Jan Švankmajer: Bibliographie Und Filmographie 2011
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Repositorium für die Medienwissenschaft Hans Jürgen Wulff Jan Švankmajer: Bibliographie und Filmographie 2011 https://doi.org/10.25969/mediarep/12755 Veröffentlichungsversion / published version Buch / book Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Wulff, Hans Jürgen: Jan Švankmajer: Bibliographie und Filmographie. Hamburg: Universität Hamburg, Institut für Germanistik 2011 (Medienwissenschaft: Berichte und Papiere 124). DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/12755. Erstmalig hier erschienen / Initial publication here: http://berichte.derwulff.de/0124_11.pdf Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Creative Commons - This document is made available under a creative commons - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0/ Attribution - Non Commercial - No Derivatives 4.0/ License. For Lizenz zur Verfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu dieser Lizenz more information see: finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Medienwissenschaft / Hamburg: Berichte und Papiere 124, 2011: Jan Švankmajer. Redaktion und Copyright dieser Ausgabe: Hans J. Wulff. ISSN 1613-7477. URL: http://www.rrz.uni-hamburg.de/Medien/berichte/arbeiten/0124_11.html Letzte Änderung: 26.2.2011. Jan Švankmajer: Bibliographie und Filmographie Zusammengest. v. Hans J. Wulff Biographie mehrt zusammen mit seiner Frau mit der bildenden Bibliographischer Teil Kunst und der Poesie. Seit 1992 lebt er im mittel- DVD-Ausgaben böhmischen Ort Knovíz im Bezirk Kladno. In sei- Filme über Svankmajer Bücher nem Wohnhaus befindet sich auch seine Filmpro- Kataloge duktionsgesellschaft Athanor. Texte von Svankmajer Švankmajer verdankt sein Ansehen der von ihm Interviews über Jahrzehnte hinweg entwickelten Stop-Motion- Analysen Technik sowie seinem Talent für surreale, albtraum- Artikel Die Filme in chronologischer Reihenfolge hafte, aber dennoch witzige Filme. Er produziert ge- genwärtig in Prag. Insgesamt hat er im Zeitraum von 1964 bis 2005 ca. 30 Filme in einer Länge von 20 Biographie Sekunden bis 95 Minuten produziert, wovon der größte Teil animiert ist. 2005 erschien sein neuester Jan Švankmajer (* 4. September 1934 in Prag) ist Film Šílení, ein Gruselfilm nach Edgar Allan Poe ein tschechischer surrealistischer Filmemacher, Poet, und dem Marquis De Sade – zwei Autoren, deren Zeichner und Objektkünstler. Außerhalb der Tsche- Einfluss sich bereits in früheren Arbeiten Švankma- chischen Republik ist er durch seine surrealistischen jers niedergeschlagen hat. Schon die frühen Filme Animationen und Filme bekannt geworden. Künstler nahmen die Themen auf, die bis heute spürbar ge- wie Tim Burton, Terry Gilliam und andere sind von blieben sind – und die bereits auf die Veränderungen Švankmajers Arbeiten stark beeinflusst. des intellektuellen Klimas in der Tschechoslowakei Švankmajer studierte zuerst am Institut für ange- der 1960er Jahre hinauswiesen: „Das surrealistische wandte Kunst und von 1950 bis 1954 an der Prager Aufbrechen versteinerter Phantasie und Verhältnis- Akademie der bildenden Künste, Fachrichtung Ma- se, der Traum einer Marx-Freud-Synthese und die rionettentheater. 1970 lernte er seine Frau, die sur- Kunsttheorie und -praxis einer ‚poetistisch‘ frei flot- realistische Malerin Eva Švankmajerova und den tierenden Imagination ‚gegen den Strom‘ (so der Ti- Organisator und Theoretiker der tschechischen Sur- tel einer als ‚antisowjetisch‘ befehdenden Manifest- realisten-Gruppe, Vratislav Effenberg, kennen. Die- schrift von 1938) inspirierten in dieser Aufbruchs- ser Gruppe ist er auch beigetreten. Durch Alfred Ra- zeit leidenschaftliche Debatten der sich von dogma- dok und die Laterna Magica kam er zum Film. Sein tischen Verkrustungen befreienden Intellektuellen erster Film war 1964 Poslední trik pana Schwarce- und wurden auch zur Grundlage des Weges, den Jan walldea a pana Edgara (deutsch Der letzte Trick Svankmajer damals als Puppenspieler und Animati- des Herrn Schwarzwald und des Herrn Edgar). Von onsfilmer, später dann auch als bildender Künstler 1973 bis 1980 war er mit Berufsverbot belegt, weil und theoretischer Essayist einschlug: Mit Marionet- er angeblich politische Botschaften in seinen Kurz- ten, Spielzeugen, Steinen oder Knetfiguren erzählt er film Leonarduv denik (Leonardos Tagebuch) ge- von E. T. A. Hoffmann, Edgar Allan Poe, Villiers de schnitten hatte. Dennoch produzierte er in diesem l'Isle-Adam und Lewis Carroll inspirierte schwarze Zeitraum Filme, die jedoch nur im Ausland zu sehen Parabeln, die immer auch filmbildliche Psychoana- waren. Aber er befasste sich in dieser Periode ver- lyse von privat und gesellschaftlich Verdrängtem sind, mit visueller Schocktherapie die Phantasie von Jan Švankmajer // Medienwissenschaft/Hamburg, 124, 2011 /// 2 Versteinerungen befreien und mit Imaginationskraft [1] Hans-Joachim Schlegel: Die subversiven Träume des die Fesseln automatistischer Zwänge sprengen und Jan Svankmajer. In: Der Freitag, 2.3.2001. zu selbstbestimmtem Denken und Fühlen ermutigen wollen“ [1]. Zu Švankmajers Markenzeichen zählt der Einsatz Bibliographischer Teil schnell aufbereiteter Bilder und stark übertriebener Klänge, die in allen Szenen, in denen gegessen wird, DVD-Ausgaben einen sehr eigentümlichen Effekt hervorrufen. Das Gehen von Personen und ihr Interagieren wird häu- Dank einer drei DVDs umfassenden Edition der fig durch Zeitraffer verfremdet. Mit Hilfe der Stop- Kurzfilme ist dieser sonst so schwer zugängliche Motion-Technik werden insbesondere unbelebte Teil des Svankmajerschen Schaffens heute gut zu- gänglich: Dinge lebendig. Diese Technik nutzt Švankmajer in all seinen Filmen. Die Dingwelt scheint sich selb- The complete short films / Jan Švankmajer. [Lon- ständig zu machen, sich gegen die Menschen zur don]: British Film Institute [2007], 3 DVDs (313min Wehr zu setzen. „Reale Gegenstände mit taktiler Laufzeit, zusätzl. 149min Extra-Material), Beiheft: Verfremdung utilitärem Gebrauch zu entziehen – 51 S. das ist gleichsam ein Grundmotiv des filmischen und Rev. (Kim Newman: The Twilight Zone) in: Sight & bildnerischen Schaffens von Jan Svankmajer, für Sound 17,7, 2007, S. 84. den die Dinge durchaus ihre Biographie haben. Sie Der tschechische Filmemacher Jan Svankmajer, zeit seines Lebens Surrealist, erschafft Werke, die dazu sind zuweilen lebendiger als Menschen und Tastsinn neigen, sich politischen Interpretationen zu verwei- und Imagination (so der Titel eines Svankmajer-Bu- gern. Stattdessen sind sie angesiedelt in einer Zwi- ches [Hmat a imaginace, 1994]) ermöglichen es, die schenwelt von Alpträumen der Kindheit, Gothic-Ge- in sie eingeschriebene Zeit sichtbar, erfahrbar wer- schichten, vorgefundenen Objekten, animierten Fund- den zu lassen“ [1]. stücken, alten Knochen und kannibalistischen Orgien. BFI's Jan Svankmajer: The Complete Short Films un- In einigen seiner Werke, unter anderem dem Film terteilt Svankmajer's Film in seine "Early Shorts" Alice von 1988 und dem Kurzfilm Leonardos Tage- (1964-72) und "Late Shorts" (1979-92). Die siebenjäh- buch, kombiniert er die Stop-Motion-Technik mit rige Pause in der Schaffensphase entstand wegen echten Filmaufnahmen. Auch das Mischen von toten staatlichen Einwänden gegen die Arbeit des Regis- und lebendigen Materialien sowie von Real- und seurs an „Leonardo’s Diary“, ausschlaggebend war je- doch nicht der Inhalt, sondern die Methode. Eine der Animationssequenzen findet sich durchgängig in den drei DVDs des Sets enthält eine Fülle an Bonusmateri- Filmen, aber auch der Einsatz maßstabsgetreuer al, einschließlich Emil Radoks Puppenfilm von 1958, Puppen, von Tieren, Collagen, gemalten Animatio- Johanes Doktor Faust, an dem Svankmajer mitgear- nen und der Materialien – Ton, Wasser und Stein. beitet hat und der bereits teilweise die Richtung vor- Das verborgene Tiefenthema seiner Arbeit ist das wegnimmt, die seine Arbeit später einschlagen sollte. Außerdem enthalten sind Auszüge von Oldrich Lips- Abstreifen von Ängsten, die Hauptquellen seines kys Nick Carter in Prague (1977), für den Svankmajer Schaffens sind Kindheitserlebnisse, der Traum, die eine gigantische, menschenfressende Pflanze entwarf Erotik und die mythische Vergangenheit Prags. Vie- und ein Auszug einer tschechischen TV-Serie, die ein le seiner Filme, wie beispielsweise Down to the Cel- Interview mit Svankmajer aus dem Jahr 2001 enthält. lar, nutzen die Perspektive eines Kindes, während [Art Index] Rev. (Furniss, Maureen) in: The Moving Image 6,1, sie oftmals gleichzeitig von beunruhigender und so- Spring 2006, S. 156-159. gar aggressiver Natur sind. Rev. (Martin, Adrian: Counterspectacles - Stocking Švankmajer erhielt 30 Preise und Auszeichnun- up on old bones) in: Film Quarterly 61,2, Dec. 2007, gen. Seine bekanntesten Filme sind Alice (1988), S. 68-69. Faust (1994), Conspirators of Pleasure (1996) und Rev. (Blois, Marco de) in: Journal of Film Preserva- tion, 74/75, Nov. 2007, S. 123-124. Otesánek (2000). Letztgenannter Film erhielt 2002 The collected shorts of Jan Svankmajer. New York: den Böhmischen Löwen, den nationalen Filmpreis Kimstim 2005 (The Kimstim collection.). Tschechiens. The early years. 2003, 1 DVD, Beih. Enth. Einen [*] Der Text ist eine leicht überarbeitete Fassung des Ein- Essay: Filmmaker as Alchemist. trags in der Wikipedia. Jan Švankmajer // Medienwissenschaft/Hamburg, 124, 2011 /// 3 Enthält: DVD 1: The fall of the House of Usher / Les chimères des Svankmajer. [Images animées.] Zánik domu Usheru (5min., 1980, b&w) - A game Regie u. Animation: Bertrand Schmitt, Michel Le- with stones / Hra s kameny