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Samtgemeinde (Landkreis ) 27. Änderung Flächennutzungsplan

Artenschutzbeitrag gemäß §44 BNatSchG auf der Grundlage einer „erweiterten Potenzialanalyse“ basierend auf vorhandenen Gutachten und publizierten Daten

Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst, Sandfeld 3a, 21354 Bleckede www.j-wuebbenhorst.de Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Auftraggeber:

Samtgemeinde Hollenstedt, Hauptstraße 15, 21279 Hollenstedt

Bearbeiter:

Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst, Sandfeld 3a, 21354 Bleckede

Bleckede, 21.05.2019

II Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Inhalt 1 Einleitung...... 1 1.1 Anlass und Aufgabenstellung ...... 1 1.2 Untersuchungsgebiet ...... 1 1.3 Datenbasis ...... 2 1.4 Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung ...... 3 1.5 Rechtliche Grundlagen der artenschutzrechtlichen Prüfung ...... 3 1.6 Zusammenhang mit der Eingriffsregelung ...... 5 2 Konfliktanalyse ...... 6 2.1 Wirkfaktoren und -prozesse ...... 6 2.1.1 Flächeninanspruchnahme ...... 6 2.1.2 Störung/Barrierewirkung ...... 6 2.1.3 Kollisionsrisiko ...... 8 3 Prüfrelevante Arten ...... 11 3.1 Auswahl der Arten ...... 11 3.2 Pflanzenarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie ...... 12 3.3 Tierarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie ...... 12 3.3.1 Säugetiere ...... 12 3.3.2 Reptilien ...... 15 3.3.3 Amphibien ...... 15 3.3.4 Fische und Rundmäuler ...... 15 3.3.5 Käfer ...... 16 3.3.6 Tag- und Nachtfalter ...... 16 3.3.7 Libellen ...... 16 3.3.8 Heuschrecken ...... 16 3.3.9 Krebse und Weichtiere ...... 17 3.4 Europäische Vogelarten ...... 17 3.4.1 Brutvögel ...... 17 3.4.2 Gastvögel ...... 31 4 Vermeidung von Beeinträchtigungen ...... 32 4.1 Standortwahl ...... 32 4.1.1 AV 1: Standortwahl der Vorrangflächen ...... 32 4.1.2 AV 2: Räumliche Anordnung der WEA ...... 32 4.2 Anlageneigenschaften ...... 33 4.2.1 AV 3: Rotorfreier Bereich unter den WEA ...... 33 4.2.2 AV 4: Sichtbarkeit ...... 33 4.2.3 AV 5: Bauweise der Masten ...... 33 4.3 Vermeidungsmaßnahmen während der Bauphase ...... 34 4.3.1 AV 6: Vermeidung der Tötung von Vögeln und Fledermäusen- Bauzeitbegrenzung ..... 34 4.3.2 AV 7: Baumkontrolle ...... 34 4.4 Senkung der Attraktivität der Vorrangflächen für kollisionsgefährdete Arten ...... 34 III Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

4.4.1 AV 8: Gestaltung und Bewirtschaftung der Anbauflächen im Windpark ...... 34 4.4.2 AV 9: Gestaltung des Mastfußbereiches und der Zuwegungen ...... 35 4.4.3 AV 10: Vermeidung für Greifvögel attraktiver Strukturen im Windpark ...... 35 4.4.4 AV 11: Ablenkungsmaßnahmen ...... 35 4.4.5 AV 12: Beleuchtung/Befeuerung ...... 36 4.5 Betriebsregulierung ...... 36 4.5.1 AV 13: Vermeidung der Tötung von Fledermäusen durch Abschaltzeiten ...... 36 4.5.2 AV 14: Vermeidung der Tötung von Vögeln durch Abschaltzeiten ...... 38 5 Bewertung der Planungsfolgen in Hinblick auf §44 BNatSchG ...... 41 5.1 Vorgehensweise ...... 41 5.2 HO 03 ...... 41 5.2.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP ...... 41 5.2.2 Beurteilung in der Begründung des RROP ...... 42 5.2.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen ...... 42 5.2.4 Artenschutzrechtliche Bewertung ...... 43 5.3 HO 04 Regesbostel ...... 44 5.3.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP ...... 45 5.3.2 Beurteilung in der Begründung des RROP ...... 45 5.3.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen ...... 46 5.3.4 Artenschutzrechtliche Bewertung ...... 46 5.4 HO 08 Regesbostel/Hollenstedt und HO 09 Hollenstedt ...... 49 5.4.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP ...... 49 5.4.2 Beurteilung in der Begründung des RROP ...... 49 5.4.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen ...... 49 5.4.4 Artenschutzrechtliche Bewertung ...... 51 5.5 HO 13 Appel ...... 55 5.5.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP ...... 55 5.5.2 Beurteilung in der Begründung des RROP ...... 56 5.5.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen ...... 56 5.5.4 Artenschutzrechtliche Bewertung ...... 58 5.6 Repowering-Standort VRG Wennerstorf ...... 63 5.6.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP ...... 63 5.6.2 Beurteilung in der Begründung des RROP ...... 63 5.6.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen ...... 64 5.6.4 Artenschutzrechtliche Bewertung ...... 64 6 Maßnahmen ...... 66 6.1 CEF-Maßnahmen (Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen nach § 44 Abs. 5 BNatSchG) .. 66

6.1.1 ACEF 1: Anbringung von Fledermausquartieren an Bäumen ...... 66

6.1.2 ACEF 2: Anbringung von Nistkästen für höhlenbrütende Vögel ...... 67 6.2 FCS-Maßnahmen (Ausgleichsmaßnahmen nach § 45 Abs. 7 BNatSchG) ...... 68 7 Zusammenfassung ...... 69

IV Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

8 Literaturverzeichnis ...... Fehler! Textmarke nicht definiert.

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Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

1 Einleitung

1.1 Anlass und Aufgabenstellung Mit der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP 2025) des Land- kreises Harburg wurden die Ausweisung von neuen Vorranggebieten Windenergienutzung so- wie die Erweiterung bestehender Vorranggebiete als Ziele der Raumordnung benannt. Gemäß der Anpassungspflicht der gemeindlichen Bauleitplanung an die Ziele der Raumordnung plant die Gemeinde Hollenstedt mit der 27. Änderung des gültigen Flächennutzungsplanes die Dar- stellung der im Gemeindegebiet liegenden Vorrangflächen Sondergebiete Windkraftanlagen, in denen die Ansiedlung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen zulässig ist. Dabei er- folgt eine Berücksichtigung der lokalen Belange (u. a. Immissionsschutz, Natur– und Land- schaft inkl. Landschaftsbild, wohnbauliche und gewerbliche Entwicklung), eine maßstabsbe- dingte Anpassung sowie eine räumliche Konzentration der raumbedeutsamen Windenergie- anlagen auf bestimmte Flächen und Ausschluss an anderer Stelle. Gemäß dem §44 BNatSchG und vor dem Hintergrund verschiedener Gerichtsurteile des Eu- ropäischen Gerichtshofes (EUGH) sowie des Bundesverwaltungsgerichtes (BVerwG) zu ar- tenschutzrechtlichen Regelungen der FFH-Richtlinie und der EU-Vogelschutzrichtlinie wird zu dieser Planung eine artenschutzrechtliche Prüfung vorgelegt. Methodisch orientiert sich die artenschutzrechtliche Prüfung an den Richtlinien für die landschaftspflegerische Begleitpla- nung im Straßenbau (RLBP; BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG 2011) und der dazugehörigen niedersächsischen Anwendungshilfe (NIEDERSÄCHSISCHE LAN- DESBEHÖRDE FÜR STRAßENBAU UND VERKEHR 2011). Der Artenschutzbeitrag behandelt die 6 in der Beschlussfassung des RROP in der Samtge- meinde Hollenstedt vorgesehenen Vorranggebiete (VRG) Windenergienutzung: • HO 3 Halvesbostel • HO 4 Regesbostel • HO 8 Regesbostel/Hollenstedt • HO 9 Hollenstedt • HO 13 Appel (Erweiterung VRG aus 2007) und NW05 Appel/ • VRG (Repowering) Die Bearbeitung des Artenschutzbeitrages erfolgt auf der Grundlage der vom Auftraggeber zur Verfügung gestellten Planungsunterlagen. Eigene faunistische Erfassungen wurden im Rah- men dieser Arbeit nicht durchgeführt. Für die bisher nicht abschließend bearbeiteten Gebiete müssen faunistische Erfassungen auf einer folgenden Planungsebene nachgeholt werden. Dies entspricht der im „Leitfaden Umsetzung des Artenschutzes bei der Planung und Geneh- migung von Windenergieanlagen in Niedersachsen“1 genannten Option, eine vorbereitende Artenschutzprüfung (ASP) im FNP-Verfahren und den Abschluss der ASP im Genehmigungs- verfahren durchzuführen.

1.2 Untersuchungsgebiet Untersuchungsgebiet sind die genannten 6 Vorrangflächen und Ihre Umgebung im Radius von etwa 1.000 Metern. Die Flächen HO 3, HO 8, HO 9 und das VRG Wenzendorf befinden sich nahe der Autobahn A1, die Flächen HO 4 und HO 13 (mit NW 05) an der nördlichen Gemeindegrenze (HO 4 gleichzeitig an der Grenze zum Landkreis Stade).

1 Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MUEK) 2016: Nds. Mbl. Nr. 7 2016, S. 217. 1 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Zentral durch die Gemeinde Hollenstedt erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung das FFH-Gebiet 2524-331 „Este, Bötersheimer Heide, Glüsinger Bruch und Osterbruch“, an das die Vorranggebiete Windenergie bis auf minimal 1.350 m (HO 9) heranreichen. Die in der Gemeinde ausgewiesenen Naturschutzgebiete „Springmoor bei Hollenstedt“ und „Rauhes Moor“ sind von den Vorrangflächen mindestens 1.000 m entfernt und durch dazwischenliegende Waldgebiete getrennt. EU-Vogelschutzgebiete sind im Gemeindegebiet nicht vorhanden. Die Gemeinde Hollenstedt liegt im größtenteils in der Naturräumlichen Region „Stader Geest“ und hier im Naturraum „Zevener Geest“, im Osten greift das Gemeindegebiet teilweise auch auf die Region „Lüneburger Heide und Wendland“ (Naturraum Hohe Heide) über.

1.3 Datenbasis Für alle Standorte mit Ausnahme der Fläche Wenzendorf liegen Grundlagendaten aus dem Avifaunistischen Gutachten des RROP (EGL - ENTWICKLUNG UND GESTALTUNG VON LANDSCHAFT 2014; EGL - ENTWICKLUNG UND GESTALTUNG VON LANDSCHAFT 2015) vor.

Im Bereich des VRG „HO 9 Hollenstedt“ wurden 2016 Fledermäuse erfasst (BÜLOW & BAUMGÄRTNER 2017), 2018 folgte eine Brutvogelerfassung (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018a). Im Bereich des VRG „HO 3 Halvesbostel“ wurde 2013 eine Brutvogelerfassung und 2014/2015 eine Gastvogelerfassung durchgeführt (GERJETS 2016). Für beide Standorte wurden auf dieser Basis bereits artenschutzrechtliche Prüfungen vorgenommen (GERJETS 2016; PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b), wobei die Artenschutzprüfung für das VRG HO 3 bezüglich der Fledermäuse vorläufigen Charakter hat, weil hier für diese Artengruppe aktuelle Erfassungen noch ausstehen. Die Artenschutzprüfung auf der Ebene des FNP muss daher für diese beiden Gebiete nicht erneut durchgeführt werden, auf die entsprechenden Ergebnisse wird verwiesen. Zum Standort HO 13/NW 05 liegt eine aktuelle Fledermauserfassung aus den Jahren 2015 und 2016 vor (LEUPOLT 2016). Untersuchungen zu Brutvogelvorkommen und zur Raumnutzung von Großvogelarten in dem Gebiet wurden für das Frühjahr 2018 von der Gemeinde Appel in Auftrag gegeben, dann aber bereits im April vorläufig storniert. Da hier ergänzende Gutachten u.a. vom Landkreis Harburg in Auftrag gegeben wurden, sind für dieses Gebiet zumindest einige Daten zum Vorkommen des Uhus verfügbar. In der Umgebung der Fläche HO 13 liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Neu Wulmstorf und der Stadt Buxtehude (Landkreis Stade) weitere Windenergie-Vorrangflächen, für die inzwischen faunistische Gutachten vorgelegt wurden. Aufgrund der engen Nachbarschaft der Gebiete reichen die Untersuchungsräume dieser Flächen z.T. weit in den für HO 13 relevanten Bereich hinein. Daten aus diesen Gutachten (SCHREIBER 2013; BENNEDSEN 2015; BENNEDSEN 2016; HENSCHEL et al. 2017; SCHOPPENHORST 2017) werden daher hier ebenfalls berücksichtigt. Zu den Standorten HO 04 (Regesbostel) und Wenzendorf liegen bisher keine detaillierten faunistischen Untersuchungen vor. Hier stützt sich die erweiterte Potenzialanalyse daher auf das im Rahmen der RROP-Neuaufstellung erstelle Avifaunistische Gutachten und publizierte überregionale Verbreitungskarten.

2 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

1.4 Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung In der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) werden: • die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG bezüglich der gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten (alle europäischen Vogelarten, Arten des Anhangs IV FFH-Richtlinie), die durch das Vorhaben erfüllt wer- den können, ermittelt und dargestellt und • ggf. die naturschutzfachlichen Voraussetzungen für eine Ausnahme von den Verboten gem. § 45 Abs. 7 BNatSchG geprüft.

1.5 Rechtliche Grundlagen der artenschutzrechtlichen Prüfung Zum Schutz von einheimischen Vogelarten und anderen besonders und streng geschützten Arten sind in Planungsverfahren verschiedene Rechtsvorschriften zu beachten. § 44 BNatSchG Abs. 1 enthält Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten und verbietet 1. wildlebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wildlebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten wäh- rend der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wildlebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören (Zugriffsverbote). Die Einstufung als besonders oder streng geschützte Art ergibt sich aus § 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14 BNatSchG. Europäische Vogelarten sind alle in Europa natürlich vorkommenden Vogelar- ten im Sinne des Artikels 1 der EU-Vogelschutz-Richtlinie. Alle Europäischen Vogelarten sind besonders geschützt. § 44 Abs. 1 Nr. 1, 3 und 4 BNatSchG gelten daher auch für alle Europä- ischen Vogelarten und ebenso für die streng geschützten Arten, die ebenfalls eine „Teilmenge“ der besonders geschützten Arten sind (THEUNERT 2008a; BREUER 2009). Das Tötungsverbot des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG gilt (im Gegensatz zum Störungsverbot, § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) individuenbezogen, nicht populationsbezogen. Daher ist es für einen Verstoß gegen das Verbot nicht maßgeblich, ob durch die Tötung die betroffene Popu- lation erheblich negativ beeinflusst wird. Die Tötung besonders geschützter Arten ist im Rah- men der Plangenehmigung generell durch geeignete Maßnahmen, soweit möglich und ver- hältnismäßig, zu vermeiden. Dabei sind Maßnahmen, mit denen solche Tötungen vermieden werden können oder das Risiko zumindest minimiert werden kann, in die Betrachtung einzu- beziehen. Die Verwirklichung des Verbotstatbestandes setzt voraus, dass sich das Tötungsrisiko für die betroffenen Tierarten nach naturschutzfachlicher Einschätzung durch das Vorhaben in signifi- kanter Weise erhöht (vgl. Urteile vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 - BVerwGE 130, 299 ff. Rn. 219 und vom 9. Juli 2008 - BVerwG 9 A 14.07 - BVerwGE 131, 274 ff. Rn. 90 f.). Das „allgemeine Tötungsrisiko“, das mit der Realisierung eines Vorhabens an jeder anderen Stelle ebenso erfüllt wäre, löst also keinen Verstoß gegen das Tötungsverbot aus. 3 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Trotz der diesbezüglichen rechtlichen Gleichstellung aller europarechtlich geschützten Arten ist die Gefährdung einer Art im speziellen Artenschutz aufgrund des Vorsorgeprinzips zu be- rücksichtigen (GERHARD et al. 2014). Für gefährdete Arten sind entsprechend erhöhte Anfor- derungen an das Risikomanagement zu stellen. Außerdem darf das Tötungsrisiko in keinem Fall so hoch sein, dass nicht einmal die Ausnahmevoraussetzungen des §45 Abs. 7 BNatSchG erfüllt wären, weil sich dadurch nämlich der Erhaltungszustand der betroffenen Populationen dauerhaft und kontinuierlich verschlechtert. Bei stark gefährdeten und besonders seltenen Ar- ten kann eine solche Situation schon bei sehr geringen Zusatzrisiken vorliegen (SCHREIBER 2014).

Im vorliegenden Fall gilt § 44 Abs. 5 BNatSchG (PAULI 2008; STÜER 2010), da die Eingriffe in einem Gebiet mit Bebauungsplan erfolgen. In der Änderung des BNatSchG vom 15. September 2017 wird § 44 Abs. 5 zum großen Teil neu gefasst. U.a. wird explizit darauf hingewiesen, dass die Ausnahmeregelungen des Abs. 5 nur für unvermeidbare Beeinträchtigungen gelten. Außerdem werden die zwischenzeitlich in der Rechtsprechung erfolgten Festlegungen zur „signifikanten Erhöhung des Tötungsrisikos“ in den Gesetzestext einbezogen. Der geänderte Abs. 5 wird hier im Wortlaut wiedergegeben: „1Für nach § 15 Absatz 1 unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Eingriffe in Natur und Landschaft, die nach § 17 Absatz 1 oder Absatz 3 zugelassen oder von einer Behörde durch- geführt werden, sowie für Vorhaben im Sinne des § 18 Absatz 2 Satz 1 gelten die Zugriffs-, Besitz- und Vermarktungsverbote nach Maßgabe der Sätze 2 bis 5. 2Sind in Anhang IV Buch- stabe a der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführte Tierarten, europäische Vogelarten oder solche Arten betroffen, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Absatz 1 Nummer 2 aufgeführt sind, liegt ein Verstoß gegen 1. das Tötungs- und Verletzungsverbot nach Absatz 1 Nummer 1 nicht vor, wenn die Beein- trächtigung durch den Eingriff oder das Vorhaben das Tötungs- und Verletzungsrisiko für Exemplare der betroffenen Arten nicht signifikant erhöht und diese Beeinträchtigung bei Anwendung der gebotenen, fachlich anerkannten Schutzmaßnahmen nicht vermieden werden kann, 2. das Verbot des Nachstellens und Fangens wild lebender Tiere und der Entnahme, Be- schädigung oder Zerstörung ihrer Entwicklungsformen nach Absatz 1 Nummer 1 nicht vor, wenn die Tiere oder ihre Entwicklungsformen im Rahmen einer erforderlichen Maßnahme, die auf den Schutz der Tiere vor Tötung oder Verletzung oder ihrer Entwicklungsformen vor Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung und die Erhaltung der ökologischen Funk- tion der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang gerichtet ist, beeinträchtigt werden und diese Beeinträchtigungen unvermeidbar sind, 3. das Verbot nach Absatz 1 Nummer 3 nicht vor, wenn die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. 3Soweit erforderlich, können auch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen festgelegt werden. 4Für Standorte wild lebender Pflanzen der in Anhang IV Buchstabe b der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführten Arten gelten die Sätze 2 und 3 entsprechend. 5Sind andere besonders geschützte Arten betroffen, liegt bei Handlungen zur Durchführung eines Eingriffs oder Vorhabens kein Verstoß gegen die Zugriffs-, Besitz- und Vermarktungsverbote vor.“ Gegenstand der saP sind demnach die Pflanzen- und Tierarten des Anhang IV der FFH-Richt- linie und die europäischen Vogelarten sowie diejenigen Arten, für die eine nationale Verant- wortung besteht. Nach dem Wortlaut von § 44 Abs. 5 kommen theoretisch die Arten hinzu, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG aufgeführt sind, d.h. Arten, die

4 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag in ihrem Bestand gefährdet sind und für die Deutschland in hohem Maße verantwortlich ist (sog. "Verantwortungsarten"; PETERSEN 2011). Die Regelung bezüglich dieser Arten ist jedoch derzeit noch nicht anwendbar, da der Bund die Arten im Rahmen einer Neufassung der Bun- desartenschutzverordnung erst noch bestimmen muss. Wann diese vorgelegt werden wird, ist derzeit nicht bekannt (die geltende Fassung stammt vom 06. Februar 2005). Ausführliche Hinweise zur Auslegung der aktuellen Fassung des BNatSchG bzgl. des Arten- schutzrechts und zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung liegen u.a. für Bayern (BAYE- RISCHES STAATSMINISTERIUM DES INNERN, FÜR BAU UND VERKEHR - OBERSTE BAUBEHÖRDE 2015), Baden-Württemberg (KRATSCH et al. 2012; PETERSEN 2011), Schleswig-Holstein (LAN- DESBETRIEB STRAßENBAU UND VERKEHR SCHLESWIG-HOLSTEIN 2013) und Nordrhein-Westfalen (KIEL 2007; LANDESBETRIEB STRAßENBAU NORDRHEIN-WESTFALEN 2011; MINISTERIUM FÜR KLI- MASCHUTZ, UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, NATUR- UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORD- RHEIN-WESTFALEN 2016; MINISTERIUM FÜR KLIMASCHUTZ, UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, NATUR- UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN 2017) vor, bundesweite Leit- fäden wurden vorgelegt für den Bau von Bundeswasserstraßen (BUNDESMINISTERIUM FÜR VER- KEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG 2009), für den Straßenbau (BUNDESMINISTERIUM FÜR VER- KEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG 2011) und zur fachlichen Interpretation und praxisorien- tierten Konkretisierung artenschutzrechtlicher Anforderungen (RUNGE et al. 2010). Zur Anwen- dung der bundesweit gültigen Richtlinien für die landschaftspflegerische Begleitplanung im Straßenbau (RLBP) hat die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr eine Anwendungshilfe verfasst (NIEDERSÄCHSISCHE LANDESBEHÖRDE FÜR STRAßENBAU UND VERKEHR 2011). Die speziell für den Straßenbau getroffenen Regelungen und Anwendungs- hinweise fassen den aktuellen Regelungs- und Diskussionsstand zusammen und sind zum großen Teil auch auf andere Projekte übertragbar. Sie werden daher auch den folgenden Aus- führungen zugrunde gelegt und ggf. durch entsprechend zitierte weitere Hinweise ergänzt.

1.6 Zusammenhang mit der Eingriffsregelung Die artenschutzrechtliche Privilegierung nach § 44 Abs. 5 BNatSchG setzt voraus, dass das Planvorhaben den Vorgaben der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung entspricht (BUNDES- VERWALTUNGSGERICHT 2011), also das Vermeidungsgebot gewahrt ist und erhebliche Beein- trächtigungen kompensierbar sind (§ 15 Abs. 5 BNatSchG). Die aus der Eingriffsregelung abgeleiteten Maßnahmen dienen artenschutzrechtlich vor allem den besonders geschützten Arten, die nicht Bestandteil der artenschutzrechtlichen Prüfung sind (PETERSEN 2011; KRATSCH et al. 2012). Für die besonders, aber nicht streng geschützten Arten sowie für die sehr häufigen („ubiquitären“) Vogelarten wird davon ausgegangen, dass die im Rahmen der Eingriffsregelung erforderlichen Kompensationsmaßnahmen zur Bewah- rung des Status-quo von Natur und Landschaft ausreichend sind, um die ökologische Funktion der betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten. Da die Privilegierung nach § 44 Abs. 5 BNatSchG in der Bauleitplanung und Eingriffsplanung die Regel ist, hat die Fokussierung des speziellen Artenschutzes auf die europarechtlich ge- schützten Arten (v.a. Vögel, Fledermäuse, Amphibien, Reptilien) in der Vergangenheit häufig dazu geführt, dass die Artengruppen, in denen nur wenige oder keine europäisch geschützten Arten vorhanden sind (z.B. Pflanzen, Heuschrecken, Tagfalter, Nachtfalter, Wildbienen, …) in der Praxis zunehmend vernachlässigt wurden. Die vom Bundesverwaltungsgericht eingefor- derte sachgerechte Anwendung der Eingriffsregelung dürfte aber in vielen Fällen bei Verzicht auf Mindeststandards bei der Arterfassung (z.B. Farn- und Blütenpflanzen der Roten Liste) zweifelhaft sein, da naturschutzfachliche Wertigkeiten und damit verbundene Eingriffstatbe- stände nicht erkannt werden (KAISER 2018).

5 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

2 Konfliktanalyse

2.1 Wirkfaktoren und -prozesse Nachfolgend werden die Wirkfaktoren aufgeführt, die Beeinträchtigungen und Störungen der streng und europarechtlich geschützten Tier- und Pflanzenarten verursachen können. Dabei sind sowohl unmittelbare als auch mittelbare Wirkungen zu berücksichtigen. Der Begriff der Beschädigung in §44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG wird in Übereinstimmung mit der bundesweit anerkannten Auslegung weit und im Sinne einer funktionalen Beeinträchtigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten interpretiert (RUNGE et al. 2010). Neben physischen Be- schädigungen „können somit auch graduell wirksame mittelbare Beeinträchtigungen die Be- schädigung einer Fortpflanzungs- und Ruhestätte auslösen.“ (s.a. LANDESBETRIEB STRAßEN- BAU UND VERKEHR SCHLESWIG-HOLSTEIN 2013). Auch „schleichende“ Beschädigungen, die nicht sofort zu einem Verlust der ökologischen Funktion führen, können vom Verbot umfasst sein (LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT NATURSCHUTZ LANA 2009). Entscheidend für das Vorlie- gen einer Beschädigung ist die Feststellung, dass eine Verminderung des Fortpflanzungser- folgs oder der Ruhemöglichkeiten wahrscheinlich ist, was sowohl unmittelbare materielle Ver- luste bzw. Beeinträchtigungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätte, als auch Funktionsverluste durch dauerhafte mittelbare Beeinträchtigungen wie Lärm, Erschütterungen oder Schad- stoffimmissionen einschließt (NIEDERSÄCHSISCHE LANDESBEHÖRDE FÜR STRAßENBAU UND VER- KEHR 2011). Aus naturschutzfachlicher Sicht ist daher das strukturelle Umfeld immer dann mit zur Fortpflanzungs- oder Ruhestätte zu rechnen, wenn dessen Veränderung zu einem Funk- tionsverlust der Fortpflanzungs- oder Ruhestätte führt (HVNL-ARBEITSGRUPPE ARTENSCHUTZ et al. 2012).

2.1.1 Flächeninanspruchnahme Die Errichtung von Windkraftanlagen beansprucht Flächen für die Anlagenfundamente und deren unmittelbare Umgebung sowie die notwendigen Zuwegungen. Dadurch können Lebens- räume für geschützte Tier- und Pflanzenarten verloren gehen. Bau- und anlagebedingt sind daher mögliche Verstöße gegen das Tötungsverbot (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG), das Störungsverbot (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) und das Beschädigungs- /Zerstörungsverbot von Fortpflanzungs-/Ruhestätten (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) zu berück- sichtigen (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016). Betroffen hiervon können grundsätzlich alle Artengruppen sein. Im konkreten Fall wird sich die Betroffenheit aber meist auf wenige Artengruppen beschränken, da die Anlagenstandorte sich in der Regel in nicht besonders wertvollen Habitaten befinden.

2.1.2 Störung/Barrierewirkung A. Allgemeines Der Tatbestand der Störung nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG setzt voraus, dass eine Störung wildlebender Tiere der strenggeschützten Arten vorliegt und dass diese Störung erheblich ist. Eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. Die Erheblichkeitsschwelle ist z.B. dann überschrit- ten, wenn die Beeinträchtigung durch Scheuchwirkung eine derart ins Gewicht fallende Stö- rung bedeutet, dass nicht genügend Raum für ungestörte Brutplätze der geschützten Art ver- bleibt (OVG Lüneburg, Urteil vom 10. 1. 2008 — 12 LB 22/07 —). Die Vergrämung, Verbreitung oder Verdrängung einzelner Tiere aus ihren bislang genutzten Bereichen ist dagegen nicht populationsrelevant, solange die Tiere ohne weiteres in für sie nutzbare störungsarme Räume

6 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag ausweichen können2. Stehen solche Ausweichräume nicht zur Verfügung, kann nach der Rechtsprechung durch entsprechende Kompensationsmaßnahmen Sorge dafür getragen wer- den, dass sich der Erhaltungszustand der lokalen Population nicht verschlechtert und damit die Störung unter der Erheblichkeitsschwelle bleibt. B. Vögel Während der Bauphase kann es störungsbedingt zum Verlust von Bruten kommen, wenn die Bauarbeiten während der Fortpflanzungszeit (Revierbildungs-, Brut- und Aufzuchtzeit) durch- geführt werden. Überdies können mit WEA verbundene Wartungs- und Reparaturarbeiten im- mer wieder störungsempfindliche Arten beunruhigen (z. B. rastende Gänse). Der Betrieb der Anlagen kann zahlreiche Störwirkungen zur Folge haben. Viele Vogelarten des Offenlandes meiden vertikale Strukturen und daher auch die Nähe zu WEA. Daneben scheuen Vögel möglicherweise auch den Bereich des Schlagschattens. Die gemiedene Zone kann je nach Vogelart, Jahreszeit, Aktivität, Nahrungsangebot, Flächennutzung, Witterung, Anzahl der Vogelindividuen und Anlagengröße unterschiedlich groß sein. Die Errichtung von WEA in bedeutenden Vogellebensräumen führt häufig zu einer schwerwiegenden Entwertung dieser Lebensräume. Der Auswirkungsradius der Anlagen beträgt z. T. ein Mehrfaches der Anlagenhöhe, kann also wesentlich über die unmittelbar beanspruchte Fläche hinausreichen. (NIEDERSÄCHSISCHER LANDKREISTAG 2014). WEA können ziehende Vögel zu Ausweichbewegungen und zu einer Verlagerung des örtli- chen Vogelzuges oder des Rastgeschehens zwingen und infolgedessen zu einem erhöhten Energieaufwand führen, was die Kondition der Vögel verschlechtern kann (NIEDERSÄCHSI- SCHER LANDKREISTAG 2014). Außerdem kann die Nutzung von Interaktionskorridoren der Vö- gel (etwa zwischen Brut- und Nahrungshabitaten oder Schlafplätzen) beeinträchtigt werden, was möglicherweise die Aufgabe von Teillebensräumen nach sich zieht. Auch die Inanspruchnahme von Wald für WEA kann zu einem unmittelbaren Verlust der Le- bensräume störungsempfindlicher Arten mit großem Raumbedarf (z. B. Greifvogel- und Eu- lenarten, Kolkrabe, Schwarzstorch) führen. Waldnahe WEA können die Lebensräume Wald- ränder bewohnender Arten mit kleinen Territorien wie Raubwürger, Ortolan oder Heidelerche entwerten oder zerstören. Für Rastvögel wird eine Störung außerhalb von bedeutenden Rastvogellebensräumen in der Regel nicht gegeben sein (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLI- MASCHUTZ 2016). C. Fledermäuse Für Fledermäuse besteht die Gefahr des Verlustes von Jagdhabitaten, da die Anlagenbereiche möglicherweise aufgrund der Rotorbewegungen und Luftturbulenzen gemieden werden (BACH 2001). Als möglicher Störungseffekt gilt außerdem die Barrierewirkung von WEA, die sich auf Trans- ferflüge oder Jagdflüge von Fledermäusen auswirken könnte. Die hierzu bisher gemachten Beobachtungen lassen keinen eindeutigen Schluss zu, ob Ausweichbewegungen von Fleder- mäusen in erheblicher Weise auftreten. Nach BACH & RAHMEL (2006) sind „die zu erwartenden Ausweichmanöver vermutlich nicht als erhebliche Beeinträchtigung einzustufen“.

2 GELLERMANN in: LANDMANN et al. (2016). 7 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

2.1.3 Kollisionsrisiko A. Allgemeines Grundsätzlich besteht bei Bauwerken und Verkehrsprojekten in der offenen Landschaft ein Kollisionsrisiko vor allem für Fledermäuse und Vogelarten sowie für Amphibien während ihrer saisonalen Wanderungen. Hohe Risiken bestehen zum einen bei hohen Masten (Stromleitun- gen, Windkraftanlagen etc.; DÜRR 2007), zum anderen bei viel befahrenen Straßen (ERRITZOE et al. 2003; BRINKMANN et al. 2012). Bei der Planung und Genehmigung von WEA ist zu prüfen, ob die Möglichkeit einer Tötung oder Verletzung aufgrund der Kollision mit Rotoren oder Masten und/oder vergleichbar kausa- ler Unfälle (z.B. das Barotrauma bei Fledermäusen; s.u.) nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG dem Vorhaben entgegenstehen. Der Verbotstatbestand des Tötens setzt keinen Vorsatz voraus, vielmehr reicht das Inkaufneh- men einer Tötung als unausweichliche Konsequenz einer Handlung aus (BVerwG, Urteil v. 9.7.2008 – 9 A 17.07). Allerdings findet dieses individuenbezogene Tötungsverbot seine Gren- zen im allgemeinen Lebensrisiko einer Art (KAISER 2018). Das Risiko einer Tötung oder Schä- digung muss gegenüber dem allgemeinen Lebensrisiko signifikant erhöht sein, beispielsweise durch die Betroffenheit von Hauptflugrouten oder bevorzugten Jagdgebieten einer Fleder- mausart (BICK 2016; BICK & WULFERT 2017). Bezüglich der Wirksamkeit zu ergreifender Ver- meidungsmaßnahmen hat das Bundesverwaltungsgericht das Signifikanzerfordernis insoweit präzisiert, als ein Nullrisiko nicht zu fordern ist und der genehmigenden Behörde ein fachwis- senschaftlicher Beurteilungsspielraum zusteht (BICK & WULFERT 2017). Im Rahmen der No- vellierung des Bundesnaturschutzgesetzes vom September 2017 wurde der Signifikanzansatz bei der neuen Formulierung des § 44 Abs. 5 BNatSchG, wonach nun auf ein signifikant erhöh- tes Verletzungs- oder Tötungsrisiko abgestellt wird (s. Kap. 1.5).

Mit dem Mortalitäts-Gefährdungs-Index haben BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) ein Verfahren für die Praxis entwickelt, um die Mortalität wild lebender Tiere im Sinne des Signifikanzansat- zes berücksichtigen zu können. B. Vögel Gefährdet sind vor allem Großvogelarten, die sich z.B. aufgrund Ihrer Ernährungsweise oder ihres Balzverhaltens regelmäßig in dem Rotorbereich entsprechenden Höhen aufhalten, sowie bestimmte Fledermausarten. Häufungen von WEA sind außerdem ein Problem in Gebieten mit besonders hohen Konzentrationen ziehender Vögel, wenn diese in nur geringer Höhe flie- gen bzw. bei Schlechtwetterlagen oder Sturm gezwungen sind, niedrig zu fliegen. Das Risiko der Vögel, mit den Anlagen zu kollidieren, kann bei ungünstigen Witterungsbedingungen (Ne- bel, starker Wind), während der Dämmerung und in der Dunkelheit erheblich ansteigen, wenn eine präzise Ortung der Anlagen und ein Ausweichen der Vögel nicht mehr möglich sind (NIE- DERSÄCHSISCHER LANDKREISTAG 2014). Für einige Singvogelarten und für Hühnervögel be- steht auch ein erhöhtes Kollisionsrisiko am Mastfuß von WEA (DÜRR 2011). Die Abstandsempfehlungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen so- wie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten (LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZ- WARTEN 2014) sind inzwischen weitgehend anerkannt und auch im „Leitfaden Windenergie“ des Landes Niedersachsen übernommen worden (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UM- WELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016). Einige Arten, die aufgrund ihres Flugverhaltens ggf. auch einem erhöhten Tötungsrisiko unter- liegen können, wurden in den aktuellen Abstandsempfehlungen nicht (mehr) berücksichtigt. Dies gilt etwa für Mäusebussard, Turmfalke, Waldohreule, Heidelerche und Feldlerche (SCHREIBER 2017). Auch für diese Arten kann jedoch ggf. ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko 8 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag und damit ein Verstoß gegen das Tötungsverbot resultieren, wenn Gebiete betroffen sind, die von diesen Arten während der Brutzeit3 überdurchschnittlich stark genutzt werden (SCHREIBER 2017). Letzteres ist z.B. der Fall, wenn Kernareale der Arten betroffen sind (v.a. die meist deutlich intensiver genutzte nähere Umgebung der Brutplätze), oder wenn attraktive Nah- rungsflächen (auch kurzzeitig) größere Individuenzahlen kollisionsgefährdeter Arten anziehen. Auch für diese Arten müssen wirtschaftlich zumutbare Vermeidungsmaßnahmen genutzt wer- den, selbst wenn es sich um Arten handelt, die im Bestand als ungefährdet gelten. Die Abstandsempfehlungen schließen jedoch die Errichtung von WEA innerhalb der dort ge- nannten Radien nicht grundsätzlich aus. Das Einhalten der empfohlenen Abstände indiziert vielmehr das Fehlen eines relevanten Tötungsrisikos, d. h. bei Einhaltung der entsprechenden Empfehlungen wird im Regelfall ein Eintritt der Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 BNatSchG vermieden (z. B. OVG Magdeburg, Urteil vom 26. 10. 2011, 2 L 6/09; VG Kassel, Urteil vom 8. 5. 2012, 4 K 749/11.KS). Für die artenschutzrechtliche Prüfung ist aber zwingend der kon- krete Einzelfall zu betrachten (RUß 2016). Z.B. kann das Tötungsrisiko dennoch signifikant erhöht sein, wenn außerhalb des artspezifisch festgelegten Abstands (Radius 1) regelmäßig genutzte, essentielle Nahrungsflächen und/oder Flugkorridore im Bereich der geplanten WEA liegen. Die Unterschreitung des fachwissenschaftlich identifizierten Schutzabstands ist dagegen als Indiz für die Signifikanz der Erhöhung des Tötungsrisikos zu werten. Lässt sich dieses Indiz im Rahmen einer einzelfallbezogenen Untersuchung nicht widerlegen, wird davon ausgegan- gen, dass der Tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG erfüllt ist (SCHREIBER 2017). Ein vereinfachter Ansatz, der darauf hinausläuft, die Errichtung von WEA innerhalb der emp- fohlenen Mindestabstände grundsätzlich zu untersagen, sie dagegen außerhalb dieser Ab- stände grundsätzlich zu erlauben, würde somit nicht den aktuellen rechtlichen Anforderungen entsprechen. Er wäre zudem sehr statisch und würde der Raumnutzungs- und Ansiedlungs- dynamik vieler Arten nicht gerecht (SCHREIBER 2017). Z.B. ist damit zu rechnen, dass ein Brut- paar einen Neststandort, in dessen Nahumgebung ein Anlagenstandort versagt wurde, ver- lässt und sich in der Nähe einer Nachbaranlage ansiedelt. Vor diesem Hintergrund kommt den möglichen Vermeidungsmaßnahmen (s. Kap. 4) eine besondere Bedeutung zu (BULLING et al. 2015; BIEHL et al. 2017). Zusätzlich zu den Mindestabständen können „Tabuzonen“ in der unmittelbaren Horstumge- bung festgelegt werden, in denen die Errichtung von WEA ausgeschlossen wird (BETTENDORF et al. 2013; SCHREIBER 2017). Im Nahbereich der Brutplätze ist die Aktivität innerhalb der Min- destabstände noch einmal deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass es im Nahbereich der Anlagen zur störungsbedingten Aufgabe eines Brutplatzes kommen könnte und damit nicht nur eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos, sondern auch die übrigen artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände erfüllt wären. Wenn die Tabuzone nicht eingehalten werden kann, ist ebenso wie in dem Fall, dass die Ver- meidungsmaßnahmen keine ausreichende Senkung des Tötungsrisikos erwarten lassen, eine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG erforderlich.

3 Die zeitliche Beschränkung auf die Brut- und Aufzuchtzeit begründet sich damit, dass die Aktivitäten einzelner Individuen in dieser Phase auf das Umfeld des Brutplatzes fixiert und dort gegenüber dem Rest des Jahres auch erhöht sind. Die Konzentration auf diese Phase rechtfertigt sich weiterhin dadurch, dass ein Kollisionsopfer in dieser Zeit vielfach auch den vollständigen oder teilweisen Repro- duktionsausfall nach sich zieht, weil der verbleibende Partner zumeist nicht in der Lage ist, die Brut allein aufzuziehen SCHREIBER (2017). 9 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

C. Fledermäuse Die Schlagopferzahlen bei Fledermäusen sind gerade an Onshore-WEA häufig deutlich höher als die Schlagopferzahlen bei Vögeln (BEHR et al. 2016). Unter den Fledermäusen sind vor allem Arten gefährdet, die Fernwanderungen durchführen, sowie Arten, die im freien Luftraum über dem Offenland jagen (BACH 2001). Für Fledermäuse der Lokalpopulationen wird nach bisherigem Wissensstand angenommen, dass sie sich in ihrem Lebensraum gut auskennen und Gefahrenquellen wie Windenergieanlagen rasch kennen und meiden lernen (FÖAG 2008, zit. nach LEUPOLT 2016). An Offenlandstandorten werden im Sommer (Juni, Juli) kaum Kolli- sionen festgestellt. Die Verluste ereignen sich überwiegend im Spätsommer und Herbst während der Zug- und Paarungszeit (HÖTKER et al. 2006). Eine besondere Gefährdung besteht auch, wenn die An- lagenstandorte sich im Wald oder in Waldnähe befinden (HÖTKER et al. 2006). Etwa zwei Drittel der bisher aus Deutschland bekannten Totfunde entfallen auf die fernziehenden Arten Groß- abendsegler (Nyctalus noctula), Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) und Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), weitere knapp 20% auf die allgemein verbreitete und häufige Zwergfle- dermaus (Pipistrellus pipistrellus; DÜRR 2017), die gerade über Wäldern auch in größeren Hö- hen jagen kann (BACH & RAHMEL 2006).

Der Niedersächsische Artenschutz-Leitfaden zur Windenergieplanung (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016) führt als besonders kollisionsge- fährdet die Arten Großer Abendsegler, Kleiner Abendsegler, Zwergfledermaus, Rauhautfle- dermaus, Breitflügelfledermaus und Zweifarbfledermaus auf. Je nach lokalem Auftreten kön- nen Mückenfledermaus, Teichfledermaus, Mopsfledermaus und Nordfledermaus hinzukom- men. Zu den Todesursachen von Fledermäusen an WEA gehören neben den direkten Kollisionen, bei denen eine Fledermaus von den sich drehenden Rotoren getroffen wird, auch Verletzun- gen durch Druckunterschiede (Barotrauma), zu denen es in der unmittelbaren Nähe der sich bewegenden Rotorblätter kommt und die ebenfalls tödlich sein können (BAERWALD et al. 2008; ROLLINS et al. 2012; VOIGT et al. 2015; zitiert nach REICHENBACH et al. 2015). Es wird vermutet, dass insbesondere Fledermäuse, die ein Barotrauma erleiden, bei Schlagopfersuchen unter- repräsentiert sind, da diese nicht sofort sterben, sondern erst nachdem sie den üblicherweise kleinen Bereich, der um eine WEA im Rahmen einer Schlagopfersuche abgesucht wird, ver- lassen haben. Man kann daher davon ausgehen, dass die Zahl der verunglückten Fleder- mäuse höher ist als bislang dokumentiert (VOIGT et al. 2015). Unabhängig von der Todesur- sache sind Fledermäuse aufgrund ihrer speziellen Biologie diejenige Gruppe von Wirbeltieren, die auf Populationsebene am stärksten von den negative Einflüssen der Windkraftanlagen be- troffen sein dürfte (VOIGT et al. 2015). Dies liegt daran, dass Fledermäuse – im Vergleich bei- spielsweise zu Singvögeln – eine relativ lange Lebensdauer und niedrige Fortpflanzungsrate haben (KUNZ & FENTON 2003; BERNOTAT & DIERSCHKE 2016). Der Tod eines Tieres hat darum einen viel größeren Effekt auf die lokale Population als bei anderen Tiergruppen. Aktuellen Untersuchungen aus den USA zufolge werden zumindest bestimmte Fledermausar- ten während ihrer Wanderungen von rotem Licht angezogen. Die Kollisionsgefahr für Fledermäuse an WEA ist regional unterschiedlich und offenbar vom Landschaftsraum abhängig. Bereits BACH & RAHMEL (2006) stellten „einen Trend von geringer Kollisionshäufigkeit im Offenland im Norden Deutschlands zu deutlicher Zunahme der Kollisi- onshäufigkeit in waldreichen Gebieten in der Mitte und im Süden“ fest. In der PROGRESS- Studie (GRÜNKORN et al. 2016) wurden in den norddeutschen Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg 46 Windparks systematisch nach Schlagopfern abgesucht. Dabei wurden neben 291 Vögeln 14 tote Fledermäuse als 10 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Schlagopfer gefunden. Diese verteilen sich auf 6 Windparks, in 40 Windparks wurden dem- nach keine Schlagopfer gefunden. Ziel der Studie war allerdings die Untersuchung der Aus- wirkungen auf Vögel. D. Repowering Die Auswirkungen des Repowering auf das Kollisionsrisiko für Vögel und Fledermäuse sind noch unzureichend untersucht. In einer umfangreichen Literaturstudie kommt HÖTKER (2006) zu dem Ergebnis, das sich die Störradien für viele Brutvögel bei einem Repowering zwar ver- ringern würden, das Kollisionsrisiko aber steigen würde. Für Fledermäuse ergab sich ein anderes Bild, nachdem größere Anlagen das Schlagrisiko zunächst verringern würden, bei einer starken Leistungserhöhung aber wieder mit erhöhten Kollisionen zu rechnen ist. Eine positive Wirkung des Repowerings ist für Fledermäuse und für überwiegend in geringen Höhen fliegende Vogelarten zu erwarten, wenn der rotorfreie Bereich sich im Zuge des Repowerings vergrößert (also die Nabenhöhe stärker ansteigt als der Rotor-Radius). Andere Vogelarten, v.a. Thermiksegler wie Milane und Bussarde, sind durch größere Anlagen tenden- ziell stärker gefährdet, weil sie regelmäßig im Rotorbereich in mittleren Höhen fliegen und der Rotordurchmesser beim Repowering meist deutlich zunimmt. (s. 4.2.1).

3 Prüfrelevante Arten

3.1 Auswahl der Arten Entscheidend für die artenschutzrechtlichen Folgen des Vorhabens sind die Europäischen Vo- gelarten, die Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie sowie Arten, für die eine nationale Ver- antwortung besteht. Die geplante Rechtsverordnung nach § 54 Absatz 1 Nummer 2 BNatSchG für die letzte Gruppe liegt bislang nicht vor. Infrage kommen Arten, die in Deutschland in ihrem Bestand gefährdet oder selten sind oder Arten, für die Deutschland eine besondere Verant- wortung trägt (beispielsweise Wildkatze, Haselmaus, Ästige Mondraute; PETERSEN 2011). Zur Wahrung der Möglichkeit einer Enthaftung im Fall eines Biodiversitätsschadens (§19 BNatSchG; Art. 2 Nr. 1 Uabs. 2 UHRL) wird außerdem empfohlen, „reine“ Anhang II-Arten der FFH-RL (die nicht im Anhang IV gelistet sind, z.B. Bachneunauge und andere Fischarten, Hirschkäfer, Helm-Azurjungfer, …) mitzuprüfen. Von diesen Arten sind hier nur jene relevant, deren Vorkommen im Naturraum „Zevener Geest“ nachgewiesen oder wahrscheinlich ist. Als Grundlage für die Einschätzung, ob eine Art im Naturraum vorkommt, wurden im Wesentlichen folgende Publikationen und Quellen heran- gezogen:

• Nationaler Bericht 2007 und 2013 gemäß FFH-Richtlinie (BUNDESAMT FÜR NATUR- SCHUTZ 2013a; 2013b) • Das Europäische Schutzgebietssystem Natura 2000: Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland (PETERSEN et al. 2003; PETERSEN et al. 2004; PETERSEN & ELLWANGER 2006) • Internethandbuch zu den Arten der FFH-Richtlinie Anhang IV (http://www.ffh-an- hang4.bfn.de/)

• Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen 2005-2008 (KRÜGER et al. 2014) • Verzeichnis der in Niedersachsen besonders oder streng geschützten Arten – Schutz, Gefährdung, Lebensräume, Bestand, Verbreitung (THEUNERT 2008a; 2008b),

11 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

• Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen (GARVE 2007), • Fischfauna Online – Digitaler Fischartenatlas von Deutschland und Österreich (www.fischfauna-online.de) • Vollzugshinweise zum Schutz von Arten und Lebensraumtypen, Niedersächsische Strategie zum Arten und Biotopschutz ; NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WAS- SERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ (NLWKN ) – FACHBEHÖRDE FÜR NATUR- SCHUTZ – 2011a; 2011b; 2011c; 2011d; 2011e; NIEDERSÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR VERBRAUCHERSCHUTZ UND LEBENSMITTELSICHERHEIT LAVES 2011) Bezüglich der Atlantendaten wird die Lage des Untersuchungsgebietes in den TK-Quadranten 2523.4, 2524.3 u. 4, 2623.2 u. 4 sowie 2624.1-4 zugrunde gelegt. Zusätzlich herangezogene Spezialliteratur ist bei den einzelnen Artengruppen und Arten zitiert. Für einige Standorte wurden in den vergangenen Jahren bereits detaillierte Erfassungen zu Vorkommen von Brutvögeln und/oder Fledermäusen durchgeführt (s. Kap. 1.3). Ansonsten werden für die Brutvögel und Fledermäuse das im Rahmen der RROP-Neuaufstellung erstelle Avifaunistische Gutachten sowie publizierte überregionale Verbreitungskarten herangezogen. Für die übrigen von der Planung betroffenen Artengruppen, in denen streng geschützte Arten enthalten sind, wird eine Potenzialanalyse durchgeführt. Dabei wird das potenzielle Artenspek- trum aufgrund der Habitatstrukturen im Plangebiet ermittelt. Die Einschätzung, ob eine Art möglicherweise im Plangebiet vorkommt, wird gemäß den ökologischen Ansprüchen der Arten und der vorrangig besiedelten „Habitatkomplexe“ (THEUNERT 2008a; 2008b) getroffen. Für die planungsrelevanten Arten wird im Folgenden eine Konfliktanalyse bzw. Betroffenheits- analyse durchgeführt (NIEDERSÄCHSISCHE LANDESBEHÖRDE FÜR STRAßENBAU UND VERKEHR 2011; PETERSEN 2011). Dabei geht es um die Fragen: • Sind europarechtlich geschützte Arten durch die geplanten Maßnahmen betroffen? • Bei welchen Arten sind möglicherweise Konflikte (Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG) zu prognostizieren? Für diejenigen Arten, für die eine Betroffenheit nicht mit Sicherheit auszuschließen ist, erfolgt anschließend (Kap. 5) eine detaillierte Prüfung der Verbotstatbestände nach §44 Abs. 1 BNatSchG.

3.2 Pflanzenarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie Die Begehungen der Fläche am während des Frühjahrs 2018, die amtlichen Verbreitungskar- ten des BfN (PETERSEN et al. 2003; BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ 2013a) sowie der Verbrei- tungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen (GARVE 2007) liefern keine Hinweise auf Vorkommen prüfrelevanter Pflanzenarten im Plangebiet.

3.3 Tierarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie

3.3.1 Säugetiere Die Liste der Säugetiere des Anhang IV in Niedersachsen (inklusive ehemaliger Vorkommen) umfasst 42 Arten (THEUNERT 2008a). Fischotter und Biber als Bewohner von Wasserlebens- räumen kommen in den Vorrangflächen und ihrer näheren Umgebung nicht vor. Weitere in Niedersachsen vorkommende Säugetierarten des Anhangs IV (wie Haselmaus, Gartenschlä- fer, Feldhamster, Wildkatze, Luchs) treten in der Region nicht auf und finden im Plangebiet auch keinen geeigneten Lebensraum.

12 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Fledermausgutachten liegen bisher zu den Standorten HO 09 (Hollenstedt; BÜLOW & BAUM- GÄRTNER 2017) und HO 13 (Appel; LEUPOLT 2016) vor. Folgende Arten bzw. Artenpaare oder Gattungen wurden an mindestens einem der beiden Standorte nachgewiesen: • Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus • Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus • Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii • Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus • Großer Abendsegler Nyctalus noctula • Nyctaloid • Braunes Langohr Plecotes auritus • Wasserfledermaus Myotis daubentonii • (Große/Kleine) Bartfledermaus Myotis brandtii/mystacinus • Fransenfledermaus Myotis nattereri • Unbestimmte Myotis-Art Mit „Nyctaloid“ sind die tief und konstantfrequent rufenden Arten bezeichnet, wenn eindeutige Kriterien für eine Art fehlen (Großer und Kleiner Abendsegler, Breitflügelfledermaus, evtl. Zwei- farbfledermaus). Die Feststellungen unbestimmter Myotis-Arten dürften im Wesentlichen den drei innerhalb dieser Gattung identifizierten Arten (Wasser-, Bart-, Fransenfledermaus) zuzu- ordnen sein. Gefährdungsstatus und Erhaltungszustand der Arten sind in Tab. 1 zusammen- gestellt. Tab. 1: Streng geschützte planungsrelevante Säugetierarten, die im Bereich der bisher untersuchten Vorrangflächen nachgewiesen wurden. Rote Liste Status (RL) für Niedersachsen (NI) und Deutschland (D) nach HECKENROTH (1993) und MEINIG et al. (2009). FFH: Anhang IV FFH-Richtlinie. EZD/EZN: Er- haltungszustand in Deutschland/Niedersachsen (atlantische Region) gemäß BUNDESAMT FÜR NATUR- SCHUTZ (2013a) und NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATUR- SCHUTZ (NLWKN) – FACHBEHÖRDE FÜR NATURSCHUTZ – (2011e): G=günstig; U=ungünstig-unzureichend; S=ungünstig-schlecht; x=unbekannt. 63) nach neueren Erkenntnissen würde die Art in Niedersachsen als gefährdet (3) eingestuft wer- den (NLWKN 2011e); 2) nicht in der Roten Liste von 1993 enthalten, aufgrund fehlender Kenntnisse würde die Art derzeit in Niedersachsen unter D – „Daten unzureichend“ eingestuft werden. (NLWKN 2011e); 3) nach neueren Erkenntnissen würde der Art in Niedersachsen der Status D zugeordnet werden (NLWKN 2011e); 4) Nach neueren Erkenntnissen würde die Art auch in Niedersachsen als ungefährdet eingestuft werden. (NLWKN 2011e).

Artname RL FFH EZN EZD wissenschaftl. deutsch NI D Myotis daubentonii Wasserfledermaus 32) * IV G G Myotis brandtii Große Bartfledermaus 2 V IV S U Myotis mystacinus Kleine Bartfledermaus 2 V IV S U Myotis nattereri Fransenfledermaus 21) * IV G G Nyctalus noctula Großer Abendsegler 2 V IV U G Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus 2 G IV U U Plecotus auritus Braunes Langohr 21) V IV U G Pipistrellus nathusii Rauhautfledermaus 2 * IV G G Pipistrellus pygmaeus Mückenfledermaus -2) D IV S x Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 34) * IV G G

Erläuterungen zur Tabelle 1: Kategorien der Roten Liste (RL) für Niedersachsen (NI) und für Deutschland (D): 0 ausgestorben 1 vom Aussterben bzw. Erlöschen bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt (HH: Gefährdung unbekannten Ausmaßes) D Daten unzureichend V Vorwarnliste * ungefährdet 13 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Unter diesen gelten Großer Abendsegler, Kleiner Abendsegler, Zwergfledermaus, Rauhautfle- dermaus, Mückenfledermaus und Breitflügelfledermaus als potenziell gefährdet durch Wind- kraftanlagen im Offenland (s. 2.1.3). Die anderen Arten geraten aufgrund ihres strukturgebun- denen Flug- und Ortungsverhaltens (BRINKMANN et al. 2012) kaum in den Gefahrenbereich der Rotorblätter von WEA. Da die bisher nicht untersuchten Vorrangflächen landschaftlich und bzgl. der Habitatausstat- tung den beiden untersuchten Flächen HO 09 und HO 13 stark ähneln und im gleichen Natur- raum liegen, dürfte hier ein sehr ähnliches Artenspektrum zu erwarten sein. Tab. 2 stellt die nachgewiesenen Arten und ihre Betroffenheit durch die geplanten Windkraft- Vorranggebiete zusammen. Tab. 2: Tierarten des Anhangs IV: Mögliche Beeinträchtigungen und Ausschlussgründe.

Art HO 09 HO 13 Ausschlussgründe Beeintr. (2016) (2015) möglich Wasserfle- x Vorkommen im Gebiet nachgewiesen, bisher jedoch keine Wo- nein dermaus chenstuben oder Winterquartiere im Landkreis Harburg be- kannt. Baumfledermaus, die im Sommer fast ausschließlich Baumhöhlen, im Winter dagegen Höhlen, Keller und Bunker be- zieht (frostfrei, hohe Luftfeuchtigkeit, meist Massenquartiere). In den bisher untersuchten Gebieten nur sehr vereinzelt nachge- wiesen; fliegt strukturgebunden. Große und x Im Gebiet bisher nur wenige Nachweise; im Sommer häufig in nein Kleine Bart- schmalen Spaltenquartieren in Gebäuden. Beide Arten fliegen fledermaus strukturgebunden. Fransenfle- x Im Gebiet bisher nur vereinzelt nachgewiesen; Fortpflanzungs- nein dermaus quartiere sind aus dem Kreis Harburg bekannt(NIEDERSÄCHSI- SCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NA- TURSCHUTZ (NLWKN) – FACHBEHÖRDE FÜR NATURSCHUTZ – 2011e). Fliegt strukturgebunden. Breitflügel- x x Vorkommen und Reproduktion im Gebiet nachgewiesen(NIE- ja fledermaus DERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜS- TEN- UND NATURSCHUTZ (NLWKN) – FACHBEHÖRDE FÜR NATUR- SCHUTZ – 2011e). Fliegt bedingt strukturgebunden. Großer x x Zahlreiche Nachweise im Plangebiet. Bisher keine Wochenstu- ja Abendsegler ben aus dem Landkreis Harburg bekannt; Fernzieher, jagt we- nig strukturgebunden oft in größerer Höhe Kleiner (?) Nur vereinzelte nachweise im Landkreis Harburg, bisher kein ja Abendsegler sicherer Nachweis im Untersuchungsgebiet, bisher keine Quar- tiere im Landkreis Harburg bekannt. Ausgesprochener Waldbe- wohner, Sommer- und Winterquartiere in Baumhöhlen. Fernzie- her, jagt wenig strukturgebunden oft in größerer Höhe Braunes x x Vorkommen im Gebiet nachgewiesen. Jagt eng strukturgebun- nein Langohr den in Laub- und Mischwäldern, Parks, Obstgärten. Rauhautfle- x x Vorkommen im Gebiet nachgewiesen, bisher keine Fortpflan- ja dermaus zungsquartiere im Landkreis bekannt(NIEDERSÄCHSISCHER LAN- DESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ (NLWKN) – FACHBEHÖRDE FÜR NATURSCHUTZ – 2011e). Vermut- lich vor allem während der Fernwanderungen zu erwarten; jagt bedingt strukturgebunden. Zwergfleder- x x Vorkommen im Gebiet nachgewiesen, regelmäßig genutzte ja maus Jagdhabitate vorhanden. Jagt allgemein an Waldrändern und Hecken sowie in der Nähe von Laternen und Gebäuden, bedingt strukturgebunden. Mückenfle- x x Verbreitung in Niedersachsen noch unzureichend bekannt, im ja dermaus Untersuchungsgebiet vereinzelt nachgewiesen. An Laubwald- gebiete in Gewässernähe, Feucht- und Auwälder mit hohem Grundwasserstand sowie offene Wälder mit einem hohen Alt- holzbestand gebunden; jagt bedingt strukturgebunden.

14 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

3.3.2 Reptilien Unter den streng geschützten Reptilienarten Deutschlands sind zwei, die im Naturraum vor- kommen können: die Schlingnatter (Coronella austriaca) und die Zauneidechse (Lacerta agi- lis). Beide Arten besiedeln wärmebegünstigte Standorte mit sandigen (bei der Schlingnatter z.T. auch moorigen) Böden, spärlicher Vegetation mit dichter bewachsenen und vegetations- losen Flächen sowie Kleinstrukturen (wie Baumstubben, Steinhaufen, liegendes Holz etc.). Sie kommen vor allem an Waldrändern, auf Lichtungen und Schneisen, auf Sandheiden, Mager- rasen und Bodenabbauflächen vor, die Schlingnatter auch auf Hochmoor-Degenerationssta- dien. Beide Arten besiedeln auch Ruderalfluren und Bahntrassen, die zugleich potentielle Aus- breitungslinien darstellen (BLANKE 2010, ROLL et al. 2010, NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBE- TRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ (NLWKN) – FACHBEHÖRDE FÜR NATURSCHUTZ – 2011c). Reptilienarten sind potenziell in der Bauphase von WEA durch Lebensraumverluste und bau- bedingte Individuenverluste betroffen. Ein Vorkommen der beiden genannten Arten ist in den geplanten Vorrangflächen aufgrund der dort vorherrschenden intensiven Ackernutzung un- wahrscheinlich. Wenn die genauen Anlagenstandorte feststehen, wäre dennoch in der Aus- führungsplanung auf diese Arten zu achten, sowie auch auf andere Reptilienarten bei der An- wendung der Eingriffsregelung.

3.3.3 Amphibien Für die Messtischblattquadranten, in denen die hier betrachteten Vorranggebiete liegen, sind aktuellen Nachweise streng geschützter Amphibienarten bekannt (NIEDERSÄCHSISCHER LAN- DESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ (NLWKN) – FACHBEHÖRDE FÜR NATURSCHUTZ – 2011c): Kammmolch (Triturus cristatus), Knoblauchkröte (Pelobates fus- cus), Kreuzkröte (Bufo calamita), Laubfrosch (Hyla arborea), Moorfrosch (Rana arvalis) und Springfrosch (Rana dalmatina), wobei Moorfrosch und Springfrosch nur in den östlichen Ge- bietsteilen, Laubfrosch, Knoblauchkröte und Kreuzkröte dagegen nur im nördlichen Randbe- reich gefunden wurden. Der Kleine Wasserfroschs (Pelophylax lessonae) ist ebenfalls im Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet. Die Verbreitung dieser Art in Niedersachsen ist v.a. wegen der feldbiologischen Be- stimmungsprobleme aber nur unzureichend bekannt. Er ist jedoch die mit Abstand seltenste Wasserfroschform und offenbar nur sehr lückenhaft vertreten, im Nordwesten wohl fehlend (PODLOUCKY & FISCHER 2013). Da die Art anmoorige und eher nährstoffarme Gewässer be- vorzugt, ist ein Vorkommen im Untersuchungsgebiet auszuschließen. Amphibienarten sind potenziell in der Bauphase von WEA durch Lebensraumverluste und bau- bedingte Individuenverluste betroffen. Ein Vorkommen der genannten Arten ist in den geplan- ten Vorrangflächen aufgrund der dort vorherrschenden intensiven Ackernutzung und vmtl. feh- lender Laichgewässer unwahrscheinlich. Wenn die genauen Anlagenstandorte feststehen, wäre dennoch in der Ausführungsplanung auf diese Arten zu achten, sowie auch auf andere Amphibienarten bei der Anwendung der Eingriffsregelung.

3.3.4 Fische und Rundmäuler In Niedersachsen kommen lediglich zwei Fischarten des Anhangs IV vor: Stör (Acipenser stu- rio/Acipenser oxyrinchus) und Nordseeschnäpel (Coregonus maraena). Vorkommen beider Arten sowie auch der im Anhang II der FFH-RL gelisteten Fischarten (s. 3.1) sind im Untersu- chungsraum auszuschließen. Eine Betroffenheit wäre ohnehin nur bei einer Beanspruchung von Gewässerflächen oder baubedingten Auswirkungen auf Gewässer gegeben.

15 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Eine vertiefende artenschutzrechtliche Prüfung ist daher für die Fischarten und Rundmäuler nicht notwendig.

3.3.5 Käfer Alle in Niedersachsen vorkommenden Käferarten des Anhangs IV (FFH-RL) sind anspruchs- volle Arten alter Laubwälder oder größerer Stillgewässer. Das gilt für den in Anhang IV der FFH-Richtlinie gelisteten Eremiten (Osmoderma eremita), der auf Großhöhlen mit Mulmkörper in stark dimensionierten, alten Laubbäumen angewiesen ist, und den Eichen-Heldbock (Cerambyx cerdo) ebenso wie für die Anhang-II-Arten Lucanus cervus (Hirschkäfer) und Li- moniscus violaceus (Veilchenblauer Wurzelhals-Schnellkäfer). Vorkommen dieser Arten sind im Untersuchungsraum nicht bekannt, allenfalls der Hirschkäfer kann im Süden des Landkrei- ses Harburg (Naturschutzgebiet Lüneburger Heide) auftreten. Von den Gewässerarten Dytis- cus latissimus (Breitrand) und Graphoderus bilineatus (Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer) existieren in Ostniedersachsen keine aktuellen Nachweise (PETERSEN et al. 2003). Da nach derzeitigem Stand ohnehin nicht in die genannten Habitate eingegriffen wird, ist eine vertiefende artenschutzrechtliche Prüfung für diese Artengruppe nicht notwendig.

3.3.6 Tag- und Nachtfalter Unter den streng geschützten Schmetterlingsarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie ist nur der Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina) im nordöstlichen Niedersachsen nach- gewiesen, allerdings nur sehr vereinzelt und lokal. Die Art besiedelt vorrangig wärmebegüns- tigte Feuchtlebensräume, wird jedoch auch an trockenen Sekundärstandorten wie Bahndäm- men und Industriebrachen gefunden (DREWS 2003; ROLL et al. 2010), sofern die Raupenfut- terpflanzen (v.a. Nachtkerzen Oenothera und Weidenröschenarten Epilobium sp.) vorhanden sind. Vorkommen im Untersuchungsraum sind unwahrscheinlich, wenn auch nicht völlig auszu- schließen. Eine Bewertung der unmittelbaren Eingriffsflächen bezüglich ihrer Habitatfunktion für diese Artengruppe erfolgt im Zuge der Ausführungsplanung in den einzelnen Gebieten.

3.3.7 Libellen Im Naturraum sind Vorkommen von drei streng geschützten Libellenarten möglich: Grüne Mo- saikjungfer (Aeshna viridis), Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) und Große Moosjung- fer (Leucorrhinia pectoralis). Aus dem Gebiet der Samtgemeinde Hollenstedt sind bisher je- doch keine Nachweise dieser Arten bekannt (NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WAS- SERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ (NLWKN ) – FACHBEHÖRDE FÜR NATURSCHUTZ – 2011b). Bisher unbekannte Vorkommen wären am ehesten in der Este-Niederung zu erwarten. Eine Beeinträchtigung der genannten Libellenarten wäre allenfalls in der Bauphase im Bereich im engeren Anlagenbereich incl. der Zufahrten zu erwarten. Dort sind jedoch keine für diese Arten passenden Habitate vorhanden. Eine vertiefende artenschutzrechtliche Prüfung für diese Artengruppe nicht notwendig.

3.3.8 Heuschrecken Unter den Heuschrecken Deutschlands gibt es keine Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie. Vier Heuschreckenarten sind in Niedersachsen nach der Bundesartenschutzverordnung (Bart- SchV) besonders geschützt, von denen aber nur 2 noch aktuell vorkommen: die Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens und die Sandschrecke Sphingonotus caerulans. Eine Art (die Heideschrecke Gampsocleis glabra) ist streng geschützt. Alle 3 Arten sind im engeren Eingriffsbereich der Vorrangflächen nicht zu erwarten.

16 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Die aus der Eingriffsregelung resultierenden Kompensationsmaßnahmen sind so zu gestalten, dass für die in den Bauflächen festgestellten Heuschreckenarten geeignete Ersatzlebens- räume entstehen.

3.3.9 Krebse und Weichtiere Krebslebensräume sind im Untersuchungsraum nicht vorhanden. Vorkommen streng ge- schützter weichtierarten sind aus dem Naturraum nicht bekannt.

3.4 Europäische Vogelarten

3.4.1 Brutvögel Grundsätzlich sind nach § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG bei der artenschutzrechtlichen Prüfung alle im Plangebiet vorkommenden europäischen Vogelarten zu berücksichtigen. Mit- unter wurde davon ausgegangen, dass die ubiquitären, allgemein häufigen Arten bei her- kömmlichen Planungsverfahren im Regelfall nicht von populationsrelevanten Beeinträchtigun- gen bedroht sind und bei ihnen grundsätzlich keine Beeinträchtigung der ökologischen Funk- tion ihrer Lebensstätten zu erwarten sei (KIEL 2007, zit. nach RUNGE et al. 2010). Dazu hat das Bundesverwaltungsgericht jedoch festgestellt: „Bei der gebotenen individuenbezogenen Betrachtung (…) durfte die Frage, ob Nist- oder Brutplätze dieser Arten durch das Vorhaben in Anspruch genommen werden, nicht mit der Begründung, es handele sich um irrelevante bzw. allgemein häufige Arten, ungeprüft gelassen werden.“ (BVERWG, 9 A 3.06, 12.03.2009). Da dies in größeren Plangebieten sehr viele Arten sein können, wird zur Reduzierung des Aufwandes empfohlen, nur die gefährdeten oder sehr seltenen Arten sowie die Arten mit spe- ziellen Habitatansprüchen auf Artniveau zu behandeln. Nicht gefährdete Arten ohne beson- dere Habitatansprüche können in Artengruppen bzw. Gilden (z.B. Gebüschbrüter) zusammen- fassend betrachtet werden (RUNGE et al. 2010; NIEDERSÄCHSISCHE LANDESBEHÖRDE FÜR STRAßENBAU UND VERKEHR 2011; WARNKE & REICHENBACH 2012; LANDESBETRIEB STRAßENBAU UND VERKEHR SCHLESWIG-HOLSTEIN 2013). Dieser Empfehlung wird hier gefolgt. Auf Artniveau betrachtet werden demzufolge: • die Arten der Kategorien (0)1-3 sowie R der Roten Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel (KRÜGER & NIPKOW 2015) • die Arten der Kategorien (0)1-3 sowie R der Roten Liste der in Deutschland gefährde- ten Brutvögel (GRÜNEBERG et al. 2015) • die Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie • Arten mit besonderen Ansprüchen an ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten, für die das Ausweichen in neue Flächen nach Lebensraumverlust oft problematisch ist; hierzu ge- hören z.B. alle Koloniebrüter unabhängig von ihrem Gefährdungsstatus (Graureiher, Kormoran, Uferschwalbe, Saatkrähe, …) Für die sehr häufigen („ubiquitären“) Vogelarten, die mit mehr als 1 Mio. Brutpaaren in Deutschland vorkommen und auch nicht aufgrund starker Bestandsabnahmen als gefährdet eingestuft werden (vgl. GEDEON et al. 2014; GRÜNEBERG et al. 2015) wird davon ausgegangen, dass in der Regel • ein Eintreten des Störungstatbestandes ausgeschlossen werden kann (geringe Spezi- alisierung, lokale Populationen sind großflächig abzugrenzen und weisen hohe Indivi- duenzahlen auf; vorhabensbedingte Störungen betreffen daher nur geringe Bruchteile der lokalen Population);

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• bei einer Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten kein Verbotstatbestand eintritt, weil die im Rahmen der Eingriffsregelung erforderlichen Kompensationsmaß- nahmen zur Bewahrung des Status-quo von Natur und Landschaft ausreichend sind, um die ökologische Funktion der betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten; • betriebs- und anlagebedingt kein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko zu erwarten ist und • baubedingte Tötungsrisiken durch entsprechende Bauzeitenregelungen zu vermeiden sind (RUNGE et al. 2010; NIEDERSÄCHSISCHE LANDESBEHÖRDE FÜR STRAßENBAU UND VERKEHR 2011; WARNKE & REICHENBACH 2012). Durch die geplanten Windparks sind im Wesentlichen die kollisionsgefährdeten Arten betroffen (DÜRR 2011; LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014; NIEDERSÄCHSI- SCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016; SCHREIBER 2017). Unter den kollisionsgefährdeten Singvogelarten kommen nur Feldlerche und Neuntöter im Gebiet vor. Die anderen Arten sind allenfalls in der Bauphase gefährdet, wo baubedingte Tötungsri- siken durch entsprechende Bauzeitenregelungen vermieden werden können. Daher werden die nicht kollisionsgefährdeten Arten im Folgenden nicht weiter behandelt. Tab. 3: Windkraftsensible Brut- und Gastvogelarten im Bereich der Windenergie-Vorrangflächen in der Samtgemeinde Hollenstedt nach vorliegenden Gutachten. Angegeben sind der Rote-Liste-Status (RL) für Niedersachsen (NI; KRÜGER & NIPKOW 2015) und Deutschland (D; GRÜNEBERG et al. 2015), Einträge im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie (VRL) nach GRÜNEBERG et al. (2017). Brutvogel: Art in min- destens einem der untersuchten gebiete als Brutvogel festgestellt oder vermutet. Gastvogel: Art in min- destens einem der untersuchten gebiete als Gastvogel festgestellt oder vermutet.

Art RL Nds RL D EU Bestand (D) Brutvogel Gastvogel Graugans * * 26.000 – 37.000 x x Silberreiher - - - x Graureiher V * 24.000 – 30.000 x Weißstorch 3 3 I 4.200 – 4.600 x Wespenbussard 3 3 I 4.300 – 6.000 x Wiesenweihe 2 2 I 470 – 550 x Rohrweihe V * I 7.500 – 10.000 x Rotmilan 2 V I 12.000 – 18.000 ? x Schwarzmilan * * I 6.000 – 9.000 x Mäusebussard * * 80.000 – 135.000 x x Wanderfalke 3 * I 1.000 – 1.200 x Turmfalke V * 44.000 – 74.000 x Kranich * * I 7.000 – 8.000 ? x Kiebitz 3 2 63.000 – 100.000 x x Waldschnepfe V V 20.000 – 39.000 x Bekassine 1 1 5.500 – 8.500 x Waldohreule V * 26.000 – 43.000 x Uhu * * I 2.100 – 2.500 x Neuntöter 3 * I 91.000 – 160.000 x Feldlerche 3 3 1,3 – 2,0 Mio. x

Kategorien der Roten Liste (RL) für Niedersachsen (NI; KRÜGER & NIPKOW 2015) und für Deutschland (D; GRÜNE- BERG et al. 2015): 0 ausgestorben oder verschollen 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet V Vorwarnliste * ungefährdet - kein Brutvogel in Nds. 18 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

In Tabelle 3 sind die windkraftsensiblen Brut- und Gastvogelarten im Bereich der Windenergie- Vorrangflächen in der Samtgemeinde Hollenstedt zusammengestellt, die dort nach Auskunft der bisher vorliegenden Gutachten vorkommen.

3.4.1.1 Graugans Gänse werden bzgl. ihrer Empfindlichkeit ggü. WEA im Hinblick auf Gastvogeltrupps diskutiert (s. 3.4.2). Für einzelne Brutpaare in der Umgebung wird WEA ist keine Gefährdung anzuneh- men.

3.4.1.2 Silberreiher und Graureiher Zum Silberreiher finden sich in der Literatur in Bezug auf die Betroffenheit durch Windkraftan- lagen kaum Hinweise. Der Silberreiher tritt in Niedersachsen bisher nicht als Brutvogel auf. Gastvögel sind das ganze Jahr über in unterschiedlicher Häufigkeit anwesend, mit einem Schwerpunkt im Winterhalbjahr (Oktober bis März), deutlich geringeren Zahlen von April bis Juli und einem Minimum zur Hauptbrutzeit im Juni. Vor allem im Herbst und Winter sind Sil- berreiher inzwischen vielerorts häufiger anzutreffen als Graureiher. Bezüglich ihrer Habitatnutzung und Flugweise bestehen zwischen den Arten nur geringe Un- terschiede, deshalb können die für den Graureiher verfügbaren Angaben weitgehend auf den Silberreiher übertragen werden.

LANGGEMACH & DÜRR (2018) führen den Graureiher unter den störungssensiblen Koloniebrü- tern auf; bisher sind 14 Graureiher als Schlagopfer in Deutschland in der Fundkartei registriert.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Graureiher einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI4) III.6 an (der Mortalität von Individuen kommt damit eine mittlere Bedeutung zu) und ein mittleres (Stufe C) artspezifisches Kollisionsrisiko an WEA. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Graureiher „im Einzelfall bei mindestens hohem konstellationsspezifischem Risiko pla- nungs- u. verbotsrelevant“ sein kann. Ein hohes konstellationsspezifisches Risiko besteht i. d. R. dann, wenn nicht nur Einzelindividuen, sondern größere Individuenzahlen bzw. Ansamm- lungen betroffen sind, z. B. bei Betroffenheit von Brutkolonien. Einzelne Brutplätze reichen hierfür nicht aus (BERNOTAT & DIERSCHKE 2016). Graureiher zeigen nur kleinräumiges Meidungsverhalten ggü. WEA, der Lebensraumverlust ist daher gering. Den Brutkolonien kommt auch außerhalb der Brutzeit eine zentrale Funktion in der Raumnutzung zu (zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Das Niedersächsische MU sieht in seinem Leitfaden ebenso wie die LAG der Vogelschutzwarten einen Mindestanstand von 1.000 m zu Brutkolonien vor.

3.4.1.3 Weißstorch In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 59 Schlagopfer notiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Die Nahrungssuche findet beim Weißstorch überwiegend im Umkreis um 2 km um den Horst statt (versch. Quellen; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018), zumindest in Gebieten mit durch- schnittlicher bis guter Nahrungsbasis. Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leit- faden des MU und die LAG der Vogelschutzwarten übereinstimmend 1.000 m an. SCHREIBER (2016) setzt zudem einen Tabubereich von 100 m um einen Horst an.

4 Der MGI setzt sich zusammen aus einer gleichwertigen Gewichtung des Populationsbiologischen Sen- sitivitäts-Index (9-stufig) und des Naturschutzfachlicher Wert-Index (5-stufig). 19 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Weißstorch einen Mortalitäts-Gefährdungs-In- dex (MGI) II.4 für Brutvögel und II.5 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit eine hohe Bedeutung zu) und eine sehr hohe (Stufe A) vorhabentypspezifische Mortali- tätsgefährdung an WEA für Brutvögel sowie eine hohe für Gastvögel. Dies bedeutet im Ergeb- nis, dass der Weißstorch als Brutvogel „i.d.R. / schon bei geringem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann, als Gastvogel „i.d.R. / schon bei geringem konstellationsspezifischem Risiko“. Für Nahrungsgebiete, die durch WEA überplant werden, sollten zur Lenkung der Vögel aus dem Gefahrenbereich durch Kompensationsmaßnahmen attraktive Ersatznahrungsflächen geschaffen werden, insbesondere bei unterdurchschnittlicher Reproduktion (<2,0 flügge Junge/Jahr im fünfjährigen Mittel; LANGGEMACH & DÜRR 2018).

3.4.1.4 Schwarzstorch In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 4 Schlagopfer notiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). In einer Untersuchung in Spanien war der Schwarzstorch die Art mit dem größten „Risiko- Index“ (27,3 % Beobachtungen an WEA mit Kollisionsrisiko pro Zahl Gesamtbeobachtungen) (LEKUONA & URSUA 2007; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Bei 54 Beobachtungen von Schwarzstorchflugbewegungen im Windfeld Biebersdorf-Briesensee-Radensdorf (LDS) um- flogen die Störche mindestens zweier Brutplätze auf dem Weg zum Nahrungsgebiet meist den WP und kehrten auf dem Rückweg zum Horst auf kürzestem Weg durch den WP zurück, so dass 29,6 % der Nahrungsflüge durch den WP erfolgten (Lieder 2014; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Aufgrund der weiten Nahrungsflüge können wichtige Flugwege durch WEA abgeschnitten wer- den. Die Aktionsräume von Schwarzstorch-Brutpaaren reichen nach vielen Literaturquellen bis 10 und mehr km vom Horst, wobei Nahrungsflüge sogar über 20 km hinaus reichen können (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 3.000 m an. SCHREIBER (2016) setzt zudem einen Tabube- reich von 300 m um einen Horst an.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Schwarzstorch einen Mortalitäts-Gefährdungs- Index (MGI) II.4 für Brutvögel und II.5 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit eine hohe Bedeutung zu) und eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitäts- gefährdung an WEA. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Schwarzstorch „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann.

3.4.1.5 Fischadler In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 23 Schlagopfer notiert, darunter 3 aus Niedersachsen (LANGGEMACH & DÜRR 2018). 90 % der Kollisionsopfer an deutschen WEA entfallen auf Altvögel. Weite Nahrungsflüge bis > 10 km. Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.000 m an. Bei Interaktionen gegenüber Luftfeinden weitgehend vollständige Frequentierung des 1-km- Radius um den Horst, während Nahrungsflüge sich stärker auf Flugkorridore konzentrierten. Dabei Flüge vom Horst weg mit geringerer Konzentration auf Flugkorridore als Anflüge zum Horst, da nach Abflügen zunächst intensiveres Thermikkreisen und auch dadurch Nutzung des gesamten 1-km-Radius (Rohde 2017; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018).

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BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Fischadler einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) I.3 für Brutvögel und II.6 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine sehr hohe Bedeutung zu, bei gastvögeln eine mittlere Bedeutung) und eine sehr hohe (Stufe A) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel sowie eine hohe (Stufe B) für Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Fischadler als Brutvogel „i.d.R. / schon bei geringem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbots- relevant“ sein kann, als Gastvogel „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Ri- siko“.

3.4.1.6 Wespenbussard In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 12 Schlagopfer notiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Der Wespenbussard gelangt bei Nahrungsflügen ebenso wie bei Balzflügen regelmäßig in den Gefahrenbereich der Rotorzone. Ein Meideverhalten ggü. WEA ist nicht erkennbar (versch. Quellen, zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Die Nahrungsflüge können bis in etwa 6 km Entfernung vom Horst reichen, in Extremfällen auch weiter, wobei offenbar im Zuge der Auf- zuchtperiode zunehmend Gebiete in größerer Entfernung aufgesucht werden. Waldgebiete sind in der Raumnutzung überrepräsentiert. Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.000 m an. SCHREIBER (2016) setzt zudem einen Tabube- reich von 300 m um einen Horst an.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Wespenbussard einen Mortalitäts-Gefährdungs- Index (MGI) II.5 für Brutvögel und III.6 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine hohe Bedeutung zu, bei Gastvögeln eine mittlere Bedeutung), des Weiteren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung für Brutvögel und eine mittlere (Stufe C) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Wespenbussard als Brutvogel „I.d.R. / schon bei mittle- rem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann, als Gastvogel „im Einzelfall / bei mindestens hohem konstellationsspezifischem Risiko.

3.4.1.7 Seeadler In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 144 Schlagopfer notiert, darunter 5 aus Niedersachsen (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Erst zwei Verluste bei den für die Reproduktion besonders wichtigen Brutvögeln in der weiteren Hor- stumgebung - die bisherige Freihaltung des 3-km-Bereiches ist als sehr erfolgreich für den Schutz von Individuen und Brutplätzen anzusehen, da sich dadurch das Mortalitätsrisiko von Brutvögeln offensichtlich senken und der Bruterfolg stabilisieren lässt. Hohes Schlagrisiko, auch außerhalb des 6-km-Radius. In der PROGRESS-Studie wurden 29 % der Flugaktivitäten in Rotorhöhe erfasst. Unter 100 beobachteten Flügen in WPs gab es 11 % Gefahrensituationen (GRÜNKORN et al. 2016). Hoher Anteil von Flügen im Rotorbereich. Aktionsräume sehr unterschiedlich groß, bei Jungvögeln riesig. Gewässer spielen wichtige Rolle als Nahrungsreviere, aber durch flächige Suche nach Aas (vor allem im Winterhalbjahr) und die zunehmende Nutzung der Agrarlandschaft, die sich auch in den Beutelisten widerspie- gelt, lässt sich die Raumnutzung nur bedingt auf konkrete Flugbahnen einschränken (LANG- GEMACH & DÜRR 2018). Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 3.000 m an.

21 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Seeadler einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) II.4 für Brutvögel und II.5 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln und Gastvögeln eine hohe Bedeutung zu) und eine sehr hohe (Stufe A) vorha- bentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel sowie eine hohe (Stufe B) für Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Seeadler als Brutvogel „i.d.R. / schon bei geringem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann, als Gast- vogel „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Risiko“.

3.4.1.8 Wiesenweihe In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 4 Brutvögel und 2 Jungvögel als Schlagopfer dokumentiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Ein Kollisionsrisiko besteht vor allem bei brutplatznahen Aktivitäten in größerer Höhe und bei hohen Beutetransporten und Flügen ins Jagdgebiet, nicht jedoch bei dem niedrigen Jagdflug. Beutetransporte aus über ca. 1 km entfernten Jagdgebieten erfolgen meist in großen Höhen, wenn kein starker Gegenwind herrscht, Thermiksegeln tritt dabei häufig auf. Trotz der typi- scherweise sehr niedrigen Jagdflüge finden insgesamt betrachtet die Flüge der Wiesenweihe zu einem erheblichen Teil im Rotorbereich von WEA statt (versch. Quellen, zit. nach LANGGE- MACH & DÜRR 2018). Das Kollisionsrisiko ist für Deutschland schwer zu beurteilen (bisher kein Totfundmonitoring in einem deutschen Wiesenweihen-Brutgebiet bekannt). Die europaweit dokumentierten Funde, vor allem die aus Südfrankreich, sprechen für ein hohes Kollisionsri- siko an WEA in Brutgebieten. Dabei deuten die Beobachtungen auf ein größeres Risiko an höheren WEA nach Repowering hin. Über mehrere Jahre besetzte, traditionelle Gemeinschafts-Schlafplätze sollten planerisch be- rücksichtigt werden, sofern sie nicht ohnehin mit den Brutplätzen zusammenfallen (LÄNDERAR- BEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014). Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.000 m an. Der Tabubereich wäre vmtl. analog zur Rohrweihe mit 100 m anzusetzen.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für die Wiesenweihe einen Mortalitäts-Gefährdungs- Index (MGI) I.3 für Brutvögel und III.6 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine sehr hohe Bedeutung zu, bei Gastvögeln eine mittlere Bedeutung), des Weiteren eine sehr hohe (Stufe A) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und eine mittlere (Stufe C) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass die Wiesenweihe als Brutvogel „I.d.R. / schon bei geringem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann, als Gastvogel „im Einzelfall / bei mindestens hohem konstellationsspezifischem Risiko“.

3.4.1.9 Rohrweihe In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 30 Schlagopfer dokumentiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Zur Brutzeit im Nahbereich des Horstes regelmäßiger Aufenthalt in größerer Höhe durch Ther- mikkreisen, Balz, Nahrungsflüge von/zu entfernter gelegenen Nahrungsgebieten, Beuteüber- gabe und Feindabwehr. Jagdflüge meist bodennah und unterhalb des Gefahrenbereichs der Rotoren. Beutetransporte aus über ca. 2 km entfernten Jagdgebieten können jedoch in großen Höhen stattfinden, vor allem bei Thermikwetter (versch. Quellen, zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Bei der Nahrungssuche ist kaum eine Meidung von WEA erkennbar, auch innerhalb von Wind- parks ohne Reaktionen auf Rotorbewegungen. 22 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Über mehrere Jahre besetzte, traditionelle Gemeinschafts-Schlafplätze sollten planerisch be- rücksichtigt werden, sofern sie nicht ohnehin mit den Brutplätzen zusammenfallen (LÄNDERAR- BEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014). Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.000 m an. SCHREIBER (2016) setzt zudem einen Tabube- reich von 100 m um einen Horst an.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für die Rohrweihe einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) II.5 für Brutvögel und III.6 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine hohe Bedeutung zu, bei Gastvögeln eine mittlere Bedeutung), des Weite- ren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und eine mittlere (Stufe C) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Gastvö- gel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass die Rohrweihe als Brutvogel „I.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann, als Gastvogel „im Einzelfall / bei mindestens hohem konstellationsspezifischem Risiko“.

3.4.1.10 Rotmilan Der Rotmilan ist aufgrund seines Flugverhaltens in besonderem Maße durch Kollisionen mit WEA gefährdet. In Deutschland steht die Art an zweiter Stelle der landesweiten Kollisionsop- ferstatistik (bisher 398 gemeldete Fälle, davon 30 in Niedersachsen; DÜRR 2018). Nur vom Mäusebussard, dessen Brutbestand in Deutschland allerdings mindestens neunmal so hoch ist wie der des Rotmilans (in Niedersachsen etwa 15mal so hoch; KRÜGER et al. 2014), wurden mehr Kollisionsopfer an WKA gemeldet. In Brandenburg sind WEA in kurzer Zeit auf Rang 1 der dokumentierten Verlustursachen beim Rotmilan gestiegen (LANGGEMACH & DÜRR 2018).

Der Brutbestand des Rotmilans in Deutschland ist seit 1991 rückläufig (MAMMEN & STUBBE 2009; GRÜNEBERG et al. 2015). Der größte Rückgang fand 1991 bis 1997 statt. Hauptgrund für den Bestandsrückgang ist Nahrungsmangel, bedingt durch die Intensivierung der Landbe- wirtschaftung und die Abnahme bzw. die Verschlechterung der Erreichbarkeit von Beute/Nah- rung. Für die Dichtezentren in Sachsen-Anhalt werden aktuell auch der Verlust von Nistplätzen durch den Abgang des Baumbestandes in der offenen Landschaft, eine zunehmende inter- spezifische Nistplatzkonkurrenz und erhöhte Prädation als Rückgangsursachen genannt (NICOLAI et al. 2009; NICOLAI & MAMMEN 2009). Die Windkraftnutzung ist inzwischen in Teilen Deutschlands zu einer wesentlichen, möglicherweise bestandsgefährdenden Rückgangsursa- che für den Rotmilan geworden (BELLEBAUM et al. 2013)

Allgemein bevorzugen Rotmilane in vielen Gebieten Grünland zur Nahrungssuche (z.B. GEL- PKE & STÜBING 2009; SCHMIDT 2009). In Ackerbaugebieten sind besonders mehrjährige Fut- terkulturen wichtige Nahrungsflächen (NICOLAI & MAMMEN 2009), sehr attraktiv sind z.B. Lu- zernefelder während der Mahd (MAMMEN et al. in HÖTKER et al. 2013). Wesentlich sind in erster Linie • eine gute Erreichbarkeit der Nahrung (kurzrasige Flächen, Kulturen mit noch nicht ge- schlossener Vegetationsdecke, Stoppelfelder, Schwarzbrachen, …) • hohe Kleinsäugerdichten (vor allem gefördert durch ein vielfältiges Nutzungsmosaik (Grünland, Äcker, Brachen, Saumbiotope, …; SANDKÜHLER & OLTMANNNS 2009) Von hoher Bedeutung sind auch Brachflächen und Saumstrukturen (Hecken, Wegraine, …) als wesentliche Rückzugs- und Reproduktionsgebiete von Kleinsäugern; BRUNKEN 2009).

Die saisonal wechselnde Bedeutung verschiedener Nahrungsflächen beschreiben MAMMEN et al. (in: HÖTKER et al. 2013) wie folgt:

23 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Wintergetreideflächen haben im April und Mai i.d.R. bereits eine geschlossene Vegetations- decke gebildet und sind dann bis zur Ernte als Nahrungsfläche für den Rotmilan nicht nutzbar, während Schwarzbrachen aufgrund ihrer Übersichtlichkeit zu diesem Zeitpunkt gute Nah- rungsflächen darstellen. Wintergetreidekulturen werden daher im Frühjahr (vor allem im April und Mai) sehr deutlich gemieden, Schwarzbrachen dagegen (v.a. im März/April) präferiert. Im Mai verringert sich aufgrund der Maiseinsaat das Angebot an Schwarzbrachen sehr rasch. Im Juni und Juli ändern sich die Verhältnisse, da die geernteten Raps- und Getreidestoppel- felder zu diesem Zeitpunkt wieder geeignete Nahrungsflächen für den Rotmilan bieten, wäh- rend die Maisfelder inzwischen eine geschlossene Vegetationsdecke ausgebildet haben und dementsprechend weniger präferiert (Juni) bzw. gemieden (Juli) werden. Wenn vorhanden, werden zwischen Juni und August Luzernefelder (bei der Mahd) deutlich bevorzugt genutzt. Hervorzuheben ist die ebenfalls deutliche Präferenz von Grenzstrukturen (Feldwege, Wegraine, Grabenraine, Hecken, …) in den Monaten Mai bis Juli (Maximum im Juni). Sie sind in diesem Zeitraum von besonderer Bedeutung, weil die meisten Ackerkulturen dann kaum noch als Nahrungsfläche für den Rotmilan nutzbar sind. Zwischen August und Oktober sind weniger starke Präferenzen zu erkennen, da jetzt verschie- dene Kulturen geeignete Nahrungshabitate bieten (gemähtes Grünland, Raps- und Getreide- Stoppelfelder, …). Ab Oktober werden die Schwarzbrachen gegenüber dem aufwachsenden Winterraps und Winterweizen bevorzugt, Grünland bleibt weiterhin bedeutsam. Ein hohes Schlagrisiko besteht insbesondere für Alt- und Brutvögel (89 % aller Funde), wobei nach MAMMEN et al. (2009) auch mehrjährig bruterfahrene und brutortstreue Vögel betroffen sind. Rotmilane verunglücken auch an hohen WEA, z. B. mehrfach zwischen 90 und 100 m Abstand Rotorzone zum Boden und mehrfach an WEA innerhalb von Wäldern. Der Anteil der Funde an WEA mit hohem Rotor-Boden-Abstand (>80 m) ist enorm gestiegen: Bis Ende 2010 lag er bei 2,6 %, 2011-15 bei 14,5 % und ab Anfang 2016 bis März 2017 bei 31,6 %. Auch die Gesamthöhe der WEA mit Rotmilanfunden reflektiert die Gefährdung an hohen WEA: bis Ende 2010 fielen 1,2 % der Funde auf WEA > 150 m, 2011-15 15,7 % und ab 2016 bis März 2017 45,0 %. Die These, WEA würden aus dem Flugbereich der Rotmilane „herauswachsen“ und damit das Risiko mit höheren WEA abnehmen, lässt sich damit nicht bestätigen (T. Dürr un- veröff., zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018. Bei Ersatz verlorener Brutvögel durch jüngere Vögel im Folgejahr ist bis zu mehreren Jahren (schon bei einem Brutpartner) der Bruterfolg reduziert. WEA werden durch Rotmilane eher gezielt aufgesucht als gemieden: Das Nahrungsangebot und die Nahrungsverfügbarkeit unter den WEA sowie entlang der Verbindungswege sind oft attraktiv für Rotmilane, vor allem in Ackerlandschaften, wo das Kollisionsrisiko dadurch größer ist. Über mehrere Jahre besetzte, traditionelle Gemeinschafts-Schlafplätze sollten planerisch be- rücksichtigt werden (LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014). Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.500 m an. SCHREIBER (2016) setzt zudem einen Tabube- reich von 300 m um einen Horst an.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Rotmilan einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) II.5 für Brutvögel und für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit in beiden Fällen eine hohe Bedeutung zu), des Weiteren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezi- fische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und für Gastvögel. Dies bedeutet im Er- gebnis, dass der Rotmilan „I.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Risiko pla- nungs- u. verbotsrelevant“ sein kann. 24 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

3.4.1.11 Schwarzmilan In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 40 Schlagopfer dokumentiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Ein hohes Schlagrisiko besteht v.a. für Altvögel. Flugaktivitäten finden zu einem erheblichen Anteil innerhalb der Rotorzone von WEA statt. Bisher gibt es keine Hinweise auf Meidung von WEA während der Jagd. Über mehrere Jahre besetzte, traditionelle Gemeinschafts-Schlafplätze sollten planerisch be- rücksichtigt werden, sofern sie nicht ohnehin mit den Brutplätzen zusammenfallen (LÄNDERAR- BEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014). Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.000 m an. Der Tabubereich um den Horst sollte wie beim Rotmilan 300 m betragen.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Schwarzmilan einen Mortalitäts-Gefährdungs- Index (MGI) II.5 für Brutvögel und III.6 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine hohe Bedeutung zu, bei Gastvögeln eine mittlere Bedeutung), des Weiteren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brut- vögel und Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Schwarzmilan „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann.

3.4.1.12 Mäusebussard Der Mäusebussard als mit Abstand häufigste Greifvogelart in Niedersachsen (ca. 15.000 Brut- paare; KRÜGER et al. 2014) und bundesweit (ca. 105.000 Brutpaare; GEDEON et al. 2014) hat auch die meisten bekannt gewordenen Verluste an Windkraftanlagen zu verzeichnen (bisher 514 Funde deutschlandweit, davon 83 in Niedersachsen (DÜRR 2018). Die Flugbewegungen finden zu einem erheblichen Anteil im Rotorbereich statt, allgemein ist keine ausgeprägte Meidung von WEA festzustellen (versch. Quellen zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Die lange Zeit als Leitfaden für die Berücksichtigung des Artenschutzes in Windparks in Nie- dersachsen gültige Arbeitshilfe des Niedersächsischen Landkreistages (NIEDERSÄCHSISCHER LANDKREISTAG 2014) sah einen Mindestabstand von WEA zu Mäusebussard-Brutplätzen von 500 m vor. Im aktuell gültigen Leitfaden des MU kommt der Mäusebussard (ebenso wie im aktuellen „Helgoländer Papier“; LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014) nicht mehr vor. Dies wurde bereits von SCHREIBER (2014) kritisch angemerkt. Da das Tötungsverbot des §44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG individuenbezogen gilt, ist es für die Feststellung des Verbotstatbestandes nicht notwendig, dass die Verluste negative Folgen für die Population haben (s. 1.5). Insofern kann ein erhöhtes Tötungsrisiko für den Mäusebussard nicht allein schon deshalb vernachlässigt werden, weil es sich um eine allgemein häufige, un- gefährdete Art handelt (s. z.B. Urteil 4 A 1075.04 des BVerwG vom 16.03.2006, Rn. 563; Urteil 9 A 39.07 vom 18.03.2009, Rn. 58). Die Gefährdung der Art spielt in der Abwägung nur inso- fern eine Rolle, als an Vermeidungsmaßnahmen für häufige und verbreitete Arten weniger hohe Ansprüche bzgl. der Wirksamkeit gestellt werden müssen als bei seltenen und stark be- drohten Arten (SCHREIBER 2017). Gleichzeitig zeichnet sich inzwischen ab, dass das Kollisionsrisiko für Mäusebussarde an WEA durchaus populationsrelevant sein kann. Im Projekt PROGRESS wurden 42 % der Flugaktivi- täten in Rotorhöhe erfasst (GRÜNKORN et al. 2016). Aus den im Rahmen des Projektes gefun- denen Schlagopfern wird auf eine mittlere Zahl von 7.865 Mäusebussarden geschlossen, die in den Ländern SH, NI, MV und BB jährlich an WEA kollidieren (GRÜNKORN et al. 2016). Bei 25 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag einer Zahl von 12.841 WEA in diesem Gebiet (S. 99) wären dies 0,61 Opfer je WEA und Jahr. Im Ergebnis wird explizit die Erheblichkeit der zusätzlichen Mortalität für die Population betont. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass auch häufige kollisionsgefährdete Arten bei Pla- nungen von WEA berücksichtigt werden müssen, selbst wenn für diese in gültigen Fachkon- ventionen kein artspezifischer Mindestabstand zu WEA vorgesehen ist.

SCHREIBER (2016) nimmt folglich den Mindestabstand von 500 m wieder auf und hält zudem einen Tabubereich von 100 m um einen Horst für erforderlich.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Mäusebussard einen Mortalitäts-Gefährdungs- Index (MGI) III.7 für Brutvögel und für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine mittlere Bedeutung zu), des Weiteren eine mittlere (Stufe C) vorhabentyp- spezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und Gastvögel. Dies bedeutet im Er- gebnis, dass der Mäusebussard „im Einzelfall / bei mindestens hohem konstellationsspezifi- schem Risiko“ planungs- und verbotsrelevant sein kann.

3.4.1.13 Wanderfalke In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 16 Schlagopfer dokumentiert, davon 3 in Niedersachsen (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Da Wanderfalken i. d. R. aus dem hohen Luftraum jagen, geraten sie regelmäßig in die kriti- schen Höhen im Rotorbereich; zudem sind sie zwar schnell, aber nicht sehr wendig. Der Jagd- flug ist ein kompromissloser Verfolgungsflug im Radius von ca. 3 km um den Horst (LANGGE- MACH & DÜRR 2018). Unter 20 beobachteten Flügen in Windparks im Projekt PROGRESS gab es 15 % Gefahrensituationen (GRÜNKORN et al. 2016). Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.000 m an, das „Helgoländer Papier“ fordert aber für die Baumbrüterpopulation einen Mindestabstand von 3.000 m. SCHREIBER (2016) setzt zudem ei- nen Tabubereich von 300 m um einen Horst an. Die Begründung für einen höheren Schutzbereich bei den Baumbrütern ist vor allem die Tat- sache, dass es sich um eine brutökologisch eigenständige Population handelt, die in den 1970er Jahren vollständig (d. h. von den Niederlanden bis zum Ural) dem Einsatz chlorierter Kohlenwasserstoffe in Land- und Forstwirtschaft zum Opfer gefallen ist. Damit ist eine beson- dere ökologische Population des eigentlich auf Felsen brütenden Wanderfalken verloren ge- gangen (vgl. Biodiversitäts-Konvention). Daher liegt der naturschutzstrategische Schwerpunkt in Nordostdeutschland bei der Baumbrüterpopulation. Ein international beachtetes Wiederan- siedlungsprogramm konnte nach zwanzigjähriger Laufzeit 2010 erfolgreich beendet werden. Derzeit gibt es wieder mehr als 50 Baumbrüterpaare, davon 2/3 in BB und 1/3 in MV, inzwi- schen auch mind. 2 Paare in Niedersachsen (Landkreis Lüneburg, Amt Neuhaus). Dies ist der kleine Initialbestand für die Wiederbesiedlung des gesamten früheren Baumbrüterareals, das Tausende Brutpaare beherbergte. Der Erfolg dessen wird leichtfertig aufs Spiel gesetzt, wenn ein gewisser Aderlass durch WEA in Kauf genommen wird (LANGGEMACH & DÜRR 2018).

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Wanderfalken einen Mortalitäts-Gefährdungs- Index (MGI) III.6 für Brutvögel und für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln und Gastvögeln eine mittlere Bedeutung zu), des Weiteren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und Gastvögel. Dies be- deutet im Ergebnis, dass der Wanderfalke „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifi- schem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann.

26 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

3.4.1.14 Turmfalke Der Turmfalke als zweithäufigste Greifvogelart in Niedersachsen (ca. 8.000 Brutpaare; KRÜ- GER et al. 2014) und bundesweit (44.000 – 74.000; GEDEON et al. 2014) ist nach Mäusebus- sard, Rotmilan und dem wesentlich selteneren Seeadler die am vierthäufigsten als Schlagop- fer an WEA gemeldete Art (bisher 119 Funde deutschlandweit, davon 24 in Niedersachsen (DÜRR 2018).

Turmfalken zeigen kein aktives Meideverhalten gegenüber WKA. WHITFIELD & MADDERS (2006; zit. nach SCHREIBER 2016) bezeichnen den Turmfalken als „relatively vunerable to col- lision strikes“. Nach STRASSER (2006, S. 51; zit. nach SCHREIBER 2016) waren Turmfalken während 3 % der Gesamtflugzeit im Windpark in der Gefahr zu kollidieren. Die durchschnittli- che Flugzeit im gefährlichen Bereich erreicht damit in dieser Studie immerhin den halben Wert im Verbgleich zu den besonders kollisionsgefährdeten Arten Mäusebussard und Rotmilan. Die lange Zeit als Leitfaden für die Berücksichtigung des Artenschutzes in Windparks in Nie- dersachsen gültige Arbeitshilfe des Niedersächsischen Landkreistages (NIEDERSÄCHSISCHER LANDKREISTAG 2014) sah einen Mindestabstand von WEA zu Turmfalken-Brutplätzen von 500 m vor. Im aktuell gültigen Leitfaden des MU kommt der Turmfalke (ebenso wie im aktuellen „Helgoländer Papier“; LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014) nicht mehr vor (s. dazu die Ausführungen zum Mäusebussard, Kap. 3.4.1.9).

SCHREIBER (2016) nimmt den Mindestabstand von 500 m wieder auf und hält zudem einen Tabubereich von 100 m um einen Horst für erforderlich, da bei einer solchen Entfernung nicht nur das Tötungsrisiko nochmals erhöht ist, sondern auch Störungen eine Rolle spielen, die bis hin zur Aufgabe des Standortes führen können.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Turmfalken einen Mortalitäts-Gefährdungs-In- dex (MGI) III.7 für Brutvögel und für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln und Gastvögeln eine mittlere Bedeutung zu), des Weiteren eine mittlere (Stufe C) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Turmfalke „im Einzelfall bei mindestens hohem konstellations- spezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann.

3.4.1.15 Baumfalke In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 15 Schlagopfer dokumentiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). Zur Gefährdung des Baumfalken durch WEA ist noch keine abschließende Bewertung mög- lich. Die Art hat eine sehr geringe Siedlungsdichte und ist nur während der Vegetationszeit anwesend, die Fundwahrscheinlichkeit ist dadurch sehr gering. Ein hohes Kollisionsrisiko an anderen Strukturen erwähnen FIUCZYNSKI & SÖMMER (2011; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Unter 25 beobachteten Flügen in Windparks waren 8 % Gefahrensituationen (Projekt PROGRESS, GRÜNKORN et al. 2016). Der Baumfalke reagiert sehr empfindlich gegenüber Arbeiten zur Erschließung und Errichtung der WEA, was in der Regel zur Umsiedlung in Entfernungen von 2-3 km führt. Oft erfolgt dann 1-3 Jahre nach Errichtung der WEA eine Wiederbesetzung der alten Brutplätze (keine Mei- dung von WEA erkennbar). Regelmäßiger Aufenthalt in Höhe der Rotoren durch Thermikkrei- sen, Balz, regelmäßige Flüge von/zu entfernteren Nahrungsgebieten, Feindabwehr und Jagd (z. B. ausgiebige stationäre Jagd auf Fluginsekten; versch. Quellen, zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). In den letzten Jahrzehnten wurde über Gittermasten als Brutplätze zunehmend die offene Ag- rarlandschaft besiedelt, damit ergibt sich ein größeres Konfliktpotenzial mit WEA.

27 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 500 m an. Der Tabubereich um den Horst sollte 200 m betra- gen (SCHREIBER 2016).

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Baumfalken einen Mortalitäts-Gefährdungs-In- dex (MGI) II.5 für Brutvögel und III.6 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine hohe Bedeutung zu, bei Gastvögeln eine mittlere Bedeutung), des Weiteren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brut- vögel und Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Baumfalke „i.d.R. / schon bei mitt- lerem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann.

3.4.1.16 Kranich Die Kollisionsgefährdung ist für Kraniche im Brutgebiet im Vergleich zu vielen Greifvogelarten aus den folgenden Gründen sehr gering (LANGGEMACH & DÜRR 2018): • Die Nahrungssuche erfolgt nur zu Fuß. • Wechsel zwischen Nahrungsflächen erfolgen im bekannten Revier, wo Windfelder auch im Nahbereich der Anlagen durchflogen werden, meist bei Flughöhen um die 20 m. • Während der 8-wöchigen Jungenaufzucht bis zum Flüggesein fliegen die Altvögel sel- ten. Auch für ziehende Kraniche ist die Kollisionsgefährdung an WEA im Vergleich zu Greifvögeln gering (LANGGEMACH & DÜRR 2013). Obwohl inzwischen zweimal jährlich mehr als 100.000 Kraniche große Teile Deutschlands auf dem Zug überfliegen, liegen bisher nur 20 Meldungen über Kollisionsopfer an WEA vor. Ein Durchfliegen größerer Kranich-Trupps durch Windparks wurde bislang kaum beobachtet. Die Kraniche versuchen in der Regel, Windparks zu umflie- gen oder zu überfliegen. Wo landschaftliche Gegebenheiten die Ausbildung lokaler Flugkorri- dore fördern, können sich aber Konflikte ergeben, wenn WEA in solchen Flugkorridoren er- richtet werden. Auch die Störungswirkung der Anlagen auf Brutvögel ist relativ gering. Ab 400 m Entfernung zu WEA keine Beeinträchtigungen für Kraniche feststellbar (SCHELLER & VÖKLER 2007; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Störungen durch Bau, Erschließung, Wartung usw. sind wahrscheinlicher als solche durch den Betrieb der WEA.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Kranich einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) II.4 für Brutvögel und III.6 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln eine hohe Bedeutung zu, bei Gastvögeln eine mittlere Bedeutung), des Weite- ren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und eine mittlere (Stufe C) für Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Kranich als Brutvogel „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbots- relevant“ sein kann, als Gastvogel „im Einzelfall / bei mindestens hohem konstellationsspezi- fischem Risiko“.

3.4.1.17 Wiesenlimikolen In der aktuellen Schlagopferdatei sind bisher bundesweit 19 Kiebitze als Kollisionsopfer ver- zeichnet, davon 3 in Niedersachsen (DÜRR 2018). Bei der Progress-Studie (GRÜNKORN et al. 2016) wurden Kiebitze vergleichsweise häufig mit 12 Exemplaren gefunden, diese 12 Schlag- opfer sind in den oben genannten 19 bereits enthalten. Örtliche Flugbewegungen von Brachvögeln und Kiebitzen als Brutvögel erfolgten im Projekt PROGRESS überwiegend unterhalb der Rotorhöhe. Der Anteil von Gefahrensituationen bei 28 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag beobachteten Flügen reichte von 0 % (Uferschnepfe, Rotschenkel) bis 5 % (Brachvogel) bzw. 8 % beim Regenbrachvogel (GRÜNKORN et al. 2016). Zwar gibt es in einigen Studien Hinweise darauf, dass Kiebitze zur Brutzeit Windparks meiden, andererseits sind aber auch erfolgreiche Bruten inmitten von WEA bekannt. Andere Faktoren (Vegetationsdichte, Bodenfeuchtigkeit) sind für die Brutplatzwahl bedeutender. Reichenbach (2004; zit nach LANGGEMACH & DÜRR 2018) fand bei brütenden Brachvögeln, Uferschnepfen und Kiebitzen eine Meidung nur im Nahbereich von ca. 100 m (vergleichbar bei STEINBORN et al. 2011, zit nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Ein Einfluss von WEA auf den Bruterfolg war bei Kiebitz und Uferschnepfe nicht zu erkennen. Zur Bekassine liegen keine Informationen zur Gefährdung an WEA vor. Zwar können die Balz- flüge der Bekassine durchaus auch in den Höhenbereich von WEA-Rotoren führen, da die Art aber ausschließlich sehr nasse Flächen besiedelt und der inzwischen sehr geringe Brutbe- stand größtenteils auf Schutzgebiete konzentriert ist, sind hier kaum Konflikte zu erwarten.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Kiebitz einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) II.4 für Brutvögel und II.5 für Gastvögel an (der Mortalität von Individuen kommt damit bei Brutvögeln und Gastvögeln eine hohe Bedeutung zu), des Weiteren eine hohe (Stufe B) vorhabentypspezifische Mortalitätsgefährdung an WEA für Brutvögel und eine mittlere (Stufe C) für Gastvögel. Dies bedeutet im Ergebnis, dass der Kiebitz als Brutvogel „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Risiko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann, als Gast- vogel „im Einzelfall / bei mindestens hohem konstellationsspezifischem Risiko“.

3.4.1.18 Uhu In der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg sind bisher deutschlandweit 17 Uhus als Schlagopfer dokumentiert (LANGGEMACH & DÜRR 2018). 71 % der Kollisionsopfer an deutschen WEA waren Altvögel. Es gibt Funde an niedrigen wie auch z. T. recht hohen WEA (u. a. 1 x 21-30 m, 3 x 31-40 m, 4 x 41-50 m, 2 x 51-60 m, 2 x 61-70 m und 3 x 71-80 m Abstand der Rotorzone zum Boden). Kollisionsrelevant sind vor allem die vom Brutplatz wegführenden Distanzflüge (z. B. zu Nah- rungshabitaten), die in größerer Höhe erfolgen (80 - 100 m, SITKEWITZ 2007, 2009; zit nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Offenbar besteht in Mittelgebirgsregionen eine höhere Kollisions- gefahr als im Tiefland. Dass aber Flüge in der Rotorzone nicht nur auf bergige Landschaften beschränkt sind, zeigen BAUMGART & HENNERSTORF (2011; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018), die u. a. abendliches Aufsteigen in der Thermik beschreiben. Auch Jagdflüge in Rotor- höhe kommen vor (BREUER et al. 2015). Zudem zeigen Beobachtungen aus Thüringen, dass Uhus in größere Höhen aufsteigen, um ein anderes Uhurevier zu überfliegen (GÖRNER 2016; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR 2018). Auch (BREUER et al. 2015) erwähnen Beobachtungen, denen zufolge am Rand von Dichtezentren die dort brütenden Uhus Reviere anderer Uhus in größerer Höhe überfliegen, vermutlich um Konfrontationen mit den Revierinhabern zu vermei- den. Kollisionsrisiken ergeben sich möglicherweise auch für junge Uhus in der Bettelflugphase. Zu- mindest in Gebieten mit größerer Siedlungsdichte von Uhus bleiben die Bettelflüge nicht auf das Nestumfeld des einzelnen Vorkommens beschränkt, sondern es gibt einen regen Aus- tausch zwischen den verschiedenen Vorkommen, indem beispielsweise die Jungvögel die Nahrungsdepots anderer Vorkommen aufsuchen oder sich gegenseitig besuchen. Diese für Dichtezentren in Erwägung zu ziehenden Umstände treffen auf einen Windpark im rheinland- pfälzischen Kreis Ahrweiler zu, in dem ohne systematische Kontrollen innerhalb von nur drei Jahren drei Kollisionsopfer registriert wurden (BREUER 2017).

29 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Vier Funde von Uhu-Schlagopfern aus NRW waren 1.140, 1.350, 1.800 und 2.500 m vom nächsten Brutplatz entfernt (LANGGEMACH & DÜRR 2018), was darauf hinweist, das höhere Flüge nicht nur in der Brutplatzumgebung stattfinden. Anhand der Verluste in den Mittelgebir- gen ergibt sich nach (BREUER et al. 2015) bei Bezug auf die Populationsgröße eine Betroffen- heit ähnlich dem Rotmilan. Für deutliche Unterschiede in Betroffenheit von Uhus zwischen Mittelgebirgslandschaften und dem norddeutschen Tiefland (s.o.) sprechen aktuelle Ergebnisse von Telemetriestudien aus Schleswig-Holstein. (GRÜNKORN & WELCKER 2018a; GRÜNKORN & WELCKER 2018b) weisen darin eine deutliche Bevorzugung niedriger Flughöhen nach – drei Viertel der Höhenmessun- gen lagen unter 20 m. Im hier ausgewerteten Zeitraum von Juni/Juli bis Ende Dezember ergab sich für etwa 100 m hohe WEA mit einem unteren Rotordurchgang von zumeist 30 m ein ge- ringes Kollisionsrisiko und für 150 m bis 220 m hohe Anlagen mit einem unteren Rotordurch- gang von 60 m bis 90 m kein Kollisionsrisiko. Zu einer möglichen Lebensraumentwertung ist eine Einschätzung bisher kaum möglich. Uhus zeigen extreme Brutplatztreue, auch wenn sich die Habitatqualität verschlechtert (SITKEWITZ 2009; zit. nach LANGGEMACH & DÜRR (2018)).

Nach BREUER et al. (2015) sollten unter Vorsorgegesichtspunkten häufig aufgesuchte Nah- rungshabitate des Uhus im Umkreis von 3 km um Uhu-Brutplätze generell von WEA freiblei- ben.

BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) geben für den Uhu einen Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) II.5 für Brutvögel (der Mortalität von Individuen kommt damit eine hohe Bedeutung zu). Eine Einstufung als Gastvogel wird für den Uhu als Standvogel nicht vorgenommen. Die vorhaben- typspezifische Mortalitätsgefährdung des Uhu wird als hoch (Stufe B) eingeschätzt. Dies be- deutet im Ergebnis, dass der Uhu „i.d.R. / schon bei mittlerem konstellationsspezifischem Ri- siko planungs- u. verbotsrelevant“ sein kann. Als Abstandsempfehlung um den Horst geben der Leitfaden des MU und die LAG der Vogel- schutzwarten übereinstimmend 1.000 m an. Der Tabubereich um den Horst sollte 300 m be- tragen (SCHREIBER 2016).

3.4.1.19 Neuntöter Der Neuntöter ist weder im „Helgoländer Papier“ (LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGEL- SCHUTZWARTEN 2014) noch im Artenschutz-Leitfaden zur Windenergie des MU (NIEDERSÄCH- SISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016) als windkraftsensible Art verzeichnet. Nach Daten der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg besteht für den Neuntöter jedoch eine erhöhte Gefährdung, an Masten von WEA (nicht an den Rotoren) zu verunglücken (DÜRR 2011). Die gefundenen Neuntöter verunglückten offenbar bei den für diese Art im Sommer typischen Verfolgungsflügen, indem sie den mehrere Meter breiten Mast der betreffenden, weißlich gefärbten Anlagen in unmittelbarer Nähe einer Hecke für den hellen Hintergrund hiel- ten (DÜRR 2011). Vergleichbar ist dieses Phänomen mit dem Anflug an spiegelnde Fenster- scheiben, die den Vögeln eine Möglichkeit des Weiterfluges innerhalb einer ansonsten nicht zu durchquerenden, dunkleren Gebäudekulisse suggerieren (SCHMID et al. 2012; ELLE et al. 2013). Obwohl umfangreichere Studien dazu fehlen, spricht nach derzeitiger Datenlage vieles dafür, dass sich solche Unfälle durch eine dunklere, zum Beispiel grünliche oder bräunliche Einfär- bung der untersten 15 bis 20 Meter eines Mastes weitgehend vermeiden lassen.

30 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

3.4.1.20 Feldlerche Die Feldlerche ist weder im „Helgoländer Papier“ (LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGEL- SCHUTZWARTEN 2014) noch im Artenschutz-Leitfaden zur Windenergie des MU (NIEDERSÄCH- SISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016) als windkraftsensible Art verzeichnet. Dennoch handelt es sich um eine kollisionsgefährdete Art, da im engeren Radius (ca. 100 m) um die Masten brütende Feldlerchen auf ihren Singflügen leicht in den Rotorbereich geraten (SCHREIBER 2016). Feldlerchen sind die von Windkraftkollisionen am stärksten betroffenen Singvögel. Die aktuelle Fundstatistik aus Brandenburg weist für die Art 14 Kollisionsopfer für Deutschland aus (DÜRR 2018). Die hohe Tötungsrate durch WKA ergibt sich widerspruchsfrei aus dem typischen Revier- und Gesangsverhalten der Feldlerche, gepaart mit einem fehlen- den Meideverhalten gegenüber WEA. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei dieser Art mit einer besonders hohen Fehlerquote bei der Suche nach Schlagopfern zu rechnen ist, da sie klein und unscheinbar gefärbt ist. Da ein besonderes Kollisionsrisiko für die Feldlerche nur in der Gesangsphase während der Frühjahrs- und frühen Sommermonate besteht, ist die Auf- findbarkeit überdies durch aufkommende oder hohe Vegetation zusätzlich deutlich erschwert. Untersuchungen aus Portugal haben ergeben, dass dort die Kollisionsrate populationsrelevant war und die Feldlerche die höchste Kollisionsrate aufwies (MORINHA et al. 2014; BASTOS et al. 2015; zit. nach SCHREIBER 2016).

Als Vermeidungsmaßnahme ist neben Abschaltregelungen zur Brutzeit (SCHREIBER 2016) vor allem eine für Feldlerchen wenig attraktive Gestaltung der Mastfußbereiche zu berücksichti- gen.

3.4.2 Gastvögel

3.4.2.1 Gänse Für Deutschland sind 15 Graugänse, 5 Blässgänse, 5 Saatgänse, 3 Saat- oder Blässgänse, 8 Weißwangengänse (6 unter einer WEA auf Fehmarn) sowie 2 Nilgänse dokumentiert (LANG- GEMACH & DÜRR 2018). Das Helgoländer Papier sieht für Gastvogellebensräume internationaler, nationaler und lan- desweiter Bedeutung (dazu gehören die bekannten wichtigen Rastgebiete für nordische Gänse) einen Abstand von WEA von 10-facher Anlagenhöhe, mind. jedoch 1.200 m vor. Der Leitfaden des Niedersächsischen MU sieht diesen Abstand nur für Schlafplätze nordischer Gastvögel vor. Allerdings wird auch hier darauf hingewiesen, dass lokale Austauschbewegun- gen zwischen den Schlafplätzen nordischer Gastvogelarten und deren Hauptnahrungsgebie- ten zu berücksichtigen sind, wenn begründet davon ausgegangen werden muss, dass ent- sprechende lokale Austauschbewegungen durch ein Vorhaben erheblich beeinträchtigt wer- den können.

Als Rastvögel halten Gänse i.d.R. einen Abstand von mindestens 300 bis 400 m ein (LANGGE- MACH & DÜRR 2018). Die Kollisionsgefahr an WEA wird für ziehende Gänse als gering eingeschätzt, sofern die ge- nannten Ausschlusskriterien berücksichtigt werden (LANGGEMACH & DÜRR 2018)

3.4.2.1 Schwäne Für die Abstandsempfehlungen gilt das gleiche wie für Gänse (3.4.2.1). Die Kollisionsgefähr- dung durch WEA gilt für Sing- und Zwergschwäne als sehr gering. Ähnlich wie bei Kranichen und Gänsen ist bei Schwänen weniger die Kollisionsgefahr, sondern vielmehr die Entwertung von Nahrungsflächen durch Meideverhalten gegenüber Windparks von Bedeutung

31 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

(LANGGEMACH & DÜRR 2018). Singschwäne halten nach vorliegenden Daten von WEA min- destens 150 m Abstand.

4 Vermeidung von Beeinträchtigungen Die Eingriffsregelung verpflichtet den Verursacher eines Eingriffs, vermeidbare Beeinträchti- gungen von Natur und Landschaft zu unterlassen (vgl. §15 Abs. 1 BNatSchG). Die Vermei- dung von Beeinträchtigungen hat nach §13 BNatSchG Vorrang. Entsprechend der Stufenfolge der Eingriffsregelung sind zunächst sämtliche Vermeidungsmöglichkeiten auszuschöpfen, be- vor Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen zu ergreifen sind (RUNGE et al. 2010). Für die meisten der hier behandelten Vorranggebiete sind bisher keine vollständigen faunisti- schen Untersuchungen zum Vorkommen windkraftsensibler Arten verfügbar. Daraus ergibt sich, dass die notwendigen und geeigneten Vermeidungsmaßnahmen auf der Ebene der Flä- chennutzungsplanung nur vorläufig und nicht vollständig definiert werden können. Zu möglichen Vermeidungsmaßnahmen bei Planung, Bau und Betrieb von Windenergieanla- gen liegen inzwischen umfangreiche Studien und synoptische Darstellungen vor (z.B. HÖTKER et al. 2006; BAERWALD et al. 2009; BRINKMANN et al. 2011; HÖTKER et al. 2013; BEHR et al. 2016; GARTMAN et al. 2016; BIEHL et al. 2017). Im Folgenden werden die Vermeidungsmaßnahmen vorgestellt, die nach vorliegendem Kennt- nisstand geeignet sind, innerhalb der Windkraft-Vorranggebiete der Samtgemeinde Hol- lenstedt Verstöße gegen das Artenschutzrecht nach §44 BNatSchG zu vermeiden. In kap. 5 werden diese Maßnahmen gebietsspezifisch aufgelistet.

4.1 Standortwahl Die Standortwahl von Windparks (Macro-Siting) und die räumliche Anordnung (Micro-Siting) von WEA können entscheidend zur Vermeidung negativer Effekte beitragen.

4.1.1 AV 1: Standortwahl der Vorrangflächen Die Standortwahl (Macro-Siting) ist mit der Ausweisung von Vorrangflächen im RROP 2025 weitgehend erfolgt. Modifikationen sind hier z.T. noch im genauen Zuschnitt der Flächen mög- lich. So können in den bisher wenig untersuchten Gebieten neue Kenntnisse zu Brutstandorten kollisionsgefährdeter Vogelarten unter Anwendung der artspezifischen Abstandskriterien (LÄN- DERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014; NIEDERSÄCHSISCHES MINISTE- RIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016) Veränderungen am Flächenzuschnitt sinnvoll erscheinen lassen. Besonders der empfohlene Abstand zu Rotmilanhorsten (1.500 m) sollte eingehalten werden, da sich die Kollisionsgefahr für diese Art dadurch in aller Regel deutlich reduzieren lässt (HÖT- KER et al. 2013). An Standorten mit Vorkommen kollisionsgefährdeter Großvogelarten im Umfeld sind Raum- nutzungsanalysen durchzuführen. Stark genutzte Flugrouten, z.B. zwischen Brutplätzen und intensiv genutzten Nahrungsflächen, sind von Anlagen freizuhalten.

4.1.2 AV 2: Räumliche Anordnung der WEA Die kleinräumige Freihaltung von Standorten am Ende linearer Strukturen (z.B. Waldsäume oder Hecken) kann eine sinnvolle Maßnahme zum Schutz von Vogel- und Fledermausarten sein, da sich diese häufig an topografischen Leitstrukturen orientieren (DREWITT & LANGSTON 2006, HEIM et al. 2015, KELM et al. 2014, TELLERÍA 2009; zit. nach BIEHL et al. 2017). Eine

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Platzierung von WEA am Ende dieser Strukturen kann einen sogenannten Trichtereffekt (fun- nel effect) bewirken, so dass sich die Tiere direkt auf die Anlagen zubewegen (BULLING et al. 2015), und sollte folglich vermieden werden.

4.2 Anlageneigenschaften

4.2.1 AV 3: Rotorfreier Bereich unter den WEA GRAJETZKY & NEHLS (2013; in: HÖTKER et al. 2013) kommen zu dem Schluss, dass eine grö- ßere Nabenhöhe das Kollisionsrisiko für einige Vogelarten verringern kann. Insbesondere für die Wiesenweihe (Circus pygargus) sind demzufolge höhere Anlagen sicherer, weil ihre Flug- bewegungen größtenteils unterhalb von 50 m, d.h. unterhalb des Rotorbereichs, liegen. Dem- gegenüber kann das Kollisionsrisiko insbesondere für Thermiksegler (so z.B. Bussarde oder Milane) mit zunehmender Anlagenhöhe über 100 m auch steigen (GRAJETZKY & NEHLS 2013, RASRAN & DÜRR 2013; in HÖTKER et al. 2013; LANGGEMACH & DÜRR 2018). Mit zunehmender Nabenhöhe steigt i.d.R. an Anlagen neuerer Bauweise auch der Rotordurch- messer, so dass der rotorfreie Bereich über der Erdoberfläche nicht unmittelbar zunimmt. Ent- scheidender als die Nabenhöhe dürfte daher der aus Nabenhöhe und Rotordurchmesser re- sultierende rotorfreie Bereich (Abstand zwischen Rotorspitze und Boden) sein.

Für den Uhu weisen GRÜNKORN & WELCKER (2018a) anhand von Telemetriestudien in Schles- wig-Holstein eine deutliche Bevorzugung niedriger Flughöhen nach (s. 3.4.1.15). Ähnlich wie bei Vogelarten scheint sich auch bei Fledermäusen die Größe des rotorfreien Be- reichs als ausschlaggebender Parameter herauszustellen (BULLING et al. 2015). Obgleich allgemeine Empfehlungen zur Nabenhöhe bzw. zur Mindesthöhe des freien Luftrau- mes unterhalb der Rotorspitzen aufgrund der aktuellen Studienlage immer noch schwierig sind (HÖTKER et al. 2013), scheint zumindest in Gebieten, die in ausreichendem Abstand von Rot- milanbruten liegen, ein rotorfreier Bereich von mind. 50 Metern das Kollisionsrisiko für die meisten Arten z.T. deutlich senken zu können.

4.2.2 AV 4: Sichtbarkeit In Deutschland geht DÜRR (2011) von einem erhöhten Kollisionsrisiko für Hühnervögel und Kleinvögel (z.B. Grauammer, Neuntöter) am Mastfuß aus. Die nicht-systematisch erfassten Datensätze (2001 – 2013) aus der Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg zeigen eine höhere Kollisionsrate an weißen als an farblich abgesetzten Masten. Verluste durch Mastanflug ließen sich an Standorten im Offen• und Halboffenland demnach sehr wahr- scheinlich durch eine dunklere, zum Beispiel grünliche oder bräunliche Einfärbung der unters- ten 15 bis 20 Meter eines Mastes vermeiden (DÜRR 2011). Empirische Daten über die Wirksamkeit solcher Maßnahmen sind weiterhin erforderlich.

4.2.3 AV 5: Bauweise der Masten • Im weiteren Umfeld der Reviere von Greifvögel und Uhus sollen WEA nicht auf Gitter- masten errichtet werden, da diese für tag- und nachtaktive Greifvögel Ansitzwarten bieten (LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2014).

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4.3 Vermeidungsmaßnahmen während der Bauphase

4.3.1 AV 6: Vermeidung der Tötung von Vögeln und Fledermäusen- Bauzeitbegren- zung Zur Umgehung vermeidbarer Tötungen (und damit eines Verstoßes gegen das Tötungsverbot (§44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) ist für die Baufeldräumung eine zeitliche Begrenzung auf die Zeit zwischen dem 01.10. und dem 28.02. und ggf. die Fällung von Bäumen eine zeitliche Begrenzung auf die Zeit zwischen dem 01.11. und dem 28.02. erforderlich (s. §39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG). Eine Tötung von Nestlingen bzw. die Zerstörung von Gelegen und eine Tötung von Fledermäusen in ihren Sommer-, Zwischen-, Männchen- und Paarungsquartieren kann damit ebenso wie eine erhebliche Störung von Brutvögeln und von Fledermäusen in Fortpflanzungsquartieren angrenzender Flächen angrenzender Flächen vermieden werden.

4.3.2 AV 7: Baumkontrolle Sofern größere Bäume gefällt werden müssen, ist eine Kontrolle auf vorhandene Höhlen und Großvogelnester (die als dauerhaft genutzte Fortpflanzungs- und Ruhestätten auch außerhalb der Brutzeit geschützt sind; RUNGE et al. 2010) erforderlich. Falls sich im unmittelbaren Ein- griffsbereich Höhlenbäume befinden, die ggf. auch als Winterquartier für Fledermäuse in Frage kommen, ist vor der Fällung eine Kontrolle der Höhlen auf Besatz durchzuführen. • Handelt es sich um Wochenstuben oder Winterquartiere, darf der betreffende Baum nicht vor dem Ende der Quartierzeit gefällt werden. • Sind sonstige Sommerquartiere (Männchenquartiere, Zwischenquartiere, Paarungs- quartiere, …) betroffen, sind die Quartiere nach dem abendlichen Ausflug der Tiere bis zur Fällung des Baumes zu verschließen (z. b. mit Stoff), die Fledermäuse ziehen dann in Ausweichquartiere um.

4.4 Senkung der Attraktivität der Vorrangflächen für kollisionsgefährdete Arten

4.4.1 AV 8: Gestaltung und Bewirtschaftung der Anbauflächen im Windpark • Rotmilane und andere Greifvögel suchen gezielt Flächen auf, auf denen kurzfristig ein erhöhtes Nahrungsangebot vorhanden ist, wie gemähtes Grünland, beerntete oder frisch umgebrochene Ackerflächen. • In Windparks ist auf den Anbau von Feldfutter und anderen Kulturen, die zur Brutzeit der Milane (April bis Mitte Juli) gemäht werden, zu verzichten (HÖTKER et al. 2013). • Die Ernte sollte im Windpark erst dann beginnen, wenn zuvor bereits andere Felder in der Region geerntet wurden, so dass Greifvögel auf diese Flächen abgelenkt werden (HÖTKER et al. 2013). Dies besonders auf Wintergerste und Raps zu, weil dies die ers- ten Kulturen sind, die geerntet werden. Hierzu sollten Absprachen mit Landwirten ge- troffen werden ( (BULLING et al. 2015). • Zum Schutz der Wiesenweihe sprechen sich GRAJETZKY & NEHLS (2013; in HÖTKER et al. 2013) gegen den Anbau von Wintergerste und Weizen in der unmittelbaren Umge- bung von WEA aus.

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4.4.2 AV 9: Gestaltung des Mastfußbereiches und der Zuwegungen Mastfußbrachen können insbesondere zur Zeit der Nahrungsflächenknappheit in Gebieten mit großen Wintergetreide- und Winterraps-Schlägen v.a. April bis Juni) eine große Lockwirkung auf Rotmilane ausüben (HÖTKER et al. 2013). • Die Brachflächen am Mastfuß sollten zum einen so klein wie möglich sein, zum ande- ren sollten sie unattraktiv für Rotmilane gestaltet werden: Sie sollten also vor Ende Juli weder gemäht noch umgebrochen werden (HÖTKER et al. 2013). • Sehr dichte Bepflanzungen im Mastfußbereich (CORDEIRO et al. 2013; zit. nach BIEHL et al. 2017) können das direkte Anlagenumfeld unattraktiv für Greifvögel machen, da sie die Ansiedelung von Beutetieren mindern und die Fläche für Prädatoren schlechter einsehbar machen. Für die Feldlerche gilt, dass von einer signifikanten Erhöhung des Tötungsrisikos auszugehen ist, wenn der durchschnittliche Aktionsraum um den festgestellten Reviermittelpunkt mit dem vom Rotor überstrichenen Raum überlappt (SCHREIBER 2017). Da Feldlerchen in der Kultur- landschaft bevorzugt Ackerbrachen, extensiv genutztes Grünland und Sommergetreide, da- neben auch Winterweizen (hier v.a. lückige Bestände und Fehlstellen) besiedelt (BETTENDORF et al. 2013), sollten solche Flächen im Mastfußbereich vermieden werden. • Im Mastfußbereich keine oder nur sehr kleine Brachflächen, kein extensives Grünland und kein Sommergetreide • In Gebieten, in denen auch Wintergetreidefelder verstärkt von Feldlerchen besiedelt werden, ist auch diese Kultur im Mastfußbereich zu vermeiden. Die Zuwegungen zu den WEA werden nicht bepflanzt (Vermeidung potenzieller neuer Nah- rungshabitate für Fledermäuse; PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b).

4.4.3 AV 10: Vermeidung für Greifvögel attraktiver Strukturen im Windpark Sehr attraktiv für Rotmilane sind Haufen mit Stalldung, wie sie im Frühjahr und Sommer häufig an Feldrändern zwischengelagert werden, bevor sie nach der Ernte auf den Feldern verteilt werden können (HÖTKER et al. 2013). Auch Kompostieranlagen werden aufgrund der kontinu- ierlichen Nahrungsverfügbarkeit regelmäßig von Rotmilanen angeflogen (HÖTKER et al. 2013), vermutlich ebenso von anderen Greifvögel und von Uhus. Auch Maissilagen an Bauernhöfen oder Biogasanlagen können attraktive Nahrungsgebiete für Uhus sein (GRÜNKORN & WELCKER 2018b), z.T. auch für andere Greifvogelarten. • Der Nahbereich von WKA ist von Stalldung-Haufen sowie von Maissilage-Mieten frei- zuhalten. • Windparks sollten nur in ausreichendem Abstand zu Kompostieranlagen errichtet wer- den.

4.4.4 AV 11: Ablenkungsmaßnahmen Maßnahmen des Habitatmanagements, die kollisionsgefährdete Arten in attraktive Habitate außerhalb der Windparks locken sollen, wurden bislang vor allem für Greifvögel formuliert (BIEHL et al. 2017). Durch den Anbau attraktiver Kulturen können z.B. Rotmilane dazu veran- lasst werden, den unmittelbaren Gefahrenbereich der Windparks weniger zu nutzen.

MAMMEN et al. 2013 (in: HÖTKER et al. 2013) empfehlen dazu den großflächigen Anbau von Luzerneflächen, die im sensiblen Zeitraum von Anfang Mai bis Mitte Juli, wenn zur Brutzeit aufgrund der heute üblichen Anbaufrüchte oft eine Nahrungsknappheit herrscht, nach und nach portionsweise gemäht werden (Beispiel: 70 ha Fläche, von denen täglich 2 ha gemäht werden, außerhalb des genannten Zeitraums keine Mahd).

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Für Fledermäuse wird die Kompensation in Form von Brachen für Langohrfledermäuse (Plecotus) und Mausohren (Myotis) sowie Heckenreihen für Zwergfledermäuse (Pipistrellus), Breitflügelfledermäuse (Eptesicus) sowie Abendsegler (Nyctalus) als neue Jagdhabitate, ins- besondere in landwirtschaftlich geprägten Gebieten, von Millon et al. (2015; zit. nach BIEHL et al. 2017) als erfolgreich beschrieben. Im Gebiet der SG Hollenstedt erscheinen Ablenkungsmaßnahmen am ehesten dort sinnvoll, wo mit dem regelmäßigen Auftreten des Rotmilans zu rechnen ist.

4.4.5 AV 12: Beleuchtung/Befeuerung KERLINGER et al. (2010) zeigten, dass permanentes rotes Licht an WEA Zugvögel anzieht, pulsierendes jedoch nicht. Da nachts ziehende Vögel besonders von rotem Licht angezogen werden, empfehlen einige Autoren die Intensitätsminderung von rot pulsierendem Licht (HÖT- KER ET AL. 2005, JOHNSON ET AL. 2007, MANVILLE 2005, U.S. FISH AND WILDLIFE SERVICE 2012; zit nach BIEHL et al. 2017). Hierbei empfehlen sich relativ kurze Leuchtphasen und lange Dun- kelintervalle, da pulsierendes (d.h. unterbrochenes) Licht es Vögeln ermöglicht, sich vom Licht- strahl zu lösen (BALLASUS et al. 2009).

Für Fledermäuse gibt es nach BIEHL et al. (2017) keine signifikanten Unterschiede zwischen den Kollisionsraten an WEA mit und ohne Beleuchtung(BIEHL et al. 2017), jedoch kann eine indirekte Korrelation zwischen nächtlicher Befeuerung der WEA und dem Kollisionsrisiko für Fledermäuse nicht ausgeschlossen werden (SCHUSTER et al. 2015): Wirbellose Beutetiere können von Lichtquellen angelockt werden, wodurch dieses verbesserte Nahrungsangebot die Attraktivität der Anlage für Fledermäuse und damit das Konfliktpotenzial insgesamt erhöhen kann. Aktuelle Ergebnisse aus den USA zeigen, dass zumindest manche Fledermausarten auf ihren Wanderungen durch rotes Licht angelockt werden und so verstärkt in den Rotorbereich rot befeuerte WEA gelangen könnten (VOIGT et al. 2018). Insgesamt sollte die Beleuchtung an WEA auf ein Mindestmaß reduziert werden, soweit dies die Vorschriften zur und andere Sicherheitsauflagen zulassen. • Keine Abstrahlung von Licht in das Umfeld des Plangebietes; vor allem die nah an- grenzenden Waldrandbereiche müssen vor Lichteinwirkungen so weit wie möglich ge- schützt werden • Verwendung insektenfreundlicher Lampen; besonders insektenfreundlich sind mo- derne LED-Lampen mit warm-weißem Lichtcharakter (2.700 bis 3.000 Kelvin; EISEN- BEIS & EICK 2011, SCHMID et al. 2012; EISENBEIS 2013).

4.5 Betriebsregulierung

4.5.1 AV 13: Vermeidung der Tötung von Fledermäusen durch Abschaltzeiten Um die Wahrscheinlichkeit für betriebsbedingte Tötungen von Fledermäusen zu reduzieren und so ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko (und damit einen Verstoß gegen das Tötungs- verbot gemäß §44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) zu vermeiden, können je nach Standort Abschalt- zeiten für den Betrieb der WEA - während des Frühjahrszuges bzw. Bezugs der Wochenstuben (1. April bis 30. April) - während der Wochenstubenzeit (1. Mai bis 31.Juli) - während des Herbstzuges bzw. Bezuges der Winterquartiere (15. Juli bis 31. Oktober) notwendig sein. Eine signifikante Erhöhung des Kollisionsrisikos kann im Regelfall durch eine Abschaltung von WEA in Nächten mit geringen Windgeschwindigkeiten (<6 m/s) in Gondelhöhe, Temperaturen

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>10° C und keinem Regen wirksam vermieden werden (alle Kriterien müssen zugleich erfüllt sein (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016). Darüber hinaus können aufgrund von naturräumlichen Gegebenheiten in Niedersachsen für die beiden Abendsegler-Arten und die Rauhautfledermaus unter Vorsorge- und Vermeidungs- gesichtspunkten auch bei höheren Windgeschwindigkeiten Abschaltzeiten erforderlich sein (ebd.). Grundsätzlich sind bezüglich der Abschaltszenarien für WEA-empfindliche Fledermausarten folgende Vorgehensweisen denkbar: a) Auf der Grundlage von detaillierten Fledermausuntersuchungen im Vorfeld der Geneh- migung wird ein auf den Einzelfall abgestimmtes, art- und vorkommenspezifisches Ab- schaltszenario festgelegt. Ein Gondelmonitoring im laufenden Betrieb ist dann nicht erforderlich. Durch ein Gondelmonitoring können die Abschaltzeiten aber ggf. nach- träglich „betriebsfreundlich“ optimiert werden. b) In Voruntersuchungen wird geklärt, ob Hinweise auf sehr hohe Fledermausaktivität z. B. in der Nähe von Winterquartieren oder wichtigen Wochenstubengebieten vorliegen. Nach der Errichtung der Anlagen wird ein Gondelmonitoring durchgeführt, auf dessen Grundlage ein anlagenspezifischer Abschaltalgorithmus definiert wird. Der Leitfaden des Niedersächsischen Umweltministeriums sieht ausdrücklich vor, aus Grün- den der Rechtssicherheit die Betroffenheit von Fledermäusen bereits vor der Zulassung der Anlagen eingehend zu untersuchen (Nr. 5.2.1, S. 222). Die Vorgehensweise bei einem Gondelmonitoring ist im Artenschutz-Leitfaden des Niedersä- chischen Umweltministeriums dargestellt (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016). Demnach ist ein Gondelmonitoring standardmäßig über zwei Jahre durchzuführen. Kann anhand der Ergebnisse dieser Untersuchungen belegt wer- den, dass die Anlagen auch bei geringerer Windgeschwindigkeit ohne signifikant steigendes Tötungsrisiko betrieben werden können, sind die Abschaltzeiten entsprechend zu reduzieren. Dies kann bereits am Ende des ersten Jahres geschehen. Hierzu sind die Ergebnisse des Monitorings vorzulegen und mit den Wetterdaten bezogen auf die betreffenden Anlagenstand- orte abzugleichen. In den meisten Fällen kann vermutlich eine Einschränkung der Abschalt- zeiten erreicht werden. In Betriebsprotokollen ist anschließend nachzuweisen, dass die Ab- schaltzeiten eingehalten werden. Für den zweiten Ansatz (b) wurden in den letzten Jahren in umfangreichen Untersuchungen spezifische Abschaltalgorithmen formuliert und getestet (BRINKMANN et al. 2011; BEHR et al. 2016). Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass eine Beurteilung der WEA und die Ausarbeitung entsprechender Vermeidungsmaßnahmen erst nach dem Bau der Anlagen er- folgt. Dies führt zu einer gewissen Unsicherheit bei der Standortplanung, die sich nach derzeit vorliegenden Daten jedoch in einem eng umgrenzten Rahmen bewegt (BEHR et al. 2016). In diesem Zusammenhang sind Voruntersuchungen des geplanten Standorts wichtig, die Hin- weise auf sehr hohe Fledermausaktivität z. B. in der Nähe von Winterquartieren oder wichtigen Wochenstubengebieten geben können5.

Als Vorteil der von BEHR et al. (2016) entwickelten Methode ist zu sehen, dass einige andere Probleme (unzureichende Übertragbarkeit der am Boden gewonnenen Ergebnisse auf die Ver- hältnisse im Rotorbereich, mögliche durch den Bau der Anlagen selbst induzierte

5 An solchen Standorten ist zwar prinzipiell ein Betrieb von WEA mit entsprechenden ledermausfreund- lichen Betriebsalgorithmen möglich. Die dadurch entstehenden Ertragsausfälle können jedoch in Fällen von extrem hoher Fledermausaktivität die Rentabilität eines Standorts stark herabsetzen. 37 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Veränderungen im Flugverhalten) nicht auftreten: Die Aktivität und damit das Schlagrisiko von Fledermäusen wird an der bestehenden Anlage und im eigentlichen Gefährdungsbereich er- fasst. Der Nachweis der akustischen Aktivität kann mit modernen automatisierten Verfahren einfacher und methodisch einheitlicher erfolgen als die Suche nach Schlagopfern unter den WEA. Die Methodik der akustischen Erfassung erlaubt eine Dauerbeprobung während der Sommermonate mit vertretbarem Aufwand (dies ist u.a. wegen der für Fledermäuse typischen, sehr kurzzeitigen Aktivitätsmaxima ein entscheidender Vorteil gegenüber Untersuchungen, die diesen Zeitraum nur in Stichproben untersuchen).

Die von BEHR et al. (2016) vorgeschlagenen Betriebsalgorithmen • sind anlagenspezifisch und berücksichtigen zu einem hohen Grad die teilweise sehr gro- ßen Unterschiede zwischen einzelnen Anlagen in der Fledermausaktivität und in der Windgeschwindigkeit, • berücksichtigen zur Vorhersage spezifischer Gefährdungszeiträume neben der Windge- schwindigkeit die Einflussfaktoren Monat und Nachtzeit (auch die Berücksichtigung von Temperatur und Niederschlag sind ggf. möglich), • ermöglichen damit eine Gewichtung verschiedener Jahreszeiten, • und können für ein festzulegendes Schlagrisiko für Fledermäuse spezifiziert werden.

In den genannten Punkten unterscheiden sich die von BEHR et al. (2016) vorgeschlagenen ledermausfreundlichen Betriebsalgorithmen von anderen, die bislang in verschiedenen Expe- rimenten in Nordamerika und Europa getestet wurden). Diese definieren in der Regel eine feste Anlaufwindgeschwindigkeit (oder „cut-in-Windgeschwindigkeit“) über der vom Hersteller angegebenen Anlaufwindgeschwindigkeit für den Betrieb der WEA (s. Ansatz a). Diese An- laufwindgeschwindigkeit wird unabhängig von der tatsächlichen Fledermausaktivität meist zwi- schen 5,0 und 6,5 m/s festgelegt. Die meisten der dazu durchgeführten Studien (z.B. (BAER- WALD et al. 2009; ARNETT et al. 2013) konnten eine starke Reduzierung (in der Regel um mehr als 50 %) des Schlagrisikos durch die Anhebung der Anlaufwindgeschwindigkeit nachweisen.

4.5.2 AV 14: Vermeidung der Tötung von Vögeln durch Abschaltzeiten Abschaltzeiten für kollisionsgefährdete Vogelarten werden bisher – im Gegensatz zu solchen für Fledermäuse – selten und meist allenfalls punktuell festgesetzt. Das damit verbundene Potenzial an Risikominimierung bleibt so unausgeschöpft. Im Rahmen eines Gutachtens für den Landkreis Osnabrück wurden Vorschläge zur Festle- gung von Abschaltzeiten für dort vorkommende und besonders kollisionsgefährdete Brutvo- gelarten entwickelt (SCHREIBER 2016; SCHREIBER 2017). Das Konzept sieht weit reichende Abschaltzeiten (tagsüber zur Brutzeit bei nicht zu starkem Wind) u.a. für viele Greifvogelarten und für die Feldlerche vor. Diese sind mit einem extensi- ven, aber jährlichen Dauermonitoring der betroffenen Arten zu kombinieren, um auf Verände- rungen in Bestand und Verteilung flexibel reagieren zu können. Ob ein solches Vorgehen im Einzelfall sinnvoll erscheint, sollte erst auf der Ebene der konkre- ten Bauplanung entschieden werden. Aufgrund der bisher vorliegenden Daten ist für die Standorte in der SG Hollenstedt (evtl. mit Ausnahme des Standortes Appel) davon auszugehen, dass so weit reichende Abschaltzeiten für die Vogelarten nicht notwendig sind, wenn die anderen hier aufgeführten Vermeidungs- maßnahmen zum Tragen kommen. In zwei Fällen erscheinen jedoch auch hier Maßnahmen der Betriebsregulierung in bestimmten Gebieten erforderlich, zum einen für den Uhu, zum anderen während der Ernte im näheren Umfeld der WEA.

38 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

• Uhu

BREUER et al. (2015) sowie SCHREIBER (2016) sehen als einzig erfolgversprechende Maß- nahme zur Verminderung des Tötungsrisikos für den Uhu (neben der vorsorglichen Freihal- tung der Uhu-Nahrungshabitate von WEA6) umfangreiche Abschaltzeiten an. Da Uhus nachtaktiv sind, ergeben sich zwar Überschneidungen mit ggf. bereits für Fleder- mäuse festgelegten Abschaltzeiten. Allerdings sind für den Uhu i.d.R. umfangreichere Ab- schaltzeiten notwendig, die dann ggf, die Wirtschaftlichkeit der Anlagen in Frage stellen. Die Festlegung kurzzeitiger Abschaltzeiten beispielsweise nur während der Balzzeit oder der Bet- telflugphase stellt keine durchgreifende Lösung dar. Ein Abschalten müsste zudem wenigstens auch immer die Zeit der Jungenaufzucht, in der beide Altvögel für die Jungen Nahrung be- schaffen müssen, mitumfassen, weil dann beide Altvögel vermehrt jagen (BREUER et al. 2015). Für eine vollständige Vermeidung des Tötungsrisikos müssen die Anlagen daher empfehlen um Umkreis von 1.000 m um die Brutplätze von Februar bis August und von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang abgeschaltet werden (SCHREIBER 2016). Über die Abhängigkeit des Flug- verhaltens von Witterungsverhältnissen ist relativ wenig bekannt. Wie allgemein in der Vogel- welt dürften Flugaktivitäten an Tagen mit stärkeren Winden und Niederschlägen aber minimiert werden (SCHREIBER 2016). Es ist zu erwarten, dass bei ungünstiger Witterung die Nahrungs- suche von Ansitzen an relativ geschützten Standorten stattfindet oder praktisch unterbleibt (SCHREIBER 2016). Flugaktivitäten auch bei stürmischem Wind bis sogar Orkanstärke schil- derten BAUMGART & HENNERSDORF (2011), bei aufkommendem Regen endeten diese aller- dings schnell. Vor diesem Hintergrund ist die Annahme berechtigt, dass eine Abschaltung der WEA unter den für Fledermäuse definierten Witterungsbedingungen (geringe Windgeschwindigkeiten <6 m/s7 in Gondelhöhe, Temperaturen >10° C und kein Regen) zumindest während der Zeit der Jungenaufzucht (April bis August) eine wenn auch nicht vollständige, so doch merkliche Re- duzierung des Tötungsrisikos bewirken würde. Für einen verstärkten Schutz müsste die Anlaufwindgeschwindigkeit heraufgesetzt werden, denn für den Uhu (und andere Vogelarten) dürfte die Windgeschwindigkeit am Boden eine bedeutendere Rolle für die Flugaktivität spielen als die Windgeschwindigkeit in Gondelhöhe. Für den Mäusebussard und andere tagaktive Arten setzt SCHREIBER (2016) die Grenze für die Abschaltung der Anlagen bei einer Windgeschwindigkeit von 8 m/s8 bodennah an. • Sonderzeiten zur Ernte Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten empfiehlt, unabhängig von den Ab- standsempfehlungen, bei der artenschutzrechtlichen Prüfung von Windrädern in landwirt- schaftlich genutzten Gebieten in der Regel folgende Vermeidungsmaßnahme zu berücksich- tigen (LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN 2017): • Bei der Ernte von Feldfrüchten, bei der Grünlandmahd sowie beim Pflügen in den Mo- naten April bis Oktober im Umkreis von 300 m um ein Windrad ist dieses ab Beginn der Feldbearbeitung (Ernte/Mahd/Pflügen) und an den drei Folgetagen jeweils für den Zeitraum von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang abzuschalten.

6 Nach BREUER et al. (2015) sollten unter Vorsorgegesichtspunkten solche Bereiche im Umkreis von 3 km um Uhu-Brutplätze generell von WEA freibleiben.

7 entsprechend etwa 21,6 km/h; d.h. bei Windgeschwindigkeiten etwa unter Windstärke 4.

8 entsprechend etwa 28,8 km/h; d.h. bei Windgeschwindigkeiten etwa unter Windstärke 5. 39 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Die Maßnahme dient zum Schutz aller Greifvogelarten und Störche. Diese nutzen ergiebige, auch kurzzeitig verfügbare Nahrungsquellen auch während der Brutzeit über große Entfernun- gen, beim Schwarzmilan und Rotmilan z.B. noch in über 20 km Entfernung vom Horst (MEY- BURG & MEYBURG 2013; PFEIFFER & MEYBURG 2015). Die Maßnahme dient insbesondere auch dem Schutz des Mäusebussards. Der Mäusebussard als die Art mit den meisten dokumentierten Vogelschlägen an WEA (DÜRR 2007; DÜRR 2018) wird aufgrund seines fast flächendeckenden Vorkommens nicht durch Abstandsregelungen zu seinen Nestern geschützt. Inzwischen zeigt sich, dass die Bestände zumindest regional zu- rückgehen und dass die ohnehin hohen jährlichen Verluste durch kumulative Effekte mit der Windenergie hierbei eine große Rolle spielen dürften (GRÜNKORN et al. 2016). Die Abschaltung während der genannten landwirtschaftlichen Bearbeitungsvorgänge würde auch abseits der Brutplätze das Tötungsrisiko für den Mäusebussard voraussichtlich ganz erheblich vermin- dern. Eine andere Vermeidungsmaßnahme ist für diese Vogelart nicht bekannt.

40 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

5 Bewertung der Planungsfolgen in Hinblick auf §44 BNatSchG

5.1 Vorgehensweise Im Folgenden werden für die 5 Teilflächen die Datenlage zu vorkommenden windkraftsensib- len Arten und weitere verfügbare Informationen ausgewertet, die für artenschutzrechtliche Konflikte von Bedeutung sein können. Die Gebiete HO 08 und HO 09 sowie HO 13 und NW 05 werden aufgrund ihrer engen Nach- barschaft gemeinsam behandelt. Im Avifaunistischen Gutachten und dem Nachtragsgutachten zum Regionalen Raumord- nungsprogramm (EGL - ENTWICKLUNG UND GESTALTUNG VON LANDSCHAFT 2014; EGL - ENT- WICKLUNG UND GESTALTUNG VON LANDSCHAFT 2015) werden die Flächen HO 03, HO 04 und HO 09 behandelt, HO 08, HO 13 und Wenzendorf jedoch nicht. Enthalten ist die Vorrangfläche Ardestorf in der Gemeinde Neu Wulmstorf, die von der Fläche HO 13 nur etwa 1,3 km in nordwestlicher Richtung entfernt liegt, weshalb das dargestellte Untersuchungsgebiet in das Umfeld von HO 13 hineinreicht. Die Angaben für die Vorrangflä- che Ardestorf sind daher zumindest teilweise auf die Vorrangfläche HO 13 (Appel) übertragbar. Im EGL-Gutachten wird für die untersuchten Flächen eine Bewertung der avifaunistischen Be- deutung nach BEHM & KRÜGER (2013) vorgenommen. Dafür werden die untersuchten Flächen in mehrere Teilgebiete unterteilt, für die jeweils einzeln eine Bewertung vorgenommen wird. Die Lage der Teilflächen ist aus dem Avifaunistischen Gutachten jedoch nicht ersichtlich. Die Größe der Untersuchungsgebiete im EGL-Gutachten richtete sich nach der Lage und Größe der WEA-Potenzialflächen, zuzüglich eines 500 bis 1.500 m Radius um die Potenzial- standorte. Die Untersuchungen für das Gutachten wurden 2014, für das Nachtragsgutachten 2015 durchgeführt.

5.2 HO 03 Halvesbostel Größe: 14,5 ha Lage: Zwischen Halvesbostel im Norden und der Autobahn A1 im Süden Kurzbeschreibung: Relativ hoher Grünlandanteil im Osten, von einem Mosaik aus Gehölzgrup- pen und Feuchtbiotopen durchzogen. Im Norden und Osten angrenzende Waldflächen (Muns- moor), minimal etwa 130 m von der Potenzialfläche entfernt; Tümpel mit angrenzenden Ge- hölzstrukturen (Sonstiges naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer nach § 30 BNatSchG). Im Süden und Westen grenzen Ackerflächen an, die östlich angrenzenden Flächen unterliegen der Grünlandnutzung (Pferdeweide). Aktueller Stand: Im Gebiet sind bereits 3 WEA errichtet worden und in Betrieb, im Süden in etwa 600 m Entfernung 3 weitere Anlagen (Gebiet TO 03).

5.2.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP Hinweis: Das EGL-Gutachten fasst die Flächen HO 03 und die unmittelbar südlich gelegene Fläche TO 03 (in der Gemeinde ) als „Gebiet 1“ zusammen. Größe des UG 774,6 ha Brutvögel – windkraftsensible Arten Anzahl Jahr Sperber Accipiter nisus 1 2014 Mäusebussard Buteo buteo 1 2014 Kiebitz Vanellus vanellus 8 2014 Großer Brachvogel Numenius arquata 2 2014 Waldkauz Strix aluco 1 2014

41 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Horststandorte Anzahl Jahr Mäusebussard Buteo buteo 1 2014 Unbesetzter Horst 10 2014 Gastvögel/Nahrungsgäste Weißstorch Ciconia ciconia 2014 Wiesenweihe Circus pygargus 2014 Rotmilan Milvus milvus 2014 Turmfalke Falco tinnunculus 2014 Kranich Grus grus 2014 Waldohreule Asio otus 2014

5.2.2 Beurteilung in der Begründung des RROP In der Begründung zum Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Har- burg wird die dort noch deutlich größer abgegrenzte Fläche HO 03 gemeinsam mit den eben- falls großzügig abgegrenzten Potentialflächen HO 02, TO 03 und TO 58 behandelt. Zu diesen wird festgestellt: „Der überwiegende Teil der betrachteten Potentialflächen erfüllt eine Funktion als Lebensraum gefährdeter Wiesenvogelarten (u. a. Großer Brachvogel) und als Nahrungshabitat des Schwarzstorches, der westliche Rand des Gebiets hat zusätzlich eine Bedeutung für den Kra- nich.“ „Die Potentialflächen stellen überwiegend Bereiche mit besonderer Bedeutung für Brutvögel dar. Ausgenommen sind der östliche Teil der Potentialflächen HO_03 und TO_03 sowie der Nordwesten von HO_02 und eine Aussparung im Südwesten von TO_58.“ „Für den hier betrachteten Bereich liegen mehrere Vogelgutachten und -daten vor (EGL 2014, pgg 2013/2014, Gerjets 2014, AKN 2012/2013), die gegen eine großflächige Ausweisung von VRG Windenergienutzung sprechen. Besonders relevante Arten sind der Schwarzstorch, Rot- milan, Großer Brachvogel und Kiebitz, da sie zu den gegenüber WEA empfindlichen Arten zählen.“ Im Ergebnis der Abwägung verbleiben nur die beiden stark verkleinerten Teilflächen HO 03 und TO 03 als Vorrangflächen Windenergie. „Große Teile der Potentialflächen eignen sich aufgrund des vorkommenden Vogelbestands nicht für eine Ausweisung als VRG Windenergienutzung. Für eine solche Festlegung kommen nur eine Teilfläche von HO_03 an der nördlichen Flächengrenze, östlich des Friedhofsweges und eine Teilfläche von TO_03 zwischen der Autobahn und dem parallel verlaufenden land- wirtschaftlichen Weg in Frage.“

5.2.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen Die Brutvogelfauna wurde im Jahr 2013 durch die planungsgruppe grün (Bremen) untersucht. Eine Raumnutzungserfassung für die Arten Schwarzstorch und Rotmilan wurde 2014 durch- geführt (planungsgruppe grün 2014). 2016 wurde eine Erfassung der Gastvogelfauna und die Erarbeitung eines Landschaftspflege- rischen Begleitplanes vorgelegt (GERJETS 2016). Die Erfassung der Gastvogelfauna erfolgte von August 2014 bis August 2015 nach den methodischen Vorgaben der Arbeitshilfe „Natur- schutz und Windenergie“ des Niedersächsischen Landkreistages“ (NIEDERSÄCHSISCHER LAND- KREISTAG 2014). In der folgenden Tabelle sind nur die Brutvogelarten der bereits verkleinerten Vorrangfläche berücksichtigt, wie sie bei GERJETS (2016) wiedergegeben werden.

42 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Größe des UG 98,5 ha Brutvögel – windkraftsensible Arten Anzahl Jahr Kiebitz Vanellus vanellus 6 2013 Wachtel Coturnix coturnix 1 2013 Rebhuhn Perdix perdix 1 2013 Neuntöter Lanius collurio 2 2013 Feldlerche Alauda arvensis 6 2013 Horststandorte Anzahl Jahr Mäusebussard Buteo buteo 1 im 500-m-Radius 2013 Unbesetzter Horst ? 2013 Gastvögel/Nahrungsgäste Singschwan Cygnus cygnus 1x 5 Ind. 2014/15 Wespenbussard Pernis apivorus 1x 2014/15 Kornweihe Circus cyaneus 3x 2014/15 Sperber Accipiter nisus 1x 2014/15 Rotmilan Milvus milvus 8x 2014/15 Mäusebussard Buteo buteo regelmäßig 2014/15 Wanderfalke Falco peregrinus 1x 2014/15 Turmfalke Falco tinnunculus regelmäßig 2014/15 Kranich Grus grus im Herbst regelmäßig rastend bis 420 Ind. 2014/15 Kiebitz Vanellus vanellus im Herbst regelmäßig rastend bis 330 Ind. 2014/15

Im Thörenwald (beginnend etwa 2 km südwestlich der Vorrangfläche HO 03) befindet sich ein bekannter Brutplatz des Schwarzstorches. Das Vorkommen wurde während der Raumnut- zungsuntersuchungen 2013 und 2014 bestätigt, die Lage des Brutplatzes blieb jedoch offen- bar unbekannt. Die Ergebnisse der Raumnutzungsanalyse lassen darauf schließen, dass die Schwarzstörche v.a. den Thörenwald selbst sowie westlich und nördlich davon gelegene Be- reiche zur Nahrungssuche nutzen. Für das Vorranggebiet HO 03 wurden daher keine arten- schutzrechtlich relevanten Auswirkungen auf das Schwarzstorch-Vorkommen prognostiziert (GERJETS 2016). Ähnliches gilt demnach für den im Bereich des Thörenwaldes brütenden Rot- milan, der Abstand der verkleinerten Vorrangfläche HO 03 zum bekannten Brutvorkommen beträgt etwa 3 km.

5.2.4 Artenschutzrechtliche Bewertung

1. Fledermäuse 1.1 Betroffene Arten Kenntnisse über Fledermausvorkommen in dem Bereich liegen dem Verfasser nicht vor. Aufgrund der waldnahen Lage, der vorhandenen Feldgehölze und linienhaften Strukturen (mögliche Leitlinien für Flugrouten) ist jedoch mit dem Vorkommen windkraftsensibler Fledermausarten zu rechnen, wie sie auch im Bereich anderer Vorrangflächen im Samtgemeindegebiet nachgewiesen wurden (s. 3.3.1). 1.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Für die windkraftsensiblen Arten besteht ein Kollisionsrisiko an den WEA im Wesentlichen zur Paa- rungs- und Zugzeit (s. 2.1.3). Für das Gebiet sind keine Hinweise auf nahegelegene Fledermaus- quartiere oder intensiv genutzte Flugstraßen bekannt, die ein erhöhtes Kollisionsrisiko auch wäh- rend des Frühjahrszuges bzw. Bezugs der Wochenstuben und/oder während der Wochenstubenzeit begründen würden. Zur Reduktion des Risikos ist eine Abschaltung der Anlagen bei entsprechenden Wetterbedingun- gen (s. Nr. 4) erforderlich. Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG)

43 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Eine erhebliche Störung von Fledermäusen durch die WEA ist nicht zu erwarten (s. 2.1.2). Der Ver- lust von Jagdgebiet innerhalb der Rotorkreise ist als gering einzustufen, da wertvollere Bereiche (das relativ strukturreiche Grünlandgebiet östlich und südöstlich der Anlagen) ausgespart wurden. Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG) Da die Anlagen bereits errichtet sind, entfällt dieser Punkt.

2. Vögel 2.1 Betroffene Arten In der Abwägung zum RROP wurden bereits die vorliegenden avifaunistischen Daten in die Abwä- gung einbezogen und im Ergebnis eine erheblich verkleinerte Vorrangfläche ausgewiesen. Zur art- spezifischen Betroffenheit der Arten durch WEA s. Kap. 3.4. Insgesamt ist nach den vorliegenden Daten unter Zugrundelegung der von BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) genannten Kriterien von einem WEA-Standort mit geringem konstellationsspezifischem Risiko auszugehen. 2.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Die Anlagen sind inzwischen errichtet und im Betrieb. Neue Erkenntnisse zu windkraftsensiblen Vo- gelarten im Gebiet liegen nicht vor.

4. Erforderliche Maßnahmen 4.1 Vermeidungsmaßnahmen • Ob die Vermeidung der Tötung von Fledermäusen in der Betriebsphase (AV 12; Kap. 4.5.1) durch entsprechende Abschaltzeiten notwendig ist, sollte mit einem Gondelmonitoring geklärt werden. • Die Maßnahmen AV 8, AV 9, AV 10 und AV 12 (Kap. 4.4) sind auch für diese bereits bebaute Vorrangfläche zu beachten. • Abschaltung der Anlagen während und kurz nach der Ernte von Feldfrüchten im Windpark (AV 14; Kap. 4.5.2)

4.2 CEF-Maßnahmen keine

4.3 Sonstige erforderliche Vorgaben zum Risikomanagement

keine

5. Eine Ausnahmeverfahren gem. §45 Abs. 7 BNatSchG ist bei Umsetzung der genannten Vermeidungsmaßnahmen erforderlich nicht erforderlich

6. Auswirkung auf den Erhaltungszustand (entfällt)

5.3 HO 04 Regesbostel Größe: 44,0 ha Lage: Etwa 1.000 m nordwestlich von Regesbostel an der Grenze zum Landkreis Stade Kurzbeschreibung: Das Gebiet wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt, im Nordwesten befinden sich ein kleineres Sumpfgebiet und eine kleine Grünfläche. Außerdem liegen vier kleinere Waldinseln (< 1 ha) innerhalb der Fläche. Die Umgebung wird ebenfalls vorwiegend ackerbaulich genutzt, ist von kleineren Waldbeständen durchsetzt und wird durch diese ge- gliedert. Im Norden (südlich von Goldbeck) befindet sich eine große Sandabbaufläche. Die Umgebung wird geprägt durch den etwa 500 m westlich gelegenen Litberg (Landkreis Stade, 64,8 m ü. NHN), der überwiegend mit Laubwald bedeckt ist.

44 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Aktueller Stand: Bisher keine WEA im Gebiet HO 04. Etwa 200 m südlich sind 4 WEA bereits in Betrieb.

5.3.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP

Größe des UG 849,9 ha Brutvögel – windkraftsensible Arten Anzahl Jahr Rohrweihe Circus aeruginosus 1 2014 Mäusebussard Buteo buteo 2 2014 Kiebitz Vanellus vanellus 11 2014 Bekassine Gallinago gallinago 1 2014 Waldohreule Asio otus 1 2014 Uhu Bubo bubo 1 2014 Waldkauz Strix aluco 1 2014 Horststandorte Anzahl Jahr Rohrweihe Circus aeruginosus 1 (Brutverdacht) 2014 Mäusebussard Buteo buteo 2 2014 Unbesetzter Horst 6 2014 Gastvögel/Nahrungsgäste Silberreiher Casmerodius albus 2014 Wiesenweihe Circus pygargus 2014 Habicht Accipiter gentilis 2014 Rotmilan Milvus milvus 2014 Schwarzmilan Milvus migrans 2014 Turmfalke Falco tinnunculus 2014 Kranich Grus grus 2014

5.3.2 Beurteilung in der Begründung des RROP „Durch bestehende nicht raumbedeutsame WEA existiert bereits eine Vorbelastung. Mit einer Entfernung von rd. 500 m wirken sie mit der Potentialfläche HO_04 zusammen.“ „Im Bodenabbaugebiet bei Goldbeck wurde in einem Vogelgutachten (EGL 2014) ein Uhu- Vorkommen nachgewiesen. Da aktuelle Daten 2016 keinen Brutnachweis erbringen konnten, ist nicht weiter ein Abstand von 1.000 m einzuhalten.“ Im Ergebnis wird in der Begründung zum RROP festgehalten: „Die Potentialfläche ist grundsätzlich für die Errichtung von WEA geeignet und sollte daher in das RROP aufgenommen werden. Die Frage, ob Interaktionen zwischen dem Brutvogelgebiet bei Sauensiek und demjenigen bei Rahmstorf stattfinden, konnte nicht abschließend geklärt werden. Nach Angaben des NLWKN wurden diese Gebiete aufgrund von Daten bis 1992 be- wertet, neuere Daten liegen nicht vor. Einen Anhaltspunkt hätte die wertbestimmende Art lie- fern können, jedoch war auch diese nicht zu ermitteln. Aktuelle Kartierungen konnten eine Interaktion zwischen den Brutvogelgebieten nicht nachweisen. […] Aufgrund eines aktuellen Brutnachweises des Rotmilans südlich von Regesbostel wird das VRG Windenergienutzung gegenüber der ursprünglichen Fläche verkleinert. Dadurch entfällt der große Teil der Fläche südlich des Sauensieker Weges. Im Norden wird das VRG Wind- energienutzung wieder dem 1. Entwurf des RROP 2025 entsprechend vergrößert, da das U- huvorkommen im Jahr 2016 nicht mit einem Brutnachweis bestätigt werden konnte. Die als VRG Windenergienutzung festgelegte Fläche ist 49,2 ha groß und ermöglicht die Errichtung von rd. 6 WEA.“

45 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

5.3.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen Weitere faunistische Untersuchungen liegen nicht vor.

Herr Wilhelm HARTMANN (Neu Wulmstorf teilte dem Verfasser jedoch aktuelle Uhu-Beobach- tungen aus dem Raum mit. Demnach konnten am 05.02.2018 zwischen 19 und 21.30 Uhr in zwei kleinen Feldgehölzen 400 m östlich bzw. 600 m nordöstlich des Litberges (und damit nur wenige hundert Meter vom Vorranggebiet entfernt) Uhurufe gehört werden. Außerdem riefen am selben Abend 1 bis 2 Uhus aus dem südlichen/südöstlichen Teil der Sandgrube Goldbeck (ca. 500 m nördlich des Vorranggebietes). Die mitgeteilten Daten sind in Karte 1 im Anhang als Brutzeitfeststellungen (BZ) zusätzlich zum ungefähren Standort des Uhu-Brutplatzes von 2014 (EGL 2014) eingetragen. Die Entfernung der beiden möglichen Brutplätze des Uhus zum Vorranggebiet beträgt sehr wahrscheinlich weniger als 1.000 m. Ob innerhalb der Vorrangfläche wichtige Nahrungshabi- tate des Uhus vorhanden sind, oder ob die Fläche auf dem Weg zu wichtigen Nahrungshabi- taten regelmäßig überflogen wird, muss vorerst offen bleiben. Bei einem kurzen Aufenthalt des Verfassers im Vorranggebiet Regesbostel am 15.08.2018 wurden Mäusebussard und Turmfalke bei der Nahrungssuche im Gebiet sowie 14 Kraniche im Überflug nach Westen beobachtet

5.3.4 Artenschutzrechtliche Bewertung

1. Fledermäuse 1.1 Betroffene Arten Kenntnisse über Fledermausvorkommen in dem Bereich liegen dem Verfasser nicht vor. Aufgrund der waldnahen Lage, der vorhandenen Feldgehölze und linienhaften Strukturen (mögliche Leitlinien für Flugrouten) ist jedoch mit dem Vorkommen windkraftsensibler Fledermausarten zu rechnen, wie sie auch im Bereich anderer Vorrangflächen im Samtgemeindegebiet nachgewiesen wurden (s. 3.3.1). Genauere Daten zur Aktivität von Fledermausarten im Gebiet müssen faunistische Gutach- ten im Zuge der Ausführungsplanung liefern. 1.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Für die windkraftsensiblen Arten besteht ein Kollisionsrisiko an den WEA im Wesentlichen zur Paa- rungs- und Zugzeit (s. 2.1.3). Für das Gebiet sind derzeit keine Hinweise auf nahegelegene Fleder- mausquartiere oder intensiv genutzte Flugstraßen bekannt, die ein erhöhtes Kollisionsrisiko auch während des Frühjahrszuges bzw. Bezugs der Wochenstuben und/oder während der Wochenstu- benzeit begründen würden. Zur Reduktion des Risikos ist eine Abschaltung der Anlagen bei entsprechenden Wetterbedingun- gen (s. Nr. 4) erforderlich. Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG) Eine erhebliche Störung von Fledermäusen durch die WEA ist nicht zu erwarten (s. 2.1.2). Der Ver- lust von Jagdgebiet innerhalb der Rotorkreise ist als gering einzustufen, da wertvollere Bereiche (das relativ strukturreiche Grünlandgebiet östlich und südöstlich der Anlagen) ausgespart wurden. Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG) Die Zerstörung einer Fortpflanzungs- und Ruhestätte wäre allenfalls beim Fällen von Quartierbäu- men oder ggf. beim Abriss von Gebäuden mit Quartierstrukturen zu erwarten. Solche Quartierstruk- turen sind im unmittelbaren Baubereich vmtl. nicht vorhanden (die genauen Anlagenstandorte ste- hen zur Zeit noch nicht fest).

2. Vögel

46 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

2.1 Betroffene Arten - Die bestehenden vier Anlagen im Süden sind vom Zentrum des Gebietes HO_04 etwa 800 m entfernt und befinden sich auf fast freier Ackerfläche; das Gebiet HO_04 enthält dagegen meh- rere kleine Gehölze, grenzt an weitere und liegt dem bewaldeten Litberg wesentlich näher als die bereits bestehenden Anlagen; es können hier also Konflikte mit gehölzbrütenden Arten (wie Mäusebussard, Turmfalke, Waldohreule, …) auftreten, die von den bisher bestehenden Anlagen kaum betroffen waren. - Die hohe Zahl unbesetzter Horste im Jahr 2014 lässt vermuten, dass unter anderen Bedingun- gen (z.B. gutes Nahrungsangebot in günstigen „Mäusejahren“) noch weitere Brutpaare das Ge- biet nutzen; außerdem kommen spät brütende Arten wie Wespenbussard und Baumfalke, die mit dem vorliegenden Gutachten (EGL 2014) nur unzureichend erfasst wurden, als potenzielle Nutzer der Horste in Frage. - Die Rohrweihe ist möglicherweise regelmäßiger Brutvogel östlich und nordöstlich des Litberges; von hier liegen auch Zufallsbeobachtungen aus dem Jahr 2012 vor (Quelle: ornitho.de); - Mit 11 Paaren wurde ein bemerkenswert hoher Kiebitzbestand nachgewiesen, außerdem ein Paar der in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Bekassine (KRÜGER & NIPKOW 2015). - Die neuerlichen Hinweise auf Uhuvorkommen im Gebiet lassen darauf schließen, dass es in der Sandgrube Goldbeck einen seit Jahren dauerhaft besetzten Brutplatz und in Richtung Litberg möglicherweise einen weiteren gibt. - Wegen eines Rotmilanvorkommens südlich Regesbostel wurde der südliche Teilbereich der ur- sprünglichen Potenzialfläche Nr. 4 nicht mit in die Sondergebietsfläche B übernommen. Auf ein Rotmilanvorkommen im nördlichen Bereich gibt es bisher keine Hinweise, dies ist aber im Zuge der Ausführungsplanung erneut zu überprüfen (Neuansiedlungen und Umsiedlungen sind mög- lich) - Der in Niedersachsen inzwischen sehr weit verbreitete Kranich ist im Gebiet offenbar auch au- ßerhalb der Zugzeiten regelmäßig anwesend. 2014 wurden außerdem Rotmilan, Schwarzmilan und Wiesenweihe als Nahrungsgäste im Gebiet oder der Umgebung festgestellt. Weitere Daten zu Gastvogelvorkommen liegen nicht vor. - Genauere Daten zum Vorkommen und zur Verteilung windkraftsensibler Vogelarten müssen faunistische Gutachten im Zuge der Ausführungsplanung liefern. Zur artspezifischen Betroffenheit der Arten durch WEA s. Kap. 3.4. Wie hoch das konstellationsspe- zifische Risiko (BERNOTAT & DIERSCHKE 2016) des WEA-Standortes ist, kann aufgrund fehlender Da- ten nicht abschließend bewertet werden. 2.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Bisherige Untersuchungen machen deutlich, dass eine Reihe windkraftsensibler Brutvogelarten im Gebiet vorkommt, für die möglicherweise durch Errichtung von WEA ein signifikant erhöhtes Tö- tungsrisiko resultiert. Es ist daher davon auszugehen, dass Vermeidungsmaßnahmen notwendig sind, um die artspezifischen Tötungsrisiken zu verringern. Die Maßnahmen müssen voraussichtlich insbesondere die Arten • Uhu, • Rotmilan und • Mäusebussard berücksichtigen, ggf. auch Rohrweihe, Wiesenweihe und Schwarzmilan. Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG) Während der Bauphase kann es störungsbedingt zum Verlust von Bruten kommen, wenn die Bauar- beiten während der Fortpflanzungszeit (Revierbildungs-, Brut- und Aufzuchtzeit) durchgeführt wer- den. Durch eine Bauzeitenregelung bzgl. der Baufeldfreimachung kann dies weitgehend vermieden werden. Erfassungen von Rastvögeln und Zugvogelerfassungen liegen für den Standort nicht vor. Bedeu- tende Gastvogelgebiete sind in der Umgebung der Vorrangfläche nicht bekannt. Für Kraniche wird die Kollisionsgefährdung an WEA (auch auf dem Zug) als vergleichsweise gering eingestuft (s. 3.4.1). Nach derzeitiger Datenlage sind erhebliche Störungen von Gastvögeln nicht zu befürchten

47 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG) In der Bauphase können Verstöße durch eine Bauzeitenregelung vermieden werden. Sofern grö- ßere Bäume gefällt werden müssen, ist eine Kontrolle auf vorhandene Höhlen und Großvogelnester (die als dauerhaft genutzte Fortpflanzungs- und Ruhestätten auch außerhalb der Brutzeit geschützt sind; RUNGE et al. 2010) erforderlich. Ggf. müssen dann CEF.Maßnahmen festgesetzt werden, um die ökologische Funktionalität der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten.

4. Erforderliche Maßnahmen 4.1 Vermeidungsmaßnahmen • Standortwahl Faunistische Belange sind bei der Standortwahl zu berücksichtigen (AV 1 und AV 2; Kap. 4.1), z.B. durch - Freihaltung wichtiger Flugrouten - kleinräumige Freihaltung von Standorten am Ende linearer Strukturen (z.B. Waldsäume o. Hecken) • Anlageneigenschaften - Rotorfreier Bereich bis mind. 50 m über dem Erdboden (AV 3; Kap. 4.2.1) - Einfärbung des Mastfußes (AV 4; Kap. 4.2.2) - keine Gittermasten (AV 5; Kap. 4.2.3) • Vermeidung der Tötung von Fledermäusen und Vögeln in der Bauphase: - zeitliche Begrenzung der Baufeldfreimachung (AV 6, Kap. 4.3.1) - Ggf. Kontrolle potenzieller Quartierbäume vor der Fällung (AV 7; Kap. 4.3.2) • Senkung der Attraktivität der Vorrangflächen für kollisionsgefährdete Arten - Die Maßnahmen AV 8, AV 9, AV 10 und AV 12 (Kap. 4.4) sind auszuschöpfen. Ob auch Ab- lenkungsmaßnahmen (AV 11) sinnvoll sind; hängt vor allem vom Ergebnis noch zu leisten- der Untersuchungen bzgl. Uhu, Rotmilan und Mäusebussard ab • Vermeidung der Tötung von Fledermäusen in der Betriebsphase (AV 13; Kap. 4.5.1) Die Abschaltung ist beim Zusammentreffen folgender Bedingungen durchzuführen: - Zeitraum vom 15. Juli bis 31. Oktober - Zeitraum von 0,5 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang - Unterschreiten der Windgeschwindigkeit von 6 m/s in Gondelhöhe - Temperaturen über 10 °C - kein Regen • Vermeidung der Tötung von Vögeln durch Abschaltzeiten - Abschaltung der Anlagen während und kurz nach der Ernte von Feldfrüchten im Windpark (AV 14; Kap. 4.5.2)) - ggf. sind gesonderte Abschaltzeiten für den Uhu zu berücksichtigen

4.2 CEF-Maßnahmen Ggf. notwendig, um die die ökologische Funktionalität baubedingt entfallender Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten

4.3 Sonstige erforderliche Vorgaben zum Risikomanagement

Durch ein optionales Gondelmonitoring können die Abschaltzeiten zum Schutz von Fledermäusen nachträglich angepasst werden (s. 4.5.1). Ggf. ist dabei aber die Schutzwirkung für den Uhu zu be- achten. 5. Eine Ausnahmeverfahren gem. §45 Abs. 7 BNatSchG ist bei Umsetzung der genannten Vermeidungsmaßnahmen erforderlich nicht erforderlich

6. Auswirkung auf den Erhaltungszustand (entfällt)

48 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

5.4 HO 08 Regesbostel/Hollenstedt und HO 09 Hollenstedt Größe: HO 08 ca. 9,2 ha; HO 09 ca. 40,5 ha Lage: zwischen Hollenstedt im Osten, Holtorfsbostel im Norden, dem Waldgebiet „Stellheide“ im Westen und der BAB A1 im Süden Kurzbeschreibung: Aufgrund der räumlichen Nähe wirken die beiden Potentialflächen als eine und werden nachfolgend gemeinsam betrachtet. Sie unterliegen je auf etwa der Hälfte der Gesamtfläche der Grünland- und Ackernutzung und werden vor allem in den südlichen Teil- bereichen von linearen Gehölzen gegliedert. Die Flächen sind umgeben von zum Teil kleine- ren Waldbeständen, das Gelände befindet sich in einer leichten Hanglage und steigt Richtung Westen geringfügig an. Nordöstlich liegt der Hofstedter Berg mit einer Höhe von 45 m ü. NHN. Südwestlich befinden sich eine Wochenendhaussiedlung und daran anschließend das Wald- gebiet „Stellheide“. Aktueller Stand: Bisher keine WEA im Gebiet.

5.4.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP

Größe des UG 704,2 ha Brutvögel – windkraftsensible Arten Anzahl Jahr Mäusebussard Buteo buteo 3 2014 Kiebitz Vanellus vanellus 1 2014 Horststandorte Anzahl Jahr Mäusebussard Buteo buteo 3 2014 Unbesetzter Horst 7 2014 Gastvögel/Nahrungsgäste Kranich Grus grus 2014

5.4.2 Beurteilung in der Begründung des RROP „Der Osten der Potentialfläche HO_08 und der südliche Teil der Fläche HO_09 haben eine hohe Bedeutung für den Artenschutz.“ „[Im avifaunistischen Gutachten (EGL 2014)] wurde die Bedeutung der Flächen als Nahrungs- habitat für Greifvögel, die gegenüber WEA besonders empfindlich sind, nicht bestätigt.“ Die drei Brutstandorte [des Mäusebussards] entsprechen der durchschnittlichen Vorkom- mensdichte und führen daher zu keinem Ausschluss der Flächen. Auch andere gegenüber WEA besonders empfindliche Vogelarten wurden auf den Potentialflächen und in ihrem Um- feld nicht erfasst.“ „Die Fläche wird durch die Nähe zur A1 belastet.“ „Südwestlich der Potentialfläche HO_09 grenzen Kompensationsflächen der NLStBV an. Hier wurde im Rahmen des 6-spurigen Ausbaus der BAB 1 der Heid- und Perlbach renaturiert. Da die Entwicklung keinen gegenüber WEA empfindlichen Arten dient, führen die Kompensati- onsflächen auf Raumordnungsebene nicht zu einem Ausschluss der Potentialflächen.“

5.4.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen Eine Kartierung der Brutvögel erfolgte 2016/2017 im HO 09 Hollenstedt. Dieses Gutachten enthält nach Ansicht der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg jedoch maß- gebliche methodische Fehler. Die Verwendung dieses Gutachtens ist von der UNB im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Verfahrens nachdrücklich abgelehnt worden. 2018 erfolgte daher für HO 09 eine erneute avifaunistische Kartierung gemäß den Vorgaben des Leitfadens 49 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag zur „Umsetzung des Artenschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanla- gen in Niedersachsen“ (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMA- SCHUTZ 2016) mit Brutvogelerfassung, Horstsuche und Standardraumnutzungskartierung (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018a). Gleichzeitig wurde eine entsprechende Erfassung für HO 08 durchgeführt, die bisher jedoch nicht vorliegt. Da sich die Untersuchungsradien der beiden Gebiete großflächig überlappen, wurden die Erfassungen zur Vermeidung von Doppelarbeit mit gegenseitiger methodischer Abstimmung durchgeführt und Ergebnisse aus der Erfassung der Regesbosteler Teilfläche in den Bericht für HO 09 übernommen (und hier ebenfalls in die Auswertung einbezogen9).

Für die Fledermausfauna liegt eine Erfassung aus dem Jahr 2016 vor (BÜLOW & BAUMGÄRTNER 2017). Schließlich wurde ein Artenschutzfachbeitrag vorgelegt, der die Kartierergebnisse für Brutvö- gel und Fledermäuse berücksichtigt (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). Vögel: alle Brutvogelarten im Radius von 500 m; punktgenaue Erfassung aller Arten der Roten Liste und Vorwarnliste (Nds./D); alle anderen Arten qualitativ; Horstsuche im Radius von 1.000 m, Rotmilan-Horstsuche bis 1.500 m Standard-Raumnutzungsanalyse (3 d, je 4 h; insgesamt 12 h): HO 08: Mäusebussard 30 Flüge (10,0/d; 2,5/h); überwiegend Nahrungssuche und Thermikfliegen, teil- weise auch Balz Rotmilan: 3 Flüge (1,0/d; 0,25/h); davon 1 vmtl. durchziehend Rohrweihe: 1 Flug (0,3/d; 0,08/h); Nahrungssuche Sperber: 1 Flug (0,3/d; 0,08/h); Nahrungssuche Turmfalke: 6 Flüge (2,0/d; 0,5/h); überwiegend Nahrungssuche über Grünland Kranich: 2 Flüge (0,7/d; 0,17/h); Thermikflüge außerhalb der Vorrangfläche HO 09: Mäusebussard 47 Flüge (15,7/d; 3,9/h); überwiegend Nahrungssuche und Thermikfliegen, teil- weise auch Balz Rotmilan: 2 Flüge (0,7/d; 0,17/h); davon 1 vmtl. durchziehend Turmfalke: 7 Flüge (2,3/d; 0,6/h); überwiegend Nahrungssuche über Grünland Kranich: 2 Flüge (0,7/d; 0,17/h); ziehend Waldschnepfe: 5 Flüge (1,7/d; 0,42/h); vmtl. 2 balzende Männchen Fledermäuse: Kartierradius 500 m; Transektbegehungen mit Ultraschall-Detektor und Horch- boxen an den WEA-Standorten; 1 Dauer-Horchbox 01.04. – 16.11.2016

9 Der Textteil des Berichtes von PLANUNGSGRUPPE GRÜN (2018a) bezieht sich nur auf HO 09, die Kar- tendarstellung bezieht jedoch die Ergebnisse für HO 08 mit ein. Da in der vorliegenden Synthese die Angaben aus den Karten für beide Standorte übernommen wurden, stimmen die angegebenen Zahlen nicht immer mit den bei PLANUNGSGRUPPE GRÜN (2018a)im Text genannten Zahlen überein. 50 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Größe des UG k. A. Fledermäuse Anteil Kontakte Dauererfassung Jahr Wasserfledermaus Myotis daubentonii <0,01 2016 Große und Kleine Bartfledermaus 0,02 2016 Myotis mystacinus/brandtii Fransenfledermaus Myotis nattereri 0,44 2016 Großer Abendsegler Nyctalus noctula 0,55 2016 Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus 0,18 2016 Braunes Langohr Plecotes auritus (nur Transektbeg.) 2016 Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii 1,75 2016 Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus 0,02 2016 Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus 97,07 2016 Brutvögel – windkraftsensible Arten (500 m) Anzahl Jahr Mäusebussard Buteo buteo 5 2018 Turmfalke Falco tinnunculus 1 (Gebäudebrut) 2018 Feldlerche Alauda arvensis 6 2018 Horststandorte (1.500 m Umkreis) Anzahl Jahr Mäusebussard Buteo buteo 10 (+ 2 abgebrochene Bruten) 2018 Sperber Accipiter nisus 1 2018 Habicht Accipiter gentilis 1 2018 Turmfalke Falco tinnunculus 1 2018 Graureiher Ardea cinerea 1 2018 Kranich Grus grus 1 2018 Waldohreule Asio otus 2 2018 Uhu Bubo bubo 1 2018 Rabenkrähe Corvus corone 7 2018 Unbesetzter Horst 13 2018 Gastvögel/Nahrungsgäste Graureiher Ardea cinerea max. 6 2016 Weißstorch Ciconia ciconia 2 2018 Graugans Anser anser max. 280 2016 Raufußbussard 1 2017 Rotmilan Milvus milvus max. 3 2018 Kranich Grus grus max. 4 am Boden, max. 80 ziehend 2016 Bekassine Gallinago gallinago 2mal 1 2016

5.4.4 Artenschutzrechtliche Bewertung

1. Fledermäuse 1.1 Betroffene Arten Unter den als kollisionsgefährdet geltenden Fledermausarten wurden Breitflügelfledermaus, Großer Abendsegler, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus und Rauhautfledermaus im Gebiet nachgewie- sen, wobei die Zwergfledermaus sowohl bei den Transektbegehungen (91,7 % der Kontakte) als auch bei der Dauererfassung (97,1 % der Kontakte) die mit weitem Abstand häufigste Art war. 1.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Für die windkraftsensiblen Arten besteht ein Kollisionsrisiko an den WEA im Wesentlichen zur Paa- rungs- und Zugzeit (s. 2.1.3). Für das Gebiet sind derzeit keine Hinweise auf nahegelegene Fleder- mausquartiere oder intensiv genutzte Flugstraßen bekannt, die ein erhöhtes Kollisionsrisiko auch während des Frühjahrszuges bzw. Bezugs der Wochenstuben und/oder während der Wochenstu- benzeit begründen würden (BÜLOW & BAUMGÄRTNER 2017). Zur Reduktion des Risikos ist eine Abschaltung der Anlagen bei entsprechenden Wetterbedingun- gen (s. Nr. 4) erforderlich (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG)

51 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Eine erhebliche Störung von Fledermäusen durch die WEA ist nicht zu erwarten (s. 2.1.2; PLA- NUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). Der Verlust von Jagdgebiet innerhalb der Rotorkreise ist als gering ein- zustufen (BÜLOW & BAUMGÄRTNER 2017). Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG) Die Zerstörung einer Fortpflanzungs- und Ruhestätte wäre allenfalls beim Fällen von Quartierbäu- men oder ggf. beim Abriss von Gebäuden mit Quartierstrukturen zu erwarten. Solche Quartierstruk- turen sind im unmittelbaren Baubereich vmtl. nicht vorhanden (die genauen Anlagenstandorte ste- hen zur Zeit noch nicht fest). Die Schädigung von Fledermäusen in ihren Sommerquartieren kann durch eine zeitliche Begren- zung der Baufeldfreimachung verhindert werden (s. 4; PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). Müssen Quartierbäume gefällt werden, sind ansonsten die unter AV 6 (Kap. 4.3.2) genannten Vermeidungs- maßnahmen zu treffen und Ersatzquartiere anzubringen (Kap. 6).

2. Vögel 2.1 Betroffene Arten - Der Weißstorch wurde einmal im Überflug und einmal am Boden als Gastvogel festgestellt; Horststandorte sind in der Umgebung nicht vorhanden. Hinweise auf essentiell genutzte Nah- rungsgebiete innerhalb des Untersuchungsgebietes und damit auf ein erhöhtes Schlagrisiko lie- gen nicht vor (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). - 2016 wurde ein besetzter Wespenbussardhorst in etwa 780 m Entfernung zur aktuell geplanten WEA 4 östlich des Stillgewässers erfasst. 2018 konnte der Horst nicht wieder bestätigt werden. Die Standardraumnutzungskartierungen in 2018 konnten keine Flugbewegungen des Wespen- bussards ausfindig machen. Eine signifikante Erhöhung des Schlagrisikos wird aus gutachterli- cher Sicht nicht erkannt (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). - Die Brutvogelerfassung 2016/2017 ergab keinen Brutplatzfund des Rotmilans im Untersu- chungsgebiet, auch die explizite Horstsuche im Gebiet bestätigt dies. Der Rotmilan wurde in 2016 und 2017 an mehreren Tagen als Nahrungsgast beobachtet. Der Einflug erfolgte aus- schließlich bei ackerbaulichen Aktivitäten wie Pflügen oder Mähen. Die maximale Individuenzahl betrug zwei (ersichtlich durch ein Individuum mit Mauser der linken Handschwinge und eines ohne). Schwerpunktmäßig kam er im Bereich der WEA 4 und nördlich davon vor. In 2018 wur- den im Rahmen der Standardraumnutzungsanalyse lediglich drei Überflüge im Untersuchungs- gebiet erfasst: Ein Ex. durchziehend, die beiden anderen zur Brutzeit mit Thermik-/Streckenflug über Forst und am Waldrand im NW des UG. Ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko kann auf- grund der geringen Nutzung des Gebietes nicht erkannt werden (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). - 2017 wurde die Rohrweihe mehrmalig (11mal) zwischen dem im Norden befindlichen Stillgewäs- ser und Windparkgrenze fliegend beobachtet. 2018 wurden keine Flugbewegungen innerhalb des Windparks registriert. Die Rohrweihe kam lediglich einmalig auf Nahrungssuche nördlich des Plangebietes vor. Die Untersuchungen haben demnach keinen Hinweis auf eine (regelmäßige) Frequentierung oder gar Nutzung des Plangebietes als Jagdhabitat ergeben (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). - Der Raufußbussard wurde einmalig als Wintergast am 13.01.2017 im Norden des Untersu- chungsgebietes gesichtet. Die Standardraumnutzungskartierungen in 2018 konnten keine Flug- bewegungen des Raufußbussards ausfindig machen. Die Untersuchungen haben demnach kei- nen Hinweis auf eine (regelmäßige) Frequentierung oder gar Nutzung des Plangebietes als Jagdhabitat ergeben (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). - 2014 befand sich ein besetzter Mäusebussard-Horst in etwa 570 m Entfernung zu nächstgelege- nen WEA im westlichen gelegenen Waldgebiet. Zwei weitere Horste lagen weiter außerhalb des 500m-Radius. 2016 wurde lediglich ein Brutpaar weiter als 1.000 m zur nächstgelegenen WEA festgestellt. 2017 wurden fünf besetzte Mäusebussardhorste kartiert. Zwei davon sind 2016 un- besetzt gewesen. Alle fünf Horste befinden sich weiter als 500m zu den nächsten WEA-Standor- ten. 2018 fand eine erneute Horstsuche mit Standardraumnutzungsanalyse sowohl im UG des Windparks Hollenstedt als auch im nördlich davon angrenzenden geplanten WP Regesbostel statt. Im Rahmen dieser Kartierungen wurde der Mäusebussard in verschiedenen Gehölzstruktu- ren im UG mit elf (+ 1 knapp außerhalb des 1.500-m-Radius) Brutpaaren kartiert. Einer davon lag etwa 300 m zur nächstgelegenen WEA östlich des Windparks und ein zweiter etwa 470 m nördlich der WEA 1. Der Mäusebussard wurde im gesamten UG am häufigsten festgestellt. Überwiegend wurde er bei der Nahrungssuche und Thermikfliegen, teilweise auch mit 52 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Balzverhalten beobachtet. Im vorliegenden Fall kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Mäusebussard aufgrund der arttypischen Verhaltensweise in den Gefahrenbereich des Rotors geraten kann. Eine signifikante Erhöhung des Schlagrisikos wird aus gutachterlicher Sicht je- doch nicht erkannt (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). - 2017 wurde ein Brutpaar der Rohrweihe beim nordwestlich gelegenen Stillgewässer in ca. 890 m Entfernung nachgewiesen. 2018 Konnte keine Brut in diesem oder auch anderem Bereich be- stätigt werden. Auch die Ergebnisse der Standardraumnutzungskartierungen geben keine Hin- weise auf regelmäßiges Vorkommen im Windparkbereich. - 2016 wurde ein brütendes Turmfalkenpaar im Stall/Schuppen zwischen WEA 1 und WEA 4 in- nerhalb des 500m-Radius erfasst. 2018 wurde dort eine erneute Brut festgestellt. Im Rahmen der Standardraumnutzungskartierung wurde der Turmfalke überwiegend auf den Grünland- /Ackerflächen östlich und nordwestlich des Horstes sowie im Bereich der Autobahn gesichtet. Im vorliegenden Fall kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Turmfalken aufgrund der arttypi- schen Verhaltensweise in den Gefahrenbereich des Rotors geraten kann. Eine signifikante Erhö- hung des Schlagrisikos wird aus gutachterlicher Sicht jedoch nicht erkannt (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). - Der Kiebitz war 2016 mit 2 Brutpaaren im Bereich der geplanten WEA (im 500-m-Radius) vertre- ten; in beiden Fällen handelte es sich um Ackerbruten, die erfolglos verliefen; 2018 wurden keine Kiebitzbruten festgestellt. - 2016 und 2017 wurden keine Waldschnepfen kartiert. 2018 wurden balzende Individuen (wohl zwei verschiedene Männchen) zwischen Moorbirkenwald und „Alter Els“ in knapp 580 m Entfer- nung zur WEA 2 von HO 09 (und damit außerhalb des artspezifischen Radius von 500 m) er- fasst. Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko wird nicht gesehen (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). Der Abstand zu HO 08 ist mit knapp unter 500 m etwas geringer, jedoch ist auch hier kein signifi- kant erhöhtes Tötungsrisiko zu erwarten, da Überflüge über die dortigen Ackerflächen, noch dazu in größerer Höhe, unwahrscheinlich sind. - Eine Kranichbrut wurde im Rahmen der Horstsuche in ca. 1.460 m zur nächsten WEA entfernt auf einer Waldlichtung südwestlich des geplanten Windparks erfasst. Weitere Brutplätze sind nicht bekannt. Während der Raumnutzungsanalyse wurden am 04.05.2018 zweimalig ein bzw. zwei Individuen im Thermikflug beobachtet. Am 09.04.2018 wurden 15 Exemplare ziehend im Windparkbereich erfasst (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). Die Untersuchungen haben keinen Hinweis auf eine (regelmäßige) Frequentierung oder gar Nutzung des Plangebietes als essenti- elles Nahrungshabitat ergeben. - Eine Uhubrut wurde in etwas mehr als 1.000 m Entfernung zur Fläche HO 08 im Bereich des Sandabbaugebietes westlich des geplanten Windparks (und damit knapp außerhalb des artspe- zifischen Radius, s. 3.4.1.18) erfasst. Weitere Brutplätze sind nicht bekannt. Für HO 09 wird ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko verneint (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b). Für HO 08 liegt noch keine Bewertung vor, hier muss ggf. eine Raumnutzungsanalyse Klarheit schaffen. Die Entfer- nung und die örtlichen Gegebenheiten sowie die Ergebnisse der Standard-Raumnutzungsana- lyse lassen jedoch aus aktueller Sicht auch für HO 08 kein signifikant erhöhtes Risiko erwarten, - Die Feldlerchendichte ist im Gebiet mit lediglich 5 erfassten Revieren im 1.500-m-Radius um beide Standorte sehr gering; ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko wird nicht gesehen. Zur artspezifischen Betroffenheit der Arten durch WEA s. Kap. 3.4. Insgesamt ist nach den vorlie- genden Daten unter Zugrundelegung der von BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) genannten Kriterien von einem WEA-Standort mit geringem konstellationsspezifischem Risiko auszugehen, in dem durch geeignete Vermeidungsmaßnahmen eine deutliche Minderungswirkung erreicht werden kann. 2.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Das vorliegende Gutachten (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2018b) kommt für die vertieft zu untersuchen- den Arten zu dem Schluss, dass die Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG nicht verwirklicht wer- den. Vermeidungsmaßnahmen werden im Hinblick auf die Umgehung von Nesterzerstörungen wäh- rend der Bauphase genannt (z.B. Bauzeitenregelung). Dieser Auffassung wird hier nur zum Teil gefolgt. Mäusebussard und Turmfalke werden zwar in den aktuellen Abstandsempfehlungen nicht (mehr) berücksichtigt (s. 2.1.3). Auch für diese Arten kann jedoch ggf. ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko und damit ein Verstoß gegen das Tötungsverbot resultieren, wenn Gebiete betroffen sind, die von diesen Arten überdurchschnittlich stark genutzt werden (s. 3.4.1). Mit insgesamt 11 begonnen Bruten 2018 und einer weiteren Brut knapp außerhalb

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des 1.500-m-Radius war der Mäusebussard im Gebiet auffallend häufig vertreten. Der Turmfalke brütet offenbar regelmäßig mit einem Brutpaar in der nähe der geplanten WEA-Standorte. Da auch weitere Greifvogelarten wie der Rotmilan und der Wespenbussard das Gebiet zumindest zeitweise nutzen, sind allgemeine Vermeidungsmaßnahmen auch für diese Artengruppe zu treffen (s. 4). Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG) Während der Bauphase kann es störungsbedingt zum Verlust von Bruten kommen, wenn die Bauar- beiten während der Fortpflanzungszeit (Revierbildungs-, Brut- und Aufzuchtzeit) durchgeführt wer- den. Durch eine Bauzeitenregelung bzgl. der Baufeldfreimachung kann dies weitgehend vermieden werden. Bedeutende Gastvogelgebiete sind in der Umgebung der Vorrangfläche nicht bekannt. Für Kraniche wird die Kollisionsgefährdung an WEA (auch auf dem Zug) als vergleichsweise gering eingestuft (s. 3.4.1). Nach derzeitiger Datenlage sind erhebliche Störungen von Gastvögeln nicht zu befürchten Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG) In der Bauphase können Verstöße durch eine Bauzeitenregelung vermieden werden. Sofern grö- ßere Bäume gefällt werden müssen, ist eine Kontrolle auf vorhandene Höhlen und Großvogelnester (die als dauerhaft genutzte Fortpflanzungs- und Ruhestätten auch außerhalb der Brutzeit geschützt sind; RUNGE et al. 2010) erforderlich. Ggf. müssen dann CEF-Maßnahmen festgesetzt werden, um die ökologische Funktionalität der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten.

4. Erforderliche Maßnahmen 4.1 Vermeidungsmaßnahmen • Standortwahl Faunistische Belange sind bei der Standortwahl zu berücksichtigen (AV 1 und AV 2; Kap. 4.1), z.B. durch - Freihaltung wichtiger Flugrouten - kleinräumige Freihaltung von Standorten am Ende linearer Strukturen (z.B. Waldsäume o. Hecken) • Anlageneigenschaften - Rotorfreier Bereich bis mind. 50 m über dem Erdboden (AV 3; Kap. 4.2.1) - Einfärbung des Mastfußes (AV 4; Kap. 4.2.2) - keine Gittermasten (AV 5; Kap. 4.2.3) • Vermeidung der Tötung von Fledermäusen und Vögeln in der Bauphase: - zeitliche Begrenzung der Baufeldfreimachung (AV 6, Kap. 4.3.1) - Ggf. Kontrolle potenzieller Quartierbäume vor der Fällung (AV 7; Kap. 4.3.2) • Senkung der Attraktivität der Vorrangflächen für kollisionsgefährdete Arten - Die Maßnahmen AV 8, AV 9, AV 10 und AV 12 (Kap. 4.4) sind auszuschöpfen. Ablenkungs- maßnahmen (AV 11) erscheinen nicht notwendig. • Vermeidung der Tötung von Fledermäusen in der Betriebsphase (AV 13; Kap. 4.5.1) Die Abschaltung ist beim Zusammentreffen folgender Bedingungen durchzuführen: - Zeitraum vom 15. Juli bis 31. Oktober - Zeitraum von 0,5 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang - Unterschreiten der Windgeschwindigkeit von 6 m/s in Gondelhöhe - Temperaturen über 10 °C - kein Regen • Vermeidung der Tötung von Vögeln durch Abschaltzeiten - Abschaltung der Anlagen während und kurz nach der Ernte von Feldfrüchten im Windpark (AV 14; Kap. 4.5.2) 4.2 CEF-Maßnahmen Ggf. notwendig, um die die ökologische Funktionalität baubedingt entfallender Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten

4.3 Sonstige erforderliche Vorgaben zum Risikomanagement

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Durch ein optionales Gondelmonitoring können die Abschaltzeiten zum Schutz von Fledermäusen nachträglich angepasst werden (s. 4.5.1). 5. Eine Ausnahmeverfahren gem. §45 Abs. 7 BNatSchG ist bei Umsetzung der genannten Vermeidungsmaßnahmen erforderlich nicht erforderlich

6. Auswirkung auf den Erhaltungszustand (entfällt)

5.5 HO 13 Appel Größe: HO 13 ca. 15,7 ha Lage: zwischen im Westen und Elstorf im Osten, zwischen Grauen im Süden und Ardestorf im Norden Kurzbeschreibung: Das Gebiet wird intensiv landwirtschaftlich und hier fast ausschließlich ackerbaulich genutzt. Auffallend ist die Konzentration zahlreicher Bodenabbaugebiete im Umfeld von etwa 3 km: Grube Ketzendorf (Abbau beendet), Grube Ardestorf Ost (am Bloxenberg) etwa 500 m nördlich Ardestorf (in Betrieb); Grube Ardestorf West (am Bloxenberg ggü. der Biogasanlage) etwa 700 m nordwestlich Ardestorf (in Betrieb), Grube Immenbeck (südöstlich Immenbeck, in Betreb), Grube Daensen (nördlich des Golfplatzes Daensen, in Betrieb), Grube Grauen (eigentlich 4 Abbaustellen, von denen die nördliche, die südwestliche und die südöstliche in Betrieb sind, die mittlere stillgelegte Grube mit Abbaugewässer). Eine besondere Bedeutung als Nahrungs- habitat für zahlreiche Vogelarten kommt den beiden Hühner-Freilandhaltungsgehegen (Geflü- gelhof Schönecke) etwa 1.300 nordwestlich der Vorrangfläche zu (HENSCHEL et al. 2017). Da- bei sind offenbar weniger die Hühner selbst als Beute ausschlaggebend, sondern eine ver- mutlich hohe Kleinsäugerdichte bei guter Nahrungserreichbarkeit (die Hühnergehege stellen die einzigen dauerhaft kurzrasigen Grünlandflächen im weiteren Umkreis dar, und das Nah- rungsangebot dürfte aufgrund des vorhandenen Hühnerfutters auch für Kleinsäuger sehr gut sein; HENSCHEL et al. 2017). Im Nordosten der SG Hollenstedt (Vorrangfläche HO 13) ist eine Konzentration bestehender und geplanter Windparks an den Gemeinde- und Kreisgrenzen festzustellen (Vorrangflächen NW 03 und NW 04 westlich von Ardestorf, NW 05 südwestlich Elstorf in Anschluss an HO 13; bestehende Windparks Daensen, 2 Anlagen, und Immenbeck, 3 Anlagen). Die Wirkräume die- ser Standorte überschneiden sich weitgehend, so dass Kumulationswirkungen auftreten und die 5 Windparks artenschutzrechtlich zusammenfassend betrachtet werden müssen. Hier er- scheint eine verbesserte Koordination der beteiligten Planungsträger (Landkreis Harburg, Landkreis Stade, Gemeinde Neu Wulmstorf, Samtgemeinde Hollenstedt, Stadt Buxtehude) erforderlich. Aktueller Stand: Die Teilfläche HO 13 ist überwiegend deckungsgleich mit dem im RROP 2007 dargestellten Vorranggebiet Grauen. Im östl. Teil der Fläche sind bereits 2 WEA vorhanden.

5.5.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP Im Avifaunistischen Gutachten zum RROP ist die Fläche HO 13 nicht enthalten, dafür aber die nur etwa 1.200 m nordöstlich gelegene Vorrangfläche Ardestorf in der Gemeinde Neu Wulm- storf (NW 03 und NW 04). Da das Untersuchungsgebiet bis in die Fläche HO 13 hineinreicht, werden die Daten hier berücksichtigt.

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Größe des UG 700,1 ha Brutvögel – windkraftsensible Arten Anzahl Jahr Rohrweihe Circus aeruginosus 2 2014 Mäusebussard Buteo buteo 2 2014 Kiebitz Vanellus vanellus 2 2014 Horststandorte Anzahl Jahr Rohrweihe Circus aeruginosus 2 2014 Mäusebussard Buteo buteo 2 2014 Unbesetzter Horst 5 2014 Gastvögel/Nahrungsgäste Rotmilan Milvus milvus 2014 Turmfalke Falco tinnunculus 2014

5.5.2 Beurteilung in der Begründung des RROP „Die Potentialflächen NW_03, NW_04, NW_05 und HO_13 liegen so nahe beieinander, dass sie nachfolgend als ein Standort betrachtet werden.“ „Im benachbarten Vorranggebiet „Buxtehude“ wurde der Uhu nachgewiesen, der Abstand zwi- schen Brutstandort und den Potentialflächen beträgt über 1.000 m. Das vom Landkreis Har- burg in Auftrag gegebene avifaunistische Gutachten (EGL 2014/2015) hat im Jahr 2014 für den Bereich der Flächen NW_03 und NW_04 einen Brutverdacht der Rohrweihe erfasst, der jedoch 2015 bei erneuter Untersuchung nicht bestätigt werden konnte. Darüber hinaus gab es Sichtungen von Kiebitzen und Rotmilan im Umfeld der Potentialfläche. Der Rotmilan wurde auf Nahrungssuche beim Überflug erfasst und der Kiebitz mit zwei Brutverdachten. Diese Form der Nachweise führen nicht zu einem Ausschluss der Flächen. Die Arten sind auf Zulas- sungsebene detaillierter zu betrachten.“ „Am südöstlichen Rand der Potentialfläche NW_03 und zwischen den zwei betrachteten Po- tentialflächen befindet sich je ein Hühnerfreilandhaltungs-Gehege. Die Hühner stellen eine po- tentielle Nahrungsquelle für Greifvögel dar, die gegenüber WEA empfindliche Vogelarten an- locken könnten. Die EGL Gutachten (2014, 2015) haben keine vermehrten Flugrouten von Rotmilanen, Mäusebussarden oder Habichten nachgewiesen, es wird daher nicht von einem signifikant erhöhten Tötungsrisiko ausgegangen. Das detaillierte Zulassungsverfahren auf nachgeordneter Ebene wird diese Situation im Detail untersuchen und ggf. geeignete Maß- nahmen verlangen (z. B. Bepflanzung mit Büschen als Deckung, Zaunpfähle, die für Raubvö- gel unattraktiv gemacht werden, Bänder, Netze, Greifvogelkugeln etc.).“ „Die vier Potentialflächen werden als VRG Windenergienutzung festgelegt. Den entgegenste- henden Belangen wird kein Vorrang gegenüber der Privilegierung der Windkraft eingeräumt. Die erhebliche Vorbelastung durch bestehende Anlagen und die Nähe zur Stader Vorrangflä- che, Bodenabbau und Hochspannungsleitungen rechtfertigen es, auf den Potentialflächen NW_03/04/05 und HO_13 WEA-Nutzungen zu ermöglichen und das bestehende VRG Wind- energienutzung Grauen erneut auszuweisen.“

5.5.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen Für den B-Plan 77 Ardestorf (Vorranggebiete NW 03, NW 04) liegen zwei Gutachten vor: - WEA-Planung Ardestorf: Horstsuche, Horstüberprüfung und Raumnutzungserfassung von Groß- und Greifvogelarten 2017 (HENSCHEL et al. 2017) - Neubau von drei Windenergieanlagen im Windpark Elstorf, Kontrolle Raumnutzung zur Rohrweihe von März bis Mai 2015 (BENNEDSEN 2015) Für den Standort HO 13 wurde 2015 ein Fledermaus-Gutachten in Auftrag gegeben:

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- Fledermausuntersuchung im Rahmen des geplanten Windparks Appel Grauen (LEU- POLT 2016) Für den Standort NW 05 liegt ein faunistisches Gutachten aus den Jahren 2015/2016 vor: - Windenergieanlage Elstorf (Gebiet NW_05, Landkreis Harburg), Erfassung und Bewer- tung faunistisch-ökologischer Grundlagen: Brutvögel (2015), Rastvögel (2015/2016), Fledermäuse (2015) (SCHOPPENHORST 2017) Ein avifaunistisches Gutachten für den Standort HO 13 wurde 2018 in Auftrag gegeben, dann aber kurz nach Beginn der Kartierzeit vom Auftraggeber gestoppt. Daher liegen aus diesem Gutachten nur erste Daten zum Vorkommen des Uhus vor (eigene Daten).

Darüber hinaus liegen zahlreiche Beobachtungen von Herrn Wilhelm HARTMANN (Neu Wulm- storf) aus dem Gebiet vor, die hier berücksichtigt werden, soweit sie plausibel und fotografisch belegt sind. Die bisher bekannten Brutplätze des Uhus aus 2017 und 2018 sowie weitere Rufplätze der letzten Jahre sind in Karte 2 im Anhang dargestellt. Eine weitere Klärung kann nur im Rahmen einer vollständigen Brutvogel- und Raumnutzungskartierung für das Gebiet erreicht werden. Für die Erfassung des Uhus ist dabei aufgrund der zahlreichen möglichen Brutstandorte ein hoher Zeitaufwand zu veranschlagen. Größe des UG k. A.a Fledermäuse (LEUPOLT 2016) Jahr Unbest. Myotis-Art Myotis sp. 2016 Wasserfledermaus Myotis daubentonii 2016 Großer Abendsegler Nyctalus noctula 2016 Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus 2016 Braunes Langohr Plecotes auritus 2016 Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii 2016 Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus 2016 Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus 2016 Brutvögel – windkraftsensible Arten (aus Anzahl Jahr HENSCHEL et al. 2017 für NW 03/04) Graugans Anser anser 3 2017 Nilgans Alopochen aegyptiacus 1 2017 Rohrweihe Circus aeruginosus 3 2017 Habicht Accipiter gentilis 2 2017 Sperber Accipiter nisus 3 2017 Mäusebussard Buteo buteo 13 2017 Turmfalke Falco tinnunculus 3 2017 Kranich Grus grus 1 2017 Kiebitz Vanellus vanellus 5 2017 Schleiereule Tyto alba 1 2017 Uhu Bubo bubo 3 2017 Waldkauz Strix aluco 1 2017 Schwarzspecht Dendrocopos major 1 2017 Kolkrabe Corvus corax 1 2017 Horststandorte (aus HENSCHEL et al. 2017 für Anzahl Jahr NW 03/04) Rohrweihe Circus aeruginosus 3 2017 Habicht Accipiter gentilis 2 2017 Sperber Accipiter nisus 3 2017 Mäusebussard Buteo buteo 13 2017 Turmfalke Falco tinnunculus 3 2017 Unbesetzter Horst 9 2017 Gastvögel/Nahrungsgäste (aus HENSCHEL et al. 2017 für NW 03/04) Graureiher Ardea cinerea 2017

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Weißstorch Ciconia ciconia 2017 Schwarzstorch Ciconia nigra 2017 Fischadler Pandion haliaetus 2017 Wespenbussard Pernis apivorus 2017 Kornweihe Circus cyaneus 2017 Wiesenweihe Circus pygargus 2017 Rotmilan Milvus milvus 2017 Schwarzmilan Milvus migrans 2017 Seeadler Haliaeetus albicilla 2017 Raufußbussard Buteo lagopus 2017 Merlin Falco columbarius 2017 Baumfalke Falco subbuteo 2017 Wanderfalke Falco peregrinus 2017 Kranich Grus grus 2017

5.5.4 Artenschutzrechtliche Bewertung

1. Fledermäuse 1.1 Betroffene Arten Unter den als kollisionsgefährdet geltenden Fledermausarten wurden Breitflügelfledermaus, Großer Abendsegler, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus und Rauhautfledermaus im Gebiet nachgewie- sen, wobei die Zwergfledermaus die mit Abstand häufigste Art war. Während der Lokalpopulationszeit bestehen neben Jagdhabitaten der Zwergfledermaus noch Jagd- habitate der Breitflügel- Wasserfledermaus und vom Großen Abendsegler. Ein Quartier der Zwerg- fledermaus wurde knapp außerhalb des UG festgestellt (LEUPOLT 2016). Durch die Detektorbegehungen und stationären Erfassungen sowie auch durch die Bodendauerer- fassung konnten Hinweise für ein vermehrtes Zuggeschehen der Rauhautfledermaus ermittelt wer- den. Sie deuten auf ein vermehrtes Zuggeschehen der Rauhautfledermaus insbesondere zur Früh- jahrszeit, jedoch auch zur Herbstzugzeit. Andere fernziehende Arten kamen zu den Zugzeiten nur vereinzelt vor (LEUPOLT 2016). 1.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Für die windkraftsensiblen Arten besteht ein Kollisionsrisiko an den WEA im Wesentlichen zur Paa- rungs- und Zugzeit (s. 2.1.3). Um betriebsbedingte Tötungen von Fledermäusen der Lokalpopulationen zu verhindern bzw. damit die Kollisionsrate in einer Größenordnung liegen wird, die nicht über das allgemeine Lebensrisiko hinausgeht, muss aus gutachterlicher Sicht zu den Teillebensräumen 4, 5, 6 und 7 (LEUPOLT 2016) ein Mindestabstand von 100 m eingehalten werden. Dabei zählt hier der Abstand von Rotorspitze bis zum Gehölzrandbereich bzw. straßenbegleitenden Bäumen. Sollten diese Mindestabstände nicht eingehalten werden können, könnte die Wahrscheinlichkeit für betriebsbedingte Tötungen durch Einhalten von Abschaltzeiten auch zur Lokalpopulationszeit reduziert werden, so dass ein sig- nifikant erhöhtes Tötungsrisiko abgewendet werden könnte. Somit dürfte das hauptsächliche Konfliktpotenzial für Fledermäuse in Kollisionen während des Zu- ges liegen. Von einer erhöhten Gefährdung der migrierenden Fledermausfauna während des Zuges durch die geplanten WEA muss somit ausgegangen werden. Um die Wahrscheinlichkeit für be- triebsbedingte Tötungen von Fledermäusen während der Zugzeiten zu reduzieren, sind Abschaltzei- ten für den Betrieb der WEA zu den Zugzeiten erforderlich (LEUPOLT 2016; s. Nr. 4). Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG) Eine erhebliche Störung von Fledermäusen durch die WEA ist nicht zu erwarten (s. 2.1.2). Der Ver- lust von Jagdgebiet innerhalb der Rotorkreise ist als gering einzustufen. Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG)

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Die Zerstörung einer Fortpflanzungs- und Ruhestätte wäre allenfalls beim Fällen von Quartierbäu- men oder ggf. beim Abriss von Gebäuden mit Quartierstrukturen zu erwarten. Da keine Fledermaus- quartiere durch den geplanten Windpark beseitigt werden, findet hier keine erhebliche Beeinträchti- gung durch das Vorhaben statt. Auch potenzielle Quartiere im Untersuchungsgebiet sind durch das Vorhaben nicht direkt betroffen. Baulich bedingte Konflikte ergeben sich für die Fledermausfauna ebenfalls nicht. Die Planung einer möglichen Zuwegung zu den WEA-Standorten besteht noch nicht. Die Schädigung von Fledermäusen in ihren Sommerquartieren kann durch eine zeitliche Begren- zung der Baufeldfreimachung verhindert werden (s. 4). Müssen Quartierbäume gefällt werden, sind ansonsten die unter AV 6 (Kap. 4.3.2) genannten Vermeidungsmaßnahmen zu treffen und Ersatz- quartiere anzubringen (Kap. 6).

2. Vögel 2.1 Betroffene Arten - Die Graugans ist sowohl als Brut- wie auch als Gastvogel wenig gefährdet, wenn die für Schlaf- plätze geltenden Abstandskriterien eingehalten werden (s. 3.4.2). Das Abbaugewässer in der Grube Grauen wird offenbar von der lokalen Grauganspopulation als Schlafgewässer genutzt, erreicht aber vmtl. nur lokale Bedeutung - Für den Graureiher liegen 99 Flugbeobachtungen vor (HENSCHEL et al. 2017). Besonders häufig (fast 50% der Fälle) wurde eine der beiden Hühnergehegen aufgesucht, nachdem man dort die Hühner zur Schlachtung abtransportiert und das Grünland des Außengeheges anschließend kurz gemäht hatte. Der Graureiher hat dort in dem von den Hühnern aufgescharrten Boden nach Feldmäusen Ausschau gehalten (HENSCHEL et al. 2017). - Weißstorch: 53 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Nahrung suchend wurde der Weißstorch auf frisch gepflügten Äckern im Umfeld des Me- ckelmoores und in der Vielsenheide im äußersten Westen des Untersuchungsgebietes sowie an den Gewässern der Sandgrube im Norden des 500m-Radius beobachtet. Die Gewässer in der Sandgrube wurden überwiegend aus Westen, Norden und Osten angeflogen. Im Gegensatz zum Graureiher ist der Grünlandbereich der neuen Hühnerfarm kein Hauptnahrungshabitat des Weißstorches (HENSCHEL et al. 2017). - Schwarzstorch: ein Überflug im Juli in größerer Höhe im Bereich des Golfplatzes Daensen (HEN- SCHEL et al. 2017). - Fischadler: 8 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017) im Zeitraum April bis Juli. - Wespenbussard: 27 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Die Flugbewegungen des Wespenbussards erfolgten überwiegend über dem süd- westlichen und zentralen Luftraum des Untersuchungsgebiets. Ein Großteil der im Mai beobach- teten Wespenbussarde waren Durchzügler. So überflogen am 13.05. gleich 22 Wespenbussarde das Untersuchungsgebiet einschließlich des östlichen Abschnittes des 500m-Radius von Süd- west nach Nordost in einer Höhe von ca. 150 m. Ein Brutstandort des Wespenbussards im 2.000-m-Radius wurde trotz intensiver Suche nicht festgestellt (HENSCHEL et al. 2017). - Kornweihe: nur 1mal am 10.05. in geringer Höhe durchziehend beobachtet, - Wiesenweihe: 4 Beob. von Mitte Mai bis Mitte Juni im niedrigen Suchflug - Rohrweihe: 92 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Ab Ende Mai frequentierte die Rohrweihe vermehrt das gemähte, "hühnerfreie" Grünland des Außengeheges der neuen Hühnerfarm. Auch die Rohrweihe zeigte - wie der Graureiher - ein Meidungsverhalten bei hohem Hühnerbesatz im Außengehege. Die erfassten Brutpaare wa- ren alle mehr als 1.000 m von NW 03/04 und auch von HO 13 entfernt. Das Meckelmoor west- lich Immenbeck ist offenbar ein seit Jahren genutzter Brutplatz (auch wenn BENNEDSEN (2015) für 2015 dort nicht von einer Brut ausgeht). Die anderen beiden von HENSCHEL et al. (2017) fest- gestellten Brutpaare befanden sich knapp außerhalb des 2.000-m-Radius um NW 03 und NW 04. Das Brutpaar zwischen Moisburg und Siedlung Grauen etwa 2.000 m westlich von HO 13 wird auch für 2015 bestätigt (SCHOPPENHORST 2017). - Habicht: 53 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Die ermittelten Flugbewegungen des Habichts führten überwiegend zu seinen 3 Horst- standorten in mittelgroßen und großen Waldgebieten. Der Habicht ist ein potenzieller Beutegrei- fer von Hühnern, wie der volkstümliche Name "Hühnerhabicht" assoziiert. Ein direkter Beutezu- griff wurde von den Kartierern nicht beobachtet, wohl aber ein Jagdversuch (HENSCHEL et al.

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2017). W-. Hartmann berichtet von regelmäßigem Jagderfolg des Habichts (bis zu 3 Ind.) in den Hühnergehegen. - Sperber: 45 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Die erfassten Flugbewegungen des Sperbers führten überwiegend zu seinen 3 Brut- standorten in mittelgroßen Waldgebieten und einer aufgegebenen, von Sukzessionsgehölzen bewachsenen Sandgrube. - Rotmilan: 163 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Der Rotmilan suchte dabei die aufgescharrten Grünlandbereiche der Hühnerfarm ebenso nach Beute ab, wie die umliegenden Ackerflächen (HENSCHEL et al. 2017). Im August beobach- tete W. HARTMANN (briefl.) mehrfach bis zu 10 Milane gleichzeitig in Bereich der Hühnergehege. Zur Zugzeit im August/September kommt es hier offenbar regelmäßig zu größeren Ansammlun- gen. Das einzige aus den vorliegenden Gutachten bisher bekannte Brutpaar befindet sich bei Heimbruch in der Este-Niederung, mehr als 5.000 m westlich von HO 13 (BENNEDSEN 2016). Die zur Brutzeit (Anfang April bis Anfang Juli) 2017 beobachteten Einflüge in den Bereich der Hüh- nergehege erfolgten aber nicht nur aus Westen, sondern auch aus Südosten und Nordosten; rel. häufig wurden auch in Richtung Süden fliegende Rotmilane beobachtet (HENSCHEL et al. 2017). - Schwarzmilan: 27 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Der Schwarzmilan suchte dabei die aufgescharrten Grünlandbereiche der Hühnerfarm ebenso nach Beute ab wie die umliegenden Ackerflächen. - Seeadler: 17 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Die Flugbewegungen konzentrierten sich an wenigen aufeinanderfolgenden Tagen. Es wurden 6 Flugbewegungen in geringer und mittlerer Höhe im Umfeld der Außengehege der Hüh- nerfarm registriert. Fünfmal überflog der Seeadler die Außengehege in einem größeren Bogen, nur während einer Flugbewegung deutete er ein Jagdmanöver an, welches er aber abbrach. W. HARTMANN berichtet, am 24.04.2017 einen Seeadler beobachtet und fotografiert zu haben, der ein Huhn in der Hühnerfarm Schönecke geschlagen hat; außerdem habe er 2017 bis zu 3 See- adler gleichzeitig an der Hühnerfarm beobachtet. Auch aus dem Mai 2019 liegen fotografisch be- legte Beobachtungen von bis zu 2 Seeadlern aus dem Umfeld der Hühnerfarm vor (HARTMANN briefl.). - Raufußbussard: 3 Flugbewegungen auf dem Durchzug im April (HENSCHEL et al. 2017). - Für den Mäusebussard liegen 1.794 Flugbeobachtungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Der Mäusebussard ist die häufigste Greifvogelart im Untersu- chungsgebiet, sowohl bezüglich der Anzahl der Brutpaare als auch bezüglich der Anzahl der Flugbewegungen. Es wurden 13 besetzte Horststandorte dieser Art im 2.000-m-Radius und noch 6 weitere besetzte Horste im 2.500-m-Radius um den geplanten Windpark Ardestorf er- fasst. Besonders das am Schlüsselberg brütende Paar, aber auch weitere Paare nutzen sehr regelmäßig die beiden Hühner-Freigehege zur Nahrungssuche, unabhängig davon, ob sich Hüh- ner im Außengehege befanden oder nicht (HENSCHEL et al. 2017). Die Raumnutzungskarte in HENSCHEL et al. (2017) lässt den Schluss zu, dass die meisten Bussardpaare im Umkreis von etwa 2 km die Hühneranlage mehr oder weniger regelmäßig zur Nahrungssuche anfliegen. Of- fenbar kommt es v.a. im Herbst und Winter zu besonders großen Ansammlungen von Mäuse- bussarden um die Hühnerfarmen (W. HARTMANN briefl.; F. PEPER mdl. zit. nach HENSCHEL et al. 2017 - Merlin: 2 Durchflüge zur Zugzeit im April (HENSCHEL et al. 2017). - Der Baumfalke wurde 2017 insgesamt 11mal bei Jagdflügen im 2000-m-Radius um NW 03 und NW 04 beobachtet, wobei rel. viele Beobachtungen auf den Bereich von HO 13 fallen (HENSCHEL et al. 2017). 2018 bestand für den Baumfalken Brutverdacht im Kieferngehölz am Schlüsselberg (eig. Daten). Die Entfernung zur HO 13 beträgt etwa 950 m. Der vermutete Horst liegt damit für HO 13 außerhalb des Mindestabstands von 500 m, für NW 03 und NW 04 aber innerhalb des Mindestabstands. - Wanderfalke: 3 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). - Turmfalke: 559 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Nahrungsflüge des Turmfalken erfolgten zumeist in geringer Flughöhe (deutlich unter 50m) zu den vom jeweiligen Brutstandort nächstgelegenen Flächen mit Offenboden oder schüt- terem Bewuchs, überwiegend zu den Außengehegen der Hühnerfarm (HENSCHEL et al. 2017). - Kranich: 81 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Brutstandort im Meckelmoor westlich Immenbeck.

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- Uhu: 30 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Für das Uhubrutpaar in der Grauener Grube (2017; bestätigt auch für 2015 durch SCHOPPEN- HORST 2017) gehen HENSCHEL et al. (2017) davon aus, dass eine erhöhtes Konfliktpotenzial durch NW 03 und NW 04 vorliegt, da dieses Paar 2017 regelmäßig den Schlüsselberg als Ruf- platz und Nahrungshabitat aufgesucht hat. Eine Brut am Schlüsselberg schließen sie für 2017 aus. 2018 waren dagegen Uhubalzrufe und auch Beobachtungen wiederum am Schlüsselberg häufig, aus der Grauener Grube wurden dagegen bei zahlreichen Exkursionen nach eigenen Daten (Verf.) keine gehört. W. HARTMANN berichtet für 2018 allerdings auch von Uhurufen aus der Grube Grauen. Insgesamt deuten die Beobachtungen darauf hin, dass dasselbe Uhupaar zwischen der Grauener Grube und dem Schlüsselberg gewechselt hat. Außer den 3 im Aland- Gutachten (HENSCHEL et al. 2017) sind im Umkreis von 3 km möglicherweise noch weitere Uhu- paare vorhanden (s.o., Karte 2 im Anhang). Die hohe lokale Dichte mit zahlreichen im Umfeld der Brutplätze genutzten Rufplätzen machen eine Zuordnung schwierig. Da die Nahrungssuche des Uhus überwiegend bei Dunkelheit erfolgt, ist eine Analyse der wichtigsten Nahrungshabitate ebenfalls problematisch. Es ist aber anzunehmen, dass neben den Sandgruben (und beim Da- ensener Paar dem nahegelegenen Golfplatz) auch die Hühneranlagen regelmäßig aufgesucht werden. Die Hühner befinden sich nachts im Stall, es ist aber von einer stark erhöhten Kleinsäu- gerdichte auf den Flächen auszugehen (s.o.), die die Flächen auch für nachtaktive Beutegreifer attraktiv macht. HO 13 befindet sich zwischen der Grauener Sandgrube und einem östlich Richtung Elstorf gele- genen Rufplatz (evtl. auch Brutplatz) des Uhus (s. Karte 2), so dass hier mit Durchflügen von U- hus zu rechnen ist. Allerdings dürfte nach der Verteilung der bekannten Uhubrutpaare und der Nahrungsflächen HO 13 deutlich weniger von Uhus frequentiert werden als NW 03 und NW 04. Für NW 05 sieht SCHOPPENHORST (2017) kein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für den Uhu durch die dort geplante Anlage. HO 13 rückt allerdings an die bekannten Uhu-Brutplätze deutlich näher heran als NW 05. Der Brutplatz am Schlüsselberg ist etwa 1.000 m von HO 13 entfernt, was dem empfohlenen Mindestabstand entspricht. Der Brutplatz in der Grube Grauen aus 2017 ist dagegen nur etwa 500 m entfernt. - Waldohreule: In ca. 400 m Entfernung von der in NW 05 geplanten WEA, in einem Feldgehölz nördlich der Moisburger Straße, verzeichnet SCHOPPENHORST (2017) eine Waldohreulenbrut. Der vom NLT (2014), der LAG-VSW (2015) und dem NMUEK (2016) empfohlene 500-m-Mindestab- stand wird in Bezug auf NW 05 unterschritten (HO 13 liegt etwa 550 m entfernt). dennoch wird in der Abwägung von SCHOPPENHORST (2017) das Waldohreulenvorkommen in Bezug auf NW 05 als unkritisch beurteilt. - Kolkrabe: 51 Flugbewegungen aus dem 2.000-m-Radius um NW 03/NW 04 (HENSCHEL et al. 2017). Auch der Kolkrabe wurde besonders häufig im Bereich der Hühnerfarmen beobachtet (HENSCHEL et al. 2017). Im Gegensatz zu 2017 gab es 2018 eine erfolgreiche Kolkrabenbrut am Schlüsselberg in unmittelbarer Nähe der Hühnergehege (eigene Daten). - Gastvögel: SCHOPPENHORST (2017) misst dem Untersuchungsgebiet um NW 05, das mit dem entsprechenden Gebiet um HO 13 weitgehend überlappt, auf der Grundlage der 2015/2016 er- folgten Erfassungen nur eine sehr geringe Bedeutung für Gastvögel zu und hält demzufolge Ver- meidungsmaßnahmen in Bezug auf Rastvögel nicht für erforderlich. Zur artspezifischen Betroffenheit der Arten durch WEA s. Kap. 3.4. 2.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Für viele der unter 2.1 aufgeführten Arten stellten die Freiland-Hühnerhaltungen offenbar die bedeu- tendste Nahrungsquelle (oder eine der wichtigsten) im Untersuchungsgebiet dar. Neben dem Mäu- sebussard als häufigster Art suchten auch Turmfalke, Rotmilan, Schwarzmilan, Rohrweihe, Wiesen- weihe und Graureiher die schütter bewachsenen, von Hühnern aufgescharrten Grünlandbereiche der Außengehege der Hühnerfarm nach Feldmäusen und anderen kleinen Wirbeltieren ab (HEN- SCHEL et al. 2017). Weitere wichtige Nahrungsräume für Greifvögel und den Uhu sind die Sandgruben sowie offene, we- nig bewachsene Ackerflächen. Die aus bisherigen Studien bekannten Brutplätze, Nahrungshabitate und Flugwege lassen vermuten, dass der unmittelbare Anlagenbereich von HO 13 weniger stark von den kollisionsgefährdeten Arten genutzt wird als die weiter nordwestlich gelegenen Flächen (NW 03 und NW 04). Insgesamt ist nach den vorliegenden Daten unter Zugrundelegung der von BERNOTAT & DIERSCHKE (2016) genannten Kriterien für HO 13 von einem WEA-Standort mit mittlerem 61 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

konstellationsspezifischem Risiko auszugehen, in dem durch geeignete Vermeidungsmaßnahmen eine deutliche Minderungswirkung erreicht werden kann. Allerdings stehen intensive auf diesen Standort bezogene Untersuchungen noch aus. Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG) Während der Bauphase kann es störungsbedingt zum Verlust von Bruten kommen, wenn die Bauar- beiten während der Fortpflanzungszeit (Revierbildungs-, Brut- und Aufzuchtzeit) durchgeführt wer- den. Durch eine Bauzeitenregelung bzgl. der Baufeldfreimachung kann dies weitgehend vermieden werden. Bedeutende Gastvogelgebiete sind in der Umgebung der Vorrangfläche nicht bekannt. Für Kraniche wird die Kollisionsgefährdung an WEA (auch auf dem Zug) als vergleichsweise gering eingestuft (s. 3.4.1). Nach derzeitiger Datenlage sind erhebliche Störungen von Gastvögeln nicht zu befürchten. Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG) In der Bauphase können Verstöße durch eine Bauzeitenregelung vermieden werden. Sofern grö- ßere Bäume gefällt werden müssen, ist eine Kontrolle auf vorhandene Höhlen und Großvogelnester (die als dauerhaft genutzte Fortpflanzungs- und Ruhestätten auch außerhalb der Brutzeit geschützt sind; RUNGE et al. 2010) erforderlich. Ggf. müssen dann CEF-Maßnahmen festgesetzt werden, um die ökologische Funktionalität der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten.

4. Erforderliche Maßnahmen 4.1 Vermeidungsmaßnahmen • Standortwahl Faunistische Belange sind bei der Standortwahl zu berücksichtigen (AV 1 und AV 2; Kap. 4.1), z.B. durch - Freihaltung wichtiger Flugrouten - kleinräumige Freihaltung von Standorten am Ende linearer Strukturen (z.B. Waldsäume o. Hecken) • Anlageneigenschaften - Rotorfreier Bereich bis mind. 50 m über dem Erdboden (AV 3; Kap. 4.2.1) - Einfärbung des Mastfußes (AV 4; Kap. 4.2.2) - keine Gittermasten (AV 5; Kap. 4.2.3) • Vermeidung der Tötung von Fledermäusen und Vögeln in der Bauphase: - zeitliche Begrenzung der Baufeldfreimachung (AV 6, Kap. 4.3.1) - ggf. Kontrolle potenzieller Quartierbäume vor der Fällung (AV 7; Kap. 4.3.2) • Senkung der Attraktivität der Vorrangflächen für kollisionsgefährdete Arten - Die Maßnahmen AV 8, AV 9, AV 10 und AV 12 (Kap. 4.4) sind auszuschöpfen. Ablenkungs- maßnahmen (AV 11) erscheinen nicht notwendig. • Vermeidung der Tötung von Fledermäusen in der Betriebsphase (AV 13; Kap. 4.5.1) Die Abschaltung ist beim Zusammentreffen folgender Bedingungen durchzuführen: - Zeitraum von Mitte April bis Ende Mai sowie von August bis Mitte Oktober (LEUPOLT 2016) - Zeitraum von 0,5 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang - Unterschreiten der Windgeschwindigkeit von 6 m/s in Gondelhöhe - Temperaturen über 10 °C - kein Regen • Vermeidung der Tötung von Vögeln durch Abschaltzeiten - Abschaltung der Anlagen während und kurz nach der Ernte von Feldfrüchten im Windpark (AV 14; Kap. 4.5.2) - ggf. Erweiterung der für Fledermäuse festgelegten Abschaltzeiten auf den Zeitraum Ende Mai bis August sowie März bis Anfang April zum Schutz des Uhus 4.2 CEF-Maßnahmen Ggf. notwendig, um die die ökologische Funktionalität baubedingt entfallender Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu erhalten

4.3 Sonstige erforderliche Vorgaben zum Risikomanagement

62 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Durch ein optionales Gondelmonitoring können die Abschaltzeiten zum Schutz von Fledermäusen nachträglich angepasst werden (s. 4.5.1). An diesem Standort ist allerdings dabei die Schutzwirkung für den Uhu zu beachten. 5. Eine Ausnahmeverfahren gem. §45 Abs. 7 BNatSchG ist bei Umsetzung der genannten Vermeidungsmaßnahmen erforderlich nicht erforderlich

6. Auswirkung auf den Erhaltungszustand (entfällt)

5.6 Repowering-Standort VRG Wennerstorf Größe: 44,5 ha Lage: Zwischen Wenzendorf/Wennerstorf im Südwesten und Moisburg im Nordosten. Im Nor- den verläuft in geringer Entfernung die Autobahn A1, im Osten die Bundesstraße B3, an die sich östlich der Stuvenwald (Staatsforst Rosengarten) anschließt. Kurzbeschreibung: Ackerbaugebiet, südlich auch zahlreiche Weihnachtsbaumplantagen. Im Bereich der Autogbahnabfahrt Rade/Mienenbüttel (Kreuzung B3/A1) zahlreiche große Gewer- beflächen (v.a. Logistik), auch direkt im Westen der WEA-Fläche entlang der B3. Waldflächen im Osten (Stuvenwald) vowie im Westen (bei Wennerstorf) ca. 600-700 m entfernt. nach Nor- den (zwischen WEA-Fläche und Autobahn) ein nur etwa 250 m vom nächsten Anlagenstandort entfernter Waldbestand. Aktueller Stand: Die vier vorhandenen Anlagen werden aktuell durch neue ersetzt (Repowering), eine fünfte wird dazu errichtet. Die Bauarbeiten waren Mitte August 2018 schon weit fortgeschritten.

5.6.1 Daten aus dem Avifaunistischen Gutachten zum RROP Die Fläche wird weder im avifaunistischen Gutachten (EGL - ENTWICKLUNG UND GESTALTUNG VON LANDSCHAFT 2014) noch im Nachtragsgutachten (EGL - ENTWICKLUNG UND GESTALTUNG VON LANDSCHAFT 2015) betrachtet.

5.6.2 Beurteilung in der Begründung des RROP In der Begründung zum Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Har- burg wird das bestehende Vorranggebiet Wennerstorf im Zusammenhang mit den Vorrangge- bieten HO 15 und NW 06 behandelt. „Die bestehenden VRG Windenergienutzung Ohlenbüttel und Wennerstorf liegen vollständig innerhalb der weichen Tabuzone der Ausschlusskriterien. So wird der Abstand zur Wohnnut- zung von 1.000 m nicht eingehalten. […] Die Fläche Wennerstorf liegt zwischen 480 und 820 m von der Ortslage Wennerstorf entfernt.“ „Die östliche Teilfläche des bestehenden VRG Wennerstorf liegt mit einer Entfernung von rd. 550 m zur BAB-Abfahrt im 1.000 m-Radius des dort festgelegten Arbeitsstättenschwerpunk- tes.“ „Die östliche Bestandsfläche Wennerstorf liegt vollständig innerhalb des 1.000 m-Abstands zu Ar-beitsplatzschwerpunkten an Autobahnen. Die Entfernung zum Rand beträgt zwischen 80 und 390 m. Darüber hinaus beträgt die Entfernung dieser Fläche zu Gewerbegebieten teil- weise nur 110 m.“ „Die Fläche Wennerstorf ist im Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Hollenstedt bauleit- planerisch gesichert.“

63 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Im Ergebnis wurde beschlossen, zwischen den Bestandsflächen Ohlenbüttel und Wennerstorf keine weiteren Vorranggebiete auszuweisen, da die Abstände insgesamt zu gering wären und damit eine zu starke Konzentration von WEA erfolgen würde. „Die Bestandsflächen werden als etablierte Standorte für Windenergie weiterhin ausgewiesen und somit ein Repowering ermöglicht. Die bestehenden Anlagen sind etabliert und bei einem „Repowering lassen sich die Schutzbedürfnisse des Wohnens und das Interesse an einer Ge- werbegebietsentwicklung gleichsam berücksichtigen. Das Gewerbegebiet ist nach den WEA entstanden und ist trotz des geringen Abstands mit den bestehenden Anlagen verträglich, da bauleitplanerische Maßnahmen zur Gewährleistung gesunder Arbeitsverhältnisse ergriffen wurden. Weil gesunde Wohnverhältnisse nicht gegeben sind, konnte sich keine Wohnnutzung etablieren und wird sich auch zukünftig durch Planänderungen oder Befreiungen nicht ergeben können. Sollte es zu einem Repowering kommen, stellen die Regelungen des BImSchG einen ausreichenden Schutz der Werktätigen sicher. Grundsätzlich wird zu Gewerbegebieten nur ein Abstand von 300 m eingehalten, sodass eine Entwicklung an dieser Stelle nicht vollständig ausgeschlossen ist. Darüber hinaus bestehen Entwicklungsmöglichkeiten nördlich der A 1. Dadurch kann sich der Belang einer eingeschränkten gewerblichen Entwicklung an der Auto- bahnabfahrt Rade nicht gegen die Förderung der Windenergie durchsetzen.“

5.6.3 Daten aus weiteren faunistischen Untersuchungen Weitere faunistische Untersuchungen liegen nicht vor.

5.6.4 Artenschutzrechtliche Bewertung

1. Fledermäuse 1.1 Betroffene Arten Kenntnisse über Fledermausvorkommen in dem Bereich liegen dem Verfasser nicht vor. Aufgrund der waldnahen Lage, der vorhandenen Feldgehölze und linienhaften Strukturen (mögliche Leitlinien für Flugrouten) ist jedoch mit dem Vorkommen windkraftsensibler Fledermausarten zu rechnen, wie sie auch im Bereich anderer Vorrangflächen im Samtgemeindegebiet nachgewiesen wurden (s. 3.3.1). 1.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Fang, Verletzung, Tötung (§ 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) Für die windkraftsensiblen Arten besteht ein Kollisionsrisiko an den WEA im Wesentlichen zur Paa- rungs- und Zugzeit (s. 2.1.3). Für das Gebiet sind keine Hinweise auf nahegelegene Fledermaus- quartiere oder intensiv genutzte Flugstraßen bekannt, die ein erhöhtes Kollisionsrisiko auch wäh- rend des Frühjahrszuges bzw. Bezugs der Wochenstuben und/oder während der Wochenstubenzeit begründen würden. Zur Reduktion des Risikos ist vermutlich auch an diesem Standort eine Abschaltung der Anlagen bei entsprechenden Wetterbedingungen (s. Nr. 4) erforderlich. Zur Klärung sollte an den neu errichteten WEA ein Gondelmonitoring durchgeführt werden. Störungstatbestände (§ 44 Abs. 1, Nr. 2 BNatSchG) Eine erhebliche Störung von Fledermäusen durch die WEA ist nicht zu erwarten (s. 2.1.2). Der Ver- lust von Jagdgebiet innerhalb der Rotorkreise ist als gering einzustufen, da wertvollere Bereiche (das relativ strukturreiche Grünlandgebiet östlich und südöstlich der Anlagen) ausgespart wurden. Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten (§ 44 Abs. 1, Nr. 3 BNatSchG) Da die Anlagen bereits errichtet sind, entfällt dieser Punkt.

2. Vögel

64 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

2.1 Betroffene Arten Zum Altstandort Wennerstorf liegen keine avifaunistischen Daten vor. 2.2 Auswirkung des Vorhabens / Betroffenheit der Arten Ob das Repowering das Kollisionsrisiko für Vogelarten im Bereich des Standorts verringern kann oder nicht, ist aufgrund fehlender Daten kaum zu beurteilen. Da aber eine zusätzliche Anlage errich- tet wird, ist tendenziell eher mit einem steigenden Risiko zu rechnen. Der Standort in unmittelbarer Nähe zur Autobahn und großen Gewerbeflächen weist allerdings eine hohe Vorbelastung auf

4. Erforderliche Maßnahmen 4.1 Vermeidungsmaßnahmen • Ob die Vermeidung der Tötung von Fledermäusen in der Betriebsphase (AV 12; Kap. 4.5.1) durch entsprechende Abschaltzeiten notwendig ist, sollte mit einem Gondelmonitoring geklärt werden. • Die Maßnahmen AV 8, AV 9, AV 10 und AV 12 (Kap. 4.4) sind auch für diese bereits bebaute Vorrangfläche zu beachten. 4.2 CEF-Maßnahmen keine

4.3 Sonstige erforderliche Vorgaben zum Risikomanagement

keine

5. Eine Ausnahmeverfahren gem. §45 Abs. 7 BNatSchG ist bei Umsetzung der genannten Vermeidungsmaßnahmen erforderlich nicht erforderlich

6. Auswirkung auf den Erhaltungszustand (entfällt)

65 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

6 Maßnahmen

6.1 CEF-Maßnahmen (Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen nach § 44 Abs. 5 BNatSchG) Zur Aufrechterhaltung der ökologischen Funktionalität von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bzw. zur Sicherung des Erhaltungszustandes der lokalen Population können funktionserhal- tende oder konfliktmindernde Maßnahmen erforderlich sein, die unmittelbar am betroffenen Bestand ansetzen. Dies können neben Vermeidungsmaßnahmen auch vorgezogene funkti- onserhaltende Ausgleichsmaßnahmen („CEF-Maßnahmen“: continuous ecological functiona- lity measures) sein (§44 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG; RUNGE et al. 2010). Vorgezogene Aus- gleichsmaßnahmen müssen bereits zum Eingriffszeitpunkt vollständig oder zumindest so weit- gehend wirksam sein, dass keine Engpasssituationen für den Fortbestand der vom Eingriff betroffenen Individuengemeinschaft entstehen (ebd.). Falls für die Errichtung der Anlagen Quartierbäume oder Höhlenbäume gefällt werden müssen, ist für angemessenen Ersatz zu sorgen. Hierzu können auf der aktuellen Ebene nur allgemeine Empfehlungen gegeben werden, die ggf. in der Ausführungsplanung zu konkretisieren sind.

6.1.1 ACEF 1: Anbringung von Fledermausquartieren an Bäumen Für jeden Baum mit Fledermausquartierpotenzial, der entfernt wird, sind 5 Fledermaus-Flach- kästen in verbleibenden Waldbeständen der Umgebung anzubringen. Standort • Die Kästen werden an warmen, möglichst windgeschützten Stellen aufgehängt, die be- vorzugt Morgen- und Mittagssonne erhalten. In jeder Gruppe sollte ein Teil der Kästen an etwas schattigeren Plätzen hängen, die keine Mittags- und Nachmittagssonne er- halten und sich daher in den Sommermonaten nicht zu sehr aufheizen. • Günstig sind Wegränder und lichte Waldbestände. • Die Maßnahmenstandorte dürfen nicht durch nächtliche Beleuchtung beeinträchtigt sein. • Eine ausreichende Entfernung der Standorte zu weiteren potenziellen Stör- und Ge- fahrenquellen ist sicherzustellen. • Kasten tragende Bäume sind dauerhaft aus der Nutzung zu nehmen. In einer Puffer- zone von 100 m um den Kastenstandort muss der Waldbestand mindestens dauer- waldartig bewirtschaftet werden oder anderweitig (z.B. durch Nutzungsaufgabe) stö- rungsarm gestellt werden. • Die langfristige Sicherung von Baumquartieren erfolgt parallel über den Nutzungsver- zicht von Höhlenbäumen im Umkreis von 100 m um den Kastenstandort (z.B. durch die Schaffung/Erhaltung von Altholzinseln). Die beste Aufhängehöhe liegt bei ca. 4 m. Eine größere Höhe erfordert extra lange Leitern, eine geringere Höhe verschlechtert die Anflugmöglichkeiten und erleichtert den Zugang für Unbefugte. Vom Einflugloch aus gemessen, muss ein Raum von mind. 1 m nach vorne und seitlich sowie 2 m nach unten ohne Äste und Anflughindernisse gegeben sein. Da zur Paa- rungszeit auch territoriale Fledermausmännchen die Kästen belegen können, sollte der kleinste Abstand zwischen den Kästen nicht unter 5 m liegen. Zeitplan Die Maßnahme muss vor dem Baubeginn erfolgen.

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Wartung/Wirkungskontrolle

Die Fledermaus-Nisthilfen sind mindestens jährlich auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen (BET- TENDORF et al. 2013). In diesem Rahmen erfolgt auch eine Reinigung (Entfernen von Vogel- und anderen alten Nestern). Prognosesicherheit

Nach MESCHEDE & HELLER (2002) ist der Einsatz von Nistkästen nicht geeignet, um langfristig den Mangel an natürlichen Höhlen auszugleichen (ebenso: BRINKMANN et al. 2012). Vor die- sem Hintergrund wird die Maßnahme hier in der Form vorgeschlagen, dass zumindest der den Kasten tragende Baum – besser noch ein entsprechender Waldbestand – dauerhaft aus der Nutzung genommen wird.

6.1.2 ACEF 2: Anbringung von Nistkästen für höhlenbrütende Vögel Für jeden Höhlenbaum, der entfernt werden muss, werden 3 Vogelnistkästen in dem verblei- benden Waldbestand angebracht. Standort • Die Kästen werden an warmen, möglichst windgeschützten Stellen aufgehängt, die (zumindest während der Belaubung der Bäume) keine direkte Sonne oder nur Morgen- sonne erhalten. • Günstig sind Wegränder und lichte Waldbestände. • Eine Anbringung der Vogelnistkästen in der Nähe der Fledermauskästen ist sinnvoll, da hierdurch die Konkurrenz um die Fledermauskästen reduziert wird. • Eine ausreichende Entfernung der Standorte zu potenziellen Stör- und Gefahrenquel- len ist sicherzustellen. • Kasten tragende Bäume sind dauerhaft aus der Nutzung zu nehmen. In einer Puffer- zone von 100 m um den Kastenstandort muss der Waldbestand mindestens dauer- waldartig bewirtschaftet werden oder anderweitig (z.B. durch Nutzungsaufgabe) stö- rungsarm gestellt werden. • Die langfristige Sicherung erfolgt parallel über den Nutzungsverzicht von Höhlenbäu- men im Umkreis von 100 m um den Kastenstandort (z.B. durch die Schaffung/Erhal- tung von Altholzinseln). Die beste Aufhängehöhe liegt bei ca. 3-4 m. Eine größere Höhe erfordert extra lange Leitern, eine geringere Höhe verschlechtert die Anflugmöglichkeiten und erleichtert den Zugang für Unbefugte. Vom Einflugloch aus gemessen, muss ein Raum von mind. 1 m nach vorne und seitlich sowie 2 m nach unten ohne Äste und Anflughindernisse gegeben sein. Der kleinste Abstand zwischen den Kästen sollte nicht unter 10 m liegen. Zeitplan Die Maßnahme muss vor dem Baubeginn erfolgen. Wartung/Wirkungskontrolle Die Nistkästen sind mindestens jährlich auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen. In diesem Rah- men erfolgt auch eine Reinigung (Entfernen von alten Nestern).

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6.2 FCS-Maßnahmen (Ausgleichsmaßnahmen nach § 45 Abs. 7 BNatSchG) Eine Ausnahme von den Zugriffsverboten des § 44 Abs. 1 BNatSchG kann nach § 45 Abs. 7 BNatSchG aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließ- lich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art zugelassen werden. Eine Ausnahme setzt voraus, dass keine zumutbaren Alternativen existieren und sich der Erhaltungszustand der Population einer Art nicht verschlechtert. Befindet sich eine Art in einem ungünstigen Erhaltungszustand, ist zusätzlich sicherzustellen, dass das zu beurteilende Vorhaben die Herstellung eines güns- tigen Erhaltungszustands nicht vereitelt (APPEL & RIETZLER 2017). Die Rechtsprechung zur gebietsschutzrechtlichen Abweichung kann weitestgehend auf die artenschutzrechtliche Aus- nahme übertragen werden (APPEL & RIETZLER 2017; BICK & WULFERT 2017). Das Ergreifen funktionserhaltender Maßnahmen (FCS-Maßnahmen), die eine Verschlechte- rung des Erhaltungszustands betroffener Populationen vermeiden, entbindet von einer viel- fach fachlich kaum zu leistenden Beurteilung des Erhaltungszustands der Populationen und umgeht die Unsicherheiten bezüglich der Abgrenzung des zu Grunde zu legenden Bezugs- raums (KAISER 2018). Fachliche Hinweise zur naturschutzfachlichen Bewertung von Alternativen im Rahmen der Ausnahmeprüfung liefern SIMON et al. (2015). Nach derzeitigem Stand ist keine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG notwendig, aller- dings kann diese Frage auf der Ebene der Flächennutzungsplanung nicht abschließend ge- klärt werden. Vor allem für die Vorranggebiete HO 04 Regesbostel und HO 13 Appel sind erhebliche artenschutzrechtliche Konflikte zu erwarten. Nach derzeitigem Stand wird davon ausgegangen, dass diese durch die angegebenen Vermeidungsmaßnahmen ausreichend ent- schärft werden können.

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7 Zusammenfassung Mit der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP 2025) des Land- kreises Harburg wurden die Ausweisung von neuen Vorranggebieten Windenergienutzung so- wie die Erweiterung bestehender Vorranggebiete als Ziele der Raumordnung benannt. Gemäß der Anpassungspflicht der gemeindlichen Bauleitplanung an die Ziele der Raumordnung plant die Gemeinde Hollenstedt mit der 27. Änderung des gültigen Flächennutzungsplanes die Dar- stellung der im Gemeindegebiet liegenden Vorrangflächen Sondergebiete Windkraftanlagen, in denen die Ansiedlung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen zulässig ist. Dabei er- folgt eine Berücksichtigung der lokalen Belange (u. a. Immissionsschutz, Natur– und Land- schaft inkl. Landschaftsbild, wohnbauliche und gewerbliche Entwicklung), eine maßstabsbe- dingte Anpassung sowie eine räumliche Konzentration der raumbedeutsamen Windenergie- anlagen auf bestimmte Flächen und Ausschluss an anderer Stelle. Der Artenschutzbeitrag behandelt die sechs in der Beschlussfassung des RROP in der Samt- gemeinde Hollenstedt vorgesehenen Vorranggebiete (VRG) Windenergienutzung: HO 03 Hal- vesbostel, HO 04 Regesbostel, HO 08 Regesbostel/Hollenstedt, HO 09 Hollenstedt, HO 13 Appel (Erweiterung VRG aus 2007) sowie VRG Wenzendorf (Repowering). Die Bearbeitung des Artenschutzbeitrages erfolgt auf der Grundlage der vom Auftraggeber zur Verfügung ge- stellten Planungsunterlagen. Der Planungsstand der untersuchten Gebiete ist sehr unterschiedlich. Während z.B. für HO 04 bisher lediglich Voruntersuchungen verfügbar sind, liegen für HO 03, HO 08/09 und HO 13 bereits aktuelle (aber nicht immer vollständige) faunistische Gutachten und teilweise auch be- reits artenschutzrechtliche Prüfungen vor. In HO 03 sind die WEA bereits errichtet, im VRG Wenzendorf haben die Bauarbeiten zum Repowering bereits begonnen. Bezüglich der Fledermäuse wurden zwei Standorte (HO 08/09 und HO 13) bereits intensiv untersucht. Beide Artenschutzprüfungen sehen nächtliche Abschaltzeiten der WEA von Mitte Juli bzw. Mitte August bis Mitte bzw. Ende Oktober vor, wenn die Windgeschwindigkeit in Gon- delhöhe unter 6 m/s liegt, die Temperatur >10° C und keine Niederschläge gemessen werden. Auch für die anderen, bisher nicht genauer untersuchten Standorte ist davon auszugehen, dass das Hauptgefährdungspotenzial für Fledermäuse in der Zugzeit besteht. Daher sind nach derzeitigem Stand auch für diese Standorte entsprechende Abschaltzeiten zu den Zugzeiten im Spätsommer und Herbst, ggf. auch im Frühjahr vorzusehen. Mit bedeutenden Fledermaus- quartieren, die Abschaltzeiten auch im Sommer notwendig machen würden, ist nach den bis- her vorliegenden Daten nicht zu rechnen. Für die endgültige Festlegung von betriebsregulie- renden Maßnahmen müssen die gebietsspezifischen Untersuchungen abgewartet werden. Für die Vorrangfläche H03 und für den Repowering-Standort Wenzendorf wird ein Gondelmo- nitoring vorgeschlagen, um zu prüfen, ob auch hier Abschaltzeiten notwendig sind. Untersuchungen zu Brutvogel- und Gastvogelvorkommen liegen für HO 03 und HO 08/09 vor. Für HO 13 ist bisher keine vollständige Brutvogelerfassung, keine Gastvogelerfassung und keine spezielle Raumnutzungsanalyse verfügbar. Allerdings wurden Untersuchungen zu be- nachbarten Vorrangflächen durchgeführt, deren Ergebnisse zum Teil auf HO 13 übertragbar sind. Für alle noch nicht errichteten WEA sind Vermeidungsmaßnahmen bzgl. der Standortwahl, der Anlageneigenschaften und der Bauphase zu berücksichtigen. Verschiedene Maßnahmen, die geeignet sind, die Attraktivität der Vorrangflächen für kollisionsgefährdete Arten zu senken, müssen an allen noch in Planung befindlichen Standorten und auch bei den schon bestehen- den beachtet werden. Entsprechend den Empfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten ist in allen Vorrangflächen bei der Ernte von Feldfrüchten, bei der Grünlandmahd sowie beim 69 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

Pflügen in den Monaten April bis Oktober im Umkreis von 300 m um ein Windrad dieses ab Beginn der Feldbearbeitung (Ernte/Mahd/Pflügen) und an den drei Folgetagen jeweils für den Zeitraum von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang abzuschalten. Besonders bezüglich der Uhu-Vorkommen besteht noch Klärungsbedarf an den Standorten HO 04 und HO 13. Hier sind ggf. zusätzlich zu den Abschaltzeiten zum Schutz von Fleder- mäusen ergänzende Abschaltzeiten zum Schutz des Uhus notwendig.

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75 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

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77 Samtgemeinde Hollenstedt, 27. Änd. FNP, Vorrangflächen Windenergie, Artenschutzbeitrag

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78 HO_04 1:75.000 0 0,5 1 2 3 Kilometer

Text BV/BN 2014 (EGL 2014) BZ 2018 (W. Hartmann briefl. 2018)

WEA in Betrieb

1:15.000 0 100 200 400 600 Meter

Abb. 1: HO 04 Regesbostel Hinweise auf Uhu-Vorkommen

Kartengrundlage: Landkreis Harburg Navigator Luftbild und Karte

Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst, Sandfeld 3a, 21354 Bleckede 2017, 2018

2017, 2018

2015, 2018

2016, 2018

1:75.000 0 0,5 1 2 3 Kilometer 2017 Text BV/BN 2017/2018 2016, 2017 BZ 2017/2018 2016 2016,, 2017 mögliche BP-Wechsel Biogasanlage 2017 Gebäude HO_13 Hühneranlage Kiesgrube

2016, 2017 1:25.000 0 100200 400 600 800 1.000 Meter

Abb. 2: HO 13 Appel/Grauen Hinweise auf Uhu-Vorkommen

Kartengrundlage: Landkreis Harburg Navigator Luftbild und Karte

Dipl.-Biol. Jann Wübbenhorst, Sandfeld 3a, 21354 Bleckede