DER SCHLIERSEE REISEFÜHRER

Genuss, Geschichte und Geschichten

SCHLIERSEE, SPITZINGSEE, , SUDELFELD, , LEITZACHTAL

Allitera Verlag Stills Reise-Edition INHALT

Auf in den Schlierseer Winkel! 4 B’sonders 6 Sieben Souvenirs fürs Herz 8 Auf a Wort: Harald Gmeiner 11

SCHLIERSEE: ORT & SEE ...... 12 Auf a Wort: Georg Attlfellner 15 Auf a Wort: Hanni Wunderle 17 Anschauen 19 Schlemmen und Schlafen 40 Genuss und Shoppen 49 Wandern 56 extra: Wohlfühlen am Schliersee 58 spezial: Am Schliersee … Der See und sein Wasser 62 spezial: Der Schlierseer Winkel … und seine Geschichte 70 extra: Vorreiterrolle zur Versöhnung. Eine sensible Debatte in Schliersee 78

SCHLIERSEE: NEUHAUS ...... 80 . Auf a Wort: Johannes Wegmann 83 Auf a Wort: Matthias Gmelin 85 Anschauen 86 Schlemmen und Schlafen 96 Genuss und Shoppen 97 extra: Schlierseer Kulturherbst 100 extra: Musik liegt in der Schlierseer Luft 102 SCHLIERSEE: SPITZINGSEE ...... 108 . Auf a Wort: Cheyenne Loch 111 Anschauen 112 Schlemmen und Schlafen 122 Genuss und Shoppen 126 Skifahren 130 spezial: Die Wiege des … Wintersports 138

BAYRISCHZELL ...... 144 . . Auf a Wort: Magdalena Simmerl 147 Auf a Wort: Stephanie Hintermayr 149 Auf a Wort: Cordula Flegel 151 Anschauen 152 Schlemmen und Schlafen 158 Genuss und Shoppen 162 extra: Der Wendelstein 166 extra: Das Sudelfeld 168 extra: Ein kleiner Alm-Verhaltensguide – weil’s notwendig ist 172 extra: Über die Grenz … ins Tirolerische 174

FISCHBACHAU ...... 176 . . Auf a Wort: Ben Blaskovic 179 Auf a Wort: Martina Auracher-Brader 181 Anschauen 185 Schlemmen und Schlafen 188 Genuss und Shoppen 190 Wandern 194 extra: Birkenstein und die Tradition von Wallfahrten 196

Service 200 Impressum und Bildnachweis 205 Auf in den Schlierseer Winkel!

Das, was der Mensch heute Sommerfrische und entwickelten sucht – Ruhe, Natur, Echtheit – den Skisport. Die beiden Skige- kann er hier finden, ohne es zu biete Spitzingsee und Sudelfeld zerstören. Es klingt vielleicht pa- waren schon Hotspots der Win- radox, ist es aber nicht. Um den tersportfans, als anderswo in den Zauber der Region zu begreifen, bayerischen Bergen Skifahren braucht’s vielleicht ein paar Ge- noch etwas völlig Unbekanntes danken zur Geschichte. war. Dass der Schlierseer Winkel Schliersee und der Schlierseer so früh ein Gästemagnet wurde, Winkel waren schon vor fast machte die Eisenbahnverbindung 200 Jahren eine Touristendesti- nach München möglich. Mit nation, wenn man es auch da- dem Zug kamen die Tagesaus- mals nicht so nannte. Die Som- flügler aus der Stadt. Ende des 19. merfrischler und Bergpioniere Jahrhunderts wurden die ersten waren fasziniert von der zauber- Hotels er-, dann in den 1950er- haften Landschaft, den Bergen Jahren ausgebaut. Der Boom und den Menschen. Sie haben endete in den 1980er-Jahren, die die Umgebung für ihr Vergnü- Generation lebte vom Bestand, gen erschlossen, waren um den nicht für die Zukunft. Erst seit Schliersee herum, unterm Wen- den 2010er-Jahren wird wieder delstein und im Leitzachtal auf investiert. Aber genau das, was

4 Blick vom Schlierseer Weinberg und seiner alten Linde hinunter auf St. Sixtus früher nicht passierte, ist jetzt mit der „Geopsyche“ vertraut zu das Kapital: Der Altbestand hat machen, möchte, dass Sie nicht die Berge mit Infrastruktur ver- einfach konsumierender Tourist, sehen, die erhalten werden kann, sondern Reisender mit schönen ohne neu die Natur zu zerstören. Erinnerungen werden können, Die Skigebiete wurden kleiner, wenn Sie das wollen. Die Gastge- aber komfortabler. Beschneite ber sind zumeist alteingesessene Pisten sichern den Gästen ihren Familien, die „schon immer“ mit Freizeitspaß und kanalisieren die Gästen umgehen, aber die auch Ströme der Naturliebhaber, die das Schöne in ihrer Heimat sehen manchmal die Münchner Haus- und erhalten. Daran können Sie berge nur noch als Freizeitpark teilhaben, wenn Sie hier Ferien sehen. Große Hotels gibt es im machen. Lassen Sie sich ein auf Schlierseer Winkel kaum, dafür die gewachsene Gegend. Die alten höchst komfortable Ferienwoh- Häuser sind keine Museumsfassa- nungen in Vielzahl. de, das kulturelle Leben kein sub- Dieser Reiseführer will Ihnen ventioniertes Programm, sondern nicht ein weiteres Wanderbuch echt, wie die Menschen, die hier oder eine Hüttenkarte sein – die leben. Sie pflegen ihr Brauchtum gibt es zuhauf. Er möchte viel und sie sorgen sich genau wie an- mehr das Augenmerk auf die derswo um die Zukunft. Mal mit Kultur und die Menschen lenken, Vernunft, mal mit Dickschädelig- die hier verwurzelt sind. Möchte keit, aber sie empfangen ihre Gäs- Ihnen die Möglichkeit geben, sich te immer mit echter Herzlichkeit.

5 DasB’sonders sollten Sie zwischen Schliersee und Sudelfeld einmal erlebt haben

Wendelstein Markus Wasmeier Einmal muss man Freilichtmuseum 1 auf dem Wendelstein 3 Skigeschichte und gestanden haben. Das geht per Bauernleben anschauen und sich Bahn, per Gondel oder auch zu wundern, was die Familie Was- Fuß. Ein Blick in die Wendel- meier da aufgebaut hat (siehe stein-Höhlen lässt erschauern. Abb. unten). Besonders die Ma- lereien von Wasis Vater Günther Schlierseer in der Kapelle sind unvergesslich. Bauerntheater 2 Einen Abend bei St. Sixtus „Bluat­würscht und Sausch- Eine prächtige Kirche wanzl“, mit der „Geierwally“ 4 bestaunen, die von ei- oder einfach mit den Theater- ner gläubigen Gemeinde gebaut spielern der historischen Bau- wurde – entgegen dem Willen ernbühne erleben. Zünftig mit der Obrigkeit. All der Glanz ist Musik und Bier. da, weil die Menschen es so woll-

6 B’sonders

ten, damals als sie gebaut wurde Slyrs – und jetzt, als sie renoviert wurde. ­Whisky-Brennerei 8 Beim Slyrs in Neu- Jennerwein-Grab haus einmal echten bayerischen Im Westenhofener Whisky verkosten und schme- 5 Friedhof im Weihwas- cken wie wichtig die bayerischen serkesserl nachschauen, ob wieder Zutaten Quellwasser und Berg- Patronenhülsen am Grabkreuz des luft sind. Wildschützen abgelegt wurden. Spitzingsee Nostalschi im ­umrunden Sudelfeld 9 In einer Stunde lässt 6 Im Winter unbedingt sich einer der größten Bergseen amal zuschauen wie die Oldti- Deutschlands umrunden. Das mer-Skifahrer mit langen Brettln Panorama wirkt hochalpin. Eine die Abfahrt im Telemarkstil Einkehr in der Wurzhütte lässt meistern. (Abb. oben) die Zeit vergessen.

Pferderennen im Strandbad Leitzachtal So ein Badevergnügen 7 Starke Rösser und fe- 10 mitten in einem Al- sche Reiter, Zehnerzugfahren pendorf! Der Besuch fühlt sich oder Schlittenrennen – für Kut- an wie Ibiza-Mittelmeer-Sum- schenfreunde und Rossnarri- merfeeling und beweist, dass sche ist ein Besuch bei den Pfer- bayerische Lebensfreude nicht defreunden im Leitzachtal ein nur Humptatätarä sein muss. himmlisches Vergnügen.

7 Siebenfürs Souvenirs Herz

Die kleinen Erinnerungen, die mächtigen Baum aufm Bankerl im Herzen bleiben, sind oft die rasten, den Blick vom Jägerkamp schönsten Souvenirs im Reise- auf die Brechspitze gleiten und gepäck. Sie leuchten noch lange das Schliersee-Blau zur Blauen im Alltag nach. Im Schlierseer Stunde werden lassen. Übers Winkel können Sie solche Mo- Glück sinnieren. mente sammeln, auch ganz ohne viel Aufwand oder hohe Ausga- Hoagaschten auf der 3 ben. Lieblingsfleckerl von Ein- Unteren Krainzbergalm heimischen weitergeplaudert … Dabei sein, wenn ein Hoa- gascht angsagt ist, also wenn Leichtigkeit spüren 1 Musikanten kurz entschlossen Die Geitau hat einen ganz ihre Instrumente auf die Alm eigenen Zauber. Unterhalb tragen und dort ihre Stückln vom Geitauer Berg, entlang der aufspielen. Bei der Marianne, Heubergalmen und mit Blick zu der Sennerin, gibt’s zudem noch Aiplspitz und Rotwand lässt sich die allerweltsuperbesten Nudeln bequem eine hübsches Rundwe- und Kiacherln. gerl wandern ohne Anstieg und Alt-Schlierseer Kirchtag Herausforderung, dabei den Se- 4 gelfliegern zuschauen und am Wenn die Plätten, die flach- Ende nicht auf der Rotwand, bodigen Ruderboote, mit Blu- sondern in der „Roten Wand“ menkränzen geschmückt sind, bei einem Krügerl Bier die Seele wenn am Südende des Sees die baumeln lassen. Menschen in Alt-Schlierseer Tracht einsteigen und hinüber- Zum Weinbergkircherl 2 rudern zu St. Sixtus, dann ist schlendern Kirchtag. Immer Anfang Au- Mitten im Ort und doch weg gust. Das muss man einmal ge- vom geschäftigen Tun. Zur Son- sehen haben. Dann begreift man nenuntergangszeit unter dem Bayern vielleicht ein bisserl bes-

8 Sieben Souvenirs

Grafinger Bürgerinnen am Alt-Schlierseer Kirchtag

ser. Das ist nicht Disneyland für ger tot“, mit Blick zum Wendel- Touristen, das ist gute, gelebte, stein beginnen lässt, oder Wolf- bayerische Tradition. gang Fierek, der in „Ein Bayer auf Rügen“ im Oberleitenhof Blick vom Feuerhörndl 5 wohnte, welcher dann in der Se- Auf einem kleinen Felsvor- rie zum „Aiblinger Hof“ wur- sprung, dem Feuerhörndl, steht de – viele haben den Schlierseer die Hauskapelle des Greinhofs. Winkel als Filmkulisse genutzt. Es ist wohl der schönste Aus- Simone Thomalla drehte hier in sichtspunkt im Leitzachtal: Der der Serie „Frühling“ des ZDF- Blick kann schweifen, ohne auch Herzkinos und Pumuckl war nur irgendwo anzustoßen. Ganz auch schon da in „Pumuckl Fischbachau, seine weiten Wie- macht Ferien“. sen und seine Gehöfte, liegen Kohle suchen einem zu Füßen. 7 Hier gibt es die östlichs- Sich fühlen wie im Kino ten Lagerstätten an Kohle 6 Auf den Spuren von Filme- im oberbayerischen Alpenvor- machern und Schauspielern land. Noch immer findet man zwischen Bayrischzell und im Leitzachtal große Flözvor- Schliersee wandeln. Ob Marcus kommen, die an der Oberfläche H. Rosenmüller, der seinen liegen. Wenigstens so kann man Film „Wer früher stirbt ist län- die Kohle sammeln.

9 Auf a Wort

10 Auf a Wort

Harald Gmeiner „Wir gestalten den Tourismus für Menschen“

ie Alpenregion Schliersee als Tourismusregion ist quasi deckungsgleich mit den Grenzen des Landkreises Mies- bach.D Und genauso interessant und unterschiedlich. Holzkirchen, noch direkt im Einzugsgebiet der Stadt München, hat andere An- forderungen als Tegernsee, wo der Tourismus durch eine starke Hotellerie bestimmt wird. Das Schlierach-Leitzachtal, von Schlier- see über Fischbachau bis Bayrischzell, verfügt über eine Ursprüng- lichkeit und Kraft, die wir erhalten und doch auch fördern müssen, damit es weitergeht. Die Menschen leben von den Gästen, die die einzigartige Natur, das ruhigere Leben genießen wollen. Naturnahen Tourismus haben wir auf unsere Fahnen geschrieben. Das Bayerische Umwelt- sowie das Wirtschaftsministerium haben uns als„ Modell- region Naturtourismus“ ausgezeichnet. Dafür haben wir uns einiges einfallen lassen. Wir schauen, dass Tourismus im Einklang mit der Region entwickelt wird und Attraktivität, Komfort und Anbindung für die Gäste nach ihren heutigen Ansprüchen möglich sind. Wir dis- kutieren dabei über alternative, ergänzende Arten der Mobilität, wie den Ausbau des Schienenverkehrs, Mobilitätskonzepte für die letzte Meile, aber auch den Ausbau des Radwegenetzes. Ich lebe selbst in Bayrischzell und genieße es, zum Beispiel frühmor- gens mit dem Rad aufs Sudelfeld zu fahren und den wunderschönen Blick über das Obere Leitzachtal schweifen zu lassen oder im Winter die erste Spur auf den herrlichen Loipen im Kloo-Ascher Tal zu zie- hen. Das ist Lebensqualität und dafür setz ich mich ein, dass auch die Gäste, die hier anreisen, diese spüren können.

Harald Gmeiner, Jahrgang 1963, wohnt in Bayrischzell und ist Vorstand der Tourismusorganisation Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS).

11 SCHLIERSEE ORT & SEE SCHLIERSEE ORT & SEE S Auf a Wort

14 Auf a Wort

Georg Attlfellner Zwischen Hollywood und Schliersee

eute ist er wieder fast jeden Tag im Schlierseer Bauerntheater, wie damals als kleiner Bub. „Sagen S’ Schorsch, Georg sagt kei- ner“,H fordert er, legt noch ein paar Schweinehälften aus Stoff zurecht fürs „Bluatwürscht & Sauschwanzl“-Stück. Behände bewegt er sich über die Treppe vom Requisitenraum des Bauerntheaters zurück zur Bühne. 92 Jahre ist er jetzt alt. „Seit ich in Rente bin, darf ich hier wieder rummacheln. Vor 77 Jahren bin ich das erste Mal diese Trep- pe rauf und hab durch den Vorhang gelurt.“ Mit 16 fuhr er mit dem Schlierseer Bauerntheater als Requisiteur das erste Mal auf Tournee; als Fronttheater in den Kaukasus. „Meine Eltern wollten es nicht er- lauben, damals im Krieg. Aber ich wollte unbedingt ins Theater. Die Fronteinsätze haben wir irgendwie überstanden.“ Ende 1944 geriet er in amerikanische Gefangenschaft, wurde dort Fahrer für den spä- teren Gouverneur von , kam wieder heim nach Schliersee und half den Amis bei Filmdrehs. Sein erster Streifen war „Der letzte Schuss“, für den im Bauerntheater gefilmt wurde. Danach war der Weg frei. Er arbeitete mit den Größen Hollywoods wie Gregory Peck, Yul Brunner, Kirk Douglas, machte Requisite bei den Winnetou-Pro- duktionen. „Lex Barker war ein toller Typ“, sagt er. Er arbeitete mit den Größen aus dem deutschen Kino, wie Hildegard Knef, Peter Usti- nov, Harald Juhnke, Curd Jürgens. „Der lebte ja auch hier in Schlier- see“, erinnert er sich, „der hat mich auch daheim besucht“. „Aber beim Film war ich nur 44 Jahre“, scherzt der Schorsch. Schliersee war immer sein Mittelpunkt in der großen Welt. Er sinniert kurz: „We i l’s so schön klein und überschaubar ist.“

Georg Attlfellner, Jahrgang 1927, schuf zum Beispiel die Requisite für die „Buddenbrooks“, „Old Shatterhand“, „Lausbubengeschichten, nach Motiven von Ludwig Thoma“. 2019 bekam er die Verdienstmedaille des bayerischen Ministerpräsidenten verliehen.

15 Auf a Wort

16 Auf a Wort

Hanni Wunderle Ein Leben für Schliersee für Schliersee

er feschen Frau mit festem Blick auf’s Wesentliche kann man in Schliersee leicht begegnen. Vielleicht im Kurpark, da schnauft sie schnellD mal durch, wenn sie Pause hat, oder auch oben am Weinberg- kircherl. Der Weg vom Rathaus dort hinauf ist kurz. „Das ist für mich der schönste Platz, da ist alles so ruhig, mitten im Getöse“, erzählt sie und gibt dann zu, dass sie im Herzen ein echter See-Freak ist. „Wenn ich den See seh’, dann brauch ich nix anderes, dann weiß ich, da bin ich daheim.“ Sie hat immer ein freundliches Wort für andere. Dabei ist ihr Leben vermutlich auch anstrengend. Zuhause managt sie im familieneigenen Steinmetzbetrieb, der gleich am Ortseingang, in Westenhofen, liegt, das Büro. Sie hat immer Firma und Beruf, Fa- milie, Kinder, jetzt Enkel und das Ehrenamt miteinander verbunden. In so einer kleinen Gemeinde wie Schliersee ist das Zweite-Bürger- meisterin-Sein eben ehrenamtlich. Es hat sich viel getan in ihrer Amtszeit. Es war viel Streiterei, viel Kampf. „Das geht nicht spurlos an einem vorbei“, sagt sie. „Früher war mehr heile Welt, mehr Zusammenhalt. Heute sind die Menschen unzufriedener und fordernder, bringen sich aber weniger ein.“ Klar, wie auch? Mehr und mehr pendeln zwischen München und Schlier- see für den Job, die horrenden Grundstückspreise locken vor allem Investoren, aber machen es Einheimischen schwer, bezahlbar selbst zu bauen. „Die Gesellschaft hier zusammenhalten, das ist die Aufga- be.“ Darum bringt sie sich hier ein, denn hier ist sie daheim.

Johanna Wunderle, Jahrgang 1954, seit 24 Jahren im Gemeinderat, die Hälfte davon war sie Zweite Bürgermeisterin von Schliersee. Bei der nächsten Gemeinderatswahl kandidiert sie nicht mehr, dafür für den Kreistag.

17 Schliersee ANSCHAUEN

Der Ort Schliersee liegt am Ufer gibt es Tracht und Tradition, aber des gleichnamigen Sees. Oder diese haben längst nicht mehr andersrum, der See Schliersee die Bedeutung, wie es in anderen ist der Mittelpunkt allen Seins im „echt bayrischen“ Urlaubsregio- gleichnamigen Ort. Oder noch nen der Fall ist. Die Schlierseer anders: Schliersee und Schliersee Tracht sieht man am Kirchtag, sind zusammen einmalig. das Dirndl bleibt mehr den offi- Zum Markt Schliersee gehören ziellen Anlässen vorbehalten. Im die Orte Neuhaus und Spitzing- Alltag übernimmt Outdoor- und see. 6857 Einwohner meldet das Freizeitkleidung das Ruder. Der Bayerische Landesamt für Sta- Tourismuschef setzt viel daran, tistik zur letzten Erhebung. Die junge Gäste nach Schliersee zu Bevölkerung ist im Durchschnitt ziehen; so manches Gaudi-Event ein wenig jünger, um zweiein- auf dem Radl mit Speeddating halb Prozent, als zum Beispiel zeigt Wirkung. die vom benachbarten Tegern- Nachdem viele Jahre Stillstand seer Tal. Freilich, auch weniger herrschte, geht es, wenn auch „gspickte Zweitwohnsitzler“ gibt langsam, etwas voran. Die Jün- es hier. Gäste werden dieses Er- geren packen an. Ein paar Bei- gebnis bemerken, denn das wirkt spiele: Der Ratskeller floriert sich doch auf das Angebot im wieder, weil ein einfallsreicher Ort und die Lebensqualität aus. Wirt Sommer wie Winter etwas So mancher Schlierseer kann bietet. Es gibt seit Kurzem eine hantig sein, also ein sperriges Fischerei, eröffnet von zwei jun- Wesen haben; das sagt man ih- gen Männern, die mitten im Ort nen jedenfalls nach. In Schliersee Saiblinge und Forellen offerie-

18 Schliersee ANSCHAUEN

ren. Junge Frauen gründen inte- umgekehrt ist der Ausblick von ressante Geschäfte, junge Paare Hohenwaldeck auf den Schlier- aus der Gastronomie wagen den see aber grandios (siehe Abb. Sprung in die Unabhängigkeit links). Es geht an einigen Bruch- und bieten gepflegte Gastlich- steinmauern, die vom Wald keit, achten auf gute Produkte, überwuchert sind, auf schmalem regionale Anbieter und gesunde Weg an dicken Wurzeln vorbei. Verarbeitung. Ist zu hoffen, dass Man sollte festes Schuhwerk tra- die Jungen es schaffen. Ein bis- gen. An der Spitze des Felsens serl kann man symbolisch neh- befindet sich ein Aussichtspunkt men, was zuletzt in der Gemein- mit Bänken, Informationstafeln de passierte: Der Kindergarten erzählen von Geschichte und wurde direkt an das Heimatmu- Umgebung. seum, das älteste Haus Schlier- Von der Burg der ursprüngli- sees, angebaut. Der Architekt chen Herrscher, derer von Wal- Johannes Wegmann hat sich für deck, ist nicht mehr viel erhal- den Bau, der als kommunales ten. Dennoch weckt die Ruine Projekt anderswo nur ein mäßig romantische Erinnerungen an ansehnlicher Zweckbau hätte holde Burgfräulein, edle Ritter werden dürfen, richtig etwas und ihre Knappen. Mancher einfallen lassen. Nicht, dass es hofft vielleicht, dass einer der bei der Grundsteinlegung keine mächtigen alten Bäume beginnt, Zweifler und Kritiker gegeben eine spannende Geschichte zu hätte, aber jetzt sind so gut wie erzählen. alle von dem gelungenen Bau 1480 hat ein Felssturz die ehe- überzeugt! Schauen Sie sich das malige Burg zerstört. Historiker Ensemble selbst an: So kann Tra- datieren den Bau der Burg auf dition und Zukunft zusammen- die Zeit um 1150. Eine Origi- stehen. nalansicht ist nur noch auf der Pestfahne von 1731 erhalten, Anschauen die im Schlierseer Heimatmu- seum ausgestellt ist. Auffällig Burgruine Hohenwaldeck sind drei Buchen, die jeweils Gewinnen Sie erst einmal den von einem kleineren, dicht da- Überblick! Vom Schliersee aus neben gewachsenen Baum eng ist die Ruine nicht zu erkennen, umschlungen werden. Unzähli-

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