Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, ISSN 0378-6870, Band 22, S. 1-41,1997

DIE LIAS-BECKENENTWICKLUNG DER UNKENER SYNKLINALE (NÖRDLICHE KALKALPEN, SALZBURG) UNTER BESONDERER BERÜCK- SICHTIGUNG DER SCHEIBELBERG FORMATION

Karl Krainer & Helfried Mostler

Mit 7 Abbildungen, 8 Fototafeln und 1 geol. Karte

Zusammenfassung: Im Bereich der Unkener Synklinale (Nördliche Kalkalpen, Tirolikum) ist der Lias in einer außergewöhnlich geringmächtigen Beckenfazies entwickelt. Die nur rund 30 m mächtige Abfolge umfaßt Kendlbach Formation, Scheibelberg Formation, Sau- bach Formation mit eingeschalteten Bitumenmergeln und Adneter Schichten. Im Gegensatz zu benachbarten Jurabecken wurde jenes der Unkener Synklinale bereits in der Obertrias als Intraplattformbecken angelegt und nicht durch liassische Tek- tonik herausgeformt. Im Lias kam es lediglich zu einer weiteren Absenkung des Kössener Beckens um wenige 100 m, im glei- chen Ausmaß wurde auch die südlich angrenzende Karbonatplattform der Steinplatte abgesenkt. Aus dem Kössener Becken hat sich dadurch ein etwas tieferes Lias-Becken entwickelt, aus der Karbonatplattform eine Tiefschwelle mit stark kondensier- ten liassischen Rotkalken. Das Unkener Becken war im Lias aufgrund der geringen Subsidenzrate auch durch extrem geringe Sedimentationsraten ge- kennzeichnet, Debrite und Breccien fehlen. Eingehend untersucht wurde die Scheibelberg Formation, für die ein neues Typusprofil vorgeschlagen wird. Die Scheibelberg Formation setzt sich aus grauen, dünn gebankten hornsteinführenden Knollenkalken zusammen, die reichlich Radiolarien und Kieselspicula enthalten. Aus dem unlöslichen Rückstand konnte eine hochdiverse Holothurienfauna gewonnen werden, die viele Arten enthält, von denen bislang angenommen wurde, daß sie bereits in der Obertrias ausgestorben sind. Diese wanderten jedoch aus einem bislang unbekannten Rückzugsgebiet im Laufe des Sinemur und Pliensbach in das Unkener Becken ein, wo sie analoge Lebensbedingungen wie in der norischen Hallstätter Fazies vorfanden. Es dominieren Formen des tieferen Was- sers, v. a Vertreter der Gattungen Praeeuphronides, Tetravirga, Biacumina, Uniramosa und Kristanella. Insgesamt konnten aus der Scheibelberg Formation 6 Familien mit 23 Gattungen und 56 Arten, darunter eine neue Gattung und 15 neue Arten, nachgewiesen werden.

Abstract: In the Unken Syncline of the Northern Calcareous Alps in western Salzburg (Austria) an exceptional thin basin facies (Unken basin) developed during the Liassic. The only 30 m thick basin succession is composed of Kendlbach Fm., Scheibelberg Fm., Saubach Fm. with intercalated oil shales (Bitumenmergel) and Adnet Formation. In contrast to nearby basins the Unken basin developed already during Late as an intraplatform basin, and was not formed by tectonics during the Liassic. Subsidenece of the Kössen basin continued to water depths of a few hundred meters during the Liassic. The adjacent carbonate platform of the Steinplatte in the south of the Unken basin subsided for the same extent. From the Kössen basin a somewhat deeper basin, the Unken basin, evolved, and from the carbonate platform a seamount (Tiefschwelle) developed, on which condensed red were deposited during the Liassic. Due to low rates of subsi- dence the Unken basin was characterized by extremely low rates of sedimentation. Breccias and other coarse-grained subma- rine mass flows are lacking. For the Scheibelberg Formation a new type section is proposed. The Scheibelberg Formation consists of thin bedded, grey nod- ular cherty limestones which contain abundant radiolarians and siliceous spicules. From the insoluble residue a holothurian fauna of high diversity has been obtained, containing many which have been believed to be extinct since the Upper Tri- assic. But these species immigrated from an unknown reftige during the Sinemurian and Pliensbachian into the Unken basin, where they found the same life conditions as in the Norian Hallstatt facies. Holothurian species of deeper water conditions pre- dominate, especially those of the genera Praeeuphronides, Tetravirga, Biacumina, Uniramosa and Kristanella. The holothur- ian fauna consists of 6 families with 23 genera and 56 species, including 1 new and 15 new species, all described in the present paper. 1. Einleitung und Problemstellung die Definitionen teilweise nicht den Richtlinien der Stratigraphischen Kommission entsprechen. Im Lias wurden in den Nördlichen Kalkalpen eine Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand eines gut Reihe von Sedimentationsbecken herausgeformt. Die aufgeschlossenen Profiles die Lias-Sedimentabfolge meisten dieser Becken entstanden durch synsedimentä- des Unkener Beckens zu beschreiben, das sich bereits re Tektonik als Pull-Apart-Becken (ACHTNICH, 1982; in der Obertrias herausgeformt und im Lias weiter ver- SCHÄFFER & STEIGER, 1986; WÄCHTER, 1987; CHAN- tieft hat. Insbesondere die Scheibelberg Formation soll NELL, et al., 1992; BRAUN et al., 1994; KRAINER et al., faziell und mikrofaunistisch dargestellt und gegenüber 1994; BÖHM et al., 1995), die sich nach CHANNELL, et al. den unter- und überlagernden Formationen, insbeson- (1992) hauptsächlich entlang E-W-gerichteter sinistra- dere Kendlbach Formation, Saubachschichten und ler Strike-Slip-Faults entwickelt haben. Die Entstehung Adneter Formation, klar abgegrenzt werden. dieser Becken weist auf eine ungefähr E-W-gerichtete Zone mit sinistralen Transtensionsbewegungen und wird in Zusammenhang mit der Öffnung des zentralen Nordatlantik gesehen (WEISSERT & BERNOULLI, 1985; 2. Geologischer Rahmen SAVOSTIN et al., 1986; LEMOINE & TRÜMPY, 1987; TRÜMPY, 1988; u.a.). Das untersuchte Profil liegt am Ausgang des Neben diesen durch intraliassische Tektonik ent- Karnergrabens westlich von Unken (Salzburg), inner- standenen Becken existierte auch noch ein zweiter halb der Unkener Synklinale, die der tektonischen Ein- Typus von Becken. Dieser zweite Typus wurde bereits heit der tirolischen Stauffen-Höllengebirgsdecke an- in der Obertrias angelegt (Kössener Becken) und hat gehört. Die Lage des Profils ist aus Abb. 1 ersichtlich. sich im Lias durch eine leichte Vertiefung weiterent- Im Bereich der Unkener Synklinale bilden Kösse- wickelt, zeigt jedoch keinerlei Anzeichen für synsedi- ner Schichten die Unterlage der Jura-Abfolge, auf der mentäre Tektonik. Die Sedimentabfolgen dieser bei- südlich angrenzenden Steinplatte liegt dagegen der den Beckentypen zeigen deutliche Unterschiede, ins- Jura auf Oberrhätkalk (siehe geol. Karte). besondere in den Mächtigkeiten. Jura- und Unterkreidesedimente bilden den Kern Die Sedimentationsprozesse in den relativ kleinräu- dieser E-W- steichenden, nach Osten bis Südosten migen Jurabecken im Westabschnitt der Nördlichen unter die juvavischen Decken abtauchenden Synklina- Kalkalpen waren durchwegs sehr komplex und von le. Die Jurasedimente der Unkener Synklinale wurden verschiedensten Parametern wie synsedimentäre Tek- in einem Becken (Unkener Becken) abgelagert, das tonik, Subsidenzrate, Wassertiefe, Bioproduktion, Nei- durch eine Hochzone vom südöstlich gelegenen Weiß- gung des Abhanges usw. gesteuert. Die einzelnen bach-Diesbach-Becken getrennt war. Im Süden (Stein- Beckenfüllungen sind durch starke lokale Faziesunter- platte) war das Becken von einer Tiefschwelle be- schiede charakterisiert, hervorgerufen durch den ra- grenzt. Beide Becken zeigen auch eine völlig unter- schen Fazieswechsel (proximaler Abhang - distaler schiedliche fazielle Entwicklung (vgl. KRAINER et al., Abhang -Becken). Diese starke Faziesdifferenzierung 1994). Im Vergleich zur bis zu gut 1000 m mächtigen führte letztlich dazu, daß im Lias gleichzeitig je nach Sedimentabfolge im Weißbach-Diesbach-Becken er- Ablagerungsraum ganz unterschiedliche Sedimente reicht der gesamte Jura in der Unkener Synklinale im abgelagert wurden: im Bereich der Tief schwellen Ad- Bereich des Karnergrabens nicht einmal 100 m. neter Cephalopodenkalke und Enzesfeider Kalk, im Die Jura-Beckenabfolge des Karnergrabens liegt Bereich des oberen Abhanges Hierlatzkalk, im Hang- auf Kössener Schichten, die zuletzt von Kuss (1983) bereich Weißbach Schichten, Kendlbachschichten, Ad- auch im Bereich der Unkener Synklinale sedimentolo- neter Schichten, im Übergangsbereich Hang - Becken gisch untersucht wurden. Über den Kössener Schich- Scheibelbergkalk und schließlich im Beckenbereich ten folgen wenige Meter mächtige Kendlbachschich- Kirchsteinkatk und Fleckenmergel (Allgäu Formati- ten, die von kieseligen Knollenkalken der Scheibel- on). berg Formation mit einer Mächtigkeit von rund 15 m Zwischen diesen Faziestypen bestehen vielfach überlagert werden. Darüber ist eine mergelige Kalkfa- fließende laterale und vertikale Faziesübergänge, zies (Saubach Formation) entwickelt, in die bis zu 5 m sodaß es oft schwierig ist, die einzelnen Formationen mächtige schwarze Bitumenmergel („Lias-Epsilon- klar gegeneinander abzugrenzen. Dazu kommt noch, Schiefer", EBLI, 1989) eingeschaltet sind. Die mergeli- daß diese nach wie vor nicht exakt definiert sind bzw. ge Kalkfazies der Saubach Formation wird mit einer

Geol. Palüont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 scharfen Grenze von ziegelroten, ammonitenführen- Sonntag shorn den Kalkmergeln (Adneter Formation) des Toare über- lagert (siehe Profil, Abb. 2). Darauf folgen rund 4 m mächtige, dünnbankige Knollenkalke mit lokal einge- schalteten Debriten unterschiedlicher Mächtigkeit („Schwarzbergklamm-breccie"), überlagert von Ra- diolariten der Ruhpoldinger Formation, die im Karner- graben eine Mächtigkeit von ca. 40 m erreichen. Im folgenden werden die Scheibelberg Formation, die darunterliegende Kendlbach Formation und die darüberliegende Saubach Formation im Detail be- schrieben sowie deren Ablagerungsbedingungen, Mi- krofauna und stratigraphische Stellung diskutiert.

Abb. 1: Übersichtskarte mit Lage des untersuchten Profils im Karnergraben. 3. Kendlbachschichten (Kendlbach Formation) a) Echinodermen-Packstones, PLÖCHINGER (1982) faßte die Preplanorbis Beds und b) Echinodermen-Peloid-Packstones sowie den grauen Liasbasiskalk als „Kendlbachschichten" c) Echinodermen-Foraminiferen- zusammen. GOLEBIOWSKI (1990) hat schließlich den Wackestones/Packstones Begriff Kendlbach Formation geprägt und diese in das Tiefengraben Member (= untere Kendlbachschichten a) Echinodermen-Packstone (Taf. 1, Fig. 6): Dieser bzw. Preplanorbis Beds) und Breitenberg Member (= Mikrofaziestyp ist ungeschichtet bis undeutlich ge- obere Kendlbachschichten oder grauer Liasbasiskalk) schichtet, leicht bioturbat, schlecht bis sehr schlecht untergliedert. sortiert. Schalenreste sind mitunter eingeregelt. Die Die Kendlbachschichten stehen am Ausgang des Grundmasse besteht aus Mikrit und sparitischem Ze- Karnergrabens mit einer Mächtigkeit von gut 3 m an, ment. wobei jedoch der Übergang in die liegenden Kössener An Bioklasten dominieren bis zu 5 mm große Echi- Schichten nicht aufgeschlossen ist (Profil, Abb. 2). nodermenreste, untergeordnet sind verschiedene, teil- Die Kendlbachschichten lassen sich auch im unter- weise angebohrte Schalenreste (v.a. von Brachiopo- suchten Profil lithologisch in das Tiefengraben Mem- den; bis 1 cm groß), teilweise doppelklappig erhaltene ber und in das Breitenberg Member untergliedern. Ostracoden, Spicula (z.T. häufig) und Foraminiferen Das Tiefengraben Member bestehen aus dm-gebank- enthalten. Selten sind Gastropoden und Serpuliden. ten, fossilführenden, bräunlich anwitternden Kalken An Lithoklasten finden sich kleine dunkle mikriti- und zwischengeschalteten, schwarzgrauen, teilweise sche Komponenten (Peloide), in denen selten kleine sandigen fossilfreien Mergeln (Abb. 3). Auf den Ban- Foraminiferen und Glaukonit enthalten sind. Mikrit kungsflächen der Kalkbänke sind z.T. reichlich Makro- haftet z.T. auch an den Foraminiferen, einzelne Fora- fossilien (Brachiopoden und Ostreiden) enthalten. miniferen sind zerbrochen. Offensichtlich stammen Die Mergellagen werden im unteren Teil bis zu die Foraminiferen aus demselben Ablagerungsraum mehrere dm mächtig , nach oben nimmt die Mächtig- wie die Peloide („Foraminiferenschlammfazies"). Es keit rasch ab (Abb. 3). ist auch auffallend, daß die Foraminiferen - es handelt Das Breitenberg Member ist im Profil Karnergra- sich um sessile Formen - nie auf anderen Komponen- ben 1 m mächtig und besteht aus eben gebankten Kal- ten, insbesondere Bioklasten, aufsitzen. ken ohne Mergelzwischenlagen. Feinkörniges siliziklastisches Material in Silt- korngröße ist locker eingestreut, der Anteil nimmt zum Hangenden hin kontinuierlich ab. Hauptsäch- 3.1 Mikrofazies lich handelt es sich um detritischen Quarz. Auch etwas Glaukonit ist vorhanden, und zwar in der Ma- Die Sedimente der Kendlbach Formation setzen trix, in Peloiden, in Wühlgefügen und als ?Kompo- sich aus folgenden Mikrofaziestypen zusammen: nente. Außerdem werden Schalenreste teilweise von

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck,Band22,1997 r—r, •«•*.,», Proben

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Abb. 2: Detailprofil durch die Lias-Abfolge der Unkener Synklinale am Ausgang des Karnergrabens. Die Lage des Profils ist aus Abb. ersichtlich.

Geol. Palciont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 Glaukonit ersetzt. Einzelne Foraminiferen-Steinker- ne und Kieselspicula sind z.T. völlig in Glaukonit umgesetzt. Echinodermenreste zeigen mitunter syntaxiale An- wachssäume. Häufig werden Schalenreste, seltener auch Echinodermenreste von Mikroquarz verdrängt. Spicula sind vielfach kalzifiziert und mit einem Saum aus radiaxialem Kalzit umgeben. Das Gestein ist leicht sammelkristallisiert und mi- krostylolithisch überprägt, insbesondere um Echino- dermenreste sind häufig Drucksuturen in Form von Mikrostylolithen zu erkennen, die auf beginnende Drucklösung hinweisen. b) Echinodermen-Peloid-Packstones unterscheiden sich von den echinodermenreichen Packstones nur durch ihren höheren Anteil an dunklen, mikritischen Komponenten (Peloiden) (Taf. 1, Fig. 2,7). c) In Echinodermen-Foraminiferen-Wackestones/Pack- stones sind Kleinforaminiferen ein sehr häufiger bioge- ner Bestandteil, wobei es sich fast ausschließlich um die Art Planiinvolutina cannata handelt. Auch Spicula und Peloide sind teilweise etwas häufiger (Taf. 1, Fig. 1,3,4 und 5).

Die gröberen (grobarenitischen) Bänke enthalten Abb. 3: Aufschlußphoto der Kendlbach Formation am Ausgang generell reichlich dicht gepackte Echinodermenreste des Karnergrabens mit dem Tiefengraben Member. Im unteren Teil sind dickere Mergellagen zwischengeschaltet (untere Bild- (Echinodermen-Packstones), während die feinkörni- hälfte). Höhe des Aufschlusses ca. 2 m. geren Bänke (feinarenitisch) neben Echinodermenre- sten überwiegend aus Foraminiferen, Spicula und Pe- loiden zusammengesetzt sind. Abhang zur Ablagerung gelangten. Sowohl die Echi- nodermenreste als auch die sessilen Foraminiferen 3.2 Faziesinterpretation sind allochthon. Dies erklärt auch, warum nie Kom- ponenten vorgefunden werden, die von diesen sessi- Die Sedimente der Kendlbach Formation zeigen len Foraminiferen inkrustiert sind. Allerdings sind in ihrer faziellen Entwicklung noch starke Anklänge sie hin und wieder in mikritischen Komponenten an die Kössener Schichten. Die Beckenfazies der (Peloiden) enthalten. Offensichtlich stammen Peloi- Kössener Schichten findet in den Kendlbachschich- de und sessile Foraminiferen aus demselben Ablage- ten ihre Fortsetzung, das Intraplattformbecken senkt rungsraum („Foraminiferenschlammfazies"). Auch sich im Lias weiter ab. Die Kendlbach Formation die Kalke enthalten siliziklastisches Material, der si- setzt sich einerseits aus feinkörnigen, siliziklastisch liziklastische Einfluß nimmt erst innerhalb des Brei- dominierten Sedimenten zusammen, die im tieferen tenberg Members allmählich ab. Sowohl das silizi- Teil der Abfolge vorherrschen und faziell den Mer- klastische Material als auch die Bioklaste (v.a geln und sandigen Mergeln der Kössener Schichten Echinodermenreste) stammen vermutlich aus dem- entsprechen. Im höheren Teil dominieren Kalke, die selben Liefergebiet, von dem auch das Kössener reich an Echinodermenresten, stellenweise auch an Becken gespeist wurde. Die über dem Oberrhätkalk Foraminiferen sind. Diese Kalke werden als subma- im unteren Lias entstandene Tiefschwelle kommt als rine Schüttungen gedeutet, die auf einem distalen Liefergebiet nicht in Frage.

Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 4. Scheibelbergkalk (Scheibelberg Formation) dicke, gelbbraune Kalkbank, die makroskopisch dem Enzesfelder Kalk ähnlich ist. Darüber folgen graue 4.1 Allgemeine Bemerkungen Knollenkalke. Die einzelnen Knollenkalkbänke sind an der Basis 5-20 cm dick und häufig durch dünne, to- Für die über dem „Liasbasiskalk" (=Kendlbach nige Lagen getrennt. Der unterste Abschnitt (Im) ent- Formation) entwickelten Liashornsteinknollenkalke hält keine Kieselsäure, darüber führen die Knollenkal- hat GARRISON ( 1964) den Begriff Scheibelbergkalk ge- ke auch Hornstein in Form von dunklen, mehrere cm prägt. Die Typuslokalität liegt auf der Westseite des großen Knollen und dünnen Lagen. Im mittleren und Scheibelberges, nur ca. 3km westlich des Karnergra- höheren Abschnitt handelt es sich durchwegs um bens (siehe auch HORNSTEINER, 1991 ). graue, gut gebankte Knollenkalke mit dünnen tonigen Zwischenlagen. Die Bänke sind meist 10-20 cm dick. Vereinzelt sind auch dickere Bänke, die eine undeutli- che interne Bankung aufweisen, eingeschaltet. Auch die Obergrenze ist recht scharf ausgebildet. Über den kieseligen Knollenkalken folgen zunächst eben gebankte und leicht knollige, grünlichgraue mer- gelige Kalke der Saubach Formation.

4.2 Basale Kalkbank der Scheibelberg Formation

Im untersuchten Profil ist über der Kendlbach For- mation eine 30 cm dicke, undeutlich in 3 Bänke geglie- derte gelbbraune Kalkbank entwickelt, die im Gelände aufgrund der Färbung und der glatten Bankflächen dem Enzesfelder-Kalk sehr ähnlich ist. Der Begriff Enzesfelder Kalk geht auf STUR (1851) zurück und wird in der Originalarbeit als „Enzersfelder Schichten" bezeichnet. Er verstand darunter „gelbe, mit Hornsteinen wechsellagernde Kalksteinschichten". TOLLMANN (1976) definiert den Enzesfelder Kalk als „honiggelbe, gut gebankte, selten gelbliche Hornstein- knollen führende oder auch rote, gelbfleckig-knollige, oft an Ammoniten, Bivalven und Mikrofauna außeror- dentlich reiche Kalke" (siehe auch KRISTAN-TOLLMANN & COLWELL, 1992). Charakteristisch ist auch die gerin- ge Mächtigkeit von oft nur wenigen Dezimetern. Mikrofaziell besteht die basale Kalkbank der Schei- Abb. 4: Aufschlußphoto der Kendlbach Formation (undeutlich belberg Formation aus einer honigbraunen Lage eines gebankte Kalke an der Basis) und der darüberliegenden, gut ge- ungeschichteten, bioturbaten bioklastischen Wacke- bankten Knollenkalke der Scheibelberg Formation am Ausgang stone/Packstone mit überwiegend Echinodermenre- des Karnergrabens (Typusprofil). sten und Kieselspicula sowie Ostracoden, Schalenre- sten, Foraminiferen (hpts. Kalkschaler, vereinzelt //?- volutina), Gastropoden sowie Radiolarien (Taf. 1, Die Scheibelberg Formation ist im Karnergraben Fig. 8). Auch einzelne Peloide und etwas Glaukonit knapp 16 m mächtig (Profil. Abb. 2 und Abb. 4). Die sind enthalten. Die Matrix besteht aus einem grauen Untergrenze ist scharf ausgeprägt und durch einen Mikrit. Darüber folgt ein ungeschichteter, bioklasti- markanten Wechsel von bräunlichen, eben gebankten scher Wackestone mit zahlreichen Schalenresten von Kalken der Kendlbach Formation zu dünn gebankten Ostracoden. Brachiopoden, Muscheln. Gastropoden, grauen Knollenkalken der Scheibelberg Formation Echinodermenresten sowie Kieselspicula, Foramini- charakterisiert Die Basis bildet eine knapp 30 cm feren (selten lnvolutina) und Radiolarien. Das Gestein

Geol. Paläont. Min. Innsbruck. Band 22.1997 ist teilweise verkieselt und enthält kleine Kieselkon- Enzesfelder Kalk typischen Kondensationserschei- kretionen. Zu oberst ist ein undeutlich geschichteter nungen. bioklastischer Packstone entwickelt, bestehend aus Auch im Karnergraben weist die am Top der Kendl- zahlreichen Schalen- und Echinodermenresten, Spicu- bachschichten entwickelte Kalkbank makroskopisch la, Radiolarien und einzelnen Foraminiferen. Längli- gewisse Ähnlichkeiten mit dem Enzesfelder Kalk auf, che Bioklaste sind teilweise eingeregelt. Radiolarien mikrofaziell sind jedoch, wie zuvor beschrieben, deut- sind vielfach noch in Kieselsäureerhaltung, allerdings liche Unterschiede feststellbar; aber es fehlen auch alle zu Mikroquarz sammelkristalisiert, wobei die Scha- Anzeichen für Kondensation. lenstruktur noch deutlich erkennbar ist. Teilweise sind Nach unserer Auffassung fehlt im Bereich der Un- Radiolarien und Kieselspicula bereits kalzifiziert. Das kener Synklinale der für die Schwellenfazies typische Gestein ist lagenweise verkieselt. Die Matrix besteht Enzesfelder Kalk aus faziellen Gründen. Die dem En- aus Siltit und Mikrit. zesfelder Kalk ähnliche Bank wird von uns der Schei- Vergleichende Untersuchungen am Enzesfelder belberg Formation zugerechnet und auch mikrofau- Kalk der Typuslokalität haben jedoch gezeigt, daß die- nistsich im Detail erfaßt, um die Unterschiede zum En- ser aus einem deutlich anderen MLkrofaziestyp aufge- zesfelder Kalk darzustellen. baut ist (vgl. auch TOLLMANN, 1976; KRISTAN-TOLL- MANN & COLWELL, 1992): An der Typuslokalität be- steht der Enzesfelder Kalk aus einem bioturbaten bio- 4.3 Gesamt-Mikrofauna klastischen Wackestone mit reichlich Echinodermen, (unlöslicher Rückstand) der basalen Kalkbank Schalenresten und Foraminiferen, insbesondere Invo- lutinen. Radiolarien und Kieselspicula fehlen dagegen Die basale Kalkbank der Scheibelberg Formation vollkommen. Auch Subsolutionserscheinungen und unterscheidet sich von den Kalken der Kendlbach For- Hartgrundbildungen sind an der Typuslokalität ein mation auch durch eine reiche Mikrofauna. Die Mikro- charakteristisches Merkmal (vgl. auch BÖHM, 1992). fauna der darüberfolgenden Knollenkalke unterschei- Bereits STUR (1851) weist darauf hin, daß an der Ty- det sich dagegen nur durch eine größere Individuen- puslokalität bei Enzesfeld die „gelben Enzersfelder häufigkeit und Arten Vielfalt. Schichten" von „rothen Schichten" (=Adneter Schich- ten) überlagert werden. Auch im bekannten Profil am Foraminiferen Fonsjoch westlich vom Achensee, wo typischer, stark Agglutinierte Foraminiferen auf Schalenbruch- kondensierter Enzesfelder Kalk entwickelt ist, folgen stücken aufsitzend; aber auch nicht sessile, agglutinie- darüber Adneter Schichten. Daraus ist zu schließen, rende Foraminiferen sind präsent. Untergeordnet sind daß die kondensierten Abfolgen des Enzesfelder Kal- Steinkerne von kalkschaligen Foraminiferen in Glau- kes und der darüberfolgenden Adneter Schichten je- konit-Erhaltung nachweisbar. weils auf Tiefschwellenpositionen beschränkt sind, während in den tieferen Bereichen - distale Abhang- Radiolarien und Beckenfazies - Enzesfelder Kalk fehlt und die Steinkerne von Spumellarien (sehr schlecht erhal- Kendlbachschichten direkt vom Scheibelbergkalk ten; nichteinmal auf die Gattung bestimmbar). überlagert werden. Der Enzesfelder Kalk wurde zuletzt von BLAU & Poriferen (Kiesel-Spicula) GRÜN (1994) im Kendlbachprofil der Osterhorngrup- Vereinzelt pyritisierte Fragmente von dictyiden He- pe genauer untersucht. Allerdings entsprechen die von xactinelliden und glatte Hexactine. Häufiger sind Skle- BLAU & GRÜN (1994) dem Enzesfelder Kalk zugeord- ren von Demospongien; hier sind es fast ausschließlich neten Kalkbänke (Faziesbereich IV, Abb. 2) mikrofazi- Dichotriaene, und die meist in Glaukonit-Erhaltung. ell keinesfalls dem Enzesfelder Kalk. Diese bestehen Nur einmal wurde ein Aster nachgewiesen. Die Prä- aus rötlichen Mudstones und Wackestones mit reich- senz der Kalkschwämme am Aufbau der basalen Kalk- lich Kieselspicula und sind bereits den Adneter bank ist durch einfache triactine Skleren (nur 1 Typus) Schichten (Knollenkalk-Fazies) zuzuordnen. Eine mi- belegbar. krofazielle Ähnlichkeit mit dem Enzesfelder Kalk zei- gen dagegen die Kalke ihrer Fazies III, die BLAU & Ostracoden GRÜN (1994) allerdings noch zum Breitenberg Mem- Wenige Steinkerne; selten einzelne, stark von Säure ber stellen. Diese Kalkbänke zeigen nicht die für den ankorrodierte Schalen.

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 Echinodermaten d) Holothurien: Mit Ausnahme der Ästenden sind alle Großgruppen Neben verschiedenen Kalkringelementen fällt eine vorhanden. überreiche Skleritenvergesellschaftung an, die eine rege Besiedelung des Ablagerungsraumes durch Holo- a) Crinoiden: thurien dokumentiert. Die Bioturbation in der basalen Wenige, relativ kleine Stielglieder; wesentlich mehr Kalkbank geht im wesentlichen auf die Wühl- und Brachialia; relativ häufig Cirrhalia. Freßtätigkeit der Holothurien zurück, was zu einer Entschichtung der Sedimente führte. Ein hoher Anteil b) Echiniden: an Sediment passierte den Darmtrakt der Holothurien; Von der Corona Ambulatemi- und Interambula- es werden auf diese Weise bis zu 20 kg Sediment pro kralplatten; vom Kauapparat (Laterne des Aristote- Tag und Holothurie umgesetzt. les) konnten isolierte Rotula, Kompass- und Halbpy- ramiden und sehr selten Zähne nachgewiesen wer- Folgende Familien und Gattungen sind in der basa- den. Auffallend ist das starke Vorherrschen der Halb- len Kalkbank der Scheibelberg Formation (Probe pyramiden (pro Laterne 10 Halbpyramiden). Eine KG 13) vertreten: Auszählung ergab 220 Halbpyramiden, 16 Rotula und 8 Kompass-Elemente sowie 2 Zähne. Damit soll Farn. Stichopitidae FRIZZELL & EXLINE, 1956 aufgezeigt werden, daß durch Strömungen die klei- Gen. Rhabdotites DEFLANDRE-RIGAUD, 1952 nen Skelettelemente verfrachtet wurden (Frachtson- Rhabdotites inclinatus MOSTLER derung), zumal die 220 Halbpyramiden auf 22 Kau- Gen. Uncinulina TERQUEM, 1862 apparate zurückgehen, die Anzahl der Rotula nur auf Uncinulina parvispinosa MOSTLER 3 und die Zähne nur auf einen Kauapparat zurückzu- Gen. Punctatites MOSTLER, 1968 führen sind. Punctatites extensus (MOSTLER) Sehr häufig bis massenhaft sind Echinidensta- Gen. Praeeuphronides MOSTLER, 1967 cheln, wobei solche von Cidariden vorherrschen. Die Praeeuphronides latus MOSTLER Pedicellarien sind auffallend und relativ stark divers Praeeuphronides multiperforatus MOSTLER vertreten. Weiters wurden isolierte Fußscheibenplätt- Praeeuphronides simplex MOSTLER chen, die von Ambulakralfüßchen stammen, nachge- Gen. Tetravirga FRIZZELL & EXLINE, 1956 wiesen. Tetravirga gracilis MOSTLER Gen. Uncinulinoides MOSTLER, 1972 c) Ophiuren: Uncinulinoides regularis MOSTLER Sehr viele Lateralschilder, die vom proximalen Be- reich bis in den distalen Bereich vertreten sind, wobei naturgemäß solche im distalen Bereich vorherrschen. Farn. Achistridae FRIZZELL & EXLINE, 1956 Selten dagegen sind Armwirbel und diese stammen Gen. Achistrum ETHERIDGE, 1881 fast ausschließlich aus dem distalen Bereich. Eine Aus- Achistrum bartensteini FRIZZELL & EXLINE zählung der Lateralia und Armwirbel ergab folgendes: Achistrum longirostrumMoSTLER 368 Lateralia; 15 Armwirbel, davon war nur ein Arm- wirbel aus dem proximalen Bereich. Da auf einen Armwirbel zwei Lateralia kommen (ein Armwirbel Farn. Semperitidae MOSTLER, 1970 wird von zwei Lateralia eingeschlossen), müßten 184 Gen. Biacumina MOSTLER, 1970 Armwirbel vorgelegen haben. Auch daraus geht ein- Biacumina inconstans MOSTLER deutig hervor, daß die Lateralschilderanhäufung auf Biacumina rariperforata KOZUR & MOCK Frachtsonderung bzw. auf Bodenströmungen zurück- geht. Relativ häufig sind Ventralplatten, seltener Dorsa- Farn. Priscopedatidae FRIZZELL & EXLINE, 1956; lia. Stark divers sind die vielen Stacheln, sowohl von emend. KOZUR & MOSTLER, 1996 der Scheibe, als auch von den Armen stammend. Dar- Gen. Centropedatus MOSTLER, 1996 unter finden sich auch Armstacheln von Ophioliassica Centropedatus scheibelbergensis n. sp. ingridae MOSTLER & KRAINER und Ophiocapillus ver- Centropedatus callosus n. sp. tieiformis n. gen. n. sp. Centropedatus undulatus n. sp.

Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 Farn. Theeliidae FRIZZELL & EXLINE, 1956 4.4 Mikrofazies der Knollenkalke Gen. Theelia SCHLUMBERGER Theelia ïmmissorbicula MOSTLER Die untersten 3 Bänke bestehen - ebenso wie die Theelia stellifera ZANKL darunterliegende basale Kalkbank - aus bioklasti- Theelia variabilis ZANKL schen Wackestones reich an Echinodermen. Die ersten Bänke unterscheiden sich mikrofaziell nicht von der Alleine in der Probe KG 13 sind es bei den Holothu- basalen Kalkbank. Darüber läßt der Echinodermenge- rien-Skleriten 5 Familien mit 11 Gattungen und 18 halt rasch nach und es dominieren bioklastische Arten (3 neue Arten). Alle Gattungen haben die.Trias- Wackestones/Packstones mit reichlich Kieselspicula Jura-Grenze überschritten. Zum Großteil sind es noch und Radiolarien. Untergeordnet finden sich auch bio- die gleichen Arten, die sich aus der Trias in den basalen klastische Wackestones reich an Kieselspicula und Jura herübergerettet haben. Es sind dies Arten der Gat- Schalenresten. Nur vereinzelt sind echinodermenrei- tungen Rhabdotites, Uncinulina, Punctatites, Prae- che Mikrofaziestypen eingeschaltet. euphronides, Uncinolinoides, Tetravirga, Biacumina, und Theelia. Das Skleritenspektrum wird sehr stark von obertriassische Formen dominiert. Die aus dem Bioklastischer Wackestone/Packstone, reich an germanischen Unterlias bekannten Holothurienskleri- Kieselspicula und Radiolarien (Taf. 2, Fig. 1,2) te, wie Vertreter der Gattungen Binoculites, Cucumari- tes, Stichopitites, fehlen ebenso wie Formen der Fami- Diese Fazies erweist sich im Dünnschliff als unge- lie Calclaminidae, z.B. die Gattungen Calclamna, Cal- schichtet, selten undeutlich geschichtet und ist häufig clamnella und Mortensenites. Weiters fehlen auch ei- bioturbat. An Bioklasten überwiegen Radiolarien und nige Formen der Familie Priscopedatidae, wie Stauro- Spicula, untergeordnet finden sich auch Ostracoden cumites und eine Reihe von Arten der Gattung Theelia. (z.T. zweiklappig), größere Schalenreste, Echinoder- Wie noch im taxonomischen Teil auszuführen ist, fällt menreste, Foraminiferen (auch Involutina), Gastropo- die Fauna der basalen Kalkbank gegenüber jener der den und Echinidenstacheln. Die Matrix ist mikritisch, Knollenkalke nur als gattungs- und artenärmer heraus; selten pelmikritisch, in Packstones vereinzelt auch sie spiegelt ein hochtriassisches Faunenspektrum mikrosparitisch. Sporadisch tritt etwas Glaukonit auf. wider. Faunenelemente aus dem germanischen Jura Selten sind größere Bohrgänge erkennbar, die mit sil- sind nicht nachweisbar. titischer Matrix und kleinen Bioklasten gefüllt sind. Radiolarien und Kieselspicula sind partiell noch in Mikroproblematika Kieselsäureerhaltung, teilweise aber bereits kalzifi- Konisch zulaufende, glatte, meist geradlinig gestal- ziert. Echinodermenreste sind z.T. verkieselt. Biokla- tete Röhren mit endständiger Blasenbildung, deren ste, v.a. größere Schalenreste sind häufig sammelkri- Ende zu einer Spitze ausgezogen ist. Es handelt sich stallisiert. Lokal ist authigene Pyritbildung zu beob- um Venerella stillata KOZUR & MOSTLER, die bereits achten. Charakteristisch ist eine selektive Verkiese- im Obernor sehr häufig auftritt. lung in Form von bis zu mehrere cm großen Kiesel- knauern. Abschließend sei noch eine statistische Erfassung der Skelettelemente der basalen Kalkbank der Schei- belberg Formation aufgelistet. Vorweg soll festgehal- Bioklastischer Wackestone, reich an ten werden, daß die Echinodermaten mit insgesamt Echinodermenresten 69% bei weitem vorherrschen. Dieser Mikrofaziestyp ist ungeschichtet, bioturbat, 1. Echinidenskelettelemente 30,0% feinkörnig und enthält neben reichlich Echinodermen- 2. Foraminiferen (aggi, und Kalkschaler) 20,0% resten auch Schalenreste (v.a. von Ostracoden), Kie- 3. Crinoiden-Skelettelemente 16,0% selspicula, Foraminiferen (Kalkschaler, selten Involu- 4. Ophiuren-Skelettelemente 15,0% 5. Holothurien-Sklerite 8,0% tina), Gastropoden und Echinidenstacheln. Auch Pe- 6. Mikroproblematika 5,0% loide sind enthalten. Lagenweise sind bis zu 4 mm 7. Poriferen (Kieselspicula) 4,0% große Intralciaste eingestreut. Die Matrix besteht aus 8. Kalkschwämme 1,0% 9. Radiolarien 0,5% einem grauen Mikrit, fleckenweise tritt auch Sparii 10. Fischreste 0,5% auf; Glaukonit ist selten. Bioklaste, v.a. Schalenreste,

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 sind stark sammelkristallisiert, einzelne Echinoder- Kalke abgelagert in Wassertiefen von mehreren menreste sind angebohrt. 100 Metern im Übergangsbereich distaler Abhang - Becken interpretieren.

Bioklastische Wackestones, reich an Kieselspicula und Schalenresten (Taf. 2, Fig. 3,4) 4.6 Kurzdefinition der Scheibelberg Formation

Auch dieser Typus ist ungeschichtet und bioturbat, Name: Scheibelberg Formation z. t. dicht gepackt (Packstone). Dominierende Biokla- Derivatio nominis: Benannt nach dem Scheibelberg ste sind Spicula und Schalenreste, v.a. von Ostracoden. (1465 m) westlich von Unken und nördlich der Stein- Nebenbei sind auch Echinodermenreste, Foraminife- platte, von wo GARRISON (1964) erstmals den „Schei- ren (u.a. Involutina), Echinidenstacheln, Gastropoden belbergkalk" (Liashornsteinknollenkalk) beschrieben und Radiolarien enthalten. Ostracoden sind vereinzelt hat. Dem Scheibelbergkalk kommt innerhalb der litho- doppelklappig erhalten und zeigen Geopetalgefüge. stratigraphischen Hierarchie der Rang einer Formation Größere Schalenreste sind mitunter angebohrt. Peloi- zu. de sind ebenfalls zu beobachten. Die Matrix ist mikri- Kurzbeschreibung: Bis 45m mächtige Abfolge aus tisch und enthält vereinzelt Glaukonit. Dieser Mikro- hemipelagischen bis pelagischen mikritischen Kalken faziestyp ist teilweise verkieselt. in Form von grauen, meist dünngebankten kieseligen Knollenkalken, die mikrofaziell aus bioklastischen Wackestones reich an Schwammnadeln und Radiolari- 4.5 Faziesinterpretation en zusammengesetzt sind. Im Typusprofil im Karner- graben ist die Scheibelberg Formation 16 m mächtig, Lediglich im basalsten Abschnitt der Scheibelberg wird von der Kendlbach Formation unterlagert und Formation treten noch echinodermenreiche Schüttun- von der Saubach Formation überlagert. gen eines distalen Abhanges auf, ansonsten sind die Typusprofil: Profil am Ausgang des Karnergrabens Knollenkalke der Scheibelberg Formation weitgehend im Bereich der Unkener Synklinale westlich von aus hemipelagischen bis pelagischen, autochthonen Unken (Salzburg). Sedimenten aufgebaut, die von der distalen Hangfa- Referenzprofil: Westseite des Scheibelberg westlich zies zur Beckenfazies überleiten. Die Absenkung des von Unken. Beckens hat sich kontinuierlich fortgesetzt. Typusgebiet: Unkener Synklinale (Stauffen-Höllen- Die Knollenkalke enthalten eine pelagische au- gebirgsdecke, Tirolikum) westlich von Unken (Salz- tochthone Fauna, insbesondere Radiolarien, Kiesel- burg-Bayern). schwämme und Holothurien. Flachwasserformen feh- Verbreitung: Unkener Synklinale, Osterhorngruppe len völlig. Die Poriferen setzen sich zu 80% aus hexac- und westliche Lechtaler Alpen (TOLLMANN, 1976; tinelliden Formen zusammen, was ebenso wie die Ho- BÖHM, 1992). lothurienfauna für Tiefwasserbedingungen spricht. Chronostratigraphische Stellung: Sinemur-Pliens- Das Fehlen psychosphärischer Ostracoden deutet dar- bach (Lias) ; nach BÖHM ( 1992) ?Oberes Hettang - Un- auf hin, daß Wassertiefen von 500 m nicht erreicht teres Toare. wurden. Die Sedimente der Scheibelberg Formation wurden im Sinemur-Pliensbach abgelagert, also in einem Zeitraum von ungefähr 15 Ma. Bei einer Mäch- tigkeit von ca. 15 m entspricht dies einer sehr geringen 5. Saubach Formation Sedimentationsrate von ca. lmm/1000a. Anzeichen für Kondensation wie Subsolutionserscheinungen und Mit relativ scharfer Grenze wird die Scheibelberg Hartgründe fehlen vollkommen. Geringe Sedimentati- Formation von eben gebankten und leicht knolligen, onsraten, starke Bioturbation, insbesondere durch Ho- grünlichgrauen, selten auch leicht rötlichen mergeli- lothurien und dadurch bedingte selektive Lithifizie- gen Kalken und Mergeln überlagert (Abb. 5). Diese rung bzw. Diagenese werden als Ursache für die knol- Abfolge kann der Saubach Formation zugeordnet lige Ausbildung angenommen. werden. Eingeschaltet in die Saubach Formation Zusammenfassend lassen sich die Hornsteinknol- sind bis zu 5 m mächtige Bitumenmergel (Profil, lenkalke der Scheibelberg Formation als pelagische Abb. 2).

10 Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 Abb. 5: Grünlichgraue Mergel und mergelige Kalkbänke der Saubach Formation im Profil Karnergraben.

Rote, im wesentlichen liassische Mergel, die gele- ber folgen rötliche, häufig grünlichgraue, teilweise gentlich mit roten Adneter Knollenkalken vergesell- knollig entwickelte Mergel, die stellenweise kleine schaftet sind, hat TOLLMANN (1976) als Adneter Mer- Brachiopoden enthalten. Eingeschaltet sind 5-10 cm gel(serie) bezeichnet. Diese Adneter Mergel entspre- dicke, mergelige Kalkbänke mit einzelnen Crinoiden- chen den Saubachschichten, die PLÖCHINGER (1975) resten. Den Abschluß bildet ein dunkler, grünlichgrau- erstmals im Juraprofil im Saubachgraben an derZwöl- er, flaseriger mergeliger Kalk mit Ammoniten. Über ferhorn-Westflanke der nördlichen Osterhorngruppe dieser ca. 4 m mächtigen Abfolge liegen mit scharfer beschrieben hat (PLÖCHINGER, 1982; vgl. auch BÖHM, Grenze die Bitumenmergel. 1992). Diese Mergelfazies, die im Saubachgraben im Die mergeligen Kalkbänke bestehen aus folgenden höheren Teil auch eine 0,5 m mächtige schwarze Mer- Mikrofaziestypen: gelschiefer-Lage enthält (PLÖCHINGER, 1975), ent- Filament-Packstones spricht sowohl in ihrer stratigraphischen Stellung als Bioklastische Wackestones reich an Filamenten auch in ihrer faziellen Entwicklung recht gut der mer- Bioklastische Wackestones mit Echinodermenresten geligen Kalkfazies, die im Profil Karnergraben im Lie- Bioklastische Mudstones - Wackestones. genden und Hangenden der Bitumenmergel entwickelt ist. Daher schlagen wir für diese mergelige Kalkfazies den Begriff Saubach Formation vor. Filament-Packstone (Taf. 2, Fig. 6)

Dieser Faziestyp ist kennzeichnend für die Sau- 5.1 Mergelige Kalke und Mergel im bachschichten. Er ist undeutlich geschichtet, teilweise Liegenden der Bitumenmergel gut ausgewaschen und besteht aus dicht gepackten, dünnen Schalen (Filamenten) von Posidonia bzw. Bo- Über der Scheibelberg Formation folgen zunächst sitra, die eine wirre Anordnung zeigen und häufig sub- eben gebankte und leicht knollige, grünlichgraue, mer- parallel zueinander eingeregelt sind. Die Matrix ist mi- gelige Kalke. In den mergeligen Kalken finden sich kritisch, gut ausgewaschene Bereiche sind sparitiseli vereinzelt Echinodermenreste und Belemniten. Darü- zementiert. Andere Bioklaste in Form von Echinoder-

Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 11 menresten, Ostracoden und Foraminiferen sind nur 5.2 Saubachschichten im Hangenden der ganz vereinzelt anzutreffen. Selten sind auch bis zu Bitumenmergel 5 mm große Intralciaste enthalten. Die Saubachschichten im Hangenden der Bitumen- mergel bestehen aus einer 1 m mächtigen Abfolge aus B ioklasti scher Wackestone, grauen und grünlichgrauen, 10-20 cm dicken mergeli- reich an Filamenten (Taf. 2, Fig. 7) gen Kalkbänken und zwischengeschalteten grünli- chen, selten schwarzen Mergeln. Dieser Typus besteht aus einer mikritischen Matrix Die mergeligen Kalkbänke sind mikrofaziell ganz mit reichlich dünnen Schalenresten (Filamenten) ähnlich zusammengesetzt wie im Liegenden der Bitu- locker eingestreut. Die Schalenreste sind teils eingere- menmergel und bestehe aus bioklastischen Wackesto- gelt, teils in wirrer Lagerung und stellenweise auch nes, bioklastischen Wackestones reich an Filamenten, dicht gepackt (Übergänge zu Packstones). Weiters sind und Filament-Packstones. Bioklastische Wackestones Echinodermenreste, Ostracoden (z.T. zweiklappig und sind ungeschichtet, feinkörnig, bioturbat, bestehen aus mit Geopetalgefüge), Foraminiferen, Radiolarien und mikritischer, feinbioklastischer Matrix mit locker ge- Spiculae vertreten. Fleckenweise ist authigener Pyrit packten Bioklasten. Bei den Bioklasten dominieren zu beobachten. dünne, zerbrochene Schalenreste (Filamente), Ostra- coden und Echinodermenreste, selten sind auch Fora- miniferen und Radiolarien enthalten. Das Gestein ist Bioklastischer Wackestone mit leicht sammelkristallisiert. Echinodermenresten (Taf. 2, Fig. 5) Diese grünlichgraue Mergelkalkfazies wird von knapp 4 m mächtigen, roten Mergeln und gebankten In einer mikritischen und feinbioklastischen, unge- mergeligen Kalken überlagert, die reichlich Ammoni- schichteten, teils bioturbaten Matrix sind bis zu mehre- ten enthalten, u.a. auch Collina cf. gemma , eine Leit- re mm große Bioklaste locker eingestreut. Echinoder- form für die oberste bifrons-Zone, des Toare (EBLI, menreste, die häufig angebohrt sind, überwiegen bei 1989). weitem. Angebohrte Echinodermen sind mit Mikrit Diese Abfolge wurde von uns nicht näher unter- ausgefüllt. Untergeordnet sind auch größere Schalen- sucht. Die basale mergelige Rotkalkbank setzt sich reste, Ostracoden, Foraminiferen, Kieselspicula und aus einem ungeschichteten, bioturbaten bioklasti- ?Radiolarien enthalten. schen Wackestone/Packstone zusammen, der reich- Selten ist dieser Faziestyp auch knollig ausgebildet, lich Filamenten enthält. Die Matrix besteht aus einem wobei die einzelnen „Knollen" durch Mikfostylolithen rötlichgrauen, feinbioklastischen Mikrit. Neben den voneinander abgegrenzt sind. Die Knollen bestehen zahlreichen Filamenten sind auch Ostracoden, Echino- aus bioklastischen Wackestones. Im zentralen Bereich dermenreste, Foraminiferen, stellenweise auch zahl- der Knollen sind häufig Ansammlungen von kleinen reiche kleine Ammoniten vorhanden. EBLI (1989) be- Ammoniten zu erkennen (Taf. 2, Fig. 8). Untergeord- zeichnet diese roten, mergeligen Kalke als Klauskalk. net sind auch Spicula, Radiolarien und Ostracoden In dieser Arbeit werden diese jedoch der Adneter For- sowie mit Sparit erfüllte Hohlräume, teilweise mit mation zugeordnet, da der Klauskalk nicht mergelig Geopetalgefüge, enthalten. Die Knollen sind in einem ausgebildet ist und erst im Dogger auftritt (vgl. BÖHM, bioklastischen Wackestone mit reichlich Echinoder- 1992). men eingebettet.

5.3 Faziesinterpretation Bioklastischer Mudstone - Wackestone Die Biogenreste der Saubach Formation, insbe- In einer ungeschichteten, bioturbaten, mikritischen sondere Radiolarien, Kieselspicula und Posidonien, Matrix sind nur wenige und relativ kleine Bioklaste weisen auf Ablagerung in größerer Wassertiefe hin. enthalten: Echinodermenreste, Schalenreste (v.a. Vermutlich war der Ablagerungsraum noch etwas tie- Ostracoden, häufig zweiklappig), Foraminiferen, Ga- fer als zur Zeit der Sedimentation der Scheibelberg stropoden, Echinidenstacheln, ?Kieselspicula und Formation. Neben autochthonem Sediment wurde ?Radiolarien. auch Material aus flacheren Bereichen geschüttet,

12 Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 insbesondere Echinodermenreste. Die Sedimentati- 7. Gesamtmikrofauna (unlöslicher Rückstand) onsrate dürfte im Vergleich zur Scheibelberg Forma- der Scheibelberg Formation tion nicht wesentlich höher gewesen sein. Die Sedi- mentation dieser hemipelagischen Mergel und mer- 7.1 Statistisch erfaßte Mikrofauna geligen Kalke wurde durch die Ablagerung von Bitu- menmergeln als Folge eines anoxischen Events un- Vorweg die Auszählung einer Probe (KG 66): terbrochen. 1. Poriferen (Kieselspicula) 30,0% 2. Ophiurenskelettelemente 19,0% 3. Crinoidenskelettelemente 16,0% 4. Echinidenskelettelemente 14,0% 5. Foraminiferen (aggi, und Kalkschaler) 9,0% 6. Bitumenmergel 6. Holothuriensklerite 5,0% 7. Kalkschwammspicula 3,0% Eingeschaltet in die Saubach Formation sind Bitu- 8. Radiolarien 2,0% 9. Kleingastropoden 1,0% menmergel, die im Karnergraben nach EBLI (1989) 10. Mikroproblematika 0,5% eine Mächtigkeit von bis zu 5 m erreichen. EBLI (1989) 11. Ostracoden 0,5% und EBLI et al. (1991) bezeichnen die Bitumenmergel Echinodermaten insgesamt 54% im Bereich der Unkener Mulde als „Lias-Epsilon- Schiefer". Bitumenmergel und Bitumenschiefer sind im West- 7.2 Beschreibung der Gesamtmikrofauna abschnitt der Nördlichen Kalkalpen ein charakteristi- (unlöslicher Rückstand) sches Schichtglied vieler jurassischer Beckenabfolgen und als Folge eines anoxischen Events im Toare ent- Foraminiferen standen. Für diese bituminösen Sedimentgesteine sind Die agglutinierten Foraminiferen herrschen vor verschiedene Begriffe wie Lias-Bositraschiefer, Lias- (vor allem Ammodiscus); die auf Schalenbruchstücken Posidonienschiefer, Lias-Epsilon-Schiefer, Bächenta- auf siedelnden Formen sind nur in jenen Proben häufig, ler Schiefer, Unkener Schiefer und Sachranger Schich- die einen etwas höheren Tongehalt aufweisen. Die ten in Verwendung. Um dieser Begriffsvielfalt Einhalt Steinkerne der Kalkschaler sind größtenteils glaukoni- zu gebieten, hat TOLLMANN ( 1976) für diese Sediment- tisiert; es sind aber auch aus Matrix bestehende Stein- gesteine den Begriff Sachranger Schiefer vorgeschla- kerne erhalten. gen. Im Profil Karnergraben sind die schwarzen Bitu- Radiolarien menmergel feinblättrig und teilweise stärker defor- Leider sind die meisten Radiolarien sehr schlecht miert. Mikrofazies und Fossilgehalt wurden bereits erhalten; nur vereinzelt treten bestimmbare Formen von EBLI et al. (1991) dargestellt. Im unteren Teil ist auf. Es sind dies Vertreter der Parasaturnalidae {Meso- eine 5-10 cm dicke Kalkbank eingeschaltet (Profil, saturnalis artus DONOFRIO & MOSTLER), sowie Bruch- Abb. 2). Dabei handelt es sich um einen feinkörnigen stücke von Canoptum, Bagotium und Crucella. Meso- Debrit aus mäßig dicht gepackten, karbonatischen In- saturnalis artus ist eine Form, die im Obernor auftritt traklasten von meist 0,5-1 cm, selten über 1 cm und die Trias-Jura-Grenze überschreitet; wie weit Größe. diese Art stratigraphisch hinaufreicht, ist bisher unbe- Die Intralciaste sind hauptsächlich aus grauem Mi- kannt. Mesosaturnalis artus wurde von ISHIDA 1983 in krit-Pelmikrit mit selten kleinen, meist nicht mehr die Parahsuum-simplum- Ass.-Zone gestellt. identifizierbaren Fossilresten (u.a. Radiolarien und Kieselspicula) zusammengesetzt. Ein über 1 cm großer Poriferen (Kieselspicula) Intraklast besteht aus einem bräunlich-grauen Wacke- Hexactinellida: Dictyide und lyssakide Schwamm- stone mit zahlreichen, noch sehr gut erhaltenen Radio- bruchstücke, meist pyritisiert; glatte Hexactine und larien und einigen Spicula in einer mikritischen bis pel- Pentactine. mikritischen Matrix. Demospongien: Die Lithistida treten sehr stark Die Intralciaste sind in einer leicht bräunlichen, mi- zurück. Nur vereinzelt wurden Desmen gefunden. kritischen Matrix eingebettet, die auch einige Biokla- Häufiger sind jedoch Dichotrianene, die stark - was ste (Radiolarien, Kieselspicula und Echinodermenre- ihre Form betrifft - variieren; zum Teil handelt es sich ste) enthält. um Didichotriaene. Auffallend ist das Fehlen von

Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22, 1997 13 Phyllotriaenen. Generell ist feststellbar, daß die Kie- c) Ophiuren: selschwammfauna sehr monoton und wenig divers Die Diversität dieser Gruppe nimmt gegenüber ausgebildet ist, z.B. im Vergleich zu den reichen Kie- jener der basalen Kalkbank zu. Formenreich ist die selschwammfaunen im Kirchstein-Kalk. Ausbildung der Stachelelemente. Neben den häufig auftretenden Parasol stacheln unterschiedlichster Bau- Kleingastropoden art sind verschiedene Gitter-, Primär-, Nadel-, Dornen-, Sporadisch treten im unlöslichen Rückstand immer Fahnen- und Federstacheln nachweisbar. Armstachel wieder Steinkerne von trochispiralen Kleingastropo- von Ophioliassica ingridae sind spärlich auftretend, den auf; selten sind auch pyritisierte Schalen von häufiger dagegen die Schopfstacheln von Ophiocapil- Kleingastropoden erhalten. lus verticiformis n.gen.n.sp.. Weiters ist der Reichtum an vielfältig entwickelten Haken aus dem Armbereich Ostracoden auffallend; es sind sowohl Haken mit Sockel, als auch Obwohl in manchen Proben häufiger Ostracoden solche mit Basaltrichter präsent. Die vielen Lateralia, auftreten (es sind vorherrschend Steinkerne), sind we- vor allem jene aus dem proximalen Armbereich wur- nige Klappen erhalten, die eine generische Zuordnung den in dieser Studie nicht näher erfaßt, obwohl sie ta- ermöglichen. Die meisten Schalen sind stark korro- xonomisch auswertbar sind. Häufig, treten auch Lar- diert. valskelette von Ophiuren auf. Es sind dies die soge- nannten Ophiopluteen mit in unserem Fall meist ge- Echinodermaten krümmtem Lateralstab, einem kurzen oder überhaupt Alle Echinodermaten, die im Mesozoikum auftre- fehlenden Kopfstab und dementsprechend kleinen ten können, mit Ausnahme von Ästenden, sind prä- Fenstern bzw. unterentwickeltem Endstab. Die Quer- sent. stäbe sind nicht ornamentiert, sondern glatt und ein- fach ausgebildet. Relativ häufig sind Ventralplatten, a) Crinoiden: Dorsalia selten. Vereinzelt sind auch Mundeckstücke Fast ausschließlich pentagonal ausgebildete kurze nachweisbar. Es fehlen aber Radialscheiben und Dor- Stielglieder. Selten sind Brachialia erhalten. Generell salspangen. wenig Crinoidenskelettelemente nachweisbar. d) Holothurienfauna: b)Echiniden: Coronalplatten sind sehr häufig; vorherrschend Farn. StichopitidaeFRizzELL&ExLiNE 1956 sind es Ambulakralplatten. Interambulakralia sind selten. Analog zu den Echinidenfaunen der basalen Gen. Rhabdotites DEFLANDRE-RIGAUD Kalkbank sind die Skelettelemente des Kauapparates Rhabdotites inclinatus MOSTLER sehr ungleichmäßig verteilt. Halbpyramiden fallen Rhabdotites mortenseni DEFLANDRE-RIGAUD massenhaft an. Eine Auswertung ergab 945 Halbpy- ramiden, 42 Rotula, 15 Kompasselemente. Zähne Gen. UncinulinaTERQUEM fehlen. Es sind also mindestens 472 Kauapparate zer- Unculina acanthica MOSTLER fallen. Von der Anzahl der Rotula her gesehen wären Vnculina levis MOSTLER es nur 8 Kauapparate. Damit kann aufgezeigt werden, Unculina parvispinosa MOSTLER daß die Seeigel nicht an Ort und Stelle zerfallen sind, sondern ihre Skelettelemente wurden nach dem Zer- Gen. Uncinulinoides MOSTLER fall verfrachtet, bzw. waren sie einer Frachtsonde- Uncinolinoides alternata MOSTLER rung ausgesetzt. Sehr häufig treten Pedicellarienklap- Uncinolinoides regularis MOSTLER pen auf. Insgesamt lassen sich 10 Typen auseinander- halten. Es sind 3 verschiedene tridentate Klappen, 4 Gen. Pune tat ite s MOSTLER ophicephale, 2 rostrate Pedicellarien und 1 Typus von Punctatites aequiperforatus MOSTLER & RAHIMI globiferen Pedicellarien. Skelettelemente der Saug- Punctatites angulatus n. sp. scheibe am Ende der Ambulakralfüße ausgebildet, Punctatites extensus (MOSTLER) treten nicht selten auf (allerdings sind es nur 2 Typen) Punctatites ineurvatus n.sp. auf. Sie werden allgemein auch Rosettenplatten ge- Punctatites polymorphus n.sp. nannt. Punctatites tetrabrachiatus n. sp.

14 Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 Punctatites triplex MOSTLER Gen. Hamptonites MOSTLER Gen. Praeeuphronides MOSTLER Hamptonites ovalis MOSTLER Praeeuphronides crassirimosus Praeeuphronides cf. lotus MOSTLER Praeeuphronides multiperforatus MOSTLER Fam. Calclamnidae FRIZZELL & EXLINE Praeeuphronides simplex MOSTLER Gen. Calclamna FRIZZELL & EXLINE Gen. Syneuphronides MOSTLER Calclamna sp. SyneuphronidesjurassicusMosTLER Gen. Eocaudina MARTIN, emend. FRIZZELL & EXLINE Gen. Tetravirga FRIZZELL & EXLINE Eocaudina subrotunda n.sp. Tetravirga gracilis MOSTLER Tetravirga liassica MOSTLER Fam. Priscopedatidae FRIZZELL & EXLINE 1956; Gen. StichopiteIla MOSTLER emend. KOZUR & MOSTLER 1996 Stichopitella sp. Gen., Gen. Thenuisites MOSTLER Staurocumites cf. horridus MOSTLER Thenuisites multipartitus MOSTLER Gen. Centropedatus MOSTLER Thenuisites trisulcus MOSTLER Centropedatus callosus n. sp. Centropedatus inaequiperforatus n. sp. Centropedatus scheibelbergensis n. sp. Fam. Achistridae FRIZZELL & EXLINE 1956 Centropedatus undulatus n. sp. Centropedatus unkenensis n. sp. Gen. Achistrum ETHERIDGE Achistrum bartenseini FRIZZELL & EXLINE Gen. Praethyonidium MOSTLER Achistrum issleri (CRONEIS) Praethyonidiumacutum (MOSTLER) Achistrum longirostrum MOSTLER Gen. Kristanella n.gen. Kristanella latidentata n.gen.n.sp. Fam. Semperitidae MOSTLER 1970 Kristanella liassica n.gen.n.sp.

Gen. Semperites MOSTLER Semperites subtilis MOSTLER Fam. Theeliidae FRIZZELL & EXLINE 1956

Gen. Biacumina MOSTLER Gen. Theelia SCHLUMBERGER Biacuminaaequibrachiata n. sp. Theelia ci. florida(TERQUE M & BERTHELIN) Biacumina inconstans MOSTLER Theelia immissorbicula MOSTLER Biacumina latiareata n.sp. Theelia liassica MOSTLER . Biacumina nasiformis n.sp. Theelia loferensis MOSTLER Biacumina rara MOSTLER Theelia multiundulata MOSTLER Biacumina rariperforata KozuR & MOCK Theelia stellifera ZANKL Theelia variabais ZANKL Gen. Uniramosa KOZUR & MOCK Uniramosa bystrickyi KOZUR & MOCK Gen. Neomicroantyx MOSTLER Neomicroantyx ingridae MOSTLER

Fam. Etheridgellidae FRIZZELL & EXLINE Insgesamt sind es 7 Familien, 23 Gattungen und 56 Arten; neu aufgestellt wurden 1 Gattung und 15 Arten. Gen. Frizzellus HAMPTON Im Lias kommen nur 3 Gattungen neu hinzu {Krista- Frizzellus irregularis HAMPTON nella n.gen., Syneuphronides MOSTLER und Neomicro-

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 15 antyx MOSTLER). Von den 56 nachgewiesenen Arten Punctatites polymorphus n.sp. treten 18 erstmals im Lias auf. 20 Gattungen über- (Taf. 3, Fig. 7-12; Taf. 4, Fig. 7 und 10) schreiten die Trias-Jura-Grenze. Derivatio nominis: Nach der Vielgestaltigkeit der Siderite benannt. Holotypus: Taf. 3, Fig. 11 8. Systematische Beschreibung Diagnose: Punctatites mit 3-6 sich nach außen stark der neuen Arten aufspaltenden Armen, wodurch im Extremfall 9 Arme mit je einem feinperforierten in Schlitzen ein- Kl. Holothuriodea BLAINVILLE gelassenen Feld ausgestattet ist. Diese neue Art läßt sich deutlich von allen anderen Punctatites-Arten Bemerkungen: Locus typicus ist immer der Karner- durch ihre stark von der Aufsplitterung der Arme be- graben bei Unken; Stratum typicum bedeutet immer stimmten Konfiguration abtrennen. Punctatites poly- die Scheibelberg-Formation. Bei den neuen Arten wird morphus ist im Sinemur und insbesondere im Pliens- jeweils nur eine ausführliche Diagnose vermittelt. bach verbreitet.

Gattung: Punctatites MOSTLER 1968 Punctatites tetrabrachiatus n.sp. emend. KOZUR & MOCK 1972 (Taf. 3, Fig. 4-6; Taf. 4, Fig. 7 und 10) Typusart: Punctatites longirameus Mostler 1968 Derivatio nominis: Nach den stets 4 ausgebildeten Armen benannt. Punctatites angulatus n.sp. Holotypus: Taf. 3, Fig. 5 (Taf. 3, Fig. 2) Diagnose: Punctatites mit 4 Armen, wovon 2 der Arme, die sich gegenüberstehen, wesentlich kürzer Derivatio nominis: Nach der eckigen Außenbegren- sind als die anderen. zung der Arme benannt: Bemerkungen: Diese Punctatites-Art ist leicht von Holotypus: Taf. 3, Fig. 2 den anderen Arten dieser Gattung aufgrund der Vierar- Diagnose: Punctatites mit einer stark geknickten migkeit abgrenzbar; diese Art ist bisher nur aus dem Si- (winkeligen) Außenfläche über jedem der beiden nemur und Pliensbach bekannt. Schlitze. Bemerkungen: Alle anderen Punctatites-Arten zei- gen eine runde Außenbegrenzung der Arme; diese Farn. Semperitidae MOSTLER 1970 neue Art ist auf das Sinemur und Pliensbach be- BiacuminaMosTLER 1970 schränkt. Typusart: B¿acumina inconstans MOSTLER 1970

Punctatites incurvatus n.sp. B¿acumina aequibrachiata n. sp. (Taf. 4, Fig. 12) (Taf. 6, Fig. 12)

Derivatio nominis: Die starke Abbiegung eines Derivatio nominis: Nach der gleichen Länge und Armes (incurvatus) war namensgebend. Breite der 3 Arme benannt. Holotypus: Taf. 4, Fig. 12 Holotypus: Taf. 6, Fig. 12 Diagnose: Punctatites mit 3 Schlitzen, die je ein Fein- Diagnose: Eine Art der Gattung Biacumina, welche porenfeld hintereinander folgend umgrenzen, ausge- die Fortsätze, die vom mittleren Teil im Mündungsbe- stattet. Der Grenzbereich zwischen dem zweiten und reich der 2 Arme ausgehen, so stark ausgeweitet hat, dritten Porenfeld zeigt eine rechtwinkelige Abbiegung. daß ein eigener Arm daraus entsteht. Es handelt sich Bemerkungen: Einzige Punctatites-Ari mit drei hin- hierbei um eine Extremform dieser Gattung. tereinandergereihten, fein perforierten, in Schlitzen Bemerkungen: Diese Art kommt relativ selten eingelassenen Porenfeldern; diese neue Art ist auf das vor und ist bisher nur aus dem Pliensbach be- Sinemur beschränkt. kannt.

16 Geol. Palüont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 Biacumina latiareata n.sp. Unterschied im abrupten Wechsel der Porengröße. Die (Taf. 4, Fig. 11) vier Zentralporen sind am größten, während sich noch dazwischen weitere vier bzw. sechs etwas kleinere Deri vatio nominis: Nach dem breiten Mittelfeld be- Poren einschalten, danach nur kleinere auftreten. D.h. nannt. es ist nicht der allmähliche Übergang von groben Holotypus: Taf. 4, Fig. 11 Poren zu feinen wie bei E. cassianensis beobachtbar. Diagnose: Biacumina mit der Verschmelzung der bei- Die neue Art wurde bisher nur im Sinemur und Pliens- den Arme zu einem breiten Mittelfeld, das drei bis vier bach festgestellt. Porenreihen aufweist. Bemerkungen: Die stark dreieckig gestaltete Form mit einem breiten Mittelfeld läßt sich gut von den übri- Farn. Priscopetatidae FRIZZELL & EXLINE gen Biacumina-Arten abtrennen. Bisher ist diese neue Gen. Priscopedatus SCHLUMBERGER Axt nur aus dem Pliensbach bekannt. emend. FRIZZELL & EXLINE; emend. KOZUR & MOSTLER 1996 Typusart: Priscopedatus pyramidalis SCHLUMBERGER Biacumina nasiformis n.sp. (Taf. 4, Fig. 9) Gen. Centripedatus Deri vatio nominis: Nach dem langen nasenförmigen Typusart: Centripedatus triassicus MOSTLER Fortsatz benannt. Holotypus: Taf. 4, Fig. 9 Diagnose: Die zwei Arme, die nach hinten gebogen Centripedatus callosus n.sp. sind, sind relativ kurz. Das Mittelfeld ist schmal und (Taf. 6, Fig. 1,4 und 9) aus diesem ragt ein sehr langer nasenförmiger Sporn nach außen. Deri vatio nominis: Nach den sehr dicken Skleriten Bemerkungen: Diese Art ist besonders durch die nach und dem übermäßig stark angeschwollenen zentral hinten gebogenen relativ kurzen Arme und durch den in aufragenden Element benannt. der Länge die Arme übertreffenden Sporn nach vorne Holotypus: Taf. 6, Fig. 4 deutlich von den übrigen Biacumina-Äxten abtrennbar. Diagnose: Siderite mit einer sehr massiven aufgebläh- Die Art kommt im Sinemur und Pliensbach vor. ten Grundplatte, die aus vier kreuzförmig angeordne- ten großen Poren besteht und wenigen kleineren run- den bis subrunden Poren. Neben der massiven Grund- Farn. Calclamnidae FRIZZELL & EXLINE 1955 platte ist besonders das zentrale Element das soge- Gen. Eocaudina MARTIN 1952 nannte Stühlchen sehr stark angeschwollen, sodaß es Typusart: Eocaudina septaforiminalisMARTiN 1952 die ganze Breite zwischen den kreuzförmig angeord- neten Poren einnimmt, z.T. diese sogar etwas über- lappt. Das Ende dieses Stühlchens ist eher rund und Eocaudina subrotunda n.sp. plump ausgebildet. (Taf. 7, Fig. 4,5, ?10) Bemerkungen: Diese Siderite stechen durch ihre massive Grundplatte und das vertikale Element be- Deri vatio nominis: Aufgrund der subrunden Ausbil- sonders hervor und sind mit keiner anderen Art dieser dung der Siderite benannt. Gattung zu verwechseln. Die Verbreitung dieser For- Holotypus: Taf. 7, Fig. 10 men beschränkt sich im wesentlichen auf das Pliens- Diagnose: Siderite der Gattung E&caudina mit vier bach. größeren kreuzförmig angeordneten Poren im Zen- trum und vielen kleinen Poren auf der breiten subrun- den Porenplatte. Die subrunde Umgrenzung ist eher Centripedatus inaequiperforatus n.sp. durch die Kleinheit der Porenenden in Form von zacki- (Taf. 5, Fig. 9) ger Ausbildung vorliegend. Bemerkungen: Diese neue Art ähnelt der Eocaudina Derivatio nominis: Nach den unregelmäßigen Be- cassianensis FRIZZELL & EXLINE, jedoch besteht ein grenzungen der Poren benannt, die von subrund über

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 17 oval, langoval und polygonal nahezu alle Porenformen fen Einbuchtungen ist sehr charakteristisch für diese aufweisen. Art. Holotypus:Taf.5,Fig.9 Bemerkungen: Die externe Position der Zentralpo- Diagnose: Unregelmäßig begrenzte Grundplatte mit ren, die gleiche Größe der Zentralporen, teilweise vier langovalen distal eher spitz endenden Poren, an sogar etwas kleineren Zentralporen als die umgeben- die weitere subrunde bis langovale Poren schließen. den und die stark undulierte Außenbegrenzung lassen Die Außenbereiche sind durch polygonale recht unter- diese Art recht gut von ähnlichen Arten, wie z.B. Pris- schiedliche Porengrößen charakterisiert. copetadus aspergillum SCHLUMBERGER mit analoger Bemerkungen: Diese Art ist durch das Außenfeld, Grundplatte, allerdings mit dem Unterschied, daß der das einmal unregelmäßig begrenzt ist und zum an- zentrale Stiel vierfüßig entwickelt ist, unterscheiden; deren durch die unterschiedlich gestalteten Poren, diese neue Art tritt ausschließlich im Pliensbach auf. die aber alle eckig begrenzt sind, charakterisiert und deutlich von den anderen Centripedatus-Arten abgrenzbar. Verbreitung ausschließlich Pliens- Centripedatus unkenensis n.sp. bach. (Taf. 6, Fig. 2 und 8)

Derivatio nominis: Nach der benachbarten Ortschaft Centripedatus scheibelbergensis Unken benannt. (Taf. 7, Fig. 2) Holotypus: Taf. 6, Fig. 8 Diagnose: Kleine, subquadratische Grundplatte, die Derivatio nominis: Nach der Typlokalität Scheibel- sehr massiv ausgebildet ist, vier weit auseinanderste- berg benannt. hende Zentralporen aufweist und mit einer kräftigen Holotypus: Taf. 7, Fig. 2 Spitze in der Mitte, die den gesamten Raum zwischen Diagnose: Große subrunde Porenplatte, die aus diesen vier Poren einnimmt und 4—5 kleinere Poren am 5-6 Porenreihen im distalen Bereich besteht, die Rand der Siderite entwickelt hat. alle gleich groß sind und in der Mitte vier kreuz- Bemerkungen: Sie ähnelt Präthyonidium acutum förmig angeordnete wesentlich größere Poren (MOSTLER), welche aufgrund des seitlich komprimier- aufweist. Diese schließen eine schmale zentrale ten Zentralementes (Spitze) und deren Ausbildung in Spitze ein. einer Richtung zu einer anderen Gattung gestellt wer- Bemerkungen: Die neue Art ist vor allem durch die den mußte; diese Formen treten sowohl im Sinemur als breite Porenplatte mit den 5-6 gleichmäßigen Poren- auch im Pliensbach auf. reihen charakterisiert, die abrupt von den 4 Zentralpo- ren, die wesentlich größer sind und sich deutlich abhe- ben, getrennt ist. Eine radiale Anordnung der Poren ist Kristanella n.gen. nicht gegeben und dadurch unterscheidet sich diese Art Typusart: Kristanella Massica n.gen.n.sp. deutlich von Cetripedatus foliosus (MOSTLER). Diese Art ist bisher nur aus dem Sinemur und Pliensbach Derivatio nominis: Benannt zu Ehren von Frau Univ.- nachgewiesen. Doz. Dr. Edith Kristan-Tollmann, die sich sehr um die Mikropaläontologie des Mesozoikums verdient ge- Centripedatus undulatus n.sp. machthat. (Taf. 7, Fig. 7-9,12?) Kristanella liassica n.gen.n.sp. Derivatio nominis: Nach der welligen unregelmäßi- (Taf. 5, Fig. 1-3 und 5) gen Außenbegrenzung benannt. Holotypus: Taf. 7, Fig. 8 Derivatio nominis: Nach dem Auftreten ausschließ- Diagnose: Sehr große Basisplatte mit runden bis lich im Lias benannt. ovalen Poren; die vier Zentralporen fallen kaum auf, Holotypus: Taf. 5, Fig. 2 weil sie in der Größe den Nachbarporen entspre- Diagnose: Siderite mit einer großen Porenplatte. Cha- chen. Manche Poren sind sogar größer als diese. rakteristisch sind die vier sehr großen Zentralporen, in Auffallend ist die externe Position der Zentralporen. deren Zentrum eine schmale Spitze aufragt und an Die stark undulierte Außenbegrenzung mit z.T. tie- diese unregelmäßig oft wurzelartige Anhänge ent-

18 Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 wickelt sind, die aus wesentlich kleineren Poren beste- gen Fortsätzen (leider ist der distale Bereich nicht über- hen. liefert) dürfte zu dieser Art zu zählen sein. Bemerkungen: Ähnliche Formen dieser Bauart sind weder aus der Trias noch aus dem Jura be- kannt. Mikroproblematika

Die Zugehörigkeit zu den Echinodermaten ist sehr Kristanella latidentata n.gen.n.sp. wahrscheinlich. Obwohl dieses relativ häufig vorkom- (Taf. 5, Fig. 6) menden Mikroproblematikum an Echiniden erinnert, ist es jedoch im Inneren hohl und außen perforiert; Deri vatio nominis: Nach den weit ausstrahlenden dürfte dennoch nicht zu den Echiniden gehören. Da es Auswüchsen bzw. Armen benannt. sich um Einzelkristalle handelt, sind Echinodermaten Holotypus: Taf. 5, Fig. 6 kaum ausschließbar. Diese Form soll, da sie häufig auf- Diagnose: Um die zentrale Spitze sind vier kleine tritt, dennoch mit der binären Nomenklatur belegt wer- Poren gruppiert. Es handelt sich um die Zentralporen. den. An diese anschließend ist noch ein weiteres Porenfeld mit kleinen Poren, dem große langovale Poren folgen, angegliedert. Von den größeren Poren gehen z.T. wur- Genus: Corneotuba n.gen. zelartig Äste ab, die kleine Poren führen aber keine Schlitze aufweisen. Deri vatio nominis: Zusammengesetzt aus corneus = Bemerkungen: Diese neue Art unterscheidet sich Horn und tuba = Röhre; d.h. horntragende Röhre. von Kristanella liassica n.gen.n.sp. vor allem Diagnose: Hohlstachel mit perforierter Stachelwand durch die vier kleinen Zentralporen, einer stärke- und drei sehr schmalen spitzen Stachelfortsätzen. Die ren Spitze (Säulchen) und durch die vielen langen Perforation ist unregelmäßig; die Gestalt der meisten wurzelartigen Fortsätze; Auftreten nur im Pliens- Exemplare ist vor dem Stachelansatz durch eine Ein- bach. schnürung gekennzeichnet. Die Einschnürung ist aber nicht unbedingt als Gattungsmerkmal anwendbar.

Klasse: OphiuroideaGREY 1840 Ordnung: Ophiurida MÜLLER & TOSCHEL 1840, Corneotuba perforata n.gen.n.sp. emend. SPENCER 1941 (Taf. 8, Fig 7,9 und 11) Unterordnung: Miophiurina SPENCER 1951 Oberfamilie: Ohpiuricae MÜLLER & TOSCHEL 1840 Diagnose: Diese entspricht, weil bisher monospezi- fisch, der Diagnose der Gattung. Bemerkungen: Formen dieser Gattung treten sehr Genus: Ophiocapillus n.gen. häufig im Sinemur und weniger häufig im Pliensbach auf. Diagnose: Kleine schlanke relativ hohe Stachel; der Kopf (distaler Abschnitt) ist besenartig aus- gebildet. 9. Bemerkungen zur Verbreitung der Ophiocapillus verticiformis n.gen.n.sp. Mikrofaunen im nordalpinen Lias (Taf. 8, Fig. 1,8) 9.1 Verbreitung von Radiolarien, Diagnose: Da die neue Art bisher monospezifisch ist, Kieselschwämmen, Crinoiden und Holothurien entspricht ihr die Gattungsdiagnose. Holotypus: Taf. 8, Fig. 1 Die in Abb. 6 dargestellte Faziesverteilung für den Bisheriges Auftreten: Oberes Hettang ?Sinemur bis Lias mit kondensierten Adneter Cephalopodenkalken Pliensbach. der Tief seh welle bis zur Allgäu Formation im Becken- Bemerkungen: Das auf Taf. 8, Fig. 13 angeführte auf- bereich ist insoferne hypothetisch, als bislang keine fallend entwickelte Lateralschild mit den stachelarti- Lias-Beckenentwicklung bekannt ist, in der alle ange-

Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 19 TlefschwellerifazJes HangfazJos Beckenfazies

Holothurien ADNETER BANKKAIK CEPHALOPODENKALK Radlolarlen

Kieselschwâmme Hol4l HIERLAÏZKAU

ADNETER KNOL1ENKALK |Hol2|[Ks4l

WRCHSTEINKALK

KENDLBACH FORMATO

Crinoiden ALLGÂU FORMA

Abb. 6: Verbreitung der Crinoiden, Holothurien, Radiolarien und Kieselschwämme in der Tiefschwellen-, Hang- und Beckenfazies des Lias. Nähere Erklärungen im Text.

führten Sedimentabfolgen abgelagert wurden. So fehlt chen Rückstand sind die Skleren infolge ihrer Um- beispelsweise eine Verzahnung von Kirchsteinkalk wandlung zu Calcit äußerst selten (in wenigen Fällen mit der Scheibelberg Formation, während hingegen als pyritisierte Skleren überliefert). Ihr Verbreitungs- die Zuordnung der anderen Formationen zu den ent- gebiet ist ausgedehnter als das der Radiolarien. Ob- sprechenden Faziesbereichen gut abgesichert ist. wohl örtlich in den Allgäuschichten Spiculite ent- Alle hier angeführten Schichtfolgen wurden jede wickelt sind, ist deren Formenspektrum eintönig. Es für sich isoliert mikrofaunistsich bearbeitet und die Er- herrschen fast ausschließlich monaxone Skleren vor; gebnisse in das Faziesschema von der Tiefschwellen- sie wurden aus dem tieferen Hangbereich einge- fazies ausgehend über die Hangfazies bis zur Becken- schwemmt und dabei mehrmals umgelagert. fazies übertragen. Völlig konträr zu der zuvor besprochenen Faunen- Radiolarien sind auf die unterste (distale) Hangfa- verteilung ist jene der Echinodermaten, die mit Hilfe zies und insbesondere auf die Beckenfazies be- isolierter Skelettelemente rekonstruiert werden kann. schränkt. Ihre maximale Verbreitung liegt innerhalb Alle Echinodermaten sind vertreten (Crinoiden, Aste- des Kirchsteinkalkes (Ra 1) mit der reichsten bisher riden, Echiniden und Holothurien). Die Asteriden sind aus dem Lias bekannten Fauna (über 200 Arten). Eine sehr selten; die Ophiuren sind mit Ausnahme der deutlich geringere Faunendiversität ist in der Scheibel- Beckenfazies in allen Bereichen durch wenig diverse berg Formation zu verzeichnen (Ra 2), während die Skelettelementevertreten. Die Echiniden sind zwar Radiolarienfaunader Allgäuschichten (Ra 3) individu- durch ihr gesamtes Skelettelement-Spektrum präsent, enreich, aber artenarm ist. jedoch herrschen Seeigelstachel vor, die wenigen Die Kieselschwämme, deren Skelettelemente Arten zuordenbar sind. (Mega- und Mikroskleren) in den Mikrofaunen der Interessant für unsere Betrachtungen sind die Cri- Hangfazies relativ häufig auftreten und ihr Maximum noiden, deren Verbreitungsgebiet von der Tief- der Entwicklung im Kirchsteinkalk entfalten (Ks 1), schwellenfazies über die gesamte Hangfazies reicht. sind in der Scheibelberg Formation sehr häufig (Ks 2). Das Maximum ihrer Verbreitung liegt im Hierlatz- Dies erkennt man aus den Dünnschliffen; im unlösli- kalk.(Cr 1), während im Adneter Cephalopodenkalk

20 Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 der Crinoidenreichtum schon deutlich zurückgeht gegenüber den sevatischen Hallstätter Kalken ausfiel. (Cr 2). Noch geringer ist der Anteil an Crinoiden im Noch artenärmer ist das Spektrum der Kössener Adneter Knollenkalk (Cr 3). Nur noch wenige Cri- Schichten. noiden treten in den Kalken der Scheibelberg Forma- In den tiefliassischen Adneter Kalken konnten wir tion auf (Cr 4). nur wenige obertriadische Formen nachweisen; in der Das Verbreitungsgebiet der Holothurien, die durch Tiefschwellenposition haben sich mehrere obertriassi- ihre Siderite in den Mikrofaunen erfaßt werden kön- sche Theelien-Arten über die Trias-Jura-Grenze geret- nen, zeigt eine ähnliche Verteilung wie jene der Crinoi- tet, aber auch eine Reihe neuer (insgesamt 6) Theelien den. Ihren Schwerpunkt der Verbreitung und ihre größ- entstanden. te Faunendiversität haben sie im Scheibelbergkalk Das Artenspektrum aus dem Rhät der Zlambach (Hol 1). Ein starker Rückgang der Holothuriensklerite Schichten bzw. aus den oberrhätischen Riffkalken hat ist bereits in den angrenzenden Adneter Knollenkalken z.T. den Übergang in den Jura ohne wesentliche Ein- zu beobachten. Ein relativ artenarmes Formenspek- bußen geschafft, was sich auch in der Holothurienfau- trum ist aus der kondensierten Tiefschwellenfazies der na der Adneter Formation widerspiegelt und dahinge- Hierlatzkalke (Hol 3) und Adneter Cephalopodenkal- hend interpretiert wurde, daß nur ein relativ geringer ke (Hol 4) überliefert. Teil gegenüber den sevatischen Formen im Jura wei- terlebte. Das trifft auch für die Adneter Fazies vom Hettang bis in das untere Toare zu. 9.2 Zur Entwicklung der Holothurien im Lias Die Scheibelberg Formation, die im basalen Sine- mur einsetzt und bis in das hohe Pliensbach reicht, Von den 23 aus dem Zeitraum Oberes Hettang bis zeigt im Gegensatz zu den kondensierten Adneter Kal- Toare nachgewiesenen Gattungen sind 20 in der Ober- ken, gemeint sind hier die Cephalopoden-Kalke und trias vertreten bzw. haben sich bis in den Unterjura nicht die Adneter Knollenkalke, vom älteren zum jün- herübergerettet, und nur drei Gattungen setzen im Lias geren ein immer stärkeres Einwandern von obertriassi- neu ein. Es sind dies die Gattungen Syneuphronides, schen Arten. Gut zwei Drittel der Arten, die in den Neomicroantyx und Kristanella n. gen. Die 58 aus dem grauen Hallstätter Kalken auftreten, konnten in der Scheibelbergkalk von uns bekanntgemachten Arten Scheibelberg Formation nachgewiesen werden. setzen sich aus 36 obertriassisehen Arten und 22 Arten, Mit dem Hinzutreten von 15 neuen Arten stehen die die sich im Laufe des Unterjura neu entwickelt haben, Scheibelbergkalke den Hallstätter Kalken des Sevat zusammen. kaum nach. Daraus läßt sich ableiten, daß z.B. die Ho- Daraus ergibt sich für die Holothurienfauna der di- lothurien der grauen Hallstätter Kalke von Hernstein stalen Hang- und Beckenfazies der Scheibelberg For- im oberen Sevat in eine Beckenposition bzw. in eine di- mation eine Vorherrschaft obertriadischer Gattungen stale Hangfazies abgewandert sind, die wir nicht ken- (20:3) und im Artenspektrum auch ein deutliches nen. Sie müßte etwa der Fazies der Scheibelberg For- Überwiegen obertriadischer Formen (36) gegenüber mation entsprechen. Die Holothurien müssen sich in 22 Arten, die sich erst im Laufe des unteren Jura ent- ein ökologisches Refugium zurückgezogen und dort wickelten. die Trias-Jura-Grenzbereich überdauert haben, um mit Erreichen entsprechender Wassertiefen in das Schei- Am stärksten haben sich im unteren Jura Arten der belberg-Becken bzw. in die distale Hangfazies dieser Gattungen Punctatites, Biacumina, Centripedatus einzuwandern. und Theelia weiterentwickelt. Überraschend für uns Nur so läßt sich dieses starke Dominieren obertrias- war der sehr hohe Anteil obertriadischer Faunenele- sischer Holothurienformen in der Scheibelberg For- mente, zumal die artenreichsten Holothurienfaunen, mation erklären. Die Wiederbesiedlung vollzog sich von MOSTLER (1967 - 1972, 1977, 1978) beschrie- langsam, muß aber auf ökologische Barrieren ge- ben, aus dem Sevat der Hallstätter Kalke stammen stoßen sein, denn sonst müßte dieses obertriassische und mit dem Wechsel zu den rhätischen Zlambach Faunengepräge auch in anderen Faziesbereichen des Schichten drastisch reduziert wurden. Dies wurde da- Lias nachweisbar sein. Die bisherigen Untersuchun- hingehend interpretiert, daß ein Großteil der Holothu- gen im Lias (MOSTLER et al. 1989, KRAINER et al. rien-Arten im oberen Sevat ausgestorben seien, weil 1994) haben jedenfalls gezeigt, daß keine andere zeit- selbst in der rhätischen Hallstätter Fazies (Zlambach gleiche Fazies ein nur annähernd ähnliches obertriassi- Schichten) mehr als zwei Drittel des Artenspektrums sches Faunenspektrum aufweist.

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 21 10. Diskussion Karnergraben beispielsweise nur knapp 30 m. Dies er- gibt für den Lias, der nach HARLAND et al. (1990) den Die Lias-Beckenfazies der Unkener Synklinale ist Zeitraum von 178 - 208 Ma, also immerhin 30 Ma um- insoferne von Interesse, als dieses Sedimentations- faßt, eine durchschnittliche Sedimentationsrate von becken bereits in der Obertrias angelegt und nicht lediglich 1 mm/1000a. Diese Sedimentationsrate ist durch liassische Tektonik herausgeformt wurde, wie für pelagische Kalke außergewöhnlich gering (vgl. dies bei vielen anderen Jurabecken der Nördlichen JENKYNS, 1986; SCHOLLE et al., 1983) Dabei muß er- Kalkalpen der Fall ist. Die Beckenfazies der Obertrias wähnt werden, daß im Beckenprofil im Lias keine wird durch die Kössener Schichten repräsentiert, die in Schichtlücken bekannt sind und auch Anzeichen für flachen Intraplattform-Becken mit Wassertiefen von Kondensation, Subsolution und Hartgrundbildung rund 50 m abgelagert wurden (MOSTLER, 1978). Im fehlen bzw. auf die Adneter Schichten beschränkt Bereich Steinplatte sind die Kössener Schichten aus sind. einer monotonen Kalk-Mergel Wechsellagerung mit HEBBELN et al. (1996) beschreiben ähnlich gerin- hochdiversen Spurenfossilien aufgebaut (Faziesein- ge Sedimentmächtigkeiten aus dem Lias vom heit m), die nach KUSS (1983) auf größere Ablage- Südrand der Lechtal Decke in den Chiemgauer rungstiefen (50 - 100 m) hinweisen. Dieses Kössener Alpen, wo beispielsweise in der Oberwössener Becken wurde im Süden von einer Karbonatplattform Mulde der gesamte Lias in Form von 10-20 m mäch- begrenzt, die aus Oberrhätkalk aufgebaut wird („Stein- tigen Adneter Knollenkalken und Fleckenmergeln platte Riff'; PILLER, 1981; STANTON & FLÜGEL, 1989, entwickelt ist. Dies zeigt, daß im Lias größere, aus 1995). obertriassischen Plattformkarbonaten und Intraplatt- Im Lias wurden beide Faziesbereiche - Kössener formbecken bestehende Krustensegmente en block Becken und Karbonatplattform - im gleichen Ausmaß langsam abgesunken sind. Dadurch konnte sich ohne abgesenkt. Dadurch hat sich das Kössener Becken um liassische Tektonik, lediglich durch anhaltende Sub- einige 100 m vertieft und aus der Karbonatplattform sidenz, aus den Kössener Schichten im Lias ein eige- hat sich durch die Absenkung eine Tiefschwelle ent- ner Beckentyp mit sehr geringen Sedimentationsra- wickelt. ten entwickeln. Die Kendlbach Formation an der Basis der Lias- Dies steht in krassem Gegensatz zu jenen Jura- Abfolge zeigt noch starke fazielle Anklänge an die becken, die durch jurassische Tektonik als Pull-Apart- Kössener Schichten, wurde daher ursprünglich auch Becken entstanden sind und durch hohe Subsidenzra- noch zu den Kössener Schichten gerechnet. Die darü- ten mit entsprechend mächtigen Sedimentabfolgen berfolgenden kieseligen Knollenkalke der Scheibel- charakterisiert sind, wobei die Beckensedimente mit berg Formation, abgelagert im Übergangsbereich di- Hangsedimenten verzahnen, die zu einem beträchtli- staler Hang - Becken, wurden bereits in Wassertiefen chen Teil aus Debriten, lokal auch aus Megabreccien von einigen 100 m sedimentiert. Die im Beckenbe- aufgebaut sind (z.B. ACHTNICH, 1982; BLAU & reich darüberfolgende Saubach- und Adneter Formati- SCHMIDT, 1988; BÖHM et al., 1995; KRAINER et al., on zeigen eine weitere Vertiefung des Beckens an. 1994; SPIELER, 1994). Im Bereich der Tief seh welle (Steinplatte) gelangten Ein weiteres Charakteristikum für das Unkener über den obertriasssichen Plattformkarbonaten im Becken ist das weitgehende Fehlen von Debriten im Lias stark kondensierte Rotkalke (Enzesfelder Kalk, Lias. Lediglich innerhalb der Bitumenmergel ist eine Cephalopodenkalk, Adneter Kalk) zur Ablagerung dünne Debritlage entwickelt. Damit fehlen auch An- (EBLI,1989;HORNSTEINER, 1991). zeichen für synsedimentäre Tektonik im Lias, erst im Die Hangfazies wird im oberen Bereich von Hier- Dogger treten verbreitet Debrite und Breccien auf latzkalk repräsentiert, im unteren Bereich von Adneter („Schwarzbergklammbreccie"), was auf verstärkte Kalk, der beckenwärts in Scheibelbergkalk übergeht tektonische Aktivität hinweist. (siehe Abb. 7). Eine solche Verzahnung hat HORNSTEI- Im unlöslichen Rückstand der Scheibelberg Kalke NER (1991) vom Nordabhang der Schwarzberghöhe wird die Mikrofauna von Echinodermaten-Skelett- beschrieben, ist auch aus anderen Gebieten bekannt, elementen beherrscht, obwohl in den Dünnschliffen beispielsweise nordöstlich vom Achensee (SAUSGRU- die Dominanz von Kieselschwamm-Skelettelemen- BER, 1994). ten über die gesamte Scheibelberg Formation fest- Im Unkener Becken weist die Sedimentabfolge des stellbar ist. Infolge einer nahezu lückenlosen Umset- Lias eine extrem geringe Mächtigkeit auf, im Profil zung der ursprünglich aus Kieselsäure zusammenge-

22 Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 22,1997 Tiefschwellenfazies Beckenfazies (Steinplatte) (Karnergraben) KLAUSKALK ADNETER KNOLLENKALK

SCHEIBELBERG FORMATION

OBERRHÄTKALK KÜSSENS \~/ \ = FORMATION

Abb. 7: Schematische Darstellung der Faziesverteilung im Lias im Bereich der Unkener Synklinale (Beckenfazies) und Steinplatte (Tiefschwellenfazies). Erläuterungen im Text. setzten Skleren in Calcit (auch die vielen Radiolarien belberg Formation ist mit 23 neu entstandenen Arten sind calcitisiert) sind nur die wenigen, frühdiagene- höher als der Gattungszuwachs (15 neue Arten wer- tisch in Pyrit umgesetzten Schwammskelettelemente den in dieser Studie beschrieben). 36 Arten haben die erhalten. Trias-Jura-Grenze unbemerkt überschritten, d.h. in Neben den vielen, zum Teil stark diversen Ske- einem uns unbekannten Refugium überdauert und lettanhängen von Ophiuren und Echiniden sind die sind im Laufe des oberen Hettang, Sinemur bis Pliens- sowohl individúen- als auch artenreichen Holothu- bach in den Faziesbereich der Scheibelberg Formati- rienfaunen besonders hervorzuheben. Von der Ar- on eingewandert. tenfülle und von der Individuendichte entsprechen Aus dieser Sicht ist die so oft zitierte,,Faunenkrise" diese Faunen jenen der obernorischen Hallstätter an der Trias-Jura-Wende durch fazielle Umstellungen Kalke. Der Faunenreichtum in den Hallstätter Kal- bedingt. Bisher wurde angenommen, daß die meisten ken geht zum Großteil auf Kondensation zurück, in Holothurien an der Wende Obernor-Unterrhät ausge- der Scheibelberg Formation dagegen konnten wir storben sind. keine wie immer geartete Kondensation nachwei- sen. Überraschend ist der hohe Anteil von Gattungen, die bereits im Obernor des Hallstätter Faziesraumes Dank auftreten und sich in den liassischen Scheibelberg Kalken wiederfinden. Von den insgesamt in der Zeit- Die Geländearbeiten wurden dankenswerterweise spanne Sinemur-Pliensbach auftretenden 23 Gattun- von der Österreichischen Akademie der Wissenschaf- gen haben 20 die Trias-Jura-Grenze überschritten und ten (Kommission für die paläontologische und strati- nur 3 Gattungen entwickelten sich im Laufe des Lias. graphische Erforschung Österreichs) finanziell unter- Der Zuwachs der Arten im Lias innerhalb der Schei- stützt.

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Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 22,1997 25 Tafel 1

Mikroskopische Dünnschliffaufnahmen von Mikrofaziestypen der Kendlbach Formation und der basalen Kalkbank der Scheibelberg Formation im Profil Karnergraben (Unkener Synklinale).

Fig. 1 : Echinodermen-Foraminiferen-Wackestone/Packstone mit zahlreichen Kleinforaminiferen (hpts. Planiinvoluüna cannata) aus dem Tiefengraben Member. Probe KG 2, Bildbreite 3,1 mm. Abb. 2: Echinodermen-Peloid-Packstone mit einzelnen Kleinforaminiferen aus dem basalen Anteil des Breitenberg Members. Probe KG 10, Bildbreite 3,5 mm. Fig. 3,4: Detailausschnitt aus dem Echinodermen-Foraminiferen-Wackestone/Packstone mit zahlreichen Kleinforaminiferen (hpts. Planiinvoluüna cannata) aus dem Tiefengraben Member. Probe KG 2, Bildbreite jeweils 1,3 mm. Fig. 5: Echinodermen-Foraminiferen-Wackestone mit zahlreichen Kleinforaminiferen (hpts. Planiinvoluüna cannata) aus dem basalen Teil des Tiefengraben Members. Probe KG 1, Bildbreite 1,8 mm. Fig. 6: Echinodermen-Packstone, leicht stylolithisch überprägt, aus dem Tiefengraben Member. Einzelne Echinodermenreste sind teilweise von Mikroquarz verdrängt. Probe KG 7, Bildbreite 4,3 mm. Fig. 7: Echinodermen-Peloid-Packstone mit großem Echinodermenbruchstück, das bereits zum Großteil von Mikroquarz (hell) verdrängt ist. Tiefengraben Member, Probe KG 5, Bildbreite 3,9 mm. Fig. 8: Ungeschichteter bioturbater bioklastischer Wackestone, der neben Echinodermenresten, Spicula, dünnen Schalenresten und Foraminiferen auch einige Radiolarien (z.B. rechts im Bild) enthält. Basale Kalkbank der Scheibelberg Formation, Probe KG 13, Bildbreite 3,7 mm.

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 21,1996 26 27 Tafel 2

Mikroskopische Dünnschliffaufnahrtien von Mikrofaziestypen aus der Scheibelberg Formation und Saubach Formation im Profil Karnergraben (Unkener Synklinale).

Fig. 1: Bioklastischer Wackestone reich an Spicula und Radiolarien. Die Bioklaste sind in einer dunklen mikritischen Matrix eingebettet. Basale Scheibelberg Formation, Probe KG 24, Bildbreite 3,5 mm. Fig. 2: Ungeschichteter bioklastischer Wackestone reich an Radiolarien und Spicula. Auch Ostracodenschalen und Foraminiferen sind enthalten. Die Matrix besteht aus dunklem Mikrit. Mittlerer Abschnitt der Scheibelberg Formation, Probe KG 58, Bildbreite 3 mm. Fig. 3: Ungeschichteter bioklastischer Wackestone, der neben zahlreichen Spicula auch Ostracoden und Radiolarien (z.B. im Bild rechts unten) enthält. Die Matrix besteht aus dunklem Mikrit. Mittlerer Abschnitt der Scheibelberg Formation, Probe KG 63, Bildbreite 2,2 mm. Fig. 4: Ungeschichteter bioklastischer Wackestone reich an Radiolarien, untergeordnet sind auch Spicula, Ostracoden und Foraminiferen (Involutina, im Bild links unten) enthalten. Die Bioklaste befinden sich in einer dunklen mikriti- schen Matrix. Mittlerer Abschnitt der Scheibelberg Formation, Probe KG 62, Bildbreite 2,8 mm. Fig. 5: Bioklastischer Wackestone, aus mikritischer, feinbioklastischer Grundmasse und locker eingestreuten größeren Echinodermenresten und Schalenresten zusammengesetzt. Saubach Formation, Probe KG 32, Bildbreite 7 mm. Fig. 6: Filament-Packstone aus dünnen, eingeregelten Posidonien-Schalen, einzelnen Echinodermenresten und Ostracoden sowie mikritischer Matrix. Saubach Formation, Probe KG 27, Bildbreite 3,5 mm. Fig. 7: Bioklastischer Wackestone, bestehend aus mikritischer Matrix mit reichlich Filamenten sowie einzelnen Echinodermenresten und Ostracoden. Saubach Formation, Probe KG 30, Bildbreite 4,2 mm. Fig. 8: Ansammlung kleiner Ammoniten in pelmikritischer Matrix. Einzelne Schalen sind teils mit Mikrit, teils mit Sparit verfüllt und zeigen somit deutliche Geopetalgefüge. Ausschnitt aus einem bioklastischen Wackestone der knollig ausgebildeten Saubach Formation. Probe KG 36, Bildbreite 3,5 mm.

Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 21,1996 28 29 Tafel 3

Fig. 1: Punctatites extensus (MOSTLER) (Vergr. 90x) Fig. 2: Punctatites angulatus n.sp. (Vergr. 150x) Fig. 3: Punctatites triplex MOSTLER (Vergr. lOOx) Fig. 4-6: Punctatites tetrabrachiatus n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 7-12: Punctatites polymorphus n.sp. (Vergr. alle 200x) Fig. 13: Praeeuphronides multiperforatus MOSTLER (Vergr. 150x) Fig. 14, 16: Syneuphronides jurassicus MOSTLER (Fig. 14 = lOOx, Fig. 15 = 200x) Fig. 15: Tetravirga gracilis MOSTLER (Vergr. 200x)

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 21,1996 30 31 Tafel 4

Fig. 1, 2: Rhabdotites inclinatus MOSTLER (Vergr. 150x) Fig. 3, 5: Syneuphronides jurassiens MOSTLER (Vergr. 150x) Fig. 4, 8: Praeeuphronides multipeiforatus MOSTLER ( Fig. 6: Punctatites triplex MOSTLER (Vergr. lOOx) Fig. 7, 10: Punctatites polymorphus n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 8: Praeeuphronides multipeiforatus MOSTLER (Vergr. 150x) Fig. 9: Biacumina nasiformis n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 11 : Biacumina latiareata n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 12: Punctatites ineurvatus n.sp. (Vergr. lOOx) Fig. 13, 14: Punctatites tetrabrachiatus n.sp. (Vergr. 150x) Fig. 15: Praeeuphronides multiperforatus MOSTLER (Vergr. lOOx) Fig. 16: Neomicwantyx ingridae MOSTLER (Vergr. 300x)

Geol. Paläont. Min. Innsbruck, Band 21,1996 32 33 Tafel 5

Fig. 1-3, 5: Kristanella liassica n.gen.n.sp. (Fig. 1, 3 und 5 = 200x, Fig. 2 = 150x) Fig. 4: Stichopitella sp. (Vergr. 500x) Fig. 6: Kristanella latidentata n.gen.n.sp. (Vergr. lOOx) Fig..7: Praeeuphronides simplex MOSTLER (Vergr. 3OOx) Fig. 8: Centripedatus sp. (Vergr. 200x) Fig. 9: Centripedatus inaequiperforatus n.sp. (Vergr. 300x) Fig. 10: Neomicroantyx ingridae MOSTLER Fig. 11 : Calclamna sp. (Vergr. 200x) Fig. 12: Uniramosa bystrickyi KOZUR & MOCK (Vergr. 200x)

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 21,1996 34 35 Tafel 6

Fig. 1, 4, 9: Centripedatus callosus n.sp. (Vergr. alle 200x) Fig. 3: Centripedatus sp. (Vergr. 200x) Fig. 5: Praethyonidium acutum (MOSTLER) (Vergr. 200x) Fig. 6, 7: Centripedatus cf. apertus (MOSTLER) (Vergr. 200x) Fig. 8: Centripedatus unkenensis n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 10, 11: Biacumina rara MOSTLER (Vergr. 200x) Fig. 12: Biacumina aequibrachiata n.sp. (Vergr. 185x)

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 21,1996 36 37 Tafel 7

Fig. 1: Centripedatus sp. (Vergr. 200x) Fig. 2: Centripedatus scheibelbergensis n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 3, 6: Gen. indet.sp.indet. (Vergr. 200x) Fig. 4: Eocaudina subrotunda n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 5, 10: Eocaudina subrotunda n.sp. (Vergr. 200x) Fig. 7-9, 12?: Centripedatus undulatus n.sp. (Vergr. alle 150x) Fig. 11: Centripedatus sp. (Vergr. lOOx)

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 21,1996 38 39 Tafel 8

Fig. 1,8: Ophiocapillus verticiformis n.gen.n.sp. (Vergr. lOOx) Fig. 2: Uncinulinoides regularis MOSTLER (Vergr. 15Ox) Fig. 3: Biacumina rara MOSTLER (Vergr. 200x) Fig. 4: Biacumina cf. rara MOSTLER (Vergr. 200x) Fig. 5: Achistrum cf. longirostrum MOSTLER (Vergr. lOOx) Fig. 6: Achistrum bartensteini FRIZZELL & EXLINE (Vergr. 200x) Fig. 7, 9, 11: Pilumella secarata n.gen.n.sp. (Fig. 7 und 11 = lOOx; Fig. 9 = 200x) Fig. 10: Gen.indet.sp.indet. (Vergr. lOOx) Fig. 12: Thenuisites trisulcus MOSTLER (Vergr. lOOx) Fig. 13: neues Ophiuren-Lateralschild (Vergr. 120x) Fig: 14, 15: Thenuisites multiperforatus MOSTLER (Vergr. 300x)

Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, Band 21,1996 40 41 Geologische Karte 1:25.000

(Bereich Steinplatte-Scheibelberg- Schwarzbergklamm, westlich von Unken)

G: HORNSTEINER, 1991

j Quartär Schrambach Fm. Oberalmer Fm. Schwarzbergklamm-Breccie Ruhpoldinger Fm. Allgäu Formation Lias-Epsilon-Schiefer Saubach Formation Adneter-Klauskalk-Komplex Scheibelberg Formation Kendlbach Formation Oberrhätkalk Kössen Formation Dachsteinkalk