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Die Hamburger Orgeltagung der GdO von 1965 liegt fast 54 Jahre zurück 1, das ist Grund genug für einen erneuten Besuch der Stadt, zumal die vergangenen Jahrzehnte unzäh- lige kleinere und größere Veränderungen im Hamburger Orgelbestand gebracht haben und 2019 der 300. Todestag des Hamburger Orgelbauers begangen wird.

Die Freie und Hansestadt kann auf eine vielhundert ährige Orgelgeschichte zurückblicken. Gustav Fock hat darüber grundlegend berichtet in seinem Aufsatz „Hamburgs Anteil am Orgelbau im niederdeutschen Kul- turgebiet“. 2 Nach heutigem Kenntnisstand weist lediglich die französische Hauptstadt Paris eine vergleichbare Orgel- geschichte auf. Wie in Paris gehen früheste Nachrichten über Orgeln in Hamburg bis in das Hochmittelalter zurück. Ebenso bildeten Orgelbau, Orgelspiel und Orgelkomposi- tion in beiden Weltstädten eine Symbiose. Hamburg hatte seit seiner Gründung im 12. Jahrhundert den Status einer Freien Stadt, war also nie einer feudalen Herrschaft unter- stellt, abgesehen von der kurzen Franzosenzeit 1 11 – 1 14. Die weltweiten Handelsbeziehungen förderten in eder Epoche den Austausch neuer Informationen und Erkennt- nisse, was sich auch auf die Orgelkunst auswirkte.

Zwei historische Ereignisse haben Orgelbau und Orgelmusik in amburg in besonderer Weise beügelt, die Reformation und die von Italien ausgehende musikalische Stilwende um 1600, der Barock. Die lutherische Refor- mation tolerierte zunächst die Beteiligung der Orgel am ottesdienst, im auf des 1. Jahrhunderts aber auch die allmählich aufkommende Begleitung des Gemeindegesangs durch die Orgel; diese gab dem Orgelbau starken Auftrieb. a rg nga annis a ig Indirekt wirkte auch die calvinistische Reformation, weil r s i n r ri s Org n rin wegen derer Ablehnung der Orgel viele Orgelbauer aus cipal 4′ des Oberwerks. Brabant neue Wirkungsstätten suchen mussten. Dazu zähl- Foto: Orgelbau R. v. Beckerath ten u. a. endrik ieho und Jasper Johannsen. ieho baute bedeutende Orgeln in St. Johannis zu üneburg, in St. Petri zu Hamburg und im Kölner Dom. Schon seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert wirkte in Hamburg die Hauptgehäuses. Pedaltürme unterstrichen auch an kleine- Orgelbauerfamilie Scherer, die den Orgelbau in Hamburg ren Orgeln sichtbar die im Barock bedeutsam werdende und darüber hinaus in ganz Norddeutschland – bis nach Funktion der Bassstimme, nicht nur im Generalbass, und Kassel und indenWeser so mageblich beeinusste, wurden so häufig gebaut, dass man solche Orgelprospekte dass man die Orgelbauer Scherer nach dem Zeugnis von „Hamburger Prospekt“ nennt. Praetorius einfach „die Hamburger“ nannte. Die Scherer erweiterten das aus Brabant stammende Prospektmodell Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts war vom 30- äh- (Rückpositiv in der Balustrade, in der Mittelachse über der rigen Krieg bestimmt, der eine Migrationswelle auslöste. Spielanlage Haupt- und nicht sichtbares Oberwerk) durch Hamburg und das alte Herzogtum Oldenburg unter Graf die Hinzufügung von Pedaltürmen zu beiden Seiten des Anton Günther waren in ener kriegerischen Epoche Inseln des Friedens geblieben, was insbesondere zahlreiche Kunsthandwerker bewog, auf teils abenteuerlichen Wegen dorthin zu ziehen. Auf diese Weise gelangte auch Gott- 1 Vgl. Wolfgang Adelung, ri r i n rna i na Org a fried Fritzsche aus Meißen über Dresden und Wolfenbüttel g ng in a rg […]. In: Ars Organi, 14, 1966, H. 27, S. 925 – 930. nach amburg. Dass er dorthin übersiedelte, ging oenbar Tagungsleiter war Heinz Wunderlich. auf seine Bekanntschaft mit zwei Hamburger Organisten 2 Gustav Fock, a rgs An i a Org a i ni r s n rg i . In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschich- zurück, die Orgeln von ihm geprüft hatten, Jacob Praetorius te, Bd. 3 , 1939, S. 2 9 – 373. d. J. von St. Petri 1621 die Fritzsche-Orgel in St. Katharinen

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AO_01_2019.indb 3 10.03.2019 14:21:21 zu Braunschweig, Heinrich Scheidemann von St. Kathari- nen 1627 die Braunschweiger Fritzsche-Orgel in St. Ulrici. 3 Beide waren miteinander befreundet und von Jan Pieters- zoon Sweelinck in Amsterdam ausgebildet worden. Fritz- sche heiratete in Hamburg übrigens die Witwe des Pastors Johann Rist, die Mutter des Dichters Johann Rist. 4 Den Hamburger Orgelbau nach der ra Scherer bereicherte er durch zahlreiche Neuerungen wie z. B. die Verwendung von Holzpfeifen, doppelte Semitonien, neuartige Zungenregis- ter und das hohe, später unrichtig Scherer-Zimbel genannte Register. Er erweiterte den Werkaufbau um das Brustwerk und steigerte die Drei- zur Viermanualigkeit großer Orgeln, die der venezianischen Mehrchörigkeit vergleichbar ist, und baute es in bereits bestehende große Hamburger Orgeln ein, unter anderem in St. Jacobi, wo er auch die erste in Nord- deutschland bekannte Sesquialtera einbaute.

Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war durch Erweiterungen der großen Orgeln Hamburgs gekennzeich- net, durch welche der musikalischen Entwicklung Rechnung getragen werden sollte. Joachim Besser aus Braunschweig erweiterte die große Scherer-Orgel in St. Katharinen um a rg a arin n s an r Org zwei 2edaltürme ab D im rospekt , auf Betreiben 5 Foto aus Ch. Wolff, M. Zepf, Die Orgeln J. S. Bachs. von Jan Adam Reincken , dem Schüler und Nachfolger eipzig 2, S. 5. Scheidemanns an dieser Kirche. Reincken zählte neben Reinhard Keiser zu den Begründern der Hamburger Oper am änsemarkt 1. Sie war das erste öentliche Opern- haus in Deutschland; Oper war bis zu dieser Zeit aus- mit herausziehbaren Springerleisten. 7 Schnitger hat diese schließlich an Fürstenhöfen gespielt worden. Orgel seines ehrmeisters ollendet, war also mit Springla- den vertraut, ging aber als selbständiger Meister zu Schleif- Das Auftreten Arp Schnitgers war für die Entwick- laden über. Springladen sind im egensatz zu Schleiaden lung des Orgelbaus in Hamburg und Norddeutschland ein- nicht für Durchstecher anfällig. Da edoch Konstruktion schließlich der nördlichen Niederlande von großer Bedeu- und Bau der Springlade gegenüber der Schleiade auf- tung, denn es markiert den Übergang von der Springlade wändiger sind, wurde schon damals der kostengünstigeren zur Schleiade. Schnitger wurde 1 in Schmaleneth Schleiade der orzug gegeben. Dennoch konnte sich die (Kirchspiel Golzwarden) in der oldenburgischen Weser- Springlade 9 bis weit ins 1 . Jahrhundert halten, insbeson- marsch geboren und erlernte das Tischlerhandwerk bei sei- dere im westfälischen Orgelbau mit seinem Hauptvertreter nem Vater. Seine Schulbildung war für einen Handwerker Johann Patroclus Möller. ungewöhnlich, da er auch eine ateinschule besucht hat. Den Orgelbau erlernte er nach der Tischlerlehre bei sei- Damit die Schleiade gegen Durchstecher gefeit sein nem Vetter Berendt Hueß 6 in Glückstadt. Hueß stammte konnte, bedurfte es bestimmter Maßnahmen. Orgelbauer, aus dem Oldenburgischen und kam aus der westfälischen die zur Verhinderung von Schleifendurchstechern „spa- Orgelbautradition von Harmen Kröger, den es im 30- äh- nische Reiter“ anwendeten, das sind sich kreuzende Ker- rigen Krieg von Minden Weser nach Oldenburg verschla- ben auf der Unterseite des eweiligen Pfeifenstocks, um gen hatte. Kröger hielt noch an der Springlade fest, wie den schleichenden Wind nach außen abzuführen, waren z. B. in St. aurentius in angwardenButadingen, dort allerdings schon damals nicht gut angesehen. Das betrit als sogenannte einfache Konstruktion, d. h. mit fest instal- ebenso die sogenannten Schelmenlöcher, Auslassbohrun- lierten Springerleisten. Hueß baute u. a. für SS. Cosmae et gen, welche Kanzellendurchstecher kaschieren. Bei der pro- Damiani in Stade sogenannte doppelte Springladen, also fessionellen ösung des roblems, winddichte Schleiaden

3 Ebda., S. 343. 7 Es ist davon auszugehen, dass Hueß auch in der Stadtkirche zu 4 Sein heute wohl bekanntestes Kirchenlied ist „Werde munter, mein Celle doppelte Springladen gebaut hat. Der Vergleich des dort erhal- Gemüte“. tenen Orgelprospekts mit dem enigen in SS. Cosmae et Damiani zu 5 Das von Johann Mattheson überlieferte Geburts ahr von Jan Adam Stade legt das aufgrund vergleichbarer Proportionen nahe, obwohl es Reincken, 1623, ist unrichtig; Reincken wurde 1643 geboren. Vgl. sich in Stade um ein 12auptwerk und ein ückpositi handelt. Ulf Grapenthin, Art. Johann Adam Reincken. In: MGG Bd. 13, Kassel rdl. itt. on Orgelbaumeister endrik Ahrend, eeroga. 2005, Sp. 1506 – 1534. 9 Im Orgelbau des 19. Jahrhunderts, z. B. bei Eberhard Friedrich Wal- 6 Der Verfasser hält sich an die originale Schreibweise des Namens cker, wird mit Springlade eine Konstruktion bezeichnet, die aus der Hueß. Beim e nach dem u handelt es sich nicht um einen Diphthong, Registerkanzellenlade mit Schwanzventilen hervorgegangen ist, die sondern um das westfälische bzw. niederrheinische Dehnungs-e, wie mechanische Kegellade. Sie ist also nicht mit der älteren Springlade in den Ortsnamen Coesfeld, Kevelaer, Soest oder Straelen. verwandt, die eine Tonkanzellenlade ist.

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AO_01_2019.indb 4 10.03.2019 14:21:22 anzufertigen, kamen Schnitgers exzellente Tischlereikennt- nisse zum Tragen. Die Einschnittart des Eichenholzes war zunächst der Schlüssel, um geeignetes Material zu erhalten, nämlich durch den Spiegelschnitt, der in Schnitgers Orgel- bauerträgen häufig auch als Wagenscho bezeichnet wird. Im Spiegelschnitt lassen sich aus einem Stamm Bohlen und Bretter mit weitgehend stehenden Jahresringen schneiden. Der Ausdruck Wagenschoß stammt aus dem Wagen- und Kutschenbau, bei dem für die Speichenräder derartig ein- geschnittenes Holz benötigt wird. Eichenholz muss vor der Verarbeitung aber auch gewässert werden, um das im Holz enthaltene Tannin auszuschwemmen und dadurch beim Kontakt mit Eisenteilen Korrosion zu verhüten. Weil Ham- burg ein Handelsplatz für Wagenschoß war, konnte Schnit- ger auf dieses Material direkt zugreifen. Die Eichenstämme wurden u. a. in Schlesien geschlagen und elbabwärts bis i ni g r Org n a s a rg annis nach amburg geöt. Auer dem aterial ist aber auch seit 1816 in Cappel, bekanntgeworden durch die Aufnah die exakte Bearbeitung der Hölzer mit den dafür benötigten men von Helmut Walcha. Werkzeugen entscheidend wichtig, denn alle Bestandteile Foto: Dale C. Carr einer Schleiade müssen eben bzw. plan sein insbesondere kommt es auf exakt ausgehobelte Schleifen und Dämme an. Schnitger beherrschte diese Kunst vollkommen. gr a a ig Org is r i ri an Auf Bitten der Witwe seines ehrmeisters, Berend ari n in n s in n ir n rs rn n n Hueß, erledigte Arp Schnitger zu aller Zufriedenheit die s ns in r i r gig n is na a rg i noch ausstehenden Verbindlichkeiten, darunter die Orgeln i g n r nnig i n rgn g n in SS. Cosmae et Damiani sowie in St. Wilhadi in Stade. n Org in A g ns in n n a r si In diesem Rahmen führte er dessen Werkstatt eigenverant- s s n i g n n n n n n r i r wortlich weiter. Schon bald wurde man in Hamburg auf ihn hatte, verstärkte sich in ihm der Wunsch, den Hamburger aufmerksam. Schnitgers Orgel von 16 0 in der Hamburger is r r i rr i n r Org n in ari n Klosterkirche St. Johannis war eine exzellente Visitenkar- gewinnen. Die zu diesem Zweck eingeleiteten Verhandlun te. 10 Auch seine frühen selbständig ausgeführten Arbeiten gen führten bedauerlicherweise nicht zum Ziele. 13 1702 wie in Oederuart, üdingworth etc. weisen ihn als schon wurde übeck an die amburger ikolaikirche berufen und überaus versierten Meister aus. Seine frühe Orgel in Bül- wirkte hier an Schnitgers größter Orgel bis zu seinem Tode kauand adeln erinnert in gewisser Weise an die Orgel 1. icht nur sie fiel dem groen Stadtbrand on 12 on armen Kröger in angwarden. n Stade schloss er zum Opfer, sondern auch die auf ieho zurückgehende reundschaft mit incent übeck 11, der seit 1674 an SS. Orgel in St. Petri und die Schnitger-Orgel in der Gertruden- Cosmae et Damiani wirkte. kapelle. Bis heute ist keine Abbildung der Schnitger-Orgel der Nikolaikirche bekannt. Zur Anlage des Werks hat sich 16 2 wurde Schnitger mit dem Bau einer viermanu- Julius Faulwasser 1926 geäußert. 14 Der Vergleich mit Faul- aligen Orgel für die Hamburger Hauptkirche St. Nikolai wassers Publikation über St. Jacobi 15 ergibt, dass Schnitger beauftragt, erwarb das Hamburger Bürgerrecht und ließ in St. Nikolai ein vergleichbares Baukonzept wie später in sich am Westufer der Elbe auf einem Bauernhof in Neu- St. Jacobi realisiert haben muss. Vor allem geht es um das enfelde (heute Stadtteil von Hamburg) nieder. 12 Gut fünf nicht sichtbare Oberwerk als hochgesetztes Hinterwerk in Jahre benötigten Schnitger und seine Gesellen für diese der Turmnische. Das wiederum entspricht dem Konzept der große Orgel. Zu den im Kontrakt festgelegten 62 Registern Orgelbauerfamilie Scherer. auf ier anualen und edal kamen im aufe der Bauzeit noch fünf weitere Register hinzu. Es war nicht nur Schnit- Schnitgers zweitgrößtes Instrument war die dreimanua- gers größte Orgel, sondern zugleich die seinerzeit größte lige Orgel in St. Johannis zu Magdeburg mit 62 Registern. Orgel der Welt. Natürlich sprach sich diese grandiose Orgel Nur diese Orgel und seine erste der Aa-Kerk in Gronin- in Windeseile weitläufig herum. Besonders interessiert an gen, 1694 – 97, waren die einzigen aus seiner Werkstatt, die ihr war Dietrich Buxtehude. Im Mai 1687 erwirkte der über die vollständige große Oktave mit allen zwölf Halb-

10 Die Orgel steht seit 1 16 in Cappel bei Bremerhaven. 13 Wilhelm Stahl, ran n r n i ri . In: Archiv f. 11 Ein für Kinder produziertes Video als Hinführung zur Orgel mit Musikwissenschaft , 1926, S. 44 f. Hier zitiert nach Gustav Fock, dem Titel Auf den Spuren on incent übeck spielt in SS. osmae Ar ni g r n s in . Kassel 1974, S. 49. et Damiani in Stade, im Internet unter https: www.youtube.com 14 Julius Faulwasser, i i ai ir in a rg. Hamburg watch?v e2-9UrIqkGg . 1926. 12 Vgl. Günter Seggermann, Denkmalorgeln zwischen Elbe und Weser. 15 Julius Faulwasser, i a i ir in a rg. Hamburg Kassel 19 6, S. 49 – 51. 1 94.

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AO_01_2019.indb 5 10.03.2019 14:21:22 tönen in sämtlichen Klaviaturen verfügten. Die Orgel in dene Art, so wie es ehedem die braven unter den Hambur St. Johannis zu Magdeburg diente später u. a. als Vorbild gischen Organisten in den Sonnabends Vespern gewohnt für die on eorg hristoph Sterzing geschaene Orgel in gewesen waren, ausführete, folgendes Compliment: „Ich der Georgenkirche zu Eisenach. 16 Als es 16 9 zum Bau der dachte, diese Kunst wäre gestorben, ich sehe aber, daß sie Orgel in St. Jacobi durch Schnitger kam, legte Jan Adam in Ihnen noch lebet.“ Es war dieser Ausspruch von Rein eincken gegen den Bau eines rinzipal 2 sein eto ein. cken desto unerwarteter, weil er vor langen Jahren diesen Ein solches egister erschien eincken oensichtlich als Choral selbst, auf die obengemeldete Weise gesetzet hatte: unerträgliche Konkurrenz und sollte deshalb seiner Orgel welches, und daß er sonst immer etwas neidisch gewesen, in St. Katharinen vorbehalten bleiben. Schnitger baute in unserm Bach nicht unbekannt war. Reinken nöthigte ihn St. Jacobi trotzdem ein rinzipal 2, d. h. einen 2 ab hierauf zu sich, und erwies ihm viel Höflichkeit.“ 19 im Prospekt und für C, D und E (kurze Oktave) aus Wagen- schoß angefertigte gedeckte Innenpfeifen. 17 nerwartet kam es edoch anders. ängst war es in Hamburg wie auch anderswo Usus geworden, mter Arp Schnitger war nicht nur ein Orgelbauer auf der regelrecht zu verkaufen, und zu allem rgernis hatte der Höhe seiner Zeit, sondern ebenso ein weitblickender Kirchenvorstand an St. Jacobi, dem vorwiegend Handwer- eschäftsmann. n seinem eben als selbständiger eister ker und Gewerbetreibende angehörten, sich dieser Praxis hat er in den Jahren 1677 – 1719, unter Einbeziehung von angeschlossen. Die Organistenstelle an St. Jacobi musste Kleinorgeln für Privatleute, um die 170 Orgeln für ein sehr für 4.000 Mark gekauft werden. Bach hatte das Geld nicht. weit ausgedehntes Arbeitsgebiet geschaen. Dies war nur Deshalb machte Johann Joachim Heitmann, der Sohn eines möglich, indem er seine Meistergesellen als Subunterneh- Handwerksmeisters, das Rennen, da er so viel bezahlen mer fungieren ließ. Zwei kleinere Instrumente gingen nach konnte. Als sich Johann Telonius nach Heitmanns Tod Moskau, eins davon an den späteren Zaren Peter d. Gr., ein 1727 auf gleiche Weise einkaufen musste, widersprach weiteres nach England. Zwei kleine zweimanualige Orgeln Pastor Neumeister solchem Conclusum, daß es wider sein lieferte er nach Portugal, eine für die Kathedrale zu Faro. Gewißen wäre, daß Geld für den Dienst gegeben werden Die andere, ähnliche für issabon steht heute in der Kathe- s n r ang s in a r drale zu Mariana (Brasilien). Wie schon eingangs bemerkt wurde, muss Schnitger aufgrund seines schulischen Werde- Johann Mattheson schrieb ein Jahr später in seiner Zeit- gangs über eine außerordentliche Bildung verfügt haben, schrift „Musikalischer Patriot“: rinn r i n s dank derer er sogar lateinische Schriften lesen konnte. wird sichs noch wol eine gantze zahlreiche Gemeine erin In seiner Bibliothek befand sich der lateinische Trak- nern, daß vor einigen Jahren ein gewisser großer Virtuose, tat „Musurgia universalis“ von Athanasius Kircher, Rom r s i na r i ns in ans n i n an 1650. 1 Kircher äußert sich darin über die Musik seiner Zeit ra Thomaskirche in eipzig, 12 befördert worden, und behandelt umfänglich den Orgelbau. si in in r ni in n a Organis n anga a den meisten und schönsten Werken tapffer hören ließ und Im November 1720, also ein Jahr nach Schnitgers Tod, eines jeden Bewunderung, seiner Fertigkeit halber, an sich sollte die Organistenstelle an St. Jacobi neu besetzt wer- g s si a r g i n s an r n ig n den. , aus Köthen kommend, bewarb Gesellen, eines wolhabenden Handwercks-Mannes Sohn an, sich darum. Die Aussicht auf Zusammenarbeit mit dem r ss r i a rn a s i ing rn ra ir n nn damaligen Hauptpastor und Dichter Erdmann Neumeister, und demselben fiel der Dienst zu, wie man leicht erachten von dem er bereits Kantatentexte vertont hatte, mag ihn ann nang s n si as r ann ar r rg r s gereizt haben, zumal seine Aufgaben als Kapellmeister am war eben um die Weih-Nacht-Zeit, und der beredte Haupt calvinistischen Hof in Köthen kein Orgelspiel im Gottes- r ig r [Erdmann Neumeister], welcher gar nicht mit in dienst umfassten. Er war schon in seiner üneburger eit n i nis n a [Handel bzw. Vererbung kirchli- mehrmals nach Hamburg gereist, um Reincken spielen zu cher mter] gewilligt hatte, legte das Evangelium von der hören. Nun machte er ihm in besonderer Weise seine Auf- Engel-Music bey der Geburt Christi auf das herrlichste aus, wartung, indem er sich vor ihm hören ließ. Während dieser wobey ihm denn natürlicher Weise der jüngste Vorfall wegen i ng r i a r [recte 1720] a r in is des abgewiesenen Künstlers, eine Gelegenheit an die Hand na a rg n i si as s r agis ra ga s in an n n n n n r rag ng n i n an rn rn n r a a r s n n fehr mit diesem merckwürdigen epiphonemate [Ausspruch] Catharinenkirchen Orgel, mit allgemeiner Verwunderung zu schließen: „Er glaube gantz gewiß, wenn auch einer von r a s n n ang r n r a Organis an i n i is n ng n i r g i s r ir ann A a in n […] r i i spielte, und wollte Organist zu St. J[acobi] werden, hätte s n rn rgn g n n a i a s n r i aber kein Geld, so mögte er nur wieder davon fliegen.“ 20 über den Choral: An Wasserflüssen Babylon, welchen unser Bach, auf Verlangen der Anwesenden, aus dem Stegreife, sehr weitläuftig, fast eine halbe Stunde lang, auf verschie 19 . h. E. Bach, J. r. Agricola, . h. izler und . enzk, r g a ann as ian a . eipzig 15. n BachDokumente, Bd. 3, Nr. 666. 16 Frdl. Mitt. von Herrn Prof. Dr. Frank-Harald Gress, Dresden. 20 Beide Zitate nach Fock, wie Anm. 17, S. 60. Vgl. Heinz Wun- 17 Gustav Fock, Ar ni g r n s in . Kassel 1974, S. 57 f. derlich, as in Org r a ir a i a rg. 1 Ebda., S. 17. Hamburg 1977, S. 9 f.

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AO_01_2019.indb 6 10.03.2019 14:21:22 1721 trat Georg Philipp Telemann das Amt des Musikdi- Joh. r. Schwencke ist ein Briefwechsel mit ouis Spohr rektors in Hamburg an, das er bis zu seinem Tod 1767 beklei- erhalten. Von Bedeutung war Heinrich Christoph Ehren- dete. Telemann stand in Hamburg am Übergang vom Barock fried Schmahl (1 27 – 1 92), Organist an St. Jacobi. Ihm in die neue Epoche des Sturm und Drang sowie des emp- ist es zu verdanken, dass die große Schnitger-Orgel ohne findsamen Stils. u wenig beachtet wurde bisher Telemanns wesentliche Veränderungen bis in die Zeit des Ersten Welt- Freundschaft mit dem Schnitger-Schüler Johann Dietrich kriegs überdauern konnte. Busch in Itzehoe; für die Einweihung einiger Orgeln Buschs hat Telemann Kantaten komponiert. Die bedeutendste Orgel Ein spezielles Orgelkonzert gab „Abt“ Georg Joseph von Busch stand in der Dreieinigkeitskirche im Hamburger Vogler auf einer Reise nach Stockholm am Donnerstag, den Stadtteil St. Georg. Busch orientierte sich bei seinen Orgeln 4. Mai 17 6, um vier Uhr nachmittags in St. Katharinen. an Schnitgers Vorbild. In der Pro spektgestaltung kündigt sich Sein Programm ist überliefert. 24 bei seinen größeren Instrumenten das Rokoko an, ohne dass die Struktur des Hamburger Prospekts aufgegeben wird. Von i seiner Orgel im Stadtteil Ottensen ist der Prospekt verändert 1. Präludium mit vollem Werk. erhalten geblieben. Ein Vergleich dieses Prospekts mit seiner 2. Quintett von einer Flöte, einer Hoboe, zwei Waldhörnern frühen Orgel in Jade in der oldenburgischen Wesermarsch n ag ist wegen der hnlichkeit geradezu frappierend. 21 Auch von ra s s s s ni s a s s s seiner Orgel in Uetersen existieren noch der Prospekt sowie n n r etliche Register. 22 i Nach dem Tode Telemanns 1767 wurde sein Patensohn i i iana n ig Carl Philipp Emanuel Bach zum neuen Musikdirektor in 2. Scene, abwechselnd mit Recitativen, einer cantablen Hamburg berufen. C. Ph. E. Bach vertiefte die musikalische n r n in r i n ag n r i r n n Stilistik seines atenonkels in ichtung des empfindsamen is an Ari Stils. Kurz nach seinem Amtsantritt wurde ein repräsentati- 3. Eine Schilderung der Schäferwonne, unterbrochen von ver Orgelneubau in Hamburg fertiggestellt. Die Michaelis- einem Donnerwetter, das allmählich annähert, sich in kirche mit ihrer Schnitger-Orgel war 1750 durch Blitzschlag voller Stärke zeigt und wieder verschwindet; ihre naive vernichtet worden. Der Neubau in spätbarocker Gestaltung n a r ar r wurde am 17. Oktober 1762 mit Telemanns Oratorium a a ng s r ig n ns n s „Komm wieder, Herr, zu der Menge der Tausenden in Israel“, ann n r a n as ngs ri TWV 02:12, eingeweiht. Erst 1770 konnte die neue große a ra in i ng dreimanualige Orgel mit 64 Registern vollendet werden. i sa n rs a i r r n si a Dafür hatte man einen sächsischen Orgelbauer herangezogen, as r i s r rn n i rs g s r n r Johann Gottfried Hildebrandt, Sohn von Zacharias Hilde- i s n r a in n A gr n i r n brandt. Er brachte die Formensprache Gottfried Silbermanns Weinen und Zähneknirschen. mit. In dem großen Raum mit seinen weiten gewölbten Flä- d) Gott ruft die Seligen zur ewigen Glückseligkeit. chen nahm er das groe des rinzipal 2 in die ittel- e) Ihr Wonnegefühl, das sich in Lobgesängen, vereint achse des Prospekts. Klanglich deuteten sich bereits die Vor- i n r n r boten der Romantik an, weil Hildebrandt die einzelnen Werke in g i n gan n rgang n dynamisch abstufte. Er übernahm auch das Prinzip Gottfried Silbermanns, die einzelnen Registerfamilien dynamisch zu An der Wende zum 19. Jahrhundert führten Johann dierenzieren (rinzipale forte, Streicher mezzoforte, lö- Paul Geycke und sein Sohn Joachim Wilhelm die Orgelbau- ten: piano). 23 Das Empfindsame, aber auch der Sturm und tradition in Hamburg fort. Sie nahmen zahlreiche Erweite- Drang in ener Epoche kurz vor der Wiener Klassik spiegeln rungs- und Umbaumaßnahmen an bestehenden Orgeln vor. sich hier trotz aller Monumentalität wider. Als C. Ph. E. Bach Hervorzuheben sind der Einbau neuer Klaviaturen an der 17 starb, fand er in dieser Kirche seine letzte Ruhestätte. Schnitger-Orgel in St. Jacobi und der Neubau der Orgel in der Johanniskirche im Stadtteil Neuengamme, wobei Die Nachfolge von C. Ph. E. Bach als letztem staat- der alte, auf Gottfried Fritzsche zurückgehende Pfeifenbe- lich besoldeten Hamburger Musikdirektor trat sein Schüler stand übernommen wurde. 25 Johann Hinrich Wohlien, der Christian Friedrich Gottlieb Schwencke (1767 – 1 22) an. Schwiegersohn Johann Paul Geyckes, führte die Werkstatt Schwencke war ebenso wie sein Sohn Johann Friedrich Joachim Wilhelm Geyckes von Altona aus fort, das damals (1792 – 1 52) Organist an der Hauptkirche St. Nikolai. Von noch unter dänischer Herrschaft stand. 26

21 Alfred Führer Orgelbau, a r . Wilhelmshaven 1977. 24 Theodor Cortum, Die Orgelwerke der Evangelisch-lutherischen Günter Seggermann, Denkmalorgeln zwischen Weser und Ems. Kassel ir i a rgis n aa . Kassel 192 , S. 22. 19 0, S. 36. 25 Thomas ipski, i Org r ang is n annis ir in 22 Fock, wie Anm. 17, S. 17 – 1 0. a rg nga . In. Ars Organi, 4 , H. 3, 2000, S. 163 – 166. 23 Thomas ipski, Theatrum sacrum organorum. Das dynamische Dis 26 Fock, wie Anm. 2, S. 369. Hermann Fischer, a r n positionsprinzip um 1800 im Kontext der erweiterten Zweimanualig s r Org a is r. auffen. 1991, S. 2. ock, wie i . In: Organ, Journal für die Orgel, 2 11, S. 32. Anm. 17, S. 72.

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AO_01_2019.indb 7 10.03.2019 14:21:22 in Hamburg. Er vermittelte die Schnitger-Orgel aus der St.-Johannis-Klosterkirche nach Cappel bei Bremerhaven, die dann zehn Jahre später, 1 16, dort sein Sohn Johann Georg Wilhelmy aufstellte. 2

Eine große Zäsur in der Geschichte Hamburgs war der verheerende Stadtbrand, der vom 5. bis . Mai 1 42 das mittelalterliche amburg zerstörte. Dem euersturm fielen drei bedeutende Kirchen mit ihren Orgeln zum Opfer: St. Nikolai mit Schnitgers größter Orgel, St. Petri mit der auf ieho zurückgehenden Orgel und die ertrudenkapelle mit ihrer Schnitger-Orgel. Nach dem Stadtbrand konnte die Hamburger Bürgerschaft in relativ kurzer Zeit ein ganzes Stadtviertel, die Neustadt, aufbauen, und stellte sich dabei im Sinne moderner Stadtentwicklung den Anforderungen an eine Großstadt am Beginn der Industrialisierung. 29

In diesem Kontext spielte zunächst ein profaner Orgel- neubau eine wichtige Rolle. Auf dem Grundstück Neuer Wall 5 Ecke Bleichenbrücke war das erste öentliche Konzerthaus Deutschlands errichtet worden, die Tonhalle. Für ihren großen Saal schuf der Orgelbauer Peter Tappe aus Verden A. 1 45 die erste fest installierte Orgel. Als die Tonhalle nach wenigen Jahren wegen der großen Nachfrage zu klein geworden war, fand man nach einer Interimslösung im Apollotheater schließlich im umgebauten und erweiter- ten Conventgarten an der Fuhlentwiete einen Ersatz. Dort setzte der Hamburger Orgelbauer Christian Heinrich Wolf- steller eine 1Orgel auf das Orchesterpodium. 30 Über a rg nga annis Org r s n diese Orgel ist weiter nichts bekannt. Da über den Verbleib Joh. Paul Geycke, 1803. der Tappe-Orgel aus der Tonhalle ebenfalls nichts über- Foto: Orgelbau R. v. Beckerath liefert ist, scheint es denkbar zu sein, dass Wolfsteller die Tappe-Orgel umgebaut für den Conventgarten übernommen hätte. Der Conventgarten, an dem z. B. auch Gustav Mahler Hatten die Wallanlagen Hamburgs dem 30- ährigen gewirkt hat, war bis zu seiner Zerstörung 1943 das zweite Krieg noch standgehalten, boten sie Napoleon Bonaparte wichtige Konzerthaus in Hamburg. und seinen Truppen 1 06 keinen Widerstand mehr. Sie waren ohnehin zuvor schon teilweise geschleift worden. Im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem großen Stadt- 1 11 wurde Hamburg Hauptstadt des Departments an der brand war für die beiden großen Hauptkirchen St. Nikolai Elbmündung im französischen Kaiserreich. Es war eine und St. etri Ersatz zu schaen. Die amburger Baudepu- schlimme Zeit für die Bevölkerung. Weniger begüterte tation engagierte eine ganze Reihe namhafter Architekten Stadtbewohner waren gezwungen, ins Umland abzuwan- und Ingenieure. 31 Für die neue Hauptkirche St. Petri zeich- dern. Auch dem Schriftsteller Matthias Claudius 27 erging es nete Alexis de Ch teauneuf als Architekt verantwortlich. so. Den Verbliebenen drohte Einquartierung französischer Schon 1 4 konnte hier eine neue Orgel des Hamburger Soldaten. Übrigens konnte infolge der französischen Beset- Orgelbauers Johann Gottlieb Wolfsteller (III 3 ) erklin- zung die katholische Messe in Hamburg erstmals wieder gen. 32 nach der Reformation gefeiert werden. Nach der Reforma- tion waren etliche Kirchen in Hamburg wie der alte, 1 06 abgebrochene Marien-Dom nicht mehr genutzt worden. Die St.-Johannis-Klosterkirche wurde während der Franzosen- zeit als ager und ferdestall umfunktioniert. nter solchen 2 Umständen hatten die Orgeln sehr zu leiden gehabt. Gustav Fock, wie Anm. 17, S. 115 f. 29 Hermann Hipp, Der Wiederaufbau nach dem großen Brand von . Hannover 19 5, S. 3 – 17. Evi Jung [-Köhler], i a a Georg Wilhelm Wilhelmy hatte sich u. a. bei Johann nung des Wiederaufbaus. S. 1 – 23, in: Charles Fuchs, a rg na Paul Geycke ausbilden lassen und schließlich als selb- r n ran n . Hamburg 1 46 47, Faksimile-Nach- ständiger Meister in Stade niedergelassen. Von dort aus druck, Hannover 19 5. betreute er zwischen 17 und 1 06 zahlreiche Orgeln 30 Thomas ipski n r saa rg n in a rg . In: Ars Organi, 65, 2017, H. 4, S. 217 f. Thomas i s i n r n a is r i ar ni . In: Organ, Journal für die Orgel 3 2005, S. 4 – 10, hier S. 5. 27 Der wohl bekannteste iedtet on atthias laudius ist Der 31 Hermann Hipp, Evi Jung[-Köhler], wie Anm. 29. Mond ist aufgegangen“. 32 Cortum, wie Anm. 24, S. 11.

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AO_01_2019.indb 8 10.03.2019 14:21:22 a ir i ai a ir i ai n ri s rg n i i n ri s rg n i i Furtwängler & Söhne, 1863. Furtwängler & Söhne, 1863, Prospekt: Ostwand im nörd Prospekt: Nordwand im Ost- i n r a s r Foto: Fotoarchiv der Foto: Hamburger Foto- ansestadt übeck archiv, Christoph U. Bellin

mechanischen Kegelladen. 34 1 90 erhielt die Hauptkir- che St. Nikolai eine neue Orgel (III 101) von Ernst Röver, Hausneindorf bei uedlinburg, mit pneumatischen Kasten- laden auf der neu geschaenen Westempore. 35 Die Wolf- steller-Orgel von 1 4 aus St. Petri wurde 1 4 in die neu geschaffene Thomaskirche im Stadtteil Rothenburgsort Hauptkirche St. Petri, Wolfsteller-Orgel, 1849, nach der durch Christian Heinrich Wolfsteller, den Sohn J. G. Wolf- rans i r ng in i as ir a rg n stellers, transferiert. 36 Auch die Interimsorgel von Philipp rgs r Furtwängler Söhne aus St. Nikolai erhielt 1 90 einen Foto: Hamburg, Hauptkirche St. Petri, Pfarrarchiv neuen Aufstellungsort in Hadersleben [Haderslev] in Däne- mark. 37

Wie der onentgarten war auch das 19 erönete Für die neue Hauptkirche St. Nikolai zogen sich die Konzerthaus der ebr. udwig am illerntorplatz ein er- Beratungen in die änge. rsprünglich hatte ottfried Sem- anstaltungsort für gesellschaftliche Anlässe. Dort errich- per einen Zentralbau pro ektiert. Ausgeführt wurde dagegen tete die irma ebr. ohlfing, Osnabrück, eine Orgel mit ein neogotisches Münster nach dem Entwurf des englischen mechanischen Kegelladen (III 40). Paul Rother, Hamburg, Architekten Gilbert Scott. Erst 1 63 wurde eine Interims- der 1 99 die Werkstatt Wolfstellers übernommen hatte, orgel (II 39) von Philipp Furtwängler Söhne [Wilhelm transferierte diese Orgel 1910 in die neue katholische und Pius], Elze b. Hannover, aufgestellt. 33 Sie hatte zwei St.-Bonifatius-Kirche im Stadtteil Eimsbüttel, wo sie bis Prospekte, den einen an der Ostwand des nördlichen uer- heute noch steht, aber stark verändert ist. 3 hauses, den anderen an der Nordwand des Ostchores. Am 3. Juli 1906 brannte das große Wahrzeichen der Mit der Reichsgründung 1 71 war in Deutschland ein Stadt, die Hauptkirche St. Michaelis, infolge unsachgemä- einheitlicher Wirtschaftsraum geschaen worden. ach der er ötarbeiten am aus olz gefertigten und mit Kupfer ersten großen wirtschaftlichen Depression, die in Deutsch- überzogenen Turm bis auf die Grundmauern ab. Auch die land auch als Gründerkrise bezeichnet wird und relativ große Hildebrandt-Orgel wurde ein Raub der Flammen. moderat verlief, bestanden günstigere Voraussetzungen, Nach grundlegenden Beratungen wurde beschlossen, die um in beiden Hauptkirchen neue, repräsentative Orgeln in Auftrag zu geben. 1 4 – 5 baute E. F. Walcker Cie., udwigsburg, für St. etri eine groe Orgel (5) auf 34 Thomas ipski, i r Org n is . In: Gloria in excelsis Deo, wie Anm. 34, S. 43 – 46. Cortum, wie Anm. 24, S. 12. 35 Cortum, ebda., S. 42 f. 33 Uwe Pape, i is si i ns rin i i n s Org a rs i i 36 Ebda., S. 12. Furtwängler in Elze. Eine Analyse der Dispositionen für ein- und 37 Pape, wie Anm. 33, S. 1 . zweimanualige Orgeln. in: Acta Organologica Bd. , Berlin 1974, S. 3 ipski, n r n a , wie Anm. , S. 5 f. ipski, n 159, S. 1 , S. 196 f., Tab. 4. Cortum, wie Anm. 24, S. 39 f. r saa rg n […], wie Anm. 30, S. 219.

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AO_01_2019.indb 9 10.03.2019 14:21:23 Hamburg, St. Michaelis, Walcker-Orgel, 1912. Foto: Gerhard Walcker-Mayer

a ir i ai r Org Hamburger Fotoarchiv, Christoph U. Bellin musik. 42 Ihr Dispositionskonzept entspricht dem enigen der on hilipp urtwängler Söhne 1 geschaenen Interimsorgel für die Hauptkirche St. Nikolai. 43

Michaeliskirche komplett nachzubauen und den Turm Der Erste Weltkrieg bedeutete eine grundlegende Zäsur. ebenfalls aus Stein zu fertigen. 39 Auch der Orgelprospekt Dadurch wurde der Orgelbau erheblich in Mitleidenschaft sollte rekonstruiert werden. Mit dem Orgelbau wurde die gezogen, der sich zu ener Zeit und auch nach dem Krieg irma E. . Walcker ie., udwigburg, beauftragt, die in einer schwierigen age befand. 191 reuirierte die ee- damals unter eitung on Oscar Walcker stand. Walcker reserwaltung weitgehend ächendeckend innpfeifen und schuf eine große fünfmanualige Orgel (V 163) 40, wobei er Glocken zu Rüstungszwecken. Nach dem Ersten Weltkrieg auf die Erfahrungen mit seiner ersten fünfmanualigen Orgel wurde ielfach Ersatz durch inkpfeifen geschaen. Der in St. Reinoldi zu Dortmund (1909, V 105), zurückgreifen radikale kulturelle Umbruch ener Jahre fegte den romanti- konnte. 41 Am 19. Oktober 1912 wurde die Orgel in Anwe- schen Historismus samt dem Jugendstil hinweg. Das betraf senheit von eingeweiht. ebenso die bereits or dem Ersten Weltkrieg ins eben gerufene Elsässische Orgelreform. Mit der von Hans Henny 1912 erhielt die Hauptkirche St. Michaelis noch eine Jahnn, Günther Ramin und Erwin Zillinger initiierten ers- zweite Orgel von der Werkstatt Marcussen Sohn, Apen- ten deutschen Organistentagung amburgübeck om . rade Nordschleswig, die auf der nördlichen Seitenempore bis . Juli 1925 entstand die deutsche Orgelbewegung. 44 ihren Platz fand, ein großes Instrument (II 42) auf pneu- Neben der Schnitger-Orgel in der Hamburger Hauptkirche matischen Kegelladen. Diese Orgel, die sogenannte Kon- St. Jacobi stand insbesondere die Stellwagen-Orgel in der zertorgel, diente insbesondere zur Begleitung der Figural- übecker Jakobikirche im ordergrund. Auf den nachfol- genden Organistentagungen in Freiburg Br. 1926 45 und in

39 Den spätbarocken Nachbau hatten insbesondere Cornelius Gurlitt, 42 Niels Friis, Marcussen & Søn 1806 – 1956. Aabenraa 1956, S. 5 . Fritz Schumacher und Peter Behrens empfohlen. ipski, a r , wie Anm. 23, S. 3 f. 40 Oscar Walcker, rinn r ng n in s Org a rs. Kassel 194 , S. 43 Pape, is si i ns rin i i n wie Anm. 33. 6 – 95. 44 Gottlieb Friedrich Harms (Hrsg.), i r g r Organis n ag ng 41 Ebda., S. 73 – 79. Emile Rupp, Die Entwicklungsgeschichte der a rg i . Klecken, Kr. Harburg 1925. Org a ns . Reprint, hrsg. von Joachim Dorfmüller, Hildesheim 45 Wilibald Gurlitt (Hrsg.), ri r i r i rg r ag ng r 19 1, S. 362 – 364. s Org ns A g s Augsburg 1926.

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AO_01_2019.indb 10 10.03.2019 14:21:23 Der Spieltisch der Walcker-Orgel in St. Michaelis, 1912. Hauptkirche St. Jacobi. Günther Ramin, Erwin Zillinger Foto: Gerhard Walcker-Mayer und Hans Henny Jahnn vor der Spieltafel der Arp-Schnit g r Org a Foto: Nachlass Hans Henny Jahnn, SUB Hamburg

Freiberg Sachsen 1927 46 wurden die neuen Bestrebungen konkretisiert. Die zweite Freiburger Orgeltagung 193 47 1932) 54. Seit etwa Mitte der 1930er Jahre existierte ein fasste damals die bereits gewonnenen Erkenntnisse zusam- Beschluss der evangelisch-lutherischen Kirche in Hamburg, men, von denen aus heutiger Sicht vieles auf Fiktionen oder dass Orgeln ausschlielich Schleiaden und möglichst auch unbegründeten Theorien beruhte. mechanische Traktur aufzuweisen hätten. 55 Auch konnte eine für damalige Verhältnisse denkmalorientierte Wieder- In Hamburg entstanden in der Nachkriegszeit neue herstellung der Arp-Schnitger-Orgel in der Hauptkirche St. Orgeln, die bereits die Ideen der Orgelbewegung verkörper- Jacobi 1930 abgeschlossen werden. 56 Zuvor waren bereits ten. Während die von Hans Henny Jahnn betreuten Orgeln erste Wiederherstellungsmaßnahmen an der durch Johann in der Christianskirche im Stadtteil Ottensen (192 ) 4 , in Hinrich Röver, Stade, völlig umgebauten Schnitger-Orgel der heutigen Heinrich-Hertz-Schule im Stadtteil Winter- in St. Pankratius, Neuenfelde, einschließlich der Revi- hude (1931) 49 und in der Ansgarkirche im Stadtteil angen- talisierung des ückpositis 192 in Angri genommen horn (1931) 50, sowie die von Rudolf von Beckerath entwor- worden. 57 Der Vorgängerbau der Friedrich-Ebert- im fene Orgel in der Christuskirche im Stadtteil Othmarschen Stadtteil Harburg wurde 1929 mit einer repräsentativen (1936) 51 schon Schleiaden mit mechanischer Traktur auf- Orgel (IV 61) von P. Furtwängler Hammer, Hannover, wiesen, wurden andere Instrumente mit elektrischer bzw. ausgestattet. 5 elektropneumatischer Traktur gebaut: Heilandskirche in Uhlenhorst (192 ) 52, Bugenhagenkirche in West-Barmbek In diesen Zeitraum fiel der Bau einer besonderen (1929) 53 und in der St.auliKirche (dort mit Schleiaden, Orgel, der Welte-Funkorgel im Norddeutschen Rundfunk (NDR) an der Rothenbaumchaussee. Für dessen Vorgän- ger, den Sender Hamburg (NORAG), hatte der damalige Intendant Hans Bodenstedt den seinerzeit modernsten Sendesaal, das heutige Studio 1, errichten lassen. Auch 46 Christhard Mahrenholz (Hrsg.), ri r i ri ag ng r eine Orgel wurde vorgesehen. Im Gegensatz zur Weig- s Org ns in r i rg i a O r . Kas- le-Orgel im Münchener Sender 59, einem konventionellen sel 1927. 47 Josef Müller-Blattau, Bericht über die zweite Freiburger Tagung für nstrument mit oenem rospekt, wollte Bodenstedt eine s Org ns ni . Kassel 1939. Orgel bauen lassen, die sich auch für U-Musik eignete. 4 Hans Henny Jahnn, i a n rg n in a rg. In: Die Bauwelt. Zeitschrift für das gesamte Bauwesen 24, 3 1933, S. 66 f. Vgl. Günter Seggermann, Org n in a rg. Hamburg 1997, S. 42. 54 Hans Henny Jahnn, wie Anm. 60, S. 66 f. Seggermann, S. 1 1. 49 Hans Henny Jahnn, wie Anm. 60, S. 66 f. Vgl. Seggermann, 2007 kam die Orgel als Dauerleihgabe in das Orgelmuseum auf ebda., S. 93 f. Schloss Valley. 50 Hans Henny Jahnn, wie Anm. 60, S. 66 f. Seggermann S. 23. 55 Frdl. Mitt. von Günter Seggermann (1920 – 2011). Die 1932 ebenfalls von P. Furtwängler Hammer, Hannover, 56 Ulrich Bitz, Am Rande der Erkenntnis. Hans Henny Jahnn und der geschaffene Orgel in der ersöhnungskirche zu eipzigohlis geht Org a . In: Die Arp-Schnitger-Orgel der Hauptkirche St. Jacobi in auf einen Entwurf von Hans Henny Jahnn in Zusammenarbeit mit Hamburg, hrsg. von Heimo Reinitzer. Hamburg 1995, S. 94 – 126. Herbert Schulze zurück, der später in Berlin ansässig war. Dabei 57 Thomas ipski, Hans Henny Jahnns Einfluss auf den Orgelbau. wurde ursprünglich ein ähnliches Konzept wie in angenhorn ange- Hildesheim 1997, S, 125 – 12 . strebt. 5 ipski, n r n a […], wie Anm. 30, S. 7, S. 10. 51 Seggermann, S. 49. 59 Gustav Schödel, in n r gri i Org a i n n rg . 52 Ebda., S. 9. n eitschrift für nstrumentenbau (f) 51, eipzig 19 1, . 1, 53 Ebda., S. 3 . S. 23 – 25.

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AO_01_2019.indb 11 10.03.2019 14:21:24 Das Konzept der Kinoorgel auf Grundlage des Multiplex- worden war. 63 Sowohl KMD Prof. Heinz Wunderlich als systems kam seinen Vorstellungen entgegen. Daraufhin auch Günter Seggermann haben dem Verfasser in diversen wurde bei Welte in Freiburg ein solches Instrument in Gesprächen mehrfach und unabhängig voneinander bestä- Auftrag gegeben und 1930 im neuen Sendesaal aufgestellt. tigt, dass Friedrich Bihn als geradezu fanatischer Verfechter Während der Montage hatte Bodenstedt den Organisten der Orgelbewegung und des Neobarock die Walcker-Orgel Gerhard Gregor kennengelernt, als dieser im Planetarium der Michaeliskirche geradezu im Sinne von dekadent und des Hochhauses der Zeitung Hannoverscher Anzeiger die monströs verabscheut hat. dortige Welte-Multiplexorgel spielte. Er engagierte Gre- gor als Organist und Pianist. In der Amtszeit von Jürgen 1950 konnte die Schnitger-Orgel der Jacobikirche amke, dem achfolger regors am späteren WD und proisorisch im Steinstraenschi der Kirche aufgestellt heutigen NDR, wurde die Welte-Funkorgel in den 1990er werden. 1961 fand sie in einem neuen ,Plattengehäuse Jahren grundlegend überholt. Seitdem kümmert sich ein und mit neuer Traktur auf der neu errichteten Westem- Freundeskreis der Welte-Funkorgel um dieses Instrument, pore ihren Platz. Inzwischen war 195 Heinz Wunder- die bis heute größte erhaltene Multiplexorgel in Deutsch- lich (1919 – 2012), der letzte Schüler von Karl Straube, land. 60 Jeweils im Mai und November organisiert dieser zum Kirchenmusikdirektor an St. Jacobi berufen worden. Verein Konzerte mit internationalen Koryphäen der Kino- Ihm war daran gelegen, eine zweite Orgel zur Verfügung und Theaterorgel. zu haben, um das Repertoire nach J. S. Bach adäquat dar- stellen zu können. E. Kemper Sohn, übeck, baute auf Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war es erneut der horempore in der Ecke zum Steinstraenschi diese um die Orgeln in Hamburg schlecht bestellt. Wiederum Orgel in zwei Abschnitten, 1960 und 1970, mit elektro- wurden Orgelpfeifen und Glocken für die Rüstung requi- pneumatischen Bälgchenladen. 64 KMD Rudolf Kelber, riert. Es erforderte Anstrengungen, um wenigstens die von der Nachfolger Wunderlichs, betrieb die Re-Restaurierung Wilhelm Sauer, Frankfurt O., 1935 umgebaute Walcker-Or- der SchnitgerOrgel durch Jürgen Ahrend, eeroga, die gel in St. Petri spielbar zu halten, um noch Unterricht durch unter Einschluss der Rekonstruktion des Orgelgehäuses die Musikhochschule gewährleisten zu können. 61 Nach 1993 abgeschlossen werden konnte. 65 Etliche Jahre später dem erheerenden Bombenangri an almarum 192 auf wurde die Kemper-Orgel durch Rainer Wolter, Dresden, übeck, bei dem die Orgeln der übecker arienkirche einer Revision unterzogen. Dabei wurde die unvorteilhaft zerstört worden waren, bestand in St. Jacobi in Hamburg ansprechende osaune 2 wegen ihrer leicht gekürzten dringender Handlungsbedarf. Pfeifenwerk und die Schnit- Holzbecher entfernt. 66 nzwischen hat erhard öer die ger-Windladen ließen sich in einem Bunker sichern. Wäh- Nachfolge von Rudolf Kelber angetreten. rend eines Bombenangris am 1. Juni 19 wurde das zurückgelassene Orgelgehäuse samt der Mechanik und der Auch in St. Petri gab es einen Neuanfang. Die Wal- bemalten Schleierbretter vernichtet. Den anderen großen cker-Sauer-Orgel hatte zwar die Kriegswirren überstanden, Hauptkirchenorgeln konnte ein solcher Schutz nicht gege- war edoch durch Witterungseinüsse erheblich in it- ben werden. Besonders hart traf es die neogotische Niko- leidenschaft gezogen, so dass auch hier ein Orgelneubau laikirche, deren Ruine heute als Mahnmal dient. Die auf ins Auge gefasst wurde. 1950 war Helmut Tramnitz an Hans Scherer d. J. zurückgehende Orgel in St. Katharinen St. etri berufen worden. Er beeinusste mageblich den wie auch die große fünfmanualige Walcker-Orgel in St. Bau der neuen, 1955 durch Rudolf von Beckerath voll- Michaelis wurden Opfer der Kriegszerstörung. Nach dem endeten Orgel. Beckerath, in Ch tillon-sous-Bagneux bei Krieg hat Emanuel agnus Kemper (19 19), übeck, Paris bei Victor Gonzales als dem letztem Cavaill -Coll- das erbliebene, edoch oenbar stark beschädigte, grö- Schüler ausgebildet, hatte 1949 seine Werkstatt in Ham- tenteils 14-lötige Pfeifenmaterial gekauft, um daraus neue burg erönet. Das ückpositi in St. etri wurde geteilt, feifen, u. a. für die groe Orgel der übecker arienkir- so dass der Gesang der Schola mit Orgelbegleitung direkt che, 196 , herzustellen. 62 Ob ein Teil oder der gesamte Pfei- ins Kirchenschi wirken kann. Auf Tramnitz folgte 1959 fenbestand ausgelagert war, ist nicht einwandfrei geklärt. Ernst-Ulrich von Kameke an St. Petri. Wie schon in der In der Krypta sollen Bunkeranlagen während des Zweiten aeiszusikhalle, 1951, hatte udolf on Beckerath auch Weltkrieges geschaen worden sein. Einem Schreiben on hier eine große viermanualige Orgel (IV 60) gebaut. 67 Tho- Oscar Walcker an Hugo Koertzinger vom 20. März 1946 ist mas Friedrich Dahl, Nachfolger von Kamekes, veranlasste zu entnehmen, dass der Pfeifenbestand wohl doch gesichert

63 https: walcker.com images ow koertzinger 1946 maerz 03. pg 60 Thomas ipski, n r saa rg n […], wie Anm. 30, S. 221 f. 64 Heinz Wunderlich, as in Org r a ir a Thomas ipski, n r n a […], wie Anm. 30, S. 7 f. Günter i a rg. Hamburg 1977. Kempers Bälgchenlade, auch unter Seggermann, wie Anm. 40, S. 16 f. der Bezeichnung Kempersche Taschenlade bekannt, ist mit der auf 61 Thomas ipski, wie Anm. , S. 5. August Boden 1 7 zurückgehenden Klappenlade vergleichbar. 62 m ahmen des übecker Orgelsmposiums 21 konnte belegt Vgl. Hermann Fischer, a r n s r Org a is r werden, dass sich in der großen Kemper-Orgel der Marienkirche keine 1991. auffen. 1991, S.11, Abb. 2. a sowie ebda, S. 11, einzige Pfeife aus dem Walcker-Bestand der Hamburger Michaelis- Abb. 2.4 n. kirche befindet. Vermutlich hat Kemper die Metallpfeifen einge- 65 Heimo Reinitzer (Hrsg.), i Ar ni g r Org r a ir schmolzen und so nur als Material verwendet, wofür auch der Zeit- a i in a rg. Hamburg 1995. abstand zwischen dem Kriegsende und dem Bau der Orgel in übeck 66 Frdl. Mitt. von KMD em. Rudolf Kelber, Hamburg. (196 ) spricht. (Red.) 67 Thomas ipski, wie Anm. , S. 5 .

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AO_01_2019.indb 12 10.03.2019 14:21:24 Die Hauptkirche St. Katharinen im ehemaligen Ham- burger reihafen weist das gröte Kirchenschi der fünf Hauptkirchen Hamburgs auf. Sie ist das heutzutage älteste noch in utzung begriene ebäude amburgs. ach dem Wiederaufbau baute E. Kemper Sohn, übeck, dort 192 eine große viermanualige Orgel, wobei erhalten geblie- bene Rudimente des historischen Pfeifenwerks wieder Verwendung fanden. 1956 hatte man Thomas Dittmann (1931 – 199 ) als Organisten an St. Katharinen berufen. Mit dem Amtsantritt von Andreas Fischer als Nachfolger Dittmanns wurde der Ruf nach einer neuen Orgel lauter, weil die Kemper-Orgel erhebliche Verschleißerscheinungen aufwies. Mit der aufwändigen Kirchenrenovierung setzte sich der Plan einer Rekonstruktion ener Orgel durch, die a is si a as i ar ni Or s r J. S. Bach 1720 dort kennengelernt hatte. 2013 konnte das n r r i ng n ans i ss rs a Pro ekt, ausgeführt von der Orgelwerkstatt Flentrop, Zaan- Foto: NDR, Hamburg dam b. Amsterdam, abgeschlossen werden. 71

Als Ersatz für die zerstörte neogotische Hauptkirche St. Nikolai wurde an einem anderen Standort, nämlich am 2005 06 eine grundlegende Überholung und Erweiterung Klosterstern im Stadtteil Harvestehude und unweit vom der Beckerath-Orgel durch die Firma Alexander Schuke, NDR an der Rothenbaumchaussee, die neue Nikolaikir- Werder ( etzt IV 66). Die beiden Pedaltürme wurden etwas che errichtet. Die Kölner Firma Willi Peter 72 schuf dort tiefer gesetzt, um die Gehäuseproportionen zu korrigieren. 6 1966 eine viermanualige Orgel mit einem zeitgenössischen Prospekt, der von Walter Supper entworfen worden ist. Hamburgs Wahrzeichen, die Hauptkirche St. Michaelis, Disposition und Mensuren erstellte Ernst-Karl Rößler. 73 wurde nach ihrer Wiederherstellung mit einer neuen Orgel Bekannt wurde diese Orgel durch zahlreiche Rundfunkauf- von G. F. Steinmeyer Co., Oettingen, ausgestattet (V 5). nahmen des NDR mit dem blinden Organisten Prof. Martin Der noch vorhandene Prospekt wurde geändert, indem das Günther Förstemann. Wegen der unmittelbaren Nähe zum groe des rinzipal 2 aus der ittelachse genommen D eranstaltete diese Sendeanstalt dort häufig Konzerte, wurde. Die sogenannte Konzertorgel von Marcussen wurde die für Ausstrahlungen im Rundfunk aufgezeichnet wurden. bei einer Wiederherstellung umgebaut und durch ein drittes Inzwischen ist das Instrument mit seinem segelähnlichen Manual erweitert, so dass das ursprüngliche Klangkonzept Prospekt wegen erheblicher technischer Mängel stillgelegt. zerstört wurde. Diese Maßnahmen gingen auf Friedrich KD atthias omannBorggrefe strebt eine erände- Bihn zurück, der 195 von St. Jacobi nach St. Michaelis rung der Orgelsituation an. 74 gewechselt war. 69 Bihns Nachfolger wurde KMD Günter Jena. Außerdem fungierte dort als Organist Prof. Gerhard Auch auf katholischer Seite existiert in Hamburg eine Dickel. Ihre Nachfolger, KMD Prof. Christoph Schoener Hauptkirche, St. Marien, Am Mariendom, vormals Danzi- und KMD Manuel Gera, waren die Initiatoren der Revi- ger Straße, im Stadtteil St. Georg. Es handelt sich sozusa- sion der großen Steinmeyer-Orgel sowie der Restaurie- gen um den Nachfolgebau des zu Beginn des 19. Jahrhun- rung und Rekonstruktion der Marcussen-Konzertorgel im derts abgerissenen Hamburger Marien-Doms. Im neoroma- Rahmen der großen Kirchensanierung von 2009 – 10. Die nischen roten Backsteinstil mit Doppelturmfassade wurde Arbeiten an der Steinmeyer-Orgel führten Hartwig und Til- dieses Gotteshaus 1 93 vollendet. Mit der Gründung des mann Späth aus. Das ehemalige Walcker-Fernwerk wurde Erzbistums Hamburg 1995 ist St. Marien zur Kathedrale von Philipp Klais rekonstruiert und vom Späth-Mitarbeiter erhoben worden. Zur nun nördlichsten Kirchenprovinz in Reiner Janke intoniert. Späth baute außerdem als Pendant Deutschland gehören auch die Bistümer Hildesheim und zur Marcussen-Konzertorgel auf der Südempore die neue Osnabrück. 1967 baute Rudolf von Beckerath in St. Marien Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Orgel. Die Restaurierung und eine neue Orgel (III 50). Über viele Jahre wirkte an diesem Rekonstruktion der Marcussen-Konzertorgel wurde von Instrument der ehemalige Kathedralorganist aus Zaragossa, Philipp Klais durchgeführt. 70

71 Wolf Kalipp, i Org n a arin n a rg in s a r r s a ra i ns r i n. In: Musik und Gottesdienst 69, 2015, S. 1 6 – 194. 6 Dorothea Schröder (Hrsg.), ria in sis in s i 72 OBM Willi Peter, Köln, war vor seiner Firmengründung Werkver- r Org n in r a ir ri a rg. Hamburg 2006. treter von Wilhelm Sauer, Frankfurt O., für das Rheinland und West- 69 Frdl. Mitt. von OBM Fritz Steinmeyer (191 – 200 ), Oettingen. falen. Vgl. Günter Seggermann, Die Org n r a ir i a is 73 Wolfgang Adelung, Orgeln der Gegenwart. Kassel 1972, S. 227, a rg in i rag r s i s a rg r Org a s. Abb. 169. Günter Seggermann, wie Anm. 63, Hamburg 1997, S. München 19 7. 164 f. 70 Frdl. Mitt. von KMD Prof. Christoph Schoener und KMD Manuel 74 https: www.hauptkirche-stnikolai.de helfenundspenden was-wir- Gera, Hamburg. tun eine-neue-orgel-fuer-st-nikolai

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AO_01_2019.indb 13 10.03.2019 14:21:24 Don Julioiguel arcaloera, der 19 als Tagungs- niskirche in Harvestehude, ebenfalls unweit vom NDR, leiter der Orgeltagung der GdO in Spanien fungierte. 19 2 wurde 2015 mit einer neuen Orgel ausgestattet, wiederum wurde KD rof. Eberhard auer sein achfolger. m on ühleisen, eonberg, 52. 2 Hier galt es einerseits Rahmen der Domsanierung unterzog man 200 die Becke- den historischen Orgelprospekt von Marcussen, 1 2, zu rath-Orgel einer grundlegenden Überholung. In diesem bewahren, andererseits im Rahmen eines symphonischen Rahmen fand eine Erweiterung um ein schwellbares Hin- Klangkonzepts und mittels zusätzlicher MIDI-Technik terwerk sowie um zwei neue 2Stimmen, ntersatz und digitale Klangerzeugung bereitzustellen. Bombarde, statt. 75 Hamburgs üngstes Wahrzeichen ist die Elbphilharmo- Von 1957 bis 1970 hat an der 1962 von Karl Schuke nie, im olksmund Elphi genannt, deren Erönung am gebauten Orgel in der utherkirche im Stadtteil Wellings- 11. Januar 2017 stattfand. In Zusammenhang mit der entste- büttel 76 Gerd Zacher (1929 – 2014) gewirkt. Zacher stellte henden Hafen-City wurde ein neues Konzerthaus auf dem an diesem Instrument das seinerzeit avantgardistische 1963 von Werner Kallmorgen 3 geschaenen Kaispeicher Orgelrepertoire or, angeregt on den ntentionen igetis, A gebaut. Das Hamburger Sinfonieorchester des Nord- die dieser in seinem Essay „Die Orgel sprengt die Tradi- deutschen Rundfunks (NDR) 4, das heutige NDR-Elbphil- tion“ formuliert hatte. Nachfolger Zachers in Wellingsbüt- harmonie-Orchester, hat hier eine eigene Spielstätte erhal- tel wurde Zsigmond Sz thmary, der 197 auf eine Orgel- ten. Die Orgel für den großen Saal sollte ein markanter professur an die Musikhochschule in Freiburg Br. berufen egenpol zur Orgel in der aeiszusikhalle werden. Sie wurde. 77 wurde von der Firma Klais in Bonn gebaut und erhielt vier Manuale und Pedal, 69 klingende Register sowie zwei Etliche Nachkriegsorgeln mussten schließlich auf- spezielle Spielregister, eine Schisglocke und zwei Schis- grund der problematischen Materialauswahl, Konstruktion nebelhörner, und wurde im ahmen des Erönungskonzer- und Verarbeitung, bedingt durch die Einschränkungen der tes am 11. Januar 2017 erstmals vorgestellt. 5 Inzwischen Nachkriegszeit sowie in Folge ideologischer Sichtwei- wurde die Klais-Orgel in der Elbphilharmonie in diversen sen, Stichwort: Neobarockära, durch Neubauten ersetzt Solokonzerten vorgestellt. Iveta Apkalna ist die Titularor- werden. Für die Blankeneser Kirche baute die Werkstatt ganistin des Instruments, ihr ständiger Vertreter Thomas Rudolf von Beckerath 1991 eine neue Orgel (III 43). Hans Emanuel Cornelius. Darmstadt hatte das Konzept entwickelt, nach dem mit- tels MIDI-Technik eine digitale Klangerweiterung erfol- 2019 gibt es außer dem 300. Todes ahr von Arp Schnit- gen kann. 7 Als Folge eines Brandes in der Johanniskir- ger ein weiteres Hamburger Orgel ubiläum. Am 25. April che Altona wurde die dortige, auf Wilhelm Sauer, Frank- 2019 wäre Heinz Wunderlich (1919 – 2012) 100 Jahre alt furt O., zurückgehende und von Rudolf von Beckerath geworden. Als letzter Straube-Schüler, 195 – 19 2 KMD umgebaute Orgel 1994 ein Raub der Flammen. Die Firma an St. Jacobi und 1959 – 19 9 Professor für Orgelspiel und Kuhn, Männedorf b. Zürich, baute 1997 eine neue Orgel Improvisation an der Hamburger Musikhochschule, prägte (III 4 ) mit Betonung des französisch-symphonischen er den kirchenmusikalischen Nachwuchs in der zweiten Moments. 79 Im Jahre 2002 erhielt die ev.-luth. Kirche am Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vor allem sein breitgefächer- Rockenhof im Stadtteil Volksdorf eine neue Orgel von ter internationaler Schülerstamm wies ihn als einen welt- der Werkstatt ühleisen, eonberg (55). Wie schon weit gefragten Pädagogen aus. Während seiner Zeit als in der Johanniskirche Altona wurde ein symphonisches KMD in Halle Saale zählten zu seinen Schülern u. a. Ivan Klangkonzept angestrebt. 0 2006 stattete Johannes Rohlf, ebro bürgerlich ans olf ippert und rof. ünter Neubulach, die ev.-luth. Marktkirche in Poppenbüttel mit Berger, Dötlingen Oldb. Von seinen zahlreichen Hamburger einer neuen Orgel (5) aus, die zwei ingualregister Studierenden sind stellvertretend u. a. KMD Thomas Fried- mit den von Ernst Zacharias entwickelten gewendeten rich Dahl und KMD Dörte Maria Packeiser, die u. a. an durchschlagenden Zungen aufweist. 1 Auch die Johan-

2 Markus Zimmermann, gara n ing r ar r rn r n Org in r annis ir a rg ar s . In: Ars Organi, 75 rdl. itt. on KD rof. Eberhard auer. 64, H. 3, 2016, S. 170 – 176. 76 Seggermann, wie Anm. 4 , S. 130. 3 Der Architekt Werner Kallmorgen (1902 – 1979) gehörte der Freien 77 Roman Summereder, A r r ng a ria i n i r Akademie der Künste Hamburg an, deren Gründer und erster Präsi- n r Org r r n Org r i a r n r . 2. dent Hans Henny Jahnn war. Kallmorgen hat mit Jahnn 1929 – 30 das Aufl. Innsbruck 1999, S. 253 – 256. kubische Haus der Musikpädagogin Felisa Nordwald im Hamburger 7 Seggermann, wie Anm. 4 , S. 33. Stadtteil Othmarschen (Osdorf Hochkamp) geschaffen. Thomas 79 Friedrich Jakob, i n n Org in r annis ir ipski, n r saa rg n in a rg , wie Anm. 41, S. a rg A na. In: Ars Organi, 49, H. 2, 1999, S. 9 – 101. Seg- 223. germann, wie Anm. 4 , S. 104. An St. Johannis in Hamburg-Alto- 4 Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ist als Dreiländeranstalt, na wirkte 1952 – 59 der Demessieux-Schüler und spätere Oldenburger Schleswig-Holstein Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vor- KD Dieter Weiss (1922 29). Er war Tagungsleiter der Orgel- pommern ein öffentlich-rechtlicher Sender. Neben dem NDR-Elbphil- tagung der GdO in Oldenburg Oldb. 1974. harmonie-Orchester in Hamburg unterhält er ein weiteres Sinfonie- 0 Ars Organi, 51, 2003, H. 1, A[nzeigenseite] 21. Frdl. Mitt. orchester, die Radiophilharmonie, am Funkhaus in Hannover. ühleisen Orgelbau, eonberg. gl. Seggermann, wie Anm. , 5 Thomas ipski, n r saa rg n in a rg , wie S. 193. Anm. 41, S. 223 f. Vgl. Manfred Schwartz, i ais Org r 1 http: www.orgelbau-rohlf.de orgeln poppenbuettel.htm . i ar ni . In: Ars Organi 65, 2017, H. 1, S. 31 – 37.

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AO_01_2019.indb 14 10.03.2019 14:21:24 nuität, andererseits dokumentieren sie den musikalischen Wandel vom späteren 17. Jahrhundert bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. In SS. Cosmae et Damiani darf man auf Klang und Erscheinungsbild der Hueß-Schnitger-Orgel gespannt sein nach der grundlegenden Kirchenrenovierung, Ausreinigung und klanglichen Überarbeitung mitsamt der neuen Farbfassung des Prospekts von 2007.

Die in üneburg und Bardowick orgestellten Orgeln werden hingegen ein weniger einheitliches Bild ergeben. Der heutige Zustand der großen, auf Hendrik Niehoff zurückgehenden Orgel in der üneburger Johanniskirche ist gekennzeichnet durch die von dem Schnitger-Schüler Matthias Dropa hinzugefügten Pedaltürme; er wurde bei der großen Erneuerung durch Rudolf von Beckerath 1952 hergestellt. on besonderem nteresse wird die on enter Orgelbau restaurierte Pius Furtwängler Hammer-Orgel in St. Nicolai mit ihrer rekonstruierten Röhrenpneuma- tik sein. Bedeutung hat auch die 1930 in St. Michaelis zu üneburg on . urtwängler ammer hinter dem Barockprospekt von Matthias Dropa errichtete Orgel. Sie entstand zur gleichen Zeit wie die Orgel in der Ansgarkir- che in amburgangenhorn. Der ergleich beider Orgeln zeigt edoch die fundamentalen Unterschiede in der musi- kalischen Anschauung ahrenholz in üneburg, Jahnn in angenhorn. Auch die Orgel im Bardowicker Dom geht ursprünglich auf eine von Philipp Furtwängler und seinen Söhnen Wilhelm und Pius gebaute Orgel zurück. Erhalten geblieben sind von ihr lediglich Prospekt und Gehäuse. Das Nachfolge-Instrument von Emil Hammer, seit 1937 Nach- a rg ar s annis ar ss n r s folger von P. Furtwängler Hammer, entsprach dem Geist von 1882 nach der Restaurierung; die spätere Erweiterung der Neobarockära. Ein in den 1990er Jahren erstelltes Werk is n rn erwies sich in kurzer Zeit als nicht dauerhaft funktionstüch- Foto: Fotografie Dorfmüller Klier tig. 2012 realisierte die Orgelwerkstatt Alexander Schuke unter Sachberatung von Harald Vogel ein Konzept, das sich an der Orgel der Kreuzkirche zu Suhl Thüringen orientiert. Erbauer dieses Instruments war Eilert Köhler, der aus But- der Bornefeld-Orgel in der Michaelskirche in Heidenheim adingen Oldenburg stammte und der Schnitger-Tradition Brenz wirkt, zu erwähnen. Auch als Komponist trat Heinz zuzurechnen ist. Wunderlich hervor. Er hinterließ eine ganze Reihe sehr anspruchsvoller Werke, darunter auch ein Konzert für Orgel Kehren wir nochmals an den Anfang zurück: Auf der und großes Orchester. Seine rege Konzerttätigkeit führte Exkursion nach Stade und Buxtehude führt der Weg an ihn durch viele Staaten Europas, in den Vorderen Orient, Schnitgers Wohnort im Hamburger Stadtteil Neuenfelde durch Russland, Japan und vor allem durch die USA. Dar- vorbei. Die vor zwei Jahren von Kristian Wegscheider, über hinaus hinterließ er eine umfangreiche Diskographie. 6 Dresden, durchgeführte Restaurierung und Rekonstruktion von Schnitgers Orgel in der Dorfkirche St. Pankratius, sei- Die Internationale Orgeltagung der GdO in Hamburg ner Pfarrkirche, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand, 2019 verspricht eine interessante Wiederbegegnung mit dürfte anlässlich seines 300. Todestages in diesem Jahr der großen norddeutschen Orgelmetropole nach 54 Jahren sicherlich von besonderem Interesse sein. zu werden. Bei Exkursionen nach Stade, Buxtehude und üneburg wird es auch Wiederbegegnungen mit Blick auf die Orgeltagung von 1994 in Bremen geben. Vor allem die drei größten historischen Orgeln nordwestlich von Ham- burg, SS. Cosmae et Damiani (Hueß Schnitger, 17. Jh.) und St. Wilhadi (Bielfeldt, 1 . Jh.) in Stade und St. Petri in Buxtehude (Philipp Furtwängler, 19. Jh.) zeigen einerseits als mechanische Schleiadenorgeln eine technische Konti-

6 Nelly Söregi-Wunderlich (Hrsg.), s r gra r s tag von Prof. Heinz Wunderlich. Bargteheide 1999.

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