Bildbearbeitung

Üblicherweise wird von den Kameraherstel- lern ein eigenes (proprietäres) Programm für die Bearbeitung von Rohdatenbilder ausgeliefert oder zum Herunterladen ange- boten. Mit diesem kann man normalerweise die Bilder mit einfachsten Funktionen bear- beiten und zumindest ins JPEG-Format um- wandeln. Zahlreiche Bildbearbeitungspro- gramme und Konvertierungsprogramme bieten auch den Import und die Bearbeitung von Rohdaten an. Dies sind:

Kommerziell vertriebene wie - ACDSee (Mac OS X, Microsoft Win- dows) - (Mac OS X) - (Mac OS X, , )

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- Digital Photo Professional (Mac OS X, Microsoft Windows) - DxO Labs (Windows) - GraphicConverter (Mac OS X) - iPhoto (Mac OS X) - Lightroom (Mac OS X, Microsoft Win- dows) - Lightzone (Mac OS X, Microsoft Win- dows, Linux) - Paint Shop Pro (Microsoft Windows) - PhotoLine (Mac OS X, Microsoft Win- dows) - Photoshop (Mac OS X, Microsoft Win- dows) - Photoshop Elements (Mac OS X, Mi- crosoft Windows) - Pixafe (Bilddatenbank für Microsoft Windows) - Silkypix Developer Studio (Mac OS X, Microsoft Windows) - SilverFast DCPro, SilverFast HDR (Windows & Mac OS X) - Vuescan (Mac OS X, Microsoft Win- dows, Linux)

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Freie Software wie - DCRaw (plattformunabhängig) - Digikam (DCRaw-basiert, unixoide, Mac OS X, Microsoft Windows) - F-Spot (UFRaw-basiert, unixoide) - GIMP (UFRaw-basiert, unixoide OS, Mac OS X, Microsoft Windows) - Imabas (Microsoft Windows) - IrfanView (Microsoft Windows) - Picasa (Linux, Microsoft Windows, Mac OS X) - (DCRaw-basiert, unixoide, Mac OS X) - RawTherapee (DCRaw-basiert, ab Version 3 Linux, Microsoft Windows) - RawTherapee (Linux, Microsoft Win- dows) (seit Version 3 Freie Software) - UFRaw (DCRaw-basiert, unixoid, Mac OS X, Microsoft Windows) - Xnview (unixoide OS, Mac OS X, Mi- crosoft Windows)

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Bilddateiformate

Digitales Negativ DNG

Adobe hat mit der Einführung des herstel- lerspezifischen Rohdatenformats das DNG- Format entwickelt. DNG steht für digitales Negativ. Der Begriff ist entlehnt aus der analogen Fotografie vom Filmnegativ. Das Adobe DNG-Format ist ein offener Standard und etablierte sich hauptsächlich im semi- professionellen und professionellen Be- reich. Die herstellerspezifischen Rohdatenformate lassen sich verlustfrei in das DNG-Format umwandeln Die Vorteile von DNG sind, wie schon er- wähnt, der offen dokumentierte Dateifor- mat-Standard. Dieser Standard basiert auf dem lange bewährten Tiff-Dateiformat- Standard. Weitere Vorteile des DNG- Formats sind

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- die verlustfreie Komprimierung von Rohdaten, ohne deren Komprimie- rung zu erzwingen. - die verbindliche Festlegung auf einen Kompressionsstandard - die 1:1 Einbettung von undokumen- tierten Herstellerinformationen zu deren Kamera- und Aufnahmedaten

JPEG

JPEG ist die gebräuchliche Bezeichnung für die 1992 vorgestellte Norm ISO/IEC 10918- 1 bzw. CCITT Recommendation T.81, die verschiedene Methoden der Bildkompressi- on beschreibt. Die Bezeichnung „JPEG“ geht auf das Gremium Joint Photographic Ex- perts Group zurück, das die JPEG-Norm entwickelt hat. JPEG schlägt verschiedene Komprimie- rungs- und Codierungsmethoden vor, dar- unter verlustbehaftete und verlustfreie Komprimierung, verschiedene Farbtiefen sowie sequenzielle oder progressive Modi

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(normaler Bildaufbau bzw. allmähliche Ver- feinerung). Weithin verbreitet ist nur die verlustbehaftete Komprimierung bei se- quenziellem oder progressivem Modus und 8-Bit-Farbkanälen. Die JPEG-Norm beschreibt nur ein Bildkom- pressionsverfahren, legt aber nicht fest, wie die so entstandenen Daten gespeichert werden sollen. Die Kompression erfolgt durch das Anwen- den mehrerer Verarbeitungsschritte, von denen einige verlustbehaftet sind. So zum Beispiel: - die Farbraumumrechnung vom sRGB- oder Adobe RGB-Farbraum in das YCbCr-Farbmodell (nach IEC 601).Das Y steht für die Grundhellig- keit (Luminanz), Cb (color blue) für Blue-Yellow Chrominiance und Cr (color redness) für Red-Green Chro- miniance. - die Tiefpassfilterung und Unterabtas- tung der Farbabweichungssignale Cb und Cr. - die Quantisierung.

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Rohdatenformat (Fotografie)

Das Rohdatenformat (RAW oder Raw) kommt begrifflich aus dem englischen raw = roh und bezeichnet ein herstellerabhän- giges Dateiformat in der Digitalfotografie. Bei Digitalkameras werden die aufgenom- menen Daten weitgehend ohne interne Be- arbeitung auf das Speichermedium ge- schrieben, das heißt die Daten werden roh (unbearbeitet) abgespeichert. Gleichwohl die Funktionsweisen der digita- len Bildsensoren der Kamerahersteller sich kaum voneinander unterscheiden, sind die abgespeicherten Rohdatenformate nicht zueinander kompatibel. Das heißt, wenn mit einer Nikon-DSLR die Aufnahme als Raw-Dateiformat abgespeichert wird, kann dieses Dateiformat ohne Konvertierung nicht auf anderen Betrachtern wiedergege- ben werden. Das bedeutet, dass entweder ein hersteller- spezifisches Programm zum Entschlüsseln der Rohdaten oder von Drittanbietern ein

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sogenannter Raw-Konverter benutzt wer- den muss. Raw-Formate haben wie alle Speicherfor- mate auch Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass sie pro Farbkanal bis zu 16 Bit (216) = 65536 Helligkeitsabstufungen spei- chern können. Im Gegensatz hierzu das JPEG-Format welches nur 8 Bit, das ent- spricht 256 Helligkeitsabstufungen (28) speichern kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei Verwendung des Raw- Dateiformats nur die Parameter Belich- tungszeit, Blende, Auflösung (ISO- Voreinstellung) und Objektivfilter einge- stellt werden müssen. Nur diese werden auch vom Bildprozessor verarbeitet und als Rohdatei abgespeichert. Dadurch bedingt können am Computer, mittels eines entsprechenden Bildbearbei- tungsprogrammes, RAW-Dateien kontrol- liert und korrigiert werden, ohne dass es zu nennenswerten Verlusten in den hellen und dunklen Bildteilen führen würde. Wer zu- dem eine Belichtungsreihe vom Aufnahme- gegenstand oder vom Aufnahmeobjekt ge- macht hat besitzt alle Vorteile hervorragen- 174

de HDR-Bilder zu erstellen. Ein nicht zu un- terschätzender Vorteil des Raw- Dateiformats ist, dass die interne Kamera- verarbeitung nur minimal in Aktion tritt und somit Bildbereiche durch falsche Kamera- einstellungen nicht unwiederbringlich zer- stört werden können. Hinzu kommt, dass beim Fotografieren weniger Parameter ein- gestellt werden müssen und man sich daher fast vollständig auf den Aufnahmegegens- tand oder auf das Aufnahmeobjekt kon- zentrieren kann. Dagegen werden beim JPEG-Format zusätz- liche Parameter vom Bildprozessor berück- sichtigt wie den Weißabgleich, die Farbsät- tigung, Kontrast, Schärfung und die JPEG- Kompressionsrate. Dadurch bedingt führen falsche oder feh- lerhafte Kameraeinstellungen zum Teil zu nicht korrigierbaren Ergebnissen. Gleichwohl man bei Verwendung des JPEG- Formats im beschränkten Umfang Korrek- turen mittels Bildbearbeitungssoftware durchführen kann, wird dies aber aufgrund der Interpolation des verwendeten Bildpro- zessors im Zusammenhang mit dem ver- 175

wendeten Bildsensor, der möglicherweise notwendigen Farbumwandlung in den RGB- Farbraum immer zu Verlusten an vorhande- nen Bildinformationen führen. Als Nachteil des Raw-Dateiformats ist die Dateigröße zu sehen. Wenn eine JPEG-Datei für das aufgenommene und gespeicherte Bild etwa 3 MB an Speicherplatz bean- sprucht, benötigt eine Raw-Datei etwa die vierfache Menge an Speicherplatz. Gerade dieser Bedarf an Speicherplatz hat in der Zeit wo Speicherkarten noch sehr teuer wa- ren dazu geführt, dass man überwiegend das JPEG-Format benutzt hat. Je mehr der Preisverfall bei Speicherkarten sich fort- setzt, umso mehr werden Aufnahmen im RAW-Format gespeichert werden können. Ein weiterer Nachteil ist die Rechenzeit, die ein Computer benötigt, um Rohdaten ver- arbeiten zu können. Ein durchschnittlicher Haushaltscomputer mit einer in die Jahre gekommenen Grafikkarte und einem X2- Prozessor wird den Benutzer zur Weißglut treiben können oder ihn zum Zuschauen verurteilen. Um Rohdatenformate effektiv bearbeiten zu können ist eine Grafikkarte 176

der etwas neueren Generation erforderlich wie beispielsweise die ATI 5770 oder 5830 mit 1 Gigabyte DDR5-Speicher. Dazu muss der Prozessor mindestens ein X4 haben und der Hauptspeicher sollte dann mindestens 4 Gigabyte, besser sind jedoch 8 Gigabyte, betragen und als Betriebssystem sollte am besten Windows oder Linux 64-Bit Version und als Bildbearbeitung sollte ebenfalls ein 64-Bit fähiges Programm benutzt werden. Noch etwas zur Archivierung von RAW- Dateien. Da nicht sicher ist, ob der Herstel- ler der Kamera sein RAW-Format einer Überarbeitung unterzieht und möglicher- weise dadurch die Kompatibilität zu älteren RAW-Dateien nicht mehr gegeben ist, emp- fiehlt es sich RAW-Dateien in das von Ado- be entwickelte DNG-Format (Digital- Negativ-Format) zu konvertieren. Um die Verwirrung zu vergrößern haben die Kamerahersteller ihre speicherbaren Datei- formate, insbesondere die RAW- Dateiformate mit eigenen Dateiendungen versehen. In der nachstehenden Tabelle wurde bewusst darauf verzichtet nur die Dateiendungen der Rohdatenspeicherung 177

darzustellen, sondern alle möglichen spei- cherbaren Dateiformate werden aufgelistet.

Nachstehend die gängigsten Dateiendun- gen der gespeicherten Bilder: Kamerahersteller Speicherbare Da- teiformate Canon jpg, tif, crw, cr2 Contax (ausgelaufene jpg, raw Modelle) Epson erf Fuji raf Hasselblad 3fr Kodak jpg, dcr, dcs, kdc Leica jpg, raw, dng Mamiya Mef Minolta jpg, mrw, mdc Nikon jpg, nef Olympus jpg, orf Panasonic jpg, raw, rw2 Pentax jpg, pef, dng Sigmar jpg, x3f Sony jpg, srf, sr2, arw

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Alle Digitalkameras können Aufnahmen im JPEG-Format (Dateiendung .jpg oder .jpeg) speichern. Systemkameras und Spiegelre- flexkameras können entweder das Raw- Format neben dem JPEG-Format oder die Formate TIFF und Raw oder DNG und Raw neben dem JPEG-Format speichern.

Das TIFF-Dateiformat

Tiff = Tagged Image File Format ist das weit verbreitetste Dateiformat neben PDF und EPS in der Druckvorstufe der Verlage oder in den Druckereien. In der Fotografie wurde das Tiff- Dateiformat in hochpreisigen Kameras zur weitgehend verlustfreien Speicherung ver- wendet, ehe das Rohdatenformat Raw ein- geführt worden ist. Das TIFF-Dateiformat hat heute nur noch Bedeutung beim Scannen von Aufsichtsvor- lagen oder Durchsichtsvorlagen, bei Druck- und Verlagshäusern.

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Vorteil des TIFF-Dateiformats gegenüber dem JPEG-Dateiformat ist, dass die verlust- behaftete Kompression, wie sie das JPEG- Dateiformat hat, entfällt. Alle anderen Pa- rameter werden wie beim JPEG-Dateiformat mit gespeichert. Die Dateigröße ist, trotz der Reduzierung des einzelnen Farbkanals auf 8-Bit, ähnlich der Dateigröße im Roh- datenformat.

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