Diedrich Diederichsen, JS Was machst Du mit dem Begriff gehabt, sondern deutlich vorher, bereits konfrontiert war. Man war ja zu diesem Johanna Schaffer künstlerischer Forschung, was bringt er Ende der 1990er-Jahre an der Merz Zeitpunkt stark auf internationale Debat- Dir? Bringt er Dir überhaupt was? Akademie in . An dieser Hoch- ten zurückgeworfen, wie sie in Organi- Gespräch vom 29.1.2011 schule waren wir an der Durchsetzung sationen wie ELIA geführt wurden, und DD Auf zwei Ebenen habe ich zumin- einer bestimmten Theoriebeschäftigung musste sich, wenn man an Gelder und Das Gespräch ist Teil einer Reihe von dest mal gehofft, dass er mir was brin- und generell des Genres des Diskutie- Support kommen wollte, an dem Begriff Interviews, die Johanna Schaffer mit gen würde. Die eine Ebene betrifft das rens interessiert, an noch nicht zu Fak- von Artistic Research orientieren, den Projektpartner_innen des transdiszipli- ganz normale Geschäft der Kunstkri- ten Geronnenem, daran, dass es nicht es in Brüssel gab. nären Projektes »Troubling Research. tik und des Argumentierens über Kunst. nur um einen Table-of-Contents und Performing Knowledge in the Arts« Da haben diese neuen etikettartigen bereits konfektioniertes Wissen geht, JS Wann war das? der Akademie der bildenden Künste Begriffe womöglich den Vorteil, dass sie sondern darum, an der Herstellung Wien führte. Es wurde in englischer bestimmte Entwicklungsstände benenn- dieses Wissens selbst beteiligt zu sein. DD So um 2000 oder 2002. Die Merz Sprache publiziert in: Troubling Research. bar machen, die dann, nach der Ver- Gleichzeitig ging es auch darum, für Akademie war ja nach deutschem Recht Performing Knowledge in the Arts, abschiedung solcher Kategorien, zwar all dies zu werben, und zwar nicht nur nur eine Fachhochschule, bot aber hg. von Carola Dertnig u.a., weiterhin angreifbar sind, aber nicht in Diskussionen unter Kollegen_innen zugleich in einem europäischen Verbund Sternberg Press, Wien 2014. mehr als vollkommen voraussetzungs- und mit Studierenden, sondern eben einen Master an. Die EU-Regelung war los diskutiert werden können. Das spart auch im Hinblick auf externe Finanzie- damals, wenn eine der Hochschulen in Energien und ist für die Nahdiskussi- rung. An der Merz Akademie, einer teils einem solchen Verbund einen Master onsgemeinschaft hilfreich, auch wenn priva­ten Hochschule, die aber auch und im selben Bereich auch eine Pro- es immer wieder dazu führt, dass die auf Unterstützung durch öffentliche motion anbieten kann, können das die Namen bestimmter Dinge allgemein Gelder angewiesen war, war dieser anderen Hochschulen in Verbindung mit als granted gelten und das, was dann Begriff extrem nützlich. Er entsprach dieser Hochschule auch tun. So boten jeweils als granted gilt, verschiedene auch der Arbeitsweise dort sehr gut, wir dann auch einen Master an, und ich Dinge sind. Aber ich hatte gedacht, dass viel besser als der einer Kunstakademie, hab an dieser Hochschule auch PhDs dieser Begriff so etwas bezeichnen weil die Leute dort ohnehin alle sehr betreut, die formal von der University kann – nämlich einen Stand, von dem viel etappenziel-orientierter arbeiten, of Portsmouth, die auch immer daran sich während der 1990er-Jahre abzeich- da sie halt entweder Filmer_innen oder beteiligt sein musste, ausgegeben wur- nete, dass er gegessen sei: dass eben Grafikdesigner_innen oder sogenannte den. Daher war diese Hochschule aber künstlerische Arbeiten die eigenen Rah- Neue-Medien-Leute sind. Diese drei auch immer sehr eng verbunden mit menbedingungen mitthematisieren oder, Bereiche haben ja alle viel stärker mit der britischen Hochschullandschaft wenn nicht, diese eben gezielt ignorie- Zwischenergebnissen oder relativ kurz- und hatte so diese spezifisch britische, ren. Die Hoffnung war, dass künstleri- fristig gesteckten Projektzielen zu tun, oft sehr bürokratisch geführte Version sche Forschung gerade dadurch, dass oder auch einfach nur der Idee davon. der Debatte schon sehr früh am Hals. sie institutionelle Begehrlichkeiten Und da ist eine Arbeitsweise, die einer Aber man erlebte natürlich auch damals erweckte und Institutionen damit auch konventionellen Idee von Forschung schon die Widerstände, die in UK dage- etwas aufbauen wollten, geeignet sein ähnelt, viel naheliegender. Dass der gen entstanden waren. Und dann gab könnte, um diesen Stand der 90er- Begriff der Forschung auch einen ande- es auch diesen Kongress über künst- Jahre-Kunst wie auch deren Fehler und ren Anspruch und damit auch ein ande- lerische Forschung – meinen ersten shortcomings zu benennen. Die andere res Niveau versprach, war auch nicht Kongress dieser Art. Und ich war ent- Hoffnung hat direkt damit zu tun, was schlecht. Das war aber auch , setzt, was die mit «research« meinten … in Institutionen geschieht. Ich habe ja als ich zum ersten Mal mit der bildungs­ Sie meinten einfach, wenn man künst- 76 mit dem Begriff nicht erst in Wien zu tun politischen Realität dieses Begriffs lerische Arbeiten macht, dann recher- chiert man einfach auch ein bisschen Produkte analog im Bereich der Kunst- so guckt, was für Leute nirgendwo wirk- und so … (lacht) Das war niederschmet- und Geisteswissenschaften gar nicht, lich reinpassen in die Fächer, die dann ternd. Bei diesem ersten Kongress, bei aber vielleicht wird es dann auch keine irgendwo in solchen Aktivitäten landen, dem ich mitgemischt habe, waren so künstlerische Forschung geben. Jeden- das sind ja dann immer auch solche, die Leute, wie wir sie auch aus Wien ken- falls weist dieser Kontext in eine ganz die unterschiedlichsten Dinge machen, nen, die einfach antiintellektualistisch andere Richtung als meine einstige die durch diese Fächerlogik nicht abge- drauf waren. Und dann gab es auch sol- jugendlich naive Idee, mit »künstleri- deckt sind. Das sind meistens entweder che, die schon ihren Frieden mit dieser scher Forschung« die avancierteren politische Leute oder es sind eigen- Idee gemacht hatten, aber der Frieden Praktiken, die es an den meisten Hoch- sinnige Spinner oder beides … bestand eben in einem niederschmet- schulen ja bereits gibt, zu adeln; oder ternden Pragmatismus, etwa wenn was heißt adeln, man institutionalisiert JS Aber so ungefähr jede Kunstuni Leute von Musikhochschulen meinten, sie damit ganz einfach. Man verteidigt behauptet heutzutage, sie hätte eine dass man, wenn man ein Violinenstück sie, gibt ihnen ein gewisses Recht inner- Struktur, in der die Leute sich frei bewe- aus dem 18. Jahrhundert aufführen will, halb der Hochschule, sodass sie anstelle gen und zum Beispiel projektorientiert sich ja auch damit beschäftigen muss, dessen, was sie bis dahin waren, näm- arbeiten könnten. Und andere Leute, wie das damals war, im 18. Jahrhun- lich Außenseiter, plötzlich unverzichtbar die an Kunstunis unterrichten, finden dert. Das ist dann Recherche. Das war für die Hochschule sind. Das wäre ja sowieso, sie bringen den Leuten vor die zweite Erfahrung mit dem Begriff. an sich eine interessante Chance, aber allem bei, Künstler zu sein. Was aber Und dann gibt es noch eine dritte, als es gibt natürlich innerhalb der Hoch- geschieht, wenn man diese Positionen, mir klar wurde, wieweit Artistic Research schulsysteme ganz andere Kräfte, und die Du jetzt beschreibst, also zum einen ein Bestandteil des Bologna-Prozesses deswegen ist es meistens nicht dazu inhaltlich und zum anderen einfach so ist; dass also »künstlerische Forschung« gekommen. eigensinnig sein, also als politisch oder ein Begriff ist, der im Zuge der Verein- als sehr eigensinnig … heitlichung der Hochschulen entstan- JS Was meinst Du mit avancierten den ist, die bestimmte Mittel nur noch Praktiken? DD Politisch ist für mich in diesem Fall bekommen, wenn sie Forschung nach- auch noch nicht inhaltlich. weisen können – und das ist natürlich DD Also banal gesagt alles, was nicht eine Kategorie, die die Verbindung der durch die kanonisierten Fächer – JS Ok. Aber produziert man über diese Hochschulen zu den Bedürfnissen der Malerei, Bildhauerei und Neue Medien – Art von Bestimmung und Beschreibung Privatwirtschaft mitmeint. Nun mussten abgedeckt ist. Wobei Neue Medien nicht auch wieder ein neues Genre die Kunstakademien die künstlerische sogar zum Großteil mit dazu gehören (und ich frage mich, ob das in unserem Forschung entwickeln, und sie ahnen könnte. Alles, was nicht von einerseits PhD in Practice auch gerade passiert)? noch gar nicht, in welchem Maße sie da Handwerksideologie und andererseits Ich will darauf hinaus, dass es ab zumindest begrifflich am Diskurs der Künstlertum geprägt ist, also alles, was einem bestimmten Punkt vielleicht ein- Utilitarisierung und Ökonomisierung der jenseits der Kriterien Originalität und fach auch wichtiger ist, diesen Begriff Hochschulbildung partizipieren. Unser- Handwerk passiert. Das kann projektori- der Forschung rein taktisch zu verste- eins denkt immer: Forschung ist doch entierte Arbeit im Raum sein, aber auch hen und möglichst offenzuhalten. Aber ein ganz brauchbarer Begriff und blen- ästhetische Forschung, die bei den Sin- Dein Argument ist ja tatsächlich auch det so den hochschulpolitischen Kontext nesorganen anfängt, oder Politik oder ein taktisches, oder? Du hast ja gesagt, aus. Denn Forschung heißt in den Natur- Psychedelia. Irgendwie es geht ja auch Dich hat der Begriff interessiert, weil Du wissenschaften in der Regel Produktent- gerade um Dinge, die bei einem dann geglaubt hast, man könnte bestimmte wicklung – zum Glück gibt es solche immer wieder stranden … Also wenn man Formen der Arbeit, die in Kunsthoch- 79 schulen strukturell kontinuierlich mar- oder Originelle aufweist. Diese zwei jeder Bauhäusler unterschreiben. In ginalisiert werden, damit als notwendig Arten von Kriterien zählen aber an der manchen Fällen gab es sogar die direkte affirmieren. Bauhausuni oder an der Merz Akademie, Bezugnahme auf Architektur- und also den angewandten Kontexten, und Design­theorien bei Leuten wie Jesko DD Ja, aber es geht mir nicht um alle auch in der Architektur nicht unbedingt Fezer oder Axel John Wieder, ebenso Marginalisierten, sondern die, die aus so viel. Designer oder Architekten reden in der damaligen Gruppe rund um schlechten Gründen marginalisiert sind. über Verantwortung des Designs, von Helmut Draxler, Matthias Poledna, Schlechte Gründe sind zum Beispiel der guten Form, oder auch von den post- Florian Pumhösl, Dorit Margreiter, die ohnehin aus jedem Grund obsolete modernen Varianten dieser Positionen – sich auch direkt auf Design bezogen. disziplinäre Gründe, das heißt sie sind das ist ein anderer Diskurs. Also diese beiden Bereiche der freien durch die Disziplin oder durch informelle und der angewandten Kunst waren und nichttransparente Konventionen, JS Gestern war ich allerdings in einem schon jeweils die ersten anderen fürein- die sich halt im Alltag ergeben haben, Workshop zum Thema »künstlerische ander, und wenn man sich gerade definiert. Ich meine also nicht, dass Forschung und Designforschung« an öffnet, dann entdeckt man eben zuerst künstlerische Forschung ein Sammel- der Bauhausuniversität Weimar, in dem diese anderen. Aber was ich eigentlich becken für all jene sein sollte, die aus überlegt wurde, wozu man eine große sagen wollte: Ich glaube, wenn jemand irgendwelchen Gründen irgendwo nicht Tagung in diesem Bereich machen an den ausgesprochenen und den reinpassen, sondern für jene, die aus könnte, und das, was an zentraler Stelle unausgesprochenen Strukturen einer der konkreten Negation, aus der Erfah- auftauchte, waren die Begriffe »Hand- solchen Hochschule auf hohem Niveau rung des Spezifisch-beschränkt-Wer- werklichkeit« und »Originalität«. Und mir scheitert, einen Konflikt hat und die- dens heraus was anderes machen; die schien, dass es schon auch darum ging, sen Konflikt für sich selbst auch ernst das nicht aus einer absoluten Negation dass sich die Designer_innen damit an nimmt – das wäre ein Schritt, bei dem heraus tun, weil sie eigentlich lieber Künstlermythen ankoppeln. so etwas wie Forschung beginnt. Da sagt Jurist_innen werden wollen oder eigent- also jemand: »Ich produziere hier in die- lich lieber Kindergärtner, sondern aus DD Ich glaube, es hat auch was damit sem Kontext, komme aber nicht weiter, einer konkreten Negation, weil sie ganz zu tun, dass man eben, wenn man da die unausgesprochenen oder aus- bestimmte Dinge nicht machen können, das eigene Feld für Forschung öffnet, gesprochenen Regeln diese Praxis, wie aber eben das Argument, das sie schon oder wenn man sagt, es passiert etwas ich sie bisher entwickelt habe, nicht entwickelt haben, auch entwickeln wol- Neues, dass man dann auch nach ande- akzeptieren. Ich brauche also erstens len; und die dieses Argument nicht ein- ren Kriterien und anderen Kategorien eine andere Praxis und zweitens aber fach als eine Laune oder als Schicksal sucht, und dann die hoch bewertet, die auch Gründe für diese andere Praxis, gelten lassen wollen, sondern die an aus den anderen Bereichen kommen. denn ich kann nicht einfach nur meinen ihren eigenen Konflikten, Konfrontatio- Tatsächlich war es ja auch so, dass Eigensinn absolut setzen, ich muss ihn nen auch systematisch interessiert sind. sogenannte projektorientierte Kunst ja aus dem Konflikt heraus entwickeln.« Aber ich glaube auch, dass die Konflikte der 1990er-Jahre sich zuallererst ein- Und dann bin ich eigentlich bei der For- an den Kunstakademien andere sind mal eine quasipolitische Ethik zuge- schung. Das kann natürlich umgekehrt als an Hochschulen wie zum Beispiel legt hat, die im Grunde direkt aus den in der Designakademie auch passie- der Merz Akademie. An den Akademien Design­theorien kam: Erstens ging es um ren, wo jemand etwas verfolgt und damit hat man es zu tun mit Originalität und Verantwortlichkeit und zweitens eben dort nicht weiterkommt, aber jemand Handwerk, mit der Spur des Subjekts, genau nicht um das Künstlersubjekt, aus einer Kunstakademie dazu sagen das Skills und Talent, Charme, und sondern um Anwendungen in politisch würde: »Das ist doch hier Alltag, (lacht) 80 andererseits das ausgebrütete Geniale begründeten Situationen. Das kann damit rennst du offene Türen ein.« Also gibt es tatsächlich eine Reihe von Kon- man außerdem Recherche betreibt und Artistic Research bereits von der Merz flikten, die mit dieser Zweiteiligkeit zu dass es etwas anderes ist, ob man Allan Akademie propagiert wurde. tun haben, denn diese Zweiteiligkeit ist Sekulas Fishstory macht und sich mit ja auch ein Spiegel von Verhältnissen Fischen beschäftigt oder eine konven- DD Ja, das war ja auch eine Merz-in- wie Handarbeit und Kopfarbeit und tionelle journalistische Recherche über terne Debatte, und hat wie gesagt mit Arbeitsteilung und so weiter. Dass die Fische und Fischfang, ist klar. Aber wie diesem europäischen Verbund zu tun, permanent weiterhin Phantomschmer- gesagt, das gilt auch für jede andere der aber nicht mehr existiert. In die- zen generieren, ist ja logisch, bei jeder künstlerische Tätigkeit und auch für sem Verbund haben wir damals an der neuen Stufe von Technologieentwicklung jede nicht-künstlerische Tätigkeit. Jede Merz Akademie den European Mas- aufs Neue und in anderer Gestalt, und Journalist_in macht das auch, wenn ter of Media Art angeboten. Das zweite dass wir jetzt die digitale Version der sie gut ist. Interessant ist auch, dass europäische Projekt, das wir in den Phantomschmerzen haben, die andere es in manchen Sprachen diesen Unter- 1990er-Jahren dort auch gemacht Leute in den 10er- und 20er-Jahren des schied zwischen Forschung und Recher- haben, hieß »Learning Environments for letzten Jahrhunderts als reale physische che gibt, und in anderen, wie dem Deut- the Digital Academy«. Pein erlebten, ist eigentlich auch kein schen, eben nicht – im Deutschen gibts Wunder. kein Wort für Recherche, das ist dann JS Aber Ihr wart EU-weit vernetzt? eben ein Fremdwort. In anderen Spra- JS Ich finde die Unterscheidung zwischen chen wiederum gibt es Forschung nicht, DD Ja, wir hatten Verbindung mit Utrecht, Recherche und Forschung, die Du triffst, wie im Spanischen oder im Französi- Portsmouth, mit der Royal Academy hilfreich, und wenn ich Dich richtig ver- schen, Recherche hingegen ist dort ein in London, die waren aber inaktiv, mit stehe, bindest Du Forschung an Refle- Allerweltswort, das auch Suche heißt. Angoulême in Frankreich und Barce- xion der eigenen Bedingtheit und damit Und im Spanischen kannst Du eine nicht lona und Palma, und dann kam irgend- auch an ganz bestimmte Praktiken. ohne Objekt denken, im Gegensatz zur wann noch Tallinn in Estland dazu. Aber Forschung – ich betreibe Forschung, die Kerngruppe, die länger zusammen- DD Ja, und ich würde es auch an das heute forsche ich dies, morgen forsche blieb, waren die Merz Akademie, Ports- Künstlerische der eigenen Arbeit binden. ich jenes. Investigación hat immer ein mouth und Utrecht, die haben das bis Denn wenn man das Künstlerische Objekt. 2004 oder 2005 zusammen gemacht. versteht als ein besonderes Recht, dass Aber dieses Master-Programm war nicht man sich gibt, auf andere Weise als in JS Aber noch einmal zurück – denn unbedingt Forschung, LEDA hingegen, geregelten Diskursen oder geregelteren ich bin überrascht, ich hatte bisher »Learning Environments for the Digital sozialen Verhältnissen zu sprechen, den Eindruck, dass der deutsche Academy«, das war schon eher Forschung. dann hat man für dieses Recht, das Kontext, in dem sich »künstlerische For- Und Du hast recht, es gab im deutsch- man sich gibt, ja auch einen Grund. Und schung« bewegt, sehr jung und neu ist. sprachigen Raum relativ wenig. die Art und Weise, wie dieser Grund Ich dachte bisher, dass das Konzept der entsteht und wie er besteht oder nicht künstlerischen Forschung in Deutsch- JS In vielen EU-Ländern ist Artistic bestehen kann – das gehört zu dieser land (und das ist anders als in Öster- Research­ ja eine Entwicklung der letz­- Anmaßung des Künstlerischen dazu, reich oder der Schweiz) stark von Kunst- ten zehn, fünfzehn Jahre, aber ich und es gehört reflektiert und meinetwe- wissenschaften forciert wurde, die auch wusste nicht, dass dieser Prozess auch gen auch erweitert, verkompliziert und ihren eigenen, sehr akademischen For- in Deutschland so alt ist. sonst was. Das, denke ich, wäre eine schungsbegriff mitbrachten. Neu ist mir, künstlerische Forschung, die das Künst- und spannend finde ich, wie früh das DD Ja, weil die Kunstakademien in lerische zum Gegenstand hat. Dass Konzept der künstlerischen Forschung/ Deutschland das so hassen und dage- 83 gen so gekämpft haben. Der Düssel- reden, dass es eben auch einen reaktio- als forschende Künstler_innen gehen, dorfer Akademie unter Markus Lüpertz nären Widerstand gegen Bologna gibt, dann höchst kurzfristig. Was heißt das haben sie schon in den 1990er-Jahren der zugleich auch sehr populistisch ist für uns, die wir mitmischen als Sach- das Promotionsrecht hinterhergeworfen, und sich an den anderen, linken Wider- und Strukturbearbeiter_innen solcher bloß will da kein Mensch promovieren. stand dranhängt oder sich auch mit ihm Programme? Die könnten auch einen PhD in Practice vermischt. Das habe ich in Baden-Würt- verleihen, will bloß keiner. Andere Hoch- temberg in einem dortigen Kunstbeirat DD Das hat sicher auch damit zu tun, schulen haben sich geradezu gesperrt mit einer sehr strammen, aber politisch dass die Einrichtung von Artistic Research gegen das Promotionsrecht. das ganze Panorama von ultra-traditio- eine Geschichte ist, die eben niemand nell bis zu künstlerlinks reichenden Anti- gefordert hat. Da hat niemand auf der JS Ja, die Debatten kenne ich gut genug Bologna-Fraktion rund um den Kompo- Straße gestanden und gesagt, gebt auch von dem Ort, an dem wir beide nisten Wolfgang Rihm erlebt – die ja, uns Artistic Research, sondern man gerade arbeiten. Dem entgegen steht auch in ihrem Einfluss auf Meinungs­ kann allenfalls sagen, da hat jemand aber immer noch eine andere Situation, bildung, nicht unterschätzt werden bestimmte künstlerische Produktionen wo die Projekte von Leuten mit künstle- sollten. Die verstanden den Bologna- beobachtet und gesagt, das ist doch rischen Praxen, wenn sie sich um For- Prozess als Modernisierung, waren an eigentlich Research und verdient daher schungsgelder bemühen, in Fördermittel ihren Kunstakademien, die so traditio- auch als solche Unterstützung. Und vergebenden Institutionen sofort aus­ nell wie möglich bleiben sollten, ent- ansonsten gibt es eben diese von den sortiert werden, weil das ja nichts mit schieden dagegen, und sie waren im Unis und von der Hochschulpolitik kom- Wissenschaft zu tun habe. gleichen Zug auch gegen diesen ande- mende Forderung, dass es Forschung ren Quatsch mit der künstlerischen als Spitze einer jeden Universitätsaus- DD Aber diese beiden Ebenen kann man Forschung. bildung geben muss, sonst ist das nicht auch relativ klar unterscheiden. All Universität. Aber Künstler_innen haben diejenigen Institutionen, die traditionell JS An der Art und Weise, wie dieses ins- weder je danach verlangt, dass ihre mit Wissenschaftsförderung zu tun titutionell sich herausbildende Feld der Forschungen diesen Namen und diese haben, sind gegen künstlerische For- künstlerischen Forschung als Zusam- Institutionalisierung bekommen, noch schung, weil ihre Politik ohnehin darauf menarbeit zwischen Bildungsinstitutionen, ein Konzept gehabt, wie sich die reich- hinausläuft, eigentlich nur noch Natur- Förderstrukturen und Akkreditierungs- haltig vorhandenen methodischen und und Technowissenschaften zu fördern. instanzen entsteht, fällt mir die Margi- politischen Ergebnisse einer von der Schon die Geisteswissenschaften gehen nalisierung von Künstler_innen auf. Und Kunst kommenden Institutional Critique ihnen auf den Geist und wenn jetzt auch wenn Künstler_innen in diesem Feld auf auf die Uni übertragen lassen. Und noch die Kunstakademien anfangen der Ebene von Diskursproduktion mit- dann ist dieses Desiderat gefüllt wor- zu forschen, also nein. Und auf der mischen und definitorische Setzungen den, indem bestimmte Öffnungen vor­ anderen Seite gibt es eben die direkte produzieren, dann tun sie das meist aus genommen wurden. Aber das ist nicht Förderung der Hochschulen durch den der Position der Administrator_innen von von denen gefordert worden, die künst- Staat beziehungsweise die Ministerien, Wissen. Und mir scheint schon schwie- lerische Forschung jetzt betreiben, und die ihre Effizienzparameter und so rig, wenn die Gelder für Forschung vor die Konstruktion, die ich vorhin formu- weiter haben und überall Forschungs­ allem an die Leute gehen, die die Pro- liert habe: nämlich jemand hat einen strukturen­ sehen wollen. Und dieser gramme organisieren, und an die Sach- spezifischen Konflikt mit der konventio- Gap besteht, diese beiden politischen und Strukturbearbeiter_innen dieser nellen Architektur von Hochschulen Instanzen treffen sich nicht. Zudem Programme. Und wenn sie tatsächlich und sagt, dieser Konflikt ist im Grunde 84 werde ich ja nicht müde darüber zu mal an Künstler_innen in ihrer Tätigkeit der Beginn oder der Kern meiner For- schung – diese Person würde sich im DD … damit ist einmal etwas auf den Leute alle die Möglichkeit hätten, wäh- Prinzip nicht so leicht marginalisieren Punkt gebracht. rend ihrer Dissertation ihre Forschung lassen in so einem Vorgang oder würde in diese Richtung zu bringen, das wäre diese Marginalisierung als Konflikt JS Genau, da ist ein Prozess auf den total interessant. Denn das sind alles erleben und austragen. Jemand, der Punkt gebracht, an dem Du schon lange Leute, die wirklich auch hin und her das nicht so erlebt, sondern da sagt, beteiligt bist, auch andere lange beteiligt springen zwischen den Zugängen und ok, eigentlich eine Chance für das was sind, und also man mit diesem Begriff den Diskursen. Und wenn diese Art zu ich tue, ergreif ich sie mal – diese Per- einen Platz benennen, füllen und dann arbeiten, zu forschen, etwas wäre, das son wird marginalisiert, weil die anderen weitermachen kann. nicht ständig auch die Institutionen, in bereits die Struktur geschaffen haben, deren Rahmen es passiert, mit hervor- in die man dann hineinsteigt, und diese DD Ja. bringen müsste, sondern sich zurückleh- anderen bestimmen eben auch, was nen könnte, und von einer Institution darin passiert. Also das liegt einfach JS Das bringt uns zu heute und jetzt – ausgeht, die schon existiert, dann ent- wirklich daran, dass historisch die Artistic Deinem Verhältnis zu diesem Begriff stünde hier eine Vielfalt von Ansätzen. Research nicht von den Artists in die jetzt. Das produziert natürlich auch Probleme­ Welt gesetzt worden ist, wohl allerdings der Bewertbarkeit. Aber auch hier fällt die Praxis, die dazu gehört. Denn diese (Pause) mir wieder die Merz Akademie ein: wir Praxis gibt es in der Tat schon lange. hatten damals eine Regelung, laut der DD (seufzt) Ja, das macht mich erstaun- alle Diplomarbeiten wissenschaft­liche JS Hm, ich muss an ein Gespräch mit lich stumm. Also irgendwie habe ich den Arbeiten waren und einen Text von min- Christa Benzer über künstlerische PhDs Begriff in allem, was ich vorhin gesagt destens 40 Seiten aufweisen mussten, an den Kunsthochschulen denken. habe, schon so historisch beschrie- der den Regeln einer geisteswissen- Christa Benzer war vor vielen Jahren ben, weil er nicht mehr neu ist, und so schaftlichen Arbeit zu entsprechen hatte. Teil der Freien Klasse Wien, die an ein bisschen auch, wie soll ich sagen, Da wurde also Literatur verarbeitet, es der – damals noch – Hochschule für nicht mehr so attraktiv, oder auch nicht gab ein überprüfbares Verhältnis zu angewandte Kunst unter anderem nur nicht attraktiv, sondern auch nicht gelesenen Quellen, und es gab eine für andere Kunstausbildungsstrukturen mal mehr enttäuschend … Also seine künstlerische, designerische, filmische kämpfte, und ich habe als Lehrbeauf- Realisierungen sind nicht mehr enttäu- oder sonstige Arbeit dazu. Das hat nicht tragte für die Freie Klasse gearbeitet. Als schend. Vielleicht liegt es auch daran, immer geklappt, das war nicht immer ich ihr kürzlich beschrieb, wie schwierig dass ich ja nach wie vor glaube, es super, aber das war ein Standard. Aber ich zum Teil die im Feld der künstleri- könnte einen ganz selbstverständlichen hier an der Akademie der bildenden schen Forschung an den Kunsthoch- und gar nicht so hoch gehängten alltäg- Künste schreiben die Leute einen war- schulen entstehenden Strukturen finde, lichen Umgang damit geben, der total men Satz zu ihrer Pappmaché-Skulptur, sagte sie nach einer Weile, ich solle die entspannt und attraktiv wäre. Wenn zum und über diesen einen Satz muss auch doch nicht nur so negativ kritisieren, Beispiel all diejenigen Leute, die bei mir noch viel konferiert werden. Und von hier entstünde doch genau das, was wir im Doktoratsstudium sitzen, von der die dieser Situation aus in eine Welt zu immer gewollt hätten. Und Du hast ja Hälfte am liebsten auch Artistic Rese- springen, in der man zwischen den auch erzählt, dass Du angefangen hast arch machen würde, nur kommen sie lei- Welten diskursiv argumentierend und mit diesem Begriff umzugehen und zu der entweder nicht rein bei Euch oder zeigend, dokumentierend, sammelnd, jonglieren, genau weil Du dachtest … sie haben mit ihrer Diss schon vor lan- gestaltend et cetera hin und her springt, gem angefangen und es ist jetzt zu spät das ist dann nicht so selbstverständ- für einen Wechsel – und wenn diese lich. Aber ich kann mir vorstellen, dass 87 das eine Selbstverständlichkeit haben ist, also einfach die Konstante, zu der ich eher sagen, es gibt Leute, die ich könnte, einfach auf Grund der Wünsche, man die Variable sein darf. Zur Zeit ist kenne, die künstlerische Arbeit machen, Potenziale et cetera der Leute, die ich es noch so, dass jede einzelne Arbeit in und die alle, sagen wir mal, acht-­ kenne. diesem Bereich erst mal überhaupt ent- zehn Monate etwas fertig haben, und weder setzt, was in Zukunft der Fall sein ein wenig Geld dafür kommt von dem JS Ja. soll, oder aber auch die Grenzen kom- Galeristen, ein wenig Geld kommt aus plett erweitert und das Gegenteil ist irgendeiner Förderung, ein wenig Geld DD Allerdings ist das gegenwärtig schon von dem, was man bisher gedacht hat, haben sie selbst irgendwo her, und dann sehr blockiert. Selbst wenn man sagen und es eben keinen Korpus gibt, auf kommen noch Flüge, die die Lufthansa würde, ab morgen ist der PhD in Practice den man schauen kann. Und vor Regeln beisteuert oder so was. Und dann kommt statt für sieben für fünfzig Leute geöff- schrecken auch alle zurück, nicht ganz eine Arbeit dabei raus. Und davon gibt net, würde das nicht so entspannt ohne zu unrecht, aber so herrscht eben alles es eine ganze Menge, die ich interessant weiteres passieren können. Aber wenn andere als Entspanntheit in dieser finde und nicht langweilig. Und ich stelle man sich vorstellt, dass man insgesamt Beziehung. Vorhin habe ich ja gesagt, mir immer vor, dass all das in diesem auf lange Sicht das Doktoratsstudium für mich gehört dazu, dass man die Rahmen der künstlerischen Forschung der Akademie umbauen würde … Frage nach den eigenen Gründen für die passieren kann und dann noch viel Anmaßung, künstlerisch zu sprechen, besser wird, denn erstens ist dann von Buchcover Troubling Research. JS Ich finde, das ist ja auch Teil des ins Zentrum seiner Forschung stellt. Das vornherein mehr Finanzierung da, und Performing Knowledge in the Projekts. Ich weiß nicht, ob ich das würde ich auch so wiederholen, aber ich zweitens sind Routinen da, um die Arts, hg. von Carola Dertnig, erleben werde, aber tatsächlich finde finde nicht, dass der Rahmen, indem Restfinanzierung zu bekommen, und Diedrich Diederichsen, Tom Holert, ich, dass es auch darum geht. man diese Frage stellt, sich immer wie- drittens ist eine Gruppe von Peers da, Johannes Porsch, Johanna Schaf- der rechtfertigen muss. Das finde ich die einen in verschiedenen Stadien fer, Stefanie Seibold und Axel DD Da wäre ich dabei, das hinzukriegen unproduktiv. des Projekts kritisiert und so weiter. Und Stockburger, Sternberg Press, wäre schon gut. Dieses Studium müsste nachdem es aber viele spannende Wien 2014 dann aber auch viel besser mit dem JS Mich beschäftigt, dass ich bisher Arbeiten gibt, aber vielleicht noch nicht Rest des Studiums verbunden sein. Da noch wenig Projekte gesehen habe, die so sehr im Rahmen der künstlerischen müssten eben von Anfang an auch alle innerhalb dieses institutionellen Feldes Forschung, dann vielleicht deswegen, Klassen und Bereiche akzeptieren, dass präsentiert werden, die ich spannend weil im Moment Leute, die so etwas sie enger mit theoretischer Arbeit ver- finde, und ich beginne mich zu fragen, machen und es auch gut machen, nicht bunden sind. Einige Klassen machen welche Art von Spannung dieser Rah- die Geduld haben zu warten, bis diese das ja, sogar ausgesprochen stark. Aber men begünstigt und welche eben nicht. Struktur fertig ist. Aber das heißt ja das müsste dann eben bei allen so sein. Begegnen Dir Arbeiten innerhalb dieses nicht, dass nicht, wenn die Strukturen institutionellen Rahmens der künstleri- einigermaßen stehen, es immer Leute JS Was meinst Du eigentlich, wenn Du schen Forschung, die Du aufregend fin- werden, die dann sich auch solcher sagst, dass gegenwärtig, in einem noch dest? Strukturen bedienen, und das ist dann nicht alltäglichen Zustand, künstlerische ja auch zum Nutzen der dadurch lang- Forschung auch dauernd die Institutio- DD Hm, so viele sind mir in meinem sam entstehenden Institutionen. Als wir nen dafür mit hervorbringen muss – was Leben nicht begegnet … Also die Pro- in der Merz Akademie angefangen meinst du mit Institution? jekte, an deren Betreuung und Begut- haben, Theorie und Praxis in die Diplom- achtung ich für die University of Port­s­ arbeiten einzubauen, haben auch alle – DD Ich meine alles, was dem Einzel- mouth beteiligt war, die fand ich schon besonders die Stuttgarter Designer aus 88 fall gegenüber extern und konventionell ganz interessant. Aber ansonsten würde dem Freundeskreis, die das Geld dafür hergeben sollten – gesagt: »Wieso das, tes Meisterklassenprogramm. Sie sagen, wozu brauchen wir denn das?« Und jenseits des sanften Meisterklassenpro- natürlich haben dann die gelungenen gramms beginnt die Massenuni. Und Diplomarbeiten die Institutionen voran- da geht es also gar nicht um Meister gebracht und wurden zu institutionellen­ und Initiation, die wollen nur eine defi- Referenzpunkten. nierte Gruppe. Aber ich finde ja, dass die definierte Gruppe der Anfang allen JS Ja, wir werden sehen. Aber ich frage Übels ist. Und das gibt es ja nur noch in mich, wo dann eben schon auch immer Kunsthochschulen, dass die Selbstaus- die autoritären Strukturen, die Academia bildung und das Selbstverständnis so einfach auch immer bedeutet, wirksam stark daran gebunden sind, in einer werden … ganz bestimmten Gruppe drin zu sein, und diese Gruppe ist zugleich identisch DD Ich möchte das auch nicht gemacht mit einer Organisationseinheit der Ins- haben, an der Kunstakademie studieren, titution. Sonst ist man natürlich auch allein schon dieses »Zur-Klasse-Gehö- in Gruppen, aber die sind informell ent- ren« oder »Nicht-zur-Klasse-Gehören« ... standen, die hat man sich auch aus- Ich finde ja immer noch, dass zuallererst gesucht, und die sind auch meistens das Meisterklassensystem abgeschafft gegen die Institution gerichtet. Aber hier werden muss. Aber dann sagen alle ist es so, dass man sich damit identifi- Studierenden mir: »Auf keinen Fall!« Und ziert, zu einer Gruppe zu gehören, die als als Argument kommt: »Das ist die zugleich auch offiziell von der Organisa- Gemeinschaft, das ist der Zusammen- tion bestimmt wird. Das ist einzigartig. hang, man muss so was haben, sonst Und diesen Aspekt der Struktur finde ich vereinzelt man in der Hochschule.« furchtbar. Und die einzige Befreiungs- Bezugspunkt und Identifikation und möglichkeit, die es auf Kunsthochschu- Referenz und bla … Und dann sag ich: len gibt, ist die freie Klasse. Aber selbst »Mit mir redest Du doch auch, auch da bleibt die Klasse am Leben und nicht wenn ich kein Klassenleiter bin, Du kannst jeder gehört zu der Klasse und so wei- doch zu mir kommen zwei Semester ter. Während es doch eher darum ginge, lang und jede Woche können wir uns die zu sagen, es gibt im Bereich der künst- Köpfe heiß reden, und Du triffst auch lerischen Lehre ganz normale Veranstal- irgendwelche anderen Leute, die das tungen, die werden angeboten für ein genauso interessiert, und dann sehen Semester, da geht man hin oder lässt es wir uns mal drei Jahre nicht wieder, bleiben. und so könntest du es in einem abge- schafften Klassensystem­ mit allen JS Und nächstes Semester geht man Leuten machen.« Aber nein, die Leute wieder hin, oder man geht woanders wollen, dass es dieselbe Gruppe ist, hin. Ja. (lacht) die sie jedes Mal wieder treffen. Die wol- len sicher nicht das harte Meisterklas- senprogramm, aber sie wollen ein sanf- 91 Biografien Über Pop-Musik, Köln 2014; The Sopranos, Ausstellung Michael Dreyer. Gemein- Mozarteum Salzburg (2007–2008) und Zürich 2012; Eigenblutdoping: Selbst- schaftsarbeiten/ Society Pieces, der Hochschule für bildende Künste verwertung, Künstlerromantik, Partizipa- Badischer Kunstverein, Karlsruhe, 2017; (2002–04) sowie Professor an Kathrin Busch ist seit 2010 Professorin tion, Köln 2008; Politische Korrekturen, Buchveröffentlichung Michael Dreyer. der Kunsthøgskolen i Bergen, Norwegen, an der Universität der Künste, Berlin. Köln 1996. Theorie und Plastik, hg. von Helmut von 1998 bis 2002. Zuvor lehrte sie an der Merz Akademie Draxler, Berlin 2016; CI-Relaunch der und an der Leuphana Universität Lüne- Helmut Draxler ist seit 2014 Professor neuen Gesellschaft für bildendende Heidi Herzig ist seit 2009 Studentin der burg. Ihre Forschungsschwerpunkte für Kunsttheorie an der Universität für Kunst (nGbK) in Berlin, 2012; seit 2007 Medienkunst und Szenografie an der liegen in der französischen Gegenwarts- angewandte Kunst Wien. Von 1992 bis Design der Reihe PolYpeN, b_books, Staatlichen Hochschule für Gestaltung philosophie, Ästhetik und Theorie künst-­ 1995 war er Direktor des Kunstvereins Berlin. Aktuell beschäftigt sich Dreyer Karlsruhe. Sie studierte von 2005 bis lerischen Wissens. Veröffentlichungen in München, von 1999 bis 2012 Profes- mit der politischen Geschichte der 2009 Germanistik und Angewandte (Auswahl): (Hg.), Andrea Winkler, Köln sor für Ästhetische Theorie an der Merz Stadt Coburg. Kulturwissenschaft an der Universität 2017; (Hg.), Anderes Wissen. Kunst­ Akademie. Zwischen 2004 und 2006 Karlsruhe. Ihre Arbeiten sind zu sehen formen der Theorie, München 2016; arbeitete Draxler gemeinsam mit Sabeth Martin Fritz, Rektor der Merz Akademie, auf Youtube und Soundcloud unter (Hg. gemeinsam mit Helmut Draxler), Buchmann und Stephan Geene am begann in den 1980er-Jahren in Wien Maruf Satar und Ihre Videoarbeiten auf Theorien der Passivität, München Forschungsprojekt »Film und Biopolitik« als Organisator und Kurator in den Vimeo unter Heidi Herzig. 2013; P – Passivität, Hamburg 2012; an der Jan van Eyck Academie in Bereichen Bildende Kunst, Theater und (Hg. gemeinsam mit Iris Därmann), Maastricht, und von 2005 bis 2008 war Film. Martin Fritz war Director of Opera- Hannah Horst, Kunstvermittlerin und Bildtheorien aus Frankreich. Ein Hand- er als Mitglied des Ankaufsbeirats der tions für die Wiedereröffnung des Kuratorin, ist seit 2018 am Kunst­ buch, München 2011. Nationalgalerie, Hamburger Bahnhof in P.S.1 Contemporary Art Center (heute museum Basel als Kunstvermittlerin Berlin tätig. Von 2013 bis 2014 hatte MoMA PS1), Geschäftsführer des Kunst­ tätig. Im Vordergrund ihrer Arbeit Diedrich Diederichsen ist Kulturwissen- er die Professur für Kunsttheorie und projekts In Between der Expo 2000, stehen kritische und feministische schaftler, Kritiker, Journalist, Kurator, Kunstvermittlung an der Akademie der Generalkoordinator der Manifesta 4 in Praxen. Hannah Horst realisierte ver- Autor, Essayist und seit 2006 Professor Bildenden Künste Nürnberg inne. am Main und Leiter des schiedene Projekte im Bereich Kunst­ am Institut für Kunst- und Kulturwissen- Derzeitige Forschungsschwerpunkte Festival der Regionen. Seine Arbeits- vermittlung sowie etliche Ausstellungen, schaften an der Akademie der bildenden sind eine Philosophie der flämischen schwerpunkte sind Kontextkunde, unter anderem für die Kunsthalle Künste Wien. In den 1980er-Jahren Malerei und eine Kulturtheorie der Ortsspezifische Kunst, Kulturmanage- St.Gallen, das Kunsthaus Zürich, das war er Redakteur und Herausgeber von Spaltung. Veröffentlichungen (Auswahl): ment und Kulturpolitik. Migros Museum für Gegenwartskunst, Musikzeitschriften, in den 1990ern Abdrift des Wollens. Eine Theorie der die Manifesta 11 und das Helmhaus Hochschullehrer als Gastprofessor oder Vermittlung, Wien, 2016; Gefährliche Stephan Dillemuth ist bildender Künst- Zürich. Ihr Studium als Kommunik­ations­ Lehrbeauftragter u.a. in Frankfurt, Substanzen. Zum Verhältnis von Kritik ler mit einer internationalen Ausstel- designerin schloss sie im Sommer Stuttgart, Pasadena, Offenbach, Gießen, und Kunst, Berlin 2007. lungspraxis. Im Zentrum seiner Arbeit 2010 an der Merz Akademie ab, ihren Weimar, , Wien, St. Louis, Köln, steht ein forschendes Interesse an den Master of Arts in Art Education/ Los Angeles und Gainesville. Von 1998 Michael Dreyer studierte Grafik, Sonder­ aktuellen Veränderungen im Verhältnis Curatorial Studies im Jahr 2013 an bis 2006 war er Professor für Ästheti- pädagogik/ Kunsterziehung und Kunst- von Kunst und Öffentlichkeit, das häufig der Zürcher Hochschule der Künste. sche Theorie/ Kulturwissenschaften an geschichte in Würzburg, Heidelberg und auch historische Kontexte miteinbezieht. der Merz Akademie. Veröffentlichungen Kassel. Er war an der Neuausrichtung Stephan Dillemuth ist seit 2004 Profes- Ronald Kolb absolvierte 2003 seinen (Auswahl): Körpertreffer. Zur Ästhetik der Merz Akademie ab 1982 beteiligt, sor an der Akademie der Bildenden Master in Visueller Kommunikation der nachpopulären Künste, Berlin 2017; wo er als Professor für Visuelle Kommu- Künste München. Er war Mitglied des an der Merz Akademie und führt das nikation und Konzeption lehrt. Ausstel- Universitätsrats der Akademie der Designstudio »Biotop 3000« zusammen lungstätigkeit, Filme, Designs und bildenden Künste Wien von 2008 bis mit Volker Schartner. Der Fokus des 92 Veröffentlichungen seit 1985. Auswahl: 2013, Gastprofessor an der Universität Büros liegt auf Publikationen und Web- design im Kultur- und Kunstbereich. ästhetischer Prozesse interessiert, oft Ronald Kolb war Gastprofessor an der gemeinsam mit Gestalter_innen und Merz Akademie von 2009 bis 2015 und Künstler_innen. Veröffentlichungen ist nun wissenschaftlicher Mitarbeiter (Auswahl): »The Staging of Conflict as des »Postgraduate Programme in Curating« Critique of Authority«, in: Carmen Mörsch an der Zürcher Hochschule der Künste. u.a. (Hg.), Kunstvermittlung zeigen/ Er arbeitet als Filmemacher und seit Representing Art Education, Wien 2017, 2014 zusammen mit Dorothee Richter S. 707–749; »Empathie, Ignoranz und an einem Interview-Langzeitprojekt zu migrantisch situiertes Wissen« (gemein- kuratorischen Praktiken. Er ist Co-Pub-­ sam mit Ayşe Güleç), in: Juliane Kara- l­isher des Webmagazins On-Curating.org kayali u.a. (Hg.), Den NSU-Komplex und seit 2014 zweiter Vorstand des analysieren, Bielefeld 2017, S. 63–79. Künstlerhaus Stuttgart. Eva Maria Stadler ist Professorin für Karin Rebbert verantwortet die Redaktion Kunst und Wissenstransfer und Instituts- der ersten Ausgabe der Debattenreihe vorständin am Institut für Kunst und TEACH-IN. Sie ist Kulturwissenschaftlerin Gesellschaft der Universität für ange- und studierte an den Universitäten wandte Kunst Wien. Darüber hinaus Hamburg und Lüneburg. Karin Rebbert arbeitet sie als Kuratorin für zeitgenössi- arbeitet seit den 1990er-Jahren im Kunst-­ sche Kunst. Eva Maria Stadler unter­ betrieb und seit 2001 in der Lehre, richtete an der Akademie der Bildenden aktuell an der Merz Akademie im Fach- Künste München, der Akademie der bereich Theorie. Sie organisierte und bildenden Künste Wien sowie an der vermittelte internationale Ausstellungs- Staatlichen Akademie der Bildenden projekte, Festivals, Film- und Vortrags­ Künste Stuttgart. Von 2012 bis 2013 reihen und publizierte zu moderner und war sie Leiterin der Galerie der Stadt zeitgenössischer Kunst, Fotografiege- Schwaz und von 1994 bis 2005 Direkto- schichte und Film. Von 2011 bis 2015 rin des Grazer Kunstvereines. 2006 / 07 war sie Geschäftsführerin der neuen arbeitete sie als Curator-in-Residence Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) an der Akademie der bildenden Künste in Berlin. Wien und von 2007 bis 2011 hatte sie die Position der Kuratorin für zeitgenös- Johanna Schaffer leitet als Professorin sische Kunst am Museum Belvedere in an der Kunsthochschule Kassel den Wien inne. Arbeitsbereich »Theorie und Praxis der Visuellen Kommunikation«, eine Plattform, auf der Fragen zwischen theoretischer­ und gestalterischer bzw. ästhetisch-materieller Praxis ver- handelt werden (tupviskom.net). Sie arbeitet als Theoretikerin und Lehrende, die sich für die politischen Dimensionen 95