Ausgabe 07 / Saison 15/16 • FC Bayern • Auflage: 1.500 / gegen freiwillige Spende

Termine:

26.11.2015, 19:00 Uhr FC Schalke 04 - APOEL Nicosia Arena Auf Schalke

29.11.2015, 17:30 Uhr - FC Schalke 04 Bay Arena

04.12.2015, 20:30 Uhr FC Schalke 04 - Arena Auf Schalke

Fotos: UGE / fNK / asromaultras / curvasudmilao / USP / giornalett- ismo / Bartlomiej Wojtowicz

Herausgeber „Blauer Brief“:

Ultras Gelsenkirchen e.V. Daimlerstraße 6 45891 Gelsenkirchen www.-ge.de [email protected]

V.i.S.d.P.: Zoran Stanisavljevic

Themen in dieser Ausgabe:

Einleitung +++ Rückblick FC Schalke 04 e.V. - VfL Borussia Mönchengladbach GmbH +++ Rückblick FC Schalke 04 e.V. - FC Ingolstadt GmbH +++ Rückblick AC Sparta Prag - FC Schalke 04 e.V. +++ Rückblick DERBY +++ Stimme des Gegners +++ FC Schalke 04 e.V. Allstars - Asa Allstars +++ Unter Freunden +++ Interview: Vorsän- ger Teil V +++ aUsGEholt - jetzt wird’s kritisch! +++ Gedankenaustausch +++ Zurück zu den Wurzeln - Italien +++ Gemischte Tüte +++ Glückauf Schalker,

folgte in dieser Saison bisher ein Spiel dem nächsten, so ist es mittlerweile 16 Tage her, dass wir zuletzt ein Pflichtspiel unserer Königsblauen im Stadion verfolgt haben. Geschuldet ist dies der Länderspielpause sowie unserem Boykott des Derbys. So bitter eine Derby Niederlage nun mal immer ist, können wir diesmal der Mannschaft den Willen nicht absprechen. Die Einstellung hat auf jeden Fall gestimmt und macht Hoffnung für die nächsten Spiele.

Mit dem heutigen Gegner haben wir den unangefochtenen Tabellenführer aus München zu Gast. Mögen die Erwartungen von vielen Schalkern noch so gering sein: Abgerechnet wird zum Schluss! Zuvor bleiben uns 90 Minuten, um den Lederhosenträgern rund um den Judas ihre erste Saisonniederlage zu bescheren. Dafür sind aber 100 Prozent Leidenschaft und Kampfgeist notwendig - auf dem Rasen und auf den Rängen.

In diesem Sinne: Vollgas Nordkurve - zieht den Bayern die Lederhosen aus!

Ein großartiger Schalker hat letzte Woche mit einem Abschiedsspiel in der Arena seine Schicht beendet. Leider wurde das Spiel von den feigen Anschlägen in Paris einen Tag zuvor überschattet, aber Gerald wollte mit seinem letzten Spiel ein Zeichen setzen und es fand somit richtigerweise trotzdem statt. Wir danken Gerald Asamoah für seine bisherigen Verdienste für den FC Schalke 04 e.V. und sind froh, dass er dem Verein weiterhin erhalten bleibt.

Danke Asa!

Wir können euch wiedermal reichlich Lesestoff bieten: Zunächst erwarten euch gewohntermaßen die Rückblicke auf die vergangenen Spiele, unter anderem auf den Derbyboykott und das Abschiedsspiel von Gerald Asamoah. Danach folgen die Stimmen anderer Szenen über die Auftritte der Nordkurve Gelsenkirchen. Weiter geht es mit News unserer Freunde sowie einigen Berichten von Freundschaftsbesuchen. Das Interview mit den Vorsängern verschiedener Szenen geht bereits in die fünfte Runde und zum Thema “Copy kills Ultras”, welches bereits im Interview behandelt wurde, hat sich ein Mitglied unserer Gruppe nochmals Gedanken gemacht und diese in der Rubrik “Gedankenaustausch” auf Papier gebracht. In “aUsGEholt - jetzt wird’s kritisch!” hinterfragen wir angebliche Fanseiten aus dem Internet. Ausführliche Infos rund um die Ultraszene in Italien erhaltet ihr in der “Zurück zu den Wurzeln - Italien” Reihe gefolgt von den aktuellen Geschehnissen rund um das Runde Leder.

Rückblick FC Schalke 04 e.V - VfL Borussia Mönchengladbach GmbH 0:2 (0:1) Drei Tage nach dem letzten Aufeinandertreffen mit Borussia Mönchengladbach stand das nächste Spiel gegen denselben Gegner an. Dieses Mal allerdings zu Hause und im Pokal. Noch auf der Rückfahrt aus Mönchengladbach vernahm ich optimistische Stimmen und Einschätzungen im Hinblick auf den Pokalkracher einige Tage später, da sich unser Team in der Liga doch ganz gut geschlagen hatte. Gedämpft wurde meine Vorfreude auf das Spiel auch nicht durch den fortwährenden Angriff auf Johannes Geis in so manchem Schmierblatt. Gerade die Zeitung mit den vier Buchstaben übertraf sich mal wieder selbst und so wurde der Frust darüber, dass mein Verein einige Wochen vorher mit dem Logo eben dieser Zeitung auflief, nicht geringer.

In den Tagen vor dem Spiel bereiteten wir noch eine Aktion für unseren Bruder Roten vor. Da dieser im Moment eine schwere Phase durchstehen muss und das Pokalspiel im TV sehen konnte, eignete sich das Spiel perfekt, um ihm auch auf diesem Weg den Gruppenrückhalt zu demonstrieren. Die Zeit bis zum Spieltag verging dann recht schnell und so traf man sich im gut besuchten Club 75, um einige Zeit später zur Arena aufzubrechen. Die Aktion zum Intro kann als voller Erfolg bezeichnet werden. Die Doppelhalter mit der Aufschrift „DURCHBEISSEN ROTEN“ 2 und Schals mit dem gleichen Spruch wurden durch einige „Wir Werden Siegen“-Zeichen abgerundet. Zusätzlich kam auf der Gegengerade fernsehgerecht ein Spruchband mit der Aufschrift „Wir grüßen dich, Brudi“ zum Vorschein.

Die Mannschaft und die Nordkurve Gelsenkirchen legten gut los. Während die Spieler sich eine Chance nach der anderen herausspielten, stand die Kurve geschlossen hinter ihnen. So war die Mitmachquote bei Armeinlagen sehr hoch, teilweise zog die ganze Gerade der Kurve mit. Auch die Hüpfeinlagen gefielen mir. Leider ging unsere Mannschaft nicht verdienterweise

in Führung, sondern mussten kurz vor der Halbzeit den Gegentreffer hinnehmen. So ging es mit Rückstand in die Halbzeitpause. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigten wir noch das Spruchband „Probleme schaffen ohne Verstand? So fährst du den Verein an die Wand!“ in Richtung unseres Aufsichtsratsvorsitzenden, um unsere Meinung zu ihm und der aktuellen Thematik erneut zu verdeutlichen. Leider ging es dann in der 2. Halbzeit nicht so weiter wie zu Beginn des Spiels. Die Kurve und Mannschaft schleppten sich mehr schlecht als recht durch das Spiel und gerade nach dem zweiten Gegentreffer war die Luft in der Nordkurve komplett raus.

Die Gäste aus Mönchengladbach reisten mit einer recht hohen Anzahl an und punkteten durch einen lauten Wechselgesang. Das Liedgut bleibt dagegen weiterhin peinlich. Alles in allem aber ein weitaus besserer Auftritt als drei Tage vorher und auch besser als der Auftritt von Köln und Frankfurt.

In der zweiten Halbzeit zeigte man den Gästen aus der Emotion heraus noch die Beute, die vor dem Spiel den Besitzer wechselte. Nachdem das Ausscheiden dann besiegelt war, ging es frustriert Richtung Club 75, wo der Abend auch schnell ein Ende fand und ich meinen mittlerweile sehr kurzen Heimweg antrat. 3 Rückblick FC Schalke 04 e.V - FC Ingolstadt 04 GmbH 1:1 (0:1) Nach den beiden Niederlagen innerhalb von nur vier Tagen gegen das Team aus Mönchengladbach stand heute das Heimspiel gegen die Schanzer aus Ingolstadt auf dem Programm. Vom Papier her eigentlich eine klare Sache, dass es die auf dem Platz nicht werden sollte, zeigte sich später.

Der Werksklub war heute zum ersten Mal in der Arena zu Gast, Grund genug einmal kurz genauer auf diesen einzugehen. Entstanden ist der FCI erst vor knapp zehn Jahren durch die Fusionierung des MTV Ingolstadt und dem ESV Ingolstadt und dümpelte damals noch in der Bayernliga (5.Liga) rum. Bis heute steckt Audi Millionen in das Projekt und über Tochterfirmen gehören dem Autokonzern knapp 20 Prozent der Profiabteilung sowie das Stadion und das gesamte Trainingsgelände. Außerdem bestückt Audi auch die Hälfte des Aufsichtsrats des FCI. Was mit diesem Konstrukt passiert, wenn Audi in eine Krise gerät oder plötzlich die Lust an dem Spielzeug verliert, kann sich jeder selbst ausmalen.

Für mich begann der Tag, wie bei jedem Heimspiel, bereits sehr früh und so schellte der Wecker um kurz vor 7:00 Uhr. Eine Stunde später traf ich mich mit meinem Mitfahrer und wir machten uns auf die weite Fahrt in die Stadt der 1.000 Feuer. Frühstück mit Leberkäs-Brötchen und ein paar Seidla Bier, was will man mehr? Die Fahrt verlief unspektakulär und so erreichten wir den gut besuchten Club75 gegen 12:45 Uhr. Es gab also noch ein wenig Zeit für Gespräche bis der kurze Fußmarsch zur Arena anstand. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass es nach langer Zeit endlich mal wieder keine Betretungsverbote oder ähnliche Repressalien gab, sodass die Betroffenen die Zeit vor und nach dem Spiel mit der Gruppe verbringen konnten. Niemals aufgeben Jungs! Ein wenig Zeit verbrachte ich noch hinter der Nordkurve mit Gesprächen und kaltem Veltins, ehe es auch für mich in die Arena ging. Mein erster Blick in der Arena fiel auf den Gästeblock, besonders viel gab es allerdings nicht zu sehen, mal abgesehen von ein paar kleinen Zaunfahnen an der Plexiglasscheibe. Am Ende dürften es um die 1.100 Gäste aus Oberbayern gewesen sein, wovon ein großer Teil mit dem Sonderzug angekommen war.

Vor dem Kick gab es ein Spruchband sowie einige Worte der Vorsänger zum Derbyboykott, wofür es von weiten Teilen der Kurve Zustimmung in Form von Beifall und Pöbelgesängen gegen den Feind gab. Das Spiel begann und es deutete sich an, dass das Ganze heute nicht besonders einfach werden sollte, da die Gäste sehr defensiv agierten. Die Nordkurve legte in der ersten Viertelstunde einen ansprechenden Start hin. Gerade die Entwicklung, dass immer mehr Schalker bei Einlagen mit den Händen mitziehen, bestätigte sich. So kann es weitergehen! Danach passte sich die Kurve immer mehr dem Spiel an und so kam es wie es kommen musste: Schalke ließ die wenigen Chancen liegen und der FCI kam mit seiner ersten Gelegenheit zum 0:1 in der 39. Minute. Dies bedeutete auch gleichzeitig den Pausenstand. Die zweite Halbzeit änderte zunächst nicht viel am Spiel und dem leider eher unterdurchschnittlichem Auftreten der Nordkurve Gelsenkirchen und so dauerte es bis zur 70. Spielminute und einer Chance zum Ausgleich durch Caicara, bis das Stadion aufwachte und es durch den bekannten Wechselgesang mit der Gegengeraden lauter wurde. Belohnt wurde der Schalker Anhang in der 77. Minute mit dem Ausgleich durch einen Kopfballtreffer von, naja, wem wohl, Leroy Sané. Zum Ende hin fehlte dann wieder die Durchschlagskraft, man kann hier getrost, mit dem Heimspiel gegen Köln, vom schwächsten Heimspiel in den letzten Wochen reden, da leider auch zu selten die komplette Nordkurve in unsere Gesänge einstimmte. Der Siegtreffer sollte schlussendlich auch nicht mehr fallen und so musste man sich auch beim Heimspiel gegen den zweiten Aufsteiger mit einem Unentschieden begnügen. Der Mannschaft wurden nach Abpfiff noch diverse Hassparolen gegen den Nachbarn aus Dortmund auf den Weg gegeben, um auch dem letzten Spieler zu verdeutlichen, welchen Stellenwert das kommende Spiel hat.

Zu den Gästen aus der Audistadt bleibt nicht viel zu sagen: unnützer Verein mit einer bedeutungslosen Fanszene, die maximal zwei Mal vernommen werden konnten. Im Gästeblock gab es zum Ende des Spiels einen 4 Ordnereinsatz nachdem aus diesem Bierbecher auf Schalker geflogen sind und diese daraufhin versuchten einen Schwenker aus dem GB zu klauen.

Nach dem Spiel ging es zurück zum Club, wo ich noch ein wenig Zeit mit diversen Gesprächen verbrachte. Frische Burger gab es dort auch zu erstehen, die ich allerdings nicht selber probieren konnte, anderen Meinungen zufolge waren die aber sehr lecker. Um 20:00 Uhr ging es für mich und meine Autobesatzung schließlich zurück nach Hause gen Süden, das nach einer ereignislosen Fahrt erschöpft um 0:30 Uhr erreicht wurde.

Rückblick AC Sparta Prag a.s. - FC Schalke 04 e.V. 1:1 (1:1) Schon bei der Ziehung von Sparta in unsere Gruppe war mir sofort klar, dass das eines der interessanteren Spiele werden würde. Nicht nur auf Grund der relativ geringen Entfernung im Vergleich zu unseren beiden anderen Gruppengegnern, sondern auch wegen einer aktiven Fanszene, eines Grounds, den ich noch nicht hatte und einer Stadt mit großem historischen Erbe.

Also wurde schnell ein passendes Hotel rausgesucht und einem mehrtätigen Aufenthalt stand nichts im Wege. Ein paar Tage vor dem Spiel kamen wir in Prag an und verbrachten die verbleibende Zeit mit Sightseeing in einer beeindruckenden und vom Krieg nicht zerstörten Stadt. Hierbei ist vor allem die imposante Größe der Altstadt, die Karlsbrücke, das jüdische Viertel und die Burg mit dem historischen und aktuellen Regierungssitz hängen geblieben. Es gibt quasi so viel zu erzählen, dass es hier den Rahmen sprengen würde und dafür gibt es auch die Gegnervorstellung im Blauen Brief. Jedoch kann ich jedem nur halbwegs kulturell interessierten Menschen nahe legen, nen Kurztripp gen Osten im Hinterkopf zu behalten. Neben historischen Bauten und einer riesigen Altstadt bietet Prag auch eine Menge kulinarische Angebote, eine unzählige Anzahl an Restaurants, Bars, Kneipen, Discos und vielem mehr.

Am Spieltag selbst trafen in der Mittagszeit unsere Gruppenbusse in der Stadt ein. Nach einer langen und ereignislosen Fahrt stärkten sich die Meisten mit flüssiger und fester Nahrung in den umliegenden Lokalitäten. Als Treffpunkt war das Jan-Hus-Denkmal auf dem Altstädter Ring für 18 Uhr ausgeschrieben.

Im Laufe des Nachmittages füllte sich dieser Platz und die ganze Innenstadt immer mehr mit Anhängern unserer Blau-Weißen, sodass schnell klar wurde, dass neben den üblichen fünf Prozent Ticketkontingent weitaus mehr Schalker ihren Weg in die tschechische Hauptstadt gefunden hatten. Spätestens ab 18 Uhr war der Platz rund um das Denkmal dermaßen voll mit Schalkern, dass einem direkt die Erinnerung an die beeindruckenden Märsche in Madrid der letzten Jahre in Erinnerung kamen. So dauerte es auch nicht lange, bis vereinzelte Fackeln in der Dunkelheit erstrahlten und die Vorfreude beim gesamten Anhang sichtlich immer weiter stieg. An dieser Stelle möchte ich dennoch darauf aufmerksam machen, dass wir weiterhin das Zünden von Böllern in Schalker Reihen ausdrücklich aufs tiefste verurteilen! Wir haben kein Bock darauf, dass Schalker von Schalkern verletzt werden. Die Dinger sind heimtückisch und gehören nicht auf überfüllte Plätze oder in die Hände von Besoffenen. Gleiches gilt im Übrigen auch für Fackeln. Wenn diese dann auch noch im hohen Bogen in der Menge entsorgt werden, braucht sich niemand wundern, wenn es die entsprechende Antwort darauf gibt. Das geht gar nicht und wird von uns nicht ansatzweise toleriert!

Pünktlich um 18:30 Uhr setzte sich der Haufen Schalker lautstark durch die Altstadt in Richtung Stadion in Bewegung. Es sind diese besonderen Momente, für die wir leben und die wir lieben, wenn man in einer fremden Stadt unterwegs ist, Gesänge und Rufe an den Wänden der Wohnhäuser wiederhallen und die Menschen einen anglotzen als wäre man vom anderen Planeten, die Abenddämmerung oder Dunkelheit durch Bengalos erhellt wird und alle für den FC Schalke 04 die Straßen räumen müssen. 5 Besondere Highlights des Marsches waren sicherlich der Anblick des Schalker Trosses nach dem Überqueren der Moldau, der eine schier unglaubliche Länge hatte und der Weg durch den Tunnel umgeben von Fackeln und Qualm.

Im Stadion selbst bezog die Nordkurve Gelsenkirchen den linken Teil des Eckblockes im Oberrang. Während auf der Heimseite zum Einlaufen der Mannschaften eine große Blockfahne auf die Leidenschaft der heimischen Ultras aufmerksam machte, verhüllte blau-weißer Rauch und eine Vielzahl roter Bengalos den gut einstimmenden Gästeanhang. Nachdem der heimische Block wieder frei sichtbar war, erblickten wir dort auch die Zaunfahne des Schalker Fan Clubs “Köngisblau Brilon”, die bescheuerterweise in unmittelbarer Nähe der Heimkurve angebracht wurde.

Obwohl der frühe Gegentreffer urplötzlich kam und ich mich innerlich auf eine Packung für das Spiel eingestellt hatte, schaffte es der angereiste Schalker Anhang einen ordentlichen Auftritt hinzulegen. Spätestens aber nach dem souverän verwandelten Elfmeter feierte der Gästeblock richtig, begleitet vom ein oder anderen Lichtlein an diesem Abend. Da soll nochmal jemand sagen, dass der spontane Einsatz von Stilmitteln wie dem roten Feuerchen nicht zum Fußball gehört.

Für kurze Unruhe beim Schalker Anhang sorgten dann einige Tschechen, die im benachbarten Block (durch eine Pufferzone vom Gästeblock getrennt) den Versuch starteten, die dort aufgehängten Zaunfahnen zu entwenden. Mit Pfeffer und Knüppel ausgestattete Ordnungskräfte im Pufferblock hielten heraneilende Schalker leider auf Distanz, sodass am Ende ein paar Fahnen, darunter auch Fanshop Material, ihren Besitzer wechselten. An dieser Stelle doch noch einmal der Hinweis an alle mitreisenden Schalker: Wenn ihr euch dazu entschließt eure Fahnen aufzuhängen, dann immer mit dem Wissen, dass die Uhren im Ausland und vor allem im Osten anders ticken. Es ist doch auch für euch schmerzlich, wenn ihr unsere Farben in den Händen eines Gegners seht. Was gar nicht geht sind Aussagen von “Königsblau Brilon” à la “war eh dreckig”. Wer so über seine Schalker Utensilien und unsere Farben denkt, sollte sich wirklich mal darüber Gedanken machen, ob man durch die Evolution mit dem Rückgrat von Gummibärchen gesegnet worden ist.

Passend zum roten Leuchtfaden, der sich durch die ganzen 90 Minuten zog, gab es ein kleines Intro der Nordkurve Gelsenkirchen zu Beginn der zweiten Halbzeit mit im Block verteilten Blinkern. Was beim letztjährigen Freitagabendspiel in Mainz nicht so gut rüber kam, wirkte an diesem Abend viel besser. Stimmungstechnisch konnten wir in der zweiten Halbzeit keine Schippe drauf legen und zu keinem Zeitpunkt an die guten ersten 30 Minuten anknüpfen.

Außer dem Besuch der Gastgeber auf unserer Tribünenseite blieb der weitere Abend ruhig. Die Heimseite ist kaum vernommen worden, ein Umstand der möglicherweise auch der Akustik des Stadions geschuldet war. Nach dem Spiel stimmten wir unsere Mannschaft auf das bevorstehende Derby ein, in der Hoffnung, dass nur ein Funken unserer Abneigung und unseres Hasses auf unsere noch zum Teil sehr junge Mannschaft überspringt. Die Heimreise verlief für die Busse ereignislos und für mich und meine Mitreisenden ebenfalls, immerhin zwei Tage vor dem Derby.

6 Rückblick DERBY

Unter besonderen Vorzeichen stand für uns das diesjährige Auswärtsderby. Bereits gut zwei Monate vorher sahen wir uns mit massiven Einschränkungen konfrontiert. Auch wenn am Ende nicht sämtlichen Vorstellungen der Polizei entsprochen wurde, war das Ergebnis für uns nicht akzeptabel. Trotz positiver Presseerklärungen nach den letzten Derbys, in denen sogar das „friedlichste Derby aller Zeiten“ gefeiert wurde, kam der Schalker Anhang nicht um eine weitere Kürzung des Karten-Kontingents herum.

Viel schwerwiegender sind für uns aber die Einschnitte in die Reisefreiheit. So wurde den Vereinen vorab mitgeteilt, dass die Anreise über den Hauptbahnhof DO personell begrenzt ist und dass extra ein Platz an den Westfalenhallen angemietet wurde, um „konspirativ“ anreisende Gästefans dort in Gewahrsam nehmen zu können.

Eine richtige Wahl blieb uns also nicht und die Unterstützung von über hundert Fanclubs und Fangruppen der Nordkurve Gelsenkirchen zeigt, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Ein paar Worte muss ich trotzdem noch an die schizophrene Stellungnahme der Unity verlieren. Zuerst wäre da der Vorwurf, unsere Gruppe hätte sich nie gegen die Hausverbote nahezu der gesamten Dortmunder Ultraszene ausgesprochen: Stimmt nicht! Vielmehr ist es so, dass wir jedes Mal, wenn es in Gesprächen mit unserem Verein um das Thema Derby ging, unsererseits darauf gedrängt haben, die Hausverbote aufzuheben. Leider bis heute ohne Erfolg. Dies mag aber auch daran liegen, dass weder vom Verein noch von der aktiven Fanszene jemals wer auf Schalke 04 zugekommen ist. Erinnern können wir uns aber auch nicht an irgendeine Art der Unterstützung von der Gegenseite im Kampf gegen die bundesweiten Stadionverbote von 89 Personen im Nachgang des Derbys 2007. Viel mehr sahen wir uns einem gewissen Spott ausgesetzt, der darin gipfelte unser Protestlogo „Wir werden siegen“ abzuwandeln. Auch bei der SV Welle gegen große Teile des I-Blocks im Nachgang des Derbys 2012 ist mir nie eine Hilfe der Dortmunder zu Ohren gekommen. Zudem sollte man auch nicht vergessen, dass zumindest bei der Anzahl der Gästetickets der BVB das letzte Wort hat. Wir sind stolz auf unseren Verein, der schon im Zuge des Hinspiels das volle Kontingent für das Rückspiel zugesagt hat. 7 Nun kann man natürlich darüber streiten, ob unsere Form des Protestes oder die des Gegners „wir machen aus Protest alles so wie immer“ erfolgversprechender ist. Wir können zumindest noch in den Spiegel schauen.

Das Wochenende des Spiels begann für uns dann in den frühen Morgenstunden des Samstags, hatten wir doch zum Besuch des Abschlusstrainings aufgerufen. Auch wenn wir bisher nicht viel auf Trainingsbesuche gegeben haben, war es für die Schalker Fanszene die einzige Chance, die Mannschaft für das Spiel heiß zu machen. Im Nachhinein ein voller Erfolg, fanden sich doch 3.500 Personen aus allen Teilen der Fanszene am Trainingsplatz ein.

Als dann nach Beendigung des Trainings über 100 Fackeln das Vereinsgelände erhellten, gab es kein Halten mehr. Selbst die Presse berichtete ausschließlich positiv über das erzeugte Bild. Ausnahmsweise mussten wir nichts von Kriegszuständen oder “sogenannten Fußballfans” lesen. Anschließend ging es für uns dann in den Club 75 um den obligatorischen Derbyvorabend zu verbringen. Auch dieses Jahr ohne jegliches Ereignis.

Am Spieltag selber erfuhr ich aus der Presse, dass eine Reisegruppe der Boyz Köln bei einem zufälligen Aufeinandertreffen mit einer Überzahl Schalker wohl schnell die Nase voll hatte. Mehrere Festnahmen auf Schalker Seite waren die Folge.

Wir trafen uns wiederum im Club 75, um von dort gemeinsam zur Arena zu laufen. An der Tausend Freunde Mauer wartete schon eine beachtliche Anzahl Schalker auf uns. Unter den 6.000 Teilnehmern des Public Viewings befanden sich auch sechs unserer Brüder aus Skopje. Dieses fand auf der Promenade der Gegengrade und der Nordkurve statt. Warum nicht der Innenraum der Arena genutzt wurde, lag schlichtweg in der Rechtefrage. Zuletzt scheiterten die Gladbacher an dieser Hürde. So sind wir mehr als froh, mit der Promenade eine Lösung für alle Interessierten gefunden zu haben.

6.000 Schalker und damit annähernd doppelt so viele wie im Gästebereich in Dortmund, für uns ein klares Zeichen, dass auch Fußballfans nicht alles mit sich machen lassen.

Natürlich verkaufte die Polizei im Nachgang ihr Handeln als goldrichtig, schließlich sei alles ruhig geblieben. Berichte von Leuten, die vor Ort waren, erzählen aber von denselben chaotischen Zuständen wie jedes Mal auf dem Vorplatz der Nordtribüne. Da helfen auch keine mobilen Drehkreuze, Vorkontrollen oder vorgeschriebene Anreisewege, wenn die Polizei nicht in der Lage ist, eine Fantrennung auf dem Vorplatz zu betreiben.

Das Fernsehbild des Gästebereichs sorgte zunächst für Ernüchterung. Deutliche Lücken wie erhofft waren für uns nicht zu erkennen. Erst hinterher auf Fotos konnte man deutliche Unterschiede zu den letzten Derbys erkennen. Lediglich ein Sitzplatzblock war mit Schalkern befüllt und auch der Eckstehplatzblock, für den weite Teile der aktiven Fanszene Karten hatten, wies große Lücken auf.

Die Atmosphäre in der Arena war von Anfang an positiv gestimmt und den Torjubel zum zwischenzeitlichen Ausgleich werde ich auch nicht so schnell vergessen. Leider reichte eine aufopferungsvolle Leistung unserer Mannschaft gegen spielerisch stärkere Borussen nicht und so ging das Spiel leider verloren.

Wollen wir hoffen, dass unser Protest den Vereinen aufzeigt, wie wichtig die Unterstützung der Fanszenen bei jedem Spiel ist, und dass sie sich beim nächsten Mal noch deutlicher polizeilichen Einschränkungen entgegen stellen werden.

8 9 10 11 12 13 Rückblick FC Schalke 04 e.V. Allstars - Asa Allstars 5:4 (2:2) Bereits mittags traf ich mich mit weiteren Schalkern und zwei Nürnberger Gästen zum Burger essen, um von dort später gut gestärkt in Richtung Arena aufzubrechen. Das Spiel S04 Allstars gegen Asa Allstars war dabei gespickt mit so einigen Schalker Legenden und Spielern, die meine Jugend geprägt haben. So war trotz des Showcharakters des Spiels einiges an Vorfreude auf den Kick gegeben. Spieler wie Mr. Uruguay Dario Rodriguez, Levan Kobiashvili, Ebbe Sand oder Jiri Nemec, um nur ein paar Namen zu nennen, dürften bei jedem Schalker das Herz höher schlagen lassen und viele Erinnerungen wecken. Zu Asamoah selbst ist ohnehin schon alles gesagt, einfach ein Schalker durch und durch. Vor dem Spiel hielt Clemens Tönnies noch eine Rede zu den Ereignissen in Paris und Asa schwebte später mit einer Frankreich Fahne auf das Spielfeld. Die schrecklichen Ereignisse des Vortages nahmen dabei sowohl beim Showprogramm als auch auf die allgemeine Stimmung Einfluss. So wurde die Show nicht wie geplant durchgeführt und nicht nur bei der Rede von Clemens Tönnies zu den Anschlägen lag eine eigenartige Stimmung in der Luft. Als das Spiel dann losging dürfte jedoch jeder trotz der schrecklichen Ereignisse zu seinem Spaß gekommen sein. Kurz vor Schluss verkündetet Asas Sohn das Schichtende seines Papas, ehe er sich einwechselte und in den letzten Minuten für einiges an Unterhaltung sorgte. Nach dem Spiel gab es noch eine Ehrenrunde inklusive einer Party, bei der Asa selbst zum Mikro griff und in seiner typischen Art für Unterhaltung sorgte. Alles in allem eine nette Verabschiedung für einen Typen, der Schalke verkörpert und glücklicherweise auch weiterhin am Berger Feld beschäftigt sein wird. Bis bald, Asa!

Unter Freunden

Ultras Nürnberg

Aktuelle Lage:

3:3 gegen Union - vier Unentschieden in den letzten vier Spielen. Wie bereits angekündigt, bekommt ihr in dieser Ausgabe des Blauen Briefs den Spielbericht vom Spiel in Duisburg zu lesen, bei dem auch der ein oder andere Leser anwesend gewesen sein dürfte. Das Heimspiel gegen Karlsruhe endete torlos 0:0 und besonderes gibt es auch nicht zu berichten. Das letzte Ligaspiel führte die Glubberer dann in die Hauptstadt zu Union Berlin. Zu diesem Spiel reiste die Nordkurve Nürnberg mit einem selbst organisierten Sonderzug an. Zu Beginn des Spiels gab es zudem eine optische Aktion im Gästeblock zu bestaunen. So wurden im Block rote und schwarze Schwenker mit FCN-Logo verteilt und vorne am Zaun prangte ein Banner mit der Aufschrift „Was auch immer passiert, wir lieben dich sowieso“ welches zusätzlich ebenfalls mit zwei FCN-Logos verziert wurde. Eine kleine aber feine Aktion. Am Montag gastieren dann die Braunschweiger am Valznerweiher.

Des Weiteren ist die mittlerweile 44. Ausgabe des Ya Basta! erschienen, welche sich vor allem dem Thema Groundhopping widmet. Aber auch die anderen üblichen Rubriken sind natürlich wieder im Heft vertreten. Klare Kaufempfehlung!

14 MSV Duisburg - 1 FC Nürnberg 0:0 (0:0)

Die Spieltagsterminierung meinte es mal wieder gut mit uns, so dass wir unsere Brüder aus Nürnberg zahlreich bei ihrem Auswärtsspiel in der unbedeutenden Nachbarstadt unterstützen konnten.

So traf sich eine stattliche Anzahl an Königsblauen am frühen Morgen mit den UN Bussen am Hauptbahnhof in Gelsenkirchen. Nach kurzer Begrüßung ging es auch schon zum Gleis, ehe wir gemeinsam der Zug bestiegen.

Die Hinfahrt gestaltete sich recht kurzweilig und blieb trotz Umstieg in Essen und Heimspiel von Rot-Weiß ohne jegliche Besonderheiten. In Duisburg-Schlenk angekommen wurde der rot-schwarz und königsblaue Haufen auch schon von einer Hundertschaft in Empfang genommen. Um einen möglichen Bürgerkrieg zu verhindern, wurde selbstverständlich keine Kosten und Mühen gespart. So ging es hinter Kamerawagen und mit abgesicherten Straßenzügen durch Reiterstaffel und Co. in Richtung Stadion. Der Ausnahmezustand konnte gerade eben noch verhindert werden, noch mal Glück gehabt.

Frühzeitig erreichten wir den Gästeeingang, so dass wir noch einige Zeit vor dem Stadion verweilten, ehe die an diesem Tage überqualifizierten Ordner den Eingang freigeben konnten. Nach lockeren Einlasskontrollen fanden wir uns also frühzeitig im Gästeblock ein. Das Stadion war zu diesem Zeitpunkt noch menschenleer. Lediglich an der Hand abgezählte 15 Ultras bevölkerten die Heimkurve, um wohl letzte Handgriffe an der späteren Choreo vorzubereiten.

Während im Gästeblock die Plexiglasscheibe beflaggt und alle Fahnen aufgezogen wurden, verbrachte ich die vorhandene Zeit noch mit dem ein oder anderen längeren Gespräch und gefühlten 34 Kaffee für den ungeschlagenen Preis von einem Euro. Zumindest der Kaffeepreis macht den MSV in irgendeiner ganz abstrakten und verstörenden Weise sympathisch.

Zum Warmsingen testete die Nordkurve Nürnberg eine neue Melodie, welche schon beim Auswärtsspiel in Bochum das erste Mal von uns vernommen wurde. Leider fehlt hier noch die entsprechende Durchschlagskraft. Optisch hatte die Nordkurve diverse rot-schwarze Fahnen in unterschiedlichen Größen und einige Doppelhalter im Gepäck, die über die komplette Spielzeit im Einsatz waren.

Die knapp 2.000 Gäste, welche an diesem Tag von 400 Schalkern unterstützt wurden, legten akustisch von Beginn an einen ordentlichen Auftritt hin. So schallten die Lieder über weite Strecken des Spiels relativ geschlossen und in einer ansprechenden Lautstärke durchs weite Rund. 15 Leider sollte sich das ganze jedoch nicht auf die Leistung der Mannschaft übertragen, so dass zwar der Wille über weite Strecken zu erkennen war, die 90 Minuten sich allerdings extrem zäh gestalteten und sich nicht wirklich viele Chancen ergaben. Dies drückte mit fortlaufender Zeit auch etwas auf die Unterstützung im Gästeblock. Daher konnte das einzig logische Endergebnis an diesem Tage auch nur 0:0 heißen.

Die Heimkurve rund um Kohorte & Co. zeigte als Intro eine Aktion in den Mittelblöcken zum Thema „Fussball kennt keine Grenzen“. Zu dem Spruch „Auf dem Platz ist man nicht allein – da gehört man zusammen“ gab es eine Blockfahne auf der der MSV Spieler Bachirou Salou und vermutlich Lothar Matthäus im Bayern Trikot abgebildet waren. Der Support wurde über die komplette Spielzeit nur von einem kleinen Pulk im Mittelblock getragen. Etwas lauter wurde es nur bei ein,zwei Standardsituationen, wenn andere Teile vom Stadion mit einstiegen. Ansonsten Totentanz der Zebras.

Nach dem Abpfiff wurden alle Klamotten verstaut, ehe es geschlossen zurück auf den Weg Richtung Schlenk gehen sollte. Dabei führten einige kurzweilige Rennereien und Scharmützel mit der anwesenden Staatsmacht zu einem Schlagstock und Pfeffersprayeinsatz. Anschließend wurde der komplette Haufen erstmal eingekesselt und einige Personen mussten ihre Personalien abgeben beziehungsweise wurden kurzfristig festgehalten. Nach einigen Gängeleien und sinnfreien, provozierenden Durchsagen des Einsatzleiters, ging es im Schneckentempo wieder zurück zum Bahnhof. Aufgrund der ganzen Prozedur verpassten wir den planmäßige Zug nach Gelsenkirchen und mussten gut 50 Minuten auf die nächste Verbindung warten.

In der Stadt der 1.000 Feuer angekommen wurde kurz getestet, wie viele Personen in das aktuelle Modell der 302 passen, ehe es schön muckelig Richtung Arena ging. Dort angekommen verbrachten wir die weiteren Stunden des Abends bei Speis und Trank mit unseren Brüdern in lockerer Atmosphäre in den Räumlichkeiten des Kuzorras. Zum Abschluss des Abends wurde noch ein gemeinsames Gruppenfoto in der Nordkurve geschossen und das ein oder andere Lied zum Besten gegeben. Durchbeissen Roten! Freiheit für Suppe!

Viel zu schnell verging mal wieder die gemeinsame Zeit, so dass wir unsere Freunde noch zu ihren Bussen begleiteten, ehe sich unsere Wege wieder trennen sollten.

Wir halten zusammen wie der Wind und das Meer – die blau-weißen Schalker und der FCN! 16 Komiti Skopje

Aktuelle Lage:

Viel neues gibt es von unseren Brüdern vom Balkan heute nicht zu berichten, dafür läuft es sportlich jedoch in jeder Hinsicht erfolgreich. Im Fußball konnten die letzten Ligaspiele allesamt gewonnen werden und Vardar steht durch ein Unentschieden von Shkendija im letzten Spiel mit drei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Bis zur Winterpause sind es noch vier Spiele und im Normalfall dürften unsere Freunde Anfang Dezember dann die Herbstmeisterschaft feiern.

Im Pokal wurde mittlerweile das Viertelfinale ausgelost und Vardar hat mit dem albanischen Verein Shkendija das sportlich schwerste Los gezogen. Das Hinspiel findet bereits nächsten Mittwoch in Tetovo statt, das Rückspiel eine Woche später in Skopje.

Zum Abschluss noch kurz ein paar Worte zur Situation der Handball-Mannschaft: Leider gewann Vardar zu Hause gegen Meshkov Brest nicht wie erhofft, sondern musste eine bittere 27:28-Niederlage hinnehmen. Glücklicherweise konnte jedoch gegen Borac ein Sieg mit 39:27 eingefahren werden. Vardar rangiert nun vor der Begegnung gegen Strumica nur noch auf dem vierten Rang in der SEHA-Liga.

In der Champions League musste eine knappe Niederlage mit 31:30 in Spanien gegen Barcelona hingenommen werden, nachdem zu Hause 34:24 gegen Kielce gesiegt wurde. Bereits morgen kommt es jedoch zum Rückspiel, mit der Chance die Katalanen wieder hinter sich zu lassen und die Tabellenspitze zurück zu gewinnen. Mit fünf Siegen aus sieben Spielen besteht jedoch auch bei einer Niederlage kein Grund zur Sorge und man wird ohne Probleme erneut das Achtelfinale erreichen.

Vak-P

Aktuelle Lage:

Es läuft weiterhin einfach nur beschissen für unsere Freunde aus dem Osten der Niederlande. In Utrecht wurde das Spiel 4:2 verloren und im Heimspiel gegen Heerenveen gab es sogar eine 1:4 Klatsche. Trotz der sportlich katastrophalen Wochen und Monaten waren natürlich einige Schalker vor Ort, so dass ihr weiter unten zu beiden Spielen einen kurzen Spielbericht lesen könnt. Morgen spielt Twente übrigens bei , dem derzeitigen dritten der Eredivisie. All zu große Hoffnung auf einen Punktgewinn oder gar Sieg hat man derzeit natürlich nicht. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt!

FC Utrecht - FC Twente Enschede 4:2 (2:2)

Einen Tag nach unserem Heimspiel gegen Ingolstadt ging es zu zweit nach dem Frühstück über die Grenze zum Treffpunkt von VAK-P.

Auf einem Rastplatz nahm VAK-P noch Dose und Stoff in die Hand und fertigte dort auf die Schnelle ein Spruchband an, welches auf die Doppelmoral der Utrechter hinwies. Diese bezeichnen die Jungs aus dem Osten der Niederlande zu gerne als “Deutsche” und dementsprechend als “Landesverräter”. VAK-P griff dieses auf und drehte den Spieß um, da Utrecht beim Spiel gegen Amsterdam den Gästeblock leer lies und keine “Holländer” zuließ. Auch wenn Utrecht keinen Cent Wert ist, bei uns sind die “Landesverräter” aus Twente jederzeit Willkommen. Für Enschede und Schalke gibt es keine Grenzen! 17 Die Anreise in Holland bleibt einfach nicht zu verstehen, man trifft sich auf halben Weg nach Utrecht auf einem Parkplatz, um seine Bestellung mit Ausweis zu bestätigen und um seine Eintrittskarte zu erhalten. Nicht nur der Schwachsinn, egal von wo man kommt zuerst diesen Parkplatz ansteuern zu müssen, nein auch danach hätten wir unsere Karten jedem X-beliebigen geben können, der damit dann ins Stadion gekonnt hätte. Herzlichen Glückwunsch an alle Hohlbirnen, die dieses System immer noch auch für unsere Liga für eine tolle Idee halten. Der Gästeparkplatz und der Tunnel von dort in den Gästeblock hatte nicht nur den Charme aus einer Mischung von Kaufhaustiefgarage und Knast sondern lies uns das Stadion von außen auch nur aus der Ferne betrachten. Auch wenn das Stadion von innen eines der schönen kleinen ist, hat der Gästeblock Sicherheitszäune und Vorrichtungen von denen Rainer Wendt nur träumen kann. Nur circa 400 Gäste fuhren am Sonntag Nachmittag mit nach Utrecht, dieser Umstand ist sicherlich auch auf die sportliche Misere zurückzuführen. Twente ging mit einem Sehenswerten Linksschuss in Führung, welche aber in einen 2:1 Rückstand verspielt wurde. Kurz vor der Halbzeit gelang noch überraschend der Ausgleich.

In der zweiten Halbzeit war es Fußball auf Regionalliga Niveau und Utrecht kam aus dem Nichts zur Führung. Twente konnte sich nicht mehr konsequent vor dem Tor behaupten und bekam kurz vor Schluss noch den entscheidenden Elfer gegen sich. Stimmung war im Gästeblock über die ganze Zeit durchgängig vorhanden aber nur selten mit Durchschlagskraft, dennoch hat es gereicht um die Heimseite zu übertrumpfen. Nach Verabschiedung der Mannschaft ging es wieder mit dem Auto zurück nach Enschede, wo man noch Speis und Trank zu sich nahm, ehe es wieder nach Hause ging.

Bleibt zu hoffen das Twente bald wieder punktet und die unteren Regionen der Tabelle verlassen kann. Danke noch mal an unsere Freunde für den gelungen Sonntag, bis demnächst.

18 Twente Enschede - Heerenveen 1:4 (0:2)

Das nahende Derby sorgte dafür, dass sich diesmal nur ein kleiner Trupp auf dem Weg nach Enschede machte. Die Jungs von Ultras VAK-P, mit denen ich die engsten Kontakte pflege, hatten an diesem Tag im Supporters Home Thekendienst: Das hatte den Vorteil, dass die Getränkeversorgung noch flüssiger lief als sonst ohnehin schon, Zeit zum Reden fand sich so aber bis zum Anpfiff kaum.

Enschede startete mit Druck ins Spiel, aber das erste Tor fiel für Heerenveen: Die Abwehr spielte den Ball zum Gegner, so dass das Abseits aufgehoben war. Der Ball prallte vom Pfosten ab und Slagveer haute ihn rein. Das motivierte immerhin die Enschede Anhänger, ihre Unterstützung für ihr Team - die bis fast bis zum Abpiff dauern sollte - zu intensivieren. In der 13. hatte dann Twente die Chance zum Ausgleich, aber Ziyech knallte den Ball doch glatt am Tor vorbei. Und auch als das Leder in der 34. Minute seinen Weg in das Tor der Gäste fand, half es Twente nicht: Abseits. So war es dann Heerenveens Otigba, der in der 40. das 2:0 machte, nachdem dem FCT Torwart Joël Drommel den Ball nicht halten konnte.

Gästefans hatten sich immerhin knapp Hundert eingefunden - für die Niederlande eine erstaunliche große Zahl, gibt es hier doch bereits seit vielen Jahren das Bussystem, das Polizeiminister Jäger auch allzu gerne bei uns sähe und beim Derby als Testballon einführen wollte. Ergebnis dieser stimmungstötenden Maßnahme: 100 Nasen standen im anderen Block und machten sich weder optisch noch akustisch während des ganzen Spiels bemerkbar.

In der zweiten Halbzeit wollte Twente noch was drehen und schoss erst einmal in der 54. Minute über das Tor. Ziyech war es dann, der in der 64. für den Anschlusstreffer sorgte. Die Tukker drückte zwar weiter, doch dann kam es in der 78. zum Chaos im Strafraum von Enschede, was Andersen zum 3.Tor für die Gäste nutzte. Dummerweise spielt der für FCT, so dass das Eigentor Twente dann endgültig das Genick brach. Das 1:4 durch Larsson in der 85. Minute machte dann auch nichts mehr aus.

Interview Vorsänger Teil V Unterschied große Kurven zu kleinen Kurven: Wo seht ihr da die Unterschiede? Mit einer kleineren Kurve hat man sicherlich andere Möglichkeiten im Bezug auf Natürlich hat man in kleinen Kurven ganz andere die eigenen Möglichkeiten. Das sehen wir immer wieder, wenn Vorstellungen vom wir in Reutlingen zu Gast sind. Gerade was die Support. Dafür hat Vielfalt und Komplexität der Lieder anbelangt. Eine man bei der großen große Kurve muss logischerweise mehr auf Masse Kurve natürlich setzen, was jedoch kein Totschlagargument gegen die Masse hinter Kreativität ist. Das CC ist danach ausgerichtet, sich und ist somit Massen zu bewegen und die Vielfalt unserer Kurve zu deutlich lauter. einen. Tauschen möchte ich nicht mit einer kleinen Habt ihr manchmal Szene, auch wenn ein kleiner einheitlicher Mob etwas den Wunsch genau sehr authentisches ausstrahlen kann. das Gegenteil zu haben? 19 andere Mal können wir einfach mehr unseren Stil durchziehen, als es vielleicht in einer großen Kurve der Uns wird die große Masse der Nordkurve bei Fall wäre. Man hat dann aber natürlich den Nachteil, Heimspielen oftmals zum Verhängnis. Es fühlt sich oft dass man halt manche Sachen auch einfach nicht so so an, als ob man von der schweigenden Masse in der machen kann. Oder, wenn es Stress mit den Bullen Kurve erdrückt wird. So geht dann auch die eigentliche gibt, wo es dann vielleicht bei einer großen Szene am Stimmung und Lautstärke des aktiven Kernes in der Spieltag noch die Möglichkeit gibt sich nochmal Masse unter. Ich persönlich kann es mir trotzdem nicht wegzuschleichen, da kann ich gleich meinen Perso vorstellen, vor einer kleinen Kurve zu stehen. Ich abgeben gehen. So ist das das dann halt, damit muss glaube, dass jede Szene, egal ob große oder kleine man dann leben. Kurve, alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, die einen vielleicht mehr die anderen weniger. Ich könnte mir vorstellen, dass es da vielleicht mit EBOLN: Chemie eine Ausnahme gibt, da es dort mit eigenem Ich denke die Frage ist halt natürlich auch ein bisschen Verein einen absoluten Sonderstatus darstellt. schwierig zu beantworten. Die Realität spielt uns letztlich einfach einen Streich. Ich kann mir natürlich wünschen was ich will, aber Fakt ist: Ich hab halt das, was ich hab. Und ich hab halt immer ein wenig so die Bei uns singt in der Regel, auch nur der Kern der Meinung vertreten, das ist natürlich wahrscheinlich Ultras. Also die ähm Jugendlichen oder die sich dafür auch nicht ganz richtig, aber ich vertrete sie trotzdem, halten - dieses Wort wurde ja mal in der Blickfang Ost dass sich so etablierte Szenen nicht groß unterscheiden. Geschichte geprägt – das sind so die, die den Was ich meine ist, dass von der Quantität die Kurve Stimmungshaufen auch stellen. Es ist trotzdem so, von Schalke so groß, die in Nürnberg so groß und die gerade bei unseren Auswärtsspielen, dass ältere Fans in Leipzig so und so groß ist. Aber, wenn ich jetzt den bei uns drum herum stehen, die nicht mitsingen. Als aktiven Teil der Leute nehme, Ultras und Umfeld, also wir letzte Saison in Zwickau mit 800 Leuten waren, so den aktiven Part die wirklich singen. Wenn ich haben auch nur circa 500 Leute mitgesungen. Ist für diesen von euch (Leipzig) nehme und dann stelle ich uns dennoch eine große Zahl, aber es könnte auch den auf einen Fleck und stelle den aktiven Part von besser sein. Ich hab das vorhin schon mal uns und Schalke gegenüber, dann glaube ich sind angesprochen: Wenn ich dann zum Vergleich bei diese drei Gruppen von der Gesamtmasse her nicht so einem Europapokalspiel in Frankfurt bin und das weit auseinander, wie man sich das vorstellt. ganze Stadion, wirklich das komplette das “Pippi Langstrumpf” Lied singt und hüpft, weil da natürlich eine riesige Euphorie ist, dann bekomme ich eine Gänsehaut und denke mir: “Das hätte ich gerne In Relation zur Kurve? auch mal!”. Ich habe oder besser hatte, zusammen mit jemandem der mir sehr wichtig ist, diesen Traum von einer 10.000er Kurve, also wirklich 10.000 Ultras. So wie es in Salerno ist oder war beziehungsweise Oder meinst jetzt vom Potential her? früher auch bei Milan. Den Traum hat man irgendwie in sich drin. Aber nichtsdestotrotz, fühle ich mich in meiner kleinen Gruppe halt wirklich ziemlich wohl. Es EBOLN: ist vielleicht cooler, weil ich da meinem Perfektionismus Prozentual von der Relation her. Natürlich habt ihr noch mehr frönen kann und man vielleicht den ein (Schalke) mehr Leute da, aber ihr habt auch eine oder anderen Kompromiss weniger eingehen muss. größere Kurve, aber, wenn ich es dann halt dagegen Das heißt nicht, dass man nicht trotzdem viele rechne, glaube ich das wir uns da gar nicht so Kompromisse eingehen muss, aber das ein oder unterschiedlich sind. Es ist halt prozentual auf die 20 Leute kleiner beziehungsweise größer. Und von Einfluss den wir hatten, der war halt auch wesentlich daher hast du eben einen ganz großen Batzen an geringer. Jetzt muss man sich halt entscheiden, was Leuten, das kann Segen sein, kann aber auch die man machen will. Die großen Kurven aus Italien, Pest sein. Ich zum Beispiel, wir kommen immer Frankreich etc., die hatten ja dieselben Probleme. wieder auf Frankfurt, ich beneide Frankfurt immer um Die hatten auch ganz intensiv die Abspaltungen von diese normalen Zuschauer, die auf der Gegengerade irgendwelchen Untergruppen. Ich hab das immer sind. Da habe ich die immer drum beneidet, weil die so erklärt, ist jetzt wohl auf Nürnberg bezogen, haben so dieses Normalopublikum, was auf einmal ist mit Sicherheit aber bei jedem so: Du hast ja in anfängt zu pöbeln und abzugehen und auf einmal jeder Gruppe eine gewisse Anzahl an Personen die springt die Gegengerade auf und die Haupttribüne irgendwie Verantwortung übernehmen können. Als und dann machen alle mit, das ist in Nürnberg Beispiel sag ich mal zehn Leute, die für die Choreo undenkbar. Bei uns passiert das nicht, bei uns zuständig sind, die diese planen und organisieren. passiert das nur in unserem Bereich und da Dann gibt es die fünf Vorsänger mit Liedermachern funktioniert das gut, aber dass jetzt da auf der und so weiter. Aber irgendwann hast du halt genug Gegengerade welche zu den Gästefans rüberpöbeln Leute in den einzelnen Positionen und die Blase ist so etwas existiert nicht. Das hast du in Frankfurt. Ich voll. Es kommen aber immer mehr Leute nach, und kenne aber in Deutschland sonst auch keine andere diese Blase wird immer größer und du hast immer Szene, wo das irgendwie so in dem Ausmaß ist, wie mehr motivierte Leute und auf einmal macht es ich es jedenfalls in den letzten Jahren erlebt habe. bumm und es explodiert, weil der eine sagt, ich will Das ist jetzt auch schon nicht mehr so, aber ich habe es so machen und dann hast du dieses ganze Theater. es halt immer so erlebt und ich glaube halt, man Das ist halt dann das Problem, was sich natürlich muss halt lernen, mit seinem Kern an Leuten und auch irgendwo auf die Stimmung auswirkt. Das ist seinem Umfeld zu arbeiten. natürlich dann das Ende von der ganzen Linie. Aber ich hätt mir schon oft auch gewünscht, dass es ein Man kann es natürlich, wie die Schickeria München bisschen wieder familiärer werden würde und dass zum Beispiel, so machen, dass man auch in einer diese Größe auch irgendwie wieder zu einem Kern großen Kurve sein eigenes Ding macht und sich von zusammenschrumpft, wo die Leute sich auch mehr dem Rest separiert. Da bleibt man vielleicht kredibil, kennen. Weil bei der Größe, die wir haben, da hast du macht halt da seine Politik, oder singt irgendwelche schon diese einzelnen Gruppen, die Freundeskreise. abgefahrenen Lieder und so weiter. Man wird aber Früher war das halt ein Freundeskreis und heute gibt nie in einer größeren Masse was reißen können. Das es in dieser Gruppe fünf, sechs Freundeskreise, wo haben die ja auch geändert, also ich bin immer noch auch nicht jeder mit jedem kann. Da beneide ich bei den Münchenern, aber das kann man auf viele schon die kleineren Gruppen ein bisschen drum, andere auch beziehen. Das wäre jetzt das Gleiche, aber bin schon trotzdem froh, dass ich dann halt wenn ihr sagen würdet ihr macht jetzt euer Ding. wieder die Masse hab, weil es eigentlich für mich Aber das ist ja nicht befriedigend. Also du musst schon das ist, was ich will. Ich will, dass es eine eigentlich mit dem was du hast versuchen, das Beste Massenbewegung ist, ich will, dass da Tausende sich da herauszuholen. für begeistern und Tausende auch da was zelebrieren und ich glaube, dass da halt als kleine Gruppe, oder Wenn ich sehe wie groß UN geworden ist und es als vergleichsweise kleine Szene, du halt einfach so hat ja dadurch auch zu Konflikten geführt und eingeschränkt bist, dass du irgendwann an deine diese haben dazu geführt, dass sich eine Gruppe Grenze stößt und dann weiß ich nicht wie es dann abgespalten hat. Dann gab es Machtgefüge, weitere halt weitergeht. Entweder passiert dann was, dass Streitereien und so weiter, weil Größe kann halt du halt sportlich erfolgreich bist, also es muss auch zum Problem werden. Ich hab mir schon oft jetzt bloß.. Chemie Leipzig, wie oft müsst ihr noch die Zeiten mal ein bisschen zurück gewünscht, wo aufsteigen, bis ihr Red Bull wieder abgehängt habt?! wir halt noch ein bisschen kleiner waren, aber der 21 Kurve stehen würdest und könntest geschlossen deine Lieder vortragen. Jeder zieht mit, jeder hat die selben Aber ich würde dir zumindest was die Leute und Ansichten und jeder vertritt genau das, wofür du sowas angeht ein bisschen widersprechen. Wenn ich stehst. Du würdest am liebsten halt in dem Moment mir zum Beispiel anschaue, als wir auf dem Sportplatz die anderen 15.000 Menschen ausblenden, die in dem gespielt haben, da hatten wir die ersten zwei, drei Moment nicht mitziehen. Aber genauso kann halt so Reihen, die sind natürlich gleich geblieben, aber eine große Kurve auch der absolute Segen sein, egal in dahinter hat sich das komplett einmal ausgetauscht. welcher Hinsicht. Wenn ich mich jetzt an das letzte Also auch da haben wir vielleicht weniger Leute, die Auswärtsspiel in Madrid erinnere, wo wirklich 5.000 jetzt potentiell zur Führung dazu gehören könnten bis 6.000 Schalker komplett an der Kordel drehen und und so, aber wir haben zum Beispiel da ganz viele geschlossen die Hände oben haben, geschlossen neue Leute dazu bekommen. Was man eigentlich jetzt hüpfen und du wirklich denkst, das ist jetzt das Größte auch so gar nicht denkt, ich meine wir haben damals in dem Moment, dann gibt es halt nichts Magischeres. 13.-11. Liga gespielt in den drei Jahren. Also wegen Da teile ich dann die Ansichten von Basti. Man will die Fußball kommt da natürlich keiner hin. Massen mitziehen, man will Tausende von Leuten haben, die alle an einem Strang ziehen, die lautstark die Lieder durchs Stadion donnern und dann gibt es, EBOLN: wenn es halt funktioniert oder wenn es halt diese Ja klar, das ist ein ganz anderer Motivationspunkt. Momente sind, wo du die Leute packen kannst, egal in welcher Situation. Das sind diese so genannten “magischen Momente”, für die man den ganzen Kram eigentlich auch macht. Was bei uns natürlich gut ist, wir haben halt unser Viertel. Wir haben den Leipziger Süden, als alternatives Zentrum der Stadt, wo ganz viele Leute von uns wohnen und natürlich haben wir auch darüber Leute Das ist ja auch unser eigener Anspruch. Was du (Eboln) gewonnen. Ist halt manchmal ambivalent, aber da ja auch schon gesagt hattest, mit diesem Höhepunkt, kann man auch sagen: “Okay, die interessieren sich den man irgendwann mal auch irgendwo erreicht hat, halt weniger für Fußball als für die Gruppe.” Aber das dass das schwer ist, den immer wieder zu toppen. ist wahrscheinlich Teil von der Subkultur oder von Aber, also zumindest mein Ziel, und Dennis’ Ziel wird einer Jugendbewegung und das gehört halt auch es genauso sein, dass immer unser Weg dahin gehen irgendwie mit dazu. Aber das war für uns wirklich sehr muss, diesen einzelnen Moment nochmal zu toppen. sehr gewinnbringend. Das sind jetzt auch keine Wir hatten zum Beispiel in Madrid im ersten Jahr einen dumpfen Brote sondern Leute, nicht alle, aber einige, Sahne-Auftritt und da haben wir schon alle gedacht: die auch denken können und uns als Gruppe und „Oh jetzt im zweiten Jahr, wir kriegen eh die Hucke Menschen voranbringen. voll, dass kann man niemals toppen.“ Aber ich persönlich sage, man hat es trotzdem nochmal geschafft, diesen Moment nochmal zu toppen, auch bedingt durch das Spiel und den Spielverlauf. Genauso Ich finde das mit dem Segen und Fluch trifft es erinnert man sich an irgendwelche anderen magischen eigentlich schon ganz gut. Ich meine, wir haben das ja Momente, die man irgendwo hatte, sei es auch mit schon an der einen oder anderen Stelle gehört. An irgendwelchen Märschen oder mit dem ganzen einem schlechten Tag kann eine große Kurve drumherum. Dann sich immer wieder zu steigern und beziehungsweise unsere Kurve immer ein Fluch sein. besser zu werden, das ist ja auch das Ziel jedes Und du denkst dir, wie schön wäre es jetzt, wenn du Einzelnen oder das Ziel der gesamten Gruppe, immer hier mit deinen 500 bis 600 Leuten vielleicht, wie bei nochmal ein i-Tüpfelchen drauf zu setzen. einem Amateurspiel, einfach zentriert irgendwo in der 22 Nicht auf die Gruppe bezogen, sondern mehr so als Vorsänger, weil du hattest ja vorhin auch Das funktioniert natürlich am besten mit einer Masse, mal das Thema, dass du gesagt hast “Das Lied ist ja ganz klar. Ich meine, wenn wir jetzt unsere mag ich zum Beispiel gar nicht.” letzten drei Spiele hatten, wo teilweise über 3.000 Zuschauer waren, da gibt es ja bei uns das vier- strophige Lied und eine Strophe singt dann halt jeder EBOLN: mit. Das ist das Hackebeil Lied. Das ist ein Lied gegen Ach so meinst du das. Naja, ich überlege gerade Lok. Das hat bei einem Spiel dann auf einmal das irgendwie ein Beispiel, was ich jetzt da bringen könnte. ganze Stadion gesungen. Ich weiß nicht, warum die Ich bin da eigentlich genauso, wie ich es halt vorhin Leute so krass auf das Lied abgehen, aber die lieben gesagt habe. Ich denke da nicht drüber nach, ich zieh diese Strophe. Wenn man dann in seinem eigenen halt mein Ding ab, und wenn jetzt da halt einer kommt Stadion Gänsehaut hat, selbst bei nur 3.000 und sagt “Jetzt sing das, weil wir das jetzt halt singen Zuschauern, dann ist das natürlich auch was, das wollen”, dann werde ich mich jetzt nicht hinstellen erreicht man nur mit der Masse. Das erreicht man und sagen, ich singe das nicht, weil mir das nicht nicht mit 300 Leuten, die immer krass abgehen. Selbst gefällt, ist natürlich albern. Weil das ist ja völlig absurd wenn Bengalen gezündet werden, ist das relativ irgendwo. Es ist halt aber auch so, dass ich es dann, schwer zu erreichen. Aber wenn dann so ein Orkan weil ich mich aber auch nicht verstellen kann, auch durchs Stadion fegt, dann stellen sich halt die Härchen irgendwie mit irgendeinem blöden Satz ankündige auf und dann weiß man, “this is why I do this”. und sage: “Ja, gleich kommt das Geschmarre auch wieder, aber ihr wollts ja unbedingt”. Aber Wie geht ihr mit Liedern um, die aus der grundsätzlich kann ich als Vorsänger jetzt halt nicht Kurve heraus angestimmt werden und euch alleine entscheiden, was jetzt gesungen wird und was persönlich gar nicht gefallen? Greift ihr sie nicht gesungen wird. Das ist absurd irgendwie. Also trotzdem auf? natürlich ist man als Vorsänger meiner Meinung nach immer am besten, wenn man was singt, was man eigentlich auch gerne singt. Ich funktioniere so, bei Liedern, die mir selbst unglaublich viel Spaß machen, Wir Ultras, das heißt die Gruppen CC, Schwabensturm ich halt auch am besten funktioniere. Also das eine und SKS, übernehmen recht viele Lieder aus der Kurve, finde ich so mega geil, relativ neu von uns, dieses “Oh schließlich bauen wir auch auf die Aktivität der Leute mein FC Nürnberg ich liebe nur dich” das kannst du in der Kurve. Vom Oberrang werden beispielsweise halt so rausbrüllen und das macht dann riesig Spaß, immer wieder Lieder angestimmt, die wir auch da kannst du auch Energie reinsetzen. Aber, ich fänds übernehmen. Allerdings verzichten wir im Einzelfall jetzt albern, wenn man sagt, man singt das nicht, auch darauf, wenn sie aus unserer Sicht nicht passen wenn es funktioniert. Das wären natürlich Lieder, die oder zu oft wiederholt werden. Im Großen und Ganzen ich hinten anstellen würde, aber ich glaube, das ist funktioniert das Zusammenspiel in unserer Kurve recht auch die Antwort, die jeder andere auch geben würde. gut.

EBOLN: Bei uns ist das eher auch so, also es kommt wirklich Ich muss ganz ehrlich sagen, das gibt es bei uns nicht. selten was. Außer es ist ein Oldschool Day, dann Kannst mich gerne korrigieren, aber das ist bei uns kommt irgendwie was von anderen Leuten. Ab und zu nicht existent. Bei uns wird eigentlich von der Kurve ist da noch ein Alter, der auch mal Sachen anstimmt, her selten was angestimmt, wenn dann ist es meistens wenn die Auswärtsfahrt länger als eine halbe Stunde irgendwas, was wir auch singen. Es gibt in dem Sinne geht und er halt ein bisschen was genascht hat. Dann eigentlich kein Lied, was da jetzt kommen könnte... ist es auch schon mal anstrengend. Ich bin da 23 eigentlich eher so einer, ich geh da eher nicht drauf ein und zieh da unseren Stil durch. Genauso, ich hasse Wechselgesänge, ich hasse dieses „BSG BSG Wir singen das nur, wenn jemand gestorben ist. BSG“, das ist brachial, es klingt krass und es macht wahrscheinlich auch nem Gästespieler Angst manchmal. Aber ich sag dann zu meinem Kollegen, EBOLN: mach du das, du weißt, ich mags nicht. Dann ist das Echt? auch okay und da muss man sich auch an solchen Punkten ergänzen. Natürlich ein Lied, das ich liebe, von dem ich mir vielleicht sogar selbst den Text ausgedacht habe, oder wo ich gerade übelst drauf Ja. Also, wenn wir ein Spruchband oder so machen abgehe, macht natürlich auch mehr Spaß, als die für jemanden, dann singen wir dieses Lied. Weil, das letzten zwei Minuten vor der Halbzeit, in der wir die ist, ich meine da kann man sagen, Liverpool, St. schlimmsten Lieder singen. Pauli, Celtic etc., aber es ist DIE Fußballhymne. Das kann jeder mitsingen. Wir haben sogar mal eine Choreo gemacht, wo wir das illustriert haben. Im EBOLN: Nachgang jetzt wohl sehr hässlich, aber da hatten Mir fällt da gerade auch noch ein gutes Beispiel ein: wir England Fahnen, so ganz viele grün-weiße Was bei uns ja ultra kontrovers ist, ist wenn am England Fahnen, so wie es Frankfurt dann später letzten Spieltag “You’ll never walk alone”, der auch gemacht hat, bloß alles ein bisschen kleiner. größte Fußballsong, der jemals gesungen wurde, Aber sonst machen wir das halt tatsächlich nur gespielt wird. Das ist ja wirklich ultra kontrovers, weil dann und da regt sich aber auch keiner darüber auf. das haben wir letztes Jahr mal vor dem Abstieg Aber das ist halt so, dass steht für die Leidenschaft gesungen. Zuerst halt dieses Lied “Ich bereue diese Fußball. Es gibt kein Lied, das mehr für die Liebe nicht”, das ist ein sehr geiles Lied von uns, und Leidenschaft Fußball steht als “You’ll never walk dann haben wir ja “You’ll never walk alone” halt alone”. gesungen und das war halt ein völliger Wahnsinn. Für mich halt im Stadion. Da gibt’s dann viele die zu mir sagen: “Ey, wie kannst du das singen? Das singt EBOLN: jeder auf der Welt, das ist so abgedroschen!” Und da Ich seh das auch so. Ich bin dann schon immer noch muss ich aber sagen, das ist etwas, was ich immer so, dass ich sagen kann, wenn Three Lions läuft ich noch nicht verstehen kann. Das ist jetzt kein Lied, es trotzdem noch irgendwie cool finde. Ich will mich was du jedes Spiel singen kannst, aber, wenn du halt da net so sehr einfesseln irgendwie, da bin ich so diesen Moment erwischt und ich glaub, der war trotzdem noch zu sehr dann auch Fußballfan und beim letzten Spiel da, dann glaube ich, dass halt finde das auch irgendwie schön. auch so ein Lied passt. Das wird von vielen nicht ernstgenommen, weil es halt irgendwie auch 90er Jahre England Quatsch ist und nicht der “Mentalität Ultras” unbedingt entspricht. Aber ich finde das Wenn wir jetzt so zuhören, ist es vielleicht sogar bei trotzdem mega geil und wenn das gesungen wird uns dann doch am schwierigsten. steigen auch alle Leute darauf ein. Das ist halt eine kontroverse Geschichte: Das finden viele von uns Wir haben ja an vielen Stellen gesagt, dass wir die eigentlich scheiße, aber ich drück es durch, weil ich gesunde Mischung zwischen Tradition und neuen es halt geil find. Das nehme ich mir dann auch schon Sachen finden müssen. Wir haben an der einen oder raus. Das finden dann auch die meisten cool, aber es anderen Stelle Leute, die gerade bei Heimspielen gibt halt auch einige die finden das trotzdem scheiße. doch aus Impuls heraus auch verschiedene Sachen anstimmen. Im Oberrang kommt mal der ein 24 oder andere Impuls, aus dem Eckblock, dann von Leute bei uns in der Mitte mittlerweile so fixiert und einzelnen Schalkern aus anderen Ecken. Manche fokussiert auf uns und gucken erstmal was wir wiederum fühlen sich auch manchmal einfach dazu machen. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir genötigt in irgendeiner Situation irgendeinen Stuss selber jahrelang darauf hingearbeitet haben. Also von sich zu geben, weil halt Samstag ist und man das innerhalb der Gruppe es so ist, dass auf uns schon 54 Bier getankt hat. Aber wir sind da eigentlich geachtet wird, aber das hat mittlerweile so ein nicht so, weil es auch in dem Fall auch nicht zu Ausmaß angenommen, dass wirklich der komplette Schalke passen würde, das komplett tot zu drücken. mittlere Teil halt erstmal abwartet, ob wir beiden Hier ist es halt wichtig die gesunde Mischung zu mitsingen oder ob der Trommler mit einsteigt. Dann finden, ohne alle anderen Leute zu übertünchen, wissen die Leute: “Alles klar, das Lied wird jetzt oder die komplett zu unterdrücken. Wenn es passt gesungen.” Aber wenn, wie Dennis es ja auch entsprechende Impulse aus dem Oberrang, oder aus gesagt hat, aus dem Block heraus oder von anderen Regionen aufzunehmen, um den Leuten irgendwoher wirklich irgendein absoluter so halt auch zu zeigen: Wir sind nicht der Nabel Schwachsinn kommt, was auch absolut gar nicht der Welt und drücken halt auf Biegen und Brechen zum Spiel passt, oder wenn urplötzlich wieder unseren Schuh durch. Sondern wir wollen ja auch sinnlos gegen Dortmund gepöbelt wird, dann sagen gemeinsam etwas bewegen. wir da schon auch ganz klar “Junge gehts noch!?” oder “Packt Euch mal an die Birne! Hier spielt Auf der anderen Seite natürlich auch in unpassenden Schalke und wir sind hier nicht auf irgendeiner Anti Momenten, oder wenn da zum 54 Mal das gleiche Dortmund Veranstaltung.” Lied angestimmt wird, oder irgendein Suff Lied, dann nehmen wir das nicht auf und schreiten da schon ein und sagen: “Geht’s noch?!” Es passt halt einfach in dem Moment nicht. Aber ich denke, dass das bei Wobei Schwachsinn natürlich auch relativ ist, wir unserer Kurve und unserer Fanszenenstruktur schon müssen uns ja selber eingestehen, dass es unsere ziemlich wichtig ist, dass man da auf andere Leute subjektive Sicht ist in den Situationen. Was vielleicht eingeht und Rücksicht nimmt und so ein gesundes für Fanclub X, in dem Fall total sinnvoll ist in der Mittelmaß findet. Das ist schwierig bei uns und da Situation zu singen, ist für uns halt der größte müssen wir auch Jahr für Jahr dran arbeiten und wir Schwachsinn. Aber wir nehmen es uns dann an der haben da sicherlich auch noch nicht den perfekten Stelle halt auch raus, da dann einzuwirken, weil wir Weg gefunden, da müssen wir weiter dran arbeiten. nun mal auch probieren der Koordinator und der Motor der Kurve zu sein. Und, wenn dann eine Einzelperson oder Fanclub, an der Stelle, einmal pro Spiel, weil es halt gerade so in den Tagesablauf Wir haben auch mit unserer Fanabteilung zusammen reinpasst etwas anstimmt und das dann gerade schon öfters Stimmungsrunden veranstaltet, wo nicht von uns aufgegriffen wird, dann ist das man auf einer möglichst breiten Basis über die einfach so. An anderer Stelle probieren wir aber Stimmung auf Schalke geredet und diskutiert hat. trotzdem entsprechend mit den Leuten zu Was ist gut? Was ist schlecht? So wie wir es auch kommunizieren und dann auch mal Dinge intern in der Gruppe machen. Und da wurde von aufzunehmen. Es kommen auch Sachen die absolut uns auch gesagt, dass wir nicht nur die Vorsänger passend sind, wie gesagt, das Mittelmaß ist da das sind, die die Lieder anstimmen, sondern wir sehen entscheidende. uns auch in unserer Kurve gewisser Weise als Koordinatoren. Wenn dann aus der Ecke vom SC oder I-Block oder sonst wo her, irgendetwas laut rausgeschmettert wird, dann nehmen wir das ganze Womit wir ja auch oftmals ein Problem haben, da auch auf und tragen es weiter. Allerdings sind die sind wir wieder bei der Größe der Kurve, wenn dann 25 im Eckblock was gesungen wird und du siehst dem “Stempel aufdrücken”. Da sind wir wieder auch wirklich das die Leute etwas machen, sich bei der Frage: “Was ist die Szene bewegen, Hände klatschen und so weiter, aber beziehungsweise wen zählst du zur Szene dazu, wir verstehen einfach nicht was gerade wen nicht?”. Ich sage halt, in letzter gesungen wird, da es der Akustik zum Opfer Konsequenz, sind wir ja die Szene. Also wir sind fällt oder einfach zu leise ist. Das wird uns dann die Szene und dann hast du noch da ein paar auch oft übel genommen. Aber wir können es Gruppen, die aber auch dazugehören. Das was halt wirklich nicht verstehen, was da gesungen danach noch kommt, also was da dranhängt, wird und können es dementsprechend dann das kannst du ja nicht unbedingt ernsthaft als auch nicht übernehmen. Szene bezeichnen. Du hast da irgendwelche Suff-Fanclubs, die sich halt irgendwie vor dem Spiel für ein paar Bier treffen und so. Aber in meinem radikalen Bild, dürfen die überhaupt Wahrscheinlich ist es halt natürlich auch so, bis keine Meinung haben, weil die machen nichts. dass das Lied bei Euch angekommen ist, ist das Die kommen halt und trinken ein paar Bier. Und Lied bei dem Rest vorbei. das ist ja ein ganz immenser Teil der ganzen Sache, natürlich wollen wir denen den Stempel aufdrücken, wir wollen ja die Kurve so gestalten, nach unserem Weltbild, weil wir es ja auch für Das ist manchmal auch unser Eindruck, dass das richtige Weltbild halten, sonst würden wir wenn wir mit eingestimmt haben in das Lied, es ja nicht tun. Und da sind wir ja in der relativ zeitnah dann urplötzlich, die Leute die es Kurvenpolitik ganz einfach und es gibt auch angestimmt haben und aus dem Bereich aus keine Opposition. Es gibt ja keine Opposition, dem es gekommen ist nicht mehr mitsingen. also außer die, restriktive Staatsmacht oder die Vereine, die uns halt klein halten wollen. Aber innerhalb der Kurven gibt es, jedenfalls bei unseren drei Szenen, ja keine wirkliche Aber natürlich ist dieses ultraszentrierte Opposition. Weil die, ich sag jetzt mal die Weltbild oder Stadionbild einfach wichtig für konservativen Forumsschreiber, die sind ja nicht die Gruppen. Wir wollen ja auch, ich meine, es ernst zu nehmen, die kriegst du nicht an den wird uns immer als Vorwurf gemacht, aber wir Tisch. Also jedenfalls hab ich den Eindruck. Und wollen ja auch die Avantgarde der Szene, des natürlich hast du dann immer mal ein paar Stadions sein. Also zumindest ist es bei uns so, Kritiker und so weiter, aber letztlich kannst du oder auch bei mir, sehen vielleicht auch Leute ja auf die scheißen. Also ich geb dir da absolut anders, aber wir wollen den Ton angeben, wir vollkommen Recht, du willst deine Vorstellungen entscheiden wie wir zum Bahnhof laufen, über von dem wie deine Kurve aussieht dahin den Weg zum Stadion und wir drücken halt der transportieren und die Frage die du halt stellst, Szene unseren Stempel auf. Und es ist natürlich und das musst du halt innerhalb der Gruppe in solchen Diskussionen oder solchen machen ist: “Wie soll das aussehen und wohin Situationen auch immer sehr präsent, dass man führt der Weg?” In allen Bereichen. Da muss da auch seinen eigenen Anspruch nicht verlieren man aufpassen, dass man sich nicht verkaspelt will. Also find ich zumindest so. in vielen Dingen, die einen gehen halt mehr auf die Gewaltnummer und hier und da und Stimmung und so, die Themen sind halt viel EBOLN: größer. Das ist absolut so. Das ist ja auch ein ganz immenser Teil der ganzen Kultur. Also das mit 26 aUsGEholt - jetzt wird’s kritisch! Die Ultrabewegung wurde im Laufe der Jahre zwar nicht unbedingt gesellschaftsfähiger, aber sie rückte immer mehr in das Interesse der Öffentlichkeit. Mittlerweile ist sie für einige Soziologen die größte Jugendsubkultur, geächtet und gleichzeitig attraktiv wie kaum eine andere Szene. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Internetseiten, Facebookseiten, Foren etc. mit unserer Bewegung beschäftigen. Leider heißt das nicht, dass sich dort Ultras wirklich über diverse Themen austauschen oder wirkliche Neuigkeiten verbreitet werden, sondern dass besonders in den Foren oder Facebookgruppen irgendwelche Deppen irgendwelche vermeintlichen „Insiderinfos“ verbreiten, die nicht nur vollkommen falsch sind, sondern auch eher dem eigenen Internetaccount nur eine Art von Bewunderung bringen sollen, anstatt wirklich etwas Sinnvolles zu sagen. Ein altes Problem, was wir auch hier zu Genüge angesprochen haben.

Worum es uns aber diesmal gehen soll sind Seiten wie „Faszination Fankurve“ oder „Fanzeit“ - vermeintlich seriöse Internetseiten, die die neuesten News aus der Ultrawelt verbreiten. Da denkt man zunächst, dass dies sinnvolle Projekte sein könnten, schließlich könnten sie ja die veröffentlichen Nachrichten oder Stellungnahmen der verschiedenen Ultragruppen zusammenfassen, was jede Menge „Klickarbeit“ ersparen würde. Aber leider belassen sie es nicht dabei. Keinen Deut besser als die konservativen Medien wie Bild und Konsorten werden Bullenberichte eins zu eins übernommen oder der kleinste Artikel einer Regionalzeitung wird dermaßen aufgebauscht, dass man den Eindruck hat, Roter Stern wäre auf Partizan getroffen. Hauptsache die Klickzahl stimmt. Dabei wird zumeist auf jede Relativierung verzichtet und die Nachrichten erstmal als Fakten veröffentlicht. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn es Ereignisse bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung solcher Seiten noch gar nicht in die großen Medien geschafft hat. So geschehen nach dem Spiel gegen Ingolstadt, als erst nach der Berichterstattung von Faszination Fankurve eine angebliche Auseinandersetzung zwischen Schalkern und Dortmundern sich den Weg in die Massenmedien gebahnt hat. Dabei wurde fleißig diese Internetseite zitiert und schon beginnt der gewohnte Rattenschwanz. Ein Medium zitiert das andere und keiner hinterfragt es.

Besonders bitter ist in diesem Fall nur, wenn diese Seite dem einfachen User versucht das Gefühl zu vermitteln, dass man ein Medium der Szene zu sein scheint. Dieses Verhalten ist nichts anderes als die Ausbeutung der Ultramaterie auf dem Rücken der Gruppen. Und die Sensationsgeilheit der Nutzer gibt ihnen vermeintlich auch noch recht. Eigene Texte, Reportagen oder Interviews finden nur extrem selten den Weg auf die Startseiten. Einen neuen Blick auf die Themen bekommt man somit fast nie, sondern wie bereits erwähnt nur eine Zusammenfassung der ursprünglichen Texte.

Wir können nur jedem von euch raten, wenn ihr auf die neusten Infos aus der Ultrawelt nicht verzichten könnt, meidet solche Seiten. Macht euch lieber die Mühe und schaut auf die eigenen Homepages der Gruppen, lest ihre Stadionhefte oder greift auf überregionale Szenemedien wie Blickfang Ultra oder Erlebnis Fussball zurück. Landet ihr doch mal auf Faszination- Fankurve dann nehmt nicht alles für bare Münze nur weil “Fan” oben drüber steht, achtet auf die Quellenangaben und macht euch eure eigenen Gedanken. Die angesprochenen Seiten sind im Grunde genommen nicht besser als das mittlerweile nicht mehr existierende Ultras.ws und wollen nur einen Haufen Kohle mit euren Klickzahlen machen. 27 Gedankenaustausch Und weiter geht’s mit den Gedanken aus der Nordkurve, dieses mal wird das Thema “Copy kills Ultra” behandelt. An dieser Stelle wieder der Hinweis, dass jeder auf diesen Text antworten oder auch ein eigenes neues Thema unter [email protected] einsenden kann.

Copy kills Ultra? Warum den schweren Weg gehen, wenn es auch einfach geht?

Wahrscheinlich wird jeder von uns schon einmal die Aussage „Copy kills Ultra“ in irgendeinem Artikel oder Bericht, in einem Fanzine oder auf anderen Plattformen gelesen haben. Häufig geht es dabei um kopierte Melodien aus unterschiedlichsten Kurven des Landes, welche sich nach der ersten Veröffentlichung auf Youtube & Co. wie ein Lauffeuer in der restlichen Fußballwelt verbreiten.

Ohne jeglichen Skrupel oder schlechtes Gewissen erklingen von dem einen auf den anderen Spieltag die fast identischen Lieder, mit fast den exakt gleichen Inhalten in den verschiedensten Kurven. Würden wir das Bild dazu ausblenden, würde es uns schwer fallen, die Gesänge einer Kurve oder einem bestimmten Verein zuzuordnen. Blindes kopieren, abkupfern ohne jeglichen Sinn oder Verstand. Es ist ja auch sehr bequem, in einen fertigen Liedtext nur noch den eigenen Vereinsnamen einsetzen zu müssen. Der Rest läuft dann schon von alleine.

Die eigene Identität oder die Entwicklung eines eigenen, unverkennbaren Stils sind nur zweitrangig. So ist es aber auch durch die rasche Entwicklung des Internets und diverser Videoplattformen viel leichter, sich heutzutage einen Überblick über die aktuellen Geschehnisse aus den Stadien rund um den Globus zu verschaffen. Eindrücke und Inspirationen, welche wir uns vor einigen Jahren noch vor Ort verschaffen mussten. Zeiten, in denen Hopping in andere Länder und das Kennenlernen anderer Fußballkultur einen viel größeren Stellenwert hatten, als es heute der Fall ist.

Während wir heutzutage in der Kurve stehen und ein neues Lied singen, wird dieses quasi zeitgleich, während die Zeilen mit Stolz über unsere Lippen gehen, von irgendeinem Stadionbesucher als Handyvideo im Netz gepostet. Eine Entwicklung, welche sich vermutlich und realistisch gesehen nicht mehr aufhalten lassen wird.

Aber zurück zum eigentlichen Ursprung der Aussage „Copy kills Ultra“: Auch nach teilweise über zwei Jahrzehnten Ultra in unserem Land, haben es die wenigsten Kurven und Gruppen geschafft, sich eine eigene Identität zu verleihen. Vielmehr besteht und lebt Ultra in unserem Land immer noch von dem Aufgreifen und sehr häufig blinden Adaptieren von Trends, welche gerade in irgendeiner Kurve richtig eingeschlagen sind. Angefangen bei Windbreakern, Black Mob auftreten, Jogginghose oder Bauchtasche. Einer macht es vor und alle ziehen sinnbildlich für eine komplette Bewegung nach. Auch, wenn es mittlerweile sicherlich die ein oder andere Szene gibt, die sich von dieser Entwicklung abhebt. Dabei scheint die Liste an Beispielen für dieses Verhalten kein Ende zu nehmen. Aktuell feuert jede zweite Kurve bei ihren Pyroshows eine komplette Silvesterbatterie in den Abendhimmel.

28 Eine Kurve macht es vor und wie im Dominoeffekt schwappt eine Welle durch die jeweiligen Stadien. Dabei muss selbstverständlich versucht werden noch viel krasser zu sein, als die 258 Vorgänger. Sinn und oftmals auch der Zweck der jeweiligen Aktionen, können die jeweiligen Initiatoren voraussichtlich nicht mal selbst vernünftig begründen. Diese Entwicklung macht nicht nur jede Kurve oder Gruppe beliebig austauschbar, sondern auch unsere Bewegung an sich. Ein aktives Hinterfragen, ob die jeweiligen Aktionen überhaupt zum Auftreten der eigenen Gruppe, seiner Kurve oder dem eigenen Verein passt, findet nur in den wenigsten Fällen statt.

Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann Stück für Stück ein Umdenken erfolgt und Ultra in Deutschland es endlich schafft, sich von Spiegelbildern und Vorbildern aus anderen Ländern zu lösen. Auch, wenn dieser Schritt sicherlich nicht von heute auf morgen vonstatten gehen wird und sicherlich auch nicht alle Dichter und Denker der jeweiligen Szenen gewillt sind, sich mit dieser schweren Aufgabe auseinanderzusetzen. Ein steiniger Weg, welcher jedoch mit dem entsprechenden Willen und Einsatz bewältigt werden kann. Solange die meisten Szenen sich dieser Individualität und Vielseitigkeit unserer Bewegung nicht bewusst werden, hören wir auch in den kommenden Jahren bei unserem Auswärtsspiel am Niederrhein, oder bei diversen anderen Ausflugszielen die Kurvenhits aus Nürnberg, Stuttgart oder Frankfurt.

Wir haben es selber in unseren Händen – Ultra ist mehr!

Dennis

Zurück zu den Wurzeln - Italien Leider lässt das Interview mit Brescia weiter auf sich warten, aber wir können versprechen, dass wir dran bleiben. Um die Wartezeit zu verkürzen, haben wir dennoch wieder eine interessante Rubrik auf die Beine gestellt. Die Gemischte Tüte Italia ist dieses Mal besonders ausführlich geworden und des Weiteren haben wir versucht, in einem ersten Teil die größten Skandale rund um den italienischen Fußball zusammen zu stellen. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, sind diese in Italien nicht zu knapp vorhanden.

Gemischte Tüte Italien

Zunächst möchten wir eine missverständliche Formulierung aus dem Blauen Brief gegen Hertha BSC richtig stellen. Dort schrieben wir bei der gemischten Tüte aus Italien bezüglich einer Stellungnahme aus Venedig: „Die Curva Sud Venezia Mestre, die ihr bereits im ersten Interview in dieser Rubrik kennenlernen durftet, teilte hingegen mit (...)“. Dies ist so nicht ganz richtig, da die Curva Sud Venezia Mestre nichts mit der von uns interviewten Gruppe zu tun hat. Es liegen vielmehr zwischen beiden Seiten Differenzen vor, die mit ein Grund für den im Interview erwähnten Rückzug waren. Gemeint war der Verein und allgemein die Fanszene Venedigs, die ihr bereits kennenlernen durftet. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an unsere aufmerksamen Leser, die uns darauf hingewiesen haben.

Ansonsten liegen ereignisreiche Wochen hinter dem italienischen Fußball. Neben dem Skandal um den bereits in der Vergangenheit durch rassistische Äußerungen aufgefallenen Verbandspräsidenten Carlo Tavecchio, der sich despektierlich gegenüber Homosexuellen und Juden geäußert haben soll, muss sich der Nationaltrainer Antonio Conte im Februar wegen des Wettskandales vor Gericht verantworten. Er soll als Trainer des AC Siena zwischen 2010 und 2011 Manipulationen nicht gemeldet haben.

29 Rom: Wie viele mitbekommen haben dürften, war beim vom 08. November nichts wie sonst und das Spiel, das 2:0 für AS Rom endete, ging wohl als eines der traurigsten Derbies in die Geschichte ein. Die Kurven von AS und Lazio hatten das Spiel wegen des Ärgers mit der örtlichen Polizei boykottiert. Auch wenn sich die TV-Regie rund um Sky alle Mühe gab die leeren Blöcke im Stadion zu verbergen, wurde doch für alle - selbst am TV - deutlich, dass so etwas kein Derby sein kann. Bis auf jeweils knapp unter 1.000 Einzelpersonen blieben beide Kurven komplett leer und es fanden insgesamt lediglich 29.500 Fans den Weg ins . Dies hielt die Staatsmacht jedoch nicht davon ab, vor dem Spiel mehrere Hausdurchsuchungen bei „potenziell gefährlichen Fans“ durchzuführen und mehrere Stadionverbote und Geldstrafen - unter anderem für das Sitzen auf dem Zaun - auszusprechen. Vor dem Spiel versammelten sich rund 500 AS Rom Anhänger vor dem Mannschaftshotel, stimmten die Mannschaft mit Gesängen und Spruchbändern auf das Derby ein und kritisierten ihren amerikanischen Präsidenten Pallotta, von dem sie sich im Stich gelassen fühlen, mit „Wo ist denn Pallotta jetzt?!“ Gesängen.

Nachdem Wochen vor dem Derby klar geworden war, dass beide Fanszenen das Derby boykottieren, erregte das Thema landesweit großes Aufsehen und wurde in vielen Medien thematisiert. Hierbei gerieten nicht nur die Kurven, sondern immer mehr auch die Maßnahmen vom Polizeipräfekt in die Kritik. Dieser meldete sich persönlich zu Wort, indem er mitteilte, er würde den Boykott bedauern allerdings sei er für die Sicherheit der römischen Sportanlagen verantwortlich und müsse Sorge dafür tragen, dass keiner im Olympiastadion in fremde Blöcke gelange. Die Trennung der Kurve sei eine Maßnahme gewesen, um das unkalkulierbare Risiko einer überfüllten Kurve zu minimieren. In Bezug auf die Proteste und den Boykott äußerte er den Wunsch, die Kurven würden ihre starre Position aufgeben, denn ansonsten laufe alles auf ein „Armdrücken“ mit dem Staat hinaus, welches die Kurven nicht gewinnen könnten. Daraufhin geriet auch der verantwortliche Polizeipräfekt Gabrielli zunehmend in die Kritik, so stellte der Corriere 30 dello Sport die Frage, warum diese Maßnahmen, die in einem Gesetz aus dem Jahre 2003 beschlossen worden sein sollen und seit 2007 hätten umgesetzt werden können, gerade jetzt zur Anwendung kommen. Zudem kritisierte die Zeitung die Tessera del Tifoso als Sargnagel des italienischen Fußballs und beschwerte sich allgemein über Gabriellis polemische Äußerungen. Der Präsident des Olympischen Komitees Italiens CONI hingegen äußerte seinen Wunsch, die Fans sollten über den Maßnahmen stehen, während der Präsident Pallotta von AS Rom mal wieder mit einer abfälligen Bemerkung gegenüber den eigenen Fans auffiel. So teilte er nach dem Spiel ironisch in Bezug auf die kritischen Gesänge der Fans vor dem Mannschaftshotel mit, er habe in der Kurve gestanden und sinngemäß gesungen „Wo ist denn die Kurve hin?“. Kurze Zeit später ruderte er jedoch zurück und sagte es sei alles nur ein Witz gewesen.

Mittlerweile ist nun weitere Bewegung in die Thematik gekommen, so kündigten die Verantwortlichen von AS Rom Verhandlungen mit der römischen Polizei an, um Lösungsmöglichkeiten auszuloten.

Einen ersten Teilerfolg im Kampf gegen den Polizeipräfekt Gabrielli konnte ein Lazio Fan vor Gericht erzielen. Der Fan hatte ein fünfjähriges Stadionverbot sowie Meldeauflagen für die nächsten fünf Jahre erhalten, weil er bei der Demonstration vor dem Spiel Lazio gegen Sassuolo im September außerhalb des Stadions einen Bengalo angezündet hatte. Der Richter sah diese Strafe als völlig unverhältnismäßig an und prangerte die in Rom getroffenen Maßnahmen als exzessiv und diskriminierend an. Es bleibt abzuwarten, ob dies nur ein Einzelfall ist oder gerade tatsächlich ein Umdenken stattfindet.

Inzwischen hat auch der Prozess um den Tod vom Neapel Fan Ciro Esposito, der beim Pokalfinale 2014 vom AS Rom Anhänger Daniele de Santis erschossen worden sein soll, begonnen.

Gabriele Sandri: Diese Tage jährte sich der Mord am Lazio Fan Gabriele Sandri zum achten Mal. Eine ausführliche Aufarbeitung der Geschehnisse gibt es im Skandale Text zu lesen.

Bologna: In Bologna wurde erstmalig ein Kindergarten von einer Ultragruppe eröffnet. Dieser befindet sich in einer umgebauten ehemaligen Bowlingbahn und wird von der Gruppe Forever Ultras betrieben, die den kleinsten frühestmöglich die Liebe zum Verein sowie Werte wie Zusammenhalt, Solidarität und Kampfgeist nahebringen will.

Messina: Beim Sizilien Derby in Messina am letzten Sonntag wurden aus Sicherheitsgründen keine gegnerischen Fans im Stadion zugelassen. Dies entschied der Polizeipräsident von Messina, der dies mit der großen Rivalität zwischen Messina und Catania begründete. In den letzten Jahren sei es oft zu 31 Auseinandersetzungen, auch mit der Polizei, gekommen und die Stimmung sei sehr aggressiv, teilte die Polizei mit und erinnerte an das Jahr 2001 in dem ein Messina Fan durch den Böllerwurf eines Catania Fans ums Leben gekommen war. Neben der Schließung des Gästeblockes, war es zudem allen Bewohnern der italienischen Provinz von Catania untersagt Karten für das Spiel zu erwerben.

Genua: Neun Genua Fans, die sich der Anordnung, dass nur Bewohner der Region Friaul das Spiel von Udine gegen Genua besuchen dürfen, widersetzt haben, erhielten eine Geldstrafe in Höhe von 1.000 Euro. Das Verhältnis zwischen beiden Vereinen gilt als entspannt bis freundschaftlich und die Genua Fans verhielten sich das gesamte Spiel über friedlich, was die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme erheblich in Frage stellt.

Frosione: Wie aus einer Stellungnahme der Curva Nord Frosione hervorgeht, stehen Gästefanverbote in Italien mittlerweile an der Tagesordnung. So traf es zum zweiten Mal hintereinander die Curva Nord Frosione, die das Spiel in Florenz Anfang November ebenfalls nicht besuchen durfte. Grund ist ein Vorfall von Anfang Oktober, bei dem es im römischen Hauptbahnhof zu Auseinandersetzung gekommen sein soll, die Verspätungen im Zugverkehr verursacht haben sollen. Aus „Gründen der öffentlichen Ordnung“ wurde ihnen daraufhin das Besuchen von Auswärtsspielen untersagt. Die Curva Nord wehrte sich in ihrem comunicato allerdings vergeblich gegen diese Anschuldigungen, die lediglich auf Angaben der italienischen Bahn basieren sollen und auch der offene Brief den mehrere Abgeordnete des sozialdemokratischen PD an den Premier- und Innenminister geschrieben hatten blieb erfolglos.

Ischia: Da von der Polizei auch das Drittligapiel Ischia gegen Caserta von Ende Oktober als Risikospiel eingestuft wurde, blieben auch hier Gästefans ausgeschlossen und der Kartenverkauf an Bewohner der Provinz von Caserta untersagt.

Mailand: Die Curva Sud von Milan forderte beim Heimspiel gegen Sassuolo die Entlassung von Manager Galliani und Trainer Mihajlovic. Auf ihren Transparenten hieß es unteranderem der Manager sei ein dummer Vogel, der ob mit oder ohne Geld bewiesen habe, dass er nichts tauge. Trotz der dann folgenden drei Siege in Folge hielt der Protest auch beim 0:0 gegen Atlanta am 07. November an, sodass in der Kurve größtenteils auf Banner, Fahnen und Spruchbänder verzichtet wurde.

32 Catania: Bei den Freunden unseres verhassten Nachbarn aus dem Osten scheint es in der Fanszene Unstimmigkeiten bezüglich des Umgangs mit der Tessera del Tifoso zu geben. Während die Curva Sud Catania mit den Irriducibili wie bereits berichtet der Meinung ist, dass es Utopie sei, an das Ende der Tessera zu glauben und man die Szene retten müsse, findet die Curva Nord man müsse Rückgrat beweisen und der eigenen harten Linie treu bleiben. Man müsse das „Jetzt“ opfern, um eine bessere Zukunft zu haben, teilte man mit und stellte klar, dass man die Entscheidung der Curva Sud trotzdem respektiere. Es sind nicht die ersten Unstimmigkeiten innerhalb der dortigen Fanszene, so gab es letzte Saison auch unterschiedliche Auffassungen über einen Stimmungsboykott der Curva Nord, dem sich die Curva Sud nicht anschloss.

Verona: In Verona haben sich Anwohner öffentlich über die neuesten Sicherheitsmaßnahmen rund um das Stadion Marcantonio Bentegodi beschwert. In einer Initiative, die über die lokale Zeitung L’Arena vorangetrieben wurde, mahnen sie die „Militarisierung“ des gesamten Viertels rund um das Stadion an. Ein neuer Zaun, der die Besucherströme trennen soll, trennt nun auch das Viertel und schneidet einen Teil der Bewohner von der Nutzung der einzigen Grünfläche in der Nähe ab. Die Anwohner kritisieren man behandle durch den Bau des Zaunes Menschen wie Tiere und viele Ladenbesitzer befürchten nun, von Besucherströmen abgeschnitten zu sein und deshalb große Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen.

Saronno: Beim Spiel der beiden Nachbarstädte aus dem Mailänder Umland Saronno gegen Legnano vor zwei Wochen soll es zu einer großen Auseinandersetzung zwischen beiden, seit jeher eher negativ zueinander gesinnten, Fanszenen gekommen sein. Ein Marsch der Fans aus Legnano brachte die Heimseite auf die Palme, sodass die „Fronte Ribelle“ das Stadion verließ und sich den Legnano Fans in den Weg stellte. Die Auseinandersetzung bei der laut Augenzeugen mehrere 100 Fans beteiligt gewesen sein sollen dauerte etwa 15 Minuten, bis sie von der Polizei beendet wurde.

Recanati: In der Provinz rund um Recanati sorgte zuletzt der Fall des fünfjährigen Simone, der sich durch kochendes Wasser schwerste Verletzungen zugezogen hatte, für Bestürzung. Da die Krankenkasse Teile der intensiven wie teuren Behandlung des kleinen Jungen als „Schönheitsoperationen“ einstuft und 33 somit nicht bezahlt, stand die Familie ohne die Mittel da, um ihrem Sohn die notwendige Behandlung zu ermöglichen. An dieser Stelle sprangen die Ultras von Recanati ein und teilten mit, sie würden gemeinsam mit der Kirche Spenden für den kleinen Simone sammeln.

Pignone: Die Kommune von Pignone veröffentlichte auf ihrer Homepage einen Text in dem sich die Stadtverantwortlichen noch ein Mal recht herzlich bei den Ultras von La Spezia für die Hilfe nach dem Unwetter vom 25. Oktober 2011 bedanken und diese zu einem Fest zur Wiedereröffnung von damals zerstörten Gebäuden einladen. In dem Text heißt es, dies sei alles ohne die Ultras nicht möglich gewesen. Heutzutage würde niemand die Hilfe der Ultras wollen aber sie selbst hätten damals in der schwärzestden Stunde der Stadt den wahren Wert der Ultras am eigenen Leibe erfahren und es sei eine große Ehre gewesen Seite an Seite die Stadt aus dem Schlamm zu befreien.

Turin: Der Traditionsverein Torino Football Club baut auf dem Gelände seines historischen Filadelfia Stadions eine neue Arena. Der Bau soll ein Jahr dauern und zum 90-jährigen Jubiläum des alten Stadions, in dem Turin in den Vierziger Jahren seine größten Erfolge feierte, eröffnet werden. Turin galt seinerzeit als eine der besten Mannschaften der Welt, bis im Jahre 1949 fast die gesamte Meistermannschaft bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Benevento: In der letzten Ausgabe hatten wir berichtet, dass die Fanszene von Benevento Calcio aufgrund des heftigen Unwetters darauf verzichtet hatte die Auswärtsspiele ihrer Mannschaft zu besuchen und stattdessen im Ort und Umgebung erste Hilfe geleistet hat. Die größten Schäden sind mittlerweile behoben und die Stadt kann froh sein, dass die Ultras so organisiert und entschlossen Hilfe geleistet haben, kam doch das Militär und große Teile des Zivilschutzes erst nach mehreren Tagen im Ort an. Die Ultras, in Italien mittlerweile gerne auch als Seuche und „das Schlechte“ bezeichnet, waren es auch, die darauf verzichtet haben ihren Status vom ehrenamtlichen Helfer auf einen als bezahlter „Notarbeiter“ ändern zu lassen, wie es in Italien in Ausnahmesituationen gehandhabt wird, um genügend Arbeitskräfte zu mobilisieren. Während der Einsatz in der italienischen Medienlandschaft nahezu komplett ignoriert wurde, bedankten sich die Caritas und der Zivilschutz für die selbstlose Hilfe der Ultras. Eine tolle Geste gab es auch seitens des Vereins US Avellino, der beim Spiel gegen Ascoli Picchio FC auf den Aufdruck des Hauptsponsors verzichtete und stattdessen mit der Aufschrift Caritas Benevento auflief. Nach dem Spiel wurden die Trikots, ähnlich wie die von Benevento, versteigert und die Erlöse an die Caritas Benevento für die Bewältigung der Krise gespendet.

Sportliche Situation: Die Serie A bleibt weiterhin spannend. Nachdem AS Rom vor drei Wochen am 9. Spieltag durch einen Sieg gegen Florenz kurzfristig die Tabellenführung übernehmen konnte, verloren sie am 11. Spieltag das Spitzenspiel gegen Inter Mailand mit 1:0, während der SSC Neapel gegen den FC Genua nicht über ein 0:0 hinauskam und Florenz durch einen Sieg wieder an AS Rom vorbeizog. Das von uns erwähnte Kellerduell zwischen Carpi und Hellas Verona endete 0:0, während Juventus das Turin Derby mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Am 12. Spieltag gelang es Florenz seine Führung zu halten, während AS Rom das Derby della Capitale mit 2:0 für sich entscheiden konnte, sodass sich bei Redaktionsschluss folgende Konstellation ergab: Der AC Florenz führt die Liga mit 27 Punkten an. Punktgleich dahinter folgt Inter Mailand. Auf Platz 3 und 4 folgen mit 26 beziehungsweise 25 Punkten AS Rom und der SSC Neapel. Juventus Turin scheint mit zuletzt zwei Siegen in Folge die Krise beendet zu haben und konnte mit 18 Punkten bis auf Platz sieben und direkt hinter dem AC Mailand aufrücken. Mit acht Punkten Rückstand dürfte das Erreichen der Champions League dieses Jahr jedoch ein eher schwieriges Unterfangen darstellen. Schlusslichter der Liga bleiben nach wie vor mit jeweils sechs Punkten der FC Carpi und Hellas Verona. Am heutigen Spieltag steht unter anderem das Duell zwischen Juventus und dem AC Mailand an. Für 34 die vier führenden Mannschaften sollten die Spiele gegen Empoli, Frosione, Bologna und Hellas keine allzu große Hürde darstellen, befinden sie sich doch allesamt am unteren Ende der Tabelle. Die ersten Trainerentlassungen dieser Saison erfolgten übrigens in den letzten Wochen ebenfalls: Neben Giuseppe Sannino, der beim FC Carpi seinen Stuhl räumen musste, wurden auch Giuseppe Iachini (Palermo), Walter Zenga (Sampdoria) und Delio Rossi beim FC Bologna wegen Erfolglosigkeit entlassen.

Buchvorstellung

Eine Saison mit Verona (Tim Parks)

Der Untertitel des Buches lautet „Eine Reise durch Italien auf der Suche nach Träumen, Fußball und dem Herzen des Landes“. Dieser Satz trifft den Inhalt des Buches schon ziemlich genau. So erwartet euch hier kein reines Ultrabuch, sondern ein Buch, was versucht, uns die italienische Kultur näher zu bringen. Die Saison von Hellas Verona steht dabei natürlich im Mittelpunkt. Geschrieben wurde es von Tim Parks, einem Engländer, der in eine italienische Familie eingeheiratet hat und glühender Fan von eben Hellas Verona ist. Die Tatsache, dass er kein gebürtiger Italiener ist, macht die Geschichten noch interessanter. So gibt er einen ganz eigenen Blick auf das Leben in Verona. Ein großer Schwerpunkt ist der rassistische Ruf der Fans aber auch der Stadt, der zurecht kritisch bearbeitet und erforscht wird. Das Buch richtet sich kapitelweise nach den Spieltagen der Saison 2000/2001, was dazu führt, dass man sich zum Ende des Buches dabei erwischt, wie man immer mehr mit dem Team aus dem Norden mitfiebert. Tim Parks besucht dabei jedes Spiel seines Vereins. Die Auswärtsspiele immer auf einen anderen Weg, mal im Flugzeug mit der Mannschaft, mal im Sonderzug, mal alleine, mal im Bus der Ultras rund um die Brigade Gialloblú. Neben den unglaublich interessanten Anekdoten lernt man nebenbei noch etwas Italienisch, auch wenn es sich fast ausschließlich ums Fluchen handelt.

Hier ein kleiner Auszug, der die Leseempfehlung noch einmal deutlich machen wird:

Tim Parks im Bus der Ultras auf den Weg nach Bari:

„Fondo hängt mit dem Kopf nach unten an der Gepäckablage. Er zieht seinen Pulli aus, dann sein T-Shirt, dann zieht er die Jacke wieder an und setzt seine Verona-Mütze und seine teure Sonnenbrille auf. Er schwankt hin und her und begießt sich von oben bis unten mit Bier. Sein Gesicht glänzt. „In der Dose ist eine bomba. Fahr grade aus, Fahrer, Dio boia! Autista di merda.“ Den anderen, die anfangs noch applaudiert haben, wird es allmählich langweilig. Die vier oder fünf älteren Männer möchten gerne schlafen. Insbesondere ich selbst möchte wirklich sehr gerne schlafen. Aber anderseits ist das hier eine Gruppe von Leuten, die ihre ganze kollektive Identität in die Vorstellung investiert haben, dass sie unverbesserlich sind. Wie können sie sich also anmaßen einander zu kritisieren?“

Eine Saison mit Verona von Tim Parks ISBN-10: 3442453747 ISBN-13: 978-3442453740

Die größten Skandale des italienischen Fußballs 1. Teil

Wie ihr bereits in vorherigen Ausgaben lesen konntet, kann man nicht behaupten Italien sei eines der korruptionsärmsten Länder Europas. So blieb in der Vergangenheit auch der Fußball im Mutterland der 35 Ultras nicht unbeschadet von der Gier einiger weniger willkürlichen Repressalien des Staates oder extremer Polizeigewalt. Im folgenden Text möchten wir euch vier der größten Skandale Italiens vorstellen:

Totonero Wettskandal

Der erste große Skandal des italienischen Fußballs ist der als „Totonero“ bezeichnete Wettskandal von 1980. Der Name ist eine Abwandlung des legalen italienischen Wettanbieters Totocalcio. Mehrere Dutzend Spieler aus den obersten zwei Ligen, sowie einige Funktionäre und Vereine waren in die illegalen Absprachen involviert.

Der damals 32 Jährige Gemüsehändler Massimo Cruciano hatte sich über das Restaurant von Alvaro Trinca in Kontakt mit mehreren Spielern von Lazio Rom begeben, die dort regelmäßig essen gingen. Sie vereinbarten den Ausgang etlicher Spiele, wodurch Cruciano und Trinca hohe Summen auf die abgesprochenen Partien setzten. Allerdings lief nicht alles wie geschmiert. Der erste Betrugsversuch scheiterte zum Beispiel daran, dass die Spieler Lazio Roms den Flug zum Spiel Lazio-Palermo verpassten. Nachdem viele weitere Spiele nicht das gewünschte Ende fanden, begannen Cruciano und Trinca misstrauisch zu werden. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Millionen Lire (mehrere zehntausend Euro) verloren und standen bei den Buchmachern in hoher Schuld. Nachdem ein Gemüsewagen von Cruciano angezündet wurde, entschloss sich dieser, dem Treiben ein Ende zu setzen. Sie begannen Druck auf die Verantwortlichen auszuüben und ließen die Geschehnisse über einen Anwalt an die Öffentlichkeit gelangen. Obwohl sie eine Art Omertà-Zahlung über 20 Millionen Lire (20.000 Euro) auf Geheiß des damaligen Milan Präsidenten Felice Colombo bekamen, informierten sie die zuständigen Behörden. Diese sorgten am 23. März für ein kurioses Schauspiel. So wurden die verdächtigen Spieler und Funktionäre nicht nur während des Spieltags festgenommen, sondern teilweise auch in Handschellen vom Platz geführt. Insgesamt wurde gegen zwölf Vereine aus der Serie A und B, sowie 25 Spielern und sieben Funktionäre ermittelt. Letztendlich mussten Lazio Rom und der AC Mailand in die Serie B absteigen. Avelino, Bologna und Perugia bekamen fünf Minuspunkte für die Saison 80/81 in der Serie A. Zudem wurden die Zweitligavereine Palermo und Taranto ebenfalls mit fünf Strafpunkten belegt. Etwas heftiger fielen die Strafen gegen die etlichen involvierten Spieler aus. Diese variierten zwischen drei Monaten und sechs Jahren Sperre. Unter den Spielern befand sich auch der bekannte Paolo Rossi, dessen Strafe von drei auf zwei Jahre reduziert wurde, damit er bei der WM ’82 dabei sein konnte. Dort schoss er Italien zum Titel und wurde selbst Torschützenkönig. Milans damaliger Präsident Colombo wurde lebenslang gesperrt.

Calciopoli

Der wohl größte Skandal der jüngeren Vergangenheit im italienischen Fußball kam im Mai 2006, kurz vor der Fußball Weltmeisterschaft, ans Licht. Der Skandal umfasste Absprachen und Bestechungen von Schiedsrichtern in den obersten Ligen des Landes. Beteiligt waren unter anderem die Vereine Juventus, Fiorentina, Lazio und Reggina. In die Öffentlichkeit gelangte der Skandal, als mehrere Tageszeitungen Mitschnitte von Telefonaten veröffentlichten, die im Zuge von Ermittlungen gegen die italienische Fußball Agentur Gea World aufgezeichnet worden waren. Hierbei versuchten die Juventus Manager Luciano Moggi und Antonio Giraudo den Verband, bei Auswahl der jeweiligen Schiedsrichter für die einzelnen Spiele zu beeinflussen. Es soll ein Netzwerk zwischen verschiedenen Funktionären gegeben haben, die über Schweizer SIM Karten miteinander kommuniziert und Schiedsrichter bestochen haben sollen.

Juventus, Lazio und Fiorentina wurden zu einem Zwangsabstieg in die zweite Liga verurteilt, während es beim AC Mailand und Reggina lediglich zu einem Punkteabzug kam. Die Meisterschaft der Saison 2004/05 36 sowie 2005/06 von Juve wurden aberkannt. Letztendlich absteigen musste jedoch nur Juventus Turin, da die anderen Vereine ihre Urteile erfolgreich abmildern konnten und auch Juve stieg bereits ein Jahr später wieder in die Serie A auf. Dennoch verließen zahlreiche namenhafte Spieler wie Cannavaro oder Ibrahimović den Verein. In den späteren Prozessen wurden Giraudo und Moggi zu Haftstrafen verurteilt, die jedoch in letzter Instanz wegen Verjährung aufgehoben wurden. Bei den Prozessen der Sportgerichtsbarkeit wurden außerdem zahlreiche andere namenhafte Personen wie der heutige AC Mailand Manager Galliani oder der Großunternehmer Diego Della Valle vorübergehend im Fußball gesperrt. Des Weiteren kam raus, dass auch Inter Mailand an den dubiosen Telefonaten beteiligt gewesen sein soll. Abschließend stellte das Gericht bei folgenden Funktionären Verstöße gegen die Statuten des Verbandes fest: Campedelli (Chievo), Cellino (Cagliari), Corsi (Empoli), Foschi (Palermo), Foti (Reggina), Gasparin (Vicenza), Governato (Brescia), Meani (Milan), Moratti (Inter), Spalletti (Udinese), Facchetti (Inter), Meani (Milan), Spinelli (Livorno). Insgesamt muss man sagen, dass die Aufarbeitung völlig unzureichend gelaufen ist und am Ende wohl mehr offene Fragen im Raum standen als Klarheit.

Gabriele Sandri

Am 11. November jährte sich der tragische Tod des Lazio Fans Gabriel Sandri zum achten Mal. Dieser war am morgen des 11. November 2007 mit Freunden auf dem Weg zum Fußballspiel seiner Lazio in Mailand, als ein Schuss des Polizisten Luigi Spaccarotella ihn in den Nacken traf. Dem Schuss, der von der anderen Seite der Autobahn abgegeben worden war, gingen kleinere Ausschreitungen auf dem Autobahnrastplatz Badia al Pino an der A1 bei Arezzo zwischen Lazio Anhängern und Fans von Juventus Turin voraus, die sich auf dem Weg nach Parma befanden. Laut eigener Aussage veranlassten die Auseinandersetzungen den Polizisten Spaccarotella einen Warnschuss in die Luft abzugeben. Ein zweiter Schuss habe sich beim

Laufen gelöst, als er versuchte auf die andere Fahrbahn zu gelangen, um die Kennzeichen der zu diesem Moment schon abfahrenden Autos festzustellen. Diese Aussage steht nicht nur im völligen Widerspruch zu jeglicher Art von Verhältnismäßigkeit, sondern auch zu mehreren Zeugenaussagen, die den Polizisten mit zwei ausgestreckten Armen über die Breite der Autobahn in Sitzhöhe auf das abfahrende Auto schießen sahen. Eine japanische Zeugin, die zufällig vor Ort war, beschrieb die Situation wie folgt: „Der Polizist richtete, nachdem er stehengeblieben war, die Pistole mit beiden ausgestreckten Armen in Richtung des Autos. Er wartete etwa zehn Sekunden, und schoss.“

Zu diesem Schluss kam drei Jahre nach dem Tod Sandri’s auch das Oberlandesgericht von Florenz, welches den Polizisten zu neun Jahren und vier Monaten Knast für Totschlag mit bedingtem Vorsatz verurteilte. Zunächst war in erster Instanz nur ein Urteil von sechs Jahren wegen fahrlässiger Tötung ausgesprochen 37 worden, welches die Tat als tragischen Unfall bezeichnete und vielerorts Entsetzen auslöste. Die Verteidigung Spaccarotellas hatte im Laufe des Verfahrens auf Freispruch plädiert und unter anderem die schweren Polizeischuhe (!) als Entlastungsargument geliefert.

Der Tod Sandris löste in Italien eine Welle von Trauer, Wut und Solidarität aus. Viele Ultragruppen wünschten sich die Aussetzung des Spielbetriebs der Serie A, so wie es nach dem Tod des Polizisten Filippo Raciti Anfang des Jahres 2007 geschehen war. Stattdessen wurde lediglich das Spiel Lazio-Inter abgesagt. Alle anderen Spiele der Serie A wurden mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen. Die Fans von Atalanta Bergamo und dem AC Mailand sorgten für einen Spielabbruch. Vielerorts wurde der Support eingestellt und wich „Assassini“ (Mörder) Chören gegen die eingesetzte Polizei. Zudem wurden in der Nacht nach dem Mord zwei Polizeistationen in Rom von Lazio Ultras angegriffen. Es gab eine beeindruckende Beisetzung Sandris, zu welcher mehrere tausend Menschen kamen. Darunter auch nahezu die gesamte Mannschaft von Lazio Rom.

Auch im Angesicht des tragischen Ereignisses ließen es sich italienische Funktionäre und Politiker nicht nehmen, eben diesen und die Reaktionen darauf als Grund für weitere Repressionen und Gesetze zu benutzen. So stellt das Jahr 2007, mit den Todesfällen von Gabriele Sandri und Filippo Raciti, einen negativen Höhepunkt für die italienische Ultraszene dar. Nur sechs Tage nach dem Tod von Raciti wurde das im Volksmund nach dem damaligen Innenminister Giuliano Amato benannten „Decreto Amato“ umgesetzt. Dieses ebnete weitreichenden Repressionen Tür und Tor und war wohl auch der Grundstein für die einige Jahre später eingeführte Tessera del Tifoso.

In einem kürzlich veröffentlichten Interview dankte Gabrieles Vater Giorgio allen Fußballfans, die ihn und seine Familie vor allem auch im Prozess unterstützt hatten. War zunächst versucht worden Gabriele im Prozess zu diskreditieren, um einen Freispruch für den Polizisten durchzusetzen, blieb die Familie hartnäckig. Hierdurch und durch die Aufmerksamkeit, die dem Fall durch den Fußball geschenkt wurde, konnte Gerechtigkeit erzielt und Spaccarotella wegen Totschlags verurteilt werden. Zum Jahrestag tauchten an mehreren Stellen in Rom sowie am Rastplatz Spruchbänder auf und es wurden Blumen niedergelegt.

Antonio Speziale

Im Nachgang des sizilianischen Derbys Palermo-Catania am 2. Februar 2007 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Ultragruppen und den Einsatzkräften außerhalb des Stadions. Im Zuge dessen kam der damals 40 jährige Polizist Filippo Raciti ums Leben. Für die italienischen Medien und die Politik war sofort klar, dass Raciti einem gewalttätigen Ultra zum Opfer gefallen war. Nur wenige Tage später initiierte der damalige italienische Innenminister die „Decreti anti ultra“. Auch wurde schnell ein Sündenbock gefunden und öffentlich an den Pranger gestellt. Der damals 17 jährige Antonio Speziale soll mit dem Wurf einer Waschbeckenverkleidung den Polizisten getroffen und umgebracht haben. Das Urteil in erster Instanz lautete 14 Jahre Haft. Mittlerweile wurde die Strafe in letzter Instanz 2012 auf acht Jahre abgemildert. Dennoch wird das Verfahren bis heute von einigen Ungereimtheiten begleitet. Es gibt verschiedene Videoaufnahmen, die zeigen wie zwei Catania Ultras zwischen Minute 19:04 und 19:09 die Waschbeckenverkleidung in hohem Bogen einigen Polizisten entgegen schleudern. Außerdem nimmt eine weitere Kamera auf, wie die Verkleidung am Boden zerschellt ohne jemanden direkt zu Treffen. Von Aufnahmen des angeblichen Todeswurfs fehlt also jede Spur. Außerdem hatte die wissenschaftliche Kammer der Polizei in Rom im Laufe des Verfahrens ausgeschlossen, dass die Verkleidung als Waffe für die tödlichen Verletzungen Racitis verantwortlich sein kann. Dieser sei an inneren Verletzungen, nämlich vier Rippenbrüchen und einem Leberriss, gestorben. Diese Hinweise decken sich mit der Aussage Speziales vom 38 8. Februar 2007, in welcher er den Wurf zugibt, allerdings beteuert niemanden getroffen zu haben. Erst knappe anderthalb Stunden nach dem Wurf, fängt Raciti an über Schmerzen zu klagen und wird schließlich ohnmächtig. Im Krankenhaus kann nur noch sein Tod durch innere Blutungen festgestellt werden. Es bleibt fraglich, wie jemand mit einer solch schweren Verletzung noch anderthalb Stunden seinen Dienst verüben konnte. Der Verteidiger Speziales fasst es wie folgt zusammen: „Der Moment, in dem Filippo Raciti die tödliche Verletzung beigebracht bekommen haben soll, wird von niemandem wahrgenommen, nicht einmal von ihm selbst“. Interessant ist weiterhin die vor Gericht zurückgezogenene Aussage eines Kollegen Racitis. Dieser habe beim Zurücksetzen seines Einsatzwagens, dessen Rückspiegel bereits fehlten, inmitten von Rauch und Chaos einen Aufprall wahrgenommen und Raciti am Boden liegen sehen. In dieselbe Richtung geht die Tatsache, dass Farbreste des Jeeps an der Kleidung des toten Beamten festgestellt wurden. Obwohl Italiens oberstes Gericht im Februar 2014 einem Antrag auf die Wiederaufnahme des Verfahrens folgte, hinterlässt die gesamte Aufarbeitung des Falles einen sehr faden Beigeschmack und steht symptomatisch für die Ungleichbehandlung von Polizisten und normalen Bürgern vor den Gerichten Italiens.

Gemischte Tüte

Hamburg: Aufgrund einer Pyroaktion in der Südkurve des FC St. Pauli und „mehrfacher sicherheitsrelevanter Verstöße in diesem Stadionbereich“ (O-Ton der Polizei Hamburg) untersagte eben diese den Alkoholausschank in der Heimkurve für das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Ein Verbot von alkoholischen Getränken bei internationalen Spielen oder „Risikospielen“ ist inzwischen öfters der Fall. Eine Einschränkung dieser Art in nur einem Teil des Stadions ist doch unüblich. Abgesehen davon, dass sich der Konsum dann einfach vor das Stadion verlagert, ist die Verbindung zwischen einer Pyroaktion und Alkoholkonsum dabei auch eher schwer nachvollziehbar. Normalerweise entschließt man sich zum Zünden ja nicht beim Suff im Stadion, sondern etwas früher. Letztendlich also eine typische Aktion der Polizei, um einen Keil zwischen Fans zu treiben und mit sinnlosen Verboten weitere Pyroshows zu verhindern. Da man als aktiver Fan oftmals mehr Kreativität und Einfallsreichtum besitzt als ein Schreibtischtäter im Polizeirevier, antwortete Ultrà Sankt Pauli auf das Verbot mit Freibier vor der Südkurve. So wurden mehrere Tausend Biere gegen eine freiwillige Spende verteilt. Das gesammelte Geld soll in zukünftige Pyroshows gesteckt werden. Wenn also das nächste Mal von Pauli-Fans Pyrotechnik gezündet wird, können die Verantwortlichen bei der Polizei davon ausgehen, dass sie indirekt einen Teil zur Finanzierung beigetragen haben. Blöd gelaufen.

Osnabrück: Beim Gastspiel des Halleschen FC in Osnabrück kam es zu einer kontrollierten Pyroaktion und einem angeblichen Zaunfahnenklau einer Osnabrücker Fahne. Dies veranlasste die Polizei und die Sicherheitskräfte laut einer Stellungnahme des HFC-Fankurvenrats dazu, völlig durchzudrehen. So kam es laut den HFC-Fans zu zahlreichen Verletzungen bei den Anhängern, nachdem sogar die Security verbotenerweise Pfefferspray und einen Schlagstock einsetzte und auch die Polizei einige Fans verletzte. Im Anschluss wurden alle Anwesenden Körperkontrollen unterzogen und abgefilmt. Ferner wurden fleißig Anzeigen wegen schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung gegen alle verbliebenen Fans geschrieben. Auch die Busse wurden penibelst durchsucht, wobei einige persönliche Gegenstände verloren gingen. Letztendlich wurde natürlich keine Zaunfahne gefunden. Diese Maßnahmen zogen sich insgesamt 39 über fünf Stunden bis weit in die Nacht hin. Man kann der Polizei also durchaus den Vorwurf machen, durch das sinnlose Vorgehen die übermüdeten Autofahrer in Gefahr gebracht zu haben, da diese noch einen weiten Heimweg vor sich hatten.

England: Dass die Uhren in England für Fußballfans anders ticken, dürfte hier jedem Leser bekannt sein. Umso wichtiger ist es, die Auswirkungen von solchen Zuständen zu verdeutlichen. So wurde zwölf Aston Villa Fans ein Stadionverbot für drei Spiele für das Stehen und Singen auf den Rängen ausgestellt. Mit dem Verein wurde erst letztes Jahr eine „Singing Area“ eingerichtet, in der die Fans jetzt für Stimmung sorgen. Der Verein begründete die Verbote damit, dass andere Besucher gestört wurden. Unter https:// www.change.org/p/tom-fox-hands-off-brigada-1874 gibt es eine Petition gegen diese absurde Strafe, die bereits von über 2.000 Personen unterzeichnet wurde.

Leipzig: Eine bizarre Geschichte spielte sich in Leipzig-Leutzsch ab. So wurde ein Spiel aufgrund einer Auseinandersetzung von Fans nicht angepfiffen. Vor dem Spiel BSG Chemie gegen Rapid Chemnitz stieg ein Fan mit Hitlergruß aus dem Chemnitzer Fanbus. Diese Geste wurde von Fans der BSG Chemie geahndet und es entwickelte sich eine Auseinandersetzung zwischen beiden Fanlagern, in die auch der Mannschaftsbetreuer der Chemnitzer verwickelt war. Ein Spieler von Chemie, der schlichten wollte, wurde verletzt. Nach der Auseinandersetzung wollte Rapid Chemnitz nicht mehr zum Spiel antreten, da man die Sicherheit der Spieler nicht gewährleistet sah. Laut dem Verein BSG Chemie tranken die Rapid-Spieler lieber im Spielertunnel Bier.

Jena: Bei dem Verein, dessen Fans teilweise auch eine Freundschaft zu unserem heutigen Gegner pflegen, deuten sich einige Veränderungen an. Das Ernst-Abbe-Sportfeld, in dem der FC Carl Zeiss Jena beheimatet ist, soll erneuert werden. Die Bürgerinitiative „Unser Stadion“ hat in diesem Zuge einen offenen Brief an die Verantwortlichen der Stadt Jena geschrieben. Im bisher veröffentlichten Plan der Stadt soll die Südkurve, in der traditionell die Jenafans beheimatet sind, zum Gäste-und Pufferblock werden. Dementsprechend wäre die Heimkurve dann im Norden des Stadions. Dies stößt den Fans natürlich übel auf, sodass sich in einem Positionspapier mit der Forderung „Südkurve bleibt“ entschieden gegen diese Pläne gestellt wird. Neben dem Verein, der Fanszene und einigen Politikern solidarisierte sich auch die Mannschaft durch entsprechende T-Shirts mit der Forderung.

Polen: Nachdem wir euch schon von dem Boykott Posens aufgrund des „Flüchtlingseuros“ in der Europa League berichteten, positionierte sich eine weitere polnische Szene im Stadion in der Debatte um Geflüchtete in Europa. Beim Spiel gegen Lech zog die Heimkurve von Slask Wroclaw eine Blockfahne hoch, die von verschiedener Pyrotechnik untermalt wurde. Auf der Fahne war ein riesiger Kreuzritter mit einem Slask -Schild zu sehen, der Europa, beziehungsweise das Christentum, gegen ankommende Schiffe verteidigt, die mit Muslimen besetzt sind. Die Schiffe waren mit den Namen verschiedener Terroristen(gruppen) bemalt, was die martialische und zugleich geschmacklose Botschaft komplettierte. In einem Land mit vergleichsweise sehr niedriger muslimischer Bevölkerung wirkt die Choreografie umso deplatzierter. 40