CDU/CSU – 01. WP Fraktionsvorstandssitzung: 05. 10. 1949

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5. Oktober 1949: Fraktionsvorstandssitzung

ACDP, VIII–001–1501/1. Zeit: 10.15 Uhr–20.00 Uhr.

An der Sitzung beteiligten sich die Mitglieder der 11er und 13 er Kommissionen.1 1. Vorsitz-Verteilung in den Ausschüssen Scharnberg berichtete über die Abmachungen im Ältestenrat. Danach sind der CDU- Fraktion 14 Vorsitze zugesprochen worden.2 Die Verhandlungen wurden von uns unter dem leitenden Gesichtspunkt geführt, alle wichtigen wirtschaftlichen Ausschüsse zugesprochen zu erhalten. In der Debatte werden Bedenken gegen die Abgabe des Haushaltsausschusses, des Organisations- und des Auswärtigen Ausschusses geäußert. Besonderen Raum in der Diskussion nimmt die erwogene Abgabe des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten an die SP (Prof. C. Schmid) ein3, und zwar, weil Prof. Schmid zu erkennen gegeben hat, daß er diese Position zu parteipolitischen Zwecken gebrauchen möchte, die vor allem gegen die Franzosen gerichtet sein könnten.4 Die Debatte wird abgeschlossen, da ersichtlich wird, daß eine Änderung nicht mehr erreicht werden könnte. Von dem Stellvertreter, der von der CDU gestellt werden wird5, muß ein besonderes Maß an Arbeitsbeteiligung gefordert werden. In diesem Zusammenhang wird das Verhältnis zu den kleinen Gruppen erörtert. Allgemein ist man der Auffassung für eine freundliche Behandlung der kleinen Gruppen, um sie nicht der SP in die Arme zu treiben. Da auch die Frage der Stellung der katholischen Arbeitnehmerschaft in der CDU angeschnitten wird, schlägt Dr. von Brentano vor, dieser Frage eine eigene Fraktionssitzung zu widmen6, um sich ein genaueres Bild, als es bisher – vor allem aus Presseäußerungen – zu entnehmen war, zu bilden. Durchgängig wird aber die öffentliche Bekanntmachung der Düsseldorfer Gespräche7 verurteilt, besonders da die hierbei geäußerten Argumente nicht innerhalb der Fraktion vorgebracht worden seien und der Regierung noch keine Gelegenheit zeitlich geboten gewesen ist, um ggf. die geäußerten Bedenken zu rechtfertigen.

1 Der 11er-Ausschuß war mit der Ausarbeitung von Vorschlägen für die Besetzung des Fraktionsvorstandes und der Ausschüsse des Bundestages betraut (vgl. das Rundschreiben von Brentanos an die Fraktionsmitglieder v. 7. 10. 1949 [BA NL 384 (Henle)/71]). Über den Zeitpunkt seiner Gründung liegen keine Informationen vor. Zum 13er-Ausschuß vgl. Nr. 10,4.

2 Am Nachmittag des 4. 10. wurde im Ältestenrat die Verteilung der Ausschußvorsitze beraten. Die Verhandlungen wurden am Abend des 5. 10. fortgesetzt (vgl. die Protokolle der 12. und 13. Sitzungen des Ältestenrats, Parl. Arch.). Die CDU/CSU-Fraktion erhielt schließlich 15 Vorsitze. Vgl. Datenhandbuch, S. 566–572. 3 Siehe Nr. 16. 4 Schmid hatte sich im dafür ausgesprochen, daß deutsch-französische Verhältnis von Hypotheken zu befreien. Allerdings forderte er eine härtere Gangart betreffend das Ruhrstatut und die Saarfrage (vgl. Sten. Ber., 10. Sitz. am 29. 9. 1949, S. 184 f.). Blankenhorn beurteilt die Ausführungen durchweg positiv (vgl. Blankenhorn, S. 66). 5 Gerstenmaier wurde stellvertretender Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. 6 Siehe Nr. 36, 1 a und d. 7 Gemeint sind die Düsseldorfer Leitsätze über Wirtschaftspolitik, Landwirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Wohnungsbau vom 15. 7. 1949, der den Fraktionsmitgliedern am 26. 9. 1949 vom Wirtschaftsausschuß der CDU der britischen Zone übermittelt worden war (vgl. BA NL 384 (Henle)/71). Nachdruck: Hintze, S. 27–31.

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Für die weitere Behandlung der Vorsitzendenfrage im Ältestenrat werden folgende Richtlinien beschlossen8: Wirtschaftsausschuß: CDU Aussch. f. Ernährung: CDU Aussch. f. Finanz und Steuerfragen: CDU9 Aussch. f. Lastenausgleich: CDU Haushaltsausschuß: SP Aussch. f. Rechtswesen: zur Zeit SP10 Aussch. gem. Art. 15: CDU11 Aussch. f. Heimatvertriebene: CDU Aussch. z. Wahrung der Rechte der Volksvertretung: bleibt einer späteren Zuteilung Vorbehalten12 Aussch. z. Schutz der Verfassung: wegen seiner Bedeutung für den vorparlamentarischen Raum bestehen erhebliche Bedenken gegen den Vorsitz durch die SP13 Aussch. f. Geschäftsordnung: SP Aussch. f. das Besatzungsstatut und Auswärtige Angelegenheiten: SP Aussch. f. Gesamtdeutsche Fragen: SP Berlin-Ausschuß: CDU Außenhandelsausschuß: wahrscheinlich FDP14 Die Ausschüsse für Arbeit, Sozialpolitik, Beamtenrecht und Kriegsopferfragen sind noch umstritten. Aussch. f. den Wiederaufbau: CDU Aussch. f. Angelegenheiten d. inneren Verwaltung: SP Aussch. f. Fragen d. Gesundheitswesens: wahrscheinlich FDP [Aussch. f.] Kulturpolitik: CDU15 Aussch. f. Verkehrswesen: CDU16 Aussch. f. Geld u. Kredit: CDU Aussch. f. ERP-Plan: CDU. Die Abtretung an die Bayernpartei wird mit Mehrheit abgelehnt. Gegen die Überlassung eines stimmberechtigten Sitzes auf Kosten der Fraktion wird nichts eingewendet.17 Aussch. f. Post u. Fernmeldewesen: SP Aussch. f. Presse/Rundfunk: war ursprünglich für FDP vorgesehen. Es soll versucht werden, mit dem kulturpolitischen Ausschuß zu tauschen.18

8 Im folgenden wird nur angemerkt, wenn die tatsächliche Besetzung von den hier genannten Beschlüssen abwich. Vgl. Datenhandbuch, S. 566–572. 9 Den Vorsitz übernahm Hermann Höpker Aschoff (FDP). 10 Den Vorsitz übernahm Wilhelm Laforet (CDU/CSU). 11 Den Vorsitz übernahm Fritz Henßler (SPD). 12 Dieser Ausschuß ist nicht zusammengetreten. 13 Den Vorsitz übernahm dennoch Georg-August Zinn (SPD). 14 Den Vorsitz übernahm Christian Kuhlemann (DP). 15 Den Vorsitz übernahm Karl Gaul (FDP). Der Vorsitz wurde gegen den des Ausschusses für Presse und Rundfunk getauscht. 16 Den Vorsitz übernahm Willy Max Rademacher (FDP). 17 Aus den Protokollen des Ältestenrates geht über diesen Sachverhalt nichts hervor. Allerdings war die BP mangels eines kompetenten Vertreters von Anfang an nicht an dem ihr zugesprochenen Ausschuß für Beamtenrecht interessiert. Vgl. das Protokoll der 12. und 13. Sitz. des Ältestenrates vom 4. und 5. 10. 1949 (Parl. Arch., Ältestenrat). Die BP war schließlich durch Seelos stimmberechtigt im Ausschuß für ERP-Fragen vertreten. Vgl. Drucksache I/339 v. 30. 12. 1949.

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Aussch. f. Grenzlandfragen: war ursprünglich für das Zentrum vorgesehen. Es wird erwogen, den Vorsitz an die WAV abzutreten.19 Aussch. f. Jugendfürsorge: 2 Möglichkeiten werden an die Hand gegeben: a) entweder Tausch der SP mit dem Zentrum, das den Fürsorgeausschuß erhalten hätte, b) unter Abgabe des Verkehrsausschusses an die SP, den Vorsitz für die CDU20 Wahlprüfungsausschuß: CDU, wird aber für irgendwelche Kompromisse zur Verfügung gestellt21 Organisationsausschuß: SP Patentausschuß: SP Aussch. f. Bau- u. Bodenrecht: CDU, wird aber für irgendwelche Kompromisse zur Verfügung gehalten22 Für die Unterhandlungen mit der SP bzgl. der Ausschüsse Jugendfürsorge, öffentliche Fürsorge, Verkehrswesen werden Scharnberg und Arndgen ernannt. Als Vorsitzende für die uns zugesprochenen Ausschüsse werden der Fraktion vorgeschlagen: Wirtschaftspolitik: Etzel Ernährung: Lübke Lastenausgleich: Kunze gem. Art. 15: Etzel23 Heimatvertriebene: Dr. Kather oder Schütz24 Berlin: Dr. Schröder25 Arbeit: Arndgen Wiederaufbau: Dr. Gerstenmaier26 Verkehrswesen: Dr. Bucerius27 Geld und Kredit: Scharnberg ERP-Plan: Dr. Pünder Grenzlandfragen: Kemper (falls Vorsitz WAV zugesprochen, wird Kemper als Stellvertreter benannt)28 Jugendfürsorge: Nellen29 Zu folgendem Austausch erklärt sich der Vorstand bereit: Wenn wir den stellv. Vorsitz im Aussch. gem. Art. 15 bekommen, wird auf den Vorsitz zugunsten der SP verzichtet, um damit den Vorsitz im Aussch. f. Jugendfürsorge zu erhalten.30

18 Der Versuch war erfolgreich. Den Vorsitz übernahm Rudolf Vogel (CDU/CSU). 19 Den Vorsitz übernahm Stephan Weickert (WAV/BHE). 20 Den Vorsitz übernahm Franz Josef Strauß (CDU/CSU). Der Vorsitz im Verkehrsausschuß wurde auch tatsächlich von der CDU/CSU-Faktion abgetreten, allerdings an die FDP. 21 Den Vorsitz übernahm Ludwig Schneider (FDP). 22 Den Vorsitz übernahm Erich Klabunde (SPD). 23 Den Vorsitz übernahm Fritz Henßler (SPD), Etzel wurde stv. Vorsitzender. 24 Den Vorsitz übernahm . 25 Den Vorsitz übernahm . 26 Den Vorsitz übernahm . 27 Den Vorsitz in diesem Ausschuß übernahm die FDP. Bucerius wurde Vorsitzender des Berlin- Ausschusses. 28 Der Vorsitz wurde der WAV übertragen, Kemper wurde stellvertretender Vorsitzender. 29 Den Vorsitz übernahm Franz Josef Strauß.

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2.31 Ausschußbesetzung Folgende Abänderungsvorschläge der Besetzung der Ausschüsse werden gebilligt32 Aussch. f. Wirtschaftspolitik: Schmitz und Lenz werden als ordentliche Mitglieder beteiligt, Aussch. f. Ernährung: Frau Niggemeyer, Bauereisen und evtl. Sewald werden eingefügt, Aussch. f. Finanz- und Steuerfragen: Schmitz wird ausgetauscht gegen Hagge. Außerdem werden Winkelheide und Dr. Schröder eingefügt, Aussch. f. Lastenausgleich: Becker, Fuchs, Hoogen, Kunze, Wackerzapp, Dr. Wuermeling, Schütz, Sewald, Leibfried, Schuler, Frau Dr. Weber, Brookmann, Haushaltsausschuß: evtl. zusätzlich Arndgen, Aussch. gem. Art. 15: Dr. Lehr, Albers, Blank, Etzel, Henle, Nellen, Even, Pelster, Siebel, Dr. Schatz, Aussch. f. Heimatvertriebene: Dr. Edert als ordentliches Mitglied aufgestellt, Aussch. z. Schutz der Verfassung: Kiesinger, Dr. Laforet, Bausch, Mehs, Frau Dr. Gröwel, Dr. Kopf, Dr. Jaeger; Vertr.: Dr. Kather, Aussch. f. Geschäftsordnung: Hilbert, Gengler, Gockeln, Dr. Horlacher, Dr. Bucerius, Dr. Wahl, Frau Dr. Probst, Kemper, Aussch. f. Besatzungsstatut: Dr. Pünder, Dr. Henle, Dr. Schlange, Dr. Gerstenmaier, Dr. Schröter, Fugger, Frau Dr. Gröwel, Dr. Vogel, Schmitt, Dr. Holzapfel, Aussch. f. Gesamtdeutsche Fragen: [Frau] Dr. Weber, Dr. Schlange, Brookmann, Kemmer, Dr. Henle, Hoppe, Höfler, Dr. Ehlers; Vertr.: Gerns, Spies, Aussch. f. Berlin: Dr. Vogel und Dr. Gerstenmaier scheiden aus, dafür Brookmann, evtl. Scharnberg, Aussch. f. Außenhandelsfragen: Degener, Naegel, Dr. Serres, Spies, Struve, Dr. Weiß, Dr. Bucerius, Gibbert, Aussch. f. Arbeit: Karpf Pelster, Sabel, Leonhard, Frau Dr. Rehling, Raestrup, Blank, Dr. Holzapfel, Kuntscher, Dr. Vogel, Degener, Aussch. f. Beamtenrecht: Dr. Brönner, Dietz, Etzenbach, Dr. Götz, Lücke, Rümmele, Wackerzapp, Dr. Wahl, Dr. Wuermeling, Dr. Kleindinst, Aussch. f. Kriegsopfer: Leibfried, Lücke, Massoth, Frau Dr. Probst, Arndgen, Ehren, Höfler, Frau Rösch, Kunze, Aussch. f. Wiederaufbau: Albers, Frau Dr. Brökelschen, Dr. Gerstenmaier, Morgenthaler, Pfender, Winkelheide, Dr. Brönner, Spreti, Hagge, Aussch. f. Angelegenheiten d. inneren Verwaltung: Stauch, Bausch, Dresbach, Dr. Ehlers, Feldmann, Hoppe, Dr. Müller, Dr. Lehr, Schmücker, Strauß, Aussch. f. Fragen d. Gesundheitswesen: Kunze, Heiler, Frau Dr. Steinbiß, Gengler, Heix, Ehren, Junglas, Dr. Brönner, Frau Rösch, Aussch. f. Kulturpolitik: Dietz, Höfler, Frau Dr. Gröwel, Dr. Ehlers, Dr. Wahl, Gockeln, Frau Dr. Weber, Dr. Jaeger, Dr. Kleindinst, Dr. Baur, Aussch. f. Verkehrswesen: Gems, Kern, Dr. Solleder, Muckermann, Rümmele, Wacker, Sabel, Dr. Bucerius, Höfler, Kemper, Schulze-Pellengahr, Aussch. f. Geld und Kredit: Dr. Lehr, Scharnberg, Neuburger, Eckstein, Wackerzapp, Gockeln, Loibl,

30 Siehe Anm. 11 und 20. 31 Verbessert aus: 4.

32 Zur endgültigen Besetzung der Ausschüsse vgl. Drucksache I/339 v. 30. 12. 1949.

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Aussch. f. ERP-Plan: Gerns, Dr. Pünder, Funk, Hilbert, Lenz, Dr. Schlange, Vertr.: Kühling, Aussch. f. Post: Karpf, Leonhard, Muckermann, Siebel, Stücklen, Mühlenberg, Kern, Aussch. f. Fragen d. Presse: Dr. Vogel, Muckermann, Brookmann, Even, Höfler, Bausch, Frau Brauksiepe, Dr. Bucerius, Loibl, Aussch. f. Grenzlandfragen: Dr. Edert, Günther, Kemper, Mühlenberg, Rümmele, Nickl, Becker, Aussch. f. innergebietliche Neuordnung: Hilbert, Dr. Wahl, Frau Dietz, Kiesinger, Dr. Orth, Giencke, Dr. Solleder, Schmücker, Aussch. f. Fragen d. Jugendfürsorge: Frau Heiler, Mayer, Nellen, Frau Niggemeyer, Strauß, Kemmer, Massoth, Aussch. f. Fragen d. öffentlichen Fürsorge: Frau Dietz, Frau Rösch, Dr. Kleindinst, Kunze, Frau Dr. Rehling, Junglas, Kuntscher, Wahlprüfungsausschuß: Dr. Kleindinst, Mühlenberg, Dr. Wahl, Dr. Solleder, Organisationsausschuß: Gengler, Dr. Weber, Strauß, Vertr.: Bausch, Aussch. f. Patentrecht: Kopf, Hoogen, Dr. Wahl, Vertr.: Dr. Schatz, Aussch. f. Bau u. Bodenrecht: Dr. Baur, Spreti, Dr. Kather, Vertr.: Schmitt.

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