Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr

Aus der Festschrift zum 110-jährigen Bestehen der Feuerwehr (1991) Von Rainer Thielen

Von der Nachbarschaftshilfe über die Pflicht — zur Freiwilligen Feuerwehr.

1. Feuer — ein Lebenselixier

Als Prometheus den Menschen das von Zeus behütete Feuer auf die Erde brachte, bestrafte ihn dieser und schmiedete ihn an einen Felsen im Kaukasus, wo ein Adler seine immer wieder nachwachsende Leber aus ihm herausfraß, bis er von Herkules befreit wurde.

Diese Überlieferung aus der griechischen Sagenwelt zeugt von der ungeheueren Wertschätzung des Feuers. Auch die moderne Wissenschaft räumt ihm einen hohen Stellenwert ein: die Nutzung des Feuers gilt als ein Hauptkriterium, das den Menschen vom Tier unterscheidet.

Das Feuer ist aber nicht nur Lebensspender, sondern auch Zerstörer von Leben und Eigentum. Die enge Behausung früherer Zeiten sowie die mannigfache Verwendung von Holz und die ausschließliche Nutzung von offenem Feuer ließen Brände nicht zur Ausnahme werden: eine Petroleumlampe war geplatzt und auf den Boden gefallen, der zum Feueranzünden benutzte Strohwisch flog durch den Ofen in den mangelhaft verkleideten Abzug und entfachte einen Kaminbrand, die Warmluft im Schornstein wirbelte Funken aus dem Ofen in die Stube, glühende Kohlen entzündeten einen Holzbalken, auf dem der Backofen ruhte. Die Liste ließe sich sicher fortsetzen.

Da durch die Landwirtschaft bedingt in jedem Haus größere Mengen von Stroh und Heu lagerten, kann man sich die Ohnmacht der Menschen bei Feuersbrünsten vorstellen. Unsere heutigen Wehren hätten ihre liebe Mühe und das bei einer technischen Ausstattung, die mit der damaligen in keiner Weise zu vergleichen ist.

2. Erste spärliche Überlieferungen aus

Eine erste Notiz über Brandschutz in Rehborn finden wir im Jahr 1732. Damals bestellte die Gemeinde bei Carl Gillmann, Schuhmacher zu Meisenheim, 24 lederne Eimer für die Feuerwehr, die auf dem Rathaus verwahrt werden sollten. Es ist anzunehmen, daß der Brandschutz bereits zu jener Zeit über die freiwillige Nachbarschaftshilfe hinaus — wenigstens teilweise — kommunal organisiert war.

Eine Zusammenstellung der Brandversicherungsanstalt von 1819 gibt uns einen ersten konkreten Einblick in den Umfang der Arbeit: 66 Haupt- und 103 Nebengebäude sind hier versichert. Mit insgesamt 169 offiziell zu schützenden Projekten lag Rehborn um 36 höher als Odernheim. Der Ort dürfte damals mindestens 1100 Einwohner gezählt haben.

Die Verdienste der Rehborner Wehrmänner bzw. eines Teiles werden 1827 sogar im Intelligenzblatt des Königlich Bayerischen Rheinkreises „im Namen seiner Majestät des Königs" gewürdigt: „Bey dem am 18ten September d. J. in der Behausung Simon Jacob Faber zu Rehborn entstandenen Brand haben sich nachbezeichnete Individuen, als

Jakob Schmitt

Johannes Hasinger

Peter Werger

Heinrich Maurer und vorzüglich Jacob Conrad, Sohn, durch ihre Anstrengungen bey dem Löschen des Brandes so rühmlich ausgezeichnet, daß ihr lobenswerthes Benehmen hiermit öffentlich anerkannt wird."

3. Die. Gründung der Feuerwehr Rehborn

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Rehborn wie in vielen anderen Gemeinden und Städten des Deutschen Reiches, vermutlich auf Drängen der Reichsregierung, eine Pflichtfeuerwehr gegründet. In einer privaten Aufzeichnung ist folgendes festgehalten: „Am 19. April 1881 wurde die Feuerwehr in Rehborn gegründet. Als Distriktskommandant wurde ernannt Karl Schmid von Odernheim und als Ortskommandant Martin Schmidt von Rehborn."

25 Jahre danach, am 31. Mai 1906, werden noch sieben Personen der ehemaligen Gründer für 25-jährige Tätigkeit ausgezeichnet.

4. Ein Schlaglicht aus der Weimarer Zeit

In der Weimarer Republik hatte die Feuerwehr offenbar neue Schwerpunkte gesetzt. Am 25. August 1927 sah sich das Bezirksamt Rockenhausen veranlaßt, alle Bürgermeister „auf die Vergrößerung von Brandschäden durch unnötiges Einreißen von Bauteilen" hinzuweisen.

In dem Schreiben heißt es unter anderem: „In letzter Zeit wurden wiederholt

Bränden, nicht nur während der Löscharbeiten, sondern auch nach dem Ablöschen ohne zwingenden Grund Bauteile, welche zum Wiederaufbau verwendbar gewesen wären, eingerissen. Besonders dann, wenn der Brandleider schon vor dem Brande die Absicht eines Neu- oder Umbaues hatte oder wenn er nicht mehr auf der gleichen Stelle aufbauen will, wird versucht, durch weitgehende Beseitigung von Bauteilen, den Schaden möglichst zu vergrößern. Auch die Feuerwehren sind solchen Wünschen manchmal zugänglich."

Es erging daher der Auftrag, die „Feuerwehren von Zeit zu Zeit in geeigneter Weise“ auf ihre eigentliche Pflicht hinzuweisen, über die Leistungen des Brandversicherungsgesetzes zu informieren sowie darüber, „daß ein solches Vorgehen unter Umständen auch gerichtliche Bestrafung wegen Versicherungsbetrugs und Beihilfe hierzu nach sich zieht."

Zeitzeugen zufolge hat es auch in Rehborn verstärkt gebrannt: in zwei Jahren mindestens fünfmal. Aber das war 1933/34, hatte also mit dem Problem von 1927 nichts mehr zu tun oder doch?

Der Brandschutz war damals auf freiwilliger Basis sehr weitsichtig schon länderübergreifend geregelt. Nach dem Protokoll vom 7. Juli 1930 beschloß der Rat einstimmig: „Die (bayerische) Gemeinde Rehborn ist wie bisher bereit, im Falle des Ausbruchs eines Brandes in den benachbarten preußischen Gemeinden , Meisenheim, und Sankt Antoniushof, Kreis Meisenheim, bei Notwendigkeit Feuerlöschhilfe zu leisten."

5. Die Wehr im Dritten Reich

Über das Dritte Reich gibt es nur einen einzigen schriftlichen Hinweis. Am 3. Mai 1936 kam Bezirksfeuerwehrinspekteur Gilbrin nach Rehborn. Sein Urteil: die Wehr ist gut. Die Anschaffung von fünf Steigerausrüstungen wird angeordnet.

Aus der Wortwahl „angeordnet" läßt sich erkennen, daß die mit der Machtübernahme Hitlers einsetzende Gleichschaltung auch bei den Feuerwehren zu spüren war. Neben einheitlichen Vorschriften, die den Ablauf der Übungen regelten, waren auch feste Normen bezüglich des Umfangs und der Art der Gerätschaft festgesetzt worden. Die zuständige Gemeinde hatte sich also den für notwendig erachteten Bedürfnissen unterzuordnen.

6. Neuaufbau nach 1945

Nach dem 2. Weltkrieg waren die Verantwortlichen bestrebt, wieder Amtsfeuerwehren aufzubauen. Dabei spielte die räumliche Nähe aber dennoch offenbar eine größere Rolle als politische Grenzen. Die Rehborner mußten in , , Odernheim, -Oberhausen und nachbarliche Löschhilfe leisten; bei einem Brand in Rehborn selbst waren zunächst Odernheim, Duchroth, Unkenbach und zum Einsatz verpflichtet. Der Neuanfang war sicher auch in Rehborn nicht einfach. Im November 1950 zählte die Wehr 20 Mann, eine im Vergleich zu den kleineren umliegenden Gemeinden (Unkenbach und Lettweiler ebenfalls 20, Callbach 25) relativ geringe Zahl. Die Attraktivität veränderte sich in den folgenden Jahren nicht wesentlich: 1958 waren es nur 14,1959 dann 16 und 1965 25 Aktive. Dennoch wird der Zustand der Wehr in den Besichtigungsberichten des Kreisbrandinspekteurs fast ausschließlich mit sehr gut bewertet. Lediglich 1964/65 scheint es eine Krise gegeben zu haben. Im September ´64 beklagt sich Bürgermeister Ammann, „daß sich die Feuerwehr in Rehborn zur Zeit in einem untragbaren Zustand für den Ort befindet."

Der Besuch einer Feuerwehrschule war damals noch die Ausnahme. Bis 1965 konnten aus den Akten lediglich zwei Personen nachgewiesen werden.

Die Löschwasserverhältnisse erhielten schlechte Noten: ausreichend bis nicht ausreichend. Erst nach dem Bau der öffentlichen Wasserversorgung 1961 war dieses Problem gelöst.

Die Unterstützung durch die Gemeinde trug meist das Prädikat gut. Zwei aus dem Rahmen fallende „ausreichend" 1953 und 1965 sind vermutlich auf nicht gewährte größere Anschaffungen zurückzuführen.

Es ist nicht übertrieben, die Ansprüche der Feuerwehr als insgesamt recht bescheiden zu bezeichnen. Die im Haushaltsplan vorgesehenen Gelder für Feuerwehrzwecke beliefen sich 1953 auf 480,- DM, 1955 auf 630,- DM. Tatsächlich aufgewendet wurden null bzw. 200,- DM. In einem Ablehnungsbescheid des Ministeriums des Innern — Landesamt für Brandschutz — werden die damals zumutbaren Richtsätze noch einmal aufgeführt. „Die Erfahrung hat gezeigt", heißt es in

Schreiben, „daß für die ordnungsgemäße Unterhaltung einer ehrenamtlich tätigen, gemeindlichen Feuerwehr im Durchschnitt jährlich ein Betrag von 1,- DM pro Kopf der Bevölkerung benötigt wird". Rehborn lag somit 1955 rund ein Drittel unter dem festgesetzten Mindestbetrag. Dieses Versäumnis wurde noch im gleichen Jahr mit einer Aufstockung auf 1000 DM behoben; seit 1965 setzte die Gemeinde sogar 2000 DM ein.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, als heutiger Chef der Feuerwehr, hält den Verbandsgemeinderatsmitgliedern immer wieder diese eine DM pro Einwohner vor. Sehr geehrter Herr Schumann, das war der Maßstab von 1955; das war vor 36 Jahren!

Die Aufgaben der Feuerwehr gehen heute über die vergangenen Jahre weit hinaus. Man denke nur an die großen Tanklöschfahrzeuge, die ausfahrbare Drehleiter, die chemische Ausrüstung sowie die Rettungsschere und ähnliches, was bei Verkehrsunfällen heute zur unerläßlichen Grundausstattung zählt. Die finanziellen Aufwendungen sind daher auch nicht mehr zu vergleichen. Trotz im Haushaltsplan 1991 errechneter Ausgaben von 16,16 DM pro Einwohner der Verbandsgemeinde, können die kleinen örtlichen Wehren ihren gesetzlichen Verpflichtungen gerade nachkommen.

Das gute äußere Erscheinungsbild der Feuerwehr ist weitgehend mitgeprägt das Engagement der Fördervereine, die nicht nur bei der Ausstattung, sondern bei der Fortbildung nicht unerhebliche finanzielle Hilfe gewähren.

Ich wünsche der Feuerwehr Rehborn zu ihrem 110. Geburtstag für die Zukunft alles Gute, eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Sachkostenträger Verbandsgemeinde Meisenheim und ein weiterhin enges kameradschaftliches Verhältnis zum 1979 gegründeten Förderverein.

Rainer Thielen