Allgemeinverfügung Aischgrund
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Vollzug des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) Ausnahme nach § 45 Abs. 7 Satz 1 Nr. 1 BNatSchG zum Abschuss von Kormoranen im Aischgrund, Landkreise Erlangen-Höchstadt und Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim, Stadt Erlangen Bekanntmachung der Regierung von Mittelfranken vom 17. Februar 2020 Gz. RMF-SG 55.1-8646- 6-111-6 Die Regierung von Mittelfranken erlässt folgende Allgemeinverfügung: Auf der Grundlage von § 45 Abs. 7 Satz 1 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl I S. 2542), zuletzt geändert durch Art. 8 des Gesetzes zur Beschleunigung des Energieleitungsausbaus vom 13. Juli 2019 (BGBl. I S. 706), werden zum Schutz der besonderen Teichkultur im Aischgrund und wegen der erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schäden für den Aischgrund, der die Gebiete der Teichgenossenschaft Aischgrund, Landkreis Erlangen-Höchstadt und Stadt Erlangen, sowie der Teichgenossenschaft Neustadt/Aisch-Scheinfeld-Uffenheim, Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim, umfasst, folgende über § 1 der Verordnung über die Zulassung von Ausnahmen von den Schutzvorschriften für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten (Artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung - AAV) vom 3. Juni 2008 (GVBl S. 327), zuletzt geändert durch Verordnung vom 23. Mai 2017 (GVBl S. 184), hinausgehende Regelungen in stets widerruflicher Weise getroffen: I. Tötung von Kormoranen (Phalacrocorax carbo sinensis) in einem Umkreis von 200 m um Gewässer 1. Außerhalb der unter Ziffer 2 genannten Gebiete ist der Abschuss von Kormoranen auch in der Zeit vom 15. März bis 30. April erlaubt. 2. Der Abschuss von Kormoranen in den Naturschutzgebieten nach § 23 BNatSchG „Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof“ (500.07) und „Weihergebiet bei Krausenbechhofen“ (500.29), dem Europäischen Vogelschutzgebiet „Aischgrund“ (DE 6331-471) mit den Teilflächen Brandweiher, Bucher Weiher, Weihergebiet Krausenbechhofen, Weihergebiet Mohrhof, Weihergebiet Neuhaus, Überhangweiher, Weppersdorfer Weiher und dem Fließgewässer Aisch zwischen Rappoldshofen im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim bis zur Regierungsbezirksgrenze östlich Weppersdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist in der Zeit vom 1. September bis 15. Januar erlaubt. 3. § 1 Abs. 2 Nr. 1, § 1 Abs. 3 Sätze 3 und 4 AAV, insbesondere das Verbot bleihaltiger Schrote, sowie § 1 Abs. 4 bis 6 AAV gelten entsprechend; abweichend hiervon sind die zusätzlichen Einlageblätter bis spätestens 10. Mai jeden Jahres der zuständigen Jagdbehörde zu übermitteln. II. Verhinderung der Neugründung von Brutkolonien 1. Neugründungen von Brutkolonien dürfen von Betreibern erwerbswirtschaftlich genutzter Fischteichanlagen sowie von deren Beauftragten bei Zustimmung des Grundstückseigentümers vor Beginn der Eiablage verhindert werden. 2. Neugründungen von Brutkolonien in dem Europäischen Vogelschutzgebiet „Aischgrund“ (DE 6331-471) dürfen nur mit Gestattung der Regierung von Mittelfranken verhindert werden. Die Genehmigung wird innerhalb von zwei Wochen nach Vorliegen sämtlicher Entscheidungsgrundlagen erteilt, soweit keine überwiegenden Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege entgegenstehen. 3. Ort (Gewässer oder Gewässerabschnitt sowie Gewässertyp) und Datum sowie Art der Maßnahmen sind der Regierung von Mittelfranken innerhalb eines Monats nach ihrer Durchführung mitzuteilen. III. Die sofortige Vollziehung dieser Allgemeinverfügung wird angeordnet. IV. Diese Allgemeinverfügung tritt am 01. Mai 2020 in Kraft. Sie tritt mit Ablauf des 30. April 2025 außer Kraft. Gründe: I. 1. Im Regierungsbezirk Mittelfranken liegt mit dem Aischgrund eines der landesweit bedeutsamsten Gebiete der Karpfenzucht und Teichwirtschaft mit einer Vielzahl von Teichwirten. Im Zuge des zunehmenden Fraßdruckes des Kormorans sind die teichwirtschaftlichen Ertragszahlen deutlich über den natürlichen Besatzverlust hinaus zurückgegangen. 2. Nach dem Beschluss des Bayerischen Landtags vom 07. Mai 2009 „Hilfe für die Fischereiwirtschaft und gefährdete Fischbestände“ (Drucksache 16/1304) wurde die Staatsregierung aufgefordert, die Regelungen zum Abschuss von Kormoranen so zu gestalten, dass ein noch wirksameres Vorgehen gegen die Kormorane ermöglicht wird. Insbesondere sollen notwendige Ausnahmen zum Schutz der Teichwirtschaft und zum Schutz heimischer Fischarten beschleunigt und die bisher üblichen Einzelregelungen durch generelle, gebietsbezogene Regelungen (Allgemeinverfügungen) ersetzt werden. 3. Die Allgemeinverfügung vom 23. Februar 2015 zum Abschuss von Kormoranen im Aischgrund tritt zum 30. April 2020 außer Kraft. II. 1. Sachlich und örtlich zuständig für die Erteilung von Allgemeinverfügungen auf der Grundlage des § 45 Abs. 7 Satz 1 BNatSchG ist die Regierung von Mittelfranken als höhere Naturschutzbehörde, Art. 43 Abs. 2 Nr. 2 des Bayerisches Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) i. V. m. § 1 Abs. 1 Satz 1 der Verordnung über die Zuständigkeiten im Artenschutz (Artenschutz-Zuständigkeitsverordnung - ArtSchZustV), Art. 3 Abs. 1 Nr. 4 Bayerisches Verwaltungsverfahrensgesetz (BayVwVfG). 2. Nach § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 der Verordnung über die Naturschutzbeiräte hat die Naturschutzbehörde dem bei ihr gebildeten Beirat behördliche Gestattungen von grundsätzlicher Bedeutung vor ihrem Erlass zur Beschlussfassung zu unterbreiten. Der Naturschutzbeirat bei der Regierung von Mittelfranken hat in seiner 89. Sitzung am 15. November 2019 dem Erlass dieser Allgemeinverfügung zugestimmt. 3. Nach § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 12 der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof“ (500.07) und § 4 Abs. 2 Nr. 16 der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Weihergebiet bei Krausenbechhofen“ (500.29) ist es verboten, freilebende Tiere zu töten. Von den Verboten der Verordnungen kann gemäß § 67 Abs. 1 BNatSchG auf Antrag Befreiung erteilt werden, wenn dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaftlicher Art, notwendig ist oder die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar ist. 4. Zuständig für die Erteilung einer Befreiung von diesen Verboten ist gemäß § 6 Abs. 2 der jeweiligen Verordnung i. V. m. Art. 56 Satz 1 BayNatSchG die Regierung von Mittelfranken. Diese Befreiung wird nach Art. 56 Satz 3 BayNatSchG durch die Ausnahmegenehmigung nach § 45 Abs. 7 Satz 1 Nr. 1 BNatSchG ersetzt, d. h. dass die Befreiung nicht gesondert erteilt wird, aber deren inhaltliche Voraussetzungen vorliegen müssen. III. 1. Der Kormoran ist als europäische Vogelart besonders geschützt nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 Buchstabe b) bb) BNatSchG i. V. m. Art. 1 der Richtlinie 2009/147/EG (Vogelschutz- Richtlinie vom 30. November 2009). Nach den Zugriffsverboten des § 44 Abs. 1 BNatSchG ist es verboten, wildlebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Außerdem ist es verboten, wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören. Weiter ist es verboten, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. 2. Mit der AAV hat die Bayerische Staatsregierung gemäß der Ermächtigung nach § 45 Abs. 7 Satz 4 BNatSchG zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden und zum Schutz der heimischen Tierwelt abweichend von § 44 Abs. 1 BNatSchG in der Zeit vom 16. August bis 14. März, in Schonbezirken nach Art. 70 Bayerisches Fischereigesetz (BayFiG) sowie in geschlossenen Gewässern nach Art. 2 BayFiG bis 31. März, in einem Umkreis von 200 m um Gewässer die Tötung von Kormoranen durch Abschuss gestattet. Ausgenommen hiervon sind u. a. aber Naturschutzgebiete und Europäische Vogelschutzgebiete. 3. Darüber hinaus können nach § 45 Abs. 7 Satz 1 BNatSchG im Einzelfall Ausnahmen von den Verboten zugelassen werden, u. a. soweit dies zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden erforderlich ist und die Voraussetzungen des § 45 Abs. 7 Satz 2 BNatSchG gewahrt sind. IV. 1. Aufgrund des anhaltenden Fraßdruckes des Kormorans im Aischgrundgebiet des Regierungsbezirks Mittelfranken besteht zum Schutz der heimischen Teichwirtschaft, mithin zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden, die Notwendigkeit, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen bzw. fortzuführen, um den Fraßdruck auf ein verträgliches Maß zu reduzieren und die traditionelle Bewirtschaftung weiter zu ermöglichen. Für den Bereich des Aischgrundes ist ein besonderer Schadensdruck belegt und erkennbar, so dass sich ohne nachhaltige Vergrämungsmaßnahmen die Schäden in der Teichwirtschaft wieder vergrößern würden. Soweit nicht gegen den Kormoran vorgegangen wird, ist zu befürchten, dass eine zukünftige Teichbewirtschaftung aus ökonomischen Erwägungen nicht mehr betrieben werden kann und die eingangs genannte Vielzahl von Teichwirten ihre maßgebliche Einnahmequelle verlieren. Der Schutz der bestehenden Teichwirtschaft, die durch Anlage und Pflege der kleinstrukturierten Teichgebiete auch wesentlich zu Erhalt und Entwicklung der bestehenden Artenvielfalt beiträgt und dem Schutzzweck mehrerer Naturschutzgebiete sowie der Natura 2000-Kulisse unterliegt, ist höher zu bewerten als der des Kormorans, da diese Art mittlerweile in ihrem Erhaltungszustand