Informationsblatt des Kreisverbandes Bitterfeld

5.Jahrgang Preis Spende 10.Oktober 1996

Sozial und Solidarisch : Gegen Sozialabbau und Jugendarbeitslosigkeit

Der 3. Aktionstag des PDS Kreisverbandes wurde am 20. September in Bitterfeld durchgeführt. Er stand im Zeichen des Protestes gegen das Sparpaket der Bonner Regierung. An den gut besuchten Infoständen beantworteten die Vizepräsidentin des Landtages Sachsen - Anhalt MDL Roswitha Stolfa, Mitglieder der PDS Fraktion im Stadtrat Bitterfeld und des PDS Kreisvorstandes die Fragen der Bürger der Kreisstadt zum Anliegen von PDS Kommunalpolitik. PDS Alternativen zur Bonner Politik, Probleme der Arbeitslosigkeit und der Ausbildungsplätze für Jugendliche waren bestimmende Gesprächsthemen. Großes Interesse der Bürger auch am Stand der Antifa für deren Forderung nach einem eigen- ständigem, unabhängigem und offenem Jugendhaus. 2

Blum,Leòn, rechtssozialistische Po- litiker, 1872-1950; seit 1920 an der Spit- ze der SFIO; bejahte 1934 unter dem Druck der Volksmassen die Aktions- einheit mit der KP gegen die faschisti- sche Gefahr; 1936/37 und 1938 Mini- sterpräsident der Volksfrontregierung, deren innen- und außenpolitisches Programm er nicht erfüllte; Verfechter der die Faschisten begünstigenden "Nichteinmischungs- politik" im Spani- schen Freiheitskampf 1936/1939; 1943/45 in den KZ Buchenwald und Dachau eingekerkert; 1946/47 erneut Ministerpräsident. Leon Blum auf einer Kundgebung am 14. Juli 1936 in Paris Vor 60 Jahren. Das Tolerrierungsmodell

Frankreich, Juni 1936. Die Front kratischen Freiheiten zu verteidigen geboten. Mit der gesetzlichen Rege- populaise siegt bei den Parlaments- und die soziale Lage der Arbeiter zu lung des bezahlten Urlaubs, der Auf- wahlen. Der erste sozialistische Pre- verbessern. Leon Blum lud die libe- hebung der rückständigen Sozialge- mierminister Frankreichs, Leon ralen Radikalen und die Kommuni- setzgebung, der Einführung der 40 Blum, trat sein Amt an. Er kam aus sten zu Koalitionsgesprächen ein. In Stundenwoche sowie der Festset- eine wohlhabenden Familie und war der FKP entbrannte daraufhin eine zung der Getreidepreise zugunsten Jurist. Während der “Dreyfus Affä- Debatte über das Für und Wider ei- der Bauern wurde ein beträchtlicher re” Ende des 19. Jahrhunderts ent- ner Regierungsbeteiligung. Maurice Teil des Volksfrontprogramms in die deckte er seine politischen Ambitio- Thorez, der damalige FKP General- Tat umgesetzt. Die Anerkennung der nen und den Marxismus für sich. Sei- sekretär, kam in seiner Befürwortung Rechte der Gewerkschaften in den nen Triumph verdankte er dem an der Regierung Blum nicht durch. Betrieben und der Betriebsräte wur- Einheitsabkommen mit der FKP und Die FKP sicherte ihr aber die Tole- de ebenfalls durchgesetzt. Die Re- anderen linken Kräften im Jahre rierung und Unterstützung zu wenn gierung Leon Blum blieb jedoch auf 1934 sowie dem sensationellen es ihr ernst ist das im Januar 1936 dem halben Wege stehen, nutzt die Wahlsieg der in der Front populaise beschlossene Volksfrontprogramm Situation nicht konsequent gegenüber (Volksfront) verbündeten Linkspar- zu verwirklichen. Die aufflammen- den Unternehmern aus und legte teien im April/Mai 1936. Die Sozia- de Streikfront gegen die Reaktion in eine Pause bei der Verwirklichung listen (SFIO) gingen als Sieger her- Frankreich- Mitte 1936 beteiligten des Volks- frontprogramms ein. Die- vor und zogen mit 146 Abgeordne- sich über 2 Millionen Werktätige - se und andere objektive und subjek- ten (vorher 97) in das Parlament ein. unterstützten die Regierung Blum tive innerer und äußere Bedingun- Den größten Mandatszuwachs, von und ihr Programm. Erstmals muß- gen, die Schwäche und Inkonse- 10 auf 72, verzeichnete die französi- ten die Spitzenvertreter der “ Zwei- quenz der Regierung Blum führte sche Kommunistische Partei (FKP) hundert Familien ” mit den Gewerk- zum scheitern des linken Volksfront Trotz der Niederlage der Liberalen schaften verhandeln. Mit den For- und Tolerierungsmodell. Die Rechts- Radikalen und der profaschistischen derungen “ Zur Tat, Blum! ” und die kräfte und die Unternehmer besei- Kräfte waren die Sozialisten auf ei- “ Reichen müssen zahlen ! ” wurde tigten die positiven sozialen Ergeb- nen Koalitionspartner angewiesen. die Regierung aufgefordert Farbe zu nisse der 14 monatigen Volksfront- Das Ergebnis widerspiegelte den bekennen. Der Schiedsspruch der regierung. Gibt es Erfahrungswerte Willen der Antifaschisten in Stadt Regierung Blum ermöglichte die für unsre heutige Zeit? Es ist dies und Land, in breiter Front die Kräfte 12% Lohnerhöhung durchzusetzen. mit ja zu beantworten und jeder soll- der Reaktion abzuwehren, die demo- Die Unternehmer hatten nur 4% an- te überlegen welche es sind. 3 Blickpunkt GEFUNDEN NO.8 INFOBLATT 25. OKTOBER 19966 ND 4/5. Dezember 1993

Frankreich, Juni 1936. Die Front Populaise siegt bei den Parla- mentswahlen. Der erste sozialistische Premierminister Frank- 2 reichs, Leon Blum, trat sein Amt an. Klaus Fettig zum Tolerierungsmodel der 30 Jahre in Frankreich.

(...) Offensiver Umgang mit der Geschichte ist für die PDS 4 Sachsen-Anhalt ein wichtiger Bestandteil ihrer Politik. Uns geht es darum aus der Analyse und Kritik des Staatssozialismus und seines Scheiterns Ansätze für demokratisch sozialistische Poli- tik zu gewinnen. Zum Antrag der Standpunkt von Klaus Fettig

Die Damaschke Straße zwischen der “Kreuzung Danneberg” 5 und dem Puschkin Platz wurde nach Adolf Damaschke (1865- 1935) benannt. Der in geborene Lehrer versuchte das großstädtische Wohnungselend der Arbeiter durch eine Bo- denreform zu überwinden.Über seinen Lebensweg und den weiterer Namensgeber Dr. W. R.Pötsch.

6 Im August 1996 trafen sich Stadt- und Gemeinderäte mit PDS - Mandat und Vertreter des Kreisvorstandes zu einer Klausurberatung am Königssee in der Dübener Heide. Darüber und über den PDS Aktionstag berichtet Dagmar Zoschke, Vorsitzende der PDS Stadt- fraktion Bitterfeld.

Am 11. November hat das dritte Buch zum Politbüroprozeß in der 8 Berliner Stadtbibliothek seine Premiere. Es trägt den Titel »Die Karikatur H. Kretschmar Beweisaufnahme im Politibüroprozeß« (Band 1) und erscheint im Magnus Verlag Berlin. Im Gespräch mit G. Gaus Autor Dietmar Eng ist jetzt weit. Und Bernstein ist der Sieger. Jochum. Was stets schon störte, Marx, kommt auf den Müll. Denn fortan frißt nur Pflaumenmus der Tiger, PDS Landesvorsitzende Petra Pau begrüßte am 22.09.96 Einfach weil es das Neue Denken will. die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der turnusmäßigen Beratung der Kreisvorsitzenden der PDS. Sie möge, so ihr Wunsch " Lust Mißstände ändern, die zum Himmel schreien, 10 auf mehr tatsächliche Politik machen.",. Aus dem Referat von Lothar Bisky dokumentieren wir den 2. Teil. Kann man natürlich auch wie einst in Prag. Das Pentagon erteilt dazu die Weihen Und liefert günstig auch den Sarkophag. RHEINBLICK 8/96 - Nachrichten . Einladung zu 2. Gesamt- mitgliederversammlung des Ortsverbandes Wolfen. Die Volksgemeinschaft steigt aus ihrem Grabe, 12 Als Weltgemeinschaft lieblich anzuschauen. Und mit sich bringt sie all ihr Habe: Denn Wolf und Schafe müssen sich vertrauen.

Nur zu: gesichert ist voll auf der Frieden, IMPRESSUM Wenn sich der Kommunismus selbst entleibt. Herausgeber: PDS Kreisvorstand Bitterfeld - Saarstraße 12 - O6749 Und Eintracht ist der Menschheit dann beschieden, Bitterfeld - Telefon/Fax 4 2520 Weil nur der Kapitalismus übrigbleibt. Redaktion: Klaus Fettig (V.i.S.d.P.), Lotti Heinz, Jobst Bott. Druck: DTE - Radegaster Straße 14 - 06369 Weißandt-Gölzau Für schriftlich gekennzeichnete Artikel ist der Verfasser veranwortlich. ANDRE MÜLLER Redaktionsschluß 25. 10.1996 Auszug aus „Glasnost“, 1987 4 Zum objektiven Umgang mit der Geschichte. Wer Zukunft will muß sich der Vergangenheit stellen. Zum objektiven Umgang mit der Geschichte. Ein Nachtrag zum 4. Landesparteitag (2. Tag) der PDS Sachsenanhalt.Von Klaus Fettig.

AUS DEM ANTRAG So konnte ich den Beschlußantrag mer uns Verbrechen allein auf die DDR “Zum objektiven Umgang mit der Ge- zu beziehen, weil sie nicht im luftleerem DES LANDESVORSTANDES. schichte” nicht mit tragen. Um es vor- Raum oder in einem Schwarzen Loch wegzunehmen, mein Standpunkt ist, existierte. Das heißt nicht, daß sie unter (...) Offensiver Umgang mit der Geschichte daß tiefe Verständnis objektiver und den Teppich gekehrt werden dürfen. Je- ist für die PDS Sachsen-Anhalt ein wichtiger subjektiver geschichtlicher Zusammen- der auf dem Parteitag Anwesende hat Bestandteil ihrer Politik. Uns geht es darum aus der Analyse und Kritik des Staatssozia- hänge ist eine wichtige Voraussetzung seine eigenen Biographie und Geschich- lismus und seines Scheiterns Ansätze für de- für die politische Handlungsfähigkeit te. In dem vom Landesvorstand einge- mokratisch sozialistische Politik zu gewinnen. einer sozialistische linken Partei. Die brachten, vom Parteitag bestätigten und Notwendige Kapitalismuskritik darf nicht zur Dialektik besteht nur in der Tatsache, mir abgelehnten Beschlußantrag heißt es Verdrängung unserer Kritik am Staatssozia- wer die Vergangenheit nicht kennt, kann unter anderem “ diese Gesellschaft lismus und seinen Institutionen führen. PDS die Gegenwart nicht begreifen und die braucht PDS und hat ein Recht, nach- beginnt mit der Entschuldigung vor den Zukunft nicht gestalten. Die kritische vollziehbar das Warum und Wie des BürgerInnen der DDR für Irrtümer, Fehler und Verbrechen der SED. Programmatisch und in jedoch von Sachverstand geprägte Aus- Streits gegen die Versuche der Restau- ihrer politischen Praxis hat die PDS den Bruch einandersetzung mit der Geschichte der rierung der SED in der PDS durch eini- mit der SED vollzogen. In zahlreichen Debat- SED, der DDR und der sie weitertragen- ge Genossen zu erfahren." Diese Aus- ten wie in der Programmdiskussion hat die den Kräfte ist nicht nur legitim, sondern sage ist für mich persönlich eine Unter- PDS ihre Kritik am Sozialismusversuch der eine Notwendigkeit für die PDS. stellung, weil sie nicht eindeutig hervor- DDR geschärft und festgeschrieben. Mit uns Der vom Landesvorstand eingereichte hebt, wer diese Genossen sind. Auch gibt es kein zurück in obrigkeitsstaatliche, pa- Antrag an die 2. Tagung des 4. Landes- geht die herauf beschworene Restaurie- triarchale und antiemanzipatorische Sozialis- musvorstel lungen. Wir bekräftigen unser fest- parteitages ” Wer die Zukunft will muß rung des SED, unter den heutigen poli- halten am antistalinistischen Gründungskon- sich der Vergangenheit stellen ” ist nach tischen Bedingungen, an den wesent- sens der PDS und werden ihn gegen restau- meinem Erkenntnisstand und meiner lichsten Fragen vorbei. Es zeugt auch rative Bestrebungen verteidigen...... Biographie zu einseitig auf einen Teil des nicht von Konsens und Toleranz wenn von 1945/1990 gespaltenen Deutsch- Genossen die anderer Auffassungen (... ) Wir wollen die bundesrepublikanische lands gerichtet. Wer sich nur mit der über Grundfragen der Geschichte der Gesellschaft von links verändern und nicht Vergangenheit des Sozialismus- DDR haben oder soziale Errungenschaf- ostdeutsch konservieren...... versuches in der 40 jährigen Geschichte ten gegen rechts konservative Kräfte (...) Die Verteidigung ostdeutscher Identitä- der DDR auseinandersetzen will, vergißt verteidigen, als DDR Nostalgiker einge- ten und Lebenszusammenhänge bleibt Teil der eins - sie war nur eines der Ergebnisse stuft werden. Politik des PDS..... des vom deutschen Faschismus entfes- Der Beschlußantrag von Werner selten und verlorenen II. Weltkrieges. Im Grossert aus Dessau, auch zu Proble- (...) Emanzipatorische Kritik am Staatssozia- Ergebnis entstand nicht nur die DDR men der Geschichte, geht weiter. In An- lismus schließt für uns den kritischer und sondern die kapitalistische BRD. Wenn sätzen legt er die Probleme und Ursa- selbstkritischen Umgang mit persönlichen Bio- die PDS sich als Gesamtdeutsche Partei chen vor und nach 1945, die inhaltliche graphien ein. Nicht Ausgrenzung, sondern Kri- entwickeln will, muß sie der Geschichte Auseinandersetzung mit der SED, mit tischer Umgang mit unserer auch vielfach per- sönlichen Verantwortung ist unser Weg...... beider deutscher Staaten kritisch unter der DDR und mit dem Sozialismus- die Lupe nehmen und in den Prozeß der versuch sowie der Notwendigkeit der (...) Wer rückwirkend linke KritikerInnen und Blockauseinandersetzung richtig einord- kritischen Betrachtung dar. Nach mei- Opposition in der DDR kriminalisiert, wer Aus- nen. Wer vergißt, daß mit der Bildung ner Auffassung fehlt auch hier der Zu- grenzung und Repression in der DDR nach- der Bi und Dri Zone, der separaten Wäh- sammenhang mit der Entwicklung im träglich rechtfertigt, verläßt den Gründungs- rungsreform, mit der Ausarbeitung des westlichen teil Deutschlands. konsens der PDS. Der Pluralismus in der DDR Grundgesetzes unter Aufsicht der west- Mit diesem Gedanken in meinem hat dort seine Grenze, wo rückwirkend Ver- folgung und Repression gegen Opposition in lichen Besatzungsgouverneure durch Nachtrag zum Landesparteitag geht es der DDR als notwendig und sinnvoll darge- den parlamentarischen Rat im Mai 1949, mir nicht darum die kritische Auseinan- stellt werden...... die Spaltung Deutschland vollzogen dersetzung mit unserer Geschichte ir- wurde betrachtet die Vergangenheit zu gendwie abzuschwächen. Das wäre im (...) Aus der SED heraus konnte die PDS ent- einseitig. Diese Betrachtungsweise des Sinne von Marx falsch weil er es selbst stehen, aus der PDS heraus wird es nimmer Antrages des Landesvorstandes birgt in in brillanter Weise, wissenschaftlich, kri- eine Auferstehung der SED geben. Wer dies sich die Gefahr Wasser auf die Mühlen tisch und nach vorn orientierend getan nicht oder nur als "taktische Zeitlösung" ak- konservativer DDR Kritiker zu gießen. hat. Nehmen wir uns ein Beispiel an ihm. zeptiert, ist unter demokratischen Sozialisten nicht willkommen...... Es ist zu einseitig, die Fehler und Irrtü- 5 Die Straßen von Wolfen Ihre Namensgeber. Vorgestellt von Dr. Winfried R. Pötsch

Gehart Hauptmann ist sicher jedem bekannt durch seine sozialkritische Tragödie “Die Weber”. Der am 15.11.1862 in Bad Salz- brunn (Szczawno Zdròj) geborene Gerhart Hauptmann war der bedeutendste Vertreter des deutschen Naturalismus und Vorkämpfer des modernen sozialkritischen Theaters. Treffend und engagiert charakterisierte er soziale Ungerechtigkeiten und wirtschaftliche Not der Massen im Zeitalter der Industrialisierung. Seine 1893 entstandene Tragödie “Die Weber” (die dramatische Bearbeitung des Weberaufstandes von 1844) ist das Hauptwerk des deutschen Naturalismus. - Weitere bekannte Werke sind “ Der Biberpelz ” (1893). “ Die Ratten ” (1911) und “ Bahnwärter Thiel ” (1888).

Schon 1912 wurde Hauptmann mit dem Nobelpreis geehrt. Trotz späteren Auswei- chens auf Märchen, Sagen und Mystik blieb er stets der bürgerliche Humanist. Er starb am 6.6.1946 in Agnetendorf (Jagniatkòw), wurde jedoch auf eigenen Wunsch in Hiddensee beigesetzt. Eine sowjetische Ehrenkompagnie erwies ihm die letzte Ehre. Die Gerhart-Hauptmann-Straße führt von der Krondorfer Straße zur Erich-Weinert- Schule

Der Hafenarbeiter Etkar Andrè ( so die richtige Schreibung des Namens) war Kampfgefährte und Freund Ernst Thälmanns.Am 17.01.1894 in Aachen geboren, schloß er sich während des ersten Weltkriegs der antimilitäristischen Bewegung an. 1923 trat er in die KPD ein. Er wurde zum Mitbegründer und späteren Leiter des Roten Frontkämpfer- bundes in Hamburg. 1927 wurde er in die Hamburger Bürger- schaft (Stadtparlament) gewählt. Ein 1931 auf ihn verübtes Attentat mißglückte. Bereits am 5.03.19933 wurde er verhaftet. 1936 verteidigte er vor Gericht aufrichtig seine Ideale. Das Todesurteil stand offensichtlich von vornherein fest.Vollstreckt wurde es auf persönliche Anordnung Hitlers am 04.11.1936. Die Edgar-Andrè-Straße (falsche Schreibung ) liegt in Wolfen Steinfurth.

Adolf Damaschke (1865-1935) Mit der Prof.-Dr.-Kurt-Meyer-Straße benannt. Der in Berlin geborene in Wolfen Nord wird ein bekannter Lehrer versuchte das großstädti- Forscher der Agfa/Orwo Filmfabrik sche Wohnungselend der Arbeiter Wolfen geehrt. Johannes Kurt durch eine Bodenreform zu über- Meyer wurde am 31.3.1904 in winden. Bodenreform in seinem Zwickau geboren, studierte an der Sinne bedeutete nicht Aufhebung TH Dresden , wo er 1929 zum Dr. des Privateigentums an Grund und Ing promovierte, und wirkte danach Boden, sondern gesetzliche als Forscher in verschiedenen Mißbrauchverhin derung, z. B. über Betrieben. Nach der Rückkehr aus die Steuergesetzgebung. Zur der SU wurde er Technikumsleiter, Popularisierung seiner Idee gründe- dann Abteilungsleiter und schließ- te er 1888 den “Bund der Boden- lich 1956 Forschungsdirektor in der reformer” dessen Vorsitz er 1898 Filmfabrik. Daneben wirkte er als übernahm. Seine Ideen fanden Professor an der Universität Berlin. Die Damaschke Straße zwischen Widerhall, konnten sich aber gegen Sein Hauptgebiet war die subtrak- der “Kreuzung Danneberg” und die Front der Besitzenden nicht tive Mehrschichtfarbfotografie. Er dem Puschkin Platz wurde nach durchsetzen. starb am 6.11.1978 in Wolfen. 6 PDS Stadtfraktion Bitterfeld

Wie weiter ?

Gedanken nach der Klausurberatung der Mandats- träger und dem 4. Landesparteitag (2. Tagung).

Stadträte unter sich. Dagmar Zoschke und Bettina Kutz im Gespräch.

Im August 1996 trafen sich Stadt- und Gemeinderäte mit Wir haben die Hoffnung, daß diejenigen, die in diesem Jahr PDS - Mandat und Vertreter des Kreisvorstandes zu einer an der Klausurberatung mitgewirkt haben, im nächsten Jahr Klausurberatung am Königssee in der Dübener Heide. Die jeder noch zwei Genossinnen oder Genossen mitbringen, wir Pallette der anstehenden Themen war groß und reichte von der also Angst haben müssen mit dem Platz nicht auszureichen. Diskussion des Leitantragsentwurfes an den Landesparteitag, Für das nächste Jahr haben die Vorbereiter sich vorgenommen, über Kinder- und Jugendarbeit bis hin zur anstehenden Novel- mehr Diskussionen in Arbeitskreise zu verlegen, u.a. auch eine le der Landkreis- und Gemeindeordnung durch den Landtag Diskussion zur Vergangenheit der eigenen Partei, im eigenen von Sachsen Anhalt. Auch die Gästeliste war vielgestaltig wie Landkreis, und bereits jetzt schon Themen für eine inhaltsrei- die Themen. Wir konnten den stellvertretenden PDS - Landes- che Diskussion zu sammeln. Wir warte auch auf Eure Vorschlä- vorsitzenden Frank Baier, die Mitglieder des Landtages Matthi- ge. Bleiben werden wir bei einem gemeinsamen kulturellen, as Gärtner, Prof. Dr. Günter Trepte, Roswitha Stolfa und Dr. kleinen sportlichen Höhepunkt dieses Wochenendes. Die Wan- Gerd Schuster ebenso begrüßen wie den Stadtvorsitzenden der derung durch ein Stück saubere Natur hat allen viel Spaß ge- PDS Dessau Michael Berghäuser und den Regionalgeschäfts- macht. führer Harald Krüger. Die Stadtfraktion der PDS hat bereits zum Aktionstag am Wir denken durch die gesetzten Diskussionsschwerpunkte 25. September 1996 deutlich gemacht, wie sie in Zukunft wei- wurden eine Unmenge an Informationen weitergeleitet, durch ter arbeiten will. Wir werden gemeinsam mit den Vorsitzenden die Diskussion selbst Anregungen für parlamentarische Initiati- der Basisorganisationen der Kreisstadt einen Aktionsplan für ven und außerparlamentarische Aktionen gegeben worden. das Jahr 1997 erarbeiten, in dem solche „ Straßenkämpfe „, Bereits in der Vorbereitungsphase hatten sich die Kreistags- wie der am 25.09.96 , fester Bestandteil sein werden. Wir wol- fraktion und die Stadtfraktion Bitterfeld durch die Erarbeitung len in allen Stadtteilen unserer Kreisstadt im nächsten Jahr solch einer Handreichung für die Mandatsträger des Landkreises zu einen Nachmittag gestalten. Darüber hinaus sollen unsere Frak- den Themen „ Jugendpauschale „ und “Straßenausbaubeitrags- tionssitzungen weiterhin öffentlich durchgeführt werden, hier satzung” aktiv mit eingebracht. wollen wir den Versuch starten unsere Parteibasis stärker ein- In der Zwischenzeit hat ja der Kreisverbandstag beschlos- zubeziehen. Die schwierigen Haushaltsdiskussionen für das sen, den Kreisvorstand für die Rahmensetzung und Unterstüt- Jahr 1997 werden wir ebenso wie 1996 mit Hilfe unserer zung dieses Projektes „ Handreichung für die Mandatsträger „ Grundsatzpositionen führen und dabei Interessen von Bürge- verantwortlich zu machen. Ein Meilenstein auf dem Weg der rinnen und Bürgern vertreten. Die Erfahrungen mit dem Pro- Unterstützung für unsere Mandatsträger - angemerkt sei an die- blem „ Straßenausbaubeitragssatzung „ haben zum einen ge- ser Stelle aber, ohne die aktive Mitarbeit aller Mandatsträger, zeigt, daß es wichtig und richtig ist, sich zu wehren, es hat eine ihre Bereitschaft sich hier einzubringen mit ihren spezifischen Straße der Kreisstadt fest zusammengefügt . Für die Partei des Erfahrungen, funktioniert dieses Projekt überhaupt nicht. Demokratischen Sozialismus war es wichtig eine sich grün- Trotz dieser vielen lobenswerten Ergebnisse der Klausur- dende Bürgerinitiative zu unterstützen und den einmal als richtig beratung, über die wir noch weiter hier im „PDS Blickpunkt „ erkannten Standpunkt konsequent zu vertreten, wir haben diskutieren können, haben wir leider wieder nicht die Einzel- Rückrat bewiesen. kämpfer auf dem flachen Land erreicht; die also, die in den Stadt- Die Ergebnisse der Arbeit der Mitglieder der Landtagsfrak- und Gemeinderäten ohne fraktionellen Hintergrund kämpfen tion und der Bundestagsgruppe der PDS sollten wir mehr in müssen, die allein nur aus lokalen Erwägungen heraus Entschei- unsere theoretische Arbeit einbeziehen, mit unseren kommu- dungen treffen müssen, an denen nicht zuletzt vor Ort auch die nalpolitischen Erfahrungen paaren und konsequent in unserer PDS insgesamt gemessen wird. Ein weites und schweres Feld. praktischen Arbeit umsetzen. 7 Im Bild - PDS Aktionstag 20. September 1996

Auch der Bürgermeister der Stadt Bitterfeld, Dr. Rauball, nutzt die Gelegenheit. zum Bürgergespräch am Info Stand der PDS.

Im Gespräch PDS Stadtrat Jobst Bott und PDS Kreisvorsitzender Klaus Grabarits, Kreisvorsitzender über erste Ergebnisse des im Rahmen der Kampgne "Sozial und solidarisch" durchgeführten Aktionstagen der Bit terfelder Basisgruppen. MdL Roswitha Stolfa, Vizepräsidentin des Landtag Sachsen-Anhalt und Klaus Fettig, 1. Sprecher des PDS Ortsverbandes Wolfen, bei der Zusammenstellung von Info-Material.

Mathias Gärtner, MdL Sachsen- Anhalt beantwortet in der Podiumsdiskussion am Abend Fragen zur PDS ugendpolitik. Während der Podiumsdiskussion 8 gen zwischen der Bundesrepublik und der DDR vieles zu Gun- Die Mauer wurde nicht von sten der Menschen ganz konkret verbessert worden; und es ist auch diese Grenze, um die es in den Politbüroprozessen vor al- einer Seite alleine gebaut. lem ja geht, durchlässiger geworden. Die Verhältnisse, vor allem die an der Grenze, waren niemals so, wie man sie sich wünschen Am 11. November hat das dritte Buch zum Politbüro- mochte, aber sie waren im Laufe von zähen, schwierigen Ver- prozeß in der Berliner Stadtbibliothek seine Premiere. Es handlungen doch erheblich besser geworden. trägt den Titel »Die Beweisaufnahme im Politibüroprozeß« (Band 1) und erscheint im Magnus Verlag Berlin. Autor TP: Die DDR hat ja durch die Anerkennung dieser Grenze sehr viel von der Dietmar Jochum hat den Band wiederum mit einer Reihe Bundesrepublik bekommen. Wäre es nicht möglich gewesen, mit dieser Unter- von Interviews zum Thema ergänzt, u. a. mit , schrift unter den Grundlagenvertrag mehr zu erreichen – zweifellos ist viel er- Herta Däubler-Gmelin, Heinrich Graf von Einsiedel, Hein- reicht worden – als ein »paar« Erleichterungen, wenn man noch ein bißchen ge- drückt hätte – was in Anbetracht der Tatsache, daß im Laufe der Jahre danach rich Lummer, Wolgang Thierse, Heinrich Lummer, Uwe- noch viele Menschen an der Grenze umgekommen sind, hätte in Erwägung gezo- Jens Heuer und Rechtsanwalt Dr. Manfred Studier sowie gen werden können? Günter Gaus, dessen Gespräch wir im nachfolgenden mit Gaus: Ich halte das für eine ganz und gar unpolitische Fragestel- freundlicher Genehmigung Herrn Jochums als Vorabdruck lung. Die Vorstellung, daß, solange es die beiden Westblöcke gab veröffentlichen. – und wir reden jetzt vom Jahre 1972, und der Zusammenbruch des Ostblocks erfolgte nach 1989, also mehr als ein Jahrzehnt TP: Herr Gaus, die Angeklagten im Politbüroprozeß, Egon Krenz und andere, später – das Grenzregime, die Militärgrenze des Ostblocks ge- verteidigen sich damit, daß die DDR in puncto Grenzfragen keine Souveränität gehabt hatte. Sie waren jahrelang Ständiger Vertreter der Bundesrepublik in der genüber dem Westen durch bundesrepublikanischen Druck auf ehemaligen DDR und sind somit wie kaum ein anderer mit den Realitäten dort die DDR hätte entscheidend verändert werden können, ist apoli- vertraut gewesen. Könnten Sie zu dieser Problematik Ihre Ansicht darlegen – tisch und ahistorisch, sie ist schwachsinnig. war es mit der Souveränität in Grenzfragen wirklich so schlecht bestellt, wie es die Angeklagten im Politbüroprozeß heute behaupten? TP: Nun ist ja die DDR bis 1961 ohne Mauer oder dichte Grenze ausgekommen. Gaus: Zunächst gesagt: Ich bin kein Jurist und äußere mich also Heute wird auch häufig darüber gestritten, wer nun eigentlich für die Errichtung nicht zu den juristischen Grundlagen dieses Politbüroprozesses, verantwortlich oder ursächlich war. Hat die DDR nach der Mauer und Grenze zu den juristischen Konstruktionen; ich äußere mich als ein Zeit- verlangt und die UdSSR hat es gestattet oder wurde sie ihr von der Sowjetunion genosse, der die Verhältnisse in der DDR aus der Nähe beobach- aufoktroyiert? Gaus: ten konnte, und auch, denke ich, die politischen Möglichkeiten Soweit ich den Stand der historischen Forschung überse- der DDR innerhalb des Lagers, zu dem sie gehörte, einzuschät- hen kann, gibt es darüber noch kein endgültiges Urteil. Auch die zen wußte. Danach sage ich: Die DDR ist nicht per Knopfdruck Juristen, die den Prozeß führen, haben, so denke ich, noch keine von Moskau aus regiert worden, wie das im Westen während des unzweifelhafte Klarheit darüber. Es ist wohl so gewesen, daß die Kalten Krieges gern unterstellt wurde. Die DDR hatte ein gar nicht DDR in Moskau vorstellig geworden ist und gesagt hat: Was soll so geringes Maß an Souveränität. Sie ist darin durchaus vergleich- ich tun, mein Staat läuft leer? Aber es ist ganz gewiß gleichzeitig bar der Bundesrepublik, dem anderen deutschen Nachkriegsstaat. auch von Moskau sehr genau beobachtet worden, was dieses Auch die Bundesrepublik war kein amerikanischer Vassall, wie Leerlaufen des westlichen Glacis des Ostblocks für die östliche das im Osten gerne während des Kalten Krieges behauptet wor- Macht, für den östlichen Block bedeuten würde. Also: Welches den ist. Die Bundesrepublik hatte ein hohes Maß an Souveräni- Dokument, in dem das und jenes steht, auch immer das jeweils tät. Aber beide Staaten, beide deutsche Nachkriegsstaaten, hat- zuletzt gefundene sein mag und was immer es an historischer ten nur eine eingeschränkte Souveränität. Sie war eingeschränkt Deutung zuläßt, die Mauer ist sicherlich errichtet worden im Ge- durch die Verpflichtungen, die die jeweiligen Bündnissysteme spräch zwischen den Bündnispartnern Sowjetunion, DDR und diesen Staaten auferlegten. Sie war eingeschränkt durch allen anderen Ostblockpartnern. Vorbehaltsrechte der ehemaligen Kriegsalliierten. Im Falle der DDR heißt das: Es ist für mich unvorstellbar – ich halte es für TP: Würde das Gericht all das, was Sie hier sehr überzeugt und auch sehr über- historisch unsinnig, zu unterstellen –, daß die DDR volle Souve- zeugend gesagt haben, ohne Historiker würdigen können? ränität gehabt hätte, über ihr Grenzregime nach Westen; denn Gaus: Es gibt Historiker, die es ganz anders sehen, als ich es hier die westliche Grenze der DDR und die Grenze zum westlichen gesagt habe, außerdem bin ich kein zünftiger Historiker, sondern Teil Berlins war gleichzeitig die Militärgrenze der beiden hoch- nur ein bis zum einem gewissen Grade an der Geschichte betei- gerüsteten Blöcke – Ost und West – in einer geteilten Welt. Über ligter Zeitgenosse. Ob das Gericht durch Verpflichtung eines Hi- diese Grenze, über die Art, wie diese Grenze zu sichern sei, über storikers also einen Aufschluß bekommen könnte, der den Pro- die Art, wie die Sicherung gehandhabt werden konnte, konnte zeß obsolet machen würde, das vermag ich nicht einzuschätzen. die DDR mitreden; aber sie konnte nicht darüber souverän ent- Ich kann nur sagen, die geschichtlichen Realitäten, wie sie zu scheiden. erkennen sind, sprechen gegen den Ansatz, den diese Politbüro- prozesse haben. Wozu ich wiederhole: Ich bin kein Jurist, son- TP: Nun handelte es sich hier um eine Grenze, die von der Bundesrepublik durch dern ich argumentiere politisch-historisch. den Grundlagenvertrag anerkannt wurde. Wenn man sich’s genau überlegt, war das eine Grenze, die nur dann einen Sinn machen konnte, wenn ihre Verletzung TP: Nun wird ja den Angeklagten von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, sie zur Not auch mit der Schußwaffe verhindert würde. War man 1972 etwa so naiv, hätten es auch unterlassen, das Grenzregime abzuschaffen bzw. es zu humanisie- zu glauben, durch den Grundlagenvertrag würde alles besser? ren. Sie haben gesagt, die Souveränität war Ihrer Meinung nach eingeschränkt in Gaus: Ich denke, daß man 1972, als der Grundlagenvertrag ab- diesen Belangen. Dagegen sind ab 1983 die Splitterminen an der Grenze sukzes- geschlossen wurde, mit Recht annahm, daß auf der Basis dieses sive abgebaut worden im Alleingang durch die DDR. Vertrages die schmerzlichen und zum Teil grausamen Folgen der Heute verteidigen sich Egon Krenz u.a. damit, daß das zwar so war, aber an- schließend seien sie zum Rapport nach Moskau bestellt worden. Hat die DDR Teilung des deutschen Volkes gemildert werden könnten. Und durch den Abbau der SM-Anlagen aber nicht dennoch so etwas wie Souveränität tatsächlich ist in den zwanzig Jahren der staatlichen Beziehun- bewiesen, daß sie quasi etwas tun konnte, ohne die Sowjets zu fragen? Gaus: Wir wollen in diesem Interview nicht vergessen, daß der auf sich geladen haben – alle strafrechtlich festzulegende Schuld9 Gegenstand, über den wir sprechen, ein schrecklicher ist, näm- muß strafrechtlich geahndet werden, es geht nicht darum straf- lich: Ein Grenzregime, wie es zwischen den beiden Nachkriegs- rechtliche Schuld unter den Teppich zu kehren –, also zwischen staaten bestand mit den all den schrecklichen, tragischen Folgen, Beteiligten, Tätern, Opfern, Mitläufern Gespräche zu führen, die es gehabt hat. Aber in der Sache muß doch gesagt werden: Foren zu eröffnen, auf denen man sich austauscht über das, was Die Fragen, ob man diese Mauer, dieses Grenzregime, so wie es seinerzeit war, wie man sich dazu gestellt hat, was man sich sel- existierte, 1961 schafft und ob man, nachdem die Entspannungs- ber vorwirft; Zeitgenossen, Zeitzeugen zu befragen und nicht nur politik schon einige Jahre Fortschritte gemacht hatte, bestimmte, auf Akten sich zu stützen, was doch ohnehin immer nur das Hilfs- besonders scheußliche Waffen beseitigt, sind von unterschiedli- mittel der Geschichte ist. Hier hätte die Geschichte die Möglich- cher Wertigkeit. Ich bleibe dabei, daß die Grundfrage »Mauer – keit, sich mit den besseren Quellen, nämlich den lebenden Men- ja oder nein«, »Grenzregime«, der Art wie es bestand, »Ja oder schen und nicht mit ihren schriftlichen Aufzeichnungen zu be- nein«, von der DDR nicht alleine entschieden werden konnte; fassen. Dies alles in Gesprächen zu tun, hielte ich für sehr nütz- daß aber die Frage, bestimmte Scheußlichkeiten abzubauen, um lich. Aber das ist ja nicht der Fall, das tun wir ja nicht; wir stützen sich damit weitere Vorteile aus der Entspannungspolitik zu si- uns auf diese dubiosen Stasi-Akten, wir führen Prozesse auch chern, so wichtig sie war für die Zustände an der Grenze, grund- da, wo ich den Ansatz für Prozesse nicht als gegeben ansehe; sätzlich doch von geringerer Bedeutung gewesen ist. Zur Frage juristisch läßt sich fast alles konstruieren, aber ein offenes Ge- der Minen mag die DDR durchaus einen selbständigen Schritt spräch zwischen allen Beteiligten findet nicht statt. Ich glaube, riskiert haben, mußte aber sicherlich danach in Moskau Rede daß es ein schöner Traum ist, das jetzt noch zu bewerkstelligen. und Antwort stehen. Nach meiner Erfahrung war die gesamte Es hat solche Gespräche vielleicht in den ersten Monaten nach deutsch-deutsche Politik der Jahre von 1974, als wir die Ständige der Wende gegeben, es mag solche Gespräche vereinzelt immer Vertretung eröffneten, bis 1989, als die DDR zusammenbrach, noch geben, aber eine große, wenn Sie so wollen, nationale An- durchaus auch von Selbständigkeiten der DDR gegenüber Mos- strengung, miteinander ins Gespräch zu kommen, hat es nicht kau gekennzeichnet. So wie die Bundesrepublik gelegentlich gegeben und kann es jetzt gar nicht mehr geben. Da habe ich Mißtrauen bei ihren Alliierten, vor allem bei den Amerikanern, keine Hoffnungen mehr, und ich bin im Zweifel, ob Ullmann die geweckt hatte, so hat auch die DDR Mißtrauen bei ihren Alliier- Idee mit dem Tribunal oder dem Forum, wie ich vorziehen wür- ten, vor allem in Moskau geweckt. Aber dies alles hat nichts zu de es zu nennen, wirklich noch für habhaft, für praktikabel an- tun mit der Grundfrage, die Sie aufgeworfen haben ganz am sieht. Anfang: Wie souverän war die DDR in der Frage, die Mauer zu errichten oder nicht. Die Mauer konnte sie nicht selbständig er- TP: Die Angeklagten im Politbüroprozeß sprechen von einer Siegerjustiz. Was richten und konnte sie auch nicht ohne die Duldung Moskaus halten Sie davon? niederlegen. Gaus: Mich stört an diesen Prozessen, was ich in diesem Inter- view gesagt habe. Mich stört, daß Prozesse angestrengt werden, TP: Hätte man nicht auch in der Konsequenz der betriebenen Entspannungspoli- die mit der historischen Schuld beider Seiten nichts zu tun ha- tik hinsichtlich des Minenabbaus hingehen und durch Devisen beispielsweise ben. Ich kann es den Angeklagten nicht verargen, wenn sie es erreichen können, daß auch dieser sog. Schießbefehl noch milder gehandhabt wird bzw. durch Devisen erreichen können, daß die Grenzsoldaten überhaupt Siegerjustiz nennen. nicht schießen müssen bzw. danebenschießen? Gaus: Wenn ein Grenzkommandeur in jedwedem System der TP: spricht davon, Prozesse der Art, wie sie der- Welt seinen Soldaten augenzwinkernd sagt, nehmt meine Befeh- zeit in Berlin gegen Egon Krenz und andere geführt werden, auch le nicht so ernst oder gar, was Sie in Ihrer Frage für möglich un- gegen Mitglieder des Kollegiums des Nationalen Verteidigungs- terstellen, einen – sagen wir – Geheimbefehl erläßt, nicht mehr rates, spalten eher das deutsche Volk als daß sie es vereinen. Kön- gezielt zu schießen, dann können Sie die Grenze in der Tat gleich nen Sie das nachvollziehen? niederlegen. Ich denke, Politik muß darauf abgestellt sein, das Gaus: Nein, das kann ich nicht, weil ich denke, daß Hans Modrow Entstehen solcher Grenzen zu vermeiden, und ich will ausdrück- sich täuscht. Ebenso wie das jene tun, die sich für diese Prozesse lich einmal sagen: Die Mauer ist nicht von einer Seite alleine ge- sehr engagieren. Die ganz große Mehrheit der Deutschen hat ganz baut worden, der Kalte Krieg ist nicht von einer Seite alleine ge- andere Sorgen, in Ost und in West, als diese Art von führt worden. Der Westen, einschließlich der Bundesrepublik, Geschichtsaufarbeitung. hat sich am Kalten Krieg beteiligt. Also eine Politik zu betreiben, anders als im Kalten Krieg, in der nicht solche Mauern entstehen TP: 1987 wurde eigens für Honecker ein Straffreiheitsgesetz erlassen, um den auf der Welt, ist ein hoch wünschenswertes Ziel, aber die Vorstel- Staatsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland zu gewährleisten. Honecker ist lung, wenn denn eine solche Mauer entstanden ist, dann lasse sie sozusagen mit weißer Fahne auf rotem Teppich eingelaufen. War das ein politi- sich anders als durch sehr langwierige, langanhaltende scher Fehler? Entspannungsschritte oder eine Revolution aus der Welt schaf- Gaus: Ich denke, es war sehr richtig, daß Bundeskanzler Kohl fen, sozusagen durch einen verschleierten Befehl: Tut so, als ob diesen Besuch verabredet hat mit der DDR, weil dies zu der schritt- es diese Grenze nicht mehr gäbe!, diese Vorstellung ist wieder- weisen Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden deut- um ahistorisch und apolitisch. schen Staaten gehörte. Es hinterläßt in der Tat bei mir einen scha- len Geschmack, daß wir seinerzeit die Straffreiheit für opportun TP: Wären Tribunale, wie sie mal vorgeschlagen hat, sinn- angesehen haben, nachträglich aber noch strafen, wo immer es voll, die DDR-Vergangenheit aufzuarbeiten? uns juristisch machbar zu sein scheint. Gaus: Ich finde den Begriff »Tribunal« nicht glücklich, aber ich würde dafür sein, daß es in großer Zahl Gesprächsforen auf ver- schiedenen Ebenen gibt, auf denen Menschen befragt werden, die sich auskennen, die beteiligt waren, die vielleicht auch Schuld Interview: Dietmar Jochum, TP Berlin in Berliner Linke Wochenzeitung 36/1996 10 Arbeitsberatung in Vorbereitung des 5. Parteitages der PDS PDS Kreisvorsitzende tagten in Berlin heit, Bildung, Kultur etc. - 3. Ohne eigenständige Vorschläge zur Veränderung des gesellschaftlichen Wertschöpfungs- Berlins PDS Landesvorsitzende Petra Pau begrüßte die Teilnehmerinnen und prozesses, zu einer Reform des Sozialstaats und für eine Teilnehmer der turnusmäßigen Beratung der Kreisvorsitzenden der PDS. Sie Reorganisation der Verteilungsverhältnisse (soziale Sicher- möge, so ihr Wunsch " Lust auf mehr tatsächliche Politik machen.", solle hel- fen, mit dem Blick auf den 5. Parteitag der PDS im Januar 1997 in Schwerin heit) dürfte das inhaltliche Alternativen der Partei zur herrschenden konservativen Politik zu Standort-Debatte etc.) verknüpft; » neues ostdeutsches entwickeln. Als erster Redner nahm Lothar Bisky das Wort. Zur Diskussion Selbstbewußtsein. - 2. Anschluß der DDR an die BRD galt sprachen 18 Genossinnen und Genossen. Zur Arbeit der Statutenkommission lange als ein Aufgehen des Osten im wirtschaftlich leistungs- sprach ihr Vorsitzender Michael Nelken wobei er darauf hinwies, daß man fähigeren Teil Deutschlands. Wir gingen davon aus, daß der kaum von einer tiefgreifenden Statutendiskussion in der PDS sprechen könne. Anschluß zwar ein gravierender Fehler war, daß aber zugleich Veränderungen würden in ihrer Grundsubstanz dem 1991 per Urabstimmung die Bundesrepublik dauerhaft die Potenzen haben müsse, bestätigten Statut entsprechen. Der "PDS Blickpunkt"veröffentlicht im Nach- die gröbsten Auswirkungen dieses Prozesses zumindest zu folgenden den 2. Teil des Referates von Lothar Bisky : mildern und Fortschrittspotentiale sich entfalten zu lassen. Dem aber ist nicht so. Die deutsche Misere von heute (auch "Die vor uns stehenden Debatten" in ihrer spezifischen Ausprägung Ost) wurzelt vor allem in einer tiefen strukturellen Krise des Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells der alten Bundesrepublik (und der Es geht in der Programmdebatte um die Stellung der konservativ-liberalen „Bewältigung“ dieser Krise); die PDS zur Welt. Ihr leitendes Interesse ist die Bestimmung Vereinigungskrise wirkt verschärfend, aber nicht verursa- des Notwendigen. (Programmkommentar: Ein Kommentar, keine chend. - Entscheidend wird jetzt sein, eine neue Runde zu Kritik des Parteiprogramms der PDS. Keinerlei Ansprüche auf eine eröffnen: ostdeutsche Erfahrungen in Politik von bundeswei- „verbindliche Auslegung“. Ein Angebot zur Diskussion. Eine wichtige ter Relevanz übersetzen. Grundwerte, Realitäten, Handlungs- Perspektive für die weitere Arbeit.) - maximen: Freiheit und Arbeit, Gleichheit und Chancen, Selbst- In der Strategiedebatte geht es um das an der Program- bestimmtheit und Solidarität ... - Voraussetzung dafür ist, daß matik orientierte politische Handeln der PDS, darum, das Not- die PDS ihre Spezifik produktiv macht: das Sozialistische als wendige mit dem Möglichen zu verbinden + Handlungs- spezifisches und prägendes Ostdeutsches an der PDS optionen zu öffnen und offenzuhalten. Die PDS ist eine politi- sche Partei, und ich will ganz ausdrücklich vom Primat des (Neuansatz heißt nicht: totaler Bruch mit allem, was bisher ostdeut- politischen Handelns sprechen. Das heißt: Wir müssen uns sche lnteressenvertretung war. Die PDS muß weiter auch die Partei der politisch und sozial Ausgegrenzten sein - das ist ihre demokrati- erneuern, indem wir handeln. Wir müssen uns überprüfen, sche Pflicht, ihre Verantwortung für den Bestand einer demokratisch indem wir handeln. Wir müssen politisch reifen, indem wir verfaßten Gesellschaft.) politisch handeln. In diesem Kontext steht unsere Strategie- debatte. Nun hat politisches Handeln freilich auch mit Theo- Den Einfluß der PDS auf den in Gang gekommenen Über- rie und Analyse zu tun, ist keineswegs unkoordinierter, blin- gang von der Bonner zur Berliner Republik sicherstellen! - der Aktionismus. Es gibt Hauptfelder, auf denen wir als PDS Die PDS spielt dabei eine besondere Rolle: Sie ist Produkt handeln müssen - und unterlassen wir es, so werden wir der Transformation einerseits und Ausweis für die bereits überflüssig. eingetretenen anderen (zumindest politischen) Verhältnisse andererseits. - Neue Phase durch den Ausklang der „Über- Zwei Hauptfelder, auf denen die PDS handeln muß. gangsperiode vom Sozialismus zum Kapitalismus“: Während dieser Übergangsperiode war die mörderische Logik der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik: Weder bei SPD Rekapitalisierung (noch dazu durch Vereinigung) nicht zu stop- noch PDS kann z. Z. glaub würdig angegeben werden, wel- pen; eine auf Erhaltung und Verteidigung der Partei sowie auf che Art von Reformpolitik in einer linken Konstellation ver- Kritik der Vorgänge begrenzte Strategie konnte angesichts wirklicht werden soll - noch dazu angesichts hoher Arbeitslo- dessen ausreichen. Jetzt aber, in der Geburtskrise der Berli- sigkeit und leerer Kassen in den öffentlichen Haushalten. - J. ner Republik, kommen wieder Fragen auf - nämlich nach Fischer: „... wird sich die Linke ... nicht nur aus ökologischen, dem Umgang mit der entstandenen Situation (und vielleicht sondern auch aus sozialen Gründen ernsthaft Gedanken um sogar nach Auswegen). Welche Antworten haben wir dann? die Produktion des Reichtums machen müssen, wenn sie seine sozialstaatliche Verteilung auch in Zukunft garantieren Zu den Reizwörtern der laufenden PDS-Debatten: will.“ - Worum geht es? - 1. Es muß wieder mehr Einfluß auf die realen Verhältnisse genommen werden, statt sie als ver- Gesellschaftliche Opposition - wird als „Opposition in der meintliche Sachzwänge hinzunehmen. - 2. Neues ökonomi- Gesellschaft“ (Gysi auf dem Magdeburger Parteitag) gerade sches Denken braucht eine neue soziale Dimension! Die vor dem Hintergrund des Übergangs von der Bonner zur Ber- effiziente gesellschaftliche Wertschöpfung muß mit Einkom- liner Republik produktiv: Wo die Gesellschaft sich neu for- mens- und Investitionstransfers in die Bereiche verknüpft miert, muß und kann eine sozialistische Partei ihre Politik nur werden, die von Markt und staatlicher Verwaltung nur unzurei- aus der grundsätzlichen Opposition zu den bislang kapital- chend bedient werden, also Umweltschutz, Wohnen, Gesund- minierten Verhältnissen und gegen den Trend der Verstär- kung dieser Kapitaldominanz bestimmen! Regierungsbeteiligung - Abgesehen davon, daß ein der- 11 artiger Diskussionsprozeß auf dieser abstrakten Ebene gar nicht zu vermeiden ist, hat er natürlich auch sehr viel Nützli- ches. Die prinzipiellen Erwägungen sind für uns unverzicht- bar, und wir haben einen reichen Erfahrungs- und Erkenntnis- gewinn zu verzeichnen. - Bekräftigung der Position von der Potsdamer Wahlkonferenz: politische Prinzipien benennen, es an Inhalte grundsätzlichen Charakters binden, ob wir uns für die eine oder die andere Variante politischen Agierens entscheiden sollen. - Jetzt einen Schritt neben diese ganze Debatte treten: - » Praktikabilität unserer Politik. Können wir nun mit unseren Konzepten endlich auf die Suche nach poli- tischen Mehrheiten für diese Konzepte in diesem Land ge- hen? (Wenn wir diese Fragen bejahen können, dann müs- sen wir es natürlich auch tun!) - » Komplexität unserer Politik: Angebote, die auch in ihrem Zusammenwirken miteinander beherrschbar sind und von ihren Folgen her antizipierbar sind (bis auf die EU-Ebene hinauf). - » Kompatibilität und Mut zur Lücke. Wir können in der Politik und Gesellschaft nicht alles und auch nicht alles allein. (Wann haben wir je gesagt: Das, was die Grünen, die SPD oder auch andere (ja, auch ande- re!) auf diesem oder jenem Gebiet vorgeschlagen oder ge- macht haben, was sie da vor haben, ist in Ordnung?)

Zielhierarchie. - Wir haben keine historische Mission mehr zu erfüllen, sondern die Bestimmung unserer politischen Zie- le, auch des langfristigen Endziels, ist gewisser maßen eine Frage der politischen Entscheidung der Partei (U.-J. Heuer). Wir haben es mit einem Bündel, mit einem Komplex von Zie- len zu tun. Das heißt aber auch, daß der Zielkomplex eine Hierarchie von Zielen ist: Teilziele, Hauptschritte, Zwischen- schritte. - Unser politisches Hauptziel der vergangenen und nächsten Jahre war und ist die Beseitigung der Kohl-Regie- rung. Dann aber müssen wir (und hier ist strategisches Um- denken angesagt) all unser politisches Handeln unter die- Man muß sen Anspruch stellen: Ablösung der Regierung Kohl. Das heißt: Wir müssen ernsthaft über legen und zu verstehen die Zukunft abwarten suchen, unter welchen Umständen die SPD den Machtwech- sel in Bonn anstreben würde - und auf diese Umstände müs- und die Gegenwart genießen - sen wir nach Maßgabe unserer Möglichkeiten hinarbeiten! Welche Antworten aber haben wir auf diese strategische Fra- oder ertragen ! Theodor Körner ge?

Ankommen in der Bundesrepublik und Identität der Par- tei. - Alle Systemwechsel in Deutschland (auch die hin zur Republik) hatten riesige Anpassungsprobleme der Bevölke- Zum Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche rungen zur Folge; es brauchte stets Jahre der Annäherung übermitteln die Genossinnen und Genossen der und verlief für die Generationen sehr unterschiedlich (den- ken wir nur an diejenigen, die uns 1998 erstmals wählen Basisorganisationen und der PDS Kreisvorstand können). - Die PDS wird jedes Jahr in ihrem Altersdurch- schnitt ein Jahr älter. Ein Generationswechsel steht zweifel- los bevor. Aber: Wir werden die nächsten Jahre der prakti- Josef Dittl schen Politik, der Entwicklung moderner, praktikabler Politik- Dieter Wirwich entwürfe und den Versuch der Ablösung der Kohl-Regierung Georg Schwarzkopf nur mit dieser unserer jetzigen Mitgliedschaft machen kön- Friedl Lippert nen. Gelingt es uns, ernsthaft Politik zu machen und gelingt Alwin Bunde uns die Ablösung der Kohl-Regierung, dann gewinnen wir Frank Baumann auch bundesweit Mitglieder. Daher: Wir werden nichts tun, Ulrich Baumann was die Identität unserer Partei in irgendeinem Maße be- Heinz Ibald schädigen kann. Wir werden alles tun, damit wir im ganzen Alfred Pecher Umfange unsere jetzige Mitgliedschaft in den Prozeß prakti- scher Politik mit dem Ziel der Ablösung der Kohl-Regierung Siegfried Schneider einbinden können und uns daraus Kraft und Stärke erwächst. Gerda Wallbaum Christine Triebel Es ist eine strategische Frage ersten Ranges, die sozialisti- Carsten Wagner sche Identität unserer Partei über die nächsten Jahre zu be- wahren, zu entwickeln und zu schärfen. 12 RHEINBLICK 8/96 abgerissen werden. In einer Erklärung verlangen sie eine öffentliche Diskussion der vorgesehenen Novellierung des Mietrechts. Die PDS will Nachrichten eine Fortentwicklung des Mietrechts, die es allen Menschen ermöglicht, in gesicherten Wohnverhältnissen zu leben. Dazu gehören die Gleichbe- Förderphilosophie bankrott rechtigung aller Lebensformen im Mietrecht, die Erleichterung des Woh- Der Streit zwischen der sächsischen Landesregierung und der EU- Kom- nungstauschs, die Verstärkung des Kündigungsschutzes und des Schutzes mission dokumentiert nach Ansicht der PDS-Abgeordneten Rolf Kutzmutz vor ungerechtfertigt hohen Mieten sowie die und Hanns-Peter Hartmann den Bankrott der deutschen Mietermitbestimmung.(Pressemitteilung vom 8. August 1996) Förderphilosophie. „Mit der einseitigen Orientierung der Fördermittelhöhe an Investitionsvolumen statt an einklagbaren Zahlen Nachwirkungen zu sichernder bzw. neuzuschaffender Arbeitsplätze machen sich Bundes- und Landesregierungen zu Geisel der wenigen Großinvestoren, sobald „Die gesamte politische Kultur der Bundesrepublik Deutschland wurde durch das Urteil negativ geprägt.“ Zu diesem Schluß kamen anläßlich des deren profitable Blütenträume welken. Innovative, kreative Klein- und Jungunternehmen sind beim Wettlauf zu den immer weniger gefüllten 40. Jahrestages des KPD-Verbots Ludwig Elm von der PDS-Bundestags- Fördertöpfen hingegen von vornherein auf der Strecke geblieben. Nicht gruppe und Wolfgang Gehrcke vom PDS-Parteivorstand. In einer ge- meinsamen Presseerklärung erinnerten sie u. a. an die unmittelbaren einzelne milliardenschwere Vorzeigeobjekte, sondern nur gezielte Impul- se zur Entwicklung auf breiter Front und in allen Regionen, im Einzelfall Folgen dieses Verbots: „Etwa 90 Prozent der rund 200.000 Ermittlungs- dafür einige Nummern kleiner, können zur Gesundung der wirtschaftli- verfahren und der über 8.000 Inhaftierungen und Haftstrafen nach dem 17.8.1956 erfolgten mit der Behauptung der Fortsetzung einer Tätigkeit chen Basis in Ostdeutschland beitragen. (...) Die kritische Prüfung deut- scher Subventionen durch die EU-Kommission kann Anstoß und Chance der KPD. Sie richteten sich gegen weitaus mehr Personen als die KPD zum radikalen Umbau der Wirtschaftsförderung in Ost und West sein.“ jemals Mitglieder hatte. Es kam im Gefolge des Urteils zu einer Kriminalisierung von normalen demokratischen Aktivitäten: der Kandi- (Pressemitteilung vom 23. August 1996) datur bei Wahlen über das Tragen einer roten Nelke am 1. Mai bis hin zur Mieterrechte Teilnahme am gesamtdeutschen Sportverkehr, an gesamtdeutschen Ju- gendbegegnungen und an der Gestaltung von Ferien für Kinder aus der Die Vereinfachung des Mietrechts muß nach Auffassung der PDS mit seiner Demokratisierung verbunden sein. Der rechtspolitische und der Bundesrepublik in der DDR. Nicht selten standen den Angeklagten vor wohnungspolitische Sprecher der Bundestagsgruppe, Uwe-Jens Heuer und Gericht Staatsanwälte und Richter gegenüber, die bereits vor 1945 der nazistischen Justiz gedient hatten.“ Hinsichtlich heutiger Wirkungen Klaus-Jürgen Warnick, befürchten, daß unter dem Motto „Vereinfachung“ des Mietrechts eine Schlechterstellung des Mieters gegenüber Eigentü- verwiesen die beiden PDS-Politiker auf eine Anhörung der CDU/CSU- mer und Vermieter geplant ist. Entsprechende Anzeichen dafür entnah- Fraktion im Februar diesen Jahres. Der damalige Präsident des Bundes- verfassungsschutzes, Hansjörg Geiger, äußerte sich dahingehend, daß es men sie dem Wohngeld- und Mietenbericht der Bundesregierung sowie der Antwort auf eine Kleine Anfrage. Die beiden Abgeordneten vermu- eine „politische Frage“ sei, ob die PDS verboten werde. ten einen Angriff auf in Jahrezehnten errungene Rechte der Mieter. Der Am 17. August fand auf Einladung der PDS-Bundestagsgruppe in Bonn ein Kolloquium zum KPD-Verbot statt. Ein Vorhaben, das der PDS- Kündigungsschutz solle angetastet und Schranken für Mietzinserhöhungen Abgeordnete Heinrich Graf von Einsiedel - unterstützt von seinem Kol- legen - zu der Frage veranlaßte, ob die PDS nichts Wichtigeres zu tun habe, als sich mit den Relikten des Kalten Krieges zu beschäftigen. „Meiner Meinung nach ist die beste Verteidigung dessen, was an der DDR verteidigungswürdig war, nicht das Aufwiegen ihrer viel- fältigen Defizite gegen die Defizite der BRD, sondern die offensive kriti- sche Verarbeitung der stalinistischen Geburtsfehler der DDR, die bis 1989 nachgewirkt haben.“

Der Sprecherrat des PDS-Ortsverbandes Wolfen lädt alle Mitglieder, Sympathisanten und sonstigen Interessenten ein zur 2. Gesamtmitgliederversammlung 1996 Ort:Kantine der Stadtverwaltung Wolfen in der Reudener Straße 7 Zeit:Samstag, den 16.November 1996 von 09:00 Uhr bis ca. 12:00 Uhr

Tagesordnung: * Bericht zu außerparlamentarischen und parlamentarischen Aktivitäten * Entwicklung der Mitgliedschaft und des Beitragsaufkommens im PDS-OV * Auswertung der 2.Tagung des 4.LPT des PDS-LV Sachsen-Anhalt * Diskussion zu den Berichten * Behandlung von Beschlußanträgen * Einberufung einer Arbeitsgruppe Wahlen

Hinweis: Der Sprecherrat des PDS-OV ruft alle Mitglieder und Interessenten auf, sich an einem IDEENWETTBEWERB ZUR GESTALTUNG VON ORIGINELLEN PLAKATEN UND/ODER FLUGBLÄTTERN zu beteiligen.- Politische Themen aller Art sind frei wählbar. - Die Gesamtmitgliederversammlung wird die eingereichten Arbeiten bewerten und auf die besten Ergebnisse warten entsprechende Preise. Einzureichen sind die Arbeiten am Tag der GMV am 16.11.1996 bis 11.00 Uhr