Schlüsselstelle der Juragewässerkorrektion (JGK)

Hochwasserschutz am Hagneckkanal

Während der extremen Hochwasser im August 2005 hielt Der Hagneckkanal am 22. August der --Kanal, wie er offiziell heisst, der grossen 2005 um etwa 14 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt war die abfliessende Belastung nur noch knapp stand. Eine Neubeurteilung der Wassermenge bereits auf rund Hochwassersicherheit dieses bald 130 Jahre alten Bauwerks 12 0 0 Kubikmeter pro Sekunde der Juragewässerkorrektion ist dringend nötig geworden. angeschwollen und errreichte fast die Oberkante des Hochwasser- damms im Epsemoos. Und noch war der höchste Wasserstand nicht Spätestens seit dem Sommer 2005 ist es offensicht- erreicht. Wenige Stunden später lich: Der Hagneckkanal, eines der zentralen Bauwerke stieg der Abfluss zeitweise auf rund 14 0 0 Kubikmeter pro Sekunde an, im Rahmen der Juragewässerkorrektion (JGK), ist und die Situation wurde kritisch. sanierungsbedürftig. Gleiches gilt für den Mündungs- Dank sofort ergriffenen Gegenmass- bereich des Unterwasserkanals, der vom Kraftwerk nahmen konnten aber grössere Probleme verhindert werden. her zuströmt. Viel hätte im August 2005 nicht gefehlt, und die Dämme an diesen Bauwerken hätten der enormen Hochwas- serbelastung nicht länger standgehalten. Allerdings entspannte sich die Lage gerade noch rechtzeitig. Aber bei einem länger anhaltenden Hochwasser – und solche Szenarien müssen angesichts der klimatischen Umwälzungen auch hierzulande in die Überlegungen einbezogen werden – besteht das Risiko künftiger Dammbrüche. Eine umfassende Gefahrenanalyse, die bereits vor- liegt und die in dieser Broschüre zusammengefasst wird, zeigt die Schwachstellen. Als nächster Schritt folgt nun im Rahmen eines partizipativen Verfahrens die Festlegung der Schutzziele und der notwendigen wasserbaulichen Massnahmen.

Wasserwirtschaftsamt des Kantons Umleitung der Aare

Ausschnitt aus der «Carte über das Correctionsgebiet der Zihl und Aare von & bis Altreu» (1824)

Z i h l

A a r e

Biel Biel

Büren a.d.A. Büren a.d.A. Bielersee Bielersee

Aarberg Aarberg

Aare Aare

Murtensee Murtensee Anders als heute floss die Aare früher mit ge- ringem Gefälle und entsprechend vielen Win- dungen, und ohne den Bielersee überhaupt Sümpfe und Überschwemmungsgebiete Im Mittelpunkt der etappenweise zu berühren, von Aarberg her in nordöstli- vor der ersten Juragewässerkorrektion. durchgeführten Juragewässerkorrektion (JGK) stand die Umleitung der Aare cher Richtung bis , wo die Zihl vom durch den Hagneckkanal (1) in den Bielersee her einmündete (Abbildung oben Bielersee. Aber auch die Zihl zwischen in einer Darstellung aus dem Jahr 1824). Neuenburger- und Bielersee (2) und die Broye zwischen Murten- und Neuen- Bei Hochwasser überschwemmte die Aare burgersee (3) mussten ausgebaut und dieses flache Land, lagerte das damals noch vertieft werden, damit die drei Jurarand- reichlich mitgeführte Geschiebe ab und seen einen zusammenhängenden Speicherraum bilden konnten, der die staute dadurch den Bielersee ein – und über Hochwasserspitzen der Aare aufnimmt diesen hinaus den Neuenburgersee und den und dämpft. Aber wo mehr Wasser Murtensee. Die Folge waren grossflächige zugeführt wird, dort muss – nach einer gewissen Verzögerung – auch mehr Überschwemmungen. Wasser abgeführt werden. Diese Die im Jahr 1868 begonnene und in zwei Aufgabe übernimmt der ebenfalls im Etappen umgesetzte Juragewässerkorrek- Rahmen der JGK angelegte Nidau- Büren-Kanal (4), der das Wasser aus tion (JGK) veränderte das Wasserregime dem Speicherraum aufnimmt und dem im Seeland grundlegend. Sie minderte die früheren Lauf der Aare zuleitet. Der Hochwasserbedrohung in diesem Gebiet Kallnachkanal (5) ist erst später angelegt worden, als Unterwasserkanal entscheidend und verwandelte 350 Qua- für das 1909 –1913 erbaute Kraftwerk dratkilometer ehemaliges Sumpfland in er- Kallnach, das sein Wasser bei Nieder- tragreiche Anbauflächen. ried aus der Aare bezieht.

2 Wenn das Regulierwehr Port das Kernstück* der Juragewässerkorrektion ist, dann ist der Schlüsselstelle der JGK Hagneckkanal gewiss ihre Schlüsselstelle. Denn erst seit der Umleitung der Aare bei Aarberg durch diesen neu geschaffenen Wasserlauf in den Bielersee sind die Zeiten vorbei, in denen die Wasser- und Geschie- bemassen der Aare in der Ebene zwischen Aarberg und Büren einen riesigen Schutt- fächer bildeten, der den Bielersee einstaute und dadurch immer wieder grossflächige Überschwemmungen verursachte.

Harzige Umsetzung

Die Idee, die Aare in den Bielersee umzulei- Frank (2) ten, damit sie dort ihr Geschiebe ohne wei- tere Folgen ablagern kann, wurde seit den 1830er-Jahren ernsthaft verfolgt. Namhafter Vertreter dieser Idee war der aus Meienried stammende und in Nidau tätige Arzt und Politiker Johann Rudolf Schnei- der. Mit der Ausarbeitung des entspre- chenden Projekts wurde 1840 der Bündner Oberingenieur Richard La Nicca beauftragt. Schon im folgenden Jahr legte La Nicca ei- nen ersten Bericht vor, in dem er die Umlei- tungsidee konkretisierte. 1842 folgte der be- reinigte «Bericht und Antrag zur Correction der Juragewässer», worin La Nicca die Ab- leitung der Aare von Aarberg in den Bieler- see durch einen Kanal empfahl. Die Arbeiten für die Juragewässerkorrek- tion konnten allerdings erst ein Vierteljahr- hundert später, gestützt auf einen Bundes- beschluss, in Angriff genommen werden. In einem ersten Schritt wurde ab 1868 die Zihl Das aufwendigste Stück beim Bau zum Nidau-Büren-Kanal erweitert und be- des 8 Kilometer langen Hagneckkanals war der 900 Meter lange und bis zu gen Teilstück von Hagneck bis Aarberg bloss gradigt. Diese Massnahme vergrösserte die 34 Meter tiefe Durchstich durch den Abflusskapazität aus dem Bielersee in je- ein Leitkanal von knapp 10 Metern Soh- Seerücken zwischen Hagneck und nem Mass, das im Hinblick auf die vorge- lenbreite ausgehoben und anschliessend in dem Bielersee (Foto oben). Dafür mussten rund eine Million Kubikmeter einem dem zukünftigen Kanalprofil entspre- sehene Zuleitung der Aare in den Bielersee Molassegestein ausgehoben werden. nötig war. chenden Abstand mit Ufersicherungen aus Der Grossteil dieses Materials wurde Blockwurf eingefasst (vgl. Seite 7). Aus dem von Hand abgetragen und mit einer Baubahn in den Bielersee abgeführt. Aushubmaterial wurden auch die Hochwas- Kraft des Wassers Das restliche Material räumte das durch 1873 liess sich der Seespiegel des Bieler- serdämme aufgeschüttet. den neuen Kanal zugeleitete Aarewas- sees so weit absenken, dass auch die Ar- Ab August 1878 wurde der Leitkanal suk- ser aus eigener Kraft weg. Die Aare tiefte sich allerdings schon bald über zessive mit Aarewasser beschickt und auf beiten an den Zuflüssen in den Bielersee den Sollwert hinaus ein. Als Gegen- beginnen konnten: der Bau des Hagneckka- diese Weise auf sein endgültiges Profil massnahme wurden 1888 zwei nals und, parallel dazu, des Zihlkanals und ausgeräumt. Beim Durchstich durch den Querschwellen aus Faschinenwerk mit Bruchsteinverkleidung eingebaut. Aber Seerücken ging man prinzipiell gleich vor des Broyekanals. erst der Bau des Stauwehrs für das Beim Hagneckkanal wurde nur ein Teil des (vgl. Fotolegende). 1887 war der gesamte Kraftwerk Hagneck (1897– 1899, Foto Aushubs von Menschenhand getätigt. Den Hagneckkanal vollendet. ganz oben) stabilisierte die Sohle des neuen Kanals schliesslich langfristig. Rest überliess man der Erosionskraft des Aarewassers. Damit das gelingen konnte, * WWA (2006): Regulierwehr Port – Das Kernstück der Jura- wurde ab 1875 auf dem rund 7 Kilometer lan- gewässerkorrektion (12 S.)

3 22. – 23. August 2005

Während des Sommerhochwassers im Jahr 2005 haben auch der Hagneckkanal und der Unterwasserkanal ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. An mehreren Stellen strömte Was- ser über die Dammkronen, gab es Wasser- aufstösse am Fuss der Dämme und bildeten sich Längsrisse in den Hochwasserdämmen Längsriss in der Dammkrone: (vgl. Fotos). Schwächung der Dammstabilität. Die sofort durchgeführten Reparaturen ver- hinderten grössere Schäden. Zudem dauerte Hagneckkanal Montag, 2 2. August, um 18 Uhr: Durchfluss knapp 1400 Kubikmeter pro Sekunde. die maximale Belastung der Dammkronen nur wenige Stunden an (vgl. Abflussgang- linie rechts unten). Hätte der maximale Hochwasserstand aber noch längere Zeit angehalten, dann wäre die Situation kritisch geworden: Unbefes- Feuerwehr WBE Krebs/Kauter+Hutzli (6) tigte Dämme wie jene am Unterwasserka- nal und am Hagneckkanal halten überströ- mendem Wasser nicht lange stand. Der Sickerwasserspiegel steigt im Damm mit der Zeit an und verursacht einen Strömungs- druck im Dammkörper, der zu Böschungs- rutschungen und schliesslich zu einem Dammbruch führen kann. Daneben können heimtückische Sickerströmungen auftreten, die einen Damm durch innere Erosion und Auswaschungen am Böschungsfuss mass- gebend schwächen.

B i e l e r s e e Ungenügende Dammstabilität (Gefahr eines Dammbruchs) gemäss geotechnischer Analyse (vgl. Seite 6)

Überströmung der Dammkrone am 2 2. – 2 3. August 2 0 0 5

Epsemoos/Verboust Aare-Hagneck-Kanal

Siselenstrasse Epsemoos

Unterwasserkanal

S i s e l e n

4 Überströmung des Unterwasserkanals: Wasseraufstoss am Dammfuss: Sandablagerung auf dem Vorland: Schwächung der Dammstabilität. Schwächung der Dammstabilität. Verringerung der Abflusskapazität.

Im August 2005 konnten die schadhaften Stellen am Hagneckkanal sofort repariert werden: Abgerutschte Dammbereiche wurden mit Geotextilmatten und einer Kiesschicht ab- gedeckt, die Längsrisse wurden entwässert (oben) und mit Kies verfüllt. Entscheidend war aber, dass die übermässige Belastung der Dämme bei diesem Ereignis nur kurz an- dauerte. Bereits nach wenigen Stunden, und noch bevor grösserer Schaden entstand, nahm die Wassermenge wieder ab (unten).

15 0 0 m3/s

12 0 0 m3/s

9 0 0 m3/s

6 0 0 m3/s

3 0 0 m3/s

A a r b e r g 0 Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch 2 0. 8. 2 0 0 5 21. 8. 2 0 0 5 2 2. 8. 2 0 0 5 2 3. 8. 2 0 0 5 2 4. 8. 2 0 0 5

5 Gefahrenanalyse

Bereits am 27. Mai 2004, also vor den jüngs- Die entsprechenden geometrischen, geo- kann nun abgeschätzt werden, bei welcher ten Hochwasserlagen, leitete das Wasser- technischen und geophysikalischen Erhe- Abflussmenge und an welchem Ort diese und Energiewirtschaftsamt des Kantons bungen sind inzwischen abgeschlossen und Dämme brechen könnten, schon bevor eine Bern (heute Wasserwirtschaftsamt, WWA) in einer Hochwasserstudie* zusammenge- eigentliche Überströmung stattfindet. die Überprüfung der Hochwassersicherheit fasst worden. Kombiniert mit Erkenntnissen aus früheren am Hagneckkanal ein und vergab folgende Untersuchungen, und gestützt auf die wäh- Aufträge: Dammstabilität ungenügend rend der Hochwasser in den Jahren 1999 • Überprüfung der Dammstabilität bei Auffallendstes Ergebnis der Hochwasser- und 2005 gemachten Beobachtungen, verschiedenen Hochwasserszenarien studie ist die streckenweise ungenügende kommt die Hochwasserstudie zu folgendem und Beurteilung der Stabilität des Dammstabilität, die sich einerseits durch Fazit: Hagneckeinschnittes. eine auf Torf lagernde Dammfundation und • Bereits ab einem Abfluss von 1300 m3/s • Fotogrammetrische Aufnahme des be- andererseits durch ungenügende Material- können beim Hagneckkanal Dämme troffenen Gebiets und Erstellung eines qualität und ungünstigen Schichtaufbau er- brechen. Geländemodells (als Grundlage für die klärt (vgl. Seite 7). • Als wahrscheinlichste Bruchstellen ha- Berechnung des Überflutungsmodells). Bei langandauernder Belastung dieser ben sich drei Dammabschnitte abge- • Erstellung eines hydraulischen Modells Dämme durch ein Hochwasser entsteht ein zeichnet (vgl. Karte Seite 4). des Aare-Hagneck-Kanals und des steigender Sickerwasserspiegel im Damm- • Von den drei erwarteten Schadstellen ist darin einmündenden Unterwasserkanals körper, der die Stabilität der Dammbö- jene beim Epsemoos/Verboust die samt Ausarbeitung von Überflutungs- und schungen vermindert. Durch Rammsondie- schwächste (dort entstanden 2005 denn Gefahrenkarten. rungen und geoelektrische Untersuchungen auch erste Längsbrüche).

* Auftraggeber: Wasserwirtschaftsamt des Kantons Bern (subventioniert durch das Bundesamt für Umwelt, BAFU) Projektleitung: Vermessungs- und Ingenieurbüro Kauter + Hutzli (Nidau); Hydraulik: Niederer + Pozzi AG (Uznach); Geotechnik: Geotest AG (Zollikofen)

Situation im Hagneckdurchstich: Durch die Wechsel- lagerung von hartem Sandstein und leicht verwitterndem Mergel sind die Böschungen im Durchstich des Hagneck- kanals durch den Seerücken seit je sehr rutschanfällig (Foto links aufgenommen im Sommer 2006). Spontane Bewe- gungen grosser Gesteins- massen, die den Durch- flussquerschnitt gravie- rend beeinträchtigen könnten, sind jedoch kaum wahrscheinlich. Vielmehr werden sich die Böschungen durch kleinere Rutschungen nach und nach weiter

Frank abflachen.

6 Hochwasserdamm Leitkanal Hochwasserdamm Vorland Vorland Aushub

Der Hagneckkanal während der Bauphase (um 1878)

Zufahrtswege nicht durch- gehend vorhanden Maximale Abflussmenge 15 0 0 m3/s

Der Hagneckkanal im ursprünglichen Zustand (ab 1887)

Die Hochwasserdämme des Gemäss den heutigen Kennt- Im Laufe der Zeit veränderte Die Hochwasserdämme des Hagneckkanals sind zum Teil nissen muss im Hagneckkanal sich das Gerinneprofil (und Hagneckkanals haben keinen auf Torfschichten (dunkel- unterhalb der Einmündung damit auch die Durchfluss- Dichtungskern und können braun) fundiert, die durch die des Unterwasserkanals be- kapazität), da die Vorländer daher bei hohen Wasserstän- spätere Entwässerung und reits ab einem Hochwasser- zusehends verbuschten und den im Kanal regelrecht Nutzung des angrenzenden abfluss von 13 0 0 m3/s mit inzwischen auch mit Hoch- durchströmt werden. Dies Kulturlands generell um rund Überflutungen gerechnet wer- stammhölzern (also festen führt zu Instabilitäten einen Meter tief absackten. den (als Bemessungsgrund- Hindernissen) bestockt sind. (Dämme können auch ohne Dadurch mussten die betref- lage für dieses Bauwerk galt Dies wiederum begünstigt Überströmung instabil wer- fenden Dammabschnitte aber ursprünglich eine Ab- die Ablagerung von Sand den). Bei den Hochwasserla- im Laufe der Zeit erhöht wer- flussmenge von 1500 m3/s). (gelb) auf den Vorländern, gen in den Jahren 1999 und den, was zu einem inhomo- In solchen Krisensituationen wodurch dort das Niveau ge- 2005 wurden denn auch an genen Schichtaufbau des ist die Zufahrt zu den Däm- nerell erhöht und das Quer- verschiedenen Stellen Was- Dammkörpers führte. men nicht überall möglich. gefälle umgekehrt wurde. seraustritte beobachtet.

Maximale Abflussmenge 14 0 0 m3/s

Der Hagneckkanal im heutigen Zustand

7 Überflutungsgefährdung (Abfluss 15 0 0 m3/s)

Bei einem Dammbruch am Hagneckkanal dete Infrastrukturbauten). Die Erkenntnisse Gefahrenstufen:

würden weite Flächen im Grossen Moos un- der Gefahrenkarte sind durch die Gemein- Erhebliche Überflutungs- ter Wasser gesetzt. Die Gefahrenkarte zeigt, den in der Ortsplanung umzusetzen. gefährdung (zu erwartende dass auch entfernte Gebiete mit Wassertie- Wassertiefe > 2 m)

fen von mehr als zwei Metern zu rechnen Mittlere Überflutungs- hätten (rote Gebiete). Die Gefahrenkarte ist gefährdung (zu erwartende Wassertiefe 0,5 – 2 m) eine Grundlage für die Richt- und Nutzungs- planung sowie für die Projektierung von Geringe Überflutungs- Schutzmassnahmen (z.B. für speziell gefähr- gefährdung (zu erwartende Wassertiefe < 0,5 m)

B i e l e r s e e

Gefahrenkarte Entwurf August 2006

8 Schwachstellen am Hagneckkanal

Überflutungsgefahr bereits ab einer Abflussmenge von 13 0 0 m3/s.

Ungenügende Stabilität der Hochwasserdämme an mehreren Stellen.

Feste Abflusshindernisse (Büsche und Bäume) begünstigen Sandablagerungen auf den Vorländern und mindern die Abflusskapazität.

Ablagerungen von Sand auf den Vorländern mindern die Abflusskapazität.

Teilweise fehlen Zufahrten zu den Hochwasserdämmen für die Krisenintervention. Frank (1); Kauter+Hutzli (2); WWA (2)

9 Schutzziele und Massnahmenplanung

Noch sind die Schutzziele für den Hagneck- Vorländer durch generelle Verlegung der Bereits ausgeführte Massnahmen kanal nicht festgelegt. Somit ist auch noch Hochwasserdämme. Nicht zuletzt durch die beim Hochwas- nicht klar, mit welchen Massnahmen der • Tieferlegung der Flusssohle ohne Verbrei- ser 2005 gemachten Erfahrungen sind am Hagneckkanal und mit ihm der Mündungs- terung des Mittelgerinnes. Hagneckkanal bereits folgende Massnah- bereich des Unterwasserkanals, der vom men ausgeführt worden: Kraftwerk Kallnach zuströmt, saniert wer- Mit folgenden Massnahmen können die • Hochwasserwarnung der Führungs- den sollen. Überflutungsbereiche begrenzt werden: organe (Regierungsstatthalteramt, Wehr- Im Laufe eines partizipativen Verfahrens, das • Eine Erhöhung der Siselenstrasse (vgl. dienste, Kraftwerke), sobald der Abfluss 2007 beginnt (vgl. Seite 11), sollen die defi- Karte Seite 4) würde den Wasserüber- 900 m3/s erreicht. nitiven Schutzziele und die entsprechenden tritt ins Grosse Moos verhindern (durch • Installation von Hochwasser-Ablese- Massnahmen festgelegt werden. den hohen «Aussenwasserspiegel» würde pegeln, damit die bei Hochwasser der grösste Teil des Wassers am Ausflies- patrouillierenden Sicherheitskräfte den Mit folgenden Massnahmen kann die Ab- sen aus dem Hagneckkanal gehindert). Wasserstand laufend und unkompliziert flusskapazität erhöht werden: • Ähnliche Geländeanpassungen würden überwachen können. • Freihaltung des Abflussquerschnitts auch zu einer Begrenzung der beiden • Installation von Kilometertafeln (alle durch Gewässerunterhalt. anderen Hauptkammern (Bifang / Chli 250 Meter) als Orientierungspunkte bei • Erhöhung der Dämme (mit entsprechender Gimmiz und Obermoos / Burgermoos / den Kontrollgängen. Verbreiterung, Erhöhung und Verstärkung Brüttelen) führen. • Einbau von Piezometern an mehreren der Dammkörper). Stellen in den Hochwasserdämmen, • Abtrag des im Laufe der Jahre aufge- Mit planerischen Massnahmen können die um den Sickerwasserstand zu kontrol- schwemmten Sandes aus den Vor- Schäden begrenzt werden: lieren. ländern, um die ursprüngliche hydrau- • Berücksichtigung und Umsetzung der • Weitere Verbesserungen der Alarm- und lische Funktionalität wiederherzustellen. Gefahrenkarte (vgl. Seite 8) in den Einsatzplanung für den Notfall. • Verbreiterung des Mittelgerinnes auf Ortsplanungen. Kosten der Vorlandbreite. • Objektschutz bei gefährdeten Bauten, • Verbreiterung des Mittelgerinnes und der Anlagen und Einrichtungen.

Vorgehen bei der Planung von Schutzmass- Zu den ausgeführten Massnahmen gehören die nahmen: Die Wahl der Schutzziele richtet sich Installation von Kilometertafeln und der Einbau nach den zu schützenden Werten. von Sickerwasser-Beobachtungsrohren (vorne).

Gefahrenanalyse Zustand der Hochwasserdämme Abflusskapazität im Hagneckkanal Gefahrenkarte 2006 2007 Schutzziel bestimmen

Korrektur Schutzdefizit vorhanden Schutzgrad ausreichend Nutzung oder Korrektur Schutzziel Massnahmenplanung

Sind die Massnahmen technisch, Nein ökologisch und ökonomisch verhältnismässig?

Ja

Ist-Zustand sichern Gewässerunterhalt Ausführungsprogramm Raumplanerische Massnahmen WWA

10 Projektorganisation und Arbeitsplan Stand: Oktober 2006

Offene Fragen, die im Rahmen der Partizipation Lenkungsausschuss (LA) Begleitgruppe (BG) zu diskutieren und zu Vorsitz: Werner Könitzer Vorsitz: Werner Könitzer beantworten sind: (Regierungsstatthalter, Nidau) (Regierungsstatthalter, Nidau) Bundesamt für Umwelt (BAFU) TBA Oberingenieurkreis III • Welche Hochwasser- (Aufsicht und Subventionsgeber) Naturschutzinspektorat Bielersee Kraftwerke AG (BIK) Fischereiinspektorat sicherheit erwarten die (Konzessionärin Kraftwerk Hagneck) Amt für Wald Präsident Begleitausschuss JGK-Ost Anstösser? Interessenvertretungen aus Landwirtschaft, Regierungsstatthalter Aarberg Naturschutz und Fischerei • Welche Schutzziele Gemeindevertretungen von Hagneck, Eigentümer wichtiger Infrastrukturanlagen Täuffelen, und streben der Kanton bzw. der Bund (als Subven-

tionsgeber) an? Teilprojektleitung Gesamtprojektleitung (GPL) • Welche Auswirkungen Unterwasserkanal (TPL) Wasserwirtschaftsamt des Kantons Bern (WWA) BKW FMB Energie AG haben Extremereignisse? (Beherrschung des Über- Projektleitung (PL) lastfalls) Vermessungs- und Ingenieurbüro • Welches wasserbauliche Kauter + Hutzli (Nidau) Büro Iseli & Bösiger (Biel) Verfahren ist vorzuberei- ten: Ein Gewässerricht- plan? Ein kantonaler Expertenteam Wasserbauplan? Wasser- Geotechnik: Geotest AG (Zollikofen) Hydraulik: Niederer & Pozzi AG (Uznach) baubewilligungen? Weitere bei Bedarf (z.B. Ökologie)

Rahmenbedingungen Die Wasserbaupflicht am Hagneckkanal obliegt dem Wasserwirtschaftsamt des Kantons Bern (WWA), da es sich um ein Bauwerk der JGK handelt. Am Hagneckkanal sind die BKW FMB Energie AG bzw. die Bielersee Kraftwerke AG (BIK) am Gewässerunterhalt beteiligt. Am Unterwasserkanal liegen alle Pflichten bei der BKW FMB Energie AG als Gewässereigentümerin.

Laufender Unterhalt Hochwasser- (z.B. Dammerhöhung 2004 studie Epsemoos/Verboust (Grundlagenstudie nach dem über den Zustand Hochwasser 19 9 9) des Hagneck- kanals inkl. Gefahrenkarte)

2005 Sofortmassnahmen nach Hochwasser vom August 2005

Kantonale Studie «Extremhochwasser 2006 im Einzugsgebiet Orientierung der Aare» Gewässerunterhalt (TBA, WWA) Überwachungs- massnahmen Alarm- und Zieldefinition Einsatzplanung und Massnahmen- 2007 planung Bei Bedarf: (inkl. Unterhalts- Ausführung dringlicher planung) Massnahmen 2008 Frank

11 Redaktion Wasserwirtschaftsamt Bernhard Schudel (WWA) des Kantons Bern (WWA) Reiterstrasse 11, 3011 Bern Grundlagen Telefon 031 633 38 11, Fax 031 633 38 50 Kauter + Hutzli, Nidau [email protected] Geotest AG, Zollikofen www.be.ch/wwa Niederer & Pozzi AG, Uznach

Konzeption und Realisation Felix Frank Redaktion und Produktion, Bern

www.be.ch/wwa

Hydrometrische Daten des Kantons Bern im Internet (täglich aktuell) • Niederschläge • Abflussmengen • Seewasserstände • Grundwasserstände • Wassertemperaturen

Als PDF-Dateien abrufbar sind zudem die Hydrographischen Jahrbücher (ab 2000).

Das Angebot wird laufend ergänzt. Frank

Weitere Informationen zur Geschichte der Juragewässerkorrektion Schlossmuseum Nidau Hauptstrasse 6 2560 Nidau

Oktober 2006 www.schlossmuseumnidau.ch