Impressum:

Herausgeber (Medieninhaber): Kurt Einzinger, Franz-Schandl-Straße 75, 3871 Alt-Nagelberg Layout und Gestaltung: Maximilian Köpf Druck: Eigendruck Ausgabe 2010 Kurt Einzinger Panoptikum Sehenswürdigkeiten | Besonderheiten | Kuriositäten Marktgemeinde Brand-Nagelberg Impressionen

4 Inhalt

Vorworte 9 Brand-Nagelberg Arbeiterwohnhäuser 14 Bäckereien 15 Bettgeher 16 Freidenker 17 Glashändler 18 Kegelbahnen 19 Kilometersteine 20 Leichenwagen 21 Nahversorger 22 Schmalspurbahn 23 Schuhmacher 24 Alt-Nagelberg Bade- und Maschinenhaus 26 Bierkrone 27 Glasfabrik 28 Groß-Nagelberg 29 Herrenhaus 30 Herrenhauskapelle 31 Herrenhausmarterl 32 Hinterpocher - Naturdenkmal 33 Hinterpocher - Wohnungen 34 Schwelle 35 Sportplatz 36 Neu-Nagelberg Brauerei 38 Glasfabrik 39 Herrenhaus 40 Judenstein 41 Kaiblloch 42 Marterl 43 Mitterpocher 44 Pumperskirchen 45 Schleifmühle 46 Vorderpocher 47 Werksrestaurant 48

5 Impressionen

6 Inhalt

Brand Gasthaus Jeschko 50 Katharina-Höhle 51 Katzensilbergrube 52 Kirche 53 Koller-Kreuz 54 Kremser Schmidt 55 Löwenkäfig 56 Lunkowitzkreuz 57 Schwarze Madonna 58 Zunftbaum 59 Steinbach Glockenturm 62 Mitterböckkapelle 63 Mölzerhaus 64 Mölzerkreuz 65 Finsternau

Kaiserbrünnl 68 Pechofen 69 Wacholderstrauch 70 Apfelthalerkreuz 71 Vereine 72 Nachwort 75 Quellen 76

7 Impressionen

8 Vorwort

nsere Marktgemeinde nenswerten Gebäuden, Weg- Brand-Nagelberg hat eine kreuzen und Erzählungen sol- interessanteU Geschichte, an- len ein Beitrag gegen das allzu gefangen von der ersten Be- schnelle Vergessen sein und siedlung beim Kaiblloch in der unsere Marktgemeinde auch Zeit des mittleren Neolithikum aus der Sicht der jüngeren Ver- (viertes vorchristliches Jahr- gangenheit vorstellen. tausend) über die Wirren um Ich bedanke mich bei allen, 1800 während der Franzosen- die mich mit Fotos, Zeichnun- kriege bis zur Hochkultur und gen, Berichten und Erzählun- Mittelpunkt der Europäischen gen unterstützt haben. Glaserzeugung in der Firma Stellvertretend für viele Stölzle mit Niederlassungen auf möchte ich hier Franz Haumer der ganzen Welt. (Mandy), Josef Weinstock , Ru- Als ich im Jahre 1990 unter dolf Möslinger, Gerhard Bürgermeister Peter König in Schindl, Karl Schindl, Helga den Gemeinderat gewählt und Siegfried Bernhart sowie wurde, nutzte ich die bald dar- Maximilian Köpf und Werner auf erscheinende Gemeindein- Sabitzer nennen. formation um Umweltinfos und Tipps sowie Besonderhei- Ich wünsche Ihnen viel ten unserer Marktgemeinde zu Freude beim Lesen veröffentlichen. Diese Sammlung von Natur- Ihr Kurt Einzinger denkmälern, Marterln, erwäh- Vizebürgermeister

9 Impressionen

10 Vorwort

s ist eine alte Lebensweis- die Gegenwart zu ziehen. heit, dass man nur weiß, Ich danke Herrn Vizebürger- wohinE man geht, wenn man er- meister Kurt Einzinger für die fahren hat, woher man kommt. Erarbeitung dieser Sammlung, Diese Sammlung von Beson- welche dazu beitragen soll, die derheiten unserer Marktge- über dreihundertjährige Ge- meinde Brand-Nagelberg hilft schichte unserer Gemeinde allen Interessierten, diesem etwas aus der Vergessenheit Gedanken zu folgen, sich mit herauszuholen. dem Leben der Vorfahren un- serer Heimatgemeinde ausein- Franz Freisehner anderzusetzen und Schlüsse für Bürgermeister

11 Impressionen

12 Brand-Nagelberg 1 Freidenker | Tankstellen | Kegelbahnen | Bäckereien Bettgeher | Kilometersteine | Arbeiterwohnhäuser Glashändler | Nahversorger | Schmalspurbahn Brand-Nagelberg Arbeiterwohnhäuser Quartiere der Glasmacher

ls im Jahr 1988 der Glasbe- trieb Stölzle Kristall Kon- Akurs anmelden musste, bang- ten viele Bewohner der firmen- eigenen Arbeiterwohnhäuser um ihre sichere Unterkunft. Nach Intervention der Ge- meinde und Landespolitik fand sich die EBSG (Erste burgen- ländische gemeinnützige Sied- lungsgenossenschaft) als Ret- ter, übernahm alle Wohnhäu- ser und sicherte damit den darin wohnenden Firmenange- hörigen eine Wohnung zu leist- baren Bedingungen. Die Wohnungen wurden an- Abb. 7 oben: Neu-Nagelberg 36 schließend der Reihe nach den vor der Sanierung; heutigen Wohnverhältnissen Abb. 8 unten: Neu-Nagelberg angepasst. 36 nach der Sanierung;

14 Brand-Nagelberg Bäckereien Entwicklung der Bäcker in Brand-Nagelberg

urde in früheren Zeiten in Salzstangerl, Kuchen, Krapfen jedem Bauernhaus selbst usw., gibt es heute ca. 3 Nor- gebacken,W so gab es bei den Ar- malbrote, 11 Kornbrote und bis beitersiedlungen Backöfen, die zu 14 verschiedene Spezialge- am Straßenrand errichtet bäcke sowie etwa 30 Feinmehl- waren und gemeinsam benutzt speisen. wurden. Bäckereien entstan- In unserer Marktgemeinde den, als die Bevölkerungsdichte gab es einmal 7 Bäckereien, die wuchs und auch Gasthäuser, ihre Waren, zu Fuß, per Rad Handwerker, die Beamten- oder sogar mit Hundeschlitten schaft und Arbeiter zu versor- zu den Kunden brachten. gen waren. Heute gibt es die Bäckereien Gab es bis in die 1970er-Jahre Kaufmann in Steinbach und nur eine Brotsorte, Semmel- Köpf in Brand, die beide mo- wecken, Semmel, Striezerl, dern ausgerüstet und mit ihren Waren wichtige Nahversorger über unsere Gemeindegrenzen hinaus sind. Die Bäckerei Kaufmann wurde 1953 von Leopold Kaufmann gegründet und wird seit 1997 von Thomas Kaufmann mit ins- gesamt 10 Mitarbeitern ge- führt. Die Bäckerei Köpf wurde 1915 von Johann Zimmel gegründet und wird seit 1985 von Peter Köpf mit insgesamt 7 Mitarbei- tern geleitet. Frühere Bäckereien waren: Brand Nr. 5, Nr. 74, Nr. 81 , Nr. 84 und Finsternau Nr. 49. Außerdem wurde unsere Ge- Abb. 9 oben: Bäcke- meinde bis in die 50er Jahre rei Kaufmann, Steinbach um 1970; von der Bäckerei Brandtner Abb. 10 unten: heu- (Gopprechtshäuser) und der tige Bäckerei Köpf, Bäckerei Macho (Langegg) ver- Brand um 1930; sorgt.

15 Brand-Nagelberg Bettgeher Hausordnung der Glasmacherquartiere

n den ehemaligen Arbeiter- § 10: “Bettler, Landstreicher wohnhäusern der “Stölzle & sind vom Hause fern zu halten. SöhneI Glasfabrik AG” gab es Das Hausieren ist verboten.” eine Hausordnung, gedruckt von A. Gothmann in Budweis, Durch die damalige Armut ge- mit mehreren Besonderheiten. hörte Betteln und Hausieren zum Alltag. § 3: “Als Bettgeher dürfen nur in der Fabrik Beschäftigte Diese Hausordnung war bis in unter Beobachtung der Mel- die 50er-Jahre des 20. Jahr- dungs-, Sitten- und gesund- hunderts gültig. heitspolizeilichen Vorschriften aufgenommen werden.”

Es bestand in der damaligen Zeit eine derartige Wohnungs- not, dass sogar die Betten ab- wechselnd benutzt wurden.

§ 25: “Die Herren Beamten sind verpflichtet, unparteiisch und ohne Rücksicht auf die Personen von Zeit zu Zeit sämtliche Wohnungen und Räumlichkeiten zu begehen und Bericht zu erstatten.”

Man stand unter ständiger Abb. 11: Originalexemplar der Hausordnung; zu besichtigen Kontrolle, nicht nur in der Ar- unter anderem im Glasmuseum beit, sondern auch zu Hause. Apfelthaler, Alt-Nagelberg;

16 Brand-Nagelberg Freidenker Freidenkerbewegung in Brand-Nagelberg

ährend der Zwischen- kriegszeit gab es beson- dersW in den Industriegebieten und daher auch in Brand-Na- gelberg, die Bewegung der Frei- denker. Die Freidenker traten im Gei- ste der europäischen Aufklä- rung für eine strikte Trennung von Schule und Kirche sowie genfest, das bei der jeweiligen von Staat und Kirche ein und Verwaltungsbehörde gemeldet förderten die Vermittlung eines und registriert wurde. humanistischen und wissen- Die Freidenker waren einmal schaftlichen Weltbildes. in über 300 Ortsgruppen mit Freidenker feierten nicht die etwa 50.000 Mitgliedern orga- heilige Taufe, sondern das Wie- nisiert. Im Jahre 1933 als Organisa- tion verboten, wurden sie 1948 erneut gegründet. Am Friedhof Brand gab es Abb. 12 oben: Sinnspruch der eine eigene Abteilung als letzte Freidenker (“Schaff hier das Ruhestätte für die Anhänger Leben gut und schön, kein Jen- der Freidenkerbewegung, die seits gibts kein Wiedersehn”); Abb. 13 unten: Abzeichen der später als Gefallenenfriedhof Freidenker Österreichs; genützt wurde.

17 Brand-Nagelberg Glashändler Auf den Spuren von Franz Georg Kreybich

eter Rath, Glasverleger aus Einzinger wurde er mit einer Steinschönau, auf den Spu- Glasmacherjause begrüßt und renP des Glashändlers Franz in der Pension Ruso unterge- Georg Kreybich, der im Jahre bracht. Er zog am nächsten Tag 1683 ausgerüstet mit einem Richtung Gmünd und Schubkarren von Tschechien weiter nach Engelstein. nach Wien unterwegs war. Peter Rath, ein Mitglied der Am 20. Mai 2008, dem 13. Firma Lobmeyr betonte gegen- Tag seiner Wanderung und über Einzinger die besondere nach 361 km traf Peter Rath Bedeutung der ehe- maligen kommend aus Steinschönau Glashütte Stölzle und hob das Nordböhmen in Brand ein. große handwerkliche Können Durch Vizebürgermeister Kurt der Glasmacher hervor.

Abb. 14: Vizebgm. Kurt Einzin- ger begrüßt Peter Rath in der Pension Ruso mit einer Glas- macherjause;

18 Brand-Nagelberg Kegelbahnen Freizeitvergnügen vergangener Tage

n der Zeit, als elektronische Dem Vergnügen des Kegel- Medien noch nicht zur Un- scheibens wurde ursprünglich terhaltungI dienten, war ein ge- auf sparsame Art im Freien selliges Treffen an den nachgegangen. Kegelbahnen eine Selbstver- Eine Besonderheit waren da- ständlichkeit. mals die “Russischen Kegel- Es gab in allen Ortsteilen bahnen”, wo man mit einer unser Marktgemeinde Brand- Kugel, die an einem Galgen Nagelberg Kegelbahnen. hing, die Kegel umschob. Erst nach und nach entdeck- Steinbach: ten auch viele Gastwirte die Be- GH Krupik bis ca. 1960 treibung einer Kegelbahn als Neu-Nagelberg: gute Einnahmequelle. Bierhalle bis 1965 Alt-Nagelberg: Hinterpocher bis ca. 1920 Maschinenhaus bis ca. 1950 Sportplatz bis ca. 1960 Brand: GH Macho bis 1975 GH Jeschko bis 1965 RAIKA bis 1965 GH Schütz bis 1960 Brand 41 bis ca. 1930 GH Zeller bis ca. 1920 Café Köpf bis ca. 1950 Abb. 15: Kegelbahn unterhalb Finsternau: der Bierhalle in Neu-Nagel- berg; GH Weisgram bis ca. 1960

19 Brand-Nagelberg Kilometersteine Wegweiser aus der Postkutschenzeit

egweiser aus Granit Zeitzeugen aus der Jahrhun- waren in der Postkut- dertwende früher an allen Weg- schenzeitW bis zur Jahrhundert- kreuzungen und in wende in Verwendung. Ein regelmäßigen Abständen auf solcher steht heute schön reno- der Landstraße, sind sie heute viert vor dem Haus von Karl bereits ein Rarität. und Bettina Riedl, Finsternau 56. Dieser Kilometerstein wurde bei Grabungsarbeiten von der Familie Riedl entdeckt und ge- borgen. Ein weiterer Wegweiser aus Granit steht am Originalstand- platz auf der alten Straße von Brand nach , am Orts- ende von Brand, im Rusowald. Am verwitterten Kilometer- stein mit Richtungsangaben ist noch Litschau, Brand und Gmünd lesbar. Fanden sich diese steinernen

Abb. 16 oben: Kilometerstein im Rusowald; Abb. 17 links: Kilometerstein vor dem alten Haus Finsternau 56; Abb. 18 rechts: Kilometerstein vor dem neuen Haus Finster- nau 56;

20 Brand-Nagelberg Leichenwagen Letzter Weg der Stölzle-Arbeiter und -Angestellten

er “Bestattungsverein der von Pferden gezogenen Lei- Firma Stölzle für Ange- chenwagen fand 1964 statt. Dstellte und Arbeiter der ver- Im Jahre 2004 wurde der Lei- schiedenen Konfessionen” chenwagen mit finanzieller Un- besaß einen circa 1927 angefer- terstützung der Marktgemein- tigten Leichenwagen. Die Ei- de Brand-Nagelberg von Herrn senteile wurden vom Viertelmayer aus Litschau re- Schmiedemeister Josef Zach stauriert. Die Lederteile wur- am damaligen Wagenplatz den von Josef Simon aus Brand (Friedhofweg 105/115) herge- repariert und die Verzierungen stellt. Die Karosserie und die aus Gold wurden von Josef Holzarbeiten stammten von Weinstock aus Finsternau ko- der Firma Karasek aus Gmünd, stenlos wiederhergestellt. die Verglasung von der Firma Derzeit ist der Wagen in der Stölzle. ehemaligen Leichenhalle in Das letzte Begräbnis mit dem Brand eingestellt.

Abb. 19: der Leichenwagen nach der Restaurierung;

21 Brand-Nagelberg Nahversorger Entwicklung der Nahversorgung

aren ursprünglich die In folgenden Objekten waren Menschen Selbstversor- Nahversorgungsgeschäfte un- ger,W so wurden für die arbei- tergebracht. tende Bevölkerung Werksver- sorgungsgeschäfte eingeführt, Neu-Nagelberg: wodurch eine gewisse Abhän- Nr. 18 (Konsum), Nr. 12 gigkeit bestand. Aus der Not Steinbach: wurden Genossenschaften ge- Nr. 7 , Nr. 47 gründet (Konsum) und auch Alt-Nagelberg: unabhängige private Geschäfte. Nr. 140, Nr.47 (Pilz, Konsum), Da die Mobilität noch nicht Nr. 43, Nr. 116, Nr. 127 gegeben war, gab es in allen (“Kreitlerin”) Ortsteilen Nahversorgungsge- Finsternau: schäfte, die von der Bevölke- Nr. 49, Nr. 46 rung zu Fuß erreichbar waren. Brand: Mit zunehmender Mobilisie- Nr. 2 (Spar), Nr. 4, Nr. 32, rung veränderte sich auch das Nr. 74, Nr. 80, Nr. 81, Nr. 86, Kaufverhalten vom kleinen Nr. 89, Nr. 98 Greißler zum Supermarkt. Von einmal insgesamt 18 Ge- schäften in unserer Marktge- meinde gibt es heute noch das Kaufhaus Jeschko in Brand und den Pilz-Markt in Alt-Na- gelberg, die die wichtige Rolle der Nahversorgung für die Be- völkerung übernommen haben. „Fahr nicht fort, kauf im Ort“ ist ein Slogan, der für die Zukunft wieder mehr Bedeutung gewinnen wird, wenn man Fahrtkosten und Zeit- Abb. 20 oben: ehemaliger Konsum, Alt-Nagelberg aufwand mitberück- (heute Pilz); sichtigt. Abb. 21 links: ehemaliges Kaufhaus Leyrer, Brand 2 (heute Spar);

22 Brand-Nagelberg Schmalspurbahn Touristenattraktion - Doppelausfahrt

in beliebtes Fotomotiv sind Verwendung, dient sie heute als die Doppelausfahrten Rich- Touristenattraktion. Etung Litschau und Richtung Die Schmalspurbahn ging am von Dampflo- 3. Juli 1900 in Betrieb und bin- komotiven entlang der Halter- det an die Franz-Josefs-Bahn in gasse bis zur Kreuzung Land- Gmünd an, mit der man ab straße in Alt-Nagelberg. 1870 Wien und Budweis errei- Die Strecke, Richtung Lit- chen konnte. schau wird von der ÖBB betrie- Bürgermeister und Fabrikant ben. Die Strecke Richtung Ludwig Stölzle war im Verwal- Heidenreichstein wird vom tungsrat der AG „NÖ Wald- Waldviertler Schmalspurbahn- viertelbahn“ vertreten und verein betreut. übernahm damit auch für das Fand die Schmalspurbahn frü- damalige moderne Verkehrs- her als Personen- und Güterzug mittel Verantwortung.

Abb. 22: eine der berühmten Doppelausfahrten an der Orts- ausfahrt von Alt-Nagelberg;

23 Brand-Nagelberg Schuhmacher (Rück-)Entwicklung der Schuster

ab es einmal in der nähe- usw. im Vordergrund. ren Umgebung von Brand- Der Unterteil von Holzpantof- NagelbergG 13 Schuhmacher, feln wird aus Fichtenholz her- gibt es heute nur noch Josef ausgeschnitten, der Oberteil Simon, Schuhmachermeister besteht aus Rindsleder. der dritten Generation in Brand 1928 wurde in Brand 81 der 147. Schuhmacherbetrieb angemel- Wurden früher fast aus- det und 1931 mit der Holzschu- schließlich Holzpantoffeln und herzeugung begonnen. orthopädische Schuhe erzeugt, 1951 wurde der Betrieb nach so stehen heute Reparaturen Brand 116 verlegt und 1971 an von Schuhen, Taschen, Gürtel seinen heutigen Standort.

Abb. 23 links: Josef Simon beim Schnitzen von Holzpantoffeln; Abb. 24 rechts: Josef Simon mit Lehrlingen und Gesellen;

24 Alt-Nagelberg

2 Bade- u. Maschinenhaus | Bierkrone | Glasfabrik | Groß-Nagelberg Herrenhaus | Herrenhauskapelle | Herrenhausmarterl Hinterpocher | Sportplatz | Schwelle Alt-Nagelberg Bade- Maschinenhaus Bade- bzw. Waschmöglichkeiten für die Arbeiter

m vorderen Teil der jetzigen und die Kompressoren unter- Glashütte Apfelthaler in Alt- gebracht waren. NagelbergI war das ehemalige Das 1912 erbaute Badehaus Badehaus der Belegschaft der war bis 1976 in Betrieb und Firma Stölzle untergebracht. diente anschließend als Glasla- Da in den ehemaligen Arbeiter- ger und Detailverkauf. werksquartieren weder Dusch- Das Maschinenhaus war bis noch sonstige Bademöglichkei- etwa 1980 in Betrieb. ten vorhanden waren, konnten Im Jahre 2002 wurde das Ge- die Arbeiter und ihre Angehöri- bäude von der Firma Apfeltha- gen hier die Vorzüge eines ler erworben und die Glas- Wannen- oder Duschbades produktion (“Nagelberger Glas- nützen. kunst”) eingerichtet. Mit der Der hintere Teil des Gebäudes Produktion von Glas im ehe- war das Maschinenhaus, in maligen Bade- und Maschinen- dem zwei Notstromaggregate haus wurde 2003 begonnen.

Abb. 25: das Bade- und Ma- schinenhaus in Alt-Nagelberg heute;

26 Alt-Nagelberg Bierkrone Zahlungsmittel im Werksrestaurant

ür die Verrechnung des schnitt eine Kerbe. Bei der Ab- Bierkonsums, der in der rechnung am Monatsende wur- GlasfabrikF Beschäftigten, war den beide Brettchen bis 1880 das sogenannte Ro- zusammengelegt und kontrol- bisch im Hüttenwirtshaus „zum liert, ob die Kerben zusammen- Scheichelbauer Karl“ in Alt-Na- passten. gelberg in Verwendung. Das Um 1880 wurde die Verwen- waren zwei gleich lange dung des Robisch behördlich schmale zusammenpassende untersagt. Als Ersatz gab es Brettchen. Eines bewahrte der vorerst Einschreibbüchlein. Als Wirt auf, das zweite Brett das neue Betriebsgasthaus er- musste der Arbeiter bei sich richtet wurde, führte man die tragen. Wurde nun ein Helfer, Bierkrone (auch Werkskrone), Einträger, Lehrjunge usw. Bier zur leichteren und schnelleren holen geschickt, musste er das Abfertigung. Mit dieser Krone Brettchen mit ins Wirtshaus konnten die Glasarbeiter ihren nehmen. Der Wirt legte beide Bierkonsum bis in die 1950er- Holzstücke zusammen und Jahre begleichen.

Abb. 26 links: die Bierkrone in zwei Ansichten; Abb. 27 oben rechts: Werksre- staurant; Abb. 28 unten rechts: Hütten- wirtshaus Scheichelbauer;

27 Alt-Nagelberg Glasfabrik Brand am 20. April 1933

einahe wäre die Fabrik Ludwig Stölzle und nachher nach dem Brand in Alt-Na- verehelicht mit Bundesminister Bgelberg nicht mehr aufgebaut Carl Vaugoin, ist es vorwiegend worden, weil Nagelberg für die zu verdanken, dass der Stand- Glasindustrie nicht mehr als ort Nagelberg und somit alle vorteilhafter Standort galt. Arbeitsplätze erhalten blieben. Dem Einfluss des Hauses Die Glasfabrik war zu dieser Stölzle durch Paula Stölzle, Zeit einer der modernst ausge- Witwe nach Kommerzialrat statteten Betriebe ihrer Art.

Abb. 29: die Glasfabrik nach dem Brand, 20. April 1933;

28 Alt-Nagelberg Groß-Nagelberg Kapelle geweiht dem Heiligen Hubertus

ach dem großen Wald- Erhaltung der Kapelle in der brand 1666 im Heiden- Nähe von Brand von der Kalk- Nreichsteiner Wald (heutiges münzerischen Glashütte in Gebiet Brand, Finsternau und Klein-Nagelberg unterschrie- Nagelberg) und nach der Ro- ben. Wer diese Unterschrift ge- dung der Brandflächen ent- leistet hat, ist leider nicht standen hier die ersten bekannt. Siedlungshäuser, erstmals er- Die Kapelle hatte ursprünglich wähnt 1686. Nagelberg war in 3 eine Glocke, die im Ersten Teile geteilt: Groß-Nagelberg, Weltkrieg von der Rüstungsin- Klein-Nagelberg (heute Alt-Na- dustrie eingezogen wurde. gelberg) und Neu-Nagelberg, Es ist sehr lobenswert, dass wobei die Wörter “Alt” und das Kinskysche Forstamt die “Neu” durch Glashütten (Alte Kapelle komplett restaurieren Hütte und Neue Hütte) geprägt ließ und dieses Kleinod weiter- wurden. hin pflegt, um es vor dem Ver- Groß-Nagelberg: Die Haus- fall zu schützen. nummern 1 bis 4 weißen darauf hin, dass hier die ersten Sied- lungshäuser von Nagelberg entstanden sind. Es waren ur- sprünglich Holzhäuser, die spä- ter in Steinbauten umge- wandelt wurden - Haus Nr. 2 verfiel. Diese Nummer bekam 1870 das Wohn- und Büroge- bäude der Firma Stölzle. Die Siedler wurden damals von der Pfarre Rottenschachen seelsor- gerisch betreut. Schon in den Jahren 1700 bis 1720 dürfte die Kapelle in Groß-Nagelberg errichtet und dem Heiligen Hubertus ge- weiht worden sein. Denn 1735 wurde nach einem Urkunden- Abb. 30:die Kapelle in Groß- verzeichnis im Diözesanarchiv Nagelberg; von St. Pölten ein Revers zur

29 Alt-Nagelberg Herrenhaus Wohnsitz der Stölzle’s

ie erste Glashütte in Alt- druck zur Tränke in die Mitte Nagelberg wurde von 1725 des Hofes und von dort auch in Dbis 1868 betrieben. In der An- das Wohngebäude führte. Im fangszeit dieser Epoche wurde Jahre 1841 wurde die Hauska- das Herrenhaus, zunächst noch pelle, an die ein Wintergarten ebenerdig, errichtet. 1766 angebaut war, errichtet. Das wurde das Gebäude aufge- Herrenhaus war bis zum Jahre stockt. 1971 der Wohnsitz der der Fa- Besitzer war in diesen Jahren milie DI Rudolf Stölzle. Bis Glasmacher Anton Kreidl. Um 1959 befand sich in den ersten 1835 ging das Herrenhaus in Räumen an der rechten Seite den Besitz der Stölzle’s über. das Gemeindeamt. Einige Das Herrenhaus diente nicht Jahre war auch der Detailver- nur der Unterkunft der “Herrn” kauf der Firma Stölzle im Her- der Glasfabrik, sondern es renhaus untergebracht. Mit mussten auch die vielen Ge- einstimmigem Gemeinderats- Abb. 31 oben: das Herrenhaus früher; spanne, die für den Transport beschluss vom 31. Mai 1988 Abb. 32 unten: das Herrenhaus der Glaswaren notwendig wurde das Herrenhaus im Zuge im heutigen Zustand; waren, untergebracht werden. des Ausgleichs- Die Transporte gingen oft bis verfahrens der nach Venedig. Zur Erhaltung Firma Stölzle der Fuhrwerke waren auch eine Kristall ange- Landwirtschaft und die dazuge- kauft und reno- hörigen Stallungen notwendig. viert. In den Stallungen waren Heute befinden schwere und leichte Gespanne sich im Herren- sowie Ochsen untergebracht, haus ein Café- die für die Zugarbeit erforder- Restaurant und lich waren. Die Errichtung die- die Gemeinde- ser Gewölbe-Stallungen wurde bücherei. von den sogenannten Böhmi- schen Gewölben, dessen Bauart für die Errichtung von Glasöfen Verwendung fand, abgeleitet. Im Herrenhaus gab es von An- fang an eine Wasserleitung, die von der Rossschwelle am Berg hinter dem Haus im Eigen-

30 Alt-Nagelberg Herrenhauskapelle Hauskapelle der Stölzle’s

ie erste schriftliche Auf- schof Michael Memelauer, in zeichnung über den Be- der es unter anderem heißt: Dstand einer Kalkmünzerischen “Doch soll diese unsere Erlaub- Glashütte bei Brand stammt nis keine Kraft haben, wenn die aus dem Jahre 1725 aus der Kapelle zugleich zu einem welt- Pfarrchronik in Brand. 1841 lichen Gebäude verwendet oder verpflichteten sich A. Weigl nicht in gutem Stande gehalten und Administrator Josef Ferdi- würde, weshalb es dem jeweili- nand Weigl als Vertreter der K. gen Bezirksdechant zusteht, k. priv. A. Weiglschen Glasfa- sich hierüber bei der kanoni- brik zur Erhaltung der, bei der schen Visitation die erforderli- oberen Fabrik erbauten, Haus- che Überzeugung zu kapelle gegenüber dem aposto- verschaffen.” lischen Stuhl. Im gleichen Jahr Der außergewöhnlich misera- wurde die Kapelle vom Probst ble und unansehnliche Zustand Stiebar aus “Christus, der Kapelle sowie die bevorste- dem Gekreuzigten” geweiht hende 150-Jahr-Feier der und eine Messe gelesen. Firma Stölzle im Jahre 1985 Die letzte Restaurierung er- veranlasste eine Gruppe von folgte 1884 und wurde vom Idealisten unter Führung von Glasfabriksbesitzer Rudolf Ing. Helmut Binder, eine Revi- Stölzle veranlasst. Der Altar, talisierungsgenehmigung bei der von Martin Ableidinger aus den Geschäftsführern der da- Steinbach angefertigt wurde, maligen Stölzle Kristall Dr. For- erhielt ein schönes Altarbild ster und Dir. Seidl zu erhalten. der Kreuzaufrichtung. Ein Har- In nur 50 Tagen mit insgesamt monium, eine Glocke und ein 1.304 freiwilligen Helferstun- Kelch mit silberner Kuppa wur- den wurde die Kapelle revitali- den angeschafft und die Ka- siert. Die Sakristei konnte pelle mit einer Sakristei nicht mehr gerettet werden. ergänzt. Die Messlizenz wurde Am 21. Juni 1985 wurde die vom bischöflichen Ordinariat Herrenhauskapelle neuerlich St. Pölten jeweils auf sechs vom Probst aus Eisgarn einge- Abb. 33: die ehemalige Haus- Jahre erteilt. Die letzte diesbe- weiht und gemeinsam mi unse- kapelle der Stölzle’s im Herren- zügliche Aufzeichnung stammt rem ehemaligen Pfarrer KR hausgarten; vom 11. Jänner 1938 vom Bi- Lagler eine Messe gelesen.

31 Alt-Nagelberg Herrenhausmarterl Aus dem Leben der Heiligen Kunigunde

ls Gemahlin des deutschen mehr als je zuvor verehrt. Für Königs und späteren Kai- ihre Verleumder bat sie bei Asers Heinrich wurde sie ge- ihrem Mann Heinrich um meinsam mit ihrem Gemahl Milde und Vergebung. 1014 in Rom zur Kaiserin ge- Das Leben von Kunigunde war krönt. Noch als Königin hatte geprägt von ihrer Fürsorge um sie maßgeblich an der Grün- Arme, Kranke und andere dung des Bistums Bamberg Hilfsbedürftige. Wichtig war 1007 mitgewirkt. Der Bau des ihr auch die Verbundenheit mit Bamberger Domes geht eben- Gott und Gebet. falls auf das Herrscherpaar zu- Dieses Marterl ist ein Ge- rück. Als Kaiserin stiftete sie schenk der Partnergemeinde das Benediktiner-Kloster Kauf- Brunn am Gebirge anlässlich ungen in Hessen, in der Nähe der 25-jährigen Partnerschaft von Kassel. Heute heißt die im Jahr 1999. Im Wappen der Abtei Oberkaufungen, die Kir- Gemeinde befindet sich auch che ist protestantisch. die Pflugschar. Nach dem Tod ihres Gatten zog sie sich 1025 nach Kaufun- gen zurück, wo sie 1039 starb. 1200 wurde sie von Papst Inno- zenz III. heiliggesprochen. Auf Abbildungen ist die Heilige Ku- nigunde oft mit einer Pflug- schar, manchmal auch mit dem Bamberger Dom zu sehen. Das Attribut der Pflugschar geht auf folgende Legende zu- rück: Kunigunde wurde von ge- hässigen Menschen bei ihrem Ehemann des Ehebruchs be- zichtigt. Als die Verleumdun- gen immer schlimmer wurden, bot sie an, sich einem Gottesur- teil zu unterwerfen. Sie ging vor versammeltem Volk über glü- Abb. 34: das Marterl zur heili- hende Pflugscharen und blieb gen Kunigunde im Herren- unversehrt. Sie wurde danach hausgarten;

32 Alt-Nagelberg Hinterpocher Vom Kiespocher zum Naturdenkmal

m nördlichen Waldviertel nere und größere Felsen in den gibt es viele Stein- und Fels- verschiedensten Formen. In gebilde,I die “Findlinge” ge- einer Felsenschlucht stürzt der nannt werden. Vor Millionen Saubach von ungefähr zehn von Jahren soll es hier einen Metern Höhe herab. riesigen Berg gegeben haben, Die Bezeichnung “Hinterpo- der vom Regen abgewaschen cher” stammt aus dem 18. Jahr- wurde, bis nur mehr die harten hundert. Zur Herstellung von Teile übrigblieben. Glas wurde nämlich gepocher- Eines der interessantesten ter (zu Staub zerkleinerter Kies Felsgebilde dürfte der Hinter- benötigt. Da ein Pocher nicht pocher in Alt-Nagelberg sein. genügte, wurde neben dem Po- Dieser etwa 30 Meter hohe Fel- cher unterhalb der Schwelle ein sen besteht aus einigen, meh- zweiter “hinten im Wald bei rere Kubikmeter großen, den großen Steinen” erbaut. übereinander geschichteten Zur besseren Unterscheidbar- Felsen mit Höhlen, Gängen keit wurde dieser Hinterpocher und einer “Kanzel”. Der oberste genannt. Im Lauf der Jahre Stein, etwa zwei Kubikmeter ging diese Bezeichnung auf das groß, erinnert an einen Frosch umliegende Gebiet (drei Häu- und wird daher Frosch ge- ser und den Felsen) über. 1936 nannt. Im Umkreis von 150 wurde der Felsen zum Natur- Metern gibt es noch viele klei- denkmal Hinterpocher erklärt.

Abb. 35: der Hinterpocher “hin- ten im Wald bei den großen Steinen” in Alt-Nagelberg;

33 Alt-Nagelberg Hinterpocher Arbeiterquartiere beim Pocher

ie Gebäude wurden zu- und Mietwohnungen umge- nächst als Pocher zur Glas- baut. Zuletzt wohnte die Fami- Derzeugung verwendet, danach lie Pogorevcnik von 1971 bis wurden sie in ein Forsthaus 1976 darin.

Abb. 36 oben: Zeichnung der ehemaligen Arbeiterwohnhäu- ser beim Pocher; Abb. 37 unten:das letzte Über- bleibsel der einstigen Wohn- siedlung im Hinterpocher;

34 Alt-Nagelberg Schwelle Wasserreservoir der Firma Stölzle

ie Schwelle wurde einst als ßeres Reservoir zu erhalten. In Wasserreservoir zur Glas- den 50er-Jahren folgte eine Derzeugung angelegt und als Vergrößerung der Wasserfläche Wasserkraft für eine Schmiede nach hinten. Eine Verbin- und Glasschleiferei genutzt. dungsleitung zwischen Nach dem Zweiten Weltkrieg Schwelle und Fabriksgebäude wurde der Damm saniert und der ehemaligen Firma Stölzle dabei etwas erhöht, um ein grö- besteht auch noch heute.

Abb. 38: die Schwelle in Alt- Nagelberg;

35 Alt-Nagelberg Sportplatz Spielstätte des SC Stölzle Nagelberg

er alte Sportplatz des SC Das Volksheim, in dem sich Stölzle Nagelberg mit die Kantine, ein Veranstal- DHolztribüne für 750 Personen tungssaal, sowie die Umkleide- wurde 1948/49 erbaut, ebenso kabinen befinden, wurde in den das Volksheim Alt-Nagelberg Jahren 1963/64 gebaut. Der (noch ohne Zubau). Eröffnet Zubau des “kleinen Saales”, der wurde die Anlage zu Ostern heute als Clubraum für die Kul- 1949 nach der Fusion des ASV turvereine dient, wurde 1974 Alt-Nagelberg mit dem ASV errichtet. Von 1946 bis 1964 Neu-Nagelberg mit zwei Spie- waren die Ausschank und die len gegen den FC Zürich, die Umkleidekabinen in der so ge- beide unentschieden endeten. nannten Baracke, die vom Später kamen der Sportplatz- “Lager Gmünd II” stammte. teich, der neue Sportplatz mit Ein Teil der Baracke wird bis Tribüne und die Stockschieß- heute, als Kantine am Sport- bahn hinzu. platz in Brand, verwendet.

Abb. 39: alte Ansicht des Sport- platzes in Alt-Nagelberg;

36 Neu-Nagelberg

3 Schleifmühle | Herrenhaus | Glasfabrik | Judenstein Vorderpocher | Werksrestaurant | Mitterpocher Brauerei | Kaiblloch | Marterl | Pumperskichen Neu-Nagelberg Brauerei Heimatstätte des Grenzquells

as Bierbrauen in Neu-Na- 63 wurden in den Jahren gelberg wurde erstmals 1951/52 zu Wohnungen umge- D1788 erwähnt. Nach einem baut. Ein Eiskeller beim Haus Brand 1935 wurde die Brauerei 63, wo die, im Winter auf den Neu-Nagelberg wieder aufge- Teichen gewonnenen, Eis- baut und war bis zum 31. Okto- blöcke gelagert worden waren, ber 1950 in Betrieb. wurde 1990 abgebrochen. Ein Im heutigen Haus Nr. 36 war weiterer Eiskeller besteht noch der Sudkessel untergebracht heute neben dem Volksheim und im Haus Nr. 63 befanden und dient öfters als stim- sich die Gärwannen und Lager- mungsvolle Kulisse bei Veran- räume. Neu-Nagelberg 36 und staltungen.

Abb. 40: alte Ansicht der Brauerei in Neu-Nagelberg;

38 Neu-Nagelberg Glasfabrik Neu-Nagelberg mein Heimatland

Du liebes kleines Örtchen Die große breite Straße von Wäldern eng umsäumt war einst belebt gar sehr bist meistens recht geschäftig doch von dem lauten Treiben und selten nur verträumt. siehst du heut gar nichts mehr. Der Gamsbach zieht im Tale Das Dampfross bringt die Waren ganz still in aller Ruh’ her aus dem fernsten Land und wandert dann den Forsten und trägt hinaus ins Weite des Böhmerwaldes zu. manch Prunkstück unsrer Hand

Viel schöne große Häuser Die Leute sind sehr fleißig Manch Hüttlein schlicht und fein und schaffen oft gar schwer stehn hier an seinen Ufern drum freut sich auch das Leben nicht schmucklos und sehr rein. schnell ziehts und kommt nicht mehr Die Hütte zaubert Gläser Du liebes kleines Örtchen die Schleifmühl schafft die Zier wie lieb ich dich so sehr Das Holzwerk sägt und pustet ich wird dich nicht vergessen das Brauhaus liefert Bier. nie und nimmermehr.

Abb. 41: alte An- sicht der Glasfa- brik Neu- Nagelberg

39 Neu-Nagelberg Herrenhaus Verwaltungsgebäude der Glasbetriebe

u Beginn des 18. Jahrhun- tet. Das ebenerdige Gebäude, derts, nach dem großen versehen mit einem Glocken- ZWaldbrand 1666 im Heiden- turm, stand nun als Herren- reichsteinerwald, wurde auch haus den Betrieben vor und im Raum Nagelberg mit der Be- wurde bis zur Stilllegung der siedlung begonnen. Auf Grund Glashütte Neu-Nagelberg in des hier in reicher Menge vor- Folge der Wirtschaftskrise 1930 handenen Holzes, wurden genutzt. Danach wurde das Glashütten errichtet, die erste Herrenhaus an den Pächter des 1720 in Klein-Nagelberg und alten Wirtshauses (Nr. 37), An- 1811/12 in Neu-Nagelberg. dreas Nebel, veräußert, der das Schon 1747 gab es Berichte Gebäude zu einem Gasthaus über eine Brauerei in Neu-Na- umbaute und im Juni 1932 er- gelberg. öffnete. Im Jahre 1958 kauften Die Betriebe wechselten zu Marie und Ernst Mair das Gast- Beginn öfters die Besitzer. Erst haus, das sie 1963 aufstockten. als 1846 Carl Stölzle kam und Leider wurde bei diesem Um- die Glashütten pachtete, 1856 bau der Glockenturm nicht kaufte, ging es aufwärts. Dieser mehr errichtet. Die 20 Kilo geniale Unternehmer erwarb schwere Glocke, die 1922 in weitere Betriebe und baute sie Berndorf gegossen wurde, ist aus - so in Neu-Nagelberg ein nun in Besitz von Walter Mair Sägewerk und in Erdweis eine jun. in Gmünd. Die Glocke, die Eisenformengießerei. Von Neu- die Menschen zum Gebet rief, Abb. 42: Zeichnung des Her- Nagelberg aus wurde die Hütte diente auch als Sterbe- und renhauses in Neu-Nagelberg; Neu-Nagelberg, eine Schleiferei Alarmglocke. mit 130 Schleiferwerkstätten, ein Brauhaus, ein Kiespocher- werk, die Glashütten Sofien- wald und Ludwigsthal sowie die Eisengießerei in Erdweis verwaltet. Dazu brauchte man ein entsprechendes Herren- haus, bzw. ein Gebäude für die Verwaltung, die bisher in einem Holzhaus untergebracht war. So wurde 1863 ein neues Haus in Neu-Nagelberg errich-

40 Neu-Nagelberg Judenstein Raubmord im Judenschlag

m Jahre 1813 rotteten sich Das Verbrechen geschah im drei junge Glasmacherlehr- Wald von Neu- Nagelberg. linge,I Johann S., Wenzel K. und Diese Stelle wurde von nun an Lorenz R., zusammen, um ihr als Judenschlag und der in der Geld, das ihnen durch ihr lie- Nähe befindliche große Find- derliches Leben bei Spiel, Tanz ling als Judenstein bezeichnet. und Trunk zu wenig wurde, 100 Jahre später wurden an aufzubessern. Sie kamen zu dieser Stelle die Häuser Nr. 84, dem Entschluss, den am 29. 85, 86 und 101 gebaut. August 1813 in die Glashütte Die Gutsherrschaften übten gekommenen “Handelsjuden” bis 1850 die Gerichtsbarkeit in Leopold Gratzinger zu ermor- den Dörfern und Märkten aus. den und ihn zu berauben. In jedem Schloss gab es einen Johann S. und Wenzel K. Rechtsgelehrten, den Justiziar, brachten ihn mit Knüppel- der die Gerichtspflege versah. schlägen und Messerstichen Die Gutsherrschaft besaß die um. Lorenz R. war beim Ver- Blutsgerichtbarkeit, das heißt graben des Leichnams am sie konnte Todesurteile fällen nächsten Tag behilflich. und vollstrecken. Die Burschen erbeuteten 52 Die drei Mörder wurden am Gulden Bargeld und Gegen- 18. Juni 1814 im Markt Heiden- stände im Wert vom 178 Gul- reichstein erhängt. Es war das den. letzte, von der Burgherrschaft Die Leiche wurde entdeckt Heidenreichstein vollstreckte, und Johann S. und dessen Todesurteil in unserer Region. Freunde als Schuldige aus- geforscht. Alle drei Beschul- digten legten ein Geständnis ab.

Abb. 43: der Judenstein im Ju- denschlag in Neu-Nagelberg;

41 Neu-Nagelberg Kaiblloch Erste menschliche Besiedlung

m Kaiblloch bei Neu-Nagel- leider nur mehr Beschreibun- berg, wurden die ersten Spu- gen und die Zeichnung eines renI menschlicher Besiedlung in Gefäßbruchstücks vorhanden. Neu-Nagelberg gefunden. Diese erlauben aber eine zeitli- In der aus Granitblöcken ge- che Einordnung in das mittlere bildeten Höhle wurden 1937 Neolithikum (viertes vorchrist- verschiedene Funde gemacht: liches Jahrtausend). Unter anderem Holzkohlenre- Die Menschen von damals ste, Tonlöffel, Kratzer und waren Jäger, Fischer und Schaber aus Stein, Mahlstein- Sammler. Ihre Werkzeuge platten sowie Knochen von Hir- waren aus Stein und Knochen. schen, Rehen und Hasen. Sie konnten schon Tongefäße Von diesen Funden sind heute herstellen.

Abb. 44: Kaiblstein in Neu-Na- gelberg;

42 Neu-Nagelberg Marterl Gedenken an einen Traum

nge Bauer, geb. Neuhauser, rahmung sorgte die Werkska- verbrachte ihre Kindheit von pelle Stölzle Kristall. 1939I bis 1954 in Neu-Nagelberg Nr. 24 bei ihren Großeltern. Ein lang ersehnter Wunsch wurde ihr nun von ihrem Sohn Gerald erfüllt. Gegenüber dem Volksheim auf einem Grund- stück der Marktgemeinde Brand-Nagelberg, wo einst das Haus Nr. 24 stand, ließ Gerald Bauer ein Marterl errichten. Diese sehenswerte Gedenk- stätte wurde aus Dankbarkeit zu den Großeltern und auf- grund eines religiösen Traumes in der Kindheit errichtet. Am 6. Juni 2004 nahm Pfar- rer Mag. Prusek unter zahlrei- cher Teilnahme der Bevölk- Abb. 45: das Marterl in Neu- erung die offizielle Einweihung Nagelberg; vor. Für die musikalische Um-

43 Neu-Nagelberg Mitterpocher Arbeiterquartiere beim Pocher

as Wohnhaus beim Mitter- cher leitet sich von Pocher ab. pocher wurde 1952 von der Hier wurden Kiessteine im DHerrschaft Kinsky angekauft. Kiesofen geglüht, im kalten Mit dem Auszug der letzten Wasser abgeschreckt und so in Mieter (Familie Prinz) wurde ihrem Gefüge mürbe gemacht, das Gebäude 1968 abgerissen. um sie dann mit, im Pocher In den folgenden Jahren wur- durch Wasserkraft angetrie- den die Mitterpocherteiche, bene Stampfer zu zerstoßen. wobei der Damm bereits be- Wenn sie auf die nötige Kern- stand, und die jetzigen Teich- größe gesiebt waren, wurden flächen als Wiesen genutzt sie als Quarzsand für die Glas- wurden. Der Name Mitterpo- schmelze verwendet.

Abb. 46: der Mitterpocher in Neu-Nagelberg;

44 Neu-Nagelberg Pumperskirchen Naturdenkmal

ie Felsgruppe Pumperskir- gruppe ist in fünf Abschnitte chen liegt einen zwischen geteilt, deren östlichster am DSteinbach und Neu-Nagelberg Höchsten und am Breitesten in einem Waldgebiet nördlich ist. Der Hauptfelsen weist als von Schwimmbachl. weitere Besonderheit einige Es handelt sich um eine große schalenartige Vertiefungen auf. Felsgruppe, die in eine Hoch- In der Südwand ist ein Stein- fläche ausläuft und mehrmals block ausgebrochen, wodurch horizontal gebankt ist. Dadurch eine Höhle geschaffen wurde, ist eine Gliederung in mehrere die sogenannte Kanzel. Die Be- turmartige Abschnitte gegeben, sonderheiten dürften die Ursa- die zum Teil kreuzartige Mu- che für den Sagenkreis rund ster bilden. Die Felsenhaupt- um Pumperskirchen sein.

Abb. 47 u. 48: Pumperskirchen im heutigen Zustand;

45 Neu-Nagelberg Schleifmühle Ehemalige Kuglerei und Schleiferei

as Haus Neu-Nagelberg mühle als Arbeitsstätte ge- Nr. 106-109 wurde als sperrt und in ein Arbeiter- Dgrößte Glasraffinerie der Mon- wohnhaus umgebaut. archie um 1870 errichtet. In der Nach dem Konkurs der Firma Glasraffinerie wurde das, in der Stölzle im Jahre 1988 wurde Glashütte erzeugte, Glas ver- das Gebäude von der Ersten edelt, mit einem Schliff verse- Burgenländischen Siedlungsge- hen, mattiert, pantographiert nossenschaft Pöttsching im und bemalt. Baurecht erworben. Es waren etwa 60 Personen al- Nach dem Auszug der letzten leine in der Raffinerie beschäf- Mieter im Frühjahr 2008 er- tigt. folgten der Abriss und die Auf- Um 1930 wurde die Schleif- lösung des Baurechts.

Abb. 49 u. 50: Ansichten der Schleifmühle in Neu-Nagelberg vor dem Abriss;

46 Neu-Nagelberg Vorderpocher Arbeiterwohnhäuser beim Pocher

eben dem Hinterpocher als Steinhaus wieder errichtet und dem Mitterpocher gab und im Frühjahr 1970 abgeris- Nes zur Gewinnung von gepo- sen wurde. chertem Kies, der für die Glas- Weiters gab es zwei Häuser, erzeugung benötigt wurde, Nr. 28 und 62, die im Jahre einen Vorderpocher in Neu- 1810 erbaut und im Jahre 1977 Nagelberg. Er befand sich un- abgerissen wurden. Die letzten terhalb des Dammes vom Bewohner der Häuser 28, 29 Neu-Nagelberger-Teich. und 62 waren die Familien Beim Pocher befand sich das Gruber, Rosenauer, Köppl, Haus Nr. 29 aus Holz, das im Nowak, Köck, Schramel, Reut- Jahre 1868 abbrannte, danach terer und Ladinig.

Abb. 51: alte Ansicht des Arbei- terwohnhauses beim Vorderpo- cher;

47 Neu-Nagelberg Werksrestaurant Gasthaus für die Glasmacher

as ehemalige Gasthaus der von den Familien Hauer und Firma Stölzle in Neu-Na- Deutsch erworben und darauf- Dgelberg wurde im Jahre 1978 hin renoviert.

Abb. 52 oben: das Werksre- staurant in Neu-Nagelberg vor der Renovierung; Abb. 53 unten: das Werksre- staurant nach der Renovie- rung;

48 Brand

4 Gasthaus Jeschko | Kremser Schmidt | Zunftbaum | Löwenkäfig Katharina-Höhle | Katzensilbergrube | Koller-Kreuz Lunkowitzkreuz | Schwarze Madonna | Kirche Brand Gasthaus Jeschko Die unermüdliche Wirtin

ach einem großen Wald- Liegenschaft von Ignaz Zim- brand im Gebiet von Fin- mel, Fleischhauer aus Rotten- Nsternau und Brand im Jahre schachen, und führten das 1666 wurden die ersten Sied- Haus als Gasthaus und Flei- lungen errichtet. scherei. Das Haus Nr. 3 in Brand 1932 brannte ein Teil des Hau- wurde Ende des 17. Jahrhun- ses ab und wurde sofort wieder derts erbaut und gehört damit aufgebaut. Zwischen 1953 und zu den ältesten Gebäuden un- 1957 hießen die Pächter Karl serer Marktgemeinde. Der er- Kritsch und Ernst Pichler. ste bekannte Besitzer war Am 10. April 1958 wurde die Rudolf Österreicher im 18. Liegenschaft von Ignaz Zimmel Jahrhundert. Seine Tochter an Maria Scheidl verkauft. Frieda heiratete Oberstudien- Nach ihrem Tod im Jänner rat Ulrich Schindl aus Finster- 1966 übernahm die Tochter nau. Hildegard Jeschko das Gast- Das Haus Nr. 3, als Gasthaus haus. Sie führt es bis heute. geführt, war von Februar 1926 1973/74 wurde das Gebäude bis März 1932 an Karl Frank umgebaut und aufgestockt. aus Brand verpachtet. Seit Hildegard Jeschko das Am 17. Februar 1932 erwarben Gasthaus führt, gab es noch Frieda und Ulrich Schindl die keinen einzigen Ruhetag.

Abb. 54: das Gasthaus Jeschko in Brand vor dem Umbau;

50 Brand Katharina-Höhle Zufluchtsort während der französischen Besatzung

ie Katharina-Höhle liegt in durch dieses Gebiet, als plötz- den Waldungen des Was- lich ein unheimliches Heulen Dserzulaufes zum Brandteich, im über den Koboth hereinbrach. sogenannten Koboth. Die Überall waren laute und furcht- Höhle ist, nach mündlicher erregende Stimmen zu hören. Überlieferung, nach Katharina Erschrocken lief er zum nächst- benannt, die während der fran- gelegenen Haus (Nr. 78, ehe- zösischen Besatzungszeit um mals Familie Stadlbacher) und 1805 in dieser Felsgruppe Un- fand hinter dem Dachvor- terschlupf gefunden haben soll. sprung Unterschlupf. In diesem Eine schmale, längliche Grotte Versteck fühlte er sich vor dem befindet sich unter einer eigen- bösen Zauber sicher. Nach eini- artigen Anhäufung von Granit- ger Zeit versuchte er seinen blöcken, die in ihrer Verwit- Heimweg im Regen fortzuset- terungsform sehr charakteri- zen. Da erschauderte ihm aber- stisch für unser Gebiet sind. mals vor der wilden Jagd an Der Koboth, ein sagenumwo- Stimmen und Lauten. So benes Waldgebiet, umschließt konnte er erst in den Morgen- auch die Katzensil- bergrube stunden, nach dem Ende der und die, heute schon verschüt- Regenfälle, seinen Heimweg tete, Kiesgrube, aus welcher antreten. Material für den Kirchen- bau in Brand v e r w e n d e t wurde. Karl Zimmel erzählt sehr oft die Ge- schichte der wilden Jagd, die er selbst in einer düsteren Nacht erlebt hat. Als junger Bursche ging Abb. 55: die Katharina-Höhle er nach einer im Koboth; Unterhaltung

51 Brand Katzensilbergrube Katzensilber aus dem Koboth

er Koboth, ein sagenum- Kirche in Brand. Der Abbau des wobenes Waldgebiet öst- Kieses erfolgte durch Hoch- Dlich von Brand, umschließt die schaufeln auf Holzetagen. Katzensilbergrube und die Durch den Dammbau des Kiesgrube. Das Katzensilber ist Brandteiches bzw. durch die eine, im Gestein silbrig glän- Anhebung des Wasserspiegels zende, Schicht, die für die Glas- wurde die Kiesgrube überflutet. veredelung (Altsilberränder) In den letzten Tagen des Zwei- verwendet wurde. ten Weltkrieges entledigte sich Nach Einstellung des Abbaus das zurückziehende Militär in wurde die Grube durch Füllen diesen Wäldern ihrer Waffen mit Abbaumaterial gesichert und Munition. Der größte Teil und ist heute als Katzensilber- dieser Sachen wurde gesam- grube nicht mehr zu erahnen. melt und in die überflutete Die Kiesgrube hatte einen Kiesgrube geworfen. Die Durchmesser von 20 Metern Kriegsrelikte stellten allerdings und war etwa so tief, wie der ein erhebliches Risiko dar und Kirchturm von Brand hoch. so wurde die Kiesgrube unter Den Kies verwendete man enormem Aufwand in den unter anderem zum Bau der 70er-Jahren zugeschüttet.

Abb. 56: die Katzensilbergrube im Koboth;

52 Brand Kirche Brandkatastrophe im Franzosenjahr

ls am 14. August 1809 ein bedrohte den Pfarrer, Förster Bauer mit seinem Pferde- und Richter mit dem Erhängen, Awagen und einem Fohlen von bis sich die Beteiligten melde- Thaures kommend, nach Na- ten. gelberg unterwegs war, ver- Als Strafe wurden Sie gezwun- suchte eine Französische gen die eigenen Häuser, die Ordonanz ihm sein Fohlen zu Kirche, den Pfarrhof, das entwenden. Anwesende Bauern Wirtshaus Inkhofer (heute kamen ihm zur Hilfe und verei- Gasthaus Zeller) und die Schule telten dies. (heute Spar) anzuzünden. Um Rache zu nehmen, kam Die in der Kirche eingesperr- am 28. August 1809 ein franzö- ten Menschen konnten sich erst sischer General mit einer Ko- befreien nachdem bereits das horte nach Brand, trieb die Dach und der Glockenturm ein- Bevölkerung in die Kirche und gestürzt waren.

Abb. 57: alte Ansichtskarte von Brand;

53 Brand Koller-Kreuz Erinnerung an einen Streit

as 1890 errichtete Koller- einer Weggabelung, gesäumt Kreuz steht zwischen von Lindenbäumen, im Zuge DBrand und Langegg auf einer des Straßenneubaus nach Anhöhe links von der L36 circa Langegg 1963 auf seinen jetzi- 300 Meter nach dem Bahn- gen Standort versetzt. übergang. Der Kreuzsockel besteht aus Granit mit einem schmiedeei- sernen Kreuz darauf. Es hat eine Gesamthöhe von etwa zwei Metern. Das Kreuz wurde von Herrn Wopelka aus Brand 48 errichtet. Der Erzählung nach wurde das Kreuz nach Grundgrenz- streitigkeiten, bei dem einer der Kontrahenten plötzlich tot umfiel, aufgestellt. Das Kreuz wurde von seinem Abb. 58: das Koller-Kreuz an ursprünglichen Standort an seinem heutigen Standort;

54 Brand Kremser Schmidt Altarbild der Kirche in Brand

as Altarbild in der Pfarrkir- österreichischen Barockmale- che Brand zeigt die Kreuzi- rei. Insgesamt sind bis heute Dgung des Heiligen Andreas. etwa 1.400 Werke bekannt. Das Ölbild des berühmten Ba- In seinen Ölbildern zeigt sich rockmalers Kremser Schmidt auch der unvergleichliche Stil stammt aus der, damals aufge- Schmidts mit den starken und lassenen, Andreas-Kirche in ausdrucksvollen Hell-Dunkel- Krems und wurde 1786 als Kontrasten. Schmidt starb 1801 Hochaltarbild mit den gewalti- im für die damaligen Verhält- gen Maßen von dreieinhalb nisse nahezu biblischen Alter Metern Höhe und eineinhalb von 82 Jahren. Metern Breite nach Brand ge- bracht. Es ist eines seiner be- sten Werke. Martin Johann Schmidt kam 1718 in Grafenwörth zur Welt und ging später als Kremser Schmidt in die Kunstgeschichte ein. Seine ersten Unterweisun- gen erhielt er von Gottlieb Star- mayer, einem Maler in Dürnstein. Seine erste Arbeit befindet sich im Retzer Rat- haus, diese schuf er mit 22 Jah- ren 1740/41. Abb. 59: das Altarbild der Kir- Die Werkstatt in Krems/Stein che in Brand; war eine der produktivsten der

55 Brand Löwenkäfig Ein Löwe im Wirtshaus

eim ehemaligen Gasthaus Anschließend wurde der Löwe Brodesser in Brand (heute an einen Wanderzirkus ver- BGasthaus Schütz) gab es von kauft, über das weitere Schick- 1966 bis 1970 einen Löwen zu sal des Tieres ist nichts bestaunen. bekannt. Der Löwenkäfig befand sich auf der Rückseite des Gasthau- ses neben der heutigen Bar und war sowohl von innerhalb als auch von außen einzusehen. Dompteur und Pfleger des Löwen war Rudolf Rodinger aus Alt-Nagelberg. Der Löwe wurde als Attraktion vermarktet und es gab sogar Frühschoppen rund um den Löwenkäfig. Im Mai 1969 wurde das Gast- haus Brodesser von der Familie Schütz, die bis heute Besitzer Abb. 60: eine Einladung zu sind, übernommen und der einem der beliebten Frühschop- Löwe blieb bis Juli 1970 dort. pen rund um den Löwenkäfig;

56 Brand Lunkowitzkreuz Erinnerung an ein Gemetzel

n der Landstraße von ten aufzulauern und ihnen Brand in Richtung Ab- einen Denkzettel zu verpassen. Abrand-Rottenschachen (heute Daraus wurde jedoch ein Ge- Rapsach, Tschechien), ca. 30 metzel, bei dem alle Soldaten Meter nach der Brücke über ums Leben kamen. Sie wurden den Lunkowitzbach in der Ga- an dieser Stelle begraben. belung nach Groß-Nagelberg, Das Kreuz befindet sich auf befindet sich das Lunkowitz- der Parzelle Nr. 295 der KG kreuz. Brand und ist im Besitz der Fa- Das Kreuz dürfte vor 1800 er- milie Kinsky aus Heidenreich- richtet worden sein. Es besteht stein. Bis Ende des Zweiten aus geschliffenem Granit mit Weltkrieges war es mit einem einer eisernen Jesus-Statue. Als steinernen Gartensockel umge- Anlass für die Errichtung gibt ben. Renoviert wurde das es mehrere Überlieferungen: Kreuz zuletzt vom Verschöne- Im Kreuzverzeichnis der rungsverein Brand. Marktgemeinde ist erwähnt, dass sich an dieser Stelle der Förster Lunkowitz erschossen hatte. Eine Überlieferung berichtet, dass an dieser Stelle der Förster Lunkowitz von den Brüdern seiner Geliebten, die ein Kind von ihm erwartete, erschossen und in einen Ameisenhaufen gelegt wurde, sodass nach ein paar Tagen nur mehr das Ske- lett von ihm gefunden wurde. Der dritten Variante nach sol- len sich Einwohner von Brand Abb. 61: das Lunkowitzkreuz beim Lunkowitzbach im Wald an dieser Kreuzung versammelt von Brand; haben, um räuberischen Solda-

57 Brand Schwarze Madonna Pilgerort für heimkehrende Soldaten

n der Straße zwischen pen gaben in der Umgebung Brandteich und Langegg des Marterls ihre Ausrüstung Aliegt in einer Talsohle links an und Waffen auf. Aus diesem der Kreuzung mit dem alten Grund war lange Jahre am Glasweg Margarethenstraße, Marterl zur Erinnerung an so zwischen den Glashütten Aal- manches Soldatenschicksal ein fang und Alt-Nagelberg, das Stahlhelm befestigt. Marterl zur Schwarzen Ma- donna. An dieser Stelle sollte die Pfarrkirche Langegg vor ca. 200 Jahren errichtet werden. In der Josefinischen Zeit durfte die Gehzeit zur nächsten Kirche nicht länger als eine Stunde sein. Um den 15. August, wenn die Wallfahrer von Brand nach Langegg pilgern, wird bei der Schwarzen Madonna verweilt, um anschließend ausgeruht weiterzuziehen. Gegen Ende des Zweiten Welt- krieges zogen die heimkehren- Abb. 62: das Marterl zur den Truppen an der Schwarzen Schwarzen Madonna zwischen Madonna vorbei. Viele Trup- Brand und Langegg;

58 Brand Zunftbaum Verschiedenste Zünfte in Brand-Nagelberg

er Zunftbaum, ein sichtba- Brand-Nagelberg und dem res Zeichen für die ver- Spruch „Gott schützt das Hand- Dschiedensten Gewerke und werk“. Berufe wurde auf Initiative von Die 25 Zunftschilder wurden Spenglermeister Josef Gottler von Josef Weinstock aus Fin- mit Unterstützung vom Ver- sternau angefertigt und zeigen schönerungsverein Brand und folgende Gewerke: der Marktgemeinde Brand-Na- Arzt, Bäcker, Gärtner, Torf- gelberg 1983 errichtet. stich, Zimmerer, Konditor, Der Baum war eine 128 Jahre Spengler, Kaufmann, Schuh- alte Fichte, gespendet vom macher, Bank, Schmied, Tank- Forstamt Kinsky mit einem stelle, Post, Korbwaren, Trafi- Meter Stammdurchmesser, auf kant, Fuhrwerker, Mietwagen, eine Länge von zwölf Metern Mechaniker, Textilhandel, zugeschnitten. An der Spitze ist Pferdehandel, Fleischhauer, eine mehr als einen Meter hohe Werbegrafiker, Friseur, Glas- Kupferspitze mit Kugel, wovon schleifer, Gastwirte ein Blitzableiter in das Funda- Wegen der Gefahr von Ver- ment führt. morschung, musste der Baum Geschmückt ist der Zunft- 1998 erneuert werden. baum am oberen Ende mit den Der Zunftbaum ist in seiner Wappen und Fahnen von gedrungenen Form und den Österreich, Niederösterreich schönen Zunftschildern ein be- unserer Marktgemeinde liebtes Fotoobjekt geworden.

Abb 63 oben: der Zunftbaum heute; Abb. 64: der Zunftbaum in Brand bei seiner Errichtung im Jahre 1983;

59 Brand

60 Steinbach

5 Mitterböckkapelle Glockenturm Mölzerhaus Steinbach Glockenturm Gebets- und Sterbeglocke für Forsthartl

teinbach ist der älteste Ort Sterbeglocke und schenkte in der Marktgemeinde jedem Verstorbenen noch Brand-Nagelberg.S Der Ort einen Glockengruß auf seinem dürfte um 1300 entstanden letzten Weg. Jahrzehntelang sein. Im Jahre 1396 hatte wurde dieser Dienst von Herrn “Staynbach” bereits 24 Häuser. Pannagl und später von Frau Um 1700 bildeten sich südlich Gruböck freiwillig getätigt. In von Steinbach zwei Streusied- den 60er-Jahren wurde das lungen (Forsthartl und Wald- Haus Gruböck an die Familie häusl). Diese Streusiedlungen Semler aus verkauft, wurden 1850 mit Steinbach die dem Glockenturm 1987 ge- vereint. Steinbach war bis zum meinsam mit der Jägerschaft Zusammenschluss mit Brand- Steinbach renovierte und neu Nagelberg im Jahre 1968 eine einweihen ließ.Heute steht der selbstständige Gemeinde. Glockenturm, verdeckt durch Die Bevölkerung von Forst- Bäume, auf einer Anhöhe, als hartl und Waldhäusl bauten ein Wahrzeichen von Stein- sich einen Glockenturm. Von bach, Forsthartl und Wald- diesem Glockenturm sind lei- häusl. der keine näheren Daten be- kannt, außer die Namen Jeschko und Ruso, die im Dachstuhl eingeritzt sind. Im Ersten Weltkrieg wurde die Glocke eingezogen und der Turm verfiel. Im Jahre 1923 wurde der Glockenturm auf einem Grundstück der Familie Pannagl auf einer Anhöhe mit- ten in Forsthartl neu errichtet. Am 29. August 1923 wurde der Glockenturm vom Pfarrer Mathias Guganeder aus Schrems eingeweiht. Von nun an rief die Glocke täglich zum Gebet. Dreimal täglich wurde sie von Herrn Pannagl geläutet. Abb. 65: der Glockenturmes im Außerdem diente die Glocke als Forsthartl;

62 Steinbach Mitterböckkapelle Eine Kapelle zum Dank

ie Kapelle Forsthartl, die Im Laufe der Jahre wechsel- sich am Grundstück von ten die Besitzer des Grund- DOthmar Mitterböck, Steinbach stücks mehrmals, wobei der 51, befindet, ist auf Jakob Ab- Zustand der Kapelle immer leidinger zurückzuführen. schlechter wurde. Jakob Ableidinger, Vater von Erst als Othmar Mitterböck sieben Kindern, hatte 1847 das Grundstück mit der Kapelle einen schweren Unfall und erwarb, wurde an eine Sanie- wurde bettlägerig. In seiner Not rung gedacht. In den Jahren gelobte er, auf seinem Grund 1996 und 1997 wurde die Ka- eine Kapelle als Dank zu errich- pelle vom Dorferneuerungsver- ten, falls er wieder arbeitsfähig ein Steinbach von Grund auf werden sollte. saniert.

Abb. 66: die Mitterböckkapelle in Steinbach;

63 Steinbach Mölzerhaus Ehemalige Vorspannstelle

n früheren Zeiten, als der standen, die im Bedarfsfall zu- Verkehr und der Transport sätzlich vor die schweren vonI Waren mit Pferdewagen Wagen gespannt werden konn- oder Ochsenkarren erfolgte, ten. Das vorgespannte Pferd herrschte auf der Kaiserstraße wurde nach der Steigung aus- von Wien nach Prag reger Ver- gespannt und nach Hause ge- kehr. schickt. Den Weg legte es Um die schweren Transporte selbstständig zurück. leichter fortzubringen, gab es Im Mölzerhaus waren auch sogenannte Vorspannstellen, eine Schmiede und eine Wag- wie in Steinbach und Kotting- nerei untergebracht sowie von hörmanns, wo Pferde bereit- 1867 bis 1903 eine Poststelle.

Abb. 67: alte Ansichtskarte von Steinbach mit einer Abbil- dung vom Mölzerhaus;

64 Steinbach Mölzerkreuz Andachtsstätte für Postkutschenfahrer

evor die Postkutschenfah- rer bei der Pferdewechsel- station,B Mölzerhaus (Steinbach Nr. 2, siehe Seite 64), ankamen hielten sie beim dem Mölzer- kreuz am Ende des Ortes, um sich für die gute Ankunft zu be- danken. Auch vor der Weiter- reise hielten sie vor der, auch Zimmermannkreuz genannten, Andachtsstätte, da sie um Segen für die Reise baten. Dieses Steinkreuz befindet sich am ehemaligen Ortsende von Steinbach in der Nähe des Hauses Nr. 91 (Familie Zim- mermann) direkt an der Land- straße. Es ist etwa drei Meter hoch und hat eine Inschrift am Sockel, die allerdings durch die jahrelange Einwirkung von Abb. 68: Das Mölzerkreuz mar- Wind und Wetter leider nicht kiert das ehemalige Ortsende mehr leserlich ist. von Steinbach;

65 Steinbach

66 Finsternau 6 Wacholderstrauch Kaiserbrünnl Pechofen Finsternau Kaiserbrünnl Erzählung von Karoline Sautner

n der Nähe des Hauses Fin- tes Brünnl war nach zwei Stun- sternau Nr. 9 befindet sich den wieder voll und rann sogar einI ungefähr 60 Zentimeter tie- über. Da das Wasserschleppen fes Brünnl. Es fasst zwischen anstrengend war, wurde be- 150 und 200 Liter Wasser. An- schlossen eine Wasserleitung geblich ließ sich Kaiser Franz zu errichten. Die Meinung Josef von dem Brünnl Wasser eines Rutengängers, der die holen, da es ein sehr klares und Wasserführung feststellte, kühles Wasser war, das zwi- wurde eingeholt. Dieser schen Steinen herausrann. meinte, dass die Quelle ergiebig Wahrscheinlich wurde es des- sei, riet aber von einem Tiefer- halb “Kaiserbrünnl” genannt. graben des Brünnls ab, da die Früher gab es im Hof des Quelle relativ hoch lag. Daher Hauses Nr. 9 einen Brunnen, wurde das Wasser einige Meter der nicht sehr ergiebig war. Im weiter in ein Reservoir geleitet Sommer enthielt der Brunnen und von dort über eine 100 meist zu wenig Wasser, deshalb Meter lange Wasserleitung zum musste von dem in der Nähe Haus geleitet. Heute versorgt befindlichen “Kaiserbrünnl” das Kaiserbrünnl zwei Haus- Wasser geholt werden. Besag- halte mit Wasser.

Abb. 69: Zeichung des Kaiser- brünnls sowie von Kaiser Franz Josef;

68 Finsternau Pechofen Harzgewinnung an der Salzstraße

m Zufahrtsweg zum Haus dere Zwecke, wie Schmieröl Nr. 43 in Finsternau steht und dergleichen, verwendet Aim Wald von Johann Ruso ein werden konnte. Durch Beimen- Pechofen, der in früheren Zei- gung verschiedenster Stoffe ten zur Gewinnung von Wagen- konnten viele unterschiedliche schmiere verwendet wurde. Arten von Wagenschmiere her- Solche Pechöfen wurden an gestellt werden. vielbefahrenen Straßen, wie der Als Zusatzmittel für die Pech- “Salzstraße” durch Finsternau, brennerei wurde geloschener errichtet. Kalk verwendet, der von Kalk- Die Pechsiederei und Harz- brennern hergestellt wurde. sammlerei hatte in der Frühzeit Ein solcher arbeitete im Haus und im hohen Mittelalter eine Nr. 41 in Finsternau (heute große Bedeutung. Mit Harz Franz Noschiel), weshalb das wurden Vorratsgefäße, Trink- Haus auch den Beinamen Kalk- geschirr und dergleichen abge- brenner trägt. dichtet. Des Weiteren wurde es Das in den Glashütten er- für Dicht-, Schmier- und Klebe- zeugte Glas wurde mit Fuhr- mittel sowie als Heilmittelkom- werken in verschiedenste ponente verwendet. Länder gebracht. Bei der Rück- Das Holz wurde auf den Pech- fahrt nahmen sie Sodasalz, das ofen pyramidenartig aufge- für die Glaserzeugung notwen- schlichtet und abgedichtet. dig war, mit, weshalb die Darunter wurde ein Feuer ent- Transportstrecke als Salzstraße zündet. Das Harz wurde flüssig bezeichnet wurde. und floß über den trichter- förmigen Ab- lauf ab. Dieses Ausschmelzen des Harzes war a l l e r d i n g s wenig ergiebig und verunrei- nigte zudem das Produkt Abb. 70: Zeichung des Pech- stark, weshalb ofens im Rusowald; es nur für min-

69 Finsternau Wacholderstrauch Einst unter Naturschutz

m Jahr 1962, als Finsternau Weltkriege und auch andere noch eine selbstständige Ge- Ereignisse in seinem “Blick- meindeI war, befasste ein be- feld” Das macht einem be- sonders alter Wacholder- wusst, wie wichtig die strauch die Behörden. Seit Ge- Erhaltung dieses “Zeitzeugen” nerationen wurde übermittelt, ist. dass dieser große Strauch auf Heute mit über 200 Jahren dem Anwesen der Familie kann der Wacholderstrauch Simon ein besonders hohes sein Alter nicht mehr leugnen. Alter hätte. Schneebrüche und andere Um- Mehrere Gutachten bestätig- welteinflüsse zeichneten ihn ten die Überlieferungen und sichtlich. datierten die Jugendjahre des Besonderer Dank gilt der Fa- Strauches auf die Zeit um 1800. milie Simon, die den Strauch Im Rahmen der behördlichen mit besonderer Fürsorge pflegt. Untersuchungen wurden auch die Maße des Wacholderstrau- ches festgestellt. In rund 160 Jahren wuchs der Wacholder- strauch auf eine Höhe von über fünf Metern und nahm einen Umfang von mehr als vier Me- tern an. Der Stammdurchmes- ser betrug einen halben Meter. Diese Ergebnisse und die Tat- sache, dass in ganz Nieder- österreich kein Wacholder- strauch annähernd dieses hohe Alter erreicht hatte, nahmen die zuständigen Behörden zum Anlass, den Methusalem unter Naturschutz zu stellen. In seinem Leben hat dieser Strauch so einiges erlebt: Die Abb. 71: der Wacholderstrauch Zeit der Monarchie, beide in Finsternau;

70 Finsternau Apfelthaler-Kreuz Ein Wegkreuz zum Dank

m 31. Mai 1886 entzündete kommen der Fam. Apfelthaler) ein Blitz das Bauernhaus an Stefan und Leopoldine No- Avon Johann Apfelthaler („der schiel verkauft und ist seither reiche Apfelthaler“), das auf im Besitz der Familie Noschiel. Grund der Trockenheit und des starken Sturms inklusive aller Vorräte und des gesamten Viehbestandes, vollständig ab- brannte. In den Wirren des Unglücks ging eine 3-jähriges Kind verloren, das sich in einem Nachbarhaus versteckte und die Nacht dort verbrachte. Nach längerem Suchen wurde das Kind am nächsten Tag ge- funden. Aus Dankbarkeit, dass dieses Kind unbeschadet blieb und der Wiederaufbau seines Hofes rasch von statten ging, errich- tete Johann Apfelthaler an der Unglücksstelle dieses Kreuz und ließ es ein Jahr später von Pfarrer Daniel Waigmann aus Brand einweihen. Das Grundstück, auf dem sich das Kreuz im Garten der Fami- lie Alfred Noschiel befindet, Abb. 72: das Apfelthaler-Kreuz wurde im Jahre 1936 von Jo- in Finsternau; hann und Thekla Vogler (Nach-

71 Vereine Vereine

urch die gemeinsame Ar- stung zum Wohle der Gemein- beit in der Glashütte und schaft und ihren Mitgliedern. Dder Möglichkeit des gemeinsa- Es gab auch einmal Schach, men Wohnens in den Arbeiter- Turn, Gymnastik, Rad und Ge- wohnheimen, wurden viele wichtheber Vereine usw. Vereine gegründet, in denen Anschließend eine Liste, der in gemeinsame Interessen gelebt, unserer Gemeinde vertretenen gepflegt und vertreten wurden. Vereine sowie eine Auswahl Die Vereine erbrachten viel Lei- von Vereinswappen.

Arbeiter- und Männergesangs- ARBÖ Ortsklubs verein Alt-Nagelberg Brand und Nagelberg

Bildungs- und Heimatwerk ATSV Brand Brand-Nagelberg

Dorferneuerungsvereine Dorferneuerungsverein Finsternau, Neu-Nagelberg, Alt-Nagelberg Steinbach

72 Vereine

Freiwillige Feuerwehr Freiwillige Feuerwehr Brand Steinbach

Glaskunstdorf Hobbyfischer Schwelle Brand-Nagelberg

Pensionistenortsgruppen Brand, Alt-Nagelberg, SC Nagelberg Neu-Nagelberg

Trachtenkapelle Volkshilfe Brand Brand-Nagelberg

Wanderverein Werkskapelle Alt-Nagelberg Stölzle Kristall weitere Vereine: Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Brand, Motor- sportfreunde Brand/Finsternau, MRC Bikerratten, Theatersektion Brand, Ver- ein Kulturhaus Alt-Nagelberg und Verein Volksheim Neu-Nagelberg

73 Nachwort

74 Nachwort

un ist es also soweit. Die von Korrekturlesern zutexten, zweite Auflage von “Pan- denen das neue Design ach so Noptikum - Eine Sammlung von gut gefallen hat oder denen die Sehenswürdigkeiten, Beson- einzelnen Beiträge die verreg- derheiten und Kuriositäten der neten Monate Mai und Juni Marktgemeinde Brand-Nagel- versüßt haben. Oder ich könnte berg” ist in wenigen Minuten mich übers Wetter beschweren, druckbereit. Es fehlen nur weil es einmal zu kalt und dann mehr die paar Zeilen, die Sie wieder zu heiß ist, weil es zwei gerade lesen. Die Phase der in- Monate lang fast ausschließlich tensiven Beschäftigung mit der geregnet hat. Gestaltung, der Bearbeitung Mache ich aber nicht! der neuen Beiträgen und der Abgesehen davon, dass das Überarbeitung der alten Bei- Wetter nun mal so ist wie es ist träge neigt sich dem Ende zu. und niemand es beeinflussen Ich könnte Ihnen an dieser kann - was Hetzkampagnen Stelle haarklein erklären, wie gegen den Wetterfrosch ad ab- viel Zeit ich in welche Arbeits- surdum führt - liegt es in Ihrem schritte investiert habe. Ich Ermessen Lobgesänge anzu- könnte auch darüber schwa- stimmen oder uns mit faulen dronieren, wie viel Spaß mir die Tomaten zu bewerfen. Arbeit gemacht hat oder wie dankbar ich Vizebürgermeister Treffen Sie die richtige Ent- Kurt Einzinger bin, dass ich an scheidung! dem Buch mitarbeiten durfte. Ich könnte Sie mit Reaktionen Maximilian Köpf

75 Quellen

Texte: Annerl, Gertrude (Seite 65); Bernhart, Fam. (Seiten 17, 22, 44, 47); Binder, Ing. Helmut (Seite 31); Chronik SC Nagelberg (Seite 36); Dorfer- neuerungsverein Steinbach (Seite 63); Drach, Franz: Borchat, Glas und Stoareich (Seite 39); Einzinger, Kurt (14, 16, 18, 20, 21, 26, 34, 43, 64); Festschrift 300 Jahre Marktgemeinde Brand-Nagelberg (Seiten 28, 30, 38, 53, 55); Janda, Heinrich (Seiten 29, 33, 40, 41, 62); Jeschko, Silvester (Seite 50); Marktgemeinde Brunn am Gebirge (Seite 32); Noschiel, Alfred (Seite 71); Noschiel, Martin (Seite 69, 70); NÖ Landesregierung (Seite 45); Rodin- ger, Erich (Seite 48); Sautner, Karoline (Seite 68); Schindl, Gerhard (Seiten 15, 17, 19, 22, 23, 27, 35, 46, 51, 52, 53, 54, 55, 57, 58, 59, 71); Schindl, Karl (Seite 19, 46, 47); Schütz, Fam. (Seite 56); Simon, Josef (Seite 24); Urbanek, Friedrich (Seite 42) Fotos: Einzinger, Kurt (Abb. 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 27, 28, 39, 40, 45, 46, 49, 50, 51, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 64, 68); Gatterwe, Herwig (Abb. 5); Grieszbach, Karl (Abb. 59, 72); Haumer, Franz (Abb. 36, 42, 43); Köpf, Maximilian (Abb. 1, 2, 3, 4, 6, 30, 32, 33, 34, 35, 37, 38, 41, 44, 47, 48, 61, 62, 63, 65, 66); Marktgemeinde Brand-Nagel- berg (Abb. 71); Mösslinger, Rudolf (Abb. 31); Rodinger, Erich (Abb. 29, 52, 53); Sautner, Gerhard (Abb. 67); Weinstock, Josef (Abb. 69, 70); Zemann, Christian (Abb. 22, 26, 27, 28)

76 Herzlichen Dank für die Unterstützung an die Erste Burgenländische Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft Pöttsching und an das Architekturbüro Marosevic, Hinterbrühl!

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