Sylvia : Christine Jeffs

Autor(en): Schmid, Birgit

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Filmbulletin : Zeitschrift für Film und Kino

Band (Jahr): 46 (2004)

Heft 252

PDF erstellt am: 23.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-865210

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SYLVIA Christine Jeffs

Das erste Bild, der vorweggenommene dringen wie im vorliegenden Fall: Wie bildet anspricht, worauf diese antwortet: «Ich war Schluss, erzählt die Erlösung vom Martyrium: man den kreativen Prozess ab, wie dramatisiert tot. Ich stand nur wieder auf. Lady Lazarus, Die tote Dichterin liegt wie aufgebahrt man dessen Auswirkungen auf die das bin ich.» am unteren Bildrand, von transparenter Blässe schreibende Person? Die neuseeländische sylvia will die Tragödie der Dichterin ist ihr Gesicht gross im Profil. Aus dem Off Regisseurin Christine Jeffs macht von nicht erklären. Wenn, dann versucht Jeffs rezitiert , die im Film von Anfang an klar, dass sylvia kein literarisches (und mit ihr die Hauptdarstellerin) eine Art Christine Jeffs die amerikanische Biopic ist, sondern konzentriert sich auf die intuitives Verstehen. Subtil die Psychologie, Schriftstellerin (1932-1963) verkörpert, «leidenschaftliche und tragische die auf eine Innenschau aus dem Off verzichtet, aus Plaths Gedicht «Lady Lazarus»: «Dying Liebesgeschichte» (Presseheft) zwischen dem sorgfältig die Visualisierung des Dramas: is an art, like everything else /1 do it exceptionally Dichterpaar. Sie hebt kaum mit literarischen Zitaten Naturlicht löst die Farben ab, es wird dunkel well.» Bei Plath, die Zeit ihres Lebens ab, unter anderem auch darum, weil es in den Räumen, und zunehmend wird die an schweren Depressionen litt, waren Leben, ihr die Erben sowohl von Sylvia Plath wie von Schriftstellerin, die auf die Katastrophe Tod und Schaffen untrennbar miteinander (1930-1998) verboten. Die zudriftet, von John Toons Kamera buchstäblich verknüpft. Die seelische Not war zentraler Empfindlichkeiten machen nur deutlich, dass das an den Rand gedrängt und marginali- Gegenstand ihrer Bücher, von denen man Interesse an der Schmerzikone Sylvia Plath siert. Gwyneth Paltrow, rein äusserlich die bei uns vor allem den autobiographischen nach wie vor ungebrochen ist, die Mythenbildung passende Besetzung, überzeugt als Mensch Roman «Die Glasglocke» und den Gedichtband auch vierzig Jahre nach ihrem Tod gewordene Traurigkeit und als vor «Ariel» kennt. Das visuelle Epitaph zu noch nicht abgeschlossen. Als Hughes - Eifersucht bebende Hysterikerin, auch wenn ihre Beginn von Sylvia trägt dieser Berufung Plaths umstrittener Nachlassverwalter, lebendige Sinnlichkeit die Depressionshölle hin zum Tode Rechnung. Augenaufschlag seinerseits in England zum «Poet Laureate» zuweilen Lügen straft. der Dichterin - und Lady Lazarus, es liegt in gekürt - 1998 das Buch «Birthday Letters» mit Daniel Craiß hingegen scheint mit Ted der Natur der mythischen Figur, erhebt sich Gedichten über seine Beziehung zu Plath Hughes weniger warm zu werden; die Figur noch einmal aus dem Grabe. veröffentlichte, wurden wieder jene Stimmen wirkt kalt in einer Weise, wie es kaum Christine Die fahlen Farben der Eingangssequenz laut, die den Mann am Tod der Dichterin Jeffs' Absicht gewesen ist. Einige werden nun von sattem Technicolor abgelöst. mitverantwortlich machten und ihn der sentimentale Szenen sollen gerade unterstreichen, Flerbst in Cambridge 1954: Die junge Unterdrückung und Ausbeutung (eines so die implizite Botschaft von sylvia, dass amerikanische Studentin Sylvia Plath, die weiblichen Genies) bezichtigten. das Paar eine unzerstörbare und fatale Liebe für ein Stipendiat in England weilt, lernt Ted Christine Jeffs und Drehbuchautor John über den Tod hinaus verband. Das bleibt Hughes kennen, der soeben eine Brownlow sehen sich vor, in Sylvia zu dann doch eher Behauptung, und auch die Literaturzeitschrift gegründet hat, selbst Gedichte solchen Kurzschlüssen Anlass zu geben. Zwar melodramatische und exzessiv eingesetzte schreibt und rezensiert - unter anderem kann man den Film dahingehend interpretieren, Musik von Gabriel Yared kann da nicht jene von Sylvia. Die erste Begegnung findet dass Plaths quälende Schreibhemmungen nachhelfen. Wenn sylvia trotzdem an einem Fest statt, es ist eine beide teilweise dem Zusammenleben berührt, dann darum, weil der Film das Leben elektrisierende Begegnung, ein klassischer Coup mit einem produktiven Dichtergatten einer Person in Erinnerung ruft, für die das de foudre, die Details, etwa dass sie ihm in zuzuschreiben und ihre psychischen Schreiben eine existenzielle Notwendigkeit die Wange beisst, in Plaths Tagebüchern Zusammenbrüche eine Folge seiner Frauengeschichten war - und der die ersehnte Anerkennung erst überliefert. Chronologisch folgt der Film sind. Es wird aber auch deutlich, nach ihrem Tod zuteil wurde. den weiteren Stationen: Heirat nach vier dass eine existenzielle Verzweiflung in Plaths Monaten, Umzug in die USA, wo Plath an Wesen angelegt ist. Anspielungen auf die Birgit Schmid einem College unterrichtet und beide ihrem von Selbstzerstörungsgedanken und -versuchen Schreiben nachgehen, er erfolgreich, sie mit geprägte Kindheit und Jugend machen R: ChristineJeffs; B:John Brownlow; K:John Toon; S: Tariq Blockaden; Rückkehr nach das auch vielleicht etwas grossen England, deutlich; wenn zu Anwar; A: Maria Djurkovic; Ko: Sandy Powell; M: Gabriel Geburt ihrer zwei Kinder, Hughes Untreue, wenig stark. Hinweise gibt jene Szene, in Yared. D (R): Gwyneth Paltrow (Sylvia Plath), Plaths zunehmende emotionale Isolation, der das frisch vermählte Paar Sylvias Mutter (Ted Hughes),Jared Harris (Al Alvarez), Blythe Danner (Aurelia Andrew Havill die Trennung, ihr Suizid. besucht (gespielt von Paltrows Mutter Blythe Plath), (Assia Wevill), (David Wevill), Michael Gambon (Professor Thomas). P: Eine der Literatur verschriebene Danner) und eine spürbare in der Spannung BBC Films, Capitol Films, UK Film Council; Alison Owen. Biographie verfilmen allem oder als Ted bei der zu ist ambitiös, vor Luft liegt; ersten England 2003. Farbe, 35mm, 110 Min. CH-V: Filmcoopi, wenn sich Leben und Werk so stark durch¬ Liebesbegegnung seine Geliebte auf eine Narbe Zürich