Repositorium für die Geschlechterforschung

"A woman's place is on top" : Frauenexpeditionen in den Himalaya Gugglberger, Martina 2016 https://doi.org/10.25595/1400

Veröffentlichungsversion / published version Zeitschriftenartikel / journal article

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Gugglberger, Martina: "A woman's place is on top" : Frauenexpeditionen in den Himalaya, in: Ariadne : Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte (2016) Nr. 69, 47-55. DOI: https://doi.org/10.25595/1400.

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www.genderopen.de INHALT

Ariadne HEFT69

Impressum 2

Editorial 3 Inhalt 5 Hürdenlauf Frauen erobern den Sport 6 Gertrud Pfister

Der lange Lauf zur Gleichberechtigung -16 Merit Petersen

Sport und Homosexualität – ein Team? 18 Tatjana Eggeling

Toleranz – Verbot – Akzeptanz Zur Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland 26 Merle Büter

Vom männlichen Elitetraining zum weiblichen Breitensport Aerobic im Spannungsfeld geschlechtlicher Aneignungsprozesse in den USA 34 Melanie Woitas Sport-Bestände im Archiv der deutschen Frauenbewegung Die Gymnastikschule Schwarzerden und der Casseler Frauen-Ruder-Verein 42 Kerstin Wolff / Barbara Wagner

Dokumentation Hanni Kolkschneider: Unsere Weserfahrt 46

»A woman‘s place is on top« Frauenexpeditionen in den Himalaya 47 Martina Gugglberger

Geschlecht, Bergsport und Erinnerung Ein Porträt der österreichischen Bergsteigerin Liselotte Buchenauer (1922-2003) 56 Ute Sonnleitner - Frauen erobern sich die Lüfte Höhen und Tiefen des Frauen-Skispringens 64 Annette R. Hofmann

Rezensionen 72

Freundinnen 80 Stiftung -81 »A woman’s place is on top« Frauenexpeditionen in den Himalaya

Der Spruch »A woman’s place is on top«1 immer wieder vorgezogen, unter sich, also in Martina diente 1978 als provokantes Motto der ersten Frauengruppen, Sport zu betreiben: um der Do- Gugglberger Himalaya-Expedition eines amerikanischen minanz von Männern zu entkommen oder auf- Frauenteams. Arlene Blum, Leiterin und Or- grund von diskriminierenden und sexistischen geb. 1971, Dr.in, Historikerin, Assis- ganisatorin der Expedition, verfolgte bereits Erfahrungen.6 Gerade in Extremsportarten, die tenzprofessorin am seit Beginn der 1970er Jahre den Plan, ein ex- hartnäckig als männliche Domänen gelten, ent- Institut für Frauen- klusives Frauenteam auf einen 8000 Meter ho- scheiden sich bis heute Athletinnen für das und Geschlechterfor- hen Gipfel zu führen. Sie hatte im Laufe ihrer homosoziale Umfeld eines Frauenteams, um schung der Johannes Bergsteigerinnenkarriere zahlreiche Erfahrun- einengenden kulturellen Geschlechternormen Kepler Universität Linz; Forschungsthe- gen gemacht, die sie als Frau diskriminierten. oder Abwertungen zu entkommen.7 Frauen- men: Frauen- und Bergsteigen, und vor allem die Extremform sportgruppen bieten auch soziale Räume, in Geschlechtergeschich- des Höhenbergsteigens, galt Ende der 1970er denen Frauen gefördert werden können, um te, Alpingeschichte, Jahre als männliche Domäne. Zwar kritisierte Führungspositionen einzunehmen und eigene Missionsgeschichte, die junge Generation von männlichen Extrem- Entscheidungsmacht zu erlangen, d.h. Frauen- Widerstand von Frau- en im Nationalsozia- bergsteigern die militärischen und autoritären teams ermöglichen mitunter ›Empowerment‹ 8 lismus, Oral History. Organisationsformen von Himalaya-Expediti- und haben Vorbildwirkung für andere Frauen. Publ. u.a.: Reguliertes onen und propagierte einen neuen Typus des Im Höhenalpinismus haben sich spezifi- Abenteuer. Missiona- männlichen Bergsteigers, doch blieb dieses sche Frauenexpeditionen erst während des so- rinnen in Südafrika sportliche Feld von Männern dominiert.2 Auch genannten ›Goldenen Zeitalters des Himalaya- nach 1945, Wien/ Bergsteigens‹ in den 1950er Jahren formiert. Köln/Weimar 2014; in der Gegenwart beträgt der Anteil von Frauen Climbing Beyond the im Höhenbergsteigen Schätzungen zufolge le- Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick Summits. Social and diglich ca. fünfzehn Prozent.3 über Himalayaexpeditionen von Frauenteams Global Aspects of Berge sind also ein historischer Schauplatz und zeigt historische Veränderungen in Hin- Women’s Expeditions für die Aushandlung gesellschaftlicher Ge- blick auf die Motivation, das Selbstverständnis, in the Himalayas, aber auch auf die gesellschaftspolitische Veror- in: The Internatio- schlechterordnungen, sie bieten einen Raum nal Journal of the für Grenzüberschreitungen und Inszenierungen tung der Protagonistinnen. Der Blick wird da- History of Sport, von sozial konstruierten Geschlechternormen. bei nicht nur auf Bergsteigerinnen der ›westli- 32. Jg., 2015, Nr. 4, Dies gilt in besonders anschaulicher Weise für chen Welt‹, sondern im letzten Abschnitt auch S. 597-614; ›Moun- die höchsten Berge weltweit, jene vierzehn auf Bergsteigerinnen in geworfen, wo in tain Femininity‹. den letzten fünfzehn Jahren Frauenexpeditio- Selbstpräsentatio- Gipfel, die eine Höhe über 8000 Meter aufwei- nen und Legitimie- sen und im Gebirgszug des Karakorum und des nen eine zunehmende Rolle spielen. rungsstrategien im Himalaya in Pakistan, China (Tibet) und Nepal Rahmen der ersten liegen. Die ›Eroberung‹ des Himalaya: Die ersten Himalaya-Frauen- Frauenexpeditionen bilden in der Geschich- Frauen auf Expedition expedition 1955, in: zeitgeschichte, te des Himalaya-Bergsteigens ein Ausnahme- Die ersten Expeditionen und Reisen in den 2016, H. 1, S. 5-20. format. Die Unterrepräsentanz von Frauen im Himalaya wurden bereits Ende des 19. Jahr- Expeditionswesen spiegelt das generelle Ge- hunderts unternommen, nachdem im Zuge der schlechter-Ungleichgewicht im Sport, das erst von den Briten durchgeführten Landvermes- seit den 1960er Jahren diskutiert wird.4 Bis da- sung Indiens die Gipfel des Himalaya erstmals hin waren viele Sportarten – einige sind es heu- als höchste Berge der Erde erkannt wurden. te noch – auf Wettbewerbsebene ausschließ- An den Erkundungsfahrten und bei den ers- lich Männern vorbehalten.5 Betrachtet man ten Versuchen, Erstbesteigungen im Himalaya die Geschichte des Frauensports, so haben es und Karakorum durchzuführen, waren verein- Sportlerinnen aus unterschiedlichen Gründen zelt auch Frauen beteiligt. Meistens handelte Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte 2016 Heft 69 Seite 47-55 47 es sich um Ehefrauen, die gemeinsam mit ih- Lambert eine Höhe von 7730 Metern.12 Damit ren Ehemännern auf Expedition gingen. Ein stellte Kogan einen neuen Höhenrekord für Beispiel hierfür ist Fanny Bullock Workman Frauen auf.13 (1859-1925), eine Amerikanerin aus wohlha- bender Familie, die mit ihrem Ehemann Wil- Von Frauenseilschaften zu Frauen- liam Hunter Workman (1847-1937) zwischen expeditionen 1898 und 1912 zahlreiche Reisen und Expedi- Als ›Frauenexpeditionen‹ werden Höhenberg- tionen unternahm. Ihre Höhenrekordmarke von expeditionen bezeichnet, deren bergsteigendes 6953 Metern (Pinnacle Peak) aus dem Jahre Kernteam ausschließlich aus Frauen besteht. 1906 wurde erst zwanzig Jahre später von Het- Meist benutzen Bergsteigerinnen selbst Be- tie Dyhrenfurth (1892-1972, Deutsche/Schwei- zeichnungen wie ›women’s expeditions‹, ›ex- 9 zerin) übertroffen. Diese reiste als Unterstüt- pédition féminine‹ oder ›Frauenexpedition‹. zerin ihres Ehemannes Günther Oskar Dyh- Im Klartext bedeutet dies, dass eine Expedition renfurth (1886-1975), der 1930 und 1934 zwei üblicherweise von Frauen geplant, organisiert, Expeditionen in den Himalaya leitete. Mit der geleitet und durchgeführt wird. Ein wichtiger Teil der Organisation betrifft dabei das Ein- werben der notwendigen finanziellen Mittel. In den meisten Fällen greifen aber auch Frauenex-

Das Kantschendzönga- Besteigung des Westgipfels des Sia Kangri in Expeditionsteam unter Pakistan verschob sie den weiblichen Höhenre- der Leitung von Gün- 10 ther Oskar Dyhrenfurth kord auf 7315 Meter. 1930. Hettie Dyhren- Nach dem Zweiten Weltkrieg vergab Nepal furth begleitete ihren erst 1949 wieder Genehmigungen für Bergex- Mann auf zwei Expe- peditionen. An den ersten Expeditionen waren ditionen und bestieg 1934 in Pakistan den nur wenige Frauen beteiligt. Diese sahen sich Sia Kangri (7.315 m) mit starken Bedenken und Vorurteilen kon- rechts: Fanny Bullock frontiert. Die physischen und psychischen An- Workman 1911 am strengungen, die das Bergsteigen fordert, das Silver-Throne-Plateau notwendige Durchhaltevermögen und der Um- im Karakorum/ Pa- gang mit den Gefahren wurden ebenso proble- peditionen am Berg auf die Unterstützung von kistan. In der Hand hält sie eine Zeitung matisiert wie die Herausforderung, in gemisch- bezahlten männlichen Trägern oder Höhenas- hoch, die für das ten Teams auf männliche Kollegen zu treffen, sistenten – Sherpas – zurück. Frauenwahlrecht wirbt: die eine kritische Haltung gegenüber Bergstei- Vorbilder für Frauenexpeditionen in den »Votes for Women!« gerinnen hatten oder das Bergsteigen als Sport- Himalaya waren ›Frauenseilschaften‹, die sich art für Frauen sogar grundsätzlich ablehnten. in den Alpen während der 1920er Jahre langsam Die erste Bergsteigerin, der als Mitglied etablierten.14 Bereits Ende des 19. Jahrhunderts einer Himalaya-Expedition Gipfelchancen auf hatten Frauen vereinzelt Kletter- und Bergtour- einem Achttausender zugetraut wurden, war en ohne männliche Begleitung unternommen.15 die Französin Claude Kogan (1919-1959). Sie Die Protagonistinnen dieser ›cordées fémini- war in den 1950er Jahren regelmäßig in den nes‹, beispielsweise die Amerikanerin Miriam ›Weltbergen‹, das heißt in den hohen Bergen Underhill (1898-1976) oder die Französin Mi- außerhalb Europas, unterwegs, bestieg Gipfel cheline Morin (1900-1972), bezeichneten diese in den Anden, in Grönland, im Kaukasus und Touren in ihren Bergbüchern als »Krönung«16 nahm an vier Himalaya-Expeditionen teil.11 ihrer alpinistischen Ausflüge, wollten ihr Han- 1954 war sie Mitglied eines schweizerischen deln aber nicht als Affront oder Überheblich- Teams, das – wenige Tage nach der Erstbestei- keit gegenüber männlichen Kollegen verstan- gung durch eine österreichische Mannschaft – den wissen. Sie waren darauf bedacht, so die einen zweiten Besteigungsversuch des sechst- Historikerin Tanja Wirz, »Klettern mit weibli- höchsten Himalaya-Bergs () unter- chen Rollennormen vereinbar zu machen, in- nahm. Claude Kogan erreichte dabei gemein- dem sie ihre Tätigkeit auf allgemein akzeptierte sam mit dem Leiter der Expedition Raymond Art und Weise in Sprache fassten.«17 48 Ariadne 2016 Heft 69 Ungeachtet der anerkannt guten Leistungen »We just wanted to go« – erste Frauenteams von Frauenseilschaften blieben bis in die Nach- im Himalaya kriegszeit stereotype Vorstellungen von kör- Die Idee zu einer Frauenexpedition entstand perlichen Nachteilen und charakterlicher Unge- erstmals 1954 in den Reihen des Ladies Scot- eignetheit von Frauen für die extremen Formen tish Climbing Club, einem alpinen Frauen- »Das Bergsteigen in des Bergsteigens bestehen. Dies wurde durch verein, der 1908 in Schottland als Antwort Frauenseilschaften ist die Verlagerung der alpinistischen Herausfor- auf den Ausschluss von Frauen aus dem bri- derungen von den Alpen in die ›Weltberge‹, den tischen Alpine Club gegründet worden war.21 unser wertvollstes Juwel, Himalaya, noch verstärkt. Ab den 1950er Jah- Die Hausfrau und freie Journalistin Monica weil Ihr Männer dazu ren erlangte das Himalaya-Bergsteigen durch Jackson (geb. 1920), die Ärztin Evelyn Cam- die erfolgreiche Besteigung der ersten Acht- rass (geb. 1926) und die Logopädin Elizabeth keinen Zugang habt.« tausender eine wachsende Popularität.18 Beson- Stark (1923-2000) reisten 1955 als erstes rei- Micheline Morin, 1936 ders in Großbritannien wurde die prestigeträch- nes Frauenteam nach Nepal, um dort ein bis da- hin unerforschtes Gletschergebiet zu erkunden und Berge zu besteigen. »We just wanted to go, that’s why we went«, erklärte Monica Jackson links: Nea und Miche- line Morin 1933 mit ihren Lebkuchenorden, die sie als Auszeich- nung für die erste Besteigung des »Roche à Bayard« (Belgien) in einer Frauenseil- schaft erhielten rechts: Monica Jackson mit den Sherpas Mingma Gyalgen (li.) und Ang Themba am Gipfel des Peak Gyalgen (ca. 6700 Meter) in Nepal 1955

ihre Motivation im Rückblick.22 Den Teilneh- merinnen der Expedition gelang die Erstbestei- gung des Peak Gyalgen, eines etwa 6700 Meter »No mercy would tige Erstbesteigung des durch hohen Berges im Gebiet des Jugal Himal, den have been shown to eine britische Expedition 1953 allseits gefeiert. sie nach ihrem Sherpa-Führer Mingma Gyal- Frauen waren von diesen Erstbesteigungen, gen benannten. Mit diesem Erfolg öffnete die us if we had failed. die in den Medien als ›Männerjobs‹ inszeniert »Scottish Women’s Expedition« die Tore für The world was waiting wurden, ausgeschlossen.19 Für Bergsteigerin- eine Reihe weiterer britischer Frauenexpediti- nen und Kletterinnen erschien eine Himalaya- onen in den Folgejahren. Zwischen 1956 und to say ›I told you so. Expedition unerreichbar. Sie selbst überhöhten 1962 fanden vier weitere britische Expeditio- What else can you die männliche Leistungsfähigkeit und inter- nen nach Indien und Nepal statt, die zum Teil nalisierten die eigene Zweitrangigkeit. Dies privat, zum Teil von alpinen Frauenvereinen expect of women?‹ wird zum Beispiel deutlich an den Aussagen organisiert waren. Small wonder that we der Britin Joyce Dunsheath (1902-1976), einer Charakteristisch für diese ersten Frauen- were determined to der wenigen Frauen, die in den 1950er Jahren expeditionen war das Bestreben ihrer Teilneh- in den Himalaya aufbrachen. Sie erwähnt in merinnen, sich als ›richtige Alpinistinnen‹ zu be well organised.« ihrem Buch »Mountains and Memsahibs« ihre beweisen und gleichzeitig gesellschaftlich an- Monica Jackson, 1956 Bedenken, die sie im Vorfeld der Expedition erkannte Geschlechternormen und -rollen zu hegte: »Many times in my life I wished that I bedienen. Denn, und das wird in den Expediti- was a man of strong physique and outstanding onsberichten deutlich, Höhenbergsteigerinnen climbing ability who would be an acceptable der 1950er Jahre mussten einen Kompromiss member of a Himalayan Expedition. [...] Hi- zwischen der Selbstpräsentation als ›Berg- malayan Expeditions, I told myself, were only steigerinnen‹ und als ›Frauen‹ finden, um ihr for men, and for that small percentage of men Bergabenteuer zu legitimieren.23 Als Pionierin- who have outstanding physical strength com- nen überschritten die Teilnehmerinnen dieser bined with that steadfastness of purpose and ersten Frauenexpeditionen zwar Geschlecht- determination which extends their powers and ergrenzen und betraten neue (soziale) Räume, carries them even beyond the limits of human traten jedoch gleichzeitig ohne gesellschafts- endurance.«20 kritische Ansprüche auf. Um Anerkennung zu Ariadne 2016 Heft 69 49 erlangen, gaben sie sich bescheiden und selbst- gang für Frauen zu Expeditionen auch auf die ironisch und betonten ihr Einverständnis mit höchsten Berge, also gewissermaßen gleiche der traditionellen Geschlechterordnung. Chancen für Männer und Frauen. Mit dieser prononcierten Stellungnahme und der Wahl ei- »Sehnsucht nach den höchsten Bergen« – nes Achttausender-Gipfels verabschiedete sich Claude Kogans Expédition Féminine 1959 Claude Kogan von einer grundsätzlichen weib- Wesentlich selbstbewusster trat die bereits er- lichen Bescheidenheit. wähnte Claude Kogan mit der von ihr 1959 Die Expedition im Herbst 1959 endete tra- organisierten Frauenexpedition auf. Als ers- gisch. Claude Kogan und die belgische Alpinis- te Frau deklarierte sie die Besteigung eines tin Claudine van der Straten (1924-1959) sowie Achttausenders zu ihrem expliziten Ziel. Für zwei Sherpas kamen kurz vor der Gipfelbestei- Das Team der »Expé- dition féminine au Cho Oyu« 1959 vor dem Start in Kathmandu. Die Leiterin, Claude Kogan, und Claudine van der Straten (1. Reihe Mitte); die Sherpas Ang Norbu und Chewang kamen in einer Lawine ums Leben

»Es ist völlig normal, dass auch unter

Alpinistinnen, egal ihre »Expédition Féminine au Cho Oyu«, gung in einer Lawine ums Leben. Die mediale aus welchen Ländern, wie sie die Expedition betitelte, stellte sie ein Berichterstattung, die diese Frauenexpedition Team aus führenden Bergsteigerinnen aus begleitete, war im Vergleich zu den Berichter- die große Sehnsucht Frankreich, Großbritannien, Belgien und der stattungen der vorherigen Expeditionen enorm. wächst, die höchsten Schweiz zusammen. Außerdem luden die Eu- Vor allem Claude Kogan, eine kleine und zier- 24 Weltberge im Hima- ropäerinnen drei Sherpani (weibliche Ange- liche Frau, von Beruf Bademodendesignerin, hörige der Sherpa-Ethnie in Nepal und Indien) wurde immer wieder als obsessive Person be- laya zu besteigen.« zur Teilnahme an der Expedition ein. In einer schrieben, deren Ziel laut »Spiegel«-Artikel 26 Claude Kogan, 1959 als Typoskript erhaltenen Projektbeschreibung war: »Es den Männern zu zeigen«. Offen- (»Détails sur l’organisation«) begründete Clau- sichtlich wurde das Vorhaben, einen Achttau- de Kogan vorab die Zusammenstellung einer sender-Gipfel zu besteigen, als für Frauen sehr reinen Frauengruppe mit dem Argument, dass gewagt eingestuft und die Leistungsfähigkeit Bergsteigen ein Sport sei, den Frauen genau- der Bergsteigerinnen offen in Frage gestellt. so ambitioniert ausüben könnten wie Männer, Nach dem Abbruch der Expedition aufgrund ähnlich wie andere Sportarten. Trotzdem sei- des Lawinenunglücks galt in den Pressebe- en Bergziele außerhalb der Alpen nach wie vor richten das geschlechterstereotype Vorurteil Männern vorbehalten. Aus diesem Grund sei es als bestätigt, dass die körperliche Konstitution nur verständlich, dass sich nun auch Bergstei- von Frauen für derartige Extremtouren auf die gerinnen an den höchsten Gipfeln der Erde ver- Achttausender-Berge nicht geeignet ist.27 Nach suchen wollten, um ihre »Sehnsucht nach den dem Scheitern von Kogans Achttausender- höchsten Bergen« auszuleben.25 Ihre Argu- Mission sollte es weitere fünfzehn Jahre dau- mentation sprach die bestehende Ungleichbe- ern, bis sich erneut ein Frauenteam an einem handlung und den Ausschluss der Frauen vom der höchsten Berge versuchte. Höhenbergsteigen an. Als Motivation für die geplante Frauenexpedition nannte sie als wei- »An expedition by ourselves« – Japanische tere alpinistische Ideale die Entdeckung und Frauenteams auf 8000er Gipfeln Erforschung von Neuland und das Abenteuer, Die nepalesische Regierung vergab zwischen die Grenzen des Möglichen auszudehnen. Ähn- 1965 und 1969 keine Genehmigungen für Ex- lich wie die britischen Pionierinnen sprach sie peditionen auf Achttausender-Gipfel im Hima- damit den ›Bergsteigergeist‹ von Frauen an, laya, auch in Pakistan behinderten Grenzstrei- wies jedoch wesentlich deutlicher als jene auf tigkeiten mit Indien für einige Jahre das Expe- die ungleichen gesellschaftlichen Bedingungen ditionswesen im Karakorum.28 In den 1970er für Bergsteigerinnen hin. Sie forderte den Zu- Jahren nahm die Anzahl der jährlichen Hima- 50 Ariadne 2016 Heft 69 laya-Expeditionen wieder zu. Auch Frauenex- men, aber auch ein siebenköpfiges männliches peditionen waren darunter: Vor allem Japane- Medienteam und eine Sherpa-Mannschaft un- rinnen, Polinnen und Amerikanerinnen waren ter der Leitung von Ang Tshering Sherpa36. Als die führenden Protagonistinnen im folgenden Sponsoren konnten, motiviert durch das von der Jahrzehnt. UNO-Generalversammlung ausgerufene Inter- Im Mai 1970 war in Nepal erstmals eine nationale Jahr der Frau, eine Tageszeitung Frauenexpedition aus Japan auf dem Weg zum und ein TV-Sender gewonnen werden. Trotz- Gipfel der III (7555 Meter), einem dem musste jede Teilnehmerin große Summen Nebengipfel der 8091 Meter hohen Annapurna selbst aufbringen.37 Das Medienecho war neben I. In Japan hatte die 1956 von einem japani- der Begeisterung über den Erfolg auch geprägt schen Team unternommene Erstbesteigung des von der Darstellung Junko Tabeis als ›norma- Manaslu (8156 Meter) eine Popularisierung ler‹ Hausfrau und Mutter, also einer Frau, die des Bergsteigens eingeleitet. Im Zuge dieses grundsätzlich den traditionellen gesellschaft- ›Manaslu-Booms‹ avancierte Japan zu den ak- lichen Geschlechternormen entsprach. Tabeis tivsten Nationen im Himalayabergsteigen.29 Tochter war zum Zeitpunkt der Expedition drei »Wir Frauen möchten Nach der Niederlage Japans im Zweiten Welt- Jahre alt und mitunter kam in den japanischen am Berg nicht als krieg war die Erstbesteigung des Manaslu sym- Medien nicht nur Anerkennung für die Leistun- bolisch als »Zeichen der Restauration des na- gen der jungen Mutter zum Ausdruck, sondern ›Ware‹ gesehen werden, es wurden in dieser Hinsicht auch Unverständ- tionalen Leistungsvermögens« betrachtet wor- sondern als gleich- den.30 Die damaligen Expeditionen wurden vor nis und Vorwürfe geäußert.38 allem von universitären Alpinclubs oder vom berechtigte Partner, 1908 gegründeten Nihon Sangakkai (auch Ja- ›Träume verwirklichen‹ – Polnische Frau- denn wir suchen, wie panese Alpine Club) initiiert, waren jedoch ab- enexpeditionen die Männer, am Berg hängig von staatlicher Finanzierung und einer Das Jahr der Frau der Vereinten Nationen nah- Ausreisegenehmigung.31 Frauen wurden erst men auch polnische Bergsteigerinnen zum An- Selbstverwirklichung nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem lass für die Organisation einer Frauenexpedi- und das Erlebnis.« während des Wirtschaftsaufschwungs in den tion. Ziel war die Erstbesteigung des Gasher- 1960er Jahren verstärkt als Bergsteigerinnen brum III (7952 Meter), dem damals höchsten Teilnehmerin einer aktiv; 1949 wurde eine Frauensektion des Japa- noch nicht bestiegenen Gipfel. Polnische Berg- Diskussion zu Frau- nese Alpine Club gegründet und in der Folge- steigerInnen hatten, ähnlich wie ihre japani- enalpinismus, 1981 zeit entstanden zahlreiche alpine Frauen-Clubs, schen KollegInnen, bis Ende der 1960er Jahre oft im Rahmen von Universitäten und Frauen- aufgrund von Reise- und Devisenrestriktio- Colleges.32 1968 gründete Nakaseko Naoko nen39 nur begrenzten Zugang zum Himalaya- (geb. 1937) in Kyoto den »Klub Jungfrau«, Bergsteigen. Deshalb konzentrierten sich Hö- benannt nach dem Schweizer Berggipfel Jung- henexpeditionen vielfach auf die Berggebiete 33 frau. Dieser alpine Frauenverein wollte sich in Afghanistan und im Pamir-Gebirge. Eine vor allem auf Himalaya-Expeditionen konzent- der bekanntesten polnischen Bergsteigerinnen rieren. Die erwähnte japanische Frauenexpedi- war die Elektrotechnikerin Wanda Rutkiewicz tion auf die Annapurna III 1970 ging aus dieser (1943-1992) aus Breslau, die später vor allem Initiative hervor. Vier Jahre danach erreichte durch ihre Mount-Everest-Besteigung 1978 in- schließlich eine japanische Frauenexpedition ternational bekannt wurde. Nach zum ersten Mal einen 8000er Gipfel, den Ma- und der Chinesin Phantog (geb. ca. 1937, auch naslu, also jenen Berg, der in Japan so populär bekannt als Pan Duo) war sie die dritte Frau 34 war. Ebenfalls im Rahmen einer Frauenexpe- und die erste Europäerin, die den höchsten dition gelang ein Jahr später, am 16. Mai 1975, Punkt der Erde erreichte. In den Jahren zuvor hatte sie bereits in Frauenseilschaften schwieri- links: Junko Tabei ge Klettereien und auch Expeditionen durchge- bei einem Umzug in Kathmandu anläss- führt. Im Rahmen der ersten polnischen Frau- lich des 30jährigen enexpedition 1975, die letztendlich in Koope- Jubiläums ihrer ration mit einem Männerteam agierte, gelang Erstbesteigung des es ihr gemeinsam mit Alison Chatwick-Onys- Mount Everests 2005 zkiewicz (1942-1978) und zwei männlichen Kollegen, das Expeditionsziel zu erreichen. Ein weiterer Erfolg war die erste ausschließlich von Frauen unternommene Besteigung eines Achttausender-Gipfels ( II, 8035 Junko Tabei (geb. 1939) als erster Bergsteige- Meter) durch die Expeditionsteilnehmerinnen rin weltweit die Besteigung des Mount Everest. Halina Krüger-Syrokomska (1938-1982) und Auch sie hatte 1969 einen Frauenbergverein, Anna Okopinska (geb. 1948). den Ladies Climbing Club, gegründet, dessen Die Gründe für die Entscheidung von Wan- Motto »Let’s go on an overseas expedition by da Rutkiewicz, in reinen Frauengruppen Berg ourselves« lautete.35 Tabei war stellvertretende zu steigen, waren ihre problematischen Er- Leiterin der Everest-Frauenexpedition, an der ­fahrungen in gemischt-geschlechtlichen Expe- fünfzehn japanische Bergsteigerinnen teilnah- ditions-Gruppen. In ihren (auto-)biographischen Ariadne 2016 Heft 69 51 Büchern beschreibt sie sich als unabhängig und gerinnen Entscheidungsverantwortung, Füh- selbstbewusst, Eigenschaften, die den stereoty- rungskompetenz und Eigenständigkeit bewei- pen Geschlechtervorstellungen der 1970er Jah- sen. Das Ausmaß bzw. die Abwesenheit männ- re widersprachen und Konflikte mit männlichen licher Unterstützung war für sie daher das we- Kollegen, so Rutkiewicz, herausforderten.40 sentliche Kriterium, um eine Expedition als Bei ihrer Mount Everest-Expedition 1978 hatte Frauenexpeditionen zu kennzeichnen. Insge- sie offen ausgetragene Spannungen mit männ- samt unternahm Wanda Rutkiewicz im Laufe lichen Kollegen erlebt: »I myself have experi- ihrer Karriere als Höhenbergsteigerin von 1970 enced this during the expedition to Mt. Everest, bis 1992 sieben Frauenexpeditionen und führte ›If you want to become famous as a conqueror ca. ein Drittel ihrer Expeditionen mit Frauen- of the peak, you do not do that at our expense‹. teams durch.43 Ihren Traum (sie nannte das Pro- ›Work as we do, carry the same loads as we jekt »Karawane der Träume«44), als erste Frau auf den Gipfeln aller Achttausender zu stehen, konnte sie nicht verwirklichen. Sie wurde zu- letzt 1992 unterhalb des dritthöchsten Hima- laya-Gipfels Kantschenzönga gesehen und gilt seither als verschollen.

›Reaching the top‹ – die amerikanische Frauenexpedition 1978 Eine weitere Schlüsselfigur im Frauenexpe- ditionswesen war Arlene Blum (geb. 1945), Chemikerin an der Universität Berkeley (Ka- lifornien) und in den 1970er Jahren eine der bekanntesten amerikanischen Bergsteigerin- nen. Im Vorwort zu ihrem Buch »Annapurna. A woman’s place«, dem Expeditionsbericht der »American Women’s Himalayan Expedi- tion« 1978, berichtet sie von diskriminieren- den und sexistischen Erfahrungen, die sie im Laufe ihrer Bergsteigerinnenkarriere bei Ex- peditionen gemacht hatte. Bereits 1970 hatte sie eine Bergexpedition mit einem Frauenteam am höchsten Berg Nordamerikas, den für sei- ne arktischen Temperaturen bekannten Dena- li (Mount McKinnley), erprobt. Ursprünglich Wanda Rutkiewicz stellt do from the base.‹ And so I did. But it is not wollte sie gemeinsam mit Wanda Rutkiewicz, die Polnische Frauen- a good solution. Such confrontations should be die sie bei einer Expedition in Afghanistan ken- expedition 1975 vor only between men or between women, but not nen gelernt hatte, eine Himalaya-Frauenexpe- between men and women.«41 Auf dem Himala- dition organisieren.45 Da es nicht gelang, eine yan and Tourism Meet in Neu Genehmigung zu bekommen, verzögerte sich »Den Widerstand, den Delhi im August 1983 hielt Rutkiewicz einen das Projekt bis zum Ende der 1970er Jahre. Im eine Frau vor allem zu Vortrag zum Thema Frauenbergsteigen im Hi- Herbst 1978, als Wanda Rutkiewicz mit einer malaya und vertrat dabei drei wesentliche The- deutschen Expedition zum Mount Everest auf- überwinden hat, besteht sen: Erstens war ihrer Ansicht nach Bergsteigen brach, machten sich dreizehn amerikanische darin, den Männern nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch ein Bergsteigerinnen auf, die Annapurna I, einen als sehr gefährlich und schwierig geltenden fremd zu sein.« Wettbewerbssport. Zweitens sollten die Leis- tungen von Bergsteigerinnen höher bewertet Achttausender-Gipfel, zu besteigen. Wanda Rutkiewicz, und ausgezeichnet werden, wenn sie in einem Arlene Blum betont, dass es der Frauen- 1989 Frauenteam vollbracht worden waren. Und drit- gruppe nicht darum gegangen sei, zu bewei- tens hob sie hervor, dass Frauenexpeditionen ei- sen, dass Frauen für derart extreme Bergex- gentlich nur als solche tituliert werden dürften, peditionen geeignet sind, denn davon war die wenn sie vollkommen eigenständig und ohne Gruppe ohnehin überzeugt. Mit Referenz auf die Unterstützung von männlichen Bergsteigern das bekannte Diktum »Because it’s there«46 und Sherpas agierten.42 als Motivation für das Höhenbergsteigen be- Sehr deutlich definiert sie damit das Höhen- schreibt Blum die doppelte Herausforderung, bergsteigen als einen Sport mit Wettbewerbs- die eine Himalaya-Expedition für ein Frauen- charakter, in dem Leistungen wie Allein- oder team bedeutete: »For us, the answer was much Erstbesteigungen, das Begehen neuer Routen more than ›because it is there.‹ We all had und Winteraufstiege hoch bewertet werden. experienced the exhilaration, the joy, and the Dieser Wettbewerb sollte ihrer Meinung nach, warm camaraderie of the heights, and now we wie in anderen Sportarten üblich, für Männer were on our way to an ultimate objective for a und Frauen getrennt ausgetragen werden. Nur climber – the world’s tenth highest peak. But as in reinen Frauengruppen könnten Bergstei- women, we faced a challenge even greater than 52 Ariadne 2016 Heft 69 the mountain. We had to believe in ourselves Jahre beeinflusst. Blum betrachtete Bergstei- enough to make the attempt in spite of social gen als politischen Akt, der gesellschaftliche convention and two hundred years of climbing Geschlechterverhältnisse herausforderte. Der history in which women were usually relegated Plan, nepalesische Frauen auszubilden und to the sidelines.«47 zu fördern, scheiterte, so die Literaturwissen- Nicht nur der Gipfel und die mit seiner schaftlerin Julie Rak, an der universalistischen Besteigung verbundenen Anstrengungen und Annahme von vergleichbaren Geschlechter- Gefahren betrachtete Blum als Herausforde- verhältnissen und an der Missachtung von kulturellen Differenzen.49 Die zwei Sherpani, Cover von Arle- die für die Expedition arbeiteten, zogen es vor, ne Blums Buch zur als Küchenhelferinnen zu arbeiten und hat- Annapurna Expedition »A woman’s place«; ten keine Ambitionen, gegen die nepalesische erschienen 1980 Geschlechterordnung aufzubegehren, was die Amerikanerinnen enttäuschte und zu Konflik- ten führte. Arlene Blum reflektierte kritisch: »Our frames of reference were too different. »A lone woman on an We had probably been naive to try bringing expedition is usually such changes into their lives. Knowing what subject to continual resistance the idea of an all-women’s climb had generated in our own society, we were scrutiny and evaluation. dreamers to think we could make changes for This pressure can make women in another culture.«50 a good performance »Unity in Diversity« – Nepalesische more difficult for even Bergsteigerinnen the most competent Für die Entwicklung des Frauenbergsteigens in Nepal waren Frauenexpeditionen auf eine an- climber and may impel dere Weise von Bedeutung: Sie waren wichti- her to try too hard.« ge Vorbilder und spielen als Expeditionsformat Arlene Blum, 1980 rung, sondern vor allem auch die gesellschaft- bis in die Gegenwart eine bedeutende Rolle. lichen Bedingungen, die Frauen den Zugang Mitte der 1980er Jahre eröffnete die Kommer- zum Höhenalpinismus erschwerten. Anders als zialisierung des Höhenbergsteigens in Nepal Rutkiewicz lehnte Blum Leistungsvergleiche berufliche Perspektiven für zumindest eine zwischen Frauen und Männern im Höhenberg- kleine Gruppe von Frauen, vor allem für weib- sport generell ab. Sie betrachtete nicht das Ge- liche Angehörige der Sherpa-Ethnie. Seit eini- schlecht einer Person als entscheidend für die gen Jahren bieten kommerziell-touristische Ex- Eignung zum Extrembergsteigen, sondern de- peditionsagenturen Sherpanis, die als Trägerin- ren individuelle Motivation und Konstitution.48 nen begonnen hatten, gewisse Aufstiegsmög- Innerhalb der Frauengruppe der »Ameri- lichkeiten, indem sie sie auch als besserver- can Women’s Himalayan Expedition« hatte dienende Höhenassistentinnen einsetzen. Nach sich eine Debatte um die Frage entwickelt, wie vor ist der Anteil von Frauen im Touris- ob die Unterstützung durch männliche Höhe- mus-Sektor in Nepal allerdings mit 15 Prozent nassistenten (Sherpas) in Anspruch genom- gering.51 Eine Gipfelbesteigung, besonders die men werden sollte. Die Amerikanerinnen ent- Besteigung des Mount Everest, eröffnet für schieden sich aus Sicherheitsgründen für die diese Frauen jedoch berufliche Perspektiven Begleitung durch Sherpas. Der ursprüngliche und wirkt wie eine »soziale Währung«, wie die Plan hatte allerdings vorgesehen, während der Anthropologin Susan Frohlick ausführt.52 Expedition Sherpanis, also weibliche Träge- Die erste Nepalesin, die in mehreren An- rinnen, zu Bergsteigerinnen auszubilden, um läufen versuchte, den Mount Everest zu bestei- deren Chancen im Expeditions-Geschäft zu gen, war Pasang Lhamu Sherpa (1962-1993). erweitern. Seit Beginn des Expeditionswesens Ihr Ehemann war Inhaber einer der ersten im Himalaya waren vereinzelt auch Frauen un- Trekking-Agenturen in Nepal, was eine per- In der Hauptstadt ter den bezahlten einheimischen Trägern und fekte Ausgangssituation für die Organisation Kathmandu erinnern Küchenhelfern. Bis in die 1980er Jahre gelang- der Expeditionen bot. Der letzte Versuch fand eine Statue und ein nach ihr benannter ten sie so bis in die Basislager, also auf Höhen 1993 im Rahmen einer Frauenexpedition statt, Platz an Pasang Lhamu um die 5000 Meter. Als so genannte ›Höhe- an der zwei weitere Nepalesinnen beteiligt wa- Sherpa, die erste nassistentinnen‹, also als Begleiterinnen für ren. Pasang Lhamu Sherpa erreichte gemein- Nepalesin, die 1993 zahlende Bergsteiger in den Etappen oberhalb sam mit drei männlichen Sherpas den Gipfel, den Gipfel des Mount Everest erreichte der Basislager, kamen Frauen allerdings nicht starb jedoch beim Abstieg an Erschöpfung. zum Einsatz. Das wollten die amerikanischen Daraufhin setzte ihre Verehrung als National- Bergsteigerinnen ändern. Fast alle Expediti- heldin ein, ihr Leichnam wurde geborgen und onsteilnehmerinnen waren Akademikerinnen in der Hauptstadt Kathmandu unter großer und von liberal-feministischen Strömungen Anteilnahme verabschiedet. Posthum wurden der gegenkulturellen Bewegungen der 1970er ihr staatliche Ehren erwiesen: Es wurde eine Ariadne 2016 Heft 69 53 Briefmarke mit ihrem Bild herausgegeben und Fazit eine Straßenkreuzung mit einer Gedenkstatue Frauenexpeditionen sind mehr als bloße Sport- 53 nach ihr benannt. Zum nationalen Symbol für ereignisse. Sie illustrieren politische, soziale eine nepalesische Identität avancierte sieben und ethnische Aspekte des Höhenbergsteigens Jahre später auch Lhakpa Sherpa (geb. 1973), und reichen in ihrer Bedeutung weit über die Dawa Yangzum Sherpa, anvisierten Berggipfel hinaus. Die Motivatio- Pasang Lhamu Sherpa Akita und Maya Sherpa nen und Kontexte von Frauenexpeditionen ha- bei der Vorstellung ben sich seit der »Scottish Women’s Expediti- ihres Expeditionsprojek- on« 1955 verändert. Gemeinsam ist den Frau- tes in Kathmandu 2014 enexpeditionen, dass sie für die Teilnehmerin- nen Räume schaffen, in denen der Zugang zu Hochgebirgsexpeditionen möglich und ihre Handlungsspielräume erweitert werden. Um »The job as a mountai- es mit einer Metapher des Kulturhistorikers neering woman made Peter H. Hansen auszudrücken: Bergsteigerin- nen erlangen durch Frauenexpeditionen eine me more confident and eine aus ländlichen Verhältnissen stammende ›Summit Position‹ und demonstrieren ihren stronger. Before the Sherpani, die im Frühjahr 2000 die »Women’s Anspruch auf einen Platz ganz oben.56 expedition, people only Millennium Everest Expedition« organisierte, die zum großen Teil mit staatlichen Subventi- Anmerkungen knew me as a female 1 Der Spruch wurde im Vorfeld der Expedition auf onen finanziert wurde. Lhakpa Sherpa war die T-Shirts gedruckt, deren Verkauf zur Finanzie- trekking guide – now zweite Nepalesin, der es gelang, den höchsten rung des Unternehmens beitrug; siehe auch: Ar- Punkt der Erde zu erreichen. Landesweit wurde lene Blum: Annapurna. A Woman‘s Place, San they know me as an Francisco 1980, S. 17-18. sie von den Medien als Symbol für eine moder- 2 Vgl. Wibke Backhaus: Geschichten vom »Schick- Annapurna climber!« ne weibliche Identität präsentiert.54 salsberg«. Revisionen des Heroischen in Rein- Mit der rasanten Kommerzialisierung des hold Messners Expeditionsberichten vom Nanga Saraswati B., 2013 Parbat, in: zeitgeschichte, 2016, H. 1. Höhenbergsteigens ab der Jahrtausendwende 3 Vgl. Eric Boutroy: Dernière de cordée. L’alpin- verstärkte sich die Bedeutung einer Mount Eve- ism himalayen: les femmes à l’assaut d’un bas- rest Besteigung als Grundlage für eine profes- tion de masculinité, in: Thierry Terret u. a. (Hg.): Sport et genre, Bd. 1, Paris 2005, S. 193–207, sionelle Existenz im Bergtourismus. Diesen hier S. 198. Umstand nutzten in den letzten Jahren NGOs, 4 Vgl. Jennifer Hargreaves: Sporting Females. Crit- wie Empowering Women of Nepal oder die Ne- ical issues in the history and sociology of wom- en’s sports, London/New York 1994, S. 237. palese Mountaineering Association, um mittels 5 Ein jüngstes Beispiel ist das Skispringen, das Frauenexpeditionen Empowerment-Program- erst 2014 als Olympische Disziplin für Frauen me für Frauen im Tourismus voranzutreiben. geöffnet wurde; vgl. Marit Nybelius / Annette R. Hofmann (Hg.): License to jump! A story of Gleichzeitig wurden mit den Frauenexpeditio- women‘s ski jumping, Stockholm 2015; vgl. nen auch drängende soziale Probleme in der auch den Artikel von Annette R. Hofmann in nepalesischen Gesellschaft, wie beispielswei- diesem Heft. 6 Vgl. Jennifer Hargreaves: Sporting Females, se ›gender equality‹ und ›diversity‹ öffentlich S. 243. thematisiert. »Unity in Diversity«, wie in der 7 Vgl. Tan Leng Goh / Kerrie J. Kauer: (SWET) Kapitelüberschrift bereits angedeutet, lautete ing for the Summit: A Feminist Cultural-Studies Analysis of Singapore’s First Women’s Mount beispielsweise das Motto der Mount-Everest- Everest Team, in: Women in Sport and Physical Frauenexpedition 2008, die zehn junge Nepa- Activity Journal, 20. Jg., 2011, H. 1, S. 53-65, lesinnen auf den Gipfel führte. In der jüngsten hier S. 54. 8 Vgl. ebenda, S. 56-62. Frauenexpedition, 2014 durchgeführt, entschie- 9 Vgl. David Mazel (Hg.): Mountaineering Wom- den sich die drei Nepalesinnen Maya Sherpa en. Stories by Early Climbers, College Station (geb. 1978), Pasang Lhamu Sherpa Akita (geb. 1994, S. 92-95. 10 Das Ehepaar bekam für diese Leistung 1936 die 1984) und Dawa Yangzum Sherpa (geb. 1990), Olympische Goldmedaille für Alpinismus ver- ihre individuellen Ambitionen in einem Frauen- liehen. team zu bündeln, um gemeinsam ihre Ziele zu 11 Vgl. Eric Boutroy: Dernière de cordée, S. 196. 12 Vgl. Claude Kogan / Raymond Lambert: Record verfolgen und für ihre Bergexpeditionen finan- à l’Himalaya, Paris 1963, S. 177-190. zielle Mittel zu akquirieren. Als reines Frauen- 13 Vgl. Charlie Buffet: Première de cordée. Claude team konnten sie damit rechnen, internationale Kogan, femme d’audace et de passion, Paris 2003, S. 167-172. Kooperationen und Sponsoren zu gewinnen. Ihr 14 Vgl. Tanja Wirz: Gipfelstürmerinnen. Eine Projekt, den – mit 8611 Metern der zweit- Geschlechtergeschichte des Alpinismus in der höchste Berg der Erde – zu besteigen, bewar- Schweiz 1840-1940, Baden 2007, S. 264-268. 15 Vgl. Ingrid Runggaldier: Frauen im Aufstieg: ben sie auch online auf Facebook und auf ei- Auf Spurensuche in der Alpingeschichte, Bozen ner eigenen Homepage. Bei ihrer erfolgreichen 2011, S. 218-223. Expedition stützten sich die drei Nepalesinnen 16 Micheline Morin: Encordées, Paris/Neuchatel 1936, S. 61. auf ein internationales Netzwerk von Sponsoren 17 Tanja Wirz: Gipfelstürmerinnen, S. 267. und UnterstützerInnen. Dieses Netzwerk nutz- 18 1950 gelang es den Franzosen Maurice Herzog ten sie auch, um nach der Erdbebenkatastrophe und Louis Lachenal den ersten Achttausender- Gipfel, die 8091 Meter hohe Annapurna, zu be- in Nepal im Frühjahr 2015 privat organisierte steigen. Hilfsaktionen zu starten.55 19 Vgl. Carol Anne Osborne: Gender and the or- 54 Ariadne 2016 Heft 69 ganisation of British Climbing 1857-1955, Dis- 44 Konzept Karawane der Träume, Kopie, Privatar- sertation, University of Lancaster 2004, S. 446. chiv Marion Feik, Wien, S. 2. 20 Joyce Dunsheath u.a: Mountains and Memsa- 45 Vgl. Arlene Blum: Breaking trail: A climbing hibs, London 1958, S. 1. life, New York 2005, S. 168-179. 21 Vgl. Cicely Williams: Women on the rope. The 46 George Mallory begründete seine Motivation feminine Share in Mountain Adventure, London für seine Everest-Expeditionen in einem Inter- 1973, S. 102. view für die New York Times 1923 mit dem viel 22 Monica Jackson, Leiterin der »Scottish Wo- zitierten Satz »Because it’s there«. Climbing men’s Expedition« 1955, Interview geführt von Mount Everest is work for Supermen, in: New Martina Gugglberger, Edinburgh, Schottland, York Times, 18. März 1923. 28.08.2013. 47 Arlene Blum: Annapurna. A Woman’s Place, 23 Vgl. Martina Gugglberger: »Mountain Femi- San Francisco 1980, S. 9. ninity«. Selbstpräsentationen und Legitimie- 48 Vgl. ebenda, S. 8. rungsstrategien im Rahmen der ersten Himala- 49 Vgl. Julie Rak: Social Climbing on Annapurna: ya-Frauenexpedition 1955, in: zeitgeschichte, Gender in High-altitude Mountaineering Nar- 2016, H. 1, S. 5-20. ratives, in: English Studies in Canada, Vol. 33, 24 Es handelte sich um zwei Töchter und eine Nich- 2007, S. 109-147, hier S. 136. te von Tenzing Norgay, der 1953 gemeinsam mit 50 Arlene Blum: Annapurna, S. 89. Edmund Hillary den Mount Everest erstbestie- 51 Vgl. Sharmila Acharya: Women’s participation gen hatte. in tourism in Pokhara, in: Bishnu Raj Upreti u. a. 25 Claude Kogan: Détails sur l’organisation et les buts (Hg.): Tourism in Pokhara. Issues, trends and de l’expédition féminine à l’Himalaya 1959, Ty- future prospects for peace and prosperity, Kath- poskript Projektbeschreibung, S. 1, P 40 b, Files mandu 2013, S. 155-172, hier S. 158. Eileen Healey, Alpine Club Archives, London. 52 Vgl. Susan Frohlick: »Who is Lhakpa Sherpa?«. 26 Es den Männern zeigen, in: Der Spiegel, Nr. 44, Circulating subjectivities within the global/local 28.10.1959, S. 78. terrain of Himalayan mountaineering, in: Social 27 Vgl. Stephen Harper: A Fatal Obsession: The and Cultural Geography, Vol. 5, 2004, S. 195- Women of Cho Oyu, A Reporting Saga, Sussex 212, hier S. 203 und 207. 2007; ders.: Lady Killer Peak: A Lone Man’s 53 Vgl. Risal Dipesh: ›Pasang Lhamu‹, in: Himal, Story of Twelve Women on a Killer Mountain, Vol. 6, Mai/Juni 1993, H. 3, S. 42-43. London 1965. 54 Vgl. Susan Frohlick: »Who is Lhakpa Sherpa?«, 28 Vgl. Wolfram Manzenreiter: Die soziale Kon- S. 199-203. struktion des japanischen Alpinismus. Kultur, 55 Pasang Lhamu Sherpa Akita wurde für ihr sozi- Ideologie und Sport im modernen Bergsteigen, ales Engagement und ihre Leistungen als Berg- Wien 2000, S. 132f. steigerin im Jänner 2016 als National Geogra- 29 Vgl. ebenda, S. 125-134. phic Adventurer of the Year ausgezeichnet. 30 Vgl. ebenda, S. 126. 56 Vgl. Peter H. Hansen: The Summits of Modern 31 Der Begriff ›Alpinismus‹ wird auch für das Man. Mountaineering after the Enlightenment, Bergsteigen in außereuropäischen Bergen ver- Cambridge 2013. wendet. Die japanischen Alpen weisen Gipfel mit über 3000 Metern auf, der höchste ist der Randzitate Fuji-san mit 3776 Metern. Micheline Morin: Encordées, Paris/ Neuchâtel 1936, 32 Vgl. Hiroko Seiwa / Akio Funahashi: History S. 61; Übersetzung aus dem Französischen M.G. of Japanese Mountaineering and Women in the Monica Jackson / Elizabeth Stark: Tents in the Light of their Relations to Religion, in: Kochi clouds: The first women’s Himalayan expediti- University (Hg.): Research Reports of The Ko- on, London/ Glasgow 1957, S. 249. chi University: Social Science, 30. Jg., 1981, Claude Kogan: Détail sur l’organisation et les buts S. 1-12, hier S. 5f. de l’expédition féminine à l’Himalaya 1959, S. 33 Vgl. Wolfram Manzenreiter: Die soziale Konst- 1, in: P 40 b, Nachlass Eileen Healey, Alpine ruktion des japanischen Alpinismus, S. 141. Club Archives London. 34 Vgl. Eiko Miyazaki: Japanese Women’s Anna- Frauenalpinismus. Diskussion zum Frauenbergstei- purna III Expedition 1970, in: Himalayan Jour- gen beim Internationalen Alpinismus-Sympo- nal, Vol. 30, 1970, Aufruf am 26.02.2016 unter sion 1981 in Graz, in: Der Bergsteiger, 49. Jg, https://www.himalayanclub.org/hj/30/7/japane- 1982, H. 4, S. 41-43, hier: S. 42. se-womens-annapurna-iii-expedition-1970/. Wanda Rutkiewicz: Eine Frau an den Bergen der 35 Siehe offizielle Web-Site von Junko Tabei, Auf- Welt… Interview mit Wanda Rutkiewicz, in: ruf am 29.12.2015 unter http://www.junko-tab- Der Bergsteiger, 56. Jg, 1989, H. 2, S. 22-26, ei.jp/profile/index-e.html. hier: S. 23. 36 In der Himalaya-Database ist nur Ang Tshering Arlene Blum: Annapurna. A Woman’s Place, San Sherpa als Sirdar (Führer der assistierenden Hö- Francisco 1980, S. 2. henbergsteiger – Sherpa) namentlich aufgelistet, Saraswati B., Teilnehmerin der Annapurna IV- er war mit Junko Tabei am Gipfel. Vgl. Eliza- Women’s Expedition 2011, Interview mit Marti- beth Hawley / Richard Salisbury: The Himalayan na Gugglberger, Pokhara, Nepal, 2.10.2013. Database: The Expedition Archives of Elizabeth Hawley, CD-ROM-Edition, Golden, CO, 2004. Bildnachweise 37 Vgl. Isabell Stettin: Junko Tabei: Die erste Frau an der Spitze, in: Der Tagesspiegel, 04.05.2015, Seite 48: (links) Hettie Dyhrenfurth: Memsahb im Himalaja, Leipzig 1931, Fotoanhang. Aufruf am 07.12.2015 unter www.tagesspiegel. (rechts) Library of Congress, Washington D.C., de/weltspiegel/sonntag/auf-dem-mount-eve- Prints and Photographs Devision. rest-1975-die-behoerden-erlauben-nur-eine- Seite 49: (links) Privatarchiv Denise Evans, Caple tour-pro-jahr/11715788-2.html. Curig. 38 Vgl. Wolfram Manzenreiter: Die soziale Konst- (rechts) Privatarchiv Monica Jackson, Edinburgh. ruktion des japanischen Alpinismus, S. 141. Seite 50: Privatarchiv Tim Healey, Great Barrow. 39 Vgl. ebenda, S. 132. Seite 51: Archives Nepalese Mountaineering Asso- 40 Vgl. Wanda Rutkiewicz / Barbara Rusowicz: ciation. Wszystko o Wandzie Rutkiewicz, Toruń 1992. Seite 52: Privatarchiv Marion Feik, Wien. 41 Wanda Rutkiewicz: Women’s Mountaineering Seite 53: (im Text) Cover von Arlene Blum: Anna- in the Himalayas and Karakorams, in: Indian purna. A Woman’s Place, San Francisco 1980; Mountaineering Foundation (Hg.): Proceedings Foto Martina Gugglberger. of the Himalayan Mountaineering and Tourism (Randspalte) Foto Martina Gugglberger. Meet New Dehli 1983, Neu Dehli 1986, S. 135. Seite 54: Privatbesitz Maya Sherpa. 42 Vgl. ebenda. 43 Vgl. Martina Gugglberger: Wanda Rutkiewicz – Crossing Boundaries in Women’s Mountaineer- ing, in: Sport in Society, 2016. Ariadne 2016 Heft 69 55