms Inhaltliche Schwerpunkte entstandenen Schäden aufzukommen. Versi- Dokumentationsarchiv des öster-  Widerstand und Verfolgung cherungsansprüche verfielen zugunsten des reichischen Widerstandes (DÖW)  Exil Deutschen Reiches. Altes Rathaus, Wipplingerstraße 6-8  NS-Verbrechen, insbesondere Holo- Proteste aus der nichtjüdischen Bevölke- caust und NS-Medizinverbrechen A-1010 Wien rung gegen den Pogrom gab es nur wenige. Telefon: ++43 / (0)1 / 22 89 469 - 319  NS- und Nachkriegsjustiz „Mir wäre lieber gewesen, ihr hättet 200 Ju- E-Mail mailto:[email protected]  Rechtsextremismus nach 1945 den erschlagen und hättet nicht solche Werte http://www.doew.at  Restitution und Entschädigung nach vernichtet“ – was Göring in der Sitzung im 1945 Reichsluftfahrtministerium so drastisch äus- Öffnungszeiten: serte, brachte die (wenn überhaupt vorhan- Tätigkeitsschwerpunkte Montag bis Donnerstag 9 bis 17 Uhr dene) Kritik an den Ausschreitungen im  Sammlung, Archivierung und wissen- (Archiv und Bibliothek) Zuge des Novemberpogroms 1938 auf den schaftliche Auswertung thematisch Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag 9 Punkt: Empörung löste in erster Linie die Zer- relevanter Quellen bis 17 Uhr, Donnerstag 9 bis 19 Uhr störung von Sachwerten aus, die damit der  Archiv- und Bibliotheksbetrieb (Ausstellung) deutschen Volkswirtschaft verloren gingen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 36 »75 Jahre Novemberpogrom« Rede des Bundespräsidenten im Wiener Stadttempel NS-Terror mit Ermordungen, Zerstörungen, Verwüstungen: »Was damals im Herzen Wiens geschah, ist eine Schande, die nicht vergessen werden kann und nicht vergessen werden darf« Foto: HBF/Pusch Mahnmal der österreichischen jüdischen Opfer der Shoa am Judenplatz in Wien, an dem Bundespräsident Heinz Fischer gemeinsam mit Verteidigungsminister Gerald Klug am 8. November einen Kranz niederlegte.

Sehr geehrter Herr Oberrabbiner! Wien, Herrn Oskar Deutsch, für die Einla- Und in vielen weiteren Städten der soge- dung, aus diesem Anlaß als Bundespräsident nannten Ostmark gab es organisierte Über- Sehr geehrter Herr Präsident der das Wort zu ergreifen und habe diese Ein- griffe, bei denen nicht nur Gegenstände der Israelitischen Kultusgemeinde! ladung gern angenommen. Religionsausübung und Kulturgut von größ- Sehr geehrter Herr Oberkantor! ten Wert zerstört wurde, sondern auch Blut Sehr geehrte Damen und Herren! geflossen ist und Menschen in unvorstellba- Meine Damen und Herren! Die einzige Synagoge in Wien, die – rer Weise erniedrigt wurden. Ich grüße und begrüße alle, die sich zu geschützt durch die enge Verbauung – die Im Gedenken an die damaligen Ereignis- dieser Matinée eingefunden haben, um ge- Reichspogromnacht und die anschließenden se möchte ich die Beobachtungen und Erin- meinsam der Verbrechen zu gedenken, die schrecklichen Ereignisse mehr oder weniger nerungen eines Mannes wiedergeben, der sich vor genau 75 Jahren in Wien und im ganzen überdauert hat, ist der Wiener Stadttempel. das Novemberpogrom als Augenzeuge erlebt sogenannten Großdeutschen Reich ereignet Er ist – auch aus diesem Grund – ein be- hat und dessen Objektivität außer Streit steht. haben. Also wenige Monate nachdem Öster- sonders bedeutsamer Gedenk- und Erinne- Ich meine den britischen Journalisten George reich in so unrühmlicher Weise in dieses rungsort. Gedye, der die Ereignisse vor und nach dem Großdeutsche Reich eingegliedert wurde. Alle anderen der damals über 130 Wiener sogenannten Anschluß vom März 1938 als Ich danke dem Oberrabbiner der Israeliti- Synagogen und Bethäuser wurden in der Journalist in Wien beobachtete und kurz dar- schen Kultusgemeinde Wien, Herrn Profes- Pogromnacht vom 9. auf den 10. November auf in seinem Buch „Fallen Bastions“, das sor Dr. Paul Chaim Eisenberg und dem Prä- 1938 vom nationalsozialistischen Mob in im Jahr 1939 auf Englisch und einige Jahre sidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Brand gesteckt und zerstört. später auf Deutsch erschienen ist, festgehal-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 37 »75 Jahre Novemberpogrom« ten hat. Er berichtet wie folgt: „Von meinem Büro am Petersplatz aus konnte ich den Lieblingssport des Nazimobs beobachten: jüdische Männer und Frauen wurden ge- zwungen, auf allen Vieren kriechend, den Gehsteig mit scharfen Laugen zu waschen, die ihnen die Haut verbrannte (…)“ „Arbeit für die Juden, endlich Arbeit für die Juden!“, heulte die Menge. „Wir danken dem Führer, er hat Arbeit für die Juden geschafft! …“

Und Gedye berichtet weiter: „In einem hohen Gebäude befindet sich die Hauptsynagoge Wiens, ein Mittelpunkt der religiösen und karitativen Tätigkeit der Wiener Juden. Am frühen Morgen war das Gebäude von der SS besetzt worden. Dort- hin pflegten die Ärmsten der armen Juden Wiens zu kommen, um in der Ausspeisung Foto: HBF/Pusch eine Suppe zu bekommen. (…) Zusammentreffen von Bundespräsident Heinz Fischer (Mitte) und Verteidigungs- minister Gerald Klug (r.) mit dem Präsidenten der Israeltischen Kultusgemeinde, Sobald sie das Gebäude betreten hatten, Oskar Deutsch, vor dem Mahnmal auf dem Judenplatz im 1. Bezirk wurden sie in die Synagoge geschleppt, wo SS-Leute herumlungerten (…) Die Juden Sehr gehrte Damen und Herren! Freunde, ihr ganzes bisheriges Leben zu- wurden dort gezwungen, ,körperliche Übun- Die Ausschreitungen der Novembertage rücklassen, um in der Fremde als Flüchtlinge gen‘ zu machen. Die Alten und Schwachen, 1938 waren auch nicht – wie in den natio- zu leben. Für viele war es ein Abschied für die hinfielen oder zusammenbrachen, wur- nalsozialistischen Medien dargestellt – Aus- immer. den von den Nazi auf brutalste Art mit Füßen druck spontanen Volkszorns über die Ermor- Gleichzeitig war eine reiche Kultur ver- getreten und geschlagen. dung eines deutschen Diplomaten in Paris sunken, die ein ganz wichtiger Teil der öster- Ich sah auch, wie man zur Belustigung durch einen verzweifelten 17jährigen jüdi- reichischen Kultur und der Europäischen der Menge Juden vorführte, die man ge- schen Emigranten, sondern wurden von der Kultur war und ist. zwungen hatte, Gewänder anzuziehen, die NSDAP planmäßig und in Dutzenden deut- die Rabbiner beim Gottesdienst trugen. So schen Städten gleichzeitig vorbereitet und Meine Damen und Herren! mußten sie die Straße von dem Schmutz rei- organisiert. In den ersten Jahrzehnten nach dem Ende nigen, den grinsende SS-Leute aus den Fen- SS-Einheiten wurden von der Leine ge- des Nationalsozialismus hat sich Österreich stern warfen...“ lassen, und die Gestapo führte die Aufsicht. seiner Verantwortung nur sehr zögerlich Doch dieser Umstand befreit die Zivil- gestellt – teilweise sogar gänzlich entzogen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! gesellschaft nicht von ihrer Mitverantwor- Allzu lange wurde auch der noch aus der Was vor 75 Jahren im Herzen Wiens ge- tung: Die meisten Menschen in Österreich NS-Zeit stammende, verharmlosende Begriff schah, was sich Wienerinnen und Wiener in wie in Deutschland schwiegen, schauten weg der sogenannten Reichskristallnacht für die einer Hauptstadt abendländischer Kultur zu oder sympathisierten sogar mit den Tätern. Novemberprogrome verwendet. Schulden kommen ließen, ist eine Schande, Und es waren nur sehr, sehr wenige, die Erst in den vergangenen zwei Jahrzehn- die nicht vergessen werden kann und nicht damals Menschlichkeit zeigten und den Mut ten konnte sich – im Zuge eines nicht immer vergessen werden darf. aufbrachten, den Opfern Mitgefühl zu zei- einfachen Prozesses der Bewusstmachung – Das Novemberpogrom 1938 war aber gen und in Einzelfällen sogar zu helfen. das klare Bekenntnis zur Mitverantwortung kein singuläres Ereignis. Es hatte eine lange von Österreicherinnen und Österreichern für Vorgeschichte und es fand seine Fortsetzung Meine Damen und Herren! das nationalsozialistische Unrecht durchset- in Verbrechen, die das Novemberpogrom in Wenige Jahre nach diesen blutigen Po- zen. Bezug auf Unmenschlichkeit, in Bezug auf gromen vom November 1938, nämlich nach Wenn wir im März und im November des die Zahl der Opfer und in Bezug auf plan- dem Ende des Zweiten Weltkrieges, stand Jahres 2013 ganz besonders dunkler Stunden mäßige, mörderische Entschlossenheit noch fest, wie entsetzlich viele Opfer die Jahre der der österreichischen Vergangenheit geden- um ein Vielfaches übertrafen. nationalsozialistischen Gewaltherrschaft al- ken und dabei auf Ereignisse vor 75 Jahren Erst im März diesen Jahres haben wir des lein in Österreich gefordert hatten: 65.000 zurückblicken, so tun wir dies im Bewußt- sogenannten Anschlusses Österreichs an das jüdische Männer, Frauen und Kinder fielen sein der Verpflichtung, sich zu erinnern und Deutsche Reich bei einer großen Gedenk- dem Holocaust zum Opfer – die Erinnerung aus der Vergangenheit zu lernen. veranstaltung im Redoutensaal der Wiener an sie wird hier im Stadttempel im Sinne des Nehmen wir den heutigen Gedenktag Hofburg gedacht und ich habe bei diesem „Zachor!“ – „Erinnere Dich!“ – wach gehalten. zum Anlaß, uns vor den Opfern des Novem- Anlaß versucht die Entwicklungen, die dazu Weitere 130.000 Menschen wurden ver- berpogroms vor 75 Jahren gemeinsam zu ver- geführt hatten, zu skizzieren. trieben – sie mußten Heimat, Familien und neigen und ihrer zu gedenken. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 38 »75 Jahre Novemberpogrom« Prammer: Aus der Geschichte für Gegenwart und Zukunft lernen Gedenkkonzert mit Theodore Bikel und Merima Kljuco im Hohen Haus Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Jacqueline Godany Gedenken »75 Jahre November Pogrom«: Theodore Bikel im Konzert mit Merima Kljuco – Blick in Richtung Veranstaltungs- teilnehmerInnen mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am Rednerpult

as Hohe Haus stand am Abend des 7. sönlichkeit mit einer ungemein großen Prammer sieht weiter DNovember im Zeichen des Gedenkens Vielfalt an Talenten und Fähigkeiten. Er ver- Bedarf für ein Verbotsgesetz an die Opfer der Novemberpogrome vor 75 körpert für mich den großen Verlust, den Prammer hielt fest, daß Österreich nach Jahren. Der November 1938 markiert den unsere Gesellschaft auch heute noch auf- wie vor ein Verbotsgesetz brauche. Gerade Übergang von der Diskriminierung und De- grund des Terrors des Nationalsozialismus jüngste Ereignisse hätten wieder einmal ge- mütigung jüdischer BürgerInnen hin zur hinnehmen muß.“ Sie wies in diesem Zusam- zeigt, daß es nach wie vor Unbelehrbare gebe. systematischen Verfolgung und Vernichtung, menhang auch darauf hin, daß Bikel 2011 Die Europäische Union sei als Antithese zu erinnerte Nationalratspräsidentin Barbara die österreichische Staatsbürgerschaft wie- Faschismus, Nationalsozialismus und Krieg Prammer in ihrer Eröffnungsrede und hielt der angenommen hat. gegründet worden. Es reiche jedoch nicht, fest, es gelte auch heute wachsam gegenüber Antisemitismus und Rassismus zu bleiben. Das Konzert im Nationalratssitzungssaal war ein Höhepunkt der vielen Gedenkver- anstaltungen, die heuer an die Ereignisse des Jahres 1938 erinnerten. Prammer zeigte sich dabei beeindruckt vom Erfolg des vom Par- lament initiierten Projekts „Gedenken – 75 Jahre Novemberpogrom“. Dieses Projekt sei zum Statement einer gelebten Erinnerungs- kultur in Österreich geworden, meinte sie. Dies zeige, wie selbstverständlich es gewor- den sei, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Prammer freute sich, daß der vielseitige Künstler Theodore Bikel und die renommier- te Akkordeonistin und Komponistin Merima

Kljuco für die künstlerische Gestaltung des Foto: BKA / Andy Wenzel Abends gewonnen werden konnten. Pram- Bundeskanzler Werner Faymann (M.), Nationalratspräsidentin Barbara Prammer mer hielt fest: „Theodore Bikel ist eine Per- und Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 39 »75 Jahre Novemberpogrom«

nur in die Vergangenheit zu blicken, sagte Prammer. „Wir müssen aus der Geschichte für unsere Gegenwart und Zukunft lernen.“ Auch heute gelte es, stets wachsam zu blei- ben und antisemitische oder rassistische Äußerungen und Handlungen mit gebotener Eindeutigkeit zu verurteilen.

Eisenberg: Gedenken ist ein allgemein menschliches Gebot Der Oberrabbiner der Israelitischen Kul- tusgemeinde Wien, Paul Chaim Eisenberg, erinnerte daran, daß nach den Ereignissen des Novemberpogroms den Zeitgenossen noch nicht vorstellbar war, was noch folgen wür- de. Was damals geschah, wurde zwar „von oben“ organisiert, wäre aber in dieser Weise ohne die weit verbreiteten antisemitischen NR-Präsidentin Barbara Prammer begrüßt die VeranstaltungsteilnehmerInnen Stimmungen in der Bevölkerung nicht mög- lich gewesen. Doch nicht nur eine Ideologie, sondern auch niedrige menschliche Regun- gen wie Haß und Neid brachen sich damals als so genannter „Volkszorn“ Bahn. Eisenberg konstatierte, daß es nach dem Zweiten Weltkrieg zu lange gedauert habe, bis das offizielle Österreich von der Sichtwei- se, das Land sei das ersten Opfer des Natio- nalsozialismus gewesen, abgerückt sei. Wie viel sich verändert hat, zeige sich nicht nur an den Veranstaltungen des offiziellen Öster- reich, sondern auch an vielen Privatinitiativen. Gedenken sei nicht nur Anliegen jüdischer Gemeinden und Organisationen, sondern ein allgemein menschliches Gebot. Daher freue ihn die Vielzahl von Veranstaltungen und die Initiative des Parlaments besonders. Der Oberrabbiner stellte dann die Künst- lerInnen des Abends vor. Theodore Bikel Theodore Bikel (l.) und Merima Kljuco (re.) bekommen Unterstützung vom wurde 1924 in Wien geboren und floh 1938 Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeindes Wien, Paul Chaim Eisenberg mit seinen Eltern nach Palästina. Er studier- te Schauspiel in London und war neben einer internationalen musikalischen und schau- spielerischen Karriere auch politisch tätig. Seine musikalische Begleiterin war die aus Bosnien stammende renommierte Akkordeo- nistin und Komponistin Merima Kljuco. Gemeinsam boten sie eine breite Auswahl internationaler Volkslieder dar. Die Veranstaltung im Nationalratssit- zungssaal war mit Bundeskanzler Werner Fay- mann und Vizekanzler Michael Spindelegger und zahlreichen Regierungsmitgliedern pro- minent besucht. Unter den internationalen Gästen waren der israelische Botschafter Zvi Heifetz sowie Rabbi Marc Schneier und Imam Shamsi Ali aus New York, die sich beson- ders für den Dialog zwischen Judentum und

Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Jacqueline Godany Islam einsetzen. „ Der Botschafter des Staates Israel, Zvi Heifetz (l.) und Theodore Bikel Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 40 »75 Jahre Novemberpogrom« März 1938 mit den Augen eines Zeitzeugen Gideon Eckhaus in der »Demokratiewerkstatt«: »Eine Demokratie ist nicht selbstverständlich, man muß um sie kämpfen!« Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Gruppenfoto mit den Jugendlichen, Zeitzeuge Gideon Eckhaus (10.v.re.) und Expertin Ulrike Felber (r.)

er 15jährige Gideon Eckhaus betete ge- Häuser mit einem Hakenkreuz gekennzeich- Parlament stellt sich Drade in der Synagoge, als er die Nach- net“, erinnerte sich der Zeitzeuge und er- historischer Bildungsarbeit richt vom Anschluß Österreichs an Nazi- zählte außerdem von der Arisierung der Firma Durch die authentischen Schilderungen Deutschland erfuhr. Der Gottesdienst wurde seines Vaters, seiner Angst in der Schule, als von ZeitzeugInnen der Märztage 1938 wird mit der Nachricht unterbrochen, daß Hitler die jüdischen Kinder von den nicht-jüdischen im Rahmen der Workshops „Annexion einmarschiert war. 75 Jahre später stand Eck- getrennt wurden und den willkürlichen De- 1938“ Jugendlichen die Möglichkeit gege- haus nun in der „Demokratiewerkstatt“ des mütigungen und Repressionen auf offener ben, sich aktiv mit den Geschehnissen und Parlaments vor den SchülerInnen der Klasse Straße. „Mit Juden will ich nichts mehr zu Folgen der NS-Zeit auseinanderzusetzen. 6A des Evangelischen Gymnasiums Wien tun haben“, war dabei einer der Sätze jener Die Historikerin Ulrike Felber aus der Par- aus dem 11. Bezirk, um den jungen Leuten Zeit, die ihm besonders in Erinnerung ge- lamentsdirektion hilft den Jugendlichen da- in authentischen Erzählungen genau jene blieben seien. bei, die Erzählungen der ZeitzeugInnen in Geschehnisse während der Märztage 1938 Ausführlich widmete sich Eckhaus auch einen historischen Kontext zu betten. begreifbar zu machen, die sein Leben und Fragen der SchülerInnen im Zusammenhang Die Workshops richten sich an Schül- das Tausender anderer auf menschenunwür- mit Grund- und Menschenrechten. „Wir hat- erInnen ab der 9. Schulstufe, die das Thema dige Weise veränderte. ten nach dem Anschluß überhaupt keine Nationalsozialismus im Unterricht bereits „Es war ein Freitag, ein ziemlich kalter Rechte. Wir konnten nicht ja und wir konn- behandelt haben. Neben anderen Jugendpro- Freitag“, begann Eckhaus in detailgenauen ten nicht nein sagen“, berichtete er. Deshalb jekten leistet das Parlament damit einen Bildern seine persönliche Geschichte über sei es heute auch so wichtig, nach wie vor wichtigen Beitrag zur historischen Bil- den immer stärker werdenden Antisemitis- für eine Demokratie zu kämpfen, denn diese dungsarbeit in Österreich. Bislang trafen die mus in den 30er-Jahren, die Annexion Öster- sei nicht selbstverständlich, mahnte Eckhaus jungen Menschen im Rahmen der Work- reichs im März 1938, den Tod seines Vaters und forderte die jungen Menschen in einer shops unter anderen auf die Widerstands- in Auschwitz und seine Flucht als Jugend- eindringlichen Botschaft auf, alles zu tun, kämpferin Käthe Sasso, den ehemaligen licher aus seiner Heimat zu schildern. Aus um die Welt zu verändern. Chefredakteur der „Jerusalem Post“, Ari dem frühen Plan, im Rahmen der Jugend- Gideon Eckhaus erhielt im Juni dieses Rath, und den Präsidenten der israelitischen Alijah nach Palästina auszureisen, sei eine Jahres das Große Ehrenzeichen für Ver- Kultusgemeinde Salzburg, Marko Feingold. Flucht vor der Verfolgung der Nationalsozia- dienste um die Republik Österreich. Der Vor- Die Demokratiewerkstatt plant im Rahmen listen geworden, umriß Eckhaus. Als er da- sitzende der Israelisch-Österreichischen Ge- dieses Projekts weitere ZeitzeugInnen einzu- mals flüchtete, war er so alt wie die Schü- sellschaft Tel Aviv war seit 1994 maßgeblich laden. „ lerInnen, die vor ihm saßen und ihm zuhör- an den Restitutionsverhandlungen mit der http://www.parlament.gv.at/SERV/KJ/DEMWERK/AKTUELL/index.shtml ten. „Plötzlich waren alle Menschen und österreichischen Regierung beteiligt. Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 41 »Burgenland Journal« Gedenkfeier in Lackenbach Bundespräsident Heinz Fischer: »Nie wieder Wahnideen von Ausgrenzung und Vernichtung!« Fotos: HBF / Peter Lechner Am 16. November vor der Gedenkstätte in Lackenbach (v.l.): Rudolf Sarközi, LR Peter Rezar, Lantagspräsident Gerhad Steier, Margit und Bundespräsident Heinz Fischer, Landeshauptmann Hans Niessl, und Landeshauptmann-Stv. Franz Steindl

eim Mahnmal für die von den National- ma und Sinti unter unmenschlichen Bedin- Bsozialisten verfolgten und ermordeten gungen interniert wurden. Von rund 4000 Roma und Sinti in Lackenbach (Bezirk dort Festgehaltenen erlebten nur 300 bis 400 Oberpullendorf) hat am Vormittag des 16. die Befreiung des Lagers im Jahr 1945. November die alljährliche Gedenkfeier statt- Ein Überlebender von damals ist der im gefunden. Unter den rund 200 Gästen waren Lager geborene Rudolf Sarközi, heute Ob- Bundespräsident Heinz Fischer, die Spitzen mann des Kulturvereins Österreichischer der burgenländischen Landesregierung so- Roma. In seiner Rede sprach Sarközi das 20- wie diplomatische Vertreter aus England und Jahr-Jubiläum der Anerkennung der Roma Osteuropa. als Volksgruppe an. Vieles habe sich seither Der Bundespräsident betonte in seiner zum Besseren gewendet, vor allem im Be- Rede, daß Wahnideen verbunden mit dem reich Soziales und Bildung. Ziel der Ausgrenzung und der Vernichtung Es gebe aber noch viel zu tun, vor allem nie wieder Einzug halten dürften. „Kultu- im Hinblick auf den zunehmenden Rassis- relle Leistungen, die sich in Andersheit und mus bedingt durch die Armutswanderung Verschiedenheit ausprägen, stellen eine Be- aus Osteuropa, so Sarközi. Einmal mehr for- reicherung für unsere Gesellschaft dar und derte der Obmann des Kulturvereins der keine Bedrohung. Diese Erkenntnis muß in Roma, die Minderheiten-Thematik auf EU- Österreich zur eindeutig vorherrschenden Ebene aufzuwerten und ein eigenes Kom- Auffassung werden“, forderte Fischer. missariat für Volksgruppenminderheiten zu Im November 1940 hatten die National- installieren. „ sozialisten in einem Gutshof in Lackenbach Bundespräsident Heinz Fischer http://www.kv-roma.at ein „Zigeunerlager“ eingerichtet, in dem Ro- bei seiner Rede in Lackenbach Quelle: Hofburg/mmi/ham/APA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 42 »Burgenland Journal« Erinnerung lebendig halten für eine friedliche Zukunft Kranzniederlegung vor dem Landhaus im Gedenken an die Opfer des Krieges und des Faschismus Fotos: HBF / Peter Lechner v.l.: Susanne Steiger-Moser, Landesvorsitzende und Mitglied des Bundesvorstandes der sozialdemokratischen Freiheitskämp- ferInnen, Opfer des Faschismus und aktive AntifaschistInnen, LR Peter Rezar, LH Hans Niessl, Landtagspräsident Gerhard Steier und Christine Ankenbrand, Landesobfrau ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten.

er Burgenländische Landtag mit Präsi- von menschenverachtenden Ideologien ihrer fort „in der Verharmlosung, Bagatellisierung Ddent Gerhard Steier an der Spitze, die Freiheit und Menschenwürde beraubt wur- und Verleugnung von NS-Gewaltverbrechen Mitglieder der Burgenländischen Landesre- den, die gefoltert und ermordet wurden. Wir in der unmittelbaren Nachkriegszeit und in gierung und der Landesfonds für die Opfer gedenken der Opfer des Faschismus, der tau- den Jahrzehnten danach“, betonte Landtags- des Krieges und Faschismus gedachten am senden Opfer eines sinnlosen Krieges, der präsident Steier. Deshalb müsse die Erinne- 14. November mit einer feierlichen Kranz- über die ganze Welt, über Europa, über Ös- rung wach gehalten werden. „Dafür sind Orte niederlegung vor dem Landhaus jener Bur- terreich und über unser Heimatland Burgen- des Gedenkens wichtig, damit wir aus der genländerInnen, die von 1938 bis 1945 aus land Leid, Schmerz und Trauer gebracht Geschichte Lehren ziehen und dafür sorgen, politischen, religiösen und rassischen Grün- hat“, sagte Soziallandesrat Peter Rezar in daß sich die Geschichte nicht wiederholt. den dem Naziregime zum Opfer gefallen seiner Ansprache. Die Kranzniederlegung Das schulden wir den Opfern, aber auch der sind. Die Musikklassen 7a und 6b und das sei auch „Teil einer lebendigen Erinnerungs- Zukunft unserer Kinder“, mahnte Steier, der Blechbläserensemble des Oberstufenreal- kultur, die uns Orientierungshilfe und auch auch an jene erinnerte, die in unserer Zeit gymnasiums der Schwestern vom Göttlichen ein Auftrag sein soll. Nie wieder Faschis- Opfer geworden seien „durch Haß und Ge- Erlöser Eisenstadt umrahmten mit musikali- mus! Nie wieder Krieg! Das sind Aufträge walt gegen alles Fremde und gegen Schwa- schen Beiträgen die Gedenkfeier. an uns und an die Generationen nach uns“, che“. Nur tiefgreifender Respekt vor einan- so Rezar. der, Toleranz und lebendige Zivilcourage Rezar: Leid, Schmerz und Trauer könnten Versöhnung und nachhaltigen Frie- „Mit der heutigen Kranzniederlegung ge- Steier: Aus der Geschichte Lehren ziehen den ermöglichen. „ denken wir jener Männer und Frauen, die Das Leid der Opfer des Krieges lebe auch http://www.bgld-landtag.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 43 »Burgenland Journal« Gesamtverkehrs- strategie Burgenland Die Burgenländerinnen und Burgenländer sind am Wort! Landeshauptmann Hans Niessl: »Es ist mir sehr wichtig, daß sich die Bevölkerung in Verkehrsfragen aktiv einbringen kann.« m Frühjahr 2013 erfolgte mit einer Ver- Ikehrsenquete der Startschuß für die Erar- beitung einer neuen Gesamtverkehrsstra- tegie im Burgenland. Diese soll als Leitbild für alle künftigen Konzepte und Detail- planungen im Verkehrsbereich dienen. „Es war mir von Anfang an sehr wichtig, daß es in diesem Prozeß eine möglichst starke Be- teiligung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger gibt. Die Bevölkerung soll sich in Verkehrsfragen aktiv einbringen können“, so Landeshauptmann Hans Niessl. Nach ersten Expertenhearings erfolgt nun eine flächendeckende Befragung der Bevöl- kerung. In der dritten November-Woche wur- den vom Land Fragebögen an alle Haushalte im Burgenland verschickt. Außerdem gibt es seit dem 20. November 2013 auch die Mög- lichkeit, sich unter http://www.b-mobil.info an der Befragung zu beteiligen. Dort werden zudem alle Informationen zur Gesamtver- kehrsstrategie Burgenland bereitgestellt. Landeshauptmann Hans Niessl begab sich in die Schnellbahn, um an Ort und Im Rahmen dieser Haushaltsbefragung Stelle von den BurgenländerInnen zu erfahren… werden sämtliche BurgenländerInnen gebe- ten, ihre täglichen Verkehrs- und Mobilitäts- gewohnheiten zu beschreiben sowie Anga- ben über die Verkehrsmittelwahl zu machen. Ein wichtiger Bestandteil des Fragebogens ist für Wünsche und Anregungen sowie die Fragen reserviert, welche Themenbereiche für die Verkehrsentwicklung des Burgen- lands in Zukunft besonders wichtig sind und wo besondere Schwerpunkte gesetzt werden sollten:  Soll der Fokus eher im Bereich des öf- fentlichen Verkehrs oder den Straßenaus- bau gelegt werden?  Ist es wichtig die Verkehrsverbindungen in die großen Zentren zu verbessern?  Kann die Elektromobilität die Verkehrs- probleme der Zukunft lösen?  Wie kann Mobilität im ländlichen Raum sichergestellt werden? Foto: Bgld. Landesmedienservice Als nächstes Element der Bürgerbeteili- … welche Verkehrsmittel sie bevorzugt benutzen und welche Verbesserungen sie gung sind Informationsveranstaltungen in den sich vom Burgenländischen Gesamtverkehrsplan erwarten. Bezirksvororten vorgesehen. Neben der Be- gruppen zu den Themen Öffentlicher Ver- 2014 soll der Prozeß für die Erarbeitung der völkerung werden im Projekt ExpertInnen aus kehr, Straßenverkehr oder Radfahrer-/Fuß- Gesamtverkehrsstrategie Burgenland abge- allen relevanten Fachbereichen in Arbeits- gängerverkehr mitwirken. Mitte des Jahres schlossen sein. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 44 »Burgenland Journal« Erfolgreiche Mitsprache- Offensive prolongiert 6. Sitzung des Burgenländischen Jugendlandtages im Zeichen von gelebter Demokratie

m Burgenländischen Landesparlament nungsfindungsprozeß gehören nämlich in einzelnen Fraktionen insgesamt 36 Jung- Ifand am 20. November – aufbauend auf einem demokratischen System zu den faszi- mandatare genannt worden, deren vielfältige die Erfahrungen dieser 2007 ins Leben geru- nierendsten und auch wichtigsten Faktoren. berufliche Herkunft die gesamte Bandbreite fenen Initiative – die 6. Sitzung des Burgen- Schlußendlich geht es – um Probleme aus- des gesellschaftlichen Lebens widerspiegelt. ländischen Jugendlandtages statt. In der be- gleichend zu lösen – nämlich grundsätzlich Zwei Drittel der 18 Mädchen und 18 Bur- reits obligatorischen Fragestunde wird jedes darum, konträre Meinungen zu bündeln, schen wurden neu in dieses Gremium beru- Mitglied der Burgenländischen Landesregie- Ziele zu formulieren, einen Kompromiß zu fen. Dabei wurde das Alterslimit von 30 auf rung mit einer Hauptfrage, die bereits im finden und sich dabei auch engagiert ausein- 25 herabgesetzt, wobei kein Jugendlicher Vorfeld dem jeweiligen Regierungsmitglied anderzusetzen“, betonte Landtagspräsident mehr als zwei Mal am Jugendparlament teil- zur Vorbereitung einer dementsprechenden Gerhard Steier. nehmen darf. Im übrigen kann, so Landtags- präsident Steier abschließend, wie die Ver- gangenheit eindrucksvoll gezeigt hat, die Artikulierung der Anliegen und die daraus resultierende Beschlußfassung durch das Jugendparlament in Form einer Petition zu wichtigen Impulsen und dementsprechenden Maßnahmen – Stichwort Jugendticket, Disco- bus, Jugendtaxi, keine Studiengebühren oder günstiges Wohnen – der Landespolitik füh- ren. Im Vorfeld zu dieser Sitzung des Jugend- parlaments wurde am 9. November dieses Jahres im Landtagssitzungssaal im Landhaus in Eisenstadt unter der Leitung von Manfred Riegler, Büroleiter der Landtagsdirektion, ge- meinsam mit Gerald Kögl, Landtagsdirektor- Stellvertreter, und Hermann Krenn, Leiter des Landesjugendreferates beim Amt der Bur- genländischen Landesregierung, ein Vorbe- reitungsseminar abgehalten, bei dem die

Foto: Bgld. Landesmedienservice Jugendlichen mit der Geschäftsordnung des Für Landtagspräsident Gerhard Steier (r.) und Manfred Riegler, Büroleiter der Landtages vertraut gemacht wurden. Dieses Landtagsdirektion, stand die 6. Sitzung des Burgenländischen Jugendlandtages Seminar sollte zum besseren Kennenlernen ganz im Zeichen von gelebter Demokratie. der Ablaufmechanismen sowie zur Erarbei- Beantwortung übermittelt wurde, sowie mit Aliquot zu den im Burgenländischen tung der notwendigen Unterlagen für den zwei nicht bekannten Zusatzfragen konfron- Landtag vertretenen Parteien sind von den diesjährigen Jugendlandtag dienen. „ tiert. Zu den weiteren Tagesordnungspunk- ten zählen vier Anträge, zu denen gleicher- Schwierige Zeiten besser überstehen maßen viele Abänderungsanträge einge- bracht wurden. Im Mittelpunkt der Diskus- as bedeutet Obsorge und welche wichtige pädagogische, organisatorische sion stehen dabei die Themenkomplexe Ar- WRechte und Pflichten sind damit und rechtliche Fragestellungen betreffend beit und Beschäftigung, Mobilität, Bildung verbunden? Alleinige Obsorge eines El- die Obsorge von Kindern nach Scheidun- und Ausbildung sowie Wohnen. ternteils oder gemeinsame Obsorge beider gen oder Trennungen behandelt die Bro- „Diese Plattform bietet den Jugendlichen Eltern – was ist besser? Wie funktioniert schüre „Eltern bleiben auch in schwierigen die Möglichkeit, sich mit Elan, Mut und eigentlich die gemeinsame Obsorge? Wie Zeiten“, die unter der Federführung der Engagement einzubringen. Junge Menschen kann man trotz der Konflikte auf der Paar- Kinder- und Jugendanwaltschaft des Lan- wollen sich nämlich auch politisch einbrin- ebene ermöglichen, daß die Kinder weiter- des Burgenland erarbeitet wurde. Sie steht gen, es bedarf lediglich dementsprechender hin gute Beziehungen zu beiden Elterntei- auch zu kostenlosen Download zur Verfü- Projekte bzw. Initiativen, dies in adäquater len haben können?“. Derartige und weitere gung unter http:www.burgenland.at/kija Form zu ermöglichen. Politik und der Mei-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 45 »Burgenland Journal« Hilfe und Unterstützung in unterschiedlichsten Lebenslagen Frauen- und Familienberatungsstelle »Der Lichtblick« in Neusiedl am See feiert 20jähriges Bestandsjubiläum Foto: Bgld. Landesmedienservice Landesrätin Verena Dunst feierte mit Geschäftsführerin Karin Behringer-Pfann, Helene Sengstbratl, Leiterin AMS Burgenland, und Birgit Bichler-Tschon, Vereinsobfrau, das »20jährige«der Frauen- und Familienberatungsstelle »Der Lichtblick«.

as Burgenland hat mit seinen landesweit wünschen. Es ist schön, wenn sie als Mitar- Frauenbild gewandelt. „Der Lichtblick“ hat Dsieben Frauen- und Familienberatungs- beiterinnen und Vereinsmitglieder, Frauen, es hervorragend geschafft, auf diese verän- stellen eine Vorreiterrolle inne, zumal – als aber auch Kindern und Jugendlichen in der- derten Bedingungen erfolgreich zu reagie- einziges Bundesland – damit eine flächen- art schwierigen Lebenssituationen zur Seite ren. Knapp 37.500 Personen, die in den ver- deckende Beratung für Frauen angeboten stehen und sie ein Stück auf ihrem Weg gangenen zwei Jahrzehnten Hilfe gesucht wird. Seit nunmehr schon 20 Jahren bietet begleiten. Das verdient Lob und Anerken- haben, sowie mehr als 39.500 Beratungsge- eine dieser Serviceeinrichtungen, nämlich nung“, so die zuständige Referentin der spräche in diesem Zeitraum verdeutlichen die Frauen- und Familienberatungsstelle Burgenländischen Landesregierung, Frauen- die Wichtigkeit und Notwendigkeit dieser „Der Lichtblick“ in Neusiedl am See, Frauen und Familienlandesrätin Verena Dunst, im fundierten Informationen für Frauen rund um in den unterschiedlichsten Lebenslagen Rahmen einer Festveranstaltung, wo auch die Themen Arbeit, Beruf bzw. Ausbildung, Hilfe und Unterstützung an. Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek Partnerschaft, Scheidung, Trennung oder „Wir feiern heute ein ganz besonders Ju- via Videogrußbotschaft herzlich gratulierte. häusliche Gewalt. Dunst: „Ein freier, kosten- biläum. Es ist nicht irgendein Geburtstag, Mit der Gründung der ersten Frauen- loser und anonymer Zugang steht immer noch sondern wir gratulieren zu 20 Jahren hoch- beratungsstellen im Jahr 1989 in Oberwart an vorderster Front und ist auch weiterhin professioneller und engagierter Frauenbera- und Mattersburg wurde ein wichtiger Mei- das Aushängeschild der landesweiten Frauen- tung hier in Neusiedl am See. Ich möchte lenstein in der Frauenarbeit im Burgenland und Familienberatungsstellen. Das Burgen- mich deshalb bei der Geschäftsführerin, bei gelegt. Es folgten die Beratungsstellen in land darf wahrlich stolz darauf sein, daß es der Vereinsobfrau und dem gesamten Team Oberpullendorf 1992, Neusiedl am See in jedem Bezirk eine Frauenberatungsstelle für die hervorragende Arbeit, die hier gelei- 1993, schlußendlich Güssing und Eisenstadt vorweisen kann. Ein flächendeckendes An- stet wird, für die vielen ehrenamtlichen Stun- 1994 und Jennersdorf im Jahr 2001. Über die gebot ist wichtig, damit alle Betroffenen den, die hier in diesen Verein ‚Der Licht- Jahre haben sich nicht nur die Kompetenzen kurze Wege zu den direkten Hilfsangeboten blick‘ hineinfließen, recht herzlich bedanken der Beratungsstelle geändert und erweitert, haben.“ „ und für die Zukunft weiterhin alles Gute sondern sich auch die Frauen und das http://www.frauenberatungsüdbgld.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 46 »Burgenland Journal« Burgenland Tourismus zeigt Ausblick für 2014 Präsentation der Kampagne 2014 und der jüngsten Markt- forschungsergebnisse auf einer landesweiten Tourismus Akademie

or rund 100 Touristikern und Partnern Vstellte Burgenland Tourismus an zwei Veranstaltungsorten am 20. und 21. Novem- ber im Rahmen der TourismusAkademieBur- genland den Marketingplan für das kom- mende Jahr wie auch die neuesten Ergebnis- se der Strategieumsetzung und der Markt- forschung vor. Anschließend nutzten die Teil- nehmer die Gelegenheit, sich im direkten Kontakt mit den MitarbeiterInnen von Bur- genland Tourismus über die geplanten Mar- ketingaktivitäten ausführlich zu informieren und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit aus- zuloten. Die Vertreter der burgenländischen Tou- rismuswirtschaft waren der Einladung ins Weingut Hillinger und ins Vinatrium in Deutschkreutz gefolgt, um sich über die neu- esten touristischen Marktentwicklungen, Trends sowie das Angebot maßgeschneider- ter Marketingaktivitäten von Burgenland Tourismus zu informieren. v.l.: Marta Szöke, Familiengästehaus Freistadt Seebad Rust, Direktor Mario Baier, Während Burgenland Tourismus Direktor Burgenland Tourismus, Alfred Graschitz, Hotel Schandl Rust, und Direktor Ludwig Mario Baier die Werbekampagne 2014 im Staller, Seehotel Rust Detail vorstellte, informierten seine Be- reichsleiter über die aktuellen Marketingmaß- nahmen und geplanten Themen für das kom- mende Jahr. „Wir wissen, unsere Gäste su- chen nach einzigartigen Urlaubserlebnissen. Daher bieten wir auch unseren Partnern keine alltäglichen Marketinginstrumente, sondern maßgeschneidertes Marketing für das jeweilige Angebot, den jeweiligen Markt und in Top-Qualität“, so Baier. Als Gastredner nahm Unternehmensbe- rater Wolfgang Sovis eine Querschnittsana- lyse der optimalen Angebotskombinationen zu den fünf Themensäulen Natur, Kultur, Sport, Gesundheit sowie Wein & Kulinarik vor. Detaillierte Marktprofile und Modellan- gebote zum Nachschlagen für die burgenlän- dischen Tourismusbetriebe erscheinen recht- zeitig zur Tourismusenquete am 5. Dezem- ber 2013. Fotos: Burgenland Tourismus/UMW Im Anschluß standen Markt- und Marke- Unternehmensberater Wolfgang Sovis im Gespräch mit Interessierten tingprofis sowie Ansprechpartner aus unter- schiedlichen Fachbereichen bei Burgenland mit großem Anklang durchgeführt und soll persönliche Austausch mit dem Team von Tourismus den Besuchern für individuelle sich als alljährliches Branchenmeeting eta- Burgenland Tourismus sind die Eckpfeiler Gespräche zur Verfügung. blieren. Marktforschungsergebnisse, aktuel- der Veranstaltung. „ Die Roadshow wurde erstmals im Vorjahr le Trends, Wissenstransfer und vor allem der http://burgenland.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 47 »Burgenland Journal« Klosterkirche Güssing zur »Basilica minor« erhoben Dorferneuerung / Kultur – Land Burgenland fördert die Erhaltung des wertvollen Kulturgutes Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer An der Stelle des heutigen Franziskanerklosters hat bereits Ende des 15. Jahrhunderts ein Dominikanerkloster bestanden. apst Franziskus hat die Güssinger Klo- liche Feier anläßlich der Erhebung findet am milie Batthyány. „Das EU-Projekt ,Sanie- Psterkirche Maria Heimsuchung in den 24. November statt. rung und kulturtouristische Nutzung des Rang einer Basilika erhoben. Sie ist – neben Weltweit tragen derzeit 1591 Kirchen den Franziskanerklosters / Batthyanygruft‘ ist den Wallfahrtskirchen Frauenkirchen und Titel Basilika, nun zählt auch Güssing dazu. für das gesamte Burgenland und insbesonde- Loretto – das dritte Gotteshaus im Burgen- „Die Erhebung der Güssinger Klosterkirche re für das südliche Burgenland eine enorm land, dem diese Auszeichnung zuteilwurde. zur Basilika ist eine enorme Bereicherung wichtige Investition“, sagt Kulturlandesrat Das Kirchenoberhaupt hat bereits am 19. für die Region Güssing. Ich freue mich, auch Helmut Bieler. Im Zuge der Arbeiten wurde Juni einem entsprechenden Antrag der Diö- im Rahmen der Dorferneuerung zur Revita- auch der 2003 seliggesprochene Ladislaus zese Eisenstadt stattgegeben. lisierung der ehemaligen Franziskanerkirche Batthyány-Strattmann in die Basilika umge- Auch das Land unterstützt mit Tatkraft beigetragen zu haben“, sagt die für Dorf- bettet. Die Kosten für das Projekt betragen den Erhalt dieses wichtigen und wertvollen erneuerung zuständige Landesrätin Verena 400.000 Euro. Kulturgutes. So wurden über die Dorfer- Dunst. Im Rahmen des Dorferneuerungspro- Für Kulturlandesrat Bieler, Landesrätin neuerung sowie vom Kulturresort entspre- jektes „Revitalisierung der Franziskanerkir- Dunst und den Güssinger Bürgermeister Vin- chende finanzielle Mittel bereitgestellt. Be- che“ wurden im Jahr 2012 56.000 Euro an zenz Knor ist das im Zentrum Güssings ge- reits 1986 wurde die bis dahin private Stif- Fördermitteln zur Verfügung gestellt. „Die legene Franziskanerkloster und die damit tung zur Erhaltung des Franziskanerklosters, Sanierungsmaßnahmen betrafen Teile des verbundene Gruft der Fürstenfamilie Bat- der Kirche und der Familiengruft der Fami- Daches und den Kirchturm sowie die Re- thyány „eine für die Region außerordentlich lie Batthyány in eine öffentlich-rechtliche staurierung der Steinfiguren, Epitahpe sowie wichtige kultur-touristische Sehenswür- Stiftung des Landes Burgenland übergeführt. der Kalksteinumrandungen an Fenstern und digkeit.“ Von der Erhebung zur Basilika er- Die Gruft befindet sich unter der Basilika Tor“, so Dunst. hoffe sich die Gemeinde einen Zuwachs an und steht bis heute in Verwendung. Die klei- 2011 startete die Kulturabteilung des Pilgern und touristische Impulse, so Knor. ne, aber wegen ihrer wertvollen Bestände Landes das EU-Projekt zur Sanierung des Auch werde sich die Gemeinde mit 20.000 bedeutende Bibliothek der Klosterkirche ist Franziskanerklosters, der darin unterge- Euro an den Kosten der Arbeiten beteiligen. die älteste Bibliothek des Landes. Die kirch- brachten Bibliothek sowie der Gruft der Fa- Seit 2005 wurden rund zwei Millionen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 48 »Burgenland Journal«

Euro in die Erhaltung und Sanierung der Klosterkirche investiert, rechnet der Güssin- ger Stadtpfarrer Franziskaner Pater Raphael Rindler vor. 2004 investierte die Kultur- abteilung des Landes Burgenland 7000 Euro in die Restaurierung des Sarkophags und 2005 10.000 Euro in eine Teilsanierung des Daches.

Bieler: »Bibliothek ist ein echter Schatz des Burgenlandes« Aufgrund ihrer wertvollen Bestände von Bedeutung ist auch die Bibliothek der Klosterkirche. „Das Kulturgut im Kulturgut, die Bibliothek, ist die älteste Bibliothek des Landes. Im Zuge der Reformation forschten im Raum Güssing wichtige Persönlichkei- ten, deren Originalschriften sich noch heute in der Bibliothek befinden“, so Bieler. Sie beherbergt unter anderem das einzigartige „Stirpium Nomenclator Pannonicus“ des niederländischen Gelehrten, Arztes und Bo- tanikers Carolus Clusius (1526 – 1609) das ein alphabetisch geordnetes, lateinisches Namensverzeichnis pannonischer Pflanzen enthält. Clusius war als Hofbotaniker am Kaiser- Foto: Bgld. Landesmedienservice Freude über die Erhebung der Klosterkirche zur »Basilika minor«: Güssings Stadt- hof in Wien unter Maximilian II. tätig, mußte pfarrer Franziskanerpater Raphael Rindler mit Landesrätin Verena Dunst, Kultur- jedoch unter dem nachfolgenden Kaiser, landesrat Helmut Bieler und dem Güssinger Bürgermeister Vinzenz Knor Rudolf II. wegen seines protestantischen Glaubens den Wiener Hof verlassen. Zu- flucht fand er auf der Burg Schlaining, von wo aus er die Flora Ungarns erkundete und die erste maßgebliche österreich-ungarische Pflanzenkunde „Stirpium Nomenclator Pan- nonicus“ und eine Pilzkunde über 105 Pilze verfaßte. Er setzte damit neue Maßstäbe für die Systematisierung der Pilze und gilt des- halb auch als einer der Väter der Mykologie.

Wurzeln reichen zurück bis ins 15. Jahrhundert Forschungen belegen, daß an Stelle des heutigen Franziskanerklosters bereits Ende des 15. Jahrhunderts ein Dominikanerkloster bestanden hat. 1524 ging die Herrschaft Güs- sing an Franz I. Batthyány über. 1576 bis

1634 diente das Haus protestantischen Pa- Foto: © Klosterkirche Güssing / Österreich Journal Michael Mössmer storen für religiöse Zwecke und als Schule. Die kleine, aber wegen ihrer wertvollen Bestände bedeutende Bibliothek der 1638 gründete der zum katholischen Glau- Klosterkirche ist die älteste Bibliothek des Landes. ben konvertierte Adam Graf Batthyány das übergeführt. Land, Kirche und die Familie als ein Zentrum liturgischen und pastoralen Franziskanerkloster. Batthyány sind in der Stiftung vertreten, die Lebens gilt. Auch die geistliche Tradition Seit Jahrhunderten sind die Batthyánys in Administration wird über Land Burgenland und die aktuelle Bedeutung sowie eine ange- der Familiengruft unter der Franziskanerkir- abgewickelt. messene Größe sind zu berücksichtigen. che in Güssing begraben. Die von Philipp Ranghöher als die „Basilica minor“ ist die Fürst Batthyány gegründete Stiftung zur Er- Zentrum liturgischen „Basilica maior“. Dieser Titel wurde welt- haltung des Klosters, der Kirche und der und pastoralen Lebens weit nur sechsmal vergeben. „ Familiengruft wurde 1986 in eine öffentlich- Voraussetzung für die Erhebung zur http://kloester.franziskaner.at/index.php?haus=10 rechtliche Stiftung des Landes Burgenland Basilika ist, daß die Kirche in der Diözese http://www.batthyany.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 49 »Burgenland Journal« Zukunft & Aussichten 20 Jahre FH Burgenland Die größte Bildungseinrichtung des Landes feiert einen runden Geburtstag Foto: Bgld. Landesmedienservice

as 1993 in familiärem Rahmen be- sich durch ihre Praxisnähe auszeichnen und v.l.: Prof.(FH) Anatoli Berditchevski, gann, zählt mittlerweile zu einer der deswegen von Studierenden wie Arbeitge- Hochschullehrer für Russisch; Prof.in(FH) W Ingrid Schwab-Matkovits, ehemalige großen Erfolgstories des Burgenlandes. „Die- bern geschätzt. Zudem seien sie gefragte Geschäftsführerin der FH Burgenland; se Hochschule ist in den zwei Jahrzehnten Partner für Unternehmen und tragen zur Prof.in(FH) Ludmila Waschak, Hoch- ihres Bestehens zu einem Kristallisations- Stärkung von Regionen bei, führt Töchterle schullehrerin für Tschechisch; Claudia Kittelmann, Mitarbeiterin Office punkt geworden – für moderne Lehre, Inter- aus: „Ich setze mich aus dieser Fülle an stim- Department Wirtschaft; Georg Pehm, nationalität sowie als Impulsgeber für Wirt- migen Argumenten für einen weiteren Aus- Geschäftsführer der FH Burgenland; schaft und Zukunftschancen junger Men- bau des Fachhochschulsektors ein, um künf- Annemarie Judt, Mitarbeiterin Bibliothek schen“, betonen die beiden Geschäftsführer tig noch mehr jungen Menschen eine Aus- und Office Studienzentrum Pinkafeld; Veronica Woloszczuk-Dal-Bianco, BSc, der Fachhochschule Burgenland, Georg Pehm bildung an einer Fachhochschule zu ermög- Hochschullehrerin für Englisch in den und Josef Wiesler. Gemeinsam mit Wissen- lichen.“ Departments Wirtschaft, Informations- schaftsminister Karlheinz Töchterle, Lan- Aus Sicht von Landeshauptmann Niessl technologie und -management; David Piniel, Mitarbeiter Bibliothek Studien- deshauptmann Hans Niessl an der Spitze der habe die Fachhochschule weit über den un- zentrum Eisenstadt; Landeshauptmann Landesregierung und zahlreichen Ehrengä- mittelbaren Bildungsauftrag hinausgewirkt: Hans Niessl; Franz Hauser, Mitarbeiter sten feierten Lehrende, Studierende und „Die Hochschule hat dazu beigetragen, daß im Infrastrukturmanagement Studien- zentrum Eisenstadt; Sabine Hoffmann, MitarbeiterInnen das 20jährige Bestehen der das Burgenland heute ein selbstbewußtes Mitarbeiterin Office Department Infor- FH Burgenland. Motto: „Zukunft & Aus- Bundesland mit klaren Perspektiven und mationstechnologie und –management; sichten“. hoher Anerkennung in Österreich ist“, betont Johann Praith, Hochschullehrer Wirt- „Die Fachhochschulen haben sich in Niessl. Landeshauptmann-Stellvertreter Franz schaft (Schwerpunkt Mittel-osteuropa); Josef Wiesler, Geschäftsführer der FH ihrem 20jährigen Bestehen zu einem unver- Steindl streicht die Rolle der Hochschule für Burgenland; Claudia Fröhlich, Mitarbei- zichtbaren Bestandteil der tertiären Bil- den Wirtschaftsstandort hervor: „Die FH terin Personal und Recht dungslandschaft entwickelt. Das zeigt sich Burgenland ist der Angelpunkt für innovati- gerade auch am Beispiel der FH Burgen- ve Projekte und die Schnittstelle einer For- zenforschung Spitzenleute – und diese findet land“, sagt Wissenschaftsminister Karlheinz schungs- und Entwicklungsstrategie der ge- man an der FH Burgenland und in der Töchterle. Die Fachhochschulen würden samten Region.“ Schließlich brauche Spit- Tochtergesellschaft Forschung Burgenland.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 50 »Burgenland Journal«

Bereits seit gut 14 Jahren begleitet Wis- sowie in der beruflichen Qualifikation des Begeisterung, damit wir uns gemeinsam an senschafts-Landesrat Helmut Bieler die öffentlichen Bereichs im Burgenland. den Erfolgserlebnissen unserer Absolventen größte Bildungseinrichtung des Landes: freuen können“, schließt Geschäftsführer Jo- „Die FH Burgenland hat zuletzt vier neue Zukunft, Aussichten und Wünsche sef Wiesler. „ Studiengänge eingereicht, sich neu positio- Zum Thema „Bildung – Ausblick und niert, die Marke erneuert und besondere An- Perspektive“ lud die FH einen prominenten Facts zur Fachhochschule Burgenland strengungen in die Steigerung der Qualität Gastredner ein: Rudolf Taschner, Mathema- 2 Studienzentren in Eisenstadt gesetzt. Mit einem Wort: Sie ist gut für neue tiker, Professor an der Technischen Univer- und Pinkafeld Herausforderungen aufgestellt“, sagt Bieler: sität Wien, Feuilletonist und Verfasser philo- 20 Studiengänge ab Herbst 2014 „Ich bin stolz darauf, an dieser Erfolgstory sophischer Essays. in 5 Departments mitgewirkt zu haben, die für unser Land Unter den Gästen der Festveranstaltung 1.600 Studierende Geschichte schreibt.“ waren Gründungsmitglieder und langjährige 4.400 AbsolventInnen Begleiter der FH Burgenland, wie beispiels- 99 % Beschäftigungsquote FH Burgenland bringt Erfolg weise Ingrid Schwab-Matkovits, die von der 70 Partnerhochschulen und Geschichte zusammen ersten Stunde an die FH geprägt und als Ge- 400 Partnerbetriebe Die Studiengänge „Internationale Wirt- schäftsführerin geleitet hat, sowie der ehe- 35 aktuell laufende Forschungs- schaftsbeziehungen“ in Eisenstadt und „Ge- malige Landtags-Präsident Josef Posch und und Entwicklungsprojekte bäudetechnik – Building Technology and der frühere Präsident des Landesschulrates Management“ in Pinkafeld waren die beiden Fritz Krutzler. http://www.aim.ac.at ersten Fachhochschul-Studiengänge in Öster- Besonders geehrt wurden eine Reihe von http://www.fh-burgenland.at reich. Aus diesen Anfängen hat sich in den MitarbeiterInnen, die seit mehr als 15 Jahren Follow us on vergangenen zwei Jahrzehnten eine Hoch- in der FH tätig sind. „Jeder Einzelne steht an http://www.twitter.com/FHBurgenland schule entwickelt, die heute auf 1600 Studie- der Fachhochschule Burgenland als Mensch rende und 4400 Absolventen verweisen im Mittelpunkt, wird in seiner Persönlichkeit Werden Sie Fan auf kann. Sie beschäftigt aktuell über 500 Mit- wertgeschätzt und unterstützt – so entsteht http://www.facebook.com/fhburgenland arbeiterInnen – jeder vierte davon ist haupt- ein unvergleichlicher Spirit, der uns alle zu- http://www.fh-burgenland.at beruflich an der FH tätig. sammenhält“, betont Geschäftsführer Georg Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über Mit drei Tochtergesellschaften engagiert Pehm. „Allen, die in den beiden Häusern ar- die FH Burgenland in unserer „Österreich sich die FH Burgenland heute in der For- beiten, wünschen wir auch in Zukunft fri- Journal“-Ausgabe 120 vom 4. Juli 2013 schung, in der akademischen Weiterbildung sche Neugierde, Spaß und entsprechende http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_120.htm Foto: Fachhochschule Burgenland GmbH Der weit ausladende Hörsaaltrakt der Standorts Eisenstadt der FH Burgenland sorgt für erkennbare Signifikanz und setzt eine weithin sichtbare einladende Geste. Die Wege im Gebäude sind kurz und netzartig verflochten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 51 Aus Südtirol Regionalentwicklung: Planungsstrategien stehen Ein wichtiges Planungsdokument hat die Landesregierung zum Abschluß ihrer Amtszeit verabschiedet: »Regionale Entwicklungsstrategien 2014-2020« – so der Titel – wird die Grundlage für die Regionalentwicklung in Südtirol sein. Foto: LPA / Arno Pertl Univ.-Prof. Tappeiner, LH Durnwalder, die Abteilungsdirektoren Mathà und Pazeller sowie die Amtsdirektoren Judith Notdurfter und Peter Gamper bei der Vorstellung der »Regionalen Entwicklungsstrategien«. ie neue europäische Programmperiode sten Wochen die Verhandlungen auf politi- ze gehe, erklärte der Universitätsprofessor. D2014-2020 steht vor der Tür. Die Vorbe- scher Ebene fortführen, zumal diese bis Jah- Was den Sektor Innovation angeht, be- reitungen dazu laufen nicht nur auf europäi- resende abgeschlossen sein sollen. Dazu der rücksichtigt das Strategiepapier ein von Uni- scher und gesamtstaatlicher Ebene. Auch in Landeshauptmann: „Es schaut nicht schlecht versität Bozen und Europäischer Akademie Südtirol wurde Vorarbeit geleistet. Am 21. Ok- aus, ich hoffe, daß wir mehr und nicht weni- erarbeitetes Dokument, das sich für eine tober genehmigte die Landesregierung in ger erhalten.“ Bündelung der Ressourcen und eine Kon- zweiter Lesung das Dokument „Regionale Einblick in die 25 Seiten umfassenden zentration auf bestimmte Bereiche – wie Entwicklungsstrategien 2014-2020“. Das 25 Entwicklungsstrategien gab Universitätspro- Energie, grüne Technologie, nachhaltige Seiten starke Dokument war von den Lan- fessor Gottfried Tappeiner. Er nannte die Mobilität, Lebensmittel und Landwirtschaft, desabteilungen Europa und Landwirtschaft Stärkung der Peripherie, die Bildung, eine alpine Technologien – ausspricht. Als Quer- mit der wissenschaftlichen Begleitung des dezentrale Industriepolitik und die Innova- schnittsaufgabe bezeichnete Tappeiner das Instituts für Wirtschaftstheorie, Wirtschafts- tion als vorrangige Aktionsfelder. „Um bei- Voranbringen von Informations- und Kom- politik und Wirtschaftsgeschichte der Uni- spielsweise der Abwanderung vorzubeugen, munikationstechnologien, als Wettbewerbs- versität Innsbruck erarbeitet worden. muß die Lebensqualität in der Peripherie vorteil, den es verstärkt zu nutzen gelte, die „In den vergangenen sechs Jahren ist samt Dienstleistungen und Verkehrsanbin- Mehrsprachigkeit. Südtirol über die verschiedenen EU-Pro- dungen gewährleistet sein. Zudem ist auf ein „Bei der Erarbeitung des Strategiepapiers gramme in den Genuß von 650 Millionen vielfältiges Angebot an Arbeitsmöglichkei- war es unser Anliegen, EU- und Agrarpolitik Euro an Fördermitteln gekommen“, so Lan- ten zu achten, das nicht nur auf die Land- gemeinsam auszurichten, Doppelgleisigkeiten deshauptmann Luis Durnwalder bei der wirtschaft fokussiert ist“, so Tappeiner. zu vermeiden und breit mit den sogenannten Vorstellung des Strategiepapiers am 19. No- „Kein Jugendlicher ohne Ausbildung“ ist Stakeholdern zu kommunizieren“, betonte der vember. „Damit wir für die – auf technischer hingegen eines der Ziele im Bildungsbe- Leiter der Landesabteilung Europa, Thomas Ebene bereits angelaufenen – Verhandlungen reich, ebenso wie die Stärkung des Exports Mathà. Und der Abteilungsdirektor für Land- gerüstet sind, haben wir einheitliche Ent- als Beschäftigungsfeld besonders für junge wirtschaft, Martin Pazeller, verwies auf die wicklungsstrategien erarbeitet. Dabei haben Frauen. Fortgesetzt werden soll auch die laufenden Verhandlungen, bei denen erst- wir unsere Erfahrungen zu Grunde gelegt, dezentrale Industriepolitik, dabei sollte die mals auch die europäischen Direktzahlungen aber über ein Konsultationsverfahren auch Frage, wie Forschungsleistung über Netz- Thema sind, und bei denen Definitionen den alle Interessierten mit einbezogen“, betonte werke in die Peripherie gebracht werden Ausschlag geben würden, ob ein Projekt för- der Landeshauptmann. Als geschäftsführen- könne, besondere Beachtung finden, da es derungswürdig ist oder nicht. „ der Landesregierungschef wird er in den näch- dabei auch um hochqualifizierte Arbeitsplät- http://www.provinz.bz.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 52 Europa Europäische Haushaltsüber- wachung auf vollen Touren Im Rahmen ihrer Haushaltsüberwachungstätigkeiten hat die Europäische Kommission am 15. November ein umfassendes Paket vorgelegt, das 13 Mit- gliedsstaaten des Euroraums und drei nicht dem Euro-Währungsgebiet angehörende Mitgliedsstaaten abdeckt.

hr besonderes Augenmerk liegt dabei auf Idem Euroraum als eigenständiger wirt- schaftlicher Einheit. Erstmals gibt die EU- Kommission Stellungnahmen zu den Über- sichten über die Haushaltsplanung der Mit- gliedsstaaten des Euro-Währungsgebiets ab, die der Kommission ab diesem Jahr jeweils bis zum 15. Oktober vorzulegen sind, also zum selben Zeitpunkt, zu dem die Haus- haltsplanentwürfe den nationalen Parlamen- ten übermittelt werden. Gleichzeitig werden Bewertungen veröffentlicht, die die Befol- gung der Ratsempfehlungen im Rahmen des Verfahrens bei einem übermäßigen Defizit, etwaige Verstöße gegen das Schuldenstands- und das Defizitkriterium im Sinne des Sta- bilitäts- und Wachstumspakts sowie die Strukturreformpläne mit Haushaltauswirkun-

gen zum Gegenstand haben, die bestimmte Foto: European Union, 2013 Mitgliedsstaaten in ihren Wirtschaftspartner- Vizepräsident der Europäischen Kommission Olli Rehn schaftsprogrammen aufgeführt haben. Dazu der für Wirtschaft, Währung und 1. Stellungnahmen zu den Übersichten gien, Spanien, Frankreich, Malta, die Nie- den Euro zuständige Vizepräsident der Euro- über die Haushaltsplanung derlande, Polen und Slowenien. päischen Kommission Olli Rehn: „Wir ha- Kernstück des Pakets sind die erstmals ben einen Wendepunkt in der wirtschaft- formulierten Stellungnahmen zu den Über- 3. Bewertung der Wirtschafts- lichen Entwicklung erreicht. Der heutige Tag sichten über die Haushaltsplanung für das partnerschaftsprogramme markiert zudem einen Meilenstein in der Jahr 2014, die von jenen 13 Euro-Ländern Nachdem in diesem Jahr an Spanien, verstärkten wirtschaftspolitischen Steuerung vorgelegt wurden, für die kein wirtschaftli- Frankreich, Malta, die Niederlande und Slo- in Europa. Die heute vorgelegten Stellung- ches Anpassungsprogramm aufgelegt wurde wenien neue Empfehlungen im Rahmen des nahmen der Kommission zu den nationalen (d. h. allen Euro-Ländern außer Zypern, Grie- Verfahrens bei einem übermäßigen Defizit Übersichten über die Haushaltsplanung sol- chenland, Irland und Portugal). Zweck der gerichtet wurden, unterbreiteten die genann- len die Mitgliedsstaaten des Euroraums in Stellungnahmen ist es, frühzeitig – also vor ten Länder Wirtschaftspartnerschaftspro- ihren Bestrebungen unterstützen, ein kräfti- der Verabschiedung im innerstaatlichen par- gramme, in denen sie die von ihnen geplan- geres Wachstum zu erzielen und langfristig lamentarischen Haushaltsverfahren – zu sig- ten Strukturreformen mit Haushaltsauswir- tragfähige öffentliche Finanzen zu gewähr- nalisieren, ob die zugrunde liegenden Haus- kungen darlegten. Auch diese Programme leisten. Schließlich können einzelstaatliche haltspläne den Anforderungen des Stabi- hat die Kommission analysiert. Haushaltsentscheidungen in einer Wirtschafts- litäts- und Wachstumspakts genügen. und Währungsunion Auswirkungen haben, 4. Berichte zur Analyse der Gründe für die weit über die nationalen Grenzen hinaus- 2. Bewertung der Umsetzungs- eine Nichteinhaltung des Schulden- reichen. Die Mitgliedsstaaten haben der Kom- maßnahmen stands- bzw. des Defizitkriteriums mission die Befugnis übertragen, entspre- Die Kommission hat die Maßnahmen von Schließlich übermittelte die Kommission chende Stellungnahmen abzugeben, und ich sieben Mitgliedsstaaten beurteilt, die diese dem Rat Berichte zu Kroatien, Litauen und vertraue darauf, daß die nationalen Entschei- in Reaktion auf die jüngsten Ratsempfeh- Finnland, in denen die Gründe für eine be- dungsträger ihnen auch gebührend Rech- lungen vom Juni dieses Jahres – mit neuer reits vorliegende bzw. eine prognostizierte nung tragen werden.“ Fristsetzung für die Korrektur der übermäßi- Nichteinhaltung der durch den Stabilitäts- Das von der Kommission vorgelegte Pa- gen Defizite – getroffen haben. Bei den be- und Wachstumspakt vorgegebenen Richt- ket besteht aus vier Teilen: treffenden Ländern handelt es sich um Bel- werte analysiert wurden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 53 Europa

Schlußfolgerungen für den Euroraum Länderspezifische Schlußfolgerungen eine dauerhafte Korrektur des übermäßi- Ein wesentlicher Nutzen der Bewertung Als ermutigendes Zeichen würdigt die gen Defizits im Jahr 2013 und eine ge- der Übersichten über die Haushaltsplanung Kommission, daß bei keiner der vorgelegten wisse Abweichung vom Anpassungspfad besteht darin, daß die – ebenfalls am 15. No- Übersichten über die Haushaltsplanung ein zum mittelfristigen Ziel eines strukturel- vember in Form einer Mitteilung vorgeleg- gravierender Verstoß gegen die Bestimmun- len gesamtstaatlichen Defizits von 0,45 te – Beurteilung der Haushaltslage des Euro- gen des Stabilitäts- und Wachstumspakts % des BIP im Jahr 2014 hin. raums insgesamt erleichtert wird. festzustellen war und daß es nicht erforder-  Hinsichtlich der Umsetzung des struktu- Einige der zentralen Schlußfolgerungen lich ist, eine Überarbeitung einzelner Pläne rellen Teils der vom Rat im Rahmen des lauten wie folgt: anzumahnen. In mehreren Fällen hat die Europäischen Semesters abgegebenen  Die in den vergangenen Jahren unternom- Kommission jedoch wichtige Kritikpunkte haushaltspolitischen Empfehlungen hat menen erheblichen Konsolidierungsan- formuliert und die betreffenden Mitglieds- Österreich gewisse Fortschritte erzielt. strengungen beginnen Früchte zu tragen: staaten aufgefordert, diesen bei der Fertig-  Die Kommission fordert die Behörden Der öffentliche Schuldenstand dürfte sich stellung der Haushaltspläne für das Jahr auf, die vollständige Einhaltung des SWP stabilisieren und das durchschnittliche 2014 Rechnung zu tragen. Nachstehend die im Rahmen des nationalen Haushaltsver- Haushaltsdefizit auf ein Niveau unter dem Hauptschlußfolgerungen der Kommission fahrens sicherzustellen. Referenzwert von 3 % des BIP gesenkt zu Österreich im Überblick  Die österreichischen Behörden werden werden. Die Länder, die vor den größten  Die von Österreich vorgelegte Übersicht ermutigt, der Kommission und der Euro- haushaltspolitischen Herausforderungen über die Haushaltsplanung entspricht gruppe eine aktualisierte Übersicht über stehen, planen auch die größten Konsoli- weitgehend den Vorgaben des SWP. die Haushaltsplanung vorzulegen, sobald dierungsanstrengungen, wobei jedoch in  Die Kommissionsprognose deutet auf die neue Regierung im Amt ist. „ Abhängigkeit vom vorhandenen Haus- haltsspielraum gewisse Unterschiede be- stehen. Allerdings haben lediglich zwei Mehr Mittel für neues Förderprogramm Mitgliedsstaaten (Estland und Deutsch- für Kultur- und Kreativsektor land) ihr mittelfristiges Haushaltsziel er- reicht, was bedeutet, daß in anderen Euro- edes Land in der EU hat seine ganz eige- Ländern eine weitere Konsolidierung Jne Kultur und Geschichte. Das Programm vonnöten ist. Kreatives Europa soll helfen, diese Eigen- Der aggregierte Konsolidierungsfort- heiten zu bewahren. Ziel ist es, während der schritt, ausgedrückt als Veränderung des Haushaltsperiode 2014-2020 den Kultursek- konjunkturbereinigten Haushaltssaldos tor in der EU zu stärken. Am 5. November ohne einmalige und befristete Maßnah- stimmte der Kulturausschuß für die Reform. men, dürfte sich im nächsten Jahr auf ¼ Vor der Abstimmung im Plenum erläuterte % des BIP belaufen. die italienische Berichterstatterin Silvia  Weitere Strukturreformen sind notwen- Costa (S&D), wie die Kulturförderung der dig, um das Fundament für nachhaltiges EU in Zukunft aussehen könnte. Wachstum und solide öffentliche Finan- zen zu festigen. Insgesamt vermitteln die Warum fördert die EU Kultur? Wirtschaftspartnerschaftsprogramme fol- Kultur ist wichtig für Europa. Einerseits gendes Bild: Fortschritte bei der Verbesse- trägt sie als Wirtschaftszweig rund 7 % zum rung der nationalen Haushaltsrahmen, europäischen BIP bei, andererseits symboli- gemischte Erfolge in Sachen Steuerre- siert Europas Kultur ein gemeinsames histo- form und – wenn auch nicht in allen Län- risches Vermächtnis. Trotz der von den Mit- dern – umfassende Reformen der Renten- gliedsstaaten geforderten Einschnitte im EU- Foto: European Union 2013 - EP und Gesundheitssysteme. Haushalt, ist es dem Europäischen Parlament Siliva Costa (S&D)  Nach wie vor wird bei der Haushaltspla- gelungen, mehr Gelder für den Kultursektor cher und übersichtlicher. Trotzdem behält nung dem Aspekt der richtigen Kombi- und die Kreativindustrie einzuplanen. Mit jedes Programm Ziele und Erfolgskriterien. nation von Konsolidierungsmaßnahmen dem Programm Kreatives Europa versuchen Kreatives Europa geht damit auf beide nicht genügend Aufmerksamkeit ge- wir, auf die größten Herausforderung des Aspekte des Kultursektors ein: er ist sowohl schenkt. Insbesondere konnte der in den Kultursektors einzugehen: Zugang zu Kredi- historisches Vermächtnis und wichtiger letzten Jahren zu beobachtende allgemei- ten, Globalisierung, Digitalisierung und die Wirtschaftszweig. ne Trend des Rückgangs der öffentlichen Fragmentierung der Kulturmärkte. Investitionsausgaben nicht umgekehrt Wird dadurch auch die Förderung von Was verändert sich, wenn bestehende Künstlern und kleinen Unternehmen werden, wenngleich sich eine Stabilisie- Programm wie Kultur, MEDIA und erleichtert? rung abzeichnet. Eine gut konzipierte MEDIA Mundus nun zusammengefaßt Konsolidierungsstrategie muß auch ge- werden? Es gibt einen wichtigen Wandel: eine Ga- wisse Ausgabenbeschränkungen vorse- Kreatives Europa bringt die bestehenden rantie für den Kultur- und Kreativbereich, hen, vor allem wenn der Sektor Staat Programme unter einem Dach zusammen. die kleinen und mittelständischen Unterneh- einen breiten Raum einnimmt. Dadurch wird auch die Finanzierung einfa- men den Zugang zu Krediten erleichtert. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 54 Europa 325 Mrd. Euro an Investitionen EU-Parlament verabschiedet neue Regionalpolitik Foto: European Union 2013 - EP Die Abgeordneten zum Europaparlament Maire Geoghegan-Quinn, Ann Mettler, Danuta Hübner und Kris Peeters mit Johannes Hahn, EU-Kommissar für Regionalolitik

ie Abgeordneten haben am 20. Novem- sen, Nachhaltigkeit und Jobs wandelt“, sagte Mitgliedsstaat führen, der makroökonomi- Dber die Regeln zur Durchführung der der Mitberichterstatter für die Grundverord- sche Ungleichgewichte oder ein übermäßi- EU-Kohäsionspolitik 2014-2020 angenom- nung über die EU-Fonds, Lambert van ges Haushaltsdefizit aufweist. men. In einem Kompromiß mit dem Rat Nistelrooij (EVP, NL). Das Parlament wird in Zukunft sein konnten sie nach über einem Jahr schwieri- „Zukünftig gibt es ein besseres Partner- Kontrollrecht in allen Entscheidungsprozes- ger Verhandlungen fairere Bedingungen bei schaftsprinzip, das die Städte und Gemein- sen, die die Aussetzung von Kohäsionszah- der Umsetzung der umfassenden Finanzmit- den deutlich besser einbezieht in den Prozeß lungen zur Folge haben, durch einen struktu- tel durchsetzen, die gerade in Krisenzeiten der gesamten Politik. Es gibt ebenfalls eine rierten Dialog mit der Kommission ausüben wichtig sind. Das Gesetzespaket wird auch Entbürokratisierung, die wir durch vereinfach- können. Zusätzlich müssen bei jeder mögli- für Bürokratieabbau sorgen. te Verfahren umgesetzt haben“, sagte Con- chen Aussetzung von Zahlungen die sozialen „Die Mitgliedsstaaten und Regionen kön- stanze Krehl (S&D, DE), Mitberichterstat- und wirtschaftlichen Umstände im betroffe- nen sich nun stärker auf die Wirkung und terin für Grundverordnung über die EU- nen EU-Staat berücksichtigt und das Aus- Resultate der Programme konzentrieren, und Fonds. maß der Aussetzung entsprechend nach un- müssen sich weniger mit Verwaltungsdetails ten angepaßt werden. beschäftigen“, sagte die Vorsitzende des Re- Gemeinsame Vorschriften, gionalausschusses und Verhandlungsführe- gerechtere Bedingungen Europäischer Sozialfonds (ESF) – rin Danuta Hübner (EVP, PL). „Die Kohä- Ein neuer „gemeinsamer strategischer Ein Instrument für Beschäftigung sionspolitik wird weiterhin die Hauptquelle Rahmen“ wird zur wichtigsten Richtschnur „Der Europäische Sozialfonds ist das für öffentliche Finanzmittel der EU im Rah- für die die fünf EU-Fonds, um die Förder- Instrument der EU für Beschäftigungsfähig- men des langfristigen Haushalts 2014-2020 politik besser zu verzahnen und die Abläufe keit, um EU-Bürger – insbesondere junge sein und das neue Regelwerk legt den Schwer- zu vereinfachen. Des weiteren werden die Menschen – wieder dauerhaft in eine Er- punkt auf kluge Investitionen. Die Anglei- neuen – gemeinsamen – Regeln eine stärke- werbstätigkeit zurückzubringen“, sagte die chung der neuen Kohäsionspolitik an die EU- re Konzentration der Finanzmittel auf weni- Berichterstatterin Elisabeth Morin-Chartier 2020-Wachstumsziele ist von grundsätzli- ge Schlüsselziele vorschreiben, die von der (EVP, FR). cher Bedeutung, aber Investitionen in intelli- Wachstumsstrategie der EU „Europa 2020“ Die Abgeordneten haben die Bemühun- gentes, nachhaltiges und integratives Wachs- vorgegeben werden. So soll eine „kritische gen zur Armutsbekämpfung verstärkt, indem tum müssen auch zu wirtschaftlichem, sozi- Masse“ für bessere Ergebnisse zustande sie mindestens 20 % der ESF-Mittel für die- alem und territorialem Zusammenhalt füh- kommen. ses Ziel reserviert haben. Der ESF wird ren“, fügte sie hinzu. Die Abgeordneten konnten ebenfalls ebenfalls die Bekämpfung der Jugendarbeits- „Die fünf EU-Fonds bilden den Rahmen gewährleisten, daß Maßnahmen zur Ver- losigkeit unterstützen, da mindestens 3 Mrd. für Investitionen aus einem Großteil des EU- knüpfung der Wirksamkeit der europäischen Euro der ESF-Mittel für die Beschäftigungs- Haushalts. Die neue Grundverordnung sorgt Struktur- und Investitionsfonds mit einer so- initiative für Jugendliche zur Verfügung ste- dafür, daß die Kohäsionspolitik sich von liden Wirtschaftspolitik fairer angewendet hen. Der Mindestanteil des ESF an den Ko- einem bloßen Transferinstrument zu einem werden. Diese Maßnahmen könnten zu einer häsionsmitteln beläuft sich auf 23,1 %. „ Instrument für gezielte Investitionen in Wis- Aussetzung von Kohäsionsmitteln in einem http://www.europarl.europa.eu/portal/de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 55 Wirtschaft Die Erholung geht weiter Bank Austria Konjunkturindikator setzt Aufwärtstrend mit Anstieg auf 1,2 Punkte im Oktober fort – Schlußquartal 2013 wird stärkstes Wirtschaftswachstum seit Anfang 2011 bringen – weiter leichtes Plus im Gesamtjahr 2013 erwartet

ie Erholung der heimischen Wirtschaft sichtlich zum Jahresende auch das stärkste der als in den vergangenen Monaten ein. Das Dkommt voran. Der Aufwärtstrend seit Wirtschaftswachstum seit Anfang 2011 er- Industrievertrauen liegt nach einem stetigen dem Sommer setzt sich fort. „Die Konjunk- reicht werden“, meint Bank Austria Ökonom Aufwärtstrend seit dem Frühsommer zwar turaufhellung beginnt sich zu festigen. Der Walter Pudschedl. Für das Gesamtjahr 2013 noch leicht unter dem langjährigen Durch- Bank Austria Konjunkturindikator erreicht ist nun von einem Wirtschaftswachstum um schnitt, doch wird die Lage so günstig, wie mit 1,2 Punkten im Oktober den höchsten 0,3 Prozent auszugehen. Damit haben die letztmals im ersten Halbjahr 2012 einge- Wert seit Sommer 2011. Erst vor drei Mona- Ökonomen der Bank Austria aufgrund des schätzt. „Die Stabilisierung in Europa hat ten hat unser Indikator den Minusbereich leicht unter den Erwartungen liegenden Q3- nicht nur die Stimmung in der europäischen verlassen und zeigt seitdem eine solide Auf- Ergebnisses ihre BIP-Prognose geringfügig und heimischen Industrie aufgehellt, auch wärtsbewegung“, freut sich Bank Austria zurückgenommen. die österreichischen Konsumenten blicken Chefökonom Stefan Bruckbauer. im Oktober bereits etwas optimistischer in Investitionen und Konsum die Zukunft als bisher“, so Pudschedl. Trotz Schlußquartal 2013 mit stärkstem unterstützen Exportwirtschaft der noch anhaltenden Verschlechterung der Wirtschaftswachstum seit Anfang 2011 Wichtigste Wachstumsstütze bleibt bis Lage am Arbeitsmarkt deutet ein leichter Die stetige Zunahme des Bank Austria zum Jahresende voraussichtlich die Auslands- Anstieg der Einzelhandelsumsätze auf eine Konjunkturindikators und insbesondere der nachfrage. Die Einkaufsmanagerindices be- weitere zaghafte Unterstützung des BIP- spürbare Anstieg im Oktober gegenüber dem finden sich in ganz Europa im Aufwärts- Wachstums durch den privaten Konsum im Vormonat läßt eine Beschleunigung der Er- trend, die Auftragsbücher füllen sich und die Schlußquartal 2013 hin. Auch der Investi- holung der österreichischen Wirtschaft im Stimmung in der europäischen Industrie hat tionsstau der vergangenen Monate sollte sich Schlußquartal 2013 erwarten. „Nach dem An- sich im Oktober weiter verbessert. In allen weiterhin auflösen, so daß von der Inlands- stieg des BIP im dritten Quartal 2013 um 0,2 wichtigen Märkten der heimischen Wirt- nachfrage insgesamt bereits ein maßgebli- Prozent sollte sich das Wirtschaftswachstum schaft nimmt die Zuversicht zu. Auch in Ös- cher Beitrag zum stärkeren Wirtschafts- zum Jahresausklang um etwa 0,6 Prozent terreich schätzen die Produzenten die Ge- wachstum zum Jahresende geleistet werden zum Vorquartal erhöhen. Damit wird voraus- schäftsaussichten deutlich vielversprechen- wird.

BankAustriaEinkaufsManagerIndex BIP (real; Veränderung zum Vorjahr in %) Bank Austria Konjunkturindikator 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 -1 -1 -2 -2 -3 -3 -4 -4 -5 -5 -6 -6

05 06 07 08 09 10 11 12 13 Quelle: Statistik Austria, Wifo, BankAustriaEconomics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 56 Wirtschaft

Schwungvolleres Wirtschafts- zum Jahreswechsel 2013/14 noch fortsetzen. sten Teuerung seit fast vier Jahren und im wachstum 2014 „Nach dem Rückgang im Oktober auf 1,4 Lichte der Rekordarbeitslosigkeit in Öster- Die österreichische Wirtschaft wird den Prozent wird auch Ende des Jahres die Teue- reich sehen wir die jüngste Entscheidung der frischen Schwung im neuen Jahr beibehalten rung voraussichtlich unter dere Grenze von Europäischen Zentralbank zur Senkung des können. Für 2014 rechnen die Ökonomen 1,5 Prozent liegen. Die noch moderate Kon- Leitzinssatzes auf nur noch 0,25 Prozent der Bank Austria weiterhin mit einem Wirt- junktur sowie stabile Rohstoffpreise werden positiv“, so Bruckbauer. Auch die Verlänge- schaftswachstum von 1,8 Prozent. Das anhal- die Inflation auch in der ersten Jahreshälfte rung der Vollzuteilung bei ihren Tendern bis tend günstige monetäre Umfeld, gestärkt 2014 auf einem niedrigen Niveau halten, erst Juli 2015 ist eine gute Nachricht aus der durch Fortschritte bei der Umsetzung der Ban- danach könnte die lebhaftere Wirtschafts- EZB. „Es wird deutlich, daß sich die Zen- kenunion, und vor allem der deutlich nach- entwicklung hier eine Trendwende einläu- tralbank ernsthaft gegen ein restriktiver ge- lassende Konsolidierungszwang in Europa ten“, meint Bruckbauer. Mit 1,8 Prozent im wordenes Finanzumfeld stellt. Da ihre kon- werden ein lebhafteres Wachstum auf ausge- Jahresdurchschnitt 2014 wird die Teuerung ventionellen Möglichkeiten aber nun prak- wogenerer Basis in Österreich fördern. Die knapp unter dem erwarteten Wert von 1,9 tisch ausgeschöpft sind, kann der nächste Inlandsnachfrage wird stärker als im laufen- Prozent für 2013 liegen. Schritt nur noch ein Langfristtender sein, den Jahr die Exportwirtschaft als Träger des sofern sich das Finanzumfeld weiter ver- Wachstums unterstützen können. EZB-Leitzinssenkung schärfen sollte“, meint Bruckbauer. Da die volkswirtschaftlich sinnvoll US-Notenbank im ersten Quartal 2014 ver- Diskussion um die Dimension des „Wie wir wiederholt in der Vergangenheit mutlich die Drosselung ihrer Wertpapierkäu- Budgetlochs war nicht sinnvoll und aufgezeigt haben, ist nicht Inflation, sondern fe starten wird, sind nach Einschätzung der förderte Unsicherheit eine mögliche Deflation der größere Risiko- Ökonomen der Bank Austria weitere liquidi- Von der heimischen Fiskalpolitik erwar- faktor für die europäische und auch österrei- tätspolitische Maßnahmen der EZB sogar ten die Ökonomen der Bank Austria dagegen chische Wirtschaft. Angesichts der niedrig- wahrscheinlicher geworden. „ leicht dämpfende Effekte für die Kon- junktur, wobei sich die Einschätzung in den vergangenen Monaten nicht verändert hat. Konjunkturerholung schreitet voran Als „Nicht Ziel führend“ war laut Bank n Österreich festigt sich die Aussicht auf Auch in Deutschland hielt die gute Kon- Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die Ieine Belebung der Wirtschaft. Der aktuel- junkturdynamik an. Aufgrund der Belebung jüngste Diskussion über vorhandene le WIFO-Konjunkturtest deutet wie die der Nachfrage aus dem In- und Ausland stei- Finanzierungslücken im Staatshaushalt und jüngste Produktionsausweitung auf eine all- gerte die Industrie ihren Umsatz im August ergänzt: Für 2013 ist unverändert von einem mähliche Erholung der Industriekonjunktur deutlich. Ebenso gewannen die Exporte und strukturellen Budgetdefizit von etwa 1,8 Pro- hin. Ebenso verbesserte sich der WIFO-Früh- der Einzelhandel wieder an Schwung. zent des BIP auszugehen. Das entspricht indikator zum dritten Mal. Auch für den Nach einer Stagnation festigte sich in den dann auch dem Konsolidierungsbedarf um Euro-Raum und die EU insgesamt deuten Vor- letzten Monaten auch in Österreich die Aus- 2017 einen ausgeglichenen strukturellen Bud- laufindikatoren auf eine anhaltende Auf- sicht auf eine Besserung der Wirtschaftslage. getsaldo zu erreichen.“ In absoluten Zahlen wärtstendenz hin. Sowohl der WIFO-Konjunkturtest als auch geht es bei einem angenommenen BIP von Der Welthandel expandiert stabil; dabei der WIFO-Frühindikator deuten auf eine 315 Mrd. Euro im Jahr 2013 um einen Kon- wurde die Dynamik wieder stärker von den langsame Aufwärtsentwicklung hin. solidierungsbedarf von nicht ganz 6 Mrd. Industrieländern (insbesondere den USA und Die Inflationsrate sinkt gemessen am VPI Euro, erst kumuliert über die gesamte Perio- Japan) als von den Schwellenländern getra- seit Anfang 2013 kontinuierlich und lag im de des Finanzrahmens ergibt sich eine Sum- gen. Während sich in den USA das Verbrau- September bei 1,7 %. Vor allem Treibstoffe me über 20 Mrd. Euro. „Bei Vorliegen eines chervertrauen nach dem partiellen Ausga- kosteten wesentlich weniger als im Septem- glaubhaften Plans für die Reduktion des bestopp im Oktober eintrübte, verlief die ber 2012. Die günstigen Konjunkturperspek- strukturellen Defizits und gleichzeitig einer Industriekonjunktur weiterhin stabil. Die tiven hellen auch das heimische Konsumen- transparenten Abwicklung der HGAA (Hypo japanische Wirtschaft wurde zuletzt sowohl tenvertrauen auf. Nach dem Rückgang seit Alpe Adria Group, Anm.) dürften die vorlie- durch eine Ausweitung der Binnen- als auch Jahresbeginn dürften die realen Einzelhan- genden Budgetzahlen keinen Grund bieten, der Exportnachfrage gestärkt. In China be- delsumsätze im III. Quartal im Vorjahresver- daß Investoren die Bonität Österreichs schleunigte sich das Wachstum im III. Quar- gleich angezogen haben. Im Tourismus ver- schlechter beurteilen als vor den Wahlen. Al- tal zwar wieder leicht, dennoch zeichnet sich lief die Konjunktur zuletzt verhalten, die Um- lerdings hat die Diskussion der letzten Wo- eine Umorientierung der Wirtschaft mit ab- sätze wurden durch eine niedrige Ausgaben- chen Unsicherheit hervorgerufen, die die geflachten Wachstumsraten ab. bereitschaft der Gäste gedämpft. Risken etwas steigen lassen und den Spiel- In der EU insgesamt und im Euro-Raum Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen raum nun einengen“, ist Bruckbauer über- bleibt die positive Tendenz der letzten Mona- war im Oktober um 12,2 % höher als im Vor- zeugt. Der Druck, einen klaren Plan zu lie- te erhalten: Nach einer Ausweitung der Indu- jahr, mit den stärksten Zuwächsen in der fern, hat jedenfalls zugenommen. strieproduktion im August deuten Vorlauf- Bauwirtschaft sowie im Gesundheits- und indikatoren der Europäischen Kommission Sozialwesen. Im Vormonatsvergleich stieg Inflation bleibt niedrig, Leitzinsen auch auf eine langsame Erholung hin. Im Septem- die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt um 0,5 Der rückläufige Inflationstrend, der zu ber blieb die Arbeitslosenquote im Vormo- %, die Beschäftigung erhöhte sich leicht um Jahresbeginn einsetzte, wird sich nach An- natsvergleich stabil, war aber mit 12,2 % 0,1 %. „ sicht der Ökonomen der Bank Austria bis (Euro-Raum) bzw. 11,0 % (EU) sehr hoch. http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 57 Wirtschaft Inflation sinkt im Oktober 2013 deutlich auf 1,4 % Die Inflationsrate für Oktober 2013 betrug nach Berechnungen von Statistik Austria 1,4 % (September 1,7 %). Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2010 (1,0 %).

usschlaggebend für den Rückgang der stiege von 3,4 % auf. Beherbergungsdienst- 119,43. Die harmonisierte Inflationsrate be- AInflationsrate waren deutliche Verbilli- leistungen verteuerten sich hingegen insge- trug 1,5 % (September 1,8 %). Der Unter- gungen in der Ausgabengruppe „Verkehr“ (vor samt um nur 0,1 %. schied zum VPI von 0,1 Prozentpunkten be- allem bei Treibstoffen, gebrauchten Pkw und In der Ausgabengruppe „Freizeit und ruht auf Gewichtungsunterschieden zwi- Flugtickets) im Vergleich zum Vorjahr. Die Kultur“ stiegen die Preise moderat (durch- schen VPI und HVPI (siehe methodische einflußreichsten Verteuerungen zeigten sich schnittlich +0,8 %; Einfluß: +0,09 Prozent- Informationen). Die deutlichen Preisanstiege im Oktober 2013 bei Ausgaben für Nahrungs- punkte). Entscheidend dafür waren Pau- in der Ausgabengruppe „Restaurants und mittel und „Wohnung, Wasser und Energie“. schalreisen, die sich im Jahresabstand um Hotels“ (höhere Gewichtsanteile im HVPI Der Indexstand des Verbraucherpreis- 0,7 % verbilligten. Im September hatten sie als im VPI) erhöhten den HVPI stark gegen- index 2010 (VPI 2010) für den Monat noch ein Plus von 2,5 % aufgewiesen. Elek- über dem VPI. Teurere Freizeit- und Kul- Oktober 2013 lag bei 108,4. Gegenüber dem tronische Geräte (Audiovisions-, Fotografie-, turdienstleistungen (höhere Gewichtsanteile Vormonat (September 2013) ging das durch- EDV-Geräte) kosteten um 5,0 % weniger, im HVPI als im VPI) erhöhten den HVPI schnittliche Preisniveau um 0,1 % zurück. Freizeit- und Kulturdienstleistungen um ebenfalls gegenüber dem VPI. Ausgaben für 2,1 % mehr. die Instandhaltung von Wohnungen (gerin- Teuerung der Nahrungsmittel Hauptpreisdämpfer im Jahresabstand war gere Gewichtungsanteile im HVPI als im steigt weiter an die Ausgabengruppe „Verkehr“ (durchschnitt- VPI) dämpften hingegen den HVPI gegenü- Als Hauptpreistreiber im Jahresabstand lich -2,0 %; Einfluß: -0,28 Prozentpunkte). ber dem VPI. Niedrigere Treibstoffpreise erwies sich die Ausgabengruppe „Nahrungs- Deutlicher als zuletzt fielen die Preise für (höhere Gewichtsanteile im HVPI als im mittel und alkoholfreie Getränke“ (durch- Treibstoffe (Oktober -7,0 %, September VPI) verminderten ebenfalls den HVPI schnittlich +3,4 %; Einfluß: +0,40 Prozent- -6,1 %) und für gebrauchte Pkw (Oktober gegenüber dem VPI. punkte). Alleinverantwortlich dafür waren -8,6 %, September -4,1 %). Flugtickets ko- stärker als zuletzt gestiegene Preise für Nah- steten im Jahresvergleich ebenfalls weniger Teuerung für Pensionistenhaushalte rungsmittel (Oktober durchschnittlich (-3,8 %), im September waren sie noch mit im Oktober 2013 bei +1,8 % +4,0 %, September +3,5 %). Insbesondere 5,0 % im Plus. Die Instandhaltung und Re- Die Teuerungsrate des Preisindex für nahm der Preisauftrieb bei Obst (Oktober paraturen von privaten Verkehrsmitteln ver- Pensionistenhaushalte (PIPH 2010) betrug +4,8 %, September +3,5 %) und Gemüse teuerten sich insgesamt um 3,0 %. im Oktober 2013 1,8 % (September 2,0 %). (Oktober 3,7 %, September +1,7 %) zu. Im Der Indexstand des PIPH lag bei 109,0. Die Zwölfmonatsabstand verteuerten sich weiters Monatsvergleich: -0,1 % Differenz zum VPI von +0,4 Prozentpunkten Milch, Käse und Eier um insgesamt 5,2 %, gegenüber September 2013 wurde hauptsächlich von deutlichen Preis- Fleisch um 2,8 %, sowie Brot und Getreide- Die Ausgabengruppe „Verkehr“ (durch- anstiegen in der Ausgabengruppe „Gesund- erzeugnisse um 3,5 %. Absolute Preisstabi- schnittlich -1,2 %; Einfluß: -0,16 Prozent- heitspflege“ (höhere Gewichtsanteile im lität (durchschnittlich +0,0 %) zeigte sich punkte) war Hauptpreisdämpfer im Monats- PIPH) verursacht. Zusätzlich trugen auch hingegen bei alkoholfreien Getränken. abstand. Dazu trugen überwiegend Preisre- Teuerungen bei Nahrungsmitteln, bei der In- In der Ausgabengruppe „Wohnung, Was- duktionen bei Treibstoffen (-2,5 %), Flug- standhaltung von Wohnungen sowie bei So- ser, Energie“ (durchschnittlich +1,9 %; Ein- tickets (-9,1 %) sowie für gebrauchte Pkw zialschutzdienstleistungen (jeweils höhere fluß: +0,35 Prozentpunkte) verteuerte sich (-4,7 %) bei. Gewichtsanteile im PIPH) dazu bei. Zudem die Instandhaltung von Wohnungen um ins- Als Hauptpreistreiber im Monatsabstand verminderten billigere Treibstoffe (niedrige- gesamt 2,9 % gegenüber dem Vorjahresmo- erwies sich die Ausgabengruppe „Nahrungs- re Gewichtsanteile im PIPH) den PIPH nicht nat. Die Wohnungsmieten stiegen durch- mittel und alkoholfreie Getränke“ (durch- so merklich wie den VPI. Höhere Kosten für schnittlich um 2,8 %, die Betriebskosten für schnittlich +0,9 %; Einfluß: +0,11 Prozent- Bewirtungsdienstleistungen sowie in der Mietwohnungen um 3,3 % und jene für Eigen- punkte). Ausschlaggebend dafür waren höhe- Ausgabengruppe „Erziehung und Unter- tumswohnungen um 3,4 %. Demgegenüber re Preise für Fleisch (+1,2 %), Gemüse richt“ (jeweils geringere Gewichtsanteile im blieben die Ausgaben für Haushaltsenergie (+2,1 %) und Obst (+1,7 %). PIPH) dämpften hingegen den PIPH gegen- fast unverändert (durchschnittlich +0,1 %; über dem VPI. Strom +2,7 %, Fernwärme +0,3 %, jedoch Teuerung laut harmonisiertem Ver- Heizöl -7,8 %, Gas -1,1 %). braucherpreisindex im Oktober 2013: Inflation beim täglichen Einkauf Die Ausgabengruppe „Restaurants und +1,5 % massiv über dem Durchschnitt Hotels“ (durchschnittlich +2,9 %; Einfluß: Der Indexstand des auf europäischer Das Preisniveau des Mikrowarenkorbes, +0,23 Prozentpunkte) wies bei Bewirtungs- Ebene harmonisierten Verbraucherpreisin- der überwiegend Nahrungsmittel enthält und dienstleistungen durchschnittliche Preisan- dex (HVPI 2005) lag im Oktober 2013 bei den täglichen Einkauf widerspiegelt, stieg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 58 Wirtschaft im Jahresabstand um 3,8 % (September: HVPI sind Ausgaben für Eigentumswoh- tungsschema abzüglich der Schadenszah- 3,9 % revidiert). Das Preisniveau des Mini- nungen/Häuser nicht enthalten. Die Instand- lungen der Versicherungen an die privaten warenkorbes, der einen wöchentlichen Ein- haltung von Wohnungen ist im HVPI des- Haushalte (Netto-Konzept). kauf abbildet und neben Nahrungsmitteln halb geringer gewichtet als im VPI. Die Aus- Saisonale Produkte: Aufgrund der EU- und Dienstleistungen auch Treibstoffe ent- gaben ausländischer Touristen sind nur im Verordnung Nr. 330/2009 wird für Saison- hält, erhöhte sich im 12-Monatsvergleich um HVPI enthalten. Deshalb sind Treibstoffe, produkte wie Obst, Gemüse, Fisch, Beklei- nur 0,6 % (September: 0,7 %), da die billi- Flugtickets, Bewirtungs- und Beherbergungs- dung und Schuhe die Preisentwicklung in geren Treibstoffe deutlich preisdämpfend dienstleistungen im HVPI höher gewichtet den außersaisonalen Zeiträumen mithilfe der wirkten. als im VPI. Bei Versicherungsdienstleistun- durchschnittlichen Preisentwicklung aller gen werden sowohl im HVPI als auch im Produkte bzw. der restlichen Saisonprodukte Methodik, Definitionen VPI die von den Haushalten gezahlten Brut- derselben Produktgruppe geschätzt. Die An- Im Basisjahr einer Indexperiode wird die to-Prämien für die monatliche Preismessung wendung dieser Methoden ist für den HVPI durchschnittliche Jahresmesszahl auf 100 herangezogen. In der VPI-Gewichtung sind verpflichtend, für den VPI wird aus Konsi- normiert. Die Indexreihe wird mit dem Ba- Versicherungsdienstleistungen mit dem Brut- stenzgründen analog vorgegangen. „ sisjahr bezeichnet, d. h. die durchschnittliche to-Anteil berücksichtigt, im HVPI-Gewich- http://www.statistik.at Messzahl des Verbraucherpreisindex 2010 (VPI 2010) beträgt im Jahr 2010 100,0. Der HVPI wird weiterhin auf Basis 2005 veröf- Österreicher sind gut über Inflation informiert fentlicht, weil das Basisjahr auf europäischer ine niedrige Inflation ist den Österrei- laufend. Bekanntester Inflationsindikator ist Ebene erst zu einem späteren Zeitpunkt EcherInnen laut einer aktuellen Umfrage der Verbraucherpreisindex (74 % der Bevöl- umgestellt wird. sehr wichtig. Der weitaus überwiegende kerung kennen diesen). Er wird auch als Als Inflationsrate wird die durchschnittli- Teil, nämlich 68 % der Befragten, hält eine überwiegend (63 %) zuverlässiger Indikator che Preisentwicklung im Zwölfmonatsab- jährliche Inflationsrate von nur 0-2 % für eingeschätzt. Lediglich eine Minderheit von stand bezeichnet. erstrebenswert. Weitere 13 % finden eine 14 % übt Kritik hauptsächlich dahingehend, Einfluß = Veränderungsrate x Gewicht Teuerung zwischen 2-3 % und nur mehr daß der VPI nicht das typische Konsum- der betreffenden Position (vereinfachte wenige eine noch höhere Inflation akzepta- verhalten der Haushalte abbilde. Darstellung). bel. Für Haushalte mit besonders niedrigem Betreffend das Preisstabilitätsziel des Der Basiseffekt ist ein statistisches Phä- Einkommen hat eine geringere Inflationsrate Euroraumes sind die Ergebnisse weniger nomen und betrifft den Einfluss des ver- einen etwas höheren Stellenwert als für positiv. Nur ein Drittel der Befragten kennt gleichbaren Bezugszeitpunktes (Basis) auf Haushalte mit höherem Einkommen. die exakte Definition des Zielwerts des Euro- die aktuelle Preisentwicklung. Der Basisef- Als negative Effekte höherer Inflation systems für Preisstabilität (nahe bei, aber un- fekt spielt insbesondere bei der Interpreta- sehen die ÖsterreicherInnen primär einen ter 2 % jährliche Preissteigerung im Euro- tion der Veränderungsraten zum Vorjahr eine Kaufkraftverlust, Nachteile für einkom- raum). 4 % vermuten den Zielwert zwischen Rolle. Die Höhe der Teuerungsrate eines be- mensschwache Gruppen sowie eine Entwer- 0 und 1 % und 19 % meinen, er liege in der stimmten Monats hängt nicht nur von der tung der Ersparnisse. Die Effekte von Defla- Bandbreite von 2-4 %. Knapp weniger als aktuellen Preisentwicklung ab, sondern auch tion können hingegen zwei Drittel – vor al- die Hälfte der Befragten (45 %) kann keine vom Preisniveau des Vorjahres. Gab es in lem mangels Erfahrung – nicht einschätzen. Angaben zum Zielwert machen. der vergleichbaren Vorjahresperiode einen Die Ergebnisse basieren auf einer im Befragt nach der durchschnittlichen In- (vorübergehenden) starken Preisanstieg, so Sommer 2013 durchgeführten repräsentati- flationsentwicklung in Österreich seit der wird die aktuelle Teuerungsrate tendenziell ven Umfrage unter 2000 ÖsterreicherInnen, Eurobargeldumstellung (2002) bzw. der Pe- niedriger, gegebenenfalls auch rückläufig die in Zusammenarbeit von OeNB und dem riode seit der Finanz- und Wirtschaftskrise ausfallen. Selbst bei unveränderter Preisent- Meinungsforschungsinstitut IFES erfolgte. (Mitte 2008) zeigt sich hingegen ein etwas wicklung im aktuellen Monat gegenüber Dabei standen das Wissen und die Einschät- differenziertes Bild: Nur gut ein Drittel der dem Vormonat kann die zugehörige Teue- zung der österreichischen Bevölkerung rund Bevölkerung gibt die richtige Bandbreite (2- rungsrate aufgrund des statistischen Basis- um die Themen Inflation, Inflationsindikato- 3 %) an. Rechnet man den Durchschnitt aus effektes variieren. ren, Preiswahrnehmung und Preiserwartun- allen Antworten, so liegt die von den Kon- Unterschiede VPI/HVPI: 1) Gewichtungs- gen im Vordergrund. sumenten wahrgenommene Inflationsrate für unterschiede aufgrund der EU-Verordnung Wie eine Analyse der Befragungsergeb- den Zeitraum seit 2002 mit 3,0 % bzw. seit Nr. 1114/2010: Ab Jänner 2012 müssen für nisse durch die OeNB verdeutlicht, sind die der Finanzkrise mit 3,3 % merklich über den den HVPI aus Vergleichsgründen die Daten Österreicher über diesen Themenkreis gut tatsächlichen Werten von 2,1 % bzw. 2,2 %. der Konsumrechnung der Volkswirtschaft- informiert bzw. machen weitgehend realitäts- Insgesamt verdeutlichen die Befragungs- lichen Gesamtrechnung als Gewichtung ver- nahe Einschätzungen u.a. zur Höhe der ergebnisse, daß die Österreicher relativ gut wendet werden. Dadurch erhielten beispiels- Inflationsrate oder den inflationsbestimmen- über die Inflation Bescheid wissen. Grund weise im HVPI „Bekleidung und Schuhe“ den Faktoren. Dahinter steht, daß für acht dafür ist, daß die Medien darüber berichten, ein deutlich höheres Gewicht als im VPI, von zehn ÖsterreicherInnen „Inflation“ ein die Bürger selbst die Preise beobachten und Pauschalreisen hingegen ein deutlich niedri- relevanter Indikator ist. Rund zwei Drittel nicht zuletzt viele Institutionen, auch die geres. 2) Gewichtungsunterschiede aufgrund der Bevölkerung beobachten Inflationsent- OeNB, über die Themen Inflation und unterschiedlicher Konzepte: Eigentümerge- wicklungen über verschiedene Quellen (eige- Finanzen fokussiert informieren. „ nutztes Wohnen ist nur im VPI enthalten, im ne Preiswahrnehmungen oder die Medien) http://www.oenb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 59 Wirtschaft Fokus auf die heimischen Gründer 100 Millionen Euro für Österreichs Start-up Szene

tart-ups sorgen für Innovation, beleben Neue aws-Instrumente werden dazu beitra- heimische Start-ups zur Verfügung stehen. SÖsterreichs Wirtschaft und schaffen Ar- gen, Lücken im Finanzierungsangebot für Das Angebot beinhaltet dabei klassische aws beitsplätze. Aus diesem Grund legt die Austria junge Unternehmen zu schließen und die Garantien zur Mobilisierung von Risikoka- Wirtschaftsservice GmbH (aws) ihren Fokus Unterstützung der Start-ups auszubauen. pital und wird ergänzt durch bewährte aws- auf die heimischen Gründer. Das beginnt Insgesamt werden dafür 100 Millionen Euro Instrumente wie Seedfinancing zur Unter- beim Entrepeneurial Spirit und reicht von der pro Jahr zu Verfügung stehen. Der Start-up stützung von sehr frühen Phasen von High Gründung, der Marktüberleitung und Markt- Schwerpunkt setzt sich unter anderem Tech Unternehmen, das aws impulse Pro- einführung bis zur Wachstumsphase. Insge- zusammen aus: gramm zur Unterstützung der Kreativwirt- samt stehen dafür pro Jahr 100 Millionen Eu-  dem neuen Gründerfonds: stille und offe- schaft, Cleantech- und Venture Capital Ini- ro zur Verfügung. Ein Euro Unternehmens- ne Beteiligungen für Start-ups, tiative so wie etwa die aws-Börse für Busi- finanzierung der aws löst dabei 10 Euro pri-  dem Business Angel Fonds: Kofinanzie- ness Angels. vate Finanzierung aus. rung von Business Angels sowie zukünf- Erfolgsrezepte, Chancen und Herausfor- tig, Know-how, Coaching und derungen sowie Finanzierungsmöglichkei-  der Installierung eines neue aws Start-up Unterstützung für die Community ten wurden auch bei der Veranstaltung Centers: Dies beinhaltet Ausbildungsmaß- „Die aws begleitet Gründer von der guten „Start-ups – der Weg zum Erfolg“ diskutiert. nahmen, Aktivitäten zur Schaffung einer Idee bis zum Markterfolg – das umfaßt Rund 140 Personen besuchten den ersten aws Start-up Community, Unterstützung neben der Finanzierung noch zahlreiche wei- Event am 12. November 2013 am neuen von Initiativen wie beispielsweise das tere Aspekte“, erläutert Sagmeister. Das aws Standort der aws in der Walcherstraße. Pioneers Festival oder den permanenten Gründerangebot wird daher von einem um- „Start-ups sind für den Wirtschaftsstand- Dialog mit Gründern. fassenden Coaching-Angebot abgerundet. ort Österreich von enormer Bedeutung. Sie Dieses beinhaltet beispielsweise Markt-, sind Wachstumsmotoren und Impulsgeber Technologie und Patentrecherchen, Beteili- der heimischen Wirtschaft. Sie treiben In- gungscoaching oder Praxisworkshops, um novation voran, ergreifen neue Chancen und Produkte verkaufsfähig zu machen. schaffen Geschäftsmodelle der Zukunft“, Um in Österreich ein erfolgreiches faßte Bernhard Sagmeister, Geschäftsführer Gründer-Ökosystem nachhaltig zu etablie- der aws, den Grundtenor der Veranstaltung ren, ist neben Kapital vor allem der Support „Start-ups – der Weg zum Erfolg“ zusam- der Community wichtig. „Es geht auch dar- men. „Doch neben viel Mut brauchen die um ein gesellschaftliches Bewußtsein zu jungen Unternehmer vor allem eines: Finan- schaffen. Ein Mindset, das auch Mißerfolge zierungsmöglichkeiten. Gerade dann, wenn erlaubt. Denn wer das Wagnis einer Grün- es um die Überbrückung des Valley of Death Foto: http://www.bilderbox.biz dung eingeht, kann auch scheitern – doch ins- geht, und genau in dieser Marktüberleitungs- Im Rahmen der Jungunternehmer-Offen- gesamt sind es die Gründer und Jungunter- phase setzen unsere Instrumente an.“ sive des Wirtschaftsministeriums und des Fi- nehmer, die für Arbeitsplätze und Wohlstand Das betonte auch Edeltraud Stiftinger, nanzministeriums bietet der aws Grün- sorgen“, betont Stiftinger. So unterstützt die Geschäftsführerin der aws: „Besonders in derfonds Risikokapital zur Finanzierung von aws bestehende Initiativen wie beispiels- der Frühphase, oft nach der Fertigstellung des Firmen mit hohem Wachstumspotential in weise das Pioneers Festival als Partner um Prototypen, ist die Finanzierung von Unter- der Früh- und der Wachstumsphase. Der aws die Positionierung Österreichs als internatio- nehmen ein kritischer Erfolgsfaktor. Doch Business Angel Fonds ist ein Kofinanzie- naler Start-up Hub auszubauen. gerade junge, überdurchschnittlich wachsen- rungsprogramm für Eigenkapitalinvestitio- Die Austria Wirtschaftsservice GmbH de Unternehmen sehen sich oft mit strengen nen von Business Angels. Die Investments (aws) ist die Förderbank des Bundes. Als Kreditvergaberichtlinien wegen erhöhten werden primär in Start-ups erfolgen. Spezialbank im öffentlichen Eigentum ist sie Eigenkapitalforderungen im Bankwesen und auf Unternehmensfinanzierung mit Schwer- dem Rückzug wesentlicher Investorengrup- Die aws-Start-up punkt „Gründungen“ und „Wachstum und pen konfrontiert. Hier leistet die aws einen Förderungen in Zahlen Industrie“ ausgerichtet. Durch die Übernah- wesentlichen Beitrag.“ Die aws unterstützt ca. 10 Prozent sämt- me von Garantien, durch Eigenkapital durch licher heimischer Start-ups oder jungen die Vergabe von Zuschüssen, zinsgünstigen Fokus Start-ups – Unternehmen, pro Jahr sind das mehr als Krediten, sowie durch Coaching und Bera- 100 Millionen Euro pro Jahr 2500 Projekte. tung werden Wachstum und Innovation kon- Aus diesen Gründen legt die aws ihren Mit den neuen aws-Instrumenten werden sequent gefördert. „ Fokus auf die Unterstützung von Start-ups. ab sofort 100 Millionen Euro pro Jahr für http://www.awsg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 60 Wirtschaft Grünes Wachstum stärkt Wirtschaft und Beschäftigung OECD empfiehlt Steuerreform für mehr Nachhaltigkeit

mweltgüter und -dienstleistungen spie- Ulen in der österreichischen Wirtschaft Schwerpunktverschiebung bei inzwischen eine größere Rolle als traditio- Umweltsubventionen und -investitionen nell wichtige Sektoren, wie etwa der Touris- mus oder das Baugewerbe. Wie aus dem ak- 2011 (Außenkreis) sowie Durchschnitt 1993-2010 (Innenkreis) tuellen „Umweltprüfbericht: Österreich“ der Organisation für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung (OECD) hervor- geht, lag der Umsatz von ökologischen Waren und Dienstleistungen im Jahr 2011 bei knapp 33 Milliarden Euro. Das entspricht 10,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – fast dem Doppelten der Tourismusbranche. Auch für den Arbeitsmarkt erweist sich der Umweltsektor zunehmend als Motor: In den Krisenjahren 2008 bis 2011 wuchs die Beschäftigung hier um zwei Prozent, wäh- rend sie in Österreich insgesamt nur um 0,4 Prozent zulegte. Mit gut 170.000 Menschen arbeiten heute fast fünf Prozent der Beschäf- tigten im Umweltbereich, hauptsächlich in den Sparten Erneuerbare Energien, Boden- Kommunale Siedlungswasserwirtschaft Gewässerökologie und Forschung und Gewässerschutz sowie Energie-Effi- Reinigung von Industrieabwässern Umweltförderung im Inland (UFI) zienz. Eine bessere Abstimmung zwischen Umwelt- und Arbeitsmarktpolitik könnte das Gebäudesanierung und -nachrüstung Altlastensanierung Potenzial für „grüne“ Jobs laut Bericht noch Grafik: OECD verstärken. Wichtig sei dabei es, den Struk- „Diese Subventionen sind doppelt wider- zienz. Bei diesen Maßnahmen besteht aller- turwandel zu flankieren und sicherzustellen, sinnig“, sagte OECD-Umweltdirektor Simon dings die Gefahr, daß sie Investitionen för- daß potentielle ArbeitnehmerInnen die Fä- Upton bei der Vorstellung des Berichts in dern, die auch ohne zusätzliche Förderung higkeiten erwerben, die sie in einer an Nach- Wien. „Erstens unterstützen sie vor allem getätigt worden wären, es also zu Mitnah- haltigkeit orientierten Wirtschaft brauchen. jene, die ohnehin schon ein gehobenes Ein- meeffekten kommt. Erschwerend kommt Der Bericht unterstreicht auch die Bedeu- kommen haben. Zweitens beeinträchtigen hinzu, daß sich Kommunen, Länder und Bund tung einer in Österreich bereits länger disku- sie die Lebensqualität der gesamten Gesell- die Verantwortung für die Subventionen tei- tierten „sozial-ökologischen“ Steuerreform: schaft durch mehr Luftverschmutzung, len, die einzelnen Akteure aber nur bedingt Eine solche Reform würde den Faktor Arbeit Lärm, Staus und Unfälle. Hier sind schlicht miteinander kooperieren. Der OECD-Be- entlasten, umweltschädliches Verhalten aber die Anreize verkehrt gesetzt: Solche Dinge richt regt deshalb an, die Effizienz und stärker belasten und dadurch Wachstum und sollten die Verursacher Geld kosten, nicht Effektivität dieser Umweltmaßnahmen und Beschäftigung fördern. Erste Schritte in die Allgemeinheit.“ ihrer Umsetzung zu überprüfen. diese Richtung hat Österreich mit der 2011 In vielen Fällen kommen Subventionen Insgesamt fällt die Bilanz des Umwelt- eingeführten Flugsteuer oder der seit Anfang in Österreich aber auch zum Einsatz, um prüfberichts für Österreich in den meisten des Jahres geltenden Bonus/Malus-Rege- ökologische Ziele zu erreichen. Insgesamt Bereichen positiv aus: die Trinkwasserqua- lung bei der Zulassung von Autos gemacht. fließen 40 Prozent der umweltbezogenen lität gehört zu den besten weltweit, der An- Weitere Maßnahmen sollten dafür sorgen, Staatsausgaben in Form von Subventionen, teil erneuerbarer Energien am Gesamtener- dass jene Industrien, die noch nicht in den gut vier Mal so viel wie im Durchschnitt der gieaufkommen ist dreimal so hoch wie im EU-Emissionshandel eingebunden sind, Euroländer. Daneben profitiert die ökologi- OECD-Durchschnitt und der Ressourcen- einen Preis für ihren CO2-Ausstoß zahlen. sche Landwirtschaft stark von Subventio- verbrauch ist gemessen am Bruttoinlands- Zudem erweisen sich eine Reihe von Sub- nen. Mit Erfolg: Heute werden 19 Prozent produkt moderat. Diese Analysen stimmen ventionen als latent nachteilig für die Um- aller landwirtschaftlichen Flächen in Öster- mit Umfragen überein, nach denen knapp drei welt, so zum Beispiel die Pendlerpauschale reich biologisch bestellt – ein EU-Rekord. In Viertel aller ÖsterreicherInnen den Zustand oder Steuererleichterungen für Firmen- jüngster Zeit liegt der Fokus mehr und mehr der Umwelt in ihrem Land mit gut oder sehr wagen. auf erneuerbaren Energien und Energieeffi- gut bewerten (EU-Schnitt: 44 %). „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 61 Wirtschaft 100 Jahre Manner AG Manner lud zum Fest: 115 Jahre Manner Schnitte, 100 Jahre Manner AG, Neues Bürogebäude in Manner-rosa

it viel Prominenz feierte Waffelher- Msteller Manner ein Fest in Rosa. Als Gründe zum Feiern gab gleich zwei Jubi- läen: 115 Jahre Manner Schnitte und 100 Jah- re Manner AG. Außerdem wurde das neue Bürogebäude in der Geblergasse 117 gleich nebenan eingeweiht. Seit der Gründung 1890 hat Manner seinen Sitz in Wien und produziert von Beginn an im 17. Bezirk in Wien. Das Traditionsunternehmen Manner in- vestiert in den Wiener Manner-Produktions- standort kräftig. Rund 40 Millionen Euro sollen in den nächsten drei Jahren in das Areal in Ottakring fließen und so den Stand- ort langfristig sichern. Mit der Eröffnung des neuen Bürogebäudes startet nun der Um- und Ausbau bzw. die Modernisierung der

Produktionsanlagen, die bis Anfang 2016 Fotos: Josef Manner & Comp. AG /APA-Fotoservice/Schedl beendet sein werden. Das Wiener Traditions- v.l.: Sozialminister Rudolf Hundstorfer, Wiens Bürgermeister Michael Häupl, unternehmen beschäftigt rund 670 Mitarbei- Aufrsichtsratsvorsitzender Carl Manner, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und der Pfarrer des Wiener Stephansdoms, Toni Faber, bei der Jubiläumsfeier. terInnen und erwirtschaftete 2012 einen Um- satz von rund 176 Millionen Euro. Zum er- rosa Kultmarke. Die 100jährige Manner AG auch Dompfarrer Toni Faber nicht. Immer- sten Mal erreichte Manner im abgelaufenen zeichnet auch für die Produktpalette von hin ist Manner das einzige österreichische Geschäftsjahr auch eine Exportquote von Casali und Napoli sowie Victor Schmidt ver- Produkt, das den Stephansdom als Logo ver- 60 Prozent. Vertreten ist das Unternehmen in antwortlich. wenden darf. Seit jeher unterstützt der Süß- 50 Ländern unter anderem in Deutschland, Unter anderem beim Rosa-Fest gesichtet: warenhersteller auch das Wahrzeichen der Tschechien oder Slowenien. „Manner setzt die Bundesminister Rudolf Hundstorfer und Stadt und finanziert den dort tätigen Stein- einen zukunftsweisenden Trend in der Stadt- Reinhold Mitterlehner, Wiens Bürgermeister metz. entwicklung. Wir wollen beweisen, daß in Michael Häupl, Vizebürgermeisterin Renate Die 1890 gegründete Josef Manner & smarten Städten Produktionsbetriebe beste- Brauner, Präsidentin der Wirtschafskammer Comp. AG ist als Spezialist für Waffeln, hen können und eine sinnvolle Integration KommR Brigitte Jank, Bezirksvorsteherin Dragees und Schaumwaren die Nummer 1 und Entwicklung von Arbeits- und Wohnge- von Hernals Ilse Pfeffer, Barbara van der am österreichischen Schnittenmarkt und die bieten möglich ist“, begründet Finanzvor- Melle, die Skispringer Andi Kofler, Martin Nummer 3 am österreichischen Süßwaren- stand Albin Hahn diesen strategischen Koch und Manuel Settner. Natürlich fehlte markt. 2012 erzielte der österreichische Tra- Schritt. ditionsbetrieb einen Umsatz von Mio. 176,3 Das im altbewährten Manner-rosa gehal- Euro. Die Zentrale befindet sich in Wien, tene Gebäude liegt gleich neben dem Pro- weitere Produktionsstätten gibt es in Perg duktionsstandort und verbindet Tradition und und Wolkersdorf. Die Produktion findet aus- Moderne. Nach dem Umzug der Mitarbeiter schließlich in Österreich statt. in das neue Bürogebäude startet der Um- Zur Manner Familie gehören neben den und Ausbau der Produktion, der 2016 been- berühmten Manner Neapolitaner Schnitten det sein wird. Stolz zeigte sich auch Auf- mit Haselnusscreme unter anderem auch die sichtsratsvorsitzender und Enkel des Firmen- Marken Casali mit den beliebten Rum-Ko- gründers, Carl Manner, ob des Jubiläums der kos-Kugeln und Schoko-Bananen und Na- Manner Schnitte und der AG Gründung. poli mit dem Klassiker Dragee Keksi sowie „Vor 115 Jahren startete mein Großvater Jo- die beliebten Mozartkugeln von Victor sef Manner mit den beliebten Haselnuß- Schmidt. Wie kein anderes österreichisches Schnitten, die zu Beginn einzeln verpackt Unternehmen vereint Manner Wiener Tradi- wurden. Bis heute ist die Rezeptur gleichge- tion mit modernem Image. Manner mag man blieben. Das schätzen die Manner-Fans“, Carl Manner eben! „ erläutert Carl Manner das Erfolgsrezept der Enkel des Firmengründers http://www.manner.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 62 Chronik Stift erstrahlt in neuem Glanz Vorzeitig und damit rechtzeitig zum bevorstehenden Jubiläumsjahr 2014 konnte die Generalsanierung für das Stift Klosterneuburg abgeschlossen werden. Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Am 12. Juni 1114 wurde der Grundstein zur Stiftskirche gelegt – 899 Jahre später bietet sich dieses beeindruckende Bild.

uch das Budget wurde dabei punktge-  ein Umsatzvolumen von 12,5 Mio. Euro, getreten sei, rund 32 Millionen Euro in die Anau eingehalten und ein respektabler In-  95 Prozent der Wertschöpfung blieb in Generalsanierung des Stiftes investiert wor- vestitionsschub für die Region erwirtschaf- der Region, den, nahm auch Landeshauptmann Erwin tet. 2014 feiert das Stift Klosterneuburg sein  bedeutet 163 Jahresarbeitsplätze, Pröll in seiner Stellungnahme auf die Reno- 900jähriges Jubiläum gemeinsam mit den  ergibt ein Steueraufkommen von 1,1 Mio. vierungsarbeiten Bezug. 8,5 Millionen Euro KlosterneuburgerInnen und allen, die daran Euro für den Bund und seien seitens des Landes dafür zur Verfü- teilhaben möchten.  700.000 Euro für die Länder und Ge- gung gestellt worden. Die Schwerpunkte der Die Generalsanierung des Stiftes Kloster- meinden. vergangenen Jahre – das Altstift, die Stifts- neuburg erfolgte in Rekordzeit. So konnte kirche und der Barocktrakt – haben rund 9,6 diese bereits in drei Jahren (2010-2013) an- „Auch wenn die Wirtschaftsbetriebe des Millionen Euro an Investitionen erfordert, statt der vorgesehenen acht Jahre (2010-2018) Stiftes den überwiegenden Teil der Renovie- davon habe das Land Niederösterreich 25 Pro- abgeschlossen werden. Das hierfür veran- rungskosten tragen, wäre die Generalreno- zent zur Verfügung gestellt. Der Bundes- schlagte Budget von 9,6 Mio. Euro, mit einer vierung ohne die Unterstützung durch das anteil habe lediglich 10 Prozent betragen, so 25-Prozent-Förderung des Landes Niederös- Land Niederösterreich nicht in dieser Form Pröll: „Leider hat sich der Bund immer mehr terreich, konnte dank der ausgezeichneten möglich gewesen“, so der Wirtschaftsdirek- und mehr zurückgezogen von der Pflege un- Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmal- tor Andreas Gahleitner. „Das Land Nieder- serer traditionellen Kulturgüter.“ amt und aller beteiligten Baufirmen unter österreich leistete die Initialzündung, die es Weiters verwies Pröll auch auf die wirt- der Leitung des Baumeisters des Stiftes, uns ermöglichte, die Renovierung in der ge- schaftliche Facette der Sanierungsarbeiten. Niklas Göttersdorfer, punktgenau eingehal- botenen Zügigkeit zu verfolgen,“ betonte da- So seien 61 Prozent des Umsatzes auf Betrie- ten werden. Die dabei für die Region erwirt- bei Abtprimas Propst Bernhard Backovsky. be im Bundesland Niederösterreich gefallen, schaftete Umwegrentabilität bewirkte lt. den damit seien derartige Arbeiten auch „ein Studien der dwif-Consulting GmbH (Mün- Pröll: Wichtiger Faktor wichtiger Faktor der Arbeitsplatzsicherung“. chen) und Kondeor Marketinganalysen Insgesamt seien seit dem Jahr 1974, als Durch die Investitionstätigkeiten würden GmbH (Salzburg): das Kuratorium zum ersten Mal zusammen- auch erhebliche Steuereinnahmen ausgelöst,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 63 Chronik

berger Markgrafen Leopold III., den später heilig gesprochenen Landespatron, der Grund- stein zur Stiftskirche gelegt. Das Stift darf deshalb im kommenden Jahr sein Jubiläums- jahr mit diversen kulturellen und religiösen Aktivitäten feiern. Es steht unter dem Motto: „Glaube – Begegnung – Friede. Kreuz, Ring & Infel - 66 Pröpste in 9 Jahrhunderten“. Eine historische Ausstellung, die anhand der 66 Pröpste durch die Jahrhunderte der Zeit- geschichte des Stiftes und seines Weingutes führt – von 13. Feber bis 31. Dezember 2014.

Hier und Jetzt – hic et nunc Künstlerische Interventionen im Koopera- tionsprojekt „Kunst im öffentlichen Raum“ mit Unterstützung des Landes Niederöster- reich – von 24. April bis 16. November 2014.

Leopoldi Pfennig Foto: NÖ Landespressedienst/Reinberger Einer langen Tradition folgend erfolgte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll erhielt von Abtprimas Bernhard Backovsky den ersten »Leopoldipfennig 2014 in Gold«. die Prägung eines Leopoldi-Pfennigs. Für den Entwurf des Leopoldipfennigs zum 900- betonte er: „Der Bund nimmt mehr an Steuern dert, seit es besteht. Diese Tradition setzen Jahr-Jubiläum konnte die renommierte slo- ein als er an Unterstützung gibt.“ Darüber wir fort.“ Dies werde im Jubiläumsjahr auch wakische Medaillenkünstlerin Ludmila Cven- hinaus sei das Stift Klosterneuburg auch von durch zeitgenössische Künstler erfolgen, die grošova gewonnen werden. Die Vorderseite „unglaublicher Bedeutung für den Touris- ihre Werke im Rahmen des Projektes „Kunst zeigt den hl. Leopold in der traditionellen mus“, rund 100.000 BesucherInnen werden im öffentlichen Raum“ zeigen, so Buhlmann. Gestalt mit Kirchenmodell, die Rückseite hier pro Jahr gezählt. vereint die Wappen des Stiftes, der Stadt Abschließend verwies der Landeshaupt- Weingut Stift Klosterneuburg Klosterneuburg und des Prälaten Propst Bern- mann auch auf weitere Renovierungstätig- Das Jahr 2013 brachte auch für das stifts- hard H. Backovsky. Die Prägung erfolgte bei keiten in Niederösterreich. So sei die Innen- eigene Weingut viel Positives. So ging das der „Münze Österreich“ in Gold, Silber und renovierung des Stiftes Zwettl um rund 6,7 Weingut des Stiftes bei der NÖ Landes- Bronze. Die goldenen und silbernen Leo- Millionen Euro bereits abgeschlossen, eben- weinprämierung – unter 3000 eingereichten poldi-Pfennige werden vom Stift als Ehren- so die Generalsanierung des Stiftes Alten- Weinen – mit dem Sekt „Mathäi Brut 2010“ geschenke vergeben, während die bronzene burg um 6,3 Millionen. Noch im Laufen seien und dem „St. Laurent Reserve 2011“ mit zwei Ausführung für den Verkauf, z.B. als Er- die Arbeiten am „Dom der Wachau“ in Krems Landessiegern hervor. Wobei der St. Laurent innerung an einen Stiftsbesuch, bestimmt ist. (4 Millionen Euro) und die Dachsanierung Reserve auch unter Verwendung der stiftsei- am Stift Göttweig (6 Millionen Euro). genen Weidlinger Eiche in kleinen Barrique- LH Erwin Pröll erhält ersten fässern heranreifte. Zu dem wird seit kurzem »Leopoldipfennig 2014« in Gold Backovsky: Lebendiger Konvent der Wiener Gemischte Satz des Stiftes in Landeshauptmann Erwin Pröll führte aus, Das Stift Klosterneuburg verstehe sich als Schweden getrunken und der Grüne Veltliner daß die Erhaltung der traditionellen Kultur- „lebendiger Konvent“, denn nur so könnten an Bord der Austrian Airlines ausgeschenkt. güter für unser kulturelles Verständnis so- auch die kulturellen Aufgaben erfüllt wer- wohl für die Gegenwart als auch für die Zu- den, betonte Abtprimas Bernhard Backovsky. Hochwasser 2013 kunft von großer Bedeutung ist. „Die Reno- Das kommende Jahr mit dem 900-Jahr-Fest Aber es war auch ein Jahr des „Jahrhun- vierung des Stiftes Klosterneuburg war ihm des Stiftes habe „sein Licht schon vorausge- dert-Hochwassers“, das die Gemeinde Klo- daher ein großes Anliegen“, so Pröll, „und schickt“, so der Abtprimas, der u. a. die An- sterneuburg und im besonderen Kritzendorf das punktgenaue Einhalten des Budgets ein fertigung einer neuen Meßgarnitur und eines mit voller Wucht traf. Das Stift und die weiterer Beweis für die gute Zusammenar- neuen Fastentuches für die Stiftskirche er- Stadtgemeinde Klosterneuburg starteten ge- beit des Landes Niederösterreich mit dem wähnte. meinsam eine große Spendenaktion. Das Stift Stift Klosterneuburg.“ Von intensiven Renovierungsarbeiten an gewährte den betroffenen Pächtern zusätz- Der Landeshauptmann erhielt schließlich 1,6 Hektar Fassadenfläche und 5600 m² lich einen erheblichen Pachtnachlaß für 2013. den „Leopoldipfennig 2014“ in Gold für seine Dachfläche berichtete der Wirtschaftsdirek- Verdienste in der Kulturförderung des Stiftes tor des Stiftes, Andreas Gahleitner. Die Ar- 900 Jahre Stift Klosterneuburg: Klosterneuburg durch das Land, im besonde- beiten würden punktgenau zum Jubiläums- Glaube – Begegnung – Friede ren für die bevorstehende Kooperation jahr abgeschlossen, betonte er. Kommendes Jahr feiert das Stift Kloster- „Kunst im öffentlichen Raum“ (KÖR) im Stiftskustos Nicolaus Buhlmann meinte: neuburg sein 900jähriges Bestehen. Denn 900jährigen Jubiläumsjahr des Stiftes. „ „Dieses Haus hat Kunst und Kultur geför- am 12. Juni 1114 wurde durch den Baben- http://www.stift-klosterneuburg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 64 Chronik 36. Raiffeisen Sicherheits- verdienstpreis 2013 für Wien 75 MitarbeiterInnen der Exekutive wurden mit dem Raiffeisen Sicherheitsverdienstpreis Wien 2013 ausgezeichnet

um 36. Mal ehrte die Raiffeisenlandes- Banküberfall lohnt sich nicht dienststellenübergreifende Kooperation der Zbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ- Im Juli dieses Jahres wurde eine Filiale Landesleitzentrale mit WEGA, Cobra und Wien) am 21. November im Raiffeisen Fo- von Raiffeisen in Wien ausgeraubt. Der mas- weiteren Einsatzkommandos konnte dieser rum Wien durch die Verleihung des Wiener kierte Täter und sein Komplize kommen al- Banküberfall schnellstmöglich geklärt wer- Sicherheitsverdienstpreises engagierte Poli- lerdings nicht weit – in einer spektakulären den. zeibeamte. Sieben herausragende Teams, ins- Fahndung werden die beiden Täter zuerst Die Preisträger aus der Abteilung Sonder- gesamt 75 MitarbeiterInnen der Wiener Exe- durch eine Straßensperre gebremst und dann einheiten – WEGA, Cobra Wien und des kutive wurden mit diesem traditionsreichen im Zuge der anschließenden mobilen Ver- Stadtpolizeikommando Ottakring: Wega: Preis ausgezeichnet. Ein weiterer Beamter folgung gefaßt. Durch die ausgezeichnete Obstlt. Thomas Maier, B.A., RevInsp Roman erhielt die Josef Holaubek Medaille, die zum fünften Mal verliehen wurde. „Wien zeichnet sich durch eine weltweit bewunderte Lebensqualität aus, dazu leistet die Wiener Polizei einen wesentlichen Bei- trag! Die professionelle Arbeit der Exekutive ist eine wesentliche Basis für die Sicherheit der Menschen in dieser wunderbaren Stadt“, so Generaldirektor-Stv. Georg Kraft-Kinz von Raiffeisen in Wien. Kraft-Kinz betonte anläßlich der Verlei- hung des Preises, daß „der Raiffeisenlandes- bank Niederösterreich-Wien diese Auszeich- nung auch deshalb ein großes Anliegen ist, um die schwere und herausfordernde Arbeit der Beamtinnen und Beamten der Exekutive auch in der Öffentlichkeit besonders zu wür- digen“. Große Wertschätzung für die Arbeit der Wiener Exekutive brachte auch Bundesmini- sterin Johanna Mikl-Leitner zum Ausdruck. Für sie wurden an dem Abend im Raiffeisen Forum „die Besten der Besten ausgezeich- net“. Gemeinsam mit Mikl-Leitner und Kraft- Kinz ehrten Polizeipräsident Gerhard Pürstl und seine Vizepräsidenten Michaela Kardeis und General Karl Mahrer die Mitarbei- terInnen der Wiener Polizei. „Für die Wiener Polizei ist diese Auszeichnung nicht zuletzt auch Ausdruck einer erfolgreichen langjähri- gen Sicherheitspartnerschaft mit der Raiff- eisenlandesbank Niederösterreich-Wien“, freuten sich die Spitzenvertreter der Wiener Exekutive über die Anerkennung der Lei- stungen der Wiener Polizei durch die Wirt- schaft. Pürstl betonte anläßlich der Ehrung auch die große Wertschätzung für die An- Foto: Roland Rudolph/RLB NÖ-Wien Vorne v.l.: Polizeipräsident Gerhard Pürstl, Vizepräsident General Karl Mahrer, gehörigen der Beamten im Dienst, die den Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Raiffeisen in Wien-GD Stv. Georg Kraft- oft herausfordernden Dienst mittragen. Kinz mit den ausgezeichneten ExekutivbeamtInnen

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Kasper, BezInsp Günther Kager, RevInsp Michael Damej und RevInsp Christoph Blank. EKO Cobra Wien/DSE: KontInsp Roland Kubu, RevInsp Michael Nikowitz und GrInsp Dietmar Frieß, SPK Ottakring: Insp Marco Pojikar und Insp Thomas Böschl.

Sicherheit für Fußballfans in Wien und den Bundesländern Nicht nur auf dem Rasen der Bundesliga, auch bei den Fans kochen oft die Emotionen über. Dank der sogenannten Szenekundigen Beamten konnte für Zuseher der rund 300 Sportevents in Wien, aber auch für Zuseher weiterer Events in den Bundesländern, ein

sicheres Umfeld geschaffen werden. Beson- Foto: Roland Rudolph/RLB NÖ-Wien ders erfreulich: die Statistik der Bundesliga- Sie faßten eine Geldfälscherbande und sind eines von sieben Teams der Polizei, saison 2012/2013 weist einen auffallenden die mit dem Raiffeisen Sicherheitsverdienstpreis Wien ausgezeichnet wurden: Rückgang der Anzeigen auf. Bezirksinspektor Vladimir Chlad, Bezirksinspektor Robert Kovar, Gruppeninspektor Günter Kunzl und Kontrollinspektor Markus Angerer mit Polizeipräsident Gerhard Die ausgezeichneten Mitarbeiter der Pürstl, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und GD Stv. Georg Kraft-Kinz Einsatzabteilung Szenekundige Beamte: Hauptamtlich: ChefInsp Thomas Winkel- die Wiener Linien gemeinsam mit der Wie- Kovar, GrInsp Günter Kunzl und KontInsp mann, GrInsp Thomas Langstadlinger, GrInsp ner Polizei die Initiative für ein Projekt zur Markus Angerer. Michael Erlinger, GrInsp Kurt Spitzendor- Prävention. fer, Nebenamtlich: Oberst Wolfgang Lang. Vorwiegend in vierten Klassen Volksschu- Fälle, die unter die Haut gehen B.A., GrInsp Christian Doneis, GrInsp Bern- len und weiterführenden Schulen wurden seit Der Wiener Anwalt Erich R. galt mit 27. hard Knoll, RevInsp Martin Wild, RevInsp dem Schuljahr 2009/2010 insgesamt 4800 Juli des letzten Jahres als spurlos verschwun- Andreas Schuh, Insp Nicolas Hack, GrInsp SchülerInnen erreicht. Dieses Projekt leistet den, fast drei Wochen später, am 16. August, Gerald Kohl, RevInsp Andreas Hermann. in der Kooperation der Wiener Linien mit dem wurde seine Leiche von Mitarbeitern des Stadtschulrat für Wien und der Landespoli- Landeskriminalamts in einem Waldstück Teamwork als Mittel zum Erfolg zeidirektion Wien einen wertvollen Beitrag aufgefunden. Zwei Tage zuvor konnten die Bei größeren und kleineren Anlaßfällen zur Sicherheit in den öffentlichen Verkehrs- beiden Hauptverdächtigen in Moskau durch im Jahr 2012 mußten insgesamt mehr als mitteln im gesamten Stadtgebiet Wien. die unermüdliche Arbeit der BeamteInnen 55.000 Exekutivbeamte der Landespolizei- Von den zuständigen BeamtInnen wurden festgenommen werden. direktion Wien transportiert und mit Fahr- ausgezeichnet: KontInsp Roland Haniel, Nicht nur bei Fällen schwerer Gewalt- zeugen und Ausrüstung versorgt werden. BezInsp Birgit Esterl, GrInsp Anton Schmidl, kriminalität, sondern in allen Situationen, Hierfür stehen die Mitarbeiter des Referates GrInsp Petra Kremnitzer und GrInsp Roman bei denen das Verhalten des polizeilichen Ge- 5 der Logistikabteilung bereit und sorgen Aigner. genübers durch das Gespräch beeinflußt durch hervorragende kollegiale Zusammen- werden soll, werden die MitarbeiterInnen der arbeit dafür, daß die Ausrüstungsgegenstän- Keine Chance für Falschgeld in Wien Verhandlungsgruppe eingesetzt. Dazu zäh- de der KollegInnen in einem guten Zustand Anfang 2013 wurde in einem Lokal in len unter anderen Erpressungen, Geiselnah- sind und daß sie dort sind, wo man sie Wien-Favoriten ein gefälschter Geldschein men und Selbstmorddrohungen oder -versu- braucht. angeboten. Diese Aktion rief die umfassende che. Die geehrten MitarbeiterInnen des Refe- Bearbeitung der MitarbeiterInnen des Lan- Für den Einsatz in diesen besonders rates 5 Logistik sind: ChefInsp Franz Füh- deskriminalamts Wien-Ast West dieses Falls schweren Fälle wurden ausgezeichnet: Chef- ring, ChefInsp Alfred Riss, ChefInsp Hubert hervor. Insp Josef Markl, ChefInsp Ewald Schnei- Sainitzer, KontInsp Günter Purker, AbtInsp Eine Großaktion im Juni dieses Jahres der, ChefInsp Ernst Hofmann, ChefInsp Günter Viehauser, GrInsp Georg Gruber, unter der Mitwirkung von 220 BeamtInnen Christian Hösch, AbtInsp Gerhard Pernold, GrInsp Wolfgang Spieß, FachInsp Karin Sei- brachte schließlich den gewollten Erfolg: AbtInsp Robert Ban, AbtInsp Marijo Krajnc, ser, FachInsp Helmut Passecker und Vertrags- Zwölf Festnahmen und die Sicherstellung Obstlt Alfred Jahrmann, Brigadier Alexan- bediensteter Helmut Swoboda. von 366.000 Euro Falschgeld, sowie diver- der Terlecki, ChefInsp Erwin Bauer, AbtInsp ser Autobahnvignetten, Begutachtungspla- Roman Prochazka, KontInsp Hans-Peter Verkehrssicherheit für ketten, Zulassungsscheinen und weiterer Seidl, AbtInsp Christoph Hackl, GrInsp Tan- Kinder und Jugendliche Dokumente. Mit der Festnahme dieser Täter- ja Seidl, ChefInsp Heinz Grossauer, AbtInsp Um Fällen wie Gegenstände, die auf den gruppe wurde die Serie an Falschgeldver- Andreas Kerschbaum, BezInsp Alexander Straßenbahngleisen gelegt werden, Wurfge- breitung schlagartig beendet. Fleischer, AbtInsp Michaela Siegl, AbtInsp schoße die auf Straßenbahnen geworfen Die ausgezeichneten Mitarbeiter des Wolfgang Bycek, AbtInsp Manfred Seli, werden und teilweise sogar dem Surfen auf Landeskriminalamts Wien Ast West sind: GrInsp Reinhold Suhsmann und GrInsp den Straßenbahnen vorzubeugen, ergriffen BezInsp Vladimir Chlad, BezInsp Robert Thomas Knes.

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Gestohlene Autos in Polen Seit Herbst 2011 wurden im Bereich Wien 35 Jahre U1-Verlängerung vom und Umgebung vermehrt Fahrzeugdieb- Karlsplatz zum Stephansplatz stähle der Marken Toyota und Honda ver- zeichnet. Anfang des heurigen Jahres wurde durch einen internationalen Erkenntnisab- gleich bekannt, daß in Polen gegen eine Tä- tergruppe wegen Hehlerei ermittelt wurde. Im April 2013 konnten im Rahmen einer großangelegten SOKO KFZ Schwerpunkt- aktion vier Diebe und Übersteller der organi- sierten polnischen Tätergruppe festgenom- men und anschließend auch die Festnahme von drei Hehlern in Polen veranlaßt werden. Unter einem erheblichen Personal- und Zeitaufwand konnte dieser Fall durch die Zusammenarbeit der Wiener Exekutivbeam- ten, der SOKO KFZ, der Landespolizeidi- rektion Burgenland, dem BMI und der Kri- minalpolizei in Polen erfolgreich abge- schlossen werden. Für diese herausragende Kooperation wurden ausgezeichnet: ChefInsp Fritz Foto: Wiener Linien / Manfred helmer Bahmer, AbtInsp Harald Seidl, BezInsp Stationseröffnung am 18. November 1978: Nationalratspräsident Anton Benya Gerd Dworak, BezInsp Georg Kratichwil, und Wiens Bürgermeister Leopold Gratz auf der Rolltreppe zur U1 GrInsp Helmut Feigl, ChefInsp Andreas m 18. November – vor genau 35 Jahren, Kummer, ChefInsp Andreas Köck, sowie Aam 18. November 1978 – wurde die U1- Thomas Grunert-Ruiner des BMI und Mi- Strecke, die Karlsplatz und Stephansplatz ver- roslava Mann, Dolmetsch. bindet, feierlich eröffnet. Damit wurde der größte Öffi-Knotenpunkt Wiens geschaffen Josef Holaubek Medaille – die zentral gelegene Station Stephansplatz BeamtInnen der Exekutive setzen Tag für ist heute mit täglich 220.000 Fahrgästen die Tag ihre persönliche Sicherheit, auch ihr Le- am stärksten frequentierte Wiener U-Bahn- ben ein, damit andere nicht zu Schaden kom- Station. Hier treffen sich mit U1 und U3, jene men. Viele Einsätze führen sie an Grenzen. zwei Linien mit den meisten Fahrgästen im Und oft bleibt nach einer Verletzung auch gesamten Öffi-Netz der Wiener Linien. die Angst vor Folgeschäden. Mit der Josef Holaubek Medaille werden Erste U-Bahn für WienerInnen MitarbeiterInnen der Wiener Polizei ausge- Mit dem Baubeginn der Wiener U-Bahn zeichnet, die im Rahmen eines Einsatzes 1969 wurde ein großer Schritt in Richtung Foto: Wiener Linien / Johannes Zinner verletzt worden sind. Die diese Verletzung in Modernität und urbane Lebensqualität ge- Die U!-Haltestelle heute Ausübung ihres Dienstes zur Sicherheit der macht. Im Februar 1978 ging das erste Teil- und bringen sowohl WienerInnen als auch Menschen in dieser Stadt erlitten haben. stück der U1 zwischen Reumannplatz und TouristInnen sicher, schnell und komfortabel Mit der Josef Holaubek Medaille 2013 Karlsplatz in Betrieb. Schon wenige Monate an ihr Ziel. wurde RevInsp Mario Hatz ausgezeichnet. später, im November 1978, wurde die Strek- Nachdem ein Auto am 24. Dezember 2012 ke zwischen Karlsplatz und Stephansplatz U1 Erfolgsgeschichte geht weiter kurz vor Mitternacht ein Brückengeländer feierlich eröffnet. Mit dem Bau der U-Bahn Bereits letztes Jahr wurde das älteste Teil- durchbrochen hatte und in den Liesingbach legte Wien die Grundlage um sich einen Spit- stück der U1 einer umfassenden Modernisie- gestürzt war, wurde vermutet, daß sich noch zenplatz unter den attraktivsten europäi- rung unterzogen, im Zuge derer die U1 Insassen im Auto befinden. RevInsp Mario schen Städten zu sichern. Der Ausbau des U- schneller und zuverlässiger und für die Ver- Hatz zögert nicht – und sprang von der Bahn-Netzes gilt als Voraussetzung für die längerung nach Oberlaa optimal vorbereitet Böschung in das Bachbett. In dem Auto be- Stadtentwicklung. wurde. Schon ab 2017 wird sie von Leopold- fanden sich keine Personen mehr, doch bei Heute, 35 Jahre später, belegt die U1 mit au nach Oberlaa fahren und somit den öf- dem Sprung hatte sich Hatz das Fersenbein rund 118 Millionen Fahrgästen den zweiten fentlichen Verkehr in Wien noch attraktiver gebrochen. Er war über zehn Monate dienst- Platz im Ranking der meistfrequentierten U- und komfortabler machen. Nach Abschluß unfähig. Seit 1. November ist er wieder im Bahn-Linie Wiens. Ihr voran steht nur die der Ausbauarbeiten wird die U1 mit fünf Dienst. „ Linie U3, mit einem Fahrgastaufkommen von neuen Stationen und 4,6 km neuer Strecke http://www.polizei.gv.at/wien/ knapp 136 Millionen. In der Station Ste- zur längsten U-Bahn-Linie Wiens. „ http://www.raiffeisenbank.at phansplatz kreuzen sich diese beiden Linien http://www.wienerlinien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 67 Religion und Kirche Franz Lackner ist neuer Salzburger Erzbischof Für Kardinal Schönborn ist der bisherige Grazer Weihbischof der »richtige Mann für Salzburg« – Grazer Bischof Kapellari: Gute Wahl für Salzburg und Bedauern über Abschied – Bischof Lackner: »Ich komme mit offenem Herzen nach Salzburg« Foto:Gerald Brettschuh Diözese Graz-Seckau / Franz Lackner, der neue Erzbischof von Salzburg. Das Bild zeigt ihn bei einer Meßfeier als Weihbischof der Diözese Graz-Seckau.

ranz Lackner ist der neue Salzburger Erz- ner im Blick auf seinen Vorgänger Alois einer Stelle im Matthäusevangelium – Fbischof. Der Vatikan hat am 18. Novem- Kothgasser. Seinen Dienst verstehe er als „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und ber die Wahl des Salzburger Domkapitels be- „Fingerzeig“, der auf Gott verweisen solle. schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde stätigt. Der 57jährige Lackner ist der 91. Bi- Orientierung gebe ihm auf diesem Weg euch Ruhe verschaffen.“ – für Lackner eine schof von Salzburg, der 90. Nachfolger des u.a. das bekannte Wort des Hl. Augustinus Lebenswende bringen sollte: „Da war mir, heiligen Rupertus und der 79. Erzbischof. „Mit Euch bin ich Christ und für Euch bin als ob Gott vorüberginge. Ich war zutiefst Nach einer mehr als einwöchigen Warte- ich Bischof“ sowie eine Basisaussage des berührt und innerlich erschüttert. Ich konnte zeit auf die Bestätigung aus Rom hat sich der Zweiten Vatikanischen Konzils: „Freude und nicht mehr weiterlesen. Eine Sehnsucht ist neue Salzburger Erzbischof Franz Lackner Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen aufgebrochen. Dieses Ereignis prägt und be- am 19. November erstmals den Medien ge- von heute, besonders der Armen und Be- stimmt meine Gottesbeziehung und mein stellt. „Ich komme mit offenem Herzen nach drängten aller Art, sind auch Freude und Glaubensleben bis auf den heutigen Tag“, so Salzburg“, unterstrich Lackner bei einer Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger der neue Erzbischof. Pressekonferenz in „seinem“ neuen Zuhau- Christi.“ Vor diesem biografischen Hintergrund se, dem Salzburger Erzbischöflichen Palais. Als zentrale Erfahrung in der Suche nach bedeutet Christ-Sein für Lackner „Gott fin- Er freue sich auf die neue Aufgabe, „wenn- Gott und dem Sinn des Lebens erwies sich in den und je neu suchen.“ „Gib Gott in gleich mit einem leichten inneren Zittern“. der Biografie des neuen Erzbischofs sein Ein- Deinem Leben eine Chance!“ – dieser Rat Anschließen wolle er als neuer Erzbischof satz als UNO-Soldat in Zypern. Dort ent- eines Priesters an ihn habe sich als „das dort, „wo andere aufgehört haben“, so Lack- deckte er die Bibel für sich, wobei das Lesen große Wagnis des Glaubens“ erwiesen. Vor

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35 Jahren habe er damals erstmals ein „Ja“ seinem Sinn und auch im Sinn von Papst zur priesterlichen Berufung gesprochen, Franziskus weiterführen wird“, so Schön- wobei das Ringen und Suchen im Glauben born wörtlich gegenüber „Kathpress“. Er nicht abgeschlossen blieben. Lackner erin- schätze den früheren Franziskanerprovinzial nerte daran, daß der Glaube im Raum der und Grazer Weihbischof überaus, so Schön- Kirche immer auch Gemeinschaft mit Gott born: „Lackner ist genau der richtige Mann und den Menschen ermöglicht. „Glaube mit seiner Einfachheit, Direktheit, Menschen- schließt nicht aus, sondern ist allianzfähig nähe und franziskanischen Spiritualität, die mit allen Bereichen des menschlichen, auch gut zu Papst Franziskus paßt.“ gesellschaftlichen und kulturellen Lebens“, so der neue Erzbischof der von Kunst, Kul- Kapellari: Gute Wahl für Salzburg tur und Wissenschaft geprägten Stadt an der und Bedauern über Abschied Salzach. Mit gemischten Gefühlen hat Diözesan- bischof Egon Kapellari auf den Ruf des Lackner: »Habe nach einer schlaflosen Grazer Weihbischofs nach Salzburg reagiert: Nacht die Wahl angenommen« „Das Salzburger Domkapitel hat eine gute Erzbischof Lackner berichtete bei der Pres- Wahl getroffen. Wir freuen uns darüber für sekonferenz auch über die Stunden nach der unsere alte Mutterdiözese Salzburg“, erklär- Wahl und seiner Zusage: Am Sonntagabend, te Bischof Kapellari, der gleichzeitig kein 10. November, habe ihn Nuntius Erzbischof Hehl über den Verlust des seit elf Jahren in Peter Stephan Zurbriggen telefonisch über Graz wirkenden Weihbischofs machte: „In seine Wahl informiert. Nach einer „schlaflo- der Diözese Graz-Seckau gibt es aber viel sen Nacht“ habe er am Montag, 11. Novem- Foto:Gerald Brettschuh Diözese Graz-Seckau / Bedauern über diesen Abschied. Bedauern ber, schließlich die Wahl angenommen. Er Der neue Salzburger Erzbischof Franz besonders auch bei mir, weil dadurch eine habe „Ja“ gesagt, „weil Gott mich ruft und Lackner sagte bei seiner ersten Hoffnung für die Steiermark nicht erfüllt Pressekonferenz in Salzburg: »Ich nachdem ich mich mit Menschen, die mir freue mich, wenngleich mit leichtem werden konnte.“ nahe stehen, darüber beraten habe“, so Lack- inneren Zittern.« ner wörtlich. Pfarren begrüßen Lackner Zu den Medienberichten, wonach neben der das Leben reflektiert und mit den Men- mit Glockengeläut Lackner auch noch der Salzburger Weihbi- schen geht und steht“. Salzburgs Pfarren und Kirchen begrüßten schof Andreas Laun und der Heiligenkreuzer An seinen Nachfolger gewandt sagte der ihren neuen Erzbischof Franz Lackner mit Rektor P. Karl Wallner auf dem vatikani- emeritierte Erzbischof: „Du wirst vielen of- einem zehnminütigen Geläut und einer drei- schen Dreiervorschlag gestanden haben sol- fenen, suchenden, helfenden Menschen be- tägigen Festbeflaggung. Als Zeichen des len, konnte und wollte der neue Erzbischof gegnen, die bereit sind, deine Sorge, deine Danks für „die Erwählung und Ernennung“ nicht direkt Stellung nehmen. Er habe das Liebe für die Menschen, besonders für die des neuen Erzbischofs wurde in den Pfarr- selbst auch nur über die Medien erfahren. Armen, mitzutragen und zu stützen. Komm gottesdiensten das „Te Deum“ gesungen und herein, komm und tritt bei uns ein, teile un- seiner in den Fürbitten gedacht, hieß es in Kothgasser: Lackner werde Sorge ser Leben und unsere Freude an Gott und einer Aussendung der Erzdiözese. um Schöpfung vergegenwärtigen den Menschen.“ Sobald der nun vom Papst bestätigte Der nunmehr emeritierte Salzburger Erz- Alois Kothgasser, der bis zur Amtsüber- Erzbischof, der ja bereits zum Bischof ge- bischof Alois Kothgasser zeigte sich bei der nahme des neuen Erzbischofs am 12. Jänner weiht wurde, dem Salzburger Domkapitel Pressekonferenz sehr erfreut über seinen 2014 der Diözese als Apostolischer Admini- das päpstliche Ernennungsschreiben präsen- Nachfolger. Franz Lackners Lebensweg strator leitet, wird danach in die Nachbar- tiert, hat er von seiner Diözese „kanonisch zeige einen „frohen, tief im Glauben verwur- diözese Innsbruck übersiedeln und bei den Besitz ergriffen“. Damit ist er mit allen zelten und seelsorglich eifrigen Priester und Don Bosco-Schwestern in Baumkirchen in Rechten und Pflichten Diözesanbischof von Bischof“, so Kothgasser wörtlich: „Ein Tirol leben. Ein neuer Bischof „soll frei sein Salzburg. Nach der Besitzergreifung wird Steirer folgt dem Steirer nach in der Salzach- und nicht den früheren Bischof hinter sich der Name des neuen Erzbischofs bei den stadt. Ich freue mich und danke Papst Fran- haben“, so Kothgasser, der nach seiner Eme- Meßfeiern in der Erzdiözese Salzbzurg auch ziskus und unserem Salzburger Domkapitel, ritierung viel lesen und seelsorglich wirken im Eucharistischen Hochgebet genannt. „ vor allem aber dem Guten Hirten Jesus Chri- will. http://www.kirchen.net stus für dieses schöne Geschenk.“ Wir danken der Katholischen Presse- Der Franziskaner Franz Lackner werde Schönborn: Lackner ist der agentur Österreich http://www.kathpress.at „die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar »richtige Mann für Salzburg« für die Möglichkeit, daß wir Ihnen diesen machen und die Sorge und die Liebe für die Erfreut über die Wahl Franz Lackners Beitrag zur Lektüre anbieten konnten. Die Schöpfung und für alles Lebendige in unse- zum neuen Salzburger Erzbischof hat sich Redaktion. rer Mitte vergegenwärtigen“, zeigte sich Kardinal Christoph Schönborn gezeigt. „Mit Kothgasser überzeugt. Lackner kenne das Franz Lackner bekommt die Erzdiözese Leben und die Situation der Menschen. Er Salzburg einen Hirten, der sicher das gute stehe der Jugend nahe und sei „ein Denker, Werk von Erzbischof Alois Kothgasser in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 69 Personalia Neue Volkstheater-Intendantin Das Wiener Volkstheater bekommt eine neue Direktorin: Ab der Saison 2015/16 wird Anna Badora, derzeitig geschäftsführende Intendantin des Schauspielhaus Graz, die künstlerischen Geschicke des Hauses an der Zweierlinie lenken.

ies gab Kulturstadtrat Andreas Mailath- DPokorny gemeinsam mit dem Vorsit- zendenden des Volkstheaterstiftungsrates Wolfgang Ruttenstorfer, am 27. November bei einer Pressekonferenz bekannt. Die erfolgreiche Regisseurin und erfahre- ne Theaterleiterin mit polnischen Wurzeln wechselt damit nach knapp zehnjähriger Tätigkeit am Schauspielhaus Graz, wo sie das Haus neu positioniert und international geöffnet hat, nach Wien. Hier will sie ein Volkstheater verwirklichen, „das der Diver- sität einer sich ständig wandelnden Gesell- schaft und einer sich verändernden Stadt- bevölkerung Rechnung trägt und die Zu- schauer dort abholt, wo sie sich befinden“. Über ihre zukünftige Aufgabe sagte Anna

Badora: „Ich weiß, wie außerordentlich Foto: PID / Georg Oberweger schwierig das Volkstheater zu führen und v.l.: Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Anna Badora (Volkstheaterdirektorin erfolgreich zu machen sein wird. Dennoch ab 2015, derzeit Leiterin des Schauspielhauses Graz), Wolfgang Ruttenstorfer habe ich für die Spielzeit 2015/2016 zuge- (Vorsitzender der Volkstheaterstiftung) und Cay Urbanek (kaufmännischer Leiter des Volkstheaters) sagt. Es ist eine neue und riesige Herausfor- derung, auf die ich mich sehr freue, denn das der Kulturstadtrat die designierte Volksthea- von 1996 bis 2006 Generalintendantin in Volkstheater besitzt sehr viel Potential. Der terdirektorin willkommen. Düsseldorf, wo sie zahlreiche internationale zeitgenössische Volkstheaterbegriff ist nicht Badora ist aus einem Auswahlprozeß, an Projekte verwirklichte. 2006 wurde Badora nur vom nationalen Standpunkt aus zu den- dem großartige internationale KandidatIn- geschäftsführende Intendantin am Schau- ken. In einer globalisierten Welt stehen die nen genauso teilnahmen wie hoch interessan- spielhaus Graz, das sie in die „Union des Ereignisse, die in allen anderen Teilen der te österreichische BewerberInnen, als Best- Théâtres de l’Europe“ (UTE) führte. Ihre Welt stattfinden, in unmittelbarem Bezug zu qualifizierte hervorgegangen. „Die erfolgrei- letzten internationalen Projekte waren: 2008 uns“, erläuterte sie ihre Vorstellungen. „Ich che Regisseurin vereint reiche Führungser- „Blog TXT“ Projekt und 2012 „Emergency bringe als Erfahrung mit, daß es befruchtend fahrung mit großer Neugierde auf das Neue Entrance“ Projekt. Sie konnte renommierte ist, sich in der Vergewisserung über nationa- und Innovative. Sowohl in ihrer Arbeit als Regisseure an das Haus binden, u. a. Yael Ro- le Identität mit internationalen Partnern wie Generalintendantin des Schauspielhauses nen, Oliver Frljic, Ingo Berk, Michael Yael Ronen, Andrzej Stasiuk oder Oliver Frljic Düsseldorf, als auch als Geschäftsführende Simon, Krystian Lupa, Boris Nikitin, Wojtek zu verbinden. Die Konfrontation mit dem Intendantin in Graz hat Anna Badora bewie- Klemm, Viktor Bodó, Patrick Schlösser und fremden Blick animiert uns, das Fremde im sen, daß sie eine moderne Version eines Theu Boermans. 2010 wurde die Produktion Eigenen zu suchen und umgekehrt. Gleich- Volkstheater praktiziert, indem sie mit regio- „Die Stunde da wir nichts voneinander wuß- zeitig sind mir die Blickwinkel österreichi- nalen Strukturen genauso zusammenarbeitet, ten“ in der Regie von Viktor Bodó als erste scher Autoren und österreichischer Nach- wie mit überregionalen“, so Wiens Kulur- Inszenierung des Schauspielhaus Graz zum wuchsautoren unverzichtbare Orientierungs- stadtrat Berliner Theatertreffen 2010 eingeladen. 2011 größen und Reibungsflächen für unsere wurde Anna Badora als „Österreicher(in) des Theaterarbeit.“ Biographie Anna Badora Jahres“ in der Kategorie Kulturmanagement Anna Badora, geboren in Tschenstochau geehrt. Ihre Inszenierung von Autor Daniel Mailath: Idealbesetzung (Polen), studierte als erste Frau Regie am Kehlmanns erstem Theaterstück „Geister in für das Volkstheater Max-Reinhardt Seminar in Wien. Sie absol- Princeton“ wurde 2012 mit dem Nestroy- „Das Wiener Parkett ist für Anna Badora vierte Hospitanzen bei Giorgio Strehler und Theaterpreis für die „Beste Bundesländer- kein unbekanntes Terrain. Als erste Frau hat Assistenzen bei Peter Zadek, Klaus-Michael Aufführung“ ausgezeichnet. 2013 bekam sie vor vielen Jahren die Regieklasse des Max Grüber und Jürgen Flimm. Anschließend in- Anna Badora von Bundesministerin Claudia Reinhardt Seminars absolviert und kehrt nun szenierte sie in Basel, München, Wien und Schmied den Berufstitel „Professorin“ ver- nach einer erfolgreichen internationalen Darmstadt. Von 1991 bis 1996 war sie Schau- liehen. „ Karriere wieder nach Wien zurück“, heißt spieldirektorin am Staatstheater Mainz und http://volkstheater.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 70 Personalia 106. Geburtstag LH Josef Pühringer ehrt ältesten Oberösterreicher Günter Fronius.

ls „großen Unternehmer und tatkräfti- Agen Baumeister des starken Wirtschafts- raumes Oberösterreich“ würdigte Landes- hauptmann Josef Pühringer den ältesten Ober- österreicher, den Unternehmer Günter Fronius, zu dessen 106. Geburtstag am 11. November. „Die Erfolgsgeschichte der Firma Fronius von einem kleinen Gewerbebetrieb in einer Garage bis hin zum Marktführer in vielen Bereichen ist nicht nur ein Stück Wirt- schafts-, sondern auch Landesgeschichte. Denn Günter Fronius gehört zu jenen vielen Heimatvertriebenen, die nach dem Krieg nach Oberösterreich gekommen sind und hier dieses Land mit aufgebaut haben. Der Fleiß und das unternehmerische Talent die- ser Heimatvertriebenen hat zur Erfolgsge- schichte, die unser Bundesland in den letzten Jahrzehnten geschrieben hat, ganz entschei- dend beigetragen“, so der Landeshauptmann. Am Beispiel Fronius werde besonders anschaulich deutlich, was dieses Land jenen Menschen, die ihre Heimat verlassen mußten und nach Oberösterreich gekommen sind, zu verdanken habe. In einem Brief dankt Püh- ringer Fronius auch für sein Engagement für Foto: Land OÖ / Dedl LH Josef Pühringer (r.) gratuliert Günter Fronius zum 106. Geburtstag. die Heimatvertriebenen, vor allem für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. in ein größeres Objekt im Ortskern von 1980 wurde die Einzelfirma Fronius in Günter Fronius wurde am 11. November Pettenbach. Seine Produkte wurden mittler- die Fronius KG Austria umgewandelt und 1907 in Hermannstadt, dem heutigen Sibiu, weile auf Messen und Ausstellungen in Wien Tochter Brigitte sowie Sohn Klaus als Mit- in Siebenbürgen geboren. Im Zuge des Zwei- und Ried ausgestellt. teilhaber aufgenommen. Heute ist Fronius ten Weltkriegs mußte er mit seiner Familie 1965 beschäftigte er bereits über 50 Mit- International mit Firmensitz in Pettenbach aus seiner Heimat fliehen, im Mai 1945 kam arbeiterInnen. Die damals neu auf den Markt und weiteren Standorten u.a. in Wels, er nach Pettenbach ins Almtal. Bereits am gebrachten Kleinschweiß-Transformatoren Thalheim und Sattledt Technologieführer am 10. Juni 1945 meldete er bei der Bezirks- erwiesen sich als Verkaufsschlager. Dadurch Weltmarkt. Das Unternehmen beschäftigt hauptmannschaft Kirchdorf seine geplante wurde auch der Standort Pettenbach zu klein, weltweit mehr als 3200 MitarbeiterInnen und Firma Fronius Elektrobau an. eine neue Produktionsstätte als gänzlich neue hält 864 aktive Patente. Die Exportquote Seine unternehmerische Tätigkeit startete Fabrik wurde gesucht. Das passende Grund- beträgt 93,4 Prozent. „ er in einer Garage im Gasthof Ranklleiten, stück wurde in Thalheim bei Wels gefunden. http://www.fronius.com ein Jahr später erwarb er eine Baracke mit 100 m² Grundfläche in der Nähe dieses Gast- hauses. Oberösterreich würdigt Heinz Göbel Fronius begann mit der Produktion von Batterieladegeräten. Kurze Zeit darauf setzte as Land Oberösterreich trauert um den „Er hatte von Anfang eine ganz persönliche, er bereits auf jenes Erfolgsgeheimnis, das DMaler, Grafiker und Landeskulturpreis- unverwechselbare Bildsprache, hat sich aber dieses Unternehmen heute noch im wirt- träger Heinz Göbel, der in Frankenburg am ständig weiterentwickelt und ist dabei nie schaftlichen Wettbewerb auszeichnet: Er Hausruck gelebt hat und Mitte November im stehen geblieben.“ Alle seine Arbeiten zeug- sorgte für Innovationen, entwickelte den er- 66. Lebensjahr verstorben ist. „Oberösterreich ten von einer engen Verbundenheit mit dem sten Schweißgleichrichter in Österreich, ver- verliert mit Heinz Göbel eine großartige, stets Landschaftlichen. Was Heinz Göbel auf sei- mutlich auch in Europa, mit Magnet-Joch- bescheiden gebliebene Künstlerpersönlich- nen Bildern darstellte, war aber nicht die Regelung. Später wurde das Gerät in geän- keit, die trotz vieler, auch internationaler Er- Wiedergabe einer bestimmten Landschaft derter Form mit Luftkühlung gebaut und folge immer eng mit unserem Bundesland oder Gegend, sondern waren vielmehr Im- verkauft. Mittlerweile beschäftigte Fronius verbunden geblieben ist“, so Landeskultur- pressionen von Bergen, Tälern, Seen, Flüs- bereits 15 MitarbeiterInnen und übersiedelte referent Landeshauptmann Josef Pühringer. sen, Weiten und Wolkenstimmungen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 71 Personalia Barbara Coudenhove-Kalergi ausgezeichnet Die Journaistin und Autorin erhielt den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln

m 22. November wurde die Journalistin Aund Autorin Barbara Coudenhove- Kalergi bei einem Festakt im Wiener Rat- haus mit dem Ehrenpreis des Österreichi- schen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet. „Barbara Cou- denhove-Kalergi hat in zahllosen Artikeln, aber auch als Aktivistin bewiesen, daß der Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und Freiheit in ihrem Leben eine zentrale Rolle spielt – sie ist damit eine idealtypische Trägerin dieses Preises“, begründete die Jury ihre Wahl. Die Laudatio hielt der Historiker und Autor Philipp Blom. Der Ehrenpreis wird vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und dem Fachverband Buch- und Medienwirtschaft der WKO verliehen Foto: HVB / APA-Fotoservice Hautzinger KR Gerald Schantin, Barbara Coudenhove-Kalergi und Stadtrat Michael Ludwig und ist mit 10.000 Euro dotiert. Nach der Begrüßung durch Michael Lud- dienste erworben haben. Barbara Couden- dard“ und unterrichtet AsylwerberInnen. Ihr wig, dem Amtsführenden Stadtrat der Stadt hove-Kalergi ist spätestens seit ihren Be- Buch „Zuhause ist überall“ steht seit seinem Wien für Wohnen, Wohnbau und Stadterneu- richten und scharfsichtigen Analysen rund Erscheinen Anfang 2013 auf den Bestseller- erung, wurde die Auszeichnung im Rahmen um den Prager Frühling zu der Publizistin listen und gilt mittlerweile als Meilenstein der BUCH WIEN 13 im Stadtsenatssitzungs- geworden, die den Menschen die Hinter- der österreichischen Erinnerungsliteratur. saal des Wiener Rathauses von Komm.Rat gründe über die politischen Veränderungen Zuletzt erschienen u.a.: Gerald Schantin, dem Präsidenten des in Osteuropa darlegte. Mehr als 20 Jahre Zuhause ist überall. Erinnerungen Hauptverbands des Österreichischen Buch- später begleitete sie als Journalistin den (Zsolnay Verlag, 2013) handels, und Prof. KR Michael Kernstock, Mauerfall und die damit einhergehende hi- Die Beneš-Dekrete, hgg. von Barbara dem Obmann des Fachverbands der Buch- storische Wende. Sie hat diesen Triumph der Coudenhove-Kalergi und Oliver Rathkolb und Medienwirtschaft der WKO, überreicht. Freiheit über totalitäre Regime durch ihre (Czernin Verlag, 2002) Laudator Philipp Blom würdigte das fundierte Berichterstattung und ausgewoge- Meine Wurzeln sind anderswo. Österrei- humanitäre Engagement der Preisträgerin: nen Analysen vielen FernsehzuseherInnen chische Identitäten (Czernin Verlag, 2001) „Barbara Coudenhove-Kalergi hat viele Hei- auf unvergleichliche Weise näher gebracht. Revolution. Die Befreiung Osteuropas maten, und sie ist ihnen allen verbunden. Die Barbara Coudenhove-Kalergi hat daneben in vom kommunistischen Absolutismus, hgg. eigene Erfahrung von Verlust und Exil hat zahllosen Artikeln, aber auch als Aktivistin von Barbara Coudenhove-Kalergi und Hans ihren Blick für alle Entwurzelten geschärft, bewiesen, daß der Einsatz für Demokratie, Benedict (Verlag Jugend und Volk, 1990) für die Würde derer, die auf der falschen Menschenrechte und Freiheit in ihrem Leben Seite der Macht stehen. Sie hat das als Auf- eine zentrale Rolle spielt – sie ist damit eine Die bisherigen PreisträgerInnen forderung zu mehr Toleranz, mehr Integra- idealtypische Trägerin dieses Preises“, be- Der Preis wurde erstmals 1990 an Milo tion verstanden und engagiert sich sowohl gründete die Jury die Wahl der diesjährigen Dor vergeben, weitere PreisträgerInnen wa- privat und unspektakulär als auch öffentlich Ehrenpreisträgerin. ren Viktor E. Frankl, Inge Merkel, Kardinal und unbequem. Ihre Stimme erinnert uns Franz König, Gerhard Roth, Simon Wiesen- daran, daß Menschlichkeit vor aller Politik Die Preisträgerin 2013 thal, Hugo Portisch, H. C. Artmann, Christi- kommen sollte.“ Barbara Coudenhove-Kalergi, geboren ne Nöstlinger, Sir Peter Ustinov, Josef Has- 1932 in Prag, wurde 1945 als Prager Deut- linger, Karl-Markus Gauß, Ilse Aichinger, Die Jurybegründung sche vertrieben und lebt seither in Öster- Konrad Paul Liessmann, Erich Hackl, Bar- „Der Ehrenpreis des österreichischen reich. Nach Stationen u. a. bei der „Presse“, bara Frischmuth, Klaus Wagenbach, Martin Buchhandels für Toleranz in Denken und der „Arbeiter-Zeitung“ und bei „profil“ kam Pollack, Paul Lendvai, Erika Pluhar, Armin Handeln ist Persönlichkeiten gewidmet, die sie Mitte der 1970er Jahre zum ORF. Bis Thurnher, Alfred Komarek und Brigitte sich durch ihr Leben und ihr Werk für die heute ist die Journalistin und Autorin ständi- Hamann. „ Verständigung in Europa herausragende Ver- ge Kolumnistin der Tageszeitung „Der Stan- http://www.buecher.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 72 Gastronomie & Kulinarisches Falstaff Rotweingala Weingut Gernot und Heike Heinrich aus Gols ist Falstaff-Sieger 2013 Foto: Falstaff Verlags GmbH/APA-Fotoservice/Nielsen Sieger der Falstaff Rotweinprämierung (v.l.) Thomas Kopfensteiner (3. Platz), Gernot Heinrich (1. Platz), Peter Kellner von Breiling, Wolfgang Rosam, Elke Winkens, Werner Achs (2. Platz) und Falstaff-Chefredakteur Peter Moser er Fixtermin für Weinfans ist alljährlich den vergangenen Wochen über 1500 Weine. lieferte Werner Achs, der auch den Zweigelt Ddie Falstaff Rotweingala. Im exklusiven Die Herausragendsten davon bewertete eine Grand Prix für sich entschied, eine kostbare Ambiente der Wiener Hofburg wurden auch Fachjury erneut. In diesem Finaldurchgang Talentprobe ab“, lautete die einhellige Mei- in diesem Jahr die besten Rotweine des Lan- wurden aus den punkthöchsten Weinen – aus nung der Jury. des bei einer außergewöhnlichen Verkostung allen Kategorien des Jahrgangs 2011 – die dem Publikum präsentiert! drei Falstaff-Sieger sowie die Falstaff-Sor- 3. Falstaff-Sieger Das Weingut Gernot und Heike Heinrich tensieger bestimmt. Aus den gereiften Wei- Den dritten Platz erreichte das Weingut aus Gols erreichte mit dem Blaufränkisch nen des Jahrgangs 2010 und älter wurden die Thomas Kopfensteiner aus Deutsch Schüt- Alter Berg 2011 den ersten Platz der begehr- Gewinner der Falstaff Reserve Trophy er- zen mit dem Eisenberg DAC Reserve Hor- ten Auszeichnung. Am 26. November wur- mittelt. nig 2011. „Ein klares Bekenntnis zu Sorten- den im Rahmen der Gala die Sieger von charakter und Herkunft – hier wird der Eisen- Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam und Die Ergebniss berg auf eindrucksvolle Weise schmeckbar!“ Vertretern der Sponsoringpartner, Johanna 1. Falstaff-Sieger Stefan (Generaldirektorin der Donau Ver- „Der Blaufränkisch Alter Berg aus einer Falstaff Reserve Trophy 2012 sicherung), Sabine Weiss (Werbeleiterin der Top-Lage in Winden am Leithaberg steht Den begehrten Titel für gereifte Spitzen- Wiener Städtische Versicherung), Heinz stellvertretend für die Dominanz der Reb- weine in der Reserve-Kategorie holte sich, Schuster (Vorstandsdirektor der s Versiche- sorte, die nie zuvor ein derart hohes Qua- gegen eine hochklassige Konkurrenz von rung) sowie dem Falstaff-Chefredakteur litätsniveau erreicht hat. In der Hand eines rund 100 Mitbewerbern, das Weingut Wein- Peter Moser geehrt. Schauspielerin Elke Könners wie Gernot Heinrich mußte aus die- gut Kollwentz aus Großhöflein mit dem Winkens führte durch den Abend. sen Trauben im Jahr 2011 zwangsläufig ein Blaufränkisch Setz 2009. Vor der Prämierung konnten wieder Gä- Rotwein mit dem Potential zu einer Wein- ste die besten Rotweine des Landes degu- legende entstehen“, so Falstaff-Chefredak- Falstaff Blauer Zweigelt Grand Prix 2012 stieren. 1600 Gäste strömten in die Wiener teur Peter Moser über den Sieger-Wein. Eine Vorschau auf den Jahrgang 2012 bot Hofburg, denn von 15 bis 20 Uhr präsentier- Der erste Platz der 34. Falstaff-Rot- die Bewertung der jungen Blauer-Zweigelt- ten 115 österreichische Rotweinwinzer rund weinprämierung geht also an das Weingut Weine. Unter rund 170 Weinen konnte sich 345 Spitzenkreszenzen. Gernot und Heike Heinrich aus Gols mit schließlich das Weingut Werner Achs aus ihrem Blaufränkisch Alter Berg 2011. Gols mit dem Zweigelt Goldberg 2012 Der Weg zum Falstaff-Sieger durchsetzen, dicht gefolgt vom Weingut Hans Um den Titel „Falstaff-Rotweinsieger“ 2. Falstaff-Sieger und Philipp Grassl aus Göttlesbrunn mit dem zu erlangen, muß die hochkarätige Jury in Mit dem XUR 2011 – aus den heimischen Zweigelt Rubin Carnuntum 2012. Den drit- mehreren Schritten überzeugt werden. Sie Sorten Blaufränkisch, Zweigelt und St. ten Platz belegte das Weingut Paul Achs ermittelte die besten österreichischen Rot- Laurent vinifiziert – sichert sich das Weingut ebenfalls aus Gols mit dem Zweigelt Alte weine des Jahrgangs 2011. Werner Achs aus Gols den zweiten Platz. Reben 2012. Die Falstaff-Weinexperten verkosteten in „Mit dieser wunderbar balancierten Cuvée http://www.falstaff.at.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 73 Wissenschaft & Technik Hypothese zum Ursprung von Allergien Allergien sind ziemlich unnötig: Anstatt gesundheitsgefährdende Mikroben zu bekämpfen, wendet sich das Immunsystem gegen ungefährliche Pollen, Haare oder Staubpartikel.

llergie-ähnliche Immunreaktionen könn- Aten eine Schutzfunktion des Körpers vor Gift sein. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen WissenschafterInnen der Stanford University, USA, in einem vom Wissenschaftsfonds FWF kofinanzierten Projekt. Die jetzt veröffentlichten Ergebnis- se belegen, daß Bienengift in Mäusen eine Immunantwort und die Bildung von Immun- globulin E-Antikörpern auslöst, die auch für

Allergien typisch sind. In der Folge schaffen Foto: Triff/Shutterstock.com diese IgEs dann jedoch einen Schutz gegen Forschungs»summen« wohl investiert – Körperreaktion auf Bienengift stärkt später verabreichte höhere Mengen des Gifts. Hypothese zur Allergie-Entstehung Damit wurde erstmals eine direkte Schutz- nengift kann zu allergischen Reaktionen gischer Reaktionen beschränkt sei, griff aus funkion von IgEs gegen Gift für den Körper oder gar zu einem anaphylaktischen Schock unserer Sicht schon immer zu kurz. Sonst beobachtet – was eine umstrittene Hypothe- führen. Maßgeblich verantwortlich dafür wären IgEs im Zuge der Evolution sicher eli- se aus den 1990er-Jahren zur Entstehung von sind Antikörper des Typs IgE. miniert worden. Eine Überlegung, die auch Allergien untermauert. Starkl und seine KollegInnen stellten sich der sogenannten Gift-Hypothese zugrunde die Frage, ob diese Antikörper auch bei den liegt.“ Allergien sind ziemlich unnötig in Mäusen beobachteten Reaktionen betei- Diese besagt, daß der Körper mittels IgE- Anstatt gesundheitsgefährdende Mikro- ligt sind. Zur Klärung dieser Frage wurde Antikörpern und allergischer Reaktionen ben zu bekämpfen, wendet sich das Immun- Bienengift an drei verschiedene Mäusestäm- einen Schutz gegen giftige Substanzen auf- system gegen ungefährliche Pollen, Haare me verabreicht, in denen die Funktionsweise bauen kann. So hätten IgEs in der Evolution oder Staubpartikel. Die Frage, warum der einer auf IgE basierenden Immunreaktion des Menschen tatsächlich eine sehr wichtige Körper sich so heftig gegen Harmloses auf unterschiedliche Weise unterbunden war. Funktion erfüllt – die erst durch die immer wehrt, beschäftigt zahlreiche Wissenschaf- Die Ergebnisse zeigten, daß diese Mäuse – besser geschützte Lebensweise der Menschen tlerInnen auf der ganzen Welt. Die jetzt in Im- im Gegensatz zu den vorher untersuchten an Bedeutung verlor. Allergische Reaktio- munity veröffentlichte Arbeit eines Erwin- „normalen“ Mäusestämmen – keinen Schutz nen, so die Hypothese weiter, wären dann Schrödinger-Stipendiaten des Wissenschafts- gegen Bienengift aufbauen konnten. IgEs extreme oder unkontrollierte Formen des fonds FWF gibt einer umstrittenen Hypo- dürften in Mäusen also durchaus auch eine Schutzmechanismus. Tatsächlich könnte these zur Erklärung solcher allergischer Re- positive Funktion haben. Eine Erkenntnis, gerade auch die „Unterbeschäftigung“ dieses aktionen erneuten Auftrieb. die im krassen Gegensatz zu dem steht, was Reaktionsweges in modernen Zeiten dazu vom Menschen bisher bekannt war. Dort beitragen, daß er zu Über- oder Fehlfunktio- Gift schützt vor Gift gelten IgE-Antikörper hauptsächlich als Ver- nen neigt. Philipp Starkl, der sein Stipendium zur ursacher allergischer Reaktionen. Eine dar- Die von Margie Profet im Jahr 1991 auf- Mitarbeit im Team von Prof. Stephen J. Galli über hinausgehende positive Funktion wurde gestellte Gift-Hypothese war bisher stark am Department of Pathology der Stanford zwar vermutet (etwa in der Immunabwehr umstritten – aber nie widerlegt worden. Die University School of Medicine nutzt, faßt gegen Parasiten), konnte aber bisher nicht Arbeit des Erwin-Schrödinger-Stipendiaten das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit so direkt nachgewiesen werden. des FWF liefert nun erstmals ein experimen- zusammen: „Mäuse, denen wir zuvor gerin- telles Ergebnis zu ihrer Untermauerung – ge Mengen an Bienengift verabreicht hatten, Evolution folgt Funktion und zeigt einmal mehr die Wichtigkeit eines zeigten anschließend eine erstaunliche Re- Doch das Stanford-Team war gar nicht so „Open Minds“ in der Wissenschaft. „ sistenz gegen höhere Mengen des Gifts. Wie sehr überrascht von dieser positiven Funk- Originalpublikation: T. Marichal, P. Starkl, bei einer Impfung schien der Körper eine Art tion von IgEs. Dazu Starkl, der mit seinem L. L. Reber, J. Kalesnikoff, H. C. Oettgen, M. Immunschutz gegen das Bienengift aufzu- belgischen Kollegen Thomas Marichal ge- Tsai, M. Metz, und S. J. Galli, A Beneficial Role bauen.“ Interessanterweise sind vom Men- meinsamer Erstautor der aktuellen Publika- for Immunoglobulin E in Host Defense schen aber auch ganz andere Reaktionen tion ist: „Die Annahme, daß die Funktion against Honeybee Venom, Immunity (2013), bekannt – der wiederholte Kontakt mit Bie- von IgE-Antikörpern auf das Auslösen aller- http://dx.doi.org/10.1016/j.immuni.2013.10.005

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 74 Wissenschaft & Technik Grazer Forscher entdecken neue Mutation in der Blutgerinnung Thromboserisiko durch kostengünstigen Test abklärbar

ie Faktor-V-Leiden-Mutation (FVL) Dstellt die am weitesten verbreitete erbli- che Gerinnungsstörung dar. Diese erhöht das Risiko eine Thrombose zu erleiden. Forscher der Med Uni Graz rund um OA Florian Prüller haben nun eine weitere Mutation des Gerinnungsfaktors V entdeckt, die das Throm- boserisiko verändert. Mit dem funktionellen APC Resistenz Test, ab der 3. Generation, ist ein mögliches Thromboserisiko kostengün- stig bestimmbar.

Jeder Zehnte von gestörter Gerinnungsaktivität betroffen Der Gerinnungsfaktor V ist ein Protein, das eine essentielle Rolle in der Blutgerin- nung spielt. Ebenso wichtig ist jedoch der Abbau dieses Proteins im Körper durch akti- Foto: http://www.bilderbox.biz viertes Protein C (APC), ebenfalls Bestand- tation haben, die dazu führt, daß zwar weni- tion quasi neutralisiert.“ Die genealogischen teil des Blutplasmas, da ein unzureichender ger, aber trotzdem normal funktionierender Daten zeigen, daß von der entdeckten Mu- Abbau eine erhöhte Gerinnungsaktivität ver- Gerinnungsfaktor V produziert wird“, so OA tation betroffene Personen trotz des FVL- ursacht. Diese erhöhte Gerinnung steigert Florian Prüller, Klinisches Institut für Medi- Nachweises im Gentest kein erhöhtes Throm- das Risiko eine Thrombose zu erleiden um zinische und Chemische Labordiagnostik boserisiko in sich tragen“, erklärt Prüller. ein Vielfaches. In Österreich sind 10 Prozent der Med Uni Graz. Diese weitere Mutation der Bevölkerung TrägerInnen dieser Muta- wurde hier erstmals entdeckt. Thromboserisiko bei tion des Gerinnungsfaktors V, die nach der Pillenverschreibung durch APC- niederländischen Stadt Leiden benannt Faktor-V-Graz Resistenz-Test abklärbar wurde. Verantwortlich für die Diskrepanz von Aus Sicht der Grazer Experten hat die Ent- Die Untersuchung, ob eine erhöhte Gentest und APC-Resistenz sind die Ausprä- deckung der Faktor-V-Graz Mutation auch Thromboseneigung vorliegt, ist nicht nur für gungen der Allele im Faktor V Gen. Wenn Auswirkungen auf die Diagnostik in der kli- PatientInnen wichtig, die bereits eine Throm- ein Allel die FVL-Mutation aufweist, die nischen Praxis. Der genetische FVL-Test bose oder Lungenembolie erlitten haben, son- Gen-Ausprägung also heterozygot ist, führt kann nur dazu dienen Veränderungen im Bau- dern sollte auch vor Verschreibung der Pille die zusätzliche Faktor-V-Graz-Mutation auf plan des Körpers zu identifizieren. Mit dem in Betracht gezogen werden, da die Einnah- demselben Allel dazu, daß sich im Blut funktionellen APC-Resistenz-Test wird hin- me der Pille zur Empfängnisverhütung eine weniger, aber nur normal funktionierender gegen die tatsächliche Funktionalität des Thrombose begünstigen kann. Zur Unter- (= nicht-APC-resistenter) Gerinnungsfaktor Genoms überprüft. Dazu die Grazer Exper- suchung des Thromboserisikos ist die mole- V befindet. Auf diese neue Faktor-V-Muta- ten unisono: „Die Genetik kann uns bewei- kulargenetische Testung auf FVL möglich tion wurden die Grazer Wissenschafter durch sen, dass eine Mutation im Genom in Form sowie die Bestimmung der APC-Resistenz. widersprüchliche Testergebnisse aufmerk- der FVL Mutation vorliegt. Ob diese Muta- Bis jetzt sind einige Fällen mit einer Dis- sam. In Zusammenarbeit mit dem Institut für tion die Gerinnung beeinflußt oder nicht, krepanz zwischen Gentest und APC- Klinische Chemie und Laboratoriumsme- zeigt uns tatsächlich der funktionelle APC- Resistenz bekannt, die als „pseudo-homozy- dizin des Universitätsklinikums Dresden Resistenz-Test.“ Daher sind sich die Wis- got“ für FVL beschrieben werden. Diese stellten die Grazer Forscher fest, daß bei be- senschafter einig, daß zur Verschreibung der Konstellation geht mit einem klinisch erhöh- kanntem FVL eine bis dato unbekannte Pille und der damit einhergehenden Gefahr ten Thromboserisiko wie bei homozygoten Mutation im Faktor-V-Gen dafür sorgt, daß an einer Thrombose zu erkranken, der we- FVL TrägerInnen einher. der mutierte Gerinnungsfaktor nicht in den sentlich kostengünstigere APC-Resistenz- „Im Gegensatz dazu kommt es zu einem Blutkreislauf gelangt und daher die APC Re- Test ein aufschlußreiches Ergebnis liefert. Will verminderten Thromboserisiko, wenn Men- sistenz nicht wirksam wird und als „Pseudo- man jedoch testen, ob ein erhöhtes Throm- schen von einem Elternteil zwar eine FVL- Wildtyp“ für FVL imponiert. „Der thrombo- boserisiko weiter vererbt werden kann, be- Mutation geerbt haben, aber auch eine wei- gene Effekt der FVL Mutation wird durch darf es weiterhin der Genetik. „ tere Mutation wie die Faktor V Graz Mu- die in Graz entdeckte Faktor-V-Graz-Muta- http://www.medunigraz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 75 Wissenschaft & Technik Affen »verstehen« die Regeln der Sprachmusikalität Viele von uns kennen das zwiespältige Gefühl, wenn man an die Schulzeit zurückdenkt und sich z.B. die Grammatikstunden in Latein in Erinnerung ruft: Sprachen liegen viele komplexe Regeln und Muster zugrunde.

ognitionsbiologInnen der Universität KWien haben nun gezeigt, daß Sensitivi- tät einfache strukturelle und melodische Regeln oder Muster zu erkennen keines inten- siven Lernens bedarf. Sie ist nicht nur beim Menschen, sondern nachweislich auch bei den südamerikanischen Totenkopfaffen bereits vorhanden. Aktuell erschien dazu eine Publi- kation im Fachmagazin „Biology Letters“. Sprache und Musik sind sehr strukturier- te Systeme, mit ganz speziellen Beziehun- gen zwischen Silben, Wörtern oder Noten. Um zu erkennen, ob ein Mensch „native spe- aker“ ist oder nicht, reicht das Wissen über Sprachmelodie und grammatikalische Struk- tur einer Sprache. Die wahrgenommene Mu- sikalität einiger Sprachen resultiert aus der Anordnung von Selbstlauten innerhalb eines Wortes. Im Türkischen harmoniert z.B. die letzte Silbe der Wörter „kaplanar“ oder „gül- ler“ mit vorangegangen Selbstlauten – „gül- Foto: M. Böckle Eine Gruppe von südamerikansichen Totenkopfaffen lar“ klingt einfach nicht so gut wie „güller“. Abhängigkeiten zwischen Wörtern, Sil- ähnelten, die man in vielen menschlichen ten waren, verwendet haben, könnte den ben oder Noten gibt es in Sprachen und Mu- Sprachen wie z.B. dem Türkischen findet. Tieren bei der Wahrnehmung geholfen ha- sikkulturen auf der ganzen Welt. „Wir unter- Die Affen hörten zunächst „Sätze“, die ben“, meint Co-Authorin Ruth Sonnweber, suchen, ob die Fähigkeit, diese Abhängigkei- strukturelle Abhängigkeiten beinhalteten. In ebenfalls vom Department für Kognitions- ten zu verarbeiten, sich gemeinsam mit der einem weiteren Schritt wurden sie mit unter- biologie der Universität Wien. menschlichen Sprache entwickelt hat, oder schiedlichen Stimuli konfrontiert – einige „Unsere Vorfahren könnten bereits vor 30 schon früher in der Evolution unabhän- davon enthielten Abhängigkeiten, andere Millionen Jahren die Fähigkeit zur Abhän- gig vom Sprachgebrauch aufgetreten ist. nicht. Ihre Reaktionen wurden nach der „vio- gigkeits-Detektion erlangt haben. Das würde Wenn letzteres zutrifft, sollten wir diese Fäh- lation of expectations“-Methode gemessen, den modernen Mensch mit vielen anderen igkeit auch bei Tierarten finden können“, also Reaktionen der Tiere auf unerwartete lebenden Primaten verbinden. Die Latte da- erklärt Andrea Ravignani, Doktorand in der Stimuli. für, was menschliche Einzigartigkeit aus- Gruppe von Tecumseh Fitch, Leiter des De- Ravignani hält dazu fest: „Man be- macht, muß höher gelegt werden“, folgert partments für Kognitionsbiologie der Uni- obachtet jene Dinge länger, die nicht dem Andrea Ravignani. Er will auch weiterhin versität Wien. Standard entsprechen. Uns ging es nicht um die evolutionären Ursprünge zwischen Spra- Andrea Ravignani und seine KollegInnen absolute Wahrnehmung, sondern eher darum che und Musik erforschen. untersuchten diese Abhängigkeits-Detek- herauszufinden, wie die Affen diese Stimuli Das Forschungsprojekt wurde gefördert tions-Fähigkeit bei Totenkopfaffen, kleinen einordnen und ob sie sie in Gegensatz zu durch den ERC Advanced Grant SOMAC- auf Bäumen lebenden Primaten in Zentral- einem größeren System setzen.“ CA, den Tecumseh Fitch, Leiter des Depart- und Südamerika. Die ForscherInnen ent- Die ForscherInnen fanden heraus, daß die ments für Kognitionsbiologie der Universität wickelten dafür eine Art „Musiksystem“ für Tiere mehr auf die „ungrammatikalischen“ Wien, 2009 erhielt. „ Affen, das auf die natürlichen Vokalisatio- Muster reagierten, und zeigten somit, daß sie http://univie.ac.at nen und das Hörvermögen der untersuchten die Abhängigkeiten wahrnehmen können. Publikation in „Biology Letters“: Ravignani Tierart aufbaut. Die musikalischen Muster „Bei Experimenten dieser Art werden Affen A, Sonnweber R-S, Stobbe N, Fitch WT. 2013 klangen ähnlich wie Affen-Laute, während normalerweise mit menschlicher Sprache Action at a distance: dependency sensitivity die strukturellen Merkmale jedoch jenen konfrontiert: Die Tatsache, daß wir Stimuli, in a New World primate. Biol Lett 20130852. syntaktischen und phonologischen Mustern die auf die Biologie der Spezies zugeschnit- dx.doi.org/10.1098/rsbl.2013.0852

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 76 Wissenschaft & Technik Federleicht Weg mit überflüssigen Kilos: In der Industrie ist Masseeinsparung ein wichtiges Thema. An der TU Wien ersetzt man daher bei der Federherstellung massiven Stahl durch leichte Faserwerkstoffe.

ie sind in der Armbanduhr und im Auto- 100.000 Belastungen überstehen. „Wir haben den Versuch dann Sfahrwerk genauso wichtig wie bei Meß- und kein bißchen müde einfach abgebrochen – die Federn zeigten geräten oder Raumfahrzeugen: Federn sind Die Resultate können sich jedenfalls jetzt überhaupt keine Ermüdung und hätten sicher allgegenwärtig und werden auf den ersten schon sehen lassen: Erste Spiralfedern konn- noch eine viel größere Zahl von Belastungen Blick manchmal als technische Trivialität ten 100.000 Belastungszyklen unbeschadet ausgehalten“, sagt Richard Zemann. betrachtet. Zu Unrecht, wie Richard Zemann Der Herstellungsprozeß wird nun noch von der TU Wien weiß. Bei ihrer Herstellung für die Serienanwendung verbessert. For- gibt es viel zu verbessern. Sein Team fand schungsbedarf gibt es noch hinsichtlich der einen Weg, kompliziert geformte Federn aus Harz- bzw. Kunststoffkomponente: Die Faser-Kunststoff statt aus Stahl zu erzeugen. Kohlenstofffasern halten die oftmalige Be- Das spart Gewicht und bringt ein hervorra- lastung zwar problemlos aus, aber die Ma- gendes Materialverhalten. trix rundherum könnte irgendwann doch geringfügig ihre Form ändern. An der TU Kohlenstoff und Harz Wien werden derzeit noch Ideen zur Ver- Karbonfasern sind extrem belastbar. Nur besserung der Kunststoffkomponente unter- einige Mikrometer dick sind die Filamente, sucht. die das Forschungsteam von Richard Ze- Die neuartigen Federn sind äußerst korro- mann am Institut für Fertigungstechnik und sions- und chemikalienbeständig. Der ent- Hochleistungslasertechnik der TU Wien ver- scheidende Vorteil ist allerdings die Ge- wendet, doch ihre Länge kann in die Kilo- wichtsersparnis. Bei gleicher Steifigkeit meter gehen. Bündelt man diese dünnen Fa- reduziert sich die Masse um 70 bis 80 Pro- sern, erhält man eine leichte aber extrem zent verglichen mit herkömmlichen Stahl- steife Struktur. Damit die Fasern in Form federn. Gerade in der Automobilindustrie ist bleiben, bettet man sie in einer Matrix ein, man sehr auf Gewichtseinsparungen be- zum Beispiel in Epoxidharz. „Das Harz dacht – eine geringere Masse bedeutet letzt- selbst nimmt im optimalen Fall keine Kräfte lich auch weniger Treibstoffverbrauch. Ganz auf, aber es bindet die Kohlenstofffasern an- entscheidend ist das Thema Gewicht natür- einander und sorgt so für die nötige lich im Luft- und Raumfahrtbereich. Stabilität“, erklärt Richard Zemann. „Zunächst werden sich Karbon-Faser- Daß die Eigenschaften dieser Fasermate- Verbund-Federn sicher im gehobenen Markt- rialien für ihren Einsatz bei der Herstellung segment durchsetzen“, prognostiziert Ri- von Federn sprechen, ist recht offensichtlich: chard Zemann, „doch langfristig soll die Ihre Dichte ist extrem gering – sie beträgt neue Technologie auch in Massenprodukten weniger als ein Viertel der Dichte von verwendet werden – das ist unser erklärtes Stahl – und gleichzeitig übertreffen Faser- oben: Schraubendruckfeder Ziel.“ „ Kunststoff-Verbunde Stahl teilweise in ihrer unten: Spiralfeder http://www.tuwien.ac.at Steifigkeit. Trotzdem wurden Faserverbundwerkstof- fe bisher nur für vergleichsweise einfache Blattfedern eingesetzt, weil die Herstel- lungsverfahren für kompliziertere spiralför- mige oder schraubenförmige Formen fehl- ten. Das Team der TU Wien konnte aller- dings mit dem Projektpartner, der Federn- fabrik Tmej, einen Prozeß entwickelt, der die Herstellung aller wichtigen Federgestal- ten erlaubt. Wie das genau funktioniert, will Richard Zemann derzeit noch nicht verraten: „Wir stellen jedenfalls zuerst einen dicken Draht her, der danach zu einer schraubenför-

migen Feder umgeformt werden kann.“ Fotos:TU Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 77 Wissenschaft & Technik Warnzeichen, das bei Kälte die Farbe ändert Weltweit erster Versuch der ASFINAG: Neue Bodenmarkierung wird bei Glättegefahr rot und blau

ie Temperaturen sinken und damit steigt Dauch die Gefahr, daß im warmen Auto sitzende Verkehrsteilnehmer die Wirkung sich ändernder Fahrbahnverhältnisse unterschät- zen. Bei Temperaturen von knapp über oder unter dem Gefrierpunkt ändert sich auch die Länge des Bremsweges, selbst mit guter Win- terbereifung. Den Wetter- und Fahrbahnver- hältnissen angepaßt zu fahren – also mehr Abstand, geringeres Tempo – wäre das Ge- bot der Stunde. Vor allem an exponierten Stellen wie etwa Brücken kann es aber schneller und für AutofahrerInnen auf den ersten Blick nicht erkennbar zu Temperaturunterschieden auf der Fahrbahn kommen. Um sie darauf auf- merksam zu machen, hat die ASFINAG einen weltweit einzigartigen Pilotversuch gestartet. Auf Initiative ihres Experten Erich Foto: ASFINAG Putz (er ist für alle Bodenmarkierungen auf Erich Putz (r.) und Karl Berger, Produktentwickler der Firma Rembrandtin, vor dem fertigen neuen Gefahrenzeichen bei Graz Autobahnen und Schnellstraßen der ASFIN- AG zuständig) hat die Wiener Firma Rem- 2013/2014. „Bewährt sich diese Markierung, mehrere Sensoren überwachen dabei Nieder- brandtin, Spezialist in Sachen Farben und sollen ,rot-blaue Kältezeichen‘ die Verkehrs- schlagsart und -menge, Temperatur, vorhan- Lacke, einen Zusatzstoff für Bodenmarkie- teilnehmer im Winter künftig verstärkt war- denen Salzgehalt auf der Fahrbahn und ähn- rungs-Farben entwickelt, der auf Kälte rea- nen“, sagt Putz. liches. Bei Unterschreiten der eingestellten giert. Die Eigenschaft bestimmter Substanzen, Grenzwerte erhält die jeweils zuständige die Farbe zu ändern, nennt sich Thermochro- ASFINAG hat 450 Glätte- Überwachungszentrale der ASFINAG ein mie. Bekannt ist dieses Prinzip bisher vor meldeanlagen in Betrieb Signal und alarmiert die Autobahnmeisterei, allem im Zusammenhang mit Erwärmung, Mit den Markierungen sollen Verkehrs- um – zum Beispiel – durch vorbeugende wie etwa bei Kaffeehäferln oder bei den so- teilnehmer zusätzlich informiert werden. Die Salzstreuung eine Glatteisbildung zu verhin- genannten Stimmungsringen. ASFINAG selbst hat bereits seit Jahren ein dern. 450 derartige Wetterinformationssyste- anderes System im Einsatz, um mögliche me sind etwa nach Tunnelanlagen oder im Gefahrenzeichen mit Schneekristall Gefahrenstellen bereits vorab zu erkennen. Bereich von Brücken bereits aktiv, weitere Das neuartige „Warnzeichen“ wurde vor- An zahlreichen Stellen sind in der Fahrbahn 50 werden in Zukunft noch installiert. „ erst an zwei Stellen auf der A 2 Süd Auto- so genannte Glättemeldeanlagen eingebaut, http://www.asfinag.at bahn aufgebracht. In Pinggau und bei Graz, jeweils in Fahrtrichtung Wien, wurden Ge- Vignette kommt im Limetten-Kleid fahrenzeichen mit einem Schneekristall mar- kiert. „Bei normalen Temperaturen ist dieses Apropos ASFINAG: Himbeer geht – Li- streß auf Österreichs Autobahnen“, ist sich Verkehrszeichen nahezu transparent“, erklärt mette kommt: Ab 28. November 2013 halten ASFINAG-Geschäftsführerin Gabriele Lut- ASFINAG-Geschäftsführer Rainer Kien- über 5500 Vertriebsstellen die neue Auto- ter sicher. reich. „Sobald es kälter wird, verändert sich bahn-Vignette in der Farbe Limette bereit. Nach 14 Monaten verliert eine Jahresvi- die Spezialfarbe aber.“ Der Rahmen wird, so Die „alte“ Jahresvignette 2013 hat jedoch gnette ihre Gültigkeit. Der Preis für die neue wie bei den üblichen Gefahrenzeichen rot, noch nicht ausgedient: Erst mit 31. Jänner Vignette in Limette wurde gemäß den ge- der Schneekristall wird blau. Autofahrer kön- 2014 verliert die Himbeer-Vignette ihre Gül- setzlichen Vorgaben an den harmonisierten nen dadurch schon von weitem erkennen, tigkeit. Trotzdem empfiehlt es sich, frühzei- Verbraucherpreisindex (HVPI) angepaßt und daß die Fahrbahntemperatur 0 Grad oder we- tig eine Vignette zu sichern. „Rechtzeitig für 2014 um 2,6 Prozent angehoben. Somit niger hat, und ihr Fahrverhalten entsprechend Vignette kleben und nicht bis zum allerletz- wird die PKW-Jahresvignette im kommen- anpassen. Der Pilotversuch mit dem neuen ten Tag warten. Das gewährleistet eine pro- den Jahr 82,70 Euro und jene für Motorräder Zusatzstoff läuft vorerst über den Winter blemlose und sichere Fahrt ohne Termin- 32,90 Euro kosten. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 78 Wissenschaft & Technik aspern Seestadt Baustart für Wiens größten Bildungscampus

iens Bildungsstadtrat Stadtrat Chri- Wstian Oxonitsch und der Bezirks- vorsteher von Donaustadt, Norbert Scheed haben am 13. November per Spatenstich den Bau des Bildungscampus der Stadt Wien im südlichen Teil der Seestadt gestartet. Schon in den nächsten eineinhalb Jahren entsteht hier auf Baufeld D18, direkt am Hannah- Arendt-Park, bis Sommer 2015 eine Cam- pusanlage für ca. 800 Kinder. Ein Jahr später soll der zweite Bauteil mit bundesschuli- schen Einrichtungen fertig werden. Dann finden hier insgesamt ca. 2000 Kinder und Jugendliche Platz. „Hier entsteht in der Gesamtausbaustufe erstmals ein Bildungs- campus für Kinder bis zum 18. Lebensjahr“, freut sich Oxonitsch. „Dann wird dieser Campus der größte unserer Stadt sein. Kin- der können hier ihre komplette Bildungs- aspern Seestadt - Baustart für Wiens größten Bildungscampus laufbahn absolvieren.“ Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ist Errichter des Bildungscampus und baut die einzelnen Schulgebäude im südwest- lichen Teil des neuen Stadtviertels. Der erste Teil dieses Bildungscampus wird einen Kin- dergarten für 11 Gruppen, eine Ganztags- volksschule mit 17 Klassen sowie acht Klas- sen, die für Kinder mit besonderen pädago- gischen Bedürfnissen ausgerichtet sind, be- heimaten. „Mit dem neuen Campus wird der schnell ansteigenden Bevölkerungszahl der Donaustadt und dem neuen Stadtteil aspern Seestadt im besonderen auch im Bereich der schulischen Infrastruktur Rechnung getra- gen“, zeigt der Bezirksvorsteher erfreut. Rund 23 Millionen Euro fließen in die Errichtung des ersten Teils. Eigentümer der

Schule ist die BIG, Mieter die Stadt Wien. 74 Fotos: ZT Arquitectos Lda/Thomas Zinterl Architekturbüros hatten sich einem EU-wei- Rendering Bildungscampus in der aspern Seestadt ten Wettbewerb gestellt. Der Entwurf von Ziel ist es, daß die künftigen SeestädterInnen Wohnhäusern und Gebäuden mit gemischter Thomas Zinterl mit ZT Arquitectos Lda aus so früh wie möglich in einem in sich funk- Büro- und Wohnnutzung nimmt auch der Lissabon ging als Sieger hervor und gibt tionierenden, durchmischten Quartier leben neue Bildungscampus an diesem Forschungs- dem ersten Gebäudeteil ein Gesicht. Das können. Der erste Gebäudeteil des Bildungs- programm teil. Projekt zeichnet sich durch sonnendurchflu- campus liegt direkt am künftigen Hannah- tete Terrassen, eine großzügige Gartenanlage Arendt-Park und wird von der U2-Station Anbindung und Erreichbarkeit und kurze Wege zum ersten Wohnquartier „Seestadt“ innerhalb weniger Minuten er- Seit 5. Oktober verbindet die U2 die See- der Seestadt aus. reichbar sein. stadt mit der Wiener City in weniger als 30 In der Seestadt ist außerdem ein europa- Minuten. Zudem können die Menschen im Bildungscampus nimmt an weit einzigartiges Forschungsprogramm be- Bezirk sechs Linienbusse oder die Straßen- Energie-Forschungsprogramm teil heimatet. Die Aspern Smart City Research bahnlinie 26 bis zur Station Hausfeldstraße aspern Die Seestadt Wiens ist eines der Gmbh & Co KG (ASCR) wird in den näch- nutzen, um in die Seestadt zu gelangen. Die größten Stadtentwicklungsprojekte Europas sten Jahren das Thema Energieeffizienz an- neue U2-Endstelle „Seestadt“ ist via 88A und schafft bis 2028 neuen Lebens- und hand realer Gebäude im größten Wiener und 88B von Eßling aus gut erreichbar. „ Wohnraum für rund 20.000 Menschen. Ein Stadtentwicklungsgebiet erforschen. Neben http://www.aspern-seestadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 79 Kultur Wien 1450 Der Meister von Schloß Lichtenstein und seine Zeit im Belvedere – Intervention: Christian Mayer – Musis et Mulis im Schaudepot Schatzhaus Mittelalter im Prunkstall – von 8. November 2013 bis 23. Februar 2014 © Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Foto: Jörg P. Anders Wiener Meister, Christus als Schmerzensmann mit Maria und Johannes, um 1420, Malerei auf Tannenholz, 25,5 x 34,1 cm

ls erstes Museum widmet das Belve- Malers ist ein exemplarischer Fall der Dislo- großen Unbekannten auf die beträchtliche Adere mit der Ausstellung „Wien 1450 – zierung von zerteilten gotischen Flügelaltä- Anzahl von 23 Tafelgemälden angewachsen, Der Meister von Schloß Lichtenstein und ren über den Kunsthandel und Privatsamm- die in der Zeit vor 1825 buchstäblich ausein- seine Zeit“ dem herausragenden Wiener Ma- lungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. andergerissen und weitläufig verstreut wur- ler mit dem Notnamen Meister von Schloß Die kostbaren Tafelgemälde des Meisters den, wodurch das Wissen um den ursprüng- Lichtenstein – jenem großen Unbekannten, von Schloß Lichtenstein werden nun erst- lichen Kontext verloren ging. Mit sechs Ta- der zu den bedeutendsten mitteleuropäischen mals wieder gemeinsam präsentiert und mit felbildern beherbergt das Belvedere den Künstlern seiner Generation zählt – eine Prä- bedeutenden Vergleichswerken aus interna- größten geschlossenen Bestand an Arbeiten sentation. Einer breiteren Öffentlichkeit tionalen Sammlungen kontextualisiert. des Meisters. Diese Werke wurden nach neu- kaum bekannt, gilt der Künstler als einer der In der Kunstgeschichte fand der anonyme esten wissenschaftlichen Methoden unter- Pioniere jener Umbruchzeit in der europäi- Maler unter dem Namen Meister von Schloß sucht und restauriert. In der Ausstellung schen Kunst des 15. Jahrhunderts, in der sich Lichtenstein, benannt nach der Ritterburg „Wien 1450 – Der Meister von Schloß Lich- ein neues Wirklichkeitsverständnis bemerk- bei Reutlingen in Baden-Württemberg, sei- tenstein und seine Zeit“ werden die kostba- bar machte. Seine Werke gehören ebenso nen Platz. Die Präsentation zweier monu- ren Tafelgemälde aus der Sammlung auf wie der berühmte Albrechtsaltar aus der mentaler Altarbilder, die Mitte des 19. Jahr- Schloß Lichtenstein sowie aus Museen in Kirche Am Hof (heute im Stift Klosterneu- hunderts in die von Wilhelm Graf von Würt- Augsburg, Basel, Esztergom, Moskau, Mün- burg) zum Schönsten, das sich aus der Epo- temberg erbaute und mit seiner reichen chen, Stuttgart, Tallinn, Warschau und Wien che des frühen Realismus im deutschspra- Kunstsammlung ausgestattete Burg Lichten- erstmals zusammengeführt und mit einer chigen Raum erhalten hat. Die weltweite stein gelangten, trug rasch zu deren Be- Dokumentation des rekonstruierten Altar- Verstreuung des Oeuvres des spätgotischen kanntheit bei. Seitdem ist das Oeuvre des werks vorgestellt. Nur eine Tafel, jene in Phi-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 80 Kultur ladelphia, die wegen ihres instabilen Zu- stands nicht auf die Reise geschickt werden durfte, wird durch eine Reproduktion er- setzt; ebenso natürlich die beiden in den letz- ten Tagen des Zweiten Weltkriegs verbrann- ten Berliner Bilder.

Wiedergewinnung eines zentralen Werks der Wiener Malerei Im Zuge der jüngsten Untersuchungen konnte ein doppelt wandelbares Retabel von über sechs Metern Spannweite zurückge- wonnen werden. Die Zusammenführung der Bilder, die in dieser Form noch nie präsen- tiert wurden, bietet die einmalige Gelegen- heit einer ganzheitlichen Betrachtung der Werkgruppe als ursprüngliches Ensemble. „Die gewonnenen Erkenntnisse setzen sämt- lichen bisherigen Spekulationen zur Frage, ob und wie die einzelnen Bilder zusammen- gehören, ein Ende. Alle überlieferten Tafel- gemälde des Meisters stammen von einem einzigen monumentalen Flügelaltar, der in der Ausstellung konkrete Gestalt annimmt. Angesichts der hohen Verluste von mittelal- terlichen Retabeln ist die Rekonstruktion eines derart umfangreichen und qualitätsvol- len Bilderzyklus eines spätgotischen Altar- werks ein seltener Glücksfall. Mit der gelun- genen Zusammenführung ist nun auch ein zentrales Werk der Wiener Malerei wieder- gewonnen, das dem berühmten Bilderzyklus des Albrechtsaltars im Stift Klosterneuburg durchaus ebenbürtig zur Seite steht“, so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belve- dere. Diese Qualität mache vor allem auch der zweite Schwerpunkt der Ausstellung, den eine Auswahl von Werken der Wiener Malerei, Zeichenkunst und Skulptur der Zeit bildet, nachvollziehbar. Im direkten Gegen- über mit dem Oeuvre des Meisters von Schloß Lichtenstein werden dessen künstle- rische Herkunft und sein Umfeld deutlich.

Entfaltung und Cross-over „Ursprünglich konnte man, entsprechend dem zeitlichen Wechsel der liturgischen Aufgaben, stets nur eine der drei unterschied- lich gestalteten Schauseiten des Flügelaltars betrachten. Erstmals wird im Rahmen der Ausstellung das umfangreiche Bilderensem- ble des Meisters von Schloß Lichtenstein in der Orangerie simultan präsentiert, indem die einzelnen Wandlungen aneinanderge- © Belvedere, Wien reiht, buchstäblich also entfaltet werden“, Meister von Schloß Lichtenstein, Botschaft des Engels an Joachim, um 1445, erklärt Veronika Pirker-Aurenhammer, Kura- Malerei auf Tannenholz, 101,3/101,6 x 50,8 cm torin der Ausstellung. Den Beginn der Schau Jesu-Zyklus und schließlich vom dritten sich die Schauseiten des Retabels sozusagen bilden die beiden großen Tafeln der Fest- Teil, der die Passionsserie des vollständig umgekehrt, im ganz geöffneten Zustand be- tagsseite, gefolgt vom Marien- und Jugend- geschlossenen Altars zeigt. So erschließen ginnend. „Aufgrund des Verlusts der sicher-

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lich reich vergoldeten Altararchitektur und der skulpturalen Teile kann der damals über- wältigende Eindruck natürlich nur ansatz- weise vergegenwärtigt werden. Darüber hin- aus visualisiert eine Rekonstruktion im Maß- stab 1:1 die ehemaligen Dimensionen des Retabels. Das gewählte Display erlaubt es also, das Kernstück der Ausstellung, den Altar des Meisters von Schloß Lichtenstein, Bild für Bild zu studieren“, fügt die Kura- torin hinzu. Gleichzeitig stellt die räumliche Entfaltung auch im Sinne eines visuellen Cross-over Querbezüge zu anderen Expona- ten her – Werke der unterschiedlichsten Me- dien, etwa Tafelbilder, Zeichnungen, Buch- malereien oder Skulpturen, kontextualisie- ren die bildkünstlerischen, inhaltlichen und funktionellen Dimensionen des großen Altars. Schließlich ist es der hohen Wert- schätzung im 19. Jahrhundert zu verdanken, daß von dem großen, ursprünglich wohl 26 Bilder umfassenden Altarensemble des Mei- sters von Schloß Lichtenstein insgesamt nur drei Tafeln nicht erhalten blieben.

Wien um 1450 Die Vielfalt und die Wechselbeziehungen der gezeigten Objekte legen Zeugnis ab vom Reichtum der künstlerischen Produktion in Wien, das schon um die Mitte des 15. Jahr- hunderts zu einer Großstadt angewachsen war. Von der späteren Warte der Zeit um 1450 ausgehend, in der sich die Wende zu einem neuen Realismus – ein gesamteuropä- isches, letztlich von den Niederlanden aus- gehendes Phänomen – bereits durchgesetzt hatte, wird auf Aspekte der früheren Wiener Malerei zurückgeblickt. Gefragt wird, wie dieser künstlerische Generationswechsel im Konkreten stattfand, wie etwa der Meister von Schloß aLichtenstein auf etablierte Motive zurückgriff und mit neuen Lösungen experimentierte oder wie bereits ältere Reta- bel ein Anspruchsniveau formulierten, auf das auch modernere Künstler reagierten. Da- bei zeigen die stilistischen und vor allem ikonografischen Bezüge des Lichtensteiners zu älteren oder weniger fortschrittlichen Wer- ken, daß der Schnitt zwischen den Genera- tionen oder Epochen keinesfalls geradlinig verläuft.

Das Forschungsprojekt Die Wiener Tafelmalerei der Spätgotik und der Frühen Neuzeit 1430-1530 Im Rahmen des vom Jubiläumsfonds der

© The State Pushkin Museum of Fine Arts, Moscow Oesterreichischen Nationalbank geförderten Meister von Schloß Lichtenstein, Anbetung der Heiligen Drei Könige, um 1445, Forschungsprojekts „Die Wiener Tafelmalerei Malerei auf Tannenholz, 101 x 50 cm der Spätgotik und der Frühen Neuzeit 1430-

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1530“ gelang der Nachweis, daß die einzel- nen Bilder einst zu einem großen Flügelre- tabel gehörten. Zahlreiche Analysen der welt- weit verstreuten Tafelbilder führten zu bahn- brechenden Ergebnissen, die im Rahmen der Ausstellung präsentiert werden. Im Zuge des Projekts wurde auch eine Bilddatenbank auf- gebaut, die rund 900 Dateien umfaßt, darun- ter etwa eine komplette Serie neuer Infrarot- reflektografien vom Znaimer Altar und von allen Tafeln des Wiener Schottenaltars. Veronika Pirker-Aurenhammer ist Kura- torin der Mittelaltersammlung des Belvedere und Leiterin des oben genannten Forschungs- projekts. „Wien 1450 – Der Meister von Schloß Lichtenstein und seine Zeit“ wurde gemeinsam mit der wissenschaftlichen Pro- jektbearbeiterin Antje-Fee Köllermann kon- zipiert. Für die kunsttechnologischen Befun- de zeichnete Stefanie Jahn (Belvedere) ver- antwortlich. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der sich mit dem Werk, der künstle- rischen Genese und dem Umfeld des Mei- sters von Schloß Lichtenstein umfassend auseinandersetzt.

Intervention: Christian Mayer – Musis et Mulis Parallel zu „Wien 1450“ eröffnet im Schaudepot Schatzhaus Mittelalter eine In- tervention des in Wien lebenden Künstlers Christian Mayer. Bereits seit 2007 werden nationale und internationale KünstlerInnen eingeladen, mit speziell entwickelten orts- spezifischen Arbeiten auf die Sammlung des Museums sowie auf die Architektur und die Geschichte des Hauses einzugehen. Im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen zu „Wien

1450“ wurden aus dem neben der Orangerie © Belvedere, Wien gelegenen ehemaligen Prunkstall des Prinzen Jakob Kaschauer (Werkstatt), Thronender hl. Papst, um 1440/50, Lindenholz, gefaßt, Eugen, der ursprünglich dessen Leibpferde Höhe 153 cm. Bild unten: Ausstellungsansicht © Belvedere, Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 83 Kultur © Belvedere, Wien Ausstellungsansicht »Intervention: Christian Mayer – Musis et Mulis« – Dropping Well, 2013 beherbergte und vor einigen Jahren zu einem nützen und um neue Perspektiven zu erwei- Konservierung und Beschützung, den Kampf modernen Schaudepot für rund 150 Objekte tern. gegen den Zerfall, Entwesung und Verwe- sakraler mittelalterlicher Kunst umgestaltet Musis et Mulis – den Musen und den sung sowie die Vergänglichkeit durch die wurde, einige der Tafelbilder entfernt. Die Maultieren: Mit dieser ironischen Bezeich- Zeit bildet. dadurch entstandenen Lücken in der nung kommentierten Berliner Bürger An- „Christian Mayers Eingriff in die beste- Präsentation wurden zum Anlaß genommen, fang des 18. Jahrhunderts die Tatsache, daß hende Präsentation wie auch seine installati- einen Künstler einzuladen, sich mit dem Ort Kurfürst Friedrich III. im Obergeschoß des ven Erweiterungen zeugen von dem Poten- und seinen Exponaten auseinanderzusetzen, königlichen Marstalls die Akademie der Kün- tial, das in der Konfrontation alter und zeit- die temporären Veränderungen produktiv zu ste einrichten ließ. Indem Christian Mayer genössischer Kunst liegt. Seine Installation dieses Motto aufnimmt, verweist er auf die vereint in bester Weise Recherche, Reflexion verschiedenen Nutzungen des Prunkstalls im und Inspiration und eröffnet uns neue Per- Verlauf der Zeit, vom Marstall des Prinzen spektiven auf die Geschichte der Räume und Eugen bis zum Ausstellungsraum bildender der Sammlung wie auch auf Effekte der Mu- Kunst. Seine mehrteilige Installation ver- sealisierung an sich.“ Agnes Husslein-Arco, schränkt die Zeitschichtungen des barocken Direktorin des Belvedere Raumes und der mittelalterlichen Exponate „In seiner rechercheorientierten künstle- und thematisiert Prozesse kultureller Aneig- rischen Praxis beschäftigt sich Christian nung und Musealisierung wie auch die (Un-) Mayer oftmals mit Prozessen der Historisie- Möglichkeiten der Bewahrung, der authenti- rung und ihrer Bedeutung in der Gegenwart. schen Rekonstruktion oder der symbolischen Für den gegebenen Kontext des Prunkstalls Aktualisierung. Gezielt greift Christian Mayer hat er eine Installation entwickelt, die bis- in die dichte Präsentation sakraler Bilder ein: lang unbeleuchtete Aspekte des Raumes und So bringt er Stützkonstruktionen aus Holz der in ihm gezeigten Exponate sichtbar macht oder Leinwand zum Vorschein, die auf den und gleichzeitig um neue Bedeutungsebenen Ursprung der Tafeln als beidseitig bemalte anreichert. Dabei reflektiert er zufällige wie Altarflügel hindeuten, die anläßlich ihrer mu- auch beabsichtigte Transformationen von sealen Präsentation um 1900 gespalten wur- Materialitäten über die Zeit, in denen sich den. Zudem transferiert Mayer Holzpfähle, durchaus widersprüchliche Motive und In- die zu Beginn des 18. Jahrhunderts als unter- teressen spiegeln: von der kulturellen und irdische Stützen des Berliner Stadtschlosses physischen Aneignung durch das Museum eingesetzt wurden, in Form eines skulptura- über die Sehnsucht nach authentischer Re- len Ensembles von ihrem ursprünglichen konstruktion hin zum Eigensinn der Dinge.“ Stütz- in einen Kunstkontext. Symbolische Luisa Ziaja, Kuratorin der Intervention und materielle Transformationen visualisiert Die Ausstellung sowie die Intervention

© Belvedere, Wien er schließlich auch in einer Videoarbeit, die sind von 8. November 2013 bis 23. Februar Ausstellungsansicht »Intervention: gemeinsam mit den anderen Teilen der In- 2014 zu sehen. „ Christian Mayer – Musis et Mulis« stallation eine räumliche Erzählung rund um http://www.belvedere.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 84 Kultur MAMUZ Das neue Erlebnis- und Kompetenzzentrum für Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie in Schloß Asparn/Zaya und im Museum Mistelbach Foto: NLK / Johann Pfeiffer MAMUZ wird das neue Museum für Ur- und Frühgeschichte: v. l.: Ernst Lauermann (wissenschaftlicher Leiter), Landeshauptmann Erwin Pröll und Matthias Pacher (Geschäftsführer) mit zwei Steinzeitjägern

ntdecken, staunen, ausprobieren! Das ist seum Mistelbach mit einer umfassenden die Entwicklung der Menschheit anhand der Edie neue Devise im MAMUZ Schloß Schau an den Anfang des Menschen wie wir wichtigsten Funde der prähistorischen Samm- Asparn/Zaya und Museum Mistelbach. ihn kennen zurück, als der Moderne Mensch lung des Landes Niederösterreich darge- 40.000 Jahre Menschwerdung sind durch und der Neandertaler vor 40.000 Jahren für stellt. Ergänzend dazu bewegen sich Besu- den Zusammenschluß zweier hochkarätiger einige tausend Jahre nebeneinander durch cherInnen im archäologischen Freigelände, Museen zu einem gemeinsamen Museums- Europa streiften. dem angrenzenden Schloßpark, realitätsnah zentrum „MAMUZ“ nun noch umfassender MAMUZ versteht sich als Erlebnismu- durch die Zeiten. und moderner präsentiert. MAMUZ ist die seum, in das zahlreiche Wissenschaftler ihr Zur bislang gezeigten Urgeschichte wer- neue Marke, die das Urgeschichtemuseum Know How einbringen um die Geschichte den 2014 auch die Frühgeschichte und Ob- Niederösterreich Asparn/Zaya und das MZM erlebbar zu machen. „Mit moderner und vor jekte zur Mittelalterarchäologie Niederöster- Museumszentrum Mistelbach vereint. Die allem interaktiver Ausstellungsgestaltung reichs präsentiert. Somit werden nun Ge- Standorte selbst bekommen damit ebenso bewegen sich BesucherInnen durch die schichten aus der Steinzeit vor 40.000 Jahren einen neuen Namen. Niederösterreichische Landessammlung der bis ins Frühmittelalter erzählt. 2014 wird als „40.000 Jahre Mensch“ ist das Credo des Ur- und Frühgeschichte und erleben ebenso besonderes Highlight ein großer Teil der Urgeschichtemuseums MAMUZ, das an sei- beeindruckende Fundobjekte aus der Mittel- Ausstellungsfläche dem berühmten Schatz- nen beiden Standorten immer wieder neu alterarchäologie“, erklärt MAMUZ-Ge- fund aus dem Raum Wiener Neustadt gewid- und umfangreich aufbereitet wird. Im Schloß schäftsführer Matthias Pacher das Ausstel- met. Asparn/Zaya ist die gesamte Fülle der Ur- lungskonzept. und Frühgeschichte anhand von Originalen MAMUZ Museum Mistelbach und historischen Wohn- und Wirtschaftsge- MAMUZ Schloß Asparn/Zaya Das MZM Museumszentrum Mistelbach bäuden zu sehen. Im Museum Mistelbach Seit 43 Jahren wird im Schloß Asparn/ beherbergte die sechs Jahre seines Bestehens werden jährlich neue Ausstellungs-High- Zaya ein umfassender Einblick in die Ur- das Museum Lebenswelt Weinviertel und das lights aus diesen Epochen beleuchten. 2014 geschichte gegeben. Damals wie heute war nitsch museum. BesucherInnen wurde ein geht die Ausstellung „Giganten der Eiszeit. das Museum ein Vorreiter in der Art der abwechslungsreiches Programm durch stetig Auf den Spuren der Mammutjäger“ im Mu- Darstellung der Urgeschichte – im Schloß ist wechselnde, hochkarätige kulturhistorische

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Ausstellungen und deren Begleitveranstal- tungen geboten. Das nitsch museum bleibt am Standort – als unabhängiges Museum – bestehen. In der neuen Konstellation werden in der 737 m² großen Ausstellungshalle der bisheri- gen Lebenswelt Weinviertel künftig wech- selnde Highlight-Ausstellungen als perfekte Ergänzung zur neu aufgestellten Landes- sammlung am Standort Schloß Asparn/Zaya gezeigt. Die Ausstellungsfläche des Museum Le- benswelt Weinviertel wird unter dem Namen MAMUZ Museum Mistelbach 2014 neu er- öffnet: Im Jahr 2014 erwartet die Besu- cherInnen als Auftakt die internationale Aus- stellung „Giganten der Eiszeit. Auf den Spu- ren der Mammutjäger“. Foto: Neanderthalmuseum Mettmann Giganten der Eiszeit – Auf den In der Ausstellung werden Höhlen mit ihren Malereien nachgestellt. Spuren der Mammutjäger 13. April – 16. November 2014 im MAMUZ Museum Mistelbach Die Ausstellung „Giganten der Eiszeit“ gibt einen Blick frei in eine Zeit, als die Menschen als Jäger und Sammler ihr Über- leben meisterten, als noch wollhaarige Mammuts, Wollnashörner und Säbelzahnti- ger durch Europa zogen und Höhlen mit Jagd-, Tier- und Alltagszenen bemalt wur- den. Im Museum Mistelbach geht die Aus- stellung „Giganten der Eiszeit. Auf den Spu- ren der Mammutjäger“ im Jahr 2014 mit einer umfassenden Schau an den Anfang des Menschen, wie wir ihn kennen, zurück, als der Moderne Mensch und der Neandertaler vor 40.000 Jahren für einige tausend Jahre nebeneinander durch Europa streiften.

Wollhaarmammut Foto: Neanderthalmuseum Mettmann Das eiszeitliche Klima hatte Europa zu Das waren die Giganten de Eiszeit – eine Mammutfamilie im MAMUZ Mistelbach jener Zeit voll im Griff. Um eine Vorstellung von der Fauna, Flora und auch den damali- mutiert, lebten bis vor 4000 Jahren auf der Höhlenlöwen, Höhlenbären gen Lebensbedingungen zu bekommen, gibt westsibirischen Wrangel-Insel. und Säbelzahntiger die Ausstellung „Giganten der Eiszeit“ einen Bedeutende Funde von im Eis konser- Neben den Mammuts gab es noch weite- breiten Einblick in die Lebenswelt der Alt- vierten Mammuts werden dort noch laufend re bedeutende, jedoch ebenso bereits ausge- steinzeit. Der Neandertaler und der Moderne von Archäologen entdeckt. Lyuba, ein Mam- storbene Tiere, die die Menschen der Alt- Mensch fanden in der eiszeitlichen Land- mutbaby, das in Sibirien gefunden wurde, steinzeit jagten um Nahrung, Kleidung, schaft Europas Tiere zum Jagen, die es heute wird als Reproduktion in der Ausstellung Schmuck, Waffen und Materialien für Werk- längst nicht mehr gibt. Wollhaarmammuts „Giganten der Eiszeit“ zu sehen sein. Es zeuge und den Bau von Behausungen zu sind die bekanntesten und mächtigsten Tiere hatte vor über 40.000 Jahren möglicherweise erhalten. Neben Rekonstruktionen von Mam- der eiszeitlichen Steppe, die in Fallgruben die Überquerung eines Flusses mit der Herde muts werden daher auch weitere exotische von einer Schar an Jägern erlegt wurden und nicht geschafft, ist im Schlamm erstickt und Nachbildungen vom Höhlenlöwen, Höhlen- damit Fleisch für die nächsten Wochen gesi- wurde dadurch luftdicht eingeschlossen und bären, und Säbelzahntigern lebensgroß in chert war. Nachdem die Eiszeit vorüber war im Permafrostboden Rußlands konserviert. der Ausstellung zu sehen sein, um einen Ein- und das Klima wärmer wurde, zogen die Für die Forscher ist Lyuba ein Glücksfall, sie blick in die Großtierfauna der Steinzeit zu Mammuts vor etwa 10.000 Jahren allerdings wenden alle erdenklichen Methoden an, um bekommen. Das Verschwinden der eiszeit- in den Norden. Die letzten Mammuts, als möglichst viel über das einen Monat alte lichen Großtierarten wird einerseits mit den Inselbewohner isoliert und zu Zwerggröße Mammut herauszufinden. klimatischen Veränderungen durch das Ende

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Steinklingen. Die ältesten geschnitzten Fi- guren aus Mammutelfenbein wurden in der Schwäbischen Alb gefunden.

Wohnen in der Steinzeit Das Lager der steinzeitlichen Jäger und Sammler war spärlich ausgestattet. Die Aus- stellung zeigt eine Art der Behausung, eine Zeltkonstruktion mit Häuten, Knochen und Zähnen der Großtierfauna, die zu jener Zeit noch mobil war und auch sein mußte um den Tierherden nachziehen zu können. Wie sie konstruiert waren, welche Werkzeuge und Waffen die Jäger und Sammler der Altstein- zeit hatten, wie sie diese bauten oder auch, wie man in der Steinzeit Feuer machen konn- te, können Besucher erleben und vieles sogar selbst ausprobieren. Die Ausstellung „Giganten der Eiszeit. Auf den Spuren der Mammutjäger“ gibt BesucherInnen einen Einblick in das Leben

Foto: Neanderthalmuseum Mettmann der Menschen der Altsteinzeit, von der Jagd, Höhlenmalereien zeigen noch heute Alltags- und Jagdszenen sowie Tierzeichnungen der Kunst, dem Wohnen, der Kleidung bis aus der Steinzeit. hin zum Feuer machen. Funde aus dem der Eiszeit, andererseits aber auch mit dem wurden und erst dadurch manche Zeichnun- Marchfeld von Helmut Preisl ergänzen die Einfluß des Menschen in Zusammenhang gen entstanden. internationale Ausstellung. gebracht. Kunstwerke Es ist erstaunlich, welche Dimensionen SCHATZ-REICH die Großtierfauna der Eiszeit aufweist. Wie Höhlenmalereien waren jedoch nicht die Der bedeutendste spätmittelalterliche riesig etwa ein Mammutzahn ist, mit welcher einzigen Kunstwerke steinzeitlicher Men- Schatzfund Österreichs, der Schatzfund Stärke eine Mammutfamilie umherzieht, wie schen. Es gibt kunstvolle Schnitzereien aus von Wiener Neustadt, 13. April – 30. November 2014 groß der Schädel eines Säbelzahntigers ist Knochen, die Tiere oder Menschen darstel- im MAMUZ Schloß Asparn/Zaya oder welche Dimension der eiszeitliche len und in ihrer Form einzigartig sind. So Riesenhirsch hatte. Neugierig geworden? sind auch Venusfiguren und Tierfiguren in Gold, Silber, Edelsteine – prunkvoll zeigt der Ausstellung zu sehen, ebenso das Werk- sich der Schatzfund von Wiener Neustadt im Höhlen- und Felsmalerei zeug, das sie dafür verwenden konnten, Schloß Asparn/Zaya, wenn sich die goldene Von den Tieren der Eiszeit berichten auch die Höhlen- und Felsmalereien der ersten Menschen. Sie zeigen uns noch heute All- tags- und Jagdszenen sowie Tierzeichnun- gen, oftmals wurden sie vor mehr als 30.000 Jahren gezeichnet. Die Jagdszenen berichten etwa, wie die Tiere in die Enge oder in Fall- gruben getrieben und mit Speeren erlegt wurden. Die bedeutenden Höhlen mit den steinzeitlichen Malereien sind heute nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. In der Ausstellung „Giganten der Eiszeit“ aller- dings schon. Die Ausstellungsgrafik macht für die Besucher die Höhlen mit ihren Zeich- nungen und Geschichten erlebbar und greif- bar. Wie Höhlenmalereien entstanden, wie man sie datieren kann und welche Interpre- tationen es gibt, ist ebenso Teil der Dar- stellung. Höhlen wurden teilweise als Wohnstätten

verwendet, hatten aber auch Kult-Charakter. Foto: Bundesdenkmalamt Manche Forscher vermuten, daß auch scha- Die Ring-Platten zeigen zahlreiche figurale Motive (Tiermotive, Handtreuemotive manische Rituale in den Höhlen abgehalten und viele Lilienmotive) sowie Siegel.

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Türe zur Schatzkammer öffnet. Wie in einem kleinen „Palast“ voller ausgewählter reich verzierter Schmuckstücke und Gefäße wird der bedeutendste spätmittelalterliche Hort- fund Österreichs nun erstmals umfassend in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsen- tiert, dabei ist die Geschichte, die hinter die- sem Fund steckt recht bescheiden.

Der Schatz 217 einzelne Objekte mit einem Gewicht von 2290 Gramm sind Österreichs bekannte- ster spätmittelalterlicher Schatzfund. Insge- samt dürften es rund 150 Objekte gewesen sein, denn manche Fragmente gehörten zusammen. Wer den Schatz deponierte, weshalb und warum er ihn sich nicht wieder holte, bleibt im Verborgenen. Vermutungen werden je- doch angestellt, wonach es ein Händler oder Goldschmied gewesen sein könnte. Die Funde sind nach derzeitigem Forschungs- stand in die Mitte bis zum Ende des 14. Jahr- hunderts einzuordnen. Der Hort läßt sich in fünf Gruppen teilen: Ringe, Spangen, sonstige Trachtbestandteile, Foto: Bundesdenkmalamt War im beeindruckenden Hortfund dabei: eine der filigran gearbeiteten Schnallen. Gefäße und Löffel, wobei die meisten Fund- stücke Ringe und Spangen sind. So manche reichen Metallobjekten. Ein nahendes Ge- matisiert. Was stand am Speiseplan? Wer punkvolle Stücke weisen auf höfisches Um- witter veranlaßte ihn den verfärbten Bereich hatte die prunkvollsten Gefäße? Und, wie feld hin. Großteils handelt es sich um feuer- einfach nur auszuheben und im Keller zu streng waren die Tischmanieren? vergoldete Silberobjekte mit geringem, je- verstauen. Was sich in dem Aushub befand 48 goldene und prunkvolle, oftmals stern- doch unterschiedlich hohem Kupferanteil. sollte die Wissenschaft Jahre später begei- förmige Gewandspangen des Hortfundes Mit Ringplatte und -kopf sind die 46 Ringe stern. Drei Jahre vergingen als er beim machen den mittelalterlichen Kleiderkasten großteils hochwertig gefertigt und oftmals Aufräumen des Kellers wieder auf seinen auf. Was trugen Mann und Frau des europä- noch mit den originalen Steinen erhalten. Fund stieß und sich damit beschäftigte. Er ischen Hochadels? Wie filigran waren die Die Ring-Platten zeigen zahlreiche figurale reinigte die Objekte und recherchierte. In Gewandspangen gearbeitet und was wurde Motive (Tiermotive, Handtreuemotive und einem Plastiksack übergab er schließlich die damit befestigt? viele Lilienmotive) sowie Siegel. Die 36 Objekte dem Bundesdenkmalamt, das ein Mit Ringen zeigten schon damals die Spangen waren für die Archäologen jedoch wissenschaftliches Großprojekt zur Bearbei- Frauen und Männer ihren Status. Mit Edel- am bemerkenswertesten, einerseits aufgrund tung des Fundes veranlaßte. Zum ersten Mal steinen und Platten verziert zeigt sich die der Menge und andererseits wegen der in der Forschung zu Schatzfunden wird ein Vielfalt des adligen prunkvollen Finger- Formenvielfalt, die von einfachen Stücken Hortfund umfassend und interdisziplinär schmucks. Inschriften und Pseudoinschriften bis hin zu Prunkspangen reicht. Sternförmi- bearbeitet. sind auf so manchem Ring zu sehen. Was ge Spangen mit acht Spitzen sind am häufig- jedoch neben Gewandspangen und Ringen sten zu sehen, einige sind mit Steinen und Die Ausstellung – Die Schatzkammer noch zur schmuckvollen Ausstattung des Korallen besetzt. Die Gefäßteile des Hortes Die Bedeutung des Schatzfundes von Adels gehörte, wird in der Ausstellung eben- weisen große qualitative Unterschiede auf Wiener Neustadt wird beim Betreten der so deutlich. und kein einziges ist vollständig erhalten, Ausstellung klar. Ein kurzer Überblick über Um die beeindruckenden Gefäße und möglicherweise handelt es sich deshalb bei die bedeutenden Schatzfunde Europas macht Schmuckstücke im Detail ansehen zu kön- diesem Hortfund um Altmetall des Mittel- deutlich, daß diese nicht oft entdeckt wer- nen, können BesucherInnen mit Lupen aus- alters, das zur Weiterverwertung bestimmt den. „Schatz-Reich“ zeigt zuerst was hinter gestattet die Objekte ganz genau betrachten. war. Vermutlich waren die Objekte ur- den Schatzfunden steckt und was sich über- Und Objektteile, die nur mehr fragmenta- sprünglich in einer Holzkiste deponiert. haupt Schatzfund nennen darf. risch vorhanden sind, jedoch das Aussehen Der Hortfund wird nach Themengebieten des Objektes bekannt ist, werden auf Knopf- Fundgeschichte gezeigt, um den BesucherInnen sogleich druck zu Bildnissen und die Vorstellung der Ein Biotop wollte der Finder des Hortes auch einen Einblick in das spätmittelalterli- BesucherInnen zu manchen Objekten wird eigentlich im Jahr 2007 ausheben, stieß che Leben im 14. Jahrhundert zu geben. Mit so nahezu real. dabei allerdings knapp unterhalb der Rasen- den Schalen, Bechern, Pokalen und Löffeln Als historische Quelle sind Schatzfunde fläche auf eine dunkle Verfärbung, mit zahl- wird zuerst die Kulinarik zu jener Zeit the- von besonderer Bedeutung. Sie liefern Er-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 88 Kultur kenntnisse zur Rekonstruktion von wirt- schaftlichen Verhältnissen, zu Techniken der Metallverarbeitung, weiters zu Trends der jeweiligen Zeit aber auch zur sozialen Struk- tur. Mit der Ausstellung gelingt auch ein Ein- blick in das 14. Jahrhundert, als die Objekte entstanden und deponiert wurden, die Zeit der Babenberger und Habsburger.

Das 14. Jahrhundert – als der Schatz deponiert wurde Um die Mitte des 14. Jahrhunderts war das heutige Wiener Neustadt zur wichtigsten Stadt im heutigen südlichen Niederöster- reich geworden, was seinen Anfang um 1200 nahm, als es von den Babenbergern zum Schutz vor Angriffen aus dem Osten gegrün- det wurde. Nach dem Tod von Herzog Fried- rich II. 1246 folgte Streit um die wichtigsten Die Vermittlungsprogramme sind auf das Alter der SchülerInnen abgestimmt. Urkunden der Babenberger. Bela IV. von Ungarn war schon im Sommer 1250 in das Gebiet östlich der Neustadt eingefallen, weil er die westlichen drei ungarischen Komitate, die ihm Herzog Friedrich II. als Lohn für den Schutz vor den mongolischen Truppen unter Batu Khan abgenommen hatte, wieder zu- rückzugewinnen wollte. Bei König Wenzel I. von Böhmen suchte der Neustädter den Schutz, dessen Sohn Ottokar Premysl über- nahm das Gebiet. Die folgenden Auseinan- dersetzungen mit ungarischen Königen zo- gen teilweise auch Neustadt in Mitleiden- schaft. 1273 änderten sich die Herrschafts- verhältnisse, als Rudolf von Habsburg zum römischen König wurde. Er förderte für Neu- stadt Mautfreiheit, Steuererleichterung und ein großzügiges Marktrecht. Um 1300 begann die Wende von einer Stadt zur Grenzsicherung zu einer Stadt des Mistelbach: Das Museum war einst eine Pflugfabrik. Handels. Zwischen Wien und Venedig wur- den über Neustadt zahlreiche Produkte (Seifen, Öl, Südfrüchte, Tücher, Wolle, Leder, Waffen, Eisen, Salz, Getreide und Vieh) gefördert. Neustadt erfuhr einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Stadt war Anfang des 14. Jahrhunderts durch den Handel im Wohlstand. Doch vor manchen Katastrophen war sie dennoch nicht gefeit. Im Sommer 1338 verwüsteten Heuschreckenschwärme das Land und die Ernte, die Folgen waren Hungersnöte und die Pest, die auch die Bevölkerung dezimier- te. Der Handel brach daraufhin ein. Als die Abgaben zur Abfederung der Katastrophe verringert wurden, konnte die Wirtschafts- kraft in der Stadt gehalten werden und die Zahl der Handwerker vergrößerte sich, auch

Goldschmiede zogen immer mehr zu. „ Foto: MAMUZ Schloss Asparn/Zaya Foto: Alexander Bernold Foto: Museum Mistelbach http://www.mamuz.at Das Schloß Asparn/Zaya

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 89 Kultur Schwerpunkt Malerei Das Traklhaus Salzburg zeigt – mit dem Palais Liechtenstein in Feldkirch – Werke von Berthold Bock, Alfons Pressnitz, Kevin A. Rausch und Elisabeth Wedenig. Von 22. November 2013 bis 4. Jänner 2014.

as Kooperationsprogramm ist ein Aus- Dstellungsschwerpunkt der Galerie im Traklhaus. Es wird alle drei Jahre aus- geschrieben und KünstlerInnen können sich österreichweit dafür bewerben. Die Ausstel- lungen werden gemeinsam mit einem ande- ren Ausstellungsraum in Österreich oder im Ausland geplant und sind in der Salzburger Landesgalerie und anschließend (oder auch vorher) in der anderen Institution zu sehen. Die KünstlerInnen bewerben sich somit für je- weils zwei Ausstellungen. Die Auswahl wird durch die Kooperationspartner getroffen. Für das Kooperationsprogramm 2013 konnte ein neuer Partner in Feldkirch ge- funden werden. Erstmals gibt es gemeinsam mit dem Ausstellungsraum im Palais Liech- tenstein eine Ausstellung, die zuerst im Trakl- haus und dann ab Jänner 2014 in Vorarlberg zu sehen ist. Gemeinsam mit den Kollegen vom Verein „Kunst Palais Liechtenstein“ wur- den Arbeiten von drei österreichischen Künstlern und einer Künstlerin ausgewählt, die den Schwerpunkt ihres Schaffens auf Malerei legen. In beiden Ausstellungsräu- men, die ähnlich von der Raumanordung und Größe sind, in Salzburg und in Vorarl- berg werden Arbeiten auf Leinwand der vier Vertreter der eher jüngeren Generation vor- gestellt. Die Ausstellung ist so gehängt, daß die Bilder der vier Künstler in gegenseitigen Dialog treten.

Berthold Bock Der Salzburger Berthold Bock lebt seit längerem in Berlin. Er stellt Landschaftsbil- der, die bei seinen Auslandsaufenthalten in © Berthold Bock / Galerie Traklhaus Budapest und Paliano bei Rom sowie in der Berthold Bock, »In der Nacht«, 2013, Öl auf Leinwand, 110 x 90 cm Nähe von Berlin entstanden sind, aus. Die Drang nach Licht und der tiefen Schwärze. wird gestört durch zurückgelassenen Müll. düstere Herbststimmung in Budapest inspi- Und der Frage, was passiert malerisch, denn Die sogenannte „Nachzeitlichkeit“ wird rierte den Maler zu den dunklen Nachtbil- das Licht verschwindet, wo male ich noch in den Bildern sichtbar. Es ist nicht das dern, von denen er eine ganze Serie geschaf- und wo schweige ich besser…“ eigentliche Geschehen, welches er darstellt, fen hat. Ergänzend dazu präsentiert er seinen sondern erst der Augenblick später. Keine neuen Film, der ebenfalls Malerei und den Alfons Pressnitz Personen sind in seinen Bildern zu finden, schaffenden Künstler vorstellt. Der aus der Steiermark stammende Al- trotzdem sind sie vorhanden in Form der Peter Lang schreibt im zur Ausstellung fons Pressnitz lebt ebenfalls seit einigen Jah- Spuren, die sie in der Landschaft zurückge- erschienen Katalog: „…Bocks kurzer Film ren in Berlin. Im Traklhaus war er vor fünf lassen haben. ist eine ehrliche Bestandsaufnahme der Zeit Jahren als einer der Faistauer Anerkennungs- hinter dem schönen Schein der Bilder, der preisträger vertreten. In seinen Bildern zeigt Kevin A. Rausch und Elisabeth Wedenig Einsamkeit im Atelier. Die Bilder, ein er konstruierte Landschaften, die jedoch sehr stammen aus Kärnten und haben im Trakl- Grenzgang des Malers am Schwarz. Dem real wirken. Die Idylle dieser Landschaften haus 2010 im Rahmen von „Nächste Gene-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 90 Kultur © Alfons Pressnitz / Galerie Traklhaus Bild links: Alfons Pressnitz, »The Other Side«, 2013, Öl auf Leinwand,140 x 120 cm Bild rechts: Elisabeth Wedenig, »collecting birds«, 2013, Öl und Acryl auf Leinwand, 140 x 100 cm Bild unten: Kevin A. Rausch, »hidden, a young painters

love«, 2012, Mischtechnik auf Leinwand, 220 x 270 cm © Elisabeth Wedenig / Galerie Traklhaus

ration II“ bereits Arbeiten vorgestellt. In den in ihren Bildern mit phantastischen schafft sie Zwischenwelten mit großer Er- bunten Farben malt Elisabeth Wedenig phan- Motiven verwoben. Was ist wahr, was ist Fik- zählkraft. tastische Motive aus Erinnerung und Traum- tion oder Traum? Der Betrachter sucht nach Schwarz und Weiß sind die bevorzugten welten. Orte, Gegenstände und Lebewesen den Geschichten hinter den einzelnen Moti- Farben, aus denen Kevin A. Rausch seine (Tiere und Menschen) der realen Welt wer- ven. Durch eine uneindeutige Räumlichkeit Landschaften konstruiert. Dort hinein setzt er einsam wirkende Figuren. Das Thema „Tod“ spielt oft eine Rolle in seinen Bildern, sagt der Künstler. Trotzdem tauchen auch farbige Spuren in seiner Malerei auf, ein Hauch von Rosa, Grün oder Gelb, das der Düsternis entgegenwirkt und trotz der oft melancholischen Stimmung wirken seine Bilder nicht trostlos. In der Ausstellung zeigt er auch eine von ihm geformte und bemalte Figurengruppe aus Pappmasche mit dem Titel „when me- mories go on a journey“. Sie erweitern die Malerei vom zweidimensoinalen Bild in das Räumliche.

40 Jahre Galerie im Traklhaus Ein Rückblick auf das Ausstellungsprogramm Die Galerie im Traklhaus besteht seit 1973 im Geburtshaus des Dichters in der Salz- burger Altstadt. Das Land Salzburg hat das Haus Anfang der 70er Jahre erworben, um

© Kevin A. Rausch / Galerie Traklhaus Vereine und im Kulturbereich aktive Institu-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 91 Kultur Foto: Galerie Trklhaus Bei der Vernissage (v.l.): Dietgard Grimmer (Leiterin der Galerie im Traklhaus), Markus Keel (Präsident des Vereins »Kunst Palais Liechtenstein« und die KünstlerInnen Kevin A. Rausch, Alfon Pressnitz, Elisabeth Wedenig und Berthold Bock tionen dort unterzubringen. Die ebenerdig ge- nicht mehr ausschließlich um die Förderung dem Bundesministerium für auswärtige legenen Räume wurden für Ausstellungen von jungen Künstlern, sondern mehr um Angelegenheiten (BMeiA) drei Jahre lang an adaptiert. Bis 1983 (also 10 Jahre lang) war einen weiteren Schritt in der Arbeit der verschiedenen Orten gezeigt wurde oder eine der Salzburger Kunstverein, für das Ausstel- KünstlerInnen und Künstler, den die Galerie Serie von Präsentationen im damals neuen A- lungsprogramm in diesen Räumen zustän- im Traklhaus mit jüngeren und auch schon 9-Forum im Museumsquartier in Wien. dig. Auch andere Institutionen wie die Be- bekannteren Kunstschaffenden geht. In der Derzeit ist wieder eine Gruppenausstel- rufsvereinigung organisierten Ausstellungen österreichweiten Ausschreibung ist das Al- lung mit Salzburger Arbeiten im Ausland un- in diesen Räumen. terslimit, das bis 1998 bei 35 Jahren lag, auf- terwegs: „mitgebracht – Salzburg in the Jedes Jahr, seit 1973 gab es Ausstellun- gehoben. Die Ausstellungen werden gemein- world“ wird wieder vom BMeiA und ver- gen, die Kunstwerke von Lehrbeauftragten sam mit einem anderen Ausstellungsraum in schiedenen Kulturinstituten von China bis an der Internationalen Sommerakademie für Österreich oder im Ausland geplant (und ein Ungarn gezeigt. Bildende Kunst präsentierten. Mit dem Mu- Katalog oder auch mehrere Einzelkataloge Einige Ausstellungen zu verliehenen seum Rupertinum wurden seit 1983 Aus- werden herausgebracht) und sind in der Preisen im Bereich der bildenden Kunst stellungen organisiert. Salzburger Landesgalerie und anschließend wurden neben dem Traklhaus noch an ande- Ab Mitte der 80er Jahre hat die Kultur- (oder auch vorher) in der anderen Institution ren Orten gezeigt; so konnte die Präsentation abteilung des Landes Salzburg die drei Aus- zu sehen. Die KünstlerInnen bewerben sich zum Keramikpreis 2010 auch im Kammer- stellungsräume übernommen und zuerst ein somit für jeweils zwei Ausstellungen. Die hof Museum Gmunden und im Heiligen- gemischtes Programm mit Werken von Auswahl wird durch die Kooperations- kreuzerhof in Wien vorgestellt werden. hauptsächlich Salzburger Künstlern vorge- partner getroffen; auch Künstler aus anderen Die Arbeiten der Schmuckpreis-Anwärter stellt. EU-Ländern können, auf Vorschlag der Ku- von 2010 und 2013 wurden nach der Galerie Ein Schwerpunkt im Programm (6 Aus- ratoren und/oder Leiter der anderen Aus- im Traklhaus im Museum für Angewandte stellungen pro Jahr) wurde bald der Nach- stellungsinstitutionen, im Programm vertre- Kunst in Wien gezeigt. wuchsförderung gewidmet: 1986 begann das ten sein. Bis jetzt haben 25 Museen und an- Seit 2006 organisierte die Galerie im Förderprogramm mit dem Ziel, Arbeiten von dere Ausstellungsorten (z. B. Palais Thurn Traklhaus gemeinsam mit der Festungs- jüngeren, noch nicht so bekannten Österrei- und Taxis in Bregenz, Galleria d’Arte Mo- verwaltung im ehemaligen Hödlmoser-Ate- cherInnen zu präsentieren. Es sollten nicht derna in Bologna, Stift Admont, MUSA lier auf der Festung Hohensalzburg 38 Aus- nur KünstlerInnen aus Salzburg, sondern aus Wien) in dieser Form zusammengearbeitet. stellungen. allen Bundesländern eine Starthilfe in Form In der Galerie im Traklhaus selbst und im Seit Herbst 2011 gibt es die Möglichkeit, einer Ausstellungsmöglichkeit erhalten. Von angrenzenden Studio, das seit 2000 zur Ver- gemeinsam mit der Festungsverwaltung Anfang an war die Dokumentation wichtig; fügung steht, wurden über 450 Ausstellun- auch Fotoausstellungen im sogenannten zuerst in einem Katalog für die beiden gen realisiert. „Hohen Stock“ auf der Festung, neben dem KünstlerInnen, die gemeinsam ausstellten, Mehr als 130 Kataloge sind seit 1986 zu Eingang zum Festungsmuseum, zu präsen- dann in Einzelkatalogen. Mit der 73. Aus- Ausstellungen in der Galerie im Traklhaus tieren. Bis Ende November hingen dort Fo- stellung im Förderprogramm des Landes produziert worden, die 98 Kataloge zum För- tografien von Wang Jixin und ab Anfang Salzburg ist im Dezember 1998 diese Aus- derprogramm nicht mit eingerechnet. Unge- Dezember sind dort neue Farbfotografien stellungsreihe in der die Arbeiten von 146 fähr 900 KünstlerInnen haben ausgestellt. von Reinhart Mlineritsch zu sehen. Künstlern vorgestellt wurden, zu Ende ge- Seit den 80er-Jahren wurden von der Ga- Im Salzburg Museum, in der Säulenhalle gangen. lerie im Traklhaus Ausstellungen mit Arbei- konnte die Galerie im Traklhaus bisher fünf Dieses Programm wurde ab Ende 1999 ten von Salzburger Kunstschaffenden für thematische Ausstellungen aus der Samm- von einer neuen Ausstellungsreihe, einem Ausstellungsorte im Ausland zusammenge- lung des Landes Salzburg vorbereiten, die in Kooperationsprogramm mit anderen Museen stellt, wie z. B. die Wanderausstellung „Aus einem Katalog dokumentiert wurden. „ und Institutionen, abgelöst. Darin geht es Salzburg“, die Anfang der 90er-Jahre mit http://www.traklhaus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 92 Kultur Bruno Gironcoli – Arbeiten auf Papier Die Ausstellung in der RLB Kunstbrücke in Innsbruck läuft bis einschließlich 31. Jänner 2014 und deckt 30 Jahre Schaffen ab, von den frühen 60ern bis zum Spätwerk – Eigenständiges grafisches Werk Foto: Raiffeisen_STRABAG Kunstforum, Wien Bruno Gironcoli, Entwurf, Löffelwand und Affe, 1998-91, Mischtechnik auf Papier, 91 × 135 cm, STRABAG Kunstforum, Wien

runo Gironcoli (am 27. September 1936 Der Ausstellungsschwerpunkt der RLB Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Bin Villach geboren, am 19. Feber 2010 Kunstbrücke konzentriert sich seit Jahren das er 1957 beginnt. Ein Stipendium des Lan- in Wien gestorben) nimmt im Feld der inter- auf Künstlerpersönlichkeiten mit biografi- des Tirol und die väterliche Unterstützung er- nationalen zeitgenössischen Skulptur eine schen Bezügen zu Tirol. In diesem Zusam- möglichen ihm 1960 einen einjährigen Auf- einzigartige Stellung ein. Parallel zu seinem menhang präsentiert die aktuelle Ausstellung enthalt in Paris, wo er sich u. a. mit der fran- bildhauerischen Werk entstand auch ein einen konzentrierten Querschnitt der grafi- zösischen Moderne und vor allem mit dem eigenständiges grafisches Œuvre, dem sich schen Werke von Bruno Gironcoli. Werk von Alberto Giacometti auseinander- die Herbstausstellung der RLB Kunstbrücke Der vor drei Jahren in Wien verstorbene setzt. Nach seiner Rückkehr nimmt er erneut (Raiffeisen Landesbank Tirol) mit dem Titel Künstler wird 1936 in Villach geboren und sein Studium auf, wechselt allerdings in die „Bruno Gironcoli. Arbeiten auf Papier“ wid- absolviert in Innsbruck von 1951 bis 1956 Metallbearbeitungsklasse und beschäftigt met. Die Berliner Kuratorin und Gironcoli- eine Gold-, Silber- und Kupferschmiedlehre, sich zunehmend mit der Bildhauerei. Expertin Bettina M. Busse deckt mit ihrer die er mit der Gesellenprüfung als Gold- Bruno Gironcoli wird in erster Linie als Auswahl von über 40 Werken erstmals eine schmied abschließt. In Innsbruck besucht er Bildhauer wahrgenommen. Spätestens seit Zeitspanne von rund 30 Jahren ab – von den regelmäßig das 1946 gegründete Institut seiner Bespielung des österreichischen Pa- Anfängen in den frühen 1960er Jahren bis Français, das mit seinen Ausstellungen da- villons der Biennale in Venedig im Jahr 2003 zum Spätwerk der 1990er Jahre. Die Aus- mals als Zentrum der Moderne in Tirol fun- haben sich seine rätselhaften Riesenskulptu- stellung läuft bis einschließlich 31. Jänner gierte. In dieser Zeit reift auch sein Ent- ren ins öffentliche Bewußtsein eingeschrie- 2014. schluß für ein Studium der Malerei an der ben. Weniger Aufmerksamkeit hingegen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 93 Kultur

wurde bislang seinem umfangreichen grafi- Verdichtung der Formensprache und eine schen Œuvre geschenkt. Hinwendung zur malerischen Geste unüber- Die Bettina M. Busse, die heuer auch für sehbar“, so die Kuratorin. die erfolgreiche Ausstellung „Gironcoli: „Die Arbeiten auf Papier begleiten Giron- Context“ im Belvedere in Wien verantwort- colis bildhauerisches Schaffen, bereiten es lich war, macht hier den ersten Versuch, vor und führen es weiter. Sie schaffen oft- einen aussagekräftigen Überblick von den mals die imaginäre Welt, den Raum für die Bleistiftzeichnungen aus den frühen 1960er real existierenden Skulpturen und eröffnen, Jahren bis zu seinen letzten großformatigen, anders als die Skulpturen, Sinnzusammen- malerischen Gouachen der 1990er Jahre zu hänge in diesem sehr komplexen Werk. Ana- zeigen und so auf deren herausragenden Stel- log zur Bildhauerei werden die immer wie- lenwert hinzuweisen. derkehrenden Leitmotive – Mensch, Tier „Damit wird die Entwicklung der spezifi- und Maschine – in überraschende Zusam- schen Formensprache Gironcolis nachvoll- menhänge gebracht. Gironcolis bildliche Sy- ziehbar: War diese anfangs noch eng an die steme offenbaren keine narrativen Zusam- Zeichnungen und Porträts von Alberto Gia- menhänge, sondern offerieren komplexe cometti angelehnt, lassen sich mit den Arbei- Denkgefüge rund um Themen wie polare Ge- ten auf kariertem Papier aus den 1960er und schlechtlichkeit, Sexualität, Gewalt und 1970er Jahren, die parallel zu Gironcolis Foto: Raiffeisen_Sammlung Liaunig Einsamkeit.“ (Bettina M. Busse) Installationen entstanden, Verbindungen zu Bruno Gironcoli, Zur Ausstellung erscheint der gleichnami- zeitgenössischen Kunstströmungen erkennen; Porträt Christine Gironcoli, 1963, ge Katalog mit Textbeiträgen von Bettina M. Mischtechnik auf Papier, schließlich – mit dem Spätwerk Ende der 40,5 × 36 cm Busse und Peter Weiermair (88 Seiten). „ 1980er und Anfang der 1990er Jahre – ist eine Sammlung Liaunig http://www.raiffeisen-tirol.at Foto: Raiffeisen_aus Privatbesitz Bruno Gironcoli, Entwurf, 1974, Mischtechnik auf Papier, 120 × 140 cm, Privatbesitz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 94 Kultur Wer alles liest, hat nichts begriffen Nicolas Mahler von 29. November 2013 bis 23. März 2014 im Karikaturmuseum Krems

it Nicolas Mahler präsentiert das Kari- und dünn oder kurz und rund – tapsen toll- Robert Musils „Der Mann ohne Eigen- Mkaturmuseum Krems einen österreichi- patschig durch erbärmliche Existenzen, und schaften“, „Alice in Sussex“ frei nach Lewis schen Comic-Künstler und Cartoonisten, der ihr Leben scheint vor allem aus Scheitern Caroll und H. C. Artmann sowie Thomas seine erfolgreiche Karriere im Ausland lanciert und Leiden zu bestehen. Wie alle echten Hu- Bernhards „Alte Meister“ sind Vorlagen, die hat und bis heute in Deutschland und Frank- moristen ist Nicolas Mahler kein Komö- Nicolas Mahler zeichnerisch adaptiert. Er reich prominenter ist als in seiner Heimat. diant, sondern ein Tragiker, dessen Pessimis- schafft eigene Geschichten und erzeugt neue Nicolas Mahlers internationaler Durch- mus nur dank einer gehörigen Portion Hu- poetische Literatur-Stücke. Mit gekonnter Re- bruch erfolgte in den späten 90er-Jahren, mor erträglich wird. duktion auf das Wesentliche erreicht Nicolas und sein Aufstieg war rasant. Nach einigen Mahler maximale Genauigkeit in seiner Aus- im Selbstverlag veröffentlichten Comic- sage, vermittelt mit Präzision Stimmungen, heften publizierte das international renom- Gefühle und Gedanken. Virtuos führt er vor, mierte Schweizer Comicmagazin „Strapazin“ wie facettenreich minimalistische Zeichnun- Mahlers Boxerballade T.N.T.; wenig später gen sein können und wie er alles auszudrük- erschien im wichtigen Pariser Autorenverlag ken vermag, was er möchte, von dümmlichem L’Association Lone Racer – und als nächstes Slapstick bis zu Metaphysischem und Philo- kam schon der Abdruck von Kratochvil in sophischem. Vor allem Mahlers Umsetzung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. von Thomas Bernhards „Alte Meister“ ent- Seither ist Nicolas Mahler zwischen puppte sich als ein Glücksfall – eine künstle- Kanada und China, Schweden und Spanien risch eigenwillige, aber kongeniale Umset- allgegenwärtig, als Autor unzähliger Bücher zung, die zu einer höheren Wertschätzung des und Hefte, aber auch in Zeitungen und Zeit- Comics geführt hat. Thomas Bernhards Aus- schriften. Viele renommierte Preise sowie spruch „Wer alles liest, hat nichts begriffen“ Einladungen zu internationalen Filmfestivals gibt denn auch den Rahmen dieser bisher zeugen vom Status Nicolas Mahlers in der größten gezeigten Nicolas-Mahler-Personale internationalen Szene. mit über 225 Originalen vor. In „Alte Meister“ Mahlers Erfolg ist alles andere als selbst- stellt der Kunstkritiker Reger fest: „Ich habe verständlich, denn seine Kunst ist alles ande- niemals in meinem Leben ein einziges Buch re als anbiedernd. Sein Strich ist stilisiert bis ausgelesen, meine Art zu lesen ist die eines hart an die Grenze zur Abstraktion und sein hochgradig talentierten Umblätterers … Wer Humor schwarz bis hart an die Grenze zum Thomas Bernhard, Alte Meister, alles liest, hat nichts begriffen.“ „ Tragischen. Seine Figuren – entweder lang 2010/11 http://www.karikaturmuseum.at © Nicolas Mahler / Fotos: Karikaturmuseum Krems

Alice in Sussex, frei nach Lewis Fiktives Heftcover der Serie Der Mann ohne Eigenschaften, nach Caroll und H. C. Artmann, 2012 »Engelmann«, 2010 Robert Musil, 2013, Suhrkamp Verlag

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 95 Kultur »1685« Alessandro De Marchi stellte das Programm der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2014 vor. Foto: Sandra Hastenteufel Der Künstlerische Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik dirigiert Händels Oper Almira (12./ 14./ 16. August 2014) im Tiroler Landestheater und Bachs h-Moll Messe (13. August) in Stift Wilten. 685 war ein gutes Jahr für die Musik. Mit gieren. Fabio Biondi entdeckt mit seinem 2014 die „Barockoper:Jung“ der Innsbrucker 1Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Orchester Europa Galante Domenico Scar- Festwochen. Im Cesti-Wettbewerb, der be- Händel und Domenico Scarlatti wurden lattis Oper „Narciso“ wieder. Attilio Cremo- reits zum fünften Mal stattfinden wird, sin- gleich drei Komponisten geboren, die die nesi und das La Cetra Barockorchester wer- gen junge Sängerinnen und Sänger aus aller Musikwelt nachhaltig beeinflußten und die den u. a. Händels „Duello Amoroso“ halb- Welt unter anderem Arien aus Lullys 1685 barocke Epoche maßgeblich prägten. Der szenisch im Spanischen Saal auf Schloß komponierter Oper „Armide“. Künstlerische Leiter, Alessandro De Marchi, Ambras realisieren. Ensembles 2014: Europa Galante, stellte im Rahmen einer Pressekonferenz das Als Streiflichter des Dreigestirns werden B’Rock, Hofkapelle München, Arnold Programm der Innsbrucker Festwochen 2014 Kirchenkantaten, Motetten, Suiten, Choräle, Schoenberg Chor, La Divina Armonia, Gli vor: Unter dem Motto » 1685 « stehen Opern Choralvorspiele und Partitensätze von Bach, Incogniti, La Nuova Musica, La Chimera, von Georg Friedrich Händel, Domenico Concerti, Sonaten, Suiten und weltliche Kan- Academia Montis Regalis, Cantar Lontano, Scarlatti, Pietro Antonio Cesti im Mittel- taten von Händel sowie Kirchen- und Kam- La Cetra u. a. punkt der 38. Innsbrucker Festwochen der mermusik und Claviersonaten von Dome- Dirigenten, RegisseurInnen & SolistInnen Alten Musik. Im Konzertprogramm ist Jo- nico Scarlatti erklingen. Rund um Bach, 2014: Alessandro De Marchi, Fabio Biondi, hann Sebastian Bach mit seiner h-Moll- Händel und Domenico Scarlatti findet sich Attilio Cremonesi, David Bates, Jetske Messe, Motteten und Kantaten prominent Musik von ihren Vater- und Lehrerfiguren, Mijnssen, Davide Livermore, Stefano Vizio- vertreten. von Freunden und Zeitgenossen und von der li, Christoph von Bernuth, Deborah York, Drei Opernproduktionen, eine halbszeni- Söhne-Generation: Alessandro Scarlatti, Jo- Amandine Beyer, Raquel Andueza, Doro- sche Produktion auf Schloß Ambras, Kir- hann Philipp Krieger, Zachow, Buxtehude, thee Oberlinger, Hiro Kurosaki, Lorenzo & chen- und Kammermusik, Konzerte und der Biber, Geminiani, Bononcini und Porpora, Vittorio Ghielmi, Robin Johannsen, Mélissa Internationale Gesangswettbewerb für Ba- Telemann oder von dem ebenfalls 1685 Petit, Rüdiger Lotter, David Hansen, Marco rockoper Pietro Antonio Cesti werden 2014 geborenen Lodovico Giustini. Mencoboni, Margret Köll u. a. bei den Innsbrucker Festwochen und den Zu den bekanntesten Komponisten im 17. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik Ambraser Schlosskonzerten geboten. Jahrhundert zählte der Innsbrucker Hof- 12. – 31. August 2014 Alessandro De Marchi wird „Almira“, musiker Pietro Antonio Cesti. Seine damals Ambraser Schloßkonzerte den ersten Geniestreich Händels für die viel gespielte Oper „L’Orontea“, die als erste 15., 22., 29. Juli und 05. August 2014 „ Opernbühne, und Bachs h-Moll-Messe diri- Komödie der Operngeschichte gilt, bildet http://www.altemusik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 96 Film Viennale 2013 Vom 24. Oktober bis 6. November fand in Wien das 51. Internationale Filmfestival statt und konnte im Vergleich zum letzten Jahr wieder einmal einen leichten Zuwachs der Besucherzahlen verzeichnen.

Von Margarethe Glac. Fotos: Viennale/Robert Newald Die Eröffnung der Viennale’13 im Wiener Gartenbaukino erlebte auch in diesem Jahr großen Publikumsandrang.

s wurden in diesem Jahr 97.400 Karten Die Geschichte dieses Musikers ähnelt Trailer Everkauft und die Gesamtauslastung be- jedoch nicht der Karriere eines Bob Dylan. Der diesjährige Viennale-Trailer trägt den trug 77,8 Prozent, was in Anbetracht einer Nein, sie endet dort, wo sie begonnen hat. Titel „Illusions & Mirrors“ (USA/Ö 2013) zusätzlichen, durchgehenden 11-Uhr-Schiene und dauert zwei Minuten. Eine Frau (Natalie im Gartenbaukino ein erfreuliches Ergebnis Portman) steht einsam am Meeresufer und ist. Insgesamt waren 116 der 357 Vorstellun- blickt einem Mann hinterher, der sich in ein gen ausverkauft. leeres Haus begibt, das in Wirklichkeit gar nicht leer ist. Doch ist dies tatsächlich die Der Eröffnungsfilm Wirklichkeit oder täuscht sich die Frau, die Das Festival wurde mit der Galavorstel- sich an zwei Orten zugleich zu befinden lung von „Inside Llewyn Davis“ (USA 2013, scheint? „Dieser Film zollt den Schwarz- Erhan Coen/Joel Coen) eröffnet. Darin be- weiß-Stummfilmen von surrealistischen Re- gleitet das Publikum einen jungen Musiker, gisseuren Tribut“, so die Regisseurin Shirin der Anfang der 60er Jahre auf einer Straße in Neshat. Greenwich Village auftritt, um sich etwas zu essen und eine Unterkunft für die nächste Spielfilme Nacht zu sichern, bis nach New York und Woody Allen konnte man dieses Jahr Chicago. gleich zwei Mal begegnen, einmal vor und einmal hinter der Kamera. *) Mag. Dr. Margarethe Glac hat auch 2011 täglich von Eröffnungsrede von Wiens Kultur- Er stand zum ersten Mal seit etwa zehn der Viennale für das „Österreich Journal“ berichtet. stadtrat Andreas Mailath-Pokorny Jahren wieder vor der Kamera und das für

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 97 Film keinen Geringeren als John Turturro in „Fading Gigolo“ (USA 2013). Auch in die- sem Film Turturros spielt die Musik eine wichtige Rolle, dennoch sind es diesmal zwei schon ältere Herren, die uns durch die Gassen führen und Schauplatz ist nicht Neapel, sondern Brooklyn. Murray (Woody Allen) wird von seiner Dermatologin ge- fragt, ob er nicht zufällig jemanden kenne, der für (viel) Geld die sexuellen Bedürfnisse einer (oder zwei) Frau erfüllen kann. Und da fällt Murray niemand anderer als der Blu- mengärtner Fioravente und wird somit zu dessen Zuhälter. Da Fioravente (alias Virgil) auch wirklich gut bei Frauen ankommt, flo- riert das Geschäft. „Blue Jasmine“ (USA 2013) wird als Allens bester Film seit „Match Point“ be- zeichnet. Doch wenn auch die Geschichte »Fading Gigolo« (USA 2013) brillant und die Pointe überraschend ist, so ist doch Cate Blanchet in ihrer Rolle als Jasmine so überzeugend, daß man kaum den Blick von ihr abwenden kann. Es ist die Ge- schichte der Gattin eines Multimillionärs, eines „Investment-Genies“, wie er von vie- len bezeichnet wird, der jedoch aufgrund seiner finanziellen Machenschaften plötzlich verhaftet wird und schließlich Selbstmord begeht. Jasmine ist auf einmal völlig auf sich allein gestellt, denn der Staat hat das ganze Vermögen konfisziert. In mehreren Rück- blenden wird die Vorgeschichte erzählt, doch warum Hal (Alec Baldwin) eigentlich über- haupt verhaftet wird, erfährt das Publikum erst zum Schluß. „Återträffen“ (S 2013) hat die 39jährige schwedische Künstlerin Anna Odell gedreht, nachdem sie erfahren hat, daß sie als einzige zu einem Klassentreffen nicht eingeladen »Återträffen« (S 2013) wurde. Im Film stellt sie sich vor, wie das Treffen wohl abgelaufen wäre, wenn man sie doch eingeladen hätte und spielt sich dabei selbst. Im zweiten Teil dieses Experiments konfrontiert sie ihre ehemaligen Mitschüler mit diesem Werk und der Vergangenheit, denn anscheinend hat sie, wie sie sagt, ganz ande- re Erinnerungen an die gemeinsame Schul- zeit als ihre damaligen Klassenkameraden. Der französische Regisseur Arnaud de Pallières sagte während des Publikumsge- sprächs nach der Vorstellung von „Michael Kohlhaas“ (F/D 2013), einer recht frei ge- haltenen Adaption der Novelle von Heinrich von Kleist, daß Mads Mikkelsen wohl für diese Rolle geboren wurde, denn obwohl Mikkelsen seinen dänischen Akzent nicht ganz verlieren konnte, was sich der Regis- seur bis zum Schluß insgeheim erhoffte, ge- Fotos: Viennale lang es ihm, sowohl Stärke und Härte als »Michael Kohlhaas« (F/D 2013)

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auch Zärtlichkeit zu zeigen und mit wenigen Dialogen eine vielschichtige und ausdrucks- starke Figur zu erschaffen. Michael Kohl- haas lebt zwar im 16. Jahrhundert, jedoch nicht in Deutschland sondern in den franzö- sischen Sevennen und spricht auch Fran- zösisch. Die deutschen Wurzeln dieser Figur werden durch einen kurzen Dialog im Ge- fängnis, der auf Deutsch stattfindet. Dieser Dialog ist übrigens kein Zitat aus der No- velle. „Le passé“ (F/Iran 2013) heißt das neue- ste Werk des oscargekrönten iranischen Re- gisseurs Asghar Farhadi. Als Ahmad nach mehrjähriger Abwesenheit nach Paris zu- rückkehrt, um die Scheidungspapiere zu un- terschreiben, entdeckt er, daß Marie, seine Ex, ihr Leben inzwischen völlig neu einge- »Le passé« (F/Iran 2013) richtet hat. Und auf den ersten Blick scheint alles in perfekter Ordnung zu sein, aber eben nur auf den ersten Blick. Götz Spielmann erzählt in „Oktober November“ (Ö 2013) die Geschichte einer Wirtsfamilie, die in Annaberg eine Pension betreibt. Das Haus steht jedoch die meiste Zeit leer, denn die Saison ist schon so gut wie vorbei und die Hausbewohner können sich nun anderen Dingen widmen. Der Vater ist herzkrank und erleidet einen schweren Infarkt. Seine Tochter Verena, die mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn den Betrieb führt, überlegt, ob sie mit dem Landarzt, mit dem sie seit kurzem eine Affäre hat, nicht viel glücklicher wäre. Und die zweite Toch- ter, Sonja, eine erfolgreiche Schauspielerin, kommt in das Haus, in dem sie aufgewach- sen ist, um den kranken Vater zu pflegen und ein Geheimnis zu erfahren, das ihr die Erklä- »Oktober November« (Ö 2013) rung dafür liefert, warum sie immer anders war als der Rest der Familie. In „L’inconnu du lac“ (F 2013) skizziert Alain Guiraudie verschiedene Begegnungen zwischen Männern, die sich während der Ur- laubszeit mehr oder weniger regelmäßig an einem See treffen, um die Sonne zu genießen, sich abzukühlen, zu entspannen, zu reden und im angrenzenden Wald Sex zu haben. In die- ser Idylle lernt Franck den gut gebauten Mi- chel kennen und wird zufälligerweise Zeuge eines düsteren Ereignisses. Doch statt das Richtige zu tun, verliebt sich Franck in Michel und die Dinge nehmen ihren Lauf. Festival-Direktor Hans Hurch bezeichne- te diesen Film als einen „der“ Filme dieses Jahres.

Dokumentarfilme

Fotos: Viennale In „Mara Mattuschka_Different Faces of »L’inconnu du lac« (F 2013) an Anti-Diva“ (Elisabeth Maria Klocker, A

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2013) wird das Leben und Werk der experi- mentellen österreichischen Künstlerin akri- bisch dokumentiert. Es ist jedoch kein einfa- cher Mitschnitt des Alltags von Mara Mat- tuschka, es ist ein Film, der die Filmemache- rin, Schauspielerin, Malerin, Professorin und Chansonette aus verschiedenen Blickwin- keln betrachtet, der ihre multiplen Interessen und Talente hervorhebt und ihren Humor in den Mittelpunkt stellt. Volker Koepp kehrt mit „In Sarmatien“ (D 2013) nach Osteuropa zurück und erkun- det in seiner Reise ein Land, das es als sol- ches auf der Landkarte nicht gibt, welches jedoch im Bewußtsein der dort lebenden Völ- ker durchaus existiert – Sarmatien, eine Ge- gend, deren Fläche sich mehr oder weniger mit Teilen des heutigen Polens, Litauens, Weißrußlands und der Ukraine deckt und im »Mara Mattuschka_Different Faces of an Anti-Diva« (A 2013) Norden an die Ostsee und im Süden an das Schwarze Meer grenzt.

Tributes Die „New American Comedy“ stand im Mittelpunkt des Tribute to Will Ferrell. „Old school“ (Todd Phillips, USA 2002) handelt von drei Freunden in den 30ern, die sich nicht mit ihrem Schicksal als frisch Verheiratete, Familienhäupter und Betrogene zufrieden geben, sondern es einmal wieder so richtig krachen lassen wollen. Dazu reicht ihnen ein Haus am Campusgelände, Snoop Dog und hunderte College-Girls, bzw. Schülerinnen, die sich für solche ausgeben und auch noch Töchter des Vorgesetzten sind. Aber das ist eine andere Geschichte. Bei der Galavorstellung von „Anchor- man: The Legend of Ron Burgundy“ (USA 2004) war Ferrell persönlich anwesend und »Old school« (USA 2002) auch sein neuester Film, „Casa de mi padre“ (USA 2012), der gänzlich in spanischer Sprache gedreht und in den USA als „The best movie you’ve ever read“ vermarktet wurde, wurde im Rahmen des Festivals ge- zeigt. Darin spielt Ferrell die Hauptfigur, Ar- mando Álvarez, den ungeliebten Sohn eines mexikanischen Großgrundbesitzers, der sich jedoch in beiden Söhnen täuscht. „Rocío y José“ (Gonzalo García Pelayo, E 1982) wurde im Rahmen des dem spani- schen Regisseur García Pelayo gewidmeten Tribute to Gonzalo García Pelayo gezeigt. Im Mittelpunkt steht das ruhige andalusische Dorf El Rocío, das jährlich über eine Million Pilger beherbergt und dessen Marienfigur Paloma Blanca zu Pfingsten zu dem wichtig- sten Wallfahrtsziel Spaniens wird. In dieser

Atmosphäre des Gebets, aber auch des ge- Fotos: Viennale meinsamen Essens und Singens wird die »Rocío y José« (E 1982)

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Liebe zwischen zwei jungen Menschen ge- boren. Mit „Alegrías de Cádiz“ (E 2013) kehrt García Pelayo nach etwa 30 Jahren wieder zum Film zurück und zu seiner Technik, Stadtporträts und Liebesgeschichten ineinan- der zu verweben. Und anstatt die ökonomische Misere Spaniens anzuprangern, widmet er sich viel lieber der Musik, den Frauen und den Männern, ihren Beziehungen und versucht auf diese Weise einen aktuellen Schnapp- schuß der spanischen Gesellschaft zu ma- chen. Die Politik kommt nur in den Sketchen vor, die zu Flamenco-Rhythmen während des Karnevals von Cádiz rezitiert werden.

In focus – John Torres

Foto: Viennale Dieses Sonderprogramm wurde einem »Alegrías de Cádiz« (E 2013) noch relativ jungen philippinischen Regis- seur gewidmet. „Lukas nino“ (John Torres, Philippinen 2013) lebt in einem kleinen phil- ippinischen Dorf und ist der Sohn eines Mannes, der ihm eines Nachts sagt, er sei ein „tickbalang“ – halb Mensch – halb Pferd, der magische Kräfte besitzen soll. Darauf ver- schwindet der Vater spurlos. Nun möchte der 13jährige Lukas natürlich wissen, ob er denn die Kräfte seines Vaters geerbt habe. Torres drehte den Film in seinem Heimatdorf und in jenem Haus, in dem er vor etwa 30 Jahren selbst zum ersten Mal mit der Welt des Ki- nos konfrontiert wurde. Bei einem Publi- kumsgespräch erzählte er, er hätte zufällig einen Zigarettenstummel, der den Schau- spielern als Markierung dienen sollte, be- wegt, was für eine große Aufruhr sorgte. Auf diese Weise habe er den Unterschied zwi-

Foto: Viennale schen der wirkliche und einer illusorischen »Lukas nino« (Philippinen 2013 Welt kennengelernt.

Retrospektive Das in Kooperation mit dem Film- museum vorbereitete Programm zum Œuvre von Jerry Lewis war vom 18. Oktober bis einschließlich dem 24. November zu sehen.

Überraschungsfilm Traditionell am zweiten Festivalsonntag sah das Publikum im ausverkauften Garten- baukino eine Österreich-Premiere – Jim Jar- muschs „Only lovers left alive“ (USA 2013) mit Tilda Swinton, Tom Hiddelston, John Hurt und Mia Wasikowski in den Hauptrollen. Die vier sind Vampire in einer von Zombies dominierten und in den Abgrund driftenden Welt von heute. Sie erinnern sich aber auch an bessere Zeiten, vor Jahrhunderten, wenn

Foto: polyfilm nicht sogar Jahrtausenden, denn Adam und »Only lovers left alive« (USA 2013) Eve haben ein gutes Gedächtnis und erzäh-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 101 Film len gerne. Jarmusch gibt sich nicht mit die- sen zwei Namen zufrieden, auch Dr. Faust und Christopher Marlowe, neben vielen anderen bekannten Namen, begegnen wir.

Preisträger Vor der ausverkauften Vorstellung von „Camille Claudel 1915“ im Gartenbaukino wurden schon am 5. November zwei der vier Preise der Viennale verliehen, der diesjähri- ge FIPRESCI-Preis und der Standard- Publikums-Preis. Die Auszeichnung der Jury der interna- tionalen Filmkritiker-Vereinigung ging an „Grand Central“ (Rebecca Zlotowski, F 2013) in dem ein Liebesdreieck unter außerge- wöhnlichen Umständen im Mittelpinkt steht. Den Standard-Publikums-Preis, der jun- gen Filmemachern hilft, einen Verleiher in »Grand Central« (F 2013) Österreich zu finden, ging diesmal an „Das merkwürdige Kätzchen“ (Roman Zürcher, D 2013), in dem die ganz gewöhnlichen Tätigkeiten merkwürdig und die merkwürdi- gen ganz gewöhnlich wirken. Am letzten Festival-Abend wurden zwei weitere Filmpreise verliehen: Der Mehr-WERT-Filmpreis ging an „Shirley- visions of reality“ (Gustav Deutsch, A 2013) und „Sickfuckpeople“ (Juri Re- chinsky, A/Ukraine 2013). Auszug aus der Jurybegründung: „Die Jury hat sich nach intensiver Diskussion einstimmig für zwei Filmproduktionen entschieden, die trotz aller Unterschiedlichkeit zwei gleichwertig interessante und spannende Zugänge präsen- tieren. Einmal wird ein außergewöhnlicher Kunstfilm gewürdigt, während der andere durch das Aufgreifen eines sozialen Themas und dessen Umsetzung beeindruckt. Auf »Das merkwürdige Kätzchen« (D 2013) Empfehlung der Jury wird der Erste Bank MehrWERT Filmpreis für zwei Gewinner mit jeweils einem Monat Aufenthalt in New York ermöglicht. Prämiert wird ein Film, der uns in eine fiktive Welt der 1930er bis 60er Jahre führt, der durch ein perfekt inszenier- tes Set-Design vor dem Hintergrund gesell- schaftspolitischer Ereignisse mit einer wun- derbaren Darstellerin besticht. Der Preis geht an „Shirley – Visions or Reality“ von Gustav Deutsch. Die zweite Hälfte des Preises würdigt die respektvolle Beobachtung ukrainischer ob- dachloser Jugendlicher, aufgezeichnet von einer scheinbar unsichtbaren Kamera. Der Preis geht an den Film „Sickfuckpeople“ von Juri Rechinsky, der damit in gleicher Weise von der Jury prämiert wird"

Den Wiener Filmpreis erhielten ebenfalls Fotos: Viennale zwei Filmemacher – Ulrich Seidl für „Para- »Shirley- visions of reality« (A 2013)

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dies: Liebe“ (D/F/A 2012) – Auszug aus der Jurybegründung: „Ulrich Seidls ,Paradies: Liebe‘ ist ein radikaler, unparteiischer Film über Formen der Ausbeutung zwischen Mann und Frau, über Erwartungen und Projektio- nen quer über alle Kontinente. Die Ausbeu- tung ist gegenseitig, die Sehnsüchte aller blei- ben unerfüllt.“ Und Juri Rechinsky für „Sick- fuckpeople“ (A/Ukraine 2013) – Auszug aus der Jurybegründung: „Juri Rechinskys ,Sick- fuckpeople‘ ist Punk, ehrlich und kompro- mißlos, ein existenzieller Film, der mit mini- malen Mitteln vom Geworfensein handelt. Von Menschen, die in erbarmungslosen Um- ständen überleben. Es ist ein Dokumentar- film, aber auch eine Liebesgeschichte, die aus der Not geboren ist, ein Drama von Ausge- liefertheit, das uns mit seiner Brutalität den Boden unter den Füßen weggerissen hat.“ »Sickfuckpeople« (A/Ukraine 2013).

Abschlußgala Die Viennale’13 wurde am 6. November mit der Galavorstellung von „Locke“ (Ste- phen Knight, GB 2013) abgeschlossen, des- sen Hauptfigur, Ivan Locke (Tom Hardy), sich von allen und allem verabschiedet, um in die Nacht hineinzufahren. Und obwohl wir die Stimmen seiner Gesprächspartner am Handy hören, ist und bleibt es ein Mono- drama. „Fur mich persönlich war die jetzt erfolgreich zu Ende gehende Viennale eines der schönsten und gelungensten Festivals der letzten Jahre. Und dies sowohl was die zahlreichen Gäste, die Filme, die Sonderpro- gramme als auch die äußerst positiven Reaktionen des Publikums sowie der vielen internationalen Filmjournalisten angeht“, sagte Hans Hurch bei der Abschluß-Konfe- renz. „ Bild obnen: »Paradies: Liebe« (D/F/A 2012) http://www.viennale.at Bild unten: »Locke« (GB 2013) Fotos: Viennale

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 103 Film Das Wunder von Kärnten »International Emmy Awards« für ORF/ZDF-Koproduktion von Andreas Prochaska mit Ken Duken, Juergen Maurer und Julia Koschitz Foto: ORF/Graf Film/Rowboat Film/Toni Muhr v.l.: Ken Duken (Dr. Markus Höchstmann), Jürgen Maurer (Dr. Thomas Wenninger), Monika Huber, Gerti Drassl (Karin Breitner), Johannes Zeiler (Lackner), Wolfgang Stingl, Erwin Steinhauer (Prof. Lohmeyer).

roßer Erfolg für Österreich! In der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: rich Mis, Klaus Lintschinger und Sabine GNacht von 25. auf 26. November wur- „Ich freue mich über die sensationelle inter- Weber sowie insbesondere dem österreichi- den in New York die „41st International nationale Anerkennung für ,Das Wunder von schen Erfolgsproduzenten Klaus Graf und Emmy Awards“ verliehen. Die ORF/ZDF- Kärnten‘. Nach Oscar, Goldener Palme und dem Regisseur Andreas Prochaska, der vor Koproduktion „Das Wunder von Kärnten“ Goldenem Löwen und mehr als 30 anderen kurzem die Dreharbeiten zur ORF-Schlüs- konnte sich in der Kategorie „TV Movie/ internationalen Preisen hat nun eine weitere selproduktion des nächsten Jahres ,Sarajevo‘ Mini-Series“ gegen starke internationale mit den Refundierungsmitteln (ko-)finan- abgeschlossen hat und mit ,Spuren des Konkurrenten durchsetzen und wurde mit zierte Produktion einen internationalen Top- Bösen – Schande‘ bereits eine neue ORF/ dem begehrten Fernsehpreis ausgezeichnet. Award gewonnen. Selten haben konkrete ZDF-Koproduktion umsetzt. Ich bedanke „Das Wunder von Kärnten“ wurde 2011 Investitionen in den Standort Österreich so mich bei Wolfgang Lorenz, in dessen Amts- von Andreas Prochaska in Szene gesetzt und viel Furore gemacht wie jene insgesamt 160 zeit der Film produziert wurde, und ZDF- basiert auf einer wahren Geschichte. Die Mio. Euro, die der ORF in den Jahren 2010 Intendant Thomas Bellut für die hervorra- ORF-Premiere erreichte im Jänner 2012 ein bis 2013 bekommen und in österreichische gende Zusammenarbeit, die den Stellenwert Millionenpublikum. Ebenfalls nominiert für eigen- und kofinanzierte Kino- und TV-Pro- der öffentlich-rechtlichen Koproduktion einen „International Emmy Award“ war eine duktionen investiert hat. Ich hoffe, die inter- unterstreicht.“ weitere Produktion aus der Hand von An- nationale Anerkennung ist ein weiteres Mo- ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner: dreas Prochaska: In der Kategorie „Best per- tiv für die österreichische Bundesregierung, „Der Gewinn des Emmy Awards für ,Das formance by an actor“ ging Heino Ferch für mit der anstehenden Verlängerung der Re- Wunder von Kärnten‘ ist eine große interna- seine Rolle als Verhörspezialist Richard Brock fundierung den Erfolgskurs des Filmstand- tionale Anerkennung, ein unglaublicher Er- in „Spuren des Bösen – Racheengel“ (Teil orts Österreich fortzusetzen. Ich gratuliere folg, aber auch ein unerwartetes Geschenk. zwei der ORF/ZDF-Thrillerreihe) ins Rennen. dem Team von ORF-Fernsehfilmchef Hein- Das ist ein unbezahlbarer Beweis für die

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Qualität österreichischer und koproduzierter Produktionen, den international hohen Stan- dard und die langjährige künstlerische Part- nerschaft mit der österreichischen Filmwirt- schaft und unseren Kopartnern des ZDF. Es ist aber auch eines der besten Argumente und gleichzeitig Motivation, unseren Weg eigen- produzierten Content mit unseren Geschich- ten zu erzählen; da spielt es auch keine Rolle, ob es sich um eine wahre Geschichte oder pure Fiktion handelt. Ich gratuliere den Produzenten und dem kreativen Team, das diese wahre Geschichte für ORF und ZDF umgesetzt hat. Allen voran den Drehbuch- autoren Christoph Silber und Thorsten Wett- cke, den Redaktionen von ORF und ZDF, federführend für den ORF Sabine Weber und Heinrich Mis sowie dem Regisseur Andreas Prochaska und den Produzenten Klaus Graf und Sam Davis. Dem großartigen Schau- spielensemble, das diese Geschichte so Foto: ORF/Andi Bruckner authentisch erzählt, gehört ebenfalls ein gros- Herzchirurg Markus Höchstmann (Ken Duken) gibt das Kind Katharina Breitner ses Stück dieses Erfolgs. Hier werden Kön- (Sara Wogatai) nicht auf… nen, Teamgeist und Kreativität offenkundig. An Tagen wie diesen weiß man ganz genau, warum man den nicht immer einfachen Job als Fernsehdirektorin gerne macht. Es ist diese Kreativität und die begeisterte Energie, die Summe aller großartigen Einzelleistun- gen, die solche Projekte entstehen lassen und nachhaltigen Eindruck machen. Und jedes Individuum ist Teil davon. Das ist ein unbe- schreibliches Gefühl. Großartig! Danke! Die Nominierung von Heino Ferch ist ein un- glaublicher künstlerischer Erfolg für ihn per- sönlich, zu dem ich ihm herzlich gratuliere, auch wenn es diesmal für die Trophäe selber nicht gereicht hat. Wir sprechen immerhin über eine Emmy-Nominierung. Das ist kein alltägliches Ereignis und mit einer Oscar- Nominierung zu vergleichen. Das darf man bei der Fülle an tollen Konkurrenten nicht vergessen. Auch ein Beweis, mit welch

großartigen Schauspielern wir arbeiten kön- Foto: ORF/Graf Film/Rowboat Film/Toni Muhr nen. Denn ohne Topleistung vor der Kamera Prof. Lohmeyer (Erwin Steinhauer) steht der Weltpresse Rede und Antwort. können auch die besten Geschichten in den Sand gesetzt werden.“ Regie von Andreas Prochaska zum berüh- ner 2012. Den berührenden Fernsehfilm mit ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler: renden Fernsehfilm. Unter dem Titel „Das Ken Duken, Gerti Drassl, Gerhard Lieb- „Wir freuen uns sehr und sind stolz, daß mit Wunder von Kärnten“ verfilmte der Erfolgs- mann, Julia Koschitz und Juergen Maurer in dem ,Wunder von Kärnten‘ eine junge regisseur die Geschichte eines kleinen Mäd- den Hauptrollen verfolgten durchschnittlich deutsch-österreichische Produktion ausge- chens, das in einen Teich gefallen und be- 1.002.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zeichnet wurde. Das zeigt, wie modern und reits klinisch tot war, als es – wie durch ein (33 Prozent Marktanteil). international sich unsere Fernsehfilme prä- Wunder – von Medizinern des LKH Kla- „Das Wunder von Kärnten“ ist eine Pro- sentieren.“ genfurt doch noch gerettet werden konnte. duktion der Rowboat Film- und Fernseh- Bereits 30 Minuten lang war die damals Drei- produktion in Koproduktion mit der Graf Das Wunder von Kärnten jährige unter Wasser gewesen – eine unfass- Filmproduktion, dem ORF und dem ZDF, Die besten Geschichten schreibt nach wie bare halbe Stunde, in der ihr kleines Herz gefördert vom Fernsehfonds Austria, dem vor das Leben: Eine True Story, die 1998 schon stillstand! Die ORF-Premiere von Kulturreferat des Landes Kärnten und der ganz Österreich bewegte, wurde unter der „Das Wunder von Kärnten“ war am 18. Jän- Kärnten Werbung. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 105 Film Gold für Ulrich Seidl Mailath: »Seidls Bildsprache ist authentisch und originär.«

er Regisseur, Drehbuchautor und Pro- Dduzent Ulrich Seidl wurde am 14. November im Wiener Rathaus mit dem Gol- denen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. Zahlreiche Freun- de, KollegInnen und WeggefährtInnen ka- men ins Wiener Rathaus, um an der Feier- stunde teilzunehmen – allen voran Michael Haneke mit Ehefrau Susanne, Regisseur Michael Glawogger, die Schauspielerinnen Maria Hofstätter, Margarethe Tiesel und Anne Bennent, Heinrich Mis, Film- und Se- rienchef des ORF, Alexander Horwath, Di- rektor des Österreichischen Filmmuseums, Claus Philipp, Leiter des Stadtkinos im Künstlerhaus und Gerlinde Seitner, Ge- schäftsführerin Filmfonds Wien. Die wun- derbare Musik kam von Otto Lechner, der auf seinem Akkordeon improvisierte. „Der österreichische Film ist in der Mitte der österreichischen Gesellschaft angekom- men. Ein Fortschritt, der naturgemäß mit den Akteuren zu tun hat, den Regisseuren, Pro- duzenten und Schauspieltalenten“, sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Po- korny im Rahmen der Verleihung. „Es hat aber auch mit einem funktionierenden För- dersystem zu tun und mit dem von der Struk- tur her gemeinsamen Bemühen, die Film- schaffenden bestmöglich zu unterstützen. Die Stadt hat mit dem Filmfonds Wien eine Foto: Georg Oberweger / PID der bestdotierten regionalen Förderstelle und Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (r.) verleiht Filmregisseur Ulrich Seidl das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. ich bin dafür, daß er als ein solcher auch bestehen bleibt“, erteilt der Stadtrat dem fest, „daß ich jahrelang dachte, Maria Hof- noch nicht so alt, daß er das Große Goldene Vorschlag Stefan Ruzowitzkys, die Filmför- stätter sei verrückt, dafür möchte ich Ulrich Ehrenzeichen mit dem Stern bekäme. derung von Wien, Niederösterreich und Bur- Seidl danken“. Ulrich Seidl wurde 1952 in Wien geboren genland zusammenzulegen, eine Absage: Christoph Grissemann erzählte von und wuchs in Horn auf. Er studierte Pu- „Ich halte die Zusammenlegung für keine einem gemeinsamen Abendessen mit Ulrich blizistik, Kunstgeschichte und Theaterwis- gute Idee. Die Filmförderung in Wien ist ein Seidl in Mombasa, bei dem ihm der Film- senschaft an der Universität Wien. In seinen gut funktionierendes System und sollte da- regisseur für sich einnahm: „Weil er streng Dokumentationen und Spielfilmen entwickel- her so beibehalten werden.“ und albern gleichzeitig sein kann, weil er te Seidl eine eigene Bildsprache, die großes Ulrich Seidls Filmsprache würdigte small talk haßt, weil er uneitel über seine Aufsehen in der Filmwelt und beim Publi- Stadtrat Mailath „als originär, eigenständig Meisterwerke sprach, er der liebenswerteste kum hervorrief. und authentisch“: „Es sind Bilder, die in Sadist ist, den ich kenne, und weil er die Mit 26 Jahren entschloß er sich, die Film- unseren Köpfen bleiben, Bilder, die polari- Rechnung für das Abendessen bezahlte.“ akademie zu besuchen (1978-1982) und de- sieren, Bilder, die weltweit verstanden wer- In seinen Dankesworten stellte Ulrich bütierte mit dem Film „Einsvierzig“ (1980) den.“ Seidl „Mutmaßungen und Vermutungen“ über sowie dem umstrittenen Film „Der Ball“ Das Satire-Duo Stermann & Grissemann die Verleihung eines Ehrenzeichens an: Erst (1982). Im Jahr 1989 entstand „Krieg in hielt – jedoch getrennt und jeder für sich – über die Freude, die das Ehrenzeichen mit Wien“, bekannt wurde Seidl aber 1990 mit eine Laudatio auf den Filmemacher. Dirk sich bringt, dann über seine Ängste, es könn- „Good News. Von Kolporteuren, toten Hun- Stermann, der eine kleine Rolle in Seidls ten ihm keine Dankesworte einfallen, über den und anderen Wienern“, einem Film über „Hundstage“ spielte, schilderte auf gewohnt seine Depression, er wäre ehrenzeichenwür- die Lebens- und Arbeitsbedingungen von humorvolle Art seine Erlebnisse während dig wegen des Alters, das unaufhörlich näher Wiener Zeitungskolporteuren. Es folgten der Dreharbeiten und stellte schlußendlich rückt, um sich letztlich zu trösten: Er sei „Mit Verlust ist zu rechnen“ (1993), ein Film

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über österreichisch-tschechische Grenzbe- gegnungen, sowie „Die letzten Männer“ Filmfonds Wien fördert Zilk-Polit- (1994), in dem er sich mit der Vorliebe öster- reichischer Männer für asiatische Ehefrauen Thriller und weitere Projekte auseinander setzt. Im Jahr 1994 kam „Tie- rische Liebe“ heraus, eine umstrittene satiri- istorische Spionagefälle, Bankenkrise, Schwangerschaftsabbruch. Thomas Fürhaup- sche Dokumentarstudie über die Tierleiden- HMidlife-Crisis: Das Spektrum der Spiel- ter stellt in der Produktion der Navigator Film schaft vieler Österreicher. Im Jahr 1997 ent- filme, das die letzten Förderentscheidungen den Themenkomplex vor medizinischen, ju- stand das Porträt eines ungewöhnlichen des Jahres im Kinobereich präsentieren, ist ristischen und historisch-politischen Hinter- Mathematiklehrers mit dem Titel „Busen- breit. Im Dokumentarbereich stehen filmi- gründen zur Diskussion. freund“. sche Zugänge zu brisanten Themen wie prä- Nicht minder polarisierend ist die Idee Mit der Semidokumentation „Models“ nataler Diagnostik und bedingungslosem des bedingungslosen Grundeinkommens – des (1998) über das Leben des Modeldaseins Grundeinkommen auf dem Programm. Einkommens ohne Gegenleistung. Global nä- wagte Seidl erstmals den Schritt in eine neue Bei der vierten Sitzung im Jahr 2013 er- hert sich Christian Tod im Dokumentarfilm Richtung, weg vom reinen Dokumentarfilm teilte die Jury, bestehend aus Jakob Claus- „What’s Wrong With A Free Lunch“ den mit hin zum Spielfilm. Sein erster Spielfilm sen, Ulli Dohr, Alessandra Thiele, Andrea dem Thema eng verbundenen Tabus, Vorur- „Hundstage“ markierte eine bedeutende Wei- Willson und Gerlinde Seitner, insgesamt zehn teilen, wirtschaftlichen Interessen und politi- terführung dieser Idee und kam zu interna- Projekten eine Zusage – eine Fördersumme schen Kämpfen. Es produziert Golden Girls. tionalen Ehren: Mit „Hundstage“ gewann in Höhe von 1.661.225 Euro wurde verge- Sie sind aus einer der gefährlichsten Re- Seidl 2001 den Großen Preis der Jury bei ben. Eingereicht waren 21 Projekte mit einer gionen der Welt geflohen und haben das den 58. Filmfestspielen in Venedig. Gesamtantragssumme von 3.174.725 Euro. Abbrennen von Schulen, Verschleppungen Mit seinem Dokumentarfilm „Jesus, Du und Erschießungen persönlich miterlebt. weißt“ (2003), einem ungewöhnlichen Por- Sechs Projekte erhalten „Last Shelter“ reflektiert die Besetzung der trät von Menschen und ihrer ganz persönli- Herstellungsförderung in Wiener Votivkirche durch Asylwerber und chen Beziehung zu Jesus Christus, hatte Gesamthöhe von 1.565.000 Euro diskutiert Maß und Methoden der beteiligten Seidl ebenfalls großen Erfolg: So wurde der Der Ottakringer Bezirkskosmos gerät mit Gruppierungen. Gerald Igor Hauzenbergers Streifen in Karlovy Vary, bei der Viennale dem Tod eines alten Paten ins Wanken. Der Dokumentarfilm erhält eine Mittelerhöhung. und in Montreal ausgezeichnet und lief auf junge Sammy soll diesen schwierigen Part mehreren internationalen Festivals. übernehmen und wehrt sich – unterstützt von Vier Projekte erhalten 2003 gründete er die Ulrich Seidl-Film einer deutschen Studentin – mit einem alter- Projektentwicklungsförderung und produzierte „Import Export“, der 2007 nativen Wirtschaftssystem gegen ansässige in Höhe von 96.225 Euro im Wettbewerb von Cannes seine Urauffüh- Kredithaie. Die romantische Sozialkomödie Markus Schleinzer arbeitet mit „Angelo“ rung hatte. 2004 inszenierte er an der Volks- „Planet Ottakring“ in der Regie von Michael an seinem zweiten Spielfilm, einem histori- bühne Berlin „Vater unser“, 2006 den Riebl erzählt von Liebe und Widerstand. Eine schen Drama über die Figur des Angelo So- Kurzfilm „Brüder laßt uns lustig sein. Eine Produktion der Prisma Film, gedreht in Wien. liman, der im 18. Jahrhundert als Afrikaner Mozartfilmminute“. Seidl unterrichtet seit Der Prager Frühling im Jahr 1968 und die an den Wiener Hof kam und in der Adels- 2001 an verschiedenen Filmhochschulen Spionage-Causa um den früheren SPÖ-Po- gesellschaft zu Berühmtheit gelangte. und Akademien. litiker und TV-Journalisten Helmut Zilk bil- Der Baby-Boom erreicht Wien Neubau: 2012 war Seidl zu den Wiener Festwochen den das historische Setting für den Polit- In Marie Kreuzers Komödienprojekt „Wir mit der Inszenierung von „Böse Buben / Thriller „Deckname: Holec.“ Im Mittelpunkt bleiben ja wir“ beschließen drei Paare, Fiese Männer“ nach David Foster Wallace der Novotny-Produktion steht die Figur des gleichzeitig Eltern zu werden. In der Folge eingeladen. Ab 2012 präsentierte Seidl die tschechischen Regisseurs Honza, der brisan- dominieren die Fragen nach richtiger Le- „Paradies“-Trilogie jeweils auf einem inter- tes Filmmaterial über die Grenze nach Öster- bens- und Familienplanung die Welt zwi- nationalen A-Festival: „Paradies: Liebe“ reich schmuggeln will. schen bürgerlichem Wertebewußtsein und (2012 in Cannes), „Paradies: Glaube“ (2012 Antonin Svobodas „Song“ bringt Dirk freiheitsliebendem Hippietum. in Venedig) sowie „Paradies: Hoffnung“ Stermann, Christoph Grissemann und Heinz Das Bühnenstück „Der Blunzenkönig“ (2013 auf der Berlinale). Strunk – allesamt für das Drehbuch verant- mit Karl Merkatz soll als „Sautanz oder Der Ulrich Seidl wurde mit zahlreichen natio- wortlich – erneut auf die Leinwand; die Ge- Blunzenkönig“ auf die Leinwand kommen. nalen und internationalen Filmpreisen aus- schichte: Drei Männer in der Midlife-Krise An der Verfilmung arbeiten die Autoren Wolf- gezeichnet, u. a. des Großen Preis der Jury in stemmen sich gegen ihren Untergang, so im gang Liemberger und Christoph Frühwirth Cannes für „Hundstage“ (2001), den Spe- Saxophon-Kurs oder in der Neugründung für Bonus Film. zialpreis der Jury, Venedig, für „Liebe: einer Wohngemeinschaft. Eine anarchisti- Das Drama „Maikäfer flieg“ basiert auf Glaube“ (2012) und den Österreichischen sche Komödie der coop99 über das Verlieren dem gleichnamigen Roman von Christine Filmpreis in der Kategorie bester Spielfilm und Gewinnen und den Umgang mit dem Nöstlinger, einer autobiografischen Geschich- und beste Regie (2012). Den Wiener Film- eigenen Schicksal. te über die Erlebnisse eines Mädchens in den preis erhielt er zweimal, 1991 für „Good „Auf den Tod des Kindes kann nicht ver- letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Mir- News“ und 2013 für „Paradies: Liebe“. „ zichtet werden“ ist eine dokumentarische jam Ungers Projekt erhält eine Mittelerhö- http://www.paradies-trilogie.de Auseinandersetzung mit der gängigen Praxis hung. „ http://www.ulrichseidl.com von pränataler Diagnostik und selektivem http://www.filmfonds-wien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 107 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 71. Folge portraitiert er Richard Oswald Produzent/Regisseur/Autor

Das in Wien von Josef Jarno erlernte Prinzip, Kunst und Geschäft nicht als Widerspruch zu verstehen, bewährte sich auch im Berliner Kinematografenbetrieb. Im Frühjahr 1916 entstand in Gemeinschaft mit René Durlach die Richard Oswald-Film GmbH, die ein wechsel- volles Schicksal erlebte und in ungewöhnlicher Produktivität dank Oswalds Spürsinn für Stoffe und Themen Milieu- und Unterwelt- filme, volkstümliche Aufklärungswerke, Literaturumsetzungen und ab Mitte der 20er-Jahre gegen die wachsende Konkurrenz aus Holly- wood mit Starattraktionen aufwendige Ausstattungsfilme wie „Lady Hamilton“ und „Lucretia Borgia“ in die Kinos brachte, die auch be- deutsame Exporterfolge wurden. Nach der Invasion des Tonfilms wa- ren es musikalische Lustspiele („Wien, Du Stadt der Lieder“), Re- makes erfolgreicher Stummfilme („Alraune“), Operetten („Die Blu- me von Hawai“), vor allem aber politische Themen, darunter „1914 – die letzten Tage vor dem Weltbrand“ und die Verfilmung der Affäre „Dreyfus“, ein Werk von zeitgeschichtlicher Größe, mit dem promi- nenten Ensemble Fritz Kortner, Albert Bassermann, Heinrich George, Oskar Homolka und Grete Mosheim. Oswald, ideenreich und schnell im Aufgreifen von Trends, schuf in Berlin als Produzent, Regisseur und Autor über 120 Filme, oftmals nur für das reine Un- terhaltungsbedürfnis des Publikums, in der Schablone aber immer unterbrochen von originellen oder gesellschaftspolitischen Aussagen. Richard Oswald etablierte ein veritables Imperium, das neben mehre- ren Produktionsfirmen auch Kinos und Verleihstrukturen umfaßte. Zu seinen engsten Mitarbeitern gehörten die Regisseure Lupu Pick und E. A. Dupont, die Schauspieler Werner Krauß, Conrad Veidt, Reinhold Schünzel, Liane Haid, Lya de Putti und die Tänzerin Anita Foto: Filmarchiv Austria Berber verdankten ihm ihren Filmruhm. Richard Oswald Aufgrund der Ausgrenzung jüdischer Filmschaffender nach dem ichard W. Ornstein, am 5. November 1880 in Wien geboren, ent- Machtantritt der Nationalsozialisten verließ Oswald, ohne dessen Rstammte einer strenggläubigen jüdischen Familie. Seinen späte- Wirken die Vielfalt des deutschen Films der Zwischenkriegszeit ren Namen Oswald entlieh er einem Charakter aus Henrik Ibsens undenkbar wäre, Mitte Mai 1933 seine langjährige Wirkungsstätte. „Gespenster“ (Osvald Malving). Die Ideale der Belle Époque beherr- schten ihn sein ganzes Leben, die „Bretter“ bedeuteten ihm zudem „die Welt“, als die Berufswahl anstand, entschied er sich bedenken- los für die Schauspielerei. Oswald verbrachte mehr als 13 Lehr- und Wanderjahre an österreichischen und deutschen Bühnen, als Darstel- ler, Dramaturg, Regisseur und Direktor. Er schrieb kleine Stücke, Einakter und Sketche, spielte in Preßburg mit Joseph Kainz, ab 1907 bei Josef Jarno in Wien und ab 1910 bei Louise Dumont am Düssel- dorfer Schauspielhaus. Ein Vertrag an das Neue Volkstheater führte ihn 1913 nach Berlin. Nach der Wiederbegegnung mit seinem Jugendfreund Hermann Fellner trat er Anfang 1914 in dessen mit den Brüdern Max und Jules Greenbaum gegründete Filmfirma Deutsche Vitascope als Reklame- fachmann und Dramaturg ein. Wie nur wenige andere begriff Os- wald, der bereits 1911 bei Ludwig Gottschalks Düsseldorfer Film- Manufaktur in den zwei wenig bekannten Filmen „Halbwelt“ und der Foto: Archiv Rudolf Ulrich Richard Oswald (ganz rechts) 1941 bei Dreharbeiten zur zweiaktigen Komödie „Souza“ mitgewirkt hatte, die Dynamik der John Hall-Produktion »The Captain of Koepenick«, in der neuen Zelluloidtechnik. 1915 begann er mit eigenen Inszenierungen. Mitte Albert Bassermann, der die Titelrolle übernahm.

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Hauptdarsteller John Howard, Produzent und Regisseur Richard Oswald, Regieassistent Gerd Oswald, Associate Producer Louis Berkoff und Supporting Player Alan Mowbray (v.l.) am Set des Monogram-Films »Isle of Missing Men« von 1942.

Danach in Wien gedrehte Filme wie der und den Panamakanal in direkter Route im Hollywood setzte seinem Tatendrang und Publikumserfolg „Abenteuer am Lido“ mit März 1939 die amerikanische Westküste. arbeitstrunkenem Werk Grenzen und erlaub- dem Tenor Alfred Piccaver, bei dem sich um te ihm kaum, Anschluß an die anders gearte- seinen Produktionsstab eine illustre Schar te Filmindustrie zu finden. Von seinen drei gleichfalls Vertriebener versammelte, die Exil-Filmen kam das im Herbst 1941 für die Autoren Fritz Rotter und Karl Farkas, die Producers Releasing Company gedrehte Re- Komponisten Walter Jurmann, Hans J. Salter make „The Captain of Koepenick“ (auch „I und Bronislau Kaper sowie die Schauspieler Was a Criminal“) mit Albert Bassermann, Nora Gregor, Szöke Szakall, Jack Mylong- erst Anfang 1945 relativ erfolglos in die Licht- Münz und Walter Rilla, dazu drei in Holland, spielhäuser. 1942 oblag Oswald bei Mo- England und Frankreich entstandene Filme, nogram die Produktion und Inszenierung des das kleine komödiantische Musical „Bleeke B-Movies „Isle of Missing Men“, ein aben- Bet“ (NL 1934) mit dem frühen Johan(nes) teuerliches Melodram, basierend auf der Heesters, „My Song Goes Round the World“ Buchvorlage „White Lady“ von Ladislaus (GB 1934, das englische Remake seines Fodor und der Wienerin Gina Kaus. Die zu- letzten deutschen Films „Ein Lied geht um sammen mit Edward Lewis gegründete Ge- die Welt“ mit Josef Schmidt) und das Aben- sellschaft Skyline Productions war der Ver- teuer „Tempéte sur l’Asie“ (F 1938) mit such, die gewohnte Unabhängigkeit wieder Conrad Veidt und dem Japaner Sessue Haya- zu gewinnen. 1949 produzierte Oswald da- kawa, geben Zeugnis einer fortgesetzt regen mit die in Paris spielende Hochstaplerkomödie Regietätigkeit. Der „Anschluß“ Österreichs „The Lovable Cheat“, nach seiner und an das Dritte Reich zwang Oswald zum Ver- Lewis’ Adaption des Bühnenstücks „Merca- Fotos: Archiv Rudolf Ulrich lassen Europas und zur Übersiedlung in die det Le Falseur“ von Honoré de Balzac, in der Cover zur DVD-Ausgabe von »Isle Vereinigten Staaten. Auf einem Schiff er- of Missing Men« mit John Howard, einige europäische Hitler-Flüchtlinge und reichte er mit seiner Familie über Costa Rica Alan Mowbray und Gilbert Roland Buster Keaton in einer markanten Neben-

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wurde. Aus der Vielzahl weiterer Vorhaben vermochte Oswald keines mehr zu realisie- ren. Der Wiener gehörte zu den wagemutigen, phantasiebegabten und spekulativen Naturen, die, wie der Feuilletonist und Filmkritiker Hans Winge zu Oswalds 80. Geburtstag schrieb, „den Film aus den Schaubuden hol- ten und ihm Rang und Ansehen gaben“, Pio- niere mit geschäftlichem Beigeschmack, ohne die es die Filmindustrie nicht gäbe. Allein mit den beiden großen Würfen „Dreyfus“ (D 1930) und der ersten Verfilmung des Zuckmayer-Stoffs „Der Hauptmann von Kö- penick“ (D 1931), mit Max Adalbert in der Titelrolle, trug er seinen Namen in die Film- geschichte ein. Richard Oswald, verheiratet mit der Schauspielerin Käthe Waldeck, 1957 mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz ausge- zeichnet, starb während eines Europabesu- ches am 11. September 1963 in Düsseldorf. Die Regietradition wurde von seinem Sohn und langjährigem Assistenten Gerd Oswald fortgesetzt. „

it dem Buch „Österreicher in Holly- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Ulrich die lang erwartete Neufassung seines

Foto: Archiv Rudolf Ulrich 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- Richard Oswald (r.) und Buster Keaton, vermutlich bei der Arbeit an »The Lovable kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen Cheat«. Das Bild unten zeigt das Cover zur Buchausgabe des Verlags Filmarchiv konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Austria, Wien 2005, Hg. Jürgen Kasten und Armin Loacker ISBN 3-901932-68-2 revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- rolle mitwirkten. Das von der Kritik als „old- über den mysteriösen Tod des Kronprinzen gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist fashioned“ bezeichnete Werk, überladen mit Rudolf zustande (Co-Autor Joseph Than, nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern „talk“ und nur geringem „entertainment“ ver- Musik Bert Reisfeld, beide österreichische auch an die in der Heimat vielfach Unbe- mochte ihn selbst nicht zufrieden zu stellen. Emigranten), die erst 2006 nach einer Wie- kannten oder Vergessenen und den darüber- Die Fachpresse konzedierte ihm nichtsdesto- derentdeckung unter dem Titel „The Mayer- hinaus immensen Kulturleistungen österrei- weniger respektvoll, ein erfolgreicher und ling Story“ der Vermarktung zugeführt chischer Filmkünstler verdienter Regisseur zu sein. im Zentrum der Welt- Ein unter dem Titel „Bitter Fruit“ geplan- kinematographie ge- ter Aufklärungsstreifen, dessen Drehbuch be- widmet: „Alles, was reits fertig gestellt war, scheiterte an den an etwas erinnert, ist rigiden Regeln der in der Filmmetropole gül- Denkmal“, schließt tigen Selbstzensur. In der Stagnationszeit der Autor. Hollywoods wandte sich Oswald dem Fern- Rudolf Ulrich und sehen zu, er entwickelte das Konzept für der Verlag Filmar- eine Serie „The Last Half Hour“, dramati- chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte sche Begebenheiten in den letzten 30 Minu- Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, in ten im Leben weltbekannter Menschen – Sa- den kommenden Monaten im „Österreich lome, Ludwig II., Rasputin, das Attentat in Journal“ einige Persönlichkeiten aus dem Sarajevo oder die Ermordung Abraham Lin- Buch „Österreicher in Hollywood“ kennen- colns. zulernen. Im Rahmen der Neugründung Richard Oswald-TV-Productions und des auf minde- Rudolf Ulrich stens 13 (in anderen Quellen 100) Folgen „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, angelegten Projekts kam in Assoziierung mit zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Georges M. George jedoch lediglich 1950 terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1;

die unverkäufliche Pilotshow „Mayerling“ Foto: Filmarchiv Austria http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013 110 ÖJ-Reisetip In den Talboden schauen Von einer Holzbrücke aus 200 Höhenmetern am Panoramaweg Längenfeld bietet sich ein atemberaubernder Blick auf das Ötztal. Foto: Land Tirol/Pohl v.l.: LHstv Josef Geisler, Landesforstdirektor Josef Fuchs, Ewald Schmid (Vize-Direktor von Öztaltourismus) und Ralf Schonger (Bürgermeister Längenfeld) auf der Hängebrücke des eben eröffneten Panoramawegs. ie Thermengemeinde Längenfeld im mitteln als Förderung aus dem Forstbudget konnte die Stahlkonstruktion fertiggestellt DÖtztal hat mit dem neuen Panoramaweg bereitgestellt, die Investitionen von 3,5 Mil- werden. Sie bietet aber nicht nur die Mög- eine weitere Attraktion anzubieten: Tirols lionen Euro auslösen“, erklärte LHStv Josef lichkeit für spektakuläre Ausblicke ins Tal, Landeshauptmann-Stv Josef Geisler eröffne- Geisler bei der Eröffnungsfeier. Nutznießer sondern erfüllt auch einen wesentlichen Si- te am Nachmittag des 27. November ge- sind die Gemeinden, Tourismusverbände und cherheitszweck. meinsam mit Bürgermeister Ralf Schonger Institutionen wie der Österreichische Alpen- „Im Bereich Maurer Rinne sind die und Vizedirektor Ewald Schmid vom Ötztal verein. Wanderer durch Steinschlag gefährdet. Die Tourismus die neue Strecke, die unter ande- Projekte zur Gestaltung des Erholungs- neue Brücke entschärft diese Gefahren- rem eine 86 Meter lange Hängebrücke in raums haben auch in der „Waldstrategie stelle“, weiß Ewald Schmid, Vizedirektor einer Höhe von 200 Metern beinhaltet. Spek- 2020“ des Landes Tirol große Bedeutung. des Ötztal Tourismus. Die ursprüngliche Wan- takuläre Ausblicke auf Längenfeld und den Der Tiroler Forstdienst beteiligt sich intensiv derroute querte die extrem steinschlaggefähr- Talboden sind garantiert. an der Planung und Umsetzung solcher dete Maurerrinne. Diese Teilstrecke mußte Die Gesamtkosten des Projekts in der Vorzeigekonzepte. in der Vergangenheit bei Schneelage und zu Höhe von 400.000 Euro werden vom Touris- „Voraussetzung ist allerdings, daß sie in Zeiten mit erhöhter Steinschlaggefahr ge- musverband Längenfeld (ca. 60 Prozent) räumlichem Zusammenhang mit Wald ste- sperrt werden. Durch einen Steinschlag im und durch das Leader-Programm der Euro- hen. Ganz besonders unterstützen wir jene vergangenen Jahr 2012 wurde dieses Weg- päischen Union gefördert (ca. 40 Prozent). Projekte, die den Schutz vor Naturgefahren teilstück dann gänzlich zerstört. Das Land Tirol leistet im Rahmen des und die Erholungswirkung des Waldes kom- Seit der Beseitigung der Gefahrenstelle be- Leader-Programms einen Kostenzuschuß binieren. Dabei ist für uns der Ausgleich von nützen täglich rund 200 BesucherInnen den von 79.000 Euro. Interessen von zentraler Bedeutung“, betont Wandersteig. Zusätzlich zur Errichtung der „Der Panoramaweg in Längenfeld ist ein Landesforstdirektor Josef Fuchs. Hängebrücke wurden auch die Zugangswege Paradebeispiel für den Stellenwert des Erho- „Die neue Hängebrücke ist ein spektaku- erneuert und saniert. Eine Besonderheit auf lungsraums in Tirol. Das Land Tirol unter- lärer Teil des beliebten Panoramawegs in der Hängebrücke ist die Hundespur, damit stützt zahlreiche Projekte für Einheimische Längenfeld, der die Weiler Brand und Burg- die Gitterrostelemente für die Vierbeiner und Gäste. Im heurigen Jahr 2013 werden stein verbindet“, freut sich Längenfelds Bgm keine unüberwindbare Barriere darstellen. „ landesweit 1,5 Millionen Euro an Landes- Ralf Schonger. In nur drei Monaten Bauzeit http://www.oetztal.com

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