Generalmusikdirektor Axel Kober

PROGRAMM

Foto: Archiv delian::quartett

7. Kammerkonzert DELIAN::QUARTETT MEASHA BRUEGGERGOSMAN So 15. März 2020, 19.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle delian::quartett: Adrian Pinzaru Violine Andreas Moscho Violine Lara Albesano Viola Hendrik Blumenroth Violoncello Measha Brueggergosman Sopran Ermöglicht durch die Verlagshaus-Wohlfarth-Stiftung

Gefördert vom Duisburger Kammerkonzerte Kurt Weill (1900-1950) / Sonntag, 15. März 2020, 19.00 Uhr Stefano Pierini (geb. 1971) Philharmonie Mercatorhalle Chansons, bearbeitet für Sopran und erweitertes Streichquartett von Stefano Pierini (2017) delian::quartett: I. September Song Adrian Pinzaru Violine II. Nannas Lied Andreas Moscho Violine III. Youkali Lara Albesano Viola IV. Green up time Hendrik Blumenroth Violoncello V. Lied des Lotterieagenten VI. Speak low Measha Brueggergosman Sopran VII. Berlin im Licht VIII. Je ne t’aime pas IX. I’m a stranger here myself Programm

Johannes Brahms (1833-1897) / Aribert Reimann (geb. 1936) „Konzertführer live“ mit Jonas Zerweck um 18.15 Uhr im Fünf Ophelia-Lieder WoO posth. 22 (1873), „Tagungsraum 6“ des Kongresszentrums im CityPalais. für Sopran und Streichquartett Das Konzert endet um ca. 21.00 Uhr. transkribiert von Aribert Reimann (1997) I. Andante con moto „Wie erkenn’ ich dein Treulieb“ II. Andante „Sein Leichenhemd“ III. Allegretto „Auf morgen ist Sankt Valentins Tag“ IV. Andante „Sie trugen ihn auf der Bahre bloß“ V. Andante con moto „Und kommt er nicht mehr zurück“

Joseph Haydn (1732-1809) Streichquartett Es-Dur op. 33 Nr. 2 Hob. III:38 (1781) I. Allegro moderato II. Scherzo. Allegro III. Largo e sostenuto IV. Finale. Presto

Francesco Filidei (geb. 1973) Esercizio di Pazzia für vier Interpreten (2014)

Pause Lisa MacIntosh Foto:

2 3 Kammermusik mit dem delian::quartett und der Sängerin Measha Brueggergosman

Das delian::quartett ist bekannt für seine originell- unkonventionellen Programmgestaltungen, und auch in Duisburg bietet das Ensemble kein gewöhnliches Kam- merkonzert. Allein schon die Bearbeitungen von Vo- kalwerken erweitern das traditionelle Repertoire, und wenn der Bogen von der Klassik bis zur Gegenwart ge- spannt wird, erweitert sich die stilistische Bandbreite Die fünf „Ophelia-Lieder“ von wurden 1997 vollends. Wiederholt läuft das Konzert auch den Erwar- von dem Komponisten und Liedbegleiter Aribert Reimann tungen und Konventionen zuwider, denn die Musiker des für Singstimme und Streichquartett transkribiert. Foto Aribert Reimann: Schott Promotion / Peter Andersen delian::quartetts und ihre Gesangssolistin laden das Pub- likum zu spannenden Konzerterlebnissen ein. dy, und Theodor Kirchner für Singstimme und Streichquartett. Aribert Reimann ist nicht nur einer der Johannes Brahms/Aribert Reimann: bedeutendsten deutschen Gegenwartskomponisten, Fünf Ophelia-Lieder sondern auch einer der führenden Liedbegleiter. Schon als Komponist besitzt er eine besondere Affinität zur Von den mehr als zweihundert Liedern von Johan- menschlichen Stimme. Als Pianist und Liedbegleiter tritt nes Brahms gehören die „Fünf Ophelia-Lieder“ sicher- er seit 1957 auf, besonderes Ansehen erlangte er 1978 mit lich zu den unbekanntesten. Das hat einen guten Grund, seiner Oper „Lear“ nach William Shakespeare. Von 1974 denn diese Gesänge blieben der Öffentlichkeit lange bis 1983 wirkte er als Professor für „Zeitgenössisches Lied“ Zeit vorenthalten und wurden erst 1933 veröffentlicht. an der Musikhochschule Hamburg, anschließend wech- Brahms schrieb diese Lieder im November 1873 für Olga selte er in gleicher Position an die Berliner Hochschule Precheisen. In Prag hatte die Schauspielerin die Rolle der Künste, wo er bis 1998 wirkte. Seine Transkriptionen der Ophelia in William Shakespeares Tragödie „Ham- der Ophelia-Lieder von Johannes Brahms stammen aus let“ übernommen, und der Komponist schrieb ihr einige dem Jahr 1997, sie zeichnen sich durch Subtilität und schmucklose Miniaturen in der Tradition der Volkslied- ausgeprägtes Gespür für Klangfarben aus. Bei der Urauf- bearbeitungen. Die fünf Lieder sind sehr knapp gehalten, führung am 22. August 1997 auf Schloss Elmau wurde die Aufführungsdauer überschreitet kaum die Länge von die Sopranistin Juliane Banse vom Cherubini-Quartett fünf Minuten. Die Stücke verzichten auf Vor- und Zwi- begleitet. schenspiele, weisen vielfach eine akkordische Begleitung auf, die als Stütze der Singstimme dient. Dabei bleibt Joseph Haydn: die Atmosphäre vorwiegend düster, und nur das mittle- Streichquartett Es-Dur op. 33 Nr. 2 Hob. III:38 re Stück „Auf morgen ist St. Valentins Tag“ gewinnt durch seine wiegende Begleitung eine freundlichere Stimmung. Joseph Haydn gilt als „Vater des Streichquartetts“, Aribert Reimann transkribierte Lieder von Franz der diese Gattung zwar nicht erfunden hat, doch seine Schubert, Robert Schumann, Felix Mendelssohn Barthol- zahlreichen Beiträge waren prägend für die Entwicklung

4 5 eines klassischen Stils. Jüngeren Komponisten gaben die- se Werke vielfältige Anregungen. Die rund sechzig von Haydn geschriebenen Streichquartette wurden meis- tens als Serien von jeweils sechs Werken veröffentlicht. Streichquartette durchziehen das Schaffen dieses Kom- ponisten vom Früh- bis zum Spätwerk. Dennoch kann von einer regelmäßigen Produktion nicht gesprochen werden. Manche Pausen dauerten ein ganzes Jahrzehnt, doch plötzlich entstanden Streichquartette wieder in dichter Folge. Künstlerisch aber zeichnete sich mit jeder neuen Quartettserie ein entscheidender Fortschritt ab. Noch vor der Drucklegung der sechs Streichquartet- te op. 33 bot Joseph Haydn den wohlhabenden Musik- freunden diese Werke gegen ein gesondertes Honorar an und schrieb: „Euer Hochwürden und Gnaden, als Hohen Gönner und Kenner der Ton Kunst, nehme die freyheit, meine gantz neu verfertigte à quadro à 2. violin, viola, et violoncello concertante, auf praenumeration für 6. Ducaten correct ge- schriebener, unterthänig anzuerbieten: sie sind auf eine gantz neu Besondere Art, denn zeit 10 Jahren habe keine geschrie- ben.“ Die Streichquartette op. 33 entstanden 1781. Zu die- ser Zeit war Joseph Haydn als Kapellmeister und Kompo- Joseph Haydn, Gemälde von Christian Ludwig Seehas, 1785 nist vor allem mit der Oper beschäftigt. Deshalb schrieb tatsächlich auf einen Fortschritt schließen, denn mit er von 1775 bis 1784 an Kammermusik kaum mehr als die dem op. 33 schrieb Haydn ausschließlich Quattuors oder erwähnte Quartettserie und zwei Sammlungen Klavier- Quartette. Allerdings kam die hohe kompositorische sonaten. Anschließend begann er sich intensiv mit dem Qualität nicht völlig überraschend, denn natürlich hatte stark in Mode gekommenen Klaviertrio zu beschäftigen. der Hofmusiker des Fürsten Esterházy von anderen For- Den Streichquartetten op. 33 waren bei Joseph Haydn men, vor allem von der Sinfonie, gelernt. Was das Opus bereits annähernd dreißig Streichquartette vorausgegan- 33 auffällig vom älteren Opus 20 unterscheidet: Sind die gen. Der Verkauf von Abschriften sicherte dem Kompo- Finalsätze der „Sonnenquartette“ meist der Fugenform nisten nicht nur einen Zusatzverdienst, denn es bestand verpflichtet, wählt Haydn nun die besser passende Form der Wunsch nach absoluten Neuheiten. So horchte die des Sonatenrondos. Dazu verleihen liedhafte Themen Fachwelt bereits auf, ehe die Quartette bei zwei kon- den Eröffnungssätzen eine besondere Note, während die kurrierenden Verlagen in Wien und in Berlin erschienen. Menuette ausnahmslos durch schnellere Scherzi ersetzt Seitdem hat Haydns Hinweis auf die „gantz neu Besondere wurden. „Haydns opus 33 ist das Epochenwerk, in dem das Art“ der Musik zu Spekulationen Anlass gegeben. Streichquartett seine erste klassische Verwirklichung gefun- Unbestritten ist, dass Haydn bereits mit den „Son- den hat, im vollen Sinne des Begriffs“, urteilt der Kammer- nenquartetten“ op. 20 von 1772 einen hohen komposito- musik-Experte Ludwig Finscher. Dennoch fällt auf, dass rischen Standard erreicht hatte. Dass die älteren Werke Haydn die Quartettproduktion nicht unmittelbar fort- anfangs noch als Divertimenti bezeichnet wurden, lässt setzte: Nach einem Einzelwerk von 1785 kehrte Haydn

6 7 erst 1787 wieder zu jener Gattung zurück, und insgesamt die Quartettserie mit diesem Werk noch nicht abge- 34 weitere Beiträge sollten anschließend folgen. schlossen ist. Den Humor des Quartetts Es-Dur hatte als Meist stellt sich die Originalität der Haydn-Kom- erster Johann Friedrich Reichardt entdeckt. In seiner Re- positionen auf verblüffend spielerische Weise ein. Das zension von 1782 hielt er fest, diese Werke seien „voll von gilt auch für den überraschend liedhaften Anfang des der originellsten Laune, des lebhaftesten und angenehmsten Streichquartetts Es-Dur op. 33 Nr. 2. Das bleibt für die Witzes.“ In England erhielt das Quartett Es-Dur op. 33 ganze Serie kennzeichnend, wobei das Prinzip der the- Nr. 2 den Beinamen „The Joke“, womit zweifellos auf den matischen Arbeit nicht ausgespart zu bleiben braucht. Finalsatz angespielt wurde. Nicht ungewöhnlich für mehrsätzige Kompositionen ist der Einschub von Tanzsätzen, doch im Opus 33 ist das ge- Francesco Filidei: mütliche Menuett durch ein deutlich schnelleres Scherzo Esercizio di Pazzia II ersetzt, das übrigens viermal an zweiter und zweimal an dritter Stelle seinen Platz findet. Im Quartett Es-Dur ist Im Kammerkonzert des delian::quartetts und der So- das Scherzo als „Allegro“ ausgewiesen. Sein Hauptteil be- pranistin Measha Brueggergosman bilden die Werke von sitzt robuste Züge, während der Mittelteil eine anmutige Joseph Haydn und Kurt Weill die Programmschwerpunk- Ländlerweise erklingen lässt. Zwar fühlt man sich dabei an te. Während die herben „Ophelia-Lieder“ von Johannes den Wechsel von Haupt- und Mittelteil erinnert, doch Brahms den stilistischen Gegenpol zu den Chansons taucht der übliche Begriff Trio im Opus 33 nirgends auf. von Kurt Weill bilden, kommt einem Stück des Italieners War der erste Satz noch deutlich oberstimmenbetont, so Francesco Filidei die Aufgabe zu, zwischen dem Streich- stellen im „Largo sostenuto“ zunächst Viola und Violon- quartett von Joseph Haydn und den Chansons von Kurt cello das Thema vor. Das Prinzip des zweistimmigen Vor- Weill zu vermitteln. trags bleibt in diesem Satz vorherrschend. Dabei wech- Francesco Filidei machte sich als Organist und als seln allerdings die Instrumentenkombinationen. Zunächst Komponist einen Namen. Er wurde 1973 in Pisa geboren knüpfen die beiden Violinen mit einer wörtlichen Wie- und erhielt seine Ausbildung in Florenz und in Paris. Seine derholung an, später kommt selbst die Zusammenfassung Werke finden internationale Verbreitung und werden von der beiden Mittelstimmen vor. Dazu wird die Begleitung bedeutenden Klangkörpern wie dem WDR Sinfonieor- allmählich immer vollstimmiger. Um den musikalischen chester, dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Reichtum dieses Satzes zu vervollständigen, tritt ein von Freiburg, dem Radio-Symphonieorchester Wien, dem energischen Akkordschlägen eingeleitetes zweites Thema Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem hinzu. Fast unablässig eilt zuletzt das „Presto-Finale“ da- Tokyo Philharmonic Orchestra sowie Orchestern in Ita- hin – fast, denn kurz vor Schluss hält Haydn den Eindruck lien, Frankreich, Monte Carlo, Polen, Finnland, Litauen unablässiger Geschäftigkeit zunächst mit einem Adagio- und Mexiko gespielt. Francesco Filidei war „Composer in Einschub auf. Eine in ihrer Art völlig überraschende Coda Residence“ bei zahlreichen Ensembles und Musikfestivals. lässt den Satz ausklingen, denn der achttaktige Satzbeginn Er erhielt etliche Preise und Auszeichnungen, häufig tritt klingt nun noch einmal an. Die Motive sind jedoch durch er auch als Kompositionslehrer in Erscheinung. Generalpausen voneinander getrennt. Dadurch wird der Francesco Filideis kompositorischen Schaffen reicht Teil auf eine Länge von achtzehn Takten gestreckt, und von der Kammermusik bis zum großen Orchesterwerk. die beiden Eröffnungstakte stehen einsam auch am Ende Die Oper „Giordano Bruno“ wurde 2015 in Portugal ur- des Satzes. Das bewirkt einen offenen Schluss, der auf aufgeführt, die zweite Oper „L’inondation“ („Die Über- den Hörer natürlich überraschend wirkt, mit dem Haydn schwemmung“) entstand als Auftragswerk der Opéra Co- aber vielleicht darauf aufmerksam machen wollte, dass mique in Paris und hatte im September 2019 Premiere.

8 9 2012 schrieb Fi- von geschaffene Form der amerikani- lidei das Stück „Eser- schen Oper an. 1946 reiste Kurt Weill noch einmal nach cizio di Pazzia“ („Stu- Europa. Er starb er am 3. April 1950 in New York. die der Verrücktheit“) Lied, Song und Chanson, aggressiv oder gefühlvoll für vier Spieler. Zwei gefärbt, sind charakteristische Vokalformen des Kompo- Jahre später folg- nisten Kurt Weill. Die Sopranistin Measha Brueggergos- te die Fortsetzung man und das delian::quartett präsentieren eine Auswahl, „Esercizio di Pazzia II“, wobei Deutschland, Frankreich und die USA als wich- ebenfalls ein Werk für tige Lebensstationen des Komponisten berücksichtigt vier Spieler. Dieses werden. Der italienische Komponist Stefano Pierini hat Stück hat eine Auf- Chansons von Kurt Weill für Singstimme und erweitertes führungsdauer von Streichquartett bearbeitet. Die Bearbeitung entstand als sieben Minuten und Francesco Filidei Foto: Philippe Stirnweiss Auftragswerk des delian::quartetts. Dabei muss die Sän- macht eine Nebentä- gerin auch einige Schlaginstrumente bedienen, ein Mit- tigkeit der Musiker zur Hauptsache – wobei sich beein- glied des Streichquartetts wechselt zwischenzeitlich ans druckende perkussive Rhythmen einstellen. Klavier. Die Uraufführung dieser Bearbeitung erfolgte 2017 im Rahmen des „Kissinger Sommers“. Kurt Weill/Stefano Pierini: Stefano Pierini wurde 1971 geboren. Er studierte in Chansons Turin und am Konservatorium der Stadt Amsterdam. Meisterkurse besuchte er unter anderem bei Toshio Der Komponist Kurt Weill wurde am 2. März 1900 Hosokawa. Pierini gewann Preise bei internationalen in Dessau geboren. Er studierte in Berlin, wo Engelbert Kompositionswettbewerben, seine Werke werden bei Humperdinck und Ferruccio Busoni zu seinen Lehrern bedeutenden Festivals gespielt, führende Orchester, En- gehörten. Mit antiromantisch geprägten Kompositionen sembles und Solisten nehmen sich seiner Musik an. machte er auf sich aufmerksam. 1926 heiratete er die Der „September Song“ auf einen Text von Maxwell Sängerin Lotte Lenya, die später eine seiner großen Inter- Anderson stammt aus „Knickerbocker Holiday“. Die mu- pretinnen wurde. 1927 begann die Zusammenarbeit mit sikalische Komödie hatte am 19. Oktober 1938 am New Bertolt Brecht, 1928 wurde die Uraufführung der „Drei- Yorker Broadway Premiere und wurde sechs Jahre später groschenoper“ in Berlin zu einem Sensationserfolg. Kurt verfilmt. Man hat den Song auch einen Evergreen oder Weill fand hier zu seinem eigenen Stil, indem er Elemen- Jazz-Standard genannt. Der Gouverneur Peter Stuy- te aus dem Jazz, dem Chanson und der Moritat einbezog vesant reflektiert hier über sein Leben und die ihm noch und seine Musik mit Foxtrott-, Tango- oder Shimmy- verbleibende Zeit. Interpreten wie Bing Crosby und Frank rhythmen unterlegte. Die Verbindung zu Bertolt Brecht Sinatra steigerten die Popularität dieses Songs. blieb nicht ungetrübt, da der Komponist die Oper refor- „Nannas Lied“ („Meine Herren, mit siebzehn Jahren kam mieren wollte, während der Dichter deren Zerstörung ins ich auf den Liebesmarkt“) führte den Komponisten Kurt Auge fasste. Bis zur nationalsozialistischen Machtergrei- Weill 1939 noch einmal mit dem Textdichter Bert Brecht fung blieb noch Zeit für bedeutende Erfolge, doch dann zusammen. musste der Komponist Deutschland verlassen. Im März „Youkali“ entstand 1934 im französischen Exil. Das 1933 ging er zunächst nach Paris, 1935 reiste er in die Lied im Tangorhythmus ging aus einem Instrumentalstück USA. Er schrieb Musicals für den New Yorker Broadway, hervor und wurde in das Bühnenstück „Marie Galante“ und in der Broadwayoper „Street Scene“ knüpfte er an die aufgenommen, wo es die Insel der Sehnsucht besingt.

10 11 Theater Duisburg Mi 18.03.2020

Kurt Weill, 1932 Stefano Pierini hat Chansons Foto: Bundesarchiv Bild 146-2005- von Kurt Weill bearbeitet. 0119, in: Wikimedia Commons Foto: Federico Porta LOHENGRIN „Green up time“ ist ein Song aus dem Musical „Love Life“, das am New Yorker Broadway 250 Aufführungen erlebte. Das „Lied des Lotterieagenten“ stammt aus dem Büh- nenspiel „Der Silbersee“, der Text ist von dem Expressio- nisten Georg Kaiser. Das Stück wurde am 18. Februar 1933 in Leipzig, Magdeburg und Erfurt zugleich uraufge- führt. Es war der letzte große Erfolg, den der Komponist vor der Emigration in Deutschland erleben konnte. „Speak low“ ist ein Song aus dem 1943 am New Yorker Broadway uraufgeführten und sehr erfolgreichen Musical „One Touch of Venus“. Es handelt sich um die Liebeserklä- rung der Venus. Der Song „Berlin im Licht“ entstand 1928 und führt damit in die Zeit der „Dreigroschenoper“. Es handelt sich um eine Huldigung der modernen Technik. Kurt Weill legte das Foxtrottlied neben der Vokalfassung auch in ei- ner Bearbeitung für Blasinstrumente vor. „Je ne t’aime pas“ ist eines der beiden Lieder, die Weill 1934 kurz vor dem Bühnenstück „Marie Galante“ für die französische Sängerin Lys Gauty schrieb. „I’m a stranger here myself“ ist ebenfalls ein Song aus dem Broadway-Musical „One Touch of Venus“. In dem Lied im langsamen Bluesrhythmus fragt sich eine Frau, Foto: Hans Jörg Michel Jörg Hans Foto: ob ihre Liebe zu einem Mann wohl erwidert wird. Michael Tegethoff operamrhein.de 12 Die Mitwirkenden des Konzerts

Measha Brueggergosman ist eine der führenden So- pranistinnen ihrer Generation. Nach Studien an der Uni- versity of setzte die kanadische Sängerin ihre Ausbildung in Deutschland fort, um dort mit Edith Wiens, Margaret Baker-Genovesi, Christoph Eschenbach, Bri- gitte Fassbaender, Margo Garrett, Håkan Hagegård, Jessye Norman, Rudolf Piernay, Thomas Quasthoff und Jean-Yves Thibaudet zu arbeiten. Sie wurde mit zahlrei- chen Preisen bei internationalen Gesangswettbewerben ausgezeichnet. Unter anderem gewann sie in New York den „Kirsten Flagstad Memorial Award“ und den ersten Preis des Internationalen Gesangswettbewerbs der Wig- more Hall in London. Auf der Opernbühne ist Measha Brueggergos- spiele in Vancouver. Jüngste Engagements führten die man etwa als Giulietta und Antonia in „Les Contes Sängerin zu Auftritten mit der Camerata Salzburg, dem d‘Hoffmann“ von Jacques Offenbach, als Elettra in „Ido- WDR Sinfonieorchester, dem Los Angeles Philharmonic meneo“ von , als Madame Li- Orchestra, dem , dem Deutschen doine in „Dialogues des Carmélites“ von , Symphonie-Orchester Berlin sowie dem San Francisco als Liù in „“ von Giacomo Puccini und als Sister Symphony Orchestra und dem Netherlands Radio Phil- Rose in „Dead Man Walking“ von Jake Heggie zu erleben. harmonic Orchestra. Mit Liederabenden trat sie in der New Yorker Carnegie Verschiedene hoch gelobte CD-Einspielungen für die Hall, dem Kennedy Center in Washington, der Londoner „Deutsche Grammophon“ und für „CBC Records“ do- , im Wiener Konzerthaus und Wiener Mu- kumentieren ihr breit gefächertes künstlerisches Schaf- sikverein sowie bei den Festivals in Schwarzenberg, Edin- fen. Ihr erstes Album „Surprise“ (2008) stellt Kompo- burgh, Verbier, Bergen und Helsinki auf. Sie arbeitet mit sitionen von Arnold Schönberg, und William Orchestern wie dem Boston Symphony Orchestra, dem Bolcom vor. Die Aufnahme „Night and Dreams“ (2010) New York Philharmonic Orchestra, dem Cleveland Or- umfasst Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johan- chestra, dem San Francisco Symphony Orchestra, dem nes Brahms, , , Claude London Symphony Orchestra, dem Sinfonieorchester Debussy, Henri Duparc und Gabriel Fauré. Auf weiteren Göteborg, dem Israel Philharmonic Orchestra und den CD-Aufnahmen finden sich Einspielungen der neunten Berliner Philharmonikern unter Dirigenten wie Dani- Sinfonie von und der „Wesen- el Barenboim, Daniel Harding, , donck-Lieder“ von Richard Wagner mit dem Cleveland Franz Welser-Möst, Sir , Gustavo Dudamel Orchestra unter der Leitung von Franz Welser-Möst. und Sir Simon Rattle. Von 2009 bis 2012 war Measha Measha Brueggergosman engagiert sich neben ihrem Brueggergosman als Künstlerin der Reihe „Junge Wilde“ künstlerischen Schaffen in verschiedenen Education- am Konzerthaus Dortmund zu erleben, 2010 gestaltete Programmen und internationalen Benefiz-Initiativen. sie die Eröffnungszeremonie der Olympischen Winter- 2016 wurde ihr der „Mandela Legacy Award“ verliehen.

14 15 Der Namenspatron des delian::quartetts ist der grie- chische Gott Apollon, der als Gott der schönen Künste, der Musen, besonders der Musik, verehrt und nach sei- nem Geburtsort, der Insel Delos, auch Delian genannt wurde. „Was das Quartett auszeichnet“, so der Hessische Rundfunk, „ist zum einen die absolut lebendige, persön- liche Färbung seiner Interpretationen und die Fähigkeit, auch spontan auf das einzugehen, was vom Publikum ent- gegengebracht wird, dessen Schwingungen und Energien aufzunehmen und in Musik umzusetzen. Jedes Konzert wird damit zu einem einzigartigen Erlebnis.“ Bereits in seinem Gründungsjahr 2007 öffneten sich dem delian::quartett die Türen der großen Häuser delian::quartett Archiv Foto: und bedeutenden Festspiele. Das Echo auf jene ersten Eine rege Zusammenarbeit verbindet das Konzerte katapultierte es „praktisch über Nacht“ (Die delian::quartett mit zahlreichen Rundfunkanstalten, Rheinpfalz) mitten in die internationale Konzertwelt. Das die Live-Mitschnitte übertrugen, den „Spitzenwein Debüt des delian::quartetts 2009 in der Berliner Philhar- delian::quartett“ (Radio France) in Porträt-Sendungen monie entfachte Begeisterungsstürme und wurde schon präsentierten oder CDs koproduzierten. Die Einspie- nach dem Eröffnungsstück mit stehenden Ovationen lungen des Quartetts für das Label „OehmsClassics“ aufgenommen. Seither verzeichnet das Ensemble gefei- belegten Spitzenplätze in den Klassikcharts und wurden erte Auftritte in ganz Europa und – als Kulturbotschafter als „subtle and rewarding performance“ (The Strad) mit des Goethe-Instituts – bis nach Afrika. Gastspiele führen „Höchstnoten auf der gesamten Linie“ (Klassik Heute) zum Konzerthaus Berlin, in die Alte Oper Frankfurt, zum ausgezeichnet. Sie waren CD-Tipps der Rundfunkan- Prinzregententheater München, in das Konzerthaus und stalten und wurden mehrfach in die Album Selection der den Musikverein in Wien, die Tonhalle Zürich, zum Beet- Lufthansa gewählt. Die auf die Debüt-CD mit Werken hovenfest , zum Kissinger Sommer, zu den Ludwigs- von Robert Schumann folgende Platte mit Musik von burger Schlossfestspielen, zu den Meraner Musikwochen, Joseph Haydn erhielt eine Nominierung für den Preis dem Rheingau Musik Festival, dem Schleswig-Holstein Echo Klassik 2010. Weitere Einspielungen porträtie- Musik Festival und zur Schubertiade Roskilde. ren die Komponisten Ludwig van Beethoven und Dmitri Die unkonventionelle und beziehungsreiche Pro- Schostakowitsch. Die bejubelte Darbietung von Ernest grammgestaltung macht viele der Delian-Projekte zum Chaussons Konzert für Violine, Klavier und Streichquar- „Ereignis“ (Bonner General-Anzeiger) und „Faszinosum“ tett zusammen mit Liza Ferschtman und Benjamin Moser (Frankfurter Neue Presse). Beachtung finden die „atem- wurde 2018 als Live-Mitschnitt in die Jubiläums-Edition beraubenden Interpretationen“ (Ostthüringer Zeitung) Klavier-Festival Ruhr aufgenommen. Im selben Jahr er- des Quartetts, die wie „eine Neugeburt aus dem Geist schien die aktuelle Doppel-CD „Cantai“ mit Johann der Musik“ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) wirkten, Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ und Stefano Pierinis ebenso wie seine unverwechselbare Ensemble-Persön- für das delian::quartett geschriebenem Werk „Cantai un lichkeit: eine „wundervolle Klanglichkeit und erstaunliche tempo…“. Jene Einspielung, die „uns die gesamte über- Plastizität der Strukturen“ (Frankfurter Allgemeine Zei- wältigende Komplexität der Musik eröffnet und uns mit- tung), angesichts derer aber dennoch stets gelte: „Wahr- nimmt auf einen atemberaubenden intellektuellen Ritt, heit geht hier vor Schönheit“ (Der Tagesspiegel). der sowohl die Klarheit des musikalischen Gedankens

16 17 vermittelt als auch ein Gefühl der Freude“ (MusicWeb Mittwoch, 25. März 2020, 20.00 Uhr International), erhielt unter anderem die maximalen fünf Donnerstag, 26. März 2020, 20.00 Uhr Sterne im italienischen ARCHI magazine und eine No- Philharmonie Mercatorhalle minierung für den OPUS KLASSIK 2019. Ein großes Engagement des delian::quartetts gilt der 8. Philharmonisches Konzert Erweiterung des Repertoires. Das Ensemble gestaltete 2019/2020 die Uraufführung von Werken der Komponisten Alberto Colla, Per Arne Glorvigen, Gabriel Iranyi, Christian Jost, Benjamin Shwartz Dirigent Stefano Pierini und Uljas Pulkkis; die meisten jener Kom- positionen sind dem Ensemble zugeeignet. 2019 widme- te Aribert Reimann dem delian::quartett und der Sop- ranistin Claudia Barainsky seine Bearbeitung von Robert Schumanns Liederzyklus „Frauenliebe und -leben“. Be- reicherung und zusätzliche Inspiration erfährt die musika- lische Arbeit des delian::quartetts durch das regelmäßige Zusammenwirken mit anderen Künstlern von internatio- nalem Rang in erweiterter Besetzung. Zu den Gästen gehören Gilles Apap, Fabio Bidini, Measha Brueggergos- man, Gérard Caussé, die Deutsche Kammerakademie Neuss, Stella Doufexis, Andreas Frölich, Pavel Gililov, Bernd Glemser, Per Arne Glorvigen, das Henschel Quar- tett, Ralph Manno, Sergei Nakariakov, Ulrich Noethen, Menahem Pressler, Dora Schwarzberg, Ulrich Tukur oder Anatol Ugorski. Mit dem großen Schauspieler Bruno Ganz teilten die Delians bis zu seinem Tod 2019 zehn Jahre ihrer künstlerischen Laufbahn in verschiedenen Foto: Larry Garf Aufsehen erregenden Lesungsprojekten. Seit 2017 verbindet die Mitglieder des delian::quartetts Mason Bates als Pirastro-Artists eine Partnerschaft mit dem renom- Anthology of Fantastic Zoology mierten Saitenhersteller. Adrian Pinzaru spielt eine Vio- Igor Strawinsky line von Giovanni Battista Rogeri, großzügig weiterge- Le Chant du Rossignol reicht durch Christine Anderson; Andreas Moschos Vio- line von Giovanni Francesco Pressenda ist eine großher- zige Dauerleihgabe der Paderborner Familien Lödige und La Mer Jacoby. Im Rahmen der Duisburger Kammerkonzerte ist das delian::quartett bereits zweimal aufgetreten. Am 13. November 2011 gestaltete das Streichquartett ein Pro- gramm mit dem Schauspieler Bruno Ganz, am 19. Okto- ber 2014 war die unvergessene Mezzosopranistin Stella „Konzertführer live“ mit Thomas Warnecke Doufexis die Partnerin des Ensembles. um 19.00 Uhr in der Philharmonie Mercatorhalle

18 19 Sonntag, 19. April 2020, 19.00 Uhr Sonntag, 10. Mai 2020, 19.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle Philharmonie Mercatorhalle

TASTENTÄNZE Artist in Residence OZM|Symphony Anna Malikova Klavier – Artist in Residence – OZM|Symphony Nami Ejiri Klavier Markus Stenz Dirigent Victor Lyadov Klavier Anna Malikova Klavier Vladimir Soultanov Klavier – Artist in Residence – Foto: Kaupo Kikkas Kaupo Foto: Foto: Kurt Steinhausen Kurt Foto:

Johann Sebastian Bach Ludwig van Beethoven Konzert für vier Klaviere a-Moll BWV 1065 Konzert für Klavier und Orchester Carl Czerny Nr. 4 G-Dur op. 58 Quatuor Concertant Nr. 1 C-Dur op. 230 Richard Wagner / Henk de Vlieger Peter Tschaikowsky / Eduard Langer „The Ring“ Capriccio Italien op. 45 Ein orchestrales Abenteuer nach Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ Carl Czerny Quatuor Concertant Nr. 2 d-Moll op. 816 In Kooperation mit dem Orchesterzentrum NRW in Dortmund

Das Projekt „Artist in Residence“ wird gefördert von Das Projekt „Artist in Residence“ wird gefördert von

20 21 Herausgegeben von: Stadt Duisburg · Der Oberbürgermeister Sören Link Dezernat für Familie, Bildung und Kultur, Arbeit und Soziales · Dezernent der Stadt Duisburg Thomas Krützberg

Duisburger Philharmoniker Intendant Prof. Dr. Alfred Wendel Neckarstr. 1 47051 Duisburg Tel. 0203 | 283 62 - 123 [email protected] www.duisburger-philharmoniker.de Text & Layout: Michael Tegethoff Fotos: Marc Zimmermann Zimmermann Marc Fotos: Steinhausen un d Kurt Konzertkartenverkauf Theaterkasse Duisburg So 5. April 2020, 11.00 Uhr Opernplatz (Neckarstr. 1), 47051 Duisburg Tel. 0203 | 283 62 - 100 (Karten) Theater Duisburg, Opernfoyer Tel. 0203 | 283 62 - 110 (Abos) Fax 0203 | 283 62 - 210 QUINTETT-VARIATIONEN [email protected] [email protected] Mo - Fr 10:00 - 18:30 Uhr 5. Profile-Konzert Sa 10:00 - 18:00 Uhr Mikhail Zhuravlev Oboe Christoph Schneider Klarinette Teruko Habu Violine Johanna Klose Violine Mathias Feger Viola Anja Schröder Violoncello Aus rechtlichen Gründen sind Bild- und Tonaufnahmen Francesco Savignano Kontrabass während des Konzertes nicht gestattet.

Die Programmhefte der Kammerkonzerte finden Sie bereits fünf Tage vor dem Konzert unter www.duisburger-philharmoniker.de im Internet.

22 8. Kammerkonzert SONIC.ART SAXOFONQUARTETT Jungblut Michael Foto: So 5. April 2020, 19.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle

sonic.art Saxofonquartett: Adrian Tully Sopransaxofon Alexander Doroshkevich Altsaxofon Claudia Meures Tenorsaxofon Kathi Wagner Baritonsaxofon

Arrangements von Johann Sebastian Bach, Philip Glass, Dmitri Schostakowitsch, Felix Mendelssohn Bartholdy, und Guillermo Lago

Ermöglicht durch die Peter Klöckner- Stiftung