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Gute Arbeit als Gütesiegel für den Standort Deutschland Seite 4

Energiepolitik: neue Knappheiten, neue Strategien Seite 28

Deutsche Außenpolitik: neue Sicherheitsrisiken bewältigen Seite 43

Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Versorgung gesichert? Die globale Energiesicherheit und die Klima- schutzpolitik als zentrale Themenfelder der FES 2 TITELTHEMA

Zentrales Themenfeld der FES Globale Energiesicherheit

DIE VERÄNDERUNGEN AUF DEN ENERGIEMÄRKTEN haben Machtverschie- bungen in der internationalen Politik bewirkt, die einer analytischen Betrachtung und strategischen Reaktion bedürfen.

Die Friedrich-Ebert- tischen Schwellenlän- des Ausbaus der er- Klimawandel werden Stiftung beschäftigt der verändert die neuerbaren Energien hingegen nicht ausrei- sich in unterschiedli- Spielregeln und schafft und der Steigerung der chend berücksichtigt. chen Arbeitsbereichen in Kombination mit der Energieeffizienz auch 4. Zwischen G8- und mit diesem Themen- nun überwiegend mittelfristig auf fossile O5-Staaten besteht ei- komplex und entwi- staatsmonopolistisch Energieträger ange- ne beträchtliche Über- ckelt auf der Grundla- geprägten Struktur der wiesen sein. Zentrale einstimmung der Inte- ge von sechs Kernthe- Produktion eine stän- Ansatzpunkte sind die ressen bei der Verbes- sen Szenarien und dig angespannte Situa- Reduzierung der Nach- serung der Marktpo- Handlungsempfehlun- tion für die Versorgung frage nach fossilen sition der Nachfrager- gen für Politik und der Nachfrage. Energieträgern und die seite, der Steigerung Wirtschaft: Bündelung der Interes- der Energieeffizienz 1. Seit der Jahrtau- Der Markt hat sich von ei- sen der Nachfrager- und Energieeinspa- sendwende ist eine nem Steuerungs- zu einem staaten. Eine Substitu- rung, der Diversifizie- Machtverschiebung zu- Machtinstrument gewan- tion von Öl und Erdgas rung der Versorgungs- gunsten der Produzen- delt und die Verbraucherlän- durch Kohle ist nur in struktur und dem Ein- tenländer erfolgt. Sie der in eine asymmetrische dem Maße möglich, satz kohlenstoffre- reflektiert keine kon- Abhängigkeit von den Pro- wie die entstehenden duzierter Technologi- junkturelle, sondern duzentenländern gebracht. Emissionen abgeschie- en, weniger hingegen eine nachhaltige Ent- den und sequestriert im Umwelt- und Kli- wicklung. Die Endlich- 2. Die Industrieländer werden (CCS-Verfah- maschutz. Der Prozess keit der Ressourcen müssen unter Berück- ren). des „Outreach“, d.h. wirft insbesondere bei sichtigung der klima- 3. Die St. Petersburger die Einbeziehung der Ein Gegenstand der Ana- Öl ihre Schatten vo- politischen Beschrän- Erklärung bietet einen wichtigen Schwellen- lysen: Welches wird der Energiemix der Zukunft raus. Das dramatische kungen darauf reagie- richtigen Ansatz. Sie länder in ein globales sein? Nachfragewachstum ren, denn die Energie- zielt auf faire Marktbe- Konzept unter Berück- (Foto: O. Lantzendörffer/ fotolia.com) insbesondere der asia- versorgung wird trotz dingungen bei gleich- sichtigung ihrer spezi- zeitiger Bemühung um ellen Interessenlage ist Einsparung durch Effi- daher von besonderer zienz und Substitution strategischer Bedeu- durch erneuerbare tung. Energien. Die neuen 5. Die Industrieländer Machtstrukturen und müssen zur Stärkung die Interessendiver- ihrer Marktposition genzen der ökono- auch im eigenen Be- misch oder politisch reich ihre Hausaufga- Betroffenen, die ben erledigen. Dies er- Schlüsselrolle des fordert erstens vor Energieträgers Gas allem die intensivere und die Enge der Ver- Nutzung ihrer techno- knüpfung zwischen logischen Möglichkei- Energieeinsatz und ten, etwa beim Aus-

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stieg des Verkehrssek- Artikel in dieser Ausgabe: tors aus dem ölge- September – Oktober – November 2007 triebenen Motor, beim DEUTSCHLAND CCS und bei Effizienz- steigerungen beson- FES-Arbeitskreis Arbeit-Betrieb-Politik: Gütesiegel für den Standort Deutschland ...... 4 ders im Haushalts-/ Wohnungsbereich, und Konferenz zu Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen: zweitens die Diversifi- Obst statt Schokoriegel ...... 14 zierung der Bezugs- JugendMedienakademie beim SPD-Bundesparteitag: quellen speziell im Mediendemokratie live ...... 22 Erdgasbereich, ein- SCHWERPUNKT schließlich der dazu Kompass 2020 „Energiesicherheit“: erforderlichen Infra- neue Knappheiten, neue Strategien ...... 28 strukturmaßnahmen. 6. Die außenpoliti- Internationaler Dialog der FES: Lageberichte zur europäischen Energiepolitik ...... 29 schen Maßnahmen sollten sich unter Be- Podiumsdiskussion: rücksichtigung der In- Klimaschutz ist Chefsache ...... 32 teressengegensätze, Konferenz des FES-Landesbüros Hessen: insbesondere der zwi- Ist das Auto noch zu retten? ...... 36 schen Nachfragern Biotreibstoffe in Lateinamerika: und Anbietern, auf fol- Ausweg oder Sackgasse? ...... 38 gende Felder konzent- Konferenz über Klimawandel, Klimaschutz und Gender: rieren: die Entwick- Das Klima ist für alle gleich?! ...... 41 lung und Vereinbarung INTERNATIONAL europäischer Effizienz- standards; die Schaf- FES-Konferenz zur zukünftigen deutschen Außenpolitik: fung von Infrastruktu- Neue Sicherheitsrisiken bewältigen ...... 43 ren, die sowohl eine Deutsch-französischer Mittelmeerdialog: Diversifizierung der Der Mittelmeerraum – die Zukunft Europas? ...... 46 Bezugsquellen als Irak: auch den Transport FES schult zehntausend Wahlbeobachter ...... 60 von Angebotsorten zu Mauretanien: Nachfrageorten inner- Neue Vorbildrolle in der Region ...... 67 halb der EU ermögli- Südamerika: chen; den Dialog mit Vertrauensbildung bei wachsenden Spannungen ...... 72 den neuen (vor allem asiatischen) Nachfra- Burma/Myanmar: gern, um über gleiche Reformorientierte Kräfte stärken ...... 75 Spielregeln die ge- Publikationen ...... 78 meinsamen Interessen Impressum ...... 79 zu bündeln; den Dialog mit den Produzenten- Mitverantwortung für werden, dass sie lang- jetzt am Wandel vom ländern, der die neuen Nachhaltigkeit in welt- fristig auch ohne Öl fossilen zum solaren Machtkonstellationen wirtschaftlichen Pro- und Gas mit solaren Zeitalter beteiligen. berücksichtigt, diese zessen und bei der Kli- Energiequellen wichti- Länder im Globalisie- mapolitik nimmt. ge Energielieferanten Die Texte zum Schwer- rungsprozess aufwer- Die OPEC-Staaten soll- der Welt sein können, punktthema „Energie“ tet und zugleich in die ten davon überzeugt wenn sie sich schon ab Seite 28

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FES-Arbeitskreis Arbeit-Betrieb-Politik Gütesiegel für den Standort Deutschland

GUTE ARBEIT IST IN DEUTSCHLAND BEI WEITEM NOCH KEIN ARBEITS- MARKTPOLITISCHES MARKENZEICHEN. Noch gilt hierzulande allzu oft der Satz „Sozial ist, was Arbeit schafft“. Die Frage nach den Arbeitsbedingungen bleibt dabei aus- geklammert.

„Sozial ist, was gute satzprogramm der rechte und existenzsi- Globalisierung ist gute Arbeit schafft“, so lau- SPD hat das Konzept chernde Entlohnung Arbeit darüber hinaus tet der Gegenentwurf, der „Guten Arbeit“ mit abgesicherten einzelbetrieblich nur den der DGB-Vorsit- Eingang gefunden. Mindestlöhnen, ausrei- unter politischem zende Michael Som- Wenn es Gewerkschaf- chende Arbeitsplatzsi- Flankenschutz umzu- ten und Politik gelingt, cherheit, eine vernünf- setzen: durch Regulie- „Gute Arbeit“ zu ei- tige Qualifizierung mit rung des internationa- nem Markenzeichen festgeschriebenen len Wettbewerbs wie und Gütesiegel, ähn- Weiterbildungsansprü- z. B. durch soziale lich der Mitbestim- chen sowie eine Ar- Mindeststandards für mung, zu entwickeln, beitszeit, die Raum für den Marktzugang und dann wird auch der das Privatleben be- globale Rahmenab- Standort Deutschland lässt. In Zeiten der kommen. im globalen Wettbe- werb davon profitie- Fast 800 Zuhörer füllten das Esslinger Neckar-Forum, als ren. Franz Müntefering auf Einladung des Arbeitskreises „Zu- Das arbeitspolitische kunft und Gerechtigkeit“ des Fritz-Erler-Forums Baden- Konzept „Gute Arbeit“ Württemberg Rede und Antwort zum Thema Globalisierung Skizzierte das arbeits- mer bei der Vorstel- umfasst alle Dimensio- politische Konzept stand. Über die globalen Spielregeln, die Bedrohung der lung des DGB-Index nen der Arbeits- und „Gute Arbeit“: SPD-Prä- Welt durch ihren enorm wachsenden Energiehunger und sidiumsmitglied Andrea „Gute Arbeit“ im Sep- Lebensgestaltung und Nahles. die Ökonomisierung aller Lebensbereiche kam er auch auf tember formulierte. erfordert die Verzah- die innenpolitischen Reizworte zu sprechen. Sein Grundsatz Mit ihren Initiativen nung unterschiedli- „Guter Lohn für gute Arbeit“ entspringe keiner Sozialro- für eine neue Qualität cher Politikfelder. Das mantik, sondern der sozialen Marktwirtschaft. Und deren der Arbeit setzte die IG betonte auch Andrea Spielregeln müssen auch in einer globalisierten Wirtschafts- Metall bereits zahlrei- Nahles, Mitglied des welt gelten, so Müntefering. che Projekte um und SPD-Präsidiums, auf der DGB hat nunmehr einer Veranstaltung unter Beteiligung der des FES-Arbeitskreises Einzelgewerkschaften Arbeit-Betrieb-Politik den „Index Gute Ar- über menschengerech- beit“ vorgelegt, mit te Arbeitsgestaltung dem gute wie schlech- am 11. Oktober in der te Arbeitsbedingungen Kulturbrauerei in Ber- in den Betrieben iden- lin. Zu guter Arbeit tifizierbar und damit gehören neben belas- gestaltbar werden. tungsreduzierten Ar- Auch im neuen Grund- beitsplätzen, eine ge-

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(MINDEST-)LOHNPOLITIK IN POLEN, DEUTSCHLAND UND EUROPA Motor oder Bremse für Wachstum und Beschäftigung?

„Die Einkommen in polnischen Wirt- gar beschäftigungs- tiv, zum Mindestlohn der Europäischen Uni- schaftskonkurrenz zu steigernd wirkte. Nach in Deutschland zu ar- on sind äußerst un- betrachten, die Erfah- Ansicht von Bertram beiten, betonte dage- gleich verteilt. Die rungen anderer Län- Bossard, Hauptge- gen Julian Korman, ärmsten 20% der EU- der mit Mindestlöhnen schäftsführer der Ver- Präsident des Verban- Bevölkerung verdie- zu berücksichtigen einigung der bayeri- des der Polnischen nen 4,5% des Bruttoin- und darüber hinaus landsprodukts, das ist über Ansätze zu einer weniger als die ärm- Koordinierung auf eu- sten 20% in Indien ropäischer Ebene (8,1%) oder den USA nachzudenken. (5,1%) und nur gering- „Arm durch Arbeit?“, fügig mehr als in Chi- diese Frage stellte Ot- na (4,3%)“, diese Zah- mar Schreiner, MdB len präsentierte Dr. von der SPD-Bundes- Michael Dauderstädt, tagsfraktion und Bun- Leiter der Abteilung desvorsitzender der Wirtschafts- und Sozi- Arbeitsgemeinschaft alpolitik der FES, auf für Arbeitnehmerfra- der gemeinsamen Ver- gen. Ein Blick ins (eu- anstaltung mit der ropäische) Ausland Wirtschaftsabteilung zeige, dass es in schen Wirtschaft, füh- Dienstleistungsunter- der Polnischen Bot- Deutschland weniger ren Mindestlohn- nehmen e.V. in schaft am 19. Novem- als in allen anderen regelungen dazu, dass Deutschland. Die Fra- ber in zum vergleichbaren Län- (Schein-)Selbständige ge „Brauchen wir eine Thema „(Mindest-) dern gelungen sei, die aus dem In- und Aus- europäische Koordi- lohnpolitik in Polen, abhängig Beschäftig- land vermehrt in Kon- nierung der Mindest- Deutschland und ten vor Lohnarmut zu kurrenz zu den Be- lohnpolitik?“ wurde Europa“. schützen. Die meisten schäftigten im Inland von den Vertretern von Als wichtiges Argu- europäischen Länder treten und Hand- Politik, Gewerkschaft ment für die Notwen- verfügten über einen werks- oder Dienstleis- und Wissenschaft digkeit eines Mindest- allgemeinen gesetzli- tungen zu niedrigeren überwiegend bejaht. lohns in Deutschland chen Mindestlohn. Löhnen schwarz aus- „Die Einführung eines wird der Schutz vor Dr. Claudia Weinkopf, geführt werden. Für europäischen Mindest- Lohndumping durch stellv. Geschäftsfüh- Bossard „machen Min- lohnes könnte ein ge- ausländische Billig- rende Direktorin des destlöhne arbeitslos, werkschaftliches und konkurrenz angeführt. Instituts Arbeit und rauben Beschäfti- politisches Projekt der Vor diesem Hinter- Qualifikation an der gungschancen, schaf- Angleichung der Le- grund erschien es Universität Duisburg- fen Armut, führen zu bensverhältnisse in Eu- sinnvoll, einen Blick Essen, verwies auf das Preissteigerungen und ropa begründen“, ar- über den deutschen positive Beispiel Groß- sind sozial ungerecht.“ gumentierte Jörg Wie- Tellerrand zu werfen britannien, wo der Für polnische Bauar- demuth, Leiter der und die Debatte im Mindestlohn beschäfti- beiter sei es schon lan- Tarifpolitischen Grund- Kontext der deutsch- gungsneutral oder so- ge nicht mehr attrak- satzabteilung von ver.di.

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STUDIE ZU AUSWIRKUNGEN EINES MINDESTLOHNS IN KLEINEN UND MITTLEREN UNTERNEHMEN Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Nur wenige wirt- eine Pleitewelle, wer- und Mitteleuropa. Mindestlohns könnte schaftspolitische Dis- den Mitarbeiter entlas- Bei der Bestimmung auch die Spezialisie- kussionen wurden in sen oder werden die der Mindestlohnhöhe rung der Unternehmen den vergangenen Jah- Unternehmen Auswe- sollte daher ein regio- vorantreiben. Um ei- ren in Deutschland so ge finden? Das Deut- naler Lebenshaltungs- nem direkten Preisver- kontrovers und emo- sche Institut für kleine kostenindex Anwen- gleich auszuweichen, tional geführt wie die und mittlere Unter- dung finden. Eine Dif- werden viele Betriebe Debatte um gesetzli- nehmen hat im Auf- ferenzierung nach versuchen, als Spezial- che Mindestlöhne. Ne- trag der FES eine gro- dem Lebenshaltungs- oder Nischenanbieter ben den vielfältigen ße Zahl von Unterneh- kostenindex würde am Markt aufzutreten. Argumenten, die dazu mern nach Ihren dazu führen, dass Be- ausgetauscht wurden, Reaktionen bei Einfüh- triebe an „Hochpreis- ist eine betriebswirt- rung eines Mindest- standorten“ tendenzi- DIE STUDIE schaftliche Bewertung lohns befragt. Die we- ell stärker belastet „Auswirkungen eines Min- zu den Auswirkungen sentlichen Ergebnisse werden und gleichzei- destlohns auf kleine und mitt- eines Mindestlohns auf der Studie: tig Betriebe in ländli- lere Unternehmen – Eine be- mittelständische Un- Die Einführung eines chen, in ostdeutschen triebswirtschaftliche Analyse ternehmen bislang gesetzlichen Mindest- und grenznahen Re- nach Branchen, Betriebsty- ausgeblieben. Was ge- lohns ist primär ein gionen tendenziell ent- pen und Standorten“ schieht wirklich in den Problem für kleine und lastet werden. Eine unter http://library.fes.de/pdf- Betrieben, wenn der mittlere Unternehmen derartige Differenzie- files/wiso/04965.pdf Mindestlohn kommt – (KMU) in den neuen rung wäre eine Förde- Link zum Arbeitskreis Mittel- gerade in den 3 Mio. Bundesländern, insbe- rung des Standorts stand http://www.fes.de/wi- kleinen Betrieben in sondere in den Grenz- Ostdeutschland. Aber so/sets/s_mitt.htm Deutschland? Droht regionen nach Ost- die Einführung eines

DEBATTE ÜBER BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN, BÜRGERGELD UND GRUNDSICHERUNG Sozial und gerecht!?

Mit dem Konzept eines tung diskutierten am durchgeführt. bedingungslosen 10. Oktober im Forum Prof. Dr. Michael Grundeinkommens, ei- Berlin Vertreter/innen Opielka, Fachhoch- ner Grundsicherung aus Politik, Verbänden, schule Jena, und oder eines Bürgergel- Wissenschaft und Pra- Ralph Boes, Bürgerini- des wird das Ziel ver- xis über das Für und tiative Grundeinkom- bunden, Einkommen Wider moderner Wege men, plädierten für ein und Arbeit voneinan- zu sozialer Gerechtig- Grundeinkommen, das der zu entkoppeln und keit und Integration. ohne Bedürftigkeit an damit jedem Bürger Die Veranstaltung alle Bürger/innen aus- ein gesichertes Dasein wurde im Rahmen der gezahlt werden sollte. und Raum für indivi- Veranstaltungsreihe Es stellt für beide ein duelles Engagement „Wege zu einem stär- Grundrecht dar, das zu ermöglichen. Auf keren gesellschaftli- politische Partizipation einer Fachveranstal- chen Zusammenhalt“ sowie Teilhabe am

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Wirtschaftswachstum des DGB und setzte Transfergesellschaft. Ferner für eine be- aller Bürger/innen ge- sich für ein bedarfsori- Arbeit sei nach wie vor darfsorientierte währleistet und das entiertes Grundein- der soziale Integrati- Grundsicherung. Der Problem von Armut in kommen ein. Auch für onsmodus und es soll- Sprecher der Arbeits- der Bevölkerung mini- Elke Ferner, damalige ten vielmehr weitere gemeinschaft Vertei- miert. stellv. Vorsitzende der Anstrengungen für ei- lungsgerechtigkeit und Ein Schlaraffenland SPD, ist ein Grundein- ne verstärkte Integra- soziale Integration der für alle sei zwar ver- kommen kein Modell, tion Arbeitsloser in SPD-Bundestagsfrakti- führerisch, aber öko- das mehr soziale Teil- den Arbeitsmarkt un- on, Rolf Stöckel, nomisch irrational, ar- habe gewährleisten ternommen werden. sprach sich dafür aus, gumentiert dagegen kann. In ihrem Plädo- Da momentan viele die Debatte über Wege Dr. Joachim Schabe- yer verwahrte sie sich Menschen aber trotz zu stärkerer sozialer doth, Leiter der Abtei- gegen eine Umstellung Arbeit leider nicht ge- Gerechtigkeit auf eine lung Gesellschaftspoli- von einer Arbeitsge- nügend sozial abgesi- breite gesellschaftliche tik/Grundsatzfragen sellschaft hin zu einer chert sind, plädierte Basis zu stellen.

Nach einer ersten Präsentation der Ausstellung „Frei und links“ durch den SPD-Vorsitzenden auf dem SPD- Parteitag in Hamburg wurde die Ausstellung zur „Sozialde- mokratischen Programmatik und Politik seit der Mitte des 19. Jahrhunderts“ am 6. November im Berliner Haus der FES eröffnet. Auf 36 Tafeln wird die Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie von einer proletarischen Klassenpartei zu einer reformorientierten Volkspartei gezeigt und dabei der Bogen vom Kommunistischen Manifest (1848) bis zum Ham- burger Programm (2007) geschlagen.

Im Bild v.l.: , Heidemarie Wieczorek-Zeul, Kurt Beck und Michael Naumann am 25. Oktober in Hamburg

Europäische Dienstleistungsaktivitäten

Der leidenschaftliche Streit um die europäische aus deutscher Sicht an die europäische Politik gestellt Dienstleistungsrichtlinie hat einer breiten Öffentlich- werden sollten. Obwohl man, ähnlich wie in Deutsch- keit ins Bewusstsein gerufen, dass Dienstleistungspo- land, auch bei der EU noch nicht von einer kohären- litik im zusammenwachsenden Europa eine gemein- ten Dienstleistungskonzeption sprechen kann, gibt es schaftliche Herausforderung und Gestaltungsaufga- doch eine ganze Reihe von zukunftsorientierten und be darstellt. Der wirkungsvolle Widerstand vor allem innovativen dienstleistungspolitischen Ansätzen. gegen das „Herkunftslandprinzip“ im ursprünglichen Entwurf der europäischen Dienstleistungsrichtlinie kann als ein gutes Zeichen für die Entwicklung demo- MEHR ZUM THEMA kratischer Prozesse in Europa gewertet werden. Mehr zum Arbeitskreis Dienstleistungen: Der gemeinsam von der Friedrich-Ebert-Stiftung und www.fes.de/wiso/sets/s_dienst.htm der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di geführte Ar- beitskreis Dienstleistungen befasste sich in seiner No- Publikation: „Dienstleistungen in Deutsch- vembersitzung mit den europäischen Dienstleistungs- land: besser als ihr Ruf, dennoch stark ver- aktivitäten jenseits der Dienstleistungsrichtlinie. Da- besserungsbedürftig!“ unter http://libra- bei ging es auch um die Frage, welche Anforderungen ry.fes.de/pdf-files/fo-wirtschaft/03614.pdf

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ZWEI FES-VERANSTALTUNGEN ÜBER DAS PROBLEM DER MARKEN- UND PRODUKTFÄLSCHUNG Lässt sich geistiges Eigentum effektiv schützen?

Europas Zukunft hängt fektiven Schutz geisti- werde inzwischen alles Institut ASER e.V. an an seiner Innovations- gen Eigentums. John – nicht mehr nur CDs, der Bergischen Univer- kraft. Wirtschaftlichen Dryden von der OECD Kosmetik oder Mar- sität Wuppertal stell- Anreiz zu Innovationen bezifferte den Schaden kenkleidung. Wären es ten als Beispiel eine im gibt es aber nur, wenn durch Produkt- und früher einzelne Brems- Auftrag der Bundesan- die Unternehmen diese Markenpiraterie auf beläge gewesen, seien stalt für Arbeitsschutz Innovationen auf dem 200 Milliarden US-Dol- es heute ganze Autos und Arbeitsmedizin lar. Im Rahmen einer oder Flugzeugteile. entwickelte Online-Da- Konferenz wurden am Maria Vleurinck vom tenbank mit techni- 1. November in Berlin Bundesministerium für schen Sicherungsmit- mit Experten der EU, Arbeit und Soziales be- teln und Prüfgeräten aus Forschung und In- tonte, dass Produkt- vor, die alle am Markt dustrie Fragen des Ur- piraterie nicht nur befindlichen Technolo- heberrechtsschutzes volkswirtschaftlichen gien für den Produkt- diskutiert. Schaden anrichtet, und Markenschutz be- Auch der FES-Ge- sondern auch die Ge- inhaltet und so Her- sprächskreis Verbrau- sundheit und sogar stellern und Verbrau- cherpolitik widmete das Leben von Ver- chern Hilfestellung gibt. Diskutierte mit Exper- Markt angemessen sich am 25.Oktober in brauchern gefährden Der Staat allein könne ten für Urheberrecht- schutzfragen: Bundes- verwerten können. Ei- Berlin dem Phänomen kann. Die Gefahren das Problem aber justizministerin Brigitte ne Voraussetzung da- der Produktpiraterie. reichen von allergi- nicht lösen, so das Fa- Zypries (Foto: Zensen) für ist der wirksame Dr. Ditmar Staffelt, schen Reaktionen auf zit beider Veranstal- Schutz der Erfindun- Sprecher der Arbeits- giftige Färbe- und Ger- tungen. Unternehmen gen vor Nachahmern. gruppe Weltwirtschaft bemittel, Stromschlag, müssen aktiv werden Alarmierend ist daher, der SPD-Bundestags- Verletzungen aller Art und ihre Produkte mit dass sich von 1998 bis fraktion, verwies auf über Vergiftung bis Sicherheitskodierun- 2005 die Zahl der an Schätzungen der deut- zum Tod durch Inhalts- gen versehen. Aber den Außengrenzen der schen Wirtschaft, wo- stoffe von gepanschten auch die Verbraucher EU abgefangenen ge- nach die Produkt- und Nahrungsmitteln und müssen ihre Einstel- fälschten Produkte Markenpiraterie zu Medikamenten. lung ändern. Die verzehnfacht hat, so Umsatzeinbußen von Was kann gegen Pro- Produktpiraterie ist Bundesjustizministerin 20 bis 30 Milliarden dukt- und Markenpira- deshalb so erfolgreich, Brigitte Zypries wäh- Euro führt und bis zu terie getan werden? weil es eine riesige rend einer Konferenz 70.000 hiesige Arbeits- Karl-Heinz Lang und Nachfrage nach billi- der FES über den ef- plätze koste. Gefälscht Andreas Schäfer vom gen Produkten gibt.

PODIUMSDISKUSSION DES FES-MANAGERKREISES Noch große Potentiale für Logistikbranche

Der Welthandel wird Probleme bestehen diesem Sektor genutzt seiner Podiumsdiskus- entscheidend vom aber im Zusammen- werden? Dieser und sion „Welthandel made Standort Deutschland spiel der Verkehrsträ- anderen Fragen wid- in – Heraus- aus mitgeprägt und ger und wie können mete sich der Mana- forderungen für den mitgestaltet. Welche Effektivitätsreserven in gerkreis der FES mit Logistikstandort

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Deutschland“ am 11. me insbesondere zugu- nander eine Lieferter- der vorhandenen Ver- Oktober. Neben Bun- te, „dass sie nicht nur mintreue von 45%. kehrsträger bedürfe. desminister Wolfgang direkte Arbeitsplätze „Also mit einer Wahr- Für Logistik als Quer- Tiefensee diskutierten und Wertschöpfung“ scheinlichkeit von 55% schnittsfunktion gibt es Helly Bruhn-Braas, Vi- schafft, sondern auch sind Lieferungen in- in der Politik keinen zepräsidentin des Bun- „gleichermaßen das nerhalb dieser Bran- einheitlichen Ansprech- desverbandes des Rückgrat für alle an- che nicht pünktlich“, partner, kritisierte Die- Deutschen Groß- und deren Wirtschafts- so Straubes Fazit. ter Bock: „Manchmal Außenhandels, Erich branchen darstellt“, Einen besonderen Stel- ist es das Verkehrsmi- Staake, Sprecher des betonte Wolfgang Tie- lenwert in der Diskus- nisterium, manchmal Vorstandes der Duis- fensee in seiner Eröff- sion nahm der vor- ist es das Wirtschafts- burger Hafen AG, Prof. nung. Doch trotz die- gesehene Masterplan ministerium, das Bil- Dr. Ing. Frank Straube, ser positiven Einschät- „Güterverkehr und Lo- dungs- oder Finanzmi- Leiter des Bereichs Lo- zung, so der Einwand gistik“ ein. Erich Staa- nisterium. Wir würden gistik an der Techni- von Professor Straube, ke betonte, dass es, uns freuen, wenn einer schen Universität Ber- „müssen noch 85% der um die erworbene Po- von Ihnen eine Art lin, sowie Dieter Bock, deutschen Unterneh- sition beizubehalten Schirmherrschaft für Leiter der Arbeitsgrup- men an Prozess- und und auf neue Konkur- die gesamte Logistik pe Verkehr des Mana- Kundenorientierung renten reagieren zu übernähme.“ gerkreises. arbeiten.“ So hatte können, sowohl einer Der Logistik- und Mo- zum Beispiel der deut- verbesserten Infra- DOKUMENTATION bilitätsbranche als sche Maschinenbau im struktur als auch einer www.managerkreis.de Wirtschaftsfaktor kom- letzten Jahr unterei- optimierten Vernetzung

dieser Hinsicht schon auf den Weg gebracht worden – Perspektive Arbeit und Alter wie beispielsweise die Initiative 50plus der Bundesre- Auch wenn noch die 35 - 44-Jährigen die größte Grup- gierung. Die Fachkonferenz „Perspektive Arbeit und pe am Arbeitsmarkt stellen, so wird sich das Verhält- Alter: Gesellschaftspolitische Handlungsfelder“, die nis in den nächsten zehn Jahren verschieben und die vom FES-Forum Berlin in Zusammenarbeit mit Dr. Ur- über 50-Jährigen werden die Hauptgruppe bilden. sula Engelen-Kefer von der Bundesagentur für Arbeit Deshalb sind schon jetzt nachhaltige Strategien und am 5. November organisiert wurde, beschäftigte sich Lösungsansätze einer besseren Integration älterer mit innovativer Personalpolitik sowohl im Umgang mit Menschen in den Arbeitsmarkt gefragt. Vieles ist in älteren Arbeitnehmern im Betriebsleben als auch mit Strategien zur Integration älterer Arbeitsloser in den Um entwürdigende und ausbeutende Formen der Konkur- Arbeitsmarkt. Neben Best-Practice-Beispielen aus der renz beim Verkauf der Arbeitskraft des Einzelnen möglichst Wirtschaft wurden auch Erfahrungen aus Finnland gering zu halten, brauche man auch heute starke Gewerk- und den Niederlanden mit einbezogen. schaften, sagte Frank Bsirske, ver.di-Bundesvorsitzender, am Es rechne sich auch für die Unternehmen, das Poten- 22. November in Leipzig. Bsirske machte deutlich, dass Ar- tial Älterer zu nutzen, betonte Staatssekretär Gerd An- beit weder arm machen dürfe noch entwürdigen. Es bleibe dres vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. die unbedingte Forderung nach einem gesetzlichen Mindest- Für Gabriele Lösekrug-Möller, MdB und Mitglied im lohn. Einen Grund für den empfindlichen Mitgliederverlust Ausschuss „Arbeit und Soziales“, steht gesundheitli- der Gewerkschaften sah Bsirske in der wirtschaftlichen Lage. che Prävention im Fokus künftiger Integrationsstrate- Durch die Zunahme befristeter Arbeitsverhältnisse schwinde gien. Gerade hier habe Deutschland im europäischen die Bereitschaft der Arbeitnehmer, sich aktiv zu wehren. Vergleich einiges nachzuholen. Ursula Engelen-Kefer, ehemalige DGB-Vize und Sachverständige in der Bun- desagentur für Arbeit, und Rolf Schmachtenberg vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales betonten

(Foto: Waldeck) die Bedeutung des lebenslangen Lernens.

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WEIBLICHE FÜHRUNGSKRÄFTE IN DER HIGH-TECH-BRANCHE „Aus der Schnecke eine Antilope machen“

In Deutschland sind nik, Elektronik und In- wicklungspolitik für technik sind weiblich. Frauen in den Füh- formationstechnik Frauen. „Aus der In der Diskussion wur- rungsetagen auch der (VDE) im Oktober ein Schnecke muss eine de deutlich, dass ein Elektro- und IT-Bran- Symposium organi- Antilope gemacht wer- Wandel in der Unter- che immer noch wenig siert, das die Chancen den“, so die Vorsitzen- nehmenskultur eine präsent. Jede 12. Inge- und Hindernisse für de des Ausschusses wichtige Rahmenbe- nieurin ist ohne Job – Frauen in dieser In- für Wirtschaft und dingung darstellt: Eine doppelt so viele wie dustrie beleuchtete. Technologie. Das gilt Abkehr vom Ideal der bei den männlichen Frauen haben immer auch für die Wissen- Rund-um-die-Uhr-Ver- Fachkollegen. Gleich- noch eine geringere schaft: Erst 585 Jahre fügbarkeit, die Flexibi- zeitig beklagt die In- Chance, die Karriere- nach der Gründung lisierung von Arbeits- dustrie einen Mangel leiter nach oben zu der Universitäten wur- zeiten und Einrichtung an Ingenieuren. Vor klettern, insbesondere de eine Frau Dekanin, von Telearbeitsplät- diesem Hintergrund in deutschen Großun- wusste die Vorsitzende zen, aber auch objekti- hat das Forum Politik ternehmen, beklagte des Fakultätentages vere Bewertung von und Gesellschaft in , Elektrotechnik, Prof. Leistung und Qualifi- Kooperation mit dem MdB und Bundesmi- Dr. Ursula Rienen, zu kation zählen dazu. Team der Elektroinge- nisterin a. D. Bulmahn berichten. Nur 6,7% nieurinnen im Ver- forderte daher eine der Absolventen des ZUSAMMENFASSUNG band der Elektrotech- gezielte Personalent- Studiengangs Elektro- www.fes.de/forumpug

FES-FACHKONFERENZ ZU DEN ANFORDERUNGEN AN EIN GENDIAGNOSTIK-GESETZ Auf Ängste reagieren

Die Achtung der Men- bestimmung unter Gesetz zu einem Aus- können. Mithilfe der schenwürde, der gleichzeitiger Wah- gleich gebracht wer- prädiktiven Gendiag- Schutz der Gesundheit rung der Chancen von den. So das Plädoyer nostik können durch und das Recht auf in- Gentests müssen in ei- von Dr. Carola Rei- genetische Tests formationelle Selbst- nem Gendiagnostik- mann, Sprecherin der Krankheiten noch vor AG Gesundheit der ihrem Ausbruch vor- SPD-Fraktion, in ih- hergesagt werden. Die rem Eingangsreferat Gentests liefern Infor- zur Konferenz über mationen, die auch mit die „Anforderungen an Blick auf die Entwick- ein Gendiagnostik-Ge- lung neuer, maßge- setz“ am 11. Oktober schneiderter medizini- in Berlin. Auf der Kon- scher Therapien, eine ferenz ging es vor al- Risikoprüfung beim lem um die Frage, wie Abschluss von Versi- Chancen und Risiken cherungsverträgen der sogenannten prä- oder für die Arbeits- diktiven Gendiagnostik medizin attraktiv sind. sinnvoll durch ein Ge- Die Gefahr des Miss- setz begleitet werden brauchs genetischer

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Daten wird derzeit Leiter des Kompetenz- AG Recht der SPD- nikfolgenabschätzung, eher als gering einge- zentrums „Biowissen- Bundestagsfraktion, sieht die Aufgabe der stuft. Prof. Karl Sper- schaften“ und Chefarzt gab jedoch zu beden- Politik u.a. bei der ling, Direktor des Insti- der Münchner Rück- ken, dass wirtschaftli- Festsetzung von Quali- tuts für Humangenetik versicherung, verwies che Erwägungen wie tätsstandards, der Si- an der Charité-Univer- auf die freiwillige z. B. die Gefahr stei- cherung des Arztprivi- sitätsmedizin Berlin Selbstverpflichtung gender Versicherungs- legs sowie beim Auf- meinte, dass die gel- der Versicherungswirt- prämien kein Kriteri- bau von Biobanken: tenden rechtlichen Re- schaft, bis 2011 bei um sein könnten, „Schließlich muss mit gelungen zum Aufbau der Nutzung von Gen- wenn die Rechte des einer gesetzlichen Ini- von Daten- und Gewe- tests bzw. deren Er- Einzelnen gegen ande- tiative auf existierende bebanken eine miss- gebnissen Zurückhal- re Interessen in einem Ängste in der Bevölke- bräuchliche Verwen- tung zu üben. Gleich- Gendiagnostik-Gesetz rung bezüglich gendi- dung verhindern und zeitig sprach er sich zum Ausgleich ge- agnostischer Verfah- sowohl das Recht der gegen ein gesetzliches bracht werden müss- ren reagiert werden.“ Forschungsfreiheit als Verbot der Nutzung ten. René Röspel, Stell- auch der informatio- von Gentests durch vertretender Sprecher MEHR ZUM THEMA nellen Selbstbestim- Versicherungen aus. der SPD-Bundestags- Weitere Informationen und die mung wahren. Dr. Mathias Miersch, arbeitsgruppe Bildung, Dokumentation der Veranstaltung: Dr. Achim Regenauer, Berichterstatter der Forschung und Tech- www.fes.de/biotech

FES VERTIEFT DISKUSSION ÜBER CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY Wie verantwortungsvoll handeln Unternehmen?

Die freiwillige Über- als Grundlage dient, täuschen sollen. Wie die Diskussion über nahme gesellschaftli- gesellschaftliche Be- ist zum Beispiel ein Unternehmensethik cher Verantwortung lange in ihre Unter- großes Unternehmen und Unternehmens- und die damit verbun- nehmenstätigkeit und zu bewerten, das zwar kultur als Wettbe- dene Akzeptanz in der ihre Außenbeziehun- zahlreiche soziale Pro- werbsfaktoren. „Cor- Bevölkerung stellt gen zu integrieren. jekte fördert, aber porate Social Respon- heute für Unterneh- Wichtiger Bestandteil gleichzeitig einen be- sibility (CSR) – men eine der Grund- von CSR ist die Kom- trächtlichen Teil seiner Verantwortungsvolles voraussetzungen für munikation der Instru- Angestellten entlässt? unternehmerisches ihre unternehmerische mente und Aktivitäten, Um dieser Problematik Handeln als Option für Wertschöpfung dar. die das verantwor- Rechnung zu tragen, den Mittelstand“ war Aus diesem Grund ist tungsvolle Handeln werden von Gewerk- das Thema einer Ver- es vor allem für Groß- des Unternehmens schaftsseite überprüf- anstaltung am 24. Ok- unternehmen mittler- charakterisieren, nach bare Kriterien für das tober bei der Indust- weile unumgänglich, dem Motto: „Tue Gutes Label „CSR“ gefordert, rie- und Handelskam- verantwortungsvolles und sprich darüber!“ die das Handeln des mer Berlin. unternehmerisches Kritisch ist jedoch die Unternehmens als Handeln in die strate- Kommunikation über Ganzes in die Betrach- MEHR ZUM THEMA gische Unternehmens- einzelne CSR-Maßnah- tung einbeziehen. Publikation: „Verantwor- planung einzubinden. men, wenn sie letztlich Im Rahmen des Ar- tungsvolles unternehmeri- Corporate Social Re- nur über Defizite bei beitskreises Mittel- sches Handeln – Familienun- sponsibility oder kurz der Wahrnehmung von stand vertiefte die ternehmen als Vorbild.“ CSR ist ein Konzept, gesellschaftlicher Ver- Friedrich-Ebert-Stif- http://library.fes.de/ pdf-files/ das den Unternehmen antwortung hinweg- tung in diesem Jahr wiso/04963.pdf

4/2007 INFO FES 12 DEUTSCHLAND

DER NATIONALE INTEGRATIONSPLAN IN DER DISKUSSION Neubeginn der Integrationspolitik?

Im Juli 2007 wurde samen Konferenz des wie sie das neue Zu- Sprachförderung. Au- der Nationale Integra- FES-Gesprächskreises wanderungsgesetz vor- ßerdem würden aus- tionsplan (NIP) der Öf- Migration und Integra- sieht, sei nicht verein- ländische Auszubilden- fentlichkeit präsen- tion und der Arbeiter- bar mit den Zielen des de mit Beihilfen geför- tiert. Er enthält Ergeb- wohlfahrt am 8. Okto- Nationalen Integrati- dert. Prof. Dieter nisse der Diskussionen ber. Auch Kenan Kolat, onsplanes. Heinrich Filsinger von der Ka- von zehn Arbeitsgrup- Bundesvorsitzender Tiemann, damaliger tholischen Hochschule pen, die sich mit zehn der Türkischen Ge- Staatssekretär im Bun- für Soziale Arbeit in wichtigen Handlungs- meinde Deutschlands, desministerium für Ar- Saarbrücken wies auf feldern der Integrati- begrüßte, dass jetzt beit und Sozialord- die Notwendigkeit hin, onspolitik beschäftig- endlich eine umfassen- nung, koordinierte die eine systematische ten. Der NIP enthält de Debatte über Integ- Arbeitsgruppe zum Evaluation der Ergeb- über 400 Selbstver- rationspolitik stattfin- Thema „Bildung und nisse des NIP vorzu- pflichtungen für zu- det. Er kritisierte je- berufliche Ausbil- nehmen. Hierzu sei ei- künftige Integrations- doch, dass nach wie dung“. Als Beispiele ne Definition des Integ- aktivitäten. vor eine Diskrepanz der Selbstverpflichtun- rationsbegriffs erfor- Insgesamt positiv be- zwischen Ordnungs- gen des Bundes nannte derlich. Denn nur so wertete Wilhelm und Sozialpolitik fest- er die Verbesserung könnten Erkenntnisse Schmidt, Bundesvorsit- stellbar sei. Die Er- des Angebotes bei den über die Bedingungen zender der Arbeiter- schwerung des Nach- Integrationskursen für ge- oder misslingen- wohlfahrt, die Ergeb- zuges von Ehegatten und die Ausweitung de Integrationsprozes- nisse auf einer gemein- aus vielen Ländern, der berufsbezogenen se gewonnen werden.

BERLINER FACHTAG „DEMOKRATIE MACHT SCHULE – SCHULE MACHT DEMOKRATIE“ Augen zu und Klappe halten?

Einmischen ist ange- beit am 29. Oktober Schulversprechen? Schulerfahrungen be- sagt, mitreden und ins Rathaus Schöne- Wie bringen wir mehr richteten und zu mehr mitentscheiden! Das berg eingeladen, um Biss in unsere SV-Sit- demokratischem En- war das Motto der 300 Wege für mehr Demo- zungen? Auf diese und gagement junger Men- Teilnehmer des Berli- kratie in der Schule viele andere Fragen schen aufriefen. Au- ner Fachtages „Demo- zu erproben. gab es Antworten und ßerdem präsentierten kratie macht Schule – Jugendliche und er- Angebote zum Rein- sich knapp 20 Projekte Schule macht Demo- wachsene Experten schnuppern und Aus- aus Schulen und Stadt- kratie“. Das Forum vermittelten in praxis- probieren. Prominente teilen, Projekten, die Politik und Gesell- nahen Workshops Unterstützung erhiel- bereits erfolgreich Be- schaft der FES und mögliche kleine Schrit- ten die Teilnehmer teiligungsstrukuren die „Drehscheibe Kin- te, die jede Schule um- durch die Berliner aufgebaut haben. der- und Jugendpoli- setzen kann: Wie baue RnBesk-Sänger Mu- tik“ der Stiftung SPI ich einen Klassenrat habbet, Sefo und Bek- ERGEBNISSE hatten Schülerinnen auf? Wie funktioniert tas, die aus eigenen www.fes.de/forumpug und Schüler, Lehrkräf- die gemeinsame Erar- te, Schulleitungen und beitung von Leitbild, Partner der Jugendar- Schulprogramm und

FESINFO 4/2007 13

RESÜMEE DES EUROPÄISCHEN JAHRES DER CHANCENGLEICHHEIT Ziel nicht erreicht

Die Herstellung mög- schen Gewerkschafts- in den Mitgliedslän- runter vier Großveran- lichst gleicher Chan- bundes wurde am 12. dern eine Debatte an- staltungen, seien ge- cen, unabhängig von November ein erstes zuregen, wie die Teil- fördert worden. Das Herkunft, Nationalität, Resümee dieser Initia- habe bisher benachtei- angestrebte Ziel, mög- Alter, Geschlecht oder lichst viele Menschen sexueller Orientierung, über die verschiede- ist Kernelement einer nen Facetten von Dis- gerechten Gesell- kriminierung aufzu- schaft. Von besonderer klären, konnte so nicht Bedeutung ist dabei erreicht werden. die Beseitigung von Auch Annelie Bunten- Diskriminierungen bach, Mitglied im Bun- und Benachteiligungen desvorstand des DGB, in der Arbeitswelt. Die kritisierte, dass die Europäische Union Bundesregierung mit Zogen ein Resümee: Annelie Buntenbach, DGB-Bundesvorstand, und hatte deshalb das Jahr Evelyne Gebhardt, MdEP (Mitte Günther Schultze, FES-Gesprächskreis wenig Engagement zu 2007 zum „Europäi- Migration und Integration) (Foto: Zensen) Werke gegangen sei. schen Jahr der Chan- tive gezogen. Für Eve- ligter Gruppen Auch der im Allgemei- cengleichheit für alle“ lyne Gebhardt, MdEP, gestärkt und Respekt nen Gleichbehand- ausgerufen. Auf einer ist der Abbau von Dis- und Toleranz gefördert lungsgesetz geforderte gemeinsamen Veran- kriminierungen ein werden können. Sie Aufbau eines nationa- staltung des Ge- Grundwert der Euro- äußerte sich kritisch len Antidiskriminie- sprächskreises Migra- päischen Union. Ziel über die Umsetzung in rungsbüros sei nur tion und Integration war, mit dem EU-Jahr Deutschland. Lediglich sehr schleppend er- der FES und des Deut- für Chancengleichheit 21 Maßnahmen, da- folgt.

Schulpartnerschaften in Berlin – HauptstadtForum der FES

Berlins Hauptstadtfunktion ist im Grundgesetz ver- Schule heute neben der Wissensvermittlung grund- ankert, doch diese Rolle muss noch mit Leben gefüllt legende Erziehungsaufgaben mit zu übernehmen werden. Berlin kann, wenn es seine Potenziale nutzt, hat, bedarf sie einer inhaltlichen und auch einer per- wesentliche Impulse für die gesamte Republik setzen, sonellen Erweiterung. denn Berlin ist Schmelztiegel und Kommunikations- Der Berliner Bildungssenator, Prof. Dr. E. Jürgen Zöll- raum verschiedenster Kulturen. Diesen Prozess ak- ner, unterstrich, Schulen bedürften der Öffnung in die tiv mitzugestalten ist Ziel des HauptstadtForums der Gesellschaft, auch weil wichtige Aufgaben einer um- FES. Mitte November 2007 fand das erste Haupt- fassenden Bildung nicht allein in Schulen gelöst wer- stadtForum unter dem Titel „Bildung als Schlüssel – den können. Lern- und Lebensrealität müssen über Partnerschaften und Kooperation für Berliner Schu- Schulpartnerschaften einander angepasst werden. len“ im Berliner Haus der FES statt. Je mehr die Die Kooperation mit Unternehmen erleichtert bei- spielsweise den Übergang in den Beruf. Partnerschaf- Wortmeldung: Auch die Band der Neuköllner Rütli-Schule leistete einen Beitrag zum HauptstadtForum. (Foto: D. Ausserhofer) ten mit Universitäten fördern den Austausch zwi- schen den verschiedenen Ausbildungsabschnitten und vermitteln neue Horizonte. Und schließlich stei- gern Partnerschaften mit Kultureinrichtungen emo- tionale, soziale und interkulturelle Kompetenzen.

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FES-Konferenz zu Übergewicht bei Kindern Obst statt Schokoriegel und Jugendlichen

ÜBERGEWICHT UND ADIPOSITAS sind seit einigen Jahren, vor allem bei Kin- dern und Jugendlichen, kein Randphänomen mehr. Folgekrankheiten wie Diabetes, Arte- riosklerose und Bluthochdruck führen auch in dieser Altersgruppe schon zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Die Chancen auf einen dienkonsum werden schen Adipositas Ge- eine Stunde Mathe Arbeitsplatz oder eine die Kinder nicht nur sellschaft (DAG) be- ausfällt, würden die Ausbildungsstelle sind immer dicker, sie ha- grüßte die Schritte, die Leistungen besser bei stark adipösen ben auch zunehmend die Bundesregierung werden, denn körper- in die Wege geleitet liche Bewegung hält hat. Nichtsdestotrotz auch den Geist fit.“ greift der Aktionsplan Wichtig seien jedoch zu kurz, so Edmund auch, so Matthias Fröhlich, Geschäfts- Wolfschmidt von Food- führer der Adipositas- watch, eine eindeutige Klinik medinet in Bad Kennzeichnung von Orb. Ärztliche Unter- Lebensmitteln und ein suchungen müssten Verbot der TV-Wer- für alle Kinder und Ju- bung für (Kinder-)Le- gendlichen alle zwei bensmittel am Nach- Jahre verpflichtend mittag. eingeführt werden. Zudem plädierte er für DOKUMENTATION eine dritte Stunde abzurufen über: Kindern gleich null. Probleme bei der Ko- Sport an den Schulen: [email protected] Im Rahmen einer Kon- ordination und Bewe- „Selbst wenn dadurch ferenz des Forums Po- gung: ein Drittel kann litik und Gesellschaft nicht mehr zwei am 5. September wies Schritte rückwärts ba- Die Familie neu erfinden Bundesgesundheitsmi- lancieren. Mehr Zeit für Kinder, mehr Zeit fürs Familienleben fordert nisterin Ulla Schmidt Der Nationale Aktions- die ZEIT-Literaturredakteurin Iris Radisch in ihrem neuen auf die erschrecken- plan gegen Überge- Buch „Die Schule der Frauen – Wie wir die Familie neu erfin- den Zahlen verschie- wicht verfolgt das Ziel, den“. Das Forum Politik und Gesellschaft hat gemeinsam mit dener Untersuchungen bis 2020 das Ernäh- der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ die Journalistin am 11. Sep- des Robert-Koch-Insti- rungs- und Bewe- tember zu einer Lesung und anschließenden Diskussion mit tuts hin: 16% der Kin- gungsverhalten der dem Autor Thomas Gesterkamp eingeladen. In ihrem Buch der essen täglich Scho- Deutschen nachhaltig wehrt sich Radisch gegen jegliche „Gebärkampagnen“ in kolade, 20% andere zu verbessern, die Zu- Deutschland. In dem „Fehlen von Vorbildern gelingender Lie- Süßigkeiten und nur nahme von Überge- be“ sowie in der Kollision zwischen dem Rhythmus des mo- ein Drittel isst Obst wicht bei Kindern zu dernen Arbeitslebens und den Zeitanforderungen eines Fa- oder Gemüse. 30% der stoppen und die Ver- milienlebens sieht sie die Kernprobleme der heutigen Fami- Kinder haben eine re- breitung von Überge- lien. Die Väter, so Gesterkamp, fühlen sich unter Druck, der duzierte Herz-Kreis- wicht zu verringern. Ernährerrolle sowie gleichzeitig den gestiegenen Ansprüchen lauf-Funktion. Durch Prof. Manfred Müller, an die Vaterrolle gerecht zu werden. Gebraucht – da waren den zunehmenden Me- Präsident der Deut- sich alle einig – wird eine familienbewusste Unternehmens- kultur. Die Durchsetzung von innovativen Arbeitszeitmodel- len für Väter und Mütter wurde allerdings skeptisch beurteilt,

FESINFO 4/2007 denn: „Kinder rechnen sich nicht“! 15

Arbeitgeber ächten häusliche Gewalt

Häusliche Gewalt stellt noch immer die häufigste Arbeitgeber sich öffentlich gegen häusliche Gewalt Form von Gewalt gegen Frauen und Kinder dar: auszusprechen und damit ein Unternehmensklima Mindestens jede vierte Frau hat Übergriffe durch zu schaffen, in dem häusliche Gewalt nicht länger ein ihren Partner erlebt. Häusliche Gewalt hat massive „Tabuthema“ ist. Unternehmensvertreter schlugen Auswirkungen auf das Arbeitsleben der betroffenen auf der Tagung vor, Aktionen gegen häusliche Gewalt Frauen. Schätzungen zufolge sind bis zu 25 % aller mit in den Kriterienkatalog von Zertifizierungen von Arbeitsausfälle von Frauen auf häusliche Gewalt Unternehmen aufzunehmen. zurückzuführen. Das Gewaltschutzgesetz allein reicht nicht aus, so FES-Vorstandsmitglied und Tagungsergebnisse: www.fes.de/forumpug Bundesministerin a. D. Dr. Christine Bergmann in ihrer Begrüßung auf der Tagung „Business gegen Gewalt“, die das Forum Politik und Gesellschaft gemeinsam mit TERRE DES FEMMES im Vorfeld zum internationalen Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ organisiert hat. Wie sich deutsche Unternehmen gegen häusliche Gewalt positionieren und betroffenen Mitarbeiter/ innen – Opfern wie Tätern – helfen können, stand im Eröffnete die Tagung: Mittelpunkt der Diskussionen. Im angelsächsischen FES-Vorstandsmitglied Raum gibt es das Modell einer „Workplace-Policy“. und Bundesministerin a.D. Christine Berg- Sie beinhaltet die freiwillige Selbstverpflichtung der mann. (Foto: U. Kelm)

OPEN SPACE ÜBER SPORT UND GEWALTPRÄVENTION Sport mit Nebenwirkungen

Dem Sport werden vie- Erscheinungsformen ist geil“ beleuchtet. Problemen ernst ge- le positive Eigenschaf- des Sports. Die zunehmende Ge- nommen und fanden ten zugeschrieben: Beim 9. Open Space, walt auf Schulsport- es „toll“, dass sie nicht Sport macht Spaß und zu dem das Forum Po- veranstaltungen und nur mitdiskutieren, lässt Freundschaften litik und Gesellschaft der soziale Ausschluss sondern „sogar“ The- knüpfen, Sport ermög- in Kooperation mit der von bestimmten Sport- men selbst vorschla- licht den Dialog zwi- Landeskommission arten waren ebenso gen und in Eigenregie schen den Kulturen Berlin gegen Gewalt Themen der zahlrei- Workshops dazu und steht als Synonym am 13. und 14. No- chen Workshops wie durchführen konnten. für Fairness, Respekt, vember eingeladen Vorbilder im Sport Toleranz und Solidari- hatte, diskutierten und die Frage „Haben tät. Von vielen wird er Schüler, Sozialarbeiter, Hooligans noch etwas als Mittel zur Gewalt- Lehrer und Vertreter mit Sport zu tun?“ prävention gesehen. aus Sportvereinen, in- Die Schüler waren Andererseits gehören wieweit der Sport ei- mehrheitlich über- Regelwidrigkeiten, un- nen Beitrag zur Ge- rascht über die Frei- sportliches Verhalten waltprävention leisten heit, die ihnen in die- und Ausgrenzung bis kann. Das Thema sen zwei Tagen über- hin zu körperlicher Kampfsport wurde un- antwortet wurde. Sie Gewalt auch zu den ter dem Titel: „Gewalt fühlten sich mit ihren

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FES-UMFRAGE UNTER SENIORINNEN UND SENIOREN Altersstudie Thüringen

Wie ist das Lebensge- bei der Universität Je- geben an, ihre Lebens- 60 und 69 hat ein Eh- fühl älterer Menschen? na in Auftrag gegeben. bedingungen seien gut renamt inne, jede sieb- Welche Zukunftsaus- Befragt wurden über oder sogar sehr gut. te Person im Alter zwi- sichten haben sie? tausend Personen im Positiv wird auch die schen 70 und 79 Jah- Welche Mitwirkungs- Freistaat, darunter eigene finanzielle Si- ren ist aktiv. Viele möglichkeiten sehen rund 600 Senioren (ab tuation eingeschätzt. ältere Menschen wür- sie? Wie wollen sie in 60 Jahre) und 400 Per- Vor allem Personen im den sich gerne mehr Zukunft wohnen? sonen anderer Alters- hohen Alter geben engagieren, verweisen mehrheitlich an, mit aber auf „verkrustete ihrer finanziellen Lage Strukturen“ in Verei- zufrieden zu sein. nen und Verbänden als Trotzdem halten drei Hinderungsgrund. Viertel der Senioren Die Studie wurde von die Gesellschaft für un- Dialogveranstaltungen gerecht und rund 71% mit Vertreterinnen und sind unzufrieden mit Vertretern von Senio- der Politik. Bewohner renverbänden, der ländlicher Regionen Wissenschaft und der kritisieren eine unzu- Politik begleitet; so reichende Infrastruk- beispielsweise am 26. tur. Juni in Erfurt und am Bei den Jüngeren 29. November in Jena herrscht dagegen ver- mit dem SPD-Vorsit- Um Antworten auf die- gruppen. Das Ergebnis breitet Angst vor zu zenden Thüringens, se Fragen zu finden, dieser repräsentativen niedrigen Renten. Christoph Matschie. hat das FES-Landesbü- Umfrage ist in man- Ermutigend ist das ho- Die Studie ist unter ro Thüringen im Som- cher Hinsicht bemer- he Engagement: Jede www.fes-thuerin- mer 2007 eine Studie kenswert: Etwa 80% fünfte Person zwischen gen.de erhältlich.

Erhöhen oder abschaffen? Erbschaftssteuer im Vergleich Nachdem das Bundesverfassungsgericht angesichts schen Wirtschaft in Köln und Prof. Karl-Heinz Paqué der massiven Ungleichbehandlung verschiedener eingeladen. Paqué, der auch für die FDP im Landtag Vermögensarten die Erbschaftsteuer in ihrer gegen- in Sachsen-Anhalt sitzt, vertrat die Meinung seiner wärtigen Form für verfassungswidrig erklärt hat, Partei; nämlich das Ziel der Abschaffung der Erb- sind verschiedene Vorschläge zur Reform der Gesetz- schaftssteuer. Demgegenüber vertrat Ottmar Schrei- gebung laut geworden. Von einer Erhöhung der Erb- ner, der in der SPD der Arbeitsgemeinschaft für Ar- schaftssteuer bis hin zur gänzlichen Abschaffung war beitnehmerfragen vorsitzt, die Position, über die Erb- die Rede. Dieses Thema hat der Managerkreis der schaftssteuer Umverteilung und mehr Gerechtigkeit FES in Kooperation mit dem Berliner Wirtschaftsge- in der Vermögensverteilung herbeizuführen. Wel- spräche e.V. in einer Podiumsdiskussion am 13. No- chen Schwierigkeiten Unternehmen bei der Überga- vember aufgegriffen. Schwerpunkt der Diskussion be an die nächste Generation tatsächlich ausgesetzt war der internationale Vergleich von Modellen der sind, konnte Michael Maßbaum von der Unterneh- Erbschaftssteuer. Dazu waren auf dem Podium als mensberatung Deloitte & Touche aus seiner berufli- Experten Prof. Winfried Fuest vom Institut der deut- chen Praxis berichten.

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Familienpolitik ist Rechtspolitik Egal für welches Familienmodell sich Menschen ent- der Rechtsstaat besitzt, um das Kindeswohl in Fami- scheiden – für das klassische Modell „Vater, Mutter, lien zu garantieren. Bereits eine nennenswerte An- Kind“, für die Patchworkfamilie, für eine gleichge- zahl von Gesetzen sei in Kraft gesetzt worden, die es schlechtliche Lebensgemeinschaft oder für die bina- dem Staat ermöglichten, seine Wächterfunktion aus- tionale Familie – der Staat hat die Pflicht, über das zuüben, betonte die Justizministerin. Dazu gehören Wohl der Schwächsten im Glied, nämlich der Kinder, das Gesetz zur gewaltfreien Erziehung, das Gewalt- zu wachen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, schutzgesetz und das Gesetz zur Stärkung der Rech- Petra Grimm-Benne, Vorsitzende der AWO Sachsen- te kindlicher Opfer im Strafverfahren. Christian Früh- Anhalt, und Dr. Christian Frühwald, Oberkirchenrat wald wies darauf hin, dass für die Entfaltung aller der Föderation Evangelischer Kirchen in Mittel- Familienmitglieder ein ausreichendes Kinderbetreu- deutschland gingen bei einer Podiumsdiskussion in ungsangebot nötig sei, um gleichzeitig die Bildung al- Magdeburg der Frage nach, welche Möglichkeiten ler Kinder zu garantieren. Elternstreit und Kindeswohl „Wenn Eltern sich trennen, bricht für Kinder eine Pflicht und müsse Eltern und Kindern dabei helfen, Welt zusammen. Von einem Tag auf den anderen praktikable Lösungen für den Alltag zu finden. Eröff- verändert sich ihre Familie und sie müssen schein- net wurde die Fachtagung mit über zweihundert bar zwischen Vater und Mutter wählen“, schrieb Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch die Präsi- Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in ihrem dentin des Bundesverwaltungsgerichts Marion Grußwort als Schirmherrin der Tagung „Elternstreit Eckertz-Höfer im Großen Sitzungssaal ihres Hauses. und Kindeswohl“, veranstaltet vom Leipziger FES- Zentrales Anliegen der Tagung war aufzuzeigen, wer Büro am 26. Oktober im Bundesverwaltungsgericht auf welche Weise zum Erhalt des Kindeswohles wäh- in Leipzig. Aus diesem Grund könne der Schutz der rend des Trennungsprozesses beitragen kann. Kinder keine Privatsache bleiben. Der Staat sei in der Kinder gestalten gemeinsam Lebens(t)räume Kreativ und bunt ging es zu auf der Zukunftswerk- die nachwachsende Generation in kommunalen An- statt „Lebens(t)räume gemeinsam gestalten!“, die gelegenheiten unterstützt werden kann. Um Kinder Ende Oktober gemeinsam vom FES-Projekt „Gesell- nachhaltig zu Engagement anzuregen, sollten vor al- schaftliche Integration“, dem FES-Landesbüro Sach- lem auch die Eltern erreicht werden, so das Fazit ei- sen-Anhalt und dem Fachbereich „Kinder, Jugend ner Arbeitsgruppe. Es entstand auch die Idee eines und Familie“ der Stadt Halle durchgeführt wurde. stadtteilübergreifenden Netzwerks, das Kitas, Schu- Kinder, Jugendliche, Eltern, Sozialarbeiter, Päda- len, Jugendbildungsstätten und Wohlfahrtsverbän- gogen, Vertreter von Stiftungen und Wirtschafts- de integriert, um verstärkt sozial benachteiligte Fa- bzw. Sozialverbänden sowie des Fachbereichs etc. milien zu erreichen, damit diese sich mit ihren Kin- formulierten Ideen und entwickelten Strategien, wie dern in ihrem kommunalen Umfeld engagieren. Familienfreundliche Unternehmenspolitik auf dem Prüfstand „Familienpolitik ist auch Wirtschaftspolitik“, betonte Wuttke, Abteilungsleiter bei der Bundesvereinigung der Mittelstandsbeauftragte der SPD-Bundestags- der Deutschen Arbeitgeberverbände, auf der Basis fraktion, Martin Schultz, mit Blick auf Fachkräfte- der Ergebnisse des Unternehmensmonitors 2006 mangel, Betriebsklima und soziale Verantwortung deutliche Fortschritte bei der betrieblichen Familien- von Unternehmen. Einig waren sich die Teilnehmen- politik in Deutschland konstatierte, forderte Nicolet- den der Konferenz „Unternehmen Vereinbarkeit – te Kressl, zu dieser Zeit stellvertretende SPD-Frakti- Perspektiven familienfreundlicher Unternehmenspo- onsvorsitzende im Bundestag, eine stärkere rechtli- litik“ am 9. Oktober in Berlin, dass Familienfreund- che Verankerung betrieblicher Familienpolitik – in lichkeit auch zunehmend zum Standortfaktor werde. nur 7,2 % der Betriebe gebe es bisher eine diesbezüg- Tilmann Knittel von der Prognos AG machte deutlich, liche Betriebsvereinbarung. dass Unternehmen einen klaren betrieblichen Nut- zen aus familienfreundlichen „Investitionen“ ziehen,

so dass neben die soziale auch eine betriebswirt- 4/2007 INFO FES schaftliche Begründung tritt. Während Dr. Jürgen 18 DEUTSCHLAND

METROPOLENKONFERENZ DER FES Stadt ist Zukunft

„Ich möchte eine über die Zukunft der in Deutschland“, um- Zusammenhalt in den Stadt, in der die Bür- Stadtstaaten und eine riss Naumann das Di- Städten zu erhalten. ger frei sind und ihre moderne Metropolen- lemma, in dem die Im Falle ma- eigenen Talente entfal- politik. Stadtstaaten stecken. che die Vielfalt der ten können, ohne „Die drei vertretenen Kreativität sei gefragt, Stadt, auch mit ihren Hemmnis durch ihre Städte sind die mit wenn es darum geht, unterschiedlichen Kul- Herkunft“, so be- der höchsten Pro- die richtigen Prioritä- turen, den Reiz dieser schreibt Michael Nau- Kopf-Verschuldung ten zu setzen, um den Metropole aus. „Wie mann, Kandidat für können wir es aber das Amt des Ersten schaffen, Parallelge- Bürgermeisters der sellschaften zu vermei- Freien und Hansestadt den?“, lautet, so Wo- Hamburg, seine Visi- wereit, die wichtigste on. Gemeinsam mit Gestaltungsaufgabe. dem Regierenden Bür- Politik müsse Chan- germeister von Berlin, cengerechtigkeit orga- , und nisieren. Denn „Stadt Bremens Bürgermeis- ist Zukunft und nicht ter Jens Böhrnsen dis- nur eine Ansammlung kutierte er am 21. No- Talk Show „Metropolenpolitik“: v. l. Klaus Wowereit, Anke Fuchs, von Problemen.“ Moderatorin Bascha Mika (taz), Michael Naumann, Jens Böhrnsen vember in Hamburg (Foto: Ole Stichling)

FACHKONFERENZ ZUR INTEGRIERTEN STADTENTWICKLUNG Gut gemischt

Mit der Leipzig Charta des gesellschaftlichen Gerade für Deutsch- lung in drei Bezirken vom Mai 2007 bekennt Fortschritts und von land und Berlin gilt es, im Sommer 2007 be- sich die EU klar zur der Balance zwischen die Mischung aus Woh- gonnen. Gemeinsam Stadt als Lebensraum ökonomischem Erfolg, nen, Arbeiten und mit der Staatssekretä- der Zukunft. Die Städte hohen Umweltstan- Freizeit zu erhalten. rin für Bauen und Europas sind sozial dards und sozialer Ko- Erfahrungen mit integ- Wohnen, Hella Dunger- durchmischt, Motoren häsion gekennzeichnet. rierter Stadtentwick- Löper, dem Staatssek- lung in Wien, Leipzig retär für Bildung, Ju- Netzwerk Kinderschutz und Berlin standen im gend und Familie, Eck- In Berlin gibt es mit dem „Netzwerk Kinderschutz“ eine Initia- Mittelpunkt einer Kon- art R. Schlemm, und tive des Senats, die alle Fachleute in den Bezirken miteinander ferenz des Arbeitsbe- der Staatssekretärin für das Wohl der Kinder verbinden will. Eine Fachtagung des reichs BerlinPolitik der für Arbeit, Kerstin Lie- FES-Arbeitsbereichs BerlinPolitik wollte die Verantwortlichen FES. In Berlin hat die bich, wurde die Ver- aus dem Bezirk Pankow zusammenbringen, Verknüpfungen Umsetzung der integ- knüpfung der Verwal- und Verbindungen aufzeigen und fragen: Welche Formen der rierten Stadtentwick- tungsebenen diskutiert. Kooperation sind bereits vorhanden und haben sich bewährt? Der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, hob die Bedeutung der integrierten Stadtentwicklungspolitik Wo gibt es Lücken im Netzwerk und wie können diese geschlos- hervor. sen werden? Die Berliner Polizei stellte im Rahmen Ihres Mit- Ausserhofer) (Foto: mach-Theaters neue, spielerische Wege zur Prävention von se- xueller Gewalt vor.

FESINFO 4/2007 19

MANAGERKREIS ÜBER DIE ZUKUNFT DES VERKEHRS Kein Denkverbot

Eine klare Empfehlung solle dabei weiterhin weisende Technologien zuständige Parlamen- für die Nutzerfinanzie- hoheitlich für die Pla- seien der Schlüssel, tarische Staatssekretär rung der Verkehrsin- nung und den Ord- um die Verkehrsinfra- aus dem Verkehrsmi- frastruktur, insbeson- nungsrahmen verant- struktur in Deutsch- nisterium, Achim dere auch der Straßen, wortlich sein, „Bau, land für die bevorste- Großmann, anhand hat der Managerkreis Betrieb und Finanzie- henden Zuwächse in von Beispielen deut- der FES mit seinem rung können am effizi- Transport und Verkehr lich, wie der Bund be- Thesenpapier „Zukunft entesten von privaten auf allen Verkehrsträ- reits jetzt Private in des Verkehrs – Finan- Unternehmen erbracht gern zu bewältigen. den Ausbau und Erhalt zierung und Mobilität“ werden.“ Die Empfeh- Diese Thesen waren der Infrastruktur ein- gegeben. So heißt es lung der Umstellung am 16. Oktober Gegen- bindet. Das Verkehrs- darin: „Verkehrswege auf Nutzerfinanzie- stand einer Podiums- wachstum, das dienen überwiegend rung verbindet sich diskussion des Mana- Deutschland bevorste- dem privaten Ge- mit dem Vorschlag, gerkreises Baden- he, stelle Herausforde- brauch. Deshalb ist es Verkehrsmanagement- Württemberg in rungen, die große In- sozial gerecht, ökolo- Gesellschaften aufzu- Stuttgart. Nachdem vestitionen notwendig gisch geboten und fi- bauen, die Betreiber- der federführende Au- machen. Insbesondere nanzpolitisch richtig, konzessionen vergeben tor des Papiers, Fritjof was den Aufbau von dass die Nutzer für die und Standards für in- Mietsch (MMC Con- Verkehrsmanagement- Finanzierung des pri- novative Technologien sult), die Thesen vor- Gesellschaften betrifft, vaten Nutzanteils auf- festlegen. Nutzerfinan- gestellt hatte, machte teile er die Position des kommen.“ Der Staat zierung und zukunfts- der für Verkehrspolitik Managerkreises völlig.

Wachstumsmotor Sachsendreieck Zu den elf in Deutschland ausgewiesenen Metropol- Wachstumsraten und zurückgehende Arbeitslosig- regionen zählt in Ostdeutschland neben Berlin-Bran- keit in Ostdeutschland. Dennoch, so der Minister, sei- denburg das sogenannte Sachsendreieck. Das Sach- en die Regionen auf Bündelung der Kräfte angewie- sendreieck gehört mit 3,2 Millionen Einwohnern zu sen, z.B. auf das Feld der erneuerbaren Energien. den mittelgroßen Regionen. Es umfasst die drei Bal- Wichtig für die weitere Entwicklung des Sachsendrei- lungsräume Leipzig-Halle, Chemnitz-Zwickau und eckes sei die Ausweitung bis nach Magdeburg, Des- Dresden und hat damit einen deutlich dezentralen sau und zur Thüringer Städte-Kette sowie eine Schär- Charakter. In seinem Eingangsstatement zu einer fung des Profils. Je kleinteiliger eine Region aufgestellt Veranstaltung der FES-Leipzig verwies Bundesminis- sei, desto schwerer sei das Bestehen im europäischen ter Wolfgang Tiefensee auf überdurchschnittliche und internationalen Wettbewerb. Wettbewerbsfähigkeit der deutschen maritimen Wirtschaft Der Hamburger Hafen ist der Wirtschaftsmotor der rum zu kümmern, die Führerschaft des Hamburger Hansestadt. Zuwächse im Güterumschlag durch stei- Hafens weiter auszubauen. Uwe Döring, Minister für gende, internationale Verkehrsströme schaffen neue Justiz, Arbeit und Europa des Landes Schleswig-Hol- Arbeitsplätze. Zu einem Hintergrundgespräch zur stein, ergänzte die überregionalen Aspekte der mari- maritimen Wirtschaft hatte deshalb der Manager- timen Wirtschaft. Kurt Bodewig, ehemaliger Bundes- kreis Nord-Ost den Spitzenkandidaten der SPD im verkehrsminister und gegenwärtig Vorsitzender des Hamburger Bürgerschaftswahlkampf, Dr. Michael Baltic Sea Forums, stellte Hamburgs Funktion für den Naumann, in den Überseeclub am Jungfernstieg ein- Gütertransport auf der Ostsee heraus. geladen. In seinem Eingangsstatement kündigte Nau- mann an, als Bürgermeister einen Masterplan „ma-

ritime Wirtschaft“ vorzulegen und sich intensiv da- 4/2007 INFO FES 20 DEUTSCHLAND

AUFTAKTVERANSTALTUNG DES REGIONALEN MANAGERKREISES Positive Signale aus Mecklenburg-Vorpommern

„In diesem Jahr ist es der Auftaktveranstal- bereits seit einigen ternehmer sind rar. uns gelungen, einen tung des Managerkrei- Jahren einen ausgegli- Neben der maritimen Imagewechsel für ses in Rostock am 28. chenen Haushalt vor- Wirtschaft, der Ge- Mecklenburg-Vorpom- November. Symbolisch zuweisen. Im Jahr sundheitswirtschaft mern zu vollziehen. für diesen Imagewech- 2007 glänzte das Land und insbesondere dem Von unserem Land ge- sel stehen die Großer- mit dem höchsten Tourismus möchte hen positive und opti- eignisse, die Mecklen- Wirtschaftswachstum Mecklenburg-Vorpom- mistische Signale aus“, burg-Vorpommern in aller Bundesländer, mern in Zukunft auch so Ministerpräsident diesem Jahr weit über 25.000 Arbeitssuchen- als „Energieland bei die Landesgrenzen be- de konnten eine neue 2020“ punkten. kannt gemacht haben. Anstellung finden. Mit Arno Pöker, dem Beim G8-Gipfel waren Trotz aller sichtbaren ehemaligen Oberbür- die Mächtigen der Welt positiven Effekte wur- germeister von Ros- in Heiligendamm zu de während der Ver- tock, heute Geschäfts- Gast, im Rahmen der anstaltung immer wie- führer der Deutschen Bundesratspräsident- der auf die weiterhin Seereederei Rostock schaft fanden die zent- bestehenden großen (DSR) sowie Honorar- ralen Feiern zum Tag Herausforderungen konsul des Königreichs der Deutschen Einheit für das Land hingewie- Dänemark, konnte ein in Schwerin statt. sen. Produktivität und im Land bekannter Doch das positive Kaufkraft im Lande und gut vernetzter Image lässt sich auch sind schwach, insge- Kopf für den Vorsitz mit harten Zahlen und samt ist die wirtschaft- des neuen Manager- Fakten untermauern. liche Basis noch zu kreises Mecklenburg- Mecklenburg-Vorpom- schmal. Es fehlen wei- Vorpommern gewon- mern hat dank nach- terhin Arbeitsplätze; nen werden. haltiger Finanzpolitik Selbständige und Un-

TAGUNG ÜBER KOMMUNALE STRATEGIEN GEGEN LANGZEITARBEITSLOSIGKEIT IN THÜRINGEN An den eigenen Haaren aus dem Sumpf!?

Um sich gegenseitig ner Veranstaltung des und Abwanderung be- (Eigen-) Initiativen. darüber zu informie- FES-Landesbüros troffen. Drei beispiel- Fazit: Weil es nicht ge- ren, welche Möglich- Thüringen zusammen. hafte Projekte wurden lingen wird, sich wie keiten es für Kommu- Die Ausgangslage im vorgestellt: Bürgerar- Münchhausen an den nen gibt, sich aus dem Freistaat kann kaum beit, das so genannte Haaren aus dem sprichwörtlichen unterschiedlicher Regionalbudget und Sumpf zu ziehen, be- Sumpf der Langzeitar- sein. Während die Ar- die Weinheimer Initia- darf es einer weiteren beitslosigkeit zu be- beitslosenquote in ei- tive. Ungeachtet der Stärkung der kommu- freien, kamen in Er- nigen Teilen Südthü- Vielfältigkeit dieser nalen Initiativen, un- furt Vertreter von ringens sehr gering Programme verhalf terstützt von Land und Kommunen, Arbeits- ist, sind andere Gebie- dieser Überblick allen Bund. gemeinschaften und te massiv von Lang- Beteiligten zu Anre- Sozialinitiativen zu ei- zeitarbeitslosigkeit gung für kommunale

FESINFO 4/2007 21

ANSÄTZE GEGEN DIE JUGENDARBEITSLOSIGKEIT IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN Berufliche Bildung unter Reformdruck

Schweden hat ebenso geladen, um sich über Schweden vor. Dr. SPD-Vorstand Berlin, wie Deutschland eine die jeweiligen Erfah- Hans-Jürgen Berg, Ab- Christoph Matschie, hohe Jugendarbeitslo- rungen auszutauschen. teilungsleiter im Minis- sieht in dem in der sigkeit zu verzeichnen. Niedrigere Arbeitge- terium für Bildung, Bauwirtschaft prakti- Während Deutschland berbeiträge zur Sozial- Wissenschaft, Jugend zierten Branchenfonds mit der praxisnahen versicherung für ju- und Kultur in Rhein- einen erfolgsverspre- dualen Berufsbildung gendliche Beschäftigte, land-Pfalz, setzte sich chenden Ansatz, um international Vorbild- eine Ausbildungsplatz- für eine effektivere Ge- die Ausbildungslasten charakter genießt, er- initiative und Maßnah- staltung des dualen zwischen den Unter- folgt die Berufsausbil- men, die den erfolgrei- Ausbildungssystems nehmen fairer zu ver- dung in Schweden aus- chen Abschluss von und ein stärker am in- teilen. schließlich im Rahmen mehr Schülern an wei- dividuellen Leistungs- der Sekundarstufe an terführenden Schulen standard orientiertes staatlichen Schulen. sichern, stellte Staats- Unterrichtsangebot ein TAGUNGSERGEBNISSE Das Forum Politik und sekretär Bertil Östberg und verwies auf die www.fes.de/forumpug Gesellschaft und die vom schwedischen Bil- umfassende Schullauf- Schwedische Botschaft dungs- und For- bahnberatung für Ju- Publikation: Jugendarbeitslo- Berlin haben daher im schungsministerium gendliche und Eltern sigkeit in Deutschland und September Experten als zentrale Eckpunkte in Rheinland-Pfalz. Schweden – die berufliche aus beiden Ländern zu der Reformen der Be- Der Vorsitzende des Bildung unter Reformdruck, einem Fachdialog ein- rufsausbildung in Forums Bildung beim Dezember 2007

FES+++TELEGRAMM

+ + + Noch 2003 versprach der amerikanische Frauen der Zeit weit voraus. Anlässlich seines Präsident, aus dem Irak eine blühende Demokra- 125sten Geburtstages am 5. November veranstal- tie zu machen. Inzwischen glaubt selbst Bush nicht tete das Fritz-Erler-Forum eine Fachtagung. Mit mehr daran. Jörg Armbruster, Moderator des bewegenden Worten schilderte Andrée Fischer- Weltspiegels der ARD, analysierte bei einer Ver- Marum die schweren Zeiten, die ihr Großvater in anstaltung des Fritz-Erler-Forums mit dem den dunklen Jahren der Naziherrschaft durchma- Deutsch-Amerikanischen Institut in Tübingen die chen musste. + + + Fehleinschätzungen der Amerikaner und ihre Fol- gen. Seiner Ansicht nach wäre ein schneller Trup- + + + Er selbst sehe sein Amt durchaus als „Sor- penabzug dennoch fatal: „Die Amerikaner im Irak genonkel und Kummerkasten“, vor allem aber als sind ein Problem, aber zur Zeit auch ein Teil der entschiedener Anwalt der Soldatinnen und Solda- Lösung.“ + + + ten in der Bundeswehr, erklärte der Wehrbeauf- tragte des Deutschen Bundestages Reinhold + + + In Karlsruhe ist er noch den meisten Bür- Robbe am 22. Oktober bei der FES in Leipzig. Nicht gern bekannt: Ludwig Marum, der ehemalige nur die Funktion, auch die Geschichte des Amtes Justizminister Badens und Reichstagsabgeordne- sei eine besondere: Entstanden 1957 als unabhän- te der SPD, der 1934 im Konzentrationslager Kies- gige Instanz für die Soldatinnen und Soldaten, sei lau ermordet wurde. Als prominenter Sozialdemo- das Amt des Wehrbeauftragten weltweit einmalig krat jüdischer Herkunft war er als Gegner der To- und diene als Vorbild für ähnliche Modelle ande- desstrafe und Vorkämpfer für die Rechte der rer Nationen, so Robbe. + + +

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JugendMedienAkademie hinter den Kulissen des Mediendemokratie live SPD-Bundesparteitags UM DAS VERHÄLTNIS VON MEDIEN UND POLITIK in den Blick zu nehmen, waren neunzehn Nachwuchsjournalistinnen und Nachwuchsjournalisten aus ganz Deutschland für die JugendMedienAkademie der FES vom 25. bis 28. Oktober auf dem Bundesparteitag der SPD in Hamburg.

SWR-Fernsehens und Nachricht werden. Vorsitzender des Netz- Andrea Nahles ver- werk Recherche, Nico mittelte den Nach- Fried, Leiter der Par- wuchsjournalisten ei- lamentsredaktion der ne wichtige Einsicht Süddeutschen Zei- in das Verhältnis von tung, Dr. Thomas Medien und Politik: Wittke, Leiter des „Ich habe das Gefühl, Hauptstadtbüros des dass sich die Lebens- Bonner Generalanzei- realität der meisten gers, Tina Hilde- Journalisten in Berlin brandt, Redakteurin sehr ähnelt. Sie bewe- im Hauptstadtbüro gen sich in einem der Zeit, Horand Kommentar- und Be- Knaup, Hauptstadt- wertungszirkel, der Zwischen Inhalt und In- Aus eigenen Beobach- Akademie. korrespondent des weit weg ist vom Le- szenierung? Die Politik- berichterstattung auf tungen zur Berichter- Aus der Politik stan- Spiegel, und Richard ben der Normalbevöl- dem Hamburger Bun- stattung über den den Andrea Nahles, Meng, stellvertreten- kerung. In Berlin bin desparteitag der SPD wurde von der jungen Parteitag sowie aus Dr. , der Chefredakteur der ich auch bei diesem Redaktion der Jugend- MedienAkademie in zahlreichen Gesprä- Dr. Hans-Jochen Vo- Frankfurter Rund- Zirkus dabei. In mei- den Blick genommen. chen mit Politikern gel, Dr. Ralf Stegner, schau. Darüber hi- nem Wahlkreis be- (Foto: T. Schlenk) und Journalisten ent- Niels Annen und Marc naus hatte ein Repor- komme ich aber auch stand die Printausga- Eumann für Gesprä- terteam Gelegenheit, viel von den Proble- be des JugendMedien- che mit der jungen in der ARD-aktuell- men vor Ort mit.“ Magazins‚ „Mediende- Redaktion zur Verfü- Redaktion mit Andre- mokratie live?!“ sowie gung, auf journalisti- as Hummelmeier, Chef die direkte Online-Be- scher Seite gab es vom Dienst der Tages- richterstattung auf Hintergrundinforma- schau, darüber zu der Internet-Website tionen von Dr. Thomas sprechen, wie politi- der JugendMedien- Leif, Chefreporter des sche Ereignisse zur

BEGLEITVERANSTALTUNG DER JUGENDMEDIENAKADEMIE ZUM 12. MAINZERMEDIENDISPUT Europa braucht Stimmen

Was müssen Politik Achtzehn junge Nach- zerMedienDisputs die- trägen Europa eine und Medien leisten, wuchsjournalisten der ser Frage. Sie gaben in Stimme zu geben. damit das Thema Eu- JugendMedienAkade- einer anschließenden In einem JugendMedi- ropa bei seinen Bürge- mie stellten sich vom Schreibwerkstatt ihr enAkademie-Work- rinnen und Bürgern 21. bis 23. November Bestes, mit eigenen shop zum Einstieg in tatsächlich ankommt? im Rahmen des Main- journalistischen Bei- das Thema Europäi-

FESINFO 4/2007 23

sche Öffentlichkeit und meinsamer europäi- in Brüssel müssen sich stützung der Journalis- auf dem 12. Mainzer- scher Perspektive nicht in Wahlen den tenAkademie erstellte MedienDisput selbst Probleme und deren Bürgerinnen und Bür- Studie „Black Box wurde deutlich: EU- politische Lösungen gern stellen und öf- Brüssel – Journalismus Berichterstattung hat grenzübergreifend dis- fentlich Rechenschaft zwischen Affirmation in den letzten Jahren kutiert. Dabei spielen ablegen. Gerade hier und Kontrolle“ stellt zwar stark zugenom- aber auch Gründe eine wäre aber eine leben- dar, dass Europa eine men, dennoch wird, Rolle, die in der EU- dige Berichterstattung bessere und intensive- gemessen am zuneh- Politik selbst liegen, wichtig, auch um Poli- re journalistische Be- menden Einfluss der die noch allzu oft hin- tik und Bürokratie zu gleitung braucht. EU, noch immer zu ter verschlossenen Tü- kontrollieren. Auch die wenig berichtet. Nur ren stattfindet. Viele zum 12. MainzerMedi- BEITRÄGE DER SCHREIBWERKSTATT selten werden aus ge- Entscheidungsträger enDisput mit Unter- www.jugendmedienakademie.de

4. EUROPEAN YOUTH MEDIA CONVENTION IN BERLIN Wer entscheidet, was Du siehst, liest, hörst?

Irakkrieg und Darfur- den Tisch? Fragen wie sem Jahr wieder zwei Zentrum der Debatte. konflikt, von humani- diese beschäftigten die intensive Seminartage, Der zweite Seminartag tären Katastrophen 34 jungen Medienma- in denen sich die Nach- stand ganz im Zeichen über Kulturereignisse cher, die am 17. und wuchsjournalisten aus der Erarbeitung eige- und friedliche Revolu- 18. Oktober zur 4. Eu- 15 Ländern in Exper- ner Medienprodukte. tionen bis zu Klima- ropean Youth Media tendiskussionen und In Form von Webarti- wandel und Aidspan- Convention zur FES Workshops mit dem keln, Podcasts und Vi- demie: Wer entschei- nach Berlin gekom- Thema des medialen deos setzten sich die det eigentlich, über men waren. Zusam- Agenda Settings be- Medienmacher auf was in den Medien be- men mit der European schäftigten. Im Mittel- ganz persönliche und richtet wird? Welche Youth Press und der punkt stand die Analy- unterschiedliche Weise Meldungen schaffen es GTZ organisierte das se der Berichterstattung mit der Rolle der Medi- auf die erste Seite und Forum Politik und Ge- über die Darfurkrise. en im Darfurkonflikt welche fallen unter sellschaft auch in die- Die jungen Medienma- auseinander. Eine Ar- cher diskutierten mit beitsgruppe erarbeite- Vertretern von ips In- te ein Konzept für eine FES+++TELEGRAMM ter-Press, Deutsche gemeinsame Agenda + + + Ein Plädoyer für den Rechtsstaat, gegen den Prä- Welle, BILD-Zeitung Setting Policy aller Ju- ventionsstaat hielt am 28. November Dr. Heribert Prantl, sowie dem Deutsch- gendmedien in Europa. Innenressortleiter und Leitartikler der Süddeutschen landkorrespondenten Es sieht vor, in gemein- Zeitung, beim Gesprächkreis Nord der FES in Hamburg. der Times, Roger Boy- samen Aktionen zeit- Mit der Angst vor dem Terrorismus werde in Deutsch- es, über die Themen- gleich Themen aufzu- land Politik gemacht. Doch müsse der Rechtsstaat die Ba- auswahl in der tägli- nehmen, die in der lance zwischen Sicherheit und Freiheit wahren, um nicht chen journalistischen professionellen Medi- an seiner eigenen Verteidigung zugrunde zu gehen. Arbeit. Dabei stand enlandschaft nicht aus- Politik solle nicht Zwei- insbesondere die Frage reichend beachtet wer- fel an der Demokratie nach den Gestaltungs- den. schüren, sondern das spielräumen von Jour- Vertrauen in den nalisten bei der Plat- ARBEITSERGEBNISSE Rechtsstaat stärken. zierung von vernach- www.orangelog.eu/en/ „Ein legislatives Heil- lässigten Themen im events/agendasetting/words mittel gegen den Terro- rismus gibt es nicht,“ so

Prantl. + + + 4/2007 INFO FES 24 DEUTSCHLAND

6. DEUTSCH-FRANZÖSISCHE KULTURGESPRÄCHE IN FREIBURG Wohlwollende gegenseitige Nichtbeachtung?

„Die Franzosen und Kulturregeln in weni- schließlich sei Nazi- Bergmann, ehemalige die Deutschen gingen ger schädliche Muster Deutschland für den Familienministerin, nach 1945 in kulturel- gezeigt. Tod von vielen Millio- das Ausmaß an ökono- ler und psychopoliti- Damit habe – so Slo- nen Menschen verant- mischer Ausgrenzung scher Hinsicht de facto terdijk – die jahrhun- wortlich gewesen. in unseren Gesell- immer weiter ausei- dertelange schädliche Ging so der Eröff- schaften deutlich, das nander, während sie wechselseitige Fixie- nungsabend mit einer zugleich auch gesell- auf der Ebene der poli- schaftliche und kultu- tischen Beziehungen relle Ausgrenzung be- zu einer neuen, für deute. Der französi- beide Seiten heilsamen sche Soziologe Louis Freundschaft fanden“, Chauvel untermauerte mit diesen Thesen dies mit der Feststel- schloss der Philosoph lung, dass „wir in den Peter Sloterdijk seinen reichen europäischen Eröffnungsvortrag bei Ländern die Massen- den 6. Deutsch-franzö- armut wieder erfin- sischen Kulturgesprä- den“. Die gesamte chen am 15. Novem- Tagung stand unter ber in der mit 400 Zu- dem Motto „Zeiten- hörern überfüllten rung im Guten wie im emotionalen Note zu wende: Wertewandel Aula der Universität Bösen – „Vorbild und Ende, so brachten die in Deutschland und Freiburg. Sloterdijk Schreckgespenst zu- Diskussionsforen der Frankreich“. Die begründete seine The- gleich“ – endlich ein zwei folgenden Tage Deutsch-französischen se einerseits mit der Ende genommen und eher ernüchternde Er- Kulturgespräche wer- „Kriegsresultatsfäl- sei einer wohlwollen- gebnisse. Dies gilt vor den von der Stadt Frei- schung“ der Franzo- den gegenseitigen allem für das dritte burg und dem Frank- sen, die aus einer Nie- Nichtbeachtung gewi- Forum über „Soziale reich-Zentrum der derlage einen nach- chen. Ausgrenzung und bil- Universität mit Unter- träglichen Sieg Sloterdijks Thesen dungspolitisches Ver- stützung des Pariser gemacht hätten und blieben nicht ohne Wi- sprechen“. Dort mach- Büros der FES veran- an diesem Mythos bis derspruch. Seine fran- te das FES-Vorstands- staltet. heute hartnäckig fest- zösischen Podiums- mitglied Christine hielten und daraus die partner, der Soziologe Attribute einer längst Alain Touraine und die nicht mehr realen Philosophin Blandine FES+++TELEGRAMM Grossmachtposition Kriegel, widerspra- + + + Eine der schwierigsten Aufgaben des jour- ableiteten. Auf der an- chen heftig dieser In- nalistischen Handwerks stand im Mittelpunkt des deren Seite hätten die terpretation der Nach- 34. Münchner Mediengesprächs im Bayernfo- Deutschen ihre eigene kriegsgeschichte. Tou- rum der FES. Detlef Esslinger, Redakteur der Niederlage voll und raine erinnerte daran, Süddeutschen Zeitung, stand am 24. September ganz angenommen dass man an Deutsch- Rede und Antwort zu der Frage: „Wie formuliere und Bereitschaft zur land und Frankreich ich eine gute Überschrift?“ Esslinger warnt vor Umformung der als nicht das gleiche Maß Metaphern und Wortspielen.“ Man sollte das In- schädlich erkannten anlegen dürfe, denn teresse der Leser nicht unterschätzen, aber ihr Wissen auch nicht überschätzen“, so seine Grundregel. Schließlich zitierte er Schopenhau-

FESINFO 4/2007 er: „Man nehme gewöhnliche Worte und sage Un- gewöhnliches.“ + + + 25

MÜNSTEREIFELER LITERATURGESPRÄCH Welchen Einfluss hat Heiner Müllers Werk heute?

Gut ein Jahrzehnt nach legendären Banden- das Theater als Büh- Haugk als nachgebore- Heiner Müllers Tod zog chef Werner Gladow in nenarbeiter kennen ner Dramaturg Müller- das 63. Münstereifeler einer fiktiven Begeg- lernte und dann selbst scher Stücke und Rai- Literaturgespräch Bi- nung auf der Bühne vielgespielte Theater- ner Stollmann, Archi- lanz: Welche Rolle zusammen. Kontrovers stücke, Hörspiele, Pro- var und Editor der spielt das Werk eines waren die Reaktionen satexte und Gedichte legendären Fernsehge- der erfolgreichsten der Teilnehmer auf die schrieb, bestritt die öf- spräche Alexander und zugleich schil- Kluges mit Heiner Mül- lerndsten Autoren ler. Bei der Tagung Deutschlands im 20. führte die Literatur- Jahrhundert heute? wissenschaftlerin und Wie ist die Präsenz Schriftstellerin Kristin seiner Stücke auf Schulz, Mitarbeiterin deutschen Bühnen? der im Suhrkamp Ver- Hat sein Werk Ein- lag erscheinenden fluss auf die nach- Werkausgabe, mit Re- wachsende Schrift- gie. Müller war und ist stellergeneration? weiter präsent, mit sei- Weggefährten Müllers nen Stücken vor allem standen im Mittelpunkt von Christian Hippe fentliche Autorenle- auf ausländischen der Tagung. Thomas kommentierte Vorfüh- sung im Rahmen des Bühnen, aber auch Heise stellte seinen Do- rung der Videoperfor- Literaturgesprächs. wieder in vielbeachte- kumentarfilm „Der mance „Der Tod ist ein Den „Blick von außen“ ten Inszenierungen in Ausländer“ über die Irrtum. Models BRD. warfen aus regionaler Berliner Theatern; und Regiearbeit Heiner Revolution und Schön- oder historischer Dis- zur Überraschung der Müllers zur Diskussion. heit“ von Müllers Wit- tanz zu Müller Jan- Tagungsteilnehmer als Annett Gröschner und we Brigitte Maria May- Christoph Hauschild, Lyriker in der Kunden- Grischa Meyer führten er. Lothar Trolle, der westdeutscher Bio- zeitschrift einer Droge- Heiner Müller und den als „Schüler“ Müllers graph Müllers, Ludwig riemarkt-Kette.

FES+++TELEGRAMM + + + Den Publikumspreis des vom Katholischen + + + Einen Höhepunkt der niederländisch- Bildungswerk Euskirchen, des Kultur- und Förder- deutschen Begegnungswoche zum Thema „Re- vereins CASINO e.V. und der Kurt-Schumacher- naissance der Religionen in den Niederlanden und Akademie der FES veranstalteten Kurzfilmfesti- Deutschland“ mit Germanistikstudenten aus Lei- vals GuckMalKurz erhielt der Regisseur und Dreh- den und Niederlandisten aus Köln bildete das Ge- buchautor Jan Wilde für seinen achtminütigen spräch mit den Verfassern zweier neuer Romane Kurzspielfilm „Ebene 4“. Die Zuschauer beein- über das Thema „Religion“. Claudia Schreiber druckte die Wahrnehmung der Bahn-Unterwelt aus („Emmas Glück“) und der niederländische Autor dem Blick der Überwachungskameras, kommen- Jan Siebelink schrieben autobiographisch gefärb- tiert durch den Funksprechverkehr der Sicherheits- te Romane über religiöse Verletzungen. Jan Sie- kräfte. „Ebene 4“ ist ein Schwarz-Weiß-Spiel, kann belinks niederländischer Bestseller „Knielen op man den Bildern trauen. Die im Kopf des Zuschau- een bed violen“ erschien im Herbst unter dem Ti- ers entstehenden Vorurteile werden entlarvt. + + + tel „Im Garten des Vaters“ in Deutschland. + + +

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FILMVORFÜHRUNG UND ZEITZEUGENGESPRÄCH „Der Jude mit dem Hakenkreuz“

Er gehörte zu den jüdi- dekoriert mit hohen aufgrund seiner Ver- starb er schon wenige schen Fliegerhelden Orden und als jüdi- dienste im Ersten Jahre später. des Ersten Weltkriegs scher Frontkämpfer Weltkrieg noch 1940 Von diesem Schicksal und zum selben Ge- vielfach geehrt, führ- die Ausreise nach Eng- berichtet ein einfühlsa- Als das Hakenkreuz noch kein Symbol der schwader wie Her- te Fritz Beckhardt land, aber seine Eltern mer Film, den Mathias Nazis war: der jüdische mann Göring. Drauf- während der 1920er und viele Anverwandte Haentjes für das dritte Flieger Fritz Beckhardt im ersten Weltkrieg gänger und Patriot, Jahre das Leben eines wurden umgebracht. Programm des WDR erfolgreichen und gut- Die Liebe zu seinem gedreht hat. Der Film situierten Kaufmanns Vaterland ließ ihn so wurde im Rahmen ei- in der Kurmetropole rasch wie möglich zu- ner Veranstaltung des Wiesbaden. rückkehren. Dann je- FES-Gesprächskreises Ab 1933 jedoch durfte doch setzte ein zweites Geschichte am 27. No- er genau das nicht Drama ein: Die Familie vember in Bonn vorge- mehr sein, was er im wurde geschnitten, das führt und durch ein Grunde seines Herzens Geschäft boykottiert, Zeitzeugengespräch immer war: ein deut- der mentale Antise- mit dem Sohn und scher Bürger und De- mitismus der Nach- dem Enkel Fritz Beck- mokrat. Zwar erlaub- kriegszeit setzte ihm hardts, Kurt und Lo- ten die Nazis ihm und massiv zu. Resigniert renz Beckhardt, er- seiner engeren Familie und völlig verarmt gänzt.

FES+++TELEGRAMM + + + „Sie war eine mutige Frau, ein Funken Hoff- stellungen nachzudenken und die des eigenen Umfel- nung für die Unterdrückten in der damaligen Zeit. des zu hinterfragen. Nicht zuletzt möchte die Ausstel- Emilie hat wie ihr Mann Oskar Schindler ihr Leben lung zu Zivilcourage gegen rechte Einstellungen und eingesetzt, um den von der Ermordung bedrohten Übergriffe ermuntern. Juden zu helfen.“, der in Buenos Aires lebenden Bio- www.julius-leber-forum.de/gegen-rechts +++ grafin der Schindlers, Erika Rosenberg, ist es ein Herzensanliegen, über die Rolle Emilie Schindlers +++ Ein Bürgervotum zur Bekämpfung des bei der Rettung von über 1.200 Juden zu informie- Rechtsextremismus wurde Geras Oberbürgermeister ren. Steven Spielberg weise ihr in seinem Film Dr. Norbert Vornehm am 4.November von den Teilneh- „Schindlers Liste“ zu Unrecht eine Nebenrolle zu, mern einer Bürgerkonferenz der FES und der Stadt Ge- betonte Erika Rosenberg bei einem Vortrag der FES ra überreicht. Eine zufällig zusammengestellte Grup- aus Anlass des 100. Geburtstags von Emilie Schind- pe von Bürgerinnen und Bürgern hatte zuvor in einem ler in der Jüdischen Gemeinde Regensburg. + + + Wochenendseminar eigenständig Handlungsempfeh- lungen erarbeitet. Sie fordern in ihrem Votum u.a. eine +++ Seit der Eröffnung am 2. Oktober im Schles- Personalstelle für den Runden Tisch gegen Rechtsex- wig-Holsteiner Landtag tourt die Ausstellung „Demo- tremismus, die Einrichtung eines städtischen Preises kratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ für Zivilcourage und bürgerschaftliches Engagement des Julius-Leber-Forums durch Schleswig-Holstein. sowie die Einrichtung einer Kontaktstelle der Mobilen Vor allem Schulklassen können die Ausstellung an- Beratung gegen Rechtsextremismus. Außerdem schla- hand von Unterrichtsmaterialien vor- und nachberei- gen sie vor, die Umsetzung ihrer Vorschläge in einem ten oder sich von eigens durch die FES geschulten Jahr durch eine weitere Bürgerkonferenz überprüfen Teamern führen lassen. Sie regt an, über eigene Ein- zu lassen. + + +

FESINFO 4/2007 27

Zur Lage der Generationen Die heutige Generation der Dreißigjährigen erlebte die sie ihre Zukunft? Diese Frage griff das Forum Berlin Umbrüche des Jahres 1989 als Jugendliche. Soziali- anlässlich des Tages der deutschen Einheit auf und lud siert in zwei verschiedenen politischen Systemen, hat zur Konferenz „Zur Lage der Generationen I. Ost und sie den Epochenbruch der deutschen Politik und Ge- West ab 30: Zwischen Utopie und Resignation?“ Hier sellschaft beim Hineinwachsen in die Realitäten eines zeigten die über Dreißigjährigen Wege auf, wo und wie sich neu findenden Deutschland erlebt: Ost- und West- sie die Politik und ihr Lebensumfeld konkret gestalten deutsche mussten gemeinsam ein neues Selbstver- können. Junge Politiker und Politikerinnen wie Na- ständnis erarbeiten und sich an globale Entwicklun- dine Hempel und Mathias Brodkorb, Schriftsteller wie gen anpassen. Diese Generation ist auch die erste, die Jakob Hein und Tanja Dückers sowie die Journalisten sich im Erwerbsleben voll an prekärer gewordene Ar- Robert Ide und Christiane Schüle debattierten darü- beitsverhältnisse, immer höhere Anforderungen an ber, wie sie Deutschland gestalten wollen. Flexibilität und Mobilität und ein gewandeltes Famili- Fazit: Ein modernes Familienbild und die soziale Ge- enbild anpassen musste. Welche Weltbilder leiten sich rechtigkeit durchzusetzen, sind die Ziele dieser Gene- aus dieser Lage der mittleren Generation ab, wie sieht ration. Web 2.0 ein Massengeschäft? Die Unsicherheit über mögliche Geschäftsmodelle im können; und es bieten sich viele Möglichkeiten, ande- Web 2.0 ist groß. Aufmerksamkeit entsteht auf den re zu schädigen. Inwiefern die Betreiber der Plattfor- Plattformen wie MySpace, YouTube oder dem euro- men hier in der Verantwortung stehen, ist rechtlich päischen StudiVZ nicht durch von Medienunterneh- zwar bislang nicht eindeutig geklärt, aber sicher ist, men professionell platzierte Inhalte, sondern durch dass sie einen Ruf zu verlieren haben und damit auch die Nutzer. Das Publikum der neuen Internetangebo- ihre wirtschaftliche Basis. Über Chancen und Risiken te besteht aus Urhebern und Gestaltern, die die Inhal- des Mitmachweb diskutierten in Stuttgart u. a. Jan te selbst produzieren. Einerseits ist die Mitteilungs- Mönikes (freier Rechtsanwalt), Welf Schröter (Forum freudigkeit der neuen Internetgeneration für die Mar- Soziale Technikgestaltung beim DGB Baden-Würt- ketingabteilungen der Mitmach-Plattformen eine temberg), Michael Thomas (Netjay GmbH & Co. KG) wahre Goldgrube. Zugleich ist die schier grenzenlo- und Peter Welchering (Welchering Medienbüro). Mo- se Offenheit im Web 2.0 aber auch eines der großen deriert wurde die Runde von Jörg Tauss (Mitglied des Probleme. Hier werden persönliche Daten und Infor- Bundestages), Sprecher für Bildung, Forschung und mationen preisgegeben, die missbraucht werden Medien der SPD-Bundestagsfraktion. Grundsteinlegung in Berlin Zur Grundsteinlegung für ein zusätzliches Veranstal- tungs- und Verwaltungsgebäude der Friedrich- Ebert-Stiftung am 22. Oktober in Berlin-Tiergarten konnte die Vorsitzende der Stiftung Anke Fuchs u. a. auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmei- er und den Regierenden Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, begrüßen. Am Reichpietschufer, rund einhundert Meter vom Berliner Sitz der FES, wird nach den Entwürfen des Architekten Prof. Bernd Albers, Berlin, eine siebengeschossige Immo- bilie für ca. 100 Mitarbeiter der Internationalen Ab- teilungen der FES, die derzeit teilweise noch in Bonn ansässig sind, errichtet. Das Erdgeschoss wird einen Konferenzsaal für max. 500 Personen beherbergen (im Bild links: Dr. Roland Schmidt, geschäftsführen- des Vorstandsmitglied der FES). (Foto: Liebe)

4/2007 INFO FES 28 SCHWERPUNKT

Analysepapier Kompass 2020 „Energiesicherheit“: Neue Knappheiten, Auszüge aus dem Abstract neue Strategien DIE MEISTEN STAATEN DER WELT SIND AUF ENERGIEIMPORTE ANGEWIESEN. Mit dem Preisschub der letzten Jahre wurden Knappheiten deutlich und Versorgungseng- pässe und Lieferunterbrechungen sind wieder in den Bereich des Vorstellbaren gerückt.

Kein Verbraucherstaat konzerne. Die Kontrol- kommt also auf abseh- le über die Produktion bare Zeit ohne außen- und die Reserven liegt politische Energiesi- vielmehr bei den na- cherheitsstrategie aus. tionalen Energiekon- Eine solche Strategie zernen der Produkti- kann ressourcennatio- onsländer, die von Re- nalistisch ausgerichtet gierungen kontrolliert sein und eine bilatera- werden. Zum anderen le oder koordinierte sind die Versuche der Energiebeschaffungs- OECD-Staaten geschei- diplomatie in den Mit- tert, einen liberalen, telpunkt stellen, aber für die Industrieländer auch den Einsatz von vorteilhaften Ord- Druckmitteln beinhal- nungsrahmen für das Ein Wettlauf um Zu- und Gasproduktion ten. internationale Ener- griffsmöglichkeiten auf aus Ländern kommen, Eine andere Strategie giesystem durchzuset- Öl und Gas hat begon- die derzeit als Hochri- kann aber auch auf zen. Soll die Welt nicht nen, der leicht in einen sikozonen gelten. einem multilateralen in sich befehdende „neuen kalten Krieg“ Energiesicherheit wird Ansatz mit dem Ziel Blöcke und Staaten- um Energie oder in also auch davon ab- basieren, das interna- gruppen zerfallen, „heiße Ressourcen- hängen, dass Span- tionale Energiesystem muss ein Verhand- kriege“ ausarten nungen, Krisen und in- für Exportstaaten, lungsansatz für die könnte. ternationale Konflikte Großverbraucher, Schaffung einer Gover- Die zukünftige Ent- den Investitions- und Schwellen- und Ent- nance-Struktur entwi- wicklung wird wesent- Ressourcenfluss nicht wicklungsländer glei- ckelt werden, der für lich bestimmt werden beeinträchtigen. Selbst chermaßen vorteilhaft die Produktions- und durch die zu erwarten- wenn heute die politi- zu gestalten. Dabei Verbraucherländer de Verlagerung der sche Entscheidung für müssen jedoch zwei gleichermaßen akzep- Produktionsorte: Die eine drastische Redu- neuere Entwicklungen tabel ist. Deutschland Bedeutung der Regio- zierung des Ver- berücksichtigt werden. verfügt über alle Vor- nen der „strategischen brauchs fossiler Ener- Zum einen haben sich aussetzungen, um in Ellipse“, vom Persi- gieträger fiele, gäbe es die Kräfteverhältnisse dem multilateralen schen Golf über das in einer Übergangszeit zwischen den Haupt- Szenario eine wichtige Kaspische Meer bis von einigen Jahrzehn- akteuren des interna- Rolle zu übernehmen. Nordwestsibirien, für ten keine Energiesi- tionalen Energiesys- die Versorgung der cherheit ohne die hin- tems verändert. Das VOLLSTÄNDIGER TEXT Welt mit Öl und Gas reichende Versorgung größte Gewicht haben wächst. Im Jahr 2020 mit Öl und Gas aus heute nicht mehr die http://library.fes.de/pdf- wird die Hälfte der Öl- den Risikoregionen. westlichen Energie- files/iez/04802.pdf

FESINFO 4/2007 29

DAS THEMA „ENERGIE“ IM INTERNATIONALEN DIALOG DER FES Lageberichte zur europäischen Energiepolitik

Innerhalb kurzer Zeit der FES-Büros in den auf der Linie der euro- leuten zusammen. ist die globale Dimen- westeuropäischen päischen Partner liegt. Auch die Projekte der sion der Sicherung von Ländern ausgebaut. Die Kontroverse über Stiftung in Mittel- und Energieversorgung bei Die FES-Vertretung in eine mögliche Einfüh- Osteuropa trugen zur gleichzeitigem Kampf London behandelte die rung der Kernenergie Arbeit an der Entwick- gegen den hauptsäch- Herausforderungen lich durch den gestie- und Perspektiven Eu- genen Energieeinsatz ropas als politischer verursachten Klima- Akteur für eine globa- wandel ins Zentrum le Klimaschutzpolitik. der außen- und sicher- Das FES-Büro Paris heitspolitischen Dis- veranstaltete einen kussion gerückt. Die deutsch-französischen Abteilung Internatio- Gesprächskreis zum naler Dialog hat dazu UN-Bericht zum Kli- eine neue, breit ange- mawandel. legte Veranstaltungs- Die deutlichen Abwei- reihe „Energiedialog chungen Spaniens von Europa“ aufgebaut. den im Kyoto-Proto- Auf der Grundlage na- koll eingegangenen tionaler Lageberichte Verpflichtungen waren in Portugal waren lung einer gemeinsa- debattierten Experten Gegenstand einer Ver- Themenschwerpunkte men europäischen und Parlamentarier anstaltung des FES- einer internationalen Energiepolitik bei. aus den acht wichtigs- Büros Madrid. Eine Konferenz der FES- Die FES-Vertretung in ten Energieverbrau- ebenfalls vom Büro Lissabon mit dem Titel Moskau hat in mehre- cherländern über die Madrid organisierte „Kernenergie: ver- ren Veranstaltungen jeweils nationalen internationale Konfe- passte Gelegenheit und Publikationen die energie- und klimapo- renz „Energiepolitik oder vermeidbarer deutsch-russischen litischen Interessen und soziale Entwick- Fehler?“ Beziehungen und die und die Möglichkeiten lung“, in der insbeson- Die FES-Rom stellte Beziehungen zwischen für eine europäische dere gewerkschaftli- eine Studie zur Dis- der EU und Russland Energiepolitik. Ihre che Positionen zur kussion, die sich mit hinsichtlich der Zu- Diskussionsergebnisse Sprache kamen, stellte der national kontrol- sammenarbeit im flossen in eine interna- die Energiepolitik in lierten Energiepolitik Energiebereich the- tionale Konferenz in den gesellschaftlichen der EU-Länder und matisiert. Wird Ener- Berlin ein, die sich in- Zusammenhang der der neuen Machtposi- gie zur politischen tensiv mit Wegen zu Wirtschafts- und Sozi- tion der Lieferländer Waffe? Helfen energie- einer gemeinsamen alentwicklung in Spa- befasste. sparende Maßnahmen europäischen Energie- nien und Europa. Das FES-Büro Skandi- Russland und der EU politik auseinander Energieeinsparung navien brachte in ei- gleichermaßen? setzte. Dieser erste und verstärkte Nut- nem Workshop zur Braucht man eine Dialogzyklus wurde zung erneuerbarer Energieversorgungssi- Energie-Charta als durch weitere themen- Energien waren Ent- cherheit führende Basis der Zusammen- spezifische Diskussi- wicklungslinien, bei schwedische Experten arbeit? Die zehnten onsveranstaltungen denen Spanien ganz mit deutschen Fach- Schlangenbader Ge-

4/2007 INFO FES 30 SCHWERPUNKT

spräche hatten diese und Oberhaus sowie tär im Bundesumwelt- bezog Ministerien, Fragen zum Gegen- aus dem Bundestag ministerium Matthias Parlamentarier, Pro- stand. In Potsdam er- diskutierten mit Ver- Machnig als Hauptred- duzenten, Forscher örterte der Gesprächs- tretern der russischen ner eine Energiekonfe- und NGOs auch der kreis Partnerschaft Präsidialadministrati- renz, auf der Fragen anderen Ostsee-Anrai- mit Russland in Euro- on und der Europäi- wie Versorgungssi- nerstaaten ein und pa, ob eine wirtschaft- schen Kommission. cherheit, Umwelt- und widmete sich in der liche und auch politi- Ungarn wird aktuell Klimaschutz, neue Auftaktveranstaltung sche Integration mit wegen seines Engage- Technologien und der Kernenergie, in ei- Russland in einen ge- ments für die Gaz- Energie-Außenpolitik ner zweiten Tagung meinsamen europäi- prom-Pipeline „Blues- erörtert wurden. Bio-Energien und schen Wirtschafts- tream“ vorgehalten, Im Baltikum hat die schließlich der Ener- raum mittels Energie- aus einer gemeinsa- FES mit Beiträgen zur gie-Effizienz. verflechtung men europäischen Energiepolitik und zur In Kiew unterstützt die wünschenswert und in Energiepolitik aus zu nachhaltigen Entwick- FES Bemühungen der näherer Zukunft reali- scheren. Das FES-Bü- lung in den baltischen Ukraine, sich als ver- sierbar ist. Mandats- ro in Budapest organi- Staaten erhebliche lässlicher Partner der träger aus dem Euro- sierte daher mit der Aufmerksamkeit ge- internationalen Koo- päischen Parlament, deutschen Botschaft funden. Der Energie- peration zu etablieren. dem russischen Unter- und dem Staatssekre- politik-Dialog der FES

EUROPÄISCHE ENERGIEPOLITIK Impulse für erneuerbare Energien

Die EU hat auf ihrem Klimaschutz- und schen Zielvorgaben gebnisse und neue Frühjahrsgipfel 2007 Energiepolitik verab- untersuchte ein Work- Technologien angeht. eine neue ehrgeizige schiedet und strebt da- shop des Europabüros Ebenso ist ein Mangel mit an, internationaler mit Forschungsvertre- an Risikokapital fest- Vorreiter zu werden. tern und Experten aus zustellen, mit dem aus Sie verpflichtet sich nationalen Fachminis- der Forschung entwi- dabei unter anderem, terien und von Seiten ckelte Produkte und bis zum Jahr 2020 den der europäischen In- Technologien zur Primärenenergiever- stitutionen Potentiale Marktreife gebracht brauch zu 20% durch für eine verstärkte ge- werden können. erneuerbare Energien meinsame Klima- und Das aktuelle Vorhaben zu decken. Vor diesem Energieforschung. Da- der Europäischen Hintergrund entwi- bei wurde deutlich, Kommission im Rah- ckelt die Europäische dass die europäische men der angekündig- Kommission nun eine Forschungslandschaft ten Richtlinie, als An- neue Richtlinie für er- stark zerklüftet ist und reiz für den Ausbau neuerbare Energien, es an gemeinsamen der erneuerbaren deren Inhalte im Mit- Prioritäten fehlt. Wei- Energien einen euro- telpunkt dreier Veran- teres Defizit besteht im paweiten Zertifikate- staltungen des FES- Rückstand gegenüber handel einzuführen, Europabüros Brüssel anderen Forschungs- wurde in enger Zu- standen. räumen wie den USA, sammenarbeit mit der In Anbetracht der an- was öffentliche Abneh- Vizepräsidentin des spruchsvollen europäi- mer für Forschungser- Europäischen Parla-

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ments, Mechtild Rothe, erbaren Energien noch cherweise längeren giekonzernen in Brüs- im Rahmen des Semi- nicht weit gediehen ist, Gesetzgebungsverfah- sel stand im Mittel- nars „Erneuerbare zulasten erfolgreicher rens aufgrund der punkt ihrer Gesprä- Energien in Europa – Staaten, wie zum Bei- Rechtsunsicherheit che. Von Interesse für quo vadis?“ themati- spiel Deutschland, keine Investitionen tä- Europa kann die Her- siert. Teilnehmer wa- freikaufen können. Da- tigen können. stellung von Äthanol ren Vertreter kleiner mit ließe sich keine Die Förderung erneu- als alternativem Brenn- und mittlerer Unter- nennenswerte europa- erbarer Energien stoff in Lateinamerika nehmen aus Deutsch- weite Steigerung der stand auch im Mittel- sein. Hier könnten sich land und Vertreter der erneuerbaren Energi- punkt eines Studien- neue Wege der Zusam- europäischen Institu- en erzielen. Mit Sorge aufenthaltes zweier menarbeit entwickeln, tionen. Kritik wurde betrachteten die KMU- Wissenschaftler aus wie die beiden Wissen- vor allem daran geübt, Vertreter außerdem, Ecuador und Kolum- schaftler in ihrem Re- dass sich Länder, de- dass die Betriebe für bien. Insbesondere die sümee des Brüssel-Be- ren Ausbau an erneu- die Dauer eines mögli- Lobbyarbeit von Ener- suchs feststellten.

ENERGIEPOLITISCHE KOOPERATION ZWISCHEN INDUSTRIE- UND SCHWELLENLÄNDERN Energie- und Klimapolitik koppeln

Die Anforderung siche- Im Rahmen einer Ver- silien, Mexiko und Süd- terstützt. Im Rahmen rer Energieversorgung anstaltungsreihe der afrika sowie aus ihrer internationalen ist heute unlösbar ver- FES, die den Dialog Deutschland und Eu- Arbeit wird die Fried- bundenen mit dem Ge- zwischen Industrielän- ropa zusammenge- rich-Ebert-Stiftung in bot des Klimaschutzes. dern und den neuen bracht, um gemeinsa- den kommenden Jah- Die globale Dimension aufstrebenden Mäch- me Interessen ebenso ren verstärkt den Dia- dieser Herausforde- ten fördert, diskutier- wie differierende Sicht- log zwischen Ländern rungen unterstreicht ten internationale Ex- weisen zu identifizie- des Nordens und Sü- die Notwendigkeit und perten und Politiker ren. Vor allem bei der dens über Energie- Dringlichkeit intensi- am 19. September in Förderung erneuerba- und Klimapolitik för- ver Zusammenarbeit Berlin über „Globale rer Energien und – dern und begleiten. auf internationaler Energiesicherheit – noch dezidierter – bei Dabei wird im Vorder- Ebene. Dabei ist die Perspektiven für eine der Erhöhung der grund stehen, wie Koo- Abstimmung eines energiepolitische Koo- Energieeffizienz und perationen in einem Bündels ökonomischer, peration zwischen In- dem dazu erforderli- gemeinsamen Rahmen sicherheitspolitischer dustrie- und Schwel- chen Transfer energie- dazu beitragen kön- und umweltpolitischer lenländern“. Die Ver- sparender und klima- nen, Energieeffizien- Ziele gefordert. Mit der anstaltung hatte zum schonender Technolo- zen zu verbessern und beim G8-Gipfeltreffen Ziel, den auf hochran- gien wurde Bedarf an alternative Energien 2006 verabschiedeten giger Ebene angesto- einer intensiven Koo- zu fördern, um gefähr- „Petersburger Erklä- ßenen Dialog um Fra- peration ausgemacht. liche Veränderungen rung“ und dem beim gen der globalen Ener- Von mehreren Disku- des Klimawandels zu G8-Treffen in Heiligen- gieversorgung durch tanten wurde dabei vermeiden und gleich- damm eingeleiteten einen Austausch unter das auch von der Bun- zeitig eine für die Ent- „hochrangigen Dialog“ Fachleuten und Politi- desregierung betriebe- wicklung aller Länder zwischen Industrie- kern zu unterstützen. ne Vorhaben, eine in- unverzichtbare Ener- und Schwellenländern Dazu wurden Energie- ternationale Agentur giesicherheit gewähr- sind dafür die Weichen experten und -politiker für erneuerbare Ener- leisten zu können. gestellt worden. aus China, Indien, Bra- gien zu gründen, un-

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Podiumsdiskussion zur Klimaschutzpolitik Klimaschutz ist Chefsache MAN STEHE VOR DER HERAUSFORDERUNG, eine Umstellung der Energie- versorgung der Industrieländer zu erreichen, welche die Emissionen reduziert und den- noch wirtschaftliches Wachstum möglich macht, so Bundesumweltminister Sigmar Gab- riel während einer Tagung der FES Ende November in Berlin.

Im Vorgriff auf seine tokoll hinaus eine ge- tenmix aus fiskalischen ner Studie, dass bis Reise zur Klimakonfe- meinsame Verpflich- Instrumenten, Anrei- 2020 technisch gese- renz auf Bali bezog tung von Industriestaa- zen, Verboten und Ge- hen 35 Prozent der Gabriel Stellung zu den ten, Schwellen- und boten entwickelt. Emissionen eingespart Zielen des Klimaschut- Entwicklungsländern Um Verhaltensände- werden können. Dafür zes und erläuterte die zur Reduktion des rungen zu erzielen, müssten entsprechen- anvisierten Strategien Treibhausgasausstoßes forderte Gerd Billen, de Maßnahmen v. a. in zum Gegenstand hat. Vorstand des Bundes- der Gebäudesanierung Um diese Herausforde- verbandes der Ver- und bei der Verbesse- rung zu bestehen, mü- braucherzentralen, rung der Antriebe und sse der Klimaschutz unabhängige Energie- des Transportes getrof- auf der Ebene der berater. Durch sachli- fen werden, z. B. durch Staats- und Regie- che Information von den Ausbau der Tech- rungschefs verhandelt neutraler Seite könn- nik der Kraft-Wärme- werden. Ulrich Kelber, ten die Verbraucher Kopplung. der stellvertretende zu Einsparungen be- Aber trotz ständig ge- Vorsitzende der SPD- wegt werden. Zudem stiegener Energieprei- Bundestagsfraktion, müssten Verbrauchs- se in den letzten Jah- sieht die Rolle der Poli- anzeigen, die nach ren habe sich das tik darin, Rahmenbe- dem Vorbild der Ver- Verhalten der Verbrau- dingungen für den Kli- brauchsanzeigen in cher hinsichtlich des Im Vorfeld des Klima- zur Reduzierung der maschutz zu schaffen, Autos funktionieren, Energieverbrauchs gipfels auf Bali: Um- weltminister Sigmar CO2-Belastung. Er äu- deren konkrete Ausge- unmittelbar über den nicht geändert, beklag- Gabriel stellte seine ßerte die Erwartung, staltung durch die Un- Energieverbrauch ein- te schließlich Dr. Bern- Strategien zur Diskus- sion. (Foto: Zensen) dass in Bali ein Prozess ternehmen und die In- zelner Geräte und An- hard Reutersberg vom in Gang gesetzt werde, dustrie erfolgen müsse. lagen informieren. Vertriebsvorstand der der über das zwischen Entscheidend sei dafür, Dr. Thomas Vahlen- E.ON Ruhrgas AG. den Industrieländern dass der Staat den ge- kamp von McKinsey bestehende Kyoto-Pro- eigneten Instrumen- berichtete anhand ei- Transatlantisches Netzwerk Die Energiepolitiken in Nordamerika und Europa wa- permacht und Kanada und Deutschland als Staaten ren Gegenstand eines Workshops in Washington mit von mittlerem Gewicht. Der Workshop bildet die Fort- Teilnehmern aus Deutschland, den USA, Kanada und setzung einer von den FES-Büros Washington und Me- Mexiko. Wie können eine verstärkte Kooperation auf xiko initiierten Reihe zur nordamerikanischen Integ- dem Energiesektor, Energiesicherheit sowie eine ge- ration und der transatlantischen Perspektive, die auch ringere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Öl der Bildung des Nachwuchsnetzwerks „North Ameri- erreicht werden? Die zum Abschluss des Workshops can Community – Generation 2025“ dient. Die Netz- gemeinsam verfasste Resolution zeigt, wie stark die werkmitglieder, die sich aus Nachwuchskräften wie Zukunftsfragen trotz unterschiedlicher Perspektiven politischen Beratern, Multiplikatoren und jüngeren verbinden – Mexiko als Schwellenland, die USA als Su- Wissenschaftlern rekrutieren, greifen verschiedene wirtschafts-, sozial- und sicherheitspolitische Themen auf, die in Nordamerika und Deutschland von elemen-

FESINFO 4/2007 tarem Interesse sind und gemeinsamer Lösungsstra- tegien bedürfen. 33

EXPERTEN DISKUTIEREN IN MAGDEBURG ÜBER ENERGIEPOLITIK Zwischen Klimakollaps und Wirtschaftsboom

Sachsen-Anhalt gilt als 10.000 Menschen Ar- Energieversorgung zu Öffnung Deutschlands „Land der erneuerba- beit finden. sichern. für ausländische Inves- ren Energien“ – die Mit diesem Spannungs- Energiepolitik muss titionen, insbesondere Energiegewinnung aus feld von Energiepolitik, nach seiner Ansicht auch aus Russland, aus. Wind, Wasser, Sonne Energiewirtschaft und auf einem internatio- Anders sah dies Ulf und Biomasse boomt. Klimaschutz beschäf- nal abgestimmten Böge, Präsident des Aber nicht nur unter tigt sich das Landesbü- Konzept basieren. Bundeskartellamts, dem Aspekt der Ener- ro Sachsen-Anhalt der giegewinnung sind er- Friedrich-Ebert-Stif- neuerbare Energien tung; so zum Beispiel von großer Bedeutung, im Forum „Nachhalti- auch als Wirtschafts- ge Energiepolitik im faktor spielen sie eine 21. Jahrhundert – zwi- maßgebliche Rolle: schen Klimakollaps Über 50% der Biotreib- und Wirtschaftsboom“, stoffe für Deutschland das in Magdeburg im werden in Sachsen-An- September in Zusam- halt produziert; Her- menarbeit mit dem steller von Windkraft- Managerkreis der FES rädern bieten Tausen- stattfand. Hauptredner den von Arbeitnehmern war Werner Müller, Beschäftigung. In Vorsitzender des Vor- Knappheiten auf den der am 48. Wirt- Thalheim bei Wolfen stands der Evonic In- Weltmärkten werden schaftspolitischen Dia- entsteht durch die An- dustries, der Zweifel nach Einschätzung log Sachsen-Anhalts in siedlung großer und äußerte, ob Fläche und Müllers dazu führen, Magdeburg teilnahm: internationaler Firmen Sonnenenergie in dass sich auch in „Wir brauchen eine das „Solar Valley“, bis Deutschland ausrei- Deutschland die Kohle- Marktstruktur, bei der 2012 sollen hier chen würden, um die förderung wieder ren- der Wettbewerb das tiert. Skeptisch zeigte Verhalten der Unter- Am Vormittag hatte Jürgen R. Thumann, Präsident des Bun- sich Müller hinsichtlich nehmen kontrolliert.“ desverbandes der Deutschen Industrie, die vom BDI in Auf- der Einführung von Nach Ansicht von Böge mehr Wettbewerb in ist der Wettbewerb im trag gegebene Studie zu den Kosten der CO2-Vermeidung präsentiert – am Abend des 25. September war er zu Gast der Stromwirtschaft: Gasbereich trotz der bei einem Hintergrundgespräch mit dem Steering-Komitee dies habe weder zu Liberalisierung nur des Managerkreises der FES. Die Studie kommt zu dem Er- mehr Versorgungssi- schleppend in Gang gebnis, dass ein Abbau der Treibhausgase bis 2020 um 31 cherheit noch zu nied- gekommen. Entflech- Prozent (gegenüber 1990) anspruchsvoll, aber machbar ist, rigeren Preisen ge- tungsbedarf bestehe „und zwar ohne Einbußen für Wirtschaftswachstum und Le- führt. Nur wenn für insbesondere auf dem bensqualität sowie unter Beibehaltung des Kernkraftaus- Energieversorger Ver- von vier Konzernen stiegs.“ (im Bild rechts Prof. Dr. Heik Afheldt, Publizist und dienstmöglichkeiten in dominierten Strom- Wirtschaftsberater). Deutschland erkenn- markt. Hier sei die bar seien, könne es Ausgliederung der Versorgungssicherheit Netzgesellschaften geben. In diesem Sinne ein Schritt zu mehr sprach er sich für eine Wettbewerb.

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ENERGIEPOLITISCHE PERSPEKTIVEN FÜR OSTDEUTSCHLAND Energiewende nur mit Braunkohle?

Die Energiekonzerne higkeit gleichermaßen land etwa 23.000 wett- reicht. Braunkohle sei haben die Bedeutung wichtig. Rund ein Vier- bewerbsfähige Arbeits- der fossile Brennstoff

des Klimaschutzes als tel des gesamten plätze. Da eine aus- mit den höchsten CO2- Herausforderung für Stroms werde aus schließliche Versor- Emissionen. Deshalb

das 21. Jahrhundert Braunkohle erzeugt, gungssicherung durch sei das CO2-freie Kraft- verstanden und stell- die der einzige nicht erneuerbare Energien werk für Vattenfall das ten sich der Verant- subventionierte heimi- mittelfristig nicht mög- zentrale Investitions- wortung, sagte Rein- sche Energieträger lich sei, müsse man auf projekt in diesem Be- einen ausgewogenen reich, so Hassa. Auf

Energiemix setzen. dem Weg zur CO2-frei- Solch ein Mix werde en Kohleverstromung sowohl aus erneuerba- werden verschiedene ren Energien wie Was- Ansätze verfolgt. ser- und Windkraft als Grundprinzip sei in je- auch aus Braunkohle, dem Fall die Abschei- Kernenergie, Erdöl dung und Speicherung und Erdgas gewonnen. von Kohlendioxid. Da-

Um von Importen wei- nach werde das CO2 testgehend unabhän- verflüssigt und in gro- gig zu sein, bilde bei ßer Tiefe dauerhaft ge- hardt Hassa, Vor- und die einzige strate- Vattenfall Braunkohle lagert. In diesem Zu- standsmitglied der gische Reserve mit knapp 50% die Ba- sammenhang sei die Vattenfall Europe AG, Deutschlands ist. Wei- sis im Stromerzeu- Politik gefragt, denn am 19. November in terhin berge sie keine gungspool. Eine Ver- zum Betreiben eines

Leipzig bei einer ener- Transportrisiken, be- minderung der CO2- CO2-freien Kraftwer- giepolitischen Veran- tonte Hassa. Außer- Emission habe der kes, für den Transport staltung der FES. Je- dem sichern Braun- Konzern durch um- und die Speicherung, doch seien die Ziele kohlebergbau und fangreiche Investitio- brauche man neue Versorgungssicherheit Braunkohlestromer- nen in Kraftwerksmo- rechtliche Rahmenbe- und Wettbewerbsfä- zeugung in Deutsch- dernisierungen er- dingungen.

STRATEGIEN DER VERBRAUCHERPOLITIK GEGEN STEIGENDE ENERGIEPREISE Explodierende Kosten

„Steigende Strom- und Preissteigerungen und Kommission hielten sen. Die Tatsache, dass Gaspreise – Strategien deren Berechtigung die Höhe der Preise es nur vier große Strom- der Verbraucherpoli- schieden sich naturge- durch nichts gerecht- anbieter gebe und zu- tik“ standen am 18. mäß die Geister: Die fertigt. Sie machen dem Erzeugung, Netz Oktober im Zentrum Kritiker der Energie- vielmehr den unzurei- und Vertrieb in der Re- einer Veranstaltung konzerne aus Verbrau- chenden Wettbewerb gel in einer Hand lie- des Gesprächskreises cherverbänden, Politik, auf den Strom- und ge, führe zu einer Verbraucherpolitik der vom Bundeskartell- Gasmärkten dafür ver- marktbeherrschenden FES in Düsseldorf. amt, der Bundesnetz- antwortlich und spra- Stellung der Unterneh- Über die Ursachen der agentur und der EU- chen von Oligopolprei- men. Dies schlage sich

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beispielsweise in über- für gestiegene Strom- Kunden auf, selbst ak- wandten sich gegen durchschnittlich hohen preise seien vor allem tiv zu werden, und rie- die von der Bundesre- Netznutzungsentgelten der explodierende An- fen zum Anbieter- gierung geplante An- nieder, die einen we- teil von Steuern und wechsel auf. Die EU- reizregulierung, mit sentlichen Teil des Ge- Abgaben am Strom- Kommission schlägt deren Hilfe sie Kosten- samtstrompreises aus- preis. Darüber hinaus eine eigentumsrechtli- senkungen bei den machen. Die marktbe- liegen die Ursachen in herrschende Stellung gestiegenen Beschaf- habe zudem dazu ge- fungspreisen und not- führt, dass fast alle wendigen Investitio- neu in den Markt ein- nen in Modernisierung getretenen Unterneh- und Erneuerung der men gescheitert seien. Kraftwerke sowie in Auf dem Gasmarkt die Netzinfrastruktur. könne von einem ech- Im Mittelpunkt der Ta- ten Wettbewerb erst gung stand die Frage, recht keine Rede sein. wie dem weiteren An- Sowohl für private stieg der Preise Ein- Haushalte, aber auch halt geboten werden für Gewerbe und In- kann. Während eine dustrie in Deutschland Seite nach staatlicher sind die Strom- und Preisfestlegung rief, che Trennung von Entgelten für Strom- Gaspreise höher als forderte die andere Kraftwerken und Lei- und Gasnetze durch- in den meisten ande- Seite eine konsequente tungsnetzen vor. Wer setzen will. Nach Be- ren EU-Staaten. Verbesserung der Strom und Gas produ- rechnungen der Ge- Die Vertreterin von Wettbewerbsbedin- ziere, dürfe nicht län- werkschaft ver.di wür- E.ON wies diese Vor- gungen und noch ger auch das Leitungs- de diese zum Verlust würfe zurück und mehr „privat statt netz oder die Pipelines von 40.000 Arbeits- sprach von einer Irre- Staat“: Die Verbrau- besitzen. Die Vertreter plätzen führen. führung der Verbrau- cherschützer und Poli- der Stadtwerke und cher. Verantwortlich tiker forderten die der Gewerkschaft

Auf Wasser gebaut – FES-Kurzanalyse zur maritimen Sicherheit Ein Großteil des weltumspannenden Güterverkehrs, gangen. Aus den USA wurde vor diesem Hintergrund gerade im Bereich der Energierohstoffe, wird auf dem ein Konzept in die Diskussion gebracht, welches eine Seeweg transportiert. Häfen wie Singapur, Rotter- verstärkte multilaterale (!) und zivil-militärische Ko- dam, aber auch Hamburg sind wichtige Herzkam- operation zur Erhöhung der globalen maritimen Si- mern, die den Güterverkehrspuls unserer Wirtschaft cherheit vorsieht. Es geht um globale maritime Part- am Laufen halten. Doch neben dem Herz bedarf es nerschaften zur Bereitstellung des globalen Gemein- leistungsfähiger Transportkanäle: sichere Seewege gutes maritime Sicherheit. Gerade auch vor dem weltweit. Dies ist nicht selbstverständlich: Piraten ge- Hintergrund der andauernden Abhängigkeit von ei- fährden seit Jahrzehnten die Sicherheit strategisch ner verlässlichen Versorgung mit Energieträgern wichtiger Seewege wie z. B. der Straße von Malakka, über See, stellt die FES die Kernelemente dieser mul- die zwischen Malaysia und Indonesien verläuft. Gera- tilateral angelegten Initiative der US Navy in einer de die ostasiatischen Staaten sind von Rohöleinfuh- Kurzanalyse vor. ren über diesen Seeweg in extremem Maße abhängig. Die Sicherheitsprobleme verschiedenster Seewege Links: http://library.fes.de/pdf-files/id/04783-20070906.pdf und Seegebiete werden von den lokal betroffenen www.navy.mil/maritime/MaritimeStrategy.pdf Staaten und dem größten Befürworter einer offenen Weltwirtschaft, den USA, mittlerweile erkannt, the- matisiert und zum Teil auch regional oder lokal ange- 4/2007 INFO FES 36 SCHWERPUNKT

VON MÜSLI-AUTOS, STROM AUS SAND UND ANDEREN KONZEPTEN DER ZUKUNFT Ist das Auto noch zu retten?

In Anbetracht knapper wenn sie sich ihnen Anbetracht steigender nach seiner Einschät- werdender fossiler verweigert hat.“ Rohstoffpreise zur so- zung eine Schlüsselrol- Rohstoffe und sich Er warnte aber auch zialen Frage wird. le in der Energiewende fortsetzendem Klima- davor, bei der zukünf- Allein mit der Optimie- einnehmen. Als Vorrei- wandel wird die Frage tigen Entwicklung den rung emissionsarmer ter in Entwicklung und der Entwicklung und emotionalen Aspekt Automobile oder Ent- Produktion könnte sie Produktion von Fahr- des Autos zu vernach- wicklung und Produk- als Motorenlieferant in zeugen mit emissions- lässigen und die längst tion neuer Antriebs- einer neuen Energiein- freien oder emissions- überholte Debatte motoren sei die Auto- dustrie eine Spitzen- armen Antriebssyste- über die Abschaffung mobilindustrie jedoch rolle einnehmen. men auch zur des Autos wieder auf- nicht zu retten, so Hochkarätige Referen- Schlüsselfrage der Zu- zuwärmen. „Das Müs- auch die dringende ten aus Wissenschaft kunftsfähigkeit der li-Auto hat keine Zu- Warnung von Nikolaus und Forschung disku- deutschen Automobil- kunft“. Es gehe viel- Schmidt aus dem IG tierten schließlich das industrie. In einem mehr darum, eine Metall-Vorstand. In Für und Wider ver- Bundesland wie Hes- vernünftige und nach- Anbetracht einer die schiedener alternati- sen, in dem Zehntau- ver Antriebstechniken: sende in der Automo- Dr. Wolfgang Palz bil- oder Zulieferer- (Weltrat Erneuerbare branche beschäftigt Energien) stellte das sind, wird damit die Potential der Kraft- Innovationsfähigkeit fahrzeugindustrie für dieser Branche auch eine dezentrale Ener- zur sozialen Frage. gieversorgung vor. Entsprechend ging es Professor Norbert Au- bei einer eintägigen ner (Uni Frankfurt) er- Konferenz des neuen läuterte zum Staunen Die Abkehr vom herkömmlichen Verbrennungsmotor ist unausweichlich: FES-Landesbüros Hes- die hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti auf der Konferenz des der Teilnehmer die sen nicht allein um FES-Landesbüros Hessen. (Foto: P. Thomas) Kraftstoffgewinnung technische Fragen, haltige Entwicklung Nachfrage überstei- aus Sonne und Sand, sondern auch um die des Automobils der genden Produktivität während Dr. Ulf Bossel Perspektive der Men- Zukunft zu betreiben. der Automobilindustrie (European Fuel Cell schen in der Automo- Die Abkehr vom her- müssten neue Ge- Forum) anschließend bilindustrie. kömmlichen Verbren- schäftsfelder erschlos- den Traum vom grü- Opel-Betriebsratschef nungsmotor sei unaus- sen werden, wenn nen Wasserstoff durch Klaus Franz plädierte weichlich, so die Ein- Stellenabbau verhin- die Berechnung der dafür, sich massiv für schätzung der hessi- dert werden solle. Energieverlustkette so- neue Technologien in schen Fraktions- und Gute Nachrichten hat- fort wieder entmystifi- der Automobilbranche Parteivorsitzenden An- te da Dr. Hermann zierte. Alexander Voigt stark zu machen: „Die drea Ypsilanti. Denn Scheer, Vorsitzender (Solon AG) stellte Automobilindustrie hat Benzin werde nicht von Eurosolar und schließlich seine Vision nie Arbeitsplätze ver- mehr billiger werden ausgewiesener Fach- der „solaren Elektro- loren, weil sie Innova- und es müsse verhin- mann für erneuerbare mobilität zu sozialen tionen verfolgt hat, dert werden, dass indi- Energien: Die Automo- Preisen“ vor. sondern nur dann, viduelle Mobilität in bilindustrie könnte

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KOMMUNALAKADEMIE BAYERN ZUR DEZENTRALEN ENERGIEVERSORGUNG Sonne und Erdwärme nutzen

„Wir dürfen nicht die Kommunen beson- me für rund ein Drittel ßend sprach sich An- mehr fragen ob, son- ders in der Pflicht: „Die der Unterhachinger nette Karl, die Vorsit- dern wie schnell und direkte oder indirekte Bürger bringt das zende des SPD-Kreis- effizient es uns gelingt, Nutzung der Sonne Kraftwerk jährlich verbandes Neustadt an eine dezentrale Ener- bleibt in der Oberpfalz auch bis vier Millionen der Waldnaab, für eine gieversorgung aufzu- die einzige, auch wirt- Euro aus dem Verkauf energieeffiziente Ge- bauen“, auf diesen schaftlich sinnvolle al- von Strom ein. staltung aller kommu- Nenner brachte Prof. ternative Energieer- Um Erdwärme nutzen nalen Gebäude in der Magnus Jaeger von der zeugung.“ zu können, müsse man Region aus. Zudem FH Amberg-Weiden Auf besonderes Inte- nicht unbedingt über forderte sie ein Förder- beim Forum „Dezent- resse stießen die Aus- 3000 Meter tief boh- programm des Land- rale Energieversor- führungen von Bürger- ren, führte Knapek kreises Neustadt/Wald- gung als kommunale meister Dr. Erwin Kna- aus: „Für kommunale naab zur energeti- Aufgabe“ im oberpfäl- pek aus Unterhaching. Gebäude wie Rathäu- schen Sanierung von zischen Mantel die Dort werden 3000 ser oder Kindergärten Privatbauten und plä- Notwendigkeit eines Haushalte mit Energie lässt sich Erdwärme dierte für den Aufbau Umdenkens in der Nut- aus einem Geothermie- knapp unterhalb der eines Energie-Techno- zung von Energiequel- Wärmekraftwerk ver- Erdoberfläche eben- logiezentrums. len. Dabei sieht Jäger sorgt. Neben der Wär- falls nutzen.“ Abschlie-

ENERGIEFORUM NRW Leitbild Energieautonomie

„Energieautonomie senkirchen. Die Ener- sich eine technische Zum einen müssen die durch heimische Ener- gieimportabhängigkeit und eine politische Anlagen von Braun- gien?“ war das Thema Deutschlands lag nach Energieautonomie. und Steinkohle emissi- der Auftaktveranstal- Scheers Worten im Dr. Alfred Tacke, Vor- onsärmer werden. tung einer neuen Dis- Jahr 1950 bei 50% und sitzender der Ge- Zum anderen müssen kussionsreihe der FES, liegt heute bei 80%. schäftsführung der gleichzeitig die regene- „Treffpunkt Zukunft – Die Kosten für die her- STEAG GmbH und rativen Energien wei- EnergieforumNRW“. kömmliche Energiever- zweiter Gesprächspart- ter ausgebaut werden. „Menschen verbrau- sorgung werden weiter ner des Forums, wies chen mehr, als sie un- steigen, je dichter die auf die Notwendigkeit ter ihrer Erde finden“, Erschöpfungsgrenze hin, Asien und die USA mit diesem Zitat des rückt. Nach Meinung in die energiepoliti- schwedischen Nobel- Scheers muss dieses schen Debatten mit preisträgers für Che- Problem auf andere einzubeziehen. Die De- mie, Svante Arrhenius Weise als durch eine batte müsse global ge- (1903), begann Dr. Her- Liberalisierung der glo- führt werden, damit mann Scheer, MdB und balen Energiemärkte andere Länder nicht Präsident von Euroso- gelöst werden. Ener- wieder ausgleichen, lar, sein Statement bei gieautonomie müsse was Deutschland ein- der Veranstaltung im zum Leitbild werden. spart. Tacke plädiert Eröffnete das EnergieforumNRW: Dr. Hermann Wissenschaftspark Gel- Dahinter verbergen für einen Energiemix: Scheer, MdB und Präsident von Eurosolar.

4/2007 INFO FES 38 SCHWERPUNKT

BIOTREIBSTOFFE IN LATEINAMERIKA Ausweg oder Sackgasse?

Eine „fatale Idee“, die tigsten Varianten bio- es schwer, sich im Ge- Exportchancen. Brasi- den Hungertod für logischer Treibstoffe – wirr von Fakten, Ver- lien, das seit über 30 Millionen bedeutet: Äthanol, das aus glu- mutungen und Vorur- Jahren in sein so äußerte sich Fidel kosehaltigen Rohstof- teilen ein differenzier- Äthanolprogramm in- Castro im März zu den fen gewonnen wird tes Urteil zu bilden, vestiert und heute fast Plänen der USA, ihren (v. a. Zuckerrohr und wie eine Konferenz seine gesamte Neuwa- Benzinverbrauch Mais), und Biodiesel, des FES-Projekts Nue- genproduktion auf Mo- durch Einsatz von Bio- der aus Ölsamen va Sociedad in Buenos toren umgestellthat, treibstoffen bis 2017 stammt (Soja, Ölpal- Aires zeigte. Zu den die sowohl mit Benzin um 20% zu senken. me, Raps, Sonnenblu- Fakten gehört, dass wie mit Äthanol funk- Europa und die USA tionieren, wird davon ihre energiepolitischen am meisten profitie- Ziele mit den eigenen ren. Die Klimabilanz Ackerlandreserven des Äthanols aus Zu- nicht erfüllen können. ckerrohr ist eindeutig Vermutet wird, dass positiv und die Pro- die technologische duktion liegt heute Entwicklung die Ener- schon über dem Ei- giegewinnung aus zel- genverbrauch. lulosehaltiger Biomas- Damit stellen sich aber se weit effizienter und auch neue Fragen: klimafreundlicher ma- Wird die absehbare chen wird als das heu- Ausweitung der Zu- te der Fall ist. ckerrohrfelder andere Die Biokraftstoffe wer- Produkte verdrängen, Sein brasilianischer men, etc.) – ist eine den die lateinamerika- die dann in den tropi- Amtskollege Lula da heftige Diskussion ent- nische Landwirtschaft schen Regenwald des Silva sieht das ganz brannt, die längst nach Auffassung von Amazonas abwandern anders: er hatte An- nicht mehr nur in den Experten der Inter- und dessen Abholzung fang desselben Monats Nischen der Ökologie- amerikanischen Ent- noch verstärken? Wer- mit George Bush eine bewegung geführt wicklungsbank stärker den Großunternehmen intensive Zusammen- wird. Von dort kom- verändern als die die landwirtschaftli- arbeit bei der Entwick- men heute eher die „grüne Revolution“ chen Familienbetriebe lung neuer Technolo- kritischen Stimmen; der 60er Jahre. Denn zerstören oder können gien zur Produktion denn es wird immer so klein ihr Anteil an diese von der Entwick- von Äthanol verein- deutlicher, dass die der Energieversorgung lung profitieren? Mit bart. Beide Länder ökologische, soziale auch sein mag, dem einem Regionalprojekt produzieren heute 70 und wirtschaftliche Bi- Agrarsektor Latein- zur Energiesicherheit % dieses alternativen lanz biologischer amerikas eröffnen sie in Lateinamerika und Treibstoffes weltweit – Kraftstoffe gegenüber nach Nahrungsmitteln dem Arbeitsprogramm Brasilien aus Zucker- ihren fossilen Konkur- (Weizen, Fleisch, Kaf- des Projekts Nueva So- rohr, die USA aus renten Kohle, Öl und fee, Bananen u. a.) ciedad wird sich die Mais. Gas keineswegs immer und Viehfutter (Soja) FES auch in Zukunft Über Vor- und Nach- positiv ist. einen dritten Wachs- mit diesen Fragen be- teile der beiden wich- Selbst für Fachleute ist tumszyklus und neue schäftigen.

FESINFO 4/2007 39

KLIMASCHUTZ IN DEN EUROPÄISCH-LATEINAMERIKANISCHEN BEZIEHUNGEN Vorteile für beide Seiten

„Die Armut gilt als analysiert. In Europa jedoch diese Koopera- Widerspruch zwischen Feindin der Natur – ebenso wie in Latein- tion konkret auszuge- Klimaschutz und Wirt- der Wohlstand aber ist amerika bestimmen stalten ist, darüber schaftsentwicklung eine ungleich größere Fragen der Energiesi- gingen die Meinungen aufheben. Doch die Fi- Bedrohung für die Um- cherheit, Energieeffizi- auseinander. Die la- nanzierung eines Nut- welt“ – der Beauftragte enz und des Ausbaus teinamerikanischen zungsverzichts kann der brasilianischen erneuerbarer Energien Regierungen stehen nur ein Baustein der Umweltministerin, Dr. die Debatte. Ein ge- wegen der extremen Kooperation sein, auch Egon Krakhecke, ließ das wurde im Verlauf in seinem Eingangs- der Konferenz deut- statement keinen Zwei- lich. Insbesondere bei fel daran, wer nach Global Playern wie Ansicht der Schwellen- Brasilien steht der Zu- und Entwicklungslän- gang zu Wissensnetz- der die Verantwortung werken im Zentrum für den Klimawandel des Interesses. Hier zu übernehmen hat. Er könnten die Partner wusste sich darin einig gegenseitig profitieren: mit seinen lateinameri- Die Lateinamerikaner kanischen Kolleginnen Will Wirtschaftswachstum und Umweltschutz miteinander verzahnen: erhoffen sich ein grö- der SPE-Fraktionsvorsitzende Martin Schulz. (Foto: Schicke) und Kollegen, die am ßeres Engagement der 5. November im Berli- meinsames Handeln sozialen Ungleichheit Europäer im Bereich ner Haus der FES an beider Regionen ver- in ihren Ländern unter der Energieeffizienz einer gemeinsamen spricht eine hohe Dy- einem enormen Er- und bieten im Gegen- Veranstaltung des La- namik und Vorteile für wartungsdruck. Ein zug einen Wissensvor- teinamerika-Referates beide Seiten – und für Verzicht auf die Aus- sprung bei den Bio- und der Sozialistischen das Klima. Das Forum beutung der so reich- kraftstoffen. Nur auf Fraktion im Europäi- Lateinamerika der So- haltig vorhandenen diesem Wege lassen schen Parlament teil- zialdemokratischen Rohstoffe zum Wohle sich zwei zentrale Ziele nahmen. Teilweise Fraktion im EU-Parla- der Umwelt ist nicht unserer Zeit – Wirt- recht kontrovers wur- ment unter dem Vor- vorstellbar. Nur durch schaftswachstum und den die Potentiale ei- sitz von Martin Schulz hohe finanzielle Anrei- Umweltschutz – mitei- ner klima- und ener- betreibt aktiv einen ze und eine partner- nander verzahnen, giepolitischen Koope- entsprechenden Dialog schaftliche Technolo- machte der SPE-Frak- ration zwischen der EU mit lateinamerikani- gie-Kooperation ließe tionsvorsitzende Mar- und Lateinamerika schen Partnern. Wie sich der scheinbare tin Schulz deutlich. Zukunftsdiskurse Bonn Die Reihe Zukunftsdiskurse in Bonn griff in diesem und darüber hinaus von einem bewussteren Umgang Jahr die Diskussionen rund um die Veröffentlichung mit Energie und der Steigerung von Energieeffizienz der aktuellen Berichte des „Weltklimarats“ auf. Mit geprägt sein muss. Die Diskussionen machten klar: Je der Veranstaltung „Energie der Zukunft“ wurden die früher die politischen Weichen gestellt werden und je Bedeutung von regenerativen Energien sowie die früher technische Innovation und Lernprozesse an- Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz gestoßen werden, desto geringer sind die Kosten der und der Beitrag deutscher Firmen und Forscher auf Emissionsreduktion. diesem Sektor thematisiert. Die Referenten verdeutlichten, dass der Weg in die

nachhaltige Energieversorgung bis zum Jahr 2050 4/2007 INFO FES 40 SCHWERPUNKT

Energie-Symposium in Budapest

Mit der deutschen Ratspräsidentschaft in der ersten wollte. Kritiker sahen hierin eine Beeinträchtigung Hälfte 2007 war das Thema der Versorgungssicher- des alternativen Pipeline-Projekts NABUCCO, das die heit Europas und damit das einer Energie-Außenpo- Lieferung von Erdgas aus Zentralasien unter Umge- litik der EU in das Zentrum der europäischen Diskus- hung der Russischen Föderation garantieren und da- sionen gerückt. Die Sicherheit der Energieversorgung mit die Versorgungsabhängigkeit diversifizieren soll- wird in engem Zusammenhang mit den Beziehungen te. der EU zu den Produzenten- und Transitländern Ost- Dies war der politische Hintergrund eines Energie- europas und Zentralasiens gestellt. Ungarn spielte Symposiums, das die FES-Budapest zusammen mit hierbei eine besondere Rolle: Die ungarische Regie- der Deutschen Botschaft in Ungarn veranstaltete. Er- rung geriet in die Kritik, weil sich das Land am Pro- öffnet wurde die Veranstaltung durch Grundsatzre- jekt der von Gazprom betriebenen Pipeline BLUE- ferate des ungarischen Wirtschaftsministers János STREAM beteiligen und die Infrastruktur für die Ver- Kóka sowie des Staatssekretärs im Bundesumwelt- teilung von russischem Erdgas in Europa ausbauen ministerium, Matthias Machnig.

Energiedialog im Baltikum

Mit dem Energiepolitik-Dialog hat die FES in den bal- punktthemen eingeladen. tischen Ländern und darüber hinaus ein neues Fens- Der Dialog in Riga wurde vom Thema Atomenergie ter in einer extrem wichtigen Debatte aufgemacht. getragen. In Litauen steht aus russischer Zeit noch ein Teilnehmer aus den skandinavischen Ländern, aber aktiver Reaktor, der an gleicher Stelle durch einen auch aus Deutschland, Polen, der Tschechischen Re- neuen ersetzt werden soll. publik, der Ukraine und Moldawien nahmen 2007 an In Tallinn drehte sich der Dialog um Bio-Energien. Die Konferenzen in den baltischen Hauptstädten teil. Erfahrungen der „grünen Hauptstadt“ Freiburg mit Die FES verfolgt dabei das Ziel, die Zivilgesellschaft in den Solarhäusern oder die energetische Selbstversor- den ehemaligen sowjetischen Republiken besser mit ger-Gemeinde Jühnde haben bei der estnischen Re- den Zusammenhängen der europäischen Energie- gierung und den staatlichen Versorgern ebenso für versorgung vertraut zu machen. Zusammen mit lebhaftes Interesse gesorgt wie die aktuellen Entwick- Nichtregierungsorganisationen der Gastländer Lett- lungen in Schweden oder Finnland mit Blockheiz- land, Estland und Litauen hatte die Stiftung die jewei- kraftwerken und Äthanol. ligen Fachministerien, Energie-Unternehmer und Das Thema Energie-Effizienz wird im nächsten Jahr Forschungseinrichtungen zu den bisher drei Schwer- in Vilnius im Mittelpunkt stehen.

Energiebewusstsein – Planspiel für chinesische Studenten

Der Energiebedarf Chinas wächst mit der gleichen und Qingdao gemeinsam ein Onlineseminar für Stu- Geschwindigkeit wie seine Wirtschaft – und dies nach denten entwickelt. Kernelement dieses Seminars ist wie vor mit Kohle als Energiequelle Nummer eins. Im ein internetbasiertes Planspiel zur europäischen Jahr 2010 könnte China der weltgrößte Produzent Energie- und Klimapolitik. Das Planspiel wird von von Treibhausgasen sein. Die Europäische Union deutsch-, englisch- und chinesischsprachigen Online- möchte dagegen eigene Treibhausgasemissionen um Tutoren angeleitet und eröffnet die Möglichkeit, als 20% bis zum Jahr 2020 reduzieren und sogar um virtueller Europa-Politiker über die Energie- und Kli- 30%, wenn Staaten wie China folgen.Um bei den zu- mapolitik der EU mitzuentscheiden. Das FES-Büro künftigen Entscheidungsträgern Chinas die Heraus- Shanghai organisierte im Oktober mit Vertretern der forderungen des Klimawandels zu verankern und die beteiligten Universitäten einen Workshop, um diver- Potentiale erneuerbarer Energien bzw. von Energie- sen Partneruniversitäten in Shanghai das Konzept für effizienzmaßnahmen aufzuzeigen, haben vor diesem dieses Planspiel zur europäischen Klima- und Ener- Hintergrund die Universitäten München, Paderborn giepolitik vorzustellen.

FESINFO 4/2007 41

FES- KONFERENZ ÜBER KLIMAWANDEL, KLIMASCHUTZPOLITIK UND GENDER Das Klima ist für alle gleich?!

Betrifft der Klimawan- Nachhaltigkeit, Ulrike ins Boot zu holen. Es ländlicher Frauen in del alle gleich? Nein, Röhr: „Aber die Zeiten müsse gelingen, deut- Indien und die Auswir- denn nicht nur die Re- ändern sich, vor allem lich zu machen, dass kungen des Klimawan- gionen der Welt sind bei den Frauenorgani- Klimaschutz und Wett- dels auf ihre Arbeits- unterschiedlich von sationen und den UN- bewerbsfähigkeit kom- zeit, ihre Situation als Klimaveränderungen Organisationen. Sie patibel seien und Ent- Kleinbäuerinnen sowie betroffen. Insbesonde- greifen das Thema wicklung und Energie- die sozialen Auswir- re Frauen in den Ent- auf, führen lokale und verbrauch voneinan- kungen auf die betrof- wicklungsländern sind nationale Aktionen vom Klimawandel und durch und beginnen Naturkatastrophen darauf hinzuwirken, weitaus stärker betrof- dass Aspekte der Ge- fen als Männer. Des- schlechtergerechtig- halb wollte die Fried- keit besser wahrge- rich-Ebert-Stiftung im nommen werden. Die Vorfeld des UN-Klima- diesjährige Klimakon- gipfels die Bedeutung ferenz erlebt einen von Gender für das massiven Aufschwung Verständnis der Ursa- der Beteiligung von chen und Folgen des Frauenorganisationen. Klimawandels mit Kli- Diese hören nicht ein- maschutz- und Gen- fach nur zu, sondern derexpertinnen disku- wollen mitreden.“ Ge- tieren. nanet ist ein aner- der entkoppelt werden fenen Familien. So „Klimawandel ist ein kannter Think-Tank könnten. Ohne die Be- versuchen Frauen bei- Thema, das Frauenor- zum Thema Gender, teiligung von Frauen spielsweise, durch or- ganisationen und Gen- Umwelt und Nachhal- könne es keine nach- ganischen Landbau derexpertinnen lange tigkeit und wird vom haltige Lösung der Klimaveränderungen Zeit weitgehend igno- Bundesumweltministe- Probleme geben. Es aufzuhalten und die rierten – im Süden rium und Umweltbun- gebe aber in dieser Umwelt zu schonen. ebenso wie im Norden. desamt finanziert. Hinsicht auch schon Angesichts geringer Dies hat sich in den Die Staatssekretärin viel Veränderung, Wertschätzung kämen letzten Jahren verän- im Ministerium für Frauen säßen bereits Frauen in der indi- dert. Frauen versu- Umwelt, Naturschutz in vielen Ministerien in schen Umweltpolitik chen, bei den Klima- und Reaktorsicherheit, Schlüsselpositionen. kaum zum Zuge. verhandlungen stärker Astrid Klug, erläuterte Die Perspektive der Die Forderung, die Fuß zu fassen, von ei- die Elemente für eine Länder des Südens auf Genderdimension bei ner Integration der globale Vereinbarung die Ursachen und Aus- Nachfolgevereinbarun- Genderperspektive ist nach dem Kyoto-Pro- wirkungen des Klima- gen für Kyoto stärker die internationale De- tokoll und die Ver- wandels beschrieb die zu berücksichtigen, batte aber noch weit handlungsstrategie Inderin Santosh Vas, wurde von allen Kon- entfernt“, so die Ein- der Bundesregierung. die für eine Frauen- ferenzteilnehmerinnen schätzung der Leiterin Ziel sei es, die USA so- und Umweltorganisati- als elementarer Schritt der genanet-Leitstelle wie Entwicklungs- und on arbeitet. Sie schil- zu einer nachhaltigen Gender, Umwelt und Schwellenländer mit derte die Situation Entwicklung gesehen.

4/2007 INFO FES 42 SCHWERPUNKT

Erneuerbare Energien – auch auf den Philippinen?!

Ein Dutzend Taifune pro Jahr, Erdrutsche, Über- trag deutlich, dass sich nachhaltige Energiepolitik aus schwemmungen, der mögliche Verlust maritimer einem Mix von Energiesparen, Effizienz und massi- Vielfalt – kein Wunder, dass die Debatte um Klima- ver Ausweitung regenerativer Energiegewinnung zu- wandel und nachhaltige Energiepolitik auch auf den sammensetzen muss. Der Parlamentsabgeordnete Philippinen intensiv geführt wird. Dabei konzentriert Nereus Acosta betonte die entscheidende Bedeutung sich die politische Auseinandersetzung auf ein Gesetz der passenden Anreize, um neue Technologien lang- zur Förderung erneuerbarer Energien. Die Akteure fristig konkurrenz- und damit marktfähig zu machen. schauen dabei nicht zuletzt auf die Erfahrungen und Staatssekretär Balce vom philippinischen Energiemi- Regelungen Deutschlands. Grund genug für die FES, nisterium wies darauf hin, dass es großer Anstren- den offiziellen Besuch des Energieexperten und Bun- gungen bedürfe, die hohen Investitionskosten aufzu- destagsabgeordneten Rolf Hempelmann für ein Dia- bringen – aus Sicht Hempelmanns ein Handlungsfeld logforum mit Experten aus Politik, Wirtschaft und Zi- für intelligente Entwicklungszusammenarbeit. vilgesellschaft zu nutzen. Er machte in seinem Vor-

FES-PUBLIKATIONEN ZUM THEMA „ENERGIE“

Auf dem Weg zu einer integrierten Energie- und Klima- Das neue Energiepaket der EU reicht nicht! – Plädoyer für außenpolitik der EU einen einschneidenden, aber vorbildhaften Wandel in der Kli- http://library.fes.de/pdf-files/id/04945.pdf mapolitik http://library.fes.de/pdf-files/id/04865.pdf Hilton Trollip – South African energy policy & G8 Peters- burg declaration on global energy security Heinrich Kreft in: Internationale Politik und Gesellschaft Onli- http://library.fes.de/pdf-files/iez/global/04765.pdf ne – Chinas Politik der Energie- und Rohstoffsicherung als Herausforderung für den Westen Xu Qinhua – China's energy diplomacy and its implica- http://library.fes.de/pdf-files/ipg/ipg-2007-2/05_kreft_d.pdf tions for global energy Security http://library.fes.de/pdf-files/iez/global/04763.pdf Andreas Goldthau, Oliver Geden in: Internationale Politik und Gesellschaft – Europas Energieversorgungssicherheit: ein Luiz Pinguelli Rosa – Energy policy in Brazil in the context Plädoyer für einen pragmatischen Ansatz of global energy security and environmental cons- http://library.fes.de/pdf-files/ipg/ipg-2007-4/06_gold- traints: the case of electric power thau_geden_d.pdf http://library.fes.de/pdf-files/iez/global/04762.pdf Oliver Westerwinter – Combating climate change: from Dietmar Dirmoser – Energiesicherheit: neue Knapphei- Kyoto to Bali ten, das Wiederaufleben des Ressourcennationalismus http://library.fes.de/pdf-files/bueros/usa/05007.pdf und die Aussichten für multilaterale Ansätze http://library.fes.de/pdf-files/iez/04802.pdf Katharina Hofmann, Katja Meyer – Der Drache ringt nach Luft: Chinas Aktionsplan zum Klimawandel und Debat- Rosío Vargas – Energy security in Mexico: an evaluation ten im Zuge des G8-Gipfels in the light of St. Petersburg http://library.fes.de/pdf-files/iez/04995.pdf http://library.fes.de/pdf-files/iez/global/04690.pdf Reinhard Krumm – Zentralasien: Kampf um Macht, Ener- Norwegens Energieaußenpolitik: zwischen Versor- gie und Menschenrechte gungssicherheit und Klimaschutz http://library.fes.de/pdf-files/iez/04259.pdf http://library.fes.de/pdf-files/bueros/stockholm/04449.pdf Hermann E. Ott – Internationale Klimapolitik 2020: He- Christian Kellermann (Hrsg.) – Chancen für eine nachhalti- rausforderung für die deutsche (Umwelt-) Außenpolitik ge Energiepolitik in der EU http://library.fes.de/pdf-files/iez/04691.pdf http://library.fes.de/pdf-files/id/04443.pdf Leena Srivastava, Riru Mathur – India’s Energy Security, Friedrich-Ebert-Stiftung, London Office – For an integrated Briefing Paper 14-2007, FES New Delhi climate and energy policy http://library.fes.de/pdf-files/iez/global/04809.pdf http://library.fes.de/pdf-files/bueros/london/04401-20071107.pdf

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FES-Konferenz zur zu- künftigen deutschen Neue Sicherheitsrisiken Außenpolitik bewältigen „ALLES BEWEGT SICH GLEICHZEITIG – aber wir müssen dafür sorgen, dass es sich in die richtige Richtung bewegt!“, so beschrieb Bundesaußenminister Frank-Wal- ter Steinmeier auf der FES-Konferenz „Kompass 2020 – Deutschland in den internationa- len Beziehungen“ die heutigen Herausforderungen an die deutsche Außenpolitik.

Vor etwa 600 Gästen flikten und Migrations- Debatte auf neue Konfliktbewältigung betonte Steinmeier im bewegungen führt, in Atommächte, interna- und Diplomatie müsse Hamburger Kongress- deren Folge ganz neue tionalen Terrorismus Deutschland gemein- zentrum die Verände- Sicherheitsrisiken ent- und regionale Konflik- sam mit seinen Part- rung von Sicherheits- stehen. te. Angesichts dieser nern auch Verantwor- politik durch das Auf- tung für eine aktive kommen neuer Gestaltung der Globali- Akteure wie China und sierung übernehmen. Indien, die geringer In diesem Zusammen- werdenden Energie- hang bezeichnete Beck ressourcen und den die Analysepapiere der Klimawandel. Der FES-Reihe Kompass Bundesaußenminister 2020 als „großen griff damit die War- Wurf“. nung von Rajendra K. Abgeschlossen wurde

Pachauri auf, der eine Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei der FES-Konferenz in die international be- Woche zuvor als Vor- Hamburg: „Die Welt befindet sich in einer Zeit tiefgreifenden Wandels, setzte Konferenz mit und sie wird, da muss man kein Prophet sein, in 10, 20 oder 50 Jahren sitzender des UN-Kli- gänzlich anders aussehen als heute. Kompass 2020, das Projekt der einer Podiumsdiskussi- Friedrich-Ebert-Stiftung, ist ein guter Versuch, Wesen und Merkmale die- masekretariats mit ser Veränderungen zu erfassen. Insofern ein sehr, sehr nützliches und on zum Nahen Osten. dem Friedensnobel- willkommenes Projekt, auch für den Außenminister.“ Ein auf Dialog und den preis ausgezeichnet Daneben konzentrierte alten und neuen Si- friedlichen Ausgleich worden war. In einer sich die vom Vorsitzen- cherheitsrisiken habe, von Interessen ausge- Videobotschaft machte den der Sozialistischen so Schulz, die von Willy richteter Ansatz, wie Pachauri klar, wie der Fraktion im Europäi- Brandt geprägte Ent- er zuvor von Beck und Klimawandel zu welt- schen Parlament, Mar- spannungspolitik Steinmeier gefordert weiten Verteilungskon- tin Schulz moderierte nichts an Aktualität wurde, sollte hier eingebüßt. Der SPD- ebenfalls zum Tragen Vorsitzende Kurt Beck kommen. Dies bestä- FES+++TELEGRAMM sah dies in seiner Rede tigten auch die Vertre- + + + Vor dem Treffen sozialdemokratischer Partei- zur „Sozialdemokrati- ter Israels und Palästi- und Regierungschefs der Staaten Mittel- und Osteuro- schen Friedenspolitik“ nas, die unter der Lei- pas in Prag Mitte September unterstrichen die beiden genauso. Es könne, so tung des stellvertre- Parteivorsitzenden Kurt Beck (SPD) und Jir˘í Paroubek Beck, nicht nur darum tenden SPD-Fraktions- (C˘SSD) ihr Interesse an einer programmatischen Diskus- gehen, die jeweils aku- vorsitzenden Walter sion zwischen beiden Parteien. Wie sehr dieses Anlie- ten globalisierten Si- Kolbow über die Lage gen von Parteimitgliedern geteilt wird, ließen die über cherheitsbedrohungen im Nahen Osten – zwi- 100 Teilnehmer einer Diskussionsveranstaltung mit zu kurieren. Mit Hilfe schen Friedenshoff- Prof. Thomas Meyer erkennen, die von der FES-Prag von Entwicklungszu- nungen und Kriegs- gemeinsam mit der Masaryk-Arbeiterakademie veran- sammenarbeit, ziviler ängsten – diskutierten. staltet wurde. Meyer machte deutlich, dass eine faire Ausgestaltung der Globalisierung heute ein wesentliches

Ziel sozialdemokratischer Politik sein muss. + + + 4/2007 INFO FES 44 INTERNATIONAL

GÜNTER GRASS: LITERATUR – KUNST – POLITIK Mittler zwischen Polen und Deutschland

Aus Anlass des 80. Ge- das politische Engage- Danzig ist nicht nur Daher, so ihre Schluss- burtstages von Günter ment und die Freund- die Geburtstadt von folgerung, sollten „wir Grass veranstaltete die schaft zwischen dem Günter Grass, sondern auch heute den Mut FES-Vertretung War- Nobelpreisträger und auch ein „Symbol [sei- haben (..) zusammen schau in Kooperation dem deutschen Bun- nes] persönlichen Ein- mit Polen in der EU für mit der Universität deskanzler maßgeblich satzes für die deutsch- eine gute Zukunft zu und der Stadt Danzig beeinflusst wurde. Bei- polnische Verständi- kämpfen, aber den- de verfolgten das glei- gung“, würdigte sie noch auch mit kriti- che Ziel, wie Sie aus den Jubilar als „Mittler schen Argumenten einem Brief von Gün- zwischen Polen und nicht zu sparen.“ ter Grass an Willy Deutschland“. Schwall-Düren beton- Brandt zitiert: „...weil Die SPD-Bundestags- te, wie sehr die Debat- ich aus Danzig komme abgeordnete Angelica te um die Vertreibung und weil meine litera- Schwall-Düren hob Günter Grass am Her- rische Arbeit über ein nicht nur das große zen liege. Er selber ha- Jahrzehnt lang mit Engagement des be den Verlust seiner den Folgen der Nazi- Schriftstellers für die Geburtsstadt als sehr Zeit, mit dem Thema Demokratie, sondern schmerzlich und un- „Der Kniefall von war schon gekonnt, ein- ‚Verlorene Heimat’ auch seine scheinbare wiederbringlich emp- fach so...“: Günter Grass hatte zur Eröffnung der Kon- ferenz ein Zitat aus seinem Werk „Mein Jahrhundert“ verbunden gewesen „Unbequemlichkeit“ funden. Dennoch war gewählt. ist, danke ich Dir für hervor, die er etwa er bereit, die Kopfent- am 4. Oktober im Dan- deine Beharrlichkeit durch seine Äußerun- scheidung – die Forde- ziger Artushof die und für den Mut, mit gen zur Vertreibungs- rung nach der endgül- Konferenz „Günter dem Du die Friedens- debatte oder zur aktu- tigen Anerkennung Grass: Literatur – politik zu Ergebnissen ellen polnische Innen- der Oder-Neiße-Gren- Kunst – Politik“. geführt hast...“ politik zeigte. ze – dem Bauchgefühl Die Vorsitzende der Fuchs hob Grass’ un- Nicht unerwähnt ließ voranzustellen; eine FES, Anke Fuchs, griff ermüdlichen Einsatz Sie das leidenschaftli- Entscheidung für die in Ihrer Eröffnungsre- für die deutsch-polni- che, teils liebevoll-be- deutsch-polnische Zu- de die Erinnerung an schen Beziehungen wundernde, teils kriti- kunft. die Ost-Politik Willy und seine Verbunden- sche Verhältnis des Ju- Brandts auf, die durch heit mit Danzig hervor. bilars zu den Polen.

FES-TAGUNG IN DER UNIVERSITÄT WARSCHAU „Willy Brandt und Polen“

„Nie mehr eine Politik Brandt und dem östli- schen Historikern be- deutschen Einigungs- über Polen hinweg!“ chen Nachbarstaat. suchte Tagung befasste prozess. Neuere For- dieser von Willy Brandt Erst jetzt öffnen sich sich sowohl mit schungen auf der Basis mehrfach geäußerte allmählich die Archive, Brandts engen Kontak- polnischer und russi- Satz erwies sich als die eingehendere Un- ten zu polnischen Exil- scher Akten belegen ausgezeichnetes Motto tersuchungen zulassen. politikern während des heute, wie stark seine der Tagung über das Die von zahlreichen Dritten Reiches als Ostpolitik zur Auflocke- Verhältnis zwischen polnischen und deut- auch seiner Rolle im rung der inneren Be-

FESINFO 4/2007 45

ziehungen des Ost- Politik hatte. Der ehe- terpretationsmuster blocks beigetragen hat- malige stellvertretende des deutsch-polni- te. Der Zeitzeuge Prof. Chefredakteur der schen Verhältnisses Mieczyslaw Tomala, ZEIT und Präsident verschwinden können. seit Gomulkas Zeiten der evangelischen Nach den Worten des Deutschland-Berater Akademie zu Berlin, polnischen Publizisten der polnischen Regie- Prof. Robert Leicht be- Adam Krzeminski kam rung, bestätigte an Bei- tonte, Willy Brandt sei Brandt diese Funktion spielen und Anekdoten es gewesen, der Deut- nicht zuletzt auch des- die innere Zerrissen- sche und Polen von der halb zu, weil er durch heit des Warschauer unseligen Erbfeind- seine Geste des Knie- Pakts, das tiefe Miss- schaft befreite und die falls in religiöse Di- trauen zwischen War- Perspektive der Koo- mensionen vorstieß, schau und Ostberlin perationsgemeinschaft die in Polen wie in und die große Bedeu- aufzeigte. Seitdem hät- Deutschland über- tung, die Willy Brandts ten lange tradierte In- zeugten.

Willy Brandt zurück in Stockholm „Im Norden habe ich die wichtigsten Jahre meines (rechts) und Göran Ericsson, Geschäftsführer des Lebens verbracht“, Willy Brandt meinte damit die Er- ABF , die Veranstaltung. fahrungen seiner Jahre im Exil in Skandinavien. Vor diesem historischen Hintergrund zeigte die FES im Oktober und November in Stockholm gemeinsam mit dem schwedischen Arbeiterbildungsverband (ABF) und dem Olof Palme Center die Ausstellung „‚Wagt weiter!‘ – Willy Brandt als Europäer und Staats- mann“. Franz Müntefering und Schwedens ehemali- ger Ministerpräsident Ingvar Carlsson (links), ein Weggefährte Willy Brandts, eröffneten gemeinsam mit dem FES-Geschäftsführer Roland Schmidt

Finnland: Erfolg ist kein Zufall „Finnland gibt Sozialdemokraten Hoffnung, dass ei- in Forschung und Entwicklung zu investieren, bereits ne egalitär geprägte Gesellschaft nicht nur sozial, son- übertroffen. Um zu verstehen, welches die Vorausset- dern auch effizient sein kann“, so das Fazit eines Ar- zungen für das finnische Erfolgsmodell waren, disku- beitsaufenthaltes von Mitgliedern des Netzwerks Bil- tierten die Gäste aus Deutschland vom 4. bis 8. Sep- dung und des Managerkreises in Helsinki, der tember mit Vertretern und Kennern des finnischen gemeinsam mit dem FES-Büro für die nordischen Erziehungs- und Innovationssystems. Es zeigte sich, Länder organisiert wurde. dass das finnische Erfolgsmodell kein Zufall ist. Zwei Finnland gilt als Paradebeispiel einer gelungenen weitsichtige politische Entscheidungen haben die Transformation zu einer wissensbasierten Gesell- Weichen für die Entwicklung des Landes gestellt: schaft. In internationalen Vergleichen, in denen die schon 1968 fand eine Abkehr vom mehrgliedrigen Qualität der Ausbildung und des Lernens, die Inves- Schulsystem hin zur für alle gleichen neunjährigen titionen in Forschung und Entwicklung und die Wett- Gesamtschule statt. Und als Anfang der neunziger bewerbsfähigkeit gemessen wurden, belegte das Jahre das Land in eine schlimme Rezession schlitter- Land in den letzten Jahren immer die ersten Plätze. te, erhöhte die Regierung antizyklisch die Mittel zur Finnland hat das Barcelona-Ziel, bis 2010 3% des BIP Förderung von Bildung, Forschung und Entwicklung.

4/2007 INFO FES 46 INTERNATIONAL

DEUTSCH-FRANZÖSISCHER MITTELMEERDIALOG Der Mittelmeerraum – die Zukunft Europas?

Das Verhältnis zum zunehmender religiö- treffen sich einmal im gleichzeitig den Füh- Mittelmeerraum und ser Militanz? Oder ist Jahr Wissenschaftler rungs- und Gestal- den Gesellschaften er ein vitaler Nachbar- und Politiker aus tungsanspruch Frank- Nordafrikas hat für schaftsraum, in dem Deutschland, Frank- reichs im Mittelmeer- Europa einen hohen sich, so der französi- reich und Nordafrika, becken bekräftigen. In Stellenwert. Unklar ist sche Präsident Sarko- um über aktuelle Fra- seinem Beitrag beton- jedoch das genaue zy, „die Zukunft Euro- gen der euro-mediter- te der Bundestagsab- Verhältnis zwischen pas entscheidet?“ ranen Beziehungen geordnete Rolf Mütze- den Regionen. Stellt Am 14. und 15. Okto- nachzudenken. Im nich, dass es nicht klar Vordergrund des dies- sei, wie sich diese Ini- jährigen Treffens – an tiative mit dem Barce- dem zum ersten Mal lona-Prozess und der auch Fachleute aus Nachbarschaftspolitik Spanien teilnahmen – der EU zusammenfü- stand dabei die Frage ge. Die anschließende nach dem zukünftigen Diskussion zeigte eine Verhältnis der EU zu gewisse Skepsis, in- den südlichen Mittel- wieweit dieser Initiati- meeranrainerstaaten. ve in der Tat Erfolg be- Besonderes Interesse schieden sein wird. rief dabei der von Ni- Letztendlich, so der colas Sarkozy gemach- Tenor der Diskussions- te Vorschlag der beiträge, wird auch sie Schaffung einer „Mit- sich an den grundsätz- der Mittelmeerraum ber fand in Aix-en- telmeerunion“ hervor. lichen Problemen im die Grenze europäi- Provence der von der Mit dieser Initiative Verhältnis der südli- scher Identität dar, ge- FES-Paris organisierte möchte Sarkozy die chen Mittelmeeranrai- prägt von der Gefahr „Deutsch-französische Blockade der euro-me- nerstaaten zu Europa illegaler Einwande- Mittelmeerdialog diterranen Beziehun- stoßen. rung, Instabilität und 2007“ statt. Dort gen überwinden und

Migration in verlässliche Bahnen bringen

Neben Debatten rund um Einwanderung und Integ- Viel Platz wurde der Frage nach der Verantwortung ration auf nationalstaatlicher Ebene gerät das Thema eingeräumt. „Migration muss stärker in die interna- Migration zunehmend in den Fokus internationaler tionale Entwicklungspolitik verankert werden“, so ein Organisationen. Bei dem diesjährigen 4. Multi- Teilnehmer. Viel wurde von der immensen Bedeutung Stakeholder Dialogue des Genfer Büros der FES und finanzieller Transfers von Migranten und ihrem Bei- der EvianGroup vom 14. bis 16. September in Lausan- trag zur wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Heimat- ne nahmen sich über 60 hochrangige Führungskräf- länder gesprochen: „Migration ist wohl eines der we- te aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, Re- nigen Themen, in denen Entwicklungsländer tatsäch- gierungen, internationalen Organisationen und der lich mit Industrieländern auf Augenhöhe verhandeln Zivilgesellschaft aus allen Teilen der Welt dem Thema können. Denn es liegt im primären Interesse des Nor- Migration an, darunter auch Ndioro Ndiaye, Vizedi- dens, dass Migration in verlässlichen Bahnen stattfin- rektorin der Internationalen Migrationsorganisation. det.“

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DEUTSCH-FRANZÖSISCHES FORUM ZUR STADT- UND REGIONALPOLITIK Laboratorien der Zukunft

Viele Probleme moder- vember trafen sich schieden in den Ge- sung der Tagungser- ner Gesellschaften las- daher Experten, Bun- staltungsspielräumen gebnisse auch der frü- sen sich nicht auf der des-, Regional- und von Städten und Re- here Hamburger Bür- Ebene des Zentral- Kommunalpolitiker gionen eine große Ge- germeister Ortwin staates lösen. Regio- aus Frankreich und meinsamkeit bei der Runde, MdB, klar. Den nen und städtische Deutschland in Paris, Sicht auf die zu lösen- Abschluss bildete ein Ballungsräume sind in um auf dem von der den Probleme besteht. Vortrag des Münchner vielen Fällen die wirk- FES und der Fonda- Städte – hier leben in Bürgermeisters Chris- liche Gestaltungsebene tion Jean Jaurès orga- Frankreich 80% der tian Ude. Das Beispiel für Politik. Dies gilt für nisierten „Deutsch- Bevölkerung – sind die Münchens zeige, wie einen föderalen Staat französischen Forum“ Laboratorien einer eine intelligente Stadt- wie Deutschland eben- Fragen der Stadt- und ökologisch, ökono- politik dazu beitragen so wie für ein Land Regionalentwicklung misch und sozial zu- kann, Lebensqualität wie Frankreich mit zu diskutieren. Dabei kunftsfähigen Gesell- und wirtschaftliche seinen zentralistischen wurde sehr deutlich, schaft. Dies stellte bei Leistungskraft zu kom- Traditionen. Am 9. No- dass bei allen Unter- seiner Zusammenfas- binieren.

FRANZOSEN INFORMIEREN SICH ÜBER KONZEPT DES VORSORGENDEN SOZIALSTAATS Modell für die Nachbarn?

Die Frage nach der Jospin hat sich die La- päische Verhältnisse rem mit Sozialwissen- Weiterentwicklung der ge unter den konser- hohen Staatsverschul- schaftlern, Bundes- bestehenden Sozial- vativen Regierungen dung und einem Haus- tagsabgeordneten, staatssysteme bewegt nach 2002 wieder haltsdefizit, das die dem SPD-Generalsek- auch die politische deutlich verschlech- Maastricht-Kriterien retär Hubertus Heil Klasse Frankreichs. tert. Mit erheblichen deutlich verletzt, steht und Vertretern des Nach den Sanierungs- Defiziten in den Sozial- Frankreich vor der DGB. erfolgen der Regierung kassen, einer für euro- Frage, in welche Rich- Die dabei gewonnenen tung die Reform des Eindrücke haben, so FES+++TELEGRAMM Sozialstaats in Zukunft die Teilnehmer des gehen soll. Vor diesem Programms, zu einem + + + Als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deut- Hintergrund reiste ei- starken Interesse nach schen Bundestag knüpfte Dr. Hans-Jochen Vogel ne Gruppe von Politi- einer intensiveren De- vor über 20 Jahren einen ersten Gesprächsfaden kern nach Berlin, um batte des Konzepts des zu der neu gegründeten „ArbeitnehmerInnen der sich im Rahmen eines vorsorgenden Sozial- Südtiroler Volkspartei (SVP)“. Diese Bewegung von der FES organi- staates als Alternative versteht sich als „soziales Bewusstsein“ ihrer Par- sierten Programms zu den klassischen tei. Zwischenzeitlich mit einigem Gewicht in der über die Sozialstaats- „nachsorgenden“ Sozi- Südtiroler Landesregierung, im Landtag und in der reformen in Deutsch- alstaatskonzepten, wie SVP vertreten, pflegen die „ArbeitnehmerInnen“ land und die Diskussi- sie bisher für die Dis- regelmäßige Kontakte zur Sozialdemokratie, aber on über einen „vorsor- kussion gerade der auch zur Friedrich-Ebert-Stiftung. Zwei Minister genden Sozialstaat“ zu französischen Linken der Südtiroler Landesregierung, Landtagsabgeord- informieren. Die Grup- prägend waren, ge- nete, der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler pe sprach unter ande- führt. Gewerkschaftsbundes und Mitglieder des Vor- stands der „ArbeitnehmerInnen“ führten Mitte No-

vember in Berlin Gespräche mit der Bundesregie- 4/2007 INFO FES rung, SPD-Abgeordneten und in der FES. + + + 48 INTERNATIONAL

FES-KONFERENZEN ZUR HARMONISIERUNG DER EUROPÄISCHEN STEUERPOLITIK „Wunder gibt es immer wieder“

Es gibt wohl kaum ein tragen, zu der der nor- dadurch kommt es zu immer wieder in Erklä- Thema, dessen Unter- male Mensch in der einem Phänomen, das rungsnöte bringt, liegt haltungswert gemein- Regel keinen Zugang die EU-Kommission als in der reflexhaften Ver- hin geringer angesie- mehr hat. Selbst Un- „unfairen Steuerwett- teidigung der eigenen – delt ist: die europäi- ternehmen tun sich bewerb“ bezeichnet: scheinbaren – Steuer- sche Steuerpolitik. schwer, den Überblick Viele grenzüberschrei- autonomie gegenüber Dabei eröffnen sich zu behalten. Manche tend tätige Unterneh- Vorstößen zur Steuer- jenseits von Berech- schaffen das jedoch men versteuern ihre harmonisierung. Dabei nungsformeln, Wortun- besser als andere und Gewinne dort, wo die gibt es diese Steuerau- getümen und Doppel- tonomie de facto nicht besteuerungsabkom- mehr. Die Notwendig- men die zentralen keit einer europäisier- Fragen der modernen ten Steuerregelung, in- Wohlfahrtsstaaten. Wie klusive eines Mindest- sollen die europäi- steuersatzes, geben schen Sozialstaaten fi- viele Experten aber nanziert werden und nur hinter vorgehalte- wie ist das auf eine ge- ner Hand zu. rechte Art und Weise Aller Rationalität zum zu meistern? Trotz kommt es aber Die Hypertechnisie- Auf einer anderen FES-Konferenz zum Thema Steuerharmonisierung nicht zu einer europäi- skizzierte der EU-Kommissar für Steuern und Zölle, László Kovács rung der Steuerpolitik (rechts), seinen Ausblick: Er geht davon aus, dass er im nächsten Jahr mit schen Regelung, ob- seinem Konzept zur Körperschaftssteuerreform zunächst an der erfor- hat zur Entstehung ei- derlichen Einstimmigkeit scheitern wird und möchte dann mit einem wohl sie selbst von der ner expertengesteuer- überarbeiteten Vorschlag in einer erweiterten Kooperation mit einigen EU-Kommission ange- Mitgliedsstaaten das neue System einführen (im Bild links Christian Kel- ten Parallelwelt beige- lermann, FES-Berlin). strebt wird. Es müsse schon ein Wunder ge- Gewinnsteuer niedrig schehen, meinte die FES+++TELEGRAMM ist. Die Verluste wer- ehemalige Staatssekre- den dagegen in den tärin im schwedischen + + + Ungarn war Anfang 2007 das einzige Land Hochsteuerländern ge- Finanzministerium, der EU, das kein – von der EU-Kommission gefor- gengerechnet. Das Magdalena Anderson, dertes – Programm zur Förderung einer nachhal- nennt man „Steuerop- im November auf einer tigen Entwicklung vorgelegt hatte. „Nachhaltig- timierung“. Konferenz der FES in keit“ ist kein von der ungarischen Öffentlichkeit Diese Praxis funktio- Lissabon mit Blick auf wahrgenommenes Thema. Die Entwicklung eines niert nur, weil es un- diese Frage, aber die den Anforderungen entsprechenden Programms terschiedliche Steuer- gäbe es bekanntlich wurde über das Jahr 2007 hinweg von einer zwölf- systeme in den Mit- immer wieder. teiligen Seminarreihe der FES begleitet, unter der gliedsstaaten gibt, die Schirmherrschaft der ungarischen Parlaments- in einem Wettbewerb präsidentin Katalin Szili. Im Rahmen dieser Reihe zueinander stehen und MEHR ZUM THEMA gelang es, die Repräsentanten aller im Parlament um die Zuweisung von www.fes.de/ vertretenen Parteien zu einer öffentlichen Debat- solchen Gewinnen buh- internationalepolitik/ te zu veranlassen – ein in der extrem polarisier- len. taxes ten Parteienlandschaft Ungarns außergewöhnli- Das Paradox, das Eu- cher Erfolg. + + + ropas Finanzminister

FESINFO 4/2007 49

KONFERENZ ÜBER DIE LIBERALISIERUNG DES WELTHANDELS Was kommt nach Doha?

Seit der Konferenz von dieser Subventionen eines Misserfolgs der kunft gelte, so Matthi- Doha im Jahre 2001 erreicht würde, wären Doha-Runde beschäf- as Machnig, Staatssek- verhandeln die EU, die die Entwicklungs- und tigte sich am 9. No- retär im Bundesminis- USA, Kanada und Ja- Schwellenländer im vember eine interna- terium für Umwelt, pan mit 30 Schwellen- Gegenzug bereit, ihre tionale Konferenz der Naturschutz und Re- und Entwicklungslän- Zölle auf Technologie- Friedrich-Ebert- aktorsicherheit, dass dern über Fragen der güter aus den Indust- Stiftung. zusammen mit den Welthandelsliberalisie- rieländern zu senken. Die Gründe für die Entwicklungs- und rung. Bisher wurde Das Ergebnis wäre ein Stagnation der Ver- Schwellenländern der keine Einigung erzielt. freierer Handel auf handlungen sahen die Weg einer dritten in- Die Welthandelsrunde dem Weltmarkt, der Expertinnen und Ex- dustriellen Revolution von Doha wurde initi- nicht durch Subventio- perten im Wesentli- begangen werden iert, um eine Reduzie- nen verfälscht und chen in der mangeln- müsse, wo mit weni- rung der Agrarsub- durch Zölle behindert den Bereitschaft der ger Ressourcen- und ventionen durch die würde. Industrieländer, die Energieverbrauch EU und die USA her- Mit den Potenzialen Subventionen für ihre trotzdem Wachstums- beizuführen. Wenn ei- der Handelsliberalisie- Landwirtschaften ab- prozesse organisiert ne deutliche Senkung rung und den Risiken zubauen. Für die Zu- werden können.

Handel für Entwicklung statt Entwicklung für Handel

Die Bewertung der derzeitigen Doha-Runde der Welt- multilateralen Handelsregeln in ihrem Kern fairer handelsorganisation (WTO) aus Sicht von Entwick- und entwicklungsfreundlicher gestaltet werden. Der lungsländern ist Gegenstand eines Buches, das das frühere Generalsekretär der WTO und jetzige Leiter FES-Büro Genf zusammen mit der indischen Nicht- der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNC- regierungsorganisation CUTS International heraus- TAD), Dr. Supachai Panitchpakdi, und andere Redner gegeben hat. Der Autor Faizel Ismail, Leiter der süd- lobten während der Buchpräsentation am 5. Oktober afrikanischen Delegation zur WTO, reflektiert in sei- in Genf dessen analytische Schärfe und betonten die nem Buch „Mainstreaming Development in the WTO politische Brisanz der Veröffentlichung. In seinem – Developing Countries in the Doha Round“ den Ver- Vorwort schreibt Supachai: „Wir sollten uns auf ent- handlungsprozess unter dem Blickwinkel seiner wicklungszentrierten Handel statt auf handelszent- „Entwicklungsdimension“. Sonderregelungen für rierte Entwicklung konzentrieren.” Entwicklungsländer in Handelsabkommen sind nach Das Buch ist abrufbar unter: http://library.fes.de/pdf- seiner Ansicht nicht genug, vielmehr müssten die files/bueros/genf/04888.pdf

„Wie kann man als Sozialist Generaldirektor man sich als Sozialist einer solchen Aufgabe der WTO sein?“: Pascal Lamy gab auf die Fra- mit allem Einsatz widmen. Damit wiederhol- ge des FES-Dialogforums „Die WTO trifft ihre te Lamy seine Überzeugungen, dass ein Kritiker“ in der philippinischen Hauptstadt möglicher Abschluss der Doha-Runde tat- Manila eine präzise Antwort. Dem Ziel, eine sächlich substanzielle Verbesserungen für al- regelbasierte Handelsordnung zu bauen, le böte. Dies zweifelten die Vertreter der phi- hätte sich eine Vielzahl von linksorientierten lippinischen Zivilgesellschaft jedoch genauso Regierungen verschrieben. Da ein solches Ar- an wie das Versprechen, dass „Aid for Trade“ rangement mehr Gerechtigkeit böte als eine kein Köder für die Zustimmung zu ver- Rückkehr zum Gesetz des Dschungels, könne schlechterten Handelsregeln sei.

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VERANSTALTUNG DER FES GENF MIT WTO UND ILO Kann die Globalisierung fair sein?

Globalisierung, Arbeit, rung spielen können. verdeutlichte Claribel Zwangsarbeit, Ab- Sozialstandards: Drei Das Public Forum der David, Vize-Präsiden- schaffung der Kinder- Begriffe, die für viele WTO fand in diesem tin der International arbeit, Verbot der Dis- immer noch als Gegen- Jahr zum siebten Mal Fair Trade Association. kriminierung in Be- sätze verstanden wer- statt. 1200 Delegierte Der Faire Handel weist schäftigung und Beruf) den. Das FES-Büro aus allen Kontinenten in den vergangenen einhalten. „Sie müssen Genf zeigte mit einer trafen sich in den Ge- sieben Jahren eine von allen 175 Mit- Wachstumsrate von 25 gliedsstaaten der ILO Prozent auf und einen ohne Vorbehalt respek- Umsatz von zwei Milli- tiert werden“, betonte arden Euro. Und ob- Cleopatra Doumbia- wohl der Faire Handel Henry, Direktorin der gemessen am gesam- Abteilung Internatio- ten Welthandel gerade nale Sozialstandards einmal ein Prozent der ILO. ausmacht, leben be- Eine Entwicklung, die reits siebeneinhalb das Genfer Büro der Millionen Menschen FES verstärkt im Blick von „Fair Trade“, so haben wird, ist die David. Aber nicht nur wachsende Zahl von der Faire Handel, der bilateralen Handelsab- Symbol für den Inte- Veranstaltung wäh- bäuden der WTO, um soziale und immer öf- kommen mit Sozial- ressengegensatz zwi- schen ILO und WTO? rend des diesjährigen in insgesamt 39 Veran- ter auch ökologische standards. Denn ob- Die Arbeiterstatue Public Forums der staltungen rund um Standards mit Ökono- wohl Staaten in bilate- vor dem WTO-Ge- bäude in Genf Welthandelsorganisati- das Thema „How can mie verknüpft, muss ralen Abkommen sehr on (WTO) vom 4. bis 5. the WTO Help Harness die vier Kernarbeits- wohl bereit sind, sich Oktober in Genf den Globalization“ zu dis- normen der Internatio- zur Einhaltung von So- Mehrwert von Sozial- kutieren. nalen Arbeitsorganisa- zialstandards zu ver- standards auf, die die- Dass Alternativen zu tion ILO (Vereinigungs- pflichten, werden diese se für den Welthandel traditionellen Handels- freiheit und Recht auf für multilaterale Ab- und eine faire Ausge- praktiken durchaus er- Kollektivverhandlun- kommen nach wie vor staltung der Globalisie- folgreich sein können, gen, Beseitigung der strikt abgelehnt.

Informelle Wege in Genf In der Welthandelsorganisation (WTO) „sollte sich schiedlicher Institutionen zusammenzubringen, um Kohärenz in drei Bereichen wiederfinden lassen, im so den Informationsaustausch zu einer kohärenteren ökonomischen, sozialen und politischen“, so Ismail Politik ein kleines Stück voranzubringen. Am 21. und Faizel, Leiter der südafrikanischen Delegation bei der 22. November wurden aus diesem Grund zunächst WTO in Genf. Ökonomisch müsste die WTO auf Ko- WTO-Botschafter mit Mitgliedern des „UN-Ausschus- härenz mit der Weltbank achten, im Sozialen mit der ses für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte“ Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und poli- (CESCR) zusammengebracht. Bei einem weiteren tisch mit dem Menschenrechtssystem der Vereinten Treffen zwischen den CESCR-Komiteemitgliedern Nationen (UN). Das FES-Büro Genf versucht über in- und dem „ILO-Expertenkomitee zur Umsetzung von formelle Treffen in kleinem Rahmen Experten unter- Konventionen und Empfehlungen“ ging es um sozia- le Menschenrechte und damit um Themen wie Ver- sammlungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungs-

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AUSSENPOLITISCHE AMBITIONEN DER SCHWELLENLÄNDER ANALYSIERT Zum Dessert mit den G8-Staaten

Indien, Brasilien und IBSA-Staaten durch ih- Pretoria die nationalen nen gemeinsame Südafrika sind stabile re Teilnahme an den Außenpolitiken Indi- Übungen der Marine. Demokratien und ge- Outreach-Gesprächen ens, Brasiliens und Indem man die Sicher- kennzeichnet von wirt- mit den G8-Ländern Südafrikas zu analy- heitspolitik verstärkt in schaftlichem Wachs- auf deren diesjähri- sieren. Deutlich wurde die gemeinsamen Be- tum – gleichzeitig sind gem Gipfel in Heiligen- dabei, dass gerade ei- ratungen einbezieht, sie geprägt von hohen damm. Dies wertete ne gemeinsame Si- versucht man gegen- sozialen Ungleichhei- der brasilianische Prä- cherheitspolitik auf über den „Großen 8“ ten und weit verbreite- sident Luis Inacio Lula ter Armut. Aufbauend Da Silva jedoch als auf diesen Gemein- wirkungslos: „Wir wa- samkeiten und ähnli- ren nur zum Dessert chen politischen Sicht- geladen, nicht zum weisen haben die Au- Festessen.“ ßenminister der drei Das FES-Büro in Süd- Länder im Juni 2003 afrika lud Mitte Okto- das Indien-Brasilien- ber zusammen mit Südafrika-Dialogforum dem Centre for Policy (IBSA) zur Stärkung Studies (CPS) zu einem der Süd-Süd-Koopera- Expertenseminar, um der Agenda der IBSA- aufzuholen, um zu- tion ins Leben gerufen. im Vorfeld des IBSA- Länder weiter nach künftig auch am Fest- Weltweite Aufmerk- Gipfels der Staats- und oben gerutscht ist. In- bankett teilnehmen zu samkeit erhielten die Regierungschefs in dien und Brasilien pla- können.

FES-REGIONALPROJEKT IN MITTEL- UND OSTEUROPA Netzwerke der weltweiten Interessenvertretung Über die vielfältigen (Nestlé) zur Koordinie- dieser Zusammenar- tinental und global pla- internationalen Arbeit- rung von Konzernge- beit. Dies führte zu nende multinationale nehmernetzwerke werkschaften und Be- umfangreichen Erfah- Management, massive neuen Typs berichtete triebsräten. rungen mit Weltbe- Neuinvestitionen in der Koordinator des Daneben entstanden triebsräten u. a. bei Niedriglohnländer mit FES-Regionalprojekts Netzwerke ganz eige- Volkswagen, General schwachen Gewerk- für Arbeitsbeziehun- ner Art mit wesentli- Motors, Siemens, BASF, schaften führen zur gen und Sozialdialog in chen Fremdzulieferern MAN, Generali, Nestlé, Notwendigkeit, Strate- Mittel- und Osteuropa sowie mit Standorten MOL, OMV und ihren gien nationaler und im Rahmen der 43. jenseits der Europäi- Zuliefererketten in der Werksgewerkschaften Linzer „International schen Union. Auf Bit- Europäischen Union, neu zu orientieren. Mit Conference of Labour ten der deutschen und den GUS-Ländern, in Konzernbetriebsräten, and Social History“. internationalen Ge- Lateinamerika etc. Internationalen Be- Seit 1989 entstanden werkschaftsbewegung Die Entkoppelung der rufssekretariaten und mit Unterstützung der unterstützte die FES multinationalen Unter- Fachgewerkschaften FES die ersten Arbeit- mit ihrem weltweiten nehmen vom „Mutter- kooperiert die FES bei nehmernetzwerke Büronetz den Aufbau landprinzip“, das kon- dieser Neuausrichtung.

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POLNISCH-DEUTSCHE KONSULTATIONEN DER METALLGEWERKSCHAFTEN Starke Arbeitnehmervertretungen aufbauen

Die handfesten Folgen schwedischen Werk Ziel dienten im No- in der Bildungsstätte von Privatisierung und bauen lässt. Aufge- vember in Warschau Berlin, unterrichteten Globalisierung konn- stellt wird das Ganze polnisch-deutsche die Vorstände der ten die Teilnehmer von 200 thailändi- Konsultationen der OPZZ-Metallgewerk- polnisch-deutscher Ge- schen Monteuren. Metallbranchen inner- schaften über Fusions- werkschaftskonsulta- In den neuen EU-Mit- halb des zweitgrößten prozesse in Europa. tionen im Warschauer gliedsländern Ostmit- polnischen Gewerk- Romuald Wojtkowiak, Hüttenwerk des welt- Vorsitzender der Me- größten Stahlkonzerns taller in der FZZ Meta- ArcelorMittal besichti- lowcy/OPZZ betonte, gen. Neben einer alten dass sich angesichts sowjetischen Walzstra- vernetzter Manage- ße mit amerikanischer mentsysteme global Technologie der 30er agierender Konzern, Jahre entsteht eine die Gewerkschaften in hochmoderne Ersatz- ganz ähnlicher Weise anlage. Während an organisieren müssten. der alten Anlage in ei- Dazu gehöre die Ab- ner Schicht 200 Mitar- kehr von den Betriebs- beiter arbeiten, wer- stättengewerkschaften den in der neuen Anla- teleuropas bemüht schaftsbundes OPZZ. als ausschließlicher ge nur noch sechs sich das Regionalpro- Olivier Höbel, Bezirks- Organisationsform und Techniker benötigt. jekt der FES seit Jah- leiter der IG Metall die Hinwendung zu Der Lieferant ist ein ren mit ihren Partnern Berlin-Brandenburg- konzern- und bran- italienischer Konzern, um den Aufbau von Sachsen, und Maria chenweit operierenden der die Elemente der starken Arbeitnehmer- Scholz, die Polenbe- Arbeitnehmervertre- Walzstraße in seinem vertretungen. Diesem auftragte der IG Metall tungen.

Neuer Weltgewerkschaftsbund wendet sich informellem Sektor zu Im Jahr 2006 wurde der neue Internationale Gewerk- terstützt wurden sie von Experten des Internationa- schaftsbund (IGB) aus den Vorgängerorganisationen, len Arbeitsamts in Genf und Delegierten mehrerer In- dem Internationalen Bund freier Gewerkschaften ternationaler Berufssekretariate. (IBFG) und dem christlich orientierten Weltverband Im Donetsk-Becken der Ukraine, aber auch in Südpo- der Arbeitnehmer (WVA), gebildet. Dabei entstand für len gibt es Tausende von illegalen Kleinbergwerken. die Länder Osteuropas der „Paneuropäische Regio- Teile der Lebensmittelindustrie in Moldova und der nalrat“ (PERR), mit dem das Regionalprojekt für Ar- Holzindustrie in Litauen operieren in der Schattenö- beitsbeziehungen und Sozialdialog der FES zusam- konomie, die in Serbien 40 %, in der GUS 48 % und in menarbeitet. der Ukraine 50 % der Arbeitskräfte umfasst. „Wenn Angesichts des Umfangs prekärer Arbeitsverhältnis- sich Gewerkschaften nicht auch um die informellen se und grauer Arbeitsmärkte hat der PERR in Zusam- Arbeitsmärkte kümmern, in der Frauen und junge menarbeit mit der FES Konsultationen zur Lage der Menschen dominieren, werden sie auf Dauer ihre Be- Arbeitenden im informellen Sektor begonnen. So ka- deutung verlieren!“, fasste Sergejus Glovackas, Re- men im litauischen Vilnius Fachleute von Estland bis gionalkoordinator des IGB in Mittel- und Osteuropa Bulgarien zu einer Zwischenbilanz zusammen. Un- die Herausforderung am Ostrand der EU zusammen.

FESINFO 4/2007 53

POLEN Vor der Euroeinführung

Nur eine knappe polnischen Centre for zur Einführung des sichtlich des Haus- Mehrheit der Polen European Strategies Euro transparent zu haltsdefizits und des glaubt derzeit daran, veranstalteten Diskus- vermitteln. Gemäß der öffentlichen Schulden- dass die Einführung standes erfüllen. Da- des Euro positive As- mit seien die techni- pekte für ihr Land schen Voraussetzun- bringen würde. Be- gen für den Beitritt fürchtet werden Preis- erfüllt. Jetzt stehe die steigerungen und ein politische Entschei- Verlust an Souveräni- dung zur Euroeinfüh- tät. Vor diesem Hinter- rung aus, so die polni- grund unterstrich Ger- sche Vize-Finanzmi- trude Tumpel-Guge- nisterin Katarzyna rell, Mitglied des sionsrunde Ende No- offiziellen Prognosen Zaidel-Kurowska. EZB-Rates der Euro- vember, dass es in der der Regierung wird päischen Zentralbank, Verantwortung der Re- das Land noch in die- MEHR ZUM THEMA in einer von der FES gierung liege, der Be- sem Jahr die Maas- www.feswar.org.pl/ Warschau und dem völkerung die Schritte tricht-Kriterien hin- massnahmen

FES+++TELEGRAMM

+ + + Zwischen Berlin, New York und der FES gibt es organisationen die Annäherung Georgiens an Europa. eine Verbindung der besonderen Art. Als das Büro der Die gesellschaftspolitische Beratungstätigkeit der FES FES bei den Vereinten Nationen in New York zur Er- ist eingebettet in die seit Juni 2004 auf die Staaten des öffnung seiner neuen Räumlichkeiten einlud, konnten südlichen Kaukasus, Georgien, Armenien und Aser- zwei prominente Berliner Gäste begrüßt werden: baidschan, ausgeweitete Europäische Nachbarschafts- Klaus Wowereit und Dietrich Stobbe – der Regieren- politik (im Bild links Pia Bungarten, Leiterin der FES- de Bürgermeister von Berlin und einer seiner Vorgän- Abteilung ID), + + + ger im Amt. Stobbe hatte von 1981 bis 1982 das FES- Büro in New York aufgebaut und geleitet. + + + + + + Die Sorge über die Verstimmungen zwischen Deutschland und Polen bildete den Anlass für einen Be- + + + Zum dritten Mal besuchte der georgische Au- such der beiden stellvertretenden Fraktionsvor- ßenminister Gela Bezhuashvili die FES in Berlin, um sitzenden, Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) sowie Dr. mit deutschen Experten in einen offenen Austausch zu Andreas Schockenhoff (CDU/CSU), in Warschau. Beide treten. Unter dem Veranstaltungstitel „New Challenges warben beim Zusammentreffen mit polnischen Sejm- for Georgia’s Security Policy” berichtete er über die ak- Abgeordneten und Regierungsvertretern am 13. Sep- tuellen Reformbemühungen der georgischen Regie- tember für die Deutsch-polnische Partnerschaft. Auch rung und die derzeitigen sicherheitspolitischen Heraus- in der von der FES-Warschau zusammen mit der Kon- forderungen des Landes. Die FES unterstützt durch ei- rad-Adenauer-Stiftung veranstalteten Podiumsdebat- ne Reihe von Maßnahmen mit lokalen Partner- te war die Diskrepanz zwischen den beiden Nachbarn

(Foto: Zensen) Bestandteil fast aller Redebeiträge, in denen Themen wie der Grundlagenvertrag, die Ostseepipeline, das Zentrum gegen Vertreibung und die Rückgabe von Kul- turgütern herausgestellt wurden. + + +

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„DUBROVNIK-PROZESS“ REGIONALER PARLAMENTARISCHER KOOPERATION Feste Größe in Südosteuropa

„Wir sind doch nur ein den Kopf getroffen Dabei stützten sich die gen, die Situation der Abnick-Club für unse- hatte. Vom 4. bis 7. Debatten vor allem auf Abgeordneten zu ver- re Regierungen!“: Par- Oktober hatten sich die Erkenntnisse der bessern. lamentarier aus ganz wieder über 40 Abge- ehemaligen Vizepräsi- Allerdings gibt es auch Südosteuropa brach- ordnete aus den natio- dentin des Deutschen eine ganze Reihe von nalen Parlamenten der Bundestages und lang- Ansätzen, die zeigen, Länder Südosteuropas, jährigen Seniorexper- dass sich die Parla- aus dem Deutschen tin für parlamentari- mentarier nicht mit Bundestag und dem sche Kooperation des diesen Missständen Europaparlament mit Stabilitätspaktes für abfinden. Bestehende Experten im kroati- Südosteuropa, Petra Parlamentariernetz- schen Cavtat getroffen, Bläss, die für die FES werke in der Region um intensiv über „Par- eine Studie zum Status werden reaktiviert, lamentarische Demo- quo der Parlamente neue geknüpft. Die kratie in Südosteuropa erstellt hat. Deutlich Ausschuss- und Wahl- im Spannungsfeld zwi- werden darin Defizite kreisarbeit verbessert schen dominanter in der personellen und sich zunehmend, und Exekutive, präsidialer finanziellen Ausstat- Minister und Regie- Dynamik und defizitä- tung, unzureichender rungschefs müssen rer Parlamentsarbeit“ Zugang zu Informatio- häufiger vor dem Par- zu diskutieren. Der nen und mangelndes lament Rede und Ant- kroatische Staatspräsi- Selbstbewusstsein ge- wort stehen und sich dent, Stjepan Mesic, genüber der Exekuti- für schlechte Arbeit hatte zu Beginn per Vi- ve. Auch falsche verantworten. Im kroatischen Cavtat ten ihren Unwillen deoansprache ein Schwerpunkte der in- Fazit: Die Stärkung wurde über die parla- mentarische Demo- zum Ausdruck und flammendes Plädoyer ternationalen Gemein- der Parlamente in kratie in Südosteuro- zeigten damit, dass für einen starken Par- schaft hinsichtlich der Südosteuropa muss pa nachgedacht. das diesjährige Thema lamentarismus gehal- undifferenzierten För- ein zentrales Anliegen der mittlerweile 9. In- ten – dieser Anspruch derung zivilgesell- der Staaten der EU ternationalen Parla- wurde im Laufe der schaftlicher Gruppen, werden, wenn Refor- mentarierkonferenz Veranstaltung von den ohne die zentrale Rolle men auf dem Wege der FES mit dem Titel Teilnehmern an der der Parlamente zu be- transparenter gesetz- „Rettet das Parla- Realität der Parla- rücksichtigen, haben geberischer Prozesse ment!“ den Nagel auf mentsarbeit gemessen. nicht dazu beigetra- Erfolg haben sollen.

KLEIN- UND MITTELUNTERNEHMEN IN SÜDOSTEUROPA Wo entstehen Arbeitsplätze?

Wie auch in den schaftlicher Wandel. es heute eine wach- – die großen Konglo- Transformationslän- Wo vormals wenige sende Zahl kleiner und merate verschwunden dern Mittelosteuropas große Unternehmen mittlerer Unterneh- sind. Nach vorliegen- vollzieht sich in den einen großen Teil des men, während – meist den Zahlen sind in der Ländern Südosteuro- Wirtschaftsaufkom- durch Privatisierung gesamten Region be- pas ein rasanter wirt- mens bestritten, gibt und Umstrukturierung reits heute im Durch-

FESINFO 4/2007 55

schnitt über 80% aller nicht verwunderlich, die Einhaltung von Ta- FES-Regionalprojekt Unternehmen Kleinst-, dass es nur in sehr rifen oder Arbeitsge- „Arbeitsbeziehungen Klein- oder Mittelun- wenigen dieser Unter- setzen. Dabei gibt es und Sozialdialog in ternehmen (KMU) mit nehmen Tarifverträge eine Reihe von ge- SOE“ gleich mit meh- bis zu 250 Beschäftig- oder gar institutionali- meinsamen Interessen reren Projekten in ten. Gleichzeitig voll- sierte Arbeitsbezie- von Gewerkschaften dem schwierigen Feld zieht sich der Wandel hungen gibt. und Arbeitgeberorga- der Klein- und Mittel- zu modernen Dienst- Die Unternehmer ha- nisationen in den unternehmen. Zum leistungsgesellschaften. ben sich zwar Interes- KMU. Den Gewerk- Beispiel wurde ein von Diese Entwicklung ha- senorganisationen ge- schaften gehen in den der EU gefördertes ben die Sozialpartner- schaffen, diese fungie- Großbetrieben die Mit- Projekt mit Arbeitge- organisationen jedoch ren jedoch eher als glieder aus, sie müs- bern und Gewerk- noch nicht mit vollzo- Lobbyorganisationen sen ihre künftigen Mit- schaften in Bulgarien, gen. Ihre Ursprünge – gegenüber der Politik. glieder in den KMU Rumänien, Ungarn insbesondere auf der Selbst dort, wo es ge- rekrutieren. Parallel und Kroatien initiiert. Arbeitnehmerseite – lingt, einen Branchen- dazu muss das Interes- So soll ein Dialog zwi- liegen in Großunter- tarifvertrag von der se der Unternehmer schen Arbeitgebern nehmen. Politik als allgemein- z. B. sein, bessere und Gewerkschaften Genau dort, wo mehr verbindlich erklären Rahmenbedingungen gefördert werden. und mehr neue Ar- zu lassen, kommen für die Entwicklung Noch sind beide Seiten beitsplätze entstehen, seine Wirkungen kaum ihrer Unternehmen allerdings weit davon treten Gewerkschaften jemals in den KMU an. durchzusetzen, allein entfernt, die Chancen kaum auf: in den klei- Denn wenn es keine um dadurch qualifi- der Zusammenarbeit nen und mittleren Un- Gewerkschaft im Be- zierte Arbeitskräfte hinreichend nutzen zu ternehmen des Privat- trieb gibt, gibt es auch zu bekommen. können. sektors. Daher ist es keinen Wächter über Deshalb arbeitet das

FES-VERANSTALTUNGSREIHE MIT DEM UNGARISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN Werte und Verantwortung

In ganz Zentraleuropa sen: Sozialdemokrati- rauf beschränkt, Vor- Veranstaltung wurde haben sich ehemals sche Traditionen, die gaben der EU zu exe- vom Ministerpräsiden- kommunistische Par- politisches Handeln an- kutieren – auf Kosten ten und MSZP-Vorsit- teien – wie die ungari- leiten könnten, sind der Ausbildung einer zenden Ferenc Gyurc- sche Sozialistische Par- nur schwach entwi- sozialdemokratischen sány durch ein Grund- tei (MSZP) – in so- ckelt. Die MSZP steht Identität. satzreferat eingeleitet, zialdemokratische daher wie andere sozi- Das programmatische das durch Koreferate Parteien transformiert aldemokratische Par- Vakuum der MSZP war und Podiumsdiskussio- und sind in die sozialis- teien in Zentraleuropa im letzten Viertel des nen ergänzt wurde. tische Parteienfamilie in der Gefahr, unter Jahres 2007 Gegen- Unter anderem wurden aufgenommen worden. dem Druck tagespoliti- stand einer Reihe von die durch die autoritä- Der schnelle Übergang scher Zwänge zu einer sechs Vortrags- und re Herrschaft der Zwi- hat allerdings ein technokratischen Kraft Diskussionsveranstal- schenkriegszeit und Vakuum entstehen las- zu werden, die sich da- tungen, die von der den Kommunismus FES-Budapest in Koo- unterdrückten demo-

peration mit der Mihá- kratischen Traditionen Der ungarische Mi- ly Táncsics Stiftung or- Ungarns thematisiert. nisterpräsident Fe- renc Gyurcsany bei ganisiert wurden. Jede der FES in Budapest.

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VERTRAUENSDOZENTEN DER FES IN KROATIEN UND SLOWENIEN Konkrete Pläne der Zusammenarbeit

An einer Studienreise „Der Reiseplan, so an neuralgischen fektive Unterstützung nach Kroatien und Slo- empfanden es die Punkten der Entwick- von internationaler wenien nahmen im meisten Delegations- lung helfend einzugrei- Hochschulzusammen- September 20 Vertrau- mitglieder, war sehr fen: so in der Zusam- arbeit durch die Fried- ensdozenten und Mit- ingeniös zusammenge- menarbeit mit dem Eu- rich-Ebert-Stiftung. glieder des Auswahl- stellt. Gab er doch Ge- ropahaus in Vukovar Wir trafen in Kroatien ausschusses der FES legenheit, Licht und und dem dortigen Professoren, die als teil. Im Mittelpunkt der Schatten in der histori- städtischen Gymnasi- Stipendiaten der Stif- zehntägigen Reise schen Entwicklung bei- um, wo erstmals serbi- tung vor und nach dem standen Gespräche mit der Länder in der sche und kroatische Krieg in Deutschland Politikern und Wissen- jüngsten Vergangen- Schüler unter einem studiert hatten und die schaftlern zur politi- jetzt wieder in ihr schen, wirtschaftlichen Land zurückgekehrt und sozialen Entwick- waren, um am Wieder- lung beider Länder. aufbau der Hochschu- Dazu fanden Treffen len mitzuarbeiten. (..) statt mit Führungs- Die Entwicklungen kräften der sozialde- sind hier noch ganz mokratischen Fraktion am Anfang, aber wir im kroatischen Parla- trafen eine große Of- ment Sabor, Rektoren fenheit und Bereit- und Prorektoren ver- schaft, gemeinsam mit

schiedener Universitä- Die Delegation der FES-Vertauensdozenten knüpfte enge Kontakte zu Kollegen aus Westeu- ten und dem Vorsitzen- Kollegen in Kroatien und Slowenien. ropa Innovationen ein- den der Sozialdemo- heit gründlich in den gemeinsamen Dach, zuführen und dabei kraten Sloweniens und unterschiedlichsten wenn auch in getrenn- auch interessierte Kol- EU-Parlamentarier Bo- Facetten zur Kenntnis ten Sprachen, unter- legen aus Serbien und rut Pahor. Die Vorsit- zu nehmen. (..) Überall richtet werden. (..) Montenegro zu integ- zende des Auswahl- hatte die Delegation Gelobt wurde bei unse- rieren. Konkrete Pläne ausschusses der FES Gelegenheit, sich ein ren Besuchen der ver- für Kooperationen und und Leiterin der Dele- Bild davon zu machen, schiedenen Hochschu- Kongresse unter die- gation, Prof. Dr. Helene wie die Projekte des len in Zagreb, Rijeka, sem Vorzeichen wur- Harth, fasste ihre Ein- Zagreber Büros der Split und Dubrovnik den auch von unserer drücke zusammen: Stiftung bemüht sind, immer wieder die ef- Delegation angebahnt.“

Wie geht’s weiter im Kosovo?

Alle Versuche einer Lösung der Kosovo-Frage, die für und Deutschland diskutierten diese Fragen im Rah- Serbien akzeptabel wäre, sind gescheitert. Der Koso- men einer internationalen Konferenz, die die FES- vo wird einseitig seine Unabhängigkeit erklären. Dies Vertretung in Ungarn am 12. und 13. Oktober in Bu- wirft jedoch neue Fragen auf: Wie lassen sich die Min- dapest organisierte. Ein zentraler Gegenstand war derheitenprobleme lösen? Kann ein unabhängiger dabei die Politik und Position der Europäischen Uni- Kosovo ein lebensfähiger Staat sein? Welche Reaktio- on. Die EU wird die materiellen Hauptlasten tragen, nen Serbiens sind zu erwarten? Experten aus dem die mit der Unabhängigkeit des Kosovo verbunden Kosovo, Serbien, Mazedonien, der Slowakei, Ungarn sind. Sie droht aber zwischen die Fronten eines vor allem von den USA gestützten Kosovo/Albanien und eines sich zunehmend an Russland orientierenden

FESINFO 4/2007 Serbien zu geraten. 57

DER SERBISCHE VIZEPREMIERMINISTERS BOZIDAR DJELIC ZU GAST BEI DER FES Von Optimismus geprägt

Eine Vertiefung der sentierte er am 24. klammern, konzent- ren bei durchschnitt- Kooperation mit der Oktober seine Vorstel- rierte er sich auf öko- lich 5%, die Auslands- EU ist eines der Ziele, lungen über die „He- nomische und soziale investitionen stiegen, das die FES mit ihrem rausforderungen Ser- Fragen. Seine Ausfüh- die Inflation bewege Engagement in Serbi- sich im einstelligen en verfolgt. Sofern Bereich und die Fis- Serbien die Aufnah- kalpolitik sei im mekriterien erfüllt, Gleichgewicht. soll dies entsprechend Der Vortrag wurde den Vereinbarungen anschließend vom des EU-Gipfels in Bundestagsabgeord- Thessaloniki langfris- neten Johannes Jung tig zu einer Mitglied- kommentiert, der be- schaft führen. In die- tonte, dass es wichtig sem Zusammenhang sei, die demokrati- wurde der für die EU- schen Kräfte zu stär- Zu Gast in Berlin: der für die EU-Integration verantwortliche serbische Integration verant- Vizepremierminister Bozidar Djelic (Foto: U. Altekruse) ken, damit nicht eine wortliche Vizepre- nationalistische Oppo- mierminister Djelic biens auf dem Weg in rungen waren von Op- sition die bisherigen von der FES nach Ber- die Europäische Uni- timismus geprägt. Das Anstrengungen auf lin eingeladen. Vor on“. Ohne das heikle Wirtschaftswachstum dem Weg in die EU rund 300 Gästen prä- Thema Kosovo auszu- liege seit einigen Jah- zunichtemacht.

Minderheitenrechte und lokale Demokratie Vorstellung eines Handbuchs beim Brüsseler Ge- waltungen gemeinsam auf kommunaler Ebene spür- sprächskreis Südosteuropa bare Verbesserungen für Minderheiten verwirklichen. Als Grundlage für dieses neue Monitoring-Modell Mit dem FES-Handbuch zum „Monitoring von Minder- dienten westeuropäische Erfahrungen mit der Erhe- heitenrechten auf kommunaler Ebene“ liegt nach ei- bung einer „lokalen Demokratiebilanz“, mit der im ner dreijährigen Projektphase ein Instrument vor, wel- Verwaltungsapparat ein Bewusstsein für Möglichkei- ches gleichzeitig der Stärkung von Minderheitenrech- ten der Bürgerbeteiligung geschaffen werden soll. Die ten und von demokratischen Verfahren auf Pilotphase lag im Jahr 2006 in Albanien, Bulgarien, kommunaler Ebene dient. Durch das Monitoring-Pro- Makedonien, Rumänien und Serbien. jekt der FES, das als Pilotprojekt in Südosteuropa kon- zipiert und umgesetzt wurde, sollen Bürger und Ver- Mehr Infos unter www.fes.org.mk

Handbuch der Menschenrechtsarbeit Das völlig überarbeitete und ergänzte „Handbuch beit verschiedener Bundesministerien, europäischer der Menschenrechtsarbeit (2007/2008)“ ist nun als Institutionen und internationaler Organisationen interaktive CD-ROM erschienen. Das Handbuch gibt vorgestellt. einen Überblick über die Arbeit des Forums Men- schenrechte und dessen angeschlossene Organisa- Die CD-ROM kann bestellt werden über: tionen. Darüber hinaus wird die Menschenrechtsar- [email protected]

4/2007 INFO FES 58 INTERNATIONAL

DEUTSCH-RUSSISCHER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH ÜBER WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG Russland: Die Provinz boomt

Tausende neue Jobs, erreichen, der sich be- dieser Erwartungshal- Wirtschaftspolitik in zwei neue Fabriken reits in dem unge- tung getrennt und bau- Brandenburg zu be- europäischer Autoher- wohnt guten Zustand te neue Straßen und richten. Der Ministeri- steller, Investoren aus der Zufahrtsstraße aus Schienenwege, er- alrat a. D., der in ganz Europa, Besuche Moskau andeutet. schloss Gewerbegebie- Brandenburg viele des russischen Präsi- Ein regelrechter Men- te und vereinfachte die Jahre für Wirtschafts- denten Putin und der talitätswandel fand in bürokratischen Prozes- förderung zuständig deutschen Kanzlerin der Region statt. Nach se. Der Erfolg stellte war, zeigte sich positiv Merkel – Kaluga ist ei- dem Ende der Sowjet- sich bald mit der Eröff- überrascht über die nung eines neues Entwicklung in der Re- Volkswagenwerks ein. gion, deren Situation Volvo folgt mit einer durchaus vergleichbar weiteren Fabrik und ist mit der in Ost- Investoren aus etlichen deutschland. Gerade europäischen Ländern aus diesem Grund tref- siedeln sich an. So fen die jeweiligen Er- könnten in den kom- fahrungen auf großes menden drei Jahren beiderseitiges Interes- bis zu 20.000 neue Ar- se. Dies zeigte sich beitsplätze entstehen. auch in der Frage, wie Seit sieben Jahren be- die richtige Balance gleitet das Moskauer zwischen wirtschaftli- Mitteleuropäische Stan- ne Vorzeigeregion und union wurden Investo- FES-Büro diesen Ent- chem Aufschwung und dards auch in der russi- schen Provinz: die Vor- macht sich dennoch ren häufig mit der Er- wicklungsprozess mit Umweltschutz erreicht zeigeregion Kaluga Sorgen um seine Zu- wartung verschreckt, einer jährlich stattfin- werden kann. Gerade kunft. dass sie alles aus eige- denden Konferenz. Be- in diesem Bereich kön- Das 160 km südwest- nen Mitteln bauen reits zum vierten Mal nen deutsche Politiker lich von Moskau gele- würden, was sie für ih- reiste zu diesem An- und Experten helfen, gene Gebiet hat viele re Unternehmen benö- lass auch Andreas Wolf beispielsweise mit In- Hürden genommen, tigen – inklusive der nach Kaluga, um über formationen über die um den wirtschaftli- Infrastruktur. In Ka- die Erfolge und Proble- erfolgreiche Sanierung chen Aufschwung zu luga hat man sich von me der Industrie- und von Plattenbauten.

Russland und der Westen In Russland gebe es eine starke Sehnsucht, wieder ei- die russische Wirtschaft voranzubringen. Scherbako- ne Großmacht zu sein, erklärte Irina Scherbakowa wa entgegnete, dass der derzeitige Aufschwung größ- bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Russland tenteils in der Vermarktung der Öl- und Gasressour- und der Westen“ am 8. November in Leipzig. Sie ge- cen begründet liege. Besorgniserregend sei, dass in hört zu den Gründern der Menschenrechtsorganisa- Russland gerade unter den Jugendlichen wieder das tion Memorial in Moskau. , MdEP, Bild des „bösen Westens“ heraufbeschworen werde. nahm bezug auf die schwierige Situation Russlands Krehl sieht dagegen eine solide Vertrauensbasis für Anfang der 1990er Jahre, nach Implosion der Sow- das Verhältnis zu Russland, die eine gute Ausgangs- jetunion und des gesamten Ostblocks. Sie nannte Pu- position für die weitere Zusammenarbeit auch in Fra- tin einen verlässlichen Partner, der es geschafft habe, gen der Menschenrechte darstelle.

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ZENTRALASIEN Keine Alternative zur regionalen Zusammenarbeit

Welche Rolle spielt dels, der internationa- nalen Terrorismus Beitrag zur besseren Zentralasien für Euro- len Kapitalmärkte und kann ohne Stabilität Kooperation zu leisten. pas Sicherheit? Und bei der Entwicklung ei- und Frieden in der Re- Durch den Erfahrungs- welchen Beitrag kann ner transkontinentalen gion ebenso wenig ge- austausch auch mit Deutschland für eine Transport- Infrastruk- lingen wie eine Befrie- Gesprächspartnern nachhaltige wirtschaft- tur entwickeln sich die dung Afghanistans. aus Deutschland und liche und demokrati- Länder der Region, Tadschikistan, Usbe- Europa wird ausgelo- sche Entwicklung der insbesondere Kasachs- kistan und Turkmenis- tet, inwiefern die euro- zentralasiatischen Re- tan, zu bedeutenden tan arbeiten bereits päische Integration ein publiken leisten? Einig Partnern. Gleichzeitig heute in Fragen der Vorbild für regionale waren sich die Exper- hemmen jedoch man- Grenzüberwachung, Kooperation in Zent- ten aus Politik, Wis- gelndes Vertrauen in der Bekämpfung des ralasien sein kann. senschaft und Medien die Rechtssysteme und Drogenhandels, der am 12. November auf teilweise unberechen- Verfolgung islamisti- der zweiten Zentral- bare politische Eingrif- scher Extremisten so- asienkonferenz der fe der Regierungen in wie der Entwicklung FES, dass die Region den privaten Sektor in- grenzüberschreitender für Europa zunehmend ternationale Investo- Handelsbeziehungen an strategischer Be- ren an einer Expansi- eng zusammen. deutung gewinnt – be- on ihres Engagements. Auch die FES versucht, sonders in Hinblick auf Auch ein gemeinsames mit ihren regionalen die Energiesicherung. Vorgehen im Kampf und überregionalen Im Bereich des Han- gegen den internatio- Konferenzen einen

Tod in Taschkent – zur Ermordung des Theaterregisseurs Mark Weil Auf dem Plakat ist ein Mann zusehen, auf dem Boden, das schen. Als Jude in der Ukraine geboren, studierte Mark Weil in Hemd voller Blut, tot – so inszeniert für das Programmheft zu Taschkent und baute dort 1976 sein Theater auf. Sein Theater Uraufführung der griechischen Tragödie „Orestie“ in der usbe- „Ilchom“ war stets unabhängig, sowohl von den Sowjets als kischen Hauptstadt Taschkent. Aus dem Spiel ist grausame auch vom usbekischen Staat.Weder sich noch die Schauspie- Realität geworden. Der Regisseur des Stückes, Mark Weil (55), ler, schon gar nicht die Zuschauer schonte Weil. Davon zeugt wurde am 7. September 2007 vor seiner Wohnung ermordet. auch sein letztes Stück, die Orestie. Das 2500 Jahre alte Stück Ein Raubmord? Rache? Ein religiöser Hintergrund? Man weiß von Aischylos ist ein großartiges Lehrstück über Gerechtigkeit, es nicht, und vielleicht werden die Verantwortlichen ewig im über Selbstverantwortung, über Engagement für eine bessere Verborgenen bleiben. Gleichwohl lassen sich schnell Parallelen Welt, über den Kompromiss. Die FES hat gemeinsam mit Mark zu Menschen herstellen, die aufgrund von Überzeugungen Weil und seinem Theater dieses schwierige Stück auf die Büh- getötet wurden. Ihnen war oft eines gemein – sie galten als ne gebracht, zum ersten Mal auf der Seidenstraße. Mit Histori- unbequem in ihren Ländern, oftmals vom Staatsapparat ver- kern, Schauspielern und Studenten diskutierte Weil über den folgt und gleichzeitig verehrt von ihren Mitbürgern. Sinn, dieses Stück aufzuführen. Usbekistan mit seinen etwa 26 Millionen Einwohnern liegt et- Die Friedrich-Ebert-Stiftung trauert um einen herausragenden wa 5000 Kilometer von Deutschland entfernt. Doch Mark Menschen, einen Freund und Partner. Für ihn gab es nicht die Weil brachte Zentralasien und Europa einander näher. Er spiel- eine absolute Wahrheit. Verbesserungen und Lösungen sah er te seine Stücke mit großem Erfolg vor Zuschauern in Russland, nur durch hart errungene Kompromisse möglich, dabei Deutschland, England, ja in Japan und den USA. Die Themen schloss er als Gesprächspartner keinen aus, „und wenn ich mit waren Religion, Homosexualität und die Freiheit des Men- dem Teufel reden muss“. (Dr. Reinhard Krumm, FES-Moskau)

4/2007 INFO FES 60 INTERNATIONAL Wahlen im Irak FES schult zehntausend Wahlbeobachter

IM IRAK STEHEN 2008 MEHRERE ENTSCHEIDENDE WAHLGÄNGE AN. Entschieden wird dabei nicht nur über die überarbeitete irakische Verfassung sowie über die Zusammensetzung regionaler Parlamente, sondern auch über die Angliederung der ölreichen Stadt Kirkuk an die kurdische Region im Norden des Landes.

Die FES hat die Vorbe- Irak aktiv ist. In den problem erwies sich giösen Gruppen reitung dieser Wahlen Workshops werden dabei immer wieder gleichmäßig in die im Auftrag der Verein- insgesamt zehntau- die Frage der Wähler- Wählerregister aufge- ten Nationen mit ins- send Irakerinnen und registrierung. Ange- nommen werden? gesamt 400 Work- Iraker zu Wahlbeob- sichts der katastro- Auf diese Fragen muss achtern ausgebildet, phalen Sicherheitslage die reformierte iraki- die die kommenden im Land und im Hin- sche Wahlkommission Wahlgänge, sowie die blick auf rund zwei IHEC Antworten fin- Registrierung von Millionen Flüchtlinge den. Hierbei werden Wählern, kritisch be- wachsen nicht nur lo- die neuen Wahlbeob- gleiten werden. gistische Probleme, achter direkt und indi- Angestoßen wurde das sondern es stellen sich rekt eine wichtige Rol- Projekt in der jordani- auch Grundsatzfra- le spielen. Denn die schen Hauptstadt Am- gen: Wo sollen all die Beobachter werden man. Angeleitet durch Bürger ihre Stimmen nicht nur nach den internationale Exper- abgeben, die ihre Hei- Wahlen ihre Berichte ten setzten sich iraki- mat überstürzt verlas- an die Öffentlichkeit Schon im Vorfeld der irakischen Wahlen kommt sche Wahlbeobachter sen mussten und oft- bringen, sondern be- den Wahlbeobachtern eine wichtige Rolle zu. in drei Training-of- mals nicht mehr über reits im Vorfeld in en- shops in allen Regio- Trainer-Workshops die erforderlichen Do- gem Austausch mit nen des Irak begleitet. mit den neuesten Ent- kumente verfügen? IHEC auf Transparenz Sie ist derzeit die ein- wicklungen im iraki- Wie kann sicherge- und faire Beteiligungs- zige deutsche Instituti- schen Wahlrecht aus- stellt werden, dass al- chancen achten. on, die umfassend im einander. Als Kern- le ethnischen und reli-

AFGHANISTAN Langer Atem in der Drogenbekämpfung

Die Zahlen klingen balen Markt für Opiate opiumfrei sind, boomt schaft und Wirtschaft. alarmierend: Auf ist das Land gewisser- im Süden und Westen Sie erschwert den Auf- 193.000 Hektar bau- maßen zum Exklusiv- der Anbau. bau funktionierender ten die Afghanen im lieferanten der Welt Die mit Anbau, Verar- staatlicher Institutio- Jahr 2007 insgesamt geworden. Dabei spal- beitung, Handel und nen und ist ein großes 8.200 Tonnen Rohopi- tet der Opiumanbau Vertrieb verbundene Hindernis für die Sta- um an. Das sind 34% das Land: Während Drogenökonomie bilisierung des Landes mehr als im Vorjahr. der Norden und das durchdringt alle Berei- und der gesamten Re- Mit 93% Anteil am glo- Zentrum weitgehend che von Politik, Gesell- gion. Gleichzeitig stellt

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der Drogenanbau eine ten des Deutschen setze bei den schwäch- tung: Ohne einen funk- wichtige Einkommens- Bundestags, Vertre- sten Gliedern der Ge- tionierenden Rechts- quelle für große Teile tern der beteiligten sellschaft an. Ein sol- staat, gute Regie- der ländlichen Bevöl- Ministerien, Mitarbei- ches Vorgehen würde rungsführung und die kerung dar. Die inter- tern der deutschen vielen Menschen die Stärkung eines staatli- nationale Gemeinschaft Durchführungsorgani- Existenzgrundlage ent- chen Sicherheitssek- bemüht sich mit unter- sationen und Vertre- ziehen und sie bewaff- tors ist das Problem schiedlichen Ansätzen, tern der Wissenschaft neten Gruppierungen nicht zu lösen. dieser komplexen Si- die Möglichkeit gebo- in die Arme treiben. tuation zu begegnen. ten, Strategien für den Bei der Schaffung von Vor dem Hintergrund Umgang mit dieser Si- alternativen Überle- des umfassenden deut- tuation zu diskutieren. bensstrategien für die schen Engagements in Einer der international Bevölkerung und der Afghanistan ist auch renommiertesten Af- Bekämpfung der Dro- die Arbeit deutscher ghanistanexperten, genökonomie gelte es, Organisationen von Prof. Dr. Barnett Ru- auch die weiteren Ver- diesen Entwicklungen bin, eröffnete die Dis- arbeitungs- und Ver- betroffen. kussion mit einer Dar- marktungsketten mit- Bei einem Fachge- stellung der lokalen zudenken und sich be- spräch im Paul-Löbe- Dynamik des Drogen- wusst zu machen, dass Haus in Berlin hat die anbaus. Wer die Ver- allen Beteiligten Alter- Friedrich-Ebert-Stif- nichtung von Anbau- nativen geboten wer- tung am 18. Septem- flächen als Lösung des den müssten. ber daher Abgeordne- Problems propagiere, Fazit der Veranstal-

DISKUSSION IN DER FES ZUR PRIVATEN ISRAELISCH-SYRISCHEN FRIEDENSINITIATIVE „Frieden zwischen Israel und Syrien ist ein Muss“

Mit dem Scheitern der der Krise: die private Zentraler Gegenstand rikanischen Geschäfts- offiziellen Verhandlun- israelisch-syrische des von Dr. Alon Liel, mann Prof. Ibrahim gen zwischen Israel Friedensinitiative“ ein ehemaliger Generaldi- Soliman entwickelten und Syrien, insbeson- möglicher Friedens- rektor des israelischen Plans ist dabei die dere über die Golanhö- plan zwischen Israel Außenministeriums, Rückgabe der von Is- hen im Jahr 2000, und Syrien vorgestellt. und dem syrisch-ame- rael 1967 eroberten steht eine Normalisie- und später annektier- rung der israelisch-sy- ten Golanhöhen an Sy- rischen Beziehungen rien. Der von Liel und weiterhin aus. Ange- Soliman entworfene sichts der aktuellen Acht-Punkte-Plan sieht Entwicklungen deutet eine Entmilitarisierung vieles sogar auf eine des umstrittenen Ter- Eskalation. Vor diesem ritoriums und eine Hintergrund wurde Umwandlung in einen am 20. November in „Friedenspark“ vor, der FES in Berlin un- der sowohl der israeli- ter dem Titel „Der is- schen wie der syri- raelisch-syrische Kon- Die Initiatoren des Friedensplans Dr. Alon Liel und Prof. Ibrahim Soliman schen Bevölkerung zu- im Gespräch mit der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenar- flikt – Auswege aus beit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul (Foto: Zensen). gänglich sein soll. Vo-

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raussetzung ist der rie Wieczorek-Zeul, kaum beachtetes Bild gierung angestrebt Abbruch der militäri- Bundesministerin für von Syrien: Zwar sei wird, sei ein Frieden schen Kontakte Syri- wirtschaftliche Zusam- Syrien keine Demokra- mit Israel unerlässlich. ens mit dem Iran, der menarbeit und Ent- tie, aber eben auch Auch für Israel gibt es Hisbollah und der Ha- wicklung, die politi- kein „Schurkenstaat“. wichtige Gründe, ei- mas. Am Ende des sche Notwendigkeit Perthes verwies auf nen Friedensschluss Prozesses sollte die des Dialogs mit Syrien, die Bereitschaft des anzustreben, so Per- Aufnahme regulärer um den Reformprozess Landes, mit der Auf- thes. Der wirtschaftli- diplomatischer Bezie- zu fördern und damit nahme von über einer che Austausch in der hungen zwischen bei- letztlich eine politische Million irakischer Region würde deutlich den Ländern und die Öffnung des Landes zu Flüchtlinge einen zunehmen, die Hal- Aufhebung des US- erreichen. Volker Per- wichtigen Beitrag zur tung Syriens gegen- amerikanischen Em- thes, Direktor der Stif- Bewältigung der Fol- über der Hisbollah und bargos gegenüber Sy- tung Wissenschaft und gen des Irakkriegs zu der Hamas würde sich rien stehen. Politik, zeichnete zu- leisten. Für eine Mo- verändern und somit Zu Beginn der Diskus- nächst ein anderes, in dernisierung, wie sie die Lage insgesamt sion betonte Heidema- der Öffentlichkeit von der syrischen Re- stabilisiert.

Israels Blick auf den Iran Ein neuer Ansatz in Israels öffentlicher Beschäftigung positionsparteien gibt, jedoch eine Reihe von gewerk- mit dem Iran konnte durch eine gemeinsame Konfe- schaftlichen Vereinigungen, die häufig zum Streik auf- renz der FES Israel mit dem Netanaya Academic Col- rufen. Die Rahmenbedingungen für einen Wandel lege angeregt werden, indem das Augenmerk nicht wurden jedoch als schlecht beschrieben. Im Iran herr- nur auf die mögliche iranische Atombombe gerichtet sche „freedom of expression, but not freedom after ex- wurde, sondern auf die komplexe soziale und politi- pression“, so ein Referent. sche Realität in dem Land. Renommierte Wissen- Fast drei Jahrzehnte nach der islamischen Revolution schaftler aus israelischen Hochschulen und For- überwiegt in der Abwägung der politischen Führung schungsinstituten sowie hochrangige ausländische zwischen Ideologie und Eigennutz stets ganz pragma- Gäste und Silvan Shalom, Knessetabgeordneter und tisch das eigene Herrschaftsinteresse, das in der Öf- ehemaliger Außenminister, nahmen daran teil. Dabei fentlichkeit doch immer mit religiösen Motiven unter- wurde deutlich gemacht, dass die komplexen mul- mauert wird, so Prof. David Menashri, Head of the tiethnischen Gesellschaftsstrukturen des Iran zu einer Center for Iranian Studies der Tel Aviv University. Auch schweigenden Mehrheit führen, die das Regime Ah- das außenpolitische Handeln des Iran unterliege letzt- madineschads nicht unterstützt. Ein friedlicher Re- lich rationalen Erwägungen. Doch im Zweifelsfalle gimewechsel wäre nach dem polnischen Modell des wolle man sich in Israel nicht darauf verlassen, das Runden Tisches denkbar, da es im Iran zwar keine Op- wurde am Ende der Konferenz deutlich. Jeder Mensch ist Ausländer – fast überall Zwar habe jede Gesellschaft mit der Aufnahme und richtsmaterialien der drei Länder auseinandersetzten. Anpassung verschiedener Gruppierungen zu kämp- In den Vorträgen und Workshops in Beit Berl, Israels fen, vergessen sollte man jedoch nicht, dass sich jeder führender Lehrerbildungsstätte, wurden sowohl his- Einzelne als Teil einer Minderheit wiederfinden könn- torische Probleme als auch gegenwärtige Herausfor- te. Im ersten Vortrag der Konferenz über Assimilation derungen thematisiert. Deutlich trat dabei hervor, dass und Integration in Polen, Deutschland und Israel defi- die Themen Assimilation und Integration in den schu- nierte Moshe Zimmermann von der Hebräischen Uni- lischen Curricula stiefmütterlich behandelt werden. In versität das Leitmotiv einer Konferenz, auf der sich et- seinem Schlusswort betonte Leiter der FES-Vertretung wa 30 Israelis, Polen und Deutsche vom 17. bis zum in Israel, Hermann Bünz, noch einmal die Werte, die 19. November mit den Geschichtsbildern in den Unter- dem Projekt zu Grunde liegen: „In einer Welt, in der Minderheiten weiterhin verfolgt werden, dürfen die Fragen von Assimilation und Integration nicht denje-

FESINFO 4/2007 nigen überlassen werden, die dagegen ankämpfen.“ 63

ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCH-EUROPÄISCHER WORKSHOP IN BRÜSSEL Start für einen dauerhaften Frieden in Nahost?

Während in Annapolis gende Notwendigkeit ten, dass sich Brüssel hinaus nachhaltig an am 27. November auf endlich in der Region durchaus seiner Ver- Einfluss gewinnen Initiative der USA der Frieden zu schaffen. antwortung bewusst kann und soll. Ihren Versuch unternommen Enttäuschung machte sei und dass die EU ihr Beitrag zur Verwirkli- wurde, den Bemühun- sich im Laufe der Dis- Engagement in der Re- chung der in Annapo- gen um Frieden im lis angestoßenen Frie- Nahen Osten neuen densinitiative sieht die Atem einzuhauchen, EU insbesondere da- diskutierten im Euro- rin, die Palästinenser pabüro der FES in im Prozess ihrer Staa- Brüssel hochrangige tenbildung noch nach- Politiker und Experten haltiger zu unterstüt- aus Israel, den Palästi- zen. nensischen Gebieten Der Rahmen des und Europa, unter Workshops ermöglich- welchen Umständen te den Teilnehmern in- der von den USA vor- tensiv und ohne Vor- geschlagene Weg Aus- Intensive Kommunikation in Brüssel: die israelischen, palästinensischen behalte miteinander sicht auf Erfolg habe. und europäischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops zu kommunizieren. Der Nahost-Workshop, kussion breit, als deut- gion intensivieren und Reizthemen wie das der seit nunmehr drei lich wurde, dass die in anpassen werde. Dis- Rückkehrrecht der Jahren gemeinsam Annapolis verlesene kutiert wurde, wie die Flüchtlinge und der jü- von den FES-Büros in Erklärung die zu lö- EU über ein bloßes dische Charakter des Ost-Jerusalem, in Tel senden Endstatus-Fra- Krisenmanagement israelischen Staates Aviv und dem Europa- gen noch nicht einmal und notwendige finan- wurden nicht ausge- büro in Brüssel orga- beim Namen nannte. zielle Unterstützungen spart. nisiert wird, diente als Es wurden Zweifel ge- Forum für einen infor- äußert, ob eine baldige mellen Dialog, insbe- Einigung mit dem am- FES+++TELEGRAMM sondere zwischen Ent- bitionierten Fahrplan scheidungsträgern der erreicht werden kann, + + + In Israel ist das wirtschaftliche Gefälle Konfliktregion, Vertre- der das Ende der zwischen jüdischer Mehrheit und arabischer tern der Europäischen Amtszeit Bushs 2008 Minderheit stark ausgeprägt. Zwar stellen die Union und Brüsseler als Frist für die Kon- palästinensischen Bürger des Landes zwanzig Think-Tanks. fliktlösung nennt. Prozent der Gesamtbevölkerung, doch beträgt Einig waren sich die Von beiden Delegatio- ihr Anteil am Bruttosozialprodukt nur acht Pro- israelischen und pa- nen wurde gewünscht, zent. Vor diesem Hintergrund konzipierte die lästinensischen Teil- die EU noch stärker FES-Israel die Konferenz „Economic Develop- nehmer, unter ihnen einzubinden. Die an ment Opportunities & Business Initiatives in der ehemalige palästi- der Konferenz teilneh- the Arab Community“ am 22. November in Na- nensische Außenmi- menden Mitglieder des zareth. Prof. Aziz Haider rief die arabischen Bür- nister Nasser Al- Europäischen Parla- ger dazu auf, ihr Augenmerk verstärkt von ei- Qudwa und der Knes- ments, unter anderem ner „Politik der Identität“ zu einer ergebnisori- setabgeordnete Dani dessen Vizepräsident entierten „Politik der gerechten Verteilung“ zu Yatom, über die drin- Marek Siwiec, erklär- lenken. + + +

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VERTRETER JÜDISCH-ORTHODOXER PARTEIEN AUS ISRAEL BESUCHEN BRÜSSEL Die Wandlung der Skeptiker

Religiöse Parteien zuzuordnen. Ihre kon- Seit Jahren setzt sich Israel beteiligt war, be- spielen in der politi- servative Haltung fin- die FES erfolgreich für suchten im Oktober schen Landschaft Isra- det ihren Ausdruck un- einen offenen, kon- sechs Politiker auf Ein- els eine große Rolle. ter anderem in einer struktiven Dialog zwi- ladung der FES Brüs- Fast ausnahmslos war reservierten bis ableh- schen israelischen und sel. In den Gesprächen in allen Regierungen nenden Haltung ge- europäischen Mei- mit Vertretern des Ra- seit der Staatsgrün- genüber dem Versuch nungsführern ein. tes, der Kommission dung mindestens je- der Internationalen Überraschenderweise und des Parlamentes weils eine religiöse Gemeinschaft, eine wandten sich nun auch konnte das mitge- Partei als Koalitions- Mittlerrolle im Nahost- die oppositionelle Na- brachte Bild einer anti- partner vertreten. Der konflikt einzunehmen. tionalreligiöse Partei israelischen EU sehr Einfluss dieser religiö- Besonders in Bezug und die Regierungs- schnell korrigiert wer- sen Kräfte macht sich auf Europa prägen oft partei Schas mit der den. Die Gäste räum- in Politik und Zivilge- Vorurteile und Stereo- Bitte um Orientie- ten ein, Bedeutung sellschaft stark be- typen die Wahrneh- rungshilfe in der Eu- und Einfluss der EU merkbar, so dass in Is- mungen religiöser Poli- ropäischen Union an unterschätzt zu haben. rael die Grenzen zwi- tiker. Dies ist u. a. auch die FES-Vertretung Ein Teilnehmer fasste schen Staat und auf die tiefe Überzeu- in Israel. schließlich seine Ein- Religion oft verwi- gung zurückzuführen, Nach einem intensiven drücke in Brüssel als schen. Im außen- und dass Europa, ganz an- Vorbereitungswork- „markanten Sinnes- sicherheitspolitischen ders als die USA, im shop, an dem neben wandel im Hinblick auf Kontext sind die reli- Nahostkonflikt eindeu- der FES auch die Dele- die Beziehungen zwi- giösen Parteien eher tig auf der Seite der gation der Europäi- schen Israel und Euro- dem Lager der Falken Gegner Israels steht. schen Kommission in pa“ zusammen.

KONFERENZ ÜBER DIE ZUKUNFT PALÄSTINAS Zukunft gesucht

Mit Fragen zur zu- stellten ihre Zukunfts- vor. Besonderes Inte- nungsrede des FES- künftigen Entwicklung szenarien für Palästina resse weckte die Eröff- Geschäftsführers Dr. Palästinas befasste Roland Schmidt, der sich die von der FES- anhand der Geschichte Jerusalem und dem Friedrich Eberts den International Peace langen und mühsamen and Cooperation Cen- deutschen Weg zu ei- ter (IPCC) veranstalte- nem demokratischen te Konferenz „Future Staat nachzeichnete. Scenarios for Palestine Die deutsche Erfah- – Chances for a Viable rung habe deutlich ge- Democratic Palestinian macht, dass freie de- State“. Zwei Tage dis- mokratische Wahlen kutierten führende pa- und ein verantwor- lästinensische Politiker tungsvoller, fähiger Rami Nasrallah und Dr. Roland Schmidt waren Teilnehmer der Konferenz und Akademiker und in Ost-Jerusalem. Präsident allein nicht

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ausreichten, um eine der Westbank, die Siedlungen und der Dr. Schmidt knüpfte im Demokratie zu si- stark eingeschränkte zum Teil destruktiven Rahmen seines Paläs- chern. Sie müsse von Bewegungsfreiheit Einmischung der inter- tina-Besuchs erste der Gesellschaft getra- selbst innerhalb der nationalen Gemein- Kontakte mit dem pa- gen werden. Westbank und die har- schaft auch innerpa- lästinensischen Pre- Was die Chance auf die te Haltung Israels in lästinensische Brem- mierminister Dr. Sa- Gründung eines paläs- der Jerusalemfrage sen auf dem Weg zu laam Fayyad, traf Dr. tinensischen Staates werde ein überlebens- einem Staat. Er nannte Mahdi Abdul Hadi, den angeht, herrschte auf fähiger, unabhängiger hier die innere politi- Direktor der Palestini- der Konferenz eine palästinensischer Staat sche Zerrissenheit an Academy Society eher pessimistische immer unwahrschein- aber auch die weit ver- for the Study of Inter- Stimmung. Angesichts licher. Nach Rami breitete Resignation national Affairs und der Zerteilung des Nasrallah, dem Leiter der Palästinenser, die sprach mit Dr. Mustafa Landes durch die fort- des IPCC, gibt es neben angesichts der Besat- Barghuti von der Al- schreitende israelische der israelischen Si- zung keinen Weg zur Mubadara-Partei. Siedlungstätigkeit in cherheitspolitik, den Eigeninitiative sehen.

PALÄSTINA Dramatische Menschenrechtslage

Seit der Machtüber- Menschenrechte und fung der Hamas im Ju- der Palestinian Acade- nahme der radikal-is- humanitäre Hilfe ein ni 2007 reiste die ehe- mic Society for the lamischen Hamas im Bild von der Lage der malige Bundesjustiz- Study of International Gaza-Streifen hat sich Menschen vor Ort zu ministerin in den Ga- Affairs, organisierten der Konflikt zwischen machen, besuchte zastreifen. Bei einem Seminar für junge Ver- Israel und Palästina Prof. Dr. Herta Däub- Runden Tisch mit Ver- treter des palästinensi- weiter verschärft. Am ler-Gmelin Mitte Okto- tretern von palästinen- schen Sicherheitsap- meisten leidet darun- ber die palästinensi- sischen Menschen- parates und der Justiz. ter die Zivilbevölke- schen Autonomiege- rechtsorganisationen Außerdem traf Herta rung. Um sich als Vor- biete. Als erste im Gaza-Büro der FES Däubler-Gmelin wäh- sitzende des Bundes- deutsche Abgeordnete erfuhr Herta Däubler- rend ihres Aufenthalts tagsausschusses für nach der Machtergrei- Gmelin, wie drama- führende palästinensi- tisch die humanitäre sche Politiker wie den Im Rahmen eines Deutschlandbesuchs trafen Vertreter der und wirtschaftliche Premierminister Dr. palästinensischen Fatah Ende Oktober u. a. mit Bundesau- Lage im Gaza-Streifen Salaam Fayyad, den ßenminister Frank-Walter Steinmeier (Bild rechts) zusam- momentan ist. Jegliche Vorsitzenden der Op- men. Die fünfköpfige Delegation setzte sich zusammen aus Form von Rechtsstaat- positionspartei Al Mu- einflussreichen Fatah-Mitgliedern wie zum Beispiel Dr. Ab- lichkeit sei verloren badara, Dr. Mustafa dallah Frangi, Leiter der Fatah-Abteilung für Außenbeziehun- gegangen, berichteten Barghuti, sowie Dr. gen (Bild links) und Dr. Sahar Al-Quawasmy, die Mitglied im die Experten vor Ort. Abdallah Frangi, den palästinensischen Legislativrat ist. Auf einer von der FES or- Rechtsordnung und Fatah-Generaldele- ganisierten Podiumsdiskussion hatten sie außerdem die Ge- -sicherheit waren des- gierten für Außenbe- legenheit, auch mit israelischen Teilnehmern über die derzei- halb Gegenstand eines ziehungen. Mit ihnen tige Lage im Nahen Osten zu diskutieren. Vortrags von Herta beriet sie über die Däubler-Gmelin auf deutschen Möglichkei- dem von der FES-Je- ten, in Palästina kon- rusalem und ihrer krete Hilfe zu leisten. Partnerorganisation,

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Die FES Jerusalem zeigt deutschen Film in Ramallah

Eigentlich wollte Sven seinen Zivildienst in Amster- nahme historischer Verantwortung ist. Auf dem In- dam ableisten. Doch dann verschlägt es ihn in die pol- ternationalen Al-Kasaba-Filmfestivals in Ramallah nische Kleinstadt Oswiecim, Auschwitz. Er kümmert zeigte die FES diesen Film vor palästinensischem sich dort um einen ehemaligen Häftling des Konzent- Publikum. Im Anschluss an die Vorführung stand der rationslagers und schließt Freundschaft mit einer Regisseur Robert Thalheim zur Diskussion bereit, in jungen Polin, die es gen Westen zieht. Ohne belehrend deren Mittelpunkt die Frage der geschichtlichen Auf- zu sein, beschäftigt sich der Film „Am Ende kommen arbeitung historischer Katastrophen stand. Es wur- Touristen“ des jungen Berliner Regisseurs Robert de die Hoffnung geäußert, dass eines Tages auch Is- Thalheim mit der Frage des heutigen Umgangs mit raelis und Palästinenser beginnen können, dem an- Auschwitz und führt vor Augen, wie schwer die An- deren zu vergeben, ohne zu vergessen.

FES-FACHKONFERENZ ZUM JAHRESTAG DES UN-MANDATS UN kann Hauptproblem im Libanon nicht lösen

Infolge des Libanon- als gefährlich instabil. lediglich Spielraum für sei lediglich eine „um krieges im Sommer Seit dem Krieg zwi- eine dringend benötig- ein kränkelndes Land 2006 wurde die UNI- schen Israel und der te politische Lösung angelegte Bandage“, FIL-II-Mission im Liba- Hisbollah sei es dank schaffen könne. Ein die jedoch das Haupt- non auf eine Truppen- der Aufstockung des zentraler Erfolg der problem, den politi- stärke von 15.000 Sol- UNIFIL-Kontingents UNIFIL-II-Mission be- schen Prozess, nicht daten aufgestockt und und der Stationierung stehe darin, dass die li- antaste. Der arabisch- mit einem „robusten der libanesischen banesische Armee in israelische Konflikt, Mandat“ ausgerüstet, Streitkräfte im Süden der Wiederherstellung der durch die UNIFIL um den Waffenstill- des Landes zwar gelun- des Gewaltmonopols im Süd-Libanon einge- stand zwischen Israel gen, die Bewegungs- unterstützt wurde. Der froren, jedoch keines- und dem Libanon zu freiheit der Hisbollah Leiter des Zentrums wegs gelöst worden sei, sichern. Erstmals sind deutlich einzuschrän- für internationale Frie- könne überall aufbre- auch deutsche Solda- ken. Jedoch bleibe sie denseinsätze, Winrich chen, unterstrich Mu- ten an einer UN-Missi- weiterhin als militäri- Kühne, konnte sich der riel Asseburg, Leiterin on im Nahen Osten be- sche Kraft bestehen. positiven Bilanz nur der Forschungsgruppe teiligt. Aus Anlass des Andreas Reinicke, Lei- bedingt anschließen. Naher Osten und Afri- ersten Jahrestages und ter des Referats Naher Der zweifelsfrei wichti- ka der Stiftung Wissen- der UN-Mandatsver- Osten im Auswärtigen ge Einsatz der UNIFIL schaft und Politik. längerung hatte die Amt, attestierte den Seit Juni diesen Jahres ist der ehemalige britische Premiermi- FES am 8. November deutschen UN-See- nister Tony Blair Sonderbeauftragter des Nahost-Quartetts. zu einer Fachkonfe- streitkräften „nicht Auf seiner ersten Nahost-Reise in dieser Funktion verschaffte renz eingeladen. sehr viel, jedoch das sich Blair einen detaillierten Eindruck von der Lage. Als Exper- Im Hinblick auf die ge- Bestmögliche“ erreicht te für die Fatah-Bewegung wurde der Leiter des FES-Büros planten Präsident- zu haben. Grundsätz- Jerusalem, Knut Dethlefsen (Bild links), zu einem Gespräch schaftswahlen und die lich habe eine Stabili- eingeladen. Blair wurde über die Programme der Stiftung in- bestehende Blockade- sierung, jedoch keine formiert, die die Fatah bei ihrem Transformationsprozess hin haltung verschiedener Konfliktlösung stattge- zu einer demokratischen Partei unterstützen. politischer Kräfte be- funden. Cornelia urteilte MdB Hans-Ul- Frank, Senior Political rich Klose die politi- Officer der UNIFIL, be- sche Lage im Libanon tonte, dass die UNIFIL

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Mauretanien Neue Vorbildrolle in der Region

„MAURETANIEN IST AUF DEM WEG ZU DEMOKRATIE, Rechtsstaatlichkeit und guter Regierungsführung“, so der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Günter Glo- ser, im Oktober bei einer gemeinsamen Veranstaltung von FES und Deutsch-Maghrebini- scher Gesellschaft in Berlin.

Sieben Monate nach rolle des Landes auf Rassemblement des Sein Land befände sich dem Abschluss eines den Punkt. Forces Démocratiques derzeit in einer Phase Marathons aus Kom- Im Zusammenhang (RFD), durchsetzen. großer Hoffnung, aber munal-, Parlaments- mit dem Prozess der Die militärische Über- auch großen Risikos. Ahmed Ould Daddah betonte ausdrücklich und Präsidentschafts- demokratischen Er- gangsregierung zog Der Kampf gegen Kor- die strategische Aus- richtung Mauretaniens wahlen in dem süd- neuerung in Maureta- sich anschließend von ruption sowie die auf Europa: „Was wir lichsten Maghrebstaat nien hat die FES ihr der politischen Macht Durchsetzung indivi- brauchen, ist nicht nur technische und finan- hatte die FES den Engagement in und zurück. Die RFD, ein dueller und kollektiver zielle, sondern auch mehr politische Zu- knapp unterlegenen mit Mauretanien in- beobachtendes Mit- Freiheitsrechte seien sammenarbeit.“ (links Präsidentschaftskandi- tensiviert und Arbeits- glied der Sozialisti- jetzt zentrale Aufga- Günter Gloser, Staats- minister im Auswärti- daten und Oppositi- kontakte zu zivilgesell- schen Internationale, ben. gen Amt) (Foto: Liebe) onsführer Ahmed Ould schaftlichen Gruppen, stellt mit 15 Sitzen die Daddah nach Deutsch- politischen Parteien stärkste parlamentari- land eingeladen. „Ich und der unabhängigen sche Kraft in der Na- wünschte, die Nach- Wahlkommission CENI tionalversammlung. barländer würden etabliert. Ahmed Ould Daddah, dem Beispiel Maureta- In der Stichwahl zum der in den siebziger niens auf dem Weg der Präsidenten am 25. Jahren bereits Finanz- Demokratisierung fol- März konnte sich Sidi minister und Zentral- gen“, mit diesen Wor- Mohamed Ould Cheik bankchef war, kenn- ten brachte ein Besu- Abdallahi gegen Ah- zeichnete Mauretanien cher die neu gewonne- med Ould Daddah, den als „reiches Land mit ne regionale Vorbild- Kandidaten der Partei armer Bevölkerung“. Afrika-Konferenz in Brüssel Das zweite Halbjahr 2007 stand in Brüssel im ent- ehemalige Präsidenten ein: aus Mosambik Joaquim wicklungspolitischen Bereich im Zeichen der neuen Alberto Chissano und aus Mauritius Karl Auguste Off- gemeinsamen EU-Afrika-Strategie. Im Mittelpunkt mann sowie den Generalsekretär des Afrikaforums, steht vor allem eine Stärkung der politischen Partner- John Tesha. Während Offmann für das große Ge- schaft zwischen der EU und der Afrikanischen Union. schäftspotential warb, das der Kontinent Investoren Zur Vorbereitung des EU-Afrika-Gipfels in Lissabon bietet, und dabei eine echte Partnerschaft auf gleicher im Dezember 2007 organisierte das Europabüro der Augenhöhe anmahnte, verdeutlichte Chissano die Be- FES in Brüssel im September zusammen mit dem deutung Afrikas für Europa: Zum einen verbinde die Think-Tank „Friends of Europe“ eine internationale beiden Kontinente eine lange Geschichte gemeinsa- Konferenz unter dem Titel „Africa Unbound: Develop- men Handels, zum anderen biete Afrika mit seinen ment, Health and Investment Strategies 2010-2020“. zahlreichen Bodenschätzen und natürlichen Ressour- Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie private In- cen für Europa einen nahen Markt mit großen Inves- vestoren und Unternehmen effektiv eingebunden titionsmöglichkeiten. werden können bei der Bekämpfung von Krankhei- ten – insbesondere HIV/Aids und Malaria – und dem

Kampf gegen Armut. Das Europabüro lud dazu zwei 4/2007 INFO FES 68 INTERNATIONAL

SOMMERUNIVERSITÄT DER WESTAFRIKANISCHEN GEWERKSCHAFTEN Fit für die Zukunft?

Bereits zum fünften beinküste, Ghana, To- spart. Schneider, Taxi- onspapier, in dem u. a. Mal lud die FES junge go, Benin, Burkina Fa- fahrer und Friseure eine bessere Einbezie- Gewerkschafter aus so, Niger und Nigeria wurden befragt. Bei hung von Frauen und neun westafrikani- mit der Frage, wie sich der Auswertung stell- Jugendlichen in die Ge- schen Ländern zu einer die Gewerkschaften in ten die Nachwuchsfüh- werkschaftsstrukturen Sommeruniversität ein. der Region für die Zu- rungskräfte ernüchtert und eine Quotenrege- kunft aufstellen müs- fest, dass der gewerk- lung gefordert wurden. sen. Höhepunkt war ei- schaftliche Organisati- Von den Gewerk- ne kleine Erhebung onsgrad besonders im schaftsführern erwar- durch die jungen Ge- Privatsektor und im in- tet der Nachwuchs werkschafterinnen und formellen Sektor gering Vorbildfunktion und Gewerkschafter, die im ist. Als alarmierend transparentes Verhal- örtlichen Krankenhaus, empfanden sie das ten. An beidem man- im Rathaus sowie in ei- Image der Gewerk- gele es aber gegenwär- ner Bank und einem schaften, die als tig. Das Verdikt der Hotel die Arbeitnehmer schlecht geführt, kor- jungen Gewerkschafter über ihre Einstellung rupt und nur am Eigen- ist klar: Momentan Blick nach vorn: Vom 3. bis 7. Septem- zu Gewerkschaften in- nutz interessiert cha- sind die westafrikani- Junge Gewerkschaf- terinnen und Ge- ber beschäftigten sich terviewten. Aber auch rakterisiert wurden. schen Gewerkschaften werkschafter aus die 27 Nachwuchsfüh- der in Afrika dominie- Die Diskussionen der nicht fit für die Zu- Westafrika stellen sich den Herausfor- rungskräfte aus Sene- rende informelle Sektor Sommeruniversität kunft, „aber, wir wis- derungen. (Foto: Engels) gal, Mali, der Elfen- wurde nicht ausge- mündeten in ein Positi- sen was zu tun ist“.

Madagaskar: Fragenkatalog an Parlamentarier Wahlkämpfe dauern in Madagaskar offiziell nur zwei tember 2007 stattgefundenen Parlamentswahl einen Wochen, inhaltliche Debatten finden kaum statt und Fragenkatalog zu einem Dutzend Themen. Sowohl in oft fehlt den Wählerinnen und Wählern jeglicher An- den landesweit erscheinenden Zeitschriften als auch haltspunkt für ihre Entscheidung. Vierzehn Organi- im Nationalen Radio wurden die Fragen veröffent- sationen der Zivilgesellschaft – vom Netzwerk für Ju- licht und an die Kandidaten verschickt. Die Antwor- gend und Demokratie über die Vereinigung der Bau- ten – es gab eine Rücklaufquote von fast 30 Prozent – ern, den Verband der Klein- und Mittelständler bis hin wurden ebenfalls veröffentlicht. Nachdem nun alle zu Frauenorganisationen, Menschenrechtsgruppen 127 Parlamentssitze neu besetzt sind, werden in ei- und Behindertenverbänden – entwickelten in Zu- nem zweiten Schritt die Fragen erneut versandt und sammenarbeit mit der FES im Vorfeld der Ende Sep- die Abgeordneten um Stellungnahme gebeten. Mauritius als Vorbild für Madagaskar? In Madagaskar stand der September erneut im Zei- stärkte Kooperation zwischen Mauritius, Madagas- chen der verstärkten regionalen Integration. Im Rah- kar und den Ländern des südlichen Afrikas: „Mauri- men des bereits zum dritten Mal stattfindenden tius hat eine beispielhafte Entwicklung in den letzten „Youth Leadership Training Program“ (YLTP) der FES Jahrzehnten durchlebt. Ein pluralistisches und demo- besuchte der ehemalige Premierminister von Mauri- kratisches System, verantwortungsvolle Entscheidun- tius, Paul Berènger, die Hauptstadt Antananarivo. Ei- gen, Bildungschancen für alle, Pressefreiheit und die nen ganzen Tag diskutierte er über den wirtschaftli- Vorteile der Handelsverträge mit der EU bilden die chen Erfolgsweg seines Heimatlandes und die ver- Grundpfeiler für das Wunder von Mauritius.“

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GHANA: FILM- UND FERNSEHAUSBILDUNGSPROJEKT FLORIERT 25 JAHRE NACH DER ÜBERGABE Langfristige Wirkung

Ab 1965 hatte die FES wicklung vorüberge- felder reichen von stellen lässt: „ Die Ar- im westafrikanischen hend zurückziehen handwerklichen Schu- beit der FES in Ghana Ghana damit begon- musste, „war dies ein lungen im Zeichnen zeigt sich noch heute, nen, ein Filmstudio schwerer Schlag für oder Fotografieren nach 25 Jahren, an aufzubauen. Ziel war NAFTI, aber mit der über computergestütz- der Qualität und vor es zunächst, Doku- Qualität unserer Ar- te Bild- und Tontech- mentarfilme zur (poli- beit konnten wir die nik, Graphikdesign, tischen) Erwachsenen- Regierung überzeu- Synchronisierung bis bildung zu produzie- gen, das Budget von zu Animation. Mittler- ren. Gleichzeitig NAFTI zu finanzie- weile sind Absolventen wurden die ghanai- ren“, so der heutige von NAFTI in Füh- schen Filmschaffenden Direktor Martin Loh. rungspositionen in na- in allen Bereichen der Und NAFTI kann sich hezu allen Rundfunk- Filmtechnik ausgebil- heute sehen lassen. Es und Fernsehanstalten det. Daraus entstand wurden bisher 356 sowie Produktionsfir- der Gedanke, ein Aus- Studentinnen und Stu- men des Landes zu fin- bildungszentrum für denten ausgebildet, den. Film und Fernsehen zu derzeit sind 112 Stu- Auch wenn der Direk- etablieren. So wurde dierende, davon etwa tor stolz auf die Mate- das National Film and ein Viertel Frauen, in rialien verweist, die Television Institute verschiedenen Ausbil- die FES NAFTI vor NAFTI 1979 offiziell zu dungsprogrammen 1982 zur Verfügung einer Ausbildungsstät- eingeschrieben. Da es gestellt hat und die te, an der die FES in- in afrikanischen durch gute Instandhal- tensiv mit Personal, Fi- Nachbarländern kaum tung immer noch ihren nanzen und fachlicher vergleichbare Ausbil- Dienst tun, so betont allem der vielfältigen Direktor Martin Loh mit der ersten Fern- Unterstützung beteiligt dungsinstitute gibt, be- er doch, dass sich der Nutzung des Mediums sehkamera, die von war. steht auch von dort ei- Wert des FES-Engage- Film. Dies haben wir der FES nach Ghana gebracht wurde. Als sich die FES 1982 ne große Nachfrage ments für NAFTI weit eindeutig vielen ande- aus Ghana auf Grund nach Ausbildungsplät- über materielle Unter- ren afrikanischen Län- der politischen Ent- zen. Die Ausbildungs- stützung hinaus fest- dern voraus.“

Südliches Afrika: soziale Sicherung für Migranten

Nicht nur Europa ist das Ziel afrikanischer Flüchtlin- Das Recht auf soziale Sicherheit für Migranten wird in ge und Migranten, auch innerhalb des Kontinents fin- keinem der SADC-Mitgliedsstaaten vollständig ge- den viele Wanderungsbewegungen statt. Auf der Su- währt. Trotz internationaler Übereinkünfte, wie etwa che nach einem besseren Leben, Arbeit und Nahrung den Konventionen der Internationalen Arbeitsorgani- streben viele Afrikaner auch ins relativ wohlhabende sation, hängt der Zugang zu sozialer Sicherheit immer Südafrika, nach Botswana und Namibia. Die Proble- noch vom Migrationsstatus der Betroffenen im Gast- me und Herausforderungen von Migration und sozia- land ab. Der von einer Expertengruppe mit Unterstüt- ler Sicherheit in der Region der Southern African De- zung der FES entwickelte SADC-Code-on-Social-Secu- velopment Community (SADC) standen deshalb im rity empfiehlt daher den SADC-Mitgliedstaaten, sozia- Mittelpunkt einer gemeinsamen Konferenz des FES- le Sicherheit auch Nicht-Staatsbürgern zu gewähren Büros Südafrika mit dem Centre for International and und ihre Sozialgesetzgebung zu harmonisieren. Comparative and Social Security Law (CICLASS) der University of Johannesburg.

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SUDAN Vor den Wahlen

Während die Weltöf- stockt. Die verantwort- gierende Interimsre- ten aus Bundestag, Mi- fentlichkeit auf die ge- lichen Parteien be- gierung beenden soll. nisterien, Wissenschaft waltsamen Auseinan- schuldigen sich gegen- Aber die meisten Suda- und Zivilgesellschaft zu dersetzungen in der seitig, die Verwirkli- nesinnen und Sudane- einem Fachgespräch sudanesischen Provinz chung der Vereinbarun- sen haben noch nie ei- eingeladen. Der Ver- Darfur schaut, werden gen zu verschleppen ne demokratische treter der FES in Khar- die politischen Ent- oder gar bewusst zu Wahl erlebt und Wah- toum, Manfred Öhm, wicklungen im Rest blockieren. Bei der len sind nicht nur lo- und Dr. Markus Bö- des Landes nicht wahr- Aufteilung der Ölein- gistisch, sondern auch ckenförde, internatio- politisch eine Heraus- naler Berater der As- forderung. Bislang sessment und Evalua- fehlt ein Wahlgesetz, tion Commission, die in dass den Ablauf von Khartoum die Umset- Wahlen regelt. Und die zung des Friedensab- oppositionellen politi- kommens überwacht, schen Parteien haben informierten aus politi- noch nicht zeigen kön- scher und rechtlicher nen, dass sie ernsthaf- Perspektive über den te Konkurrenten zur aktuellen Stand der regierenden National Wahlvorbereitungen. Congress Party und zur Der zweite Teil des Ge- Sudanese Popular Li- sprächs konzentrierte beration Movement sich auf die Rolle der sind. Trotz all dieser internationalen Ge- genommen. Die Umset- nahmen wirft der Sü- Unwägbarkeiten sind meinschaft. Es wurde zung des Friedensab- den dem Norden In- die Wahlen für das vorgeschlagen, Erfah- kommens, das dem transparenz und Be- Land so wichtig, weil rungen aus anderen Jahrzehnte währenden trug vor. sie zum einen Bestand- afrikanischen Ländern Bürgerkrieg zwischen Das Friedensabkom- teil des Friedensab- auszuwerten, in denen dem Norden und dem men sieht für 2009 de- kommens sind. Zum unter ähnlichen Um- Süden des Landes ein mokratische Wahlen anderen sind die Wah- ständen Wahlen abge- Ende gesetzt hat, vor, die die derzeit re- len ein konkreter An- halten wurden. Die lass für alle gesell- FES selbst hat einen schaftspolitischen Schwerpunkt der Pro- FES+++TELEGRAMM Gruppierungen, sich jektaktivitäten auf die + + + Vertreter der Jugendorganisationen der politischen zusammenzusetzen, Vorbereitung der Wah- Parteien Namibias sowie Absolventen des ersten Jahrgangs um in einer Situation, len gelegt. Die Viel- des „Youth Leadership Development Program“ der FES wa- in der der Frieden jäh schichtigkeit der Arbeit ren Mitte Oktober Teilnehmer des ersten politischen Jugend- ein Ende finden kann, zeigt deutlich, dass die forums Namibias. Bezugsrahmen der dreitägigen Gemein- dieses Vorhaben zu be- internationale Gemein- schaftsveranstaltung des Nationalen Jugendrates und der werkstelligen. schaft nicht nur als FES bildete Namibias Entwicklungsstrategie „Vision 2030“. Zur Vor diesem Hinter- Wahlbeobachter eine Eröffnung verlas Jugendminister John Murtowa eine Grußad- grund hatte die FES im Rolle übernehmen resse von Staatspräsident Pohamba. Den Abschluss bildete ei- November dreißig Ex- muss, sondern auch ne Diskussionsrunde mit Premierminister Nahas Angula. + + + pertinnen und Exper- als Wahl-Vorbereiter.

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SÜDLICHES AFRIKA Medienkompetente Parlamente

Medienreformen im keine Medienreformen baut gerade ein „Par- che Modelle der Pres- südlichen Afrika sind wollen, dann liegt es liamentary Leadership seregulierung, gesetz- ein mühsames Ge- nahe, die Parlamente Center“ zur Ausbil- geberische Praktiken schäft. Denn die glei- zu befähigen, kritische dung von Parlamenta- und nicht zuletzt den chen Regierungen, die Opposition zu üben. riern im südlichen Af- professionellen Um- auf internationalen Der Stärkung der Par- rika auf. Und das erste gang mit den Medien. Konferenzen gerne die lamente – und als ers- Curriculum für die Das Konzept der Öf- fortschrittlichsten Pro- tes ihrer Ausschüsse lernwilligen Volksver- fentlichkeit, so wurde tokolle und Erklärun- zu Medienfragen – hat treter wurde im dabei deutlich, wird in gen unterschreiben, sich deswegen das Herbst 2007 mit Hilfe den noch jungen De- wissen nur allzu gut, Parlamentarische Fo- des Medienprojektes mokratien des südli- wie sie die vorbildli- rum der Southern Af- der FES im südlichen chen Afrikas oft nicht chen Standards zur rican Development Afrika entwickelt. verstanden und auch Meinungs- und Infor- Community, kurz Zweimal kamen Grup- von der Opposition mationsfreiheit auf SADC-PF, verschrie- pen von Abgeordneten nur selten eingefor- nationaler Ebene wie- ben. Die Regionalorga- aus verschiedenen dert. So besitzt derzeit der unterlaufen. Wenn nisation mit Sitz in Ländern in Johannes- kaum ein Land im also die Regierungen Windhuk, Namibia, burg und Maputo zu- südlichen Afrika ein sammen. Zwei Abge- Gesetz über den freien ordnete aus jedem Zugang zu Informatio- Südafrika: Wirtschaftspolitik für Land, einer von der nen. Immer noch ist einen „Entwicklungsstaat“ Regierungs-, einer von alles geheim, was der Oppositionspartei, nicht ausdrücklich von Trotz gesamtwirtschaftlicher Stabilität und Haus- studierten und disku- der Regierung freige- haltsüberschüssen ist es in Südafrika nicht gelungen, tierten unterschiedli- geben wurde. Armut und Arbeitslosigkeit deutlich zu reduzieren. Die als „neoliberal“ bezeichnete Wirtschaftspolitik der Regierung des Präsidenten Thabo Mbeki steht des- FES+++TELEGRAMM halb in der Kritik. Das FES-Büro Südafrika arbeitet + + + Als Beitrag zur internationalen Neuaus- seit längerem mit dem African National Congress richtung des größten südafrikanischen Gewerk- (ANC) und insbesondere der ANC-Parlamentsfrakti- schaftsdachverbands „Congress of South African on zusammen, um zur Entwicklung einer nicht allein Trade Unions“ (COSATU) fand Ende Oktober ein angebotsorientierten Wirtschaftspolitik für Südafri- „International Solidarity Workshop“ der FES in ka beizutragen. Zu diesem Zweck wurde Mitte No- Johannesburg statt. 50 Delegierte der Mitglieds- vember in Kapstadt ein Workshop mit der Arbeits- gewerkschaften COSATUs, Vertreter der Regie- gruppe für wirtschaftliche Transformation der ANC- rungspartei African National Congress (ANC) und Parlamentsfraktion (Economic Transformation zivilgesellschaftlicher Organisationen diskutier- Cluster) veranstaltet. Konkretes Ziel war die Weiter- ten über aktuelle Entwicklungen in den interna- entwicklung einer Resolution zur wirtschaftspoliti- tionalen Beziehungen, der Weltwirtschaft sowie schen Transformation aus der Perspektive des Parla- neue Aktionsformen transnationaler zivilgesell- ments. Ein Schwerpunkt der Diskussion war die Aus- schaftlicher und gewerkschaftlicher Organisatio- richtung der Wirtschaftspolitik in Südafrika auf einen nen. Darüber hinaus lud der stellvertretende Au- „Entwicklungsstaat“ (developmental state), der nach ßenminister Südafrikas, Aziz Pahad, COSATU zu dem Vorbild erfolgreicher ostasiatischer Entwick- einem intensiveren Dialog mit der Regierung über lungsmodelle seine Ressourcen massiv bündelt. die Außenpolitik Südafrikas ein. + + +

4/2007 INFO FES 72 INTERNATIONAL Südamerika Vertrauensbildung bei wachsenden Spannungen

TROTZ ZAHLREICHER ANNÄHERUNGEN, des Aufbaus neuer regionaler Institu- tionen und des Abbaus einzelner bilateraler Spannungen in Südamerika befinden sich die Staaten in einem Prozess zunehmender Fragmentierung und regionaler Destabilisierung.

Die andauernde inter- den Auswirkungen zu argentinischen Außen- rin überein, dass die ne Gewalt in Kolum- immer neuen Konflik- ministerium und der zwischenstaatlichen bien hat auf Grund ih- ten mit den Nachbar- FES in Argentinien Beziehungen transpa- rer zunehmenden staaten geführt. zum vierten Mal das renter gestaltet wer- grenzüberschreiten- Insbesondere die Aus- internationale Dialog- den müssten. Als ein breitung transnationa- forum zu „Vertrauens- besonders wichtiger ler Kriminalität, aber bildenden Maßnahmen Aspekt für den Abbau auch die Verfügbarkeit in Europa und Süd- von zwischenstaatli- von Energieressourcen amerika“ aus. An dem chem Misstrauen wur- und die Auswirkungen Seminar in Buenos Ai- den die zivil-militäri- des Klimawandels sor- res beteiligten sich er- schen Beziehungen gen für neue Spannun- neut Argentinien, Boli- hervorgehoben. Viel- gen in der Region. Um vien, Brasilien, Chile, fach akzeptieren und den neuen und alten Ekuador und Peru. Die respektieren die Streit- Problemen auf den vorangegangenen Dia- kräfte in einzelnen Grund zu gehen, rich- logveranstaltungen bo- südamerikanischen tete das regionale Si- ten eine reichhaltige Staaten nach wie vor cherheitsprogramm Grundlage, an die die nur unzureichend die der FES mit Sitz in Teilnehmer in Buenos Ausübung demokrati- Santiago de Chile ge- Aires nahtlos anknüp- scher Kontrolle durch meinsam mit dem fen konnten. Die Teil- zivile Regierungen. Auswärtigen Amt, dem nehmer stimmten da-

Kolumbien: Frauen als Opfer bewaffneter Konflikte „Jede von uns hat das Recht, ihre Gefühle, ihre Trau- oder Guerillero schwanger, wird sie entweder zur Ab- er auszudrücken, ob nun in Tränen oder Schweigen. treibung gezwungen oder das Kind wird ausgetragen Beides reflektiert das, was wir fühlen: von Rachege- und beide werden zu „Aussätzigen”: Die örtliche Be- danken bis Ohnmacht“, fasste eine Teilnehmerin des völkerung duldet weder Mutter noch Kind. Für viele Workshops in Sincelejo, Sucre, die Situation der Opfer Frauen ist der Zugang zur Justiz erheblich erschwert. der bewaffneten Konflikte in Kolumbien zusammen. Das erste Hindernis ist das geringe Bildungsniveau. Das Seminar ist Teil eines größeren gemeinsamen Ein beachtlicher Teil der Opfer kann weder schreiben Programms der FES-Vertretung in Kolumbien und der noch lesen. Misstrauen gegenüber staatlichen Stellen GTZ zur Unterstützung der kolumbianischen Kom- ist ein weiterer Faktor: Speziell für Frauen wurde mission zur Wiedergutmachung und Versöhnung deshalb im besonders von der Gewalt der Paramili- (CNNR). Im seit Jahrzehnten andauernden kolumbia- tärs betroffenen Departement Sucre eine Arbeits- nischen Konflikt sind über 90% der überlebenden Op- gruppe mit etwa 25 weiblichen Opfern eingerichtet. fer Frauen und Kinder. Wird eine Frau oder ein Mäd- Die Gruppe versammelt sich einmal im Monat, um In- chen durch Vergewaltigung von einem Paramilitär formationen zur Situation der Region auszutauschen und jeweils ein spezielles Thema, wie z. B. „Wie ma- che ich meine Rechte geltend?” oder „Sexuelle Ge-

FESINFO 4/2007 walt“, zu bearbeiten. 73

EL SALVADOR Besser schlechte Arbeit als gar keine?

Es ist das kleinste schmucklosen grauen Internationalen Ar- Regierung tut nichts, Land in Zentralameri- und fast fensterlosen beitsorganisation um das Recht der Be- ka und rund 30 % sei- Hallen vorbei, in de- (ILO) zur Vereini- schäftigten auf ge- ner Gesamtbevölke- nen im Akkord Hem- gungsfreiheit und zum werkschaftliche Mit- rung lebt im Ausland, den und andere Be- Recht auf Tarifver- gliedschaft und den da es an Arbeitsplät- kleidungsstücke für handlungen ratifiziert, Abschluss von Tarif- zen fehlt. Die vorhan- den Export gefertigt doch finden sie in der verträgen zu garantie- denen Arbeitsmöglich- werden. Der Durch- Praxis der Freihan- ren. Gesundheitsschä- keiten werden häufig schnittslohn von rund delszonen keine An- digende Arbeitsplätze, nicht den geringsten einem Euro pro Stun- arbeitsrechtlichen und de liegt zwar deutlich sozialen Standards ge- über den Lohnkosten recht. So sind etwa in China, allerdings 82.000 Menschen, da- wird dieser „Nachteil“ von 88 % Frauen, in durch geringere Lohnveredelungsbe- Transportkosten zum trieben (Maquilas) be- US-amerikanischen schäftigt, in denen in Absatzmarkt ausgegli- erster Linie Textilien chen. hergestellt werden. Nach einer Kampagne Bereits auf dem Weg der salvadorianischen vom Flughafen in die und internationaler Hauptstadt San Salva- Gewerkschaftsorgani- dor fährt man an ver- sationen hat die Re- schiedenen Industrie- gierung zwar die wendung. In grober sexuelle Belästigun- Weitgehend unge- schützt: die Arbeits- zonen mit ihren Übereinkommen der Verletzung der in den gen und unregelmäßi- kräfte in den Freihan- ILO-Übereinkünften ge Gehaltszahlungen delszonen El Salvadors Die Wahl Martín Torrijos im Jahr 2004 zum Staatspräsidenten verbrieften Kernar- sind keine Seltenheit. von Panama war für die Bevölkerung ein Befreiungsschlag. beitsnormen und des Auf einem am 12. und Das Land hatte stark unter der korrupten Vorgängerregie- auch in den Maquilas 13. November von der rung gelitten. Panama versucht nun, seine geographische geltenden nationalen FES organisierten Fo- Brückenlage zwischen Nord- und Südamerika auch ins Politi- Arbeitsrechts prakti- rum herrschte unter sche zu übertragen. Nicht zuletzt seiner moderierenden Rolle zieren die Arbeitgeber Experten und Gewerk- in der Region hat das Land es zu verdanken, dass es als Kon- eine gewerkschafts- schaftsführern aus senskandidat Lateinamerikas in den Sicherheitsrat der Ver- feindliche Politik. Das der Region Einigkeit einten Nationen gewählt wurde. Martín Torrijos erläuterte Instrumentarium darüber, dass eine seine Positionen am 11. Oktober vor mehreren Hundert Gäs- reicht von Abwehr von verbesserte Verhand- ten der FES in Berlin. Organisationsversu- lungsposition nur chen über „schwarze durch ein gemeinsa- Listen” und die Ent- mes gewerkschaftli- lassung bis hin zur ches Vorgehen auf (Foto: Schicke) Drohung, den Betrieb zentralamerikanischer zu schließen, falls eine Ebene erreicht wer- Gewerkschaft gegrün- den kann. det werden sollte. Die

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BOLIVIEN – CHILE – PERU Das langsame Begraben sehr alter Kriegsbeile

Das Verhältnis zwi- rückliegende Krieg be- Regierungen gewählt geworden, ein Treffen schen Bolivien, Chile lastet die Beziehungen und Fortschritte bei zu initiieren, das es in und Peru ist seit dem bis heute und blo- der Verbesserung der dieser Form nie zuvor Salpeterkrieg (1879- ckiert sowohl die Lö- Beziehungen an zahl- gegeben hat. Die Füh- 1884) alles andere als sung praktischer Fra- reichen Fronten er- rungen der Regie- entspannt. Kriegsge- gen als auch die regio- zielt. Da aber die rungsparteien aller winnler Chile annek- drei Länder – der boli- tierte damals das vianischen Movimiento bolivianische Küsten- al Socialismo, der pe- departement Antofa- ruanischen Alianza gasta, die peruanische Popular Revoluciona- Region Tarapaca so- ria Americana sowie wie die Provinz Arica. der chilenischen Part- Seitdem besteht Boli- ido Socialista und der vien auf einem eige- Partido por la Demo- nen Zugang zum Pazi- cracia – kamen im No- fik. Auch Peru hat sich vember auf Einladung nie wirklich mit den der FES in der perua- territorialen Verlusten nischen Hauptstadt Li- abgefunden und for- nale Integration. Spielräume der offizi- ma zusammen, um dert heute vor dem in- Dabei sind die politi- ellen Beziehungen nur sich über die bilatera- ternationalen Gericht- schen Bedingungen gering sind, hat die len Beziehungen, die shof in Den Haag eine für eine Verständigung FES begonnen, den bestehenden Konflikte Verschiebung seiner im Augenblick günsti- Annäherungsprozess, und mögliche Auswe- maritimen Grenzen in ger denn je. In allen besonders auf der ge auszutauschen. Gebiete hinein, die von drei Ländern wurden Ebene der politischen Chile beansprucht linke Parteien oder Parteien, zu unterstüt- werden. Der lange zu- Bewegungen in die zen. So war es möglich

Lateinamerikanische und europäische Gewerkschaften definieren gemeinsame Interessen

Wie gestalten sich die Beziehungen zwischen latein- amerika engagiert sind, darunter der DGB sowie amerikanischen und europäischen Gewerkschaften? Vertreter des Europäischen Gewerkschaftsbundes Wo liegen Konflikte und wo gibt es Gemeinsamkei- und der lateinamerikanischen Regionalorganisatio- ten? Dies waren die zentralen Fragen, die das VI. Fo- nen. rum der progressiven Gewerkschaftsdachverbände Großer Diskussionsbedarf herrschte über die von der Lateinamerikas bestimmten. Dieses Forum, an dem EU vorgeschlagenen Assoziationsabkommen mit den Spitzenvertreter von neun lateinamerikanischen drei lateinamerikanischen Subregionen Mercosur, Dachverbänden teilnahmen, war vor einigen Jahren Andenraum und Zentralamerika. Hier wird vor allem von der FES ins Leben gerufen worden. An dem dies- von Seiten der lateinamerikanischen Gewerkschaf- jährigen Forum im September in Piriapolis / Uruguay ten Kritik daran geübt, dass diese geplanten Abkom- nahmen diesmal auch Vertreter der vier europäi- men nicht genügend die entwicklungspolitische Di- schen Dachverbände teil, die am stärksten in Latein- mension der Handelsbeziehungen berücksichtigen.

FESINFO 4/2007 75

Burma/Myanmar Reformorientierte Kräfte stärken

BIS ZUM HEUTIGEN TAG KONNTEN IN BURMA/MYANMAR WEDER STA- BILE POLITISCHE VERHÄLTNISSE NOCH ZIVILE STAATLICHE STRUKTUREN ENTSTEHEN. In den vergangenen Jahren hat sich die humanitäre Situation für die Be- völkerung im Lande sogar weiter verschlechtert.

Die fortwährende Iso- die Diskutanten aktu- tuation politisch zu lö- sprechend: Wenn das lation des Landes und ell drängenden Fra- sen, erst recht aber, Regime etwas beherr- die westliche Sankti- gen: Wie könnte eine um einen friedlichen sche, dann die erfolg- onspolitik schade da- Politik der internatio- Wandel zu gestalten. mit der Zivilbevölke- nalen Gemeinschaft Dringend notwendig rung in Burma/Myan- gegenüber Burma/My- sei daher, das Mandat mar, urteilte Dr. Thant anmar aussehen, die des Sonderbeauftra- Myint-U, Burmaexper- einen politischen Re- gten des UN-General- te, Historiker und En- formprozess im Land sekretärs für Myan- kel des dritten UN-Ge- unterstützt? Wie kön- mar, Ibrahim Gambari, neralsekretärs U-Thant. nen reformwillige zu stärken und ihm Er diskutierte auf Ein- Kräfte innerhalb und mehr Zeit und Raum ladung von FES und außerhalb das Landes für Verhandlungen „Asienhaus“ am 6. unterstützt werden? einzuräumen. September mit Harn Wenn sich die Ent- Harn Yawnghwe for- reiche Verhinderung, Über die Zukunft Burmas diskutier- Yawnghwe, Leiter des wicklungen der ver- dert die EU auf, die Unterdrückung und ten Dr. Christian Euro Burma Office in gangenen 15 Jahre Bereitschaft zum Dia- Niederschlagung öf- Hauswedell, Dr. Thant Myint-U und Brüssel, über die Zu- fortsetzen, drohe eine log mit reformorien- fentlicher Proteste – Harn Yawnghwe. (Foto: Zensen) kunft des Landes im schleichende „Implosi- tierten Kräften als un- was die Entwicklungen Haus der FES in Berlin. on des Staates“, so abdingbare Bestand- in den letzten Septem- Unter den frischen Thant Myint-U. Es feh- teile einer konsistenten bertagen dramatisch Eindrücken der ersten le an adäquaten Struk- Burma/Myanmar-Stra- vor Augen geführt ha- Protestwelle im „Land turen, um die festge- tegie festzuschreiben. ben. Dringend müsse der goldenen Pago- fahrene und sich stetig Außerdem müsse die daher eine „politische den“ widmeten sich verschlechternde Si- internationale Ge- Landschaft“ geschaf- Ein Pilotprojekt im Tsunami-gebeutelten Aceh/Indonesien: meinschaft für sich die fen und Personen ge- Caféhaus-Gespräche über soziale Demokratie – und nach Frage beantworten, ob fördert werden, die ei- dem Gespräch wird die öffentliche Ankündigung noch einer es ihr um eine „Be- nen friedlichen Wan- alltagspraktischen Verwertung zugeführt. strafung“ der Genera- del innerhalb des lität gehe oder darum, Landes gestalten und einen ernsthaften Poli- mittragen können, so tikwandel im Land zu der Moderator der unterstützen. Veranstaltung, Dr. P. Auf einen „revolutio- Christian Hauswedell, nären Umsturz“ oder ehemaliger Asienbe- einen Zusammenbruch auftragter des Aus- des Regimes zu hoffen, wärtigen Amtes. sei wenig erfolgver-

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INDIEN-EUROPA DIALOG DER FES Gemeinsame und gegensätzliche Interessen

Sowohl die Europäi- nalen Strafgerichts- men an der Konferenz men der South Asian sche Union als auch hofs, und es verfolgt in der stellvertretende Association for Regio- Deutschland pflegen den Doha-Verhandlun- SPD-Fraktionsvorsit- nal Cooperation eine „strategische gen zum Welthandel zende Ulrich Kelber, (SAARC). SAARC habe Partnerschaft“ mit In- grundsätzlich andere der Direktor der SWP, seit seiner Gründung dien. In Berlin und Ziele als die Europäi- Volker Perthes, sowie nur wenige Anstöße Brüssel ist man davon sche Union. Welche die SWP-Länderexper- zur Integration gesetzt, überzeugt, dass Indien Möglichkeiten der Koo- ten zu Indien und Af- was insbesondere an in außen- und sicher- peration gibt es also ghanistan, Christian dem mangelnden poli- heitspolitischen Fragen zwischen Indien und Wagner und Citha tischen Willen der süd- ein natürlicher Ver- Europa? Maass, teil. asiatischen Regierun- bündeter des Westens Um Antworten auf die- Unzufrieden zeigten gen und den anhalten- ist. Neben Gemeinsam- se Frage zu finden, sich beide Seiten mit den Spannungen keiten gibt es jedoch veranstaltete das Büro der Entwicklung der zwischen Indien und auch außenpolitische der FES in Delhi vom regionalen Kooperati- Pakistan liege. Interessengegensätze 23. bis 24. November on in Südasien im Rah- zwischen Indien und zum siebten Mal in Europa: Beispielsweise Folge einen Indien-Eu- Die Umweltveränderungen bedrohen in vielen Teilen der Welt ist Indien bislang nicht ropa-Dialog in Zusam- existenzielle Lebensgrundlagen und werden mehr und mehr bereit, sich auf Ziele menarbeit mit der Stif- Menschen dazu zwingen, ihre Heimatregionen zu verlassen.

zur C02-Reduktion zu tung Wissenschaft und Diese „menschliche Dimension des Klimawandels“ beleuchtet verpflichten, es wei- Politik (SWP, Berlin), der Film „The Refugees of the Blue Planet“, den das Referat gert sich, dem Atom- der Jawaharlal-Nehru- Entwicklungspolitik der FES am 17. November im Rahmen des teststoppabkommen Universität (JNU, De- One World Berlin-Filmfestival für Menschenrechte und Medi- und dem Atomwaffen- lhi) und dem Centre en präsentierte. Der Dokumentarfilm von Hélène Choquette sperrvertrag beizutre- d'études et de recher- und Jean-Philippe Duval zeigt verschiedene aktuelle Flücht- ten, es boykottiert die ches internationales lingssituationen – von den vom ansteigenden Meeresspiegel Ratifizierung der Sta- (CERI, Paris). Von Betroffenen auf den Malediven über Bauern in Brasilien, de- tuten des Internatio- deutscher Seite nah- ren Land aufgrund von weitläufigen Eukalyptusplantagen un- brauchbar wird, bis zu Kanadiern, die wegen gefährlicher FES+++TELEGRAMM Schwefelwasserstoff-Emissionen der Öl- und Gasindustrie weichen müssen. In der anschließenden Podiumsdiskussion + + + Ein Blick auf die Medienlandschaft Südasiens zeigt, mit der kanadischen Regisseurin Hélène Choquette standen dass unabhängige Journalisten einen zunehmend schweren daher insbesondere die Fragen nach Verantwortung und Stand haben. Mit Gesetzen und Dekreten versuchen die Re- Handlungsmöglichkeiten im Zentrum. Andree Böhling von gierenden, die Informationsfreiheit der Medien einzuschrän- Greenpeace e. V. und Choquette forderten ein Recht auf „Kli- ken oder zu verbieten. Der Bogen reicht vom Verbot politi- maasyl“, dem Mohamed scher Berichterstattung für lokale Radiosender in Indien bis Hamza vom Stockholm Envi- zur Verhängung des Notstandes in Pakistan. Ohne Presse- ronment Institute mit Skepsis und Informationsfreiheit ist Demokratie jedoch nicht denk- gegenüber stand. Seiner An- bar. Eine regionale Medienkonferenz der FES, die vom 16. sicht nach sollten internatio- bis 18. November im indischen Goa stattfand, widmete sich nale Maßnahmen eher auf daher den medienpolitischen Voraussetzungen für Demokra- die Unterstützung der An- tie in Südasien und deren Gefährdung durch Verbote und Re- passungsanstrengungen ein- gulierungen. + + + zelner Länder zielen, um die Konsequenzen der Umwelt- veränderungen abzumildern. FESINFO 4/2007 77

CHINA Regionale Entwicklungsunterschiede bewältigen

Eine der größten He- Regionalentwicklung einbringen. Im Novem- Probleme und Lö- rausforderungen Chi- werden zunehmend ber organisierte das sungsansätze in Bezug nas sind die regionalen auf regionale Techno- Entwicklungsunter- logie- und Innovations- schiede zwischen den entwicklung zu disku- relativ wohlhabenden tieren. Harald Schar- urbanen Zentren und tau, MdL und den unterentwickelten ehemaliger Minister Regionen im Westen für Arbeit, Soziales des Landes. Die zuneh- und Technologie sowie mend weiter auseinan- Wirtschaft in Nord- derklaffende Einkom- rhein-Westfalen, stellte mensschere, die wach- Erfahrungen und Stra- Harald Schartau (2. v. r.) traf mit zahlreichen Experten des Zentrums für senden Ströme von Wirtschaftsstudien der Fudan-Universität zusammen. tegien seines Bundes- Wanderarbeitern in die landes vor. Da die öko- prosperierenden Städ- auch internationale Er- FES-Büro Shanghai logischen Probleme te und das damit ver- fahrungen abgefragt daher schon zum zwei- Chinas vehement sind, bundene steigende ge- und diskutiert. Vor ten Mal ein internatio- wurde insbesondere sellschaftliche Konflikt- diesem Hintergrund nales Forum zur Re- der Themenbereich potential werden auch können deutsche Ex- gionalentwicklung ge- Energie- und Umwelt- von der Zentralregie- perten, trotz der unter- meinsam mit dem technologie von chine- rung als Probleme an- schiedlichen Rahmen- Zentrum für Wirt- sischer Seite mit größ- erkannt. Bei der Suche daten beider Länder, schaftsstudien der Fu- tem Interesse aufge- nach Strategien zur wertvolle Erfahrungen dan-Universität, um nommen.

Südostasien: Integration braucht organisierte Arbeitnehmer

„ASEAN kann nur durch die aktive Teilnahme aller den ASEAN-Generalsekretärs Dr. Surin Pitsuwan, der Bürgerinnen und Bürger gestaltet werden! Die öko- sich, kaum eine Woche nach seiner Wahl auf dem nomische, sicherheitspolitische und soziokulturelle ASEAN-Gipfeltreffen in Bangkok auf einem von der Integration der Region wird in Zukunft nur in dem FES organisierten Seminar über den Schutz und die Maße erfolgreich sein, in dem die Menschen aktiv po- Förderung von Arbeitnehmerrechten dem Dialog mit litisch partizipieren können und die Politik zugleich Gewerkschaften aus Thailand und der Region stellte. auf ihre Interessen eingeht! Für Wirtschaftswachs- Die von Staatsmännern geprägte ASEAN-Politik mü- tum und die Entwicklung einer gemeinsamen regio- sse sich diesen, bisher unzureichend berücksichtig- nalen Identität sind freie Gewerkschaften und gut or- ten Interessen und Bedürfnissen öffnen. Die rund 150 ganisierte Arbeitnehmer ebenso unverzichtbar wie Seminarteilnehmer würdigten die Offenheit von Dr. andere zivilgesellschaftliche Institutionen“, ein klares Pitsuwan und teilten weitestgehend seine Einschät- Bekenntnis des designierten, aus Thailand stammen- zung. Der Mangel an rechtlicher Sicherheit in den meisten Mitgliedsländern sei nach wie vor die Ursa- che vieler Missstände und Menschenrechtsverletzun- gen. Mit Surin Pitsuwan, so die allgemeine Einschät- zung, amtiert allerdings nun ein ASEAN-Generalsek- retär, der sich tatsächlich für die Anliegen der Arbeitnehmer einsetzen wird.

4/2007 INFO FES 78 PUBLIKATIONEN

Internationale Politikanalyse Ehrke, Michael – Länderanalyse Ungarn Hillebrand, Ernst – Zwischen alten Rezepten und neuen Heraus- http://library.fes.de/pdf-files/id/04982.pdf forderungen: die europäische Linke muss sich neu orientieren – http://library.fes.de/pdf-files/id/04660-20070910.pdf Becker, Frans und René Cuperius – Ländervergleich Niederlande: die politische Mitte unter Druck Auf dem Weg zu einer integrierten Energie- und Klimaaußen- politik der EU – Arbeitskreis Europa / Internat. Politikanalyse – Jobelius, Sebastian – Von unseren Nachbarn lernen: ein Monitor http://library.fes.de/pdf-files/id/04945.pdf sozialer Demokratie Perger, Werner A. – Lektionen und Lernprozesse: ein vergleichen- Kaufmann, Inge und Schwan, Alexander – Flexicurity auf Europas der Blick auf die europäische Parteienlandschaft Arbeitsmärkten: der schmale Grat zwischen Flexibilität und so- zialer Sicherheit Internationale Entwicklungszusammenarbeit Asien und Pazifik Schütt, Kurt-Peter – Nach der gescheiterten Verfassungsreform: Chavismus ohne Zukunft? Dahal, Dev Raj – Nepal: the politics of the constituent assembly elections Stoll, Alfred – Argentinien nach den Wahlen: „Der Wandel hat erst begonnen“ Hofmann, Katharina und Meyer, Katja – Der Drache ringt nach Luft: Chinas Aktionsplan zum Klimawandel und Debatten im Zuge Wachendorfer, Achim – Gewerkschaftslandschaft im Umbruch? des G8-Gipfels Die Auswirkungen der Gründung der IGB-Regionalorganisation in Lateinamerika Lateinamerika und Karibik Afrika Hesse, Valeska und Svenja Blanke – Mexiko 2007: die Ruhe nach dem Sturm – http://library.fes.de/pdf-files/iez/05017.pdf Engels, Jan Niklas – Eine demokratische Wahl macht noch kein de- mokratisches Land: die Ergebnisse der Parlamentswahlen in To- Kurth, Helmut – Wahlen in Guatemala 2007: Sozialdemokrat Co- go lom als Sieger – http://library.fes.de/pdf-files/iez/04972-20071116.pdf Kopsieker, Fritz – Kenia vor den Wahlen – Präsident Kibaki vor dem Langer, Michael – Das politische Projekt der Regierung Correa und Aus? die Verfassungsversammlung in Ecuador Weitere Publikationen Kompass 2020 Valji, Nahla – Gender Justice and Reconciliation – Occasional Paper 35; 2007, FES Berlin Bersick, Sebastian – Südostasien: zur Zukunft der deutschen Au- ßenbeziehungen Brounéus, Karen – Reconciliation and Development – Occasional Paper 36; FES Berlin Gey, Peter, Matthias Jobelius & Renate Tenbusch – Indien: Heraus- forderungen auf dem Weg zur Weltmacht – Rubin, Barnett R. und Guáqueta, Alexandra – Fighting Drugs and http://library.fes.de/pdf-files/iez/04939.pdf Building Peace: Towards Policy Coherence Between Counter- narcotics and Peace Building – Occasional Paper 37 – Katsioulis, Christos und Maaß, Gero – Europäische Integration – http://library.fes.de/pdf-files/bueros/usa/04992.pdf http://library.fes.de/pdf-files/iez/04873.pdf WISO direkt: Steinhilber, Jochen – Deutschland in den internationalen Bezie- hungen: Ziele, Instrumente, Perspektiven – Bösche, Burchard: Warum brauchen wir eine „Kleine Genossen- http://library.fes.de/pdf-files/iez/05003.pdf schaft“? – http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05026.pdf Internationale Gewerkschaftskooperation Dauderstädt, Michael – Eine europäische Einkommenspolitik für mehr Wachstum und Gerechtigkeit – http://library.fes.de/pdf- Diop, Assane – Die IAO-Kampagne zum Aufbau einer elementa- files/wiso/04964.pdf ren sozialen Absicherung für alle Richter, Michael, Schorn, Michael – Verantwortungsvolles unter- Traub-Merz, Rudolf – Die internationale Gewerkschaftsbewe- nehmerisches Handeln – Familienunternehmen als Vorbild – gung: Fusionen und Widersprüche http://library.fes.de/pdf-files/wiso/04963.pdf Webster, Edward – Gewerkschaften und politische Parteien in Af- Dauderstädt, Michael: Eine soziale Zukunft für Deutschland – rika: neue Bündnisse, Strategien und Partnerschaften http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05042.pdf Gesprächskreis Geschichte Schreyer, Markus – Finanzmarktstabilität: Lehren aus der Hypothe- Dowe, Dieter – Von der Arbeiterpartei zur Volkspartei: Programm- ken- und Kreditkrise – http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05043.pdf entwicklung der deutschen Sozialdemokratie seit dem 19. Jahr- Schultze, Günther – Einwanderungsland ohne Einwanderungspo- hundert litik – Chancen einer gesteuerten Zuwanderung nach Deutsch- Bahr, Egon – Der Weg zur Entspannungspolitik – Nr. 72 land – http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05038.pdf Lange, Gunter – Der „Professor“ kleiner Leute – Sozialpolitik mit Stiegler, Barbara; Oerder, Katharina – Taschengeld für Mutter oder Kompetenz und Leidenschaft: Ernst Schellenberg (1907 – 1984) Krippenplatz fürs Kind, Eine Genderanalyse zum Betreuungsgeld – zum 100-Jährigen Geburtstag –Nr. 74 http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05040.pdf Schönhoven, K. – Europa als Erinnerungsgemeinschaft – Nr. 75 Lang, Karl-Heinz; Schäfer, Andreas – Produktpiraterie und ihre Be- kämpfung durch innovative Technologien – Langewiesche, D. – Das Europa der Nationen 1830 - 1832 – Nr. 76 http://library.fes.de/ pdf-files/wiso/05049.pdf Parak, Michael – Integration durch Bildung?: „Umsiedlerstuden- WISO Diskurs: ten“ und „Umsiedlerkinder“ in der Sowjetischen Besatzungszo- ne und der DDR – Nr. 77 Bormann, René – Verkehrspolitischer Ausbruch aus der Betonwelt! Aber durch Nutzerfinanzierung? Zauniter-Haase, Ingeborg – Rettende Augenblicke: Überleben im Nazi-KZ – Nr. 78 Meyer, Jörn-Axel – Auswirkungen eines Mindestlohns auf kleine und mittlere Unternehmen: Eine betriebswirtschaftliche Analyse Dialogue on Globalisation: nach Branchen, Betriebstypen und Standorten – http://library.fes.de/pdf- C.S.R. Murthy – The U.N. Counter-Terrorism Committee: An Insti- files/wiso/04965.pdf tutional Analysis – Briefing Paper 15 - 2007, FES New York, Zukunft des Sozialstaats – Sozialpolitik (Tagungsdokumentation) – Platz, Daniel; Schroeder, Frank – Moving Beyond the Privatization http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05033.pdf Debate, Different Approaches to Financing Water and Electricity Zukunft des Sozialstaats – Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpo- in Developing Countries – Occasional Paper 34 - 2007, FES New York litik (Tagungsdokum.) – http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05032.pdf

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Zukunft des Sozialstaats – Bildungs- und Familienpolitik (Tagungs- ner Oberbürgermeisters und sächsischen Ministerpräsidenten – dokumentation) – http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05031.pdf Büro Dresden Winters, Jutta – Etiketten(schwindel)? – Kennzeichnung und irre- Kleist, Thomas – Der europäische Rechtsrahmen für die elektro- führende Werbung bei Lebensmitteln – nische Kommunikation: Reformpläne und neue Regulierungs- http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05041.pdf ansätze – Stabsabteilung / EU-Medienpolitik – http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/04991.pdf Maiwald, Johanna – Auf dem Weg zum gläsernen Verbraucher?: Verbraucherschutz bei Kundenkarten und RFID-Chips – Ge- Im Visier der Geheimpolizei: XVIII. Bautzen-Forum der Friedrich- sprächskreis Verbraucherpolitik Ebert-Stiftung – Büro Leipzig http://library.fes.de/pdf-files/bueros/leipzig/05009toc.html Volz, Peter – Mitarbeiterbeteiligung in Europa, Japan und den USA: Staatliche Rahmenbedingungen für finanzielle Beteili- Kimmel, Adolf – Frankreich nach den Wahlen: Welcher Wandel? gungsmodelle – Gesprächskreis Arbeit und Qualifizierung Welcher Aufbruch? – Gesprächskreis Politik und Geschichte im Karl- Marx-Haus; 11 – http://library.fes.de/pdf-files/kmh/04949.pdf Klecha, Stephan – Europas Sozialpolitik als schwieriger Aushand- lungsprozess: Akteure und Handlungsoptionen unter besonde- Länger gemeinsam lernen!: Fortschritte und Konzepte in der rer Berücksichtigung der Arbeitszeitpolitik Schulpolitik aus sieben Bundesländern – http://library.fes.de/pdf-files/bueros/erfurt/04913.pdf Weitere Publikationen Leiber, Simone – Gestaltungsoptionen für ein „Soziales Europa“ – Die Zukunft der Mitgliederpartei in Europa – Politische Akademie http://library.fes.de/pdf-files/id/04811.pdf Nr. 18 – http://library.fes.de/pdf-files/akademie/berlin/04801.pdf Moderner Staat im Dialog: Vom Wandel der Grundlagen zu einem Islamismus in Deutschland: eine Herausforderung für die Demo- neuen Staatsverständnis – http://library.fes.de/pdf-files/do/04938.pdf kratie – Politische Akademie Nr. 19 Notz, Gisela – Familien und bürgerschaftliches Engagement – Betrifft: Beyer-Kutzner, Amina – Anforderungen an ein Gendiagnostik-Ge- Bürgergesellschaft; 27 – http://library.fes.de/pdf-files/kug/ 04936.pdf setz; Dokumentation einer Fachkonferenz – Stabsabteilung/Bio- und Gentechnologie Sandberg, Berit – Die Bürgergesellschaft – ein blinder Fleck der Be- triebswirtschaftslehre? – Betrifft: Bürgergesellschaft; 28 Börnsen, Arne – Möglichkeiten zur flexibleren Nutzung der Rund- funkfrequenzen – Stabsabteilung / EU-Medienpolitik Sprengel, Rainer – Bürgerschaftliches Engagement und Organisa- tionsentwicklung der Verbände; Gutachten erstellt für den Arbeits- Gatzke, Nicolas – Lebenslanges Lernen in einer alternden Gesell- kreis „Bürgergesellschaft und Aktivierender Staat“ schaft – Stabsabteilung / Netzwerk – Bildung Stöss, Richard – Rechtsextremismus im Wandel Rehburg, Meike – Verbündete im Wettbewerb: neue Formen der Kooperation im Zuge der Exzellenzinitiative – Stabsabteilung Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen – Zu- sammenfassung einer Tagung; Forum Politik und Gesellschaft Machill, Marcel und Zenker, Martin – Youtube, Clipfish und das En- de des Fernsehens?: Problemfelder und Nutzung von Videopor- Zusammen.Leben.Lernen: Bildungssystem in einer Einwande- talen – Stabsabteilung / Medien digital; 1 rungsgesellschaft; Dokumentation – Netzwerk – Bildung – http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/04937.pdf Der Aufstand der Zuständigen: Was kann der Rechtsstaat gegen Rechtsextremismus tun? Ergebnisse einer Konferenz / Forum Berlin BIBLIOGRAPHIE DER FES-PUBLIKATIONEN Bach, Stefan und Viktor Steiner – Nur Zuwächse für Reiche?: Die Ver- teilung der Markteinkommen in Deutschland – Forum Berlin (Fach- Seit 20 Jahren erstellt die Bibliothek der FES eine regelmäßig erscheinende Biblio- forum: Analysen & Kommentare; 3) graphie aller selbständigen FES-Publikationen aus dem In- und Ausland. Das Trotzkismus-Archiv (Sammlung Hermann Weber) in der Biblio- Seit dem Jahresende 2007 liegt eine neue Bibliographie für das Jahr 2006 vor, mit thek der Friedrich-Ebert-Stiftung – Veröffentlichungen der Bibliothek der der 1.128 Titel erfasst wurden. Die erste Bibliographie mit den Veröffentlichungen Friedrich-Ebert-Stiftung; 19 der Jahre 1981 – 1985 erschien 1987. Für den Gesamtzeitraum von 1981 bis 2006 Klages, Helmut – Beteiligungsverfahren und Beteiligungserfah- wurden rund 17.000 Titel verzeichnet. rungen – Arbeitskreis Bürgergesellschaft und Aktivierender Staat Eine große Zahl von FES-Publikationen steht als Volltexte in der Digitalen Dr. Rudolf Friedrichs: (1892 – 1947); Leben und Wirken des Dresd- Bibliothek zur Verfügung: http://library.fes.de/library/fr-digbib.html

Textbeiträge in dieser Ausgabe des FES-Info: Christine Arbogast, Astrid Becker, Friedhelm Boll, Dr. Max Brändle, Dietmar Molthagen, Helmut Mörchen, Julia Müller, Marius Müller- Katharina Breide, Michael Bröning, Andreas Buerger, Oliver Dalichau, Hennig, Nicole Nestler, Sylvia A. Niewiem, Uwe Optenhögel, Kerstin Ott, Stefan Dehnert, Knut Dethlefsen, Claudia Detsch, Dietmar Dirmoser, Rolf Paasch, Knut Panknin, Tim Petschulat, Christoph Pohlmann, Yesko Micky Drill, Michael Ehrke, Matthias Eisel, Stefanie Elies, Jan Niklas Quiroga, Werner Rechmann, Daniel Reichart, Franziska Richter, Astrid Engels, Alina Fuchs, Peter Gey, Wolf Grabendorf, Steffen Grammling, Ritter, Clemens Rode, Ingrid Ross, Vesna Rodic, Elmar Römpczyk, Hilmar Rainer Gries, Willi Haan, Stefanie Hanke, Frank Hantke, Elmar Haug, Ruminski, Heiner Sassenfeld, Marc Saxer, Hubert René Schillinger, Catrina Hannelore Hausmann , Anita Haviv, Mirko Hempel, Mirko Herberg, Ernst Schläger, Felix Schmidt, Severin Schmidt, Michael Schneider, Günther Hillebrand, Daniela Hinze, Kathrein Hölscher, Mathias Jobelius, Christos Schultze, Judith Schwethelm, Monika Senghaas, Anne Seyfferth, Tilla Katsioulis, Christian Kellermann, Felix Kirchmeier, Katrien Klüver, Joachim Steinbach, Jürgen Stetten, Ernst Stetter, Renate Tenbusch, Peer Teschen- Knoop, Niko Korneck, Reinhard Krumm, Helmut Kurth, Nora dorf, Yvonne Theemann, Markus Trömmer, Michael Tröster, Achim Langenbacher, Annette Lohmann, Felix Mago, Beate Martin, Kathrin Wachendorfer, Ringo Wagner, Helmut Weber, Sidonie Wetzig, Anna Meissner, Susanne Meltl, Ralf Melzer, Sabine Merath, Katja Meyer, Wolf, Nicole Zeuner, Maike Ziesemer, Jana Zitzler

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4/2007 INFO FES Themen Regionen

Die Außenwelt rückt näher, interna- Das Projekt „Kompass 2020“ der Kontakt und Bestellungen: tionale Politik wird komplizierter und Friedrich-Ebert-Stiftung leistet einen es fällt zunehmend schwer außenpo- Beitrag zu dieser Debatte. In rund 30 Friedrich-Ebert-Stiftung Referat Entwicklungspolitik litisches Handeln zu begründen. Vor Einzelartikeln gibt es einen Überblick Katrien Klüver diesem Hintergrund ist es notwendig, über die wichtigsten Themen und Re- Daniel Reichart eine breite Debatte über die Ziele, gionen deutscher Außenpolitik, deren Christos Katsioulis Partner und die Legitimation deut- Ziele und Instrumente. Die Artikel scher Außenpolitik zu führen. Was soll haben einen ähnlichen Aufbau und Hiroshimastraße 17 10785 Berlin Deutschlands Rolle auf globaler Bühne bieten eine Analyse und eine Darstel- sein, wo liegen seine Prioritäten? lung deutscher Politik, plausible und Tel. +49-30-26935-972 anschauliche Szenarien des Politik- Fax +49-30-26935-959 feldes oder der Region im Jahr 2020 und Ansatzpunkte für die deutsche [email protected] Außenpolitik. www.fes.de/kompass2020