DEUTSCHER RAT FÜR LANDESPFLEQE Gesteinsabbau im Mittelrheinischen Becken

Stellungnahme des Deutschen Rates für Landespflege und Berichte von Sachverständigen über die landespflegerischen Probleme des Abbaus von vulkanischem Gestein im Mittelrheinischen Becken

Heft 21 - 1973 DER SCHRIFTENREIHE DES DEUTSCHEN RATES FÜR LANDESPFLEGE Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. Gerhard Olschowy

im Auftrag des Deutschen Rates für Landespflege

Druck: Buch- und Verlagsdruckerei Ludw. Leopold KG , 53 Bonn, Friedrichstraße 1 Inhaltsverzeichnis

1. Stellungnahme des Deutschen Rates für Landespflege zu den landespflegerischen Problemen des Abbaus von vulkanischem Gestein im Mittelrheinischen Becken 5

2. Antwortschreiben des Chefs der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz zur Stellungnahme des Deutschen Rates für Landespflege . . . . 11

3. Sprengart, R.: Gesetzliche Grundlagen des Bimsabbaues . 14

4. Eiche le, K. F.: Probleme des Naturschutzes und der Landschaftspflege in der ...... 17

5. G r a a f e n , R.: Die wirtschaftliche und sozialpolitische Bedeutung der Industrie „Steine und Erden" in der Pellenz ...... 21

6. Riese r, A. : Die Nahbereichsuntersuchung unter besonderer Berück- sichtigung der natürlichen Gegebenheiten ...... 23

7. Eh lgen , H. J.: Bimsabbau und Landschaftsveränderung 27

8. He y l, K. E.: Zur Auswirkung des Abbaus vulkanischer Gesteine auf den Wasser- haushalt im Mittelrheinischen Becken ...... 36

9. Benz, W.: Der Bimsabbau und die Rekultivierung der Abbauflächen am „Krufter Ofen" 38

10. Bitt man n, E.: Gutachten zur ingenieurbiologischen Sicherung und Begrünung vulkanischer Rohböden auf den Bimsabbauhängen des „Krufter Ofen" ...... 41

11. Po e n s gen, A.: Die Rekultivierung der Bimsabbaugebiete im Bereich des Forst- amtes ...... 44

12. O l s c h o w y , G.: Rekultivierung eines Kalksteinabbaues im Raum Erwitte 46

Anschriften der Autoren 53

Bildnachweis 53

Verzeichnis der bisher erschienenen Hefte 54

Verzeichnis der Ratsmitglieder ...... 55 Deutscher Rat für Landespflege Insel Mainau, den 13. Dezember 1972

Der Sprecher

An den

Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz Herrn Dr. H e 1 m u t K o hl

65 Mainz Rheinstr. 113

Betr.: Landespflegerische Probleme des Abbaus von vulkanischem Gestein im Mittelrheinischen Becken

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident! führung des Landesplanungsgesetzes" vom 19. April 1967 kommt die Notwendigkeit landschaftspflegerischer Maß- Der Deutsche Rat für Landespflege hat im Oktober 1971 das nahmen zur Verhütung von Landschaftsschäden deutlich Bims- und Lavaschlackenabbaugebiet in der Pellenz, einer zum Ausdruck. Speziell• für den Bimsabbau sind das „Lan- geographischen Untereinheit des Mittelrheinischen Beckens, desgesetz über den Abb·au und die Verwertung von Bims- bereist und sich mit den landespflegerischen Problemen vorkommen" vom 13. April· 1•949 und die Landesverord- dieses Gebietes auseinandergesetzt. nung vom 21. Juli 1952 zur Durchführung dieses Gesetzes Während der Bereisung wurden die Ratsmitglieder von· fol- erlassen worden, die u. a. die Sicherung der Oberflächen- genden Sachverständigen in die natürlichen und wirtschaft- benutzung und die Gestaltung der Landschaft regeln sollen. lichen Gegebenheiten des Raumes sowie in die gesetzlichen Auch wenn die vorgenannten Gesetze und Verordnungen in Grundlagen des Gesteinsabbaues eingeführt: der Praxis nicht in ausreichendem Maße zu den an sich not- wendigen landschaftspflegerischen Maßnahmen geführt Dr.-lng. K. Eiche 1 e : „ Probleme des Naturschutzes und haben, so muß doch das· Bemühen des Gesetzgebers an- der Landschaftspflege in der Pellenz" erkannt werden. Eine Neuregelung dieses Bereichs wird Prof. Dr. R. G r a a f e n : „ Die wirtschaftliche und sozial- zur Zeit durch ein Landespflegegesetz angestrebt. politische Bedeutung der Industrie ,Steine und Erden' in Der Abbau des vulkanischen Gesteins der beiden Vulkan- der PeHenz" kegel Plaidter Hummerich und Korretsberg" die beide als Dr.-lng. A. Riese r: „ Die Nahbereichsuntersuchung An- Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen sind, ist seit Jahren dernach unter besonderer Berücksichtigung der natür- stark umstritten. lichen Gegebenheiten" Erfreulicherweise hat das Oberverwaltungsgericht Rhein- A. R i chte r : „Gesetzliche Grundlagen des Bimsabbaues" land-Pfal·z in Koblenz die Unterschutzstellung des beson- ders gefährdeten Plaidter Hummerich nach den §§ 5 und 19 W. Benz : „ Der Bimsabbau und die Rekultivierung der des Naturschutzgesetzes mit Urteil vom 8. Februar 1962 Abbauflächen" für rechtswirksam erkl-ärt. Dieses Urteil• ist vom Bundesver- A. Po e n s gen : „ Die Rekultivierung der Bimsabb·au- waltungsgericht Berlin bestätigt worden, Durch diese bei- gebiete im Bereich des Forstamtes Kruft" den Urteile wird· die Schutzwürdigkeit des Plaidter Humme- rich eindeutig anerkannt. 1. Allgemeine Feststellungen Die Veränderung der Landschaft infolge des Gesteins- abbaues ist im allgemeinen beträchtlich. Daher wirkt sich Be ck~m Das Mittelrheinische wird durch den Abbau vulkani- der Gesteinsabbau am Rande von Naturschutzgebieten un- schen Gesteins entscheidend geprägt. Hier befindet sich das günstig auf die geschützten Gebiete aus. Um eine Verun- nach Ausmaß und Güte größte Bimsvorkommen Europas. staltung der Randgebiete zu vermeiden, ist· geplant, das Neben dem großflächig verbreiteten Bims wird außerdem Naturschutzgebiet „Laacher See" mit ·einem Landschafts- vulkanisches Gestein· der Auswurfstellen (Basalt) und Ab- schutzgebiet zu umgeben. Diese Maßnahme wird es er- flußrinnen (Lavalit, Krotzenlava, u. ä.) abgebaut. Der Abbau möglichen, durch entsprechende Auflagen den Abbau und der vu lkan·ischen Gesteine zieht einen· Landschaftswandel die Rekultivierung. so zu lenken, daß keine störenden Land- nach sich, der sowohl das Landschaftsbild als auch den schaftsveränderungen auftreten. Landschaftshaushalt umfaßt und durch sein zumeist unge- ordnetes und zugleich intensives Fortschreiten in der Ver- Am Südhang des Krufter Ofens, eines zum Laacher See- gangenheit zu starken Landschaftsschäden geführt hat. Kesse ~ gehörenden Vulkankegels, ist der Bims großflächig von der Rheinischen Bimsgruben-Gemeinschaft abgebaut worden. Diese Fläche ist nach dem Abbau vorbildlich 2. Positive Entwicklungen rekultiviert worden. Die Bodenmodellierung• ist dem Land- Die landschaftsschädigenden Auswirkungen des Gesteins- schaftscharakter entsprechend vorgenommen worden. Bei abbaues sind vom Gesetzgeber erkannt worden. Im der anschließenden Aufforstung wurde· die Douglasie Landesplanungsgesetz von Rheinland-Pfalz vom 14. Juni (Pseudotsuga menziesii) aus wirtschaffüchen Gründen be- 1966 und in der „ Ersten Landesverordnung zur Durch- vorzugt angebaut. Um das Landschaftsbild nicht zu sehr zu

5 verfremden, wurden die Ränder der Aufforstungsflächen mit heimischen Laubholzarten g-esäumt. Wenn auch die Holz- artenwahl z. T. kritisch zu beurteilen ist, so ist doch die Re- kultivierung insgesamt als vorbildlich zu bezeichnen. Für den Raum Andernach ist in den Jahren 1970/71 von der „Gruppe Hardtberg, Stadt- und Regionalplanung, Bonn-Bad Godesberg" eine Nahbereichsplanung erstellt worden, an der Fach leute der verschiedensten Disziplinen mitgearbei- tet haben. In diesem Planungsgutachten werden die natür- liche Ausstattung· des Raumes, die bisherige räumliche Nut- zung, die Bevölkerungsentwicklung und die Verflechtung mit den angrenzenden Räumen analysiert und· die anzustre- ben den Entwicklungen unter Berücksichtigung der landes- planerischen Konzeption des Landes Rheinland-Pfalz er- arbeitet. Eine solche Nahbereichsplanung ist gerade in einem Raum, der starken Veränderungen unterworfen ist, eine Voraussetzung für eine abgewogene, geordnete Ent- wickl·ung, wie sie vom Gesetzgeber im Raumordnungs- g·esetz gefordert wird.

3. Problematische Entwicklungen

In den im vorhergehenden Abschnitt aufgeführten· Gesetzen und Verordnungen kommt der LandespHegegedanke deut- lich zum Ausdruck, jedoch haben• sich diese Rechtsvor- schriften in der Anwendung bezüglich landschaftspflegeri- scher Maßnahmen als wenig praktikabel und effektiv er- wiesen. Der Rat hatte während der Bereisung den Eindruck, daß insbesondere die behördliche Zuständigkeit für die Durch- setzung landschaftspflegerischer Auflagen sehr unklar ist. Bedenklich ist, daß nach dem 11. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachun.g im Land Rheinland-Pfalz vom 24. Februar 1971 die Erteilung der Genehmigung zum Bims- abbau in die Zuständigkeit der Gemeinden übergegangen ist. Der Rat hält die Gemeinde als Genehmigungsbehörde für ungeeignet, da diese vom Abbau direkt wirtschaftlich abhängig ist und eine Beachtung landschaftspflegerischer Belange auf dieser Verwaltungsebene daher kaum zu er- warten ist. Bedauerlich ist, daß die vom Gesetzgeber im „Landes- gesetz über den Abbau und die Verwertung von Bimsvor- kommen" vorgesehene Möglichkeit, die Gestaltung der Landschaft durch Auflagen zu regeln, in der Landesverord- nung zu diesem Gesetz nicht genutzt worden ist. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Rekultivierung· der Bims- abbauflächen, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, allein im Hinblick auf die landbauliche Nutzung vorgenom- men wird und sich auf eine Wiedereinplanierung· des Ge- ländes beschränkt. Um keine landwirtschaftliche Nutzfläche zu verlieren, werden die durch den Bimsabbau entstande- nen Böschungen daher so steil wie möglich gehalten. Eine Neupflanzung von Bäumen und Sträuchern im Zuge der Wiedernutzbarmachung konnte der Rat während der Berei- su ng nicht feststellen. Die starke Besitzzersplitterung und die zum Teil recht zu- fällige Übertragung der Ausbeuterechte bedingen einen kleinparz-enigen Bimsabbau, der vielfach steile Böschungen, Grate und Restflächen in der Landschaft zurückläßt, weil die Abbauflächen für eine landschaftsgerechte Rekultivie- rung zu klein sind. Die in der „Landesverordnung zur Durchführung des Landesgesetzes über den Abbau und

Abb. 2: Durch Gesteinsabbau weitgehend zerstörte Landschaft bei . Abb. 3: Schaumlavaabbau bei Nickenich - ohne jegliche An- sätze für eine landschaftsgerechte Reku ltivierung. Abb. 4: Die Abraummassen wurden in der Vergangenheit steil geschüttet und sich sel bst überlassen (Bildmitte und rechts); die Bodenmodellierung im Vordergrund stammt aus jüngster Zeit.

6 die Verwertung von Bimsvorkommen" festgelegte Mindest- größe für Abbauflächen hat sich nicht oder nur wenig in Richtung auf eine landschaftsgerechtere Gestaltung aus- gewirkt. Die Vielzahl der kleinen Abbaufirmen ist der land- schaftsgerechteren Gestaltung der ausgebeuteten Flächen ebenfalls nicht förderl ich , wie es die Praxis zeigt. Die stillgelegte Bimsgrube der in Konkurs gegangenen Firma Körner am Krufter Ofen zeigt in erschreckendem Maße die Auswirkungen, die die Erteilung einer Abbau- genehmigung ohne Sicherheitsleistung für die spätere Wiedereinplanierung hat. Zur Zeit scheint eine Beseitigung dieser die Landschaft verunstaltenden großflächigen Grube wegen der hohen Kosten nicht möglich zu sein. Eine zusätzliche Verunstaltung und Gefahr geht von der stillgelegten Grube durch die unkontrollierte Ablagerung von Abfällen und Rückständen aller Art aus. In dem po- rösen vulkanischen Gestein ist besonders das Grundwasser durch flüssige Abfälle und Sickerwasser gefährdet. Auch wenn die Grube Körner auf Grund· ihrer Ausdehnung und Tiefe ein Einzelfall ist und bleiben dürfte, so demonstriert sie doch aufs Anschaulichste die Verunstaltung und Ge- fahr, die von allen übrigen nicht rekultivierten, bzw. nach der Wiedereinplanierung nicht mehr landbaulich genutzten Abbauflächen ausgeht. Die vom Abbau hauptsächlich betroffenen Gesteine Bims, Schaum lava, Trass u. ä. zeichnen sich durch ein großes Porenvolumen aus, so daß selbst bei stärkeren Regenfällen kaum ein Oberflächenabfluß auftritt, sondern das Nieder- schlagswasser im Boden versickert und ins Grundwasser übergeht. Der Gesteinsabbau führt somit zwangsläufig zu Veränderungen im Wasserhaushalt der Landschaft. Als Folge des Gesteinsabbaus muß insbesondere mit einer Minderung der Grundwassernachlieferung gerechnet wer- den, wobei das Ausmaß der Minderung durch einzelne Ab- baumaßnahmen wegen der bereits zahlreich vorhandenen Störungen wohl nur sehr schwer abzuschätzen se in dürfte. Wie überall tritt eine zusätzliche Gefährdung der Grund- wasservorkommen durch Müllablagerungen und Ausweitung der Siedlungsflächen auf. Die Siedlungen werden im Bereich des Bimsabbaus durch die Produktionsstätten der Bimssteinindustrle geprägt. Wohn- und Gewerbeflächen sind häufig· eng miteinander ver- zahnt. Auffallend ist dabei das Fehlen von Schutz- und Trennpflanzungen, welche die Wohngebäude gegen die un- erwünschten Begleiterscheinungen der Steinindustrie, ins- besondere gegen Staubeinwirkung, abschirmen. Unter dem Titel „Landschaftsplan Vulkaneifel" ist das „Gut- achten über den Natur- und Landschaftsschubz in der Vulkaneifel" von Prof. Dr. H. Falke, Mainz, veröffentlicht worden. Der Begriff „Landschaftsplan" entspricht in diesem Zusammenhang inhaltlich nicht der in der Landespflege üblichen Terminologie und ist daher geeignet, falsche Vor- stellungen zu wecken. Das Gutachten stützt sich über- wiegend auf geologische Aspekte, die in· der Vu ikaneifet zweifellos besondere Bedeutung haben. Diese Bedeutung der geologischen Aspekte darf jedoch nicht dazu führen, alle übrigen wissenschaftlichen und planerischen· Diszipli- nen, die sich mit der Landschaft als Objekt befassen, in diesem Gutachten mehr oder weniger nur am Rande zur Geltung kommen zu lassen. Die Abstimmung der geologi- schen Belange mit den Interessen der Industrie „Steine und

Abb. 5: Ehemaliger Bimssteinindustriebetrieb am Ortsrand von Weißenthurm. Abb. 6: Birr.ssteinwerk bei , das, wie viele Werke dieser Art, in der freien Landschaft errichtet wurde. Abb. 7: Zerfallendes ehemaliges Bimssteinwerk in der offenen Feldmark bei Kettig.

7 Erden", wie sie im Gutachten vorgenommen worden· ist, Ist zweifellos erforderlich, jedoch sicherlich nicht ausreichend in bezug auf alle übrigen öffentlichen und privaten Belange. Als sehr problematisch erscheint dem Rat die Zusammen- setzung der von der damaligen Obersten Naturschutz- behörde berufenen „ Kommission Landschaftsplan Vulkan- ". Dieser Kornmission gehören neben dem Vorsitzen- den, Prof. Dr. Falke, je ein Vertreter der Planungsgemein- schaften Mittelrhein und Westeifel, der Industrie- und Han- delskammern in Koblenz und Trier, des Verbandes Indu- strie Steine und Erden, des Bergamtes in Koblenz und des Eifelvereins an, jedoch keine Vertreter der Landschafts- pflege und des Naturschutzes. Da diese Kommission auf dem Gebiet der Landespflege tätig ist und Empfehlungen über die Schutzwürdigkeit einzelner Objekte und Gebiete abgibt, sollte die Landespflege durch sachverständige Ver- treter angemessen beteiligt sein.

4. Folgerungen und Empfehlungen Nach Erörterung der landespflegerischen Probleme des be- reisten Gebietes unterbreitet der Deutsche Rat für Landes- pflege folgende Empfehlungen: In einem Gebiet mit starker Wirtschafts- und Siedlungs- entwicklung muß der Landespflege grundsätzliche Bedeu- tung zugemessen werden. In der Pellenz und den übrigen Einheiten des Mittelrheinischen Beckens, die infolge des großflächigen Gesteinsabbaus dazu noch einem starken Landschaftswandel unterliegen, ist die Landespflege beson- ders vordringlich. Die Landespflege als Beitrag zur Raum- ordnung auf der Grundlage der natürlichen Gegebenheiten darf dabei jedoch nicht isoliert betrieben werden, sondern muß im Rahmen von Gesamtplanungen, sei es als Regional- planung oder wie im Raum Andernach als Nahbereichs- planung, eingesetzt werden. Eine übergeordnete, überfach- liche Gesamtplanung, die die Landespfleg·e einschließt, ist Voraussetzung für die zukünftige Entwicklung dieses Ge- bietes, wenn es den Forderungen des Raumordnungs- gesetzes entsprechend gesunde Lebens- und Arbeits- bedingungen bieten soll. Der Mangel an Du rchgrünung und Gestaltung muß sowohl im Siedlungsbereich als auch in der freien Landschaft behoben werden. Für die vom Gesteinsabbau in erster Linie betroffene freie Landschaft ist als Tei lplan der geforderten Gesamtplanung ein Landschaftsrahmenplan aufzustellen, der dann durch die für die jeweiligen Einzelvorhaben auszuarbeitenden Landschaftspläne konkretisiert wird. Der zur Zeit immer noch relativ kleinparzellige, jedoch insgesamt die ganze Landschaft erfassende Gesteinsabbau macht den Land- schaftsrahmenplan als ln·strument zu r Abstimmung der Landschaftspläne auf ein übergeordnetes Konzept sowie zur gegenseitigen Abstimmung benachbarter Vorhaben be- sonders vordringlich. Die relativ starke Industrialisierung des Raumes, insbe- sondere die stark raumbeanspruchende Industrie „Steine und Erden ", darf nicht dazu führen, den gesamten Raum den Interessen der vorherrschenden Industrie zu unter- werfen. Eine Industrielandschaft, in· der die natürlichen Gegebenheiten und Schönheiten der Landschaft unwieder- bringlich verbraucht worden sind, kann und darf nicht das Ziel der zukünftigen Entwicklung sein. Unter diesem Aspekt

Abb. 8: Bimsabbau zwischen Kärlich und Kettig - die steile Abbauwand bricht ab und beeinträchtigt die wieder in Nutzung genommene abgebaute Fläche; die nahe der Böschungsoberkante stehenden Kirschbäume sterben ab. Abb. 9: Durch Bimsabbau verwüsteter NO-Hang des Kärllcher Berges. Abb. 10: Nicht rekultivierte Abbaustellen verleiten dazu, Müll wild abzulagern.

8 muß auch der Plaidter Hummerich betrachtet werden. Der Plaidter Hummerich mit seinem markanten Doppelgipfel ist· wegen seiner landschaftsprägenden Schönheit unter Land- schaftsschutz gestellt worden. Von den Befürwortern des totalen Abbaus des Plaidter Hummerichs wird als Begrün- dung angeführt, daß durch den bisherigen Abbau von Bims und insbesondere Lavaschlacke bereits so starke Land- schaftsschäden aufgetreten sind, daß die Wiederherstel- lung eines befriedigenden Landschaftsbildes nicht mehr möglich ist. Der Rat empfiehlt, diese· Aussage sowie die Folgen eines totalen Abbaus durch ein umfassendes landes- pflegerisches Gutachten überprüfen zu lassen. In dieses Gutachten muß auch der dem Plaidter Hummerich benach- barte Vulkankegel, der Korretsberg, einbezogen werden, da das Schicksal· dieses ebenfalls unter Landschaftsschutz stehenden und vom Abbau bedrohten Berges seitens der Kommission Landschaftsplan Vulkaneifel eng mit dem des Plaidter Hummerich verknüpft wird. Der Vorschlag, einen Berg zum totalen Abbau freizugeben und den anderen als Naturschutzgebiet vollkommen zu schützen, kann als ein Versuch gewertet werden, einen Ausgleich zwischen den Abbauinteressen in diesem Raum und den Interessen des Naturschutzes und der Landschaftspflege herbeizuführen. Hierbei ist jedoch zu bedenken, daß die beiden Berge in bezug auf Natur und Landschaft - im Gegensatz zur rein ökonomischen Betrachtung als mineralische Vorratslager - nicht als zwei austauschbare Größen betrachtet werden dürfen. Aus diesem Grunde und um keinen schwerwiegen- den Präzedenzfalf zu schaffen, muß dieser Vorschlag in dem bereits geforderten landespflegerischen Gutachten ebenfalls ausführlich untersucht werden. Bei der Entschei- dung über die Erhaltung oder die Preisgabe dieser beiden landschaftsprägenden Naturerscheinungen sollte außerdem nicht übersehen werden, daß eine Notwendigkeit des Ab- baus aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zur Zeit nicht vorliegt. Der Bimsabbau hinterläßt ein wenig befriedigendes Land- schaftsbild mit steilen Abbaukanten, Graten, Abbauinseln und wieder einplanierten, aber nicht landbaulich genutzten Abbauflächen. Gehölzbewuchs ist kaum vorhanden. Da der Bimsabbau fast die gesamte Oberfläche erfaßt und ver- ändert, ist eine bewußte Gestaltung der Landschaft nach dem Abbau erforderlich. Die Wiedernutzbarmachung der Abbauflächen durch Wiedereinplanieren· muß daher durch eine fachgerechte, durch Landschaftspläne vorbereitete Re- kultivierung ersetzt werden, die landschaftsgerechte Boden- modellierungen und Gehölzpflanzungen einschließt. Am Beispiel der Rheinischen Bimsgruben-Gemeinschaft konnte sich der Rat überzeugen, daß große, leistungsfähige Betriebe in der Lage sind, die Abbauflächen landschafts- gerecht zu rekultivieren. Das entspricht auch den Erfahrun- gen, die im Rheinischen Braunkohlengebiet gewonnen· wer- den· konnten. Der Zusammenschluß der vielen kleinen Be- triebe zu leistungsfähigen Betrieben erscheint daher aus landespflegerischer Sicht als sehr erwünscht. Die Beseitigung bestehender landschaftlicher Verunstaltun- gen sollte bei allen weiteren Veränderungen der Landschaft gefördert werden. Die zur Zeit wegen der hohen Kosten wohl kaum zu rekultivierende, stillgelegte Bimsgrube der Firma Körner am Krufter Ofen dürfte auch in· Zukunft eine

Abb. 11 : Großflächige Reku ltivierung eines Bimsabbaues mit ·landschaftsgerechter Bodenmodellierung und anschlie- ßender Aufforstung bei Nickenich. Abb. 12: Die steile, im laufe der Jahre verflachende Abbau- kante am Waldrand verunstaltet die Landschaft für lange Zeit. Abb . 13: Ungeordnete Mülldeponie in einem ehema ligen Stein- bruch bei Eich - in dem porösen Gestein möglicher Ausgangspunkt für eine gefährliche Verunreinigung des Grundwassers.

9 der schwierigsten landschaftspflegerischen Aufgaben im abhängige Gemeinde als Genehmigungsbehörde für unge- Bimsabbaugebiet sein. Der unkontrollierten Ablagerung eignet. Die für die Genehmigung zuständige Behörde sollte von Abfällen sollte auf jeden Fall Einhalt geboten werden. eine Verwaltungsstufe höher Meg-en, damit die übergeord- Eine Nutzung der Grube als Mülldeponie ist nur nach einer neten öffentlichen Belange besser gewahrt werden. genauesten Überprüfung auf ihre Eignung· angezeigt. Sollte So notwendig und wünschenswert eine Abstimmung der sich für die stillgelegte- Grube keine weitere Verwendungs- Interessen in bezug auf die räumliche Nutzung ist, die Kom- möglichkeit bieten, so regt der Rat an, den zur Zeit vor- mission Landschaftsplan Vulkaneifel· kann in der derzeitigen handenen Unrat zu beseitigen und die Grube teilweise zu Zusammensetzung ihrer Mitglieder diese Aufgabe nur be- planieren und aufzuforsten. Interessante, tiefe Aufschlüsse schränkt erfüllen; sie sollte daher durch sachverständige sollten dabei jedoch möglichst erhalten und als neue Land- Vertreter der Landespflege angemessen ergänzt werden. schaftsformen („Klamm") herausgestellt werden. Abgese- hen von dem Sonderfall der Grube Körner sollte die Er- Im Auftrage der Mitglieder des Deutschen Rates für Landes- haltung interessanter Aufschlüsse bei allen Rekultivierungen pflege bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident bedacht und gefördert werden. Dr. Kohl, die vorstehenden Anregungen und Empfehlungen des Rates zu prüfen und, soweit· es Ihnen möglich ist, auch· Ähnliche landschaftspflegerische Probleme wie bei der still- zu verwirklichen. gelegten Bimsgrube der Firma Körner sind bei der Lavalit- grube im nicht unter Landschaftsschutz stehenden Gelände zwischen dem Plaidter Hummerich und dem Korretsberg durchaus möglich. Diese Grube hat bereits ein Ausmaß an- genommen, daß ein Abbauplan einschließlich eines Land- schaftsplanes unbeding~ erforderlich erscheint. Der Abbau- plan und der Landschaftsplan müssen auf die übergeord- Mit freundlichen Grüßen nete Planung abgestimmt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß für dieses Gebiet von den zuständigen Der Sprecher Behörden und politischen Institutionen im Rahmen einer Gesamtplanung verbindliche Entwicklungsrichtlinien in Form eines Landschaftsrahmenplanes aufgestellt werden. Zur Durchsetzung der im Mittelrheinischen Becken unbe- dingt erforderlichen landschaftspflegerischen Maßnahmen müssen die rechtlichen Voraussetzungen, sei es durch Ge- setze, sei es durch Verordnungen, wesentlich verbessert werden. Die Erteilung von· Abbaugenehmigungen ohne· Auf- lagen und Sicherheitsleistungen in bezug auf eine fach- gerechte Rekultivierung sollte in Zukunft nicht mehr mög- lich sein. Der Rat hält die vom Abbau wirtschaftlich direkt (Graf Lennart Bernadotte)

Abb. 14: Großflächiger Bimsabbau bei Nickenich - eine wesentliche Voraussetzung für eine landschaftsgerechte Rekultivierung.

10 Der Chef der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz Mainz, 28. Mai 1973

An den Sprecher des Deutschen Rates für Landespflege Graf Lennart Bernadotte

7751 In sel Mainau/Bodensee

Betr.: Landespflegerische Probleme des Abbaus von vulkanischem Gestein im Mittelrheinischen Becken

Bezug: Mein Schreiben vom 29. Dezember 1972

Sehr geehrter Graf Bernadotte, pen und nicht ausgebeutete Parzellen mit zum Teil steilen Böschungen zurück, die sich von den tiefer liegenden, aus- gebeuteten Grundstücken deutlich abheben und den Ein- ich komme zurück auf mein Schreiben vom 29. 12. 1972, mit druck einer ungeordneten Landschaft vermitteln. In den dem ich Ihnen im Namen von Herrn Ministerpräsident Dr. Waldarealen konnte unter Anwendung des Landesforst- Kohl Ihr Schreiben vom 13. 12. 1972 bestätigt habe. Nach- gesetzes in der Regel nach dem Abbau eine bessere land- dem die Äußerungen der beteiligten Ressorts un d der zu- schaftspflegerische Einbindung durch Wiederaufforstung ständigen Bezirksregierung nunmehr vorliegen, kann ich (§§ 12 bis 14 Landesforstgesetz) erfolgen. Die Forderung ausführlicher auf die Anregungen und Empfehlungen des nach Rekultivierung der landwirtschaftlichen Flächen mußte Deutsch·en Rates für Landespfleg·e eingehen, die Sie auf- sich auf eine entsprechende Nutzbarmachung durch Ein- grund einer Bereisung der Pellenz im Oktober 1971 mit planierung beschränken (§ 5 der Landesverordnung zur vorbezeichnetem Schreiben an uns herangetragen haben. Durchführung des Landesgesetzes über den Abbau und die Zuvor möchte ich Ihnen danken, daß sich der Deutsche Rat Verwertung von Bimsvorkommen vom 21. Juli 1952 - GVBI. diesem vom Blickpunkt der Landespflege so außerordent- 1952 s. 117). lich schwierigen Gebiet angenommen hat, aber auch, daß die erheblichen Anstrengungen, die gemacht wurden, um Das Gebiet der Peflenz ist nur zu einem kleinen Teil als die Harmonie des Landschaftsbildes wieder herzusteHen Landschafts- un d Naturschutzgebiet dem Schutz des Natur- und sinnvoll zu gestalten, Ihre· An erkennung gefunden schutzgesetzes unterstellt. Der größte Teil· dieser Land- haben. Nicht zuletzt hat der Deutsche Rat für Landespflege schaft, in der der Bimsabbau am intensivsten betrieben unter Hinweis auf das Landesplanungsgesetz, das Landes- wu rde und wird, steht nicht unter Landschaftsschutz. Hier gesetz über den Abbau und die Verwertung von Bimsvor- erfolgte der Bims- und Lavaabbau ausschließlich nach den kommen und die Erwähnung des kurz vor der Ver- Vorschriften des Landesbimsgesetzes und des Berg- abschiedung stehenden Landespflegegesetzes die Bemü- gesetzes. hungen des Landes Rhein·land-Pfalz um eine den Belangen Soweit Abbauvorhaben in Schutzgebieten betrieben wur- der Landespflege Rechnung tragende Gesetzgebung ge- den, erfolgte dies im Rahmen natursch utzrechtlicher Aus- würdigt. nahmegenehmigungen mit entsprechenden Auflagen für Zu den in· Ih rem Gutachten unter Punkt 3. (Problematische eine geordnete Rekultivierung. Zur Siche rstellung dieser Entwicklungen) geäußerten Bedenken möchte ich auf fol- Auflagen haben die Abbaufirmen erhebliche Sicherheits- gendes hinweisen: leistungen erbringen müssen. Im Zuge der Verwaltungs- und Funktionalreform Ist die Zu· In diesem Zusammenhang ist die vor wenigen Wochen er- ständigkeit für die Genehmigung des Bimsabbaus auf die teilte Ausnahmegenehmigung zum Abbau von Bims im Verbandsgemeinden delegiert worden. Abgesehen davon, Randbereich des Naturschutzgebietes „Laacher See" im daß eine Durchbrechung dieses modernen Prinzips der Ver- Krufter Tal am Roter Berg zu erwähnen. Sie stellt sicher, waltungsvereinfachu ng ledig,lich zu Gun-sten der Bimsabbau- daß dieser Landschaftsteil einschließlich der Gru be Körner genehm igung den Zielen der Verwaltungsreform zuwider- durch entsprechende landschaftspflegerische Maßnahmen liefe, sollte auch bedacht werden, daß die Verbands- in die Landschaft eingegliedert wird. Die Talsenke zwischen gemeinde - im Gegensatz zur Gemeinde - überörtliche dem Krufter Ofen und dem Roter Berg, in der sich die Verwaltungskompetenzen und -funktionen wahrnimmt und Grube Grube Körner befindet, wird so gestaltet, daß keine auch hinsichtlich der Belange des Landschaftsschutzes beim Krater, Rippen oder Grubenlöcher zurückbleiben. Zu den Bimbsabbau durchaus eine sachgerechte Entscheidungs- aufsteigenden Hängen des Kessels werden der Gesamt- praxis gewährleisten dürfte. situation angepaßte Böschungen· angelegt. Die Gesamt- fläche wird wieder aufgeforstet. Zur Sicherstellung hat die Obwohf sich der Abbau von Bims und Lava weitgehend im Abbaufirma eine Sicherheitsleistung in Höhe von 500 000,- Rahmen der bestehenden Rechtsvorschriften vollzog, konnte DM erbracht. Es ist demnach zu erwarten, daß nunmehr in vielen Fällen ein gestörtes Landschaftsbild nicht ver- das Problem „Grube Körner" einer befriedigenden- Lösung mieden werden. Insbesondere in der Feldflur bMeben Rip- zugeführt wird.

11 Mitten aus der Pellenz erheben sich der Plaidter Humme- Es ist zu erwarten, daß als Ergebnis des Landschaftsrahmen- rich und der Korretsberg. Beide Berge wurden 1958 rechts- plans für die Reg ion Mittelrhein im Sinne des § 1 O Abs. 4 wirksam zum Landsch·aftsschutzg·ebiet erklärt. des Landespflegegesetzes für dieses Gebiet u. a. ein Der „Landschaftsplan Vulkaneifel·" von Prof. Dr. Falke führte Landespflegebereich vorgeschlagen wird oder für beson- aufgrund seiner Aussagen und Empfehlungen, die auch in ders geschädigte Tei le schwerpunktartig Landespflege- bereiche nach §§ 12113 LPflG ausgewiesen werden. Die das Landesentwicklungsprogramm eingeflossen sind, hin- sichtlich dieser Schutzgebiete zu einer Neuorientierung. dann einzuleitenden Detailplanungen sollen umfassende Weitere Schutzgebiete wurden ausgewiesen, alte dagegen Möglichkeiten zur Neugestaltung der Landschaft aus ökolo- gischer Sicht aufzeigen und die erforderlichen Maßnahmen aufgehoben. Im Rahmen dieser Neuorientierung entstanden festlegen. bisher 15 neue Naturschutzgebiete. Aufgrund des Gut- achtens hat man sich im Einvernehmen mit der Kommission Des weiteren möchte ich auf die in § 27 LPflG vorgesehe- Vulkaneifel für einen Abbau des Plaidter Hummerich unter nen Beiträge für Landespflege hinweisen, in die sowohl bestimmten Voraussetzungen entschieden. Zur Zeit führt Sachverständige der für Landespflege bedeutsamen Grund- das Bergamt Koblenz mit den Firmen Theis KG und Velag lagendisziplinen als auch Vertreter der anerkannten Landes- GmbH & Co. KG auf der Grundlage der Abbauanträge die pflegeorganisationen zu berufen sind. notwendigen Verfahren nach dem Berggesetz durch. Soll- ten diese zu einem befriedigenden Ergebnis - auch hin- Da die beratende Tätigkeit dieser Beiräte alle wesentlichen sichtlich der Rekultivierung, Sicherheitsleistung usw. - füh- Fragen der Landespflege umfassen wird , dürften weitere ren, ist damit zu rechnen, daß die Landschaftsschutzverord- beratende, sich lediglich speziellen Fragen oder Teil- nung betreffend den Plaidter Hummerich aufgehoben wird. bereichen widmende Gremien dann nicht mehr erforderlich Das Landschaftsschutzgebiet Korretsberg bleibt besteh·en. sein. Deshalb kann auch die von Ihnen angeregte Ände- Ihre kritische Betrachtung des „Landschaftsplans Vulkan- rung der Zusammensetzung der „ Kommission Vulkaneifel" eifel·" erscheint, soweit die geologische Einseitigkeit des unterbleiben, da ihre Tätigkeit mit der Bildung der unabhän- Gutachtens angesprochen wird, nicht ganz unberechtigt. gigen Beiräte auslaufen wird. Allerdings verdient dieses Gutachten als wissenschaftliche Mit Recht weisen Sie unter 4. (Folgerungen und Empfehlun- Arbeitsgrundlage für die Naturschutzbehörden eine weit- gen) darauf hin, daß die Landespflege als Beitrag zur Raum- gehend positive Beurteilung. Es sollte nicht übersehen wer- ordnung auf der Grundlage der natürlichen Gegebenheiten den, daß dem Gutachten Beratungen und Befahrungen vor- im Rahmen von Gesamtplanungen gesehen werden müsse. ausgingen, an denen alle berührten Ressorts einschließ- Diesen Gesichtspunkten ist durch den 1972 genehmigten lich der Landesplanung und des Natur- und Landschafts- Regionalen Raumordnungsplan Mittelrhein Rechnung ge- schutzes beteiligt waren. Auch ist noch darauf hinzuwei- tragen worden. In den verbindlichen Planungszielen die- sen, daß seitens der Kommission keine Entscheidungen ses Raumordnungsplans heißt es in Kapitel 346 (Landes- getroffen, sondern unter Abwägung der verschiedenen Be- pflege) u. a.: lange lediglich Empfehlungen gegenüber der zuständigen Landespflegebehörde ausgesprochen wurden. „ Die gestellten landespflegerischen Aufgaben sollen in einem Landschaftsrahmenplan behandelt und soweit not~ Der heutige Stand der Mechanisierung und Rationalisierung wendig durch Landschaftspläne vertieft werden. hat bei der Gewinnung von Abbauprodukten im Gebiet der Pellenz dazu geführt, daß in aller Regel größere Flächen In dem der Region zugehörigen Teil der Vulkaneifel ist, ausgebeutet werden, weil nur so noch eine ausreichende den Empfehlungen des Gutachtens ,Landschaftsplan Rentabilität erzielt werden kann. Im Zuge der allgemein Vulkaneifel' fo lgend, eine wirksame Abgrenzung zwi- rückläufigen Entwicklung in der Bimsindustrie hat sich zu- schen den Belangen des Natur- und Landschaftsschutzes dem die Zahl der Bimsbetriebe stark vermindert, davon und der für die Wirtschaft dieses Gebietes bedeutsamen sind insbesondere die von Ihnen erwähnten Klein- und Industrie ,Steine und Erden' herbeizuführen. Dabei muß Kleinstbetriebe mit wen·iger als 20 Beschäftigten betroffen; entschieden werden, welche Vu lkanberge und Basaltkegel ihre Zahl ist von September 1965 bis September 1971 von erhalten und geschützt und welche - unter der Voraus- 298 auf 168 Betriebe und damit um mehr als 43 % zurück- setzung der Rekultivierung - für den Abbau freigegeben gegangen, während die Zahl der größeren Betriebe nur werden sollen. Es ist dafür Sorge zu tragen, daß der vul- unwesentlich abgenommen hat. Daher wird es künftig· kanische Formenreichtum dieser Gegend, der sowohl für leichter sein, die landschaftsgerechte Gestaltung· der aus- Wissenschaft und Forschung als auch für die Erholung gebeuteten Flächen durch entsprechende Auflagen durch- erhebliche Bedeutung hat, möglichst wenig beeinträchtigt zusetzen. und die Funktionsfähigkeit dieser Landschaft insgesamt gewahrt bleibt." Es kann ferner davon ausgegangen werden, daß die als Re- ferentenentwurf vorliegende Neufassung des Landesberg- Die Planungsziele werden an anderer Stelle dieses Kapitels rechts die bestehenden Rechtsgrundlagen für die Berück- für das Abbaugebiet wie folgt ergänzt: sichtigung landespflegerischer Erfordernisse bei einschlägi- gen Abbauvorhaben weiter verbessert. „ Landschaftspflegerische Maßnahmen in Verbindung mit Abbauschäden sind besonders in folgenden Räumen er- Wesentliche Verbesserungen für eine gezielt·e Landschafts- forderlich und auf der Grundlage von Landschaftsplänen entwicklung bietet das kurz vor seiner Verabschiedung durchzuführen: srehende Landespflegegesetz von Rheinland-Pfalz. Insbe- sondere aufgrund von § 4 dieses Gesetzes (Eingriff in 1. Für das sich dem Laacher See bis in das Neuwieder die Landschaft) und dem dort postulierten Zustimmungs- Becken und in das nördliche erstreckende Bims- vorbehalt der Landespflegebehörde sowie durch weitere abbaugebiet und die nach Norden und Westen angren- Bestimmungen wird es möglich sein, schädigende Ein9riffe zenden Vorkommen von Basalt, Phonolit, Schaumlava, in die Landschaft zu vermeiden und einen Ausgleich der Tuffstein und andere vulkanische Förderprodukte mit vorhandenen Landschaftsschäden zu erreichen. den Schwerpunkten bei , , Kempenich und dem Brohltal. Durch den Landschaftsplan soll eine Be- Das Landespflegegesetz bildet zugleich die bisher fehlende urteilung des Landschaftshaushaltes aus ökologischer Rechtsgrundlage für Landschaftsrahmenpläne, die, nicht nur Sicht erarbeitet und nach zeitlich koordiniertem Abbau im FaHe der Region· Mittelrhein, sondern für alle übrigen eine Rekultivierung der Landschaft erreicht werden. Regionen des Landes vorrang·ig eingeleitet werden soll·en. "

12 Wie in diesen Planungszielen des Regionalen Raumord- Diese Ausführungen mögen Ihnen zeigen, daß sich die nungsplans Mittelrhein zum Ausdruck kommt, dürfen bei Landesregierung, gemessen an den besonders schwieri- aller gebotenen Sorge um die Erhaltung einer Landschaft gen Aufgaben, die sich der Raumordnung und der Landes- nicht außer bleiben. Es müssen also auch die Ge- pflege in einem Gebiet wie der Pellenz stellen, insgesamt die raumstrukturellen und wirtschaftlichen Geg-ebenheiten doch mit Erfolg bemüht hat, die Landschaft in· dies·em Be- sichtspunkte der wirtschaftlichen Nutzung dieser einzig- reich sinnvoll zu gestalten und Nachteile für den Natur- artigen und nicht ersetzbaren Mineralien gesehen werden, haushalt zu vermeiden. In Anwendung auch des erweiter- die die Wirtschafts- und Erwerbsstruktur dieses Raumes terl Instrumentariums, das das Landespflegegesetz bieten entscheidend mitgeprägt hat. wird, dürfte es möglich sein, zu einer angemessen~m Syn- Der von Ihnen festgestellte Mangel· an Durchgrünung und these zwischen den Belangen der Landespflege sowie den ökonomischen lnterssen in diesem Gebiet zu komm-en und Gestaltung in den Siedlungsbereichen· ist eine Folge der dabei auch die Harmonie dieser Landschaft wieder herzu- industriellen Entwicklung und der damit verbundenen star- ken Bautätigkeit. Künftig wird eine stärkere Beachtung der stellen und zu wahren. Ich bin überzeugt, daß damit Ihren aus der Sorge um die Lebensverhältnisse der dort wohnen- landschaftspflegerischen und grünordnerischen Belange· im den Bevölkerung und um eine reizvolle, erdgeschichtlich Rahmen der Bauleitplanung besonders durch die ange- besonders interessante Landschaft geäußerten Anregun- strebte g e m einsame Flächennutzungsplanung je- gen und Empfehlungen Rechnung getragen werden kann. weils für a 11 e Gemeinden eines Nahbereichs (= Ver- bandsgemeinde) - wie sie z. B. im Zusammenhang mit d-er von Ihnen erwähnten Nahbereichsuntersuchung für die Mit freundlichen Grüßen Stadt- und die Verbandsgemeinde Andernach zur Durch- führung kommt - zu erwarten sein. Ihr W. Hilf

Abb. 15: Blick über d ie Lavalitgruben der Fi rma Horst und Jüssen und der Firma Theis auf dem Plaidter Hummerich, der durch die Grube Theis in seiner Substanz bedroht ist. Die Vorschriften de.s Berggesetzes und d es Natursch utzgesetzes haben offen- sichtlich nicht verhindern können, daß hier Großtagebaue entstanden sind, die sich ohne Rücksicht auf die Lan dschaft weiter ausbreiten.

13 R. S p r e n g a r t

Gesetzliche Grundlagen des Bimsabbaues

Bims und Lava sind lockeres Material, welches durch die waltungsvereinfachung die Landratsämter und in großen Lavaauswürfe der vulkanischen Eifel entstanden ist. Es kreisangehörig·en Städten die Stadtverwaltungen· als zu- lagert sich vom Laacher See ab in unterschiedlicher Dichte ständige Genehmigungsbehörde bestimmt. Nach§ 1 des 11 . etwa 18 km in östlicher Richtung in einer Breite von ca. Landesgesetzes über die V:erwaltungsvereinfachung im 15 km (Neuwieder Becken) und ist in Deutschland· einmalig lande Rhein land-Pfalz vom 24. 2. 1971 (GVBI. S. 67) i. V. m. und für den gesamten Baumarkt der Bundesrepublik und lfd. Nr. 6.3.3 des Verzeichnisses der Zuständigkeiten sind darüber hinaus von eminenter Wichtigkeit. Abbau, Versand nunmehr für den Vollzug des Gesetzes, d. h. für die Er- und Produktion von Baustoffen gehen jährlich in viele Mil- teilung der Genehmigung die Verbandsgemeinden und ver- lionen Tonnen. bandsfreien Gemeinden zuständig. Zur Regulierung des Bimsabbaues, insbesondere zur Siche- Die Landesverordnung• unterscheidet beim Bimsabbau zwi- rung der Oberflächennutzung, der Gestaltung der Land- schen schaft, Erhaltung landschaftlicher Schönheit, aber auch zur Sicherung der Herstellung normgerechten Materials aus a) ordentlichem Abbau auf einer zusammenhängenden Gründen der Bausicherheit zum Schutze der Al·lgemeinheit Fläche in Mindestgröße von 1 ha, vor minderwertigen Baustoffen hat der Landesgesetz- b) planmäßigem Weiterabbau im Anschluß an eine früher geber schon· frühzeitig das rheinland-pfälzische Landes- genehmigte Bimsgrube unter Abweichung von der Min- gesetz über den Abbau und die Verwertung von Bimsvor- destgröße von 1 ha, auch zur Beseitigung sogenannter ko~men vom 13. 4. 1949 (GVBI. S. 143) verabschiedet. „Abbauinseln". Die Vorschriften dieses Gesetzes beziehen sich nur auf Der Abbau von Bims ist u. a. zu versagen, wenn die land- Bims, nicht also etwa auf Lava, Lavakrotz·en und ähnliches und forstwirtschaftliche Nutzung auf läng·ere Zeit beein- Material, auch dann nicht, wenn dieses Material· zerkl·einert trächtigt wird. Es muß sich um eine Beeinträchtigung han- und ähnlich wie Bims verwandt wird. deln, die nach Art, Umfang und Dauer erheblich ist. Für In dieser Stellungnahme zu den gesetzlichen Grundlagen eine Versagung aus diesem Grunde ist das öffentliche des Tagebaues ist also zu trennen zwischen Interesse ausschlaggebend. A. Bims und Um die Mindestgröße von 1 ha zu erreichen, können sich B. Lava und ähnliches Material mehrere Grundstückseigentümer zusammenschließen. Hier- durch soll sowohl· eine Zersplitterung im Abbau als auch A. Bims die Bildung von StreuparzeMen verhindert werden. Die Bims- abbaugenehmigung für Parz.eilen mehrerer Grundeigentümer Rechtsgrundlage zur Regelung der Bimsgewinnung im ist mit· der Auflage zu erteilen, das Vorkommen zügig und Tagebau sind vollständig, ohne Zurücklassung von Resten, abzubauen. Zügiger Abbau ist systematischer Abbau in einem Zuge 1. das rheinland-pfälzische Landesgesetz über den Abbau ohne Unterbrechung. Unmittelbar im Anschluß an• den Ab- und die Verwertung von Bimsvorkommen vom 13. 4. bau muß die Wiedereinplanierung des Geländes erfolgen 1949 (GVBI. S. 143), können. 2. die Landesverordnung zur Durchführung des Landes- ~ Die Abbau-Genehmigung kann davon abhängig gemacht gesetzes über den Abbau und die Verwertung· von Bims- werden, daß der Antragsteller für die Kosten der Wieder- vorkommen vom 21. 7. 1952 (GVBI. S. 117). einplanierung durch Hinterlegung von Geldbeträgen oder Wenn nicht gerade ein Natur- oder Landschaftsschutz- Bürgschaft Sicherheit leist·et. gebiet berührt wird - die Bimsvorkommen befinden· sich Die Wiedereinplanierung (nicht jedoch Rekultivierung, Be- überwiegend außerhalb von Natur- und Landschaftsschutz- pflanzung, Aufforstung usw.) muß nach der o. a. Landes- g.ebieten - , richtet sich der Bimsabbau allein nach dem verordnung gefordert und kann nach dieser Verordnung Landesbimsgesetz und der genannten Landesverordnung. rechtlich auch durchgesetzt werden. Gemäß § 1 des Landesgesetzes bedürfen der Abbau, der Versand und die Verarbeitung von Bims der Genehmigung „Die bis zum 31. Dezember eines Jahres ausgebeuteten und und unterstehen der Aufsicht des Ministers für Wirtschaft für die weitere Bimsg·ewinnung nicht mehr benötigten Flä- und Verkehr. chen sind bis zur nächsten Frühjahrsbestellung wieder ein- Versand im Sinne von Absatz 1 liegt nur vor, wenn es sich zuplanen." Mit dieser Formulierung berücksichtigt die um unverarbeitetes Material handelt ; das sogenannte Knak- Landesverordnung die landwirtschaftlich (nicht forstwirt- ken von Bims ist keine Verarbeitung, sondern eine ß.e- schaftlich) genutzten Grundstücke. Ackerland ist für die arbeitung. Das Bestreben, den Versand einer besonderen Feldbestellung wieder herzurichten. Es muß die Voraus- Kontrolle zu unterwerfen, hat bis jetzt noch nicht zurTi Erfolg setzung zur Wieder-Feldbestellung durch Wiedereinplanie- geführt. Bis zum Erlaß anderweitiger Vorschriften unterliegt rung geschaffen werden, mehr nicht. Daß die ausgebimsten der Versand den Genehmigungsbedingungen nach § 1. Grundstücke nach der Wiedereinplanierung wieder eing·esät oder eingepflanzt, tatsächlich wieder als Ackerland genutzt Möglichk·eiten nach anderen Gesetzen, so z. B. Reichsnatur- werden, kann weder auf Grund der Landesverordnung schutzgesetz, Polizeiverwaltungsgesetz, Landesstra.ßenge- noch nach anderen Rechtsvorschriften erzwungen werden. setz, Fernstraßengesetz usw. sollen weiter unten unter- So kommt es, daß Ackergrundstücke nach der Bimsaus- sucht werden. Nach der o. a. Landesverordnung in Ermäch- beute brach liegen. tigung des § 3 des Gesetz·es war ursprünglich für die Er- teilung der Genehmigung· zum Abbau, Versand und zur Ver- Die Wiedereinplanierung ist eine wesentliche AuHage des arbeitung von Bims die Bezirksreg·ierung zuständig. Mit Genehmigungsbescheides. Die Abbaugen·ehmigung ist von Landesverordnung· in der Fassun g des Gesetzes vom 20. 3. Anfang an gültig„ auch wenn die Auflage später nicht er- 1964 (GVBI. Nr. 16) wurden dann aus Gründen der Ver- füllt wird.

14 Anders ist es, wenn für die Wiedereinplanierung eine Natur- oder Landschaftsschutzgebiet kann die Beseitigung Sicherheit zu leisten ist. Hier handelt es sich um eine Be- der Abbauinseln, wenn durch sie das Landschaftsbild dingung, mit deren ErfüJ.lung der Genehmigungsbescheid gröblich verunstaltet wird, nach naturschutzrechtlichen Be- erst rechtswirksam wird. stimmungen gefordert werden. Aber auch hier ist die Durch- Die Nichterfüllung der Auflage (Wiedereinplanierung) kann setzung einer solchen Forderung· in der Praxis recht mit einer Geldbuße bis zu einhunderttausend Deutsche Mark schwierig. geahndet werden (Landesbimsgesetz, § 2). Wegen des Tat- Aber auch die Möglichkeiten nach den auf Grund des bestandes einer Ordnungswidrigkeit ist nur einmal die Fest- Re ichsnaturschutzgesetzes erlassenen Schutzverordnungen setzung einer Geldbuße möglich. sind gering, nachdem die frühere Rheintalschutzverord- Das Landesbimsgesetz mit Durchführungsverordnung· biJw nung durch die ebenfalls auf Grund des Reichsnaturschutz- det nur die Grundlage, um von dem Pnichtigen die Wieder- gesetzes erlassene Verordnung vom 3. 10. 1967 abgelöst einplanierung fordern zu können. Zur Durchsetzung der worden ist. Forderung im Weigerungsfalle bedarf es der Zwangsmittel Nach § 2 der Verordnung zum Schutze von Landschafts- der Polizei auf dem Wege polizeilicher Verfügungen nach teilen in den Regierungsbezirken Koblenz und Montabaur dem rheinland-pfälzischen Polizeiverwaltungsgesetz vom (Rheintalschutzverordnung) ve röffentlicht im Staatsanzeiger 26. 3. 1954 (GVBI. S. 42). Nr. 21 vom 24. 5. 1953, durften innerhalb der in § 1 dieser Nach § 1 des Polizeiverwaltungsgesetz-es hat die Polizei von Verordnung bezeichneten Landschaftsteile keine verunstal- der AHgemeinheit oder dem einzelneni Gefahren abzu- tenden, die Natur schädigenden oder den Naturgenuß be- wehren, durch die die öffentliche Sicherheit oder Ordnung einträchtigenden Änderungen vorgenommen werden. Als bedroht ist. Ein Verstoß g-egen die öffentliche Ordnung Änderungen galten insbesondere, nach Abs. 4, die Neuein- durch eine Zuwiderhandlung gegen das Landesbimsgesetz richtung oder Wiederinbetriebnahme von Steinbrüchen, bed·eutet Verletzung einer Rechtsnorm, also Störung der Kies-, San·d-, Lehm- oder Tongruben im Rheintal und in öffentlichen Ordnung. Hier kann die Ortspolizeibehörde den vom · Rhein aus einzusehenden Seitentälern. Damit mit den ihr zur Verfügung stehenden Zwangsmitteln wurde naturschutzrechtlich auf die landschaftliche Empfind- (Zwangsgeld, Ersatzvornahme) die Wiederherstellung eines lichkeit des Rhe intales und seiner unmittelbar einzusehen- ordnungsgemäßen Zustandes durch Wiedereinplanierung den Seitentäler Rücksicht genommen. Zweck der Rhein- der betreffenden Grundstücke erzwingen und auch für die tal-Schutzverordnung war auch, Verunstaltungen durch Kosten der Wiedereinplanierung durch Hinterlegung oder Bimsgruben zu verhindern, zumindest aber auf ein erträg- Bürgschaft Sicherheit leisten lassen. liches Maß zurückzuführen. Nach der Rheintal-Schutzver- ordnung konnten Ausnahmegenehmigungen auf Widerruf Weitergehende Möglichkeiten zur Forderung von Sicher- erteilt und mit Auflagen versehen werden. Zur Gewähr- heiten, so z. B. für die spätere Rekultivierung bzw. leistung der Erfüllung von Auflagen waren For.derungen auf Wiederaufforstung enthält die Verordnung nicht, obwohl Hinterlegung von Ge ldbeträgen für zulässig erklärt wor- eine Ermächtigung in § 1 Abs. 2 des Landesbimsgesetzes den. Bei größeren Abbaumaßnahmen war die Hinterlegung. für das Ministerium besteht (Sicherung der Oberflächen- entsprechender Geldbeträg.e auch für Wiedereinpflanzun- nutzung und Gestaltung der Landschaft). · gen erforderlich. In diesem Verfahren waren die untere und Der Abbau von Bims bedarf gemäß § 1 des Landesgesetzes die obere Naturschutzt>ehörde eingeschaltet. der Genehmigung und untersteht der Aufsicht des Ministers Die Verordnung der Bezirksregierung. Koblenz zur einst- für Wirtschaft und Verkehr. Nach § 3 Satz 2 des o. a. Geset- weiligen Sicherstellung des Landschaftsschutzgebietes zes kann der Minister für Wirtschaft und Verkehr die nach „ Mittelrhein" vom 3. 10. 1967 (Staatsanzeiger Nr. 42 vom § 2 zustehenden· Befugnisse einer nachgeordneten Be- 15. 10. 1967) hat die frühere Rh eintalschutzverorcinung ab- hörde übertragen. Von dieser Delegationsermächtigung gelöst. In dem neu abgegrenzten Landschaftsschutzgebiet wurde durch die Landesausführungsverordnung vom 21. 7. ist jedoch die Rheinebene des Neuwieder Beckens aus- 1952 Gebrauch gemacht, indem die Landratsämter und geschlossen, also nicht mehr Bestandteil des Landschafts- nunmehr die Verbandsgemeinde- und Stadtverwaltungen schutzgebietes. Deshalb können die sonst in Landschafts- als zuständige Behörden bestimmt worden sind. Diese Ver- schutzgebieten möglichen Maßnahmen zu r Verhinderung ordnung gibt in § 2 (2) nur die Möglichkeit für Kosten der von Landschaftsverunstaltungen und zur Wiederherstellung Einplanierung durch Hinterlegung oder Bürgschaft Sicher- eines ungestörten Landschaftsbildes durch RekuJtivj.erung heit. zu verlangen. beim Abbau von Bodenbestandteilen in dem ungeschütz- Nachdem also der Minister die Zuständigkeit für die Er- ten Gebiet keine Anwendung finden. teilung der Genehmigung im Rahmen der genannten Ver- Das Landesforstgesetz von Rheinland-Pfalz in der Fas- ordnung auf nachgeordnete Behörden übertragen hat, be- sung vom 19. 3. 1971 (GVBI. S. 113) gestattet nur die Durch- steht für diese keine Rechtsgrundlage, Sicherheitsleistungen setzung von Rekultivierungsmaßnahmen für Waldgrund- für Rekultivierung bzw. Wiederaufforstung zu verlangen. Das stücke, d. h. für Grundstücke, die der forstlichen Produktion Ministerium hat mit der einschränkenden Zuständigkeits- dienen oder zu dienen bestimmt· sind oder durch den vor- übertragung von dem in § 1 des Gesetzes gegebenen Recht, handenen oder zu begründenden Baum- oder Strauch- Sicherheiten für Rekultivierungen zu verlangen, keinen Ge- bestand geeignet oder bestimmt sind, Einfluß auf den Land- brauch g·emacht, und sie kann diese Befugnis auch nicht schaftshaushalt auszuüben oder der Erholung der All- mehr sefbst ausüb·en. Es besteht somit für die Genehmi- gemeinheit zu dienen und verkehrsüblich zum Walde ge- gungsbehörde nach dem Bimsgesetz keine Möglichkeit, rechnet werden oder zum Schutzwald erklärt sind. Gemäß Sicherungen für Rekultivierungen zu verlangen. § 12 bedürfen die Umwandlung von Wald in eine andere Ein besond-eres Problem bilden die beim Bimsabbau mit- Bodennutzungsart, d. h. zum Beispiel· Rodung der Genehmi- unter verbleibenden Bimsabbauinseln. Weder das Bims- gung der Forstbehörde. Die Genehmigung zur Umwand lung gesetz noch die Landesverordnung bieten eine rechtliche soll versagt werden, wenn die Erh altung des Waldes im Handhabe, die Beseitigung der die Landschaft verunstal- überwiegenden öff.entlichen Interesse liegt, insbesondere tenden, bis zu 10 m und höher liegenden Bimsabbau- wen n der Wald für den Landschaftshaushalt, das Land- inseln durchzusetzen, wenn die Eigentümer hierzu nicht schaftsbild oder für die Erholung von wesentlicher Bedeu- f reiwillig bereit sind. Das Bimsgesetz und die Landesver- tung ist. Nach § 12 Absatz 4 kann die Genehmigung zur ordnung werden somit den Forderungen der Landespflege Umwandlung (Rodung) mit Bedingungen oder Auflagen ver- und des Umweltschutzes nicht gerecht. L-ediglich in einem bunden· werden. Wird also zum Beispiel die Genehmigung

15 unter der Bedingung erteilt, daß vorher für die Rekultivie- fordert. Es finden wohl die allgemein einschränkenden Be- rung, d. h. Aufforstung Sicherheit zu leisten ist, so gilt die stimmungen der aufgrund des Reichsnaturschutzgesetzes Genehmigung solange als nicht erteilt, als die Sicherh·eits- erlassenen Verordnungen, sofern es sich um ein Natur- leistung noch nicht erfolgt ist. Aufgrund des Forstgesetzes oder Landschaftsschutzgebiet han·delt, Anwendung, sowie dürften som it Forderungen nach Wiederaufforstung auch die Vorschriften des Forstgesetzes, des Fe rnstraßengesetzes realisierbar sein, zumal in der Regel es sich bei auszubeu- und des Polizeiverwaltungsgesetzes. Nachdem die Landes- tenden Waldgrundstücken um Staats- bzw. Gemeindewald polizeiverordnung über die Anlegung und den Betrieb von handelt, und die Durchsetzung von Forderungen in Ver- Steinbrüchen und Gräbereien über Tage vom 27. 11. 1951, bindung mit dem Selbstverwaltungsgesetz kaum auf Schwie- die insbesondere den Naturschutz, die besonderen Schutz- rigkeiten stoßen dürfte. maßnahmen beim Abbau regelte, mit Ablauf des 31. 12. 1970 nicht mehr in Kraft ist, bleibt lediglich die Aufsicht der Aber auch der Privatwald und auch sonstige Grundstücke Bergbehörde bzw. des Gewerbeaufsichtsamtes im Rahmen mit Baum- und Strauchbestand werden durch die ein~ ihrer Zuständigkeiten. Die Ortspolizeibehörde kann zur schränkenden Vorschriften des § 12 Landesforstgesetz er- Sicherstellung der polizeilichen Belange nur noch mittels faßt. Nach § 12 (4) zu erteilende Genehmigungen können polizeilicher Verfügung im Einzelfalle sich durchsetzen. mit Bedingungen verbunden werden, d. h. davon abhängig gemacht werden, daß der Antragsteller für die Kosten der Seit Abfassung des Artikels ist für das Land Rheinland- Wiederaufforstung Bürgschaft oder in anderer ausreichen- Pfalz ein neues Landespflegegesetz in Kraft getreten; es der Form Sicherheit leistet. hat das frühere Reichsnaturschutzgesetz abgelöst. Die auf Grund des Reichsnaturschutzgesetzes erlassenen Schutz- Die Anlage von Bims-, Kies- und Sandgruben längs der verordnungen für Landschaftsschutzgebiete usw. gelten Bundesautobahn in einer Entfernung bis zu 100 Metern und auch weiterhin. Allgemein kann gesagt werden, daß das längs der Bundesstraßen bedarf gern. § 9 (2) und (3) des Landespflegegesetz vom 14. 6. 1973 (GVBI. S. 147) besser~ Bundesfernstraßengesetzes v. 6. 8. 1953 (BGB!. 1 S. 903) der Möglichkeiten als das Reichsnaturschutzgesetz aufweist, Zustimmung der Straßenverwaltung. Die Straßenverwal-tun- um eine Wiedereinfügung ausgebeuteter Grundstücke in gen stützen sich bei ihren Entscheidungen im wesentlichen die Landschaft einschließlich Rekultivierung der Grund- auf die Stellungnahmen ihrer Straßenbauämter. Da die Prü- stücke durchzusetzen. § 4 des Gesetzes ermächtigt die fung der Abbauanträge durch die Straßenverwaltungen sich unteren Landespflegebehörden (Landratsämter und Ver- aber ausschließlich auf Angelegenheiten des Verkehrs er- waltungen der kreisfreien Städte), bei Eingriffen in die streckt und weder Einplanierungen bzw. Rekultivie~ungen Landschaft, auch durch Änderung der Nutzungsart, gegen beinhalten, kann auf weitere Erörterung der gesetzlichen die Eigentümer oder Nutzungsberechtigten der Grundstücke Grundlagen verzichtet werden. Anordnungen zur Beschränkung oder Beseitigung der Land- schaftsschäden zu treffen. Das gilt für die gesamte Land- schaft, auch für d ie nicht besonders unter Schutz gestellten B. Lava und ähnliches Material Landschaftsteile. Der Abbau von Lava und ähnlichem Material wird durch die Da das Landespflegegesetz erst kurze Zeit (seit 1. 7. 1973) Vorschriften des Landesbimsgesetzes und der Landesver- in Geltung ist, fehlen noch die praktischen Erfahrungen in ordnung zur Durchführung des Landesgesetzes nicht er- seiner Handhabung. Auch ist die Durchführungsverordnung faßt. Auch eine gewerberechtliche Erlaubnis wird nicht ge- zu diesem Gesetz noch zu erlassen.

Abb. 16: Unkontrollierte Ablagerung von Industriemüll In der stillgelegten Bimsgrube der Firma Körner. Die Rekultivierung dieser Grube galt bis in jüngste Zeit hinein als eine der schwierigsten landschaftspflegerischen Aufgaben im Bimsabbaugebiet.

16 K. F. Eich e 1 e

Probleme des Naturschutzes und der Landschaftspflege in der Pellenz

Bimsabbau Lavalitabbau

Der Bimsstein im Mittelrheinischen Becken ist in verschie- Der Lavalitabbau der F ir ma Horst und denen Phasen des Vulkanismus entstanden und an mehre- Jüssefl> „Am Hummerich " ren Stellen in unmittelbarer Nähe des heutigen Laacher Die gewaltige Grube liegt in flachem Gelände zwischen den Sees in der Allerödzeit (ca. 10 000 bis 12 000 Jahre vor geschützten Kuppen des Plaidter Hummerichs (272,5 m) Christus) aus der Tiefe hervorgeschleudert worden. Er be- und des Korretsberges (295,6 m) im ungeschützten Gelände deckt weite Flächen in schwankender Mächtigkeit. Durch unweit der Segelflugschule Hummerich. Erst in diesem Jahr die nicht verwertbare Hauptbritzbank ist er in einen Unter- (1971) ist die Leistungsfähigkeit der Maschinenanlage (Bre- und Oberbims getrennt. An Hand zweier Beispiele, die ex- cher, Sortierwerk, Förderbänder) auf 500 000 Jahrestonnen treme Situationen zeigen, wird· im folgenden beschrieben·, erweitert worden. Um diesen beachtlichen Ausstoß zu er- wie musterhaft der Abbau und die anschließende Rekulti- möglichen, werden hier nicht mehr als sechs Männer be- vierung gestaltet werden können und zum anderen wie ver- schäftigt; dies widerlegt· die bisher von der Behörde ver- unstaltend sich ein unsachgemäßes Vorgehen auswirken tretene Auffassung, die Lavalitgruben seien wegen der kann. Arbeitsplätze für die Bevölkerung von ausschlaggebender Bedeutung. Der Abbau ist bis auf eine Tiefe von ca. 60 rn Die Bimsfe l der dar Rheinischen vorgedrungen, und die Sohle steht immer noch im Lavalit, Bimsgruben-Geme insc haft Kruft der wegen seiner Wasserdurchlässigkeit und seiner großen Porosität (Porenvolumen ca. 20 O/o) für den frostsicheren Die Rheinische Bimsgru bengemeinschaft konstituiert sich Ausbau von Autobahnen und Straßen, die Filte rbetten von aus 130 Gesellschaftern und hat eine dementsprechende Kläranlagen, den Wegebau und auch als Decke für Plätze Kapazität. Unter fachmännischer Leitung hat die Gemein- besonders geschätzt ist. Wie diese tiefe und umfangreiche schaft nach freiwilliger Umlegung knapp 40 ha bearbeitet Wunde verfüllt werden, vernarben und sich begrünen und ca. 32 ha ausgebeutet. Für die bereits ausgebeutete könnte, ist ebenso unvorstellbar wie bei der oben geschil- Fläche sind allein ca. 1,8 Millionen DM reine Einplanie- derten Bimsgrube Körner. rungskosten aufgewendet worden. Dazu kommen noch die Kosten für die Aufforstung, deren Preis nicht gering ist: Die Lavalitgrube der Firma Theis an der Für Laubhölzer (hier Eichen, Buchen und Birken) werden Südostflanke des Plaidter Hummerichs 3500,- DM, für Fichten 1575,- DM und Douglasien 1000,- 1. Der Berg al·s unverzichtbarer Landschaftsbestandteil DM je ha ausgegeben. Nicht darin enthalten sind die Kosten Der Pl.aidter Hummerich·, wegen seines Doppelgipfels auch für die Nachbehandlung (Düngen, Unkrautbekämpfung) in Sattelberg genannt, ragt mit seiner Gipfelhöhe von 272,2 m den ersten Jahren. Alle Teilnehmer haben sich von dem rund 200 m über die nahe Rheinebene hinaus und bildet guten Eindruck dieses Werkes überzeugen können und somit eine beherrschende Höhe mit weitem Rundblick und wissen nun, daß bei Geschick und vor allem bei gutem einen wegen seiner charakteristischen Form markanten, Willen die Wunden in der Landschaft geheilt werden kön- leicht erkennbaren Richtpunkt; er ist zugleich der östlichste nen. Die Kulturen aus der ersten Anpflanzung (1959/60) sind Berg der Vulkaneifel, der vom Rheintal und den Rand- mittlerweile vier bis fünf Meter hoch und sind nach dem Ur- höhen des Westerwaldes aus besonders auffällt. teil der Fachleute sehr gut gediehen. Das ist auch der Grund, weshalb der Plaidter Hummerich In wenigen Jahren wird, wenn die Felder wieder regel- zusammen mit seinem nur ·einen Kilometer entfernten Zwil- mäßig bestellt werden und die Laub- und Nadelbäume lingsbruder Korretsberg durch Bekanntmachung des Land- hochgewachsen sind, niemalld mehr vermuten, daß der ratsamtes Mayen vom 16. 12. 1940 die einstweilige Sicher- Bimsstein auf der großen Fläche herausgeholt und ver- stellung erfuhren. Allein die Morphologie und die inter- arbeitet ist. essante Ausbildung des Gipfelbezirkes würden heute die Ausweisung als Naturdenkmal oder Naturschutzgebiet recht- fertigen. Der oberste Teil (etwa bis 260 m NN) stellt einen Die Bimsgrube der F irma Körner modellhaft ausgeprägten, schüsselförmlg ausgebildeten am Krufter Ofen Vulkantrichter dar, der sich mit betontem und durch Hecken In krassem Gegensatz zu 1 zeigt die Grube Körner, die vor unterstrichenen Knick zum Schlot absetzt. Der Kraterwall ist einigen Jahren zum Erliegen gekommen ist, einen Zustand von einem überschwappenden glutflüssigen Basaltstrom, wie er schlimmer nicht vorzustellen ist. Knapp an· der Süd- der eine Bresche in den Wall gerissen hat, im Nord- grenze des Naturschutzgebietes Laacher See klafft ein osten durchbrochen worden; auf diese Weise ist der Doppel- Loch von einigen hundert Metern Durchmesser und einer gipfel entstanden. Professor Dr. Fa 1k e charakterisiert in Tiefe von schätzungsweise bis 70 m, aufgerissen mit mo- seinem Landschaftsplan Vulkaneifel (Band 2 der Schriften- dernsten Maschinen. Die vorbereitenden Arbeiten, das Ab- reihe : Beiträge zur Landschaftspflege in Rheinland-Pfalz, räumen eines Deckgebirges von wenigstens 30 m Mächtig- Kaiserslautern 1968 - Seite 92) den Plaidter Hummerich keit, verursacht solch ungeheure Kosten, daß der Betrieb als markanten Vulkankegel. nicht wirtschaftlich gestaltet werden konnte und Fachleute Die Kriegs- und Nachkriegsjahre haben den Behörden das Scheitern von Anfang an kommen sahen. Leider hat drängendere Sorgen gebracht als die endgültige Unter- auch die Behörde versäumt, sich wie üblich eine Sicher- schutzstellung. So hat es längere Zeit angestanden, bis die heitsleistung erbringen zu lassen. Heute weiß niemand zu beiden Berge durch Anordnung des Landratsamtes Mayen sagen, wie dieser riesige Krater jemals geschlossen wer- vom 22. 11 . 1958 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen den soll und mit welchen Mitteln die weit ins Gelände vor- worden sind. Das Oberverwaltungsgericht hat die beson- geschobenen Halden einplaniert werden können. deren Verhältnisse anerkannt und entschieden, daß die

17 einstweilige Sicherstellung im Jahre 1940 bis zur endgülti- gen Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet fortgegolten hat. Ähnlich liegen die Verhältnisse für den in der Gemeinde Kruft gelegenen Korretsberg (295,6 m), dessen höchste Er- hebung im Südwesten ziemlich genau 1 km vom Gipfel des Plaidter Hummerichs entfernt liegt. Im Gegensatz zum Plaidter Hummerich ist fast der ganze Berg bewaldet, der das eintönige Gelände der Pe llenz unterbricht. Auch auf ihn richten sich die Abbauwünsche der Industriesparte „ Steine und Erden", und Professor Fa I· k e deutete in einer Besprechung am 27. 8. 1969 an, daß für die Freigabe zum Abbau keine ernstlichen Hindernisse zu erwarten seien, obwohl er auf Seite 92 des vorgenannten Berges schre;bt (unter Nr. 52 e): „Neben dem Plaidter Hummerich ebenfalls ein markanter Vulkankegel ", und auf Se ite 93 (Nr. 52 h): „Sollte der Plaidter Hummerich für einen· totalen Abbau freigegeben werden, so müßte der Korretsberg auf jeden Fall erhalten bleiben."

2. Der Streit um die beiden Berge In den 50er Jahren hat die Firma Theis AG am Plaidter Hummerich alle erreichbaren Parzellen - diese hängen jedoch nicht zusammen - mit einer Gesamtfläche von ca. 100 000 m2 aufgekauft, wobei sie dann hoffte, die einst- weilige Sicherstellung werde nicht mehr wirken. Auf eine Anfrage der Firma an das Landratsamt vom 9. 8. 1955 teilte dieses am 1. 10. 1955 mit, daß der Abbau von Lava ver- boten sei und nur in besonder·en Fällen durch Ausnahme- genehmigung zugelassen werden könne. Am 12. 6. 1959 wurde der Firma mitgeteilt, daß sie mit einem begrenzten Abbau unter besonderen Auflagen beginnen. könne; offen- s:chtlich wollte die Behörde die Firma aus einer nicht selbst verschuldeten Krisenlage befreien. Die Firma stell·te näm• lich aus Dampflokomotivenschlacken. nach einem ihr ge- schützten VerfahreIT druckfeste Fundamentsteine her, für die aber durch die fortschreitende Elektrifizierung und Verdieselung der Bundesbahn die Rohstoffe zusehends knapper wurden. Nach Schätzungen hätte dieser Vorrat für wenigstens eine Generation ausgereicht und dann hätte man weitersehen können. Mit Wirkung vom 24. 12. 1959 wurde die Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt, also ein hal- bes Jahr nach der Erteilung der Ausnahmegenehmigung; nunmehr findet sich in dem Gesellschaftsvertrag unter anderen neuen Tätigkeiten ein besonderer Erwerbszweig, nämlich der Vertrieb von Schaumlava. Nach erfolglosem Vorverfahren hat die Firma Theis wegen der Einschränkun- gen und Auflagen Klage beim Verwaltungsgericht erhoben, das mit Urteif vom 8. 2. 1961 feststellte, die Firma bedürfe für den Abbau von Lava keiner Genehmigung nach der Landschaftsschutzverordnung. Das Landratsamt Mayen hat gegen das Urteil am 20. 3. 1961 Berufung eingelegt. In seinem sehr umfangreichen und gründlichen Urteil hat das Oberverwaltungsgericht am 8. 2. 1962 der Berufung des Landratsamtes stattgeg.eben und die Klage der Firma Theis abgewiesen. In dem Urteil be- findet sich der bedeutsame Satz: _, . . ~, - Abb. 17: Der vom Abbau bedrohte Plaidter Hummerich liegt in- ')P. mitten einer durch Gesteinsabbau und -verarbeitung , .. - .. ~ geprägten Landschaft. Abb. 18: Durch Bimsabbau ohne nachfolgende Rekultivierung bloßgelegte Ostflanke des Plaidter Hummerich. Abb. 19: Blick in die Lavalitgrube der Firma Th eis am Südhang des unter Landschaftsschutz stehenden Plaidter Hum- ·--- merich. 18 „Der Senat ist nach dem Ergebnis der Ortsbesichtigung der Auffassung, daß das Landratsamt mit der der Kläge- rin erteilten Ausnahmegenehmigung bis an die Grenze dessen gegangen ist, was sich bei der Berücksichtigung der Belange des Landschaftsschutzes vertreten läßt." Die von der Firma Theis gegen dieses Urteil eingelegte Revision blieb erfolglos: Das Bundesverwaltungsgericht hat am 17. 9. 1964 entschieden, daß das Objekt schutzwürdig sei und die Beschränkungen der Ausnahmegenehmigung zu Recht bestünden. Nach diesem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts tritt Ruhe ein, bis der „ Landschaftsplan Vulkaneifel" ausgelie- fert wird. Dort steht unter Nr. 51 d der fatale Satz: Man sollte die Aufhebung (des Landschaftsschutzgebietes für den Plaidter Hummerich) in Erwägung ziehen. Die entsprechenden Überlegungen werden in der am 29. 5. 1969 mit der soeben konstituierten Bezirksstelle für Natur- sch utz und Landschaftspflege bei der Bezirksregierung an- gestellt. Als Ergebnis der Besprechung wird am 4. 6. 1969 Herrn Prof.essor Dr. Fa 1k e in Mainz mitgeteilt: „Wir haben zwischenzeitlich den Landesbeauftragten so- wie die hiesige neukonstituierte Bezirksstelle für Natur~ schutz und Landschaftspflege zur Schutzwürdigkeit des ausgewiesen·en Landschaftsschutzgebietes (Plaidter Hum- merich) gutachtlich gehört und nach eingehender Prüfung der zur Diskussion gestellten Unterschutzstellungsmaß- nahme die Überzeugung gewonnen, daß eine Freigabe des „ Plaidter Hummerich" aufgrund seiner Einmaligkeit in geologischer und landschaftsprägender Sicht nicht in Betracht kommen kann." Diese Stellungnahme gilt bis 27. 8. 1969. An diesem Tage findet die erste gemeinsame Sitzung der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege und der „Kommission Vulkaneifel" statt. Die Mehrheit dieser Kommission besteht aus Vertretern der Industrie „ Steine und Erden", wobei der Hauptinteressiert·e nach außen als Vertreter des Eifelver- eins auftritt; ein Naturschutzbeflissener gehört nicht zu die- ser Kommission. Der Vorsitzende der Bezirksstelle wird völ- lig umgestimmt: Der Vorsitzende der „Kommission Vul- kaneifel" hatte seinen Einfluß und das Gewicht der In- dustrievertreter mit Erfolg aufgeboten. Dieser Umschwung in der Auffassung der Bezirksstelle sickert schnell durch. Am 8. 10. 1969 schreibt die Geschäfts- leitung einer der größten Firmen, die jedoch nicht am Plaid- ter Hummerich tätig ist, an die Bezirksregierung als höhere Naturschutzbehörde: „ Sofern die un s erteilte Information zutrifft, würde aus der Tatsache, daß es sich beim Plaidter Hummerich um ein Vorkommen handelt, das durch höchstrichterliches Urteil naturgeschützt ist, die Freigabe als eine grundsätzliche Änderung der bisherigen Haltung der Naturschutz- behörde anzusehen sein, die wir nur begrüßen können. " Sch ließlich wird im Dezember 1969 von der Behörde ent- schieden, daß bis auf eine Höhe von· 150 m abgebaut wer- den darf, jedoch unter der Voraussetzung, daß sich alle beteiligten Firmen auf einen gemeinsamen Abbau bis

Abb. 20: Bis dicht unterhalb vom Gipfelkreuz des Plaidter Hum- merich wurde der Lavalitabbau von Südosten her vor- getrieben und eine Bresche in die Kamm linie ge- sch lagen, obwohl der Berg noch unter Land,schafts- schutz steht. Abb. 21: Blick In die Lavalitgrube der Firma Horst und Jüssen zwischen dem PJaidter Humerich und dem Korrets- berg (B ildhintergrund). Auch d iese Grube hat ein für die Landschaft bedrohliches Ausmaß erreicht. Abb. 22 : Der bewaldete Korretsberg ist vom Bims- und Lava- abbau noch weitgehend verschont geblieben.

19 zum 28. 2. 1970 einigen. Da diese Einigung bis heute nicht in Trockenjahren zu r Verfügung· steht. Selbst bei starken zustande gekommen ist, haben die Firmen den Abbau bis- Regenfällen fließt bisher praktisch kein Oberflächenwasser her selbst verhindert. ab, sondern versickert; die Niederschläge kommen den Vorräten fast völlig zugute. Auf 5000 000 m3 besten Wassers 3. Die Berge in ihrer hydrologischen Funktion darf man nicht verzichten.

Auf die Bitte des Bezirksbeauftragten erstattet das Geolo- 4. Die beiden Berge als Baustofflager nicht benötigt gische Landesamt Rheinland-Pfalz ein hydrogeologisches Gutachten über den umstrittenen· Bereich. Inzwischen ist Die Interessen des Landschaftsschutzes und der Wasser- der Umweltschutz in aller Munde. Es geht hier darum, daß ve rsorgung müßten gegebenenfalls zurücktreten, wenn eine der hochporöse und wasserdurchlässige Lavalit einen auch wirtschaftliche Notwendigkeit bestünde, die Vorräte in den in Trockenjahren hochwirksamen Wasserspeicher darstellt, geschützten Bezirken abzubauen. Eine solche Notwendig- das Wasser zudem gründlich filtriert und solches in höch- keit besteht nicht; im Gegenteil, heute übersteigt das An- ster Güte liefert. Bei dem ständig steigenden Wasser- gebot von Schaumlava die Nachfrage noch mehr als im bedarf sollte man den eigenen Wasserschatz sorgfältig hü- Jahre 1962, als das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz ten, ihn nicht einem privatwirtschaftlichen Gewinnstreben den Abbau als unvertretbar angesehen hat. opfern und hierbei in Kauf nehmen, unter Umständen aus Die damals mit 40 °lo angegebene Überkapazität aller La- dem Ausland zu importieren oder Meerwasser zu en·tsalzen. valit abbauenden Firmen dürfte inzwischen 50 °lo betragen. Aus dem Gutachten des Geologischen Landesamtes werden Gestützt wird diese Schätzung auch durch die Entwicklung folgende Sätze zitiert: der Preise: Vor zehn Jahren bezahlte man für 1 m3 Lavalit „Die Niederschläge des hier behandelten Gebietes sind etwa 6,- DM, vor kurzem war 1 m3 nicht einmal mehr 3,- nicht sonderlich hoch. Trotzdem bezeichnet man es bis- DM wert. Man stelle dageg·en die Preise anderer Baustoffe, lang noch als ein relativ grundwasserreiches Gebiet. Da die zum Teil mehr als doppelt so teuer geworden sind. mit Sicherheit angenommen werden darf, daß das Re- Nach Auskunft des Straßenneubauamtes in sind servoir der Grundwasserleiter im Krufter Taf und seiner die für den Ausbau der llnksrheinischen Nord-Süd-Auto- Nachbarschaft die Lockertuffe und Krotzenlava sind, wird bahn in unserer Gegend zu vergebenden Lose bereits ohne der mehr und mehr steigende Abbau dieser Materialien Rückgriff auf die Vorräte des Plaidter Hummerichs und des zu einer schleichenden Abnahme der Grundwassernach- Korretsberges zugesch lagen. Selbst wenn die für den lieferung führen . . . Auch ein teilweiser Abbau dürfte 3 Straßenausbau er forderlichen Massen (ca. 300 000 m ) schon eine Veränderung im jetzt bestehenden Gleich- nicht schon sicher zur Verfügung stünden, würde diese gewicht des Wasserhaushalts bedeuten." relativ geringe Menge, die einer Halbjahresproduktion einer Ein vermittelndes Gutachten des Landesamtes für Ge- gut geführten Grube entspricht, eine Freigabe der beiden wässerkunde, das sich auf örtliche Erh ebungen im Mai 1971 Berge wegen noch nicht 2 % der in den Bergen steckenden stützt und ausschließlich auf die hydrologische Seite des Vorräte keineswegs rechtfertigen. Problems erstreckt, meint, daß sich ein Abbau der Plaidter Hummerichs nur bis zur Sattelhöhe des Korretsberges Wenn es darüber hinaus eines weiteren und dritten Be- (Höhenkote ca. NN + 200 m) in wasserwirtschaftlicher Hin- weises bedarf, daß der Abbau und die unwiderrufliche sicht nicht sehr stark auswirkt; jedenfalls wird auch nach Zerstörung der beiden Berge keiner Notwendigkeit ent- diesem Gutachten eine Beeinträchtigung des Grundwasser- spricht, so haben die Industriellen den Beweis am über- vorrats nicht vermieden werden können. - Wenn jedoch zeugendsten selbst dadurch geliefert, daß sie sich seit 15 der Plaidter Hummerich abgebaut wird, wird ein·e Abbau- Jahren, vor allem aber im vergangenen· Jahr, nicht über genehmigung für den Korretsberg nicht zu umgehen sein, einen gemeinsamen Plan zum Abbau einigen konnten, wie so daß die Beeinträchtigung des Grundwasservorrates ver- es ihnen nahegelegt war. verstärkt wird. Die Vorstellung, durch eine Freigabe dieser gewaltigen Die Folgen eines derart gewaltigen Abbaus müssen klar ge- Vorräte die anderen Vulkanberge vor jeden weiteren Angriff sehen werden: schützen zu können, ist eine Illusion. Mit dem Abbau von Lavalit sind nach Auskunft des Bergamtes Koblenz zwölf a) Die Grube der Firma Horst & Jüssen hat bekanntlich Firmen an insgesamt 18 Stellen befaßt; an einigen Stellen eine Jahresproduktion von 500 000 t. Bald werden hier - ist eine Erschöpfung der Vorräte abzusehen. Sollen nun die die Ausbeutung läuft seit einigen Jahren - 5 000 000 t aus- zwei Firmen• am Plaidter Hummerich und Korretsberg bevor- gebeutet sein. zugt werden und schließlich das Monopol auf Lavalit er- b) Der Plaidter Hummerich hat einen geschätzten abbau- halten? Diese Unmöglichkeit haben die verantwortlichen fähigen Vorrat von ca. 10 000 000 t. Vertreter des Ministeriums für Landwirtschaft, Weinbau und c) Für den Korretsberg kommen nochmals 10 000 000 t dazu. Umweltschutz bei der Sitzung der Landesaktion „Gemein- Alle drei Vorkommnisse, die in enger Nachbarschaft auf schaft, Natur und Umwelt" in Idar-Oberstein am 22. 10. einer Linie von nur 1 km Länge liegen, sollen also ca. 1971 sofort eingesehen. 25 000 000 m3 Lavalit hergeben. Bei einem Porenvolumen Es erscheint unvertretbar, den Plaidter Hummerich beseiti- von 20 °1o bedeutet dies eine Minderung der Wasserspeiche- gen zu lassen, zumal bereits durch höchstrichterliches Ur- rung von 5 000 000 m3 Grundwasservorrat, der bisher auch teil seine Schutzwürdigkeit bestätigt ist.

20 R. G r a a f e n

Die wirtschaftliche und sozialpolitische Bedeutung der Industrie „Steine und Erden" in der Pellenz

Die Bereisung am 25. 10. 1971 führte in· das MiHelrheinische auch ein· Nachweis über die Verwendung des so erlösten Becken. Zief waren di·e Steinindustrien„ besonders die Kapitals nur schwer erbracht werden kann. Allgemein je- Tagebaue der Basalt- und· Trachyttuffgewinnung„ ihr Er- doch läßt sich sagen, daß die Besitzer kleinerer Flurstücke scheinungsbild, ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihre Aus- den Erlös vielfach einsetzen, um ihre Wohnhäuser zu reno- wirkungen auf die Landschaft. Hierbe-i wurd·en• hauptsäch- vieren„ zu ·erweitern oder um Neubauten zu errichten. In· der lich die Gemarkung·en von Kruft und Plaid! aufgesucht; beide Landwirtschaft dient d,as Geld der Modernisierung von Wirt- Ortschaften liegen in der Pellen·z, die, abseits des Rheines schaftsgebäuden, dem Abfinden von ·erbberechtigten Ge- zwischen Mayen und Andernach, neben der Rheintal- schwistern, dem Ankauf von Wiesen- und Ackerland, dem weitun9 („Neuwieder Becken") und dem Maifel·d als eine Erwerb von Maschinen und Geräten. Erlöse aus der Über- natürliche Teileinheit des bis zur Mosel und zum Elzbach tragung von Ausbeuterechten verhalfen manch·en Land- reichenden Mittel rheinischen Beckens angesehen wird 1. wirten sogar zu Miets- und Geschäftshäus·ern. In der Pellen,z liegt heute der Schwerpunkt der mittel- Der Bimsbau schränkt die landwirtschaftliche Nutzfläch·e rh·einischen Bimsbaustoffindustrie, die besonders nach zwar ein - so sind jährlich in der Pellenz etwa 100 ha dem 2. Weltkrieg auch hier - teils ganz neu, teils nur in ver- Bauernland der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen -, stärktem Maße - ·einsetzte. Schon im Jahre 1965 hatte die jedoch kann nach drei Jahren, in denen, Ausbeute und Re- PeJ,J~rnz die übrigen Abbaug·ebiete erreicht. kultivierung ab9eschlossen• sein müssen, wieder angebaut werden. Der neue Ackerboden ist wegen des unterlagern- Tab. 1: Bimsbaustoffindustrie (Abbaubereiche) im Ver- den Löß·es zuweilen wertvoller als der Boden vor der gleich zwischen den Jahren 1938 und 1965 2 Bimsausbeutung. Ausnahme bilden auch hier die Tief- gruben; neben der besonderen Verunstaltung im Land- %~Anteil an der schaftsbild können si·e als mögliche Sammelb·ecken für Abbaubereiche Gesamtproduktion< ZaM der Betriebe 1 Kal11uft auch die spätere landwirtschaftliche Nutzung nicht (1938) (1965) (1938) (1965) unerheblich beeinträchtigen. Rechtsrhein. Die eigentliche Bedeutung der Bimsbaustoffindustrie für Talweitung 141 76 so 20,8 breitere Schichten der Bevölkerung l,iegt jedoch im Wert und in der Zah l· der direkten und indirekt·en Arbeitsplätz·e . Westerwald 28 14 1,9 1,6 So gab der Bims als „weißes Gold" bis zum Jahre 1965 im Linksrh·ein. Raum Andernach-Mayen 5000 Menschen Arbeit und Brot. 3 Talweitung 91 99 31,5 38,7 Hierg·eg·en ist jedoch heute ein sehr krasser Rückgang zu Pel:l·enz 33 91 16,6 38,9 verzeichnen, bedingt durch verstärkten Maschineneinsatz und Automation. Vom Jahre 1965 bis zum Jahre 1969 konn- Sa. 293 280 100,0 100,0 ten die Produktionszahlen zwar erheblich gesteigert wer- den, die Zahl der in der Bimsbaustoffindustrie Beschäftig- ten aber ging während des gleichen Zeitabschnittes im Der Anstieg der Betriebe und die Produktionssteigerung Raum Andernach-Mayen fast auf die Hälfte, um ca. 2000 Be- links des Rheines, besonders in der Pelilenz, sind ab- schäftigte, zurück. 4 hängig von den RohstoffJoagern. Die rechtsrheinischen Bims- lager wurden wegen mancher qualitätsmäßiger Vorzüge Ebenso zeigt die Einwohneren1wickl·ung der Pellenzorte zuers·t ausgebeutet. Der Bimskies hatte hier infolge der stagnierende Tendenz. Zum besseren Verständnis der heu- weit,en Entfernung von den Ausbruchstel,len die richtige tigen Verhält nisse. seien für Kruft und Plaid! die früheren Korngröße, mit: der er ungebrochen• verarbeitet werden Entwicklungen vorangestellt. konnte; er war zudem wegen des gerin9eren' Anteils an Fremdgesteinen leichter. Nur selten waren die Lagerstätten Tab. 2: Bevölkerungsentwickl·ung. 1840-1961 5 rechtsrheinisch von grauen Flugsanden überdeckt. Der Ab- raum war auf die Bodenkrume beschrän·kt, während in der Einwohn·erzahlen (absolut) in· den Jahren) a Pellenz die Abraumschichten über dem Bims 1 O m und mehr 1840 1·939 1950 1961 betragen können. Das führt teilweise zu ausgedehnten und überliefen Tagebauen, die sich im Vergl'eich mit der Mehr- Kruft 1 390 3 066 3 495 4 099 zahl' der übrig,en Bimsgrnben nur schwerloich rekultivieren Plaid! 962 2 952 3 649 4 678 lassen. J·e weit·er man in der Pellenz gegen• die Auswurf- stellen vordringt, um so mehr ist der Einsatz moderner Ma- schinen erforderlich. Die ZaM der Betriebe und die Pro- duktion stiege11 deutlich an. Die wirtschaftliche und sozialpolitische Bedeutung der Bims- baustoffindustrie ist nicht zu übersehen. Neben den Steuer- einnahmen durch die Gemeinden, zahlreichen Arbeits- 1 Siehe Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutsch- plätzen, miHelbaren ErwerbsmögJ.ichkeiten und den Ge- lands, 4. und 5. Lieferung, Remagen 1957. schäften, der Unternehmer sind ebenso die einträglichen ' zusammengestellt nach den Geschäftsberichten des Rheini- Gewinne der Grundstücksei9entümer anzuführen. schen Bimsbaustoffverbandes, Neuwied. 3 La u x , E. u. a. Die Eigentümer üb,ertragen nur die Ausbeuterechte zu einem • Lau X • E. u. a. Preis, der zur Zeit für 1 ha 100 000,- DM und mehr beträgt, ' Gerechnet nach Statistik von Rheinland-Pfalz, Bd. 34 u. 109. je nach Mächtigkeit der Bimssch•ichten. Durch die Real- ' Die Einw.-Zahlen g ellen für Dezember 1840; 17. 5. 1939; 13. 9. erbteilung liegt der Grundbesitz in vielen Händen, weshalb 1950; 6. 6. 1961.

21 Tab. 3: Jährliche Zunahme je 1000 E. in den Zeitabschnit- stein sowie Abbau und Aufbereitung von basaltischen Pro- ten 7 dukten sind von nicht geringer wirtschaftlicher Bedeutung. 1840/ 1939 1939/1950 1950/61 Sie bieten allerdings viel weniger Arbeitsplätze als di·e Bimsbaustoffindustrie. Hinzu kommt, daß Einschränkungen Kruft 8 12 15 der Arbeitsplätze durch Automation sich hier in verstärk- Plaid! 10 19 23 tem Maße auswirken. Vom Gemein-Oe-Pol-itischen her Die jährlichen Zunahmen betrugen vor dem 2. Weltkrieg von kommt man wegen der hohen steuerlichen Gewinne diesen 1840 bis 1939 für Kruft 80/oo und für Plaid! 10 0/o0. Auch wäh- Betrieben mit ihren manchmal allerdings sehr nachteiligen rend kJ.e inerer Abschnitte in dieser großen· Zeitspanne und recht tiefen Tagebauen gern entg·egen. Rückläufige wichen die Raten nicht wesentlich von· diesen Durchschnitts- Tendenzen in den· Beschäftigtenzah len der Pellenzer Stein- werten ab. s Zum Jahre 1950 hin kommt neben verhältnis- industriel'l' werden durch mancherorts schrumpfende Roh- mäßig geringer Beschädigung durch Kriegseinwirkung die stofflager n-0ch verstärkt. So bemüht sich schon ein Teil der besondere steinindustrielle Konjunktur zum Ausdruck. Sie Firmen um Erweiterung und Verlag.erung· der Produktion hält an und steigert sich im ganzen folgenden Jahrzehnt auf andere Baustoffe. 1950/ 61 . Dem entsprechen jährliche Einwohnerzunahmen Es könnte auch im -Krufter Bereich gelingen· wie vor- von 15 bzw. 23 Menschen je 1000 Einwohner; das sind her schon in Mayen 12 und Mendig 13, den starken Ver- Werte, die zum Teil· erheblich über den natürlichen· Wachs- lust steinindustrieller Arbeitsplätze durch Ansiedl·ung an- tumsrat'9n liegen und besonders für Plaid! starke Zuwande- dersartiger Betriebe zu .ersetzen. Eher jedoch oder aber rung·en erkennen lassen. auch· unabhängig hiervon wird sich in Zukunft die Funktion Wirtschaftlicher Wandel mit Einschränkung der Arbeits- der Pellenzgemeinden als Wohnorte für auswärts Be- plätze macht sich schon zu Anfang, aber besonders gegen schäftigte immer mehr verstärken, eine Entwick·lung, die in Ende der 60er Jahre deu!Hch bemerkbar. anderen, ebenso durch Steinindustrie geprägten Bereichen des Mittelrheinischen Beckens viel· weit·er fortgeschritten , Tab. 4: Bevölkerungsentwicklung 1961-70 9 bzw. schon abgeschlossen ist (z. B. Heimbach-Weis· und Einwohnerzahlen (absolut) in den Jahren 10 Gladbach im Heuwieder Stadtbereich oder Kettig, Kärlich 1961 1966 1970 und Mülheim am linksrheinischen Beckenrand). Alle der- zeitigen Ansprüche an die Pellenzlandschaft, alle Eingriffe, Kruft 4 099 4 322 4 320 Umgestaltungen und Veränderungen im Erschein ungsbild Plaid! 4 678 5 090 5135 und im Naturhaushalt sollte man un-ter diesem Aspekt einer zukünftig verstärkten Wohnortfunktion sehen. Tab. 5: Jährl. Zunahme je 1000 E. in den· Zeitabschnitten 11 1950/61 1961/66 1966/70 Kruft 15 10 ± 0 7 1840/1939 = 98,5 Jahre; 1939/1950 = 11 ,3 Jahre; 1950/61 = 10,75 Jahre. Plaidt 23 15 2 8 Kruft im Zeitabschnitt 1840/71 mit 6 •/oo, 1871/1905 mit 10 •/oo, 1905/39 mit 8 °/oo. Plaid! 1840/71 mit 9 °/oo, 1871/1905 mit 13 '/oo, Verringerung der Einwohnerzunahme im Jahrzehnt 1961/70 1905/39 mit 11 °/oo, gerechnet nach Stat. Rheinland-Pfalz Bd. 34. kommt besonders im Vergl·eich mit den· Wert·en von 1950/61 'Stat. Rheinland-Pfalz, Bd. 109, Stat. Berichte der Wohnbevölke- deutlich zum Ausdruck. In den letzten drei Jahren und rung der Gemeinden 1966 und 1970. über 1970 hinaus stagniert die Bevölkerung. Es kann mit " Die Einwohnerzahlen gelten für 6. 6. 1961; 31. 12. 1966; 27. 5. Sicherheit auf Abwanderung gesch lossen werden. 1970. 11 1950/ 61 = 10,75 Jahre; 1961/66 = 5,5 Jahre; 1966/70 = 3,5 Im wirtschaftlichen Bild der beiden PeHenzorte wurde bis- Jahre. her nur die Bimsbaustoffindustrie angesprochen. Auch " G r a a f e n, R., 1961 und Städte in Rheinland-Pfalz. Traßgewinnung mit Verarbeitung zu Zemem und Kalksand- "Vergleiche: Städte in Rheinland-Pfalz.

Literatur L a u x , E. u. a.: Land an Rhein, Mosel und , Bonn Becker, K.: Heimatchronik des Kreises Neuwied, Köln 1971 . 1966. M e y n e n , E. (Hrsg.) : Handbuch der naturräumlichen B ü r g e n er und Sc h n e i de r (Schriftleitung) : Exkur- Gliederung DeutschJ.ands, 4. und 5. Lieferung, Remagen sionsführer zum 36. Deutschen Geographentag, Bad Go- 1957. desberg 1967. M ü I· 1e r - M i n y , H.: Mittelrheinische Landschaft, Ber. z. Es s e r , R. : Das Neuwieder Becken als Wirtschaftsraum dt. Landeskun

22 A. R. i es er

Die Nahbereichsuntersuchung Andernach unter besonderer Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten

Der Nahbereich Andernach wurde in den Jahren 1970/71 eher Sees erstreckt sich eine weite Vu lkanlandschaft mit von der Planungsgruppe Hardtberg intensiv bearbeitet. An den höchsten Vulkanen (z.B. St. Johann 587,5 m + NN) diesen Untersuchungen waren eine ganz.e Reihe von Fach- der Osteifel. Bei al"len Einzelbergen handel·t es sich hier l·euten beteiligt, die aus den verschiedensten Berufssparten und im Raume östlich und südöstlich des Laacher Sees kamen. So hat der Verfasser besonders in den Bereichen im wesentlichen um Asche- und Schlackenkegel. Sie sind der Geologie, Pedologie und Wasserwirtschaft maßgeblich durch den Abbau in ihrem landschaftsprägenden Charakter mitgearbeitet, worüber in diesem Rahmen kurz berichtet mehr oder weniger, meist jedoch stark b·is s-ehr stark be- werden· soll. einträchtigt. Dies gilt in gleich·en· Maßen für den Bereich zwischen den Erhebungen, wo der flächenhafte Abbau der Natürliche Gegebenheiten Bimsdeck-e stattfindet. Lage des Untersuchungsgebiet·es Böden Der Nahbereich Andernach erstreckt sich auf den links- Im Nahbereich Andernach ist die Braunerde in Form der rheinischen Teil des Neuwieder Beckens (Mittelrhein. Bek- Lockerbraunerde am weitesten verbreitet. Ausgangsmaterial ken), das als 30 km lange und 15 km breite jungtertiäre für diesen bas1:mreichen, leichten Boden ist Bims bzw. Einbruchsebene eine der auffälligst·en naturräumlichen Ein- Trachyttuff. Die Bodenarten sind Grus, Sand, Schluff und heiten des Rheinlandes ist. Das Mitt.elrheinische Becken und Lehm, wobei Grus und Sand überwiegen. Di·e Bodenzahl das nördlich sich anschl·ießende untere Mittelrheingebiet Hegt um 50. Dies-er Bodentyp wird üoerwiegend ackerbau- gliedern sich infolge der wechselhaften Morphologie und lich genutzt. der Ausstattung des Raumes in eine Zahl von Unterein- Ranker und Parabraun.erden nehmen nur unbedeutende heiten aus. Fl-ächenanteile ein, weshalb sie hier nicht näher beschrie- ben seien. Geologie Gleye und Auenböden kommen in den Senken und Mulden, Bei der Hebung des Rheinisch·en Schiefergebirges hat sich vor allem in den Tälern von• und Nette vor. Als Boden- das Neuwieder Becken mit dem Einbruch des Mittelrhein- arten überwiegen Sande, Schluffe und Lehme. grabens als schrägliegendes, nahezu rechteckiges Ein- bruchsbeck~m gebildet. Der Vorgang begann· im Jungtertiär K f i ma und setzte sich bis ins Diluvium fort. Der Vulkanismus ist Das Ge bi et liegt unmittelbar an der Grenze zwischen dem eine Folge der Bruchtektonik. Die diluvialen Vulkane häu- südwestdeutschen (kontinentalen) und dem nordwestdeut- fen sich am Nordwestrand des Einbruchsg,ebietes. schen (maritimen) Klimabereich. Es gehört zu den b eson- Der Untergrund des Vulkange bietes beste ht aus einer bun- ders beg-ünstigt·en Klimazonen des Rheinischen Schiefer- ten Wechse~fo l ge unterdevonischer Gesteine: Quarzite, gebirges. Der Witterungsverlauf ist hier wärmer, sonniger Grauwacken, Sandst·eine, Ton- und Bänderschief·er sowie und trockener als sonst im Bereich dieses Gebirgsklimas. Übergängen zwischen diesen Typen. Über den devonischen Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8- 9° C, die Dauer Sedimenten J.iegen stellenweise tert-iäre Tone (Oberoligo- eines Tagesmittels von mindestens 10° C liegt bei 160 bis zän - Untermiozän), pleistozäne Schotter und Löß. Die 170 Tagen, die mittleren Jahresniedersch·läg·e von 500 bis weitaus größte Fläche des Planungsraumes ne hmen jedoch 600 mm sind sehr gleichmäßig verteilt. die auflag emden Gesteine vulkanischer Herkunft ·ein. Gewä s ser Die vulkanische Tätigkeit dauerte etwas mehr als eine halb·e MilJ.ion Jahre und endete vor rund 10 000 Jahren. Es ist eine Eig·entümlichkeit des Neuwieder Beckens, daß Nach dem Zeitraum der Tätigkeit und der Art der g·eförder- nur wen-ige einströmend e Gebirgsflüsse und Bäche unmit- ten Produkte werden drei Hauptphasen unters·chieden: eine telbar sichtbar in den Rh ein münden. So sind für den ältere mit Sell:>ergit-Tuffen·, Selbergiten und Alkali-Basal·ten, Untersuchungsbereich nur die Nette un·d die Brohl• zu eine mittlere mit Alkali-Basalten und eine jüngere mit Bims- nennen. Al·le üb•rigen, im Gebirg·e teilweise offenen Wasser- stein und Alkali-Basalten. Davon sind in größerem Umfange läufe, versickern, sobald sie in das Becken eintreten. nur die Produkte der jünger~m Phase vertre t·en. Im Gegensatz zu der geringen Einze lgliederung des Neu- Der Bimsstein wurde nach einem phonolithischen Vor- wieder Beckens bestehen im Bergland sehr enge und tiefe spiel während einer Verlehmungsperiode des jüngsten Lö- Tal-Einschnit-te. Ein Beispiel hierfür bietet das Brohltal mit ßes abgesetzt. Das Gebiet war zur Zeit der Eruptionen seinen charakteristischen fast senkrecht·en Wänden des bewaldet. Die Ausbrüche waren von kurzer Dauer, denn im Brohltal-Trasses, was auf die erhebliche Relief-Energie in Niveau der Ablagerung·en sind keine Spuren von Boden- diesem Bereich zu rückzuführen ist. bildungen, Pflanzen-Resten oder Auswasch-Rinnen· zu fin- An der Einzelgesta~tung des südlichen Teiles des Planungs- den. Die Laacher „Tuffe" wurden über Marburg bis ins gebietes hat· die Natte den Hauptanteil. Sie durchfließt die- Eichfeld, in den Hils, in die Gegend von• Halle-Aschersleben ses Gel:>iet in stark gewundenem Lauf, wobei sie in die plio- und von Hint·erzarten/ Schwarzwald verweht. Die Explosion zäne Rhein-Mosel-Terrasse ·ein b·is zu 150 m tiefes und das des Laacher Sees war, vulkanologisch gesehen, jahr- devonische Grundgebirge entblößendes schmales Tal ge- hundertelang vorbereitet. Sie entspricht ungefähr der Ent- graben hat. wicklung des Vesuv-Ausbruches, der die Stadt Pompeji Im Grundwasserdargebot sind zwei Gebiete zu unterschei- verschüttete. den-: der Ber·eich des vom Rh ein beeinflußten Grundwassers Der Explosions- und Senkungstrichter des Laacher Sees mit und der übrige Teil des Planungsraumes. seiner Umwallung ist das Kernstück der vulkanischen Ost- Der Bereich des vom Rh·ein beeinflußten Grun,dwassers eifel. Nach Norden· schließt sich das reizvolle und kultur- zieht sich entlang des Rh·eines, während der übrige Teil den geschichHich interessante Brohltal an. Im Süden des Laa- größeren Bereich einnimmt. Hi·er versickert infolge der

23 Abb. 23: Geologische Karte des Neuwieder Beckens.

Holozän Tertiär r-1 Talböden, holozäne und jung- V,7,7,7,7,;j Basaltische Lava und Schlacken -B= Basalt L____J pleistozäne Terrassen ~ unter Bedeckung

111 111 11111 11Tone, Sande usw. (oligo-miozän) Pleistozän Ob. Niedermendiger Lavastrom Allerödzeitlicher Bimstuff 1. ·1 1~. ~1111- ~-._..- .....~. 1 unter Bedeckung Unterdevon ~ Grauwacken, Schiefer usw. ~ Basaltische Schlacken und Tuffe 11 11111111111 Traß ~ - ,/ 1 Wichtigste plioz.-pleistozäne -Löß :======Selbergit, Leucitophyr, 1·'-' ~"-----'· Storung c~=== Schorenbergit ~ Würmzeitliche Bimstuffe §~~~I Selbergittuff - Basaltische Lava ~ Jungpliozäne und altpleistozäne ~ Terrassenbildung hohen Durchlässigkeit der Tuffe und anderer vulkanischer' nach im Schnittpunkt der Rheinhauptachse mit der Neben- Gesteine das Niederschlagswasser sehr rasch und bildet achse Neuwied-Andernach-Mayen. Es bietet damit außer- Grundwasser. Nur dort, wo der Tal-Einschnitt bis zur was- ordentlich günstige Voraussetzungen für die an gestrebte serundurchlässigen Unterlage (Devon), z.B. im Tal der Konzentration von Einrichtungen der Daseinsvorsorge Brohl und Nette, reicht, tritt dieses zutage und wird als und nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsstätten. Bachlauf sichtbar. Alle übrigen Wasserläufe, die in das Bek- Planerische F o l gen fü r die natürlichen ken eintreten, verschwinden ganz im Untergrund. Am Rande des Beckens vereinigen sie sich mit dem Grundwasser- Gr u ndlagen d es Raume s strom und· fließen mit diesem dem Rhein· zu. a) Umfang und Auswirkung·en des Abbaus von Bims und Es ist stark zu vermuten, daß durch den erheblichen Ab- Lavaschlacke bau der Vulkanika das Verhältnis des oberirdischen und Die starken Gegensätze der Landschafts- und Abbauinter- unterirdischen Abflusses sich zuungunsten des letzteren essen verbinden sich im Extrem mit den Forderungen nach verschiebt. Den vulkanischen· Lockermassen kommt eine absoluter Un1erschutzst>ellung bzw. völliger Freigabe der stark regulierende Wirkung bei der Grundwassererneuerung abbauwürdigen Vorkommen. Beides ist angesichts der zu. Wird ihre Mächtigkeit abgebaut oder vermindert, so Konsequenz€n für beide Seiten jeweils nicht realisierbar. wird sich sowohl die Grundwassermeng·e als auch die Ein Kompromiß in• befriedigender Form ist bisher nicht Konstanz in der Förderung verringern. zustandegekommen, z. T. wohl, weil über die tatsächlichen Außerdem treten im Untersuchungsgebiet eine Reihe von Schäden und den Umfang des möglichen Abbaus keine Mineralwässern auf, die meist sehr kohlensäurereich. sind- exakten Vorstellungen gewonnen werden konnten. und Resterscheinungen des früheren Vulkanismus dar- b) Empfehlung für eine Neuordnung des Abbaus von stellen. Bims und Lavaschlacke Abbau der Steine und Erden Ein geordneter Abbau von Bims und Lavaschlacke, der auch den Ansprüchen der Landschaftspflege und des Um- Bimsabbau weltschutzes gerecht wird, erfordert vor allem vier Maß- Nachdem die Bimsvorräte auf der rechten Rheinseite er- nahmen: schöpft waren, verlagerte sich der Abbau in den Bereich die Abgrenzung von Abbauverbotszonen, Andernach. Er folgt überwiegend der regellosen Verkaufs- bereitschaft der Grundeigentümer. Die Verpflichtung zur die Konzentration des Abbaus in den kritischen Zo- Wiedereinplanierung und Abböschung· der ausgebeuteten nen, Flächen·, die durchweg nach § 1 Landesbimsgesetz zur die Einordnung der Abbau- und Rekultivierungsmaß- Auflage gemacht wird, ist vielfach nicht beachtet word·en. nahmen in· ein Gesamtkonzept für den Landschafts- Ausgenommen steile Hanglagen und Waldflächen1 wird die aufbau und Landschaft durch den Bimsabbau, wenn er geregelt betrie- den Hestabbau von Inselparzellen im Zuge der Du rch- ben wird, nicht nachhaltig gestört. Störungen anderer Art, führung von Maßnahmen der Ag rarstrukturverbesserung z. B. des Wasserhaushaltes, sollen hier nicht erörtert und Landschaftspflege. werden. c) Landschafts- und Grünaufbau L ava-Abbau Die fortschreitenden• Landschaftsschädigungen, die insbe- Wesentlich gravierender als der Abbau des Simses sind die sondere durch Abbaumaßnahmen verursacht werden, kön- Eingriffe in die Landschaft durch den· Lavaschlacken-Ab- nen im derzeitigen• Stadium nur noch durch energisch be- bau. Hier wird nicht nur die Oberfläche, sondern mit der triebene, umfassende Aufbaumaßnahmerl' zum Ausgleich Abtragung ganz·er Berge die Landschaft in ihrer Substanz gebrncht werden. Die planerische Erarbeitung der Aufbau- verbraucht. Die entscheidenden Problemgebiete sind der maßnahmen muß im einzelnen einem Landschaftsplan vor- Nordwestrand der Beck·enlandschaft um den Laacher See behalten· bleiben. Fo lgende landschaftliche Problemzonen und die Einzelvulkane im Südteil des Planungsraumes. Hier- sollten dabei unterschieden werden: zu sind die Hangzone der von Südwesten nach Nordosten Die Bachtäler (Brohltal, Pönterbachtal, Krufter Bachtal, verlaufenden Abbruchkante zwischen Niedermendig und Nettetal) sind Vorranggebiete der Wasserwirtschaft und Eich zu zähl·en, sowie die Einzefberge vor allem des Plaidter der Erholung. Hier empfiehlt sich eine generelle Unter- Hummerichs, des Korretsberges, der Eiterköpfe, des Michels- schutzstellung. und l anger Berges sowie der Wannenköpfe. Das Rheintal· mit sein·er baulichen Nutzung, die sehr in- Aufgrund dieses Abbaus ist auch mH erheblichen Beeln· t·ensiv ist, erfordert geeignete Maßnahmen des Land- trächtigungen des Wasserhaushaltes infolg·e geringerer schafts- und Grünaufbaus im Rahmen der Bauleit- Mengen an unt.erirdischem Abfluß, d. h. auch geringerer planung. Grundwasser-Erneuerung zu rechnen. Das Naherholungsgebiet Laacher See reicht bis dicht an Traß- und Tonabbau die Abbruchkante· des Neuwieder Beckens heran. Ver- Neben Bims- und Lava-Abbau gibt es einige Traßgruben einzelt sind Abbauvorgänge in das Naherholungsgebiet (bei Kretz) sowie einige stillgelegte Tongruben im Bereich vorgedrungen. Es besteht Übereinstimmung, daß jeg- . Durch diesen Abbau en1stehen tiefe, steil- licher Abbau in diesem Bereich stillgelegt werden sollte. wandige, meist grundwassergefüllte Gruben, die nach Be- Für das· ganze Naherholungsgebiet sollte ein Er- endigung des Abbaus ohne eine landschaftsgemäße Über- schließungs- und Einrichtungsplan aufgestellt werden. formung nicht anderweitig· nutzbar sind. Tongruben, die Die Hangzone zwischen den morphologisch signifikan- nicht ins Grundwasser gehen, sollten auf ihre Eignung für ten 200-m- und 300-m-lsohypsen ist die eigentliche Pro- eine geordnete Mülldeponie untersucht werden. blemzone des Nahbereichs Andernach. Der Abbau von Bims und Lavaschlacke hat praktisch die gesamte Hang- Gutachten über die anzustrebende Entwicklung zone in Angriff genommen. Im Zuge des Abbaus kommt des Nahbereiches es zur Vernichtung der Pflanzendecke bzw. zu Rut- Aufgaben aus der L ag ·e im größeren Raum schungen, überwiegend auch zu erheblichen Reliefver- - planerische Grundvorstellung änderungen. Zum Teil dürfte ·eine Rekultivierung des Im Rahmen der punkt-bandartigen En1wicklungskonz.eption Hanggebietes ohne Relief-Überarbeitung nicht mehr des Landes Rheinland-Pfalz liegt das Mittelzentrum Ander- möglich sein. Für den gesamten Hangbereich müßte

25 als Grundlage für die Ert·eilung von Abbaugenehmigun- Der Abbau von· Bims und Lavaschlacke Ist zum Teil, gen und die anschließende Durchführung von Land- ohne einer gestalterischen· Gesamtkonzeption· zu folgen, schaftsbaumaßnahmen ein Landschaftsplan erstellt wer- bis dicht an unüberschreitbare Grenzen der Siedlungs- den. bereiche herangerückt. Es wäre dringend erforderlich, die bleibenden Abbaukanten zu überformen· und die Die freisteh·enden· Vulkankegef des Nahbereichs sind Ortsränder neu zu gestalten. charakteristische Landschaftselemente der Vulkanland~ schaft des Laacher-See-Gebietes. Im Rahmen der Be- d) Landschaftsschutz standsaufnahme zum Landschaftsplan· Vulkaneifel wurde an fast allen Vulkankegeln Abbau auf Bims und Lava- Eine Neuordnung der Schutzgebiete muß in engem Zu- schlacke festgestellt. Im Rahmen einer Neuordnung der sammenhang mit einer Neuordnung der Abbaumaß- Abbaumaßnahmen müßten alle auf Dauer zu ·erhaltenden nahmen und des Landschaftsaufbaus gesehen werden. Vulkankegel wirksam unter Schutz gestellt werden. Di·e Erweit·erung der Naturschutzgebiete sollte den Emp- f·ehl-ungen des Landschaftsplanes Vulkaneifel· folgen, wäh- Das landwirtschaftliche Anbaugebiet hat sich mangels rend die Neuabgrenzung. der Landschaftsschutzgebiete einer Flurbereinigung in seiner Kleinparzellierung im z. T. erheblich über den Rahmen der bestehenden und zur Rahmen des alten und überholten Wirtschaftswege- Erweiterung vorgeschlagenen Schutzgebiete hinausgehen netzes weitgehend erhalten. Das ganze Gebiet ist durch- müßte. Grundsätzlich erscheint es zweckmäßig, aHe poten- setzt mit Inselparzellen, die nach der Bimsausbeute tiellen Abbaugebiete von Lavaschlacke (Vulkankegel) sowie stehengeblieben sind. Einige Gebiete sind soweit aus- alle Naherholungsgebiete, so insbesondere auch das Nette- gebeutet, daß im Rahmen eines Flurbereinigungsver- tal, unter Landschaftsschutz zu stellen. fahrens die Durchführung von Maßnahmen zur Verbes- serung der Agrarstruktur und des Landschaftsaufbaus Darüber hinaus sollten alle auch auf Dauer wichtigen in Angriff genommen werden können. Wassergewinnungsanlagen konsequent geschützt werden.

Literatur

Eiche 1e, K. F.: Exkursion in das Naturschutzgebiet des Frechen, J„ Ho p man n-, M. und K n et s c h, G.: Laacher Sees - Beitr. z. Landespflege In Rheinl.-Pfalz, Dio Vulkanische Eifel, 3. Aufl., Stollfuss-Verl., Bonn 1967 Bd. I, 3. Aufl., 1966 Gruppe Hardtberg, Stadt- und Regionalplanung: Nah- Fa 1 k e , H. und Zwanzig , G. H.: Landschaftsplan Vul- bereichsuntersuchung Andernach - Vorabzug - Bonn- kaneifel, Beitr. z. Landespflege in Rheinl.-Pfalz, Bd. 2. Bad Godesberg 1971 Kaiserslautern 1968

Abb. 24: Blick von der Ruine Wernerseck in das reizvolle Nette tal, das als Vorranggebiet der Wasserwirtschaft und der Erholung unbedingt vor dem Gesteinsabbau geschützt werden sollte.

26 H.-J. Eh 1 gen

Bimsabbau und Landschaftsveränderung *

Einleitung Der Untersuchungsraum Im Mittelrh-einischen Becken bringt die seit ca. hundert Jah- Der Untersuchungsraum befindet sich innerhalb des Blattes ren andauernde Bimstuffentnahme zahlreiche landschaft- Nr. 5510 der Topographischen Karte von Neuwied. Er um- liche Probleme besonderer Art mit sich. Hauptsächlich lie- faßt Orts- und Gemarkungsteile der nördlich von Neuwied gen sie darin begründet, daß der Bims als oberflächen- gelegenen und inzwischen· eingemeindeten Dörfer lrlich, naher Bodenschatz nach privater Maßgabe abgebaut wird, Feldkirchen und Rodenbach. was eine parzellierte und damit unsystematische Nieder- legung bedeutet. Diese Nutzungsform ist zwar von der Ent- Naturräumlich gehört das Gebiet zu der Terrassenflur am stehungsgeschichte der bimsverarbeitenden Industrie her Nordwestrand der Koblenz-Neuwi·eder Talw-eitung als Unter- 3 verständl,ich - im bäuerlichen Familienbetrieb bzw. der einheit des Mittelrheinischen Beckens. Sie besteht im 4 Dorfgemeinschaft bildeten eigene Bimsvorräte die Rohstoff- Untersuchungsbereich in Anlehnung an Kaiser aus : basis für die „Schwemmsteinproduktion" 1 -, doch änder- 1. dem Hochflutbett, ten sich seit· dem Übergang zur industriellen, Steinherstel- 2. der Unteren Mittelterrasse, lung die Verhältnisse im Abbaubereich erheblich. Hatte der 3. der Mittl-eren Mit.tel1errasse, Bauer, dem die Steinherstellung nur als Nebenerwerbs- quelle diente, nach der Bimsausbeute ein echtes Interesse 4. der Oberen Mittelterrasse und daran, sein Land unter optimalen Bedingungen wieder land- 5. der Jüngeren· Hauptterrasse, wirtschaftlich zu nutzen, standen bei vielen Abbau- und Ver- wobei jedoch nur 3 und 5 flächenhaft ausgebildet sind, 2 arbeitungsbetrieben all-ein die Höhe erwirtschafteter Ge- und 4 hingegen mehr oder weniger steile Übergänge dar- winne bei möglichst gerin9en Betriebskosten im Vorder- stellen (Abb. 25). grund. Die sichtbaren Folgen der heute über das ganze Mittel- Nach Westen hin wird die Terrassenflur vom zum Rhein rheinische Becken ausgedehnten Bimsausbeute sind: entwässernden Kehlbach unterbrochen, während im Norden ein Tributärbach der Wied die Terrassen schneidet. Beide 1. J e nachdem, ob die Bimslager noch vorhanden sind Wasserläufe kommen jedoch aus dem anstehenden Grund- od·er bereits abgebaut wurden, entsteht eine Landschaft in gebirge über 250 m Höhe und ·erhalten von den Terrassen zwei Ebenen„ deren Höhendifferenz je nach Ablagerungs- her keine weiteren Zuflüsse. Ihre Vorfluter Rhein· und Wied stärke zwischen einem halben Meter und maximal zehn begrenzen im Süden und Osten die Terrassenlandschaft. Meter liegen· kann. 2. infolge einer unsystematischen, parzelliert vorgenomme- Diese akkumulative Überformung des in Schollen zerlegten nen Ausbeute schaffen kilometerlange Steilkanten den devonischen Untergrundes erfuhr eine weitere Ergänzung Übergang zwischen anstehenden und ausgebeuteten Bims- durch pleistozäne Lösse und die allerödzeitlichen Ablage- lagern. rungen des Bimstuffes in wechselnder Stärke. 3. Zwischen dem Abbauzeitpunkt und der Reku ltivierung Je nach dem Herkunfts- bzw. Auswurfort unterscheidet man zwecks erneuter landwirtschaftlicher Nutzung ergibt sich mehrere durch Aschebänder getrennte Sch icht·en Bimstuff. eine Brachphase, die durch Abraumablagerung, die An- Im Untersuchungsbereich bilden feinkörnige Meerboden- lage von Abfuhrwegen und vorübergehender Zeitungunst tuffe die Basis. Sie werden durch eine ca. 10 cm starke für eine neue Einsaat bedingt ist. Aschenschicht, der sogenannten Hauptbritzbank, von den 4. Unzureichende Rekultivierungsmaßnahmen bzw. das Feh- len solcher überhaupt führen dazu, daß die betroffenen Räume aufgrund der unter 1 bis 3 genannten Punkte stö- rend das Landschaftsbild beeinflussen und eine erneute landwirtschaftliche Nutzung behindern oder gar unmöglich • Beispielhaft dargestellt auf der Grundlage eines Luftbildver- machen. gleichs aus dem Mittelrheinischen Becken nördlich von Neu- Daneben setzen lange Reihen zum Trocknen aufgesetzter wied. Steine bei den Produktionsstätten sichtbare Zeichen für die 1 Nach R öder, J.: Die Frühzeit der Bimslndustrie (Die wirtschaftliche Nutzung des Bimstuffes, die darauf beruht, Schwemmstelnindustrie). In: Rheinische Bimsbaustoffe. Wies- daß unter Hinzugabe von Bindemitteln, vornehmlich Ze- baden · Berlin 1956. S. 39-54. ment-Steine gepreßt werden. •Vgl. Schneider, S.: Braunkohlenbergbau über Tage Im Luftbild, dargestellt am Beispiel des Kö lner Braunkohlenreviers. Um die Veränderung einer Landschaft dokumentieren zu Remagen 1957. = Landeskundliche Luftbildauswertung im mit- können, bedarf es einer möglichst objektiven Beobachtung teleuropäischen Raum. Heft 2, und M er t ins, G.: Das Luft- in verschiedenen Zeitabständen. Dazu bot sich als Unter- bild als Dokument plötzlicher Kulturlandschaftswandlungen. suchungsgrundlage das Luftbild in Form von Reihensenk- In: Bildmessung und Luftbildwesen. Jg. 34, Heft 2, Seite 70-74. rechtaufnahmen an 2. Die daraus gewonnenen Ergebnisse 3 Vergl. M ü 1 1 e r - M i n y • H. : Das Mittelrheingebiet und wurden bei den Bildern von 1967 und 1971 durch terrestri- seine naturräumliche Gliederung. In: Berichte zur deutschen Landeskunde. 1956. Band 21, Heft 2, S. 215-220. sche Begehungen ergänzt. G r a a f e n , R.: Das Mittel rheinische Becken, insbesondere Folgende Luftbildreihen standen für die Untersuchung zur die Koblenz-Neuwieder Talweitung. In: Die Mittelrheinlande. Verfügung: Festschrift zum 36. Deutschen Geographentag. Wiesbaden 1967. Bildzahl Datum Flughöhe Maßstab S. 206-216. •Kaiser , K. : Gliederung und Formenschatz des Pliozäns und Quartärs am Mittel- und Niederrhein sowie in den angren- Reihe 1 4 11. 10. 53 ? ,...,1:11000 zenden Niederlanden unter besonderer Berücksichtigung der Reihe II 4 3. 9.58 ? "' 1 : 20 000 Rheinterrassen. In: Köln und die Mittelrheinlande. Festschrift Reihe III 18 25. 3.67 ca. 900 m "' 1 : 4 500 zum 33. Deutschen Geographentag. Wiesbaden 1961. S. 266' bis Reihe IV 3 17. 8. 71 ca. 3 900 m ,..., 1 : 24 000 276. 27 hangenden Laacher-See-Tuffen 1-5 mit gröberer Körnung get·rennt (Abb. 26). s Mit wachsender Entfernung von den Auswurfstellen und den St-reufächerachsen nehmen- die Bimsmächtigkeiten ab und liegen deshalb auch im Untersuchungsraum unter- schiedlich stark verteilt, zumal die· Überformung durch exo- gen-e Kräfte Kappungen und Umlagerung·en mit sich brachte. Von diesen Erscheinungen waren• besonders die Hang- partien betroffen· und haben dort unr-egelmäßige Bims- ablagerungen hinterlassen. Die Profile {Abb. 27), deren Lage aus der geomorphologischen Übersichtsskizze ersicht- lich ist, geben über die Ablagerungsstärken• im Unter- suchungsgebiet Aufschluß. 6

Bimsabbau und Landschaftsveränderung

Dem vorübergehenden oder andauern(!en Charakter von Landschaftsveränderungen wurde Rechnung getragen, in- dem zwisch·en Begleit- und Folge·erscheinungen unter- schieden• wurde. Dabei soll von Beg-leiterscheinungen im weiteren Verlauf solange gesprochen werden, wie sie zeit- synchron· zum Abbau auftreten, während die Folgeerschei- nungen jene Änderungen· im Landschaftsbild bezeich- nen, d ie mit oder nach erfolgter Rekultivierung zu sehen 1 2 ~ 3 ~ 4 5 0-Bims.profile D m sind.

Begleitersche inungen· oes Abbaus a) Bimsentnahme und abbaubedingte Brache Humusschicht Während

5 Vgl. Frechen, J.: Der Rheinische Bimsstein. Wittlich 1953. S. 36 ff. und 48 ff. Frechen, J.: Entstehung, Ausbildung und Verbreitung der Meerbodentuff Laacher Bimsablageru ngen. In: Rheinische Blmsbaustoffe, 1-4 Wiesbaden · Berlin 1956. S. 17-25. •Nach D i 11 man n, W. (Bearbeiter): Gutachten über die Bimsvorkommen im Neuwieder Becken im Auftrag des Geo- logischen Landesamtes Rheinland-Pfalz. Mainz 1954 {Masch.- Schr.).

A .___C___ ~ Il~-~

Geomorphologische Übersicht mit den Grenzen der Untersuchungsgebiete und der Lage der Bimsprofile A, B und C; 1 = Hochflutbett, 2 = Untere Mittelterrasse, 3 = Mittlere Mittelterrasse, 4 = Obere Mittelterrasse, 5 = Jü ngere Hauptterrasse. · Bimsprofil im Untersuchungsbereich. Bimsprofile A, B und C. Längenmaßstab 1 : 25 000; Höhe 1 mm entspricht 40 cm Bimslagerstärke. Das von der Ladezone aus aufgenommene Bild· (Abb. 28) zeigt den bereits niedergelegten Abbaustreifen, die sich anschließende Abrnumzone un

Daß es an der gewünschten Unmittelbarkeit der Rekultivie- rung früher noch wes·entlich stärker mangelte„ zeigt Abb. 29 auf der Grundlage der Luftaufnahme von 1953 stellvertr-e- tend für die erste Hälfte der fünfziger Jahre, als der Bims noch vorwiegend in Handarbeit abgebaut wurde. Der Ab- ra um blieb unverteilt bis zum Ende der Saison· im Spät- herbst liegen, um dann -erst von den nun freiwerdenden Arbeitskräften verteilt zu werden. Eine Abweichung von Abb. 28 : Blick von der Ladezone eines Bimsabbaues auf

1!ttIIJ 2§ 3~ 4DIIIJ sQ 6[3 11·-·-·I al---1 91- - 1 1offi Abb. 29: Durch Bimsabbau unmittelbar verursachte Brache in den jeweiligen Untersuchungsjahren: 1 = 1953, 2 = 1958, 3 1967, 4 = 1971, 5 = bimsverarbeitende Betriebe, 6 = Ortsgrenze 1953, 7 = Ortsgrenze 1958, 8 = Ortsgrenze 1967, 9 = Orts- grenze 1971, 10 = tätige Abbaue.

29 suchung zu Untersuchung abnimmt, sowohl insgesamt als 0 0 00000000000

auch pro Abbaueinheit. Für diese Entwicklung sprechen 0000 000 000

mehrere Gründe: 000000 00 00

1. Die rapide Abnahme der Bimslagerstätten seit 1953 ver- 0 0 00 000 0000 ringert die Abbaumöglichkeiten erheblich. 2. Folgerichtig geht damit auch die Abbauintensität zurück, Abraum was gleichzeitig· eine Begrenzung der Brachflächenanteile bedeutet. 3. Die sich bei abschwächender Nachfrage verstärkende Konkurrenz zwingt aucn Im Abbaubereich zu Rationalisie- rungsmaßnah men, als deren Folge einerseits nur die kapi- talkräftigst·en Firmen weiterbestehe11< und nach dem Auf- brauch eigener Rohstofflager die Spezialisierung in Abbau- /l/l/l/ll/l/lllll/l//l///1//////11/ll/////////////llll/ und Verarbeitungsbetriebe einsetzt. Während 1952 in lrlich \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\ noch acht Abbau- und Verarbeitungsbetriebe gezählt wur- Abraum / 11/I/11///111 //l/l lllll l l l l l l l l II l / l// II/ 111 den, in Feldkirchen zwei Abbau- und Verarbeitungsbetriebe \\ \\\\ \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\' 7 existierten , gab ·es 1971 in lrlich nur noch drei Abbau- und Verarbeitungsbetriebe, in· Feldkirchen nur noch einen Abbaubetrieb. 4. Diese betriebsstrukturelle Konsof.idi erung begünstigt den Einzug geordneter Abbauverhältnisse, wie sie sich in den geringen Brachflächenanteilen von 1967 und 1971 wider- spiegeln. Abraum b) Formen des Bimsabbaus Die Formen der Landniederlegung sind für die Ausbildung der Begl·eiterscheinungen· von wesentlicner Bedeutung, weil besonders die Abraumstrukturen von ihnen geprägt werden. Direkt kann aber nur beim Einsatz von G;oß- B imsschicht masch inen (Eimerkettenbagger und Schürfkübelbagger) eine Abbauform aus dem Luftbild erkannt werden. Gerade aber Abb. 30: Bimsabbau mit dem Eime rkettenbagger (oben). mit Hand und Förderband (Mitte), mit dem SchürfkObel- am Rande der Bimslagerzone mit weniger stark·en und bagger (unten). wechselnden Bimsmächtigkeiten kamen· die Eimerketten• bagger nur vereinzelt im Bereich der Mittleren· Mittelter- rasse solange zum Einsatz, wie geschlossene Bimsfelder (Abb. 30). Dabei kam der Abraum unmittelba·r neben dem zum Abbau anstanden. Diese großräumige Arbeitsweise be- Abbaustreifen in langen parallel laufenden Reihen zur Ab- dingte ein arbeitsteiMges Gewinnungsverfahren, da vom lagerung. Bei einem nicht informierten· Betrachter könnten eigentlichen Abbau getrennt der Abraum beseitigt und· an- diese Strukturen an die Tät igk-e it ·eines Riesenpfluges er- schließend auf der Lehm-Löß-Basis mehr oder weniger innern, der hier Furchen tiefte und Schollen aufwarf. regelmäßig verkippt wurde. Der Bimsabtransport erfolgte Wie kein anderes Verfahren läßt diese Form der Bimsaus- dabei über den rückwärtigen Ausleger per Lkw oder Loren- beute Rückschlüsse auf. die Betriebsstruktur der Abbau- bahn (Abb. 30). und Verarbeitungsbetriebe zu. Während ein Arbeiter den Eine für das Bimsabbaugebiet typische Abbauform der frü- bel•adenen Lkw zur Produktionsstätte fährt, deckt sein Kol- hen Jahre stellt der Abbau mit Hand und Förderban(f dar lege die hangende Humusschicht ab. Daß auf diese We ise nur ein Kleinbetrieb mit Rohstoff versorgt werden kann, erschein1 einleuchtend. Deshalb war betreffen(fe Abbau- 7 Nach Ca pi t a i n , M.: Das Gebiet der Neuwieder Schwemm- form besonders für die zahlreichen Familienbetriebe kenn- steinindustrie. Bonn 1955. - Diss. (Masch.-Schr.), Karte IV. z·eichnend.

Tab. 1: Durch Bimsabbau verursachte Brache

Datum Nichtlandwirt- Bimsverarbei- Reine land- Durch Bims- Prozentanteil Anzahl der Brachfläche schaftllch ge- tende Betriebe wirtschaftl iche abbau ver- der Brache tätigen pro Abbau- nutzte Fläche• innerhalb der Nutzfläche ursachte Abbaue elnheit landwirtschaft- Brache liehe Nutz- fläche••

11.10. 53 94,70 ha 3,68 ha 333,62 ha 34,,28 ha 10,28 Ofo 9 3,81 ha 3. 9.58 112,05 ha 3,04 ha 316,91 ha 13,78 ha 4,35 Ofo 5 2,76 ha 25. 3. 67 142,27 ha 2,54 ha 287,19 ha 2,49 ha 0,87 Ofo 1 2,49 ha 17. 8. 71 145,68 ha 2,54 ha 283,78 ha 1,44 ha 0,51 Ofo 1 1,44 ha

• Die Änderungen der absoluten Zahlen In dieser Rubrik resultieren aus dem Vordringen der Ortsränder. Die Fläche eines bimsverarbeitenden Betriebes wurde infolge umgreifender Bebauung für 1958 der nichtlandwirtschafttich genutz- ten Fläche zugeschlagen. Der nördlichste Bimsverarbeitungsbetrieb stellte zu Beginn der sechziger Jahre seine Produktion ein. Die Betriebsfläche wurde wieder der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt.

30 Mit Abnahme der tätigen Abbaue (1953: 9, 1958: 5, 1967: 1, ner zusammenhängenden Fläche, sondern allenfalls von 1971: 1) nimmt andererseits die Mechanisierung des Ab- nicht ausgebeuteten Restparzellen, den sog·enannten „Bims- baus zu, so daß bereits 1958 kaum noch Abraumstrukturen inseln", gesprochen werden kann. Als grobe Ausgangs- darauf hindeuten, daß mit der Hand Bims abgebaut wird. linie der Landniederlegung im Untersuchungsbereich kann An die Stelle der manuellen Arbeitsweise tritt nun der die 1953er Ortsgrenze von lrlich angenommen werden. In- Schürfkübelbagger, der sowohl vom Investitionsaufwand als nerhalb der Ortslage selbst kommt es von diesem Zeit- auch den Einsatzmöglichkeiten her gesehen, eine optimale raum an zu keinen weiteren Niederlegungen größeren Aus- Lösung zwischen Handarbeit und Eimerkettenbagger bie- maßes. Gleiches trifft auch auf Feldkirchen und Rodenbach tet. Bei einer parzellenweise vorgehenden Ausbeute mit zu. öfteren Standortwechseln erweist sich der Schürfkübelbag- Im Verlauf der weiteren Jahre beschränkt sich der Abbau im ger als beweglicher und kann auch unregelmäßig aus- südlichen Teil des Untersuchungsraums auf die B·eseitigung gebildete Bimslager ohne geschlossene Abbaufront erfolg- von mehr oder weniger großen Bimsinseln, so daß bis reich ausnutzen. Ohne daß sich die aus Abb. 30 ersicht- 1971 von zwei Ausnahmen abgesehen eine beinahe voll- lichen Abraumstrukturen ändern, wird er in· zunehmendem ständige Niederlegung erreicht wurde. Maße durch Hydraulikbagger ersetzt. Nördlich der von Feldkirchen nach Rodenbach führenden c) Transportmittel und -wage Straße weisen die 1953er Aufnahmen noch eine an- Zentrale Transportlinien im l,Jntersuchungsbereich stellen· nähernd geschlossene Bimsdecke aus, die jedoch vom alle durch Asphalt oder Schotter befestigten Abfuhrwege zentralen Abfuhrweg her zunehmend einer parzellierten dar. Sie allein· sichern einen von Wetter und Jahreszeit Entnahme unterworfen ist. Mehrere bereits „ausgebimste" unabhängigen Abtransport. Deshalb· wird versucht, den Weg Kleinstfelder stammen noch aus der Zeit vor dem Inkraft- zwischen Bimsgrube und befestigter Straße möglichst kurz treten der „Landesverordnung zur Durchführung des zu halten. Landesgesetzes über den Abbau und die Verwertung von Die benutzten Feldwege werd·en während der Zeit des Ab- Bimsvorkommen vom 21. 7. 1952", als die Abbaugenehmi- transports infolge tiefer Spurrillen für alle landwirtschaft- gung noch nicht von. einem ha Mindestgröße der auszubeu- lichen Fahrzeuge vorübergehend unpassierbar. Dabei füh- tenden Fläche abhängig war. Dieser von Süden nach Nor- ren die ungünstigen Fahrverhältnisse zu erheblichen Weg- den· fortschreitenden Entnahme kommt eine zweite Front verbreiterunge11< auf Kosten der angrenzenden Äcker. Vor- vom Rodenbacher Ortsausgang her in· relativer Geschlos- überg€hende Beeinträchtigungen erfahren die Pflanzen im senheit entgegen, was bei den sichtbaren· Abbauverhältnis- Bereich der Ackerraine durch den überaus starken Schmutz- sen sicherlich ein·e Ausnahme bedeutet. Desto erstaunlicher wurf bei feuchten und der Staubentwicklung während trok- erscheint es andererseits, daß gerade hier zahlreiche Bims- kener Wetterlag·en. inseln• bis zum Ende der sechziger Jahre erhalten blieben, Nachhaltigere Schäden entstehen dagegen durch eine während in der Feldkirchener Gemarkung, die erst ab 1953 andere Maßnahme. Um bereits tiefgründig zerstörte Feld- großflächig niedergelegt wurde, l>ereits 1967 die Ausbeute wege wieder befahrbar zu machen, füllt man die Rillen mit im Bereich der abbauwürdigen Vorkommen als abgeschlos- Kiesen und Schottern auf. Unter dem hohen Gewicht der sen gelten kanf'I. Östlich der Straßenverbindung lrich- Ro- Transportfahrzeuge werden die aufgefüllten Steine in der denbach bestehen die Bimslager 1953 noch in fast völliger Folgezeit irl' die seitlich angrenzenden Äcker gedrückt und Geschlossenheit und werden auch in der Folgezeit im vermindern hier die Bodenqualität dauerhaft. Gegensatz zum übrigen Untersuchungsgebiet von Süden her in einer geschlossenen Front abgebaut. Darüber hinaus scheint eine unnötige V·erfestigung des zu rekultivierenden Bodens überall da vorzuliegen, wo bereits Dieses un·einheitliche Vorgehen bei der Bimsentnahme spie- der Abraum einplaniert wurde und nun• als Transportweg g·elt die Nutzung nach Maßgabe der einzelnen Besitzer mißbraucht wird. Auch unter Berücksichtigung d·essen, daß wider und wird damit gleichzeitig sichtbarer Ausdruck ihrer der Bod€n vor der Einsaat gründlich bearbeitet wird, dürfte jeweiligen Lebenssituation· und der von ihr bestimmten die später sichtbar werdende unregelmäßige Durchfeuch- Motivationshaltung. Von daher wird es zum Beispiel ver- tung des Bodens auf dieses Faktum mit zurückzuführen ständlich, warum gerade im Feldkirchener Flurgebiet der sein. Neben der Lkw-Verfrachtung lassen die 1953er und Bimsabbau trotz späten Beginns 1967 beinahe schon ab- 1958er Luftaufnahmen erkennen, daß in Verbindung mit geschlossen ist. Der größte Teil des Feldes wurde von den Schürfkübelbagg·ern Feldbahnen zum Abtransport des Bims- Besitzern, die nichtlandwirtschaftlichen Berufen nachgehen, tuffes benutzt. wurden. Ihr Einsatzgebiet mußte allerdings an die wenigen Landwirte verpachtet, um somit wenigstens auf die Stellen beschränkt !>leiben" wo lange geschlossene einen geringen Gewinn zu erzielen. Mit dem Verkauf der Abbaufronten mit geringen· Steigungsbeträgen anstanden lagernden Bimsvorräte eröffnet sich plötzlich die Möglich- und somit keine ständige Verlegung des Gleiskörpers not- keit, ·einen einmaligen, aber doch um ein Vielfaches höheren wendig war. Einen an deren Bedingungsfaktor für die ren- Betrag zu erhalten, der gewöhnlich im Bausektor l·angfristig table Nutzung dieses Transportmittels stelle11< hohe Förde- angelegt wurde, ansonsten durchweg zur Befriedigung mit- rungsmengen, verbunden mit der entsprechenden Ver- telfristigen Bedarfs diente. Im stärker ländlich geprägten arbeitungskapazität des zu beliefernden Betriebes dar. Da Rodenbach schritten Verkauf und damit der Abbau lang- im Untersuchungsbereich nur ein Betrieb existiert, der in samer voran, da hier anscheinenesitz zurückgegriffen

31 werden konnte, war es nur dieser Firma unter hohem In- ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, sinken die Werte vestitionsaufwand möglich, sich durch langfristige Verträge 1971 um fast die Hälfte (1,5 %). Als Ursache dafür ist vor- über viele Jahre hinweg Ihr Rohstoffreservoir zu erhalten wiegend die Beseitigung der Wegrippe zwischen Feld- und damit bis in die zweite Hälfte der s:ebziger Jahre ihre kirchen und Rodenbach zurückzuführen. Durch die fort- Produktion zu sichern. schreitende Beseitigung stehengebliebener Bimsinseln wurde dieser Effekt noch verstärkt. So lassen sich aus den Formen der Landniederlegung in- direkt Rückschlüsse auf Besitz-, Wirtschafts- und Sozial- Nachdem sich die im Jahre 1953 durch Bimsabbau verur- struktur der umliegenden Ortschaften ziehen. Über den sachte Brache zur Gesamtfläche aller Übergangszonen etwa Stand der Landniederlegung durch Bimsabbau in den ein- wie 4: 1 ve rhält (34,28 ha: 8,19 ha), verschiebt sich von nun zelnen Unt·ersuchungsjahren gibt Abb. 34 Auskunft-. Abb. 34 an der Anteil wie folgt: vermittelt den· Eindruck einer völlig zerstörten Landober- 1958: 13,78 ha : 7,78 ha (ca. 2 : 1 ) fläche, entstanden· durch den völlig planlos vorgehenden 1967: 2,49 ha: 6,34 ha (ca. 1 : 2,5) Bimsabbau, dessen Folgen in Form verbliebener „Bims- inseln" bis 1971 noch nicht vollständig beseitigt werden 1971: 1,44 ha : 3,21 ha (ca. 1 :2,2) konnten. Aus diesen Zahlenverhältnissen wi rd sehr gut deutlich, .daß nicht nur die abbaubedingte Brache für einen· zeitlich be- b) Die Abbauränder grenzten Landnutzungsentzug in Frage kommt, sondern Aufgrund der großen Standfestigkeit des Bimstuffes kenn- auch das Vorhand·ensein kilometerlanger Übergangszonen z·eichnet während des Abbaus eine senkrechte Wand den dazu beiträgt. 1967 und 1971 überstiegen die durch sie her- Übergang vom liegenden Terrassenlehm zur bimsenthalten- beigeführten Ackerflächenverluste die eigentlichen Brach- den Terrassenflur. Die Höhe dieser künstlichen Gelände- flächenanteile infolge Bimsabbaus um mehr als das Dop- stufen ist dabei von der vorhandenen Mächtigkeit der pelte, so daß mit der Forderung nach ·einem zügigen- Ab- Bimslagerstätten abhängig. Im Luftbild nehmen sie sich je bau und alsbaldiger Rekultivierung der Ruf nach einer voll- nach Beleuchtung als helle (Bimsfarbe!) oder dunkle Strei- ständigen, besitzunabhängigen Niederlegung verbunden fen (Schlagschatten!) aus. Bleibt die Wand oder „Steilstufe" werden sollte. Denn über den ökonomischen Nachteil des nach Beendigung des Abbaus erhalten„ so verflacht sie zu- Landnutzungsentzuges hinausgehend, sind es gerade jene nehmend durch abbröckelnde Humusteilchen und Bims- Steili schaftl. nahmen, daß die ausgebeuteten Areale im Gegensatz zu kommen• Breite von Nutzfläche den Ackerflächen auf den Bimsl·agern durch unterschied- 3,5 m liche Grautonal:>stufungen außerordentlich stark strukturiert sind. Diese Erscheinungen weisen auf ein·e völlig unaus- 11 . 10.53 267,73 ha 23,40 km 8,19 ha 3,1 % geglichene Durchfeuchtung des Bodens hin, wol:>ei dunkle 3. 9.58 251,02 ha 22,23 km 7,78 ha 3,1 % Stellen auf einen erhöhten· Feuchtigkeitsgehalt des Bodens 25. 3.67 221,30 ha 18,11 km 6,34 ha 2,9% schließen lassen, helle Bereiche eine relative Trockenheit 17. 8. 71 217,89 ha 9,16 km 3,21 ha 1,5% andeuten. Wenn auch allgemein davon ausgegangen werden kann, • Diese Bezugseinheit wurde gewählt, weil es in den Bereichen d·aß nach- dem Abl:>au der großen Bimsdecke den mit geringen Lagermächtigkeiten nach der Bimsentnahm e kaum zur Ausbildung von künstlichen Geländestufen kommt. Pflanzen eine größere Feuchtigkeitsmenge zur Verfügung steht, muß man dem Abbau und erst recht der umzu- Während 1953 und 1958 der prozentuale Anteil der Gesamt- reichenden· Reku ltivierung unter dem Gesichtspunkt ·einer fläche aller Übergangszonen zur landwirtschaftlichen Nutz- langfristigen hydrologischen Bilanz kritisch gegenüber- fläche mit 3,1 % gleichbleibt und auch 1967 mit 2,9 % nur stehen. Konnten zuvor die Niederschläge im porösen Bims-

32 boden ungehindert versickern, so bleibt nun vor allem nach Starkregen ein Teil des Wassers an der Oberfläche oder unmittelbar darunter stehen und muß zwangsläufig der Ver- dunstung anheimfallen. Bei den im Vergleich zu den um- liegenden Mittelgebirgen mit 500-650 mm 8 ohnehin spär- lich ausfallenden Niederschlägen wirkt sich eine solche Ent- wicklung über lange Zeit hin sicherlich negativ auf den Wasserhaushalt im Boden aus. Dürrefolgen blieben bisher allerdings auf die von der Bodenzirkulation weitgehend ab- geschnittenen Bimsinseln beschränkt, die neben ihren Oberflächen ja noch seitliche Verdunstungsflächen aufzu- weisen haben. Über einen im Zusammenhang mit dem Bimsabbau mög- lichen Fruchtwechsel· und dessen Ausmaß können keine ge- sicherten Angaben gemacht werden, da die diesbezüglichen Bildinformationen aufgrund ungünstig.er Befliegungsdaten, verbunden mit einem Mangel an ergänzenden phänologi- schen 'Beobachtungen nicht nutzbar gemacht werden konn- Nur im Bereich des Obstbaus ist auf den° Luftbildern ein deutlicher Wandel erkennbar. Die ehemals linear ent- lang der Feldwege auftretenden Obstbaumreihen sind zu- gunsten eines Plantagenanbaus gewichen. Es handelte sich dabei vorwiegend um Äpfel- und Zwetschenbäume, verein- zelt kamen auch Birnenbäume zur Pflanzung. Diese Form des Obstanbaus fand zuvor schon im Bereich der Oberen Mittelterrasse in Verbindung mit einer Grünlandwirtschaft Anwendung, wenn auch gerade hier noch 1953 zahlreiche kleinere Felder auf eine intensivere Nutzung hinwiesen. Ob- wohl hier aufgrund der ungünstigen• Lagerverhältnisse kaum Bimsabbau stattfand, setzt€ dennoch bis 1971 eine Exten- sivierung ein, so daß eine geschlossene Grünlandfläch·e entstand, ein Teil des Landes sogar Brach fiel. Sicherlich war der Trend zu einer frühzeitigen extensiven Nutzung durch die ungünstigen topographischen Verhält- nisse und schlechte Bodenbeschaff.enheiten infolge des bis in Oberflächennähe anstehenden Bimstuffes bedingt. Um daraus aber schon auf eine verstärkte An lage von Obst- baumplantagen nach der Bimsentnahme durch eventuelle Bodenverschlechterungen im Bereich der Mittleren Mittel- terrasse schließen zu können, muß fraglich bleiben. Viel- mehr scheint die Nähe der hochindustrialisierten Stadt Neu- wied mit ihrem vielseitigen Arbeitsplatzangebot zu dieser Erscheinung geführt zu haben, wie sie auch in vielen ande- ren Bereichen der BRD beobachtet werden kann, um den Arbeitsaufwand zur Bewirtschaftung möglichst klein zu halten. 9 Mit schwindender Ertragslage im freizeitbetriebenen Obst- anbau und dem vollständigen Rückzug aus der landwirt-

• Nach E r i k s e n , W.: Das Klima des mittel rheinischen Rau- mes in seiner zeitlichen und räumlichen Differenzierung. In: Die Mittelrheinlande. Festschrift zum 36. Deutschen Geographentag. Wiesbaden 1967. Seite 16-30. • Verg l. u. a. Ru p per t , K.: Der Wandel der sozialgeogra· phischen Struktur im Bilde der Landschaft. In: Sozialgeogra- phie = Wege der Forschung, Band LIX., Darmstadt 1969. Seite 140-153. Hart k e, W.: Die „Sozialbrache" als Phänomen der geo- graphischen Differenzierung der Landschaft. In: Sozialgeo· graphie = Wege der Forschung, Band LIX. Darmstadt 1969. Seite 266-291.

Abb. 31: Abbauinsel inmitten weiter kah ler Ackerflur bei Nicke· nich. Abb. 32 : Durch parzellenweisen Bimsabbau „zerfressene" Land· schalt bei Nickenich. Abb. 33: Für den Blmsabbau typische, .steile Abbaukante an Waldrändern.

33 FELDK IRCHEN

Abb. 34: Formen und Stand der Landniederlegung infolge Bimsabbau. 1 = Bimslager, die zwischen 1953 und 1958 abgebaut wur- den, 2 = Abbau zwischen 1958 und 1967, 3 = Abbau zwischen 1967 und 1971 , 4 = noch nicht abgebaute Bimslagerstätten am 17. August 1971, 5 = bimsverarbeitender Betrieb, 6 = Ortsrand 1953, 7 = Ortsrand 1958, 8 = Ortsrand 1967, 0 = Ortsrand 1971; Unterbrochene Schraffen geben Stellen mit geringer Bimsmächtigkeit an. Punkte in den Schraffuren kennzeichnen Bimslager, die nicht mehr ausgebaut werden konnten, weil inzwischen die Be- bauung eingesetzt hatte. Die weißen Flächen außerhalb des Ortsrandes von 1953 sind vor 1953 abgebaut worden.

schaftlichen Beschäftigung ging at:er auch die Anlage von suchungsgeb•ietes, in dem sich allein fünf bimsverarbeitende Plantagen auf dem ausgebeu'.e'. e!l Land zurück, so daß Betriebe befanden, die aber nur einen geringen Bruchteil letztlich von einem Gleichstand des Baumbestandes vor und der Arbeitnehmer (unter 5 % ) aus lrlich, Feldkirchen und nach der Bimsentnahme gesprochen werden kann. Der auf- Rodenbach beschäftigen. Bis 1967 verringerte sich die Zahl gelockerte und nur an den Ortsrändern verstärkt auftretende der Betriebe auf vier, und 1971 stellten schließlich nur noch Baumbestand wich also den primär im südlichen Teil der drei Firmen Bimsbaustoffe her, was mit dem Schwinden Mi!Ueren Mittelterrasse gelegenen „Hol:zäckern". Hier, wie der vorhandenen Rohstofflager und verstärktem Konku rrenz- auch im Bereich der Oberen Mittelterrasse befinden sich d ruck begründet werden kann. die Gehölze heute größtenteils in ein·em völlig verwahr- Da die gepreßten Steine unm:tte:bar r.ach der Herstellung losten Zustand. Die Bäume werden weder zurückgeschn it- im Freien getrocknet werden. setzen sie nicht nur sichtbare ten noch abgeerntet. Die nachwachsende Bodenvegetation Zeichen für die Existenz der B-etriebe selbst, sondern ge- wird durchweg im Frühjah-r ebenso wie im Bereich der währen auch noch Einblick in den Produktionsvorgang. Übergangszonen einfach abgeflämmt. Mit dem Lkw oder der Lorenbahn kommt der Rohbims ge- d) Prägung des Landschaftsbildes durch die bimsver- wöhnlich in das Tiefsilo, von wo aus er mit Hilfe eines arbeitende Industrie Becherwerkes zur Br·echanlage im oberen Tei l des Fabrika- Bei einer Fahrt durch das Mittelrheinische Becken fallen tionsgebäudes befördert wird. Von hier geht der Weg des jedem Besucher zahllose Reihen zum Trocknen aufgesetz- Bimskorns nach Hinzugabe von Zement und Wasser in den ter Bimssteine ins Auge, deren- landschaflspräg.ender Cha- Mischer und von da aus zu r Steinformmaschine. Hier wird rakter nur zu leicht die wahre wirtschaftliche Bedeutung die- das Bims-Zement-Wasser-Gemisch zu Steinen gepreßt. Die ses Industriezweiges für das Becken überschätzen läßt. im Verhältnis zum Gesamtbetriebsgelände kleinen Fabri- Ähnlich verhielt es sich im südlichen Teil ·des Unter- kation·sgebäude verfügen über Seiltransporter, die die

34 Rohlinge

.______._ ___, 10 m

Abb. 35: Grundriß eines bimsverarbeitenden Kleinbetriebes.

frisch gepreßten Steine, „ Roh linge" genannt, zu den Vergleich zu den ausgedehnten· Lagerungsflächen v-er- Trockenplätzen befördern, wo sie mit Hilfe des Abtrage- deutlicht werden. Die restlichen zwei 1971 noch tätigen gerätes parallel zum Transportband abgesetzt werden. Vor Bimsbaustoffwerke haben ihre Lagerflächen· mit Hallen um- dem Verkauf wird noch eine zweite Trockenphase einge- schlossen, um damit witterungsunabhängig und ganzjährig schaltet, :w der die Steine ill hohen• mit vielen• Zwischen- ihre Produktion fortsetzen zu können. räumen versehenen Wänden, den „Arken", zusammen-- gestellt werden. Von hier aus erfolgt dann der Abtransport Schlußbemerkung mit dem Lkw zur Bahn oder zum Schiff bzw. direkt zum Käufer. Die vergleichende Betrachtung der vier Luftbildserien aus Die auf der Grundlage der 1967·er Luftbildserie angefertigte den· Jahren 1953, 1958, 1967 und 1971 läßt eine umfang- Grundrißskizze eines bimsverarbeiten

35 K. E. He y 1

Zur Auswirkung des Abbaus vulkanischer Gesteine auf den Wasserhaushalt im Mittelrheinischen Becken

1. Allgemeines z. T. sehr mächtige Tonvorkommen und später die Kiesel- Der Bedarf an Trink- und Brauchwasser wächst ständig. Die oolithterrasse, die aber vorn pleistozänen (= eiszeitlichen) Zunahme wird durch den Bevölkerungszuwachs, durch die Gewässernetz teilweise abgetragen wurden. Aus dem Ter- steigenden zivilisatorischen Ansprüche der B·evölkerung tiär stammen auch die ersten· Zeugnisse des Vulkan ismus und durch die Vergrößerung der Industrie bedingt. Die (Basalte), die jedoch in keinem Größenverhältnis zu jenen Deckung dieses Bedarfs erfolgt aus „Grundwasser-Lager- aus dem folgenden Pleisto- und Holozän stehen. stätten" und aus natürlichen oder künstlichen Oberflächen- Diese Zeitabschrtitte haben den Aufbau und das Land- gewässern (Flüsse, Ströme, Seen oder Talsperren). All schaftsbild des Mittelrheinischen- Beckens am stärksten ge- diese Sammel- und Speicherstätten besitzen eine Eigen- prägt. Stark vereinfacht läßt sich der Werdegang folgender- schaft, die man ansonsten bei keiner „Lagerstätte" antrifft: maßen zusammenfassen: die „Ausbeute", das Wasser, wird im Rahmen des natür- Mit der Hebung· d·es Gebirg·es, bei gleichzeitigem Zurück- lichen Wasserkreislaufs ständig ·erneuert. bleiben des Neuwieder Beckens, schnitten sich der Rhe in Die Höffigkeit einer „Grundwasser-Lagerstätte" richtet sich und seine Zu bringer in den Rumpf stärker ein· und schotter- in erster Linie nach der Durchlässigkeit der Gesteine und ten in Ruhezeiten· die Haupt-, Mittel- und Niederterrassen- deren Höhenlage zum Vorfluter. Ihre Ergiebigkeit wird vor flächen auf, wobei die jeweils jüngeren tiefer als die älteren allem von der Mächtigkeit des Grundwasserleiters und von abgelagert wurden. Sicherlich im Zusammenhang mit deno der Größe des Einzugsgebietes bestimmt. Grobklastische tektonischen Bewegungen setzte eine intensive vulkanische Lockergesteine besitzen· im allgemeinen gegenüber den Tätigkeit ein. Die ältesten Eruptionen förderten Phonolithe Festgesteinen (abgesehen vom Karst) eine größere Durch- und Phonolithtuffe, die im westlichsten Teil des Mittelrheini- lässigkeit und sind daher bessere Wasserleiter. scheo Beck-ens anzutreffen- sind. Ihnen folgten, z. T. mit zeit- Die Konstanz der Entnahmemenge hängt einmal vom „ Nach- licher Überschneidung, Ausbrüche basaltischer Vulkane. schub", d. h. vor allem von· der Niederschlagsmenge und Aus ihren von Schweißsehlacken und Tuff-an gebildeten zum anderen von einem unveränderten Speicher ab. Die Bauten ergossen sich Lavaströme in die Rinnen· und Sen- Wasserqualität beruht auf der Lösfichkeit der Gesteine und ken ihrer Umgebung, wo sie z. T. deckenartig erstarrt·en. „Substanzen", die im Einzugsgebiet vom Wasser durch- Lößablagerungen Urtier Basaltdecken beweisen, daß dieser flossen werden. Unter „Substanzen" sind hier jene vom kalkhaltige Flugstaub bereits vor und während dieser vul- Menschen abgelagerten Stoffe zu verstehen, die zu -einer kanischen Tätigkeit entstanden ist. Den Abschluß der Erup- Verunreinigung, zumindest aber zu einer stärkeren Mine- tionen bildete im Holozän (Jetztzeit) der Ausbruch von ralisierung des Wassers führen: Müll aller Art, Klärschlamm, trachytischem weißem Bims und grauen Trachyttuffen aus Dünger, Streusalz, petrochemische Stoffe und Industrie- dem Laacher und benachbarten Kesseln. abfälle verschiedenster Herkunft. Alle im Mittelrheinischen Becken vorkommenden Gesteine wurden von einer geschlossenen Bimsdecke überlagert, bei 2. Mittelrheinisches Becken der die größten Mächtigkeiten in der Nähe der Ausbruch- 2. 1. N a t u r r ä u m 1 i c h e G 1 i e d e r u n g steilen, aber auch in Tälern und Senken· anzutreffen sind. Ais „Sonderfazies" ist der Traß anzusehen, ein ungeschich- Das Mittelrheinische Becken ist ein Senkungsfeld innerhalb teter verfestigter Bimssteintuff mit Gesteinsbruchstücken des Rheinischen Schiefergebirges, das in der Erdneuzeit ent- aus dem Grundgebirge und aus Basalt, der vermutlich den stand und von zahlreichen Störungen begrenzt wird. Sei- Absatz sehr wasserdampfreicher Eruptionswolken darstellt, nen tiefsten Teil bildet die Neuwieder Talweitung (= Neu- di·e sich vor allem in die Täler der Brohl, des Krufter wieder Becken), die linksrheinisch nach Süden in das Mai- Bachs und der Nette ergossen. feld, einen etwas höheren (unter + 200 m NN )Teilbereich, übergeht. Das sich westlich daran anschließende Ober- Als letzte vu lkan ische Erscheinungen sind die Mineral- maifeld leitet zur Moseleifel über. Die westliche Fortsetzung wässer (Säuerlinge} zu werten, die in den· Gemarkungen des Neuwieder Beckens nimmt die Pellenzsenke ein, die im von Miesenheim, Plaid!, , Mendig und Thür Mayener Kessel endet. Im Westen und Norden w ird das natürlich austreten oder durch Bohrungen erschlossen Mittelrheinische Becken von der Hoch- und Rheineifel im wurden. Süden von der Moseleifel und dem Unteren Moseltal 'um- 2. 3. G e w ä s s e r schlossen. Die wichtigsten Vorfluter im nördlichen Mittelrheinischen 2. 2. G e o 1 o g i s c h e r A u f b a u Becken sind der Brohlbach, die Nette und der in diese bei Plaid! mündende Krufler Bach. In dessen Grundwasserleiter Die das Mittelrheinische Becken umgebenden Schicht- erfolgt auch die künstliche Entwässerung des Laacher Sees. gesteine des devonischen Grundgebirges setzen sich unter Das Maifeld wird vorn Nothbach und seinen· Zubringern, das dem Becken fort; sie bilden also dessen Unterlage. Wäh- Obermaifeld durch den angrenzenden Elzbach zur Mosel rend sie im Nordwestteil vorwiegend sandig-rauhe Gesteine hin entwässert. Vor allem im nördlichen Teil des Beckens (Grauwacken, Sandsteine) neben Tonschiefern enthalten fällt auf, daß wenige offene Gewässer vorhanden sind, da („Siegener Stufe" des Unterdevons), überwiegen im Süd- der hier aus Lockergesteinen gebildete Untergrund ein ra- osten die Tonschiefer des sogenannten Hunsrückschiefers. sches Versickern von Quellaustritten und Niederschlägen Das seit seiner Entstehung im Erdaltertum vermutlich stets bewirkt. Festland gebliebene Gebirge weist in dem hier betrachte- ten Teil keine G€steine aus dem Erdmittelalter auf. Im Ter- 3. Vulkanische Bildungen tiär (Erdneuzeit) war der weitgehend eingeebnete Gebirgs- rumpf einer intensiven Verwitterung ausgesetzt; die Ver- 3. 1 . L a g e d e r V o r k o rn m e no witterungsprodukte wurd en in Rinnen, Senken und Becken Die Gliederung des Mittelrhe inischen Beckens gilt auch, in zusammengeschwemmt und sedimentiert. Es entstanden etwas vereinfachter Weise, für die Verteilung der vulkani-

36 sehen Bildungen. Im Obermaifeld werden praktisch keine, weitgehend ausgebeutet sind. Anders liegen die Verhält- im Maifeld nur geringer mächtige Trachyttuffablagerungen nisse in den Rinnen und Senken des altpleistozänen Re- (Bims) abgebaut. Reiche Bimsvorkommen weist dagegen liefs, wo Phonolithtuffe, Lava, Traß und Bims in abbau- das Neuwieder Becken auf, sie jedoch schon weitgehend würdigen Mengen anstehen. Hier erfolgt aber auch die ausgebeut·et sind. Die vielfältigsten und ergiebigsten Lager- stärkste unterirdische Entwässerung, hier sind jene Deck- stätten sind in der Pellenz vorhanden: Phonolithtuffe im schichten in ausreichender Mächtigkeit vorhanden, die das Raum Bell-Ettringen, BasalNava im Mayener Grubenfeld und Grundwasser vor Verunreinigungen schützen. Da sich die in den Lavaströmen der Einzelvulkane, Basalttuffe (Lavalit) Einzugsgebiete des Krufter Bachs und der Nette kilometer- und Basaltsehlacken (Krotzenlava) in allen Vulkanbauten, weit erstrecken, ist es äußerst schwierig, das im Untergrund Bims und Traß in den· Tälem des Krufter Bachs und der befindliche Grundwasser vor den Eingriffen durch Steine- Nette sowie flächenhaft abgelagerter Bims verschiedenster und Erderi-Be•triebe zu schützen•. Das gleiche gilt für die Zusammensetzung im gesamten Bereich. Lavaströme aus den Vulkanbauten, die mit Hilfe geophysi- Die Bedeutung der vulkanischen· Bildungen für die Bauwirt- kalischer Untersuchungen festgestellt werden konnten. Un- schaft bzw. für die Steine- und Erdenindustrie ist bekannt ter Berücksichtigung der Ortsvergrößerungen, dem damit ver- und soll hier nicht erörtert werden. bundenen erhöhten Bedarf an Trinkwasser, den sich er- gebenden Problemen der Abwasser- und Müllbeseitigung, 3. 2. H y d r o J o g i s c h e E i g e n s c h a f t e n der Neuansiedlung von Industriebetrieben und der Inten- Wie bereits beschrieben, wird das Mittelrheinische Hecken sivierung der Landwirtschaft wird es immer schwierig.er, von den Schichtgesteinen des Rheinischen Schiefergebirges auch ohne die Beeinträchtigung·en durch den Abbau vul- unterlagert und umgeben. Diese Gesteine sind praktisch kanischer Gesteine eine ausreichende und qualitativ ein- undurchlässig.; nur auf den Lösungsfugen (Spalten, Klüfte, wandfreie Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Schichtflächen) ist eine geringe Wasserzirkulation möglich. Ein besonderes Problem bilden· die Basalttuff-(Lavalit-) und Entlang stärkerer tektonischer Zerrüttungszonen besteht Schlacken-(Krotzen~)Vorkommen, aus denen die meisten Aussicht, g·ewisse Wassermengen zu erschließen, die aber pleistozänen Vulkane aufgebaut sind, sowie die Phonol-ith- u. U. einen großen Gehalt an aggressiver Kohlensäure be- tuffablagerungen. Problematisch deshalb, weil eine Schä- sitzen können. Um so wertvolfer für die Wasserve-rsorgung digung des Wasserhaushalts in quantitativer Hinsicht kaum dieses Raumes und seiner Umgebung sind daher die vul- zu erkennen ist. Ihre herausragende Lage über das all- kanischen Fest- und Lockergesteine. gemeine Geländeniveau bewirkt, daß die Grundwasserober- Bei der Abkühlung und Erstarrung der Basaltlaven ent- fläche so tief liegt, daß in den Brüch·en keine nennens- standen zahllose Klüfte, auf denen die Gesteinskörper werten Wassermengen austreten bzw. gleich tiefer ver- durchlässig sind. Das Rückhaltevermögen ist allerdings ge- sickern. Andererseits bilden diese Gesteine gleichsam einen ring, so daß Verunreinigungen meist nicht abgebaut wer- „Schwamm", der die Niederschläge rasch aufnimmt und sie den. Eine Mittelstellung zwischen den Hartgesteinen und dann langsam in den tieferen Untergrund ableitet. Dadurch den Bimsablagerungen nehmen in ihren hydrologischen wird de r OberflächenabHuß verhindert und die Verdun- Eigenschaften die Basalttuffe und Krotzen-(Sch lacken-)La- stung - in Abhängigkeit von der jeweiligen Vegetation - ven sowie die Phonolithtuffe ein, die bereits ein beacht- verringert. Als wichtigste Eigenschaft muß aber das ge- liches wirksames Porenvolumen bzw. eine starke Zerklüf- dämpfte Abflußverhalten hervorgehoben werden, das durch tung besitzen. die gute Durchlässigkeit und das Speichervermögen dieser ideale Grundwasserspeicher und -leiter sind die lockeren Gesteine und Tuffe bewirkt wird. Auf ihm beruht die Tat- Trachyttuffe, die außer ihrer Sand- bis Kieskorngröße eine sache, daß Quellen und Brunnen auch in niederschlags- große innere Oberfläche durch die Porosität der Einzel- armen Zeiten gleichmäßig ergiebig bleiben und die Wasser- körn er aufweisen. Der Traß ist dagegen als Wasserstauer versorgung aufrecht erhalten. zu bezeichnen, obwohl in· ihm lokal durchlässige Lagen 4. 2. B e e i n t r ä c h t i g u n g e n i n q u a 1 i t a t i v e r vorhanden sind. Er trennt den „Oberbims" vom „Unter- Hin s i ch t bims". Letzterer zählt zu den besten Grundwasserleitern; Jede Verletzung der das Grundwasser schützenden Deck- sein Wasser steht gewöhnlich unter artesischem Auftrieb. sch·ichten kann Ausgangspunkt einer Verunreinigung sein. Die hier verein.fachte Darstellung ist in· der Natur wesent- Verunreinigungen sind bereits beim Abbau vulkanischer lich komplizierter, da die Ergußg•esteine unter verschiede- Gesteine durch die Treib- und Schmierstoffe von Gewin- nen Umständen entstanden sein können und die Locker- nungs- und Transportmaschinen möglich. Häufig ist auch gesteine durch Umlagerungen und Einschaltungen schwer die Fäkalienbeseitigung an den Gewinnungsstellen nicht durchlässig·er Schichten keine homogenen G€steinskörper ordnungsgemäß gereg·elt. Die künstlichen Aufschlüsse bilden. Dementsprechend ist es schwierig, hydrologische ausgebeuteter Vorkommen verführen in ständig stei9en- Kennwerte zu gewinnen bzw. anzugeben. Wasserbilanzen dem Maß dazu, sie als wiHkommene Sammelstellen für Ab- können meist nur mit Hilfe des gemessen€n· oberirdischen fallstoffe jeder Art und Herkunft zu betrachten (s. 1.). Be- Abflusses aufgesteMt werden; der hi·er viel stärker ins Ge- kanntlich benötigt das Wasser bzw. die im Boden vor- wicht fall€nde unterirdische Abfluß wird meist nur teilweise handene Fauna eine gewisse Zeit, um organische Stoffe zu erfaßt oder muß auf Grund von Pumpversuchen an Einzel- unschädlichen Salzverbindungen abzubauen. Fal ls Y.er- brunnen geschätzt werden. Die folgenden Überlegungen dünnung und Verweildauer zwischen Verunreinigungsherd üb·er die Auswirkung des Abbaus vulkan ischer Gesteine auf und Gewinnungsstelle überhaupt ausreichen, diesen Vor- den Wasserhaushalt sind daher nicht mit Zahlen belegt. gang zu vollziehen, wird das Wasser auf jeden FaJI. stärker mineralisiert und u. U. unbekömmlich. 4. Vulkanische Gesteine und Wasserhaushalt 4. 1. Be einträchtig u n g ·e n in mengen m ä ß i - 5. Schlußbemerkung ger Hin sicht Dem Interessenkonflikt zwischen den Belangen der Wasser- Altgemein ist festzustellen, daß sich die l n·teressen von wirtschaft und der Baustoffindustrie sollte durch eine aus- Wasserwirtschaft und Baustoffindustrie stets dort über- reichende Bestandsaufnahme und eine unwiderrufbare Ab- schneiden, wo vulkanische Gesteine in größerer Mächtigkeit grenzung der Interessengebiete begegnet werden. Dabei vorhanden sind. Die großflächigen Bimssand- und Bimskies- wäre zu berücksichtigen, daß dem wirtschaftlichen· Augen- vorkommen auf den Hängen und Hochflächen des Mittel- blickserfolg bei der Gewinnung vulkanischer Gesteine die rheinischen Beckens spielen heute in wasserwirtschaft- Zerstörung von Grundwasserlagerstätten entgegensteht, schaftlicher Hinsicht keine wesentliche Rolle, da sie bereits deren Lebensnotwendigkeit höher zu bewerten ist.

37 W. Benz

Der Bi msabbau und die Rekultivierung der Abbauflächen am „Krufter Ofen"

Bims und Tuff sind die jüngsten vulkanischen Gesteine in und schweren Bestandteile sich schon in Vulkannähe ab- der Pe llenz und stammen zum größten Teil aus dem Laa- lagerten. cher-See-Vulkan bzw. aus mehreren sich um den Laacher- So beträgt beispielsweise die gesamte Bimsmächtigkeit - See-Vulkan in Richtung Osten· gruppierenden Auswurf- Unterbims, Zwischenschichten und Oberbims zusammen - schloten. an der Tongrube in Kruft nur etwa 1,50 m und wächst von In dem Vulkangebiet des Laacher Sees unterscheiden wir hier aus allmähl'ich und stetig bis zum Laacher-See-Vu lkan drei in• ihrer Ausbildung und Mächtigkeit voneinander unter- hin an. In unmittelbarer Nähe d·es Laacher-See-Vulkans schiedliche Ablagerungsarten von Bims, und zwar: haben wir durch Bohrungen festgestellt, daß hier Unter- 1. den „Nickenicher Bims-Typus", bimsmächtigkeiten und auch Oberbimsmächtigkeiten von 2. den „Krufter Bims-Typus" und je 5 m bis 7 m und mehr erreicht werden. Auch diese Um- 3. den „Niedermendiger Bims-Typus". stände lassen eindeutig darauf schließen, daß der im Raume Kruft abgelagert-e Bims aus dem Laacher-See-Vul.kan stam- Die Bims-Lager-Ausbildungen im Raume Nickenich und men muß. Kruft sind sich weitgehendst ähnlich und sehen folgender- maßen aus: Noch stärker als die zur Vulkannähe hin ansteigenden Bimsablagerungen wachsen die eingelagerten Wechsel- von unten nach ooen schichten· sowie der überlagernde Abraum an. Da es sich Unterbims bei dem überlagernden Abraum um schwere Tuffsande Bimssand und Zwischenschichten (abwechselnd Bims- handelt, ist es naheliegend, daß diese schweren Tuffsande und Lehmschichten) und zum Schtuß Oberbims. sich in unmittelbarer Nähe des Vulkans abgelagert haben. Die einzelnen Mächtigkeiten in Prozentzahlen ausgedrückt Das spezifische Gewicht des überlagerndell' Abraums liegt sehen in Nickenich folgendermaßen aus: nach unseren Erfahrungen etwa bei 1,35. Es liegt fast dop- pelt so hoch, wie das des reinen• Simses. der Anteil an Unterbims liegt bei 25 %, Bei den Bimsablagerungen im Niedermendiger Raum , der Anteil an Sand- und Zwischenschichten bei 30 % und sprich: „Niedermendig·er Bims-Typus", die sich wesentlich der Anteil an Oberbims liegt bei 45 %. von dem „Krufter und Nickenicher Bims-Typus " unter- Die Ablagerungen im Raume Kruft sind ähnlich wie die im scheiden, ist anzunehmen, daß diese en1weder aus einer Raume Nickenich gelagert, nur ist hier der Anteil an Unter- andernn Auswurfphase des Laacher-See-Vulkans oder aus bims größer und der Anteif an Oberb:ms kleiner. Im Raume einem der sich um den Laacher-See-Vu lkan· gruppierenden Krull kann man für den Auswurfschloten stammt. Unterbims rund ein Drittel, Im Jahre 1953 wurde unsere Gesellschaft gegründet. Ihr ge- für die Sand- und Zwischenschichten ebenfalls ein Drittel hörten bei der Gründung 169 namhafte im rheinischen und für den Oberbims auch ein Drittel Bimsgebiet ansässige Bimsbaustoff-Firmen an·, die sich zum der anstehenden Mächtigkeiten annehmen. Ziel gesetzt hatten, die an der Peripherie des rhein ischen Bimsgebietes liegenden Blmsmassen wirtschaftlich auszu- Die Bimsablagerungen im Niedermendig·er Raum unter- beuten. scheiden sich wesentlich von den beiden vorgenannten Ablagerungen. Hier sind keine deutlich sichtbaren Gliede- Man war sich bei Gründung unserer Gesellschaft vollstens rungen, wie bei den beiden anderen Ablagerungsstätten zu im klaren-, daß diese bimshal·tigen Flächen nur mit Groß- erkennen. Die Besonderheit bei dem „Niedermendiger geräten und entsprechenden Förderzahlen im Großtagebau Bims-Typus" liegt darin, daß dieser mit sehr zahlreichen wirtschaftlich auszubeuten waren. vulkanischen Bomben gespickt ist. Er ist wesentlich fein- Schon gleich nach der Gründung begannen wir mit der Er- körniger als die beiden anderen Bimsarten und das eigent- forschung des nordöstlichen Teils der Gemarkung Kruft liche Bimskorn ist kompakter (porenärmer) als bei den und schlossen unmittelbar neben der „Alten Andernacher Nickenicher und Krufter Bimsablagerungen. Straße" unseren ersten Tagebau auf. Nach den Erkennt11issen, die wir bei der Bimsausbeute in Im Sommer 1954 erwarben wir dann von der Gemeinde der Gemarkung Kruft zum Krufter Ofen, bzw. zum Laacher Kruft den 1. Abschnitt aus dem Hüttstück, und zwar eine See hin gewonnen haben sowie durch die zahlreichen Teilfläche aus den Distrikten l2 c, 12 b, 13 b sowie die Di- Bohrungen, die wir von Nickenich bis nach Niedermendig strikte 14 und 15 zur Ausbeute. hin durchgeführt haben, können· wir mit einiger Sicherheit sagen, daß die Ablagerungen· im Raume Kruft, sprich: Vor Vertragsabschluß hatten wir die zur Ausbeute an- „ Krufter Bims-Typus", aus dem Laach er-See-Vulkan stam- stehende Fläche grob auf Fündigkeit untersucht und fest- men müssen. Bei der Erforschung des Hüttstücks stellten gestellt, daß der überwiegende Tei~ der uns überlassenen wir eindeutig fest, daß der überlagernde Abraum ebenso Distrikte zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich auszubeuten wie die Bimsschichten zum Laacher See hin rapide an- war. steigen. Zur Stärkung der These, daß der „Krufter Bims- Im Zuge der Ausbeute steiften sich in den Distrikten 12 und Typus" aus dem Laacher See stammen muß, dient vor 13 jedoch solch große geologische Oberrasch·ungen ein, allem der Umstand, daß nicht nur die Mächtigkeit der ge- die bei dem vorher grob angelegten Bohrnetz i11> diesem nannten Schichten von der Vulkanferne bis hin zur Vulkan- Ausmaß nicht zu erkennen waren. Diese geologischen nähe stetig zun immt, sondern auch die Grobheit der Kör- Überraschungen veranlaßten uns, für die Zukunft bei der nung nimmt hier zur Vulkannähe hin ununterbrochen zu. Neuerforschung des Abbaugebietes Hüttstück II unser Des weiteren auch die Zahl un·d Größe der eingelagerten Bohrnetz wesentlich enger zu spannen und auftretende vulkanischen Bomben und Lapilli. Es ist einleuchtend, daß Überraschungen·örtlich einzukreisen. Nachdem wir im Tage- die feinen Bestandteile vom Eruptionsdruck sowie bau Hüttstück II ca. 60 ha Waldgelände abgebohrt und die vom Wind am weitesten getragen wurden und die groben hier gewonnenen Erkenntnisse ausgewertet hatten, konnten

38 Abb. 36: Vorbildlich modellierte Rekultivierungsflächen am Krufter Ofen.

Abb. 37 : Beim Bimsabbau freigelegte vulkanische Bomben wurd en bewußt am Fuß des Krufter Ofen als Naturdenkmäler gelagert.

39 wir von· diesen 60 ha rund 32 ha als abbauwürdig bezeichnen. nachdem wir mit den einzelnen Terrassen am Krufter-Ofen- Wir haben in diesen 60 ha ca. 300 Bohrungen in einem Hang fertig waren, wurde von der hiesigen Forstverwal- 1 Zeitraum von rund 2 / 2 Jahren durchgeführt. tung der gesamte Hang zusätzHch mit Weidenstecklingen Der Aufwand für diese Bohrungen betrug ca. 180 000,- DM. bepflanzt, um durch das dichte Wurzelwerk der Weiden eine Im Sommer 1962 beg·annen· wir dann· im Vertragsgebiet zusätzliche Bodenbefestigung am Hang zu erreichen. Hüttstück II mit der Ausbeute, die im August 1968 abge- Bevor wir nun die wiedereinplanierten Flächen im abge- schlossen wurde. flachten Gelände der Forstverwaltung zur Wiederauf- Die Ausbeute im Vertragsgebiet Hüttstück II war im Jahre forstung zur Verfügung stellten, rissen wir mit dem Heck- 1962 nur dadurch möglich geworden, daß zu diesem Zeit- aufreißer der Planierraupe schräg zum Hang hin ca. 50 bis punkt die ersten amerikanischen Großgeräte zur Abraum- 70 cm tiefe, in Abständen von 1,50 m n.ebeneinanderliegende bewältigung auf dem deutschen· Baumaschinenmarkt zur Rinnen in den Boden. Damit wollten wir erreichen, daß Verfügung standen. die aufkommenden Regen- und Schneemassen an Ort und Stelle versick·erten und keine tiefen Einschnitte In den auf- Im Jahre 1962 lag im Vertragsgebiet Hüttstück die durch- gebrachten Mutterboden rissen. Im Nachhinein ist hier zu schni!Hiche Abraummächtigkeit bei ca. 8 m. sagen, daß dies·e von uns entwickelte Methode sich bestens 1963 bei 12 m, bewährt hat und daß wir in den gesamten rekultivierten 1964 bei 15 m, Flächen des Hüttstücks mit keinem Wassereinbruch zu tun hatten. 1965 bei 18 m, 1966 bei 20 m, Die nun von uns so präparierten Flächen wurden unver- züglich von- der Forstverwaltung rekultiviert. Im Vertrags- 1967 und 1968 reduzierte sich der durchschnittliche Abraum gebiet Hüttstück 1 wurden fast ausschließlich Fichten und wieder auf 12 m. Douglasien angepflanzt. Die zuerst angelegten· Kulturen im Die ansteigenden Bimsmächtigkeiten in den vorbezeichne- Hüttstück 1 sind in dem ausgebeuteten Boden sehr gut an- ten Jahren betrugen gewachsen, vor allen Dingen, wenn man berücksichtigt, von 6,50 m im Jahre 1963 daß die Aufforstungsarbeiten hier in dem sehr trockenen Sommer 1959 durchgeführt wurden. Ausfälle gab es In den bis 8 m im Jahre 1966. angelegten Kulturen so gut wie keine. Nachdem der Vorabraum im Jahre 1967 wesentlich günsti- Nachdem nun die ersten guten Ergebnisse der Rekultivie- ger geworden· war, begannen wir mit einem Teil des uns rung aus dem Hüttstück 1 vorlagen, ging die Forstver- zur Verfügung stehenden Maschinenparkes mit der Wieder- waltung bei der Aufforstung in dem Vertragsgebiet Hütt- einplanierung der bereits ausgebeuteten Flächen. Die bei stück II dazu über, zu den· in der Mehrzahl angepflanzten der Ausbeute aufgetürmten Abraumhalden mußten nun· so Fichten auch Teilflächen mit Laubhölzern anzulegen , um versetzt werden, ·daß die früheren Unebenheiten im Hütt- das Landschaftsbild etwas aufzulockern. stück weitgehendst egalisiert waren. Schwieriger ge- staltete sich dann die Wiedereinplanierung des Krufter Als Laubhölzer wurden hier Birken, Weiden, Eichen und Ofens. Schon bei der Ausbeute hatten wir sehr großen Buchen in kleinen Abt·eilungen· dazwischen gepflanzt. Die Wert darauf gelegt, daß die am Hang vorhandenen Abraum- angepflanzten Laubholzku lturen bedurften bei der Anlage massen möglichst auf gleicher Höhe versetzt, d. h., daß sowie auch in den weiteren Jahren einer besonderen kein vorhan'Clener Abraum unnötig zu Tal geschoben wurde. Pflege. Es war notwendig geworden, um die hier auftreten- Dies brachte wohl bei der Ausbeute sehr große Schwierig- den Wildschäden, sprich: Wildverbiß, auf ein Minimum zu keiten mit sich und hatte bei dem Betriebsablauf den reduzieren, die gesamten Laubholzkulturen mit Gattern ein- Nachteil•, daß das Abdecken des Bimssandes· am Krnfter- zufrieden. Dies verursachte erhebliche Mehrkosten gegen- Ofen-Hang zum Teil nur mit kleinen Geräten durchgeführt über den Nadelholzkulturen; aber man war sich bei Anlage werden konnte, was uns im Augenblick auf der Abbauseite des gesamten Hüttstücks darüber ein ig, daß im Interesse eine erhebliche Kostenverteuerung einbrachte. des Landschaftsbildes diese Laubholzkulturen zur Auf- Die Wiedereinplanierung des Krufter Ofens bereitete uns lockerung angel·egt werden· mußten. Die nun heute drei bis ebenfalls sehr viel Kopfzerbrechen. vier Jahre alten Kulturen passen sich ausgezeichnet in das Landschaftsgefüge ein. Die Einplanierung am Hang des Krufler Ofens konnte nur mit einem Gerät durchg.eführt werden, d. ho., daß eine Wenn man heute die so prächtig gedeihenden Kulturen im Planierraupe von oben nach unten eine Terrasse nach Hüttstück mit dem vorher hier stehenden Niederwald ver- der anderen anlegen· mußte. Diese Art von Einplanierung gleicht, muß der neutra le Beobachter uneing·eschränkt zu- versprach uns die größte Gewähr dafür, daß die wieder- geben, daß hier durch die Bimsausheute des Hüttstücks ein einplanierterr Flächen nicht durch eventl. aufkommende wesentlich ansprechenderes Landschaftsbild entstanden ist. starke Regengüsse vom Berghang abgeschwemmt wurden. Während wir früher im Hüttstück ein sehr verzerrtes, meist Wir sahen keine andere Möglichkeit, den aufgebrachten in alten Wasserl·äufen· angelegtes Wegesystem (Hohlwege) Mutterboden am Hang irgendwie anders zu befestigen„ hallen, so haben wir heute hier ein gradfiniges, mit den denn, wenn· die von uns vorgenommene Terrassierung nicht modernsten Verkehrsmitteln zu befahrendes Waldwegenetz erfolgt, sondern die Einplanierung hier, wie im ebenen· Ge- geschaffen. lände übHch, durchgeführt worden wäre, dann wäre mit an zusammenfassend kann man sagen, daß die Bimsausbeute Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beim nächsten im Hüttstück sich nicht negativ auf das Landschaftsbild aus- Gewitter oder starken Regen der größte Teil des aufge- gewirkt hat, sondern im Gegenteil, hier kann man1 mit gu- bracht-en Mutterbodens zu Ta ~ geschwemmt worden. Sofort tem Gewissen von einer Landschaftsverbesserung sprechen.

40 E. Bitt man n

Gutachten zur ingenieurbiologischen Sicherung und Begrünung vulkanischer Rohböden auf den Bimsabbauhängen des „Krutter Ofens"

Anlaß und Zweck nenden Standortfaktor·en wie Exposition, Neigung und Nach Beendigung des Bimsabbaues am Krufter Ofen sollen· Wasserhaushalt ist eine zeitlich aufeinanderfolgende An- die mit anstehendem Rohboden· wieder aufgefüllten Flan- siedlung sowohl von holzigen wie von krautigen Pionier- ken des Berges für eine spätere - ggf. forstliche - Rekul- pflanzen, die bei gerin·gem Nährstoffbedarf leicht keimen, tivi·erung vorbereitet und hierzu mit einer erosionshemmen- wurzeln und wachsen, im Handel erhältHch bzw. kosten- den und zugleich humusbildenden Begrünung versehen günstig zu beschaffen sind, die einzige Lösung für ein·e werden. wirtschaftlich vertretbare Sicherung und Begrünung der Rohbodenhänge. Standörtliche Situation In Anlehnung an die von mir entwickelte ingenieurbiolo- Die Besichtigung des Geländes am 18. Mai 1967 und am gische Begrünung der aus Moselschotter aufg·eschütteten 16. November 1967 ergab folgende Daten: sogenannten Lehmener Kippe schlage ich daher für die lockerer, grob- bis feinkörniger, steriler Rohboden von Wiederbegrünung der Hänge des Krufter Ofens gemäß bei- starker Erosionsanfälligkeit, anscheinend geringes Wasser- liegender Skizz·e (Abb. 38) folgende Maßnahmen vor: speicherungsvermögen, südexponierte, steile bis sehr steile Hangneigung. Von einigen windverbreiteten Ackerunkräutern 1. Geländeformung abgesehen bisher keinerlei standortanzeig-ende typische Terrassierung des Hanggeländes in ca. 2 m breite Bermen Pflanzenansiedlungen. Auf vergleichbaren allerdings fast (waagerechte Stufen) und in mindest-ens -eben· so, besser ebenen und bereits aufgeforsteten Flächen gleicher Boden- jedoch doppelt so breite Böschungen. mit der Neigung 1 : 2. beschaffenheit unterhalb des Krufter Ofens hat sich spon- tan eine Grasdecke mit Weißklee angesiedelt; am vorzüg- 2. A n 1 a g e v o n W e i d e n h e c k e n lichsten hat sich hier Ginster entwick·elt. Auf allen Terrassenstufen (Bermen) ist in der Höhe der Fuß- Bodenanalyse linie der Böschungen jeweils ·eine Weidenhecke aus ein- reihig, mit Abständen von ca. 50 cm, gesetzten, unbewurzel- Die Untersuchung einer Probe des anstehenden Bodens auf ten Steckhölzern (50-60 cm lang) von Pu rpurweiden (und Pflanzennährstoffe ergab nach kolorimetrischer Methode anderen geeignet·en Arten nach meiner besonder·en An- folgende Bewertung : gabe) spätestens Ende März anzulegen. Das benötigte An·alyse Bedarfsdüngung für land- Pflanzgut kann kostenlos aus den Weidengebüschen der wirtschaftl. Kult.urpflanzen Lehmener Kippe geworben w-erden . pH Zahl: 4,6-5,0 (sauer) 10 dz/ha kohlensaurer 3. R a s e n a n s a a t Kalk Alle Böschungsflächen der Terrassen sind mit einem Gras- Stickstoff (N): gering 120 kg/ ha Rein-Stickstoff Kräuter-Wildrasen (Sondermischung für Bimsrohboden) frü-

Phosphorsäure (P2 0 5): hestens Ende März, spätestens Ende April anzusäen. Auf sehr gering den Stufen der Terrassen (Bermen) ist die Einsaat nicht nur entbehrlich, sondern überflüss:g, weil die Besiedlung hier Kali (K2 0): hoher Gehalt von der Böschung her spontan erfolgt. Der am Krufter Hang angedeckte Abraumboden ist mithin Da eine maschinelle Spritzansaat aus fin-anzie llen Gründen als kalkarm (sauer), stickstoffarm, phosphorarm, jedoch nicht in Frage kommt, ist die Ansaat von· Hand vorzuneh- als kalireich zu bezeichnen. men, wobei von· jeder Stufe aus nach unten· ausgesät wird, Zum Vergleich nachstehende Untersuchungsergebnisse der ohne jedoch die Böschung zu betreten. Zwecks besserer Lehr- und Versuchsanstalt für Landwirtschaft und Weinbau Verteilung und um Windverluste zu vermeiden, empfiehlt in Trier, Abt. Bodenkunde, aus dem Jahre 1958: es sich, das Saatgut mit der doppelten Menge von feuch- tem, nicht nassem Bimssand zu mischen. a) Bimssand aus einer Grube bei Ochtendung pH 5,2 4. Düngung N 0,06 mg/100 g Boden Die Weidenstecklingsreihen sind nach dem Setzen, späte- P2 0G 7,8 mg/ 100 g Boden stens jedoch im April, mit Kalk-, Stickstoff- und Phosphat- K20 32,5 mg/ 100 g Boden dünger zu versorgen. Es genügt dafür die Hälfte der o. a„ b) Vulkanerde aus Glees bei Maria Laach für landwirtschaftliche Kulturpflanzen errechneten Mengen. Zur Düngung der Wildrasenböschungen genügt sogar 1/ pH 5,2 4 der angegebenen Menge. Ausstreuen· des Düngers gleich N 0,06 mg/ 100 g Boden nach der Aussaat. P! Os 16,3 mg/100 g Boden K20 26,0 mg/100 g Boden 5. Kosten c) Traßboden vom Brohltal Die Anlagen der Weidenpflanzungen verursachen nur pH 5,8 Selbstkosten (Lohnkosten), N 0,02 mg/100 g Boden das Rasensaatgut ist bei einem Bedarf von 25 g/mi = P20s 2,4 mg/100 g Boden 250 kg/ha mit etwa 250 DM je 100 kg Saat anzusetzen, K20 79,0 mg/100 g Boden die Kosten für Düngemittel dürften mit 500 DM bereits Vorschlag hoch genug veranschlagt sein. Auf Grund der bodenphysikalischen und bodenchemischen Von einer Überdüngung ist wegen der Auswaschungs- Dat-en und in Anbetracht der übrigen als karg zu bezeich- gefahr unbedingt abzuraten.

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A

Hangterrassen Bimsabbau Grundriß. schemat;sch „ Krufter Ofen" , .-i

\~~('C!t. lngenieurbiologische Hangsicherung

~..._<-e r:,'-"'o und Bodenkultivierung mit Weiden- hecken und Pionierrasen

(Anlage zum Gutachten vom 31.1.68)

Entwu rf : Ernst Bittmann Landschattsa rchitckt B DGA A 1/Ml!'!!!ll! 1f!!Of1 11bt!7 ' II,,, Koblenz, im Januar 1968 6. S o n s t i g e s Leguminosen: Die fertige Anlage soll mindestens zwei Jahre lang sich x Weißklee (Trifolium repens) 0,5 5 selbst überlassen bleiben. Anpflanzungen, Ansaaten, Auf- x Serradella (Omithopus sativus) 1,0 10 forstungen, Düngungen usw. bitte ich bis zum Frühjahr 1970 x Esparsette (Onobrychis 2,0 20 zurückzustellen. viciifolia) Steinklee (Melilot11s 0,5 5 Wildrasensondermischung für Bimsrohböden officinalis/ albus) Hornschotenklee (Lotus Bezeichnung der Arten „Krufter Ofen" corniculatus) und Bedarf Gelbklee (Medicago fupulina) g/m7 kg/ha je 0,5 = 1,0 10 Gräser: 5,0 5g 50 50 kg Jährige Rispe (Poa annua) 1,0 10 Kräuter x Horst-Rotschwingei Johanniskraut (Hypericum (Fest. rubra fallax) 2,0 20 perforatum) 0,5 5 Ausl,äufer-Fioringras Schafgarbe und Römische (Agrostis vu lg. stolonifera) 0,25 2,5 Kamille (Achillea millefolium, Gemeines Straußgras Anthemis nobilis) je 0,5 g· = 1,0 10 (Agrostis tenuis) 0,25 2,5 Wucherblume (Chrysanthemum x Silbergras (Corynephorus 0,5 5 leucanthemum) 0,5 5 cane.scens) 2,0 2g 20 20 kg x Feinschwingei (Festuca t ,O 10 capiHata) Deckfrucht: Hundezahn (Bermudagras) 2,0 20 Roggentrespe (Bromus (Cynodon dactylon1) seca~inus) 3,0 30 x Waldschmiele (Deschampsia 2,0 20 Büschelschön (Phacelia flexuosa) tanacetifolia) 3,0 30 x Weiches Honiggras (Holcus 1,0 10 6,0 6g 60 60 kg mollis) 25 g 250 kg x Ruchgras (Anthoxanthum 2,0 20 odoratum) x = Gras- und Kräuterarten, deren Gewichtsanteile entsprechend Que·cke (Agropyrum repens) 2,0 20 erhöht werden können, wenn einige Arten des Sortiments nicht 12,0 12 g 120 120 kg lieferbar sein sollten!

Abb. 39: Terrassierter Steilhang am Krufter Ofen .

43 A. Po e n s g er'\

Die Rekultivierung der Bimsabbaugebiete im Bereich des Forstamtes Kruft

Am 25. 11. 1971 fand eine Bereisung des Deutschen Rates Sinne der Land espflege erreicht. Bei einer Bepflanzung für Landespflege im Bimsausbeutegebiet „ Krufter Ofen" des Rohbodens nur mit Forstpflanzen wäre eine ins Auge statt, bei der die Art der Wiedereinplanierung und Rekulti- fallende Begrünung des Landschaftsbildes erst sehr viel vierung von Bimsausbeuteflächen gezeigt wurde. Die be- später eingetreten. sichtigte Fläche· ist repräsentativ für die Rekultivierungs- Gleichzeitig mit der Bodenbefestigung, spätestens ein Jahr maßnahmen aller Bimsausbeuteflächen im Forstamtsbereich danach, wurde die forstliche Bepflanzung du rchgeführt. Bei „ Krufler Ofen", einem zum Laacher See-Kessel gehörenden der Holzartenauswahl mußte, zumal es sich hier um Ge- nach dem bei der Bereisung dargelegten Schema rekulti- meindewald handelt, in erster Linie auf Holzarten zurück- viert wurden, steht die Ausbeute und Rekultivierung von gegriffen werden, deren Anbau bezüglich der Kulturkosten weiteren 90 ha noch an. und des späteren Ertrages wirtschaftlich vertretbar war. Die bereiste Bimsausbeutefläche der Gemeinde Kruft hat Weit·erhin waren bei der Holzartenwahl die geschilderte ge- eine Größe von etwa 70 ha. Sie liegt am Südhang des ringe Wasserversorgun·g des Bodens, die hohe Wärmeein- „Krufter Ofen", ein· zum Laacher See-Kessel· gehörender strahlung, die zu erwartenden erheblichen Verbißschäden Vulkankegel. Die Rekultivierun gsfläche reicht von 240 m bis durch den starken Rehwild-, Hasen- und Kan inchenbesatz 410 m über N. N. Sie ist zum Teil sanft geneigt mit einigen und Nageschäden aufgrund der dichten Mäusepopulation Unterhangmulden, der Oberhang weist Steigungen bis zu zu berücksichtigen. Als Wirtschaftsholzarten kam unter Be- 25° auf. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt achtung dieser Faktoren eigentlich nur die Douglasie, auf etwa 590 mm, was - verbunden mit d·er erhöht~m Wärme- den etwas frischeren Unterhangpartien die Rotbuche in Be- einstrahlung auf den Südlagen - eine in der Regel sehr tracht. Auf Kleinflächen konnte ferner im Schutz von Wild- g·eringe Wasserversorgung für die forstliche Bewirtschaf- gattern die Rotbuche angebaut werden. Die Kiefe r und tung ergibt. Lärche schieden wegen ihrer unbefriedigenden Leistungen auf vergleichbaren Nachbarstandorten aus. Mit diesen Holz- Geologisch besteht der Boden aus tonarmen vulkanischen arten ist vor allem in den letzten Jahren auch weitgehend Sanden (lt. geologischer Karte Trachyttuffe). Es handelt gearbeitet worden. sich um sterile Rohböden, denn durch die Ausbeute ist die dünne, verwitterte und humusangereicherte Oberschicht im Die ersten Kulturen wurden mit der Fichte angelegt, von Abraum untergegangen. Bodenanalysen ergaben, daß das der man aber wegen der auf den hiesigen trockenen Stand- Substrat bei pH-Werten zwischen 4,6 und 5,8 als sauer orten zu erwartenden mäßigen Ertragsleistung bald abging. anzusprechen ist. Stickstoff und Phosphorsäure sind nur Die Rotbuche wurde stärker angebaut, als es vom Standort minimal, hingegen Kali bei Werten· zwischen 26-79 mg reich- gesehen eigentlich wirtschaftlich vertretbar erschien. Dieses lich vorhanden. Die Korngrößenzusammensetzung reicht geschah aus landschaflspflegerischen Gesichtspunkten. von Sand bis zu Steinen„ wobei Sand überwiegt. Wegen die- Da die Vordereifel ursprünglich ein reines Laubholzgebiet ser Ausgangslange verd ichtet sich der Bod en nach der Ein- war, sollte das Laubholz soweit wie möglich wieder an- planierung sehr schnell, ist aber durch den feh lenden Ton- gebaut werden. Aus diesem Grunde wurden auch die Nadel- gehalt außerordentlich erosionsanfällig. holzflächen entlang der Wege und der Unterbrechungs- schneisen mit Laubholzrändern, bestehend aus Birke und Aus diesem Grunde mußte vor der Rekultivierung zur Ver- Weißerle, abgesäumt. Es sollte damit für den Waldbesucher hinderung von Erosionsschäden eine Befestigung der der Eindruck vermieden werden, daß er sich in re inen Bodenoberfläche erfolgen, welche im Anhalt an ein vom Nadelholzbeständen befindet. Amt für Gewässerkunde Koblenz, Dipl.-Gärtner Bittmann, erstelltes Gutachten durchgeführt worden ist. Auf eine Bepflanzung der Waldfeldgrenze mit Sträuchern ist aus Kostengründen vorerst bewußt verzichtet worden. Den Anregungen des Gutachtens folgend wurden zur Brem- Man erhoffte, daß sich eine Strauchflora von selbst ansamt. sung des Wasserlaufes auf den Hangflächen· von den Bims- Da hier aber bisher keine befriedigenden Ergebnisse vor- ausbeutefirmen im Zuge der Einplanierung mit dem Reiß- liegen, wird man künftig zu r Feldgrenze hin die Nadelholz- haken der Planierraupen quer zum Hanggefäll·e Riefen in bestände mit breiten Seitenstreifen aus Laubholz und den Boden gerissen. Da bei Hangneigungen über 15° diese Sträuchern absäumen müssen. Riefen nicht mehr ausreichten, sind hier die Hänge terras- siert worden. Unmittelbar anschließend an die Planier- Zwecks Auflockerung des Landschaftsbildes sind in diesem arbeiten wurde zur Festigung der Bodenoberfläche eine Aufforstungsgebiet zwei größere Blößen belassen worden, Mischung von Gras-Kräuter-Samen ausgesät und mit Stick- die zur Zeit als Wildacker genutzt werden. Durch breite stoff als Startdüngung abgedüngt. Wege und Anpflanzung von besonderen Baumartengrup- pen an den Blickpunkten, wie z.B. von Kastanien und Lin- Diese Mischung enthielt Samen von wurz·elintensiven und den, erfolgt eine weitere Abwechslung. schnell auflaufenden sowie von perennierenden Pflanzen. Der ca. 10 ha große Steilhang des „Krufler Ofen " wurde Es erfolgte somit eine rasche Durchwurzelung der Boden- oberfläche. Die Terrassen wurden· zusätzlich mit ein bis bisher noch nicht aufgeforstet. Vom Standort gesehen wäre nur der Anbau der Douglasie wirtschaftlich vertretbar. Da zwei Reihen Weidenstecklingen in einem engen Reihenver- band abgesteckt. Di e Weiden bildeten im ersten Jahr be- dieser Hang aber von der Straße Kruft- Mendig her im Blick- reits ein Wurzelwerk bis zu 1 m Län.ge, welches wie ein pun kt steht, erfolgt hier aus ästhetischen Gründen eine Be- pflanzung mit Laubholzarten. Die Bepflanzung wird grup- Netz den Boden durchzog und ihn damit vor dem Ab- rutschen sicherte. Geeigr.·et sind auf den heisigen Stand- penweise in aufgelockerter Form durchgeführt, damit von orten die Purpur-, Korb- und Rainweide. dem den Hang hinaufführenden Wanderweg Aussichts- punkte erhalten bleiben. Wegen der Blüten und der Herbst- Diese Art der Hangbefestigung war relativ preiswert und färbung des Laubes sollen u. a. Kirschen, Birken, Eberesche hat sich gut bewährt. Erosionsschäden traten nicht auf. und Bergulme angebaut werden, wobei beabsichtigt ist, Mit dieser Art der biologischen Oberflächenbefestigung zwischen den weiter auseinanderstehenden Baumgruppen wurde gleichzeitig der Effekt einer schnellen Begrünung im auch Strauchgruppen einzubeziehen. 44 Zus am m e n·f a s s u n g : Die Rekultivierung der Bimsausb·eutefläche „Krufter Ofen" erfolgte in erster Linie mit dem Ziel, forstlich produktive Waldbestände zu erziehen. Dieses war bei den vorliegen- den standörtlichen Verhältnissen nur mit Nadelholz mög- lich. Zur Vermeidung von eintönigen Bildern ist durch Ab- rändelung der Nadelholzflächen mit Laubhölzern, durch An- pflanzung von Laubholzkulturen, wo di·ese g·erade eben noch wirtschaftlich vertretbar sind, durch parkartige Be- pflanzung einer besonders im Sichtf.eld liegenden größeren Fläche, durch Anlage von breiten Wegen und durch Be- lassung von als Wildäcker genutzten Blößen die ca. 70 ha große Fläche aufg·elockert worden mit dem Ziel, sie har- monisch in das Landschaftsbild einzupassen.

Abb. 40 : Vorbildlich modellierte und aufgeforstete Abbaufläche am Krufte r Ofen.

Abb. 41 : Von Laubholzstreifen (Buchen u. a.) gesäumte Auf- forstungsfläche mit Douglasfichte.

Abb. 42: Mit Erlen und Pappeln aufgeforstete Senke am Fuße des Krufter Ofens.

45 G. 0 1s c h o w y

Rekultivierung eines Kalksteinabbaus im Raum Erwitte

Vorbemerkung 2. Angaben zur natürlichen Vegetation des Landschafts- raumes Der nachfolgende Erläuterungsbericht zum Rekultivierungs- plan für den Kalksteinabbau der Portland-Zementwerke Die Angaben über die natürliche Vegetation können sich Gebr. Seibel in Erwitte ist ein Vorschlag, der auf der Grund- nicht auf die Abbaufläche allein beschränken, sondern müs- lage des neuen Abgrabungsgesetzes des Landes Nord- sen den umgeb·enden Landschaftsraum einbeziehen, weil rhein-Westfalen ausgearbeitet wurde. Der Entwurf enthält durch den Abbau der Standort verändert wird und je nach Grundsätz·e für die Rekultivierung und Behandlung von Ge- Bodenauflage und Grundwassernähe unterschied liche Ver- steinstagebauen mit steilen Grubenwänden, die bedingt hältnisse aufweisen wird. auch auf Bims-, Lavalit- und andere Gesteinsabbaugebiete Der Landschaftsraum ostwärts von Erwitte wird vom Acker- übertragbar sind. bau geprägt und weist den Charakter einer von Bäumen und Sträuchern weitgehend ausgeräumten Börde auf. Die 1. Allgemeine Angaben rea le Vegetation ist auf wenige Gehölzbestände an Bauern- höfen, auf kleine Waldreste und· auf die· Ufervegetation an Das Plangebiet in einer Größe von 125,2062 ha, das sich der Pöppelsche beschränkt. Schlehengebüsche und Halb- ostwärts von Erwitte, südlich der B 1 (Heilweg) und bis an trockenrasen (Mesobrometen) sind kennzeichnend für die- die Pöppelsche auf Gemarkungsflächen der Gemeinden Er- sen Raum. Die reale Vegetation ist als Hilfe für die künftige witte und Bad Westemkotten: erstreck~. gehört niaturräum- Begrünung des abgebauten Steinbruchs ohne wesentliche lich zu den Heilwegbörden, deren Zentrum die Soester Bedeutung. Börde darstellt. Der Raum wird durch· ausgedehnte, ver- schieden mächtige Lößablagerungen bestimmt. In der Für die Auswahl· geeignet.er Gehöl·z- und Grasarten für die Soester Börde sind die Lößauflagen besonders mächtig, zu begrünenden Flächen muß daher auf die potentielle na- während im Gebiet südlich und südöstlich von Lippstadt türliche Vegetation zu rückg·eg riffen werden, also jene die unter Löß liegenden Kreidekalke (Turonkalke) dichter Pflanzengesellschaften, die sich auf dem Standort entwik- an der Oberfläche anstehen. Es handelt sich um verlehmte keln würden, wenn die menschlichen Eingriffe· unterblieben Lößböden (Lößlehm}, weiter nach Osten· in Richtung Ge- und er sich selbst überlassen bliebe. seke nehmen die verbraunten„ ober~lächlich degradierten, Soweit die Lößlehmauflage über dem Kal-kgestein eine mtiist gleiartigen Rendzinen zu. Mächtigkeit von 30 cm übersteigt, liegt ein F ~ a t t er - Nördlich der B 1 liegt. ein Quellhorizont mit Salz- und g ras - B u c h e n w a 1 d (Milio-Fagetum) mit der Rotbuche Mineralquelten (Bad Westernkotten). die hier aus den (Fagus silvatica) als vorherrschender Holzart vor. Auf die- durchlässig·en Turon kalken austreten. sem Standort können die Holzarten Rotbuche, Stieleiche, Hai nbuche und Vogelkirsche angepflanzt werden. In den Die Abgrabung und Herrichtung. (Rekul·tivierung) des Plan- Waldmänteln und den Feldgehölzen treten Vogelbeere, gebietes unterliegt dem nordrhein-westfälischen Gesetz Aspe und Salweide hinzu. Zu der Waldmantelgesellschaft zur Ordnung von Abgrabungen (Abgrabungsgesetz) vom und zu den Feldgehölzen gehören noch als Straucharten 21. November 1972 (GV. NW. 1972 S. 372). Nach § 3 Abs. 2 Hasel, Hundsrose, Weißdorn und Wasser-Schneeball. Nr. 2 dieses Gesetzes darf die· Genehmigung zur Abgrabung erteilt werden„ wenn die Ziele und Erfordernisse der Raum- Soweit die Lößtehmauflage als gering, also unter 30 cm ordnung und Landesplanung sowie die Belange der Bau- Höhe anzusprechen ist und der Boden· mit Kalkgrus und leitplanung•, der Landschaftsordnung und der Erholung Kalkstein durchsetzt ist, liegt ein Per 1 g ras - Buchen - beachtet sind. Nach § 3 Abs. 3 sind die Belange der Land- w a 1 d (Melico-Fagetum) vor, in dem als Waldbaum wieder- schaftsordnung· in der Regel beachtet, wenn durch die Nut- um die Rotbuche (Fagus silvatica) vorherrscht, die jedoch zung und Herrichtung des Abbau- und Betriebsgeländes in Flurgehölzen zurücktritt oder auch ganz ausscheidet. Als bodenständige Holzarten können auf diesem Standort Rot- 1. das Wirkungsgefüge der Landschaft durch Eingriffe in die buch·e, Stleleiche, Traubeneiche, Vogelkirsche, Hainbuche, Tier- und Pflanzenwelt, die Grundwasserverhältnisse, d·as Feldahorn, Esche, Sommerlinde (besonders geeignet als Klima und den Boden nicht nachteilig geschädigt wird, Solitärbaum) und mit geringem Mengenanteil auch Berg- ahom verwendet werden. Als Gehölze für Waldmäntel, 2. eine Verunstaltung auf Dauer verhindert wird und Gebüschhecken und Feldgehölze sind Hasel, W,eißdorn, 3. Landschaftsteile von besonderem Wert nicht zerstört Hundsrose, Wasser-Schneeball, Hartriegel„ Pfaffenhütchen, werden. Heck·enkirsche, Schlehdorn und• Salweide (besonders für Feldgehölze) geeignet. Nach § 4 Abs. 2 muß der Abgrabungsplan. alle wesentlichen Einzelheiten der Abgrabung und der Herrichtung enthalten, Standorte, die im Unterboden vom Grundwasser beeinflußt so auch insbesondere den sind, weisen als potentielle natürliche Waldgesellschaft einen Frisch e n Per 1 g ras - Buchen w a 1d mit „3. Nachweis über die fachgerechte Unterbringung- des Ab- Übergängen zum buchenreichen St e r n m i e r e n - raumes sowie über die Sicherung· und Verwendung des E i c h e n - H a i n b u c h e n w a 1 d (Stellario-Carpinetum) Mutterbodens" und· die auf. Die Holzarten sind die gleichen wie beim Melico-Fage- „4. Darstell·ung der Oberflächengestaltung und Wiedernutz- tum, jedoch ist der Anteil der Esche (Fraxinus excelsior) barmachung des Abbau- und Betriebsgeländes nach Be- etwas stärker und die Traubeneiche (Quercus petraea) fällt endigung des Abbaues einschließlich einer Schätzung der aus. dafür entstehenden Kosten". Arl quelligen Stellen, grundwassernahen und dauernd feuch- Der vorliegende Rekultivierungsplan umfaßt die Maß- ten Standorten sowie an Bachläufen t ritt der Trauben - nahmen zur Herrichtung des Abbaugebietes und ist Teil des k i r s c h e n - Es· c h e n w a I· d (Pruno-Fraxinetum) und Abgrabungsplanes. der B a c h - E s c h e n w a 1 d (Cariceto remotae-Fraxine-

46 turn) auf. Hier liegt. das Schwergewicht an Baum- und raum, vermischt mit Mutterboden und Feinerde, abgedeckt Straucharten auf Esche, Roterle, Silberweide und Trauben- werden. Dieser Abraumbedarf setzt .eine Abraumbilanz vor- kirsche (Prunus padus). Als Straucharten sind· Hasel, aus. VoraussichHich wird der verfügbare Abraum nicht aus- Hartriegel', Schneeball und Pfaff.enhütchen geeignet. An ste- reichen oder nur knapp ausreichen, so daß der henden Wass·erflächen unmittelbar oberhalb der Linie des mittleren Sommerwassers sind Purpurweide und Silber- Abraum sorgfältig geworben werden muß, weide und etwas höher auch Esche, Stieleiche und Trau- in einer Deponie gelagert und benkirsche (Prunus padus) zu verwenden. sparsam wiederverwendet werden muß. Zur Einsaat auf Hächen, die nicht mit Gehölzen bepflanzt werden, sind folgende Gras- und Kl·eearten geeignet: Um die Abraumbifanz zu verbessern, sollten größere· Teile der Grubensohle nicht aufgeforstet, sondern als Wasser- a) auf FlächBn mit lehmig.em Oberboden als Grundbestand, fläche genutzt werden; dies bietet zudem den· Vorteil, die der nicht anfällig gegen Grundwasserschwankungen ist, biologische Vielfalt der Lands·chaft zu erhöhen. Außerdem Rotschwingei (Festuca rubra) soMte versucht werden, an anderer Stei'le, z. B. im Zuge des Wiesenrispe· (Poa pratensis) Straßenbaues, Abraum zu erwerben und bis zur Wiederv~r­ wendung zu deponieren, weil das Gestaltungsziel nur er- Rotes Straußgras (Agrostis tenuis) und reicht werden kann, wenn ausr·eichend Abraum verfügbar ist. b) auf flachgründigen, trockenen, steinigen Böden, so auch Der anfallende Mutter b o d e n, das ist die oberste, in an sonnenseitigen Böschungen Kultur befindliche Bodenschicht über dem Kalkstein in einer Schafschwingei· (Festuca ovina) Mächtigkeit von 20-30 cm, ist gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 3 des Schmalblatt-Wiesenrispengras (Poa pratensis angustifolia) Abgrabungsgesetzes vor Beginn der Abbauarbeiten sorg- fältig zu werben, in Mutterbodenmieten· von 1,30 m Höhe Rotschwingei (F€stuca rubra) und 3 m Sohlenbreite· (für den Fall' größerer Sohlenbreiten Hopfenklee (Medicago lupuHna) und darf eine Höhe von 1 m nicht überschritt-en werden) an Gern. HomkleB (Lotus corniculatus). möglichst schattigem Ort :z,u deponieren1, um ihn dann für Die übrigen zu dieser Pflanzengeseflschaft gehörenden Ar- Zwecke der Bepflanzung und· Aufforstung wiederzuver- ten stellen sich von selbst ein und brauchen daher nicht an- wenden. gesät zu werden. Der Mutterboden soll jedoch· nicht. auf den• Abraum als eigene Schicht aufgedeckt, son·dem mit d-er obersten Ab- 3. Zur Gestaltung und Nutzung des Abbaugebietes raumschicht gut v·ermischt werden, um ein Eindringen der Wurzeln in die Tiefe zu fördern. Für die künftig·e Gestaltung eines Kalksteinabbaugebietes Di·e vorgesehene AbbauHe~e richtet sich nach der hier ist die Ausbildung der G r u b e n r ä n de r von entsch·ei- anstehenden Mächtigkeit des Schloenbachi-Pläners von dender Bedeutung. Hierbei sind fofgende Gesichtspunkte etwa 30 m, so daß der Abbau in den GrundwasserbBreich zu bedenken: des Gebirges hineinreicht. a) Di·e Wände oder Gesimse tiefer Steinbrüche VOil mehr Die Gründe zur Anlage von Wasser f I· ä c h e n sind als 10 m müssen mit einer oder mehrBren Zwischenbermen vielfältig. Der Landschaftsraum am Hei lweg hat weitgehend (Zwischensohlen) unrergliedert werden. Bördecharakter und wird durch Ackerbau ge prägt. Soweit b) Der Aufschluß soll nicht völlig abgepflanzt werden, son- er dem Kal•ksteinabbau unterliegt, wird er sich grund- dern in seinem oberen Teil sichtbar bleiben; die ab- legend ändern, weil die Abbaugruben für eine landwirt- schloießenden Sprengungen sollen darauf Rücksicht nehmen schaftliche Nutzung - vor allem auch im Hinblick auf den und in den Wänden eine natumahe Struktur hinterlassen. Strukturwandel in der Landwirtschaft und das- zunehmende Ausscheiden landwirtschaftlicher Fl·ächen aus der Nutzung c) Von· der Sprengtechnik her gesehen ist eine· Wandaus- bildung· von möglichst nicht fl'acher als rd. 60-65 % oder - kaum in Betracht kommen. So verbleiben als Mög- etwa 1 : 0,5 erwünscht. lichkeiten d) Um im unteren Teil des Grubenrandes eine Hachere die Aufforstung, Ausbildung· zu erreichen, muß hier Abraum angekippt die Anlage von Wasserflächen und Fre.j.zeiteinrichtungen werden, der dann in Neigungen von etwa 1 : 1,5 bis etwa sowie 1 : 4 abgeböscht werden kann. das Sich-selbst-Oberl·assen Die vorgeschlagene Gestaltung (vgl. Detailplan, ßlatt 2) berücksichtigt diese Forderungen. der abgebauten Flächen. Der Rekul·tivierungsplan sieht eine Kombination von Wasser- und Waldflächen (52,2 ha Was- Etwa au~ halber Höhe der über 20 m hohen. Kalksteinwand• s·ertlächen und 41 ,3 ha Waldflächen) vor, weil damit den soll eine 3 m breite Berme ausgebildet werden. Die Berme Belangen der Landschaftspflege am besten gedient wird. wird mit trockenheitvertragenden Straucharten bepflanzt, Dies liegt im besonderen Interesse der Landschaftsökolo- so daß der obere Teil der Kalksteinwand als geologischer gie, weil die biologische Vielfalt der Landschaft erhöht, Aufschluß sichtb·ar bl·eibt. Die Wände werden in einem Ver- neue Biot-0pe für d.ie Tierwel•t im und am Wasser geschaf- hältnis von etwa 1 : 0,5 ausgebildet. Im unteren Teil des fen und auch MögHchkeiten der Erholung· für die Bevölke- Grubenrandes wird an die steheng·ebli·ebene Kalksteinwand rung vorg·esehen werden können. Es liegt auch im Sinne (1 : 0,5) Abraum angekippt, der im Normalprofil (vgl. Schnitt der allgemeinen Zielvorstellungen künftiger Landschafts- A-B) im Verhfütnis 1 : 1,5, an den Winkeln des Abbaufeldes entwick~un:g, weil in der Bundesrepublik Wasserflächen ein etwas flacher 1 : 2,5 bis 1 : 3 (vgl. Schnitt C-D) und zur Mangelfaktor sind und daher geschaffen werden müssen, Wasserfläche hin noch flacher 1 : 4 (vgl. Schnitt J-K) ge- wo immer es mögl-ich ist. Das Ziel· wird erreicht durch die böscht wird. Soweit eine Sandschürze als Filter oder ein Anlage eines Röhrichtgürtels auf ein,er Berme am Ufer (vgl. Badestrand vorgesehen ist, wird der Abraum bis zu einem Schnitt L-M)', einer standortgemäßen Gehölzvegetation Verhältnis 1 : 10 ausgezogen und mit Sand überd-eckt. und eines Badestrandes im Ostteil des Abbaugebietes. Sowohl zur Gestaltung der Böschungen im unteren Teil des Nach· Rücksprache mit dem zustän·dig,en Bearbeiter d-es Grubenrandes als auch zur Bepflanzung und Aufforstung hydrog,eologischen Gut.achtens für den Pla-nungsraum (Dr. von Flächen wird dringend A b r a u m benötigt. Für einen Koch vom G·eologischen Landesamt in Kref·eld), das z. Zt. Gehölzwuchs vorgesehen e Fl·ächen solten• mi·t etwa 1 m Ab- in Arbeit ist und in Kürze vorl iegen wird, würden sich die

47 Wasserflächen weder für den Wasserhaush alt der Land- forstung ergibt sich aus der potentiellen natürlichen Vege- schaft noch für die· Que llhorizonte nördlich des HeMweges tation (vgl. Abschnitt 2). nachteilig auswirken. Die Planung sieht außerdem vor, am Für eine B•epflanzung bzw. Aufforstung sind folgende Flä- Nordrand der Wasserflächen eine etwa 20 m breite Sand- chen vorgesehen: schürze anzulegen, mit der ein Filtereffekt erreicht werden kan n. Sicherheitsstreifen zwischen Grundstücksgrenze und Ab- baugrenze in einer Breite von 5-12 m Bezüglich des künftigen Wasserspiegels ist zu bedenken, daß der gemessene derzeitige mittlere Grundwasserstand Bermen an den Grubenwänden nicht gleichbedeutend sein muß mit dem mittleren Spiegel Abraumböschungen im mittleren- Teil der Grubenränder der künftigen offenen Wasserfläche. Das Bohrloch 1 ergibt für das Grundwasser e'.nen minimalen Flurabstand von Ufergehölze am Wasser 12,90 m und einen maximalen Flurabstand von 30,60 m, Röhrichtgürtel am Wasser woraus sich ein mittlerer Flurabstand. von 21,75 m errech- net. Es kann angenommen werden, daß sich der mittlere Abbausohle. Spiegel der offenen Wasserfläche etwas tiefer einpendeln Diese Flächen sollen mit folgenden Gehölzarten aufgefor- wird und im östlichen See bei etwa 23 m unter der jetzigen stet werden (vgl. Detailplan Blatt 3) : Gelän

48 und darüber anschließen·d Die ßepflanzung der Sicherheitsstreifen, · 9ermen und eö- Esche (Fraxinus excelsior) schungen muß mi~ 50 % Aufschlag angeset~t werden, weil hier der Pflanzverband enger und die Artenzusammen- Stieleiche (Quercus robur) setzung vielfältiger als für normale Aufforstung·en ist. Das Traubenkirsche (Prunus padus) ergibt für die vorgesehenen Flächen von rd. 14 ha den Be- trag von 105 000 DM. Röhrichtgürtel Die Anlage eines Schutzzaunes an der Außenseite des Schilf (Phragmites communis) - Außenseite Sicherheitsstreifens kann mit 3,50 DM/lfd. m angesetzt Flechföinse (Scirpus lacustris) - Wasserseite werden. Das ergibt für rd. 7000 lfd. m Zaun· einen Betrag von 24 500 DM. Auf f o r s tu n g Abbau so h J. e (grund.wasserbeeinfl.ußt) Die Anlage eines Röhrichtgürt·els (vgl. Detailplan Blatt 3) Rotbuche (Fagus silvatica} kann für eine Breite von 4-6 m mit 15 DM/lfd. m angesetzt Esche (Fraxinus excelsior) - größerer Anteil werden, so daß sich für 2900 lfd. m ein Betrag ergibt von Stiel-eiche (Quercus robur} 43 500 DM. Sommerlinde (Tilia platyphyllos) Die Anlage der Sandschürze für Filterzwecke und des Sand- Bergahorn (Acer pseudoplatanus) - geringer Anteil strandes für Badezwecke - im Schnitt. 0,50 m mächtig - kann mit 6 DM/m2 (Kost·en für Material· und Planie, je- Hainbuche (Carpinus betulus) doch ohne Antransport) angesetzt werden. Das ergibt für Vogelkirsche (Prunus avium) 36 000 m2 ·einen Betrag von 216 000 DM. Feldahorn (Acer campestre) Die Anlage des Parkplatzes (einfache Schotterauflage auf Für den Waldmantel sind zu verwenden: fester Grubensohle und Baumpflanzungen) kann• mit 12 DM/ Hasel (Corylus avellana) m2 angesetzt werden. Das ergibt für rd. 1O000 m2 einen Weißdorn (Crataegus oxyac. u. monog.) Betrag von 120 000 DM. Schneeball (Viburnum opulus} Die Anlag.e von einfachen Fuß- und Wanderwegen (Pla- Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) nierung, Aufschüttung von Feinkies ohne Un terbau) mit einer Breite von 2,5 m kann mit 15 DM/lfd. m angesetzt wer- Hundsrose (Rosa canina) den, so daß sich für 6000 ~d. m ein Betrag ergibt von Hartriegel' (Cornus sanguinea) 90 000 DM. Pfaffenhütchen (Evon:ymus europaeus) 6. Abschließende Bemerkungen Der Waldmantel soll mehrstufig und vielartig aus Sträu- chern und Bäumen 2. Ordnung aufgebaut werden, damit Es ist das Ziel des Rekultivierungsplanes, die Ford erun- er sich schützend für den Waldbestand und ökologisch gen• in § 3 Abs. 3 des Abgrabungsgesetzes zu erfüllen. Da vorteil·haft für den Naturhaushalt der Landschaft auswirken die Tier- und Pflan·zenwelt des bördeartigen Gebietes vor kann. dem Abbau als verarmt zu bezeichnen ist, wird durch die Rekultivierung die biologische Vielfalt der Landschaft Für die Aufforstung soll-en grundsätzlich Forstpflanzen (1 x wesentHch erhöht. Grundwasserverhältnisse, Klima und Bo- verschult, 60/1 00 u. 80/ 120 cm) und für die Bepflanzung den werden nicht beeinträchtigt, so daß durch den berg- von Sicherheitsstreifen, Böschungen und Bermen Forst- baulichen Eingriff, bedingt durch die nachfolgenden Maß- pflanzen und JungpUanzen (ein- bis zweijährig, 50/80 cm) nahmen der Rekultivierung, das Wirkungsgefüge des Natur- verwendet werden. über den Pflanzverband gibt der Detail- haushaltes der Landschaft nich·t nachhaltig geschädigt, plan Blatt 3 nähere Auskunft. sondern verbessert wird. Der mitunter g-eäußerten Befürch- Da die Eiche auf den nicht sehr Hefgründigen Abraum- tung, daß c}urch die neuen Wasserflächen eine zu hohe flächen wegen ihrer Pfahlwurzelbildung Schwierigkeiten Verdunstung eintreten könnte, muß entgegengehalten wer- machen könnte, sollte zusätzlich Eichelsaatgut eingestuft den, daß z. B. dichte Wälder pro Flächeneinheit mehr Was- werden. ser verdunsten als Wasserflächen (vgl. Ellenberg „Öko- systemforschung·", Berlin, 1973, S. 12). Im übrigen geht die- ses Wasser nicht verloren, sondern wird nur dem Wasser- 5. Kosten für Maßnahmen der Landschaftspflege kreislauf zugeführt. Auch wird durch die Maßnahm-en der Die Kosten für die Herrichtung (Rekultivierung) können im Bepflanzung und Aufforstung sowie die Anlage der Wasser- folgenden nur für die landschaftspflegerischen Maßnahmen flächen die Landschaft nicht verunstaltet, sondern berei- angegeben werden, die noch durch die Kosten für die tech- chert. Landschaftsteile von besonderem Wert weist das nischen Abbaumaßnahmen sowie für die Werbung, den Plangebiet nicht auf, so daß sie nicht zerstört werden kön- Transport, die Lagerung· und Wi·ederverwendung von Ab- nen, wie auch außerhalb des Plangebietes keine wert- raum, Mutterboden und Sand ergänzt werden müssen. vollen Landschaftsteile oder -bestandteile beeinträchtigt werden. Nach den vorliegenden Erfahrungen liegen die Kosten für aufwendig·e Mischwald-Aufforstungen einschließlich des Im Endergebnis wird anstelle der jetzt auf Böden mit durch- Waldmante~s bei etwa 5000 DM/ha. Das ergibt für die schnittlicher Ertragsleistung· betriebenen ackerbaulichen Nut- vorgesehene Aufforstungsfläche voo 41 ,3 ha den Betrag zung ein ökologisch wertvoller und für Naherholungs- von 206 500 DM. zwecke der Bevölkerung geeigneter Land·s-chaftsraum treten. .

49 KALKST EI NABBAU -----...-...... PORTLAND - ZEMENTWERKE GEBR. SEIBEL ....., ERWITTE ...... - REKULTIVIERUNGSPLAN ',, \

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WAH (IW~~ ~!tMW • l)NO• A6G AH ~ (.( D :::H:::: A-B OU615C.*t TE s CU.....,._AH Abb. 43 : Entwurf: Prof, Dr. G. Ql,schowy Mitarbeiter: Stud, Ing. R. Olschowy. KALKSTEINABBAU PORTLAND - ZEMENTWERKE GEBR. SEI BEL ERWITTE - QUERSCHN ITTE ZUM REKULTIVI ERUNGSPLAN - M =1 ° 200

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ABRAUM60SCHUNG ASRAUMBOSCHUNO MIT GEWASSERUFER ZU VERWENOENOE PFLANZENARTEN

BAUMARTEN• RÖHRICHTARTEN

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W. Benz Prof. Dr. G. 0 1s c h o w y Rheinische Bimsgruben-Gemeinschaft GmbH Ltd. Direktor der Bundesanstalt für Vegetationskunde, Naturschutz 5473 Kruft, Bahnhofstraße 25 und Landschaftspflege 53 Bonn-Bad Godesberg, Heerstraße 110 Dipl.-Ing. E. Bitt man n Landschaftsarchitekt BOA A. Po e n s gen 54 Koblenz, Karl-Härle-Straße 68 Forstamt Ahrweiler 5482 Ahrweiler H.-J. Eh 1 gen 545 8 Neuwied, Jahnstraße Dr.-lng. A. R ies e r Institut fü r Städtebau, Siedlungswesen und Kulturtechnik Dr.-lng. K. F. E ich e 1 e der Universität Bonn Bezirksbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege 53 Bonn, Nußallee 54 Koblenz-Horchheim, Emser Straße 283

R. Sprell'gart Prof. Dr. G r a a f e n Landratsamt Mayen-Koblenz 5413 -Sayn, Olper Straße 64 544 Mayen, St -Veit-Straße 26

Bildnachweis

E. Bittmann: Abb. 38

H. J . Ehigen: Abb. 20-30, 34- 37

G. Olschowy: Abb. 43-45

A. Rieser: Abb. 23

E. Stähr: Abb. 1-2·2, 24, 31 - 33, 39-42

53 Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege Gesamtverzeichnis Heft Nr. 1 Straßenplanung und Rheinuferlandschaft im Rheingau September 1964 Gutachten von Prof. Dr.-lng. Gassner

Heft Nr. 2 Landespflege und Braunkohlentagebau Oktober 1964 Rheinisches Braunkohlengebiet Heft Nr. 3 Bodenseelandschaft und Hochrheinschiffahrt März 1965 mit einer Denkschrift von Prof. Erich Kühn Heft Nr. 4 Landespflege und Hoher Meißner Juli 1965

Heft Nr. 5 Landespflege und Gewässer Dezem ber 1965 mit der „Gr·ünen C.harta von der Mainau"

Heft Nr. 6 Naturschutzgebiet Nord-Sylt Juni 1966 mit einem Gutachten der Bundesanstalt für Vegetationskunde, Naturschutz und Landschaftspflege, Bad Godesberg

Heft Nr. 7 Landschaft und Moselausbau Dezember 1966 Heft Nr. 8 Rechtsfragen der Landespflege Juni 1967 mit „ Leitsätzen für gesetzliche Maßnahmen auf dem Gebiet der Landespflege"

Heft Nr. 9 Landschaftspflege an Verkehrsstraßen März 1968 mit Empfehlungen über „ Bäume an Verkehrsstraßen" Heft Nr. 10 Landespflege am Oberrhein Oktober 1968 Heft Nr. 11 Landschaft und Erholung März 1969 Heft Nr. 12 Landespflege an der Ostseeküste September 1969 Heft Nr. 13 Probleme der Abfallbehandlung Juli 1970 Heft Nr. 14 Landespflege an der Nordseeküste Oktober 1970

Heft Nr. 15 Organisation der Landespflege Mai 1971 Heft Nr. 16 Landespflege im Alpenvorland September 1971 Heft Nr. 17 Recht der Landespflege Dezember 1971 Heft Nr. 18 Landespflege am Bodensee Juli 1972

Heft Nr. 19 Landespflege im Ruhrgebiet Oktober 1972

Heft Nr. 20 Landespfle·ge im Raum Hamburg April 1973

Heft Nr. 21 Gesteinsabbau im Mittelrheinischen Becken November 1973

Auslieferung: Buch- und Verlagsdruckerei Ludw. . Leopold KG, 53 Bonn 1, Postfach · Tel. (0 22 21) 65 45 51

54 DEUTSCHER RAT FÜR LANDESPFLEGE

Schirmherr: Bundespräsident D. Dr. Dr. Gustav Heinemann

Mitglieder: Graf Lennart Bernadotte, Schloß Mainau - Sprecher des Rates

Dr. Hans Bardens MdB, Bonn

Prof. Dr. Konrad Buchwald, Hannover

Dr. Helmut Klausch, Essen

Bauassessor Dr.-lng. E. h. Hans Werner Koenig, Essen

Prof. Erich Kühn, Aachen

Prof. Dr. Gerhard Olschowy, Bonn - Geschäftsführer des Rates

Regierungspräsident a. D. Hubert Schmitt-Degenhardt, Aachen

Staatssek retär i. R. Dr. Dr. h. c. Theodor Sonnemann, Bonn

Prof. Dr. Julius Speer, Bad Godesberg

Staatsminister a. D. Prof. Dr. Erwin Stein, Annerod bei Gießen

Dr. h. c. Alfred Toepfer, Hamburg

Prof. Dr. phil. Dr. med Rudolf Wegmann, Maxhöhe, Starnberger See

Dr. Benne Weimann, Recklinghausen

Geschäftsstelle: 53 Bonn-Bad Godesberg, Heerstraße 110, Telefon O 22 21 / 35 58 51

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