28. August 2020 2. September 2020 Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Philharmonie Berlin Hinweise Großer Saal Freitag 28. August 2020 19 Uhr Konzert zur Saisoneröffnung in Zusammenarbeit für Ihren mit der Deutschen Bank Konzertbesuch Mittwoch 2. September 2020 20 Uhr

Berliner Philharmoniker Tragen Sie bis Kein Nach- Konzertbeginn und Wieder- Kirill Petrenko Dirigent einen Mund- einlass Nasen-Schutz. möglich.

Begeben Sie sich umgehend in den Husten und Saal und halten niesen Sie Sie sich nicht im in die Arm- Foyer auf. beuge.

Nach Konzert- ende verlassen Nutzen Sie Sie bitte mit die Desinfek- Mund-Nasen- tionsmittel- Schutz den Saal spender. und halten 1,5 m Abstand.

Wir sind ver- Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker Es gibt keine pflichtet, Ihre Pause. Kontaktdaten zu erfassen. Andrea Zietzschmann Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker

PH_Corona-Hinweise_130x210_Druck.indd 1 21.08.20 16:59 SAISON 2020/21 PROGRAMM

5 An unser Publikum Arnold Schönberg (1874 –1951) 6 Werkeinführungen 12 Gestaltete Zukunft Verklärte Nacht op. 4 Die Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko für Streichsextett nach dem gleichnamigen Gedicht von Richard Dehmel 20 Sinn und Sinnlichkeit Zweite Fassung für Streichorchester von 1943 Der Dichter Richard Dehmel Dauer ca. 25 Min. 23 Richard Dehmel: Verklärte Nacht 24 Die Berliner Philharmoniker 28 Kirill Petrenko Johannes Brahms (1833 –1897)

Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98

1. Allegro non troppo 2. Andante moderato 3. Allegro giocoso – Poco meno presto – Tempo I 4. Allegro energico e passionato – Più allegro Dauer ca. 40 Min.

KEINE PAUSE Das Konzert vom 28. August wird live in der übertragen und wenige Tage später als Aufzeichnung im Archiv veröffentlicht. digital-concert-hall.com

Der Radiosender rbbKultur überträgt das Konzert am 28. August zeitversetzt ab 20 Uhr. Ein Mitschnitt ist sieben Tage lang online verfügbar. rbbkultur.de

Eine Fernsehaufzeichnung wird am selben Tag ab 22.30 Uhr vom rbb gezeigt und anschließend für 30 Tage in der rbb-Mediathek angeboten. rbbfernsehen.de rbbmediathek.de

Fotoaufnahmen, Bild- und Tonaufzeichnungen sind nicht gestattet. Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihre Mobiltelefone aus.

Die Stiftung Berliner Philharmoniker wird gefördert durch: SAISON 2020/21 AN UNSER PUBLIKUM

Liebes Publikum,

dieses Konzert zur Saisoneröffnung lässt sich mit keinem anderen in der Geschichte der Berliner Philharmoniker vergleichen. Fast ein halbes Jahr lang konnten wir nicht vor Ihnen auftreten – eine Unter- brechung, wie es sie nie zuvor für unser Orchester gab. Unsere Digital Concert Hall hat es uns immerhin ermöglicht, in der leeren Philharmonie für Sie zu spielen: eine große Freude für uns, aber auch die Bestätigung, dass einem Konzert ohne Publikum etwas Entscheidendes fehlt. Erst durch Ihre Anwesenheit, Ihre Hingabe an die Musik erhält unser Musizieren wirklich Sinn, wird es zu einem beflügelnden Austausch. Umso wunderbarer ist es nun, wieder mit Ihnen in der Philharmonie Berlin zusammenzukommen. Dabei ist uns bewusst, dass die Corona-Pandemie weiter unser aller Leben prägen wird. Die gesundheitlichen Gefahren sind ernst und müssen durch verantwortungsvolles Verhalten mini- miert werden. Zu diesem Zweck haben wir vielfältige Maßnahmen ergriffen, die sich nicht zuletzt in neu konzipierten Konzertprogram- men niederschlagen. Vor allem aber sind Sie, unsere Besucherin- nen und Besucher, von den nun geltenden Hygieneregeln be- troffen. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie diese ungewohnten Abläufe auf sich nehmen, um wieder in unseren Konzerten zu Gast zu sein. Unsere Hoffnung ist, dass in diesem Moment des Wieder- sehens alle Belastungen der jetzigen Situation in den Hintergrund rücken und nur noch eines zählt: das gemeinsame Erleben der Musik.

Wir wünschen Ihnen Gesundheit und uns allen eine inspirierende Saison 2020/21.

Kirill Petrenko Andrea Zietzschmann Chefdirigent und künstlerischer Leiter Intendantin der Stitfung der Berliner Philharmoniker Berliner Philharmoniker

4 5 SAISON 2020/21 WERKEINFÜHRUNGEN

Arnold Schönberg Verklärte Nacht

Arnold Schönbergs Verklärte Nacht, ursprünglich für Streichsextett komponiert, ist das erste Kammermusikstück überhaupt, dem ganz offen ein Programm zugrunde liegt. Das sorgte schon bei der ­Premiere für Erregung. Noch ein halbes Jahrhundert später erin- nerte sich der Komponist: »Man darf nicht vergessen, dass dieses Werk bei seiner Erstaufführung in Wien ausgezischt wurde und Unruhe und Faustkämpfe verursachte. Aber es hatte sehr bald ­großen Erfolg.« Schönbergs erstes mit Opuszahl veröffentlichtes Instrumental- werk enthält Grundgedanken, die sein gesamtes Schaffen hin- durch gültig bleiben: formale Elemente wie die entwickelnde Vari- ation, die alles auseinander hervorgehen lässt, die rhythmische Verwandtschaft der Motive und die Vieldeutigkeit der Form – vor allem aber die Überzeugung, Musik über den Menschen in seiner Zeit zu schreiben. In diesem Punkt fand der junge Komponist reiche Anregung in den Gedichten Richard Dehmels. Der lief Sturm ge- gen Verklemmtheit und Moralzwänge, schrieb in hohem Ton über Begehren und Lust wie wenige vor ihm, über Mann und Frau und alles, was zwischen ihnen vorgeht. Um die Jahrhundertwende vertonte Schönberg ein ganzes Bündel von Dehmel-Texten und komponierte als Kulmination 1899 das Streichsextett Verklärte Nacht. In dem zugrunde liegenden Gedicht, fünfteilig angelegt, gehen »zwei Menschen« durch die Nacht: Sie gesteht, von einem anderen schwanger zu sein; er will das Kind als sein eigenes annehmen. Rede und Gegenrede, etwa Arnold Schönberg, Gemälde gleich lang, sind eingefasst von drei kürzeren Szenenbeschreibun- von Egon Schiele, 1917 gen. Die Nacht ist wolkenlos, der Mond strahlt, und was anfangs »kahl« und »kalt« daherkommt, erscheint am Ende »hoch« und »hell«. Solche mit dem seelischen Erleben kurzgeschlossenen Natur- schilderungen waren es, die Dehmels komponierenden Zeitge- Schon bei der nossen reizvoll erschienen. Durch kleine Perspektivenwechsel bieten Premiere sorgte sich ganz andere Aussichten: eine Fundgrube für die farbschattie- Verklärte Nacht rungsreich ausgereizte Tonalität. Schönberg folgt dem Grundriss für Erregung – des Gedichts und überlagert diesen Aufbau mit Andeutungen der Sonatenform, wie man sie auch in einer klassischen Symphonie bis hin zu Faust- vorfindet: Das Anfangsthema vom »Spaziergang im Park« lässt sich kämpfen.

6 7 SAISON 2020/21 WERKEINFÜHRUNGEN

recht deutlich wiedererkennen, die beiden ihr und ihm gewidme- ten Teile durchmessen beide einen großen Spannungsbogen, Johannes Brahms eine abschließende Coda ist getränkt in erlösendes D-Dur. Aber Symphonie Nr. 4 als Hörer darf man sich verlieren, so wie es dem Dichter erging. Als Dehmel einige Jahre nach der Uraufführung die Musik hörte, Johannes Brahms brauchte viel Zeit, um sich der Gattung der Sym- schrieb er an Schönberg: »Ich hatte mir vorgenommen, die Motive phonie zu nähern. Der Schatten Beethovens schwebte ehrfurcht- meines Textes in Ihrer Komposition zu verfolgen; aber ich vergaß gebietend darüber, die bewunderten Werke Schuberts und Schu- das bald, so wurde ich von der Komposition bezaubert.« manns machten für ihn die Aufgabe, würdiger Nachfolger zu sein, Bei Schönberg sind alle musikalischen Gedanken eng mitein- nicht einfacher. Erst mit 43 Jahren legte Brahms seine »Erste« vor ander verwandt, und doch hat jeder eine ganz eigene Kontur; das und musste sie prompt von wohlmeinenden Verehrern als »Beet- dramatische Potential der Themen wird nach und nach herausge- hovens Zehnte« bezeichnet sehen. Zweifellos eine Fehldeutung. schält und gesteigert. Zwar ist das in Dehmels Gedicht postulierte Denn den eigenen Ton, aus einem ganz anderen Lebensverständ- Moralgefälle zwischen den Geschlechtern, die Selbstdemütigung nis heraus, hatte Brahms da längst gefunden. Beethovens mensch- der Frau und das überwältigende Verzeihen des Mannes, heute heitsumarmendes Freiheitspathos lag ihm fern. Frei sein hieß für nur noch schwer erträglich. Zum Glück weist die Musik weit über Brahms auch einsam sein, Wehmut statt Hoffnung bildete den die Worte hinaus. In der Bearbeitung für Streichorchester (ent­ Grundton seines Schaffens. standen 1916, revidiert 1943) wird die Farbenfülle noch größer, im In seiner in den Sommermonaten 1884 und 1885 entstandenen differenzierten Wechsel zwischen Tutti und Solo, mit und ohne Vierten Symphonie geht der Blick noch weiter zurück. Die Vereh- Dämpfer, spricht die Musik noch prägnanter. rung für Bach findet Eingang und öffnet, fast paradox, die Sicht auf die Zukunft. Fast zögernd offenbart der erste Satz innerste Gedan- Entstehungszeit Fassung für Streichsextett: 1899; Fassung ken. Zwischen der Melodie (einer Tonfolge, die sich als Terzenkette › für Streichorchester: 1916, überarbeitet 1943 verstehen lässt), den ineinandergreifenden Begleitfiguren und den Uraufführung Fassung für Streichsextett: 18. März 1902 im Bläserakkorden, die den Klang auffüllen, ergibt sich ein dichtes Kleinen Saal des Wiener Musikvereins durch das erweiterte Tongeflecht. Der zweite Satz horcht in musikalische Vorzeiten, hör- Rosé-Quartett; Fassung für Streichorchester: 29. November bar in der kirchentonalen Prägung der Melodie des ersten The- 1916 in Prag unter Leitung von Alexander Zemlinsky mas. Schicht um Schicht wird der Klang übereinandergelagert, Bei den Berliner Philharmonikern in der Fassung für zwei Themen werden vorgestellt und mit Abwandlungen wieder- Streichorchester erstmals am 18. Januar 1919, Dirigent: holt, in einer reizvollen »Mischung aus Vertrautem und Fremdarti- Hermann Henze. Zuletzt im Mai 2020 ohne Saalpublikum in gem« (Egon Voss). Im scherzoartigen dritten Satz schlägt die Musik der Digital Concert Hall unter Leitung von Kirill Petrenko; geradezu Haken, immer wieder wird der Vorwärtsdrang ge- letztmals vor Publikum im September 2013 unter Leitung von staucht und gestrafft, zugleich fast lärmend ein ausgelassener Sir in der Salle Pleyel in Paris Kehraus vorgetäuscht. Mit dem Finale kommt Bach ins Spiel. Das Bauprinzip von des- sen Violin-Chaconne (die Brahms einst für Klavier bearbeitet hatte) wird auch Passacaglia genannt: Eine acht Takte lange Basslinie wird unverändert wiederholt als Fundament einer Variationen­ folge. Dieses Prinzip legt Brahms dem Schlusssatz seiner Vierten Symphonie zugrunde, was selbst enge Freunde lange nicht be- merkten, als sie über die Form dieses Stücks rätselten. Außerdem greift Brahms Vorbilder Beethovens auf (die c-Moll-Klaviervaria­ tionen und die Finalvariationen der Eroica), um sich im selben Zug

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weit von ihm zu entfernen. Während Beethoven nämlich seine Themen zu Anfang klar umrissen hinstellt und sie dann auseinan- dernimmt, lässt Brahms sie nach und nach aus Keimzellen erwach- sen. Und so gibt es hier gar kein eigentliches »Thema«, aus dem Variationen abgeleitet würden, sondern 32 Miniatur-Essays über einen Gedanken, der nur im Hintergrund präsent ist: »Bei einem Thema zu Variationen bedeutet mir eigentlich, fast, beinahe nur der Bass etwas. Aber dieser ist mir heilig, er ist der feste Grund, auf dem ich dann meine Geschichten baue. Was ich mit der Melodie mache, ist nur Spielerei.« In dieser »Spielerei« tritt das Thema mal schleichend in den Hintergrund, mal greift es wieder den Anfangs- gestus auf. Anders als der zum Werk-Ende hin immer flächiger komponierende Beethoven verschränkt Brahms immer mehr ­Gedanken ineinander: Musik, die sich – fast in einer Verkehrung des symphonischen Modells – nicht an die Menge wendet, die für etwas begeistert werden soll, sondern an den Empfindsamen, der zu hören versteht. Brahms zweifelte selbst, ob diese Musik wohl überhaupt ­Freunde finden würde. Doch seine Befürchtungen waren unbe- gründet. Als der Komponist die von ihm selbst geleitete Urauffüh- rung vorbereitete, hörte auch Hans von Bülow zu, später der erste Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Sein Eindruck hat heute noch Bestand: »Eben aus der Probe zurück. Nr. IV riesig, ganz eigen­artig, ganz neu, eherne Individualität. Atmet beispiellose Energie von A bis Z.«

Entstehungszeit 1884/1885 › Uraufführung 25. Oktober 1885 durch die Meininger Hofkapelle unter Leitung des Komponisten Bei den Berliner Philharmonikern erstmals am 1. Februar Johannes Brahms zur Zeit der 1886, Dirigent: Joseph Joachim; zuletzt im November 2017 Entstehung der Vierten Symphonie, unter Leitung von Sir Simon Rattle in der Suntory Hall in Tokio Bleistiftskizze von Maria Fellinger

Beethovens mensch- heitsumarmendes Freiheitspathos­ lag Brahms fern. Wehmut statt Hoffnung bildete den Grundton seines Schaffens.

10 11 SAISON 2020/21 DIE BERLINER PHILHARMONIKER UNTER KIRILL PETRENKO Gestaltete Zukunft Die Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko

Für die Berliner Philharmoniker und ihre Chef- dirigenten ist ein Konzert zur Saison­eröffnung immer auch eine Standortbe­stimmung. Pro- grammlinien der bisherigen ­Zusammenarbeit werden reflektiert, künftige Schwerpunkte zeichnen sich ab. So ist es auch in diesem Jahr, wenn Kirill Petrenko Werke von Brahms und Schönberg dirigiert – ein Repertoire, das in vielfältige Pläne und Konzepte eingebettet ist.

Vor genau einem Jahr eröffnete Kirill Petrenko seine erste Saison als Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker mit einem sprichwörtlichen Paukenschlag – Beethovens Neunte war zu erleben, die berühmteste aller Symphonien, erst in der Phil- harmonie und einen Tag später unter freiem Himmel vor dem Brandenburger Tor. »In der Neunten Symphonie«, schreibt der ­Dirigent im Vorwort zur jetzt erscheinenden CD-Edition, »steckt ­alles, was im menschlichen Wesen an Großartigem wie an Be- 24. August 2019: Beethovens Neunte drohlichem wohnt. Wenn man einmal fernen Welten ein ehrliches Symphonie mit den Berliner Philharmonikern Porträt des Menschen vermitteln wollte, müsste man ihnen dieses und Kirill Petrenko am Brandenburger Tor Werk schicken: Das Dämonische und das Kämpferische sind in ihr ebenso enthalten wie tief empfundene Liebe, sie umfasst die hu- manistische und die zerstörerische Natur des Menschen bis ins Das klassisch-­ Äußerste. Es war mir völlig klar, dass ich meine Zeit als künstlerischer romantische Leiter der Berliner Philharmoniker nicht anders als mit diesem Stück Repertoire­ bleibt beginnen könnte.« die Grundlage Geschichtsbewusste Komponisten für neugierige Beethovens Neunte Symphonie als Nukleus des klassisch-romanti- Streifzüge in die schen Repertoires, wie es auch die legendären Chefdirigenten Musikwelt. Hans von Bülow, Wilhelm Furtwängler und

12 SAISON 2020/21 DIE BERLINER PHILHARMONIKER UNTER KIRILL PETRENKO

gepflegt hätten, werde – so Kirill Petrenko, als er das Programm seiner Antrittssaison ankündigte – »weiterhin eine wesentliche Achse unserer Arbeit bilden«: die Grundlage, auf der alles basiert und von der aus neugierige Streifzüge in die Musikwelt unternom- men werden. In dieser Ankündigung nannte er im selben Atemzug Johannes Brahms und Felix Mendelssohn. Insofern ist diese Saison- eröffnung eine folgerichtige Fortführung des Begonnenen. Wurde die Neunte kombiniert mit den Symphonischen Stücken aus »Lulu« von Alban Berg, geht zum Auftakt der Saison 2020/21 der Vierten von Brahms ein frühes Werk des Berg-Lehrers Arnold Schönberg voraus. Und während zwischen Berg und Beethoven viele Bezüge auszumachen sind, baut Schönbergs Musik unmittelbar auf Brahms auf und verbindet dessen reflektiertes Formempfinden mit der Leitmotivtechnik Wagners. Beide Komponisten des heutigen Konzerts verstanden ihr Schaffen in einem großen musikhistorischen Zusammenhang. Brahms verehrte Johann Sebastian Bach, konnte das Wohltempe- rierte Klavier auswendig und erwartete jeden neuen Band der Bach-Gesamtausgabe mit Ungeduld. Er begegnete Beethoven mit unermesslichem Respekt und setzte sich nachdrücklich für die Veröffentlichung von unbekannten Werken Franz Schuberts ein. Auch Schönberg dachte in solchen epochenübergreifenden Kontinuitäten, nicht zuletzt Brahms und in seiner Hoffnung, mit der Erfindung der Zwölfton- Schönberg woll- technik der deutschen Musik »die Vorherrschaft für ten Kontinuität die nächsten 100 Jahre« gesichert zu haben. schaffen, über Mendelssohn gehört ebenfalls in diese Linie ge- schichtsbewusster Komponisten, wie man schon an Epochen hinweg. Unter den Augen einer Beethoven-Büste komponierte Brahms an diesem Flügel in seiner seiner (Wieder-)Entdeckung von Bachs Matthäus- Wiener Wohnung. Aquarell von Wilhelm Nowak passion und an seinen eigenen, von barocken ­Vorbildern inspirierten Oratorien erkennen kann. Seine Erste Sym- phonie steht Anfang September im Konzertkalender der Berliner Philharmoniker und ihres Chefdirigenten. Geschrieben von einem 15-Jährigen, ist sie ein veritabler Geniestreich, in dem die Vorbilder Mozart und Beethoven aufscheinen und der doch ganz nach Mendelssohn klingt.

15 SAISON 2020/21 DIE BERLINER PHILHARMONIKER UNTER KIRILL PETRENKO

Aber nicht nur historische Erwägungen sind es, die alle diese Werke programmatisch miteinander verbinden. Vor allem weisen sie über die bloßen Töne hinaus, drängen zu einem Ausdruck jen- seits von Formmodellen und Harmonielehre, entfalten sich an der Grenze von Musik und Sprache: Beethoven und Berg schreiben symphonische Musik, die das gesungene Wort einbezieht, Schön- bergs Verklärte Nacht ist inspiriert von einem Gedicht; allein Brahms verzichtet auf eine semantische Ebene.

Musik und Menschen in Zeiten des Umbruchs Die zurückliegende Saison 2019/20 musste aufgrund der Corona- Pandemie zunächst abgebrochen werden und ging dann ganz andere Pfade als geplant. Manche der von Kirill Petrenko vorge- sehenen inhaltlichen Akzente waren bereits zum Vorschein ge- kommen. Neben der schon genannten Interpretation klassisch- romantischer Werke der deutsch-österreichischen Musizier­tradition galt ein Augenmerk zu Unrecht vernachlässigten Komponisten wie Josef Suk. Wei- Mit einem »Trotz- tere Schwerpunkte beleuchteten die russische Musik, dem« begegne- das symphonische Schaffen Gustav Mahlers sowie ten die Berliner die Musik der Moderne (kondensiert in einem Pro- gramm, das Stücke von drei Komponistengenerati- Philharmoniker onen aus ein und demselben Jahrzehnt vereinte). den Absagen der Unvergesslich auch das Nachwuchsprojekt mit Puc- vergangenen cinis Suor Angelica und das Silvesterkonzert mit Saison. Songs und Tänzen von Gershwin, Bernstein und Co. Doch im März kam das große »Abgesagt«. Bei allem, was den Musikerinnen und Musikern am Herzen lag und

Europakonzert der Berliner Philharmoniker von nun an nicht in der geplanten Form stattfinden konnte, war es am 1. Mai 2020 in der leeren Philharmonie Berlin besonders schmerzlich, auf Kirill Petrenkos erste Operneinstudie- rung mit den Berliner Philharmonikern verzichten zu müssen: Beet- hovens Fidelio, der szenisch bei den Osterfestspielen in Baden- Baden und konzertant in der Philharmonie Berlin aufgeführt werden sollte. In dieser Oper geht es um Zivilcourage, um ein Auf- begehren gegen Ungerechtigkeit, um Widerstand selbst in ver- meintlich aussichtsloser Lage, kurz gesagt: um ein »Trotzdem«.

17 SAISON 2020/21 DIE BERLINER PHILHARMONIKER UNTER KIRILL PETRENKO

Trotzdem – das wurde für die Berliner Philharmoniker in den Wo- lichen«. Nach der Fünften und Sechsten Symphonie ist in dieser chen nach der Absage zum Leitmotiv ihres Tuns. Das Europakon- Saison Tschaikowskys selten gespielte Oper Mazeppa vorgese- zert wurde gespielt, wenn auch daheim statt in Tel Aviv und ohne hen – »ein überwältigendes Werk, das in seiner Handlung aktueller Publikum im Saal – dafür mit Fernsehzuschauern auf der ganzen denn je ist« – und vorher noch seine Fantasie-Ouvertüre Romeo Welt und in der Digital Concert Hall, überall wahrgenommen als und Julia: als grandioses Beispiel für die kreative Übertragung ei- ein Signal weit über den Tag hinaus. Viele weitere Konzerte in ver- nes Stoffes der Weltliteratur in die Weltsymphonik. schiedenen Formaten über die kreativ genutzten digitalen Kanäle So steht das Saisoneröffnungskonzert mit Schönbergs Verklär- folgten, darunter ein Easter@Philharmonie Festival und die Berlin ter Nacht und Brahms’ Vierter Symphonie auch sinnstiftend für das, Phil Series, ob mit Kammermusik, Ensemblewerken oder als Streich- was Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker in der Zukunft orchester. Für die drei von ihm geleiteten Konzerte ohne Saal­ gemeinsam gestalten wollen. publikum wählte Kirill Petrenko Werke mit kleiner Malte Krasting bzw. reduzierter Besetzung aus, die mit der beson- Alle gute Musik deren Situation zu tun haben: Musik, in der die handelt vom plötzliche Vereinzelung und Vereinsamung der Menschsein an Menschen eine Rolle spielt, die aus Umbruchzeiten herrührt und die von Konflikten und Krisen erzählt. sich. So ist der Aufruhr der 1920er Jahre in Hindemiths Kammermusik Nr. 1 ebenso unüberhörbar wie in Ligetis Ramifications die titelgebenden­ Verästelungen eines so ­homogen scheinenden Ensembles in Einzelstimmen, die sich neu zu einem Geflecht zusammenfinden. In Pärts Fratres erwächst aus dem Hineinhören in kleinste Veränderungen eine besondere Kraft, in Mozarts Gran Partita äußert sich, weit über einen serenaden- haften Anlass hinaus, der Wunsch nach Gemeinschaft. Und Mah- lers Vierte Symphonie schlägt ironische Töne an, um mit den Para- doxien der Welt zurande zu kommen. Aus alledem wird klar, dass die Musik mehr ist als Klänge und Rhythmus, dass bedeutende Komponisten, von sich ausgehend, über das Menschsein an sich schreiben. Das gilt für alle gute Musik, ob sie nun mit Text und Programmen versehen ist oder nicht. Exem- plarisch ist das bei einem weiteren Komponisten der Fall, der in der Saison 2020/21 im Fokus stehen wird: Peter Tschaikowsky, der – wie Kirill Petrenko betont – »in seiner Musik die Gespaltenheit seiner Persönlichkeit ausgedrückt hat, seine Ängste und Wünsche Klang werden lässt und die ganze Unmöglichkeit, gegen das als über- mächtig empfundene Schicksal ein glückliches Leben zu verwirk­

18 19 SAISON 2020/21 DER DICHTER RICHARD DEHMEL

Sinn und Sinnlichkeit Der Dichter Richard Dehmel

In der Musikwelt ist Richard Dehmel vor allem als Schöpfer des Gedichts Verklärte Nacht bekannt, der Vorlage zur gleichnamigen Komposition Arnold Schönbergs. Erotik und Pathos seiner Texte inspirierten indessen noch unzählige weitere Komponisten, von bis Kurt Weill.

Bekannt machte ihn ein Skandal. Von einem Kollegen wegen Blas- phemie angezeigt, wurde Richard Dehmel 1897 verurteilt, sein Gedicht Venus consolatrix teilweise schwärzen zu lassen. Darin verschmelzen die Muttergottes und Maria Magdalena zu einer Venus, die im Liebesakt Trost spendet. Für Dehmel war der Prozess ein Segen: Bislang nur in Lyrikkreisen ein Begriff, wurde er schlag- artig zum Literatenstar der Stunde und mit dem »Roman in Roman- zen« Zwei Menschen sogar zur Berühmtheit. »Ich wurzle zwischen Nietzsche und Liliencron (Schiller und Goethe, Wagner und Böcklin)«, beschrieb er sich selbst. Künstler wie Max Klinger, Dichter wie Otto Julius Bierbaum waren seine Freunde, von Frank Wedekind wurde er als »größter deutscher Dichter« tituliert. Mit Wedekind verband ihn ein Lebensthema: die Natur des Menschen nicht als Ideal zu stilisieren, sondern umfas- send zu begreifen. Dazu gehörten Geist und Körper, Sinn und Sinn- lichkeit, Intellekt und Emotion, die ganze Fülle der humanen Dicho- tomie. Das war aufrührerisch, bediente aber auch den Zeitgeist. Sex und Schwulst lagen bei Dehmel gefährlich nahe beieinan- der. Da gab es viel Pathos in überreifem Jugendstil – Gehalt und Gestalt gerieten ihm bisweilen in ein Missverhältnis. Dessen unge- achtet fühlten sich viele Komponisten von Dehmels Zeilen inspiriert, und so konnte er im Jahr 1913 auf ein halbes Tausend Vertonun- gen zurückblicken, von Strauss, Pfitzner und Reger, von Zemlinsky, Schönberg und Webern, von Weill und Dessau. Doch der Ruhm währte nur etwa zwei Jahrzehnte, nach seinem Tod 1920 verblasste die Verehrung. Ein Pionier bleibt Dehmel den- noch: Von seinen Anliegen aufgerüttelt, ist die Lyrik wacher gewor- den. Und auch sein Name lebt weiter – wenn auch vor allem dank Richard Dehmel,bu links / Gemälde rechts unter von einer Musik, in der kein einziges seiner Worte erklingt. Max Liebermann,dem Bild positionieren 1909

20 SAISON 2020/21 RICHARD DEHMEL: VERKLÄRTE NACHT

Verklärte Nacht Richard Dehmel

Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain; der Mond läuft mit, sie schaun hinein. Der Mond läuft über hohe Eichen, kein Wölkchen trübt das Himmelslicht, in das die schwarzen Zacken reichen. Die Stimme eines Weibes spricht: Ich trag ein Kind, und nit von dir, ich geh in Sünde neben dir. Ich hab mich schwer an mir vergangen; ich glaubte nicht mehr an ein Glück und hatte doch ein schwer Verlangen nach Lebensfrucht, nach Mutterglück und Pflicht – da hab ich mich erfrecht, da ließ ich schaudernd mein Geschlecht von einem fremden Mann umfangen und hab mich noch dafür gesegnet. Nun hat das Leben sich gerächt, nun bin ich dir, o dir begegnet. Sie geht mit ungelenkem Schritt, sie schaut empor, der Mond läuft mit; ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht. Die Stimme eines Mannes spricht: Das Kind, das du empfangen hast, sei deiner Seele keine Last, o sieh, wie klar das Weltall schimmert! Es ist ein Glanz um Alles her, du treibst mit mir auf kaltem Meer, Sternennacht, Gemälde von doch eine eigne Wärme flimmert Vincent van Gogh, 1889 von dir in mich, von mir in dich; die wird das fremde Kind verklären, du wirst es mir, von mir gebären, du hast den Glanz in mich gebracht, du hast mich selbst zum Kind gemacht. Er fasst sie um die starken Hüften, ihr Atem mischt sich in den Lüften, zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.

22 23 SAISON 2020/21 DIE BERLINER PHILHARMONIKER

Kirill Petrenko Zweite Violinen Die Berliner Philharmoniker Chefdirigent Marlene Ito 1. Stimmführerin Erste Violinen Thomas Timm Noah Bendix-Balgley 1. Stimmführer 1. Konzertmeister Christophe Horák Daishin Kashimoto Stimmführer 1. Konzertmeister Philipp Bohnen Daniel Stabrawa Stanley Dodds 1. Konzertmeister Cornelia Gartemann Krzysztof Polonek Amadeus Heutling Konzertmeister Angelo de Leo Zoltán Almási Anna Mehlin Maja Avramović Christoph von der Nahmer Helena Madoka Berg Raimar Orlovsky Simon Bernardini Simon Roturier Alessandro Cappone Bettina Sartorius Madeleine Carruzzo Rachel Schmidt Aline Champion-Hennecka Armin Schubert Luiz Felipe Coelho Stephan Schulze Luis Esnaola Christoph Streuli Sebastian Heesch Eva-Maria Tomasi Aleksandar Ivić Romano Tommasini Hande Küden N. N. Rüdiger Liebermann Kotowa Machida Bratschen Álvaro Parra Amihai Grosz Johanna Pichlmair 1. Solobratscher Bastian Schäfer N. N. Dorian Xhoxhi 1. Solobratsche N. N. Naoko Shimizu Solobratscherin Micha Afkham Julia Gartemann Matthew Hunter Ulrich Knörzer Sebastian Krunnies Walter Küssner Ignacy Miecznikowski Martin von der Nahmer Allan Nilles Kyoungmin Park Joaquín Riquelme García Martin Stegner Wolfgang Talirz

24 25 SAISON 2020/21 DIE BERLINER PHILHARMONIKER

Violoncelli Oboen Trompeten Orchestervorstand Bruno Delepelaire Jonathan Kelly Guillaume Jehl Alexander Bader 1. Solocellist Solo Solo Knut Weber Ludwig Quandt Albrecht Mayer N. N. 1. Solocellist Solo Solo Medienvorstand Martin Löhr Christoph Hartmann Andre Schoch Stanley Dodds Solocellist Andreas Wittmann Tamás Velenczei Olaf Maninger Olaf Maninger Dominik Wollenweber N. N. Solocellist Englischhorn Orchestervertreter Richard Duven Posaunen im Stiftungsrat Rachel Helleur-Simcock Klarinetten Christhard Gössling Andreas Wittmann Christoph Igelbrink Wenzel Fuchs Solo Eva-Maria Tomasi Solène Kermarrec Solo Olaf Ott Vorsitzende des Personalrats Stephan Koncz Andreas Ottensamer Solo Vertreter Martin Menking Solo Jesper Busk Sørensen Ulrich Knörzer David Riniker Alexander Bader Thomas Leyendecker Ulrich Wolff Nikolaus Römisch N. N. Stefan Schulz Mitglied des Personalrats Dietmar Schwalke Manfred Preis Bassposaune Bassklarinette Knut Weber Fünferrat Tuba Jesper Busk Sørensen Kontrabässe Fagotte Alexander von Puttkamer Raphael Haeger Matthew McDonald Daniele Damiano Nikolaus Römisch 1. Solobassist Solo Pauken Stephan Schulze Janne Saksala Stefan Schweigert Benjamin Forster Markus Weidmann 1. Solobassist Solo Wieland Welzel Mor Biron Esko Laine Gemeinschaft der Markus Weidmann Schlagzeug Solobassist Berliner Philharmoniker Martin Heinze Václav Vonášek Raphael Haeger Philipp Bohnen Michael Karg Kontrafagott Simon Rössler Klaus Wallendorf Stanisław Pajak Franz Schindlbeck Sarah Willis Peter Riegelbauer Hörner Jan Schlichte Stefan Dohr Edicson Ruiz Ehrendirigent der Solo Harfe Gunars Upatnieks Berliner Philharmoniker Janusz Widzyk N. N. Marie-Pierre Langlamet Daniel Barenboim Ulrich Wolff Solo Johannes Lamotke Ehrenmitglieder der Flöten Stefan de Leval Jezierski Berliner Philharmoniker Mathieu Dufour Georg Schreckenberger Bernard Haitink Solo Sarah Willis Nikolaus Harnoncourt † Emmanuel Pahud Andrej Žust Seiji Ozawa Solo N. N. Mariss Jansons † Michael Hasel Jelka Weber Egor Egorkin Piccoloflöte

26 27 SAISON 2020/21 KIRILL PETRENKO

Kirill Petrenko

Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstle- rischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Ausgebildet wurde er zunächst in Russland, dann in Österreich. Die internationale Musik- welt wurde erstmals auf ihn aufmerksam, als er 2001 am Meininger Theater Wagners Ring des Nibelungen in der Regie von Christine Mielitz und im Bühnenbild von Alfred Hrdlicka an vier aufeinander- folgenden Tagen zur Premiere brachte. Zwölf Jahre später leitete er den Zyklus dann bei den Bayreuther Festspielen zum zweiten Mal. Zur selben Zeit trat Kirill Petrenko sein Amt als Generalmusik- direktor der Bayerischen Staatsoper an, nach Meiningen und der Komischen Oper Berlin die dritte Chefposition an einem Opern- haus. Parallel gastierte er sowohl an den bedeutendsten Opern- häusern der Welt (von der Wiener Staatsoper über den Londoner Covent Garden und die Opéra National in Paris bis zur Metropo- litan Opera in New York) wie auch bei den großen internationalen Symphonieorchestern – in Wien, München, Dresden, Paris, Amster- dam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel. Sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gab er im Jahr 2006. In den bisheri- gen gemeinsamen Konzerten seit seinem Amtsantritt zeichnen sich bereits wesentliche inhaltliche Schwerpunkte ab. Auch außerhalb Berlins ist Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern zu erleben – auf Tournee und natürlich in der Digital Concert Hall.

28 29 Time Present – Photography from the Deutsche Bank Collection

Nach dem Medium Papier widmet sich die zweite Präsentation aus der Sammlung Deutsche Bank im PalaisPopulaire der Fotografie. Dieser Teil der Sammlung zählt heute insgesamt über 5000 Werke und schließt nahezu alle Techniken, Formate und Themen zeitge nössischer Fotografie ein. © Wim Wenders Wim ©

Time Present untersucht in vier Kapiteln, wie sich Künstler*innen seit den 1970er-Jahren dem Thema „Zeit“ gewidmet haben. Die technische, kon- zeptionelle, formale und phänomenologische Auseinandersetzung mit Zeit sowie die Verbindungen von Fotografie, Zeit und Zeitgeschehenbilden hierbei den thematischen Rahmen: Time Present dokumentiert auch, wie sich die Fotografie in Verbindung mit Performance, Film und Konzeptkunst als Medium erweitert hat. Zugleich wird an Beispielen die Entwicklung der Sammlung aufgezeichnet – der Weg von der Fokussierung auf junge Gegenwartskunst des deutschsprachigen Raums hin zur globalen Ausrich- tung mit den Schwerpunkten Großbritannien, Italien, den USA, Japan, China sowie vielen afrikanischen Ländern. Photo: Mathias Schormann Mathias Photo:

Zu sehen sind über 60 Werke von prominenten Künstler*innen wie Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky, Candida Höfer, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Hiroshi Sugimoto sowie Vertreter*innen der inter- nationalen Gegenwartskunst wie Kader Attia, Yto Barrada, Mohamed Camara, Amalia Ulman und Cao Fei.

In Kooperation mit IBM beschreitet das PalaisPopulaire im Kontext von Time Present neue Wege und setzt zur Kunstvermittlung Künstliche Intelligenz ein. So steht in der Ausstellung der Chatbot MIA zum Dialog bereit und bietet Hintergrundinformationen zu neun Fotografien. © Miwa Yanagi, courtesy of the Loock Galerie, Berlin, © Cao Fei

Time Present – Photography from the Deutsch Bank Collection bis 8. 2. 2021

Photo: Mathias Schormann Mathias Photo: PalaisPopulaire | Unter den Linden 5 | 10117 Berlin | db-palaispopulaire.de

2007_19610_DB_ADVERTORIAL_TIME_PRESENT_260x210.indd Alle Seiten 23.07.20 07:39 KONZERTTIPPS

Konzerttipps

Dezente Wehmut Lahav Shani und Francesco Piemontesi Doppeltes Debüt mit zwei Shooting- stars: Lahav Shani, als Nachfolger von Zubin Mehta Musikdirektor des ­Israel Philharmonic Orchestra sowie Chef­dirigent des Philharmonischen ­Orchesters Rotterdam, und der Pianist Francesco Piemontesi. Auf dem Pro- gramm stehen Mozarts letztes, von dezenter Wehmut durchzogenes Klavier­konzert und die Erste Symphonie von Robert Schumann, die der frisch ver- heiratete Komponist in euphorischer­ Aufbruchsstimmung schrieb.

Berliner Philharmoniker | Lahav Shani Dirigent | Francesco Piemontesi Klavier Großer Saal | Do 24.09.20 20 Uhr | Fr 25.09.20 20 Uhr | Sa 26.09.20 11 Uhr & 19 Uhr Kartenpreise von 25 bis 66 Euro

Spätromantische Wärme Marek Janowski und Noah Bendix-Balgley Mit diesem Programm erinnern wir an Max Bruch, dessen Todestag sich 2020 zum 100. Mal jährt. Unser Erster Kon- zertmeister Noah Bendix-Balgley inter- pretiert als Solist mit Marek Janowski und den Berliner Philharmonikern Bruchs Erstes Violinkonzert, eines der populärsten der Spätromantik. Johan- nes Brahms, ein Zeitgenosse Bruchs, ist mit seiner Serenade Nr. 2 vertreten: ein wunderbar dunkel und warm tönendes Werk, das man viel zu selten hört.

Berliner Philharmoniker | Marek Janowski Dirigent | Noah Bendix-Balgley Violine Großer Saal | Do 01.10.20 20 Uhr | Fr 02.10.20 20 Uhr | Sa 03.10.20 19 Uhr Kartenpreise von 31 bis 76 Euro

33 SAISON 2020/21

Nach alten Volksliedern François-Xavier Roth und Tabea Zimmermann Tabea Zimmermann, Artist in Resi- dence dieser Saison, präsentiert mit Dirigent François-Xavier Roth Paul ­Hindemiths Bratschenkonzert Der Schwanendreher – ein stimmungs- volles Werk »nach alten Volksliedern«. Folkloristisch gibt sich auch Béla ­Bartóks Divertimento, das von rumäni- scher und ungarischer Tanzmusik ­inspiriert ist. Als Eröffnung dieser Konzerte ist eine herrlich vitale Symphonie von Carl Philipp Emanuel Bach zu ­erleben.

Berliner Philharmoniker | François-Xavier Roth Dirigent | Tabea Zimmermann Viola Großer Saal | Do 08.10.20 20 Uhr | Fr 09.10.20 20 Uhr | Sa 10.10.20 15 Uhr & 19 Uhr Kartenpreise von 25 bis 66 Euro

Im Paradies Frank Peter Zimmermann und Martin Helmchen spielen Beethoven »Wenn ich Beethoven spielen darf, ist es für mich, als ob ich ins Paradies komme«, sagt Frank Peter Zimmer- mann anlässlich des 250. Geburtstags des Komponisten. In dieser Saison ­präsentiert der Geiger mit dem ­Pianisten Martin Helmchen an drei Abenden sämtliche Violinsonaten Beethovens: ein Duo, das durch ­Gestaltungskraft und Klangsinn beeindruckt. Zum Auftakt des Zyklus sind die ­Sonaten Nr. 1 bis 4 zu hören.

Frank Peter Zimmermann Violine | Martin Helmchen Klavier Großer Saal | Mo 12.10.20 20 Uhr Kartenpreise von 10 bis 26 Euro

34 SAISON 2020/21

Ticketverkauf → online unter berliner-philharmoniker.de → telefonisch unter +49 30 254 88-999 · Montag – Freitag 9 –16 Uhr Die Konzertkasse in der Philharmonie ist derzeit geschlossen.

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