Tanja von Hoorn • Alexander Košenina (Hrsg.) 7 1

Naturkunde im Wochentakt 20 / 1

Zeitschriftenwissen der Aufklärung •

Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, 2014. 274 S., zahlr. Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 28 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / XXVII

Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin • br. ISBN 978-3-0343-1513-5 CHF 83.– / €D 73.80 / €A 75.90 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95 eBook ISBN 978-3-0351-0753-1 CHF 87.45 / €D 82.11 / €A 82.80 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95

eBooks sind nur auf www.peterlang.com erhältlich. €D inkl. MWSt. – gültig für Deutschland und Kunden in der EU ohne USt-IdNr. · €A inkl.MWSt. – gültig für Österreich Zeitschrift für Neue Folge n der Aufklärung wird umfassende Bildung über den Menschen, die Welt und die Kultur gefordert. Wissen •

über Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Medizin, Geologie oder Meteorologie vermitteln – vor der rasan- ten fachlichen Spezialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts – insbesondere Zeitschriften. ISeit etwa 1750 konkurrieren auf dem Buchmarkt unterschiedlichste Periodika – vermischte Magazine, Rezensions- journale, Moralische Wochenschriften –, die in Fachstudien, populären Essays, Lehrgedichten oder fiktionalen Er- zählungen naturkundliche Inhalte an eine nicht minder vielfältige Leserschaft vermitteln. So entsteht eine popu- GERMANISTIK läre, öffentliche Akademie der Natur für das interessierte Bürgertum. Der vorliegende Band sondiert dieses noch weitgehend unerschlossene Feld naturkundlichen Zeitschriftenwissens des 18. Jahrhunderts.

Inhalt: Tanja van Hoorn: Gattungen, Nachbarschaften, Profile: Textsorten und Platzierungen periodischer Natur- aufklärung• Marie-Theres Federhofer: Dichtes Wissen. Zu Christian Ludwig Lichtenbergs und Johann Heinrich Voigts «Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte» • Gunhild Berg: Jährlich, neulich, künftig: Zur Syn- chronisierung von kanonisiertem, aktuellem und zukünftigem Wissen aus der Naturkunde in Kalendarik und Pro- gnostik des «Göttinger Taschen-Calenders» • Martin Gierl: Naturkunde in Rezensionszeitschriften. Der mediale Neue Folge • XXVII Fächer und das Wissen vom Fach • Simona Noreik: Naturwissen und Poesie in Christlob Mylius’ physikalischer Zeitschrift für Germanistik Wochenschrift «Der Naturforscher» • Alexander Košenina: «Erkenntniß von der Größe des Schöpfers». Populäre 1/2017 Naturkunde in den «Physikalischen Belustigungen» (1751–1757) • Michael Bies: Beobachtungen, Bemerkungen und Anekdoten zur ,Verbesserung‘ der Naturgeschichte. Johann Ernst Immanuel Walchs «Der Naturforscher» • Ute Schneider: Für Kenner und Liebhaber. Zur Idee und Konzeption der Zeitschrift «Der Naturforscher» (1774–1804)• Stefanie Stockhorst: Ars medica für Kenner und Liebhaber. Das medizinische Rezensionswesen der «Allgemeinen deutschen Bibliothek» am Beispiel von Johann August Unzer und Philipp Gabriel Hensler • Andreas Christoph: Die «Allgemeinen Geographischen Ephemeriden» (1798–1831) im Kontext der Zeitschriftenliteratur des 18. und 19. Jahr- hunderts • Misia Sophia Doms/Peter Klingel: Leser am Narrenseil. Vom rhetorischen Einsatz naturwissenschaft- licher Methoden im «Reich der Natur und der Sitten» • Susanne Düwell: Erziehung «durch Vorzeigung der Dinge in der Natur». Aufklärungspädagogik und Naturgeschichte • Giulia Cantarutti: Naturforschung in Aufklärungszeit- schriften unter dem Blickwinkel des deutsch-italienischen Kulturtransfers. Peter Lang Peter Lang AG • Internationaler Verlag der Wissenschaften Internationaler Verlag der Wissenschaften Moosstrasse 1 • P. O. Box 350 • CH-2542 Pieterlen • Schweiz Tel : +41 (0) 32 376 17 17 • Fax : +41 (0) 32 376 17 27 [email protected] • www.peterlang.com G Tanja von Hoorn • Alexander Košenina (Hrsg.) 7 1

Naturkunde im Wochentakt 20 / 1

Zeitschriftenwissen der Aufklärung •

Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, 2014. 274 S., zahlr. Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 28 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / XXVII

Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin • br. ISBN 978-3-0343-1513-5 CHF 83.– / €D 73.80 / €A 75.90 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95 eBook ISBN 978-3-0351-0753-1 CHF 87.45 / €D 82.11 / €A 82.80 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95

eBooks sind nur auf www.peterlang.com erhältlich. €D inkl. MWSt. – gültig für Deutschland und Kunden in der EU ohne USt-IdNr. · €A inkl.MWSt. – gültig für Österreich Zeitschrift für Neue Folge n der Aufklärung wird umfassende Bildung über den Menschen, die Welt und die Kultur gefordert. Wissen •

über Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Medizin, Geologie oder Meteorologie vermitteln – vor der rasan- ten fachlichen Spezialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts – insbesondere Zeitschriften. ISeit etwa 1750 konkurrieren auf dem Buchmarkt unterschiedlichste Periodika – vermischte Magazine, Rezensions- journale, Moralische Wochenschriften –, die in Fachstudien, populären Essays, Lehrgedichten oder fiktionalen Er- zählungen naturkundliche Inhalte an eine nicht minder vielfältige Leserschaft vermitteln. So entsteht eine popu- GERMANISTIK läre, öffentliche Akademie der Natur für das interessierte Bürgertum. Der vorliegende Band sondiert dieses noch weitgehend unerschlossene Feld naturkundlichen Zeitschriftenwissens des 18. Jahrhunderts.

Inhalt: Tanja van Hoorn: Gattungen, Nachbarschaften, Profile: Textsorten und Platzierungen periodischer Natur- aufklärung• Marie-Theres Federhofer: Dichtes Wissen. Zu Christian Ludwig Lichtenbergs und Johann Heinrich Voigts «Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte» • Gunhild Berg: Jährlich, neulich, künftig: Zur Syn- chronisierung von kanonisiertem, aktuellem und zukünftigem Wissen aus der Naturkunde in Kalendarik und Pro- gnostik des «Göttinger Taschen-Calenders» • Martin Gierl: Naturkunde in Rezensionszeitschriften. Der mediale Neue Folge • XXVII Fächer und das Wissen vom Fach • Simona Noreik: Naturwissen und Poesie in Christlob Mylius’ physikalischer Zeitschrift für Germanistik Wochenschrift «Der Naturforscher» • Alexander Košenina: «Erkenntniß von der Größe des Schöpfers». Populäre 1/2017 Naturkunde in den «Physikalischen Belustigungen» (1751–1757) • Michael Bies: Beobachtungen, Bemerkungen und Anekdoten zur ,Verbesserung‘ der Naturgeschichte. Johann Ernst Immanuel Walchs «Der Naturforscher» • Ute Schneider: Für Kenner und Liebhaber. Zur Idee und Konzeption der Zeitschrift «Der Naturforscher» (1774–1804)• Stefanie Stockhorst: Ars medica für Kenner und Liebhaber. Das medizinische Rezensionswesen der «Allgemeinen deutschen Bibliothek» am Beispiel von Johann August Unzer und Philipp Gabriel Hensler • Andreas Christoph: Die «Allgemeinen Geographischen Ephemeriden» (1798–1831) im Kontext der Zeitschriftenliteratur des 18. und 19. Jahr- hunderts • Misia Sophia Doms/Peter Klingel: Leser am Narrenseil. Vom rhetorischen Einsatz naturwissenschaft- licher Methoden im «Reich der Natur und der Sitten» • Susanne Düwell: Erziehung «durch Vorzeigung der Dinge in der Natur». Aufklärungspädagogik und Naturgeschichte • Giulia Cantarutti: Naturforschung in Aufklärungszeit- schriften unter dem Blickwinkel des deutsch-italienischen Kulturtransfers. Peter Lang Peter Lang AG • Internationaler Verlag der Wissenschaften Internationaler Verlag der Wissenschaften Moosstrasse 1 • P. O. Box 350 • CH-2542 Pieterlen • Schweiz Tel : +41 (0) 32 376 17 17 • Fax : +41 (0) 32 376 17 27 [email protected] • www.peterlang.com G Zeitschrift für Germanistik

Zeitschrift für Germanistik

Neue Folge XXVII -1/2017

Steffen Martus (Geschäftsführender Herausgeber, Berlin) Alexander Kosenina (Hannover) Erhard Schütz (Berlin) Ulrike Vedder (Berlin)

Gastherausgeber

Charlotte Kurbjuhn (Berlin) Carlos Spoerhase (Berlin)

PETER LANG Internationaler Verlag der Wissenschaften Bern · Berlin · Bruxelles · Frankfurt am Main · New York · Oxford · Wien Herausgegeben von der Philosophischen Manuskripte sind, mit zwei Ausdrucken versehen, Fakultät II / Institut fur deutsche Literatur an die Redaktion zu schicken. der Humboldt-Universität zu Berlin

Redaktion: Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird kei­ Prof. Dr. Steffen Martus ne Haftung übernommen. (Geschäftsfuhrender Herausgeber) Dr. Brigitte Peters [email protected] Die Autor(inn)en von Abhandlungen und Dis­ Anschrift der Redaktion: kussionen erhalten ein Belegheft sowie die PDF- Zeitschrift für Germanistik Datei des Beitrages. Humboldt-Universität zu Berlin Universitätsgebäude am Hegelplatz, Haus 3 Dorotheenstr. 24 Jahresabonnement(s) zum Preis von D-10099 Berlin 150.- SFR, 130.- €, 139.- €*, 143.- €**, Tel.: 0049 30 20939 609 105.- £, 1 58.-U S-$ Fax: 0049 30 20939 630 pro Jahrgang zzgl. Versandspesen https://www.projekte.hu-berlin.de/zfgerm/ Jahresabonnement(s) für Studierende Redaktionsschluss: 01.09.2016 gegen Kopie der Immatrikulationsbescheinigung 105.- SFR, 91.-€, 98.- €*, 100.-€**, Erscheinungsweise: 3mal jährlich 7 2 .- £, 110.- US-$ Bezugsmöglichkeiten und Inseratenverwaltung: * €-Preise inkl. MWSt. - gültig für Deutschland Peter Lang AG ** €-Preise inkl. MWSt. - gültig für Österreich Internationaler Verlag der Wissenschaften Wabernstrasse 40 - Individuelles Online-Abonnement: CH-3007 Bern € 130.00 / $ 158.00 Tel.: 0041 31 306 1717 - Online-Abonnement für Institutionen: Fax: 0041 31 306 1727 € 260.00 / $ 316.00 [email protected], [email protected] - Online-Bezug einzelner Artikel: http://www.peterlang.net/ € 15.00 / $ 20.00

ISSN 2235-1272

© Peter Lang AG, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern 2017 Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis

Schwerpunkt: Editoriale Aneignung literarischer Dossier Werke im 18. Jahrhundert ANDREAS D egen — Form ist immanenter Kom­ C harlotte Kurbjuhn, Steffen Martus, mentar. Zum 100. Geburtstag von Johannes Bo- CARLOS Spoerhase — Editoriale Aneignung lite­ browski (1917—1965) 163 rarischer Werke im 18. Jahrhundert. Vorwort 7

M anuel Baumbach — Sammeln, Dichten und Edieren: Zur Poiesis deutscher Übersetzungen der Miszelle „Carmina Anacreontea“ im 18. Jahrhundert 17 Nikolaus LohsE: „Mit bedächt’ger Schnelle“. FELIX M ündt — Sichtbare Aneignungen. Zu Il­ lustration und Gestaltung von Horazausgaben im Das Goethe-Wörterbuch im 70. Jahr seines Be­ 18. Jahrhundert 36 stehens auf der Zielgeraden 169

Barbara M ahlmann-Bauer - Die Opitz-Edi­ tion Bodmers und Breitingers (1745) 53

Erika Thom alla — Der Bund mit toten Dich­ Konferenzberichte tern: Die Gedichtausgaben Ludwig Höltys und die Historisierung des Göttinger Hains durch Jo­ „Schlusspoetik“. Goethes Spätwerk / On Late hann Heinrich Voß 69 Goethe (Internationale Konferenz in Chicago v. 13.—15.3.2016) (Marcus Lampert) 172 H ans-peter Nowitzki, peter-H enning Hai­ SCHER — Verbesserungsästhetik als Editionsprin­ Paratextuelle Politik und praxis. Dynamiken der zip. Karl Wilhelm Ramlers Bearbeitung von Jo­ Genese von Werk und Autorschaft (Internationa­ hann Nikolaus Götz’ Gedichten 87 le Tagung in Innsbruck v. 17.—18.3.2016) (Verena Hepperle) 174 A strid Dröse, Jörg Robert — Editoriale An­ eignung und usurpierte Autorschaft. Schillers Literaturwissenschaftliche Ideengeschichte. Kon­ „Thalia“-Projekt 108 zepte und Kategorien (Workshop in Heidelberg v. 2.—3.6.2016) (UweMaximilian Korn) 177 DIETER M artin — Friedrich Matthissons „Lyri­ sche Anthologie“ (1803—1808) im Spannungsfeld von editorialer Aneignung und nationalliterari­ scher Kanonbildung 132 Besprechungen

* Dirk NiefangeR: Lessings Schrifften (1753— 55); M ark-Georg Dehrmann, Jutta Weber Claude Haas — Hölderlin contra Goethe. Ge­ (Hrsg.): Gotthold Ephraim Lessing: Von der meinschaft und Geschichte in Max Kommerells Aehnlichkeit der Griechischen und Deutschen „Der Dichter als Führer in der deutschen Klas­ Sprache (Daniel Zimmer) 180 sik“ 149 Gaby Pailer, A ndrea Dahlmann-Resing, Me­ lanie Kage (Hrsg.): Charlotte Schiller: Litera­ rische Schriften; H elm ut HüHN, ARIANE Lud- 6 Inhaltsverzeichnis wig, Sven S c h lo tte r (Hrsg.): „Ich bin im Ge­ Nicola Gess, Tina Hartmann, Dominika biet der Poesie sehr freiheitsliebend“. Bausteine Hens (Hrsg.): Barocktheater als Spektakel. Ma­ für eine intellektuelle Biographie Charlotte von schine, Blick und Bewegung auf der Opernbühne Schillers; ARIANE LUDWIG, Silke HENKE (Bearb.): des Ancien Régime (Karin Vorderstemann) 200 „Damit doch jemand im Hause die Feder führt ...“: BIRGIT N eumann (Hrsg.): Präsenz und Evidenz Charlotte von Schiller. Eine Biografie in Büchern, fremder Dinge im Europa des 18. Jahrhunderts ein Leben in Lektüren (Inge Stephan) 182 (Julian Osthues) 202 BERNHARD E chte (Hrsg.): Ferdinand Harde­ Claudia Brinker-von der Heyde, Holger kopf: Briefe aus Berlin. Feuilletons 1899-1902. Ehrhardt, Hans-Heino Ewes, Annekatrin Mit zwei Zugaben aus Handschriften (Erhard­ INDER (Hrsg.): Märchen, Mythen und Moderne. Schütz) 184 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen der Brüder Hans-Joachim Heerde, Barbara von Reib­ Grimm (Kaspar Renner) 205 n itz, M atth ias Sprünglin (Hrsg.): Robert Anna Büsch: Hitzig und Berlin. Zur Orga­ Walser: Kritische Ausgabe sämtlicher Drucke nisation von Literatur (1800—1840) (Frank Wes­ und Manuskripte (KWA), Bd. II/3: Drucke in der sels) 206 Schaubühne/Weltbühne (Sabine Eickenrodt) 187 C hristian Adam: Der Traum vom Jahre Null. Achim Aurnhammer, Hans peter Büoh- Autoren, Bestseller, Leser: Die Neuordnung der ler, Philipp Gresser, Julia Ilgner, Caro­ Bücherwelt in Ost und West nach 1945 (Stephen lin MaIKLER, Lea MaRQüART (Hrsg.): Arthur Brockmann) 208 Schnitzler: Filmarbeiten. Drehbücher, Entwürfe, Skizzen (Michael Rohrwasser) 190 Stephen BrockmanN: The Writers’ State. Con­ structing East German Literature, 1945—1959 Harald Steinhagen, Stephan Kraft, Hol- (Katja Stopka) 210 GER H of (Hrsg.): Gottfried Benn — Friedrich Wilhelm Oelze. Briefwechsel 1932—1956, 4 Bde. STEPHAN PabsT: Post-Ost-Moderne. Poetik nach (Thomas Wegmann) 191 der DDR (Adrian Brauneis) 212

Thomas Bein (Hrsg.): Vom Nutzen der Editio­ Andrea Albrecht, Claudia Löschner nen. Zur Bedeutung moderner Editorik für die (Hrsg.): Käte Hamburger. Kontext, Theorie und Erforschung von Literatur- und Kulturgeschichte Praxis (Julia Abel) 214 (Uwe Maximilian Korn) 194 M arcel Lepper, ü lric h R aulff (Hrsg.): Hand­ buch Archiv. Geschichte, Aufgaben, Perspektiven (Roland Berbig) 197 Informationen

* Eingegangene Literatur 217 10.3726/92156_132

D ie t e r M a r t in

Friedrich Matthissons „Lyrische Anthologie“ (1803—1808) im Spannungsfeld von editorialer Aneignung und nationalliterarischer Kanonbildung

Die von Friedrich Matthisson veranstaltete, von 1803—1808 in zwei parallelen Ausgaben zu jeweils 20 Bänden erschienene Lyrische Anthologie ist das bis dahin größte anthologische Unternehmen, das ausschließlich der deutschsprachigen Dichtung gewidmet ist. Als re­ präsentativ für die ,Sattelzeit‘ um 1800 darf Matthissons Anthologie nicht nur wegen ihres herausragenden Umfangs, sondern auch insofern gelten, als sie einerseits an die von klassi­ zistischer Ästhetik geprägten, etwa von Karl Wilhelm Ramler betriebenen Sammelprojek­ te des 18. Jahrhunderts anschließt, andererseits aber mit ihrem chronologisch geordneten Rückgriff bis in die Barocklyrik deutlich an dem im frühen 19. Jahrhundert einsetzenden historisch-philologischen Interesse an der nationalen Literatur und ihrer Geschichte parti­ zipiert. Um die Janusköpfigkeit von Matthissons großdimensionierter Gedichtauswahl zu bestimmen, werden erstens in einem Überblick die bibliographischen sowie quantitativen Rahmendaten der Lyrischen Anthologie erhoben und die besonderen Merkmale ihrer Publi­ kationsform skizziert. Zweitens werden — ausgehend vom Beispiel einer Opitz-Bearbeitung in der Lyrischen Anthologie — Praxis und Theorie der editorialen Aneignung aufgezeigt, um Matthissons Projekt im Spannungsfeld von literaturgeschichtlicher Dokumentation und ästhetischer Assimilierung historisch ferngerückter Nationaldichtung zu verorten.

I. Überblick. Friedrich Matthisson (seit 1809: von Matthisson), der 1761 in einem kleinen Ort bei als Pfarrerssohn zur Welt kam und 1831 in Wörlitz verstarb, verdank­ te die für sein anthologisches Unternehmen grundlegenden Kenntnisse und Vernetzungen im literarischen Feld nicht nur ausgedehnter Lektüre, die bis in seine Schulzeit im Internat zu Klosterberge zurückreicht, sondern vor allem auch seinen Reisen, die er 1794 noch auf Stellungssuche und ab 1795 als Gesellschafter und Vorleser der Fürstin Luise von Anhalt­ durch Deutschland, Österreich und die Schweiz unternommen hat. Während er sich lesend die Werke früherer Dichtergenerationen intensiv erschloss, stiftete er durch persönliche Bekanntschaften mit zahlreichen lebenden Literaten ein Netz freundschaft­ licher Korrespondenzen, das sein wohl um die Wende zum 19. Jahrhundert ins Auge gefasstes Projekt entscheidend gefördert und getragen hat — durch logistische Hilfe bei der Recherche nach gedruckten und ungedruckten Texten, bei der Auswahl und Einrichtung der aufzunehmenden Gedichte, bei der Ermittlung von Lebensdaten, bei den Verhandlun­ gen mit dem Verlag über Typographie und Buchausstattung.1 Das Resultat jedenfalls kann sich sehen lassen: Von 1803—1808 erschienen die 20 Bän­ de der Lyrischen Anthologie zunächst als Antiqua-Ausgabe im Duodez-Format und in je­

1 Zu Matthissons Biographie und seiner Vernetzung im literarischen Leben vgl. die einschlägigen Beiträge in JOST, Eger (Hrsg.) (2013), zu seinem Wirken als Anthologe ebenda, speziell LeistNER (2013, zur Lyrischen Anthologie 170—173, hier 171 f. Hinweise auf die wichtigsten Mitarbeiter bei Matthissons „Großprojekt“).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 Friedrich Matthissons „Lyrische Anthologie“ (1803—1808) 133 weils etwa halbjährigem Abstand als Fraktur-Ausgabe im Oktav-Format. Während die Antiqua-Bände auf den ganz in Kupfer gestochenen und separat hergestellten, als Einzel­ blatt vorgebundenen und in der Bogenzählung nicht berücksichtigten Titelblättern ein­ heitlich Zürich als Verlagsort und „Orell, Füßli und Compagnie“ als Verlag nennen, prä­ sentiert sich die Fraktur-Edition, bei deren Neusatz die Möglichkeit zur Korrektur der in einigen Antiqua-Bänden angezeigten Druckfehler genutzt worden ist,2 als Mischausgabe, da auf den wiederum in Kupfer gestochenen und außerhalb der Bogenzählung stehenden Titelblättern teilweise Zürich (ohne Verlagsangabe), teilweise aber Wien (mit der Angabe „In Commission bey Anton Doll“) als Erscheinungsort vermerkt ist.3 Im Tableau ergibt sich folgendes Bild (vgl. Tabelle 1):

Tabelle 1: Antiqua-Ausgabe Fraktur-Ausgabe Matthissons Lyrische Anthologie Matthisson Matthisson Publikationsfolge und Inhalt der Bände (1803—1807) (1804—1808) Bd. 1 98 Gedichte von 20 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1803 Zürich 1804 1. Weckherlin, *1584, bis 20. Haller, *1708 Bd. 2 85 Gedichte von 15 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1803 Zürich 1804 21. Hagedorn, *1708, bis 35. Uz, *1720 Bd. 3 76 Gedichte von 13 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1803 Wien (Doll) 1804 36. Götz, *1721, bis 48. Kreuz, *1724 Bd. 4 79 Gedichte von 18 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1803 Wien (Doll) 1804 49. Kretsch, *1725, bis 66. Willamov, *1736 Bd. 5 59 Gedichte von 8 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1804 Wien (Doll) 1804 67. Pfeffel, *1736, bis 74. Krauseneck, *1738

2 Korrigenda-Verzeichnisse finden sich, jeweils ohne Seitenzählung dem ebenfalls unpaginierten Inhaltsver­ zeichnis der Bände angeschlossen, in MaTTHISSON (Hrsg.) (1803—1807), Bd. 6 (Korrekturen zu Bd. 2), Bd. 7 (zum vorliegenden Bd.), Bd. 8 (zu Bd. 1—8), Bd. 9 (zu Bd. 8—9), Bd. 10 (zum vorliegenden Bd.), Bd. 11 (zum vorliegenden Bd.), Bd. 15 (zu Bd. 12—14), Bd. 17 (zu Bd. 15, 16). Während Korrigenda zu weiter zurück­ liegenden Bänden (wie in Bd. 8 gesammelt) in der Fraktur-Ausgabe nicht mehr umgesetzt werden konnten, wurden Druckfehler, die in der Antiqua-Ausgabe für den vorliegenden Band angezeigt sind (wie in Bd. 11), nach stichprobenartiger Überprüfung zu urteilen im entsprechenden Fraktur-Band verbessert. 3 Die folgende Übersicht beruht auf Durchsicht der folgenden Exemplare: Freiburg UB: E 4289, di (Fraktur); München BSB: P.o.germ. 906 (Antiqua); München BSB: Bibl. Mont. 751 (Fraktur); Tübingen Brechtbau Bibliothek: Germ XO/L 2 (Fraktur); Tübingen UB: Dk XI 43 (Antiqua). — Da alle eingesehenen Fraktur­ Ausgaben die gleichen Titelblätter aufweisen (Bd. 1—2: Zürich; Bd. 3—12: Wien; Bd. 13—20: Zürich), ist davon auszugehen, dass für jeden Band nur eine Version hergestellt wurde. Dass die Fraktur-Ausgabe, trotz dieses Wechsels im Impressum, als bibliographische Einheit zu betrachten ist, legt auch ein zusätzliches Ge­ samttitelblatt nahe, das sich allerdings nur in Bd. 1 eines der eingesehenen Exemplare (Tübingen Brechtbau Bibliothek) findet und folgenden Wortlaut hat: „Lyrische Anthologie | oder | Auswahl | der besten lyrischen Gedichte | der Deutschen. || Von | den ältesten bis auf die neuesten Zeiten. || Herausgegeben | von | Friedrich Matthisson. || In zwanzig Bändchen. || Zürich. | 1808.“

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 134 D ie t e r M a r t in

Bd. 6 64 Gedichte von 12 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1804 Wien (Doll) 1804 75. Thümmel, *1738, bis 86. Ebeling, *1741 Bd. 7 105 Gedichte von 12 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1804 Wien (Doll) 1805 87. Küttner, *1740, bis 98. Herder, *1744 Bd. 8 99 Gedichte von 7 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1804 Wien (Doll) 1805 99. Knebel, *1744, bis 105. Goeckingk, *1746 Bd. 9 72 Gedichte von 12 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1805 Wien (Doll) 1805 106. Brückner, *1746, bis 17. Haschka, *1749 Bd. 10 77 Gedichte von 5 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1805 Wien (Doll) 1805 118. Bürger, *1748, bis 122. Miller, *1750 Bd. 11 69 Gedichte von 7 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1805 Wien (Doll) 1806 123. Hahn, *1751, bis 129. Müller, *1750 Bd. 12 67 Gedichte von 9 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1805 Wien (Doll) 1806 130. Lühe, *1751, bis 138. Klenke, *1754 Bd. 13 69 Gedichte von 17 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1805 Zürich 1806 139. Ursinus, *1754, bis 155. Harmes, *1757 Bd. 14 60 Gedichte von 4 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1805 Zürich 1806 156. Schiller, *1759, bis 159. Matthisson, *1761 Bd. 15 90 Gedichte von 7 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1806 Zürich 1807 160. Salis, *1762, bis 166. Starke, *1762 Bd. 16 77 Gedichte von 9 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1806 Zürich 1807 167. Spalding, *1762, bis 175. Brinkmann, *1767 Bd. 17 96 Gedichte von 12 Dichtern Zürich (Orell, Füßli) 1806 Zürich 1807 176. Haugwitz, *1767, bis 187. Schreiber, *1781 Bd. 18 130 Gedichte Zürich (Orell, Füßli) 1806 Zürich 1807 Nachträge von 15 zuvor nicht vorhandenen Dichtern: Schede, *1539, bis Moritz, *1757 Ergänzungen von Weckherlin bis Besser Bd. 19 105 Gedichte Zürich (Orell, Füßli) 1807 Zürich 1808 Ergänzungen von Hagedorn bis Zachariä Bd. 20 41 Gedichte Zürich (Orell, Füßli) 1807 Zürich 1808 Ergänzungen von Denis bis Tiegde

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 Friedrich Matthissons „Lyrische Anthologie“ (1803—1808) 135

Ob es sich bei der Fraktur-Ausgabe um eine von Matthisson und/oder dem Original­ verlag mitverantwortete ,Zweitverwertung‘ oder um einen nicht autorisierten Nachdruck handelt, ist nicht bekannt. Das Impressum der Fraktur-Bände 3—12, das Anton Doll als Kommissionär nennt, spricht für Letzteres, denn Doll hat sich in jenen Jahren u. a. dadurch hervorgetan, dass er in Wien die Klassiker-Ausgaben von Goethe und Schiller nachgedruckt hat.4 In die gleiche Richtung deutet auch der Umstand, dass die Kupfertitel der Fraktur-Ausgabe nicht vom gleichen Stecher herrühren wie die der Antiqua-Ausgabe, die von Johann Heinrich Lips (1758—1817) stammen, dem renommierten Haus-Kupfer­ stecher des Zürcher Verlags Orell & Füßli. Dass für die Fraktur-Ausgabe der in Wien tätige, öfter an der Ausstattung von Dolls Verlagsprodukten mitwirkende Joseph Gerstner (1768—1813) engagiert wurde, erlaubt wohl, sie als ganz in einer Wiener Nachdrucker­ Fabrik entstandenes Unternehmen zu bezeichnen (vgl. Abb. 1a und b).5

LYRISCHE

A NT H O L O G I E.

h e-mi iso e ae Sen \

Abb. la: MATTHISSON (Hrsg.) (1803—1807), Abb. 1b: Matthisson (Hrsg.) (1804—1808), Bd. 1: Kupfertitel v. Johann Heinrich Lips. Bd. A Nachsjich v. Joseph Gerstner.

4 Mart(n (2003—2005, 7f.). 5 Obwohl nur die Kupfertitel zu Bd. 1—6 der Antiqua-Ausgabe mit „H. Lips sc.“, „H. Lips sculp.“ oder „H. Lips fec.“ gezeic.net sind, stammen auch die Titelblätter zu den weiteren Bänden fraglos aus seiner Irland; vgl. Kruse (1989, 3f2). (Fast) Analog dazu sind in der Fraktur-Ausgabe nur die Kupfertitel zu den Bänden S, 2, 5 und tí mit „Gerstner sc.“ signiert. — ''Fon Gerstner (ntcU einerZeichnung von LuAwig Maillard) gestochen ist etwa das Titelkupfer zu der bei Doll erschienenen Ausgabe von August Heinrich Julius Lafontaine: Der Sohn der Natur. Ein Seitenstück zu dem Naturmenschen, Wien 1799.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 136 D ie t e r M a r t in

So oder so (ob nicht autorisiert oder tatsächlich in Kooperation mit dem Originalverlag ver­ trieben) bezeugt die leicht versetzt publizierte Fraktur-Ausgabe der LyrischenAnthologie nicht nur Matthissons beachtlichen Markterfolg, ohne den sich das über die Jahre hin aufrechter­ haltene Engagement eines Nachdruckers oder Kommissionärs nicht ,gerechnet“ haben dürf­ te. Zugleich ist die Sekundärausgabe symptomatisch für die auf dem deutschen Buchmarkt um 1800 zu vermerkende typographische Duplizität. Während diese mit der Fraktur die damals für deutschsprachige Bücher klar dominierende Typographie nutzt, an die das Gros der Leser gewöhnt war, spricht aus der Entscheidung für die Antiqua, in der die Original­ ausgabe vom ersten bis zum letzten Band gesetzt ist, ein auf ,Klassizität‘ zielender Stilwille.

Abb. 2a—d: MATTHISSON (Hrsg.) (1803—1807), Bd. 1—4. Vignetten der Kupfertitel von Johann Heinrich Lips.

Wohl ausgehend von Johann JakoO Bodmer, dvr· um 1750 in Zürich deutschsprachige Drucke in Antiqua setzen ließ unJ dies mittamt der anfangshevstellungstechnisch be­ dingten Schreibformen wie fZyrich“ zu einem Markenzeichtn ausbaute, war die Aneiqua

© Petee Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue FolgeXXVII (2017), H. 1, S. 132—148 Friedrich Matthissons „Lyrische Anthologie“ (1803—1808) 13 7 für deutsche Drucke dort wohl etwas gebräuchlicher als anderswo.6 Sie blieb aber auch um 1800 noch immer ein deutliches Zeichen dafür, dass sich das in dieser Type gesetzte Werk von der üblichen Fraktur-Ware unterscheiden sollte. Genau darum dürfte es Matthisson und seinem Verlag mit ihrer typographischen Entscheidung gegangen sein. Knapp zehn Jahre nach dem Beginn von Wielands ebenfalls in Antiqua erschienenen Sämtlichen Wer­ ken (seit 1794)7 wird mit diesem Letternsatz ein Anspruch auf Dauerhaftigkeit markiert, der die besten lyrischen Gedichte der Deutschen8 den Werken der Antike und anderer großen Literaturnationen an die Seite stellt. Getragen wird der Anspruch auf kanonische Klassizität nicht allein von der Typogra­ phie, sondern im Verbund damit von weiteren Merkmalen der Ausstattung und Anlage der Anthologie. Dazu zählen als erster Blickfang die herstellerisch vergleichsweise teuren Kupfertitel mit ihren klassizistischen Vignetten (vgl. Abb. 2). Von Band zu Band wech­ selnd, bedient sich Lips aus dem Repertoire antikisierender Ikonographie, sucht keine konkreten Bezüge zum Inhalt der Einzelbände und nutzt als Erkennungszeichen wieder­ kehrende ,poetologische‘ Motive wie die Lyra (etwa Bd. 1, 3, 4) oder empfindsam über­ höhte Figurationen wie Amor und Psyche (Bd. 2). Stehen die nachfolgend gebotenen deutschen Dichter damit unter der Patronage der Antike und der Klassischen Mythologie, so werden sie durch die schlichte, immer gleiche Darbietungsform der Anthologie einerseits klassizistisch ,entzeitlicht‘ und in einen gleich­ sam ,unvergänglichen“ Kanon aufgenommen, andererseits aber entschieden historisiert. Für transhistorische Homogenität sorgt Matthisson, indem er die Sequenz der Autoren über die ersten 17 Bände hinweg durchnummeriert (von 1. Georg Rudolf Weckherlin bis 187. Christian Schreiber) und jedem Dichter ein betont einfaches, bloß mit Nummer und Namen versehenes Zwischentitelblatt gönnt, auf dessen Rückseite ein knappes, aus wenigen Zeilen bestehendes Biogramm Auskunft über Lebensdaten und Berufsstand gibt. Ebenfalls vom Willen zur Simplizität und kanonisierenden Objektivierung getragen ist die Entscheidung, die Reihe der Dichter nach der Abfolge ihrer Geburtsjahre zu ordnen. Doch etabliert Matthisson mit der (nicht ganz konsequent durchgehaltenen) Chronologie eben auch eine zukunftsweisende, damals keineswegs selbstverständliche Historisierung als anthologisches Prinzip. Die ,Blumen“ der nationalen Dichtung werden von Matthisson nicht nur gesammelt und — wie etwa in Johann Heinrich Füßlis Allgemeiner Blumenlese der Deutschen, die 1782—1788 in sechs Bänden im gleichen Verlag erschienen war — nach Genres oder The­ men geordnet,9 sondern durch die zeitliche Folge einer spezifisch literaturgeschichtlichen Betrachtung zugeführt. Wie sich in der einheitlichen Präsentation nach einem einfachen Ordnungsprinzip das Streben nach Homogenität mit der historisierenden Differenzierung nach zeitlicher Ferne und Nähe überlagert, so erzeugt die schlichte Sequenzierung nach Geburtsdaten eine Suggestion von Objektivität, die allerdings durch deutlich subjektive,

6 Einen ersten europäischen Bucherfolg stellen Salomon Gessners Idyllen dar, deren in Antiqua gesetzte Erst­ ausgabe 1756 in Zürich erschienen ist. Dagegen wurde Johann Heinrich Füßlis Allgemeine Blumenlese der Deutschen am gleichen Ort zwischen 1782—1788 in Fraktur gedruckt. 7 Haischer (2011). 8 So der in einzelnen Exemplaren der Lyrischen Anthologie enthaltene Sammeltitel, vgl. Anm. 3. 9 Zu Gattungsanthologien der Zeit vgl. MARTIN (2000, 72—80).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 138 D ie t e r M a r t in von eigenem historischen Standort geprägte Auswahlkriterien gebrochen ist. Sichtbar wird dies allein schon, wenn man sich die von Matthisson gebotene Reihe der Dichter vor Augen führt und die pro Geburtsjahrzehnt vertretenen Autoren quantifizierend auflis­ tet (vgl. Tabelle 2). Statt einigermaßen gleichmäßig Dichter Von den ältesten bis a u f die neuesten Zeiten.10 auszuwählen, setzt Matthisson nicht etwa im Mittelalter, sondern im Frühbarock an, um dann das weitere 17. Jahrhundert eher stiefmütterlich“ zu behandeln und deutlich größere und buntere Sträuße aus den Werken jener Dichtergenerationen zu pflücken, die zwischen 1730 und 1760 geboren sind. Dass der markante Höhepunkt mit dem Jahrzehnt der zwischen 1741 und 1750 geborenen Autoren erreicht ist, legt den Rück­ schluss nahe, dass der 1761 geborene Matthisson jene Dichter und Dichtung präferiert hat, die in seiner Jugendzeit ästhetisch führend waren und ihn geschmacksgeschichtlich entscheidend geprägt haben. Kaum verändern, sondern im Ganzen noch deutlich verstär­ ken würde sich dieser Befund, wenn man nicht nur — wie in Tabelle 2 — die Anzahl der pro Geburtsjahrzehnt vertretenen Dichter verzeichnet, sondern die Quantität der von den ein­ zelnen Dichtern und Dichtergenerationen aufgenommenen Texte mit ins Kalkül nimmt.

Tabelle 2: Anzahl der Autoren pro Geburtsjahrzehnt

0 5 10 15 ■Band 1-17 OBand 18

10 So der in einzelnen Exemplaren der Lyrischen Anthologie enthaltene Sammeltitel, vgl. Anm. 3.

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So macht schon die Kurzdarstellung der jeweiligen Bandinhalte (vgl. oben in Tabelle 1) deutlich, dass die Bände keineswegs gleichmäßig gefüllt sind: Während der Eröffnungs­ band mit 20 verschiedenen Dichtern die größte Autorenzahl bietet, die längste Zeitspanne abdeckt und damit pro Dichter die wenigsten Seitenzahlen zur Verfügung stellt, geben die Bände 10 und 14 mit fünf respektive vier Dichtern Raum für ungleich extensivere Auswahlen pro Einzelautor. Symptomatisch für diese quantitativen Verhältnisse ist auch, dass jene Dichter, die im chronologischen Durchgang der ersten 17 Bände mit 20 oder mehr Einzelgedichten vertreten sind — Gerstenberg (* 1737), Herder (* 1744), Goeckingk (* 1746), Hölty (* 1748), Goethe (* 1749), Schiller (* 1759), Matthisson (* 1761), von Salis (* 1762) —, die vom Herausgeber (und seinem wohl eifrigsten Mitredakteur Johann Gau­ denz von Salis-Sewis11) favorisierten poetischen Strömungen repräsentieren, die eben von den um die Mitte des 18. Jahrhunderts geborenen Dichtern getragen wurden. Dass auch innerhalb der Gedichtkorpora einzelner Autoren nicht das Prinzip mög­ lichster Breite, sondern ein klar subjektiver (und zudem wohl durch Zeitumstände gepräg­ ter) Zugriff leitend war, macht schlaglichtartig die Auswahl aus Johann Wilhelm Ludwig Gleims Werk sichtbar. Denn dieser wird im zweiten Band überhaupt nicht als Anakreon­ tiker und scherzhafter Rokokolyriker gezeigt, sondern ist ausschließlich als Verfasser der Kriegslieder eines Preussischen Grenadiers in den Feldzügen 1756 und 1 7 5 7 präsent, die in Napoleonischer Zeit zu neuer Aktualität gelangt sein mochten. Allerdings nutzt Matthis­ son, durch freundschaftlichen Einspruch oder öffentliche Kritik sensibilisiert, die Bände 18—20 zur Korrektur, indem er dort einerseits bislang nicht vertretene Autoren nachträgt (Bd. 18) und andererseits die Auswahlen schon vorhandener Dichter ergänzt. Im Falle Gleims führen diese (in Bd. 19 enthaltenen) Ergänzungen dazu, dass er mit 30 neuen Gedichten in die Riege der quantitativ favorisierten Autoren aufrückt und nun auch mit unterschiedlichen Facetten seines Werks vertreten ist. Außer solchen einzelwerkspezifischen Anpassungen lässt sich an den Schlussbänden, die mit einem ausführlichen Namenregister das neben der Chronologie wichtige Ord­ nungsprinzip des Alphabets zur Geltung bringen, auch beobachten, dass Matthisson ver­ stärkt von dem nach 1800 zunehmenden Interesse an der nationalen Literaturgeschichte erfasst worden ist. Statt junge, zwischenzeitlich neu auf dem Markt erschienene oder zuvor übersehene Dichter aufzunehmen, schließt die Reihe der Nachträge mit dem 1757 gebo­ renen Karl Philipp Moritz, um mit Paul Schede (Paulus Melissus, 1539—1602) weit in die voropitzische Zeit zurückzugreifen. Auch wenn mit den neu anthologisierten Autoren Robert Roberthin, Friedrich von Logau, Heinrich Albert, David Schirmer, Johann Peter Titz, Rudolph Wasserhuhn und Hans Aßmann von Abschatz, die Matthisson auf Anraten seines historisch besser beschlagenen Freundes Friedrich Haug stillschweigend aus Ger­ hard Anton Hermann Grambergs Blumen deutscher Dichter aus der ersten Hälfte des 17ten Jahrhunderts von 1805 übernommen hat,12 die lyrische Produktion des 17. Jahrhunderts

11 MATTHISSON (Hrsg.) (1803—1807, Bd. 14, 184) betont, dass seine eigenen Gedichte durch von Salis ausge­ wählt worden seien. 12 Friedrich Haug an Matthisson, 27.6.1805: „Ausbeute für den ersten Supplementenband zu Deiner lyrischen Anthologie findest Du im dritten Bändchen von Gramberg’s ,Kränzen‘, besonders von Abschatz, Albert, Melissus, Roberthin, Schirmer und Wasserhuhn. So bald Du gewählt hast, schreibe mir, dann schlägt Petersen nach, wann die wackern Burschen geboren worden und wann sie gestorben sind.“ Zitiert nach MATTHISSON (1832, Bd. 2, 140 f.).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 140 D ie t e r M a r t in noch keineswegs umfassend repräsentiert ist, verstärken Matthissons Nachträge (wie in Tabelle 2 graphisch angezeigt) doch überproportional den Anteil älterer Dichtung. Indem die Nachtragbände so gerade nicht gegenwärtige, sondern lange verstorbene Lyriker in den Kanon zurückführen möchten, hat ihr Herausgeber Anteil an der — signifikant, aber längst nicht nur in Des Knaben Wunderhorn (3 Bde., 1805—1808) sichtbar werdenden — Neuentdeckung des ,Altdeutschen‘. Weil aber ältere Texte einem Herausgeber in der Regel geschmacklich ferner stehen als Gedichte seiner Zeitgenossen, stellt sich damit umso mehr die bislang ausgeklammerte Frage nach Grad und ästhetischer Tendenz der Textbehand­ lung in Matthissons Unternehmen: Werden die einzelnen Gedichte, wie es aus heutiger Sicht einer primär chronologischen Ordnung am ehesten entsprechen dürfte, als Zeug­ nisse ihrer jeweiligen Zeit literarhistorisch dokumentiert und daher mehr oder weniger unangetastet präsentiert, oder dominiert auch im Umgang mit den Einzeltexten jener homogenisierende klassizistische Stilwille, der als zweites leitendes Gestaltungsprinzip der Lyrischen Anthologie zu erkennen ist?

II. Praxis und Theorie der ,editorialen Aneignung'. Die Ergänzungen des 18. Bandes der Lyrischen Anthologie, mit denen Matthisson die zuvor magere Auswahl barocker Lyrik ausgebaut hat, bestehen unter anderem aus 14 Opitz-Gedichten, die den ,Vater der deut­ schen Dichtkunst“ zusammen mit seinen acht im ersten Band enthalten Texten zu den quantitativ bedeutsameren Dichtern der Anthologie erheben. Für eines dieser Gedichte, das Matthisson unter dem Titel Die zwei Geister der Nacht abgedruckt hat, ist die Vorlage nicht nur deshalb nicht ganz leicht zu bestimmen, weil das Gedicht im Original selbst­ verständlich nicht diese romantisierende Überschrift trägt, sondern auch, weil ihm bei Matthisson die ersten vier Verse fehlen. In einer Synopse mit der Textgestalt in der frühes­ ten von M artin Opitz autorisierten Ausgabe seiner Poemata (Breslau 1625) stellt sich die Wiedergabe bei Matthisson so dar:

Opitz 1625 Matthisson 1807 A uff Herren Johann Seylers Hochzeit. Die zwei Geister der Nacht. Die Sonn hat sich verkrochen/ Der Tag ist gantz dahin/ Der Mond ist angebrochen/ Die Arbeit-Trösterin Die Nacht hat angeleget 5 Die Nacht hat angeleget Ihr schwartzes Trawerkleid/ Ihr schwarzes Trauerkleid; Kein Graß ist das sich reget/ Kein Gras ist, das sich reget; Kein Baum nicht weit vnd breit. Kein Baum rauscht weit und breit. Die Welt ist schon zu bette/ Die Erd’ ist schon zu Bette, Vnd hat die Augen zu/ 10 Und hat die Augen zu; Wir schlaffen all die wette/ Da schläft sichs um die Wette; Das Meer liegt auch in Ruh; Das Meer liegt auch in Ruh. Nur zweene Geister wachen/ Nur noch zwei Geister wachen, Der Krieg- vnd Liebesgott/ Der Kriegs- und Liebesgott, Bestellen jhre Sachen 15 Bestellen ihre Sachen In dem wir seyn als todt. Um Leben und um Tod.

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Wann vns gar sanffte träumet/ Wann alles sanft schon träumet, Vnd alle sicher seyn / Vergessend aller Pein; Ihr keiner derer säumet/ Dann deren keiner säumet, Nimpt seine Schantzen ein. 20 Und heißt uns wacker seyn. Soldaten die verlangen Soldaten, die verlangen Nach Blute fur vnd fur; Nach Blute, für und für; Der Buhler liegt gefangen Der Buhler liegt gefangen Für seiner Liebsten Thür. Vor seiner Liebsten Thür. Mars muß sein Läger schlagen 25 Mars muß sein Lager schlagen Hier vnters grosse Dach/ Wol unterm Himmelsdach, Auch Hitz’ vnd Kält’ ertragen/ Der Nächte Graus ertragen Trinckt offtmals aus der Bach: Und trinkt sich Muth am Bach. So muß sich auch gewehnen So löscht betrübt im Sehnen Ein Buhler/ lescht vor Wein 30 Der Buhler, statt in Wein, Mit vielen heissen Threnen Mit vielen heissen Thränen Den Durst der Liebespein. Den Durst der Liebespein. Man sieht zu jedermahlen Man sieht des Feuers Flammen Bey Nachte heller seyn In Nächten heller seyn, Deß Fewers liechte Strahlen/ 35 Als wenn sie gehen zusammen Als bey der Sonnen Schein: Mit lichtem Tagesschein: Auch damals legt die Liebe So legt der Streit, die Liebe Dem Fewer besser zu/ Dem Feuer heisser zu, Wann alles gleich ist trübe/ Wann rings ist Nacht und Trübe, Vnd kränckt vns ohne Ruh. 40 Und alles um uns Ruh.14 So wird auch sonst gelesen/ Daß Venus bey der Nacht Des Kindes sey genesen/ Vnd es zur Welt gebracht/ Drumb wil sie/ daß ingleichen 45 Der welcher lieben wil Bey stiller Nacht soll streichen Auff sein gewünschtes Ziel. Herr Seyler/ dieser Sachen Seyd jhr nun gantz befreyt; 50 Ihr dörfft alleine wachen Nach Lust vnd Fröligkeit/ Vnd fahrt in guten Stande Am sichern Hafen an. Wol dem/ der so zu Lande 55 Mit Glücke kommen an.13

13 OPITZ (1625, 119—121). Der erste nachgeweisene Druck des Gedichts, der sich in der von Julius Wilhelm Zinc- gref veranstalteten Opitz-Ausgabe von 1624 findet (vgl. OPITZ [1978/79, 198, 593—595]), kommt wegen eini­ ger deutlich stärker abweichender Lesarten als Vorlage nicht in Betracht. Da auch die weiteren Opitz-Ausgaben des 17. Jahrhunderts den oben zitierten Wortlaut tradieren, ist nicht zu entscheiden, welche konkrete Auflage der bei Matthisson gedruckten Bearbeitung zugrunde gelegen hat. 14 Matthisson (Hrsg.) (1803—1807, Bd. 18, 231 f.).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 142 D ie t e r M a r t in

Die unmittelbar augenfälligen Eingriffe — die Kürzung um 20 Verse und die Neuformulie­ rung des Titels — nehmen dem Gedicht seine originale Zweckbestimmung als Hochzeits­ lied. Da in der Bearbeitung die namentliche Nennung des Adressaten in der Überschrift und in V. 49 ersatzlos wegfallen, ist der konkrete Anlass nicht mehr zu erkennen, und aus dem Casualcarmen wird eine allgemeine Aussage über die Macht jener beiden „Geis­ ter“, die im menschlichen Gemüt auch dann „wachen“, wenn sonst alles „sanffte träumet“ (V. 13 und V. 16; danach der neue Titel). Spiegelt sich in dieser Unkenntlichmachung des Anlasses die seit dem 18. Jahrhundert virulente Abwertung barocker Gelegenheits­ dichtung wider, so zielt die Tilgung der vier Eingangs- sowie der 16 Schlussverse zugleich auf die Milderung weiterer Stilmerkmale, die um 1800 die Rezeption der Barocklyrik hinderten: Einerseits wird die Ausbreitung mythologischer Gelehrsamkeit, wie sie sich in VV. 41 f. andeutet („So wird auch sonst gelesen/ | Daß Venus [...]“), unterdrückt, und andererseits wird die intensive Metaphorisierung und Allegorisierung reduziert, die sich am Ende des Gedichts in der topischen Verbildlichung von Liebe und Ehe als glücklich im Hafen anlangender Schifffahrt zeigt (VV. 53—56) und die sich im Eingang des Liedes in den dort geballten Personifikationen niederschlägt. Zwar behält auch die Bearbeitung die personifizierende Rede von der sich schwarz kleidenden Nacht bei, doch werden zuvor die Nennung der Himmelskörper als handelnder Figuren (VV. 1, 3) und die komplex metaphorisierende Einführung der Nacht durch ihre vorangestellte Charakterisierung als „Arbeit-Trösterin“ (V. 4) vermieden. Während die Umformulierung des Titels und die starke Kürzung — beides Kennzei­ chen, die nicht nur Matthissons Lyrische Anthologie, sondern die editoriale Aneignung ba­ rocker Dichtung in der Zeit um 1800 generell prägen15 — dem Opitz-Gedicht seinen ,Sitz im Leben“ und einen Gutteil seines Charakters als typisches barockes Gelegenheitsgedicht nehmen, um das Lied knapp 200 Jahre nach seiner Entstehung als überzeitlich gültige Aussage rezipierbar zu machen, zielen die weiteren Modifikationen auf Lektüreerleichte­ rung durch Abbau sprachgeschichtlich bedingter Distanz. So werden nicht nur, wie es in den an das breite Publikum gerichteten Anthologien und Editionen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts generell üblich ist, Interpunktion und Graphie aktualisiert (Ersetzung der barocken Virgel, Vermeidung altertümlicher tz-, ß-, rh- und dt-Schreibungen und antiquierter Wortformen wie zweene, Ersetzung von wann durch wenn, modernere Dif­ ferenzierung zwischen fü r und vor, Homogenisierung der Groß- und Kleinschreibung), sondern es wird auch syntaktisch und stilistisch modernisiert. Wie beides Hand in Hand geht, zeigt sich etwa in V. 8: Um die doppelte Negation („Kein Baum nicht“) zu vermei­ den, formuliert der Bearbeiter um und wählt dafür die ,unbarocke“, in seiner Zeit aber ge­ bräuchliche empfindsam-romantische Redeweise vom ,rauschenden“ Baum. Entsprechend mag auch die Ersetzung des auf die Analogie von Schlaf und Tod anspielenden Verses „In dem wir seyn als todt“ auf die Vermeidung syntaktischer ,Holprigkeit“ zielen; die Neu­ formulierung („Bestellen ihre Sachen | Um Leben und um Tod“) aber modelt das ganze Verspaar um, da der zweite Vers nun keine temporal angeschlossene Aussage über den Menschen mehr macht, welcher schläft, während „Krieg- vnd Liebesgott“ (V. 14) weiter ihre W irkung entfalten, sondern die universelle Gültigkeit von deren Tun unterstreicht.

15 Vgl. Martin (2000, 150—214).

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Die — hier exemplarisch angedeutete, an weiteren Modifikationen breiter zu belegen­ de — Tendenz, ein barockes Gedicht für die eigene Zeit ,lesbarer‘ zu machen, indem man es einerseits seiner sozialen Funktion entkleidet und andererseits als sperrig oder schwer verständlich aufgefasste Formulierungen durch gängige(re) Aussagen ersetzt, die zugleich auf Generalisierung und damit wiederum auf überzeitliche Rezipierbarkeit zielen, darf als prägende Intention der Bearbeitungen älterer Gedichte in Matthissons Lyrischer Antholo­ gie gelten. Im vorliegenden Fall jedoch hat dieser Befund den Nach- und zugleich Vorteil, dass die durchgreifende Modernisierung von Opitz’ Casualcarmen gar nicht von Matthis­ son selbst stammt, sondern sich in ihren wesentlichen Zügen (Kürzung und neuer Titel) schon bei seinem oben genannten Gewährsmann Gramberg findet, aus dessen Blumen deutscher Dichter aus der ersten Hälfte des 17ten Jahrhunderts die Opitz-Bearbeitung für die Lyrische Anthologie adaptiert worden ist.16 Aus dem Umstand, dass Matthisson das Origi­ nal nicht verglichen haben dürfte und mit seiner sprachlich noch über Gramberg hinaus­ gehenden Modernisierung17 demnach die ,Bearbeitung einer Bearbeitung“ vorlegt, folgt aber gerade nicht, dass man die im Fassungsvergleich erkannten Strategien intentional gar nicht Matthisson zuschreiben dürfte. Im Gegenteil: Es darf davon ausgegangen werden, dass Generalisierung und radikale Kürzung, klassizistische Glättung und empfindsam­ romantisierende Reformulierung älterer Dichtung um 1800 allgemeine Kennzeichen der editorialen Aneignung älterer Dichtungen sind, dass Matthisson deshalb bruchlos an Vor­ leistungen grundsätzlich gleichgestimmter Zeitgenossen anknüpfen konnte und dass seine Lyrische Anthologie somit als repräsentatives Sammelbecken etablierter Verfahrensweisen gelten kann. Untermauern, aber auch differenzieren lässt sich diese These, wenn man abschließend den Blick von der Bearbeitungspraxis auf ihre zeitgenössische Diskursivierung lenkt und damit Matthissons Position in der Debatte um aneignende Bearbeitung oder editorische Texttreue, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zeichen der allmählichen Etablierung der ,germanischen Philologie“ an Fahrt aufnahm, auszumitteln sucht. Rekonstruieren lässt sich Matthissons Ort in dieser Debatte nicht nur aus den apologetischen Vorreden, mit denen der Herausgeber (im ersten Band) auf antizipierte respektive (im 18. Bd.) auf tat­ sächlich laut gewordene Kritik reagiert hat, sondern auch aus Rezensionen der Zeit, in denen sich symptomatisch das Pro und Contra zu Matthissons Lyrischer Anthologie nie­ dergeschlagen hat.18 Eine entschieden verteidigende Stimme, die zugleich das Ausmaß von Matthissons Eingriffen gerade in Dichtungen der älteren Zeit andeutet, erhebt sein Freund Friedrich Haug, der diesem nicht nur das Gros seiner barocken Nachträge vermittelt hat, sondern

16 Gramberg (Hrsg.) (1805, 201 f.). 17 Sein Gramberg überbietender Modernisierungswille zeigt sich beispielsweise in der Ersetzung des von Gram­ berg beibehaltenen „zweene“ durch „noch zwei“ bei Matthisson (entsprechend auch im Titel, der bei Gramberg lautet: Die zween Geister der Nacht) und der weitergehenden Abwandlung der ursprünglichen VV. 17 f.: „Wann vns gar sanffte träumet/ | Vnd alle sicher seyn“ (Opitz); „Wenn alles sanfte träumet, | Und sicher meint zu seyn“ (Gramberg); „Wenn alles sanft schon träumet, | Vergessend aller Pein“ (Matthisson). Ähnlich nimmt bei Matthisson in VV. 29 f. mit der syntaktischen Glättung der romantisierende Ton deutlich zu: „So muß sich auch gewehnen | Ein Buhler/ lescht vor Wein“ (Opitz); „So löscht durch-wacht, in Sehnen | Der Buhler, statt in Wein“ (Gramberg); „So löscht betrübt im Sehnen | Der Buhler, statt in Wein“ (Matthisson). 18 Zum Folgenden vgl. MARTIN (2000, 126—139), LeisTNER (2013, 172 f.).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 144 D ie t e r M a r t in auch selbst als Herausgeber einer zehnbändigen, deutlich an Matthisson orientierten und im gleichen Verlag erschienenen Epigrammatischen Anthologie (1807—1809) hervorgetre­ ten ist. So rechnet Haug es Matthisson „zum vorzüglichsten Verdienst“ an, „daß er die älteren Dichter durch glückliche Abkürzungen und Veränderungen lesbar zu machen“ ge­ wusst habe:

Wer sich mehr an den müßigen Auswüchsen, fehlerhaften Eigenthümlichkeiten, Tautologien, falschen Reimen, und trivialen Ausdrücken, kurz, mehr am Roste des Alterthums ergötzt, als an der Schönheit und Energie der Gedanken, dem bleibt es ja unbenommen sich an den Originalen zu weiden, und z. B. zu bedauren daß Matthison [!] in dem Liede von Gryphius: „Der Todte an den Lebenden“ (was durch Zusammenschmelzung von 33 in 11 Strophen eine Zierde der Sammlung wurde) Stellen wie: — Die Bücher scharrt in sich Die faule Mott, und Streckfuß mich. oder: Schaut wie der scheußlich Alchimist Der Tod mich selber kocht und frißt weglassen konnte.19

Haug beurteilt den vorgeblich von Gryphius stammenden Text20 in der Tradition der auf­ geklärten Kritik am barocken Schwulststil. Das ästhetische Unbehagen an der barocken Dichtung rechtfertigt deren einschneidende Bearbeitung, vor allem die starke Kürzung, die hier wohl von Matthisson selbst vorgenommen worden ist und quantitativ noch über Grambergs Opitz-Bearbeitung hinausgeht. Mit der Redewendung vom „Roste des Alter­ thums“ kritisiert Haug zugleich eine wörtliche Treue fordernde Editorik. Die Verteidigung von Matthissons Eingriffen und die Polemik gegen antiquarische Ideale geraten nun aber in unverkennbare Spannung mit dem Lob, das Matthisson für die traditionssichernde Funktion und die literaturgeschichtliche Transparenz seiner Lyrischen Anthologie erntet: „Sie arbeitet [. ] gleichsam der Zeit entgegen, und setzt unbekannte oder vergessene Dichter in ihre Würden und Ehren ein. Die gewählte chronologische Ordnung liefert den sichersten Barometer vom Steigen und Fallen der teutschen Dichtkunst.“21 Tatsächlich sucht Matthisson im Blick auf unterstellte Publikumserwartungen histori­ sche und ästhetische Prinzipien miteinander zu versöhnen. So „sind die Dichter unserer Nation nach der Zeitfolge aufgestellt“, damit sie „leicht gefaßt und gewürdigt werden können“, führt er in seiner Vorrede aus: „Da [...] jeder Dichter, der einen bedeutenden Einfluß auf den Geschmack seines Zeitalters hatte, eine Stelle in dieser Sammlung ver­ diente: so durften darin auch die Namen Lohenstein, Hofmannswaldau und Brockes nicht fehlen.“22 Ob ein Dichter in seine Sammlung aufzunehmen sei, macht der hier historisch argumentierende Matthisson von dessen zeitgeschichtlicher Bedeutung abhängig. Aller­

19 Haug (1803, 498). 20 Tatsächlich handelt es sich um Daniels von Czepko [...] Red aus seinem Grabe, die GRYPHIUS (1663, 509—516) unter Angabe des Verfassers seinen Gedancken / Über den Kirchhoffund Ruhestädte der Verstorbenen angehängt hatte. MATTHISSON (Hrsg.) (1803—1807, Bd. 1, 162—164) verkürzt den Text kommentarlos, wie von Haug angegeben, auf elf Strophen; Haugs Stilkritik bezieht sich auf die jeweiligen Schlussverse der im Original 20. und 22. Strophe. 21 Haug (1803, 497 f.). 22 Matthisson (Hrsg.) (1803—1807, Bd. 1, I—III).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 Friedrich Matthissons „Lyrische Anthologie“ (1803—1808) 145 dings bestimmt er fast im gleichen Atemzug die Wahl der Einzeltexte und besonders die Notwendigkeit ihrer Bearbeitung nach Kriterien eines gleichsam absoluten „guten Ge­ schmacks“, von dessen überzeitlicher Geltung er überzeugt ist: „Da dieses Werk nicht aus­ schließend für Sprachforscher und Literatoren, sondern für das ganze lesende Publikum bestimmt“ sei, komme „diplomatische Genauigkeit“ für ältere Werke nicht in Betracht; „in jeder Rücksicht unvermeidlich“ seien daher „Veränderungen und Abkürzungen“ ge­ wesen, bei denen er „den guten Geschmack“ beachtet habe.23 Matthisson verknüpft so das relative Kriterium historischer Bedeutung mit dem absoluten Anspruch ästhetischer Q ualität. Matthissons präkere Balance von geschichtlicher Würdigung und geschmacklicher Wertung wird von vielen Zeitgenossen goutiert und von führenden kritischen Organen ausdrücklich begrüßt. Als nationalliterarische „Rettungsanstalt[ ]“ für „die Werke un­ serer ältesten Dichter“ wird seine Anthologie daher genauso gutgeheißen wie als Spiegel von Matthissons überparteilicher und „gereifte[r] Beurtheilungskraft“.24 Gerade für sei­ nen Umgang mit älterer Dichtung kann Matthisson im Supplementband Rezensenten für sich sprechen lassen, um den „wahren Gesichtspunkt“ zu bestimmen, „aus welchem der Herausgeber das von ihm, gegen offenbare Sprachunrichtigkeiten, prosodische Härten und Kakophonieen, unächte Reime, matte Zeilen, müßige Strophen, widrige und unedle Ausdrücke oder falsche und triviale Bilder angenommene Aenderungssystem betrachtet wissen möchte“.25 Mit ausführlichen Vergleichen originaler und korrigierter Lesarten wird in zustimmenden Kritiken wie in jener der Allgemeinen Literatur-Zeitung von 1805 das angewandte Verfahren erläutert und dem „ästhetischen Gesichtspunkt“ des Herausgebers beigepflichtet: er habe „das Vergnügen seiner Leser“ im Blick und könne „ein ausgebreite- teres Interesse erwecken“ als mit einer historisch-dokumentarischen Editionsweise.26 Die erstaunlich breite Akzeptanz von Matthissons Vorgehen, das nach literaturge­ schichtlichen Kriterien auswählt, im Blick auf den Einzeltext jedoch eigene Geschmacks­ ideale ahistorisch verabsolutiert, gründet offenbar in der Verbindung zuvor weitgehend getrennter Positionen. Auch hierauf weisen die Rezensionen hin, indem sie Matthissons Unternehmen vor allem an Karl Wilhelm Ramlers mehrfach nachgedruckter Lyrischer Bluhmenlese (2 Bände, zuerst 1774—1778) messen. So übertreffe Matthissons Auswahl alle seine anthologisierenden „Vorgänger, selbst Ramler nicht ausgenommen“;27 anders als „Ramler in der seinigen“ nenne Matthissons Anthologie nämlich die Namen der „lyrischen Dichter unsrer Nation“ und stelle sie „nach der Zeitfolge“ auf.28 Demnach konnte Matthis- son einerseits an Ramlers redigierende Praxis anknüpfen, andererseits aber dessen Defizite im Historischen ausgleichen. Denn Ramlers Bluhmenlese mangelte es an literarhistorischer Transparenz und Repräsentanz. Dem konnte Matthisson, drei Jahrzehnte später, in denen die „literaturgeschichtliche Materialerschließung“ wesentlich vorangetrieben und bereits eine Reihe von „Gesamtdarstellungen der deutschen Literaturgeschichte“ vorgelegt wor­

23 Matthisson (Hrsg.) (1803—1807, Bd. 1, I f.). 24 Anonymus I (1805, 302 f., 305). 25 Matthisson (Hrsg.) (1803—1807, Bd. 18, III). 26 Anonymus II (1805, 185). 27 Anonymus I (1805, 305). 28 ANONYMUS II (1805, 185). Zu Ramlers „Verbesserungsästhetik“ vgl. HAISCHER (2011, 129—139).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 132—148 146 D ie t e r M a r t in den war,29 schwerlich noch folgen und etablierte daher für seine Lyrische Anthologie das von den Zeitgenossen mehrheitlich begrüßte Verfahren chronologischer Reihung. Indem Matthisson gegensätzliche Prinzipien zu vereinigen suchte, bediente er ein zu­ nehmendes Interesse des Publikums an der Literaturgeschichte und erreichte zugleich eine Leserschaft, die es nicht gewöhnt war, vom eigenen Zeitgeschmack zu abstrahieren und das historisch Fremde als solches zu akzeptieren. Dass Matthissons Bestreben, den Bildungsbedürfnissen und Lektüregewohnheiten seines Publikums weit entgegenzukom­ men, den Zeitgeschmack getroffen hat, zeigen nicht allein die zitierten zustimmenden Kritiken, sondern auch die editorischen Maximen vergleichbarer Unternehmen aus der gleichen Zeit.30 Gleichwohl ist sein Verfahren nicht unwidersprochen geblieben und ern­ tete mitunter auch humoristischen Spott und fundamentale Kritik. Das erstere bietet der Satiriker Friedrich Christoph Weisser, der seit 1807 gemeinsam mit Friedrich Haug die Matthisson verpflichtete Epigrammatische Anthologie herausgegeben hatte, einige Jahre später aber seinen Gesinnungswandel öffentlich macht, wenn er das von Friedrich Haug explizit gelobte Exempel von Matthissons vermeintlicher Gryphius-Bearbeitung aufgreift und seine Berichtigung, ein in Matthissons lyrischer Anthologie dem Andreas Gryphius zuge­ schriebenes Gedicht betreffend satirisch kommentiert:

Matthisson schreibt das Gedicht dem Andreas Gryphius zu, und — irrt sich, und wer glaubt, der Verfasser eben dieses Gedichts, wie es von der lyrischen Anthologie geliefert wird, heiße Czepko — irrt sich ebenfalls, indem sein Hauptverfasser — Matthisson heißt [...]. Man könnte ihn mit Recht einen umgekehrten Plagiarius nennen, der, statt Andern ihre Gedichte zu rauben, ihnen die seinigen schenkt.31

Schärfer die witzig-treffende Titulierung Matthissons als eines „umgekehrten Plagiarius“ rückt dem bearbeitenden Herausgeber eine Polemik aus dem Freimüthigen von 1808 zu Leibe, die anmahnt, Matthisson hätte den aufgenommenen Dichtern „nicht zumuthen sollen, sich gerade überall so rund und abgeschliffen zu zeigen, als man Herrn Matthisson selbst in seinen Liedern findet, wodurch er alten und neuen Poeten, indem er ihnen seine Eigenthümlichkeit aufdrang, die ihrige zum Schrecken aller Dichter und Dichter-Freunde raubte“.32 Hier — und in Kritiken zu verwandten Unternehmen33 — wird die von Matthis- son und seinen Mitstreitern beanspruchte Verbindung ästhetischer und historischer Prin­ zipien gerade dort aufgebrochen, wo sich das Prinzip editorialer Aneignung am stärksten wähnte: im vermeintlich zeitlos sicheren ästhetischen Urteil, das als bloß subjektiver und seinerseits vergänglicher Modegeschmack entlarvt wird. So wird gegen die Annahme, historische Auswahl und klassizistische Glättung könnten miteinander bestehen, das Ver­ dikt gesetzt, dass eine modernisierend bearbeitende „Sammlung“, eben weil sie durch ihre sprachlich-stilistischen „Säuberungen“ „allen Werth für die Geschichte“ einbüßen müsse, auch „ihr ästhetisches Verdienst so gut als vernichtet“ habe.34

29 Weimar (1989, 134—143, zit. 134, 138). 30 Vgl. Martin (2000, 130—133). 31 Weisser (1820, 361—363); vgl. oben Anm. 19, 20. 32 Kuhn (1808, 41). 33 Vgl. Martin (2000, 133—135). 34 Anonymus III (1808, 165).

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Ungeachtet solcher kritischen Urteile, die sich in einem zunächst weitgehend verständ­ nisvoll zustimmenden bis apologetisch applaudierenden Umfeld nur zögerlich durchsetz­ ten, hat Matthissons Lyrische Anthologie gerade die Wahrnehmung der älteren deutschen Lyrik in der Zeit um 1800 und die Gestalt, in der sie kanonisiert worden ist, entschei­ dend mitgeprägt. Erst eine Generation später, als die junge Germanistik für die ,nationale‘ Philologie neue Maßstäbe gesetzt hatte, distanzierte man sich auch in Neuausgaben für das Publikum nach und nach von der von Matthisson repräsentierten Bearbeitungsästhe­ tik. So druckte etwa Wilhelm Müller, um sich von Matthisson (und Ramler) abzusetzen, im eröffnenden Opitz-Band seiner seit 1822 erschienenen Bibliothek deutscher Dichter des siebzehnten Jahrhunderts demonstrativ Zwei Proben von modernisirten Bearbeitungen der Opitzischen Gedichte - darunter Die zwei Geister der Nacht aus der Lyrischen Anthologie.35 Dass Müllers eigene Fassung des gleichen Textes dessen historische Gestalt stärker zu ih­ rem Recht kommen lassen würde, durfte man daher erwarten: Er behält das okkasionelle Ende des Liedes bei und bestimmt seinen Zweck im Untertitel (unter der doch wieder gegen das Original selbst formulierten Überschrift Der Kriegs- und Liebesgott) als „Hoch­ zeitlied“.36 Dass allerdings auch Müllers Version - wie die der Lyrischen Anthologie - erst mit dem fünften Vers anhebt und die exponierenden Personifikationen in den Apparat verdammt, belegt eindrücklich, dass Friedrich Matthissons monumentales Unternehmen mit seiner systematisch durchgeführten editorialen Aneignung noch lange fortwirkte.

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35 MüLLER (1822, 211-214); dazu ebenda, XI f.: Bei Ramler und Matthisson finde der Leser „die alten Gedichte in den neuesten Modeton der eben herrschenden Schule übertragen“; dass die bei Matthisson gedruckte Be­ arbeitung im wesentlichen von Gramberg stammt, scheint Müller entgangen zu sein. 36 Müller (1822, 82-85 [Text] und 215 [Apparat]).

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A bstract

Friedrich Matthissons Lyrische Anthologie (1803—1808), das größte anthologische Unternehmen seiner Zeit, verbindet das Anliegen literarhistorischer Dokumentation mit dem normativen Anspruch, einen klassizistisch gereinigten Kanon der besten lyrischen Gedichte der Deutschen zu präsentieren. Um die Janusköpfigkeit von Matthissons Anthologie zu bestimmen, werden erstens ihre bibliographischen sowie quantitativen Rahmendaten erhoben und die besonderen Merkmale ihrer Publikationsform skiz­ ziert. Zweitens werden — ausgehend vom Beispiel einer Opitz-Bearbeitung — Praxis und Theorie der editorialen Aneignung aufgezeigt, um Matthissons Projekt im Spannungsfeld von Historizität und Klassizität zu verorten.

Friedrich Matthisson’s Lyrische Anthologie (1803—1808), the most comprehensive anthology of its time, combines the historical objective of documenting literature with the normative claim of presenting a classicist canon of the ‘best lyrical poems of the Germans’. In order to determine the Janus-faced character of Matthisson’s anthology, I will firstly ascertain its bibliographical and quantitative key data and sketch the specific features of its publication form. Using the example of an adapted poem by Martin Opitz, I will secondly examine the practice and theory of editorial appropriation and situate Matthisson’s project between the poles of historicism and classicism.

Keywords: Anthologie, Kanon, klassizistische Bearbeitung, Lyrik, Friedrich Matthisson, Martin Opitz

DOI: 10.3726/92156_132

Adresse des Verfassers: Prof. Dr. Dieter Martin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutsches Seminar — Neuere deutsche Literatur, Platz der Universität 3, D—79085 Frei­ burg,

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© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 217—220 Heft 2/201 7 bringt u. a. folgende Beiträge

Schwerpunkt: Literatur und Digitalisierung

M a tthias Be ilein , C laudia St o c k in g e r (Göttingen) Literatur und Digitalisierung. Editorial

Fried erik e Sch r u h l (Göttingen) Literaturwissenschaftliche Wissensproduktion unter dem Einfluss der Digitalisierung

Sebastian B ö ck (Göttingen) D ie Seele lesen. Anregungen zu einer doppelten Lektüre von Literaturausstellungen

E lisabeth B ö k er, N icole G abriel, Lena Lang (Göttingen) Formen der (digitalen) Literaturvermittlung am Beispiel des Medienphänomens „Harry Potter“

Julia n In g e l m a n n , K ai M atuszkiewicz (Göttingen) Autorschafts- und Literaturkonzepte im digitalen Wandel

C on stanze Baum (Hannover) Digital gap oder digital turn? Die Positionierung der Literaturwissenschaften im digitalen Zeitalter

Diskussion

R alf K lausnitzer (Berlin) Vom Schweigen der Philologen. Der „Fall Jauss“ und die Gegenwart der Vergangenheit

Neue Materialien

T anja Ku n z (Berlin/Marbach) Littérature engagée zwischen den Avantgarden. Ein Supplement zu Peter Bürgers Studien der Jahre 1971—1974

Konferenzberichte, Besprechungen und Informationen In der Reihe Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik sind bereits erschienen:

Band 1 W alter D elabar, H orst D enkler, Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): Banalität mit Stil. Zur Widersprüchlichkeit der Literaturproduktion im National­ sozialismus, Bern 1999, 289 S., ISBN 3-906762-18-1, br.

Band 2 Alexander H o n o l d , Klaus R. Scherpe (Hrsg.): Das Fremde. Reiseerfahrungen, Schreibformen und kulturelles Wissen, unter Mitarbeit von Stephan Besser, Markus Joch, Oliver Simons, Bern 1999, 341 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906765-28-8, br., 2. überarb. Aufl. 2002.

Band 3 W erner R öcke (Hrsg.): Thomas Mann. Doktor Faustus. 1947—1997, Bern 2001, 378 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906766-29-2, br., 2. Aufl. 2004.

Band 4 Kai Kauffm ann (Hrsg.): Dichterische Politik. Studien zu Rudolf Borchardt, Bern 2001, 214 S., ISBN 3-906768-85-6, br.

Band 5 Ernst O sterkamp (Hrsg.): Wechselwirkungen. Kunst und Wissenschaft in Berlin und Weimar im Zeichen Goethes, Bern 2002, 341 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906770-13-3, br.

Band 6 Erhard Sc h ü t z , G regor Streim (Hrsg.): Reflexe und Reflexionen von Modernisierung. 1933—1945, Bern 2002, 364 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906770-14-1, br.

Band 7 Inge Steph a n , H ans-G erd W in ter (Hrsg.): „Die Wunde Lenz“. J. M. R. Lenz. Leben, Werk und Rezeption, Bern 2003, 507 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-050-5, br.

Band 8 C hristina Lechterm ann, Carsten M orsch (Hrsg.): Kunst der Bewegung. Kinästhetische Wahrnehmung und Probehandeln in virtuellen Welten, Bern 2004, 364 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-418-7, br.

Band 9 Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin (Hrsg.): „lasst uns, da es uns vergönnt ist, vernünftig seyn! —“. Ludwig Tieck (1773—1853), Bern 2004, 407 S., 5 Abb, 1 Tab., 2 Notenbeispiele, ISBN 3-03910-419-5, br. Band 10 Inge Steph a n , Barbara Becker-C antarino (Hrsg.): „Von der Unzerstörbarkeit des Menschen“. Ingeborg Drewitz im literarischen und politischen Feld der 50er bis 80er Jahre, Bern 2004, 441 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-429-2, br.

Band 11 Steffen M artus, Stefan Scherer, C laudia Sto ck in g er (Hrsg.): Lyrik im 19. Jahrhundert. Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur, Bern 2005, 486 S., ISBN 3-03910-608-2, br.

Band 12 T homas W egm ann (Hrsg.): M ARKT. Literarisch, Bern 2005, 258 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-693-7, br.

Band 13 Steffen M artus, Andrea P olaschegg (Hrsg.): Das Buch der Bücher—gelesen. Lesarten der Bibel in den Wissenschaften und Künsten, Bern 2006, 488 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-839-5, br.

Band 14 Inge Steph a n , H ans-G erd W inter (Hrsg.): Jakob Michael Reinhold Lenz Zwischen Kunst und Wissenschaft, Bern 2006, 307 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-885-9, br.

Band 15 M anuel K o ppen , Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): Kunst der Propaganda. Der Film im Dritten Reich, Bern 2007, 300 S., zahlr. Abb., ISBN 978-03911-179-4, br., 2. überarb. Aufl. 2008.

Band 16 J oachim Rickes, V olker La d e n t h in , M ichael Baum (Hrsg.): 1955—2005: Emil Staiger und Die Kunst der Interpretation heute, Bern 2007, 288 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-171-8, br.

Band 17 C arsten W ürm ann, Ansgar W arner (Hrsg.): Im Pausenraum des Dritten Reiches. Zur Populärkultur im nationalsozialistischen Deutsch­ land, Bern 2008, 273 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-443-6, br.

Band 18 C hristina Lech term a n n , H aiko W an d h o ff (Hrsg.): unter Mitarbeit von Christof L. Diedrichs, Kathrin Kiesele, Carsten Morsch, Jörn Münkner, Julia Plappert, Moritz Wedell: Licht, Glanz, Blendung: Beiträge zu einer Kulturgeschichte des Scheinens, Bern 2007, 253 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-309-5, br. Band 19 Ralf Klausnitzer, C arlos Spoerhase (Hrsg.): Kontroversen in der Literaturtheorie / Literaturtheorie in der Kontroverse, Bern 2007, 516 S., ISBN 978-3-03911-247-0, br.

Band 20 Katja G vozdeva, W erner R öcke (Hrsg.): „risussacer—sacrum risibile“. Interaktionsfelder von Sakralität und Gelächter im kulturellen und historischen Wandel, Bern 2009, 339 S., ISBN 978-3-03911-520-4, br.

Band 21 M arina M ünkler (Hrsg.): Aspekte einer Sprache der Liebe. Formen des Dialogischen im Minnesang, Bern 2010, 342 S., ISBN 978-3-03911-783-3, br.

Band 22 M ark-G eorg D ehrm ann , Alexander N ebrig (Hrsg.): Poetaphilologus. Eine Schwellenfigur im 19. Jahrhundert, Bern 2010, 288 S., ISBN 978-3-0343-0009-4, br.

Band 23 Brigitte Peters, Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): 200 Jahre Berliner Universität. 200 Jahre Berliner Germanistik. 1810—2010 (Teil III), Bern 2011, 388 S., zahlr. Abb. und Tab., ISBN 978-3-0343-0622-5, br.

Band 24 N ordverbund G ermanistik (Hrsg.): Frühe Neuzeit — Späte Neuzeit. Phänomene der Wiederkehr in Literaturen und Künsten ab 1970, Bern 2011, 239 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-0469-6, br.

Band 25 Alexander N ebrig, C arlos Spoerhase (Hrsg.): D ie Poesie der Zeichensetzung. Studien zur Stilistik der Interpunktion, Bern 2012, 455 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1000-0, br.

Band 26 P eter U we H oh en d a h l, Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): Perspektiven konservativen Denkens. Deutschland und die Vereinigten Staaten nach 1945, Bern 2012, 362 S., ISBN 978-3-0343-1139-7, br.

Band 27 Elisabeth Strow ick, U lrike V edder (Hrsg.): Wirklichkeit und Wahrnehmung. Neue Perspektiven auf Theodor Storm, Bern 2013, 236 S., ISBN 978-3-0343-1404-6, br. Band 28 T anja van H o o r n , A lexander Kosenina (Hrsg.): Naturkunde im Wochentakt. Zeitschriftenwissen der Aufklärung, Bern 2014, 278 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1513-5 pb., eBook 978-3-0351-0753-1.

Band 29 H ans Jürgen Sch eu er , U lrike V edder (Hrsg.): Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen, Bern 2015, 338 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1652-1 pb., ISBN 978-3-0351-0875-0 eBook. Hans Jürgen Scheuer · Ulrike Vedder (Hrsg.) Tier im Text

Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen

Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, Oxford, New York, Wien, 2015. 334 S., 4 farb. Abb., 17 s/w Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 29 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin

br. ISBN 978-3-0343-1652-1

CHF 96.- / € d 85.60 / €A 88.- / € 80.- / £ 64.- / US-$ 103.95 eBook ISBN 978-3-0351-0875-0

CHF 101.15 / €d 95.20 / €a 96.- / € 80.- / £ 64.- / US-$ 103.95

€ d inkl. M W St. - gültig für D eutschland und K unden in der EU ohne USt-IdNr. · € a inkl.M W St. - gültig für Ö sterreich

b Tiere als Begleiter des Menschen oder als seine Gegenspieler die Literatur bevölkern, ob sie als Exempel, Symbole oder Allegorien eingesetzt werden, ob sie sprachlos oder spre­ O chend leiden und agieren, ob sie gänzlich unabhängig in eigenen Lebens- und Zeichenwel­ ten situiert werden oder als monströse und phantastische Kompositwesen selbst solche verkörpern - in literarischen Texten sind Tiere stets mehr und anderes als nur stumme Elemente einer realen oder fiktiven Welt. Die Vielfalt der Funktionen des «Topos Tier» steht im Zentrum dieses Bandes, dessen Textcorpus von mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literatur bis ins 21. Jahrhundert reicht und dessen Beiträge der Faszination literarischer Lebewesen aus verschiedenen Blickwinkeln - gattungs- und wissensgeschicht­ lich, psycho- und diskurshistorisch, gendertheoretisch und poetologisch - nachgehen.

I N H A L T : Hans Jürgen Scheuer/Ulrike Vedder: Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen · Julia Weitbrecht: Lupus in fabula. Mensch-Wolf-Relationen und die mittelalterliche Tier­ fabel · Hans Jürgen Scheuer: Aspekte einer vormodernen Poetik der animalia. Tierkataloge und Min- nebestiare in mittelhochdeutscher Dichtung · Astrid Lembke: Drachen. Begegnungen im Mittelalter und in der Moderne · Andreas Krass: Die Spur der Zentauren. Pferde- und Eselsmänner in der deut­ schen Literatur des Mittelalters · Burkhardt Wolf: Livyatan melvillei. «Moby Dick» und das überhisto­ rische Wissen vom Wal · Roger Willemsen: Es werde Tier! Über das Animalische zwischen Mensch und Monster · Sabine Kalff: Sind Kraniche Demokraten? Zur politischen Ornithologie der Frühen Neuzeit • Ralf Klausnitzer: Von Bienen fabeln. Zur literarischen Beobachtungs- und Faszinationsgeschichte der Apis mellifera · Erhard Schütz: «... ein Vorbild für jedes Menschenvolk». Mit Ameisen (und Termiten) durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts · Ulrike Vedder: Im Zoologischen Garten der Moderne · Alexander Kosenina: Löwen in Bild und Text. Johann Heinrich Ramberg bevölkert literarische Almana- che der Goethezeit mit wilden Tieren · Ulrike Stamm: Fremde Tiere. Begegnungen im Reisebericht · Roland Berbig: Untergraben und Abfedern. Günter Eichs poetische Tierwelt · Dorothee Wieser · «Der Mensch als Augentier»: Zur Zoopoetik Marcel Beyers in den Romanen «Flughunde» und «Kaltenburg».

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