Landesplanerische Beurteilung

für das Vorhaben

Energieinfrastrukturvorhaben „RH2-Pribsleben/Tützpatz/Gültz zur Ausbildung des Lokalen Intelligenten Netzknotens (LINK-NB) mit interkommunaler Beteiligung“

(im Folgenden: „RH2-PTG“)

Vorhabenträgerin: WIND-WASSERSTOFF-projekt GmbH & Co. KG (WIWA-projekt) Seestraße 71a 18211 Börgerende

Verfahrensführer: Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern Schloßstraße 6-8 19053 Schwerin Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Inhaltsverzeichnis

A. Ergebnis des Raumordnungsverfahrens

B. Vorhaben

C. Beschreibung des angewandten Verfahrens

D. Planungsrechtliche Ausgangslage

E. Zusammengefasste Inhalte der Stellungnahmen und ermittelte Tatsachen

F. Unterlagen und Stellungnahmen der Vorhabenträgerin 1. Vorhabenbeschreibung und ergänzende Unterlagen der Vorhabenträgerin 2. Stellungnahmen der Vorhabenträgerin zu einzelnen thematischen Aspekten

G. Begründung der landesplanerischen Beurteilung 1. Beschreibung und Bewertung der raumbedeutsamen Auswirkungen des Vorhabens auf betroffene raumordnerische Belange und andere raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen 1.1 Gesamträumliche Entwicklung und Siedlungsentwicklung 1.1.1 Teilhabemöglichkelten 1.2 Energie 1.2.1 Energieversorgung, energiepolltische Bedeutung 1.2.2 Innovation 1.2.3 Eignungsgebiete für Windenergieanlagen 1.3 Verkehr 1.4 Landwirtschaft 1.5 Forstwirtschaft 1.6 Technische Infrastruktur 2. Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen 2.1 Schutzgutbezogene Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen 2.1.1 Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit 2.1.2 Schutzgut Boden 2.1.3 Schutzgut Wasser 2.1.4 Schutzgut Klima und Luft 2.1.5 Schutzgut Landschaftsbild 2.1.6 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 2.1.7 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 2.2 Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen auf Natura 2000-Gebiete 2.2.1 FFH-Gebiet DE 2244-302 Kleingewässerlandschaft bei Gültz 2.2.2 FFH-Gebiet DE 2245-302 Tollensetal mit Zuflüssen 2.3 Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen auf den europäischen Arten­ schutz 3. Zusammenfassende raumordnerische Bewertung 3.1 Gesamtvorhaben 3.2 Teilvorhaben 3.3 Maßgaben

H. Abschließende Hinweise

2 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

A. Ergebnis des Raumordnungsverfahrens

Das Raumordnungsverfahren für das Vorhaben „RH2-PTG“ wird mit folgender Lan­ desplanerischer Beurteilung abgeschlossen:

I. Das Vorhaben „RH2-PTG“ ist - bezogen auf die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - im Ergebnis der Gesamtabwägung unter Berücksichtigung der in dieser Beurteilung unter Punkt G.3.3 formulierten Maßgaben mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar. Das Vorhaben kann - bezogen auf die Flächen der Zone 1 und 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz - im Ergebnis der Gesamtabwägung unter Berücksichtigung der in dieser Beurteilung unter Punkt G.3.3 formulierten Maßgaben mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landes­ planung zur Vereinbarkeit gebracht werden, wenn ein Zielabweichungsverfahren für diese Flächen positiv abgeschlossen worden ist.

II. Das Vorhaben „RFI2-PTG“ ist - bezogen auf die Flächen der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - im Ergebnis der Gesamtabwägung nicht mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar.

Die Flächen der einzelnen Zonen ergeben sie aus der beigefügten Anlage (Zonierung des Vorhabengebietes RFI2-PTG vom 12.05.2015).

B. Vorhaben

Die WIND-WASSERSTOFF-projekt GmbH & Co. KG (WIWA-projekt) als Teil der Firmen­ gruppe WIND-projekt mit Sitz in Börgerende (im Folgenden Vorhabenträgerin genannt) plant im Rahmen eines Energieinfrastrukturvorhabens die Errichtung eines Energieinfrastruktur­ knotens (Lokaler Intelligenter Netzknoten Neubrandenburg - LINK NB) u.a. mit einer Gas­ einspeisungsanlage (Power-to-Gas) sowie von bis zu 30 Windenergieanlagen im Großraum Neubrandenburg (siehe auch Punkt F.). Hierzu hat die Vorhabenträgerin mit Schreiben vom 22.08.2013 beim damaligen Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung (im Folgenden EM genannt) die Durchführung eines Zielabweichungsverfahrens beantragt, da die Windenergieanlagen außerhalb von im Regionalen Raumentwicklungsprogramm Meck­ lenburgische Seenplatte (im Folgenden RREP MS genannt) festgelegten Eignungsgebieten für Windenergieanlagen errichtet werden sollen. Mit dem Projekt soll vor allem unter wissen­ schaftlicher Begleitung der Universität Rostock nachgewiesen werden, dass Schwachwind­ anlagen neuster Bauart in der Lage sind, zusammen mit den vorhandenen Speichermedien im Falle eines Totalstromausfalls in Mecklenburg-Vorpommern die Stromproduktion aus ei­ gener Kraft (zunächst als Inselbetrieb) wieder anzuwerfen (sog. Schwarzstartfähigkeit). Dazu bedarf es nach Aussagen der Vorhabenträgerin als Kernprojekt innerhalb des Gesamtvorha­ bens der Errichtung von mindestens 18-20 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 2,5 bis 3 MW, um auf eine Gesamtleistung von mindestens 50 MW zu kommen. Diese Ge­ samtleistung ist gemäß dem „Nachtrag zum erweiterten Innovationskonzept: Regeneratives, regelbares Kraftwerk mit systemrelevanten Eigenschaften - Stand: 10. März 2015“ erforder­ lich, um bei Schwachwind die Mindestgröße für die benötigte Hilfsenergie von 5 MW für ein in der Nähe gelegenes Kraftwerk (GuD-Kraftwerk Neubrandenburg), welches im Rahmen der Schwarzstartprozesses wieder angefahren werden könnte, kurzfristig aufzubringen. Die auf­ grund der Innovationsanforderungen kurzfristig aufzubringende erforderliche Mindestleistung von 5 MW wurde durch Schreiben der Vorhabenträgerin vom 15.12.2016 im Zusammenhang mit der ergänzenden Darlegung des Innovationscharakters des Gesamtprojekts nochmals bestätigt. Neben der Errichtung von Windenergieanlagen beinhaltet das Vorhaben die Siche­ rung vorhandener und die Schaffung neuer Dauerarbeitsplätze, die Sanierung des sich im Verfall befindlichen Gutshauses in Gültz, die Umsetzung einer kommunalen Teilhabe sowie weiterer Komponenten, die verschiedene neuere Techniken miteinander verknüpfen.

3 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Ausgangspunkte für den „Lokalen Intelligenten Netzknoten Im Großraum Neubrandenburg“ (LINK-NB) sind die vorhandene, zwischen Lubmin und Berlin verlaufende 380-kV- Übertragungsleitung, verschiedene Gastransportleitungen sowie die Autobahn A 20. Die LINK-Strategie beinhaltet die Kombination dieser Infrastrukturbereiche zur Entwicklung eines nachhaltigen und bedarfsorientierten Energiesystems auf der Grundlage erneuerbarer Ener­ gien und nachhaltiger Energiespeicher. Die für das Gesamtprojekt erforderliche Kombination der Infrastrukturbereiche ist nach Aussagen der Vorhabenträgerin in Mecklenburg- Vorpommern nur in dem in Rede stehenden Bereich anzutreffen (Standortgebundenheit des Vorhabens).

Vor Durchführung des Zielabweichungsverfahrens wird die Raumverträglichkeit des Vorha­ bens im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens geprüft. Im Mittelpunkt des hierzu vorge­ legten Ursprungkonzeptes der Vorhabenträgerin (Vorhabenbeschreibung zum Vorhaben RH2-PTG vom 16.06.2014) stehen dabei folgende Teilkomponenten:

Entwicklung und Umsetzung eines „Lokalen Intelligenten Netzknoten“ (LINK) durch die Verbindung von neuen innovativen Komponenten und bereits bestehenden Infrastruktu­ ren Errichtung von bis zu 30 Windenergieanlagen - die Einspeisung eines Großteils des erzeugten Stromes vorrangig in die vorhandene 380-kV-Leitung über das 380-kV-Umspannwerk -Nord nördlich der Ortslage Kessin - die Einspeisung von C02-frei erzeugtem regenerativem Wasserstoff (RH2) in das Fern­ gasnetz der ONTRAS Gastransport GmbH über eine „Power-to-Gas“-Anlage (PTG); die dazu erforderliche Umwandlung des von den Windenergieanlagen erzeugten Stroms in Wasserstoffgas soll in der bereits bestehenden Produktionseinrichtung in er­ folgen, die dazu zu erweitern ist - der Ausbau der Anzahl Dauerarbeitsplätze um bis zu 20 weitere Arbeitsplätze im Ser­ vice- und Turmbaustützpunkt Altentreptow der ENERCON GmbH sowie eine Sanierung des Gutshauses in Gültz (zu letzterem wurde eine Realisierungsbeschreibung vom 07.05.2015 nachgereicht) - die Erstellung eines Teilhabekonzeptes für die betroffenen Gemeinden

Weiterhin hat die Vorhabenträgerin im Rahmen des Antrages auf Abweichung von den Zie­ len der Raumordnung („Nachtrag zum erweiterten Innovationskonzept: Regeneratives, re­ gelbares Kraftwerk mit systemrelevanten Eigenschaften - Stand: 10. März 2015“) das Kon­ zept dahingehend erweitert, dass

- als Kernprojekt innerhalb des Gesamtvorhabens die Errichtung und der Betrieb von mindestens 18-20 Windenergieanlagen der neuesten Anlagengeneration (Schwach­ windanlagen mit Schwarzstartfähigkeit in Kombination mit den vorhandenen Speicher­ plätzen) mit einer Gesamtleistung von mindestens 50 MW geplant ist.

Das Erfordernis der Errichtung von mindestens 18-20 Windenergieanlagen mit einer Ge­ samtleistung von mindestens 50 MW wird von der Vorhabenträgerin damit begründet, dass eine Schwarzstartfähigkeit erst ab dieser Größenordnung möglich ist (siehe oben), wobei jede weitere Anlage die erforderliche wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projektes erhöhe, da es aufgrund des innovativen Charakters der Gesamtanlage schwer sei, eine genaue Vorher­ sage der Erträge zu prognostizieren. Die geplanten Windenergieanlagen weisen gemäß den zur Durchführung des Raumordnungsverfahrens vorgelegten Unterlagen (Vorhabenbe­ schreibung zum Vorhaben RH2-PTG vom 16.06.2014) eine Nennleistung von 2,5 bis 3 MW, eine Nabenhöhe von bis zu 150 m, einen Rotordurchmesser von ca. 115 m sowie eine Ge­ samtbauhöhe von bis zu 208 m auf.

Für die Errichtung dieser Windenergieanlagen ist eine entsprechend große Potenzialfläche erforderlich. Von der seitens der Vorhabenträgerin dafür ursprünglich vorgesehenen Fläche 4 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG sind die Gemeinden Gültz, , Tützpatz sowie die Stadt Altentreptow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte betroffen. Die gesamte Fläche umfasst ca. 450 ha. Da die Flä­ chen der Zone 3 (alt Zone C) gemäß Antrag der Vorhabenträgerin vom 23.01.2015 nicht in die raumordnerische Bewertung einbezogen werden sollen, reduziert sich die Gesamtfläche auf 385 ha. Die Gemeinde Pripsleben sowie die Stadt Altentreptow sind damit nicht mehr direkt von dem Vorhaben betroffen.

Für den Transport der Windenergieanlagen sind Zuwegungen für Schwerlast-Transporter mit einer maximalen Achsenlast von 12 t, einem maximalen Gesamtgewicht von 120 t und einer Nutzbreite der Fahrbahn von 4,5 m erforderlich.

C. Beschreibung des angewandten Verfahrens

Die Vorhabenträgerin hat mit Schreiben vom 22.08.2013 beim EM die Durchführung eines Zielabweichungsverfahrens beantragt, da die Windenergieanlagen außerhalb von im RREP MS festgelegten Eignungsgebieten für Windenergieanlagen errichtet werden sollen.

Vor Durchführung des Zielabweichungsverfahrens wird die Raumverträglichkeit des Vorha­ bens im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens geprüft. Hierzu beauftragte das EM das Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (im Folgenden AfRL MS genannt) mit Schreiben vom 05.11.2013, für das Vorhaben „RH2-PTG“ einschließ­ lich der bis zu 30 Windenergieanlagen ein Raumordnungsverfahren durchzuführen.

Am 11.12.2013 fand die Anlaufberatung zur Abstimmung zum Inhalt und Umfang der Verfah­ rensunterlagen mit den wesentlichen Behörden und Trägern öffentlicher Belange statt. Nach Fertigstellung der Verfahrensunterlagen erfolgte mit Schreiben vom 16.07.2014 die Eröff­ nung des Raumordnungsverfahrens. Die am Abstimmungsverfahren beteiligten Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange sowie anerkannten Verbände nach § 29 Bun­ desnaturschutzgesetz (BNatSchG) wurden gebeten, aus ihrer fachlichen Zuständigkeit bzw. ihrer Berührtheit schriftliche Stellungnahmen bis zum 29.08.2014 an das AfRL MS zu über­ geben. Das AfRL MS wies darauf hin, dass bei Nichtabgabe einer Stellungnahme zu diesem Termin davon ausgegangen wird, dass keine Bedenken gegen das Vorhaben erhoben wer­ den.

Folgende Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange wurden beteiligt:

- Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern - Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte - Landesforst Mecklenburg-Vorpommern - Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern - Bergamt Stralsund - Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen Bundeswehr - Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern - Straßenbauamt Güstrow - Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz Mecklenburg-Vorpommern - Landkreis Mecklenburgische Seenplatte - Amt , Stadt Altentreptow - Amt Treptower Tollensewinkel, Gemeinde Gültz - Amt Treptower Tollensewinkel, Gemeinde Tützpatz -Amt Treptower Tollensewinkel, Gemeinde Pripsleben - Amt Treptower Tollensewinkel, Gemeinde - Amt Treptower Tollensewinkel, Gemeinde - Amt Treptower Tollensewinkel, Gemeinde - BUND Landesgeschäftsstelle Mecklenburg-Vorpommern

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- NABU Landesverband Mecklenburg-Vorpommern - Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. - Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. - Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Mecklenburg-Vorpommern - Wasser- und Bodenverband Untere / Mittlere Peene - Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. - IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern - Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte e.V. - DB Services Immobilien GmbH, Niederlassung Berlin - Deutsche Telekom AG, T-Com, Niederlassung Nordost - Deutsche Telekom Technik GmbH - E-Plus Service GmbH & Co. KG - Telefönica GmbH & Co. - OHG Vodafone D2 GmbH -E.DISAG - 50Hertz Transmission GmbH - Vattenfall Europe Transmission GmbH, Abt. T-FM - Bundesverband Windenergie e.V., Bundesgeschäftsstelle - Verbundnetz Gas AG

Zur Information der Öffentlichkeit fand gemäß § 15 Abs. 8 Landesplanungsgesetz (LPIG) die Auslegung der Verfahrensunterlagen im Zeitraum vom 21.07.2014 bis zum 29.08.2014 im Amt Treptower Tollensewinkel statt.

Zudem konnten die Verfahrensunterlagen in diesem Zeitraum auf der Homepage des EM unter www.raumordnung-mv.de/paqes/raumordnunqsverfahren eingesehen werden. Weiter­ hin wurde durch die Vorhabenträgerin eine Informationsplattform unter www.RH2-PTG.de eingerichtet.

Der Hinweis auf die öffentliche Auslegung erfolgte ortsüblich im Amtlichen Mitteilungsblatt des Amtes Treptower Tollensewinkel vom 21.07.2014 für die Stadt Altentreptow und die Gemeinden des Amtsbereiches. Jedermann hatte bis zu 2 Wochen nach Ablauf der Ausle­ gungsfrist die Möglichkeit, Anregungen und Bedenken zum Vorhaben schriftlich oder münd­ lich bei der auslegenden Behörde oder im AfRL MS vorzubringen.

Zu den im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange eingegangenen Stellung­ nahmen des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte und des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege war die Durchführung einer Erörterung erforderlich. Diese fand am 13.11.2014 im AfRL MS statt. Die Erörterung diente dem AfRL MS als verfahrensführende Behörde, zu einzelnen in den Stellungnahmen aufgeworfenen Problemen die Standpunkte des Antragstellers und der Vertreter der geladenen Behörden zu hören, um zu weiteren Er­ kenntnissen zu gelangen, die für die sachgerechte Abwägung der Stellungnahmen und Äu­ ßerungen relevant sind. Im Ergebnis der Erörterungsberatung wurde festgestellt, dass zur abschließenden landesplanerischen Beurteilung des Vorhabens ergänzende Prüfungen ins­ besondere bezüglich bestimmter Aspekte des Artenschutzes und des Denkmalschutzes er­ forderlich sind.

Zur Erarbeitung der entsprechenden Unterlagen durch die Vorhabenträgerin wurde das Raumordnungsverfahren mit Schreiben vom 10.12.2014 zeitlich befristet ausgesetzt. Die ergänzenden Unterlagen wurden dem AfRL MS am 27.01.2015 übergeben. Mit Schreiben vom 29.01.2015 erfolgte die Wiederaufnahme des Raumordnungsverfahrens.

Mit Schreiben vom 28.01.2015 wurden die ergänzenden Unterlagen an die untere Natur­ schutzbehörde des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte (im Folgenden UNB genannt) sowie das Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege weitergeleitet, mit Bitte um Stellung­ nahme bis zum 16.02.2015. Dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege wurde dabei auf

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Antrag eine Fristverlängerung bis zum 02.03.2015 gewährt.

Da die Bedenken des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege auch nach Prüfung der ergänzenden Unterlagen nicht ausgeräumt werden konnten, fand zur Erörterung der Betrof­ fenheit von Belangen des Denkmalschutzes am 02.04.2015 ein Vor-Ort-Termin statt. Dabei erfolgte eine Begehung im Bereich des Gutshauses und des Gutsparks in Gültz und des Gutshauses in Tützpatz. Im Anschluss an den Vor-Ort-Termin fanden sich die Teilnehmer zu einer abschließenden Beratung im AfRL MS zusammen.

Insgesamt diente der Termin dem nochmaligen konstruktiven Austausch der Sichtweisen auf die betroffenen Belange des Denkmalschutzes und der Prüfung möglicher Kompromisslö­ sungen hinsichtlich des Vorhabens RH2-PTG und der damit vorgesehenen Errichtung von bis zu 30 Windenergieanlagen. Im Ergebnis des Vor-Ort-Termins wurde seitens des Landesam­ tes für Kultur und Denkmalpflege eine Visualisierung gegebenenfalls möglicher Standorte für Windenergieanlagen beauftragt.

Zur Vorstellung und Diskussion des Ergebnisses der Visualisierung fand am 07.05.2015 im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege ein weiteres Gespräch statt.

Im Juli 2015 übernahm das EM die Weiterführung des Raumordnungsverfahrens. In Ergän­ zung wurde, das für das Vorhaben erforderliche, Zielabweichungsverfahrens nach § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) und § 5 Abs. 6 LPIG eingeleitet. Für den Zeitraum von Juli 2015 bis zur Entscheidung im Raumordnungsverfahren liegen keine neuen Erkenntnisse vor, die für die raumordnerische Bewertung von Relevanz sind.

D. Planungsrechtliche Ausgangslage

Die Fläche, die für das hier näher beschriebene Vorhaben in Anspruch genommen werden soll, ist nicht als Eignungsgebiet für Windenergieanlagen im RREP MS vom 15.06.2011 fest­ gelegt. Von daher ist eine positive landesplanerischen Beurteilung nur möglich, wenn zuvor in einem Zielabweichungsverfahrens gemäß § 6 Abs. 2 ROG und § 5 Abs. 6 LPIG die lan­ desplanerische Zustimmung, Windenergieanlagen außerhalb der im RREP MS festgelegten Eignungsgebiete zu errichten, erteilt wird. Das Zielabweichungsverfahren wurde durch das jetzige Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern (im Folgenden weiterhin EM genannt), als Oberste Landesplanungsbehörde, durchgeführt. Inwieweit von dem unter Programmsatz 6.5(5) des RREP MS festgelegten Ziel der Raum­ ordnung abgewichen werden kann, ist Prüfungsgegenstand des Zielabweichungsverfahrens. Die Entscheidung über das Zielabweichungsverfahren durch die Oberste Landesplanungs­ behörde wird in Folge des Raumordnungsverfahrens getroffen.

Gemäß § 15 Abs. 1 Satz 1 ROG ist im Raumordnungsverfahren die Raumverträglichkeit raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen im Sinne von § 1 Raumordnungsverordnung (RoV) zu prüfen. Raumverträglichkeit meint mithin nach dem Wortlaut von § 15 ROG die Übereinstimmung mit Zielen und Grundsätzen der Raumordnung. Der Begriff der Planungen und Maßnahmen schließt den Begriff des Vorhabens ein, vgl. § 3 Abs. 1 Nr. 6 ROG. Wind­ parks werden auch durch die RoV erfasst, vgl. § 1 Nr. 1 RoV i. V. m. Nr. 1.6 Anlage I zum Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG). Der Verordnungsgeber unterstellt also grundsätzlich die Raumbedeutsamkeit von Windparks im Außenbereich.

§ 15 Abs. 1 Satz 2 ROG bestimmt, dass bei der Prüfung der Raumverträglichkeit die raum­ bedeutsamen Auswirkungen der Planung oder Maßnahme unter überörtlichen Gesichtspunk­ ten zu prüfen sind. Insbesondere sind die Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Raumordnung und die Abstimmung mit anderen raumbedeutsamen Planungen und Maß­ nahmen zu prüfen. Standort- und Trassenalternativen sind zu berücksichtigen, soweit diese vom Träger der Planung oder Maßnahme eingeführt werden, vgl. § 15 Abs. 1 Satz 3 ROG,

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was im Raumordnungsverfahren „RH2-PTG“ aufgrund der laut Antragstellerin Standortge­ bundenheit des Vorhabens nicht der Fall war. Diese Standortgebundenheit (siehe Punkt F.2.) konnte nachvollzogen werden. Unter Erfordernissen der Raumordnung sind nach § 3 Abs. 1 Nr. 1 ROG die Ziele und Grundsätze der Raumordnung sowie deren sonstige Erfor­ dernisse zu verstehen. Sonstige Erfordernisse sind dabei nach § 3 Abs. 1 Nr. 4 ROG in Auf­ stellung befindliche Ziele sowie Ergebnisse landesplanerischer Verfahren und landesplaneri­ sche Stellungnahmen.

Dieses Ergebnis wird durch die landesrechtliche Vorschrift des § 15 Abs. 2 LPIG gestützt. Die Vorschrift beschreibt den Regelungsumfang des Raumordnungsverfahrens:

„Als Ergebnis des Raumordnungsverfahrens stellen die Landesplanungsbehörden in einer landesplanerischen Beurteilung fest,

1. ob Vorhaben mit den Erfordernissen der Raumordnung übereinstimmen und 2. wie Vorhaben unter den Gesichtspunkten der Raumordnung aufeinander abge­ stimmt und durchgeführt werden können. Das Ergebnis ist insbesondere unter Bezugnahme auf die Grundsätze und Ziele der Raumordnung und Landesplanung zu begründen. Das Ergebnis der im Raum­ ordnungsverfahren eingeschlossenen raumordnerischen Umweltverträglichkeits­ prüfung muss im Rahmen der landesplanerischen Beurteilung berücksichtigt wer­ den.“

Mithin ist auch nach dem LPIG im Raumordnungsverfahren im Wesentlichen die Überein­ stimmung mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung zu prüfen. Ausgangspunkt für die Überprüfung der Raumverträglichkeit ist ein Vorhaben im Sinne von § 15 Abs. 2 ROG. Es heißt dort:

„Der Träger der raumbedeutsamen Planung oder Maßnahme legt der für Raumord­ nung zuständigen Landesbehörde die Verfahrensunterlagen vor, die notwendig sind, um eine Bewertung der raumbedeutsamen Auswirkungen des Vorhabens zu ermögli­ chen."

Gegenstand der Prüfung sind die „raumbedeutsamen Auswirkungen der Planung oder Maß­ nahme" im Sinne von § 15 Abs. 1 ROG. Der Gesetzgeber hat bewusst die Entscheidung getroffen, die Verträglichkeit des Vorhabens mit sämtlichen raumrelevanten Belangen, also auch solchen, die nicht als Erfordernisse der Raumordnung im Sinne von § 3 Nr. 1 ROG verfestigt sind, zu überprüfen. Die insoweit erforderliche Prüfung der Raumverträglichkeit ist nur dann möglich, wenn diese anhand eines konkreten Vorhabens, so wie es die Vorhabenträgerin in das Raumordnungs­ verfahren eingebracht hat, durchgeführt wird.

Insoweit ist eine Differenzierung zwischen der Bewertung der Raumbedeutsamkeit in einem Raumordnungsverfahren und der Festlegung von Eignungsgebieten für Windenergieanlagen angezeigt. Die Festlegung als Eignungsgebiet im Sinne von § 8 Abs. 7 ROG beziehungswei­ se § 4 Abs. 9 LPIG ist eine abstrakte Gebietsfestlegung, die sich nicht an einem konkreten Vorhaben orientiert. Es wird vielmehr geprüft, ob das festgelegte Gebiet allgemein geeignet ist für eine bestimmte Nutzungsart, im vorliegenden Fall etwa der Windenergienutzung.

Der Unterschied zwischen einem Raumordnungsverfahren und einer Gebietsausweisung im Rahmen eines Regionalen Raumentwicklungsprogramms liegt mithin in dem konkreten Vor­ habensbezug.

Die Raumverträglichkeit ist vorhabenbezogen zu prüfen. Prüfungsmaßstab sind die im Lan­ desraumentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern (LEP M-V) vom 09.06.2016 und im RREP MS festgelegten Erfordernisse der Raumordnung. Eine Prüfungstiefe wie es das

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Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) bei Erteilung einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung erforderlich macht, ist dabei nicht geboten.

E. Zusammengefasste Inhalte der Stellungnahmen und ermittelte Tatsachen

Im Folgenden werden die wesentlichen Aussagen der Beteiligten zum Raumordnungsverfah­ ren in zusammengefasster Form wiedergegeben. Die Wiedergabe erfolgt ohne Kommentie­ rung und enthält die jeweilige Auffassung der Behörde bzw. des jeweiligen Trägers öffentli­ cher Belange im Rahmen seines Verantwortungsbereichs und seiner fachlichen Kompetenz.

Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern

Gemäß Stellungnahme vom 11.09.2014 erfolgte die Beurteilung des Vorhabens auf Grund­ lage der „Anlage 3 der Richtlinie zum Zwecke der Neuaufstellung, Änderung und Ergänzung Regionaler Raumentwicklungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern vom 22.05.2012“. Danach sind Teile des Vorhabengebietes durch gesetzlich geschützte Biotope > 5 ha und den erforderlichen Abstandspuffer von 200 m überdeckt. Südlich der Gültzer Wiesen befindet sich ein Rotmilan-Brutstandort. Zwischen neun und zwölf der geplanten Windenergieanlagen liegen innerhalb des 1000 m - Abstandsradius zum Brutstandort.

Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte, Abt. Immissionsschutz

Gemäß Stellungnahme vom 27.08.2014 sind im Raumordnungsverfahren keine durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte zu vertretenen Belange zu berücksichtigen.

Landesforst Mecklenburg-Vorpommern

Gemäß Stellungnahme vom 18.09.2014 befinden sich im Vorhabengebiet mehrere kleinere Waldflächen. Westlich sowie nördlich grenzt Wald an. Gemäß § 20 Landeswaldgesetz (LWaldG) ist bei der Errichtung von baulichen Anlagen ein Abstand von 30 m zum Wald ein­ zuhalten. Bei der Errichtung von Windenergieanlagen ist jedoch der nach § 2 Nr. 6 Waldab­ standsverordnung (WAbstVO M-V) definierte Ausnahmetatbestand gegeben, wonach eine Unterschreitung des Waldabstandes genehmigungsfähig wäre. Die betroffenen Waldflächen dürfen durch die Anlage von Baustraßen o.ä. nicht beeinträchtigt werden. Die Stellungnahme erfolgt in Abstimmung mit dem Forstamt Neubrandenburg.

Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern

Bodendenkmale

Mit Stellungnahme vom 27.02.2015 wird darauf hingewiesen, dass es bei der Bewertung und Prüfung der Auswirkungen von Windkraftanlagen auf das Erscheinungsbild von Boden­ denkmalen - in diesem Fall des Großsteingrabes - auf das Verhältnis zwischen Windkraftan­ lagen und Großsteingrab ankommt. Zu bewerten sind die Auswirkungen auf das Erschei­ nungsbild des Bodendenkmals, nicht nur die Blickbeziehungen. Beim vorhandenen Groß­ steingrab ist noch eine Systematik der Steine erkennbar.

Eine Vorbelastung des Erscheinungsbildes des Bodendenkmals durch die vorhandene 20- kV-Oberlandleitung kann nicht bestätigt werden. Auf der vorliegenden Visualisierung ist die­

9 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG se Freileitung nicht zu erkennen, die Windenergieanlagen sind jedoch deutlich zu sehen. Insofern ist eine Gleichsetzung der optischen Beeinträchtigungen durch die Freileitung mit der Beeinträchtigung durch Windenergieanlagen nicht sachgerecht.

Weiterhin wird darauf verwiesen, dass es bei der Bewertung der Auswirkungen nicht um die Sichtbarkeit einzelner Steine, sondern um das Gesamtbild des Denkmals geht.

Die im April/Mai 2015 durchgeführte Visualisierung zeigt, dass das Bodendenkmal von den visualisierten Punkten aus durchaus wahrnehmbar ist. Gleichwohl ist aus den Visualisierun­ gen erkennbar, dass die Windenergieanlagen in der vorgesehenen Anordnung den Blick auf das Bodendenkmal freilassen und seinen Wirkungsbereich durchaus, wenn auch nicht in ausreichendem Maße, respektieren. Eine Verschiebung der Windenergieanlage 02 in süd­ östliche Richtung würde den Wirkungsbereich des Bodendenkmals soweit freihalten, dass eine erhebliche Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes des Bodendenkmals weitgehend ausgeschlossen werde.

Bau- und Kunstdenkmale

Die Stellungnahme vom 27.02.2015 - die in Ergänzung zur Stellungnahme vom 29.08.2014 ergeht - bezieht sich insbesondere auf die im Gutachten von G. Dahms und die im Erwide­ rungsschreiben der Vorhabenträgerin vom 23.01.2015 getroffenen Aussagen. Mit Bezug auf das Flandbuch Städtebauliche Denkmalpflege (2013), dem Kommentar zum Denkmal­ schutzgesetz Mecklenburg-Vorpommern (DSchG MV) von Dieter Martin (2007) und dem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes (AZ 22 B 12.1741) vom 18.07.2013 wird nochmals bestätigt, dass die Feldflur um die Gutsanlagen von Gültz, Tützpatz und Gützkow zur Umgebung dieser Denkmäler gehört, da es sich bei den Parkanlagen von Gültz und Tützpatz um typische Vertreter des Landschaftsgartens handelt. Zu den Charakteristika des Landschaftsparks gehört neben den freien und irregulären Strukturen und der Eibeziehung natürlicher Gegebenheiten vor allem auch der landschaftliche Fernblick, der ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Die Gutsanlage von Gützkow ist wiederum in besonderer Weise ge­ eignet, barocke Gestaltungsprinzipien zu veranschaulichen, die unter anderem in der zeitty­ pischen Inszenierung der Hauptachse vom Eingang über den Gartensaal bis in den Park und in die Landschaft besteht. Da die zu berücksichtigenden Sichtachsen schon in Zusammenhang mit der Planung der Gartenanlagen festgelegt und durch die Gartengestaltung inszeniert worden sind, sind die Sichtbezüge in die Landschaft ein Gestaltungsprinzip der historischen Parkanlagen. Insbe­ sondere der Kontrast der Gutsanlage und des Parks mit seinem Baumbestand einerseits und der offenen Landschaft andererseits ist ein grundlegendes Element des historischen Land­ schaftsgartens. Insofern ist die Umgebung der Parkanlagen von Gültz, Tützpatz und Gütz­ kow konstitutives Element der Denkmalaussage.

Es besteht eine enge Verbindung der Architektur mit den zugehörigen Freiflächen; d. h. den Parkanlagen, Wirtschaftshöfen und der umgebenden Landschaft in Gültz, Tützpatz und Gützkow. Insbesondere werden die Ausblicke aus dem Herrenhaus in den Park und die um­ gebende Landschaft sowie aus dem Park in die Landschaft benannt, die zu den zentralen Eigenschaften der Landschaftsgärten gehören.

Das Belvedere des Herrenhauses von Tützpatz, ist der zentrale Ort der Parklandschaft von Gützkow, Tützpatz und Gültz. Es gehört zu den wenigen Beispielen dieses Bautyps in Meck­ lenburg. Von hier ist ein weiter Blick in die Landschaft gegeben, wobei die Anlage des nach Osten nicht abgeschlossenen Gutshofes und die von hier nach Osten gerichteten Alleen diese Blickbeziehung besonders unterstreichen. Die nach Osten in die Landschaft führenden Alleen stellen sich ebenso wie die nach Westen, Norden und Süden verlaufenden Alleen durch den Kontrast zu den Acker- und Wiesenflächen als bewusst eingesetzte, die umlie­ genden Güter verbindende Elemente dar.

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Da es sich bei dem Herrenhaus wie auch der gesamten Gutsanlage einschließlich des Parks um ein Denkmal i.S. des § 2 DSchG MV handelt, besteht ein öffentliches Interesse an dem Erhalt des Herrenhauses einschließlich des Belvederes sowie an einem von erheblichen Beeinträchtigungen freien Blick vom Belvedere in die Landschaft.

Weiterhin wird in der Stellungnahme darauf eingegangen, dass seitens der Vorhabenträgerin bezüglich der Bedeutung der Umgebung von Denkmalen vermutlich eine Gleichsetzung der Begriffe „Erscheinungsbild“ und „Umgebung“ erfolgt. Infolgedessen würde die Vorhabenträ­ gerin die Umgebung allein auf die visuellen Bezüge und auf die Sichtbeziehungen Richtung Gutsanlagen reduzieren. Die Parkwege und Alleen sowie die Ausrichtungen der Häuser in Gültz und Tützpatz machen indes deutlich, dass gerade die Sichtbeziehungen in die Land­ schaft wesentlicher Bestandteil der Denkmale seien. Insbesondere die Ausblicke von dem umlaufenden Parkweg in Gültz und dem Belvedere in Tützpatz würden von dem geplanten Vorhaben erheblich betroffen sein. Die Windenergieanlagen brechen mit ihrer Nabenhöhe von 150 m und einem Rotordurchmesser von ca. 115 m den Maßstab, den die Baumgruppen bzw. einzelne Solitäre nicht nur der Parkanlagen, sondern auch der umgebenden Landschaft bilden. Damit führt das Vorhaben zu einer wesentlichen Herabsetzung des Denkmalwerts der Gutsanlagen von Gültz und Tützpatz und ist als schwerwiegende Beeinträchtigung der Denkmale zu bewerten. Diesbezüglich wird auch auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg vom 23.08.2012 verwiesen.

Seitens des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege wird in der Stellungnahme nochmals die Hochwertigkeit der vorhandenen Guts- und Parkanlagen begründet.

Allein der bauliche Zustand der Denkmalanlagen führt nicht zum Verlust der Denkmaleigen­ schaft. Dies gilt unabhängig davon, ob im Fall einer etwaigen Sanierung gewisse Substanz­ verluste eintreten oder nicht. Die Beeinträchtigung des Umfeldes der Guts- und Parkanlagen durch Vorbelastungen (Schweinezuchtanlage, landwirtschaftliche Neubauten, gewerbliche Hallen verschiedener Unternehmen) ist nicht als so erheblich einzuschätzen, dass es ge­ rechtfertigt ist, die Denkmalwürdigkeit abzusprechen. Zudem würde der Erhalt und das Ent­ wicklungspotenzial eines Denkmals von vornherein erheblich erschwert werden, würden be­ einträchtigende Vorbelastungen unmittelbar zu einer Reduzierung des Denkmalwerts führen.

Die kulturlandschaftsprägenden Baudenkmale können ihre denkmalgeschützte Funktion nur an ihren jeweiligen Standorten erfüllen, wohingegen Windenergieanlagen ihre technische Funktion auch an vielen anderen Standorten ausüben können. Deshalb seien im Planungs­ prozess der Flächen für Windenergieanlagen die Belange des Denkmalschutzes in hohem Maße zu berücksichtigen; es sei aber durchaus zu berücksichtigen, dass dann, wenn die Windenergieanlagen eine vergleichbare Ortsbindung hätten, das geplante Projekt also nicht „irgendwo anders“ errichtet werden könnte, eine denkmalrechtliche Entscheidung zu einem anderen Ergebnis kommen könnte.

Unter anderem mit Blick auf die von der Vorhabenträgerin begründeten Standortgebunden­ heit des Gesamtvorhabens, der technisch vorgegebenen Laufzeitbegrenzung der Windener­ gieanlagen und der Zusage zur Sanierung des Gutshauses in Gültz hat im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens für das Vorhaben „RH2-PTG“ das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege mit Stellungnahme vom 25.01.2016 das Einvernehmen gemäß § 7 Abs. 6 DSchG M-V zu einem Teil des Vorhabens (19 Windenergieanlagen) in Aussicht gestellt.

Bergamt Stralsund

Gemäß Stellungnahme vom 25.07.2014 werden Belange nach Bundesberggesetz (BBergG) durch das Vorhaben nicht berührt. Einwände oder ergänzende Anregungen werden nicht vorgebracht.

11 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr

Mit Stellungnahme vom 29.08.2014 werden technische Belange aufgeführt, die bei der An­ ordnung der Windenergieanlagen zu beachten sind. Eine abschließende Bewertung kann erst im Baugenehmigungsverfahren erfolgen.

Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern

Gemäß Stellungnahme vom 27.08.2014 werden weder Bedenken erhoben noch Anregungen vorgebracht.

Straßenbauamt Güstrow

Mit Stellungnahme vom 21.08.2014 wird darauf hingewiesen, dass entsprechend § 31 Abs. 1 Straßen- und Wegegesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern (StrWG-MV) außerhalb einer nach § 5 Abs. 2 StrWG-MV festgesetzten Ortsdurchfahrt bauliche Anlagen im Sinne der Landesbauordnung an Landesstraßen in einer Entfernung bis zu 20 m (gemessen vom äußeren Rand der befestigten, für den Kraftfahrzeugverkehr bestimmten Fahrbahn) nicht errichtet werden dürfen.

Die Windenergieanlagen sind so weit von den Landesstraßen aufzustellen, dass eine Ge­ fährdung durch Eiswurf von den Rotorblättern auszuschließen ist. Dies ist durch Gutachten nachzuweisen.

Für erforderliche Schwerlasttransporte mit einer Achslast größer 12 t ist durch den Spediteur bzw. die Vorhabenträgerin der Nachweis zu erbringen, dass die zu befahrenden Brücken im Bereich der Landesstraßen diese Lasten aufnehmen können.

Weiterhin werden Hinweise zur Beachtung bei der Errichtung von Windenergieanlagen mit den zugehörigen Anschlüssen bzw. Einspeisungen an bestehende Versorgungsleitungen gegeben.

Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophen­ schutz Mecklenburg-Vorpommern

Gemäß Stellungnahme vom 22.08.2014 bestehen aus Sicht der landesrelevanten Gefahren­ abwehr beim Brand- und Katastrophenschutz keine Bedenken. Da Munitionsfunde nicht ausgeschlossen werden können, sind konkrete und aktuelle Angaben über die Kampfmittel­ belastung der betroffenen Fläche gebührenpflichtig beim Munitionsbergungsdienst der Lan­ despolizei Mecklenburg-Vorpommern, Brand- und Katastrophenschutz, zu erhalten.

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Die Stellungnahme vom 10.09.2014 wurde unter Beteiligung der Fachämter des Landkreises erstellt. Im Ergebnis stehen dem Vorhaben öffentliche Belange des Naturschutzrechtes und des Denkmalrechtes entgegen, die vom Landkreis zu vertreten sind.

- Raumordnungs- und Planungsrecht

Aus Sicht des Landkreises reichen die vorliegenden Verfahrensunterlagen nicht aus, um das Vorhaben abschließend beurteilen zu können. Insbesondere betrifft dies die Beschreibung des Windparks und den von der Vorhabenträgerin behaupteten innovativen Charakter des

12 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Vorhabens. Ebenso wird eine konkretere Darstellung der geplanten finanziellen Teilhabe der Bürger und Kommunen für erforderlich gehalten. Weiterhin wird die Prüfung der Standortal­ ternativen für nicht ausreichend erachtet. Ferner wird ausgeführt, dass nicht auf die Entwick­ lungspotenziale, die sich für die betroffenen Gemeinden aus der historischen Kulturland­ schaft mit ihren Gutshäusern und Parks ergeben, eingegangen wird. Diesbezüglich wird ge­ fordert, den geplanten Windpark in seiner Wirkung auf die historische Kulturlandschaft zu visualisieren.

- Naturschutz und Landschaftspflege

Bezüglich der FFH-Gebiete DE 2244-302 „Kleingewässerlandschaft bei Gültz" und DE 2245- 302 „Tollensetal mit Zuflüssen" wird darauf verwiesen, dass eine Aufwertung von Laichgebie­ ten für die Arten Kammmolch und Rotbauchunke innerhalb und am Rand des Gebietes an­ gestrebt werden sollte. Der Goldbach sollte die südliche Grenze des Plangebietes darstellen. Bezüglich des Artenschutzes sieht die untere Naturschutzbehörde das Vorliegen von Ver­ botstatbeständen des § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG für Vogelarten gemäß Artikel 1 der Vogelschutzrichtlinie und für Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie. Es werden Flä­ chen aufgeführt, auf die im Rahmen des Vorhabens komplett zu verzichten ist, sowie Bedin­ gungen benannt, unter deren Einhaltung weitere Flächen zu einem späteren Zeitpunkt ge­ nutzt werden können. Für vorhandene Kranichbrutplätze werden CEF-Maßnahmen eingefor­ dert. Weiterhin wird auf einen neuen Seeadlerbrutplatz im Golchener Forst verwiesen, für den im Umkreis von 6 km Flugkorridore zwischen Horst und Gewässern über 5 ha freizuhal­ ten sind.

Bezüglich der im Vorhabengebiet vorhandenen gesetzlich geschützten Biotope wird ein Ab­ stand der Windenergieanlagen von 200 m gefordert. Andernfalls wird ein gutachtlicher Nachweis darüber gefordert, dass die Biotope nicht erheblich oder nachhaltig beeinflusst werden.

- Denkmalrecht

Es wird darauf hingewiesen, dass der Zustand eines Denkmals nichts über seinen Denk­ malwert aussagt. Bezogen auf die vorhandenen Baudenkmale ist der originale Bestand aus drei Jahrhunderten nach wie vor gegeben und somit zu sichern.

Bezüglich des Umgebungsschutzes wird darauf hingewiesen, dass die Gutsanlagen Gültz, Tützpatz und Gützkow als Baudenkmale in die Denkmalliste des Landkreises eingetragen sind. Der Wirkungsbereich eines Denkmals variiert je nach Denkmalart. Die entsprechende Prüfung obliegt den Denkmalbehörden. Für den Erhalt der Gutsanlagen liegen künstlerische, geschichtliche und volkskundliche Gründe vor. Die Errichtung der Windenergieanlagen in einer Entfernung von nur 1 bis 2 km würde zu einer erheblichen Beeinträchtigung bzw. Zer­ störung der Denkmallandschaft führen.

Die Gutsanlagen Gültz und Tützpatz wurden auf Allansichtigkeit angelegt, deren Einbezie­ hung in die umgebende Landschaft ein maßgebliches Kriterium darstellte.

Bezüglich des vorhandenen Bodendenkmals wird darauf hingewiesen, dass eine entspre­ chend den Unterlagen geplante Sondierung und Bergung des Hügelgrabes nicht dem Denkmalschutzgesetz entsprechen würde.

Zusammenfassend wird festgestellt, dass die Realisierung von 30 Windenergieanlagen im Abstand von nur 1 bis 2 km zu den im 18. und 19. Jahrhundert bewusst in diese weitsichtige Landschaft eingebetteten Denkmalen, eine Umgestaltung und Zerstörung der Kul­ turlandschaft darstellt und eine zukünftige Nutzung und notwendige Instandsetzung der Denkmale erschweren bzw. unmöglich gestalten würde.

13 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

- Baurecht

Mit Bezug auf § 1 Abs. 6 Nr. 1 Baugesetzbuch (BauGB) wird zur Gewährleistung gesunder Wohnverhältnisse für die bestehende Wohnbebauung eine Überarbeitung der Verfahrensun­ terlagen dahingehend gefordert, dass eine Prüfung einzuhaltender Immissionsrichtwerte in Bezug auf die betroffene Wohnbebauung möglich ist. - Wasserwirtschaft/ Gewässerschutz

Es werden Abstimmungen mit der unteren Wasserbehörde und dem zuständigen Wasser- und Bodenverband bezüglich des Abstandes der Fundamente der geplanten Windenergiean­ lagen von den Gewässeroberkanten gefordert. Auf eine mögliche Drainage der Fläche und dementsprechend erforderliche Abstimmungen mit den Grundstückseigentümern wird hin­ gewiesen. Weiterhin wird eine Einbeziehung bei der Festlegung von Ausgleichsmaßnahmen gefordert.

- Immissionsschutz/Abfallrecht/ Bodenschutzrecht

Es wird festgestellt, dass die vorliegenden Unterlagen für eine Prüfung sachlich und räumlich nicht konkret genug sind.

- Recht des öffentlichen Gesundheitsdienstes

Das Vorhaben wird unter Zugrundelegung einer Stellungnahme des Landesamtes für Ge­ sundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (im Folgenden LAGUS genannt) beurteilt. Hierin wird die Auffassung vertreten, dass dem vorbeugenden Gesundheitsschutz der An­ wohner Genüge getan ist, wenn die landeseinheitlichen Abstandskriterien erfüllt sind. Mit „landeseinheitlichen Abstandskriterien“ sind die Hinweise des Ministeriums für Energie, Inf­ rastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern zur Festlegung von Eignungs­ gebieten für Windenergieanlagen vom 22.05.2012 gemeint, hier der Abstand von 1000 m zu Gebieten, die nach der Baunutzungsverordnung (BauNVO) dem Wohnen (WR, WA, MD, Ml), der Erholung, dem Tourismus und der Gesundheit (SO) dienen sowie der Abstand von 800 m zu Einzelhäusern und Splittersiedlungen im Außenbereich. Davon ausgehend, dass darauf zu achten ist, dass die Umwelt nicht immer stärker durch Immissionen belastet wird und immer weniger ruhige Orte verbleiben, sollte eine genaue Prüfung des Innovationscha­ rakters und damit der Notwendigkeit des Vorhabens erfolgen.

- Kataster- und Vermessungsrecht

Es werden keine Bedenken gegen das Vorhaben geäußert. Hingewiesen wird darauf, dass bestimmte, in der Stellungnahme konkret benannte Festpunkte des geodätischen Festpunkt­ feldes weder entfernt noch beschädigt werden dürfen.

- Straßen und Wegerecht

Es wird mitgeteilt, dass Belange von Kreisstraßen durch das Vorhaben nicht berührt werden.

Die UNB des Landkreises stellt mit Stellungnahme vom 10.02.2015 zusammenfassend fest, dass im Ergebnis der nochmaligen Prüfung nach gegenwärtigem Kenntnisstand, abweichend von der Stellungnahme des Landkreises vom 10.09.2014, Nr. 3 „Naturschutz/ Landschafts­ pflege“, Verstöße gegen das Tötungs- und Schädigungsverbot gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG nicht ausgeschlossen werden können. Der Erfolg von eventuellen CEF- Maßnahmen oder anderen Maßnahmen ist ungewiss. Hinzu kommt, dass bei summarischer Betrachtung aller relevanten naturschutzfachlichen Kriterien einschließlich der Bedeutung als Natur- und Lebensraum für das Vorhabengebiet ein hohes naturschutzfachliches Konfliktpo­ tenzial besteht. Es wird darauf hingewiesen, dass das Vorhabengebiet im Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan der Planungsregion Mecklenburgische Seenplatte vom Juni 2011 als Bereich mit besonderer Bedeutung zur Sicherung der Freiraumstruktur mit hoher Funkti­ onsbewertung ausgewiesen ist. 14 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Bezüglich des FFH-Gebietes „Kleingewässerlandschaft bei Gültz“, für das die Arten Kamm­ molch und Rotbauchunke als Zielarten festgelegt sind, wäre als Ausgleich eine Aufwertung von Laichgebieten für beide Arten innerhalb und am Rand des FFH-Gebietes denkbar. Den ergänzenden Darlegungen der Vorhabenträgerin zu möglichen Ausgleichsgebieten (Biotope Nr. 23, 27 und 42 sowie verlandete Kleingewässer zwischen Prützen und Hermannshöhe) kann gefolgt werden.

Bezüglich der artenschutzrelevanten Fledermäuse wird Folgendes festgestellt: Am Südrand des Tützpatzer Waldes befindet sich ein Fledermausfunktionsraum mit hoher Bedeutung (ca. 26 ha). Der Abstand von Windenergieanlagen zu Waldrändern, als bedeutsame Fledermaus­ lebensräume, sollte mindestens 250 m betragen. Für die Windenergieanlagen 01, 04 und 07, die mit ihren Rotoren diesen Bereich überstreichen, wären in den Nachtstunden in den Mo­ naten Mai bis September pauschale Abschaltzeiten einzuplanen sowie zur Erlangung beur­ teilungsrelevanter Daten ein Höhenmonitoring in Gondelhöhe (Horchboxen) für eine Laufzeit von zwei Jahren durchzuführen.

Bezüglich der artenschutzrelevanten Vögel wird Folgendes festgestellt:

In Bezug auf den Großvogelschutz stellt das Vorhabengebiet ebenfalls ein hohes Kon­ fliktpotenzial dar. Folgende kollisionsgefährdete und nach BNatSchG streng geschützte Ar­ ten brüten auf oder im angrenzenden Umfeld des Vorhabengebietes:

• Rotmilanbrutpaar in einem Bruchwald im Zentrum des Vorhabengebietes südlich von Gültz • Schwarzmilanbrutpaar in unmittelbarer Nachbarschaft zum Horst des Rotmilanbrutpaares • Rohrweihenbrutpaar im verschilften Ufer des Angelteiches direkt westlich der alten Torfkuhle Tützpatz • Sieben Brutvorkommen des Kranichs, davon zwei im Vorhabengebiet und fünf unmittelbar außerhalb des Vorhabengebietes • Seeadlerbrutplatz in 2300 m Entfernung an der westlichen Waldkante des Golchener Forstes

Zu diesen Großvogelarten wird im Einzelnen Folgendes festgestellt:

Rotmilan- und Schwarzmilanbrutpaar:

Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko besteht nach bisherigen Erkenntnissen im Radius von 1000 m um den Rotmilanhorst und im Radius von 500 m um den Schwarzmilanhorst. Dabei ist der Abstand vom Horst bis zur Rotorspitze maßgeblich. Das Tötungsrisiko geht von den Rotorblättern und nicht vom Mast aus. Die geplanten Windenergieanlagen 13, 14 und 15 ragen mit ihren Rotoren in den Abstand von 1000 m hinein und sind daher um ca. 50 m zu­ rückzusetzen. Laut Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarte (LAG VSW in: Natur­ schutz und Landschaftspflege, Band 46, Dezember 2014) zeigen neuere Erkenntnisse aus der Satellitentelemetrie über das räumliche und zeitliche Verhalten von Rotmilanen in Thü­ ringen, Hessen und Niedersachsen, dass fast 60 % der Rotmilan-Flugaktivitäten im Umkreis von 1500 m um die Fortpflanzungsstätte liegen. Ob die östlich und westlich der Milanhorste geplanten Windenergieanlagen Auswirkungen auf das Brutverhalten haben, kann seitens der UNB nicht abschließend beurteilt werden. Nur im Rahmen einer Raumnutzungsanalyse für den Rot- und den Schwarzmilan kann ermittelt werden, wie groß die Pufferzone um die Fort­ pflanzungsstätte sein muss, um das Tötungsrisiko nicht signifikant zu erhöhen. In dieser Raumnutzungsanalyse, welche sich über die gesamte Zeit der Brut- und Jungenaufzucht­ phase erstreckt (ca. Mitte März bis Ende Juni), sollen die hauptsächlichen Nahrungsflüge vom Horst in Richtung Äsungsflächen und zurück dargestellt und analysiert werden. Ergeb­ nis einer solchen Raumnutzungsanalyse kann beispielsweise sein, dass bestimmte Wind­ energieanlagen im Radius von bis zu 1500 m um den Horst nicht errichtet werden können, solange die Fortpflanzungsstätte besetzt ist. Möglich ist auch, dass weitere Anlagen, welche sich im Flugkorridor der Milane befinden, in kritischen Zeiten (Brutphase, Aufzuchtphase der 15 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Jungtiere) am Tage abgeschaltet werden müssen. Der Lebensstättenschutz gilt auch bei Abwesenheit der Vögel. Es kann Vorkommen, dass ein Horst auch für ein Jahr nicht besetzt wird. Der Schutz der Brutstätte soll mindestens drei Jahre nach Aufgabe des Horstplatzes gelten.

Rohrweihenbrutpaar:

Über das Rohrweihenbrutpaar liegen Nachweise aus den Jahren 2011, 2012 und 2014 vor. Ein Verstoß gegen das Tötungsverbot beim Bau von Windenergieanlagen liegt im Radius von 500 m um die Fortpflanzungsstätte vor, dieser ist einzuhalten; die LAG VSW 2014 emp­ fiehlt 1000 m Mindestabstand.

Kranichbrutvorkommen:

Ein Verstoß gegen das Schädigungsverbot nach § 44 Abs. 1 Ziffer 3 BNatSchG liegt bei der Errichtung von Windenergieanlagen im 500 m-Radius vor, da die Fortpflanzungsstätte durch die störende Wirkung der Windenergieanlagen gemieden wird, bzw. der Bruterfolg reduziert wird. Hier wären geeignete CEF-Maßnahmen zu Gunsten der betreffenden Kranichbrutpaa­ re, z.B. Schaffung von attraktiven Brutbiotopen außerhalb des Vorhabengebietes einzupla­ nen. Die LAG VSW 2014 empfiehlt eine generelle Tabuzone von 500 m um den Brutplatz.

Seeadlerbrutplatz:

Das Hauptnahrungshabitat ist das im Osten befindliche Tollensetal. Ein erhöhtes Tötungsri­ siko konnte nicht erkannt werden.

Stadt Altentreptow

Mit Stellungnahme vom 04.04.2014 lehnt die Stadt Altentreptow die Errichtung eines neuen Windparks in der Region grundsätzlich ab. Da die geplanten Windenergieanlagen die bereits bestehenden im Windpark Werder/ Kessin/ Altentreptow in Bezug auf Nabenhöhe und Ge­ samthöhe noch überragen, wird befürchtet, dass die negativen Auswirkungen auf die Le­ bensqualität der Einwohner noch größer werden. Die Gemeinde Altentreptow habe über alle Maßen hinaus ihren Anteil zur Energiewende beigetragen. Es sei für ihre Bürger nicht mehr zumutbar, um Altentreptow herum weitere Windparks auszuweisen.

Es wird verdeutlicht, dass die Einwohner der Gemeinden Altentreptow, Pripsleben, Tützpatz und Gültz ausgehend vom bestehenden Windpark Werder/ Kessin/ Altentreptow eine kon­ krete Vorstellung von der Größe der Windenergieanlagen, dem Flächenausmaß des Wind­ parks und den Auswirkungen auf Flora, Fauna und die eigene Lebensqualität haben. Es wird verwiesen auf die Stellungnahme der Stadt Altentreptow im Rahmen der 1. Beteiligungsstufe zur Teilfortschreibung des RREP MS, die als Bestandteil der Stellungnahme zum Raumord­ nungsverfahren beigefügt wurde.

Es werden verschiedene Fragen zum Projektkonzept und zu Fragen der Energieversorgung insgesamt aufgeworfen, die aus Sicht der Stadt Altentreptow offen geblieben sind, jedoch nicht im Rahmen des Raumordnungsverfahrens geklärt werden können.

Es wird darauf hingewiesen, dass bisher ein klares Angebot der Vorhabenträgerin für eine kommunale Teilhabe fehlt. Bisher dazu getroffene Aussagen und terminliche Zielsetzungen ermöglichen den betroffenen Gemeinden keine fundierte Entscheidungsfindung. Es wird die Auffassung vertreten, dass mit der geplanten Größe des Windparks eine Zer­ schneidung der ländlichen Strukturen im betroffenen Raum erfolgt. Weiterhin wird auf die im betroffenen Raum bereits vorhandenen Windparks und auf die im Vorentwurf zur Teilfort­ schreibung des RREP MS enthaltenen, gegebenenfalls potenziellen Eignungsgebiete für

16 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Windenergieanlagen verwiesen. Bereits mit den bestehenden Windparks sei der Amtsbe­ reich Treptower Tollensewinkel überproportional von Windenergienutzung betroffen.

Bezüglich erforderlicher Schwerlasttransporte wird darauf hingewiesen, dass die Gemeinde­ straßen in der Regel nicht für Schwerlasttransporte ausgelegt sind und bei ländlichen Wegen eine maximale Belastung von 12 t vorgeschrieben ist.

Es werden Bedenken bezüglich des Innovationspotenzials des Vorhabens geäußert, insbe­ sondere bezüglich der Power-to-Gas-Anlage. In diesem Zusammenhang wird auch auf die bereits vorhandenen Windenergieanlagen und die PTG-Anlage in Grapzow verwiesen.

Im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens für das Vorhaben „RH2-PTG“ - bezogen auf die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - wurde die Stadt Altentreptow auf­ grund der territorialen Nicht-Betroffenheit nicht beteiligt. Unabhängig davon hat die Stadt Altentreptow sich mit Schreiben vom 05.11.2015 hierzu geäußert.

In ihrer Stellungnahme begrüßt die Stadt Altentreptow die Ansiedlung und den weiteren Aus­ bau des ENERCON-Stützpunktes am Standort Altentreptow sowie sie geplante Umrüstung für die Flugbefeuerung an den Windenergieanlagen im Windpark Grapzow. Zudem sollte alternative Einnahmemöglichkeit zur angebotenen interkommunalen Beteiligung, z.B. in Form einer Ausgleichsabgabe, zeitnah manifestiert werden. Vor dem Hintergrund der territo­ rialen Nicht-Betroffenheit und der Tatsache, die betroffenen Gemeinden in ihrer Entschei­ dungsfindung nicht beeinflussen zu wollen, will die Stadt Altentreptow nun Neutralität in der Sache wahren.

Gemeinde Gültz

Mit Stellungnahme vom 09.09.2014 vertritt die Gemeinde Gültz die Auffassung, dass im Be­ reich des Amtes Treptower Tollensewinkel der Windenergie bereits genügend Raum gege­ ben wurde und damit der Privilegierung der Windenergie nach § 35 BauGB bereits Rech­ nung getragen wird. Es wird auf die gegenwärtig laufende Teilfortschreibung des RREP MS verwiesen, deren Ergebnis derzeitig noch offen ist und deshalb daraus resultierende mögli­ che weitere Belastungen für die Gemeinde derzeitig noch nicht abschätzbar sind. Die Ge­ meinde bewertet das Vorhaben als konkurrierende Raumnutzung, die mit den gemeindlichen Entwicklungsabsichten nicht vereinbar sei. Die Gemeinde möchte sich weitere Entwick­ lungspotenziale offen halten und sieht diesbezüglich insbesondere die vorhandene wertvolle historische Kulturlandschaft, die sich von Basedow über , , Gützkow und die mit dem Vorhaben betroffenen Gemeinden Gültz, Tützpatz und Pripsleben bis zur Tollenseniederung erstreckt. Die Gemeinde hat bereits konkrete Nutzungsvorstellungen in Bezug auf das Gutshaus und den Park Gültz. Es wird darauf verwiesen, dass es derzeitig bereits erste Ansätze für eine entsprechende Entwicklung im Ortsteil Seltz im Bereich des ehemaligen Pflegeheims durch den Verein „Urlaub miteinAnders e.V.“ gibt. Weiterhin wird die Auffassung vertreten, dass die in den Verfahrensunterlagen erfolgte Bewertung des Landschaftsbildes für die Guts- und Parkanlagen der realen Situation nicht gerecht wird. Es würde die Darstellung der Sichtachsen mit gebauten Windenergieanlagen fehlen.

Im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens für das Vorhaben „RH2-PTG“ - bezogen auf die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - wurde die Gemeinde Gültz eben­ falls beteiligt. Mit Stellungnahme vom 03.11.2015 hat die Gemeinde Gültz dem Vorhaben zugestimmt, sofern der Vorhabenträgerin der einvernehmlich aufgestellte Maßnahmenkata­ log verbindlich auferlegt wird.

17 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Gemeinde Tützpatz

Mit Stellungnahme vom 09.09.2014 vertritt die Gemeinde Tützpatz die Auffassung, dass im Bereich des Amtes Treptower Tollensewinkel der Windenergie bereits genügend Raum ge­ geben wurde und damit der Privilegierung der Windenergie nach § 35 BauGB bereits Rech­ nung getragen wird. Es wird auf die gegenwärtig laufende Teilfortschreibung des RREP MS verwiesen, deren Ergebnis derzeitig noch offen ist und deshalb daraus resultierende mögli­ che weitere Belastungen für die Gemeinde momentan noch nicht abschätzbar sind. Die Ge­ meinde möchte sich weitere Entwicklungspotenziale offen halten und sieht diesbezüglich insbesondere die vollständig erhaltene Gutsanlage Tützpatz einschließlich Park und Wirt­ schaftshof inmitten einer wertvollen und durch die unmittelbare Nachbarschaft zu den Schlossanlagen Gützkow und Gültz einmaligen Kulturlandschaft. Weiterhin wird die Auffas­ sung vertreten, dass die in den Verfahrensunterlagen erfolgte Bewertung des Landschafts­ bildes für die Guts- und Parkanlagen der realen Situation nicht gerecht wird. Es würde die Darstellung der Sichtachsen mit gebauten Windenergieanlagen fehlen.

Weiterhin werden Befürchtungen bezüglich negativer Beeinflussungen der Lebensqualität, gesundheitlicher Beeinträchtigungen der Bürger sowie deutlicher Abwertung von Häusern und Grundbesitz geäußert.

Im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens für das Vorhaben „RH2-PTG“ - bezogen auf die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - wurde die Gemeinde Tützpatz ebenfalls beteiligt. Mit Stellungnahmen vom 23.12.2015 sowie vom 10.10.2016 hat die Ge­ meinde Tützpatz erneut Bedenken zu dem Vorhaben vorgetragen. Zugleich hat sie darauf hingewiesen, dass sie, sollte das Vorhaben auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz trotz ihrer ablehnenden Stellungnahme, errichtet werden ebenfalls an der Errichtung von Windenergie­ anlagen auf ihrem Gemeindegebiet interessiert ist und dazu die Umsetzung einer mit der Vorhabenträgerin getroffenen Vereinbarung erwartet.

Gemeinde Pripsleben

Mit Stellungnahme vom 09.09.2014 vertritt die Gemeinde Pripsleben die Auffassung, dass im Bereich des Amtes Treptower Tollensewinkel der Windenergie bereits genügend Raum ge­ geben wurde und damit der Privilegierung der Windenergie nach § 35 BauGB bereits Rech­ nung getragen wird. Es wird auf die gegenwärtig laufende Teilfortschreibung des RREP MS verwiesen, deren Ergebnis derzeitig noch offen ist und deshalb daraus resultierende mögli­ che weitere Belastungen für die Gemeinde momentan noch nicht abschätzbar sind. Die Ge­ meinde möchte sich weitere Entwicklungspotenziale offen halten und sieht diesbezüglich insbesondere die vorhandene wertvolle historische Kulturlandschaft, die sich von Basedow über Stavenhagen, Ivenack, Gützkow und die mit dem Vorhaben betroffenen Gemeinden Gültz, Tützpatz und Pripsleben bis zur Tollenseniederung erstreckt.

Weiterhin ist die Gemeinde der Auffassung, dass die in den Verfahrensunterlagen erfolgte Bewertung des Landschaftsbildes für die Guts- und Parkanlagen der realen Situation nicht gerecht wird. Es würde die Darstellung der Sichtachsen mit errichteten Windenergieanlagen fehlen.

Es wird darauf hingewiesen, dass sich in Pripsleben ein Turmhügel mit ggf. bestehenden Sichtachsen zu den Ortslagen Tützpatz und Gültz befindet, der Bestandteil der Bodendenk­ malliste des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte ist, jedoch in den Verfahrensunterla­ gen keine Berücksichtigung findet.

Es werden Bedenken hinsichtlich gesundheitlicher Beeinträchtigungen der Bürger durch Schall, Infraschall und Schattenwurf sowie Beleuchtung der Windenergieanlagen geäußert.

18 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Weiterhin äußert die Gemeinde in ihrer Stellungnahme ihre Auffassungen bezüglich des er­ forderlichen Mindestabstandes zwischen Eignungsgebieten für Windenergieanlagen, der Umzingelung von Ortslagen und wirft Fragen bezüglich des Wertverlustes für Grundstücke durch Windenergieanlagen auf.

Im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens für das Vorhaben „RH2-PTG“ - bezogen auf die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - wurde die Gemeinde Pripsleben ebenfalls beteiligt. Mit Stellungnahme vom 28.12.2015 hat die Gemeinde Pripsleben erneut Bedenken zu dem Vorhaben vorgetragen. Zugleich hat sie darauf hingewiesen, dass sie u.a. eine jährliche finanzielle Entschädigung von der Vorhabenträgerin erwarte, sollte das Vorha­ ben auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz, trotz ihrer ablehnenden Stellungnahme, errichtet werden.

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, LV Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Mit Stellungnahme vom 11.09.2014 wird dargelegt, dass aus Gründen der Gleichbehandlung ein Vorhaben in der geplanten Größenordnung nur im Rahmen der Teilfortschreibung des RREP MS im Zusammenhang mit der Ausweisung weiterer Eignungsgebiete und unter Be­ rücksichtigung der dazu zu Grunde gelegten Kriterien bewertet werden kann. Ein überwie­ gendes öffentliches Interesse an der Errichtung der Windenergieanlagen wird ausgehend von den ergänzenden Elementen des Vorhabens nicht erkannt. Es wird die Auffassung ver­ treten, dass sich eine Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens nur aus einem deutlich ver­ kleinerten Vorhaben, bei dem die Leistung und die Größe der Windenergieanlagen in einem sinnvollen Verhältnis zur geplanten Wasserstoffproduktion und in einem angemessenen Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Region steht, ergeben kann.

Im Vorhabenbereich befinden sich geschützte Biotope mit einer Größe von > 5 ha. Es wird die Herausnahme der „Alten Torfkuhle südwestlich von Gültz" aus der Fläche sowie die Ein­ haltung eines Abstandspuffers von 200 m zu den Biotopen gefordert. Eine Einbeziehung von FFH-Flächen in das Plangebiet wird abgelehnt. Weiterhin werden die Einhaltung eines Vor­ sorgeabstandes zum Rotmilanhorst im Plangebiet sowie die Prüfung der von der Vorhaben­ trägerin dokumentierten Horststandorte gefordert. Weiterhin werden vertiefende Untersu­ chungen bezüglich der Betroffenheit von Fledermäusen gefordert.

In Bezug auf den Bodenschutz wird bemängelt, dass die tatsächlich in Anspruch zu neh­ menden Flächen nicht ausreichend deutlich werden und somit kaum bewertbar sind. Auf Grund der bestehenden Vorbelastungen durch die Windparks Altentreptow-Ost und Alten­ treptow-West wird eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes erwartet. Um die Beteiligung bei weiteren Verfahrensschhtten wird gebeten.

NABU Mecklenburg-Vorpommern, Landesgeschäftsstelle

Mit Stellungnahme vom 24.09.2014 wird das Vorhaben vollständig abgelehnt. Der Pilot- und Demonstrationscharakter des Vorhabens sowie die Notwendigkeit der Umsetzung des Vor­ habens sind an dem gewählten Standort nicht ausreichend begründet.

Es ist zweifelhaft, dass die entsprechend den Verfahrensunterlagen vorgesehene Revierver­ lagerung des Rotmilans als CEF-Maßnahme anrechenbar und erfolgreich durchführbar ist.

Weiterhin wird dargelegt, dass auf Grund der vorhandenen landschaftlichen Struktur und Biotopausstattung davon auszugehen ist, dass es sich bei dem betroffenen Gebiet um ein Reproduktionsschwerpunktgebiet für Fledermäuse handelt. Mit der Errichtung von Wind­ energieanlagen wäre somit eine starke Beeinträchtigung der vorhandenen Fledermauspopu­ lationen zu erwarten. Da der Standort auf Grund seiner hohen Lebensraumqualität über­ durchschnittliche Fledermausaktivitäten aufweist, sollte er aus Artenschutzgründen von 19 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Windenergieanlagen grundsätzlich freigehalten werden.

Weiterhin wird darauf verwiesen, dass für die von dem Vorhaben betroffenen FFH-Gebiete „Kleingewässerlandschaft bei Gültz" und „Tollensetal mit Zuflüssen" als Bestandteile des zusammenhängenden europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000" alle Veränderungen und Störungen, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung ihrer für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteile führen können, unzulässig sind. Demzufolge sei es erforderlich, eine Pufferzone um das jeweilige Schutzgebiet einzurichten.

Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Gemäß Stellungnahme vom 28.07.2014 beeinträchtigt das Vorhaben die vom Landesangler­ verband zu bewertenden Schutzgüter nicht oder nur unerheblich. Es werden keine Einwände erhoben.

Bundesverband Windenergie e.V.

Gemäß Stellungnahme vom 21.08.2014 entspricht das Vorhaben den aktuellen Anforderun­ gen an den Aufbau einer nachhaltigen und bedarfsgerechten Energieversorgung. Insbeson­ dere werden der Aspekt der Kombination von Stromerzeugung und direkter Speichermög­ lichkeit von überschüssigem Strom sowie die geplante Teilhabe der betroffenen Kommunen und Bürger hervorgehoben. Es wird darauf hingewiesen, dass zu einzelnen Problemstellun­ gen des Vorhabens, die sich aus vorliegenden Gutachten, der Raum- und Umweltverträg­ lichkeitsstudie, raumordnungsrechtlichen oder sonstigen rechtlichen Überlegungen oder der Akzeptanzsituation vor Ort ergeben, keine Stellungnahme abgegeben wird.

Wasser- und Bodenverband Untere Tollense/ Mittlere Peene

Gemäß Stellungnahme vom 05.08.2014 bestehen hinsichtlich der Unterhaltung der Gewäs­ ser II. Ordnung grundsätzlich keine Bedenken gegen die Realisierung des Vorhabens. Im Vorhabengebiet befinden sich mehrere offene und verrohrte Gewässer. Deshalb sind im Zu­ sammenhang mit der Planung der Anlagenstandorte, der Kranstellflächen, Kabeltrassen und Zuwegungen weitere Abstimmungen erforderlich.

Wasser- und Abwasserzweckverband / Altentreptow

Gemäß Stellungnahme vom 28.08.2014 werden keine Einwände oder Bedenken geltend gemacht.

Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Gemäß Stellungnahme vom 21.08.2014 dürfen die Bauzeiten für die Windenergieanlagen und die erforderlichen Leitungstrassen nicht in der Vegetationsperiode liegen. Die Bauzeiten auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sind möglichst kurz zu halten. Es wird bemängelt, dass die Unterlagen keine genauen Angaben zum gesamten Flächenverlust für die Land­ wirtschaft beinhalten. Es ist zudem nicht hinnehmbar, dass der Verlust des Produktionsmit­ tels Bodens u.a. mit der Begründung, dass das Maß der Beeinträchtigung für den landwirt­ schaftlichen Betrieb ohne wesentliche Bedeutung sei, als Bagatelle abgetan werde. Dazu werden bestimmte Fragestellungen aufgeworfen. Es wird eine bodenkundliche Baubeglei­ tung der Baumaßnahmen durch Sachverständige angeregt. Weiterhin wird gefordert, dass erforderliche neue Wege so anzulegen sind, dass keine Kleinst- oder Splitterflächen entste­ 20 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG hen.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sollten ohne Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flä­ chen geplant werden, z.B. durch Entsiegelung oder flächenneutrale Maßnahmen. Es werden Vorschläge für mögliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen unterbreitet. Eine Umwandlung von Ackerland in Grünland wird abgelehnt.

Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg- Vorpommern

Mit Stellungnahme vom 05.09.2014 wird dargelegt, dass ausgehend von der aktuellen Teil­ fortschreibung des RREP MS zur Windenergienutzung, die Durchführung eines Raumord­ nungsverfahrens mit integriertem Zielabweichungsverfahren zur Umsetzung eines zusätzli­ chen Windparks im Raum Altentreptow kritisch gesehen wird, da der Vorhabenträgerin ein Wettbewerbsvorteil ermöglicht wird. In den Ortslagen im Umfeld des geplanten Vorhabens wurden in den vergangenen Jahren umfangreiche Investitionen zum Ausbau umweltverträg­ licher touristischer Angebote zur nachhaltigen und natur- und landschaftsgebundenen Erho­ lung getätigt. Mit der Errichtung eines Windparks werden wirtschaftliche Nachteile, z.B. be­ züglich Gästezahlen, befürchtet. Vor dem Hintergrund der Sicherung der weichen Standort­ faktoren im Umfeld des Wirtschaftsstandortes Altentreptow (Vermeidung einer vollständigen technischen Überprägung der Landschaft, Erhalt der Lebensqualität im ländlichen Raum, Erhalt der Naherholungsfunktion) wird das Vorhaben für bedenklich gehalten.

Der Bedarf eines neuen Windparks für die Power-to-Gas-Anlage sowie insgesamt der Inno­ vationscharakter des Vorhabens wurden in den Verfahrensunterlagen nicht nachvollziehbar dargelegt. Weiterhin ist nicht ersichtlich, warum die mit dem Innovationsvorhaben RH2-WKA geschaffenen Arbeitsplätze in Altentreptow mit einem neuen Windpark gesichert werden müssen.

Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte e.V.

Gemäß Stellungnahme vom 28.09.2014 bestehen Bedenken gegen das Vorhaben. Es wird auf die touristisch relevante Kulturlandschaft im Bereich zwischen Stavenhagen und Alten­ treptow mit den Gutsanlagen Ivenack, Gützkow, Tützpatz und Gültz verwiesen, in deren Um­ feld in den vergangenen Jahren umfangreiche Investitionen zum Ausbau und zur nachhalti­ gen Etablierung der touristischen Angebote getätigt wurden. Die Errichtung von Windener­ gieanlagen erzeugt eine technisch überformte Industrielandschaft und passt nicht zu der von Schlössern, Gutshäusern, Parkanlagen, Alleen und Dorfkirchen geprägten Kulturlandschaft im betroffenen Raum. Der Raum um Altentreptow ist bereits heute durch große, leistungs­ starke Windparks vorbelastet. Deshalb wird das Vorhaben abgelehnt.

Deutsche Bahn AG - DB Immobilien GmbH

Gemäß Stellungnahme vom 10.09.2014 ist jegliche Inanspruchnahme oder Beeinträchtigung von Bahngelände auszuschließen. Mit der Errichtung von Windenergieanlagen sind beson­ dere Anforderungen an Sicherheitsabstände zu bestehenden Eisenbahnbetriebsanlagen zu beachten, um nachteilige Auswirkungen auf die Sicherheit und den Ablauf des Bahnbetrie­ bes auszuschließen. Seitens des Eisenbahn-Bundesamtes gibt es dafür folgende Vorgaben:

- zu Gleisanlagen in Höhe des zweifachen Rotordurchmessers, zumindest aber die Ge­ samtanlagenhöhe und - zu Bahnstromfernleitungen wegen möglicher Beeinflussungen der Luftströme in Höhe des dreifachen Rotordurchmessers

21 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Ggf. können auch höhere Abstandswerte gefordert werden. Um Beteiligung am weiteren Verfahren wird gebeten.

Deutsche Telekom Technik GmbH

Gemäß Stellungnahme vom 12.08.2014 wird um Beteiligung am Planfeststellungsverfahren gebeten, da Kommunikationslinien der Deutschen Telekom AG betroffen und erforderliche Maßnahmen abzustimmen sind.

E-Plus Service GmbH & Co. KG

Gemäß Stellungnahme vom 28.09.2014 ist durch das Vorhaben eine Richtfunkstrecke be­ troffen. Zur Sicherung einer ungehinderten Funkausbreitung sind bestimmte Abstände zu den rotierenden Rotorblättern und den Windkraftanlagen einzuhalten.

Telefónica Germany GmbH & Co. OHG

Gemäß Stellungnahme vom 19.08.2014 sind Belange der Telefónica Germany GmbH & Co. OHG von dem Vorhaben nicht betroffen.

Vodafone D2 GmbH

Mit Stellungnahme vom 23.07.2014 teilt die Vodafone D2 GmbH die Richtfunkstrecken mit, die bei dem Vorhaben gekreuzt werden. Diese sind mehr als +/- 50 m von den geplanten Anlagen entfernt und eine Beeinflussung sollte auszuschließen sein. Bei Änderung der Anla­ genpositionen ist eine erneute Abstimmung erforderlich. Weiterhin wird auf ein vorhandenes Lichtwellenleiterkabel der Vodafone auf dem Gelände der DB AG an der Bahnstrecke ver­ wiesen, zu dem bei Annäherung ggf. weitere Abstimmungen erforderlich sind.

E.On edis AG

Gemäß Stellungnahme vom 26.08.2014 befinden sich im Vorhabengebiet Energieversor- gungs- und -Verteilungsanlagen für Gas (Druckebenen) und Strom (20 kV) sowie Fernmel­ deanlagen der E.DIS AG. Bestand und Bewirtschaftung dieser Anlagen sind zu sichern. Wei­ terhin sind zu diesen Anlagen Mindestabstände durch die Windenergieanlagen einzuhalten. Zur Beurteilung der erforderlichen Mindestabstände sind durch die Vorhabenträgerin recht­ zeitig entsprechende Anträge mit Angaben zu Baugrenzen und Größenangaben zu den Windenergieanlagen zu stellen.

50Hertz Transmission GmbH

Gemäß Stellungnahme vom 18.08.2014 bestehen zur geplanten Vorhabenfläche keine Ein­ wände. Als Betreiber des 380-kV- und 220-kV-Höchstspannungsnetzes in der Region liegt dem Unternehmen bisher kein Netzanschlussbegehren bzw. keine Vorabinformation bezüg­ lich der geplanten Einspeisung des erzeugten Stromes vor. Eine Netzanschlusszusage liegt somit bisher nicht vor.

CDMcom GmbH

22 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Gemäß Stellungnahme vom 10.09.2014 erteilt die GDMcom im Auftrag der VNG AG die Stellungnahme. Es bestehen keine grundsätzlichen Einwände. Es wird darauf hingewiesen, dass seitens der Vorhabenträgerin weitere Abstimmungen mit der ONTRAS bezüglich der geplanten Gaseinspeisung erforderlich sind. Eine Beteiligung der GDMcom bei weiteren Pla- nungs- und Genehmigungsverfahren für das Vorhaben wird gefordert. Es wird die Beachtung der „Allgemeinen Verhaltensregeln und Vorschriften zum Schutz von Anlagen der ONTRAS" gefordert.

Öffentlichkeitsbeteiligung

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung gingen insgesamt 89 Stellungnahmen privater Einwenderein. Diese enthalten z.T. Unterschriftslisten mit insgesamt 1.322 Unterschriften gegen das Vorhaben.

Die privaten Einwender lehnen das Vorhaben insgesamt grundsätzlich ab. Insbesondere werden folgende Belange aufgeführt:

• Beeinträchtigungen der Bevölkerung durch Lärm, Schattenwurf, Infraschall • gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung durch Lärm, Schattenwurf und Infraschall sind nicht abschätzbar, es gibt keine Studien dazu • es werden weitere Einschränkungen der Lebensqualität befürchtet • der Abstandspuffer von 1000 m zu Siedlungen ist inakzeptabel, der Abstand muss ent­ sprechend der zunehmenden Höhe der Windenergieanlagen angepasst werden. • deutliche Verminderung der Lebens- und Erholungsqualität vor Ort durch einen weiteren Windpark • unzureichende Wertung der Vorbelastungen durch bereits bestehende Windparks in der Umgebung • durch die vorhandenen Windparks Altentreptow-Ost, Altentreptow-West und Teetzleben und die Windenergieanlagen bei Klatzow ist eine weitere Belastung durch Windenergie­ anlagen im betroffenen Raum nicht zumutbar (größte Dichte an Windenergieanlagen in Mecklenburg-Vorpommern) • technische Überformung der Kulturlandschaft • Beeinträchtigung und Zerstörung der Alleen durch die Schwerlasttransporte • Beeinträchtigungen der vorhandenen Kultur- und Sachgüter • es werden die in den Verfahrensunterlagen getroffenen Aussagen zur Bewertung der landschaftsbildbezogenen Auswirkungen der geplanten Windenergieanlagen auf die um­ liegenden Guts- und Parkanlagen angezweifelt • eine Überplanung der betroffenen Bereiche von FFH-Gebieten und Errichtung von Windenergieanlagen in diesen Gebieten wird abgelehnt • unzureichende Berücksichtigung des Artenschutzes in Bezug auf Rot- und Schwarzmi­ lan sowie Fledermäuse • die Machbarkeit und der Erfolg der geplanten CEF-Maßnahme bezüglich des Rotmilans wird bezweifelt • Innovation, kommunale und Bürgerbeteiligung sowie Schaffung und Erhalt von Dauer­ arbeitsplätzen werden zwar in den Verfahrensunterlagen thematisiert, aber nicht über­ zeugend und verbindlich dargelegt • auf fehlende Ausführungen zu den Auswirkungen des Wegebaus sowie der Fundamente auf die Umgebung, z.B. den Grundwasserspiegel wird hingewiesen

Folgende Beteiligte gaben keine Stellungnahme ab:

Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern die benachbarten Gemeinden Altenhagen, Gnevkow und Golchen Vattenfall Europe Transmission GmbH, Abt. T-FM 23 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

F. Unterlagen und Stellungnahmen der Vorhabenträgerin

1. Vorhabenbeschreibung und ergänzende Unterlagen der Vorhabenträgerin

Der landesplanerischen Beurteilung liegen folgende Unterlagen und Stellungnahmen der Vorhabenträgerin zu Grunde:

- die Vorhabenbeschreibung zum Vorhaben RH2-PTG in der Fassung vom 16.06.2014 in­ klusive Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie mit folgenden Anlagen: - FFH-Verträglichkeitsprüfung - Biotope-Karte und Fotodokumentation - Fachbeitrag Artenschutz - Kulturgüter - im Auftrag der Vorhabenträgerin von WIND-projekt GmbH eingereichte Unterlagen mit Datum vom 23.01.2015, die von der verfahrensführenden Behörde im Ergebnis der Er­ örterung vom 13.11.2014 angefordert wurden - im Auftrag der Vorhabenträgerin von WIND-projekt GmbH mit Datum vom 23.01.2015 eingereichte Erwiderung zu in der Erörterung vom 13.11.2014 aufgemachten Punkten mit Bezug auf das Erörterungsprotokoll vom 17.12.2014 - Schreiben der Vorhabenträgerin vom 15.12.2016 mit Hinweisen zur der WEA-Technik/ Absicherung der Schwarzstartfähigkeit

In der „Vorhabenbeschreibung zum Vorhaben RH2-PTG“ vom 16.06.2014 wird in der Zu­ sammenfassung Folgendes festgestellt:

„Die WIND-WASSERSTOFF-projekt GmbFI & Co. KG (WIWA-projekt) plant die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) sowie einer Gaseinspeiseanlage auf Basis von Wasserstoff, verbunden mit der Aufstellung eines interkommunalen Teilhabemodells und der Schaffung von Dauerarbeitsplätzen. Als Vorhabenfläche für die WEA ist eine Fläche zwischen den Ort­ schaften Pripsleben, Tützpatz und Gültz vorgesehen, die sich aufgrund ihrer Standortfakto­ ren für die Umsetzung der Projektziele als am besten geeignet herausgestellt hat.

Die Vorhabenfläche weist die geforderten Abstände zur Wohnbebauung der umliegenden Ortschaften auf. Besondere Beeinträchtigungen für Sichtbeziehungen zwischen den vorhan­ denen Gutshaus-ZSchlossanlagen konnten nicht nachgewiesen werden, das Erscheinungs­ bild eines ehemaligen Großsteingrabes wird durch ein mittlerweile überprägendes und ge­ schütztes Biotop und einer tangierenden Freileitung maßgeblich beeinflusst. Eine erhebliche zusätzliche Beeinträchtigung durch das geplante Vorhaben ist nicht erkennbar.

Im Rahmen der erstellten Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie (RUVS), anliegend in Anlage 5.1, wird durch die Antragstellerin dargelegt, dass das Vorhaben mit den Erfordernis­ sen der Raumordnung in Übereinstimmung gebracht und unter den Gesichtspunkten der Raumordnung aufeinander abgestimmt und durchgeführt werden kann. In der Untersuchung der Auswirkungen der geplanten WEA auf die Schutzgüter Mensch und menschliche Ge­ sundheit, Tiere und Pflanzen, biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft, Kulturgüter und sonstige Sachgüter wird gutachterlich ausgeführt, dass eine Realisierung in Übereinstimmung mit den maßgeblichen Vorschriften möglich ist.

Zwar hat die Untersuchung ergeben, dass vom Vorhaben auf die Schutzgüter Pflanzen und Tiere sowie Landschaftsbild nachteilige Auswirkungen ausgehen können. Durch artenschutz­ rechtliche Maßnahmen (Vermeidungs- und Lenkungsmaßnahmen, vorgezogene Ausgleichs­ maßnahmen oder Maßnahmen zur Sicherung des Erhaltungszustandes) können die nachtei­ ligen Auswirkungen auf die Avifauna und Fledermäuse allerdings verhindert/vermindert und durch Kompensationsmaßnahmen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes ausgeglichen werden. Das Vorhaben ist insgesamt als kompensierbar im Sinne des BNatSchG und des 24 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

NatSchAG M-V zu bewerten.

Es ergeben sich zusammenfassend keine Hinweise auf eine Raum- und/oder Umweltunver­ träglichkeit des Vorhabens und der dafür vorgesehenen Vorhabenfläche. Gleichwohl ist der Vorhabenträgerin, insbesondere aufgrund der Innovation, für die Bundesmittel verwendet werden sollen, und der Aufstellung des interkommunalen Teilhabemodells an einer raschen Realisierung gelegen. Daher ist die Vorhabenträgerin zu einer Differenzierung bei der weite­ ren Umsetzung bereit. Daher wurde die Vorhabenfläche durch die Vorhabenträgerin in Zu­ sammenarbeit mit den Gutachtern anhand des, durch die bisher eingegangenen TÖB- Stel­ lungnahmen, aufgezeigten Konfliktpotentials in verschiedene Bereiche unterteilt. Dieser Ar­ beitsschritt wird in diesem Rahmen als "Zonierung“ bezeichnet und soll Bereiche mit wenig erkennbaren Konflikten von Bereichen mit mittleren und vermehrten Konfliktpotentialen un­ terscheiden. Zu diesem Zweck wurden die Zonen A, B und C definiert. Die Zone A bezeich­ net dabei den Bereich, der unverzüglich bei der weiteren Planung umgesetzt werden soll. Die Zone B soll dann in die Umsetzung geführt werden, wenn/sofern sich bestimmte Voraus­ setzungen eingestellt haben. Die Zone C wird im Rahmen des vorliegenden Projektes bis auf weiteres zurückgestellt. Das Ergebnis der Zonierung ist in Anlage 4.2. dargestellt.

Auf Grundlage der dargestellten Zonierung verringert sich die Vorhabenfläche für die Errich­ tung der WEA, die unverzüglich in die Umsetzung gebracht werden sollen, so dass nach aktuellem Stand von einem Flächenpotential in Zone A von ca. 223 ha für die Errichtung von WEA auszugehen ist.

Das Flächenpotential in Zone B beläuft sich auf insgesamt ca. 156 ha. Hintergründe, auf­ grund derer die Vorhabenträgerin im Sinne einer raschen Vorhabenrealisierung diesen Be­ reich erst zu einem späteren Zeitpunkt umsetzen möchte, sind insbesondere der Horstbesatz durch den Rotmilan am nördlichen Rand der Vorhabenfläche zzgl. eines potenziellen Freihal- tekorridors für diesbezügliche Lenkungsmaßnahmen sowie die geplanten Vermessungsar­ beiten an den WEA in Zone A. Ob und inwieweit WEA in Zone B zur Umsetzung kommen, ist vom Eintreten der dafür notwendigen teilflächenspezifischen Voraussetzungen abhängig, die in Absprache mit den zuständigen Fachämtern festgelegt werden sollen.

Das Flächenpotential in Zone C (ca. 65 ha) wird, wie bereits angedeutet, nicht mehr berück­ sichtigt. Dies gilt für das vorliegende Raumordnungsverfahren als auch für das anstehende Zielabweichungsverfahren. “

Auf Basis der Zonierung ist in Anlage 4.3. zur „Vorhabenbeschreibung zum Vorhaben RH2- PTG“ vom 16.06.2014 ein „Entwurf WEA-Konfiguration“ inkl. Zuwegungen und Kabelverbin­ dungen zwischen den Windenergieanlagen dargestellt.

Die im Auftrag der Vorhabenträgerin von WIND-projekt GmbH eingereichten Unterlagen mit Datum vom 23.01.2015, die von der verfahrensführenden Behörde im Ergebnis der Erörte­ rung vom 13.11.2014 angefordert wurden, beinhalten:

Aussagen zur FFH-Verträglichkeit, Klarstellungen zum artenschutzrechtlichen Gutachten zu Fledermäusen, Ermittlung von möglichen Flugkorridoren des Seeadlerbrutpaares, eine Visualisierung des Großsteingrabes, einen Formulierungsvorschlag bezüglich des Umganges mit Zone 2 (Rotmilan)

Die im Auftrag der Vorhabenträgerin von WIND-projekt GmbH mit Datum vom 23.01.2015 eingereichte Erwiderung zu in der Erörterung vom 13.11.2014 aufgemachten Punkten mit Bezug auf das Erörterungsprotokoll vom 17.12.2014 beinhaltet zu folgenden Punkten Ein­ schätzungen und Bewertungen aus Sicht der Vorhabenträgerin:

Allgemeines Verständnis über das Verhältnis Raumordnungsverfahren - BlmSch-

25 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Verfahren Mindestabstände zu Biotopen Mindestabstände zu FFH-Gebieten und Bebauung von Teilen des FFH-Gebietes DE 2244-302 Festsetzung von Abschaltalgorithmen bzgl. Fledermäuse im BlmSchG-Verfahren Festsetzung der detaillierten Vorgehensweise bei Lenkungsmaßnahmen für den Rotmilan im BlmSch-Verfahren Festsetzung von CEF-Maßnahmen bzgl. Kranichbrutplätze erst im BlmSchG-Ver- fahren nur für diejenigen Brutplätze, welche sich jeweils < 500 m zur nächsten ge­ planten Windenergieanlage befinden Bewertung der Vorhabenträgerin zum in der Erörterung angesprochenen Konfliktpo­ tenzial Landschaftsbild/ Freiraumschutz Bewertung der Vorhabenträgerin zum erörterten Konfliktpotenzial Denkmalschutz in­ klusive beigefügter denkmalfachlicher Ersteinschätzung des Gutachters Dr. Geerd Dahms sowie beigefügter Visualisierungen

Die beiden jeweils mit Datum vom 23.01.2015 eingereichten Schriftsätze wurden vom AfRL MS an die UNB sowie an das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege mit der Aufforderung zur erneuten Stellungnahme weitergeleitet.

Am 07.05.2015 wurde anlässlich einer Beratung im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege durch die Vorhabenträgerin eine „Realisierungsbeschreibung Energie-Infrastrukturvorhaben RH2-Pripsleben/ Tützpatz/ Gültz (RH2-PTG)" übergeben. Darin verpflichtet sich die Vorha­ benträgerin, sich zu bemühen, das Gutshaus in Gültz zu erwerben und gegebenenfalls zu sanieren, alternativ den großen Pferdestall der Gutsanlage in Gültz zu erwerben und zu sa­ nieren oder - sollte keine der vorgenannten Maßnahmen erfolgreich sein - sich darum zu bemühen, die Parkanlage der Gutsanlage in Gültz zu erwerben und zu sanieren. Des Weite­ ren erklärt sich die Vorhabenträgerin zum Rückbau der Windenergieanlagen bereit.

Im Ergebnis dieser Beratung hat das Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege mit Schrei­ ben vom 11.05.2015 erklärt, dass noch sorgfältig zu prüfen ist, ob die von der Vorhabenträ­ gerin vorgetragenen Sachverhalte zutreffen und im Vergleich dazu, welche konkreten Vor­ stellungen die Gemeinden zur Entwicklung der Kulturlandschaften erarbeitet haben. Ab­ schließend sind Fakten mit Fakten und Hypothesen mit Hypothesen gegeneinander abzu­ wägen, um zu einer Bewertung der jeweiligen Umstände des Einzelfalls im Verfahren und zu dessen Abschluss zu kommen.

Über das EM wurden im Mai 2015 folgende Unterlagen der Vorhabenträgerin an das AfRL MS, als verfahrensführende Behörde, weitergeleitet:

- Nachtrag zum erweiterten Innovationskonzept: Regeneratives, regelbares Kraftwerk mit systemrelevanten Eigenschaften (Stand: 10.03.2015) und - Konzeption zur interkommunalen Beteiligung

Am 02.06.2015 reichte die Vorhabenträgerin Hinweise zur Prüfung von Standortalternativen für das Vorhaben sowie Informationen zum aktuellen Stand bezüglich des Vorkommens von Großvögeln ein. Diese Unterlagen gingen ebenfalls in die vorliegende landesplanerische Beurteilung ein.

2. Stellungnahmen der Vorhabenträgerin zu einzelnen thematischen Aspekten

Die Vorhabenträgerin äußert sich in den unter F. 1. genannten Unterlagen insbesondere zu den Themen Denkmalschutz, Naturschutz und Artenschutz sowie zur Prüfung von Standort­ alternativen und der Ortsgebundenheit der geplanten Windenergieanlagen.

26 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

- Denkmalschutz:

In der zur Durchführung des Raumordnungsverfahrens vorgelegten Raum- und Umweltver­ träglichkeitsstudie wird in Anlage 4 „Kulturgüter“ (Stand 13.05.2014) seitens der Vorhaben­ trägerin folgendes Fazit getroffen:

„Die Errichtung von baulichen Anlagen in der unmittelbaren Umgebung eines geschützten Denkmals, die dessen Eigenart und Erscheinungsbild wesentlich beeinträchtigen könnten, ist wertend danach einzuschätzen, welche Merkmale die Schutzwürdigkeit des Denkmals kon­ kret begründen und inwieweit seine Eigenart und sein Erscheinungsbild durch die Verände­ rung seiner unmittelbaren Umgebung beeinflusst werden.

Vorangegangene Ausführungen beschreiben die jeweils besonders betroffenen Denkmale bzw. Denkmalensemble und weisen auf deren Besonderheiten hin. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf das innere und äußere Erscheinungsbild der Denkmale bzw. Denkmalen­ semble gelegt.

Es wurde Wert darauf gelegt, die bestehenden Einflüsse sowie die zu erwartenden Wirkun­ gen des Vorhabens zu veranschaulichen. So wurden zur Bewertung des Bodendenkmals eine Fotodokumentation des engeren Denkmalbereiches und der Umgebung sowie eine Magnetoskopie durchgeführt.

Zur besseren Beurteilung möglicher Auswirkungen des Vorhabens auf Baudenkmale erfolgte die Aufnahme (nicht) vorhandener Sichtbeziehungen in die Landschaft und zu anderen Bau­ denkmalen mittels Hubsteiger, Befliegung mit einer ferngesteuerten, kamerabestückten Drohne und Erstellung eines 3D-Modells mit Geländeschnitten. Die Ergebnisse wurden in Karte und Bild ausführlich dokumentiert.

Die zu erwartenden Wirkungen des Vorhabens auf umgebende Boden- und Baudenkmale ist in Mecklenburg-Vorpommern keine Ausnahme, sondern die aus einer Vielzahl bereits abge­ schlossener Verfahren bekannte Regel. Im Vergleich zu anderen bereits bestehenden Windpark-Denkmal-Konstellationen in M-V kann dem Plangebiet keine darüber hinausge­ hende, d.h. besondere und überdurchschnittliche Sensibilität im Hinblick auf etwaige Beein­ trächtigungen der Erscheinungsbilder der betreffenden, oberirdisch zerstörten Boden- bzw. leer stehenden Baudenkmale und ihrer engeren Umgebung attestiert werden. “

Bezogen auf das vorhandene Großsteingrab wird festgestellt, dass dieses oberirdisch einen hohen Zerstörungsgrad aufweist und unterirdisch keine Ausdehnung hat. Dennoch sei der wissenschaftliche Wert dieses Bodendenkmals unbestritten. Es würde bei der Konfigurati- ons- und Erschließungsplanung entsprechend berücksichtigt werden, so dass keine Verän­ derungen des Zustandes und des optischen Erscheinungsbildes erfolgen. Da das Boden­ denkmal bereits zerstört und weder aus der Ferne noch aus der Nähe als Großsteingrab erkennbar sei, seien erhebliche Beeinträchtigungen auszuschließen.

Bezogen auf die vorhandenen Bau- und Kulturdenkmale wird seitens der Vorhabenträgerin ausgeführt, dass die Errichtung von baulichen Anlagen in der unmittelbaren Umgebung eines geschützten Denkmals, die dessen Eigenart und Erscheinungsbild wesentlich beeinträchti­ gen könnten, wertend danach einzuschätzen sei, welche Merkmale die Schutzwürdigkeit des Denkmals konkret begründen und inwieweit seine Eigenart und sein Erscheinungsbild durch die Veränderung seiner unmittelbaren Umgebung beeinflusst werden.

Im Vergleich zu anderen bereits bestehenden Windparks in der Nähe von Denkmälern in Mecklenburg-Vorpommern könne in Bezug auf das Vorhaben keine besondere und über­ durchschnittliche Beeinträchtigung der betroffenen Boden- bzw. Baudenkmale und ihrer en­ geren Umgebung festgestellt werden. Eine ungestörte landschaftliche oder städtebauliche Situation würde nicht vorherrschen.

27 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Eine Beeinträchtigung der Denkmäler sei nicht gegeben. Die Windenergieanlagen reichen nicht derart nah an die geschützten Denkmäler heran, dass eine Gefährdung der Denkmal­ eigenschaft oder deren Beeinträchtigung zu befürchten sei. Es sei nicht zutreffend, dass die gesamte Vorhabenfläche zur Umgebung der Gutsanlagen gehöre. Die geplanten Windener­ gieanlagen würden auch nicht substanziell in diese Umgebung eingreifen. Im Übrigen sei die Vorbelastung durch Anlagen und Bauten, die in unmittelbarer Nähe der Denkmäler errichtet worden sind, so groß, dass der Windpark selbst nicht zu einer unzulässigen - weiteren - Be­ einträchtigung führen könne. Der Leerstand und Verfall der Herrenhäuser in Tützpatz und Gültz sei „vielmehr dem immensen Sanierungsaufwand in Kombination mit dem unattraktiv bebauten unmittelbaren Umfeld (neuere Gewerbe-Wohnbebauung) sowie der daraus fol­ genden mangelnden Attraktivität für Investoren und der unterbliebenen Instandhaltung durch die Eigentümer geschuldet“.

Ein Eingriff in die Parkanlagen sei mit dem Vorhaben nicht verbunden. Die Raum- und Um­ weltverträglichkeit des Vorhabens bezüglich der in den Parkanlagen vorhandenen Groß­ bäume sowie bezogen auf den Wirkbereich der Parkanlagen sei gegeben.

Es wird darauf verwiesen, dass das Ziel der Vorhabenträgerin eine möglichst denkmal­ schutzverträgliche Realisierung des Vorhabens sei. Dazu sollten im Rahmen der gesetzli­ chen Vorschriften möglichst solche Regelungen getroffen werden, die „die Planung, Geneh­ migung und Realisierung von Windenergieanlagen im Rahmen des Energie- Infrastrukturvorhabens RH2-PTG umgehend ermöglichen sowie eine verlässliche Planungs­ grundlage für die WIWA-projekt darstellen und eine hinreichende Beachtung denkmalschutz­ rechtlicher Belange gewährleisten.“ Dazu werden ggf. mögliche Verpflichtungen aufgezeigt.

- Naturschutz:

Auch hinsichtlich des Naturschutzes sei das Vorhaben raumverträglich. Die Gesamtbewer­ tung der Umweltverträglichkeit erfolgt in Kapitel 5.3 der Raum- und Umweltverträglichkeits­ studie (Stand 16.06.2014) folgendermaßen:

„Die Ausführungen im Kapitel 4 „Standortmerkmale und Schutzgüter“ lassen erkennen, dass die verschiedenen Schutzgüter unterschiedlich stark beeinträchtigt werden. So sind die Schutzgüter Klima und Luft sowie Wasser gar nicht betroffen bzw. besonders positiv betrof­ fen.

Nachteilige Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch werden von vornherein durch die Ein­ haltung der Mindestabstände zu Siedlungen und Splittersiedlungen reduziert. Bei der konkre­ ten Umsetzung des Vorhabens wird mit Schallimmissions- und Schattenwurfprognosen nachgewiesen, dass die zum Schutz vor erheblichen Beeinträchtigungen und erheblichen Nachteilen festgelegten Immissionsrichtwerte eingehalten werden. Umweltunverträgliche Beeinträchtigungen des Schutzgutes Mensch sind damit ausgeschlossen.

Für das Schutzgut Boden sind nur geringe Auswirkungen zu entarten. Diese resultieren im Wesentlichen aus den durch Wege- und Fundamentbau entstehenden Versiegelungen. Ver­ bleibende erhebliche Beeinträchtigungen sind kompensationspflichtig und erzeugen somit keine Umweltunverträglichkeit.

Auch beim Schutzgut Pflanzen und Tiere kann davon ausgegangen werden, dass es zu nachteiligen Auswirkungen durch das Vorhaben kommen kann, die jedoch mit artenspezifi­ schen Maßnahmen unter die artenschutzrechtlich relevante Erheblichkeitsschwelle gesenkt werden können. Die Zerstörung von Brutstätten kann ausgeschlossen werden, jedoch bean­ sprucht das Vorhaben Bereiche, die als Nahrungshabitate für WEA-relevante Greif- und Großvogelarten dienen. Grundsätzlich gilt auch insoweit, dass Verbotstatbestände durch entsprechende Maßnahmen ausgeräumt werden können (vgl. Anlage 3). Im Flinblick auf die 28 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Schutzgebiete nationaler und internationaler Bedeutung ist auch ohne Umsetzung von Maß­ nahmen von einer Nichtbetroffenheit, respektive Umweltverträglichkeit auszugehen. Die in Anlage 1 dokumentierte FFH-Verträglichkeitsprüfung stellt dar, dass keine FFFI-Arten und - Lebensräume erheblich vom Vorhaben betroffen sein werden.

Das Schutzgut Landschaftsbild wird durch die Errichtung von WEA beeinträchtigt. Techno­ gene Strukturen dieser Größenordnung überprägen insbesondere im Nahbereich den Land­ schaftsbildausschnitt. Mit der Einordnung des Landschaftsbildpotenzials in Stufe 2 (von vier möglichen) befindet sich die Vorhabenfläche in einem grundsätzlich geeigneten Bereich. Vorbelastungen durch umgebende Windparks und landwirtschaftliche Großanlagen sind vor­ handen. Die Errichtung von WEA in der Vorhabenfläche ist ein kompensationspflichtiger Re­ geleingriff im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes; eine Umweltunverträglichkeit ist daraus jedoch nicht abzuleiten, da das Vorhaben auch in Anbetracht der Auswirkungen auf das Landschaftsbild in Übereinstimmung mit der Eingriffsregelung realisierbar ist.“

Weiterhin wird ausgeführt, dass “Im Ergebnis der Bewertung ist festzuhalten, dass das ge­ plante Vorhaben in Übereinstimmung mit den für die Umweltverträglichkeitsprüfung nach § 12 UVPG maßgeblichen Vorschriften realisiert werden kann.“

- Artenschutz:

Die Vorhabenträgerin sieht gemäß der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie - Fachbei­ trag „Artenschutz" (Stand: 13.05.2014) - den Schutz der geschützten Arten als gesichert an. Auf Grundlage einer in den Jahren 2012/2013 durchgeführten Erfassung der Vögel und Fle­ dermäuse im Plangebiet und dessen Umfeld wurde prognostiziert, dass der Eintritt von Ver­ botstatbeständen nicht zu erwarten sei, wenn im Zuge der Konfigurationsplanung des Wind­ parks entsprechend herausgearbeitete Sachverhalte berücksichtigt würden und vorsorglich Maßnahmen zum Artenschutz umgesetzt würden. Hierbei seien insbesondere die Brutvogel­ arten Kranich, Rotmilan, Schwarzmilan und Weißstorch zu berücksichtigen. Die Artengruppe Fledermäuse sei nicht raumordnungsrelevant. In Bereichen mit höheren Aktivitäten der Fle­ dermäuse ließe sich mit aktivitätsabhängigen Abschaltalgorithmen ein wirtschaftlicher und konfliktarmer Betrieb der Windenergieanlagen realisieren.

- Standortalternativen und Ortsgebundenheit

Als Grundlage für das Vorhaben RH2-PTG/LINK Neubrandenburg wurde gemäß „Hinweise zur Prüfung von Standortalternativen“ vom 02.06.2015 seitens der Vorhabenträgerin eine Weißflächenkartierung unter Zugrundelegung der landeseinheitlichen Kriterien entspre­ chend der Anlage 3 der „Richtlinie zum Zwecke der Neuaufstellung, Änderung und Ergän­ zung Regionaler Raumentwicklungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern" des Ministe­ riums für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern vom 22.05.2012 durchgeführt. Anschließend wurden eine Infrastrukturkartierung durchgeführt sowie Hauptbedarfszonen für die Abnahme von Strom, Gas und Wärme analysiert. Ziel war „die Bildung von „Lokalen Intelligenten Netzknoten“ (LINK), die durch intelligente Ver­ schneidung mehrere Energiekreisläufe miteinander kombiniert und zu einem nachhaltigen Energiesystem vereint werden. “

Als Anforderungen an den Vorhabenstandort wurden Folgende benannt:

Einhaltung der landeseinheitlichen Kriterien entsprechend Anlage 3 der „Richtlinie zum Zwecke der Neuaufstellung, Änderung und Ergänzung Regionaler Raumentwick­ lungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern“ des Ministeriums für Energie, Infra­ struktur und Landesentwicklung M-V vom 22.05.2012 Nähe zu vorhandenen Erdgastrassen zur Anbindung einer Wasserstoffelektrolysean­ lage an das Erdgasfernleitungsnetz 29 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Nähe zu bereits bestehenden, verfügbaren Wasserstoffelektrolyseanlagen zur Ver­ sorgung dieser mit regenerativem Windstrom Nähe zum 380 kV-Übertragungsnetz für systemrelevante Dienstleistungen insbeson­ dere für den Wiederaufbau der Stromversorgung nach großflächigen Versorgungs­ ausfällen Vorhandensein eines bestehenden Netzverknüpfungspunktes in Vorhabennähe Nähe zu Großverbrauchszentren Größe der Vorhabenfläche für mindestens 18-20 Windenergieanlagen und zivilrecht­ liche Verfügbarkeit dieser Flächen kurze Entfernung zum nächsten Servicestützpunkt zum Erhalt vorhandener und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze

Laut Aussage der Vorhabenträgerin werden diese Anforderungen am Standort Pripsleben, Tützpatz und Gültz erfüllt. „Alternative Standorte, die die tatsächlichen und notwendigen An­ forderungen für das Vorhaben wie der geplante Vorhabenstandort in gleicher oder besserer Weise erfüllen, sind nicht vorhanden und werden deshalb von der Vorhabenträgerin nicht in das Raumordnungsverfahren eingebracht. “

„Zu dem aufgrund eines mehrstufigen Verfahrens zur Standortsuche sowie vor dem Hinter­ grund der an das Vorhaben RH2-PTG/UNK Neubrandenburg notwendigen Anforderungen herausgebildete Vorhabenstandort bestehen keine durch die Vorhabenträgerin für das Raumordnungsverfahren in Betracht zu ziehenden, zumutbaren Standortalternativen. “

Davon ausgehend wird auf eine Ortsgebundenheit des Vorhabens geschlossen.

G. Begründung der landesplanerischen Beurteilung

Die Beurteilung des Vorhabens erfolgt anhand der Ziele und Grundsätze der Raumordnung und Landesplanung gemäß dem LEP M-V sowie dem RREP MS mit folgendem Ergebnis:

I. Das Vorhaben „RH2-PTG“ ist - bezogen auf die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - im Ergebnis der Gesamtabwägung unter Berücksichtigung der in dieser Beurteilung unter Punkt G.3.3 formulierten Maßgaben - mit den Erfordernis­ sen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar. Das Vorhaben kann - bezogen auf die Flächen der Zone 1 und 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz - im Ergeb­ nis der Gesamtabwägung unter Berücksichtigung der in dieser Beurteilung unter Punkt G. 3.3 formulierten Maßgaben mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landes­ planung zur Vereinbarkeit gebracht werden, wenn ein Zielabweichungsverfahren für diese Flächen positiv abgeschlossen worden ist.

II. Das Vorhaben „RH2-PTG“ ist - bezogen auf die Flächen der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - im Ergebnis der Gesamtabwägung nicht mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar.

Begründung:

1. Beschreibung und Bewertung der raumbezogenen Auswirkungen des Vorhabens auf betroffene raumordnerische Belange und andere raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen

1.1. Gesamträumliche Entwicklung und Siedlungsentwicklung

Das Vorhaben ist an einem Standort vorgesehen, der im RREP MS der Raumkategorie „Ländliche Räume" zugeordnet ist (siehe RREP MS, Kapitel 3.1.1 i. V. m. Abb. 14) und im 30 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

LEP M-V der Raumkategorie der Ländlichen GestaltungsRäume (siehe LEP M-V, Kapitel 3.3.2 i. V. m. Abb. 11)

„Ländliche Räume sollen in ihrer Funktion als Natur-, Kultur-, Erholungs-, Lebens- und Wirt­ schaftsraum erhalten, entwickelt und so in Wert gesetzt werden, dass ein möglichst hoher Anteil der dort lebenden Bevölkerung eine wirtschaftliche Basis finden kann." (RREP MS, Programmsatz 3.1.1(1)). Laut LEP M-V weisen die Ländlichen GestaltungsRäume besondere Strukturschwächen auf, denen mit Sicherungs- und Stabilisierungsmaßnahmen begegnet werden soll (LEP M-V, Programmsatz 3.2.2(3)).

Von den an das Vorhaben angrenzenden Gemeinden ist Altentreptow als Grundzentrum festgelegt (RREP MS, Programmsatz 3.2.3(1)). Grundzentren sollen entsprechend Pro­ grammsatz 3.2.3(2) des RREP MS als überörtlich bedeutsame Wirtschaftsstandorte gestärkt werden, Arbeitsplätze für die Bevölkerung ihres Nahbereiches bereitstellen und zur Siche­ rung von Einrichtungen zur Daseinsvorsorge insbesondere in den Ländlichen Räumen bei­ tragen. Dabei ist der Gemeindehauptort Altentreptow Standort der zentralörtlichen Aufgaben (RREP MS, Programmsatz 3.2.3(3)).

Seitens der Vorhabenträgerin wird in der „Vorhabenbeschreibung zum Vorhaben RH2-PTG“ (Stand 16.06.2014) ausgeführt, dass sich das Vorhabengebiet im ländlichen Raum mit struk­ turellen und demografischen Problemstellungen befindet. Die Vorhabenträgerin weist darauf hin, dass gewerbliche Betriebe vorwiegend in Altentreptow vorhanden sind. Eine einschrän­ kende oder fördernde Wirkung des Vorhabens auf die betroffenen Gemeinden wird nicht angenommen. Eine positive Wirkung wird jedoch dahingehend gesehen, dass vorwiegend im Land ansässige Unternehmen bei der Realisierung des Vorhabens eingesetzt werden sollen.

Im Rahmen des Projektes RH2-PTG soll der bestehende Turmbau- und Servicestützpunkt der Firmengruppe Enercon am Standort Altentreptow ausgebaut werden. Nach Aussagen der Vorhabenträgerin ist mit dem Vorhaben die Schaffung weiterer 20 Dauerarbeitsplätze verbunden.

In den Stellungnahmen der Gemeinden Gültz, Tützpatz, Pripsleben und der Stadt Altentrep­ tow, des Tourismusverbandes Mecklenburgische Seenplatte e.V. sowie der IHK Neubran­ denburg wird geäußert, dass das Vorhaben der Entwicklung der Gemeinden entgegen steht. Auf dem Gebiet des Amtes Treptower Tollensewinkel dominiert im südlichen Teil bereits die Windenergienutzung mit drei großen Windparks östlich und westlich sowie südwestlich von Altentreptow mit einer Gesamtfläche von ca. 1000 ha (Altentreptow-Ost, Altentreptow-West, -Teetzleben). Für den nördlichen Teil des Amtsbereiches sollen deshalb andere Entwicklungsoptionen offen gehalten werden, in deren Mittelpunkt die endogenen Potenziale in Form der historischen Kulturlandschaft mit den vorhandenen Gutsanlagen und Parks und deren behutsame Inwertsetzung z.B. für kulturelle oder touristische Vorhaben stehen.

Entsprechend den Programmsätzen 4.1(7) des LEP M-V und 4.2(1) des RREP MS sollen die Städte und Dörfer in ihrer Funktion, Struktur und Gestalt erhalten und behutsam entwickelt werden. Dabei sollen sich Städtebau und Architektur den landschaftstypischen Siedlungs­ formen, dem Ortsbild der Landschaft, den historischen und regionalen Gegebenheiten an­ passen. Das Erscheinungsbild historisch wertvoller Gebäude und Ensembles soll erhalten bleiben. Darauf stellen auch die raumordnerischen Festlegungen entsprechend Programm­ satz 4.1(8) des LEP M-V und Programmsätze 4.2(8) und 4.2(9) des RREP MS ab, wonach denkmalgeschützte Stadt- und Dorfanlagen, Siedlungsbereiche, Ensembles und Gebäude nach Möglichkeit zu erhalten, aufzuwerten und einer adäquaten Nutzung zuzuführen sind und bauliche Entwicklungen im Umfeld von Denkmalen sich diesen anzupassen haben.

Mit den vorhandenen Guts- und Parkanlagen Gültz, Tützpatz und Gützkow (ca. 6 km ent­ fernt) besteht in dem von dem geplanten Vorhaben betroffenen Raum eine Konzentration

31 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG von Anlagen, die als bedeutende kulturhistorische Siedlungs- und Landschaftselemente, die historische Gutswirtschaft nachvollziehbar erlebbar machen (benachbarte Güter, Verbindung über Alleen, Siedlungsstruktur). Die Konzentration von drei erhaltenen und in den landschaft­ lichen Kontext eingebundenen Gutsanlagen stellt nach fachlicher Bewertung des Landesam­ tes für Kultur und Denkmalpflege eine Besonderheit für Mecklenburg-Vorpommern dar und ist somit historisch wertvoll. Da die hier in Rede stehenden Denkmäler insgesamt als eine Art Ensemble anzusehen sind, geht die Werthaltigkeit über die Einzelbetrachtung der drei Denkmäler hinaus. Die Gemeinden sind sich dieser endogenen Potenziale bewusst und ver­ folgen die entsprechende behutsame Entwicklung der Dörfer. Nach den Stellungnahmen wird befürchtet, dass das Vorhaben im unmittelbaren landschaftlichen Kontext der Gutsanla­ gen und Parks von Gültz und Tützpatz, auch bei nur teilweiser Realisierung, zu erheblichen visuellen Beeinträchtigungen dieser Siedlungs- und Landschaftselemente führt und einer auf diesen endogenen Potenzialen aufbauenden Siedlungsentwicklung entgegensteht. Gegebe­ nenfalls könnte die Schaffung neuer Erwerbsmöglichkeiten im touristischen Bereich für die Bevölkerung vor Ort als Entwicklungsoption entfallen. Konkrete Realisierungsansätze hierzu wurden durch die Gemeinden jedoch nicht dargelegt.

Die Gemeinden Gültz und Tützpatz sowie das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege ha­ ben in ihren Stellungnahmen im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens die Errichtung von Windenergieanlagen auf den Flächen der Zone 1 der Gemeinde Gültz sowie auf den Flä­ chen der Zone 1 und der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz als vereinbar mit den Belangen der Siedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung sowie der Denkmalpflege betrachtet. Für die Zustimmung des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege war dabei die Zusage der Vorhabenträgerin, das Gutshaus in Gültz zu sanieren und einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen wesentlich, neben den Aspekten der Standortgebundenheit des Ge­ samtvorhabens und der Laufzeitbegrenzung der Windenergieanlagen.

Fazit: Trotz der vorgetragenen Bedenken bezüglich der Auswirkungen des Vorhabens auf die Ent­ wicklung der Kulturlandschaft bzw. die Tourismusentwicklung wird erkannt, dass das Vorha­ ben insgesamt positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Raums (Ländlicher Raum, Ländlicher GestaltungsRaum) hat. Gemäß der Begründung im RREP MS gilt es in den Länd­ lichen Räumen, .... neue Erwerbsmöglichkeiten zu erschließen und wirtschaftliches Wachs­ tum zu aktivieren. Der Primäre Sektor als ehemaliger Haupterwerbszweig in Ländlichen Räumen kann schon seit langem den hier lebenden Menschen keine ausreichenden Er­ werbsmöglichkeiten mehr eröffnen. Die Folgen sind eine hohe Erwerbslosigkeit, eine selekti­ ve Abwanderung von potentiellen regionalen Arbeitskräften sowie eine geringe wirtschaftli­ che Leistungsfähigkeit. So muss verstärkt darauf hingewirkt werden, durch die Nutzung en­ dogener Potentiale die lokalen Erwerbsmöglichkeiten qualitativ und quantitativ weiter auszu­ bauen. In den Ländlichen Räumen können dafür beispielsweise die Bereiche Lebensmittel­ verarbeitung und -Veredelung, Produktion alternativer Energien, Tourismus und Gastrono­ mie oder Gesundheit und Wellnessbefördert werden.“ Es wird davon ausgegangen, dass das Vorhaben in verkleinerter Form (siehe Punkt A.) we­ niger störend für die Kulturlandschafts- und Tourismusentwicklung ist und insbesondere da­ zu beitragen kann, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region zu erhöhen. Der Ausbau des bestehenden Turmbau- und Servicestützpunkt der Firmengruppe Enercon am Standort Altentreptow und die mit dem Vorhaben verbundene Schaffung von 20 weiteren Arbeitsplät­ zen trägt zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Altentreptow bei. Das Angebot der Vorhabenträgerin, sich um den Erwerb des Gutshauses in Gültz zu bemü­ hen, das Gebäude zu sanieren und es einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen, ist als positi­ ver Beitrag zur Siedlungs- und auch zur Tourismusentwicklung zu sehen. Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im RREP MS festgelegten Grundsätzen zu Ländlichen Räumen, zu Zentralen Orten und zur Stadt- und Dorfentwicklung sowie mit den im LEP M-V festgelegten Grundsätzen zu den Ländlichen GestaltungsRäumen und zur Siedlungsentwicklung vereinbar.

32 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

1.1.1 Teilhabemöglichkeiten

Gemäß Programmsatz 5.3(4) des LEP M-V soll die wirtschaftliche Teilhabe an der Energie­ erzeugung sowie der Bezug von lokal erzeugter Energie ermöglicht werden. In den Eig­ nungsgebieten für Windenergieanlagen betroffenen Bürgerinnen und Bürgern sowie Ge­ meinden die Möglichkeit zu geben ist, sich wirtschaftlich an neu zu errichtenden Windener­ gieanlagen zu beteiligen. Die Vorhabenträgerin hat der Gemeinde Gültz hinsichtlich der Errichtung von Windenergie­ anlagen auf dem Gebiet der Gemeinde eine Teilhabe angeboten, deren Ergebnisse sich im Bescheid zum Zielabweichungsverfahren wieder finden.

Darüber hinaus findet für die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie für die um Um­ kreis von 5 km um das Vorhaben liegenden Gemeinden das Gesetz über die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürger sowie Gemeinden an Windparks in Mecklenburg-Vorpommern (Bü- GembeteilG M-V) Anwendung.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit dem im LEP M-V festgelegten Ziel zur Teil­ habe vereinbar.

1.2. Energie

1.2.1 Energieversorgung, energiepolitische Bedeutung

Gemäß Programmsatz 5.3(9) LEP M-V sollen an geeigneten Standorten Voraussetzungen für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien geschaffen werden. Maßnahmen zur Spei­ cherung erneuerbarer Energien, die technologisch ausgereift sind oder als zukünftige Pilot- und Demonstrationsvorhaben realisiert werden können, sollen des Weiteren gemäß Pro­ grammsatz 5.3 (13) LEP M-V in geeigneterWeise unterstützt werden.

Gemäß Programmsatz 6.5(1) RREP MS soll in allen Teilräumen der Region eine sichere, preiswerte und umweltverträgliche Energieversorgung bereitgestellt werden. Zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien sollen gemäß Programmsatz 6.4(4) an geeigneten Standorten Voraussetzungen für den weiteren Ausbau insbesondere der Nutzung der Son­ nenenergie und der Geothermie sowie der Vorbehandlung bzw. energetischen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen und Abfällen geschaffen werden. Die entsprechenden Anlagen sollen dabei wesentlich zur Schaffung regionaler Wirtschaftskreisläufe beitragen. In der Be­ gründung zum RREP MS wird hierzu ausgeführt:

„Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien stellt einen wichtigen Bestandteil einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Energiewirtschaft dar und dient dem Res­ sourcen- und Klimaschutz sowie der Versorgungssicherheit der Region.

Die Nutzung der Potenziale für erneuerbare Energien hat in den letzten Jahren in Mecklenburg-Vorpommern und damit auch in der Planungsregion Mecklenburgische Seenplatte zunehmende Bedeutung erlangt. Die in der Planungsregion zur Verfügung stehenden Potenziale an regenerativen Energieträgern sind neben dem Wind vor al­ lem Sonne, Wind, Biomasse und Geothermie.

Die Bedeutung der regenerativen Energien wird auch zukünftig noch weiter wachsen, denn in Hinsicht auf eine umweltschonende und klimaneutrale Energieversorgung stellen erneuerbare Energien heimische und umweltfreundliche Energiequellen dar, deren Ressourcen im Gegensatz zu fossilen Energieträgern zeitlich und mengenmä­ ßig nicht begrenzt sind. Sie leisten einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz durch

33 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Reduzierung bzw. Verhinderung des Ausstoßes des Klimagases C02. Weiterhin tra­ gen sie dazu bei, die Abhängigkeit von Energieeinfuhren zu verringern und verbes­ sern so die Versorgungssicherheit.

Die Nutzung regenerativer Energien trägt zur regionalen Wertschöpfung bei und si­ chert Arbeitsplätze. Finden die Energieerzeugung wie auch der Energieverbrauch in der Region statt, trägt dies gleichzeitig zum Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe bei.

Die Ansiedlung von Energiegewinnungsanlagen für erneuerbare Energien kann zu Pachteinnahmen und Gewerbesteuern für die Gemeinden beitragen und bietet der Landwirtschaft Produktions- und Einkommensalternativen. Somit wird ein Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Ländlichen Räume geleistet. “

Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Region Mecklenburgische Seenplatte ist eine zukunftsfähige Energiewirtschaft ein zentraler Baustein. Dazu zählt - wie dargelegt - auch der zunehmende Einsatz erneuerbarer Energien. Dabei sieht das LEP M-V und das RREP MS die regenerative Energiewirtschaft als Motor regionaler Wirtschaftskreisläufe an, die da­ mit auch der gesamträumlichen Entwicklung und der Siedlungsentwicklung zu Gute kommt.

Das geplante Vorhaben stellt - auch in verkleinerter Form - eine Verknüpfung verschiedener Energieinfrastrukturen zum Aufbau eines effizienten Energieversorgungssystems auf der Grundlage erneuerbarer Energien und Energiespeichern dar. Der mit den geplanten Wind­ energieanlagen erzeugte Strom soll vorrangig über das 380-kV-Umspannwerk Altentreptow- Nord nördlich der Ortslage Kessin in die vorhandene 380-kV-Leitung eingespeist werden. Ein Teil des erzeugten Stromes soll über die bereits bestehende Produktionseinrichtung in Grapzow in Wasserstoff umgewandelt werden, um diesen für die Schwarzstartfähigkeit des Windparks zu nutzen. Dazu soll diese Anlage erweitert werden. Die Einspeisung des erzeug­ ten regenerativen Wasserstoffs (RH2) soll in das Ferngasnetz der ONTRAS Gastransport GmbH erfolgen.

Der Bundesverband Windenergie bestätigt in seiner Stellungnahme, dass das geplante Vor­ haben den Anforderungen an den Aufbau einer nachhaltigen und bedarfsgerechten Energie­ versorgung in Mecklenburg-Vorpommern entspricht und stellt insbesondere die geplante Umwandlung von Strom über ein Elektrolyseverfahren in regenerativen Wasserstoff und die Einspeisung dieses Wasserstoffs ins Erdgasnetz als wichtigen Schritt für eine zukünftige Speichermöglichkeit von überschüssigem Strom heraus.

Für die Realisierung des Vorhabens spricht ein herausgehobenes öffentliches energiepoliti­ sches Interesse des Landes Mecklenburg Vorpommern:

Mecklenburg-Vorpommern sieht sich dem Problem gegenüber, dass im Falle eines Black- Outs, d.h. eines großflächigen Stromausfalls, der Netzwiederaufbau im Land mehrere Tage bis Wochen dauern würde. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass nach einem großflächigen Black-Out in den neuen Bundesländern der Aufbau des elektrischen Systems im Süden der 50 Hertz - Regelzone Priorität hätte, um die Braunkohlekraftwerke der Lausitz wieder in Be­ trieb nehmen und damit die Tagebaue grundwasserfrei halten zu können. Ein tagelanger Stromausfall hätte jedoch erhebliche negative Folgen für die Aufrechterhaltung der Versor­ gung, Sicherheit und Ordnung. Die Lösung dieses Problems liegt im Wiederaufbau des Net­ zes durch Kraftwerke in Mecklenburg-Vorpommern. Dazu müssen Kraftwerke schwarzstart­ fähig sein. Die Notwendigkeit eines schwarzstart- und inselfähigen Kraftwerkes wurde aktuell von der Landesregierung in der Energiepolitischen Konzeption Mecklenburg-Vorpommerns herausgestellt. Bislang ist Schwarzstartfähigkeit vor allem eine Eigenschaft konventioneller Kraftwerke. Da die Energielandschaft in Zukunft jedoch ganz übenwiegend von Erneuerbaren Energien geprägt sein wird, liegt es im herausgehobenen öffentlichen Interesse, dass auch

34 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Erneuerbare Energien schwarzstartfähig werden und damit einen sehr wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.

Das Projekt RH2-PTG will diese Schwarzstartfähigkeit mit neuen Windenergieanlagen er­ proben und so mit Hilfe Erneuerbarer Energien einen zügigen Netzwiederaufbau in Mecklen­ burg-Vorpommern im Falle eines Black-Out gewährleisten. Die ursprünglich geplanten Windenergieanlagen vom Typ Enercon E115 verfügen über neuartige Hard- und Software- Komponenten, welche ein Anfahren unabhängig vom Netz ermöglichen. Inzwischen haben sich neue technische Optionen ergeben, mit der die Zielstellung des Projekts verwirklicht werden kann. Die Energie für das Wiederanfahren soll durch den Wasserstoffspeicher und ggf. den Batteriespeicher bereitgestellt werden. Laut Schreiben vom 12.02.2015 der Univer­ sität Rostock verfügen die Anlagen im bestehenden Windpark (Werder/ Kessin/ Altentrep­ tow) vom Typ E126 nicht über diese Eigenschaften. Ein Anfahren des bestehenden Wind­ parks wäre damit nur mit einem bestehenden Netz möglich. Mit den neuen Windenergiean­ lagen ist somit laut Vorhabenträgerin ein vom Netz autarker, und durch das Speichersystem C02-freier Betrieb möglich. Darüber hinaus soll der Windpark dadurch in der Lage sein, im Falle eines Black-Outs auch das nächstgelegene Kraftwerk in Mecklenburg-Vorpommern (GuD-Kraftwerk Neubrandenburg) mit der benötigten Hilfsenergie zum Hochfahren zu ver­ sorgen. Dieses Kraftwerk kann dann wiederum das nächste Kraftwerk mit Hilfsenergie ver­ sorgen usw. Somit könnte in einem Stufenplan die Stromversorgung im Land schrittweise wieder vollständig hergestellt werden. Nach Aussage von Prof. Weber (Universität Rostock) gibt es in Deutschland noch kein vergleichbares Vorhaben.

Im beantragten Vorhaben geht es daher vor allem um Stützungs- und Mitwirkungsfunktionen bei der Erhaltung oder Wiederherstellung der Systemstabilität. Die Bedeutung dieser Pro­ jekteigenschaft wird durch Herrn Dipl.-Ing. Wolfgang Neldner (Experte und Gutachter für elektrische Systemaspekte, NeldnerConsult) mit Stellungnahme vom April 2015 unterstri­ chen, in der feststellt wird, dass es „dringend erforderlich“ ist, „alle Initiativen zur Stabilisie­ rung des Elektrizitätsversorgungssystems zu unterstützen“.

Ein weiterer Nutzen des Projektes entstünde durch den Speicher mit seiner „Puffer-Funk­ tion“, wodurch eine ausgeglichene, geregelte Einspeisung aus einer eigentlich fluktuieren­ den, volatilen Quelle (Wind) erfolgen soll. Die Flexibilisierung von Erzeugungsleistung bildet einen wichtigen Baustein für ein auf Erneuerbaren Energien basierendes Stromsystem. Da­ bei sind systemische Lösungen von wachsender Bedeutung, welche die diversen Möglich­ keiten zur Nutzung des regenerativ produzierten Stroms aufzeigen.

Insbesondere vor dem Hintergrund des notwendigen Netzausbaus bekennt sich die Landes­ regierung in der Energiepolitischen Konzeption dazu, den netzorientierten Einsatz von Spei­ chern zu untersuchen und die Einsatzmöglichkeiten von Stromspeichern zu unterstützen. Dies soll die Netzausbaukosten gering halten und den Netzausbau auf das Erforderliche beschränken.

Ebenfalls hält die Energiepolitische Konzeption Mecklenburg-Vorpommerns fest, dass in Hinblick auf den geplanten Energieexport bei der Aufstellung von Raumentwicklungsplänen und in Raumordnungsverfahren bevorzugt geeignete Standorte für die Bündelung von leis­ tungsstarken Anlagen zur Energieerzeugung, -Speicherung und -nutzung mit vorhandener Infrastruktur in der Nähe zum Übertragungsnetz entwickelt werden sollten.

Dabei wird, was Voraussetzung für die Realisierung dieses systemrelevanten Kraftwerkbe­ triebes ist, die bereits bestehende Energieinfrastruktur - Gasleitung, Übertragungsstromnetz samt Umspannanlage sowie der Wasserstoffspeicher - genutzt und durch entsprechende Erweiterungen für zukunftsfähige Versorgungsdienstleistungen operabel gemacht.

Das Vorhaben wurde am 20.02.2015 auf dem Netzforum Mecklenburg-Vorpommern disku­ tiert. Die dort vertretenen Experten der Ansicht, das Projekt sei innovativ und habe 35 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG eine hohe Alleinstellung. Die Vorteile des Projektes zeigten sich vor allem im Netzbetrieb, da hierdurch Blindleistung zu jeder Zeit verfügbar wäre.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben entspricht in außergewöhnlich hohem Maße den eingangs dargelegten Programmsätzen des LEP M-V, des RREP MS sowie den in der aktu­ ellen energiepolitischen Konzeption dargelegten Zielen und Handlungsanweisungen. Es ist für das Land Mecklenburg-Vorpommern, aber auch für das länderübergreifende Versor­ gungsgebiet des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz von herausgehobener energiepoliti­ scher Bedeutung, um die Versorgungssicherheit im Energiebereich auch auf der Basis der Erneuerbaren Energien zu sichern. Die wissenschaftlichen Gutachter bestätigen, dass es ein solches Vorhaben in Deutschland bislang noch nicht gibt und auf andere Erfahrungen nicht zurückgegriffen werden kann.

1.2.2 Innovation

Die Vorhabenträgerin plant im Rahmen eines Energieinfrastrukturvorhabens die Errichtung eines Energieinfrastrukturknotens (Lokaler Intelligenter Netzknoten Neubrandenburg - LINK NB) u.a. mit einer Gaseinspeisungsanlage (Power-to-Gas). Kernprojekt des Gesamtvorha­ bens ist die Errichtung von Windenergieanlagen der neusten Generation, die - in Verbindung mit einer innovativen ^-Speicheranlage - der Erprobung der Schwarzstartfähigkeit des Windparks und des nächstgelegenen konventionellen Kraftwerks, mit dem Ziel, des stufen­ weisen Netzwiederaufbaus im Falle eines Black-Outs, dienen sollen. Weiterhin sieht das Vorhaben eine Gaseinspeiseanlage auf Basis von Wasserstoff vor und ist verbunden mit der Aufstellung eines interkommunalen Teilhabemodells sowie der Schaffung von Dauerarbeits­ plätzen“. Auswirkungen und Vorteile des Vorhabens werden in der Unterlage „Hinweise zur Prüfung von Standortalternativen“, die der verfahrensführenden Behörde durch die Vorhabenträgerin am 02.06.2015 zur Kenntnis gegeben wurde, folgendermaßen dargestellt:

- „Kombination der Energie-Infrastrukturen für bedarfsgerechte, nachhaltige, bezahlbare Energieversorgung - Vorbereitung der Infrastruktur für Einführung Elektromobilität (Batterie + Wasserstoff) - Vorbereitung der Infrastruktur für die Substitution von Erdgas - Schaffung von Dauerarbeitsplätzen - Entlastung von Übertragungs- und Verteilnetzen durch Bildung von Anschlusskapazitä­ ten auf der 380 kV-Höchstspannungsebene - Vorbereitung der Energienetze auf kommenden Windausbau - „Grüne“ Versorgung von Energieverbrauchszentren in Mecklenburg-Vorpommern - Vorbereitung auf den künftigen Energieexport für die Metropolen Hamburg, Berlin, München - Akzeptanzsteigerung für Erneuerbare Energien durch Integration von Beteiligungsmög­ lichkeiten für Bürger und Kommunen - Steigerung der Wertschöpfung im Land“

Weiterhin hat die Vorhabenträgerin im Rahmen eines Antrages auf Abweichung von den Zielen der Raumordnung („Nachtrag zum erweiterten Innovationskonzept: Regeneratives, regelbares Kraftwerk mit systemrelevanten Eigenschaften - Stand: 10. März 2015“) das Kon­ zept dahingehend erweitert, dass

- als Kernprojekt innerhalb des Gesamtvorhabens die Errichtung und der Betrieb von mindestens 18-20 Windenergieanlagen der neuesten Anlagengeneration (Schwach­ windanlagen mit Schwarzstartfähigkeit in Kombination mit den vorhandenen Speicher­ plätzen) mit einer Gesamtleistung von mindestens 50 MW geplant ist.

36 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Die wissenschaftlichen Gutachter (Herr Prof. Weber der Universität Rostock mit Schreiben vom 12.12.2016 und Herr Neider von Neider Consult mit Schreiben vom 12.2.2016) haben bestätigt, dass sich inzwischen neue technische Optionen ergeben haben, die es ermögli­ chen, die Zielstellung des Projekts hinsichtlich der Schwarzstartfähigkeit auch mit einer ge­ ringeren Anzahl von Windenergieanlagen zu erreichen. Für die Versorgungssicherheit des Landes M-V ist es von großer Wichtigkeit, dass die Schwarzstartfähigkeit sichergestellt und nachgewiesen wird.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben wird seitens EM als innovativ betrachtet. Die wis­ senschaftlichen Gutachter bestätigen, dass es ein solches innovatives Vorhaben in Deutsch­ land bislang noch nicht gibt und auf andere Erfahrungen nicht zurückgegriffen werden kann. Das Vorhaben ist an eine Reihe von Voraussetzungen gebunden. Die Umsetzung ist nur möglich, wenn all diese gegeben sind, was am vorgesehenen Standort der Fall ist. Um die Ergebnisse dieses energiepolitisch bedeutsamen und innovativen Vorhabens bewerten und weitere Schlussfolgerungen daraus ziehen zu können sind ab Inbetriebnahme der ersten Windenergieanlage in einem Abstand von jeweils fünf Jahren dem EM von der Vorhabenträ­ gerin insgesamt drei Zwischenberichte über den Fortgang des mit dem Vorhaben verbunde­ nen Forschungs- und Erprobungsprogramms vorzulegen.

1.2.3 Eignungsgebiete für Windenergieanlagen

Entsprechend Programmsatz 6.5(5) des RREP MS sind die Errichtung von Windenergiean­ lagen, der Ersatz sowie die Erneuerung bestehender Anlagen ausschließlich innerhalb der in der Gesamtkarte M 1:100 000 ausgewiesenen Eignungsgebiete für Windenergieanlagen zulässig.

Der Bereich des geplanten Vorhabens ist im RREP MS nicht als Eignungsgebiet für Wind­ energieanlagen festgelegt. Das Vorhaben entspricht somit nicht dem Programmsatz 6.5(5) i.V. mit der Gesamtkarte M 1:100.000 des RREP MS als Ziel der Raumordnung. Von Zielen der Raumordnung kann nach § 5 Abs. 6 Satz 1 LPIG abgewichen werden, wenn dies nach raumordnerischen Gesichtspunkten geboten ist und das Raumentwicklungsprogramm in seinen Grundzügen nicht berührt wird. Zum anderen müssen veränderte Tatsachen und Er­ kenntnisse vorliegen.

Fazit: Das EM führte ein Zielabweichungsverfahren für die Errichtung von Windenergieanlagen bezogen auf die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz durch. Inwieweit von dem unter Programmsatz 6.5(5) des RREP MS festgelegten Ziel der Raumordnung ab­ gewichen werden kann, ist Prüfungsgegenstand des Zielabweichungsverfahrens. Die Ent­ scheidung über das Zielabweichungsverfahren durch die Oberste Landesplanungsbehörde wird in Folge des Raumordnungsverfahrens getroffen. Für die Errichtung von Windenergieanlagen bezogen auf die Flächen der Zone 1 und 2 auf dem Gemeinde Tützpatz ist gemäß Punkt A. die Durchführung eines Zielabweichungsverfah­ rens ebenfalls erforderlich.

1.3 Verkehr

Der Transport der Großkomponenten der Windenergieanlagen soll entsprechend den Ver­ fahrensunterlagen über die Autobahn A 20 bis zur Anschlussstelle Altentreptow erfolgen. Von dort ist der Weitertransport über die Landesstraßen L 273 und L 27 vorgesehen.

Innerhalb des Vorhabengebietes erfolgt die Erschließung der einzelnen Standorte der ge­ planten Windenergieanlagen ausgehend von vorhandenen Straßen und Wegen, die das 37 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Vorhabengebiet queren bzw. bis an dieses heranführen. Die erforderlichen Zuwegungen zu den einzelnen Windenergieanlagen und Kranstellflächen bleiben dauerhaft versiegelt. Der Flächenverlust wird seitens der Vorhabenträgerin mit < 5 % der Vorhabenfläche einge­ schätzt. Die Vorhabenfläche grenzt nicht direkt an die Landesstraßen an, die Anbauverbotszone ist somit nicht berührt. Bezüglich der Schwerlasttransporte über diese Straßen und gegebenen­ falls erforderlicher baulicher Maßnahmen werden vom Straßenbauamt Güstrow als zuständi­ ge Straßenbaubehörde Hinweise gegeben, die im Rahmen der weiteren Planung und Ge­ nehmigung des Vorhabens zu berücksichtigen, jedoch für die Abwägung auf Ebene des Raumordnungsverfahrens nicht entscheidungserheblich sind.

Im östlichen Bereich der geplanten Vorhabenfläche durchquert die Bahnstrecke Berlin Ge­ sundbrunnen - Neubrandenburg - Stralsund das Vorhabengebiet. Seitens der Deutschen Bahn AG werden Forderungen bezüglich einer sicheren Durchführung des Eisenbahnbetrie­ bes erhoben. Diese sind im Rahmen der weiteren Planung und Genehmigung des Vorha­ bens zu berücksichtigen, jedoch für die Abwägung auf Ebene des Raumordnungsverfahrens nicht entscheidungserheblich.

Fazit: Dem unter Punkt A.l. tenorierten Vorhaben stehen verkehrliche Belange nicht entgegen.

1.4 Landwirtschaft

Die von dem Vorhaben betroffenen Flächen sind nach LEP M-V und RREP MS als Vorbe­ haltsgebiet Landwirtschaft festgelegt.

Gemäß Programmsätzen 4.5(3) LEP M-V und 3.1.4(1) des RREP MS soll in den Vorbehalts­ gebieten Landwirtschaft dem Erhalt und der Entwicklung landwirtschaftlicher Produktionsfak­ toren und -Stätten, auch in den vor- und nachgelagerten Bereichen, ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Dies ist bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planungen, Maßnahmen und Vorhaben besonders zu berücksichtigen.

Danach haben die Belange der Landwirtschaft in diesen Gebieten besonderes Gewicht bei der Abwägung mit konkurrierenden Raumnutzungsansprüchen.

Gemäß Programmsatz 3.1.4(2) des RREP MS soll ein Entzug landwirtschaftlicher Nutzflä­ chen durch andere Raumnutzungen soweit als möglich vermieden werden, zumindest soll bei einem notwendigen Flächenentzug die betriebliche Existenz landwirtschaftlicher Betriebe nicht gefährdet werden.

Die betroffenen Flächen werden derzeit zum großen Teil landwirtschaftlich genutzt. Nach Aussage der Vorhabenträgerin wird diese Nutzung auch nach Errichtung der Windenergiean­ lagen weiter möglich sein. Teil- bzw. Vollversiegelungen erfolgen nur im Rahmen des erfor­ derlichen Wegebaus für die Erschließung des Windparks, für die Fundamente und Montage­ flächen. Wesentliche Beeinträchtigungen für die landwirtschaftliche Nutzung werden seitens der Vorhabenträgerin nicht gesehen.

Seitens des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern werden Bedenken bezüglich der Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Nutzfläche geäußert (siehe auch Punkt G.2.1.). Der Flächenverlust wird seitens der Vorhabenträgerin mit < 5 % der Vorhabenfläche einge­ schätzt.

Ein Entzug oder die Zerschneidung landwirtschaftlicher Nutzflächen sind grundsätzlich nicht zu vermeiden. Nach Realisierung des Vorhabens ist eine landwirtschaftliche Nutzung der Ackerflächen wieder möglich. Einschränkungen der landwirtschaftlichen Nutzung können

38 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG durch bestimmte Maßnahmen wie z.B. Einhaltung möglichst kurzer Bauzeiten auf landwirt­ schaftlichen Nutzflächen, Vermeidung der Entstehung von Kleinst- und Splitterflächen durch Erschließungswege und Vermeidung der Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen für Ausgleichsmaßnahmen vermindert werden. Entsprechende Regelungen sind im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach BImSchG zu treffen.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung bezogen auf die Belange der Landwirtschaft vereinbar. Erhebliche nach­ haltige Beeinträchtigungen der landwirtschaftlichen Nutzung sind unter raumordnerischen Gesichtspunkten nicht zu erwarten.

1.5 Forstwirtschaft

Eine Fläche des Vorhabengebiets grenzt im westlichen Bereich an den Tützpatzer Wald an. Weiterhin befinden sich innerhalb des Vorhabengebietes kleinere Waldflächen.

Die Errichtung von Windenergieanlagen innerhalb von Waldflächen ist nicht vorgesehen. Damit entspricht das Vorhaben dem raumordnerischen Grundsatz zur Walderhaltung ent­ sprechend Programmsätzen 4.5(9) LEP M-V und 5.4.2(1) RREP MS. Die Vorhabenträgerin weist in der Vorhabenbeschreibung vom 16.06.2014 darauf hin, dass bei der Identifikation der Planfläche Waldgebiete > 10 ha ausgeschlossen wurden und dass bei der Anordnung der Anlagen eine Abstimmung mit der Forstbehörde durchzuführen ist.

Aus forstwirtschaftlicher Sicht wurden von Seiten der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern keine grundsätzlichen Bedenken gegen das Vorhaben vorgebracht. Forderungen bezüglich einzuhaltender Abstände zum Wald sind im Rahmen der weiteren Planung und der Geneh­ migung des Vorhabens zu berücksichtigen.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung bezogen auf die Belange der Forstwirtschaft vereinbar. Erhebliche nach­ haltige Beeinträchtigungen von Waldflächen sind nicht zu erwarten.

1.6 Technische Infrastruktur

In Bezug auf das geplante Vorhaben sind neben den vorhandenen Verkehrsanlagen wie Straßen, Bahnstrecken und Wirtschaftswege weitere vorhandene Trassen und Anlagen der technischen Infrastruktur zu berücksichtigen.

Zu nennen sind dazu im Einzelnen

- Richtfunktrassen und andere Telekommunikationslinien und -anlagen von Mobilfunkbe­ treibern - Richtfunktrassen und Radaranlagen der Bundeswehr - Energieversorgungs- und -Verteilungsanlagen für Gas und Strom sowie Fernmeldean­ lagen der E.ON edis AG - offene und verrohrte Gewässer des Wasser- und Bodenverbandes Untere Tollense/ Mittlere Peene.

Zur Sicherung der Funktionsfähigkeit der betroffenen Anlagen und zur Vermeidung von Be­ einträchtigungen dieser sind im Rahmen der weiteren planerischen Vorbereitung des Vorha­ bens detaillierte Abstimmungen mit den jeweiligen Rechtsträgern der vorhandenen infrast­ rukturellen Anlagen durchzuführen.

39 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung bezogen auf die Belange der technischen Infrastruktur vereinbar.

2. Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen

2.1. Schutzgutbezogene Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen

In der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 werden die Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter Mensch und menschliche Gesundheit, Boden, Wasser, Klima und Luft, Landschaftsbild, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt sowie Kultur und sonstige Sachgüter untersucht.

2.1.1 Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit

Gemäß Programmsatz 5.1.4(5) des RREP MS sollen alle raumbedeutsamen Planungen, Vorhaben und Maßnahmen nach dem Vorsorgeprinzip so geplant, errichtet und betrieben werden, dass Emissionen vermieden oder so gering wie möglich gehalten werden.

Die für das Schutzgut Mensch und die menschliche Gesundheit relevanten anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen bestehen insbesondere in Beeinträchtigungen durch von den Windenergieanlagen ausgehende Schallemissionen und Schattenwurf sowie Lichtemis­ sionen durch die erforderliche Tages- und Nachtkennzeichnung der Windenergieanlagen. Baubedingt treten insbesondere Beeinträchtigungen durch erhöhtes Verkehrsaufkommen und baubedingte Schallemissionen auf.

In den Stellungnahmen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung wurden hinsichtlich der anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen Bedenken erhoben. Insbesondere werden Beeinträch­ tigungen der Bevölkerung durch Lärm, Schattenwurf und Infraschall befürchtet. Es wird da­ rauf verwiesen, dass gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung durch Lärm, Schattenwurf und Infraschall nicht abschätzbar seien, weil dazu keine Studien vorliegen. Insgesamt wer­ den Einschränkungen der Lebensqualität befürchtet.

Die Vorhabenträgerin weist in den Verfahrensunterlagen darauf hin, dass nach der „Allge­ meinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen“ innerhalb eines Windparks alle Feuer zur Vermeidung des Disco-Effektes zu synchronisieren sind. In Bezug auf Schattenwurf und Schallemissionen wird darauf verwiesen, dass im Rahmen der Ge­ nehmigung von Windenergieanlagen Schall- und Schattengutachten vorzulegen und die vor­ gegebenen Richtwerte für Schall- und Schlagschattenemissionen einzuhalten sind. Bei Überschreitung der Richtwerte ist durch entsprechende Maßnahmen an einzelnen Wind­ energieanlagen (gedrosselter Betrieb, zeitweise Abschaltung) die Einhaltung der Werte zu sichern. Damit sei die Beeinträchtigung der Menschen auf ein umweltverträgliches Maß zu reduzieren.

Auf Grund des Vorsorgeprinzips ist bei dem Vorhaben zu Wohngebieten (gemäß BauNVO) sowie zu besonders sensiblen Nutzungen (z.B. Erholungs-, Tourismus- und Gesundheitsge­ biete gemäß BauNVO) ein Schutzabstand von 1000 m und zu Einzelhäusern von 800 m ein­ zuhalten. Das LAGUS weist in seiner Stellungnahme zu dem Vorhaben darauf hin, dass aus Sicht des Gesundheitsschutzes dem vorbeugenden Immissionsschutz der Anwohner Genü­ ge getan ist, wenn die landeseinheitlichen Abstandskriterien erfüllt sind. Diese belaufen sich auf 1000 m bei Gebieten, die nach BauNVO dem Wohnen (WR, WA, MD, Ml), der Erholung, dem Tourismus und der Gesundheit (SO) dienen sowie auf 800 m bei Einzelhäusern und Splittersiedlungen im Außenbereich. Dies ist nach den vorliegenden Unterlagen gewährleis­

40 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG tet. Somit ist unter raumordnerischen Gesichtspunkten davon auszugehen, dass keine un­ zumutbaren Beeinträchtigungen bezogen auf die Menschen und die menschliche Gesund­ heit entstehen.

Eine konkrete Prüfung der Immissionswerte erfolgt im Rahmen des Genehmigungsverfah­ rens nach dem BImSchG anhand der dann vorliegenden Windparkkonfiguration und der konkreten Parameter der Windenergieanlagen. Bei Nichteinhaltung maßgeblicher Immissi­ onsrichtwerte sind im Genehmigungsverfahren Maßnahmen zur Einhaltung dieser Richtwer­ te festzulegen. Unzumutbare Beeinträchtigungen sind demnach nicht zu erwarten.

Bezüglich der Einschränkung der Lebensqualität wird in diversen Stellungnahmen insbeson­ dere auf Beeinträchtigungen durch die nächtliche Befeuerung, die Einschränkung der Sicht in die Landschaft und die optisch bedrängende Wirkung der Windenergieanlagen verwiesen. Nach aktuellen Rechtsprechungen ist bei Einhaltung eines Abstandes von mindestens dem Dreifachen der Gesamthöhe einer Windenergieanlage davon auszugehen, dass eine opti­ sche Bedrängung nicht mehr vorliegt. Die geplanten Windenergieanlegen weisen im Wesent­ lichen eine Gesamthöhe von bis zu 208 m auf. Somit ist bei Einhaltung des geplanten Schutzabstandes der Windenergieanlagen zu Wohngebieten gemäß BauNVO und zu Erho- lungs-, Tourismus- und Gesundheitsgebieten von 1000 m sowie zu Einzelhäusern von 800 m davon auszugehen, dass eine optisch bedrängende Wirkung durch die geplanten Windener­ gieanlagen nicht hervorgerufen wird.

Zusätzlich zu berücksichtigen sind im vorliegenden Fall die bereits bestehenden Windener­ gieanlagen in den Eignungsgebieten Altentreptow-Ost (derzeit ca. 52 Windenergieaniagen vorhanden) und Altentreptow-West (derzeit ca. 35 WEA vorhanden). Diesbezüglich ist zu prüfen, ob eine Bedrängungswirkung durch Umfassung von Ortslagen durch Windenergiean­ lagen entsteht, d.h. inwieweit der Blick in die freie Landschaft durch Windenergieanlagen verstellt wird.

Bezüglich der Auswirkungen einer Umfassung von Ortslagen durch Windenergieanlagen auf die Menschen gibt es bisher kaum Untersuchungsergebnisse. Entsprechend dem „Gutach­ ten zur Umfassung von Ortschaften durch Windenergieanlagen“ (Umweltplan GmbH Stral­ sund, Januar 2013) wird in Übereinstimmung mit der aktuellen Rechtsprechung dem Grund­ gedanken einer vorsorgenden Planung für das Schutzgut Mensch entsprochen, wenn zwei Korridore im Winkel von 60° im Umkreis von 3,5 km um die Ortsmitte von Windenergieanla­ gen freigehalten werden. Dies ist im vorliegenden Fall für alle betroffenen Ortslagen gewähr­ leistet.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung mit Blick auf die Belange der Menschen und der menschlichen Gesund­ heit vereinbar, soweit das nachfolgende BlmSchG-Genehmigungsverfahren im Einzelfall zu keinen anderen Erkenntnissen kommt. Durch das Vorhaben hervorgerufene Schall- und Lichtemissionen sowie Schattenwurf kön­ nen Beeinträchtigungen bei den Anwohnern hervorrufen. In dem nach BImSchG zu führen­ den anlagenbezogenen Genehmigungsverfahren ist die Einhaltung immissionsschutzrechtli­ cher Vorgaben (Lärm, Schattenwurf, optisch bedrängende Wirkung) für das konkrete Vorha­ ben zu prüfen. Nach den Vorschriften des BImSchG sind Windenergieanlagen so zu errich­ ten, dass schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft nicht hervorgerufen werden können. Damit wird eine Gesundheitsgefährdung ebenso ausgeschlossen, wie eine unzumutbare Beeinträchtigung der Nutzungsmöglichkeiten des Grundstücks.

2.1.2 Schutzgut Boden

41 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Gemäß Programmsätzen 6.1.3(1) LEP M-V und 5.1.4(1) des RREP MS sollen die Böden als Lebensgrundlage zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und in ihrer natürlichen Leistungs­ und Funktionsfähigkeit gesichert und entwickelt werden. Durch entsprechende Maßnahmen soll Bodenschädigungen wie Bodenerosion, Verdichtung, Schadstoffeinträgen und Schad­ stoffakkumulation sowie der Degradierung von Moorböden entgegen gewirkt werden. Pro­ grammsätze 6.1.3(2) LEP M-V und 5.1.4(2) des RREP MS orientiert auf einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden.

Seitens des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern werden Bedenken bezüglich der Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Böden geäußert (siehe auch Punkt G.1.4.). Nach ge­ genwärtigem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass insgesamt ca. 20 ha für die land­ wirtschaftliche Nutzung verloren gehen. In den Stellungnahmen aus der Öffentlichkeitsbetei­ ligung wird in Bezug auf den Boden hauptsächlich auf die Problematik der Verdichtung moo­ riger Böden und fehlende Ausführungen zu den Auswirkungen der Fundamente auf den Bo­ den hingewiesen. Unvermeidbare bau- und betriebsbedingte Beeinträchtigungen des Bodens können durch geeignete Maßnahmen wie schonende Behandlung des Oberbodens, Lagerung und Wieder­ verwendung des Bodenaushubs sowie Rückbau nicht mehr erforderlicher Versiegelungen vermieden oder minimiert werden. Entsprechende Festsetzungen sind im Rahmen des Ge­ nehmigungsverfahrens nach BImSchG zu treffen.

Seitens der Vorhabenträgerin wird in der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 darauf verwiesen, dass sich das Vorhaben im Bereich der weichseleiszeitlichen Grundmoräne des Mecklenburger Vorstoßes befindet und dass vom Vorhaben „lediglich ackerbaulich genutzte, d.h. anthropogen stark beanspruchte Kulturboden betroffen“ sind. Seltene oder besonders schützenswerte Bodengesellschaften sind nicht betroffen. Erhebli­ che Beeinträchtigungen des Schutzgutes Boden seien nicht zu erwarten. Baubedingte Beeinträchtigungen des Bodens erfolgen durch Erdarbeiten im Zuge des erfor­ derlichen Wegebaus, der Kabelverlegung, der Herstellung der Fundamente sowie durch er­ forderliche Montageflächen. Anlagebedingte Beeinträchtigungen entstehen infolge dauerhaf­ ten Flächenentzuges durch die Fundamente und Versiegelungen im Rahmen der Zuwegun­ gen.

Innerhalb des Vorhabengebietes befinden sich überwiegend lehmige Bereiche und z.T. Nie­ dermoorbereiche. Die lehmigen Bereiche werden ackerbaulich genutzt und sind somit ent­ sprechend vorgeprägt. Niederungsbereiche befinden sich insbesondere im Bereich des Goldbaches. Niedermoorbereiche sind insbesondere empfindlich gegenüber Bodenverdich­ tungen. Die Niedermoorbereiche sind von der Errichtung von Zuwegungen, Kranstellflächen und Windenergieanlagen auszunehmen.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung mit Blick auf die Belange des Bodenschutzes vereinbar.

2.1.3 Schutzgut Wasser

Entsprechend Programmsätzen 6.12(1) LEP M-V und 5.13(1) RREP MS sollen Gewässer als Bestandteile des Naturhaushaltes nachhaltig genutzt werden.

Mit dem Vorhaben sind entsprechend den durch die Vorhabenträgerin in der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie (Stand: 16.06.2014) getroffenen Aussagen einige stehende Kleingewässer sowie der Goldbach betroffen. Diese werden „vom Vorhaben in Größe und Gestalt nicht verändert und bleiben somit von der Realisierung der Vorhaben unberührt.“ Sie unterliegen zum großen Teil dem gesetzlichen Biotopschutz. Da die Oberflächengewässer von der Errichtung der Windenergieanlagen oder deren Zuwe­ gungen nicht direkt betroffen sind, sind nachhaltige Beeinträchtigungen nicht zu erwarten. Zu 42 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG ihrem Schutz ist jedoch ein Mindestabstand zwischen Windenergieanlagen und Gewässer einzuhalten.

Bezogen auf das Grundwasser befindet sich das Vorhaben in einem Bereich der Bewer­ tungsstufe „mittel bis hoch“. Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete Trinkwasser gemäß den Pro­ grammsätzen 5.5(1) und (2) des RREP MS sind von dem Vorhaben nicht betroffen.

Versiegelungen erfolgen durch die Fundamente für die Windenergieanlagen und die erfor­ derliche Zuwegung. Da der Anteil zu versiegelnder Flächen bezogen auf das Vorhabenge­ biet nur einen geringen Anteil ausmacht, sind nachhaltige Beeinträchtigungen des Gewäs­ serhaushaltes nicht zu erwarten.

Der zuständige Wasser- und Abwasserzweckverband Demmin/Altentreptow erhebt keine Einwände gegen das Vorhaben. Der Wasser- und Bodenverband Untere Tollense/Mittlere Peene weist auf das Vorhandensein auch verrohrter Gewässer hin. Bei der weiteren planeri­ schen Vorbereitung des Vorhabens sind diesbezüglich Abstimmungen zu den Anlagenstan­ dorten, Kranstellflächen, Kabeltrassen und Zuwegungen erforderlich.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung mit Blick auf die Belange des Gewässerschutzes vereinbar. Erhebliche nachhaltige Beeinträchtigungen von Gewässern sind nicht zu erwarten.

2.1.4 Schutzgut Klima und Luft

Entsprechend Programmsätzen 6.1.3(5) LEP M-V und 5.14(4) RREP MS sollen die natürli­ chen Voraussetzungen zur Erhaltung und Verbesserung der lokalen Klimaverhältnisse sowie der Lufthygiene bei allen Planungen, Vorhaben und Maßnahmen berücksichtigt werden. Emissionen sollen vermieden oder so gering wie möglich gehalten werden.

In der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 verweist die Vorhabenträge­ rin im Punkt 5.2.5 Klima und Luft darauf hin, dass die Planungsregion „im Bereich des stär­ ker kontinental geprägten Klimas, das sich in südöstliche Richtung verstärkt“ liegt. „Das Vor­ haben ist hinsichtlich des Einflusses auf die Schutzgüter Klima und Luft, nicht nur neutral, sondern positiv zu bewerten.“

Beeinträchtigungen von Klima und Luft treten hauptsächlich während der Bauphase in Form von Abgasen und Lärm durch Transport- und Baufahrzeuge auf. Diese sind jedoch unver­ meidbar. Während der Betriebsphase kommt es zu keinen Emissionen von Schadstoffen. Die Nutzung regenerativer Energieträger, damit auch der Windenergie, gilt allgemein als Maßnahme zum Klimaschutz. Nachhaltige Beeinträchtigungen des Schutzgutes Klima und Luft sind mit dem Betrieb von Windenergieanlagen nicht zu erwarten, da keine Schadstoffe emittiert werden, die zu einer Luftverunreinigung führen.

Fazit: Das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben ist mit den im LEP M-V und RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung mit Blick auf die Belange Klima und Luft vereinbar. Erheb­ liche nachhaltige Beeinträchtigungen des Klimas und der Luft sind nicht zu erwarten.

2.1.5 Schutzgut Landschaftsbild

Entsprechend den Programmsätzen 6.11(1) LEP M-V und 5.12(1) RREP MS soll die Land­ schaft in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit geschützt, gepflegt und entwickelt werden.

43 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Landschaftsprägende Strukturen wie Gewässer und naturnahe Wälder sollen erhalten wer­ den.

Landschaftstypische Strukturelemente wie Feldgehölze, Hecken, Alleen, Parks, Kleingewäs­ ser und Solle sollen erhalten, gepflegt, entwickelt und zum Aufbau eines landesweiten Bio­ topverbundsystems vernetzt werden (RREP MS, Programsatz 5.12(3)).

In den Stellungnahmen der Gemeinden Altentreptow, Gültz, Pripsleben und Tützpatz, der IHK Neubrandenburg, des Touhsmusverbandes Mecklenburgische Seenplatte und in zahl­ reichen Stellungnahmen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung werden Bedenken bezüglich einer Umfassung der Ortslagen durch Windenergieanlagen und einer technischen Überprägung der Landschaft durch weitere Windenergieanlagen geäußert. Insbesondere werden Auswir­ kungen auch auf die Naherholungsfunktion der Landschaft befürchtet. Weiterhin wird in den Stellungnahmen des Tourismusverbandes und der Gemeinden auf die Bedeutung der Kultur­ landschaft mit den historischen Schlössern, Gutsanlagen und Parks in Gültz, Tützpatz und Gützkow verwiesen (s. dazu auch unter Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter).

In Bezug auf das Landschaftsbild wird seitens der Vorhabenträgerin in der Raum- und Um­ weltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 unter Punkt 5.2.6 Landschaftsbild darauf verwie­ sen, dass im Umfeld des geplanten Windparks „bereits ein Funkmast bei Tützpatz, das Milchwerk bei Klatzow sowie die vorhandenen Windparks Altentreptow Ost und West, Iven, Klatzow und Teetzleben als technogene Vorbelastung" wirken. Die geplanten Windenergie­ anlagen würden jedoch über diese Vorbelastungen hinaus weitere nachteilige Auswirkungen auf das Landschaftsbild auslösen. Mit einer Fotodokumentation werden die verschiedenen Blickrichtungen dargestellt.

Das geplante Vorhaben befindet sich nach dem Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan Mecklenburg-Vorpommern (GLRP, UM M-V, 2003) in der Landschaftsbildzone Rückland der Mecklenburgischen Seenplatte und nach dem Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan (GLRP, Landesamt für Umwelt und Natur 1997) in der Großlandschaft Oberes Tollensege- biet. Das Rückland der Seenplatte stellt sich entsprechend dem GLRP als großer welliger bis kuppiger Grundmoränenbereich mit markanten Querungen von Gletscherzungenbecken und Flusstälern, kleineren Schmelzwasserbildungen und Endmoränenzügen in Randgebieten dar. In der Großlandschaft Oberes Tollensegebiet ist durch die Verzahnung von ver­ schiedensten morphogenetischen Formen wie z.B. Grundmoräne, Endmoränenzüge, San­ der, Gletscherzungenbecken eine große standörtliche und landschaftliche Vielfalt gegeben (GLRP 1997). Nach dem Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan Mecklenburgische Seen­ platte (GLRP MS, Erste Fortschreibung, Landesamt für Umwelt Naturschutz und Geologie M-V Juni 2011) weist das Landschaftsbild im betroffenen Bereich eine mittlere bis hohe Schutzwürdigkeit auf.

Der durch das Vorhaben betroffene Bereich zeichnet sich durch flachwelliges Gelände und eine mäßige Dichte an strukturierenden Landschaftselementen, insbesondere lineare Ge­ hölzstrukturen und Kleingewässer, aus. Weiterhin sind Feldhecken, Feuchtgebiete mit Grün­ land und kleinere Waldbereiche vorhanden. Dominierende Nutzungen sind die landwirt­ schaftliche und Windenergienutzung.

Seitens der Vorhabenträgerin wird dazu ausgeführt, dass sich die betroffene Landschafts­ bildeinheit „infolge des flachwelligen Geländes, der mäßigen Dichte an strukturierenden Landschaftselementen und der dominanten Agrar- und Windenergienutzung“ durch einen „durchschnittlichen Eigenwert“ auszeichnet und „Vielfalt, Eigenart und Naturnähe der Land­ schaft sind demzufolge lokal mäßig ausgeprägte Merkmale

Zusammenfassend wird durch die Vorhabenträgerin in der Raum- und Umweltverträglich­ keitsstudie vom 16.06.2014 unter Punkt 5.2.6 Landschaftsbild darauf verweisen, dass aus der Landschaftsbildanalyse keine überdurchschnittliche Wertigkeit des betreffenden Land­ 44 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

schaftsraums hervorgeht. „Die bereits bei Anwendung der landesplanerischen Ausschluss und Abstandskriterien erkennbare Nichtbetroffenheit von Landschaftsbildräumen der höchs­ ten Wertigkeit kann auf Grundlage der Vor-Ort-Erfassungen bestätigt werden. Es ergeben sich daraus keine Abweichungen von der den übergeordneten Planungen zugrunde liegen­ den Potenzialanalyse 1995/1996. Eine Unverträglichkeit des Vorhabens in Bezug auf das Landschaftsbild lässt sich demnach nicht ableiten. Gleichwohl führt das Vorhaben zu einer weiteren technischen Überprägung der weiträumig offenen Agrarflur. Vorbelastend wirken hier die beiden Bestandswindparke Altentreptow West und Werder-Kessin. Eine kumulative, umweltunverträgliche Wirkung ergibt sich hierdurch jedoch infolge der eingehaltenen landes­ planerisch relevanten Abstände von > 2,5 km zwischen Plangebiet und vorhandenen Eig­ nungsgebieten nicht. Als Regeleingriff in Natur und Landschaft mit standardgemäß vorwie­ gender Betroffenheit des Landschaftsbildes ist das Vorhaben jedoch kompensationspflichtig und bedarf der Umsetzung von Ersatzmaßnahmen. Die quantitative Bemessung des Ein­ griffs sowie die Ableitung von Kompensationsmaßnahmen können erst bei feststehender Anlagenkonfiguration, d.h. im Zuge des Genehmigungsverfahrens nach BImSchG erfolgen."

Nach dem ursprünglich geplanten Gesamtvorhaben sollten bis zu 30 Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von über 200 m errichtet werden. Das Gesamtvorhaben würde eine Ost-West-Ausdehnung von mehr als 4 km erreichen. Ausgehend von der Anzahl und der optischen Dominanz der Anlagen auf Grund ihrer Größe sowie der Drehbewegung der Roto­ ren käme es dabei zu erheblichen Veränderungen des Landschaftsbildes. Dabei ist auch die Fernwirkung zu berücksichtigen. Die Veränderung des Landschaftsbildes ist dabei jeder Windenergieanlagenerrichtung inhärent. Darin unterscheidet sich dieses Projekt nicht von anderen. Bei der weiteren Betrachtung ist zu beachten, dass das Gesamtvorhaben zwischenzeitlich deutlich verkleinert wurde (siehe Punkt A.).

Vor dem Hintergrund der baurechtlichen Privilegierung der Windenergieanlagen (§ 35 BauGB) ist im Rahmen der Abwägung der Belange eine mögliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes kein Ausschlussgrund.

In der vorliegenden Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 wird darauf verwiesen, dass mit den im Umkreis bestehenden Windparks bereits Vorbelastungen vor­ handen sind. Ebenso werden ein Funkmast und gewerbliche Bauten in der Ortslage Tützpatz als Vorbelastung aufgeführt. Dies wird so gewertet, dass neue, weitere Eingriffe zu einer geringeren Beeinträchtigung führen, als dies bei unbelasteten Gebieten der Fall wäre. Wei­ terhin wird ausgeführt, dass zwischen den einzelnen Windparks ein Mindestabstand von 2500 m eingehalten wird und dass bei Einhaltung dieses Abstandes davon auszugehen ist, dass mit der Errichtung weiterer Windenergieanlagen keine unzulässigen kumulativen Beein­ trächtigungen entstehen.

Die Wirkung der Windenergieanlagen auf das Landschaftsbild wird noch verstärkt durch eine erforderliche Kennzeichnung als Luftfahrthindernis, insbesondere der Nachtkennzeichnung.

Diesbezüglich hat die Vorhabenträgerin zugesagt, dass sie für das Vorhaben sowie für das von ihr betriebene Vorhaben eine bedarfsgerechte Befeuerung installieren wird, soweit dies zugelassen wird, sodass es keine dauerhaft beeinträchtigende Nachtkennzeichnung gäbe. Dies würde zu einer signifikanten Minderung bzw. sogar Verbesserung der Situation führen.

Hinsichtlich des Belangs der Beeinträchtigung der Kulturlandschaft wird auf die Ausführun­ gen unter Punkt G.1.1 verwiesen. Hinsichtlich der befürchteten Umfassung der Ortslagen durch Windenergieanlagen wird auf Punkt G 2.1.2 verwiesen.

Fazit: Zusammenfassend ist festzustellen, dass das geplante Vorhaben zusätzliche Beeinträchti­ gungen des bereits beeinträchtigten Landschaftsbildes hervorruft. Die Verkleinerung des 45 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Vorhabens reduziert diese Beeinträchtigungen. Bei der Umsetzung entsprechender Ersatz­ maßnahmen zur Minderung der Beeinträchtigungen (z.B. durch entsprechende Farbgebung der Windenergieanlagen oder Maßnahmen zur Minimierung optischer Beeinträchtigungen bezogen auf die erforderliche Tages- und Nachtkennzeichnung), die im Rahmen der Ge­ nehmigung nach BImSchG festzusetzen wären, ist das unter Punkt A.l. tenorierte Vorhaben mit den Belangen der Raumordnung mit Blick auf das Landschaftsbild vereinbar.

2.1.6 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Entsprechend der Programmsätze 6.1(3) LEP M-V und 5.1.1(1) RREP MS sollen die heimi­ schen Tier- und Pflanzenarten durch Sicherung, Pflege und Entwicklung ihrer Lebensräume erhalten werden. Weiterhin sollen zentrale, landesweit bedeutsame Rast- und Nahrungsflä­ chen ziehender Vogelarten durch geeignete Maßnahmen in ihrer Funktion erhalten werden.

Das Vorhaben erfasst Bereiche der FFH-Gebiete „Kleingewässerlandschaft bei Gültz“ und „Tollensetal mit Zuflüssen“. Die Darstellung und Bewertung der Auswirkungen des Vorha­ bens auf die entsprechenden Schutzziele der FFH-Gebiete sind Punkt G.2.2 Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen auf Natura 2000-Gebiete der Landesplanerischen Beurtei­ lung zu entnehmen.

Östlich des Vorhabens befindet sich das Landschaftsschutzgebiet „Goldbachtal“. Laut Schutzgebietsverordnung besteht der Schutzzweck vor allem in der Bewahrung des sied­ lungsarmen Gebietes vor einer willkürlichen und landschaftsfremden Bebauung. Weiterhin sollen hier ur- und frühgeschichtliche Bodendenkmale als Elemente der Landschaft und als touristisches Potenzial erhalten bleiben. Ein weiterer Schutzzweck besteht in der Sicherung und Entwicklung der vielfältigen natürlichen Landschaftselemente in ihrer Gesamtheit und mit allen Bestandteilen und Erscheinungsformen, wie z.B. Einzelbäumen, Hecken, Steinrie­ geln, Gehölzgruppen, Wäldern, Mooren, Ufersäumen, Bächen und Quellen in ihrer vernetz­ ten Struktur. Das LSG ist nicht direkt von dem Vorhaben betroffen. Baubedingte Beeinträch­ tigungen des Schutzgebietes sind somit nicht zu erwarten. Die UNB erhebt keine Einwände bezogen auf das Landschaftsschutzgebiet.

Im Rahmen der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 13.05.2014 wurden die Bioto­ pe im Vorhabenbereich und in einem Umkreis von 500 m erfasst. Den größten Flächenanteil haben Ackerflächen, die auf Grund des vorhandenen lehmigen Bodens gut für die Landwirt­ schaft geeignet sind.

Gesetzlich geschützte Biotope befinden sich südlich der Ortslage Gültz. Dies sind die teil­ weise verbuschte Niedermoorsenke südlich von Gültz, die sich außerhalb des Vorhabenge­ bietes befindet, sowie die alte Torfkuhle südwestlich von Gültz. Verbunden werden diese Biotope durch naturnahe Feldgehölze, die ebenfalls gesetzlich geschützt sind. Naturnahe Feldgehölze erstrecken sich auch entlang des Goldbaches.

Die Vorhabenträgerin führt bezüglich der Biotope in der Raum- und Umweltverträglichkeits­ studie vom 16.06.2014 aus, dass entsprechende Abstandsregelungen zu Biotopen (z.B. 200 m zu gesetzlich geschützten Biotopen > 5 ha) „im Rahmen der Planung der Anlagenkonfigu­ ration und der konkreten Definition der Standorte und der Festlegung der Zuwegungen Rücksicht genommen werden“ kann. „Dabei werden mögliche Betroffenheiten naturschutz­ fachlich zu bewerten und Optionen In die Betrachtung einzubeziehen sein. “

Die UNB und der BUND, Landesgeschäftsstelle Mecklenburg-Vorpommern, fordern in ihren Stellungnahmen die Einhaltung eines Schutzabstandes der Windenergieanlagen von 200 m zu den gesetzlich geschützten Biotopen > 5 ha. Dies betrifft im Bereich des Vorhabengebie­ tes die alte Torfkuhle südwestlich von Gültz sowie die teilweise verbuschte Niedermoorsenke südlich von Gültz.

46 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Zu gesetzlich geschützten Biotopen < 5 ha wäre grundsätzlich ein Mindestabstand von 100 m einzuhalten. Dies wäre im Rahmen der weiteren Vorhabenplanung zu berücksichti­ gen. Sollten die genannten Abstände unterschritten werden, wäre dies durch die Vorhaben­ trägerin zu begründen und naturschutzfachlich hinsichtlich der Auswirkungen zu bewerten.

Innerhalb des Vorhabengebietes befinden sich mehrere kleinere Waldflächen. Dies sind ins­ besondere Erlen- und Pappelbrüche. Nordwestlich des Vorhabengebiets grenzt der Tützpat- zer Wald an. Wie bereits unter Punkt G.1.5 ausgeführt, sind erhebliche nachhaltige Beein­ trächtigungen von Waldflächen nicht zu erwarten.

Sehenswerte Alleen nach dem Alleenentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern befinden sich nördlich und südlich des Vorhabengebietes, wobei insbesondere die südlich gelegene Allee im Zuge der Landesstraße L 27 durch die erforderlichen Transporte, die über diese Straße erfolgen sollen, betroffen ist. Hierbei handelt es sich um eine Lindenallee. Al­ leen gehören zu den landschaftstypischen Strukturelementen in der Region und sollen erhal­ ten und gepflegt werden (RREP MS, Programmsatz 5.12(3)).

Die Vorhabenträgerin führt in der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 aus, dass sich nach dem „Alleenentwicklungsprogramm M-V keine sehenswerten Alleen im Bereich des Vorhabens befinden, wenngleich die Alleenabschnitte Tützpatz-Gültz und Tütz- patz-Pripsleben ebenfalls insbesondere durch Geschlossenheit und Vitalität nach Gutachter­ ansicht durchaus sehenswert sind. Dies gilt jedoch für den gesamten Alleenbestand in Meck­ lenburg-Vorpommern. Dessen besonderer Schutz als gleichermaßen landschaftsästhetisch wie auch landeskulturell wertvolles Merkmal des Landes manifestiert sich insbesondere in § 19 NatSchAG M-V."

Alleen sind nach § 19 NatSchAG M-V gesetzlich geschützt. Beschädigungen oder sonstige Beeinträchtigungen durch die erforderlichen Schwerlasttransporte während der Bauphase sind zu vermeiden.

Bezogen auf die Fauna erfolgte eine Beschreibung und Bewertung der vorkommenden Arten in der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 im Fachbeitrag Artenschutz (vom 13.05.2014). Hier wurden insbesondere Fledermäuse sowie Brut-, Rast- und Zugvögel erfasst.

Durch die Vorhabenträgerin wird dazu zusammenfassend ausgeführt:

„Auf Grundlage der 2012/2013 durchgeführten Erfassungen der Vögel und Fledermäuse im Plangebiet sowie dessen Umfeld ergeht die Prognose, dass der Eintritt von Verbotstatbe­ ständen nicht zu erwarten ist, wenn die dokumentierten Sachverhalte im Zuge der Konfigura­ tionsplanung berücksichtigt werden und - innerhalb der Gesamtfläche lediglich Teilareale betreffend - vorsorglich Maßnahmen zugunsten des Artenschutzes umgesetzt werden. Be­ sondere Aufmerksamkeit Ist hierbei den Brutvogelarten Kranich, Rotmilan, Schwarzmilan und Weißstorch zu widmen.

Das im Plangebiet und dessen Umfeld festgestellte Konfliktpotenzial erscheint aus gutachter­ licher Sicht nicht höher als in durchschnittlichen Eignungsgebieten In Mecklenburg- Vorpommern. Es besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für die erfolgreiche, d.h. wirk­ same Umsetzung von Maßnahmen insbesondere Zugunsten der o.g. Brutvogelarten.

Die Artengruppe Fledermäuse ist grundsätzlich nicht raumordnungsrelevant. In Bereichen mit höheren Aktivitäten lässt sich bei Bedarf auf Grundlage eines standortbezogenen Hö­ henmonitorings und ggf. daraus abgeleiteten, aktivitätsabhängigen Abschaltalgorithmen ein wirtschaftlicher und zugleich konfliktarmer WEA-Betrieb realisieren. “

47 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Die UNB kam im Ergebnis der Prüfung der vorgelegten Unterlagen zu dem Ergebnis, dass Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG für Vogelarten gemäß Artikel 1 der Vogelschutzrichtlinie und für Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie vorliegen. Danach sind die mittleren Bereiche des geplanten Vorhabengebietes sowie Flächen südlich des Tützpatzer Waldes derzeit nicht für die Errichtung von Windenergieanlagen nutzbar (siehe Punkt G.2.3).

Bezogen auf die im Vorhabengebiet und daran angrenzend vorhandenen Kranichbrutplätze wird seitens der UNB die Realisierung geeigneter CEF-Maßnahmen, z.B. die Schaffung at­ traktiver Brutplätze im Umfeld gefordert, deren Erfolg jedoch als ungewiss bewertet wird.

Die UNB weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass im Frühjahr 2014 an der westlichen Waldkante des Golchener Forstes ein neuer Seeadlerbrutplatz gefunden wurde. Durch die Vorhabenträgerin wurden im Ergebnis der Erörterungsberatung vom 13.11.2014 eine Unter­ suchungen zur Erfassung der Gewässer > 5 ha als mögliches Nahrungshabitat und zur Be­ stimmung möglicher Flugkorridore durchgeführt. Im Ergebnis dieser Untersuchungen wurde festgestellt, dass sich die Flugkorridore zum Ivenacker See und zum Tützer See nördlich des Vorhabengebietes erstrecken und dieses nicht berühren. Nachhaltige Beeinträchtigungen des Seeadlers sind somit nicht zu erwarten.

Bezüglich der biologischen Vielfalt wird darauf verwiesen, dass in den bisher landwirtschaft­ lich genutzten Bereichen die Arten- und Individuenvielfalt stark eingeschränkt ist. Die Neuan­ lage von wassergebundenen Erschließungswegen und Montageflächen kann aber durch nachfolgende Sukzession, insbesondere durch die Entwicklung von Gras- und Staudenflu­ ren, für Insekten, Brutvögel und Fledermäuse eine Steigerung der Flabitatfunktion bewirken.

Fazit: Das unter Punkt A.l tenorierte Vorhaben ist mit den im LEP M-V und RREP MS benannten Erfordernissen der Raumordnung mit Blick auf die Belange des Schutzgutes Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt vereinbar. Keine Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumord­ nung kann derzeit für die Flächen der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz hergestellt werden (siehe Punkt A ll).

Bei Unterschreitung eines Abstandes von 200 m zu gesetzlich geschützten Biotopen > 5 ha ist nachzuweisen, dass eine erhebliche Beeinträchtigung ausgeschlossen werden kann.

2.1.7 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Zu den entsprechenden raumordnerischen Festlegungen des LEP M-V und des RREP MS siehe auch Punkt G.1.1.1 und G.1.1.2. Bezüglich der vorhandenen Bau- und Kunstdenkmale wurde im Rahmen der Umweltverträg­ lichkeitsstudie ein gesonderter Fachbeitrag „Kulturgüter“ erstellt. Seitens des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege sowie der UDB als zuständige Fachbehörden wird in den Stel­ lungnahmen darauf hingewiesen, dass der Fachbeitrag in den von der Vorhabenträgerin vorgelegten Unterlagen teilweise von falschen Voraussetzungen ausgeht und demzufolge zu falschen Aussagen kommt und zum Teil unsachgemäße Äußerungen enthält. Unter Punkt F.2. sind die Aussagen der Vorhabenträgerin vom 13.05.2014 dazu zusammen­ fassend aufgeführt.

Zum Bodendenkmal: Nordöstlich der Ortslage Tützpatz befindet sich im Vorhabengebiet ein Bodendenkmal. Hier­ zu gibt es umfängliche Ausführungen im Fachbeitrag „Kulturgüter“, der Bestandteil der Raum- und Umweltverträglichkeitsstudie vom 16.06.2014 ist. Das Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege teilt die Aussagen des Fachbeitrags nicht vollständig, kommt in seiner Ein­ schätzung jedoch zu dem Ergebnis, dass eine Verschiebung der Windenergieanlage (WEA)

48 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

02 in südöstliche Richtung eine erhebliche Beeinträchtigung des Bodendenkmals weitge­ hend ausschließen würde (siehe auch Punkt E.).

Im Rahmen der Erörterungsberatung vom 13.11.2014 wurden die Belange der Denkmalpfle­ ge ausführlich diskutiert.

Im Januar 2015 wurde der verfahrensführenden Behörde durch die Vorhabenträgerin zusätz­ lich eine denkmalfachliche Einschätzung durch einen Sachverständigen übergeben. Dazu liegt die Stellungnahme des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege vom 27.02.2015 vor.

Die Gemeinden Gültz und Tützpatz sowie das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege ha­ ben in ihren Stellungnahmen im Rahmen des Zielabweichungsverfahrens die Errichtung von Windenergieanlagen auf den Flächen der Zone 1 der Gemeinde Gültz sowie auf den Flä­ chen der Zone 1 und der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz als vereinbar mit den Belangen der Denkmalpflege und damit auch mit den Belangen des Schutzgutes Kultur- und sonstige Sachgüter, betrachtet. Für die Zustimmung des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege war dabei die Zusage der Vorhabenträgerin, das Gutshaus in Gültz zu sanie­ ren und einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen wesentlich, neben den Aspekten der Standortgebundenheit des Gesamtvorhabens und der Laufzeitbegrenzung der Windenergie­ anlagen.

Fazit: Das unter Punkt A.l tenorierte Vorhaben ist mit den im LEP M-V und RREP MS festgelegten Erfordernissen der Raumordnung zu Kultur- und sonstigen Sachgütern sowie Bau- und Kunstdenkmalen vereinbar (siehe auch Punkt G.1.1).

2.2 Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen auf Natura 2000-Gebiete

Von dem Vorhaben betroffen sind die FFFI-Gebiete DE 2244-302 Kleingewässerlandschaft bei Gültz und DE 2245-302 Tollensetal mit Zuflüssen.

2.2.1 FFH-Gebiet DE 2244-302 Kleingewässerlandschaft bei Gültz

Das FFPI-Gebiet hat eine Gesamtgröße von 671 ha. Es handelt sich hierbei um eine Agrar­ landschaft, die durch zahlreiche Kleingewässer geprägt ist. Gebietsrelevanter Lebensraum­ typ nach Anhang I der FFH-Richtlinie sind „natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Plydrocharitions“. Das Gebiet hat insbesondere Bedeutung für das Vorkommen von Rotbauchunke und Kammmolch als Arten nach Anhang II der FFH- Richtlinie. Beide Arten sind ebenfalls nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt.

Entwicklungsziele für dieses Gebiet bestehen laut dem Gebietsdatenbogen im Erhalt und teilweise der Entwicklung eines Schwerpunktraumes des Rotbauchunken- und Kammmolch­ vorkommens sowie der Gewässerlebensraumtypen. Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung wurden der Teilbereich des FFH-Gebietes un­ tersucht, der sich innerhalb des Vorhabengebietes befindet, sowie das daran unmittelbar angrenzende Umfeld im Wanderbereich der Arten Kammmolch und Rotbauchunke (500 bis 1000 m zum Laichgewässer).

Innerhalb des FFH-Gebietes liegen ca. 37 ha der Vorhabenfläche. Hier ist die Errichtung von vier Windenergieanlagen vorgesehen. Bei dem betroffenen Bereich handelt es sich um ackerbaulich genutzte Flächen. Im vom Vorhaben direkt betroffenen Bereich ist der zu schützende Lebensraumtyp nicht vorhanden, d.h. es gibt hier keine entsprechenden Gewäs­ serhabitate. Durch den Gutachter wurde eine Existenz der zu schützenden Arten ebenfalls nicht festgestellt, wobei die Untersuchungen insbesondere auf den Bereich von Laichlebens­

49 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

räumen beschränkt wurden. Insgesamt kommt der Gutachterzu dem Ergebnis, dass erhebli­ che Beeinträchtigungen des Schutzzieles „Erhalt und Entwicklung eines Schwerpunktraumes des Kammmolch- und Rotbauchunken-Vorkommens einschließlich der Gewässerlebens­ raumtypen“ nicht zu erwarten sind.

Die UNB folgt den Ausführungen des Gutachters, der die bau- und betriebsbedingten Aus­ wirkungen auf Kammmolch und Rotbauchunke als gering einschätzt, da sich Reproduktions­ stätten und Sommerlebensräume beider Arten nicht auf der zu beurteilenden Fläche befin­ den, sondern sich erst nördlich anschließen. Die betroffenen Flächen selbst werden acker­ baulich genutzt.

Die Flächenverluste durch die Errichtung von vier Windenergieanlagen ausgehend von Ver­ siegelungen im Bereich der Fundamente werden ca. 2-3 ha betragen. Kranstellflächen und Zuwegungen können in Schotterbauweise ausgeführt und so teilweise für Aufwertungsmaß­ nahmen für die Zielarten genutzt werden. Entsprechende naturschutzrechtliche Eingriffsrege­ lungen sind im Rahmen des BlmSch-Genehmigungsverfahrens zu treffen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Vorhaben mit den Schutz- und Erhaltungszie­ len des FFH-Gebietes DE 2244-302 Kleingewässerlandschaft bei Gültz vereinbar ist.

2.2.2 FFH-Gebiet DE 2245-302 Tollensetal mit Zuflüssen

Das FFH-Gebiet hat eine Gesamtgröße von 6894 ha. Es beinhaltet eines der größten Fluss­ talmoore des Landes mit mehreren naturnahen Zuflüssen, kalkreichen Niedermooren, Bruch- und Moorwäldern, Trocken- und Magerrasen sowie Laubwäldern an den Talhängen. Vom Vorhaben direkt betroffen ist davon der Goldbach als ein Ausläufer des FFH-Gebietes. Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung wurde deshalb seitens des Gutachters ein Korridor von 100 m nördlich und südlich der FFH-Gebietsgrenze untersucht.

Der betroffene Bereich des FFH-Gebietes umfasst eine Fläche von ca. 21 ha, wobei die Er­ richtung von Windenergieanlagen innerhalb des FFH-Gebietes nicht vorgesehen ist. Der betroffene Bereich ist geprägt durch den Goldbach als Fließgewässer und den für Fließge­ wässer typischen Vegetationssaum. Dieser besteht zum Großteil aus Erlen, nordöstlich von Pripsleben sind daneben auch Eichen und Eschen vorhanden. Die Bruchwälder entlang des Goldbaches bestehen vorwiegend aus Schwarzerlen, z.T. auch aus Pappeln oder Eschen. Teilweise grenzen Grünlandbereiche und Feuchtgrünlandbereiche an den Goldbach an. Im betroffenen Bereich des FFH-Gebietes kommen als Lebensraumtypen naturnahe Fließ­ gewässer, feuchte Hochstaudenfluren und Auenwälder mit Schwarz-Erle und Esche vor.

Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung wird davon ausgegangen, dass Beeinträchti­ gungen der Lebensraumtypen ausgeschlossen werden können, da diese Bereiche im Rah­ men der konkreten Vorhabenplanung von Windenergieanlagen und ihren Zuwegungen frei­ gehalten werden können. Vorkommende Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie sind im Bereich des Goldbaches Schmale und Bauchige Windelschnecke, Eremit, Mopsfledermaus, Kriechender Scheiberich und Sumpf-Glanzkraut.

Auch bezüglich der Anhang-Il-Arten wird in der FFH-Verträglichkeitsprüfung davon ausge­ gangen, dass diese nicht erheblich beeinträchtigt werden bzw. Beeinträchtigungen sicher ausgeschlossen werden können, da Biotope mit entsprechenden Vorkommen weder in der Bau- noch in der Betriebsphase beansprucht werden. Die UNB weist darauf hin, dass weitere betroffene Arten im Goldbach Biber und Fischotter sowie im Bereich von der Bahnstrecke Stralsund - Berlin bis zur Goldbacher Mühle der Laichplatz von Bachneunaugen sind. Auch bezüglich dieser Arten sind keine nachhaltigen Beeinträchtigungen zu erwarten, wenn vom Goldbach mit den Windenergieanlagen ein Min­ destabstand von 30 m eingehalten wird und in diesem Bereich auch keine Eingriffe durch 50 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Erschließungsmaßnahmen oder Zuwegungen erfolgen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Vorhaben bei Einhaltung eines Abstandes von 30 m zum Goldbach mit den Schutz- und Erhaltungszielen des FFH-Gebietes DE 2245-302 Tollensetal mit Zuflüssen vereinbar ist.

2.3 Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen auf den europäischen Arten­ schutz

Im Rahmen der Erarbeitung des Fachbeitrages Artenschutz als Bestandteil der Verfahrens­ unterlagen wurden seitens der Vorhabenträgerin die in § 44 Abs. 1 BNatSchG benannten artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände geprüft. Dazu wurden die geplante Vorhabenflä­ che und ein Radius von 2 km um diesen Bereich untersucht. Die Untersuchungen konzen­ trierten sich vorrangig auf TAK-relevante Arten, d.h. auf solche Arten, für die seitens des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Abstandskriterien zu geplanten Wind­ parks vorgegeben sind.

Wintergäste, Rast- und Zugvögel

Das Rast- und Zugvogelgeschehen wurde mit 8 Begehungen erfasst. An planungsrelevanten Arten wurden insbesondere Kraniche, Singschwäne, Goldregenpfeifer und Kiebitze, Saat- und Blässgänse, Kormorane, Graureiher, Baumfalken sowie Möwen und Stockenten festge­ stellt.

Die betroffenen Flächen haben eine mittlere bis hohe Bedeutung als Vogelrastgebiet (Um­ weltkartenportal M-V, 2014). Die über die Vorhabenfläche verlaufende Vogelzug-Zone weist eine mittlere bis hohe Dichte auf. Es stehen hinreichend Ausweichflächen auf Ackerflächen in der Umgebung zur Verfügung. In Bezug auf Wintergäste, Zug- und Rastvögel wird im Er­ gebnis festgestellt, dass deren Tötung oder erhebliche Störung während des Baus und des Betriebes der Windenergieanlagen nicht zu erwarten sind.

Brutvögel

Bezüglich Brutvögel wurden während der Brutzeit die artenschutzrechtlich relevanten Arten Baumfalke, Graureiher, Kranich, Rohrweihe, Rotmilan, Schwarzmilan, Seeadler, Weißstorch und Wiesenweihe im Vorhabengebiet und seiner Umgebung kartiert. Für die Arten Baumfal­ ke, Graureiher und Wiesenweihe ergibt sich entsprechend den vorliegenden Unterlagen kei­ ne artenschutzrechtlich relevante Betroffenheit, da diese hier nicht als Brutvogel, sondern als Nahrungsgast Vorkommen.

- Kranich Mit dem geplanten Vorhaben sind 7 Kranichbrutplätze betroffen, davon befinden sich 2 in­ nerhalb des Vorhabengebietes. Für einen weiteren Kranichbrutplatz innerhalb des Vorha­ bengebietes besteht ein Brutverdacht. Kraniche sind grundsätzlich gegenüber Störungen empfindlich. Nach dem Schlupf der Jungen werden diese durch die Eltern zur Nahrungsauf­ nahme auf Grünland und Feuchtgrünlandbereiche im Umfeld des Brutplatzes geführt. Eine Errichtung von Windenergieanlagen in diesen Bereichen könnte zur Brutplatzaufgabe oder zu Kollisionen führen.

Um die Anordnung von Windenergieanlagen nicht stark einzuschränken, sollen durch vorge­ zogene Ausgleichsmaßnahmen artenschutzrechtliche Konflikte vermieden werden. Dazu fordert die UNB in ihrer Stellungnahme die Durchführung von CEF-Maßnahmen für alle vor­ handenen Kranichbrutplätze z.B. durch die Schaffung attraktiver Brutbiotope im Umfeld.

51 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

- Rohrweihe Die UNB weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass im verschilften Ufer des Angelteiches westlich der alten Torfkuhle vor einigen Jahren nachweislich ein Rohrweihenpaar gebrütet hat. Die Vorhabenträgerin weist mit einem Schreiben ihres beauftragten Büros vom 01.06.2015 darauf hin, dass bei einer Kontrolle der Alten Torfkuhle kein Brutpaar der Rohrweihe festge­ stellt werden konnte, wie auch in den Jahren 2013 und 2014.

Ein diesbezüglicher Verdacht konnte für die letzten 3 Jahre im Rahmen des Verfahrens nicht in einer Weise erhärtet werden, dass von einem Nachweis de lege artis ausgegangen wer­ den kann.

- Rotmilan und Schwarzmilan In einem Bruchwald südlich der Ortslage Gültz brüten ein Rotmilan- sowie ein Schwarzmi­ lanpaar. Die Horststandorte befinden sich innerhalb des Vorhabengebietes. Im Umfeld befin­ den sich weitere Wechselhorste, so z.B. im Gutspark Gültz. Das Vorhabengebiet wurde re­ gelmäßig zur Nahrungssuche aufgesucht.

Die Vorhabenträgerin vertritt die Auffassung, dass bezogen auf das Vorkommen des Rotmi­ lanbrutpaares eine prinzipielle Vereinbarkeit mit dem Vorhaben angenommen werden kann. Dazu seien im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach BImSchG weitere umfangreiche Detailabstimmungen zu den ortsspezifischen Einzelheiten, anzustrebenden Maßnahmenin­ halten und dem daraus resultierenden Flächenbedarf nötig.

Seitens der Vorhabenträgerin wird folgender Formulierungsvorschlag unterbreitet: "Eine Bebauung der Zone 2 -im mittleren Teil der Vorhabenfläche- kann erst nach Prüfung, Realisierung und Nachweis von artenschutzrechtlichen Instrumenten zur Erhaltung des Rot­ milans im Zuge Genehmigungsverfahrens nach BImSchG erfolgen."

Ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko besteht nach Auffassung der UNB in Bezug auf Windenergieanlagen in einem Umfeld von 1000 m um den Rotmilanhorst und von 500 m um den Schwarzmilanhorst.

Innerhalb des 1000 m-Schutzbereiches um den Rotmilanhorst befinden sich nach der vorlie­ genden Anlagenkonfiguration 9 Windenergieanlagen (Anlage 20 bis Anlage 28). Von weite­ ren 3 Anlagen (Anlagen 13, 14 und 15) ragen die Rotorkreise in diesen Bereich hinein. Mög­ liche Auswirkungen auf die genannten Standorte der Anlagen 13, 14 und 15 sind im Zulas­ sungsverfahren durch die zuständige Fachbehörde zu prüfen.

Im Fachbeitrag Artenschutz schlägt der Gutachter diverse Maßnahmen zur Lebensraumauf­ wertung in nördlicher Richtung und damit zur Lenkung der Milane in windparkferne Bereiche vor. Die UNB weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass es erst nach erfolgreicher, selb­ ständiger Umsiedlung des Rotmilans in einen Bereich außerhalb des 1 km-Radius um das Plangebiet und einer dokumentierten Horstaufgabe des alten Standortes möglich ist, für den betroffenen Bereich innerhalb des Vorhabengebietes von ca. 132 ha seitens der UNB eine Zustimmung zur Errichtung von Windenergieanlagen zu erteilen. Der Schutz der Brutstätte sollte jedoch nach Auffassung der UNB mindestens bis drei Jahre nach Aufgabe des Horstes gelten.

Zusammenfassend ist bezüglich der Rotmilan- und Schwarzmilanbrutvorkommen Folgendes festzustellen: Die Vereinbarkeit der Errichtung und des Betriebs von Windenergieanlagen im Bereich eines Abstandes von mindestens 1000 m zum Rotmilanhorst sowie von mindestens 500 m zum Schwarzmilanhorst mit den Belangen des Artenschutzes kann beim gegenwärti­ gen Sachstand nicht abschließend beurteilt werden. Um ein signifikant erhöhtes Tötungsrisi­ ko bei Unterschreitung dieser Abstände in den östlichen und westlichen Teilen des Vorha­ 52 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG bengebietes ausschließen zu können, wäre eine Raumnutzungsanalyse erforderlich, die derzeit nicht vorliegt und deshalb im Raumordnungsverfahren nicht geprüft werden konnte.

Sofern die Vorhabenträgerin in ihrem artenschutzrechtlichen Fachbeitrag vom 13.06.2014 darlegt, dass Lenkungsmaßnahmen die eigenständige Brutplatzverlagerung aus dem Bruchwald südlich von Gültz in nördliche Richtung bewirken sollen, hat sich die UNB in ihrer Stellungnahme vom 10.09.2014 dahingehend positioniert, dass erst nach erfolgreicher, selb­ ständiger Umsiedlung - insbesondere des Rotmilans - in einen Bereich mindestens außer­ halb des 1 km-Radius des Plangebietes und einer dokumentierten Horstaufgabe des alten Standortes von mindestens 5 Jahren, es möglich ist, für dieses Gebiet (132 ha) einen Antrag auf Genehmigung nach dem BImSchG zu stellen.

Eine positive raumordnerische Beurteilung der Flächen, die den 1000 bzw. 500 m Abstand nicht einhalten, ist daher weder im laufenden Verfahren, noch in absehbarer Zeit, nicht mög­ lich.

Das Vorhaben ist - bezogen auf die Flächen der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz - im Ergebnis der Gesamtabwägung u.a. aus Gründen des Natur- und Artenschutzes, nicht mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar.

- Seeadler: Die UNB weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass im Frühjahr 2014 an der westlichen Waldkante des Golchener Forstes ein neuer Seeadlerbrutplatz gefunden wurde. Der Seead­ ler stellt eine Art mit sehr hoher Sensibilität gegenüber anthropogenen Störungen dar. Die Nahrungsgebiete können bis zu 12 km vom Horst entfernt sein. Gewässer spielen dabei eine besonders wichtige Rolle. Befinden sich im Verbindungskorridor zwischen Brutplatz und Nahrungsgebiet Windenergieanlagen, ist die Gefahr der Kollision besonders hoch und es kann zur Aufgabe des Brutplatzes führen.

Bezüglich des Seeadlerbrutplatzes im Golchener Forst sollten im Ergebnis der Erörterungs­ beratung vom 13.11.2014 im Rahmen des Raumordnungsverfahrens die Gewässer > 5 ha erfasst und mögliche Flugkorridore bestimmt werden (kartografische Aufbereitung). Im Er­ gebnis der Untersuchungen wurde festgestellt, dass das Hauptnahrungshabitat das östlich des geplanten Vorhabens gelegene Tollensetal ist. Gewässer > 5 ha, die ebenfalls als Nah­ rungshabitat in Frage kommen können, sind der Tützer See, der Ivenacker See und der Let­ z te r See. Mögliche Flugkorridore des Seeadlers zu diesen Gewässern berühren nicht das Vorhabengebiet.

- Weißstorch: Auch Weißstörche können auf die Errichtung von Windenergieanlagen im Umfeld ihres Brut­ platzes empfindlich reagieren (Kaatz 1999, 2001). Windenergieanlagen in Nahrungsgebieten oder im Flugkorridor zwischen Horststandort und Nahrungsgebiet bedingen eine Verschlech­ terung der Lebensraumqualität und eine Schädigung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte. Zudem sind Weißstörche in hohem Maß vogelschlaggefährdet. Ein signifikant erhöhtes Kolli­ sionsrisiko besteht bei Windenergieanlagen in einem Radius von 1000 m um den Horst. Im vorliegenden Fachbeitrag Artenschutz wird festgestellt, dass im Umkreis des geplanten Vorhabens brütende Weißstörche die Vorhabenfläche nur selten aufsuchen. Im Übrigen wurden einige Überflüge registriert. Es wird festgestellt, dass Tötung, erhebliche Störung sowie Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Weißstörche durch Bau und Betrieb der geplanten Windenergieanlagen nicht zu erwarten sind.

Die UNB stellt in ihrer Stellungnahme fest, dass tierökologische Abstandsflächen zu Horst­ standorten des Weißstorches eingehalten werden.

53 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Zusammenfassend ist in Bezug auf die Betroffenheit von Brutvögeln festzustellen, dass ar­ tenschutzrechtliche Belange bezogen auf den Seeadler und den Weißstorch dem Vorhaben nicht entgegenstehen. Die Errichtung und der Betrieb von Windenergieanlagen im Bereich des Schutzabstandes von mindestens 1000 m zum Rotmilanhorst sowie von mindestens 500 m zum Schwarzmilanhorst sind mit den Belangen des Artenschutzes nach derzeitigem Wissenstand nicht vereinbar. Bezüglich der Kranichbrutplätze wäre eine Vereinbarkeit mit den Belangen des Artenschutzes nur nach erfolgreicher Kompensationsmaßnahme (erfolgter Wechsel der Fortpflanzungsstätten in neu zu schaffende attraktive Brutbiotope außerhalb des Vorhabengebietes) zu erzielen. Bezüglich eines etwaigen Rohrweihenbrutpaars wäre eine Vereinbarkeit mit den Belangen des Artenschutzes bei Einhaltung eines Tabubereiches um die Fortpflanzungsstätte von mindestens 500 m zu erzielen, sofern nicht eine Raumnut­ zungsanalyse ein anderes Ergebnis ermöglicht (siehe Maßgabe).

Fledermäuse

Für Fledermäuse wurde eine gesonderte Standortuntersuchung zur quantitativen und quali­ tativen Erfassung in planungsrelevanten Bereichen durchgeführt. Es wurden insgesamt 12 Fledermausarten im Untersuchungsgebiet festgestellt.

Weiterhin wurde seitens der Vorhabenträgerin festgestellt, dass im Bereich der südlichen Waldkante des Tützpatzer Waldes von erhöhten Fledermausaktivitäten auszugehen ist. Deshalb wurde dieser Bereich im vorliegenden Gutachten als Fledermausfunktionsraum mit hoher Bedeutung ausgewiesen. Hier ist die Gefahr der Vergrämung und des Tötens von Fle­ dermäusen besonders hoch, so dass nach Auffassung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte ca. 26 ha aus der Vorhabenfläche herauszuneh­ men sind. Über diese für das Vorhaben ungeeignete Fläche hinaus sind die übrigen Berei­ che nicht so konfliktreich, so dass hier seitens der unteren Naturschutzbehörde ein Höhen­ monitoring für ausreichend gehalten wird, um dann ggf. entsprechende Schutzmaßnahmen für die Fledermäuse festzulegen.

Das zusammenfassende Ergebnis im artenschutzrechtlichen Gutachten kommt bei einer Worst-Case-Betrachtung zu dem Ergebnis, dass ein Tötungsverbot anzunehmen ist. Zum Ausgleich sei Höhenmonitoring vorzusehen. Diese Aussage wurde im Ergebnis der Erörte­ rungsberatung dahingehend korrigiert, dass die dargelegten methodischen Prognoseunsi­ cherheiten nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass der Eintritt des Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG zu erwarten ist und eine Befreiung nach § 45 Abs. 7 BNatSchG von der Vorhabenträgerin zu beantragen wäre. Im Rahmen der Genehmigung nach BImSchG seien durch die Genehmigungsbehörde Abschaltalgorithmen festzusetzen. Eine vertiefte Prüfung mittels Gondelmonitoring zur Ermittlung von höhenspezifischen Fle­ dermausaktivitäten wäre jedoch notwendig, um das potenzielle betriebsbedingte Kollisi­ onsrisiko zu quantifizieren und die Abschaltalgorithmen zu modifizieren.

Die UNB weist in ihrer Stellungnahme zu diesen geänderten Ausführungen darauf hin, dass der Bereich von ca. 26 ha südlich des Tützpatzer Waldes grundsätzlich nicht für die Errich­ tung von Windenergieanlagen zur Verfügung steht, da es sich hier um einen Fledermaus­ funktionsraum von hoher Bedeutung handelt. Zum Waldrand ist ein Abstand von mindestens 250 m einzuhalten. Für die Windenergieanlagen 01, 04 und 07 entsprechend Entwurf WEA- Konfiguration in Anlage 4.3 der Vorhabenbeschreibung, deren Rotorblätter in diesen Schutz­ bereich hineinragen, werden pauschale Abschaltzeiten in den Nachtstunden in den Monaten Mai bis September gefordert. Weiterhin sollen für diese Anlagen zur Erlangung von beurtei­ lungsrelevanten Daten ein Höhenmonitoring in Gondelhöhe (Horchboxen) für eine Laufzeit von 2 Jahren durchgeführt werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das geplante Vorhaben mit den Belangen des Fle­ dermausschutzes vereinbar ist, wenn ein ausreichend großer Abstand der Windenergieanla­ gen zu den Waldrändern eingehalten wird. Sofern erforderlich, sind in Abstimmung mit der 54 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG zuständigen Naturschutzbehörde pauschale Abschaltzeiten einzuplanen.

3. Zusammenfassende raumordnerische Bewertung

3.1 Gesamtvorhaben

Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens für das Vorhaben „RH2-PTG“ war insbesondere zu prüfen, inwieweit die im Gesamtvorhaben beinhaltete Errichtung von bis zu 30 Windener­ gieanlagen der neuesten Anlagengeneration mit den Erfordernissen der Raumordnung über­ einstimmt. Zentrales Element des Gesamtvorhabens ist die Errichtung eines Energieinfra­ strukturknotens (LINK NB) u.a. mit einer Gaseinspeisungsanlage (Power-to-Gas) sowie von bis zu 30 Windenergieanlagen im Großraum Neubrandenburg. Mit dem Projekt soll vor allem unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Rostock nachgewiesen werden, dass Schwachwindanlagen neuster Bauart in der Lage sind, zusammen mit den vorhandenen Speichermedien im Falle eines Totalstromausfalls in Mecklenburg-Vorpommern die Strom­ produktion aus eigener Kraft (zunächst als Inselbetrieb) wieder anzuwerfen (sog. Schwarz­ startfähigkeit). Dazu bedarf es nach Aussagen der Vorhabenträgerin als Kernprojekt inner­ halb des Gesamtvorhabens der Errichtung von mindestens 18-20 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 2,5 bis 3 MW, um auf eine Gesamtleistung von mindestens 50 MW zu kommen (siehe auch Punkt B.).

Die raumordnerische Prüfung erfolgte im Wesentlichen anhand der Belange der gesamt­ räumlichen Entwicklung und der Siedlungsentwicklung, von Energie, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft, Infrastruktur sowie anhand der Umweltbelange. In die raumordnerische Ge­ samtabwägung wurden neben den vorliegenden Verfahrensunterlagen alle relevanten Anre­ gungen, Bedenken und Hinweise aus der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeitsbeteiligung einbezogen.

Die Vorhabenträgerin selbst hat eine Zonierung der Gesamtfläche (Zonen 1, 2 und 3) vorge­ schlagen und die Flächen der Zone 3 aus dem Vorhaben herausgenommen. Die Flächen der Zone 2, die sich auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz befinden, sind insbe­ sondere aufgrund von Belangen des Natur- und Artenschutzes nicht mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar (siehe unten). Allein von daher verkleinert sich die Vorhabenflä­ che deutlich.

Durch die Verkleinerung des Vorhabens relativieren sich die Beeinträchtigungen der Erfor­ dernisse der Raumordnung hinsichtlich der gesamträumlichen Entwicklung, der Siedlungs­ und Kulturlandschaftsentwicklung sowie der touristischen Entwicklung. Die Vereinbarkeit des Vorhabens mit den Erfordernissen der Raumordnung kann insbesondere auch durch die Zusage der Vorhabenträgerin, das Gutshaus in Gültz zu sanieren und einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen in Verbindung mit einer Laufzeitbegrenzung der Windenergieanlagen hergestellt werden. Daneben ist auch von Gewicht, dass mit dem Vorhaben 20 zusätzliche Arbeitsplätze aufgrund der erklärten Absicht der Vorhabenträgerin geschaffen werden, was zumindest dem Mittelzentrum Altentreptow positiv zu Gute kommt. Mit dem Bau und der Un­ terhaltung des Gesamtvorhabens sollen soweit möglich Unternehmen aus dem Land beauf­ tragt werden. Hierin ist ein Beitrag zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation in diesem Raum mit besonderen Strukturschwächen zu sehen.

Erhebliche Beeinträchtigungen der Erfordernisse der Raumordnung hinsichtlich der Belange des Verkehrs, der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft sowie der Infrastruktur konnten im Rahmen des Raumordnungsverfahrens nicht festgestellt werden.

Das geplante Vorhaben ist von herausragender energiepolitischer Bedeutung für Mecklen­ burg-Vorpommern, um die Versorgungssicherheit im Energiebereich auf der Basis Erneuer­ barer Energien zu sichern. Die wissenschaftlichen Gutachter bestätigen, dass es ein solches 55 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

innovatives Vorhaben in Deutschland bislang noch nicht gibt und damit auf entsprechende anderweitige Erfahrungen nicht zurückgegriffen werden kann. Das Vorhaben ist an eine Rei­ he von standortbezogenen Voraussetzungen gebunden. Eine Prüfung dieser Standortvo­ raussetzungen durch die Antragstellerin hat ergeben, dass es in Mecklenburg-Vorpommern keinen anderweitig entsprechend geeigneten Standort gibt.

Das Vorhaben ist verbunden mit Eingriffen in Natur und Landschaft. Bezogen auf das Schutzgut Mensch und die menschliche Gesundheit können durch das Vorhaben Beein­ trächtigungen durch Schall- und Lichtemissionen sowie Schattenwurf hervorgerufen werden. Diese können durch geeignete Maßnahmen gemindert werden. Entsprechend konkrete Prü­ fungen und Auflagen haben im Rahmen der Genehmigung nach BImSchG auf der Basis der konkreten Anlagenkonfigurationen und Anlagentypen zu erfolgen. Bezogen auf die Schutzgüter Boden, Wasser, Klima und Luft ist das Vorhaben mit den Er­ fordernissen der Raumordnung vereinbar.

Durch die Verkleinerung des Vorhabens relativieren sich die Beeinträchtigungen der Erfor­ dernisse der Raumordnung hinsichtlich der Belange des Landschaftsbildes. Die verbleiben­ den Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes können durch entsprechende Maßnahmen zur Minimierung optischer Beeinträchtigungen, insbesondere bezüglich der Tages- und Nachtkennzeichnung weiter gemindert werden. Entsprechende Festlegungen sind im Rah­ men der Genehmigung nach BImSchG zu treffen.

Das Vorhaben entspricht nur unter Beachtung der Maßgaben sowie der Herausnahme von freizuhaltenden Flächen den Erfordernissen der Raumordnung bezüglich der Entwicklung von Natur und Landschaft. Bei Verwirklichung des ursprünglich in Rede stehenden Gesamt­ vorhabens würde ein insbesondere für die nachgewiesenen streng geschützten Vogelarten (Rotmilan, Schwarzmilan, Kranich) bedeutender Lebensraum als Brut- und Nahrungshabitat erheblich beeinträchtigt werden. Um eine erhebliche Störung insbesondere während der Fortpflanzung und Aufzucht sowie eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos der streng geschützten Vogelarten zu vermeiden, sind die Mindestabstände zu den Horst- und Fort­ pflanzungsstätten bei Realisierung des Vorhabens einzuhalten. Dies hat zur Folge, dass die Flächen der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz aus dem Vorhaben herausgenom­ men werden müssen. Für die Flächen der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz könnte nach Prüfung artenschutzrechtlicher Belange durch die zuständige Fachbehörde im Zulassungsverfahren bzw. durch eine Verschiebung von Anlagenstandorten eine Raumver­ träglichkeit bezogen auf die Belange von Natur und Landschaft erreicht werden, vorausge­ setzt ein für diesen Bereich noch erforderliches Zielabweichungsverfahren würde positiv ab­ geschlossen.

Das Vorhaben entspricht nicht dem Ziel der Raumordnung, Windenergieanlagen nur inner­ halb von Eignungsgebieten für Windenergieanlagen zu errichten. Das Vorhabengebiet ist nicht als Eignungsgebiet für Windenergieanlagen ausgewiesen. Für die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz wurde ein entsprechendes Zielabweichungsverfahren gemäß § 6 Abs. 2 ROG durchgeführt. Die Entscheidung über das Zielabweichungsverfahren durch die Oberste Landesplanungsbehörde wird im Ergebnis des Raumordnungsverfahrens getroffen. Für die Flächen der Zone 1 und 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz wäre die Durchführung eines solches Verfahrens noch erforderlich.

Im Ergebnis der Gesamtabwägung ist festzustellen, dass das Vorhaben - soweit es sich auf den Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz sowie auf den Flächen der Zo­ ne 1 und der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz befindet - unter Würdigung der Belange der gesamträumlichen Entwicklung, der Freiraum- und Siedlungsentwicklung, dem Artenschutz sowie den Denkmalschutzbelangen, mit den Erfordernissen der Raumordnung zur Vereinbarkeit gebracht werden kann, sofern die nachfolgenden Maßgaben umgesetzt werden.

56 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

In Umsetzung der landesplanerischen Beurteilung werden Zulassungen zu den einzelnen Anlagen über das anlagenbezogene Genehmigungsverfahren nach dem BImSchG getroffen und weitere Regelungen nach dem BüGembeteilG M-V sowie über raumordnerische bzw. städtebauliche Verträge.

3.2 Teilvorhaben

Die Raumordnungsbehörde ist ermächtigt, im Rahmen der ihr zustehenden Entscheidungs­ möglichkeiten, ein Vorhaben nur teilweise positiv zu beurteilen. Daher wurde die von der Vorhabenträgerin in das laufende Verfahren eingebrachte Variante näher geprüft, das Vor­ haben zu zonieren (Zonen 1, 2 und 3 - siehe Anlage). Dabei hat die Vorhabenträgerin selbst die Flächen der Zone 3 aus dem Verfahren herausgenommen. Sie hat vorgeschlagen, die Flächen der Zonen 1 und 2 raumordnerisch zu prüfen, jedoch die Flächen der Zone 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz erst nach weiterer Prüfung und Nachweis von artenschutz­ rechtlichen Instrumenten zur Erhaltung des Rotmilans in das erforderliche Zulassungsverfah­ ren nach BImSchG einzubringen. Im Ergebnis des durchgeführten Raumordnungsverfahrens bleibt festzuhalten:

• Die Zone 3 wurde auf Wunsch der Vorhabenträgerin aus der raumordnerischen Be­ trachtung herausgenommen.

• Die Zone 2 zeigt für die Flächen der Gemeinde Gültz erhebliche natur- und arten­ schutzrechtliche Konflikte. Aufgrund dieser Konflikte kann keine Vereinbarkeit der Er­ richtung von Windenergieanlagen auf den Flächen der Zone 2 der Gemeinde Gültz mit den Erfordernissen der Raumordnung festgestellt werden.

• Die Zone 2 zeigt für die Flächen der Gemeinde Tützpatz natur- und artenschutzrechtli­ che Konflikte, die jedoch nach Prüfung durch die zuständige Fachbehörde im Zu­ lassungsverfahren bzw. durch Standortverschiebungen der Einzelanlagen gelöst wer­ den können. Das Vorhaben kann bezogen auf die Flächen der Zone 1 und 2 auf dem Gebiet der Gemeinde Tützpatz - im Ergebnis der Gesamtabwägung unter Berücksichti­ gung der in dieser Beurteilung unter Punkt G.3.3 formulierten Maßgaben - mit den Erfor dernissen der Raumordnung und Landesplanung zur Vereinbarkeit gebracht werden, wenn ein Zielabweichungsverfahren gemäß § 6 Abs. 2 ROG für diese Flächen positiv abgeschlossen worden ist.

• Für die Flächen der Zone 1 auf dem Gebiet der Gemeinde Gültz bleibt festzustellen, dass bei Einhaltung der Maßgaben nach Punkt G.3.3 und in Verbindung mit dem posi­ tiv abgeschlossenen Zielabweichungsverfahren, eine Vereinbarkeit des Vorhabens mit den Erfordernissen der Raumordnung gegeben ist.

3.3 Maßgaben

Folgende Maßgaben formulieren die Bedingungen, unter denen das Vorhaben realisiert wer­ den kann:

1. Im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens ist die Laufzeit der Windenergieanlagen auf 30 Jahre zu begrenzen.

2. Die verbindlich zugesicherten Maßnahmen zur Sanierung des Gutshauses in Gültz und der Etablierung einer nachhaltigen Nutzung auf der Grundlage der Realisierungsbe­ schreibung vom 07.05.2015 sind in einem raumordnerischen Vertrag abzusichern.

3. Das BüGembeteilG M-V findet Anwendung. 57 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

4. Ab Inbetriebnahme der ersten Windenergieanlage sind in einem Abstand von jeweils fünf Jahren dem EM von der Vorhabenträgerin insgesamt drei Zwischenberichte über den Fortgang des mit dem Vorhaben verbundenen Forschungs- und Erprobungspro­ gramms vorzulegen.

5. Der Entzug oder die Zerschneidung landwirtschaftlicher Nutzflächen sind so gering wie möglich zu halten. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach dem BImSchG sind zur Einhaltung möglichst kurzer Bauzeiten auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, Ver­ meidung der Entstehung von Kleinst- und Splitterflächen durch Erschließungswege und Vermeidung von Inanspruchnahmen landwirtschaftlicher Flächen für Ausgleichsmaß­ nahmen entsprechende Regelungen zu treffen.

6. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach dem BImSchG sind Regelungen zur Minderung der anlage- und betriebsbedingten Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Mensch zu treffen. Die Flöhe der Windenergieanlagen darf die genannten 208 m nicht wesentlich überschreiten. Eine Abweichung von dieser Gesamtbauhöhe um 10 % (auf bis zu 229,5 m) wird als nicht wesentlich betrachtet und ist raumordne­ risch vertretbar.

7. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach dem BImSchG sind Maßnahmen zur Minderung der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes (z.B. durch entsprechende Farbgebung der Windenergieanlagen oder Maßnahmen zur Minimierung der optischen Beeinträchtigungen bezogen auf die erforderliche Tages- und Nachtkennzeichnungen) zu treffen.

8. Die Standorte der Windenergieanlagen sind so zu planen und zu errichten, dass die erforderlichen Eingriffe in Natur und Landschaft auf ein unvermeidbares Maß be­ schränkt werden.

9. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach dem BImSchG sind in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde geeignete Ausgleichs- und Ersatzmaßnah­ men sowie bezüglich des Artenschutzes erforderliche CEF-Maßnahmen festzusetzen und zu realisieren.

Für die im Vorhabengebiet ggf. vorhandenen Kranichbrutplätze sind im Umfeld attrak­ tive Brutbiotope zu schaffen.

Unter Berücksichtigung des derzeitigen Wissenstandes ist der 1000 m-Schutzbereich um den Rotmilanhorst von Windenergieanlagen freizuhalten, solange dieser besetzt ist. Der Schutz der Brutstätte soll bis zur gesicherten Aufgabe des Reviers (d. h. nach einer Brutperiode Abwesenheit und Abwanderung des Rotmilans in ein anderes Revier) bzw. im Falle der Aufgabe eines Wechselhorstes unter Beibehaltung des Reviers bis min­ destens drei Jahre nach Aufgabe des Horstes gelten. Der Schutzabstand gilt bis zur Rotorblattspitze, da das Tötungsrisiko von den Rotorblättern ausgeht. Diesbezügliche differenzierte Betrachtungen können durch die zuständige Fachbehörde im Genehmi­ gungsverfahren dem nach BImSchG angestellt werden.

Zur Berücksichtigung der Belange des Fledermausschutzes ist ein ausreichend großer Abstand der Windenergieanlagen zu den Waldrändern einzuhalten. Sofern erforderlich, sind in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde pauschale Abschaltzeiten einzuplanen.

Das Vorhaben muss einen Abstand von 30 m zum Goldbach einhalten.

58 Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben RH2-PTG

Beeinträchtigungen der vorhandenen Oberflächengewässer und des Grundwassers sind auszuschließen. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach dem BImSchG sind erforderliche Maßnahmen zur Gewährleistung des Gewässerschutzes durch die zuständigen Wasserbehörden sowie dem Wasser- und Bodenverband Untere Tollen- se/Mittlere Peene festzulegen.

Zu gesetzlich geschützten Biotopen > 5 ha ist ein Abstand von 200 m einzuhalten. Der einzuhaltende Abstand kann nur unterschritten werden, wenn nachweislich keine er­ hebliche Beeinträchtigung zu erwarten ist.

10. Im Rahmen der Genehmigung nach BImSchG ist die Konfiguration der Windenergiean­ lagen mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege abzustimmen, um Beeinträch­ tigungen des Bodendenkmals auszuschließen.

H. Abschließende Hinweise

I. Diese Landesplanerische Beurteilung greift den im Einzelfall vorgesehenen Genehmi­ gungsverfahren nicht vor und ersetzt weder erforderliche öffentlich-rechtliche Gestat­ tungen noch privatrechtliche Zustimmungen und Vereinbarungen.

2. Diese Landesplanerische Beurteilung gilt so lange, wie sich ihre Grundlagen nicht we­ sentlich ändern. Die Entscheidung über die Änderung der Grundlagen treffen die Lan­ desplanungsbehörden.

3. Diese Landesplanerische Beurteilung ist kostenfrei.

4. Die Beteiligten erhalten eine Ausfertigung der Landesplanerischen Beurteilung in digi­ taler Form.

5. Über das Ergebnis der Landesplanerischen Beurteilung wird die Öffentlichkeit gemäß § 15 Abs. 8 Nummer 4 LPIG unterrichtet. Dazu wird die Landesplanerische Beurtei­ lung für den Zeitraum von einem Monat im Amt Treptower Tollensewinkel sowie im Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seeplatte öffentlich ausgelegt. Sie ist weiterhin einsehbar auf der Homepage des EM unter www.raumordnunq-mv.de/paqes/raumordnungsverfahren .

Schwerin, den 22.03.2017

Petra Schmidt-Kaden Stellvertretende Abteilungsleiterin Landesentwicklung

Anlage (Zonierung des Vorhabengebietes RH2-PTG vom 12.05.2015)

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