JUNO

Pädagogisches Begleitmaterial zum Film

Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e.V. Neefestraße 99, 09119 Chemnitz Tel. 0371 / 444 74-0, Fax: 0371 / 444 74 79 www.kinderfilmdienst.de

1 Filmdaten

USA 2007

Regie:

Darsteller: Ellen Page = Juno Mac Guff Michael Cera = Paulie Jennifer Garner = Vanessa Olivia Thirlby = Leah Jason Batemann= Mark Allison Janney = Bren Mac Guff Daniel Clark = Steve Valerie Tian = Pershantie

Laufzeit: 96 min.

FSK: ab 6 Jahre

Prädikat: besonders wertvoll

Fächerzuordnung: Deutsch, Biologie, Ethik, Religion,

Stichpunkte: Familie, Gesellschaft, Liebe, Sexualität, Verhütung, Vertrauen, Freundschaft, Pubertät, Adoption, Schwangerschaftsabbruch, Teenager, HIV- Gefahr

Kurzinhalt

Juno MacGuff lebt wie viele Teenager ihres Alters in den Tag hinein. Doch sie ist nicht wie andere Mädchen. Pfeiferauchend, ein wenig altklug dennoch unabhängig und frei, bestimmt sie ihre eigenen Regeln. So kommt es, wie es kommen muss. Eines schönen Nachmittags wird Juno schwanger. Weder sie noch der Vater des Kindes freuen sich wirklich über den Nachwuchs. Daher macht sich Juno gemeinsam mit ihrer besten Freundin Leah auf die Suche nach einem Ersatz- Elternpaar. Und siehe da, bereits nach kurzer Zeit wird Juno fündig. In Vanessa und Mark Loring glaubt sie, den perfekten Familienersatz gefunden zu haben. Während sich Juno mit der neuen Situation und den Adoptiveltern ihres Kindes anfreundet, findet sich der ungewollte künftige Vater Paulie immer weniger mit der Situation zurecht.

2 Hintergrundinformation

Mit "Thank You for Smoking" landete Jason Reitman 2005 unerwartet einen großen Erfolg. Ähnlich scheint es ihm mit dem Teenager-Film "Juno" zu gehen. Die Mischung aus Drama und Komödie kam zumindest auf dem Filmfest in Toronto im September 2007 gut an. Obwohl manche Szenen und Dialoge arg gekünstelt wirken, profitiert der Großteil des Films von seiner Lockerheit und der jugendlichen Frische der Hauptdarstellerin Ellen Page. Vor allem wenn es um die Beziehung zwischen den ungewollt werdenden Eltern geht, kommt man um den einen oder anderen Schmunzler nicht herum. Das Werk steht des Öfteren auf der Kippe, so dass ein kurzes Innehalten geboten ist und man sich fragen muss, wie geht es wohl weiter? Die Musik spielt für die Charakterisierung der Figuren eine wesentliche Rolle. Diese verleiht ihren Figuren die richtige Mischung aus Ironie und pointiertem Witz. Ist das Grundthema der Komödie die ungewollte Schwangerschaft, so scheint diese gegen Ende nebensächlich für die Findung von Glück und Liebe zu sein.

Der Film wurde in Vancouver und in den anderen Orten von British Columbia gedreht. Er hatte seine Weltpremiere am 1. September 2007 auf dem Telluride Film Festival. Am 8. September 2007 wurde er auf dem Toronto International Film Festival 2007 vorgeführt, dem einige weitere Filmfestivals folgten. Am 5. Dezember 2007 startete er in ausgewählten Kinos der USA, am 25. Dezember 2007 begann die breite Veröffentlichung in den US-Kinos. Insgesamt spielte er in den Kinos der USA ca. 143,5 Millionen US-Dollar ein, weltweit insgesamt 229,2 Millionen US-Dollar. Das gesamte Budget von 6,5 Millionen Dollar spielte der Film bereits nach 20 Tagen wieder ein, 19 Tage davon waren im „Limited Release“. Der deutsche Kinostart war am 20. März 2008.

Zum Film

Langeweile - die Pest der Adoleszenz, wer kennt sie nicht? Gegenmittel: zum Beispiel Sex haben. Juno rafft sich auf und besucht ihren Schulfreund. Der wohnt in der gleichen satt- grünen Vorstadt wie sie, nur wenige Straßen- züge weiter. Es ist Herbst. Die beiden Teenager mögen sich, spielen Gitarre zusammen, auch wenn Juno viel zu jungenhaft lässig und viel zu hübsch ist für den schüchternen und ewig in gelben Boxershorts joggenden Paulie.

Juno ist sich des Hipnessdefizits ihres mädchenhaften Freundes bewusst, deshalb ist er ihr auch ein wenig peinlich. Doch ein netterer Junge ist im Moment nicht zur Hand, und Juno ist pragmatisch. Ihr erstes Mal ist prima, wenn auch no big deal. Nun aber kommt, was kommen muss: Das über allen weiblichen Teenagern schaukelnde Damoklesschwert fällt, Juno wird schwanger. Und weil Abtreibung in der Kino- und Fernsehwelt nach wie vor tabu ist, will die Sechzehnjährige das Kind kriegen. Sie trifft die Entscheidung aus freien Stücken. Mädchen heutzutage sind selbstständig, jedes tapeziert sich seine Hölle selbst.

3 Diese Ausgangskonstellation der in den USA kommerziell sehr erfolgreichen Komödie hat einen gravierenden Haken. Denn Juno ist, wie es die Oscargekürte Drehbuchautorin Diabolo Cody will, dreckscool, aufgeklärt, Musiknerd und egozentrisch. Daneben trägt sie den Namen der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin, kleiner Scherz. Und dieses toughe Mädchen soll die Scham einer Schwangerschaft in der Highschool und die Schmerzen einer Geburt über sich ergehen lassen, obwohl Mutterwerden für sie erklärtermaßen das Letzte ist? Und eine Abtreibung den diskreten Ausweg gewährte. Wohl kaum.

Doch um Wirklichkeitsnähe geht es in "Juno" nicht, und das, obwohl der Film so zeitgemäß daherkommt. Denn er ist ein für den Massengeschmack gedachtes komödienhaftes Lehr- stück, das auslotet, was gegenwärtig moralisch wünschenswert ist und was nicht. Für diese seismografische Aufgabe muss die Hauptfigur in die für weibliche Jugendliche schlimmst- mögliche Situation gebracht werden - Schwangerschaft. Wie es der Kriterienkatalog für weibliche Coolness derzeit will, meistert Juno die größte Herausforderung ihres kurzen Lebens durch Selbstironie, Schlagfertigkeit, Disziplin, Organisationstalent und unablässige Betriebsamkeit. Zudem glänzt Juno noch durch Humor und nervenstarken Eigensinn. Der Liebhaber wird kurzzeitig vergessen, in seiner Verträumtheit ist er nicht hilfreich. Die Zeichen der Zeit stehen schließlich auf Effizienz. Ohne Zeit zu verlieren, machen sich Juno und ihre beste Freundin daher auf die Suche nach den perfekten Adoptiveltern. Eine Anzeige im örtlichen Käseblättchen weist ihnen den Weg.

Die Figuren ahmen nun eine für das Genre der Komödie typische Konstellation nach: Unkonventionelles Mädchen versus erfolgreiches Musterpaar, das, kaum über dreißig, schon alles richtig gemacht hat. Regelbrüche sind ihm fremd. Die Herzen gehören natürlich Juno. Denn gegenüber ihrer Cleverness schmiert die in ihrem Perfektionsdrang überkontrollierte Jennifer Garner als potenzielle Adoptivmutter ziemlich ab. Natürlich darf es jetzt nicht mehr lange dauern, bis das Blatt sich wendet. Tut es auch, schließlich hat der Regisseur Jason Reitman nicht nur ein Gespür für Farbkompositionen und solides Schauspiel, sondern auch für Überraschungen.

So kehrt sich dieser Wohlfühlfilm für die ganze Familie erstaunlich kompromisslos gegen eine Moral, die besagt: Die leibliche Mutter ist das Nonplusultra fürs Kind. Er enthält sich auch der Bestrafung der Delinquentin. Juno muss für ihren Fehltritt zwar ungleich viel mehr auf sich nehmen als der Vater, aber büßen muss sie nicht. Auch ihre Eltern, inklusive Stiefmutter, machen alles richtig: Sich für Junos Schwangerschaft zu schämen, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Das ist die erfrischende Botschaft des Films: Die bigotte Moral, die Juno allererst in die missliche Situation bringt, nicht abtreiben zu können, wird im Verlauf des Films einfach aufgegeben. Stattdessen lautet die Behauptung: Es ist ganz einfach, sich falscher moralischer Zwänge zu entledigen und sich ordentlich zu benehmen: Der Vater tut es, die Stiefmutter tut es, die Cheerleaderfreundin tut es, der Jungvater ebenso. Und sie können es tun, weil sie Unüberlegtheit nicht mit Liebesentzug abstrafen. Juno ist eine schwangere Superfrau, weil alle um sie herum sie darin selbstverständlich unterstützen. Die patriarchale Logik, die Frauen kleinhält, indem sie Selbstzweifel bei jeder Gelegenheit bestätigt und erbrachte Leistungen systematisch als selbstverständlich oder ungenügend entwertet, diese Logik ersetzt der Film beschwingt durch einen unhintergehbaren solidarischen Optimismus.

4 Auch das ungeschriebene Mainstreamgesetz, das weibliche Figuren so gerne auf einen Typus festlegt, findet keine Anwendung. So darf Juno nervig und toll, süß und jungenhaft, hilfsbedürftig und selbstständig zugleich sein. Am Ende darf sie sogar gewinnen. So wie alle anderen Figuren auch.Doch halt: Eine negative Figur gibt es. Es ist die junge Feministin, die im Abtreibungszentrum arbeitet. Das hässliche Fräulein markiert, was außerhalb des Konsensfähigen liegt. Die im Soundtrack gesammelte Folkmusik (unter anderem von Adam Green), welche die Erinnerung an die bunten 70er-Jahre aufleben lässt, wird auf diese beiläufige Weise symbolisch um die Komponente der Frauenbewegung entledigt. Das Super-Mädchen von heute ist hübsch, betriebsam, cool, selbstironisch, solidarisch, zäh und antifeministisch. Und es liebt am Ende den tapsigen Jungen. Weil er auf sie gewartet hat.

Regisseur

Jason Reitman (* 19. Oktober 1977 in Montreal) ist ein kanadischer Regisseur und Drehbuchautor. Der Sohn von sammelte erste Erfahrung im Filmgeschäft mit kleinen Rollen in den Filmen seines Vaters. Jason Reitman besuchte die Harvard-Westlake School und die University of Southern California. 1998 drehte er mit Operation seinen ersten Kurzfilm. Später folgten die mehrfach ausgezeichneten Kurzfilme In God We Trust (2000) und Consent (2004). 2005 lieferte Reitman mit Thank You for Smoking sein Spielfilmdebüt ab. Die Satire brachte ihm 2006 die Auszeichnung für Best Directorial Debut des National Board of Review ein. Im Jahr 2007 wurde das von ihm gedrehte Drama Juno mit Ellen Page und Jennifer Garner in den Hauptrollen veröffentlicht, mit dem er für den Oscar in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert war. Auf der Cinema for Peace - Gala 2008 wurde Reitman zusammen mit der Drehbuchautorin Diablo Cody für den Film Juno mit dem "Cinema for Peace Award 2008 for Most Valuable Work of Director, Producer and Srceenwiter" ausgezeichnet.

Biografie Ellen Page

Bereits im Alter von zehn Jahren entdeckte die 1,52 m große Kanadierin ihre Begeisterung für die Schauspielerei. Noch im selben Jahr landete Page, die zu ihren Vorbildern unter anderem Sissy Spacek und Laura Linney zählt, ihre erste große Rolle im Pilotfilm zur kanadischen Fernsehserie Pit Pony, Wenn der Mond zur Sonne wird. Ihre Darstellung der Maggie MacLean brachte ihr bereits erste Nominierungen für Filmpreise ein. Seitdem blieb ihr Gesicht in kanadischen TV-Produktionen, Serien und Independentfilmen fortwährend präsent, in den Jahren 2004 und 2005 durfte sie erstmals Preise als beste Darstellerin ihr Eigen nennen. Große Aufmerksamkeit erregte 2005 ihre Darstellung der Hayley Stark, einer 14-Jährigen, die via Internet Bekanntschaft mit einem Erwachsenen macht, der auf diesem Wege

5 Minderjährigen nachstellt. Hard Candy heißt der kontrovers diskutierte Film ihrer Begegnung mit dem Chatroom-Stalker. Obwohl die Kanadierin sich dem eigenem Bekunden nicht nach Hollywood-Ruhm sehnt und dem Kino-Mainstream auf der Suche nach anspruchsvollen und außergewöhnlichen Rollen lieber aus dem Wege geht, war es jedoch der Blockbuster X-Men: Der letzte Widerstand, der im Sommer 2006 ihren internationalen Durchbruch herbeiführt. Regisseur Brett Ratner selbst brachte Ellen Page auf eigenen Wunsch in die Produktion mit ein, die damit die dritte Schauspielerin ist, die der Figur Kitty Pryde alias Shadowcat Gestalt verleiht. 2007 spielte Sie in der kanadische Produktion The Tracey Fragments mit, von Roman- und Drehbuchautorin Maureen Medved unter der Regie von Bruce McDonald, der mit Page bereits in der Serie ReGenesis zusammengearbeitet hat, sowie in An American Crime, worin Page in die Rolle von Sylvia Likens schlüpft, die auf grausame Art im Keller von ihrer Pflegemutter Gertrude Baniszewski, dargestellt von Catherine Keener, zu Tode gequält wird. Dieser Film basiert auf einem Kriminalfall, der 1965 im US-Bundesstaat Indiana für erhebliches Aufsehen sorgte. Wenig später erlangte Sie erneut großen Ruhm für ihre Darbietung der 16-jährige Schülerin Juno im gleichnamigen Film. Als Hauptdarstellerin spielt Sie an der Seite von Michael Cera und Jennifer Garner einen scharfzüngigen Teenager, der mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert wird. 2008 war Ellen Page für diese Rolle für den Oscar als beste Schauspielerin zusammen mit Cate Blanchett, Julie Christie, Laura Linney und Marion Cotillard nominiert, konnte sich jedoch nicht gegen Cotillard durchsetzten. Dafür räumte Sie bei den Independent Spirit Awards sowie bei den MTV Movie Awards als beste weibliche Künstlerin 2 mal ab.

Biografie Michael Cera

Seine Mutter Linda stammt aus Montreal. Der Vater Luigi ist aus Sizilien und arbeitet als Techniker bei Xerox. Cera hat eine ältere Schwester namens Jordan und eine jüngere mit dem Namen Molly. In seiner Heimatstadt besuchte er die Heart Lake Secondary- Schule. Mit acht oder neun Jahren wurde er für Werbungen entdeckt. Seine erste, allerdings unbezahlte, Rolle war eine Werbung für die Ferienlager von Tim Hortons. Cera lebt in Brampton außer er dreht zum Beispiel in .

Er trat bisher in über dreißig Rollen in verschiedenen Fernsehserien und Filmen auf, u. a. im Familienfilm Ein unschlagbares Doppel (1999) mit Mary-Kate Olsen und Ashley Olsen und im Science- Fiction-Film Frequency (2000) mit Dennis Quaid. In der dramatischen Agentenserie Nikita mit Peta Wilson und Roy Dupuis spielte Cera im Jahr 2000 in einer Gastrolle Jerome in der Folge 4.10 Der Junge von Sektion vier (He Came from Four). Weiterhin hatte er eine Nebenrolle im Film Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind (2002) von und mit George Clooney. Mit vierzehn Jahren drehte er die Pilotfilme der Comedyserie Arrested Development und verkörperte darin von 2003 bis 2006 in 53 Folgen die Rolle des George- Michael Bluth.

6 Drehbuchautorin

Diablo Cody (* 14. Juni 1978 in Chicago, Illinois) ist der Künstlername von Brook Busey- Hunt, einer Autorin, Oscargewinnerin, Gewinnerin des BAFTA-Awards und Bloggerin. Zunächst wurde sie durch ihre Auftritte in Peepshows und als Striptease-Tänzerin in Minneapolis bekannt, welche sie offen in ihrem „Pussy Ranch blog“ und in ihren 2006 erschienenen Memoiren „Candy Girl - A Year in The Life of an Unlikely Stripper“ veröffentlichte. Nach den Erfolgen ihres ersten Buches schrieb sie ihr erstes Drehbuch, mit dem Cody 2008 den Oscar für das beste Originaldrehbuch des Films Juno (2007) gewann. Für den gleichen Film wurde sie von Cinema for Peace 2008 für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Eine Sitcom („The United States of Tara“), die auf den Ideen von Steven Spielberg beruht, wird voraussichtlich ende 2008 in einer Pilotphase auf Showtime laufen. Weitere Drehbücher für verschiedene Studios befinden sich im Entwicklungsstadium.

Motive von Adoptiveltern und Entwicklung ihrer Kinder

Der gesellschaftliche Wandel in den letzten 60 Jahren hat z.B. dazu geführt, dass immer weniger einheimische Kinder zur Adoption freigegeben und deshalb zunehmend ausländische Kinder adoptiert wurden. Im folgenden Beitrag wird dargestellt, wie sich im Verlauf dieser Zeit die Motive für die Adoption ausländischer Kinder änderten. Ferner werden die besonderen Probleme in der Eingewöhnungsphase - aber auch danach - beschrieben, die aus der (traumatischen) Vorgeschichte ausländischer Adoptivkinder und ihrer gestörten (frühkindlichen) Entwicklung resultieren.

Zwischen 1950 und heute hat sich die Welt der Adoption in Europa grundlegend verändert. In diesem Beitrag werden wir diesen Wandel und seinen Einfluss auf Adoptiveltern und Adoptivkinder verdeutlichen. Zuerst nennen wir einige wichtige Veränderungen im 20. Jahrhundert:

 Im Laufe der sechziger Jahre wurden alle möglichen Familienangelegenheiten offener diskutiert. Die Situation der abgebenden Mutter wurde in einem anderen Licht gesehen. Ihr Schmerz und ihr Kummer über die Fortgabe des Kindes wurden erkannt. Diese größere Offenheit hatte zur Folge, dass Adoptivkinder ihre Ursprungseltern finden konnten. Kinderschutzeinrichtungen waren in dieser Richtung unterstützend tätig.

 Ende der sechziger Jahre wuchs auch das Verständnis sowohl für die große Not einer Mutter, die ihr Kind abgeben muss, als auch für die psychischen Probleme eines Adoptierten, weil er weggegeben worden war. Seit dem Ende der sechziger Jahre bemühen sich deshalb die Sozialarbeiter, die im Adoptionsbereich arbeiten, das Abgeben eines Kindes - wenn möglich - zu verhindern.

 Die Anzahl ungewünschter Schwangerschaften nahm in den sechziger und siebziger Jahren in ganz Europa durch verlässliche Verhütungsmittel wie die Pille stark ab.

7  Die Einführung von Sozialhilfegesetzen, die jedem Bedürftigen ein Existenzminimum garantieren, erlaubte es allein stehenden jungen Müttern, ihr Kind selbst zu versorgen und aufzuziehen.

Diese Entwicklungen und die verbesserten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse waren in den sechziger und siebziger Jahren die Ursache für die schnell abnehmende Zahl europäischer Kinder, die zur Adoption freigegeben wurden. Wer adoptieren wollte, war bald fast vollkommen auf Kinder aus dem Ausland angewiesen. Die "Adoptionswelt" hatte sich grundlegend verändert.

Hilfe - mein Kind nervt! Anstrengend empfundenes Verhalten von Kindern - nicht warten können, ständige Forderungen, ungeduldiges Zerren an den Hosenbeinen, Streit unter Geschwistern - können Eltern endlos Nerven kosten. Meist zunächst als Nebenthema in die Ehe- und Familienberatung eingebracht, stellt sich oft heraus, dass kindliches Verhalten Eltern so viel Kraft kostet, dass Ehe und Familienleben darunter leiden. Welche Möglichkeiten es gibt, "nervendes" Verhalten auf ein angemessenes Maß zu reduzieren, kann ein Einblick in die Erziehungsberatung zeigen.

Nerven genau definieren: Welches Verhalten stört mich

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

 Definieren Sie das Nerven: Was wird mir zu anstrengend, zu viel? Wo geht es über meine Kräfte, über meine Grenze? Welche Situation genau? Welches Verhalten genau? Schreiben Sie sich die einzelnen Situationen auf.

 Definieren Sie für jede Situation: Was kann ich abstellen, was nicht? Was kann ein Kind dieses Alters schon, was versteht es bereits, was nicht? Versetzen Sie sich in die Lage des Kindes und unterscheiden Sie, welches Verhalten Sie abstellen können und was Sie einfach (noch) akzeptieren sollten.

 Erarbeiten Sie Strategien, wie Sie auf anstrengend empfundene Situationen und Handlungen reagieren: Jetzt wissen Sie bereits, was Sie ändern möchten: Erarbeiten Sie sich - ggf. mit dem Partner, einer Freundin, einer erfahrenen Mutter - alternative Handlungsstrategien: Welche Gefühle löst das betreffende Verhalten bei mir aus? Hilft eine klare Ich-Botschaft? Wie sollte sie lauten? Sind entsprechende Handlungen nötig, wie das Entfernen der Hand, eines Gegenstandes, zeitweise Entlastung durch Hilfe oder Laufstall etc.?

 Fragen Sie sich nach Schuldgefühlen: Wo hindern mich Schuldgefühle, mich vor anstrengend empfundenen Situationen zu schützen? Habe ich Ängste, das Kind in seiner Freiheit zu beschneiden oder Probleme, anzuerkennen, dass ich die Verantwortung für seine Erziehung trage? Machen Sie sich bewusst bzw. geben Sie sich im Gebet ab.

 Fragen Sie sich nach selbst auferlegten Überlastungen: Mache ich mir selbst Stress / Druck in Arbeit oder Privatleben, der dazu führt, dass meine Toleranzwerte gegenüber häuslichen Stress-Situationen sinken?

8  Dauerstreit: Klären Sie Ursachen für Dauerstreit zwischen Geschwistern (ggf. durch Beratung) und entwickeln Sie entsprechende Strategien, diesem zu begegnen (Zimmer aufräumen, Ummöblieren, Gefühle ausdrücken, Kinder trennen, für Bewegung sorgen, Konflikte zwischen Kindern klären etc.).

 Selbstbeschäftigung: Leiten Sie - vor allem erste und Einzel-Kinder - ausdauernd und liebevoll an, sich selbst zu beschäftigen.

 Seien Sie diszipliniert und ein gutes Vorbild: Nach wie vor gilt: Für Kinder sichtbare Handlungen bringen mehr Erfolg als Worte!

 Informieren Sie die Kinder altersangemessen über die Grundlagen ihrer Entscheidungen, so dass sie nicht jede Aktion einzeln begründen müssen.

Rechtzeitig an Verhütungsmittel denken

An den Einsatz und vor allem den richtigen Umgang mit Verhütungsmitteln, wie etwa Kondome oder die "Pille", kann nur immer wieder mit Nachdruck appelliert werden. Nach einem Untersuchungsergebnis des Berufsverbandes der Frauenärzte in München, benutzen 12% der Mädchen und 15% der Jungen beim "ersten Mal" keinerlei Verhütungsmittel. Und trotz zahlreicher AIDS-Kampagnen ist es bei den Jugendlichen noch nicht genug durchgedrungen, ein Kondom zum Schutz vor Aids und anderen Infektionskrankheiten zu verwenden. Mütter sollten sich daher auch nicht scheuen, ihren Töchtern "bei Bedarf" ein Kondom einzupacken und sie über dessen Verwendung aufzuklären, da Knaben erwiesenermaßen in erregter Situation selten bis gar nicht an die Verwendung eines Kondoms denken.

Die daraus resultierende Konsequenz: 20 Prozent der Schwangerschaften entstehen im ersten Monat, 50 Prozent in den ersten sechs Monaten sexueller Aktivität, so eine Untersuchung der First Love Ambulanz im Wiener Krankenhaus Rudolfsstiftung. Erschreckend ist auch, dass sich die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei den unter 15-Jährigen seit 1996 geradezu verdoppelt hat, wie aus einer Untersuchungsreihe des Berufsverbandes der Frauenärzte hervorgeht. Ein "zu jung" gebe es in der gynäkologischen Praxis aber nicht, so der Leitspruch vieler Frauenärzte. Univ. Prof. Dr. Grünberger, Leiter der First Love Ambulanz in Wien: "Wir stehen jeder ratsuchenden Patientin zur Seite und dürfen dies auch dann tun, wenn die Eltern nichts davon erfahren."

Die schlechte Nachricht: Entsprechende Beratung, wenn es dann doch zu einer Schwangerschaft gekommen ist, wird viel zu spät in Anspruch genommen. "Mädchen, die von ihrer Schwangerschaft erfahren, fühlen sich in der ersten Zeit stark verunsichert und allein gelassen", sagt Grünberger. Viele junge Mädchen verfallen dann auch oft in eine "Vogel-Strauß-Politik". Sie erstarren plötzlich in Hilflosigkeit, wissen keinen Rat und warten daher oft zu lange, um dann noch adäquate Hilfe zu bekommen. Doch eins vorweg: Weder ein Schwangerschaftsabbruch im Sinne der Fristenlösung, noch die vieldiskutierte "Pille danach" sind wirklich akzeptable Lösungsansätze. Schwangerschaftsabbruch Besteht bei einer minderjährigen Schwangeren keine Einwilligungsfähigkeit, ist die Zustimmung zu einem Schwangerschaftsabbruch von den Eltern einzuholen. Liegt die von

9 einem Arzt bescheinigte Einwilligungsfähigkeit vor, ist die Zustimmung der Eltern nicht erforderlich. In den Gesetzen zum Schwangerschaftsabbruch finden sich keine Altersgrenzen, ab wann bei einer minderjährigen Schwangeren diese Einwilligungsfähigkeit gegeben ist und sie somit in einen Schwangerschaftsabbruch rechtsverbindlich einwilligen kann. Nach der Rechtssprechung des Bundesgerichtshofes haben sich jedoch Anhaltspunkte entwickelt:

 Bei Mädchen unter 14 Jahren ist zumeist die Einwilligungsfähigkeit in diesen ärztlichen Eingriff nicht gegeben. Hier müssen die gesetzlichen Vertreter die Einwilligung für einen Schwangerschaftsabbruch erteilen.

 Bei Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren kann die Einwilligungsfähigkeit im Einzelfall gegeben sein.

 Bei jungen Frauen ab dem 16. Lebensjahr kann davon ausgegangen werden, dass sie ohne Einwilligung der gesetzlichen Vertreter über die Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs entscheiden können.

Verhütung durch die Pille

Die "Pille" - kurz für Antibabypille - ist seit 1960 auf dem Markt und hat sich zum beliebtesten Verhütungsmittel überhaupt entwickelt. Sie gilt als das sicherste Verhütungsmittel, das regelmäßig eingenommen, einen fast hundertprozentigen Schutz vor unerwünschter Schwangerschaft bietet. So ist sie gerade für junge Mädchen, für die sichere Verhütung eine große Rolle spielt, interessant. Man unterscheidet zwischen der Mikro- und der Minipille, wobei man unter "der Pille" erstere versteht. Wirkung und Sicherheit von Minipille und Mikropille unterscheiden sich stark.

Mädchen in der Pubertät

Kommt ein Mädchen in die Pubertät, ist es wichtig, dass Eltern mit ihrer Tochter über die anstehenden Veränderungen sprechen. Hierbei sind natürlich besonders die Mütter gefragt, da sie selbst einmal Mädchen waren und sich so besser als der Vater in die Tochter einfühlen können. Zu den Veränderungen gehören sowohl körperliche als auch seelische, die jeder junge Mensch in seiner Entwicklung zum Erwachsenen durchläuft. Dabei sollten sowohl die Fragen, die das Mädchen stellt, beantwortet werden, als die Mutter auch Themen, die sie für wichtig hält thematisieren kann. Eine gute Unterstützung zum Thema bietet das MFM-Projekt, das "mit Vorträgen und Workshops junge Mädchen und deren Eltern sowie Frauen darin unterstützen (will), einen positiven Zugang zu ihrem weiblichen Körper und dem Zyklusgeschehen zu finden." Die Kurse werden in Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien in verschieden Einrichtungen der Familienbildung sowie in Schulen angeboten. Mittlerweile gibt es auch ein Jungenprojekt.

10 Wenn Mädchen ihren ersten festen Freund haben und sexuell aktiv werden will

Spätestens dann ist es notwendig, mit der Tochter über die passende Verhütung zu reden. Auch wenn heute das Thema Sexualität in den Medien überpräsent ist, mangelt es doch den meisten Jugendlichen an fundiertem und verwertbarem Wissen über dieses wichtige Thema. Die Eltern können also nicht davon ausgehen, ihre Tochter wüsste eh Bescheid. Unterstützung liefern hier auch Bücher zum Thema Verhütung. Hier gilt: lieber zu früh mit der Tochter darüber sprechen als zu spät. Unerwünschte Schwangerschaften sind auch schon zu Stande gekommen, weil Eltern meinten, ihre Teenies hätten "ja noch gar keinen richtigen Geschlechtsverkehr". Für besonders wichtig hierbei halte ich es, auch auf den Zusammenhang zwischen Liebe, Sexualität und Verantwortung hinzuweisen. Verhütung ist Sache beider Partner und sollte besprochen werden, bevor es "soweit ist".

Ein Mädchen hat natürlich auch die Möglichkeit sich ohne Wissen und Einwilligung ihrer Eltern die Pille verschreiben zu lassen. Auch hier gilt die ärztliche Schweigepflicht.

Teenager von heute

Wenn aus Kindern allmählich Erwachsene werden, ist das offene Gespräch und gegenseitiges Vertrauen die beste Prävention gegen unangenehme Überraschungen. Das gilt im Besonderen für die Sexualerziehung in der Pubertät.

Teenager von heute wissen über Sexualität und Verhütung besser Bescheid denn je, das wird zumindest in einer Reihe von nationalen und internationalen Studien der vergangenen Jahre behauptet. Die Offenheit und der lockere Umgangston, in dem heute generell über Sex und Verhütung gesprochen wird, entmystifizieren zwar so manches Thema, das früher nur mit erhobenem Zeigefinger oder hinter vorgehaltener Hand angedeutet wurde. So wurden aber auch neue Probleme geschaffen. Sechs von zehn Deutschen führen die zahlreichen Teenager-Schwangerschaften darauf zurück, dass die Kinder heutzutage früher reif werden. Auch den Medien wird ein Teil der Schuld zugeschrieben, denn die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass zu viel Sex gezeigt wird, und ein Drittel der befragten Jugendlichen gibt sogar zu, zahlreiche Gelegenheiten zum Sex zu haben. Gerade weil für die jungen Menschen so vieles mühelos erreichbar ist, sind Erwachsene zusätzlich gefordert, hinsichtlich Sexualerziehung und Verhütung Wege aufzuzeigen, wie die Jugendlichen mit der neuen Situation in der Pubertät am besten umgehen sollen. Mit bewusster Verhütung kann man nicht nur erreichen, dass ungewollte und ungeplante Teenagerschwangerschaften nicht so häufig vorkommen. Gefragt ist auch ein gesteigertes Problembewusstsein hinsichtlich Geschlechtskrankheiten, ganz besonders im Zusammenhang mit der AIDS-Gefahr.

Nicht jeder Jugendliche muss in der Pubertät zwangsläufig eine "Sturm-und-Drang-Phase" durchleben. Mit dem Herauswachsen aus der Kindheit entwickelt sich aber bei den meisten das zunehmende Bedürfnis, alles das auszuprobieren, "was sonst nur Erwachsene dürfen". Und wenn es darum geht von verbotenen Früchten zu naschen, ist es bekanntlich besonders schwer zu widerstehen. In dieser Hinsicht hat aber unsere Jugend nicht unbedingt andere Fragen als ihre Eltern oder Großeltern. "Bei Burschen in

11 der beginnenden Pubertät treten sehr häufig Fragen zur Selbstbefriedigung auf", berichtet der Sozialpädagoge Olaf Kapella vom österreichischen Institut für Familienforschung aus seiner langjährigen Beratungspraxis. Fragen wie "Ist Selbstbefriedigung schädlich" oder "Wird man davon dumm", sind dabei, so Kapella keine Seltenheit. Mädchen hingegen hätten eher die Sorge, ob ein Frauenarzt sehen könnte, ob man sich selbst befriedigt hat.

Erwartungen und Ängste

Univ. Prof. Dr. Max Friedrich, Vorstand der Kinder und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Wien appelliert daher an Eltern und Pädagogen, den Kindern einen natürlichen, selbstbewussten Umgang mit ihrem eigenen Körper zu vermitteln und überholten Vorurteilen endlich Einhalt zu gebieten. "Die Veränderungen in der körperlichen und geistigen Entwicklung in der Pubertät verursachen nun einmal Unsicherheiten und Ängste bei den Betroffenen", so Friedrich, "Daher müssen diesbezügliche Fragen immer ernst genommen und mit dem Jugendlichen diskutiert werden." Nur so kann auch eine gute Voraussetzung für den Umgang mit dem anderen Geschlecht und die ersten sexuellen Kontakte geschaffen werden.

In Deutschland ist Sexualunterricht die zweithäufigste Quelle sexueller Kenntnisse. Auch Tabu-Themen wie Prostitution, Pornographie oder Homosexualität werden nun häufiger im Gespräch mit Jugendlichen behandelt als noch wenige Jahre davor. Besonders auffällig ist die Einbeziehung des Themas "Sexuelle Gewalt und sexueller Missbrauch". Umso erstaunlicher ist es daher, dass es trotz dieser Bemühungen um das Wissen über grundlegende Kenntnisse recht schlecht bestellt ist. Selbst unter Jugendlichen mit sexueller Erfahrung und unter 17jährigen kann nur jeder zweite Junge und drei von vier Mädchen von sich behaupten, den Zeitpunkt der Empfängnis genau zu kennen. Etwa ein Drittel der befragten Jugendlichen, die den richtigen Zeitpunkt zu kennen meinen, liegen mit ihrer Antwort falsch.

Ungeachtet dessen denken aber die meisten Jungen und Mädchen sehr früh an den Geschlechtsverkehr. Sie reden und träumen davon, oft lange, bevor er überhaupt stattgefunden hat. Das erzeugt große Erwartungen und verstärkt die Anspannung und unbewusste Ängste. Hoffnungen und Fantasien verwandeln sich leicht in Enttäuschung, wenn es dann zum ersten Erlebnis gekommen ist. Eltern können diese Bedürfnisse ihrer Kinder nicht immer beeinflussen, vor allem, wenn Gefühle im Spiel sind. In jedem Fall fördert aber eine offene Atmosphäre im Elternhaus die Kommunikation und schafft eine Vertrauensbasis. Für Mädchen ist meistens die Mutter oder die beste Freundin eine vertraute Ansprechpartnerin. Jungen orientieren sich eher - wenn überhaupt - an einem Freund.

Jugendamt

Jede minderjährige Schwangere kann sich beim Jugendamt über alle Fragen, die sie in dieser außergewöhnlichen Situation beschäftigen, beraten lassen - zusammen mit dem

12 Vater des Kindes und den Eltern, aber auch allein oder im Beisein einer Freundin. Die Kollegen/-innen der Jugendämter sind an ihre Schweigepflicht gebunden. Das Jugendamt bietet auch Unterstützung in Form von finanziellen und wirtschaftlichen Hilfen an, z.B. Zuschuss zur Kinderbetreuung. Darüber hinaus können im Einzelfall die Kosten für eine sozialpädagogische Familienhilfe übernommen werden. Unter bestimmten Voraussetzungen vermittelt das Jugendamt auch die Möglichkeiten in einer Mutter- Kind- Einrichtung zu wohnen.

Schule und Beruf

Die Schulpflicht besteht natürlich weiterhin. Niemand wird wegen einer Schwangerschaft von der Schule verwiesen. Allerdings kann ein Antrag auf Schulpflichtbefreiung gestellt werden, falls die Betreuung des Kindes nicht anderweitig gesichert werden kann. Während der Mutterschutzfrist besteht keine Schulpflicht. Selbstverständlich kann trotzdem freiwillig die Schule besucht werden. Nimmt eine junge Mutter, die sich in Ausbildung befindet, Elternzeit, so verlängert sich die Ausbildungszeit entsprechend. Informationen hierzu können bei den Ausbildungsberatungen der Handwerkskammern oder Industrie- und Handelskammern eingeholt werden.

Vergewaltigung Rechtslage in Deutschland

Strafrecht in Deutschland Von Vergewaltigung (synonym: Stuprum, veraltet: Notzucht) spricht man, wenn eine Person eine andere gegen ihren Willen unter Anwendung von Gewalt, durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben oder unter Ausnutzung einer Lage, in welcher das Opfer der Einwirkung des Täters schutzlos ausgeliefert ist, zum Vollzug des Beischlafs (vaginale, orale oder anale Penetration) nötigt oder andere besonders erniedrigende sexuelle Handlungen vornimmt oder vom Opfer an sich vornehmen lässt, die mit dem Eindringen in den Körper (orale Penetration oder andere sexuelle Handlungen) verbunden sind (qualifizierte sexuelle Handlungen). Dabei kommt es nicht darauf an, ob in den Körper des Opfers oder den des Täters eingedrungen wird. Danach wird beispielsweise auch der gewaltsame erzwungene Mundverkehr, bei dem der Täter den Penis des Opfers in den Mund aufnimmt, als Vergewaltigung qualifiziert. Die Nötigung mit den bei der Vergewaltigung beschriebenen Mittel zu sonstigen sexuellen Handlungen (einfache sexuelle Handlungen) ist als sexuelle Nötigung strafbar. Maßgeblich ist die innere Willensrichtung des Opfers. Abwehrhandlungen des Opfers sind für das Vorliegen einer Vergewaltigung nicht zwingend erforderlich. Die für die Strafbarkeit wegen Vergewaltigung erforderliche Gewalt im Sinne des § 177 Abs. 1 Nr. 1 StGB wendet der Täter jedoch nicht an, wenn das Opfer mit den sexuellen Handlungen zwar nicht einverstanden ist, er jedoch weder geleisteten noch von ihm erwarteten Widerstand seines Opfers mit einiger körperlicher Kraftentfaltung überwindet beziehungsweise verhindert. In diesen Fällen kommt eine Strafbarkeit wegen Vergewaltigung nur dann in Betracht, wenn

13 der Täter dem Opfer entweder mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben droht (§ 177 Abs. 1 Nr. 2 StGB) oder dessen schutzlose Lage ausnutzt (§ 177 Abs. 1 Nr. 3 StGB). Das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 fasste die Notzucht und die Bestimmung zu unzüchtigen Handlungen als Straftaten gegen die Sittlichkeit auf. Durch das 4. Gesetz zur Reform des Strafrechts von 1974 wurde das Schutzgut der Norm von der Sittenordnung auf die sexuelle Selbstbestimmung umgestellt. Nicht mehr unsittliches Verhalten, sondern Bestimmung zu sexuellen Handlungen gegen den Willen des Betroffenen stand nunmehr im Mittelpunkt. Die Notzucht und die Bestimmung zu unzüchtigen Handlungen wurden damit zu besonderen Fällen der Nötigung (Vergewaltigung und sexuelle Nötigung). 1943 wurden auch unzüchtige Handlungen an Personen unter 21 Jahren unter Strafe gestellt. 1998 wurden im deutschen Strafrecht die bis dahin getrennten Tatbestände der Vergewaltigung (§ 177 StGB a. F.) und der sexuellen Nötigung (§ 176 StGB a. F.) unter einem einzigen Tatbestand zusammengefasst und inhaltlich beträchtlich erweitert (§ 177 StGB n. F.). Der Gesetzgeber hat die Strafbarkeit geschlechtsneutral auf „eine andere Person“ (erstmals damit auch auf Männer als Tatopfer) und insbesondere auf das Erzwingen des ehelichen (nicht mehr nur des außerehelichen) Beischlafs erweitert. Damit ist die Vergewaltigung ein besonders schwerer Fall der sexuellen Nötigung (vgl. Regelbeispiel). Hat der Täter (erniedrigende) sexuelle Handlungen an dem Opfer vorgenommen oder an sich von ihm vornehmen lassen, die mit einem Eindringen in den Körper (des Täters oder des Opfers) verbunden waren, lautet der Urteilstenor auf Verurteilung wegen Vergewaltigung. Der Strafrahmen sieht (regelmäßig) Freiheitsstrafe von mindestens zwei und höchstens 15 Jahren vor. Verwirklicht der Täter im Rahmen der Vergewaltigung (oder der sexuellen Nötigung) gemäß § 177 StGB den Tatbestand der Qualifikation des Absatzes 3 (Mindeststrafe drei Jahre), lautet der Urteilstenor auf schwere Vergewaltigung (oder sexuelle Nötigung), im Fall des Absatzes 4 auf besonders schwere Vergewaltigung (oder sexuelle Nötigung) (Mindeststrafe fünf Jahre). Die (höchstrichterliche) Rechtsprechung sieht auch in der Erzwingung des ehelichen Beischlafs selbst nach mehrjähriger Geschlechtsgemeinschaft der Beteiligten keinen Anlass, von der Anwendung des Regelstrafrahmens des § 177 Abs. 2 StGB (2 bis 15 Jahre Freiheitsstrafe) abzusehen und den Strafrahmen des Absatzes 1 (Mindestfreiheitsstrafe 1 Jahr) oder des Absatzes 5 (minder schwerer Fall, Mindestfreiheitsstrafe sechs Monate bzw. 1 Jahr) zu Grunde zu legen. Da die Höchststrafe 15 Jahre beträgt, lässt sich aus § 78 StGB eine Verjährungsfrist von 20 Jahren ableiten. Bei minderjährigen Opfern beginnt diese Frist jedoch in der Regel erst mit der erlangten Volljährigkeit zu laufen.

Aufklärung

In den unpassendsten Momenten kommen Kinder auf das Thema "Sexualität" zu sprechen. Vielen Eltern ist das peinlich. Also erzählen sie das berühmte Märchen vom Klapperstorch oder Geschichten von Bienchen und Blümchen. Nur hilft das Kindern bei ihren Fragen nicht wirklich weiter.

Aufklärung ist auch in Zeiten, wo Sex allgegenwärtig ist, noch nicht selbstverständlich. Viele Eltern verlassen sich da ganz auf die Schule, doch das sollten sie nicht. Aber wie

14 erklär ich`s meinem Kind am besten? Und wann ist es alt genug dafür?

Der Umgang mit Fragen zur Sexualität ist für uns Erwachsene nicht immer ganz einfach. Ist Sexualerziehung überhaupt notwendig? Kann man den Fragen nicht einfach durch geschicktes Taktieren aus dem Weg gehen? Vieles spricht gegen eine solche Taktik. Ein Kind stellt die Fragen nicht einfach aus Langeweile oder um die Eltern in Verlegenheit zu bringen, sondern weil es brennend an der Thematik interessiert ist. Erhält es nun keine oder nur eine unzureichende Antwort von den Eltern, wird das Kind seine Fragen auf andere Weise zu klären suchen. Erziehung bedeutet, Kinder ihrer Entwicklung entsprechend liebevoll zu begleiten und zu fördern.

Viele Eltern sind aber verunsichert, wenn es um Fragen der Sexualität geht. Sollen schon Kleinkinder aufgeklärt werden, kennen Kinder in diesem Alter überhaupt schon so etwas wie Sexualität? Was müssen Kinder in welchem Alter wissen? Welche Sprache ist angemessen? Welche Verhaltensweisen und Fragen haben Kinder in bestimmten Entwicklungsphasen?

HIV- Übertragung

HIV ist der Erreger der Krankheit Aids. Im Vergleich mit anderen Krankheitserregern gilt er als schwerer übertragbar. Darum wird HIV in alltäglichen sozialen Kontakten nicht übertragen, auch nicht beim Husten oder Niesen, nicht bei der Krankenpflege und nicht in Saunen und Schwimmbädern. Jedoch kann HIV übertragen werden, wenn eine Körperflüssigkeit, die eine genügend große Menge HI-Viren enthält, in den Körper eines anderen Menschen gelangt. Als Körperflüssigkeiten sind für eine HIV-Ansteckung Samen- oder Scheidenflüssigkeit, Blut oder Blutspuren von Bedeutung.

Schwangerschaft, Geburt und Stillen Schwangerschaft, Geburt und Stillen können bei HIV-positiven Müttern zu einer Ansteckung des Kindes führen. Durch medizinische Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Risiko jedoch sehr stark senken. Deshalb wird in der Schwangerschaftsvorsorge auch ein HIV-Test angeboten und empfohlen. Der HIV-Test Beim HIV-Test wird das Blut auf Antikörper untersucht, die sich einige Wochen nach einer HIV-Infektion als Reaktion auf eine Ansteckung mit HIV bilden. Von daher ist die umgangssprachlich häufig verwendete Bezeichnung "Aids-Test" falsch; als "Aids" bezeichnet man nur das - oft erst viele Jahre nach der Infektion eintretende - Vollbild der durch HIV ausgelösten Erkrankung. Die Bildung von HIV-Antikörpern ist fast immer binnen 12 Wochen nach einer Infektion abgeschlossen. Daher bietet der HIV-Test erst 3 Monate nach einer möglichen Infektion eine genügend hohe Sicherheit der

15 Aussage. Wenn HIV-Antikörper nachgewiesen wurden, also eine HIV-Infektion besteht, nennt man das Ergebnis "positiv". Wenn keine HIV-Infektion nachgewiesen wurde, heisst das Ergebnis "negativ". Oft ist es sinnvoll, bei der Gelegenheit eines HIV-Testes auch auf andere sexuell übertragbare Krankheiten (STD) zu untersuchen, die dann gezielt behandelt (und oft geheilt) werden können. Falls Sie Symptome einer STD bei sich vermuten, suchen Sie bitte möglichst bald ärztlichen Rat!

Anregungspunkte zur Filmarbeit

Vor dem Film

Kennt ihr Minderjährige die Schwanger sind bzw. waren? Wie sind sie mit dieser Situation umgegangen? Was macht ihr denn in eurer Freizeit wenn ihr Langeweile habt?

Nach dem Film

Adoption

Was ist eine Adoption? Wer kann denn überhaupt ein Kind adoptieren? Kennt ihr Kinder mit Adoptiveltern? Haben diese ein anderes Leben als ihr?

Könnt ihr euch vorstellen ohne leibliche Eltern aufzuwachsen? Was wäre in eurem Leben anders?

Pubertät

Was ist Pubertät? Ab welchem Alter beginnt sie? Hat sie jeder, oder nur die Mädchen?

Versucht zu beschreiben wie sich ein Jugendlicher durch die Pubertät verändert. Nur äußerlich, oder auch innerlich?

Verhütung

Welche Art von Verhütung kennt ihr? Ist diese wichtig, oder eher unwichtig? Hat Juno verhütet? Und die folge dadurch?

16 Familie und Freundschaft

Von wem bekommt Juno alles Unterstützung? Habt ihr einen besten Freund oder eine beste Freundin die immer hinter euch stehen?

Wie bewertet ihr das Verhältnis zwischen Juno und ihren leiblichen Eltern und zwischen Juno und den Adoptiveltern Vanessa und Mark?

Recherche, Zusammenstellung und Quellenangabe

Recherche und Zusammenstellung:

Verwendete Quellen für Materialerstellung: www.wikipedia.org/Ellen Page www.gib-aids-keine-chance.de www.filmstarts.de www.wikipedia.de/jason Reitmann www.familienhandbuch.de www.amazon.de-Juno:ost

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