Journal für Astronomie Mitteilungsschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V./VdS

VdS Deep Sky Leoniden 1999 SoFi-Rückblick Astrofotografie Spiegelschleifen Sonnenfleckenmaximum Komet C/1999 S4 LINEAR

ISSN 1615 - 0880 Sommer 2000 www.lisaa-ccd.de

www.lisaa-ccd.deenden technischenDaten findenSieimInternetunterwww.lisaa-ccd.de. MaxIm DLentwickelt worden.AusführlicheInformationen,und diebeeindruck- Kameras ausgeliefert wird,istexklusivfürApogeevonden Entwicklernvon CCD-Chip mehralsdoppeltsogroßwie ein KAF-401.DieSoftware,diemitden ist diehochauflösendstederneuenKameras. Mit1300x10306.7µmPixelnistihr eingereicht wurden,sindeinIndizfürdie EinzigartigkeitdiesesSystems. dern nutzenkönnen.ZweiPatente,die während derEntwicklungdesGuiders so daßSiedenGuiderebenfallsohneKompromissezumAufnehmenvonBil- der istmiteinemhochwertigenSensorundhochwertigerElektronikausgestattet, oder CCD-Kameramitwenigerals26mmKantenlängebenutzenkönnen.DerGui- ist derersteAutoguider, denSieohneweiteresZubehörmitjederKleinbild- lösende Schwarzweißaufnahmemachenmöchten. Kamera auchzumNachführenbenutzen,fallsSiemitdemGuidereinehochauf- nahme vonFarbbildernwarnieeinfacher. SelbstverständlichkönnenSiediese erlaubt dieAufnahmeeinesFarbbildesmiteinereinzigenAuslösung.DieAuf- führen undfürFilterrädervonApogeeHomeyer. ben. AußerdemhabenalleKamerasAnschlüssefürdieSteuersignalezumNach- beliebige KamerasgleichzeitiganeinemParallelportdesComputerszubetrei- Die einzig-artigeAusführungdesAnschlussesandenParallelporterlaubtes,zwei Im Scharfstellmoduserscheinenbiszu10BilderproSekundeaufdemMonitor. Systeme, diemitmaximalerGeschwindigkeitamParallelportbetriebenwerden. quadratischen Pixelnvon7,4µmausgerüstet.AlleKamerassindgekühlte16Bit Alle Kameras,mitAusnahmederMegapixel,sindCCD-Chips659x494 setzen sieneueMaßstäbefürdasPreis-Leistungs-Verhältnis vonCCD-Kameras. astronomen entwickeltwordenist.ImPreisbereichvon3990.-DMbis7490.- ist eineFamilievonCCDKameras,diespeziellfürBedürfnisseAmateur- eeo 4 1 34 A 4 1 594 45 511 / 040 FAX • 48 43 511 / 040 Telefon idnugt.Ö 20 Hamburg 22303 • Ö1 Hindenburgstr.

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EDITORIAL 1

interessanten Bucherscheinungen und die Rubrik „VdS-Vor Ort“ das Journal noch informativer gestalten.

Viele Berichte aus der praktischen Liebe Mitglieder, Amateur-Astronomie bereichern diese Ausgabe. Wir danken allen Autoren und liebe Sternfreunde, besonders unseren VdS-Fachgruppen für ihre intensive Mitarbeit und großartige Unterstützung, ohne die dieses Journal vor Ihnen liegt die vierte Mitteilungs- hätte nicht erscheinen können. schrift der VdS, die auf Wunsch der Den vielen positiven und zustimmenden Mitgliederversammlung im Oktober 1999 Worten, Meinungen und Anregungen nun regelmäßig im Halbjahresrythmus sagen wir ebenso Dank. Wir fühlen uns erscheinen wird. Unsere von Amateur- unseren Mitgliedern verpflichtet und Astronomen für Sternfreunde geschrie- werden weiter an der Verbesserung des bene Zeitschrift trägt den Titel „VdS- VdS-Journals arbeiten. In diesem Sinne Journal – für Astronomie“. hoffen wir, daß Ihnen diese Ausgabe In unserem eigenen und unabhängigen Spaß und Freude bereitet, wir unseren Journal werden zukünftig Sternfreunde Leser/innen wertvolle Tips und Anre- und Mitglieder zu Wort kommen, die gungen vermitteln können und Sie sich ihre Erfahrungen in informativer und ermutigt fühlen, auch zur Feder zu grei- anregender Form an Gleichgesinnte wei- fen und an Ihren Erfahrungen und tergeben wollen. Wir möchten daher Ergebnissen andere Sternfreunde teilha- unsere Leser/innen ermutigen, selbst zur ben zu lassen. Feder zu greifen und über alles Wissens- werte und ihre eigenen Erfahrungen zu Gegen alle ungerechtfertigte Kritik von berichten. außen setzen wir uns zur Wehr und schreiben diesen Zeitgenossen in`s Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist Buch, daß es sicherlich richtiger ist, erneut unser Zentralgestirn, die Sonne. unseren VdS-Mitgliedern ein solches So erhielten wir eine Vielzahl von SoFi- Forum dieser Art zu bieten, als ständig Erlebnisberichten, die wir in dieser und über Mißstände in der deutschen Astro- der nächsten Ausgabe abdrucken. szene zu klagen. All diesen unzufriede- Andererseits steht die Sonne erneut im nen Zeitgenossen rufen wir zu, sich hier Mittelpunkt astronomischen Interesses: statt dessen an diesem Magazin zu Der 11jährige Fleckenzyklus nähert sich beteiligen! dem Maximum und bescherte uns Wir bedanken uns bei allen, die dazu Unser Titelbild Mitteleuropäern in der Nacht vom 6. auf beigetragen haben, daß auch diese 7. April eindrucksvolle Nordlichterschei- Ausgabe, gefüllt mit vielen Informatio- Nordlicht vom 6. auf 7. April 2000 nungen. nen, erscheinen konnte. Ein herzliches im Schwarzwald. Aufgenommen nach Dankeschön gilt auch Frau Bettina 1.30 Uhr MEZ von Rainer Mannoff, Wie die totale SoFi in Deutschland so Gessinger, die das Layout übernommen Karlsruhe mit Kiev 60 Blende 4/80 gehören auch die Leoniden im Jahr `99 hat ebenso wie Herrn Dr. Werner Celnik, mm-Objektiv, 60 Sekunden auf Kodak der Vergangenheit an. Von den ersten der die Bildbearbeitung und Scans über- Pro Gold 1000 belichtet. Ergebnissen des Leonidensturms berich- nommen hat. tet die Fachgruppe Meteore in mehreren Beiträgen. In den Jahren 2001 und 2002 „VdS-Journal für Astronomie“ wird für soll es ja, so haben Experten berechnet, alle Amateur-Astronomen die Zeitschrift zu einem noch gewaltigeren „Leoniden- sein, die in verständlicher und informa- sturm“ kommen. Wir werden Sie recht- tiver Sprache sowie in einer ansprechen- zeitig darüber informieren. den Form über die beobachtende Lieb- haber-Astronomie berichtet. Genießen Sie Um den Serviceteil für unsere unser neues Journal und freuen Sie sich Leser/innen zu erweitern, haben wir eini- auf die nächste Ausgabe im Winter 2000. ge neue Rubriken eingeführt. Im neuen In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel „Beobachterforum“ kommen Stern- Spaß beim Lesen und Beobachten. freunde mit ihren Ergebnissen ebenso Ihr zu Wort, wie in unserer Sammlung von Astroaufnahmen mit Titel „Impressionen“. In Zukunft werden „Rezensionen“ zu Otto Guthier 2 INHALT

SEITE

Für alle Sonnenanbeter SERVICE – das Sonnenflecken- Auf den Spuren Messiers, Herschels und 4 Maximum steht bevor anderer klassischer Astronomen Seite 14 M wie Messier 6 King-Parade der unscheinbaren Sternhaufen 10 Beobachtungsbedingungen in Deutschland 10 Doppelsterne in der Leier 12

HAUPTTHEMA Das Maximum des 23. Sonnenfleckenzyklus 14 Was ist auf der Sonne los? 15 Sonnenfleckenbeobachtungen mit bloßem Auge 18 Wie kann man Sonnenfinsternisbrillen weiter verwenden? 19

Für viele Astrofoto- grafen ist der neue FACHGRUPPENBEITRÄGE Astrofotografie Kodak E-200 ein heißer Tip Ektachrome 200, naturbelassen, nicht gehypert 22 – ein erster Testbericht Planetarische Nebel - aufgenommen mit Ha-Filter 29 von Bernd Flach-Wilken und CCD-Kamera CCD-Technik Ab Seite 22 Aus dem Pixelkästchen ... 31 Bildverarbeitung mit professioneller Software 31 Keine Angst vor Wasserkühlung 34 CCD-Aufnahmen ohne Leitstern – Teil 1 37 M e t e o r e LEONIDEN 1999 Erlebnisberichte und Auswertungen 40

Eine Begegnung der Vollautomatische Videoüberwachung 44 seltenen Art – der Der Leonidenschauer 1999 47 D e e p - S k y Leonidenschauer von 1999 Digitale Deep-Sky-Daten, visuelle Beobachtung 49 Ab Seite 40 und das NGC/IC-Projekt Die NGC 5278 Gruppe - visuell 56 Beobachtung der Seyfert-Galaxie NGC 262 58 Extragalaktische Kugelsternhaufen 59 K o m e t e n Tips für Kometenbeobachter 66 Komet C/1999 S4 (LINEAR) 69 Beobachtungsergebnisse der Kometen C/1999 H1 (Lee) 72 und C/1999 J3 (LINEAR) Kleine Planeten Ein Leckerbissen für alle Deep-Sky-Beobach- Wie astrometriert man Kleinplaneten? 74 ter: Extragalaktische Beobachtungshinweise: Kleinplaneten 80 Kugelsternhaufen. bei Messier-Objekten Spektroskopie Einige dieser Objekte ␣ hat Jens Bohle aufs Beobachtung der H -Emissionslinie im System VV Cep 81 Korn genommen bei der Bedeckung 1997-99 Ab Seite 59 Eine Einführungsschrift zur Astro-Spektroskopie 83 BAV-Veränderliche BAV-Fachgruppe Veränderliche der VdS 84 Auswertung visueller Lichtkurven 84 Aus dem BAV Circular 86 Sternbedeckungen Iota/ES

Star am Sommer- Sternbedeckungen durch Kleinplaneten 86 D a r k S k y himmel? Die Sichtbarkeit des Sterne, wo seid Ihr geblieben? 88 Kometen LINEAR S4. Lichtkunst gegen den Sternhimmel Seite 69 Ostallgäu zu Skybeamern: Nein Danke !!! 90 INHALT 3

SEITE Atmosphärische Erscheinungen Der Selbstbau lebt … Der Regenbogen des gespiegelten Sonnenlichts 92 Heino Wolter berichtet 22° Nebensonnen, Aureole und Kränze 94 über den Bau eines Amateurteleskope Multi-Schiefspiegler- Der Steckbrief - SIBERIA 110 (M) 95 Teleskopes Kompaktes Multi-Schiefspiegler-Teleskop 97 Ab Seite 97 Die Selbstherstellung eines Teleskopspiegels - Teil 1 102 Volkssternwarte Kirchheim Neues aus der Arbeit der VdS-Sternwarte Kirchheim 105 Jugendarbeit Astronomie für Jugendliche 107 GWUP Unterm Horizont: Die andere Seite der Astronomie 109

BEOBACHTERFORUM Eine computergesteu- erte astronomische Nova Aquilae No. 2 110 Beobachtungsstation Protokoll einer Nova der Extreme 111 – ein Bericht Mondfinsternis über Düsseldorf 112 von Stefan Kraus Eine neue Bahn für Tau Cygni AB 112 Ab Seite 114 Eine computergesteuerte Beobachtungsstation 114

VdS-NACHRICHTEN Die Mitgliederversammlung 1999 in Duisburg 120 Mitgliederentwicklung 121 Mitgliederjubiläen 122 VDS-Schellzirkular 123 Leserbriefe 124 Unser RÜCKBLICK – Spenden an die VdS 125 Teil 2 VdS VOR ORT Die Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 – 30 Jahre Starkenburg-Sternwarte 126 für viele ein unvergeß- 25 Jahre Sternzeit 128 liches Erlebnis Deep-Sky-Tagung 128 Ab Seite 130 DER RÜCKBLICK Die Sonnenfinsternis-Exkursion des Albert-Schweitzer- 130 Gymnasiums Plettenberg nach Karlsruhe Mit Schülern zur Sonnenfinsternis 132 11. August 1999 – Totale Sonnenfinsternis 135 Leoniden zwischen den Wolken 138 Nordlichter über Deutschland – ein IMPRESSIONEN 140 ebenso unvergeß- REZENSIONEN liches Erlebnis. Mehr dazu in unseren Astronomie mit dem Personal Computer 143 IMPRESSIONEN Was man am Himmel sieht 143 Seite 140 VORSCHAU Terminkalender, Veranstaltungen 144 Vorschau auf astronomische Ereignisse 144

HINWEISE Inserentenverzeichnis 12 Autorenverzeichnis 145 Hinweise für Autoren 146 RUBRIKEN Gedanken zum Schluß 147 Editorial 1 Erratum 147 Veranstaltungen 144 Impressum 11 Autorenverzeichnis 145 Inserenten 12 4 SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER

Auf den Spuren Messiers, Herschels und der anderen klassischen Astronomen

von Torsten Güths

Im letzten VdS Journal habe ich ein Projekt vorgestellt, das dem breiten hobbyastronomischen Publikum die Suche nach unbe- kannten Objekten schmackhaft machen soll. Da bei der Suche und Beobachtung im Allgemeinen nach Sternkarten vorgegangen wird, in denen die Objekte so schön verzeichnet sind, bleibt somit nur wenig Raum für Entdeckungen und Überraschungen. Wir sollten doch auf einfachem Weg versuchen, eigene Durchmusterungen ohne Sternkarte durchzuführen, wofür ich an dieser Stelle Himmelsregionen vorschlage.

Ich stellte für den vergangenen Winter die Gegend zwischen Andromeda und Perseus vor. Leider war die Resonanz nicht gut. Mich erreichte eine Einsen- dung, die zwar ins Thema paßt, jedoch nicht die vorgeschlagene Himmelsregion betraf. Sie steht am Ende dieses Arti- kels. So habe ich mich selbst auch auf die Suche gemacht, obwohl ich durch die Auswahl der Region vorbelastet war! Ich bin aber so vorgegangen, als ob ich keine Kenntnis von dieser Gegend hätte. Immerhin kannte ich sie ja nicht auswen- dig. Angefangen mit dem bloßen Auge steigerte ich das Instrumentarium über einen 10 x 50 Feldstecher bis hin zum 15 Abb. 1: Aufnahme des offenen Sternhaufens M 34 und der Galaxie NGC 891 im cm Newton. Die Bedingungen waren gut Grenzgebiet der Sternbilder Perseus und Andromeda. Aufgenommen mit einm – knapp 6mag waren im Zenit drin. 135-mm-Teleobjektiv auf ISO-400-Farbfilm.

Mit bloßem Auge: Zwei Sterne waren im Areal erkennbar (5,6 mag). Zwei weitere knapp außerhalb der Gebietsgrenze. Mit 10x50: Der südliche Stern von den beiden entpuppte sich im Fernglas als eine Ansammlung von Sternen. Um ein unscharfes Zentrum herum verteilten sich ca. 10 Exemplare. (Dieses Objekt ist der offene Sternhaufen M 34 - demnach ist also M 34 mit bloßem Auge sichtbar, was ich vorher nicht wußte) Mit 15cm Newton: Ich habe eine Vergrößerung von 23x für das „abscannen“ gewählt. Der Stern Gamma And ist ein hübscher Doppelstern mit leichtem Farbkontrast gelb-blau. M 34 erscheint als eine schöne auffällige Ansammlung von gut 30 Sternen. Ein schwacher länglicher Lichtschein begegnete mir halbwegs zwischen M 34 und . Es ist laut Katalog die Galaxie NGC 891. Auch unter höherer Vergrößerung waren keine weite- ren Details im Sechszöller erkennbar. Bei einem manuellen Schwenken der Optik übersah ich NGC891, während ich bei der Methode „Feld einstellen - suchen, nächstes Feld einstellen etc.“ die lichtschwache Galaxie „entdeckte“.

Die überraschungen waren für mich die Sichtung von M34 mit unbewaffneten Auge. Allerdings hatte ich mit dem Erkennen von mehr Sternen mit bloßem Auge in diesem Areal gerechnet. Gamma And war ebenfalls eine Überaschung, und obwohl ich kein Doppelstern-„Fan“ bin, war ich von dem Anblick dieser bei- den engen und gleichhellen Sterne sehr angetan! Sicher können Sie auch anders bei einer systematischen Suche vorgehen. Der folgende Kartenausschnitt stellt quasi die Lösung dar: die Objekte, die Amateure mit kleinerem Equipment erken- nen können. Es tauchen noch weitere Gala- Abb. 2: xien auf, deren Entdeckung eine grössere Die Lösung vom Optik bei mehr Geduld erfordert hätte, Journal Herbst 1999 als ich für meinen Versuch aufwand. (Erläuterungen im Text) SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER 5

In der heutigen Ausgabe stelle ich ein kommt's: die ist auch Areal in Serpens vor. Die nebenstehende weder in PGC noch UGC Karte soll als Kopiervorlage dienen und noch LEDA oder sonst- enthält alle Sterne bis zur 6ten Größe. was drin! Wir haben Glücklich sei der, dessen Standort mehr keine veröffentlichte zuläßt. Tragen Sie einfach weitere Leit- Beobachtung dieser sterne ein und die genaue Position der Galaxie finden können. Objekte (Nebel, Sternhaufen, Doppel- Klaus hat sich dann sterne, farbige Sterne). Diese können den POSS aus dem nummeriert und in einem Anhang Web geholt, ausge- beschrieben oder genauer skizziert wer- druckt und in der Nacht den. Und bitte nicht vorher spicken! vom 11.9.99 mitgenom- Angaben zur Vergrößerung und men. In dieser Nacht Fernrohrgröße sind natürlich essentiell. stellte sich heraus, Ebenso wie Datum, Uhrzeit, Himmels- dass dort noch weitere güte (Grenzgröße, Seeing) und Beson- nicht-katalogisierte derheiten. Galaxien mit 16 und 17.5 Zoll Öffnung Abb. 3: Nun sind Sie aufgefordert, uns Ihre beobachtbar sind. Die neue Aufsuchekarte Erfahrungen mitzuteilen. Wie war ihre (Mein Kommentar: hier mußten sicher (Erläuterungen im Text) Methodik? Welches waren ihre größten wieder Kometenhoffnungen beerdigt Schwierigkeiten? Welches die schönsten werden!) Momente? Erwünscht sind natürlich auch Ihre eige- nen Vorschläge für eine Himmelsregion, schicken Sie sie einfach ein! Die Gegend sollte jedoch nicht gerade im Virgo- haufen liegen! Einsendeschluß für Vorschläge und Beobachtungsberichte ist der 15. September 2000.

Hier nun der kurze Bericht von Frank Leiter: Nun – Klaus Spruck und mir ist etwas passiert, was man wohl [als Entdeckung von Deep Sky Objekten] bezeichnen kann. Am 9.9.99 kam ich auf die Idee, NGC 999 zu beobachten. Also haben Klaus und ich jeweils den Uranometria geschnappt und versucht, diese Galaxie zu finden. Das war auch gar nicht so schwer. Da ja kein Fähnchen mit der NGC Nummer auf den Dingern weht, haben wir beide die Ecke mit mehreren Galaxien jeweils skizziert - und bekamen deutlich andere Ergebnisse ! Irgendwie passte es nicht so ganz. Bis ich dann mal nachzählte und feststellte: hoppla, da hat es eine Galaxie mehr als im Uranometria (die aber so hell wie die versammelten NGC's ist!). Und jetzt

Abb. 1 (zum Bericht auf der nächsten Seite „M11, NGC 6705, Sternhaufen im Schild“): Der Sternhaufen M11 (oben links) in der Schildwolke, aufgenommen von Otto Guthier mit seiner 10˝/f2.3 Schmidt-Kamera. 6 SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER

mit kleinen Instrumenten ab Auge und M wie Messier Fernglas geeignet sind und Sie somit keine Traumsternwarte besitzen müssen, von Torsten Güths um sie zu beschreiben. In diesem zwei- ten Teil sind nicht nur die Beobach- In dem in der Astronomie unübersehba- Öffnung entspricht. Natürlich können wir tungserfahrungen des Autors widergege- ren Wust von Objektkatalogen wollen mit einem solchen Instrument noch viel ben, sondern auch die Berichte von wir uns in dieser Serie den Objekten mehr Objekte wahrnehmen, doch soll- Günter Igel und Gerhard Scheerle, denen widmen, die das „M“ als Kürzel tragen. ten wir bedenken, daß Messier diese ich hiermit meinen herzlichen Dank aus- Dieser Buchstabe steht für den französi- Objekte entdeckte. Darüber hinaus müs- spreche! schen Astronomen Charles Messier (1730 sen wir berücksichtigen, daß die syste- bis 1817), der den ersten Katalog von matische Suche und Entdeckung der Die nächsten vier Messierobjekte für die nichtstellar erscheinenden Himmelsob- Nebelsterne nicht Messiers Ziel war. Das Herbst/Winterausgabe 2000 werden sein: jekten zusammenstellte. Dieses Werk war die Beobachtung von Kometen! M42/43-Orion, M35-Zwillinge, M34- umfaßt 110 Objekte, die größtenteils Hierin liegt auch der Grund, daß viele Perseus, M44-Krebs. bereits mit einem guten Fernglas sicht- Deep-Sky Objekte keine Messier- bar sind. Somit eignen sie sich beson- Nummer tragen, obwohl sie hell genug Bitte schicken Sie Ihre Beobach- ders für Astronomieeinsteiger. Für die dafür wären. tungseindrücke zu diesen Objekten an hartgesottenen Beobachter unter uns Im VdS-Journal wollen wir mit dieser die Redaktion, Stichwort Messier- stellen sie bei einer Suche nach kaum Kolumne die Tradition der nicht mehr objekte, zu! Einsendeschluß ist der 15. wahrnehmbaren finsteren Objekten eine erscheinenden Zeitschrift „Interstel- September 2000. Vergessen Sie bitte willkommene „Lichtdusche“ dar! larum“ fortführen. Hier waren die Leser nicht, die Beobachtungsumstände anzu- aufgefordert, ihre eigenen Beobach- geben: zumindestens die Grenzgröße Messier beobachtete damals mit einem tungen einzureichen! Die Messierobjekte mit bloßem Auge, Ihre benutzten Instru- Teleskop, das ungefähr einem heutigen sind für ein solches Vorhaben ideal, da mente und eingesetzten Vergrößerungen. guten Amateurfernrohr von etwa 10cm sie auch meistens für die Observation

M 11, NGC 6705, Sternhaufen im Schild

Objekttyp: Offener Fernglas: hier schon sehr schön aufgelöst ist und Sternhaufen In kleineren Ferngläsern können wir nur aufgrund des gegenüber höheren Vergrös- Entfernung: 5.500 Lichtjahre einen deutlichen Nebelflecken erspähen. serungen relativ großen Gesichtsfeldes Reale Ausdehnung: 21 Lichtjahre Ein Einzelstern zeigte sich mir bereits in noch ein Teil der Umgebung sichtbar wird. Anzahl Sterne: 1000 einem 10x50 Fernglas. Scheinbare Helligkeit:5,8 mag 40,6cm Öffnung: Winkelausdehnung: 13' 10cm Öffnung: (Gerhard Scheerle, 16"RC): In einem Feld Koordinaten: RA: 18h51m Optiken ab 60mm beginnen ihn aufzulö- von 13 Bogenminuten Durchmesser sind Dekl. -6° sen. Im klassischen Vierzöller erscheint ca. 200 Einzelsterne von 7,8 bis er uns bereits als Paradeobjekt, wenn 13,2mag zu sehen (Ein Stern im Zentrum Historisches: wir ihn höher vergrößern. Unzählige, in von 7,8mag und zwei weitere am Rand Der Berliner Astronom Kirch entdeckte etwa gleich helle Sterne mit einem hel- von gut 8,5mag, der Rest ist schwächer ihn im Jahre 1681. Eine ganze Reihe von len, vermutlich nicht zum Haufen als 9,8mag). Der sehr imposant wirken- Astronomen beschrieben ihn bevor gehörenden Stern! de Sternhaufen ist fast ganz aufgelöst. Messier im Jahre 1764 diesen Stern- Nur noch in der Mitte ist eine schwache haufen in seine Liste aufnahm. Die Natur 22,5cm Öffnung: diffuse Fläche erkennbar. des Objekts war lange umstritten, man (Günter Igel, 9"Mak): Wunderschöner, vermutete lange, daß es sich angesichts sehr reicher offener Haufen, ähnlich Fotografie: der Sternenfülle um einen kugelförmigen groß wie der Kugelhaufen M 13, mit So beeindruckend M 11 im Fernrohr ist, Sternhaufen handelte. Sein „junges“ einem sehr hellen Stern etwas außer- um ihn auf Fotopapier zu bannen, müs- Alter von 250 bis 500 Millionen Jahren halb der Mitte. Am südöstlichen Rand 2 sen wir schon Brennweiten über 500 spricht aber dagegen. weitere, nicht ganz so helle Sterne, ob mm einsetzen, damit wir seine zugehörig, ist nicht ganz klar. Einzelsterne gut erkennen können. Ist Objektbeschreibungen Der Kern besteht aus relativ hellen uns eine Aufnahme gelungen, dann unter guten Bedingungen Sternen, um den herum kaum noch auf- haben wir ein Foto, welches das (visuelle beidäugige Grenzgröße mindestens 6mag) gelöste Sterne wie „Puderzucker“ ver- Sternengewimmel von M11 inmitten streut sind. Demnach sind doch deutli- eines mit Tausenden weiterer Sternen Auge: che Unterschiede in der Sternhelligkeit übersähten Felds der Milchstraße zeigt! Mit bloßem Auge habe ich ihn bisher vorhanden. Das Objekt wirkt dreiecks- Ein Anblick zum philosophieren und noch nicht eindeutig sichten können. förmig. Schönstes Bild bei 78x, da er träumen! SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER 7

M 39, NGC 7092, Sternhaufen im Schwan

Objekttyp: Offener Sternhaufen fest. Überhaupt zeigen sich Sterne sind heller als 8,5 mag und das Sternhaufen kleinere Instrumente und Vergrös- läßt dieses Objekt wirklich als Entfernung: 800 Lichtjahre serungen als sehr geeignet für die Showobjekt für kleinere Optiken gelten. Reale Ausdehnung: 7 Lichtjahre ästhetische Beobachtung von M 39 wie Ungefähr 10 weitere Sterne sind bis zur Anzahl Sterne: 30 die beiden folgenden Berichte bezeu- 10. Größe erkennbar. Seine Form ist Scheinbare Helligkeit:4,6mag gen: auch nicht regelmäßig, sie erinnert an Winkelausdehnung: 31' ein Dreieck. In der Mitte stehen zwei Koordinaten: RA: 21h32m Fernglas 8x56: Sterne dicht beisammen. Dekl. +48° (Gerhard Scheerle): M 39 erscheint als ein auffällig heller und 0,6° großer offe- 25cm Öffnung: Historisches: ner Sternhaufen, in dem 16 Einzelsterne Der Haufencharakter geht sehr schnell Möglicherweise schon durch Aristoteles 7 bis 9,4mag gezählt werden können. Er verloren. Da bei zu geringer 325 v.Chr. als kleines Wölkchen am sticht so sehr ins Auge, daß er problem- Vergrößerung das Bild leicht schmierig nächtlichem Firmament erwähnt. Le los selbst „entdeckt“ werden kann. und aufgehellt erscheint, ist die Ästhetik Gentil wird allgemein die Entdeckung im nicht mehr so schön wie in kleineren Jahre 1750 zugeschrieben und Messier Fernglas 16x70: Instrumenten. hat diesen Sternhaufen 1764 in seine (Günter Igel):Typisches Fernglas-Objekt, Liste aufgenommen. weil besser als im Teleskop sichtbar. Fotografie: Völlig aufgelöst, aber dennoch kompakt Bei M39 schlägt auch die Stunde von Objektbeschreibungen genug, um trotz der mittleren bis hohen kürzeren bis mittleren Brennweiten. Ab unter guten Bedingungen Sterndichte der Umgebung eindeutig als 135mm wird die Auflösung in (visuelle beidäugige Grenzgröße mindestens 6mag) offener Sternhaufen erkannt zu werden. Einzelsterne schon deutlich und mit Die Form ist dreieckig und wirkt ein 500mm sieht man ihn voll aufgelöst. Mit Auge: bißchen wie ein Weihnachtsbaum mit der Belichtungszeit müssen wir auch Bereits mit bloßem Auge können wir ihn der Spitze nach Norden. Gesamt- nicht an die Grenze gehen, denn dann gerade so als kleines rundliches eindruck: Lohnenswert. „ersäuft“ das Objekt im sternenreichen Wölkchen erkennen. Hintergrund der Milchstraße. 10cm Öffnung: Fernglas allgemein: Wir sollten keine hohe Vergrößerung Im Fernglas lösen wir ihn bereits deut- anwenden, um den Eindruck eines schö- lich in die hellsten Einzelsterne auf und nen, von der Umgebung separierten stellen somit die Natur des Objekts als Sternhaufen zu erlangen. Bereits 10

Abb. 2: Aufsuchekarte für den offenen Sternhaufen M 11 Abb. 3: Aufsuchekarte für den offenen Sternhaufen M 39 an der Grenze zwischen den Sternbildern Adler und Schild. im Sternbild Schwan. 8 SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER

M 92, NGC 6341 Kugelsternhaufen im Herkules

Objekttyp: Kugelförmiger Sternhaufen Entfernung: 35.000 Lichtjahre Reale Ausdehnung: 114 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit:6,4 mag Hellste Sterne: 12,1 mag Winkelausdehnung: 11,2' Koordinaten: RA: 17h17m Dekl. +43°

Historisches: Von J.E. Bode im Jahre 1777 entdeckt. Messier wiederum fand ihn im Jahre 1781 unabhängig auf. Dieser prachtvolle Kugelsternhaufen fristet sein Dasein im Schatten des etwas helleren und größe- ren Haufenkollegen M 13. Als Grund hier- für ist wahrscheinlich seine entlegene Position im Sternbild Herkules zu nen- nen.

Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (visuelle beidäugige Grenzgröße mindestens 6mag) Abb. 4: Der kugelförmige Sternhaufen M 92 im Sternbild Herkules, aufgenommen von Bernd Flach-Wilken mit einer CCD-Kamera. Auge: Mit bloßem Auge ist dieser Sternhaufen Sternensprenkeln umgeben ist. Die Einzelsterne, die aber offensichtlich zu „normalerweise“ nicht sichtbar. Vergrößerung sollte schon 100-fach dem Haufen gehören. Schönstes Bild bei betragen. 182x. M 92 wirkt dann wie ein Wagenrad Fernglas: mit heller Nabe und leicht geschwunge- In kleinen Ferngläsern bereits können 22,5cm Öffnung: nen Speichen. Ab 148x ist der wir ihn als diffusen Stern nördlich der (Günter Igel, 9" Mak): Kleiner als M 13 Kugelhaufen sehr schön aufgelöst. beiden Schultersterne sichten. aber fast gleich hell. Bereits bei 78 x gut granuliert. M 92 ist im Kern nicht ganz 40,6cm Öffnung: 10cm Öffnung: so konzentriert wie beispielsweise M 13 (Gerhard Scheerle, 16" RC): In einem Mit einem 90mm Refraktor konnte ich oder auch M 5, d.h. am Rand befinden runden Feld von ca. 10 Bogenminuten ihn in den Randpartien ansatzweise auf- sich deutlich mehr aufgelöste Sterne. Durchmesser sieht man gut 150 lösen. Es war nicht die beste Nacht. Er Der Kern ist nicht ganz rund, sondern an Einzelsterne, von denen ein Exemplar hat ein recht helles und konzentriertes einer Seite etwas abgeplattet. Außerhalb 11mag und die übrigen von 11,6 bis Zentrum, daß von vielen kleinen des Kerns eine Menge relativ heller 14mag hell sind. In der Mitte steht eine extrem helle und relativ kleine diffuse Fläche, so dass der Kugelhaufen insge- samt stark konzentriert wirkt.

Fotografie: Wie bei allen hellen Kugelsternhaufen lohnt die Fotografie erst ab Brennweiten über 1000 mm. Die Schwierigkeiten, die ab diesen Brennweitenbereichen auftre- ten, läßt uns dann ein gelungenes Ergebnis vergessen! Aber auch mit gerin- geren Brennweiten sollten wir die Fotografie versuchen. Bei kurzen Abb. 5: Belichtungszeiten lösen wir das Zentrum Aufsuchekarte für den auf, während die ganze ausgedehnte kugelförmigen Sternhaufen Pracht erst bei Ausbelichtung des Filmes M 92 im Sternbild Herkules. deutlich wird.

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ganz sicher, ob sie es waren. Lediglich King – Parade der K 14 habe ich als lohnenswert, 5 weitere Kings als weniger lohnenswert und die unscheinbaren Sternhaufen restlichen 18 – darunter die 4 unsicheren Kandidaten – als unscheinbar eingeord- net. K 24 konnte ich nicht beobachten, Fazit zur visuellen Beobachtung der da er für meinen Beobachtungsstandort King-Sternhaufen unter Vorstadt-Himmel mit – 29° 29‘ zu weit südlich steht.

von Günter Igel Die soll aber auf gar keinen Fall eine all- gemeingültige Bewertung der King- So lautet das Fazit meiner visuellen Bei etwas aufgehelltem Himmel jeden- Sternhaufen sein. Sie gilt einzig und Beobachtungen der King-Sternhaufen. falls, Grenzgröße um 5m, ist die allein für meinen Himmel, für mein Sind sie wirklich unscheinbar? Oder Beobachtung der King-Sternhaufen nicht Instrument – ein 9 Zöller Maksutov von stellen etliche der Kings, die ich so besonders sinnvoll. Die meisten sind so Intes – und sie gilt auch für meine urei- bewertete, bei Grenzgrößen über 6m lichtschwach, daß sie sich vor diesem gene Beobachtungsfähigkeit. Insofern vielleicht glitzernde Kleinode dar? Himmelshintergrund kaum abheben. So wäre ich gespannt, über Beobachtungen habe ich K 7 gar nicht gefunden, und bei von anderen Sternfreunden Informa- K 2, K 4, K 11 und K 25 bin ich mir nicht tionen zu erhalten.

Wie sind die Beobachtungsbedingungen in Deutschland? von Günter Igel

Das wichtigste Kriterium für jeden Nachbarn mal außer acht gelassen? Nächte registriert werden, an denen man Amateurastronomen ist – noch vor der Welche visuellen Grenzgrößen sind wo selbst beobachtet hat, sondern alle instrumentellen Ausrüstung – die Be- erreichbar? Nächte, an denen Beobachtungen mög- schaffenheit des Himmels. Über allge- lich gewesen wären. Im Laufe mehrerer meine Lichtverschmutzung, Sky-Beamer Ich weiß nicht, ob es möglich ist, im Jahren könnte dies durchaus zumindest und Streulicht ist schon viel geschrieben Laufe der Zeit eine „Deutschland-Karte ein grobes Raster dafür ergeben, wie es worden. Was aber genau so wichtig ist, für Amateurastronomen“ zu erstellen. um die Beobachtungsbedingungen in ist das Wetter. Wie oft im Jahr ist es Ich jedenfalls habe 1998 damit begon- Deutschland bestellt ist. Ein Forum dafür denn überhaupt möglich, am Himmel nen, an meinem Beobachtungsort die ließe sich sicherlich finden – vielleicht Sterne zu sehen und diese einigermaßen möglichen Beobachtungsabende (-nächte) bei der VdS die Fachgruppe Deep Sky. sinnvoll zu beobachten? Wo in Deutsch- zu zählen und möchte alle interessierten land (Österreich, Schweiz) gibt es die Amateurastronomen dazu aufrufen, Mein Beobachtungs- und Wohnort ist besten Beobachtungsbedingungen unter ebenfalls mal Aufzeichnungen zu ein nördlicher Vorort von Iserlohn am Berücksichtigung von Wetter, Dunst und machen, wie oft Beobachtungen unter Nordrand des Sauerlandes, Luftlinie allgemeiner Lichtverschmutzung – das welchen Bedingungen möglich sind. etwa 20 km südöstlich der Innenstadt Streulicht von Straßenlaternen und Dabei sollen nicht nur die Abende und von Dortmund. Ich gehe davon aus, daß die Bedingungen in einem 10 km breiten und 50 km langen Streifen entlang der Verbindungslinie Hagen-Soest ähnlich sind.

Was ich feststellen mußte, ist leider fru- strierend: 1998 waren nur an insgesamt 68 Tagen, 1999 an 77 Tagen Himmels- beobachtungen überhaupt möglich. Das Es ist halt alles sind 18,6 bzw. 21,1 %. Davon jedoch ein bisschen 1998 nur an 37 (gut 10%) und 1999 an grösser in Texas 34 Tagen (gut 9%) mehr oder weniger mußt du wissen... uneingeschränkt. Dabei verstehe ich unter „uneingeschränkt“, daß die visuel- le Grenzgröße in der ersten Nachthälfte für wenigstens 3 Stunden bei minde- SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER 11

stens 4m5 liegt und der Mond nicht man zwar das Wetter nicht verantwort- Fazit: In einer „Deutschland-Karte für stört. Eingeschränkt – aber für Planeten, lich machen, aber die Zahl der wirklich Amateurastronomen“ könnte man einen Mond und viele Doppelsterne noch uneingeschränkten Beobachtungsmög- 10 km breiten Streifen von Hagen bis möglich – ist die Beobachtung zwischen lichkeiten sinkt damit auf 35 (9,6%) Soest mit "10 % 5m" eintragen. 4m und 4m5. Von den uneingeschränk- 1998 bzw 29 (7,9%) 1999. Sicherlich gibt es in Deutschland ten Beobachtungsmöglichkeiten fielen Gegenden mit deutlich besseren 1998 noch 2 und 1999 noch 5 in die Zeit Die visuelle Grenzgröße bei uneinge- Bedingungen – nicht nur in den Alpen. vom 23. Mai bis 21. Juli, wo an meinem schränktem Beobachten lag bei mir bei Aber wo sind diese? Wer macht mit bei Beobachtungsort „weiße Nächte“ herr- 5mO ± Om2. Die beste hier je erreichte dieser „Deutschland-Karte für Amateur- schen, d. h. die Sonne nicht mehr als 18 Grenzgröße lag in einem einzigen Fall in astronomen“? ° unter den Horizont sinkt. Dafür kann diesen 2 Jahren bei 5m5. 1998 1999 ABCD ABCD E Januar 4 3 1 - 2 - 1 2 13 Februar 4 4 - 1 1 1 - - 11 März4- 2- 43- - 13 April 1 1 - 2 2 2 - 2 10 Mai351 - 22- 2 15 Juni112- 313- 11 Juli3- - - 371 - 14 August 5 1 - - - 1 - 1 8 September 5 - 1 - 8 - 1 1 16 Oktober 1 - - - 4521 13 November 5 1 - - 5 1 - - 12 Dezember 1 2 3 - - - 2 1 9

Gesamt 37 18 10 3 34 23 10 10 145

A = ohne Einschränkung (wenigstens 3 Std. bei mind. 4m5) B = dto., aber Mondlicht stört C = mit Einschränkung (wenigstens 3 Std. bei 4m0 bis 4m5), nur für bes. helle Objekte geeignet D = dto., aber Mondlicht stört zusätzlich E = Gesamtzahl der möglichen Beobachtungsabende pro Monat in 1998 und 1999

Tab. 1: „Beobachtungsmöglichkeiten in Deutschland“, (nördlicher Vorort Iserlohn)

VdS-Journal für Astronomie · Mitteilungsschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.

Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafik, Bild- bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Geschäftsstelle: Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim Layout: Tina Gessinger Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, (Schriftführer) Otto Guthier (Vorsitzender) Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle Dr. Axel Thomas Unter redaktioneller Mitarbeit der VdS- Litho und Druck: GEWA-Druck, Bingen Fachgruppen-Redakteure und VdS- Mitgliedern Vertrieb: Eigenvertrieb

Internet: www.vds-astro.de Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint zweimal pro Jahr und ist im Mitgliedsbeitrag von DM 42.00, bzw. ermäßigt DM 35.00 pro Jahr enthalten IMPRESSUM Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste). – Der Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe (2/2000) ist der 15. September 2000. – Mit dem Einsenden gibt der Autor sein Einverständnis zum Abdruck im „VdS-Journal für Astronomie“. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die abgedruckten Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. 12 SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER

Doppelsterne in der Leier

von Horst Schoch

Dass das verhältnismäßig kleine Sternbild Leier mehr zu bieten hat als M 56, M 57 oder ␤ und ⑀1 und ⑀2 zeigt z.B. ein Blick auf die stattliche Anzahl von Doppelsternen, die im altehrwürdigen Burnham´s Celestial Handbook verzeichnet sind: über 70 Objekte, alleine 3,5 Seiten voll! Für diejenigen, die an den Objekten, die unterhalb der Sichtbarkeit mit dem blossen Auge interessiert sind, stellen sie eine wahre Fundgrube dar. Nötig dazu ist nicht mehr als ein 2 - 4 zölliges Teleskop, und - was fast noch wichtiger ist - eine gute Sternkarte, wie z.B. die Uranometria oder sogar der Millenium Atlas.

Nr. Bez. ADS RA D m 1 m 2 d PW M

1 S 2351 11500 18 36.2 + 41 17 7,7 7,7 5,2 340 1132 2 S 2362 11534 18 38.4 + 36 03 7,5 8,8 4,2 183 1153 3 S 2390 11669 18 45.8 + 34 31 7,2 8,6 4,2 157 1153 4 S 2441 19 00.8 + 31 10 5,5 9,5 5,5 275 1174 5 S 2466 12071 19 07.6 + 29 48 8,5 9,0 2,4 104 1174 6 S 2483 12162 19 12.4 + 30 21 8,1 9,2 9,9 318 1174

Tab. 1: Hier nun eine erste kleine Auswahl von sechs relativ einfach zu trennenden Doppelsternen zum „Einsehen“:

Inserentenverzeichnis Dabei bedeuten: Nr.2: Im 80/400 Refraktor ein schöner, APM Markus Ludes, Reifenberg, recht enger Doppelstern, dessen ...... S. 9 Bez.: Bezeichnung nach F.G.W. Komponenten die Farben blau und Astro Optik Philipp Keller, Struve gelb aufwiesen (80x). Der Spektral- Pentling...... S. 64 ADS: Bezeichnung nach dem Aitken typ der Hauptkomponente ist A 5. Astrocom, Gräfelfing Doppelsternkatalog ...... S. 93 RA: Rektaszension (für die Epoche Nr.3 Ein nicht sehr leichtes Objekt im Astronomieservice Copernicus 2000.0) 80/400 Refraktor. Mit 80x war ein Erfurt, Bad Berka...... S. 87 D: Deklination (für die Epoche leichter Farbkontrast gelb - blau zu Astro-Shop, Hamburg 2000.0) erkennen; die Hauptkomponente ...... U2 m1: Helligkeit der Hauptkompo- hat den Spektraltyp A 5. Baader Planetarium, Mammendorf nente in mag ...... S. 115 m2: Helligkeit des „Begleiters“ Nr.4: Ein schönes Objekt, das bereits Bielser Observatorium, in mag mit 67x im 102/1000 Fraunhofer zu CH-Muttenz...... S. 110 d: Distanz (in Bogensekunden) trennen war. Trotz des A3 Franckh-Kosmos-Verlags GmbH, PW: Positionswinkel (in Grad) Spektrums der Hauptkomponente Stuttgart...... S. 13 M: Karten-Nr. des Millenium-Atlas erschienen mir die Farben gelblich Fujinon (Europe) GmbH, Willich und orange-grün...... S. 71 Intercon Spacetec, Augsburg Für den Doppelstern Nr.4 sind die Koor- Nr.5: Im 102/1000 Refraktor ein schönes, ...... S. 21 dinaten für die Epoche 1950.0 ange- enges Objekt, dessen Kompo- O.S.D.V. Göttker/Pietsch GmbH, geben. nenten einen leichten Farbkon- Münster...... U3 + S. 148 trast, bläulich - gelblich zeigte. Paul Pleiger Maschinenfabrik GmbH & Co. KG, Witten Nr.1: Ein wunderbarer, enger Doppel- Nr.6: In der Nähe von M 56 und NGC ...... S. 129 stern, dessen Komponenten im 6765 gelegen ist dieser Doppel- Photo Universal, Fellbach 80/400 Refraktor (Multi 80S) bei stern sehr einfach zu trennen...... S. 35 100x beide weiß erschienen. Das Bereits mit 45x zeigte sich ein Observer, A-Purkersdorf entspricht dem Spektraltyp A O der leichter Farbkontrast, grünlich - ...... S. 127 Hauptkomponente. (Im Millenium rötlich, wobei die Hauptkompo- Vehrenberg KG, ist allerdings der PW deutlich nente den Spektraltyp A O (also Meerbusch-Osterath...... U4 anders). eigentlich rein weiss) besitzt. VdS-Reisen 2000...... S. 33 SERVICE > TIPPS FÜR BEOBACHTER 13

Astrofotografie - Eine Einführung in die Stellarfotografie von Peter Riepe Fachgruppe Astrofotografie

Nach längeren Verzögerungen ist die 3. Auflage dieser Fachgruppenpublikation nun endlich fertig und verfügbar. Die ältere 15- seitige 2. Auflage war in vielen Einzelheiten (Filme, CCD-Kameras, Astrozubehör usw.) nicht mehr aktuell. Sie wurde deshalb völlig neu bearbeitet, wesentlich erweitert und durch zahlreiche Abbildungen und Tabellen ergänzt. Interessenten wird nun auf etwa 100 Seiten der Einstieg in die Astrofotografie – ein faszinierendes amateurastronomisches Betätigungsfeld – leicht gemacht.

Inhaltsverzeichnis Die Kosten betragen 12,- DM für VdS- Ihre frühere Anfrage aufmerksam. Sie Mitglieder und 16,- DM für Nichtmit- erhalten „Astrofotografie – Einführung in 1. Die Astrokamera glieder. Diese Kosten sind für VdS- die Stellarfotografie“ umgehend. 2. Aufnahmen ohne Nachführung Mitglieder reine Selbstkosten (Kopier- 3. Nachgeführte Stellaraufnahmen und Versandkosten). Wer „Astrofoto- 4. Filme in der Astrofotografie grafie – Einführung in die Stellarfoto- 5. Deep-Sky-Fotografie mit CCD- grafie“ haben möchte, überweise den Kameras o.g. Betrag unter Angabe der Mitglieds- 6. Das Fokussieren nummer als Verrechnungsscheck an die 7. Atmosphärische Probleme in der VdS-Fachgruppe Astrofotografie. Astrofotografie 8. Astrofotografische Tiefe - die Etliche Amateure haben früher schon erreichbare Grenzgröße Briefmarken in kleinerer Menge einge- 9. Astrofotografische Exkursionen sandt, jedoch das Skript noch nicht 10. Deep-Sky-Objekte in Übersichten erhalten. Bitte senden Sie den Differenz- und Tabellen betrag und machen Sie noch einmal auf

Anzeige 1/2 Seite s/w Franckh Kosmos... 14 HAUPTTHEMA > SONNE

Das Maximum des 23. Sonnenfleckenzyklus

von Peter Völker VdS-Fachgruppe Sonne

Das spannendste Beobachtungsobjekt ist derzeit unsere Sonne. Aus diesem Grund ist ihr das Schwerpunktthema dieser Ausgabe des VdS - Journals für Astronomie gewidmet. Jeder Amateurastronom weiss, dass die Sonnenfleckenaktivität durchschnittlich 11.1 Jahre von einem Minimum bis zum Nächsten währt. Irgendwann innerhalb dieser Zeit durchläuft sie das Fleckenmaximum. Solange es die Sonnenüberwachung gibt, zeigte jeder Fleckenzyklus eine eigene charakteristische Ausprägung. Viele glichen sich zwar, woraus M. Waldmeier 1935 dann auch die bekannten Waldmeierschen Gesetze ableiten konnte, dennoch zeigte jeder Zyklusverlauf seine Individualität.

Entdeckt worden war die Periodizität der Sensationell insofern, als die Ergebnisse der an Aktualität, aus welchem Grund Sonnenflecken vor über 150 Jahren von der Sonnenbeobachtung mit bloßem unsere Altvorderen die Flecken nicht ver- dem Apotheker und Amateurastronomen Auge hier erstmals einer großen folgt haben sollten, denn die natürlichen Samuel Heinrich Schwabe aus Dessau, Leserschaft präsentiert werden. Sein Filter wie Wolken, Nebel oder Dunst gab wurde aber bald darauf zur Domäne der Bericht basiert auf einem Beobachtungs- es auch früher, und die Astronomen Fachwissenschaft. Die statistische Unter- programm, welches von H. U. Keller, waren auch vor 1000 Jahren nicht blind. suchung der Sonnenaktivität hatte ihr Zürich, ins Leben gerufen worden war Steffen Fritsche ist der Nachfolger H. U. Weltzentrum in Zürich. Einzelheiten zur und mit dem der 22. Zyklus nahezu Kellers und betreut dieses Beobach- Geschichte der Eidgenössischen Stern- lückenlos überwacht wurde. Dabei tungsprogramm weiter. warte Zürich lesen Sie in Ahnerts gelang es Keller, dieses ungewöhnliche Es folgen Vorschläge von Martin Hörenz, Kalender für Sternfreunde 1997, Seite Beobachtungsprogramm auf ein Niveau was man mit den Sonnen - Sicht - Brillen 233 ff. Im Laufe des 20. Jahrhunderts zu heben, das es bisher - soweit ich bis zur nächsten Sonnenfinsternis alles übernahm die Sonnenphysik die domi- weiß, in der gesamten Geschichte der anfangen kann. nierende Rolle in der Fachwissenschaft, (Amateur)Astronomie - nicht gab. Heraus Spannend ist die Lektüre über das und so fällt die schöne und lohnenswer- kam, dass diese Beobachtungsweise Aktivitätsmaximum der Sonne insofern, te Aufgabe der Sonnenüberwachung eine nahezu perfekte Korrelation zu den als nach unterschiedlichen Vorhersage- wieder in das Ressort der Amateure - mit teleskopisch ermittelten Fleckenrelativ- methoden zum Zeitpunkt, da Sie diese durchaus respektablen Ergebnissen. zahlen zeigt: Minimum und Maximum, Zeilen lesen, durchaus noch nicht ent- Nachdem ich Ihnen im VdS - Journal Nebenmaxima und selbst kleinere schieden ist, ob es bereits hinter uns 1997, Seiten 82 - 84, die VdS - Fach- Schwankungen stimmen erstaunlich prä- liegt, ob wir es gerade durchlaufen, oder gruppe Sonne und ihre Arbeitsweisen zise überein. Ob der Aussagekraft dieser ob es noch vor uns liegt. Also: bleiben allgemein vorgestellt hatte, möchte ich Kurven gewinnt auch die alte Frage wie- Sie an Ihren Fernrohren! Ihnen heute einige detaillierte Einblicke in Arbeitsgebiete bringen, die zum Thema passen. Andreas Zunker und Andreas Bulling zei- gen, wie faszinierend es ist, mit gerin- gen instrumentellen Mitteln – von der Beobachtung bis zur Auswertung – die kosmischen Vorgänge auf unserem Heimatstern zu verfolgen. Zur Beobachtung sei auch an dieser Stelle noch einmal gewarnt, mit unge- schützten Augen durch ein Fernglas oder Fernrohr in die Sonne zu blicken. Sorgen Sie für genügende und richtige Lichtdämpfung! Am sichersten wenden Sie die Projektionsmethode an. Danach kommt eine kleine Sensation. Steffen Fritsche berichtet über die Beobachtung der Sonne ohne teleskopi- Abb. 1: sche Hilfe, jedoch mit Filtern. Sonnenfleck mit Umbra (schwarz), Penumbra (grau) und der Granulation HAUPTTHEMA > SONNE 15

Wie wird das Wetter morgen auf der Sonne? von Andreas Zunker Im Juni 1999 konnte man auf der Sonne Da es Maxima gibt, gibt es auch Minima, nationale Rolle von Zürich hatte schon besonders viele Flecken sehen. Sonnen- wie in Abb. 2 zu sehen ist. Die 1980 das neue Sunspot Index Data flecken, kühlere Gebiete in der Photo- Sonnenaktivität verläuft also zyklisch! Center (SIDC) in Brüssel übernommen, sphäre der Sonne, sind das auffälligste das die Zürcher Tradition weiterführt. Merkmal von Sonnenaktivität, also groß- Damit ist die Relativzahlreihe die älteste räumigen Bewegungen und Energieaus- lückenlose wissenschaftliche Beobach- brüchen in der Photosphäre und darü- tungsreihe überhaupt (Abb. 3). ber. Daher wird die Sonnenflecken- relativzahl Re häufig als Leit-Index für die Sonnenaktivität herangezogen. Die von Mitgliedern der VdS-FG Sonne be- stimmte Sonnenfleckenrelativzahl erreich- te im Juni 1999 einen besonders hohen Wert von 133,1 (Monatsmittel), s. Abb. 1. Abb. 2: Monatsmittel der Relativzahlen War dies das für 1999/2000 angekündig- des SONNE-Netzes 1977-1999, geglät- te Maximum der Sonnenaktivität? Im tet nach der P17-Methode November 1999 erreichte die Relativzahl einen ähnlich hohen Wert (129,3). Schon Ein Fleckenzyklus zählt von Minimum zu Abb. 3: Monatsmittel der Internatio- wieder ein Maximum? In Abb. 1 kann Minimum, das letzte Minimum war im nalen Relativzahl Ri (Zürich/SIDC), man sehen, daß die Relativzahl von Juni 1996, dem Beginn des aktuellen 23. geglättet nach der P17-Methode Monat zu Monat relativ stark schwankt, Zyklus der Sonnenaktivität. Natürlich langfristig aber ein Trend zu erkennen gab es schon wesentlich mehr als 23 Zu ihr haben Amateurastronomen zu ist. Um diesen Trend sichtbar zu Fleckenzyklen, aber erst ab ca. 1750 lie- jeder Zeit maßgeblich beigetragen! Auch machen, wird die „Fieberkurve“ der gen uns verläßliche Monatsmittel der heute ist die Relativzahlbestimmung Monatsmittel mathematisch geglättet [1, Relativzahlen vor. Damals war die Sonne eine Paradedisziplin der Amateur- 2]. Das Ergebnis ist die breite Linie in recht aktiv, das Minimum folgte dann im astronomen, weil sie einfach ist und am Abb. 1. April 1755, dem Beginn des 1. Zyklus Tage mit kleinen Instrumenten durchge- nach offizieller Zählweise. führt werden kann. Aufgrund des Der historische Hintergrund: Die Relativ- Wetters auf der Erde ist eine lückenlose zahl wurde 1848 vom Astronomen Überwachung der Sonnenaktivität nur Rudolf Wolf eingeführt, um die Flecken- einer überregionalen Beobachtergruppe aktivität verfolgen zu können. Auslöser möglich, wie z.B. unserem SONNE- war 1844 eine Entdeckung des Relativzahlnetz. Hobbyastronomen Samuel H. Schwabe In Abb. 3 sieht man, daß sich die ein- aus Dessau. Er hatte anhand seiner zelnen Zyklen vor allem in ihrer Höhe eigenen langjährigen Fleckenbeobach- deutlich unterscheiden. Die 10 höchsten tungen festgestellt, daß die Anzahl der Zyklen seit 1750 sind in Tab. 1 aufgeli- Abb. 1: Monatsmittel der Relativzahlen Fleckengruppen in einem Rhythmus von stet. (Re) des SONNE-Netzes 1996-1999, etwa 10 Jahren schwankt. Mit Hilfe der Platz Zyklus Monat Ri (R13) geglättet nach der P17-Methode (ReP17) Relativzahl ermittelte Wolf für die durch- des Maximums schnittliche Dauer eines Sonnenflecken- 1 19 Mai1958 201,3 Sie steigt bisher kontinuierlich an und zyklus’ einen Wert von 11,1 Jahren. Er 2 21 Dezember 1979 164,5 zeigt noch kein Maximum. Dies wäre konnte die Fleckenaktivität mit Hilfe dann nämlich das tatsächliche Maximum älterer Beobachtungen bis in das Jahr 3 22 Juli 1989 158,5 der Sonnenaktivität. Leider hat das 1749 zurückverfolgen. Daraufhin began- 4 3 Mai 1778 158,5 Glätten der Monatsmittel einen Nachteil: nen immer mehr Amateur- und Fach- 5 18 Mai 1947 151,8 bedingt durch die verwendete mathema- astronomen, die Sonne regelmäßig zu 6 8 März 1837 146,9 tische Formel kann die Glättung nicht beobachten und die Relativzahl zu 7 4 Februar 1788 141,2 bis zum Ende der vorliegenden Daten- bestimmen. Die Daten wurden von 8 11 August 1870 140,3 reihe durchgeführt werden. Es werden Rudolf Wolf und seinen Nachfolgern in nämlich für einen bestimmten Monat die Zürich gesammelt, ausgewertet und als 9 9 Februar 1848 132,0 Monate davor und danach hinzugezo- Zürcher Relativzahlen monatlich veröf- 10 17 April 1937 119,2 gen. So kann das Maximum erst einige fentlicht, bis 1995 das finanzielle Aus für Tab.1 : Die TOP 10 der Fleckenzyklen Monate später festgestellt werden. die Zürcher Beobachter kam! Die inter- seit 1750 [2] 16 HAUPTTHEMA > SONNE

Wird der aktuelle 23. Zyklus den Sprung zeigt allerdings, daß diese Faustregel Monate nach dem aktuellen Monat vor- in die TOP 10 schaffen? Um diese Frage nicht sehr zuverlässig ist. hergesagt. beantworten zu können, muß man ent- Eine weitere Möglichkeit ist natürlich, weder warten oder eine zuverlässige den Relativzahlverlauf mit echten, vor- Maximumsprognose machen. Dafür gibt herigen Zyklen zu vergleichen. Dies ist in es verschiedene Möglichkeiten. Abb. 6 geschehen. Lange ähnelte der 23. Zyklus dem 13. Max Waldmeier, der bedeutendste Zyklus, seit einem halben Jahr ist dies Nachfolger Rudolf Wolfs in Zürich, veröf- zum Glück vorbei und der stärkere 17. fentlichte 1935 die Ergebnisse seiner Untersuchungen zum Verlauf der Sonnenfleckenzyklen, die sich folgen- dermaßen zusammenfassen lassen [3]: Abb. 4: Kenngrößen des Sonnen- fleckenzyklus an einer Normalkurve 1. Je höher das Maximum Rmax, desto (Prinzipdarstellung, nicht maßstäblich) kürzer die Anstiegszeit T. 2. Je höher das Maximum Rmax, desto länger die Abstiegszeit ⌰. 3. Je höher das Maximum Rmax, desto höher die Relativzahl R5 (fünf Jahre Abb. 6: Int. Relativzahlen Ri (Zürich/ nach dem Maximum). SIDC), Monatsmittel, P17-geglättet; 4. Je höher das Maximum Rmax, desto Zyklen 23, 6, 19, 13,17 größer die Abstiegsfläche S2. 5. Die Anstiegsfläche S1 ist von der Höhe Zyklus bietet sich eher zum Vergleich an. des Maximums Rmax fast unabhängig. Abb. 5: P17-geglättete Monatsmittel Nun scheint es fast sicher, daß der aktu- des SONNE-Netzes für die Zyklen 21 - 23 elle Zyklus Ri=100 überschreiten wird, Diese fünf Waldmeierschen Gesetze sind ob er es mit Ri>119,2 (Zyklus 17!) in die normalerweise mathematisch formuliert, Der Mitte 1998 aufgetretene „Knick“ bei TOP 10 schaffen wird, darf noch bezwei- sie beziehen sich auf die Monatsmittel Re=65 findet sich in einer der felt werden. der internationalen Relativzahl Ri, Normalkurven wieder, dort jedoch 6 geglättet nach der R13-Methode. Das Monate später. Daraus läßt sich ein Eine genaue Vorhersage von Zeitpunkt erste Waldmeiersche Gesetz lautet zum Maximum Mitte 1999 bei Re=110 „vor- und Höhe des Maximums ist mit den Beispiel in mathematischer Form hersagen“. Auch dies ist noch im Bereich herkömmlichen Methoden schwierig, des Möglichen, würde aber vorausset- auch kurzfristige Änderungen der log Rmax = (2,50 + 0,10) - (0,11 + 0,02)T zen, daß die Aktivität schon in 2000 Sonnenaktivität, einschließlich der merklich abnimmt. (ungeglätteten) Monatsmittel, sind mit- Die wichtigsten Kenngrößen des Sonnen- Allgemein kann der neue Zyklus schon tel- und langfristig nicht genau vorher- fleckenzyklus’ sind in Abb. 4 angegeben. nach ca. 2 Jahren einer der Normal- sagbar. Ausgeprägte Doppelmaxima, wie An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, kurven zugeordnet und damit grob cha- sie z.B. in den Zyklen 21 und 22 auftra- daß es sich hier nicht um Naturgesetze rakterisiert werden (z.B. langer Anstieg, ten (s. Abb. 2), sind weder in den handelt, sondern um statistisch ermittel- flaches Maximum). Damit wird die Waldmeierschen Gesetzen noch in den te Näherungsgleichungen. Die Zahlen- Planung von Beobachtungsprogrammen Normalkurven vorgesehen. Neben den werte in der Gleichung werden nach (Internationales Geophysikalisches Jahr Waldmeierschen Gesetzen gibt es noch jedem Zyklus neu berechnet, obige zum Rekord-Maximum 1957/58) und andere Formeln und Faustregeln, die Formel ergibt sich aus den Zyklen 1 - 21. Raumfahrtvorhaben (SolarMax, Ulysses, jedoch meist nur für bestimmte Zyklen Die Waldmeierschen Gesetze sind nicht SOHO) möglich. Der Vergleich der oder unter speziellen Voraussetzungen für die Vorhersage des gesamten Zyklus’ geglätteten Relativzahlkurve mit der gelten. geeignet. Deshalb veröffentlichte M. ähnlichsten Normalkurve kann auch für Waldmeier im Jahre 1968 die Normal- quantitative Vorhersagen der Aktivi- So versuchen Wissenschaftler immer kurven, eine Art Musterzyklen, die den tätsentwicklung genutzt werden. Diese wieder, bessere Vorhersagemethoden zu Waldmeierschen Gesetzen genügen [4]. Methode ergab laut SIDC [5] zuletzt ein entwickeln. D.H. Hathaway et al. [7, 8, 9] Maximum von Ri=112 im Januar 2000. verglichen verschiedene Methoden der Abb. 4 zeigt exemplarisch drei der zehn Das SIDC verwendet seit einiger Zeit Relativzahlvorhersage. Dabei fanden sie Normalkurven (zwei extreme und eine parallel zur „Standardmethode“ (SM) heraus, daß die leistungsfähigsten durchschnittliche). Eine Aussage dieser der Normalkurven die neue „Combined Methoden auf Beobachtungen des (von Normalkurven ist zum Beispiel, daß das Method“ (CM) von K. Denkmayr [6], die der Sonnenaktivität beeinflußten) Erd- Maximum ca. 2 Jahre nach dem Über- aktuelle Vorhersage ergibt hier Ri=132 magnetfeldes zurückgreifen. Die beiden schreiten der geglätteten Relativzahl im August 2000. Im Gegensatz zur zeit- besten Methoden wurden kombiniert Ri=50 erreicht wird. Auf den aktuellen lich stabilen SM-Prognose schiebt das und resultierten in der in Abb. 7 gezeig- Zyklus angewendet würde das auf ein SIDC die CM-Prognose „vor sich her“: ten Vorhersage. Dabei werden ordnungs- Maximum im Mai 2000 hindeuten. Abb. 5. das Maximum wird immer für sieben gemäß auch die Fehlergrenzen angegeben! HAUPTTHEMA > SONNE 17

Setzt man die untere Fehlergrenze als tungsergebnisse je sicherer, desto mehr Die VdS-FG Sonne hält für Einsteiger die realistische Vorhersage an, ergibt sich Beobachter zu ihnen beitragen. Daher „Einführung in die Sonnenbeobachtung“ das Maximum Mitte 2000 mit Re=115. sind regelmäßige Sonnenbeobach- von W. Paech et al. bereit. Grundkennt- tungen durch Amateure immer noch nisse vermittelt der Übersichtsartikel unverzichtbar. Die FG Sonne der VdS [10], ausführliche Informationen enthält betreibt seit 1977 das SONNE-(Relativ- das Standardwerk „Die Sonne beobach- zahl-)Netz, in dem pro Jahr ca. 130 ten“ [2]. Wer regelmäßig aktuell infor- Beobachter aus aller Welt etwa 15000 miert sein möchte, bezieht „SONNE, Beobachtungen zusammentragen. Seit Mitteilungsblatt der Amateursonnen- 1980 kann die Relativzahl lückenlos beobachter“ (4 Hefte pro Jahr, Vorzugs- (ohne Fehltag) bestimmt werden. Die preis für VdS-Mitglieder), für eine unver- Ergebnisse des SONNE-Netzes werden bindliche Information halten wir ein u.a. in SONNE, SONNE-Datenblatt, SuW, kostenloses Infoblatt für Sie bereit. Abb. 7: Vorhersage nach Hathaway et Ahnerts Kalender für Sternfreunde und Viele interessante Informationen findet al. [7] und tatsächliche Relativzahl- im Internet veröffentlicht. man auch auf der Website der FG Sonne kurve (Ri,P17), 1997-2006 Nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf, im Internet: http:/ / neptun.uni-sw.gwdg. falls Sie bisher die Sonne „im stillen de/ sonne.html In Tab. 2 werden die verschiedenen Kämmerlein“ beobachten! Ihre Beob- Maximumsprognosen noch einmal gegen- achtungen sind zu schade, um in Ihrem Literatur: übergestellt. Zusammenfassend läßt sich Beobachtungsbuch zu vereinsamen! [1]: P. Völker, K. Reinsch: Die Sonnenaktivität sagen, daß ein Maximum über Re=100 Oder setzen Sie sich mit uns in 1994. in: Ahnerts Kalender für Sternfreunde sehr wahrscheinlich ist, der Zeitpunkt ist Verbindung, und beginnen Sie mit unse- 1996, S. 203-207 (1995) jedoch noch unsicher, dürfte aber im rer Hilfe die regelmäßige Sonnenbeob- [2]: K. Reinsch, R. Beck, H. Hilbrecht, P. Völker: ersten Halbjahr 2000 liegen. Wenn Sie, achtung. Selbstverständlich gibt es Die Sonne beobachten. Reihe Astro-Praxis, liebe VdS-Mitglieder, diese Zeilen lesen, neben der „Standarddisziplin“ Flecken- Verlag Sterne und Weltraum (1999) ist das Maximum also wahrscheinlich beobachtung und Relativzahlbestim- [3]: M. Waldmeier: Neue Eigenschaften der schon eingetreten. Natürlich werden wir mung weitere interessante Arbeitsge- Sonnenfleckenkurve. in: Astr. Mitt. Stw. Zürich das wegen der Glättungsverzögerung (s.o.) biete, z.B. Positionsbestimmung und Nr. 133, S. 105 (1935) erst über ein halbes Jahr später genau Tageskarten, A-Netz (siehe den folgen- [4]: M. Waldmeier: Sonnenfleckenkurven und die wissen. Vielleicht können wir aber auch den Beitrag von S. Fritsche), Fackeln, Methode der Sonnenaktivitätsprognose. in: schon im nächsten VdS-Journal für Protuberanzen, Lichtbrücken, H-Alpha, Astr. Mitt. Stw. Zürich Nr. 286 (1968) Astronomie von einem Maximum 1999 Fotografie etc.. [5]: http://www.oma.be/KSB-ORB/SIDC/DATA/ berichten. [6]. K. Denkmayr, P. Cugnon: About Sunspot Bitte beachten Sie aber, daß die Sonne Number Medium-Term Predictions. in: Methode Zeitpunkt Re niemals mit ungeschütztem Auge beob- G. Heckman et al.: Solar-Terrestrial Prediction SONNE-Netz achtet werden darf! Für die direkte Workshop V, Hiraiso Solar Terrestrial Research Knick Normalkurven Mitte 1999 110 Beobachtung haben sich Objektivfilter Center, Japan, S. 103 (1997) Re=50 Mai 2000 - bewährt, preiswerter ist die Projek- [7]: D.H. Hathaway, Wilson, Reichmann: SIDC tionsmethode. Hierbei wird das vom J. Geophys. Res. 104, 22,375-22,388 (1999) Normalkurven Jan. 2000 112 Objektiv entworfene Bild durch das [8]: http://science.nasa.gov/ssl/pad/solar/predict. Combined Method Aug. 2000 132 Okular auf einen Schirm projiziert. Das htm Zyklus 17 Feb. 2000 120 hat den Vorteil, daß mehrere Personen [9]: http://science.nasa.gov/newhome/headlines/ Hathaway, untere Grenze Juni 2000 115 gleichzeitig die Sonne beobachten kön- ast22jul99_1.htm nen und daß der Projektionsschirm [10]: M. Hörenz, A. Zunker: Auf der Sonne ist ´was Tab. 2: Vergleich verschiedener gleichzeitig als Zeichenunterlage ver- los! in: SuW-Special 4: Sonne, S. 70-77 Max.-Prognosen wendet werden kann, auf der man in ein (1999) aufgelegtes weißes Blatt (Protokollblatt) die Sonnenflecken einzeichnet. Die Aufruf an die VdS-Mitglieder Relativzahl ergibt sich dann aus der Alles, was in diesem Artikel bisher Anzahl der Gruppen g und der Anzahl beschrieben worden ist, Waldmeiersche der Flecken f: Gesetze, Normalkurven, Daten bisheriger Re = (10 x g) + f Zyklen, Prognosen etc., gäbe es nicht ohne die unermüdliche und vor allem regelmäßige Beobachtungstätigkeit zahlreicher Amateurastronomen über die Jahrhunderte hinweg! Natürlich wird die Kontaktadresse der Sonne heutzutage von SOHO pausenlos überwacht, aber wie die Vergangenheit VdS-Fachgruppe Sonne: gezeigt hat, kann SOHO auch mal aus- fallen...! Außerdem sind die Beobach- Peter Völker, Wilhelm-Foerster-Sternwarte, Munsterdamm 90, 12169 Berlin 18 HAUPTTHEMA > SONNE

Sonnenfleckenbeobachtungen mit blossem Auge - das A-Netz

von Steffen Fritsche

Im Rahmen der VdS-Fachgruppe Sonne existiert seit 1984 eine Beobachtergruppe, die Sonnenbeobachtungen mit blossem Auge durchführt - das A-Netz. H.U. Keller (Zürich) betreute das Netz von 1984 bis 1998. Zur Zeit senden bis zu 52 Beobachter, hauptsächlich aus Deutschland und der Schweiz, ihre Ergebnisse ein. Ein Austausch erfolgt dann mit einer französischen Beobachtergruppe. Anfang des Jahres 1999 habe ich diese Aufgabe übernommen und will Ihnen das A-Netz nun kurz vorstellen.

1. Beobachtungsweise wurde (A=0). Es sollen aber nur Tage den wurde mit dem Minimumszeitpunkt aufgeführt werden, an denen tatsächlich begonnen. Die Einheit auf der Zeitachse Die Sonne wird mit blossem Auge, das eine Beobachtung möglich war (keine beträgt ein Jahr. Während der 22.Zyklus heisst ohne Vergrösserungsinstrument, Schätzungen oder Interpolationen!). nach 4,5 Jahren bereits das sekundäre aber durch ein lichtabsorbierendes Maximum erreicht hatte, zeigt der aktu- Schutzfilter beobachtet. Dabei gibt es 2. Der aktuelle Sonnenfleckenzyklus elle Zyklus nach fast 4 Jahren gerade verschiedene Möglichkeiten. mal eine halb so große A-Zahl. Deutlich Schweissgläser sind für wenig Geld in In der Abbildung 1 sind die Monatsmittel wird auch der viel flachere Anstieg. Schweisszubehörgeschäften erhältlich, der A-Zahlen von Januar 1995 bis wo sie auch als „Strahlenschutzgläser“ Dezember 1999 dargestellt. Außerdem 3. Vergleich von A-Zahl und Wolf'scher bezeichnet werden. Die Abmessungen sind die ausgeglichenen Mittel angege- Relativzahl betragen 110/85 mm und erlauben eine ben. Wir sehen, dass die Aktivität immer beidäugige Beobachtung. Es gibt sie in noch ansteigt. Der Monat mit der bisher Man kann sich sicher die Frage stellen: verschiedenen Nummern mit unter- höchsten Aktivität war der November „Reichen nicht die vielen verschiedenen schiedlichem Lichtdurchlass: geeignet 1999 mit A=0,74. Der Mai hatte zwar nur Maßzahlen der Sonnenaktivität? Muss es sind die Nummern 12, 13, und 14. A=0,41 zu bieten, war aber der einzige auch noch eine A-Zahl geben?“ Ich Weit verbreitet sind Objektiv- als auch Monat des Jahres, an dem an jedem Tag meine ja! Nicht nur, dass es eine beson- Okularsonnenfilter, sie eignen sich auch mindestens ein Fleck mit blossem Auge ders einfach zu bestimmende Zahl ist, für die Beobachtung mit blossem Auge. sichtbar war. sie gibt auch die Möglichkeit, an die teil- Objetivfilter können für die beidäugige weise recht alten Beobachtungen aus Beobachtung verwendet werden, sind An 118 Tagen im Jahre 1999 konnte kein vorteleskopischer Zeit anzuknüpfen. aber relativ teuer. Okularfilter sind billi- Fleck mit blossem Auge beobachtet wer- Dazu ist es allerdings notwendig, auf ger, erlauben aber nur eine einäugige den. Das entspricht einem Anteil von den Filter zu verzichten und Dunst oder Beobachtung. 32% aller Tage des Jahres. Nach [1] liegt Sonnenauf- bzw. Untergang zu nutzen. Folienfilter bestehen aus Plastik-Mylar der Anteil im Maximum bei 40%, so dass Die so ermittelten Werte nennen wir oder Metall-Folie und sind seit der nicht mehr mit einem starken Anstieg dann A*. Es zeigt sich, dass Sichtungen Sonnenfinsternis im August 1999 jedem der Aktivität zu rechnen ist. Dafür spricht auf diese Art und Weise selten auftreten. bekannt. Achtung: Nicht zu verwechseln auch der Vergleich mit dem letzten Eine statistische Auswertung ist momen- sind diese Mylar-Folien mit den soge- Zyklus (siehe Abbildung 2). tan noch nicht möglich. nannten Rettungs- oder Weltallfolien, Die „normale“ A-Zahl zeigt beim Ver- die ungenügenden Schutz bieten und Beide Kurven geben die ausgeglichenen gleich mit der Wolf'schen Relativzahl für das Auge gefährlich sind (siehe hier- Monatsmittel der Zyklen wieder. Bei bei- gute Übereinstimmung (siehe Abbildung 3). zu den nachfolgenden Artikel von Martin Hörenz). Nach Möglichkeit wird täglich eine Beobachtung durchgeführt und die als schwarze Punkte auf der Sonnenscheibe mit blossem Auge sichtbaren Flecken werden gezählt (Fleckenzahl A). Jeder gesichtete Fleck wird unabhängig von seinem Aussehen - ob er punktförmig, flächig oder länglich erscheint - nur als 1 Fleck gezählt (A=1). Nahe beieinander- liegende Flecken müssen eindeutig von- einander trennbar sein, um als 2 Flecken gezählt zu werden. Unbedingt sind auch alle Beobachtungen jener Tage aufzu- führen, an denen kein Fleck gesehen Abb. 1: Monatsmittel und ausgeglichenes Mittel des aktuellen Zyklus HAUPTTHEMA > SONNE 19

Der Faktor 100 bei der A-Zahl wurde will- kürlich gewählt und soll nur zu einer besseren Darstellung führen. Einen Nachteil der Sonnenflecken- beobachtung mit blossem Auge darf ich natürlich nicht verschweigen. Man benötigt teilweise recht viel Geduld, wenn man immer und immer wieder nur eine O als A-Zahl eintragen kann. Viele Beobachter des A-Netzes können nur von Zeit zu Zeit einen Fleck mit blossem Auge erkennen. Um so mehr Aner- kennung verdienen die vielen Beob- achter, die durch ihren Einsatz das A- Netz erst möglich machen. Abb. 2: Vergleich des aktuellen mit dem vorangegangenen Zyklus Über neue Beobachter freuen wir uns jederzeit. Wenn Sie Interesse haben, wenden Sie sich an die Kontaktadresse für das A-Netz:

Steffen Fritsche Sonnenbühlstr 6 D-95189 Köditz [email protected] www.planet-interkom.de/steffen.fritsche

[1] Reinsch u.a. (Hrsg.).:Die Sonne beobachten, Sterne und Weltraum, Hüthig GmbH, Heidelberg 1999von Steffen Fritsche Abb. 3: Vergleich der monatlichen Relativzahlen von SONNE und 100*A

Wie kann man die Sonnenfinsternisbrillen weiter verwenden? von Martin Hörenz Pohla

Sie haben sich zur Finsternis im vergan- Augenschutz bei einer Sonnenfinsternis mit bloßem Auge sichtbar. Gerade jetzt genen August eine Sonnen- Sicht- Brille gilt, ist auch an einem normalen sonni- in der Zeit des Maximums kommt es gekauft? Nun ist die Sonnenfinsternis gen Tag zu beachten. Nur selten dämpft häufig vor, daß sogar mehrere Flecken vorbei, vielerorts ließen die Wolken die Erdatmosphäre z.B. durch Nebel das gleichzeitig zu sehen sind. Ihre Sicht- einen ungetrübten Blick auf die Sonne Sonnenlicht ausreichend, deshalb ist ein barkeit hängt aber nicht nur von der nicht zu. Wohin nun mit der Brille? Auf guter Schutz notwendig. Bis zur näch- Größe des Sonnenfleckes ab, sondern keinen Fall wegwerfen! sten Sonnenfinsternis können die Brillen auch von der Güte des verwendeten Spätestens am 31. Mai 2003 wird man deshalb beim Beobachten von Sonnen- Filters [2], also z.B. der Sonnen- Sicht- die Brille wieder brauchen, denn an die- flecken mit bloßem Auge Verwendung sem Tag wird in den frühen Morgen- finden. Sichtbarkeitskriterien für stunden über Deutschland die nächste Da Sonnenflecken eine Größe vom Sonnenfleckenbeobachtungen mit partielle Sonnenfinsternis zu sehen sein Mehrfachen des Erddurchmessers errei- bloßem Auge (siehe Tab.1). Und was in Sachen chen können, sind sie manchmal auch A: Objekt vielleicht blickweise gesehen Datum Bemerkungen B: Objekt blickweise, aber eindeutig 31.05.03 etwa 80% Bedeckung, bei Sonnenaufgang gesehen 03.10.05 etwa 50% Bedeckung C: Objekt schwach, aber konstant 29.03.06 etwa 40% Bedeckung oder fast konstant gesehen 01.08.08 etwa 25% Bedeckung D: Objekt mühelos und konstant 15.01.10 <5% Bedeckung, bei Sonnenaufgang gesehen E: Objekt auffallend und nicht zu übersehen Tab. 1: Sonnenfinsternisse in Deutschland bis 2010 (alle partiell) 20 HAUPTTHEMA > SONNE

Brille. Im vergangenen Jahr habe ich über mehrere Wochen mit drei dieser Brillen Sonnenflecken beobachtet. Dabei handelt es sich zum einen um zwei Brillen mit Metallfolie (die Kosmos- Sonnenfinsternisbrille und die Zeiss- Sonnen- Sicht- Brille) und zum anderen um eine Brille mit Polymerfolie. Die Metallfolienbrillen unterscheiden sich in der Helligkeit des Sonnenbildes, wobei die Kosmos- Brille das hellere Bild lie- fert. Bei beiden hatte ich den Eindruck, daß das Bild leicht bläulich wirkt. Die Polymer- Brille liefert dagegen ein ange- nehmeres orangefarbenes Bild. Außer- Abb. 4: dem hat diese Brille den Vorteil, das Die Abhängigkeit der Lichtundurchlässigkeit zweier Sonnenfinsternisbrillen keine störenden Reflexe auftreten. von der Lichtwellenlänge. Zur Einschätzung der Sichtbarkeit von Sonnenflecken habe ich dabei das Klassifikationsschema nach U.Bendel [3] verwendet.

Wellenlängenabhängige Absorption bei unterschiedlichen Brillen gegenüber Neutralglas: die Polymer-Brille (orange- Tag Kosmos-Brille Zeiss-Brille Polymerfolienbrille farbenes Bild) läßt am meisten Licht im 01.08. 3-D,E,C 3-D,E,B 3-D,E,B roten Bereich (>640 nm) durch, die 02.08. 3-E,E,C 3-E,E,B 2-E,D Zeiss-Brille dagegen im blauen Bereich 03.08. 3-E,E,A 3-E,D,A 2-E,D (<490 nm) 04.08. 4-A,E,D,C 3-A,E,D 2-D,D 05.08. Trotz der störenden Reflexe konnten mit 06.08. 1-C 1-C 1-A den Metallfolien- Brillen die Sonnen- 07.08. flecken deutlicher und kontrastreicher 08.08. 0 0 0 gesehen werden. Fotografische Unter- 09.08. 0 0 0 suchungen mit unterschiedlichen Folien 10.08. 0 0 0 [4] führten zum gleichen Ergebnis. 11.08. Auch wenn Sie Zuhause nun gerade eine 12.08. Brille mit Polymerfolie liegen haben, las- 13.08. sen Sie sich nicht entmutigen. Jede 14.08. 0 0 0 Finsternisbrille oder auch z.B. Schweis- 15.08. 1-B 1-B 1-A ser-Gläser sind zur Beobachtung geeig- 16.08. 1-D 1-D 1-C net. So wird von derzeit etwa 50 17.08. 1-E 1-E 1-D Beobachtern des sogenannten A-Netzes 18.08. 1-E 1-E 1-D die tägliche Fleckenzahl mit bloßem 19.08. Auge ermittelt. Bitte beachten Sie hierzu 20.08. 1-D 1-D 1-C den vorausstehenden Artikel von Steffen 21.08. Fritsche. 22.08. 2-C,D 2-C,C 2-B,B 23.08. 2-D,B 2-D,A 1-C 24.08. 1-D 1-D 1-C 25.08. 2-B,E 2-A,D 1-C Literatur: 26.08. 3-C,A,D 3-B,A,D 1-C [1] Mark Littmann, Ken Willcox, Fred Espenak: 27.08. 3-C,B,E 3-B,B,B 1-B Totality Oxford University Press, 1999 28.08. [2] E. Remmert: Sonnenfleckenbeobachtung mit 29.08. 4-A,C,B,B 4-A,B,A,B 2-A,B dem bloßem Auge SONNE 7 (August 1978), 30.08. S.99f 31.08. [3] U.Bendel: Sonnenfleckenbeobachtung mit dem Ø 1,7 1,7 1,2 bloßem Auge SONNE 9 (März 1979), S.10-15 [4] H. Middelhauve: Panik und Stimmungsmache - Ein Nachtrag Mitteilungen der Volkssternwarte Tab. 2: Darmstadt 10/11 1999, S.139 Die Ergebnisse meiner Beobachtungen im August 1999. Einladung

an alle VdS-Mitglieder aus der Region rund um Köln / Bonn / Koblenz zum

Sommerseminar der AG Planeten der Volkssternwarte Bonn e. V.

am Samstag, den 12. August 2000 um 15:00 Uhr.

Ort: Refraktorium (VSB), Poppelsdorfer Allee 47, 53115 Bonn.

Dies ist das 42. Seminar der Bonner AG Planeten, und wie immer ist das Sommerseminar mit einem Grillfest verbunden (für Getränke und „Grillhardware“ ist gesorgt, Grillgut bitte nach Eigenbedarf selbst mitbringen). Anzeige 1/3 S

Diesmal sollen über den Kreis der Volkssternwarte hinaus VdS-Mitglieder animiert s/w werden, sich auf diesem Wege zu einem Regionaltreffen zusammenzufinden, sich untereinander und die Volkssternwarte Bonn kennenzulernen. Intercon Spacetec Geboten wird ein attraktives Vortragsprogramm zu den Themen:

• Erfahrung mit CCD-Technik und Bildverarbeitung • Aktuelle Berichte aus Astronomie und Raumfahrt • Ein spezieller Mondfinsternis-Reisebericht aus Australien (Infrarotbeobachtungen) (geplant!)

Die Seminarteilnahme ist kostenlos. Für unsere Planungen bitten wir bei Interesse um eine Teilnahmebestätigung bis zum 01.08.2000 an:

Paul Hombach Gottfried-Keller-Str. 3 53757 St. Augustin Tel./Fax: 02241/21563 [email protected] 22 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

EKTACHROME 200, naturbelassen, nicht gehypert

Ein sehr subjektiver Erfahrungsbericht zu einem interessanten „Astrofilm“

von Bernd Flach-Wilken

Als unverbesserlicher „Quartalsbeob- besser als 0,9 auch für Teleskopblenden dieses erst zu Hause anzutun und auf achter“, der immer wieder seine Beob- kleiner als 6 eignen würde und das bei die Schnipseldiaentwicklung dort oben achtungsschwerpunkte wechselt, bleibt sehr feinem Korn. Der Himmelhintergrund in über 3100m Höhe zu verzichten und bei mir zwangsweise die wissenschaft- bliebe angeblich weitgehendst neutral- in großem Gottvertrauen Belichtungen liche Betrachtungsweise von Beobach- wenn man die Belichtungszeit nicht allzu mit dem neuen Material, mit und ohne tungen und auch deren Techniken sehr sehr ausdehnen würde. Klang doch gut, Deep-Sky-Filter, aufs geradewohl auszu- im Hintergrund. Ich kann mich aus oder? führen. Ohne Risiko ist das Leben doch Zeitgründen nicht methodisch ausführ- Nur damals war ich gerade in einer CCD langweilig.... lich mit im Raum stehenden diversen Phase und somit gar nicht so sehr an Beobachtungsproblematiken befassen, diesen Neuigkeiten interessiert. Einen Der 1998er Leonidensturm war bekann- wie z. Bsp. der Frage, ob denn nun das zweiten Kontakt mit diesem Film hatte termaßen einer der Extraklasse, meine 99er Jupiter SEB-Revival bereits ab ich dann, als in der Fachzeitschrift Frühherbst in seinen ersten Andeu- COLOR FOTO [1] dieser Film (auch als tungen zu erkennen war, oder ob die Amateurversion unter der Bezeichnung Supernova in NGC 7714 schon Anfang KODAK Elite Chrome 200 (ED) erhältlich, November 99 wieder die 21. Größen- auf Anhieb den 200er Diavergleichstest klasse unterschritten hatte. mit deutlichem Abstand gewann.

So nimmt es nicht Wunder, daß es mir Und plötzlich zog der November 1998 bisher nur ein einziges Mal gelungen ist, ins Land und die Vorbereitungen zur für mich einen „neuen“ Astrofilm der geplanten Leoniden-Gornergrat-Tour Sonderklasse zu entdecken, welcher es warfen die Frage auf: nun hast Du mit nach vielen Praxistests nachher doch deiner 1:1.7/300mm-Schmidtkamera nicht war (gehyperter EKTAR 25). Ich bin bereits viele Objekte des Herbst- und somit immer auf Tipps und Hinweise Winterhimmels mit gehypertem TP 2415 anderer aktiver Beobachter angewiesen. als auch dem bekannten Negativfilm KODAK Pro Gold 400 (GPY) abgelichtet, War der Interessenaustausch vor der versuche doch einmal etwas Neues! Internetoffensive der letzten Jahre ein Also klar, dass es dieser Ektachrome mühsames Unterfangen, so ist es heute 200 sein sollte, ungehypert, von mir durch das Mitwirken in diversen ungetestet aber eben laut des nun vor- Newsgroups kein Problem mehr, aktiv liegenden Katalogs des Brenner Foto Abb. 1: wie passiv auf dem Laufenden zu blei- Versands: „...ein Film mit völlig neuer Mit einem solch ausgeprägten ben. Emulsionstechnik. Er ist sehr detailge- magnetafarbenen Himmelshintergrund nau und extrem feinkörnig...“ Na, das reagiert der E200 auf herkömmliche So machte mich vor etwa zwei Jahren klang doch sehr gut! Immer meinen Deep-Sky-Filter wie dem von Lumicon Bernd Bleiziffer aus der VdS-Fachgruppe Astrofreund Stephan Binnewies anläss- oder Kenko. „Astrophotographie“ darauf aufmerk- lich unserer Hale-Bopp-Gornergratreise sam, daß der soeben auf den Markt in seinem Kulmhotelzimmerchen inmit- Mit einer Keller-Schmidtkamera gekommene Diafilm KODAK Professional ten diverser temperierter Plastikschüs- 1:1,7/300mm wurde auf dem Ektachrome E 200 ein recht interessan- seln aus dem Fußboden sitzend den Gornergrat 45 Minuten durch ein tes Material sei, welches sich durch Diaentwicklungsprozess E 6 beschwörend Lumicon-DSF der Nordamerikanebel einen Schwarzschildexponenten von vor Augen, entschloss ich spontan, mir NGC7000 am 17.11.98 überbelichtet. FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 23

Schmidtkameraaufnahmen mit dem E 200 durch zentrale Obstruktion eintritt und dem E 200 sehr gut harmonieren soll! leider nicht. Aber das habe ich ja erst zu die Effektivblende nur etwa 2 beträgt. [2]. Ein Düsseldorfer Astrohändler will Hause merken können-nach dem E 6 Der Film läßt sich außerdem sehr gut diesen Filter ab Frühjahr 2000 auch in Prozess im Fotolabor! Schade.... pushen, ohne die Farbbalance zu verlie- Deutschland anbieten. ren und ohne allzu grobkörnig zu wer- Die Tante eines Astrofreundes konnte Überzeugen konnten die Ergebnisse den. Mehr als 3 ISO (Erstentwicklung +3 bereits einen dieser neuen Deep-Sky- allerdings in zweifacher Hinsicht: die Minuten Pushstufe 1) allerdings ver- Filter in den USA besorgen. Da dieser Feinkörnigkeit und Detailzeichnung größern das Korn dann doch deutlich! Freund noch kein passendes Fernrohr waren wirklich überzeugend – fast schon Was mir nach dieser ersten E 200 dazu besitzt, lieh er mir großzügiger- wie TP in Farbe! Und schnell war er: Erfahrung an diesem Film weniger gefiel: weise seinen TOKAI-Filter welchen ich ohne Filter unter Gornergrathimmel bes- „Astrogrün“ bei OIII-Strahlern registriert sofort einem harten Praxistest am serer Güte war bereits nach 10 Minuten er ebensowenig wie der GPY und ganz Wirgeser Stadthimmel unterzog. der Himmelshintergrund sehr stark auf- und gar grässlich reagierte die Das Ergebnis zeigen die (Abb. 2+3): es gehellt – aber leider auch in einem leich- Himmelshintergrundwiedergabe bei Ver- ist einfach überwältigend wie gut der E ten Grünton erfasst – nicht so ganz mein wendung eines Lumicon Deep-Sky- 200 mit diesem Filter harmoniert! Geschmack. Filters. Er malte einen derartig starken Wieder im lichtverseuchten Westerwald Eine versehentlich bereits nach 6 „Magentastich“ auf die Gelatine, daß ein beobachtend, versuchte ich, da noch Minuten abgebrochene Fuhrmann- Ausfiltern im Fotolabor zur Herstellung etwas E6-Chemie ihrer Verwendung harr- Zenitaufnahme jedoch lies das erken- von Dia-Direkt-Abzügen unmöglich war te, das eigentlich Unmögliche: mit mei- nen, was Bernd Bleiziffer mir im (Abb. 1). nem 400mm-Keller Hypergraphen Frühsommer mitgeteilt hatte: der Die bekannte Objektkontraststeigerung 1:8/3200mm mit E 200 ein 60-minütiges Hintergrund bleibt weitgehendst neutral. hat durch die länger mögliche Belich- Plejadenfoto inmitten meiner 6000 Man darf nur nicht zu lange belichten! tungszeit zwar stattgefunden, allerdings Seelen-Heimatgemeinde, welche dann Die TP Formel Tmax = 2.5N˝ (N=Effektiv- scheint mir der Preis dafür zu hoch. das vorläufige Ende meiner E200 blende der Kamera) darf abgewandelt Dem kann allerdings demnächst abge- Versuche darstellte. Auf (Abb.4) sieht werden in TmaxE200 = 1.2N˝, wobei holfen werden: die Firma TOKAI bietet man die Grenzen von Farb-Deep-Sky- meine Schmidtkamera die nominellen seit kurzem einen neuartigen Deep-Sky- Aufnahmen unter diesen Bedingungen 1,7 nicht erreicht, da durch eine 6x6cm Filter an, welcher nur noch das Licht der ohne Deep-Sky-Filter wiederum allzu Filmkassette erheblicher Lichtverlust Störlinien herausfiltert und gerade mit deutlich: kein Kontrast, keine Detail-

Abb. 2: Abb. 3: Eine extrem diesige Wetterlage mit der Dieses Bild zeigt das anschließend an Abb. 2 visuellen Grenzgröße von etwa 3 mag gewonnene Orionnebelportrait mit dem neuen herrschte am Abend des 24.01.2000, TOKAI-Nebelfilter. Die Belichtungszeit und das an welchem ein Kurztest des neuen Instrumentensetup waren mit Abb. 2 identisch! TOKAI-DSF zeigen sollte, wie es um die Werbeaussagen des Herstellers Aufnahmeort war in beiden Fällen mein heimi- bestellt ist. Diese blassgrüne Aufnahme scher, leider heute sehr lichtverschmutzter von M42 mit meinem 400mm- Beobachtungsplatz inmitten einer Kleinstadt. Hypergraphen 1:8/3200mm wurde Wer glaubt da nicht an Zauberei? Die ohne irgendwelche Filter 30 Minuten Harmonie der Kombination E 200-Film und auf 200 belichtet. TOKAI-DSF ist augenfällig! 24 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

Beobachterkreisen unmöglichen Vor- raussetzungen: verreise nie mit unbe- kanntem Fernrohr und auch nie mit aus- schließlich neuem Filmmaterial! Das konnte dann also nur noch gutge- hen....zumal ich diesesmal allerdings E6- Chemie dabei hatte. Nach einigen Problemen mit der Teleskopsteuerung (die Anleitung lag in Heppenheim) und bis heute nicht geklärten Schwierigkeiten durch die berüchtigte Polwanderung (?) gelangen zunächst einige weniger gute Ergeb- nisse: alle Aufnahmen der ersten Nacht waren viel zu hell: ich hatte wieder mit 2.5N˝ viel zu lange belichtet und zudem den E6-Prozess um 2 Stufen gepusht: in der Höhenluft passieren die merkwür- digsten Dinge! Es bestand also Hoffnung der positivsten Art: einfach kürzer belichten und typgerechter entwickeln! Welchem Astrofotografen geht da nicht das Herz auf? Aber erst einmal ging der Himmel zu, entgegen der langjährigen Gornergrat- Wetterstatistik für den November- oder lieber Martin, stimmt die etwa nach den letzten el Ninos nicht mehr? Die nächsten klaren Nachtstunden kamen doch noch und so ging es also mit Macht ans Werk: alle Klassiker des Herbst- und Winterhimmels wurden innerhalb weniger Stunden trotz mecha- nischer Nachführschwierigkeiten abge- lichtet. Bei Belichtungszeiten von je 15 Minuten sicher keine große Kunst! Abb. 4: So gibt der E 200 den Himmelshintergrund ohne Deep-Sky-Filter bei mir Mit einer Pushstufe überentwickelt, Zuhause unter guten Beobachtungsbedingungen wieder. Die Plejaden wurden 60 sahen die Ergebnisse schon ganz passa- Minuten am 20.11.98 mit dem 400mm-Hypergraphen 1:8/3200mm belichtet. Ohne bel aus. Eine Kostprobe eines einfachen digitale Bildaufbereitung sind unter solchen Bedingungen keine Farbaufnahmen Abzugs auf Diadirektpapier zeigt (Abb. astronomischer Objekte mehr möglich! Wo sind die blauen Reflektionsnebel?! 6), wobei die Plejadenpositionierung mangels Sucher an der Kamera leider nur randnah gelang. Der Himmels- hintergrund (hier keine Korrektur- filterung beim Positivprozess!) drängt abbildung, keine Tiefe, grünstichiger mein Hypergraph mit aufs Gornergrat, zwar immer noch nach grün, aber doch Himmelshintergrund...einfach zwecklos. allerdings scheiterte dieses Vorhaben sehr dezent und ist in den nachfolgen- So habe ich dann das Thema wieder zunächst an der zwar geplanten, aber den Bearbeitungsschritten einfach aus- gewechselt, sofern es das 99er noch nicht anwesenden stationären filterbar. Wetter überhaupt zuliess. großen Montierung dort oben. Die Auflösung der Aufnahme ist durch leichte Nachführfehler etwas beschränkt, Dass der E 200 aber inzwischen auch von Mein Freund Otto Guthier war inzwi- jedoch kann der Auschnitt (Abb.7) in anderen Amateuren „entdeckt“ worden schen stolzer Besitzer eines Keller etwa einen Eindruck vermitteln, wie die war, konnte man in [3] nachlesen. Ich Deltagraphen [4] mit den optischen Kornstruktur beschaffen ist. zitiere Alan Dyer, der hier sinngemäß Daten 1:3,3/990mm Brennweite gewor- Beeindruckend am E 200 ist die hervor- schreibt: „dieser Film ist sehr farbneutral den, einer reinen Astrokamera, welche ragende Blauempfindlichkeit, welche die und in der leicht gepushten (2 ISO) Form bis zu ihrem Serieneinsatz bei der Jagd des heutigen Standardastrofilms KODAK sogar dem nominell empfindlicheren auf Kometen, erst nochmal richtig auf Pro Gold 400 GPY [5], welcher leider nur KODAK Elite Chrome 400 überlegen“. Herz und Nieren geprüft werden sollte noch in Restbeständen verfügbar ist, Wusste ich doch schon, aber so eine (Abb. 5). deutlich übertrifft. Bestätigung gefiel mir trotzdem gut. Zur Ich war neugierig auf diese Aufgabe und Dadurch werden leider die Rottöne Leonidenexkursion 1999 sollte eigentlich das alles unter eigentlich in etwas weniger sauber wiedergegeben, FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 25

aber die Empfindlichkeit in diesem gebenermassen immer noch flauen notwendig wie im herkömmlichen Spektralbereich ist immer noch sehr gut. Astroaufnahmen zu machen. Die Fotolabor. Manche Stunde und manche Schon vorhin bemängelt hatte ich die Direktdigitalisierung von 6x6cm-Negativ- schöne Festplatte wurden schon Opfer fehlende OIII Empfindlichkeit, ein oder Diavorlagen scheitert bei Nicht- von letztendlich doch unbefriedigenden Merkmal welches leider 90% aller auf Fremdvergabe noch immer am hohen Bemühungen, mehr aus den Bildern her- dem Markt befindlichen astrotauglichen Preis der Scanner (ich bin noch immer auszuholen. Meist waren am Schluss nur Filme auszeichnet. Ich habe dem EKTAR der Meinung: Astrobilder gehören die Farben bunter, der Kontrast steiler 100/125 schon manche Träne nachge- selbstverarbeitet). und die Bildfehler stärker erkennbar, so weint: solch schöne Cirrus-oder Ring- Deshalb bietet sich bei Besitz eines wie es eben nicht unbedingt erstrebens- nebel sind mir nie mehr gelungen [6]. Fotolabors an (noch nicht alle sind der wert ist. Schwierigkeiten mit dem Obwohl Papier sehr geduldig ist, sei hier Digitalisierungswelle zum Opfer gefal- Farbmanagment des heimischen PCs noch die von KODAK veröffentlicht len), Vorlagen nach Anfertigen eines sind ebenfalls ein Stolperstein vieler Sensibilitätskurve wiedergegeben: das Papierabzugs mit einem heute preiswer- Bemühungen, im Druck sieht jedes soeben beschriebene Spektralverhalten ten und trotzdem guten Flachbett- Monitorbild doch eben wieder anders findet sich hier sehr gut bestätigt scanner zu digitalisieren. aus... (Abb. 8). Die anschließende Bildverarbeitung ist Ich selbst bin leider selbst noch kein Mit Hilfe eines Flachbettscanners und beileibe nicht so einfach, wie es sich Experte dieses recht neuen Metiers, eines RAM-starken PCs bietet sich heute mancher vorstellt: es ist hier ein mindes- habe aber schon manch bewölkte Nacht die Möglichkeit an, mehr aus den zuge- tens genauso aufwendiger Lernprozess verdigitalisiert. Stand meiner Kunst zeigt die (Abb.9), welche auf Aufnahme (Abb.6) beruht und mit solch schönen Software- programmen wie Paint Shop Pro [7] und Picture Window Pro [8] bearbeitet wurde. Ein anderes Ergebnis, welches die Rotempfindlichkeit des E 200 demon- strieren soll, zeigt (Abb.10). Für Kometenfreunde ist hierauf noch etwas besonderes sichtbar: Der im Juli 2000 auf etwa 4. Größenklasse progno- stizierte Komet Linear S4, welcher auf der Ausschnittsvergrößerung (Abb. 2, siehe Seite 70) bereits als etwa 14mag helles, deutlich blaues Wölkchen erkennbar ist. Der E 200 steht anschei- nend in besonders guter Harmonie zu Kometen! Noch ist die Welt nicht restlos digitali-

Abb. 5: Zwar gehört die zu erkennende Teleskopsäule zu einem Bruchteil mir, der Rest des Equipments allerdings ist Eigentum von Herrn Otto Guthier, der mir dieses dankenswerterweise zum Testen zu Verfügung stellte. Der Keller- Deltagraph hat sich als transportable Astrokamera beträchtlicher Größe bewährt und inzwischen als sehr robustes, praxistaugliches Instrument erwiesen. Sie besitzt einen Formel-1 ähnlichen Carbontubus, welcher über einen Temperaturbereich von über 10°C einen konstanten Fokus garantiert! Der im Rennsport obligate Crashtest wurde noch nicht durchgeführt - die Chancen diesen zu bestehen, sind aber recht gut. 26 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

Abb. 6: Wie der E 200 auf guten Himmel rea- giert (hier Gornergrat) zeigt dieses Bild. Im November 1999 wurde diese Aufnahme 15 Minuten lang durch einen Keller-Deltagraphen 1:3,3/990mm ohne Filter belichtet. Im Vergleich zu Abb. 4 sind die Bildverbesserungen, die ein dunkler Beobachtungsstandort bringt, augenfällig.

Abb. 7: Dieser stark vergrößerte Ausschnitt von Abb. 6 zeigt zwar auch die nicht 100%-ig exakte Nachführung, soll aber eigentlich die Feinkörnigkeit des E 200 demonstrieren. Weniger schön sind die alle helleren Sterne zierenden roten Höfe: das Resultat von Lichtstreuung in den E 200-Farb-und Filterschichten!

siert, noch immer zeigt die Fotochemie, digung aus Frankreich ist einfach welche hervorragenden Ergebnisse, unglaublich! Hoffentlich handelt es sich gerade bei größerflächigen Aufnahme- um keine Hoax-Meldung!?!? Quellenangaben: formaten, sie produzieren kann. Ich für meine Person jedenfalls, habe [1] Test 200er Diafilme,2 neue 200er Die Geschichte scheint noch lange nicht mich entschlossen, meine Fotolaboraus- Diafilme,COLOR FOTO,40 [7/1998] zu Ende zu sein: seid kurzem ist im rüstung weiterhin „warm“ zu halten, die [2] http://www.sciencecenter.net/ hutech/tokai/filt- Internet geradezu [9] Sensationelles zu letzte Stunde der konventionellen plt.htm lesen! Fotografie hat noch lange nicht geschla- [3] Alan Dyer,News from the front, SKY & TELES- gen, der neue KODAK Professional Ekta- COPE 97,143 [1/1999] Es ist einem Forscherteam um Jaques chrome E 200 ist wahrscheinlich nur ein [4] http://www.astrooptik.com Belloni gelungen, durch Zugabe eines kleiner, neuer Meilenstein einer jetzt [5] Stefan Biennewies,Peter Riepe,Harald Elektronenfängers in die lichtempfindli- über 100-jährigen Erfolgsstory. Tomsik,KODAK Ektacolor Pro Gold 400, che Schicht konventionellen Films, die Neue Maßstäbe im Mittelformat,STERNE und Empfindlickeit auf sensationelle 95% WELTRAUM 35,484 [6/1996] Quantenausbeute zu steigern. [6] Bernd Koch,Handbuch der Zu Verdeutlichung: heutiger Film schafft Astrophotographie,Springer-Verlag 1995,167 ungehypert so gerade 3-5%, gehyperter [7] http://www.jasc.com (Version 6.01) TP und andere mit Mühe und Not 10%, [8] http://www.dl-c.com (Version PW Pro 2.5) die besten CCD-Chips (back illuminated) [9] http://www.cybersciences.com/ erreichen in bestimmten Wellenlängen Cyber/3.0/N1616.asp schon über 90%, aber diese Ankün- FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 27

Abb. 8: Die spektrale Empfindlichkeit des Kodak Elitechrome 200. Sowohl die fehlende OIII- als auch die gute H-alpha-Empfindlichkeit des E 200 lassen sich aus dieser KODAK-Sensibilitätskurve herauslesen.

Abb. 9: Wird die Aufnahme Abb. 6 digital aufbereitet und bearbeitet, kann unter doch beträchtlichem Zeitaufwand mehr aus dem Original herausgeholt werden, als es zunächst möglich scheint. Die Verstärkung der Bildinformation zum Zwecke der besseren visuellen Erkennbarkeit muß unabhängig von der Verstärkung der Störsignale wie z.B. der Körnigkeit oder der Vignettierung erfolgen. Abb 10: Dass der E 200 auch die zarten H-alpha Rottöne des Californianebels wiedergeben kann, zeigt diese 15-minütige E 200-Belichtung durch den Deltagraphen am 15.11.99 auf dem Gornergrat. Bei genauerem Hinsehen offenbart die Aufnahme noch eine kleine Besonderheit, nämlich den Kometen C/LINEAR 1999 S4 am nördlichen Rand des Nebels (S. Abb. 2 auf Seite 70). FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 29

Planetarische Nebel - aufgenommen mit H␣-Filter und CCD-Kamera von Harald Tomsik, Die hier vorgestellten Planetarischen Nebel sind allesamt Objekte mit sehr licht- Peter Riepe, schwachen Ha-Strukturen in ihrem Umfeld. Zu ihrer Fotografie haben wir keinen Film Stefan Binnewies eingesetzt, sondern die SBIG CCD-Kamera ST-8. Grund dafür: Mit Hilfe des hohen Signal-Rausch-Verhältnisses eines tief-gekühlten Chips lassen sich die Belich- tungszeiten erheblich kürzer halten als bei der konventionellen Fotografie auf Filmmaterial. Dies wird insbesondere dann wichtig, wenn es um die Interferenzfilter- Fotografie geht. Und genau das hatten wir vor, um die schwachen Außenhüllen Planetarischer Nebel abzubilden.

Das Prinzip ist einfach: H␣- Wassermann. Dort ist eine schwache heutige Zentralstern noch ein Roter Interferenzfilter schalten den überwie- äußere Nebelschale östlich der eigentli- Riese war. Unsere Aufnahme entstammt genden Anteil des urbanen Streulichtes chen Ringstruktur schon lange bekannt. der letzten Namibiaexkursion. aus, lassen aber das Licht der Auf tiefen rotgefilterten Technical Pan- Wenigstens beim Himmel wollten wir Wasserstofflinie bei 656 nm nahezu Aufnahmen und selbst Farbnegativ- keine Abstriche gegenüber den Profis in ungestört passieren. Zwar wird bei dem material vieler Amateure ist sie zu erken- Kauf nehmen müssen. Und tatsächlich, engen spektralen Durchlaß eine längere nen. Weitere, sehr viel schwächere bereits das Rohbild am Monitor offen- Belichtungszeit nötig, um auch den Nebelanteile wurden 1972 von Araya barte zusätzliche Nebelteile, die sich bis- Himmelshintergrund klar über das entdeckt und erstmals komplett von D. her unseren fotografischen Bemühungen Untergrundrauschen zu heben, es kön- Malin Ende der 70er Jahre mit dem entzogen hatten (Pfeile in Abb.1). nen aber die H␣-Strukturen viel kräftiger Siding Spring 1,2-m-Schmidt-Teleskop in belichtet werden, woraus der merklich Australien fotografiert [3]. Erst nach Durch den Erfolg ermutigt, versuchten höhere Bildkontrast resultiert. einer Hochkontrastverstärkung der noch wir uns mit dem Interferenzfilter vom auf klassischem Filmmaterial (Kodak Rande des Ruhrgebiets. Unter dem Die Halbwertbreite des von uns benutz- 098-04-Emulsion) gewonnenen Platten Stadthimmel von Marl war das nächste ten Filters [1] beträgt 11 nm, eng genug zeigten sich weitere schalenförmige Ziel M 57 in der Leier. Auch um das für die Rotfilter-Fotografie, aber breit Strukturen. Interpretiert werden sie als Paradeobjekt unter den nördlichen genug, um auch im konvergenten Reste eines oder mehrere Zentralstern- Planetarischen Nebeln sind schwache Strahlengang arbeiten zu können. Man ausbrüche aus früheren Zeiten, als der Hüllen lange bekannt [4]. Trotz CCD- bedenke, daß Interferenzfilter eigentlich in den parallelen Strahlengang gehören, Abb.1: also vor die Eintrittsöffnung des Teles- ST-8-Aufnahme des Helixnebels durch Vixen 200-mm-Newton f/4 mit kops oder zur visuellen Beobachtung Komakorrektor. Namibia, Farm Tivoli, 22.07.98, 40 Minuten durch H␣-Filter. hinter den Austritt eines auf Unendlich Autoren: H. Tomsik, P. Riepe, S. Binnewies, R. Sparenberg, B. Schröter. fokussierten Okulars. Fällt das Licht nicht senkrecht auf die Filteroberfläche, so wird das Transmissionsintervall ver- schoben. Ab einem gewissen Winkel kann es gerade bei engen Interferenz- filtern passieren, daß diese Verschie- bung so groß ist, daß das Objektlicht die veränderte Filterdurchlaßkurve ver- fehlt.

Während in der konventionellen Inter- ferenzfilterfotografie selbst bei lichtstar- ken Objektiven um f/2 Belichtungszeiten von mehreren Stunden nötig sind [2], genügen für unsere Kombination aus Öffnungsverhältnis f/4 bzw. f/4,5 und ST- 8-Chip Belichtungszeiten zwischen 40 und 60 Minuten.

Begonnen haben wir die Aufnahmeserie mit dem Helixnebel NGC 7293 im 30 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

Einsatzes gelang es uns bisher nicht, diese Strukturen darzustellen. Erst der Ha-Filter brachte den Erfolg. In einer Nacht mit nicht optimaler Transparenz und vorzeitigem Abbruch der Belichtung wegen durchziehender Cirren entstand Abb.2. Erkennbar wird eine den Ring- nebel komplett umgebende Nebel- girlande. Ein zusätzliches Ringfragment zeigt sich weiter außen im Südwesten, und noch schwächere Nebelhüllen deu- ten sich im Süden an (Pfeile).

Als bisher letzten Planetarischen Nebel nahmen wir KjPn (Kazarian-Parsamian) 8 in der Cassiopeia aufs Korn (␣ = 23 h 24 min; ␦ = +60°56 min). Wieder war der Standort am Rande des Ruhrgebiets, nur die Nacht bot jetzt eine konstant gute Transparenz. Schalenförmige Strukturen waren bei diesem PN erst 1994 von einer auf diesem Gebiet sehr erfolgrei- chen Gruppe der Nationalen Autonomen Abb. 2: Universität von Mexiko entdeckt worden ST-8-Aufnahme des Ringnebels in der Leier (Ausschnitt) durch NGT-18C 450-mm- [5]. Mit einer Ausdehnung von 16 Newton f/4,5. Marl, 12.09.99, 38 Minuten durch H␣-Filter. Autoren: H. Tomsik, S. Bogenminuten bringen die Ausläufer Binnewies, P. Riepe. den sonst winzig erscheinenden Nebel unter die Größten seiner Klasse. Aufnahmeinstrument bei den Profis war ein 2,1-m-Teleskop unter dem exzellen- ten Himmel des San Pedro Martir- Observatoriums. Doch auch unsere Aufnahme (Abb.3) zeigt die schwachen Nebelschalen, die sich bipolar in ost- westliche Richtung erstrecken. Nordwestlich und südöstlich des PN fal- len kleine diffuse Knoten auf, Ansammlungen von Herbig-Haro Objekten (Pfeile).

Literatur: [1] Hersteller: Dr. Hugo Anders GmbH, Waldnaabburg [2] F. Hase et al.: Zur Photographie schwacher Emissionsnebel; SuW 30, 264 (4/1991). [3] D. Malin, P. Murdin: Colours of the ; Cambridge University Press 1984. Abb. 3: [4] R. Burnham, Jr.: Burnham´s Celestial Handbook, ST-8-Aufnahme von KjPn 8 (Ausschnitt) vom 16.10.99, zweimal 40 Minuten. Vol. II; Dover Publications, Inc., New York 1978. Bildbearbeitung mit Starlink. Teleskop, Filter, Aufnahmeort und Bildautoren wie bei [5] Sky&Telescope Vol. 91, No. 4, 15 (April 1996). Abb. 2. Sämtlichen Aufnahmen ohne Binning. FACHGRUPPE > CCD TECHNIK 31

Aus dem Pixelkästchen ... von Hans Joachim Leue

Während der Ankündigung und beson- Audine-Projekt zunehmend ins Gespräch Die Zeiten, in denen u.a. die nicht aus- ders nach der Erstausgabe des VdS- und in die Anwendungsphase. gereifte Kamera, eine schlampig pro- Journals häuf(t)en sich die Beiträge für Ein gemeinsames Treffen von Selbst- grammierte Aufnahmesoftware oder das die Fachgruppe CCD-Technik. Wie der bauern in Verbindung mit der CCD- RGB-Filterrrad ohne Sperrfilter vom Einsatz der Kamera, ist auch das Tagung in Kirchheim ist in der Planung. Käufer als Schicksalsakt geschluckt Themenspektrum breit gefächert. wurde, sollten eigentlich der Vergangen- Die beschränkte Seitenzahl macht es Für die FG-Arbeit wünsche ich mir eine heit angehören. deshalb nötig, Artikel zuweilen im Belebung, wobei die Schwerpunkte zu- In diesem Sinne: Ich würde keine Fortsetzungsmodus abzudrucken, um nehmend auf Erfahrungsaustausch, Be- Kamera ohne ausreichende Testphase zumindest eine begrenzte Vielfalt zu ratung und Empfehlung liegen könnten. und einer Rücknahmegarantie erwerben. erhalten. Ich bitte dazu um Verständnis. Den fachspezifischen Beiträgen steht das vorliegende Journal sowie die Home- Mit dem Jahreswechsel habe ich für die page der Fachgruppe zur Verfügung. Fachgruppe auch die Funktion des Denn beim Kauf einer CCD-Kamera müs- Referenten übernommen. Es zeichnet sen nicht notwendigerweise der Zufall sich eine rege Anfragetätigkeit von CCD- oder unseriöse Geschäftspraktiken darü- Einsteigern und „Astronomie-Jüngern“ ber entscheiden, ob mit dem Gerät zu ab. Aber auch auf dem „Profi“ - Sektor arbeiten ist oder man eventuell einen tut sich einiges: Nach dem weltweiten frustrierenden Weg - bis hin zu den Erfolg der Cookbook-Kamera kommt das Gerichten - vor sich hat.

UNIX-Derivat. Linux ist also ein UNIX Bildverarbeitung mit Betriebsystem für PC, welche auf einer Intelarchitektur basiert. Mittlerweile gibt es Linux aber auch für andere Hard- professioneller Software wareplattformen, wie z.B. dem DEC- Alpha Chip. von Holger Rendelmann Etwas Geschichte

Wie manche CCD-Beobachter und Bildverarbeiter vielleicht nicht wissen, gibt es pro- Der „Vater“ von Linux ist ein finnischer fessionelle Bildverarbeitungsprogramme, die unter die Public Domain Bestim- Informatikstudent namens Linus Tor- mungen fallen. Diese Bestimmungen sagen u.a. aus, dass die Software frei kopier- valds, der ein multitaskingfähiges bar und verteilbar ist, sie aber jedoch ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors Betriebssystem für seinen Rechner nicht verändert werden und nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden darf. geschrieben hat. Dieses System, wel- Selber arbeite ich schon seit 5 Jahren mit dieser Software und bin von der ches auf einen geschützten Programm- Funktionsvielfalt und Effektivität begeistert und überzeugt. Kernel aufbaut, ist mit den Jahren dank Bei der Software handelt es sich um MIDAS und Eclipse von der ESO und einem der Mithilfe unzähliger Programmierer Softwarepaket aus England vom Project Starlink. über das Internet immer weiter gewach- sen und erweitert worden. Es ist nun zu einem ernstzunehmenden, Voraussetzungen sicheren und sehr schnellem 32-Bit Betriebsystem geworden, welches zu- Die „Achillesferse“ dieser Software ist, dem noch Public-Domaine ist. dass sie nicht in der bekannten, schön Es wird mittlerweile auch im kommerzi- bunten Windowsumgebung, mit viel ellen Bereich als Serverbetriebsystem, „Mausgeschubse“ läuft, sondern unter Webserver und auch für Arbeitsplatz- einem „richtigen“ Betriebsystem ;-). Es rechner eingesetzt. Eine 64-Bit Variante handelt sich dabei um Linux, einem ist fast fertig. 32 FACHGRUPPE > CCD TECHNIK

Linux macht seinen Weg Installation ist aber ähnlich einfach die Türen in die UNIX- Welt und der gehalten. Natürlich gibt es noch weitere zugehörigen Software weit auf. Auf jeden Fall erkennt man seinen Linux Distributionen, die ich jedoch kei- Rechner nicht mehr wieder, wenn er nem Anfänger empfehlen möchte. Diese Auflistung beinhaltet nur einen unter Linux läuft. Teil der Software, die für Amateur CCD- Die Performance ist atemberaubend. Anforderungen an die Hardware Beobachter wohl am interessantesten Man erfährt zum ersten Mal was richti- sein könnten. Einige Programme sind ges Multitasking ist, von der extremen Die Hardwareanforderungen für Intel auf spezielle Beobachtungsinstrumente Betriebssicherheit ganz zu schweigen. In sind mindestens ein 386SX mit 8MB zugeschnitten und viele sind für die 5 Jahren Linux ist mir noch nie das RAM. Das sind aber auch wirklich die Spektroskopie. System abgestürzt. Abstürze wie sie Mindestanforderungen um Linux mit X- Windows95 oder Windows98 produzie- Windows zu installieren. An ein flüssiges Falls Fragen zu den obigen Ausführ- ren gibt es nicht, da der Betrieb- Arbeiten, ist mit dieser Gerätekon- ungen bestehen, oder jemand genaue- systemkern und die Anwendungs- figuration natürlich nicht zu denken ! res über ein Programm wissen möchte: programme strikt getrennt wurden. Die Ich selber benutze einen AMD K6-2 mit einfach mailen unter Anwendungen laufen im sogenannten 400 MHz und 64 MB RAM, der bei dem [email protected] Usermodus, während der Betriebs- Eclipse Benchmark den Speedindex systemkern im geschützten Kernel- 108,5 erreicht, wobei 100 für eine Ultra modus läuft. Sollte sich mal ein Sparc Workstation steht. Anwenderprogramm „aufhängen“, kann Die Installation kann von einer beste- der Programmprozess aus dem henden DOS Partition aus erfolgen. Ich Arbeitsspeicher entfernt werden, ohne boote mein Linux mit einem Boot- dass es sich auf die Stabilität des manager. Die Linux Partition auf meinem Betriebssystems auswirkt. Diese Rechner ist 4 GB groß. Außer der gesam- Möglichkeit bietet in der MS-Welt nur ten Palette von Bildverarbeitungs- noch Windows NT und zukünftig noch programmen enthält die Partition noch Windows 2000. Man sollte vielleicht diverse Officeapplikationen, Netscape noch erwähnen, dass die Wurzeln von und LAN-WAN Anbindungssoftware. Frei Windows NT in der UNIX-Welt liegen. Im habe ich noch ca. 2,2 GB für Bilddaten. Herbst 1988 kaufte Herr Gates der Firma Man kommt auch mit weniger aus, je DEC (Digital Equipment) ein komplettes nachdem welche Anwendersoftware UNIX-Entwicklerteam ab. Dieses Team gebraucht wird. Für das Grundsystem ESO-ECLIPSE entwickelte für ihn Windows NT. Daher mit X-Windows (GUI) braucht man ca. die Ähnlichkeit zu UNIX ! 300 MB Plattenspeicher. Mächtiges Tool zur automatisierten Das Angebot an Software steigt von Addition von Einzelaufnahmen. Monat zu Monat. Namhafte Software- Nach der Linux- Installation stehen nun schmieden portieren ihre Programme nach Linux. Da wären z.B. Corel, SAP, Stardivison – das Staroffice 5.1, welches im Funktionsumfang dem MS-Office97 Wo bekomme ich die Software ? nichts nachsteht, ist sogar kostenlos.

Wo bekomme ich Linux ? MIDAS ist erhältlich direkt vom ESO Server unter: http://www.eso.org/research/data-man/data-proc/systems/esomidas/ Die Installation von Linux gestaltet sich Als Quellcode, sowie als ausführbare Programme. auch nicht mehr so schwierig, wie vor 5 Jahren. Die Firma S.u.S.E. >>> Eclipse ist ebenfalls von der ESO und erhältlich unter: http://suse.de bietet zum Beispiel eine http://www.eso.org/projects/aot/eclipse/index.html hervorragende Linux-Version an. Für Nur als Quellcode, Programm muss auf eigener Maschine kompiliert werden. (ANSI-C) 98,00 DM erhält man 5 CD-ROM, eine Bootdiskette und ein gutes Handbuch. Starlink Software ist erhältlich beim Rutherford and Appleton Laboratory in Dank des ausgefeilten Installationstools England unter: von SuSE geht die Installation und http://star-www.rl.ac.uk/ Konfiguration sicher und schnell. Wenn Als ausführbare Programme. Zwingend erforderlich ist die neue glibC Probleme auftreten sollten, erhält man (Red Hat 5.0 oder SuSE Linux ab Version 6.0) vom Suse-Team schnell Hilfe per eMail oder Telefon. Eine weitere gute Linux Weitere interessante Astronomiesoftware Quellen für Linux findet man hier: Distribution für Anfänger bietet die http://bima.astro.umd.edu:80/ nemo/linuxastro/ Firma Red Hat. Die mitgelieferte Soft- http://SAL.KachinaTech.COM/index.shtml ware ist allerdings nicht so umfangreich, wie bei der SuSE Distribution. Die FACHGRUPPE > CCD TECHNIK 33

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ESO-MIDAS

1. Grundbefehlssatz Grundsätzliche Verarbeitungstools, Filter, FFT, Deconvolution. 2. CCD CCD Preprocessing (Flatfielding etc.) 3. Inventory Objekterkennung und Klassifizierung, Erzeugung einer PSF. 4. Romafot Aperturphotometrie 5. Daophot II Automatische Apertur- und PSF-Photometrie für Sternhaufen. 6. Wavelet Waveletanalyse und Deconvolution.(RL und van Cittert) 7. Surfphot Flächenphotometrie und Deconvolution. 8. Imres Bildrestauration (Coadding und RL.Deconvolution) 9. Astromet Astrometrie

STARLINK

1. Kappa Grundsätzliche Verarbeitungstools, Filter, FFT, Deconvolution,inkl. Maximum Entropy. 2. CCD-Pack CCD Preprocessing, automatische Bildaddition und Mosaike. 3. Daophot II Wie bei MIDAS. 4. Pisa Position und Konturanalyse. 5. ESP Flächenphotometrie. 6. GAIA Bildanalyse, Aperturphotometrie, Astrometrie, Onlinezugriff auf ESO- Kataloge. 7. SAO-Image Bildbetrachter vom Smithsonian Institut. 8. Astrom Astrometrie 34 FACHGRUPPE > CCD TECHNIK

Keine Angst vor der Wasserkühlung

von Konrad Horn

Im Laufe meiner immer größer werdenden Erfahrung mit CCD Kameras sowie durch viele Diskussionen mit befreundeten Amateuren und Tests von Kameras verschiedener Hersteller hat sich leider der Schwachpunkt von käuflichen Systemen immer wieder klar gezeigt: die Kühlung. Dort verspricht man dem Verbraucher oft Temperaturwerte, welche in der Praxis nicht gehal- ten werden. Der Grund ist sehr einfach zu erklären: kaum ein Hersteller bietet seine Kamera mit einer Wasserkühlung an. Dabei ist dies die mit Abstand wirkungsvollste Art, ein Peltierelement effektiv zu betreiben.

Begonnen hat alles mit dem Kauf einer Starlight-SX Kamera. Diese hatte am Anfang eine konvektive Luftkühlung. Bald war klar, dass dies die schlechtest mögliche Kühlart war, da sich die Kamera, oder präziser ausgedrückt die heiße Seite des Peltier- elements, im Laufe der Nacht um bis zu 15-20 Grad erwärmte. Und mit ihr natürlich der Bildaufnahme-Chip. Also habe ich kur- zerhand einen kleinen CPU-Lüfter angebaut und die Kühlrippen zur Vergrößerung der Oberfläche mit der Eisensäge alle 4mm etwas eingesägt. Dies brachte eine deutliche Verbesserung und die Kamera erwärmte sich fortan nur noch um etwa 8 Grad über die Umgebungstemperatur. Da sich der Rauschpegel eines CCD-Chips mit ca. 6 Grad tieferer Temperatur halbiert, beschloß ich den Bau einer Wasserkühlung, um auch die letzte Differenz zur Umgebungstemperatur noch zu beseitigen.

Bau des Kühlaggregats: Damit möglichst viel Luft durch die Box motor angetrieben wird, entstehen am strömen kann, kommen auf der Kollektor Funken, welche sich im CCD- Einige Dinge waren dabei von vornher- Rückseite 3 CPU-Lüfter zum Einsatz. Der Bild als Störungen bemerkbar machen ein klar und bestimmten letztendlich Innenraum ist mit Pappwänden in 3 können. auch den Lösungsweg: Kammern unterteilt, für jeden Lüfter eine. Dadurch wird ein ungestörter Bei der Starlight-SX führen folgende 1) Klein und transportabel, da keine Luftstrom durch die Box gewährleistet. Maßnahmen zur Abhilfe: feste Sternwarte zur Verfügung steht (Bild 2) 2) Versorgung mit einer Batterie, wenig 1) Einbau eines Entstörsatzes an den Stromverbrauch Motor ( Conrad-Modellbau) 3) Möglichst Geräuscharm 2) Motor mit Metallfolie abschirmen (Bierdose!!) All diese Eigenschaften mußte das 3) Kühlaggregat mit eigener Batterie Kühlaggregat erfüllen, um für den fle- betreiben xiblen Einsatz geeignet zu sein. So kam mir die Idee, einen Autokühler einzuset- Da das komplette Aggregat (Pumpe + 3 zen, um die am Peltierelement entste- Abb. 2: Lüfter) nur 700mA benötigt, reicht ein hende Wärme mittels eines Wasser- Die drei Lüfter-Kammern im Innenraum kleiner 12V/7Ah Akku völlig aus. kreislaufs wirkungsvoll an die Umge- der Box sorgen für optimale Belüftung. bung abzugeben. Test des Kühlaggregats: Der Heizungskühler eines PKW ist dafür Das schwierigste Problem stellt die sehr gut geeignet. Pumpe dar. Die Forderungen waren: In den Wasserkreislauf wurde eine 20- Auf dem Schrottplatz bekam ich einen leise, geringer Stromverbrauch, guter Watt-Heizung eingebaut. aus einem Ford-PkW mit den Maßen 15 Druckaufbau. Dafür kommt meines Dies ist etwa die Wärme, welche die 2- X 28 X 6cm. Erachtens nur eine Zahnradpumpe in stufige Peltierkühlung der Starlight-SX Der Kühler wurde in eine kleine Holzbox Betracht. Eine solche habe ich in die im Maximum produziert. eingebaut und schließt die Vorderseite linke Kammer des Kühlaggregats einge- Mit 2 Meßfühlern wurde nun die Umge- dicht ab. (Bild 1) baut. Sie ist mit Gummidämpfern am bungstemperatur sowie die Wassertem- Gehäuse befestigt, damit kein unnötiger peratur hinter dem Kühlaggregat gemes- Lärm nach außen übertragen wird. Bei sen. nur 400mA Stromverbrauch fördert diese Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Pumpe 300ml/min. Das Wasser erwärmt sich nur noch um Da die Pumpe von einem Gleichstrom- 1 Grad gegenüber der Umgebungsluft. Damit hat das Kühlaggregat den sehr guten Wärmewiderstandswert Abb. 1: Der Kühler in der Holzbox schließt die Rth = 0.05 K/Watt Vorderseite dicht ab. Anzeige 1/1S s/w - Photo Universal 36 FACHGRUPPE > CCD TECHNIK

Zum Vergleich die Werte der beiden Doch der Reihe nach: anderen Kühlarten: Zuerst habe ich die Zwangsluftkühlung (Bild 3) entfernt und alle Fenster und erzwungene Luftkühlung: Stecker mit Tape abgeklebt. Dann wur- Rth ~ 0.3 K/Watt den die nach hinten stehenden Kühlrippen vorsichtig mit der Metallsäge freie konvektive Luftkühlung: abgetrennt. Rth ~ 1 K/Watt Dabei ist darauf zu achten, daß man nicht in die hintere Kamera-Abschluss- platte sägt. Lieber noch ein paar Eine solche Wasserkühlung ist damit in Millimeter Kühlrippen stehen lassen. Abb. 5: der Lage, die heiße Seite des Peltier- Damit der Alukühler gut aufgeklebt wer- Die fertige Kamera mit Wasserkühlung. elements einer CCD-Kamera praktisch den kann, sollte man die hintere dauerhaft auf Umgebungstemperatur zu Kameraplatte (darunter ist übrigens das halten. Das hat mehrere Vorteile: Peltier-Element mit seiner heißen Seite Abschließend noch ein paar Worte zum aufgeklebt) noch plan fräsen. praktischen Einsatz der Kamera: 1) Maximales ⌬T der Kühlstufe Wer gut mit der Feile arbeitet, kann die 2) Die Chiptemperatur kann auch ohne überstehenden Rippen auch abfeilen Sie hängt bei mir ständig über 2.6m aktive Regelung über einen längeren und das Ganze dann mit Schmirgel- Schläuche am Kühlaggregat. Der Zeitraum konstant gehalten werden papier glätten. Die Kamera hat nun eine Wasserkreislauf bleibt also immer geschlossen! Beides zusammen steht in einer kleinen Transportkiste und ist sehr Einbau des Kühlers in die Kamera: schnell aus dem Auto zu holen und auch wieder zu verstauen. Um sich unnötige Umbauarbeiten an Der Anschluß ans Teleskop ist genauso einer Kamera zu ersparen, kann ich einfach wie vorher, nur daß jetzt zusätz- jedem Neueinsteiger in die CCD- lich zu den eh schon vorhandenen Fotografie, welcher das Optimum aus Kabeln noch 2 Schläuche dabei sind. seiner Kamera herausholen möchte, nur Das ist alles so einfach, daß ich mir dringend dazu raten, auf Wasserkühlung mittlerweile gar nichts anderes mehr und Temperaturanzeige zu achten. vorstellen kann. Ein Hersteller, der das nicht anbietet, ist in meinen Augen nicht auf dem neue- sten Stand der Technik. Meine Starlight- SX aus dem Jahr 1994 hatte natürlich noch keine Wasser- kühlung und so war ich gezwungen, selbst einen Kühler einzubauen. Das hört sich schlimmer an als es ist. Man braucht dazu die Kamera noch nicht mal Abb. 4: zu öffnen, da der Kühler auf die Der Alukühler wird auf die plane Rückseite der Kamera geklebt wird. Kamera-Rückseite geklebt. Technische Daten:

Strom: 700 mA etwa 46 X 52mm große, plane Rück- seite. Auf diese wird der Alukühler (Bild Spannung: 12 Volt 4) mit UHU 300 aufgeklebt. Für den Bau dieser Kühlplatte ist aller- Kühlflüssigkeit: 250 ml Wasser dings eine Fräse nötig. (mit 30% Glycol Die schlangenförmige Vertiefung sollte im Winter) etwa den gleichen Querschnitt wie die Wasserzuführung aufweisen. CPU-Lüfter: 60X60X25mm, 100 Ich verwende Schläuche mit 4mm Innen- mA (Conrad, Best.-Nr. durchmesser. 439 398 ) Die fertige Kamera mit aufgeklebtem Kühler ist in Bild 5 zu sehen. Pumpe: Zahnradpumpe (Conrad, Best.-Nr. 223 778)

Abb. 3: Fördermenge: 300 ml/min Die Zwangsluftkühlung wurde entfernt. FACHGRUPPE > CCD TECHNIK 37

CCD-Aufnahmen ohne Leitstern - oder die Frage nach Belichtungszeit und Grenzgröße

Teil 1: Wieviele Neben manch anderen Vorteilen bietet die CCD-Technik die Möglichkeit, bei lange belichteten Aufnahmen auf die Nachführung mittels visueller Kontrolle eines Elektronen Leitsterns verzichten zu können. Die automatische Verfolgung des Leitsterns durch einen Nachführchip in der CCD-Kamera selbst oder durch einen Autoguider an einem erzeugt ein Stern separaten Leitrohr entlastet den Amateur während der Aufnahme ganz erheblich. Es geht aber auch ganz ohne Leitstern - wenn nur die Aufnahmedauer kurz gewählt im Chip? wird, und man dafür entsprechend viele Einzelaufnahmen überlagert. Wie sich nun hierbei das Ausleserauschen auf die Bildqualität auswirkt, und welche Grenzgröße von Dr. Volker Witt im einzelnen Fall zu erreichen ist, das soll in diesem Bericht untersucht werden.

Eine kurze Belichtungszeit bei CCD- Montierung sollte ausreichend hoch elektron erzeugt, d. h. ein Elektron aus Aufnahmen kann sich aus verschiedenen sein. dem Valenzband des Siliziumkristalls ins Gründen empfehlen, sei es, daß sich ein Die Überlagerung der Einzelaufnahmen Leitungsband überführt, wo es frei heller Stern in der Nähe eines schwa- zum endgültigen Bild geschieht dann beweglich ist und als elektrische Ladung chen Objekts durch unschönes Aus- durch eine spezielle Software, die die registriert werden kann. laufen der Pixel (Blooming) störend be- Teilbilder an Hand eines ausgewählten Da die Zählereignisse voneinander un- merkbar macht, sei es, daß ein sich Sterns automatisch auf Pixelbruchteile abhängig sind, unterliegen sie der übli- schnell zwischen den Sternen bewegen- genau zur Deckung bringt und dabei chen Zählstatistik. Wenn also mehrmals der Komet oder Asteroid festgehalten gleichzeitig auch den Dunkelbildabzug hintereinander während einer bestimm- - werden soll, oder daß man einfach den sowie eine eventuelle Flatfieldkorrektur ten Zeit t im Mittel Ne- Elektronen (e ) Schneckenfehler der Montierung unter- vornimmt. gezählt wurden, dann beträgt der mitt- laufen möchte, um sich die Nachführung Jeder CCD-Erfahrene wird aber sogleich lere Fehler der Einzelzählung (Standard- ganz zu ersparen. den Pferdefuß dieser Aufnahmetechnik abweichung) ͌Ne- Elektronen. Diese zuletzt genannte Möglichkeit erkennen, die auch unter der Wurden bei einer Messung zum Beispiel erlaubt in der Praxis eine sehr bequeme Bezeichnung „shift-and-add“ oder 100 Elektronen gezählt, dann ist der Aufnahmetechnik, da hierbei auf den „track-and-stack“ firmiert: es ist das mittlere statistische Fehler (näherungs- Leitstern verzichtet wird. Es entfällt Rauschen des Ausleseverstärkers, das weise) ͌100 = 10 Elektronen. Anders dadurch auch das zeitraubende Kali- jetzt durch jedes der vielen Teilbilder ausgedrückt bedeutet dies, daß bei brieren der Nachführelektronik, und im offensichtlich zu einem weit höheren einer wiederholten Zählung in 68% der Falle eines separaten Autoguiders spart Rauschuntergrund des Gesamtbildes Fälle das Zählergebnis zwischen 90 und man das zusätzliche Leitrohr ein. beiträgt, als dies bei einmaligem Aus- 110 liegen wird. Die Steuersoftware einiger CCD-Kameras lesen der Fall wäre. In der Meßtechnik gibt es dafür den ermöglicht die Erstellung von Serien- Wie sehr nun dieser Umstand tatsächlich Begriff „Signal-Rausch-Verhältnis“ S/N aufnahmen, wobei dann nur die die Qualität des CCD-Bildes beeinträch- (N von Noise = Rauschen). Es beträgt im Belichtungszeit der Einzelaufnahmen tigt, und wie man dem Qualitätsverlust vorliegenden Fall Signal (100 e-) / sowie deren Anzahl am Rechner einzu- durch Wahl einer „richtigen“ Belich- Rauschen (10 e-) = 10, was auch so ver- geben ist. Die Belichtungszeit liegt tungszeit gegensteuern kann, das soll standen werden kann, daß in 68% der dabei typischerweise im Bereich einer hier am Beispiel der Cookbook-Kamera Fälle das Zählergebnis um höchstens halben Minute, was für die Aufnahme CB245 aufgezeigt werden. +10% (= 1/10) vom Mittelwert abweichen schwacher Deep-Sky-Objekte schnell zu wird. hohen Bildraten führt. Damit ergeben Will man ein doppelt so hohes Signal- sich gewisse Mindestanforderungen an Das Signal-Rausch-Verhältnis Rausch-Verhältnis erzielen, muß das die verwendete Hardware: Das Herunter- Signal viermal so groß wie vorher sein laden der Einzelaufnahmen sollte nur Ein Pixel eines CCD-Chips kann im wei- oder es muß bei gleicher Zählrate die wenige Sekunden dauern, auf der testen Sinne als Teilchenzähler aufge- Meßzeit um den Faktor 4 verlängert wer- Festplatte sollte genügend Speicherplatz faßt werden, wo jedes ankommende den. Dann ist S/N = 400/͌400 = 20 für die vielen Teilbilder reserviert sein Lichtquant (Photon) mit einer bestimm- und somit weicht das Zählergebnis nur und die Nachführgenauigkeit der ten Quantenausbeute ␩ ein Photo- mehr um +5% (= 1/20) vom Mittelwert ab. 38 FACHGRUPPE > CCD TECHNIK

Allgemein wird also das Signal-Rausch- Hierin bedeuten • 2 Teleskopspiegel, aluminium- Verhältnis berechnet: beschichtet, Reflexionsgrad je 92%, • S das Signal in Elektronen pro • Schmidt-Platte und Kamerafenster, - S/N = Ne- /͌Ne- = ͌Ne- Sekunde (e /s) 4 Flächen, Transmissionsgrad je 96%, • T die Gesamtbelichtungszeit • Fokalreduktor mit 3 Linsen, Wer sich über diese einführenden (Integrationszeit) in s, die sich aus n Transmissionsgrad je Linse 96%. Bemerkungen hinaus intensiver mit der Teilbelichtungen der Dauer t zusam- Materie befassen will, sei auf die mensetzt (T = n · t), Daraus ergibt sich der Gesamttrans- Artikelfolge von M.V.Newberry in der • B und D den Beitrag des missionsgrad zu Zeitschrift CCD Astronomy verwiesen [1]. Himmelshintergrunds (Background) ␶ = 0,922 · 0,964 · 0,963 = 0,64 = 64%. Um nun zu berechnen, wie sich das bzw. des Dunkelstroms (Dark current) Rauschen des eigentlichen Signals, des in Elektronen pro Sekunde pro Pixel Die Quantenausbeute ␩ ist stark von der Dunkelstroms, des Himmelhintergrunds (e-/s/Pixel) und Wellenlänge des Lichts abhängig und und des Ausleseverstärkers insgesamt • R das Ausleserauschen (Read noise) muß aus dem Datenblatt des verwende- auf die Bilderzeugung in der CCD- in Elektronen pro Pixel (e-/Pixel). ten CCD-Chips entnommen werden. Für Kamera auswirken, findet man glückli- den TC245 von Texas Instruments sind cherweise schon die dazu benötigte (Die im englischsprachigen Schrifttum die entsprechenden Werte in der Tabelle Theorie in der einschlägigen Literatur übliche Bezeichnungsweise wurde bei- 1 angegeben. [2,3], sodaß auf eine Herleitung hier behalten.) ganz verzichtet werden kann. Damit der Für die Cookbook-Kamera CB245 gelten Die Fläche ATel der Fernrohrapertur wird interessierte Leser den Gang der die Werte (aus der Literatur): für das C8 mit 300 cm2 angenommen. Rechnungen verfolgen kann, werden Weiterhin bedeuten in der Formel (2) ⌬␭ diese im nächsten Abschnitt kurz skiz- R = 30 e-/Pixel und D = 1 e-/s/Pixel das Wellenlängenintervall in mm (z.B. ziert. Durch entsprechende Änderung (im low-dark-current-Betrieb) Breite des Spektralbandes bei Verwen- der Eingangsdaten können dann auch dung eines Filters) und F␭ (0) die beliebige andere Systeme (Teleskop + Das Teleskop sei ein Schmidt-Casse- Strahlungsleistung eines Standardsterns Kamera) gerechnet werden. grain-Spiegel von 20 cm Durchmesser nullter Größe oberhalb der Atmosphäre (z.B. C8), dessen Brennweite durch (z.B. Wega). F␭ (0) hat die Dimension Etwas Theorie einen Fokalreduktor auf 1300 mm bei Wcm-2␮m-1 und ist ebenfalls in der einem Öffnungsverhältnis von 1:6,3 ver- Tabelle 1 in Abhängigkeit von der Die hier verwendete Formel zur Be- kürzt wurde. Wellenlänge ␭ aufgeführt. Damit kann rechnung des Signal-Rausch-Verhält- Um die Nachweisempfindlichkeit einer für einen Stern der scheinbaren nisses findet sich in dem Buch von CCD-Kamera und ihre Beeinträchtigung Helligkeit m die Strahlungsleistung P␭ McLean [2], eine davon etwas abwei- durch das Rauschen abzuschätzen, soll nach (2) berechnet werden. chende Beziehung wird von Rybski in zunächst der einfachste Fall, nämlich die der Zeitschrift CCD Astronomy angege- Abbildung eines einzelnen Sterns Wieviele Elektronen erzeugt ein Stern? ben [3]. Da die tatsächlichen Ver- betrachtet werden. Das dafür geeignete hältnisse bei der Erzeugung des Bild- Maß ist das Signal-Rausch-Verhältnis Mit der Annahme, daß jedes ankom- signals in der CCD-Kamera sehr komplex nach (1). mende Photon die Energie E = h · ␯ = sind, soll zur Vereinfachung angenom- Für dessen Berechnung muß das von h · c/l besitzt und mit der Wahrschein- men werden, daß einem Stern erhaltene Signal S in e-/s lichkeit ␩ ein Photoelektron erzeugt, • ausreichend viele Dunkel- und Flat- bestimmt werden. kann deren Erzeugungsrate S␭ direkt fieldbilder gemittelt wurden, Es muß also folgende Frage geklärt wer- aus P␭ berechnet werden: • der Himmelhintergrund homogene den: Wieviele Elektronen erzeugt der Helligkeit besitzt, einzelne Stern? S␭ = P␭ / E = P␭ · ␭ / hc • Dunkelstrom und Ausleserauschen für jedes Pixel den gleichen Wert haben, Dazu berechnet man die wirksame (3) • das Seeingscheibchen eines Sterns Strahlungsleistung Pl (in Watt) eines sich gleichmäßig auf k Pixel verteilt. Sterns am CCD-Chip nach folgender (h = Plancksches Wirkungsquantum, c = Beziehung [2]: Lichtgeschwindigkeit, 1 / hc = 5 · 1018 J-1 Nach [2] läßt sich dann das Signal- ␮m-1, ␭ in mm) -0,4m Rausch-Verhältnis S/N im Fall eines stel- P␭ = ␶ · ␩· ATel · ⌬␭ · F␭ (0) · 10 laren Objekts nach folgender Formel Für den Standardstern der Helligkeit m berechnen: (2) = 0 (Wega) ist das somit resultierende Signal S␭(0) auch in der Tabelle1 berech- S/N = S ͌T / ͌ S + k (B + D + R2/t) Der Transmissionsgrad t drückt die net worden - mit der Maßgabe, daß das Lichtverluste im System Teleskop + Wellenlängenintervall D␭ in jedem (1) Kamera aus und läßt sich multiplikativ Spektralband konstant zu 100 nm = 0,1 aus den Einzelkomponenten berechnen. mm angenommen wird. In der hier beschriebenen Konfiguration Die Berechnung der Signale in der letz- werden folgende Werte angenommen: ten Spalte der Tabelle 1 sei hier kurz am FACHGRUPPE > CCD TECHNIK 39

Spektralband Wellenlänge ␭ Quantenausbeute ␩ Strahlungsleistung F␭ (0) Signal S␭(0)in e-/s in ␮m des TC245 des Standardsterns in Wcm-2␮m-1 (aus [2])

U 0,36 <0,01 4,35 · 10-12 – B 0,43 0,15 7,20 · 10-12 4,46 ·107 V 0,54 0,25 3,92 · 10-12 5,08 ·107 R 0,70 0,40 1,76 · 10-12 4,73 · 107 I 0,80 0,60 1,20 · 10-12 5,53 · 107 ⌺ = 1,98 · 108 e-/s

Tab. 1

Beispiel des B-Bands (zweite Zeile) Der Einfluß des Rauschens auf das gezeigt. Bildsignal soll durch Vergleich der Abbildungen 1a und 1b demonstriert S␭(0) = 0,64 · 0,15 · 300 · 0,1 · 7,20 · 10-12 werden, die den Kugelhaufen M13 im · 0,43 · 5 · 1018 = 4,46 · 107 e-/s Herkules zeigen. Die Abb. 1a kam durch Um nun das über den gesamten Mittelung von 36 Einzelaufnahmen Empfindlichkeitsbereich des CCD-Chips zustande, die mit der Cookbook-Kamera entstehende Signal zu berechnen, CB245 am C8 jeweils 25 Sekunden müßte die Gleichung (3) eigentlich über belichtet wurden. Der in dem vergrößer- alle Wellenlängen integriert werden. ten Ausschnitt des Insets mit einem Pfeil Stattdessen werden als Näherung die in markierte Stern kann neben seinem den Spektralbändern B,V,R und I erhal- wesentlich helleren Nachbarstern ohne tenen Signale (letzte Spalte in Tabelle 1) weiteres aufgelöst werden. In der nur 25 aufsummiert. Für den Standardstern s belichteten Einzelaufnahme (Abb. 1b) (m=0) resultiert damit ein Signal geht dieser Stern jedoch im Rauschen Literatur: S(0) = 1,98 · 108 Ϸ 2 · 108 e-/s und all- unter und kann nicht sicher identifiziert gemein für einen Stern (Wega-ähnlich!) werden. [1] Michael V. Newberry, The Signal to Noise der scheinbaren Helligkeit m Im Teil 2 dieses Artikels wird an Hand Connection, CCD Astronomy, Summer 1994, detaillierter Rechnungen gezeigt, daß p.34 (Part I) und Fall 1994, p.12 (Part II) S = S(0) · 10-0,4m = 2 · 108-0,4m e-/s die durch Überlagerung kurz belichteter [2] Ian S. McLean, Electronic Imaging in Aufnahmen erhaltenen Ergebnisse mit Astronomy, John Wiley & Sons, Chichester (4) Langzeitbelichtungen bezüglich des 1997, ISBN 0-471-96972-9, p.298 Rauschverhaltens durchaus konkurrieren [3] Paul M. Rybski, What Can You Really Get from In der Tabelle 2 sind einige mit der können, wenn nur die Aufnahmepara- Your CCD Camera?, CCD Astronomy, Summer Beziehung (4) berechnete Werte von S meter entsprechend optimiert werden. 1996, p.17 (Part I) und Fall 1996, p.14 (Part II) für schwache Sterne zusammengestellt:

Helligkeit m Signal S in mag in e-/s

15 200 16 80 17 32 18 13 19 5 Abb. 1a: Abb. 1b: Mittelung von 36 Einzelaufnahmen von Die nur 25 s belichtete Einzelaufnahme 20 2 M13, die mit der Cookbook-Kamera von M13 läßt wegen des hohen 21 0,8 CB245 jeweils 25 Sekunden durch ein Rauschuntergrunds keine sichere C8 bei f/6,3 belichtet wurden. Der in Identifizierung des markierten Sterns zu. dem vergrößerten Ausschnitt des Tab. 2 Insets mit einem Pfeil markierte Stern kann ohne weiteres aufgelöst werden. 40 FACHGRUPPE > METEORE

Leoniden 1999 - Berichte und erste Auswertungen

Die Beiträge der FG Meteore in der letzten Ausgabe dieses Journals für Astronomie ten wir das Stativ mit den drei Kameras standen ganz im Zeichen der Leoniden. Groß waren die Erwartungen und minde- auf und es konnte losgehen. stens genau so groß war die Unsicherheit. Stimmten die Vorhersagen? Würde das Mittlerweile pfiff ein beträchtlicher Wetter mitspielen? Die Vorhersagen stimmten, fast auf die Minute genau. In Nordwind über uns hinweg und es war Deutschland war es nahezu komplett bewölkt, aber auch da gelangen einige keine Wolke mehr am Himmel. Wir konn- Beobachtungen. Der harte Kern der Beobachter war ohnehin an klimatisch begün- ten unser Glück kaum fassen und warte- stigtere Orte gefahren: Südspanien, Teneriffa, Jordanien. Der Aufwand hat sich wie- ten gespannt auf die ersten Schnuppen. der einmal gelohnt. Die Leoniden regneten kräftig herab. Um einen kleinen Eindruck Um 0:30 MEZ war noch nichts zu sehen. vom Geschehen zu vermitteln sind hier einige Erlebnisberichte zusammengefaßt. Das war nicht weiter beunruhigend, da der Leonidenpeak ja sehr schmal ist. von Konrad Horn und Gerhard Neumann Und tatsächlich ging es dann um 0:45 MEZ mit den ersten zaghaften Versuchen bis Chur schneite es ununterbrochen. los, sich zu einer wahren Sturmnacht Leonidensturm in den Alpen Dann plötzlich wurden die Wolken dün- aufzuschwingen. Obwohl wir keine ner und man konnte schemenhaft den Profis in Sachen Meteorzählung sind, Als wir am 17.11 gegen 14:00 MEZ noch Mond erkennen, kurze Zeit später die möchte ich hier doch versuchen, unse- einmal die aktuellen Wetterbilder ange- ersten helleren Sterne und Jupiter. Als ren subjektiven Eindruck zu schildern. schaut hatten, war die Frustration groß. wir den Pass erreicht hatten, war der Von 1:00 bis 3:15 MEZ nahm die Anzahl Nicht die kleinste Wolkenlücke über halbe Himmel klar und der Nordföhn stetig zu um dann zwischen 3:15-3:20 Deutschland und der Schweiz. Was also hatte tatsächlich schon eingesetzt. MEZ einen ersten Höhepunkt zu errei- tun? Da kam ein kleiner Hoffnungs- Unsere Suche nach einem geeigneten chen. Wir haben versucht, im Maximum schimmer auf. Der Schweizer Wetter- Beobachtungsort führte uns in einen zu zählen. Rücken an Rücken hat jeder bericht sprach von aufkommendem etwa 900m hoch gelegenen Ort mit dem ein anderes Areal beobachtet (Gerhard Nordföhn für die Südschweiz. Da wir klangvollen Namen Santa Maria. Einen um den Orion, ich um den großen wußten, daß Nordföhn Aufklaren bedeu- kleinen Feldweg, welcher weit genug Wagen) und laut gezählt. Wir haben ten würde, haben wir uns um 16:00 MEZ von der Strassenbeleuchtung entfernt zusammen etwa jede Sekunde einen ins Auto gesetzt und sind Richtung San war, hatten wir dann nach einiger Suche Meteor gesehen, also hochgerechnet auf Bernadino aufgebrochen. Vom Bodensee auch gefunden. Gegen 23:30 MEZ bau- eine Stunde etwa 1800 je Beobachter. Es war einfach grandios und die Leoniden hatten sich tatsächlich zu einem Meteorsturm entwickelt. Sehr gut konn- te man den Radianten erkennen. Es war alles vertreten; von lichtschwachen Schnuppen bis solchen, welche etwa fünf Sekunden nachgeleuchtet haben. Allerdings ein deutlicher Unterschied zu den Feuerkugeln 1998. In der ganzen Nacht haben wir nur etwa fünf Feuerkugeln gesehen, davon eine indi- rekt als hellen Blitz mit deutlichem

Abb. 1: Leonidensturm, Komposit aus fünf Einzelaufnahmen, Vivitar 20, Bl. 3,8 (Foto: K. Horn, G. Neumann) FACHGRUPPE > METEORE 41

Schattenwurf. Eine davon hatte eine tolle Nachleuchtspur, welche wir etwa 10 Minuten sehen konnten. Diese ent- wickelte sich sehr schnell von einer geraden Linie zu einem Rechteck und anschließend zu einem Dreieck. Nach dem ersten Peak nahm die Anzahl wie- der stetig ab und so gegen 4:20 MEZ beobachteten wir nur noch etwa alle 10 Sekunden ein Meteor. Dann allerdings gab es zwischen 4:35-4:45 MEZ unserer Meinung nach ein deutliches Neben- maximum, wobei wir nicht gezählt haben. Die Raten des Hauptmaximums wurden aber nicht mehr erreicht. Nach 4:45 MEZ ging die Rate dann stetig zurück. Gegen 5:30 MEZ war unsere Kondition am Ende und wir machten uns auf den Nachhauseweg. Diese Nacht wird uns unvergeßlich bleiben! Nun haben wir nach den Feuerkugeln von 1998 und der schwachen Folgenacht auch mal einen richtigen Leonidensturm erleben dürfen. In unserer astronomi- schen Laufbahn ein echtes Highlight. Wir haben eine ganze Reihe von Bildern gemacht. Eingesetzt haben wir drei Kameras mit folgenden Objektiven: 1) Olympus 50mm, 1:1.8, Belichtungszeit immer 5 min 2) Zenitar 16mm, 1:2.8, Belichtungszeit immer 10min 3) Vivitar 20mm, 1:3.8, Belichtungszeit immer 10min Als Film diente Fujicolor 1600 Super HG Alle Objektive wurden bei voller Blende betrieben. Dabei stellte sich heraus, daß das Vivitar bei weitem die beste Abbildung hatte, gefolgt von Olympus und Zenitar.

Abb. 2 – 4: Entwicklung des Nachleuchtens einer Leonidenfeuerkugel über einen Zeitraum von sechs Minuten. Das Meteor in Abb. 2 ist nachträglich per Bildbearbeitung eingefügt wurden. (Fotos: K. Horn, G. Neumann) 42 FACHGRUPPE > METEORE

Wolkenlückenmeteore – gegen 21 Uhr, plötzlich tat sich in des Himmels mit Wolken. cB =1/(1-k), Leoniden in Deutschland Potsdam über uns eine Lücke auf, nach wobei k der Anteil des Himmels ist der 5 min war sie wieder zu. Schade. bedeckt ist. Bei k=1 ist alles bedeckt,

von Ina Rendtel und Marion Rudolph Letztes Telefongespräch - und der letzte bei k=0 sind keine Wolken und cB wird Hinweis: hinter Braunschweig. dann 1) und Grenzhelligkeiten von ca. Nachdem uns das Wetter letztes Jahr Um 23 Uhr ging es dann los, bei 4m,5 war nur zu erahnen, was bei bes- Richtung Hamburg getrieben hat, ver- Magdeburg waren die ersten Sterne zu serem Wetter zu sehen wäre. Die hieß die Wettervorhersage dieses Jahr sehen. Südlich von Helmstedt war dann Meteore kamen oft kurz hintereinander nichts Gutes. Stetige Anfragen beim schnell ein freies Stück Acker gefunden und in Wolken waren plötzliche Meteorologischen Dienst in Potsdam und die erste Wolkenlücke stellte sich Aufhellungen zu sehen. Trotz der ergaben gegen Abend des 17. November ein. Pünktlich gegen 1.30 Uhr ging es schlechten Beobachtungsbedingungen geringe Chancen in Richtung Westen. dann los: 5 min Beobachtung – 15 min hat sich der „Ausflug“ wieder gelohnt, "Im Emsland ist die Wahrscheinlichkeit Pause – 3 min Beobachtung – 12 min den „Eindruck“ eines Meteorregens einiger Lücken am größten", verkünde- Pause – 8 min Beobachtung – 20 min konnten wir jedenfalls erahnen. Bis te der diensthabende Meteorologe, Herr Pause. dann, in 33 Jahren.

Döring, nach Blick auf die Satelli- Bei einer cB von 2,5 (cB ist ein Korrek- tenbilder und die Stationswerte. Es war turfaktor für den Grad der Bedeckung

Der Tanz auf dem Vulkan

von Petra Rendtel und Hartwig Lüthen

Teneriffa konnte im letzten November einen sprunghaften Anstieg von einrei- senden Amateurastronomen, meist leicht am stattlichen Übergepäck zu erkennen, verzeichnen. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe deutscher und englischer Amateurastronomen hatte sich im höchstgelegenen Hotel der Insel einquartiert. Höchstgelegen bedeu- tet in 2100 m üNN, unmittelbar am Fuße des Teide (3700m), des höchsten Berges Spaniens. Die Wahl eines geeigneten Beobachtungsortes fiel für die Leoniden Abb. 5: aufgrund der insgesamt sehr unsicheren Gruppenfoto der AKM-Meteorbeobachter auf Teneriffa. Im Hintergrund der Teide Wetterbedingungen im November recht (3717 m) schwer. Die geographischen Besonder- heiten ließen die Vulkaninsel Teneriffa als einen der geeigneteren Plätze erscheinen. Sollte dichtere Bewölkung auf dem Hotelgelände und die gute aber man hatte die Chance, sich schon die Kanarischen Inseln heimsuchen, Infrastruktur der Insel lockten den West an die Höhe zu gewöhnen, argwöhnisch bestand immer noch die berechtigte London Astronomy Club und sechs deut- vorbeiziehende Wolken zu betrachten Hoffnung (und jahrelange Erfahrung sche Amateurastronomen in die und mit den Fernrohren zu spielen. Teneriffa-süchtiger Amateurastronomen Hochebene der Caldera. Außer uns Wenige Tage später hatten sich dann 15 nährten diese), daß der Teide die waren noch eine weitere AKM-Gruppe Amateurastronomen im Hotel Parador Wolkendecke durchstößt und in seinem (Mirko Nitschke, Ulrich Sperberg, Jörg versammelt. Tagsüber wurden verschie- „Windschatten“ ein Wolkenloch ent- Fritsche, Roland Winkler), zwei weitere dene astronomische Themen diskutiert, steht. Außerdem war im Zeitraum der britische Gruppen, einige Belgier sowie nachts folgte dann der praktische Teil Planungsphase die minutengenaue eine Gruppe von US-Beobachtern auf (Deep-Sky-Beobachtung mit einem 60cm Prognose des Maxiumuszeitpunkts der Insel unterwegs. Mark Kidger, ein Dobson, Fokalfotografie mit einem 25cm durch David Asher noch nicht publiziert. auf Teneriffa arbeitender Berufsastro- Newton und natürlich Meteor- Teneriffa bot die nötige Zeitreserve, soll- nom mit Amateurambitionen, hatte beoachtung). Nach vier klaren Nächten te der Meteorsturm erst 2 bis 3 Stunden sogar versucht, die Aktivitäten dieser und interessanten Tagesausflügen über nach dem Knotendurchgang eintreten. Gruppen ein wenig zu koordinieren, was die Insel waren wir nicht wirklich Nachteil: Zum vorausberechneten sich aber aufgrund der unterschiedli- unglücklich, als uns gegen ein Uhr Maximum würde der Radiant noch recht chen Anreisedaten schwierig gestaltete. nachts beim Öffnen der Tür Richtung niedrig am Himmel stehen. Die meisten konnten das Maximum nicht Beobachtungsplatz ein leichter Diese Überlegungen, die Verfügbarkeit erwarten und reisten schon etwas früher Landregen entgegenrieselte. von einigen größeren Fernrohren direkt an. Leoniden gab es zwar noch keine, Ab der Nacht vor dem Maximum wurde FACHGRUPPE > METEORE 43

dann das Beobachtungsprogramm auch Südwesten, bis wir klares Wetter antref- man außerdem noch die Ausrufe der der eingefleischteren Deep-Sky-Beob- fen würden. Engländer: „Amazing ! Brilliant! Oh look achter endgültig auf Leoniden umge- Beim Lavastrom befand sich auch gegen at that one!“ Zeitweise sah man 4-5 stellt Natürlich wurde nun auch das Mitternacht tatsächlich immer noch die Schnuppen gleichzeitig, aber man konn- Wetter schlechter! Generell hatten wir erhoffte wolkenfreie Zone. Die Beob- te sie sich durchaus merken und dann eine starke Nordostströmung, die achter verteilten sich auf einem Pfad aus dem Gedächtnis in kurzen Phasen Schauerwolken vom Atlantik heranführ- über den Lavastrom. Die Scheinwerfer geringerer Aktivität aufs Diktiergerät te. Im Norden und Osten der Insel stau- vorbeifahrender Autos störten nicht, sprechen. Auffällig war, daß es zum ten sich die Wolken, und es regnete oft denn die Straße verlief in einem Leidwesen der Fotografen überhaupt in Strömen. Mitunter schwappten die Durchbruch durch den Lavastrom tief keine wirklich hellen Meteore gab. Die Wolken auch auf die Hochfläche. Der unter uns, und schattenspendende meisten Sternschnuppen hatten 3. oder Norden und Osten der Hochfläche, und Lavabrocken gab es ja genug. 4. Größe. Ein Einzelbeobachter notierte somit die bekannte Sternwarte in Izaña zwischen 2.12.00 und 2.14.40 UT 77 waren ständig in den Wolken. Bei uns Kaum war der Radiant aufgegangen, Meteore. Die urtümliche Landschaft, der im Parador-Hotel war das Wetter etwas waren da auch schon einzelne Leoniden. bizarre Lavastrom und der ferne Kegel besser, aber immer wieder zogen auch Das ließ sich ja gut an! Gegen 1.20 Uhr des Teide gaben dem Feuerwerk am hier Wolken durch. sahen wir zwei sehr helle, lange Himmel einen zusätzlichen Reiz. Als Ausführliche Erkundungsfahrten erga- Leonidenspuren. Um 1.30 riefen sich die gegen 3.00 Uhr die Raten deutlich ben, daß es im Wolkenschatten des Beobachter bereits zu, daß die Aktivität zurückgegangen waren, machten mehre- Teide stets einen Streifen mit wolkenlo- ja enorm hoch war. Und das war erst der re Beobachter eine kurze Pause und dis- sem Himmel gab. Das Parador-Hotel lag Anfang. Von Minute zu Minute stieg die kutierten über das Gesehene. Hatten wir in der Nacht vom 16. zum 17.11. genau Rate. Bald sah man überall am Himmel soeben einen echten Meteorsturm am Rande dieses Streifens. Wir Meteore. Sie schienen schubweise zu erlebt? Immerhin konnten wir die einzel- beschlossen uns zu teilen. Ein kommen - was aber ein rein statistischer nen Meteore noch einigermaßen sicher Beobachter blieb beim Hotel, drei unter- Effekt sein soll. In jedem Schwall wurde zählen, was beim Meteorsturm von 1966 nahmen eine Erkundungsfahrt mit dem es schwieriger, die Helligkeiten auf das definitiv nicht möglich war. Ein kurzer Mietwagen. Das Ergebnis: Häufige wol- Diktiergerät zu sprechen: „3, 4, 3, 5, 3, Überschlag ergab eine geschätzte maxi- kenbedingte Unterbrechungen beim 3....“, längere Abschnitte lief das male ZHR von 3000, was den später von Hotel, aber konstant gute Bedingungen Diktiergerät nonstop. Auf dem Band hört der IMO herausgegebenen Ergebnissen nur vier Kilometer westlich. der globalen Analyse nahekommt. Wir waren froh, einen geeigneten Die Raten waren also viel höher als Beobachtungsplatz gefunden zu bei dem Schauer von 1900 (ZHR haben, zumal er inmitten einer 1000), etwas unter dem Sturm von bizarren Vulkanlandschaft lag. Hier 1866 (ZHR 5000-10000), aber natür- durchbrach die Straße einen breiten, lich VIEL niedriger als bei den schwarzen Lavastrom. Viele großen Stürmen 1799, 1833 und Leoniden sahen wir noch nicht, aber 1966 (ZHR 15000-150000 je nach immerhin waren sie bereits aktiver Autor). Angesichts der Raten waren als die Tauriden, a-Monocerotiden wir aber alle bereit, dieses Ereignis und sporadischen Meteore zusam- als den vierten Meteorsturm des 20. mengerechnet. Vorsichtiger Opti- Jahrhunderts zu verbuchen (nach mismus machte sich breit, zumal wir den Draconiden 1933 und 1946 inzwischen das lokale Wetter durch- sowie den Leoniden 1966). schaut hatten. Bis 5 Uhr setzten wir unsere Beob- Am Morgen des Maximumstag war achtungen fort. Immer noch waren dennoch Nervosität spürbar. Die mehr Meteore zu sehen als bei Engländer eröffneten zwecks irgendeinem Perseidenmaximum. Ablenkung eine Art Software- Am Ende der Nacht verließ einer der Workshop an einem Laptop. Die Engländer den Beobachtungsplatz Wetterlage draußen war unverän- mit den Worten: „Ladies and dert. Immer noch zogen düstere Gentlemen, good night. It was a Wolken über das Parador, immer pleasure.“ noch gab es weiter westlich den Wolkenschatten des Teide. Im Recht hatte er. Und wenn David Osten, Richtung Izaña, sah es wei- Asher nicht irrt, darf man sich in terhin trostlos aus. Genaue Wetter- den nächsten Jahren auf noch stär- beobachtungen und längere Erkun- kere Leonidenschauer freuen. Für dungsfahrten führten zu dem Abb. 6 - 7: noch mehr pleasure ist also Entschluß, in Richtung unseres Leoniden, aufgenommen mit der Videokamera VK gesorgt. Beobachtungsplatzes der vorigen 1 am 18. 11. von Mirko Nitschke, Dresden, in Nacht fahren, oder weiter nach Teneriffa 44 FACHGRUPPE > METEORE

Vollautomatische Videoüberwachung

von Jürgen Rendtel und Ulrich Sperberg

An verschiedenen Stellen ist bereits sind seit letztem Jahr vier Kameras im fache ansteigen. Derartige Ausbrüche über die Möglichkeit der Meteor- Routineeinsatz. Das heißt, es werden an sind schwer vorherzusagen und da sie beobachtung mit Videokameras, die allen Tagen, auch bei Mond, durchzie- meistens nur eine kurze Dauer haben einen integrierten Bildverstärker besit- henden Wolken oder Cirrusbewölkung, (Größenordnung eine Stunde und gerin- zen, berichtet wurden. In der also an Tagen wo eine visuelle ger), war bisher die Gefahr groß, daß sie Fachgruppe Meteore existieren sieben Beobachtung wenig erfolgversprechend unbeobachtet vergingen. Mit der neuen derartige Kameras. Bisher wurden sie ist, Daten gesammelt. Videoüberwachung steigt die Chance für nur zu bestimmten Zeitpunkten betrie- Der Grund dafür ist, daß neben den die Beobachtung. ben, die Daten auf Videobändern aufge- bekannten und in der Regel gut beob- Die Kameras, die übrigens in Aachen, zeichnet und später einer Auswertung achteten Strömen wie Perseiden, Kühlungsborn, Marquardt und Salzwedel unterzogen. Da aber die Geschwin- Orioniden, Geminiden, eine Vielzahl klei- stationiert sind, erledigen die Beob- digkeit der verfügbaren Rechner in den ner Ströme existieren, von denen relativ achtung ziemlich selbständig. Sie sind letzten Jahren drastisch angestiegen ist wenige Daten vorliegen. Aber auch bei mehr oder weniger fest auf dem Dach, und mit dem Programm Metrec von diesen kleinen Strömen ist immer eine Balkon oder in einer Luke stationiert Sirko Molau eine leistungsfähige Überraschung möglich. Die Raten kön- und werden nicht nachgeführt. Mit Hilfe Auswertesoftware zur Verfügung steht, nen plötzlich auf das zehn- oder mehr- eines Timeinserters wird Datum und

Abb. 1: Verlauf eines Blitzes eines Iridiumsatelliten, aufgenommen auf mehreren Frames mit der Videokamera AVIS von S. Molau, Aachen FACHGRUPPE > METEORE 45

Uhrzeit in das Bild eingespielt. Das Umfang zur Verfügung. Obwohl das Netz einem halben Jahr Einsatzzeit der Videosignal wird mittels Framegrabber erst im März mit einer Kamera gestartet Kameras unter mitteleuropäischen in einen Rechner übertragen. Die Erken- ist und die anderen ab Sommer 1999 Bedingungen noch recht lückenhaft. In nung der Meteore erfolgt durch das arbeiteten sind etwa 6500 Meteore auf- Zeiten mit verbreitet klaren Nächten ist Programm Metrec. Dieses Programm gezeichnet wurden (Tab. 1). aber die Zahl der beobachteten Meteore erkennt nicht nur Meteore, sondern Die Programme Metrec und Radiant ste- ausreichend, um ein paar Ergebnisse bestimmt auch deren Koordinaten und hen unter: abzuleiten. Beispielhaft soll daher ein- ordnet sie den bekannten Strömen zu. www.informatik.rwth-aachen.de/I6/ mal nicht von den bekannten großen Gleichzeitig wird die Helligkeit bestimmt. Colleagues/molau/software Strömen die Rede sein, sondern von den Von allen Meteoren werden Bilder auf zum Download bereit. delta Aurigiden, die im September der Festplatte abgelegt und stehen für erscheinen. Dieser Strom wurde von die weitere Bearbeitung zur Verfügung. Hoffmeister [6] unter der Bezeichnung Über den Verlauf der gesamten „September-Perseiden“ beinahe als per- Beobachtung wird ein Logfile angelegt. manenter Strom aus seinen langzeitigen Monat Nächte Teff Meteore Dieses wird nach der Beobachtung Beobachtungen herausgearbeitet. durch den Operator mit einem Zusatz- Besonders um den 10. September treten programm gesichtet. Somit ist die Januar Meteore aus einem Radianten im Möglichkeit gegeben falsch erkannte Februar Nordostteil des Perseus auf. Die visuelle „Meteore“- dabei kann es sich z.B. um März 6 36.8 91 Rate erreicht dann eine ZHR von 5. Die Iridiumblitze oder angestrahlte Insekten später nachweisbaren delta Aurigiden handeln- zu entfernen. Die astrometri- April 5 23.4 57 (bis Oktober) passen zu den September- schen Daten werden weiterhin in einem Mai 7 24.9 54 Perseiden, da sich ein Radiant wegen Datenbankformat gespeichert, das eine Juni 6 23.2 62 der Bewegung der Erde um die Sonne weitere Bearbeitung z.B. mit der pro Tag um rund ein Grad parallel zur bekannten Software Radiant von Rainer Juli 14 95.7 503 Ekliptik nach Osten verlagert. Aus die- Arlt erlaubt. Damit kann dann nach Aug. 23 152.1 1584 sem Grund werden die delta Aurigiden Sept. 19 196.2 525 gegenwärtig als ein Strom in der IMO- Arbeitsliste geführt [7]. Einige Unter- Okt. 19 227.0 1514 suchungen aus dem AKM [8] weisen dar- Nov. 11 174.4 1749 auf hin, daß es aber wahrscheinlich Dez. 10 48.7 326 doch zwei getrennte Quellen sind. Im Jahre 1999 wurden im September im Rahmen eines Meteor-Camps in Ketzür Gesamt 120 1002.4 6475 bei Brandenburg/Havel gleich drei Video-Kameras eingesetzt. Da auch wei- Tab. 1: tere Nächte in der ersten September- Monatliche Verteilung der hälfte wolkenfrei waren, liegen für den Meteorbeobachtungen 1999 Zeitraum Positionsdaten von 130 Video- Abb. 2: Meteoren vor. Abb. 3 zeigt ein Meteor Geminid am 14.12.1999 um 04:10:41, Dieses international neuartige des Stromes. Video- und visuelle Helligkeit etwa 0m, durch leichten Beobachtungsprogramm könnte den Beobachtungen ergeben einen gut defi- Nebel, Summenbild von mehreren Prototyp für Untersuchungen dieser Art nierten Radianten der delta Aurigiden. Er Frames, aufgenommen mit der darstellen. Innerhalb eines überschauba- befindet sich im ausgewerteten Zeitraum Videokamera ADAM von U. Sperberg, ren Zeitraumes (je nach Wetterbe- bei a = 65°, d = +45° (bezogen auf den Salzwedel dingungen etwa 3-5 Jahre) erhält man 10. September; Koordinaten J2000; Abb. 4). ein weitgehend komplettes Bild der Radiantstrukturen oder auch neuen Radiantenpositionen und eine ungefähre Radianten gesucht werden. Information über die Aktivität innerhalb dieser Periode. Ganz besonders ist dies für die Südhemisphäre von Interesse. Ein weiterer Vorteil der Video-Meteor- Dort finden wir außer den eta Aquariden kameras ist ihre relativ geringe und einigen periodisch aktiven Strömen Empfindlichkeit gegenüber störendem keine nennenswerten Quellen. Durch die diffusen Licht (Stadtlicht, Mond, selbst geringere Anzahl visueller Beobachter Streulicht in Cirrusbewölkung). Dadurch und die Bevorzugung nicht gut geeigne- können weit längere Beobachtungs- ter Beobachtungsmethoden ist auch zeiten abgedeckt werden, als durch nach über 12 Jahren international stan- andere Beobachtungsverfahren. dardisierter visueller Beobachtungen die Durch diese Art der Beobachtung stehen Kenntnis der kleinen Südströme man- erstmals astrometrische Daten mit hin- gelhaft. reichender Genauigkeit in großem Natürlich sind die Daten nach rund Aha, ein Okularrevolver 46 FACHGRUPPE > METEORE

Wegen der hohen Eintrittsgeschwin- Abb. 3: digkeit von 64 km/s sind die Meteore Ein Meteor der delta Aurigiden am 13. leicht erkennbar solange das Blickfeld September 1999 südlich von Perseus nicht in großem Abstand vom Radianten in Richtung der Plejaden, aufgenom- liegt. Dann nämlich erscheinen sporadi- men von der Meteorkamera CARMEN sche Meteore aus dem Bereich des Apex in Marquardt um 02:18 UT. in fast der gleichen Richtung und eben- falls mit hoher Geschwindigkeit. Die Zuordnung wird dann natürlich unsicher. Die Beobachtungsreihe endet wetterbe- dingt mit dem 19.9., so daß insbeson- relative Intensität von Meteorströmen dere über den Zeitraum des überganges chen) delta Aurigiden im Jahre 1999 während des gesamten Jahres bestimm- von den eindeutig nachweisbaren frühen nicht erfaßt wurde. Durch die regelmäs- bar. Allerdings wird die visuelle Beob- delta Aurigiden (alias September- sigen Video-Meteorbeobachtungen wird achtung wegen der weitaus größeren Perseiden) zu den von Drummond [9] innerhalb eines überschaubaren Zeit- Verbreitung bei vielen Ereignissen ihren und Rendtel [10] gefundenen (eigentli- raumes die Lage der Radianten und die Platz behalten.

Literatur:

[1] Molau, S., M. Nitschke: Computer- Based Meteor Search: a New Dimension in Video Meteor Observation, WGN, Journal of IMO, 24:4 (1996), S. 119 [2] Molau, S. et al.: Video Observations of Meteors: History, Current Status, and Future Prospects, WGN, Journal of IMO, 25:1 (1997), S. 15 [3] Molau, S.: The Meteor Detection Software METREC , Proceedings IMC Stará Lesná 1998, S. 9 [4] Molau, S., R. Arlt: Die Meteorströme des Jahres 1996, SuW 36 (1997) 7, S. 579 [5] Molau, S., The meteor detection software Metrec. In: W. J. Baggaley, V. Porubcan (eds.): Meteoroids 1998, Astron. Inst. Slovak Acad. Sci., Bratislava 1999, 131-134. [6] Hoffmeister, C., Die Meteorströme. J.A. Barth, Leipzig 1948. [7] Rendtel, J.,R. Arlt, A. McBeath (Hrsg.): Handbook for Visual Meteor Observers. IMO, Potsdam 1995. [8] Schreyer, T., Die delta-Aurigiden - Ergebnisse visueller Beobachtungen, Meteoros, 2 (1999) 159-165. [9] Drummond, J., A note on the Delta Aurigid meteor stream, Icarus, 51 (1982), 655-659. Abb. 4: [10] Rendtel, J.: Radiants and orbits of Radiant der delta Aurigiden aus 130 Videometeoren, die im September 1999 von den Delta Aurigids and September Kameras CARMEN, ADAM und VK-1 aufgezeichnet wurden. Mit der Software RADIANT von R. Perseids, Proc. IMC Smolenice, Arlt werden Richtung und Winkelgeschwindigkeit der Meteore ausgewertet. Die Position des IMO 1992, 67-73. Radianten ist zu dieser Zeit nordöstlich des Perseus. FACHGRUPPE > METEORE 47

Der Leonidenschauer 1999 von Rainer Arlt

Vorhersagen Reisen in Gegenden mit besseren selbst bei idealen Bedingungen. Die Die Geschichte der Erforschung der meteorologischen Aussichten. Von Halbwertsbreite der Aktivitätskurve Meteore und der Kleinstkörper des Jordanien bis La Palma waren die beträgt etwa 45 Minuten, was einer Sonnensystems fand ihren entscheiden- Beobachter verstreut. Schon während Ausdehnung der "Stromschicht" senk- den Impuls im großen Meteorschauer der Beobachtung zeichnete sich die recht zur Bahnebene von etwa 23000 der Leoniden von 1833. Etwa alle 33 Präzision der Vorhersage des Maxi- km entspricht. Die Streuung der indivi- Jahre erhöht sich die Aktivität dieses mumszeitpunkts ab. Die Aktivität war duellen ZHR-Werte ist naturgemäß sehr Meteorstroms im Zusammenhang mit außerordentlich beeindruckend und lag groß, niemand wird sich unter den dem Periheldurchgang des Mutter- deutlich höher als alle Prognosen. Die außergewöhnlichen Bedingungen eines kometen 55P/Tempel-Tuttle, der seit visuellen Beobachter erreichten teilwei- Meteorschauers wirklich als erfahrenen einigen tausend Jahren seine Bahn mit se die Grenzen der Aufzeichnungs- Beobachter bezeichnen können. So fin- Staubpartikeln anfüllt, die bei entspre- möglichkeiten individueller Meteore. Die det man Beobachtergruppen, die recht chenden bahnmechanischen Bedin- noch im Laufe der Nacht in der Zentrale konsistent von Maximalraten um 5000 gungen mit der Erde kollidieren und bei Marc Gyssens, dem Herausgeber der sprechen, andere Berichte erreichen Meteore produzieren. Erst seit etwa tau- Zeitschrift der IMO, eintreffenden gerade eine ZHR von 2000. Über die sta- send Jahren liegen die Bahnen von Berichte zeigten neben der Spitze kurz tistische Streuung hinaus kann es durch- Komet und Teilchen dicht genug an der nach 3 Uhr MEZ deutliche Strukturen im aus reale Gründe für solche Unter- Erdbahn, um einen beachtlichen Anteil Aktivitätsprofil. Oft glätten sich solche schiede geben: Die oft beschriebene der Partikel auf Kollisionskurs zu brin- Strukturen, wenn mehrere Beobachter Unzulänglichkeit der geometrischen gen. Die Variabilität der Teilchendichte in oder gar mehrere Beobachtergruppen Zenitkorrektur könnte ein Grund sein, den verschiedenen Bahnabschnitten und zusammengefaßt werden und gemittelt die tatsächlich räumlich sehr variable die Bahnentwicklung haben zu sehr werden. Das Gesamtprofil aller bisher Häufigkeit der Meteoroide im Strom unterschiedlichen Meteorfallraten selbst eingeschickten Berichte, die etwa selbst könnte ein anderer sein, der in den Jahren um den Periheldurchgang 277000 Leoniden umfassen, zeigt Beobachter an sehr verschiedenen Orten des Kometen geführt. Inzwischen haben Abbildung 1, die der ersten weltweiten verschiedene Raten registrieren läßt, Autoren von Computermodellen es Auswertung (Arlt 1999) entnommen wenngleich die Distanzen auf der Erde geschafft, die Entwicklung der Bahn- wurde. Der Maximumszeitpunkt liegt bei klein sind gegenüber der Dicke des parameter von solchen beim Peri- 3h 2m +-2m MEZ, die höchste ZHR liegt Stromfilaments. helvorbeigang ausgeworfenen Teilchen- bei 3700+-100. Der Begriff der ZHR als Die Strukturen im Meteorstrom werden wolken zu verfolgen (Kondrat'eva & eine stündliche Rate bezeichnet hier im allgemeinen als schichtförmig Reznikov 1995, Asher 1999, McNaught & einen entsprechenden Wert, wenn die beschrieben, mit geringer Ausdehnung Asher 1999) oder sogar den gesamten Aktivität eine Stunde angedauert hätte. vertikal zur Bahnebene, sehr breit paral- Strom in seiner Dynamik zu verfolgen Tatsächlich waren natürlich nicht 3700 lel zur Bahnebene. Diese Annahme läßt (Brown 1999), wobei über 1 Million Meteore in einer Stunde zu sehen, sich mit Aktivitätsprofilen prüfen, die Teilchen über bis zu 2000 Jahre mit genauesten numerischen Verfahren unter Einschluß der Störungen aller Planeten mit Ausnahme von Merkur und Pluto verfolgt werden. Die Prognose war recht eindeutig: Die ersten drei Quellen gaben einen Maximumszeitpunkt am 18. November um 3h 8m MEZ an, Brown gab 3h 20m MEZ an. Da sich mit den Modellen auch die meisten der vergan- genen Leonidenausbrüche reproduzieren ließen, war das Vertrauen in die Prognose groß.

Beobachtungen Nach geometrischen Erwägungen waren alle europäischen Orte für die Leoniden- beobachtung geeignet, inklusive der Türkei, dem Nahen Osten und Nord- afrika. Viele deutsche Beobachter stu- dierten die Wetterkarten und planten Abb. 1 48 FACHGRUPPE > METEORE

von verschiedenen geographischen Meteore pro Sekunde sah, liegt an der Teilchenzahldichte von fast 4 Teilchen Positionen gewonnen wurden. Dabei eingeschränkten Entdeckungs- mit mehr als 10 mg Masse pro 100-km- spielt im Falle der Leoniden vor allem wahrscheinlichkeit für schwache Würfel um. Die Eintrittsgeschwindigkeit die geographische Länge eine Rolle, da Meteore und Meteore bei größeren der Draconiden beträgt nur etwa 20 die Leonidenbahnen nur wenig gegen Abständen vom Blickfeldzentrum. Der km/s. Der Strombereich der Draconiden, die Erdbahn geneigt sind. In der Tat zei- Leonidenstrom ist keineswegs ein den wir durchqueren, ist über 100mal gen sich durchaus verschiedene Profile besonders dichter Strom. Die hohen dichter mit Partikeln besetzt als der der wie die in Abbildung 2 gezeigten von Meteorraten sind ein Ergebnis der hohen Leoniden. Beobachtergruppen in Südspanien, Eintrittsgeschwindigkeit von 72 km/s. Südfrankreich und aus dem Nahen Dadurch werden zum einen die Osten. Volumina viel schneller durchquert und viel mehr Meteore aufgesammelt als bei Literatur Teilchenhäufigkeiten im Strom einem langsamen Strom, viel maßgebli- Arlt, R., Bellot Rubio, L., Brown, P., Gyssens, M.: Die Zenitraten des Leonidenschauers cher leuchten aber wesentlich mehr Bulletin 15 of the International Leonid Watch: First lassen sich auch in tatsächliche Teilchen- Meteoroide kleiner Massen im visuellen Global Analysis of the 1999 Leonid Storm. WGN anzahlen in gegebenem Volumen des Helligkeitsbereich auf, die bei geringerer 27:6 (December 1999), S. 286-295 Stroms umrechnen. Wir finden eine Geschwindigkeit zu schwache Meteore Asher, D.: The Leonid meteor storms of 1833 and maximale Teilchenzahldichte von 5 produzieren würden. Beziehen wir uns 1966. Mon. Not. R. Astr. Soc. 307 (1999), S. 919-924 Partikeln in einer Million Kubikkilometer, auf eine feste Massengrenze statt einer Brown, P.: Evolution of two periodic meteoroid stre- also einem Würfel von 100 km Helligkeitsgrenze, so erhalten wir für ams: The Perseids and Leonids. PhD Thesis (1999), Kantenlänge, die Meteore heller als Teilchen mit mehr als 10 mg Masse eine S. 171-258 +6m.5 produzieren. Ein solcher Würfel Dichte von 0.03 Teilchen im 100-km- Kondrat'eva, E.D., Reznikov, E.A.: Comet Tempel- ist vom Beobachter in etwa einer guten Würfel, also in 33 solcher Würfel ein Tuttle and the Leonid meteor swarm. Sol. Syst. Res. Sekunde überschaubar. Daß ein Teilchen. Ganz im Gegensatz dazu rech- 19 (1985), S. 96-101 Beobachter selbst unter optimalen net sich die Maximums-ZHR des McNaught, R.H, Asher, D.J.: Leonid Dust Trails and Bedingungen auf Dauer keine 4-5 Draconidenausbruchs von 1998 in einer Meteor Storms. WGN 27:2 (1999), S. 85-102

Abb. 2 FACHGRUPPE > DEEP SKY 49

Digitale Deep Sky Daten, visuelle Beobachtung und das NGC/IC Projekt von Wolfgang Steinicke

1. Einleitung beeinflussen sich auf faszinierende galaxie IC 4107 mit 18,5m (photogra- Weise, wie etwa im Fall des NGC/IC phisch entdeckt von Max Wolf), braucht Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Projekts (siehe Kap. 5). Beispiele für man allerdings deutlich mehr als 20". die visuelle Beobachtung ein wesentli- diese Wechselwirkung finden sich auch Auch herausragende visuelle Beobachter ches Element der Fachastronomie, dann in der Arbeit der VdS-Fachgruppe Deep wie etwa Steve Gottlieb in Kalifornien wurde der Astronom mehr und mehr Sky (www.naa.net/deepsky). Ich denke haben erst knapp die Hälfte geschafft. vom Okular verbannt, an die Stelle des da etwa an die Beobachtungen der Doch schon hallt der Ruf nach mehr blossen Auges traten diverse Detek- Hickson- und Shakhbazian Galaxien- Objekten durch die Deep Sky Gilde. Ich toren. Später wurde ihm gar der Zugang gruppen, an die komplette Galaxien- interpretiere das eher als den Wunsch, zum Teleskop verwehrt. Bei großen durchmusterung des Sternbild Leo noch ausgefallenere, weniger bekannte Observatorien kümmert sich ein Minor, mit genauen Positionen und und damit meist schwächere Objekte zu Operator um die Hardware, der Fremd- Daten von 1379 Objekten, aber auch an beobachten. Nimmt man alle NGC/IC astronom sitzt derweil im Nebenraum das Projekt „Deep Sky Buch“. Objekte zusammen, so ergibt sich ein vor dem Monitor. Selbst der Berg und Schließlich glaube ich, dass gerade das mittlerer Abstand von etwa 60'. Wem damit ein unvergleichlicher Himmel ruft VdS Journal hervorragend geeignet ist, das noch nicht reicht, dem stehen eine nicht mehr – um Reisekosten zu sparen ein joint-venture zwischen Beobachtung Menge weiterer Kataloge (s. Kap. 3) zur wird vom heimischen Institut via und Computerastronomie zu fördern. Verfügung. Nimmt man etwa den Internet „beobachtet“. Catalogue of Principal (PGC) Die visuelle Beobachtung scheint mir bei von 1996 mit seinen ca. 100000 Das Ganze hat nicht mehr viel mit jener weitem nicht überholt und ich sehe nach Galaxien, so bekommt man schon alle Astronomie zu tun, die die meisten einer anfänglichen digitalen Euphorie 26' ein neues Objekt ins Rohr – voraus- Berufsastronomen in ihrer Jugend begei- heute eine gewisse Rückbesinnung auf gesetzt die Öffnung stimmt. Faßt man stert hat. Eine Entwicklung, die manchen „Astronomie pur“, nicht zuletzt durch alle bekannten Kataloge zusammen, so Profi mitunter neidisch auf die Amateure den enormen Erfolg der Dobson- kommt man auf 18'. blicken läßt. Zunehmend entwickelt sich Teleskope. Es macht einfach Spaß, unter aber auch die Amateurastronomie in freiem Himmel Objekte selbständig und Welche Qualität haben die Deep Sky diese Richtung. Man kann per Computer mitunter mühsam aufzusuchen und Daten und mit ihnen die gängigen Objekte auswählen, die das Teleskop deren oft schwaches Licht auf sich wir- Skyprogramme? Sie sollen den realen selbständig aufsucht. Mit der CCD- ken zu lassen. Ich halte diesen direkten Himmel widerspiegeln, aber bei feinerer Kamera lassen sich schnelle Bilder Kontakt, der auch dazu führt, dass man Betrachtung zeigen sich deutliche schießen, so dass der enorme Aufwand sich „am Himmel auskennt“, für enorm Schwächen. Die Beobachtung bekommt einer langbelichteten Aufnahme entfällt. wichtig. Ebenso wichtig ist, etwas über dann einen neuen Wert. Sie ist geeignet, Warum sollte man sich überhaupt in die Vorgeschichte der Beobachtungs- mehr Ordnung in die Datenwelt zu brin- Kälte und Dunkelheit wagen, wenn doch objekte und ihre Natur zu wissen. Der gen. Doch gehen wir zunächst zurück per Internet oder auf CD-ROM alles an Computer kann bei der Auswahl und zum Ende des 19. Jahrhunderts... aktuellen Aufnahmen und Daten Identifizierung der Objekte ein nützli- bequem zu haben ist? ches Hilfsmittel sein. Es gibt hierzu gibt 2. Die Ursprünge des NGC/IC Die Digitaltechnik bringt zweifellos enor- eine ganze Reihe von Programmen, sie me Erleichterungen, man sollte dabei enthalten Daten aus den klassischen Es waren visuelle Beobachtungen von aber nicht den realen Himmel aus den und modernen Katalogen. Amateur- oder halbprofessionellen Augen verlieren und zum bloßen Astronomen, die zum Ende des 19. Schreibtischtäter werden! Im Bereich nichtstellarer Objekte ist der Jahrhunderts zu bedeutenden Fort- (NGC) und der schritten in der Astronomie führten. So Welcher Reiz geht von digitalen Deep Index Catalogue (IC), mit insgesamt errichtete William Parson, der dritte Earl Sky Daten aus und welche Bedeutung über 13000 nichtstellaren Objekten of Rosse, 1845 auf Birr Castle, Irland sei- hat heute die visuelle Beobachtung? (siehe Kap. 2), nach wie vor die wichtig- nen 72" Reflektor. Der „Leviathan von Beide Fragen möchte ich aus meiner ste Referenz. Selbst mit 10"-12" sind Parsonstown“ (Abb. 1) wurde erst mit persönlichen Sicht und langjährigen fast 6000 Objekte erreichbar, mit 12-14" der Inbetriebnahme des 100" Hooker- Erfahrung diskutieren. Die Inhalte hän- schon ca. 9500 und mit 14-16" über Teleskops auf dem Mount Wilson im gen, wie ich meine, eng zusammen und 11000. Für das schwächste, die Zwerg- Jahre 1918 übertroffen. Lord Rosse und 50 FACHGRUPPE > DEEP SKY

sein Sohn (der vierte Earl of Rosse) die Qualität der Beobachtungen reichte weiser greifen die meisten späteren sowie John Louis Emil Dreyer, der 1874 von „schlampig“ bis „exzellent“. Auf- Versuche, den NGC/IC zu revidieren nicht nach Irland gekommen war, verbrachten grund der enormen Anzahl der Objekte auf diese Quellen zurück! Man ging nach viele Jahre damit, die damals bekannten konnte er nur wenige Fälle überprüfen, der Devise vor: befindet sich ein nicht- „Nebel“ zu beobachten und sie entdeck- vieles mußte er einfach akzeptieren. stellares Objekt in der Nähe der ten dabei immer neue Objekte [1]. Glücklicherweise hatte Dreyer ein gutes Katalogposition, dann wird es schon das Gefühl dafür, wessen Beobachtungen richtige Objekt sein, falls nicht, dann Bei diesen Beobachtungen wurde Dreyer verlässlich waren und wessen nicht und existiert es eben nicht (ich werde dazu klar, dass John Herschel's General er war überdies ein sehr sorgfältiger später einige Beispiele bringen). Wesent- Catalogue of Star Clusters and Nebulae Mensch – nur wenige Fehler entstanden lich gewissenhafter ging Guillaume von 1864 aufgrund der vielen Neu- bei der Übertragung von Beobach- Bigourdan (Abb. 2) vor, einer der letzten entdeckungen überarbeitet und ergänzt tungsdaten. Dabei kam am häufigsten visuell beobachtenden Fachastronomen. werden mußte. Die Aufstellung von vor, dass er die Präzession mit dem Die Leistung dieses bemerkenswerten Beobachtungslisten oder einfach die falschen Vorzeichen der Deklination Mannes, der am Observatorium in Paris anbrachte. arbeitete, ist heute wenig bekannt und noch weniger anerkannt: die visuelle Die Flut neuer Beobachtungen veran- mikrometrische Vermessung von mehr laßte Dreyer, den NGC zweimal zu ergän- als 6600 NGC/IC Objekten! Er begann zen. Der Index Catalogue(IC I) von 1895 damit bereits 1884 und veröffentlichte enthält 1520 nichtstellare Objekte und seine Ergebnisse 1919 in einen 5-bändi- der Second Index Catalogue (IC II) von gen monumentalen Werk, für das er die 1908 listet weitere 3866 auf, beide wer- Goldmedaille der Royal Astronomical den heute als IC zusammengefaßt. Alles Society erhielt. Die Vollständigkeit und in allem ist der NGC/IC ein Kompendium Genauigkeit seiner Beobachtungen war des „Guten“ und des „weniger Guten“, für die spätere Identifikation vieler z.B. erwiesen sich ca. 1000 Einträge spä- Objekte von großem Wert. ter als Sterne. Kurioserweise sind auch helle Sterne vertreten, wie etwa Beta 3. Photografische Durchmusterungen CVn = NGC 4530 (der Grund hierfür ist und moderne Kataloge aber, dass John Herschel einen umge- benden Nebel gesehen haben will, was Während Bigourdan noch visuell beob- sich nicht bestätigte). Dreyer publizierte achtete, war die Astrophotographie mas- lange Korrekturlisten von Fehlern, die er siv im Vormarsch. Der Second Index oder andere Beobachter mit der Zeit Catalogue enthält bereits einige tausend gefunden hatten. Sein Verdienst ist Objekte, meist Galaxien, die auf Platten auch, für jedes Objekt genaue Quellen- entdeckt wurden. Pionierarbeit hat hier- angaben gemacht zu haben. Kurioser- bei vor allem Max Wolf in Heidelberg Abb. 1: geleistet. Der IC II ist dadurch besonders Lord Rosse’s 72-Zoll-Reflektor auf Birr inhomogen: dort, wo Photographien Castle (Foto: Harold Corwin) nach neuen Nebeln durchmustert wur- den zeigen sich deutlich „cluster“ (Abb. 3). Die Häufung von Objekten in diesen Frage, ob ein Objekt bereits von einem Feldern ist aber nicht real - wie etwa im anderen Beobachter gefunden worden Bereich des Virgo- oder Coma-Haufens - war, erwies sich als sehr zeitaufwendig. sondern lediglich ein Auswahleffekt. Die Royal Astronomical Society beauf- Reinmuth führte die Arbeiten auf dem tragte Dreyer daraufhin, einen „New Heidelberger Königstuhl fort und veröf- General Catalogue“ zusammenzustellen. fentlichte 1926 eine komplette photo- Er fügte ca. 2000 Objekte aus Listen grafische Bestandsaufnahme der nördli- diverser Beobachter hinzu und sortierte chen „Herschel Nebel“. Dies führte, die Daten nach Rektaszension für das ebenso wie die Arbeit von Dorothy Äquinoktium 1860. Das Ergebnis, der Carlson am Mt. Wilson Observatorium NGC, wurde 1888 publiziert und enthält aus dem Jahr 1940, zu weiteren 7840 nichtstellare Objekte. Die Arbeit Korrekturen am NGC/IC, ohne dass es am NGC stellte Dreyer vor die schwieri- allerdings zu einer Neuauflage kam. ge Aufgabe, die Notizen der diversen Beobachter zu bewerten und zu verglei- Was wirklich am Himmel los ist, sollte chen. Die meisten Probleme resultierten Abb. 2: sich erst mit der Fertigstellung des aus den Positionsangaben und Objekt- Guillaume Bigourdan (1851-1932), einer ersten Palomar Observatory Sky Survey beschreibungen, denn die benutzten der letzten visuell beobachtenden (POSS) zeigen. Es war der Startschuß für Teleskope reichten von 2" bis 72" und Fachastronomen. eine systematische Durchmusterung FACHGRUPPE > DEEP SKY 51

Abb. 3: Plot aller NGC- und IC-Objekte. An einigen Stellen werden durch fotografische Durchmusterungen „cluster“ vorgetäuscht. nach unterschiedlichen Objektklassen. zierung („cross identification“), also der chen sich auch eine ganze Reihe neuer George Abell ging bereits 1958 auf die Frage nach der Identität von Objekten. Fehler ein. Oft wurde dort, wo aufgrund Suche nach Galaxienhaufen, er fand Da der POSS aus vielen Einzelblättern einer falschen Position kein Objekt zu schließlich 2712. Vorontsov-Velyaminov besteht, die sich überlagern, kommt es finden war, eine NGC-Nummern willkür- wie auch Fritz Zwicky durchmusterten häufig zu Doppeleinträgen. Ein bemer- lich an das hellste benachbarte „anony- den POSS nach Galaxien. Vorontsov- kenswertes Beispiel ist die Galaxie IC me“ Objekt vergeben, ohne die Original- Velyaminov und seine Mitarbeiter veröf- 1502 im Cepheus. Sie liegt in zwei über- daten bzw. die bekannten Korrekturen fentlichten zwischen 1962 und 1974 die lappenden Deklinationszonen des MCG zu konsultieren – auch haben nun eini- Daten von 29981 Galaxien im Morpho- (12 und 13) bzw. in zwei Feldern des ge Plattenfehler eine RNGC-Nummer. Die logical Catalogue of Galaxies (MCG). CGCG (344 und 359) und ist in beiden geringe Bedeutung des RNGC liegt viel- Zwicky und seine Mitarbeiter listeten Katalogen jeweils doppelt vertreten. leicht auch am unglücklich gewählten zwischen 1963 und 1968 insgesamt Überdies kommt sie auch zweimal im Äquinoktium 1975, als Kompromiss zwi- 29378 Galaxien sowie 9133 Galaxien- UGC vor, was schließlich zu folgender schen 1950 und 2000 gedacht. Ein kras- haufen im Catalogue of Galaxies and of Kette führt: IC1502 = MCG +12-1-1 = ses Beispiel für einen Fehler im RNGC ist Clusters of Galaxies (CGCG) auf. Zwicky MCG +13-1-2 = CGCG 344-3 = CGCG 359- der Fall des „Copeland Septett“ (Abb. sprach später davon, dass er (Haufen- 5 = UGC 12105 = UGC 12706. Der dop- 4), bestehend aus NGC 3745, 3746, mitglieder mitgerechnet) mehr als 1,5 pelte Eintrag im UGC beruht wahrschein- 3748, 3750, 3751, 3753, and 3754. Millionen Galaxien auf den POSS Platten lich auf einem Schreibfehler: UGC 12105 Dreyer hat Copeland's Referenzstar, von identifiziert hat. hat alpha = 22 34.1 (an dieser Position Nilson's Uppsala General Catalogue ist keine Galaxie) und UGC 12706 hat (UGC) von 1973 war erstmals ein klar alpha = 23 34.1 (hier liegt IC 1502). Im definierter Galaxienkatalog. Er enthält CGCG gibt es sogar Galaxien mit drei alle Objekte heller als 14,5m oder verschiedenen Nummern, z.B. NGC 1544 größer als 1' (insgesamt 12940). Keiner = CGCG 361-11 = CGCG 362-4 = CGCG dieser Kataloge befaßte sich primär mit 370-1A (mit A wird eines der beiden pol- der historischen Identifikation der nahen Felder bezeichnet). Daraus folgt, Galaxien. Es wurde meist auf die unkor- daß die Anzahl der Galaxien geringer ist, rigierten Originalversionen des NGC/IC als die Anzahl der Katalogeinträge. Im Bezug genommen. Allein Nilson korri- Fall des CGCG gibt es über 3000 gierte, allerdings wenig systematisch, Identitäten! einige Fehler, die sich in den MCG oder CGCG eingeschlichen hatten. Im Anhang Der erste Katalog mit dem Ziel, den NGC des UGC gibt er einen interessanten zu aktualisieren, war der Revised New Überblick zur Geschichte der Galaxien- General Catalogue (RNGC) von Sulentic kataloge [2]. und Tifft aus dem Jahr 1973. Der Versuch, dem betagten Werk mit Hilfe Das Problem bei großen Datenmengen, des POSS moderne Positionen und insbesondere bei der analogen Verar- Daten zu verpassen, schlug kräftig fehl, beitung, ist stets das gleiche: es gibt vor allem aufgrund des großen Zeit- Abb. 4: interne Datenfehler, Übertragungsfehler drucks, unter dem die Autoren standen. Das Copeland Septett = Arp 320 ist im aus externen Quellen und Unstimmig- Nicht nur, dass die bereits publizierten RNGC „nicht existent“ (Die POSS II – keiten bei der gegenseitigen Referen- Korrekturen ignoriert wurden, es schli- Aufnahme enthält eine Satellitenspur). 52 FACHGRUPPE > DEEP SKY

diesem als rötlich" bezeichnet, falsch (unveröffentlichten) Version sind über auch im Guide 7.0 (auf den ich mich im gedeutet. Dadurch ergaben sich falsche 160000 Galaxien verzeichnet. Der Folgenden aus Platzgründen beschrän- absolute Positionen der Einzelgalaxien. Urheber dieses Projekts ist Georges ken möchte) die Galaxie NGC 4626 mit Dreyer hat den Fehler im NGC später Paturel (Universität Lyon). Der PGC ent- dem falschen Positionswinkel darge- bemerkt und in den Notizen zum IC I fin- hält, dem Umfang entsprechend, viele stellt. Bei Megastar bemüht sich Larry den sich die Korrekturen. Der RNGC Daten- und Identifikationsfehler. Rätsel- Mitchel (Houston) seit Jahren um die listet alle Galaxien (bis auf NGC 3746) haft sind auch die als „genau“ markier- Verbesserung der Datenqualität. Mit die- als „nonexistent“, weil Dreyer's Notiz ten Positionen, von denen viele um sen Programmen ist es heute möglich, nicht berücksichtigt wurde. Interessant mehr als 1' von der Realität abweichen. Vektor- und Rasterdaten (z.B. aus ist auch, dass im UGC die Koordinaten Bei den NGC/IC Objekten bevorzugt RealSky, einer komprimierten Version und Helligkeit für NGC 3751= UGC 6601 Paturel seine eigenen Interpretationen des DSS) zu überlagen. Die Überein- falsch sind. Die Bezeichnung „Copeland und weniger die historischen Quellen. stimmung ist mitunter wenig berau- Septett“ stammt übrigens von de Kurios sind auch Positionswinkelfehler: schend, sie reicht aber i.a. für Vaucouleurs und ist erstmals im Second bei vielen PGC Galaxien (solche die nur Amateurverhältnisse aus und ich möch- Reference Catalogue of Bright Galaxies im MCG vorkommen) muß der Winkel an te die großen Vorzüge dieser Programme (RC2) von 1976 enthalten. der 90 Grad Achse (Osten) gespiegelt hier auch nicht schmälern. 1982 war auch der Südhimmel komplett werden, z.B. gibt der PGC für NGC 4626 Betrachten wir etwa das Beispiel von VV durchmustert. Basierend auf den einen Wert von 145 , korrekt ist aber 35. 607 (Abb. 5), ein Objekt aus Vorontsov- Aufnahmen des 1m Schmidt Teleskops Wie wichtig ist das Problem der unge- Velyaminov's Atlas of Interacting der ESO auf La Silla nahm Andris nauen Daten? Man muß deutlich zwi- Galaxies, Part II. Guide übernimmt die Lauberts u.a. alle NGC/IC Objekte südlich schen dem Himmel, wie er visuell oder Identifikation des PGC: PGC 49152 = VV von -17,5 Grad Deklination unter die auf Aufnahmen z.B. dem POSS zu sehen 607 = MCG 6-30-103. Zwei weitere Lupe. ist und den Angaben in Katalogen unter- Galaxien werden im Guide dargestellt: Insgesamt enthält der ESO/Uppsala scheiden. Die meisten Probleme zeigen PGC 49151 = MCG 7-28-81 und NGC Survey of the ESO(B) Atlas 18438 sich wenn man beides digital überlagert. 5325 = PGC 49163 = MCG 7-28-30. Wie Objekte. Beim digitalisierten POSS, dem Digital man unschwer auf der in Vorontsov- Sky Survey (DSS) handelt es sich um Velyaminov's Atlas enthaltenen POSS- Roger Sinnott publizierte 1988 erstmals Rasterdaten, die den Himmel flächen- Aufnahme erkennen kann, ist VV 607 = eine Neubearbeitung des kompletten deckend in hoher Auflösung wiederge- NGC 5325. Überdies stellt sich heraus, NGC/IC. Sein NGC 2000.0 erschien recht- ben. Man kann aber einzelne Objekte dass PGC 49151 nicht existiert, denn es zeitig zum 100. Jubiläum des NGC. Ein nicht „anklicken“, sie bleiben allesamt gibt nur 2 Galaxien im Feld und es ist Werk, das leider ebenso unter Zeitdruck anonyme Anhäufungen von Pixeln. PGC 49152 = MCG 6-30-103 = MCG 7- stand wie der RNGC. Hier wurden die Digitale Kataloge sind dagegen, mit 28-81 = NGC 5325B. Auslöser ist wohl Originalbeobachtungen zugunsten mo- diversen Attributen versehene Vektor- ein Fehler im MCG, verursacht durch derner Daten (CGCG, MCG etc.) ignoriert. daten. Enthalten sie fehlerhafte Daten, überlappende POSS-Karten. Was pas- Da diese Kataloge keine verläßliche so geben alle Folgeprodukte, die diese siert, wenn man Kataloge zusammen- Quelle für den NGC/IC darstellen, finden ungeprüft übernehmen, den Himmel mixt, zeigt das Beispiel von NGC 842 sich viele Fehler wieder. Trotz der feh- nicht korrekt wieder. Beispiele hierfür und Mrk 1023. Laut PGC und Guide ist lenden Strenge und auch wegen des finden sich in großer Zahl in den NGC 842 = Mrk 1023 = MCG -1-6-55 = Äquinoktiums 2000, war dieses Werk populären Skyprogrammen wie etwa KUG 0207-080. Abgesehen davon, dass aber erfolgreicher als der RNGC. The Sky, Megastar oder Guide. So wird die als „genau“ markierte Position im

4. Datenbasen und Skyprogramme

Im Unterschied zu den modernen Katalogen gibt es Datenbasen, die Kompendien verschiedenster Quellen darstellen (nichts anderes hat auch Dreyer gemacht). Hierzu zählen z.B. die Lyon/Meudon Extragalactic Database (LEDA, www-obs.univ-lyon1.fr/leda), die NASA/IPAC Extragalactic Database (NED, nedwww.ipac.caltech.edu), die Arizona Database (www.piaz.com/darksky/ home.htm) und mein CAT2000 (siehe Kap. 5).

Der PGC ist ein LEDA-Produkt. Die Version von 1989 enthält 73177 Gala- Abb. 5: xien, das Update von 1996 bereits Die Galaxie NGC 5325 = VV 607 und ihre Umgebung auf dem POSS (die 100872 Galaxien. In einer neuesten Aufnahme enthält einen Plattenfehler) und im GUIDE. FACHGRUPPE > DEEP SKY 53

die Entwicklung der Astronomie selbst Skiff (Lowell Observatorium), Steve beeinflussen. Dafür gibt es in der Gottlieb und Malcom Thomson (beide Wissenschaft viele Beispiele. aus Kalifornien), Bob Erdmann (Arizona Seit Mitte der 70er Jahre beschäftige ich Database) und Brent Archinal (USNO). mich mit Daten von Deep Sky Objekten, Wie auf den Webseiten des Projekts womit hauptsächlich Galaxien, Stern- (www.ngcic.org) zu sehen ist, wurden haufen und Nebel, aber auch Quasare bereits eine Fülle von neuen Erkennt- gemeint sind. Ausgangspunkt war die nissen gewonnen und etliche „puzzles“ Planung visueller Beobachtungspro- gramme sowie die Analyse der Ergebnisse. Frühe Ergebnisse dieser Arbeit sind der Katalog der Galaxien- gruppen (KDG), der Katalog heller Abb. 6: Quasare und BL Lacertae-Objekte (KHQ). Die kompakte Galaxie Mrk 1023 bei Bei der Bearbeitung der Daten sind mir NGC 842. immer wieder Fehler oder Lücken in diversen Katalogen aufgefallen. Insbe- sondere der IC war absolutes Brachland. PGC über 1' danebenliegt, ist Mrk 1023 1982 entstand, noch ohne Computer, ein = KUG 0207-080 ein vollkommen sepa- erster „Revidierter Index Katalog“ mit rates Objekt ca. 1,5' SSW von NGC 842 Hilfe von Dixon's monumentaler Master (Abb. 6). Das Paar erinnert an NGC 4319 List [3]. Ab 1987 besorgte ich mir per / Mrk 205. Magnetband die wichtigsten Kataloge NED wird mehr und mehr zur wichtig- vom Centre du Donnees Stellaires sten Datenbasis extragalaktischer (CDS, cdsweb.u-strasbg.fr/cats.html) und Objekte. Verantwortlich für die hohe bastelte daraus eine eigene Datenbasis, Qualität (das Beispiel aus Abb. 6 ist kor- immer bemüht, Fehler zu finden und zu rekt enthalten) ist hauptsächlich Harold korrigieren. Dazu werden die Daten allen Corwin, er ist z.B. auch Co-Autor des möglichen Tests unterworfen. Auf diese RC2 und RC3 (Third Reference Catalogue Weise entstand die Datenbasis CAT Abb. 7: of Bright Galaxies) sowie des Southern 2000. Sie enthält mittlerweise ca. Die Galaxien IC 256 und IC 257 (Objekt Catalogue (SGC). Ziel aller Daten- 150000 nichtstellare Objekte nördlich B) auf dem POSS und im GUIDE. basen ist letztlich, den Himmel korrekt von -30 Grad Deklination, die mit einer als Vektordaten abzubilden. Für den eigenen Software dargestellt werden. NGC/IC ist dieses Ziel jetzt, dank der Das Programm erwies sich als sehr hilf- Arbeit des NGC/IC Projekts (Kap. 5), reich bei der Analyse der NGC/IC gelöst. Grundlagen hierfür sind: die weitgehend erreicht. Probleme. Ein vollständiger „Revidierter historischen Quellen (Beobachtungs- NGC/IC“ wurde 1997 fertig. Er enthält notizen), vorhandene Kataloge sowie 5. Das NGC/IC Projekt alle verfügbaren Daten und Identi- der POSS – aber auch die visuelle Beob- fizierungen. Bei Galaxien, immerhin fast achtung. Hierbei ist Steve Gottlieb sehr Der wichtigste Grund, den NGC/IC von 80% aller Objekte, wurden Datenlücken erfolgreich. Sein 17,5" Dobson ist groß seinen Fehlern zu befreien ist, dass er (fehlende Helligkeiten, Größen und genug, um nahezu alle NGC/IC Objekte nach wie vor als wichtigste Namens- Positionswinkel) mit Hilfe der Internet- beobachten zu können aber anderer- quelle für nichtstellare Objekte gilt, version des DSS (stdatu.stsci.edu/cgi- seits klein genug, dass seine Eindrücke sowohl im Profi- wie im Amateurbereich. bin/dsswin) geschlossen. denen der Beobachter des 19. Jahrhun- Die meisten der hellsten, größten, näch- Bis zu diesem Zeitpunkt war das Ganze derts entsprechen. sten und damit auch interessantesten eine Arbeit im „stillen Kämmerlein“, Objekte sind im NGC/IC enthalten doch das änderte sich grundlegend, als Der POSS ist bei der Problemlösung (Ausnahme M 45). Es ist eine astrono- ich durch Zufall Anfang 1997 in einen nicht immer hilfreich, denn er zeigt die mische Tradition, diese nach ihrer Artikel auf das NGC/IC Projekt gestoßen meisten Galaxien schwächer als sie visu- NGC/IC Bezeichnung zu benennen. Daher bin [4]. Hier haben sich Amateur- und ell erscheinen! Das liegt an ihrer unter- ist es sinnvoll, sicherzugehen, dass die Fachastronomen aus aller Welt zusam- schiedlichen Helligkeit im blauen bzw. verwendete Bezeichnung auch wirklich mengefunden, die das gleiche Ziel ver- visuellen Bereich. Der B-V Wert liegt bei zum historischen Objekt gehört. Viele folgen wie ich: die Standardreferenz der Galaxien zwischen 0,5m und 1,1m – sie Personen, die an der Entdeckung und nichtstellaren Objekte zu säubern. Die Beobachtung der Nebel beteiligt waren, Leitung hat Harold Corwin (California gehörten zu den herausragendsten Institute of Technology/IPAC), einer der Astronomen ihrer Zeit. führenden Experten für Deep Sky Daten. Es ist eine Frage der historischen Seit dieser Zeit bin ich (das einzige Wahrheit, wichtige Entdeckungen kor- europäische) Mitglied des Teams. rekt zuzuordnen, andernfalls kann dies Ebenso zum harten Kern gehören Brian 54 FACHGRUPPE > DEEP SKY

nicht an. Wie es der „Zufall“ will, befin- Abb. 8: det sich aber hier die PGC Galaxie! IC An der nominellen Position von IC 5126 (links, markiert) befindet sich kein Objekt, 5126 im Wassermann (Abb. 8), beobach- IC 5126 ist eine Galaxie ca. 1‘ südlich, zwischen zwei Sternen gelegen (rechts). tet von Javelle mit dem 30" Refraktor in Nizza: Sinnott gibt auch hier nur die nominelle (leider falsche) Position an. sind also visuell z.T. deutlich heller. Ein Mittlerweile ist die neueste Version mei- Die IC Beschreibung "vF, vS, R, between Beispiel ist der Fall von IC 256 und IC nes Revised New General Catalogue and 2 st 14" sagt aus, dass das Objekt sehr 257 im Perseus (Abb. 7). Beide Objekte Index Catalogue (Januar 2000) auf der schwach, klein und rund ist und zwi- wurden 1893 von Swift mit einem 16" Webseite des NGC/IC Projekts schen zwei 14m Sternen liegt. An Refraktor entdeckt. Unstrittig ist IC 257 (www.ngcic.org) bzw. auf meiner eige- Javelle's Position ist aber nichts zu = UGC 2298, mit 13,1m leicht sehen. nen Homepage (www.klimaluft.de/stei- sehen. Die Analyse zeigt, dass er einen Etwas Verwirrung besteht dagegen über nicke) verfügbar. Der Katalog enthält Fehler bei seinem Referenzstern IC 256 (inkorrekt im MCG als MCG +8-6- 13982 Einträge, darunter sämtliche gemacht hat. Nach der Korrektur landet 11, dies ist IC 257). Ebenso verwirrend NGC/IC Objekte sowie weitere Umge- man 1 Grad weiter südlich bei einer ist die Darstellung im Guide. Die Analyse bungsobjekte (A, B,...) und Kompo- 15,7m hellen Sb Galaxie, die in keinem zeigt, dass dieses Objekt mit der mittle- nenten. Ich habe die Positionen von anderen Katalog verzeichnet ist. Gibt ren Galaxie in einer Dreiergruppe übe- 12618 Objekten mit RealSky bzw. der man IC 5126 im Guide ein, so führt dies reinstimmt, die Zwicky als V Zw 280 102 CD-ROM Version des DSS auf 1-2" zur nominellen Position (wo auch hier bezeichnet hat (Objekte A, B und C in genau vermessen (Rest: Offene Stern- nichts zu sehen ist), gibt man die kor- Abb. 7). Interessant ist, dass er die haufen, Galaktische Nebel). Außer dem rekte Position ein, so zeigt sich immer- Helligkeiten mit 17,7m, 17,9m und 18,1m wurden Fehler der früheren Version kor- hin ein „non star“ aus dem Guide Star angibt. Dies war für Swift deutlich zu rigiert und die „cross-identifications“ Catalogue (GSC). schwach. Steve Gottlieb und ich haben aktualisiert (insgesamt 42985 aus 71 das Feld im 16" Dobson überprüft und verschiedenen Katalogen). Der Katalog Interessant ist auch der Fall von NGC konnten die mittlere Galaxie eindeutig ist jetzt in maximaler Übereinstimmung 3110 = NGC 3122 = NGC 3518 = MCG - sehen, geschätzte Helligkeit ca. 15,6 m! mit den Ergebnissen der anderen 1-26-14, dies ist die hellere Galaxie im Hier beträgt also die Differenz B-V mehr Projektmitglieder. Es verbleiben noch Paar mit MCG -1-26-13 (Abb. 9). NGC als 2 Größenklassen! 527 „nicht gefundene“ Objekte (2,7%). 3122 ist eine zweite Beobachtung von Das Ergebnis wurde eingehend mit dem NGC 3110 (entdeckt von Stephan) durch aktuellen PGC verglichen und es zeigten William Herschel. Er verwechselte die sich z.B. über 800 falsche Identi- Referenzsterne, was zu unterschiedli- fikationen - im PGC! Darüber hinaus gibt chen Koordinaten im NGC führte, wie es über 700 NGC/IC Galaxien, die nicht Stephan und auch Dreyer später fest- im PGC verzeichnet sind! stellten. NGC 3518 wurde von Stone ent- deckt. Er machte eine Skizze auf der ein Noch einige Beispiele interessanter Doppelnebel zu sehen ist, zu dem er Fälle. IC 252 im Walfisch. Das Objekt ist notiert: „in same field with a dis- bei Sinnott nicht identifiziert, er gibt nur covered by Stephan“. die nominelle Position an. Tatsächlich Im Umkreis von 5 Grad liegt aber weder handelt es sich um eine 15,5m helle eines von Stephan's Objekten noch gibt Doppelgalaxie. Gibt man das Objekt im es einen Doppelnebel. Die Untersuchung Guide ein, so wird PGC 144971 ange- des Falles zeigt, dass ihm ein zeigt, ohne Referenz auf IC 252. Paturel Schreibfehler unterlief, seine Rektas- hat die Identität offenbar nicht erkannt zension ist genau um 1h zu groß! Der Abb. 9: und der Guide kennt zwar die Position Guide, der sich auf den PGC stützt, gibt Das Galaxienpaar NGC 3110 = NGC von IC 252, behandelt das Objekt aber ein chaotisches Bild, eigentlich noch 3122 = NGC 3518 und MCG-1-26-13. als „nicht existent“ und zeigt es daher schlimmer als die Situation im NGC. FACHGRUPPE > DEEP SKY 55

Zunächst wird NGC 3110 richtig darge- die Beobachtung wie auch für die stellt. Im PGC fehlt aber der Hinweis auf Photographie sehr hilfreiche Tools sind. die anderen NGC Nummern, allein die Jeder Amateur, ob ambitioniert oder Angaben des Saguaro Astronomy Clubs nicht, findet damit sicher seinen (SAC, www.saguaroastro.org) verweisen Himmel. zaghaft auf NGC 3122. Die Eingabe von NGC 3122 führt einen zu PGC 29361, 6. Gibt es noch etwas zu entdecken? eine Galaxie mit 18,7m (!), etwa ein hal- bes Grad östlich von NGC 3110. Sie liegt Der wahre Himmel ist wesentlich reicher 2' südlich von Herschel's Position. Was als der digitale. Es gibt noch genügend sich Paturel bei dieser Identifikation anonyme Objekte, die es zu entdecken gedacht hat, ist klar: er hat schlicht den gilt. Gerade größere Dobson Teleskope RNGC Kandidaten übernommen. Sieht und der Umstand, dass viele Galaxien man einmal davon ab, dass die Position visuell heller sind, als sie auf dem POSS falsch ist, so wurde völlig ignoriert, dass erscheinen, sollte die Beobachter an- Abb. 10: Herschel mit seinem Teleskop niemals in spornen. Vieles ist noch nicht verzeich- V362 Vul, eine „starburst galaxy“, die der Lage war, dieses Objekt zu sehen, er net, falsch identifiziert oder die Daten zunächst als veränderlicher Stern kata- beschrieb es überdies als „easily resol- stimmen nicht. Es ist eine reizvolle logisiert wurde. vable“! Bei NGC 3518 ist genau dassel- Aufgabe, durch Beobachtungen Neuland be passiert. Der RNGC Kandidat (PGC zu betreten. 33442) liegt an der falschen Position (1h sen Beschreibung haben. Da wird man östlich) und ist mit 17,7m viel zu Ein Beispiel ist die „Entdeckung“ von 6 für das oft magere Licht weitgehend ent- schwach für Stone. Nebenbei bemerkt anonymen Galaxien in der NGC 999- schädigt. Ich habe gerade eine Arbeit weicht die PGC Position dieses Objekts Gruppe durch Klaus Spruck und Frank über extragalaktische Objekte, die um etwa 1' von der POSS Position ab, Leiter (Heuchelheim) [5]. Ich habe später zunächst als veränderliche Sterne regi- immerhin noch deutlich besser als die untersucht [6], warum die bis zu 15,5m striert wurden, fertiggestellt. Bei meiner RNGC Position, die 3' danebenliegt. hellen Galaxien nicht von NGC/IC Recherche kamen 21 Fälle zutage, deren Beobachtern (in diesem Fall Stephan) Entdeckungsgeschichte, physikalische Auf die interessante Story des Objekts entdeckt worden sind und ob sie wirk- Parameter und Aufsuchekarten ich mit den meisten NGC/IC Nummern, NGC lich noch nicht katalogisiert wurden (im zusammengestellt habe [8]. Viele dieser 3497 = NGC 3525 = NGC 3528 = IC Guide sind sie jedenfalls nicht enthal- Objekte sind auch visuell oder per CCD 2624, eine Galaxie im Sternbild Becher, ten). Stephan hätte einige von ihnen erreichbar und es ist wie so oft: die möchte ich hier aus Platzgründen ver- 1876 mit seinem 80cm Reflektor sehen Fachastronomie ist mit der Überwachung zichten. Aus dem bislang Gesagten wird müssen. Vielleicht war die Nacht sämtlicher interessanter Objekte über- deutlich, dass die heute in Umlauf schlecht oder der Spiegel war angelau- fordert und die Amateure können hier befindlichen Skyprogramme in Puncto fen. Eine weitere Beobachtung des einspringen. Ein Beispiel ist V362 Vul, Qualität der Deep Sky Daten, mit Feldes erfolgte 1891 durch Bigourdan entdeckt von Takalo und Noussek als Vorsicht zu genießen sind. Dem visuel- mit dem Pariser 30cm Refraktor. Er ent- „veränderlicher Stern“ mit einem len Beobachter macht besonders das deckte IC 240, ein Objekt, das sich spä- Lichtwechsel zwischen 16,0m und 17,7m. Problem der ungenauen Positionen zu ter (NGC/IC Projekt) als eine Kette von 4 Das Objekt ist identisch mit der schaffen. Bei schwachen, kleinen schwachen Sternen herausstellte. Allein Einstein-Röntgenquelle E 2200+223, es Objekten (Galaxien, Quasare, Plane- Nilson erwähnt drei der „Heuchel- erscheint als diffuses Objekt auf dem tarische Nebel) hat man nur Erfolg, heimer“ in den Notizen zum UGC, wobei POSS (Abb. 10). Shara stellte 1990 eine wenn man an der richtigen Stelle sucht. seine Angaben wiederum einen Schreib- Rotverschiebung von z=0.029 fest, was Abgesehen davon ist aber unbestritten, fehler enthalten. einer Entfernung von 427 Mill. Lj ent- dass die Skyprogramme durch die viel- spricht. Das heute als „starburst galaxy“ fältigen Möglichkeiten die sie bieten, für Ein weiteres interessantes Betätigungs- klassifizierte Objekt ist übrigens nicht im feld ist die Beobachtung von variablen PGC enthalten. extragalaktischen Objekten. Darunter fallen viele Quasare und BL Lacertae Ähnlich wie diesen veränderlichen Objekte, über die ich bereits ausführlich „Sternen“ erging es auch anderen berichtet habe [7], aber auch aktive Objekten: es stellte sich heraus, dass Galaxien. Ich finde es stets spannend, der zunächst angenommene Typ falsch etwas über den physikalischen und war. Beispiele sind der „planetarische historischen Hintergrund der Beobach- Nebel“ Abell 76, in Wirklichkeit eine tungsobjekte zu wissen. Erst dann spürt ungewöhnliche Ringgalaxie, oder die man das gewisse „Kribbeln“, z.B. wenn „Galaxie“ UGC 7731 = PGC 41662 = IC man sich vorstellt, wie im Quasar ein 3568, in Wirklichkeit ein Planetarischer gigantisches Schwarzes Loch in kosmi- Nebel. Interessant ist auch die Galaxie scher Entfernung zuckt und welche ESO 557-G6, die als GN 6.32.9 im Atlas Mühe die irdischen Astronomen mit des- der Galaktischen Nebel von Neckel und 56 FACHGRUPPE > DEEP SKY

Abb. 11: Beispiele für Objekte aus Zwicky’s Katalog kompakter und eruptiver Galaxien. Von links: 8 Zw 20 („double wing“), II Zw 99 (einer der seltenen Fälle eines äquidistanten Tripletts), 8 Zw 388 („Halskette“), 8 Zw 306 („Ufo“) und die Ringgalaxie II Zw 28.

Vehrenberg vorkommt (es gibt dazu ist, mit automatischen Verfahren mög- Literatur: noch weitere Beispiele). Im Guide liegen lichst viele Objekte zu finden und zu beide Objekte 1' auseinander, die klassifizieren. Dieses „Automatic Plate [1] Gingerich, O., J. L. E. Dreyer and His NGC, Sky Identität wird nicht erwähnt! Measuring“ liefert Unmengen an Daten. & Telescope, Dezember 1988, S. 621 Wem das noch nicht exotisch genug ist: Ein frühes Beispiel ist der GSC, in dem [2] Nilson, P., Uppsala General Catalogue of es gibt ein weites Feld kaum bekannter bereits nichtstellare Objekte als „non Galaxies, S. 449, Uppsala 1973 Objekte aus Zwicky's Katalog kompakter star“ gekennzeichnet sind, einige haben [3] Dixon, R. S., Sonneborn, G., A Master List of und eruptiver Galaxien [9]. Er enthält wir bereits kennen gelernt. Neueren Nonstellar Optical Astronomical Objects, Ohio über 3500 Einträge, darunter viele wech- Datums sind NPM1G, NGP9, APM und State University Press 1980 selwirkende Systeme, Ringgalaxien etc. UZC, auf die ich hier nicht weiter einge- [4] Goldman, S. J., Understanding Catalog Capri- (s. Beispiele in Abb. 11). Das Werk liegt hen möchte. Die Daten haben eine hohe ciousness, Sky & Telescope, April 1997, S. 91 bislang nicht digital vor und ist auch, Positionsgenauigkeit, die gegenseitige [5] Spruck, K., Leiter, F., Eine anonyme was die Daten angeht, recht ungenau Identifikation ist folglich kein Problem. Galaxiengruppe, Magellan Nr. 4, 1999 und lückenhaft. Ich arbeite momentan Schwieriger ist aber die Überprüfung der [6] Steinicke, W., Anonyme Galaxien in der NGC an einer Revision, die Daten werden Daten, vor allem im Vergleich mit den 999-Gruppe, Magellan Nr. 5, 2000 später in NED erscheinen. Daneben klassischen Katalogen. Viele der jetzt [7] Steinicke, W., Im Quasar-Fieber, Interstellarum beschäftige ich mich auch mit der noch anonymen Galaxien bekommen Nr. 14, S. 24, 1998 Katalogisierung und Beobachtung von heute eine Bezeichnung und die [8] Steinicke, W., Extragalactic Objects Discovered Ringgalaxien (ein Beispiel findet sich in Chancen etwas Neues zu entdecken wer- as Variable Stars, Umkirch 2000 Abb. 11, ganz rechts), ein Projekt was ich den geringer. Aber was soll's, es gibt so [9] Zwicky, F., Zwicky, M. A., Catalogue of Selected bereits vor Jahren begonnen, aber leider viel zu beobachten, dass einen manch- Compact Galaxies and of Post-Eruptive immer wieder unterbrochen habe. mal die Qual der Wahl wieder zu M 13 Galaxies, Zürich 1971; Zwicky, F., Sargent, W. L. Der POSS und seine Nachfolger werden führt – warum auch nicht! W., Kowal C. T., Eighth List of Compact derzeit intensiv digital bearbeitet. Ziel Galaxies, Astron. J. 80, 545 (1975)

Die NGC 5278 Gruppe - visuell von Klaus Wenzel

Etwa 1,5 Grad nordwestlich von M 101 der großen „Face On“ Spirale in Ursa Major 100 Mpc hinweist (H0=75 km/s Mpc). befindet sich eine kleine recht interessante Galaxiengruppe. Es handelt sich um die Am 16.12.1999, in den frühen Morgen- Doppelgalaxie NGC 5278/9, auch bekannt als Arp 239 [1]. Die Gruppe ist ebenfalls stunden, stattete ich dieser Gruppe in Wolfgang Steinicke's KDG [2] unter der Nr. 173 aufgelistet. Der KDG ist die einen ausgiebigen visuellen Beobach- Grundlage des neuen, gemeinsamen Beobachtungsprogramms „Wechselwirkende tungsbesuch ab. Galaxiengruppen“ [3] der VdS-Fachgruppen Deep Sky und Astrophotographie. Für Als Instrument benutzte ich mein 12,5" mich persönlich ist die Gruppe von besonderem Interesse, da NGC 5278 in Newton Teleskop. Das Sternfeld, etwa 1 Markarian's Katalog über Galaxien mit ausgeprägter UV-Strahlung als Mrk 271 bzw. Grad nördlich von 83 Ursa Major ist NGC 5279 als Mrk 271A aufgelistet sind [4]. schnell eingestellt und mit der Aufsuche- vergrößerung (V = 93x) fällt sofort Bei NGC 5278/9 handelt es sich um zwei der NGC-Galaxien. UGC 8671 wiederum unmittelbar westlich eines 7 mag Sterns eng benachbarte Spiralgalaxien die ein- ist 3 Bogenminuten südwestlich von ein diffuses Objekt auf NGC 5278/9. Bei deutig in Wechselwirkung miteinander NGC 5278 postiert. Alle Galaxien bewe- Steigerung der Vergrößerung auf 170fach stehen. gen sich mit einer Geschwindigkeit zwi- zeigt das diffuse Objekt eine deutliche Eine weitere Galaxie (PGC 48439) befin- schen 6800 und 7800 km/s von uns Elongation von Südwest nach Nordost. det sich etwa 3 Bogenminuten westlich weg, was auf eine Entfernung von rund Am Nordostrand knickt der Nebelfleck FACHGRUPPE > DEEP SKY 57

deutlich, jedoch etwas lichtschwächer nach Osten ab NGC 5279. Der ganze NGC 5278/9 Mrk 271(A), Arp 239 13h41m39s +55¯40'14 "13,7m RV=7600 km/s Nebel wirkt wie ein auf den Kopf gestelltes L. Bei einer weiteren UGC 8696 Mrk 273 13h44m42s +55¯53'11 "15,1m RV=11300 km/s Steigerung der Vergrößerung auf 212fach sind blickweise in besonders ruhigen Momenten beide Galaxien getrennt sichtbar. Eine weitere Tab. 1: Daten der Galaxien Steigerung der Vergrößerung war an diesem Morgen leider nicht möglich (Seeing). Bei stabilen Seeingverhält- Himmel problemlos erreichbar sein. dämmerung beendete schließlich den nissen dürfte es jedoch kein Problem Etwa ein halbes Grad nordöstlich des doch sehr interessanten Beobach- sein, beide Galaxien getrennt zu beob- Komplexes, befindet sich unmittelbar tungsmorgen. achten. westlich eines weiteren 6 mag Vorder- grundsterns die Zugabe dieses Interessenten des VdS-Beobach- Etwa 3 Bogenminuten westlich von NGC Morgens. Es ist die Seyfertgalaxie (AGN) tungsprojektes „Wechselwirkende 5278/9 ist, überraschend einfach, PGC Markarian 273 (UGC 8696). Galaxien“ wenden sich bitte an 48439 indirekt als kleiner, deutlich dif- Mit einer Rotverschiebung von z=0,037 Wolfgang Steinicke aus Umkirch. fuser Nebelfleck sichtbar. Deutlich heller (RV=11300 km/s) befindet sich diese ist südlich die Galaxie UGC 8671 als fast aktive Galaxie in einer Entfernung von stellares Objekt sichtbar. Die Galaxie etwa 150 Mpc. Visuell ist etwa 5 Bogen- wirkt wie ein Stern mit leicht ausgefran- minuten westlich des erwähnten 6 mag stem, diffusem Randbereich. Bei diesem Sterns ein weiterer etwa 12 mag Literatur Objekt bin ich mir nicht sicher, ob es Vordergrundstern sichtbar. Unmittelbar [1] Arp, H., Atlas of Peculiar Galaxies, Astrophys. sich hier um eine helle Zentralregion, südlich von diesem Stern ist bei J. Suppl. 14, 1 (1966) oder um einen Vordergrundstern han- 212facher Vergrößerung indirekt sofort [2] Steinicke, W., Katalog der Galaxiengruppen delt, der sich genau auf das Zentrum ein schwaches, kleines, diffuses Objekt (KDG), Freiburg 1984 der Galaxie projiziert. sichtbar: Mrk 273. Wenige Bogen- [3] Steinicke, W., Deep Sky Projekt minuten südwestlich befindet sich noch „Wechselwirkende Galaxien“, VdS-Journal für Auch mit kleineren Instrumenten stellt eine weitere jedoch sehr lichtschwache Astronomie, Herbst 1999, S. 53 diese Gruppe ein lohnendes Beobach- Galaxie (PGC 48678), die ich an diesem [4] Wenzel, K., Markarian Galaxien visuell beob- tungsziel dar. NGC 5278/9 dürfte auch Morgen jedoch definitiv nicht sehen achtet, VdS-Journal für Astronomie, Herbst mit einem 6 Zöller unter vernünftigen konnte. Die einsetzende Morgen- 1999, S. 54

Abb. 1: Abb. 2: Zeichnung von NGC 5278 / 9 Zeichnung von Mrk 273 58 FACHGRUPPE > DEEP SKY

Beobachtung der Seyfert-Galaxie NGC 262

von Hans G. Diederichs

2. Auswertung

Im folgenden ist der Gang der Auswertung meiner CCD-Aufnahmen in knapper Form dargestellt: Der Stern GSC 2280-1249 ist auf den Aufnahmen als Doppelstern erkennbar, der aus unter- schiedlich hellen Komponenten besteht. In Guide 7.0 (d. h. im Guide Star Catalogue) steht davon aber nichts. Der Kern der Galaxie NGC 262 befindet sich im Bildfeld unten links (im Westen). Sie scheint elliptisch zu sein. Guide entnehme ich die Angaben „extre- mely faint, very small in angular size, round, very difficult“. Ihre Hubble Klassifikation ist angegeben mit SO. Abb. 1: Östlich von ihr im Abstand von ca. 1,2' NGC 262 : Ring und Spiralarm (Überlagerung von 17 CCD-Aufnahmen mit je 30 erkenne ich ein schwaches rundes Sek. Belichtungszeit und anschließende Bildbearbeitung). Nebelfleckchen. Auf der Real Sky-Auf- nahme scheint dieses Objekt aber im hellen Umfeld der Galaxie zu liegen, könnte also ein Teil von ihr sein. Der Vergleich mit aus dem Internet gesaug- 1. Beobachtung und Aufnahme von ihr stehende Nachbargalaxie NGC ten Radiokarten läßt mich aber eher an 266, eine kleine Balkenspirale, zurück- ein eigenständiges Objekt denken. Den vorletzten Astro-Urlaub verbrachte zuführen. Bei der visuellen Beobachtung Aufgrund der mir freundlicherweise von ich im Oktober 1999 in den österreichi- konnte ich allerdings an der in Guide Herrn Harald Hauschildt zugesandten schen Alpen. Mit dabei waren ein 7"- angezeigten Stelle, in einem Instrument Koordinaten identifiziere ich schließlich Maksutov, eine CCD-Kamera ST-7 und mit f/15 nicht ganz unerwartet, nichts dieses Fleckchen als Galaxie NPM1G ein umfangreiches Beobachtungs- erkennen. Das hätte zu einem kurzen +31.0016 (Koordinaten J2000.0:00h48m programm. Eines der interessanten Eintrag ins Tagebuch und zu sonst 52.90s +31 57'30.8"). Objekte hatte ich im „Lexikon der nichts geführt. Wie der Zufall aber so Astronomie“ (Band II) auf S. 231 beim spielte, meinte ich, sie an einer benach- Der innere Bereich der Galaxie NGC 262 Durchblättern gefunden: NGC 262 (Mar- barten Stelle und nicht an der eingetra- erscheint als helle Scheibe mit zentraler karian 348, Arp 243), „die größte bisher genen gesehen zu haben. Und damit Konzentration in der Mitte. bekannte Galaxie“. Im Lexikon wird sie stand fest, es wenige Tage später mit Drumherum liegt ein sehr schwacher wie folgt beschrieben: der ST-7 an einem 12"-SCT erneut zu leicht exzentrischer Ring, der vom inne- Sie ist 300 Mio Lj entfernt, hat 1,3 Mio versuchen. ren Bereich der Galaxie durch eine ring- Lj Durchmesser (13mal größer als die Unter schwierigen Bedingungen (eine förmige dunklere Zone (an einigen Milchstraße) und ist eine Seyfert- stabile Befestigung der Kamera war Stellen deutlich) getrennt ist. Galaxie. Sie zählt zu den wenigen wegen einem fehlenden Adapter nicht Außer einem extrem schwachen Spira- Seyfert-Galaxien, die Störungen infolge möglich, die Kamera drehte sich und larm, der im Südwesten beginnt und im von Gezeitenkräften aufweisen. Sie rutschte langsam aus dem Okular- Uhrzeigersinn nach Nordwesten heraus- besitzt einen aus ihrer Struktur heraus- stutzen) wurden 17 Aufnahmen zu je 30 s dreht, kann ich zunächst keine weiteren gezogenen, verzerrten Spiralarm – der belichtet, überlagert und zuhause einer Spiralarme erkennen. Im Verlauf des als „plume“ bezeichnet wird. Diese Bildbearbeitung unterzogen (Abb. 1). eben erwähnten Arms westlich vom Kern Störung ist vermutlich auf eine 23' NE folgt zunächst eine sehr schwache klei- FACHGRUPPE > DEEP SKY 59

nere und weiter außen eine etwas helle- 3. Zusammenfassung keine Bilder bzw. Zeichnungen zur re, größere Konzentration. Beide verbin- Verfügung stehen. det ein tangential vom Ring der Galaxie Das Projekt „NGC 262“ hat bei mir zu her kommender, schmaler und sehr interessanten Ergebnissen und Erkennt- • Das Internet als Träger und Transport- schwacher Streifen. nissen geführt: medium für Informationen bei der Dies alles zusammen müßte nach dem Ausübung unseres Hobbys ist unver- bisher Gelesenen die berühmte „plume“ • Es ist faszinierend, bereits mit nur 8 zichtbar. (Feder) sein. Aus dem Schriftverkehr mit Minuten Belichtungszeit in Bereiche Herrn Steinicke, dem ich ebenfalls für vorzustoßen, in denen der GSC und • Bereits kleine Anregungen können zu seine Unterstützung herzlich danke, RealSky nicht mehr ausreichende interessanter vielgestaltiger Beschäf- ergibt sich aber, dass es nicht die Aussagekraft besitzen. tigung führen. „plume“ ist: von deren Lage wußte ich zum Zeitpunkt der Aufnahme zuwenig, • Mit Angaben aus Lexika und Aufsätzen • Aber am wichtigsten ist die sie befand sich auch garnicht im muß kritisch bzw. vorsichtig umgegan- Unterstützung durch andere Stern- Gesichtsfeld meiner Aufnahme. gen werden, da die Gefahr von freunde. Mißverständnissen besteht, wenn keine Koordinaten bekannt sind und

Extragalaktische Kugelsternhaufen von Jens Bohle

Kugelsternhaufen sind jene Sorte Deep Sky Objekte, welche auch dem astronomischen Laien immer wieder Freudenschreie entlocken, wenn er diese Objekte bei höherer Vergrößerung in einem mittelgroßen Amateurteleskop bestaunen kann. Nicht ohne Grund, denn einige Standard- oder „Vorzeigekugelsternhaufen“ am Nordhimmel wie etwa M 13 oder M 3 sind sehr auffällig und hell. Sie stehen dem Anblick einer gelungenen Fotografie, dieser Vergleich wird ja unweigerlich immer wieder gemacht, oft kaum nach. Im folgenden Bericht möchte ich allerdings kompakte Sternansammlungen außerhalb unserer Heimatgalaxie vorstellen. Einige Objekte habe ich bereits selbst beobachtet, andere möchte ich als potentielle Beobachtungsziele nennen. Diese Objekte sind nach ihrem Aussehen weit weniger spektakulär als die galaktischen Kugelsternhaufen, doch ist deren visuelle Beobachtung nach meiner Ansicht aber nicht minder faszinierend.

Kugelsternhaufen in M 31 und deren Beobachtung längst keine Andromedagalaxie respektive der Kugel- Domäne der Profis mehr. Trotz ihrer sternhaufen in M 31 erfordern kein Bereits 1932 hat Edwin Hubble in [1] großen Entfernung (rund 100mal weiter gigantisches optisches Equipment. Das einen Katalog von 140 Einzelobjekten in entfernt als beispielsweise M 13) ist es zeigen exemplarisch die Beobachtungen M 31 vorgestellt. Er nannte sie „nebu- vielen Amateurastronomen möglich, in [4] und [5] welche mit Teleskopen von lous objects in M 31“. Er ordnete die einige dieser Objekte zu beobachten. 25 bzw. 20 cm Öffnung gemacht wur- meisten Objekte aufgrund ihrer Form, Die Veröffentlichungen [2] und [3] zei- den. Ein Grund für die Beobachtungs- Helligkeit, Struktur und Größe den gen, daß der Amateur viele Kugelstern- möglichkeiten mit durchschnittlichen Kugelsternhaufen zu. Heute sind viele haufen oder sogar Offene Sternhaufen in Teleskopöffnungen ist natürlich die andere Objekte wie etwa HII Regionen, M 31 zu beobachten vermag. Die Helligkeit dieser Objekte. Allein zehn Planetarische Nebel, Supernovareste, Beobachtungen der M 31 Kugelstern- Kugelsternhaufen sind visuell 15te Offene Sternhaufen etc. als Einzelob- haufen in [2], welche mit einem 60cm Größe oder heller! Hier die hellsten vier jekte in M 31 erkannt und bereits mehr- Teleskop durchgeführt wurden, könnten Objekte: fach untersucht worden. Allein die Anlaß zur Vermutung geben, daß ein G1 13,7 mag v G 76 14,3 mag v Kugelsternhaufen belaufen sich in ihrer großes Teleskop die Voraussetzung für (Abb. 2) Anzahl auf über 300 (+/- 50) Objekte. derartige Beobachtungen sei. Das ist bei Sie sind auch die am einfachsten zu einigen Objekten jedoch nicht der Fall, G280 14,2 mag v G 78 14,3 mag v beobachtenden Einzelobjekte in M 31 denn die Detailbeobachtungen der 60 FACHGRUPPE > DEEP SKY

Ein weiterer Grund für gute Beobach- In den meisten Fällen erscheinen die sternhaufen G 233 (15,4 mag V mit tungsmöglichkeiten ist die räumliche Kugelsternhaufen in M 31 dem visuellen ~2,6" Durchmesser) anführen, den ich Verteilung der M 31 Kugelsternhaufen. Beobachter nur als stellare Objekte. eher rein zufällig bei einem anderen Sie bilden, genau wie in unserer Einige sind aber durchaus flächig wahr- Beobachtungsprogramm (H II Regionen Milchstraße, einen Halo um die nehmbar. Die flächenmäßig größeren in M 31) beobachtet habe. Die Position Muttergalaxie. Dies erleichtert ihre visu- Kugelsternhaufen befinden sich in den von G 233 ist die südliche Peripherie elle Beobachtung, da sie nicht im hell- äußeren Bereichen der Galaxie. Hier von M 31, knapp 1,5 Bogenminuten sten glow aus unaufgelösten Sternen wirkt die Gravitation der Galaxie nicht so südöstlich eines 11 mag Sterns. Bei mei- der Galaxie „ertrinken“. Sie haben aus- intensiv. Näher am Kern gelegene nen Beobachtungen mit einem 50cm reichend Distanz zur Galaxie (wie wir Kugelsternhaufen zeigen das Gegenteil- Teleskop konnte ich bei 432facher später sehen werden, ist dies bei ande- sie sind kompakter. Ein Zustand der Vergrößerung und optimaler Kulmination ren Galaxien nicht der Fall). Das beste auch in unserer Galaxie herrscht. diesen Kugelsternhaufen als flächigen Beispiel einer recht großen Distanz ist Sternfreunde, die Zugang zu größeren Schimmer direkt sehen. Bei intensiverer wohl G 1 (Abb. 1), der über 2,5’ entfernt Teleskopen haben, sollten den nicht- Betrachtung war sogar ein geringfügig vom Galaxienzentrum zu finden ist und stellaren Charakter einiger Objekte visu- hellerer Zentralbereich indirekt (- 50% schon im 20cm Teleskop als stellares ell beobachten können. Als Beispiel aus der Zeit) sichtbar! (Abb. 3) Bei den hel- Objekt gesehen werden kann [6]. eigener Erfahrung möchte ich den Kugel- leren Kugelsternhaufen wie z. B. G 78 und G 1 kann man das flächige Erschei- nungsbild besser beobachten [6]+[7].

Als absolutes Standardwerk zur Beoba- chtung diverser Details in M 31, dazu zählen neben den Kugelsternhaufen auch offene Sternhaufen oder Stern- wolken, möchte ich den „Atlas of the “ von Paul Hodge [8] nennen. Dieser Atlas ist eine Zusam- menstellung 41 fotografischer Karten, welche die Andromedagalaxie in unter- schiedlichen Auflösungen zeigen. Die verwendeten Teleskope, mit denen die Fotografien im Jahre 1974 realisiert wur- den, sind das 4m Teleskop am Kitt Peak Observatorium und die 1,2m Schmidt Kamera des Mt. Palomar Observa- toriums (Belichtungszeiten: 25 Minuten auf IIaO hinter GG 385 Filter am 4m Teleskop und 10 Minuten auf 103aO an der Schmidt Kamera). Die Auflösung der Karten beträgt 8,8'' und 17,4'' pro mm. Hier sind die einzelnen Objekte mit G für Kugelsternhaufen, C für Offene Stern- haufen und A für stellare Assoziationen (Sternwolken) gekennzeichnet. Mittler- weile ist dieser Atlas aber auch online unter [9] zugänglich.

In dem Atlas sind 355 Kugelsternhaufen Abb.1: gelistet. Jedoch weiß man inzwischen, G 1, wie ihn nur das Hubble Space daß es sich dabei um einige Fehl- Telescope sehen kann. identifikationen handelt. Die Zuordnung der Objekte wird zwar durch die räumli- che Nähe von M 31 einerseits begünstigt (viele Objekte erscheinen wie bereits dargelegt deutlich flächig), jedoch macht Abb. 2: die Neigung zur Sichtlinie wie im Falle Der auffällige Kugelsternhaufen G 76 von M 31 (i = ~ 78 ) die Sache etwas sowie der Offene Sternhaufen C 107 schwieriger. Einige der „Kugelstern- bei 160facher Vergrößerung an haufen“ sind mittlerweile als Sterne, H II einem 50cm Teleskop. Regionen oder sogar als schwache Gesichtsfelddurchmesser 24' Hintergrundgalaxien klassifiziert worden. FACHGRUPPE > DEEP SKY 61

optimaler Kulmination sehen (Abb.4). Hubble 1 16,6 mag v Schwierig ist die Sichtung durch die Tatsache, daß sich der Kugelsternhaufen Hubble 2 15,6 mag v ebenfalls noch im „glow“ der Galaxie befindet. Dies wirkt stark kontrastmin- Hubble 3 14,9 mag v dernd, da sich das stellare Objekt schlecht gegen den hellen Hintergrund abhebt. Hubble 4 18,3 mag v

Hubble 5 16,0 mag v Kugelsternhaufen in NGC 147 und NGC 185 Hubble 6 17,9 mag v Weitere Galaxien der M 31 Gruppe sind Abb. 3: Hubble 7 17,3 mag v NGC 185 und NGC 147. Die Galaxien G 233 und sein schwächerer Nachbar selbst, welche ca. 7° nördlich von M 31 G 231. Eindruck bei 432facher Hubble 8 16,6 mag v im Sternbild Cassiopeia zu finden sind, Vergrößerung an einem 50cm können ebenfalls in kleinen Teleskopen Teleskop. sicher erkannt werden, was angesichts Felddurchmesser 9 Bogenminuten. Sehr weit (etwas mehr als 1 ) von NGC der Helligkeiten von 9, 2 mag (NGC 185) 205 entfernt befindet sich noch G 11 und 9, 5 mag (NGC 147) auch kein (16,8 mag v) der mittlerweile ebenfalls Problem sein sollte. Auch mit diesen So sind z. B. die Objekte G 85, G 137, G als Mitglied von NGC 205 angesehen Galaxien sind Kugelsternhaufen assozi- 270, G 324 und G 253 nun als H II wird. Nicht sicher ist die Zugehörigkeit iert. Diese Objekte bleiben allerdings Regionen eingestuft. Das Objekt G 145 von G 9, der 16,0 mag v hell ist und den größeren Optiken vorbehalten. In ist eine Seyfert- Galaxie, G 99 ebenfalls ebenfalls sich weit außerhalb der [13] findet man Aufsuchkarten für die eine Galaxie. G 100, G 289, G 325 schei- Galaxie NGC 205 befindet. Nun stellt Kugelsternhaufen in den Galaxien. nen nur einzelne Sterne zu sein. Es sind sich die Frage, welche der Kugelstern- Bereits bei der Entdeckung von NGC 147 in [10] insgesamt 59 Objekte aufgeführt, haufen sind mit Amateurinstrumenten zu durch Baade im Jahre 1944 [14], wurden die mittlerweile neu zugeordnet wurden. beobachten? Als visuell relativ einfach zwei Kugelsternhaufen von dem Eine aktuelle Gesamtaufstellung ver- zugänglich gilt der Kugelsternhaufen Forscher entdeckt. Weiterhin erwähnte schiedenster Daten zu den Kugelstern- Hubble 3 (G 73 im Hodge-Atlas) mit „ver- Baade ein sternähnliches Gebilde nahe haufen und Auflistung weiterer Nicht- lockenden“ 14,9 mag v. Auch hier könn- der Mitte der Galaxie. Dieses Gebilde Kugelsternhaufen (gut 200 Objekte) in M te man mit 20- 25 cm Öffnung schon sollte sich später als Kugelsternhaufen 31 gibt [11]. Wie wir später im Text sehen Erfolg haben. In größeren Geräten ist Hodge 1 entpuppen, nachdem Paul werden, ist die zweifelsfreie Zuordnung dieses Objekt natürlich leicht zu erken- Hodge im Jahre 1976 auf hochaufgelö- der Sternhaufen als Kugelsternhaufen nen. In meinem 50cm Teleskop zeigte sten Fotografien des Mt. Palomar 5m bei den weit entfernten Galaxien sehr sich Hubble 3 schon bei 214fach direkt Teleskops Einzelsterne in diesem (und in kompliziert und nicht immer möglich. ohne Schwierigkeiten als stellares Objekt. den anderen von Baade zuvor entdeck- Der Kugelsternhaufen befindet sich gut 10 ten Kugelsternhaufen) erkennen konnte Bogenminuten vom Galaxienkern, außer- [15]. Somit war sicher, daß es sich bei Kugelsternhaufen in NGC 205 halb des Leuchtens der Galaxie, entfernt. dem sternähnlichen Gebilde nicht, wie Neben Hubble 3 erscheint angesichts der zuvor vermutet, um das Galaxien- Verlassen wir nun die große Spirale und Helligkeit von 16,0 mag Hubble 5 als zentrum handeln kann (zumal ist das gehen zu NGC 205 (M 110). Diese gutes Ziel, jedoch befindet er sich in Objekt etwa 15 Bogensekunden vom Galaxie, welche neben neun anderen Kernnähe der Galaxie und ist damit recht Zentrum der Galaxie entfernt). Bei die- Galaxien zur M 31- Gruppe gehört, ist ja schwierig zu erfassen. Dieses Objekt sen Untersuchungen fand Hodge sogar bereits bei einem flüchtigen Blick mit konnte von mir nach ersten Versuchen einen schwachen vierten Kugel- kleinen Teleskopen oder mittels nicht gesehen werden. Mehr Glück hatte Feldstecher an der Nordseite der großen ich bei Hubble 2 (G 63), den man im Spirale zu finden. Im Gegensatz zu M 32 südöstlichen Teil der Galaxie findet. Mit sind auch in diesem „Satelliten“ Kugel- Vergrößerungen ab 324fach (besser mit sternhaufen gefunden worden. Diese 432fach) konnte ich bei einer stellaren sind sogar zum Teil dem Sternfreund Grenzgröße in And bei ~6,1mag (obwohl visuell zugänglich. In [12] sind acht bei solchen Beobachtungen eher das Kugelsternhaufen gelistet, die mit NGC Seeing entscheidet!) diesen Kugel stern- 205 assoziiert sind (bis hinunter zu 18,5 haufen nur indirekt (-50% der Zeit) bei mag v) und die als recht alte Objekte gelten (außer Hubble 5). Nach [12] ergibt Abb. 4: sich für Kugelsternhaufen in NGC 205 NGC 205 mit G 63 in einem 50cm folgende Aufstellung (die Helligkeiten Teleskop bei 324facher Vergrößerung. sind nach [11] korrigiert): Felddurchmesser 12 Bogenminuten. 62 FACHGRUPPE > DEEP SKY

sternhaufen. In [12] sind visuelle 3,05m Teleskop des Lick Observa- Helligkeiten der Kugelsternhaufen toriums) in NGC 185 fünf Kugelstern- Hodge 1 und Hodge 3 gegeben. Sie sind haufen im Appendix ihrer Arbeit incl. allerdings nur 17 bzw. 17,7 mag v hell Koordinaten katalogisiert worden [13]. In und allein deshalb schwer visuell zu [12] finden man eine Aufstellung nebst erhaschen. Größte Chancen hätte man Helligkeitsangabe: unter guten Bedingungen vermutlich bei Hodge 3, der am Südrand der Galaxie zu FJJ 1 18,4 mag V finden ist und mit 17,0 mag v größeren FJJ 2 19,7 mag V Amateurteleskopen (>45cm) zugänglich FJJ 3 16,8 mag V sein könnte. Kaum eine Chance dagegen FJJ 4 19,0 mag V Sternbild Giraffe, die etwa 200 kpc von besteht bei dem bereits erwähnten FJJ 5 16,7 mag V IC 342 entfernt ist. NGC 1569 ist ca. 11 Hodge 1, der sich nur wenige Bogen- mag v hell und 2,9' x 1,5' groß. In einer sekunden nördlich des Galaxien- Ein Blick auf die Helligkeiten zeigt auch so scheinbar kleinen Galaxie, die bisher zentrums im hellsten Bereich befindet hier wieder, daß die Sichtung nur an vorgestellten Galaxien waren allesamt (Abb. 5). Ein Blick auf die Karte in [13] größeren Teleskopen visuell möglich ist. recht großflächige Objekte, würde man läßt nicht auf eine Beobachtungs- Für die Kugelsternhaufen gibt ebenfalls eigentlich keine mit Amateurfernrohren möglichkeit der anderen Kugelsternhau- [13] eine brauchbare Aufsuchkarte. Dort beobachtbaren Kugelsternhaufen vermu- fen mit Teleskopen bis 50 cm schließen. wird schnell ersichtlich, daß die Kugel - ten. Das es doch möglich ist solche sternhaufen nicht, wie im Falle von NGC Objekte in NGC 1569 zu beobachten Etwas mehr Beobachtungserfolg ist bei 147, eng an der Galaxie stehen, sondern zeigt ein Artikel in [16]. NGC 185 zu erwarten. Hier waren vielmehr in einem Radius von 1,5 bis 3 In der ca. 15 Milliarden Jahre alten ursprünglich sechs Kugelsternhaufen Bogenminuten um die Galaxie verteilt Galaxie NGC 1569 sind zwei außerge- bekannt. sind. Als Ausnahme gilt FJJ 3, der sich wöhnlich leuchtkräftige Sternhaufen Nach neueren Untersuchungen hat sich nur wenige Bogensekunden östlich, involviert, die ich gestützt durch [17] [19] herausgestellt, daß Hodge 2 eine nahe der Peripherie befindet. Dieses [20], als recht junge, im Entstehen Galaxie ist (16,5 mag v). So bleiben fünf Objekt wäre aber nach meiner begriffene Kugelsternhaufen (auch „blue Kugelsternhaufen übrig. Im Jahre 1977 Einschätzung trotzdem potentiell mit globulars“ genannt) hier als Beobach- haben die Forscher Ford, Jacoby und Teleskopen ab 45cm Öffnung beobacht- tungsobjekte nennen möchte. Deren Jenner (FJJ) der University of California bar. absolute Helligkeit liegt bei ca. -14 mag. nach Planetarischen Nebeln in NGC 147 Sie sind somit rund 2,5 mal heller als und NGC 185 gesucht und des weiteren Als positive Sichtung kann ich nur den Sternhaufen in M 31 oder unserer eige- Untersuchungen einer eventuellen gravi- hellsten Kugelsternhaufen, FJJ 5, vorwei- nen Galaxie. Diese Objekte wurden im tativen Bindung dieser beiden Systeme sen. Die Beobachtung wurde allerdings Jahre 1971 von H.D. Ables entdeckt (lei- durchgeführt. Im Rahmen dieser bei unterdurchschnittlichen Bedin- der stand mir dieses Werk bei der Untersuchungen fanden sie jeweils fünf gungen durchgeführt, womit das sehr Vorbereitung zu diesem Bericht nicht zur PNs in den Galaxien und sozusagen als magere Ergebnis wohl erklärt werden Verfügung weshalb ich keine weiteren „Nebenprodukt“ sind bei der Durch- kann. Unter einem ~6 mag Himmel und Angaben zur Entdeckung machen kann). musterung von fotografischen Platten nicht ganz zufriedenstellendem Seeing Die Objekte sind als NGC 1569 A und der beiden Galaxien (gewonnen am konnte ich dieses Objekt bei 1569 B gelistet. Vergrößerungen von 432fach und 644fach nur zeitweise (-50% der Zeit) als schwaches Sternchen ca. drei Bogenminuten nordöstlich von NGC 185 bei konzentrierter Beobachtung erken- nen. Der Kugelsternhaufen bildet ein gleichseitiges Dreieck mit zwei ~16mag Sternen. Finnische Beobachter haben bessere Beobachtungsergebnisse mit einem 63,5 cm Teleskop bei 430fach erzielt. Hier waren die Beobachtungsbeding- ungen allerdings besser (fst +6,3 mag). Von einem der Beobachter ist auch eine unsichere Sichtung von FJJ 3 vermerkt.

Abb. 5: Abb. 6: NGC 147 auf einer POSS 1 Aufnahme Kugelsternhaufen in NGC 1569 Der Kugelsternhaufen FJJ 5 bei mit Markierungen der Kugelstern- 642facher Vergrößerung an einem haufen. Felddurchmesser 15 Zur IC 342 Gruppe gehört die Galaxie 50cm Teleskop. Felddurchmesser Bogenminuten NGC 1569 (VII Zw 16 oder Arp 210) im 6 Bogenminuten FACHGRUPPE > DEEP SKY 63

NGC 1569 ist aufgrund ihrer starken tungsbedingungen und höherer bekannte Problematik der genauen Sternentstehungsaktivitäten in der Vergrößerung sollte die direkte Sichtung Abgrenzung oder Unterscheidung zu Vergangenheit recht ungewöhnlich, da beider Komponenten mit einem 50cm Hintergrundgalaxien bzw. Offenen man bei anderen irregulären Galaxien Teleskop möglich sein. Ebenso wage ich Sternhaufen ein. Nach weiteren Spektral- diese enormen Aktivitäten selten findet. die Vermutung, daß die hellere Kompo- untersuchungen konnten einige der ver- Interessant für die Profiastronomen ist nente unter guten Bedingungen bereits dächtigen Objekte recht sicher als die relative räumliche Nähe der Galaxie mit 40 cm Öffnung erkennbar ist. Offene Sternhaufen und nicht wie ver- die sich etwa in 2,2 Mpc (+/- 0,6) mutet als Kugelsternhaufen klassifiziert Entfernung von uns befindet [17]. Die Kugelsternhaufen in NGC 2403 werden. Weiterhin ist das Objekt F 21 Entstehung dieser Supersternhaufen A (18,66 mag v) aufgrund seiner starken und B vor etwa 10 Milliarden Jahren Zur M 81 Gruppe wird die bekannte, Rötung sicher als Galaxie erkannt wor- datiert das aktivste Stadium der schon in kleinen Optiken sichtbare NGC den. Da keine genaueren Hinweise onli- Starburst- Galaxie. Zwar sind auch nach 2403 (Cam) gezählt. Auch hier sind ne verfügbar waren, kann ich hier nur dieser Zeit noch Sternentstehungs- Kugelsternhaufen visuell zu beobachten. eine Aufstellung der Helligkeiten dieser prozesse in der Galaxie zu beobachten, Allerdings werden sich nur Besitzer Objekte geben, die vermutlich zu den doch geschieht dies vornehmlich in der größerer Teleskope (ab 50cm), das gilt Kugelsternhaufen zählen. prominentesten H II Region westlich in diesem Fall besonders, erfolgreich der Haufens. Diese Prozesse sind jedoch herantasten können. Eine visuelle C 4 18,01 mag v weit weniger spektakulär. Einen ähnli- Beobachtung dieser recht schwachen, chen, allerdings noch helleren meines Wissens in Amateurkreisen bis- F 6 17,86 mag v Supercluster findet man in der Galaxie her noch nicht gezielt beobachteten NGC 1705 (1705- 1) im Sternbild Pictor, Kugelsternhaufen ist sicherlich eine F 28 18,03 mag v der aber von nördlichen Gefilden unbe- absolute Herausforderung und konnte obachtbar bleibt. In Spiralgalaxien hat von mir auch noch nicht erfolgreich Bei dem Objekt C 4 handelt es sicher um man derartige leuchtkräftige Stern- durchgeführt werden. Den Hinweis über einen Kugelsternhaufen, da in [22] haufen bisher noch nicht beobachtet eine eventuelle Beobachtungsmöglich- genaue photometrische Messungen prä- [17]. Doch nun zu den visuellen keit gab mir der Artikel „Observing the sentiert werden, die darauf hinweisen. Beobachtungsmöglichkeiten für Stern- M 81 local group of Galaxis“ [21], der in In der Literatur findet man zu den freunde. Hier die Helligkeiten dieser einem Satz nebenbei auf diese Kugelsternhaufen um NGC 2403 wenig ungewöhnlichen Objekte. Kugelsternhaufen verweist. In [22] wer- Material da diese Objekte noch nicht den 20 Objekte in dieser Galaxie näher ausreichend untersucht wurden. NGC 1569 A 14,8 mag v untersucht die als Kugelsternhaufen in Frage kommen könnten. Diese Kugelsternhaufen in WLM System NGC 1569 B 15,5 mag v Untersuchungen basieren auf fotografi- schen Aufnahmen (B und V) die mit dem Weniger bekannt ist, daß im WLM- Die scheinbaren Helligkeiten der Kompo- 152cm Teleskop der Sternwarte Loiano System (Cetus) ebenfalls ein Kugelstern- nenten suggerieren Beobachtungsmög- (Italien) entstanden. Die Forscher unter- haufen visuell zu beobachten ist. Das lichkeiten mit mittelgroßen Amateur- suchten, bzw. selektierten auf ihren Wolf-Lundmark-Melotte System ist eine optiken (~25cm). Aber auch hier stehen Fotografien Objekte heller als 20 mag v Galaxie unserer Lokalen Gruppe (ca. 930 die Kugelsternhaufen nahe des hellsten in einem bestimmten Feld um die kpc entfernt) Dies wurde bereits Ende Bereiches der Galaxie. Dieser befindet Galaxie. Dabei stellte sich die bereits der sechziger Jahre erkannt. Erstmalig sich nicht genau in der Mitte, sondern erwähnt ist dieses Objekt von M. Wolf in vielmehr im westlichen Drittel von NGC [24] nachdem er die Galaxie auf fotogra- 1569. Somit wird auch hier die Sichtung fischen Platten, welche im Frühjahr 1909 erheblich erschwert. Mir sind neben mei- von Lorenz mit einer 15cm Kamera ner eigenen Sichtung zwei weitere visu- gemacht wurden, entdeckt hatte. Die elle Beobachtungen bekannt, die mit Forscher Melotte und Lundmark haben, einem 45cm und 60cm Teleskop wenn auch einige Jahre später (1926), gemacht wurden. Mit 45cm war aller- ebenfalls diese Galaxie auf fotografi- dings nur die hellere Komponente sicher schen Aufnahmen gesehen. Lundmark zu sehen. Im 60cm Teleskop wurden erwähnt übrigens schon damals die beide Komponenten direkt gesichtet. Ich Ähnlichkeit des WLM Systems mit NGC empfand die simultane Sichtung beider 6822. Das WLM System kann vom Komponenten als recht anspruchsvoll. Amateur schon mit 20 cm Öffnung 1569 B konnte ich nur indirekt (+ 50% gesichtet werden [23]. Die scheinbare der Zeit) bei 432facher Vergrößerung visuelle Flächenhelligkeit dieses Objekts wahrnehmen. Beide Objekte stellen sich Abb. 7: liegt bei ca. 14,9 mag. Dies resultiert aus als ostwest- elongiertes Sternpaar dar NGC 1569 A/B mit einem 50cm der scheinbaren Größe von 10,2 zu 4,2 (Abb. 7). Die Beobachtung machte ich Teleskop bei 432facher Vergrößerung. Bogenminuten und einer visuellen unter einem 6,1 mag Himmel im Gesichtsfelddurchmesser 9' Helligkeit von 11,0 mag. Als gesichert gilt „Zielgebiet“. Unter besseren Beobach- die Existenz eines Kugelsternhaufens in 64 FACHGRUPPE > DEEP SKY

dieser Galaxie. Dieser (WLM- 1) ist mit 16,1 mag v sicherlich mit Amateur- equipment zu beobachten. Einen Hinweis und zugleich eine Aufsuchkarte findet man in [25]. Der Kugelsternhaufen wurde von Humason im Jahre 1956 [26] durch spektrale Messungen erstmalig als solcher identifiziert. Die Helligkeit dieses Kugelsternhaufens ist neben der ermit- telten Magnitude der hellsten Einzel- sterne in WLM (~18 mag b) sowie Geschwindigkeitsmessungen der Galaxie ein Hinweis auf deren räumlicher Nähe. Eigene Beobachtungen dieser Galaxie kann ich leider nicht vorweisen, doch es gibt verläßliche Sichtungen amerikani- scher Beobachter. Unter einem ~6mag Himmel in der Region um WLM konnte der Kugelsternhaufen eindeutig in einem 45cm Teleskop bei etwa 320facher Vergrößerung erkannt werden. Ein Stern mit ca. 14,5 mag v steht nördlich des Kugelsternhaufens. Dieser dürfte als Orientierungspunkt dienen. Weitere Kugelsternhaufen sind in WLM nicht bekannt. Dies gilt übrigens auch für die Abb. 8: bereits erwähnte NGC 6822 (Barnard’s NGC 2403 mit F6 und F 28 sowie C 4 auf einer POSS 1 Aufnahme. Galaxie), in der auch nur ein Kugel- Kartenausschnitt ca. 1. sternhaufen entdeckt wurde. Als

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Literaturempfehlung möchte ich noch 205 (1988) [27] nennen, da hier auch noch mal die [13] Ford H.C., Jacoby, G. and Jenner D. C.; Ap J Problematik bei der Identifizierung der 213, 18-26: Planetary nebulae in local group Kugelsternhaufen bzw. der Unter- galaxies (1977) scheidung zu Offenen Sternhaufen [14] Baade, W.; Ap J 100, 147: NGC 147 and NGC behandelt wird. 185, two new members of the local group of galaxis (1944) [15] Hodge, Paul W. ; A J, 81, 25: The structure of Zusammenfassung NGC 147 (1976) [16] Bohle, Jens; Jakiel, Richard und Vlieghe, Die hier gezeigten Beispiele sind eine Pieter; MAGELLAN # 5: NGC 1569 A/ B- zwei persönliche Auswahl all jener Galaxien, Supercluster in denen extragalaktische Kugelstern- [17] Greve, A., Becker, R., Johansson, L. E. B. and haufen für den versierten Sternfreund Abb. 9: Das Objekt D, der MC Keith, C.D.; A & A, 312, 391: NGC 1569- mit Zugang zu größerem optischen Gerät Kugelsternhaufen, ist auf dieser POSS The molecular and ionized gas near the visuell zu beobachten sind. Ergänzend 2 Aufnahme markiert. Der markierte superluminous star clusters NGC 1569 A/ B möchte ich hier noch weitere Galaxien Stern ist etwa 14,5 mag v hell. Eben- (1996) kurz erwähnen, in denen solche Objekte falls sind die hellsten Einzelsterne der [18] Waller, H.; Ap J, 370, 144: Relics of an erupti- beobachtbar sind. Recht einfach und als Galaxie bereits erkennbar. Karten- ve starburst in NGC 1569 (1991) Einstieg in diese Materie dürfte das ausschnitt etwa 15 Bogenminuten. [19] Sternberg, Amiel, Ap J 506, 724: The Initial Kugelsternhaufensystem des Fornax Mass Functions in the Super-Star Clusters Dwarfs sein (insgesamt fünf Mitglieder), NGC 1569A and NGC 1705-1 (1998) dessen hellstes Mitglied sogar eine NGC [20] J. Franco, R. Terlevich, & G. Tenorio- Nummer trägt (NGC 1049) und 12,9 mag haben wir heute Zugang zu einer unge- Tagle.Rev. Mexicana Astron. Astrofis. Conf., v hell und 0,4 Bogenminuten groß ist. heuren Vielfalt an Informationsquellen 6, 5 (1996): Proceedings of Starburst Activity Dieser Kugelsternhaufen ist einfacher zu für die Realisierung eigener, individuel- in Galaxies. sichten als die Galaxie selbst! Des wei- ler visueller Beobachtungsprojekte. http://nedwww.ipac.caltech.edu/level5/LHo2/fr teren sind auch in M 33 Kugelstern- Somit ist der Weg für immer neue, unge- ames.html haufen beobachtbar, die aber schon wie- wöhnliche Beobachtungen geebnet und [21] Polakis, Tom; Deep sky magazine: Observing der größeres Equipment erfordern. Nach die Möglichkeit die ausgetreten Pfade the local group of galaxies [28] sind dort 27 vermutliche Kugel- zu verlassen m. E. einfacher denn je. [22] Battistini et al., A & A 130, 162 : Globular sternhaufen gezählt worden wovon acht cluster candidates in the NGC als sicher gelten. Die Helligkeiten dieser 2403 (1984) Objekte bewegen sich größtenteils im Literaturhinweise [23] Veit, Klaus; interstellarum 5: Galaxien der Bereich von ~17 bis ~ 18 mag. [1] Hubble, Edwin; ApJ 76, 44: Nebulous Objects in Lokalen Gruppe Teil II Als Ausnahme gilt der Kugelsternhaufen M 31 provisionally identified as globular [24] Wolf, M.; Astronomische Nachrichten 183, C 39 der mit 15,9 mag v schon in 30cm clusters (1932) 187, (1909) Teleskopen sichtbar wäre und in größe- [2] Skiff, Brian; Deep Sky Magazine # 8: All about [25] Sandage, A., Carlson, G.; A J 90, 9: The ren Teleskopen bereits flächig erscheint M 31 brightest stars in nearby galaxies VI, ( ~ 2''). Summa summarum hat man [3] Higgins, David; Deep Sky Magazine # 32: The Cepheids and the brightest stars in WLM. heute bisher in 60 Galaxien M 31 globular system [26] Humason, M. L., Mayall, N. U., Sandage, A.; Kugelsternhaufen entdeckt. Die [4] Büchner, Michael und Niebling, Frank; Sternzeit A J 61, 97:Redshifts and magnitudes of extra- Schwierigkeit der klaren Identifikation 2 /93: Kugelsternhaufen in M 31 galactic nebulae als Kugelsternhaufen liegt, insbesondere [5] Veit, Klaus; interstellarum 1: Kugelsternhaufen [27] Hodge, P., PASP 100, 568: Star clusters in bei den entfernteren Galaxien, in der in M 31 galaxies, 1988 Verwechslungsgefahr mit offenen [6 Veit, Klaus; interstellarum 12: G1 visuell [28] Christian, C. A., Schommer, R. A.; A J 95, Sternhaufen. Im Text habe ich auf solche [7] Stoyan, Ronald C.; interstellarum 9: Galaxien 704: BVI photometry of star clusters in M 33 Fehlidentifikationen hingewiesen. Sehr der Lokalen Gruppe Teil III [29] Harris, W.E., Annu. Rev. Astron. Astrophys.. grundlegend informiert [29] über extra- [8] Hodge, Paul W.: Atlas of the Andromeda 29, 543-79: Globular cluster systems in gala- galaktische Kugelsternhaufen. Dieser Galaxy/ University of Washington Press 1980 xies beyond the local group (1991) Artikel ist auch unter [30] online verfüg- [9] Nasa Extragalactic Database, Level 5. [30] http://nedwww.ipac.caltech.edu/level5/ bar und beinhaltet eine Zusammen- http://nedwww.ipac.caltech.edu/level5/ANDRO- Harris/Harris_contents.html fassung bisheriger Erkenntnisse zu die- MEDA_Atlas/frames.html ser Thematik. Die gezeigten Beispiele [10] Crampton, D., Cowley, A. P., Schade, D., & sind in den meisten Fällen, wie ich Chayer, P.; ApJ 288, 494-513: The M 31 globu- bereits mehrfach erwähnte, nur lar cluster system (1985) Sternfreunden mit größeren Teleskopen [11] http://cfa-www.harvard.edu/~pbarmby/m31gc/ visuell zugänglich. Da aber der Trend zu m31gc.html großen Teleskopen eindeutig zunimmt, [12] Da Costa, G. S. and Mould J. R.; ApJ, 334, schieben sich die Grenzen des „visuell 159-174: The globular clusters of the Dwarfs Machbaren“ immer weiter hinaus. Auch elliptical galaxies NGC 147/NGC 185 and NGC 66 FACHGRUPPE > KOMETEN

Tips für den Kometenbeobachter

In der englischen Zeitschrift "The Astronomer" erschien in der Ausgabe vom Januar 1997 ein lesenswerter Artikel von Don Machholz, in dem er über seine Suche nach neuen Kometen berichtete. Jeden Kometenbeobachter sollte es interessieren, wie es jemand auf 9 visuelle Entdeckungen gebracht hat. Ich fragte daher Don, ob er mit einer Übersetzung seines Artikels für das VdS-Journal einverstanden wäre. Er war einverstanden. Viel Spaß also bei der KOMETENJAGD.

von Don Machholz und Heinz Kerner

Der Anfang skop zu sehen. Ich wollte die Kometen- Zahl 69,25 Stunden im Mai 1976. Die jagd so intensiv wie möglich betreiben, Jahressummen liegen zwischen 189,75 Es war vor 22 Jahren als ich mich ent- aber andere Aktivitäten oder Menschen Stunden (1988) und 553,00 Stunden schloß, einer systematischen Kometen- nicht aus meinem Leben ausschließen, (1976) bei einem Mittelwert von 280 suche nachzugehen. Diese Entscheidung nur weil ich nach Kometen suchte. Stunden, was auch etwa meine gegen- kam an einem Wendepunkt in meinem wärtige Rate ist. Im August 1996 über- Leben. Ich hatte gerade meinen 3jähri- Den Rest des Dezembers 1974 verbrach- schritt ich die 6000-Stundenmarke. gen Militärdienst beendet, war nach te ich damit, ein Programm für meine Hause zurückgekehrt und suchte nach Kometensuche aufzustellen und unter Instrumente einem Projekt, bei dem ich mehr Zeit mit dem Nachthimmel zu üben. Ich teilte der Beobachtung des Himmels verbrin- meinen einsehbaren Himmel in 40 Kometenjäger sind sich darüber einig, gen würde. In dem vorangegangenen Sektionen, wobei dichte Abschnitte der daß das Instrument bei weitem nicht so Jahrzehnt hatte ich beträchtliche Zeit Milchstraße und galaxienreiche Gebiete wichtig ist, wie der Mensch der dahinter verbracht mit der Beobachtung der ausgeschlossen waren. (Es dauerte aber steht. Augen, Himmel und Instrument Planeten und von einem halben Dutzend weniger als ein Jahr, dann gab ich den bestimmen, was man sieht und der Kometen, fand alle Messier-Objekte in ganzen Himmel für die Suche frei.) Mein Kometenjäger sollte versuchen, alle drei einem Jahr (1969/70) und photographier- Instrument war ein 11cm f/5-Reflektor Dinge zu verbessern. Ich begann mit te den Himmel. Es hatte mir stets Freude mit 20facher Vergrößerung. einem 11cm f/5-Reflektor und 20facher bereitet, den Nachthimmel durch das Vergrößerung. Mit einem größeren Teleskop zu betrachten. Die Projekte, Zeitkontrolle Instrument würde ich schwächere die ich in Betracht zog, waren: Verän- Objekte sehen, überlegte ich, kaufte derliche Sterne, das Studium von Um meine Fortschritte bei der Kometen- einen 25cm f/3,8-Spiegel und baute ein Asteroiden und die Kometenjagd. jagd festzuhalten, war es eine wichtige Spiegelteleskop. Als ich es im Oktober Entscheidung, die Anzahl der Stunden 1975 einsetzte, war es eines der größten Die Kometenjagd gefiel mir am besten. zu zählen, die ich mit der Suche ver- Instrumente das für die Kometenjagd Außerdem wußte ich, daß nur sehr weni- brachte, anstatt die gefundenen Kome- verwendet wurde. Das hat sich inzwi- ge Amerikaner nach Kometen suchten, ten zu zählen. Man kann viel Zeit mit der schen geändert, da andere da die meisten visuellen Entdeckungen Kometenjagd verbringen und findet Kometenjäger größere Teleskope benut- im Ausland gemacht wurden. Nach keine, weil es da draußen keine zu fin- zen, mein 25cm-Reflektor ist aber immer James Muirden („The Amateur Astrono- den gibt oder weil sie von anderen ge- noch mein größtes Instrument. mer’s Handbook“) braucht der Kometen- funden werden. Diese Dinge kann man jäger durchschnittlich 300 Stunden, um nicht kontrollieren. Aber so hatte ich Im April 1983 kaufte ich zwei photogra- einen neuen Kometen zu finden. Dies eine Aussage darüber, wieviel Stunden phische Luftbildoptiken mit 91,4cm bestätigte sich, als ich in der Zeitschrift ich mit der Suche verbracht hatte. Da ich Brennweite und Öffnungsverhältnis f/8. „Eclipse“ ein Interview mit William ein zielorientierter Mensch bin, setzte Beide Objektive bestehen aus 5 Bradfield las. Dort sagte er, daß er für ich mir für jeden Monat eine bestimmte Elementen mit einer Frontlinse von seine erste Entdeckung 260 Stunden Stundenzahl als Ziel. Das hat mich durch 15,7cm Durchmesser. Daraus konstruier- und weitere 306 Stunden für seine zwei- 21 Jahre der Kometensuche geleitet. Ich te und baute ich ein Binokular. te Entdeckung brauchte. Meine Philo- zähle nur die Zeit, die ich tatsächlich Eingesetzt in eine Sperrholzbox bildet sophie entwickelte sich: Ich wollte durch das Teleskop schaue. Bei der jedes Objektiv einen Strahlengang mit systematisch nach Kometen suchen, Suche zähle ich auch Meteore und zwei Diagonalspiegeln und einer PVC- solange es mir Spaß machte. Machte es künstliche Erdsatelliten und bekomme Röhre, in der das Okular steckt. Die keinen Spaß mehr, konnte ich die so genaue Stundenraten dieser Objekte. Baukosten für das Instrument betrugen Kometenjagd aufgeben und mich etwas keine $ 400 und ich habe es seitdem für anderem zuwenden, der einzige Die geringste Stundenzahl, die ich in mehr als die Hälfte meiner Kometenjagd „Verlust“ wäre die Zeit gewesen, die ich einem Monat erreichte, waren 4,50 genutzt. Der Kontrast ist gut und bei damit verbracht hatte, durch das Tele- Stunden im Januar 1986. Die höchste mäßiger Lichtverschmutzung ist es so FACHGRUPPE > KOMETEN 67

gut wie der 25cm-Spiegel (bei einem Bericht von Edgar Everhart („The 1985e, 1986e, 1992k und 1994o unter dunklen Himmel ist der Spiegel besser) Astronomical Journal“, August 1967) diesen Bedingungen. Ein Grund für die und ich kann beidäugig die Schwenks zeigt, daß der Morgenhimmel mehr Entdeckung von einigen meiner schneller ausführen als bei einäugigem Kometen produzieren sollte als der Kometen ist sicherlich der Umstand, daß Sehen. Es ist montiert auf einer großen Abendhimmel. Darum habe ich mehr Zeit ich große Teile des Himmels mehrfach azimutalen Säulenmontierung. am Morgenhimmel verbracht und alle absuche. Der 25cm-Reflektor hat auch einige meine Entdeckungen waren am Morgen- Es gab eine Zeit als ich nur am Veränderungen erfahren. 1981 überarbei- himmel. Morgenhimmel suchte. Das waren die tete ich den Tubus, entfernte den Ich plane die Beobachtungen nach dem ersten 18 Monate nach meiner Heirat Okularauszug und baute einen Rohr- Mond. Ich beginne am Abendhimmel (1979), als ich alle Beobachtungen am flansch in die Tubuswand ein. Dadurch etwa 3 Tage nach Vollmond und suche Abend einstellte, um die Zeit zu Hause kam das Okular näher an den Fang- bis etwa 6 Stunden in Rektaszension mit meiner Frau verbringen zu können. spiegel heran und so konnte ich seine von der Sonne. Wenn im weiteren Größe von 3,14“ auf 2,14“ verkleinern. Ich Verlauf der Woche das Wetter gut ist Die Prozedur habe einige selbstgebaute Okulare an und ich Zeit habe, kann ich anfangen, diesem Instrument verwendet, doch zur den Osthimmel vor Mondaufgang abzu- Ob ich nun mit dem azimutal montierten Zeit benutze ich ein handelsübliches decken. Beträgt die Helligkeit des Binokular oder dem parallaktisch mon- 32mm-Erfle mit einer Negativlinse am abnehmenden Mondes 40% oder weni- tierten 25cm-Reflektor suche, die teleskopseitigen Ende der Steckhülse. ger der Vollmondhelligkeit, beginne ich Schwenks gehen immer nur in eine Diese Negativlinse verlängert die Brenn- die Suche am Morgenhimmel. Unter Richtung. Dadurch wird verhindert, daß weite des Hauptspiegels und erhöht guten atmosphärischen Bedingungen ist an den Enden der Schwenks Teile des damit Vergrösserung, Kontrast und die bei dieser Mondhelligkeit der Verlust in Himmels ausgelassen werden. Mit einer Bildschärfe am Gesichtsfeldrand. der Grenzsternhelligkeit nur eine Nachführung, bei der Suche in der Nähe Aus einer weiteren photographischen Größenklasse, wenn der Mond einigen des Himmelspols oder in Richtung Luftbildoptik baute ich 1982 einen 12cm- Abstand von meinem Suchgebiet hat. Süden sind Schwenks in beide Rich- Refraktor. Ein Okularrevolver ermöglicht Unter solchen Bedingungen fand ich tungen akzeptabel. Mit einer azimutalen es mir, verschiedene Okulare auszu- 1988j. Montierung suche ich in horizontaler wählen. Meistens benutze ich aber eine Nachdem ich einen Großteil des Richtung, in eine Richtung schwenkend. 20fache Vergrößerung und sehe selten Morgenhimmels abgedeckt habe, bis zu Dann wird das Instrument zum Aus- schwächere Objekte als die Messier- 8 Stunden in Rektaszension von der gangsazimutpunkt zurückgeschlagen Objekte. Dennoch gelang mit diesem Sonne, durchsuche ich diese Gebiete bevor es angehoben (Westhimmel) oder Instrument die Entdeckung des Kometen einige Tage später erneut. Zwar werden abgesenkt (Osthimmel) wird. Ein Tanaka-Machholz (1992d). andere Kometenjäger hier schon Schwenk kann bis zu 90° lang sein, gesucht haben, doch ein Komet mit durchschnittlich aber 45°- 60°. Mit der Morgen- und Abendhimmel einem Helligkeitsausbruch oder einfach parallaktischen Montierung schwenke ein übersehener Komet aufgrund der ich längs der gleichen Rektaszension 73% meiner Kometenjagd findet in den Nähe zum abnehmenden Mond könnte zwischen 30° und 40° in Deklination. Stunden nach Mitternacht statt. Der dann entdeckt werden. Ich fand 1978l, Der Versatz in Rektaszension wird an

Komet Entdeckung Rek.(2000) Instrument Stunden Elongation Helligkeit Bezeichn. Perihel Dek.(2000) Ort Sitzung Perih. Entf. Exzentrität 1978l 12.09.1978 06h41m 25cm Refl 36x 1700,0 72° 10,7m 1978XIII 13.08.1978 -18,5° Loma Prieta 691 1,772 AE 1,0004 1985e 27.05.1985 00h52m 25cm Refl 32x 1742,3 49° 9,3m 1985VIII 28.06.1985 +15,3° Big Bear 694 0,106 AE 1 1986e 12.05.1986 00h44m 27x120 Bino 173,5 39° 10,3m 1986VIII 23.04.1986 +38,9° Loma Prieta 86 0,127 AE 0,9580 1988j 06.08.1988 04h57m 27x120 Bino 475,5 67° 8,6m 1988XV 17.09.1988 +00,6° Loma Prieta 225 0,165 AE 1 1992d 31.03.1992 22h09m 12cm Refr 21x 760,3 47° 9,4m 1992X 22.04.1992 +18,7° Colfax 366 1,261 AE 0,9960 1992k 02.07.1992 04h44m 27x120 Bino 61,0 30° 9,2m 1992XVII 10.07.1992 +36,9° Colfax 40 0,819 AE 1 1994m 06.07.1994 03h55m 27x120 Bino 575,8 55° 9,5m 1994XX 12.07.1994 +70,2° Colfax 337 1,140 AE 1 1994o 13.08.1994 04h13m 25cm Refl 36x 46,5 72° 9,5m 1994XXVI 18.09.1994 +62,6° Colfax 21 0,753 0,7501 1994r 08.10.1994 08h42m 25cm Refl 36x 55,3 80° 11,5m 1994XXVII 02.10.1994 +55,4° Colfax 34 1,845 AE 0,9995 Tab. 1: Kometenentdeckungen bis 1994 68 FACHGRUPPE > KOMETEN

dem Ende des Schwenks gemacht, das spielte auch eine Rolle, einen weniger sierte) oder weil sie kurz vor der dem Äquator am nächsten ist, sonst dicht besiedelten Ort mit dunklem Entdeckung durch andere heller gewor- werden hier Gebiete des Himmels aus- Himmel zu finden. Unser Haus wurde im den waren. gelassen. September 1991 gebaut, doch es dauer- Zwei meiner ersten 4 Kometen haben Ein Schwenk dauert 2-4 Minuten. Ich te noch zwei Jahre, bis ich auf unserem sich offensichtlich aufgelöst nachdem halte das Instrument in konstanter Grundstück ein Observatorium errichte- sie die Sonne umrundeten. Mein erster Bewegung. Ist die Bewegung zu schnell, te, in dem meine Instrumente für die Komet hat eine Hyperbelbahn und wird werden Dinge übersehen, ist sie lang- Kometenjagd untergebracht sind. daher nie mehr zurückkehren. Auf der sam, kostet das zu viel Zeit. Wenn ich anderen Seite kehrt Machholz 1 alle 5,24 mit dem 25cm-Reflektor hoch am Himmel Ein Kometenjahrzehnt Jahre zurück und kommt der Sonne suche, stoße ich auf alle nebligen näher als alle bekannten periodischen Objekte des Atlas Of The Heavens (Gala- Anfang der 80ger Jahre versuchte ich Kometen. Drei meiner Kometen, 1985e, xien bis 13m), gelegentlich sogar darun- herauszufinden, ob Kometen immer 1988j und 1992k wurden nur über ein ter. Mit dem Binokular und bei der noch so entdeckt wurden wie in frühe- kurzes Bahnstück verfolgt und werden durchschnittlichen Suchhöhe von 25° ren Tagen der Astronomie. Ich unter- mit Parabelbahnen geführt. Wird einer finde ich alles was heller ist als 10,5m. nahm eine eigene Studie dieser davon irgendwann in der Zukunft Ich mache mir ausführliche Notizen dar- Kometen und konzentrierte mich zurückkehren, wenn etwas von ihm über, wo ich gesucht habe, wie lange es hauptsächlich auf visuelle Entdeckungen übrig geblieben sein sollte? dauerte und was ich gesehen habe. Die seit 1975, dem Beginn meiner eigenen Die Entdeckung des Kometen 1985e von Liste wird lang, wenn ich in der Jungfrau Kometensuche. Als das Material einen Big Bear aus werde ich nicht vergessen. oder Haar der Berenike suche. Diese Umfang von 100 Seiten erreichte, sah Laura und ich hatten eine schwierige Gebiete durchsuche ich genau so häufig ich, wie wertvoll diese Information für Zeit das SAO zu erreichen. Es waren wie jedes andere. andere sein müßte und beschloß, ein Ferien und die Telefone funktionierten Buch daraus zu machen. Es erschien nicht. Doch schließlich kamen wir durch. Beobachtungsorte 1985 im Selbstverlag mit dem Titel: „A Komet Tanaka-Machholz (1992d) wurde Decade Of Comets - A study of the 33 am 31. März 1992 entdeckt, einen Tag Meine ersten Bemühungen in der comets found by amateurs between bevor wir nach Los Angeles fahren woll- Kometenjagd machte ich im elterlichen 1975 and 1984“. Inzwischen ist es in ten, um unseren Sohn vom Flughafen Garten in Concord, Kalifornien. Ich einige Sprachen übersetzt worden und abzuholen. Am nächsten Morgen zu der wußte garnicht, wie sehr mich die war einigen erfolgreichen Kometen- Zeit, wenn ein neuer Komet normaler- Lichtverschmutzung behinderte, bis ich jägern eine hilfreiche Unterstützung. weise bestätigt wird, befanden wir uns es von einem dunkleren Ort aus pro- auf der Straße im Süden Kalforniens. Ich bierte. Von November 1975 bis Sep- Die Kometen hielt am Straßenrand an, um den tember 1991 war ich ein pendelnder Kometen zu bestätigen, doch es war Kometenjäger. Als ich noch in Concord Bis jetzt (September 1996) habe ich 9 bewölkt. Dann rief ich von einem wohnte, fuhr ich zur Beobachtung einige Kometen entdeckt. Außerdem entdeckte Schnellimbiß aus Dr. Marsden an und Meilen zum neu errichteten Concord ich unabhängig den periodischen erfuhr, daß die Entdeckung bestätigt Pavillon und einem Neubaugebiet in Kometen de Vico am 18. September und der Komet benannt worden war. Der dessen Nähe. Nach dem Umzug nach 1995. Während der meisten Jahre meiner Komet Machholz 2 war voller Überra- San Jose, Kalifornien im März 1976 Kometenjagd hatte ich einen Telex- oder schungen. Zuerst stellte sich heraus, testete ich einige Beobachtungsorte und Telegrammdienst über Kometenneuent- daß es sich um einen periodischen entschied mich dann für Loma Prieta. deckungen abonniert. 1994 begann ich, Kometen mit einer Umlaufzeit von 5,23 Hier am Rande der Straße und am einen alten IBM 286-PC mit Modem für Jahren handelte, dann der Helligkeits- Südhang des Berges in 1200m Höhe ver- die Kommunikation mit dem SAO zu ausbruch. Als nächstes wurden kleine brachte ich die nächsten 15 Jahre mit der nutzen. 1995 rüstete ich den PC auf. Kometen in seiner Nähe gefunden, was Kometensuche. Es kamen 4000 Stunden Ich fand auch einen Kometen, lange auf eine Kernteilung deutete. Und in 1800 Sitzungen zusammen, in denen nachdem er schon entdeckt war. Im schließlich gab es Gerüchte, daß er ich drei Kometen fand. November 1991 stieß ich am Morgen- eines Tages die Erde treffen könnte. Meinen zweiten Kometen fand ich von himmel auf den Kometen Shoemaker- Big Bear, Kalifornien aus, als ich die Levy 1991d und meldete es dem SAO. Schluß Riverside Telescope Maker’s Conference Innerhalb einiger Stunden riefen sie besuchte. Es geschah am Montag zurück und sagten, er sei schon früher Es macht mir noch immer Spaß, nach Morgen, den 27. Mai 1985, als fast alle im Jahr entdeckt worden. Er war auf den Kometen zu suchen und ich hoffe das schon gegangen waren. Morgenhimmel gewandert, etwas heller wird auch noch lange so bleiben. Ich geworden, war aber in den zurücklie- habe keine Ahnung, wieviele Kometen Im Oktober 1990 zogen wir nach Colfax, genden Monaten allgemein vernachlas- mir noch über den Weg laufen werden. Kalifornien. Der Hauptgrund war mit sigt worden. Ich bin auf fast ein Dutzend Auch wenn es keiner mehr sein sollte, einem Einkommen auszukommem (nicht Kometen gestoßen kurz nach der wird es mir Freude machen, nach ihnen so einfach), sodaß meine Frau zu Hause Entdeckung durch andere. Ich verpaßte zu suchen. Das Leben war bisher gut zu bleiben und sich um die Kinder küm- sie, weil sie für mich zu schwach waren mir, einschließlich meiner Kometenarbeit mern konnte. Neben weiteren Gründen (was meistens von Loma Prieta aus pas- und niemand ist dafür dankbarer als ich. FACHGRUPPE > KOMETEN 69

Komet C/1999 S4 (LINEAR) Nach den beeindruckenden Schauspielen der Kometen C/1996 B1 (Hyakutake) und C/1995 O1 (Hale-Bopp) bestehen durchaus Chancen, daß im Sommer 2000 ein weiterer Komet mit bloßem Auge sichtbar sein wird. von Maik Meyer

Am 27. September 1999 entdeckte das etwa 3m zu erreichen, nicht zu besitzen. Zeitpunkt der Entdeckung an bis Ende amerikanische Suchprojekt LINEAR Jedoch sind Kometen prinzipiell nicht März 2000, wenn der Komet in Konjun- (Lincoln Near Earth Asteroid Research) sehr verläßlich, was Helligkeitsvor- ktion mit der Sonne geht, wird er ab ein Objekt, welches eine für einen hersagen betrifft, so daß die vorausge- Ende Mai langsam über dem Nordost- Asteroiden ungewöhnliche Bewegung sagten Werte durchaus um Größenklas- horizont auftauchen und dabei eine aufwies. Darauf folgende Beobach- sen nach oben oder unten abweichen Helligkeit von etwa 9m aufweisen. Ab tungen weiterer Beobachter konnten können. Die bisherige Helligkeitsent- Mitte Juni sollten erste visuelle Beob- jedoch eine kleine Koma und einen kur- wicklung läßt darauf schließen, daß der achtungen bei Maximalhöhen von nur zen Schweif nachweisen, so daß es sich Komet sich doch nicht ganz so hell ent- 10° gelingen. Der Komet bewegt sich bei dem Objekt eindeutig um einen wickelt und Beobachtungen des Verhal- dabei vom Sternbild Dreieck durch Kometen handeln mußte. Die ersten tens der Staubproduktionsrate durch Andromeda, Perseus und Giraffe. Ende Bahnrechnungen für den zum Zeitpunkt das Lowell Observatory im Dezember Juni dürfte die Helligkeit des mittlerwei- der Entdeckung etwa 16m hellen 1999 (IAUC 7342) verglichen dieses mit le zirkumpolaren Kometen auf 6m ange- Kometen C/1999 S4 (LINEAR) zeigten, dem des Kometen C/1973 E1 (Kohoutek), stiegen sein und seine Höhe von mehr daß der Komet seine Sonnennähe erst der 1973 als Jahrhundertkomet ange- als 20° über den Horizont sollte ihn zu Ende Juli 2000 in relativ geringer kündigt wurde, dann jedoch die hoch- einem einfachen Objekt für Feldstecher- Entfernung zur Sonne von etwa 0,77 AE gesteckten Erwartungen nicht erfüllen beobachtungen machen. Am 14.07. durchlaufen würde. Anfang November konnte. Somit sollte man für sichere erreicht der Komet für mitteleuropäische gelangen dann bereits die ersten visu- Hinweise zur Helligkeitsentwicklung Beobachter mit etwa 35° maximale ellen Beobachtungen, die den Kometen (und auch für aktuelle Bahnelemente) Höhen über dem Horizont und am bei einer Helligkeit von etwa 14m,5 dieses Kometen auf aktuellere Quellen 18.07. seine höchste Deklination von zeigten. Im weiteren Verlauf stieg die zurückgreifen, wie sie z.B. die VdS- 65°. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Helligkeit nur gering an, so daß sich die Fachgruppe Kometen im Internet unter der Komet mit etwa 3m,5 schon nahe Helligkeitsschätzungen für den Kometen http://www.tu-chemnitz.de/~mmey/fgk/ seines Helligkeitsmaximums, welches bis Ende Januar im Bereich von 13m,5 - bereitstellt. Für die folgende Beschrei- um den 23.07. erwartet wird. Zufälliger- 14m,5 bewegten. bung der Sichtbarkeit des Kometen wird weise treffen in dieser Zeit auch der eine optimistische Variante der Hellig- Zeitpunkt des Perihels und der Zeit- Nimmt man die bisherige Helligkeits- keitsentwicklung verwendet, es sollte je- punkt der geringsten Erddistanz (0,37 entwicklung als Grundlage, so scheint doch davon ausgegangen werden, daß der AE am 22.07.) zusammen. In den darauf der Komet das nach den ersten Komet auch deutlich schwächer sein kann. folgenden Tagen bewegt sich der Komet Beobachtungen mögliche Potential, im durch die Sternbilder Großer Bär und Juli 2000 eine Maximalhelligkeit von Nach seiner ersten Sichtbarkeit vom Löwe rasant nach Süden, so daß er

Abb. 1 70 FACHGRUPPE > KOMETEN

bereits am 31.07. für die meisten Beob- achter entschwunden sein wird, dabei Abb. 2: immer noch eine Helligkeit von etwa 4m Dieser Ausschnitt der Abb. 10 auf aufweisend. Seite 28 zeigt den im Sommer 2000 Abb. 1 zeigt die Sichtbarkeitsver- hoffentlich zu einem Feldstecherobjekt hältnisse für mitteleuropäische Beob- heranreifenden Kometen C/LINEAR achter. Durch die kurzen Sommernächte 1999 S4. Noch ist er ein kleines, steigt der Komet nie sehr hoch über den unauffälliges Wölkchen der Horizont und insbesondere für nördlich 15. Größenklasse (November 1999). gelegene Beobachter wird der aufgehell- te nächtliche Sommerhimmel störend sein. In Tabelle 1 ist eine Ephemeride angegeben, die auch die für die Beobachtungsplanung praktischen opti- malen Beobachtungszeiten (d.h., die Zeiten zu denen der Komet bei nacht- dunklem Himmel am höchsten steht) angibt. Mitte Juli wird sich auch der Mond für kurze Zeit störend bemerkbar machen; jedoch ab etwa dem 22.07. ausreichend spät aufgehen. Die Schweifsichtbarkeit ist sehr viel schwieriger als die Helligkeit vorherzu- sagen. Sollte sich der Komet nach dem optimistischen Szenario entwickeln, ist eine visuelle Schweiflänge von 5° zu Zeitpunkt der Erdnähe am 22.07. durch- aus möglich.

Datum R.A. Dek. r delta mag R.A. Dek. Topt Hmax 2000.0 1950.0 J M D h m ° ‘ AE AE h m ° ‘ h m ° 2000 6 1 2 06 32 20 1,28 1,97 8,9 2 03 32 05 1 14 6 2000 6 4 2 08 32 57 1,24 1,89 8,6 2 05 32 43 1 06 7 2000 6 7 2 10 33 38 1,20 1,80 8,4 2 07 33 24 0 60 8 2000 6 10 2 12 34 23 1,16 1,71 8,1 2 09 34 09 0 54 9 2000 6 13 2 14 35 13 1,12 1,61 7,8 2 11 34 59 0 48 10 2000 6 16 2 16 36 10 1,08 1,52 7,6 2 13 35 56 0 45 12 2000 6 19 2 19 37 14 1,04 1,42 7,3 2 16 37 00 0 43 13 2000 6 22 2 22 38 28 1,01 1,31 6,9 2 19 38 14 0 43 15 2000 6 25 2 26 39 54 0,97 1,21 6,6 2 23 39 40 0 45 18 2000 6 28 2 31 41 36 0,94 1,10 6,3 2 27 41 23 0 50 20 2000 7 1 2 37 43 39 0,91 0,99 5,9 2 34 43 26 0 56 23 2000 7 4 2 46 46 11 0,88 0,88 5,5 2 43 45 58 1 03 26 2000 7 7 3 00 49 21 0,85 0,77 5,1 2 56 49 09 1 10 29 2000 7 10 3 21 53 21 0,83 0,66 4,6 3 18 53 10 1 18 32 2000 7 13 4 00 58 15 0,81 0,56 4,1 3 56 58 07 1 26 33 2000 7 16 5 14 63 20 0,79 0,47 3,7 5 09 63 17 1 35 32 2000 7 19 7 28 64 35 0,78 0,41 3,3 7 23 64 41 1 43 27 2000 7 22 9 44 55 58 0,77 0,37 3,1 9 41 56 12 22 21 23 2000 7 25 11 01 40 46 0,76 0,39 3,1 10 58 41 02 22 13 18 2000 7 28 11 41 26 12 0,76 0,44 3,4 11 38 26 29 22 05 12 2000 7 31 12 02 15 06 0,77 0,52 3,8 12 00 15 23 21 57 6 2000 8 3 12 15 7 12 0,78 0,62 4,2 12 13 7 29 21 48 2

Tab. 1: Ephemeride für Komet C/ 1999 S4 (LINEAR). Bahnelemente: T = 2000 - 07 - 26,1053, Länge des aufsteigenden Knotens = 83,1520°, Argument des Perihels = 151.0719°, Bahnneigung = 149,3607°, q = 0.763984 AE, e = 1.0; Erläuterungen zur Tabelle:

r = Abstand zur Sonne in AE, delta = Abstand zur Erde in AE, mag = Helligkeit in mag, Topt = optimale Beobachtungszeit in MEZ

(Sonne mindestens 16° unter dem Horizont), Hmax = Höhe am Himmel bei Topt Anzeige 1/1 S/ Farbe Fujinon 72 FACHGRUPPE > KOMETEN

Beobachtungsergebnisse der Kometen C/1999 H1 (Lee) und C/1999 J3 (LINEAR) von Andreas Kammerer (5.5.: 0,720 AE, 30.9.: 0,828 AE). Nachfolgend sollen die Beobachtungs- und Auswertungsergebnisse der Kometen Wurden im Mai 10 - 11‘ erreicht, so C/1999 H1 (Lee) und C/1999 J3 (LINEAR) gezeigt werden. Beide Kometen waren im waren es im Sep./Okt. 11 - 12‘. Der Spätsommer und Anfang Herbst 1999 leichte Feldstecherobjekte, was vom Kometen Komadurchmesser während des Perihels C/1999 J3 (LINEAR) nicht unbedingt zu erwarten war. Doch bevor wir uns diesen ergibt sich hiermit zu 3 - 4‘. Die Kometen näher zuwenden, sei zum besseren Verständnis einiger Größen eine kurze Schwankungen in den Sommer- Erläuterung eingeschoben. /Herbstmonaten sind nicht reell, sondern durch den störenden Einfluß des Das Helligkeitsverhalten eines Kometen berücksichtigt zudem 455 internationale Mondes auf die doch eher diffuse Koma bei seinem Lauf durch das innere Beobachtungen. verursacht. Die Koma selbst war meist Sonnensystem kann mit einer einfachen, deutlich kondensiert. Vor dem Perihel empirisch gefundenen Formel gut be- In Bezug auf die Helligkeitsentwicklung stieg der DC-Wert von anfangs DC 4 - 5 schrieben werden. Es ist verhielt er sich lehrbuchhaft, der auf DC 5 - 6 an. Dieser DC-Wert wurde Aktivitätsfaktor lag über die gesamte dann in den ersten vier Wochen nach

m = m0 + 5 log ⌬ + 2,5 n log r Sichtbarkeit hinweg nahezu bei n = 4, dem Perihel konstant eingehalten. die absolute Helligkeit erfreulicherweise Danach ging er langsam auf DC 2 - 3 mit m der scheinbaren Helligkeit in Ende Okt. zurück.

Größenklassen, m0 der absoluten Helligkeit des Kometen, jener Helligkeit, Visuell wurde vor dem Perihel die er bei einem Abstand von 1 AE von ein Gasschweif bis zu 0,5˚ (2 der Sonne und von der Erde hätte, Mill. km) Länge beobachtet. ⌬ (delta) der Entfernung des Kometen Nach dem Perihel war anfangs von der Erde in AE, n dem sogenannten ein zumindest fotografisch gut Aktivitätsfaktor als Maß für die erkennbarer Gasschweif aus- Eigenaktivität des Kometen und r dem zumachen, der aber rasch Abstand des Kometen von der Sonne in AE. Durchschnittliche Kometen weisen eine absolute Helligkeit von 5m bis 8m auf. Große Kometen haben absolute Helligkeiten von 1m und darüber (Hale- Abb. 1: Bopp -1m). Der Durchschnittswert für den Zeitlicher Verlauf der scheinbaren Aktivitätsfaktor liegt bei n = 4, bei sehr Helligkeit und des Komadurchmessers aktiven Kometen beträgt er 10 und mit der durchgezogenen Kurve als mehr. Graph der Funktion m = 6,5m + 5 log ⌬ + 10,7 log r. Auf der Zeitachse sind Nach der Entdeckung eines neuen der Zeitpunkt des Perihels und die

Kometen sind m0 und n zunächst nur Vollmondzeiten markiert. ungenügend genau bekannt. Entspre- chend unsicher ist dann eine etwas über dem Durchschnitt: Helligkeitsprognose, die nach eben der m = 6,5m + 5 log ⌬ + 10,7 log r. Damit gleichen Formel berechnet wird. Sind erreichte Komet Lee eine maximale dagegen über die Dauer der Sichtbarkeit (wenn auch unbeobachtbare) Helligkeit viele Helligkeitsschätzungen zusammen- von 6,0m. Die beobachtbare Maximal- m getragen worden, können m0 und n helligkeit Ende Juli betrug 6,5 . abgeleitet werden. Die Bestimmung die- ser beiden Größen ist daher ein wichti- Die Entwicklung des scheinbaren ges Ziel der visuellen Kometen- Komadurchmessers spiegelt in erster beobachtung. Linie die sich ändernde Erddistanz wie- der. Zwar stieg der absolute Koma- Große Beachtung bei den Beobachtern durchmesser zu Beginn von 225.000 km fand natürlich Komet C/ 1999 H1 (Lee). auf 425.000 km an, blieb danach aber Nicht nur aufgrund seiner Helligkeit, sehr konstant. Lediglich um die Wochen Abb. 2: sondern auch wegen des Auftretens des schlecht dokumentierten Perihels Komet C/1999 H1 (Lee) am 21.08.1999 eines Gegenschweifs. Insgesamt gingen dürfte er etwas geschrumpft sein. Damit um 01h25-01h34 UT mit Schmidt- 139 Beobachtungen von 16 FG- ergeben sich zwei Maxima als Ergebnis Kamera 250/450 mm auf hyp. TP. Beobachtern ein. Die Auswertung der beiden relativen Erdannäherungen Aufnahme Michael Jäger FACHGRUPPE > KOMETEN 73

schwächer wurde. Parallel hierzu bildete Aufgrund der Morgensichtbarkeit und sich ein Gegenschweif aus, der in den des nicht gerade kooperativen Wetters folgenden Wochen zunehmend heller gingen allerdings nur 35 Beobachtungen bzw. länger wurde und von visuellen von 10 FG-Beobachtern ein. Zusammen Beobachtern wesentlich einfacher aus- mit 140 internationalen Beobachtungen gemacht werden konnte als der ergibt sich, daß die Helligkeits- Gasschweif. Stand der Gegenschweif zu entwicklung vor dem Periheldurchgang Beginn noch „schief“ (Winkel zum deutlich rascher verlief als danach, was Gasschweif ca. 150˚), so schwenkte er ebenfalls zur guten Beobachtbarkeit des bis Ende Aug. immer mehr auf die Kometen während seiner Erdpassage Solarrichtung ein. Nach dem Perihel beigetragen haben dürfte. Als Formeln erreichte der Gasschweif eine maximale ergeben sich: vor dem Perihel m = 8,8m Länge von 0,3˚ visuell (ca. 1 Mill. km) + 5 log ⌬ + 14,2 log r, nach dem Perihel bzw. 2˚ (4 Mill. km) fotografisch. Der m = 8,8m + 5 log ⌬ + 7,1 log r Gegenschweif konnte visuell bis zu 0,5˚ und fotografisch bis zu 1˚ ausgemacht Der Komadurchmesser lag anfangs bei Abb. 3: werden. 1,8‘ (160.000 km), erreichte bei der Zeitlicher Verlauf der scheinbaren größten Erdannäherung 9‘ (260.000 km) Helligkeit und des Komadurchmessers Am 12./13. Mai 1999 wurde vom LINEAR- um bis Anfang Nov. wieder auf 7‘ mit den Graphen der Funktionen Team der Komet C/1999 J3 (LINEAR) ent- (200.000 km) abzusinken. Dabei war die m = 8,8m + 5 log ⌬ + 14,2 log r bis deckt. Erste visuelle Beobachtungen Koma anfangs überraschend gut defi- zum Perihel und m = 8,8m + 5 log ⌬ + Mitte Juni zeigten diesen überraschend niert und deutlich verdichtet (DC 3 - 4). 7,1 log r nach dem Perihel. 3m heller als erwartet. Und diese positi- Die maximale Kondensation wurde ve Entwicklung hat sich fortgesetzt, Anfang Okt. erreicht (DC 4). In den zwei sodaß die Erdpassage am 18. Okt. im Wochen um die Erdnähe wurde der Abstand von 0,508 AE wesentlich inter- Komet dann aber zeitweise erkennbar essanter ausfiel als zunächst angenom- diffuser (DC 2 - 3), erholte sich aber men, als von einer Helligkeit um 11m aus- danach wieder (DC 3 - 4). gegangen worden war. C/1999 J3 er- reichte eine Maximalhelligkeit von 7,5m!

Abb. 4: Abb. 5: Komet C/1999 J3 (LINEAR) am 13.10.1999 um 03h12- Komet C/1999 J3 (LINEAR) mit dünnem Gasschweif am 03h21 UT und 03h30-03h40 UT. Komposit mit Schmidt- 22.09.1999, 02h24-02h33 UT. Schmidt-Kamera 250/450 Kamera 250/450 mm auf hyp. TP. mm auf hyp. TP. Aufnahme Michael Jäger Aufnahme Michael Jäger 74 FACHGRUPPE > KLEINE PLANETEN

Wie astrometriert man Kleinplaneten ? oder ein Kochrezept zur Kleinplanetenastrometrie

von Jens Kandler und Gerhard Lehmann

Die Beobachtung von Kleinplaneten durch Amateurastronomen ist ein anspruchsvolles Gebiet der Himmelsbeobachtung. Die Beobachtungsmöglichkeiten für Amateure sind vielfältig. Sie umfassen sowohl visuelle, als auch fotografische, lichtelektrische und CCD – Beobachtungen. Diese werden zur Astrometrie, zur Photometrie und zum Nachweis von Sternbedeckungen durch Kleinplaneten durchgeführt. Die CCD – Kamera ist ein sehr nützliches Werkzeug für die Astrometrie von Kleinplaneten. Dieser Beitrag soll sich nur auf die Astrometrie beschränken. Sinn und Zweck der Astrometrie ist es, Positionen von Kleinplaneten am Sternhimmel zu bestimmen, um ihre Bahnelemente zu verbessern. Viele Kleinplaneten sind in den vergangenen Jahrzehnten wieder verloren gegangen, da nur sehr wenige astrometrische Positionen der Objekte vorlagen. Das eigentliche Ziel einer Beobachtung ist es, daß aus einem zunächst provisorisch bezeichneten Kleinplaneten ein numerierter wird. Das ist ein langer Weg, weil man möglichst viele genaue astrometrische Beobachtungen aus mehreren Oppositionen benötigt. Deshalb ist die Beobachtung von Kleinplaneten ein sehr nützliches Gebiet für Amateure. Wir hoffen, daß wir Sie mit diesem Beitrag anregen können, eigene Positionsbeobachtungen von Kleinplaneten durchzuführen. Durch den Einsatz von CCD – Kameras ist es uns Amateuren möglich geworden, genaue astrometrische Beobachtungen durch- zuführen. Wir haben damit die Chance, einen wichtigen Beitrag für die Profiastronomen zu leisten.

1. Kleinplaneten im Sonnensystem Bahnen können bis zu der des Planeten sich um die Trojaner, die von der Sonne Mars reichen. Bei den Apollo – Klein- aus gesehen in einem Winkelabstand Kleinplaneten sind Kleinkörper unseres planeten handelt es sich um Objekte, von jeweils 60 Grad dem Jupiter voraus- Sonnensystems. Der Durchmesser der die sich auf sehr exzentrischen Bahnen eilen bzw. folgen. Sie befinden sich in meist unregelmäßig geformten Objekte bewegen. Sie entstammen dem Haupt- der Nähe der zwei Lagrange – Punkte, in liegt zwischen 1 und 1000 km. Von rund gürtel, kreuzen jedoch die Erdbahn. Von denen sich die Anziehungskräfte von 13000 numerierten Kleinplaneten diesen können einige der Erde gefähr- Jupiter und Sonne gegenseitig aufheben. bewegt sich der größte Teil auf Bahnen lich nahe kommen! Die Amor – Kleinpla- Als Centauren werden Kleinplaneten zwischen den Planeten Mars und Jupiter neten bewegen sich zwischen der bezeichnet, die sich auf Bahnen zwi- um die Sonne. Die Anzahl der proviso- Erdbahn und dem inneren Hauptgürtel. schen Saturn und Uranus bewegen. Aber risch bezeichneten Kleinplaneten, also Sie werden gelegentlich auch als Mars- auch in noch größerer Entfernung bewe- die Objekte mit unsicheren Bahnen, liegt bahnkreuzer bezeichnet. gen sich Kleinplaneten um die Sonne. bei 170000 (Stand 12/99). Eine Gruppe von Kleinplaneten bewegt Zu ihnen gehören beispielsweise die sich im gleichen Abstand wie der Planet Kuiper - Belt – Objekte. Man teilt die Kleinplaneten aufgrund Jupiter um die Sonne. Dabei handelt es ihrer Lage im Sonnensystem in verschie- dene Gruppen ein. Da die Erforschung dieser Kleinkörper noch nicht abge- schlossen ist, stellt die nachfolgende Abb. 1: Einteilung nur den gegenwärtigen Stand Anordnung der Kleinplaneten im der Forschung dar. Sonnensystem [1] Rund 95 Prozent der Kleinplaneten bewegen sich auf Bahnen um die Sonne, die zwischen den Planeten Mars und Jupiter liegen. Diese Zone, die sich zwi- schen 2 und 3,5 AE erstreckt, wird als Hauptgürtel der Kleinplaneten bezeich- Anzahl net. Den Hauptgürtel kann man wieder- um in Kleinplanetenfamilien unterteilen. Darauf näher einzugehen, würde den Rahmen diesen Beitrags sprengen. Erwähnenswert sind folgende Familien außerhalb des Hauptgürtels : Die Aten – Kleinplaneten sind Objekte, die sich im Bereich der Erdbahn aufhalten. Ihre große Bahnhalbebene (AE) FACHGRUPPE > KLEINE PLANETEN 75

2. Bahnelemente der Kleinplaneten Parameter G beschrieben. Die Unsicher- 1991YM1 dienen, mit dem wir die heit U, eine logarithmische Skala von 1 Vorbereitung, Durchführung und Aus- Die Bahnelemente beschreiben die Form – 9, gibt die Genauigkeit der wertung einer Positionsbeobachtung und die Lage der Bahn eines Kleinpla- Bahnelemente an. Kleine Werte bedeu- anschaulich darstellen wollen. Die aktu- neten im Sonnensystem. ten eine große Genauigkeit der Bahn- ellen Bahnelemente des Kleinplaneten, elemente. Außerdem findet man in den wie sie das Programm Astrometrica [3] Durch die große Bahnhalbachse a (Semi- Bahnelementen Angaben darüber, wer darstellt, sind folgende. major Axis) wird die Größe der Bahn- die Bahnelemente berechnet hat und auf ellipse bestimmt. Es ergeben sich in der welches Äquinoktium sie sich beziehen. 3. Vorbereitung einer Mehrheit Bahnhalbachsen zwischen 2 Kleinplanetenbeobachtung und 3,5 AE. Durch Gravitationsstörungen der Plane- Die numerische Exzentrizität ⑀ (Eccen- ten ändern sich ständig die Bahn- Zur Vorbereitung einer Kleinplaneten- tricity) gibt an, wie stark die Bahn von elemente der Kleinplaneten. Wenn man beobachtung ist es erforderlich, eine der Kreisform abweicht. Nur ein Kreis einen Kleinplaneten erfolgreich beob- Ephemeride mit den aktuellen hat den Wert 0. Für Kleinplaneten ergibt achten möchte, sind deshalb aktuelle Bahnelementen zu berechnen. Daraus sich mehrheitlich eine Zahl zwischen 0 Bahnelemente zur Berechnung einer kann man sich für die Beobachtung und 0,4, also als Bahnform eine Ellipse. genauen Ephemeride erforderlich ! wichtige Angaben, wie die Rektas- Aktuelle Bahnelemente aller Kleinplane- zension, die Deklination, die Helligkeit Die Bahnneigung i (Inclination) gibt an, ten kann man direkt vom Minor Planet und die Eigenbewegung des Klein- in welchem Winkel sich die Bahnebene Center (MPC) [1] oder vom Lowell – planeten, entnehmen. und die Ekliptik schneiden. Ein Wert von Observatorium [2] in den USA beziehen. über 90° bedeutet, daß sich der Wenn man nur für ausgewählte Objekte Mit einem Planetariumsprogramm, zum Kleinplanet rückläufig bewegt. Sein aktuelle Bahnelemente benötigt, besteht Beispiel Guide[4], Easy Sky[5] oder The Umlaufsinn um die Sonne ist also ent- die Möglichkeit, den Minor Planet Ephe- Sky[6], kann eine Ephemeride, aber auch gegengesetzt zu den großen Planeten. meriden Service [1] des MPC zu nutzen. eine Aufsuchkarte, angefertigt werden. Die Länge des aufsteigenden Knotens W Als Beispiel soll uns der Kleinplanet Es hat sich als günstig erwiesen, daß die (Longitude of Node) bezeichnet den mit der provisorischen Bezeichnung Aufsuchkarte etwa das doppelte Winkel zwischen dem Frühlingspunkt und demjenigen Punkt der Bahn, in dem der Kleinplanet die Ekliptik von Süd nach Nord überschreitet. Bei 0° geht der Abb. 2: Kleinplanet durch den Frühlingspunkt Bahnelemente eines bzw. bei 180° durch den Herbstpunkt Kleinplaneten der Sonne. Das Argument des Perihels w (Argument of Perihel) gibt den Winkel zwischen der Richtung des aufsteigenden Knotens und der Richtung zum Perihel seiner Bahn an. Wenn also aufsteigender Knoten und Perihel zusammenfallen, beträgt der Winkel 0°. Die mittlere Anomalie M (Mean Anomaly) ist der Winkelabstand vom Perihel, den der Kleinplanet hätte, wenn er sich auf einer Kreisbahn um die Sonne bewegen würde. Dieser Winkel ändert sich stän- dig, da der Kleinplanet unter der Wir- kung der Gravitation die Sonne umläuft. Abb. 3: Somit gilt der als mittlere Anomalie Bahnelemente angegebene Winkel nur zu einem der bestimmten Zeitpunkt, der Epoche der Kleinplaneten Bahnelemente. 1991YM1 [3]

Zusätzlich werden noch die folgenden Angaben veröffentlicht : Die Umlaufzeit P wird in Jahren angegeben. Der Parameter H gibt die absolute Helligkeit eines Kleinplaneten an. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Größe eines Kleinplaneten ziehen. Der Fehler der absoluten Helligkeit wird durch den 76 FACHGRUPPE > KLEINE PLANETEN

Gesichtsfeld von Fernrohr + CCD zeigt. 4. Durchführung einer Außerdem ist auf ein gutes Signal / Dieser Beitrag beschränkt sich auf das Kleinplanetenbeobachtung Rausch – Verhältnis des Kleinplaneten Programm Guide 7. Die Tabelle 1 zeigt zu achten. Die Wahl der Belichtungszeit die Ephemeride für den Kleinplaneten Das System Teleskop + CCD - Kamera ist ein Kompromiß zwischen einem 1991 YM1 und die Abbildung 4 eine muß mindestens eine Auflösung von ca. guten Signal / Rausch – Verhältnis und Aufsuchkarte für den 9. März 1996. 2 – 3 Bogensekunden pro Pixel aufwei- einer noch punktförmigen Abbildung des Das Programm enthält ein ausführliches sen. Mehr Brennweite bedeutet eine Kleinplaneten. Nach unseren Erfahr- Archiv von Bahnelementen, das hinrei- höhere Auflösung und damit im allge- ungen genügen bei Kleinplaneten der chend genau für die Beobachtung von meinen eine bessere Meßgenauigkeit. Hauptgruppe Belichtungszeiten zwi- numerierten Kleinplaneten ist. Wer pro- Dem widerspricht aber ein möglichst schen ein bis maximal fünf Minuten. visorisch bezeichnete Kleinplaneten großes Gesichtsfeld, um neben dem Zum Aufsuchen eines Kleinplaneten am beobachten möchte, kann mit den Minor Kleinplaneten auch eine ausreichende Sternenhimmel werden die Teilkreise Planet Ephemeridenservice [1] die Anzahl von Referenzsternen abzubilden. oder eine Computersteuerung des Bahnelemente ausgewählter Kleinplane- Eine kleine Brennweite bedeutet ein Teleskops benutzt. Für die Kontrolle ist ten aktualisieren. großes Gesichtsfeld. die vorab erstellte Aufsuchkarte nützlich.

Datum Zeit Rektaszension Deklination Helligkeit Entfernung Entfernung Bewegung UT ␣ in h / min d in ° / ' In mag zur Sonne r zur Erde ⌬ in "/min

1996 03 04 00 09 43.29 +19 23.5 16.4 2.142 1.193 0.46 1996 03 05 00 09 42.58 +19 27.5 16.4 2.143 1.198 0.44 1996 03 06 00 09 41.89 +19 31.2 16.5 2.144 1.203 0.42 1996 03 07 00 09 41.23 +19 34.7 16.5 2.145 1.209 0.40 1996 03 08 00 09 40.59 +19 38.1 16.5 2.146 1.215 0.39 1996 03 09 00 09 39.98 +19 41.2 16.5 2.147 1.221 0.37 1996 03 10 00 09 39.40 +19 44.1 16.6 2.148 1.228 0.35 1996 03 11 00 09 38.84 +19 46.7 16.6 2.149 1.234 0.33 1996 03 12 00 09 38.32 +19 49.2 16.6 2.150 1.241 0.31 1996 03 13 00 09 37.83 +19 51.4 16.7 2.151 1.248 0.29 1996 03 14 00 09 37.36 +19 53.5 16.7 2.152 1.255 0.27

Tab.1: Ephemeride des Kleinplaneten 1991YM1

In einer Beobachtungsnacht sollte man mindestens zwei, besser drei Aufnahmen eines Kleinplaneten in einem ausrei- chenden Zeitabstand anfertigen, so daß man eindeutig die Bewegung des Objekts verfolgen kann. Mehr Aufnahmen eines Kleinplaneten pro Beobachtungsnacht sind nur bei Erdbahnkreuzern sinnvoll! Der Zeitpunkt des Aufnahmebeginns muß mit einer DCF – kontrollierten Uhr auf eine Sekunde genau bestimmt werden. In einer Neumondperiode reichen zwei Abb. 4: Beobachtungsnächte pro Kleinplanet Aufsuchkarte des Kleinplaneten 1991YM1 [4] aus.

Zur weiteren Bildbearbeitung der Aufnahmen ist nur eine Flatfield- und Der zur Beobachtung anvisierte Klein- Es wird sich daher ein Kompromiß zwi- Dunkelbildkorrektur erforderlich. Eine planet sollte während seiner Opposition schen der Pixelauflösung und der weitere Bildbearbeitung darf nicht erfol- beobachtet werden. Ungünstig sind Feldgröße ergeben. Nach unseren gen! Beobachtungen, die in den Umkehr- Erfahrungen kann ab einer Feldgröße punkten der Oppositionsschleife liegen. von ca. 10 x 10 Bogenminuten sinnvoll Die Abbildung 5 zeigt ein Komposit aus In dieser Zeit ist die Eigenbewegung zu astrometriert werden. drei Aufnahmen, die am 9.3.1996 an klein. einem 180/1600 mm Refraktor in der FACHGRUPPE > KLEINE PLANETEN 77

beschäftigen wollen, können beide Kataloge direkt von der VdS – Fachgruppe „Kleine Planeten“ beziehen.

Das Programm Astrometrica bietet die Funktion eines automatischen Blinkkom- perators zum Auffinden des Klein- planeten. Zur weiteren Auswertung ist es erforderlich, dem Programm die aktuel- len Bahnelemente des Kleinplaneten zur Verfügung zu stellen. Nützlich ist dazu das Programm „elemconv“, das zu Astrometrica mitgeliefert wird.

Nun kann man zur eigentlichen Auswertung übergehen. Zu Beginn ist es notwendig, die Bahnelemente des aus- Abb. 5: zuwertenden Kleinplaneten zu laden. Komposit aus 3 Aufnahmen des Kleinplaneten 1991YM1 Anschließend wird die zu vermessende Aufnahme ausgewählt. Im „Meß- Menü“ wählt man den Unterpunkt „Referenz- Volkssternwarte Drebach angefertigt Außerdem ist zur Auswertung ein sterne auswählen“. Danach, wie in der wurden. Mit einer SBIG ST-6 CCD - Sternkatalog wie der GSC [8], der ACT [9] Abbildung 6 zu sehen, wird in der rech- Kamera entstanden drei Aufnahmen des oder der USNO A2.0 [9] erforderlich. Der ten Bildhälfte die CCD – Aufnahme und Kleinplaneten 1991 YM1 zwischen 19.13 GSC, der auf 2 CD – ROM vorliegt, ent- in der linken Bildhälfte der maßstabs- UT und 21.17 UT. Die Belichtungszeit hält ca. 15 Millionen Sterne. Dagegen getreue Ausschnitt des verwendeten betrug jeweils 180 Sekunden. besteht der ACT nur aus ca. 1 Million Sternkatalogs dargestellt. Man sollte Sterne, aber mit einer sehr hohen mehr als 6 Referenzsterne auswählen, 5. Auswertung einer Genauigkeit ! Auf 11 CD – ROM ist der die den Kleinplaneten umschließen. Kleinplanetenbeobachtung USNO A2.0 Sternkatalog erhältlich, wel- Dabei ist darauf zu achten, daß die aus- cher 526 Millionen Sterne beinhaltet. gewählten Sterne ein gutes Signal/ Zur Auswertung von Kleinplanetenaufnah- Nach unseren Erfahrungen genügt der Rausch – Verhältnis auf der Aufnahme men kann man verschiedene Program- GSC - Katalog, der aber nur in der über- aufweisen. Es dürfen keine Doppel- me, wie zum Beispiel Astrometrica [3], arbeiteten Version 1.2 benutzt werden sterne oder „überbelichtete“ Sterne ver- Charon [4] und Computer-Aided Astro- sollte. Bei kleinem Gesichtsfeld hilft oft wendet werden. metry [7], verwenden. Dieser Beitrag nur der USNO A2.0. Sternfreunde, die beschränkt sich auf Astrometrica 3.25. sich ernsthaft mit der Astrometrie

Abb. 6: Auswahl der Referenzsterne mit dem Programm Astrometrica [3] 78 FACHGRUPPE > KLEINE PLANETEN

Ist die Auswahl der Referenzsterne abge- schlossen, geht man zur eigentlichen Messung über. Im „Meß- Menü“ gibt es hierfür zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit beschränkt sich nur auf die Positionsbestimmung. Als zweite Mög- lichkeit kann man die Position und die Helligkeit eines Kleinplaneten bestim- men. Ist die Messung abgeschlossen, werden in einem Statusfenster die Meßergebnisse dargestellt. Diese müs- sen kritisch geprüft werden ! Die mittle- ren Fehler der Messung sollten nicht größer als 0,25 Bogensekunden sein ! Gegebenenfalls ist es erforderlich, ande- re Referenzsterne auszuwählen und die Messung zu wiederholen. Abb. 7: Die Meßergebnisse werden in der Datei Beobachtungsreport zum Kleinplanet 1991YM1 [3] „creport.txt“ festgehalten. Die Beobach-

Zeit der Aufnahme: 1996 03 09.80128 Objekt RA ⌬ RA / " DE ⌬ DE / " Mag ⌬ mag Center 09 39 35.00 +19 41 24.5 1 A 1050.06101628 09 40 04.35 -0.1 +19 41 50.3 +0.1 16.25 -0.25 2 A 1050.06100965 09 39 52.07 -0.1 +19 41 36.9 +0.2 13.28 +0.28 3 A 1050.06100856 09 39 50.51 +0.0 +19 40 46.4 -0.1 15.63 +0.13 4 A 1050.06099226 09 39 24.33 +0.2 +19 37 02.8 -0.1 16.13 +0.03 5 A 1050.06098944 09 39 19.79 +0.0 +19 39 23.5 -0.2 14.19 -0.01 6 A 1050.06098163 09 39 06.41 -0.3 +19 38 49.7 +0.2 13.24 -0.06 7 A 1050.06099117 09 39 22.62 +0.0 +19 42 49.6 +0.1 13.81 +0.11 8 A 1050.06098321 09 39 09.32 +0.1 +19 44 16.3 -0.1 15.99 -0.11 9 A 1050.06101440 09 40 00.69 +0.1 +19 45 48.7 -0.1 15.06 -0.04 1991YM1 09 39 30.84 -2.9 +19 43 29.4 -0.1 16.48

Mittlere Fehler: ⌬ RA = 0.11" · ⌬ DE = 0.12" · ⌬ mag = 0.11 mag

Tab.2: Statusfenster mit den Ergebnissen der einzelnen Messung

tungsergebnisse liegen in dieser Datei in über NN beinhalten muß, erhält man Informationsquellen genannt. einem international standardisiertem einen Stationscode der IAU. Das Minor Planet Center veröffentlicht Format vor. Im Kopf der Datei finden jeden Monat aktuelle Listen mit kriti- sich Angaben zum Beobachter, zur Die Positionsbeobachtungen werden schen, ungewöhnlichen und entfernten Sternwarte, der verwendeten Teleskope monatlich in den Minor Planet Circularen Kleinplaneten. In die Liste der kritischen und des zur Auswertung verwendeten (MPC’s) publiziert. Beobachtungen von Kleinplaneten werden numerierte Objek- Sternkatalogs. Die eigentlichen Posi- provisorisch bezeichneten Kleinplaneten te aufgenommen, die über einem länge- tionen liegen verschlüsselt vor. Von links finden sich in den täglich erscheinenden ren Zeitraum nicht beobachtet wurden. nach rechts sind Angaben zur Minor Planet Electronic Circularen Zu den ungewöhnlichen Kleinplaneten Objektbezeichnung, zur Beobachtungs- (MPEC’s). zählen Objekte wie Atens, Apollos und art, zur Beobachtungszeit, zur Rektas- Amors. Die Liste der entfernten zension, zur Deklination, zur Helligkeit 6. Welche Kleinplaneten können sinn- Kleinplaneten enthält Objekte, die sich und zum Stationscode zu finden. voll beobachtet werden ? jenseits der Saturnbahn um die Sonne Genauere Angaben zum Format von bewegen. Viele Objekte in den oben Positionsbeobachtungen finden sich Als Anfänger hat man meist genannten Listen sind zu schwach, um unter [10]. Schwierigkeiten bei der Zusammen- sie mit Amateurmitteln zu beobachten ! Die Meßergebnisse der Datei „creport. stellung des eigenen Beobachtungs- Deshalb finden Sie eine Auswahl der txt“ schickt man per E-Mail an das MPC programms. Woher bekommt man Infor- beobachtbaren Objekte in den Beobach- ([email protected]). Mit der ersten mationen, von welchen Kleinplaneten tungshinweisen der deutschen Klein- Positionsmeldung, welche die geografi- Beobachtungen erwünscht sind? planetenseite [10] bzw. in gekürzter sche Länge l und Breite j sowie die Höhe Nachfolgend werden einige nützliche Form im Rundbrief der VdS - Fachgruppe FACHGRUPPE > KLEINE PLANETEN 79

„Kleine Planeten“. Im Internet gibt es Einige Sternfreunde haben inzwischen Literatur weitere Möglichkeiten, sein eigenes auch neue Kleinplaneten entdeckt und Beobachtungsprogramm zu erstellen. numeriert! Ihre Vorschläge für den [1] MPC: WWW – Seiten, http://cfa- Das Minor Planet Center [1] bietet auf zukünftigen Namen wurden vom MPC www.harvard.edu/cfa/ps/mpc.html seinen Internetseiten den „Obsplanner“ akzeptiert. [2] Lowell Observatory: WWW – Seiten, an. Diesen Service kann man nutzen, Das sollte Anreiz genug sein, sich mit http://asteroid.lowell.edu wenn man einen Stationscode besitzt diesem interessanten Gebiet in der [3] Raab, H.: Astrometrica, Schrammlstraße 8, und sich dafür registriert hat. Amateurastronomie zu beschäftigen. Die A-4050 Traun Wer sich für die Beobachtung von neu- Tabelle 3 gibt Ihnen Auskunft über akti- [4] Gray B.: Guide / Charon, http://www.projectpluto. entdeckten Erdbahnkreuzern, von denen ve Amateursternwarten auf dem Gebiet com zur Bahnberechnung noch weitere der Astrometrie von Kleinplaneten. [5] Busch, M.: Easy Sky, http://www.easysky.de/ Positionsbeobachtungen gesucht wer- [6] Intercon Spacetec: The Sky (deutsche Version), den, interessiert, dem ist die „NEO – Wer sich über Aktivitäten der Gablinger Weg 9a, 86154 Augsburg Confirmationsseite“ [1] des MPC zu emp- Beobachtung von Kleinplaneten infor- [7] Rogers, J.: Computer-Aided Astrometry, P.O. fehlen. mieren wollen, können Sie sich in der Box 1814, Camarillo, CA 93011-1844 / U.S.A. Eine weitere Informationsquelle ist das deutschen Kleinplanetenmailingliste [12] [8] The Astronomical Society of the Pacific: GSC, Astrofaxzirkular [11], in dem auf interes- anmelden bzw. daran teilnehmen. 390 Ashton Ave., San Francisco, CA 94112 sante Kleinplaneten hingewiesen wird. [9] US Naval Observatory: ACT / USNO 2.0, http://www.usno.navy.mil/ 7. Epilog [10] Lehmann, G.: Kleinplanetenseiten, http://www.freiepresse.de/home/gele/index.htm Wir laden Sie zur Beobachtung von [11] Jahn, J.: Astro Fax Zirkular, Neustädter Kleinplaneten ein ! Viele Sternfreude aus Straße 11, 29389 Bodenteich der Fachgruppe „Kleine Planeten“ sind [12] Knöfel, A.: Kleinplanetenmailingliste, inzwischen bei der Numerierung von http://www.egroups.com/group/kleinplaneten/ Kleinplaneten mit wichtigen Positions- info.html beobachtungen beteiligt. Der Klein- planet 1991 YM1 ist mittlerweile der 7655. im Sonnensystem und trägt den Namen des großen Rechenmeisters Adam Ries.

Sternwarte Ort IAU – Code Volkssternwarte Drebach Drebach 113 Privatsternwarte H. Beuchat Giesing 116 Privatsternwarte N. Ehring Bornheim 127 Eschenberg Sternwarte Winterthur / Schweiz 151 Stuttgart – Hoffeld Stuttgart 153 Privatsternwarte E. Meyer / E. Obermair Davidschlag / Österreich 540 Wilhelm Förster Sternwarte Berlin 44 Privatsternwarte E. Jung Marl 605 Starkenburg Sternwarte Heppenheim 611 Privatsternwarte W. Bickel Bergisch Gladbach 621 Privatsternwarte Turtel Star Observatory Mülheim - Ruhr 628 Privatsternwarte M. Buck Hamburg - Georgswerder 631 Walter Hohmann Sternwarte Essen 636 Privatsternwarte D. Husar Hamburg - Himmelsmoor 637 Privatsternwarte U. Borcheld Detmold 638 Privatsternwarte S. Gebhard Dresden 639

Tab.3: Aktive Sternwarten im deutschsprachigen Raum 80 FACHGRUPPE > KLEINE PLANETEN

Beobachtungshinweise: Kleinplaneten bei Messier - Objekten von Jens Kandler

In dieser Ausgabe soll auf Konjunktionen von Kleinplaneten mit Messierobjekten hingewiesen werden. Es ist eine schöne Beobachtungsaufgabe, vor allem für Neulinge auf dem Gebiet der Kleinplanetenbeobachtung.

Einen besonderen Hinweis verdient der Objekten finden sich Kleinplaneten (707) Steina, welcher sich unter http://www. freie- vom 12. - 18.12.2000 durch die Plejaden presse.de/home/gele/ bewegt. Eine Aufsuchkarte des Klein- aktuell.htm. planeten ist in Abbildung 1 zu sehen. Sie Berichte und Aufnah- wurde mit dem Programm Guide erstellt. men von erfolgreichen Beobachtungen können Die Tabelle 1 weist auf weitere Konjunk- Sie an den Redakteur tionen von Kleinplaneten mit Messier dieser Seiten schicken. Objekten hin. Zur Berechnung der Daten wurde das Programm MPCONG von S. Foglia/Serafino Zani Observatory (Italien) genutzt. Die Tabellen beschrän- ken sich auf Kleinplaneten, die heller als 15.0 mag werden. Weitere Konjunktio- nen von Kleinplaneten mit nichtstellaren Abb. 1: Kleinplanet (707) Steina in M45

Datum Kleinplanet V in mag Abstand in ° Messier - Objekt Elong. in ° JJJJ MM DD No. Name 2000 8 29 372 Palma 11,9 0,4 NGC1039/M-34 102,6 2000 9 1 4547 Massachusetts 15 0,2 NGC628/M-74 130,3 2000 9 8 989 Schwassmannia 15 0,3 NGC598/M-33 129,4 2000 9 10 989 Schwassmannia 14,9 0,3 NGC598/M-33 131,1 2000 9 12 989 Schwassmannia 14,9 0,3 NGC598/M-33 132,8 2000 9 14 989 Schwassmannia 14,8 0,3 NGC598/M-33 134,6 2000 9 16 989 Schwassmannia 14,8 0,2 NGC598/M-33 136,3 2000 9 18 989 Schwassmannia 14,7 0,2 NGC598/M-33 138,1 2000 9 20 989 Schwassmannia 14,7 0,1 NGC598/M-33 139,9 2000 9 20 1987 Kaplan 14,3 0,3 NGC650/M-76 122,3 2000 9 22 989 Schwassmannia 14,6 0,2 NGC598/M-33 141,7 2000 9 22 1987 Kaplan 14,3 0,4 NGC650/M-76 123,3 2000 9 24 989 Schwassmannia 14,6 0,3 NGC598/M-33 143,5 2000 9 24 1077 Campanula 14,4 0,3 NGC628/M-74 152,7 2000 9 26 1077 Campanula 14,3 0,4 NGC628/M-74 154,9 2000 10 21 391 Ingeborg 10,6 0,1 NGC628/M-74 174,6 2000 10 29 895 Helio 12,6 0,4 NGC1039/M-34 150,1 2000 10 31 895 Helio 12,6 0,3 NGC1039/M-34 151,4 2000 12 4 372 Palma 11 0,3 NGC650/M-76 134,9 2000 12 6 372 Palma 11 0,3 NGC650/M-76 133,8 2000 12 13 707 Steina 14,6 0,2 M45 158,4 2000 12 15 707 Steina 14,7 0,3 M45 156,1 2000 12 16 412 Elisabetha 13,7 0,3 NGC1068/M-77 132,2 2000 12 18 412 Elisabetha 13,8 0,1 NGC1068/M-77 130,2 2000 12 20 412 Elisabetha 13,8 0,2 NGC1068/M-77 128,3 2000 12 20 552 Sigelinde 14,8 0,4 NGC2682/M-67 136,1 2000 12 22 534 Nassovia 14,1 0,4 NGC2632/M-44 142,9 2000 12 22 552 Sigelinde 14,7 0,2 NGC2682/M- 67 138,3 2000 12 24 534 Nassovia 14,1 0,2 NGC2632/M-44 145,1 2000 12 24 552 Sigelinde 14,7 0,1 NGC2682/M-67 140,5 2000 12 26 534 Nassovia 14 0,3 NGC2632/M-44 147,4 2000 12 26 552 Sigelinde 14,7 0,3 NGC2682/M-67 142,7 2000 12 26 1008 LaPaz 14,6 0,3 NGC1912/M-38 163,7 2000 12 28 1008 LaPaz 14,6 0,3 NGC1912/M-38 162 Tab. 1: Begegungen von Kleinplaneten mit Messier - Objekten FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE 81

Beobachtung der H␣-Emissionslinie im System VV Cep bei der Bedeckung 1997-99 von Ernst Pollmann

Aus Sicht des Veränderlichen-Beobachters ist eines der interessantesten werden. D. h., daß auch auf spektrosko- Bedeckungsereignisse der letzten Jahre zu Ende gegangen. Es handelt sich um die pischem Gebiet, vor allem in der Verän- Bedeckung des langperiodischen Doppelsternsystems VV Cep. Ein Ereignis mit einer derlichenforschung eine ähnliche Form periodischen Wiederkehr von etwa 20 Jahren. Bestenfalls drei bis viermal im Leben der Mit- bzw. Zusammenarbeit möglich haben hier Astronomen die seltene Gelegenheit, einen im wahrhaften Sinne des erscheint, wie es beispielsweise auf dem Wortes gigantischen Vorgang eines himmelsmechanischen Prozesses zu beobachten. Sektor des Lichtwechselverhaltens seit Jahrzehnten üblich ist. Die Bedeckungsereignisse von VV Cep den roten Riesen und für den blauen Wie aus den bisherigen Untersuchungen der vergangenen Jahrzehnte, beginnend Begleiter mit jeweils 20 Sonnenmassen bekannt ist, liefert die Hα-Emission im mit der ersten spektroskopischen angegeben, wobei der Riesenstern einen Gesamtspektrum von VV Cep wichtige Beobachtung 1935-36 durch V. etwa 1900 mal größeren Durchmesser Daten im Hinblick auf die Umlauf- Goedicke, waren aus spektroskopischer als unsere Sonne besitzt. Auf eine wei- bewegung der B-Komponente und ihrer Sicht ausschließlich der professionellen tere Darlegung systemspezifischer Hα-emittierenden Akkretionsscheibe. Forschung vorbehalten. Vor allem die Merkmale von VV Cep soll hier bewußt Während der B-Stern mit dieser Scheibe Arbeiten von Kawabata, Saijo, Saito und verzichtet werden. Die o.g. Arbeiten, langsam hinter der Primärkomponente Sato (University of Tokyo) in Publ. sowie ein ausführlicher Beitrag von U. verschwindet bzw. wiedererscheint, bie- Astron. Soc. Japan 33, S.177-188 sowie Bastian (Astr. Recheninstitut Heidelberg) ten sich gute Gelegenheiten zur genau- von Möllenhoff und Schaifers (Landes- in SuW 12/1996, S.919-924 seien dem en Untersuchung der Ein- und sternwarte Heidelberg) in Astron. interessierten Leser zur Vertiefung emp- Austrittsphasen der Bedeckung. Astrophys. 64, S.253-258 führten trotz fohlen. unterschiedlicher Methodologie zu nahe- Akkretionsscheiben spielen bei vielen zu gleichen Ergebnissen, auf deren Die klassische Form der Veränderlichen- astrophysikalischen Vorgängen eine Grundlage die heute als gesichert aner- beobachtung in der Amateurastronomie wichtige Rolle. Beispielsweise in den kannten systemspezifischen Merkmale hat unbestritten in vielen Bereichen der Kernen aktiver Galaxien, bei der wie beispielsweise die Bahn- und astronomischen Forschung wertvolle Entwicklung von Protosternen oder in Massenverhältnisse abgeleitet worden Beiträge einbringen können. Hierzu kataklysmischen Veränderlichen. Die sind. zählen im Besonderen die visuelle, die Spektren der Scheiben verraten den fotografische wie auch die photoelektri- Astronomen, daß ihre Temperaturen von Das System VV Cep (Abb. 1) setzt sich sche Helligkeitsmessungen der verschie- außen nach innen abnehmen, wobei die zusammen aus einem roten Riesen und densten Veränderlichentypen. Amateure Balmerlinien in den äußeren Teilen der einem kleinen blauen Begleiter, wobei mit spektroskopischen Ambitionen sind Scheibe als Emissionslinien sichtbar beide mit einer ungewöhnlich langen dagegen erst seit einigen wenigen werden und Dopplerverschiebungen in Periode von 20.34 Jahren einander Jahren in der Lage, wissenschaftsrele- den Linien über die Strömungs- umkreisen. Heute werden die Massen für vante Beiträge der professionellen astro- verhältnisse der Scheibe Auskunft nomischen Forschung anzubieten. geben. Die immer leistungsfähiger werdenden CCD-Kameras haben hieran wohl den Bereits 1935/36 fanden sich in entscheidensten Anteil. Ihre hohen indi- Spektrogrammen der University of viduellen spektroskopischen Empfind- Michigan zahlreiche Absorptionslinien in lichkeitsfunktionen eröffnen dem dem gemeinsamen Spektrum des Amateur durchaus Möglichkeiten, Ergeb- Sternsystems, die zu anderen Zeiten nisse zu erarbeiten, die seitens der nicht vorhanden waren. Man erkannte Fachastronomie z. T. sogar angefordert sehr bald, daß diese Linien darauf zurückzuführen sind, wenn das Licht des blauen Begleiters durch die äußeren dünnen Schichten des Überriesen fällt, Abb. 1: sie aber wegen ihrer Art und Stärke in Modell des spektroskopischen einem wesentlich heißeren Gas entste- Doppelsternsystems VV Cep hen, als es an der Oberfläche eines M2- 82 FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE

Riesensterns existiert. Außerdem waren erfaßt wird. des ganzen Spektrums sind jedoch diese Linien in den Spektrogrammen Zwischen der Aufnahme eines Polynom- oder Splinefunktionen vorzu- vorhanden, als in einer Lichtkurve von Rohspektrums und dem Erhalt der Äqui- ziehen. einer Bedeckung noch überhaupt nichts valentbreite, in der im Intensitätsscan zu erkennen war. VV Cep war der erste (Abb. 3) Linienstärken üblicherweise In Abb. 4 ist die Hα-Emission (der Überriese, dem man auf Grund dieser angegeben werden, liegen umfangreiche Indikator für die Existenz der Beobachtungsbefunde eine heiße, und zeitintensive Reduktionsverfahren Akkretionsscheibe) in ihrem Zeitver- dünne Schicht – eine Chromosphäre – mit dem Ziel der Kontinuumnormierung halten dargestellt. Danach hat die über der eigentlichen Sternoberfläche und Wellenlängenskalierung der Scheibenbedeckung durch den M2-Über- zuschreiben konnte. Eine Entdeckung Dispersionsachse. Die starken telluri- riesen Anfang März 1997 bei etwa JD übrigens, wie es sie danach auch bei schen Absorptionsbanden des 2450510 begonnen. Die sich anschlie- dem langperiodischen Bedeckungs- Wasserdampf und des Sauerstoff sind sende Phase der Totalbedeckung von JD system z Aur gelungen ist. hier willkommene Hilfsbanden zur 2450639 bis 2451013 übertraf mit 374 Bestimmung der spektralen Dispersion Tagen Dauer die von Saito 1976-78 Vom Unterzeichner ist zur Beobachtung in den Einzelaufnahmen. Die Intensi- beobachtete Totalitätsphase von 320 des Bedeckungsvorganges 1997-99 ein tätsachse ist angegeben als Verhältnis Tagen um 54 Tage. Spiegel-Prismen-Spektrograph vom Typ des Strahlungsflußes Linie/Kontinuum Maksutov mit 100 mm Öffnung und 1000 (normiert). Die Integrationsweite zur Neben den Daten der Gesamtbedeckung mm Brennweite mit einem Flint- Bestimmung der Äquivalentbreite W, in sowie der Totalitätsphase verdient das glasprisma von 30° brechendem Winkel der Linienstärken üblicherweise angege- Hα-Emissionsverhalten außerhalb der verwendet worden. Dieser Spektrograph ben werden, betrug 6 nm bezogen auf Bedeckung eine ebensolche Beachtung. liefert in Kombination mit der CCD- die Linienmitte (Hα = 656,3nm). Die Auffällig ist, daß in diesen Zeitab- Kamera 14SC von OES (Dr. Fleischmann) Berechnung der Äquivalentbreite wurde schnitten die Emissionstärke offensicht- bei Ha eine Dispersion von 5,5 Å/Pixel standardmäßig durchgeführt nach lich beachtlichen Schwankungen unter- und bildet dabei insgesamt den legen ist. ␭ ͐ ␭ Spektralbereich von 5300-8700 Å ab W = Linie(1-I(2)/Ic(2)) x d Der Grund dafür ist vermutlich, daß der (Abb. 2). Seit Juli 1996 konnten mit die- Materieabfluß vom M-Überriesen zum B- sem Instrument auf der Arbeits- mit Ic(2) der Kontinuumintensität bei Stern keineswegs ein konstanter, gleich- sternwarte der Vereinigung der der Wellenlänge ␭ und I(␭) der Intensität mäßiger Prozeß ist. Ebenso sind Dichte- Sternfreunde Köln in der Nähe von im Spektrum bzw. in der Linie bei der und Temperaturschwankungen in der Leverkusen über 120 Spektren aufge- gleichen Wellenlänge ␭. Das heißt also, Scheibe selbst nicht auszuschließen. nommen werden. Bei einer visuellen daß bei der Linienintegration die Außerdem ist daran zu denken, daß bei scheinbaren Helligkeit von etwa 4,9 Intensität immer auf die lokale dem Überriesen eine halbregelmäßige mag, betrugen die Belichtungszeiten im Kontinuumintensität bezogen wird. Im Pulsationsperiode von 118 Tagen gefun- Mittel etwa 4 Minuten mit einem allgemeinen ist die Kontinuumintensität den wurde, deren Auswirkung auf den Sättigungsgrad von 70-80% des nicht konstant, sondern vielmehr eine Massenstrom zum B-Stern auch noch Gesamtdynamikbereiches des CCD- Funktion der Wellenlänge und muß nicht völlig geklärt ist. Aus diesem Chips, wobei auf Grund seiner geringen daher vorher (interaktiv) bestimmt wer- Grunde ist es wichtig, die Stabilität des lichtempfindlichen Fläche von nur 6,4 x den. Eine lineare Funktion ist für kleine- Spektrographen in Betracht zu ziehen. 4,8 mm, jeweils nur ein kleiner spektra- re Wellenlängenabschnitte meist ausrei- Da die Hα-Emission in diesem ler Abschnitt des Gesamtspektrums chend. Für eine Kontinuumanpassung Sternsystem als Indikator für die Existenz der Akkretionscheibe des B- Sterns anzusehen ist, liegt der Verdacht nahe, daß nur Prozesse in den Scheibenbereichen des Systems dafür die Ursache sein können. Die Entstehung der HII-Scheibe um den B-Stern wird durch Massenüberfluß vom M2-Begleitstern auf den B-Stern erklärt. Ist dieser Massenüberfluß variabel, kann es zu erheblichen Störungen in der Scheibe kommen. V/R-Messungen von Kawabata u.a. während der Bedeckung 1976-78 führten zu der Überlegung, daß die Dichteverteilung in der Scheibe nicht als gleichförmig angesehen werden kann. Auf Grund ihrer Gegenuhrzeiger- drehung führen erhöhte Dichten auf der linken Scheibenseite zu mehr Strah- Abb. 2: lungsfluß als auf der rechten Seite. Bei CCD-Rohspektrum von VV Cep genauer Betrachtung des Zeitverhaltens FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE 83

Abb. 3: Abb. 4: Wellenlängenscallierte Scannung des Rohspektrums (Abb. 2) H␣-Zeitverhalten von Juli ‘96 bis März 2000

der Emissionstärke in der Abbildung 4 Die montierungsfeste Installation des Jahre hinweg zu verfolgen, steht demzu- ist zu erkennen, daß sie beim Spektrographen in der Sternwarte, wie folge außer Frage. Verschwinden des linken Scheiben- auch die große Nähe zum Wohnort des bereichs hinter dem M-Stern (in dieser Unterzeichners ermöglichen eine Situation wird mehr und mehr der rech- Beobachtungsdichte, wie sie für derarti- te Scheibenrand erfaßt) im Mittel bei 11 ge Langzeitstudien wünschenswert ist. Å, und beim Hervortreten des linken Die Fortführung dieser interessanten Scheibenbereiches (der rechte Bereich und reizvollen Beobachtungsaufgabe, ist noch verdeckt) im Mittel bei 17 Å das Zeitverhalten der Akkretionsscheibe liegt. weit außerhalb der Bedeckung mehrere

Eine Einführungsschrift zur Astro-Spektroskopie

Das Projekt „Einführungsschrift Astro- Mitglieder der Fachgruppe und garan- Der Umfang der Einführungsschrift liegt Spektroskopie“ der Fachgruppe Spektro- tiert somit das Niveau der Allgemein- gegenwärtig bei ca. 100 DIN A4 Seiten skopie zielt primär darauf ab, Einstei- verständlichkeit der verschiedenen wobei beabsichtigt ist, die Bindung fle- gern und Freunden der Spektroskopie Kapitel. Inhaltlich setzt sich die Ein- xibel zu gestalten um künftige Erweit- eine erste Orientierung im Spezialgebiet führungsschrift mit seinen zwölf Ab- erungen bzw. Ergänzungen problemlos der Astrospektroskopie anzubieten. Die schnitten wie folgt zusammen: vornehmen zu können. Die derzeitige Komplexität dieser Methode der Analyse Planung sieht die Herausgabe im des Lichtes der Sonne und der Sterne 1. Einleitung Sommer 2000 vor. Der Einzelpreis eines erscheint dem Anfänger oftmals als 2. Die FG SPEKTROSKOPIE Exemplars beträgt 5,50 DM. abschreckende Hürde mit vielerlei 3. Geschichte der Spektroskopie Hindernissen. Zur Beseitigung dieser 4. Der Spektrograph Sollten Sie an weiteren Informationen voreingenommenen Hemmschwelle interessiert sein oder gar eine Bestel- 5. Entstehung eines Spektrums erschien es der Fachgruppe Spektros- lung aufgeben wollen, so wenden Sie 6. Spektralklassifikation kopie dringend geboten, eine Über- sich bitte an: 7. Spektrenphysik sichtsschrift zu verfassen, die einen „angstfreien“ Einstieg in dieses Sachge- 8. Objekte Ernst Pollmann biet ermöglicht. 9. Spektrographenselbstbau Charlottenburgerstraße 26c 10. Die CCD-Kamera 51377 Leverkusen Das Projekt ist realisiert worden unter 11. Auswertung von Spektren Telefon: 0214-91829 ausschließlicher Mitarbeit kompetenter 12. Literatur eMail: [email protected] 84 FACHGRUPPE > BAV

BAV - Fachgruppe Veränderliche der VdS

von Werner Braune

Die BAV entstand durch die Veränder- anläßlich der BAV Mitgliederversam- 180 Seiten Informationen über alle lichenbeobachtungen zweier eifriger jun- mlungen als BAV Tagungen zusammen Bereiche der Veränderlichen und vor ger Sternfreunde am 7.März 1950 in mit Fachastronomem zweijährig. Jährlich allem das Vorhersagen Circular aller vor- Berlin-Treptow als Berliner Arbeitsge- haben wir Mitte Mai ein familiäres hersagbaren Veränderlichen der BAV meinschaft für Veränderliche Sterne. Das Traditionstreffen in Hartha, Sachsen. Der Programme: Bedeckungsveränderliche, Gründungsprotokoll wurde von 12 dort vor über 25 Jahren entstandene RR Lyrae Sterne und Mirasterne. Halb- Mitgliedern unterschrieben. Damit hat- Arbeitskreis Veränderliche Sterne in der und Unregelmäßige lassen sich nicht ten wir in diesem Jahr unser 50jähriges DDR ist nach der Vereinigung Deutsch- vorher sagen, gehören aber zum BAV Jubiläum. Etwas davon wird anläßlich lands mit der BAV als nun Bundes- Programm. Jede Beobachtungstechnik unserer zweijährigen BAV Tagung für deutsche Arbeitsgemeinschaft für Verän- wird unterstützt. Amateure mit Veränderlichen-Interesse derliche Sterne e.V. (BAV) verschmolzen. vom 15.- 17.September in Sonneberg, dem langjährigen wissenschaftlichen VdS-Fachgruppe Veränderliche sind wir Zentrum der Veränderlichenbeob- seit 1982. Jeder an Veränderlichen inter- achtung, nachklingen. essierte Sternfreund kann von uns Unterlagen zur Veränderlichenbeob- Heute betreuen wir über 220 Mitglieder achtung erhalten und für 30 DM im Jahr zumeist in Deutschland; aber auch im gern Mitglied werden. Hierfür gibt es benachbarten Ausland. Treffen gibt es vier BAV Rundbriefe mit insgesamt ca.

Auswertung visueller Lichtkurven

von Werner Braune letzten Schätzung ergibt: „Jetzt wird er 1. Auswertungs-Geraden heller!“. Abwarten und weiter beobach- In diesem Beitrag bringe ich die ver- ten, denn die Schätzpunkte sind nicht Hier legt man mit dem Lineal je zwei sprochene Auswertung der Lichtkurve genau! Geraden durch die Schätzpunkte des An- des in Stufen abgeleiteten Minimums Auch eine lineare Verbindung aller und Abstiegs in der Weise, dass die eines Bedeckungsveränderlichen, des- Schätzpunkte als „Lichtkurve“ bringt Beobachtungspunkte gleichmäßig um sen Schätzpunkte im VdS Journal Herbst zwar eine andere Darstellung; das 1999 auf Seite 71 bereits abgebildet „Minimum“ verschiebt sich nicht! Es ist waren. keine Ermittlung eines brauchbaren Ergebnisses. Die Helligkeit des Veränder- Ein erster Blick auf die auf dem lichen verläuft in der Natur ganz gleich- Millimeterpapier befindlichen Punkte mäßig, nur die Schätzpunkte streuen führt zu dem Schluss, dass der tiefste aufgrund der Unsicherheit auch der Punkt bei 21h30 das Minimum und besten Beobachtungsmethode. Man damit das Ergebnis der Beobachtungs- muss also eine mittlere Lichtkurve durch bemühungen darstellt. Diese Annahme die erzielten Beobachtungspunkte zeich- ist fast das Gleiche wie der „Aufschrei“ nen und damit die Lichtkurve und das bei der Beobachtung nach einer Ergebnis ableiten. Hierfür bieten sich im Schätzfolge stets abnehmender Hellig- vorliegenden Fall und bei Bedeckungs- keiten bei der sich aus dem Gedächtnis veränderlichen generell zwei Methoden Abb. 1: oder beim Anblick der aufgeschriebenen an. Auswertung mit zwei Geraden zu 21h29m FACHGRUPPE > BAV 85

die Linie verteilt sind. Der Schnittpunkt zuziehen und hat auf dem Millimeter- der Geraden ist das zeitliche Ergebnis papier die passende Lichtkurve (Abb. 4). und wird als Lot auf die Zeitachse abge- Die Umklappmethode dient nicht nur der lesen. Im vorliegenden Beispiel ist die Darstellung schöner Lichtkurven. Sie ist Gestaltung etwas erschwert, da im besonders brauchbar für Beobachtungen Abstieg die Grade allenfalls auf drei mit Lücken oder wie im vorliegenden Punkten basiert, die zudem recht steil Fall mit solchen geringen bzw. stärker verlaufen. Das Ergebnis ist 21h29m streuenden Abstiegs oder auch Anstiegs (Abb. 1). Ab- und Anstiegslinien sind der Helligkeit. gegeneinander in ihrer Steigung sehr unterschiedlich. So verläuft normaler- Die Abweichungen in den Ergebnissen weise kein Lichtwechsel eines Bedek- Abb. 3: dieser Auswertungen von 21h29m zu kungsveränderlichen, denn normalerweise Umgeklapptes Transparentpapier und 21h31,5m liegen im Rahmen der Güte sind Ab- und Anstieg gleich steil. Eine Orientierung eines harmonischen visueller Schätzungen, allerdings ist andere Auswertungsmethode, die dies Lichtkurvenverlaufs mit Übertragung dem späteren Ergebnis der Vorzug zu berücksichtigt, ist besser: des Orientierungs-Kreuzes geben, weil es besser dem üblichen Lichtkurvenverlauf entspricht. Auswer- 2. Die Umklapp-Methode tungsverfahren hin, Beobachtungen her: (Tracingpaper-Methode) Man kann nun die neue Senkrechte des Es ist immer auf die Schätzungen Rück- verschobenen Kreuzes auf dem sicht zu nehmen, soweit sie durch Beob- Bei diesem Auswertungsverfahren wer- Millimeterpapier markieren. In der Mitte achtungsumstände echt auseinander den mit Hilfe von Transparentpapier die der beiden Senkrechten liegt der Wert gehen, muss dem Beobachtungsverlauf Ab- und Anstiegspunkte aufeinander für die Zeit des Ergebnisses bei gefolgt werden, was aber zumeist kei- gespiegelt durch Umklappen des 21h31,5m. Man sollte diese Linie als Lot nen Einfluss auf die zeitliche Ableitung Transparentpapiers. Wie macht man das? auf die Zeitachse einzeichnen. Diese der Ergebnisses hat. Auf der vorliegenden Auswertung der Darstellung der Auswertung ohne Ein- Schätzpunkte wird an beliebiger Stelle zeichnung der übertragenen Punkte Die geschilderten Grundsätze zur über dem Minimumsbereich ein Kreuz genügt, um dem Empfänger der Licht- Ableitung von harmonischen Lichtkurven entsprechend den Achsen markiert und kurve – also der BAV für ihre Publikation gelten für alle Sternarten, sowohl für die dies zusammen mit den Schätzpunkten des Ergebnisses – das Verfahren erkenn- kurzperiodischen RR Lyrae Sterne als auf Transparentpapier übertragen (Abb. 2). bar zu machen. auch für die langperiodischen Mira- Leicht ist die Darstellung auch etwas zu sterne und Halbregelmäßigen. verbessern: Mit dem aufgelegten Trans- parentpapier aller Punkte wie in Ausgewertete Beobachtungsergebnisse Abbildung 3 hat man die gute Möglich- müssen zur Beurteilung und Veröffent- keit, mit einem weichen Bleistift die har- lichung durch die BAV außer der monische Lichtkurve zwischen allen Lichtkurve einige wesentliche Angaben Schätzungen einzuzeichnen. Und wenn enthalten: Sternname als Überschrift, man das Transparentpapier umdreht und Art der Erscheinung (Maximum oder über die ursprünglichen Punkte legt, Minimum), zeitliche Ergebnis in bürgerli- sieht man wie dieser Verlauf zu den cher Zeit (MEZ oder MESZ) und im Julia- Schätzungen passt. Da braucht man nur nischem Datum mit vier Nachkomma- nochmals, jetzt auf der Rückseite des angaben bei Kurzperiodischen, Name Transparentpapiers die Lichtkurve nach- des Beobachters, Angaben über das Abb. 2: Beobachtungsinstrument, Anzahl der Übernahme der Schätzpunkte auf Trans- Schätzungen und ggf. solche über das parentpapier mit Orientierungs-Kreuz Wetter oder andere wichtige Bemerkungen. Für die Darstellung Bedeckungsveränderlicher genügen die in den Abbildungen gegeben Mabstäbe, Die Schätzungen auf dem Transparent- bei denen alles im DIN A6 – papier sind als offene Kreise ausgeführt, Postkartenformat unterzubringen ist. um das Verfahren besser erkennen zu können. In der Praxis genügt die einfa- Ich wünsche viel Erfolg bei der che Übernahme der Punkte. Beobachtung. Vorhersagen und Aufsuch- Das Transparentpapier wird nun umge- karten sind bei der BAV erhältlich. dreht und in der Waagerechten des Kreuzes so verschoben, dass der Anblick Abb. 4: der Ab- und Anstiegspunkte einen har- Übertragung einer Lichtkurve aus dem monischen Lichtkurvenverlauf ergibt Gesamtverlauf in die ursprünglichen (Abb. 3). Punkte 86 FACHGRUPPE > BAV

Aus dem BAV Circular

von Werner Braune

Vorhersagen heller Veränderlicher im Sommer und Herbst 2000 Tabelle Kurzperiodische: Mit der Beobachtung sollte etwa drei Stunden vor dem angegebenen Ereignis begonnen werden. Auf Wunsch Auffindkarten und Umgebungskarten mit Vergleichsternhelligkeiten für Mirasterne von der BAV. Weitere Minima mit Abendsichtbarkeiten Maxima mit Abendsichtbarkeiten in Mirasterne: in MESZ JD. 2451... zum Weiterrechnen MESZ Mit der Beobachtung sollte zwei bis drei Monate vor dem Maximum begonnen Stern Helligkeiten Periode Stern Helligkeiten Periode werden.

AI Dra 7.05m - 8.09m 1.d677346 RR Lyr 7.06m -8.12m 0.d566839 Stern Helligkeiten Beobachtbare 20.07. 23h22m 10.08. 22h38m 29.07. 22h53m 15.08. 23h07m Maxima am Abendhimmel 15.08. 23h22m = 772,39 19.08. 22h10m = 776,34 W And 7.7m -14.0m Maximum Anfang RX Her 7.26m - 7.89m 1. 778572 Oktober 08.08. 22h53m 16.08. 22h53m 24.08.22h53m = 781,37 R Aql 6.4m -11.3m Maximum Mitte Oktober U Oph 5.88m - 6.58m 1. 677346 20.07. 23h22m 10.08. 22h38m RT Cyg 7.4m -12.0m Maximum Mitte 15.08. 23h22m = 772,39 September

Z Vul 7. 38m -9.20m 2. 454934 S Her 7.4m -13.3m Maximum Anfang 23.08. 21h55m 19.09. 21h55m Oktober 16.10. 21h55m = 834,33 S UMa 7.9m -11.6m Maximum Mitte Oktober Sternbedeckungen durch Kleinplaneten

Von Hans-Joachim Bode Meßdaten – ein mehr oder minder genaues projizierten „Planetoidendurchmessern“ Abbild des Umrisses dieses Kleinplaneten auf der Erdoberfläche. Neben Positionsmessungen von Planetoi- zum Zeitpunkt der Bedeckung. Die tatsäch- Aktualisierte Daten – soweit verfügbar – den, die mittlerweile von engagierten Ama- liche, räumliche Dimension bleibt unbe- können im Web unter der Adresse teuren professionell bestimmt werden und kannt, aber der gleichzeitig aufgezeichnete www.IOTA-ES.de aufgefunden werden. ihren Niederschlag entsprechnend in der Lichtwechsel der Rotation, ermöglicht eine einschlägigen Literatur finden, sind die Abschätzung der tatsächlichen Größe und Sternbedeckungen im 2. Halbjahr 2000 Fachastromomen neben der Bestimmung des Volumens. von Lichtkurven dieser Objekte auch an Da Sternbedeckungen ähnlich einer Son- Fanden in den vergangenen Jahren noch erfolgreich registrierten Sternbedeckungen nenfinsternis in der Regel nicht von beste- relativ viele helle Sternbedekkungen durch stark interessiert. henden Sternwarten aufgezeichnet werden den Mond statt, so hat sich die Situation in Analog einer Sonnenfinsternis wird der können, ist die verfolgung dieser Ereignisse diesem Jahr geändert. So wird gerade mal Kernschatten des Planetoiden, erzeugt die AUFGABE für Amateure, da sie entspre- die 3. Größenklasse erreicht und Planeten durch die parallelen Lichtstrukturen des in chend „verteilt“ und mobil sein können. sind leider auch nicht betroffen. Die beiden „unendlicher“ Entfernung stehenden Es ist leicht ersichtlich, daß die Vermessung „spektakulärsten“ Ereignisse finden am 24. Sterns, auf die Erdoberfläche projiziert. dieser Objekte eine Meßgenauigkeit analog Oktober und 17. November statt. Der Mond Hieraus folgt, daß die Breite der der von Sternbedeckungen durch den bedeckt den Kleinplaneten Hebe (nur für „Totalitätszone“ dem Planetoidendurch- Mond erfordert: 1/10 sec. und die exakte Norddeutschland sichtbar) am 24. 10., messer entspricht – vergrößert durch den geographische Position des Beobachters wobei nur der Austritt des lichtschwachen „Projektionseffekt“, welcher von der (+/- 1“). Nicht unerwänt sollte allerdings Objektes gegen 2h45 UT bei dem Zenitdistanz abhängt. für Beobachter in bleiben, daß erst durch den Hipparchos- Positionswinkel 270° zu registrieren sein dieser Totalitäszone besteht somit die und Tycho-Katalog die Vorhersagege- wird. Am 17. 11. wird der offene Möglichkeit, den Durchmesser des Asteroi- nauigkeit dieser Bedeckungen sich er- Sternhaufen Praesepe (M44, NGC 2632) den zu bestimmen; korrekterweise: die heblich verbessert hat: Darüber hinaus durch den Mond verdeckt: Detaillierte Sehne des Objekts. Wenn darüber hinaus führen sogenannte „Lastminute“ Ver- Berechnungen zu Einzelsternen dieses viele erfolgreiche Messungen durchgeführt messungen vor der Bedeckung mittlerweile Sternhaufens können bei der IOTA/ES ange- werden, so erhält man – je nach Anzahl der zu einer Vorhersagegenauigkeit von 1-2 fordert werden. Anzeige 1/1 S Farbe Astroservice Copernikus 88 FACHGRUPPE > DARK SKY Sterne, wo seid ihr geblieben? Lichtkunst gegen den Sternhimmel

von Andreas Hänel und Rainer Boulnois

Gleich einem hell erleuchteten Musikdampfer gleitet die Erdkugel durch die unermesslichen Tiefen des Universums - so wurde einmal im SPIEGEL die Lichtverschmutzung auf der Erde beschrieben. Besonders hell wird unser Planet dabei wohl in der letz- ten Silvesternacht - für die meisten Menschen der vermeintliche Start ins neue Jahrtausend - geleuchtet haben. Nicht wegen der Raketen, sondern wegen der Himmelsscheinwerfer, die fast überall eingesetzt wurden. Blickt man zurück auf die vergan- genen 100 Jahre, ist die Erforschung des Alls geprägt von einem immensen Wissensfortschritt, gefördert durch neue Großteleskope und die Erschließung neuer Spektralbereiche. Doch gleichzeitig ist ein kleiner Teil der Menschheit von einem unbändigen Energiehunger erfasst. Verglichen mit dem Wunsch nach größtmöglicher Mobilität, ist die Energie, die in die Aufhellung der Nacht gesteckt wird, zwar sehr gering, doch die Folgen für den Blick an das gestirnte Firmament sind verhee- rend.

Längst haben Funkuhren, Taschen- wurf, der den Osnabrücker Amateuren schmutzten Beobachtungsplätzen wer- Organizer oder GPS-Empfänger verges- anlässlich einer Beschwerde über einen den, wenn hier nicht die gleiche Sorgfalt sen lassen, wie notwendig die Skybeamer gemacht wurde) gleichsam wie im Zentrum eingesetzt wird. Beobachtung des Sternhimmels einst für Leuchtfeuern die Wege zu ihren Diskos Der Einsatz auffälliger, weitreichender, in Zeitmessung, Kalenderwesen oder weisen oder werden sie für Kunstin- jedem Fall neuartiger Power-Beleuch- Navigation war. Den faszinierenden Blick stallationen genutzt, wie sie inzwischen tungstechnik unter Einbeziehung von in die Tiefen des Alls liefert inzwischen jede Stadt meint, einsetzen zu müssen? Kultur- und Naturdenkmälern (denen all- das Internet direkt vom Hubble Space Das „strahlendste Kunstwerk“ von zuoft Gewalt angetan wird) – soll dies Telescope oder dem VLT, dem Very Large Weimar, der Kulturstadt Europas 1999, das charakteristische Kennzeichen der Telescope der ESO. Und der Amateur ist dafür ein schlechtes Beispiel, wie das kreativen Kunst im neuen Jahrtausend unternimmt aufwendige Reisen in ferne Bild der „Lichtskulptur“ Gelmeroda sein? In den Medien wird das Vorgehen oder gar entlegenste Gebiete, um noch zeigt. 28 Hochdruck-Halogendampflam- beschönigend damit umschrieben, dass die Schwärze der Nacht erleben und die pen – selbstverständlich energiespa- man die Dinge ins „rechte Licht“ rücken schwachen Messier- oder NGC-Objekte rend(!) – lassen die Kirche im Stile des möchte bzw. müsste, neue Facetten betrachten oder ablichten zu können. auch von uns geachteten Malers L. erschlossen werden usw.! Wir müssen Hellte bislang vor allem gedankenlos Feininger erstrahlen. Leider beschränkt jedenfalls angemessen auf das reagie- fehlgeleitetes Streulicht den Himmel auf, sich die Beleuchtung nicht nur auf das ren, was im Zusammenhang mit der ist es neuerdings chic oder Kunst, den Gebäude; die damit verbundene Licht- EXPO 2000, dem wahren Jahrtausend- Himmel anzustrahlen. Nur weil sich eini- verschmutzung soll bis Ende 2000 alla- wechsel u.a.m. auf uns zu kommen wird. ge an die Lichtspiele des Hitler- bendlich beibehalten werden – glückli- In Osnabrück ist zum Sommer ein Lux- architekten Speer erinnert fühlten, ist cherweise jeweils nur bis Mitternacht. Projekt geplant, bei dem unter anderem der massive Einsatz von 250 Hoch- Erste Medienberichte über das Licht- der in Windrädern gerade ökologisch leistungsscheinwerfern zur Berliner projekt der Stadt Aachen („Bundesweit erzeugte Strom zur farbenprächtigen Milleniumsparty ins Gerede gekommen. protzen“) ließen Schlimmes erwarten; Illumination derselben eingesetzt wer- Doch wo werden all die „Skybeamer“, bisher sind aber im Innenstadtbereich den soll. Nachdem im Rahmen der von denen jeder einzelne nach Zeitungs- die Beleuchtungsverhältnisse an neural- Finanzknappheit der öffentlichen Kassen meldungen eine Leistung von 15.000 gischen Punkten sogar verbessert wor- Gebäudebeleuchtungen und Strassen- Watt(!) hat, nach der Silvesternacht blei- den. Problematisch könnte allerdings licht reduziert wurden, sorgen nun gün- ben? Werden Sie dann der heutigen das geplante Bestrahlen von Gebäuden stigere Stromtarife und die Hoffnung auf kaufkraftstarken Fun-Generation (gegen am Stadtrand in der Nähe von Biotopen Attraktivitätssteigerung dafür, dass die die Himmelsgucker sind – ein Vor- oder noch akzeptablen, wenig lichtver- überall wieder mehr Licht angeht. Doch FACHGRUPPE > DARK SKY 89

Abb. 1

Himmel zu bewahren, nun ihre Kathedrale anzustrahlen und damit den Himmel erheblich aufzuhellen. Doch immer mehr erheben auch Naturschützer ihre Stimmen: im belgischen Flandern ist die Lichtverschmutzung im jährlichen staatlichen Umweltbericht aufgenommen worden. So wird und sollte nicht jeder Sternfreund sein Hobby auf die Urlaubs- zeit in dunklen Gefilden beschränken. Stattdessen sollte er immer wachsam sein und seine Stimme gegen neue Kunst-Lichtinstallationen erheben, zumal sie nur negative Vorbilder für die Skybeamer der werbeaktiven Wirtschaft sein können. Manchmal stösst man dann auf verständige Menschen, die die Problematik erkennen und vielleicht sogar einlenken. Informationen zu der Problematik bieten die Internet-Seiten der VdS-Fachgruppe DARK SKY (www. physik.uni-osnabrueck.de/~ahaenel und home.t-online.de/home/06151295986/ darksky.htm), der International Dark Sky Association IDA (www.darksky.org) und die europäische mailing-Liste magnitu- de-6 (www.gea.cesca.es/magnitude6/ index.html).

kaum einer erhebt seine Stimme dage- Himmels“ im vergangenen Sommer in gen, er riskiert direkt, als Wirtschafts- Wien kein Vertreter der deutschen opti- feind oder lichtscheues Gesinde ver- schen Astronomie vertreten. Die Teil- schrien zu werden. Stattdessen wird nahme vieler Astronomen aus dem Sternfreund der Bau seiner Schwellen- oder Entwicklungsländern Beobachtungshütte durch aufwendige dokumentiert allerdings, dass auch ent- Auflagen erschwert, wie Dipl.-Ing. legene Sternwarten inzwischen mit Gerhart Walther im letzten Journal (S.4) zunehmender Lichtverschmutzung zu beschrieb, während kilometerweit leuch- kämpfen haben, und so ist es nicht ver- tende Werbung mit Skybeamern schein- wunderlich, dass der Direktor des Cerro bar durch keinerlei Gesetze reglemen- Tololo-Observatoriums in Chile Leiter tiert ist. Und die Fachastronomen inter- einer Arbeitsgruppe zum Schutz des essiert der Sternhimmel über Deutsch- Astronomischen Himmels wurde. Auch land kaum noch, da neue Sternwarten abgelegene Regionen Europas werden fernab in Chile, Texas, Arizona, auf immer heller. So plant die kleine franzö- Hawaii oder im Weltall gebaut werden. sische Stadt Rodez, in der die ersten So war auf einem Symposium der französischen Kongresse gegen die Internationalen Astronomischen Union Lichtverschmutzung stattfanden, und die Schon etwas merkwürdig, zur „Rettung des Astronomischen ursprünglich bereit war, einen dunklen dieser asiatische Doppelrefraktor 90 FACHGRUPPE > DARK SKY

Ostallgäu zu Skybeamern: Nein Danke!!!

von Marcus Schenk, Achim Mros

Die Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V. setzt sich, wie wir im VdS-Journal 1999 schon ansprachen, seit geraumer Zeit mit einem ganz brisanten Thema auseinander und zwar mit der Lichtverschmutzung. Da die Lichtverschmutzung in unserer Umgebung (und natürlich nicht nur bei uns) sehr zugenommen hat, wurde schon vor längerer Zeit eigens für dieses Thema in unserem Verein eine Fachgruppe gegründet. Die Fachgruppe Lichtverschmutzung der Astronomischen Gesellschaft Buchloe hat dem immer mehr zunehmenden, unnötigen Lichteinfluss den Kampf angesagt. Unsere Volkssternwarte liegt etwa 2km außer- halb von Buchloe (kleines Städtchen bei Landsberg/Lech) und befindet sich für unsere Lichtverhältnisse an einem noch sehr günstigen Standort.

Leider kann man die starke Zunahme gestellt wird, und das auch noch kosten- Nach diesen, teilweise strapaziösen der Lichteinflüsse, wie z.B. Sportstadion, frei. Jeder andere, der beleuchtete Bemühungen, stellte sich zu unserer Lichtkegel der Städte wie Landsberg, Werbebanner betreiben will, muss es großen Freude ein kaum geglaubter Schwabmünchen und Kaufbeuren usw. beantragen, und dafür bezahlen. Des Erfolg ein. Das Landratsamt Ostallgäu nicht beeinflussen. Nun kommen aber weiteren wird jedem Menschen, der untersagte den Betrieb von Skybeamern seit geraumer Zeit die Diskotheken- einen Schritt vor die Haustüre macht, in seinem Zuständigkeitsbereich u.a. mit strahler: Skybeamer hinzu. Da diese die Strahlen des Skybeamers aufge- der Begründung, daß Skybeamer den Störenfriede eine sinnvolle Beobachtung zwungen, ob er nun will oder nicht, da Naturgenuss eines Sternenhimmels nahezu unmöglich machen, musste hilft nur noch Augen zu. erheblich beeinträchtigen und somit als dagegen etwas unternommen werden. Eingriff in die Natur anzusehen ist. Nicht nur die Beobachtungen, sondern Um unserem Anliegen, welches wir ja Sehr positiv zu bemerken ist eben, wie auch unsere Sternenführungen für die ausführlich den Behörden schilderten, im letzten Satz zu lesen, daß der Öffentlichkeit wären dadurch extrem Nachdruck zu verleihen, wurden wir bei Naturgenuss des Sternenhimmels beein- beeinträchtigt. Auf Briefe an Skybeamer- den Betreibern der Skybeamer und den trächtigt wird. Wir glauben, daß diese betreiber im Umkreis folgten keine Behörden persönlich vorstellig. Auch Begründung des Landratsamtes seines- Antworten, sie wurden einfach ignoriert. Fotomaterial, wie sich Skybeamer über gleichen erst einmal suchen muss, da Auch den Oberbürgermeister von einem Ort darstellen, legten wir den die Bedürfnisse einen Sternenhimmel zu Landsberg störte es wohl kaum, daß in Behörden vor. Des weiteren wurde von beobachten, oft von den Behörden in seiner Stadt ein Skybeamer betrieben uns auf folgende Punkte hingewiesen: den Hintergrund gestellt werden. worden war, der nicht nur die Pracht des Nach Art.6a Abs.1 BayNatSchG ist der Sternenhimmels verdeckt, sondern auch 1. Gefährdung der Autofahrer durch Verursacher eines Eingriffes verpflichtet, noch den Autofahrer ablenkt. Wir wur- Ablenkung vermeidbare Beeinträchtigungen von den nun aktiv. Es hieß, es muß um 2. Lage in der Einflugschneise eines Natur und Landschaft zu unterlassen. jeden Preis, natürlich auf legaler Basis, näheren (15-18km) Flugplatzes, Der Betrieb eines Skybeamers ist also verhindert werden, daß wir weiterhin wegen dem bereits das Drachen- ohne weiters vermeidbar und deshalb von Skybeamern eingekreist und belä- steigen in der Nähe verboten ist. unzulässig. stigt werden. Es wurden für die Tages- 3. Störung der Nachtaktiven Tiere, wie Das Landratsamt Ostallgäu sicherte uns zeitung Artikel gegen Skybeamer ver- Zugvögel usw. (Verendung der Tiere) zu, daß weder innerhalb geschlossener faßt, besonders, als direkt am Ort wie- 4. Unzumutbare psychische Belastung Ortschaften, noch ausserhalb geschlos- der ein Skybeamer einer neuen der älteren Bevölkerung erinnernd sener Ortschaften ein Skybeamer erlaubt Diskothek in Betrieb ging und den Blick an die Flagscheinwerfer noch geduldet wird. Im Falle eines zum Sternenhimmel verwehrte. Es gab 5. Hinweis auf den Abs.3 des Art. 141 Antragstellens oder unerlaubten Betrei- natürlich, wie wir hintenherum erfuhren, der Verfassung des Freistaates bens einer solchen Anlage, sicherte die auch viele böse Zungen gegen „diese Bayern (Schutz der natürlichen Behörde ein selbständiges rechtliches gemeinen Astronomen“, die einfach die Lebensgrundlagen und der kulturel- Einschreiten zu. Weiter führt das Land- Skybeamer weghaben wollten. len Überlieferung; Recht auf ratsamt an, daß gemäß Art. 16 Abs. 1 Auf Gespräche mit der Bevölkerung, wie Naturgenuss) Bayer. Naturschutzgesetz keine Tiere sie einen Skybeamer empfänden, wur- unnötig getötet werden dürfen. Da aber den die Diskothekenstrahler als nettes Denn mit der Duldung von Skybeamern durch einen Skybeamer Vögel und Schauspiel begrüßt, es sähe doch nicht im großen Umkreis, ist der Anblick des Insekten in Ihrer Orientierung stark schlecht aus. Doch wenn man dann auch nächtlichen und für viele Menschen fas- beeinflusst werden, ist davon auszuge- noch bedenkt, welch große Werbefläche zinierenden Sternenhimmel kaum mehr hen, daß diese Lebewesen getötet wer- einem Beamerbetreiber zur Verfügung möglich. den. Es wurde auch auf §33 Abs.1 Nr.3 FACHGRUPPE > DARK SKY 91

Satz der StVO hingewiesen, wonach Lichtwerbung außerhalb geschlossener Ortschaften untersagt ist, wenn Verkehrsteilnehmer in erschwerender Weise dadurch belästigt oder abgelenkt werden können. Das Bundesverkehrs- ministerium geht bereits davon aus, daß Lichtwerbung verboten ist, wenn nur die Möglichkeit bestünde, daß Verkehrsteil- nehmer abgelenkt werden, so daß es erschwerend oder verkehrsgefährdend ist. Dies ist für uns ein Grund allen Sternfreunden Mut zuzusprechen und sich nicht von Skybeamerbetreibern unterkriegen zu lassen. Für wichtig hal- ten wir nochmals, nicht nur den briefli- chen, sondern auch den persönlichen Kontakt zu den Ämtern. Dadurch ergibt sich für die Behörden die Möglichkeit, uns Sternfreunde nicht nur als stern- guckende „Spinner“ vorab zu bezeich- nen, sondern uns evtl. als ganz normale Menschen mit einem interessanten naturwissenschaftlichen Hobby, kennen- zulernen. Aus den geschilderten voran- Abb. 1: gegangenen Gründen, können wir sehr Ein Skybeamer auf einem Internetcafe in einem Landsberger Industriegebiet. sicher sein, daß wir von Skybeamern in Zukunft weitgehend verschont bleiben, dies wünschen wir auch den vielen anderen Sternfreunden. Wir würden uns freuen, wenn wir anderen Amateur- astronomen und Vereinen hiermit ein klein wenig weiterhelfen dürfen, damit wir weiterhin unseren schönen Sternen- himmel geniessen können.

Besuchen Sie doch bitte auch unsere Internet Homepage, auf der wir auch extra verschiedene behördliche Briefe digital für Sie zum Nachlesen bereitge- stellt haben, damit Sie auch (zumindest teilweise) den Verlauf des Geschehens nachvollziehen können.

Für weitere Information oder auch Fragen Ihrerseits, stehen wir gerne unter unten angegebenen Adresssen zur Verfügung:

Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V. Geschäftsstelle: Gansbichlstr. 10 · 86807 Buchloe

Kontakt zu den Autoren: Email: [email protected] Tel.: 08241 / 911575 http://www.schwabmuenchen.de/~schenk/

Abb. 2: Eine einige Zeit ohne Genehmigung betriebene Skybeamer-Anlage in Buchloe. 92 FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Der Regenbogen des gespiegelten Sonnenlichts

von Mark Vornhusen

Über Wasserflächen werden manchmal zusätzlich zum Haupt- und Nebenregen- bogen weitere ungewöhnliche Regenbö- gen beobachtet. Dabei handelt es sich um Regenbögen, die durch gespiegeltes Sonnenlicht erzeugt werden. Zusammen mit dem gewöhnlichen Regenbogen können auf dem ersten Blick sehr kom- plizierte Regenbogenerscheinungen auf- treten, bei denen bis zu vier Regen- bögen gleichzeitig sichtbar sind, die sich teilweise überschneiden. Die Entstehung des zusätzlichen Haupt- und Nebenregenbogens läßt sich leicht erklären: Die Wasserfläche wirkt als ein großer Spiegel. Das Sonnenspiegelbild befindet sich ebenso weit unterhalb des Horizontes wie die Sonne darüber steht (Einfallswinkel=Ausfallswinkel). Der Son- nengegenpunkt der gespiegelten Sonne liegt daher oberhalb des Horizontes. Dieser Punkt, der um den zweifachen Betrag der Sonnenhöhe über dem Son- nengegenpunkt liegt, ist der Mittelpunkt der beiden Regenbogenkreise des gespiegelten Sonnenlichts. Die zusätzli- chen Regenbögen sind daher gegenüber dem gewöhnlichen Haupt- und Neben- regenbogen um den zweifachen Betrag der Sonnenhöhe nach oben versetzt. Mir sind nur etwa eine Handvoll Fotos von solchen Regenbogenerscheinungen aus Büchern bekannt. Meistens ist nur ein Fragment des „Spiegelbogens“ am Fuß des Hauptregenbogens zu sehen. Vor Abb. 2: einiger Zeit bekamen wir ein bemer- gespiegelter Regenbogen, aufgenommen am 16.08.1999 an der Nordsee bei kenswertes Foto von so einer unge- eintretender Ebbe. Foto: Matthias Zscharnak, Dresden wöhnlichen Regenbogenerscheinung zugeschickt. Darauf ist ein recht langes Bogenstück des „Spiegelbogens“ zu sehen. Bemerkenswert ist auch die große Helligkeit dieses Bogens, die etwa Das Foto macht deutlich, daß der Sonnenstrahlen zu stark, um noch einen 1/3 von der des Hauptregenbogens Regenbogen des gespiegelten Sonnen- merklichen „Spiegelbogen“ zu erzeugen. beträgt. Das Bild entstand bei einset- lichts durchaus zu einer sehr auffälligen Daher ist auch bei den meisten zender Ebbe an der Nordseeküste. Erscheinung werden kann. Voraus- Regenbogenaufnahmen über dem Meer Offenbar hatten sich zahlreiche Priele setzung für die Entstehung ist eine mög- kein zusätzlicher Regenbogen zu sehen. mit glatter Wasseroberfläche gebildet, lichst ruhige Wasseroberfläche. Schon Gute Voraussetzungen finden sich an die das Sonnenlicht gespiegelt haben. bei leichten Wellen divergieren die Seen bei Windstille. Aber auch die vielen FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 93

Wasserpfützen, die sich nach einem Richtung des Regenbogens schaut. dig. In diesem Fall müßte die spiegeln- kräftigen Regenschauer bilden, könnten Dann ist mit dem zusätzlichen Bogen- de Fläche schräg stehen. Heutzutage ausreichend Licht reflektieren, so daß fragment am Fuße des gewöhnlichen mag es durch großflächige spiegelnde nicht unbedingt ein See oder Meer in Regenbogens zu rechnen. Aber auch mit Hausfassaden solche seitlich versetzten der Nähe sein muß. Vielleicht sollte man dem See im Rücken können die unge- Regenbögen geben. Für die Beob- einmal versuchen, gezielt nach diesen wöhnlichen Regenbögen entstehen. In achtungen aus dem 19. Jahrhundert und ungewöhnlichen Regenbögen Ausschau diesem Fall sieht man eher den oberen davor habe ich aber keine Erklärung. Zu zu halten. Ein Regenbogen läßt sich oft Bereich des „Spiegelbogens“. denken wäre allenfalls an sehr langge- schon 15 Minuten bevor er auftritt vor- Es sind auch einige alte Beobachtungen streckte Wellen auf dem Meer, die eine hersagen. Man fährt dann zum nächst- bekannt, wonach zusätzlich zum schiefe Ebene bilden könnten, oder aber gelegenen See und wartet mit einsatz- gewöhnlichen Regenbogen ein seitlich Berghänge, die mit Schnee und Eis bereiter Kamera auf den Regenbogen. versetzter Regenbogen auftrat. Solange bedeckt sind. Der See sollte sich möglichst vor dem es davon keine Fotos gibt, halte ich Beobachter befinden, wenn er in diese Beobachtungen für sehr fragwür-

Abb. 1: Hauptregenbogen und der Regenbogen des gespiegelten Sonnenlichts bei verschiedenen Sonnenhöhen. Die Zeichnung gilt analog auch für den Nebenregenbogen, nur daß dieser einen um etwa 9° größeren Radius hat.

Anzeige 1/2 S. s/w Astrocom 94 FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

22°-Nebensonnen Aureole und Kränze

Name: 22°-Nebensonnen geht der Schweif nahtlos in den Typ: Brechungshalo (60°) Horizontalkreis über Medium: hexagonale Eiskristalle und eine Ent- (Plättchen), Hauptachse scheidung ob schon senkrecht (flache Seite Horizontalkreis oder waagerecht) noch Nebenson- nenschweif ist dann Häufigkeit: zweithäufigste Haloart, nicht einfach. Als an ca. 70 Tagen im Jahr Faustformel sollte gelten: Schweif <10° bekannt seit: Altertum (Sturmbote) = Nebensonne und Schweif >10° = Beschreibung: Horizontalkreis. Die Zwei Lichtflecke in Höhe der Sonne in 22°-Nebensonnen ca. 22° Abstand von dieser. Natürlich können sehr hell kommen auch Nebenmonde vor. Dies werden, ja fast das trifft eigentlich auf alle Haloarten zu und Auge blenden. In soll nicht bei jeder Haloart erneut fast allen Fällen erwähnt werden. Der Abstand gilt nur in sind die Nebensonnen schön farbig. Rot, Gelb und ein Blauweiß dominieren jedoch, Horizontnähe. Steigt die Sonne, nimmt aber auch Grün und Violett sind gelegentlich zu beobachten. der Abstand zu (Tab.1). Mit wachsender Sonnenhöhe nimmt aber auch allmählich Sonnenhöhe Winkelabstand Winkelabstand die Leuchtkraft ab. Die Nebensonnen der Nebensonne der Schweifenden können nur bis zu einer Sonnenhöhe von 55° entstehen. Die Form der Neben- 0° 22° 43,5° sonnen ist im Idealfall tropfenförmig mit 10° 22° 43,5° einem von der Sonne weg gerichteten 20° 23° 43,5° Schweif, welcher in Horizontnähe theo- 30° 25° 44° retisch 20 Grad lang sein kann. Praktisch 40° 28° 44° ist er aber nur 50% des rechnerischen 50° 32° 45° Wertes sichtbar, da die Helligkeit nach 60° 45° 52° außen hin sehr schnell abnimmt. Oft Wolfgang Hinz

Name: Aureole und Kränze auch bei Cirrocumulus-Bewölkung Höfe und Kränze auf, was darauf schließen Typ: Beugung läßt, daß hierbei Eiskristalle das Licht Medium: kleine Wassertröpfchen beugen.

Häufigkeit: häufig (ca. 20x /Jahr) Um die Aureole (oder auch Hof genannt) können sich mehrere Ringe, die soge- bekannt seit: Altertum (Kriegsbote) nannten Kränze anschließen. Die Kränze sind meistens farbig, die Farbfolge ist Beschreibung: Tröpfchen, desto größer die Aureole. Der blau, grün, gelb, rot von innen nach Um Sonne und Mond kann man bei dün- maximale Durchmesser kann bis zu 10° außen. Meistens ist ein Kranz zu beob- ner Bewölkung eine helle rostbraune betragen, die Flächenhelligkeit nimmt achten, es können aber bis zu drei Scheibe mit einem Durchmesser von ca. dann aber ab und die Erscheinung kann Kränze auftreten, die Farbfolge bleibt 1-2° beobachten. Am besten sieht man nur noch schwerlich beobachtet werden. immer die gleiche, während die diese Erscheinung am Mond bei An der Sonne ist diese Erscheinung nur Intensität von innen nach außen Altocumulus translucidus. Voraus- mit einer Sonnenbrille gut zu beobach- abnimmt. setzung ist das Vorhandensein von ten, da die Blendwirkung hier natürlich Wassertröpfchen mit einem Durchmesser größer ist. Dafür sind die Farben mei- von 0,02 bis 0,1mm. Je kleiner die stens besser ausgeprägt. Es treten aber Hartmut Bretschneider FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE 95

Amateurteleskope

von Elmar Remmert

Wenn man sich die Zuschriften der Sternfreunde in der Eingangspost unserer Fachgruppe näher anschaut, dominiert vor allem die Frage nach einem geeigneten Fernrohr für den Start in unser schönes Hobby. Die gestiegene Popularität der Himmelskunde in unserer Gesellschaft hat dazugeführt, daß das industrielle Angebot der Händler in den letzten Jahren sehr gewachsen ist. Doch je größer die Auswahl umso schwerer fällt letztendlich die Entscheidung für ein bestimmtes Instrument.

Um den ratsuchenden Sternfreunden die Entscheidung etwas zu erleichtern, möchten wir, wie in der letzten Ausgabe des VdS- Journals bereits angekündigt, unter der Rubrik „Der Steckbrief“ ein oder zwei Amateurteleskope pro Ausgabe vorstellen, die uns besonders für Astronomie-Einsteiger geeignet erscheinen.

Neben einer Kurzbeschreibung des Instruments möchten wir in Stichworten auf die "Praktische Handhabung" sowie auf die „Abbildungsqualität“ eingehen, so daß der interessierte Sternfreund einige Informationen zu den Eigenschaften des jeweils vor- gestellten Fernrohres erhält.

Den Anfang macht heute das „SIBERIA 110“, ein vierzölliges Newton-Teleskop aus der russischen „SIBERIA“-Baureihe, das durch ein sehr günstiges Preis-/Leistungs-verhältnis auffällt und mittlerweile im Einsteigerbereich eine grosse Popularität erreicht hat. Der Steckbrief:

Beschreibung: Praktische Handhabung : Stundenachse des SIBERIA 110 wird Kompaktes und sehr robustes Newton- Beim SIBERIA 110 handelt es sich um ein durch ein gekapseltes Schnecken- Teleskop russischer Herkunft für den klassisches Newton-Teleskop, das mit radgetriebe bewegt. Das Schneckenrad Anfänger. Schon in der Grundaus- wenigen Handgriffen aufgebaut werden ist über eine einstellbare Rutsch- stattung bietet es alles für einen sinn- kann. Das Konzept dieser russischen kupplung an der Stundenachse befe- vollen Start, so daß der Sternfreund Gerätelinie heißt: Kein edles Design - stigt. Diese Kombination macht eine ohne den Zukauf weiterer Zubehörteile dafür solide praktische Gebrauchs- Klemmung der Stundenachse entbehr- auskommt. Es gibt zwei Modell- tüchtigkeit bei gleichzeitiger unverwüst- lich, was aber den Verzicht auf ihre völ- varianten, das SIBERIA 110 M (manuell) licher Verarbeitungsqualität. Der 3 mm lig feste Verbindung mit dem und das SIBERIA 110 (incl. eingebautem starke Tubus besteht aus Metall und Schneckenrad zur Folge hat. In der Synchronmotor mit Getriebe in Rektas- beherbergt die justierbare Spiegelzelle Praxis muß man sich an diesen zension). für den Hauptspiegel sowie die vierar- Mechanismus erst einmal gewöhnen - mige, ebenfalls justierbare Halterung für mit der Zeit geht aber die Handhabung Lieferumfang: den Fangspiegel. Der Okularauszug in Fleisch und Blut über. Während der Tubus mit Optik (110/806 mm - Öffnung: wurde im Rahmen einer Modellpflege automatischen Nachführung durch den 1:7.3), parallaktische Montierung mit (Frühjahr ´98) überarbeitet, so dass nun Synchronmotor besteht sogar die Feintrieben und Achsklemmungen in marktgängige 1 1/4" Steckokulare ver- Möglichkeit über Handräder eine grobe Deklination u. Rektaszension (SIBERIA wendet werden können. Der Brennpunkt Verstellung vorzunehmen, so daß 110 M) bzw. Feintrieb und Achsklem- befindet sich aber immer noch sehr nah zusätzliche manuelle Korrekturen vorge- mung in Deklination und motorischem vor dem Fangspiegel, was nach wie vor nommen werden können. Sehr gut ! Antrieb mit Handkorrektur in Rektas- dazu führt, dass keine Astrofotografie zension (SIBERIA 110 ), zerlegbare durchs Teleskop möglich ist. Anderer- Als Zubehör wird mittlerweile auch ein Rohrsäule, Suchfernrohr 6 x 30 mm, seits muß als Pluspunkt festgestellt wer- Steuergerät zur elektrischen Feinver- Okulare f= 25 mm u. 15 mm, Dreifach- den, daß das sehr kurze Auszugsrohr zu stellung angeboten - das erhöht den Barlowlinse, Farbfilter, Dämpfglas, Son- keiner Zeit in den Strahlengang ragt, so Gebrauchswert für astrofotografische nenprojektionsschirm, Kamerahalterung daß keine weitere Silhoutierung auftritt. Arbeiten, die mit der Kamerhalterung an für Sternaufnahmen, Strichkreuzeinsatz Die parallaktische Montierung ist sehr der Gewichtsachse (Übersichtsaufnah- für Okulare, Stromversorgungsgerät, stabil und besitzt in beiden Varianten men des Himmels mit einer KB-Kamera) AstroSolar TM-Sonnenfilterfolie, Werk- (manuelle und motorische Version) die durchgeführt werden können. zeug, Staubtuch, Bedienungsanleitung. erforderlichen Verstellmöglichkeiten in Das Säulenstativ ist sehr stabil, besitzt Deklination und Rektaszension. Die aber keine Verstellmöglichkeit der 96 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE

Abb. 1: Das Siberia 110

Montierung im Azimut und auch keine Nivelliereinrichtung zur genauen Abb. 2: Aufstellung im Gelände. Hier ist das Nahansicht der parallaktischen Montierung des Siberia 110 Geschick des Anwenders gefragt, der sich mittels Dosenlibelle und Holzkeile aus der Not befreien kann. Überhaupt lassen sich durch eigene Anregungen um das Leistungsvermögen voll auszu- Fazit: manche Schönheitsfehler ausbessern, schöpfen. Einzelheiten auf dem Mars Das SIBERIA 110 (M) kann voll überzeu- die aufgrund der Preiswürdigkeit dieser (Polkappen, Große Syrte, Sinus Merid- gen und erfreut zusätzlich durch einen Instrumentenlinie gerne in Kauf genom- iani, Hellas etc), und Jupiter (Knoten, sehr günstigen Kaufpreis. Die manuelle men werden können. Letztendlich zählt Bänder, Verdickungen in den Wolken- Ausführung kostet je nach Angebot etwa die mechanische und optische streifen, Schattenvorübergänge der 685.--DM, während der Preis für die Verarbeitung, und da gibt´s nichts dran Monde) sind eine unerschöpfliche motorisierte Variante (SIBERIA 110 ) auszusetzen. Fundgrube für den Sternfreund, der mit ca. 975.- DM nur unwesentlich unsere kosmischen Nachbarn kennenler- höher ist. Eine Nachrüstung der hand- Abbildungsqualität: nen möchte. nachgeführten Montierung mit einem Hier gibt es nur gutes zu berichten, Deep-Sky-Objekte können in großer Zahl Motor ist leider nicht möglich, so daß denn die optische Qualität kann durch- beobachtet werden, wobei besonders man sich bei der Wahl beim weg überzeugen. Die Beugungsbilder die Messier-Objekte für den Anfänger zu Instrumentenkauf auf die endgültige von außerfokalen Sternscheibchen empfehlen sind, die alle mit diesem Ausführung festlegt ! erscheinen außerhalb der Mitten- Gerät zu erreichen sind. abschattung des Fangspiegels wie aus Literaturhinweis: dem Lehrbuch. Sie sind kreisrund, mit Tipp: Wer sich eingehender über das hier vorge- gleichmäßig scharf begrenzten Beu- Mit der AstroSolar TM-Sonnenfilterfolie stellte Instrument informieren möchte, lese gungsringen bei hohem Kontrast. von der Firma Baader-Planetarium (ein bitte den ausführlichen Testbericht in Doppelsternbeobachtungen (z.B. n Ori Bogen im Format 200 x 290 mm, der „Sterne und Weltraum“: 3.m8/4.m8, Abstand: 1."5; ξ Aquari 4.m zum Lieferumfang gehört) lässt sich mit 6/4.m4, Abstand 1."6; jeweils leicht zu etwas Geschick ein vorzügliches Remmert E.: Das SIBERIA 110 – ein bemer- trennen mit dunklem Zwischenraum) zei- Objektivsonnenfilter anfertigen, so daß kenswertes Spiegelteleskop für gen, daß noch genügend Leistungs- dieses Newton-Teleskop auch detailrei- Anfänger, SuW 36, 992 (11/1997) reserven vorhanden sind, um das theo- che Sonnenbeobachtungen zulässt. retische Auflösungsvermögen von etwa Angesichts der zunehmenden Flecken- Lieferadresse: 1."2 zu erreichen. aktivität in den nächsten Jahren können Baader-Planetarium GmbH Mond - u. Planetenbeobachtungen zei- so gefahrlos interessante Details auf Zur Sternwarte gen, daß dieser Newton soviel Detail unserem Tagesgestirn beobachtet wer- 82291 Mammendorf bringt, daß der Anfänger Jahre braucht, den. Tel. 08145 / 8802 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU 97

Kompaktes Multi- Schiefspiegler-Teleskop von Heino Wolter Die beschriebenen Schiefspiegler-Sys- teme liefern zwar nahezu perfekte opti- Ein neuartiges Schiefspiegler-Teleskop wird in Theorie und Praxis vorgestellt. Die sche Leistungen, in der Praxis erweisen abschattungsfreien Spiegelteleskope vom Typ der Schiefspiegler ermöglichen sich allerdings die großen Abmessungen Beobachtungen mit höchster Bilddefinition, vergleichbar mit der Leistung hochwer- als nachteilig. Instrumente größerer Öff- tiger Refraktoren. Der Multi-Schiefspiegler verwendet drei optische Spiegel um bei nung (oberhalb etwa 150 mm) können Doppelnutzung eines Spiegels insgesamt vier Reflexionen auszuführen. Mit den vor- nur noch stationär auf einer entspre- gestellten Varianten wird eine hervorragende Kompensation der Bildfehler erreicht. chend stabilen Säule und Montierung Auch größere Teleskope mit Öffnungsverhältnissen bis etwa f/10 lassen sich in installiert werden. Das Prinzip eines kompakter Bauweise realisieren. Die Geräte sollten sich für eine Vielzahl astronomi- gefalteten optischen Strahlengangs ist scher Beobachtungsobjekte eignen. dennoch vorteilhaft und ermöglicht in Relation zur realisierten Brennweite eine günstige Baulänge. Bei einem Newton- Die Beobachtung von Mond, Planeten das einfallende Lichtbündel geneigt und Teleskop oder Refraktor würde die und Sternhaufen stellt höchste Anfor- mit einem im umgekehrten Drehsinne Tubuslänge hingegen direkt proportional derungen an eine Teleskopoptik. geneigten, konvexen Zweitspiegel kom- mit dem Öffnungsverhältnis zunehmen Kleinste und oftmals kontrastarme biniert. Im einfachsten Fall besitzen und schnell mechanische Grenzen errei- Details sollen möglichst für den beide Spiegel sphärische Gestalt chen. Beobachter noch wahrnehmbar sein. In (Ausschnitt einer Kugeloberfläche) und Um ein kompaktes und optisch mög- dieser Hinsicht liefern die zentriert aus- betragsmäßig gleiche Krümmungs- lichst einfaches System zu erhalten, hat geführten Spiegelsysteme vom Newton- radien. Durch eine entsprechende E. Herrig einen Kompakt-Schiefspiegler oder Cassegraintyp keine optimale Neigung des Zweitspiegels lassen sich entwickelt, der mindestens einen der Leistung. Im Strahlengang des einfallen- die vom Hauptspiegel induzierten Spiegel zweimalig für Reflexionen nutzt den Lichts befindet sich ein Zweitspiegel Bildfehler mit umgekehrten Vorzeichen und insgesamt vier Reflexionen ausführt und eventuell auch Haltestreben als erzeugen und ermöglichen damit eine [8]. Dabei sind verschiedene Varianten Hindernisse. Dies führt neben einem Kompensation der Abbildungsfehler auf mit zwei oder drei Spiegeln möglich, die direkten Lichtverlust durch Abschattung der optischen Achse. Koma und recht lichtstark und kompakt gebaut auch zu Beugungserscheinungen und Astigmatismus sind jedoch nicht gleich- werden können. Gemeinsames Element Lichtstreuung, die Auflösungsvermögen zeitig zu beheben, so daß Schiefspiegler dieser Systeme ist ein konvexer und Bildkontrast vermindern. mit kleinen Öffnungen und langer Hauptspiegel, der aufgrund seiner Obstruktionsfreie Spiegelteleskope liefern Brennweite (Öffnungsverhältnis < f/20) Doppelnutzung einen größeren Durch- hingegen eine nur durch die Beugung an gebaut werden, um den Restfehler zu messer als die freie Öffnung aufweist. der Eintrittsblende begrenzte Auflösung minimieren. Die Realisierung größerer Die von Herrn Herrig vorgestellte 2- und sind zudem frei von Farbfehlern. Öffnungen (ab 150 mm) mit vernachläs- Spiegel-Variante benötigt sogar nur ein- Damit bieten sie insbesondere für sigbaren Bildfehlern gelingt durch fache sphärische Spiegelflächen, womit Mond- und Planetenbeobachtungen eine Einfügen einer Korrekturlinse in den die Herstellung vereinfacht wird. Alternative zu kostspieligen Refraktoren. Strahlengang (katadioptischer Schief- Schiefspiegler und andere Spiegel- Durch eine entsprechende Neigung des spiegler [3]). Durch Verwendung eines systeme lassen sich mit dem von J. Hauptspiegels läßt sich der Zweitspiegel weiteren konkaven Spiegels entstehen Sasian entwickelten und im Internet zur außerhalb des einfallenden Lichtbündels neue Freiheitsgrade zur optischen Verfügung stehenden TCT-Programm [9] anordnen. Dabei entstehen jedoch Korrektur, dieser Tri-Schiefspiegler ist zur optischen Berechnung studieren und erhebliche Bildfehler nicht nur für schräg ebenfalls von A. Kutter [4] und von R. A. modifizieren. einfallende Objektstrahlen, sondern Buchroeder [5] beschrieben worden. Der Der Verfasser hat umfangreiche auch für axiale Strahlen (vorwiegend von M. Brunn entwickelte Tetra-Schief- Berechnungen mit dem TCT-Programm Koma und Astigmatismus). Im Vergleich spiegler [6] benutzt schließlich vier ausgeführt und eine weitere Form eines dazu ist der Parabolspiegel eines Spiegel und erreicht auch bei Öffnungen kompakten Schiefspieglers entwickelt. Newton-Teleskops für axiale Strahlen von mehr als 0,5 m eine hohe Dieses als Multi-Schiefspiegler bezeich- optisch perfekt. Abbildungsleistung. In der Praxis haben nete optische System geht von der sich besonders die einfacheren ursprünglichen Anordnung nach A. Das einfachste System eines obstrukti- 2-Spiegel-Systeme bewährt; die heraus- Kutter mit konkaven Hauptspiegel und onsfreien Schiefspieglers ist von A. ragenden Abbildungsleistungen werden konvexen Zweitspiegel aus. Durch Kutter entwickelt worden [1, 2]. Dabei immer wieder anhand von Mond- und Hinzufügen eines dritten Spiegels und wird ein konkaver Hauptspiegel gegen Planetenaufnahmen dokumentiert [2, 7]. einer zweimaligen Reflexion am 98 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU

Konvexspiegel werden ebenfalls vier Reflexionen realisiert. Bei geeigneter Wahl der optischen Parameter gelingt eine gute Kompensation der optischen Fehler für Gesichtsfelder von mehr als 0,5°. Der Zweitspiegel ist dabei je nach optischen Design um 6-25% größer als der Hauptspiegel dimensioniert. Haupt- und Zweitspiegel können sphärische Gestalt besitzen, während der dritte Spiegel in den meisten Fällen eine para- bolische Form aufweisen sollte. Gegenüber dem klassischen Schief- spiegler kann diese Konstruktion mit größerer Lichtstärke (Öffnungsverhältnis f/9) realisiert werden und erlaubt eine Verkürzung der Baulänge um maximal 50%. Prinzipiell lassen sich auch große Instrumente bis etwa 1 m Öffnung kon- struieren. Die Neigung des Bildfeldes ist mit 1,5-2,5° für visuelle Beobachtungen vernachlässigbar.

Realisierung eines Multi-Schiefspieglers

Ein konkretes Design Nr.1 eines Multi- Schiefspieglers mit 140 mm Öffnung ist in seinem Strahlenverlauf in der Abb. 1 dargestellt. Weiterhin wird das entspre- chende Spotdiagramm (in Abb.2) für ein Bildfeld von 0,5° gezeigt. Dieses Dia- gramm beschreibt die Fokussierung eines Parallelstrahlenbündels für axiale und außeraxiale Strahlen (letztere mit Winkelneigungen von +/- 0,25°). Der Kreis um den zentralen Spot entspricht der Größe der natürlichen Beugungs- scheibe (Airy-Scheibe). Die Grafiken wur- den mit der sehr bedienerfreundlichen Abb. 1: winspot-Software von D. Stevick [9] Design Multischiefspiegler erstellt. Die Konstruktion ist mit einem Öff- nungsverhältnis von f/11,7 bereits recht nungsverhältnis von f/13,5. Diese kompakt und besitzt eine beugungsbe- Das Öffnungsverhältnis des Teleskops Variante ist in der Tabelle unter Design 2 grenzte Abbildungsqualität. Die zuge- wird wesentlich durch die Brennweite angegeben. Der Strahlengang und das hörigen technischen Daten sind in der des dritten Spiegels bestimmt. Der drit- Spotdiagramm sind in den entsprechen- Tabelle unter Design 1 aufgeführt. Dabei te Spiegel besitzt zur Korrektur des den Abbildungen unter Nr. 2 dargestellt. bezeichnet die vierte Reflexion die Kugelgestaltfehlers eine parabolische Die einzelnen Zeichnungen sind maß- erneute Reflexion am Zweitspiegel. Die und bei größeren Öffnungen auch eine stäblich zueinander dargestellt und Spiegeldurchmesser beziehen sich auf hyperbolische Form (Die in den Tabellen ermöglichen damit einen Größen- ein Bildfeld von 0,5°. Die Werte in aufgeführte konische Konstante k = 0 vergleich der verschiedenen Konstruk- Klammern geben die erforderlichen definiert eine sphärische und k = -1 eine tionen. Durchmesser der entsprechenden Teil- parabolische Form). Wird beispielsweise Mit Design 3 ist eine weitere Variante flächen des Zweitspiegels für die zweite ein Parabolspiegel von 150 mm berechnet worden, die ein kleines Öff- und vierte Reflexion an. Damit ein frei Durchmesser und Öffnungsverhältnis f/8 nungsverhältnis (f/19) realisiert und spe- zugänglicher Fokus außerhalb des opti- (siehe Design 1) gegen einen mit f/9 aus- ziell für die Mond- und Planeten- schen Lichtwegs entsteht, muß die vier- getauscht, so erhält man unter beobachtung geeignet erscheint. In die- te Reflexion etwas versetzt von der Beibehaltung der anderen Spiegel und sem Fall lassen sich drei sphärische zweiten Reflexion erfolgen. Daher ist der mit einer nur geringfügig geänderten Spiegel verwenden. Die verbleibenden Zweitspiegel hier effektiv um 9% größer Geometrie wieder ein funktionsfähiges Bildfehler sind dabei recht gering (siehe als der Hauptspiegel dimensioniert. Instrument mit einem effektiven Öff- Spotdiagramm Nr. 3). Aufgrund der FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU 99

größeren Spiegelabstände (siehe Zeich- messern und dem Einsatz relativ dünner nung Nr. 3) ist bei dieser Variante ein Spiegel (Dicke < Durchmesser/8) sollten um 25% größerer Zweitspiegel erforder- Fassungen mit einer 9-Punkte-Auflage lich. eingesetzt werden, wie sie bei größeren Die in der Tabelle unter Design 1-3 Newton-Teleskopen üblich sind. Um die angegeben Daten lassen sich durch ein- Feinjustierung des Teleskops unter fache Reskalierung mittels Multiplikator Beobachtungsbedingungen zu vereinfa- auch noch für größere Instrumente bis chen, wurden die Spiegelfassungen für etwa 300 mm Öffnung verwenden. Die den Zweit- und Drittspiegel modifiziert. angegeben Konstruktionen sind nur als Relevant für die Kompensation der Beispiele zu sehen, eine Optimierung Bildfehler sind nur Spiegelneigungen in mit einem optischen Programm könnte der gemeinsamen Symmetrieebene der zu kompakteren Lösungen mit günstige- Spiegel (entspricht der Zeichenebene). ren Spiegelgrößen und Radien führen. Die Fassungen wurden so verändert, daß eine Vorjustierung mit Stellschrau- Der Verfasser hat zur praktischen ben in 3-Punkten erfolgt, während die Erprobung des Multi-Schiefspieglers ein Feinjustierung (am Fixstern) nur noch Instrument mit 140 mm Öffnung ent- mittels einer Stellschraube in Kombi- sprechend Design 1 realisiert. Für die nation mit einer rücktreibenden Druck- Optik wurden drei kommerzielle Spiegel feder geschieht, die in der Symmetrie- von jeweils 150 mm Durchmesser aus ebene angeordnet ist. Duranglas (20 mm dick) verwendet. Da das optische Design nur sphärische Der Metallrahmen wurde zur Streulicht- bzw. parabolische Spiegel verwendet, abschirmung und zum mechanischen sind diese relativ einfach kommerziell Schutz mit einer Verkleidung aus Alu- erhältlich. Die Spiegelschleifer unter den miniumblech (Wandstärke 1 mm) verse- Amateuren können die Optik sogar hen. Der Tubus ist innen mit einer matt- selbst herstellen. Die sphärischen schwarzen Lackierung versehen. Die Spiegel mit relativ geringen und betrags- Lackierung könnte durch einen Zusatz mäßig gleichen Krümmungsradien kön- von feinen Holzspänen zusätzlich aufge- nen in einem Arbeitsgang geschliffen rauht werden, um die Reflexionsfähig- werden. Die konvexe Fläche läßt sich keit zu vermindern. Auch der Einsatz von mittels Interferenztest gegen den bereits schwarz-eloxierten Aluminiumblech ist vollendeten konkaven Spiegel testen. denkbar. Dieses Herstellungsverfahren ist voll- Aufgrund der geringen Neigung des kommen analog zur klassischen Beobachtereinblicks könnte Streulicht Schiefspiegleroptik. Werden Haupt- und von der Eintrittsöffnung her direkt zum Zweitspiegel von gleicher Größe verwen- Fokus gelangen. Ein Blendenrohr befin- det (beispielsweise mit 150 mm det sich direkt vor dem Okularauszug Durchmesser) so sollte die freie Öffnung und soll dies vermeiden. Dieses Rohr auf 140 mm reduziert werden, damit ein endet erst kurz vor dem objektseitigen vignettierungsfreies Bildfeld von minde- Lichtbündel und darf nicht zu lang wer- stens 0,5° erhalten bleibt. den, weil sonst der Hauptspiegel abge- Um die Spiegeloptik mechanisch stabil schattet wird. Abb. 2: zu fixieren, wurde eine starre Rahmen- Spotdiagramme Multischiefspiegler konstruktion aus Stahlprofilrohr (Quer- schnitt 16 mm, 1 mm dick) aufgebaut Justierung der Optik und verschweißt. Damit konnte das Gesamtgewicht des Instruments noch Eine Vorjustierung der Spiegel erfolgte derliche Spiegelfläche besitzt 123 mm relativ niedrig gehalten werden und mit einem Laserpointer, der zentral in und für die vierte Reflexion 71 mm beträgt bei dem vorgestellten Gerät 11 der Eintrittsöffnung positioniert wurde. Durchmesser (siehe Tabelle). Vom kg bei etwa 4 kg Spiegelgewicht. Auch Der Laserstrahl trifft zunächst zentral auf Zweitspiegel trifft der Strahl zentral auf eine Aluminiumkonstruktion oder der den Hauptspiegel und sollte dann zen- den Parabolspiegel (Spiegel 3), der sich direkte Einbau der Spiegeloptik in ein triert den Zweitspiegel erreichen. Der neben dem Hauptspiegel befindet. Der stabiles, geschlossenes Gehäuse ist Hauptspiegel wird noch geringfügig wei- Parabolspiegel wird nun entlang der denkbar und könnte das Teles- ter in der Symmetrieebene geneigt, Symmetrieebene in Richtung der Öff- kopgewicht weiter reduzieren. Der damit der Zweitspiegel nicht mehr direkt nung soweit geneigt, daß eine erneute Hauptspiegel wurde in einer Standard- im Zentrum, sondern in einem Abstand Reflexion am Sekundärspiegel mit einem spiegelzelle mit 3-Punkt-Auflage mon- von etwa (150 mm - 123 mm) / 2 = 13,5 Abstand der Laserreflexe von etwa tiert, die mit drei Justierschrauben ver- mm versetzt vom Laserstrahl getroffen d = sin 5° x 533 mm = 46 mm auftritt. sehen ist. Bei größeren Spiegeldurch- wird. Die für die zweite Reflexion erfor- Damit wird der neuerlich vom Zweit- 100 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU

spiegel reflektierte Strahl seitlich am Bild 1: Hauptspiegel vorbei zentriert in den Prototyp eines Multi-Schiefspieglers, Okularauszug gelenkt. Mit etwas der mittels einer Aluminiumgabel auf Erfahrung dauert diese Prozedur nur der Deklinationsachse einer einfachen wenige Minuten. Selbstbaumontierung gelagert ist. Das Eine Feinjustierung des Instruments Gehäuse besitzt die Abmessungen unter Kompensation von axialen Astig- 770mm x 440mm x 210mm. Die matismus und Koma sollte an einem Tubusbreite verkürzt sich nach vorne hellen Stern erfolgen. Der Astigmatismus auf 380 mm. Die Tubuslänge wurde für wird bei intra- und extrafokaler Betrach- den Einbau und Test verschiedener tung der Sternscheibe im Okular als Spiegeloptiken überdimensioniert und Ellipse sichtbar, welche ihre Achsen um läßt sich für das hier realisierte Design 90° dreht und kann recht einfach durch 1 noch um etwa 150 mm verkürzen. eine kleine Neigungsänderung des Zweitspiegels kompensiert werden. Bei größeren Änderungen des Neigungs- radien um mehr als 50 mm sollten winkels wird allerdings eine erneute Abstände und Winkel mit einem opti- Laserjustierung des Strahlengangs erfor- schen Programm nachoptimiert werden. derlich. Zudem würde sich auch die Besonders empfindlich reagiert die Fokuslage seitlich verschieben und Bildfehlerkompensation auf einen ab- damit die Position des Okularauszugs. weichenden Radius des Parabolspiegels. Daher sollte die mechanische Konstruk- Bereits bei 20 mm Radiusänderung ent- tion erst realisiert werden, nachdem die steht merklicher Astigmatismus, der endgültigen Spiegelradien und das opti- durch entsprechende Neigung des mierte Design feststehen. Zweitspiegels kompensiert werden kann. Etwas schwieriger gestaltet sich die Die mechanischen Toleranzen werden Kompensation eventuell auftretender um so größer, je kleinere Öffnungsver- Koma. Dafür könnte man prinzipiell den fern die beiden anderen Spiegel optisch hältnisse realisiert werden. Abstand von Zweit- und Parabolspiegel perfekt sind und die Justierung ein- mittels geeigneter Fassungen um einige wandfrei ist. Als kompakte Lichtquelle Eigenschaften und Zentimeter verstellbar halten. Zur für die optischen Tests im Fokus eignet Beobachtungserfahrungen Korrektur der Koma wird dann der sich eine Lichtleitfaser [11]. Spiegelabstand solange verändert, bis Ein gewisser Nachteil des Multi- eine optimale Sternabbildung erreicht Die Betrachtung des Vollmonds oder der Schiefspieglers besteht in den erforderli- wird. Simulationen mit dem TCT- Sonne (Vorsicht - nicht direkt in den chen Zahl von vier Reflexionen, die zu Programm und praktische Versuche zei- Strahlengang schauen!) bietet eine wei- einem deutlichen Lichtverlust führen. gen aber, daß verbleibende Bildfehler tere Justierhilfe, um eventuelle Vignet- Bei der üblichen Aluminium- und allein durch geringfügige Neigungs- tierungen durch Blenden zu erfassen Schutzbeschichtung mit einer Reflekti- änderungen von Zweit- und Drittspiegel und zu beseitigen. Nach Entfernen der vität von ca. 89% resultiert eine korrigiert werden können. Eine geeigne- Seitenverkleidung setzt man vor jeden Lichtdurchlässigkeit von effektiv 63%. te Einstellung der beiden in der Spiegel sukzessive eine weiße Papp- Aus diesem Grunde sollte eine hochre- Symmetrieebene wirkenden Justier- scheibe und kann damit den aufgefan- flektierende Aluminiumbeschichtung schrauben ermöglicht damit eine voll- genen Lichtfleck beobachten, der keine bzw. silberbeschichtete Spiegel verwen- ständige Bildfehlerkompensation. Abschattungen aufweisen darf. Zum det werden. Auch eine eigene Ver- Mit Hilfe eines präzisen Planspiegels Auffangen der vierten Reflexion darf nur silberung mit einem naßchemischen von 150 mm Durchmesser läßt sich in der entsprechende Teilbereich des Verfahren [10] ist möglich und wurde einem sogenannten Autokollimations- Zweitspiegels bedeckt werden. Eventuell vom Verfasser in der Erprobungsphase test [10] die Justierung und optische ist auch das von der Reflexionsschicht verwendet. Die Silberschicht läuft unge- Qualität des Gesamtsystems ermitteln. erzeugte Streulicht für die Beobachtung schützt jedoch bald an und wird Dabei lassen sich im Fokus dieselben der beleuchteten Spiegelfläche ausrei- unbrauchbar. Bei der Reflexion auf die- einfachen Testmethoden wie für einen chend. Damit wird ein vignettierungsfrei- sen Silberschichten wurde zudem deut- Kugelspiegel im Krümmungsmittelpunkt es Bildfeld von zumindest 0,5° gewähr- lich mehr Streulicht beobachtet als auf anwenden (Test mit Messerschneide leistet. vakuumbeschichteten Spiegeln. nach Foucault oder Ronchigitter). Mit dem beschriebenen Prototypen des Gerade bei einem komplexen Spiegel- Der Multi-Schiefspiegler besitzt gewisse Multi-Schiefspieglers konnten erste system liefert dieses Verfahren eine Justiertoleranzen, innerhalb derer sich Beobachtungserfahrungen an Mond, sichere Beurteilung und optische Fehler die Bildqualität nicht merklich ändert. Jupiter und diversen Sternhaufen des kompletten Systems werden erkenn- So können die Spiegelabstände einige gewonnen werden. Die visuellen Ein- bar. Dieses Verfahren läßt sich auch ver- Millimeter und die Spiegelneigungen um drücke wurden dabei mit einem katadi- wenden, um damit die Oberflächengüte wenige zehntel Grad abweichen. Bei optischen Schiefspiegler von 150 mm des Konvexspiegels zu beurteilen, so- Abweichung der sphärischen Spiegel- Öffnung (f/20) verglichen. FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU 101

Beschreibung vergleichender Mondbeobachtungen

Der Mond wurde nahe der Vollmond- phase mit beiden Geräten mit jeweils gleicher Vergrößerung beobachtet. Dabei lassen sich insbesondere Details mit schwachen Kontrastumfang (in der Mondmitte) mit kontrastreichen Details am Mondrand vergleichen, wo sich der Terminator befand. Der Schiefspiegler lieferte bei 250facher Vergrößerung ein überzeugendes kontrastreiches Bild sowohl in zentralen Mondregionen als auch am Rand. Bei 375fach waren die Details im Zentrum schon deutlich ver- Bild 2: waschen, am Rande aber immer noch Sichtbar wird die innere tragende Rahmenstruktur aus Stahlprofilrohr, an der detail- und kontrastreich. Der Multi- Spiegelfassungen, Okularauszug und eine Montierungsplatte befestigt sind. Schiefspiegler zeigte bei 200facher Unmittelbar vor dem Okularauszug ist ein Blendenrohr montiert, um direktes Vergrößerung ebenfalls ein kontrastrei- Streulicht von der Eintrittsöffnung her zu unterdrücken. Die Blende ist insbesonde- ches Bild in zentralen Mondregionen re bei Tagesbeobachtungen erforderlich und erhöht den Bildkontrast. Bei diesem und Randbereich. Bei 350fach wurde Teleskop sind noch Standardspiegelfassungen eingebaut, die durch die neuen allerdings auch hier ein Limit erreicht, Justierfassungen ersetzt werden sollen. höhere Vergrößerungen ergaben keine weiteren Details im Zentrum, während das Bild am Terminator immer noch kontrastreich erschien. Diese ersten Vergleichsbeobachtungen sind aufgrund der verwendeten Okulare unterschiedli- chen Typs nicht exakt vergleichbar und sollen nur einen Anhaltspunkt dafür lie- fern, daß vergleichbare optische Leistungen erzielbar sind. Bei einem Öff- nungsverhältnis f/20 können langbrenn- weitige Okulare einfacher Bauart ver- wendet werden, während bei lichtstärke- ren Geräten Okulare mit entsprechend kürzerer Brennweite und von höherer Qualität gefordert sind. Die anwendba- ren Maximalvergrößerungen sind zudem noch von der Luftunruhe und der Temperaturanpassung der Geräte abhän- gig.

Den interessierten Amateuren möchte ich den Nachbau dieser neuen kompak- ten Multi-Schiefspiegler, sowie der von E. Herrig entwickelten Kompakt- Schiefspiegler [8] empfehlen, damit eine Bild 3: möglichst umfangreiche praktische Unterhalb der dreiarmigen Spiegelhalteplatte befindet sich eine weitere kleine Erprobung dieser interessanten Systeme dreiarmige Platte, die mittels drei Gewindezapfen und Stellmuttern angeschraubt realisiert wird. Die dargestellte Konstruk- ist. Die beiden Platten sind durch eine zentral gelagerte kleine Stahlkugel als tion des Multi-Schiefspieglers und weite- Kippelement miteinander in Kontakt. Auf der Rückseite der kleinen Platte befindet re Varianten sind vom Verfasser durch sich ein einfaches Gabelgelenk, das mit der Gehäusebefestigung verschraubt wird, ein Patent [12] vor einer kommerziellen so daß eine Drehung in der Symmetrieebene erfolgt. In einigen Zentimetern Nutzung geschützt worden. In der ent- Abstand in dieser Ebene befindet sich eine Stellschraube die sich in einem sprechenden Offenlegungsschrift sind Gewindebolzen an der Spiegelhalteplatte dreht. Auf dem Gewindebolzen ist eine auch weitere optische Varianten auf Druck belastete Feder gesteckt. Die Feder drückt den entsprechenden Arm der beschrieben. Spiegelhalteplatte vom Gehäuserahmen ab und ermöglicht damit eine spielfreie Feinjustierung mit der Stellschraube. 102 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU

Literatur: Daten der Multi-Schiefspiegler (Design 1-3) [1] A. Kutter: Der Schiefspiegler; Verlag F. Weichardt, Biberach/Riss (1953) Design Nr. Reflexion Nr.Durch- Spiegel- Abstand Spiegel- Konische [2] A. Kutter: S&T, S. 64 (12/1958) (Öffnung) messer radius neigung Konstante [3] H. Rutten , M. van Venrooij: Telescope Optics, Öffnungs- Willmann-Bell Inc., Richmond, Virginia, 113 (1988) verhältnis [4] A. Kutter: S&T, S.46 (1/1975) und S.115 (2/1975) [5] R. A. Buchroeder: S&T, S.418 (12/1969) 1 1 140 -7200 555 +8,3 0 [6] M. Brunn: SuW, S.647 (8,9/1976) und SuW, (140) 2 146 (123) 7200 525 +8,1° 0 S.808 (11/1976) f/11,7 3 124 -2400 533 +2,5° -1 [7] P. Riepe, und S. Binnewies: SuW, S.164 4 (71) 7200 715 -13,4° 0 (2/1997) [8] E. Herrig: S&T, S.113 (11/1997) und interstella- 2 1 140 -7200 600 -8,0° 0 rum 13, S.56 (1998) (140) 2 152 (122) 7200 605 +8,0° 0 [9] TCT-Software von J. Sasian und winspot von f/13,5 3 123 -2700 615 +2,5° -1 D. Stevick, webpage unter: 4 (71) 7200 775 -13,4° 0 http://bhs.broo.k12.wv.us/homepage/alumni/dste vick/ 3 1 150 -10000 890 -6,6° 0 [10] K. Wenske, Spiegeloptik, Verlag Sterne und (150) 2 186 (131) 10000 877 +6,6° 0 Weltraum, Düsseldorf (1978) und München f/19,0 3 135 -4000 889 +2,6° 0 (1997) 4 (81) 10000 1168 -12,2° 0 [11] E. Jones: S&T, S.85 (7/1992) [12] H. Wolter, Offenlegungsschrift DE 19925931 A1 Alle Längenangaben erfolgen in mm. (unter der webpage des deutschen Patentamts: (Durchmesser) beschreibt die für ein Bildfeld von 0,5°erforderliche Größe der entsprechen- www.depanet.de ) und EP Nr. 99111266.5; wei- den Teilfläche des Zweitspiegels. Ein negativer Spiegelradius bezeichnet konkave Spiegel, positive Werte konvexe Spiegel. tere Konstruktionen unter der homepage: Der Reflexionswinkel ist 2 x Spiegelneigung. www.ep3.uni-halle.de/user/heino/Astro/ Die konische Konstante k ist definiert als k = - (Exzentrizität)2.

Die Selbstherstellung

Teil 1 eines Teleskopspiegels

von Thomas Heising Zweck der folgenden Zeilen ist es, den interessierten Amateur mit den Die Materialzentrale hat sich die Aufgabe gestellt, den Spiegelselbstschliff zu unter- Möglichkeiten der Selbstherstellung stützen. Ein umfangreiches Angebot erwartet den Spiegelschleifer. Neben komplet- eines 15 cm bis 20 cm Spiegels vertraut ten Spiegelschleifsätzen, die alles Notwendige zum Schliff eines Fernrohrspiegels zu machen. Hier kann aber nur ein erster enthalten, können auch Schleif- und Poliermittel in kleinen Mengen bezogen wer- Überblick über die Arbeitsschritte gege- den. Zur Messung des Krümmungsradius der bearbeiteten Fläche ist eine Meßuhr ben werden. Das Studium von weiter- zum Bau eines Sphärometers erhältlich. Leider ist der Spiegelselbstschliff im führender Literatur [1, 2] ist unerläßlich. deutschsprachigen Raum nicht sehr weit verbreitet. Dabei kann man mit etwas Dem Anfänger wird dringend abgeraten Geduld und Ausdauer einen guten Fernrohrspiegel schleifen, der mit Sicherheit die sich an einem größeren Spiegel zu ver- Qualität vieler industriell hergestellter Spiegel übertrifft. Die von uns geprüften suchen, da die Probleme mit dem Fernrohrspiegel verschiedener Hersteller lagen in ihrer Qualität oft am unteren Limit Spiegeldurchmessers sowie dem Öff- und waren damit schlechter als es bei der Selbstherstellung möglich wäre. Ob sich nungsverhältnis stark anwachsen. der Selbstschliff finanziell rentiert, muß man selbst einschätzen, da die Kosten für die anderen Bauteile des Fernrohrs erhalten bleiben. Aber auch hier hat der abso- Notwendige Materialien lute Selbstbaufreak noch genügend Spielraum, so daß es möglich ist, mit minima- und erste Arbeitsgänge lem finanziellen Aufwand ein relativ großes und gutes Spiegelfernrohr zu bauen. Und noch aus einem anderen Grunde ist der Selbstschliff zu empfehlen. Man lernt Das Prinzip des Schleifens ist eigentlich sehr viel über Astro-Optik und ist damit in der Lage, Angaben der Händler über sehr einfach. Reibt man 2 runde Fernrohre besser einzuschätzen. Glasscheiben aufeinander, zwischen FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU 103

denen sich ein Schleifmittel befindet, so • Ein stabilen, hüfthohen Ständer mit Der Grobschliff dient in erster Linie dazu, wird die obere Scheibe mehr in der einer stabilen Holzscheibe zur Auf- dem Spiegel die notwendige Höhlung zu Mitte, die untere Scheibe mehr am Rand nahme der Schleifschale. Als Ständer geben. Mittel- und Feinschliff sollen nur abgeschliffen, da sich diese beiden eignet sich beispielsweise ein mit noch die Oberfläche so weit glätten, daß Gebiete der beiden Scheiben fast stän- Sand gefülltes Faß oder auch ein eine Politur möglich ist. dig berühren. alter Kühlschrank. Vor dem Schleifen prüft man, ob die bei- Kombiniert man diese Schleifbewegun- den Glasscheiben eine etwa 1 mm brei- gen mit einer Drehbewegung der Schei- • Ein Raum, in dem man seine Ruhe te Phase haben. Sollte das nicht der Fall ben, so erreicht man, daß die obere hat und wenig gestört wird. Die sein, ist es notwendig, die Glaskanten Scheibe eine konkave, die untere Raumtemperatur ist beim Schleifen mit einem Schleifstein in einer mit Scheiben eine konvexe Fläche erhält. unkritisch sollte aber beim Polieren Wasser gefüllten Schüssel anzuschleifen. Die konkave, obere Scheibe bildet den 21 °C am Arbeitsort nicht unterschreiten. Fehlt die Phase kommt es leicht zu späteren Spiegel während die konvexe unschönen Glasabsprüngen am Rand. untere Scheibe das Werkzeug, die soge- Die Schleif- und Polierbewegungen lassen Zu Beginn des Schleifens befestigt man nannte Schleifschale ergibt. sich in 3 Teilbewegungen aufspalten: die zukünftige Schleifschale auf dem Der Effekt dieses Schleifvorgangs erhöht Ständer und verrührt darauf etwa einen sich logischerweise um so mehr, je 1. Hin- und Herschieben des Spiegels halben Teelöffel Karborundum K80 mit größer die Verschiebung der beiden auf der Schleifschale - diese etwas Wasser. Darauf setzt man den Scheiben zu einander ist. Bewegung wird auch „Strich“ Spiegel vorsichtig auf und beginnt mit Das Polieren des Spiegels findet grund- genannt den oben beschriebenen Schleifbewe- sätzlich genauso statt. Welche gungen. Ein lautes Knirschen und Materialien sind nun notwendig, um 2. leichte Drehung während der Knacken verrät, daß der Schleifvorgang einen 15 cm Spiegel zu schleifen: Schleifbewegung in vollem Gange ist. Die Effektivität • 2 Glasscheiben von ca. 15 cm Durch- erhöht sich wesentlich, wenn man von messer und einer Dicke von ca. 3 cm. 3. langsames Gehen um den Zeit zu Zeit die Strichbewegungen mit Wegen des geringen Ausdehnungs- Schleifständer Überhang ausführt (Abb. 1a, 1b und 2). koeffizienten hat sich Duran als Werk- Alle 3 Bewegungen müssen gleichzeitig stoff für den Spiegel bewährt, währ- ausgeführt werden und sind nach kurzer Sollten sich die Scheiben beim Schleifen end die Schleifschale aus gewöhnli- Zeit erlernt. Dieses manuelle Schleifen einmal festsaugen, so empfiehlt es sich, chem Plattenglas bestehen kann. kann auch eine Maschine übernehmen. sie gemeinsam in einem Wasserbad vor- Bauvorschläge findet man in [2]. sichtig zu erwärmen. Meist lösen sie sich • Karborundum als Schleifmittel mit so ganz von allein. verschiedenen Körnungen: Das Schleifen Den Krümmungsradius R des Spiegels, – K80, K100, K150 der dem Doppelten der Brennweite ent- für den Grobschliff, Die folgenden Zeilen behandeln in erster spricht, prüft man am besten mit einem – K220, K320, K400 Linie das „klassische” Schleifverfahren Sphärometer. Ein einfaches Balken- für den Mittelschliff, mittels zweier Glasscheiben. In jüngerer sphärometer mit einer Meßuhr ist leicht – K500, K600, K800 Zeit wurden von einigen Amateuren gebaut und in [2] beschrieben (Abb. 3). für den Feinschliff, noch andere Verfahren erprobt, die hier Es gibt auch eine Möglichkeit, ohne – Feinschmirgel aber nicht näher beschreiben werden Sphärometer den Krümmungsradius für den letzten Feinschliff. können. Das im folgenden beschriebene näherungsweise zu bestimmen. Bei die- Verfahren ist zwar etwas zeitaufwendi- sem Verfahren wird der gesäuberte und • Polierpech, sowie etwas Polierweiß ger, führt aber in den allermeisten Fällen angefeuchtete Spiegel an einer Wand in für die Politur. zum Erfolg und sei damit dem Anfänger Augenhöhe aufgestellt und der Raum empfohlen. abgedunkelt. Neben dem Kopf bewegt

1/3 Radius

Abb. 1a: Abb. 1b: Abb. 1c: Ganzer Strich (Mitte über Mitte) Strich mit Überhang (hier: Mitte über Drittelstrich Rand) 104 FACHGRUPPE > AMATEURTELESKOPE – SELBSTBAU

Abb. 2: Abb. 4: Abb. 3: Schleifen mit Überhang zur schnellen Schleifen mit Drittelstrich. Messung des Krümmungsradius mit Aushöhlung des Spiegels. einfach zu bauendem Balkensphärometer.

man eine Taschenlampe auf und ab und kurzen Strichen den Schleifvorgang Strichen nicht mehr zu sehen sein. Dem beobachtet deren Spiegelbild. Bewegt beginnen. Eventuell vorhandene größere Anfänger empfiehlt es sich, diese sich das Spiegelbild in der gleichen Körner werden so zerdrückt und können Bleistiftprobe schon bei den vorherge- Richtung wie die Lampe, befindet sich keinen Schaden mehr anrichten. henden Fraktionen durchzuführen. der Beobachter innerhalb des Krüm- Ab K320 wird nur noch mit Drittel- Hat der Spiegel die Probe auf eine mungsradius. Sind die Bewegungen strichen weitergearbeitet (Abb. 4). Eine sphärische Oberfläche bestanden, arbei- gegenläufig, so ist man außerhalb des Schleifdauer von mindestens 1,5 bis 2 tet man sich auf die gleiche Weise bis Krümmungsradius. Kann man die Stunden wird empfohlen. Ab K400 sollte zur Fraktion K800 vor. Bewegungsrichtung des Spiegelbilds auch mit einer Lupe auf der gesamten Der letzte Schliff erfolgt mit Feinschmir- nicht mehr unterscheiden, befindet sich Spiegeloberfläche kein gröberes Loch gel. Dabei sind mindestens 4 Schleif- das Auge des Beobachters genau im mehr zu erkennen sein. Bei den Frak- gänge vorzusehen, wobei der letzte Krümmungsradius. Auf diese Weise kann tionen K400, K500 und K600 beträgt die Schleifgang wenigstens 45 Minuten man den Krümmungsradius auf einige Schleifdauer mindestens 1 Stunde, wo- dauern sollte. Zentimeter genau bestimmen. In [1] ist bei man zum Schleifbrei auf der Schleif- Nach dem Feinschliff sollte das Reflex- dieses Verfahren näher erläutert. schale noch ein Tropfen Spülmittel gibt. bild einer Glühlampenwendel unter allen Für einen 15 cm Spiegel mit 120 cm Das Spülmittel bewirkt eine bessere Einfallswinkel über die ganze Oberfläche Brennweite ergibt sich ein Krüm- Verteilung des Schleifmittelbreis auf den gleichmäßig hell zu erkennen sein. Hat mungsradius von 240 cm. Den Grob- Glasscheiben. Ab K500 empfiehlt es sich man diesen Zustand erreicht, kann man schliff mit K80 beendet man aber schon zu kontrollieren, ob die Oberflächen zur Politur schreiten, worüber im näch- bei einem Krümmungsradius von ca. auch sphärisch sind. Dazu zieht hat man sten Teil berichtet wird. 270 cm. Von da an wird nur noch Mitte den Spiegel vorsichtig ab und zeichnet über Mitte geschliffen, da es jetzt nur mit einem Bleistift ein Kreuz auf seine Literatur: noch darum geht, die Oberfläche immer Oberfläche, das durch die Rückseite gut [1] Rohr, H.: Das Fernrohr für Jedermann, feiner zu schleifen. Die noch fehlenden zu erkennen ist. Beim Weiterschleifen Orell-Füssli Verlag, Zürich 30 cm am gewünschten Krümmungs- sollte dieses Bleistiftkreuz gleichmäßig [2] Wenske, K.: Spiegeloptik, Verlag Sterne und radius ergeben sich beim Schleifen mit verschwinden und nach ca. 5 bis 10 Weltraum, München den weiteren Schleifmittelfraktionen. Sollte man den gewünschten Krüm- mungsradius schon unterschritten haben, vertauscht man in der Schleifan- ordung einfach Spiegel und Schleif- schale. Mit den Schleifmittelfraktionen K100, K150 und K220 schleift man jeweils min- destens ein Stunde, wobei man nach 10 – 15 Minuten Spiegel und Schleifschale abwäscht und neu mit Schleifmittel beschickt. Vor dem Übergang auf andere Schleif- mittelfraktionen sind Spiegel, Schleif- schale sowie der gesamte Arbeitsplatz sorgfältig zu reinigen, um Kratzer auf dem Spiegel zu vermeiden. Aus dem gleichen Grunde sollte man vor jedem neuen Schleifgang den Spiegel vorsich- tig auf die Schleifschale setzen und beide erst nur einige Millimeter gegen- Ich finde Kos, die Kids haben genug gesehen. einander bewegen und danach mit ganz Wir sollten den Dobson mal auf die andere Seite stellen. FACHGRUPPE > VOLKSSTERNWARTE KIRCHHEIM 105

Neues aus der Arbeit der VdS-Sternwarte Kirchheim

Die Volkssternwarte Kirchheim ist nun schon sieben Jahre als Feriensternwarte der VdS aktiv- Grund genug, wieder einmal Bilanz zu ziehen. Über die Entstehungsgeschichte der Sternwarte und die ersten Jahre des gemeinsamen Wirkens mit der VdS wurde in dieser Zeitschrift schon einmal berichtet /1/. Deshalb soll hier nur ein kurzer Überblick über die Entwicklung der letzten Jahre, die technischen Fortschritte und das aktuelle Angebot für Gastbeobachter gegeben werden. von Jürgen Schulz

1996 1997 1998 1999 Gesamt seit 1992 Selbst eingefleischte CCD-Freaks können Anmeldungen 20 27 29 31 202 sich der H-alpha-Faszination nicht ent- Gastbeobachter 130 143 257 235 1528 ziehen! Beobachtertage*) 406 385 605 522 3470 Freunde transportabler Fernrohre kön- *) "Beobachtertage” = Summe der tatsächlichen Aufenthaltstage aller Gastbeobachter nen auf ein C8 oder einen 5”-Fagott- Refraktor zurückgreifen- beide Geräte Tab. 1: Die Nutzung der Sternwarte sind Schenkungen an die VdS. Mit der Installation einer zentralen Besucherstatistik ten. Um diese Möglichkeit auch nutzen Gleichspannungsversorgung stehen jetzt zu können, wurde ein drittes Gäste- an den Fernrohren Potentiale von Neben Einzelbeobachtern kommen klei- zimmer eingerichtet. 6V...24V im 3V-Raster zur Verfügung. ne Gruppen und auch Familien zu uns. Die Modernisierung und Vereinheit- Gleichzeitig wurden die Fernrohre unter- Verschiedene Fachgruppen der VdS nut- lichung der großen Instrumente ist und einander sowie mit dem Vortragsraum zen die Sternwarte für Tagungen, bleibt der Fokus unserer technischen und der künftigen Computerzentrale mit Seminare und Workshops. Zweimal jähr- Arbeit. So wurden beide Teleskope auf Telefon-, Video-, Computer- und lich trifft sich der VdS-Vorstand in Schrittmotorantrieb mittels Sinus-2- Teleskopsteuerungskabeln vernetzt. Kirchheim, oft kombiniert mit einem Steuerung umgerüstet und alle Nach jahrelangem Ringen mit der Fachgruppenleitertreffen. Nicht zuletzt Okularauszüge mit 2”/1,25”-Adaptern Telekom haben wir endlich mit entspre- fanden bei uns die ersten Redaktions- ausgestattet. chender Eigeninitiative - 200m Kabel- sitzungen für diese VdS-Zeitschrift statt. An der Montierung des 30-cm-Casse- graben bis zum nächsten Mast - einen Es sei an dieser Stelle angemerkt, daß grain wurden Deklinationsachse und Telefonanschluß bekommen. Über die die Kapazitätsgrenze unserer ehrenamt- Tangentialtriebe komplett umgebaut, so ISDN-Anlage ist es nun möglich, mit lich geführten Sternwarte in Spitzen- daß der von Herrn Dr. Jansen gestiftete hoher Geschwindigkeit im Internet zu zeiten erreicht ist. Deshalb ist eine Kutter-Schiefspiegler 250/5000 mm als surfen. Einen speziell dafür ausgerüste- rechtzeitige Anmeldung von Vorteil. zusätzliches Instrument angedockt wer- ten PC, den jeder Gastbeobachter aus- Erfahrungsgemäß haben aber auch den konnte. Das alte 30-cm-Spiegelsy- leihen kann, hoffen wir mit Unter- Kurzentschlossene gute Chancen auf stem wurde - teilweise gesponsert von stützung der VdS anschaffen zu können. ein freies Teleskop über`s Wochenende. Philipp Keller - durch LOMO-Sital-Spiegel Damit ist auch an Regentagen für ein ersetzt. aktuelles Astroprogramm gesorgt. Technische Ausstattung Damit auch durchwachsene Wetterlagen Neben den optimistischen Fortschritten nicht zum Astro-Frust führen, ist beson- sollen aber auch unsere Probleme nicht Die instrumentelle Basis konnte in den ders in die Sonnenbeobachtungstechnik ungenannt bleiben. Leider entstanden letzten Jahren systematisch erweitert investiert worden. So stehen neben den einige sicher unabsichtlich verursachte werden. Der Schwerpunkt lag dabei auf Herschelprismen ein Protuberanzenan- Geräteschäden, die von den Gastbeob- Zusatzgeräten zur Verbesserung der satz und seit kurzem als ganz besonde- achtern nicht gemeldet wurden und des- Beobachtungsqualität. So erfuhren das res Highlight ein 0,5-Angström-Daystar- halb auch nicht über die Haftpflicht der Spektrum an Okularen und Filtern sowie filter für das astronomische Tagespro- Gäste geregelt werden konnten. Diese die Sammlung selbstgebauter mechani- gramm zur Verfügung. Letzteres wurde vermeidbaren, von unserem Verein scher Adapter einen deutlichen Zuwachs. von den Autoren des Handbuches für finanziell getragen Kosten hätten wir lie- Sämtliche peripheren Teile sind über- Sonnenbeobachter finanziert und als ber für Neuanschaffungen verwendet. sichtlich in Koffern geordnet und so Dauerleihgabe nach Kirchheim gegeben. Aus Platzgründen müssen wir uns leider ergänzt worden, daß an beiden Teles- Damit ist die Beobachtung spektakulärer auch von unserem Plattenmeßgerät kopkomplexen eine vollständige Ausrüs- Aktivitätsausbrüche auf der Sonne, wie Ascorecord trennen. Aktivisten der foto- tung vorhanden ist. Nun können zwei man sie von den herrlichen Fotos der grafischen Positionsbestimmung können Teams unabhängig voneinander arbei- Spezialisten kennt, kein Problem mehr. das Präzissionsinstrument preisgünstig 106 FACHGRUPPE > VOLKSSTERNWARTE KIRCHHEIM

Abb. 2: 2“-Adapter für den Anschluß von Camcordern (Eigenbau)

Abb. 3: Elektromotorischer 2“-Kamera-Auszug (Eigenbau)

Kontaktadresse: Dr. Jürgen Schulz Volkssternwarte Kirchheim Abb. 1: Arnstädter Straße 49 · D-99334 Kirchheim (Thür.) In der großen Schiebedachhütte sind der 30-cm- Tel. 49- 36200 61656 Cassegrain und der 25-cm-Schiefspiegler mit eMail: [email protected] Leitfernrohren und Sonne-H␣-Filter montiert. http://home.t-online.de/home/tobias.pfaff

erwerben! • Refraktor 63/840 (Zeiss), Genutzt werden können nach entspre- Sehr schwierig gestaltet sich die • C-8 chender Einweisung alle o.g. Geräte Werterhaltung der Gebäude. Allein durch • 5"-Fagottrefraktor (Lichtenknecker) sowohl visuell als auch fotografisch oder Arbeitseinsätze unserer Vereinsmit- • Newton/Cassegrain 300/1500/4500 mit eigener CCD-Kamera. Technische glieder und die zwangsläufig beschei- (Keller) Unterstützung gibt neuerdings unser auf dene finanzielle Unterstützung durch • Kutter-Schiefspiegler 250/5000 ABM-Basis beschäftigter Mitarbeiter unsere kleine Kommune sind die bauli- (Lichtenknecker) Peter Große. In der Bibliothek liegen u.a. chen Probleme auf Dauer nicht zu • Newton 500/2500 (Wilke) alle wichtigen Periodika der Fach- bewältigen. Wir bemühen uns um • Aplanatische Kühn-Slevogt-Kamera gruppen aus, so daß sich jeder Gast mit Fördermittel durch den Freistaat 300/450/900 (Zeiss) den vielfältigen Aktivitäten der VdS ver- Thüringen und hoffen so die dringend- • AS-Refraktoren 80/1200, 110/1650, traut machen und Anregungen für eige- sten Reparaturen realisieren zu können. 200/3000 (Zeiss) ne Beobachtungen holen kann. • Protuberanzenansatz (Lille) Beobachtungsmöglichkeiten • Sonnenobjektivfilter, Herschelprismen Was mit etwas Geschick und Geduld in (Zeiss) Kirchheim erreichbar ist war haben die Für alle, die unsere Sternwarte noch • 0,5 Angström-H-alpha-Filter (Daystar) Bilder von Michael Hensel aus Berlin im nicht aus eigener Anschauung kennen- • Teleobjektive Sonnar 2,8/180 (Zeiss/ letzten Heft dieser Zeitschrift dokumen- gelernt haben, seien hier die wichtigsten 6x6), Sonnar 4/300 (Zeiss/6x6), MTO tiert. Angebote im Überblick genannt: 8/500 (LOMO) Wir danken dem VdS-Vorstand und allen • 3 Gästezimmer mit TV, Telefon + ISDN, Die Unterkunft kostet für VdS-Mitglieder Sponsoren für die Unterstützung des • Dusche, WC, 25,-DM (Sommer) bzw. 30,-DM (Winter). Projektes VdS-Feriensternwarte und hof- • Küche, Für die Teleskopnutzung sind 20,-DM/ fen auch für die Zukunft auf weitere gute • Vortragsraum mit Bibliothek Tag zu entrichten. Zusammenarbeit und zahlreiche Spenden. FACHGRUPPE > JUGENDARBEIT 107

Astronomie für Jugendliche von Uwe Reimann

Kontakt zu Gleichgesinnten ist für ein Hobby besonders belebend. So kann man mit anderen Amateurastronomen zusammen Beobachtungserlebnisse und Bilder aus- tauschen oder die nächste Beobachtung gemeinsam planen. Besonders für Jugendliche ist das interessant. Was aber, wenn man in einer ländlichen Gegend wohnt, in der sich keine anderen Amateurastronomen finden? Was, wenn man in einer Stadt wohnt, die keinen aktiven Astronomieverein oder eine Sternwarte hat? Meist ist es in so einem Fall für Jugendliche schwierig, andere Astronomen kennen zu lernen. Oft genug machen einem aber auch andere Randbedingungen die Ausführung des Hobbys schwer, ausgerechnet vor einer Klassenarbeit sind die Nächte klar und es gibt etwas besonderes am Himmel zu sehen. Was bleibt sind die Ferien. In den Ferien lassen sich beide Anforderungen an sein Hobby bestens erfül- len: Chancen auf gutes Wetter und die Gesellschaft anderer Astronomie- Interessierter. Wo es diese geniale Kombination gibt? In einem astronomischen Jugendlager!

Astronomische Jugendlager lagers eignet. Oft wird gleich das ganze Haus für das Camp gemietet, denn die Eine gute Möglichkeit, die Ferien ganz Anforderungen sind hoch: Jede Arbeits- dem Hobby zu widmen sind astronomi- gruppe braucht ihren eigenen Seminar- eine Auswertung, eine theoretische sche Jugendlager. Hier hat man gleich raum. Viel Zeit verbringen die Teil- Beschäftigung mit einem Thema oder noch den Vorteil, dass man ohne die nehmer mit der Vorbereitung und die Vorbereitung eines kleinen Vortrags Auswertung der Beobachtungen und da für die anderen. Jeder sucht sich die ist Platz besonders wichtig. Themen an denen er arbeiten möchte selbst aus. Was passiert in einem Astrocamp? In einem Camp kommen eine Menge Teleskope zusammen. Viele Teilnehmer In einem astronomischen Jugendlager bringen ihre eigenen Fernrohre mit, wei- wird viel geboten: Ein umfangreiches tere Geräte stellt der Veranstalter zur astronomisches Programm, Beobachten, Verfügung und oft finden sich Astrohändler, die die Camps großzügig und leihweise mit Ausstellungs- teleskopen unterstützen. Eltern Urlaub machen kann. Denn die astronomischen Jugendlager, die ich in Wie sieht typischer Tag in einem diesem Artikel vorstelle, werden alle von Camp aus? Jugendlichen für Jugendliche veranstal- tet. Insgesamt gibt es derzeit drei Es hängt ein bisschen vom Wetter ab... Jugendlager, die mit viel Vorbereitungs- Normalerweise werden tagsüber die aufwand veranstaltet werden. Zwei astronomischen AGs veranstaltet und davon finden in Deutschland statt, eins nachts Beobachtungen durchgeführt. Im ist international und findet an verschie- denen Orten Europas statt. Freizeit, Gruppenspiele, Ausflüge, usw. Wo wohnen die Teilnehmer? Jeder Teilnehmer sucht sich bei der Anmeldung aus einer Palette von astro- Beim Begriff "Astrocamp" denken man- nomischen Arbeitsgruppen die aus, die che vielleicht an ein Zeltlager, aber nein: ihm am meisten zusagt. In einem Alle Jugendlager werden in Häusern ver- Infoheft über das Camp finden sich hier- anstaltet, die Jugendgästehäuser oder zu ausführliche Informationen. Jugendherbergen sind. Die astronomi- Die Arbeitsgruppen (AGs) bestehen sche Ausrüstung ist heute so umfang- jeweils aus dem AG-Leiter und etwa 8 reich und empfindlich (Teleskope, Teilnehmern. In den AGs wird gemein- Computer, Bücher, Arbeitsmaterial), dass sam oder in kleinen Teams an astrono- sich nur ein richtiges Haus zur Veran- mischen Projekten gearbeitet. Dies kann staltung eines astronomischen Jugend- die Vorbereitung der Beobachtung sein, 108 FACHGRUPPE > JUGENDARBEIT

Ein Teil des Abends ist für das Freizeit vorbereitet. Sie sind entweder „Nichtastronomische Programm“ (NAP) Studenten oder Schüler. Alle Leiter reserviert. Hier lernen sich zu Beginn die waren früher selber Teilnehmer in einem Teilnehmer kennen, später gibt es ver- Astrocamp und ihre Begeisterung hierfür schiedenste Spiele, die einfach nur Spaß war so groß, dass sie als Leiter in machen sollen. Nebenbei werden immer Zukunft mitarbeiten wollen. wieder Volleyball-, Tischtennis- oder Das macht das Besondere eines jeden andere sportliche Turniere organisiert, Camps aus: Es sind Camps von meistens von den Teilnehmern selber. Jugendlichen für Jugendliche! Nachts wird diskutiert, beobachtet oder man macht bei bedecktem Himmel eine Wer kann teilnehmen? Party. Laufe der Zeit und bei gutem Wetter Ganz einfach: Jeder und jede, der oder verschiebt sich das Programm immer Wer leitet ein astronomisches die sich für Astronomie interessiert. mehr in die Nacht hinein, schließlich Jugendlager? Astronomische Kenntnisse sind keine braucht man nach einer langen Voraussetzung, wohl Beobachtungsnacht den Vormittag zum Alle Jugend- aber ein starkes In- Ausschlafen. Mindestens zweimal täglich lager werden teresse an der Astro- treffen sich die AGs, um an den von engagier- nomie. Das Alter der Projekten zu arbeiten. Oft finden sich ten jungen Teilnehmer sollte Teilnehmer aber auch sonst zusammen, Hobby-Astro- zwischen 16 und 24 um sich mit Astronomie zu beschäftigen. nomen in ihrer Jahren liegen, Aus- nahmen können ge- macht werden. Ca. 30 - 40 Prozent der Das „Astronomische Abenteuer Camp“ AAC Teilnehmer sind Mädchen. Dieses Jugendlager wird jedes Jahr in den Osterferien veranstaltet und bekommt Wenn die Zeit des Camps nicht ganz mit so ein Stück vom beginnenden Frühling mit. den Zeiten der Schulferien zusammen Dauer: 1 Woche passen, dann lässt sich meistens eine Teilnehmer: 22 Freistellung vom Unterricht erzielen. Leiter: 2 AG, 1 Organisation, NAP, Fotolabor, 2 Küche Übrigens: Nach einem Camp sind alle Ort: Mühle Mehr bei Kleve am Niederrhein immer so begeistert, dass sie beim Besonderes: Unterbringung in einer echten Windmühle nächsten Mal wieder dabei sein wollen. Veranstalter: Moerser Astronomische Organisation, Postfach 101811, 47408 Moers Wie kann man teilnehmen?

Einfach eine Infobroschüre bei den Das „Jugend-Astrocamp Mühlhausen“ JAM Veranstaltern anfordern. Dann das Anmeldeformular ausfüllen und einsen- In diesem Camp sind vielleicht noch Plätze frei! den. Bei großem Interesse an dem Camp Dauer: 2 Wochen, 22.7. – 5.8.2000 müssen die Veranstalter eine Auswahl Teilnehmer: 50 aus den Anmeldungen treffen. Leiter: 5 AG, 1 Organisation, NAP, Ort 2000: Mühlhausen, Thüringen Welche Jugendlager gibt es? Besonderes: Nachfolger des erfolgreichen Sonnenfinsternis-Jugendlagers Hier nun drei Jugendlager, an deren „Violau 99“ Organisation der Autor auch selbst ein- Veranstalter: Vereinigung der Sternfreunde e.V., Oliver Jahreis, Berlinstr. 92, mal beteiligt war. Auf den Interseiten der 55411 Bingen VdS (www.vds-astro.de) finden sich Links zu den Homepages aller Camps. Die VdS unterstützt alle Jugendlager und Das „International Astronomical Youth Camp“ IAYC steht in engem Kontakt mit den Organisatoren. Das größte astronomische Camp, das derzeit veranstaltet wird. Dauer: 3 Wochen, 1.8. – 22.8.2000 Teilnehmer: 70 Leiter: 7 AG, 1 Organisation, 1 NAP, 1 Fotolabor Ort 2000: Huesca, Spanien Besonderes: englischsprachig, Teilnehmer aus 15 Ländern Veranstalter: IAYC Workshop Astronomy e.V., c/o Christopher Witte, Pfalzburger Str. 29, 10717 Berlin FACHGRUPPRE > PARAWISSENSCHAFTEN 109

Unterm Horizont: Die andere Seite der Astronomie von Alexander Kendl am Heimcomputer überprüfen. Doch den Vollmond oder eine etwaige dabei stellt sich heraus, dass die Opposition der Venus mit jemandes Als erstes eine gute Nachricht: Im Mai Planeten, Mond und Sonne immer noch jeweiligem „Sternzeichen“ abschieben. dieses Jahres ist die Welt nicht unterge- einen Winkel von 26 Grad aufspannten - Andererseits möchte man glauben, gangen. und alles andere als in einer geraden ungleich leichter zu quantifizierende Linie „auf einem Längengrad“ angeord- Effekte wie die direkte Schwerkraft- Schön, werden Sie sagen, aber warum net waren. wirkung verschieden großer Planeten hätte sie auch sollen? Dass die runde und deren mögliche Auswirkungen wie Jahreszahl 2000 allerlei Propheten und Auch mit der „geballten Anziehungs- Erdbeben ließen sich auch von Laien mit Mystiker auf den Plan ruft, haben wir kraft“ ist es nicht weit her. Die physikalischem Schulwissen unschwer mittlerweile mitbekommen. Der bekann- Gravitation ist eine Kraft, deren mathe- auf ihre Plausibilität hin abschätzen. te Schwarzseher Nostradamus hatte den matische Beschreibung sehr gut verstan- Eine solche Einstellung erweist sich Weltuntergang ja schon für 1999 ange- den ist. Zur Berechnung der gegenseiti- jedoch oft als zu optimistisch. Bereits setzt. Tatsächlich sahen manche gen Anziehungskräfte der Körper in das Verständnis einfachster astronomi- Menschen die Sonnenfinsternis als apo- unserem Sonnensystem reicht im scher Sachverhalte scheint oft kalyptisches Zeichen. Die einzige Grunde die Newtonsche Gravitations- erschreckend gering. Ich möchte ein Katastrophe in diesem Zusammenhang theorie aus. Die Allgemeine Relati- Beispiel dazu geben: In einem ausver- war jedoch für viele Hobbyastronomen vitätstheorie Einsteins trägt dazu nur kauften Kino in einer süddeutschen (so wie auch für den Autor), dass sich geringe Korrekturen bei. Jedenfalls wir- Großstadt lief der Film „Die Truman- pünktlich zur Totalität der Himmel ken die Kräfte mehrerer Körper lediglich Show“. Diese satirische Tragikomödie bewölkte. additiv und potenzieren sich keines- handelt von einem jungen Mann namens Doch was wäre nun ausgerechnet wie- wegs, auch wenn alle gemeinsam in Truman, der als Hauptbestandteil einer der für diesen Mai zu befürchten gewe- eine Richtung ziehen. Die zusätzliche auf die Spitze getriebenen Reality-TV- sen? Die Bild-Zeitung erklärte es ihren gravitative Wirkung aller anderen Körper Serie unwissend in einem überdimensio- Lesern: „Sechs Planeten, Mond und im Sonnensystem, im Verhältnis zu der nalen Fernsehstudio aufgewachsen ist, Sonne werden am 5. Mai 2000 in einer von Mond und Sonne, auf die Erde liegt welches ihm in Form eines riesigen geraden Linie auf einem Längengrad aufgrund deren hoher Entfernung und Potemkinschen Dorfes eine (nahezu) aufgereiht sein – wie auf einer Perlen- geringen Masse bei weniger als im perfekte Scheinwelt konstruiert. In einer schnur. Wissenschaftler fürchten: Die Promillebereich. Auch die (etwas kompli- Schlüsselszene des Films unterhalten geballte Anziehungskraft bringt uns auf zierter zu beschreibende) zusätzliche sich Truman und ein (falscher, da der Erde gewaltige Naturkatastrophen“ Gezeitenwirkung auf die Erde ist völlig geschauspielerter) Freund am (künstli- (Bild am 6.5.1998). vernachlässigbar. Irgendwelche Erdbe- chen) Meeresstrand vor der grandiosen ben aufgrund ominöser „Verschie- Kulisse einer untergehenden Sonne. Um Nun wird vielen von Ihnen diese bemer- bungen in der äußeren Erdkruste“ (Bild) die Stimmung der Szenerie zu perfektio- kenswerte Konjunktion sicherlich ent- sind also bei Konjunktionen keineswegs nieren, befindet sich unmittelbar neben gangen sein. Der Grund ist, dass alle zu befürchten. der Sonne ein strahlender Vollmond. betroffenen Planeten (Mars, Saturn, Überrascht es Sie, dass an dieser Stelle Jupiter, Merkur und Venus) auf der Und doch finden solche Katastrophen- außer einem einzigen Zuseher niemand gegenüberliegenden Seite der Sonne warnungen und Schreckensszenarien sonst im Kino lauthals gelacht hat? zusammentrafen und somit dem immer wieder Eingang in Nachrichten Beobachter verschlossen blieben. und Medienmeldungen und werden oft Ich bin mir sicher, dass diese Kulisse Höchstens kurz nach Sonnenaufgang ebenso bereitwillig konsumiert wie das kein Pfusch des Regisseurs, sondern war die Venus zu erblicken, oder Mars tägliche Horoskop. Offenbar besteht beabsichtigt war. Warum sollte sich in und die einen Tag junge Neumondsichel eine gewisse Bereitschaft, von uns nicht einer Scheinwelt keine passende kurz nach Sonnenuntergang. Die kontrollierbaren Faktoren eine tragende Erklärung konstruieren lassen, wenn Behauptung des Boulevardblattes, die Rolle in der Bestimmung unseres dem Helden Truman Zweifel an diesem Planeten seien „wie auf einer Schicksals zuzuschreiben. Auch lassen für uns so ungewöhnlichen Himmels- Perlenschnur“ aufgereiht, lässt sich sich die Ursachen emotionaler Befind- schauspiel gekommen wären? Wirkliche leicht mit jedem Astronomieprogramm lichkeitsstörungen gut und gerne auf Bedenken kamen mir aber, als es mir 110 FACHGRUPPE > PARAWISSENSCHAFTEN BEOBACHTERFORUM

nicht ohne weiteres gelang, die Crux der spektrum befassen, das etwa die Theorien oder regelrechter Aberglaube Filmszene einer mir bekannten Lehrerin Theorien der Präastronautik, Fehl- auf. zu schildern, welche unter anderem schlüssen in der Ethno-Astronomie, den Das Blickfeld der Astronomen ist dabei auch Naturwissenschaften (!) unterrich- Ufo-Glauben, religioiden Kometenwahn für gewöhnlich die Welt über dem tet. Ich kenne bisher keine Unter- und einhergehende Weltuntergangs- Horizont. In dieser Rubrik werden wir suchung (z.B. aus Umfragen von prophezeiungen, vermeintliche kosmolo- regelmäßig auch die anderen Seiten Volkssternwarten), wie hoch der Anteil gische Gottesbeweise, modernen Mond- beleuchten: Wir haben uns zum Ziel der Menschen unter uns ist, denen das aberglauben und Lunatismus, oder aber gesetzt, möglichst unvoreingenommen Entstehen der Mondphasen völlig schlei- auch einfach nur Irrtümer und urbane über Parawissenschaften zu berichten, erhaft ist. Ich befürchte, die Zahl ist Legenden in populären Darstellungen den Lesern Argumentationshilfen gegen- erschreckend hoch. von Science und Science-Fiction ein- über Pseudowissenschaften zu liefern, Um so leichter haben es phantastische schließt. und auch das eine oder andere Mal Theorien oder gar schierer Aberglaube, glossiert über alltägliche Auswüchse des sich im allgemeinen Bewusstsein zu Denn während Astronomie und Astro- ganz und gar Unwissenschaftlichen zu behaupten. Die Astrologie ist dazu nur physik täglich neue, faszinierende Ent- referieren. Wenn Sie Anregungen oder ein Beispiel von vielen. In zukünftigen deckungen machen, blühen außerhalb Fragen zu unserem Themenspektrum Ausgaben dieser Rubrik werden wir uns des Blickfelds der ordentlichen Wissen- haben, lassen Sie es mich bitte wissen. mit einem breitgefächerten Themen- schaften ständig neue, unorthodoxe Die Nova Aquilae 1999 No. 2

von Rainer Sparenberg Ich hatte privat bedingt seit ca. 2 Jahren einmal irrten und ich mir die Nova vor- kein astronomisches Objekt mehr foto- nehmen konnte. Am Sonntag, den 05. Dezember 1999 grafiert. Ich wollte dieses Ereignis dazu Ich überlegte, ob ich meine gesamte erfuhr ich aus dem Internet, dass man nutzen, astrofotografisch wieder tätig zu Ausrüstung aus dem Keller hervorholen, im Sternbild Adler eine Nova mit dem werden. Die Nova sollte nicht mit einer oder lieber zu einem Sternenfreund bloßen Augen beobachten könnte. Diese Kleinbild- oder Mittelformatkamera auf- gehen sollte, der bereits alles aufgebaut war vier Tage zuvor von einem Amateur- genommen werden, sondern meine ST 7 hatte. Ich entschloß mich zu dem letzte- astronomen aus Portugal entdeckt worden. CCD-Kamera sollte mal wieder zum ren und fing an zu telefonieren. Einsatz kommen. Ich erreichte meinen Freund Peter Hacken- Ich wollte die berg und der war von der Idee auch Nova mit langer gleich begeistert. Seine Sternwarte im Brennweite auf- Garten, bestückt mit einem C 11, schied nehmen, um leider aus, da die Nova tief im Westen diese Aufnahmen zu beobachten war, bei ihm in dieser mit dem „Digi- Richtung aber ein Haus stand. tized Sky Survey“ Wir suchten nach einer Alternative und (gescannte Plat- fanden diese auch in der Volksstern- ten des gesamten warte Recklinghausen. Dort haben wir in Himmels von dem einem ca. 18 m hohen Turm im Palomar Observa- Stadtpark der Stadt Recklinghausen eine tory) vergleichen hervorragende Rundumsicht. Es war zu können. auch alles aufgebaut, so dass man Die Wetterprog- sofort los legen konnte. nosen waren für Gegen Abend war immer noch keine diesen Sonntag Wolke zu sehen, so dass die CCD- sehr schlecht, es Kamera mit meinem alten Notebook ein- sollte bewölkt sein gepackt wurde und die Fahrt in Richtung und regnen. Da Volkssternwarte Recklinghausen losging. aber zur Mittags- Dort wurde die computergesteuerte zeit die Sonne Montierung mit dem C 14 zunächst ein- von einem tief- gerichtet und anschließend auf die blauen Himmel Koordinaten der Nova positioniert. Im strahlte, hatte ich Okular war auch gleich ein heller Stern dennoch die Hoff- zu sehen und wir wußten, daß dies die nung, dass sich Nova sein mußte. Bei einem Vergleich die Wetterpro- mit einer Sternkarte wurde dies pheten wieder bestätigt und sogleich wurde die CCD- BEOBACHTERFORUM 111

Kamera angeschlossen. Wir machten unterschiedliche Belichtungsreihen von 2 bis 6 Sekunden. Als gegen 19.00 Uhr die Nova nur noch ein paar Grad über dem Horizont stand, hatten wir bereits mehr als 30 kurze Aufnahmen gemacht. Dies war auch gut so, denn die ersten vom Wetteramt versprochenen Wolken waren bereits zu erkennen, so dass eine noch anschließend geplante Fotoserie vom Jupiter ins Wasser fiel. Wir waren Abb. 1: aber froh, dass wir die Abendstunden Nova Aquilae 1999 Nr. 2, aufgenommen von Rainer Sparenberg und Peter zur Beobachtung und zum Fotografieren Hackenberg am 5.12.1999 um 18:35 MEZ, Belichtungszeit 2 mal 5 Sekunden mit der Nova nutzen konnten und hoffen 14"-SC-Teleskop der Volkssternwarte Recklinghausen und ST-7 CCD-Kamera, auf eine baldige Wiederholung. Brennweite verkürzt auf 2 m (rechts). Links der gleiche Bildausschnitt aus dem Digitized Sky Survey (DSS) zeigt schwächere Sterne aber nichts am Ort der Nova.

Protokoll einer Nova der Extreme: V 1494 Aqu von Thomas Kaltenbrunner Abb. 1: Die rote Nova Aquilae 1999 Nr. 2 Eine extreme Nova war V1494 Aqu nicht (V 1494 Aqu), aufgenommen am nur dank ihrer großen Helligkeit, son- 17.12.1999 mit 135-mm-Teleobjektiv dern auch wegen der widrigen Witter- auf Kodak Royal Gold 1000 ungsverhältnisse. Farbnegativfilm, Belichtung etwa 1. Dezember: Entdeckung eines neuen 8 Min., ohne Nachführung Sterns im Sternbild Adler durch einen Portugiesen 2. Dezember: Bestätigung durch die IAU: Bezeichnung „V1494 Aqu“ 3. Dezember: Die VdS verfasst ein Eilzir- kular an ihre Mitglieder; Nova um 5mag. 4. bis 9. Dezember: „Eil“-Zirkular mit Schneefront im Anrücken. Temperatur - und sehen wollen. einer gemütlichen Durchschnittsge- 7,7°C, um 17:30Uhr Beobachtung mit 23. bis 25. Dezember: Weiße Weihnach- schwindigkeit von 2-3km/h irgendwo in meinem Siberia 150. Erst hier wird die ten mit Schneestürmen. Deutschland unterwegs wahre Farbgewalt der Nova sichtbar: 26. Dezember: Orkantief soeben vorüber- 10. Dezember: Die Post und andere rubinrot funkelnd hebt sie sich vom gezogen, noch immer 4-5bft. Um 18:20 Hindernisse sind überwunden, das „...“- schwarzen Himmelshintergrund ab! Die Uhr First-Light für mein 8-24 x 50 Zoom- Zirkular findet sich in einem kleinen, Helligkeit liegt mittlerweile bei 6,2 bis Fernglas mit überraschend brillantem weit entlegenen Gebirgsdorf (?!) namens 6,3mag. und kristallklarem Durchblick: bei 7,1 bis Inzell in meinem Briefkasten. Natürlich 18. bis 20.Dezember: Wieder viele Wol- 7,2mag stellt die Nova kein Problem dar. sind nach mehreren klaren Nächten mittler- ken und etwas Schnee... 27. Dezember bis 1. Januar: Petrus, jetzt weile dichte Stratuswolken aufgezogen... 21. Dezember: Starker Dunst, fast Voll- reicht der Schnee!!! 11. Dezember: Eine letzte große Wolken- mond. 17:45 Uhr: bei -8,2°C gelingt mir 2./3. Januar: Weitere Versuche die Nova lücke vor der nahenden Schneefront. eine eindeutige Identifizierung der Nova, zu sichten schlagen fehl: es wird immer Da! Klar in meinem 9 x 45 Feldstecher aber nicht recht viel mehr. Die unsichere später dunkel, die Nova versinkt zu früh ein Sternchen von 5,9 bis 6mag. Helligkeit beträgt 6,6 bis 6,7mag. im Horizontdunst und verliert zusätzlich Gigantisch! Meine erste Novasichtung! 22. Dezember: Schwach dunstig, fast weiter an Helligkeit. Das war`s dann Ein tolles Erlebnis, obwohl sich die Nova Vollmond, -8,9°C. Ab 17:30Uhr genieße wohl... bereits im absteigenden Ast befindet! ich den Anblick der weiterhin extrem Adieu, meine Nova der Extreme! 12. bis 16. Dezember: Immer nur Wolken roten Nova im Teleskop: 6,8 bis 6,9mag. und Schnee! Im 9 x 45Feldstecher ist sie wegen des 17. Dezember: Zwischenhoch, nächste Dunstes an der Grenze zwischen sehen 112 BEOBACHTERFORUM

Mondfinsternis über Düsseldorf am Freitag den 21.1.2000

von Josef Liesenkötter

Am Freitag den 21.1.2000 machte ich mich um 5.00 Uhr Früh zur Düsseldorfer Altstadt auf, um die Mondfinsternis zu beobachten. Die Bedingungen waren nicht gerade rosig, es war windig und kalt; die Wolken hingen tief und ließen den Mond nur ab und zu durch die Wolken scheinen. In der Altstadt war noch einiges Leben, die Polizei machte Razzia, Biergläser klirrten und die letz- ten Schnapsleichen waren auf dem Weg nach Hause. Für den schon roten Mond machten sie sicherlich ihren hohen Alkoholspiegel verantwortlich. Auch Abb. 1: wenn der verfinsterte Mond nur ab und Die Mondfinsternis mit dem zu sichtbar wurde und sich im Laufe der Düsseldorfer Rheinturm um etwa Zeit immer seltener sehen ließ, war es Du wolltest es mir ja nicht glauben, 5.45 Uhr Früh, aufgenommen mit doch ein schönes Erlebnis, „nüchtern“ daß ich einen Spiegel schleifen kann! einem 200mm Teleobjektiv dem Schauspiel zu folgen.

Eine neue Bahn für Tau Cygni AB von Andreas Alzner

1874 entdeckte A.G. Clark mit dem 26 Seit 1886 wurden Bahnen für AB ange- und gelten für das Äquinoktium 2000. Zoll McCormick Refraktor die Duplizität geben, G. van Biesbroeck berechnete Die Grafik zeigt Bahn, Normalorte und von Tau Cygni AB (Koordinaten 2000: 21 1940 eine Umlaufzeit von 49.80 Jahren Ephemeride. h14.8, + 38° 3‘). Der neue Doppelstern mit einer großen Halbachse von 0."85, erhielt den Namen AGC13, später die W.D. Heintz erhielt 1970 49.9 Jahre bzw. ADS-Nummer 14787. Abetti fand 1912 0."88. Zeit Winkel Distanz einen 90" entfernten 12m Begleiter C, 2000.7 298.8 0.786 der an der Eigenbewegung des hellen Wegen systematischer negativer Resi- 2001.7 292.0 0.776 Paares teilnimmt. duen der Winkel in den letzten ca. 20 Die Komponenten AB haben die Jahren habe ich eine neue Bahn gerech- 2002.7 285.1 0.767 Helligkeiten 3.90+-0.01 und 6.64+-0.10. net. Die Elemente sind: 2003.7 278.1 0.760 Diese Werte sind Mittelwerte aus 2004.7 271.0 0.755 Hipparcos und früheren Messungen. A P = 49.63 2005.7 256.6 0.757 ist ein Unterriese mit Spektrum F0, für B T = 1989.14 2007.7 249.5 0.765 gibt es keine Spektralbestimmung. E. a = 0.91 2008.8 242.6 0.777 Dembowski begann 1874 Mikrometer- e = 0.244 messungen, und kurze Zeit später i = 134.7 2009.7 235.9 0.792 erwies sich das System als physischer omega = 119.0 Doppelstern in retrogader Bewegung. Knoten = 159.2 Tab. 1: Ephemeride BEOBACHTERFORUM 113

Die neue Bahn wurde mit Hilfe einer Visuelle Messungen: Differentialkorrektur ermittelt, als Aus- Zeit Winkel Distanz No Beob. Res.W. Res.D. gangselemente dienten diejenigen von Heintz 1970. Zusätzlich zu den von 1996.36 327.6 0.81 5 Hei2,Alz3+1.0 +0.01 Heintz verwendeten Normalorten 1998.13 314.7 0.77 7,6 Alz7,6 -0.7 -0.03 1876.16 bis 1969.35 kamen weitere visu- 1999.64 304.0 0.76 2 Alz2 -1.7 -0.04 elle Messungen von 1970.83 bis 1999.64 sowie 14 Speckle-Messungen von 1979.76 bis 1994.69. In Tabelle 2 sind die Resi- Speckle-Messungen: duen zu den letzten drei visuellen Zeit Winkel Distanz No Beob. Res.W. Res.D. Normalorten sowie zu allen Speckle- Messungen gegeben. Ich habe meine 1979.76 142.5 0.83 1 Tok1 -0.2 -0.014 Messungen mit einem 325mm Casse- 1981.38 129.9 0.747 1 Tok1 -2.4 -0.009 grain gemacht, meist mit einem 1982.64 122.0 0.658 2 Fu1,McA1 -0.3 -0.023 Doppelbildmikrometer. 1983.57 112.1 0.615 2 McA1 -1.2 -0.009 Für die folgenden Berechnungen wurden 1987.49 59.4 0.47 2 Iso1 +2.7 -0.026 verwendet: scheinbare visuelle Hellig- 1989.67 23.3 0.574 2 Fu1,Hrt1 -0.5 +0.012 keiten (Hipparcos und früher): 1990.77 12. 0.633 1 Bag1 +1.3 +0.017 mv〈 = 3.90 + 0.01, mvB = 6.64 + 0.10, dm = 2.74 + 0.10, 1991.40 3.5 0.649 2 Hip1,Miu1 -0.7 +0.002 ␤ = Leuchtkraft B geteilt durch 1992.69 352. 0.72 1 Miu1 -0.7 +0.015 Gesamtleuchtkraft = 0.0742 + 0.007 Parallaxe: ␲ = 0.049 + 0.001 1994.69 337.8 0.787 1 Ari1 +0.1 +0.017

(Mittelwert aus Hipparcos: 0.048 + (Zeit, gemessener Winkel, gemessene Distanz, Anzahl der Beobachtungsnächte für Messungen von 0.001 und aus AJ 75, 848 - 850 (1970): Winkel/Distanz, Beobachter und Anzahl der Beobachtungsnächte, Residuum Winkel gemessen minus 0.054 + 0.003) berechnet in Grad, Residuum Distanz gemessen minus berechnet in Bogensekunden) Damit ergibt sich: Tab. 2: Residuen einiger Normalorte Gesamtmasse in Sonnenmassen: M〈 + MB = 2.60 + 0.18 Mit der Photozentrischen Großen Halbachse ␣ = 0."307 + 0."004 aus AJ 75, 848-850 (1970) folgen: ␣/a = f – ␤ = 0.337 + 0.005 Massenverhältnis: f = 0.402 + 0.006 Massen der Einzelkomponenten in Sonnenmassen: M〈 = 1.53 + 0.18 MB = 1.07 + 0.12 absolute Helligkeiten: Mv〈 = 2.35 + 0.05 MvB = 5.09 + 0.11 Leuchtkräfte in Sonnenleuchtkräften: L〈 = 9.55 + 0.45 LB = 0.77 + 0.08, d.h. A ist ein normale Unterriese, B Abb. AGC 13 vermutlich ein normaler Hauptreihen- stern vom Spektraltyp G, eventuell unterleuchtstark.

In Astron. J., 116, 917-930 (1998) (C.E. Worleys letzte Messungen) zitiert B. Mason zwar eine neue Bahn für AGC13 von Mason u. Hartkopf von 1998, aber diese Bahn ist weder im Circular 134 noch im Astron. J. zu finden.

Literatur: G. van Biesbroeck, Astron. J., 48, 169 (1940) W.D. Heintz, Astron. J., 75, 848-850 (1970) 114 BEOBACHTERFORUM

Eine computergesteuerte, astronomische

von Stefan Kraus Beobachtungsstation

Per PC ad astra

Die Amateurastronomie hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten zumindest für diejenigen, die unser schönes Hobby mit einem ansatzweise wissenschaftli- chen Anspruch verfolgen, von Grund auf verändert. Wie auch in so vielen ande- ren Bereichen war es vor allem der Computer, der zusammen mit seinem Einfluß auf verwandte Technologien die neben der Erfindung des Teleskops und der Fotoplatte wahrscheinlich größte technische Revolution in der Geschichte unseres alten und traditionsreichen Geschäfts heraufbeschworen hat. Neben der weiten Verbreitung von Astronomie- software jeglicher Art gehört hierzu vor allem die CCD-Kamera-Technologie mit ihren zahlreichen Vorteilen zum Zwecke Abb. 1: der exakten Astro- und Photometrie. Der auf meiner elterlichen Flachdachgarage errichtete Schutzbau samt Montierung Bei manchen Sternfreunden kommt der und Teleskop. Computer außerdem zur rechnergestütz- ten Teleskoppositionierung zum Einsatz. Auffallend ist, dass bei dieser „computergestützten“ Beobachtung alle Komponenten trotz der gemeinsamen Schnittstelle „Computer“ eigenständig arbeiten und der Rechner den menschli- chen Beobachter lediglich in der Ansteuerung der einzelnen Komponen- ten unterstützt, ohne am eigentlichen Beobachtungsvorgang aktiv beteiligt zu sein.

Bedenkt man, daß hierbei oft auf ein- und demselben Computer nacheinander Software zur Beobachtungsplanung, zur Teleskoppositionierung, zur Bildgewin- nung mittels CCD-Kamera und schliess- lich auch zur Bildverarbeitung und astro- metrischen Vermessung betrieben wird, gelangt man unwillkürlich zu der Frage, wieweit auch die Amateurastronomie noch vom Schritt zum „computergesteu- erten“ Roboterteleskop entfernt steht. Abb. 2: Beide Arten der Beobachtung hatte ich Die Montierung mit den vier frei verschiebbaren Gegengewichten, dem Teleskop in meiner „Jugend forscht“ (1998) und und Teilen des optischen Systems. Vorne rechts ist einer der beiden „von Soemmering“-Arbeit (1999) in der Schrittmotoren zur Fokussierung der CCD-Kamera zu erkennen. Anzeige: 1/1-Seite s/w Baader Planetarium 116 BEOBACHTERFORUM

Konstruktion einer entsprechenden Die Montierung Das optische System Beobachtungsstation ins Auge gefasst. Die in ihrem Aufbau sicherlich unkon- Als Kernstück des optischen Systems Der Schutzbau ventionelle Montierung besteht aus entschied ich mich für einen Nachbau einem soliden Aluminiumblock von 75 x von RICHARD BERRY’s „Cookbook 245“- Der Aufbau eines für meine Anforder- 95 x 95mm Größe, in den zwei Kugel- CCD-Kamera. Während die Kamera- ungen zweckmäßigen, elektrisch ver- lager eingelassen wurden. Die vertikale elektronik großteils unverändert über- schließbaren Schutzbaus gelang nach Achse ist fest an der Grundplatte befe- nommen wurde, ging ich bei der einiger Überzeugungsarbeit bei meinen stigt, während die horizontale Achse auf Konstruktion der Stromversorgung, des Eltern und der Nachbarschaft auf meiner einer der beiden Seiten mit einer mit Kamera-Kopfes und der nötigen Kühlung elterlichen Flachdach-Garage. Es handelt Gewindebohrungen versehenen Alumi- eigene Wege. In der CCD-Astronomie sich um einen dem Prinzip der „abfahr- niumplatte zur Befestigung des Teles- werden besonders hohe Anforderungen baren Hütte“ nachempfundenen, selbst- kops verbunden ist. Der Antrieb der bei- an die korrekte Fokussierung gestellt. konstruierten Schutzbau. den Achsen geschieht über zwei Wie auf Skizze 1 zu sehen ist, erfolgt die Mittels zweier Motoren kann die Haube Schrittmotoren, die im Halbschrittmodus Fokussierung der Kamera über zwei nicht nur elektrisch (also auch vom eine Objektpositionierung und –nach- drehbar gelagerte Gewindestangen. Das Computer aus) geöffnet und geschlos- führung mit einer Genauigkeit von 1,93“ vom Teleskop einfallende Licht passiert sen, sondern in geschlossener Position ermöglichen. Zur Justierung der azimutal zuerst zwei Filterräder, um dann auf den auch verriegelt werden. gelagerten Montierung genügt die ein- gegenseitig angebrachten CCD-Chip zu malige Ausrichtung auf ein bzw. zwei fallen. Jedes der Aluminiumräder faßt Um dem Rechner zum Zwecke einer bekannte Objekte. Wurden dem vier Filter, die auf Anforderung des eigenverantwortlichen Beobachtung Computer zwei Orientierungspunkte Computers von einer elektrischen auch die nötigen Informationen über gesetzt, ist neben der Art der Mon- Schaltung automatisch in den Lichtweg den aktuellen Wetterzustand zur tierung auch deren Aufstellung völlig gedreht werden können. Die Filterräder Verfügung zu stellen, messen zwei am beliebig. Das Programm ermittelt die wurden in der Form belegt, daß in Schutzbau befestigte, meteorologische nötigen Neigungs- und Nullpunktpa- Verbindung mit der Software neben Hell- Sensoren neben dem Niederschlag auch rameter und ist fortan in der Lage, alle und Dunkelbildern auch Farbkomposite die aktuelle Windgeschwindigkeit. Objekte selbständig zu positionieren. erstellt werden können.

Abb. 3: Das Navigationssystem eignet sich neben der Kontrolle des Teleskops auch hervorragend zur nachträglichen Vermessung von CCD-Aufnahmen. Es stellt eine Schnittstelle zwischen dem Himmelsatlanten und den Bildverarbeitungs- und Astrometrie- funktionen dar. BEOBACHTERFORUM 117

Die Software In ihm können die den Kategorien gelegenen (aber hoffentlich gut beheiz- Planeten, Monde, Sterne, Doppelsterne, ten) Beobachtungsraum aus via lokalem Die Software hat natürlich vorrangig die Nebel, Kometen und Kleinplaneten Netzwerk handelt, oder ob die gesamte Aufgabe, die Hardware anzusteuern und zugeordneten Objekte mit großer Beobachtung ferngesteuert über das das Teleskop auf ein gewünschtes Aussagekraft für jeden beliebigen Ort globale Internet stattfinden soll. Im Objekt auszurichten. Computerge- und jeden beliebigen Zeitpunkt darge- zweiten Fall kann der Zugriff von prak- steuerte Systeme dieser Art sind keines- stellt werden. Zu den Objektkatalogen, tisch jedem Rechner mit Internet- wegs etwas neues. Ebensowenig sind die im Moment in das Programm impor- Anschluß aus geschehen. Der Beob- Programme zur Verarbeitung oder tiert wurden, gehört unter anderem der achter wird in jedem Fall keinen Unter- Vermessung von CCD-Aufnahmen eine GSC-Katalog, der sich mit seinem gewal- schied zwischen einer Beobachtung Neuheit. Bedenkt man, daß mindestens tigen Datenumfang von ca. 17,5 Mio. direkt aus der Teleskopkuppel oder ebenso lange auch schon die sogenann- Objekten und seiner relativ konstanten einer Beobachtung von einem anderen ten „Planetariumsprogramme“ mit Sternzahldichte für die Realisierung Kontinent aus feststellen können. umfangreicher Datenbasis zur Berech- eines Navigationssystems als geradezu nung der aktuellen Himmelsansicht prädestiniert erwiesen hat. Bildverarbeitung und Auswertung erhältlich sind, stellt sich die Frage, Jedes in der Sternkarte eingezeichnete warum bei sich wiederholenden Objekt läßt sich per Doppelklick identifi- Die geschickte Nachbearbeitung eines Routineaufgaben wie der Suche nach zieren. Ein weiterer Mausklick genügt, CCD-Rohbildes läßt oft erst den wahren Kometen oder der Vermessung von um das Objekt direkt vom Teleskop Informationsgehalt einer Aufnahme zum Veränderlichen heute noch die Anwe- positionieren oder für die Beobachtung Vorschein treten. Deshalb stellte sich senheit des menschlichen Beobachters zu einem späteren Zeitpunkt in ein von Anfang an heraus, daß eine vonnöten ist. Vereinigte man alle drei Beobachtungsprogramm übernehmen zu Einbeziehung von Bildverarbeitungs- Softwarekategorien in einem Programm, lassen. funktionen in das Programm erforderlich daß nach der Teleskoppositionierung die Über den Himmelsatlas hat der Benutzer würde. Dem Grundkonzept gemäß mit einer CCD-Kamera gewonnenen Zugriff auf praktisch alle Informationen, mußte dies zudem mit einer direkten Bilder nicht wie bisher nur seinem die zur Planung einer Beobachtung Integration in die Programmoberfläche menschlichen Herrn zur Begutachtung nötig sind. Dies reicht von Dämmerungs- einhergehen. Die Bilder können direkt vorlegen, sondern die auf der Aufnahme und Beobachtungsdiagrammen bis hin nach der Belichtung in einer Bildleiste enthaltenen Objekte erkennen und zur Darstellung von Sonnen- und dargestellt und dort per Mausklick mit deren Inhalt durch einen Vergleich mit Mondfinsternissen oder der Berechnung den in Tabelle 1 aufgeführten, funda- einem gespeicherten Sternkatalog erfas- von Bedeckung durch den Mond. mentalen Bildverarbeitungsfunktionen sen würde, könnte dieses Programm das Ergänzend wurden Funktionen zur bearbeitet und miteinander kombiniert Teleskop völlig selbständig an die Simulation von Doppelsternsystemen, werden. gewünschte Stelle am Himmel führen, dem Jupitermondsystem oder auch von Für eine nähere Auswertung der dort Bilder aufnehmen und diese zu vollkommen beliebigen gravitativen Aufnahmen können die Bilder auf den jedem beliebigen Zweck speichern oder Systemen dem Programm hinzugefügt. genauen Intensitätsverlauf analysiert, verwerten. vergrößert oder in einer anderen Dieser Leitgedanke eines Navigations- Darstellung betrachtet werden. Neben systems stand bei der Entwicklung des Die Hardwareansteuerung einer histogrammoptimierten Skalierung Steuerprogramms im Vordergrund. oder Falschfarbendarstellung mit benut- Aufgrund der Vielschichtigkeit und dem Die Softwarekomponenten, die eine zerdefinierten Farbpaletten ist die gewaltigen Umfang der gestellten direkte Ansteuerung der Hardware erfor- Option zur Erstellung von Ober- Aufgabe und der dafür nötigen komple- dern (hierzu gehört neben der flächenkarten sicherlich das interessan- xen Benutzeroberfläche fiel die Teleskoppositionierung auch die Ansteu- teste Feature. Nachdem der Benutzer ein Entscheidung für das Betriebssystem auf erung aller Teile des optischen Systems), Gradnetz über den in einer Aufnahme Windows 95/NT 4.0. Neben der von wurden aus Gründen der Absturz- enthaltenen Planeten geschoben und Windows-Programmen gewohnten, sicherheit und Plattformkompatibilität die Gradnetzparameter evtl. angepaßt leichten Bedienung ermöglicht bzw. auf eine getrennte Softwareebene aus- hat, kann das Programm die sphärische erleichtert diese Wahl auch die Drucker- gelagert. Auf diese Weise ist es möglich, Gestalt der Planetenkugel in die unterstützung und den Zugriff auf das das Programm durch die Verwendung Merkatorprojektion zurückrechnen und Internet z. B. für eine unmittelbare Ein- von kleinen, separaten Bibliotheksdatei- eine topographische Karte des Objekts bindung des DSS (Digitalized Sky en praktisch an jeder Art von Hardware erstellen. So ist es möglich, anhand von Survey)-Dienstes in den Himmelsatlas. anzupassen. mehreren CCD-Bildern, die z. B. während Ein weiterer Vorteil, der sich ebenfalls einer Mars-Opposition aufgenommen Der Himmelsatlas aus der modularen Konzeption ergibt, wurden, auf einfachste Weise eine Mars- ist die Ansteuerung der gesamten „Landkarte“ entstehen zu lassen (vgl. Als Grundlage des Programms wurde ein Hardware über ein Netzwerk. Durch die [7]). Die entstandenen Einzel- oder Himmelsatlas entworfen, dessen Verwendung des universellen Netzwerk- Gesamtkarten können auch wieder als Funktionsumfangs mit den Fähigkeiten protokolls TCP/IP wird es belanglos, ob „Planetenkugel“ in orthographischer kommerzieller Astronomieprogramme es sich hierbei nur um die Ansteuerung Projektion dargestellt und im vergleichbar ist. der Teleskophardware von einem nahe- Himmelsatlas mit den richtigen Ober- 118 BEOBACHTERFORUM

den. Im Navigationsfenster erscheinen neue oder nicht-erkannte Objekte rot markiert – das erleichtert die Neuent- deckung aller unbekannten (also nicht im Katalog verzeichneten) Objekte unge- mein.

Mit diesem Schritt, daß der Computer die Objekte der Aufnahme ebenso wie Objekte im Himmelsatlas behandeln kann, eröffnen sich völlig neue Perspektiven: Die Durchführung von Routineaufgaben, wie etwa die Katalogisierung ganzer Himmelsregio- nen ist mit einem Schlag mit relativ bescheidenen Mitteln automatisch durchführbar.

Tab. 1: Bildverarbeitungsfunktionen Beobachtungsprogramme und -protokolle

Bei Anwesenheit des Benutzers stellt das Navigationssystem zusammen mit flächendetails in der richtigen Rotation stimmung verglichen. Hierzu müssen die all den anderen elektronisch gesteuer- dargestellt werden – Ein weiteres in der Aufnahme enthaltenen, sternför- ten Komponenten nicht viel mehr als Beispiel für die enge Verknüpfung von migen Objekte jedoch erst einmal durch eine bequeme, vielleicht etwas zeitspa- Bildgewinnung, Bildverarbeitung und Symmetrieprüfung und Referenzmuster- rende Spielerei dar. Erst die Nutzung zu Himmelsatlas! vergleich erkannt und von Nebeln und vollkommen benutzerunabhängigen Hintergrundrauschen getrennt werden. Beobachtungen vermag all die hieraus Das Navigationssystem Eine Vermessung dieser erkannten resultierenden Möglichkeiten annähernd Objekte liefert Winkel, Abstände und auszuschöpfen. Selbst die schönste CCD-Aufnahme Helligkeiten, die durch komplexe mathe- bedeutet dem Computer nicht mehr als matische Algorithmen mit den Objekten Konkret wurde dies im vorliegenden eine schier endlose Kolonne an Zahlen. des Sternkatalogs auf Korrelation über- Programm folgendermaßen realisiert: Erst der Mensch konnte bislang die auf prüft werden. Der Benutzer fügt einem Beobach- der Aufnahme enthaltene Himmelsregion Je nachdem, wie groß die Differenz zwi- tungsprogramm beliebig viele Objekte durch einen Vergleich der in der schen der errechneten, theoretischen beliebigen Typs hinzu, wählt Aus- Aufnahme enthaltenen Objekte mit Teleskopposition und der in der führungszeit und Beobachtungsstation gedruckten oder elektronisch gespei- Aufnahme enthaltenen Himmelsregion sowie die Priorität der Beobachtung. cherten Himmelsatlanten identifizieren ist, kann aufgrund der gewaltigen Soll das Beobachtungsprogramm bei- oder ihr gar einen ästhetischen Reiz Datenmenge dieser Vergleich jedoch spielsweise zum Erstellen der zusprechen. schon eine Rechenzeit bis in den Helligkeitskurven von Veränderlichen Möchte man einen Computer nun mit Minutenbereich hinein erfordern. regelmäßig ausgeführt werden, kann der Aufgabe betrauen, am Himmel Andererseits ist der Identifikations- auch eine periodische Wiederholung des eigenständig Objekte einzustellen, kann vorgang dank der Verwendung von rela- Beobachtungsprogramms festgelegt man bei dem Getriebespiel der meisten tiven Werten nur vom Abbildungs- werden. Die Einzelhelligkeiten des Montierungen wohl nicht darauf vertrau- maßstab des optischen Systems und Veränderlichen werden dann vom en, das gewünschte Objekt in dem gera- nicht von der Orientierung der Aufnahme Navigationssystem direkt einer dezu winzigen Bildfeld einer CCD- oder von den korrekten scheinbaren Lichtkurve hinzugefügt. Kamera wiederfinden! Dies macht eine Helligkeitswerten abhängig. Sind all Enthält das Beobachtungsprogramm alle Nachahmung der Navigationsmaschine diese Operationen durchgeführt, ist für gewünschten Objekte und Ereignisse, Mensch erforderlich. Hierfür erwies sich den Benutzer die Grenze zwischen CCD- bleibt nur noch die Einstellung der im der immerhin mehr als 17 Mio. Objekte Aufnahme und Himmelsatlas überwun- Steuerpult integrierten Zeitschaltuhr auf umfassende GSC-Katalog, der ursprüng- den: Alle Objekte können direkt in der einige Minuten vor Beginn der lich zur Navigation des Hubble- Aufnahme identifiziert oder in Beobachtung. Hat die Zeitschaltuhr beim Weltraumteleskops zusammengestellt Interaktion mit dem Himmelsatlanten Erreichen der programmierten Uhrzeit wurde, auch für die Verwendung im vermessen werden. Beispielsweise kann das Steuerpult mitsamt dem an das Amateurbereich als hervorragend geeig- zur Astrometrie, etwa der Bahnbe- Steuerpult angeschlossenen Computer net. Die in der CCD-Aufnahme enthalte- stimmung von Kometen, die neueste eingeschaltet, bootet der Rechner und nen Objekte werden mit dem gespei- Kometenposition einfach direkt aus dem übergibt einem kleinen, global im cherten Himmelskatalog auf Überein- Navigationssystem übernommen wer- Hintergrund wirkendem Teilprogramm BEOBACHTERFORUM 119

stetig brennende Straßenbeleuchtung) machten einen Einsatz zu regelmäßigen Beobachtungen bei der beschriebenen kleinen „Sternwarte“ leider mehr als aussichtslos und ließen den Betrieb nie über einen experimentellen Einsatz hin- auskommen. Insbesondere den zweiten Punkt gilt es für mich bei der vorliegen- den Beobachtungsstation noch zu lösen. Viele Amateure widersetzen sich – wie ich denke nicht ohne gute Argumente – einem Fortschreiten des Computers in der Amateurastronomie. Volksstern- warten und volksbildende Privatstern- warten erfüllen sicherlich eine der Grundaufgaben der Amateurastronomie und leben vom direkten Kontakt des Menschen mit dem bestirnten Firma- ment. Ebensowenig wird der um der Faszination und der eigenen Erbauung Willen arbeitende Amateur seine Erfüllung in der Programmierung selb- ständig ablaufender Beobachtungspro- gramme finden. Seine Leidenschaft lebt ebenso von der unmittelbaren Erfahrung des Gegenstands seiner Passion. Trotzdem besteht der Teil des Amateurstandes, der sich über die Jahrhunderte hinweg gegenüber der pro- fessionellen Astronomie zumindest einen ergänzenden Charakter bewahren konnte, aus der Durchführung sich regelmäßig wiederholender Aufgaben. Sei es die Veränderlichenbeobachtung oder die Kometensuche – beides Anfor- derungen, die sich als geradezu prä- destiniert für eine Überantwortung an den Computer erwiesen haben.

Interessierte kontaktieren mich unter: Abb. 4: [email protected] Der schematische Aufbau des optischen Systems. oder unter meiner Postadresse.

Literaturverzeichnis [1] T. BAUER: „Mustererkennung in der Astronomie“, SuW 12/92, 1992, Heidelberg die Kontrolle über alle anstehenden Wurden alle Beobachtungsziele erreicht, [2] R. BERRY/V. KANTO/J. MUNGER: „The CCD Aktionen. Nachdem der Schutzbau bringt der Rechner das Teleskop wieder Camera Cookbook“, Willmann-Bell Inc., 1994, entriegelt und geöffnet wurde, werden in Grundposition und schließt und ver- Richmond alle im Beobachtungsprogramm enthal- riegelt den Schutzbau. Zuletzt wird noch [3] R.BERRY: „Introduction to Astronomical Image tenen Objekte in der optimalen ein Selbstabschaltungsimpuls an das Processing“, Willmann-Bell Inc., 1991, Richmond Reihenfolge vom Teleskop angefahren. Steuerpult geschickt, der nach einer [4] M. HAUSS: „Planetenkartographie“, SuW 3/92, Hat das Navigationssystem die korrekte Verzögerung das Steuerpult samt 1992, Heidelberg Position bestätigt oder ggf. korrigiert, Computer abschaltet. [5] K. HEMPE / J. MOLT: „Sterne im Computer“, kann die CCD-Kamera die im Springer-Verlag, 1989, Heidelberg Beobachtungsprogramm festgelegte Der Computer in der Amateurastronomie [7] S. KOHLE: „Projekt Mars“, SuW 8-9/92, 1992, Anzahl von Bildern aufnehmen, verwer- Heidelberg ten und abspeichern. Alle Aktionen wer- Die verwendete, bescheidene 4“- [8] J. MEEUS: „Astronomische Algorithmen“, den protokolliert und können später Newton-Optik und der sehr ungünstige Willmann-Bell Inc., 1991, Richmond (Virginia) zusammen mit den CCD-Aufnahmen ein- Standort (wenige Meter entfernt befin- [9] O. MONTENBRUCK / T. PFLEGER: „Astronomie gesehen werden. det sich in direkter Sichtlinie u. a. nachts mit dem PC“, Springer-Verlag, 1989, Heidelberg 120 VdS - NACHRICHTEN

24. ordentliche Mitgliederversammlung der „Vereinigung der Sternfreunde e.V.“ am 24. Oktober 1999

Die Mitgliederversammlung fand von 10:00 bis 14:00 Uhr im Studio M der Mercatorhalle in Duisburg statt. 76 Mitglieder nah- men daran teil. Per Rundschreiben vom 31.7.1999 an die Vereinsmitglieder war unter Angabe der Tagesordnung ordnungsgemäß eingeladen worden. Der Vorstandsvorsitzende Otto Guthier leitete die Mitgliederversammlung. Aus dem Kreis der Mitglieder fun- gierte Dr. Ralf Koppmann während der Wahlen als Versammlungsleiter. Martin Dillig führte das Protokoll.

Tagesordnung: sierte internationale Symposium in gutes Stück vorangekommen. Seit Juli Garching. 1998 haben wir mit Frau Wehking in der 1. Begrüßung Ein weiterer Schwerpunkt war die Geschäftsstelle eine „geringfügig be- 2. Tätigkeitsbericht des Vorstandes Konzipierung des in Zukunft regelmäßig schäftigte“ Mitarbeiterin, die auch am 3. Bericht der Kassenprüfer erscheinenden und Ihnen jetzt vorlie- Telefon erreichbar ist. 4. Aussprache über die Berichte genden „VdS-Journals für Astronomie“ Unser Schatzmeister Hans Joachim Bode 5. Entlastung des Vorstandes gewesen. gab den Geschäftsbericht. Zukünftig soll 6. Wahl des Vorstandes Am Vortage der Versammlung wurde die immer noch manuell vorgenommene 7. Wahl der Kassenprüfer erstmals die VdS-Medaille für herausra- Vereinsbuchhaltung auf rechnergestützte 8. Abstimmung über die Herausgabe gende amateurastronomische Arbeiten Buchhaltung umgestellt werden. Durch einer eigenen Zeitschrift für die verliehen. Der erste Preisträger war der eine sparsame Verwendung der Mit- Mitglieder österreichische Kometenbeobachter gliedsbeiträge sind in den Jahren 1996- 9. Neufestsetzung des Mitglieds- Michael Jäger, der den mit der VdS- 1998 Überschüsse erwirtschaftet wor- beitrages Medaille verbundenen Geldpreis von den, so daß Rückstellungen für künftige 10. Nächste Mitgliederversammlung 500,--DM der VdS-Jugendarbeit gespen- Projekte möglich waren. der VdS det hat. Der Vorstand dankt Michael Livia Cordis verlas den Bericht der 11. Verschiedenes Jäger dafür ganz herzlich! Kassenprüfer (L. Cordis, K. Hübner), die

Kurzer Bericht über die Vereinsarbeit Otto Guthier gab einen Bericht über die Vereinsarbeit. In der abgelaufenen Wahlperiode gab es 12 Vorstands- sitzungen, zu denen unser Schriftführer Dr. Werner E. Celnik Protokolle führte.

Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit war die Vorbereitung der Aktionen zur Sonnenfinsternis vom 11. August 1999. Von der Fachgruppe Sonne war in Zusammenarbeit mit der VdS-Geschäfts- stelle ein Sonnenfinsternisfaltblatt in einer Auflage von 275.000 Stück heraus- gegeben und an interessierte Mitglieder Abb. 1: und Institutionen versandt worden. Es Otto Guthier stellt der Versammlung die Entwicklung der Mitgliederzahlen vor. gab verschiedene Aktivitäten zur Infor- mation der Medien (u.a. 2 Pressekon- ferenzen). Mehrere VdS-Veranstaltungen Der Ausbau der Geschäftsstelle und die als Resultat ihrer Prüfung der Mitglieder- fanden anläßlich der Finsternis statt: Anpassung der Verwaltungsprozesse an versammlung die Entlastung des Vor- das VdS-Jugendlager in Violau, das Sofi- die mit steigenden Mitgliederzahlen standes vorschlugen. Der Vorsitzende Beobachtungscamp am Chiemsee und immer umfangreicher werdenden Arbei- übergab die Versammlungsleitung für das von der Fachgruppe Sonne organi- ten und die moderne Technik sind ein die Abstimmung über die Entlastung VdS - NACHRICHTEN 121

und für die Wahl des Vorstandes an Dr. Nach einer lebhaften Diskussion Ralf Koppmann. Die Mitgliederver- beschließt die Versammlung mit 76 Ja-, sammlung entlastete in der folgenden 0 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen, mit Abstimmung gemäß dem Antrag der dem „VdS-Journal für Astronomie“ Kassenprüfer den Vorstand mit 64 Ja- zukünftig eine eigene Zeitschrift für die Stimmen, 0 Nein-Stimmen und 2 Enthal- Mitglieder der VdS herauszugeben. tungen. Der Vorstand beteiligte sich Nach Vorschlag des Vorstands beschließt nicht an der Abstimmung. Der Vorstand die Versammlung einstimmig, den ist somit entlastet. Mitgliedsbeitrag ab dem Jahr 2000 auf Bei den anschließenden Wahlen zum jährlich 42,- DM, ermäßigt 35,- DM, an- Vorstand wurde für das Amt des zuheben. Vorsitzenden Otto Guthier gewählt mit 73 Ja-, 1 Nein-Stimme und 2 Enthal- Zum Ende der Versammlung teilt Otto tungen. Für das Amt des Schatzmeisters Guthier mit, dass der Physikalische wurde Hans-Joachim Bode gewählt mit Verein in Frankfurt/Main bereit ist, die 68 Ja-, 2 Nein-Stimmen und 6 Enthal- VdS-Tagung 2001 auszurichten. tungen. Für das Amt des Schriftführers wurde Dr. Werner E. Celnik gewählt mit 74 Ja-, 0 Nein-Stimmen und 2 Enthal- Auf der ersten Vorstandssitzung nach tungen. Als Vorstandsmitglieder ohne der Mitgliederversammlung im Dezem- Amt wurden gewählt: Jost Jahn (67 ber 1999 wurden Dr. Axel Thomas, Stimmen), Peter Völker (66 Stimmen), Dr. Jürgen Schulz und Thomas Keßler zu Uwe Reimann (65 Stimmen) und Silvia kooptierten Vorstandsmitgliedern ohne Otto (60 Stimmen). Stimmrecht berufen. Werner E. Celnik Als Kassenprüfer für die nächste Periode VdS-Vorstand Abb. 2: wurden Livia Cordis und Dr. Frank Vorder- und Rückseite der an Michael Lungenstraß gewählt. Jäger verliehenen VdS-Medaille

Mitgliederentwicklung der VdS

Auch für das Jahr 1999 können wir von 1997 1998 1999 2000 einer positiven Entwicklung der VdS- Mitgliedschaften berichten. Allerdings ist Mitgliederstand per 1. Januar 2918 3217 3414 3583 auch in diesem Jahr die Zahl der Neueintritte 367 312 317 Austritte und Ausschlüsse, bedingt durch Ausfall der Zahlungsbereitschaft Wiedereintritte 23 33 33 für Beitrag und Bezug einer Zeitschrift, Eintritte (gesamt) 390 (13,3 %) 345 (10,7 %) 350 (10,3 %) wieder gestiegen. Austritte: 91 (3,1 %) 148 (4,6 %) 181 (5,3 %) Davon Einen interessanten Überblick der - durch Tod: 8 16 14 Entwicklung in den letzten drei Jahren - unbekannt verzogen 11 9 28 bietet Tabelle 1. - keine Beiträge gezahlt: 20 31 47 - Austrittserklärung: 52 92 92 Die eigentlichen Aufkündigungen sind in den letzten beiden Jahren konstant Nettozuwachs: 299 (10,2 %) 197 (6,1 %) 169 (4,9 %) geblieben, oft wurde der ständig stei- gende Bezugspreis für SuW genannt. Die Tab. 1: Entscheidung der Mitgliederver- VdS-Mitgliederbewegung 1997-1999 sammlung, den Mitgliedsbeitrag von DM 30,00 auf DM 42,00 pro Jahr zu erhöhen, wurde nur von einigen Mitgliedern kriti- siert. Bislang liegen (Stand 04. März) 33 122 VdS - NACHRICHTEN

Aufkündigungen für das Jahr 2000 mit den Monaten war die Steigerungsrate Zustrom von Mitgliedern, die von den unterschiedlichen Begründungen vor. besonders groß. Per 31. Dezember 2000 Vorteilen einer Mitgliedschaft überzeugt soll ein Mitgliederstand von 4.000 sind. Helfen Sie deshalb bitte mit, Neu- Deutlich erhöht hat sich dagegen die erreicht werden. Insbesondere durch das mitglieder für die VdS zu werben! Zahl der Ausschlüsse, die notwendig VdS-Journal – unsere eigene Mitteilungs- Otto Guthier geworden waren, da keine Beiträge schrift – erwarten wir einen stärkeren VdS-Vorstand mehr gezahlt oder die neuen Adressen nicht mehr genannt wurden.

Der Nettozuwachs in den 90iger Jahren ist beachtlich und schwankte zwischen 1,4 % (1995) und 10,2 % im Jahr 1998. Insgesamt beträgt der Nettozuwachs vom 04. Januar 1991 bis 1. Januar 2000 exakt 1.364 Mitglieder, das entspricht einem Zuwachs von 61,5 %. Erfreulich ist auch, daß die Planungen des Vor- standes weitgehendst eingetroffen sind: Laut Wirtschaftsplan sollte per 31.12.99 die Zahl von 3.750 Mitglieder erreicht werden, der tatsächliche Stand betrug 3.764, der um die Zahl der ausscheiden- den Mitglieder allerdings auf 3.583 (1.1.2000) absackte. Der aktuelle Mitgliederstand per 29. Februar 2000 weist eine Zahl von 3.712 Mitgliedern Abb. 1: aus. Mit 129 Eintritten in den ersten bei- Entwicklung der VdS-Mitgliederzahlen 1967 - 1999

Jubiläen

Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. 30jährige Mitgliedschaft Mitgl. Nr. gratuliert folgenden Mitgliedern für die jetzt 20jährige, 30jährige und 40jährige Mitgliedschaft in der VdS sehr Herrn Waldemar Ewald, Bad Schwartau 1693 herzlich und bedankt sich für Ihre Treue. Herrn Paul Koczet, Witten 1704 Herrn Joachim Tennigkeit, Hofheim/Ts. 1712 Herrn Hans-Joachim Reichelt, Tamm 1725 Herrn Heribert Schwartz, Rhede 1733 40jährige Mitgliedschaft Mitgl. Nr. Herrn Dr. Peter Hattwig, Bremen 1752 Herrn Joachim Klugmann, Werther 1757 Herrn Hubert Rüther, Ennepetal 665 Herrn Heinrich Weltermann, Norderstedt 1758 Herrn Joachim Moellendorf, Iserlohn 676 Herrn Stud.-Dir. Peter Tüttenberg, Euskirchen 1768 Herrn Dr. Mario Fernandes, Berlin 683 Herrn Prof. Dr. Hans-Ulrich Keller, Herrn Rüdiger Brück, Rosenheim-Schwabering 691 Dir. d. Planetariums Stuttgart, Stuttgart 1772 Herrn Werner Weiser, Berlin 693 Herrn Detlev Wittmer, Worms 1780 Herrn Dr. Karl-August Keil, Augsburg 703 Herrn Horst Mack, Kaiserslautern 1803 Herrn Eckhard Alt, Limburgerhof 712 Herrn Peter Berger, Bad Aibling 1815 Herrn Michel Lienau, Elmshorn 714 Herrn Bruno Breunig, Ochsenfurt 1817 Herrn Manfred Belter, Meckenheim 715 Herrn Günther Ihl, Friedberg 1821 Herrn Erwin Leitmeier, München 720 Herrn Dietmar Sypitzki, Wilhelmshaven 1838 Planetarium Nürnberg, Nürnberg 730 Herrn Hartmut Tessin, Quickborn 1849 Herrn Heinrich Kapp, Dinslaken 733 Herrn Dipl.-Ing. Rainer Trillmich, Meinerzhagen 1857 Br. Ignatius Klumpp, Augsburg 735 Herrn Herbert Ratz, Frankfurt 1864 Herrn Siegfried Grunau, Bremen 739 Bayerische Volkssternwarte München e. V., München 1866 Walter-Horn-Gesellschaft e. V., Solingen 747 Herrn Dr. Thomas Kleine, Wohltorf 1873 Westf. Volkssternwarte/Planetarium, Recklinghausen 748 Herrn Dr. Andreas Hänel, Georgsmarienhütte 1884 Herrn Dr. Eckmar Lohsen, Stuttgart 759 Herrn Robert Wittich, Schwandorf-Neukirchen 1890 Herrn Horst-Günter Mallmann, Glücksburg/Ostsee 764 Herrn Dipl.-Hdl. Heinz Darr, Melle 1910 VdS - NACHRICHTEN 123

20jährige Mitgliedschaft Mitgl. Nr. Mitgl. Nr.

Herrn Horst Winkelmann, Frankfurt 3017 Herrn Jochen Eislöffel, Herrn Ferdinand Schäfer, Bonn 3019 Thür. Landessternwarte Tautenburg, Tautenburg 3068 Herrn Pfarrer Jochen Plagge, Bodman-Ludwigshafen 3021 Herrn Martin Loch, Recklinghausen 3069 Herrn August Feuerstein, Oberhausen/Rheinhausen 3024 Herrn Josef Dechant, Tittmoning 3073 Herrn Dr. Claus Kiefer, Inst.Th.Physik, Freiburg 3025 Herrn Dr. Rainer Haas, Marburg 3075 Herrn Volker Mette, Bochum 3029 Herrn Thomas Gerchel, Königslutter am Elm 3078 Herrn Marcel Müller, Kaiserslautern 3033 Herrn Ulrich Dums, Lörrach 3079 Herrn Otto Böhner, Annweiler am Trifels 3034 Herrn Ewald Schauer, Friedrichsdorf 3080 Herrn Dr. Rudolf Mueller, Wolfsburg 3035 Herrn Dr. Thomas Buhl, F-Heimsbrunn 3090 Herrn Gerd Köllner, Mörfelden-Walldorf 3037 Herrn Günter Dass, Hannover 3091 Herrn Gerhard Weiland, Köln 3040 Herrn OStR. Peter Hoffmann, Schellerten 3098 Herrn Werner Kuhlmann, Emden 3046 Herrn Markus Berheide, Rheda-Wiedenbrück 3103 Herrn Claus Zille, Georgenberg 3047 Herrn Dr. Rudolf Schmidt, München 3108 Herrn OStR. Wolfgang Busch, Ahrensburg 3058 Herrn Konrad Krieg, Schwäb.-Gemünd-Bargau 3120 Herrn Egon Wolin, Grevenbroich 3061 Herrn Torsten Godau, Witten-Heven 3124 Herrn Dirk Lucius, Leer 3062 Herrn Dipl.-Kfm. Hans-Rudolf Kern, Berlin 3125 Herrn Gerd Friedrich Herzogenrath, Erftstadt-Lechenich 3065 Herrn Klaus-Dieter Schridde, Bad Harzburg 3244

VdS-Schnellzirkular

Das Schnellzirkular der Vereinigung der Schnellzirkulare geben. Diese Zirkulare „Sehr geehrte SternfreundInnen, ich Sternfreunde e. V. wurde bereits in den sind ein besonderer Service Ihres freue mich sehr über diesen neuen, siebziger Jahren vom Vorstand der VdS Vereins, der Vereinigung der Stern- besonderen Service. Die Informationen herausgegeben. Das Zirkular sollte bei freunde e. V., die sie durch Ihre Mitglied- über diese besonderen, kurzfristigen besonders kurzfristig auftretenden Ereig- schaft unterstützt haben. Ereignisse sind kompakt und sehr inter- nissen die Mitglieder über die essant.“ Sichtbarkeit informieren. Dieser Service Folgende Lesermeinungen erreichten Markus Schütt (Mitgl.-Nr. 3564) wurde in den 80iger Jahren seitens der uns dazu: „Vielen Dank für das Schnellzirkular. VdS leider eingestellt. Eine sehr gute Einrichtung. Aktueller „...für die Übersendung des Schnell- kann man nicht aufmerksam gemacht Der VdS-Vorstand hat nun beschlossen, zirkulares meinen besten Dank. Das ist werden. Weiter so. Ich werde beide ein solches Schnellzirkular wieder her- eine tolle Sache und wird sicher von natürlich genau im Auge behalten. auszugeben, wenn die Information über allen Mitgliedern mit Begeisterung auf- Herzliche Gruesse aus Bad Segeberg die normalen astronomischen Zeit- genommen.“ von“ schriften nicht mehr rechtzeitig funktio- Gerhart Walther (Mitgl.-Nr. 3333) Arthur Guelzow (Mitgl.-Nr. 6315) niert. Auch wenn unsere Mitglieder heute teilweise einen Internetanschluß haben, möchten wir bei besonderen Ereignissen in Zukunft wieder ein sol- ches Schnellzirkular versenden (die Zustellung ist im Mitgliedsbeitrag ent- halten).

Gegenstand des ersten neuen Schnell- zirkulars war im letzten Jahr die Sichtbarkeit einer hellen Nova im Adler. Am Abend des 1. Dezember mit 6ter Größenklasse entdeckt, entschied der Vorstand am 3. Dezember einen Versand des Zirkulars. Durch das dazwischenlie- gende Wochenende kam es erst am Montag, 6. Dezember, zum Versand des Zirkulars. Leider traf die Information, auf Grund des Postweges, z. T. erst eine Woche später bei den Mitgliedern ein! In Zukunft soll es bei Bedarf weitere 124 VdS - NACHRICHTEN

Leserbriefe unserer Mitglieder VdS-Geschäftsstelle

Mit dem Versand unserer ersten regelmäßig erscheinenden Mitgliederzeitschrift Ich möchte das gern praktizieren. Seien "VdS-Journal für Astronomie" erhielten wir eine Vielzahl von Briefen, die eine durch- Sie doch bitte so freundlich und über- weg positive Resonanz auf die neue Vereinszeitschrift darstellten. Es gab auch eine senden Sie mir eine Liste der Berliner ablehnende Stimme, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten möchten. VdS - Mitglieder.“ Der Vorstand findet es aber gerade für wichtig und sinnvoll, die VdS in verschiede- Werner Seiff (Mitgl.-Nr. 6796) nen Medien zu präsentieren und die Mitglieder zu informieren. Die neue Mitgliederzeitschrift "VdS-Journal für Astronomie" ist einerseits ein weiteres und „... zunächst ganz herzlichen Dank für ganz wichtiges Bindeglied in der Darstellung sowohl nach innen als auch nach ihr erneut ausgezeichnet geschriebenes außen und andererseits DAS FORUM für unsere Mitglieder. und gestaltetes „Journal für Wir drucken im Nachfolgenden einige Stimmen unserer Mitglieder ab: Astronomie“, der Mitteilungsschrift der VdS vom Herbst 1999. Ich denke, daß sich die äußerst mühevolle Arbeit, die intellektuelle Leistung und das Leserbriefe zum „VdS-Journal „...Hier noch eine kleine Anregung zur Engagement, die in ihrem VdS-Journal für Astronomie“ weiteren Gestaltung der VdS-Journale, stecken, in jedem Fall lohnen und welche ja ausdrücklich von Ihnen immer begrüße – gerade als ein noch nicht so „Ich habe gerade das neue VdS-Journal wieder angesprochen und erwähnt wird. altgedientes Mitglied (seit April 1997) – „diagonal“ durchgeblättert. Vom Umfang SuW verliert sich in hochspezifischen, Ihre Absicht, diese vereinseigene und vom Inhalt eine tolle Leistung ... wissenschaftlichen und abgehobenen Zeitschrift regelmäßig zu veröffentlichen. und das alles ehrenamtlich. Tabellen und abstrakten Meßwerten, ein Bereits die bisherigen Ausgaben habe Alleine wegen der in Zukunft zweimal W u s t von Fach-Chinesisch, das selbst ich mit Begeisterung, geistigem Gewinn, jährlichen Ausgaben lohnt sich für mich für Profi-Experten eine öde Litanei dar- aber auch mit Faszination und Muße schon die Mitgliedschaft in der VdS. stellt. Die Kündigungsraten von SuW- komplett gelesen. Die jüngste Ausgabe Meine Anerkennung und Lob für die Abonnenten sind bereits mehr als des VdS-Journals hat meines Erachtens tolle Leistung wollen Sie bitte auch an bezeichnend. noch an Stärke gewonnen: gerade für den ganzen Mitarbeiterstab weiterge- Mit Lob allein kann man ja keinen einen Anfänger wie mich stellt die detail- ben. Weiter so!! „ Gestaltungsbeitrag leisten. Und nun lierte Schilderung der VdS-Fach- Michel Lienau (Mitgl.-Nr. 714) meine Sichtweise - meine Empfehlung: gruppenarbeit einen hochattraktiven 18 Seiten nur über interne Satzungen, Anreiz dar, sich auch pragmatisch mit „Hallo Leute, soeben fand ich auf mei- Statuten und Vorstandssitzungen, wie der Amateur-Astronomie zu beschäftigen nem Briefkasten einen Umschlag mit ner zum Beispiel in der VdS-Journal Ausgabe – von der verdienten Darstellung des dicken Zeitschrift drin: Das VdS-Journal 1997, ist das nicht ein bißchen üppig..? Idealismus der aktiven Amateur- fuer Astronomie, Herbst 1999. Mein kur- Der anschließende Beitrag vom Astronomen ganz zu schweigen. Das zes Fazit: Ein gelungener Rundumschlag 3000sten VdS-Mitglied Jürgen Schittner Vorwort kann ich nur begrüßen und in Sachen Amateurastronomie. Gutes ist wiederum ein Leckerbissen. möchte sie ausdrücklich in ihrer Absicht Layout und gute Druckqualität (es sind Fotos und Beiträge von Sternfreunden unterstützen, nicht nur ein VdS-eigenes sogar neben dem Titelbild, auch einige und ihren selbstgebauten Gerätschaften, Medium zu schaffen, sondern auch über Farbaufnahmen enthalten), auch oder Ereignisse von Astro-Börsen, Fotos und dieses „Forum ... die Kommunikation besser, gerade bei den Abbildungen. Es Meinungen, Erlebnisse, und insbesonde- und Kontaktaufnahme mit Gleichgesinn- ist für jeden etwas dabei: Sofiberichte, re Prüfung und Testergebnisse von sämt- ten zu fördern“.“ Deep Sky-Artikel, Hinweise zur Leo- lichen Astro-Produkten und Herstellern Dr. Ernst Küstner (Mitgl.-Nr. 6667) nidenbeobachtung kommenden Monat, ist der heißbegehrte Lesestoff der aus eine Vorstellung der Aktivitäten der VdS- den Sternen kommt und geradezu ver- „... habe am Samstag das „Journal für FGs, Tagungsberichte etc. Dieses Heft schlungen wird. Und ich glaube, ich die Astronomie“ erhalten. Ich konnte es lässt hoffen auf mehr, daher weiter so!“ spreche hier für viele Sternfreunde, ohne das ganze Wochenende nicht aus der Manfred Holl (Mitgl.-Nr. 4913) anmaßend zu sein. Hand legen, da es von Anfang bis zum Viele freundliche Grüße aus Frankfurt- Ende total interessant ist. Freue mich „Erstens: Das Journal verdient Gratu- Höchst“ jetzt schon auf die nächste Ausgabe.“ lation. Es ist ein keinesfalls überflüssi- Reinhold Dietze (Mitgl.-Nr. 7446) Roland Schmitt (Mitgl.-Nr. 7149) ges Parallelstück zu der sicher ebenfalls sehr guten SuW, vielleicht spürt man „... zunächst einmal: Zur Ausgabe vom „Als VdS-Mitglied habe ich nun die zwei- aber eine größere Beweglichkeit darin. VdS-Journal für Astronomie, Herbst te Nummer ihres Journals für Astronomie Man bemerkt, wieviele Themen SuW 1999: Ganz grossartig, ich bin begei- erhalten. Leider muss ich ihnen mittei- nicht beachtet.“ stert. Sehr gut finde ich auch Ihre len, dass ich mit diesen aufwändigen Rüdiger Brück (Mitgl.-Nr. 691) Anregung zum Informationsaustausch. Zeitschriften in keiner Weise einverstan- VdS - NACHRICHTEN 125

den bin. Ich bin gleichzeitig Abonnent ausgewogenes Heft mit hervorragenden regelrecht verschlungen. Endlich eine auf SuW und sehe nicht ein, wieso diese Astrofotos geworden, mit dem sich wohl Zeitschrift für Amateur-Astronomen von Doppelspurigkeit nötig ist. Warum publi- jeder Amateur gerne identifizieren wird. Amateur-Astronomen geschrieben mit zieren Sie Ihre Beiträge nicht in SuW? Ich kann mir gut vorstellen wieviel Herz vielen Artikeln aus der Praxis, inklusive Lieber wäre mir eine entsprechende und Mühe Ihr in dieses Projekt steckt, eine Seite für Leserbriefe, wie dieser Reduktion des Jahresbeitrages von und man muß kein Prophet sein, um hier, zum regen Meinungsaustausch. Das VdS.“ dem Journal ein langes und erfolgreiches macht diese Zeitschrift gegenüber ande- Dr. sc. nat. H. R. Brugger, Leben vorauszusagen! Kurzum ich bin ren Publikationen, wie z. B. Star (Mitgl.-Nr. 3403) begeistert. Ihr seid nun bestens für das Observer, Sterne und Weltraum etc. so nächste Millenium und einen großen einzigartig. Ich hoffe, daß dieses Journal „... endlich habe ich Zeit dafür dir ein Zulauf an neuen Mitgliedern gerüstet.“ uns allen lange erhalten bleibt, um wei- paar Zeilen zu schreiben, denn wir Christoph Lichtblau, Volkssternwarte terhin in dem Genuß dieses Lesever- haben unsere 175-jahrfeier mit Frankfurt (Mitgl-Nr. 6442) gnügens zu bleiben.“ Ausstellung erfolgreich hinter uns Andreas Löwner (Mitgl.-Nr. 7601) gebracht. Erst einmal vielen Dank dafür, „Sehr geehrte Damen und Herren der daß wir in eurem neuen „Journal für VdS, erstmal Danke für die Astronomie“ so präsent sein durften. Es Probeausgabe des VdS-Journals. Ich ist ein phantastisches und inhaltlich habe das Journal innerhalb von 2 Tagen Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Der Vorstand bedankt sich herzlich für folgende Spenden, die für 1999 eingegangen sind:

Spenden von Mitgliedern Mitglieds-Nr. Name DM Mitglieds-Nr. Name DM

15 Ernst Büschel 114,25 3703 Wolfgang Freimüller 14,25 3921 Stephan Küppers 64,25 3091 Günter Dass 24,25 3046 Werner Kuhlmann 64,25 4457 Werner Wosch 24,25 3605 Hans Gahler 14,25 2145 Dr. Ulrich Hopp 14,25 3312 Peter Fischer 14,25 3475 Prof. Dr. Reinhold Wrona 17,25 3940 Silvia Otto 402,00 6112 Andreas Domenico 14,25 548 Max Lammerer 300,00 5127 Eberhard Quaas 64,25 1459 Friedhelm Dorst 64,25 7112 Dr. Uwe Zurmühl 17,25 7045 Hans-Joachim Leue 20,00 6245 René Purwin 64,25 2233 Hans Ilincic 14,25 2714 Werner Braune 112,95 867 Dr. Roman Schmid 14,25 5877 Klaus Bernhard 13,00 3546 Dipl.-Ing. Wolfgang Wildmann 30,00 3917 Dr. Ulrich Thümmler 64,25 5350 Dipl.-Kfm. Rudolf Stähler 34,25 3211 Peter Hosters 64,25 1803 Horst Mack 64,25 1324 Dr. Rainer Fuchs 14,25 971 Ernst Häring 14,25 4130 Peter Schulze 24,25 2098 Peter Ranly 14,25 6360 Dr. Norbert Stapper 20,00 3448 Günter Stück 24,25 7005 Karl-J. E. Liebetrau 35,00 693 Werner Weiser 64,25 7156 Dr. Konrad Wenning 12,25 2765 Dr. Otto Vogt 64,25 5715 E.-Günter Bröckels 12,25 3581 Bernd Wippich 114,25 7028 Joachim Uhlig 56,00 1815 Peter Berger 24,25 4335 Oliver Rensch 9,25

Spenden von Freunden der VdS

Name DM Name DM Klaus Hünig 2.000,00 Thorbecke-Verlag GmbH & Co. 500,00 Werbeagentur Lehmann, Waltrop 3.000,00 Sternfreunde Durmersheim 150,00 Firma Doerr GmbH, Neu-Ulm 500,00 Dipl.-Ing. Jürgen Linder Photo Universal, Stuttgart 1.000,00 Tourismusverband Chiemsee e. V. 500,00 Volksbank eG, Bensheim 100,00 R.A.M. Somers, Rüsselsheim 50,00 126 VdS VOR ORT

30 Jahre Starkenburg-Sternwarte

von Erwin Schwab Cassegrain von Meade (D=305mm, f=3050mm) auf einer Gabelmon- „Benannt nach einer Burg, die 1064 tierung, eine Celestron Schmidtkamera nahe der Stadt Heppenheim erbaut (D=135mm, f=225mm) zusammen mit wurde. Ebenso heißt so die südliche einem Zeiss-Refraktor (D=105mm, Region des Landes Hessen. Durch eine f=1650mm) auf einer Alt-Montierung private Initiative wurde 1970 die sowie ein Celestron Kometensucher Starkenburg-Sternwarte auf dem (D=140mm, f=500mm). Der 0,5 Schlossberg, in der Nähe der Starken- Angstroem Daystarfilter, ein Protube- burg gegründet...“ ranzenansatz, zwei Lccd11-CCD und eine AP7-CCD Kamera sind bei jedem So beginnt die Laudatio des Klein- klarem Wetter im Einsatz. Die Starken- planeten (6864) Starkenburg, der von burg-Sternwarte war eine der ersten Dr. F. Börngen und Dr. L. D. Schmadel in Amateursternwarten mit einer radioa- Tautenburg entdeckt und der Starken- stronomischen Anlage (seit 1976). Einige Abb. 1: burg-Sternwarte zu Ehren benannt Ergebnisse mit dieser 3 Meter Antenne, M 51 Whirlpool Galaxie vom wurde. Das hatte vor 30 Jahren be- die die 21-cm Linie empfängt, wurden 30.4.2000, AP7 am Newton stimmt keiner der Gründungsmitglieder 1992 im SuW gezeigt /1/. Ebenso war die 450/2000mm, Komposit aus 6 geahnt. Viele der Gründer der Starken- Öffentlichkeitsarbeit von Anfang an eine Einzelaufnahmen a 60 Sekunden. burg-Sternwarte, wie z.B. Alfred Sturm, der wichtigen Aufgaben. Mittlerweile fin- Sven Klügl, Starkenburg-Sternwarte der die Sternwarte seitdem mit Be- den pro Jahr rund 340 Vorträge für geisterung leitet; Martin Geffert und Schulklassen, Vereine oder andere Grup- Adam Unger, die inzwischen zu Ehren- pen statt. Weit über 10.000 Besucher mitglieder ernannt wurden, Holger zählt die Sternwarte jährlich. Mandel, der inzwischen Profiastronom in der Landessternwarte Heidelberg ist und Durch die Interessen der inzwischen nicht zuletzt der Leiter der VdS Otto über 170 Mitglieder werden viele astro- Guthier, sind der Astronomie bis heute nomische Teilgebiete abgedeckt, Internetseiten- und Literaturverweis: treu geblieben. erwähnt sei hier die seit 1983 ununter- brochene Teilnahme am Sonnenrelativ- /1/ SuW; 11/1992; S 717, Radioastronomie Anfangs bestand das optische zahlnetz, die Photometrie von Novae, an der Starkenburg-Sternwarte Heppenheim; Instrumentarium aus relativ bescheide- Supernovae oder Veränderliche /2/, /3/, Andreas Kaufer & Robert Bräutigam nen selbstgebauten Instrumenten mit /4/, die Astrofotografie /5/, /6/, /7/ und /2/ SuW; 7-8/1982; S 314; Nova Aquilae 1982; meist selbstgeschliffenen Spiegeln. Erst nicht zuletzt die Astrometrierung von Alfred Sturm & Erwin Schwab durch eine Sachspende kam die Stern- Kometen und Kleinplaneten /8/. Seit /3/ SuW; 3/1985; S 164; Nova Vulpeculae (1) 1984; warte 1975 in den Besitz von größeren 1995 werden die Ergebnisse der Erwin Schwab & Holger Mandel Geräten. Für das nach dem Spender Dr. Astrometrierungen an das MPC (Minor /4/ SuW; 8-9/1985; S 480; Nova Vulpeculae (2) Dr. F. Mühleis benannte Newton Teles- Planet Center) gemailt und seitdem wur- 1984; Erwin Schwab & Holger Mandel kop mit 45 cm Durchmesser musste eine den, meist als Nebenprodukt, rund 30 /5/ http://www.regio-info.de/sternwarte-heppen- Kuppel gebaut werden. Auf der Plattform Kleinplaneten auf der Sternwarte ent- heim/fotos.htm der Sternwarte, von der schon viele deckt /9/. Zwei dieser Entdeckungen dür- /6/ SuW; 6/1986; S 336; Einzelobjekte im Besucher behaupteten, sie habe die fen nun pünktlich zum 30-jährigen Andromedanebel, Teil 1; Hartmut Eckstein größte Teleskopdichte, die sie je gese- Jubiläum benannt werden. Es wird wohl & Holger Mandel hen haben, stehen gleich mehrere demnächst zu Ehren der Stadt /7/ SuW; 5/1988; S 309; Einzelobjekte im Instrumente zur Auswahl, von denen Heppenheim, die den Bau der Stern- Andromedanebel, Teil 2; Hartmut Eckstein hier die wichtigsten genannt werden: warte durch die Bereitstellung des & Holger Mandel Ein weiterer Newton (D=200mm Grundstücks ermöglichte und die /8/ http://www.regio-info.de/sternwarte-heppen- f=1200mm) auf einer Alt-Montierung Sternwarte seither finanziell und mora- heim/mp_index.htm zusammen mit einer Lichtenknecker lisch unterstützt, einen Kleinplaneten /9/ http://www.regio-info.de/sternwarte-heppen- Flatfieldkamera (D=190mm, f=760mm), Heppenheim geben. heim/hps.htm ein Maksutov (d=300mm, f=4800mm) auf einer Gabelmontierung, ein Schmidt- Anz. 1/1 Seite Star Observer 128 VDS VOR ORT

Sternzeit seit 25 Jahren...

von Peter Fuchs können, vereint heute rund 30 astrono- von mindestens 10 Exemplaren pro mische Vereinigungen aus dem gesam- Ausgabe den jeweiligen Selbstkosten- Sternzeit, welche mit der Ausgabe ten Bundesgebiet unter dem Dach von preis (z.Z. 2,40 DM pro Heft) 1/2000 gerade ihr 25-jähriges Jubiläum Sternzeit. feierte, ist eine Zeitschrift, die auf Non- Weitere Informationen finden interes- Profit-Basis von Amateuren für Amateure Der Vorteil von Sternzeit: schnellste sierte Leser auch im Internet unter: gestaltet wird. Sie wendet sich an astro- Veröffentlichung zu aktuellen astronomi- www.sternzeit-online.de nomische Vereinigungen und interessier- schen Themen, Beobachtungsergeb- te Einzelpersonen, die kostengünstig nissen, Wissenswertes aus den Verei- oder per Mail: vier Mal im Jahr Informationen aus allen nen, Berichte und Ankündigungen zu [email protected] Bereichen der Astronomie erhalten wollen. Tagungen und Messen, uvm.

Die Idee wurde schon Anfang der 70-er Sternzeit erwirtschaftet keinen Gewinn, Jahre geboren, als astronomische sondern arbeitet lediglich kosten- Vereinigungen, Arbeitsgemeinschaften deckend. Finanziert wird Sternzeit durch und Volkssternwarten eine intensivere die Beiträge der Herausgeberverei- Zusammenarbeit auf überregionaler nigungen, durch Einzelabonnements Basis wünschten. Daraus entstand sowie durch Anzeigen und Spenden. Anfang 1975 aus dem Zusammenschluß mehrerer lokaler und regionaler Mitteil- Weitere wichtige Daten: Auflage z. Z. ungsblätter die überregionale Zeitschrift 1500 Exemplare, je Ausgabe 40 – 44 Sternzeit. Seiten Umfang DIN A5, Erscheinungs- weise 4x jährlich jeweils zu Quartals- Der Gedanke, astronomische Informa- beginn. tionen zum Selbstkostenpreis (und vie- Preis für Einzelabonnenten: 20.- DM lerorts als zusätzliche Serviceleistung) inkl. Porto und Verpackung, Heraus- an die Vereinsmitglieder weitergeben zu gebervereinigungen zahlen bei Abnahme Deep-Sky-Tagung 2000 auf dem Eisenberg

Bericht der VdS-Fachgruppen: DeepSky, Astrofotografie

Wie bereits 1999 trafen sich auch dieses wurde in einem abendlichen Workshop Jahr engagierte Deep-Sky-Beobachter gemeinsam weiterentwickelt. auf dem Eisenberg in Waldhessen vom 31. März bis 2. April (siehe Abb.). Die In einem Vortragsblock am Samstag Veranstaltung wurde erneut von den Vormittag wurde der Einsatz von Com- beiden VdS-Fachgruppen „Visuelle putern bei der Vorbereitung und Deep-Sky-Beobachtung“ und „Astro- Auswertung von visuellen Beobach- photographie“ ausgerichtet. In Vor- tungen erläutert. Außerdem wurden her- trägen und Workshops wurde den etwa ausragende Aufnahmen von bekannten 100 Sternfreunden ein breites inhaltli- Astrophotographen präsentiert. ches Spektrum präsentiert. In weiteren Workshops wurden Themen Abb. 1: Im Eröffnungsvortrag am Freitag Abend wie Bildbearbeitung und Galaxien- Der neue Leiter der VdS-Fachgruppe beeindruckte Bernd Wallner die Teil- gruppen behandelt. Bei der Fach- Deep Sky, Wolfgang Steinicke, bei sei- nehmer mit faszinierenden Bildern von gruppensitzung wurde Wolfgang nem spannenden Abendvortrag. der Landschaft und dem Sternenhimmel Steinicke zum neuen Leiter der Fach- Namibias. Das Konzept des von der gruppe „Visuelle Deep-Sky-Beobach- Fachgruppe geplanten Deep-Sky-Buchs tung“ gewählt. Mit Jens Bohle und der VdS VOR ORT 129

Abb. 2: Das obligatorische Gruppenfoto der ca. 100 Teilnehmer am Deep-Sky-Treffen auf dem Eisenberg.

Magellan-Redaktion konnte das Fach- NGC/IC-Projekt (siehe auch Artikel in die- ab. Eine Fortsetzung der Deep-Sky- gruppenteam im Bereich Öffentlichkeits- sem VdS-Journal). Tagung im Jahr 2001 ist geplant. arbeit verstärkt werden. Bis spät in die Nacht wurde die Zeit für Im nächsten VdS-Journal wird auf einige Am Samstag Abend berichtete Wolfgang intensiven Erfahrungsaustausch genutzt. Inhalte, wie z.B. das Deep-Sky-Buch, Steinicke in einem interessanten Vortrag Weitere Vorträge und Diashows runde- ausführlicher eingegangen. über Fehler in Objektkatalogen und das ten das Programm am Sonntag Morgen

Kurioses

Was ist denn das, Mos? ... gefunden in BaS Ein „Flip-Mirror“ – Logisch! 130 DER RÜCKBLICK

Die Sonnenfinsternis-Exkursion des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Plettenberg nach Karlsruhe

von Jürgen Sonnemeyer

Vorgeschichte Konkrete Pläne nötig? Der Zug ist viel zu lang für den Bahnsteig. Wie steigen die Schüler ein? In den 50iger Jahren erlebte ich meine Aus dem Kollegium kommt der Wir müssen viel früher abfahren als erste partielle Sonnenfinsternis. In der Vorschlag, mit der ganzen Schule nach ursprünglich geplant. Wie kommen die Schule standen wir alle mit berußten Süddeutschland zu fahren. Eine verrück- Schüler zum Bahnhof? Wieviel Platz Gläsern auf dem Schulhof und beobach- te Idee? Der Schulleiter stimmt zu und brauchen 1100 Personen? Wie stellen wir teten. Später zeigte meine Mutter mir langsam kann ich mich auch damit die Klassen auf? die Volkssternwarte in Recklinghausen. anfreunden. Natürlich ist so eine Dort weckten Vorträge, Filme und Riesengruppe nicht optimal für eine Der Regierungspräsident informiert und Fernrohrbeobachtungen weiteres Inte- Beobachtungsexkursion, andererseits nun beginnt das Chaos mit den Brillen, resse. In den 60iger Jahren stahl ich reizt es mich nun möglichst vielen zum Glück haben wir schon lange 1200 mich in der Lehre für einen Botengang Schülern und Lehrern das Erlebnis einer Brillen von zwei örtlichen Optikern zum davon, um eine partielle Sonnen- totalen Sonnenfinsternis zu ermögli- Selbstkostenpreis erhalten. finsternis zu beobachten. Irgendwann in chen. Die Idee, mit der Deutschen Bahn Zwei Klassen fahren mit ihren Lehrer- dieser Zeit erfuhr ich von der totalen nach Karlsruhe zu fahren, findet immer innen und Lehrern zu einer mehrtätigen Sonnenfinsternis 1999 in Deutschland. mehr Zustimmung. Noch 1998 werden Klassenfahrt in den Schwarzwald, auch 1981 wurde ich Lehrer in Plettenberg, weitere Informationen in Karlsruhe und sie werden am 11.8. in der Totalitätszone beim Thema „Licht und Schatten“ wies bei der Bahn eingeholt. Immer wieder sein. ich immer auf die totale Sonnen- muß erklärt werden, was eine finsternis 1999 hin. Viele Schüler zeigten Sonnenfinsternis ist und was das Interesse, fragten nach genaueren Besondere einer totalen Sonnen- Die Fahrt Angaben. finsternis ist. Das Projekt beginnt zu lau- fen. Noch im Dezember wird ein erster Nach vielen Telefonaten, vielen Seiten Vertragsentwurf von der Bahn vorgelegt. Papier, vielen Gesprächen beginnt die Erste Pläne Im April 1999 wird ein Vertrag unter- Fahrt am 11.8.99 in aller Frühe. Um 5.25 schrieben. Die Stadt Karlsruhe geht auf Uhr treffen die Lehrer vor dem Bahnhof 1998 dann die ersten Pläne. Die Totalität den Vorschlag ein, die Stadt zu verdun- ein, um 5.40 Uhr sind auch die Schüler ist am 11.August 1999 in Süddeut- keln. Im Juli sehe ich mir Karlsruhe an da. Alle Klassen stellen sich systema- schland zu sehen. Nordrhein-Westfalen und suche geeignete Beobach- tisch auf. Der Plan läuft und alle machen hat als einziges Bundesland zu der Zeit tungsplätze. Noch in den Ferien beginnt mit. Unser Sonderzug kommt leicht ver- keine Ferien. Am 4.8.98 schreibe ich an die heiße Phase der Planung: Fahrplan spätet an. Weil er mit 16 Wagen und 440 das Ministerium für Schule, Weiter- der Bahn, Änderungen, Schülerinfor- Meter Länge nicht an den Bahnsteig bildung, Wissenschaft und Forschung in mationen, Elterninformationen, Infor- paßt, müssen die Schüler nach einem Düsseldorf und rege zentrale Maß- mation der Polizei wegen des befürchte- bestimmten Plan einsteigen und ihre nahmen an; daran besteht aber kein ten Verkehrschaos am 11.8. morgens. Sitze einnehmen. Schneller als erwartet Interesse. Wie komme ich am 11.8.99 Der Schulleiter, Herr Lubeley, investiert haben etwa 1100 Personen den Zug nach Süddeutschland? Eine Anfrage sehr viel Zeit und Energie. Auch die bestiegen und mit kurzer Verspätung nach Dienstbefreiung oder Lehrerfort- Presse unterstützt und begleitet nun das geht es um 6.20 Uhr los. Das Wetter ist bildung wird vom Schulleiter abschlägig Vorhaben. Viele Leute finden ein wechselnd, meistens aber schlecht. Kurz beschieden. Als Lösung wird ein allge- Ereignis erst interessant, wenn es ein nach 10 Uhr sind wir in Karlsruhe. Die meiner Exkursionstag vorgeschlagen, an Medienereignis wird. Jetzt läuft das Zeitung „Badische neuste Nachrichten“ dem dann interessierte Lehrer und Kurse Thema „Sonnenfinsternis“ in allen bittet um ein Interview. Die Schüler- nach Süddeutschland fahren könnten. Medien. gruppen gehen zum Marktplatz, zum Für diese Lösung werbe ich bei den Schloßpark, in den Zoo oder an andere Schülern für Zustimmung, bei den Nach den Ferien Planungen mit dem vorher ausgesuchte Orte. Eine kleine Lehrern sammle ich Unterschriften. Zu Kollegium. Die Informationen werden Gruppe geht mit Videokameras und der Zeit besorge ich auch Pressemappen konkreter: Wann kommt der Zug? Wo Fotoapparaten in einen Park. der Vereinigung der Sternfreunde und hält der Zug? Welche Klasse sitzt in wel- leite sie an die lokale Presse weiter, es chem Wagen? Wer darf wann in den Der erste Kontakt ist nicht zu sehen, die besteht aber kaum Interesse. Discowagen? Wieviel Getränke sind Sonne versteckt sich hinter Wolken. Die DER RÜCKBLICK 131

ten zurückgekommen. Fazit Die zwei Klassen, die in den Schwarzwald gefahren sind, haben lei- Eine ganze Schule hat die Sonnen- der nur die Finsternis erlebt, die finsternis erlebt, 1142 Personen waren schwarze Sonne versteckte sich hinter unterwegs. Davon sind 1074 Personen Wolken. im Sonderzug (Schüler, Lehrer, Haus- meister, Sekretärinnen, Eltern, Presse, Rundfunk) nach Karlsruhe gefahren. Nachher Abb. 1: Es hat sich gelohnt!!! Die Schüler während der partiellen Auch in der nächsten Zeit bestimmt Finsternis im Schlosspark Karlsruhe noch die Sonnenfinsternis den Tag: (Aufnahme von Nina Geske) Nachbesprechungen im Unterricht, Dank und Geschenke von vielen Seiten; selte- ne Glücksmomente im Lehrerdasein. Geräte können in Ruhe aufgebaut wer- Zum Gelingen der Fahrt haben viele bei- den. Ab und zu ist die Sichel der Sonne getragen, allein kann man so eine zu sehen. Es wird spannend, der Himmel Massenveranstaltung nicht durchführen. ist bewölkt, aber es gibt Lücken. Die Mein Dank gilt allen Helfern und schmale Sichel der Sonne gibt nun Teilnehmern. Was wäre gewesen, wenn schon ein deutlich schwächeres Licht. es ununterbrochen geregnet hätte? Wir haben Glück, es gibt eine größere Lieber nicht daran denken. Der Alltag Wolkenlücke. Jetzt geht alles sehr kommt zurück: Algebra, schiefe Ebene, schnell. Von Westen her kommt die Klassenarbeit, Klausur, Korrekturen. Dunkelheit, die Helligkeit nimmt ab. Die Venus wird sichtbar, die Korona erscheint und Protuberanzen sind mit bloßem Auge zu sehen. Mit dem Fernglas ist der Anblick prachtvoll, das Fernglas macht die Runde. Die Videokameras laufen schon längere Zeit. Mit dem Fernauslöser mache ich Fotos, durch den Sucher schaue ich nicht mehr, der direkte Eindruck ist überwältigend. Zwei Minuten Totalität sind kurz, aber bei guter Vorbereitung doch lang genug, um alles zu sehen. Der rechte Rand der schwarzen Sonne wird heller. So schnell wie es dunkel wurde, wird es auch wie- der hell. Eine schmale Sonnensichel ist wieder zu sehen. Ich merke jetzt, dass meine Knie etwas weich sind. Wir beob- achten noch das Anwachsen der Sichel, dann packen wir unsere Sachen und gehen zurück zum Bahnhof. Die letzten Meter rennen wir, denn plötzlich gießt es vom Himmel. Die Sonne ist nicht mehr zu sehen. Wir drücken uns noch etwas am Bahnhof herum. Bei Regen steigen wir in den Zug. Das schlechte Wetter stört jetzt nicht mehr, wir haben das Jahrhundertereignis gesehen. Um 15.15 Uhr fährt unser Sonderzug pünkt- lich ab. Die Stimmung ist bestens, alle haben die Finsternis erlebt. Je nach Standort, im ruhigen Park, auf dem belebten Schloßplatz oder im Zoo war der Eindruck unterschiedlich, dennoch sind alle mit ihren Beobachtungen Abb. 2: zufrieden. Etwa um 20 Uhr sind wir wie- Die Sonnenkorona in den Wolken, Aufnahme mit 300-mm-Teleobjektiv, von Jürgen der in Plettenberg. Alle sind wohlbehal- Sonnemeyer. 132 DER RÜCKBLICK

Mit Schülern zur Sonnenfinsternis

von Anke Wendt und Peter Stinner

Bereits seit 1993 beschäftigt sich am Kopernikus – Gymnasium in Wissen eine Schreibern. Gruppe interessierter Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Arbeits- Aus „Abflußrohren“ und jeweils zwei gemeinschaft mit Astronomie und Astrofotografie. Das „Highlight“ der bisherigen Brillengläsern als Objektiv und Okular Aktivitäten der Gruppe war eine mehrtägige Fotoexkursion in die Alpen, die anläß- (+2dpt bzw. +20dpt) entstanden weiter- lich des Auftauchens von Hale - Bopp erfolgte. Die in den Sommerferien 1999 statt- hin einige Projektionsoptiken. Damit gefundene Sonnenfinsternis bot die Gelegenheit, die Arbeitsgebiete der AG um kli- wurden Bilder der Sonne auf Papp- mageographische Messungen zu ergänzen. Mit 20 Schülerinnen und Schülern im schirme projiziert, um eine gefahrlose Alter von 11 bis 18 Jahren machten wir uns im August 1999 nach Süddeutschland Sonnenbeobachtung in der Gruppe zu auf, um im Rahmen einer fünftägigen Exkursion das Naturschauspiel ermöglichen. „Sonnenfinsternis“ zu erleben. Den 11.August verbrachten wir auf dem Gelände des Da die Schüler am Finsternistag den Bruder – Klaus – Heims in Violau nahe der Zentrallinie der Finsternis. Umgang mit „ihren“ Teleskopen und Meßgeräten sicher und vor allem unter großem emotionalen Druck beherrschen Vorbereitung der Exkursion: Ideensuche der totalen Sonnenfinsternis dokumen- sollten, wurde die Handhabung wieder- tieren sollten. Die Verfinsterung zur holt geübt. Mit vagen Vorstellungen von einer Sofi – Mittagszeit ließ unter anderem große Exkursion besuchten wir im November Abweichungen vom typischen Tages- 1998 ein Vorbereitungsseminar im gang der Helligkeit und der Temperatur Einstimmung auf das Großereignis Rahmen einer rheinland-pfälzischen erwarten. Um dem Phänomen „Finster- Lehrerfortbildung. Dort vermittelten die niswind“ auf die Spur zu kommen, wur- Um nicht nur die an der Exkursion teil- kompetenten Sonnenbeobachter Wolf- den auch Messungen zur zeitlichen nehmenden Schüler sondern die gesam- gang Lille (Stade) und Gernot Meiser Veränderung des Luftdrucks, sowie von te Schulgemeinschaft auf die Sonnen- (Saarlouis) ihre großen Erfahrungen. Sie Windgeschwindigkeit und Windrichtung finsternis, die am Schulstandort nur par- gaben wertvolle Tips, die uns zu einer geplant. Damit stand unser endgültiges tiell zu beobachten war, einzustimmen, realistischen Einschätzung dessen ver- Experimentierprogramm fest: reiste Gernot Meiser nach Wissen an. In halfen, was mit den bereits vorhanden Geräten an fotografischen Aktivitäten für unsere Gruppe sinnvoll und machbar Experimentierprogramm: war. Ergebnis der daraus resultierenden Überlegungen war folgendes geplantes 1. Temperatur (Registrierung über PTC und Y – T – Schreiber; zusätzlich Fotoprogramm: Digitalthermometer mit NiCr-Ni – Fühler) 2. Luftdruck (Barograph mit Uhrwerksantrieb und Digitalbarometer) 3. Luftfeuchtigkeit (Hygrograph mit Uhrwerksantrieb) Fotoprogramm: 4. Windgeschwindigkeit und Windrichtung (zwei orthogonal angeordnete Windmesser, wie sie bei Leichtathletikveranstaltungen zum Einsatz kommen) Einsatz von drei Schmitt – Cassegrain 5. Umgebungshelligkeit (Luxmeter) – Teleskopen bei Brennweiten von 1150mm (Totalität) bis 2000mm (par- 6. Himmelshelligkeit im Zenit (selbstgebaute Optik mit Öffnungswinkel von ca. tielle Phasen), sowie diverser 1°, Registrierung über LDR und Y-T- Schreiber) Fotoapparate mit Objektiven vom 7. Wolkenbeobachtung (Fotografische Dokumentation) Semifischauge bis zum 500mm – Tele. Bau- und Trainingsphase zwei Multivisions – Veranstaltungen ließ Mit diesem Programm waren in erster Meiser mehr als 700 Zuschauer das Linie die älteren und erfahreneren Für einige der geplanten klimageogra- „Abenteuer Sonnenfinsternis“ miterle- Exkursionsteilnehmer gefordert. Um phischen Experimente standen keine ben. Seine Bildsequenzen von der 94er auch die Jüngeren in die Aktivitäten am geeigneten Meßgeräte zur Verfügung. Finsternis aus Bolivien wurden vom Finsternistag einzubinden, erweiterten Deshalb war zunächst einmal Kreativität Publikum begeistert aufgenommen. wir auf Anregung von Gernot Meiser [1] gefragt. Mitglieder des Exkursionsteams Zur Einstimmung auf die Sofi – und Winfried Petri [2] unser Programm konstruierten Aufbauten zur Regis- Exkursion gehörte auch ein Besuch des um diverse Experimente, welche die kli- trierung des zeitlichen Verlaufs von Vortrags „Schatten über Deutschland – mageographischen Folgeerscheinungen Helligkeit und Temperatur mittels Y-T- alles über die Sonnenfinsternis 1999“ DER RÜCKBLICK 133

von Paul Hombach und Daniel Fischer Exkursionsablauf im Juni 1999 bei der Volkssternwarte Bonn. 09.08.1999 Anreise nach Augsburg; Besuch einer live moderierten Simulation der Sonnenfinsternis im Planetarium der Stadt Augsburg Exkursionsplanung 10.08.1999 Training im Umgang mit den Experimentiergeräten; Transport der Gerätschaften zum Beobachtungsplatz nach Parallel zur Vorbereitung des Meß- Violau; programms waren die organisatorischen erste Aufbauten der Meßstationen; Rahmenbedingungen für die Reise zur Ausrichten der Teleskope am Sternenhimmel Finsternis zu klären. Für den Transport des umfangreichen Experimentiergeräts 11.08.1999 Der Tag der Finsternis kam nur ein Bus in Frage. Mit dem „Bruder – Klaus – Heim“ in Violau (nord- 12.08.1999 Wartung und Pflege der Meßgeräte und Teleskope; westlich von Augsburg) wurde ein idea- erste übersichtsartige Auswertung des am Vortag ler Beobachtungsort auf der Zentrallinie gewonnenen Tabellenmaterials; Freizeitprogramm gefunden. (Ein herzlicher Dank für die Vermittlung geht an dieser Stelle an Uwe 13.08.1999 Heimreise Reimann!) Das Landschulheim bot sich an, da von seinem Gelände aus ein frei- er Blick nach Süden gegeben war, der Der Tag der Finsternis tenen Wolkenlücken gegen 11.25 Uhr, während der Totalitätsphase einen Blick 11.28 Uhr, 12.03 Uhr und 12.20 Uhr ist in aus dem dunklen Mondschatten auf den Ab 8.30 Uhr waren alle Exkursions- der Kurve der Himmelshelligkeit (vgl. hellen Horizont außerhalb der Totalitäts- teilnehmer am Beobachtungsort in Diagramm 1) eindeutig zu erkennen. zone ermöglichen sollte. Außerdem Violau tätig. Wir waren damit beschäf- Nach einem letzten Blick auf die sorgte der Heimleiter Christoph Mayer tigt, die Stromversorgung für unsere Sonnensichel gegen 12.20 Uhr verdun- auf zuvorkommendste Weise für Experimente herzustellen, letzte Meß- kelte sich die Landschaft fast vollstän- Verpflegung der Exkursionsteilnehmer geräte zu installieren und bis 10.00 Uhr dig. Ursache hierfür war nicht nur der und für die Stromversorgung der in Betrieb zu nehmen. Noch waren wir herannahende Mondschatten sondern Experimente. bezüglich des Wetters optimistisch, auch ein kräftiges Gewitter mit ergiebi- Die Wahl der Jugendherberge Augsburg denn nach einer zeitweise klaren Nacht gen Niederschlägen, welches pünktlich als Unterkunftsort während der fünftägi- gaben Wolkenlücken häufig den Blick zum Totalitätsbeginn einsetzte. Ein sint- gen Exkursion ermöglichte die auf die Sonne frei. Bis ca. 11. 00 Uhr flutartiger Regenguß und die „doppelte“ Einbindung einiger großstadttypischer mußten wir eine zunehmende Verdich- Verfinsterung der Sonne sorgten für eine Angebote in das Rahmenprogramm. tung der Bewölkung beobachten, hatten nahezu apokalyptische Stimmung. Nur Dazu gehörten u.a. eine von einem teil- dann aber das Glück, den 1. Kontakt um ab und zu erhellten Blitze das Inferno. nehmenden Schüler geleitete Dom- 11.16 Uhr bei fast freier Sicht auf die Weitere fotografische Aufnahmen der führung und der Besuch des Augsburger Sonne zu erleben. Danach gaben die verfinsterten Sonne waren damit Planetariums. Wolken nur noch viermal den ungehin- unmöglich. Über den zeitlichen Ablauf der Exkursion derten Blick auf die teilweise verfinster- Dank des großen Einsatzes aller betei- informiert die folgende Übersicht: te Sonne frei. Das Auftreten dieser sel- ligten Schüler konnten trotz widrigster

Abb. 1: Abb. 2: Peter Stangier (links) und Jens Vierbuchen bereiten ihr Daniel Linhart (links) und Nils Becker bei der Experiment zur Windmessung vor. Die orthogonal angeordne- Temperaturmessung mit mehreren Digitalthermometern. ten Windmesser erlaubten die exakte Ermittlung von Windrichtung und Windgeschwindigkeit. 134 DER RÜCKBLICK

Bedingungen alle geplanten Messungen 14 Uhr um weniger durchgeführt werden. Unser „erfolgreich- als 1mbar. Infolge stes“ Experiment wurde leider der dessen traten nur Regenmesser: 23 mm Regen zwischen vergleichsweise 12.30 Uhr und 13.00 Uhr! (Das entspricht geringe Windge- etwa 1/35 der in dieser Region üblichen schwindigkeiten auf. Jahresniederschlagsmenge!) Bei vorherrschen- Dafür, dass unsere Stimmung nicht ganz dem SSW-Wind wur- in den Keller rutschte, sorgten Christoph den 10km/ h nicht Mayer und sein Team mit einer hervorra- übertroffen. Auch genden Mahlzeit vom Grill. Danach fiel wenn wir zum uns der Abbau der Geräte und deren Schutz der Windmes- Rücktransport nach Augsburg deutlich ser-Elektronik vor leichter. Den Abschluß dieses ereignis- dem Gewitterregen reichen Tages bildete der Besuch der die Windmessungen Diagramm 1: VdS – Sofi – Party in Garching. von 12.33 Uhr bis Die Temperaturentwicklung folgt dem Helligkeitsverlauf mit 13.00 Uhr unterbre- einer Verzögerung von etwa 15 – 20 min. chen mußten, konn- ten wir feststellen, dass der z.B. bei Petri [2; S. 92] vorhergesagte womit sich beide Effekte auf 10°C Finsterniswind in der erhofften Intensität addierten. nicht stattfand. Die ab 12.25 Uhr Die Entwicklung der Himmelshelligkeit geschlossene, sehr dichte Wolkendecke läßt bis 11.30 Uhr rasch wechselnde dürfte die sonst üblichen Finsternis- Wolkenbedeckung mit häufigen sonni- Effekte massiv gepuffert haben. gen Abschnitten erkennen. Danach zeig- te sich die partiell verfinsterte Sonne 2. Helligkeit und Temperatur nur noch zweimal: Die im Diagramm 1 Für die Messung der Luft-Temperatur als ausgeprägte Peaks erkennbaren kam ein Digitalthermometer zum Wolkenlücken konnten wir für letzte Einsatz. Möglichen Messwertverfäl- Fotos der teilweise verfinsterten Sonne schungen durch direkte Sonnenein- nutzen. Bei geschlossener Wolkendecke strahlung wurde dadurch vorgebeugt, erfolgte die Zunahme der Helligkeit nach dass der NiCr-Ni -Temperatur-Fühler in der Totalität mit deutlicher Verzögerung: einem beidseits offenen, weißen Der Kurvenverlauf, insbesondere in Kunststoffrohr untergebracht war. Diagramm 3, ist unsymmetrisch zur Abb. 3 Zur Registrierung der Himmelshelligkeit Totalitätszeit. Kirstin Krämer kontrolliert die griffen wir einen Vorschlag von Petri [2; Ein kommerzielles Luxmeter diente zur Registriergeräte für die Himmels – S. 91] auf: Eine etwa 2m über dem Messung der Umgebungshelligkeit. Mit und Umgebungshelligkeit. Boden positionierte, selbst gebaute einem Öffnungswinkel der Sonde von Optik bildete einen Bereich von ca. 1° nahezu 180° integriert es die Helligkeit Ausdehnung im Zenit auf einen über die gesamte Himmelshalbkugel. Auswertung der Messungen Photowiderstand (LDR) ab. Die Die damit gewonnene Kurve in Stromstärke im LDR konnte dann als Diagramm 2 zeigt deshalb deutlich weni- Die in unseren Experimenten gewonne- Maß für die Himmelshelligkeit über ger kurzfristige Schwankungen als die nen Daten lagen zumeist in Tabellenform einen Y-T-Schreiber aufgezeichnet wer- Graphik zur Himmelshelligkeit im Zenit. vor. Meßergebnisse, die in Form von den. In der halblogarithmischen Darstellung Schreiberkurven auf Millimeterpapier Die Ergebnisse beider beschriebenen zum Verlauf der Umgebungshelligkeit existierten, mußten vor der weiteren Messungen zeigt Diagramm 1. Pünktlich (Diagramm 3) kommen der enorme Bearbeitung digitalisiert werden. Alle mit dem 1. Kontakt gegen 11.15 Uhr Helligkeitseinbruch als Folge der Werte wurden dann von unseren begann die Abweichung des Tempe- Finsternis, aber auch der durch das Schülern in Excel-Tabellen übertragen raturverlaufs vom sonst üblichen Gewitter erheblich verzögerte Wieder- und am PC zu aussagefähigen Graphiken Tagesgang. Die Temperaturabnahme als anstieg der Helligkeitskurve eindrucks- weiterverarbeitet. Folge der sich stetig verringernden voll zum Ausdruck. Sonneneinstrahlung wurde gegen 11.50 Uhr durch einen Regenschauer kurzfri- Ergebnisse der Experimente: stig verstärkt. Bis Totalitätsbeginn sank Fazit die Temperatur um etwa 7°C. Ein hefti- 1. Luftdruck und Wind ges Gewitter zwischen 12.30 Uhr und Obwohl durch die Wetterverhältnisse die Am 11. August 1999 schwankte der 13.00 Uhr lieferte einen weiteren Beobachtung der „schwarzen Sonne“ Luftdruck in Violau zwischen 10 Uhr und Rückgang der Temperatur um ca. 3°C, vollständig „ins Wasser fiel“, war die DER RÜCKBLICK 135

Diagramm 2: Diagramm 3: Die Himmelshelligkeit im Zenit zeigt die schnell Helligkeitsschwankungen als Folge von Finsternis und Wetter wechselnde Wolkenbedeckung. In der Umgebungshelligkeit treten in halblogarithmischer Darstellung besonders deutlich am Beobachtungsplatz sind diese Schwankungen deutlich hervor. sichtbar gemittelt.

Exkursion für die Teilnehmer von blei- Experimentierteams, ihre Meßaufträge verbinden. Für Interessenten am didakti- bendem Erlebniswert. Die mehrere durch zielstrebiges Arbeiten zu erfüllen. schen und methodischen Konzept unse- Minuten andauernde totale Dunkelheit, So konnte jeder Teilnehmer einen für ihn res Projekts sei auf [3] verwiesen. die nur von vereinzelten Blitzen durch- deutlich erkennbaren Beitrag zum Erfolg brochen und von sintflutartigem Regen des Gesamtkonzepts beisteuern. Literatur: begleitet wurde, machte leider die voll- Neben dem hohen Erlebnisgehalt brach- ständige Durchführung unseres Foto- te die Studienfahrt auf die Zentrallinie [1] Meiser, G.: Reise zur Finsternis, Saarlouis 1989 programms unmöglich. der Sonnenfinsternis 1999 den teilneh- [2] Petri, W.: Beobachtung totaler Die gelungenen Fotos der teilweise ver- menden Schülerinnen und Schülern Sonnenfinsternisse, in: Roth, G. D. (Hrsg.) finsterten Sonne lassen ahnen, welch auch im schulischen Bereich Impulse. Handbuch für Sternfreunde, Band 2, Berlin eindrucksvolle Bilder mit unseren Für sie bot sich die Möglichkeit, an 1989 Optiken bei günstigerem Wettereinfluß einem außerschulischen Lernort die [3] Wendt, A., Stinner, P.: Experiment möglich gewesen wären. Trotz der widri- Lerninhalte der Fächer Astronomie, Sonnenfinsternis, in: Praxis Geographie 1/2000; gen Bedingungen gelang es jedoch den Geographie und Physik miteinander zu Braunschweig 2000 11. August 1999 - Totale Sonnenfinsternis von Joachim Uhlig Spiegelreflexkamera mit einem 200mm- B41 war dann die Zufahrt zu den Teleobjektiv eingesetzt werden. Spicherer Höhen ausgeschildert. Eine Auf diesen Tag habe ich seit 20 Jahren Weiterhin wurden Schutzfilter für das schmale Straße führte den Berg hinauf, gewartet. Spiegelteleskop (ein SIBERIA 150), ein vorbei an einer ausgedienten Grenz- Fernglas (20x60) und dem Teleobjektiv station. Nun waren wir in Frankreich. Mit der detaillierten Vorbereitung zur gebaut. Nach zwei Serpentinen hatten wir den Beobachtung und Fotografie der Vom 01. bis zum 08. August 1999 wur- Beobachtungsplatz Spicherer Höhen, um Sonnenfinsternis habe ich im Mai 1999 den diverse Wetterberichte verfolgt, ob ca. 15:30 Uhr, erreicht. Hier herrschte begonnen und wie folgt geplant: Der im Rundfunk, im Fernsehen oder im reges Treiben. Die ARD war bereits mit Verlauf der partiellen Phase soll auf Internet. einigen Übertragungswagen vor Ort. einem Sonnenprojektionsschirm ver- Nach einem letzten Blick auf die Saarbrücken war die erste Station des folgt, und in regelmäßigen Abständen Wetterberichte, habe ich dann entschie- Mondschattens auf seiner Deutschland- mit einer Kleinbildkamera im Bild fest- den, auf die Spicherer Höhen zu fahren. reise und deshalb sollte der Mond- gehalten werden. So habe ich bereits Die Chancen auf eine freie Sicht lagen schatten würdig begrüßt werden. Da die die partielle Sonnenfinsternis vom hier bei immerhin noch 70 Prozent. Am Franzosen den Schatten hier verabschie- 12.10.1996 beobachtet. Für die 10. August 1999 sind wir dann um 07:45 den mußten, wurde hier, auf den Fotografie der totalen Phase soll eine Uhr abgefahren. In Saarbrücken, an der Spicherer Höhen gemeinsam das „Fest 136 DER RÜCKBLICK

der anderen Beobachter konnte mich nicht daran hindern. Denn überglücklich zu wissen, das daß Teleskop nun ausge- richtet war und die Wolken endlich auf- rissen, schlief ich ein. Um 06:30 Uhr bin ich aufgewacht. Draußen war alles ruhig. Mein Blick aus dem Fenster der Alkove ging nach Osten. Es war leicht bewölkt, die aufgegangene Sonne schien aber durch eine Wolkenlücke in das Wohnmobil. Nach und nach wurde es nun wieder lebhafter am Beobach- tungsplatz unterhalb des Wasserturms. Der erste Blick eines jeden Beobachters ging nach oben. „Das sah um Mitternacht aber besser aus.“ Unter den Beobachtern, welche in der Nacht gekommen waren, erkannte ich Otto Abb. 1: Guthier, der Vorsitzende der Vereinigung 11. August 1999, ca. 13:00 Uhr, Spicherer Höhen / Frankreich: Das Siberia 150 hat der Sternfreunde e. V. deren Mitglied ich die Sonne noch im Fadenkreuz. seit dem 01. Juli 1998 bin. Ich stellte mich vor und so kamen wir ins Gespräch. Otto Guthier telefonierte mit verschiedenen Sternfreunden und Wetterdiensten. Die Chancen auf eine freie Sicht lagen bei nur noch 40 der Sonne“ gefeiert. Wir wollten aber Justage des SIBERIA 150 benötigte ich Prozent. Doch bei einem Standort- nicht unbedingt im Trubel des auf jeden Fall die freie Sicht auf den wechsel drohte man im aufkommenden Sonnenfestes die Finsternis beobachten Polarstern. Aber der Himmel war immer Verkehr stecken zu bleiben. Auch an vie- und sind weiter gefahren. Somit fuhren noch bewölkt, es fing sogar leicht zu len anderen Beobachtungsplätzen sind wir durch die Ortschaft Spicheren. An regnen an. Das Gerät wurde mit einer die Chancen für eine freie Sicht auf die einer Kreuzung im Ort bog ich dann Folie abgedeckt und wir legten uns erst Sonne erheblich gesunken. Nach dem rechts ab, denn diese Straße führte wie- einmal schlafen. Das nicht justierte Frühstück habe ich das Teleskop für die der bergan. Am Ortsausgang von Gerät ging mir aber nicht aus dem Kopf. Beobachtung der Finsternis vorbereitet. Spicheren trafen wir auf einen Hin und wieder lugte ich aus dem Der Sonnenprojektionsschirm wurde Beobachter aus Delmenhorst. Er führte Fenster der Alkove, aber es war kein montiert, der 8x50 Sucher mit einem uns zu einem hoch gelegenen, ruhigen Stern zu erkennen. Gegen Mitternacht Schutzfilter versehen. Anschließend Platz an einem Wasserturm mit freiem wurde es draußen laut. Einige Fahrzeuge wurde das Gerät auf die Sonne ausge- Blick in alle Himmelsrichtungen. Direkt waren gekommen und hielten an. Es richtet, welche man hin und wieder unterhalb des Wasserturms standen konnte sich nur um weitere Beobachter durch kleinere Wolkenlücken erkennen bereits zwei weitere Beobachter aus der Finsternis handeln. Dem war auch konnte. Laut einer NASA-Tabelle galten unserem Heimatkreis, dem Kreis Unna. so. Man entschloß sich zu bleiben. Es für unseren Beobachtungsplatz folgende Nachdem man mir den scheinbaren Lauf herrschte nun ein reges Treiben dort der Sonne erklärt hatte, und ich mich für draußen. Es wurde ein Zelt aufgebaut, den Standort des SIBERIA 150 entschie- ein Wohnmobil (VW Bulli) hergerichtet den hatte, wurde das Wohnmobil so und Montierungen für verschiedene geparkt, daß es als Windschutz diente. Teleskope aufgestellt. Im Halbschlaf Anschließend wurde das Teleskop auf- hörte ich dann: „Die Wolken reißen auf, gebaut. Im Laufe des Nachmittags trafen da ist der Polarstern“. Das wollte ich dann noch weitere Beobachter aus hören. Schnell zog ich mich an und trat Euskirchen und Hamburg ein. nach draußen. Auf dem angrenzenden Gemeinsam verbrachten wir den Abend, Feld sah ich nun, wie die kürzlich ange- tauschten Informationen aus und waren kommenen Beobachter ihre halt auf morgen, dem 11. August 1999 Montierungen ausrichteten. Das tat ich gespannt. Per Radio und Fernseher wur- dann auch. Nun war das Teleskop auf den die Nachrichten mit den ansch- den Polarstern ausgerichtet. ließenden Wetterberichten verfolgt. Der Anschließend genoß ich noch den freien Abb. 2: Himmel über unserem Blick zu den Sternen. Dabei konnte ich 11. August 1999, ca. 14:00 Uhr, Beobachtungsplatz (Pfaffenberg, 357 eine größere Sternschnuppe im Osten Spicherer Höhen / Frankreich: Meter ) war noch bewölkt. Aber das soll- beobachten. Gegen 00:30 Uhr habe ich Der 4. Kontakt hat um 13:52:50 Uhr te sich ja noch ändern. 22:30 Uhr: Zur mich dann schlafen gelegt. Das Schaffen stattgefunden. DER RÜCKBLICK 137

Kontaktzeiten: 1.Kontakt um 11:10:19 Totale Sonnenfinsternis Uhr, 2. Kontakt um 12:29:12 Uhr, 3. Kontakt um 12:31:27 Uhr, 4. Kontakt um Aufnahme Uhrzeit Bemerkung zum Zeitpunkt Temperatur 13:52:50 Uhr. Der 1. Kontakt konnte 11:10:19 1. Kontakt - Wolken, leichter Regen 20° nicht beobachtet werden. Wolken ver- sperrten den Blick auf die Sonne. Ca. 2 1 11:38 27 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 34,60 % bedeckt 21° Minuten später konnte ich kurz einen 2 11:43 32 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 40,85 % bedeckt 21° Blick auf die Sonne werfen und erken- nen, daß der Mond die Sonnenscheibe 3 11:45 34 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 43,35 % bedeckt 21° nun 'angeknabbert' hatte. Viele Beobachter standen enttäuscht hinter 4 11:48 37 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 47,10 % bedeckt 21° ihren Geräten. Um ca. 11:30 Uhr hebt 5 11:56 45 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 57,10 % bedeckt 22° sich die Stimmung aller Beobachter. Eine große Wolkenlücke ist auf dem richtigen 6 11:57:30 47 Min. u. 11 Sek. nach 1. Kontakt - 58,98 % bedeckt 22° Weg. Alle warten gespannt auf die nun 7 12:00 49 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 62,10 % bedeckt 21° schon sichelförmige Sonne. 11:38 Uhr. Ein Aufschrei geht durch die Menge der 8 12:04 53 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 67,10 % bedeckt 21° Beobachter. Endlich, die Wolkenlücke 9 12:08 57 Min. u. 41 Sek. nach 1. Kontakt - 72,10 % bedeckt 21° gibt den Blick auf die sichelförmige Sonne frei. Es wird fotografiert, die 10 12:08:30 20 Min. u. 42 Sek. vor 2. Kontakt - 72,73 % bedeckt 21° Videokameras laufen an. Auch ich foto- grafiere den Sonnenprojektionsschirm 12:09 Schwerer Platzregen, um 27 Minuten und 41 Sekunden nach wir stehen beschirmt um das Teleskop. dem ersten Kontakt. Der Mond hatte die 12:25 Der Regen läßt nach, das Teleskop wird abgedeckt. Sonne bereits zu 34,60 % bedeckt. Drei Sonnenflecken sind sehr deutlich zu 12:28 Wir begeben uns beschirmt auf die Straße, erkennen. Alle sind von diesem Anblick der Blick ist gen Nord-West gerichtet - begeistert. Um 11:43 Uhr mache ich ein Es wird dunkler. nächstes Foto. Die Sonne ist nun zu 12:29:12 Eintreffen des Kernschatten, 16° 40,85 % bedeckt. Mittlerweile hatte sich als würde man einen Dimmer betätigen, eine Gruppe von Beobachtern der Finsterniswind ist sehr deutlich spürbar, (Franzosen, Niederländer und Deutsche) eine merklich kalte Brise. um das Teleskop eingefunden. Man fand Alles erscheint nun grau in grau. Es ist sehr dunkel. es gut, den Verlauf der Finsternis bequem und sicher auf dem Sonnen- 12:31:27 Auftretende Helligkeit in Nord-West, 17° projektionsschirm verfolgen zu können. beim Umdrehen Blick von Helligkeit in Wer einen Fotoapparat dabei hatte, hielt Dunkelheit, welche rasch davonfliegt. den Verlauf der Finsternis auf dem Projektionsschirm durch Betätigen des 13:52:50 4. Kontakt - Wolken 18° Auslösers fest. Ich selbst beobachtete Spicherer Höhen, 11. August 1999 die partielle Phase auch durch eine Schutzbrille sowie durch ein Fernglas (20x60). Ein schöner Anblick. Zwischenzeitlich bereitete ich den Radiorecorder vor. Ab 12:15 Uhr wollte Abdecken des Teleskops ist aber so Straße. Den vorbereiteten Radiorecorder ich für eine halbe Stunde die schnell nicht greifbar. Also stehen wir habe ich in der Anspannung/Hektik mitt- Geschehnisse auf Band aufzeichnen. Um nun zu dritt, jeder hält einen Regen- lerweile vergessen. Schade. Unser Blick 12:08 Uhr machte ich meine 9. schirm, um das Teleskop. Wegen der ist gen Nord-West gerichtet. Es regnet Aufnahme. Die Sonne war schon zu sehr dicken, dunklen Wolken legt sich nur noch ganz leicht. Es wird dunkler, so 72,10 % bedeckt. Dann sagte meine eine gespenstische Dunkelheit über als ob jemand einen Dimmer betätigt. Frau: „Schau mal hinter das Wohn- unseren Beobachtungsplatz. Die Zeit Um 12:29:12 Uhr trifft der Kernschatten mobil“. Das tat ich dann auch und verrinnt. Der Regen ist so heftig, daß ich sekundengenau ein. Der Finsterniswind erschrak. Dort, im Westen war es nicht einmal an den Radiorecorder ist sehr deutlich spürbar, eine merklich schwarz wie die Nacht, aber das war komme, um diesen dann einzuschalten. kalte Brise. Ich bekomme eine nicht der Mondschatten. Eine Um 12:25 Uhr läßt der Regen nach. Eine Gänsehaut. Diese Dunkelheit ist schon Wolkenfront bewegt sich auf unseren Wolkenlücke läßt sich aber nicht ausma- beeindruckend. Alles erscheint nun grau Beobachtungsplatz zu. Um 12:08:30 Uhr chen. Das Teleskop wird nun mit der in grau. Gebannt verfolgen wir das machte ich meine 10. Aufnahme. Die Folie abgedeckt. Nun steht leider fest, Geschehen unter dem Regenschirm. Sonne war nun zu 72,73 % bedeckt. daß wir den visuellen Höhepunkt (die Dann, kurz vor dem 3. Kontakt, um 12:09 Uhr, ein fürchterlicher Wolken- Korona) nicht sehen werden. Um 12:28 12:31:27 Uhr erkennen wir im bruch geht nieder. Die Folie zum Uhr begeben wir uns beschirmt auf die Nordwesten die auftretende Helligkeit. 138 DER RÜCKBLICK

Wir drehen uns auf die Sekunde genau Trotzdem, ich spüre, das soeben erlebte Fazit: um und blicken in die Dunkelheit, wel- hat mich neugierig gemacht. Diese erste che rasch davonfliegt. Der Schatten ver- miterlebte totale Sonnenfinsternis soll Diese totale Sonnenfinsternis war für schwindet mit einer ungeheueren nicht meine letzte sein. Ich werde dem mich ein beeindruckendes Erlebnis, Geschwindigkeit aus der Wolkendecke. Mondschatten folgen - das nächste mal wenn gleich ich den schönsten Anblick Es wird heller. Ich bin von dem soeben am 21. Juni 2001 in Afrika. 4. Kontakt, auf unsere Sonne verpaßt habe. Was erlebten sehr beeindruckt. Der Regen der Himmel blieb bedeckt. Nun erst mich aber ungemein überraschte, waren läßt allmählich nach. Viele Beobachter packe auch ich das Gerät ein. Um 15:30 vor allem die unzähligen Menschen, die packen enttäuscht ein und verlassen Uhr werden wir von den noch am sich aus allen Teilen Deutschlands, ja den Beobachtungsplatz. Ich hoffe noch Beobachtungsstandort verweilenden aus allen Teilen Europas in Bewegung auf ein weiteres Wolkenloch bis zum 4. Beobachtern mit einer LAOLA-Welle auf setzten um daran teilhaben zu können. Kontakt und lasse das Teleskop stehen. die Heimreise geschickt. Diese Fahrt Hier ging es um ein astronomisches Einige Beobachter stehen mit uns am endete dann am 12. August 1999 um ca. Naturereignis wo jedermann sehen und Teleskop. Dann taucht plötzlich eine 02:00 Uhr. Hier wurde die eingelegte fühlen konnte, wie sehr wir mit dem Flasche Rotwein und eine Flasche Videokassette sofort zurückgespult. Kosmos und seinen Gesetzmäßigkeiten Champagner auf. Pappbecher, Tassen Hoffentlich hat die Aufnahme der verbunden sind. Das öffentliche und Gläser werden verteilt und alle Sendung des ZDF's funktioniert. Es hat. Interesse an der Astronomie hat zuge- stoßen auf das soeben erlebte Aber ich mußte wieder sehr weit nach nommen. Es war allerorts eine regel- Naturschauspiel an. Dass der Blick auf vorn spulen, um die Totalität sehen zu rechte Begeisterung zu spüren. Ich freue den visuellen Höhepunkt dieser Finster- können. Am letzten Beobachtungsplatz mich schon jetzt auf den 21. Juni 2001. nis fehlte, merkt man dieser Gruppe von des ZDF's, am Chiemsee, kann dann die Beobachtern nicht an. Selbst ich, der Kamera die Totalität festhalten. Das mindesten 20 Jahre auf dieses Ereignis schaue ich mir insgesamt drei Mal an Meinen ausführlichen Erlebnisbericht gewartet hatte, ist immer noch von der und denke, das hast Du nun live ver- können Sie im Internet nachlesen soeben erlebten Dunkelheit begeistert, paßt. Schade. Trotzdem war das Erlebte unter: wohl wissend, den schönsten Anblick beeindruckend, und am 21. Juni 2001 bin auf unsere Sonne verpaßt zu haben. ich wieder dabei. http:/ / www.astronomie.de/ sofi/ .

Leoniden in und zwischen den Wolken

von Dirk Lucius Jürgen Rendtel zu folgen und eine licht- immer mehr Meteore beobachtet werden starkes Normalobjektiv (1,8/50mm) kom- – darunter auch so helle Stern- Schon das Wetter am 17. November biniert mit einem 400 ASA Film zu ver- schnuppen, deren Leuchtspuren bis zu deutete auf den Verlauf der kommen- wenden , um einige Leoniden auf den einer halben Minute sichtbar waren. den Nacht hin: Film zu bekommen. Von 3.10 Uhr bis 3.20 Uhr war deutlich Ab dem Mittag zeigten sich immer mehr Nachdem um 2.20 Uhr der Wecker den ein Höhepunkt der Meteoraktivität zu und größere Wolkenlücken mit z. T. sehr Schlaf beendet hatte, ließ der erste verzeichnen. guter Durchsicht. Zeitweise war der Blick zum Himmel nichts Gutes erhoffen. Obwohl nur ca. ein Drittel des Himmels Himmel bis zu einer halben Stunde klar Nur eine Wolkenlücke im Süden war zu wolkenlos war, erschien nun mindestens – durchsetzt mit mehreren großen sehen , in der aber innerhalb von nur in jeder Minute eine Sternschnuppe, Bewölkungsabschnitten und Regen bzw. drei Minuten drei helle Leoniden (ca. 1 welche die Helligkeit um die 0 mag Graupeln garniert: Aprilwetter pur! bis 2 mag.) aufblitzten. wenigstens erreichte oder meistens Nur der Wetterbericht schien nichts von Dieses kurze Ereignis weckte in mir die sogar noch übertraf. Manchmal schos- den hoffnungsvollen Wolkenlücken zu Hoffnung, dass die Voraussagen mit sen die Meteore in nur wenigen halten: Er sagte für das nordwestliche einem sehr aktiven Maximum der Sekunden Abstand über den Himmel. Deutschland bzw. Ostfriesland eine Leoniden eintreffen könnten. Ein absolutes Highlight bildete dann ein geschlossene Wolkendecke für die Nacht Jedoch öffnete sich der Himmel erst Bolide von ca. – 4 mag , der mit einem voraus. gegen 3 Uhr und bot dann in den näch- hellen Blitz den Nachthimmel und die Aufgrund der Vorhersagen für die sten 30 Minuten ein unvergessliches dünnen Wolken für einen Sekunden- Leoniden (ca. eine ZHR von 1000 und Schauspiel. Obwohl noch viele Wolken bruchteil erhellte, während mit der mehr Meteore bis zur 0 mag und nur weiterhin über den Himmel wanderten, Kamera gerade eine neue offene sehr wenige Boliden im Gegensatz zu konnten in den immer größer werden- Wolkenlücke angepeilt wurde. Trotz auf- 1998) entschied ich mich dem Tip von den wolkenlosen Teilen des Himmels ziehender Wolken war das Nachleuchten DER RÜCKBLICK 139

dieses Boliden noch über eine Minute im Zenit deutlich zu sehen und in dieser Zeit konnte dann dieses Nachleuchten bis zum Herannahen der Wolken aus Westen belichtet werden. (Abb.1) Bei jeden Foto musste nach aufziehen- den Wolken geschaut werden. Das erschwerte natürlich die Beobachtung des gesamten freien Himmels, so dass mir wahrscheinlich als Einzelbeobachter viele Leoniden entgangen sind. Umso glücklicher wurde man, wenn in dem gerade belichteten Himmelsausschnitt ein Leonid mit über 0 mag auftauchte, der sich auch auf dem Film nachweisen lassen sollte. In der halben Stunde Beobachtungszeit zwischen 3 und 3.30 Uhr MEZ konnten acht Fotos mit Belichtungszeiten zwischen einer und drei Minuten gemacht werden. Davon zeigten noch zwei Dias jeweils einen deutlich orangefarbenen Leoniden – Abb. 1: eine Farbe, die bei der Beobachtung Leonid (Helligkeit ca. –1 bis –2 mag.) ca. 3 Minuten in einer Wolkenlücke, belich- nicht so auffiel. (Abb. 2) tet auf Scotchchrome 400 Farbdiafilm, Objektiv 1:1,8/50mm, um ca. 3.15 bis 3.30 Nach Murphys Gesetz entgingen mir Uhr natürlich auf den Fotos - bis auf das Nachleuchten des erwähnten Boliden - weitere spektakuläre Leoniden bis zu – 2 mag. So erschienen um 3.12 Uhr MEZ in der Ursa Maior zwei nur ca. zwei Grad voneinander getrennte Meteore von ca. – 1 mag mit gleicher Flugrichtung inner- halb von einer halben Minute oder um 3.24 Uhr MEZ innerhalb von drei Sekunden ebenfalls zwei ca. 0 mag helle Leoniden im Löwen, die durch ihr Nachleuchten deutlich wie eine Visier- hilfe auf den Radianten zeigten. Zwischen 3.30 Uhr und 4 Uhr verhinder- te dann ein Schneeschauer weitere Beobachtungen. In dieser Beobachtungspause wurden dann die ersten Beobachtungseindrücke an die Astro Mailing – List der Nürnberger Amateurastronomen (http:// naa.net) gesendet, wo auch andere Beobachter ihre Ergebnisse mitteilten. Erste erfolgreiche Beobachtungen wur- den um 4 Uhr MEZ aus Norden, Darmstadt und dem schweizerischen Tessin gemeldet, während viele Beobachter im restlichen Deutschland - ausgenommen Darmstadt - nur Wolken meldeten. Erst ab 4 Uhr waren am Südhimmel (bevorzugt im Gebiet Krebs, Zwillinge, Orion) wieder Leoniden zu sehen – jedoch in deutlich geringerer Anzahl als Abb. 2: eine Stunde zuvor. Die Zählrate schien Nachleuchten eines Boliden mit aufziehenden Wolken, um ca. 3:15 Uhr, sich mehr als halbiert zu haben. Scotchchrome 400 Farbdiafilm, Objektiv 1:1,8/50mm, ca 1 Min. belichtet 140 IMPRESSIONEN

Abb. 1: Abb. 2: Venus und Jupiter am Abend des 22.2.1999, aufgenommen in Tusayan/ Das Winterdreieck mit den hellsten Sternen der Sternbilder Orion, Großer Arizona. Hans-Dieter Gera belichtete 5 Sek. auf Kodachrome 1600 Panther Hund und Kleiner Hund über dem südwestlichen Horizont. Aufgenommen mit Farbdiafilm. Nachführung auf dem 3135 m hohen Gornergrat / Zermatt. Werner E. Celnik belichtete am 6.2.2000 von 0:20 bis 0:50 MEZ mit 28-mm-Weitwinkel- Objektiv bei Blende 5,6 auf Ektachrome 200 prof. Farbdiafilm.

Abb. 4 (rechte Seite, oben links): Eine Schwalbe fliegt vor der Scheibe der Sonne vorüber. Peter Stinner gelang dieser Zufallstreffer am 12.6.1999 bei seinen Vorbereitungen zur Sonnenfinsternisbeobachtung mit einem 8-Zoll- Schmidt-Cassegrain-Teleskop bei 2 m Brennweite und Öffnungsverhältnis f/50. Er belichtete 1/1000 Sek. auf Fujichrome Velvia ISO 50 durch ein ND3- Sonnenfilter.

Abb. 5 (rechte Seite, oben Mitte): 2. Kontakt der totalen Sonnenfinsternis am 11.8.1999: Die Perlschnur vor dem Wolken- hintergrund bzw. –vordergrund. Dirk Lucius belichtete 1/250 Sek. bei 1000 mm Brennweite und Blende 13.

Abb. 6 (rechte Seite, oben rechts): Partielle Phase der totalen Sonnenfinsternis am 11.8.1999: Carola Krause und Peter Krämer beob- achteten die schmale Sonnensichel hinter irisie- renden Wolken auf einem Feld bei Bad Tatzmannsdorf/Burgenland.

Abb. 7 (rechte Seite, Mitte): Die Korona der totalen Sonnenfinsternis am 11.8.1999, fotografiert durch die Wolken hindurch mit ISO-100-Farbfilm und 1000-mm-Maksutov- Teleobjektiv. Armin Reßin beobachtete in Durmersheim bei Rastatt.

Abb. 8 (rechte Seite, unten links): Freihändig durch die Wolken schoss Horst Schoch diese Aufnahme vom 2. Kontakt der totalen Sonnenfinsternis am 11.8.1999, er beobachtete bei Baden-Baden und benutzte ein 80-mm- Zoomobjektiv nebst ISO-100-Farbdiafilm.

Abb. 9 (rechte Seite, unten rechts): Manfred Kern stellte eine Montage mehrerer sei- ner Aufnahmen der totalen Sonnenfinsternis am 11.8.1999 zusammen. Er beobachtete am Abb. 3: Waaginger See und fotografierte mit einem 180- Der große Orionnebel M42 / M43, 40 Min., belichtet auf Kodak Pro Gold 400 Farbnegativfilm mit dem mm-6x6-Objektiv bei Blende 4 auf ISO-50- 60-cm-Cassegrain-Teleskop auf dem Kleinen Feldberg/ Taunus. Aufnahme von Christoph Lichtblau Farbdiafilm. (Physikalischer Verein Frankfurt). IMPRESSIONEN 141 142 IMPRESSIONEN

Abb. 10: Nordlicht in der Nacht vom 6. auf 7. April 2000 über Deutschland. Aufgenommen von Hans- Joachim Leue auf Fujicolor Superia 800 mit einem Weitwinkelobjektiv 19 mm, f/3.5, ca. 15 Sek. belichtet. Das Titelbild zeigt das rot, grün und blau leuchtende Nordlicht über Hambergen/ Norddeutschland gegen 1.30 Uhr am 7. 4.

Abb. 11: Eine Leonidenfeuerkugel am 19. November 1999, aufgenommen von Gerhard Lehmann, von 2.35 bis 2.45 Uhr MEZ mit einem 20 mm-Weitwinkel- objektiv (Blende 3,5) auf Kodak Elitechrome Farbdiafilm. Aufnahmeort war die Auffahrt zum Jauffenpass in Italien. REZENSIONEN 143

C++ Compiler für DOS und LINUX oder Buchbesprechung DEV C++ für Windows 95/98) auf der CD unterbringen könnte, was dem interes- sierten Leser einen schnelleren Zugang Montenbruck, O.; Pfleger T. Ephemeridenprogramm „Comet“ die erlauben würde. „Astronomie mit dem Personal Computer“ Elemente in der bei Kometen üblichen 3. Auflage, Springer-Verlag Berlin, Form (q, T), das Programm zur Störungs- Wem mag dieses Buch dienen? Kaufen Heidelberg 1999 rechnung allerdings in der für Klein- sollten sich dieses Buch, wer selbst ISBN 3-540-66218-9 planeten üblichen Form (a, M) erwartet. Astro-Programme schreiben möchte, DM 98,- vorzugsweise in C++. Für solche Die Umsetzung der Brown'schen Amateurastronomen ist die CD eine Dieses Buch ist eine praktische Ein- Mondtheorie im Kapitel „Mondbahn“ enorm gut kommentierte Sammlung von führung in die rechnende Amateurastro- erlaubt dann Berechnung von Sonnen- wertvollem Source-Code mit vielen nütz- nomie. Dargestellt wird zunächst das finsternissen (auch der Verlauf der lichen Routinen, die man in eigene grobe Handwerkszeug, das jeder Zentrallinie auf der Erdoberfläche wird Programme einbinden kann. Die kompi- benötigt, der Astroprogramme schreiben berechnet) und Sternbedeckungen. Zwei lierten Programme sind (vielleicht mit möchte: Kalenderrechnung und Koor- weitere Kapitel schließen das Buch ab: Ausnahme des Sternbedeckungs- dinatentransformation. Die in diesen Bahnbestimmung - hier wird das Gauss- Berechnungsprogramms) wenig geeignet Einführungskapiteln erarbeiteten Techni- Verfahren verwendet - und Astrometrie für Beobachter, die „schnell mal ken werden auf die Berechnung der Auf- (nach dem Turnerverfahren). eben“etwas ausrechnen möchten. Dazu und Untergangszeiten angewendet. Auf der beigefügten CD finden sich sind die Programme nicht userfreundlich ansonsten allerlei Daten: Ein Katalog genug, und für fast alle in dem Buch Dann wagt sich der Autor auf das Gebiet der Kleinplanetenorbits, der PPM- beschriebenen Probleme sind funktio- der Ephemeridenrechnung an Parabeln, Sternkatalog sowie eine Datei mit den nellere Lösungen zu kaufen oder als Ellipsen, parabelnahen Bahnen und Koordinaten ekliptiknaher Sterne (für Shareware zu beschaffen. Wer aber wis- Hyperbeln. Jeweils werden die verwen- Sternbedeckungsberechnungen). Trotz- sen will, wie man es macht, selber pro- deten Formeln zusammengestellt und dem sind noch über 600 MB auf der CD grammieren möchte und dabei nicht teilweise hergeleitet, und dann erfolgt frei. Es wäre also zu überlegen, ob man ständig das Rad neu erfinden mag, der die Umsetzung in C++. Dies ist neu, in Folgeauflagen nicht einen der sollte sich das Buch zulegen. denn in den Vorauflagen waren die Freeware-C++ – Compiler (z.B. den Gnu Hartwig Lüthen Programme in Turbo-Pascal ausgeführt. Damit passt sich das Buch dem Trend in der Programmierung an. Der Source- Werner E. Celnik begriffe von Astronomie und Astro- Code ist auf CD-ROM beigefügt. Diese „Was man am Himmel sieht – physik, Kennenlernen ersetzet die bisherigen Disketten. Der Sternbilder erkennen und der Sternbilder, gewonnene Platz wird z.T. dazu genutzt, verstehen.“ Hinweise auf auch compilierte Versionen der Naturbuch-Verlag, Augsburg 1999, ihre Mythologie Programme für DOS und LINUX mitzuge- 192 Seiten, 1. Auflage, und Geschichte, ben. So kann man ohne Compiler die ISBN 389440-339-X, DM 16,90 Hinweise jeweils Programme testen oder sich zumindest auf besondere einen Überblick über ihre Funktion ver- Noch ein weiterer Sternenführer? Sterne und beson- schaffen. Gibt es seit Johan Elert Bodes dere Objekte, Tips „Anleitung zur Kenntnis des für Feldstecher und Im gleichen Stil wird dann das Problem gestirnten Himmels“ im Jahre kleine Fernrohre. Ein der Störungsrechnung angegangen, hier 1768 nicht schon genug eigener Abschnitt ist werden durch numerische Integration davon, oder was ist daran der Wahl des die gravitativen Störungen durch die neu? Nun, neu ist zum Beispiel, dass Beobachtungs-Stand- großen Planeten berücksichtigt. Ich die Sternkärtchen dieses kleinen Buches ortes gewidmet, denn habe versucht, mit dem Programm auf alle Sterne bis zur Größenklasse 6,5 zei- der Sternführer soll vor allem auch im der CD die Bahnelemente des Kometen gen, also soweit sie dem unbewaffneten Urlaub und auch in fernen Ländern die- Schwassmann-Wachmann 3 für die Auge sichtbar sind, und alle Sterne in nen, darum ist auch der gesamte Epoche 2028 aus den 1995er ihren Farben darstellen. Aber - auf die Südsternhimmel gleichmäßig mit Bahnelementen auszurechnen und Frage König Friedrich Wilhelms IV. von berücksichtigt. In der jetzt erschienenen komme auf ein sehr ähnliches Ergebnis, Preußen „Was gibt es Neues in der Neuauflage wurden zahlreiche kleine wie man es mit dem Programm „K11“ Wissenschaft?“ pflegte der große Fehler behoben. Der Text ist ohne von Christian Glowinski erhält. Argelander zu antworten: „Kennen Umschweife, die Bilder sind griffig. Montenbrucks Programm war deutlich Majestät das Alte?“ Das Alte, Herkömm- Tabellen, ein Glossar und Register schneller. Allerdings war die Eingabe der liche kommt natürlich auch in diesem beschließen den nützlichen kleinen Füh- Daten über den Eingabefile reichlich Sternenführer für Anfänger und Ein- rer. Für Einsteiger und Urlaubsreisende gewöhnungsbedürftig. Als störend steiger nicht zu kurz. Überblick und sehr zu empfehlen. erwies sich dabei, dass das einfache Orientierung am Himmel, die Grund- Theodor Schmidt-Kaler 144 VORSCHAU

VdS-Terminkalender 2.Halbjahr 2000

Termin Veranstaltung/Ort Kontakt

Juni 30.6. - 2.7. 7. CCD-Tagung des Arbeitskreises CCD, Georg Dittié, Rudolf-Hahn-Str. 16, Sternwarte Kirchheim, Thüringen 53225 Bonn Juli 22.7. - 5.8. VdS Jugend Astrocamp Mühlhausen JAM Oliver Jahreis, Berlinstr. 92, D-55411 Bingen August 1.-22.8 International Astronomical Youth Camp IAYC E-Mail: [email protected] in Montanúy, Spanien September 15. - 7.09. BAV-Tagung, Werner Braune, Münchener Str. 26, Sternwarte Sonneberg, Sonneberg-Neufang D-10825 Berlin Oktober 6.-8.10 Treffen der Beobachter Atmosphärischer Erscheinungen, Wolfgang Hinz, Irkutsker Str. 225, VdS-Sternwarte Kirchheim D-09119 Chemnitz November 4.11. 20. Bochumer Herbsttagung Peter Riepe, Alte Ümminger Str. 24 voraussichtlich Ruhr-Uni Bochum, Hörsaal HMA 10 44892 Bochum 18.-25.11. Seminar für Einsteiger mit Grundkenntnissen, Dr. Werner E. Celnik, Kulm-Hotel, Gornergrat Zermatt, Schweiz Fax 02843-990332 oder E.Mail: [email protected]

Vorschau auf astronomische Ereignisse 2000

Juli 1.7. Kleinplanet Vesta passiert den 20.10. Letztes Viertel 9:59 MESZ Kugelsternhaufen M 75 27.10. Neumond 9:58 MESZ Neumond 21:20 MESZ 8.7. Erstes Viertel 14:53 MESZ Nov. 4.11. Erstes Viertel 8:27 MEZ 16.7. Vollmond 15:55 MESZ 11.11. Vollmond 22:15 MEZ 17.7. Kleinplanet Vesta in Opposition zur Sonne 15.11. Merkur am Morgenhimmel 24.7. Letztes Viertel 13:02 MESZ 18.11. Leoniden Meteorschauer Maximum 2 Uhr 27.7. Merkur am Morgenhimmel MEZ 28.7. Neptun in Opposition zur Sonne Letztes Viertel 16:24 MEZ 31.7. Neumond 4:25 MESZ 19.11. Saturn in Opposition zur Sonne 26.11. Neumond 0:11 MEZ August 7.8. Erstes Viertel 3:02 MESZ 28.11. Jupiter in Opposition zur Sonne 11.8. Uranus in Opposition zur Sonne 13.8. Perseiden Meteorschauer Maximum 3 Uhr Dez. 4.12. Erstes Viertel 4:55 MEZ MESZ 11.12. Vollmond 10:03 MEZ 15.8. Vollmond 7:13 MESZ 18.12. Letztes Viertel 1:41 MEZ 22.8. Letztes Viertel 20:51 MESZ 21.12. Winteranfang 14:37 MEZ 29.8. Neumond 12:19 MESZ 24.12. Venus bei Uranus (1,2°) 18:20 MEZ 25.12. Neumond 18:22 MEZ Sept. 5.9. Erstes Viertel 18:27 MESZ 13.9. Vollmond 21:37 MESZ Januar 2.1. Erstes Viertel 23:31 MEZ 21.9. Letztes Viertel 3:28 MESZ (2001) 9.1. Vollmond 21:21 MEZ 22.9. Herbstanfang 19:27 MESZ Totale Mondfinsternis 18:44 – 23:58 MEZ 27.9. Neumond 21:53 MESZ 10.1. Mond in Erdnähe 10:01 MEZ 16.1. Letztes Viertel 13:35 MEZ Oktober 5.10. Erstes Viertel 12:59 MESZ 17.1. Venus in größter östlicher Elongation, 8.10. Draconiden Meteorschauer Maximum 6 Abendhimmel Uhr MESZ 24.1. Neumond 14:07 MEZ 10.10. o Ceti (Mira) im Maximum 28.1. Merkur am Abendhimmel 13.10. Vollmond 10:53 MESZ Werner E. Celnik HINWEISE 147

Termine für Astro-Stammtische:

VdS-Mitglied Wolfgang Dopler, Ortenberg teilte der Redaktion mit, daß die „Astronomische Interessensgemeinschaft Passau“ sich normalerweise jeden dritten Freitag im Monat im Gasthof Pell, Passau-Neustift, trifft. Gemeinsame Beobachtungen werden in unregelmäßigen Abständen durchgeführt. Die e-mail Adresse lautet: [email protected]. Tel Nr.: 08542/2370 (Wolfgang Dopler). Vielen Dank für die Information!

„Erratum“

Liebe Leserin, liebe Leser, verehrte Sternfreunde,

In unserer letzten Ausgabe „Herbst 1999“ hatte sich auf Seite 58ff ein Fehler eingeschlichen. Der Artikel „King-Parade der unscheinbaren Sternhaufen“ stammt nicht aus der Feder von Jürgen Lamprecht, Nürnberg, sondern von Günter Igel, Iserlohn bei dem wir uns entschuldigen möchten. Wir danken Herrn Igel für seine Beiträge, die auch in dieser Ausgabe nachzulesen sind. - die Redaktion-

Wir möchten darauf hinweisen, daß entgegen der Mitteilung in unserem Rundschreiben Januar 2000, der Beschluß der Mitgliederversammlung über die Herausgabe einer eigenen VdS-Zeitschrift an die Mitglieder nicht einstimmig gefaßt wurde, son- dern daß es neben den 67 Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen und Null Gegenstimmen gab. Wir bitten dies ebenso zu entschuldi- gen, wie den irrtümlich falsch angegebenen Termin für das ITV (Internationales Teleskoptreffen) im Vogelsberg, welches vom 28. April bis 1. Mai 2000 stattfand. - der Vorstand -

Gedanken zum Schluss Liebe Mitglieder,

Die Arbeiten an diesem vor Ihnen liegenden Heft haben sehr viel Kraft und Energie erfordert. Nachdem Herr Rolf Scheffer das Layout der letzten Ausgabe in professioneller Weise erstellt hatte, mußten wir aus Kostengründen für diese Ausgabe einen ande- ren Weg wählen.

Nach reiflicher Überlegung und Diskussionen im VdS-Vorstand wurden die Arbeiten für das Scannen der Bilder, der Bild- bearbeitung und der Erfassung an Dr. Werner E. Celnik übertragen. Sein Beruf als Astronom und Kenntnisse auf dem Gebiet der digitalen Bildbearbeitung befähigen ihn, diese Arbeiten korrekt und mit viel Umsicht durchzuführen. Als ehrenamtlich tätiger Schriftführer unserer Vereinigung mit fest umrissenem Aufgabengebiet durften wir diese Dienstleistung von ihm nicht unentgelt- lich in Anspruch nehmen.

Das Layout und die Gestaltung dieses „VdS-Journals“ oblag Frau Bettina Gessinger, die diese Arbeit als Nichtastronomin mit Bravour erledigt hat. Wir danken beiden für die gute Zusammenarbeit und können mit ruhigem Gewissen unseren Mitgliedern und Sternfreunden mitteilen, daß wir mit dieser Lösung wesentliche Kosten einsparen konnten.

Für die nächste Ausgabe mit Erscheinungstermin Dezember 2000 suchen wir unter unseren Mitgliedern eine Adresse, welche das Scannen und Bearbeiten der eingesandten Bilder übernehmen kann. Wer ist bereit und tritt mit der Redaktion in Kontakt?

Ein Wort zum Schluß: Wenn diese Ausgabe Ihr Gefallen gefunden hat, schreiben Sie uns oder den vielen Autoren, die durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit zu dem Gelingen beigetragen haben. Lob und Anerkennung sind die Früchte jedes Autors, die wohl tun und weiter motivieren. Bitte bedenken Sie, daß viele Beteiligte in unserer Vereinigung und den Fachgruppen ehrenamtlich aktiv sind. Haben Sie bitte Verständnis, wenn etwas nicht sofort erledigt wird und Sie warten müssen. Wir alle, die wir Verantwortung tra- gen, bemühen uns nach besten Kräften, um anderen Amateuren und Sternfreunden bei der Ausübung ihres Hobbys behilflich zu sein.

Otto Guthier Vorsitzender letzte Seite vor Umschlag: Farb-Anzeige O.S.D.V.Göttker... linke Seite Diese Seite enthält im Original Werbung Diese Seite enthält im Original Werbung