Wir sind Heimat

Leben aufdem Land modern interpretiert: Der Neubau der Klöckners. Ein klarer Schnitt

Nach rund vierzig Jahren Milchwirtschaft wollten die Klöckners einen Neuanfang - sichtbarer Ausdruck: Ein neues Haus, das der regionalen Baukultur des Westerwaldes ein modernes Gesicht gibt.

„Wir hatten das Ziel, irgendwann nachgedacht, geplant, Ideen gesam- den Hofzu verkaufen, einen klaren melt. „Das Haus ist so geworden, Schnitt zu machen, mit allem, wie ich es immer haben wollte“, so endlich mal ein normales Leben zu Erika Klöckner. 2012 war endlich führen“, erzählt Erika Klöckner. 1979 Baubeginn. Hell, schlicht, reduziert zog sie zu ihrem Mann Hans-Ulrich sollte es sein – ohne viel Aufwand aufden Hofnach . 18 zu pflegen, und: Ein Platz an der Milchviehbetriebe gab es damals im Sonne, zum Alt werden. Torsten Ort. Heute sind nur die Klöckners Boldt, Architekt aus , geblieben. Noch. übernahm die Planung. Seine Idee: Hans-Ulrich Klöckner übernahm den Ein typisches Westerwälder Einhaus, Hofin der 6. Generation, 110 Milch- so, wie es seit Jahrhunderten hier kühe hält er. Doch die Kinder haben gebaut wird: ein langer Giebel für längst andere Berufe gewählt. Wohnhaus, Stall und Scheune. Kinder und Enkel sind hier gern zu Gast. Den Schnitt, den die Kinder schon Letzteres fällt heutzutage natürlich Möglichkeiten für die Zukunft seiner gemacht haben, der steht den weg, doch: „Die einfache, gestreckte Besitzer.“ Etwa mit der Einlieger- Klöckners nun bevor. Sichtbares Grundform ist die typische Form des wohnung, die später vom Pflege- Zeichen: Ein neues Wohnhaus. Viele Westerwälder Hauses, modern über- personal benutzt werden kann. Oder Jahre hatten sie schon darüber setzt“, so Boldt. „Das Haus hat alle dem Obergeschoss, das dank der Hanglage barrierefrei ist von der Haustür bis zum Balkon. Der schließt sich nach Süden an den großen Küchen-, Ess- und Wohnbereich an. Die Kinder, die lange strikt gegen den Verkaufdes alten Hauses waren, sind begeistert. Ein klarer Schnitt - was das Haus angeht ist das gelun- gen, in jeder Hinsicht. Mit Blick auf den Betrieb steht der Schnitt in diesem Jahr an. Und die Kühe? Die möchte Familie Klöckner am liebsten bald nur noch aus dem Wohn- Im Obergeschoss: ein großer Raum, geteiltvom Kamin mit zwei Brennkammerfenstern zimmerfenster sehen. Nachgefragt: Regional Bauen

Regionale Baukultur ist kein Luxus, sondern handfester Standortfaktor. Immer mehr Kommunen erkennen den Wert qualitätvoll und nachhal- tig gestalteter Lebensräume. Dazu gehört nicht nur das besondere Ein- zelbauwerk, sondern kluge Stadtplanung, Schließen von Baulücken statt neuer Neubaugebiete, Pflege in die Jahre gekommener Siedlung- en, kurz: der Erhalt attraktiver Ortsbilder. Genau das will auch Peter Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg.

Welche Bedeutung hat regionale Welches Potential sehen Sie als Welche Herausforderungen in Sachen Baukultur für die VG Hachenburg? Bürgermeister? Baukultur sehen Sie in Ihrer VG? Peter Klöckner: Städte und Gemein- Klöckner: Wir fragen neue Bürger, wa- Klöckner: Das Totschlagargument ist: den stehen im Wettbewerb um Men- rum sie zu uns kommen. Wichtigstes Geld. Und das darfnicht gelten. Eine schen. Wir müssen darum kämpfen, Argument ist natürlich der Arbeits- Kommune ist wie ein Unternehmen dass unsere Kommunen attraktiv platz, das zweitwichtigste die Kinder- und muss auflangfristige Erfolge bleiben. Und dazu gehört auch die freundlichkeit. Und das dritte ist schauen. Wenn sie ein Ziel vor Augen regionale Baukultur. Da kommt es schon ein attraktives Stadt- oder haben, sie wollen was erreichen und entscheidend daraufan, dass man auf Ortsbild. Das sind die Gründe, warum sie haben nicht genug Geld, dann ist Qualität setzt. Das, was alle anderen Menschen sich neu orientieren und eben Kreativität gefragt, dann muss auch machen, ein Mischmasch, der damit Kaufkraft und vieles mehr zu man andere Wege gehen. Dann muss führt nicht zur Profilierung. Jeder Ort uns kommt. Wir weisen aufBüger- man vielleicht Menschen finden, die muss für sich schauen, was habe ich versammlungen immer wieder darauf Geld haben und die man begeistern an Besonderheiten, wie kann ich die hin, welche Schätze bei uns im kann. Ich wüsste nicht, dass mal ein optimal darstellen und diese dann Verborgenen liegen. Wir brauchen hier Projekt bei uns am Geld gescheitert mit einem Konzept entwickeln. einfach das Qualitätsmerkmal. wäre.

Baukultur modern: Das Feuerwehrgeräte- Baukultur historisch: Das Beust'sche Haus ... der selbst ein Hingucker ist und viele haus in (Architekt: T. Boldt). in der Nähe des Hachenburger Marktes, ... Besucher anzieht.

Zum Thema: Regionale Baukultur Haifa“ am 3. Mai um 18:30 Uhrim land-Pfalz regelmäßig über regionales Informieren Sie sich über Möglich- Zentrum Baukultur, Brückenturm, Bauen, moderne Architektur, Leben keiten, Beratung und Veranstaltungen Rheinstraße 55, 55116 Mainz. Die auf dem Land und die Menschen, die zum Thema im Internet unter Ausstellung ist zu sehen bis zum 27. dahinter stehen. Die Reihe wird her- www.baukultur.rlp.de Mai, geöffnet Mi.-Fr., 14-18 Uhr. ausgegeben von der Stiftung Bau- kultur Rheinland-Pfalz mit finanzieller Termine: Ausstellungseröffnung „Wir sind Heimat“ informiert im Unterstützung des Ministeriums der „Carmel - Internationaler Stil in Rahmen des Dialogs Baukultur Rhein- Finanzen Rheinland-Pfalz.

Impressum: Autorenteam Baukultur Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR), Karin Bünnagel, Andrea Martens, Katja Schupp, Hartmut Zettwitz, c/o Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz, Postfach 1150, 55001 Mainz, Tel. 06131 327 42 10. Fotos: S.1 oben: Torsten Boldt; S.2 oben, S.2 unten rechts: VG Hachenburg; übrige Fotos: Autorenteam Baukultur.