ORIENTIERUNGEN ZUR WIRTSCHAFTS- UND GESELLSCHAFTSPOLITIK
122Dezember 2009
Mitarbeiterbeteiligung Kapitalanteile für Lohnverzicht? Arbeitsmarktpolitik Kündigungsschutz und Arbeitsförderung Sachverständigenrat Die Zukunft nicht aufs Spiel setzen China Innovationen statt Imitationen G-20-Finanzgipfel in Pittsburgh Ergebnisse und Aussichten Ökonomie-Nobelpreis 2009 Zur Bedeutung von Institutionen
LUDWIG - ERHARD - STIFTUNG BONN Inhalt
Ordnungspolitische Positionen Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen Hagen Lesch Was bringen Kapitalbeteiligungen von Mitarbeitern im Sanierungsfall? ...... 2 Ulrich Hocker Die Belegschaftsaktie verdient eine neue Chance ...... 6 Wolfgang Mansfeld Kapitalanteile für Lohnverzicht? ...... 8 Volker Rieble Mitarbeiterbeteiligung – Wer bezahlt, muss das Stimmrecht haben . . . . 13 Martin Kannegiesser Mitentscheiden heißt Mitverantworten: Die Kapitalbeteiligung von Mitarbeitern ist kein Wundermittel ...... 18
Arbeitsmarkt Frank Christian May Reform des Kündigungsschutzes: Horst M. Schellhaaß Ein Weg zu mehr Beschäftigung? ...... 21 Josef Schmid Kontinuität und Wandel in der Arbeitsmarktpolitik ...... 29
Wirtschaftspolitik national Otto Graf Lambsdorff Ludwig-Erhard-Lecture 2009: „Nach der Wahl ist vor der Wahl“ ...... 35 Peter Westerheide Jahresgutachten des Sachverständigenrates: „Die Zukunft nicht aufs Spiel setzen“ ...... 41
Wirtschaftspolitik international Wolfgang Klenner Von „Made in China“ zu „Made by China“ ...... 51 Gerhard Scherhorn Vereitelt die Finanzkrise die nachhaltige Entwicklung? ...... 58
Theoretische Grundlagen Martin Kolmar Warum sind Institutionen wichtig? – Zu den Ökonomie-Nobelpreisträgern 2009 ...... 64
Buchbesprechung Philip Kovće Zu einem Buch von Michael Opielka et al.: Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen? ...... 71
Nachruf Otto Graf Lambsdorff ...... 72 Editorial
Der Staat laviert in der Schuldenfalle
Nach der Rezession wird es wieder mal einen Aufschwung geben. Man muss kein Ökonom sein, um eine solche Prognose zu wagen. Die Vorhersage wirkt so sicher, weil sie so ungenau ist. Für die Bedürfnisse der Politik reicht das in vielen Fällen. Nicht aber für die Bedürfnisse der Bürger. Die möchten nämlich wissen, mit welchem wirtschaftlichen Umfeld sie zu rechnen haben, wenn sie sich daran machen, ihre und ihrer Kinder Chancen abzuschätzen: im Beruf, in der Ausbildung, in der Absicherung von kalkulierbaren Risiken, in der Finan- zierung dessen, was man in bürgerlichen Kreisen „fundierte Vorsorge“ nennt.
Das meiste davon hat mit „Kapitalbildung“ zu tun. Mit dem Sparen für den Fortbildungskursus im Berufsumfeld, für das Eigenheim, für die Wahrneh- mung von Bildungschancen für die Kinder. Es geht nicht überall so zu. Aber so ungefähr wird in den Familien gedacht, gesprochen und geplant. Es ist die Gedankenwelt, die zu Ludwig Erhards besten Zeiten auch einmal in den „Din- gen des Staates“ üblich war. Und die Sprache hat das Verhalten geprägt: im – nicht immer, aber regelmäßig gelungenen – Versuch, die Ausgaben und Leistungsverpflichtungen des Staates wenn nicht im perfekten Gleichschritt, dann doch im verlässlichen Kontakt mit den Einnahmen zu halten, über die das Gemeinwesen – gestützt auf die Zahlungskraft der Bürger – verfügen konnte.
Auch damals wurden Schulden gemacht. Aber die Sorge, der Staat werde sich überheben, seine Leistungsfähigkeit werde unter den Schulden ersticken, hat doch die Bürger nicht bewegt. Man traute „Vater Staat“ so etwas wie eine wä- gende Langzeitperspektive seiner Finanzgestaltung zu. Für eine solche – teils belegbare, teils empfundene – Sicherheit gibt es heute keine verlässliche Be- gründung. Im Gegenteil: Was über den Zustand der öffentlichen Haushalte und Parafisci, über die in die Höhe schnellenden Kennziffern der Verschul- dung in Analysen veröffentlicht wird, lässt den Staat im finanziellen Sinn als unsicheren Kantonisten erscheinen. Die Ökonomen belegen das mit umfang- reichen Tabellenteilen ihrer Gutachten. Die Notenbanken – die Europäische Zentralbank, die Deutsche Bundesbank – scheuen sich nicht, in die Begriff- lichkeit des „Nichtmehrhandbaren“ zu gehen, um vor den Risiken der dra- matisch gewachsenen Staatsschulden nicht nur in Deutschland zu warnen.
In Deutschland, in Europa, in Amerika lavieren Regierungen nicht nur am Rand, sondern bereits in der Tiefe der Schuldenfalle. Das hat Folgen für die Erfüllung von Staatsaufgaben. Wachstumsvorsorge durch die Bereitstellung von Kollektivgütern; Sozialausgleich durch das weitsichtige Management von Vorsorgesystemen; Hilfe für schuldlos Gescheiterte; wirtschaftliche Stützungs- aktionen, wo sie Sinn machen: Ein Staat, der das „Schuldenmanagement“ bis zur Überschuldung getrieben hat, kann niemandem mehr ein Helfer in der Not sein. Darin liegt die Unmoral des Verweigerns der Konsolidierung.
Hans D. Barbier
Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik 122 (4/2009) 1 Ordnungspolitische Positionen
Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen
Was bringen Kapitalbeteiligungen von Mitarbeitern im Sanierungsfall?
Dr. Hagen Lesch Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)