Erforschung der Diversität von gestern und heute für die Welt von morgen GfBSNews Informationen für Mitglieder der Gesellschaft

Organismen Diversität Evolution GfBS Gesellschaft für Biologische Systematik

Newsletter 12/2004 Impressum

Herausgeber: Gesellschaft für Biologische Systematik e. V. Schriftleitung: Dieter Waloßek und Andreas Maas Sektion Biosystematische Dokumentation, Universität Ulm Helmholtzstraße 20, 89081 Ulm Tel. 0731-5031000, Fax 0731-5031009 E-Mail: [email protected] [email protected] Druck: Druckhaus Dresden GmbH, Bärensteiner Str. 30, 01277 Dresden Ulm, im April 2004

Webseite der GfBS: http://www.gfbs-home.de Einstiegsadresse AG Junge Systematiker: http://www.gfbs-home.de/jusys/ Einstiegsadresse AG Kuratoren: http://www.gfbs-home.de/kuratoren/ 7. Jahrestagung der GfBS: http://biosys-serv.biologie.uni-ulm.de/gfbs/Tagungen/gfbstag04/tagung04.html

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie die Anoncen der Verlage VCH (S. 21), Taylor & Francis (S. 44), Elsevier (Innenseite Cover) und Brill (Außenseite Cover). Wichtiger Hinweis: Artikel dieses Newsletters geben die Meinung der jeweiligen Autoren wieder und obliegen deren Verantwortung (vorbehaltlich redaktioneller Kürzungen aus Platzgründungen).

Abb. 1 zu Artikel auf Seite 28: Lebender Riesenkalmar (Architeuthis sp.) in einem Gezeitentümpel an der japa- nischen Küste (Foto: Privat/Internetz). Erstellt auf Apple-Computern

1 Bericht des Präsidenten: Perspektiven für 2004 und 2005

Das neue Jahr begann mit einer Mitglie- ist vorgesehen, die Jahrestagung der GfBS derzahl, die deutlich über 500 lag und An- 2005 in Basel und 2006 in Wien abzuhal- lass gibt, optimistisch in die Zukunft der ten. In diesem Zusammenhang danke ich GfBS zu blicken. Ebensolchen Optimismus für die Einladungen aus Basel und Wien. wünsche ich unseren Mitgliedern, dazu Glück mit allen laufenden und geplanten Die GfBS ist immer noch sehr stark zoolo- Unternehmungen im weiteren Jahresver- gisch geprägt, auch wenn im Vorstand (von lauf. Anbeginn) die Botanik angemessen vertre- ten ist. Die systematisch arbeitenden Bota- Schwerpunkte unserer Arbeit dieses Jahr niker sind bisher in einer Sektion für „Bio- werden die Unterstützung unserer Kollegen diversität und Evolutionsforschung“ der in Österreich und die stärkere Einbindung Deutschen Botanischen Gesellschaft orga- der Botaniker in Deutschland sein. Die Sys- nisiert. Dies lässt jedoch keine größeren tematiker in Österreich haben noch kein ü- Aktivitäten zur Förderung der Systematik berregionales und interdisziplinäres Netz- erkennen, die mit den Bemühungen der werk aufgebaut und sind daher als Partner GfBS vergleichbar wären. Auf Seiten der der GfBS schwer erreichbar. Auch wenn ü- GfBS ist besonders das Forum für die Prä- ber persönliche Kontakte mit Fachkollegen sentation der Arbeiten von Nachwuchs- und -kolleginnen in vielen Fällen Koopera- wissenschaftlern und für den fruchtbaren tionen existieren und österreichische Kolle- Erfahrungsaustausch hervorzuheben, das ginnen/Kollegen auf unseren Tagungen die GfBS mit den Jahrestagungen, den spe- präsent sind, haben wir keinen Überblick ü- ziellen Seminaren für „Jungsystematiker“, ber die gesamte Kapazität, die im Nachbar- dem Listserver und dem Newsletter bietet. land existiert. Für EU-Projekte oder für Weiterhin ist bereits jetzt die GfBS An- kleinere Forschungsnetzwerke, für die Or- sprechpartner für DFG, BMBF, DIVERSI- ganisation von Tagungen und für die Suche TAS, wenn es um Belange der Systematik nach Spezialisten wäre der Zugang zu In- geht, und für die EU-Initiative ATOL. Im formationen über eine vermittelnde natio- Kreis der GfBS-Mitglieder wird insbeson- nale österreichische Organisation sehr hilf- dere unter den Nachwuchswissenschaftlern reich. das Bewusstsein für die Notwendigkeit ei- Die Notwendigkeit ist erkannt und der ner internationalen Präsenz und einer ge- Weg zu einer verbesserten Kommunikation schickten Präsentation der eigenen For- ist eingeschlagen. Als Gäste im Vorstand schung geschärft. Ein verstärktes Engage- arbeiten bereits jetzt Frau Univ.-Prof. Dr. ment der Botaniker in der GfBS wäre von U. Aspöck (Naturhistorisches Museum beiderseitigem Nutzen. Wien) und Herr Univ.-Prof. Dr. G. Steiner (Institut für Zoologie, Wien) aktiv mit. Da- Anlass zu Wachsamkeit gibt die Übernah- für möchte ich mich bei beiden herzlich be- me des Verlages Urban & Fischer durch El- danken. sevier. Unsere Zeitschrift O.D.E. ist durch Für die Schweiz war ja, wie Leser des Urban & Fischer hervorragend betreut wor- letzten Newsletters erinnern werden, Herr den. Ein besonderer Dank sei deshalb an PD Dr. D. Burckhardt (Naturhistorisches dieser Stelle an Frau Dr. Schmiedeknecht Museum Basel) in den Vorstand gewählt gerichtet, die sich um O.D.E. gekümmert worden. Zur Stärkung dieser Beziehungen hat. Der große Hai hat jetzt den kleineren 2

Fisch geschluckt, und damit diktiert Else- ten = VBBM). Er soll parallel zum vdbiol vier die Gestaltung der Hefte und der Prei- Fachgesellschaften und Universitäten ver- se. Sollte beides aus unserer Sicht uner- treten und damit die aufgelöste Union träglich werden, wird der Vorstand eine deutscher Biologen (UdBio) ersetzen und Alternative aus dem Hut zaubern, die be- sich vor allem der Forschungspolitik wid- reits jetzt vorbereitet wird. Da die Rechte men. Beide Gruppierungen, VBBM und am Titel dank der Wachsamkeit unseres e- vdbiol haben sich darauf geeinigt, zu ko- hemaligen Präsidenten Professor Greuter operieren, um mit einer Stimme für die bei der GfBS sind, haben wir eine gute Biologie einzutreten. Zur Erinnerung: Die Verhandlungsgrundlage. Es ist jedoch zu GfBS ist Mitglied im vdbiol. hoffen, dass die Manager von Elsevier mehr Zartgefühl entwickeln. Die jüngsten Andere Aktionen, die der Systematik die- Aktionen von US-Universitäten gegen die- nen, sind an-, aber noch nicht ganz ausge- sen Verlag sowie der wachsende Erfolg brütet und sollen daher noch nicht vorge- neuer elektronischer Medien könnten als stellt werden. Schließlich freuen wir uns Schuss vor den Bug wirken. auf die diesjährige Jahrestagung in Stuttgart, die unsere Vizepräsidentin Frau Der Vorstand beobachtet auch die Ent- Dr. Eder mit ihren Mitarbeitern vorberei- wicklung einer neuen Dachorganisation für tet. Halten Sie sich bereits jetzt den Termin die Biologie. Es formiert sich zur Zeit ein frei [siehe Seite 4 im NL]! neuer Verband (Verband biowissenschaft- licher und biomedizinischer Gesellschaf- Wolfgang Wägele, Bochum Erste Juniorprofessur aus dem Bereich Systematik besetzt

Tragen Sie sich im Listserver der GfBS ein!

Viele aktuelle Nachrichten der GfBS werden über den Listserver schnell verbreitet. Wer an der Kommunikation innerhalb der GfBS teilnehmen will, sollte sich im Listserver eintragen. Wer umgezogen ist und eine neue Adresse hat, sollte sich ebenfalls erneut eintragen! Vorgehen: Senden Sie die folgende Nachricht:

To: [email protected] Subject: [leer] Text: subscribe biolsyst [leer] Das System wird Ihre Adresse automatisch registrieren. Neuanmeldungen und Änderungen lassen sich auch über die Webseite eintragen: http://lists.ruhr-uni-bochum.de/mailman/listinfo/biolsyst

Wolfgang Wägele, Bochum 3

Bericht der Schatzmeisterin

Die Höhe des jährlichen Mitgliedsbeitrags Um unseren Mitgliedern in der Schweiz in der GfBS beträgt: das Zahlen des Mitgliedsbeitrages zu er- leichtern und vor allem zu verbilligen, ist 50 € als voller Beitrag für ordentliche Herr Dr. Daniel Burckhardt vom Naturhi- (persönliche) Mitglieder, storischen Museum Basel als Vorstands- 25 € als ermäßigter Beitrag für Studenten, Beisitzer aus der Schweiz bereit, die Mit- Doktoranden und Mitglieder ohne gliedsbeiträge zu sammeln und kosten- eigenes Einkommen, günstig auf unser GfBS-Konto zu übermit- 150 € für korporative (Kollektiv-)Mit- teln. Seine E-mail-Adresse lautet: glieder. [email protected] Bitte bezahlen Sie Ihren Beitrag unauf- gefordert bis zum 31. März des jeweili- Beiträge und Spenden an die GfBS können gen Jahres. nach dem deutschen Steuerrecht von der Einkommensteuer als Sonderausgaben ab- Wenn Sie ein Bankkonto im Inland haben, gesetzt werden. Bis 50 € genügt es in der möchte ich Sie bitten, Ihren Beitrag per Regel, ihrem Finanzamt den Bankbeleg Lastschriftverfahren einziehen zu lassen, d. und die Bestätigung über die Abzugsfä- h. Sie erteilen mir als Schatzmeisterin der higkeit (siehe Seite 14) vorzulegen. Sollten GfBS eine Einzugsermächtigung. Falls Sie Sie dennoch eine Spendenbescheinigung lieber Ihren Beitrag überweisen wollen, benötigen, so lassen Sie es mich wissen. dies ist die Kontoverbindung: Regine Jahn, Berlin ([email protected]) GfBS e. V., Konto-Nummer 717108, Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg (Bankleitzahl 577 622 65). Mitglieder in den EU-Staaten Belgien, Dä- nemark, Finnland, Frankreich, Griechen- land, Großbritannien, Irland, Italien, Lu- xemburg, Niederlande, Österreich, Portu- gal, Schweden und Spanien füllen bitte die EU-Standardüberweisung aus. Dazu wird http://www.nhm.ac.uk/darwincentre/ unsere Internationale Bankkonto Nummer Quell guter IBAN: DE36 5776 2265 0000 7171 08 Zusammenfassungen und Formulierungen, was und unser Bank Identifier Code Naturwissenschaftliche BIC: GENODED1GRO Sammlungen und die Arbeit damit angeht. benötigt. Wenn beide Nummern benutzt werden, garantieren die Banken, dass dies genauso kostengünstig wie eine Inlands- überweisung ist. 4

7. Jahrestagung der GfBS in Stuttgart 14. – 17. 9. 2004

1. Zirkular Wir würden uns freuen, Sie möglichst zahlreich in Stuttgart begrüßen zu können! Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ge- sellschaft für Biologische Systematik Das Tagungsteam (GfBS) veranstaltet ihre 7. Jahrestagung am Staatlichen Museum für Naturkunde Stutt- Veranstaltungsort: Staatliches Museum gart. Im Zentrum der Diskussion stehen für Naturkunde Stuttgart (SMNS), For- phylogenetische und evolutive Fragestel- schungsmuseum am Löwentor und Schloss lungen aus allen Bereichen der Organis- Rosenstein menwelt, Tieren wie Pflanzen, fossilen wie Rosenstein 1, D-70191 Stuttgart lebenden. Folgende Themen wurden ge- wählt und versprechen spannende und fach- Die Vorträge werden im Museum am Lö- übergreifende Diskussionen, für die auch wentor stattfinden. Lageplan, Anfahrtskizze namhafte Rednerinnen und Redner ihr und Parkmöglichkeiten finden Sie auf der Kommen zugesagt haben: Eichung Mole- Tagungswebseite (Einstig über die kularer Uhren, Änderungen der Biodiversi- Hauptseite der GfBS, s. u.) und auf der dort tät in der Zeit, Evolution der Artenvielfalt aufgeführten Hotelseite. in Insel- und Refugialhabitaten. Und natür- lich wird es Raum für freie Themen geben. Tagungssprachen: Deutsch und Englisch

http://biosys-serv.biologie.uni-ulm.de/gfbs/Tagungen/gfbstag04/tagung04.html

Vorläufiges Tagungsprogramm Dienstag, 14. September 2004 18:00 Uhr Mitgliederversammlung Vorstandstreffen; Abends "Ice-breaker"- Abends Öffentliche und 1. Verleihung des Abend im Schloss Rosenstein Bernhard-Rensch-Preises der Gesellschaft (S. 6) Mittwoch, 15. September 2004 9:00 Uhr Begrüßung durch Frau Dr. habil. Donnerstag, 16. September 2004 Johanna Eder (Direktorin des SMNS) und Prof. Dr. Wolfgang Wägele (Präsident der 3. Themenblock: Evolution der Artenviel- GfBS), 9:10 Uhr Begrüßung durch den Mi- falt in Insel- und Refugialhabitaten nister für Wissenschaft, Forschung und Hauptvortrag von Dr. Helmut Schmalfuß Kunst, Prof. Dr. Peter Frankenberg (SMNS) und Dr. Thomas Raus (Botani- scher Garten, Berlin-Dahlem): Insuläre 1. Themenblock: Eichung Molekularer Bio-diversität in der Ägäis Uhren Hauptvortrag von Prof. Dr. Susanne Ren- 4. Themenblock: Freie Themen ner, München Verleihung der Posterpreise Mittagspause: Treffen der JuSys Öffentliche Verleihung der Ehrenmit- gliedschaft an Prof. Dr. Friedrich Ehren- 2. Themenblock: Änderungen der Biodi- dorfer versität in der Zeit Abends öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Hauptvortrag von Prof. Dr. Hans Kerp Friedrich Ehrendorfer (Universität Wien): (Universität Münster): Rhynie Chert "Hybridisierung erhält die Artenvielfalt in (angefragt) der Evolution" 5

Freitag, 17. September 2004 Tagungsbeiträge: Kuratorentreffen: Abstracts Ihrer Tagungsbeiträge in einer Führungen durch das Museum (hinter der Tagungssprachen bitte elektronisch an die Kulissen) im Schloss Rosenstein, am Frau Mangold. Abstract nicht länger als Löwentor und in die Wilhelma (Stuttgarter 2500 Zeichen (mit Leerzeichen = ca. 350– Zoo und Botanischer Garten). 400 Wörter), keine Tabellen, keine Abbil- dungen und nicht mehr als sechs Zitate. Bei Workshop und Demonstration von Com- mehr Zeichen werden wir den Text an ent- putersoftware zu Phylogenetischen Re- sprechender Stelle abbrechen. Bitte schrei- konstruktionen: ben Sie Titel der Arbeit und Autor(en) (oh- Geplant sind 1. Baumkonstruktion von ne Adresse, aber mit Ort) in je eine Zeile, Dr. Heiko Schmidt (Universität Düsseldorf) danach den Text. Die Adressen kommen in und 2. Konstruktion von "Supertrees" aus ein extra Adressenverzeichnis. heterogenen Datensätzen von Dr. Olaf Bi- ninda-Emonds (TU München). Technik: Es stehen die normalen Mittel, Dia-, Over- Anmeldung: headprojektor und Beamer zur Verfügung. Für die Anmeldungen zur Tagung, den Bitte Microsoft PowerPoint oder Adobe Exkursionen und dem Workshop nutzen PDF-Dateien zur Beamerpräsentation Sie bitte die Formulare auf den Seiten 7 verwenden, diese bitte auf CD, Memory- und 8 sowie die herunterzuladenden Stick, ZIP oder Diskette bereit halten. PDF-Files auf der o. g. Tagungswebsite. Internetzugriff während der Präsentation ist nicht möglich. Austauschen von Rechnern Tagungsgebühren: möchten wir unbedingt vermeiden. Die Gebühren (+ Aufschlag bei Anmeldung nach Stichtag 30.06.2004) betragen für Posterpreis: Mitglieder 60 € (+10 €) Auch dieses Jahr werden wir die besten Mitglieder-Studenten 20 € (+5 €) drei Poster prämieren. Die Preisgelder be- Nicht-Mitglieder 75 € (+10 €) tragen von Platz 1–3: 150, 100 und 50 €. Nicht-Mitglieder-Studenten 30 € (+5 €) Reisekosten: Stichtag, nach dem wir erhöhte Ta- Beschränkt stehen Reisekostenzuschüsse gungsgebühren verlangen müssen, ist für eine begrenzte Zahl von Studenten zur der 30. Juni 2004. Verfügung: Bitte bei Prof. Dr. W. Wägele, Fakultät für Biologie, Ruhr-Universität Bo- Konto: chum, Universitätsstr. 150, D-44801 Bo- Bitte überweisen Sie die Tagungsgebühren chum, Tel.: 0234-32-24563, Fax: 0234-32- auf das folgende Konto: 14114, email: [email protected] Name: Eder, Johanna melden. Kontonummer: 5011575 Bank: Landesbank Baden-Württemberg Hotels und Unterkunft: Bankleitzahl: 600 501 01 Eine – unvollständige – Liste mit Hotels Stichwort: Jahrestagung GfBS 2004 und anderen Unterkünften in und um Stutt- gart finden Sie auf der Tagungswebsite. Bitte vergessen Sie den Namen des Teil- nehmers nicht, wenn er die Tagungsge- Kontakt: bühren nicht vom eigenen Konto über- Dr. Fabian Haas, weist! Tel: +49-(0)711 - 8936 172 Für Auslandsüberweisungen angeben: oder Frau Angela Mangold, IBAN: DE3860050101 0005011575 Tel: +49-(0)711 - 8936 115 BIC (SWIFT): SOLADEST Fax (für beide): Tel: +49-(0)711 - 8936 100 6 Erstmalige Ausschreibung des Bernhard-Rensch-Preises der GfBS

Der Bernhard-Rensch-Preis wird einmal jährlich für eine herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Biologischen Systematik an einen Nachwuchswissenschaftler vergeben. Seine Auslobung geht auf die Initiative des GfBS-Ehrenmitgliedes Prof. Dr. Ernst Mayr zurück. Antragberechtigt sind GfBS-Mitglieder, die ihre Dissertation noch nicht oder vor maximal zwei Jahren abgeschlossen haben. Eingereicht werden können Promotions- schriften oder Veröffentlichungen, bei de- nen der Antragsteller Hauptautor ist. Bota- nische, zoologische und paläontologische Arbeiten sind gleichermaßen erwünscht. Der Preis ist mit 1000,00 € dotiert und wird Die Arbeiten werden hinsichtlich ihrer zu einem erheblichen Teil durch ehemalige wissenschaftlichen Exzellenz, Innovation Schüler von Herrn Prof. Dr. Bernhard und Kreativität beurteilt. Über die Preisver- Rensch gestiftet. gabe entscheidet das Bernhard-Rensch- Mit dem Bernhard-Rensch-Preis sollen Gremium, dem vier Vorstandsmitglieder die Leistungen des Namenspatrons für die der GfBS und ein externes Jurymitglied an- Synthetische Evolutionstheorie und die or- gehören. ganismische Zoologie im Allgemeinen gewürdigt werden (www.uni-muenster.de/biologie.neuro ver/verhaltensbiologie/rensch-d.html) Der Preis wird im Rahmen von GfBS-Jah- restagungen in einer Feierstunde verliehen werden. Die Preisträgerin bzw. der Preis- träger stellt dabei die prämierte Arbeit als öffentlichen Vortrag vor. Bewerbungen für die erstmalige Vergabe des Bernhard-Rensch-Preises bei der GfBS- Jahrestagung 2004 in Stuttgart müssen bis zum 1. Juni 2004 beim Geschäftsführer der Gesellschaft in dreifacher Ausfertigung eingereicht werden. Eine elektronische Ein- reichung ist nicht erwünscht.

Bitte senden Sie Ihre Unterlagen an: Dr. habil. Uwe Fritz Geschäftsführer der Gesellschaft für Biologische Systematik (GfBS) Museum für Tierkunde; Staatliche Natur- historische Sammlungen Dresden A.B.-Meyer-Bau, Königsbrücker Landstr. 159 D-01109 Dresden 7

Erste Juniorprofessur aus dem Bereich Systematik besetzt 8

Erste Juniorprofessur aus dem Bereich Systematik besetzt 9

Neu im Vorstand: neue JuSys-Vorsitzende

Liebe GfBS-Mitglieder, auf dem Januartreffen der Jungen Systema- tiker wurde ich als neue Sprecherin gewählt und möchte mich hier kurz vorstellen: Ich habe mein Studium an der Christian-Al- brechts-Universität zu Kiel absolviert – Thema meiner Diplomarbeit war die Bear- beitung arktischer Muscheln aus dem Lap- tev-Meer unter Aspekten der Taxonomie und Systematik. Initiiert durch eine zoolo- gische Exkursion entwickelte sich bereits im Studium auch großes Interesse für die Fauna Costa Ricas, worauf ich mich nach Zoologischen Institut der Universität Kiel Studienabschluß entschloss, die Mollusken- fort. Neben der reinen Forschungstätigkeit gruppe für die Doktorarbeit zu wechseln. begeistert mich die Arbeit in Sammlungen Ich wählte eine phylogenetisch sehr beson- und Museen, die ich bisher jahrelang ehren- dere Landschneckenfamilie der Tropen und amtlich durchgeführt habe. Bezüglich der Subtropen, die Helicinidae (: Gruppierung der Jungen Systematiker ist Neritopsina), die nicht mit unseren einhei- mir in kurzen Worten vor allem die Mög- mischen Schnirkelschnecken (Helicidae) zu lichkeit der Vertretung unserer speziellen verwechseln sind. Neben einer Revision Interessen wichtig. Ich wünsche mir weni- der costaricanischen Arten und der Bear- ger einen "Verein im Verein" und möchte beitung zentralamerikanischer Genera be- beispielsweise das (wertvolle!) Januartref- schäftigte mich vor allem die Suche und fen auch nicht als Konkurrenzveranstaltung Bewertung von taxonomisch-phylogene- zu der in meinen Augen viel wichtigeren tisch verwertbaren morphologischen Merk- Jahrestagung sehen – denn genau die Bün- malen. Seit meiner Promotion halte ich delung der Systematiker ist das Ziel unserer mich finanziell mittels Gutachtertätigkeiten Gesellschaft. und kleinerer Projekte über Wasser und setze die Bearbeitung der Helicinidae am Eure/Ihre Ira Richling, Kiel

† Professor Dr. Clas M. Naumann

Wir bedauern den Tod von Herrn Prof. Dr. Clas Michael Naumann zu Kö- nigsbrück, der am 15. Februar 2004, kurz vor Erreichen der Pensions- grenze verstarb. Seit 1989 auf dem neu eingerichteten Lehrstuhl für Spezielle Zoologie an der Universität Bonn und gleichzeitig Di- rektor des Alexander-Koenig-Museums war er nicht nur vom Fach- lichen her Systematiker von ganzem Herzen, mit ihm hat die Sy- stematik in Deutschland einen ihrer großen Vertreter und steten Verfechter ihrer Belange im nationalen und internationalen Raum verloren.

Nachruf demnächst auch auf der website der GfBS 10 Zwischenruf zur Abschaffung der Kategorien in der Systematik

Die taxonomische Literatur ist voll mit Be- Hier werden kategoriale Bezeichnungen schreibungen von Merkmalen, denen so verwendet, obwohl jeweils Taxa gemeint viel Bedeutung beigemessen wird, dass sie sind. In älterer Literatur war solche Ver- angeblich das Aufstellen einer neuen Gat- wechslung von namentlich Kategorie statt tung, Familie usw. notwendig machten. Ein Taxon auch bei bedeutenden Evolutions- Beispiel ist der Satz: „Die Mausvögel un- biologen gang und gäbe. terscheiden sich so deutlich von allen ande- Warum sind Systematiker erschrocken, ren Vögeln, dass ihnen der Rang einer Ord- wenn man Rangkennzeichnungen wie nung zukommt“. Seitenlang sind die Dis- Stamm, Klasse, Ordnung, Familie etc. als kussionen darüber, ob einem Taxon nur der Etiketten nicht akzeptieren will? Die Ant- Rang einer Unterfamilie oder doch der ei- wort ist, weil sie damit den Verlust der da- ner Familie gebührt, und Vortragstitel wie hinter stehenden Taxa befürchten, die doch „Familienzuwachs bei Spinnen“ waren kei- die Übersicht über die vorhandene Mannig- neswegs ironisch gemeint. faltigkeit ermöglichen. Diese Sorge ist ganz Wenn Autoren behaupteten, einen neuen unbegründet, denn höherrangige Taxa be- Tier-„Stamm“ oder eine neue Insekten- stehen und sollen in der Natur vorhandene „Ordnung“ entdeckt zu haben, öffneten organismische Einheiten abbilden. Den von sich ihnen in den vergangenen Jahren hoch- Organismen gebildeten Einheiten in der rangige Publikationsorgane, und es rausch- Natur, die wir zu erfassen versuchen, ent- te werbewirksam im Blätterwald. Hinzu sprechen die Taxa (oder Sippen) und nicht kommen die viel Druckraum verschlingen- die Kategorien. Wale, Heuschrecken, Blü- den Biodiversitätsvergleiche gemessen auf tenpflanzen, Asteraceae usw. sind Namen dem Niveau von „Familien“ oder „Gattun- für Taxa, bei denen wir gute Gründe haben gen“ und Diskussionen über Scheinproble- anzunehmen, dass es in der Natur entspre- me wie die Entstehung neuer „Stämme“ chende Abstammungsgemeinschaften wirk- nur im Präkambrium/Kambrium. – Um se- lich gibt. Ohne diese Taxa sind wir in der riös zu bleiben, sollte man dieses jedoch in Biologie nicht imstande, wissenschaftlich einer Gesellschaft von Systematikern in zu arbeiten. Sie sind die Einheiten des hie- Vortrag und Text nicht tolerieren. rarchischen Systems. Niederrangigere Taxa Die Behauptung mag verwegen klingen, sind in umfassenderen Taxa enthalten, und entspricht aber vielfacher Erfahrung: Viele sie enthalten gegebenenfalls kleinere Taxa, gestandene und täglich systematisch arbei- denen sie selbst gegenüber höherrangig tende Biologen kennen den Unterschied sind. zwischen Taxon und Kategorie nicht und Doch nur Schwestertaxa haben denselben vermengen beides. Zum Beispiel heißt es in Rang, auch wenn eine einzige Art Schwes- der neusten Auflage eines Lehrbuchs der tertaxon zu einem aus vielen Arten beste- Zoologie, es gehe „um die Aufdeckung der henden Monophylum ist. Es könnte also in Verwandtschaftsbeziehungen der Arten, einer Linie immer nur 2 Taxa mit dem Familien, Ordnungen usw. rezenter und Rang Tribus, Familie, Ordnung usw. geben ausgestorbener Tiere, also um die Evolu- (dieselben Etiketten natürlich in parallel tion der einzelnen Gruppen“. Und wer auffächernden Linien). Eine konsequente kennt sie nicht, die Sätze, dass diese „Ord- Anführung von Namen und Vergabe von nung“ nur in Südamerika verbreitet sei o- Rangbezeichnungen für jede Schwester- der es in jener „Familie“ Brutpflege gäbe. gruppenbeziehung einer Linie wäre infla- 11

tionär. Sie ist zudem völlig überflüssig. Ränge problemlos verzichtet wurde. Und Immer wieder in Erinnerung zu rufen ist natürlich können auch in einer kategorien- der Satz von Peter Ax (1995, Das System losen Systematik neue hochrangige Taxa der Metazoa I, S. 19): „Ein konsequent benannt und als „taxon novum“ charakteri- phylogenetisches System kann nur unter siert werden, wie es Ax (1999, Das System Ausmerzung aller Kategorien errichtet der Metazoa II) praktiziert hat. werden und ist in der Lehre entsprechend Mein Wunsch an die Systematiker wäre, frei von Kategorien wiederzugeben.“ beim Schreiben ihrer Texte ganz bewusst Aus diesem Grund werden in bestimmten die Begriffe „Familie“ und dergleichen zu deutschen Universitäten seit mindestens 25 meiden, weil sie doch eigentlich ohnehin Jahren im Zoologieunterricht keine katego- das Taxon meinen. Pragmatisch für den Ü- rialen Ränge verwendet, was von den Stu- bergang wäre vielleicht, von „Familien-Ta- dierenden als angenehmer Abwurf von xon“, „Gattungstaxon“ u. ä. zu sprechen, Ballast empfunden wird. Die Lehrbücher einer Kurzform für „ein supraspezifisches der Zoologischen Systematik von Ax (s. o.) Taxon, dem man in herkömmlicher Klas- und Westheide & Rieger (1996, Spe-zielle sifikation das Etikett Familie bzw. Gattung Zoologie) unterstützen dies in vor- zuordnete“. Damit würden dem Autor und bildlicher Weise. dem Leser klar, dass wirklich das Taxon Die systematische Botanik hinkt zwar gemeint ist. hinterher, aber man kann dort bereits Pub- likationen lesen, in denen auf kategoriale Walter Sudhaus, Berlin

Erste Juniorprofessur aus dem Bereich Systematik besetzt

Wahl 2003 der DFG-Fachkollegiaten Im Herbst 2003 wurden die Fachgutachter digen Geschäftstellen der DFG wie vorher der DFG gewählt, die jetzt „Fachkollegi- auch Gutachter ausgewählt, die für einen aten“ heißen. Für uns sind aus der Fächer- Antrag ein Votum erstellen. Auf dieser systematik, die die DFG eingerichtet hat, Grundlage stellt die Geschäftstelle einen folgende Wahlergebnisse relevant: Entscheidungsvorschlag zusammen und sendet den Vorgang an den zuständigen FK 18.1 (Spezielle Botanik und Evolu- Fachkollegiaten, der unter Berücksichti- tion): Hurka, Kadereit gung aller vorliegenden Unterlagen eine FK 19.1 (Spezielle Zoologie, Morpho- Entscheidung formuliert. Bisher waren für logie): Bartolomaeus, Wägele große Fachgebiete (Zoologie, Botanik) ein- FK 19.2. (Evolution, Biodiversität, Anthro- zelne Vorsitzende für diesen letzten Schritt pologie): Ganzhorn, Heinze verantwortlich, jetzt verteilt sich die Arbeit auf mehrere Personen. Wie unterscheidet sich das neue Verfahren vom bisherigen? Nach der neuen Geschäfts- Wolfgang Wägele, Bochum ordnung der DFG werden von den zustän- 12 Gründung einer wissenschaftlichen Nachwuchs- gruppe "Systematische Entomologie"

Der sich seit einigen Jahren abzeichnende und M. Nuss noch weitere Wissenschaftler Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs des MTD: Dr. CHRISTIAN SCHMIDT in der Systematik ist ein vieldiskutiertes (Volontär Sektion Coleoptera), Dr. ED- Thema. Um einem Notstand vorzubeugen GAR LEHR (Leiter Molekularlabor) und ist es wichtig, auf junge Menschen aller Dipl.-Biol. ANDREAS WECK-HEIMANN Altersgruppen zuzugehen und ihnen Mög- (IT und Parasitologe). lichkeiten zu bieten, vorhandenes Interesse weiter zu entwickeln und in die wissen- Das Angebot an die Mitglieder der Gruppe schaftliche Betrachtung der Natur einzu- besteht aus mehreren Elementen: steigen. Bei jungen Leuten ab einem Alter von etwa 15 Jahren ist dabei das Engage- (1) Jedes Mitglied kann im Rahmen eines ment der Wissenschaftler selbst gefordert, Projektes eine konkrete wissenschaftliche da sich in diesem Alter konkretes Interesse Fragestellung bearbeiten. Bei der Auswahl an bestimmten Forschungsgebieten heraus- der Themen ist es essentiell, dass der bildet wie auch die Fähigkeit, unter kom- Schwierigkeitsgrad einem „Einsteiger“ an- petenter Anleitung wissenschaftliche Pro- gemessen ist, die benötigte Bearbeitungs- jektarbeit durchzuführen. zeit relativ kurz ist und die Ergebnisse im Anschluss in einer Fachzeitschrift publi- Im Laufe des Jahres 2003 haben daher Dr. ziert werden können (mit dem Betreuer als KLAUS-DIETER KLASS (Kustos Sektion Ko-Autor). Im Laufe dieser Projekte wird Coleoptera) und Dr. MATTHIAS NUSS den Schülern auch der Einstieg in die fach- (Kustos Sektion Lepidoptera) am Museum spezifischen Arbeitsmethoden vermittelt: für Tierkunde Dresden (MTD) eine wis- Präparation am Stereomikroskop, Anferti- senschaftliche Nachwuchsgruppe aufge- gung mikroskopischer Präparate, Recher- baut, die sich speziell mit der Systemati- che und Auswertung themenrelevanter Li- schen Entomologie befasst. Hier wird Leu- teratur, Umsetzung der untersuchten Struk- ten der Altersgruppe zwischen 15 und 19 turen in Illustrationen, Auswertung der Er- Jahren ermöglicht, in dieses Forschungs- gebnisse, Erstellung eines wissenschaftli- gebiet einzusteigen und Fragestellungen chen Manuskripts, Anwendung von Com- zur Taxonomie, Morphologie, und Phylo- puterprogrammen zur Text- und Bildverar- genie der Insekten nachzugehen. Die beitung sowie PowerPoint-Präsentationen. Kontakte sind dadurch entstanden, dass die Die Projektarbeiten werden vornehmlich jungen Leute am MTD entweder ein be- während der Ferienzeiten verrichtet. rufsorientierendes Praktikum absolviert ha- ben (im Rahmen der 9. Schulklasse) oder Projektbeispiele: Frau Barton führt sich im Rahmen von Unterrichtsprojekten Arbeiten zur vergleichenden Morphologie an einen der Betreuer gewandt haben. einiger Beinstrukturen bei verschiedenen Schließlich sind sie in Folge dazu über- Arten der Blattaria (Schaben) durch; Frau gegangen, unter Anleitung ein ausgewähl- Wittkowske hat ein Projekt begonnen, in tes wissenschaftliches Thema zu bearbei- dem die männlichen Genitalstrukturen bei ten. Im Dezember 2003 wurde formell die verschiedenen Gruppen der Mantodea „Nachwuchsgruppe Systematische En- (Gottesanbeterinnen) verglichen werden. tomologie“ gegründet, und es wurde ein Die Ergebnisse sollen zum Verständnis der festes Veranstaltungsprogramm entworfen. stammesgeschichtlichen Beziehungen in- Derzeit hat die Gruppe fünf Mitglieder von nerhalb dieser Gruppen beitragen und sol- verschiedenen Dresdener Gymnasien: JO- len nach eigenständiger Publikation auch in HANNA HEIDRICH, ARIANE BARTON, breiter angelegte phylogenetische Analysen CLAUDIA WITTKOWSKE, MALTE der Dictyoptera einfließen. WESTPHALEN und ESTHER HEY- MANN. (2) Seit Januar 2004 findet allmonatlich ein Als Betreuer fungieren neben K.-D. Klass Treffen der Nachwuchsgruppe statt, bei 13

dem einer der Betreuer zu einem Thema (4) Ferner wird den Gruppenmitgliedern im aus der Systematischen Entomologie vor- Zuge der berufsorientierenden Praktika der trägt, z. B. zur Systematik und Morpholo- 9. Schulklasse und während der Projektar- gie der Insekten, zum Artkonzept, oder zu beit auch praktische Erfahrung im Umgang den Grundlagen der Phylogenetik. Dadurch mit großen wissenschaftlichen Insekten- wird den Schülern das nötige Hintergrund- sammlungen vermittelt. wissen vermittelt. Einzelne Vorträge wer- den darüber hinaus das Berufsbild des Kus- Durch die Vermittlung von Kenntnissen tos von wissenschaftlichen Sammlungen und praktischen Erfahrungen auf dem Ge- und die Universitätslaufbahn vorstellen so- biet der Zoologischen Systematik, die in wie praktische Tips für das Verfassen von den Lehrplänen vieler Universitäten heut- Bewerbungsschreiben geben (Einbringung zutage leider fatal unterrepräsentiert ist, von Publikationen, Sammlungsarbeit, be- werden Mitglieder dieser Nachwuchsgrup- suchten Lehrveranstaltungen, gehaltenen pe eine weitaus bessere Vorbereitung auf Fachvorträgen etc., in deutscher und engli- das Biologiestudium haben, als das bei der scher Sprache), was u. a. für die Bewer- Mehrheit der Studenten der Fall ist – u. a. bung auf Studienplätze im Ausland von Be- dadurch, dass sie die ihnen auf anderen Ge- deutung sein kann. bieten der Biologie vermittelten Kenntnisse vor diesem Hintergrund reflektieren und (3) In der wärmeren Jahreshälfte werden besser zu einem Gesamtbild zusammenfü- den Mitgliedern der Nachwuchsgruppe zu- gen können. Ferner haben die Mitglieder sätzlich monatliche Exkursionen zur dieser Gruppe bereits in jungen Jahren wis- Kenntnis der heimischen Insektenfauna an- senschaftliche Publikationen und Vorträge geboten (an Wochenenden oder während sowie grundlegende Erfahrungen im Um- der Ferien). Nach der Freilandarbeit wer- gang mit wissenschaftlichen Sammlungen den die Insekten mit Unterstützung der Be- vorzuweisen. Damit wird ihnen ein opti- treuerErste soweit Juniorprofessur wie möglich bestimmt. aus demmaler Bereich Einstieg Systematik in eine wissenschaftliche besetzt

Vier Mitglieder der wissenschaftlichen Nachwuchsgruppe Systematische Entomologie des MTD (von links nach rechts: JOHANNA HEIDRICH, ARIANE BARTON, CLAUDIA WITTKOWSKE und MALTE WESTPHALEN) mit den Betreuern Dr. K.-D. KLASS (ganz links) und Dr. M. NUSS (ganz rechts) 14

Laufbahn bereitet sowie große Pluspunkte Projektarbeit fordern. für ihren Lebenslauf. Die Nachwuchsgruppe Systematische Natürlich werden die derzeitigen Mit- Entomologie soll als feste Institution am glieder, die 15–17 Jahre alt sind, in 2–4 MTD fortgeführt werden, eingebunden in Jahren der Nachwuchsgruppe „entwach- den dortigen Wissenschaftsbetrieb, wobei sen“ (wobei die Betreuer aber bei Bedarf der Umfang langfristig auf dem Niveau von weiterhin als Berater oder Kooperations- ca. 5–10 Mitgliedern gehalten werden soll. partner fungieren werden). Gleichzeitig soll Über die hier relevante Altersstufe hinaus die Gruppe durch neue Mitglieder ergänzt soll die Bindung ehemaliger Mitglieder ans werden. Als „Rekrutierungs“-Plattform MTD natürlich aufrecht erhalten werden. wird weiterhin das berufsorientierende Schülerpraktikum der 9. Klasse dienen. Wir halten dieses Projekt und allgemein Darüberhinaus wird unser Angebot aber vergleichbare Angebote für die Alters- auch gezielt einem breiteren Kreis bekannt- gruppe von 15 bis ca. 18 Jahren für ein gemacht: So wird die wissenschaftliche wichtiges Element in der Förderung des Nachwuchsgruppe des MTD u. a. auf der wissenschaftlichen Nachwuchses, das der- Lehrer-Fortbildungsveranstaltung des säch- zeit in Deutschland noch ungenügend re- sischen Landesverbandes des vdbiol (Dres- präsentiert ist, und wir geben unsere Erfah- den, 17. 9. 2004) vorgestellt werden; dabei rungen gerne an Kollegen weiter, die an ih- werden auch Mitglieder der Gruppe über rem Institut ebenfalls eine solche wissen- ihre laufenden Projekte referieren. Die Ar- schaftliche Nachwuchsgruppe aufbauen beit in der Gruppe verträgt sich auch gut wollen. mit den Lehrplänen der Gymnasien, die von den Schülern einen großen Anteil an Klaus-Dieter Klass, Dresden

ZumErste Herauskopieren: Juniorprofessur aus dem Bereich Systematik besetzt

BESTÄTIGUNG ÜBER DIE STEUERLICHE GfBS Gesellschaft für Biologische Systematik ABZUGSFÄHIGKEIT VON SPENDEN Organismen Diversität Evolution

Die Gesellschaft für Biologische Systematik e. V. dient laut Freistellungsbescheid des Finanzamts Bochum-Süd, Steuernummer 350/5702/3116 vom 01. 8. 2003, aus- schließlich und unmittelbar steuerbegünstigten gemeinnützigen Zwecken im Sinne der §§ 51 ff. AO und gehört zu den in § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG bezeichneten Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen. Mitgliedsbeiträge und Spenden sind deshalb steuerabzugsfähig. Wir bestätigen, dass wir den uns zugewendeten Betrag satzungsgemäß und nur zu ge- meinnützigen Zwecken der Gesellschaft verwenden. Diese Bestätigung gilt als Spendenbescheinigung für den aufgewendeten Betrag, der durch einen Beleg der Bank nachzuweisen ist. Dr. Regine Jahn, Schatzmeisterin der GfBS, Berlin, im März 2004 15

Eine kleine Geschichte zu BIOPAT

Dass Nudibranchier zu den schönsten Mee- en Art schon erheblich. Wir werden eine resorganismen gehören, ist vielen Zoologen neue Nacktschnecke der Gattung Phyllo- bekannt (das Urteil kommt hier von einer desmium nach Frau Jakobsen benennen sehr überzeugten Autorin). Dass diese (Foto unten, siehe auch S. 24 oben rechts). Schönheit aber ganz gezielt von BIOPAT- Paten gesucht wird, ist für mich neu gewe- sen. So trat eine passionierte Taucherin an BIOPAT heran, als sie im Fernsehen einen Bericht über diese Organisation sah. Frau Wera Kettie Jakobsen hatte kurz zuvor über die Lotterie knapp 4000,- Euro gewonnen. Als Wissenschaftshistorikerin hat sie zwar Mein Doktorand, Ingo Burghardt, hat die mit der Natur nicht unmittelbar zu tun, Schnecke im Rahmen seiner Doktorarbeit doch als Taucherin ist sie in ihrer Freizeit über „solar-powered seaslugs“ auf Sulawe- häufig genug mit der aquatischen Biodiver- si, Indonesien gefunden. Dieses Projekt, sität konfrontiert. Zunächst wollte sie von welches sich mit der Radiation von Nackt- dem Geld eine Reise zu den Galápagos-In- schnecken beschäftigt, die in Symbiose mit seln finanzieren, ermöglichte ihr diese Zooxanthellen leben, wird im Rahmen des Summe doch, mal über die einheimischen DFG-Schwerpunktpogrammes „Radiatio- Gewässer und den jährlichen Luxus einer nen – Genese biologischer Diversität“ ge- Tauchfahrt ans Rote Meer hinaus eine fördert. wirklich sehr große Fahrt zu unternehmen. Sie entschied sich dann aber anders. Sie Ich finde es vor allem sehr schön, dass die wollte das Geld wieder „der Allgemein- Hälfte des Geldes nach Antrag an das Insti- heit“ zukommen lassen und dabei aber ih- tut in Manado/Sulawesi gehen wird. Die ren Namen verewigen. Als leidenschaftli- dortigen Wissenschaftler waren wesentlich che Taucherin sollte es aber kein Frosch, am Gelingen der Expedition beteiligt. Nun kein Käfer und keine Orchidee sein. Etwas haben sie die Möglichkeit mit dem Geld aus dem Meer war gewünscht. Gleichzeitig kleinere Projekte vor Ort durchzuführen, sollte es aber auch etwas sein, das man oder ihre sehr magere Laborausstattung zu beim Tauchen selber mal vor die Maske be- verbessern (dies auch zum Wohle mancher kommt. Tiefsee- und Antarktiskrebse wa- europäischer Zoologen, die dort gastieren ren somit schon aus dem Rennen. Da aus wollen). dem marinen Bereich noch nicht sehr viele Arten angeboten werden, war der Weg zu Frau Jakobsen hat mittlerweile schon unser unserer Schnecke nicht mehr weit. Institut besucht. Sie hat gelernt, dass wir noch lange nicht alles über die uns bekann- Im Rahmen unserer Forschung finden wir ten Arten wissen, dass wir nur einen Bruch- immer wieder neue Nudibrachier und teil aller existierenden Arten kennen, dass Opisthobranchier-Arten. Da unsere For- die Systematik alles andere bloß keine tote schung sich mehr auf phylogenetische und Wissenschaft ist, und dass wir noch viele evolutionsbiologische Projekte konzen- Idealisten wie sie brauchen. Sie gab mir triert, bleibt kaum Zeit für Neubeschreibun- den Tipp, BIOPAT in Zeitschriften publik gen. Es kommt aber auf der anderen Seite zu machen, die von viel mehr Hobbybiolo- nicht sehr gut in Veröffentlichungen an, gen gelesen wird. Sie dachte vor allem an wenn man Daten zu Sp. 1 über Sp. 5 bis hin die Zeitschrift „Tauchen“. Es gibt noch zu Sp. 11 publiziert. Wenn dann für Neube- mehr (z. B. Zeitschriften der Aquaristik schreibungen finanzielle Belohnung winkt, und Terraristik) – ich habe den Tipp schon sinkt die Hemmschwelle (trotz notorischen weiter gereicht. Frau Jakobsen rührt auf Zeitmangels) für das Beschreiben einer neu- jeden Fall schon mal ordentlich die Werbe- 16

trommel in ihrem Taucher-Bekanntenkreis. Wir danken ihr für die großzügige Spende. Heike Wägele, Bochum

Beachten Sie auch die Webseite zur BIOPAT-Initiative: http://www.biopat.de

Frau Wera Jakobsen, (rechts) die Stifterin, und Ingo Burghardt, der Entdecker der neuen Art vor Sulawesi

Hinweise und dazugehörige Links zu relevanten Tagungen – ständig erneuert – finden Sie über die Website der GfBS: www.gfbs-home.de

Zoologische Nomenklatur Die Internationale Kommission für Exemplar X zum Lectotypus“ würden Zoologische Nomenklatur (ICZN) verfügt dieser Anforderung genügen, nicht laut Artikel 78.3.2 und 80.1 über die Mög- jedoch „Lectotypus: Exemplar X“. lichkeit, in Fällen, in denen es notwendig erscheint, eine Richtlinie („Declaration“) herauszugeben, wenn eine Vorschrift der Empfehlung 74G. Nicht aus rein Regeln (IRZN) verdeutlicht werden soll. sammlungstechnischen Gründen. Dabei handelt es sich um eine vorläufige Die Festlegung von Lectotypen soll im Änderung der geltenden Regeln. Von die- Rahmen einer revidierenden oder ser Möglichkeit ist jetzt im Falle von IRZN anderweitigen taxonomischen Arbeit Artikel 74.7 Gebrauch gemacht worden erfolgen, um die Stabilität der (Declaration vom 18. Dezember 2003). Die veränderte Fassung gilt rückwirkend ab Nomenklatur zu fördern, nicht jedoch dem 1. Januar 2000 und lautet: aus lediglich sammlungstechnischer Gepflogenheit. 74.7.3. eine ausdrückliche Aussage, daß die Festlegung absichtlich erfolgt (es Es wird empfohlen, die vorstehenden genügt nicht, ein Exemplar als Änderungen dem Offiziellen Deutschen "Lectotypus" lediglich zu zitieren). Text (S. 129) als Fotokopie (ggf. in Streifen) wie folgt einzufügen: Das Beispiel vor Empfehlung 7A; Empfehlung Beispiel. Aussagen wie „Lectotypus 74G nach Empfehlung 74F. hiermit festgelegt“, „Lectotypus durch jetzige Festlegung“, „ich bestimme Otto Kraus, Hamburg 17

Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart

An spektakulären Begegnungen mangelt es Ausstellungen (Bild unten) sind die öffent- nicht: Eine Dame (?) mit Loch im Kopf, liche Seite eines Naturkundemuseums. Da- garantiert 250.000 Jahre alt. Spitzzähnige hinter stehen quasi als Herz des Ganzen die Riesenlurche zwischen Schachtelhalmbäu- Sammlungen. Für den Besucher bleiben sie men. Eiszeitjäger am Lagerfeuer. Jurazeit- im Verborgenen, für die Mitarbeiter sind liche Fischsaurier mit Jungen im Leib – sie der Hauptarbeitsort. An den Sammlun- Südwestdeutschland ist ungewöhnlich reich gen orientieren sich auch unsere For- an Fossilfunden. Kein Problem, mit den schungsschwerpunkte: Biologische Syste- zum Teil weltberühmt gewordenen Fund- matik, Taxonomie, Phylogenie, Biogeogra- stücken aus der Region und zahlreichen phie, Stratigraphie, Morphologie, Evoluti- Rekonstruktionen ein ganzes Museum zu onsforschung und (Paläo-)Ökologie. Dabei bespielen: das im Jahr 1985 eingeweihte handelt es sich überwiegend um Grund- Ausstellungsgebäude Am Löwentor (Bild S. lagenforschung aber auch um angewandte 22 oben) – ein Ein-Raum-Museum mit be- Forschung, z. B. im Bereich Naturschutz. merkenswert großzügig gestalteter Innen- architektur. Die aktuelle Sonderausstellung „Mit allen Sinnen“ stellt die Forschung am Naturkun- Zeitsprung – in doppeltem Sinn: Das klas- demuseum vor. Jede Abteilung ist mit ei- sizistische Schloss Rosenstein, ebenfalls im nem Thema vertreten ist. Die einzelnen Rosensteinpark gelegen, beherbergt die seit Themen lauten: Froschkonzert (Bioakus- 1993 konsequent modernisierte biologi- tik), Das große Krabbeln (Käfer in Nepal), sche Ausstellung des Stuttgarter Naturkun- Die Zeitkapsel (Bernstein) und Durchatmen demuseums mit den Bereichen Evolution, (Bioindikation mit Moosen). Die Ausstel- Vielfalt des Lebens, Umwelt und Arten- lung läuft noch bis Ende Juli 2004. schutz, Heimische Lebensräume und Le- bensräume der Erde. Aufregende Begeg- Unser Haus hat folgende Organisations- nungenErste auch Juniorprofessur hier, zum Beispiel mit aus dem demstruktur: Bereich Direktion; Systematik 4 Forschungsabteilun- besetzt Seiwal, einem einmaligen Modell über dem gen: Botanik, Entomologie, Paläontologie, Originalskelett. Besonders beeindrucken Zoologie; Abteilung Bildung und Öffent- die akribisch gestalteten, multimedial er- lichkeitsarbeit; Verwaltung und Zentrale schlossenen Lebensräume. Dienste.

Blick in die Dauerausstellung: Bereich Eiszeitliche Funde mit spektakulären Mammuts. 18

Botanische Abteilung des Museums. Das Herbar (Bild unten) umfasst insge- Die einzelnen Sammlungsteile haben fol- samt 1.015.000 Belege, davon 600.000 genden Umfang (Anzahl der Exemplare; in Blütenpflanzen; 80.000 Farne, 110.000 Klammern Anzahl der Typenserien): Iso- Laubmoose, 30.000 Lebermoose, 85.000 poda 80.000 (300); Pseudoscorpiones 4.000 Flechten, 100.000 Pilze und 10.000 Algen. (30); Coleoptera 1.800.000 (2.000); Diptera Die ältesten Belege im Blütenpflanzen- 400.000 (1.150); Heteroptera 60.000 (30); herbar gehen auf das Jahr 1740 zurück. Es Homoptera 160.000 (50); Hymenoptera handelt sich um die Aufsammlungen von 400.000 (100); Lepidoptera 1.000.000 W. Martini auf seiner Sibirienreise. Dublet- (500); Saltatoria 60.000 (50); andere In- ten davon lagen später auch Linné bei sei- sekten 400.000 (100). nen Beschreibungen vor. Das Herbar zählt Ernst Hoffmann (1837–1892) war ab damit zu den ältesten Sammlungen der 1869 der erste hauptamtliche Kustos für die Welt. Weitere bedeutende Sammlungsteile Entomologie (Hauptwerk: „Die Groß- stammen von F. Hegelmaier, A. Mayer und schmetterlinge Europas“). Erwin Lindner K. Bertsch. Im Moosherbar stammt der äl- (1888–1988) kam 1913 an das Museum teste Beleg aus dem Jahr 1792. Die wich- und war Herausgeber der „Fliegen der Pa- tigsten Aufsammlungen gehen auf F. He- läarktischen Region“. Karl Wilhelm Harde gelmaier, K. Bertsch, F. Koppe und R. Düll (1922–1982) war Mitherausgeber der „Kä- zurück. Das Flechtenherbar beginnt mit fer Mitteleuropas“. Für Willi Hennig (1913 dem Jahr 1800. Unter den bekannten –1976), den Begründer der phylogeneti- Sammlern sind F. Arnold, A. Vezda und V. schen Systematik, wurde 1963 die Abtei- Wirth zu nennen. Das Pilzherbar wurde lung für stammesgeschichtliche Forschung über Jahrzehnte hinweg von H. Haas ehren- geschaffen, die 1998 teils in die paläontolo- amtlich betreut. Es beherbergt Aufsamm- gische und teils in die entomologische Ab- lungen von M. Hallermeier, G. Krieglstei- teilung eingegliedert wurde. ner und A. Gminder. Mitarbeiter der Abteilung organisieren In der Botanik arbeiten 3 fest angestellte jährlich das „Deutsche Koleopterologen- Wissenschaftler, 4 Präparatoren auf 3 Stel- treffen“ (Beutelsbach) und in 2-jährigem len und 2 wissenschafliche Volontäre (Zeit- Turnus das „Deutsche Hymenopterologen- angestellte für 2 Jahre). treffen“. Schwerpunkt der Forschung in der Botanik sind Arbeiten zu einer Rei- he von baden-württembergischen Floren über Flechten; Farn- und Blütenpflanzen sowie Moosen, bei denen die Sammlungen eine we- sentliche Grundlage bilden. Entomologische Abteilung Die Entomologische Abteilung deckt die Forschungs- und Samm- lungsbereiche heute lebender ter- restrischer Arthropoden ab. Die en- tomologische Sammlung enthält in rund 23.000 Kästen knapp 4.5 Mio. präparierte und etikettierte Insekten aus aller Welt. Hinzu kommt um- fangreiches Alkoholmaterial anderer Gliedertiere (Spinnen, Krebse). Sie Das fachgerechte Aufziehen der Pflanzen ist eine wesentliche ist der artenreichste Sammlungsteil Grundlage für die Erhaltung der alten, wertvollen Belege 19

Am Hause ist u. a. der „Nationale GBIF- lationsbiologischen Untersuchungen. Koordinationsknoten Evertebrata I (Insec- Die Ornithologie schließlich hat in Stutt- ta)“ installiert, das Biodiversitätsinforma- gart eine besonders lange Tradition. Noch tik-Projekt „Globales Artenregister Tagfal- heute sind graphologisch geschulte Hilfs- ter (GART)“, die nationale Kontaktstelle kräfte damit beschäftigt, die Feldnotizen der „Globalen Taxonomie Initiative (GTI)“ der besonders umfangreichen Eiersamm- und das „Wildbienen-Kataster“. An die En- lung (etwa 50.000) zu dechiffrieren. tomologische Abteilung sind angebunden In der Zoologie arbeiten 5 fest angestellte der „Entomologische Verein Stuttgart 1869 Wissenschaftler, 6 Präparatoren und 2 wis- e. V.“ und die „Arbeitsgemeinschaft süd- senschaftliche Volontäre. westdeutscher Koleopterologen“. In der Die aktuellen Forschungsthemen, detail- Entomologie arbeiten 6 fest angestellte lierte Informationen über die Sammlungen Wissenschaftler, 5 Präparatoren auf 4 1/2 und Mitarbeiter findet man unter: Stellen und 2 wissenschafliche Volontäre. www.naturkundemuseum-bw.de. Zoologische Abteilung Die Sammlungen der Zoologie umfassen 1.352.500 Belegstücke, die sich wie folgt verteilen: Mollusken 1.000.000 (verteilt auf 350.000 Serien); diverse marine Nicht-Ver- tebraten 150.000; Amphibien und „Reptili- en“ 20.000; Vögel 70.000, Eier 50.000, Nester 1.000; Säugetiere 50.000; Osteolo- gische Objekte 11.500. Die Zoologischen Sammlungen sind weltweite Sammlungen mit einem großen AnteilErste historischen Juniorprofessur Materials (gesammelt aus dem Bereich Systematik besetzt vor 1900). Die wichtigsten historischen Sammlungen stammen von P. Bleeker (In- donesien), C. B. Klunzinger (Deutschland, Rotes Meer) A. Krämer (Pazifik), Prinz Ferdinand von Müller (Australien und Neu- seeland), Baron v. Ludwig (Afrika), August Kappler (Südamerika) und Theodor von Heuglin (Afrika). Im Lauf von über 160 Jahren ist die Zahl der weltweit gesam- melten rezenten Vertebraten stark gewach- sen. So enthält die Säugetiersammlung mit über 1.500 Arten immerhin ein Drittel sämtlicher rezenter Arten. Sie zählt damit zu den 25 größten mammalogischen Sammlungen der Welt. Die ichthyologi- sche Sammlung umfasst etwa 1.000 Typus- exemplare von ungefähr 450 nominellen Arten. Diese, wie auch die herpetologische Sammlung sind inzwischen vollständig auf EDV erfasst. Enzymelektrophoretische Untersuchun- gen an Mollusken – das SMNS hat mit Die Sammlung mariner Kegelschnecken enthält 50.000 Exemplaren eine der größten Co- zahlreiche Typen. Sie zählt zu den weltweit größten nus-Sammlungen der Welt – dienen popu- Spezialsammlungen dieser Schneckenfamilie. 20

Paläontologische Abteilung Die Sammlung ist aus derjenigen der her- Die Sammlung der Paläontologischen Ab- zoglichen Kunstkammer hervorgegangen. teilung erfasst die fossilen Organismen Die ältesten inventarisierten Belege gehen (Pflanzen und Tiere) aus allen Bereichen auf das Jahr 1743 zurück (Stuttgarter Quar- der Erdgeschichte weltweit. Der Schwer- tär). Der wissenschaftliche Ausbau der punkt liegt dabei wegen des außergewöhn- Sammlung begann im Jahre 1817 mit der lichen Fossilreichtums des Landes auf Ba- Bestallung von G. F. Jäger als „Aufseher“ den-Württemberg mit bedeutsamen Fossil- des Museums. Oscar Fraas und sein Sohn komplexen aus dem Mesozoikum (Trias, u. Eberhard führten in der zweiten Hälfte des a. Saurier, Jura mit Posidonienschiefer, 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Nussplinger Kalke, Ammoniten), dem Ter- Jahrhunderts diese Arbeit mit wesentlichen tiär (Steinheim a. A., Ulm, Langenau) und Beiträgen zur Geologie und Paläontologie dem Quartär (Steinheimer Urmenschen- des Landes fort. Heute liegt der For- schädel). Sie werden ergänzt durch Samm- schungsschwerpunkt auf der Biostratigra- lungen von internationaler Bedeutung aus phie und der systematischen Erfassung der dem Mesozoikum Ostafrikas, der Kreide Organismen in Zeit und Raum. Die Ergeb- des Nahen Ostens und dem Alttertiär von nisse werden in Publikationen und Aus- Ägypten. Diese Sammlungen bilden die stellungen umgesetzt wie der gegenwärtig Grundlage der an der Abteilung geleisteten mit großem Aufwand vorbereiteten Lan- Forschungsarbeit. desausstellung zur Entwicklungsgeschichte Die einzelnen Sammlungen haben folgen- der Saurier. de Größen (ungefähre Anzahl der Objek- Die Paläontologische Abteilung ist mit 8 te): quartäre Säuger: 90.000; tertiäre Säu- Wissenschaftlern, 10 Präparatoren und 2 ger: 90.000; fossile Vögel: 5.000; fossile wissenschaftlichen Volontären die größte „Reptilien“: 65.000; fossile Amphibien: Abteilung des Museums. 30.000; fossile Fische: 37.000; Wirbellose des Erdaltertums: 45.000; Nicht-Vertebra- M. Nebel, Stuttgart ten der Trias: 130.000; Nicht-Vertebraten des Jura: 1.200.000; Nicht-Vertebraten des Tertiär/Quartär: 260.000; Bernstein: 35.000; Mikrofossilien: 1.000.000; fossile Pflanzen: 25.000; Mineralien und Gestei- ne: 55.000.

Informationen zum Phylocode – Pro und Contra Auf den Internet Seiten des PhyloCode 10 US Dollar (plus Versand) separat unter (www.ohiou.edu/phylocode/) kann man folgender Adresse bezogen werden: sich mit den Vorschlägen zur phylogeneti- The New York Botanical Garden Press, schen Nomenklatur vertraut machen. Ein 200th Street & Kazimiroff Boulevard, erstes Symposium zum PhyloCode soll in Bronx, New York 10458-5126, U.S.A. diesem Sommer in Paris stattfinden (6. – 9. E-mail: [email protected] Tel.: +01 Juli 2004). Kürzlich ist eine Sonderausgabe 718 817 8721 Fax: +01 718 817 8842 des Botanical Review mit 7 Artikeln con- Internet: www.nybg.org tra PhyloCode erschienen (The Botanical Review 69(1): 1–124, January–March Torsten Dikow, Ithaca, USA 2003). Diese Sonderausgabe kann für etwa

22

Vor dem Museum am Löwentor, Stuttgart (s. S. 4ff und S. 17ff)

Schmuckhof mit Figur der Nymphenburger Porzellanmanufaktur, Botanischer Garten München-Nymphenburg

Multivisions-Schau "Die Biosphäre – vom Kreislauf des Lebens" im Naturkundemuseum Bamberg (s. S. 32ff) 23

Innenhof des Paläontologischen Museums München Botanischer Garten München-Nymphenburg (s. S. 32ff)

Erste Juniorprofessur aus dem Bereich Systematik besetzt

Exponat „Herr der Erde“, Museum Mensch und Natur Poster zu EU-Projekt Synthesys (s. S. 36) 24 Tiere des Jahres 2004 (Auswahl): Insekt des Jahres: http://www.bba.de/mitteil/presse/031212.htm http://www.nabu-weimar.de/php/index.php?op=idj2004 http://www.umweltkids.de/aktuelles/artikel/2003_12_30_insekt_des_jahres.shtml http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_naturkost/5804.php Weitere Tiere des Jahres: http://www.nabu-weimar.de/php/index.php?op=idj2004 Pflanzen und Tiere des Jahres 2004: http://www.agon-schwerte.de/aktuell/desjahres.html

Farbbild der "BIOPAT-Schnecke", siehe S. 15

Wer sich für diese schönen Informationen – Broschüre, CD – interessiert, nachfragen bei: Dr. F. O. Neuffer, Naturhistorisches Museum Mainz, Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz Reichklarastraße 10, 55116 Mainz

David Paul Riesenkalmar nach der Bergung, s. S. 28ff 25

5. Hintelmann-Preis an Schmetterlingsforscher

Zoologische Staatssammlung ehrt Die Zoologische Staatssammlung München Schmetterlingsentdecker ZSM kooperiert seit einigen Jahren mit Wissenschaftlern aus Taiwan – ein Zusam- In Südostasien entdeckte Shen-Horn Yen menschluss, der durch diese Preisverlei- aus Taiwan zahlreiche fantastisch bunt ge- hung neue Impulse bekommt. Der Preisträ- färbte Schmetterlingsarten. Aus diesem ger, der neben seiner Forschung als ausge- Grund erhielt er eine europaweit einmalige bildeter Musiker seine Leidenschaft für Auszeichnung für Zoologische Systematik. Klavier und Geige pflegt, beteiligte sich schon an Projekten der ZSM. Die Stifterin Elisabeth Hintelmann über- reichte den nach ihrem Mann Robert be- Regine Sailer, München nannten Preis auf einer Festveranstaltung der Zoologischen Staatssammlung Mün- chen (ZSM) am vergangenen Freitag.

Professor Klaus Schönitzer, Geschäftsfüh- rer des Vereins der „Freunde der ZSM“ be- gründet die Entscheidung der achtköpfigen Wissenschaftsjury für den 32-jährigen Zoo- logen mit den für einen am Anfang seiner Karriere stehenden Akademiker erstaunlich umfangreichen und hochwertigen wissen- schaftlichen Forschungen.

Schon über 60 Arbeiten über die Systematik von Schmetter- lingen hat Yen veröffentlicht. Einen hervorragenden Ruf erar- beitete er sich mit Publikatio- nen in international anerkann- ten wissenschaftlichen Zeit- schriften zur Grundlagenfor- schung.

Nach dem Studienabschluss in Taiwan promovierte Yen am Imperial College in London mit einer Studie über tagaktive Nachtschmetterlinge, Chalcisi- inae (siehe Bilder oben rechts), die sich durch interessante Mimikryformen auszeichnen und in Südostasien beheimatet sind. Stifterin Frau Elisabeth Hintelmann und Preisträger Shen-Horn Yen 26

6. Hintelmann-Preis für 2005

6. R.J.H.-HINTELMANN-WISSENSCHAFTSPREIS FÜR ZOOLOGISCHE SYSTEMATIK – Gestiftet von Frau Elisabeth HINTELMANN in Erinnerung an ihren Mann Robert J. H. HINTELMANN

In Trägerschaft der „Freunde der Zoologi- führlich darstellen. Ferner sind Lebenslauf, schen Staatssammlung München e. V.“ Publikationsliste und ausgewählte Sonder- wird für herausragende Leistungen auf drucke (maximal 5) einzureichen. dem Gebiet der Zoologischen Systematik, Phylogenetik, Faunistik und Biogeographie Bewerbungsfrist ist der 15. Juli 2004. der 6. R.J.H. Hintelmann-Wissenschafts- preis ausgeschrieben. Der Preis ist mit Die eingereichten Unterlagen verbleiben 5.000,00 € ausgestattet und soll in erster bei der auslobenden Gesellschaft. Linie dem wissenschaftlichen Nachwuchs (in der „post graduate”-Phase) zugute Vorschlagsberechtigt sind alle Zoologinnen kommen. Der Preis wurde zum ersten Mal und Zoologen; ausdrücklich wird auf die im Jahre 2000 an Herrn Dr. M.-O. Rödel Zulässigkeit von Eigenbewerbungen hinge- (Würzburg), des weiteren 2001 an Dr. M. wiesen. Wiederbewerbungen auf Grund ak- Jaschof (Greifswald), 2002 an Dr. J. tualisierter Unterlagen sind möglich und Spelda (Stuttgart), 2003 an Dr. M. Balke sollen neue Leistungsnachweise enthalten (London) und 2004 an Dr. S.-H. Yen sowie eventuelle Veränderungen in der An- (Taiwan, siehe Seite 25) vergeben. stellungssituation der Bewerberin bzw. des Bewerbers offenlegen. Der Preis wird einerseits in Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung der Be- Die Preisträgerin bzw. der Preisträger wird werberin bzw. des Bewerbers verliehen, von einer vom Vorstand der Freunde der andererseits soll der Preisträgerin bzw. Zoologischen Staatssammlung e. V. dem Preisträger damit Gelegenheit gege- berufenen Jury mit absoluter Mehrheit ben werden, ihre bzw. seine Forschung in bestimmt. Der Preis kann zurückgestellt Koordination mit der Zoologischen Staats- werden; er wird unter Ausschluss des sammlung München (ZSM) voranzutrei- Rechtsweges verliehen. ben. Das kann im Rahmen eines Gast- aufenthaltes geschehen, wozu ein Arbeits- Bewerbungen oder Vorschläge sind zu platz bereitgestellt wird, oder extern unter richten an: Verwendung von Material aus der ZSM. Der 6. R.J.H. Hintelmann-Wissenschafts- Freunde der Zoologischen Staatssammlung preis wird im Rahmen eines Festaktes in München e. V. der Zoologischen Staatssammlung (Mitte Januar 2005) überreicht. Die Preisträgerin R. J. H. Hintelmann-Wissenschaftspreis bzw. der Preisträger hat dabei einen kurzen Münchhausenstraße 21, Vortrag über ihr bzw. sein Forschungsge- D-81247 München biet zu halten. Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Vorgeschlagen werden können Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler, die [email protected] nach abgeschlossenem Biologiestudium mit einer besonderen Leistung in einem der München, im Februar 2004 eingangs genannten Fachgebiete auf sich aufmerksam gemacht haben. Der Vor- schlag bzw. die Bewerbung soll die bereits erbrachte wissenschaftliche Leistung aus- 27 Förderpreis der Münchner Entomologischen Gesellschaft MEG – 2005

Durch die großzügige Stiftung eines Mit- gliedes der Münchner Entomologischen Gesellschaft kann für das Jahr 2005 wieder ein mit 500,00 € dotierter Förderpreis der MEG vergeben werden. Gefördert werden mit diesem Preis begeisterte Frauen oder Männer, die sich intensiv mit dem Sam- meln und Erforschen von Insekten beschäf- tigen und nicht hauptamtlich als Entomolo- gen angestellt sind. In diesem Zusammenhang wäre es für die MEG und deren Vorstand sehr erfreulich Bewerben Sie sich mit den üblichen Unter- und begrüßenswert, wenn auch für ein wei- lagen für den „Förderpreis der MEG 2005“ teres Jahr sich ein großzügiges Mitglied bis zum 1. Oktober 2004, bei der Münchner fände und einen Förderpreis der MEG stif- Entomologischen Gesellschaft, Münchhau- ten würde, der steuerlich als Spende absetz- senstraße 21, D-81247 München. Selbst- bar ist. verständlich und auch erwünscht ist, dass jede Person eine Kandidatin oder Kandida- Erich Diller, München ten für den Preis vorschlagen kann. Tel: 089/8107 251 - 089/8107 0 Auskunft erhalten Sie auch unter der E- Fax: 089/8107 300 Mail: [email protected] [email protected] www.zsm.mwn.de/meg

Förderpreis der Willi-Hennig-Society 2004

THE MARIE STOPES STUDENT and a one-page abstract (not to exceed 500 TRAVEL AWARDS words) of a paper or poster to be presented at the next Society meeting. Only students In the tradition of fostering student partici- are eligible, and a student's major professor pation in our society, the Willi Hennig So- must certify the student's status with a sep- ciety is pleased to announce a competition arate email. It should be remembered that for funds for students to travel to the yearly all registered students (whether Stopes aw- meetings. Up to 15 awards not to exceed ardees or not) also receive a free ticket to US$500 each will be awarded to students the society banquet! Deadline for applic- presenting either a paper or poster at the ations is May 1, 2004. Awards will be an- upcoming meeting at CNRS/Muséum Nati- nounced by June 1, 2004. onal d'Histoire Naturelle in Paris July 18– 23, 2004. Applications should be submitted All applications and inquiries should be electronically and consist of a CV, a travel submitted electronically to Darlene Judd budget to justify the proposed expenses, [email protected] 28 Weltweit erste publizierte Aufnahmen eines lebenden Riesenkalmars

Seit Jahrhunderten geistert der Riesenkal- kraftvolles Tier zu sehen, das sich mit den mar (Architeuthis spp.), bekanntlich bis Saugnäpfen seiner Arme am Untergrund ei- heute häufig unzutreffend auch als „Riesen- nes Gezeitentümpels festzuhalten sucht. Es krake“ bezeichnet, durch Mythen und See- wurde offenbar recht roh mit einer Leine fahrergeschichten. Erst im Jahre 1857 fand am Ufer befestigt. Haltung und Form der er Eingang in den Katalog der wissen- kraftvoll wirkenden Arme lassen keinen schaftlich beschriebenen Tierarten. Bisher Zweifel daran, dass das Tier lebte, als die- sah noch nie ein Mensch einen solchen Gi- ses Foto entstand. ganten lebend in seinem natürlichen Le- Abb. 2: Lebender bensraum, den riesigen, dunklen Weiten Riesenkalmar (Ar- chiteuthis sp.) in ei- des oberen Tiefseepelagials. Sämtliche nem Gezeitentüm- Aufnahmen, die bisher veröffentlicht wur- pel an der japani- den, zeigten bereits tote Exemplare. Nun schen Küste (Foto: sind erstmalig Fotos von einem lebenden, Privat/Internetz) in Japan gefangenen Riesenkalmar auf ei- ner japanischen Internetzseite publiziert worden. Es ist bekannt, dass moderne Cephalopo- Offenbar wurde das Exemplar am 15. Janu- den generell nicht nur über weit entwickel- ar 2002 treibend an der Meeresoberfläche te, sondern auch sehr ausdrucksvolle Au- gefunden, mittels einer Schlinge gefangen gen verfügen. Sie „starren“ nicht wie die und zunächst zu einem felsigen Gezeiten- vieler Fische. Ein solches Sehorgan in der tümpel an der Küste von Goshiki in der Nä- Größe einer Grapefruit jedoch ist überwäl- he von Aminocho, Präfektur Kyoto, auf der tigend. Riesenkalmare besitzen die größten Insel Honshu transportiert. Filmaufnahmen bekannten Augen im gesamten Tierreich – scheinen nicht zu existieren, jedoch weite- und hier wurde erstmals der Blick aus ei- re, nicht veröffentlichte Fotos. Das Tier nem solchen Auge festgehalten. Für Kopf- wurde nach dessen Tod untersucht und füßerkundler besonders überraschend ist konserviert. die Ausprägung des mehr oder weniger ringförmigen „Augenlides“, das durch Zu- Es ist schwer verständlich, warum diese sammenziehen einen Teil des Auges ver- auch für uns Kopffüßerkundler nicht anders deckt. Die Haut des Kalmars fehlt bereits als sensationell zu bezeichnenden Aufnah- an einigen Stellen; möglicherweise eine men auf den Seiten des Kyoto Institute of Folge des Fanges. Das Tier lebte nicht Oceanic and Fishery Science bisher in kei- mehr lange. Abbildung 3 (Seite 29) zeigt ner einzigen wissenschaftlichen Publikation das blasser und kraftloser werdende, ster- erschienen. Laut eines neuseeländischen bende Tier. Schließlich treibt es tot an der Kollegen, Dr. Steve O'Shea, wurden die Wasseroberfläche an einem Kai (Abb. 4 Bilder von Dr. Tsunemi Kubodera verwen- Seite 29). Es sinkt nicht ab, weil die Gewe- det, um finanzielle Mittel für den Einsatz be der Vertreter der Familie Architeuthidae eines Tauchboots am Fangort des Riesen- wie die vieler anderer Tiefseebewohner kalmars einzuwerben, leider erfolglos. Ammoniumchloridlösung enthalten. Diese ist spezifisch leichter als Meerwasser und Diese Riesen kennt man für gewöhnlich fungiert als Auftriebsmittel, das Energie nur als schlaffe, da tote Körper, die sich sparendes Schweben im nahrungsarmen zum Teil sogar bereits in Zersetzung Habitat ermöglicht. befinden. Häufig fehlen Teile des Körpers; sehr häufig große Partien der dünnen, Riesenkalmare sind die größten bisher be- rotbraunen Haut. In den Abbildungen 1 (s. kannten Cephalopoden, die größten Mol- Impressumsseite) und 2 jedoch ist ein lusken und stellen die bisher größten be- lebendes, wenig verletztes und noch recht kannten Einzelindividuen lebender Inverte- 29

und Entwicklung der Jungtiere (vor einiger Zeit wurden erstmals lebende Jungtiere ge- fangen, die einige Zeit überlebten), ge- schweige denn über die ungewöhnliche Paarung und Befruchtung. Offenbar inji- ziert das Männchen dem Weibchen wäh- rend der Paarung Spermatophoren in die Haut der Arm- und Tentakelbasen, des vor- deren Mantelteils sowie des Kopfes. Unser Wissen über Architeuthis ist wegen der bisher wenigen wissenschaftlich unter- suchten Exemplare und der Tatsache, dass sich dieser Riese immer noch unseren Blic- ken und erst recht unseren Kameras in sei- nem natürlichen Lebensraum entzieht, noch Abb. 3: Sterbendes Tier Abb. 4: Verendetes Tier sehr begrenzt. Es ist derzeit noch nicht ein- (Foto: Privat/Internetz) an einem Kai (Foto: Privat/Internetz) mal klar, ob die einzige Gattung (Architeu- this) in der Familie der Riesenkalmare aus braten. Gesamtlängen (Mantel- bis Tenta- einer Art mit drei Unterarten oder aus drei kelspitze) von mehr als 18 m sind nachge- Arten besteht. Umso wertvoller sind die wiesen, die meisten davon mit Längen Daten eines jeden gefundenen oder gefan- zwischen 6 und 12 m. Das Tier von Amino- genen Exemplars, auch des Exemplars, das cho besaß eine geschätzte Gesamtlänge von der Autor kürzlich in Neuseeland für ein 7 m. Einen guten Größenvergleich erlauben großes deutsches Museum beschaffte. Die- Abb.ildungen 5 und 6 (Seite 24). Das Ex- ses weist erstmals ein Merkmal auf, das ei- emplar,Erste dessen Juniorprofessur Überreste sich in der aus demne Bereich Hypothese Systematik zum Paarungsverhalten besetzt von Sammlung des Autors befinden, hatte eine Architeuthis stark unterstützt. errechnete Gesamtlänge von 6,5 m. Gene- rell sind Längenangaben mit Vorsicht zu Volker Miske, Greifswald betrachten, da die einen maßgeblichen An- teil an der Gesamtlänge besitzenden Tenta- kel sehr dehnbar sind. Ein verlässlicheres Maß ist die Mantellänge. Diese Tiere errei- Dipl.-Biol. Volker Miske chen sicher Massen über 500 kg. AG Hydrobiologie, Zoologisches Institut und Museum, Ernst-Moritz-Arndt-Univer- Wie alle Kopffüßer scheint auch der Rie- sität Greifswald, Johann-Sebastian-Bach- senkalmar sehr schnell zu wachsen. Nur Str. 11–12, D-17487 Greifswald, sehr wenig ist über seine Nahrungsorganis- men bekannt. Bisher wurden in den Magen- Tel.: +49-(0)160-95562747 blindsäcken Fisch- und Kalmarreste gefun- [email protected] den. Es ist aufgrund ihres Körperbaus sehr wahrscheinlich, dass es sich bei Architeu- this um einen schwerelos im Wasser Abbildungen aus schwebenden, eher langsamen Lauer-Beu- http://www.pref.kyoto.jp/kaiyo/2- tegreifer und/oder Aaskonsumenten als um topicnews/news/2002/02-02-01/mega- einen aktiv jagenden Kalmar handelt. Wir squid/mega-squid-01.html und wissen fast nichts über die frühen Ab- schnitte der Lebensgeschichte der Riesen- http://www.pref.kyoto.jp/kaiyo/2- kalmare wie Ablage der enorm zahlreichen topicnews/news/2002/02-02-01/mega- Eier, Entwicklung der Embryonen, Schlupf squid/mega-squid-02.html (09.10.03). 30

6. GEO-Tag der Artenvielfalt 2004

Am 12. Juni 2004 findet der nächste aber immer weiter über das Familienni- „GEO-Tag der Artenvielfalt“ statt, siehe veau bis zu den Arten durchhangeln und GEO Seite (www.geo.de/artenvielfalt). sieht dann, wie häufig eine bestimmte Art Wie in jedem Jahr geht es wieder darum, bislang vertreten war – z. B. wurde Cepaea Bewusstsein zu wecken für die Biodiver- nemoralis 17 mal in verschiedenen Aktio- sität vor unserer Haustür – nach dem Mot- nen angegeben, die marine Nacktschnecke to: „Nur was wir kennen und verstehen, auriculata nur einmal. werden wir auch achten und schützen“. Der GEO-Tag der Artenvielfalt hat sich Dieses Jahr wird auch im Ruhrgebiet wie- mittlerweile zur größten Feldforschungsak- der eine Aktion stattfinden. Hauptorgani- tion in Mitteleuropa entwickelt und findet sator ist der Bund für Umwelt- und Jahr für Jahr immer mehr Anhänger und Naturschutz BUND in Herne, die Ruhr- Verfechter, die sich aktiv für dieses wichti- Universität Bochum ist Mitorganisator. Die ge Projekt einsetzen. So findet z. B. Dr. am 12. Juni zu untersuchenden Lebensräu- Klaus Mandery vom Bund Naturschutz in me sind sehr vielfältig. Das Gebiet liegt an Bayern e. V. die Aktion deshalb so faszi- der Stadtgrenze Herne zu Castrop-Rauxel. nierend, weil sie bei einer breiten Öffent- Es umfasst das Kanalufer des Rhein-Herne- lichkeit das Bewusstsein für die Artenviel- Kanals, alte Bergsenkungs- und in Entste- falt in unserer unmittelbaren Umgebung hung befindliche Stillgewässer, naturnahe weckt und fördert. Bachläufe, feuchte Senkungszonen, exten- sive Wiesen, Emscherbruchwald, Feldhec- Die Hauptaktion findet diesmal in Öster- ken und Industriebrachen mit anstehendem reich und Italien statt (Tirol). Es ist ge- Bergehaldematerial. Im Gegensatz zu unse- plant, entlang einer Art Süd-Nord-Achse ren letzten Aktionen wird die diesjährige (vonErste Brixen Juniorprofessur über den Brenner nach ausInns- demim Bereich Zeichen der Systematik wissenschaftlichen besetzt Be- bruck) die Arten zu erfassen. Das Thema standsaufnahme stehen und weniger publi- ist die Ausbreitung von Arten, wobei hier kumsoffen sein. Ein Vorbereitungstreffen nicht nur die Wanderung von mediterranen findet am 8. Mai statt. Formen nach Norden gemeint ist, sondern auch eine Wanderung der Arten von Ost Wer mitmachen möchte, kann direkt an nach West. Kooperationspartner ist die Ab- mich schreiben: Heike.Waegele@ruhr- teilung Umweltschutz der Landesregierung uni-bochum.de oder an Frau Hiltrud Tirol. Buddemeyer: [email protected] Stich- Fragen zum „GEO-Tag der Artenvielfalt“ wort GEO-Tag, oder Tel: 02325/52712. beantworten Tom Müller oder Nina Els in der Redaktion GEO, Am Baumwall 11, Für alle, die auf der Halde Pluto 2002 in 20459 Hamburg (Tel.: 040-3703-2732, E- Herne dabei waren: Mail: [email protected]). Auf der Die Ausweisung als Naturschutzgebiet GEO-Seite kann man sich auch wieder an- wurde vom BUND Herne auf den Weg ge- melden, wenn man eine eigene Aktion bracht und hat inzwischen viele Hürden ge- durchführen möchte. nommen. Eure Untersuchungen und Daten waren in diesem Verfahren sehr wertvoll Ganz interessant sind die Statistikseiten, und eine große Hilfe. was kumulativ in den letzten Jahren wäh- rend der Aktionen in Deutschland, Öster- Heike Wägele, Bochum und reich und der Schweiz gefunden wurde. Tom Müller, Hamburg Man fängt bei der Einstiegsseite auf höch- sten Organismenebenen an, kann sich dann 31

vdbiol feiert Jubiläum

Der Verband Deutscher Biologen und bio- wissenschaftlicher Fachgesellschaften e. V. vdbiol feiert 2004 sein 50-jähriges Ju- biläum und organisiert einen vielfältigen Veranstaltungsreigen quer durch die Repu- blik. http://www.vdbiol.de/50/ Wir erlauben uns, Sie auf zwei Großveran- staltungen des vdbiol zum „Jahr der Tech- nik“ mit zentralen biomedizinischen und biotechnischen Themenbereichen beson- ders hinzuweisen und um Ihre inhaltliche Mitwirkung zu bitten: kräfte der deutschen Stammzellforschung an der Technischen Universität München Zum 50-jährigen Jubiläum des vdbiol fin- zur Jubiläumsveranstaltung des vdbiol det vom 1. bis 4. Oktober 2004 der 25. LV Bayern ein. Das Programm zu dieser Biologentag in Bonn statt. Er steht unter öffentlichen Veranstaltung „Stammzellen dem Motto „Bio[tech]nik – Investition – Heiler der Zukunft?“ finden Sie unter Zukunft“ und wird als öffentliche Groß- http://www.vdbiol.de/bayern/Stammzelle veranstaltung im Hauptgebäude der Uni n.html beziehungsweise unter Bonn die biowissenschaftlichen Quer- http://www.vdbiol.de/bayern/stammzell_ schnittstehemen von Bionik über Biotech- programm.htm nologie bis Biodiversität behandeln. Herzlich willkommen! Schon im 4. Jahr befinden sich die "Mün- chner Wissenschaftstage", zu denen wieder Carsten Roller, München ca. 35.000 Besucher erwartet werden. Das ProgrammkonzeptErste Juniorprofessur zu den 4. Münchner aus demGeschäftsführung Bereich Systematik Verband dt. besetzt Biologen Wissenschaftstagen „Leben und Technik“ und biowissenschaftlicher Fachgesellschaf- (22.–26. Oktober 2004) finden Sie unter ten e. V. (vdbiol) www.muenchner-wissenschaftstage.de . Zentrale Geschäftsstelle, Corneliusstr. 6, 80469 München Ähnlich wie der dem vdbiol in diesem Jahr T: +49 - 89 - 260 245 73 korporativ beigetretenen Deutschen Gesell- F: +49 - 89 - 260 197 29 schaft für Zytometrie bieten wir allen inter- M: 0174 - 705 16 34 essierten Fachgesellschaften an, passen- E: [email protected] de Themen zum „Jahr der Technik“ für http://www.vdbiol.de die breite Öffentlichkeit zu präsentieren. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Weitere online-Angebote: http://www.vdbiol.de/50 Außerdem möchten wir Sie auf einen http://www.bioberufe.de aktuelles Highlight hinweisen: http://www.vdbiol.de/firmen Am 26. April 2004 finden sich die Spitzen- http://www.studienfuehrer-bio.de

The Global Biodiversity Information Facility is pleased to announce that its prototype Data Portal is now open! Please see www.gbif.net, and for more information about GBIF, refer to our communications portal at www.gbif.org. Meredith A. Lane, PhD, PR & Scientific Liaison GBIF Secretariat, [email protected] 32 Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns

Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen möglicht den Staatssammlungen, eine For- Sammlungen Bayerns sind die größte schungsinfrastruktur zu nutzen, die sie sich außeruniversitäre naturwissenschaftliche selbst nicht leisten können, und im Gegen- Institution in Bayern. Sie sind ein Verbund zug der LMU die Nutzung gewaltiger von insgesamt 14 Einrichtungen: fünf For- Sammlungen, die sie selbst nie aufbauen schungsanstalten (den sog. „Staatssamm- und über Jahrhunderte pflegen könnte. lungen“), einem Botanischen Garten und Im Einzelnen gibt es folgende Staats- acht Naturkundemuseen, alle in Bayern sammlungen: gelegen. Sie beschäftigen rund 230 Perso- nen, davon rund 40 Wissenschaftler, und Die Staatssammlung für Anthropologie besitzen große anthropologische, botani- und Paläoanatomie: In enger Zusammen- sche, geologische, mineralogische, paläon- arbeit mit den Kulturwissenschaften wid- tologische und zoologische Sammlungen met sich diese in Deutschland einzigartige (insgesamt mehr als 24 Millionen Objekte). Institution der Untersuchung dauerhafter Seit 2003 sind sie Mitglied im Consortium körperlicher Relikte von Menschen und of European Taxonomic Facilities Tieren verschiedener geschichtlicher Zeit- (CETAF). horizonte. Schwerpunkte der Forschung sind zum einen die Anthropologie zur Vor- Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen und Frühgeschichte des bayerischen Rau- Sammlungen Bayerns blicken auf eine 175- mes einschließlich der Schaffung Mensch jährige Geschichte zurück; sie wurden 1827 gemachter Umwelten, zum anderen die Re- durch den Bayerischen König Ludwig I. konstruktion der vor- und frühgeschichtli- gegründet. Manche der inzwischen dazu chen Tier- und Umwelt Bayerns. In Ab- gehörenden Institutionen bestanden jedoch hängigkeit vom jeweiligen Forschungsvor- schon früher, so beispielsweise das Natur- haben werden auch die archäologischen kunde-Museum Bamberg, das es seit 1791 Skelettfunde anderer Regionen untersucht. gibt.Erste Juniorprofessur aus demDie Bereich Auswertung Systematik der Funde umfasst besetzt sämt- liche Ebenen, von deren äußerem Erschei- Jährlich besuchen über eine drei viertel nungsbild bis zu konservierten Biomolekü- Million Menschen die Ausstellungen dieses len. Verbundes (einschließlich des Botanischen Gartens München-Nymphenburg) und ma- chen ihn somit zu einer der wichtigsten Bil- dungseinrichtungen des Freistaates Bayern. Die fünf Staatssammlungen (und ihre Museen) Die Staatssammlungen, also Forschungs- museen der Staatlichen Naturwissenschaft- lichen Sammlungen Bayerns, umfassen die Fachgebiete Anthropologie, Botanik, Geo- logie, Mineralogie, Paläoanatomie, Paläon- tologie und Zoologie. Allen gemeinsam ist das sogenannte „Münchner Model“: eine enge Bindung an die fachlich entsprechen- den Lehrstühle der Ludwig-Maximilians- Universität München (LMU) durch die Tatsache, dass die Direktor(inn)en der Staatssammlungen stets im Hauptamt Pro- fessor(inn)en an der LMU sind. Dieses er- Bradysauirus im Paläontologischen Museum München 33

Die Botanische Staatssammlung Mün- Die Bayerische Staatssammlung für Pa- chen: Zu den Aufgaben dieses Zentrums läontologie und Geologie: Diese Staats- für die Erforschung der Biodiversität im sammlung ist die in Bayern für Fossilfunde Bereich der Pflanzen und Pilze gehören flo- zuständige staatliche Einrichtung. Promi- ristische und phylogenetische Forschung nentestes Sammlungsobjekt ist das einzige sowie die Pflege, Erweiterung und Bearbei- bisher bekannte Exemplar des Urvogels Ar- tung der weltweiten und alle Gruppen um- chaeopteryx bavarica. Zu den Aufgaben fassenden Pflanzen- und Pilzsammlungen. der Sammlung zählt auch die Bergung und Sicherung von Fossilien, Gesteinen, Erzen Die Botanische Staatssammlung versteht und Mineralen im In- und Ausland. Ein pa- sich darüber hinaus als internationales Zen- läontologischer Forschungsschwerpunkt trum zur Erhebung und Bereitstellung von liegt auf der Evolution und Stabilität fossi- Informationen zur Biodiversität; dies er- ler und rezenter Riffe. Geologische folgt im Rahmen von Auskunftserteilung, Schwerpunkte liegen im Bereich der Regio- durch Herausgabe wissenschaftlicher Ver- nalen Geologie und der Erzlagerstättenkun- öffentlichungen, Verleihen von Samm- de. Die Forschungsergebnisse werden einer lungsmaterial zu Forschungszwecken oder breiteren Öffentlichkeit unter anderem in durch Entwicklung von wissenschaftlichen zwei eigenen Fachzeitschriften sowie in Datenbanken für das Internet. So beher- zwei zur Staatssammlung gehörenden bergt die Botanische Staatssammlung bei- Museen präsentiert: Das Paläontologische spielsweise den deutschen GBIF-Knoten Museum München zeigt ausgewählte für Mykologie und das internationale Inter- Stücke aus den paläontologischen Samm- netportal zur Biodiversität von Pilzen lungen (siehe Bilder auf den Seiten 23, 32), Mycology.Net. als Hauptattraktion das bereits erwähnte Mit fast 3 Millionen Belegen gehört die Exemplar von Archaeopteryx bavarica aus Botanische Staatssammlung zu den größten den Solnhofener Plattenkalken. Als „Fossil und bedeutendsten botanischen Sammlun- des Monats“ werden abwechselnd besonde- gen der Welt. re Stücke aus der Schatztruhe des Museums präsentiert. Das Paläontologische Museum Die Mineralogische Staatssammlung ist auch wegen der Architektur seines Ge- München: Ihre Hauptaufgabe sind das bäudes, der ehemaligen städtischen Kunst- Sammeln, Bewahren und Erforschen von gewerbeschule, sehr reizvoll. Das Geologi- Mineralien. Naturgemäß besonders berück- sche Museum München ist das geologi- sichtigt werden dabei die bayerischen Vor- sche Pendant. Es widmet sich mit seiner kommen. Die Staatssammlung beherbergt Dauerausstellung „Erdkruste im Wandel“ mineralogische Highlights wie beispiels- dem Entstehen und Vergehen unseres Pla- weise die berühmte Leuchtenbergsamm- neten. Unter dem Motto „Bayerns steinige lung (wertvolle russische Mineralstufen Geschichte“ können sich die Besucher auf und Edelsteinmineralien aus dem 19. eine Zeitreise in die Jahrmillionen alte Ver- Jahrhundert). gangenheit Bayerns begeben. Mit dem Zur Mineralogischen Staatssammlung ge- „Geo-Forum“, einer Wandzeitung, infor- hört auch das Museum Reich der miert das Museum über tagesaktuelle Er- Kristalle, welches dem Besucher einen eignisse aus der Geologie. ästhetischen Einblick in die Welt der Mine- ralien, Kristalle und Edelsteine bietet. Die Die Zoologische Staatssammlung Mün- Dauerausstellung, regelmäßige Sonderaus- chen ZSM: In den Magazinen dieser stellungen mit weltweit herausragenden Staatssammlung (Eingang Bild Seite 34) Ausstellungsstücken und zahlreiche weitere sind über 20 Millionen zoologische Objekte Aktivitäten sollen Wissen und Information (d. h. Inventareinheiten) archiviert. Viele über die Schätze unseres Planeten in die tausend Tierarten wurden anhand der hier breite Bevölkerung tragen. hinterlegten Typen entdeckt und beschrie- 34

von Sonderveranstaltungen zu unterschied- lichsten Themen. Jährlich hat er rund 400.000 Besucher. Auch für den Botani- schen Garten gilt das bereits erwähnte „Münchner Modell“. Die Museen Die acht Museen der Staatlichen Naturwis- senschaftlichen Sammlungen Bayerns be- finden sich in insgesamt fünf bayerischen Städten: neben München (4 Museen) auch in Eichstätt, Bamberg, Bayreuth und Nörd- lingen. Während die vier Museen in Mün- beschrieben. Außerdem belegen regionale chen rein staatliche Museen sind, befinden Aufsammlungen aus Nah und Fern Vor- sich die vier anderen Museen in anderwei- kommen, Aussterben oder Neuzuwande- tiger Trägerschaft und werden von den rung von Tierarten. So sind die Sammlun- Staatlichen Naturwissenschaftlichen gen der ZSM Grundlage für die For- Sammlungen Bayerns wissenschaftlich be- schungsarbeit von Biologen in Deutsch- treut. Drei der Münchner Museen gehören land und der ganzen Welt. Aktuelle For- zu Staatssammlungen und wurden bereits schungsprojekte umfassen die Beschrei- weiter oben vorgestellt. Die anderen fünf bung und Klassifikation von Tierarten und Museen sind: die Erforschung ihrer natürlichen Ver- wandtschaft, Verbreitung und Lebenswei- Das Museum Mensch und Natur: Dieses se, sowie der Beschaffenheit und Funkti- zentrale Ausstellungsforum der Staatlichen onsweiseErste ihrer Juniorprofessur Körper und vieles mehr. aus Die demNaturwissenschaftlichen Bereich Systematik Sammlungen besetzt Bay- Weitervermittlung der Forschungsergeb- erns wurde 1990 im Schloss Nymphenburg nisse erfolgt durch eine eigene wissen- in München eröffnet und hat „Naturkunde schaftliche Zeitschrift, weitere wissen- als Erlebnis“ als Leitmotiv. Auf seinen schaftliche Publikationen, Vorträge, Lehre, 2.500 qm Ausstellungsfläche bemüht es Gutachtertätigkeit, und vieles mehr. Die sich um eine lebendige Wissensvermittlung ZSM betreut zudem den deutschen GBIF- für Besucher aller Altersstufen und Bil- Knoten „Evertebrata II“ (, Cheli- dungsgrade. Eine wichtige Rolle spielen cerata, Myriapoda) und besitzt eine öffent- hierbei interaktive Exponate, die zum Mit- liche Fachbibliothek mit über 100.000 Me- machen einladen und den Ruf des Muse- dien. ums maßgeblich mitgeprägt haben. Der in- haltliche Bogen der Ausstellungen spannt Der Botanische Garten sich von der Darstellung der Geschichte der Erde und des Lebens über die Vielfalt der Der Botanische Garten München-Nym- Organismen bis hin zur Vermittlung hoch phenburg nimmt eine Fläche von 22 ha ein aktueller und gesellschaftlich bedeutsamer (Bilder auf Seiten 22 und 23). Im Freiland Themen aus den Bereichen Genforschung, und in den Gewächshäusern werden etwa Neurobiologie, Ernährungsphysiologie, Na- 14.000 Pflanzenarten aus der ganzen Welt tur- und Verbraucherschutz (siehe Bild auf kultiviert. Besonders wichtige Lebend- Seite 23). sammlungen befinden sich im Alpinum und Rhododendronhain sowie in den Sukkulen- Das Jura-Museum Eichstätt ist ein regio- ten-, Orchideen-, Bromelien- und Kalthaus- nales Naturkunde- und Forschungsmuse- abteilungen. Neben den ständigen Ausstel- um, das sich mit der Erd- und Landschafts- lungen veranstaltet der Garten eine Reihe geschichte der Südlichen Frankenalb be- 35

fasst. Den Schwerpunkt der Ausstellungen zeit Frankens. Regelmäßige Sonderausstel- und der großen Sammlungen bilden die lungen und die brandneue, hoch attraktive weltberühmten Fossilien der 150 Millionen Multivisionsschau „Die Biosphäre – vom Jahre alten Solnhofener Plattenkalke aus Kreislauf des Lebens“ (siehe Bild auf Seite dem Oberen Jura. Die Palette der Lebens- 22) runden das Angebot ab. Trägerin des formen reicht von zarten Insekten und Museums ist eine Bamberger Stiftung. Krebsen bis zu riesigen Fischen und einem 4 m langen Krokodil. Raritäten sind die ei- Das Rieskrater-Museum Nördlingen be- gentümlichen Flugsaurier der Jura-Zeit. findet sich an einer Stelle im Kontaktbe- Kostbarstes Ausstellungsstück ist ein reich der heutigen Schwäbisch-Fränkischen Original des Urvogels Archaeopteryx litho- Alb, an der vor ca. 15 Millionen Jahren ein graphica. Eine besondere Attraktion des Asteroid von etwa 1 km Durchmesser mit Museums ist der Vergleich der Fossilien einer Endgeschwindigkeit von ca. 70.000 mit lebenden Tieren in Aquarien. So kön- km/h einschlug. Mit der Gewalt von etwa nen die Besucher echte „lebende Fossilien“ 250.000 Nuklearbomben des Hiroshima- wie Perlboote (Nautilus), Pfeilschwänze Typs wurde ein Meteoritenkrater von 23– und Knochenhechte bewundern. Bunte Ko- 24 km Durchmesser geschaffen: das heuti- rallen, andere Wirbellose und Fische ver- ge Nördlinger Ries. Das sehr komplizierte mitteln einen Eindruck von der Vielfalt der Geschehen eines Meteoriteneinschlags die- Lebensformen an Korallenriffen, wie sie ser Größenordnung, sein außerirdischer Ur- zur Jura-Zeit auch in unserer Region wuch- sprung und die irdischen Folgen werden in sen. Trägerin dieses Naturkundemuseums diesem Museum in städtischer Trägerschaft ist die Katholische Kirche, genauer: das anschaulich vorgestellt. Ein weiteres High- Bistum Eichstätt. light des Museums ist „Neuschwanstein“, der derzeit wahrscheinlich berühmteste Das Naturkunde-Museum Bamberg wur- deutsche Meteorit. de 1791 als „Naturalienkabinett“ in Form eines über zwei Geschosse reichenden, Das Urwelt-Museum Oberfranken in der weiträumigen Ausstellungssaals gegründet. Fußgängerzone von Bayreuth legt seinen Dieser frühklassizistische Saal ist noch Schwerpunkt auf die Geschichte der beleb- heute im originalen Zustand als „Museum ten und unbelebten Natur Oberfrankens. im Museum“ zu besichtigen (siehe Bild Zahlreiche Exponate (Muschelkalksaurier unten). In reizvollem Gegensatz dazu steht und andere Fossilien) führen in dieses The- der moderne Ausstellungsbereich, in dem ma ein. Ausstellungen seltener Mineralien Geologie, Mineralogie und Bodenkunde und anderer Attraktionen (darunter als ab- ebenso vertreten sind wie die einheimi- soluter Besuchermagnet der weltweit einzi- schen Säugetiere oder Fossilien aus der Ur- ge begehbare 3x3 Meter große Goldkristall) erlauben aber auch das direkte „Begreifen“ der unbelebten Natur. Teils interaktive In- stallationen, zahlreiche Sonderausstellun- gen und Sonderaktionen ergänzen das An- gebot dieses Museums in städtischer Trä- gerschaft. Andreas Kunkel, München Alle Angaben zu den einzelnen Institutionen der Staat- lichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (Anschrift, Telefon-, Faxnummer, e-mail, Homepage, Öffnungszeiten) sowie weitere Informationen finden Sie unter der zentralen Internetadresse www.naturwissenschaftlichesammlungenbayerns.de. 36

EU-Projekt SYNTHESYS

Das neue EU-Projekt SYNTHESYS – Spanien: Museo Nacional de Ciencias das weltweit größte Netzwerk natur- Naturales (CSIC) und Real Jardín Botá- kundlicher Institutionen nico (CSIC) Madrid; Ungarn: Hungarian Natural History Mu- Das Museum für Naturkunde der Hum- boldt-Universität zu Berlin MfN und der seum, Budapest. Botanische Garten und das Botanische Mu- Der erste Call wird im Sommer 2004 veröf- seum Berlin-Dahlem, Freie Universität fentlicht; danach ergeht er zweimal im Jahr Berlin BGBM, bilden gemeinsam den deut- (http://www.synthesys.info). schen Teil zu SYNTHESYS, dem ersten europaweiten Netzwerk naturkundlicher In- David Unwin und Carsten Lüter vom MfN stitutionen. Die EU fördert dieses Projekt sowie Regine Jahn vom BGBM koordinie- für die nächsten 5 Jahre mit 13 Millionen ren den Forschungsaufenthalt für die Kolle- Euro zur Entwicklung eines gemeinsamen gen aus dem europäischen Ausland. Die europäischen Forschungsraums. Hierzu ge- Berliner Institutionen kooperieren auch hört der intereuropäische Wissenschaftler- beim Ausbau elektronischer Zugangsmög- austausch und der Ausbau der institutionel- lichkeiten zu den wertvollen Sammlungs- len Vernetzung (siehe Poster auf Seite 23). daten mit mehreren europäischen Partnern unter der Leitung von Walter Berendsohn Für in Deutschland tätige Forscher bedeutet vom BGBM. dies, dass sie bei den 18 europäischen Part- nerinstitutionen Anträge auf Forschungs- aufenthalte stellen können: Zum Hintergrund: Europas angesehenste Institutionen im Be- Belgien: Royal Belgian Institute of Natu- reich der naturhistorischen Forschung, dar- ralErste Sciences, Juniorprofessur Brüssel; Koninklijik aus Muse- demunter Bereich zahlreiche Systematik Museen und Botanischebesetzt um voor Midden-Afrika; National Bota- Gärten, haben sich zur Gründung von nic Garden of Belgium. SYNTHESYS zusammengeschlossen – Dänemark: The Natural History Museum dem weltweit ersten und größten naturhis- of Denmark, Kopenhagen; torischen Netzwerk. Frankreich: Museum National d’Histoire Das Projekt wurde vom Consortium of Eu- Naturelle, Paris; ropean Taxonomic Facilities (CETAF) ini- Großbritannien: The Natural History tiiert und wird enorme Ressourcen in Form Museum, London; Royal Botanic Gar- wissenschaftlicher Sammlungen, Laborka- dens, Kew and Edinburgh; pazitäten und Forschungsexpertise zu einer Niederlande: Zoological Museum/Uni- integrierten Informationsquelle über die be- versity of Amsterdam, Leiden; Amster- lebte Welt unter einem Dach vereinen. dam (Taxonomic Information Proces- 20 wissenschaftliche Institutionen aus 11 sing); Centraalbureau voor Schimmelcul- europäischen Ländern liefern dazu eine ein- tures, Utrecht; National Natural History malige Zusammenstellung zoologischer, Museum Naturalis; botanischer, entomologischer, geologischer Österreich: Naturhistorisches Museum, und paläontologischer Sammlungsstücke, Wien; die sich auf mehr als 337 Millionen Einzel- objekte summieren. Das naturhistorische Polen: Museum and Institute of Zoology, Museum in London koordiniert das Projekt. Polish Academy of Sciences, Warschau; Insgesamt wurden im Rahmen des 6. Schweden: Naturhistoriska Riksmuseet, Forschungsrahmenprogramms der EU – der Stockholm; Hauptquelle wissenschaftlicher Förderung 37

auf europäischer Ebene – 13 Millionen Eu- tionen gestatten, höchste Standards bei der ro aus dem Programmteil Infrastrukturför- Pflege der Sammlungen anzuwenden und derung für SYNTHESYS zur Verfügung so eine möglichst lange Verfügbarkeit zu gestellt. sichern“, so Higley weiter. Zum ersten Mal überhaupt werden Europas Um die begehrten Fördermittel bewarben weltweit bedeutende naturhistorische sich insgesamt 59 Projekte, SYTHESYS Sammlungen und Einrichtungen für Wis- wurde als das beste der 14 erfolgreichen senschaftler aus ganz Europa koordiniert Vorhaben ausgewählt. 9,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Dadurch wird die stehen für wissenschaftliche vollfinanzierte Möglichkeit zum Informationsaustausch Forschungsaufenthalte von Gastforschern und zu gemeinschaftlichen Projekten z. B. aus der EU und den assoziierten Ländern im Bereich der Biodiversitäts- und Um- zur Verfügung. Dies wird zur einer erhöh- weltforschung geschaffen. SYNTHESYS ten Nutzung der Ressourcen von Europas ermöglicht dabei den Zugang zu diesen im- leitenden Institutionen führen und verbes- mensen Schätzen und gestattet eine Über- serte Aus- und Weiterbildungsmöglichkei- sicht über die Sammlungen, die Mitarbei- ten für Naturwissenschaftler schaffen. 3,5 ter, das Know-How und die spezifische Ex- Millionen Euro fließen in die sogenannten pertise der beteiligten Institutionen. Networking Activities, zu denen die Koor- dination des Netzwerks selbst und die ge- Zusätzlich wird SYNTHESYS die Auf- meinsamen Informationsverarbeitungs- und merksamkeit der Wissenschaftler auf Fra- Qualitätssicherungsverfahren gehören. gen der Qualitätssicherung sowie auf Pfle- ge, Umgang und Erweiterung von Samm- Marian Ramos, Vorsitzende von CETAF lungen lenken. Dazu werden Trainingspro- und Vize-Direktorin für Forschung am Mu- gramme, Workshops sowie Richtlinien für seo Nacional des Ciencias Naturales, Spa- Pflege, Unterbringung und Erhalt von nien dazu: „Mit einer Initiative wie SYN- Sammlungsmaterial erarbeitet und die be- THESYS ist CETAF bestrebt, die Qualität stehenden Ansätze zur Informationsvernet- der Mitglieder-Institutionen durch Verstär- zung im Internet weiter ausgebaut. kung der Zusammenarbeit zu verbessern, und zwar durch Optimierung der Nutzung „SYNTHESYS wird die Bearbeitung unse- von Sammlungen, Ausrüstung und Kapazi- rer Sammlungen und die Verbreitung unse- täten sowie durch erhöhte Kommunikation res Wissens zum größtmöglichen Nutzen und Austausch wissenschaftlicher Experti- aller garantieren“, sagt Graham Higley, se. Diese Kooperation wird sowohl Wis- Leiter der Bibliothek und des Informations- senschaftlern als auch der Gesellschaft ins- Service des Natural History Museum in gesamt einen großen Nutzen bringen“. London und gesamtverantwortlich für SYNTHESYS. „Es wird den Partnerinstitu- Regine Jahn, Berlin

Anmerkungen der Newsletter-Redaktion Bitte sammeln Sie rechtzeichtig Informati- Deadline wird Mitte Oktober sein, so dass onen für den kommenden Newsletter nach für das Erscheinen die erste Novemberwo- unserer Jahrestagung im Herbst diesen Jah- che angepeilt werden kann. res. Gerne auch Bilder zur Belebung. Vielen Dank im Voraus, Ihre DW und AM 38

Vertragsstaatenkonferenz unterstützt die GTI

Ein Bericht aus Kuala Lumpur, GTI – Globale Taxonomie Initiative Malaysia, von der COP7 Auf der VSK7 wurde ein neuer Beschluss Vom 9. bis 20. Februar fand in Kuala Lum- zur GTI verabschiedet (UNEP/CBD/COP/ pur, Malaysia, die 7. Vertragsstaatenkonfe- 7/L/12), in der die entscheidende Bedeu- renz (VSK7, COP7) des Übereinkommens tung der Taxonomie für das '2010 Target' über die Biologische Vielfalt (Convention hervorgehoben wird. Betont wurde, dass on Biological Diversity CBD) statt. Das dieses nur durch eine umfangreiche Förde- Übereinkommen strebt ein umfassendes rung taxonomischer Ausbildung und Cap- Konzept für die nachhaltige Entwicklung acity Building erreichbar ist. Förderer wie an und nennt hierfür als die drei wichtig- die Vertragsstaaten und GEF werden aus- sten Ziele: drücklich zu verstärktem Engagement, ins- besondere in den sich entwickelnden Län- Schutz und Erhalt der biologischen dern, aufgefordert. Neu ist auch, dass Taxo- Vielfalt, nomie alleine, also nicht nur als Teilprojekt nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile, eines anderen Forschungs- oder Natur- eine ausgewogene und gerechte Auftei- schutzprojektes gefördert werden soll. lung der sich aus der Nutzung der gene- tischen Ressourcen ergebenden Vorteile. Die durchwegs positive Resonanz auf die- sen GTI Beschluss schlug sich nicht nur in Diese Ziele werden auf der Vertragsstaa- dessen schnellen und unkomplizierten For- tenkonferenzen konkretisiert und durch mulierung und Abstimmung nieder, son- neue Beschlüsse und Arbeitsprogramme dern auch in der Vielzahl von Wortmeldun- weiterentwickelt. Vorbereitet werden diese gen – insgesamt 31 – aus biodiversitätsrei- mehr politisch ausgerichteten Treffen durch chen Ländern, aber auch EU, und in dem Konferenzen des „SBSTTA“ dem „Subsid- starken Einfluss der GTI auf die anderen ary Body for Technical and Technological thematischen Arbeitsbereiche und Quer- Advice“. In der Regel finden zwei schnittsthemen der CBD. SBSTTAs zwischen den VSKs statt, die letzte SBSTTA fand in Montreal im No- Überall dort, wo es darum geht Biodiversi- vember 2003 statt und diente zur Vorberei- tät zu schützen und ihre Veränderung in der tung der jetzigen VSK in Malaysia. Zeit zu überwachen (das so genannte Mo- nitoring), wo es darum geht Schutzgebiete Ein Thema, dass sich durch alle Beratungen auszuweisen, überall dort ist eine gute taxo- der VSK7 zog, war das, wie es im Jargon nomische Grundlage entscheidend. hieß, '2010 Target'. Es meint die signifikan- te Reduktion der Aussterberate der Orga- So ging die GTI in die Beschlüsse zu PRO- nismen bis zum Jahr 2010. Gesetzt bzw. TECTED AREAS (Schutzgebiete), beschlossen wurde dieses Ziel auf der MOUNTAIN BIOLOGICAL DIVERSITY VSK6 (Beschluss VI/26) im Jahre 2002, al- (Biodiversität der Gebirge), GLOBAL so 10 Jahre nach dem Inkrafttreten des Ü- STRATEGY FOR PLANT CONSER- bereinkommens. Das '2010 Target' wurde VATION GSPC (davon später mehr), im folgenden vom World Summit on BIOLOGICAL DIVERSITY OF INLAND Sustainable Development bekräftigt. WATER ECOSYSTEMS (Biodiversität Dieses Thema hat, wie an den folgenden von Binnengewässern), ACCESS AND beiden Abschnitten deutlich wird, einige BENEFIT-SHARING (ABS) und MAR- Bedeutung für die Taxonomen. Denn nur INE AND COASTAL BIOLOGICAL wenn bekannt ist, was es gibt, lässt sich sa- DIVERSITY (Hochsee- und Küstenbiodi- gen, wie hoch die Aussterberate tatsächlich versität), mit ein. Vor diesem Hintergrund ist, und welche Organismen am dringend- könnte auch gegenüber deutschen Behör- sten geschützt werden müssen. den und (Förder-) Institutionen argumen- 39

tiert werden: es wurde durch die COP7 GSPC wieder einmal bestätigt, das Taxonomie ei- ne entscheidende, wenn nicht die Säule des Was ist die GSPC? Die GLOBAL STRA- Schutzes und Nutzung der Biodiversität, TEGY FOR PLANT CONSERVATION auch der Agrarbiodiversität ist. Eine Aus- (Globale Strategie zur Erhaltung der Pflan- sage, die wir nutzen sollten. zen) wurden – wie die GTI – 2002 auf der VSK6 in Den Haag, NL, beschlossen, und 'Side-Events' wurde – wiederum wie die GTI – durch ein Auf verschiedenen Veranstaltungen am Beschluss (UNEP/CBD/COP/7/L/15) wei- Rande der Tagung, den 'Side-Events', nutz- ter gestärkt. Der Schutz der Pflanzenwelt ten eine Anzahl von Nationalen Kontakt- soll mit insgesamt 16 Zielen erreicht wer- stellen die Chance ihre Arbeit vorzustel- den, wobei dem Verstehen und der Doku- len. Insbesondere die belgischen Kollegen mentation der Pflanzenwelt die ersten drei konnten von einem Programm berichten, Ziele gewidmet sind: dass mit etwa 300.000 € für ein Jahr dotiert ist und mit dem gezielt Taxonomen in den 1) eine allgemein verfügbare Liste aller be- Entwicklungsländern ausgebildet werden kannten Pflanzen, als ein Schritt zu einer sollen. Diese Ausbildung wird zum Teil in vollständigen Weltflora, Belgien stattfinden und so auch dortigen 2) ein vorläufige Abschätzung des Gefähr- Taxonomen und Institutionen zu Gute kom- dungsgrades aller bekannter Pflanzen auf men. Bei entsprechender Förderung durch nationaler, regionaler und internationaler BMU oder BMZ/GTZ sicher auch ein Mo- Ebene, dell für Deutschland. Kontakte in die biodi- 3) Entwicklung von Beispielen (mit Proto- versitätsreichen Länder dieser Erde gibt es kollen) zum Pflanzenschutz und nach- ja schon durch verschiedenste Projekte wie haltige Nutzung, basierend auf For- BIOTA und SHIFT (Mata Atlantica). Ver- schung und praktischer Erfahrung. stärkt könnten sich dabei Taxonomen engagieren. Die Bedeutung dieser Ziele für die taxono- Im gleichen Side-Event stellte Jim Ed- mische Gemeinde liegen auf der Hand. Die wards den derzeitigen Stand der GBIF-Ak- GSPC ist zu einem bedeutenden Teil ein ta- tivitäten vor. Mittlerweile sind 8 Mio., am xonomisches Unternehmen und, was viel- nächsten Tag schon 10 Mio. Datensätze ü- leicht wichtiger und als Vorbild für andere ber das Internet abrufbar. Natürlich nicht Bereiche dienen könnte, stellt allen anderen durch Neueingabe über Nacht, sondern Zielen als Grundlage das Verstehen und die durch Vernetzung von bestehenden Daten- Inventarisierung der Pflanzenwelt voran. banken, die bisher – nicht normiert in ihren Die Erstellung einer Weltflora wurde somit Datensätzen – bestenfalls verstreut vorhan- von einem nicht-wissenschaftlichen, inter- den, schlechtestenfalls gar nicht über Inter- nationalen Gremium als wichtig anerkannt net zugänglich waren. Andere Vortragende und in einem verbindlichen Vertragswerk kamen aus dem Sekretariat der CBD, Bio- festgeschrieben. NET-International, IUCN, SABO-, ASEA- NET und rundeten so das Spektrum ab. Fabian Haas, Stuttgart Links Presse: siehe unter Google.de unter "News", Suche nach "CBD" durchführen BMU Presse http://www.bmu.de/de/1024/js/presse/2004/pm045/ COP7 in KL http://www.moste.gov.my/Cop7/webpagecop7/intro.html CBD Offiziell http://www.biodiv.org/meetings/cop-07/ CBD "2010 target" http://www.biodiv.org/meetings/cop-07/press/backgrounders.asp?th=target EU-Kommission: Press pack http://europa.eu.int/comm/environment/biodiversity/un_cop7/index_en.htm COP7 Beschlüsse unter /L/ http://www.biodiv.org/meetings/cop-07/docs.aspx GSPC http://www.biodiv.org/programmes/cross-cutting/plant/ GBIF www.gbif.org 40

Büchertipps und Buchbesprechungen

In dieser Rubrik werden wie bisher schon Bücher erwähnt oder besprochen und ggf. wichtige Zeitschriftenartikel aufgegriffen, wie sie uns oder anderen aufgefallen sind beziehungsweise von denen Besprechungen vorliegen. Bitte schicken auch Sie uns Ihre Favoriten oder Kritiken laufend zu.

Mickoleit, Gerhard 2004. Phylogenetische Systematik der Wirbeltiere, 675 Seiten, 676 Abb., Hardcover. Pfeil Verlag, ISBN 3899370449 € 98,00 . Kommentar von Otto Kraus, Hamburg: Von der Dimension abge- sehen schließt der vorliegende Band über die Wirbeltiere an die beiden Taschenbücher der Speziellen Zoologie (Wirbellose) von W. Hennig an. Die von Grund auf neu erarbeitete Darstellung ist umfassend und auf hervorragende Weise in sich geschlossen. Der Verfasser hat ein enormes Schrifttum kritisch integriert, von klas- sischen Arbeiten bis hin zu neuester Literatur. Auf dieser Basis ist es ihm möglich gewesen, die Charakterisierung der Teilgruppen sowie die Begründung der jeweiligen Verwandtschaftsverhältnisse durch viele zumeist anatomische Merkmale in noch nie dagewese- ner Weise zu erweitern. Die kritische Bewertung der Merkmale und davon abgeleitete Folgerungen vermeiden Postulate, indem auch alternative bzw. bislang umstrittene An- nahmen gegeneinander abgewogen werden. Der Leser wird somit angeregt, Zusammen- hänge und evolutiven Wandel zu begreifen. Ein umfassendes Literaturverzeichnis (34 Sei- ten) gewährleistet den Zugang zum originalen Schrifttum. Mit gutem Grund beschränkt sich das Werk im wesentlichen auf die heute lebenden Wirbeltiere; ein Einbezug der Fos- silgeschichte hätte jeden Rahmen gesprengt. Dessen ungeachtet ist die Bedeutung für die Paläontologie enorm, weil sich die umfassende Darstellung der rezenten Formenmannig- faltigkeit als Gerüst für die Bewertung der phylogentischen Position ausgestorbener Wir- beltiere erweisen wird. Darüber hinaus wird der 'molekularen Phylogenetik' eine Bezugs- grundlage zum Abgleich ihrer Befunde geboten. Zwar ist eine Reihe zumeist angelsächsi- scher Werke über die Evolution oder die Radiation der Wirbeltiere verfügbar, doch reicht kein anderes Buch auch nur entfernt an die jetzt gebotene umfassende, sorgfältig doku- mentierte Leistung des Verfassers heran. MacLeod, Norm & Forey, Peter (eds.) 2002. Morphology, shape and phylogeny. 320 S., Taylor and Francis, ISBN 0415240743, € 144,34. Minelli, Alessandro 2003. The development of form. 323 S., Cambridge University Press, 2003, ISBN 0521808510, € 69, 46. Westheide, Wilfried & Rieger, Reinhard 2003. Spezielle Zoolo- gie, Bd.2, Wirbel- oder Schädeltiere. 728 S., 650 s/w-Abb., Spek- trum Akademischer Verlag, ISBN 3-8274-0900-4, € 79,95. Lange angekündigt und seit Ende 2003 nunmehr verfügbar ist der 2. Teil dieses ersten deutschen Lehrbuchs der Speziellen Zoologie, das sich anschickte, die Morphologie, Systematik und Evolution der Metazoa in einem phylogenetisch-systematisch orientierten Kontext vorzustellen. Leider liegt noch keine Besprechung vor. Unser Eindruck des Einführungsteils zu den Tetrapoda war doch etwas enttäuschend, da Verweise auf die neuesten Erkenntnisse und Vorstellungen zur Tetrapoden-Entwicklung sehr knapp ausfie- len bis fehlten – weil von Paläontologen stammend? D. Waloßek 41

Gradstein, Stephan Robbert, Willmann, Rainer & Zizka, Georg (Hrsg.) 2003. Biodiversitätsforschung – Die Entschlüs- selung der Artenvielfalt in Raum und Zeit. 248 S., 147 Abbil- dungen, 9 Tabellen, 6 Tafeln, 30x21 cm. Kleine Senckenberg- Reihe, Band 45. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nä- gele & Obermiller) Stuttgart. ISBN 3-510-61354-6 br., € 29,90 Lebensvielfalt – gerne auch als Biodiversität benannt – ist ein hochaktuelles Thema und ihre Erforschung ein für das Überleben von Mensch und Natur essenzielles Arbeitsgebiet in der Biologie, insbesondere für Systematiker mit ihrem breiten Ansatz. Eine zentrale, unverzichtbare, aber immer wieder unterschätzte, gar ge- ring geschätzte Rolle spielen dabei die wissenschaftlichen Samm- lungen als Datenressource und Belegsystem. Vernachlässigt wird auch gerne, dass es zur Erforschung organismischer Diversität unterschiedlichste Forschungsansätze gibt und geben muss. Jeder Organismus erfordert seine eigene Bearbeitungsstrategie und -methodik – und man braucht auch eine Diversität der Bearbeiter! Im Buch der o. g. Autoren wird dies ein- drucksvoll demonstriert, indem in nicht weniger als 19 Artikeln eine ebensolche Fülle von Themen behandelt werden. Sie reichen von der Geschichte, der zeitlichen und räumlichen Verteilung der Biodiversität sowie ihrer Entwicklung und zeitlichen Dynamik bis zu ihren Funktionen im ökologischen Gefüge (exemplarisch: Diversität von Schwämmen in Kalt- wasserriffen oder Interaktionen zwischen Pflanzen und Insekten). Botanische wie zoologi- sche Themen werden gleichermaßen behandelt – und beide mit erstaunlicher Breite: Al- gen, Moose und Urwaldpflanzen hier, Schwämme, Brachiopoden und Insekten dort. Da die organismische Vielfalt heute in dramatischem Umfang von uns Menschen beeinflusst wird, fehlt auch nicht ein wichtiger Beitrag zum Wandel der Biodiversität in Naturland- schaften und Strategien zur Erhaltung der Lebensvielfalt. Größe – A4 – und die reiche, hochwertige Bebilderung auch in Farbe machen dieses Buch zu einer attraktiven Fund- grube und Informationsquelle für den interessierten Leser. D. Waloßek Biedermann, Robert & Niedringhaus, Rolf 2004. Die Zikaden Deutschlands – Bestimmungstafeln für alle Arten. 410 S., Format ca. A4, ca. 3.500 s/w-Abb., davon 392 Habitus-Abb., ISBN 3-00-12806-9. Subskr. € 62,00 bis 31. 5. 04, dann € 68,90. Bestellungen an WABV, Westerwiesenweg 21, 27383 Scheeßel Verlagsangaben: Erstmals seit über 70 Jahren wurden alle zur Zeit für Deutschland nachgewiesenen Zikaden in einem Bestim- mungswerk zusammenfassend bearbeitet unter Einarbeitung sämtlicher aktueller Literatur bis zum Erscheinen. Ein dichotomer Schlüssel führt zu den Familien und Gattungen, reiche Bebilde- rung unterstützt die Entscheidungsfindung visuell. Wertvoll gera- de für den Praktiker sind die sich anschließenden 250 Tafelseiten, auf denen sämtliche 620 Arten im Hinblick auf folgende Parame- ter gegenübergestellt werden: Bestimmungsrelevante Merkmale, Angaben zur Lebensweise (Lebensraum, Nährpflanzen, jahreszeitliches Auftreten, Gene- rationenzahl, Überwinterungsform), Verbreitung in Deutschland, Gefährdung (Rote Li- ste). Testdurchläufe mit Schülern, Studenten und Wissenschaftlern zeigten, dass das Werk unabhängig vom jeweiligen Wissensstand verwendet werden kann. Damit liefert dieses Werk die Grundlage für wissenschaftliches Arbeiten mit dieser Insektengruppe in For- schung, Umweltplanung und Schule. Durch kostengünstige Preisgestaltung soll ein breites Interesse für die faszinierende Gruppe der Zikaden geweckt werden. 42

Mohamedsaid, Mohamed S. 2004. Catalogue of the Malaysian Chrysomelidae (Insecta: Coleoptera). ISBN 9546422010, Pensoft Publishers, Sofia-Moscow, 165x235 mm, 240 pp, 16 color plates. In English. Price € 45.00, surface mail delivery € 5. Airmail delivery overseas € 19. Credit card payment accepted, for more information check Pensoft Website http://www.pensoft.net/ Presently, taxonomic information on the Chrysomelidae from Malay- sia can only be retrieved from a number of sources, such as the Cole- opterorum Catalogus (latest publication in 1973), and scattered taxon- omic publications found all over the world. Thus, the publication of this catalogue will be a single reference for the taxonomic information from Malaysia comprising the Peninsula Malaysia and Sabah and Sarawak, the Malaysian territory in Borneo. The catalogue presents the current taxonomic status of the Chrysomelidae not only from Malaysia, but also from other parts of Borneo, which are under the so- vereignty of Brunei Darussalam and Indonesia (Kalimantan). The catalogue lists 1,069 and 215 genera belonging to 13 subfamilies. Out of the 1,069 species, 634 and 619 are recorded from Borneo and Peninsula Malaysia, respectively. Angaben Verlag. Deuve, T., 2004. Illustrated Catalogue of the Genus Carabus of the World (Coleoptera: Carabidae). ISBN 9546422002, Pensoft Publishers, Sofia-Moscow, 210x290, 460 pp., 24 color plates, 1,200 b/w figures. In English. Price € 120.00, Surface mail deliv- ery € 12. Airmail delivery overseas € 29. The genus Carabus Linné, 1758 is widely distributed, comprising 853 species from the temperate regions of Europe, North Africa, Asia and North America. Due to their elegant forms and often sumptuous colours, these beetles are amongst the most often collectedErste insects. Juniorprofessur They also provide aus precious dem material Bereich for scientists Systematik besetzt interested in the geographical variation of a natural group and the ways in which it has evolved. The Illustrated Catalogue of the genus Carabus of the World is a continuation of the catalogues published by the same author in 1991 and 1994, but is more than a simple update, providing more information on type localities of taxa, drawings of the male aedeagus for all species and main subspecies, and colour photographs for the type species of each subgenus, a new classification and all information available on of Carabus until January 2004 (in total, more than 6,000 taxa listed). Angaben Verlag. Chang, Mee-Mann (ed.-in-chief) 2003. The Jehol Biota – The Emergence of Feathered Dinosaurs, Beaked Birds and Flowering Plants (In English). 208 pp., size: 280x290mm. Casebound Price: US$160 + $15 by sea mail. http://www.hceis.com/product/index/pal eontology/the%20jehol%20biota.htm Weniger tiefgehend, aber insgesamt schöne Zusammenstellung der unterkretazischen Jeholfauna aus China mit wunderbaren Ab- bildungen und einer gefälligen Auflistung dieser einzigartigen Lagerstätte mit seinen Di- nosaurierfunden mit gefiederten, aber wohl flugunfähigen Formen, verschiedenen Amphi- bien und diversen Nichtvertebraten. Ein schönes Buch, sehr gut für Lehrende unter uns. 43

Turner, James R. 2004. Frogs of Australia. An Introduction to their Classification, Biology and Distribution. ISBN 9546421979, Pensoft Publishers, Sofia-Moscow, 210x290, 164 pp., color draw- ings and distributional maps of 213 species. In English, Price € 34.50. This book introduces the Australian frog fauna and includes a painting of, and distribution maps for each of the 213 species and 5 sub-species of Australian frogs currently recognised in 2003, mostly based on Dr. H. G. Cogger's taxonomy. More than 110 new species of Australian frogs have been discovered and described since 1960. The five families of frogs found within Australia are dealt with, followed by details of the genera within each of the fa- milies. The individual species are arranged in alphabetical order using their common name, while a Quickfind index is provided at the front of the book to enable those familiar with scientific names to go directly to any family, genus or specific species.

Schmelz, Rüdiger 2003. Taxonomy of Fridericia (Oligochaeta, Enchytraeidae) – Revision of species with morphological and bio- chemical methods. 415 S. + 73 s/w-Abb. am Ende. Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg (NF) 38, Goecke & Evers, Keltern-Weiler, ISBN 3-931374-40-8. € 125,00. Zugegeben nicht nur ein umfangreiches Buch, sondern teuer und sehr speziell. Also wozu dieses Buch? Weil Taxonomie sich nicht in einem Satz sagen lässt, genauer Analyse bedarf, dazu umfang- reicher Literatursuche und insbesondere einer adäquaten Dokumen- tation zur Beweisführung. Dies umso mehr, wenn sich ein Autor wie Herr Schmelz anschickt, fast 200 nominale Arten kritisch zu behandeln und dazu eines einzigen Taxons und einer darüber hin- aus auf den ersten (Laien-)Blick merkmalsarmen und schwierigen Gruppe von mikroskopisch kleinen Wenigborster-Würmern. Und was kommt dabei heraus? Eine – für manchen Artzahlenliebhaber eher unerfreu- liche – Verringerung der „akzeptierten Arten“ auf unter 90 (!), eine Vermehrung der zur Analyse verwandten Merkmale, deren genaue Dokumentation in Wort und Bild zum Zwecke genauerer Vergleichsmöglichkeiten unter den Arten, natürlich auch zahlreiche neue Arten, 13 allein hier vorgestellt, und ein Schlüssel (neudeutsch: ID key) für alle be- handelten Arten/Unterarten. Und darüber hinaus erhält der Leser eine saubere Synonymie für jedes Taxon und detaillierte (oft gegenüber den Originalbeschreibungen erweiterte) Beschreibungen, wobei die behandelten Merkmale durch Fettdruck hervorgehoben wur- den und so der Zugriff erleichtert wird. Das gros des Materials der umfangreichen Bear- beitung stammt aus intensiven Aufsammlungen in Deutschland und weltweit. Alleine zwei Drittel aller in Europa nachgewiesenen Arten wurde an eigenem Material untersucht. Zu Vergleichszwecken wendete der Autor morphologische und biochemische Methoden an – so genannte Proteinmuster (Gel-Elektrophorese), dabei einige interessante geographi- sche Verbreitungsmuster, die auf noch nicht aufgetrennte Artengruppen schließen lassen. Und etwas geschummelt hat der Autor dann auch noch, denn Teile des Textes – aus di- daktischen Gründen, wie er selber schreibt – sind nochmals kleiner gedruckt als der übrige Text. Sonst wäre wohl die Seitenzahl weit höher ausgefallen. Der ins Auge stechende Fleiß des Autoren, niedergelegt in einem auf Glanzpapier gedruckten und reich bebilder- ten Werk, rechtfertigt Länge und Preis dieses Buches und macht es zu einem Vorzeige- werk systematischer Wissenschaft. D. Waloßek Erste Juniorprofessur aus dem Bereich Systematik besetzt