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FILM & RELIGION 25

Das bedeutet: Man ist durchaus interessiert, weiß aber um die Be- grenztheit der einzelnen Religionsangebote und bleibt daher auch in Distanz zu kirchlich offerierten Gesamtpaketen eines gebunde- nen oder eingeengten Glaubens35. Wenn man Star Trek auf diese Weise als gesellschaftlichen Seis- mographen nutzt, um festzustellen, wie das moderne Publikum religiöse Fragen sieht, dann zeigt sich, dass sich die Menschen immer weniger die abgegrenzten und exklusiven Glaubensproduk- te einzelner Kirchen zu eigen machen, sondern sich – falls sie Inte- resse haben – auf einer offenen spirituellen Suche nach den allge- meine(re)n Geheimnissen des Universums „da draußen“ oder auch „in uns drinnen“ befinden.

3. „The greater mystery out there“. Die leise Sehnsucht nach einem religiösen „Dahinter“

In einigen erfolgreichen Blockbustern der Filmbranche spielt ein religiös strukturiertes „Dahinter“ nicht nur als Hintergrundfolie eine wichtige Rolle (wobei diese Dimension natürlich immer in eine actionreiche Filmhandlung eingebettet ist). Zwei dieser Blockbuster sind und Avatar.

š Filmauswertung: Star Wars I - VI (USA 1977 - 2005; R: )

Die Doppeltrilogie Star Wars (USA 1977 - 2005, R: GEORGE LU- CAS) ist als Paket das erfolgreichste Unterhaltungsprodukt aller Zeiten. Zählt man alle sechs Filme zusammen, ergibt sich bei einer

35 „Es gibt [heute] innerhalb der Soziologie ein sehr starkes und auch wachsendes Interesse an Religion. […] [W]er als Soziologe die moderne Gesellschaft und öffentliche Debatten beobachtet, kann nicht an Religion vorbeischauen. […] Was aber zunehmend verschwindet, ist die eindeutige Bindung dieser [religiö- sen] [...] Kommunikation an kirchliche, institutionelle Handlungsmuster“ (NASSEHI 2009, S. 447 f.). 26 TEIL I

Summe von 4.323,441 Mio. $ die (bisher) umsatzstärkste Gesamt- produktion der Filmgeschichte. Star Wars spielt „a long time ago in a galaxy far, far away“. Grundsätz- lich geht es in den Episoden I bis III um den Untergang der (alten) Repu- blik – einer von einem demokratischen Senat regierten und von den - Rittern geschützten Föderation von Planetensystemen – und den Aufstieg des Galaktischen Imperiums unter dem machtgierigen Senator (IAN MCDIARMID), der in Wahrheit der dunkle Sith-Lord Darth Sidious ist. In dieser Übergangsphase wird der Jedi Qui-Gon Jinn (LIAM NEESON) auf den jungen Anakin Skywalker (zunächst JAKE LLOYD, dann ) und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten aufmerksam und hält ihn für „den Auserwählten“ einer alten Prophezeiung. Der Jedi Obi-Wan Kenobi (EWAN MCGREGOR) bildet Anakin aus. Doch Anakin, der sich zwischenzeitlich in die Senatorin Padmé Amidala (NATALIE PORTMAN) verliebt hat und von ihr ein Kind erwartet, gerät immer mehr in die Einflusssphäre von Palpatine / Darth Sidious, wird sein Schüler und hinfort genannt. Palpatine schwingt sich zum Imperator des Ersten Galaktischen Imperiums auf und kann auch von Meister Joda (FRANK OZ), dem führenden Mitglied des Jedi-Rates, nicht mehr gestoppt werden. Anakin wird im Kampf gegen Obi-Wan schwer verletzt, Palpa- tine kann aber sein Leben dadurch retten, dass er wichtige Körperteile und -funktionen durch Maschinen ersetzt (z.B. die Atmung über eine Helm- maske). Padmé bringt währenddessen zwei Kinder zur Welt (Luke und Leia), stirbt danach aber an gebrochenem Herzen. In den Episoden IV bis VI, die etwa 20 Jahre nach den Geschehnissen der ersten drei Episoden spielen, wird das immer noch die Galaxis beherr- schende Imperium durch eine rebellische Allianz herausgefordert, der sich auch Prinzessin Leia Organa (), Obi-Wan Kenobi (jetzt: Sir ) und (), der mittler- weile ein Jedi-Schüler Obi-Wans geworden ist, sowie der Schmuggler () anschließen. Obi-Wan wird zwar von Darth Vader (DAVID PROWSE, Stimme: ) getötet, doch da der Jedi-Meister Yoda die weitere Ausbildung Luke Skywalkers übernimmt, bleibt dieser die Hoffnung der Jedi. Die Lage spitzt sich zu: Als der Impe- rator versucht, Luke zu töten, bekehrt sich Darth Vader (sterbend: SEBAS- TIAN SHAW) zur guten Seite und rettet seinen Sohn Luke, indem er den Imperator in den Reaktor des „Todessterns“ stürzt, der zentralen Raumsta- tion des Imperiums. Dabei wird er zwar selber tödlich verletzt, hat aber den entscheidenden Schritt zur Überwindung des Bösen getan. Kurz dar- auf gelingt es, den Todesstern zu zerstören, was zusammen mit dem Tod des Imperators Palpatine / Darth Sidious zum Untergang des Imperiums führt. Star Wars war und ist nicht nur kommerziell außerordentlich er- folgreich, sondern besitzt auch – so hört man – den Charakter einer