06/2016

Remote-Desktop-Anwendungen Fernbeziehung Bitparade

36 Remote-Desktop-Anwendungen erlauben den Fernzugriff auf Rechner inklusive Desktop-Sharing. Abhängig vom Protokoll beherrschen sie noch etliche Zusatzfunktionen. Das macht sie sowohl im privaten als auch im

beruflichen Bereich zu nützlichen Helfern. Die Bitparade wirft einen Blick auf einige Kandidaten. Ferdinand Thommes www.-magazin.de © Potapova-Valeriya, 123RF © Potapova-Valeriya,

Zickt Omas Arbeitsrechner aus den (VNC) setzen, dient ein Rechner als Ser- Beide Softwarekategorien überschnei- 1990er Jahren mal wieder rum und wäre ver. Er schickt das Bild seines Desktops den sich in ihrer Funktionalität. Neuere der Besuch der alten Dame mit einer als komprimierte Bitmap an den . Software ermöglicht es etwa, zugleich Fernreise verbunden, schlägt die Stunde Die Programme laufen auf dem , zu chatten, Dateien zu senden, über das von Remote-Desktop-Software. Mit ihr der Nutzer bedient sie am Client, indem Internet zu telefonieren sowie Videos zu reparieren Freizeitadmins die Desktops dieser Mausbewegungen und Tastaturein- übertragen. Diese Bitparade analysiert entfernter Verwandter. Die Software gaben an den Server schickt. die Harmonie der Fernbeziehungen von macht sich auch in Unternehmen nütz- Anwendungen, die auf RDP-artige oder Real-VNC [1], Tight-VNC [2], Teamvie- lich, wollen diese aus der Ferne Support proprietäre Protokolle setzen, schicken wer [3], Anydesk [4], NX [5] und des- für ihre Kunden leisten. Eine zentrale beim Desktop-Sharing als Terminalser- sen freiem Ableger [6], vergleicht Funktion ist das Desktop-Sharing: Will ver Bildschirminhalte in Form von Pri- Funktionen und Leistungsfähigkeit und der Entwickler den Kollegen die neue mitiven, einer Mischung aus Bildern und betrachtet die Technik dahinter. Website vorführen, teilt er seinen Desk- Informationen, über das Netzwerk an ei- top unkompliziert mit ihnen. nen, aber auch an mehrere Clients (Mul- VNC: Framebuffer voraus Letztlich lassen sich grob zwei Arten von tichannel). Auch den Desktop-Sound Remote-Desktop-Anwendungen unter- übertragen sie bei Bedarf. Die Nutzer Real-VNC und Tight-VNC gehören zu scheiden, wobei die Definitionen fließend arbeiten dann, allein oder parallel zu an- einer Gruppe von Remote-Desktop-An- sind. Bei Remote-Desktop-Anwendun- deren Usern, auf dem Desktop des Ser- wendungen, die sich des Virtual Network gen, die auf Virtual Network Computing vers, als säßen sie direkt davor. Computing (VNC, [7]) bedienen. Die 06/2016 Software Bitparade

37 www.linux-magazin.de

Abbildung 1: Die Verbindung mit Real-VNC stellt der Admin über die Kommandozeile her. Abbildung 2: Tight-VNC über SSH-Tunnel mit Putty. grundlegende Technik hinter VNC ist das als Bitmaps, wobei der Server auf einen No Machines NX und die freie Implemen- plattformunabhängige Remote Framebuf- Client-seitigen »FramebufferUpdateRe- tierung X2go fallen technisch betrachtet fer Protocol (RFB, [8]). Da es auf der quest« jeweils nur mit den Änderun- eher in die Kategorie Terminalserver, er- Framebuffer-Ebene arbeitet, funktioniert gen seit der letzten Anfrage antwortet füllen aber ebenfalls den Zweck eines es für Fenster-basierte Systeme wie Win- (»FrameBufferUpdate«). Remote-Desktop-Programms. Ihr Vorteil dows, OS X oder X11, ermöglicht aber Im Gegensatz zu den VNC-Vertretern set- gegenüber VNC besteht darin, dass sie auch plattformübergreifende Verbindun- zen die Fernwartungstools Teamviewer den Datenverkehr komplett verschlüs- gen. RFB überträgt die Bildschirminhalte und Anydesk auf proprietäre Protokolle. seln. Im Gegensatz zu einigen VNC-An- 06/2016 Software Enterprise Edition größere Firmen be- glücken. Im Gegensatz zur kostenlosen Open Edition verschlüsseln die beiden letztgenannten und erlauben es, Dateien

Bitparade auszutauschen, zu chatten und auf ent- fernten Geräten zu drucken. Auf dem zu steuernden Rechner instal- 38 liert der Admin VNC in einer der Varian- ten. Auf dem Client, der auf das entfernte Gerät zugreifen will, spielt er einen VNC- Viewer. Viewer und Server bauen dann

www.linux-magazin.de eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung auf, die, wenn sie verschlüsselt ist, sicher zu kom- munizieren erlaubt. Hauptsächlich eignet sich Real-VNC da- für, aus der Ferne auf den eigenen Rech- ner zuzugreifen, aber auch als Remote- Helpdesk-Applikation. Das Preismodell für die kommerziellen Varianten richtet sich nach der Anzahl der zu kontrollie- Abbildung 3: Unter Windows erfordert der Zugriff auf die VNC-Server oft Änderungen an der . Zudem renden Desktops, zu denen auch virtuelle sollte der Admin beim Einsatz von Tight-VNC Zusatzsoftware installieren, um die Ressourcen zu entlasten. zählen. 30 Euro verlangt der Anbieter pro Desktop für die Personal Edition, die wendungen müssen ihre Nutzer zudem ten Systemen wie Linux, OS-X, Solaris, Enterprise Edition schlägt mit 44 Euro keine Portweiterleitung manuell einrich- HP-UX und AIX, aber auch unter Win- zu Buche. ten, falls der entfernte Rechner nicht im dows und auf dem einset- lokalen Netzwerks hängt. zen. Die gängigen Linux-Distributionen E Tight-VNC bringen eigene Pakete für Real-VNC mit. Vielseitige Verwendung Bei heißen diese »vnc4server« Eine weitere Remote-Desktop-Anwen- und »xvnc4viewer«, für RPM-basierte dung heißt Tight-VNC (Abbildung 2, Die Anwendungsgebiete von VNC sind Distributionen sind es »‑vnc‑ser- [2]), sie setzt ebenfalls auf VNC und vielfältig. Außendienstmitarbeiter ver- ver« und »realvnc‑vnc‑viewer«. Für den somit auf RFB als Protokoll. Die Software binden sich über das Protokoll mit ih- Viewer ­gibt es mittlerweile auch Apps für steht unter der GPL, sie lässt sich somit ren Unternehmensfilialen. Da nicht alle Android und I-OS. privat und kommerziell frei einsetzen. Sie VNC-Varianten verschlüsseln, sichern die Die Software ist in Java geschrieben, ist in C, C++ und Java verfasst und liegt Admins solche Sitzungen oft mit Hilfe unterliegt der GPL sowie proprietären für die Plattformen Linux und Windows von SSH-Tunneln ab. Damit erschlagen Lizenzen. Die Entwickler verteilen Real- vor. Ein Mischbetrieb beider Systeme ist sie auch gleich das Problem der Port- VNC in vier Editionen. Die Open Edition also möglich, zusätzlich bietet der Anbie- weiterleitung. Unternehmen mit vielen kostet nichts, Interessierte müssen sich ter einen Java- sowie – mit Remote Ripple Außendienstlern sparen dank kosten- allerdings registrieren und die Software [10] – einen Android-Viewer an. freier VNC-Clients Geld, denn für Tools aktivieren. Seit Version 5 gibt es neben Seit es den Java-Viewer gibt, erscheint wie Teamviewer oder Anydesk fallen im der Open Edition auch eine Free Edition, allerdings keine separate Linux-Version kommerziellen Einsatz Gebühren an. Zu- die nach einem freien Lizenzschlüssel des Clients mehr. Die existiert nur bis gleich bleibt der Datenaustausch unter verlangt. Tight-VNC 1.3.10. Die Software ist zudem eigener Kontrolle. Die Personal Edition und die Enterprise über die Paketmanager der meisten Dis- Auch Server, die eine grafische Oberflä- Edition sind beide kommerziell und tributionen installierbar. che benötigen, steuert der Admin per unterscheiden sich im Wesentlichen in Tight-VNC ist kompatibel mit den Client- VNC. Der Hypervisor Virtualbox bietet der Zielgruppe. Richtet sich die Personal oder Server-Komponenten anderer VNC- VNC an, um eine virtuelle Maschine ohne Edition an Heimanwender und kleine Implementierungen. Das Tool legt den Display (Headless) zu betreiben [9]. Gewerbetreibende (und Windows-User Fokus auf Komprimierung und verwen- mit Windows Vista aufwärts), soll die det dafür namentlich Jpeg und Zlib. So E Real-VNC

Die Remote-Desktop-Anwendung Real- VNC (Abbildung 1, [1]) setzt auf das RFB- Protokoll. Sie arbeitet plattformübergrei- fend und lässt sich unter Unix-verwand- Abbildung 4: Teamviewer bietet eine Reihe von Optionen in der Serviceleiste der grafischen Oberfläche. 06/2016 Software kommt es auch mit geringen Bandbreiten genannte Sprössling spaltete sich 2009 griffsrechte verwaltet der Admin über zurecht. Seine Nutzer können Videos an- vom Mutterschiff ab, ist recht verbreitet Black- und Whitelists. sehen und Direct-X-Spiele spielen, wenn und die Standard-VNC-Anwendung von auch bei reduzierter Bildwiederholrate Fedora. E Teamviewer auf Breitbandverbindungen. Tight-VNC Im Gegensatz zu Tight-VNC ist Tiger- Bitparade verschlüsselt lediglich Passwörter, eine VNC mit Erweiterungen ausgestattet, die Teamviewer (Abbildung 5) kommt so- Komplettverschlüsselung steht auf der es Usern erlauben, sich zu authentifizie- wohl im Privatbereich als auch in Unter- Agenda. Um die Sicherheit zu erhöhen, ren und mit TLS zu verschlüsseln. Ihren nehmen zum Zuge. Die Fernwartungs- 39 raten die Entwickler, Verbindungen über Schwerpunkt legt die Software auf 3-D- software bietet Screen-Sharing, Video- SSH zu tunneln. Darstellung und Video-Anwendungen. konferenzen, Dateitransfers, Chats und Mit Tight-VNC steuern User die Desk- VPN an. Sie steht für Windows, OS X, tops entfernter Rechner. Seit Version 2.0 Ähnlich gestrickt Chrome OS sowie für RPM- und Deb- www.linux-magazin.de beherrscht es Autoscaling und passt die basierte Linux-Distributionen bereit. An- Größe des Displays im Viewer an die des Teamviewer und Anydesk haben vie- ders als Anydesk läuft sie nicht nativ auf entfernten Rechners an – unabhängig von les gemeinsam, weisen aber auch klare Linux, sondern braucht eine Wine-Um- der Client-Auflösung. Für die Windows- Unterschiede auf. Beide Anwendungen gebung. Für Linux steht nur eine 32-Bit- Plattform (Abbildung 3) verringert der sind kommerziell ausgelegt, setzen auf Version bereit, ein Multiarch-System ist Admin die nötigen Systemressourcen, proprietäre Protokolle und bieten kos- daher Pflicht. Teamviewer unterstützt indem er Server-seitig die DF-Mirage- tenlose Versionen von sich für den Pri- Android, I-OS und Blackberry mit Apps Driver-Hooks [11] installiert. vatgebrauch an. Beide bieten dank be- in beide Richtungen, für Auch erwähnenswert: Von Tight-VNC nutzerfreundlicher GUIs (Abbildung 4) gibt es einen Viewer. stammen verschiedene Ableger ab, etwa viel Komfort, durchdringen Firewalls Teamviewer verbindet Rechner über ab- Remote-VNC, Tight-VNC Portable, Turbo- ohne manuelle Eingriffe des Admin und gesicherte Datenkanäle und initiiert die VNC und Tiger-VNC [12]. Der zuletzt benötigen kaum Konfiguration. Die Zu- Verschlüsselung per 2048-Bit-RSA-Public- 06/2016 Software glauben, ein besseres Produkt zustande bringen zu können. Im gleichen Jahr erschien Any- desk (Abbildung 6) als Beta-

Bitparade version für Windows XP, 7, 8.x und 10. Die Windows-Version lässt sich auch einfach per 40 Mausklick auf die nur rund 1 MByte große Exe-Datei starten und ist somit portabel. Mittlerweile gibt es Anydesk

www.linux-magazin.de auch für Linux und BSD in stabilen Versionen. Auf Linux- Admins warten native Versio- nen (jeweils für 32- und 64-Bit- Systeme) für Debian, , Fedora, RHEL, Mageia, Open Abbildung 5: Auch über Teamviewer lässt sich von einem Linux aus bequem auf ein Windows zugreifen. Suse und SLES sowie eine ge- nerische Linux-Version. Eine Private-Key-Exchange. Danach setzt die der Kunde darf sie auf bis zu drei Geräten Mac-Version und Apps für Apple- und Software auf eine symmetrische 256-Bit- einsetzen. Hinzu kommen ein Sitzungs- Android-Tablets sind geplant. AES-Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Das kanal mit unbegrenzten Endpunkten Während der Bedienkomfort sicherlich Verfahren gilt nach derzeitigen Standards und die Grundfunktionen einer Manage- eine subjektive Frage ist, liegen die Any- als sicher. Zusätzlich signiert Verisign die mentkonsole. Für 1150 Euro (Premium) desk-Macher in Sachen Geschwindigkeit Software per Code Signing. Das soll ga- beziehungsweise 2300 Euro (Corporate) und Qualität der übertragenen Desktops rantieren, das nur legitime Varianten in dürfen es mehr Geräte sein und die Ma- sehr gut im Rennen. Ihnen hilft ein pro- Umlauf kommen. Zahlenden Kunden bie- nagementkonsole bietet entsprechend prietäres Protokoll, das die Daten mit tet Teamviewer auch eine Zwei-Faktor- mehr Funktionen. Das Modell Enterprise Desk-RT überträgt. Authentifizierung. erfüllt schließlich nach Absprache indivi- Der von Anydesk eigens entwickelte Als Bezahlmodell setzt die Firma auf duelle Anforderungen für Großkonzerne Videocodec für grafische Bedienoberflä- den Verkauf von Lizenzen. Der Kunde und Dienstleistungsunternehmen. chen komprimiert zugleich die Daten. zahlt eine einmalige Gebühr und kann Das Protokoll überträgt die Bildschirm­ die Software dann unbegrenzt verwen- E Anydesk inhalte dank spezieller Kompressionsver- den. Weitere Kosten fallen nicht an. Das fahren mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Unternehmen bietet Lizenzen in den Die Stuttgarter Anydesk Software GmbH Zugleich puffert Anydesk in einem Zwi- vier Geschmacksrichtungen Business, ist ein noch recht junges Unternehmen schenspeicher bis zu 100 Bildschirmin- Premium, Corporate und Enterprise an. und wurde 2014 von drei ehemaligen halte, die es dann im Bedarfsfall nicht Eine Business-Lizenz kostet 550 Euro, Teamviewer-Angestellten gegründet, die neu übertragen muss. Die Entwickler haben Any- desk tief in das jeweilige Be- triebssystem integriert und auf Multiprozess-Architektu- ren optimiert. So landen die Bilddaten nach nur wenigen Verarbeitungsschritten auf dem Bildschirm. Die weltweit verteilten Server des Unterneh- mens setzen auf Erlang-​OTP [13], eine Middleware für den Bau verteilter, hochverfügba- rer Systeme, die auf der von Ericsson entwickelten Pro- grammiersprache Erlang ba- siert. Die Sicherheit garantiert TLS 1.2, die Verbindungsteil- nehmer authentifiziert Any- Abbildung 6: Windows-Sitzung mit Anydesk unter KDE. Das proprietäre Protokoll überträgt Daten recht fix. desk kryptographisch. 06/2016 Software Die Software setzt auf ein jährliches Bezahlmodell. Neben der kostenlosen Version, die einen Arbeitsplatz mit ei- ner gleichzeitigen Sitzung, Sound- und

Video-Übertragung sowie Datentransfer Bitparade abdeckt, bieten die Macher eine Lite-Ver- sion für 60 Euro und eine Profi-Variante für 180 Euro an. Weitere Anforderungen 41 handeln Interessenten im Enterprise-Tarif individuell aus.

E No Machine NX www.linux-magazin.de

Die Terminal-Server-Software NX (Ab- bildung 7, [5]) der italienischen Soft- wareschmiede No Machine ist das Äqui- Abbildung 7: No Machines NX speichert die letzten Verbindungen und ermöglicht so schnelle Zugriffe. valent von Microsofts RDP [14] für die Linux-Welt und eignet sich besonders für Maemo und Windows bereit. Die Client- Anwendungen unterliegen. Alle Anbieter Verbindungen, die nur über eine geringe Software läuft auf Thin Clients, PCs, haben zwar kostenlose Varianten im An- Bandbreite verfügen. Dazu steigert NX Webbrowsern und Mobilgeräten. Auf die gebot, gänzlich freie Software unter der die Effizienz des X11-Protokolls, indem es Sitzungen greifen Nutzer per Firefox- GPL bieten aber nur Tight-VNC und seine die Daten im Netzwerkverkehr kompri- Add-on über einen Webclient zu. X2go Derivate wie etwa Tiger-VNC und der miert und einen Cache für bereits über- bedient sich, wie auch das nicht mehr Terminalserver X2go. tragene Daten anlegt. Zudem reduziert aktiv entwickelte Free NX, bei den Biblio- Als gemeinsamer Nenner in Sachen das hauseigene NX-Protokoll die von theken von No Machine NX in Version 3, Funktionalität greifen alle Kandidaten X11 ausgiebig verwendeten Roundtrips die noch der GPL unterlagen. im Test auf entfernte Rechner zu. Die zwischen X-Client und X-Server, welche Auf Basis dieser Bibliotheken hat das VNC-Varianten haben ihr Betätigungs- die Latenzen der Verbindung erhöhen X2go-Projekt eine Anzahl an Erweite- feld hauptsächlich im LAN sowie beim (Abbildung 8). rungen aufgebaut, die mit Pyhoca-gui SSH-gesicherten Zugriff auf die eigene NX überträgt die Daten über einen SSH- unter anderem eine alternative grafische Infrastruktur aus der Ferne. Eine Funk- Tunnel. Es arbeitet dabei nach dem Client- Oberfläche umfassen. Da X2go auch in tionsvielfalt, wie sie Teamviewer oder Server-Modell, wobei der NX-Server Sit- Unternehmen beliebt ist, gibt es eine Anydesk bieten, brauchen ihre Anwender zungen auch an VNC-Server oder per umfangreiche Dokumentation sowie ein meist nicht. Ihnen genügen der Zugriff RDP an Windows Terminalserver weiter- deutsches Forum. Der Client und das al- auf den Desktop des entfernten Rechners leiten und den Datenverkehr dabei noch- ternative GUI gehören in den meisten sowie der Datenaustausch. mals komprimieren kann. Der NX-Client Distributionen zum Standardrepertoire. Teamviewer und Anydesk sind proprietär, läuft unter Linux, Windows, OS X und Für den Server, das Web-Plugin und viele bieten aber kostenfreie Versionen für den auf weiteren, teils exotischen stationären andere Erweiterungen muss der Admin privaten Gebrauch an. Sie lassen sich von und mobilen Plattformen. meist das X2go-Re- Die Server- und Client-Komponenten von pository einbinden. NX sind seit Version 4.0 proprietär. Die Das Projekt unter- Entwickler bieten ein breites Spektrum liegt der GPLv2 und an Enterprise-Produkten [15] an, die der AGPLv3. Admins 30 Tage lang kostenlos testen können. Sein Lizenzmodell bindet No Handhabung Machine an die Anzahl der verwendeten CPU-Kerne und die jeweilige Plattform. Die Anwendungs- Unter Linux spielt auch die gewählte Dis- möglichkeiten der im tribution eine Rolle. Preise beginnen bei Artikel vorgestellten rund 700 Euro und sind nach oben offen. Remote-Desktop-An- wendungen sind E X2go vielfältig und unter- scheiden sich in ih- Eine beliebte freie Alternative zu NX ist rer Methodik, in den der Terminalserver X2go (Abbildung 9, verwendeten Proto- [6]), der ebenfalls nach dem Client-Ser- kollen sowie in den Abbildung 8: Wer an den einzelnen Optionen dreht, kann aus den NX-Verbin- ver-Prinzip arbeitet. Er steht für Linux, Lizenzen, denen die dungen noch mehr Bandbreite herausquetschen. 06/2016 Software an. Im privaten Bereich zählt erfahrungs- gemäß der Bedienkomfort mehr als die Lizenz. Wie bei Linux üblich obliegt dem Anwender – je nach eigener Absicht – die

Bitparade Qual der Wahl. (kki) n

42 Infos [1] Real-VNC: [https://​­www.​­realvnc.​­com] [2] Tight-VNC: [http://​­www.​­tightvnc.​­com] [3] Teamviewer: [https://​­www.​­teamviewer.​­com/​­de/] www.linux-magazin.de [4] Anydesk: [http://​­anydesk.​­de] [5] NX: [https://​­www.​­nomachine.​­com] [6] X2go: [http://​­wiki.​­x2go.​­org/​­doku.​­php] [7] VNC: [https://​­de.​­wikipedia.​­org/​­wiki/​ Abbildung 9: Konfiguration einer Sitzung unter X2go, das das freie NX-Protokoll in Version 3.0 verwendet. ­Virtual_Network_Computing] [8] RFB: [https://​­de.​­wikipedia.​­org/​­wiki/​ technisch weniger versierten Anwender für langsame Verbindungen. Gut bedien- ­Remote_Framebuffer_Protocol] leichter in Betrieb nehmen als die VNC- bar, vielseitig und gleichzeitig freie Soft- [9] Virtualbox Headless: [https://​ Varianten. No Machine NX ist dank sei- ware ist X2go. ­grenville.​­wordpress.​­com/​­2012/​­03/​­14/​ ner grafischen Benutzerführung ebenfalls Wenn die Lizenz keine Rolle spielt, bietet ­using‑vnc‑with‑headless‑virtualbox‑vms/] einfach zu handhaben, aber auch die sich der proprietäre Newcomer Anydesk [10] Remote Ripple: freie Variante X2Go stellt halbwegs ver- an, der mit dem eigens entwickelten [https://​­play.​­google.​­com/​­store/​­apps/​ sierte Linux-Nutzer vor keine größeren Video­codec Desk-RT neue Maßstäbe in ­details?id=com.​­ ​­glavsoft.​­rrviewer&​­hl=de] Hindernisse. Sachen Komprimierung, Geschwindigkeit [11] DF-Mirage: [https://​­sourceforge.​­net/​ Eine Alternative, die sehr wenig Aufwand und Darstellungsqualität setzt. Hier gibt ­projects/​­mirage‑driver/] erfordert und in einer Minute einsatzbe- es unter Linux noch eine Einschränkung: [12] Tiger-VNC: [http://​­tigervnc.​­org] reit ist, stellt Googles Chrome Remote Nutzt der steuernde Part eine grafische [13] Erlang-​OTP: [http://​­learnyousomeerlang.​ Desktop [16] dar, das Nutzer als Erwei- Oberfläche auf Qt-Basis, kommt es ver- ­com/​­what‑is‑otp] terung des Browsers installieren. einzelt zu Abstürzen. Laut Aussage der [14] RDP: [https://​­de.​­wikipedia.​­org/​­wiki/​ Der Komfort der getesteten Anwendun- Entwickler sei Abhilfe in Arbeit. ­Remote_Desktop_Protocol] gen fällt unterschiedlich aus, In Fragen Das breit gefächerte Portfolio der Re- [15] NX Enterprise: der Geschwindigkeit und der Qualität der mote-Desktop-Anwendungen deckt also [https://​­www.​­nomachine.​­com/​­enterprise] Darstellung stehen alle Kandidaten bei viele Anwendungsfälle ab. Als Entschei- [16] : gängigen Anwendungsprofilen gut da. dungskriterien bieten sich neben der [https://chrome.google.com/webstore/ Dabei eignet sich Tight-VNC aufgrund Funktionalität die Wahl der Lizenz sowie, detail/chrome-remote-desktop/gbchcmhm seine Kompressionsmethode besonders im kommerziellen Bereich, die Kosten hahfdphkhkmpfmihenigjmpp?hl=de]

Tabelle 1: Remote-Desktop-Anwendungen im Vergleich Real-VNC Tight-VNC Teamviewer Anydesk No Machine NX X2go Plattformen Linux, Windows, Linux, Windows, Linux, Windows, Windows, Linux, BSD Windows, OS X, Linux, So- Linux, Maemo, OS X, Solaris, Android (Vie- Chrome OS, OS X, laris, Sharp Zaurus, Sony Windows HP-UX, AIX wer) Android, I-OS, Win- Playstation 2, HP-​Compaq dows Phone (Viewer) I-Paq, Android, I-OS Lizenz GPL/​proprietär GPL Closed Source Closed Source Closed Source (seit Ver- GPL, AGPL sion 4.0) Protokoll VNC VNC proprietär proprietär NX-Protokoll NX-Protokoll v3.0 Desktop-Sharing ja ja ja ja ja ja Datenaustausch nur kommerziell nein ja ja ja ja Chat nein nein ja ja nein nein Videokonferenz nein nein ja ja nein nein Kostenlose Version ja ja ja ja nein ja Verschlüsselung nur kommerziell nein ja ja ja (SSH-Tunnel) ja Autom. Portweiter- nein nein ja ja ja ja leitung Am Markt seit 2002 2001 2006 2014 2004 2007