Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in , Happenbacher Straße

Auswirkungsanalyse zur Verlagerung eines Aldi-Lebensmitteldiscounters in der Gemeinde Abstatt, Happenbacher Straße

Auftraggeber: Aldi GmbH & Co. KG, Murr

Projektleitung: Dipl.‐Geogr. Gerhard Beck Dipl.‐Geogr. Anna‐Lena Kettenhofen

Ludwigsburg, am 11.11.2020

Gesellschaft für Markt‐ und Absatzforschung mbH

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Urheberrecht

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Inhaltsverzeichnis Seite

I. Grundlage 4

1. Aufgabenstellung 4 2. Bauplanungsrechtliche Vorgaben 5 3. Einordnung der Projektplanung 6 II. Standortbeschreibung und -bewertung 10 1. Makrostandort Abstatt 10 2. Mikrostandort „Happenbacher Straße“ 13 3. Fazit der Standortbewertung 16 III. Angebots- und Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum 18 1. Angebots‐ und Wettbewerbssituation in Abstatt 18 2. Angebots‐ und Wettbewerbssituation im weiteren Untersuchungsraum 19 2.1 20 2.2 20 2.3 Beilstein 21 3. Fazit der Angebots‐ und Wettbewerbssituation 21 IV. Einzugsgebiet und Kaufkraft 23 1. Einzugsgebiet und Bevölkerungspotenzial 23 2. Kaufkraft im Einzugsgebiet 26 V. Umsatzprognose und wettbewerbliche Wirkungen 27 1. Umsatzprognose 27 2. Umsatzumlenkungen / wettbewerbliche Wirkungen 28 VI. Raumordnerische Prüfung 34 1. Konzentrationsgebot gemäß Ziel 3.3.7 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.2 Regionalplan ‐Franken 2020 34 2. Integrationsgebot gemäß Ziel 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.3 Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020 35 3. Kongruenzgebot gemäß Ziel 3.3.7.1 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.2 Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020 37 4. Beeinträchtigungsverbot gemäß Ziel 3.3.7.1 und 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg 38

VII. Zusammenfassung 40

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

I. Grundlage

1. Aufgabenstellung

Die GMA, Gesellschaft für Markt‐ und Absatzforschung, Ludwigsburg, wurde von der Aldi GmbH & Co KG, Murr, mit der Erstellung einer Auswirkungsanalyse für die geplante Verlagerung eines Lebensmittelmarktes in der Gemeinde Abstatt beauftragt.

Die Planung sieht vor, den Aldi‐Lebensmitteldiscounter vom aktuellen Standort im Gewerbege‐ biet Rauheck‐Deboldsäcker (Rauheckstraße Nr. 9) an einen neuen Standort östlich der Happen‐ bacher Straße / Ecke Münzingstraße zu verlagern. Die Verkaufsfläche des Aldi‐Marktes soll in die‐ sem Zusammenhang von aktuell rd. 920 m² auf rd. 1.200 m² VK erweitert werden. Am Altstandort ist Einzelhandel zukünftig ausgeschlossen. Das Baurecht soll entsprechend angepasst werden.

Die GMA hat im Oktober 2020 eine Auswirkungsanalyse vorgelegt, die auf falschen Angaben zum Planvorhaben von „CAP“ beruht. Der Lebensmittelmarkt, der wie Aldi bislang im Gewerbegebiet ansässig ist, soll 2021 in die Ortsmitte verlagert werden. Zwischenzeitlich liegen der GMA kon‐ krete Daten zur Konzeption des neuen Marktes vor, weshalb es einer Überarbeitung der Auswir‐ kungsanalyse (Stand: 17.09.2020) bedarf. Mit der Standortverlagerung verbunden ist eine Ver‐ kaufsflächenreduzierung, die in der Flächenbilanz zu berücksichtigen ist.1

Für das Plangrundstück wird ein Bebauungsplan „Sondergebiet Einzelhandel“ aufgestellt. Für die Beurteilung der Zulässigkeit ist somit §11 Abs. 3 BauNVO anzuwenden. Im Rahmen einer Auswir‐ kungsanalyse gilt es zu prüfen, ob das Vorhaben negative versorgungsstrukturelle und städtebau‐ liche Auswirkungen auf die Ortsmitte und die Nahversorgungsstrukturen in der Gemeinde Ab‐ statt erwarten lässt. Neben den Auswirkungen auf die Gemeinde selbst werden auch mögliche Auswirkungen in umliegenden, für die Untersuchung relevanten Kommunen (u. a. Untergrup‐ penbach, llsfeld, Beilstein) geprüft.

Im Einzelnen sind folgende Untersuchungsschritte zu bearbeiten:

 Projektbeschreibung, Rechtsrahmen

 Bewertung der Standortrahmenbedingungen am Makrostandort Abstatt sowie städte‐ bauliche Bewertung des Mikrostandortes Happenbacher Straße

 Abgrenzung des betrieblichen Einzugsgebietes für den Aldi‐Markt und Berechnung der sortimentsspezifischen Kaufkraftpotenziale

 Beurteilung der gegenwärtigen Versorgungssituation im Nahrungs‐ und Genussmittel‐ bereich in Abstatt und im Umland (= Angebots‐ und Wettbewerbsanalyse)

 Umsatzprognose und ‐herkunft

 Ermittlung der Umsatzumverteilungen im Untersuchungsraum

1 In der vorangegangenen Untersuchung wurde von einer flächenneutralen Verlagerung des CAP‐Marktes ausgegangen, wodurch keine unmittelbaren Entwicklungsspielräume für den Aldi übertragbar waren. Ge‐ mäß Angaben der Gemeinde Abstatt wird sich die Verkaufsfläche des CAP‐Marktes im Zuge der Verlage‐ rung jedoch von aktuell rd. 1.000 m² auf zukünftig rd. 840 m² (inkl. Metzgerei) reduzieren.

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 Bewertung der raumordnerischen Beurteilungskriterien gemäß LEP Baden‐Württem‐ berg bzw. Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020.

Zur Erarbeitung der vorliegenden Auswirkungsanalyse wurde im September 2020 eine intensive Begehung des Standortes sowie sonstiger Einzelhandelslagen im Untersuchungsraum vorgenom‐ men. Weiterhin wurde auf Informationen von MB Research (Kaufkraftkennziffer) sowie auf aktu‐ elle Bevölkerungsdaten aus der amtlichen Statistik und auf EHI Handelsdaten zurückgegriffen.

2. Bauplanungsrechtliche Vorgaben

Für die Beurteilung der Zulässigkeit von großflächigen Einzelhandelsbetrieben ist § 11 Abs. 3 BauNVO zu beachten. Die Regelung führt in ihrer aktuellen Fassung2 aus: „1. Einkaufszentren, 2. großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art, Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur unwesentlich auswirken können, 3. sonstige großflächige Handelsbetriebe, die im Hinblick auf den Verkauf an letzte Verbraucher und auf die Auswirkungen den in Nummer 2 bezeichneten Einzel‐ handelsbetrieben vergleichbar sind, sind außer in Kerngebieten nur in für sie festgesetzten Sondergebieten zulässig. Auswirkungen im Sinne des Satzes 1 Nr. 2 und 3 sind insbesondere schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne des § 3 des Bundes‐Immissionsschutzgesetzes sowie Auswirkungen auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich der in Satz 1 bezeichneten Betriebe, auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden, auf das Orts‐ und Landschaftsbild und auf den Na‐ turhaushalt. Auswirkungen im Sinne des Satzes 2 sind bei Betrieben nach Satz 1 Nr. 2 und 3 in der Regel anzunehmen, wenn die Geschossfläche 1.200 m² überschreitet. Die Regel des Satzes 3 gilt nicht, wenn Anhaltspunkte dafür bestehen, dass Auswir‐ kungen bereits bei weniger als 1.200 m² Geschossfläche vorliegen oder bei mehr als 1.200 m² nicht vorliegen; dabei sind in Bezug auf die in Satz 2 bezeichneten Auswirkungen insbesondere die Gliederung und die Größe der Gemeinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Bevölke‐ rung und das Warenangebot des Betriebs zu berücksichtigen.“ Ob ein Vorhaben als Einzelhandelsgroßprojekt einzustufen ist, hat in einer zweistufigen Prüfung getrennt voneinander zu erfolgen:

1. Handelt es sich bei dem Vorhaben um einen großflächigen Einzelhandelsbetrieb bzw. wird die Großflächigkeit des Vorhabens erfüllt, was i. d. R. bei einer Überschreitung der Ver‐ kaufsfläche von 800 m² der Fall sein wird.3

2 Baunutzungsverordnung (BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2017. 3 Vgl. BVerwG Urteil vom 24. November 2005, 4 C 10.04. In diesem Urteil hat das BVerwG die Grenze der Großflächigkeit von 700 auf 800 m² erhöht. Großflächig im Sinne des § 11 Abs. 3, Satz 1, Nr. 2 BauNVO sind demnach diejenigen Betriebe, die eine Verkaufsfläche von 800 m² überschreiten. Zur Verkaufsfläche zählen, der Kassenvorraum (einschließlich eines Bereichs zum Einpacken der Waren und zur Entsorgung von Verpackungsmaterialien) und ein evtl. vorhandener Windfang. Ebenfalls der Verkaufsfläche zuzurech‐ nen sind die Bedienbereiche (z. B. Fleisch‐ / Wursttheke).

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2. Die im § 11 Abs. 3 BauNVO beschriebenen Auswirkungen müssen zu erwarten sein, was regelmäßig ab einer Geschossfläche von 1.200 m² anzunehmen ist (= Regelvermutung).

Die Regelvermutung ist jedoch gem. § 11 Abs. 3, Satz 4 BauNVO widerlegbar. Der Nachweis kann im Zuge einer Einzelfallprüfung erbracht werden, wenn im konkreten Einzelfall keine Auswirkun‐ gen im Sinne des § 11 Abs. 3, Satz 3 BauNVO zu erwarten sind. Mit Bezug auf die im § 11 Abs. 3 BauNVO beschriebenen Auswirkungen sind dabei insbesondere die Gliederung und Größe der Gemeinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot des Betriebes zu berücksichtigen.

3. Einordnung der Projektplanung

Zur Einordnung des Aldi‐Lebensmitteldiscounters und zur Abgrenzung gegenüber anderen im Untersuchungsgebiet vertretenen Konzepten werden zunächst die wichtigsten Charakteristika kurz dargestellt:

Bei Lebensmittelmärkten ist bezüglich der Sortimente zwischen dem Kernsortiment (= Nahrungs‐ und Genussmittel) und ergänzenden Randsortimenten zu unterscheiden:

 Nahrungs‐ und Genussmittel (= „Food“) umfassen Lebensmittel, also Frischwaren in Bedienung und Selbstbedienung, Tiefkühlkost und Trockensortiment, Getränke, Brot‐ und Backwaren, Fleisch‐ und Wurstwaren sowie Tabakwaren.

 Als „Nonfood“ sind Waren definiert, die nicht zum Verzehr bestimmt sind. Nach der GS1‐Warengruppenklassifizierung wird zwischen Nonfood I (Drogerieartikel, Wasch‐, Putz‐ und Reinigungsmittel sowie Tiernahrung, auch „Nearfood“ genannt) und Non‐ food II (Ge‐ und Verbrauchsgüter des kurz‐, mittel‐ und langfristigen Bedarfs wie Tex‐ tilien, Schuhe, Gartenbedarf, Unterhaltungselektronik, Elektrogroßgeräte, Bücher und Presseartikel usw.) unterschieden.4

 Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel nehmen Discounter seit Langem den größten Marktanteil ein (ca. 45 % im Jahr 2019, gemessen am Umsatz). Auf Supermärkte ent‐ fallen knapp 31 %, auf Große Supermärkte ca. 10 %, auf SB‐Warenhäuser ca. 11 % und auf übrige Betriebsformen (u. a. kleine Lebensmittelgeschäfte) ca. 3 %.5

 Hinsichtlich der Artikelzahl beschränken sich Discounter auf ein straffes Sortiment aus Artikeln, die häufig nachgefragt werden (sog. „Schnelldreher“). Im Durchschnitt bieten Discounter daher nur rund 2.300 Artikel an, Supermärkte dagegen im Mittel rund 11.800 Artikel, Große Supermärkte sogar rund 25.000 Produkte (vgl. Tabelle 1). Jedoch sind Discounter wegen des Preisvorteils und ihres übersichtlichen Sortiments bei den deutschen Verbrauchern sehr beliebt. Lebensmittelvollsortimenter (Supermärkte und

4 Quelle: EHI Retail Institute: handelsdaten aktuell 2020, S. 363. 5 Quelle: EHI Retail Institute: handelsdaten aktuell 2020, S. 78; GMA‐Berechnungen.

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Große Supermärkte) profilieren sich dagegen v. a. durch Sortimentsbreite, Frische, Convenience, Service und persönliche Kundenansprache. Tabelle 1: Typische Sortimentsstruktur von Lebensmittelmärkten

Hauptwarengruppen Discounter Supermarkt Großer Supermarkt ( 793 m² VK) ( 1.029 m² VK) ( 3.344 m² VK) Durchschnittliche Artikelzahl absolut in % absolut in % absolut in % Food 1.755 76 – 77 8.995 76 15.730 63 Nonfood I 265 11 – 12 2.030 17 4.825 19 Nonfood II 275 12 805 7 4.450 18 Nonfood insgesamt 540 23 – 24 2.835 24 9.275 37 Insgesamt 2.295 100 11.830 100 25.005 100 Quelle: EHI Retail Institute: handelsdaten aktuell 2019, S. 90

 Der Angebotsschwerpunkt eines Lebensmitteldiscounters liegt bei nahversorgungsre‐ levanten Waren. Auch wenn Discounter auch signifikante Umsätze mit Nonfood‐Rand‐ sortimenten und ‐Aktionswaren generieren, liegt ihr Umsatzschwerpunkt eindeutig bei Nahrungs‐ und Genussmitteln (bei Aldi ca. 80 %, bei anderen Betreibern teilweise höher). Bezüglich der Artikelzahlen an nahversorgungsrelevanten Waren (Food + Non‐ food I) ergibt sich bei Discountern ein Anteil von ca. 88 % (vgl. Tabelle 1).

 Als durchschnittliche Verkaufsfläche weisen Discounter mit ihrem gestrafften Ange‐ bot derzeit ca. 793 m² auf. Vollsortimenter benötigen dagegen wegen ihres tieferen Sortiments größere Flächen (Supermärkte durchschnittlich 1.029 m² VK, Große Super‐ märkte durchschnittlich ca. 3.344 m² VK).6 Mittlerweile werden allerdings von den Dis‐ count‐Betreibern Größen zwischen 1.000 und 1.500 m² VK als marktgerecht ange‐ strebt. Nahezu alle bedeutenden Betreiber des Lebensmitteleinzelhandels optimieren derzeit ihre Standortnetze, was i. d. R. mit einer Flächenausweitung der einzelnen Be‐ triebe verbunden ist. Hauptursachen für den steigenden Flächenbedarf sind neue An‐ forderungen an die kundengerechte Warenpräsentation, Optimierungsvorgaben der internen Logistik sowie eine Anpassung an den demografischen Wandel und die Aus‐ differenzierung der individuellen Kundenvorlieben.

 Die Ausdifferenzierung der Kundenwünsche hat – sowohl bei Vollsortimentern als auch bei Discountern – eine sukzessive Ausweitung der Sortimente mit sich gebracht. Wichtig für den Unternehmenserfolg ist heute das Vorhalten von Artikeln aus verschie‐ denen Preis‐Bereichen (Marken‐ und Eigenmarken), Verpackungsgrößen (Normal‐, Fa‐ milien‐, Single‐Größen) und Qualitätsstufen (z. B. Lebensmittel ausdifferenziert im Hin‐ blick auf Bio‐, Diät‐ und Spezial‐Lebensmittel).

6 Quelle: EHI Retail Institute: handelsdaten aktuell 2020, S. 79 f.; GMA‐Berechnungen.

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 Ein weiterer unabdingbarer Erfolgsfaktor für Discounter ist eine problemlose verkehr‐ liche Erreichbarkeit, so dass gut angebundene Standorte mit guter Lage zu Hauptver‐ kehrsachsen bevorzugt werden.

Ziel der Erweiterung ist es, durch eine optimierte Warenpräsentation und eine großzügige Ge‐ staltung des Verkaufsraums die Kundenfreundlichkeit des Markts zu erhöhen. Gegenüber Filialen mit geringeren Verkaufsflächen können mehr Regalflächen in bequemer Greifhöhe, größere Ver‐ kehrs‐ und Gangflächen und eine größere Übersichtlichkeit im Raum geschaffen werden. Auch dem Personal erleichtern größere Verkehrs‐ und Gangflächen eine ökonomische Bewirtschaf‐ tung. Unmittelbare Sortimentserweiterungen gegenüber kleineren Filialen sind hiermit jedoch nicht verbunden. Der neue Markt an der Happenbacher Straße wird ein betreibertypisches Sor‐ timentsspektrum offerieren, das sich nicht von anderen Aldi‐Filialen in der Region unterscheidet. Aldi‐Märkte sind Filialbetriebe, deren Ursache für den wirtschaftlichen Erfolg und die hohe Kun‐ denakzeptanz in ihrem standardisierten Sortiment und in ihrer ökonomischen Ladeneinrichtung liegen. Bei der Sortimentszusammensetzung wird nicht auf spezielle wettbewerbliche oder städ‐ tebauliche Rahmenbedingungen vor Ort Bezug genommen. Auch zukünftig wird es sich bei dem Markt in Abstatt also um eine für Aldi typische Filiale handeln. Für die Kundenherkunft bedeutet dies, dass der Standort vom Kunden nur aufgesucht wird, wenn er näher oder bequemer zu er‐ reichen ist als andere Märkte.

Die Fa. Aldi Süd betreibt in Süd‐ und Westdeutschland derzeit rd. 1.940 Filialen.7 Das Vertriebs‐ konzept von Aldi Süd kann folgendermaßen skizziert werden:

 Lebensmitteldiscounter konzentriert auf umschlagstarke Artikel, sog. „Schnelldreher“ bei konsequenter Niedrigpreispolitik

 begrenztes Sortimentsspektrum (rd. 1.700 Basisartikel; zzgl. etwa 120 Aktionsartikel pro Woche), ganz überwiegend Lebensmittel bzw. nahversorgungsrelevante Artikel

 auch loses Obst und Gemüse, Frischbackwaren (eigene Backstationen in den Filialen) verstärkt Bio‐ und Markenartikel

 wöchentlich wechselnde Aktionswaren aus den Bereichen Lebensmittel (z. B. Länder‐ küche, saisonale Artikel) und Nonfood II (z. B. Textilien, Elektronikartikel, Freizeitarti‐ kel, Heimwerker‐ und Gartenbedarf, Schreib‐ und Spielwaren); tendenzielle Bedeu‐ tungsabnahme der Nonfood‐Aktionswaren

 Onlineshop (u. a. Fotoentwicklung, Reisen, Mobiltelefonie, Aktionswaren‐Abverkauf)

 überwiegend Eigenmarken (mehr als 90 % Anteil am Sortiment), Handelsmarken als auch No‐Name‐Produkte (z. B. loses Obst und Gemüse)

7 Quelle: Aldi Süd Dienstleistungs‐GmbH & Co. oHG, Unternehmensgruppe Aldi Süd: Aldi Süd ‐ Daten und Fakten, Stand: 4/2020.

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 neues Einrichtungskonzept (seit 2016) mit übersichtlicher, wertiger Ladeneinrichtung und großzügigen Verkaufs‐ und Gangbereichen; im Zuge von umfassenden Moderni‐ sierungsmaßnahmen werden sukzessive alle Filialen auf das neue Konzept umgerüstet.

Im Durchschnitt weisen Aldi‐Märkte aktuell einen Bruttoumsatz von rd. 9,0 Mio. € je Filiale und eine Flächenproduktivität von ca. 10.410 € je m² VK auf (bei durchschnittlich ca. 861 m² VK).

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II. Standortbeschreibung und -bewertung

1. Makrostandort Abstatt

Die Gemeinde Abstatt zählt aktuell rd. 4.845 Einwohner8 und ist im Süden des Landkreises Heil‐ bronn, in der Region Heilbronn‐Franken gelegen. Zusammen mit den Gemeinden Untergruppen‐ bach, Ilsfeld und Beilstein bildet Abstatt den Gemeindeverwaltungsverband GVV ‐Bott‐ wartal. Hier übernehmen die Gemeinden Ilsfeld und Beilstein die Funktion eines Doppel‐Unter‐ zentrums. Den Gemeinden Abstatt und Untergruppenbach ist keine zentralörtliche Funktion zu‐ gewiesen. Das Oberzentrum Heilbronn liegt in nordwestlicher Richtung rd. 13 km entfernt.

Zu Abstatt gehört neben dem Kernort Abstatt noch der Ortsteil Happenbach sowie die Wohn‐ plätze Vohenlohe und Burg Wildeck. Den Einwohnerschwerpunkt bildet der Kernort.

Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Abstatt verlief in den vergangenen Jahren durchge‐ hend positiv; seit 2012 ist ein Zuwachs von +7,7 % zu verzeichnen. Damit liegt die Bevölkerungs‐ entwicklung der Gemeinde Abstatt über der Entwicklung des Landkreises Heilbronn. Im GVV Schozach‐Bottwartal liegt Abstatt hinter Ilsfeld (+10,5 %) jedoch noch vor den Gemeinden Unter‐ gruppenbach (+6,7 %) und Beilstein (+2,6%). Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung im regionalen Vergleich

Einwohner Entwicklung 2012 – 2020 Kommune / LK / Region 2012 2020 absolut in % Abstatt 4.500 4.845 345 7,7% GVV Schozach‐Bottwartal 27.106 29.041 1.935 7,1% LK Heilbronn 323.510 344.912 21.402 6,6% Region Heilbronn‐Franken 864.665 913.735 49.070 5,7% Land Baden Württemberg 10.522.232 11.104.343 582.111 5,5% Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg, Stand: jeweils zum 31.01. des Jahres GMA‐Berechnungen 2020 Die Prognose des Statistischen Landesamtes Baden‐Württemberg geht für die kommenden Jahre von einem anhaltenden, jedoch abgeschwächten Anstieg der Einwohnerzahlen aus. Bis 2030 wird für die Gemeinde Abstatt ein Zuwachs um + 3,6 % prognostiziert.9

Die verkehrliche Erreichbarkeit Abstatts ist für den motorisierten Individualverkehr maßgeblich durch die Landesstraße L1102 gekennzeichnet. Diese verläuft quer durch das Gemeindegebiet und verbindet Abstatt mit Ilsfeld im Südwesten und den Untergruppenbacher Ortsteilen Unter‐

8 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg, Stand: 31.01.2020. 9 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg; Regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung Basis 2017; Hauptvariante.

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heinriet und Oberheinriet im Nordosten. Abstatt liegt sehr verkehrsgünstig direkt an der A81 zwi‐ schen Heilbronn und und nur rd. 3 km von den Auffahrten Ilsfeld und Untergruppen‐ bach bzw. rd. 10 km vom Autobahnkreuz (Anbindung an die A6) entfernt.

Eine Anbindung an das Schienennetz der Deutschen Bahn besteht in Abstatt nicht. Im ÖPNV ist die Gemeinde über das Busnetz der HNV Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr erschlossen. Regionalbuslinien verbinden den Kernort mit dem Ortsteil Happenbach sowie mit dem Umland.

Die Wirtschaftsstruktur von Abtatt ist vorrangig durch das produzierende Gastgewerbe (ca. 58 %) gekennzeichnet.10 In Abstatt sind rd. 7.250 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort gemeldet, denen 2.149 Beschäftigte am Wohnort gegenüberstehen. 11 Daraus ergibt sich ein positiver Pendlersaldo von rd. 5.370. Seit 2004 ist in Abstatt die Robert Bosch GmbH mit einem Entwicklungsstandort vertreten, an dem rd. 5.800 Beschäftigte tätig sind. Die Arbeitsplatz‐ bedeutung schlägt sich auch in einem für die Gemeindegröße hohen Beschäftigtenbesatz nieder (rd. 1.522 Beschäftigte je 1.000 EW; vgl. LK Heilbronn: 423 Beschäftigte je 1.000 EW).

Die Einzelhandelsstrukturen in Abstatt sind wie folgt zu charakterisieren:

 Insgesamt ist in der Gemeinde Abstatt nur ein vergleichsweise geringes Angebot im Einzel‐ handel festzuhalten. Dies ist auf die verhältnismäßig geringe Einwohnerzahl der Gemeinde i. V. mit der etwas randlichen Lage sowie auf die Wettbewerbsstrukturen im Umland zu‐ rückzuführen. In der Ortsmitte beschränkt sich das Angebot bislang auf wenige kleine Betriebe (u. a. Bäckerei, Apotheke, Blumenladen) die durch Dienstleiter, Gastronomie, Arztpraxen, Kreditinstitute sowie öffentliche Verwaltung ergänzt werden. In zentraler Lage an der Beilsteiner Straße / Rathausstraße entsteht derzeit die „Neue Ortsmitte“ mit Nahversorgung (Lebensmittelmarkt, Metzgerei, Postfiliale), ärztliche Versorgung und Wohnen. Die komplette Fertigstellung des Projektes ist für Frühjahr 2022 geplant.

 Die wesentlichen Nahversorgungseinrichtungen in Abstatt liegen bislang im Gewerbe‐ gebiet Rauheck‐Deboldsäcker. Neben dem bestehenden Aldi‐Lebensmitteldiscounter ist hier noch ein CAP‐Lebensmittelmarkt (Verlagerung in die „Neue Ortsmitte“ im Sep‐ tember 2021 geplant) ansässig. Durch die Lage weit abseits der Siedlungsbereiche ist derzeit insbesondere in fußläufiger Hinsicht eine schlechte Versorgungsqualität gege‐ ben. Neben der Planung der Fa. Aldi fügt sich somit auch die Verlagerung des CAP‐ Marktes in ein Gesamtkonzept zur Verbesserung der Nahversorgung ein.

10 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg, Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeit‐ nehmer in den Gemeinden Baden‐Württembergs am 30.06.2018 11 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: 30. Juni 2019.

11 Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Karte 1: Lage von Abstatt und zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum

Legende

Mittelzentrum

Unterzentrum

Kleinzentrum

Quelle: Kartengrundlage GfK GeoMarketing, Datengrundlage GfK GeoMarketing © Microsoft, Nokia GMA-Bearbeitung 2020

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

2. Mikrostandort „Happenbacher Straße“

Der Planstandort für den Aldi‐Lebensmitteldiscounter befindet sich am nördlichen Ortsrand der Gemeinde Abstatt an der Happenbacher Straße / Ecke Münzingstraße. Es handelt sich hierbei um ein rd. 0,7 ha großes Grundstück (Flurstück Nr. 925/4), das bislang nicht bebaut ist. Von der Orts‐ mitte (Rathaus) liegt der Planstandort rd. 750 m entfernt.

Im Vorfeld wurde nach einer Alternativfläche gesucht, die noch näher an der Ortsmitte liegt und so noch besser integriert wäre. Nach Auskunft der Gemeinde Abstatt (Schreiben vom 05.10.2020) steht derzeit kein geeigneter Ersatzstandort zur Verfügung.12 Foto 1: Altstandort, Rauheckstraße 9 Foto 2: Vorhabenstandort, Happen‐ bacher Straße

GMA‐Aufnahmen 2020

Das Standortumfeld ist Richtung Norden durch Gewerbe‐ und Industriebetriebe (Gewerbegebiet Rauheck‐Deboldsäcker) sowie Richtung Süden durch die gewachsenen Wohnbereiche des Kern‐ ortes Abstatt geprägt. Westlich der Happenbacher Straße schließt zunächst die PanaMa Kinder‐ tagesstätte sowie ein dicht bebautes Wohngebiet (Überrück Nord + Süd) an. Daran anschließend folgen die gewachsenen Wohnbereiche der Gemeinde Abstatt. Südlich der Münzingstraße ist zu‐ dem auf die Fa. Münzing Chemie GmbH zu verweisen.

Der Planstandort ist als Solitärlage einzustufen, die nicht durch Frequenzwirkungen anderer Ein‐ zelhandelsbetriebe oder sonstige Nutzungen profitieren wird. Die Ortsmitte Abstatt liegt südlich des Planstandortes und ist zu Fuß in max. 10 Gehminuten zu erreichen. Hier sind neben kleintei‐ ligem Einzelhandel (u. a. Bäckerei, Apotheke) auch Komplementärnutzungen (u. a. Dienstleister, Arztpraxen, Kreditinstitute, Gastronomie, Gastgewerbe) zu finden.

Die verkehrliche Erreichbarkeit des Planstandortes gestaltet sich für den motorisierten Individu‐ alverkehr sehr gut. Der Standort wird aus dem Ortsgebiet über die Happenbacher Straße ange‐ fahren, die in Richtung Norden eine schnelle Anbindung an den Ortsteil Happenbach herstellt.

12 Das freie Grundstück im Kreuzungsbereich Heinrieter Straße / Happenbacher Straße (Flurstück‐Nr. 947) ist im Besitz der Fa. Münzing Chemie, die in Abstatt vor einigen Jahren ein neues Verwaltungsgebäude mit Option auf Erweiterung errichtet hat. Die Fläche steht daher nicht für das Vorhaben zur Verfügung.

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Die Zufahrt zum neuen Aldi‐Markt wird von der Münzingstraße erfolgen, die direkt in die Hap‐ penbacher Straße mündet. Im Kreuzungsbereich ist ein Kreisverkehr eingerichtet, der zur Verbes‐ serung der Verkehrssicherheit (u. a. Übergang für Fußgänger) sowie zur Verstetigung des Ver‐ kehrsflusses beiträgt. Für den ruhenden Verkehr ist eine ausreichende Anzahl an Stellplätzen (86 Stck.) direkt vor dem Markt geplant. Foto 3: PanaMa Kindertagesstätte, Foto 4: Fa. Münzing Chemie Wohngebiet Überrück

Foto 5: Fuß‐/Radweg an der Happen‐ Foto 6: ÖPNV Haltepunkt „Überrück“ bacher Straße

GMA‐Aufnahmen 2020

Eine Anbindung an den ÖPNV ist über die Bushaltestelle „Abstatt Überrück“ direkt am Standort gegeben. Der Bushaltepunkt wird in regelmäßiger Taktung durch verschiedene Regionalbuslinien (RBS 646, 642) angesteuert. Damit ist der Planstandort auch für (auto‐)mobilitätseingeschränkte Bevölkerungsgruppen gut zu erreichen.

Fuß‐ und Radwege entlang der Happenbacher Straße bzw. der einmündenden Straßen erschlie‐ ßen den Standort für Fußgänger aus den angrenzenden Wohngebieten. Der Planstandort kann ein fußläufiges Einzugsgebiet erschließen, welches weite Teile des Ortsgebietes Abstatt abdeckt (vgl. hierzu Karte 3). Lediglich die Wohnbereiche im Süden liegen außerhalb des fußläufigen Nah‐ bereichs. Hier wird aber der neue CAP‐Markt in der Ortsmitte perspektivisch eine fußläufige Nah‐ versorgungsfunktion übernehmen können.

14 Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Karte 2: Mikrostandort „Happenbacher Straße“

A

A

Gewerbegebiet BOSCH

P

Wohnen

Wohnen

Wohnen

Wohnen

P Neue Ortsmitte Abstatt: Wohnen ‐ Neubau Wohnen mit 24 WE, davon 16 Seniorenwohnungen ‐ Modernisierung Doppelhaus mit Ärztehaus, Kreissparkasse, CAP‐Lebensmittelmarkt und Metzgerei im Erdgeschoss

A Altstandort P Planstandort

ÖPNV‐Haltepunkt

Kartengrundlage: © OpenStreetMap‐Mitwirkende, GMA‐Bearbeitung 2020

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Karte 3: Fußläufiger Nahbereich des Aldi‐Marktes (700 – 1.000 m fußläufige Distanz)

Kartengrundlage: © OpenStreetMap‐Mitwirkende, GMA‐Bearbeitung 2020

3. Fazit der Standortbewertung

Die wesentlichen Eigenschaften des Standortes, welche die Grundlage für die Einschätzung der Marktbedeutung des Lebensmittelmarktes bilden, sind wie folgt zusammenzufassen:

+ Standortkommune Abstatt mit fortlaufenden Bevölkerungszuwächsen (seit 2012: +7,7 %); überdurchschnittliches Kaufkraftniveau (111,4)

+ hohe Arbeitsplatzzentralität (Fa. Bosch mit rd. 5.800 Beschäftigten)

+ gute Grundstückseigenschaften (exponierte Lage, Flächenzuschnitt, ausreichende Flä‐ chengröße für den Aldi‐Markt inkl. erforderlicher Stellplatzanlage)

+ städtebaulich und versorgungsstrukturell integrierter Standort mit Anschluss an die Wohnbereiche des Hauptortes Abstatt

+ sehr gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsträgern (ÖPNV, Fahrrad, Pkw)

+ fußläufige Versorgungsfunktion (Standort ist aus weiten Teilen des Ortsgebietes zu Fuß zu erreichen, für die übrigen Bereiche liegt eine gute ÖPNV‐Anbindung vor)

+ Solitärstandort, keine Agglomerationseffekte am Vorhabenstandort

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

+ hohe Wettbewerbsintensität in den umliegenden Gemeinden des GVV Schozach‐Bott‐ wartal (vgl. hierzu Kapitel III.2).

Zusammenfassend ist der Standort aus betrieblicher und versorgungsstruktureller Sicht positiv zu bewerten. Hervorzuheben sind die gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsträgern (Pkw, ÖPNV, Fahrrad) sowie die generellen Grundstückseigenschaften (u. a. Exposition, ausreichende Grund‐ stücksgröße, Flächenzuschnitt). Unter versorgungsstrukturellen Gesichtspunkten wird sich die Si‐ tuation in der Gemeinde Abstatt durch die Verlagerung des Aldi‐Marktes aus dem Gewerbege‐ biet heraus zu den Wohnschwerpunkten deutlich verbessern. Bei dem Standort handelt es sich um einen wohngebietsbezogenen Nahversorgungsstandort, welcher auch aufgrund der Wettbe‐ werbssituation im Umfeld (vgl. Kapitel III. 2.) in erster Linie eine Nahversorgungsfunktion für die rd. 4.850 Einwohner der Gemeinde Abstatt übernimmt.

Die Verlagerung hin zu den Wohnschwerpunkten der Gemeinde Abstatts trägt zudem zu einer Reduzierung von Einkaufsfahrten mit dem Pkw bei. Das Vorhaben leistet so einen wichtigen Bei‐ trag zur Verkehrsreduzierung bzw. zum Abbau verkehrsinduzierter CO2‐Emissionen.

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III. Angebots- und Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum

Die Bewertung der projektrelevanten Angebots‐ und Wettbewerbssituation beruht auf einer Vor‐ Ort‐Erhebung des Einzelhandels durch die GMA im September 2020. Als Wettbewerber des Aldi‐ Marktes gelten grundsätzlich alle Einzelhandelsbetriebe, die Lebensmittel im Kernsortiment füh‐ ren. Infolge der Flächengröße und des Angebotskonzeptes des Aldi‐Marktes ist aber davon aus‐ zugehen, dass die wettbewerbliche Auseinandersetzung in erster Linie mit größeren Lebensmit‐ telmärkten (v. a. Lebensmitteldiscounter, Supermärkte und SB‐Warenhäuser) erfolgen wird.

Die Wesentlichen Wettbewerbsstandorte werden nachfolgend zusammenfassend dargestellt.

1. Angebots‐ und Wettbewerbssituation in Abstatt

In Abstatt ist die Lebensmittelversorgung auf den Kernort konzentriert. Neben dem zur Verlage‐ rung vorgesehenen Aldi‐Markt ist noch ein CAP‐Markt als strukturprägender Anbieter im Lebens‐ mittelbereich anzuführen. Dieser befindet sich ebenfalls im Gewerbegebiet Rauheck‐Deboldsä‐ cker. Der CAP‐Markt ist als nicht mehr zeitgemäß einzustufen und durch schlechte Rahmenbe‐ dingungen am Standort gekennzeichnet (u. a. abseitige Lage, schlechter Immobilienzustand). Der Standortbereich ist nicht zur Nahversorgung im Ort geeignet, die Verlagerung des Lebensmittel‐ marktes in die Neue Ortsmitte ist für 2021 geplant.

CAP‐Märkte sind Lebensmittelnahversorger, in denen Menschen mit und ohne Handicap zusam‐ menarbeiten. Etwa 40 – 50 % der Beschäftigten in einem Markt haben ein Handicap. Das Konzept des Lebensmittelvollsortimenters besteht bereits seit rd. 20 Jahren, inzwischen gibt es mehr als 100 CAP‐Märkte deutschlandweit. Unter dem Namen „CAP... der Lebensmittelpunkt“ wollen die sog. Inklusionsmärkte Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schaffen und diese auch nachhaltig sichern. Für behinderte Menschen stellt CAP einen Lebens‐Mittelpunkt dar. Aber auch für die Kunden können die CAP‐Märkte durch ihre sehr persönliche Kundenansprache ein Lebens‐ mittel‐Punkt werden und zur Entwicklung des Gemeinwesens beitragen. Die GDW als Träger der CAP‐Märkte und gemeinnützige Organisation muss mit den Läden keine Gewinne erwirtschaften, auch CAP‐Märkte müssen aber solide aufgestellt sein bzw. kostendeckend arbeiten. Eine Gewinn‐ maximierung, wie sie im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel erforderlich ist, steht hier je‐ doch nicht im Vordergrund. Die Integrationsmitarbeiter werden zudem mit Lohnkostenzuschüs‐ sen von der Bundesagentur für Arbeit gefördert.

CAP‐Märkte zeichnen sich durch ihre auf die Standort‐ und Kundenstruktur abgestimmte Sorti‐ mentsauswahl (Lebensmittelvollsortimenter mit rd. 9.000 Artikeln, einem hohen Frischeanteil mit besonderem Fokus auf regionale Produkte) aus. In puncto Service sind CAP‐Märkte noch echte Dienstleister, dabei orientiert sich das Unternehmen auch hier an den Gegebenheiten vor Ort. So werden in CAP‐Märkten oft zusätzliche Leistungen wie z. B. Lieferservice, begleiteter Ein‐

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kauf, Geschenkkorbservice, Toto‐Lotto‐Annahmestelle, Kopierservice und Post‐ bzw. Paketagen‐ tur angeboten. CAP sucht für seine Filialen bewusst Standorte aus, die gut erreichbar sind (zent‐ rale Lagen mit großem fußläufigem Einzugsgebiet). Der jetzige Standort im Gewerbegebiet ent‐ spricht daher nicht dem eigentlichen Konzept von CAP und ist auch für die Nahversorgung in Ab‐ statt nicht geeignet. Mit der geplanten Verlagerung des CAP‐Marktes in die Ortsmitte kann sich der Anbieter neu positionieren und zukunftsfähig aufstellen.

Foto 7: Aldi (Bestandsstandort) Foto 8: CAP, Im Deboldsacker

GMA‐Aufnahmen 2020

In der Ortsmitte ist nach der Schließung der Bäckerei Jürgens13 derzeit noch eine Bäckerei an der Rathausstraße ansässig. Die Verkaufsstelle im Gebäude der Volksbank wird seit Juni 2020 von der Bäckerei Trunk betrieben. Mit der Verlagerung des CAP‐Marktes kann sich die Ortsmitte zu einem funktionsfähigen und lebendigem Handelsraum entwickeln. Das Vorhaben ist zur Stärkung der Ortsmitte als auch im Sinne der Nahversorgung sehr positiv zu bewerten. Die Gemeinde Abstatt unterstützt das Vorhaben und trägt die Kosten für den Bau des Lebensmittelmarktes i. H. von rd. 4,5 Mio. €. CAP wird den Laden als Mieter beziehen. Die Verkaufsfläche des neuen CAP‐Marktes (inkl. Metzgerei) wird sich durch die geplante Verlagerung von derzeit rd. 1.000 m² VK auf ca. 840 m² VK reduzieren. Insofern ergibt sich flächenseitig hierdurch ein gewisser Entwicklungsspiel‐ raum für die Modernisierung des Aldi‐Marktes.

Nach gutachterlicher Schätzung beläuft sich der Gesamtumsatz im Lebensmittelbereich in Ab‐ statt – inkl. dem bestehenden Aldi Lebensmitteldiscounter – bei einer Gesamtverkaufsfläche von rd. 1.930 m² auf rd. 7,4 Mio. €.14

2. Angebots‐ und Wettbewerbssituation im weiteren Untersuchungsraum

Im weiteren Untersuchungsraum, d. h. in den übrigen Gemeinden des GVV Schozach‐Bottwartal sind folgende Angebote im Lebensmittelbereich vorzufinden (vgl. Tabelle 3 und Karte 4):

13 Der Abstätter Bäcker Jürgens hat im Juni 2020 nach über 30 Jahren seinen Betrieb geschlossen. 14 Verkaufsfläche und Umsatz ohne Direktvermarkter (u. a. Weinhandel), inkl. Aldi‐Markt.

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2.1 Untergruppenbach

In Untergruppenbach hat an der Landesstraße L 1111 erst kürzlich der neue EDEKA‐Markt Ueltz‐ höfer im Standortverbund mit dm eröffnet. Der Lebensmittelvollsortimenter (rd. 20.000 Artikel, darunter eine große Auswahl an Obst und Gemüse, Frischetheken für Fleisch/Käse/Fisch) trägt maßgeblich zur Nahversorgung in Untergruppenbach bei. Darüber hinaus ist der Standort auch aus Abstatt (v. a. Ortsteil Happenbach) sehr gut zu erreichen. Außerdem ist eine Filiale des Disco‐ unters Lidl anzuführen, die ebenfalls verkehrsgünstig an der Landesstraße L1111 liegt und damit auch für Pendler auf dem Weg zur A81 bzw. Richtung Heilbronn gut zu erreichen ist. In Untergruppenbach ist damit ein umfassendes Angebot im Lebensmittel‐ und Drogeriesortiment vorhanden. Wegen der gute Erreichbarkeit aus Abstatt ist mit erhöhten Wettbewerbsbeziehun‐ gen zwischen den Märkten zu rechnen.

In der Ortsmitte Untergruppenbach sind nur kleinteilige Angebote des Lebensmittelhandwerks (Bäckerei Härdtner, Bäckerei Stoll, Metzgerei Rumm) vorhanden. Mit Wettbewerbsbeziehungen zum Planstandort ist nur in begrenztem Umfang zu rechnen.

Foto 9: EDEKA Uelzhöfer, Untergrup‐ Foto 10: Lidl, Untergruppenbach Ler‐ penbach Mühlweg chenweg

2.2 Ilsfeld

In llsfeld übernimmt der Kaufland‐Markt an der Robert‐Mayer‐Straße eine wichtige örtliche als auch überörtliche Versorgungsfunktion. Der Standort von Kaufland liegt im Gewerbegebiet und ist daher ausschließlich auf motorisierte Kunden ausgerichtet. In Ilsfeld Auenstein ist zudem ein Netto‐Lebensmitteldiscounter in verkehrsgünstiger Lage an der L 1100 anzuführen.

Die Ortsmitte von Ilsfeld ist durch kleinteilige Angebotsstrukturen gekennzeichnet und bleibt im Lebensmittelbereich v. a. auf Betriebe des Lebensmittelhandwerks (Bäckerei Übele, Metzgerei Mayer, Bäckerei Frischemarkt Stengel) beschränkt. Ein strukturprägender Lebensmittelmarkt, der in direktem Wettbewerb zum Vorhaben steht, ist in der Ortsmitte Ilsfeld nicht vorhanden.

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Foto 11: Kaufland, Ilsfeld Robert‐Ma‐ Foto 12: Netto, Ilsfeld Ortsteil Auen‐ yer‐Straße stein Eisenbahnstraße

GMA‐Aufnahmen 2020

2.3 Beilstein

In Beilstein sind ein REWE‐Supermarkt sowie eine Filiale von Aldi Süd als wesentliche Träger der Nahversorgung anzuführen. Die Anbieter liegen in direkter Nachbarschaft zueinander, im Umfeld ist außerdem noch der Beilsteiner Getränkemarkt gelegen.

Foto 13: REWE, Beilstein Heerweg Foto 14: Aldi, Beilstein Forstbergweg

GMA‐Aufnahmen 2020

Die Versorgungslage ist der Innenstadt von Beilstein zuzuordnen (= Vorranggebiet gemäß Regio‐ nalplan Heilbronn‐Franken), die die historische Altstadt und den südöstlich anschließenden Be‐ reich umfasst. Das Angebot wird hier ergänzt durch Betriebe des Lebensmittelhandwerks (u. a. Bäckerei Nestel, Metzgerei Häfele).

3. Fazit der Angebots‐ und Wettbewerbssituation

Das Angebot in den vier Mitgliedsgemeinden des GVV Schozach‐Bottwartal ist insgesamt als aus‐ gewogen zu bezeichnen. Jede der vier Gemeinden verfügt über ein eigenes Angebot zur Nahver‐ sorgung (jeweils 1 Lebensmitteldiscounter, 1 Supermarkt; Ilsfeld und Untergruppenbach zusätz‐

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lich dm). Mit Ausnahme von Abstatt haben die Mitgliedsgemeinden in den zurückliegenden Jah‐ ren ihr Nahversorgungsangebot modernisiert und ausgebaut. In Untergruppenbach wurde in die‐ sem Jahr ein neuer Edeka‐Markt15 eröffnet. Im Standortverbund mit dem neuen dm‐Markt sowie mit dem bestehenden Lidl‐Markt ist die Nahversorgung für die Zukunft gut aufgestellt. Der Stand‐ ort ist auch aus Abstatt (v. a. Ortsteil Happenbach) mit dem Pkw gut zu erreichen. In Ilsfeld be‐ steht mit der neuen Kaufland‐Filiale seit 2017 wieder eine moderne und attraktive Einkaufsstätte, zu der intensive Verflechtungen auch aus Abstatt bestehen. In Beilstein wurde das Lebensmitte‐ langebot 2016 durch einen modernen REWE‐Supermarkt komplettiert.

Der Gemeinde Abstatt am nächsten gelegen und daher von erhöhten Wettbewerbsbeziehungen betroffen, sind die Anbieter in Untergruppenbach (Edeka, Lidl) und Ilsfeld (Kaufland, Netto). Hier‐ bei handelt es sich durchweg um moderne und leistungsfähige Lebensmittelfilialisten, die im Falle von Kaufland und EDEKA zudem durch Koppelungswirkungen im Standortumfeld (Nonfood‐Fach‐ märkte) profitieren. Tabelle 3: Angebots‐ und Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum Be‐ Adresse VK Entfer‐ Nr. Name triebs‐ Lage in m² nung2 typ1 1 CAP3 Abstatt, Im Deboldsacker SM 1.000 dezentrale Lage 1,0 km 2 EDEKA Untergruppenbach, Mühlweg SM 1.500 integrierte Streulage 2,5 km 3 Lidl Untergruppenbach, Lerchenweg DIS 1.300 integrierte Streulage 3,2 km 4 Netto Ilsfeld Auenstein, Eisenbahnstraße DIS 800 Ortsrandlage 4,7 km 5 Kaufland Ilsfeld, Robert‐Mayer‐Straße SM 3.300 dezentral Lage 5,5 km 6 REWE Beilstein, Heerweg SM 1.450 Ortsmitte (VRG) 6,7 km 7 Aldi Süd Beilstein, Forstbergweg DIS 1.100 Ortsmitte (VRG) 6,7 km 1 SM = Supermarkt, DIS = Discounter 2 kürzeste Entfernung zum Vorhabenstandort mit dem Pkw, ermittelt durch googlemaps. 3 Planung CAP‐Markt (inkl. Metzgerei) in der Ortsmitte: rd. 840 m² VK GMA‐Erhebung 2020, ca.‐Werte gerundet

15 Der EDEKA‐Markt an der Siegfried‐Levi‐Straße wurde 2019 geschlossen.

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IV. Einzugsgebiet und Kaufkraft

1. Einzugsgebiet und Bevölkerungspotenzial

Der Abgrenzung des voraussichtlichen Einzugsgebietes für den verlagerten Aldi‐Lebensmitteldis‐ counter kommt eine wesentliche Bedeutung bei der Beurteilung des Vorhabens zu. So bildet das ermittelte Einzugsgebiet die Grundlage für alle späteren Berechnungen zur Ermittlung des Bevöl‐ kerungs‐ und Kaufkraftpotenzials sowie des Vorhabenumsatzes bzw. der Umsatzherkunft.

Als Einzugsgebiet wird in dieser Untersuchung ein Bereich verstanden, innerhalb dessen mit re‐ gelmäßigen, dauerhaften und ausgeprägten Einkaufsbeziehungen an den Standort gerechnet werden kann. Das Einzugsgebiet lässt sich darüber hinaus ggf. weiterhin nach Zonen unterglie‐ dern und strukturieren, aus denen eine gleichmäßige Kundeneinkaufsorientierungen an den Standort zu erwarten ist. Mit zunehmender Entfernung bzw. schlechterer Erreichbarkeit des Standortes ist dabei i. d. R. von einer Abnahme der Kundenbindung auszugehen. Zur Abgrenzung und Zonierung des Einzugsgebietes werden in vorliegender Untersuchung folgende Kriterien her‐ angezogen:

 wesentliche Strukturdaten und Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum (z. B. Topografie, Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur)

 verkehrliche Erreichbarkeit des Standortes auf Basis von Fahrzeitisochronen

 Betreiber, Dimensionierung und Sortimentsstruktur des Vorhabens

 Filialnetz des Betreibers

 Wettbewerbssituation und Einkaufsalternativen in Abstatt und den umliegenden Städ‐ ten und Gemeinden

 Ergebnisse aus anderen GMA‐Untersuchungen in der Region (u. a. Einzelhandelskon‐ zept für den GVV Schozach‐Bottwartal).

Unter Berücksichtigung der o. g. Faktoren lässt sich für den Aldi‐Lebensmitteldiscounter am Standort Happenbacher Straße ein Einzugsgebiet abgrenzen, das i. W. die Gemeinde Abstatt um‐ fasst. Darüber hinaus ist mit gelegentlichen Kundenzuflüssen aus dem östlichen Untergruppen‐ bacher Gemeindegebiet zu rechnen. Im Einzugsgebiet des Aldi‐Marktes leben rd. 7.350 Einwoh‐ ner, davon entfallen etwa 66 % auf die Gemeinde Abstatt bzw. rd. 34 % auf das überörtliche Ein‐ zugsgebiet (= Untergruppenbacher Ortsteile Unterheinriet, Oberheinriet, Vorhof).16

16 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg, Stand: 31.01.2020 bzw. Einwohnerdaten Gemeinde Untergruppenbach.

23 Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Karte 4: Einzugsgebiet des Aldi-Marktes und wesentliche Wettbewerber im Untersuchungsraum

Legende

P Planstandort Aldi Einzugsgebiet Zone 1 Einzugsgebiet Zone 2

GVV Schozach-Bottwartal Zone 2

Zone 1

P

Quelle: Kartengrundlage GfK GeoMarketing, Datengrundlage GfK GeoMarketing © Microsoft, Nokia GMA-Bearbeitung 2020

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Die Abgrenzung des Einzugsgebietes für den Aldi‐Markt lässt sich wie folgt begründen:

 Zone I (= Kerneinzugsgebiet) umfasst diejenigen Bereiche, welche den Standort vo‐ raussichtlich am stärksten frequentieren werden. Im vorliegenden Fall ist das die Ge‐ meinde Abstatt selbst, für die der Aldi‐Markt zusammen mit dem ortsansässigen CAP‐ Markt eine wichtige Nahversorgungsfunktion übernimmt. Der Ortsteil Happenbach verfügt über kein eigenes Angebot zur Nahversorgung. Aufgrund der guten verkehrli‐ chen Anbindung über die Abstattet Straße / Happenbacher Straße ist von hier eben‐ falls mit starken Einkaufsbeziehungen zum Planstandort zu rechnen, wenngleich so‐ wohl Kunden aus Happenbach als auch aus dem Kernort Abstatt auch andere Lebens‐ mittelstandorte (u. a. Untergruppenbach, Ilsfeld) aufsuchen.

 Zone II wird durch die Ortsteile Unterheinriet, Oberheinriet und Vorhof (= Untergrup‐ penbach) ausgebildet. Aus dieser Richtung ist der neue Standort über die L1102 noch gut zu erreichen, wenngleich für die Kunden in Zone II gilt, dass im Schwerpunkt v. a. der Einkaufsstandort Untergruppenbach aufgesucht wird, da hier ein vollständiges An‐ gebot im Lebensmittel‐ und Drogeriebereich vorhanden ist. Auch wegen der bereits hohen räumlichen Distanz ist in Zone 2 mit einer geringeren Kundenbindung am Stand‐ ort auszugehen. Die unterschiedliche Kundenbindungsintensität wird im weiteren Ver‐ lauf der Untersuchung durch den Ansatz verschiedener Marktanteile bei der Umsatz‐ prognose Rechnung getragen.

Eine weitergehende Ausdehnung des regelmäßigen Einzugsgebietes wird im Wesentlichen durch die zunehmende Distanz und die Wettbewerbsstrukturen im Untersuchungsraum (vgl. hierzu Ka‐ pitel. III. 2. und Karte 4) unterbunden. So sind in den Gemeinden des GVV Schozach‐Bottwartal flächendeckend vergleichbare Anbieter zu finden. In östlicher Richtung erstreckt sich der dünn besiedelte Raum der Löwensteiner Berge. Hier bestehen Einkaufsverflechtungen in Abhängigkeit von Topgrafie und Verkehrswegen hin zu den nächstgelegenen größeren Lebensmittelstandor‐ ten in , Beilstein, Großbottwar und Wüstenrot.

In einem gewissen Umfang ist dennoch auch mit Kunden aus Räumen außerhalb des vorstehend abgegrenzten Einzugsgebietes zu rechnen (u. a. Beschäftigte am Arbeitsort Abstatt, darunter Mit‐ arbeiter bei Bosch17, Verflechtungen im GVV Schozach‐Bottwartal, Zufallskunden). Diese Kunden‐ zuflüsse werden im weiteren Verlauf der Untersuchung als sog. „Streukunden“ berücksichtigt.

17 Die Mitarbeiter von Bosch kommen auf ihrem Arbeitsweg nicht alle am neuen Aldi‐Markt vorbei. Dennoch ist mit Blick auf die rd. 5.800 Beschäftigten am Standort Abstatt mit einem etwas erhöhten Streukunden‐ anteil zu rechnen.

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2. Kaufkraft im Einzugsgebiet

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sowie eigenen Berechnungen beträgt die la‐ deneinzelhandelsrelevante Kaufkraft einschließlich der Ausgaben im Lebensmittelhandwerk in Deutschland pro Kopf der Wohnbevölkerung

ca. € 6.210.18

Bezogen auf das konkrete Vorhaben in Abstatt betragen die Pro‐Kopf‐Ausgaben

ca. € 2.285.19

Bei der Kaufkraftberechnung für das Einzugsgebiet ist zudem das lokale Kaufkraftniveau zu be‐ achten. Gemäß aktueller Kennziffer von MB Research20 liegt das Kaufkraftniveau in Abstatt bei 111,4 sowie in Untergruppenbach bei 119,1 und damit jeweils deutlich über dem Bundesdurch‐ schnitt (= 100,0).

Für das Einzugsgebiet beläuft sich das Kaufkraftpotenzial für Nahrungs‐ und Genussmittel somit auf ca. 19,1 Mio. €. Tabelle 4: Einwohner‐und Kaufkraftpotenziale im Einzugsgebiet des Aldi‐Marktes

Zone Stadt / Gemeinde Einwohner Einwohner KK‐Food (Anteil in %) in Mio. € I Abstatt 4.845 66 % 12,3 II Untergruppenbach östl. Gemeindegebiet 2.500 34 % 6,8 = Unterheinriet, Oberheinriet, Vorhof I‐II EZG gesamt 7.345 100 % 19,1 GMA‐Berechnungen 2020; ca.‐Werte, Abweichungen durch Rundungen möglich

Im Vergleich mit anderen Aldi‐Standorten ergibt sich ein vergleichsweise kleines Einzugsgebiet. Dies wird sich auch in einer eher niedrigen Umsatzleistung bemerkbar machen.

18 Ohne Kaufkraftanteil verschreibungspflichtiger Medikamente bei Apotheken. 19 Ohne Randsortimente (Nonfood I und II), wie z. B. Drogeriewaren, Haushaltswaren, Tiernahrung. 20 Quelle: MB‐Research, Nürnberg 2020

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V. Umsatzprognose und wettbewerbliche Wirkungen

1. Umsatzprognose

Zur Berechnung der voraussichtlichen Umsatzerwartung des Vorhabens wird das Marktanteil‐ konzept verwendet. Dieses in der Handelswissenschaft weit verbreitete und anerkannte Modell bestimmt das zu erwartende Umsatzvolumen eines Einzelhandelsbetriebes anhand der erzielba‐ ren Marktanteile mit Kunden in den einzelnen Zonen des Einzugsgebietes.21 Das Modell be‐ schreibt, in welchem Ausmaß das Vorhaben in der Lage ist, Teile des vorhandenen Kaufkraftvo‐ lumens im projektrelevanten Sortimentsbereich zu binden.

Neben der Berechnung der zu erwartenden Gesamtumsatzleistung eines Vorhabens lässt sich anhand des Marktanteilkonzepts ebenfalls die perspektivische Umsatzherkunft des Vorhabens ableiten. Diese ergibt sich aus der Relation zwischen den in den jeweiligen Zonen des Einzugsge‐ biets generierten Umsätzen und dem Gesamtumsatz des Vorhabens. Das Marktanteilkonzept lässt hingegen keine direkten Rückschlüsse auf die durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzum‐ lenkungen zu. So gibt das Marktanteilkonzept keine Auskunft darüber, wo die durch das Vorha‐ ben generierten Umsätze bisher gebunden sind und wie sich diese nach Umsetzung des Vorha‐ bens neu verteilen werden. Die Ermittlung der Umsatzumlenkungen für das Vorhaben wird in Kapitel V., 2. ausführlich behandelt.

Mit Bezug auf die zusätzlichen Potentialen (geänderte Flächenbilanz durch die Verkleinerung des CAP‐Marktes) ist in Abstatt von etwas höheren Marktanteilen (32 – 33 %) auszugehen.

Folgende Umsatzprognose lässt sich für den Aldi‐Lebensmitteldiscounter mit einer Verkaufsflä‐ che von rd. 1.200 m² VK anhand des Marktanteilkonzepts ermitteln22: Tabelle 5: Umsatzprognose für den Aldi‐Markt in Abstatt mit 1.200 m² VK Kaufkraft Markt‐ Umsatz Umsatz Umsatz Umsatz‐ Zonen Food anteil Food Nonfood gesamt herkunft in Mio. € Food in % in Mio. € in Mio. €* in Mio. €* in % Zone 1 (= Abstatt) 12,3 32 – 33 4,0 1,0 5,0 66 Zone 2 (= Umland) 6,8 15 1,0 0,3 1,3 17 Einzugsgebiet 19,1 26 5,0 1,3 6,3 83 Streuumsätze 1,0 – 1,1 0,3 1,3 17 Insgesamt 6,1 1,5 7,6 100 * Der Umsatzanteil im Nonfoodbereich wurde für Aldi mit ca. 20 % angesetzt. Hinsichtlich der Kundenher‐ kunft wurde von mit dem Lebensmittelbereich vergleichbaren Werten ausgegangen. GMA‐Berechnungen 2020 (ca.‐Werte, Rundungsdifferenzen möglich)

21 In die Ermittlung der Marktanteile fließen zahlreiche Faktoren ein. U. a. sind dies die Rahmenbedingungen am Vorhabenstandort, die verkehrliche Erreichbarkeit, die Wettbewerbssituation im selben Marktseg‐ ment sowie Kopplungs‐ und Agglomerationseffekte. 22 Rechenvorgang: Kaufkraft der Wohnbevölkerung x Marktanteil = Umsatz des Vorhabens.

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Somit lässt sich für den verlagerten Aldi‐Lebensmitteldiscounter mit ca. 1.200 m² VK eine Gesam‐ tumsatzleistung von ca. 7,6 Mio. € ermitteln. Hiervon entfallen auf den Nahrungs‐ und Genuss‐ mittelbereich ca. 6,1 Mio. € und ca. 1,5 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbereich.

Die Flächenleistung liegt mit rd. 6.330 € / m² VK unter Berücksichtigung des beschränkten Ein‐ zugsgebietes sowie der großzügigen Verkaufsfläche auf einem akzeptablen Niveau.

Bei einer Bewertung der am Standort erzielbaren Umsatzleistung sind zum einen die spezifischen örtlichen Verhältnisse zu berücksichtigen, zum anderen handelt es sich bei dem am Standort ge‐ planten Aldi‐Lebensmitteldiscounter um einen Markt, der hinsichtlich seiner Verkaufsfläche deutlich über der durchschnittlichen Flächengröße von Lebensmitteldiscountern (derzeit ca. 793 m²)23 operiert. Dies ist auch bei der Heranziehung durchschnittlicher Flächenleistungen von Le‐ bensmitteldiscountern zu berücksichtigen, da sich diese auf deutlich kleinere Flächen beziehen. Bei der Realisierung von Lebensmitteldiscountern neueren Typs steht v. a. die Schaffung eines großzügigeren Marktes im Vordergrund, ohne dabei die Sortimentsbreite und ‐tiefe nennenswert zu verändern. So ist bei größeren Verkaufsflächen nach allen bisherigen Erfahrungen i. d. R. von einer geringeren Flächenleistung auszugehen.24

Die Betrachtung der Umsatzherkunft zeigt, dass mit insgesamt 66 % der überwiegende Teil des Umsatzes mit Kunden aus der Gemeinde Abstatt generiert wird. Rd. 17 % fließen aus dem erwei‐ terten Einzugsgebiet (Untergruppenbacher Ortsteile Unterheinriet, Oberheinriet, Vorhof) an den Standort zu. Darüber hinaus ist aufgrund der hohen Arbeitsplatzzentralität von einem erhöhten Streukundenanteil am Standort auszugehen.

An dieser Stelle bleibt festzuhalten, dass das Kongruenzgebot bei der aktuellen Planung (Aldi‐ Markt mit 1.200 m² VK) knapp unterschritten wird. Zur Einhaltung der Vorgaben der Landes‐ und Regionalplanung wird vom Gutachter eine Reduzierung der Verkaufsfläche empfohlen.

In einer Modellrechnung wurde geprüft in welchem Umfang eine Flächenreduzierung erforder‐ lich ist, um das Kongruenzgebot (70 % Umsatzanteil in Abstatt) einzuhalten. Daraus ergibt sich eine Reduzierung der Planung um ca. 100 m². Im Folgenden wird diese Reduzierung nochmals in Hinblick auf die Umsatzherkunft im Sinne des Marktanteilskonzeptes überprüft.

Durch die Reduzierung der Verkaufsfläche wird in erster Linie die Umlandbedeutung des Aldi‐ Marktes sinken, da die wichtigsten Wettbewerber (Lidl Untergruppenbach rd. 1.300 m² VK; neuer Edeka‐Markt 1.500 m² in Kombination mit einem neuen dm‐Markt) deutlich größer sind.

23 vgl. auch Kapitel I., 3. 24 Der in der Praxis häufig Verwendung findende Ansatz durchschnittlicher Flächenleistungen zur Bewertung eines Vorhabens ist i. d. R. nicht zielführend. So können diese durchschnittlichen Flächenleistungen nicht an jedem Standort gleichermaßen angesetzt werden. Vielmehr bedarf es immer der Erstellung einer standortspezifischen Umsatzprognose, bei der – je nach Standort – mit einer Streuung der Umsatzleistung zu rechnen ist. Dies gilt umso mehr bei einem Lebensmitteldiscountkonzept mit großzügigen Verkaufsflä‐ chen bei gleichem Warensortiment. Dieser Trend ist bei nahezu allen Discountern zu beobachten. Die Umsatzprognose für den verlagerten und modernisierten Aldi‐Standort in Abstatt wurde auf Basis der Standortrahmenbedingungen, der Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum sowie unter Berück‐ sichtigung der Bestandsumsätze ermittelt. Entsprechend wurde gemäß den rechtlichen Anforderungen eine standortbezogene Umsatzleistung ermittelt.

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In der Konsequenz ist davon auszugehen, dass der Standort in Abstatt wegen der hohen Distanz und der deutlichen Größenvorteile der Wettbewerber an Attraktivität verlieren wird. Insofern werden die Marktanteile in Zone 2 etwas nach unten gehen.

Die Reduzierung der Verkaufsfläche auf max. 1.100 m² VK wirkt sich wie folgt aus: Tabelle 6: Umsatzprognose für den Aldi‐Markt in Abstatt mit max. 1.100 m² VK Kaufkraft Markt‐ Umsatz Umsatz Umsatz Umsatz‐ Zonen Food anteil Food Nonfood gesamt herkunft in Mio. € Food in % in Mio. € in Mio. €* in Mio. €* in % Zone 1 (= Abstatt) 12,3 32 – 33 4,0 1,0 5,0 70 Zone 2 (= Umland) 6,8 12 – 13 0,8 – 0,9 0,2 1,1 15 Einzugsgebiet 19,1 25 4,9 1,2 6,1 85 Streuumsätze 0,8 – 0,9 0,2 1,0 – 1,1 15 Insgesamt 5,7 1,4 7,1 100 * Der Umsatzanteil im Nonfoodbereich wurde für Aldi mit ca. 20 % angesetzt. Hinsichtlich der Kundenher‐ kunft wurde von mit dem Lebensmittelbereich vergleichbaren Werten ausgegangen. GMA‐Berechnungen 2020 (ca.‐Werte, Rundungsdifferenzen möglich)

Somit lässt sich für den verlagerten Aldi‐Lebensmitteldiscounter bei einer Erweiterung der Ver‐ kaufsfläche auf max. 1.100 m² eine Gesamtumsatzleistung von ca. 7,1 Mio. € ermitteln. Hiervon entfallen auf den Nahrungs‐ und Genussmittelbereich ca. 5,7 Mio. € und ca. 1,4 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbereich. Die Flächenleistung würde sich im Vergleich zur ursprünglichen Pla‐ nung mit rd. 6.450€ / m² VK leicht erhöhen.

Nach Angaben der Fa. Aldi wurde am aktuellen Standort auf einer Verkaufsfläche von rd. 920 m² zuletzt ein Gesamtumsatz von rd. 5,5 Mio. € p. a. (Flächenproduktivität = 6.000 € / m² VK) erzielt. Für den neuen Standort mit rd. 1.100 m² VK geht die GMA entsprechend einem worst‐case‐An‐ satz von einer leicht steigenden Flächenleistung aus.

Die Betrachtung der Umsatzherkunft zeigt, dass eine Verkaufsflächenreduzierung um 100 m² auf 1.100 m² erforderlich ist um die Vorgaben des Kongruenzgebotes einzuhalten. Gemäß Marktan‐ teilkonzept werden rd. 70 % des Umsatzes mit Kunden aus der Standortgemeinde Abstatt gene‐ riert. Der Rest fließt aus dem überörtlichen Einzugsgebiet bzw. durch Streukunden an den Stand‐ ort zu.

2. Umsatzumlenkungen / wettbewerbliche Wirkungen

Zur Ermittlung der durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzumlenkungen bzw. Wettbewerbswir‐ kungen kommt ein Rechenmodell zum Einsatz, welches auf dem Prinzip des Gravitationsmodells basiert. Im Wesentlichen fließen dabei zwei Parameter ein, welche durch weitere Kriterien er‐ gänzt und kalibriert werden. Als Berechnungsfaktoren sind hierbei zu nennen:

 die Attraktivität der einzelnen Wettbewerbsstandorte, die durch den jeweiligen Be‐ triebsbesatz (Betriebsform, Betreiber, Erscheinungsbild etc.), die Verkaufsflächen‐ größe bzw. den darauf erzielbaren Umsatz beschrieben wird und

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 der Distanzwiderstand, der sich aus der Entfernung (Distanz) zwischen den einzelnen Standorten ergibt.

Für die Bewertung der geplanten Verlagerung und Erweiterung des Aldi‐Lebensmitteldiscounters in Abstatt werden hinsichtlich der zu erwartenden Umsatzumlenkungen folgende Annahmen ge‐ troffen:

 Der verlagerte Aldi‐Markt wird auf einer Verkaufsfläche von max. 1.100 m² eine Um‐ satzleistung von ca. 7,1 Mio. € erzielen. Dabei entfallen rd. 5,7 Mio. € auf den Lebens‐ mittelbereich und ca. 1,4 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbereich.

 Zu berücksichtigen ist des Weiteren, dass der Anbieter Aldi bereits seit vielen Jahren in Abstatt an der Rauheckstraße 9 auf einer Verkaufsfläche von aktuell ca. 920 m² an‐ sässig ist. Dieser Markt erwirtschaftet nach Angaben der Fa. Aldi derzeit rd. 5,5 Mio. €. Davon entfallen rd. 4,4 Mio. € auf den Nahrungs‐ und Genussmittelbereich und rd. 1,1 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbereich. Diese Umsätze werden bereits heute am Standort generiert und auch weiterhin gebunden bleiben, da sich an den generellen Standortrahmenbedingungen und dem Kundeneinzugsgebiet infolge der Verlagerung von Aldi keine nennenswerten Veränderungen ergeben werden.

 Im Folgenden wird von einer Neuansiedlung eines Aldi‐Marktes mit max. 1.100 m² VK unter Berücksichtigung des derzeit vorhandenen Marktes ausgegangen. Dementspre‐ chend wird in vorliegender Auswirkungsanalyse das Gesamtprojekt von Aldi bewertet. So wurde etwa im Hinblick auf die Ausbildung des voraussichtlichen Kundeneinzugs‐ gebietes, der voraussichtlichen Umsatzleistung oder der Stellung im Wettbewerb je‐ weils das Gesamtvorhaben nach seiner vollzogenen Verlagerung und Erweiterung be‐ trachtet. So ist nach aktueller Rechtsprechung für die tatsächliche Bewertung der durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzumlenkungen die Umsatzleistung des beste‐ henden Aldi‐Marktes zu berücksichtigen. Dieser ist bereits seit Jahren am Standort an‐ sässig. Der Altstandort soll zukünftig wieder dem Gewerbe vorbehalten bleiben. Eine Nachbelegung durch einen Lebensmittelmarkt wird ausgeschlossen. Dementspre‐ chend gilt für die durch das Vorhaben zu erwartenden Umsatzumlenkungen, dass sich jeweils nur der durch das Vorhaben generierte Zusatzumsatz nach der Neuaufstellung des Aldi‐Marktes i. S. wettbewerblicher Wirkungen bzw. ggf. städtebaulichen Auswir‐ kungen bemerkbar machen wird.

Im Detail sind durch die Umsetzung des Vorhabens im Untersuchungsraum folgende Umsatzum‐ lenkungen zu erwarten:

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Tabelle 7: Umsatzumlenkungen durch die Verlagerung von Aldi in Abstatt

Umsatzumverteilung Food absolut in % Umsatz bestehender Aldi‐Markt im Lebensmittelbereich 4,4 ‐‐ Umsatzumverteilungen ggü. Anbieter in Abstatt 0,2 max. 7 % Umsatzumverteilungen ggü. Anbieter in Untergruppenbach 0,4 – 0,5 max. 3 – 4 % Umsatzumverteilungen ggü. Anbieter in Ilsfeld 0,3 – 0,4 max. 2 – 3 % Umsatzumverteilungen ggü. Anbieter in Beilstein 0,1 – 0,2 max. 1 – 2 % Streukundeneffekte 0,1 n. n. Umsatz erweiterter Aldi‐Markt im Lebensmittelbereich 5,7 ‐‐ GMA‐Berechnungen 2020, ca.‐Werte gerundet (Rundungsdifferenzen möglich)

Auf Basis der zuvor getätigten Annahmen zu möglichen Umsatzumlenkungen im Untersuchungs‐ raum sind folgende Umsatzumlenkungen durch das Vorhaben von Aldi zu erwarten:

 Durch die geplante Verlagerung und Erweiterung von Aldi werden im Lebensmittelbe‐ reich max. 1,3 Mio. € umverteilt. Der Umsatzzuwachs ist i. S. einer worst‐case‐Be‐ trachtung zu bewerten, entsprechend stellen die dargestellten Umverteilungseffekte die maximal mögliche Umverteilung dar.

In Abstatt wären die bestehenden Anbieter nur mit überschaubaren Umverteilungen konfron‐ tiert, hier werden max. 0,2 Mio. € umverteilt. Hiervon betroffen wäre der neue CAP‐Markt in der Ortsmitte, der eine zentrale Rolle in der Nahversorgung sowie für das Gemeinwesen in Abstatt übernimmt. In Anbetracht der besonderen Versorgungsfunktion sowie der wichtigen Funktion für den neuen Ortsmittelpunkt, sind die Umverteilungseffekte einer genaueren Betrachtung zu unterziehen:

 Gegenüber dem CAP‐Markt in der Ortsmitte werden Umverteilungseffekte i. H. von max. 7 % (worst‐case) erreicht. Die GMA geht davon aus, dass der neue Markt auch auf einer etwas kleineren Fläche in der Höhe des Umsatzes stabil bleiben wird, wenn nicht gar leicht zulegen dürfte. Hierfür sprechen die verbesserten Standortrahmenbe‐ dingungen (u. a. zentrale Lage, großes fußläufiges Einzugsgebiet, Frequenz‐ und Kop‐ pelungswirkungen durch andere Einrichtungen im Umfeld wie das Ärztehaus, die ge‐ plante Postagentur und andere öffentliche Einrichtungen), das moderne Marktlayout sowie die große Akzeptanz und Unterstützung des Projektes in der Bürgerschaft bzw. durch die Gemeinde. Der neue CAP‐Markt ist im Vergleich zum jetzigen Markt daher als deutlich attraktiver und auch leistungsfähiger einzustufen.

 Eine Gefahr, dass mit der Umsetzung der Planung (Aldi mit 1.100 m² VK), der neue CAP‐Markt in seinem Bestand gefährdet sein könnte und infolge dessen wirtschaftliche Effekte in städtebauliche Effekte umschlagen könnten, wird nicht gesehen. Beide

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Märkte existieren bzw. agieren bereits langjährig zusammen in der Gemeinde Abstatt, und ergänzen sich hinsichtlich ihres Betriebstyps (Discounter, Lebensmittelvollsorti‐ menter) sehr gut. Der CAP‐Markt hebt sich sowohl vom Konzept (integrativer Ansatz, persönlicher Kundenkontakt, Lieferservice, Einkaufshilfe etc.) als auch vom Angebot (Vollsortimenter mit deutlich höherer Artikelzahl, Schwerpunkt im Frischebereich mit regionalem Ansatz, inkl. Metzgerei) deutlich vom Aldi‐Markt ab. Zudem wird der Markt an seinem neuen Standort auch stärker von seinem Umfeld profitieren25 (Ärztehaus, Postagentur, Bäckerei / Café sowie öffentliche Einrichtungen).

 Für den Aldi‐Markt wurde ein Marktanteil von 32 – 33 % angenommen, d. h. rd. 67 – 68 % der örtlichen Kaufkraft26 stehen noch zur Verfügung. Unter der Annahme, dass der CAP‐Markt in der Ortsmitte nur rd. 20 % der verbleibenden Kaufkraft binden kann, ist ein Umsatz von rd. 3,0 Mio. €27 am neuen Standort möglich. Damit wäre der CAP‐ Markt in Abstatt auch im Vergleich zu anderen CAP‐Märkten als überdurchschnittlich leistungsfähig einzustufen. Die Betrachtung zeigt aber auch, dass in Abstatt grundsätz‐ lich ein ausreichendes Kaufkraftpotenzial für beide Märkte vorhanden ist. Der Erfolg des neuen CAP‐Marktes hängt daher ganz entscheidend von der Akzeptanz in der Be‐ völkerung und der Unterstützung der Gemeinde ab. Hier ist von einer guten Ausgangs‐ situation auszugehen.

 Darüber hinaus wird der überwiegende Teil des durch das Vorhaben von Aldi generier‐ ten (Mehr‐)Umsatzes außerhalb der Gemeinde Abstatt (= Kaufkraftrückholung) um‐ verteilt werden. Insgesamt werden ggü. den Wettbewerbern im Untersuchungsraum rd. 1,0 Mio. € im Lebensmittelbereich umverteilungswirksam. Als Hauptwettbewerber des Aldi‐Marktes sind dabei in erster Linie betriebstypengleiche oder betriebstypen‐ ähnliche Anbieter (v. a. Lebensmitteldiscounter, Supermärkte, SB‐Warenhäuser) ein‐ zustufen, welche die größten Konzept‐ und Sortimentsüberschneidungen mit dem Le‐ bensmitteldiscounter aufweisen. Die kleinteiligen Betriebe (u. a. Lebensmittelhand‐ werk in den Ortsmitten) werden dagegen nur mit geringen Wettbewerbswirkungen konfrontiert. Mit zunehmender Distanz nimmt die Wettbewerbsfunktion zudem ab.

 Auf die Wettbewerber im Untersuchungsraum (übrige Gemeinden des GVV Schozach‐ Bottwartal) hat das Vorhaben von Aldi nur geringe Auswirkungen. In den Gemeinden Untergruppenbach (u. a. Edeka, Lidl) und Ilsfeld (u. a. Kaufland, Netto) ist wegen der geringen Distanz sowie mit Blick auf die bestehenden Verflechtungen im Raum dabei mit den höchsten Umsatzumverteilungen zu rechnen. Die Umverteilungsquoten liegen

25 Die Koppelungswirkungen am jetzigen Standort durch den Aldi‐Markt werden kaum höher eingestuft, da die Märkte durch dazwischenliegende Gewerbebetriebe räumlich voneinander getrennt liegen. 26 Kaufkraft der Bevölkerung in Abstatt = 12,3 Mio. €. 27 Unter Berücksichtigung eines eher geringen Streukundenanteils (5 %); inkl. Nonfood‐Umsätze.

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

mit max. 3 – 4 % in Unterguppenbach bzw. 2 – 3 % in Ilsfeld jedoch auf einem wettbe‐ werblichen Niveau. Angesichts der Leistungsfähigkeit der dortigen Anbieter sind be‐ triebliche Beeinträchtigungen auszuschließen. Städtebauliche Auswirkungen oder eine Beeinträchtigung der Versorgungsstrukturen sind nicht zu erwarten.

 Die anderen strukturprägenden Wettbewerber in Beilstein (u. a. weitere Filiale von Aldi, REWE) sind dagegen nur noch deutlich untergeordnet vom Vorhaben betroffen. Die Umsatzumverteilungseffekte belaufen sich hier auf max. 1 – 2 %. Dies ist eine Grö‐ ßenordnung, bei der von keiner Betriebsschwächung einzelner Anbieter auszugehen ist, zumal die Wettbewerber über eine gute Marktposition verfügen. Demzufolge wird es auch in Beilstein nach der Umsetzung des Vorhabens nicht zu negativen städtebau‐ lichen Auswirkungen bzw. zu einer Beeinträchtigung der Versorgungsstrukturen kom‐ men.

 Ein Anteil i. H. von max. 10 % des am neuen Standort zusätzlich generierten Umsatzes (rd. 0,1 Mio. €) wird außerhalb des Untersuchungsraumes umverteilt (sog. „Streu‐ kundeneffekte“). Diese sind v. a. auf die Beschäftigten von Bosch am Standort Abstatt zurückzuführen. Insgesamt würden sich mögliche Effekte jedoch auf eine Vielzahl un‐ terschiedlicher Standorte und Wettbewerber verteilen und in einer Einzelbetrachtung nur noch sehr geringe Ausmaße einnehmen. Negative Rückwirkungen sind außerhalb des Untersuchungsraumes damit auszuschließen.

 Im Nichtlebensmittelbereich werden die durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzum‐ verteilungseffekte in einer Größenordnung von max. 0,3 Mio. € v. a. gegenüber den anderen Lebensmittelmärkten und in deutlich untergeordneter Form ebenfalls gegen‐ über sonstigen Anbietern im Untersuchungsraum wirksam werden. Diese sind jedoch bei einer Einzelbetrachtung als minimal einzustufen und mit Methoden der prognosti‐ schen Marktforschung nicht mehr nachweisebar.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass infolge der Umsetzung des Vorhabens nicht mit ne‐ gativen städtebaulichen oder versorgungsstrukturellen Auswirkungen zu rechnen ist.

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

VI. Raumordnerische Prüfung

Zur Beurteilung der Vereinbarkeit des Vorhabens mit den Zielen des LEP Baden‐Württembergs bzw. des Regionalplans Heilbronn‐Franken 2020 sind folgende Ge‐ und Verbote wesentlich:

1. Konzentrationsgebot gemäß Ziel 3.3.7 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.2 Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020

Zunächst ist in einem ersten Schritt zu bewerten, ob der Standort Abstatt unter landes‐ und regi‐ onalplanerischen Gesichtspunkten zur Ansiedlung bzw. Erweiterung großflächiger Einzelhandels‐ betriebe geeignet ist. Hierfür ist das Konzentrationsgebot zu prüfen.

Maßgeblich hierfür ist Ziel 3.3.7 des Landesentwicklungsplanes 2002 Baden‐Württemberg:

3.3.7 (Z) Einkaufszentren, großflächige Einzelhandelsbetriebe und sonstige großflä‐ chige Handelsbetriebe für Endverbraucher (Einzelhandelsgroßprojekte) sol‐ len sich in das zentralörtliche Versorgungssystem einfügen; sie dürfen in der Regel nur in Ober‐, Mittel‐ und Unterzentren ausgewiesen, errichtet oder er‐ weitert werden.

Hiervon abweichend kommen auch Standorte in Kleinzentren und Gemein‐ den ohne zentralörtliche Funktion in Betracht, wenn

‐ dies nach den raumstrukturellen Gegebenheiten zur Sicherung der Grundversorgung geboten ist oder

‐ diese in Verdichtungsräumen liegen und mit Siedlungsbereichen benach‐ barter Ober‐, Mittel‐ oder Unterzentren zusammengewachsen sind.

Auch im Regionalplan Heilbronn‐Franken 202028 wird die o. g. Regelung nachrichtlich aufgegrif‐ fen. Da die Gemeinde Abstatt keine zentralörtliche Funktion zukommt, ist großflächiger Einzel‐ handel hier zunächst nicht vorgesehen, es sei denn, eines der beiden o. g. abweichenden Kriterien wird erfüllt. Abstatt liegt nicht in einem Verdichtungsraum (und ist nicht mit einem Zentralen Ort siedlungsräumlich zusammengewachsen), so dass nur die Sicherung der Grundversorgung unter den speziellen raumstrukturellen Gegebenheiten zur Begründung herangezogen werden kann.

Mit den bestehenden Lebensmittelanbietern Aldi und CAP ist in der Gemeinde Abstatt derzeit in quantitativer und qualitativer Hinsicht nur eine eingeschränkte Grundversorgung gegeben.

Die Zentralität im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich beträgt in Abstatt aktuell rd. 60 %29. Dies zeigt, dass die Gemeinde Abstatt ihre Aufgabe zur Sicherung der Grundversorgung nicht im vol‐ lem Umfang nachkommt. Derzeit fließt ein erheblicher Teil der örtlichen Kaufkraft aus Abstatt an Einkaufsstandorte im Untersuchungsraum ab (v. a. Untergruppenbach, Ilsfeld). Hierzu trägt auch

28 Quelle: Regionalplan Heilbronn Franken 2020, Ziel 2.4.3.2.2. 29 Zentralität = Umsatz ./. Kaufkraft. Werte über 100 bedeuten, dass weniger durch den Einzelhandel umge‐ setzt wird als Kaufkraft im Untersuchungsgebiet vorhanden ist. Demnach fließt Kaufkraft in das Umland ab. (Abstatt: Umsatz Food in Mio. € (ca. 7,4 Mio. €) ./. Kaufkraft Food (rd. 12,3 Mio. €) = 60 %

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

der Umstand bei, dass mit Ausnahme von Abstatt alle Mitgliedsgemeinden des GVV Schozach‐ Bottwartal ihre Nahversorgungsstrukturen in den zurückliegenden Jahren modernisiert bzw. weiter ausgebaut haben (Neuansiedlung Edeka und dm in Untergruppenbach, Neubau Kaufland in Ilsfeld, Neuansiedlung REWE in Beilstein). Die Vorhaben von Aldi und CAP tragen dazu bei, die Nahversorgungsstrukturen in Abstatt zeitgemäß aufzustellen und somit auch einer weiteren Ab‐ wanderung der Kunden an attraktivere Einkaufsstandorte im Umland entgegenzuwirken.

Im Sinne der Landes‐ und Regionalplanung soll die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs verbrauchernah (im Idealfall fußläufig) organisiert sein. In diesem Sinne ist die Grundversorgung derzeit in Abstatt nicht gewährleistet, da sich die bestehenden Anbieter (Aldi, CAP) in einer städtebaulich nicht integrierten Lage im Gewerbegebiet Rauheck‐ Deboldsäcker befinden. Ein fußläufiger Anschluss ist bislang nicht möglich.

Das Vorhaben trägt zur deutlichen Verbesserung der verbrauchernahen Versorgung in Abstatt bei. Ein Großteil der örtlichen Bevölkerung könnte zukünftig fußläufig an einen Lebensmittel‐ markt gelangen (CAP in der Ortsmitte, Aldi an der Happenbacher Straße). Mit Blick auf die ab‐ weichende Betriebstypenstruktur sowie die verschiedenen Standortlagen ergänzen sich die bei‐ den Märkte zudem sehr gut.

Zur Bewertung der Gesamtsituation im GVV Schozach‐Bottwartal wurde bereits 2015 zudem ein gemeinsames Einzelhandelskonzept erstellt, indem die Entwicklungsmöglichkeiten im Gemein‐ deverwaltungsverband und in den einzelnen Mitgliedskommunen bewertet wurden. Die relevan‐ ten Planungen und Empfehlungen in Untergruppenbach, Ilsfeld und Beilstein wurden inzwischen umgesetzt. Für die Gemeinde Abstatt wurde 2015 eine Neuaufstellung der Versorgungsstruk‐ turen empfohlen (Modernisierung CAP, Verlagerung des Lebensmittelangebotes aus dem Ge‐ werbegebiet hinaus, hin zu den Wohnschwerpunkten). Mit der Umsetzung beider Vorhaben (Verlagerung Aldi an die Happenbacher Straße, Verlagerung CAP in die Ortsmitte) sind positive Effekte zu erwarten (Kaufkraftbindung vor Ort, Belebung der Ortsmitte, Verbesserung der fuß‐ läufigen Nahversorgung). Die Vorhaben tragen damit sowohl in quantitativer und qualitativer Hinsicht zu einer Verbesserung der Nahversorgungsqualität in Abstatt bei.

2. Integrationsgebot gemäß Ziel 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.3 Re‐ gionalplan Heilbronn‐Franken 2020

Das sog. Integrationsgebot ist auf Ziel 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg zurückzuführen.

„[...] Einzelhandelsgroßprojekte sollen vorrangig an städtebaulich integrierten Stand‐ orten ausgewiesen, errichtet oder erweitert werden. Für nicht zentrenrelevante Wa‐ rensortimente kommen auch städtebauliche Randlagen in Frage.“

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Der Einzelhandelserlass Baden‐Württemberg führt unter 3.2.2.3 weiter aus, dass ein Einzelhan‐ delsgroßprojekt im zentralörtlichen Versorgungskern (Stadt‐ und Ortskern) errichtet oder erwei‐ tert oder diesem in unmittelbarer Nähe zugeordnet werden soll, so dass in der Regel keine Be‐ einträchtigung der Funktionsfähigkeit dieses Versorgungskerns der Standortgemeinde gegeben ist.

„[...] Solche Standorte haben deshalb Vorrang vor städtebaulichen Randlagen [...].“

Des Weiteren formuliert der Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020 unter Rückgriff auf Grundsatz 3.3.7.4 LEP Baden‐Württemberg durch die Festlegung von Standorten für regionalbedeutsame Einzelhandelsgroßprojekte das Integrationsgebot weiter aus.30

Da für Abstatt als nicht zentraler Ort kein Standortbereich für regionalbedeutsame Einzelhandels‐ großprojekte ausgewiesen ist, ist zunächst der Abstatter Ortskern als möglicher Standort für Ein‐ zelhandelsgroßprojekte im zentrenrelevanten Sortimentsbereich als landes‐ und regionalplane‐ risch gewünschter Standort in Betracht zu ziehen. Hier bestehen trotz schwieriger Entwicklungs‐ möglichkeiten bereits konkrete Planungen für die Verlagerung des CAP‐Lebensmittelmarktes.

Im Vergleich zur heutigen Situation rückt der Aldi‐Markt wieder direkt an die Wohnsiedlungsbe‐ reiche des Kernortes Abstatt heran, im Falle des CAP‐Marktes ist sogar eine Verlagerung in die Ortsmitte möglich. Das Vorhaben entspricht einem Gesamtkonzept der Gemeinde und ist i. S. der Nahversorgung positiv zu bewerten. Die Verlagerung beider Märkte aus dem Gewerbegebiet her‐ aus bewirkt, dass nahezu alle Bewohner des Kernortes Abstatt zu Fuß bzw. mit dem Rad an ein Lebensmittelstandort gelangen können. Im fußläufigen Einzugsgebiet des Aldi‐Marktes (700 – 1.000 m fußläufige Distanz, vgl. hierzu Karte 4) leben aktuell rd. 2.270 Einwohner. Zusammen mit dem CAP‐Markt in der Ortsmitte liegt perspektivisch eine sehr gute Abdeckungsquote in fußläu‐ figer Hinsicht vor.

Im Vorfeld wurde nach einer Alternativfläche gesucht. Nach Auskunft der Gemeinde (Schreiben vom 05.10.2020) steht derzeit kein geeigneter Ersatzstandort zur Verfügung der noch näher an der Ortsmitte liegt bzw. besser integriert wäre.31 Der Standort ist auch aus angrenzenden Wohn‐ gebieten fußläufig gut und schnell zu erreichen. Gegenüber dem jetzigen Standort im Gewerbe‐ gebiet Rauheck‐Deboldsäcker würde der Lebensmitteldiscounter direkt zu den Wohnlagen der Gemeinde Abstatt bzw. an die Ortsmitte heranrücken. Das Integrationsgebot wird damit einge‐ halten.

30 Vgl. Regionalplan Heilbronn‐Franken 2020, Kapitel 2.4.3.2.3 und 2.4.3.2.4. 31 Das freie Grundstück im Kreuzungsbereich Heinrieter Straße / Happenbacher Straße (Flurstück‐Nr. 947) ist im Besitz der Fa. Münzing Chemie, die in Abstatt vor einigen Jahren ein neues Verwaltungsgebäude mit Option auf Erweiterung errichtet hat. Die Fläche steht insofern für das Vorhaben nicht zur Verfügung.

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

3. Kongruenzgebot gemäß Ziel 3.3.7.1 LEP Baden‐Württemberg und Ziel 2.4.3.2.2 Re‐ gionalplan Heilbronn‐Franken 2020

Das Kongruenzgebot bedeutet zunächst, dass Einzelhandelsgroßprojekte sich in das zentralörtli‐ che System einfügen müssen. Dabei ist das sog. Konzentrationsgebot zu beachten. Darüber hin‐ aus soll die Verkaufsfläche des Einzelhandelsgroßprojektes so bemessen sein, dass deren Einzugs‐ gebiet den zentralörtlichen Verflechtungsbereich nicht wesentlich überschreitet (vgl. LEP BW Ziel 3.3.7 und 3.3.7.1).

Konkretisiert wurden diese Vorgaben durch die Regelung im Einzelhandelserlass Baden‐Würt‐ temberg (vgl. Pkt. 3.2.1.4): „Eine Verletzung des Kongruenzgebots liegt vor, wenn der betriebswirtschaftlich an‐ gestrebte Einzugsbereich des Vorhabens den zentralörtlichen Verflechtungsbereich der Standortgemeinde wesentlich überschreitet. Eine wesentliche Überschreitung ist i.d.R. gegeben, wenn mehr als 30 % des Umsatzes aus Räumen außerhalb des Verflech‐ tungsbereiches erzielt werden soll.“

Die Gemeinde Abstatt verfügt über keine zentralörtliche Funktion, damit erstreckt sich der Ver‐ flechtungsbereich ausschließlich auf Abstatt selbst. Im Falle von Abstatt ist dabei aber auch auf besondere siedlungsstrukturelle und administrative Gegebenheiten hinzuweisen. Abstatt ist eine von insgesamt vier Mitgliedsgemeinden des GVV Schozach‐Bottwartal, die bereits heute durch enge Verflechtungen im Raum (auch im Einzelhandel) gekennzeichnet sind. So orientieren sich die Bewohner der Gemeinde Abstatt z. T. an Einzelhandelsstandorte in Untergruppenbach (v. a. Edeka, Lidl) und Ilsfeld (v. a. Kaufland), gleichzeitig bestehen aber auch Verflechtungen aus dem östlichen Untergruppenbacher Gemeindegebiet in Richtung Abstatt.

Basierend auf der Umsatzherkunft sowie den landes‐ und regionalplanerischen Vorgaben lässt sich das Kongruenzgebot wie folgt bewerten:

 Das Einzugsgebiet des Aldi‐Lebensmitteldiscounters umfasst im Wesentlichen die Ge‐ meinde Abstatt. Eine über die Gemeinde hinausgehende Ausdehnung des regelmäßi‐ gen Einzugsgebietes ist nur in untergeordneter Form (Untergruppenbacher Ortsteile Unterheinriet, Oberheinriet, Vorhof) zu erwarten. Aufgrund der besonderen Standort‐ rahmenbedingungen (hohe Arbeitsplatzzentralität, rd. 5.800 Mitarbeiter bei Bosch; Lage im GVV Schozach‐Bottwartal mit engen Verflechtungen im Raum) ist zudem mit gewissen „Streukundeneffekten“ am Standort zu rechnen.

 Die durchgeführte Modellrechnung hat ergeben, dass eine Reduzierung der Verkaufs‐ fläche um 100 m² (max. 1.100 m²) erforderlich ist. Die Überprüfung anhand des Markt‐ anteilkonzeptes kommt zu dem Ergebnis, dass rd. 70 % des generierten Umsatzes aus der Gemeinde Abstatt stammen werden. Jeweils rd. 15 % fließen aus dem überörtli‐ chen Einzugsgebiet bzw. als Streuumsätze an den Standort zu. Der definierte Schwel‐ lenwert (mind. 70 % Umsatzanteil aus dem relevanten Verflechtungsbereich) wird bei einer Verkaufsfläche von 1.100 m² nicht unterschritten. Das Kongruenzgebot wird ein‐ gehalten.

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

4. Beeinträchtigungsverbot gemäß Ziel 3.3.7.1 und 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg

Das Beeinträchtigungsverbot geht aus § 11 Abs. 3 BauNVO hervor und besagt, dass das Vorhaben

 das städtebauliche Gefüge und die Funktionsfähigkeit des zentralen Versorgungsker‐ nes (Stadt‐ und Ortskernes) sowie

 die verbrauchernahe Versorgung im Einzugsbereich des Vorhabens nicht beeinträchtigen darf. Diese Vorgaben wurden von der Landes‐ und Regionalplanung unter Ziel 3.3.7.1 und 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg aufgegriffen.

Basierend auf der wettbewerblichen Situation im Untersuchungsraum, den dargestellten Um‐ satzumlenkungen bzw. wettbewerblichen Wirkungen lässt sich das Vorhaben hinsichtlich des Be‐ einträchtigungsverbotes wie folgt bewerten:

 Bei dem Vorhaben handelt es sich um eine Maßnahme zur Sicherung und Stärkung der Nahversorgung in Abstatt. Der zur Erweiterung stehende Aldi‐Markt ist in Abstatt be‐ reits langjährig etabliert, sodass die Auswirkungen im Untersuchungsraum deutlich ge‐ ringer ausfallen werden als etwa bei der Neuansiedlung eines Lebensmittelmarktes. Mit der Erweiterung der Verkaufsfläche sind zudem in erster Linie eine Optimierung der innerbetrieblichen Abläufe sowie eine Kundengerechte Warenpräsentation ver‐ bunden, wohingegen die Sortimentsbreite und ‐struktur nicht wesentlich verändert wird. Insofern sind nur geringfügige Auswirkungen auf andere Anbieter zu erwarten.

 In Abstatt selbst wäre in Folge des Vorhabens mit den höchsten Umsatzumverteilungs‐ effekten zu rechnen (max. 7 % ggü. dem neuen CAP‐Markt). Eine Gefährdung des An‐ bieters CAP bzw. das die hier ausgelösten wirtschaftlichen Effekte in städtebauliche Effekte umschlagen ist nicht zu befürchten. Gegenüber den übrigen Wettbewerbs‐ standorten im Untersuchungsraum (Untergruppenbach 3 – 4 %, Ilsfeld 2 – 3 %, Beil‐ stein max. 2 %) bewegen sich die Umverteilungen auf einem geringen Niveau. Die Aus‐ wirkungen betreffen vorrangig Wettbewerber mit einer hohen Leistungsfähigkeit in stabilen und gut frequentierten Lagen. Negative städtebauliche Auswirkungen oder Auswirkungen auf die Nahversorgungsstrukturen sind in Abstatt und im Umland nicht zu erwarten.

 Die durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzumlenkungen im Nichtlebensmittelbe‐ reich werden zu keiner Schwächung zentraler Versorgungsbereiche oder einer Ver‐ schlechterung der Nahversorgung führen. Hier sind städtebauliche Auswirkungen i. S. des Beeinträchtigungsverbotes auszuschließen, da sich die Umsatzumverteilungen auf zahlreiche Sortimentsgruppen und unterschiedliche Betriebe verteilen werden und so‐ mit in der Gesamtbetrachtung nur sehr geringe Ausmaße annehmen werden.

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Sowohl im Lebensmittel‐ als auch im Nichtlebensmittelbereich sind infolge der Umsetzung des Vorhabens keine schädlichen städtebaulichen Auswirkungen oder Auswirkungen auf die ver‐ brauchernahe Versorgung in Abstatt und im Umland zu erwarten.

Das Beeinträchtigungsverbot wird durch das Vorhaben nicht verletzt.

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

VII. Zusammenfassung

Zusammenfassende Bewertung des Vorhabens Grundlagen

Vorhaben /  Verlagerung und Erweiterung des langjährig in der Gemeinde Abstatt Standort am Standort Rauheckstraße gelegenen Aldi‐Marktes.  Der bestehende Markt hat derzeit eine Verkaufsfläche von rd. 920 m²; geplant ist am Standort „Happenbacher Straße“ Ecke Münzingstraße einen Neubau mit ca. 1.200 m² VK zu errichten. Zur Einhaltung der Vorgaben des Kongruenzgebotes wurde vom Gutachter eine Reduzie‐ rung der Verkaufsfläche auf max. 1.100 m² empfohlen.  Mit der Verlagerung und Neuaufstellung des Aldi‐Lebensmitteldis‐ counters wird ein bislang in dezentraler Gewerbegebietslage gelege‐ ner Standort hin zu den Wohnschwerpunkten Abstatts verlagert und somit auch die Nahversorgungsstrukturen für die Gemeinde Abstatt deutlich verbessert. Rechtsrahmen  städtebauliche und raumordnerische Auswirkungsanalyse nach § 11 Abs. 3 BauNVO Bauleitplanung  Ausweisung eines Sondergebietes (SO) vorgesehen  Es wird sichergestellt, dass der Altstandort nicht mehr durch einen Le‐ bensmittelmarkt belegt wird. Standortrahmen‐  Makrostandort: Abstatt; keine zentralörtliche Funktion bedingungen  Einzelhandelsstrukturen: Im Ortskern nur punktuell vorhandener Ein‐ zelhandelsbesatz sowie ergänzende Komplementäreinrichtungen.  Die wesentlichen Nahversorgungseinrichtungen liegen bislang im Ge‐ werbegebiet Rauheck‐Deboldsäcker. Neben dem zur Verlagerung vorgesehenen Aldi‐Lebensmitteldiscounter ist hier noch ein CAP‐Le‐ bensmittelmarkt (Verlagerung in die „Neue Ortsmitte“ geplant) an‐ sässig. Durch die Lage weit abseits der Siedlungsbereiche ist derzeit insbesondere in fußläufiger Hinsicht eine schlechte Versorgungsqua‐ lität gegeben. Neben der Planung zur Verlagerung des CAP‐Marktes fügt sich damit auch das Vorhaben von Aldi in das Gesamtkonzept zur Verbesserung der Nahversorgung ein. Einzugsgebiet und  Das Einzugsgebiet erstreckt sich im Kern auf die Gemeinde Abstatt so‐ Kaufkraftpotenzial wie auf die östlichen Bereiche der Gemeinde Untergruppenbach (v. a. Ortsteile Unterheinriet, Oberheinriet, Vorhof).  Einwohnerpotenzial im Einzugsgebiet: 7.345 Personen  Kaufkraftpotenzial im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich im Ein‐ zugsgebiet: ca. 19,1 Mio. € , davon rd. 12,3 Mio. € in Abstatt Umsatzerwartung  Gesamtumsatzleistung Aldi bei max. 1.100 m² VK: ca. 7,1 Mio. €, da‐ von ca. 5,7 Mio. € im Lebensmittelbereich und ca. 1,4 Mio. € im Nicht‐ lebensmittelbereich Umsatzum‐  Abstatt max. 7 % verteilungseffekte  Untergruppenbach max. 3 – 4 % in %  Ilsfeld max. 2 – 3 %  Beilstein max. 1 – 2 % GMA‐Zusammenstellung 2020

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Fazit

 Mit den bestehenden Angeboten (Aldi, CAP) ist in Abstatt derzeit in quantitativer und qualitati‐ ver Hinsicht nur eine eingeschränkte Grundversorgung gegeben. Die Zentralität von rd. 60 % zeigt, dass ein großer Teil der Kaufkraft nicht vor Ort gebunden wird. Hierzu trägt auch der Um‐ stand bei, dass mit Ausnahme von Abstatt alle Mitgliedsgemeinden des GVV Schozach‐Bottwartal ihre Nahversorgungsstrukturen in den zurückliegenden Jahren modernisiert bzw. ausgebaut ha‐ ben (Neuansiedlung Edeka und dm in Untergruppenbach, Neubau Kaufland in Ilsfeld, Neuansied‐ lung REWE in Beilstein). Die Vorhaben von Aldi und CAP tragen dazu bei, die Nahversorgungsstruk‐ turen in Abstatt zeitgemäß aufzustellen sowie einer weiteren Abwanderung der Kunden an attrak‐ tivere Einkaufsstandorte im Umland entgegenzuwirken.  Im Sinne der Landes‐ und Regionalplanung soll die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs verbrauchernah (im Idealfall fußläufig) organisiert sein. In diesem Sinne ist die Grundversorgung derzeit in Abstatt nicht gewährleistet, da sich die bestehenden An‐ bieter (Aldi, CAP) in einer städtebaulich nicht integrierten Lage im Gewerbegebiet befinden. Ziel der Gemeinde ist es daher, die Lebensmittelanbieter aus dem Gewerbegebiet heraus in Richtung Ortskern zurückzuholen. Die Verlagerung von Aldi an die Happenbacher Straße ist daher wie das Vorhaben von CAP (Verlagerung in die Neue Ortsmitte) Teil eines Gesamtkonzeptes zur Stärkung der Nahversorgung.  Das Vorhaben trägt gleichzeitig zur Mobilisierung von Flächenreserven im Gewerbegebiet Rau‐ heck‐Deboldsäcker bei. Mit der Verlagerung von Aldi und CAP können Flächen in einem Umfang von rd. 1,3 ha wieder ihrem eigentlichen Zweck (Industrie, Gewerbe) zurückgeführt werden.  Der Planstandort liegt am nördlichen Ortsrand jedoch in direkter Zuordnung zu den Wohnberei‐ chen der Gemeinde Abstatt. Im fußläufigen Nahbereich (700 – 1.000 m fußläufige Distanz) leben rd. 2.270 Einwohner, was für die hohe Nahversorgungsfunktion des Standortes spricht. In Kombi‐ nation mit dem neuen CAP‐Markt in der Ortsmitte ist perspektivisch eine gute fußläufige Abde‐ ckungsquote gegeben. Die beiden Märkte ergänzen sich in Lage und Angebot sehr gut.  Das Einzugsgebiet des verlagerten Aldi‐Marktes beschränkt sich auf die Gemeinde Abstatt selbst sowie auf die östliche Bereiche der Nachbargemeinde Untergruppenbach. Die Ortsteile Unter‐ heinriet, Oberheinriet und Vorhof gehören administrativ zu Untergruppenbach, liegen jedoch siedlungsräumlich abgesetzt, östlich des Abstatter Ortsteils Happenbach. Abstatt ist eine von vier Mitgliedsgemeinden des Gemeindeverwaltungsverbandes Schozach‐Bottwartal. Dieser ist durch intensive Verflechtungen im Raum gekennzeichnet. Daher wurde bereits 2015 ein interkommu‐ nales Einzelhandelskonzept für den GVV erstellt um eine einheitliche Analyse‐ und Bewertungs‐ grundlage zu erhalten. Das Vorhaben entspricht den Zielsetzungen des interkommunalen Einzel‐ handelskonzeptes.  Eine darüber hinausgehende Versorgungsbedeutung des Standortes ist vor dem Hintergrund der Wettbewerbsstrukturen im Untersuchungsgebiet nicht anzunehmen. In Untergruppenbach, Ils‐ feld du Beilstein liegen flächendeckend Angebote zur Nahversorgung vor.  Übergemeindliche Wirkungen sind im hier vorliegenden Fall ebenfalls nicht zu erwarten. Im Un‐ tersuchungsgebiet (GVV Schozach‐Bottwartal) werden nur geringe Umverteilungswirkungen aus‐ gelöst, welche nicht zu städtebaulichen oder versorgungsstrukturellen Auswirkungen führen wer‐ den.

GMA‐Zusammenstellung 2020

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Auswirkungsanalyse Verlagerung Aldi-Lebensmitteldiscounter in Abstatt, Happenbacher Straße

Verzeichnisse Seite

Kartenverzeichnis Karte 1: Lage von Abstatt und zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum 12 Karte 2: Mikrostandort „Happenbacher Straße“ 15 Karte 3: Fußläufiger Nahbereich des Aldi‐Marktes (700 – 1.000 m fußläufige Distanz) 16 Karte 4: Einzugsgebiet des Aldi‐Marktes und wesentliche Wettbewerber im Untersuchungsraum 24

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Typische Sortimentsstruktur von Lebensmittelmärkten 7 Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung im regionalen Vergleich 10 Tabelle 3: Angebots‐ und Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum 22 Tabelle 4: Einwohner‐und Kaufkraftpotenziale im Einzugsgebiet des Aldi‐ Marktes 26 Tabelle 5: Umsatzprognose für den Aldi‐Markt in Abstatt 27 Tabelle 6: Umsatzumlenkungen durch die Verlagerung von Aldi in Abstatt 31

Fotoverzeichnis Foto 1: Altstandort, Rauheckstraße 9 13 Foto 2: Vorhabenstandort, Happenbacher Straße 13 Foto 3: PanaMa Kindertagesstätte, Wohngebiet Überrück 14 Foto 4: Fa. Münzing Chemie 14 Foto 5: Fuß‐/Radweg an der Happenbacher Straße 14

Foto 6: ÖPNV Haltepunkt „Überrück“ 14 Foto 7: Aldi (Bestandsstandort) 19

Foto 8: CAP, Im Deboldsacker 19 Foto 7: EDEKA Uelzhöfer, Untergruppenbach Mühlweg 20

Foto 8: Lidl, Untergruppenbach Lerchenweg 20 Foto 9: Kaufland, Ilsfeld Robert‐Mayer‐Straße 21 Foto 10: Netto, Ilsfeld Ortsteil Auenstein Eisenbahnstraße 21 Foto 11: REWE, Beilstein Heerweg 21 Foto 12: Aldi, Beilstein Forstbergweg 21

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