LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827)

CONCERTO FOR PIANO AND ORCHESTRA NO. 6 IN D MAJOR, FRAGMENT (COMPLETED BY NICHOLAS COOK & HERMANN DECHANT) KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 6 D-DUR WORLD PREMIÈRE RECORDING [1] [Allegro]...... 15:05

CONCERTO FOR PIANO AND ORCHESTRA NO. 2 IN B-FLAT MAJOR, OP. 19 KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 2 B-DUR, OP. 19 [2] I . Allegro con brio...... 14:47 [3] II . Adagio ...... 09:07 [4] III . Rondo . Molto Allegro...... 06:10

CONCERTO FOR PIANO AND ORCHESTRA NO. 0 IN E-FLAT MAJOR, WoO 4 KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER ES-DUR, WoO 4

[5] I . Allegro moderato...... 09:35 [6] II . Larghetto...... 07:23 [7] III . Rondo . Allegretto ...... 06:17

TOTAL 68:29

SOPHIE-MAYUKO VETTER, KLAVIER | PIANO, HAMMERFLÜGEL | FORTEPIANO SYMPHONIKER PETER RUZICKA, DIRIGENT | CONDUCTOR 3 ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION

ach landläufigem Urteil hat Ludwig van innere Heiligtum der Kunst gedrungen zu sein, NBeethoven fünf Klavierkonzerte kompo- welches sich durch Präzision, Empfindung und niert, die in ihrer chronologischen Reihenfolge Geschmack auszeichnet, wodurch er dann sei- nummeriert sind – von Konzert Nr. 1 C-Dur nen Ruhm um ein Ansehnliches erhöhet hat “. op . 15 bis zu Konzert Nr. 5 Es-Dur op . 73 . Beides Bereits fürs Fünfte Klavierkonzert des 38-Jäh- jedoch ist so nicht richtig: Vor dem „ersten“ ent- rigen allerdings ließ es die fortschreitende Er- warf der Klassiker – noch in seiner Bonner Zeit taubung nicht mehr zu, bei einer öffentlichen – das hier erklingende Zweite Konzert in B-Dur . Aufführung mit Orchester selbst den Solopart Und zusätzlich gibt es die beiden ebenfalls auf auszuführen . Umso mehr überrascht, dass Beet- dieser CD enthaltenen Konzerte, welche das hoven fünf Jahre später noch einmal ein Werk Beethoven-Spektrum sinnstiftend noch weiter für Klavier und Orchester in Angriff nahm . nach vorne sowie nach hinten erweitern . Ende 1814 und Anfang 1815 verbrachte er einige Zeit mit diesem Projekt, das sein sechstes Kla- Konzert für Klavier und Orchester vierkonzert hätte werden können . Nr. 6 D-Dur (unv.) Erhalten sind rund 70 Seiten an Skizzen zu Beethoven zählte auch als Konzertpianist zu den einem schnellen Satz und dazu interessanter- herausragenden Künstlern seiner Zeit . So wuss- weise sogar ein 256-taktiges Partitur-Autograph te etwa Johann Ferdinand von Schönfeld 1796 auf 14-zeiligem Notenpapier (MS Artaria 184, über ihn zu berichten: „Beethoven, ein musika- heute Staatsbibliothek Preußischer Kulturbe- lisches Genie . Er wird allgemein wegen seiner sitz, Berlin), was laut dem Bonner Musikwissen- besonderen Geschwindigkeit und wegen den schaftler Hermann Dechant „darauf hindeutet, außerordentlichen Schwierigkeiten bewundert, dass die Vorstellungen Beethovens zu diesem welche er mit so vieler Leichtigkeit bemeistert . Werk bereits sehr weit gediehen sein mussten“ . Seit einiger Zeit scheint er mehr als sonst in das Allerdings ist die Ausführung der vom Satz-

4 beginn bis zur Mitte der Solo-Exposition des Die Frage ist ja schon, ob dazu nicht auch erst Klaviers reichenden Partiturhandschrift nach noch ein langsamer Mittelsatz und ein schnelles Auskunft des britischen Musikwissenschaftlers Finale gefunden werden müssten . Nicholas Cook in ihrem Verlauf zunehmend lü- Hermann Dechant, der Cooks Rekon­ ckenhafter und enthält zudem „Anzeichen von struktion nachträglich mit einer neuen Kadenz Unentschlossenheit oder Unzufriedenheit“ des und einem neuen Schluss versehen hat, ist da Komponisten . So finden sich darin für einzelne anderer Ansicht, sieht hier den innovativen Passagen Alternativfassungen, die miteinander Beethoven am Werk, der versucht hat, „das erste nicht vereinbar sind, von denen aber keine als Klavierkonzert der Musikgeschichte in einem letztlich gültige markiert ist, ferner durchge- Satz vorzustellen“ . Dafür spreche „neben der strichene, aber nicht ersetzte Stellen oder auch ungewöhnlichen Länge des Satzes der Umstand, mehrere Korrekturen übereinander . Aus wel- dass in dieser Fassung motorische und lyrische chem Grund auch immer, so Cook: Beethoven Abschnitte sorgfältig ausbalanciert sind“ . „Dar- ließ das Werk letztlich fallen . über hinaus“, fährt Dechant fort, „stellt der Satz Cooks Vervollständigung des Torsos erfolg- gegenüber dem 5. Klavierkonzert eine deutli- te, da es sich dabei nach seinen Worten um „ei- che Weiterentwicklung dar: Rhapsodische Ab- nes der gehaltvollsten von Beethovens nicht zur schnitte im Solopart wiederholen sich, die Blä- Vollendung gelangten Konzepten“ handelt . Der ser werden stärker herausgestellt, Abschnitte, Zugang des Briten war ein pragmatischer: „Ziel in welchen das Tutti führt und das Klavier mit ist, etwas zu schaffen, das den größtmöglichen Akkordzerlegungen als Farbe integriert ist, wei- Anteil von Beethovens eigener Musik enthält sen auf das Symphonische Konzert der zweiten und dem Hörer einen Eindruck davon gibt, was Jahrhunderthälfte hin “. Pianistin Sophie-Mayu- Beethoven im Sinn hatte, bevor er das Projekt ko Vetter spricht von einem „konjunktivischen aufgab .“ Weil Cook im Zuge der Arbeit mehrere Klavierkonzert im Sinne von: Was wäre, wenn?“ kompositorische Entscheidungen selbst treffen Ausgehend vom Tonfall seiner Oper Fidelio, die musste, sagt er jedoch unumwunden: „Beetho- Beethoven 1814 ein weiteres Mal überarbeitet vens sechstes Klavierkonzert existiert nicht .“ hatte, klingt in der Musik gar schon die berühm-

5 te Neunte Sinfonie an . Hier ist dieses neue und visiert . Das gilt erst recht für die Kadenzen . Die neuartige Konzert von (Cook, Dechant und) noch um 1809 hinzukomponierte Solokadenz Beethoven erstmals auf CD zu erleben . zum ersten Satz dürfte Beethoven für seinen Gönner, Freund und prominentesten Klavier- Konzert für Klavier und Orchester schüler, Erzherzog Rudolph von Österreich, Nr. 2 B-Dur op. 19 geschaffen haben . Das Klavierkonzert, das Beethoven über den Das B-Dur-Konzert macht eindrucksvoll die längsten Zeitraum beschäftigte, war das der künstlerische Entwicklung des jungen Beetho- Entstehung nach erste, der Veröffentlichung ven vom Mozart nacheifernden, sich selbst mit nach jedoch zweite seiner fünf großen Kla- Musik versorgenden reisenden Virtuosen zum vierkonzerte: Erste Skizzen und Fragmente zu eigenständigen Wiener Klassiker mit expressi- dem Werk datieren aus den Jahren ab 1786 in verem, harmonisch reicherem Tonfall hörbar . Bonn; eine vollständige, nicht überlieferte Ur- Referenzwerk ist dabei zunächst Mozarts letz- fassung lag spätestens 1790 vor . Quellenstudien tes Klavierkonzert KV 595, an das Beethoven in zufolge nahm der Komponist 1793 und 1794 in Orchesterbesetzung (keine Klarinetten, Trom- Wien sowie bei einer Konzertreise im Okto- peten, Pauken) und Grundtonart, aber auch mit ber 1798 in Prag Revisionen vor . Noch für die seinem lyrischen Grundton und der Frische der späte Drucklegung im Jahr 1801 als Opus 19 Erfindung anknüpft . In einer Frühfassung stat- plante Beethoven Änderungen, die dann aber tete Beethoven sein Konzert darüber hinaus mit unausgeführt blieben . So ergänzte er zu diesem einem Rondo-Finale mit Andante-Einschub Zeitpunkt nur noch die Solostimme: „… so war (WoO 6) aus, das sich an dem entsprechenden zu dem Konzerte in der Partitur die Klawirstim- Schlusssatz aus Mozarts Klavierkonzert Es-Dur me meiner Gewohnheit nach nicht geschrieben, KV 482 orientierte . und ich schrieb sie jezt erst“, ließ er den Verleger Im einleitenden Sonatensatz bilden Orches- Franz Anton Hoffmeister in Leipzig wissen . Er ter-Exposition, Solo-Exposition, Durchführung selbst hatte als Solist natürlich keine Noten be- und Reprise vier etwa gleichlange Blöcke . An- nötigt, seinen Part wahrscheinlich stets impro- gehängt ist eine kurze Coda mit Solokadenz .

6 Im Gegensatz zu Mozarts Wiener Konzerten WoO 4 wird aufgrund der etablierten Numme- bringt die Orchester-Exposition in diesem rierungen für die späteren Konzerte umgangs- Allegro con brio nur das Hauptthema – beste- sprachlich als sein „Nulltes“ bezeichnet . Einzige hend aus Dreiklangs-Fanfare und spielerischem historische Quelle für das Werk ist eine von Nachsatz . Das Seitenthema hingegen flicht das Beethoven handschriftlich revidierte Abschrift Orchester erst in die anschließende Solo-Ex- der Klavierstimme, die womöglich als Direk- position des Klaviers ein, die zudem gleichsam tionsstimme bei einer Aufführung gedient hat . improvisatorisch mit neu gegliedertem Material Darin sind nach Art eines Klavierauszugs neben einsetzt . Das dialogartig angelegte Adagio mu- der Solostimme auch die Tutti-Passagen des Or- tet durch die figurativen Arabesken des Klaviers chesters enthalten und mit Instrumentenanga- fast schon romantisch an . Statt einer „richtigen“ ben versehen . Kadenz findet sich hier für den Solisten eine Die angebrachten Korrekturen und Ergän- schlichte einstimmige Passage, die piano, doch zungen Beethovens zeigen, dass er schon in ju- „con gran espressione“ (mit großem Ausdruck) gendlichem Alter nachträglich an seinen Wer- zu spielen ist . Das hier zu hörende endgültige ken feilte, um sie auf den aktuellen Stand seiner Rondo-Finale bietet einen spritzigen Kehraus . musikalischen Vorstellungen und pianistischen Sein an einen Kuckucksruf erinnerndes Haupt- Möglichkeiten zu bringen . Muster für dieses thema erhält seinen besonderen Reiz dadurch, ausgesprochene Virtuosenkonzert war noch dass es gegen den Taktschwerpunkt betont wird . nicht Mozart, sondern Johann Christian Bach mit seinen Londoner Klavierkonzerten . Die Konzert für Klavier und Orchester Komposition atmet daneben im Orchestersatz „Nr. 0“ Es-Dur WoO 4 auch Divertimento-Leichtigkeit und lässt das Beethovens allererste produktive Auseinander- Klavier im reichverzierten zweiten Satz mit den setzung mit der Gattung Klavierkonzert stammt Worten Sophie-Mayuko Vetters „in schwär- von 1784 und damit aus der frühen Bonner Zeit merischer Belcanto-Manier“ singen: „Ich hatte des damals erst 13–14-jährigen Komponis- Adelina Pattis Ornamentationskunst von Belli- ten . Das daraus resultierende Es-Dur-Konzert nis Norma im Ohr“, so die Pianistin .

7 Der Solopart lässt auf außergewöhnliche originalen Mechanik aus der Beethoven-Zeit pianistische Fähigkeiten des jungen Beethoven ausgestattet, bei der, wie Sophie-Mayuko Vet- schließen . Der Musikwissenschaftler Andreas ter erklärt, „gleichsam jede Taste einen eigenen Krause vermerkt dazu: „Gebrochene Akkorde Charakter verkörpert“ . Verglichen mit einem und Oktaven bestimmen den ersten Satz, teils Hammerflügel mit modernisierter Mechanik mit unangenehm weiten Lagen, sowie Ton- handele es sich um „eine zickige Diva mit all leitern, mit Terzen angereichert . Der zweite, ihren Reizen und Unberechenbarkeiten, die ein langsame Satz ist mit Figurationen in Zwei- spontanes Reagieren in jeder Sekunde geradezu unddreißigsteln und Vierundsechzigsteln auf herausfordert .“ Auf der Aufnahme allerdings ist dichteste Weise ausgestaltet, ein chromatischer nur die strahlende Primadonna zu hören . Lauf durch drei Oktaven sowie zusätzliche Pral- Klaus Stübler ler und Doppelschläge sind besonders auffällig . Eine ebenso virtuose Dauerbeschäftigung ist auch für den finalen Rondosatz auszumachen, bereits das anmutige Thema ist mit einer fast zu stürmisch, da weit gesetzten linken Hand unter- legt .“ Das Es-Dur-Konzert WoO 4 trägt in der Handschrift des jungen Beethoven den klas- sischen Titel „un Concert pour le Clavecin ou Forte-piano“ (ein Konzert fürs Cembalo oder Fortepiano) . Auf dieser CD erklingt es tatsäch- lich im historischen Klanggewand, nämlich auf einem Hammerflügel des Londoner Klavierbau- ers John Broadwood aus dem Jahre 1806 . Das Instrument von der Mildenburg im unterfrän- kischen Miltenberg am Main ist noch mit der

8 BETWEEN TRADITION AND INNOVATION

n the customary assessment, Ludwig van Beet­ ano concerto by the 38-year-old his progress- Ihoven composed five piano concertos, num- ing deafness did not allow him to assume the bered in chronological order from Concerto soloist’s part at a public performance with or- No. 1 in C major, Op . 15, to Concerto No. 5 in chestra . Hence, it is all the more surprising that E-flat major, Op . 73 . But both assumptions are Beethoven once more embarked on a work for not quite correct . Prior to the ‘first’ concerto, piano and orchestra five years later . At the end still in his time in Bonn the composer wrote the of 1814 and the beginning of 1815, he spent some second concerto in B-flat major, which can be time on this project, which might have become heard here . And there are additionally the two his sixth piano concerto . concertos on this CD that expand Beethoven’s What has been preserved are about 70 pages spectrum both further ahead and back . of sketches on a fast movement and, interest- ingly enough, even an extra 256-bar score au- Concerto for Piano and Orchestra tograph on 14-line notepaper (MS Artaria 184, No. 6 in D major, fragment today State Library for Prussian Cultural Prop- As a concert pianist, Beethoven also ranked erty, Berlin), which, according to the Bonn among the outstanding musicians of his time . musicologist Hermann Dechant, suggests ‘that Johann Ferdinand von Schönfeld said of him Beethoven’s work on this music must have been in 1796, for instance, ‘Beethoven is a musical quite advanced’ . However, according to the genius . He is universally admired for his spe- British musicologist Nicholas Cook, the elabo- cific pace and for the exceptional difficulties ration of the handwritten score extending from he masters with such ease . For some time, he the beginning of the movement up to the mid- seems more than otherwise to have penetrated dle of the solo exposition by the piano becomes into the innermost sanctuary of art, marked by more and more fragmentary, also containing precision, sensitivity and taste, thus substantially ‘signs of indecision or dissatisfaction on the heightening his fame’ . However, for the fifth pi- composer’s part’ . There are, for instance, for in-

9 dividual passages alternative versions which are movement the fact that in this version motoric not compatible, but none of which are marked and lyrical sections are meticulously balanced’ . as being definitive, also crossed-out, but not re- ‘In addition’, Dechant continues, ‘ in compari- placed sections or even several corrections above son with the Fifth Piano Concerto the move- one another . For whatever reasons, Cook thinks, ment constitutes a clear further development: Beethoven ultimately dropped the work . rhapsodic passages in the solo part are repeated, Cook completed the torso, as, in his own the brass is emphasized more and passages in words, it was ‘one of the most substantial of which the tutti leads and the piano is integrated Beethoven’s unrealized conceptions’ . Cook with arpeggios as colour point ahead to the sym- took a pragmatic approach: ‘The aim is to cre- phonic concerto of the second half of the cen- ate something that contains as high a proportion tury’ . Pianist Sophie-Mayuko Vetter speaks of as possible of Beethoven’s own music, and that a ‘conjunctive piano concerto along the lines of gives listeners a snapshot of what was in Beet­ “what if…?”’ Starting from the diction of his op- hoven’s mind before he gave up on the project’ . era Fidelio, which Beethoven revised once more Since Cook had to make several compositional in 1814, the music sounds a little like the famed decisions himself in the course of his work, he Ninth Symphony . Here, this new and novel con- said straightforwardly, ‘In other words Beet­ certo by (Cook, Dechant and) Beethoven can be hoven’s Sixth Piano Concerto does not exist’ . It heard for the first time on CD . would be lacking a slow middle section and a fast finale, as well . Concerto for Piano and Orchestra Hermann Dechant, who subsequently pro- No. 2 in B-flat major, Op. 19 vided Cook’s reconstruction with a new cadenza The piano concerto that occupied Beetho­ven for and a new conclusion, is of a different opinion the longest period was chronologically the first, and sees the innovative Beethoven at work, who but the second of his five great piano concertos endeavoured ‘to imagine the first piano concer- according to date of publication . First sketches to in music history in one movement’ . Evidence and fragments for the work date from the years of this was ‘besides the unusual length of the in Bonn after 1786 . A complete, but not extant

10 original version had been finished by 1790 at the sic key, but also in its lyrical atmosphere and the latest . According to source studies, the composer freshness of its imagination . In an early version, undertook revisions in Vienna in 1793 and 1794 Beethoven additionally provided his concerto and during a concert tour to Prague in October with a Rondo finale with an Andante insertion 1798 . Beethoven planned to make modifications (WoO 6), which took its bearings from the fi- for the late publication as opus 19 in 1801, but nal movement of Mozart’s Piano Concerto in did not do so . At this juncture, he merely added E-flat major K 482 . the solo part, ‘… so, contrary to my custom, the In the opening sonata movement, the or- piano part for the concerto was not written in chestral exposition, the solo exposition, the the score, and I only wrote it now’, he informed development and the reprise form four, about the publisher Anton Hoffmeister in Leipzig . Of equally long blocks . A short coda with a solo course, as a soloist he himself had not required cadenza is added . Unlike Mozart’s Viennese any notes and had probably always improvised concertos, in this Allegro con brio the orches- his part . This applied in particular to the caden- tral exposition only presents the main theme, zas . The solo cadenza added by Beethoven to consisting of a triad fanfare and a playful con- the first movement in 1809 was probably writ- sequent . By contrast, the secondary theme only ten for his patron, friend and most prominent interposes the orchestra in the following solo piano pupil, Archduke Rudolph of Austria . exposition by the piano, which also opens with The Concerto in B-flat major impressively newly structured material as in an improvisa- demonstrates young Beethoven’s development tion . The dialogue-like Adagio seems almost from the travelling virtuoso emulating Mozart Romantic by virtue of the figurative arabesques and providing himself with music to the autono- on the part of the piano . Instead of a ‘real’ ca- mous Viennese Classicist with a more expressive denza, for the soloist there is a simple, one-part and harmonically richer diction . The reference passage, which must be played piano, but ‘con work is initially Mozart’s final Piano Concerto gran espressione’ (with great expressiveness) . K 595, which Beethoven draws on in the orches- The definitive Rondo finale that can be heard tration (no clarinets, trumpets, timpani) and ba- here offers a spiky conclusion . Its main theme,

11 reminiscent of a cuckoo’s call, is given its special Divertimento-like lightness, allowing the piano charm by being stressed against the main accent to sing in the richly embellished second move- of the bar . ment, in Sophie-Mayuko Vetter’s words ‘in gushing bel canto manner’: ‘I had Adelina Patti’s Concerto for Piano and Orchestra ornamentation art of Bellini’s Norma in my ‘No. 0’ in E-flat major, WoO 4 ears’, as the pianist says . Beethoven’s very first treatment of the genre of The solo part allows the conclusion to be the piano concerto dates from 1784 and hence drawn that the young Beethoven had excep- from the only 13 or 14-year-old composer’s early tional pianistic skills . The musicologist Andreas days in Bonn . Due to the established number- Krause comments, ‘Broken chords and octaves ing of the later concertos, the resulting Concerto determine the first movement, sometimes en- in E-flat major, WoO 4, is colloquially termed riched by challengingly wide registers and scales his ‘zeroth’ . The sole historical source for the with thirds . The second, slow movement is com- work is Beethoven’s handwritten, revised copy posed with figurations in thirty-seconds and of a piano part, which may have served as the di- sixty-fourths in the densest manner, and a chro- rection part for a performance . In the manner matic run through three octaves and additional of a piano excerpt, it contains the solo part, the upper mordents and relishes are particularly tutti passages for the orchestra and instrumental striking . A similarly virtuoso permanent occu- specifications . pation can also be discerned in the final Rondo Beethoven’s corrections and additions show movement, and even the appealing theme is un- that he subsequently polished his works even at derlaid by an almost too stormy left hand, be- a youthful age, so as to bring them up-to-date cause it is stretched so far’ . with his musical ideas and pianistic potential . In young Beethoven’s handwriting, the The pattern for this decidedly virtuoso concerto Concerto in E-flat major, WoO 4, bears the clas- did not yet come from Mozart, but from Johann sical heading ‘un Concert pour le Clavecin ou Christian Bach’s London piano concertos . In Forte-piano’ (a concerto for the harpsichord or its orchestration, the composition also breathes fortepiano) . On this CD, it can really be heard

12 in period garb, i .e . on a fortepiano made by the SOPHIE-MAYUKO VETTER London piano manufacturer John Broadwood in 1806 . The instrument from the Mildenburg ophie-Mayuko Vetter gilt als eine der vielsei- in Miltenberg/Main in Lower Franconia is still Stigsten und bemerkenswertesten Pianisten provided with the original mechanics from ihrer Generation . Auf vielen internationalen Beethoven’s days, on which, as Sophie-Mayuko Podien hat sie ihr umfangreiches Repertoire Vetter explains, ‘almost every key has its own vom Frühbarock bis zur Avantgarde unter Be- character’ . Compared with a fortepiano with weis gestellt . So trat sie als Solistin renommier- modernized mechanics, it is ‘a fickle old diva ter Orchester auf und gastiert bei namhaften with all her charms and waywardness, provok- Festivals wie Salzburger Festspielen, Klavier- ing spontaneous responses almost every second’ . festival Ruhr, Raderbergkonzerte Deutschland- But only the radiant star can be heard on the re- funk, Albert-Konzerte Freiburg, Münchener cording . Biennale, Blackheath Halls Series London oder Klaus Stübler Opera City Hall Series Tokyo . Sie erhielt in Japan seit dem vierten Lebens- jahr Klavier-, Violin- sowie Kompositionsun- terricht und schrieb in den Folgejahren eine 150-seitige Serie von Obertonduetten . Bis 1996 gab sie gemeinsam mit ihrem Vater Michael Vetter Konzerte und Meisterkurse als Oberton- sängerin – Einflüsse, die ihr Klangempfinden als Pianistin in besonderer Weise geprägt haben . Mit sechs Jahren übersiedelte sie nach Deutschland und gab ihren Debut-Klavier- abend in . Seither wurde sie bis 2001 von Edith Picht-Axenfeld an historischen Tas- teninstrumenten unterrichtet . Dies führte zu

13 einer Duopartnerschaft mit Rainer Kussmaul, Sie selbst gibt mittlerweile weltweit Meis- die seit 1999 bis heute eine intensive Inspiration terkurse für Pianisten und ist musikwissen- für sie bedeutet . schaftlich für renommierte Rundfunkanstalten Drei Jahre nach der Übersiedlung wurde sie und Verlage tätig, etwa als Gründungsmitglied in die Vorklasse der Musikhochschule Freiburg der Zeitschrift „Musik & Ästhetik“ . aufgenommen, wo sie u .a . bei Vitaly Margulis Sie arbeitete mit Komponisten wie Stock- (Klavier), Robert Hill (Historische Tastenin­ hausen, Otte, Ruzicka oder Pousseur zusammen strumente) sowie bei Hans Heinrich Eggebrecht und hat zahlreiche ihr gewidmete Werke urauf- und Claus-Steffen Mahnkopf (Musikwissen- geführt, so etwa das Klavierkonzert von Mahn- schaft) studierte . Nachdem sie ihre Aufbau- kopf mit dem RSO Wien bei den Salzburger studien mit Auszeichnung abschloss, ging sie Festspielen . nach London, um weitere Impulse durch Peter Feuchtwanger zu empfangen . Seit der WDR ihren Kompositionen für Klavier eine Sendung widmete, ist sie bei Rund- ophie-Mayuko Vet- funk- und Fernsehproduktionen von DLF, Ster is one of the most SWR, BR, MDR, RBB, Tokyo FM, Radio Tele- versatile and remark- vision Hongkong, ORF, DRS und BBC London able pianists of her gen- als Interpretin und Autorin zu Gast . Eine inter- eration . With her com- nationale Resonanz bekam ihr umfangreiches prehensive repertoire Rundfunkprojekt „Musik und Lyrik der japa- ranging from the early nischen Moderne – eine Symbiose“ gemeinsam Baroque to the avant- mit Rainer Kussmaul für den BR . garde, she has proven Ihrer ersten CD im Alter von 15 Jahren herself on many international stages . She has mit den 24 Préludes von Chopin folgten bisher been a soloist with various renowned orchestras mehr als ein Dutzend weitere CD-Veröffentli- and a guest at well-known festivals such as the chungen . Salzburg Festivals, Ruhr Piano Festival, Rader-

14 berg Concerts (Deutschlandfunk), Albert Con- don to deepen her knowledge in studies with certs Freiburg, Biennale, Blackheath Peter Feuchtwanger . Halls Series London and Opera City Hall Series Ever since WDR dedicated a programme to Tokyo . her piano compositions, she has been in demand She received lessons in piano, violin and for radio and television productions by DLF, composition in Japan from the age of four and SWR, BR, MDR, RBB, Tokyo FM, Radio Tele- in the ensuing years wrote a 150-page series of vision Hong Kong, ORF, DRS and BBC Lon- overtone duets . Until 1996, she gave concerts don, both as an interpreter and composer . Her together with her father Michael Vetter and extensive radio project “The music and lyrics of masterclasses as an overtone singer – influences Japanese modernity – a symbiosis” with Rainer that have dominated her sensitivity to sound as Kussmaul for the BR was well received interna- a pianist in a very special way . tionally . Her first CD comprising 24 Préludes At the age of six, she moved to Germany by Chopin at the age of 15 has been followed by and gave her début piano recital in Salzburg . more than a dozen CD releases to date . She then received lessons from Edith Picht- The artist herself now gives masterclasses Axenfeld on historic keyboard instruments until for pianists and works for renowned radio 2001 . This led to the formation of a partnership broadcasters and publishers as a musicologist, with Rainer Kussmaul in 1999 that has been and e .g . as a founding member of the magazine “Mu- remains an incredible inspiration to her . sic & Aesthetics” . Three years after her move to Germany, she She has worked with composers such as was accepted into the preparatory class at the Stockhausen, Otte, Ruzicka and Pousseur and Musikhochschule Freiburg where she studied has premièred many of the works dedicated to with Vitaly Margulis (piano), Robert Hill (his- her, such as the piano concerto by Mahnkopf toric keyboard instruments), Hans Heinrich with the RSO Vienna at the . Eggebrecht and Claus-Steffen Mahnkopf (mu- sic theory) . After she completed her postgradu- ate studies with distinction, she moved to Lon-

15 PETER RUZICKA eter Ruzicka studied eter Ruzicka studierte in München, Ham- Pmusic and law in Mu- Pburg und Berlin Musik- und Rechtswissen- nich, Hamburg and Ber- schaft . und Hans Otte ga- lin . Hans Werner Henze ben seinen Kompositionsstudien entscheidende and Hans Otte had a Impulse . Nach seiner Tätigkeit als Intendant decisive influence on his des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin compositional studies . 1979–1987 leitete er 1988–1997 die Hambur- Following his period as gische Staatsoper, 2001–2006 die Salzburger director of the Deutsches Festspiele, 1996–2014 als Nachfolger von Hans Symphonie Orchester Berlin from 1979–1987, Werner Henze die Münchner Biennale und seit he led the Hamburg Staatsoper from 1988– 2015 gemeinsam mit die 1997, the Salzburg Festival from 2001–2006, Osterfestspiele Salzburg . Als Komponist trat er was successor to Hans Werner Henze at the u .a . mit den Opern Celan (, 2001) und Munich Biennale from 1996–2014 and has Hölderlin (Berlin, 2008) hervor . Als Dirigent been co-director of the Salzburg Easter Festival leitete Peter Ruzicka weltweit führende Or- alongside Christian Thielemann since 2015 . As chester, wie etwa das Koninklijk Concertgebou- a composer, his works include the operas Celan workest Amsterdam, die Wiener Symphoniker, (Dresden, 2001) and Hölderlin (Berlin, 2008) . die , das Gewandhausor- As a conductor, Peter Ruzicka conducts leading chester Leipzig, die Münchner Philharmoniker, orchestras across the world such as the Konin- alle deutschen Rundfunk-Sinfonieorchester, klijk Concertgebouworkest Amsterdam, the Vi- das Orchestre Symphonique de Montréal, das enna Symphony Orchestra, Staatskapelle Dres- China Philharmonic Orchestra und das Yomiuri den, Gewandhausorchester Leipzig, Munich Nippon Symphony Orchestra Tokyo . Philharmonic, all German Radio Symphony Orchestras, Orchestre Symphonique de Mon- tréal, China Philharmonic Orchestra and the Yomiuri Nippon Symphony Orchestra Tokyo . 16 SYMPHONIKER HAMBURG Jahrzehnten zu einem essentiellen Bestandteil ls Orchester für alle Hamburgerinnen und des städtischen Musiklebens geworden . Die- AHamburger verstehen sich die Symphoniker ser Anspruch spiegelt sich in durchdachten Hamburg seit ihrer Gründung 1957 . Die Heimat Programmen und der gezielten Auswahl von des Konzertorchesters war schon immer die tra- Solisten und langfristigen künstlerischen Part- ditionsreiche Laeiszhalle . Seit der Eröffnung der nern wie Martha Argerich . Die Symphoniker Elbphilharmonie heißt es »Symphoniker Ham- verstehen sich als »denkendes Orchester« und burg – Laeiszhalle Orchester« . wollen zusammen mit allen anderen Akteuren Hier gestalten die Symphoniker mit ihrem der Hamburger Musikwelt ihrer Stadt eine ei- Intendanten Daniel Kühnel beliebte Abon- gene musikalische Stimme geben . Mit einem nementreihen und Sonderkonzerte wie etwa breitgefächerten Education-Angebot sind sie Stummfilme mit live gespielter Filmmusik . Auch in der ganzen Stadt präsent, und auf nationalen regelmäßige Opernaufführungen in Staatsoper und internationalen Tourneen tragen sie den oder Musikhochschule sowie die sommerlichen Klang Hamburgs in die Welt . Im Juni 2018 fand Open-Air-Konzerte im Innenhof des Rathau- erstmals das Martha Argerich Festival der Sym- ses gehören zu den Höhepunkten des Jahres . phoniker Hamburg statt, das im Juni 2019 eine An der Spitze des Orchesters steht seit der Sai- Neuauflage erfuhr . son 2018/19 der weltweit gefeierte Opern- und Konzertdirigent Sylvain Cambreling, der auf den im Juni 2017 verstorbenen Sir Jeffrey Tate nachfolgte und der für seine mitreißenden, ide- en- und farbenreichen Aufführungen internati- onal größte Anerkennung erfährt . Mit Konzerten auf höchstem Niveau sind die Symphoniker Hamburg in den vergangenen

17 THE HAMBURG SYMPHONY ORCHESTRA

ince being established in 1957, the Ham- With top-quality concerts, over the past Sburg Symphony Orchestra have understood decades the Hamburg Symphony Orchestra themselves to be the orchestra for all the resi- have become an essential component of music dents of Hamburg . The home of the concert life in the city . This claim is mirrored in sophis- orchestra has always been the tradition-steeped ticated programmes and the deliberate selection Laeisz Hall . Since the inauguration of the of soloists and long-term artistic partners such Elbphilharmonie, they have been called ‘The as Martha Argerich . The Hamburg Symphony Hamburg Symphony Orchestra – Laeisz Hall Orchestra see themselves as being a ‘thinking Orchestra’ . orchestra’ and in conjunction with all the other Here, the symphony orchestra and their ar- players on the Hamburg music scene seek to tistic director Daniel Kühnel perform popular give their city its own musical voice . They are subscription series and special concerts such present throughout the city with a broad educa- as silent movies with live soundtracks . Regu- tional programme and they transport the sound lar opera performances in the State Opera or of Hamburg out into the world on national and music academy as well as the summer open-air international tours . In June 2018, the Martha concerts in the inner courtyard of the City Hall Argerich Festival of the Hamburg Symphony rank among the highlights of the year . Since the Orchestra took place for the first time and was 2018/19 season, the orchestra has been headed repeated in June 2019 . by the worldwide celebrated opera and concert conductor Sylvain Cambreling, who succeeded Sir Jeffrey Tate following the latter’s death in June 2017 and who has received widespread in- ternational acclaim for his thrilling, imaginative and colourful performances .

18 EBENFALLS ERHÄLTLICH | ALSO AVAILABLE OC 1849

IMPRESSUM c 2019 OehmsClassics Musikproduktion GmbH © 2019 OehmsClassics Musikproduktion GmbH Klavier | Piano: Steinway D-592 .131˝, Hamburg 2012 Hammerflügel | Fortepiano: Broadwood, London 1806 Stimmung und instrumententechnische Betreuung | Concert technician Klavier | Piano: Thomas Lepler; Hammerflügel | Fortepiano: Ulrich Weymar Tonmeister | Recording Supervision & Mastering: Christoph Martin Frommen Toningenieur | Recording Engineer: Ulrich Lorscheider Verlag | Publisher: ALBA Music Press, Amsterdam | Albersen Verhuur B .V .’s Gravenhage (Editor: Brautigam), Kadenz | Cadenza: Hess | Beethoven (Track 5–7); Breitkopf & Härtel KG (Track 2–4), Kadenzen | Cadenzas: Beethoven; APOLLON Musikoffizin OHG (Track 1), Kadenz | Cadenza: Dechant Aufnahme | Recording: 25 . & 28 .2 .2019, 14 .& 15 .5 .2019, Laeiszhalle, Hamburg (natural acoustics without manipulation) Produzent | Producer: Symphoniker Hamburg Ausführender Produzent | Executive Producer: Dieter Oehms Fotos | Photographs: Wilfried Beege (cover & booklet), J . Konrad Schmidt (orchestra) Christoph Martin Frommen (fortepiano) Editorial: Christel Knorrn Gefördert durch: Design: Verena Vitzthum www.oehmsclassics.de OC 1710